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Uwe Fengler

Die Liste der Toten

Nun sitzt der Schaffner neben mir und macht sich Notizen in irgendeinem Schulheft. Der Zug rast weiter in den aufkommenden Nebel des neuen Tages hinein. Ich sehe aus dem Fenster und nehme die an meinen ugen !orbei rasende gr"ne #andschaft war. $enn der Zug etwas

langsamer wird% kann ich &"he erkennen. 'l(tzlich bremst der Zug ab. Zun)chst denke ich% dass irgendwer die Notbremse gezogen hat. *ine Stimme aus einem #auts+recher sagt mir aber mit beruhigenden $orten% dass es sich um einen nicht ge+lanten ,alt handelt. Der Schaffner sitzt noch immer neben mir und f"hrt mit gerunzelter Stirn seine #iste fort. -elegentlich sch"ttelt er dabei mit seinem &o+f% so als k(nne er nicht begreifen% was da gerade +assiert.

Irgendwann nimmt er war% das ich mich neben ihm befinde% sieht kurz in meine ugen% und schreibt dann weiter in sein .uch. *s ist ruhig geworden im Zug% selbst die &inder rennen nicht mehr durch die -)nge. Inzwischen ist der Schaffner neben mir !erschwunden. Ist er endlich fertig mit seiner unendlichen #iste/ Ich wei0 es nicht% atme aber auf% denn ich scheine mich in dem inzwischen nahezu menschenleeren Zug als

eine der wenigen 'ersonen nicht mehr auf der Todesliste zu befinden. Die ,offnung bleibt einfach% auch wenn ich die 1utter mit ihren trommelnden ,)nden an das Zugfenster nicht mehr sehe. Ich muss wohl eingeschlafen sein% sonst h)tte ich doch gesehen% wie sie den Zug !erlie0. #angsam stehe ich auf und greife nach meinem &offer% der in der blage "ber meinem Sitz+latz liegt. Ich s+"re% als ich sein k"hles #eder ber"hre% dass ich

ihn nicht mehr brauchen werde. Ich drehe mich um und gehe zum usgang. Der Schaffner h)lt die T"r auf. *in helles #icht strahlt mir entgegen. Ich f"hle mich geborgen.
Uwe Fengler

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