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Deutsch-Weibkirch Deutsch-Weikirch Deutsch-Weilkirch (Raum von Reps), ung.: Szaszfehéregyhiz, rum.: Gisericiu, Viscri, siebbg.- siichs.: Weiskireh (e und i in ,,Weis™ sind getrennt auszusprechen) Wehrdirchenburg Andreaskirche (Abb. 184). Ausrichtung des Chors: 89,09 Urkunudliche und sprachliche Herleiung des Ortsnamens [400 Alba eeclesia (Fr, TeurscH, Arch, 1876/13:197), 1449 Weyzkirch, 1494 Vyskirich, 1497 ch, 1498 Feyeregyhaz, 1500 Wuestkirchen, 1528 Fejéregyhaz alio nomine Weisskirch. Der Name Alba ecclesia liisst sich wohl auf die erste aus weiBem Kalkstein erbaute Kapelle der Svekler curiickfiihren. Das bringen auch die ungarischen Bezeichnungen von 1498 und 1528 zum Ausdruck. denn Fehéregyhéz heiBt wértlich ibersetzt ,,Wei-Ein-Haus", also das eine weiBe Haus” (die Kirche). Spater kam der Zusatz Szasz (Sachse, Stichsisch) hinzu, also Szdszfehér egyhaz, wortlich , Siichsisch-Wei8-Ein-Haus", das heift Sachsich-WeiBkirch oder Deutsch-Weil- Airch, Die spaitere rumiinische Ortsbezeichnung ,,Viscri* ist eine phonetische Nachahmung des sichsischen ..WeiBkireh™. Geschichiliche Hinweise Deutsch-Weifikirch liegt ziemlich isoliert in einem Seitental westlich von Stein und sitdwestlich von Reps. Seine deutsche Besiedelung erfolgte um 1180 durch ,ilii Flandrenses”, also Binwanderer, die nach dem Tod Geisas IH. angesiedelt wurden. Um 1400 (128, 60) wird Deutsch-Weibkirch als kirch- lich zum Kosder (Repser) Kapitel gehérend ausgewiesen, 1449 als freie Gemeinde des Stubls Reps (125, Nr. 2688 comes Johannes de Weyzkirch). Die Abgelegenheit des Dortes hatte zur Folge, dass die mittelalterliche sachsische Frauentracht bis in unsere Zeit erhalten blieb (32/37) Bevor die Sachsen nach Deutsch-WeiBkirch kamen, siedelten zwischen 1100 und 1120 die unga- rischen SzeKler hier, die auch die erste Kirche auf dem heutigen Burgberg bauten, Der archiiolo- gische Beweis fir die Anwesenheit der Szekler wurde 1978 durch BELDIE-DUMITRACHE (16: 53) erbracht, die aus Gribern Schkiifenringe und Miinzen zutage forderte. Als die ungarischen KGnige im 12. Jahrhundert Deutsche ansiedelten, wurden den Szeklern neue Wohnorte zuge- wiesen. 1500 zihlte man in Deutsch-Weifkireh (,,Wuestkirehen”) 51 Hofe (Wirte), 1 Schul- meister, 3 Hirten (Ruménen?) und 2 Arme (20:57). 1588 wurde gegen die Nachbargemeinde Stein ein Sueit um die Gemarkung .,Miiglenthal” geftihrt, der erst 1593 beendet wurde (CSALLNER, KB, 906:42), 1865 fand man unter einer Steinstufe Urkunden aus dem 16. Jahrhundert, die einen Flursteeit um das ,Uglerreg (Uglerberg) betrafen (60, Deutsch-Weifkireh, S. 3). Rumiinen wur- den urkundlich erst 1641 (60, Deutsch-WeiBkirch, S. 5) ausdriicklich erwiihnt (6 Hirten, darunter 4 Fremde, also Zugewanderte). 1642 wurden 5 fremde Hirten festgestellt. Die anfangs im Besitz der ortsansassigen Grefenfamilie befindliche Burg ging nach deren Aussterben im 14. Jahrhun- dert in den Besitz der Gemeinde tiber. 1930 lebten in Deutsch-Weifkirch 562 Sachsen, 145 Ruménen, 2 Ungarn und 78 Zigeuner (128). Wehrbauliche Charakteristik Die romanische Saalkirche von Deutsch-Weifkirch entstand um 1 1936:173) unter Binbeziehung ihrer Vorgiingerin, der Alba ecclesia, die aus weilgriinlichem Kalkstein errichtet als rechteckiger Bau mit halbrunder Apsis vorlag (16, 21/2:35-53). Diese Kapelle war 13,50 m lang, ihr Saal hatte eine Linge von 9,80 m und im Westteil eine Breite von 7.80 m, im Osteeil eine solche von 8,0 m (16, 21/2:35-53). Sie wurde in Btappen zu der heutigen Saalkirche umgebaut, deren Saal nach TREIBER (120-95) 13,40 m lang und 6,0 m breit ist. Der Chor ist S.67 m lang und 5,40 m breit (53:89). Im Westen der Kirche wurde in 4 m Abstand ein Wohnturm llir die ortsansiissige Grefenfamilie gebaut (vgl. Kelling, Urwegen). Seine Seitenlinge betriigt 8,30 m x 880 m bei einer anfinglichen Traufenhéhe von 16,50 m, heute von 21,0 m (120:95). Die Mauern sind 2,30 m dick. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss sind tonnengewolbt, die folgenden (HoRWATH, Shg. Vischr., 223 vier Stockwerke haben Bulkenplattformen, Bine der Grundmauern verliufi quer iiber einem der Alten Szeklerttaber (16, 21/2:33-53), ein Hinweis auf seine gegentiber dem Bau der Kapelle spitere Emichtung, Auch seine aus gravem Basalt besichenclen Grundmauern deuten darauf, denn die alte Kapelle war aus Kalkstein 1. Inder Ostwand dieses einstigen Wohnturmes befand sich in der Hohe des zweiten Obergeschosses eine jetzt zugemauente E nstiegsOfinung, Vom Erdgeschoss fiihet in der Ost- und Stidmauer eine Steintreppe in die Obergeschosse. Die Treppenstufen bestehen, wie auch die Seitenwiinde des Treppenganges, aus groBen 7usammengeliigten Steinplatten. Die vndvtiltise Limwandhang zum Bergitied und voriibergehend zum Glockenturm erfolgte mit der Einrichtung der Webrkirehe um 1500. 1494 ethielt Deutsch-Weibkitch zur Unterstitzung dieses Vorhabens 8 Gulden von der Provinz. Hermannstadt (53:89). In den Obergeschossen des Kirchturm- Berefrieds wurden 1,60 m hohe SchieBnischen mit angen Schussschlitzen fur Armbrustschiitzen cinserichtet, den Kirchensaal verlingerte man nacb Westen und schloss ihn dem Bergfried an, Dessen bisherige Finstiegséffnung wurde zugemauert und dafiar im Erdgeschoss cin spitzbogiger Eingang 7um Kirchenstal durchgebrochen, dessen Tiirstock aus behauenem Stein eine eisen- beschlavene Tiir umrahmet (53:90). Durch Erweiterungen einer SchieBnische im Ostteil des dritten Obergeschosses entstand eine Verbindung zum Dachboden des Kirchensaals und dessen Webr- geschoss (32/37). SchlieBlich setzte man nach 1750 den fiint Stockwerken des Kirchturm- Bergfrieds ein sechstes Obergeschoss mit einem Pyramidendach auf, das seiner Aufgabe als Glockenstube entsprechend vier Schallfenster erhielt (53:91). Der Turm bekam einen vorkragenden hélzemen Umlaul, der yon einem schmalen Dach unterhalb der Schallfenster bedeckt wird. Chor und Kirchensaal wurden eingewolbt und der Chor durch die Strebepfeiler seines Wehrbogen- weschosses 7usitzlich verstirkl. Det Wehrgang iiber dem Chor wurde bis auf die Mauerbogen abge- tragen, denen un das Dach aufsitzt. An diese Umbauten erinnerte eine Inschrift ber dem halb- runden Triumphbogen: Fornix autem quae erat astructus rimarum undique plena periculwnque mincns Genti Albanae jussu ampl. Sedis Parrum desumpta et hoc erectum est tabernaculum Anno MDCCXXXXII (53:89). Gleichlaufend mit der Befestigung der Kirche wurden ab 1500 die iibrigen Webranlagen gebaut. Es entstand ein 2weifacher Mauerring. Von der unbewehrten AuBenmauer (Zwingermaver) sind nur noch 1 - 2 m hohe Reste vorhanden (Abb. 184). Die innere Ringmauer folgt zum Teil dem Verlauf des ersten iilteren Berings, der im 13. Jahrhundert aus Feldsteinen errichtet worden war (vgl. Lageplan). Piinf bis sicben Meter hohe Reste dieses alten Berings stehen noch im Sten, Osten und Nordosten der inneren Ringmauer, Im Nord-Nordwesten und Westen ste- hen vor der Mauer zwei starke Wehrtiirme, im Siiden und Osten zwei ebenso starke Kampfhauser. Dem im Saden stehenden Kampfhaus schliebt sich nach Osten Wand an Wand ein Wehrturm (Siidturm) an. Beide wurden an der Angriffsseite um 1500 errichtet und haben rechteckigen Grundriss. Uber dem Erdgeschoss stchen drei Stockwerke, das 1. Obergeschoss ist mit Maulschar- ten ausgestattet, Das oberste Stockwerk hat einen hélzernen Umnlaul, dessen Briistung fridher aus Fachwerk bestand, Ein gemeinsames Doppel-Satteldach bedeckt beide Wehranlagen, die Uber Treppen vom Hof her betreten werden, Neben dem Siidturm steht, nach innen gestellt, der Torturm, auch Portenturm oder Port genannt (von lat. porta). Er dient jetzt als Glockenturm. Sein Torgewol- be wird von einer eisenbeschlagenen Eichenholztiir yerschlossen. Im obersten seiner vier Stock- werke verliuft der hilzerne Wehrgang, der uber Holzplattformen mit dem Umlauf des Siidturms verbunden ist, Die Ecken des Torturms werden von nicdrigen Pieilern gestiitzt. Zwischen dem Sid und dem Torturm fulhrt eine Treppe zu einem Pufigingereingan de , dessen Tiir ebenfalls aus eisen- beschlagenem Bichenholz besteht und sich in Holzangeln bewegt. Sie wird im Volksmund ,.de diick Dir" (die dicke Tr) genannt (32/37), Entlang der inneren Ringmauer hefand sich ein Wehrgang. Et war durch vier Querwiinde in fiinf Abteile gegliedert, In seinem Nordabschnitt verlief er waage- recht, in den tibrigen Abschnitten nach den Tuirmen und Kampfhiusern hin abfallend, um den Zu- gang zu deren Erdyeschossen zu erméglichen. Im 19, J ahrhundert wurde der Wehrgang abgetragen ie an sein Stelle Kornschuppen eingerichtet, die von einem bis zur Mauerkrone reichenden chragdach bedeckt werden. Das im Osten vor der Mauer stchende rechteckige Kampfhaus mit 224

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