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BERICHTE

FAHRRÄDER FÜR EIN BESSERES LEBEN


Wheels 4 Life – eine Hans Rey Charity.
Text: Günter Kind, Fotos: wheels4life

H ans Rey ist eine MTB-Legende – er gehörte Anfang


der 80er Jahre zu den ersten Stars der jungen inter-
nationalen Fahrradtrialszene. Es gab zwar einige andere
ner Eltern und die Heimat seiner Kindheit und Jugend.
Vor drei Jahren nahm der stets erfahrungshungrige
Weltenbummler an einem persönlichkeitsbildenden
Zitat Hans Rey: „Die Leute, welchen wir helfen, woh-
nen oft in Lehmhütten, ohne Elektrizität, oder fließen-
des Wasser. Wasser müssen sie oft Kilometer entfernt
Fahrer, die schon mal für eine Demonstration in die USA Seminar teil, bei dem die Teilnehmer aufgefordert wur- holen, alleine dabei helfen die Bikes sehr. Viele Personen
gereist waren, Hans war aber der erste europäische Bike- den, ein beliebiges Projekt zu planen und durchzufüh- haben eigentlich kein oder kaum ein Einkommen.
trialer, der die „unbegrenzten Möglichkeiten“ in den ren. In Hans reifte schnell die Idee, seine Kontakte in der Wenn jemand $ 300 im Jahr verdient, wäre das viel,
USA erkannte und konsequenterweise dorthin auswan- MTB-Industrie zu nutzen, um ein Hilfsprojekt für Länder aber da bleiben meist nie $ 150 übrig, um ein Bike zu
derte, um dieses Paradies zu erobern – das war 1987. der dritten Welt zu gründen. kaufen. Öffentliche Transportmittel gibt es oft nicht
Schon vor diesem Schritt hatte Hans seinen jahrelang Wie viele andere, persönliche Projekte fiel auch dieses oder sie sind nicht erschwinglich. Wenn ein so genann-
ausgefüllten Posten als „Chefredakteur“ der Fahrrad- Ziel in der Nachbetrachtung in folgende Kategorie: tes Taxi (Minibus mit 20 Passagieren), $1.- pro Fahrt
ecke in TRIALSPORT an Oli Scheffler weitergegeben, wenn man vorher gewusst hätte, welche Probleme auf- kostet, ist das einfach unerschwinglich. Mit einem Bike
blieb als US-Korrespondent und Leser unserem Magazin tauchen und wie viel Arbeit damit verbunden sein kann man sich viel schneller fortbewegen als zu Fuß
aber bis heute erhalten. würde, hätte man es wahrscheinlich nie begonnen. und 4 -5 mal mehr Gewicht transportieren.“
In den Jahrzehnten seines weltweiten Fahrradtrial- Glücklicherweise kommt diese Erkenntnis meist nur Derzeit laufen bei „Wheels 4 Life“ Projekte in Mexiko,
und MTB-Engagements war Hans erst nur leistungs- häppchenweise – und nachdem man schon so viel Ener- Guatemala, Bolivien, Haiti, Ghana, Nigeria, Südafrika,
orientierter Wettbewerbsfahrer, wandte sich aber auch gie hineingesteckt hat, dass man sich nicht mehr Ruanda, Uganda, Kenia, Tansania, Madagaskar, Türkei,
bald der Produktion eigener Fahrtechnik-Videos zu, mit abbringen lassen will. Außerdem ist Hans als Trialer Indien, Nepal und auf den Philippinen – nähere Infor-
denen er sich weit über die Trialszene hinaus einen auch nicht gerade dafür bekannt, dass er leicht aufgibt mationen zu den einzelnen Aktionen bietet die sehr
Namen machte – eigentlich waren dies die ersten der- – ganz im Gegenteil! informative Homepage www.wheels4life.org.
artigen Videos der Bikeszene (Anm. für jüngere Leser: Nach der Überwindung aller bürokratischen und prak- An Hand dieser Schilderung ist sicher auch einfach
damals gab es noch keine DVDs). Hiermit wurde er auch tischen Hürden wurde im Dezember 2005 die Wohltä- nachvollziehbar, dass Hans keine teuren Mountainbikes
zu einem Mitbegründer des MTB-Freeride-Trends und er tigkeitsstiftung „Wheels 4 Life“ letztlich offiziell in Kali- seines Langzeitsponsors GT als Sportgeräte verteilt. Ver-
hat viele Leute zu einer anderen, weniger wettkampf- fornien eingetragen und nahm die Arbeit auf. einzelt werden zwar schon MTB’s in diese Länder ge-
orientierten Seite des Mountainbike Sports gebracht. Wheels 4 Life sammelt Spenden aus aller Herren Län- schafft, der Transport und die Einfuhrzölle sind in der
In den Folgejahren begab Hans sich zunehmend auf der, um die wirklich Armen dieser Welt mobiler zu ma- Regel aber einfach zu teuer, das heißt, zu hohe Anteile
kulturelle MTB-Welterkundungstouren. Dies waren chen – mit Fahrrädern. Mobilität bedeutet in den für der Spenden würden hierbei nicht den Bedürftigen zu
Expeditionen auf Pfaden und in Gegenden, wo meist das Projekt ausgewählten Regionen oft einen gewalti- Gute kommen. Meist werden die Spendengelder also
noch nie zuvor ein Fahrrad gefahren wurde. Auf diesen gen Unterschied. Mit einem Fahrrad können Erwachse- dazu verwendet, um ortsübliche Fahrräder vor Ort zu
Touren begleitete ihn oft ein TV-Filmteam, dessen Bei- ne dort eventuell einen besseren Job wahrnehmen, um kaufen. Damit wird einerseits die örtliche Wirtschaft zu-
träge im amerikanischen Fernsehen und in vielen ande- ihre Familie zu versorgen. Kinder können damit viel- sätzlich unterstützt, andererseits ist die Ersatzteilversor-
ren Ländern weltweit gezeigt wurden. Die Videos – und leicht überhaupt erst eine Schule besuchen. Mit einem gung sichergestellt und die Spenden können sinnvoller
aktuell natürlich auch DVDs – über Hans’ Abenteuer Fahrrad können Krankenschwestern oder Ärzte oft in wirkliche Hilfe umgesetzt werden. Natürlich wird sehr
sind übrigens bis heute käuflich zu erwerben. So bikte schneller zur Hilfe eilen. Natürlich könnte in einigen genau geprüft, wer die Fahrräder bekommen soll, damit
Hans bis zu diesem Tag in über 60 Staaten dieser Welt dieser Fälle ein Auto noch besser helfen, der Unterhalt nicht etwa Missbrauch betrieben wird. Hierbei wird die
und ist heute in vielen Ländern vielleicht bekannter als dafür wäre für die Einheimischen aber völlig uner- Unterstützung von einheimischen Organisationen oder
in Deutschland und der Schweiz – die Heimatländer sei- schwinglich. Personen in Anspruch genommen, die die wirklich be-

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