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Großbritannien: "It's

finished!"
Immer stärker wird über einen Staatsbankrott und einem Beitritt zur
Euro-Zone gesprochen, den Dänemark nun eilig vorantreibt

Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Griechenland, Spanien


und nun am Mittwoch auch Portugal wird allseits erwartet, dass
Großbritannien ebenfalls auf die Risikoliste gerät. Schon jetzt muss
der Staat immer höhere Zinsen für seine Staatsanleihen bezahlen. Das
Defizit explodiert angesichts neuer Rettungspakete, eine Staatspleite
wird wie in Island nicht mehr ausgeschlossen. Das Pfund Sterling
verliert weiter an Wert und nähert sich erneut deutlich der Parität
zum Euro. Einflussreiche Analysten raten nun, alles zu verkaufen, was
in Pfund gehalten wird. Erwartet werden weitere
Bankenverstaatlichungen und letztlich müsse das Land den Bittgang zum
Internationalen Währungsfonds (IWF) antreten. Milliardenkredite des
IWF haben gerade erst Lettland vor dem Staatsbankrott gerettet.

Die Einschläge kommen näher. Nach Island (1), Ungarn und der Ukraine,
die mit Milliardenkrediten vom IWF und der EU vorerst vor dem
Staatsbankrott gerettet wurden, war nun mit Lettland erneut ein
EU-Mitglied an der Reihe. Um eine Pleite abzuwenden, erhält Lettland
vom IWF, der EU, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und
Entwicklung (EBRD) für die kommenden drei Jahre mittelfristige Kredite
in einer Höhe von insgesamt 7,5 Milliarden Euro. Dafür macht der IWF
dem Land Auflagen, es muss einen harten Sparkurs einhalten. Doch ohne
dieses Geld hätte der Staat keine Pensionen und keine öffentlichen
Gehälter mehr auszahlen können, gab der lettische Staatspräsident
Valdis Zatlers nüchtern zu. Zuvor hatte er im Europaparlament
Solidarität angemahnt (2). "Es ist grundlegend, dass Lettland in
dieser Situation nicht auf sich gestellt ist", sagte er.

Damit meint er auch die Tatsache, dass Lettland von heftigen Protesten
heimgesucht wird. Wie beim Nachbar in Litauen und in Island
radikalisieren die Menschen sich auch in Lettland. Zahllose Menschen
gegen die Sparmaßnahmen der Regierung auf die Straße. Unter anderem
sollen die Löhne der Staatsangestellten um 15 % gekürzt und Steuern
erhöht werden. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit den
Sicherheitskräften, bei denen Dutzende Menschen zum Teil schwer
verletzt wurden. Vor dem Parlament wurden vorgezogene Neuwahlen
gefordert und ein Teil der Demonstranten versuchte das Gebäude zu
stürmen. Inzwischen befürwortet auch die Regierung Neuwahlen, doch um
die lettische Wirtschaft und das Finanzsystem langfristig zu
stabilisieren, hat für Zatlers die "Einführung des Euro im Jahr 2012"
eine Priorität.

Dänemasrk drängt in die Eurozone

Vom Staatsbankrott sind derzeit vor allem Länder bedroht, die nicht
oder noch nicht der Euro-Zone angehören. Der gewichtigste Kandidat ist
Großbritannien, wo die Euro-Befürworter an Stärke gewinnen. Kein
Wunder also, dass nun auch Dänemarks Regierungschef Anders Fogh
Rasmussen auf den schnellen Beitritt des Landes zur Euro-Zone drängt
und alsbald eine Volksabstimmung darüber durchführen will. Noch im
Jahr 2000 lehnten die Dänen den Beitritt ab. Das Parlament begann
gestern mit der Debatte über das Projekt.

Rasmussen hofft, dass über den Euro die dänische Wirtschaft in diesen
Krisenzeiten stabilisiert werden kann. Als erstes Land in Europa hatte
Dänemark eingeräumt, dass das kleine Land in die Rezession
abgeschmiert ist ( Finanzkrise: Totgeglaubte leben länger (3)). Nach
bisherigen Schätzungen dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2008 um
0,8 % geschrumpft sein. Dänemark leidet wie die USA, Großbritannien,
Spanien und Irland an einer geplatzten Immobilienblase (4). Die
Immobilienpreise geben weiter nach, die Familien sind vergleichsweise
hoch verschuldet, der Konsum geht zurück. Die Banken müssen
Wertberichtigungen vornehmen und schon im vergangenen Sommer musste
der Staat die Roskilde-Bank retten.

Dänemark könnte nach Meinung der EU-Kommission schnell der Euro-Zone


beitreten. Der EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquin Almunia
warb am Donnerstag im dänischen Parlament für den Euro. Eine wirkliche
Belastung für die Währungsstabilität wäre Dänemark nicht.

In Großbritannien greifen die Rettungspakete für Banken nicht

Ganz anders ist aber der Fall Großbritannien gelagert. Heute hat das
Statistikamt in London offiziell bestätigt, dass die britische
Wirtschaft im vierten Quartal weiter kräftig geschrumpft ist. Damit
steckt das Land erstmals seit 1991 wieder in einer Rezession. Das BIP
sank gegenüber dem Vorquartal um 1,5 %, hätten vorläufige Berechnungen
ergeben. Gegenüber dem Vorjahresquartal sei die Wirtschaftsleistung
sogar um 1,8 % sogar noch deutlicher geschrumpft, als allseits
erwartet worden war.

Neben der Wirtschaft zeigt sich vor allem auch das Bankensystem
zusehends anfälliger. Dass die Regierung erneut Großbanken mit einem
zweiten Rettungspaket (5) beispringen musste, nährt Unsicherheiten.
Nun wird erwartet, dass nach der Bank Northern Rock (6) weitere Teile
des Sektors komplett verstaatlicht werden müssen. Der
Labour-Abgeordnete John McFall, Vorsitzender des Haushaltsausschusses
im Unterhaus, fordert schnelles Handeln: "Wir müssen das schnell
hinter uns bringen", schrieb er in einem Beitrag für die Financial
Times (7). Die Erfolgswahrscheinlichkeit des zweiten Rettungspakets
sei gering, meinte McFall.

Er forderte deshalb die Verstaatlichung der Royal Bank of Scotland


(RBS), bei der die Regierung die staatliche Beteiligung gerade auf 70
% angehoben hat, sowie nd der Lloyds Banking Group, wo die
Staatsbeteiligung schon 43 % beträgt. Kandidaten für
Teilverstaatlichungen sind nun auch Banken, die sich bisher gegen
Staatshilfe sträubten. Dazu gehört die Großbank Barclays. Deren Aktien
stürzen immer schneller ab. Allein im Januar hat die Bank 70 % des
Werts verloren und ist nur auf einem Wert von 1985 angelangt.

Die Möglichkeit, sich weiter über private Geldgeber zu refinanzieren,


wird immer schwieriger. Das gilt auch für die größte Bank Europas. Die
HSBC schien, nach einem Dämpfer zum Beginn der Kreditkrise in den USA
(8), gut durch die Krise zu kommen und lehnte Staatshilfen bisher ab.
Doch wird die Bank nun sehr pessimistisch bewertet. Morgan Stanley
geht davon aus, dass auch HSBC insgesamt bis zu 30 Milliarden Dollar
frisches Geld benötige, weshalb sie auch die Dividende halbieren
dürfte.

Das Vertrauen in den Bankenplatz London, das wichtigste Finanzzentrum


in Europa, ist genauso in den freien Fall übergegangen, wie die Aktien
seiner Finanzinstitute. Vom World Economic Forum ( WEF (9)) wird
Großbritannien inzwischen bei der Stabilität ein Platz hinter Ländern
wie Peru, Chile und El Salvador ausgewiesen. Vor zwei Jahren stand das
Land noch auf Platz vier und 2006 sogar auf Platz eins. Die
Verstaatlichungen hätten das Vertrauen nachhaltig gestört, meint der
WEF.

Erwartet wird deshalb, dass die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P)
nach Spanien (10) mit Großbritannien alsbald dem zweiten großen
EU-Land Vertrauen in die Kreditwürdigkeit entziehen wird, womit die
Neuverschuldung für langfristige staatliche Anleihen noch teurer
wirfd. Das ist fatal angesichts der explodierenden Schulden. Geschätzt
wird, dass die Neuverschuldung in Höhe von gut 8 % des
Bruttosozialprodukts ausfallen wird. Schon jetzt hat sich
Großbritannien auf den spanischen Kurs begeben. In den letzten Tagen
sind die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen von 3,3 Prozent auf 3,5
Prozent gestiegen, weil die Investoren eine höhere Risikoprämie
fordern.

Der Zinsunterschied (Spread) zu Deutschland macht schon jetzt 0,5 %


aus. Kommt eine Abstufung, wird der Spread, wie im Fall Griechenlands,
Portugals und Spaniens, noch deutlicher steigen und die enorme
Neuverschuldung wird für Großbritannien dann sehr viel teurer werden.
2,8 % mehr muss Griechenland schon für eine Staatsanleihe mit
zehnjähriger Laufzeit zahlen, in Portugal und Spanien sind fast 1,5 %
mehr.

Das schwindende Vertrauen macht sich auch im Wert der britischen


Währung bemerkbar. Das Pfund Sterling verliert ständig an Wert und hat
auch am Donnerstag die Talfahrt fortgesetzt. Der Euro stieg gegenüber
dem Pfund erneut um einen Pence auf 94,31 Pence an, weshalb allgemein
erwartet wird, dass die Parität nur noch eine Frage von kurzer Zeit
ist. Ende Dezember war es schon fast soweit, als das Pfund auf ein
Rekordtief fast 98 Pence gefallen war (11).

Immer deutlicher wird allgemein vor einem Staatsbankrott gewarnt. Der


renommierte Hedge Fonds Manager Jim Rogers rief die Anleger dazu auf,
alles zu verkaufen, was sie in Pfund halten. Die Regierung verleugne
die Realität, warnte (12) er: "It's finished. I hate to say it, but I
would not put any money in the UK."

Er steht mit seiner Ansicht nicht alleine. Willem Buiter nennt längst
die britische Hauptstadt das Reykjavik an der Themse (13). Der
Professor an der London School of Economics und ehemaliges
Führungsmitglieder Notenbank prophezeit Großbritannien ein ähnliches
Schicksal wie Island und deshalb müsse sich die Regierung auf einen
Bittgang zum Internationalen Währungsfonds wie 1976 einstellen: "The
excesses in Iceland during the past decade were greater than in the
UK, but not qualitatively different", schreibt er in seinem Blog (14),
nachdem er von einer Kurzreise auf die Pleiteinsel Island
zurückgekehrt ist. Doch ob der IWF, der selbst neue Finanzmittel
fordert, die Mittel zur Stützung Großbritanniens hat, darf bezweifelt
(15). Buiter wirbt seit langem dafür, den Euro einzuführen, um
Schlimmeres zu vermeiden.

Doch eigentlich ist der Zug dafür längst abgefahren. Die


Mitgliedsstaaten müssten in einer kollektiven Amnesie die
Beitrittskriterien vergessen, die im Vertrag von Maastricht festgelegt
wurden: "Eine auf Dauer tragbare Finanzlage der öffentlichen Hand"
ohne übermäßiges Defizit nennt der Text als zentralen Punkt. Die
Nettoneuverschuldung darf 3 % des Bruttoinlandsprodukts nicht
überschreiten. Dieses Kriterium wurde bei den bisherigen Euro
einführenden Ländern stets sehr strikt ausgelegt. Großbritannien ist
mit erwarteten 8 % oder extrem weit von diesem Stabilitätsziel
entfernt. Von der geforderten Wechselkursstabilität in normalen
Bandbreiten kann beim Absturz des Pfunds auch nicht gesprochen werden.
Anders als in Dänemark, wo die Bindung der Krone an den Euro
aufrechterhalten werden konnte. Der Wechselkurs bewegt sich im Bereich
von 2,25 um 7,46 Kronen und auch bei der Neuverschuldung erfüllt das
Land die Kriterien.

Im Fall Großbritanniens wäre also nur eine Notaufnahme möglich, doch


damit würde das Vertrauen in den Euro nachhaltig gestört. Die Frage
ist auch, ob in dieser Situation den Briten mit einem Beitritt zur
Euro-Zone wirklich geholfen wäre. Noch kann die Notenbank Geld
drucken, um Anleihen zu bedienen. Langfristig werden damit die
riesigen Staatschulden über die Inflation entwertet und klammheimlich
auf die Bürger abgewälzt. Beim Wechsel zum Euro ist das genauso wenig
möglich wie eine schnelle und kräftige Abwertung des Pfunds. Damit
würden britische Produkte schlagartig auf dem Weltmarkt billiger und
so kann die Produktion angekurbelt werden, um der Wirtschaft im
gegebenen Moment mit einer Initialzündung wieder auf die Beine zu
helfen.

Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29594/1.html

LINKS

(1) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29050/1.html
(2)
http://www.europarl.europa.eu/news/public/story_page/008-46006-012-01-03
-901-20090113STO46005-2009-12-01-2009/default_de.htm
(3) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28286/1.html
(4) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28078/1.html
(5) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29574/1.html
(6) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27126/1.html
(7) http://www.ft.com/cms/s/97125c76-e75d-11dd-aef2-0000779fd2ac.html
(8) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24761/1.html
(9) http://www.weforum.org/en/index.htm
(10) http://www.heise.de/tp/blogs/8/122117
(11) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29447/1.html
(12)
http://business.timesonline.co.uk/tol/business/economics/article5555898.
ece
(13)
http://www.economist.com/world/europe/displaystory.cfm?story_id=12762027
(14)
http://blogs.ft.com/maverecon/2009/01/can-the-uk-government-stop-the-uk-
banking-system-going-down-the-snyrting-without-risking-a-sovereign-debt-
crisis/#more-419
(15) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29521/1.html

Ist die Schweiz das nächste Island?


Florian Rötzer 31.10.2008
Island kämpft weiter um das Überleben, manche fragen
sich, ob andere kleine Länder mit einem großen
Finanzsektor, in dem die Einlagen das BIP weit
übersteigen, nicht auch gefährdet sind
Immerhin haben Islands Fußballfrauen 3:0 gegen die irischen Frauen
gewonnen, so ist die Teilnahme am UEFA Cup weiterhin möglich.
Überraschende Hilfe kam der bankrotten Insel auch von den Faröer
Inseln. Sie wollen ihren Nachbarn nämlich mit 300 Millionen dänischen
Kronen (40 Millionen Euro) aushelfen. Das würde allerdings weit
tragen, nach Angaen der isländischen Regierung sind 6 Milliarden US-
Dollar zur Stabilisierung des Landes notwendig, dessen aufgeblähtes
Finanzsystem zusammengebrochen ist.

Der Weltwährungsfonds hat bereits einen zweijährigen Kredit von 2,1 Milliarden
gebilligt, offenbar unter der Auflage, dass die die Zentralbank die Zinsen drastisch erhöht. Die

wurden nun auch auf 18 Prozent erhöht, vor allem um die Krona zu stabilisieren und den
Abfluss von Geldern einzudämmen.

Inzwischen sagt der isländische Regierungschef Geir Haarde, dass sein Land den Ausländern,
die Guthaben bei isländischen Banken hatten, nichts zahlen könne. Die Schulden wären, so

sagte er der Times, "schrecklich", und er spielte darauf an, dass dies vergleichbar wäre
mit dem Versailler Vertrag. Es gebe hier zwar Verpflichtungen, es käme aber auf die Höhe an.
Die isländische Regierung hat unter anderem die Landsbanki verstaatlicht, bei der allein
300.000 Briten Einlagen hatten. Der britische Regierungschef Gordon Brown hat erklärt, dass
der Staat bis zu 50.000 Pfund bürge, zwischen Island und Großbritannien aber ist umstritten,
ob nicht Island nach europäischen Regeln für die ersten 16.500 Pfund (20.000 Euro) gerade
stehen müsste.

Insgesamt geht es dabei um fast 6 Milliarden Euro. Das würde, so die Times, den
Einlagensicherungsfonds der isländischen Banken um das Fünfzigfache übersteigen – und der
Staat habe einfach Grenzen bei dem, was zahlen könne. Offenbar versucht sich Island gegen
den Druck aus Großbritannien auch dadurch zur Wehr zu setzen, dass man Rechtsexperten
angesetzt hat, um zu prüfen, ob nicht die Anwendung von Antiterrorgesetzen, mit der die
britische Regierung die Einlagen von Landsbanki eingefroren hat, und die Verstaatlichung des
britischen Filiale der Kaupthing-Bank einen Beitrag zur Bankenkrise geleistet hat.

Die Anwendung der Antiterrorgesetzgebung gegen die Isländer ärgert diese weiterhin. Der

Fotograf Thorkell Thorkelsson hat nun seine Foto-Ausstellung Isländische Terroristen


online zugänglich gemacht. Zu sehen sind Isländerinnen und Isländer allen Alters mit ihren
"Waffen". Damit soll humorvoll auf die "lächerliche" Aktion der Briten hingewiesen werden,
die die friedlichen Isländer mit al-Qaida und Co. gleich gesetzt hätten. Die Schäden, die
Islands Banken angerichtet haben, sind allerdings vermutlich höher als die von den meisten
Terroristen.

Die Zahlungsunfähigkeit von Island als einer – jetzt wohl für längere Zeit – ehemaligen
Finanzhochburg, die sich an den internationalen Wettströmen bereicherte, lässt auch Fragen
aufkommen, wie die Situation bei anderen kleineren Ländern aussieht. Die britische Zeitung

Independent hatte schon Mitte Oktober gefragt: Ist die Schweiz das nächste Island?.
Auch die Schweiz musste für die Großbank UBS ein 68-Milliarden-Franken-Rettungspaket
schnüren. Und die in der Schweiz befindlichen Bankeneinlagen von 3,46 Billionen Schweizer
Franken übersteigen das BIP um das Siebenfache. Allerdings ist die Lage in Island mit seinen
300.000 Einwohnern noch drastischer als in der Schweiz mit 7,5 Millionen Bürgern. In Island
übertreffen die Bankeinlagen das BIP der Insel um das Neunfache.

Deshalb hatte Richard Portes von Londoner Business School und Präsident des Centre for
Economic Policy Research neben Island auch die Schweiz und Großbritannien als gefährdet

betrachtet. Portes hat dies gegenüber swissinfo, wo man das Thema aufgegriffen
hat, noch einmal begründet und kommt zu einer noch größeren Schieflage: "Kurzfristige
Verpflichtungen der Schweizer Banken, das heißt diejenigen mit dem höchsten Risiko,
machen 13 Mal das Schweizer BIP aus. Im Fall von Island betrug der Faktor 5, war also
weniger hoch. Diese Situation ist für die Schweiz potentiell gefährlich. Ihr Bankensektor ist
zum jetzigen Zeitpunkt zu groß, als dass er von der Schweizerischen Nationalbank gerettet
werden könnte.

Die Meinungen gehen natürlich auseiander, solange der Ernstfall nicht eintritt. In klar
erkennbarer eigener Sache sagt so George Magnus, Chefökonom bei der UBS in London:
"Viele Ökonomen werfen die These eines Bankrotts für kleine Länder auf, weil diese nicht in
der Lage wären, ihre Banken zu retten. Klar ist die Schweiz bescheiden in ihrer Grösse. Aber
ihre Wirtschaft ist sehr solid. Die Schweiz ist keineswegs in einer verletzlichen Verfassung.
Und auch wenn das Schlimmste eintreffen sollte, genießt sie weit über ihre Grenzen hinaus
einen wichtigen Status, so dass sie nicht fallengelassen würde." Ähnlich hat die deutsche
Regierung, bevor die Finanzkrise auf Deutschland durchschlug, auch argumentiert.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29050/1.html
Britisches Defizit explodiert mit zweitem
Bankenrettungspaket
Ralf Streck 20.01.2009

Die unbegrenzte Bankenrettung könnte die Steuerzahler


erneut hunderte Milliarden Pfund kosten

Wie in Deutschland, wo bei Banken ein weiterer Abschreibungsbedarf


fauler Krediten in einer geschätzten Höhe von 200 – 600 Milliarden
Euro besteht, reißt auch die Finanzkrise in Großbritannien immer neue
und große Finanzlöcher auf. Die britische Regierung schnürt deshalb
nach dem ersten Bankenrettungspaket in einer Höhe von 500
Milliarden Pfund ein zweites Paket. Unter anderem will der Staat die
Banken gegen die Risiken ihrer faulen Kredite versichern, um die
Stabilität des Finanzsystems zu stärken und die Kreditklemme zu
bekämpfen.

Der Staat will für sogenannte "toxische Papiere" mit bis zu 90 Prozent ihres Wertes
garantieren und nimmt den Banken damit die faulen Kredite und Wertpapiere praktisch fast
vollständig ab. Premierminister Gordon Brown hofft, dass die Banken nun "endlich alle

Karten auf den Tisch legen", denn das sei Vorraussetzung für neue Finanzhilfen. Eine
Obergrenze will Brown nicht nennen. Allgemein wird das Risikovolumen bisher auf 200
Milliarden Pfund geschätzt. Einzelheiten für die Versicherung müssten noch geklärt werden.
Klar ist, dass die Banken nur eine kleine Gebühr bezahlen sollen. Völlig offen dagegen ist,
wie die faulen Papiere bewertet werden sollen. Zudem soll die britische Notenbank einen
Fonds über 50 Milliarden Pfund einrichten, um "gute" Unternehmenswerte anzukaufen und
Firmen damit Liquidität zu verschaffen.

In die Ankündigung neuer Staatshilfen fiel eine neue Hiobsbotschaft. So gab die Royal Bank
of Scotland (RBS) für 2008 einen Verlust bekannt, der alle Rekorde in der britischen
Wirtschaftsgeschichte sprengt. Die RBS erwartet einen Verlust von 28 Milliarden Pfund, das
ist noch ein deutlich größerer Verlust als der bisherige Rekord (22 Milliarden Pfund), den der
Mobilfunkkonzern Vodafone 2006 aufgestellt hatte. Die RBS hat sich an der Teilübernahme
des Konkurrenten ABN Amro übernommen. Hier zeigt sich, welche Gefahren auch für

deutsche Steuerzahler aus den staatlich gestützten Übernahmen der Dresdner Bank durch

die Commerzbank und der Postbank durch die Deutsche Bank drohen.
Wie in Großbritannien bei der RBS, Northern Rock, Lloyds TSB und HBOS haben auch die
Milliardenspritzen aus dem Steuersäckel für den Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real

Estate (HRE) keine Stabilisierung gebracht ( Bundesregierung verstaatlicht


Commerzbank für eine zweifelhafte Übernahme), weshalb auch bei der HRE nun eine
Verstaatlichung ansteht. Die Lage muss dramatisch sein, denn eine Commerzbank-Lösung,
mit einer Bundesbeteiligung von 25 %, Sperrminorität inklusive, ist nicht drin. HRE-Chef
Axel Wieandt hatte "erheblichen Kapitalbedarf" angemeldet und vor weiteren hohen Verlusten
gewarnt. Die bisher gewährten Hilfen von 50 Milliarden Euro und Staatsgarantien in einer
Höhe von 30 Milliarden Euro reichen längst nicht aus.

Nun wird über Summen verhandelt, die so groß sind, dass die Staatsbeteiligung deutlich höher

als ein Drittel ausfallen müsste. Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz, in dem die Hilfen

für die Bankenbranche geregelt sind, lässt aber eine Beteiligung des Staates über den
Stabilisierungsfonds Soffin nur zu einem Drittel zu. Das Gesetz müsste also geändert werden,
um weitere Milliarden in die HRE zu schießen, um deren Zusammenbruch zu verhindern.

Wie weit das gehen kann, zeigt sich nun in Großbritannien bei der RBS. Dort muss der
britische Staat nun seinen Anteil von bisher 58 auf sogar 70 Prozent erhöhen, um den Absturz

zu verhindern. "Ja, ich bin verärgert", erklärte Brown. "Fast alle Verluste stammen aus
dem Subprime-Markt in den USA und aus der Übernahme von ABN Amro. Dies sind
unverantwortliche Risiken, die die Bank mit dem Geld ihrer Kunden aus Großbritannien
eingegangen ist." Die Übernahme von ABN Amro sei "falsch" gewesen, fügte er an.

Dabei hatte seine Regierung erst im Oktober mit den Teilverstaatlichungen begonnen und
Großbanken mit 37 Milliarden Pfund gerettet. Die große Barclays und HSBC kamen
allerdings bisher ohne Staatshilfen aus. Sie wollen ihren guten Ruf nicht ruinieren und greifen
deshalb nicht auf Staatshilfen zurück. Allerdings wird auch für sie ständig schwieriger, ihren
Kapitalbedarf weiter über private Quellen zu decken.

Wütend sollten eigentlich die Bürger auf die Regierung sein, denn die Steuerzahler müssen
mit immer neuen Milliarden-Garantien für die Versäumnisse der Banken einstehen.

Tatsächlich, so berichten diverse britische Zeitungen, fürchtet Brown inzwischen den


Unmut der Wähler vor den Wahlen, die bis spätestens Juni 2010 abgehalten werden müssen.
Deshalb verkündete er auch als Erfolg, dass für die noch größere Staatsbeteiligung an der
RBS das Institut sechs Milliarden Pfund an Unternehmenskrediten bereitstellen werde. Auch
damit soll der Kreditklemme begegnet werden, damit das Land wegen fehlender Kredite an
die Unternehmen nicht noch stärker in die Rezession abstürzt und weitere Arbeitsplätze
vernichtet werden.

Nicht nur nach Meinung der oppositionellen Tories handele die Labour-Regierung aber
unverantwortlich und stelle den Banken einen "Blankoscheck" aus, die sich selbst in die Krise
geritten hätten. Der Schattenfinanzminister der oppositionellen Konservativen, George
Osborne, warnte davor, dass sich Großbritannien nun noch höher verschulden müsse. Er warf
Brown vor, das Land "an den Rand des Bankrotts" zu führen.

Wurde schon bisher erwartet, dass auf Großbritannien eine Neuverschuldung von 8 % des
Bruttoinlandsprodukts zukomme, dürfte die Neuverschuldung noch deutlich höher ausfallen.
Die Grenze von 3 % des BIP, die der EU-Stabilitätspakt erlaubt, reißt Brown damit mehr als

deutlich. Die Europäische Union schätzt, dass mit Irland, Großbritannien und Spanien
die drei EU-Länder das deutlichste Defizit haben werden, in denen, wie in den USA fulminant

Immobilienblasen geplatzt sind. Erwartet werden Defizite von bis zu 13 % in Irland,


knapp 10 % in Großbritannien und über 6 % in Spanien. Insgesamt werden 17 von 27
Ländern nach der Prognose der EU deutlich die Maastricht-Grenze reißen, auch Deutschland.
Deshalb muss die EU-Kommission Defizitverfahren gegen diese Länder eröffnen, womit
ihnen zudem Strafzahlungen drohen.

Allgemein wird erwartet, dass die britische Regierung nun die Notenpresse anwirft.
Gelddrucken sei "das letzte Mittel einer verzweifelten Regierung", warf der oppositionelle
Osborne der Brown-Regierung vor. Alles spricht dafür, dass nach den USA nun auch
Großbritannien zur "unkonventionellen Geldmengensteuerung" übergeht, die letztlich auch
das Gelddrucken einschließt, um Liquidität zu schaffen. Das Vertrauen in die britische

Währung, die schon im letzten Jahr gegenüber dem Euro abgestürzt ist, nimmt dadurch
weiter ab. Nach dem Ausverkauf am Montag geht auch am heutigen Dienstag der Kurssturz
des Pfund gegenüber dem Euro weiter.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29574/1.html

Call to nationalise RBS and Lloyds


By George Parker and Peter Thal Larson

Published: January 21 2009 02:00 | Last updated: January 21 2009 02:00

Alistair Darling faces demands from a senior Labour MP to nationalise RBS and the newly
merged Lloyds group as market confidence in the banking sector continues to haemorrhage.

John McFall, chairman of the Commons treasury committee, writes in today's Financial
Times: "If it is to happen, the sooner the better. Let us get it over with - nationalise the pair of
them."

An article co-authored by Jon Moulton, the private equity veteran and founder of Alchemy
Partners, says the government's new insurance scheme, announced on Monday, will help
cleanse the banks' balance sheets of toxic assets. But it argues that nobody would trust the
banks enough to lend freely to them or place deposits -without a comprehensive government
guarantee.

The chancellor is resisting calls for the government to add RBS and Lloyds - which has
merged with HBOS - to a portfolio of fully nationalised institutions that already includes
Northern Rock and Bradford & Bingley.

The Treasury insists that, in spite of the collapse in the share prices of RBS and Lloyds during
the past few days, there is no reason to take full control. That might change if retail or
wholesale depositors take fright and there is a run on either bank, although the Treasury does
not expect one because it is implicitly standing behind all deposits.

Mr Darling told the Commons on Monday he wanted the banks to stay in the commercial
sector, allocating loans and risk according to the profit motive.

Supporters of full nationalisation say it would allow the chancellor to dictate lending terms.
However, RBS and Lloyds - recipients of £37bn in taxpayer capital - have agreed a
framework lending policy laid down by the Treasury.

Charles Goodhart, former chief policy adviser at the Bank of England, says nationalisation of
the two banks would increase national debt from 45 per cent of GDP to about 300 per cent, a
big political embarrassment. The Treasury, however, says national debt figures in such
circumstances would lose their original meaning since they would measure liabilities only
after taking off liquid assets, not all assets.

In any case. RBS is soon expected to be treated as fully nationalised for public finances
purposes, but the huge increase in Britain's debt would do little to calm market fears about the
country's ability to pay its way out of the crisis.

The Treasury yesterday insisted it could still make a profit out of the venture into the banking
sector, in spite of heavy losses since Mr Brown claimed last October the recapitalisation was
"at the bottom of the market".

Stephen Hester, the new chief executive of RBS, has questioned the logic of fully
nationalising the bank, arguing the government's 70 per cent stake is sufficient to reassure
depositors and customers. People close to the bank say there is no sign savers are unsettled by
the plunging share price.

Nevertheless, following the unveiling of Monday's package of measures to support the sector,
investors are increasingly convinced that banks such as RBS and Lloyds will be forced to turn
to the government for further capital injection, raising the prospect of creeping
nationalisation.

Editorial Comment, Page 12 Letters, Page 12 Public ownership, Page 13 Lombard, Page 18
www.ft.com/ukbanks

Copyright The Financial Times Limited 2009

http://www.ft.com/cms/s/0/97125c76-e75d-11dd-aef2-0000779fd2ac.html?nclick_check=1

Spaniens Wirtschaft geht in den freien


Fall über
Das Land wird zur Gefahr für den Euro, die Kreditwürdigkeit des Landes
wird nun offiziell in Frage gestellt.

Die sich abzeichnende schwere Krise Spaniens war seit Jahren vorhersehbar. Nun fliegen der
sozialistischen Regierung schwere Brocken der explodierten Immobilienblase um die Ohren
und die Wirtschaft ist in den freien Fall übergegangen.

EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia zeichnete zwar auch ein düsteres Bild für die EU,
doch die Prognose für seine Heimat fiel tiefschwarz aus: "Die Rezession in Spanien wird
wegen der Bedeutung des Bausektors für die Wirtschaft länger alsin anderen Ländern
andauern." Während der spanische Finanzminister Pedro Solbes fürchtet, die Arbeitslosigkeit
könne auf 16 % steigen, so sagte Almunia, es würden fast 19 % werden, etwa doppelt so hoch
wie der EU-Durchschnitt. Es könnte sogar noch schlimmer kommen, wenn Madrid nicht die
richtigen Maßnahmen ergreife.

Aber im spanischen Staat gibt es enorme Unterschiede. Während das Land schon
abgeschlagen an der Spitze der Arbeitslosigkeit in der EU steht, weist das spanische
Baskenland eine der niedrigsten EU-Quoten auf. Trotz der Wirtschaftskrise herrscht dort mit
einer Arbeitslosenrate von 4,6 % das, was in der EU als Vollbeschäftigung angesehen wird.

Eine wirtschaftliche Erholung, die Almunia optimistisch den meisten EU-Ländern zum
Jahresende vorhersagt, werde es für Spanien nicht geben. Die Wirtschaftsleistung schrumpfe
2009 um 2 % und sie werde auch 2010 nicht wachsen. Die Neuverschuldung wird, wie in
Irland und Großbritannien, besonders hoch ausfallen. Spanien wird mit über 6 % des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) gleich doppelt so hohe Schulden aufnehmen müssen, als es der
EU-Stabilitätspakt erlaubt.

Brüssel wird ein Sanktionsverfahren mit Strafgeldern einleiten und zudem kommen die neuen
Schulden Spanien deutlich teurer als andere Länder. Hatte sich die Schere bei Zinsen für
zehnjährige Staatsanleihen in den letzten Monaten schon stark geöffnet, hat die Regierung
unter Jose Luis Rodriguez Zapatero nun auch offiziell das Vertrauen der Finanzexperten
verloren. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditwürdigkeit des ersten
großen EU-Landes als langfristiger staatlicher Schuldner von der Note "AAA" auf "AA+"
zurückgestuft. S&P erklärte, die gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzmarktbedingungen
hätten "strukturelle Schwächen" offenbart, die mit der früheren Bewertung nicht mehr
vereinbar seien. Die Politik der Regierung reiche nicht aus, um die schwere Rezession
wirkungsvoll zu bekämpfen, lautete das Urteil.

Die Zinsdifferenz zwischen Spanien und Deutschland schnellte nach der Neubewertung
weiter in die Höhe. Madrid muss 122 Basispunkte mehr als Berlin bezahlen. Das heißt, die
Kredite werden um 1,22 % teurer. Mit der Herabstufung von Spanien als viertgrößter
Volkswirtschaft der Euro-Zone nimmt der Druck auf den Euro zu, der am Montag gegenüber
dem Dollar deutlich nachgab. Es wird deutlich, dass mit der Krise die EU immer stärker
auseinanderdriftet, denn Spanien fällt auch bei der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit ab.
Die Währungsgemeinschaft wird erheblich belastet und die Financial Times sieht sogar die
Gefahr, dass finanzschwache Staaten aus dem Verbund ausscheiden. Sogar ein Staatsbankrott
wird offen diskutiert.

Auch die Europäische Kommission ging auf das Problem der Zinsaufschläge ein. Almunia
schlug deshalb einen gemeinsamen Eurobond vor, womit sich die Schulden stabilerer Länder
verteuern würden, damit die Refinanzierung für Spanien, Griechenland, Irland,
Großbritannien und Rumänien günstiger wird. Man muss kein Hellseher sein, um
vorherzusagen, dass in Berlin derlei Ideen auf energische Ablehnung stoßen werden.

Ralf Streck21.01.2009

http://www.heise.de/tp/blogs/8/122117

Bundesprüfstelle setzt Magersucht-Blog


auf den Index
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM[1]) hat mit
Beschluss vom 4. Dezember ein Blog, das sich mit dem Thema Magersucht
befasst hat, als jugendgefährdend indiziert. Einen entsprechenden
Bericht[2] des Fach-Blogs beck-blog[3] bestätigte die BPjM-Vorsitzende
Elke Monssen-Engberding gegenüber heise online. Nach Angaben der BPjM
handelte es sich bei dem indizierten Angebot um ein sogenanntes
"Pro-Ana"-Blog, das die krankhafte Magersucht verherrlicht und damit
Jugendliche gefährdet habe. Das ursprünglich bei Google gehostete Blog
ist inzwischen offline.

Die BPjM entschied auf Antrag der bayrischen Kommission für


Jugendmedienschutz[4] (KJM). Das Blog sei von einer minderjährigen
Autorin betrieben worden, heißt es im Antrag der KJM. Den Inhalten
zufolge sei die Website der "Pro-Ana"-Szene[5] zuzuordnen, in der die
Krankheit Anorexia nervosa verherrlicht werde. Typisch für diese
Angebote sei die Personifizierung der Krankheit als beste Freundin
"Ana". Das Blog enthielt weitere in der Szene übliche Inhalte,
erklärte Monssen-Engberding, darunter Texte wie der "Brief an Ana"
oder die "10 Gebote". Zweites Gebot: "Dünn sein ist wichtiger als
gesund sein."

Das Blog sei geeignet, "die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
[...] zu gefährden", begründet die KJM ihren Antrag. Die frei
zugänglichen Texte würden ein "extremes Schlankheitsideal" und eine
"sehr problematische Einstellung" dem eigenen Körper gegenüber
propagieren, heißt es seitens der KJM weiter. "Die Krankheit Anorexia
nervosa[6] wird als erstrebenswerter Lifestyle glorifiziert." Dabei
führe die psychische Störung zu gesundheitlichen Schäden durch
extremes Untergewicht und Mangelerscheinungen.

Die Bundesprüfstelle folgte dem Argument und nahm das Blog mit
Beschluss vom 4. Dezember in den Index für jugendgefährdende Schriften
auf. Die BPjM sieht "in Übereinstimmung mit der KJM auch im Bereich
bestimmter 'Pro-Anorexie-Angebote' erhebliche Gefährdungselemente",
heißt es in der Begründung der Bonner Behörde, die heise online
vorliegt. Medieninhalte, die "suggestiv fordernd auf Kinder und
Jugendliche einwirken", um sie zu gesundheitsgefährdenden
Verhaltensweisen zu drängen, erfüllen nach Ansicht des zwölfköpfigen
Gremiums den Tatbestand der Jugendgefährdung.

Die Jugendschützer setzten damit erstmals ein Medium aus der


Pro-Ana-Szene auf den Index. Die Bundesprüfstelle argumentiert dabei
auch mit vorangegangenen Indizierungen von Medien, die Alkohol- oder
Drogenmissbrauch propagierten. Sowohl KJM als auch BPjM sind sich
dabei der verfassungsrechtlichen Dimension der Entscheidung bewusst.
"Ohne Zweifel werden die Texte von der Kunstfreiheit erfasst", heißt
es in der Entscheidung der Behörde. Doch genieße auch der Jugendschutz
Verfassungsrang. In diesem Falle sei abzuwägen gewesen, welchem der
beiden Rechtsgüter Vorrang zu gewähren sei.

Mit dem Rückgriff auf die Kunstfreiheit meinen die Jugendschützer, die
Frage der Meinungsfreiheit nicht mehr erörtern zu müssen. "Eine
Abwägung mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung war nicht
erforderlich", heißt es in der Begründung. Bei einer "in die Form
künstlerischer Betätigung gegossenen Meinung" sei maßgebliches
Grundrecht allein §5 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes ("Kunst und
Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.").

"Acht von zehn Pro-Ana-Angeboten sind jugendgefährdend", meinen auch


die Jugendschützer von jugendschutz.net[7] und verweisen auf
"systematische Recherchen" seit 2006. Die Angebote seien geeignet,
Jugendlichen den Einstieg in die Magersucht zu bereiten und Betroffene
in ihrem Verhalten zu bestärken. Die Jugendschützer setzen bei ihren
Versuchen, entsprechende Angebote im Netz einzudämmen, auch auf die
Kooperation der Provider.

Mit der Indizierung könnte die Bundesprüfstelle einen Präzedenzfall


geschaffen haben, der den Jugendschützern ein weiteres Instrument
gegen Angebote der Szene liefert. Das betroffene Blog hat die
Indizierung nicht überlebt. Die Bundesprüfstelle hat den Provider auf
den jugendgefährdenden Charakter des Angebots hingewiesen, sagte
Monssen-Engberding. Ob daraufhin Google oder die Autorin das Blog
gelöscht haben, wisse sie nicht. "Wir kennen die Anbieterin des Blogs
nicht."

In den Blogs wird die Indizierung heiß diskutiert. Erwartungsgemäß


kreist die Debatte[8] um Zensur und staatliche Eingriffe in die
Meinungsfreiheit. Allerdings gibt es auch Blogger, die das anders
sehen[9]. Ob die Behörde mit der Indizierung eines vergleichsweise
kleinen Blogs einen erschreckenden Trend stoppen kann, ist dabei eine
ganz andere Frage.

Zumal dieser Trend auch von der Glitzerwelt der Mode- und Promi-Szene
und den damit verbandelten Hochglanzmedien gemacht und verstärkt wird
– ganz legal. Auf dem indizierten Blog prangten zahlreiche Bilder der
sichtbar unterernährten Ana-Ikone Nicole Richie. Eins davon: Ein Cover
der Vogue.
(vbr[10]/c't)

URL dieses Artikels:


http://www.heise.de/newsticker/meldung/122207

Links in diesem Artikel:


[1] http://www.bundespruefstelle.de
[2] http://www.blog.beck.de/2009/01/22/verherrlichung-von-magersucht-im-internet-
bundesprufstelle-indiziert-blog/
[3] http://www.blog.beck.de/
[4] http://www.kjm-online.de
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Pro-Ana
[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Anorexia_nervosa
[7] http://www.jugendschutz.net
[8] http://www.lawblog.de/index.php/archives/2009/01/22/erstes-blog-auf-dem-index
[9] http://www.spreeblick.com/2009/01/22/bundesprufstelle-indiziert-blog/
[10] mailto:vbr@ct.heise.de

Zeigefreudige US-Teenager kassieren


Kinderporno-Klagen
"Sexting" ist die neueste seltsame Blüte, die die digitale
Kommunikationskultur gerade treibt: Angeblich fotografieren sich
Massen amerikanischer Teenager nackt und verschicken die Fotos per
SMS. Jetzt häufen sich Anzeigen wegen Besitz und Verbreitung von
Kinderpornografie.

Die Vokabel ist neu, das Phänomen nicht: Schon seit einigen Jahren ist
die Verbreitung nackter Tatsachen bis hin zu Gangbang-Partys unter
Jugendlichen ein wachsendes Problem. Das aber hat sich in den USA in
den vergangenen Monaten von Schmuddelecken des Internet, von ICQ-Chats
und Messenging-Diensten auf einen neuen Verbreitungsweg verlagert:
"Sexting" ist die Bezeichnung für die Unart, Nacktbilder von sich zu
machen und diese per SMS zu verbreiten.

Erste Sexting-Studie: Die USA sind schockiert über das Ausmaß des
Problems

Glaubt man einer aktuellen Studie ( Download: pdf), haben bereits rund
20 Prozent aller US-Teenager Nacktbilder von sich über elektronische
Medien versandt, berichteten am Donnerstag etliche US-Medien. Dafür,
dass das Thema nun hochkocht, gibt es mehr als einen aktuellen Anlass:
In mehreren US-Bundesstaaten wurden Teenager wegen des Besitzes oder
der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte angezeigt. Der jüngste
von denen war bisher 13 Jahre alt: Bereits im Oktober wurde der Junge
in Texas angezeigt, weil er Nacktbilder einer Freundin auf seinem
Handy hatte.

Der aktuellste Fall sorgt nun für besondere Aufmerksamkeit: Drei


Mädchen von 14 und 15 und drei Jungs von 16 und 17 Jahren stehen in
Pennsylvania vor Gericht wegen Verbreitung und Besitz von
Kinderpornografie. Die Mädchen hatten den Jungs Fotos von sich
zugeschickt. Angezeigt wurden Senderinnen und Empfänger. Im Falle
einer Verurteilung drohen allen empfindliche Strafen sowie die
Eintragung in das Sexualstraftäterregister von Pennsylvania - auf
Lebenszeit.

Ein Massenphänomen?

Die bisher jüngsten erfassten Täterinnen waren gerade 12 Jahre alt,


doch das Thema beschränkt sich nicht auf Mädchen: Sexting beruht auf
Foto-Tausch, fotografiert wird alles, was nackt und intim ist - von
beiden Geschlechtern. Die Mädchen haben, wenn man den Zahlen der
ersten Sexting-Studie "Sex and Tech survey" der National Campaign to
Prevent Teen and Unplanned Pregnancy folgt, allerdings leicht die Nase
vorn: Über 21 Prozent aller Mädchen sollen Sexting-aktiv sein,
gegenüber 18 Prozent der Jungen.

Weil immer mehr Teenager wegen ihrer Nacktfotos erwischt werden, gibt
es mittlerweile einen Trend, bei den Fotos die Gesichter wegzulassen.
Soziologen bemühen sich um Erklärungen und finden verschiedene: Das
Spektrum reicht von Mutproben über explizite Dating-Avancen, mit denen
man quasi seine Vorzüge inseriert, bis hin zu gedankenlosen Partygags
und Gruppendruck. Andere erklären das ganze als extreme Ausprägung
einer überaus stark sexualisierten Jugendkultur. Seit es jedoch im
Herbst 2008 zu einer angeblich durch Sexting ausgelösten versuchten
Vergewaltigung kam, ist Sexting kein Doofe-Teenager-Thema mehr.

Jugend(un)kultur kollidiert mit Strafrecht

Sexting gewinnt mit solchen Nachrichten und der wachsenden


Wahrnehmung, dass die Jungs und Mädchen tatsächlich
kinderpornografisches Material produzieren und verbreiten, eine neue
Brisanz. Es hört auf, als kuriose Marotte scheinbar hormonell
enthirnter, unreifer Teenager wahrgenommen zu werden. In den US-Medien
wird es zunehmend heiß diskutiert, seit Ende 2008 zwei Gruppen
Cheerleaderinnen wegen Nacktfoto-Versands an ihre Mitschüler
Schul-Suspendierungen kassierten. In einem Fall klagen die Eltern der
Mädchen, die sich nackt fotografierten und die Fotos gleich an alle
ihre Mitschüler verschickten, gegen die Schule.

So etwas wird selbst in den klagefreudigen USA als Kuriosität verbucht


- Kinderpornografie aber ist eine andere Sache. Jetzt steht das
Gefahrenpotential der seltsamen Unsitte im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit.

Das liegt auch daran, dass sich die Verbreitungswege erweitern.


Begonnen hat Sexting in regionalen Clustern: Fotografiert und
verschickt wurde innerhalb von Freundeskreisen. Der Begriff
Freundeskreis aber erfährt selbst eine massive Umdeutung, seit
"Freund" jeder ist, der einmal eine Botschaft im
Social-Network-Gästebuch hinterlassen hat. Immer mehr Sexting-Fotos
finden so über erweiterte Freundes-Netzwerke den Weg vom Handy ins
Internet - und da stehen sie nicht nur weltweit abrufbar, sondern auch
potentiell für alle Zeiten.

Die Hauptgefahr: Strafverfolgung

Für die Verfasser der Studie ist das Thema vor allem eines, das nach
pädagogischen Konsequenzen schreit: Sie knüpfen eine
Aufklärungskampagne über die Risiken der Selbst-Exponierung via
elektronischer Medien daran, die sich an Eltern und Teenager richtet.
Für eine wachsende Zahl von Strafverfolgern ist das Thema dagegen vor
allem ein rechtliches Problem, das nach Strafen verlangt.

Für J.D. Tuccille, Kommentator des "National Examiner", ist genau das
der falsche Weg und die größte Gefahr: Die juristische Verfolgung habe
das Potential, das Leben und die Zukunftsaussichten der betroffenen
Teenager nachhaltig zu zerstören - bis hin zu den Möglichkeiten,
seinen Wohnsitz frei zu wählen. Denn im Falle einer Verurteilung droht
den Teenagern die Aufnahme in das Sexualstraftäterregister - im
Extremfall nur, weil sie so dumm waren, sich selbst nackt zu
fotografieren. Volljährig wäre das kein Problem, Minderjährig aber
begründet es eine Straftat.

So peinlich Sexting für die betroffenen Teenager auch werden könne, so


groß offensichtlich der Bedarf an Aufklärung und elterlicher Aussicht
sei, läge die Hauptgefahr doch darin, dass die Teenager in die Mühlen
der Justiz gerieten, meint darum Tuccille: "Gefährlich" sei eine
passende Umschreibung dafür, "nicht gewalttätige Teenager mit
überaktiven Hormonen zu verhaften und sie mit echten Kriminellen
hinter Gitter zu bringen. Sie dann noch mit potentiell lebenslangen
Konsequenzen zu bedrohen - das ist schlicht pervers."

Dass es wegen Sexting zu Verurteilungen kommt, ist trotzdem nicht


unwahrscheinlich. Anfang Oktober bekannte sich ein fünfzehnjähriges
Mädchen aus Ohio schuldig, kinderpornografische Fotos von sich selbst
an ihren Freund geschickt zu haben. Das Urteil steht noch aus.

pat

URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,601399,00.html

Lucas Zeise - Alle Banken an den Staat


von Lucas Zeise
Die bisherige Methode, Kreditinstitute mit viel Geld aufzupäppeln, ist
teurer und weniger effektiv, als den Sektor komplett zu
verstaatlichen. So würde auch eine Bad Bank funktionieren.

Von Verstaatlichung der Banken mag anderswo die Rede sein. In


Deutschland finden derartige Ungeheuerlichkeiten nicht statt. Dem
widerspricht auch nicht die Übernahme von 25 Prozent plus einer Aktie
an den Stimmrechten der Commerzbank. Werden die beiden stillen
Einlagen von je gut 8 Mrd. Euro dazugerechnet, hält der Staat nun über
50 Prozent am Eigenkapital der zweitgrößten Bank des Landes. Dennoch
versichern Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück,
dass es ihnen nicht um Einflussnahme auf die Geschäftspolitik der Bank
geht.

Sie sagen dabei die Wahrheit oder das, was sie dafür halten. Auf die
Frage der FTD an Steinbrück, ob die Regierung ein starkes Interesse
daran hatte, dass die Fusion mit der Dresdner Bank klappt, antwortete
der mit einem schlichten "Ja" und: "Wir wollen einen weiteren starken
Player neben der Deutschen Bank." Die Idee vom zweiten nationalen
Bankchampion und die Kritik, dass, wie Steinbrück ebenso anmerkte,
"das deutsche Bankensystem international gesehen zu kleinteilig" sei,
geistern schon länger als gängige Vorurteile durch die Presse und
Regierungskreise und werden von den Spitzenvertretern der Privatbanken
vorgetragen.

Unsinnige Champion-Theorie

Letztere sind die Erfinder dieser Ansichten. Insbesondere


Bankenpräsident Klaus-Peter Müller, der erst vor einem knappen Jahr
den Vorsitz im Vorstand der Commerzbank mit dem im Aufsichtsrat
getauscht hat, hat diese Thesen immer wieder vorgetragen. Sie sollten
die Konkurrenz der (relativ kleinen) Sparkassen und (ziemlich kleinen)
Genossenschaftsbanken als ineffizient denunzieren und sich das
Wohlwollen der hohen Politik gegenüber der gelben Bank sichern.

Diese Thesen waren von Anfang an ziemlich unsinnig. Jetzt muss man
schon Scheuklappen auf den Augen haben, um weiter an ihnen
festzuhalten. Gerade die Kleinteiligkeit der deutschen Bankbranche hat
die Kreditversorgung nicht total zusammenbrechen lassen. Was von
nationalen Champions zu halten ist, kann man gut an der Performance
des US-Großchampions Citigroup studieren.

Das eigentlich Verheerende ist dabei, dass die Mästung der Banken den
deklarierten Zweck verfehlt. Die Banken sollten in die Lage versetzt
werden, wieder Kredit zu vergeben. Tatsache ist, dass die
Kreditversorgung der Wirtschaft sich in den letzten drei Monaten
weiter verschlechtert hat. Die gehemmten Banker mäkeln an der
Konstruktion des Rettungspakets herum. Der Finanzminister wiederum
weist darauf hin, dass die wichtigsten Banker des Landes in
Zusammenarbeit mit Herrn Müllers Bankenverband das Paket damals nach
ihren eigenen Wünschen konstruiert haben. Schließlich bringt der Chef
der Deutschen Bank, Josef Ackermann, den Wunsch der Banker auf den
Punkt: Gebt uns eine Bad Bank.

Wie zufällig erscheint dazu in der Presse das Ergebnis einer von
Bundesbank und Finanzaufsicht BaFin veranstalteten Umfrage unter den
20 größten Banken des Landes, wonach sie noch faule, unverkäufliche
verbriefte Kredite im Volumen von 300 Mrd. Euro abzuschreiben haben.
Da überrascht es nicht, dass die Banker so zurückhaltend bei der
Kreditvergabe sind und dass ihnen ein paar Milliarden Euro an Krediten
oder Garantien vom Staat nicht helfen.

Die Bundesregierung schreckt vor einer staatlichen Bad Bank noch


zurück. Sie bräuchte "eine Kapitalunterlegung von 150 bis 200 Mrd.
Euro" , hat Steinbrück schon vorrechnen lassen, und er bezweifelt,
dass ihm der Bundestag diese genehmigen würde. Er hätte auch auf die
USA verweisen können. Dort ist der Vorschlag einer Bad Bank zweimal,
im Herbst 2007 und 2008, gescheitert - nicht an der Bereitschaft des
Kongresses, die nötigen Summen zu spendieren, sondern an der leidigen
Bewertungsfrage. Auch den schlauen, von Goldman Sachs ausgeliehenen
Investmentbankern gelang es nicht, eine Methode zur Ermittlung eines
fairen Preises zu entwickeln, zu dem der Schrott den Banken abgenommen
werden sollte.

Bewertungsfragen überflüssig

Die kluge, einfache und relativ preiswerte Lösung präsentiert Willem


Buiter, Professor an der London School of Economics und früher
Mitglied im Entscheidungsgremium der Bank von England. Sie besteht
darin, alle Banken des Landes komplett zu verstaatlichen. Buiter weist
darauf hin, dass die bisherigen Teilverstaatlichungen und
Kreditspritzen die Banken nicht aus ihrem halbtoten Zustand erwecken
konnten und auch künftig nicht werden. Die Komplettübernahme, so
Buiter, wäre billig im Vergleich zu den riesigen Beträgen, die nun
aufgewendet werden, um sie zu stützen. Am Beispiel Commerzbank wurde
uns das vorgeführt. Die Bank wäre für 4 bis 5 Mrd. Euro an der Börse
komplett zu kaufen, während sich die Zuschüsse aus Berlin nun auf mehr
als 18 Mrd. Euro belaufen. Schließlich hätte der Staat dann auch allen
Bilanzschrott in seinem Besitz. Er könnte ihn in eine Bad Bank
ausgliedern. Bewertungsfragen stellen sich dabei nicht.

Ich schlage dem Finanzausschuss des Bundestages vor, Herrn Buiter als
Sachverständigen zu befragen und Herrn Steinbrück dabei zur
Anwesenheit zu verdonnern.

Artikel-URL: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Lucas-Zeise-Alle-Banken-an-
den-Staat/462936.html?mode=print
Bundesrat will Informationsfreiheit im
Finanzsektor deutlich einschränken
Der Bundesrat hat in seiner letzten Sitzung 2008 wenige Tage vor
Weihnachten eine Stellungnahme[1] (PDF-Datei) zu einem Gesetzesentwurf
für Zahlungsdienste beschlossen, wonach die Informationsfreiheit im
Bankensektor noch kürzer treten soll. Die Länder fordern überraschend,
dass sämtliche Aufsichtsbehörden und sonstigen öffentlichen
Kontrollstellen im Finanz- und Versicherungssektor vom allgemeinen
Recht auf Aktenzugang gemäß Informationsfreiheitsgesetz[2] des Bundes
(IFG[3]) ausgenommen werden sollen. Konkret nennt der Bundesrat etwa
die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin[4]) und die
Deutsche Bundesbank[5]. Zivilgesellschaftliche Organisationen laufen
nun Sturm gegen das Vorhaben.

In dem geplanten Gesetz geht es eigentlich um die Umsetzung der


aufsichtsrechtlichen Vorschriften der EU-Zahlungsdiensterichtlinie[6]
(PDF-Datei), mit der neben Banken, Sparkassen und anderen
Kreditinstituten weitere Anbieter Zugang zum Markt für
Dienstleistungen wie Lastschriften, Überweisungen, Daueraufträge,
Zahlungskarten oder Kreditgewährung erhalten sollen. Auf Antrag
Bayerns wollen die Länder nun gleichzeitig die eh schon umfangreichen
Ausnahmeregeln im IFG noch weiter ausdehnen. Schon jetzt besteht kein
Anspruch auf Informationszugang, wenn dieser unter anderem
"nachteilige Auswirkungen" auf Kontroll- oder Aufsichtsaufgaben der
Finanz-, Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden haben könnte.
"Fiskalische Interessen des Bundes" sind genauso pauschal geschützt
vor der Neugier von Bürgern wie Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse
oder teils auch personenbezogene Informationen.

Laut dem Bundesrat hat sich in der praktischen Anwendung des Gesetzes
aufgrund von Akteneinsichtsbegehren gegenüber der BaFin aber gezeigt,
dass die Bestimmungen in Einzelfällen der "Wahrung des
Bankgeheimnisses und der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse
zuwiderlaufen". Die Länder verweisen auf "problematische"
Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Frankfurt aus dem vergangenen
Jahr, welche die BaFin zur Gewährung der Akteneinsicht in bestimmte
Aufsichtsverfahren gegenüber Kreditinstituten verpflichten. Die Kammer
habe keine hinreichenden Belege dafür gesehen, dass mit der
Informationserteilung konkrete nachteilige Auswirkungen auf die
Funktionsfähigkeit der Bankenaufsicht entstünden. Diese Verfahren, in
denen es letztlich um die Verfolgung von Schadensersatzansprüchen
gegen von der BaFin kontrollierte Finanzdienstleistungsinstitute und
somit "bestimmte private Interessen" gehe, hätten bei der
Kreditwirtschaft und der Aufsicht "erhebliche Verunsicherung"
hervorgerufen. Das Bankgeheimnis, sorgen sich die Länder weiter, werde
vom IFG bislang "überhaupt nicht berücksichtigt". Gemeinsam mit den
Geheimdiensten müsste die Bankenaufsicht daher komplett vom Recht auf
Informationszugang ausgenommen werden.

Christoph Partsch, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für


Informationsfreiheit (dgif[7]), lehnt die Initiative dagegen
entschieden ab. "Die erst vor drei Jahren durch das IFG erlangte
Informationsfreiheit der Bürger würde durch die verlangte
Ausnahmeregelung wieder beschnitten", sorgt sich der Bürgerrechtler.
Jetzt in der Wirtschaftskrise die Transparenz in der Finanzaufsicht
abzubauen, verbessere nicht zukünftiges staatliches Handeln, sondern
säe Misstrauen. Völlig inakzeptabel wäre es laut Partsch vor allem,
den Informationszugang zu den Maßnahmen der Finanzmarktstabilisierung
zu sperren.

Generell leistet der Vorschlag der Länder laut Partsch "dem


allgemeinen Eindruck von Kungelei und hemmungsloser Gewinnsucht
Vorschub". Es sei "fachlich abenteuerlich und rechtlich abwegig, wenn
in der Begründung des Bundesrates ausgerechnet der Schutz von
Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen als Beweggrund für die Initiative
genannt wird". Diese Geheimnisse seien ohnehin im Übermaß im IFG
bereits gesichert. Es dränge sich daher der Eindruck auf, "dass die
bayerische Landesregierung mit diesem Gesetzentwurf die Rettung ihrer
Not leidenden Landesbank verschleiern will".

Der medienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jörg Tauss,


lehnt den Vorstoß des Bundesrates ebenfalls entschieden ab. Die
geplante "erhebliche Einschränkung" des IFG ist seiner Ansicht nach
"weder rechtlich geboten noch rechtspolitisch sinnvoll". Es könne
nicht angehen, "gerade jetzt zu Zeiten der Wirtschaftskrise und
angesichts der staatlichen Rettungsprogramme die Transparenz in der
Finanzaufsicht abzubauen". Vielmehr müsse es darum gehen, durch
größtmögliche Transparenz Akzeptanz und Vertrauen in das staatliche
Handeln zurück zu gewinnen. Der Bundesbeauftragte für die
Informationsfreiheit[8], Peter Schaar, habe in seinem
Tätigkeitsbericht zudem ausgeführt, dass Geschäftsgeheimnisse nicht
nur hinreichend im IFG gesichert seien. Sie würden durch die Behörden
vielmehr auch besonders gern angeführt, um einen Informationszugang
abzuwehren. Besonders "befremdlich" ist für Tauss, "dass die FDP sich
mit ihrer Regierungsbeteiligung im Freistaat Bayern offensichtlich vom
Ziel der Informationsfreiheit verabschiedet hat".

URL dieses Artikels:


http://www.heise.de/newsticker/meldung/121683

Links in diesem Artikel:


[1] http://www.bundesrat.de/SharedDocs/Drucksachen/2008/0801-900/827-
08_28B_29,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/827-08(B).pdf
[2] http://www.heise.de/newsticker/Bundestag-verabschiedet-
Informationsfreiheitsgesetz--/meldung/60255
[3] http://bundesrecht.juris.de/ifg/
[4] http://www.bafin.de/
[5] http://www.bundesbank.de/
[6]
http://www.bmj.bund.de/files/1a6e1e4c43c5cf76783e7641c2b763d0/3185/Zahlungsdiensteric
htlinie.pdf
[7] http://www.dgif.de/
[8] http://www.bfd.bund.de/IFG/Home/homepage__node.html
[9] http://www.heise.de/newsticker/Zugang-zu-Daten-der-oeffentlichen-Verwaltung-soll-
einfacher-werden--/meldung/119924
[10] http://www.heise.de/newsticker/Sachsen-Anhalts-Informationsfreiheitsgesetz-kein-
Ansturm-auf-Behoerdenakten--/meldung/118299
[11] http://www.heise.de/newsticker/Buergerrechtler-fordern-Wahrung-der-
Informationsfreiheit-im-EU-Telecom-Paket--/meldung/116301
[12] http://www.heise.de/newsticker/Gruene-wollen-Datenschutz-im-Grundgesetz-
festschreiben--/meldung/109593
[13] http://www.heise.de/newsticker/Buergerrechtler-EU-Kommission-will-
Informationsfreiheit-einschraenken--/meldung/107201
[14] http://www.heise.de/newsticker/Beschwerdestatistik-zum-Informationsfreiheitsgesetz-
des-Bundes--/meldung/106207
[15] http://www.heise.de/newsticker/Zehn-Jahre-gesetzliche-Informationsfreiheit-in-
deutschen-Landen--/meldung/105301
[16] http://www.heise.de/newsticker/Zahl-der-Antraege-auf-Akteneinsicht-bei-der-
Bundesverwaltung-bricht-ein--/meldung/103203
[17] http://www.heise.de/newsticker/Studie-zur-Abfrage-von-Verbindungsdaten-bleibt-unter-
Verschluss--/meldung/100868
[18] http://www.heise.de/newsticker/SPD-will-Grundrecht-auf-Informationsfreiheit-im-
Internet-einfuehren--/meldung/99160
[19] http://www.heise.de/newsticker/Wahlcomputer-und-die-Grenzen-der-
Informationsfreiheit--/meldung/97566
[20] http://www.heise.de/newsticker/Ein-Jahr-Informationsfreiheitsgesetz-in-Mecklenburg-
Vorpommern--/meldung/93569
[21] http://www.heise.de/newsticker/Thueringen-und-Bayern-beharren-auf-
Amtsgeheimnis--/meldung/93160
[22] http://www.heise.de/newsticker/Sachsen-Anhalt-soll-Informationsfreiheitsgesetz-
bekommen--/meldung/92613
[23] http://www.heise.de/newsticker/Informationsfreiheitsbeauftragte-mahnen-blockadefreies-
Informieren-an--/meldung/91046
[24] http://www.heise.de/newsticker/Grosse-Koalition-lehnt-Kostenreduzierung-fuer-die-
Informationsfreiheit-ab--/meldung/86471
[25] http://www.heise.de/newsticker/Bundestagsverwaltung-weist-Akteneinsichtswunsch-
von-Transparency-zurueck--/meldung/85643
[26] http://www.heise.de/newsticker/Rechtsprofessor-Informationsfreiheit-soll-ins-
Grundgesetz--/meldung/84625
[27] http://www.heise.de/newsticker/Statistische-Bilanz-zum-Informationsfreiheitsgesetz-
veroeffentlicht--/meldung/83732
[28] http://www.heise.de/newsticker/Beauftragter-fuer-Informationsfreiheit-fordert-mehr-
Transparenz--/meldung/83113
[29] http://www.heise.de/newsticker/Informationsfreiheit-gilt-nicht-fuer-Wowereits-
Terminkalender--/meldung/82614
[30] http://www.heise.de/newsticker/Mecklenburg-Vorpommern-verteidigt-hohe-Kosten-fuer-
Informationsfreiheit--/meldung/81702
[31] http://www.heise.de/newsticker/Informationsfreiheit-kann-in-Mecklenburg-
Vorpommern-teuer-werden--/meldung/80104
[32] http://www.heise.de/newsticker/Proteste-gegen-Einschraenkung-der-
Informationsfreiheit-in-Schleswig-Holstein--/meldung/78473
[33] http://www.heise.de/newsticker/Bundesregierung-verteidigt-breite-Ausnahmen-bei-der-
Informationsfreiheit--/meldung/76563
[34] http://www.heise.de/newsticker/Neuer-Anlauf-fuer-Informationsfreiheit-in-
Thueringen--/meldung/76308
[35] http://www.heise.de/newsticker/Verwaltungen-in-Bremen-und-Hamburg-werden-
transparenter--/meldung/76312
[36] http://www.heise.de/newsticker/Informationsfreiheit-auch-fuer-Mecklenburg-
Vorpommern--/meldung/76066
[37] http://www.heise.de/newsticker/Saarland-verabschiedet-
Informationsfreiheitsgesetz--/meldung/75556
[38] http://www.heise.de/newsticker/Sozialhilfeverein-gewinnt-im-Rechtsstreit-um-
Informationsfreiheit--/meldung/75411
[39] http://www.heise.de/newsticker/Schleswig-Holstein-Keine-Informationsfreiheit-fuer-
fiskalische-Handlungen--/meldung/74344
[40] http://www.heise.de/newsticker/Deutsche-Gesellschaft-fuer-Informationsfreiheit-
gegruendet--/meldung/73782
[41] http://www.heise.de/newsticker/Innenministerium-haelt-an-hohen-Gebuehren-fuer-
Akteneinsicht-fest--/meldung/73527
[42] http://www.heise.de/newsticker/Vertraege-zur-LKW-Maut-bleiben-
geheim--/meldung/73380
[43] http://www.heise.de/newsticker/Mit-dem-Urheberrecht-gegen-die-
Informationsfreiheit--/meldung/72938
[44] http://www.heise.de/newsticker/Aktensammelstelle-zum-Informationsfreiheitsgesetz-
geht-online--/meldung/70412
[45] http://www.heise.de/newsticker/Bundestag-streitet-ueber-Kosten-fuer-
Informationsfreiheit--/meldung/69793
[46] http://www.heise.de/newsticker/Saftige-Gebuehren-beim-Informationsfreiheitsgesetz-in-
der-Kritik--/meldung/68078
[47] http://www.heise.de/newsticker/22C3-Grenzen-des-Informationsfreiheitsgesetzes-
ausloten--/meldung/67811
[48] http://www.heise.de/newsticker/Informationsfreiheitsbeauftragter-Verwaltung-muss-sich-
umstellen--/meldung/61533
[49] http://www.heise.de/newsticker/Bundesrat-gibt-gruenes-Licht-fuers-
Informationsfreiheitsgesetz--/meldung/61509
[50] http://www.heise.de/newsticker/Bundestag-verabschiedet-
Informationsfreiheitsgesetz--/meldung/60255
[51] http://www.heise.de/newsticker/Brandenburg-Bilanz-zum-
Informationsfreiheitsgesetz--/meldung/59198
[52] mailto:jk@ct.heise.de

Ursula von der Leyen und der Kampf


um das Internet
Die Meldung kommt unter dem Deckmäntelchen des Kinderschutzes daher.
Familienministerin Ursula von der Leyen will zur Bekämpfung von
Kinderpornographie das Internet filtern. Tatsächlich geht es aber wohl
um weit mehr.

Zum Thema Kinderpornographe gibt es nur ein Urteil: bekämpfen. Da sind


wir uns wohl alle einig. Und es gibt nur wenige Themen, bei denen sich
die Bürger in der Republik so einig sein können. Vielleicht deshalb
geht eine heutige Meldung ein wenig unter - und vielleicht ist das
auch so gewollt.

Spiegel Online berichtet, Ursula von der Leyen habe sich mit
Internet-Zugangsanbietern getroffen. Das Ergebnis: ""Noch in dieser
Legislaturperiode" werde ein Filtersystem durch die deutschen
Serviceprovider (ISPs) umgesetzt, das künftig den Zugriff auf solche
Seiten und Angebote verhindern soll."

Ja, klingt doch nett und absolut wichtig. Ein Filter, um


Kinderpornographie zu bekämpfen. Da kann doch niemand was dagegen
haben.

Oder?

Nun ist das ja so eine Sache, dies Kinderpornographie. Zum Beispiel


scheinen die Behörden kaum in der Lage zu sein, Kinderpornographie
überhaupt auszumachen, geschweige denn zu verfolgen. Nehmen wir jene
viel beachtete Aktion "Himmel", bei der über 12.000 Internet-Nutzer
untersucht wurden und es tausende von Verfahren gab. Zwei Anwälte, die
in diesem Bereich tätig sind, sagten mir, ihnen sei nichts von auch
nur einer Verurteilung bekannt. Um es so böse zu sagen: Nicht jede
unbekleidete Dame, die jung aussieht, ist so jung wie sie aussieht.

Die Entstehung von Kinderpornographie muss verhindert werden, ganz


klar. Nur: Wieso sollte das Filtern von Seiten in Deutschland derart
viel dazu beitragen? Wäre nicht ein internationales Vorgehen gegen die
entsprechenden Seitenbetreiber viel effektiver? Nur weil der deutsche
Markt wegbricht, wird kein Kinderporno weniger gedreht oder
fotografiert.

Ihr hartes Vorgehen begründet von der Leyen mit der Behauptung, Pornos
seien eine "Einstiegsdroge". Wenn dem so ist, müsste mit der
Verbreitung des Internet die Zahl der Kindesmissbräuche gestiegen
sein. Oder? Nur: Seit 1997 ist diese Zahl laut Bundeskriminalstatistik
gesunken, so rund um ein Fünftel.

Noch einmal: Das klingt nach einer Verharmlosung des Themas - und das
ist wirklich nicht mein Ziel. Aber: Wir müssen uns fragen, ob eine
weitflächige Beschneidung eines Instrumentes der Meinungsfreiheit
gerechtfertigt ist.
Denn nichts anderes passiert, wie uns das britische Beispiel zeigt. Da
wird mal eben das Internet-Archiv Wayback Machine geblockt.

Doch all das wäre ja vielleicht noch zu ertragen. Schlimmstenfalls


würde halt als Kollateralschaden im Kampf gegen die Kinderpornographie
die legale Erotikindustrie getroffen. Die hat zwar auch Arbeitsplätze
zu bieten, aber in durchaus sehr begrenztem Umfang.

Nur: Die Filterung, wie die Sperrung des Web höflich genannt wird, hat
ja in diesen Tagen Konjunktur in Berlin. Noch im Januar will sich
Justizministerin Brigitte Zypries ebenfalls mit den Zugangsanbietern
treffen. Dann aber geht es um die Musikindustrie.

Deren Lobbyisten sind ja anscheinend in Berlin gern gesehen. Und auch


sie fordern einen Internet-Filter mit dem Ziel, Musikraubkopierer vom
Web abzuklemmen. Wieder einmal muss man einwerfen: Dann müssen
Bücherdiebe auch von Buchhandlungen ferngehalten werden und Diebe im
Supermarkt vom Einkauf von Lebensmitteln. Technisch bleibt ist
sicherlich auch die Frage offen, ob mit der Abschaffung von DRM
überhaupt für einen Zugangsanbieter noch zu ermitteln ist, welche
Musikdateien Raubkopien sind - und welche nicht. Und vergessen wir
nicht: Über die oft angeprangerten Tauschbörsen wird reichlich Musik
ausgetauscht, die frei verschenkt wird.

Nun ist das raubkopieren von Musik in der Tat eine Gesetzesverstoß.
Nur: Die Musikindustrie ist mit einem Umsatz von 1,65 Milliarden Euro
auf der Wirtschaftslandkarte ein Fliegenschiss. Wenn selbst eine so
unbedeutende Branche eine Internet-Sperrung erreichen kann - was
passiert, wenn größere Industrien entsprechendes begehren?

Falscher Behauptungen, technischer Unsinnn, Lobby-Einfluss. Mir


scheint, hier geht es nicht um Kinderpornographie und Raubkopien. Ich
habe den Eindruck, die Politik hat Angst vor dem Internet und will es
kontrollieren, wo es zu kontrollieren ist. Und wir Bürger müssen uns
fragen, ob wir das zulassen wollen.

Mit dem heutigen Tag hat ein Kulturkampf begonnen. Denn diese
Beschränkungsversuche werden erst der Anfang sein. Im Sinne der
Demokratie ist zu hoffen, dass die Politiker erkennen, dass eine
Begrenzung der größten technischen Errungenschaft in der Geschichte
der Menscheit und des wichtigsten Instrumentes der freien
Meinungsäußerung nicht einfach so im Handumdrehen zu rechtfertigen
ist.

URL: http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/eintrag.php?id=2013

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