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Arbeiten zu Studium und

Praxis im Bundesgrenzschutz 4
Lübeck 1998

Wolfgang Pietzner

Waffenlehre
1. Ausgabe:
- Grundlagen der Systemlehre -

Fachhochschule des Bundes


für öffentliche Verwaltung
Fachbereich Öffentliche Sicherheit
Abteilung Bundesgrenzschutz
Inhaltsverzeichnis

Vorwort (Martin H.W. Möllers) 9

Wolfgang Pietzner
Waffenlehre - Grundlagen der Systemlehre 13

1. Merkmalgruppen zur Einordnung von Waffen 13

2. Einordnung von Waffen nach der Verschlussstellung 14

2.1 Offene Verschlussstellung 15

2.2 Geschlossene Verschlussstellung 16

3. Einordnung von Waffen nach der Antriebsart 17

3.1 Handlader 18

3.2 Halbautomaten 20

3.3 Automaten 20

4. Einordnung von Waffen nach dem Verschlusssystem 29

4.1 Verriegelte Verschlusssysteme und ihre konstruktive Ausbildung 30

4.1.1 Kipprohrverschluss 32

4.1.2 Kippverschluss 33

4.1.3 Drehverschluss 36

4.1.4 Blockverschluss 37

4.1.5 Gelenkverschluss 38

4.1.6 Stützrollenverschluss 39

4.1.7 Stützklappenverschluss 40

4.1.8 Riegelverschluss 41

4.2 Unverriegelte Verschlusssysteme, ihre verschließenden Kräfte und


Bauarten 42

4.2.1 Grundsätzliches zur Wirkung von Trägheitskräften 45

4.2.2 Überlegungen zur Sicherheit unverriegelter Verschlusssysteme 46


4.2.3 Gebremste Masseverschlüsse mit Bremsung durch Ableitung von Gas-
kräften 47

7
Inhaltsverzeichnis

4.2.4 Übersetzte Masseverschlüsse 50

5. Einordnung von Waffen nach der Krafteinleitung 63

5.1 Krafteinleitung durch Rückdruckkräfte 64

5.1.1 Rückdrucklader mit beweglichem Rohr 65

5.1.2 Rückdrucklader mit feststehendem Rohr 68

5.1 Krafteinleitung durch Gasdruckkräfte 69

5.2.1 Gasdrucklader mit Rohrbohrung 70

5.2.2 Gasdrucklader ohne Rohrbohrung 73

5.3 Kombinierte Krafteinleitung 76

Literaturverzeichnis 77
Abbildungsverzeichnis 78
Bisher in dieser Schriftenreihe erschienene Bände 80

8
Vorwort

Der Umgang mit Waffen, insbesondere der Gebrauch von Schusswaffen im Einsatz
nicht nur bei den Polizeien in Bund und Ländern, sondern auch bei den übrigen im
Bereich der öffentlichen Sicherheit tätigen Beamten ist selbstverständlich geworden.
Waffentechnik und Waffenrecht machen jedoch in der Ausbildung des gehobenen
Dienstes des Fachbereichs Öffentliche Sicherheit der Fachhochschule des Bundes für
öffentliche Verwaltung - schon wegen der Fülle des Gesamtlernstoffes - nur einen
kleinen Teil aus. Ähnlich ist es auch in den Ausbildungsordnungen der Länder.
Die Waffen der Polizei gehören dagegen nicht nur im tagtäglichen Einsatz zu den
unverzichtbaren Einsatzmitteln, deren richtiger und umsichtiger Gebrauch oft erst
einen Einsatz objektiv erfolgreich werden lassen. In der Gesellschaft wird über die
Medien regelmäßig die Verwendung von Waffen durch die Polizei kritisch begleitet.
Es drängt sich deshalb geradezu auf, sich in den “Beiträgen zur Inneren Sicherheit”
auch der Waffentechnik und dem Waffenrecht zu widmen.
Umgangssprachlich werden im Zusammenhang mit den Waffen der Polizei verschie-
dene Begriffe verwandt, zum Beispiel Schusswaffen der Polizei, polizeitypische Waf-
fen, nichttötende Polizeiwaffen usw. Diese Begriffe unterscheiden sich jedoch inhalt-
lich und sollen hier zunächst geklärt werden:
Zu den Waffen der Polizei zählen alle der Polizei zu ihrer Eigensicherung, zum
Schutze anderer Personen und zur Durchsetzung des unmittelbaren Zwangs zur Ver-
fügung stehenden Schusswaffen, Gegenstände und Geräte. Zu nennen sind zunächst
die im LF 900 aufgeführten Schusswaffen der Polizei, zu denen sowohl Kurz- als
auch Langwaffen (z.B. das Gewehr) zählen. Die sog. Faustfeuerwaffen, für die 1975
von der Technischen Kommission, AK II, dem zuständigen Bund-Länder-Gremium,
ein “Pflichtenheft Faustfeuerwaffe” verabschiedet wurde, müssen danach bestimmte
Grundanforderungen wie etwa Funktionssicherheit auch unter Extrembedingungen
(-30°C bis +54°C), lange Lebensdauer (Hauptteile 10 000, Verschleißteile 5 000
Schuss), einfache Handhabung, Fallsicherheit, gute Treffleistung, Mündungsenergie
> 500 Joule (J), Gewicht < 1 000 g u.a.m. erfüllen. Langwaffen sind bei den Polizeien
des Bundes und der Länder nur sehr begrenzt im Einsatz. Dazu gehören Flinten, die
nur gegen Sachen verwendet werden dürfen, und Büchsen, die fast nur als Präzisi-
onswaffen eingesetzt werden.
Außer den Handfeuerwaffen gibt es noch andere mechanische und chemische Hilfs-
mittel körperlicher Gewalt, die unter den Begriff der nichttötenden Polizeiwaffen zu-
sammenzufassen sind. In Deutschland sind das im wesentlichen der Schlagstock
(Tonfa), Tränengas und andere Reizstoffe sowie der Wasserwerfer. Ihre Wirkungen
liegen jeweils unterhalb der Wirkung von Schusswaffen; sie werden nach einem
IMK-Beschluss vom 6.5.1991 auch als polizeitypische Waffen bezeichnet, die ganz
bestimmte Anforderungen erfüllen müssen.
Gesetzliche Grundlage für den Einsatz der Waffen der Polizei ist das Gesetz über
den unmittelbaren Zwang bei Ausübung öffentlicher Gewalt durch Vollzugsbeamte
des Bundes (UZwG), die Allgemeine Verwaltungsvorschrift des Bundesministers
des Innern zum UZwG (UZwVwV-BMI) sowie die einschlägigen landesrechtlichen
Vorschriften zur Anwendung des unmittelbaren Zwangs, die Abweichungen enthal-
ten können. Obwohl die PDV 100 (Nr. 1.6.3.6.) ausdrücklich “Waffen” von “Reiz-
stoffen und sonstigen chemischen Mitteln” sowie “sonstigen technischen Hilfsmit-

9
Vorwort

teln” unterscheidet, werden teilweise auch die Reizstoffe und Sprengmittel den Waf-
fen der Polizei in rechtlicher Hinsicht bei der Anwendung unmittelbaren Zwangs
durch die Polizei zugerechnet.
Forschung und Entwicklung der Polizeiwaffen oblag in der Vergangenheit der For-
schungs- und Entwicklungsstelle für Polizeitechnik (FEStPT) an der Polizei-Füh-
rungsakademie (PFA) in Münster, seit 1998 ist die FEStPT in das Polizeitechnische
Institut (PTI) aufgegangen, das nach wie vor an der PFA in Münster untergebracht
ist.
Die Schusswaffen der Polizei sind nach PDV 100 Nr. 1.6.3.6. Einsatzmittel zur An-
wendung unmittelbaren Zwangs, die dienstlich zur Verfügung gestellt und in den
Leitfäden LF 900 (Schusswaffen der Polizei), LF 983 (Untersuchen und Instandset-
zen von Waffen und Gerät) sowie den Polizeidienstvorschriften PDV 912 (Die Ma-
schinenpistole Kaliber 9 x 19 mm), PDV 913 (Das Gewehr Kaliber 7,62 x 51 mm
(G 1)), PDV 953 (BGS) (Waffentechnische Gerätebeschreibung der Handgranate
DM 51 und der Übungshandgranate DM 58), PDV 982 (Anschießen der Handfeuer-
waffen und Maschinengewehre) und PDV 992 (Verwalten von Waffen, Gerät und
Munition bei den Einheiten) eingegangen und teilweise dabei auch mit ihren Funkti-
onsvorgängen beschrieben sind. Im wesentlichen gehören danach zu den Schusswaf-
fen der Polizei, die auch als Dienstwaffen bezeichnet werden, Pistolen, Revolver,
Gewehre, Maschinenpistolen und Maschinengewehre, deren Anwendung im Einzel-
fall zum Teil speziell ausgebildeten Kräften (z.B. dem Präzisionsschützenkomman-
do) vorbehalten ist.
Unter dem Begriff der polizeitypischen Waffe wird nach einem Beschluss der IMK
von 1991 dagegen ein Einsatzmittel der Polizei verstanden, dessen Wirkung unter-
halb derjenigen der Schusswaffen liegt. Polizeitypische Waffen sind somit nur ein
Teil der Waffen der Polizei und gehören vor allem zu den nichttötenden Polizeiwaf-
fen. Sie müssen in Deutschland - auch über größere Entfernungen - kalkulierbar sein
und dürfen Unbeteiligte nicht gefährden; außerdem müssen sie sicher und leicht zu
handhaben sein und eine Eskalation der Gewalt vermeiden.
Nichttötende Polizeiwaffen sind nach der zu den Waffen der Polizei gehörende
Einsatzmittel (PDV 100 Nr. 1.6.3.6.), die dazu geeignet sind, zum Beispiel bei un-
friedlichen demonstrativen Aktionen eine Volksmenge zu zerstreuen, ohne von der
Schusswaffe Gebrauch machen zu müssen. Sie sind in der Regel Schusswaffen oder
Zusatzgeräte für Schusswaffen, die besondere, üblicherweise nicht tötende, aber ab-
schreckende Munition verschießen können. Weltweit gehören dazu barrikadenbre-
chendes Tränengas bzw. andere Reizstoffe; mit Schrotkörnern gefüllte, feste Stoff-
säckchen (sog. Betäubungskissen) oder Holzblöcke, die beim Aufprall einen Men-
schen wie durch einen Faustschlag umwerfen; mit flüssiger Farbe gefüllte Plastikku-
geln, die beim Aufprall zerplatzen und so einen Menschen markieren, sowie Gum-
migeschosse, die eine ähnliche Wirkung wie die Betäubungskissen haben. Beim Ein-
satz von Gummigeschossen bzw. Gummischrot ist es bereits zu Todesfällen und
schweren Verletzungen (z.B. Verlust beider Augen) gekommen1. Die in der Regel
nichttötende Munition wird aus speziellen Revolvern (z.B. Smith & Wesson Riot-
Gun zum Verschießen von Tränengaskörpern), Pistolen (z.B. Nel-Spot-Pistole zum
Verschuss von mit Farbe gefüllten Plastikkugeln), Flinten (z.B. Tru-Flite Kipplauf-

1 Vgl. H. R. Damm: Waffen und Munition für die Polizei, DP 1995, 66.

10
Vorwort

flinte zum Verschießen von Gummigeschossen) oder Schießbechern (z.B. zum Auf-
satz auf Revolver oder Gewehr zum Abschuss von Tränengas) verschossen, mit der
Hand geworfen oder mittels spezieller Geräte wie zum Beispiel Reizstoff-
Spraydosen oder Schockwaffen (sog. Stun-Guns) für den Abschuss von Betäubungs-
kissen eingesetzt.
Zu den nichttötenden Polizeiwaffen zählen auch die - in Deutschland nach § 37
WaffG verbotenen - wie eine Taschenlampe aussehenden und mittels Akku betriebe-
nen Handbetäubungsgeräte (sog. Taser), die bis zu einer Entfernung von 4,50 m zwei
an Drähten hängende Pfeile verschießen und Stromstöße aussenden, welche die An-
greifer sofort außer Gefecht setzen. Außerdem zählen zu den nichttötenden Polizei-
waffen der Schlagstock (Tonfa) und der Wasserwerfer. In den USA und anderen eu-
ropäischen Ländern kommt die gesamte oben genannte Palette nichttötender Poli-
zeiwaffen zum Einsatz, in Deutschland sind lediglich Tränengas, das zum Teil aus
einem auf dem Polizeigewehr des Typs G 1 (vgl. PDV 913) aufzusetzenden Schieß-
becher verschossen wird, und Reizstoff-Spraydosen neben Schlagstock und Wasser-
werfer gesetzlich zugelassen. Denn hier müssen nichttötende Polizeiwaffen unterhalb
der Wirkungsebene der Schusswaffe nach dem Beschluss der Innenministerkonfe-
renz vom 6.5.1991 als polizeitypische Waffe rechtsstaatlich-humanitären Anforde-
rungen entsprechen, die Erfüllung des polizeilichen Auftrags gewährleisten, den Po-
lizeibeamten den denkbar besten Schutz bieten und die sofortige Handlungsunfähig-
keit eines Rechtsbrechers zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr für Leib und Le-
ben unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsprinzips bewirken. Technisch bedeutet
dies, dass die nichttötende Polizeiwaffe kalkulierbar sein muss - auch über größere
Entfernungen - und Unbeteiligte nicht gefährdet, dass sie sicher und leicht zu hand-
haben ist und Eskalation der Gewalt vermeidet. So wird auch weiterhin versucht,
weitere mechanische und chemische Einsatzmittel für die Polizei zu entwickeln oder
in anderen Ländern bereits eingesetzte Wirkstoffe oder Geräte in den Katalog der
Einsatzmittel aufzunehmen (z.B. der in den USA verwendete sog. Pepper-Spray, bei
dem es sich um den Wirkstoff Capsaicin handelt, der in Chili-Extrakten vorkommt)2.
Die Abhandlungen in diesem Band beziehen sich ausschließlich auf Schusswaffen.
Es soll damit ein Beitrag geleistet werden, die von der Fachhochschule des Bundes
für öffentliche Verwaltung selbst erstellte Fachliteratur für die Ausbildung des geho-
benen Dienstes im Fachbereich Öffentliche Sicherheit auf das Gebiet der Waffen-
technik und des Waffenrechts zu erweitern.
Das Thema Waffentechnik nimmt dabei einen breiteren Raum ein. In einer ersten zu-
sammenhängenden Darstellung werden vom EPHK Dipl.-Ing. Wolfgang Pietzner die
Grundlagen des Systemlehre behandelt. Die Darstellung ist dabei auf die Lernziele
und Lerninhalte der Fächer Waffenlehre und Waffenkunde u.a. der Ausbildungsgän-
ge an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Fachbereich Öf-
fentliche Sicherheit, abgestimmt. Das Thema Waffentechnik ist aber mit diesem Bei-
trag nicht endgültig abgeschlossen. Vielmehr müssen weitere Veröffentlichungen zur
Waffentechnik - und auch zur Waffenpflege - das Wissen und die Erkenntnis rund
um die Waffe vertiefen.
Im Bereich des Waffenrechts werden hier einzelne Aspekte dargestellt.

2 Vgl. H. R. Damm: Waffen und Munition für die Polizei, DP 1995, 62 ff.

11
Vorwort

Dr. Martin H.W. Möllers Lübeck, im Oktober 1998

12
Wolfgang Pietzner*

Grundlagen der Systemlehre1

1. Merkmalgruppen zur Einordnung von Waffen


Die Fortschritte auf dem Werkstoffsektor, im Bereich der Fertigung (Materialbe-
und- verarbeitung) und in der Waffentechnik ermöglichen die Entwicklung der Feu-
erwaffen zu automatischen Maschinen, die umfangreiches Wissen über Konstrukti-
on, Funktion, Leistung und Leistungsgrenzen erfordern, wenn die bei der Material-
auswahl/- erhaltung und- instandsetzung anfallenden Probleme gelöst werden sollen.
Auch das Fachpersonal muss über fachtechnische Kenntnisse in einem Umfang ver-
fügen, die dazu befähigen, Leistungsmöglichkeiten und -grenzen des Materials bei
Führungsentscheidungen entsprechend zu berücksichtigen.
Nur bei Vorliegen dieser Voraussetzungen ist es möglich, einen, dem hohen Stand
der Ausstattung entsprechenden Einsatzwert von Waffe und Waffenträger zu
gewährleisten.
Dazu ist es wichtig, dass der Waffentechniker das System einer Waffe aus den Merk-
malgruppen erkennt.
Die nachfolgende Grafik gibt eine Übersicht über die Merkmalgruppen wieder.

Merkmalgruppen zur Einordnung


von Waffen
• Antriebsart
• Verschlusssystem
• Krafteinleitung und Antriebs-
elemente
• Verschlussstellung
Bild 1 Merkmalgruppen zur Einordnung von Waffen

Erster Polizeihauptkommissar im BGS Wolfgang Pietzner ist Fachgruppenleiter Waffen//Erpro-


bung/Instandsetzung im Fachbereich Waffenwesen an der Grenzschutzschule in Lübeck. Durch
seine Ausbildung zum Diplomingenieur und vor allem seine jahrelange Tätigkeit als Fachlehrer
im Fachbereich Waffenwesen wurde er - nicht nur bei der Polizei - zum anerkannten Waffenex-
perten.
1 Die nachfolgende Abhandlung beruht im wesentlichen auf einem Teil der vom Verfasser heraus-
gegebenen “Arbeitsblätter für die Waffenlehre - Fachwissen für das waffentechnische Personal
der Polizei”.

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Einordnung von Waffen nach der Verschlussstellung

2. Einordnung von Waffen nach der Verschlussstellung

Der Begriff der Verschlussstellung bezieht sich auf die Stellung des Verschlusses
in Bezug auf das Rohr im feuerbereiten Zustand des Systems.
Die Verschlussstellung ist nicht an ein bestimmtes Verschlusssystem oder eine be-
stimmte Art der Krafteinleitung gebunden. Zwischen der Verschlussstellung und den
übrigen Merkmalgruppen gibt es keine logischen Verknüpfungen.

Einordnung nach der


Verschlussstellung

• offene Verschlussstellung (zu-


schießende Waffe)

• geschlossene Verschlussstellung
(aufschießende Waffe)
Bild 2 Einordnung nach der Verschlussstellung

Beispiele
G1 geschlossene Verschlussstellung, verriegelter Verschluss, Gas-
drucklader
G 3 / MP 5 / geschlossene Verschlussstellung, unverriegelter Verschluss, Rück
G8 drucklader
MG 1/2 | MG 3 offene Verschlussstellung, verriegelter Verschluss, kombinierte
Krafteinleitung
MP Beretta / offene Verschlussstellung, unverriegelter Verschluss, Rückdruck-
MP Walther lader
usw.
Das Schießen aus diesen Verschlussstellungen ist jedoch mit bestimmten Vor- und
Nachteilen verbunden, sodass sich ihre Anwendung für die jeweilige Waffenart an-
bietet.
Für die offene und geschlossen Verschlussstellung finden auch die synonymen
Begriffe zu- und aufschießende Waffen Verwendung.

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2.1 Offene Verschlussstellung (zuschießende Waffe)

2.1 Offene Verschlussstellung (zuschießende Waffe)

Im feuerbereiten Zustand befindet sich der Verschluss in hinterster Stellung; die


Schließfeder hat ihre maximale Spannung.
Im Patronenlager ist keine Patrone vorhanden; die Munition liegt in der Bahn des
vorlaufenden Verschlusses.
Bei Schussabgabe schnellt der Verschluss nach vorn, führt die Patrone zu, in das
Patronenlager ein und zündet.
Bei Feuerunterbrechung bleibt die Waffe mit offenem Verschluss stehen; es befin-
det sich keine Patrone im Patronenlager

Bild 3 Verschlussstellung

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Geschlossene Verschlussstellung (aufschießende Waffe)

Vorteile
Bei Waffen mit hoher Kadenz kann in den Feuerpausen eine die Wärmeabfuhr vom
Rohr verbessernde Kaminwirkung eintreten.
Bei Feuerunterbrechung befindet sich keine Patrone im Patronenlager, sodass bei au-
tomatischen Waffen mit hoher Kadenz die Gefahr der Selbstentzündung durch Wär-
meübertragung vom heißgeschossenen Rohr auf die Patrone entfällt.

Nachteile

Beeinträchtigung der Treffleistung durch lange Verzugszeiten und Schwerpunktver-


lagerungen der vor- und rücklaufenden Verschlussmasse, die von den Stößen der Zu-
führung überlagert werden.
Bei Waffen, die nach dem Prinzip der Vorlaufzündung arbeiten und im Dauerfeuer
schießen, wirkt sich die offene Verschlussstellung nicht so nachteilig aus, denn der
Verschluss schwingt zwischen einem Gaspolster und der Schließfeder elastisch (der
Aufprallstoß auf das Rohrmundstück entfällt) hin und her.

2.2 Geschlossene Verschlussstellung (aufschießende Waffe)

Im feuerbereiten Zustand befindet sich der Verschluss in vorderster Stellung und


verschließt das Rohrmundstück; die Schließfeder hat nur Vorspannung.
Eine Patrone ist im Patronenlager.
Bei Schussabgabe werden nur die Teile des Schlagmechanismus bewegt.
Bei Feuerunterbrechung bleibt der Verschluss in vorderster Stellung stehen; eine
Patrone befindet sich imPatronenlager.

Nachteile

Keine Kaminwirkung möglich, es sei denn, der Verschluss wird bei leergeschosse-
nem Magazin durch einen Verschlussfang in hinterer Stellung gefangen.
Gefahr der Selbstentzündung durch Wärmeübertragung vom Rohr auf die im Pat-
ronenlager befindliche Patrone.

Vorteile

Keine Beeinträchtigung der Treffleistung durch beim Schuss vorlaufende Massen,


damit zumindest im Einzelfeuer ruhige Waffenlage; kurze Verzugszeiten.

Die offene Verchlußstellung wird vorzugsweise bei Maschinenwaffen angewandt,


während für Waffen aus denen die Abgabe von präzisen Einzelschüssen die Regel
ist, die geschlossene Verschlussstellung vorzuziehen ist.

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Einordnung von Waffen nach der Antriebsart

3. Einordnung von Waffen nach der Antriebsart

Bei Feuerwaffen versteht man unter Antriebsart die Art und Weise, wie der Ver-
schluss zum Zwecke des Nachladens in Bewegung gesetzt wird.

Die Krafteinleitung kann dabei durch die beim Schuss freigesetzte Energie (Eigen-
energie) oder durch von außen dem System zugeführte Energie (Fremdenergie) er-
folgen.
Der Nachladevorgang wird unterteilt in
• Verschlussrücklauf
• Verschlussvorlauf.
Im einzelnen sind folgende Bewegungen zu unterscheiden:

Verschlussrücklauf Verschlussvorlauf
• Öffnen des Rohres • Zuführen der Munition in die
Verschlussbahn
• Ausziehen der Hülse aus dem • Einführen der Patrone in das
Patronenlager Patronenlager
• Auswerfen der Hülse aus dem • Verschließen des Rohres
Gehäuse
• Spannen der Schließ- und • Anzünden der Patrone
Schlagfedern.

Bei der Einteilung von Waffen nach der Antriebsart wird vom geladenen und ge-
spannten System ausgegangen.
Die Art und Weise, wie die erste Patrone in das Patronenlager des Rohres gelangt,
wird dabei nicht betrachtet.
Bei fast ausnahmslos allen Waffen - Ausnahmen bilden z.B. die Lafettierungen, die
eine elektrische Durchladeeinrichtung besitzen -, wird die erste Patrone von Hand in
das Patronenlager eingebracht.
Die Einleitung der Bewegungen erfolgt durch Betätigen des Abzuges.
Aus Gründen der Zweckmäßigkeit können Waffen so konstruiert sein, dass sich ein-
zelne Bewegungen überlagern, während in speziellen Systemen bestimmte Bewe-
gungen nicht erforderlich sind.

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Handlader

Nach der Antriebsart werden Feuerwaffen unterteilt in:


• Handlader
• Halbautomaten und
• Automaten.

Bild 4 Einordnung nach der Antriebsart

3.1 Handlader

Als Handlader werden Waffen bezeichnet, bei denen die Verschlussbewegung zum
Zwecke des Nachladens ausschließlich vom Schützen von Hand ausgeführt werden
muss.
Nach der technischen Ausführung werden Handlader in Einzel- und Mehrlader un-
terschieden.

Einzellader

Beim Handlader als Einzellader muss jede Patrone einzeln von Hand in die Ver-
schlussbahn oder das Patronenlager eingebracht werden.
Beispiele für diese Konstruktionsart
• Signalpistolen
• Mehrzweckpistole Kal. 40 mm
• Luftgewehre und Luftpistolen
• Flinten
• Kipplaufbüchsen
• KK-Wehrsportmodelle von z.B. ERMA
• freie Pistolen.

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Handlader

Bei der Signalpistole SignP2 und der Mehrzweckpistole MZP1 muss jede einzelne
Patrone von Hand in das Patronenlager eingebracht werden.

Mehrlader

Handlader als Mehrlader verfügen über eine Einrichtung, in der ein Vorrat von Pa-
tronen lagert.

Bild 5 Mehrladeeinrichtungen

Diese Mehrladeeinrichtung übernimmt das Zuführen der Patronen in die Ver-


schlussbahn. Die Patronen werden durch die von Hand vorgenommene Verschluss-
bewegung in das Patronenlager eingeführt.
Die technische Ausführung der Mehrladeeinrichtung ist dabei ohne Bedeutung für
die Einordnung der Waffe als Mehrlader.

19
Halbautomaten

Mehrladeeinrichtungen sind denkbar als:


• Röhrenmagazine im Vorderschaft über oder unter dem Rohr liegend oder
in der Schulterstütze
• Mittelschaftsmagazine
• ansteckbare Magazine als Kasten-, Stangen-, oder Trommelmagazine
• mehrere um eine gemeinsame Achse drehbare Patronenlager (Trommel).

3.2 Halbautomaten

Halbautomaten sind solche Waffen, bei denen ein Teil der Bewegungen des Nach-
ladevorganges automatisch durch die beim Schuss auftretenden Gaskräfte oder durch
von außen dem System zugeführte Energie (Fremdenergie) bewirkt wird.
In der Regel handelt es sich um Geschütze, bei denen unter Ausnutzung des Rück-
druckes beim Rohrrücklauf das Rohr geöffnet, die Hülse ausgezogen und ausgewor-
fen und die Schließ- und Schlagfedern gespannt werden.

3.3 Automaten

Als Automaten werden Waffen bezeichnet, bei denen der Antrieb des Verschlusses
ausschließlich durch die beim Schuss auftretenden Gaskräfte (Eigenenergie) oder
durch dem System von außen zugeführte (Fremd-) Energie erfolgt.
Die Automaten werden nach bestimmten waffentechnischen Merkmalen in Selbstla-
der und Maschinenwaffen unterschieden.

Automaten als Selbstlader

Automaten werden als Selbstlader bezeichnet, wenn durch den Einbau eines Unter-
brechers in das Abzugssystem nur Einzelfeuer geschossen werden kann und dabei
der Abzug bei jedem Schuss erneut betätigt werden muss.
Der Unterbrecher trennt die Auslösung der Zündung vom automatischen Ab-
lauf ab.

Beispiele ausgeführter Konstruktionen:


• Selbstladepistolen P 5, P 6, P 7, P 9, P 10
• Selbstladegewehre SGew. 41 und 43
• Selbstladeflinten FN B.A.R., Remington, Sako.

Bei ausnahmslos allen Selbstladepistolen wird der Unterbrecher in der gleichen Art
und Weise gesteuert.
In Abhängigkeit von der Stellung des Verschlussstückes zum Rohrmundstück wird
durch eine Steuerkurve am Verschluss die Verbindung zwischen Abzug und dem
die Zündung auslösenden Teil des Schlagmechanismus (allgemein Schlaghebel) un-
terbrochen.

20
Automaten

Das verbindende Teil, das durch den Verschluss gesteuert wird, heißt Abzugsstange
oder Abzugschiene.
Die Verbindung wird erst wieder hergestellt, wenn
• der Verschluss das Rohr verschließt
und
• der Schütze den Abzug freigibt,
d.h. der nächste Schuss kann erst abgegeben werden, wenn der Abzug vorher gelöst
wurde und erneut zurückgezogen wird.

Bild 6 Unterbrechersteuerung

21
Automaten

Durch diesen Mechanismus wird sichergestellt, dass der Schütze, obwohl er den Ab-
zug während der Verschlussbewegung noch gezogen hat, aus der Waffe nur Einzel-
feuer schießen kann.
Die Selbstladepistolen weisen eine Besonderheit auf, denn bei ihnen ist die Funkti-
on des Unterbrechers und der Schützensicherung in den gleichen Bauteilen vereinigt.
Die Schützensicherung wirkt so, dass eine erneute Schussabgabe erst möglich ist,
wenn der Verschluss das Rohr sicher nach rückwärts verschließt.
Kommt der Verschluss aus irgendeinem Grund nicht in die funktionsgerechte Stel-
lung, so bleibt die Unterbrechung auch bei gelöstem Abzug bestehen. Beim Zurück-
ziehen des Abzuges läuft die Abzugsstange leer, ohne den Schlagmechanismus aus-
zulösen.
Dieses grundsätzliche Funktionsprinzip weisen alle Selbstladepistolen auf. Die ein-
zelnen ausgeführten Konstruktionen unterscheiden sich lediglich im Aussehen und
den geometrischen Abmessungen der Bauteile (Abzugsstange und Steuerkurve), die
diese Funktionen darstellen.
Die Kombination der Unterbrecher- und Schützensicherungsfunktion in den
gleichen Bauteilen ist bei den übrigen Selbstladern nicht üblich.
Die Aufgabe der Schützensicherung übernehmen andere Bauteile.

Automaten als Maschinenwaffen

In allen übrigen Fällen sind Automaten zur Abgabe von Dauerfeuer eingerichtet und
werden als Maschinenwaffen bezeichnet.
Diesen Waffen fehlt der Unterbrecher; sie feuern, solange der Schütze den Abzug
zurückgezogen hält und ein Munitionsvorrat in der Ladeeinrichtung vorhanden ist.

Beispiele ausgeführter Konstruktionen:


• Maschinengewehre (MG 42, MG 1/2, MG 3)
• Maschinenpistolen (Sten, ERMA, Madsen).

Moderne Automaten
Moderne Handfeuerwaffen sind so konstruiert, dass durch Einbau entsprechender E-
lemente in die Abfeuerungseinrichtung, wie:
• Feuerwahlschalter
• Intervallabzug
• Doppelabzug
• Abzug mit doppeltem Kraftangriff
sowohl Einzel- als auch Dauerfeuer abgegeben werden kann.

22
Automaten

Der Umschalt- und Sicherungshebel der sog. Sturmgewehre fasst Sicherung und
Feuerwahlschalter zusammen, üblicherweise wird der Unterbrecher dabei durch
den Abzugshebel gebildet.
Die Sicherung dieser Waffen (G 1, G 8, MP 5) blockiert die Abzugsbewegung.

Bild 7 Feuerwahlschalter

Der Feuerwahlschalter begrenzt die Schwenkbewegung des Abzuges. Je nach Stel-


lung des Feuerwahlschalters kann der Abzug den Abzugshebel so weit aus der Bahn
des Schlaghebels herausheben, dass er nicht mehr in die Einzelfeuerraste des Schlag-
hebels eintritt; die Waffe feuert, solange der Abzug zurückgezogen wird.

23
Automaten

In der anderen Stellung des Feuerwahlschalters kann der Weg des Abzuges so weit
begrenzt werden, dass der Abzugshebel Anlage an der Walze des Schlaghebels findet
und beim Spannen der Schlagfeder in die Einzelfeuerraste eintreten kann.

Bild 8 Steuerung des Unterbrechers im Verschlussrücklauf

24
Automaten

Bild 9 Steuerung des Unterbrechers im Verschlussvorlauf

In dieser Stellung ist der Unterbrecher wirksam und der Schütze kann nur Einzel-
feuer abgeben.

Beispiele ausgeführter Konstruktionen:


• Gewehre G 1, G 3, G 8
• Maschinenpistolen MP 5, MP Walther

25
Automaten

Der Intervallabzug (auch Abzug mit Schusszahlbegrenzer genannt) ist eine Kon-
struktion der Firma Heckler & Koch für ihre Waffensysteme.

Bild 10 Herstellen der erneuten Feuerbreitschaft

Ausgehend von der Überlegung, dass es zwischen den Extremen Einzelfeuer und un-
begrenztes Dauerfeuer wünschenswerte Zwischenstufen - begrenzter Feuerstoß -
gibt, wurde in das Abfeuerungssystem eine Art Klinkenradgesperre eingebaut, das
für die Dauer der gewählten Schusszahl den Abzugshebel in seiner Funktion als Un-
terbrecher ausschaltet.
Die Erfahrung lehrt, dass die Treffwahrscheinlichkeit mit der Länge des Feuersto-
ßes abnimmt.
Als optimal hat sich bei den Kalibern 9 mm x 19 und 7,62 mm x 51 ein Intervall von
3 Schuss herausgestellt.

Der Doppelabzug verwendet anstelle des Feuerwahlschalters je einen getrennten


Abzug für die Abgabe von Einzel- oder Dauerfeuer.

Beispiele für ausgeführte Konstruktionen:


• alle Waffen im HK-System können mit der Baugruppe Griffstück mit
Schusszahlbegrenzer ausgerüstet werden
• Maschinenpistolen Beretta Mod. 38/40.

Beim Abzug mit doppeltem Kraftangriff ist die Funktion des Feuerwahlschalters
in einen Abzug gelegt.
Der Abzug bsesitzt zwei Kraftangriffspunkte. Wird er an der Spitze, also am längsten
Hebel, zurückgezogen, schießt die Waffe, je nach konstruktiver Durchbildung, Ein-
zel- oder Dauerfeuer.

26
Automaten

Beim Zurückziehen des Abzuges am kurzen Hebel schießt die Waffe in der anderen
Feuerart.

Beispiele ausgeführter Konstruktionen:


• Maschinenpistole Star
• Maschinengewehr MG 30 (Österreich).

Bei den modernen Automaten ist der Unterbrecher allein kein zuverlässiges Zuord-
nungsmerkmal mehr.
Dennoch werden auch diese Waffen den Selbstladern oder den Maschinenwaffen zu-
geordnet.

Als Zuordnungsmerkmale dienen:


• die taktische Aufgabe, damit die vorherrschende Feuerart
• die Rohrmasse, damit das Wärmeaufnahmevolumen des Rohres
• die konstruktive Ausbildung der Abfeuerungseinrichtung.

Von der einer Waffe zugeordneten taktischen Aufgabe hängt die vorherrschende
Feuerart ab.
Die vorherrschende Feuerart bestimmt die weitere technische Durchbildung der
Waffe.
Die beim Schuss auftretende Wärmebelastung muss das Rohr ohne Schaden auf-
nehmen können.
Das sog. Wärmeaufnahmevolumen des Rohres liefert eine Aussage über die Wär-
memenge, die ohne Schaden für das Rohr je Zeiteinheit über den Rohrquerschnitt
abgeleitet werden kann.

Es hängt wesentlich ab :
• vom Rohrquerschnitt (Wandstärke)
• der Rohrmasse
• der anliegenden Temperaturdifferenz zwischen Rohrinnenwand, Rohrau-
ßenwand und Umgebung
• der Oberfläche des Rohres (Verrippung).
Daneben spielt die Warmfestigkeit des verwendeten Rohrwerkstoffes eine entschei-
dende Rolle.

Beispiele ausgeführter Konstruktionen:


Vergleiche das Rohr
• eines G 1 mit dem eines MG 3 oder eines G 8
• einer MP Beretta mit dem einer SP Astra
• einer MP 5 mit dem der MP Beretta.

27
Automaten

Die Konstruktion der Abfeuerungseinrichtung wird ebenfalls von der vorherr-


schenden Feuerart bestimmt.
Bei Maschinenwaffen mit hoher Kadenz muss die Abzugseinrichtung in besonde-
rer Art durchgebildet werden, um Beschädigungen der Fangteile des Abzuges und
der Fangflächen des Verschlusses bei den durch die großen Verschlussgeschwindig-
keiten auftretenden Massenkräften beim Fangen des Verschlusses zu vermeiden.
Maschinengewehre verfügen in der Regel über einen Ausrückermechanismus, der
den unter Federdruck stehenden Abzugshebel in die Verschlussbahn schlägt, um so
sicherzustellen, dass jeweils die vollen Fangflächen des Abzugshebels und des Ver-
schlusses beim Fangen aufeinander anliegen, damit Kantenausbrüche und starker
Kantenverschleiß vermieden werden.
Bei stärkeren Kalibern (Maschinenkanonen) und damit größeren Verschlussmas-
sen, die zugleich mit höheren Verschlussgeschwindigkeiten verbunden sind, muss,
um Schäden zu vermeiden, die gesamte Fangvorrichtung schwimmend -elastisch- in
einer Fanghebelpufferung gelagert werden.

Unter Benutzung dieser Merkmale werden die modernen Automaten den Selbstla-
dern oder den Maschinenwaffen zugeordnet.

Beispiele:
• Selbstlader: G 1, G 3, AK 47, StG 44
• Maschinenwaffen: FG 42, MP5, MP Walther, G 8.

28
Einordnung von Waffen nach dem Verschlusssystem

4. Einordnung von Waffen nach dem Verschlusssystem


Der Verschluss verschließt das Rohr nach hinten gasdicht ab.
Unter dem Verschlusssystem ist die Art und Weise zu verstehen, wie der Verschluss
in seiner stützenden Funktion festgelegt ist.
Das Dichten des Rohres im Bereich des Verschlusses, die sog. Liderung, war und
ist auch heute noch das große Problem bei den verschiedenen Verschlusskonstrukti-
onen der Hinterlader.
Bei Patronen mit verbrennender Hülse, bei hülsenloser Munition oder bei getrennter
Munition (z.B. Beutelkartuschen) ist am Verschluss eine besondere Dichtung erfor-
derlich.
Bei den vielen bisher entwickelten Liderungen haben sich im wesentlichen drei Ar-
ten durchgesetzt:
• die Ringliderung
• die plastische Liderung
• die Hülsenliderung.
Bei Verwendung der Hülsenliderung übernimmt die Hülse die Dichtungsaufgabe.
Der Verschluss hat dann nur noch die Aufgabe, die lidernde Hülse in ihrer Lage zu
halten und die Gaskräfte aufzunehmen.

Bei Betrachtung der verschiedenen Verschlüsse unter technischen Gesichtspunkten


stellt sich heraus, dass es im Prinzip nur zwei konstruktive Möglichkeiten gibt, ein
Verschlusssystem auszubilden.

Einordnung nach dem


Verschlusssystem
• verriegelter Verschluss
• unverriegelter Verschluss
Bild 11 Einordnung nach dem Verschlusssystem

29
Verriegelte Verschlusssysteme und ihre konstruktive Ausbildung

4.1 Verriegelte Verschlusssysteme und ihre konstruktive Ausbildung

Unter dem Begriff der Verriegelung versteht man das absolute Festlegen des Ver-
schlusses in seiner stützenden Stellung, bis das gefahrlose Öffnen des Rohres mög-
lich ist.

Bild 12 Verriegelter Verschluss

Das Verriegeln entspricht einem Sperren des stützenden Verschlussteiles, sodass


dieses unter Rückdruckwirkung nicht aus seinem Stützlager springen kann.
Beim verriegelten Verschluss sind daher drei voneinander unabhängige Bewegungen
zu unterscheiden.
Im Verschlussvorlauf :
• Verschließen des Rohres
• Abstützen der Patronenhülse
• Verriegeln (“Sperre legen”).

In der umgekehrten Bewegungsrichtung:


• Entriegeln, entspricht einem Aufheben der Sperre
• Aufheben der Abstützung
• Öffnen, d.h. beginnende Rückwärtsbewegung des Verschlusses.

Als gefahrlos wird aus Gründen der Schützensicherheit das Öffnen erst angesehen,
wenn das Geschoss die Rohrmündung verlassen hat und der Gasdruck auf ein für den
Schützen unschädliches Maß abgesunken ist.

Die Einleitung der Entriegelung erfolgt bei Automaten in der Regel unter Druck im
Rohr.

30
Verriegelte Verschlusssysteme und ihre konstruktive Ausbildung

Der Vollzug der Entriegelung darf erst erfolgen, wenn das gefahrlose Öffnen ge-
währleistet ist.
Für die Dauer der Druckphase im Rohr darf der Verschluss keine Relativbewe-
gung gegenüber dem Patronenlager erfahren.
Damit ist auch die Hülse - abgesehen von dem Spiel das durch die zulässige Toleranz
des Verschlussabstandes (VA) begründet ist - im Patronenlager festgelegt und hat je-
derzeit eine ausreichende Stützung.
Die Ausführungsformen der verriegelten Verschlusssysteme sind sehr vielfältig.
Nach der Entriegelungsbewegung können:
• Längs-
• Quer- und
• Drehverschlüsse unterschieden werden.

Nach der Art, wie die mechanischen Elemente ausgebildet sind, die die Verriege-
lung bewirken, werden die Systeme in Bauarten unterteilt.

Bauart verriegelter Verschlüsse


• Kipprohrverschluss
• Kippverschluss
• Drehverschluss
• Blockverschluss
• Gelenkverschluss
• Stützrollenverschluss
• Stützklappenverschluss
• Riegelverschluss
Bild 13 Bauart verriegelter Verschlüsse

31
Kipprohrverschluss

4.1.1 Kipprohrverschluss
Der Stoßboden des Bodenstückes bildet den Verschluss. Das Rohr wird um einen
Gelenkbolzen vor dem Stoßboden abgekippt.
In der angekippten Lage sichert es der Verriegelungskeil in seiner Position.

Anwendung:
Handlader, z.B. Signalpistolen
Jagdwaffen, wie Flinten und kombinierte Waffen
Kipplaufrevolver und
Kipplaufpistolen.

Bild 14 Kipprohrverschluss

32
Kippverschluss

4.1.2 Kippverschluss
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten der Ausbildung von Kippverrschlüssen :
(1) Das Rohr wird vor dem Verschlussblock in ein Widerlager abgesetzt und in
dieser Lage gesperrt

Anwendung:
Automaten, vorzugsweise Selbstladepistolen.

Unterscheidungen sind lediglich in der Ausbildung der Steuerflächen, die das Ab-
setzen des Rohres steuern, zu finden.
(1) Der Verschlussblock wird vor dem Rohrmundstück in ein Widerlager ge-
drückt und in dieser Lage gesperrt.

Bild 15 Kippverschluss

33
Kippverschluss

Anwendung:
Automaten, z.B. Selbstladeflinten- und- büchsen
Sturmgewehre
Selbstladegewehre.
Die modernen Generationen der Selbstladepistolen ( z.B. SIG/Sauer P6, P226,
P229 ; HK USP, P8, P10; Glock P9m, Mod. 17; Walther P88, P99) arbeiten mit die-
sem Verschlusssystem.
Die Steuerung der Entriegelungsbewegung des Rohres erfolgt durch eine offene
Kurve in Verbindung mit einem flächigen Steuerkeil, sodass der Senkrechtdruck
nicht mehr über Linienberührung, sondern über Flächenpressung aufgenommen
wird.

Bild 16 Kippverschluss der P 6

34
Kippverschluss

Auch bei der zweiten Ausführung der Kippverschlüsse ist nach der Art, wie die
Entriegelungsbewegung des abgekippten Verschlusses gesteuert wird, eine Unter-
scheidung möglich in Systeme mit Steuerung der Verschlussbewegung durch :
• Gelenke
• Kurven.
Dabei kann das Antriebselement über oder unter dem Rohr liegen, mit dem die Ent-
riegelungsbewegung steuernden Gleitstück eine Einheit bilden
• einteiliger Verschlussaufbau
oder vom Gleitstück getrennt sein
• zweiteiliger Verschlussaufbau.

Bild 17 Kippverschluss des G 1

Das Gewehr G 1 ist ein typischer Vertreter eines Kipprohrverschlusses mit zweitei-
ligem Verschlussaufbau und über dem Rohr nach rückwärtswirkendem Gaskolben.
Allen Kippverschlüssen gemeinsam ist die außermittige Abstützung des Ver-
schlusses beim Schuss.
Das dadurch hervorgerufene Moment muss vom Gehäuse aufgenommen werden und
verursacht dort Biegespannungen, die sich als Schwingungen auf die Rohrlagerung
und das Rohr fortpflanzen und damit insbesondere bei Gewehren Einfluss auf die
Treffleistung haben.

35
Drehverschluss

4.1.3 Drehverschluss

Der Verschlusskörper wird in Spiralführungen im Rohrmundstück oder im Gehäuse


durch Drehbewegung verschraubt und in dieser Lage gesperrt.

Bild 18 Drehverschluss

Anwendung:
Handlader; Jagdrepetierer und Geschütze
Automaten; Selbstladegewehre, Maschinenkarabiner, Maschinengewehre und Ma-
schinenkanonen.

Drehverschlüsse sind in Verbindung mit der Krafteinleitung Gasdruck als Gas-


kolbenlader das Verschlusssystem aller modernen Sturmgewehre (wie z.B. AK
47, AK 74, Steyr AUG, G 36, G 37 ).

36
Blockverschluss

4.1.4 Blockverschluss

Der Verschlussblock wird vor das Rohrmundstück geführt und in dieser Lage ge-
sperrt.
Die Verschlussbewegung erfolgt dabei grundsätzlcih quer zur Patronenlagerach-
se.
Die Steuerung der Verschlussbewegung kann auf verschiedene Art erfolgen, z.B. ü-
ber Kurbeln, Kulissensteine, über die Bewegung des Abzugsbügels; von Hand oder
automatisch.

Anwendung:
Handlader; Sport- und Jagdwaffen
halbautomatische und automatische Geschütze.

Bild 19 Blockverschluss

37
Gelenkverschluss

4.1.5 Gelenkverschluss

Der Verschlusskörper wird durch ein Gelenk hinter dem Rohrmundstück abge-
stützt.

Bild 20 Gelenkverschluss

Die Sperrung erfolgt durch Überknickung und Auflagerung des Gelenkes.

Anwendung:
Automaten; Selbstladepistolen, Selbstladegewehre, Maschinengewehre.

38
Stützrollenverschluss

4.1.6 Stützrollenverschluss

Zwei walzenförmige Körper im Verschluss werden im Verriegelungsstück, das am


Rohr befestigt ist, zwangsweise nach außen gedrückt und sperren in dieser Lage die
Verschlussbewegung.

Anwendung:
Automaten; vorzugsweise Maschinengewehre und Maschinenkanonen.

Bild 21 Stützrollenverschluss

39
Stützklappenverschluss

4.1.7 Stützklappenverschluss

Im Verschlusskörper sind -wie bei einer Wippe- ein, zwei oder drei klappenförmige
Verriegelungselemente angeordnet, die zwangsweise hinter Ausnehmungen geführt
werden und in dieser Lage die Verschlussbewegung sperren.

Anwendung:
Handlader; Jagdrepetierer
Automaten; Selbstladegewehre und Maschinenkanonen.

Bild 22 Stützklappenverschluss

40
Riegelverschluss

4.1.8 Riegelverschluss
Der am Rohr, Verschluss- oder Griffstück angelenkte Riegelkörper wird zwangswei-
se in Ausnehmungen am Verschluss oder in Widerlager im Gehäuse gesteuert und
sperrt in dieser Lage die Verschlussbewegung.

Anwendung:
Automaten; Selbstladepistolen (z.B. P5), Selbstladegewehre, Maschinenkanonen.

Bild 23 Riegelverschluss

41
Unverriegelte Verschlusssysteme, ihre verschließenden Kräfte und Bauarten

4.2 Unverriegelte Verschlusssysteme, ihre verschließenden Kräfte und Bauar-


ten

Beim unverriegelten System stützt der Verschluss die Patrone von hinten ab, ohne
dass er in seiner stützenden Stellung eine absolute Festlegung erfährt.
Der Verschluss und damit die Hülse bewegen sich unter Druck im Rohr nach
rückwärts.

Bild 24 Grundproblem eines unverriegelten Verschlusses

Aus Gründen der Schützensicherheit muss die Austrittsgeschwindigkeit der Hülse


aus dem Patronenlager und damit die Rücklaufgeschwindigkeit des Verschlusses
soweit herabgesetzt werden, dass die Hülse, solange sich Druck im Rohr befindet,
jederzeit eine ausreichende Abstützung erfährt, denn ungestützt kann sie dem Gas-
druck nicht standhalten und platzt.

42
Unverriegelte Verschlusssysteme, ihre verschließenden Kräfte und Bauarten

Der Verschlussbewegung wirken eine Reihe von Kräften entgegen:


1. Ausziehwiderstand der Hülse aus dem Patronenlager
2. Trägheitskraft der Verschlussmasse
3. Reibungswiderstand zwischen Verschluss und Gehäuse
4. Spannkraft von Schließ- und Schlagfedern.

Diese Kräfte werden auch als verschließende Kräfte bezeichnet.

1 Ausziehwiderstand der Hülse aus dem Patronenlager


2 Trägheitskraft der Verschlussmasse
3 Reibungswiderstand zwischen Verschluss und Gehäuse
4 Spannkraft von Schließ- und Schlagfedern.

Bild 25 Verschließende Kräfte am Verschluss

Die Unterscheidung der unverriegelten Verschlüsse in verschiedene Bauarten er-


folgt danach, welche der verschließenden Kräfte in besonderem Maße dazu aus-
genutzt werden, den Rücklauf des Verschlusses soweit zu verzögern, dass eine aus-
reichende Abstützung der Patronenhülse gewährleistet bleibt.

Grundsätzlich werden folgende Bauarten unterschieden:


• Massefederverschluss
(Trägheitskraft einer Verschlussmasse mit Federkraftausnutzung)
• gebremster Masseverschluss
(Reibungskräfte oder der Verschlussbewegung entgegengesetzt wirkende
Kraftgrößen)
• übersetzter Masseverschluss
(durch Getriebe verstärkte Trägheitskraft).

Diese grundsätzliche Gliederung lässt sich wie im Bild 26 dargestellt weiter ver-
feinern.

43
Unverriegelte Verschlusssysteme, ihre verschließenden Kräfte und Bauarten

Im Weiteren werden nur noch die in der aktuellen polizeilichen Ausstattung rele-
vanten Systeme weiterverfolgt.

Bauarten unverriegelter Verschlüsse

Massefederverschluss
• mit Vorlaufzündung bei:
• feststehendem Schlagbolzen
• gesteuertem Schlagbolzen
• gesteuertem Schlagbolzen und verlängertem
Sicherheitsweg

gebremster Masseverschluss
• Bremsweg durch:
• Kräftezerlegung über federbelastete Kugeln
oder Keile
• Reibung an Keilflächen
• elastischen Stoß
• Kniegelenke mit ungleichen Hebelarmen
• Ableitung von Gaskräften
• Erhöhung des Ausziehwiderstandes der Hül-
se
• elestische Verformung des Patronenlagers

übersetzter Masseverschluss
• Übersetzung durch:
• Rollen
• Hebel
• Walzen
• Klappen

Bild 26 Bauarten unverriegelter Verschlüsse

44
Grundsätzliches zur Wirkung von Trägheitskräften

4.2.1 Grundsätzliches zur Wirkung von Trägheitskräften

Die grundsätzlichen Aussagen zur Wirkung von Trägheitskräften auf einen Kör-
per lassen sich beim Autofahren erklären.

Anfahren

Das Fahrzeug beschleunigt aus dem Stand mit der Beschleunigung a. Die auf den
Fahrer wirkende Trägheitskraft T ist abhängig von der Masse (Körpergewicht) des
Fahrers und der Größe der Beschleunigung.
Sie wirkt der Beschleunigungsrichtung entgegengesetzt, d.h. sie drückt den Fahrer in
den Sitz.

Bremsen
Beim Bremsen des Fahrzeuges ändert sich die Beschleunigungsrichtung, das Fahr-
zeug verzögert.
Infolge dessen kehrt sich die auch die Wirkungsrichtung der Trägheitskraft um, und
der Fahrer wird in Richtung Windschutzscheibe bewegt.

Bild 27 Grundsätzliches zur Wirkung von Trägheitskräften

An diesem Beispiel lassen sich die grundsätzlichen Aussagen zur Wirkung von
Trägheitskräften ableiten:
1. Trägheitskräfte sind abhängig von der Masse Körpers und der auf diesen
wirkenden Beschleunigung.
Keine Masse * hohe Beschleunigung keine Trägheitskraft
Große Masse * keine Beschleuni- keine Trägheitskraft
gung

45
Überlegungen zur Sicherheit unverriegelter Verschlusssysteme

2. Die Wirkungsrichtung der Trägheitskraft ist der Beschleunigungsrichtung


entgegengesetzt.

4.2.2 Überlegungen zur Sicherheit unverriegelter Verschlusssysteme

Der maximal zulässige Rücklaufweg der druckbelasteten Hülse ist nicht allein von
der Hülsenbodenstärke abhängig.
Einen sehr großen Einfluss hat der sog. ungestützte Hülsenteil.
Der ungestützte -auch freiliegende- Hülsenteil ist das Maß, um das die Hülse im Pat-
ronenlager ungestützt zurücksteht.
Allgemein ist der ungestütze Hülsenteil nicht größer als die Hülsenbodenstärke.
Treffen jedoch ungünstige Umstände zusammen, ist hier die Sicherheit gefährdet.

Bild 28 Abstimmung von Waffe und Munition

Jede Veränderung am Patronenlagereinlaufradius des Rohres oder im Wandstär-


kenverlauf der Hülse kann das System zur unsicheren Seite verschieben.
Neben dem Patronenlagereinlauf kann ein zu weit ausgearbeiteter Aufstieg oder ein
ungeeigneter Auszieherfreischnitt dazu führen, dass die ungestützte Hülsenzone zu
groß wird und die Hülse die Gaskräfte nicht mehr aufnimmt und reißt.

46
Gebremste Masseverschlüsse mit Bremsung durch Ableitung von Gaskräften

Bild 29 Ungestützte Hülsenzonen

4.2.3 Gebremste Masseverschlüsse mit Bremsung durch Ableitung von Gas-


kräften
Eine interessante Möglichkeit, den Verschluss in seiner Rücklaufbewegung zu ver-
zögern ist die, den Gasdruck zur Bremsung direkt oder indirekt auszunutzen.
Der Vorteil der Gasdruckbremsung liegt darin, dass Patronen mit den verschiede-
nen Laborierungen bei einwandfreier Waffenfunktion verwendet werden können,
denn eine schwach laborierte Patrone entwickelt weniger Gasdruck und somit eine
geringere Verzögerung als eine stärker laborierte.
Daraus ergeben sich fast ideale Anwendungsmöglichkeiten.
Nachteilig wirkt sich sicherlich eine starke Verschmutzung über relativ große Flä-
chen aus.
Die Bremsung erfolgt dabei im Verhältnis der druckbeaufschlagten Bremskolben-
fläche zur druckbeaufschlagten Stoßbodenfläche.
Dabei kann der Gasdruck indirekt auf:
• Bremskolben
• Reibungselemente oder
• direkt auf den Verschluss wirken.

47
Gebremste Masseverschlüsse mit Bremsung durch Ableitung von Gaskräften

Bild 30 Bremsung durch Ableitung von Gaskräften an einem Gewehr

Bei derartigen Waffen wird das Rohr angebohrt, um einen Teil der Pulvergase in
einen Bremszylinder zu leiten.
Der mit dem Verschluss verbundene Bremskolben drückt oder zieht beim Schuss
den Verschluss gegen das Rohrmundstück und verzögert so die Öffnungsbewegung.
Beim Schuss treten die Pulvergase durch die Rohrbohrung und dringen in den
Bremszylinder, wo sie den mit dem Verschluss fest verbundenen Bremskolben von
rückwärts beaufschlagen. Der Verschluss wird dadurch in seiner Rückwärtsbewe-
gung verzögert; gegenteiliges Prinzip wie beim Gasdrucklader.
Sinkt der Gasdruck ab, so öffnet sich der Verschluss und beginnt seine weiteren Auf-
agen zu erledigen.

48
Gebremste Masseverschlüsse mit Bremsung durch Ableitung von Gaskräften

Bild 31 Bremsung durch Ableitung von Gaskräften an einer SP

Am Verschluss ist vorn unten der Bremskolben angelenkt, der in einem unter dem
Rohr liegenden Bremszylinder ragt. Das Rohr ist unmittelbar hinter dem Patronenla-
ger angebohrt.

Bild 32 Schnitt durch die P 7

Beim Schuss treten die Pulvergase aus dem Rohr in den Bremszylinder und drücken
den Verschluss nach vorn.

49
Übersetzte Masseverschlüsse

Um eine sichere Funktion zu gewährleisten, ist die Querschnittsfläche des Brems-


kolbens kleiner als die des Rohres.
Der Schnitt durch die P7 zeigt eine Waffe dieser Bauart, wie sie von der Fa. Heckler
& Koch gefertigt wird.

4.2.4 Übersetzte Masseverschlüsse

Prinzip des übersetzten Masseverschlusses


Soll unter Wahrung der Vorteile eines Masseverschlusses, zur Gewichtserleichterung
bei gleicher Mündungsleistung die Verschlussmasse verringert werden oder soll Mu-
nition mit größerer Mündungsleistung ohne die dafür notwendige Steigerung der
Verschlussmasse verschossen werden, dann kann in beiden Fällen die zu geringe
Trägheitskraft eines leichten Verschlusses durch andere verschließende Kräfte er-
setzt werden.

Aus der Impulsfunktion

Impuls = Masse x Geschwindigkeit


G = m x v

lässt sich ableiten, dass

(1) bei vorgegebenem Impuls


eine Vergrößerung der Masse
eine Verkleinerung der Verschlussgeschwindigkeit
erbringt
(2) bei vorgegebenem Impuls
die Vergrößerung der Verschlussgeschwindigkeit
eine Verkleinerung der Masse nach sich zieht
(3) bei Vergrößerung eines Faktors im Produkt m x v
ein höherer Impuls aufgenommen werden kann.

Von der Möglichkeit gem. (2) wird beim übersetzten Masseverschluss Gebrauch
gemacht.
Im Prinzip ist der übersetzte Masseverschluss nur ein besonderes Verfahren zur
Ausnutzung von Trägheitskräften als verschließende Größe.
Nur wird hier ein völlig anderer Weg eingeschlagen.
Bisher wurde neben der Trägheit der Verschlussmasse eine der verschließenden
Größen verstärkt und bei gegebener Verschlussmasse die maximal zulässige Rück-
laufgeschwindigkeit des Verschlusses eingehalten.
Bei einteiligen Verschlüssen ist mit der Erhöhung der Verschlussgeschwindigkeit
gleichzeitig eine Herabsetzung des Sicherheitsfaktors verbunden, denn die Hülse
wird unter Umständen unter Druck im Rohr bereits zu weit ausgezogen.

50
Übersetzte Masseverschlüsse

Bei einer Lösung, die es erlaubt, das Verschlussgewicht entscheidend herabzu-


setzen, ohne dass die vorhandenen Vorteile eines Masseverschlusses verloren
gehen, muss:
• die Rückwärtsbewegung des Stoßbodens langsam
(wegen der Gefahr des Aufplatzens der Hülse beim Ausziehen)
• der Verschluss jedoch schneller zurücklaufen, um leichter werden zu
können, ohne dass sich die notwendige Bewegungsenergie ändert.

Beide Forderungen, langsame Bewegung des Stoßbodens und schnelle Bewegung


des Verschlusses, können nur durch einen mehrteiligen Verschlussaufbau erfüllt
werden.

Bild 33 Funktionsprinzip des übersetzten Masseverschlusses

Der Verschlusskopf übernimmt die stützende Funktion und erfüllt die Sicherheits-
anforderungen bezüglich der Rücklaufgeschwindigkeit.
Der Verschlussträger wird von einer im Verhältnis großen Masse gebildet, die mit
erhöhter Geschwindigkeit läuft und dadurch große Trägheitskräfte hervorruft.
Da der Antriebsimpuls jedoch nur auf den Verschlusskopf wirkt, muss für eine me-
chanische Ankopplung zwischen Verschlusskopf und Verschlussträger gesorgt sein.
Diese Kopplung muss so beschaffen sein, dass nach einem bestimmten Rücklaufweg
des Verschusskopfes der mit ihm mechanisch verbundene Verschlussträger ein Viel-
faches dieses Weges zurückgelegt hat.
Zwischen Verschlusskopf und Verschlussträger muss sich ein Beschleunigungssys-
tem befinden, das die Überrsetzung unter Berücksichtigung der Gasdruckverhältnis-
se im Rohr sicherstellt.

51
Übersetzte Masseverschlüsse

Der Begriff Übersetzung schließt ein, dass der Verschlussträger zu einer höheren
Geschwindigkeit veranlasst wird und die dabei erzeugten Trägheitskräfte sich auf
den stützenden Verschlusskopf übertragen.

Bild 34 Funktionsschema eines Selbstladegewehres mit übersetztem Masseverschluss und


Winkel/-Rollengetriebe

Prinzipiell kann jede Art von mechanischem Getriebe diese Aufgabe übernehmen.
Die Übersetzung kann dabei durch:
• Rollen
• Kurven oder
• Hebel
nach dem Hebelgesetz erfolgen.

52
Übersetzte Masseverschlüsse

Bild 35 Funktionsschema einer Maschinenpistole mit übersetztem Masseverschluss und


Winkel/-Rollengetriebe

Dabei findet immer eine Kräftezerlegung statt; ein Teil der Rückdruckkräfte wird
direkt auf das Gehäuse übertragen und geht dem Verschlussantrieb verloren.

53
Übersetzte Masseverschlüsse

Kinematik des übersetzten Masseverschlusses mit Winkel/ Rollengetriebe


Grundsätzlich gelten die gleichen Überlegungen, wie sie für das Hebelgetriebe zu-
treffen, auch am Rollengetriebe.
Um den Verschlussträger mit der gegenüber dem Stoßboden erhöhten Geschwindig-
keit während des Rücklaufes anzutreiben, ist kein Hebel, sondern ein Winkelgetrie-
be symmetrisch zur Seelenachse mit zwei Rollen als Übertragungsglieder einge-
baut.
Die Übersetzung ist nur von zwei Winkeln abhängig, wenn der Winkel α zwech-
mäßigerweise mit 90 O gewählt wird.

Bild 36 Funktionsskizze eines Winkel-/Rollengetriebes

Dann ist das Verhältnis der zurückgelegten Wege und Geschwindigkeiten von Ver-
schlusskopf und Verschlussträger gegenüber dem Gehäuse nur noch von den Win-
keln β und γ abhängig.
Im Verlauf des Rücklaufes, zeitlich etwa beim Austritt des Geschosses an der Mün-
dung, verlassen die Rollen die geraden Flanken des Kurvenstückes und treten über
die Rundungen aus dem Kurvenstück aus.

54
Übersetzte Masseverschlüsse

In dieser Phase des Rücklaufes nimmt das Übersetzungsverhältnis vom Konstantwert


i graduell gegen 1 ab.
Während der letzten Phase des Verschlussvorlaufes, beim Verschließen, drückt der
Verschlussträger über das Steuerstück den Verschlusskopf nach vorn. Dabei kom-
men die seitlich austretenden Verschlussrollen erneut in Eingriff. Der Verschluss-
kopf kommt am Patronenboden und die Verschlussrollen kommen an ihren Steuer-
flächen zur Anlage.

Übersetzte Massenverschlüsse mit Winkel/Rollengetriebe an


polizeitypischen Waffen des Herstellers Heckler & Koch
Steuerstück Zeich- Steuer- Kennzahl Gerät Überset-
Teile-Nr. nungs- winkel β° Kennzchn. zung
winkel in °
--------------- --------------- -------------- keine P9S 1,1
-
1013-02.01 45° 22,5° keine G3A3 3,88
G3A4
G3SG1
25-200.011 100° 50° keine MP5A2 2,00
MP5A3
MP5A4
MP5A5
MP5ÜB
9590- 120° 60° 5 MP5SD 1,69
2000.011 bisher
9590- 115° 57,5° MP5Action MP5SD1 1,76
2000.02 MP5SD MP5SD2
MP5SD3
MP5SD4
MP5SD5
MP5SD6
95-200.11 110° 55° 16 MP5K 1,83
MP5KA4
94005- 50° 25° 18 G3K 3,56
200.01
9231/001- 36° 18° 17 G8 4,67
200.03 G8A1
9233- 40° 20° 19 PSG1 4,27
2000.03 bisher
94073- 40° 20° 23T PSG1 4,27
200.03 neu
Bild 37 Tabelle der Kenndaten für die Übersetzung an HK-Waffen

Wegen dieser Übersetzung läuft der Verschlussträger mit dem Steuerstück i-mal
schneller zurück als der Verschlusskopf; und zwar solange, wie sich die Rollen auf
den schrägen Flächen von Kurven- und Steuerstück bewegen.

55
Übersetzte Masseverschlüsse

Heckler & Koch hat zudem für seine gesamte Palette der Schulterwaffen den Kur-
venstückwinkel mit 50 O festgelegt, sodass die Übersetzung nur noch vom Steuer-
stückwinkel β abhängt.
Das System kann damit allein durch Austausch des Steuerstückes an den jeweili-
gen Stoßbodenimpuls der zu verschießenden Patrone angepasst werden.

Zusammenfassend ergeben sich aus den bisher dargestellten Zusammenhängen fol-


gende Besonderheiten des Verschlusssystems der HK-Waffen.
Die Vorteile des einfachen Masseverschlusses bleiben erhalten, insbeson-
dere die Tatsache, dass für die Rücklaufgeschwindigkeit des Verschlusses
nur die festgelegte Impulsteilung und die Fläche der Gasdruckkurve über
der Zeit maßgebend ist. Dadurch wird eine sehr gute Anpassung an sämt-
liche Munitionsarten gleichen Kalibers, Geschossgewichtes und gleicher
VO erreicht, ohne dass verstellbare Anpassungselemente eingebaut wer-
den müssen, um die Form der Gasdruckkurve zu berücksichtigen.
Die für die Patronenhülse zweckmäßigerweise niedrige Ausziehge-
schwindigkeit ist physikalisch und konstruktiv gewährleistet und damit
eine sehr sichere Abstützung des Verschlusses.
Der Bewegungsablauf der Verschlussteile und des Gehäuses folgt dem
zeitlichen Verlauf des Gasdruckes ohne irgendeine Verzögerung. Durch
den gleichzeitigen spielfreien Beginn sämtlicher Bewegungen der Ver-
schlussteile und des Gehäuses werden ruckartige und unkontrollierte Stö-
ße vermieden.
Der Verschluss führt beim Öffnen bzw. Schließen keinerlei drehende
oder kippende Bewegung aus.
Der zeitliche Verlauf der Rückdruckkraft ist ausgeglichen und ohne
ausgeprägte Kraftspitzen.
Dadurch, dass die Patronenhülse schiebt und nicht gezogen werden muss,
ist die Auszieherbeanspruchung nur beim Auswerfen vorhanden.

Diese Punkte sind für die gute Treffleistung der Systeme mitbestimmend.
Es sei nochmals betont, dass es sich bei diesem Verschlusssystem um ein Getriebe
mit Winkelübersetzung handelt, das einmal den Rücklauf des Verschlusskopfes
zwecks sicherer Abstützung der Patronenhülse beträchtlich untersetzt und zum ande-
ren den Stoßbodenimpuls auf Verschluss und Gehäuse so günstig verteilt, dass die
Funktions-teile optimale Antriebsenergie erhalten.

56
Übersetzte Masseverschlüsse

Problembereich übersetzter Masseverschlüsse


Theoretisch ist durch geschickte Wahl der Übersetzung jede Munition und damit je-
der Rückdruckimpuls in einem Waffensystem mit übersetztem Masseverschluss zu
verwenden, denn nur die Übersetzung ist noch maßgeblich dafür, wie die Impulstei-
lung und die Wegübersetzung stattfinden.
Diese Aussage stimmt in der Praxis jedoch nur für leistungsstarke Munition. Bei leis-
tungsschwacher Munition besteht bedingt durch die Impulteilung die Gefahr, dass
der Verschlussimpuls zu klein wird. Damit kommt man in den Bereich ungenügen-
der Funktionsreserve.
Dieser Problemkreis -Impulsteilung | Wahrung der Schützensicherheit und Gefahr
ungenügender Funktionsreserve- beginnt bereits bei Munition im Kal. 9 mm x 19.
Einerseits ist die Patrone 9 mm Luger eine leistungsstarke Munition bei Pistolen; an-
dererseits ist sie unter Berücksichtigung der Impulsteilung eines übersetzten Masse-
verschlusses aber nicht mehr stark genug, um in einer Maschinenpistole in jedem
Fall sichere Funktion zu gewährleisten.

Ein zweiter Problemkreis ist darin zu sehen, dass diese Übersetzungen reversibel,
d.h. in beide Richtungen arbeiten.
Wenn sich Widerstände beim Verschlussrücklauf hinter der Übersetzung bilden
oder beim Verschlussvorlauf vor der Übersetzung, dann besteht in einem solchen
System die Gefahr, dass es stehen bleibt, da der Verschluss nicht genügend Antriebs-
energie erhält. Dann ist die Bewegungsenergie des Verschlussrücklaufes nicht aus-
reichend, um einen sicheren Hülsenauswurf zu gewährleisten. Beim Verschlussvor-
lauf ist nicht mehr genügend Bewegungsenergie vorhanden, um ein sicheres Zufüh-
ren und Verschließen zu gewährleisten. Jede Hemmung, die beim Verschlussrück-
lauf hinter der Übersetzung in der Verschlussbahn wirksam wird, sperrt nicht nur im
Verhältnis, in dem Reibungswiderstände auftreten, sondern diese Reibungswider-
stände werden im Sinne der Übersetzung verstärkt und auf den Verschlusskopf über-
tragen, sodass sich die Hemmungen im Sinne der Übersetzung vervielfacht aus-
wirken.
Beim Vorlauf ist es umgekehrt. Liegt die Hemmung vor der Übersetzung, dann wer-
den die Verschlussrollen durch das Steuerstück und den Verschlussträger an das Ge-
häuse gepresst und wirken wie eine Reibungsbremse.

Ein weiterer Problemkreis besteht darin, dass die sichere Funktion des übersetzten
Masseverschlusses an die funktionsgerechte Stellung der übersetzenden Elemen-
te im Augenblick der Schussabgabe gebunden ist, denn sonst kommt es zu
explosiosartigen Erscheinungen, d.h. es stellt sich das Problem, in der Benutzung der
Waffe sicherzustellen, dass das Beschleunigungssystem bei Zündung in einer
funktionsgerechten Stellung ist.
Diese Stellung ist abhängig von dem Spiel zwischen den Übersetzungselementen,
dem sog. Verschlussträgerabstand (nicht zu verwechseln mit dem Verschlussab-
stand).

57
Übersetzte Masseverschlüsse

Der Verschlussträgerabstand ist das Spiel zwischen den Beschleunigungselemen-


ten an übersetzten Masseverschlüssen.
Gemessen wird der Abstand zwischen dem Verschlusskopf und dem Verschlussträ-
ger, um festzustellen, wie weit der Verschlussträger nach vorn und die Rollen nach
außen treten können.
Ist das Maß zu groß, tritt das Steuerstück nicht mehr weit genug nach vorn, um die
Verschlussrollen im Kurvenstück zur Anlage zu bringen.

Bild 38 Verschlussträgerabstand

Ist der Verschlussträgerabstand zu klein, werden die Rollen ebenfalls nicht mehr
weit genug nach außen gedrückt.
Beides , zu kleiner wie zu großer Verschlussträgerabstand, führt zu explosionsarti-
gen Erscheinungen.
Der Verschlussträgerabstand muss daher in funktionsgerechten Grenzen gehalten
werden.
Das Spiel im Beschleunigungssystem lässt sich messtechnisch durch Überprüfen
des Verschlussträgerabstandes beherrschen.

58
Übersetzte Masseverschlüsse

Wird mit diesen Waffen Dauerfeuer geschossen, stellt sich ein zusätzliches Prob-
lem. Beim Dauerfeuerschießen wird der Schlaghebel während des Verschlussvorlau-
fes ausgelöst und läuft nach. Fällt die Einleitung der Zündung mit dem auftretenden
Verschlussrückprall zusammen, ist die Zündung eingeleitet zu einem Zeitpunkt, in
dem sich das Beschleunigungssystem nicht in der funktionsgerechten Stellung befin-
det; der Verschluss läuft zu schnell und öffnet zu früh.
Solche Systeme verlangen zwingend das Vorhandensein einer Rückprallsicherung.
Die Rückprallsicherung kann als Nachschlagmasse ausgebildet sein, die sich beim
Anlaufen des Verschlusskopfes am Rohrmundstück nach vorn bewegt und schiebend
auf den Verschluss wirkt, um ihn in der funktionsgerechten Stellung zu halten.

Bild 39 Funktion einer Nachschlagmasse

59
Übersetzte Masseverschlüsse

Beim Gewehr G3 und G8 wird zusätzlich zwischen Verschlussträger und Ver-


schlusskopf eine unter Federdruck stehende Sperrklinke eingebaut, sodass beim An-
laufen des Verschlusskopfes am Rohrmundstück die Klinke sofort einrastet. Die
Sperre greift mit Anzug ein und hält Verschlusskopf und Verschlussträger zusam-
men.

Bild 40 Schema einer Rückprallsicherung durch eine federbelastete Sperrklinke

Dabei werden die Verschlussrollen über das Steuerstück auf die Abstützflächen ge-
presst. Sperrklinke und Nachschlagmasse (Wolframgranulat) stellen an diesen Waf-
fen eine doppelte Rückprallsicherung dar, mit der Folge, dass beim Öffnen des
Verschlusses Reibungswiderstände entstehen, die mit überwunden werden müssen.
In der Öffnungsphase wirken diese Reibungskräfte zusätzlich verzögernd auf den
Verschluss.

60
Übersetzte Masseverschlüsse

Druckausgleichsrillen sind bei diesen Waffen eine technische Notwendigkeit. Sie


sind ein konstruktiver Kunstgriff, um Funktionsreserve freizustellen.
Durch diese konstruktive Lösung wird eine der verschließenden Größen, der Aus-
ziehwiderstand der Hülse aus dem Patronenlager, verkleinert.
Dazu sind im Patronenlager Nuten eingebracht, die über den Hülsenmund hinaus-
gehen, sodass der Gasdruck, der bei der Umsetzung der Treibladung entsteht, einer-
seits die Hülse an die Patronenlagerwandung anpresst, andererseits über die einge-
brachten Kanäle von außen auf die Hülse einwirken kann.
Als anpressende Kraft ist dann nur die Differenz zwischen Normalkraft und Aus-
gleichskraft wirksam.

Bild 41 Funktion der Druckausgleichs- oder Entlastungsrillen

61
Übersetzte Masseverschlüsse

Der Reibungswiderstand Fw ist abhängig von der Größe der anpressenden Kraft und
den herrsschenden Reibungsverhältnissen (ausgedrückt im Reibungsbeiwert µ).
Damit ist eine Lösung gefunden, die auch vom Reinigungszustand der Druckaus-
gleichsrillen und vom Hülsenmaterial abhängig ist.
Das Hülsenmaterial muss so elastisch sein, dass es die Gaskräfte aufnimmt, ohne
sich in die Rillen zu verformen, da sonst der Ausziehwiderstnd noch vergrößert wird.
Aus der Druckausgleichs- (Entlastungs-) rille ist eine Belastungsrille geworden.

Bei Verwendung geschulterter Hülsen muss die Waffe Entlastungsrillen haben,


um einen Hülsenabriss beim Ausziehen der geliderten Hülse zu vermeiden.
Bei Waffen mit zylindrischen Hülsen werden die Entlastungsrillen in der Regel er-
forderlich, um benötigte Funktionsreserve freizustellen.

Druckausgleichsrillen haben in Bezug auf die Wärmeableitung noch eine Bedeu-


tung. Bisher nicht widerlegt ist die Aussage, dass bei einem Patronenlager mit
Druckausgleichsrillen die Wärmeableitung vom Patronenlager zum Rohr schlechter
ist.

Richtig ist sicherlich auch die Aussage, dass durch die Druckausgleichsrillen Funk-
tions- und Sicherheitsprobleme nicht über das Verschlusssystem gelöst werden,
sondern über das Hülsenmaterial.

62
Einordnung von Waffen nach der Krafteinleitung

5. Einordnung von Waffen nach der Krafteinleitung

Nach der Art, wie bei Automaten und Halbautomaten die zum Antrieb des Ver-
schlusses erforderlichen Kräfte eingeleitet werden, lässt sich eine Einteilung geben
in:
Waffen mit Eigenantrieb als Systeme, die
• durch Rückdruck angetrieben werden
Rückdrucklader
• durch Gasdruck angetrieben werden
Gasdrucklader
• durch Rückdruck und Gasdruck angetrieben werden
Kombinierte Krafteinleitung.

Einordnung nach der Krafteinlei-


tung und den Antriebselementen
• Rückdrucklader ° mit feststehendem Rohr
Verschlusssystem: ° mit beweglichem Rohr
alle Verschluss- ° mit beweglichem Rohr und kurzem
systeme möglich Rohrrücklauf

• Gasdrucklader ° mit Rohrbohrung


Verschlusssystem: ° ohne Rohrbohrung
alle Verschluss-
systeme möglich

• Antriebselement • Lage • Arbeitsrichtung


° Gaskolben ° über oder ° vorwärts oder
° Gasröhrchen ° unter dem ° rückwärts
° Gasdüse Rohr
• Kombinierte Krafteinleitung (Rück- und Gasdruck)
Verschlusssystem: Grundkombinationen
alle Verschluss- ° Entriegeln u. Öffnen durch Rückdruck
systeme möglich Antrieb durch Gasdruck
° Entriegeln und Öffnen durch Gasdruck
Antrieb durch Rückdruck

Bild 42 Einordnung nach der Krafteinleitung und den Antriebselementen

63
Krafteinleitung durch Rückdruckkräfte

5.1 Krafteinleitung durch Rückdruckkräfte

Waffen, die durch Rückdruck angetrieben werden -Rückdrucklader- nutzen die di-
rekt über den Hülsenboden auf den Stoßboden des Verschlusses wirkenden Gas-
kräfte zum Antrieb aus.

Bild 43 Funktionsschema eines Rückdruckladers

Besondere Antriebselemente sind nicht erforderlich.


Eine Ausnutzung der Rückdruckkräfte zum Antrieb des Verschlusses kann nur
erfolgen, solange das Geschoss das Rohr nach vorn verschließt
Als Verschlusssystem kommt für den Rückdrucklader sowohl der verriegelte als
auch der unverriegelte Vershluß infrage.
Das ideale Verschlusssystem des Rückdruckladers ist der unverriegelte Ver-
schluss.
Dabei ist es von der Art des Verschlusssystems abhängig, ob die Waffe ein
• bewegliches oder
• feststehendes Rohr hat.

64
Rückdrucklader mit beweglichem Rohr

Bild 44 Funktionsschema der Rückdruckantriebe

5.1.1 Rückdrucklader mit beweglichem Rohr

Bei verriegeltem Verschlusssystem muss die Waffe ein bewegliches Rohr haben,
weil einerseits der antreibende Rückdruck nur besteht, solange sich das Geschoss im
Rohr befindet, andererseits der verriegelte Verschluss aber die absolute Abstützung
der Patronenhülse verlangt und damit keine Relativbewegung des Verschlusses zum
Patronenlager zulässt.

65
Rückdrucklader mit beweglichem Rohr

Bild 45 Rückdrucklader mit beweglichem und mit feststehendem Rohr

Die Funktion dieser Systembauart soll exemplarisch am Beispiel der Pistole P6 er-
läutert werden.

66
Rückdrucklader mit beweglichem Rohr

Bild 46 Funktionsschema Pistole P 6

Rohr und Verschluss bewegen sich schon während der Schussentwicklungsdauer


gemeinsam nach rückwärts und setzen so die Rückdruckenergie sofort in Bewe-
gungsenergie um.
Die Entriegelung erfolgt durch geeignete Elemente -z.B.Entriegelungskurven, Ent-
riegelungsbolzen- erst dann, wenn das Geschoss das Rohr verlassen hat und der Gas-
druck auf ein für den Schützen unschädliches Maß abgesunken ist.
Das Rohr wird entweder durch eine Vorholeinrichtung -MG 3- oder in der letzten
Phase des Verschlussvorlaufes durch den Verschluss wieder in seine Ausgangsstel-
lung gebracht.
Aus diesem Zusammenhang wird deutlich, dass ein Rückdrucklader mit festste-
hendem Rohr niemals eine verriegelte Waffe sein kann.

67
Rückdrucklader mit feststehendem Rohr

5.1.2 Rückdrucklader mit feststehendem Rohr

Bei Rückdruckladern mit feststehendem Rohr stützt der Verschluss die Patrone ab,
ohne dass eine starre Verbindung zwischen Rohr und Verschluss hergestellt wird.
Sie haben einen unverriegelten Verschluss.

Bild 47 Rückdrucklader mit feststehendem Rohr

Beim Rückdrucklader mit unverriegeltem Verschluss muss sich die Hülse unter
Druck im Rohr, und damit der Verschluss nach rückwärts bewegen.
Aus Gründen der Schützensicherheit darf der Rücklaufweg unter Druck im Rohr
aber nicht größer als der maximal zulässige Sicherheitsweg werden.
Die sichere Abstützug der Patronenhülse durch das Patronenlager darf dabei nicht
verloren gehen.
Die überwiegende Mehrzahl der Selbstladepistolen, die ein feststehendes Rohr ha-
ben, sind mit einem unverriegelten Verschluss ausgebildet.
Es gibt z. Zt. nur sehr wenige Selbstladepistolen, die durch Gasdruck angetrieben
werden.

68
Krafteinleitung durch Gasdruckkräfte

5.2 Krafteinleitung durch Gasdruckkräfte

Als Gasdrucklader werden Automaten bezeichnet, bei denen die Gaskräfte vom
Rohr abgeleitet und über besondere Antriebselemente als Antriebskraft auf den Ver-
schluss übertragen werden.

Bild 48 Antrieb durch Gasdruckkräfte

Gasdrucklader besitzen immer ein verriegeltes Verschlusssystem; sie können mit


oder ohne Rohrbohrung konstruiert sein.
Wird der Gasdruck ausgenutzt solange sich das Geschoss im Rohr befindet, erfor-
dert dies eine Rohrbohrung.
Auf die Rohrbohrung kann verzichtet werden, wenn der Gasdruck erst zum Antrieb
genutzt wird, nachdem das Geschoss das Rohr verlassen hat.

Als Antriebselemente kommen infrage:

⇒ Gaskolben
⇒ Gasröhrchen
⇒ Gasdüsen.

69
Gasdrucklader mit Rohrbohrung

5.2.1 Gasdrucklader mit Rohrbohrung

Gasdrucklader mit Rohrbohrung entnehmen aus dem Rohr über eine Gasentnahme-
bohrung eine genau bemessene Gasmenge, die dann auf die Antriebselemente ge-
leitet wird, die die Gaskräfte als Bewegungsimpuls auf den Verschluss übertragen.

Bild 49 Gasdrucklader mit Rohrbohrung

Rohranbohrungen stellen eine Drosselstelle dar, an der die Geschwindigkeit der


Gase infolge verringerten Querschnittes stark ansteigt. Überhitzung des Rohrmate-
rials und Erosionen können die Folge sein.
Ein Teil des Gasdruckes geht dabei immer dem Geschossantrieb verloren.

Gaskolbenlader

Antriebselement ist ein Gaskolben mit Kolbenstange und Rückholfeder, der die
Gaskräfte auf den Verschluss überträgt.
Das Gaskolben kann über oder unter dem Rohr angeordnet sein; seine Arbeits-
richtung nach vorn oder rückwärts gerichtet.
Die Umlenkung der Gase erfolgt in einem Gasentnahmeblock.
Gaskolbenlader sollten mit einem Gasregler ausgerüstet sein, um über eine regelba-
re Funktionsreserve zu verfügen.
Damit kann die Funktionsreserve so eingestellt werden, dass die Waffe bei den je-
weiligen Betriebsbedingungen nur den notwendigen Maximalbeanspruchungen un-
terliegt.

Die Lage der Rohrbohrung ist abhängig von den Verriegelungswegen und der Mu-
nition. Sie bestimmt die Größe des zur Verfügung stehenden Antriebsdruckes.
Bei gegebenen Konstruktionswerten eines Systems hat eine Bohrungsvergrößerung
oder eine Vergrößerung der druckbelasteten Fläche des Antriebselementes eine Ka-
denzerhöhung zur Folge.
Sollen die gegebenen Sicherheitsforderungen erfüllt werden, müssen die Verriege-
lungswege verlängert werden.

70
Gasdrucklader mit Rohrbohrung

Bild 50 Lage der Rohrbohrung

Rohrbohrung, druckbelastete Kolbenfläche und Verriegelungswege müssen genau


auf den auszunutzenden Impuls abgestimmt sein.
Bei den reinen Gasdruckladern liegen die Rohranbohrungen im allgemeinen im
letzten Rohrdrittel. Sie befinden sich damit nicht mehr im Bereich des Maximaldru-
ckes und die thermischen Belastungen halten sich in beherrschbaren Grenzen.
Bei den reinen Gasdruckladern sind die Rohranbohrungen daher im allgemeinen kei-
ne kritischen Stellen, die extremem Verschleiß unterliegen.
Die Rohranbohrung sollte nicht auf einem Feld liegen.
Üblicherweise wird die Gasdruckeinrichtung über dem Rohr angebracht und ar-
beitet nach rückwärts auf den Verschluss.
Der Arbeitsweg beträgt dabei zwischen ca. 30 bis 70 mm.
Vielfach wird auf eine gesonderte Rückholfeder für den Gaskolben verzichtet und
diese Aufgabe auf die Schließfeder mitübertragen.
Bei Anbringung der Gasdruckeinrichtung unter dem Rohr liegt der Gaskolben im
Zuführweg der Magazinzuführung, sodass entweder die Gasdruckeinrichtung oder
die Magazinzuführung zur Seite verlegt werden muss und damit Nachteile für die
ruhige Waffenlage beim Schuss auftreten können.
Diese Lösung kommt daher nur für schwere Kaliber, die lafettiert geschossen wer-
den, infrage.

71
Gasdrucklader mit Rohrbohrung

Vorwärtsgehende Arbeitsrichtung des Gaskolbens verlangt die Umsetzung der


Vorwärtsbewegung des Gaskolbens in eine rückrärts gerichtete Antriebsbewegung
für den Verschluss.
Diese Systeme sind aufgrund ihrer Bauweise störanfällig und in der Kadenz be-
grenzt. Sie sind für moderne, leistungsstarke Waffen abzulehnen.

Gasdrucklader mit Gasröhrchen

Bei dieser Systemausbildung wird das Antriebselement nicht bewegt.


Das feststehende Gasröhrchen leitet die Gase über eine Rohrbohrung auf eine
Sackbohrung der äußeren Verschlusshülse ab.

Bild 51 Gasdrucklader mit Gasröhrchen

Die Gaskraft treibt die äußere Verschlusshülse nach rückwärts, dabei wälzt sich der
Steuerbolzen des inneren Verschlusszylinders in einer Steuerkurve der äußeren
Verschlusshülse ab.

72
Gasdrucklader ohne Rohrbohrung

Der innere Verschlusszylinder wird mit seinen Verriegelungswarzen aus den Wi-
derlagern herausgedreht und der Verschluss beginnt seinen Rücklauf.
Nachteilig sind bei diesem System die in Richtung Schütze aus dem Gasröhrchen
austretenden heißen Gase.
Vorteilhaft ist die Tatsache, dass die beim Schuss bewegten Massen um den fehlen-
den Gaskolben kleiner gehalten werden können.
An modernen Hochleistungsmaschinenkanonen wird dieser Vorteil durch Kombina-
tion von Gasröhrchen und Gasstößel genutzt.

5.2.2 Gasdrucklader ohne Rohrbohrung

Aus dem Gasdruckdiagramm ist zu erkennen, dass die Gaskräfte an der Mündung
immer kleiner sind als an einer beliebigen anderen Stelle der Rohrlänge.
Hier sind folglich immer geringere Antriebskräfte zu erwarten als bei einem Gas-
drucklader mit Rohrbohrung.Der Übertragungsweg ist größer, da die Übertragung
von der Mündung über die ganze Rohrlänge nach rückwärts erfolgen muss. Infolge-
dessen wird die systembedingte Verzugszeit größer und damit die Kadenz niedri-
ger sein als bei einem System, das als Gasdrucklader mit Rohrbohrung arbeitet. Da-
zu kommt, dass die bewegten Massen und als Folge die Trägheitskräfte größer
sind.

Bild 52 Gasdrucklader ohne Rohrbohrung

Unter dem Gesichtspunkt der Schützensicherheit ist das System absolut sicher,
denn die Einleitung der Verschlussbewegung erfolgt erst, wenn das Geschoss mit Si-
cherheit das Rohr verlassen hat.
Hinsichtlich der Schützensicherheit ist ein solches System optimal; hinsichtlich der
Kadenz, der Funktionssicherheit und der Treffleistung hat es seine Schwächen.

73
Gasdrucklader ohne Rohrbohrung

Der Gasdrucklader ohne Rohrbohrung benötigt im Mündungsbereich Antriebsele-


mente, die den Gasdruck aufnehmen und als Antriebsimpuls auf den Verschluss lei-
ten.
Für diese Art des Gasdruckladers kommt als Antriebselement u.a. die Gasdüse in-
frage.

Gasdüsenlader

Gasdüsenlader stauen die Gaskräfte in einer Gasdüse an der Mündung und lei-
ten sie nach rückwärts auf den Verschluss um.

Dabei können die umgelenkten Gase

⇒ auf einen Ringkolben arbeiten oder


⇒ direkt auf das Rohr wirken.

Beim Gasdüsenlader mit feststehendem Rohr erfolgt die Kraftübertragung über


einen Ringkolben und eine Übertragungsstange.

Bild 53 Gasdüsenlader mit feststehendem Rohr

Verschließt das Geschoss die Düsenbohrung, werden die Gaskräfte umgelenkt und
wirken auf die Kolbenfläche des Ringkolbens, der das Rohr als Lauffläche be-
nutzt.
Hinter dem Kolben liegt als Übertragungsmechanismus eine Stange, durch die die
Rücklaufbewegung des Kolbens auf den Verschluss übertragen wird.

Beim Gasdüsenlader mit beweglichem Rohr wird das Rohr selbst als Antriebs-
element genutzt.
Verschließt das Geschoss die Düsenbohrung, werden die Gase umgelenkt und wir-
ken direkt auf das bewegliche Rohr, durch das die Kraftübertragung auf den Ver-
schluss erfolgt.

74
Gasdrucklader ohne Rohrbohrung

Bild 54 Gasdüsenlader mit beweglichem Rohr

Die erste Bauart hat sich als technisch unbedeutend herausgestellt. Die Nachteile in
der Funktionssicherheit sind gegenüber den Vorteilen der Schützensicherheit zu
groß, sodass sich das System nicht durchgesetzt hat.
Die zweite Bauart wird in modernen Waffen vielfach in kombinierten Krafteinlei-
tungen zur Unterstützung der Rückdruckkräfte genutzt.

75
Kombinierte Krafteinleitung

5.3 Kombinierte Krafteinleitung

Bei kombinierten Krafteinleitungen werden Rückdruckkräfte und aus dem Rohr


abgeleitete oder an der Mündung frei werdende Gaskräfte gemeinsam zum Antrieb
des Verschlusses ausgenutzt.
Kombinierte Krafteinleitungen sind überall dort zu finden, wo eine Krafteinleitung
nicht ausreicht, um eine einwandfreie Funktion sicherzustellen.

Das ist in der Regel der Fall bei:

⇒ Waffen mit hoher Kadenz


⇒ Waffen mit geringer Mündungsleistung und damit auch geringem Rück-
druck
⇒ Waffensystemen mit Zuführeinrichtungen, die mit großen Reibungswi-
derständen behaftet sind, z.B. Gurtzuführungen.

Grundsätzlich ist jede Kombination denkbar. Es lassen sich aber zwei bevorzugte
Grundkombinationen ableiten:
• Entriegeln und Öffnen durch Rückdruckkräfte,
unterstützender Antrieb durch Gasdruckkräfte (z.B. MG 3)

• Entriegeln durch Gasdruckkräfte,


Antrieb durch Rückdruckkräfte (z.B. MK 20-1).

76
Literaturverzeichnis

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Bock, Gerhard von / Weigel, Wolfgang / Seitz, Georg: Handbuch der Faustfeuerwaf-
fen, 8., neubearb. und erweiterte Aufl., 1989.
Brukner, Bruno: Faustfeuerwaffen, Waffenkunde und Schießlehre, 1983.
Barthold, Willi: Jagdwaffenkunde, 8., durchgesehene Auflage 1988
Curti, P.: Automatische Waffen, 2. erweiterte Auflage 1943
Torriani, A. (Hrsg.): Vorlesungen über Waffenlehre, Sammlung der Merkblätter,
Eidgenössische Technische Hochschule
Gantschnigg, Martin: Automatische Waffen - Darstellung von Verschlussprinzipien,
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Rheinmetall GmbH (Hrsg.): Waffentechnisches Taschenbuch, unveränderter Nach-
druck der berichtigten 5. Aufl., 9. Aufl., 1995.
Oerlikon-Bührle AG (Hrsg.): Oerlikon Taschenbuch, 2. überarbeitete Auflage 1981
Rheinisch-Westfälische-Sprengstoff AG (Hrsg.): RWS-Mitteilungen Heft 6/58
S.24
Heckler & Koch GmbH (Hrsg.): HuK Kurzbericht Nr. 218, 226 und 242
Deutsches Waffenjournal: Hefte 10/66 S. 50ff; 1/67 S. 13ff; 3/67 S. 112ff; 2/73 S.
125; 10/73 S. 1164
Militärtechnik (Hrsg. Militärverlag der DDR): Heft 3/73 S. 132ff
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Nachrichtenblatt für die kameradschaftliche Vereinigung der Waffenmeisterschulen
der Wehrmacht: Hefte Nr. 4 und 8/1950

2. WAFFENRECHT
Bury, Ulrich / Molzahn, Wolfgang: Waffenrecht und Waffentechnik. Ein Lehr- und
Lernbuch für Polizeibeamte in der Ausbildung, Jagdscheinanwärter, Waffen-
scheinantragsteller, 2., neu bearb. Aufl., 1994.
Lorz, Jürgen / Gantschnigg, Martin (Hrsg.): Handbuch des Waffenrechts in Wort
und Bild, 1987.
Steindorf, Joachim: Waffenrecht, Waffengesetz mit Durchführungsverordnungen
und Kriegswaffenkontrollgesetz und Nebenbestimmungen, 6., neubearbeitete
Aufl., 1995.

77
Abbildungsverzeichnis

Bild 1 Merkmalgruppen zur Einordnung von Waffen 13


Bild 2 Einordnung nach der Verschlussstellung 14
Bild 3 Verschlussstellung 15
Bild 4 Einordnung nach der Antriebsart 18
Bild 5 Mehrladeeinrichtungen 19
Bild 6 Unterbrechersteuerung 21
Bild 7 Feuerwahlschalter 23
Bild 8 Steuerung des Unterbrechers im Verschlussrücklauf 24
Bild 9 Steuerung des Unterbrechers im Verschlussvorlauf 25
Bild 10 Herstellen der erneuten Feuerbreitschaft 26
Bild 11 Einordnung nach dem Verschlusssystem 29
Bild 12 Verriegelter Verschluss 30
Bild 13 Bauart verriegelter Verschlüsse 31
Bild 14 Kipprohrverschluss 32
Bild 15 Kippverschluss 33
Bild 16 Kippverschluss der P 6 34
Bild 17 Kippverschluss des G 1 35
Bild 18 Drehverschluss 36
Bild 19 Blockverschluss 37
Bild 20 Gelenkverschluss 38
Bild 21 Stützrollenverschluss 39
Bild 22 Stützklappenverschluss 40
Bild 23 Riegelverschluss 41
Bild 24 Grundproblem eines unverriegelten Verschlusses 42
Bild 25 Verschließende Kräfte am Verschluss 43
Bild 26 Bauarten unverriegelter Verschlüsse 44
Bild 27 Grundsätzliches zur Wirkung von Trägheitskräften 45
Bild 28 Abstimmung von Waffe und Munition 46
Bild 29 Ungestützte Hülsenzonen 47
Bild 30 Bremsung durch Ableitung von Gaskräften an einem Gewehr 48
Bild 31 Bremsung durch Ableitung von Gaskräften an einer SP 49
Bild 32 Schnitt durch die P 7 49
Bild 33 Funktionsprinzip des übersetzten Masseverschlusses 51
Bild 34 Funktionsschema eines Selbstladegewehres mit übersetztem Masse-
verschluss und Winkel/-Rollengetriebe 52
Bild 35 Funktionsschema einer Maschinenpistole mit übersetztem Masse-
verschluss und Winkel/-Rollengetriebe 53
Bild 36 Funktionsskizze eines Winkel-/Rollengetriebes 54
Bild 37 Tabelle der Kenndaten für die Übersetzung an HK-Waffen 55

78
Abbildungsverzeichnis

Bild 38 Verschlussträgerabstand 58
Bild 39 Funktion einer Nachschlagmasse 59
Bild 40 Schema einer Rückprallsicherung durch eine federbelastete Sperr-
klinke 60
Bild 41 Funktion der Druckausgleichs- oder Entlastungsrillen 61
Bild 42 Einordnung nach der Krafteinleitung und den Antriebselementen 63
Bild 43 Funktionsschema eines Rückdruckladers 64
Bild 44 Funktionsschema der Rückdruckantriebe 65
Bild 45 Rückdrucklader mit beweglichem und mit feststehendem Rohr 66
Bild 46 Funktionsschema Pistole P 6 67
Bild 47 Rückdrucklader mit feststehendem Rohr 68
Bild 48 Antrieb durch Gasdruckkräfte 69
Bild 49 Gasdrucklader mit Rohrbohrung 70
Bild 50 Lage der Rohrbohrung 71
Bild 51 Gasdrucklader mit Gasröhrchen 72
Bild 52 Gasdrucklader ohne Rohrbohrung 73
Bild 53 Gasdüsenlader mit feststehendem Rohr 74
Bild 54 Gasdüsenlader mit beweglichem Rohr 75

79
Bisher in dieser Schriftenreihe erschienene Bände

Band 1: Martin H.W. Möllers (Hrsg.)


Deutsche und Polen, Nachbarn in Europa
Politische und rechtliche Aspekte zu grenzpolizeilichen Einsätzen
Robert Chr. van Ooyen: Die deutsch-polnischen Beziehungen: Vom Zweiten Welt-
krieg über den Warschauer Vertrag zum Nachbar- und Freundschaftsvertrag von
1991
Martin H.W. Möllers: Polens Beziehungen zur Europäischen Union
Hans-Detlef Matzat: Auswirkungen deutsch-polnischer Beziehungen auf grenzpo-
lizeiliche Aufgaben, untersucht an ausgewählten völkerrechtlichen Verträgen
Hans-Georg Lison / Sven Jahn: Lage der 3. Dienstgruppe der Grenzschutzstelle
Sassnitz am 0615161095 - Beispiel einer Klausur im Fach Einsatzlehre des Stu-
dienbereichs Polizeiführungswissenschaften
Peter-Michael Kessow: Grenzüberschreitende Gewalt von Fußballanhängern
Martin Kastner: Rechtliche Grundlagen für das Ergreifen entwichener Gefangener
durch den Bundesgrenzschutz (1. Teil)
Martin H.W. Möllers: Wirtschaftskriminalität und illegale Einwnderung - Gegen-
maßnahmen in der Praxis. Eine nächtliche Streifenfahrt mit Beamten des BGS an
der deutsch-polnischen Grenze

Band 2: Dietrich Heesen / Hans-Georg Lison / Martin H.W. Möllers (Hrsg.)


Der Bundesgrenzschutz im Spanungsfeld gesellschaftlicher Enwicklun-
gen
Peter-Michael Kessow: Zielsetzung, Projektverlauf und Entstehungsprozess eines
Leitbildes für Zusammenarbeit, Führung und Aufgabenerfüllung im Bundesgrenz-
schutz
Dieter Kluge: Qualifikationsanforderungen an Mitarbeiter und Vorgesetzte in
Gruppen
Peter-Michael Kessow: Brennpunkt Hauptbahnhof
Dietrich Heesen: Schwarz-Rot-Gold - Zur Geschichte der deutschen Flagge
Martin Kastner: Rechtliche Grundlagen für das Ergreifen entwichener Gefangener
durch den Bundesgrenzschutz (2. Teil)
Thomas Kiefer: Der landesrechtliche Lauschangriff auf dem verfassungsrechtli-
chen Prüfstand
Georg Mantel / Günter Wieschendorf: Schusswaffe als Drohmittel
Erhard Huzel: Zur rechtlichen Problematik der Verhütung von Straftaten und der
Vorsorge für die künftige Verfolgung von Straftaten - unter besonderer Berück-
sichtigung der Aufgaben des Bundesgrenzschutzes
Martin H.W. Möllers: Der Euro - Chancen, Nutzen und Gefahren einer gemeinsa-
men europäischen Währung
Jürgen Saligmann: Gewaltenteilung - Historie und neuzeitliche Bezüge
Robert Chr. van Ooyen: Von Nürnberg nach Den Haag: Etappen auf dem Weg zu
einem ständigen Internationalen Strafgerichtshof im Spannungsfeld von Politik und
Recht (Teil 1)
Ingrid Zellner: Ursachen des Untergangs der Sowjetunion und seine Folgen für den
Bundesgrenzschutz
Thomas Spohrer: Wie kundenfreundlich ist der Bundesgrenzschutz? Ergebnisse ei-
ner Passagierbefragung auf dem Frankfurter Flughafen

80
Bisher in dieser Schriftenreihe erschienene Bände

Band 3: Peter-Michael Kessow (Hrsg.)


Der Bundesgrenzschutz - Besondere Aufgaben und Verwendungen
Robert Chr. van Ooyen: Von Nürnberg nach Den Haag: Etappen auf dem Weg zu
einem ständigen Internationalen Strafgerichtshof im Spannungsfeld von Politik und
Recht (Teil 2)
Boris Stoffel: Nukleartransporte in der Bundesrepublik Deutschland - Stellt der
Einsatz von Castor-Behältern eine gesundheitliche Gefahr für die eingesetzten
PVB dar?
Jürgen Hoffmann: Entspricht die Energiepolitik der Bundesrepublik Deutschland
den gesellschaftlichen und politischen Anforderungen? Welche Rolle spielt die Po-
lizei in diesem Zusammenhang?
Rüdiger Lebkücher: Kfz-Verschiebungen über die Grenze - Lösungsansätze zur
Optimierung der Kriminalitätsbekämpfung durch den Bundesgrenzschutz insbe-
sondere zur Qualifizierung der PVB und Problematik der „Erstbearbeitung des
Bundesgrenzschutzes“ in Eilzuständigkeit mit anschließender Abgabe an die Län-
derpolizeien
Martin Arens: Auslandsverwendungen des BGS
Thomas Hermsen: Die Einbindung des Bundesgrenzschutzes in die Bekämpfung
der Geldwäsche
Marco Kaisen: Verbrechensbekämpfung im BGS: Informationsgewinnung und Re-
cherche eines Ermittlungsbeamten im verdeckten Einsatz
Klaus-Uwe Gockel: Theorie und Praxis hinsichtlich der Verwirklichung des Opfer-
schutzgedankens nach geltendem Recht
Michael Mehling: Zusammenarbeit von Staatsanwaltschaft und Bundesgrenzschutz
in Theorie und Praxis
Joachim Gutknecht: Rechtliche Probleme bei Verwendungen des Bundesgrenz-
schutzes

Band 4: Wolfgang Pietzner


Waffenlehre
1. Ausgabe: - Grundlagen der Systemlehre
Merkmalgruppen zur Einordnung von Waffen
Einordnung von Waffen nach der Verschlussstellung
Einordnung von Waffen nach der Antriebsart
Einordnung von Waffen nach dem Verschlusssystem
Einordnung von Waffen nach der Krafteinleitung

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