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Praxis im Bundesgrenzschutz 4
Lübeck 1998
Wolfgang Pietzner
Waffenlehre
1. Ausgabe:
- Grundlagen der Systemlehre -
Wolfgang Pietzner
Waffenlehre - Grundlagen der Systemlehre 13
3.1 Handlader 18
3.2 Halbautomaten 20
3.3 Automaten 20
4.1.1 Kipprohrverschluss 32
4.1.2 Kippverschluss 33
4.1.3 Drehverschluss 36
4.1.4 Blockverschluss 37
4.1.5 Gelenkverschluss 38
4.1.6 Stützrollenverschluss 39
4.1.7 Stützklappenverschluss 40
4.1.8 Riegelverschluss 41
7
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis 77
Abbildungsverzeichnis 78
Bisher in dieser Schriftenreihe erschienene Bände 80
8
Vorwort
Der Umgang mit Waffen, insbesondere der Gebrauch von Schusswaffen im Einsatz
nicht nur bei den Polizeien in Bund und Ländern, sondern auch bei den übrigen im
Bereich der öffentlichen Sicherheit tätigen Beamten ist selbstverständlich geworden.
Waffentechnik und Waffenrecht machen jedoch in der Ausbildung des gehobenen
Dienstes des Fachbereichs Öffentliche Sicherheit der Fachhochschule des Bundes für
öffentliche Verwaltung - schon wegen der Fülle des Gesamtlernstoffes - nur einen
kleinen Teil aus. Ähnlich ist es auch in den Ausbildungsordnungen der Länder.
Die Waffen der Polizei gehören dagegen nicht nur im tagtäglichen Einsatz zu den
unverzichtbaren Einsatzmitteln, deren richtiger und umsichtiger Gebrauch oft erst
einen Einsatz objektiv erfolgreich werden lassen. In der Gesellschaft wird über die
Medien regelmäßig die Verwendung von Waffen durch die Polizei kritisch begleitet.
Es drängt sich deshalb geradezu auf, sich in den “Beiträgen zur Inneren Sicherheit”
auch der Waffentechnik und dem Waffenrecht zu widmen.
Umgangssprachlich werden im Zusammenhang mit den Waffen der Polizei verschie-
dene Begriffe verwandt, zum Beispiel Schusswaffen der Polizei, polizeitypische Waf-
fen, nichttötende Polizeiwaffen usw. Diese Begriffe unterscheiden sich jedoch inhalt-
lich und sollen hier zunächst geklärt werden:
Zu den Waffen der Polizei zählen alle der Polizei zu ihrer Eigensicherung, zum
Schutze anderer Personen und zur Durchsetzung des unmittelbaren Zwangs zur Ver-
fügung stehenden Schusswaffen, Gegenstände und Geräte. Zu nennen sind zunächst
die im LF 900 aufgeführten Schusswaffen der Polizei, zu denen sowohl Kurz- als
auch Langwaffen (z.B. das Gewehr) zählen. Die sog. Faustfeuerwaffen, für die 1975
von der Technischen Kommission, AK II, dem zuständigen Bund-Länder-Gremium,
ein “Pflichtenheft Faustfeuerwaffe” verabschiedet wurde, müssen danach bestimmte
Grundanforderungen wie etwa Funktionssicherheit auch unter Extrembedingungen
(-30°C bis +54°C), lange Lebensdauer (Hauptteile 10 000, Verschleißteile 5 000
Schuss), einfache Handhabung, Fallsicherheit, gute Treffleistung, Mündungsenergie
> 500 Joule (J), Gewicht < 1 000 g u.a.m. erfüllen. Langwaffen sind bei den Polizeien
des Bundes und der Länder nur sehr begrenzt im Einsatz. Dazu gehören Flinten, die
nur gegen Sachen verwendet werden dürfen, und Büchsen, die fast nur als Präzisi-
onswaffen eingesetzt werden.
Außer den Handfeuerwaffen gibt es noch andere mechanische und chemische Hilfs-
mittel körperlicher Gewalt, die unter den Begriff der nichttötenden Polizeiwaffen zu-
sammenzufassen sind. In Deutschland sind das im wesentlichen der Schlagstock
(Tonfa), Tränengas und andere Reizstoffe sowie der Wasserwerfer. Ihre Wirkungen
liegen jeweils unterhalb der Wirkung von Schusswaffen; sie werden nach einem
IMK-Beschluss vom 6.5.1991 auch als polizeitypische Waffen bezeichnet, die ganz
bestimmte Anforderungen erfüllen müssen.
Gesetzliche Grundlage für den Einsatz der Waffen der Polizei ist das Gesetz über
den unmittelbaren Zwang bei Ausübung öffentlicher Gewalt durch Vollzugsbeamte
des Bundes (UZwG), die Allgemeine Verwaltungsvorschrift des Bundesministers
des Innern zum UZwG (UZwVwV-BMI) sowie die einschlägigen landesrechtlichen
Vorschriften zur Anwendung des unmittelbaren Zwangs, die Abweichungen enthal-
ten können. Obwohl die PDV 100 (Nr. 1.6.3.6.) ausdrücklich “Waffen” von “Reiz-
stoffen und sonstigen chemischen Mitteln” sowie “sonstigen technischen Hilfsmit-
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Vorwort
teln” unterscheidet, werden teilweise auch die Reizstoffe und Sprengmittel den Waf-
fen der Polizei in rechtlicher Hinsicht bei der Anwendung unmittelbaren Zwangs
durch die Polizei zugerechnet.
Forschung und Entwicklung der Polizeiwaffen oblag in der Vergangenheit der For-
schungs- und Entwicklungsstelle für Polizeitechnik (FEStPT) an der Polizei-Füh-
rungsakademie (PFA) in Münster, seit 1998 ist die FEStPT in das Polizeitechnische
Institut (PTI) aufgegangen, das nach wie vor an der PFA in Münster untergebracht
ist.
Die Schusswaffen der Polizei sind nach PDV 100 Nr. 1.6.3.6. Einsatzmittel zur An-
wendung unmittelbaren Zwangs, die dienstlich zur Verfügung gestellt und in den
Leitfäden LF 900 (Schusswaffen der Polizei), LF 983 (Untersuchen und Instandset-
zen von Waffen und Gerät) sowie den Polizeidienstvorschriften PDV 912 (Die Ma-
schinenpistole Kaliber 9 x 19 mm), PDV 913 (Das Gewehr Kaliber 7,62 x 51 mm
(G 1)), PDV 953 (BGS) (Waffentechnische Gerätebeschreibung der Handgranate
DM 51 und der Übungshandgranate DM 58), PDV 982 (Anschießen der Handfeuer-
waffen und Maschinengewehre) und PDV 992 (Verwalten von Waffen, Gerät und
Munition bei den Einheiten) eingegangen und teilweise dabei auch mit ihren Funkti-
onsvorgängen beschrieben sind. Im wesentlichen gehören danach zu den Schusswaf-
fen der Polizei, die auch als Dienstwaffen bezeichnet werden, Pistolen, Revolver,
Gewehre, Maschinenpistolen und Maschinengewehre, deren Anwendung im Einzel-
fall zum Teil speziell ausgebildeten Kräften (z.B. dem Präzisionsschützenkomman-
do) vorbehalten ist.
Unter dem Begriff der polizeitypischen Waffe wird nach einem Beschluss der IMK
von 1991 dagegen ein Einsatzmittel der Polizei verstanden, dessen Wirkung unter-
halb derjenigen der Schusswaffen liegt. Polizeitypische Waffen sind somit nur ein
Teil der Waffen der Polizei und gehören vor allem zu den nichttötenden Polizeiwaf-
fen. Sie müssen in Deutschland - auch über größere Entfernungen - kalkulierbar sein
und dürfen Unbeteiligte nicht gefährden; außerdem müssen sie sicher und leicht zu
handhaben sein und eine Eskalation der Gewalt vermeiden.
Nichttötende Polizeiwaffen sind nach der zu den Waffen der Polizei gehörende
Einsatzmittel (PDV 100 Nr. 1.6.3.6.), die dazu geeignet sind, zum Beispiel bei un-
friedlichen demonstrativen Aktionen eine Volksmenge zu zerstreuen, ohne von der
Schusswaffe Gebrauch machen zu müssen. Sie sind in der Regel Schusswaffen oder
Zusatzgeräte für Schusswaffen, die besondere, üblicherweise nicht tötende, aber ab-
schreckende Munition verschießen können. Weltweit gehören dazu barrikadenbre-
chendes Tränengas bzw. andere Reizstoffe; mit Schrotkörnern gefüllte, feste Stoff-
säckchen (sog. Betäubungskissen) oder Holzblöcke, die beim Aufprall einen Men-
schen wie durch einen Faustschlag umwerfen; mit flüssiger Farbe gefüllte Plastikku-
geln, die beim Aufprall zerplatzen und so einen Menschen markieren, sowie Gum-
migeschosse, die eine ähnliche Wirkung wie die Betäubungskissen haben. Beim Ein-
satz von Gummigeschossen bzw. Gummischrot ist es bereits zu Todesfällen und
schweren Verletzungen (z.B. Verlust beider Augen) gekommen1. Die in der Regel
nichttötende Munition wird aus speziellen Revolvern (z.B. Smith & Wesson Riot-
Gun zum Verschießen von Tränengaskörpern), Pistolen (z.B. Nel-Spot-Pistole zum
Verschuss von mit Farbe gefüllten Plastikkugeln), Flinten (z.B. Tru-Flite Kipplauf-
1 Vgl. H. R. Damm: Waffen und Munition für die Polizei, DP 1995, 66.
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Vorwort
flinte zum Verschießen von Gummigeschossen) oder Schießbechern (z.B. zum Auf-
satz auf Revolver oder Gewehr zum Abschuss von Tränengas) verschossen, mit der
Hand geworfen oder mittels spezieller Geräte wie zum Beispiel Reizstoff-
Spraydosen oder Schockwaffen (sog. Stun-Guns) für den Abschuss von Betäubungs-
kissen eingesetzt.
Zu den nichttötenden Polizeiwaffen zählen auch die - in Deutschland nach § 37
WaffG verbotenen - wie eine Taschenlampe aussehenden und mittels Akku betriebe-
nen Handbetäubungsgeräte (sog. Taser), die bis zu einer Entfernung von 4,50 m zwei
an Drähten hängende Pfeile verschießen und Stromstöße aussenden, welche die An-
greifer sofort außer Gefecht setzen. Außerdem zählen zu den nichttötenden Polizei-
waffen der Schlagstock (Tonfa) und der Wasserwerfer. In den USA und anderen eu-
ropäischen Ländern kommt die gesamte oben genannte Palette nichttötender Poli-
zeiwaffen zum Einsatz, in Deutschland sind lediglich Tränengas, das zum Teil aus
einem auf dem Polizeigewehr des Typs G 1 (vgl. PDV 913) aufzusetzenden Schieß-
becher verschossen wird, und Reizstoff-Spraydosen neben Schlagstock und Wasser-
werfer gesetzlich zugelassen. Denn hier müssen nichttötende Polizeiwaffen unterhalb
der Wirkungsebene der Schusswaffe nach dem Beschluss der Innenministerkonfe-
renz vom 6.5.1991 als polizeitypische Waffe rechtsstaatlich-humanitären Anforde-
rungen entsprechen, die Erfüllung des polizeilichen Auftrags gewährleisten, den Po-
lizeibeamten den denkbar besten Schutz bieten und die sofortige Handlungsunfähig-
keit eines Rechtsbrechers zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr für Leib und Le-
ben unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsprinzips bewirken. Technisch bedeutet
dies, dass die nichttötende Polizeiwaffe kalkulierbar sein muss - auch über größere
Entfernungen - und Unbeteiligte nicht gefährdet, dass sie sicher und leicht zu hand-
haben ist und Eskalation der Gewalt vermeidet. So wird auch weiterhin versucht,
weitere mechanische und chemische Einsatzmittel für die Polizei zu entwickeln oder
in anderen Ländern bereits eingesetzte Wirkstoffe oder Geräte in den Katalog der
Einsatzmittel aufzunehmen (z.B. der in den USA verwendete sog. Pepper-Spray, bei
dem es sich um den Wirkstoff Capsaicin handelt, der in Chili-Extrakten vorkommt)2.
Die Abhandlungen in diesem Band beziehen sich ausschließlich auf Schusswaffen.
Es soll damit ein Beitrag geleistet werden, die von der Fachhochschule des Bundes
für öffentliche Verwaltung selbst erstellte Fachliteratur für die Ausbildung des geho-
benen Dienstes im Fachbereich Öffentliche Sicherheit auf das Gebiet der Waffen-
technik und des Waffenrechts zu erweitern.
Das Thema Waffentechnik nimmt dabei einen breiteren Raum ein. In einer ersten zu-
sammenhängenden Darstellung werden vom EPHK Dipl.-Ing. Wolfgang Pietzner die
Grundlagen des Systemlehre behandelt. Die Darstellung ist dabei auf die Lernziele
und Lerninhalte der Fächer Waffenlehre und Waffenkunde u.a. der Ausbildungsgän-
ge an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Fachbereich Öf-
fentliche Sicherheit, abgestimmt. Das Thema Waffentechnik ist aber mit diesem Bei-
trag nicht endgültig abgeschlossen. Vielmehr müssen weitere Veröffentlichungen zur
Waffentechnik - und auch zur Waffenpflege - das Wissen und die Erkenntnis rund
um die Waffe vertiefen.
Im Bereich des Waffenrechts werden hier einzelne Aspekte dargestellt.
2 Vgl. H. R. Damm: Waffen und Munition für die Polizei, DP 1995, 62 ff.
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Vorwort
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Wolfgang Pietzner*
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Einordnung von Waffen nach der Verschlussstellung
Der Begriff der Verschlussstellung bezieht sich auf die Stellung des Verschlusses
in Bezug auf das Rohr im feuerbereiten Zustand des Systems.
Die Verschlussstellung ist nicht an ein bestimmtes Verschlusssystem oder eine be-
stimmte Art der Krafteinleitung gebunden. Zwischen der Verschlussstellung und den
übrigen Merkmalgruppen gibt es keine logischen Verknüpfungen.
• geschlossene Verschlussstellung
(aufschießende Waffe)
Bild 2 Einordnung nach der Verschlussstellung
Beispiele
G1 geschlossene Verschlussstellung, verriegelter Verschluss, Gas-
drucklader
G 3 / MP 5 / geschlossene Verschlussstellung, unverriegelter Verschluss, Rück
G8 drucklader
MG 1/2 | MG 3 offene Verschlussstellung, verriegelter Verschluss, kombinierte
Krafteinleitung
MP Beretta / offene Verschlussstellung, unverriegelter Verschluss, Rückdruck-
MP Walther lader
usw.
Das Schießen aus diesen Verschlussstellungen ist jedoch mit bestimmten Vor- und
Nachteilen verbunden, sodass sich ihre Anwendung für die jeweilige Waffenart an-
bietet.
Für die offene und geschlossen Verschlussstellung finden auch die synonymen
Begriffe zu- und aufschießende Waffen Verwendung.
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2.1 Offene Verschlussstellung (zuschießende Waffe)
Bild 3 Verschlussstellung
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Geschlossene Verschlussstellung (aufschießende Waffe)
Vorteile
Bei Waffen mit hoher Kadenz kann in den Feuerpausen eine die Wärmeabfuhr vom
Rohr verbessernde Kaminwirkung eintreten.
Bei Feuerunterbrechung befindet sich keine Patrone im Patronenlager, sodass bei au-
tomatischen Waffen mit hoher Kadenz die Gefahr der Selbstentzündung durch Wär-
meübertragung vom heißgeschossenen Rohr auf die Patrone entfällt.
Nachteile
Nachteile
Keine Kaminwirkung möglich, es sei denn, der Verschluss wird bei leergeschosse-
nem Magazin durch einen Verschlussfang in hinterer Stellung gefangen.
Gefahr der Selbstentzündung durch Wärmeübertragung vom Rohr auf die im Pat-
ronenlager befindliche Patrone.
Vorteile
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Einordnung von Waffen nach der Antriebsart
Bei Feuerwaffen versteht man unter Antriebsart die Art und Weise, wie der Ver-
schluss zum Zwecke des Nachladens in Bewegung gesetzt wird.
Die Krafteinleitung kann dabei durch die beim Schuss freigesetzte Energie (Eigen-
energie) oder durch von außen dem System zugeführte Energie (Fremdenergie) er-
folgen.
Der Nachladevorgang wird unterteilt in
• Verschlussrücklauf
• Verschlussvorlauf.
Im einzelnen sind folgende Bewegungen zu unterscheiden:
Verschlussrücklauf Verschlussvorlauf
• Öffnen des Rohres • Zuführen der Munition in die
Verschlussbahn
• Ausziehen der Hülse aus dem • Einführen der Patrone in das
Patronenlager Patronenlager
• Auswerfen der Hülse aus dem • Verschließen des Rohres
Gehäuse
• Spannen der Schließ- und • Anzünden der Patrone
Schlagfedern.
Bei der Einteilung von Waffen nach der Antriebsart wird vom geladenen und ge-
spannten System ausgegangen.
Die Art und Weise, wie die erste Patrone in das Patronenlager des Rohres gelangt,
wird dabei nicht betrachtet.
Bei fast ausnahmslos allen Waffen - Ausnahmen bilden z.B. die Lafettierungen, die
eine elektrische Durchladeeinrichtung besitzen -, wird die erste Patrone von Hand in
das Patronenlager eingebracht.
Die Einleitung der Bewegungen erfolgt durch Betätigen des Abzuges.
Aus Gründen der Zweckmäßigkeit können Waffen so konstruiert sein, dass sich ein-
zelne Bewegungen überlagern, während in speziellen Systemen bestimmte Bewe-
gungen nicht erforderlich sind.
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Handlader
3.1 Handlader
Als Handlader werden Waffen bezeichnet, bei denen die Verschlussbewegung zum
Zwecke des Nachladens ausschließlich vom Schützen von Hand ausgeführt werden
muss.
Nach der technischen Ausführung werden Handlader in Einzel- und Mehrlader un-
terschieden.
Einzellader
Beim Handlader als Einzellader muss jede Patrone einzeln von Hand in die Ver-
schlussbahn oder das Patronenlager eingebracht werden.
Beispiele für diese Konstruktionsart
• Signalpistolen
• Mehrzweckpistole Kal. 40 mm
• Luftgewehre und Luftpistolen
• Flinten
• Kipplaufbüchsen
• KK-Wehrsportmodelle von z.B. ERMA
• freie Pistolen.
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Handlader
Bei der Signalpistole SignP2 und der Mehrzweckpistole MZP1 muss jede einzelne
Patrone von Hand in das Patronenlager eingebracht werden.
Mehrlader
Handlader als Mehrlader verfügen über eine Einrichtung, in der ein Vorrat von Pa-
tronen lagert.
Bild 5 Mehrladeeinrichtungen
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Halbautomaten
3.2 Halbautomaten
Halbautomaten sind solche Waffen, bei denen ein Teil der Bewegungen des Nach-
ladevorganges automatisch durch die beim Schuss auftretenden Gaskräfte oder durch
von außen dem System zugeführte Energie (Fremdenergie) bewirkt wird.
In der Regel handelt es sich um Geschütze, bei denen unter Ausnutzung des Rück-
druckes beim Rohrrücklauf das Rohr geöffnet, die Hülse ausgezogen und ausgewor-
fen und die Schließ- und Schlagfedern gespannt werden.
3.3 Automaten
Als Automaten werden Waffen bezeichnet, bei denen der Antrieb des Verschlusses
ausschließlich durch die beim Schuss auftretenden Gaskräfte (Eigenenergie) oder
durch dem System von außen zugeführte (Fremd-) Energie erfolgt.
Die Automaten werden nach bestimmten waffentechnischen Merkmalen in Selbstla-
der und Maschinenwaffen unterschieden.
Automaten werden als Selbstlader bezeichnet, wenn durch den Einbau eines Unter-
brechers in das Abzugssystem nur Einzelfeuer geschossen werden kann und dabei
der Abzug bei jedem Schuss erneut betätigt werden muss.
Der Unterbrecher trennt die Auslösung der Zündung vom automatischen Ab-
lauf ab.
Bei ausnahmslos allen Selbstladepistolen wird der Unterbrecher in der gleichen Art
und Weise gesteuert.
In Abhängigkeit von der Stellung des Verschlussstückes zum Rohrmundstück wird
durch eine Steuerkurve am Verschluss die Verbindung zwischen Abzug und dem
die Zündung auslösenden Teil des Schlagmechanismus (allgemein Schlaghebel) un-
terbrochen.
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Automaten
Das verbindende Teil, das durch den Verschluss gesteuert wird, heißt Abzugsstange
oder Abzugschiene.
Die Verbindung wird erst wieder hergestellt, wenn
• der Verschluss das Rohr verschließt
und
• der Schütze den Abzug freigibt,
d.h. der nächste Schuss kann erst abgegeben werden, wenn der Abzug vorher gelöst
wurde und erneut zurückgezogen wird.
Bild 6 Unterbrechersteuerung
21
Automaten
Durch diesen Mechanismus wird sichergestellt, dass der Schütze, obwohl er den Ab-
zug während der Verschlussbewegung noch gezogen hat, aus der Waffe nur Einzel-
feuer schießen kann.
Die Selbstladepistolen weisen eine Besonderheit auf, denn bei ihnen ist die Funkti-
on des Unterbrechers und der Schützensicherung in den gleichen Bauteilen vereinigt.
Die Schützensicherung wirkt so, dass eine erneute Schussabgabe erst möglich ist,
wenn der Verschluss das Rohr sicher nach rückwärts verschließt.
Kommt der Verschluss aus irgendeinem Grund nicht in die funktionsgerechte Stel-
lung, so bleibt die Unterbrechung auch bei gelöstem Abzug bestehen. Beim Zurück-
ziehen des Abzuges läuft die Abzugsstange leer, ohne den Schlagmechanismus aus-
zulösen.
Dieses grundsätzliche Funktionsprinzip weisen alle Selbstladepistolen auf. Die ein-
zelnen ausgeführten Konstruktionen unterscheiden sich lediglich im Aussehen und
den geometrischen Abmessungen der Bauteile (Abzugsstange und Steuerkurve), die
diese Funktionen darstellen.
Die Kombination der Unterbrecher- und Schützensicherungsfunktion in den
gleichen Bauteilen ist bei den übrigen Selbstladern nicht üblich.
Die Aufgabe der Schützensicherung übernehmen andere Bauteile.
In allen übrigen Fällen sind Automaten zur Abgabe von Dauerfeuer eingerichtet und
werden als Maschinenwaffen bezeichnet.
Diesen Waffen fehlt der Unterbrecher; sie feuern, solange der Schütze den Abzug
zurückgezogen hält und ein Munitionsvorrat in der Ladeeinrichtung vorhanden ist.
Moderne Automaten
Moderne Handfeuerwaffen sind so konstruiert, dass durch Einbau entsprechender E-
lemente in die Abfeuerungseinrichtung, wie:
• Feuerwahlschalter
• Intervallabzug
• Doppelabzug
• Abzug mit doppeltem Kraftangriff
sowohl Einzel- als auch Dauerfeuer abgegeben werden kann.
22
Automaten
Der Umschalt- und Sicherungshebel der sog. Sturmgewehre fasst Sicherung und
Feuerwahlschalter zusammen, üblicherweise wird der Unterbrecher dabei durch
den Abzugshebel gebildet.
Die Sicherung dieser Waffen (G 1, G 8, MP 5) blockiert die Abzugsbewegung.
Bild 7 Feuerwahlschalter
23
Automaten
In der anderen Stellung des Feuerwahlschalters kann der Weg des Abzuges so weit
begrenzt werden, dass der Abzugshebel Anlage an der Walze des Schlaghebels findet
und beim Spannen der Schlagfeder in die Einzelfeuerraste eintreten kann.
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Automaten
In dieser Stellung ist der Unterbrecher wirksam und der Schütze kann nur Einzel-
feuer abgeben.
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Automaten
Der Intervallabzug (auch Abzug mit Schusszahlbegrenzer genannt) ist eine Kon-
struktion der Firma Heckler & Koch für ihre Waffensysteme.
Ausgehend von der Überlegung, dass es zwischen den Extremen Einzelfeuer und un-
begrenztes Dauerfeuer wünschenswerte Zwischenstufen - begrenzter Feuerstoß -
gibt, wurde in das Abfeuerungssystem eine Art Klinkenradgesperre eingebaut, das
für die Dauer der gewählten Schusszahl den Abzugshebel in seiner Funktion als Un-
terbrecher ausschaltet.
Die Erfahrung lehrt, dass die Treffwahrscheinlichkeit mit der Länge des Feuersto-
ßes abnimmt.
Als optimal hat sich bei den Kalibern 9 mm x 19 und 7,62 mm x 51 ein Intervall von
3 Schuss herausgestellt.
Beim Abzug mit doppeltem Kraftangriff ist die Funktion des Feuerwahlschalters
in einen Abzug gelegt.
Der Abzug bsesitzt zwei Kraftangriffspunkte. Wird er an der Spitze, also am längsten
Hebel, zurückgezogen, schießt die Waffe, je nach konstruktiver Durchbildung, Ein-
zel- oder Dauerfeuer.
26
Automaten
Beim Zurückziehen des Abzuges am kurzen Hebel schießt die Waffe in der anderen
Feuerart.
Bei den modernen Automaten ist der Unterbrecher allein kein zuverlässiges Zuord-
nungsmerkmal mehr.
Dennoch werden auch diese Waffen den Selbstladern oder den Maschinenwaffen zu-
geordnet.
Von der einer Waffe zugeordneten taktischen Aufgabe hängt die vorherrschende
Feuerart ab.
Die vorherrschende Feuerart bestimmt die weitere technische Durchbildung der
Waffe.
Die beim Schuss auftretende Wärmebelastung muss das Rohr ohne Schaden auf-
nehmen können.
Das sog. Wärmeaufnahmevolumen des Rohres liefert eine Aussage über die Wär-
memenge, die ohne Schaden für das Rohr je Zeiteinheit über den Rohrquerschnitt
abgeleitet werden kann.
Es hängt wesentlich ab :
• vom Rohrquerschnitt (Wandstärke)
• der Rohrmasse
• der anliegenden Temperaturdifferenz zwischen Rohrinnenwand, Rohrau-
ßenwand und Umgebung
• der Oberfläche des Rohres (Verrippung).
Daneben spielt die Warmfestigkeit des verwendeten Rohrwerkstoffes eine entschei-
dende Rolle.
27
Automaten
Unter Benutzung dieser Merkmale werden die modernen Automaten den Selbstla-
dern oder den Maschinenwaffen zugeordnet.
Beispiele:
• Selbstlader: G 1, G 3, AK 47, StG 44
• Maschinenwaffen: FG 42, MP5, MP Walther, G 8.
28
Einordnung von Waffen nach dem Verschlusssystem
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Verriegelte Verschlusssysteme und ihre konstruktive Ausbildung
Unter dem Begriff der Verriegelung versteht man das absolute Festlegen des Ver-
schlusses in seiner stützenden Stellung, bis das gefahrlose Öffnen des Rohres mög-
lich ist.
Als gefahrlos wird aus Gründen der Schützensicherheit das Öffnen erst angesehen,
wenn das Geschoss die Rohrmündung verlassen hat und der Gasdruck auf ein für den
Schützen unschädliches Maß abgesunken ist.
Die Einleitung der Entriegelung erfolgt bei Automaten in der Regel unter Druck im
Rohr.
30
Verriegelte Verschlusssysteme und ihre konstruktive Ausbildung
Der Vollzug der Entriegelung darf erst erfolgen, wenn das gefahrlose Öffnen ge-
währleistet ist.
Für die Dauer der Druckphase im Rohr darf der Verschluss keine Relativbewe-
gung gegenüber dem Patronenlager erfahren.
Damit ist auch die Hülse - abgesehen von dem Spiel das durch die zulässige Toleranz
des Verschlussabstandes (VA) begründet ist - im Patronenlager festgelegt und hat je-
derzeit eine ausreichende Stützung.
Die Ausführungsformen der verriegelten Verschlusssysteme sind sehr vielfältig.
Nach der Entriegelungsbewegung können:
• Längs-
• Quer- und
• Drehverschlüsse unterschieden werden.
Nach der Art, wie die mechanischen Elemente ausgebildet sind, die die Verriege-
lung bewirken, werden die Systeme in Bauarten unterteilt.
31
Kipprohrverschluss
4.1.1 Kipprohrverschluss
Der Stoßboden des Bodenstückes bildet den Verschluss. Das Rohr wird um einen
Gelenkbolzen vor dem Stoßboden abgekippt.
In der angekippten Lage sichert es der Verriegelungskeil in seiner Position.
Anwendung:
Handlader, z.B. Signalpistolen
Jagdwaffen, wie Flinten und kombinierte Waffen
Kipplaufrevolver und
Kipplaufpistolen.
Bild 14 Kipprohrverschluss
32
Kippverschluss
4.1.2 Kippverschluss
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten der Ausbildung von Kippverrschlüssen :
(1) Das Rohr wird vor dem Verschlussblock in ein Widerlager abgesetzt und in
dieser Lage gesperrt
Anwendung:
Automaten, vorzugsweise Selbstladepistolen.
Unterscheidungen sind lediglich in der Ausbildung der Steuerflächen, die das Ab-
setzen des Rohres steuern, zu finden.
(1) Der Verschlussblock wird vor dem Rohrmundstück in ein Widerlager ge-
drückt und in dieser Lage gesperrt.
Bild 15 Kippverschluss
33
Kippverschluss
Anwendung:
Automaten, z.B. Selbstladeflinten- und- büchsen
Sturmgewehre
Selbstladegewehre.
Die modernen Generationen der Selbstladepistolen ( z.B. SIG/Sauer P6, P226,
P229 ; HK USP, P8, P10; Glock P9m, Mod. 17; Walther P88, P99) arbeiten mit die-
sem Verschlusssystem.
Die Steuerung der Entriegelungsbewegung des Rohres erfolgt durch eine offene
Kurve in Verbindung mit einem flächigen Steuerkeil, sodass der Senkrechtdruck
nicht mehr über Linienberührung, sondern über Flächenpressung aufgenommen
wird.
34
Kippverschluss
Auch bei der zweiten Ausführung der Kippverschlüsse ist nach der Art, wie die
Entriegelungsbewegung des abgekippten Verschlusses gesteuert wird, eine Unter-
scheidung möglich in Systeme mit Steuerung der Verschlussbewegung durch :
• Gelenke
• Kurven.
Dabei kann das Antriebselement über oder unter dem Rohr liegen, mit dem die Ent-
riegelungsbewegung steuernden Gleitstück eine Einheit bilden
• einteiliger Verschlussaufbau
oder vom Gleitstück getrennt sein
• zweiteiliger Verschlussaufbau.
Das Gewehr G 1 ist ein typischer Vertreter eines Kipprohrverschlusses mit zweitei-
ligem Verschlussaufbau und über dem Rohr nach rückwärtswirkendem Gaskolben.
Allen Kippverschlüssen gemeinsam ist die außermittige Abstützung des Ver-
schlusses beim Schuss.
Das dadurch hervorgerufene Moment muss vom Gehäuse aufgenommen werden und
verursacht dort Biegespannungen, die sich als Schwingungen auf die Rohrlagerung
und das Rohr fortpflanzen und damit insbesondere bei Gewehren Einfluss auf die
Treffleistung haben.
35
Drehverschluss
4.1.3 Drehverschluss
Bild 18 Drehverschluss
Anwendung:
Handlader; Jagdrepetierer und Geschütze
Automaten; Selbstladegewehre, Maschinenkarabiner, Maschinengewehre und Ma-
schinenkanonen.
36
Blockverschluss
4.1.4 Blockverschluss
Der Verschlussblock wird vor das Rohrmundstück geführt und in dieser Lage ge-
sperrt.
Die Verschlussbewegung erfolgt dabei grundsätzlcih quer zur Patronenlagerach-
se.
Die Steuerung der Verschlussbewegung kann auf verschiedene Art erfolgen, z.B. ü-
ber Kurbeln, Kulissensteine, über die Bewegung des Abzugsbügels; von Hand oder
automatisch.
Anwendung:
Handlader; Sport- und Jagdwaffen
halbautomatische und automatische Geschütze.
Bild 19 Blockverschluss
37
Gelenkverschluss
4.1.5 Gelenkverschluss
Der Verschlusskörper wird durch ein Gelenk hinter dem Rohrmundstück abge-
stützt.
Bild 20 Gelenkverschluss
Anwendung:
Automaten; Selbstladepistolen, Selbstladegewehre, Maschinengewehre.
38
Stützrollenverschluss
4.1.6 Stützrollenverschluss
Anwendung:
Automaten; vorzugsweise Maschinengewehre und Maschinenkanonen.
Bild 21 Stützrollenverschluss
39
Stützklappenverschluss
4.1.7 Stützklappenverschluss
Im Verschlusskörper sind -wie bei einer Wippe- ein, zwei oder drei klappenförmige
Verriegelungselemente angeordnet, die zwangsweise hinter Ausnehmungen geführt
werden und in dieser Lage die Verschlussbewegung sperren.
Anwendung:
Handlader; Jagdrepetierer
Automaten; Selbstladegewehre und Maschinenkanonen.
Bild 22 Stützklappenverschluss
40
Riegelverschluss
4.1.8 Riegelverschluss
Der am Rohr, Verschluss- oder Griffstück angelenkte Riegelkörper wird zwangswei-
se in Ausnehmungen am Verschluss oder in Widerlager im Gehäuse gesteuert und
sperrt in dieser Lage die Verschlussbewegung.
Anwendung:
Automaten; Selbstladepistolen (z.B. P5), Selbstladegewehre, Maschinenkanonen.
Bild 23 Riegelverschluss
41
Unverriegelte Verschlusssysteme, ihre verschließenden Kräfte und Bauarten
Beim unverriegelten System stützt der Verschluss die Patrone von hinten ab, ohne
dass er in seiner stützenden Stellung eine absolute Festlegung erfährt.
Der Verschluss und damit die Hülse bewegen sich unter Druck im Rohr nach
rückwärts.
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Unverriegelte Verschlusssysteme, ihre verschließenden Kräfte und Bauarten
Diese grundsätzliche Gliederung lässt sich wie im Bild 26 dargestellt weiter ver-
feinern.
43
Unverriegelte Verschlusssysteme, ihre verschließenden Kräfte und Bauarten
Im Weiteren werden nur noch die in der aktuellen polizeilichen Ausstattung rele-
vanten Systeme weiterverfolgt.
Massefederverschluss
• mit Vorlaufzündung bei:
• feststehendem Schlagbolzen
• gesteuertem Schlagbolzen
• gesteuertem Schlagbolzen und verlängertem
Sicherheitsweg
gebremster Masseverschluss
• Bremsweg durch:
• Kräftezerlegung über federbelastete Kugeln
oder Keile
• Reibung an Keilflächen
• elastischen Stoß
• Kniegelenke mit ungleichen Hebelarmen
• Ableitung von Gaskräften
• Erhöhung des Ausziehwiderstandes der Hül-
se
• elestische Verformung des Patronenlagers
übersetzter Masseverschluss
• Übersetzung durch:
• Rollen
• Hebel
• Walzen
• Klappen
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Grundsätzliches zur Wirkung von Trägheitskräften
Die grundsätzlichen Aussagen zur Wirkung von Trägheitskräften auf einen Kör-
per lassen sich beim Autofahren erklären.
Anfahren
Das Fahrzeug beschleunigt aus dem Stand mit der Beschleunigung a. Die auf den
Fahrer wirkende Trägheitskraft T ist abhängig von der Masse (Körpergewicht) des
Fahrers und der Größe der Beschleunigung.
Sie wirkt der Beschleunigungsrichtung entgegengesetzt, d.h. sie drückt den Fahrer in
den Sitz.
Bremsen
Beim Bremsen des Fahrzeuges ändert sich die Beschleunigungsrichtung, das Fahr-
zeug verzögert.
Infolge dessen kehrt sich die auch die Wirkungsrichtung der Trägheitskraft um, und
der Fahrer wird in Richtung Windschutzscheibe bewegt.
An diesem Beispiel lassen sich die grundsätzlichen Aussagen zur Wirkung von
Trägheitskräften ableiten:
1. Trägheitskräfte sind abhängig von der Masse Körpers und der auf diesen
wirkenden Beschleunigung.
Keine Masse * hohe Beschleunigung keine Trägheitskraft
Große Masse * keine Beschleuni- keine Trägheitskraft
gung
45
Überlegungen zur Sicherheit unverriegelter Verschlusssysteme
Der maximal zulässige Rücklaufweg der druckbelasteten Hülse ist nicht allein von
der Hülsenbodenstärke abhängig.
Einen sehr großen Einfluss hat der sog. ungestützte Hülsenteil.
Der ungestützte -auch freiliegende- Hülsenteil ist das Maß, um das die Hülse im Pat-
ronenlager ungestützt zurücksteht.
Allgemein ist der ungestütze Hülsenteil nicht größer als die Hülsenbodenstärke.
Treffen jedoch ungünstige Umstände zusammen, ist hier die Sicherheit gefährdet.
46
Gebremste Masseverschlüsse mit Bremsung durch Ableitung von Gaskräften
47
Gebremste Masseverschlüsse mit Bremsung durch Ableitung von Gaskräften
Bei derartigen Waffen wird das Rohr angebohrt, um einen Teil der Pulvergase in
einen Bremszylinder zu leiten.
Der mit dem Verschluss verbundene Bremskolben drückt oder zieht beim Schuss
den Verschluss gegen das Rohrmundstück und verzögert so die Öffnungsbewegung.
Beim Schuss treten die Pulvergase durch die Rohrbohrung und dringen in den
Bremszylinder, wo sie den mit dem Verschluss fest verbundenen Bremskolben von
rückwärts beaufschlagen. Der Verschluss wird dadurch in seiner Rückwärtsbewe-
gung verzögert; gegenteiliges Prinzip wie beim Gasdrucklader.
Sinkt der Gasdruck ab, so öffnet sich der Verschluss und beginnt seine weiteren Auf-
agen zu erledigen.
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Gebremste Masseverschlüsse mit Bremsung durch Ableitung von Gaskräften
Am Verschluss ist vorn unten der Bremskolben angelenkt, der in einem unter dem
Rohr liegenden Bremszylinder ragt. Das Rohr ist unmittelbar hinter dem Patronenla-
ger angebohrt.
Beim Schuss treten die Pulvergase aus dem Rohr in den Bremszylinder und drücken
den Verschluss nach vorn.
49
Übersetzte Masseverschlüsse
Von der Möglichkeit gem. (2) wird beim übersetzten Masseverschluss Gebrauch
gemacht.
Im Prinzip ist der übersetzte Masseverschluss nur ein besonderes Verfahren zur
Ausnutzung von Trägheitskräften als verschließende Größe.
Nur wird hier ein völlig anderer Weg eingeschlagen.
Bisher wurde neben der Trägheit der Verschlussmasse eine der verschließenden
Größen verstärkt und bei gegebener Verschlussmasse die maximal zulässige Rück-
laufgeschwindigkeit des Verschlusses eingehalten.
Bei einteiligen Verschlüssen ist mit der Erhöhung der Verschlussgeschwindigkeit
gleichzeitig eine Herabsetzung des Sicherheitsfaktors verbunden, denn die Hülse
wird unter Umständen unter Druck im Rohr bereits zu weit ausgezogen.
50
Übersetzte Masseverschlüsse
Der Verschlusskopf übernimmt die stützende Funktion und erfüllt die Sicherheits-
anforderungen bezüglich der Rücklaufgeschwindigkeit.
Der Verschlussträger wird von einer im Verhältnis großen Masse gebildet, die mit
erhöhter Geschwindigkeit läuft und dadurch große Trägheitskräfte hervorruft.
Da der Antriebsimpuls jedoch nur auf den Verschlusskopf wirkt, muss für eine me-
chanische Ankopplung zwischen Verschlusskopf und Verschlussträger gesorgt sein.
Diese Kopplung muss so beschaffen sein, dass nach einem bestimmten Rücklaufweg
des Verschusskopfes der mit ihm mechanisch verbundene Verschlussträger ein Viel-
faches dieses Weges zurückgelegt hat.
Zwischen Verschlusskopf und Verschlussträger muss sich ein Beschleunigungssys-
tem befinden, das die Überrsetzung unter Berücksichtigung der Gasdruckverhältnis-
se im Rohr sicherstellt.
51
Übersetzte Masseverschlüsse
Der Begriff Übersetzung schließt ein, dass der Verschlussträger zu einer höheren
Geschwindigkeit veranlasst wird und die dabei erzeugten Trägheitskräfte sich auf
den stützenden Verschlusskopf übertragen.
Prinzipiell kann jede Art von mechanischem Getriebe diese Aufgabe übernehmen.
Die Übersetzung kann dabei durch:
• Rollen
• Kurven oder
• Hebel
nach dem Hebelgesetz erfolgen.
52
Übersetzte Masseverschlüsse
Dabei findet immer eine Kräftezerlegung statt; ein Teil der Rückdruckkräfte wird
direkt auf das Gehäuse übertragen und geht dem Verschlussantrieb verloren.
53
Übersetzte Masseverschlüsse
Dann ist das Verhältnis der zurückgelegten Wege und Geschwindigkeiten von Ver-
schlusskopf und Verschlussträger gegenüber dem Gehäuse nur noch von den Win-
keln β und γ abhängig.
Im Verlauf des Rücklaufes, zeitlich etwa beim Austritt des Geschosses an der Mün-
dung, verlassen die Rollen die geraden Flanken des Kurvenstückes und treten über
die Rundungen aus dem Kurvenstück aus.
54
Übersetzte Masseverschlüsse
Wegen dieser Übersetzung läuft der Verschlussträger mit dem Steuerstück i-mal
schneller zurück als der Verschlusskopf; und zwar solange, wie sich die Rollen auf
den schrägen Flächen von Kurven- und Steuerstück bewegen.
55
Übersetzte Masseverschlüsse
Heckler & Koch hat zudem für seine gesamte Palette der Schulterwaffen den Kur-
venstückwinkel mit 50 O festgelegt, sodass die Übersetzung nur noch vom Steuer-
stückwinkel β abhängt.
Das System kann damit allein durch Austausch des Steuerstückes an den jeweili-
gen Stoßbodenimpuls der zu verschießenden Patrone angepasst werden.
Diese Punkte sind für die gute Treffleistung der Systeme mitbestimmend.
Es sei nochmals betont, dass es sich bei diesem Verschlusssystem um ein Getriebe
mit Winkelübersetzung handelt, das einmal den Rücklauf des Verschlusskopfes
zwecks sicherer Abstützung der Patronenhülse beträchtlich untersetzt und zum ande-
ren den Stoßbodenimpuls auf Verschluss und Gehäuse so günstig verteilt, dass die
Funktions-teile optimale Antriebsenergie erhalten.
56
Übersetzte Masseverschlüsse
Ein zweiter Problemkreis ist darin zu sehen, dass diese Übersetzungen reversibel,
d.h. in beide Richtungen arbeiten.
Wenn sich Widerstände beim Verschlussrücklauf hinter der Übersetzung bilden
oder beim Verschlussvorlauf vor der Übersetzung, dann besteht in einem solchen
System die Gefahr, dass es stehen bleibt, da der Verschluss nicht genügend Antriebs-
energie erhält. Dann ist die Bewegungsenergie des Verschlussrücklaufes nicht aus-
reichend, um einen sicheren Hülsenauswurf zu gewährleisten. Beim Verschlussvor-
lauf ist nicht mehr genügend Bewegungsenergie vorhanden, um ein sicheres Zufüh-
ren und Verschließen zu gewährleisten. Jede Hemmung, die beim Verschlussrück-
lauf hinter der Übersetzung in der Verschlussbahn wirksam wird, sperrt nicht nur im
Verhältnis, in dem Reibungswiderstände auftreten, sondern diese Reibungswider-
stände werden im Sinne der Übersetzung verstärkt und auf den Verschlusskopf über-
tragen, sodass sich die Hemmungen im Sinne der Übersetzung vervielfacht aus-
wirken.
Beim Vorlauf ist es umgekehrt. Liegt die Hemmung vor der Übersetzung, dann wer-
den die Verschlussrollen durch das Steuerstück und den Verschlussträger an das Ge-
häuse gepresst und wirken wie eine Reibungsbremse.
Ein weiterer Problemkreis besteht darin, dass die sichere Funktion des übersetzten
Masseverschlusses an die funktionsgerechte Stellung der übersetzenden Elemen-
te im Augenblick der Schussabgabe gebunden ist, denn sonst kommt es zu
explosiosartigen Erscheinungen, d.h. es stellt sich das Problem, in der Benutzung der
Waffe sicherzustellen, dass das Beschleunigungssystem bei Zündung in einer
funktionsgerechten Stellung ist.
Diese Stellung ist abhängig von dem Spiel zwischen den Übersetzungselementen,
dem sog. Verschlussträgerabstand (nicht zu verwechseln mit dem Verschlussab-
stand).
57
Übersetzte Masseverschlüsse
Bild 38 Verschlussträgerabstand
Ist der Verschlussträgerabstand zu klein, werden die Rollen ebenfalls nicht mehr
weit genug nach außen gedrückt.
Beides , zu kleiner wie zu großer Verschlussträgerabstand, führt zu explosionsarti-
gen Erscheinungen.
Der Verschlussträgerabstand muss daher in funktionsgerechten Grenzen gehalten
werden.
Das Spiel im Beschleunigungssystem lässt sich messtechnisch durch Überprüfen
des Verschlussträgerabstandes beherrschen.
58
Übersetzte Masseverschlüsse
Wird mit diesen Waffen Dauerfeuer geschossen, stellt sich ein zusätzliches Prob-
lem. Beim Dauerfeuerschießen wird der Schlaghebel während des Verschlussvorlau-
fes ausgelöst und läuft nach. Fällt die Einleitung der Zündung mit dem auftretenden
Verschlussrückprall zusammen, ist die Zündung eingeleitet zu einem Zeitpunkt, in
dem sich das Beschleunigungssystem nicht in der funktionsgerechten Stellung befin-
det; der Verschluss läuft zu schnell und öffnet zu früh.
Solche Systeme verlangen zwingend das Vorhandensein einer Rückprallsicherung.
Die Rückprallsicherung kann als Nachschlagmasse ausgebildet sein, die sich beim
Anlaufen des Verschlusskopfes am Rohrmundstück nach vorn bewegt und schiebend
auf den Verschluss wirkt, um ihn in der funktionsgerechten Stellung zu halten.
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Übersetzte Masseverschlüsse
Dabei werden die Verschlussrollen über das Steuerstück auf die Abstützflächen ge-
presst. Sperrklinke und Nachschlagmasse (Wolframgranulat) stellen an diesen Waf-
fen eine doppelte Rückprallsicherung dar, mit der Folge, dass beim Öffnen des
Verschlusses Reibungswiderstände entstehen, die mit überwunden werden müssen.
In der Öffnungsphase wirken diese Reibungskräfte zusätzlich verzögernd auf den
Verschluss.
60
Übersetzte Masseverschlüsse
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Übersetzte Masseverschlüsse
Der Reibungswiderstand Fw ist abhängig von der Größe der anpressenden Kraft und
den herrsschenden Reibungsverhältnissen (ausgedrückt im Reibungsbeiwert µ).
Damit ist eine Lösung gefunden, die auch vom Reinigungszustand der Druckaus-
gleichsrillen und vom Hülsenmaterial abhängig ist.
Das Hülsenmaterial muss so elastisch sein, dass es die Gaskräfte aufnimmt, ohne
sich in die Rillen zu verformen, da sonst der Ausziehwiderstnd noch vergrößert wird.
Aus der Druckausgleichs- (Entlastungs-) rille ist eine Belastungsrille geworden.
Richtig ist sicherlich auch die Aussage, dass durch die Druckausgleichsrillen Funk-
tions- und Sicherheitsprobleme nicht über das Verschlusssystem gelöst werden,
sondern über das Hülsenmaterial.
62
Einordnung von Waffen nach der Krafteinleitung
Nach der Art, wie bei Automaten und Halbautomaten die zum Antrieb des Ver-
schlusses erforderlichen Kräfte eingeleitet werden, lässt sich eine Einteilung geben
in:
Waffen mit Eigenantrieb als Systeme, die
• durch Rückdruck angetrieben werden
Rückdrucklader
• durch Gasdruck angetrieben werden
Gasdrucklader
• durch Rückdruck und Gasdruck angetrieben werden
Kombinierte Krafteinleitung.
63
Krafteinleitung durch Rückdruckkräfte
Waffen, die durch Rückdruck angetrieben werden -Rückdrucklader- nutzen die di-
rekt über den Hülsenboden auf den Stoßboden des Verschlusses wirkenden Gas-
kräfte zum Antrieb aus.
64
Rückdrucklader mit beweglichem Rohr
Bei verriegeltem Verschlusssystem muss die Waffe ein bewegliches Rohr haben,
weil einerseits der antreibende Rückdruck nur besteht, solange sich das Geschoss im
Rohr befindet, andererseits der verriegelte Verschluss aber die absolute Abstützung
der Patronenhülse verlangt und damit keine Relativbewegung des Verschlusses zum
Patronenlager zulässt.
65
Rückdrucklader mit beweglichem Rohr
Die Funktion dieser Systembauart soll exemplarisch am Beispiel der Pistole P6 er-
läutert werden.
66
Rückdrucklader mit beweglichem Rohr
67
Rückdrucklader mit feststehendem Rohr
Bei Rückdruckladern mit feststehendem Rohr stützt der Verschluss die Patrone ab,
ohne dass eine starre Verbindung zwischen Rohr und Verschluss hergestellt wird.
Sie haben einen unverriegelten Verschluss.
Beim Rückdrucklader mit unverriegeltem Verschluss muss sich die Hülse unter
Druck im Rohr, und damit der Verschluss nach rückwärts bewegen.
Aus Gründen der Schützensicherheit darf der Rücklaufweg unter Druck im Rohr
aber nicht größer als der maximal zulässige Sicherheitsweg werden.
Die sichere Abstützug der Patronenhülse durch das Patronenlager darf dabei nicht
verloren gehen.
Die überwiegende Mehrzahl der Selbstladepistolen, die ein feststehendes Rohr ha-
ben, sind mit einem unverriegelten Verschluss ausgebildet.
Es gibt z. Zt. nur sehr wenige Selbstladepistolen, die durch Gasdruck angetrieben
werden.
68
Krafteinleitung durch Gasdruckkräfte
Als Gasdrucklader werden Automaten bezeichnet, bei denen die Gaskräfte vom
Rohr abgeleitet und über besondere Antriebselemente als Antriebskraft auf den Ver-
schluss übertragen werden.
⇒ Gaskolben
⇒ Gasröhrchen
⇒ Gasdüsen.
69
Gasdrucklader mit Rohrbohrung
Gasdrucklader mit Rohrbohrung entnehmen aus dem Rohr über eine Gasentnahme-
bohrung eine genau bemessene Gasmenge, die dann auf die Antriebselemente ge-
leitet wird, die die Gaskräfte als Bewegungsimpuls auf den Verschluss übertragen.
Gaskolbenlader
Antriebselement ist ein Gaskolben mit Kolbenstange und Rückholfeder, der die
Gaskräfte auf den Verschluss überträgt.
Das Gaskolben kann über oder unter dem Rohr angeordnet sein; seine Arbeits-
richtung nach vorn oder rückwärts gerichtet.
Die Umlenkung der Gase erfolgt in einem Gasentnahmeblock.
Gaskolbenlader sollten mit einem Gasregler ausgerüstet sein, um über eine regelba-
re Funktionsreserve zu verfügen.
Damit kann die Funktionsreserve so eingestellt werden, dass die Waffe bei den je-
weiligen Betriebsbedingungen nur den notwendigen Maximalbeanspruchungen un-
terliegt.
Die Lage der Rohrbohrung ist abhängig von den Verriegelungswegen und der Mu-
nition. Sie bestimmt die Größe des zur Verfügung stehenden Antriebsdruckes.
Bei gegebenen Konstruktionswerten eines Systems hat eine Bohrungsvergrößerung
oder eine Vergrößerung der druckbelasteten Fläche des Antriebselementes eine Ka-
denzerhöhung zur Folge.
Sollen die gegebenen Sicherheitsforderungen erfüllt werden, müssen die Verriege-
lungswege verlängert werden.
70
Gasdrucklader mit Rohrbohrung
71
Gasdrucklader mit Rohrbohrung
Die Gaskraft treibt die äußere Verschlusshülse nach rückwärts, dabei wälzt sich der
Steuerbolzen des inneren Verschlusszylinders in einer Steuerkurve der äußeren
Verschlusshülse ab.
72
Gasdrucklader ohne Rohrbohrung
Der innere Verschlusszylinder wird mit seinen Verriegelungswarzen aus den Wi-
derlagern herausgedreht und der Verschluss beginnt seinen Rücklauf.
Nachteilig sind bei diesem System die in Richtung Schütze aus dem Gasröhrchen
austretenden heißen Gase.
Vorteilhaft ist die Tatsache, dass die beim Schuss bewegten Massen um den fehlen-
den Gaskolben kleiner gehalten werden können.
An modernen Hochleistungsmaschinenkanonen wird dieser Vorteil durch Kombina-
tion von Gasröhrchen und Gasstößel genutzt.
Aus dem Gasdruckdiagramm ist zu erkennen, dass die Gaskräfte an der Mündung
immer kleiner sind als an einer beliebigen anderen Stelle der Rohrlänge.
Hier sind folglich immer geringere Antriebskräfte zu erwarten als bei einem Gas-
drucklader mit Rohrbohrung.Der Übertragungsweg ist größer, da die Übertragung
von der Mündung über die ganze Rohrlänge nach rückwärts erfolgen muss. Infolge-
dessen wird die systembedingte Verzugszeit größer und damit die Kadenz niedri-
ger sein als bei einem System, das als Gasdrucklader mit Rohrbohrung arbeitet. Da-
zu kommt, dass die bewegten Massen und als Folge die Trägheitskräfte größer
sind.
Unter dem Gesichtspunkt der Schützensicherheit ist das System absolut sicher,
denn die Einleitung der Verschlussbewegung erfolgt erst, wenn das Geschoss mit Si-
cherheit das Rohr verlassen hat.
Hinsichtlich der Schützensicherheit ist ein solches System optimal; hinsichtlich der
Kadenz, der Funktionssicherheit und der Treffleistung hat es seine Schwächen.
73
Gasdrucklader ohne Rohrbohrung
Gasdüsenlader
Gasdüsenlader stauen die Gaskräfte in einer Gasdüse an der Mündung und lei-
ten sie nach rückwärts auf den Verschluss um.
Verschließt das Geschoss die Düsenbohrung, werden die Gaskräfte umgelenkt und
wirken auf die Kolbenfläche des Ringkolbens, der das Rohr als Lauffläche be-
nutzt.
Hinter dem Kolben liegt als Übertragungsmechanismus eine Stange, durch die die
Rücklaufbewegung des Kolbens auf den Verschluss übertragen wird.
Beim Gasdüsenlader mit beweglichem Rohr wird das Rohr selbst als Antriebs-
element genutzt.
Verschließt das Geschoss die Düsenbohrung, werden die Gase umgelenkt und wir-
ken direkt auf das bewegliche Rohr, durch das die Kraftübertragung auf den Ver-
schluss erfolgt.
74
Gasdrucklader ohne Rohrbohrung
Die erste Bauart hat sich als technisch unbedeutend herausgestellt. Die Nachteile in
der Funktionssicherheit sind gegenüber den Vorteilen der Schützensicherheit zu
groß, sodass sich das System nicht durchgesetzt hat.
Die zweite Bauart wird in modernen Waffen vielfach in kombinierten Krafteinlei-
tungen zur Unterstützung der Rückdruckkräfte genutzt.
75
Kombinierte Krafteinleitung
Grundsätzlich ist jede Kombination denkbar. Es lassen sich aber zwei bevorzugte
Grundkombinationen ableiten:
• Entriegeln und Öffnen durch Rückdruckkräfte,
unterstützender Antrieb durch Gasdruckkräfte (z.B. MG 3)
76
Literaturverzeichnis
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Curti, P.: Automatische Waffen, 2. erweiterte Auflage 1943
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Oerlikon-Bührle AG (Hrsg.): Oerlikon Taschenbuch, 2. überarbeitete Auflage 1981
Rheinisch-Westfälische-Sprengstoff AG (Hrsg.): RWS-Mitteilungen Heft 6/58
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Heckler & Koch GmbH (Hrsg.): HuK Kurzbericht Nr. 218, 226 und 242
Deutsches Waffenjournal: Hefte 10/66 S. 50ff; 1/67 S. 13ff; 3/67 S. 112ff; 2/73 S.
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Militärtechnik (Hrsg. Militärverlag der DDR): Heft 3/73 S. 132ff
Soldat und Technik: Heft 8/72 S. 406ff
Nachrichtenblatt für die kameradschaftliche Vereinigung der Waffenmeisterschulen
der Wehrmacht: Hefte Nr. 4 und 8/1950
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Bury, Ulrich / Molzahn, Wolfgang: Waffenrecht und Waffentechnik. Ein Lehr- und
Lernbuch für Polizeibeamte in der Ausbildung, Jagdscheinanwärter, Waffen-
scheinantragsteller, 2., neu bearb. Aufl., 1994.
Lorz, Jürgen / Gantschnigg, Martin (Hrsg.): Handbuch des Waffenrechts in Wort
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Steindorf, Joachim: Waffenrecht, Waffengesetz mit Durchführungsverordnungen
und Kriegswaffenkontrollgesetz und Nebenbestimmungen, 6., neubearbeitete
Aufl., 1995.
77
Abbildungsverzeichnis
78
Abbildungsverzeichnis
Bild 38 Verschlussträgerabstand 58
Bild 39 Funktion einer Nachschlagmasse 59
Bild 40 Schema einer Rückprallsicherung durch eine federbelastete Sperr-
klinke 60
Bild 41 Funktion der Druckausgleichs- oder Entlastungsrillen 61
Bild 42 Einordnung nach der Krafteinleitung und den Antriebselementen 63
Bild 43 Funktionsschema eines Rückdruckladers 64
Bild 44 Funktionsschema der Rückdruckantriebe 65
Bild 45 Rückdrucklader mit beweglichem und mit feststehendem Rohr 66
Bild 46 Funktionsschema Pistole P 6 67
Bild 47 Rückdrucklader mit feststehendem Rohr 68
Bild 48 Antrieb durch Gasdruckkräfte 69
Bild 49 Gasdrucklader mit Rohrbohrung 70
Bild 50 Lage der Rohrbohrung 71
Bild 51 Gasdrucklader mit Gasröhrchen 72
Bild 52 Gasdrucklader ohne Rohrbohrung 73
Bild 53 Gasdüsenlader mit feststehendem Rohr 74
Bild 54 Gasdüsenlader mit beweglichem Rohr 75
79
Bisher in dieser Schriftenreihe erschienene Bände
80
Bisher in dieser Schriftenreihe erschienene Bände
81