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Der erste Cyber War?

Die Geschichte des estnisch-


russischen Verhältnisses und der Konflikt um die
Verlegung des Bronzesoldaten

Kurzhausarbeit

Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten (C. W. Frieburg, Sommersemester 2007,


Universität Duisburg-Essen)
Carsten Kaefert
2. Fachsemester BA Politikwissenschaft
Duisburg, 2007-06-01

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.......................................................................................................................3
2. Das 20. Jahrhundert – Staatsgründung, Sowjetherrschaft und neue Souveränität........3
2.1. Die erste Unabhängigkeit.......................................................................................3
2.2. Zweiter Weltkrieg und Eingliederung in die Sowjetunion....................................4
2.3. Zusammenbruch der Sowjetunion und neue Unabhängigkeit...............................5
3. 21. Jahrhundert: Estlands Ankunft im Westen und der Denkmalstreit mit Russland. . .7
3.1. Wirtschaftswachstum und fortbestehende Spannungen.........................................7
3.2. Streit um den Bronzesoldaten................................................................................8
3.2.1. Symbol der Befreiung oder der Unterdrückung?...........................................8
3.2.2. Entschluss zur Verlegung...............................................................................8
3.2.3. Schwerste Proteste in Tallinn.........................................................................8
3.2.4. Proteste vor der estnischen Botschaft in Moskau...........................................9
3.2.5. Angriffe auf estnische IT-Infrastruktur..........................................................9
4. Fazit...............................................................................................................................9
5. Literaturverzeichnis:....................................................................................................11
5.1. Zeitschriften und Periodika..................................................................................12
1. Einleitung

Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Estland des 20. und 21. Jahrhunderts ab dem
Moment der Gründung der ersten Republik Estland. Estland – sowohl die SSR als auch
die Republik – wird bezüglich des Verhältnisses der estnischen Mehrheit zur
russischsprachigen Minderheit betrachtet. Außerdem wird auf das zwischenstaatliche
Verhältnis zwischen Estland und Russland eingegangen, hier besonders im Hinblick auf
die so genannte Denkmal-Krise.

2. Das 20. Jahrhundert – Staatsgründung,


Sowjetherrschaft und neue Souveränität

2.1. Die erste Unabhängigkeit

Die Voraussetzungen für die Gründung eines unabhängigen estnischen Staates wurden
durch die russische Februarrevolution von 1917 und den Erlass der provisorischen
russischen Regierung „zur Verwaltung des Gouvernements Estlands und zur
provisorischen Ordnung von dessen Selbstverwaltung gelegt. Dennoch sollte es noch
einige Jahre dauern, bis Estland die Eigenstaatlichkeit erreicht. So wurde es bald nach
Ausbruch der Oktoberrevolution ebenfalls bolschewistisch. Allerdings reiften in dieser
Zeit auch die ersten Ideen von einem unabhängigen Estland, welche am 24. Februar
1918 in der Proklamation eines Manifests „an alle Völker Estlands“ durch Mitglieder
des estnischen Landtages in Tallinn kulminierten – ein Tag, der bis heute als
Geburtsstunde des unabhängigen Estlands gilt1.

Doch schon am 25. Februar besetzten vorrückende deutsche Truppen die estnische
Hauptstadt Tallinn, was das Land zwar von der Sowjetherrschaft befreite, aber unter ein
ebenso ungeliebtes deutsches Besatzungsregime brachte. Trotzdem gelang es, im
neutralen Ausland und bei den Staaten der Entente den estnischen Landtag als
Repräsentationsorgan durchzusetzen2.
1 Vgl. Uibopuu, Henn-Jüri: Die Entwicklung des Freistaates Estland, in: Meissner, Boris [Hrsg.]: Die
Baltischen Nationen. Estland Lettland Litauen. 1. Aufl. Köln: Markus Verlagsgesellschaft mbH. 1990.
S. 52
2 Vgl. ebenda, S. 52-53
Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches versuchte die Sowjetunion, die
verlorenen baltischen Gebiete zurückzuerobern. Obwohl die Rote Armee Ende 1918
Tallinn bedrohte, konnte dank internationaler Hilfe die Unabhängigkeit Estlands
gewahrt werden. Ein Jahr nach dem Geburtstag der Republik Estland befanden sich
keine feindlichen Truppen mehr auf deren Territorium. So wurde am 2. Februar 1920
der estnisch-sowjetische Friedensvertrag unterzeichnet, in dem die Sowjetunion auf
sämtliche Ansprüche in Estland verzichtet.3

In der Zwischenkriegszeit hatten die Esten einen Anteil an der Bevölkerung fast 90
Prozent, dennoch wurde ein für damalige Zeit sehr weitreichendes System zum Schutze
andersnationaler Minderheiten installiert4. Die mit Abstand größte Minderheit war die
Russische mit 8,2 Prozent. Den Minderheiten wurden weitreichende Freiheiten auf
Verfassungsebene eingeräumt. So gab es ein Recht auf Schulunterricht in der
Muttersprache und Deutsche, Russen und Schweden konnten sogar in ihr mit den
estnischen Zentralbehörden korrespondieren. Auch zur kulturellen Selbstorganisation
bestanden weitgehende Rechte5.

2.2. Zweiter Weltkrieg und Eingliederung in die Sowjetunion

Nachdem die baltischen Staaten in einem geheimen Zusatzprotokoll zum Deutsch-


Sowjetischen Nichtangriffspakt6 der sowjetischen Einflusssphäre zugeschlagen wurden,
die Annexion aber durch die deutsche Besatzung verhindert wurde, begann die Rote
Armee nach dem Rückweichen der deutschen Truppen im September 1944 mit dem
Wiedereinmarsch in die baltischen Staaten.

Direkt im Gefolge der Armee betraten das Land auch Einheiten der Sicherheitsdienste,
die die umfassende Sowjetisierung des estnischen Staates sicherstellen sollten.

Im Rahmen der Sowjetisierungsmaßnahmen wurden zunächst sämtliche


Staatsfunktionen unter Kontrolle gebracht. Zu den ersten Handlungen der sowjetischen
Herrscher gehörten eine Volkszählung und Mobilmachung noch im Jahre 1944. Dies
ging einher mit dem Aufbau der Kommunistischen Partei und der Einrichtung von

3 Vgl. ebenda, S. 53
4 Vgl. Schmidt, Carmen: Der Minderheitenschutz in den baltischen Staaten. 1. Aufl. Bonn:
Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen. 1993, S. 13
5 Vgl. ebenda, S. 14-15
6 Vgl. NS-Archiv: Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt mit geheimem Zusatzprotokoll.
http://www.ns-archiv.de/krieg/sowjetunion/vertrag/nichtangriffspakt.php (Stand: 2007-05-31)
Dorfsowjets7.

Noch im Jahr 1944 begannen massenhafte Deportationen, die sich zunächst


hauptsächlich gegen Männer richteten, die in irgendeiner Form mit den deutschen
Besatzern kollaboriert haben und somit verdächtig waren, der Partisanenbewegung der
Waldbrüder anzugehören. Eine zweite große Deportationswelle gab es im März 1949.
Sie richtete sich in der Hauptsache gegen Bauern, die sich der Zwangskollektivierung
widersetzten. Der daraus resultierende Bevölkerungsschwund wurde durch die
Ansiedlung von Russen ausgeglichen, womit die Russifizierungspolitik in Estland ihren
Anfang nahm8.

Nach dem Abschluss der Zwangskollektivierung wurde Estland, das jetzt Estnische
Sozialistische Sowjetrepublik (ESSR) hieß, durch eine Verfassungsänderung im Jahre
1953 in sämtlichen Bereichen der sowjetischen Staatsstruktur angepasst. Das Eigentum
wurde abgeschafft, die ESSR letztlich zu einer bloßen „Verwaltungseinheit“9 der
Sowjetunion degradiert.

Bezeichnend für die Herrschaft der Sowjetunion in den baltischen Staaten war eine
umfassende Russifizierungspolitik. So belaufen sich Schätzungen für den Januar des
Jahres 1945 auf eine Bevölkerung von 868.000 Esten und 88.000 Russen10. Im Jahre
1979 kamen auf 947.812 Esten 466.289 Mitglieder russischsprechender Minderheiten11.
In einigen Teilen das Landes waren die Esten zur Minderheit geworden12.

2.3. Zusammenbruch der Sowjetunion und neue


Unabhängigkeit
Erst gegen Ende der achtziger Jahre keimte wieder Hoffnung auf einen estnischen
Nationalstaat auf: 1987 protestierten Jugendliche gegen eine Erweiterung des
Phosphatabbaus im Norden des Landes, was sowohl Umweltverschmutzung als auch
eine Verstärkung der Russifizierung bedeutet hätte. Solche Bewegungen wurden durch
die Moskauer Glasnost-Politik erst ermöglicht; die Reformen dieser Zeit führten auch
zu einer Dezentralisierung, die die Hoffnung auf eine zumindest wirtschaftliche

7 Vgl. Uibopuu, Henn-Jüri: Estland pocht auf seine Unabhängigkeit. In: Meissner, Boris [Hrsg.]: Die
Baltischen Nationen. Estland Lettland Litauen. 1. Aufl. Köln: Markus Verlagsgesellschaft mbH. 1990.
S.110
8 Vgl. ebenda, S. 111
9 Vgl. ebenda, S. 111
10 Vgl. ebenda, S. 115
11 Vgl. ebenda, S. 116
12 Vgl. Schmidt, Carmen: Der Minderheitenschutz in den baltischen Staaten. 1. Aufl. Bonn:
Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen. 1993, S. 18
Selbstverwaltung Estlands nährten. Unter den Studenten der Universität von Tartu, die
auch schon bei der ersten Unabhängigkeit eine Rolle spielte, wurden Forderungen nach
politischen Änderungen in Regierung und Partei laut.

Im April 1988 erließ der Verband der Kulturschaffenden Estlands eine Resolution, in
der er massive Kritik sowohl an der ESSR als auch an der UdSSR übte und
weitreichende Forderungen stellte, darunter die Aufklärung der Deportationen und
Gedenken an deren Opfer im Geschichtsmuseum der ESSR und einen Stopp der Zuzüge
russischer Bürger (der im Herbst in Form einer Einwanderungsabgabe auch
durchgesetzt wurde)13.

Der wachsende öffentliche Druck, entscheidend mitgetragen von der neugegründeten


Volksbewegung „Volksfront Estlands“, beschloss das Parlament der ESSR am
16.11.1988 vier Gesetze: Eine Deklaration der estnischen Souveränität, eine Reihe von
Verfassungsänderungen, die die Anerkennung der UN-Menschenrechte, die territoriale
Integrität Estlands, die Wiedereinführung des Privateigentums und eine Regelung, nach
welcher der Oberste Sowjet der ESSR Gesetze der UdSSR außer Kraft setzen kann,
beinhaltete, eine Aufforderung zur Ausarbeitung eines Bundesvertrages sowie die
Zurückweisung zahlreicher vorgeschlagener Änderungen an der Verfassung der
Sowjetunion. Hieraus resultierte eine Verfassungskrise14.

Die Unabhängigkeit der baltischen Staaten ist zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr
aufzuhalten. Besonderen Ausdruck finden die Bestrebungen in allen drei Ländern in der
Baltischen Menschenkette, die von Estland bis Litauen reicht15. Zwischen dem 19. und
21. August 1991 kommt es in Moskau zu einem Putschversuch, dessen Scheitern das
endgültige Ende der Sowjetunion markiert (ihre Auflösung erfolgt jedoch erst am
25.12.1991). Am 20. August erklärt der oberste Rat die Unabhängigkeit Estlands. Seit
dem 27. September 1991 ist Estland Mitglied der UN16.

13 Vgl.Uibopuu, Henn-Jüri: Estland pocht auf seine Unabhängigkeit. In: Meissner, Boris [Hrsg.]: Die
Baltischen Nationen. Estland Lettland Litauen. 1. Aufl. Köln: Markus Verlagsgesellschaft mbH. 1990.
S.118-119
14 Vgl. Uibopuu, Henn-Jüri: Estland pocht auf seine Unabhängigkeit. In: Meissner, Boris [Hrsg.]: Die
Baltischen Nationen. Estland Lettland Litauen. 1. Aufl. Köln: Markus Verlagsgesellschaft mbH. 1990.
S.120-122
15 Vgl. Wistinghausen, Henning von: Im freien Estland. Erinnerungen des ersten deutschen Botschafters
1991-1995. 1. Aufl. Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag. 2004. S. 665
16 Vgl. Wistinghausen, Henning von: Im freien Estland. Erinnerungen des ersten deutschen Botschafters
1991-1995. 1. Aufl. Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag. 2004. S. 666-668
3. 21. Jahrhundert: Estlands Ankunft im Westen und
der Denkmalstreit mit Russland

3.1. Wirtschaftswachstum und fortbestehende Spannungen

Für Estland beginnt nun eine Periode der Rückkehr in die internationale Gemeinschaft,
die in der Aufnahme in die NATO (02.03.2004) und die EU (01.05.2004) gipfelt. Das
Land ist geprägt von einem starken und stabilen Wirtschaftswachstum, dennoch
bestehen grundlegende Probleme im Verhältnis mit Russland fort. So gestaltet sich die
Integration der russischen Minderheit in Estland schwierig.17 Einer der Gründe hierfür
ist die bereits weiter oben erwähnte Russifizierung des Landes während der
Sowietokkupation. So gaben beim letzten Census im Jahr 2000 351.178 von 1.370.052
Befragten Russisch als ihre ethnische Nationalität an. Davon verfügten wiederum
134.844 nicht über die estnische Staatsbürgerschaft, haben also entweder die russische
(ca. 8% der Gesamtbevölkerung) oder sind staatenlos (ca. 10%).18 Die russische
Regierung hält die Forderung aufrecht, Estland solle die Einbürgerung für seine
russischsprachigen Einwohner wesentlich vereinfachen.19

Die Situation der Nicht-Bürger ist nicht nur ein innenpolitisches Problem Estlands, sie
ist auch wiederholt Thema in Diskussionen zwischen Estland bzw. der EU und
Russland. So wurde von russischer Seite etwa anlässlich von Kritik an der
Menschenrechtssituation in Russland auf die Situation der russischen Minderheit im
Baltikum hingewiesen20 - ein Vorwurf, der von ähnlich lautenden Berichten der
Menschenrechtsorganisation amnesty international gestützt wird.21 22

17 Vgl. Wolff, Reinhard: Russisch-Premiere im Europaparlament. In: die tageszeitung, 08. Juni 2004, S.
11
18 Vgl. Statistics Estonia: Population Census 2000. http://pub.stat.ee/px-web.
2001/I_Databas/Population_census/08Ethnic_nationality._Mother_tongue._Command_of_foreign_lan
guages/08Ethnic_nationality._Mother_tongue._Command_of_foreign_languages.asp (Stand: 15.
September 2001)
19 Vgl. Quiring, Manfred: Russlands Keule über dem kleinen Estland; Kreml fordert im Streit um
Kriegerdenkmal Regierungsrücktritt - Belagerte Botschaft. In: Die Welt, 03. Mai 2007, S.6.
20 Vgl. Gack, Thomas: Den russischen Ehrengast umschmeicheln und kritisieren; Gratwanderung auf
dem EU-Gipfel: die Europäer wollen Putin eine Energiepartnerschaft abringen und die
Menschenrechte ansprechen. In: Stuttgarter Zeitung, 20.Oktober 2006, S. 4
21 Vgl. AMNESTY INTERNATIONAL PRESS RELEASE - Estonia: Every third person a potential
victim of discrimination. http://web.amnesty.org/library/Index/ENGEUR510052006?
open&of=ENG-2EU (Stand: 15. September 2007)
22 Vgl. Amnesty International: Estonia Linguistic minorities in Estonia: Discrimination must end. http://
web.amnesty.org/library/Index/ENGEUR510022006 (Stand: 15. September 2007)
3.2. Streit um den Bronzesoldaten

Dass es in dieser Lage nicht viel brauchte, um die Lage eskalieren zu lassen, ist leicht
nachvollziehbar. Der Tropfen, der das Fass letztlich zum Überlaufen brachte, war die
Verlegung eines sowjetischen Ehrenmals in der estnischen Hauptstadt Tallinn.

3.2.1. Symbol der Befreiung oder der Unterdrückung?

Das umstrittene Denkmal zeigt einen Soldaten der Roten Armee. Es wurde 1947 nach
Plänen des Architekten Arnold Alas gebaut, wobei die Bronzestatue von dem estnischen
Bildhauer Enn Roos gestaltet wurde.23 Zusätzlich zum Denkmal wurden auf der Anlage
15 Rotarmisten begraben.24 Laut russischer Interpretation ist es damit ein Symbol der
Befreiung vom Faschismus, während es für die Esten für die Unterdrückung durch das
Sowjetregime steht.25

Doch für die Verlegung des Denkmals spielte wohl auch etwas anderes eine
entscheidende Rolle: Immer wieder trafen dort russische und estnische Nationalisten
aufeinander, nur mittels Demonstrationsverboten ließ sich dort Frieden schaffen.26

3.2.2. Entschluss zur Verlegung


Am 10. Januar 2007 erließ das estnische Parlament Riigikogu ein Gesetz über den
Schutz von Kriegsgräbern. Dieses sah unter anderem vor, Grabstätten an „unpassenden
Orten“ zu verlegen. Im April dann begann die estnische Regierung mit den
abschließenden Vorbereitungen für die Verlegung des Denkmals und die Umbettung der
Toten auf einen Militärfriedhof.

3.2.3. Schwerste Proteste in Tallinn


In der Nacht zum 26. April 2007 brachen dann die schwersten Proteste los, die Estland
bis dato gesehen hatte: Läden werden geplündert, es fliegen Molotov-Cocktails und ein
Mann kommt zu Tode.27 Am Morgen des 28. April kommt die estnische Regierung zu
einer Notstandssitzung zusammen, auf der beschlossen wird, der Sicherheit wegen das
23 Vgl. Kaasik, Peter: „Common grave for and a memorial to Red Army soldiers on Tõnismägi, Tallinn:
Historical statement“. http://www.valitsus.ee/brf/failid/statement_red_army_memorial.pdf (Stand: 15.
September 2007)
24 Vgl. ebd.
25 Vgl. Thomas Urban: Gemeinsame, trennende Vergangenheit; Im Baltikum herrscht noch immer
Verbitterung darüber, dass die Russen sich als Befreier, nicht aber als Unterdrücker sehen. In:
Süddeutsche Zeitung, 9. Mai 2007, S.2.
26 Vgl. Paet, Urmas: Geschichte und Gegenwart. http://www.estemb.de/geschichte (Stand vom.
15.09.2007)
27 Vgl. o.A.:Tallinn tense after deadly riots. http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/6602171.stm (Stand: 15.
September 2007)
Denkmal sofort zu demontieren.28 Am 8. Mai wurde die Gedenkstätte auf einem
estnischen Militärfriedhof wiedereröffnet, ein Gottesdienst zu Ehren der Umgebetteten
fand am 03.07.2007 statt.29

3.2.4. Proteste vor der estnischen Botschaft in Moskau


Bald nach der Verlegung des Denkmals beginnen auch in Russland Demonstrationen.
Vor allem Jugendliche, organisiert von kremlnahen Jugendorganisationen, beteiligen
sich daran. Die Botschaft wird mit Steinen beworfen und von den Protestern sogar
betreten, einige Tage befindet sie sich quasi im Belagerungszustand. 30 Erst als die
Botschafterin für einen Urlaub das Land verlässt, kommt die Lage in Moskau zur
Ruhe.31

3.2.5. Angriffe auf estnische IT-Infrastruktur


Am 27. April 2007 begann eine Welle von Hackerangriffen gegen estnische
Webserver.32 Hinter den Angriffen wurde von estnischer Seite aus der russische Staat
verdächtigt, was die Ereignisse zum ersten Angriff eines Staates auf die
Internetinfrastruktur eines anderen gemacht hätte.33 Experten kamen jedoch zu dem
Ergebnis, dass hinter den Angriffen Einzeltäter steckten.34

4. Fazit

Die anhaltenden Spannungen zwischen Estland und Russland lassen nicht auf ein allzu
baldiges Ende des Konflikts hoffen. Der ausgesprochen aggressiven Haltung Russlands
gegenüber ehemaligen Staaten der Sowjetunion oder des Warschauer Paktes kommt hier
eine besondere Bedeutung zu. So bemerkte Andrus Asip, estnischer Premier, Russland
28 Vgl. ebd.
29 Vgl. o.A.: Estonian Ministry of Defense: Reburial service set for 3rd July. http://www.mod.gov.ee/?
op=news&id=1259&setlang=eng (Stand: 15. September 2007)
30 Vgl. Waldmann, Thorsten: Rückkehr der Gespenster; Präsident Putin regiert sein Reich mit eiserner
Hand. Es hat keine Freunde. Es braucht sie nicht. In: Berliner Zeitung,2. Juni 2007, Magazin S. 1
31 Vgl. o.A.: Report: Germany Intervened in Russia-Estonia Dispute. http://www.dw-
world.de/dw/article/0,2144,2473055,00.html (Stand: 15. September 2007)
32 Vgl. Traynor, Ian: Russia accused of unleashing cyberwar to disable Estonia.
http://www.guardian.co.uk/russia/article/0,,2081438,00.html (Stand: 15. September 2007)
33 Vgl. ebd.
34 Vgl. Brenner, Bill: Experts doubt Russian government launched DDoS attacks.
http://searchsecurity.techtarget.com/originalContent/0,289142,sid14_gci1255548,00.html (Stand: 15.
September 2007)
behandle Estland „wie eine Kolonie“.35 Doch trägt auch Estland einen Teil der
Verantwortung: Die Situation der russischsprachigen Minderheit in Estland ist noch
weit von einem Idealzustand entfernt. Ohne die Lösung der inneren Konflikte wird es
aber nicht gelingen, die äußeren zu überwinden. Denn der große Nachbar Russland setzt
nicht erst seit der aggressiven Außenpolitik eines Wladimir Putin in aller Welt für
russische und slawische Minderheiten ein.

35 Frankenfeld, Thomas: "Russland behandelt Estland wie eine Kolonie"; Denkmal-Streit: Misst Moskau
mit zweierlei Maß? In: Ahmburger Abendblatt, 11. Mai 2007, S.4
5. Literaturverzeichnis:
– Amnesty International (hg.): Estonia Linguistic minorities in Estonia:
Discrimination must end.
http://web.amnesty.org/library/Index/ENGEUR510022006 (Stand: 15. September
2007)

– Amnesty International (Hg.): AMNESTY INTERNATIONAL PRESS RELEASE -


Estonia: Every third person a potential victim of discrimination.
http://web.amnesty.org/library/Index/ENGEUR510052006?open&of=ENG-2EU
(Stand: 15. September 2007)

– Kaasik, Peter: „Common grave for and a memorial to Red Army soldiers on
Tõnismägi, Tallinn: Historical statement“.
http://www.valitsus.ee/brf/failid/statement_red_army_memorial.pdf (Stand: 15.
September 2007)

– NS-Archiv: Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt mit geheimem


Zusatzprotokoll. http://www.ns-
archiv.de/krieg/sowjetunion/vertrag/nichtangriffspakt.php (Stand: 2007-05-31)

– Schmidt, Carmen: Der Minderheitenschutz in den baltischen Staaten. 1. Aufl. Bonn:


Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen. 1993

– Meissner, Boris [Hrsg.]: Die Baltischen Nationen. Estland Lettland Litauen. 1. Aufl.
Köln: Markus Verlagsgesellschaft mbH. 1990.

– o.A.- Estonian Ministry of Defense: Reburial service set for 3rd July.
http://www.mod.gov.ee/?op=news&id=1259&setlang=eng (Stand: 15. September
2007)

– Brenner, Bill: Experts doubt Russian government launched DDoS attacks.


http://searchsecurity.techtarget.com/originalContent/0,289142,sid14_gci1255548,00
.html (Stand: 15. September 2007)

– Report: Germany Intervened in Russia-Estonia Dispute. http://www.dw-


world.de/dw/article/0,2144,2473055,00.html (Stand: 15. September 2007)

– Paet, Urmas: Geschichte und Gegenwart. http://www.estemb.de/geschichte (stand


vom 15. September 2007)

– Wistinghausen, Henning von: Im freien Estland. Erinnerungen des ersten deutschen


Botschafters 1991-1995. 1. Aufl. Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag. 2004.
– Traynor, Ian: Russia accused of unleashing cyberwar to disable Estonia.
http://www.guardian.co.uk/russia/article/0,,2081438,00.html (Stand: 15. September
2007)

– Statistics Estonia: Population Census 2000. http://pub.stat.ee/px-web.


2001/I_Databas/Population_census/08Ethnic_nationality._Mother_tongue._Comma
nd_of_foreign_languages/08Ethnic_nationality._Mother_tongue._Command_of_for
eign_languages.asp (Stand: 15. September 2001)

– o.A.:Tallinn tense after deadly riots. http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/6602171.stm


(Stand: 15. September 2007)

5.1. Zeitschriften und Periodika

– Gack, Thomas: Den russischen Ehrengast umschmeicheln und kritisieren;


Gratwanderung auf dem EU-Gipfel: die Europäer wollen Putin eine
Energiepartnerschaft abringen und die Menschenrechte ansprechen. In: Stuttgarter
Zeitung, 20.Oktober 2006

– Thomas Urban: Gemeinsame, trennende Vergangenheit; Im Baltikum herrscht noch


immer Verbitterung darüber, dass die Russen sich als Befreier, nicht aber als
Unterdrücker sehen. In: Süddeutsche Zeitung, 9. Mai 2007

– Waldmann, Thorsten: Rückkehr der Gespenster; Präsident Putin regiert sein Reich
mit eiserner Hand. Es hat keine Freunde. Es braucht sie nicht. In: Berliner Zeitung,2.
Juni 2007, Magazin S. 1

– Wolff, Reinhard: Russisch-Premiere im Europaparlament. In: die tageszeitung, 08.


Juni 2004

– Frankenfeld, Thomas: "Russland behandelt Estland wie eine Kolonie"; Denkmal-


Streit: Misst Moskau mit zweierlei Maß? In: Ahmburger Abendblatt, 11. Mai 2007,
S.4

– Quiring, Manfred: Russlands Keule über dem kleinen Estland; Kreml fordert im
Streit um Kriegerdenkmal Regierungsrücktritt - Belagerte Botschaft. In: Die Welt,
03. Mai 2007

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