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10.

September 2009

Im Supermarkt

Ich schiebe einen gut gefüllten


Einkaufswagen durch einen Supermarkt.
Als ich hier vor einiger Zeit meinen
Einkauf begann, war es noch relativ leer.
Nur eine Kasse war besetzt und ich konnte
keinen Kunden sehen, der an dieser
wartete.
Ich liebe Tage wie diesen: Fast allein im
Supermarkt, in Ruhe einkaufen und keine
lange Schlange an der Kasse.
Ich betrachte mir gerade eine neue
Tiefkühlpizza, als ich plötzlich eine
unheilvolle Unruhe um mich herum
bemerke. Von mir unbemerkt war es
während meines Einkaufes wohl doch
recht voll geworden. Menschen rasen an
allen Seiten an mir vorbei. Die meisten
von ihnen scheinen nur ein Ziel zu
kennen:

Die Kasse !!!

Entsetzt lasse ich die Pizza fallen. Sollte


mein gemütlicher Einkauf ein
schreckliches Ende in einer langen
Schlange an der Kasse finden? Das konnte
und wollte ich nicht zu lassen.
Mit schnellen Schritten begebe ich mich in
die Kassenzone – wieviele Einkaufswagen
habe ich inzwischen überholt? Drei oder
vier? Egal, nur nicht der letzte am Ziel
sein.
Plötzlich steht ein mit Einkäufen für
mehrere Wochen gefüllter Wagen ganz
allein mitten in meinem Weg. Ich schiebe
ihn zur Seite, atme tief ein – geschafft.
Nur zwei Kunden vor mir. Damit kann ich
leben.
Hinter mir bildet sich langsam aber sicher
eine Schlange.
Und plötzlich steht er in gleicher Höhe
neben mir, der eben zur Seite geschobene
Wagen.
„Sie haben sich wohl vorgedrängt“, sagt
die Person, die zu ihm gehört.
Ich schiebe nun den Wagen so weit es geht
vor – da bleibt jetzt keine Lücke mehr für
unvorhergesehene Ereignisse.
„Aber ich habe doch den Wagen hier
abgestellt, bevor ich weiter eingekauft
habe“, sagt sie. Ich stelle mir vor, wie sie
mit vollen Armen durch die Gänge rast,
endlich ihren stehen gelassenen
Einkaufswagen erreicht, außer Atem alles
hinein fallen lässt, und dann stehe ich vor
ihr.
Ich versuche ihr zu erklären, dass an der
Kasse nur ansteht, wer fertig mit seinem
Einkauf ist, und nicht wer seinen Wagen
irgendwo mitten im Gang abstellt und
dann seinen Einkauf fortsetzt. Ich glaube
sie hat es nicht verstanden, denn laut
schimpfend begibt sie sich an eine andere
Kasse. In dieser ist zwar merkwürdiger
Weise die Schlange länger, aber das ist mir
egal, denn ich kann nun meine Waren auf
das Band legen.

© Uwe Fengler

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