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Himmel und Hölle: Herausgegeben und umfangreich kommentiert von Hans-Jürgen Hube
Himmel und Hölle: Herausgegeben und umfangreich kommentiert von Hans-Jürgen Hube
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Ebook680 pages6 hours

Himmel und Hölle: Herausgegeben und umfangreich kommentiert von Hans-Jürgen Hube

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"Es gäbe zwei Orte, wo alle Wünsche in ihre eigene Erfüllung übergehen: den Himmel und die Hölle." Franz Josef Czernin

Mit verblüffender sprachlicher Präzision und der systematischen Genauigkeit eines Naturforschers legt der große Mystiker des Abendlandes eine tiefgründige Beschreibung der jenseitigen Welt vor, die der Realität stets ganz nah bleibt und dabei doch unerwartete, utopische Räume von faszinierender Schönheit schafft, welche die 'wirkliche' Matrix zeigen, in der wir unseren Platz im Diesseits wie im Jenseits einnehmen. Swedenborgs Korrespondenzlehre einer Spiegelbeziehung von Himmel und Hölle beeinflusste bedeutende Künstler und Philosophen der damaligen Zeit - darunter William Blake, Arthur Schopenhauer, Anton Webern, Charles Baudelaire oder Paul Gauguin - und wirkt bis in die heutige Zeit hinein.

Heute erinnert man sich kaum mehr an Swedenborg als den großen Naturwissenschaftler und Universalgelehrten, sondern als den verschrobenen Solitär der abendländischen Literatur und Mystik. Seine gerade durch ihre Akribie und Systematik so provozierend wie berauschend wirkende Beschreibung von Himmel und Hölle sorgte damals wie heute für viel Unverständnis. Doch ist die kritizistische Lesart nur eine unter vielen möglichen. Swedenborgs Darstellung der Geisterwelt ist gleichfalls ein Werk von außerordentlicher poetischer Kraft und subtiler Psychologie und es verwundert daher nicht, dass dieser eigenwillige Geist gerade in der späteren Rezeption einen enormen Einfluss auf Denker und Künstler wie August Strindberg, Goethe, Dostojewskij, Joseph Beuys oder Jorge Luis Borges ausgeübt hat.
LanguageDeutsch
Publishermarixverlag
Release dateNov 5, 2013
ISBN9783843801140
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    Himmel und Hölle - Emanuel Swedenborg

    I. ALLGEMEINES

    VOM HIMMEL UND VON DER HÖLLE

    1.Als der Herr von der Vollendung des Zeitlaufs, der die letzte Zeit der Kirche ist, vor den Jüngern sprach, erklärte er am Ende seiner Vorhersage über ihre aufeinander folgenden Weltzustände in Hinblick auf Liebe und Glauben das Folgende:

    »Gleich nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne sich verfinstern und der Mond wird seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel, und alsdann werden wehklagen alle Stämme der Erde: und sie werden sehen den Menschensohn kommend in des Himmels Wolken mit vieler Macht und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel aussenden mit Posaunen und großer Stimme, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden, vom einen Äußersten der Himmel bis zum anderen«: Matthäus 24/29-31³.

    Diejenigen, die diese Worte nach dem Buchstabensinn verstehen, glauben nicht anders, als dass in der letzten Zeit, welche ja auch das »Jüngste Gericht« heißt, alle diese Dinge, wie sie in jenem Sinn beschrieben sind, geschehen werden: dass also nicht nur Sonne und Mond sich verfinstern und die Sterne vom Himmel fallen werden, sondern auch das Zeichen des Herrn am Himmel erscheinen wird. Dass sie ihn nicht nur in den Wolken und zugleich Engel mit Posaunen sehen werden, sondern auch, dass die ganze sichtbare Welt – nach anderen Vorhersagen – vergehen und dann ein neuer Himmel sowie eine neue Erde entstehen werden.

    In dieser Meinung sind heutzutage die meisten innerhalb der Kirche.⁴ Die aber das glauben, kennen nicht die Geheimnisse, die im einzelnen Wort verborgen liegen. In jedem einzelnen Wort befindet sich nämlich noch ein innerer Sinn, unter dem aber nicht natürliche und weltliche Dinge, wie die, die im »Buchstabensinn« gemeint sind, sondern geistige und himmlische Dinge verstanden werden.

    Und zwar gilt dies nicht bloß vom Sinn mehrerer Wörter, sondern auch von jedem gesonderten Wort⁵; denn das biblische Wort ist in lauter Entsprechungen geschrieben worden, eben deshalb, damit sich im Detail noch ein innerer Sinn ergibt.

    Wie dieser Sinn beschaffen ist, kann aus all dem deutlich werden, was über ihn in meinen »Himmlischen Geheimnissen«gesagt und gezeigt worden ist. Das man übrigens auch aus ihnen gesammelt finden kann in meiner Auslegung vom »Weißen Pferd«, von dem ja in der Offenbarung die Rede ist. Nach demselben übertragenen Sinngehalt wäre dann auch zu verstehen, was der Herr in der oben angeführten Stelle von seiner »Ankunft in den Wolken des Himmels« gemeint hat.

    Durch die Sonne, die sich verfinstert, soll hier der Herr hinsichtlich der Liebe bezeichnet werden; der Mond aber bezieht sich auf den Herrn hinsichtlich des Glaubens; die Sterne symbolisieren die Erkenntnisse über Gutes und Wahres oder über Liebe und Glauben; das Zeichen des Menschensohnes am Himmel aber versinnbildlicht das Erscheinen des Göttlich-Wahren; die Stämme der Erde, die da alle »wehklagen« werden, beziehen sich auf alle Dinge des Wahren und Guten oder des Glaubens und der Liebe; die »Ankunft« des Herrn in den Wolken des Himmels aber bedeutet die Macht und die Herrlichkeit seiner Gegenwart im (Bibel-)Wort und auch die Offenbarung. Ja, die Wolken sind einesteils im buchstäblichen Sinn des Wortes gemeint, und andererseits drücken sie im inneren Sinn des Wortes gleichsam die Herrlichkeit Gottes aus; aber die Engel mit Posaunen und großer Stimme sollen in übertragener Bedeutung den Himmel bezeichnen, aus dem das Göttlich-Wahre uns zufließt.

    Hieraus soll deutlich werden: dass unter jenen Worten des Herrn das zu verstehen ist: Am Ende der Kirche, wenn keine Liebe und darum auch kein Glaube mehr da sind, kann der Herr das biblische Wort nach dessen innerem Sinn aufschließen und die Geheimnisse des Himmels somit offenbaren.

    Ja, diese Geheimnisse, die im Folgenden dargestellt werden sollen, betreffen Himmel und Hölle, aber sie eröffnen uns zugleich Erkenntnisse über das weitere Leben des Menschen nach seinem Tod!

    Der Kirchenmensch weiß heutzutage kaum etwas Rechtes von Himmel und Hölle und von seinem Leben nach dem Tod, obwohl sich doch alles im (Bibel-)Wort genau beschrieben findet! Ja, viele, die innerhalb der Kirche geboren sind, leugnen Himmel und Hölle sogar, indem sie in ihrem Herzen sprechen:

    »Wer ist von da zurückgekommen und hat davon erzählt?«

    Damit nun solches Leugnen, das vorzüglich bei den Weltklugen herrscht, nicht auch die anstecken und verderben möge, die einfältigen Herzens und einfältigen Glaubens sind, ist mir aufgetragen worden, mit den Engeln zusammen zu sein, mit ihnen zu reden wie ein Mensch mit einem anderen und auch Dinge in Himmeln und desgleichen in Höllen zu beschauen, und zwar nun schon seit dreizehn Jahren! Und ich will nun diese Phänomene nach dem Gesehenen und dem Gehörten beschreiben, in der Hoffnung, dass so die große Unkenntnis aufgeklärt und der Unglaube zerstreut werden mögen. Eine solche unmittelbare Offenbarung ist heutzutage wirklich zeitgemäß, weil sie ja auch erklärt, was eigentlich unter der Ankunft des Herrn zu verstehen ist!

    DER HERR IST DER GOTT DES HIMMELS

    2.Zuerst sollte man wissen, wer denn der Gott des Himmels ist, weil all das Übrige davon abhängt. Im ganzen Himmel wird kein anderer als »Gott des Himmels« anerkannt als der Herr allein. Die dort Befindlichen sagen – wie er’s selber einst gelehrt hat –, dass er eins mit dem Vater und dass der Vater in ihm sei. Ja, er sei eigentlich im Vater, und wer ihn sehe, erblicke den Vater, und alles Heilige gehe aus ihm hervor.

    Vgl. Johannes 10/30,38; 14/10,11; 16/13-15.

    Ich sprach hierüber des Öfteren mit den Engeln, und sie sagten beharrlich, sie könnten im Himmel das Göttliche nicht in dreierlei (Personen) trennen, weil sie wüssten und wahrnähmen, dass das Göttliche eins ist und dass es eins ist im Herrn. Sie erzählten auch, dass die, die von der Kirche aus der Erdenwelt hergekommen seien und bei denen die Vorstellung von »drei göttlichen Wesen« herrsche, gar nicht in den Himmel aufgenommen werden können, weil nämlich deren Denken immerzu von einem zum anderen hin und her irre und weil es dort (auf Erden) nicht erlaubt sei, drei zu denken und eins zu nennen.⁶ Im Himmel rede jeder genau, was er denke, denn dort finde stets das »denkende Reden« oder das »redende Denken« statt. Deshalb könnten also solche, die auf der Erde das Göttliche in drei Personen unterschieden und sich von jeder eine gesonderte Vorstellung gebildet und diese nicht im Herrn zu einer verdichtet hätten, einfach nicht aufgenommen werden!

    Denn im Himmel finde eine Art Gemeinschaftlich-Machen aller Gedanken statt. Würde daher einer dorthin kommen, der an drei (Wesen) denkt, aber eines nur ausspricht, so würde man ihn sogleich erkennen und ausstoßen!

    Nun, es ist jedoch gut zu wissen, dass alle, die nicht Wahres vom Guten oder Glauben von Liebe getrennt hatten, im »anderen Leben«, wenn sie belehrt worden sind, die himmlische Idee des Herrn annehmen, dass »er der Gott des Alls« ist. Anders aber treiben’s die, die den Glauben vom Leben getrennt haben, soll heißen, die nicht nach den Vorschriften des »wahren Glaubens« lebten.

    3.Die innerhalb der Kirche den Herrn geleugnet und bloß den Vater anerkannt und in solchem Glauben sich stark gemacht hatten, sind gänzlich außerhalb des Himmels. Und weil bei ihnen keinerlei Einfließen aus dem Himmel stattfindet, wo der Herr allein angebetet wird, so werden sie stufenweise ihrer Kraft beraubt, über irgendetwas noch etwas Wahres zu denken. Und sie werden endlich stumm oder reden Törichtes. Und schwanken beim Gehen, und ihre Arme hängen herab und wackeln hin und her, als hätten sie keine Kraft mehr in den Gelenken. Die aber das Göttliche des Herrn negiert und bloß sein Menschsein anerkannt hatten, wie die Socinianer⁷, sind gleichfalls außerhalb des Himmels und werden nach vorn etwas rechts davon hingebracht und in die (Höllen?-)Tiefe hinabgelassen und so gänzlich von den Übrigen aus der Christenheit abgesondert.

    Die aber, die sagten, sie glaubten bloß an etwas Unsichtbar-Göttliches, das sie das Seiende des Alls nannten, aus dem alles entstanden sei, und den Glauben an den Herrn verwarfen, wurden als solche Leute befunden, die eigentlich an gar keinen Gott glaubten, weil das Unsichtbar-Göttliche ihnen wie die Natur in ihren ersten Tagen erscheint, als es keinen Glauben und keine Liebe geben konnte, weil es davon kein Denkbild gibt. Diese Leute werden meist denen zugerechnet, die man Naturalisten⁸ genannt hat.

    Anders steht es mit denen, die bloß außerhalb der Kirche geboren wurden und somit als Heiden anzusprechen sind. Und von ihnen soll im Folgenden die Rede sein!

    4.Alle Kinder, aus denen der dritte Teil des Himmels besteht, werden zur Überzeugung und zum Glauben geführt, dass der Herr ihrVater ist, und später, dass er der Herr aller, somit der Gott des Himmels und der Erde ist. Dass in den Himmeln die Kinder heranwachsen und durch Erkenntnisse bis zur engelsgleichen Einsicht und Weisheit vervollkommnet werden, wird man im Folgenden übrigens noch sehen können!

    5.Der Herr ist derGott des Himmels, und das können die Angehörigen der Kirche nicht bezweifeln, denn er selbst lehrte ja, dass alles, was der Vater hat,sein ist: Matthäus 11/27; Johannes 16/15; 17/2. Und dass er alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat: Matthäus 28/18. Im »Himmel so auch auf Erden« heißt es, denn derjenige, der den Himmel regiert, beherrscht auch die Erde – das eine hängt vom anderen ab.

    Himmel und Erde regieren – das heißt, sie empfangen von ihm alles Gute, also die Sache der Liebe, und alles Wahre, also die Sache des Glaubens! Mithin erhalten sie alle Einsichten und alle Weisheiten und so alle Seligkeit, mit einem Wort, das ewige Leben.⁹ Dies lehrte auch der Herr, indem er sagte:

    »Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen«: Johannes 3/36. Und an anderer Stelle: »Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, wenn er auch stirbt; jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben«: Johannes 11/24,25. Und an einer weiteren Stelle: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben«: Johannes 14/6.

    6.Es waren da einigeGeister, die – solange sie auf der Welt lebten –, den Vater zwar anerkannt, vom Herrn aber keine andere Vorstellung als die von einemMenschen gehabt hatten. Sie hatten daher gar nicht geglaubt, dass er derGott des Himmels ist.

    Diesen Geistern wurde deshalb erlaubt, herumzuwandern und dort, wo sie es wollten, zu untersuchen, ob es noch einenanderen Himmel gebe als den des Herrn. Sie suchten auch wirklich einige Tage hindurch und fanden nirgends einen weiteren. Sie gehörten zu denen, die die Seligkeit des Himmels mit ihrerHerrlichkeit und ihremHerrschertrieb gleichsetzten. Und weil sie ihren Wunsch nicht erlangen konnten und weil ihnen gesagt wurde, der Himmel bestehe nicht aus dergleichen, da wurden sie unwirsch und wollten einen solchen Himmel haben, in dem sie über andere herrschen konnten. Und sie verlangten eine solche Herrlichkeit, durch die sie – wie auf Erden – über andere herausragen würden.

    DAS GÖTTLICHE DES HERRN BILDET DEN HIMMEL

    7.Die Engel heißen – zusammen genommen – »der Himmel«, weil sie ihn nämlich bilden; dennoch ist es das aus dem Herrn hervorgehende Göttliche, das bei den Engeln einfließt und von ihnen aufgenommen wird, das den Himmel im Allgemeinen und im Besonderen ausmacht. Das vom Herrn ausgehende Göttliche ist das »Gute der Liebe« und das »Wahre des Glaubens«; in dem Maße also, wie sie Gutes und Wahres vom Herrn aufnehmen, sind sieEngel und insoweit sind sie quasi »der Himmel«.

    8.Ein jeder in den Himmeln weiß und glaubt, ja fühlt [percipit], dass er nichts Gutes aus sichselbst will und tut und nichts Wahres aus sich selbst denkt und glaubt, sondern aus dem Göttlichen, somit aus dem Herrn, und dass das Gute und das Wahre aus ihm selbst nichts Gutes und Wahres ist, weil ein Leben aus dem Göttlichen nicht darin ist. Die Engel des innersten Himmels nehmen den Einfluss auch deutlich wahr und empfinden ihn, und in dem Maße, wie sie ihn aufnehmen, ist ihnen auch bewusst, im Himmel zu sein [videntur sibi in caelo esse]. Denn in dieser Hinsicht sind sie in Liebe und Glauben und ebenso im Licht der Einsicht und Weisheit und der daraus entspringendenhimmlischen Freude.

    Und weil dieses alles aus dem Göttlichen des Herrn hervorgeht und darin für die Engel derHimmel liegt, so ist offensichtlich, dass das Göttliche des Herrn den Himmel ausmacht und es nicht die Engel mit irgendetwas von ihrem Eigenen sind.¹⁰ Daher kommt es, dass im(Bibel-)Wort der Himmel »Wohnung des Herrn« oder »sein Thron« heißt und dass von denen, die darin sind, gesagt wird, sie seien »im Herrn«. Wie aber das Göttliche aus dem Herrn hervorgeht und den Himmel erfüllt, wird im Folgenden gesagt.

    9.Die Engel gehen kraft ihrer Weisheit noch weiter; sie sagen nicht nur, dass alles Gute und Wahre vom Herrn stamme, sondern auch alles, was zum Leben gehöre; sie begründen dies damit, dass nichts aus sich selbst entstehen kann, sondern aus einem ihm Vorausgehenden, und dass somit alles aus einem Ersten entsteht, das sie das eigentliche Sein allen Lebens nennen, und dass in gleicher Weise alles bestehe, weil das Bestehen ein beständiges Entstehen ist. Und was nicht fortwährend durch Mittelglieder im Zusammenhang mit dem ersten gehalten wird, das fällt bald zusammen und wird gänzlich zerstreut. Sie sagen überdies, dass es nur einen einzigenQuell des Lebens gebe und das Leben des Menschen bloß ein Bächlein aus ihm sei, das, sofern es nicht von seinem Quell her fortwährend gespeist wird, bald versiegen müsse.

    Ferner sagen sie, dass aus jenem einzigen Quell des Lebens, welcher der Herr ist, nichts als Göttlich-Gutes und Göttlich-Wahres hervorgehe und dass diese jeden – je nach Aufnahmefähigkeit – anregen. In denen indessen, welche diese im Glauben und im Lebenswandel aufnehmen, sei derHimmel. Diejenigen dagegen, die dies zurückstoßen oder ersticken, verkehren es in eine Hölle, denn sie verwandeln Gutes in Böses und Wahres in Falsches, somit das Leben in den Tod. Dass alles zum Leben Gehörende vom Herrn stammt, begründen sie auch damit, dass alles im Weltall sich aufs Gute und Wahre beziehe, auf das Leben des Menschen, das zugleich einLeben seiner Liebe ist. Da nun alles Gute und Wahre von oben kommt, folgt hieraus, dass auch alles dem Leben Zugehörende von daher kommt.

    Da die Engel dies glauben, lehnen sie auch jeglichenDank ab für das Gute, das sie tun, ja sie werden unwillig und treten zurück, wenn jemand ihnen Gutes zuschreibt. Sie wundern sich, dass jemand glauben könne, er sei weiseaus sich und tue Gutes aus sich selbst, denn: Gutes tun um seiner selbst willen nennen sie nicht etwas Gutes, weil man es aus sich selbst heraus tut. Aber Gutes tun um des Guten willen, das nennen sie Gutes aus dem Göttlichen, und dieses Gute allein mache den Himmel aus, weil dieses Gute der Herr sei.

    10.Die Geister, die – als sie noch auf der Welt lebten – sich in dem Glauben bestärkt sahen, das Gute, das sie tun, und das Wahre, das sie glauben, komme aus ihnen selbst oder sei ihnen als das Ihrige zugeeignet worden – und in diesem Glauben wiegen sich all die, die sich ein Verdienst auf gute Taten und Gerechtigkeit zuschreiben – diese werden nicht in den Himmel aufgenommen. Ja, die Engel fliehen sogar vor ihnen, betrachten sie als stumpfsinnige Wesen und Diebe; als stumpfsinnige, weil sie in einem fort bloß auf sich und nicht aufs Göttliche sehen, als Diebe, weil sie dem Herrn entziehen, was ihm gehört. Diese sind gegen den himmlischen Glauben, dass das Göttliche des Herrn bei den Engeln den Himmel ausmacht.

    11.Dass die, die im Himmel und in der Kirche sind, im Herrn sind und der Herr in ihnen, lehrt auch der Herr, wenn er sagt:

    »Bleibet in mir und ich in euch; wie eine Rebe nicht Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibet. Ich bin der Weinstock, ihr die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun«: Johannes 15/4-7.

    12.Hieraus kann man nun erkennen, dass der Herr bei den Engeln des Himmels in den Seinigen wohnt und dass er dasEin und Alles des Himmels ist.

    IM HIMMEL IST DAS GÖTTLICHE DES HERRN DIE LIEBE ZU IHM UND ZUM NÄCHSTEN

    13.Das vom Herrn ausgehende Göttliche wird im Himmel dasGöttlich-Wahre genannt, und zwar aus einem im folgenden anzuführenden Grund: Es fließt nämlich vom Herrn aus seiner göttlichen Liebe in den Himmel ein. Göttliche Liebe und das daraus entspringende GöttlichWahre verhalten sich vergleichsweise wie Feuer und Sonnenlicht auf der Welt: die Liebe ist wie das Feuer der Sonne und das Wahre daraus wie das Licht aus der Sonne. Aufgrund dieserEntsprechung bezeichnet auch das Feuer die Liebe und das Licht das aus ihr hervorgehende Wahre.¹¹ Hieraus kann deutlich werden, welches das aus der göttlichen Liebe des Herrn hervorgehende Göttlich-Wahre eigentlich ist: dass es sich nämlich in seiner Wesenheit um das Göttlich-Gute handelt, verbunden mit dem GöttlichWahren. Und weil es so verbunden ist, belebt es alles zum Himmel Gehörende, gerade so, wie die mit dem Licht verbundene Sonnenwärme auf der Welt alle Teile des Erdkörpers befruchtet, wie dies etwa zur Zeit des Frühlings und des Sommers geschieht. Oder anders: Wenn die Wärme nicht mit dem Licht verbunden und das Licht kalt ist, dann erstarrt alles und liegt wiegestorben darnieder. Jenes Göttlich-Gute, das mit der Wärme verglichen wurde, ist also das Gute der Liebe bei den Engeln. Und das Göttlich-Wahre, das mit dem Licht verglichen wurde, ist dasjenige, wodurch und woraus das Gute der Liebe sich bildet.

    14.Also, das Göttliche, das den Himmel bildet, ist demnach die Liebe, weil sie einegeistige Verbindung darstellt: sie verknüpft die Engel mit dem Herrn und verbindet sie zugleich auch untereinander, ja sie verbindet sie so, dass sie vor dem Auge des Herrnalle wie eins sind. Überdies ist die Liebe daseigentliche Sein des Lebens bei jedem, weshalb aus ihr Engel und Mensch ihr Leben beziehen. Dass aus der Liebe die innerste Lebenskraft [vitale] des Menschen stammt, kann ein jeder wissen, der nachdenkt. Denn in ihrer Gegenwart erwärmt er sich, infolge ihrer Abwesenheit aber erkaltet er, und ist sie ihm gänzlich entzogen, so stirbt er. Man muss jedoch zudem noch wissen, dass bei jedem Wesen sein Leben genau so beschaffen ist wie seine Liebe.

    15.Nun gibt es ja im Himmel zwei unterschiedliche Arten von Liebe: eine Liebe zum Herrn und eine Liebe gegenüber den Nächsten. Iminnersten oder dritten Himmel herrscht die Liebe zum Herrn, und im zweiten oder mittleren Himmel aber die Liebe gegenüber den Nächsten. Beide gehen vom Herrn aus, und beide bilden also den Himmel. Wie beide Arten von Liebe sich unterscheiden und wie sie sich verbinden, stellt sich im Himmel in hellem Licht dar, erscheint indessen auf Erden ziemlich dunkel.

    Im Himmel wird unter »den Herrn lieben« nicht verstanden, ihn seiner Person nach zu lieben, vielmehr das Gute zu lieben, das aus ihm stammt. Und das »Gute lieben« heißt: das Gute aus Liebe zu wollen und zu tun! Und unter »den Nächsten lieben« wird nicht verstanden, den Mitmenschen seinerPerson nach zu lieben, sondern das Wahre zu lieben, das aus dem(Bibel-)Wort kommt. Jedenfalls: das Wahre zu lieben heißt, das Wahre zu wollen und zu tun. Hieraus wird klar, dass jene beiden Arten von Liebe sich unterscheiden wie das Gute und das Wahre, dass sie sich aber verbinden wie das Gute mit dem Wahren. Allein, dies geht schwer in den Kopf eines Menschen hinein, der gar nicht weiß, was Liebe heißt, was das Gute und was der Nächste überhaupt ist.¹²

    16.Ich sprach hierüber einige Male mit Engeln, die sagten mir, sie wunderten sich, dass die Kirchenmenschen gar nicht wüssten, dass den Herrn zu lieben und den Nächsten zu lieben doch heiße, das Gute und Wahre zu lieben und es auch tun zu wollen, während sie doch wissen könnten, dass ein jeder seine spezielle Liebe durch sein Wollen und sein Tun bezeugt, dass er weiß, was der andere will, und so wiedergeliebt und mit ihm verbunden wird, und nicht etwa dadurch, dass er ihn bloß liebt und dennoch seinen Willen nicht einsetzt, was an sich eine Art desNichtliebens ist!

    Und auch dies – sagen die Engel – könnten sie wissen, dass das vom Herrn ausgehende Gute seinEbenbild sei, weil er darin ist, und dass die Ebenbilder auch mit ihm verbunden würden, die das Gute und Wahre zur Sache ihres Lebens machten, und zwar durch ihren Willen und ihre Tat. Denn das Wollen sei ja gleichbedeutend mit Lieben!

    Dass dem so ist, lehrt auch der Herr im biblischenWort, indem er sagt:

    »Wer meine Gebote hat und sie tut, der ist es, der mich liebt, und ich werde ihn lieben und Wohnung bei ihm nehmen«: Johannes 14/21,23; und an anderer Stelle heißt es: »Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben«: Johannes 15/10,12.

    17.Das vom Herrn ausgehende Göttliche, das die Engel anregt und den Himmel ausmacht, ist Liebe … und das bezeugt ja auch jegliche Erfahrung im Himmel! Denn alle dort sind letztlich Ausgestaltungen der Liebe und der Nächstenliebe. Sie erscheinen in unaussprechlicher Schönheit, und ihre Liebe leuchtet aus ihrem Antlitz, aus ihrer Rede und aus den einzelnen Äußerungen ihres Lebens hervor. Überdies gibt es auch geistige Strömungen [sphaerae] des Lebens, die aus jedem Engel und jedem Geist hervorquellen und sie gleichsam umwallen, mittels derer sie zuweilen in großer Entfernung erkannt werden, wie sie nämlich beschaffen sind hinsichtlich der Neigungen, die zu ihrer Liebe gehören.

    Denn dieseSphären strömen quasi aus Leben, Neigung und Denken – oder aus der Liebe und dem aus dieser hervorgehenden Glauben bei einem jeden! Die aus den Engeln hervorgehendenSphären sind so voller Liebe, dass sie das innerste Leben derer, bei denen sie sind, ergreifen. Sie wurden mehrmals von mir empfunden und regten mich sehr an.

    Ja, dass es die Liebe ist, aus der die Engel ihr Leben beziehen, wird auch aus dem Umstand klar, dass sich gleichsam jeder im »anderen Leben« seiner Herzensneigung zukehrt. Die in Liebe zum Herrn und in Nächstenliebe sind, wenden sich nämlich ständig dem Herrn zu. Die aber in Liebezu sich selbst leben, wenden sich ständig vom Herrn ab: Dies geschieht bei jeder Wendung ihres Leibes.

    Denn im »anderen Leben« verhalten sich die Räume gemäß den Zuständen ihres Inneren, ebenso die Himmelsgegenden, die hier nicht hinsichtlich ihrer Lage festgelegt sind wie auf Erden, sondern entsprechend der Richtung ihres Gesichts bestimmt werden. Jedoch sind es nicht etwa die Engel, die sich dem Herrn zuwenden, vielmehr ist es der Herr, der sich denen zuwendet, die all das tätig lieben, was aus ihm stammt. Doch hierüber mehr im Folgenden, wo von den Himmelsgegenden im »anderen Leben« die Rede sein wird.

    18.Das Göttliche des Herrn im Himmel ist die Liebe, weil sie das Aufnahmegefäß aller Güter des Himmels ist, die da sind: Friede, Einsicht, Weisheit und Seligkeit, denn die Liebe nimmt alles und jedes in sich auf, was mit ihr übereinstimmt, sie sehnt sich danach, sucht es auf und zieht eswie von selbst in sich hinein. Stets will sie dadurch bereichert und vervollkommnet werden, was dem Menschen auch gut bekannt ist, denn die Liebe bei ihm sucht und nimmt sich aus den Feldern seines Gedächtnisses all das heraus, was mit ihr übereinstimmt, und sammelt es, stellt es als Richtschnur auf, damit es ihr Eigenes sei, und unterwirft es sich, damit es ihr diene. Das Übrige aber, das eben nicht mit ihr übereinstimmt, verwirft sie und entfernt es.

    Dass der Liebe die Fähigkeit innewohnt, die mit ihr übereinstimmenden Wahrheiten in sich aufzunehmen, sowie das Verlangen, sie mit sich zu vereinen, war auch deutlich an solchen Geistern zu ersehen, die in den Himmelerhoben wurden. Obwohl sie auf Erden einfältig waren, überkam sie doch Engelweisheit und sie spürten die Wonnen des Himmels, sobald sie unter die Engel gelangt waren. Und dies geschah, weil sie das Gute und das Wahre um des Guten und Wahren willen geliebt und in ihr Leben eingepflanzt hatten, weil sie hierdurch fähig geworden waren, den Himmel mit all seiner Unaussprechlichkeit in sich aufzunehmen.

    Diejenigen Leute hingegen, die in der Liebezu sich und zurWelt leben, haben nicht die Fähigkeit, sie aufzunehmen. Sie haben eine Abneigung dagegen, stoßen sie von sich und entfliehen ihr bei erster Berührung und Einflussnahme. Und sie gesellen sich zu solchen in der Hölle, die mit ihnen in einer gleichen Art von Liebe verquickt sind.

    Nun, es fanden sich Geister, die zweifelten, ob dergleichen wirklich der himmlischen Liebe innewohne, und die wissen wollten, ob dem wirklich so sei. Und sie wurden unter einstweiliger Entfernung aller Hindernisse wirklich in den Zustand derhimmlischen Liebe versetzt und nach vorn hin in eine solche Ferne gebracht, wo der Engelhimmel sich befindet. Und von dort aus sprachen sie mit mir und sagten, sie fühlten eine Seligkeit, die inniger sei, als sie sie mit Worten ausdrücken könnten, ja, sie bedauerten sehr, dass sie in ihren vorigen Zustand zurückkehren müssten.

    Auch andere wurden in den Himmel erhoben, und je mehr sie es innerlich fühlten oder höher gehoben wurden, desto mehr traten sie in eine neue Einsicht und Weisheit ein, so dass sie Dinge erfassen konnten, die ihnen früher unbegreiflich gewesen waren.

    Hieraus ersieht man, dass die vom Herrn ausgehende Liebe gleichsam dasAufnahmegefäß des Himmels und aller Dinge in ihm ist.

    19.Dass die Liebe zum Herrn und die Liebe gegenüber den Nächsten alle göttlichen Wahrheiten in sich einschließt, kann aus dem klar werden, was der Herr selbst von diesen beiden Arten der Liebe gesagt hat, indem er sprach:

    »Du sollst deinen Gott lieben von ganzem Herzen und von deiner ganzen Seele! Dies ist das erste und größte Gebot; das zweite, das diesem gleichgesetzt ist, lautet: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! An diesen zwei Geboten hängen das Gesetz und die Propheten!«: Matthäus 22/37-40.

    Demnach: das Gesetz und die Propheten sind das ganze biblische Wort, somit alles Göttlich-Wahre.

    DER HIMMEL IST IN ZWEI REICHE UNTERTEILT

    20.Weil im Himmel unendliche Mannigfaltigkeiten sind und nicht eine Gesellschaft der anderen, ja nicht einmal ein Engel dem anderen ganz ähnlich ist, so wird der Himmel im Allgemeinen, im Besonderen und auch im Einzelnen genau unterschieden. Im Allgemeinen besteht er aus zwei Reichen. Im Besonderen weist er drei Himmel auf, und im Einzelnen unzählige Gesellschaften: von jedem wird in dem nun Folgenden die Rede sein.Reiche heißen sie deswegen, weil ja der Himmel dasReich Gottes genannt wird.

    21.Es gibt Engel, die das vom Herrn ausgehende Göttliche mehr innerlich und solche, die es weniger innerlich aufnehmen. Die es mehr innerlich auffassen, heißen himmlische Engel, die es aber weniger innerlich wahrnehmen, heißen geistige Engel. Daher wird der Himmel unterteilt in zwei Reiche, von denen eines dashimmlische Reich, das andere dasgeistige Reich genannt wird.

    22.Die Engel, die das himmlische Reich ausmachen, werden – weil sie das Göttliche des Herrn mehr innerlich aufnehmen – innigere und auch höhere Engel genannt; und infolgedessen werden auch die Himmel, die aus ihnen bestehen, innigere und höhere genannt. Sie heißen höhere und niedrigere, weil ja das Innerliche und das Äußerliche so bezeichnet wird.

    23.Diejenige Liebe, in der die leben, die sich im himmlischen Reich befinden, nennt man »die himmlische Liebe«; und die Liebe, in der die sind, die sich im geistigen Reich befinden, wird »die geistige Liebe« genannt; die himmlische Liebe ist die Liebe zum Herrn, und die geistige Liebe ist die tätige Liebe (Liebtätigkeit) gegenüber dem Nächsten. Und weil alles Gute gleichsam Sacheeiner Liebe ist, weil das, was jemand liebt, ihm gut erscheint, darum heißt auch das Gute des einen Reichs das »himmlische Gute« und das des anderen das »geistige Gute«.

    Hieraus ergibt sich auch, worin sich beide Reiche unterscheiden: nämlich genauso wie das Gute der Liebe zum Herrn wie das Gute der tätigen Liebe gegenüber dem Nächsten; und weil jenes Gute mehr »innerliches Gute« ist und jene Liebe mehr »innigere Liebe« ist, darum sind also die himmlischen Engel weitaus »innigere« Engel und heißen die »höheren«¹³.

    24.Das himmlische Reich wird auch das priesterliche Reich des Herrn genannt undim (Bibel-)Wort »seine Wohnung«, und das geistige Reich heißt »sein königliches Reich« und imWort »sein Thron«; nach seinem Himmlisch-Göttlichen wurde auch der Herr in der Welt Jesus und nach dem Geistig-Göttlichen Christus genannt.

    25.Die Engel im himmlischen Reich des Herrn übertreffen weit an Weisheit und Herrlichkeit die Engel, die sich im geistigen Reich befinden, und dies darum, weil sie das Göttliche des Herrn inniger aufnehmen; denn sie sind stärker in der Liebe zu ihm und daher ihm näher und enger mit ihm verbunden. Diese Engel sind so beschaffen, weil sie die göttlichen Wahrheitensogleich im Leben aufgenommen haben und weiter aufnehmen und nicht – wie die geistigen – nach vorangegangenen Gedächtnisübungen und Grübeleien. Deshalb sind diese ihren Herzen fest eingeschrieben und fühlen sich als solche, und sie schauen gleichsam in sich hinein, und nie stellen sie darüber Berechnungen an [ratiocinantur], ob etwas so sei oder nicht so sei. Sie sind solche, die bei Jeremia so beschrieben worden sind:

    »Ich werde mein Gesetz in ihren Geist geben, und in ihr Herz es schreiben: nicht mehr wird jemand seinen Freund, noch jemand seinen Bruder lehren, sprechend: Erkennet den Jehova; sie werden mich erkennen vom Kleinsten derselben bis zum Größten derselben«: Jeremia 31/33,34. Und bei Jesaja heißen sie »von Jehova Belehrte«: Jesaja 54/13. Dass die von Jehova Belehrten die vom Herrn Belehrten sind, lehrt der Herr selbst bei Johannes 6/45,46.

    26.Es wurde hier schon gesagt, sie hätten Weisheit und Herrlichkeit vor den Übrigen, weil sie die göttlichen Wahrheitensogleich im Leben aufnehmen; sobald sie nämlich solches hören, wollen sie solche auch und handeln danach, ohne es im Gedächtnis festzulegen, um dann nachzugrübeln, ob es denn so sei.

    Die so geartet sind, wissen sogleich durch den Einfluss des Herrn, ob das Wahre, das sie hören, wirklichwahr ist, denn der Herr fließt unmittelbar in das Wollen des Menschen und mittelbar durch das Wollen in sein Denken ein. Oder – was dasselbe ist –: der Herr fließt unmittelbar ins Gute und mittelbar durch das Gute ins Wahre ein. Denn Gutes nennt man doch dasjenige, was Sache desWillens und aus diesem heraus derTat ist!

    Wahres hingegen nennt man, was Sache des Gedächtnisses und aus diesem heraus des Denkens ist. Aber es wird alles Wahre inGutes verwandelt und der Liebe eingepflanzt, sobald es in den Willen eingeht; solange aber das Wahre bloß im Gedächtnis und aus diesem im Denken ist, ist es nicht das Gute, und es lebt auch nicht, noch wird es dem Menschen zugeeignet, weil der Mensch eben ein Mensch kraft seines Willens und Verstands ist: aus diesem ersten schöpft er und nicht kraft des vom Willen getrennten Verstands!

    27.Weil nun ein solcher Unterschied besteht zwischen den Engeln des himmlischen Reiches und den Engeln des geistigen Reiches, so sind sie auch nicht beisammen, noch haben sie Umgang miteinander: es findet bloß eine Gemeinschaft statt durch die zwischen ihnen stehenden Engelgesellschaften, die auch die geistig-himmlischen Gemeinschaften [coelestes spirituales] heißen; durch diese fließt das himmlische Reich in das geistige ein; daher kommt es, dass der Himmel, obgleich er in zwei Reiche aufgeteilt ist, dennoch als ein einziger wahrgenommen wird. Der Herr sorgt auch stets für solche vermittelnde Engel, durch die eine Gemeinschaft und eine Verbindung also stattfindet.

    28.Weil im Folgenden von den Engeln des einen und des anderen Reiches noch umfänglich erzählt wird, sollen die Einzelheiten hier übergangen werden!

    ES GIBT DREI HIMMEL

    29.Ja, es gibt drei Himmel, und diese sind untereinander völlig verschieden. Der innerste oder dritte, der mittlere oder zweite, und der unterste oder erste; sie folgen aufeinander und bestehen untereinander etwa so wie das Oberste des Menschen, das das Haupt heißt, sein Mittleres, das der Leib ist, und das Unterste, das die Füße sind; oder etwa so, wie der oberste Teil eines Hauses, sein mittlerer Abschnitt und sein unterster Bau, in solcher Ordnung ist auch das Göttliche angeordnet, das vom Herrn ausgeht und herabsteigt; daher ist infolge einer solchen Ordnungsnotwendigkeit der Himmel in drei Teile gegliedert.

    30.Das Innere [interiora] des Menschen, also das seines Gemütes [mentis] und Charakters [animi], befindet sich in einer ähnlichen Ordnung: er hat ein Innerstes, ein Mittleres und ein Letztes [ultimum]; denn in den Menschen sind – als er geschaffen wurde – alle Stufen der göttlichen Ordnung angelegt worden, so dass er zum göttlichen System im Bild [in forma] und zu einem Himmel in kleinster Gestalt [effigie] wurde. Darum auch steht der Mensch in Gemeinschaft mit den Himmeln nach seinem Inneren; und er kommt auch nach seinem Tod unter die Engel: Entweder unter die Engel des innersten Himmels oder des mittleren oder des letzten Himmels, je nachdem, wie er das Göttlich-Gute und Göttlich-Wahre vom Herrn aufnimmt, solange er auf Erden lebt.

    31.Dasjenige Göttliche, das vom Herrn einfließt und im dritten oder innersten Himmel aufgenommen wird, heißt das Himmlische, und infolgedessen werden die Engel, die hier sind, ja himmlische Engel genannt. Und das Göttliche, das vom Herrn ausgeht und im zweiten oder mittleren Himmel aufgenommen wird, heißt nun das Geistige, und daher heißen die Engel, die sich hier aufhalten, geistige Engel: Das Göttliche aber, das vom Herrn einfließt und im untersten oder ersten Himmel aufgenommen wird, heißt das Natürliche; weil jedoch das Natürliche dieses Himmels nicht wie das Natürliche der Welt ist, sondern etwas Geistiges und Himmlisches in sich trägt, so heißt eben dieser Himmel der natürlich-geistige und -himmlische [spirituale et coeleste naturale], und darum heißen die Engel, die hier sind, die Natürlich-Geistigen und Natürlich-Himmlischen [spirituales et coelestes naturales].

    Natürlich-geistige Engel [spirituales naturales] heißen solche, die den Einfluss aus dem mittleren oder zweiten Himmel aufnehmen, der der geistige Himmel ist. Natürlich-himmlische [coelestes naturales] aber werden die genannt, die den Einfluss aus dem dritten oder innersten Himmel aufnehmen, der ja der himmlische Himmel ist. Die natürlich-geistigen und die natürlich-himmlischen Engel sind unter sich sehr abgeteilt, machen aber doch einen Himmel aus, weil sie auf ein und derselben Stufe stehen.

    32.Übrigens, es ist in jedem Himmel ein inneres und ein äußeres Element; die im Innern sind, heißen dort innerliche Engel, die aber im Äußeren sind, bezeichnet man da als äußerliche Engel. Äußeres und Inneres in den Himmeln – oder in einem jeden Himmel – verhalten sich wie das Wollende [voluntarium] und dessen Verstandesmäßige [intellectuale] beim Menschen, das Innere ist der Wille und das Äußere der Verstand. Alles Wollende hat sein Verstandesmäßiges, das eine ohne das andere findet nicht statt. Der Wille verhält sich vergleichsweise wie die Flamme, und sein Verstand wie das Licht aus ihr.

    33.Wohl zu vermerken ist, dass das Innere [interiora] bei den Engeln schon etwas ausmacht, ob sie in dem einen oder anderen Himmel sind. Denn je mehr ihr Inneres gegenüber dem Herrn aufgeschlossen ist, in einem desto »inwendigeren« Himmel sind sie.

    Drei Stufen des inneren Wesens gibt es bei jedem Geschöpf, sowohl beim Engel, beim Geist und auch beim Menschen. Diejenigen, bei denen der dritte Grad aufgeschlossen ist, sind im innersten Himmel. Wenn bei ihnen der zweite oder nur der erste Grad vorkommen, sind sie in dem mittleren oder auch äußersten Himmel.

    Ihr Inneres wird durch die Aufnahme des Göttlich-Guten und dazu des Göttlich-Wahren aufgeschlossen. Diejenigen, die durch die göttlichen Wahrheiten angeregt werden und sie sogleich ins Leben, somit in den Willen und aus diesem in die Tat übergehen lassen, sind im innersten oder dritten Himmel, und hier je nachdem, wie sie das Gute infolge der Anregung des Wahren aufnehmen.

    Solche Engel, die alles nicht sogleich in den Willen, sondern ins Gedächtnis und von da aus in den Verstand aufnehmen und aus diesem heraus etwas wollen und tun, sind im mittleren oder zweiten Himmel. Andere, die »moralisch« leben und ans Göttliche glauben, aber nicht zu sehr unterrichtet werden wollen, sind im untersten oder ersten Himmel.

    Hieraus kann man entnehmen, dass ihr innerer Zustand den Himmel ausmacht und dass der Himmel gleichsam innerhalb und nicht etwa außerhalb eines jeden Wesens ist. Das lehrt übrigens auch der Herr, wenn er sagt:

    »Nicht kommt das Reich Gottes so, dass es beobachtet werden könnte, noch wird man sagen: Siehe hier oder siehe da! Denn sehet, ihr habt das Reich Gottes in euch«: Lukas 17/20,21.

    34.Auch nimmt jegliche Vollkommenheit nach innen hin zu, und nach außen hin ab, weil das Innere dem Göttlichen näher und in sich reiner, das Äußere aber vom Göttlichen entfernter und in sich gröber ist. Engelsvollkommenheit besteht in der Einsicht, in der Weisheit, in der Liebe und in allem Guten und in der Glückseligkeit daraus, nicht aber in Glückseligkeit ohne diese.

    Denn Glückseligkeit ohne sie ist äußerlich und nicht innerlich. Weil das Innere bei den Engeln des innersten Himmels im dritten Grad so aufgeschlossen ist, übertrifft ihre Vollkommenheit auch in unendlicher Weise die Vollkommenheit der Engel im mittleren Himmel, deren Inneres nur im zweiten Grad aufgeschlossen ist. In gleicher Weise übertrifft auch die Vollkommenheit der Engel des mittleren Himmels die Vollkommenheit der Engel des letzten oder untersten Himmels.

    35.Weil ein solcher Unterschied besteht, kann kein Engel des einen Himmels zu Engeln des anderen Himmels eingehen. Oder es kann keiner aus einem niedrigeren Himmel aufsteigen, noch einer aus einem höheren Himmel heruntersteigen. Wer aus einem niederen Himmel hinaufsteigt, wird von einer bis zum Schmerz gehenden Ängstlichkeit ergriffen und kann die dort Befindlichen nicht sehen und noch weniger mit ihnen reden. Und wer aus einem höheren Himmel heruntersteigt, wird seiner Weisheit beraubt, stottert in seinen Reden und gerät in Verzweiflung.

    Es waren einige aus dem untersten Himmel, die noch nicht unterrichtet waren, dass der Himmel im Inneren des Engels liegt. Und sie glaubten, sie würden in die höhere himmlische Seligkeit kommen, sobald sie nur in den Himmel gelangten, in dem dergleichen Engel sind. Es wurde ihnen übrigens auch gestattet, zu diesen einzugehen; als sie aber dort waren, sahen sie niemand, so sehr sie auch suchten, obwohl eine große Menge da war; denn das Innere der Ankömmlinge war eben nicht in demselben Grad aufgeschlossen, in dem das Innere der dort befindlichen Engel geöffnet war, daher auch nicht ihr Gesicht. Und bald nachher wurden sie von solcher Herzensangst befallen, dass sie kaum wussten, ob sie lebten oder nicht; weshalb sie sich schnell in den Himmel begaben, aus dem sie gekommen waren, und sich freuten, dass sie zu den Ihrigen kamen. Sie gelobten, nicht mehr Höheres zu begehren, als mit ihrem Leben übereinstimmte.

    Ich sah auch solche, die aus einem höheren Himmel herabgelassen und ihrer Weisheit so sehr beraubt wurden, dass sie nicht wussten, welches ihr Himmel war. Anders geschieht es natürlich, wenn der Herr irgendwelche Engel aus einem niederen Himmel in einen höheren erhebt, damit sie die Herrlichkeit dort erschauen, was öfter der Fall ist. Dann werden sie erst vorbereitet und mit zwischen ihnen stehenden Engeln umgeben, durch die eine Gemeinschaft stattfindet. Hieraus wird also deutlich, dass jene drei Himmel unter sich ganz verschieden sind.

    36.Diejenigen aber, die im selben Himmel sind, können mit allen und jeden in ihm Umgang haben, allein, die Annehmlichkeiten des Umgangs verhalten sich entsprechend den Verwandtschaften des Guten, in dem sie sich befinden. Doch hiervon in den folgenden Abschnitten.

    37.Indessen, obgleich die Himmel so geschieden sind, dass die Engel des einen Himmels keinen Verkehr haben können mit den Engeln des anderen, so verbindet doch der Herr alle Himmel durch seinen unmittelbaren und seinen mittelbaren Einfluss; durch einen unmittelbaren Einfluss aus ihm in alle Himmel und durch einen mittelbaren von einem Himmel in den anderen; und so bewirkt er, dass die drei Himmel dennoch einer sind und alle im Zusammenhang stehen, vom ersten bis zum letzten, so dass es etwas Unverbundenes [inconnexum] gar nicht gibt; was nicht durch Mittelglieder mit dem ersten zusammenhängt, das besteht auch nicht, sondern löst sich auf und wird zu nichts.

    38.Wer nicht weiß, wie es sich mit der göttlichen Ordnung hinsichtlich der Abstufungen [gradus] verhält, der kann auch nicht erfassen, in welcher Weise die Himmel geschieden sind, ja nicht einmal, was der innere [internus homo] und der äußere Mensch [externus homo] ist. Die meisten auf Erden haben vom Inneren und vom Äußeren oder vom Höheren und Niederen keinen anderen Begriff als den von einem Stetigen oder stetig Zusammenhängenden, vom Reineren bis zum Gröberen. Jedoch das Innere [interiora] und das Äußere [exteriora] verhalten sich eben nicht wie stetig Zusammenhängendes [continue], sondern wie Gesondertes [discrete].

    Es gibt zweierlei Arten von Abstufungen [gradus]: stetig fortlaufende Abstufungen und nicht stetig fortlaufende. Die stetig fortlaufenden Abstufungen verhalten sich wie die Abstufungen der Abnahme des Lichtes von der hellen Flammen bis zu seinem Dunkel, oder wie die Abstufungen der Abnahme des Sehens von Gegenständen, die im Licht sind, bis zu solchen, die im Schatten liegen, oder wie die Abstufungen der Reinheit der Atmosphäre von der untersten Schicht bis zur höchsten. Die Abstände bestimmen nämlich diese Abstufungen.

    Dagegen die nicht stetig zusammenhängenden, sondern gesonderten Abstufungen sind voneinander getrennt wie das Frühere und das Spätere, wie Ursache und Wirkung und wie das Hervorbringende und das Hervorgebrachte! Wer das untersucht, wird sehen, dass in allem und jedem in der ganzen Welt, was immer es sei, solche Abstufungen der Hervorbringung und Zusammensetzung existieren, dass nämlich von dem einen das andere und von dem anderen das dritte abhängt und so fort.

    Wer sich nicht einen Begriff von diesen Abstufungen verschafft, kann auch durchaus nicht die Unterschiede der Himmel erkennen, noch die Unterschiede der inneren und der äußeren Vermögen des Menschen, noch den Unterschied zwischen der geistigen Welt und der natürlichen Welt, noch den Unterschied zwischen dem Geist des Menschen und seinem Körper. Und eben darum kann derjenige auch nicht einsehen, was und woher die Entsprechungen und die Stellvertretungen sind, noch wie der Einfluss beschaffen ist. Die grob sinnlichen Menschen erfassen diese Unterschiede nicht, denn sie machen Zunahmen und Abnahmen entsprechend diesen Abstufungen zu stetig fortlaufenden Dingen. Daher können sie das Geistige sich nicht anders denken als ein rein Natürliches, weshalb sie auch draußen stehen und fernab von jeder Einsicht.

    39.Zuletzt soll noch ein gewisses Geheimnis von den Engeln der drei Himmel kundgetan werden, das früher keinem in den Sinn kam, weil man die Abstufungen nicht verstand: dass nämlich bei jedem Engel und auch bei jedem Menschen eine innerste oder höchste Stufe oder ein Innerstes und Höchstes existiert, in das das Göttliche des Herrn zuerst und zunächst einfließt und aus welchem es das übrige Innere zurechtrückt, das nach den Abstufungen der Ordnung bei ihm sich anreiht. Dieses Innerste oder Höchste kann der Eingang des Herrn zum Engel und zum Menschen und »seine eigentlichste Wohnung« bei ihnen genannt werden. Durch dieses Innerste oder Höchste ist der Mensch erst Mensch und wird so von den unvernünftigen Tieren unterschieden, denn diese haben es nicht. Daher kommt es, dass der Mensch – anders als die Tiere – nach all seinem Inneren, welches das Gebiet seines Gemüts und seiner Gesinnung umfasst, vom Herrn zu sich erhoben werden kann, dass er an ihn glauben, von Liebe zu ihm angeregt werden und so ihn schauen kann und dass er Einsicht und Weisheit in sich aufnehmen und aus der Vernunft heraus reden kann. Daher kommt auch, dass er ewig fortlebt.

    Was aber in jenem Innersten in Ordnung gebracht und vorgesehen wird, fließt nicht deutlich ins Bewusstsein eines Engels ein, weil es über seinem Denkvermögen steht und seine Weisheit übersteigt.

    40.Dies ist nun das Allgemeine von den drei Himmeln. Im Folgenden aber soll von jedem Himmel im Besonderen die Rede sein!

    DIE HIMMEL BESTEHEN AUS

    UNZÄHLIGEN GESELLSCHAFTEN

    41.Die Engel eines jeden Himmels sind nicht allesamt an einem Ort beisammen, sondern in größere und kleinere Gesellschaften gegliedert, je nach den Unterschieden des Guten der Liebe und des Glaubens, in dem sie sind. Die, welche in einem »gleichen Guten« sind, bilden eine Gesellschaft; das Gute in den Himmeln manifestiert sich in unendlicher Mannigfaltigkeit; und jeder Engel ist wie sein eigenes Gutes.

    42.Die Engelvereine in den Himmeln sind im Übrigen danach voneinander entfernt, wie das Gute im Allgemeinen und im Besonderen bei ihnen verschieden ist. Denn die Abstände in der geistigen Welt stammen aus keinem anderen Ursprung als aus der Verschiedenheit des Zustandes des Inneren. Somit sind in den Himmeln aus der Verschiedenheit der Zustände der Liebe große Entfernungen vorhanden, die sehr unterschiedlich sind. Und es gibt geringere Entfernungen, die wenig verschieden sind; doch die Ähnlichkeit macht es, dass sie beisammen sind.

    43.Jeder Einzelne in einer Gesellschaft ist in gleicher Weise voneinander verschieden. Die vollkommener sind, das heißt, die voranstehen im Guten, somit in Liebe, Weisheit und Einsicht, sind in der Mitte; die sich weniger hervortun, befinden sich ringsherum in einer Entfernung, in dem Maße, wie die Vollkommenheit geringer wird. Ja, es verhält sich damit wie mit dem Licht, das von der Mitte aus gegen die Umkreise hin abnimmt. Die in der Mitte stehen, sind auch im größten Licht, die dagegen in Umkreisen stehen, sind in immer geringerem Licht.

    44.Ähnliche Engel werden wie von selbst zu ähnlichen geführt, denn sie sind bei ähnlichen wie unter den Ihrigen und wie zu Hause, bei anderen aber wie unter Fremden und wie außer dem Hause; sind sie bei ähnlichen, so sind sie auch in ihrer Freiheit und damit in allem Angenehmen des Lebens.

    45.Hieraus folgt, dass das Gute alle in den Himmeln zusammenfügt und dass sie sich unterscheiden je nach dessen Beschaffenheit; gleichwohl jedoch sind es nicht die Engel, die sich so zusammentun, sondern der Herr ist es, von dem das Gute kommt. –

    Er¹⁴ führt sie, verbindet sie, scheidet sie ab und erhält sie in der Freiheit, insoweit sie im Guten sind, somit jeden Einzelnen auf Erden in seiner Liebe, seinem Glauben, seiner Einsicht und Weisheit, und infolgedessen in der Seligkeit.

    46.Es kennen sich auch alle, die in ähnlichem Guten stehen, ganz wie die Menschen in der Welt ihre Verwandten, ihre Verschwägerten und ihre Freunde kennen, obgleich sie dieselben nie zuvor gesehen haben; und dies darum, weil es im »anderen Leben« keine anderen Verwandtschaften, Schwägerschaften und Freundschaften gibt als geistige, also die der Liebe und des Glaubens.

    Das ist mir übrigens einige Male zu sehen erlaubt worden, als ich im Geiste, also dem Körper entrückt, so im Umgang mit Engeln war. Da sah ich einige, die mir wie von Kindheit an bekannt, andere aber, die mir als völlig unbekannt erschienen. Die mir wie von Kindheit an bekannt vorkamen, waren solche, die in einem meinem Geist ähnlichen Zustand waren; die mir aber unbekannt schienen, waren mir ganz unähnlich.

    47.Alle die, welche ein und denselben Engelverein bilden, sind von ähnlichem Angesicht im Allgemeinen, aber nicht ähnlich im Besonderen. Wie es sich mit den Ähnlichkeiten im Allgemeinen und den Verschiedenheiten im Besonderen verhält, kann einigermaßen an dergleichen auf Erden ersehen werden: Es ist ja bekannt, dass jedes Volk eine gemeinsame Ähnlichkeit im Gesicht und in den Augen hat, an der es erkannt und von einem anderen Volk unterschieden werden kann, und mehr noch eine Familie von der anderen. Allein dies zeigt sich noch viel vollkommener in den Himmeln, weil dort alle inneren Regungen auf dem Angesicht erscheinen und aus ihm hervorleuchten; denn das Antlitz ist dort seine äußere und vorbildliche Ausgestaltung; ein anderes Antlitz zu haben als das seiner inneren Regungen, das geht im Himmel nicht an!

    Es wurde mir auch gezeigt, wie die gemeinsame Ähnlichkeit sich im Besonderen verändert in den Einzelnen, die in ein und derselben Gesellschaft sind. Es war ein engelartiges Gesicht, das mir erschien, und dieses veränderte sich je nach den Neigungen des Guten und Wahren, wie sie bei denen waren, die sich in ein und derselben Gesellschaft befanden. Diese Veränderungen setzten sich lange fort, und ich bemerkte, dass gleichwohl dasselbe Angesicht im Allgemeinen die Grundform blieb, und dass die Übrigen bloß Ableitungen und Fortpflanzungen aus ihr waren.

    So wurden mir auch durch dieses Antlitz die Neigungen der ganzen Gesellschaft gezeigt, durch welche die Gesichter der in ihr Befindlichen verändert wurden. Denn die Engelgesichter sind, wie oben gesagt worden, Ausgestaltungen ihres Inneren, somit derjenigen Neigungen, die mit ihrer Liebe und ihrem Glauben zusammenhängen.

    48.Daher kommt auch, dass ein Engel, der durch seine Weisheit hervorragt, gleich im Angesicht des anderen sieht, welcher Art derselbe ist; nicht kann dort irgendjemand durch den Ausdruck seines Gesichtes das Innere verbergen und einen Schein annehmen, auch durchaus nicht lügen, noch durch List und Heuchelei täuschen. Es geschieht schon zuweilen, dass sich in die Gesellschaften Heuchler einschleichen, die gelernt haben, ihr Inneres zu verbergen und ihr Äußeres so zu verstellen, dass es in der Gestalt des Guten erscheint, worin ja die in der Gesellschaft Befindlichen leben, und sich so fälschlich als Engel des Lichtes hinstellen. Indessen, solche können nicht lange dort verweilen, denn sie fangen an, innerlich verängstigt und gequält zu werden. Totenblässe überzieht ihr Angesicht und sie wirken wie entseelt; so werden sie verändert infolge der Entgegengesetztheit des Lebens, das einfließt und einwirkt, weshalb sie sich schnell in die Hölle hinabstürzen, in der ähnliche Gestalten sind, die nicht mehr versuchen heraufzusteigen. Es sind die, die verstanden werden als »jener, der unter den zu Tische Liegenden und Geladenen als mit keinem hochzeitlichen Kleid angetan gefunden und daher in die äußerste Finsternis hinausgeworfen« wurde: Matthäus 22/11f.

    49.Alle Gesellschaften des Himmels stehen in Gemeinschaft miteinander, zwar nicht durch offenen Verkehr, denn wenige gehen aus ihrer Gesellschaft heraus in eine andere, weil das Herausgehen aus seiner Gesellschaft wie das aus sich und seinem Leben und das Übergehen in ein anderes ist, das einem nicht so zusagt. Allein, sie stehen alle in Gemeinschaft durch die Ausdehnung der Sphären, die aus dem Leben eines jeden hervorgehen. Die Lebensströmung ist ja die Strömung der Neigungen, die der Liebe und dem Glauben angehören; diese verbreitet sich in die Gesellschaften rings umher in die Länge und in die Breite, und zwar um so weiter und breiter, je innerlicher und vollkommener die Neigungen sind.

    Je nach dem Verhältnis dieser Ausdehnung haben die Engel Einsicht und Weisheit. Die im innersten Himmel und zwar in dessen Mitte sind, haben Ausdehnung in den ganzen Himmel hinaus; daher findet hier eine Mitteilung aller Güter des Himmels an jeden Einzelnen und jedes Einzelnen an alle statt. Von dieser Verbreitung wird weiter unten noch vollständiger berichtet werden, wo die Rede ist von der himmlischen Form, nach der die Engelgesellschaften geordnet sind, und auch von der Weisheit und Einsicht der Engel; denn alle Verbreitung der Neigungen und Gedanken geht nach dieser Form vor sich.

    50.Oben wurde gesagt, dass in den Himmeln größere und kleinere Gesellschaften sind; die größeren bestehen aus Myriaden, die kleineren aus einigen tausend, und die kleinsten aus einigen hundert Engeln. Es gibt da auch solche, die ganz einsam wohnen oder gleichsam Haus an Haus, Familie an Familie. Diese, obgleich sie so vereinzelt leben, sind doch in ähnlicher Weise geordnet wie die in großen Gesellschaften, dass nämlich ihre Weiseren in der Mitte und die Einfältigeren an den Grenzen leben; diese sind der göttlichen Obhut des Herrn näher und unter den Engeln die besten.

    JEDE GESELLSCHAFT IST EIN HIMMEL IN

    KLEINERER

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