Bundesministerium
ftir
Auswirtige Angelegenheiten
Genchiigungs, Drngichicen und
Vattiatvermerl
VERSCHLUSS
wd. Erl. 3 '
H, Bundesminister
Gegeastand
Frist zu betreiben am |
Unterredung des Herrn Bandesministers |
mit dem Herrn Statssekretér am 4,Sep-
tember 1961
‘Zot Einsicht vor Genehmigang, Abfertigung, Hinterlegung
Herrn Bundesminister 1.Av
2, AKTENVERME RE i
3.Herrn
4 Présidenten Franz OLAE
Wien
Zur eigenhindigen Byéfinung !
en,an 44 September 1961
|
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fe1.
Ser eine Unterrdung mit dem Herrn Stéatesexretir ‘hat aer
Herr Bundesminister den nachfolgenden Aktenvermerk diktiert,
Eine Kopie dieses AV ware Herrn Prusidenten OLAH mit der
. Bitte um streng vertrauliche perstnliche’ Kenntnisnahme zu
Ubernitteln,
2.
AKTENVERMERK DES HERRN BUNDESMINTSTERS
Ich habe am 4,September 1961 mit Staatssekretur Dr, STEINER
eine Unterredung gefiinrt,
In diesem Ggspriich machte der Steatssekretir aie Anregung,
ob nicht die dsterr,UNO Initiative gurtickgenommen werden sollte,
Seiner Meinung. nach habe Italien in einer UNO Debatte sins dzt.eine
sinaBSQ88E°ste1iung und-im Ubrigen aolle men nicht die westlichen
Freunde Osterreich stuapazierén; was er Hicht fir ginstig halte,
Tch hielt dem entgegen, dasa ich es fir Unrichtig hielte,
von der bisherigen Politik - die mit den Verttetern Siidtirols
seit langem abgesprochen sei - absuweichen, Ich sei mr beret ,
die Debatte vor den VN solange aufzuschéeben, als die nun
6glichkeit einer
gebildete Sudtirolkommission in Altion sei, Die
solchen Debatte werde aber aweifellos set die Arbeit der
Xonmission stimulierend wizien und auf ein wascheres Ende der
Verhandiungen hinwirken,
ich 420 allerdings bereit fur den Fall, dass die Sidtiroler
und die Nordtiroler - die bereits dreimal eine Befassung der
UNO verlangt haben ~ schriftlich exkiiren
dass sie eine solcte *efassung ni ht mehr stir hotwendig hélten,
den bereits eingebrachten Ssterreichischen Antrag surtickzunehmen,
Dafliy sei ich umso mehr, als.ich immer wieder erklirt habe,
dass die Sidtirolpolivi nur “im éngsten Einvernehmen mit den
gewihlten Vertretern der Siatiroler geftinrt werden kénngch erklurte weiter, dess ich die Bedenken des Staatssekretiars
beztiglich der Westmiichte - nimlich dass ihnen die Frage Sidtirol
unengenehm sei - fiir ri¢htig hilte, Diese Erkenntnis sei allerdings
nicht neu. Man miisse allerdings auch bedenken, dass die
Aufnahme der Stidtirolfrage auf die Tagesordnung der ntichsten
Generalversammlung vielleicht einen unserer Freunde 2u einer
Vermittlungsaktion bewegen kénne, Hin solcher Schritt sei von mib
wauxaber schon immer fiir zweckmts sig gehalten worden,
Ich halte die "Steiner-P,litik" nicht flir zielfiihrend, stelle
itm aber anheim, sich 6ffentlicn von der bisherigen Pglitik der
Byndesregierung zu distanzieren und diesbeztigliche Anregungen au
machen,
Im weiteren Verlauf der Unterredung gab ich ihm auch folgendes
in unmissverstindlicher Form gu verstehen:
Seit seinem Eintritt imxiusxBiifttxals Steatssckretir haben
die Intriguen gegen die gemeinsame Aussenpolitik in hohem Masse
zugenommen,
Dadurch werde aber auch die gemeinsame Verte idigungspolitik
geféhrdet, Es kénnte fur die OVP sehr gefztihrlich werden, wenn
eine Diskussion deiitiber erdffnet wirde, ob die bisherigen Ausgeben
flr die landesverteidigung zwecknissig verwendet wurden, Daraus
kOnne eine sehr ernste Auseinandersetzung werden,
Im Budget 4961 fehlten fiir den Wohnbat und fir die Bauern-
forderungen je einige 100 Millionen S, Es werde vielleicht gefordert
werden mlissen, diese Betrage as dem Budget des BMfLV zu entrehmen,
Man solle sich auch nicht dartiber téuschen, diss das Vertrauen
in die Landesverteiddgung durch die ernsten Ereignisse der letzten
Wochen, insbesondere durch die erhihte Aktualitit atomarer Kriegs-
einer solchen massiven Bedrohung erschienen die vor kurzem der
Presse gezeigten Verteidigungsanlengen nicht sehr eindrucksvoll,
Es wire verhingnisvoll, wenn in der Ssterreichischen Bevilcerung
der Eindruck entstiinde, dass betrychtliche Mittel am in dilettan-
tischer Weise euf altmodische Anlegen verwendet wurden, die der
lendesverteidigung keinen Nutzen brangen,
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fhrung, betruchtliche Erschiitterungen erlitten hat, Angesichts
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