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Uwe Fengler

Gedanken bei einigen Glsern Weizenbier

Krzlich habe ich von einem Schwein gehrt, dass vor dem Menschen, der es schlachten

wollte, davon lief, in einen Fluss sprang und so versuchte in den Fluten schwimmend, sein Leben zu retten. Leider ist es ihm nicht geglckt. Es wurde kurz darauf wieder eingefangen. Dies knnte uns zeigen, das auch ein Schwein seinem Schicksal nicht entkommen kann: es wird allein darum gezchtet, um eines Tages zu einer Wurst zu werden, evtl. auch zu einem Braten, den man in Bayern oft mit Kndeln und irgendeinem weien oder roten Kraut geniet. Aber andere Fragen kommen in

mir auf, whrend ich einen langen Schluck aus meinem Weizenbierglas nehme. Ein Getrnk, das mir, der ich in Westfalen geboren bin, das bayerische Brauchtum sehr nah gebracht hat. Zumindest das Brauchtum des regelmigen Genusses eines Bieres. Da ich weder Auto noch Fahrrad fahre, kann ich auf einen Radler mit gutem Gewissen verzichten. Ich trinke eh nur zu Hause und nicht unterwegs oder in irgendwelchen Restaurants. Dann muss ich mich auch nicht vor fremden

Haustren bergeben, sondern kann in meine eigene Toilette kotzen. Beim dritten Glas muss ich pltzlich wieder an das Schwein denken. Ist es vielleicht geflohen, weil es eine Ahnung von seinem nahenden Tod hatte. Wenn ja, sind Schweine dann intelligent und haben sogar eine Religion? Denn einen Gott kann sich nur der erschaffen, der um seinen eigenen Tod wei und nicht bereit ist diesen anzunehmen.

Warum eigentlich nicht, ist es doch ein Schicksal, dass alle Menschen einholen wird, auch wenn sie noch so lange versuchen, davor davon zu laufen. Oder wie das Schwein zu schwimmen. Irgendwann kommt jeder an sein Ziel. Alkohol soll das Erreichen des Zieles ziemlich beschleunigen. Denke ich jetzt ernsthaft darber nach, ob ich auf ein weiteres Bier verzichte? Was solls, sage ich mir

schlielich, warum nicht auf vier Beinen stehen? Als endlich das neue Glas mit dem kstlichen Getrnk vor mir steht, und ich ein paar Schlucke getrunken habe, denke ich pltzlich an die Bestimmung des Menschen. Geboren werden und frher oder spter wieder sterben, bestimmt auch unser Dasein. Aber was dann? Das Schwein hat immerhin eine kleine Ahnung, auch wenn es

sich nicht wirklich aussuchen kann, was es wird: Wurst oder Braten.
Uwe Fengler

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