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HESSISCHE KASSEL

1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGEMEINE
UNABHÄNGIG KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,10 DM Nr. 235 • Montag, 9.10. 1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Karajan-Nachfolge
Eishockey EC Kassel Handball Rote Karten: Golf WM 1990 Zum Tage
Claudio Abbado Köln 8:3-Erfolg Essener Völler, Doch Chance
gewählt Die Uhr läuft
verliert in Wesel Krise Schuster Langer für DDR INlichts dokumentiert die Lage in
Berlin (dpa). Die Berliner Phil- der DDR deutlicher, als ihre Jubel-
harmoniker haben Claudio Ab- Der sechsmalige Mit einem uner- Meister TUSEM Fußball-National- Der Anhausener Die Fußball-Na- feier. Da wurde mit preußischem
bado zu ihrem neuen Chefdiri- Meister Kölner EC wartet souveränen Essen steckt in der spieler Rudi Völler Golf-Profi Bernhard tionalelf der DDR Stechschritt und aufgepflanzten
genten und künstlerischen Lei- erlitt in der Eishok- 8:3(2:0,1:1, 5:2)-Er- Handball-Bundesli- wurde im italieni- Langer gewann das wahrte ihre Chance Bajonetten bei der Militärparade
ter gewählt. Der 56jährige Ita- key-Bundesliga mit folg beim EHV We- ga in einer Krise und schen Spitzenspiel 3. „German Ma- auf die Teilnahme Glanz und Gloria demonstriert.
liener tritt damit die Nachfolge 5:6 gegen Eintracht sel behauptete der kam gegen die SG AS Rom - SSC Nea,- sters" in Stuttgart- an der WM 1990 in Und nur Stunden später prügelte
des im Juli gestorbenen Herbert Frankfurt seine er- EC Kassel seine Po- Wallau-Massen- pel (1:1) vom Platz Mönsheim. Der 32 Italien. Sie gewann die Staatsmacht auf ihre Bürger
von Karajan an. Er ist Musikdi- ste Niederlage. Die sition in der Spit- heim nur zum gestellt. Ebenfalls Jahre alte Mitorga- in Karl-Marx-Stadt ein, die lautstark nach 40 Jahren
rektor an der Wiener Staatsoper Tabellenführung er- zengruppe der Eis- 23:23-Remis. Über- „Rot" sah Ex-Natio- nisator schob sich gegen die UdSSR Diktatur jene „demokratische Re-
und Generalmusikdirektor in oberte sich Schwen- hockey-Oberliga. raschungs-Tabel- nalspieler Bernd mit einer 68er-Run- 2:1, muß aber im publik" einforderten, die bislang
Wien. Frühere Aufgaben waren ningen mit einem Garant für wenig lenführer ist der VfL Schuster beim spa- de am Schlußtag letzten Spiel in nur dem Namen nach in der „sozia-
die musikalische Leitung an der ungewöhnlichen 1:0 Gegentreffer war Fredenbeck vor dem nischen Schlager noch nach vorne Österreich ge- listischen Alternative" zur Bundes-
Mailänder Scala und des Lon- gegen Freiburg zu- einmal mehr Tor- Aufsteiger TV Nie- FC Barcelona - Real und benötigte insge- winnen, um sich die republik existiert.
don Symphonie Orchestra. rück. wart Sepp Kontny. derwürzbach! Madrid (3:1). samt 276 Schläge. Tickets zu sichern. Ihre Hoffnung,,beim Kremlchef
Siehe Kulturteil
Unterstützung zu finden, erfüllte
sich immerhin so weit, wie sich das
Gorbatschow mit Rücksicht auf die
Ruf nach Reformen / Hunderte in Haft Machthaber des Staates an der
Westgrenze des Ostblocks leisten
konnte. Ihm gelang der schwierige
diplomatische Balanceakt, der

Größte Proteste DDR-Führung den gebotenen Re-


spekt zu erweisen, gleichwohl
deutlich daran zu erinnern, daß nie-
mand sich ungestraft notwendigen
politischen wie gesellschaftlichen

in DDR seit 1953


Veränderungen verschließt.
Die Ereignisse des 7. Oktober
1989 haben gezeigt, daß Ho-
necker nicht mehr viel Zeit bleibt,
daß er schon mit dem Rücken an
Ostberlin (dpa/AP). Am 40. Jahrestag ihres Bestehens der Wand steht. Und das eben
hat die DDR die größten Demonstrationen für demokratische macht die Situation in der DDR so
brisant. Markige Worte, unzeitge-
Reformen seit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 erlebt. mäße Wiederyereinigungsdebat-
In Ostberlin und anderen Städten zogen bis in die Nachtstun- ten und wohlfeile Ratschläge aus
den zum Sonntag mehrere zehntausend Menschen durch der Bundesrepublik sind da wenig
die Straßen und riefen „Freiheit, Freiheit". Gestern abend ist hilfreich. Im Gegenteil. Mit Zurück-
haltung ist den Menschen in der
es erneut zu Auseinandersetzungen gekommen. DDR jetzt am besten gedient.
Wolfgang Rossbach
' Die amtliche DDR-Nachrich- von Kirchenkreisen wurden ins-
tenagentur ADN bezeichnete gesamt über 1000 Menschen
die Proteste in einer knappen festgenommen. Ein Teil von ih- Jom-Kippur-FeSt
Meldung am Sonntag als „ver- nen kam gestern wieder frei,
suchte Störung" der Volksfeste während die „Rädelsführer", so
durch „Randalierer". Diese hät- eine ADN-Meldung, vor Ge-
ten sich „im Zusammenspiel mit
westlichen Medien zusammen-
richt gestellt werden sollen.
Korrespondenten und Foto-
Zugang nach
gerottet". Viele Pfarrer mahnten grafen westlicher Medien wur-
den zum Teil gewaltsam an der
Berichterstattung gehindert.
Israel versperrt
Ein Korrespondentenbericht vonVerschiedentlich zerstörten EINER ÜBERMACHT von uniformierten Beamten sah sich diese junge Ostberlinerin gegenüber, die am Jerusalem/Nikosia (AP). Die
den Zusammenstößen steht auf Angehörige des Staatssicher- Samstagabend mit Tausenden von Gleichgesinnten für mehr Freiheiten in der DDR eintraten. israelischen Streitkräfte haben
„Themen des Tages". heitsdienstes (Stasi) Filmkame- Während die Staatsorgane teilweise brutal vorgingen, riefen die Demonstranten immer wieder: am Sonntag anläßlich des jüdi-
ras und Fotoapparate. „Keine Gewalt". (dpa-Funkbild) schen Jom-Kippur-Festes den
gestern in ihren Predigten zur Die Proteste in Ostberlin hat- Gazastreifen und das Westjord-
Besonnenheit und zu weiterem ten sich am Rande der offiziellen anland abgeriegelt und damit
Verzicht auf Gewalt. In und um Feier zum 40. Jahrestag der Ostberlin / Für Demokratisierung von Staat und Gesellschaft den Bewohnern der besetzten
die Gethsemane-Kirche in Ost- DDR-Gründung aus einer Gebiete den Zugang nach Israel
berlin versammelten sich ge- Kundgebung von nur wenigen versperrt. Nach Angaben eines
stern rund 3000 junge Leute, um hundert Menschen entwickelt.
sich für Freilassung der Festge- Bald waren es nach Schätzung
nommenen einzusetzen. Starke von Beobachtern über 5000, die
Sicherheitskräfte waren aufge- zum Sitz der DDR-Volkskam-
boten; es kam zu Festnahmen. mer zogen. Ein Großaufgebot
Sozialdemokraten gründen Partei Vertrauten des PLO-Vorsitzen-
den Arafat kam es am Sonntag
in den besetzten Gebieten zu
schweren Zwischenfällen. Der
Gewährsmann sprach von mehr
Die Sicherheitskräfte der der Polizei kesselte die Menge Ostberlin/Bonn (AP). Erstmals zugleich ein Parteistatut, be- der DDR suchten die Zusam- als 100 getöteten und verwun-
DI5R waren gegen die Demon- ein und löste die Kundgebung seit ihrer Zwangsvereinigung stellten einen 15köpfigen Vor- menarbeit „mit allen demokrati- deten Palästinensern.
stranten am Samstag nachmittag gewaltsam auf. mit den Kommunisten zur SED stand und ernannten den Ost- schen Initiativen, Gruppen und
und in der Nacht zum Sonntag- Verletzte waren bei Demon- haben Sozialdemokraten in der berliner Historiker Ibrahim Personen in unserem Lande".
zum Teil, äußerst brutal vorge- strationen von mehreren tau- DDR wieder eine eigene Partei Böhme zum Sekretär. In der Ur- Der Versammlung vorausge- DDR / Gelder
gangen. Über die Zahl der Ver- send Menschen auch in Dresden gegründet. Wie am Sonntag in kunde heißt es, angesichts „der gangen war am 26. August ein
letzten und der Festgenomme- und Leipzig zu beklagen. Ostberlin mitgeteilt wurde, außen- und innenpolitischen Si- Aufruf zur Parteigründung. Die
nen gab es keine genauen Infor- Fortsetzung nächste Seite schlössen sich am Samstag 43 tuation der DDR halten es die Bildung fester Parteistrukturen
mationen. Nach Einschätzung Siehe auch „Zum Tage" Gründungsmitglieder zu einer
Sozialdemokratische
begründeten die Sozialdemo-
Partei Ein Hintergrundbericht auf »The-kraten mit der Absicht, sich „mit
Rühe erneuert
Flüchtlinge / Seit Freitag Warschau / DDR-Bürger
(SDP) zusammen. Als program-
matisches Ziel nennt die Grün- mendie
des Tages" erläutert, waruminhaltlichen
SPD 1946 mit der KPD zwangs-
und strukturellen
Verbindlichkeiten gegen die zu- Hilfsangebot
dungsurkunde eine „ökologisch vereinigt wurde. nehmende DeStabilisierung un-
orientierte soziale Demokratie". seres Landes zu verhalten und Bonn (dpa). CDU-Generalse-
1846 kamen Wieder 400 in In Bonn begrüßte die SPD diesen
neuen Partei solidarisch.
in dieser Weise an einer demo- kretär Rühe hat das Angebot
Schritt und erklärte sich mit der Mitglieder der SDP jetzt für er- kratischen Entwicklung mitzu- der Bonner Regierungskoalition
forderlich, sich für eine konse- wirken". Nach Angaben von an die SED-Führung konkreti-
über Ungarn Bonner Mission Auf einer Versammlung in quente Demokratisierung von Mitgliedern will die SDP in der siert, bei Reformen in der DDR
Schwante in der Nähe von Ber- Staat und Gesellschaft einzuset- DDR zunächst keine offizielle wirtschaftliche Unterstützung
lin beschlossen die Mitglieder zen". Die Sozialdemokraten in Zulassung anstreben. zu leisten. In einem Zeitungsin-
München (dpa). Der Strom von Warschau (dpa). Ungebro- terview stellte Rühe „projektge-.
Flüchtlingen aus der DDR über chen ist der Zulauf von Flücht- bundene Hilfe" beim Ausbau
Ungarn und Österreich in die lingen aus der DDR, die bei der Deutlichere Worte nach Rückkehr in Moskau der DDR-Konsumgüterindustrie
Bundesrepublik ist am Wochen- bundesdeutschen Botschaft in und bei der gemeinsamen Ent-
ende wieder angeschwollen. Warschau Zuflucht suchen: Seit wicklung und Produktion von
der letzten Ausreiseaktion am Umweltschutztechnologien in
Das Bundesgrenzschutzkom-
mando Süd in München zählte
von Freitag bis zum frühen
Donnerstag abend haben sich
bis Sonntag insgesamt wieder Gorbatschow setzt DDR unter Reformdruck Aussicht. Die Ostberliner Füh-
rung müsse sich aber generell zu
Sonntag morgen 1846 Übersied- etwa 400 ausreisewillige DDR- Reformen bekennen.
ler. Waren es am Samstag noch Bürger in der Bonner Mission Berlin/Moskau (dpa). Der so- wort beim offiziellen Festakt in der DDR, habe er den Ein-
662, so stieg ihre Zahl am Sonn- eingefunden. Auch die Neuan- wjetische Staats- und Parteichef zum Jubiläum am Freitag in Ost- druck gewonnen, daß die „Bür-
tag auf. 1184 an. kömmlinge wurden in Ferienan- Gorbatschow hat die DDR öf- berlin. Im sowjetischen Fernse- ger der DDR, die Veteranen, die Lotto- und Totozahlen
lagen außerhalb von Warschau fentlich unter Reformdruck ge- hen unterstrich er, die tiefgrei- mittleren Jahrgänge, und vor al-
untergebracht. Sie werden vom setzt. Unmittelbar nach Rück- fenden Veränderungen des So- lem die Jugendlichen feurige Be- Lotto: 2, 4, 8, 23, 40, 49; Zusatzzahl:
Drei weitere Busse polnischen und Deutschen Ro- kehr von den Jubiläumsfeiern zialismus hätten im Zentrum fürworter der Perestroika in un- Toto: 11.
—_ . ten Kreuz sowie der katholi- zum 40jährigen Bestehen der seiner Gespräche in Ostberlin serem Lande sind", sagte der Auswahlwette: 1, 1, 0, 0, 2, 1, 0, 0, 1, 1, 1.
schen Caritas betreut. 3, 14, 26, 29, 37, 38;
Von den DDR-Flüchtlingen DDR sagte er am Samstag abend gestanden. Dort fragten sich die Kremlchef.„Sie sind das nicht Zusatzspiel: 23.
aus Ungarn passierten am Wo- Immer größer wird der Anteil in Moskau, er habe die DDR- Leute jetzt, „was sich ändern aber nur aus Solidarität. Auch Rennquintett:
chenende 899 im eigenen Perso- derjenigen, die auf abenteuerli- Führung unter Staats- und Par- soll: Nicht nur in der Wirtschaft hier (in der DDR), wo man jetzt Rennen A: 4, 1, 6.
nenwagen die Grenze. 573 chen Wegen durch die Neiße teichef Honecker auf die Not- und in der sozialen Sphäre, son- die Bilanz von 40 Jahren zieht, Rennen B: 21, 22, 28.
DDR-Bürger kamen in elf Bus- oder die Oder schwimmen. Eini- wendigkeit von Veränderungen dern auch bei den politischen fragen sich die Leute, wie es Spie) 77: 4, 1, 9, 6, 2, 8, 9.
sen und 374 mit der Eisenbahn. ge Flüchtlinge berichteten, an hingewiesen. Institutionen." Gorbatschow weitergehen soll." Süddeutsche Klassenlotterie: Große
Für die Nacht zum Montag wur- seichten Stellen des Neiße-Fluß- Damit schlug Gorbatschow ei- weiter: „Es gibt kein Land, daß Honecker hatte dagegen in Lose der Woche mit 2 000 000 DM
den drei weitere Busse mit 150 bettes, die man durchwaten nen wesentlich deutlicheren sich nicht so oder so änderte." seiner Rede allen Reformen eine Losnummer 440 075 und 1 000 000
DM Losnummer 500 928.
Personen erwartet. könne, lägen Bretter mit Nägeln. Ton an als auch in seinem Gruß- Während seines Aufenthaltes Absage erteilt. (Ohne Gewähr)
Nr. 235 Politik Montag, 9. Oktober 1989

Namen und Kernenergie Berg-Karabach Erstmals an einem Tisch Ungarn /Nach Partei-Umwandlung
Nachrichten
DGB fordert Durchbruch
WH0 fordert Täglich blutige Sowjet-General
mehr Sicherheit Konflikte bei Nato-Treffen
Altkommunisten
DGB-Chef Ernst Breit hat ange-
kündigt, daß
sich alle Ge-
Hiroshima (dpa). Die zivile Moskau (dpa). Die Lage im
Nutzung der Kernenergie erfor- kaukasischen
Rom (dpa). Erstmals in der
Unruhegebiet Geschichte der beiden Militär-
gründen neue KP
werkschaften dert nach Ansicht des General- Berg-Karabach nimmt offenbar blöcke haben ein Nato-Oberbe-
im nächsten direktors der Weltgesundheits- immer mehr bürgerkriegsähnli- fehlshaber und ein führender Budapest (dpa). Ungarns or- „Ungarischen Sozialistischen
Jahr verstärkt organisation (WHO), Professor che Züge an. Täglich komme es sowjetischer General gemein- thodoxe Kommunisten haben Arbeiterpartei" (USAP), stellt
für die 35-Stun- Nakajima, erhöhte Sicherheits- zu blutigen Zusammenstößen sam an einer • Diskussion über als Reaktion auf die Auflösung sich jedoch entschieden „gegen
den-Woche standards in den weltweit be- zwischen Armeniern und Aser- Sicherheitsfragen teilgenom- der Kommunistischen Partei die Fehler der Vergangenheit
einsetzen woll- triebenen Atommeilern. . Auf baidschanern, schrieb am Sonn- men. Vor der Nordatlantischen und ihre Umwandlung in eine und die Überreste des Stalinis-
ten. „Der dem 9. Internationalen Welt- tag die amtliche sowjetische Versammlung (NAV), dem so- Sozialistische Partei die Grün- mus". Sie tritt für Sozialismus,
Durchbruch kongreß der „Internationalen Nachrichtenagentur Tass. Es sei genannten Nato-Parlament, das dung einer eigenen KP beschlos- Rechtstaatlichkeit und soziale
kann und muß Ärzte zur Verhütung des Atom- eine Brücke in die Luft ge- noch bis heute in Rom tagt, warf sen. Dies berichtete am Sonntag Marktwirtschaft ein.
gelingen", sagte krieges" (IPPNW) verwies er in sprengt worden, es würden der stellvertretende Chef des der ungarische Rundfunk. Die In einer von der Mehrheit der
Breit gestern in diesem Zusammenhang auf den Häuser und Autos in Brand ge- UdSSR-Generalstabs, Wladimir Selbstauflösung der bisherigen Delegierten gebilligten Stellung-
Würzburg bei Anstieg von Blutkrebs bei An- steckt. Lobow, dem Westen vor, bisher KP mit dem Ziel eines demokra- nahme wird ausdrücklich be-
der Eröffnung des 13. Ordentli- wohnern englischer Atomkraft- Die Verbindungen zur Au-nur ungenügend auf die Abrü- tischen Neubeginns war am tont, daß „in der Geschichte un-
Samstagabend auf dem Parteitag seres Landes eine Epoche zu
chen Gewerkschaftstages der werke. Die Erforschung dieser ßenwelt seien weiterhin unter- stungsinitiativen Moskaus zu in Budapest mit Billigung von Ende gegangen ist". Das bisheri-
DGB-Gewerkschaft Holz und bis heute unerklärbaren Häu- brochen. Wegen des Fehlens reagieren. Der Oberbefehlsha-
von Leukämiefällen sei ein von Medikamenten bestehe die ber der Nato für Europa, US- mehr als 80 Prozent der Dele- ge Konzept des Sozialismus sei
Kunststoff (GHK). Dies sei im fung Anliegen von Gefahr einer Hepatitis-Epide- General John Galvin, kritisierte gierten beschlossen worden.
Interesse der Arbeitslosen not- gemeinsames
WHO und IPPNW ebenso wie mie. Nur durch den Einsatz der bei der Diskussion seinerseits
nicht geeignet, daß Ungarn mit
wendig. Verlierer waren die Vertreter der Entwicklung in der Welt
der Kampf für die Abschaffung Luftwaffe bei der Versorgung die nach Ansicht der Nato un- der orthodoxen Fraktionen, die Schritt hält.
aller Atomwaffen. Gebiete werde der- veränderte militärische Stärke den radikalen Reformkurs ab- Die neue Partei distanziert
EG-Hilfsgüter „umgeleitet" Für das neue IPPNW-Projekt entlegener zeit eine Hungersnot verhin- des Warschauer Pakts. lehnen. Die geplante Gründung sich „von den Verbrechen, von
Mehr als 1000 Liter Speiseöl, „SatelLife", das den weltweiten dert. Beide Seiten würdigten den einer neuen kommunistischen den Prinzipien und Methoden,
1000 Kilogramm Mortadella Austausch medizinischer Daten Wie Tass weiter berichtete, gemeinsamen Auftritt der Mili- Partei beschloß eine Gruppie- die sich als falsch erwiesen ha-
und andere Lebensmittel, die mit Hilfe von Satelliten ermögli- hätten Jugendliche aus der von tärs vor den Parlamentariern rung, die sich nach dem gestor- ben". Der Parteivorsitzende Ny-
aus EG-Mitteln für notleidende chen soll, sagte Nakajima die Aserbaidschanern bewohnten aus 15 Nato-Staaten als „histo- benen langjährigen Parteichef ers wies auf einen „prinzipiellen
Länder der Dritten Welt zur Unterstützung der WHO zu. Stadt Schuscha in Berg-Kara- risches Ereignis", das die ge- Janos Kadar nennt. Sie begrün- Kompromiß" aller Strömungen
Verfügung gestellt wurden, sind Mit dem Projekt, das dembach am Wochenende ein nahe- wandelten Beziehungen zwi- dete ihren Schritt gestern damit, hin. Ohne die neue Sozialisti-
jetzt in einem Supermarkt in schnelleren Informationsfluß gelegenes armenisches Dorf be- schen Ost und West widerspie- daß durch die Neugründung der sche Partei sei die Herstellung
Neapel aufgetaucht. Die Polizei zwischen Kliniken und Gesund- schossen. Unter ihnen seien gele. Die 35. Jahrestagung der sozialistischen Partei die Kom- eines rechtsstaatlichen Systems
habe die Nahrungsmittel mit heitsbehörden dienen soll, wer- Einwohner der aserbaidschani- NAV in Rom geht heute mit ei- munisten ihre politische Basis in Ungarn nicht möglich. Er be-
dem Stempel der Europäischen de den Initiativen der WHO zur schen Hauptstadt Baku gewe- ner Plenarsitzung der rund 200 verloren hätten. tonte, die neue Partei werde mit
Gemeinschaft „Für bedürftige Gesundheitsförderung ein wich- sen, die eigens gekommen seien, Abgeordneten und einer Rede Die neue „Ungarische Soziali- der „proletarisch-ideologischen
Länder" beschlagnahmt, hieß es. tiges Kommunikationsmittel an um „den Kriegsgeist der örtli- von Nato-Generalsekretär stische Partei" sieht sich zwar Machtausübung" brechen.
die Hand gegeben. chen Bevölkerung" zu wecken. Wörner zu Ende. als Rechts-Nachfolgerin der Siehe auch Kommentar
China schränkt Reisen ein
Dienstreisen von führenden chi- Wohnungsnot / 250 000 Menschen
nesischen Politikern ins Aus-
land sollen künftig drastisch
eingeschränkt werden. Dies
steht in einer neuen Verord-
nung, die besagt, daß Auslands-
Massenprotest in Washington
reisen nur noch genehmigt wür- Washington (AP). Bei einer Kampagne, die „Wohnungen
den, wenn es Staats- oder Ar- der größten Protestkundgebun- jetzt" genannt wurde.
beitsbesuche im Zusammen- gen dieser Art seit den 60er Jah- Die Demonstranten verlang-
hang mit „wichtigen öffentlichen ren haben am Samstag in Wa- ten von der Regierung Bush Fi-
Angelegenheiten" seien. shington schätzungsweise nanzmittel und ein Programm
250 000 Menschen gegen die für die menschenwürdige Un-
Andres gründet Partei Wohnungsnot in den Vereinig- terbringung von Obdachlosen
Der abgesetzte Landesvorsit- ten Staaten protestiert. Der Pro- und Armen. Der schwarze Pre-
T zende der testmarsch über die Cönstitu- diger und Politiker Jesse Jack-
^ rechtsradikalen tion Avenue bildete den Höhe- son bezifferte die Zahl der Ob-
Republikaner punkt und Abschluß einer sich dachlosen in den USA mit drei
in Berlin, Bern- über drei Tage erstreckenden Millionen.
hard Andres,
hat eine neue
Partei gegrün-
| det. Sie nennt
Neues Grundsatzprogramm
jsich „Die Deut-
I sehen Demo-
Ikraten". In ei-
I nem Interview
I begründete An-
SPD-Landesverbände
wünschen Änderungen
•dres die Partei-
neubildung damit, daß viele „die
Nase voll" gehabt hätten von
„Zank, Streit und Querelen" so-
wie endlosen Personaldiskus- ICH FÜHLE MICH AUSGEZEICHNET" und kann Glückwünsche aus aller Welt kamen und Bun-
sionen bei den Republikanern. es selbst nicht glauben", gestand Bundestagsvi- deskanzler Kohl würdigte die Oppositionspoli- Hamburg (dpa). In den Be-Frage gestellt, da ein atomarer
zepräsidentin Annemarie Renger am Samstag tikerin als eine „Frau der ersten Stunde", die zirks- und Landesverbänden Einsatz in Europa mit den Inter-
an ihrem 70. Geburtstag. Für die prominente sich um die Bundesrepublik außerordentlich der SPD stößt der Entwurf für essen der Bundesrepublik nicht
Ehrendoktor für Schmidt SPD-Politikerin gaben Bundestagspräsidentin verdient gemacht hat. Annemarie Renger hat ein neues Grundsatzprogramm vereinbar sei.
Der frühere Bundeskanzler Hel- Süssmuth und SPD-Chef Vogel in der Godes- auf Geschenke verzichtet und gebeten: „Spen- der Sozialdemokraten zuneh- In der Wirtschaftspolitik plä-
mut Schmidt ist in der Universi- berger Redoute einen festlichen Empfang. Bun- den Sie für die Ronald McDonald-Kinderhilfe mend auf Kritik. Gleich vier Un- dierten die Delegierten für wei-
tät von Bergamo mit der Ehren- despräsident von Weizsäcker und Frau Mari- zur Unterstützung krebskranker Jungen und tergliederungen - die Landes- tergehende Mitbestimmungs-
doktorwürde der Wirtschafts- anne waren unter den Gratulanten (unser Bild). Mädchen". (dpa-Funkbild) verbände Schleswig-Holstein, rechte und ein Mindesteinkom-
wissenschaftlichen Fakultät Baden-Württemberg und Ham- men auch für diejenigen, die
ausgezeichnet worden. In sei- burg sowie der Bezirksverband „gesellschaftlich notwendige
nem Vortrag hob Schmidt die Hessen-Süd - forderten^ auf Par- Arbeit" leisten wie in der Kin-
teitagen am Wochenende zahl- dererziehung.
Notwendigkeit des europäi-
schen Währungssystems her-
Größte Demonstrationen in der DDR / Für West-Touristen: reiche Änderungen an dem neu- Die baden-württemöergi-
vor. Er forderte die zügige Ein- en Programm, das nach seiner schen Sozialdemokraten forder-
führung einer europäischen Verabschiedung auf einem SPD- ten in Schwäbisch-Gmünd^ im
Zentralbank.

„Maggie-Tour" ein Flop


Ostberlin weiter abgeschottet Bundesparteitag im Dezember Gegensatz zum Bundesentwurf
nach 30 Jahren das Godesber- die bedingungslose Überwin-
ger Programm ablösen soll.
Die umfangreichsten Ände-
dung der Atomwaffen.
Die Hamburger wandten sich
Die britische Premierministerin Fortsetzung chen tiefgreifender Unzufrie- ten die DDR-Behörden westli- rungswünsche formulierte die gegen eine zu weit gehende
Margaret That- Ostberlin blieb auch am Sonn- denheit vieler Einwohner in der chen Journalisten die Einreise SPD in Schleswig-Holstein beim Ausgestaltung des von der Bun-
cher als Touri- tag für West-Touristen gesperrt. DDR dauerhaft beseitig werden, nach Leipzig, da sie an diesem Parteitag in Timmendorfer des-SPD geforderten Volksbe-
stenattraktion Die innerstädtischen Übergänge heißt es in der in Bonn veröffent- Tage „nicht erwünscht" seien. Strand. Eine eindeutige Mehr- gehrens.
hat sich als gro- konnten nach wie vor nicht pas- lichten Erklärung. Gleichwohl hofft Bonn nach heit der knapp 200 Delegierten Rund 200 Einzelanträge mit
ßer Flop erwie- siert werden. Tausende wurden Einen „entschiedenen Pro- Beendigung der 40-Jahr-Feiern stimmte für einen vom Landes- deutlicher Detailkritik lagen
sen: Kein einzi- seit Schließung der Grenzen am test" in Ostberlin kündigte der in der DDR auf erste Reforman- vorstand vorgelegten Alterna- dem Bezirksparteitäg Hessen-
ger Besucher Donnerstag zurückgeschickt. stellvertretende Regierungs- sätze der SED-Führung. „Ich er- tiventwurf zu den wirtschafts- Süd vor. Die Genossen wollen
hat bislang an Einige Bereiche Ostberlins wur- sprecher Vogel für den Fall an, warte, daß nach den Jubelfeiern und sicherheitspolitischen The- vor allem die Passagen zum Um-
einer von vie- den zum „polizeilichen Einsatz- daß sich Meldungen über Miß- künftig Ausreisegenehmigun- sen. Die Nato-Strategie der ato- weltschutz konkreter und
len Londoner gebiet" erklärt und für Presse- handlungen von westlichen gen erheblich großzügiger als maren Abschreckung wird in schärfer gefaßt haben.
Hotels angebo- vertreter gesperrt. Journalisten bestätigen sollten. bisher erteilt werden", erklärte
tenen . Aus- Die Bundesregierung forderte Die Bundesregierung verwahre die Bundesministerin für inner- HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
flugsfahrt nach in einem eindringlichen Appell sich mit Nachdruck gegen die deutsche Beziehungen, Doro-
Grantham teil- die DDR-Führung auf, „friedli- Behinderung von Pressevertre- thee Wilms, in einem Interview. ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
genommen, der Geburtsstadt chen Demonstrationen für mehr tern bei ihrer Arbeit-in Ostber- Ähnlich äußerte sich Kanzler- Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
von Frau Thatcher. Ein weiteres staatsbürgerliche Freiheiten lin. Dies spreche „allen auch für amtsminister Seiters. Nach In- Herausgeber
Anzeichen für die sinkende Po- nicht mit Polizeikräften, son- die DDR geltenden Regelungen formationen von „Bild am Son- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
pularität der „eisernen Lady dern mit Verständnis und Ge- über Informationspflicht und In- tag" plant Ostberlin offenbar Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
bieten die jüngsten Umfragen. sprächsbereitschaft zu begeg- formationsfreiheit Hohn", sagte eine umfangreiche Abschiebe- sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
So meinten 58 Prozent der Bri- nen". Nur so könnten die Ursa- Vogel. Am Sonntag verweiger- aktion unbequemer Bürger. Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
ten, Thatcher sollte vor den 5 618110. Postgirokonto 155132-608
nächsten Wahlen 1991 zurück- Stellv. Chefredakteure Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
treten. Ihre konservative Partei „Tibet ein untrennbarer Teil unseres Landes" / Kritik an Komitee Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
liegt in der Wählergunst 11 Pro- Verantwortliche Redakteure Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
preis 28,50 DM).
zent hinter der oppositionellen Chef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef
Labour-Partei.
China über Nobelpreis an Dalai Lama empört Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo-
chen Prater. Blick in die Zeit: Walter
Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst
Seidenfaden, Kultur.- Dirk Schwarze, Frau
Die Beendigung des Abonnements ist nur
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Einhaltung einer Frist von einem Monat
zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Pretoria: 1. Mai Feiertag Peking (dpa). Mit Bedauern hua veröffentlichten Stellung- belpreis-Komitee „offene Unter- u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie-
semann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntags-
Zugang der schriftlichen KündigungserJfJä-
rung. *>"
Im jahrelangen Ringen mit den und Empörung hat die chinesi- nahme hieß es, Tibet sei ein stützung" des Dalai Lama und zeit: Frank Thonicke. Kassel Stadt und
sche Regierung am Wochenen- „untrennbarer Teil chinesischen der „tibetischen Separatisten" Land: Wolfgang Rossbach.' Bezirksredak-Auflage werktags über 270 000 Exemplare
Gewerkschaften hat die südafri- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
kanische Regierung jetzt nach- de zum ersten Mal auf die Ver- Territoriums". Die Tibetfrage sei vorgeworfen. Die „falsche Ent- tionen: Peter M. Zitzmann. Koordination:
Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
leihung des Friedensnobelprei- „ausschließlich eine interne An- scheidung" des Komitees wei- Helmut Lehnart. Hessen/Niedersachsen:
gegeben und den 1. Mai zum Eberhard Heinemann. Chefreporter: Karl-„Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
Feiertag erklärt. Vor allem ses an das im indischen Exil le- gelegenheit von China", in die che von dem Zweck ab, Perso- Hermann Huhn. Sonderthemen: Peter rier", Herzberg.
schwarze Arbeitnehmer hatten bende tibetische Oberhaupt, einzumischen „keine ausländi- nen auszuzeichnen, die einen Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
in der Vergangenheit immer den Dalai Lama, reagiert. In ei- sche Regierung, Organisation Beitrag zur „Harmonie und Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger.
Exemplare.
wieder mit Streiks gegen die ner von der amtlichen chinesi- oder Person" das Recht habe. In Freundschaft zwischen den Völ- Redaktion Hannover. Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
Haltung Pretorias protestiert. schen Nachrichtenagentur Xin- der Äußerung wurde dem No- kern" geleistet haben. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 235 Themen des Tages Montag, 9. Oktober 1989

Tausende demonstrierten in Ostberlin für mehr Freiheit


Beispiel Demonstrationen in der DDR
in Budapest
D a s Tempo, mit dem in Ungarn
die kommunistische Partei in eine
Nebenrolle auf der Reformbühne
Zugriff im Morgengrauen
Von AP-Korrespondent Ingomar Schweiz
Erlaubt ist nur Konformes
Alle
le Bürger haben das ternationalen
Recht, sich im Rahmen der
Gedenktagen
der Arbeiterklasse und der
gedrängt wird, verblüfft zunächst, Grundsätze und Ziele der Ver- friedliebenden fortschrittli-
macht aber auch besorgt. Schließ- fassung friedlich zu versam- chen Menschheit den einheit-
lich ist nicht vergessen, wie Bru- Im Morgengrauen des Sonntags tur ADN wurden Rufe wie Daß die Demonstranten auch meln." Dies bestimmt die DDR- lichen Willen der Bevölkerung
derparteien und Brudervölker 1956 griffen die Polizeihundertschaf- „Pressefreiheit" und „Demokra- bei der Bevölkerung auf Sympa- Verfassung in Artikel 28. Das zu manifestieren."
reagierten und wie sie 1968 in der ten in der Ostberliner Schön- tie" laut. Erstmals schritten Jetzt thie stießen, war klar erkenn- auf den ersten Blick umfassend Das sind - so die neue Aus-
CSSR den Versuch ahndeten, Be- hauser Allee zu: Rund 350 De- Mitarbeiter des Staatssicher- bar. Überall standen auf den erscheinende Grundrecht gabe des Ostberliner „Kleinen
wegung in den Block zu bringen. monstranten wurden teilweise heitsdienstes ein, die beim Ver- Baikonen Zuschauer, die dem wird jedoch stark einge- Politischen Wörterbuchs" -
Die Spaltung der kommunistischen unter Gewaltanwendung auf such, die Menge aufzulösen, De- Protestzug applaudierten. Viele schränkt, nicht nur durch die Massenkundgebungen, „die
Partei ist perfekt - mit dem Ergeb- sechs bereitstehende Lastwagen monstranten wahllos ergriffen, zündeten Wunderkerzen an. „Sicherheitsorgane", sondern die internationale Solidarität
nis, daß die politische Verantwor- und in zwei Busse verfrachtet wegzerrten und teilweise blutig auch juristisch. Der offizielle bekunden" und „gegen impe-
Die immer nervöser werden- Kommentar zur DDR-Verfas- rialistische Aggressionspolitik
tung für die wirtschaftliche, soziale und weggefahren. Es war das schlugen. Offiziere der Volks- den Sicherheitskräfte teilten
und politische Erneuerung des Ende einer Massendemonstra- polizei sagten zu Demonstran- sung . sagt nämlich genau, gerichtet sind". „Verfassungs-
schließlich die Menschenmasse, wann wer für was demonstrie- widrig" und das Recht miß-
Landes in anderen Händen liegt. tion, wie man sie seit dem ten, die um Hilfe riefen: „Hier die sich jedoch zum Teil wieder
17. Juni 1953 in Ostberlin nicht haben nicht wir zu bestimmen". ren darf oder nicht. brauchend nennt der Kom-
Das ist zweifellos eine Chance. neu formierte und zur Gethse- mentar „gegen die Interessen
Aber die Chance birgt natürlich mehr erlebt hatte. Ausgerech- Daß die gefürchtete Stasi-Trup- manekirche weiterging. Dort Im Katalog der Möglichkei-
net am 40. Jahrestages der pe das Sagen hatte, wurde noch gibt es seit Beginn dieser Woche ten und Verbote heißt es: „Die der Werktätigen" gerichtete
auch die Gefahr, daß bei einem Gründung der DDR entlud sich Kundgebungen, die, „mit frei-
Scheitern die Schuld nicht mehr klarer, als Mitglieder des Wach- regelmäßig Andachten und eine Kundgebungs- und Versamm-
in einem Protestmarsch Tausen- regiments „Felix Dzershinski", Mahnwache für die politischen lungsfreiheit wird von den heitlichen und demokrati-
bei den Kommunisten festge- der aufgestaute politische Unzu- schen Losungen getarnt", eine
macht werden kann. Dennoch ist einer dem Ministerium für Gefangenen in der DDR. Im Werktätigen wahrgenommen,
friedenheit. Staatssicherheit unterstellten Stadtteil Prenzlauer Berg riegel- um zu Grundfragen der Poli- „antisozialistische Tätigkeit"
Budapest ein Beispiel, das weiter fördern. Was „antisozialisti-
reicht als aas Wagnis in Warschau, „Gorbi, hilf uns" rief die Men- Eliteeinheit, brutal in die Aus- te die Polizei alle Zufahrtsstra- tik, insbesondere von Ereig-
einandersetzungen eingriffen. ßen zur Kirche ab. nissen im internationalen Le- sche Tätigkeiten" sind, be-
wo ja ebenfalls die Kommunisten ge, die sich am Samstag auf dem stimmt die SED. (dpa)
um ihre Ausschließlichkeit ge- Alexanderplatz am Rande eines Die Menge rief immer wieder: Immer mehr Menschen ben, sowie nationalen und in-
bracht worden sind. Die Ungarn Volksfestes formierte und dann „Keine Gewalt!" schlössen sich dem Protestzug
sind mutiger und auch wohl ent- spontan in Richtung „Palast der in der Schönhauser Allee an,
schlossener, wobei vielleicht ihre Republik" loszog. Dort feierten der Magistrale in Richtung Nor-
im Gegensatz zu Polen periphere geladene Gäste das Staatsjubi- Belagerte Festung den. „Bürger, laß' das Glotzen1 1946 Zwangsvereinigung zur SED
Lage im östlichen Bündnis eine läum. Auch wenn der sowjeti- sein, komm' auf die Straße, reih
wichtige Rolle gespielt hat. sche Staats- und Parteichef Gor- Das Ostberliner Regierungs- dich ein", riefen die Demon-
Hierzulande und sonstwo im We-
sten hofft man - keineswegs nur
aus humanitären Gründen -, daß
batschow, dem die Rufe vor dem
Palast galten, hätte helfen wol-
len, er hätte es nicht gekonnt:
Zu diesem Zeitpunkt befand
viertel glich einer belagerten Fe-
stung. Überall waren Lastwagen
mit großen Gittern aufgefahren,
offenkundig um Massenan-
stranten immer wieder Passan-
ten und neugierig aus den Fen-
stern schauenden Menschen zu.
Mancher stieg aus der Straßen-
Kommunisten waren
auf SPD angewiesen
das ungarische Beispiel Schule sich die personifizierte Hoff-
macht. Die CSSR, gedrängt durch sammlungen zu zerstreuen. Im bahn aus, um sich dem Zug an-
ihre unfreiwillige, Rolle bei dem nung von Millionen von DDR- Einsatz waren auch Mitglieder zuschließen.
Massenexodus cJer DDR-Bürger, Bürgern auf demokratische Re- der betrieblichen Kampfgrup- Junge Leute mit Kerzen in der
könnte vom Bazillus aus Budapest formen bereits auf dem Rückflug pen. Die für den Objekt- und Hand standen vor der Kirche ei-
nach Moskau.
vielleicht eher infiziert werden, als
das derzeit noch den Anschein Volkspolizisten, sichtlich er-
Personenschutz vorgesehenen
Einheiten wurden an diesem
nem Polizeiaufgebot mit schar-
fen Hunden, Schlagstöcken und
Vcoller
Tatendrang klopfte Weg zum Sozialismus" mit pari-
kürzlich in der Bonner SPD- tätisch besetzten Gremien, so
hat. Doch wird dies entscheidend staunt über das plötzliche, mas- Abend erstmals in großer Zahl Elektroschockgeräten gegen-
Zentrale ein Rentner aus der richtete bald die immer stärker
davon abhängen, ob es in Ungarn sive und lautstarke Aufbegeh- gegen die eigene Bevölkerung über. „Wir lassen uns von den
DDR an und erbat „grünes von Ulbricht dominierte SED die
gelingt, ein politisches System, in ren der zumeist jungen Leute, eingesetzt. Ihnen und den Machthabern nichts mehr sa-
Licht" der „Baracke" für eine Marschrichtung auf das zentra-
welchem nicht mehr eine Partei al- drängten den Protestzug zurück Volkspolizisten galten die Rufe gen", schrie ein junger Mann auf
SPD-Neugründung im Ho- listische KPdSU-Vorbild aus.
lein bestimmt, zu konsolidieren, in zum Alexanderplatz. Vor dem vieler: „Das Volk sind wir, ge- dem Kirchplatz. Viele klatsch-
necker-Staat. „Wir können so- Schumacher schrieb in seiner
welchem wirklich der „Nutzen des Gebäude der Nachrichtenagen- gen wen kämpft ihr?" ten. fort wieder anfangen! Wir haben Biographie: „Nachdem die Hoff-
Volkes" gemehrt wird. auch noch die alten Mitglieder- nung der Kommunisten, sich als
Günter Baumann Karteien", versicherte der agile führende Arbeiterpartei etablie-
Rentier. Doch die SPD hält sich ren und zur einzigen Arbeiter-
bedeckt, versichert aber der neu partei entwickeln zu können,
formierten „Sozialdemokrati- von den Tatsachen so völlig un-
schen Partei in der Deutschen möglich gemacht wird, muß sie
Presse-Echo Demokratischen Republik"
(SDP) ihre Sympathie und Soli-
nach dem großen Blutspender
suchen. Das Rezept ist die Ein-
darität. heitspartei, die einen Versuch
Michail Gorbatschow hat in Ostberlin darstellt, der sozialdemokrati-
einen schwierigen Drahtseilakt vor Nur knapp ein Jahr lang exi-
sucht, schreibt die stierte die von den Nazis 1933 schen Partei eine kommunisti-
verbotene und. nach Kriegsende sche-Führung aufzuzwingen." :
zuerst in der damaligen Sowjeti- • Vor allem im „roten Sachsen":
schen Besatzungszone (SBZ) konnte die SPD rasch Fuß fas-
wieder aufgelebte SPD. Unter sen. Ende4945 zählte die SPD in
Einerseits sagte er zum 40 massivem Druck der sowjeti- der sowjetischen Besatzungszo-
Jahrestag des Regimes die er- schen Besatzungsmacht traten ne über 600 000 Mitglieder -
warteten Artigkeiten, die er den am 21. und 22. April 1946 im mehr als in allen drei westlichen
Brüdern im Sozialismus trotz al- Ostberliner Admiralspalast die Besatzungen. In der heutigen
ler Gegensätze schuldet und ebenfalls 1945 neugegründete DDR liegen auch die Wurzeln
rügte auch pflichtgemäß angeb- Kommunistische Partei der Sozialdemokratie, die 1875
liche „revanchistische Tenden- Deutschlands (KPD) und die in Gotha zunächst als „Soziali-
zen" in der Bundesrepublik. An- SPD zu einem „Vereinigungs- stische Arbeiterpartei Deutsch-
dererseits ließ er sich aber kei- parteitag" zusammen, aus dem lands" gegründet wurde.
neswegs vor den Karren von die Sozialistische Einheitspartei
Honeckers Altherrenriege Eine Sonderstellung nimmt
spannen, die nach wie vor in s.o Deutschlands (SED) hervorging. die SPD im Gebiet von Groß-
rabiater Distanz zu Glasnost Wilhelm Pieck von der KPD Berlin ein. Nach der Zwangs-
und Perestroika verharrt. Ge- und Otto Grotewohl (bis dahin vereinigung blieb sie im Ostteil
sellschaftliche Veränderungen, SPD), der in scharfem Gegensatz der Stadt aufgrund des Vier-
schrieb er der SED unmißver- zur SPD in den damaligen West- Mächte-Status neben der SED
ständlich ins Festbuch, zwängen zonen mit Kurt Schumacher an bestehen. Doch nach dem Bau
letztlich auch die DDR zu Refor- der Spitze die Zwangsver- der Mauer am 13. August 1961
men. schmelzung mit den Kommuni- verfügte Berlins SPD-Landes-
sten vollzog, waren die ersten verband die Auflösung der acht
SED-Vorsitzenden. Formulierte Kreisverbände im Östsektor.
Die Bürger der DDR, die in ihrem Staat JUNGE MENSCHEN waren es in erster Linie, die sich am Samstagabend am Östberliner Alexander- die SED zunächst unter Abgren- Zugleich behielt er sich das
bleiben wollen, fordern ein liberaleres platz zu einer spontanen Kundgebung formierten. Später wurde daraus die größte Demonstration für zung vom Moskauer Modell ei- Recht vor, diese jederzeit neu zu
Gemeinwesen, meint der Konstanzer
mehr Freiheit seit dem Volksaufstand am 17. Juni 1953. • (dpa-Funkbild) nen „besonderen deutschen konstituieren. (dpa)
SÜDKURIER
Sie sehen nicht ein, daß die
Argentiniens Präsident begnadigt Offiziere und Terroristen „Privatbesuch" des Bundespräsidenten '
Entwicklungen, die in Moskau,

Menem setzt auf Aussöhnung Dank und neue Bitten


Warschau und Budapest die Be-
völkerung faszinieren, zu neuen
Kraftanstrengungen ermuntern,
für ihr Land tabu sein sollten.
Natürlich ist richtig, daß sich
die DDR, im Gegensatz zu den Von dpa-Korrespondent Gerd Reuter Von dpa-Korrespondent Dieter Btislau
anderen Staaten Mittel- und
Osteuropas nicht aus nationaler Arrgentiniens peronistischer kräfte in ihren Reihen, und auch Regierung. Doch verging in den He err Bundespräsident, wir Ahrweiler eine Lehrstelle ge-
Identität, sondern nur über den Präsident Carlos Saul Menem viele „Normalbürger" meinen, drei zurückliegenden Monaten alle danken Ihnen von ganzem funden, morgen fange ich an."
Sozialismus als Eigenständig de- hat vor und gleich nach seinem das Militär habe richtig gehan- kein Tag, an dem er dazu nicht Herzen". Mit Transparenten, Der Junge war mit seinem
finieren kann. Aber falsch ist triumphalen Wahlsieg im Mai delt, als es zwischen 1976 und Stellung nahm. lautem Händeklatschen und 40jährigen Vater in die Prager
eben, daß dies jede Reform aus- dieses Jahres keinen Zweifel ge- 1983 den organisierten Terro- Argentiniens Vergangen- Blumen begrüßten am Sonntag Botschaft geflüchtet. Der Vater
schließt. Ob es einen oder zwei lassen, daß er das von seinem rismus blutig niederkämpfte. heitsbewältigung mit drei verur- mittag DDR-Übersiedler Bun- vertraute den Zusagen von
Staaten auf deutschem Boden Vorgänger Raul Alfonsin geerb- Dabei war von beiden Seiten ge- teilten Diktatoren im Gefängnis despräsident Richard von Weiz- DDR-Rechtsanwalt Vogel, in
gibt, ist letztlich nicht entschei- te „Militärproblem" im Interesse foltert, gemordet und entführt und Rebellen-Offizieren in säcker in der Katastrophen- Kürze ausreisen zu dürfen u n d
dend. Wichtig ist nur, daß, hü- einer nationalen Aussöhnung worden. Mehrere tausend Regi- Kompaniestärke in militäri- schutzschule des Bundes in kehrte nach Hause zurück.
ben wie drüben, die Menschen lösen werde. Jetzt hat Menem, me-Gegner sind bis heute spur- schem Gewahrsam blieb ein po- Ahrweiler (Rheinland-Pfalz). Der Bundespräsident schüt-
entscheiden dürfen, wie sie le- der in der Vergangenheit selbst los verschwunden. litisches Top-Thema. Jetzt war- Von Weizsäcker hatte sich telte viele Hände, fragte nach
ben wollen. unter den Militärs litt und meh- tet Argentinien auf die zweite überraschend zu einem - wie er Namen und Alter und nach per-
rere Jahre im Gefängnis ver- Stufe des Gnadenaktes, für die verlauten ließ - „rein privaten sönlichen Schicksalen. „Wir
Zum selben Thema die brachte, 280 Offiziere und ehe- Bekanntgabe in La Rioja Menem bisher die „Bevölkerung Besuch" - in der Schule, die seit werden alles tun, damit Sie hier
malige Terroristen begnadigt. Er noch nicht reif genug" hält. Ver- dem vergangenen Donnerstag bei uns einen guten Anfang ma-
| OSNABRÜCKES ist der Meinung, daß seine Ent- Menem wählte wohl nicht den Flüchtlingen eine erste Blei- chen können", bekräftigte das
|ZEITÜNO scheidung im Ausland „gut auf- mutlich noch in diesem Jahr sol- be bietet, angemeldet.
ganz unbedacht seine 1200 Kilo- len die übrigen Putschgenerale Staatsoberhaupt. A n die Adres-
Entscheidend bleibt Gorba- genommen" werde. meter von der Hauptstadt Bue- Von Weizsäcker wurde v o n se der DDR-Regierung appel-
und Verantwortlichen für
tschows Versicherung,-daß Fra- Die Maßnahme sei dann rich- nos Aires entfernte Heimatpro- schwerste Menschenrechtsver- den DDR-Bürgern sofort um- lierte von Weizsäcker: „An er-
gen, die die DDR betreffen, nicht tig, wenn Generale nie mehr vinz La Rioja zur Veröffentli- letzungen freigelassen werden. ringt; ohne Scheu drückten sie ster Stelle muß jetzt die legale
in Moskau, sondern in Ostberlin wieder putschen, sondern die chung des Gnadenerlasses. Da- Zu den ersten Männern, die vom ihm Zettel in die Hand, die als Ausreiseerlaubnis stehen". Die
beantwortet würden. Damit legt Demokratie in den kommenden mit wolle er die politische Be- Gnadenakt profitieren, gehören „Bittschriften" gelten sollten, er- überwältigende Hilfsbereit-
der. Kremlchef die Verantwort- Jahren weiter gefestigt werden deutung der Entscheidung rela- der ehemalige Staatspräsident zählten von Freunden, die ver- schaft der Bundesbürger sei
lichkeiten fest. Von Honeckers könne, hieß es in Kommentaren. tivieren und als nicht so außer- General Leopoldo Galtieri sowie haftet worden seien und um die sehr lobenswert. <v
Garde dürfen indessen keine Beobachter meinen, daß das gewöhnlich erscheinen lassen, die Rebellenoffiziere Moham- sich von Weizsäcker kümmern Die zumeist jungen DDR-
neuen Impulse mehr erwartet Problem in der Tat gelöst wer- wie das vor allem von der Aus- med Seineldin und Oberstleut- sollte. Eine 45jährige Frau be- Flüchtlinge zeigten sich durch-
werden. Die Ansprache des den: mußte,, denn Argentiniens landspresse beurteilt werde, nant Aldo Ricco. Straffrei und richtete von ihrem wegen Repu- weg optimistisch: Arbeitsplatz-
SED-Generalsekretärs läßt sich Streitkräfte waren während Al- hieß es am Sonntag in einem ohne Furcht vor juristischen blikflucht inhaftierten Schwie- angebote gab es, ebenso Ange-
in zwei Worten zusammenfas- fonsins Amtszeit ein ständiger Rundfunkkommentar. Schon bei Konsequenzen bleiben auch 64 gersohn. Zwei Männer, die ihre bote für Wohnungen. Überwäl-
sen: Weiter so. Die Festrede ge- und bedrohlicher Unruheherd seiner Amtsübernahme hatte Terroristen, in der Mehrheit Frauen u n d Kinder zurückge- tigt waren sie v o n der Gast-
riet zu einer Mischung aus kom- für die 1983 eingeleitete Demo- Menem erklärt, die Lösung des linksextremistische Montone- lassen hatten, baten um Hilfe. freundschaft der Einheimi-
munistischem Eigenlob und kratie. Beinahe jede zweite Fa- Militärproblems sei sicher nicht ro-Guerilla, die das Land in den Ein 17jähriger strahlte: „Ich schen. Es gab private Einladun-
Vorwürfen an den Westen. milie hat ein Mitglied der Streit- die dringlichste Aufgabe seiner 70er Jahren verunsicherten. bin Bäckerlehrling u n d habe in gen in Hülle und Fülle.
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Umweltorganisationen:
Etat 1990 Tass meldet Ufo-Landung 280 Stellen Medizin/Kxebsforsch ung Zum Tage
„Sanierung der Loch im Außerirdische in der VW sucht Nobelpreis an
Bergtäler jetzt" Haushalt Sowjetunion gesichtet Personal zwei Amerikaner Zwischenruf
München (dpa). Ein Not- In geschlossenen politischen Sy-
stemen wie dem der DDR wird jede
standsprogramm für die Sanie- 20,5 Millionen Jetzt haben wir es Wissenschaftler be- Das VW-Werk Den amerikani- deckten, daß Stö- Kritik im System zwangsläufig zu
rung der Bergtäler in den Alpen Mark Defizit weist amtlich: Die Erde ist stätigten laut Tass Kassel braucht „so schen Genforschern rungen in einer be- einer Krjtik am System. Das macht
haben mehrere Umweltorgani- der Haushalt 1990 - laut der staatli- die Berichte von Au- schnell wie mög- Michael Bishop und stimmten Gruppe die Menschen stumm. Melden sie
sationen in einem Appell an die der Stadt Kassel auf. chen sowjetischen genzeugen, die lich" 280 Fachkräfte Harold Varmus ist von Erbträgern - sich nämlich zu Wort, werden sie
heute beginnende Internationa- Auch aus den Vor- Nachrichtenagen- „menschenähnliche aus Elektro- und gestern der diesjäh- den sogenannten geächtet. Dann gehen sie schon
le Alpenkonferenz in Berchtes- jahren bleibt ein Mi- tur Tass - von Au- Wesen" erkannten. Metallberufen für rige Nobelpreis für Onkogenen - dazu lieber gleich, was dem Staat am
gaden gefordert. Vor allem der nus: Seit 1982 ver- ßerirdischen heim- Gefallen hat es de- die Produktion. Das Medizin zuerkannt führen können, daß Ende auch lieber ist. Wer draußen
stark angestiegene Autoverkehr größerte sich das gesucht worden. nen bei den Sowjets wurde gestern im worden. Die beiden eine normale Zelle ist, kann drinnen nicht widerspre-
bedrohe den alpinen Lebens- Haushaltsloch auf Als Landeplatz offenbar nicht. Nach Rahmen einer Be- Wissenschaftler ha- in eine Krebszelle chen. Das gilt allgemein, aber be-
raum „wie eine Lawine", unge- 38 Millionen Mark, wählten die Besu- einem „Spaziergang" triebsversammlung ben grundlegende verwandelt wird sonders für diejenigen, deren Be-
heure Mengen von Luftschad- Ende 1990 sind es cher aus dem All die düsten sie wieder ab. bekannt. Siehe Be- Mechanismen der und eine Krebsge- ruf es ist, sich zu äußern, für
stoffen führten zum Absterben voraussichtlich 58 zentralrussische Näheres auf „Blick in richt auf der Wirt- Krebsentstehung schwulst veranlaßt. Schriftsteller also, Künstler, Intel-
des Schutzwaldes. Millionen. Lokales. Stadt Woronesch. die Zeit". schaftsseite. geklärt. Sie ent- Siehe Kultur. lektuelle.
Siehe auch Kommentar Viele hat die DDR im Laufe der
Jahre einfach ausgesondert. Sie
durften oder mußten gehen. Ande-
SED zeigt Dialogbereitschaft DDR-Flüchtlinge re läßt sie als opponierende Einzel-
gänger gewähren. Mit nicht weni-
gen jedoch versteht sie auch sich
50 000 in zu schmücken, indem sie ihnen ei-

Leipzig: 70 000 drei Monaten


nen gewissen artistischen Auslauf
läßt. Zu ihnen gehört Hermann
Kant, Präsident des Schriftsteller-
verbandes, ZK-Mitglied und dazu
ein brillanter Kopf und Schreiber.

auf den Straßen München/Bonn/Warschau


(AP). In den letzten drei Mona-
ten sind fast 50 000 DDR-
Flüchtlinge aus Ungarn sowie
aus Prag und Warschau in der
Ob er das in den Augen des
Regimes bleiben wird, nachdem er
sich in ungewohnt kritischen An-
merkungen zur Lage Luft gemacht
hat, wissen wir nicht. Könnte sogar
Ostberlin/Leipzig (dpa). In Leipzig haben am Montag Bundesrepublik eingetroffen sein, daß Kant die Diskussion eröff-
abend rund 70 000 Menschen für Reformen, demokratische Diese Zahl nannte gestern der net hat, zu der die SED sich nun
Bundesgrenzschutz in Mün- doch gezwungen sieht. Das wäre
Erneuerung und einen friedlichen Dialog in der DDR demon- chen. Von Sonntag bis Montag ein Fortschritt und ein gutes Zei-
striert. Es war die bisher größte nichtstaatliche Demonstra- gelangten erneut 649 Obersied- chen allemal. Fast sieht es so aus,
tion in der DDR außerhalb des Volksaufstandes vom 17. Juni ler über Ungarn nach Bayern. In als käme etwas in Gang.
1953. Ein riesiges Aufgebot von Sicherheitskräften schirmte der Bonner Botschaft in War-
schau wurden bereits wieder Lothar Orzechowski
die Innenstadt ab, hielt sich aber im Hintergrund. 400 neue Flüchtlinge registriert,
in, der Vertretung in Prag hielten Unterzeichnung in Bonn
Die Massendemonstration diensten vom sogenanten Stadt- •steh-20 bis 30 Zufluchtsuchende
hatte sich nach Friedensan- funk in Leipzig wiedergegeben auf. In Bonn hieß es, man bemü-
dachten in mehreren Kirchen worden. Das sind Tonsäulen in he sich in Warschau um eine
der Stadt formiert. Die Men-
schenmassen zogen über den
der Innenstadt, "die über beson-
dere Ereignisse und Veranstal-
humanitäre Lösung.
Siehe auch „Themen des Tages"
Umschuldung
Ring, der um die Leipziger Alt-
stadt führt. Zuvor hatten Mit-
glieder von Menschenrechts-
tungen Auskunft geben. Auch
in Dresden hatte es gestern Ge-
spräche zwischen Protestieren-
für Polen
gruppen und Kirchenvertreter, den und SED-Kommunalpoliti- Nach Massenfestnahmen Bonn (dpa). Nach mehrwöchi-
darunter auch Landesbischof kern gegeben. ger Verzögerung haben die Re-
Hempel, sowohl Demonstranten Bei dem Friedensgebet in der gierungen von Warschau und
als auch Sicherheitskräfte zur
Besonnenheit und Gewaltlosig-
keit aufgerufen.
vollen Nikolaikirche in Leipzig
war erneut die Freilassung der Haftanstalten Bonn gestern die Umschuldung
für 2,5, Milliarden DM polni-
In einer gemeinsamen Leipzi-
ger Erklärung von SED-Bezirks-
zahlreichen Menschen gefor-
dert worden, die bei Demonstra-
tionen für Reformen inhaftiert
sind voll scher Zahlungsverpflichtungen
unter Dach und Fach gebracht.
Mit der Unterzeichnung des
leitung und Kulturvertretern worden waren. Am Wochenen- Ostberlin (dpa). Die Ostberli- deutsch-polnischen Abkom-
wurden Dialogbereitschaft und de hatte es in mehreren Städten ner Haftanstalten und Polizeire- mens auf der Basis internationa-
Gespräche zugesagt, um, zu der DDR Demonstrationen gege- viere sind wegen der Massen- ler Vereinbarungen ist zugleich
friedlichen Lösungen und positi- ben. Kirchenkreisen zufolge ein weiteres Element für gezielte
ven Schritten in der DDR-Ge- sind mehrere Hundert festge- festnahmen offenbar voll. Die
Polizeiwagen müssen mit ihrer nationale und international ab-
sellschaft zu kommen. Diese Er- nommen und zu Haftstrafen ver- gestimmte Hilfen an Polen er-
klärung war vor den Gottes- urteilt worden. Ladung „Zugeführter" oft lange
EINE FESTE DER DDR-OPPOSITION ist die Gethsemane-Kirche im in der Stadt herumfahren, um füllt.
Ostberliner Bezirk Prenzlauer Berg. Derzeit treffen sich meist freie Kapazitäten zu finden. Be-
junge Menschen zur „Fürbitte für die zu Unrecht Inhaftierten". Die richten zufolge geht es in den Vogel nach Warschau
Ostberlin: Alles Randalierer Führung der Kirche rief gestern die Demonstranten zur Zurück- Revieren zum Teil recht ruppig
haltung auf. Bischof Forck erklärte: „Die beunruhigten Menschen zu. „Das ist ein rechtsfreier
unseres Landes bitten wir dringend, jetzt von nicht genehmigten Raum. Die können mit uns ma- Eine SPD-Delegation unter

Bonn verurteilt Demonstrationen auf den Straßen abzusehen". Der Ostberliner


Pfarrer Eppelmann hat der DDR-Opposition vorgeschlagen, in den
nächsten zwei Wochen alle Formen des Protestes zu unterlassen,
die die Gewalt des Staates herausfordern. (dpa-Funkbild)
chen, was sie wollen, ohne daß
Konsequenzen drohen", sagten
Betroffene nach ihrer Entlas-
sung.
Leitung von Partei- und Frak-
tionschef Vogel reist heute zu
inem dreitägigen Besuch nach
Polen. In Warschau sind unter

Polizeieinsätze Präsident der DDR-Schriftsteller / Flüchtlingszüge


anderem Treffen mit Staatsprä-
sident Jaruzelski, Ministerprä-
sident Mazowiecki, führenden
Vertretern der Solidarität und
Repräsentanten der Kirche so-
Ostberlin/Bonn (dpa/AP). Die kratisierung einzuleiten. FDP- wie der deutschen Minderheit
Bundesregierung und alle Bon-
ner Parteien haben das massive
Vorgehen der DDR-Sicherheits-
kräfte vom Wochenende scharf
Generalsekretärin Schmalz-Ja-
cobsen protestierte dagegen,
daß die DDR-Führung meine,
ihre Existenzberichtigung er-
Kant spricht von „Niederlage" aus Oberschlesien geplant.
Mazowiecki wurde gestern'
vom Fraktionschef der Solidar-
verurteilt. prügeln zu können. Die Grünen Berlin (dpa). Immer mehr pro- lichten „Offenen Brief" sprach von Arbeitslosigkeit, Kriminali- nosc, Geremek, zu einem
Nach Auffassung von Bun- in Bonn forderten die Respektie- minente DDR-Bürger äußern öf- Kant von „Selbstherrlichkeit im tät, Elend und Bildungsnot. schnelleren Reformtempo ge-
deskanzler Kohl ist das gewalt- rung des Grundrechts auf De- fentlich Kritik an den Verhält- Pressewesen" und Unterdrük- Eine Niederlage sei eine Nie- mahnt. Es seien Änderungen
same Vorgehen Ausdruck „tie- monstrations- und Meinungs- nissen in ihrem kung von Kritik an kritikwürdi- derlage, „und passe sie noch so von geschichtlichem Ausmaß
fer Unsicherheit der Verant- freiheit in der DDR. Land. Man- gen Zuständen. Er beklagte schlecht in den Vorabend eines errungen' worden, sagte Gere-
wortlichen in Ostberlin". Der Die Ostberliner Zeitungen ta- gelnde Freizü- auch eine „verordnete Absti- gloriosen Feiertages", meinte mek, an den Wünschen der Ge-
ten gestern die Demonstrationen gigkeit von Ide- nenz gegenüber Gütern, die an- Kant und fügte unter Hinweis sellschaft gemessen sei dies aber
als Störungen von Randalierern en und einen derswo als Normbestandteile auf die Flüchtlingswelle hinzu: „zu wenig".
F,in Bericht auf „Themen des Ta- „allwaltenden des 20. Jahrhunderts gelten". Er
ges" erörtert die Frage nach demab. DDR-Staats- und Parteichef
Honecker hat zeitgleich den Pädagogismus" glaube nicht, daß „unsere der-
„Die Züge, mit denen die Deut-
sche Reichsbahn, die einstens
Siehe auch Kommentar
Nutzen von Finanzhilfen. Leiter einer chinesischen Regie- beklagte der zeitige Niederlage" einzig auf Lenin aus der Schweiz durch
rungsdelegation, das Politbüro- Präsident des das Wirken des „allbösen Klas- Deutschland nach Rußland Die endgültigen Quoten
Kanzler forderte die DDR-Füh- mitglied Yao Yilin, empfangen. DDR-Schrift- senfeindes" zurückzuführen sei. transportierte, nunmehr Bürger Lotto: Gewinnklasse I 3 718 199,40
rung auf, endlich politische und Honecker betonte, „daß sich die stellerverban- Schärfsten Widerspruch lege der Deutschen Demokratischen DM; II 67 603,60 DM; III 7521,60
wirtschaftliche Reformen einzu- SED und die DDR stets den An- des, Kant er ein, wenn man den Anschein Republik via DDR aus War- DM; IV 124,50 DM; V 9,70 DM.
leiten und auf die Bedürfnisse forderungen der Zeit gestellt ha- (Foto). Ähnli- erwecke, „ich sei des Glaubens, schau nach Braunschweig ver- Toto:
und- Sorgen ihrer Bürger einzu- ben". ches war bis- meines Gegners Kraft allein ver- frachtet, sind nun einmal wahr- Auswahlwette: I. unbesetzt, Jackpot
ge.hen. Er wiederholte sein An- Der DDR-Staatschef bekräf- lang zu hören von Vorstands- anlasse junge Frauen, ihre Kin- lich keine Siegeszüge. Unseres 2 015 747,30 DM; II. 90 492,70 DM;
gebot, der DDR „umfassend und tigte: „Jeglicher Versuch des mitgliedern der Ost-CDU und der über Botschaftszäune zu rei- Sieges jedenfalls nicht." II. 8226,60 DM; IV. 124,30 DM; V.
weitreichend" in allen Berei- Imperialismus, den sozialisti- der Ost-Liberalen sowie vom chen, und dieselbe Kraft bewege 1,30 DM. - Ergebniswette: I. 5412,50
stellvertretenden Kultusmini- junge Männer, freiwillig Quar- Erstmals gab es auch eine Äu- DM; II. 211,60 DM; III. 20,90 DM.
chen zu helfen, wenn dort schen Aufbau zu destabilisie- ßerung einer prominenten tennquintett:
grundlegende politische, soziale ren, seine Erfolge und Errun- ster Höpcke. tier in fremden Kasernen zu su-
chen". Man sollte in der DDR Sportlerin. Die populäre Eis- lennen A: Gewinnklasse I 627,80
und* wirtschaftliche Reformen genschaften zu verleumden", Hermann Kant - auch Mit- kunstlauf-Olympiasiegerin Ka- )M; II 143,50 DM.
eingeleitet würden. seien jetzt und künftig nichts an- glied des SED-Zentralkomitees „weniger vor dem Sumpf da drü- lennen B: Gewinnklasse 1124,- DM;
ben warnen", den es gebe, son- tarina Witt meinte: „Mir tut es
Das SPD-Präsidium appellier- deres, „als das fruchtlose An- - äußerte erstmals deutliche dern sich „mehr an die eigene sehr weh. Ich bin traurig, daß I 49,90 DM.
te an die DDR-Führung, ein rennen eines Don Quichote ge- Kritik an den DDR-Medien. In vor allem so viele junge Leute ombinationsgewinn: Kombinations-
„Zeichen der Hoffnung" zu set- gen sich unbeirrbar bewegende einem am Montag von der FDJ- Nase fassen." Freiheit bestehe [ewinn unbesetzt, Jackpot 30 099,20
nicht nur in der Abwesenheit ihre Heimat verlassen". )M.
zen und einen Prozeß der Demo- Windmühlenflügel". Zeitung „Junge Welt" veröffent- Siehe auch „Zum Tage" (Ohne Gewähr)
Nr. 236 Themen des Tages Dienstag, 10. Oktober 1989

'ie SED-Führung könnte. ei- bestand der DDR Erich Ho-


gentlich froh sein, daß sich Bonns Hilfsangebot an Ostberlin /Reformen ja oder nein? necker zunächst beruhigen, so
Ermutigung selbst der Klassenfeind wegen
des Ausblutens ihrer Republik
gibt ihm die andere Seite der
Medaille Anlaß zu höchster Be-
der Reformer unruhigung: Die Sowjetunion,

Das große Dilemma der SED


Sorgen macht und die Lebensbe-
dingungen der DDR-Bürger die im Interesse ihrer eigenen
durch eine an Reformen gekop- Umgestaltungspolitik eine Dej
M i t ihrer Bereitschaft, den Re-pelte wirtschaftliche Hilfe so Stabilisierung ihres deutschen
formprozeß im Ostblock durch weit verbessern will, daß sie Verbündeten unter allen Um-
wirtschaftliche Hilfen zu unterstüt- nicht mehr in Scharen dem Ar- Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Nolte ständen vermeiden will, fordert
zen, macht die Bundesrepublik beiter- und Bauernstaat davon- immer drängender Reformen
jetzt ernst. Das deutsch-polnische laufen. Bundeskanzler Kohls auch im SED-Staat. Damit hat
Umschuldungsabkommen ist ein Angebot an Ostberlin für eine greifenden Reformen, könnte tik im Bundeskanzleramt, Dr. sehnten politischen Reformen denkbar Bonn mit seiner Initiative den
erster Schritt dazu. Es erleichtert weitreichende Zusammenarbeit, dies zum Verlust der sozialisti- Klaus-J. Düsberg, legte gegen- mit dem Ziel von mehr persönli- nossen an stärksten Bundesge-
seiner Seite - entspre-
Warschau die Rückzahlung von soeben bekräftigt von CDU-Ge- schen Identität führen - die aber über unserer Zeitung Wert auf chen Freiheiten kommt, wird in chende Signale liegen aus Mos-
Lieferkrediten und verschafft der neralsekretär Rühe, erfolgte in ist die einzige Rechtfertigung für die Feststellung, daß es der Bun- dem Konzept Kohls zunächst als kau vor -, und Ostberlin kann es
neuen Regierung eine finanzielle so eindringlicher und auch viel- die DDR-Eigenstaatlichkeit. desregierung bei ihrer Initiative eine eher unausgesprochene
sich wohl kaum leisten, das
Atempause. Damit sind die eigent- versprechender Form, daß bei- ausschließlich um bessere Le- Hoffnung gehegt.
lichen Probleme Polens jedoch bei nahe jedes andere Ostblockland Das Bonner Hilfsangebot muß bensverhältnisse für die Men- Überhaupt keinen Platz haben Hilfsangebot in Bausch und Bo-
weitem nicht gelöst. Bevor Bun- wie etwa Ungarn oder Polen so- da wie eine gewalttätig-gefährli- schen im anderen Teil Deutsch- da Spekulationen, die sich um gen'zu verwerfen. .,•;..
deskanzler Kohl im November fort mit beiden Händen zugrei- che Umarmung erscheinen, aus lands gehe. „Die Menschen in das ost-westliche Reizwort
nach Warschau reist, wird über die fen würde. der es, sich einmal ihr hingege- der DDR wollen einen wirt- Wiedervereinigung ranken.
Tilgung des Milliärdenkredits von ben, kein Entrinnen mehr gibt. schaftlichen Wohlstand, der ih- Grundbedingung für politische Auch Joint ventures?
1975 und über neue Bürgschaften Für die alten Männer in der rer Leistung entspricht", hatte Veränderungen in der DDR ist
für westdeutsche Investitionen ent- Die zwei Risiken SED-Führung läuft es auf die dazu in der vergangenen Woche die Beibehaltung des territoria- Vorgeschlagen wird darin ein
gültig zu entscheiden sein. Frage hinaus, ob sie sich den Bundeskanzler Kohl erklärt. len Status Quo, also die Auf- Ausbau der DDR-Konsumgüter-
Finanzielle Hilfen sind nur sinn- Aber was jenen wie eine Ver- Sozialismus Stück für Stück ab- Dann werde auch eine wesentli- rechterhaltung der Staatlichkeit industrie, die gemeinsame Ent-
kaufen lassen solle'n. che Triebfeder zu Ausreise und der DDR. Diese von Moskau wicklung von Umwellschutz-
voll, wenn sie der Wirtschaft unmit- heißung erschiene, wirkt bei den Flucht entfallen. vorgegebene Prämisse hat Bun- technologien, eine Zusammen-
telbar zugutekommen und damit Ostberliner Machthabern wie Der führende DDR-Ökonom
die Versorgung der Bevölkerung ein Kloß im Magen, der ihr all- Prof. Otto Reinhold beschrieb deskanzler Kohl, der seit An- arbeit in den Bereichen Wissen-
verbessern. Deshalb will Bonn un- gemeines Unwohlsein nur noch die Ostberliner Seelenpein so: Noch nicht konkret
fang August mit Beginn der schaft und Verkehr - nur, wie
ter alten Umständen vermeiden; verschlimmert. Denn das Bon- „Wir können nicht ein Achtel
Flüchtlingswelle ständig in tele- sich die Projekte im einzelnen
daß die gewährten Kredite den ner Angebot potenziert ihre Er- oder Viertel Kapitalismus ein-
fonischem Kontakt mit Gorba- darstellen könnten, hängt von
polnischen Staatshaushalt sanie- kenntnis von dem großen Dilem- führen und den Rest soziali- Hier will die Bonner.Offerte tschow stand, gegenüber dem dem Vermögen der DDR-Wirt-
Kremlchef bestätigt.
ren helfen und in öffentlichen Kanä- ma, in das sie in erster Linie der stisch organisieren. Wir werden zuallererst ansetzen. Düsberg: schaftsplaner ab, sich von ihren
len versickern. Die Förderung des ungeliebte Genosse Gorba- dann gezwungen sein, immer „Vorrangig sind Reformen in der Nach Bonner Informationen starren Grundpositionen zu lö-
privaten Bereichs und die Finanzie- tschow hineinmanövriert hat: mehr marktwirtschaftliche Ele- DDR-Planwirtschaft, denn sonst hat Moskau aber nicht gesagt, sen. Zu einer intensiveren Zu-
rung gemeinschaftlicher Unterneh- Beharren sie als einzige unter mente einzuführen." Und noch kann eine effektive Wirtschafts- daß dies für alle Zeiten gelte. sammenarbeit würden Kredit-
mungen sollen im Vordergrund ste- den östlichen Bündnispartnern plastischer formuliert er: „Man hilfe nicht greifen." Dies erkläre Am Horizont erscheint hier die bürgschaften, Investitions-
hen. Diese Politik wird jedoch nur auf dem Sozialismus stalinisti- kann nicht nur ein bißchen auch, warum es auf Bonner Seite Vision Gorbatschows vom „ge- schutzabkommen und Joint ven-
dann erfolgreich sein, wenn die cher Prägung, droht die Gefahr schwanger sein." noch kein konkretes Vorschlag- meinsamen europäischen tures (Gemeinschaftsunterneh-
polnische Regierung sie durch einer vollständigen Isolation so- In Bonn weiß man natürlich spaket gebe, Haus", in dem alle Grenzen ih- men) mit marktwirtschaftlichen
wirtschaftliche Reformen unter- wohl international als auch im um dieses Dilemma, hütet sich Mechanismen gehören, wie sie
Daß es im Gefolge erster Libe- ren trennenden Charakter ver- bereits
stützt und ergänzt. eigenen Land, an deren Ende der aber, in dieser Wunde noch her- ralisierungsmaßnahmen in der lieren sollen. in Ungarn, Polen und der
staatliche Kollaps stehen kann. umzustochern. Der Leiter des DDR-Wirtschaft auch zu den UdSSR
Mag die Garantie des sowjeti- praktiziert mit steigendem Erfojg
Als Gegenleistung erwartet Öffnen sie sich dagegen durch- werden.
Bonn, daß die kulturellen Rechte Arbeitsstabes Deutschlandpoli- von der Bevölkerung heiß er- schen Staatschefs für den Fort-
der in Polen lebenden Deutschen
gesichert werden. Die Regierung
DDR-Bürger / Warschau
Mazowiecki scheint grundsätzlich
bereit, den Deutschunterricht för- Presse-Echo
dern zu wollen, die Gründung von
Vereinen zu erlauben und Gottes- Skepsis darüber, ob die DDR ihre bishe-
dienste in deutscher Sprache zu- rige Politik ungeachtet der Widerstände Abenteuerliche
zulassen. Von den Kommunisten im Land und der Fluchtbewegung ein-
wird sie deswegen schon der Ver- fach so fortsetzen kann, und deutliche
zichtpolitik beschuldigt. Man muß Kritik am Vorgehen der Sicherheitskräf-
Flucht-Aktionen
befürchten, daß das Gesamtpaket te gegen Demonstranten kennzeichnen
der deutsch-polnischen Vereinba- die Berichterstattung in der internatio- Von Renate Marsch, dpa
rungen weder die eine noch die nalen Presse:
, andere Seite voll zufriedenstellt. J J i e Flucht der DDR-Bürger,
Trotzdem wird es die Reformkräfte ALLGEMEEN DAGBLAD die in der Bonner Botschaft in
ermutigen. Warschau eintreffen, gleicht im-
(Rotterdam) mer mehr einer Odyssee. Offi-
Achim v. Roos Die Art und Weise, in der die zielle Reisegenehmigungen
ostdeutsche Polizei die Demon- nach Polen sind nur noch
stranten in den verschiedenen schwer zu erhalten. Diejenigen,
Städten auseinandergetrieben die doch noch Freunde oder
Wenig Hoffnung hat, läßt das Schlimmste be-
fürchten, nämlich, daß Ho-
Verwandte'" k jenseits
„Freundschaftsgrenze''
der
von
für die Alpen necker seine früher geäußerte
Drohung wahr macht und eine
Oder und Neiße besuchen dür-
fen, werden an der Grenze ge-
„chinesische Lösung" anstrebt. nauesten Kontrollen und oft
auch regelrechten Verhören un-
c-\sx Sennerin auf der Alm werden terzogen. Dreimal habe sie ihre
die Touristen heute busweise ge- EL PAIS Geschichte vom Geburtstag der
karrt, die „kuhwarme Alpenmilch" Cousine erzählen müssen, be-
und den „guten Käse", die man (Madrid) richtet eine junge Frau. Man
dort kauft, bringt der Lkw der Mol- Die Ereignisse beim 40. Jah- habe sie trotz des bevorstehen-
kereigenossenschaft in aller Herr- restag zeigen, daß immer mehr den Wochenendes auch gefragt,
gottsfrühe. Der romantische Traum Gewalt angewendet werden warum denn das schulpflichtige
von der unberührten Natur existiert müßte, um den jetzigen Zustand Kind mitkomme. Auch die Kin-
nur noch in den Prospekten. aufrechtzuerhalten. Aber das der wurden getrennt von den El-
Jahrzehntelang wurde die wirt- Europa von heute läßt kein Ti- Honeckers verlängerter Arm (Karikatur: Wolf) tern nach dem Reiseziel und der
schaftliche Ausbeutung der Alpen- ananmen (in Peking) in Berlin Tante in Polen befragt.
region als Fortschritt gepriesen-. zu. Dieser Weg ist Honecker
Selbst heute noch tun sich die Be- verbaut. Die Sozialdemokratische Partei (SDP) in der DDR / Grundsatzpapier braucht Wer irgendwie aufgefallen ist,
sich erst gar nicht um
troffenen schwer damit einzuse- eine Reisegenehmigung zu be-
hen, welch bleibende Schäden mühen: Einem jungen Mann
man der Bergwelt schon zugefügt
hat. Denn beide Seiten haben von
dem Tourismus profitiert. Bauern
wurden zu Pensions- oder gar Ho-
LA STAMPA
(Turin)
Ziel: Parlamentarische Demokratie nahm die Kriminalpolizei seinen
Personalausweis ab, weil er ei-
nige Tage vorher sein Geld vom
Konto abgehoben hatte.' Ver-
telbesitzern, ihre Kinder verdienen in Es bewegt sich jedoch etwas
der DDR. Am Sonntag wurde Von unserem Mitarbeiter Peter Gärtner, Berlin dächtig macht sich auch, wer
als Skilehrer in wenigen Monaten sein Auto umschreiben läßt,
mehr als in der Landwirtschaft im die Sozialdemokratische Partei
ganzen Jahr. Und die Urlauber gegründet, ohne daß das Regime Aiss sich Ende Juli am Rande Im Gegensatz zur größten europäischen Sozialisten und Schenkungsurkunden ausstellt
oder wem man Reisegenehmi-
freuen sich auch, wenn sie im Som- die 80 Versammelten bei der Er- eines Menschenrechtsseminars Sammlungsbewegung in der Sozialdemokraten nahe. Man gungen nach Bulgarien oder Un-
mer gut ausgebaute Wanderwege öffnungszeremonie störte. Der in Ostberlin die Initiativgruppe DDR, dem „Neuen Forum", hat wolle nun die Mitgliedschaft in garn verweigert hat. Die Grenz-
vorfinden und im Winter perfekt Besuch von Gorbatschow, der zur Gründung einer Sozialde- die SDP seit Ende August be- der „Sozialistischen Internatio- wachen der DDR filzen die Rei-
präparierte Skihänge, die mög- Honecker zur Perestroika auf- mokratischen Partei in der DDR reits ein ausformuliertes Grund- nalen" (SI) beantragen und auch senden nach Geld und Papieren,
lichst durch ein ausgeklügeltes forderte, hat seine ersten Früch- gründete, da gab es nur wenige, satzpapier. Das ehemalige SED- im eigenen Land versuchen, die aber auch Stadtpläne von War-
Lift-System verbunden sind. Natür- te gebracht. die dieser Gruppierung über- Mitglied Ibrahim M. Böhme er- SDP auf legale Füße zu stellen.
lich müssen die Zufahrtsstraßen haupt eine Chance einräumten. läuterte auf dem Podium der Traditionen spielen nicht nur schau können Anstoß erregen.
entsprechend ausgebaut sein, da- „Das wird ja eine Pfaffen-Verei- „Zukunftswerkstatt" („Wie nun im Statut der SDP eine wichtige So versuchen jetzt immer
mit man sich bei An- und Abreise THE GUARDIAN nigung", hieß es spöttisch in op- weiter DDR?") in der überfüllten Rolle, auf die baut man auch bei mehr Menschen - oft mit kleinen
nicht stundenlang quälen muß. (London) positionellen Kreisen. Die Kriti- Ostberliner Erlöserkirche den der jetzt erhofften Eintrittswel- Kindern - sich ohne Ausreisege-
Doch damit noch nicht genug. Probleme scheinen Michail ker bemängelten vor allem „Kir- Hintergrund der Positionsbe- le. Schließlich galt die frühere nehmigung zur Botschaft nach
Auch die Autokarawanen jener Ur- Gorbatschow zu begleiten. Wo- chennähe", da bei der Geburt stimmung. sowjetische Besatzungszone Warschau durchzuschlagen.
lauber, die das Gebirge nur als hin er auch immer in der kom- der Initiative einige im zweiten nach der Neuzulassung der SPD Alle berichten von starken
lästiges Hindernis auf dem Weg munistischen Welt reist, allein deutschen Staat recht bekannte in Deutschland nach 1945 als Grenzwachen entlang der Nei-
ans Mittelmeer betrachten, fügen seine Anwesenheit provoziert Pfarrer wie Martin Gutzeit aus Für Gewaltenteilung „rote Hochburg". Zwischen Elbe ße. An manchen Stellen sei sie
ihm schwere Schäden zu. schon einen Aufstand des Gei- Ostberlin und Markus Meckel
aus Magdeburg kräftig mithal-
und Oder zählte die Partei kurz ausgebaggert worden, so daß
stes mit Zehntausenden, die auf Die wichtigsten Forderungen nach dem Ende des Zweiten man nicht mehr durchwaten
Für die Alpen sieht es düster der Suche nach dem bißchen fen. Zum Geschäftsführer der der SDP heißen Rechtsstaat und Weltkrieges schon wieder über kann. Anderswo lägen Bretter
aus. Die Sieben-Länder-Konferenz Freiheit, die die sowjetische Ge- am Wochenende aus der Taufe strikte Gewaltenteilung, eine 600 000 Mitglieder - mehr als in mit Nägeln im Flußbett. Viele
in Berchtesgaaen steht vor der un- sellschaft erfaßt hat, auf den gehobenen SDP ist allerdings parlamentarische Demokratie allen drei westlichen robbten sich stundenlang über
lösbaren Aufgabe, eine Schutzkon- Straßen marschieren, ein Historiker, Ibrahim M. Böh- mit einem Mehrparteiensystem, sumpfiges Gebiet bis zur Grenze
me (35), bestellt worden. Besatzungszonen zusammenge-
vention zu verabschieden, die den Demokratisierung der vorhan- nommen. Und in Thüringen und vor. Diejenigen, denen es gelun-
Alpen und allen betroffenen Staa- Ganz abgeschieden von den denen Wirtschaftsstrukturen, Sachsen liegen auch die Wur- gen ist, bis zur polnischen Seite
ten gerecht werden soll. Wer vom Feierlichkeiten zum 40. Jahres- soziale Marktwirtschaft und zeln der deutschen Sozialdemo- zu kommen, sind durchaus nicht
Tourismus lebt, wird ihn sich nicht COBBIEBS DSLLA SEBA tag der Staatsgründung, aber si- Freiheit für die Gewerkschaften. kratie, die 1875 in Gotha zu- in Sicherheit. Die polnische
verbieten lassen.
(Mailand) cher vor den Sicherheitsorga- Wie die anderen neuen opposi- nächst als „Sozialistische Arbei- Grenzpolizei überstellt sie den
DDR-Behörden, wenn sie inner-
Mehr als die Beschlüsse der Poli- Ungarn weist den Kommunis- nen, trafen sich - wie berichtet - tionellen Sammlungsbewegun- terpartei Deutschlands" gegrün-
tiker fürchten die Investoren das mus zurück, während in Berlin 43 Initiativmitglieder am 7. Ok- gen tritt auch die SDP nicht für det wurde. Die wesentlichen halb des Grenzgebiets ge-
Wetter. Noch fünf, sechs schnee- eine Veranstaltung, die ein Fest tober im kleinen Dorf Schwante, eine Wiedervereinigung beider Programme und Richtungsbe- schnappt werden.
arme Winter und regenreiche Som- werden sollte, wie eine Beerdi- einige Kilometer nordöstlich deutscher Staaten ein. stimmungen wurden in den thü- Sieben junge Leute, darunter
mer - das wäre ihr Ruin. Wahrlich, gung endet... von Berlin. In der Gründungsur- In dem Statutenteil der Partei, ringischen Städten Erfurt und zwei Kinder, waren seit Montag
eine schwache Hoffnung für die kunde heißt es, man wolle auf das am letzten Sonnabend mit Eisenach festgeklopft. auf der Flucht, bis sie am ver-
Natur. Peter Ochs Honecker hat gut daran getan, eine „ökologisch orientierte so- der Gründung in Kraft trat und Nach der Zwangsvereinigung gangenen Samstag in Warschau
Bertold Brecht als einen der Vä- ziale Demokratie" hinwirken. bis zum ersten Parteitag gelten 1946, aus der die SED hervor- eintrafen. Sie wateten durch die
ter dieses zerbrechlichen ost- Dafür soll erst einmal eine breite soll, wird hervorgehoben, daß ging, blieb die SPD nur auf dem Neiße, wobei ihnen das Wasser
deutschen Vaterlandes zu zitie- Basis gefunden werden: „Die sich die SDP-Mitglieder „den Gebiet Groß-Berlins aufgrund bis über die Hüften reichte. Am
Das Zitat ren, denn vielleicht könnte nur Mitglieder der SDP suchen die Traditionen von Demokratie, des Vier-Mächte-Status der anderen Ufer tappen sie weiter,
er, mit seinem rüden Ge- Zusammenarbeit mit allen de- sozialer Gerechtigkeit sowie Stadt neben der SED bestehen. bis sie einem polnischen Bauern
mokratischen Initiativen, Grup- Verantwortung für die Bewah- begegneten, der sie mit nach
„Marx ist Murks - wer das nicht schmack für das Paradoxe, die- pen und Personen in unserem rung der natürlichen Umwelt Erst nach dem Bau der Mauer Hause nahm. Dort erhielten sie
begreifen will, dem ist nicht zu hei ses zugleich' außerordentliche Lande, ungeachtet ihrer Struk- verpflichtet fühlen". Die neue
beschloß der Westberliner SPD-
fen." und beunruhigende Schauspiel Landesverband die „vorläufige" kostenlos Essen und Nacht-
beschreiben, das, in diesen Ta- tur, ihrer weltanschaulichen Partei stehe den Traditionen des Auflösung der Ostberliner quartier. Am nächsten Tag
Der Würzburger Professor gen in Osteuropa abläuft... und sozialen Bindung." demokratischen Sozialismus der Kreisverbände. brachte man sie zum Bahnhof.
Hermann von Berg
KASSEL
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WHO / Weltweit:
Lilo Pulver 60 Zimmermann: Umweltsünder Auf Computer Handball Zum Tage
Zehn Millionen Strecke für Drastische Viren- Los-Pech Leerer Fleck
Aids-Infizierte? Lachen
der 50er Transrapid Strafe Angriff für Essen t r ist nicht auf der Messe, und
Bonn (dpa). Die Weltgesund- doch bestimmt gerade seine Ab-
heitsorganisation (WHO) Denken Sie noch Für den Bau einer Drastische Strafe Computer-Freun- Nach der in Basel wesenheit den ganzen Verlauf der
schätzt die Zahl der Aids-Infi- an Piroschka? Damit Strecke Köln-Essen für den Lkw-Fahrer, de, seid gewarnt: vorgenommenen größten Bücherschau der Welt mit
zierten weltweit auf fünf bis spielte sich in den für das Magnet- der an der Auto- Experten erwarten Auslosung für das größerem Nachdruck, als wenn
zehn Millionen Menschen. Die fünfziger Jahren Li- bahnsystem Trans- bahn 5000 Liter für Freitag, den 13. Achtelfinale des Roman und Autor hier ihren Auftritt
Zahl derjenigen, bei denen die selotte Pulver mit rapid hat sich Bun- hochgiftiges Kresol Oktober, massive Handball-Europa- gehabt hätten. An Salman Rushdie
Krankheit bereits ausgebrochen burschikosem, la- desverkehrsmini- aus seinem Tank- Angriffe von Viren pokals spielt Titel- scheiden sich die Geister zwi-
ist, betrage vermutlich eine hal- chenden Charme in ster Zimmermann lastzug ins Erdreich auf Personalcompu- träger Essen gegen schen westlicher Buchvermark-
be Million, teilte die WHO ge- die Herzen des Pu- ausgesprochen. abließ: Drei Jahre ter. Die heimtücki- Rumäniens Rekord- tung, die ihren ungestörten Ge-
stern vor der Enquete-Kommis- blikums. Heute wird Diese Verbindung Haft, lautet das Ur- schen Schädlinge meister Steaua Bu- schäftsablauf gesichert sehen will,
sion „Aids" des Bundestages in die Schweizer sei als Flughafenan- teil. Die Richter vernichten ganze karest. Bei den Cup- und fundamentalistischer islami-
Bonn mit. Gemeldet sind welt- bindung denkbar. wollten damit ab- Dateien. Wie man Siegern trifft Groß- scher Kritik ausschließlich am In-
weit aber nur knapp 178 000 Er- Schauspielerin sich schützt, steht in
(Foto) 60 Jahre alt. Siehe auch Wirt- schrecken. Siehe wallstadt auf Nimes. halt eines als beleidigende Heraus-
krankungen, davon in der Bun- „Blick in die Zeit". „Blick in die Zeit". Siehe Sport. forderung empfundenen Romans,
desrepublik 3636 Fälle. Siehe Kultur. schaft.
dessen literarische Qualitäten oder
Mängel in diesem Konflikt gar kei-
ne Rolle spielen, auch nicht bei
seinen Verteidigern im Namen der
SED-Funktionäre bekunden Bereitschaft Meinungsfreiheit.
Der leere Fleck jn den Regalen,
wo die deutsche Übersetzung der

Erster Dialog mit „Satanischen Verse" hätte stehen


sollen, und auch die scharfen Si-
cherheitsmaßnahmen machen die
unentschiedene Haltung der west-
lichen Bücherwelt gegen diesen

DDR-Opposition
massiven Angriff auf ihre vielzitier-
te Liberalität deutlich: Auf der ei-
nen Seite Appelle zur Zurücknah-
me der Drohung, auf der anderen
der Kompromiß gegenüber eben-
dieser Drohung, indem man das
Leipzig/Dresden (dpa/AP). Nach den Demonstrationen Buch vom Messegelände ver-
der vergangenen Tage zeichnet sich in der DDR jetzt ein bannt.
Dialog zwischen SED-Funktionären und Oppositionellen ab. Ob der Iran einen so wenig mora-
lisch untermauerten Appell zur
Die evangelische Kirche in der DDR sprach von ersten Kenntnis nehmen wird, scheint
zentralen Kontakten. fraglich.
Claudia Sandner-v.Dehn
In Leipzig, wo am Montag Generalmusikdirektor Kurt Ma-
abend rund 70 000 Menschen sur unterzeichnet wurde, war am
für Reformen demonstriert hat- Montag abend in mehreren Kir- Vorstoß Haussmanns
ten, ohne daß die Sicherheits- chen der Stadt verlesen worden.
kräfte eingeschritten waren, In Dresden wurden am Mon-
wurden erste Gespräche ange-
kündigt. In Dresden, wo es be-
reits ein Treffen zwischen re-
tag abend in vier überfüllten Kir-
chen die Ergebnisse des ersten
Gespräches von 20 Bürgern mit
,40-Std.-Woche
formwilligen Bürgern und Ver-
tretern der Stadt gegeben hat,
Oberbürgermeister Wolfgang
Berghofer mitgeteilt. Berghofer
FRANKREICH IST SCHWERPUNKTTHEMA der 41. Buchmesse, die gestern in Frankfurt eröffnet
wurde. Unser Bild zeigt vor der Auftaktveranstaltung (von links) Kanzler Kohl, Frankreichs
Kulturminister Lang und den Vorsteher des Börsenvereins, Christiansen. (dpa-Funkbild)
wiedereinführen'
wurde eine Fortsetzung der Un- sagte zu, daß alle festgenommen
terredung für nächsten Montag Dresdner Demonstranten, die München (AP). Für die Wie-
vereinbart. f keine Gewalttätigkeiten began- dereinführung der 40-Stunden-
Der SED-Chef der Stadt Leip- gen haben, noch im Laufe des
gestrigen Tages freikommen soll-
Frankfurter Buchmesse eröffnet / Menschenrechte Woche hat sich Bundeswirt-
schaftsminister Haussmann
zig, Roland Wötzel, und sein
ten. Ein Kirchenmitarbeiter be- ausgesprochen. Die Bundesre-

Kohl: Pflicht zur Einmischung


richtete gestern abend in der publik könne sich die von den
Warum in den DDR-Hochschulen Ostberliner Gethsemanekirche, Gewerkschaften geforderte wö-
noch keine Proteste laut wurden, 500 der weit über 1000 in mehre- chentliche Arbeitszeit von 35
schildert ein Bericht auf „ Themen ren Städten Festgenommen seien Stunden „aus Konkurrenzgrün-
des Tages". wieder auf freiem Fuß. den nicht leisten", meinte er ge-
Frankfurt (AP/dpa). Im Ringen die Kulturen des europäischen präsentation der Welt. Die Or- stern in einem Interview. Ange-
Berghofer-war bei dem ersten um Freiheit, Menschenrechte Kontinents einzubeziehen. Kri- ganisatoren griffen wegen der sichts des „totalen Wettbe-
Chefideologe Jochen Pommert Gespräch von Vertretern von und Selbstbestimmung gibt es tisch beurteilte er es, wenn die Morddrohungen islamischer werbs", der 1992 durch die Ver-
versprachen, „ihre ganze Kraft Reform- und Kirchengruppen nach Auffassung von Bundes- „Bausteine für das gemeinsame Fundamentalisten gegen den wirklichung des EG-Binnen-
und Autorität" für „einen freien ein Neun-Punkte-Katalog vorge- kanzler Kohl „geradezu die marktes bevorstehe, sei es „rea-
Meinungsaustausch über die legt worden. Zu geforderten kulturelle Haus" nur aus Dallas Autor, gegen Verleger und
Pflicht zur 'Einmischung in in- oder Tokio kämen. Das Mobiliar Buchhändler zu verstärkten Si- listischer, statt an die 35-Stun-
Weiterentwicklung des Soziali- Wahlreformen sagte der Politi-
mus"1 einzusetzen. Er solle nicht ker nach Angaben einer Bürger- nere Angelegenheiten"1. Bei der sollte von europäischer Vielfalt, cherheitsmaßnahmen. In einem den-Woche wieder an die 40-
Eröffnung der 41. Frankfurter geprägt, die Fenster weit geöff- Appell forderten sie den irani- Stunden-Woche zu denken.
ner im Bezirk Leipzig, sondern gruppe, auch er sei dafür, daß
auch „mit unserer Regierung" Wahlen wieder „richtige Wah- Buchmesse sagte Kohl gestern, net sein gegenüber allen friedli- schen Staatspräsidenten Raf- Zu diesen Aussagen erklärte
geführt werden. Diese Erklä- len" würden. die Achtung der unveräußerli- chen Einflüssen. sandschani auf, den Mordaufruf der stellvertretende DGB-Vor-
rung, die auch von prominenten Fortsetzung nächste Seite chen Menschenrechte sei „in Rund 8200 Ausstellern aus 93 zurückzunehmen. sitzende und CDU-Mitglied
Künstlern wie dem Leipziger Siehe auch Kommentar Wahrheit eine Angelegenheit Ländern nehmen diesmal an der Nur wenige ausländische Fehrenbach: „Jeder Autome-
der ganzen Völkergemein- Buchmesse teil, ein neuer Re- Verleger haben das umstrittene chaniker muß etwas von Autos
schaft". Da diese Rechte unteil- kord. Schwerpunktthema ist Buch nach Frankfurt mitge- verstehen, jede Arzthelferin et-
Nach friedlicher Demonstration in Leipzig bar seien, müsse auch „die Soli- Frankreich. bracht; die deutschsprachige was von Medizin. Warum
darität mit den Verfolgten und Zum Messeauftakt warf die Ausgabe soll erst nach dem braucht eigentlich ein Wirt-
Unterdrückten unteilbar sein". Affäre um das Rushdie-Buch Messe,termin erscheinen. schaftsminister nichts von Wirt-
Der französische Kulturmini- „Die Satanischen Verse" Schat- schaft zu verstehen?
Bundesregierung sieht ster Lang forderte, alle Völker in ten auf die umfassendste Buch-
Siehe auch „Zum Tage"
sowie Bericht im Kulturteil Siehe auch Kommentar

„hoffnungsvolle Zeichen" Polen / „Illegale" DDR-Flüchtlinge Anschlag des Verfassungsschutzes Ärztekongreß / Appell
Bonn (dpa). Die Bundesregie-
rung sieht erstmals seit Wochen
Kohl „Hochachtung, Sympathie
und Solidarität". Deutlich setzte Bald keine Auslieferung „Celler Loch": Parteien „Atomtests
„hoffungsvolle Zeichen" in der sich der Kanzler von einer neu-
DDR. Kanzleramtsminister Sei-
ters (CDU) sagte am Dienstag
en Grenzdebatte in der Bundes-
republik ab: „Im Europa der Zu-
mehr an DDR-Behörden? in Bewertung uneinig sofort stoppen"
gegenüber dpa, die Bundesre- kunft muß es vor allem um
gierung habe den friedlichen Selbstbestimmung und Men- Warschau/München (dpa). Die polnischen Hannover (H.B.). Der vom niedersächsischen Hiroshima (dpa). Mit der Ver-
Verlauf der Demonstration in schenrechte gehen, um Volks- Grenztruppen werden möglicherweise in Kürze Verfassungsschutz initiierte und von Minister- abschiedung eines „Appells von
Leipzig „mit großer Erleichte- souveränität und nicht so sehr von ihrer bisherigen Praxis abgehen, DDR-Bür- präsident Albrecht (CDU) gebilligte Sprengstoff- Hiroshima und Nagasaki" ist ge-
rung" aufgenommen. um Grenzen oder Hoheitsgebie- ger, die auf dem Weg zur Bonner Botschaft in Anschlag auf die Außenmauer der Justizvoll- stern der 9. Weltkongreß der
Dies und die ersten Gesprä- te. Denn nicht souveräne Staa- Warschau „illegal" in das Land kommen, abzu- zugsanstalt Celle am 25. Juli 1978 wird von den Vereinigung Internationaler
che zwischen den Bürgern und ten, sondern souveräne Völker fangen und den DDR-Behörden zu übergeben. Regierungs- und Oppositionsfraktionen im nie- Ärzte für die Verhütung eines
dem Dresdener Stadtrat, sowie werden den Bau Europa dereinst Dies verlautete am Dienstag aus gut informierten dersächsischen Landtag unterschiedlich bewer- Atdmkrieges (IPPNW) in Hiro-
die Erklärung von Sekretären vollenden." ' Kreisen der polnischen Hauptstadt. Regierungs- tet. Mit dem Anschlag hatte der Verfassungs- shima zu Ende gegangen. Darin
aus der SED-Bezirksleitung Als ein „Zeichen der Hoff- sprecherin Malgorzata Niezabitowska erklärte schutz vergeblich versucht, Vertrauensmänner rufen die Teilnehmer die Regie-
Leipzig bewertete Seiters als nung" wertete auch SPD-Chef in einem Interview, diese Frage sei Gegenstand in die terroristische Szene einzuschleusen. rungen dazu auf, weltweit alle
.^hoffnungsvolle Zeichen". Vogel den friedlichen Verlauf der Sorge von Ministerpräsident Mazowiecki. - Zum Abschluß der Arbeit eines parlamentari- Atomtests sofort einzustellen
» Bundeskanzler Kohl sagte in der Leipziger Demonstration. Er Vom 18. September bis zum 5. Oktober hat die schen Untersuchungsausschusses, der seit 1986 und in den nächsten fünf Jahren
seiner Rede zur Eröffnung der betonte, die Menschen in der polnischen Grenzpolizei nach eigenen Angaben die Hintergründe der bundesweit aufsehenerre- die Militärbudgets um 50 Pro-
Frankfurter Buchmesse, die DDR müßten selbst entscheiden, 608 erwachsene DDR-Bürger ausgeliefert, wozu genden Aktion untersucht hat, bezeichneten ge- zent zu reduzieren. Der Vorsit-
DDR-Führung werde den „be- was für sie richtig sei. Deshalb noch eine unbekannte Zahl von Kindern kommt. stern CDU und FDP die Sprengung als „rechtmä- zende Prof. LowwfUSA), schlug
wegenden Ruf nach Freiheit und Diese Praxis beruht auf einem bilateralen Ver- ßig und aus damaliger Sicht notwendig". SPD vor, ein Drittel der eingesparten
sollten sich Politiker der Bundes- und Grüne stuften sie dagegen als rechtswidrig
Selbstbestimmung auf Dauer republik Zurückhaltung bei der trag mit Ostberlin noch aus dem Jahre 1969. Gelder für soziale und gesund-
nicht ignorieren können". Den Unterdessen ebbt der Flüchtlingsstrom aus der ein. Sozialdemokraten und Grüne forderten indi- heitliche Belange, eines für die
Erteilung von Ratschlägen aufer- rekt oder direkt den Rücktritt von Albrecht, der Entwicklungsländer und ein
Menschen, die ganz bewußt in legen. „Wir können helfen, wenn DDR ab: In Warschau meldeten sich gestern nur
der DDR bleiben und sich dort etwa 40 Personen, über Ungarn kamen 480, rund die politische Verantwortung für den Spreng- drittes für ökologische Vorha-
wir genauso besonnen bleiben stoffanschlag übernommen hat. ben einzusetzen.
für Reformen einsetzen, zollte wie die Menschen drüben". 170 weniger als am Vortag.
Nr. 237 Politik Mittwoch, 11. Oktober 1989

Namen und Bonn (dpa). Die rechtsradika- Umfrage / Nur Republikaner überwiegend unzufrieden jedem Jahr nur eine begrenzte
Nachrichten len Republikaner sind offenbar Zahl politisch Verfolgter aufge-
die neue Protestpartei gegen nommen werden soll. Bei den
Anhängern der Republikaner
Große Zustimmung zur Demokratie
das demokratische System.
Während nach einer gestern sind 54 Prozent gegen das im
vom Bundesinnenministerium Grundgesetz verankerte Asyl-
veröffentlichten Studie knapp recht.
drei Viertel der Bevölkerung Wie im vergangenen Jahr»
der Demokratie zustimmten, dem 13. Mai 2040 repräsentativ scher zu sein. Nur 12,1 Prozent Rauschgift und die Schaffung sprach sich auch diesmal die
äußerten sich 58 Prozent der ausgewählte Bürger über ihre empfanden keinen Stolz, 18 von mehr Arbeitsplätzen (je- überwiegende Mehrheit der Be-
Anhänger der Republikaner Einstellungen zu aktuellen Pro- Prozent wollten sich nicht fest- weils 66 Prozent) sowie die fragten (81 Prozent) dafür aus,
unzufrieden. blemen der Innenpolitik be- legen. Besonders ausgeprägt Verbrechensbekämpfung (61 das Wahlrecht in der Bundes-
Dagegen sind die Grünen of- fragt. Insgesamt ist danach die war der Stolz bei den Anhän- Prozent). Während für die Re- republik mit der Staatsangehö-
fenbar auf dem Weg zur eta- Zustimmung zur Demokratie gern der Republikaner (87 Pro- publikaner die innere Sicher- rigkeit zu verbinden und den
blierten Partei: Während 1984 um einen Prozentpunkt von 72 zent) und der Union (85 Pro-heit und die Verbrechensbe- hier lebenden Ausländern auch
nur 38 Prozent der Grünen-An- auf 73 Prozent gewachsen. Am zent). kämpfung besonders wichtig kein kommunales Wahlrecht
hänger mit der Demokratie der größten ist die Zustimmung mit 67 Prozent der Befragten ins- sind, steht für die Grünen die einzuräumen.
Bundesrepublik zufrieden wa- rund 90 Prozent bei Anhängern gesamt finden es gut, wenn bei Umwelt sowie die Schaffung Interessant auch dieser
ren, sind es jetzt 60 Prozent, der Koalitionsfraktionen besonderen Anlässen die Na- neuer Arbeitsplätze im Vorder- Aspekt: Während 61,8 Prozent
neun Prozent mehr als im ver- CDU/CSU und FDP. SPD-An- tionalhymne gespielt wird. grund. aller Befragten in einem Ein-
gangenen Jahr. hänger äußerten sich zu 72 Pro- Als wichtigstes politisches Rund zwei Drittel der Befrag- wohner der DDR in erster Linie
Bei dieser sechsten derarti- zent positiv. Ziel nannten bei der Umfrage ten, 65 Prozent, sprachen sich einen Deutschen und nicht den
gen Umfrage des Mannheimer Die erstmals gestellte Frage 70 Prozent einen wirksamen dafür aus, daß die Bundesrepu- Bürger eines anderen deut-
Instituts für praxisorientierte nach dem Nationalstolz ergab, Umweltschutz. Danach folgt die blik politisch Verfolgten Asyl schen Staates sehen, sind dies
Sozialforschung (ipos) wurden daß 70 Prozent der ausgewähl- Sicherung der Renten (67 Pro- gewährt. Fast ebenso viele, 64 bei den Anhängern der Repu-
zwischen dem 28. April und ten Bürger stolz sind, Deut- zent), der Kampf gegen das Prozent, meinen jedoch, daß in blikaner nur 57,9 Prozent.

Holz-Chef wiedergewählt
„Wo gehobelt wird, da fallen Umweltschutzkonferenz in Berchtesgaden
Späne." Insofern ist Horst Mo-
rich, der gestern auf dem 13. Ge-
werkschaftstag der Gewerk-
schaft Holz und Kunststoff
(GHK) als Vorsitzender bestä-
tigt wurde, auch mit einem
Vier Alpenländer schickten
schlechteren Ergebnis als vor
"vier Jahren (85,3 statt 94,2 Pro-
zent) durchaus zufrieden. Und
nur Minister-Vertreter
daß der gelernte Tischler sein
Handwerk noch versteht, be-
wies Morich unmittelbar nach
seiner Wiederwahl.
Tmmwß:l£:^^-H:l^ Berchtesgaden (AP). Eine Al- ter. Anwesend sind auch Mit-
penkonvention als völkerrecht- glieder der Alpen-Arbeitsge-
lich verbindlichen Rahmen für meinschaften, der Europäischen
Vereinbarungen über Natur- Gemeinschaft, des Europarates
schutz, Raumordnung, Touris- und der Europäischen Freihan-
mus und Verkehr hat Bundes- delszone sowie mehrerer Um-
Wird „112" EG-Notruf? umweltminister Töpfer gestern weltschutzorganisationen.
Die EG-Kommission will die in Berchtesgaden gefordert. Bei Töpfer sagte weiter, zur Erar-
Nummer 112 als einheitlichen der Eröffnung der ersten inter- beitung einer Alpenkonvention
telefonischen Nötruf einführen, nationalen Alpenschutzkonfe- müßten auch abgestimmte Be-
der in allen Ländern der Euro- renz erklärte er, notwendig da- wertungsgrundlagen über die
päischen Gemeinschaft gelten für seien vergleichende Infor- Belastung der Landschaft beige-
soll. Nach einer Gesetzesinitia- mationsgrundlagen. bracht werden. Außerdem sei
tive, die am Dienstag in Brüssel An der zweitägigen Konferenz ein gleiches Vorgehen bei der
veröffentlicht wurde, soll 1992 nehmen Vertreter der Regierun- Prüfung der Umweltverträglich-
mit der Einführung begonnen gen der sieben Alpenländer Ita- keit von Erschließungsprojek-
werden. lien, Österreich/Frankreich, der ten notwendig. Vorstellungen
Schweiz, der Bundesrepublik, über Entwicklung oder auch
Jugoslawien und Liechtenstein „Renaturierung" müßten eben-
Grüne Finanzen „stabil" teil. Die erwartete hochkarätige falls eingebracht werden. End-
Trotz eines deutlichen Mitglie- Ministerrunde kam allerdings gültige Antworten könne die
derschwunds in den beiden letz- Demonstranten in Leipzig: „Wir brauchen Freiheit" nicht zustande: Nur die Bundes- Berchesgadener Konferenz
ten Jahren ist die finanzielle Nach den Friedensandachten in rums" gefordert, und es erklan- Auch in Halle hatte sich am republik, Österreich und Liech- nicht geben, aber es sei ihr Ziel,
Lage der Bundespartei und der vier Leipziger Kirchen formierte gen „Gorbi, Gorbi"-Rufe. tenstein entsandten Teilnehmer einen klaren Zeitplan und kon-
Montag abend auf dem Markt-
Landesverbände der Grünen sich am Montag abend in Leip- Nach 20.30 Uhr löste sich die platz eine Demonstration von im Ministerrang, die anderen krete Arbeitsaufträge zu verab-
„erfreulich stabil". Dies erklärte zig die größte nichtstaatliche Demonstration - unser Foto ent- mehreren tausend Bürgern Ländern schickten Stellvertre- reden.
Bundesschatzmeister Axel Vo- Demonstration in der DDR au- stand am Hauptbahnhof - lang- friedlich aufgelöst. Auf Be-
gel in Bonn. Ende 1988 verfügte ßerhalb des Volksaufstandes sam auf. Auch das Großaufgebot triebsversammlungen war zu-
die Partei über ein Reinvermö- vom 17. Juni 1953. Rund 70 000 von Polizisten und Betriebs- vor dazu aufgerufen worden, VdK-Präsident Ungarns Parteichef
gen von 52 Millionen DM. Menschen zogen über den Ring, kampfgruppen, die Wasserwer- sich der Protestkundgebung
der um die Altstadt führt, und fer in Bereitschaft gehalten hat- nicht anzuschließen. In Ostber-
„Arbeit statt Sozialhilfe" riefen: „Keine Gewalt", „Wir- ten, zog allmählich ab. Vielfach lin und Plauen waren ebenfalls
Die bayerische Staatsregierung formen"sind das Volk", „Wir wollen Re- kam es zu Diskussionen und Ge- friedliche Kundgebungen meh- Weishäupl Nyers ohne
: will Sozialhilfe- Augen auf".und „Honi, mach die sprächen zwischen Demon- rerer tausend Menschen ohne
': empfänger ver- die ZulassungAußerdem wurde stranten und den Sicherheits- Zwischenfälle zu Ende gegan-
des „Neuen Fo- kräften. gen. (dpa-Funkbild)
gestorben Stellvertreter
stärkt zu Ar-
beiten im Um- München (dpa). Der Präsident Budapest (AP). Der Parteitag
weltschutz und des Verbandes der aus der
im Sozialbe- Dialog mit Opposition in DDR / Bilanz der Zusammenstöße der Kriegs- und kommunisti-
reich einsetzen. Wehrdienstop- schen USAP
Wie der bayeri- fer, Behinder- hervorgegange-
sche Minister-
präsident Max
Streibl gestern
in einem Inter-
Regierung: 152 Verletzte ten und Sozial-
rentner
Deutschlands
(VdK), Karl
nen Ungari-
schen Soziali-
stischen Partei
(USP) ist in der
view sagte, Weishäupl, ist Nacht zum
könne so einem Fortsetzung demonstrationen und Zusam- Ton wurden die bundesdeut- gestern im Al- Dienstag zu
Mißbrauch der Sozialhilfe ent- Berghofer betonte aber auch, menstöße der vergangenen Tage. schen Medien für die Protest- ter von 73 Jah- Ende gegangen,
gegengewirkt werden. Unter daß er für eine Reihe von Forde- Die Bürgerrechtler wurden dabei kundgebungen verantwortlich ren in Mün- ohne die beiden
dem Motto „Arbeit statt Sozial- rungen nicht kompetent sei, wie meist scharf angegriffen. Die gemacht, die es nach einem Be- chen gestorben. im Statut vor-
hilfe", so Streibl, sollen arbeits- nach Zulassung der Bürgerbe- DDR-Nachrichtenagentur ADN richt des SED-Zentralorgans Weishäupl ge- gesehenen
fähige Bürger, die Unterstüt- wegung veröffentlichte am Abend eine „Neues Deutschland" am Wo-
„Neues Forum". Im Be- Mitteilung des DDR-Innenmini- chenende in rund einem Dutzend hörte 1946 zu den Gründern der stellvertretenden Vorsitzenden
zung erhalten, von den Kommu- zirk Dresden Organisation und stand seit gewählt zu haben. Der neue
nen für gemeinnützige Arbeiten Hans Modrow ist der Reformer steriums, wonach bei den Poli- DDR-Städte gegeben hat.
SED-Parteichef. 1974 an der Spitze des Verban- Vorsitzende Rezsö Nyers (Foto)
im Umweltschutz sowie in der zeieinsätzen in Ostberlin und Die Parteizeitung der Liberal- des. Von Anfang an war er ein sagte, der Parteitag sei nicht in
Kranken- und Altenpflege ein- Angesichts der Zurückhal- mehreren Städten der DDR 106 demokratischen Partei Deutsch- streitbarer und engagierter Ver- der Lage gewesen, sich auf Kan-
gesetzt werden. tung, die die DDR-Sicherheits- Volkspolizisten zum Teil erheb- lands „Der Morgen" veröffent- fechter der sozialen Gerechtig- didaten für seine Stellvertreter
kräfte während der Leipziger lich verletzt wurden. Außerdem lichte zahlreiche Leserbriefe, in keit für benachteiligte Bevölke- zu einigen.
Demonstration übten, sprach der seien 46 Demonstranten - laut denen dringend politische und rungsgruppen. Dagegen sprachen sich die De-
Gehörlose beklagen sich Propst der evangelischen Kirche ADN „Rowdys" - zu Schaden ökonomische Veränderungen in Von den Vertretern der politi- legierten dafür aus, daß die bis-
von Berlin-Brandenburg, Hans gekommen. Der Einsatz von der DDR angemahnt werden. Die
Die etwa 60 000 Gehörlosen in Otto Furian, gestern von einem Ordnungskräften sei zur „Wie- Zeitung der Dresdner CDU „Uni- schen Parteien in Bonn wurde herige Aufsicht der Partei über
der Bundesrepublik fühlen sich „bemerkenswerten Sinneswan- derherstellung von Ruhe und on" gestand eigene Fehler und der Verstorbene gestern als die Betriebskampfgrupppen dem
von Behörden und Mitmen- del" der Staatsführung.. Er er- Ordnung unumgänglich" gewe- Versäumnisse bei der Berichter- „Anwalt der sozial Schwachen" Parlament und der Regierung
schen /vernachlässigt. Wenige klärte gegenüber AP, daß es zu sen, hieß es in der Meldung . und „energiegeladener Kontra- übertragen wird. Aus den
Tage vor dem Bundestreffen der einer stattung über die Demonstratio- hent" gewürdigt. Auch beim po- Kampfgruppen solle eine unbe-
Deutschen Gehörlosen am Lande"„positiven Entwicklung im Ein 27jähriger Leipziger wur- nen in der Elbe-Stadt ein. In der litischen Gegner genoß der So- waffnete und parteineutrale In-
kommen könne, wenn de Zeitungsberichten zufolge Zeitung des DDR-Jugendver- zialdemokrat, 1954 bis 1957 stitution im Dienste der Zivilver-
14./15. Oktober in Karlsruhe er- sich die neue Linie durchsetze. wegen der Teilnahme an einem bandes „Junge Welt" wird die Staatssekretär in Bayern, Re- teidigung und des Katastrophen-
klärte der baden-württembergi- Die staatlich gelenkte DDR- Protestzug zu zwei Jahren und Kritik einer FDJ-Gruppe an der spekt.
sche Landesvorsitzende der Or- Presse schutzes gemacht werden.
ganisation, Huck: „Blindheit ausführlicher berichtete am Dienstag zwei Monaten Gefängnis verur- DDR-Berichterstattung über die
und Rollstühle sieht man, Taub- über die Massen- teilt.- In wesentlich verschärftem Fluchtbewegung wiedergegeben.
HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
heit sieht man nicht." Zentrale
Forderung der Gehörlosen ist
eine bessere finanzielle Förde-
ALLGEMEINE Dr Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
rung durch den Staat. CSSR-Parteiorgan druckte unwissentlich Foto und Glückwünsche ab Herausgeber
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 1ß 10 09, 3500 Kas-
ÖTV für EG-Lösung
Die ÖTV-Vorsitzende Monika Bürgerrechtler Havel legte „Rüde Pravo" herein Chefredakteur
Lothar Orzechowski
sel, Ruf 05 61120 3-0. Tel. Anzeigenan-
nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
Wulf-Mathies Stellv. Chefredakteure
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hat sich für ein Prag (AP). An der Nase her- folg seiner Arbeit" ab. schauer Paktes in der CSSR im Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
einheitliches umgeführt hat, wie jetzt be- Havel hatte „Rüde Pravo" für Herbst 1968, daß Havels Foto Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
i europäisches kannt wurde, der tschechoslo- die Rubrik „Persönliches" ein in einer offiziellen tschechoslo- Verantwortliche Redakteure
Chef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
! Personalrecht wakische Dramatiker und Bür- Foto samt Begleittext mit an wakischen Zeitung veröffent- Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
im Öffentlichen gerrechtler Vaclav Havel die sich selbst gerichteten Ge- licht wurde. chen Prater. Blick in die Zeit.- Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Dienst ausge- Zeitung „Rüde Pravo": Das Or- burtstagsgrüßen geschickt. Ge- Die tschechoslowakischen Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
sprochen. Die gan der tschechoslowakischen gen eine Gebühr von 500 Kro- Behörden haben Havel bisher Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, Frau zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Unterteilung in KP veröffentlichte am Wo- nen (knapp 100 DM) wurden eine Reisegenehmigung in die semann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntags- rung. ; .
Arbeiter, An- chenende nicht nur ein Foto Bild und Text auch veröffent- Bundesrepublik verweigert, zeit: Frank Thonicke. Kassel Stadt und
gestellte und des international erfolgreichen, licht. dem am Sonntag in der Frank- Land: Wolfgang Rossbach. Bezirksredak- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
Beamte sei ein in seiner Heimat jedoch nicht Dabei hatte Havel allerdings furter Paulskirche der diesjäh- tionen: Peter M. Zitzmann. Koordination: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
I Relikt des Ob- veröffentlichten Bühnenautors, nicht seinen eigenen Namen rige Friedenspreis des Deut- Helmut Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Eberhard Heinemann. Chefreporter: Karl- „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
• rigkeitsstaates, es druckte auch noch „viele angegeben, sondern sein Pseu- schen Buchhandels verliehen Hermann Huhn. Sonderthemen: Peter rier", Herzberg
das in einem neuen Europa kei- Grüße" von Freunden zu Ha- donym Ferdinand Vanek. Es werden soll. Bonn bemüht sich Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
nerlei Existenzberechtigung vels 53. Geburtstag am 5. Ok- war das erste Mal seit dem Ein- noch in Prag um die Ausstel- Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare.
mehr habe, sagte die Gewerk- tober sowie „Wünsche zum Er- marsch der Truppen des War- lung eines Visums. Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul Herstellung Druckhaus Dierichs,
schaftsvorsitzende in Stuttgart. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel
Nr. 237 Themen des Tages Mittwoch, 11. Oktober 1989

Noch ist es ruhig an den DDR-Hochschulen, aber:


Statt Gewalt Henry Kissinger
das Gespräch
Dafaß in der DDR bereits der Dialog
zwischen denen da unten und de-
„Unter der Oberfläche gärt es"
nen da oben in Gang komme, wäre Von unserem Redaktionsmitglied Ottmar Berbalk
Ermahnungen
an Deutsche
wohl zuviel gehofft. Zwiesprache lJejc frühere US-Außenmi-
oder Wechselrede setzen ein nister Kissinger sieht in der
gleich zu gleich voraus, und zwi- IN icht fern liegt es, dieser Tage FDJ-Zeitschrift ' „Junges Gegenwehr. Naturwissen- zialismus lehrten, aus Enttäu- Entwicklung zwischen den
schen Regierenden und Regierten Parallelen zu ziehen zwischen Deutschland". Wenig später schaftler würden sich, nach dem schung über die Kluft zwischen beiden deutschen Staaten ei-
liegt eine tiefe und immer breiter den gesellschaftlichen Entwick- setzte er sich von der KPD ab, Sinn der ideologischen Schu- Ideologie und Praxis.jedoch ih-; nen Schlüs-
werdende Kluft. Immerhin dringt lungen im sozialistischen China schlug.in den sechziger Jahren lung fragen. ren Heimatstaat verließen. sel für die
die Einsicht vor, daß Gewalt das, vor einigen Monaten und den in der Bundesrepublik eine wis- Für die Vermutung, daß sich Unter den Flüchtlingen gibt es Gestaltung
Übel noch vermehrt und die Folgen momentanen Ereignissen in der senschaftliche Laufbahn ein und etwas bewegt unter den ange- nach Webers Auffassung nur ei- eines neuen
nicht mehr zu kalkulieren sind. Bei Deutschen Demokratischen Re- veröffentlichte zahlreiche Bü- henden Wissenschaftlern, hat nen verschwindend geringen Europas. In
der Demonstration der 70 000 in publik. Dabei fällt sofort der gra- cher zur DDR-Geschichte. Weber auch ein persönliches Anteil von ehemaligen DDR- einem am
Leipzig blieben die Schlagstöcke vierendste Unterschied ins Indiz. Im März diesen Jahres Hochschülern. Seiner Meinung Dienstag in
am Gurt, anders als in Dresden Auge, der bereits im Ursprung veröffentlichte er das -Buch nach ein Beleg dafür, daß die •der „Wa-
und Ostberlin verlief der Protest des Protestes liegt: Während im „Verschulung" „Weiße Flecken der Geschieh- soziale Bindung und Absiche- shington
friedlich. Die Signale rufen nicht Milliarden-Volk China die Uni- te", das sich mit dem Schicksal rung des Studierenden „drüben" Post" veröf-
zum letzten Gefecht, sondern zu versitäten die Keimzelle des Den Grund für die äußerliche von KPD-Funktionären be- den Gedanken an Veränderun- fentlichten
einem ersten Gespräch. Widerstandes bildeten, bleibt es Ruhe im Hochschulwesen der schäftigt, die in den Jahren 1936 gen lange Zeit nicht aufkommen Artikel un-
an den Hochschulen und Uni-
Das erscheint in einem Land, versitäten des anderen deut- DDR vermutet das heutige SPD- bis 1938 in die Sowjetunion emi- ließ. Facharbeiter wüßten dage- ter dem Titel
das auseinanderläuft, und in einem schen Staates ruhig. Kirche, Mitglied Weber in der „Ver- grierten, dort jedoch Säuberun- gen um die Chancen im Westen, „Die Super-
Staat, den eine fundamentale Aus- Künstler und Schriftsteller rüh- schulung des Universitätsbe- gen der eigenen Genossen zum Noch wehrt sich der Staat ve- mächte und das neue Euro-
einandersetzung erschüttert, wie ren sich, doch Hochschullehrer triebes". Im Gegensatz zu Chi- ipfer fielen. Während dieses hement gegen Änderungen am pa" schreibt der gebürtige
ein kleines Wunder. Bisher unge- und Studierende scheinen auf na, wo nach der Kulturrevolu- Buch in der offiziellen und öf- althergebrachten Unterrichts- Fürther, wenn der Zusam-
hörte Worte fallen von Machtträ- einer akademischen Insel der tion an den Unis sehr viel politi- fentlichen Berichterstattung stil. So heißt es im September- menhalt des Westens ge-
gern, ungewöhnliche Sätze stehen Glückseligkeit zu schwimmen. scher gearbeitet worden sei, nicht stattfindet, erreichen ihn Heft von „Geschichtsunterricht währleistet werden solle,
in den obrigkeitlichen Zeitungen. gebe es in der DDR nur eine in diesen Wochen immer wieder und Staatsbürgerkunde" (einem müßten die westlichen Ver-
Wenn sich etwa der Dresdner Täuscht der Eindruck? Her- programmgemäße Entwicklung. Anfragen von Studierenden, die von zahlreichen Theorieorga- bündeten ein plausibles Pro-
Oberbürgermeister Berghofer da- mann Weber, einer der renom- Weber spricht von „Hochschu- das Buch gerne lesen möchten, nen für Lehrer); „Es muß uns "gramm ausarbeiten, das .dem
für ausspricht, künftig wählen statt miertesten bundesdeutschen len als Lernschulen". elingen, in Trachten Deutschlands ent-
- - • • • -Der -Stu- Schließlich:-Daß sich die DDR " - den
- Köpfen
- der Stu- spreche, ohne dabei Mittel-
„falten" zu gehen, ist das eine Re- DDR-Kenner, dazu gegenüber dent sei „sozial stark eingebun- auch rein technisch nicht mehr denten die sozialistischen Ideale europa zu destablisieren. Die
volte gegen das System. Näher als unserer Zeitung: „Noch ist es den, fast korrumpiert". Es be- abschotten und ihre Bürger in zu manifestieren". Bundesrepublik sollte nach
die Vermutung, die Opposition er- ruhig. Doch unter der Oberflä- ginnt seiner Meinung nach da- geistige Dunkelhaft stoßen Meinung Kissingers zu die-
fasse auch die Orthodoxen, liegt che gärt es." Weber lehrt als Po- mit, daß alle Studierenden der kann, potenziert nach Webers \/_._|_;_u.
ver leicn nnri sem Programm beitragen, in-
dabei der Verdacht, daß die Be- litikwissenschaftler an der Uni- neun Universitäten und 44 Aka- Meinung die Möglichkeit, neue 9 dem sie die derzeitigen Gren-
schwichtigung von ziemlich weit versität Mannheim und leitet demien (dazu kommen noch gesellschaftliche Ideen zu re- zen Deutschlands als endgül-
oben gelenkt wird. Doch auch dies dort den Arbeitsbereich „Ge- Einrichtungen der SED) Stipen- produzieren und zu finden. Be- Daß es jedoch auch im Bil- tig akzeptiert.
würde die Bereitschaft zu einem schichte und Politik der DDR". dien erhalten. Engagieren müs- kannt sei ja auch im Westen die dungswesen der DDR nicht so
Prozeß der Nachdenklichkeit be- Der gebürtige Mannheimer sen sich alle im Jugendverband Vorliebe der DDR-Jugend für weitergehen wird, scheint für Kissinger schreibt: „West-
deuten. (Jahrgang 1928) war bereits FDJ, besonderes Engagement Gorbatschows Ideen. Noch läßt Politikwissenschaftler Weber deutsche Politiker sind ver-
1945 der KPD beigetreten, stu- wird entsprechend honoriert. die Führung junge Bildungs- ganz offenkundig. Er vergleicht narrt darin, Deutschlands
Über das, was sich Honecker dierte an der SED-Parteihoch- hungrige in Moskau studieren.
und Gorbatschow unter vier Augen schule „Karl Marx" in Klein- Jeder Studierende, ob ange- die Situation mit den Jahren angeblich historische Mis-
sagten, kann man nur spekulieren. Machnow bei Berlin und arbei- hender Chemiker oder Histori- Auch der Turm der reinen 1956 und 1957, als neben der sion in Osteuropa zu wieder-
Unverkennbar jedoch sind die An- tete später als Chefredakteur ker, durchläuft ein marxistisch- Lehre beginnt zu bröckeln. So FDJ schon einmal eine eigene holen - ein erstaunliches
zeichen von Unruhe bei den Satelli- der~ damals auch in West- leninistisches Grundstudium kennt Weber mehrere Dozen- Studentenvertretung gefordert Vorhaben, für das die Ge-
ten der SED, und jedermann weiß, deutschland mit festen Lehrplänen. Dort ten, die in der DDR den soge- wurde. Weber: „Darauf wird es schichte keine Beweise lie-
erscheinenden sieht Weber erste Ansätze einer nannten wissenschaftlichen So- hinauslaufen." fert. Westdeutschland könn-
was in Polen zur Wende führte.
Nicht mehr zu bändigen vor allem te den historischen Fehler
ist der Aufruhr derer, die im Lande der Selbst-Isolation wieder-
bleiben wollen und ihre Chance nur holen und das Ziel westli-
nocn in gesellschaftlicher Verän-
derung sehen. Das Volk meldet
Presse-Echo cher Verdächtigungen und;
sowjetischer Versuche wer-
sich, zunehmend mutig und selbst- den, sich den zentrifugalen
bewußt, zu Wort. Honecker müßte Wer im Augenblick der DDR helfen will, Strömungen auf sein Reich,
des Teufels oder von allen, guten 'sollte sich zurückhalten, meint die entgegenzustemmen, wenn
Geistern verlassen sein, wenn er WESTDEUTSCHE es (Bonn) seine Außenpolitik
die letzte Brücke verbrennt. nicht eindeutig im europai-
Alfred Brugger ALLGEMEINE schen Gesamtrahmen hält >
und wenn es seine Sicher-
Auch mit dem großen Geld zu heitspolitik nicht eng mit der
winken, bewirkt nichts. Die • der Nato verbindet, A •< :,,:
DDR-Führung läßt sich Refor- ..,: Die Anerkennung der der-
Schiefes men nicht abkaufen. Daß mit
Bonner Unterstützung zu rech- zeitigen Grenzen sei auch die;
Vorbedingung für Verhand-
Denken nen ist, wenn die Verhältnisse
sich bessern, weiß man ohnehin. lungen über „ein angemesse-
nes System freier Wahlen für,
Man sollte hier auch nicht so Ostdeutschland, vielleicht
tun, als beginne die Unterstüt- zuerst nach dem Modell Po-
Wuerdenker sind zur Zeit groß in zung erst, wenn die Führung lens". Die beinahe sichere,
Mode. Sie arbeiten in ihrer Gedan- sich reformbereit zeigt. Die er- Folge eines solchen Prozes-
kenwelt nicht nur voraus, sondern folgreiche Politik der kleinen ses wäre, so Kissinger, ein
über bestehende Grenzen links Schritte wäre ohne finanzielle schrittweises Verschmelzen
und rechts hinweg. Vernetztes Begleitung jedes kleinen Schrit- der inneren Strukturen der.
Denken nennt man das bei Mana- tes auch nicht so weit gekom- beiden deutschen Staaten. In '
gerschulungen und preist -es als men. Diese Praxis braucht nur jedem Fall sollten Analysen
beispielhaft. Helmut Haussmann verlängert zu werden. nach Auffassung Kissingers.
gehört nicht zu dieser privilegier- mit der Erkenntnis beginnen,,
ten Gruppe.Er denkt nicht quer, er Zum selben Thema die „daß der Drehpunkt interna-
denkt schief. tionaler Spannungen an sei-
Was nicht heißt, daß der Mann OSNABRÜCKES nen historischen Ursprung
nicht weiß, wovon er redet. Er ZETTUNO im Zentrum Europas zurück-
spricht mutig Kernprobleme der Es gehört zu den beeindruk- gekehrt ist". (dpa)
Tarifpolitik an - und nimmt in Kauf, kenden Erfahrungen dieser
in der Öffentlichkeit für die Äuße- Tage, daß diejenigen, die Refor- Eröffnung der Frankfurter Buchmesse (Karikatur: Wolf)
rung seiner extremen Positionen men fordern, keine Amokläufer
kräftig geohrfeigt zu werden. Das sind, sondern auf den friedli-
Schlimme ist: Es bleibt einem trotz chen Dialog mit der SED-Füh-
allem (vernetzten) Nachdenkens rung setzen. Sie wollen den so-
US-Truppen bekamen Noriega beim Militärputsch nicht in ihre Hand
nichts anderes übrig, als gleiches zialistischen Staat nicht ab-

Panama-Panne peinlich für Bush


zu tun. schaffen, sondern sie wollen ihn
Der Wirtschaftsminister, derzeit verbessern. Dieses maßvolle
mehr ein Elefant im Porzellanladen Verhalten wird es den Macht-
der Tarifpartner, gibt mit seinem habern zumindest erschweren,
Plädoyer für die 40-Stunden-Wo- die Oppositionellen als Um- Von unserem Washingtoner Korrespondenten Siegfried Maruhn
che nicht die Denkrichtung künfti- stürzler zu diffamieren und mit
ger Tarifrunden an. Wichtig ist letzter blutiger Konsequenz ge-
aber nicht was er sagt, sondern gen sie vorzugehen. Außerdem IN och bin ich nicht wirklich im nommen werden müßte. Diese Die USA hätten „keinen Streit Punkt der Kritik.
warum er es sagt. Trotz der Forde- erhöht es die Chance, daß auch Feuer erprobt, in diesem Job dritte Möglichkeit wurde jedoch mit der Armee", sondern nur mit Andere behaupten, daß der
rung der 35-Stunden-Woche in der kleine Reformansätze genutzt noch nicht durch die Hölle ge- von einer ausdrücklichen Er- Noriega, war seine Parole. Kriti- Geheimdienst CIA zu den Kri-
Metallindustrie ist das Thema län- werden, die für die nahe Zu- gangen." So schränkte US-Prä- mächtigung durch den Präsi- ker werfen ihm nun vor, daß senberatungen gar nicht heran-
gere Arbeitszeit für Teile der Be- kunft wahrscheinlicher sind als sident Bush die Halbjahresbi- denten abhängig gemacht. Washington die Offiziere, die gezogen worden war. Die Ent-
schäftigten , Diskussionsbestand- eine rasante Entwicklung im Sti- lanz seiner Amtszeit ein, als er diesem Aufruf folgten, schließ- scheidungswege sollen nun
teil auf der Arbeitgeberseite le Ungarns. Anfang September vom Fernse- Weder zum einen noch zum lich im Stich gelassen habe. überprüft, Verbesserungen her-
Der Hintergrund: Eine pauschale hen interviewt wurde. Einen anderen kam es jedoch. Die paar Nach bisher noch nicht bestä- beigeführt werden.
Arbeitszeitverkürzung in allen Be- Ein gewichtiger - wenn nicht gar der Monat später werfen ihm Kriti- Stunden, in denen Noriega in tigten Berichten soll Noriega in Koordinationsprobleme zwi-
rufsgruppen ist nicht zu realisieren. gewichtigste Aspekt der politischen ker vor, schon bei einer kleinen der Hand von aufständischen einem Wutanfall die Erschie- schen den einzelnen Ministe-
Facharbeitermarigel wird halt Umwälzung in Ungarn ist indirekter Na- Krise versagt zu haben. Anlaß Offizieren war, erwiesen sich als ßung der Rebellenführer ange- rien dürften auch Entscheidun-
durch kürzere Arbeitszeit ver- tur, bemerkt die war der Militärputsch in Pana- zu kurz, um den US-Behörden ordnet haben. gen des Präsidenten in der Frage
stärkt. Wer Arbeitskräften mit teu- ma, der Amerika kurzfristig die eine klare Entscheidung mög- der Chemiewaffen herbeige-
rer wissenschaftlicher Ausbildung
die Arbeitszeit beschneidet, wirft
Saor6cücßcr3cüunfl Chance gab, General Noriega in
die Hand zu bekommen.
lich zu machen.
Was wirklich in Panama vor Reibungen
führt haben, die jetzt als proble-
matisch empfunden werden.
hochqualifiziertes Know-how auf Das, was derzeit in Budapest sich ging, ist noch lange nicht Bisher richtet sich die Kritik
die tarifpolitische Müllhalde. abläuft, wird offensichtlich von klar. Die Berater des Präsiden- In jedem Fall hat der Aufstand jedoch nicht unmittelbar gegen
Schuldzuweisungen ten schieben vielmehr ihre Ent- gezeigt, daß der Entscheidungs- Bush, sondern gegen das „Weiße
Flexibilisierung der Arbeitszeit der Sowjetunion Gorbatschows
ist mehr als die Festlegung eigen- nicht nur geduldet, es findet so- schlußunfähigkeit gerade auf mechanismus des Weißen Hau- Haus", also den Beraterstab des
williger Schichtpläne. Haussmann gar die Unterstützung des Seit dem Fehlschlag streiten diesen „Nebel des Krieges", auf ses nicht funktionierte. Der Präsidenten. Diesen Mitarbei-
hat das Thema der Zukunft ange- Kreml. Zumindest die Art und sich die Berater des Präsidenten die Schwierigkeit, zuverlässige Theorie nach sollen der Sicher- tern wird vorgeworfen, daß sie;
deutet, aber nicht angesprochen. Weise, wie gestern in den Me- mit dem Kongreß und kaum ver- Informationen schnell genug zu heitsberater, General nicht nur im Fall Panama, son-
Aber vom Schief- zum Querdenker dien der UdSSR über Verände- hüllt untereinander darum, wer erhalten. General Scowcroft, Scowcroft, und der Stabschef dern auch sonst zu langsam rea-
ist es - hoffentlich - nur ein kleiner rungen im südlichen Bruderland die Schuld trägt. Heraus kam, der Sicherheitsberater des Prä- des Weißen Hauses, Sununu, gieren und sich nicht schnell ge-i
Schritt. Horst Seidenfaden berichtet wurde - da ist von re- daß der amerikanische Befehls- sidenten, schob einen Teil der die Aktivitäten der anderen Be- nug auf überraschende Ereignis-
volutionärer Normalität die haber in der Kanalzone vom Schuld auch dem Senat zu, der hörden koordinieren, die Ent- se einstellen können. c.
Rede - legt diesen Schluß nahe. Verteidigungsminister bereits es der Regierung untersagt hat, scheidungen des Präsidenten So war schon beanstandet
Das aber müßte der altstalinisti- ermächtigt worden war, den sich an irgendeiner Aktion zu vorbereiten und durchsetzen. worden, daß Bush erst nach
Das Zitat schen Altherrenriege in Ostber-
lin eigentlich wie ein Schock in
Diktator in Gewahrsam zu neh- beteiligen, die den Mord als
men, wenn er von den Rebellen Mittel der Politik einschließt.
Im Fall Panama hat es wohl Rei- mehreren Tagen die vom Hurri-
bungen zwischen Verteidi- kan Hugo schwer betroffenen
„Würde Aphrodite heutzutage aus die morschen Knochen fahren.
ausgeliefert werden sollte, oder Deshalb sei eine unmittelbare gungs- und Außenministerium, Gebiete aufsuchte. „Der Ter-
einer Welle geboren, so käme sie Belegt es doch besser als alle sich seiner zu bemächtighen, Unterstützung der Rebellen ver- sowohl vor Ort wie in Washing- minkalender hatte Vorrang",
mit Furunkeln am Hintern zur Welt". Reaktionen etwa auf die Öff- wenn es ohne Widerstand mög- mieden worden. ton, gegeben. „Unsere Botschaft meinen die Kritiker. „Sie hätten
Jacques Yves Cousteau, fran- nungsbewegungen in Polen, aus
lich war. Er sollte auch Pläne für Bush hatte jedoch die Armee in Panama und der Komman- früher kommen sollen", sagte
zösischer Meeresbiologe, zum welcher Richtung der Wind in
den Fall vorbereiten, daß der Panamas mehrfach aufgerufen, deur unserer Streitkräfte reden eine Obdachlose, als der Präsi-
Zustand der umweit Moskau pfeift. General mit Gewalt gefangenge- sich des Diktators zu entledigen. nicht miteinander", war ein dent sich sehen ließ.
HESSISCHE KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGEMEINE
UNABHÄNGIG KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,10 DM Nr. 238 • Donnerstag, 12.10. 1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Polen / DDR-Flüchtlinge
Niederlande Buchmesse Schweiz Langer Abend Ökonomie Zum Tage
Auslieferung an 2:1-Sieg Blick Gebühr für Große Preis an Späte Einsicht
DDR gestoppt in Wales auf DDR Langläufer holen auf Norweger L/er Altkommunist Kurt Hager hat
Warschau (dpa). DDR-Flücht- sich nie rühmen können, ein Vor-
linge werden nicht mehr von Mit dem 2:1-Sieg Aufgrund der ak- Ein Einzelfall? Die 78 und damit dop- Dem 78jährigen denker oder gar Querdenker der
den polnischen Grenztruppen in Wales eroberte tuellen Vorgänge Schweizer Skire- pelt soviele große norwegischen Wis- SED zu sein. Als Chefideologe der
kontrolliert und somit auch Fußball-Europamei- rückte gestern das gion Obergoms im Warenhäuser wie senschaftler Tryge Partei sah er seine Aufgabe bisher
nicht an die DDR-Grenzbehör- ster Niederlande in Angebot der DDR- Kanton Wallis will vor einer Woche Haavelmo (Foto) ist vornehmlich darin, die reine Lehre
den ausgeliefert. Das erklärte der Qualifikations- Verlage auf der jetzt Ski-Langläufer werden heute bun- der Nobelpreis für des Sozialismus gegen alle bürger-
gestern die Regierungsspreche- gruppe vier vor der Frankfurter Buch- zur Kasse bitten. desweit am „langen Wirtschaftswissen- lichen Anfechtungen zu verteidi-
rin Niezabitowski. Sie versi- DFB-Auswahl die messe in den Mittel- Der Eintritt in die Donnerstag" geöff- schaften zuerkannt gen. Daß ausgerechnet er jetzt als
cherte, Außenminister Skubis- Führung zurück punkt des Interes- Loipe kostet drei net haben. Dies er- worden. Er gilt als erster Spitzenfunktionär grund-
zewski sei gegen diese Praxis, und hat nun beste ses. Konkreten Fra- Franken pro Tag, gab eine Umfrage. In Nestor der empir- sätzliche Veränderungen und Er-
die abgestellt werde. Wie zu hö- Chancen zur Teil- gen zu Reformmög- Saison-Dauerlauf er Kassel bleiben die schen Prüfung von neuerungen für notwendig erklärt,
ren war, hat Skubiszewski erst nahme an der Welt- lichkeiten wichen sind mit 30 Franken Kaufhäuser aber Theorien über die läßt auf eine tiefgreifende Verunsi-
jetzt von der Festnahme und meisterschaft in Ita- die Verlagssprecher dabei. Siehe „Blick dicht. Siehe Wirt- Volkswirtschaft. cherung des Politbüros schließen.
Auslieferung von DDR-Flücht- lien. Siehe Sport. aus. Siehe Kultur in die Zeit". schaft. Siehe Wirtschaft. Die Front der Betonköpfe bröckelt
lingen erfahren. ab. SED-Chef Honecker, der die
DDR eben noch als makellosen so-
zialistischen Musterstaat feierte,
sieht sich isoliert und gerät zuneh-
Auch SED-Chefideologe Hager fordert Reformen mend in Beweisnot.
Plötzlich sind die protestieren-
den Massen in Ostberlin, Leipzig

Rücktritt Honeckers wird


oder Dresden keine randalieren-
den Systemgegner mehr, sondern
Bürger, auf deren aktuelle Bedürf-
nisse und Stimmungen die Partei
reagieren muß. Plötzlich sind für

nicht mehr ausgeschlossen


dieMassenflucht nicht mehr west-
deutsche Medien und asoziale Ele-
mente verantwortlich, sondern die
vielen Hindernisse, die der soziali-
stische Staat seinen jungen Bür-
gern in den Weg legt. In später
Ostberlin/Bonn (dpa/AP). Angesichts der geraten. Aus der Umgebung des SED-Chefs Selbsterkenntnis scheint die SED
endlich Besserung geloben zu wol-
innenpolitischen Krise in der DDR ist Staats- verlautete gestern, ein baldiger Rücktritt des len. Glaubhaft wird ihr Reformwille
und Parteichef Erich Honecker in seiner eige- 77jährigen könne nicht mehr ausgeschlos jedoch erst, wenn sie auch bereit
nen Partei offenbar unter heftigen Beschüß sen werden. ist, die längst fälligen personellen
Konsequenzen zu ziehen.
Honecker lebe an den Realitä- ten dies auf die angespannte in- platzen zu lassen, falls die von Achim v. Roos
ten vorbei, hieß es laut diesen nenpolitische Lage zurück. Ensemblemitgliedern gestellten
Quellen. Seine Rede zum 40. ZK-Mitglieder haben nach Anfragen zu den aktuellen Ge-
Jahrestag der DDR, in der er ein Angaben au,s Parteikreisen Ho- schehnissen nicht beantwortet DDR-Flüchtlinge
überaus positives Bild des eige- necker in der. erweiterten Polit- würden. In Karl-Marx-Stadt
nen Staates gezeichnet hatte, sei bürositzung darauf aufmerksam hatten sich diesen Infomationen
zufolge Mitglieder von Betriebs-
sowohl in der Bevölkerung als
auch bei den eigenen Parteige-
nossen auf Ablehnung und Un-
gemacht, daß sich in' den Betrie-
ben Anzeichen zu Streiks mehr-
ten. Es dürfe keine Zeit mehr
kampfgruppen geweigert, zu
Übungen auszurücken. Arbeiter
56 fuhren
verständnis gestoßen. vergeudet werden, verlautete
aus diesen Quellen. Die Partei
würden nicht gegen Arbeiter
aufmarschieren, hätten sie argu- wieder zurück
müsse jetzt die immer drängen- mentiert.
Krisensitzung deren Fragen der Bürger beant- München/Bonn (dpa/AP). Die
worten, hätte der dringende Ap- ersten DDR-Flüchtlinge kehren
Das Politbüro der Partei setzte pell an Honecker gelautet. In Zu Dialog bereit wieder in ihre Heimat zurück.
seine am Dienstag begonnene vielen Betrieben würden., sich Nach Angaben der Polizei wur-
Krisensitzung auch am Mitt- Arbeiter bereits weigern, Über- Inzwischen mehren sich aber den 5ß DDR-Bürger registriert,
woch fort. Dazu wurden Fach- stunden zu machen. auch die Anzeichen, daß die die meist aus persönlichen
leute aus dem Zentralkomitee SED zu einem Dialog mit der Gründen den Westen wieder
hinzugezogen, was nur in drin- Opposition im Lande bereit ist. verlassen haben.
FÜR ACHT MILLIONEN DM wurde das Rathaus von Duderstadt genden Fälle geschieht. „ Proteste bei ADN SED-Chefideologe Hager Der Zustrom neuer Flüchtlin-
(Kreis Göttingen), eines der ältesten und schönsten in Deutsch- In einer anschließend im sprach von der Notwendigkeit, ge reißt jedoch nicht ab: In.Bay-
land, seit 1980 restauriert. Zur feierlichen Wiedereröffnung des DDR-Fernsehen verlesenen Er- Mitarbeiter der DDR-Nach- „auf aktuelle Bedürfnisse und ern kamen gestern 386 Über-
aus dem 13. Jahrhundert stammenden Fach Werkbaus waren auch klärung heißt es, man sei betrof- richtenagentur ADN hätten da- Stimmungen der Massen zu rea- siedler an, die über Ungarn ge-
Bundespräsident von Weizsäcker und Niedersachsens Minister- fen über den Flüchtlingsstrom in mit gedroht, keine Meldungen gieren". Offenbar als Reaktion flüchtet waren. In der Bonner
präsident Albrecht gekommen. (dpa-Funkbild) die Bundesrepublik. Es lasse mehr zu verfassen, in denen auf die breiten Proteste der ver- Botschaft in Warschau wurden
„uns nicht gleichgültig, wenn friedliche Demonstranten als gangenen Tage zitierte der wieder über 500 DDR-Bürger
sich Menschen, die hier arbeite- „Randalierer" dargestellt wer- DDR-Rundfunk Hager mit ei- gezählt, in der Botschaft in Prag
Reformen in der DDR / Von Weizsäcker: ten und lebten, von unserer den sollten, hieß es. Sie verwie- nem vier Tage alten Interview waren es 40.
Deutschen Demokratischen Re- sen darauf, daß sie in Betrieben, der sowjetischen Zeitung „Mos-
publik losgesagt haben... Die in denen sie Interviews machen kowski Nowosti". Darin erhob
Ursachen für ihren Schritt mö; der bisher als „Hardliner" der MiG 23/Neue Elektronik
„Drüben weiterhelfen gen vielfältig sein. Wir müssen
und werden sie auch bei uns su-
chen, wir alle gemeinsam."
Weitere Berichte zur Lage in der
DDR finden Sie auf „ Themen des
Tages".
Partei bekannte 77jährige die
Forderung nach einer „präzisen
Konzeption für die Verwirkli-
chung erforderlicher Erneue- Syrischer Pilot
Gebot der Stunde" Mitglieder des über 160 Mit-
glieder zählenden ZK forderten
Honecker laut Informationen
aus der SED auf, einen Bericht
zur Lage des Staates abzugeben.
wollten, von Arbeitern wegen
unlauterer Berichterstattung
beschimpft würden.
rungen" als Aufgabe der „aller-
nächsten Zeit".
Hager sprach sich in dem In-
floh nach Israel
terview auch für eine Verbesse- Tel Aviv (dpa). Ein Major der
Göttingen (jtr). „Wir wollen nicht Gespräche mit denen zu Dieser verschob unterdessen ' Das Ensemble der Deutschen rung der DDR-Informationspoli- syrischen Luftwaffe ist gestern
uns dafür einsetzen, daß diese verweigern, deren Verhalten seinen für den 25. und 26. Okto- Staatsoper in Ostberlin soll in tik aus. mit seinem sowjetischen Kampf-
Grenze vielleicht einmal in dem zur Krise geführt habe, sondern ber geplanten Staatsbesuch in einem Brief an Honecker damit Fortsetzung nächste Seite bomber vom Typ MiG 23 nach
Sinne historisch sein wird, daß mit allen zu reden, deren Mit- Kopenhagen. Diplomaten führ- gedroht- haben, Vorstellungen Siehe auch „Zum Tage" Israel geflohen. Vor allem die
sie späteren Generationen nur wirkung zur Überwindung der neue . Elektronik des erstmals
noch eine Erinnerung an span- Krise notwendig sei. 1967 in Dienst gestellten Bom-
nungsreiche frühere Zeiten be- „Maßstab für alles, was wir bertyps ist im Westen bisher
deutet." Das erklärte Bundes- von hier aus diskutieren und Anrainerländer streben Konvention an / Ziel: nur aus geheimdienstlichen In-
präsident von Weizsäcker am tun, muß bleiben, was den Deut- formationen bekannt. Unmittel-
Mittwoch in Duderstadt (Kreis schen in der DDR wirklich hilft, bar nach Bekanntwerden der
Göttingen), wo er an einem Fest-
akt zur Wiedereröffnung des
Historischen Rathauses teil-
nahm.
und nicht was in unsere hiesigen
alten Debatten gut hineinpaßt",
sagte der Bundespräsident und
fügte hinzu: „Nicht hier Recht
Verbindlicher Alpenschutz ab '91 Flucht flogen Israels Verteidi-
gungsminister Rabin und der
Militär-Oberbefehlshaber, Ge-
neral Schomron, zu dem Lande-
Mit Blick auf die „uns tief be- haben, sondern drüben weiter- Berchtesgaden (dpa). Die sie- Töpfer (CDU), kündigte an, daß rekte Einkommenshilfen für platz, um sich zu informieren.
wegende Auseinandersetzung" helfen ist das Gebot der Stun- ben Alpenstaaten werden un- unter Federführung von Öster- ökologische Leistungen der Das Flugzeug, das über Liba-
in der DDR meinte das Staats- de". Es hänge viel von den Deut- verzüglich gemeinsame An- reich bis 1991 der Entwurf einer Bergbauern, die als „Gärtner der non in den israelischen Luft-
oberhaupt, dort seien Kräfte am schen ab, „damit Europa sich in strengungen unternehmen, um Alpenkonvention mit konkreti- Alpen" unbedingt in ihrer beruf- raum eindrang, landete auf ei-
Werk, die „mit besonnenem einen Zustand des Friedens hin- die bedrohte Gebirgswelt zu er- sierenden Protokollen für Na- lichen Existenz gesichert wer- nem Sportflugplatz im Norden
Mut, mit Klarheit und ihrem fe- einentwickeln und zusammen- halten. Die Länder Österreich, turschutz, Landschaftspflege den müßten. Gleiche ökologi- des Landes. Der Pilot hat um
sten Bekenntnis zur Gewaltlo- wachsen kann". Schweiz, Italien, Frankreich, und Raumordnung, für Verkehr sche Bedeutung komme dem politisches Asyl gebeten. Die
sigkeit" die Führung von der Niedersachsens Ministerprä- Jugoslawien, Liechtenstein und und Tourismus vorgelegt wer- Bergwald zu, dessen Schutz- syrische Regierung erklärte hin-
Unaüsweichlichkeit von Refor- sident Albrecht sprach von ei- die Bundesrepublik einigten den könne. Der erste Schritt sei funktion höchste Priorität ein- gegen, der Pilot sei aus techni-
men zu überzeugen versuchten. nem Weg voller Chancen und sich am Mittwoch zum Ab- getan und der weitere Weg vor- zuräumen sei. In Zukunft sollten schen Gründen notgelandet.
Innen auf diesem Weg zu helfen, Risiken, an dessen Ende eine schluß der 1. Internationalen gezeichnet. Das Ergebnis der auch mehr Projekte einer Um-
hätten Bundesregierung und Überwindung der deutschen Alpenkonferenz in Berchtesga- Konferenz - an der auch Um- weltverträglichkeitsprüfung un-
Parteien zugesagt. Dabei gelte Teilung stehen könne. Entspre- den darauf, bis 1991 eine völ- weltschutzorganisationen teil- terzogen werden.
das Angebot zu einer stärkeren chend feierte Bundestagspräsi- kerrechtlich verbindliche Inter- nahmen - gebe Anlaß zu „reali- Die Umweltminister und Re- Lotto am Mittwoch
Zusammenarbeit nicht erst dentin Rita Süßmuth das „Herz- nationale Alpenkonvention zu stischem Optimismus". gierungsvertreter sprachen sich Ziehung A: 3, 24, 27, 36, 40, 46 Zu-
dann, wenn Reformen bereits stück , Eichsfeldischen Lebens" erarbeiten. Grundlage dafür ist Alle Staaten waren sich einig, satzzahl: 22.
dafür aus, Autos ohne geregel- Ziehung
vollzogen seien, sondern auch, (so Bürgermeister Lothar Koch eine gemeinsame Resolution. eine bäuerlich geprägte Land- ten Drei-Wege-Katalysator so- satzzahl: B: 9.
7, 12, 29, 41, 46, 49 Zu-
um ihnen „auf den Weg zu hel- über das Rathaus) als „Symbol Der Vorsitzende der Konfe- wirtscriaft in den Alpen zu er- bald wie möglich nicht mehr zu- Spiel 77: 2 7 2 7 9 4 8.
fen" . Von Weizsäcker mahnte, für Freiheit und Einheit". renz, Bundesumweltminister halten. Dazu gehörten auch di- zulassen. (Ohne Gewähr)
Nr. 238 Politik Donnerstag, 12. Oktober 1989

Namen und 40-Stunden-Woche Mandela nicht dabei Opposition / Ausschüsse Strenge Kontrolle bei Transport über Grenzen
Nachrichten

Griwas bildet Regierung


Weiter Kritik Südafrika läßt SPD will Rechte
an Haussmann Häftlinge frei festschreiben
Bonn unterzeichnet
Der Vorsitzende des griechi-
schen Obersten
Gerichtshofs,
Griwas (Foto),
Bonn (dpa). Bundeswirt- Johannesburg (dpa). Südafri-
schaftsminister Haussmann kas Präsident de Klerk hat drei
(FDP) hat für seine Forderung Wochen nach seinem Amtsan-
Bonn (dpa). Als Konsequenz
aus „Geheimniskrämerei" und
Giftmüllabkommen
„Blockade" durch Vertreter der
hat von Staats- nach 40stündiger Wochenar- tritt die bedingungslose Freilas- Regierungsparteien bei der Ar- Bonn (dpa). Die Bundesregie- nen wichtigen Beitrag zur Ein-
präsident Sart- beitszeit für Fachkräfte auch ge- sung von acht politischen Häft- beit im U-Boot-Untersuchungs- rung wird die internationale dämmung des „wuchernden, un-
setakis den stern scharfe Kritik von SPDlingen angekündigt. Der zucker- ausschuß des Bundestages for- Konvention unterzeichnen, kontrollierten Abfalltourismus"
Auftrag zur Bil- und Grünen geerntet. Das SPD- kranke Gewerkschaftler Oscar dern die Sozialdemokraten ein durch die der Giftmülltransport bezeichnet. Mit der Rücknah-
dung.einer neu- Präsidium in Bonn warf dem Mi- Mpetha, mit 80 Jahren Senior „Untersuchungsausschuß-Ge- über die Grenzen einer strengen meverpflichtung bei illegalen
en Übergangs- nister vor, „zur Polarisierung der politischen Gefangenen in setz". Dies soll nach Worten des Kontrolle unterworfen werden Müllexporten solle verhindert
regierung bis zu und zur Verhärtung der Fronten Südafrika, wurde am Mittwoch stellvertretenden Vorsitzenden soll. Dies hat das Bundeskabi- werden, daß „Abfälle auf den
den Parla- in einer ohnehin schwierigen als erster auf freien Fuß gesetzt. des Ausschusses, Stobbe, die nett am Mittwoch beschlossen. Weltmeeren herumvagabundie-
mentswahlen Tarifauseinandersetzung" bei- Mpetha war 1985 wegen Terro- Rechte der Oppositionsvertre- Das im März in Basel von 110 ren". Töpfer unterstrich, daß für
am 5. Novem- zutragen. rismus zu fünf Jahren Gefängnis ter festschreiben. Staaten beschlossene Abkom- die Bundesrepublik Abfallex-
ber erhalten. Die Bundesregierung versu- verurteilt worden. Bei Vorlage des Zwischenbe- men soll in erster Linie verhin- porte in Länder der Dritten Welt
Griwas, dessen Berufung allge- che, die Gewichte in der Tarif- Die anderen verbüßen seit richtes über die Ausschußarbeit dern, daß die Länder der Dritten nicht in Frage kämen. Die Bun-
mein erwartet wurde, war seit diskussion zugunsten der Ar- 1964 (in einem Fall seit 1963) aus Sicht der SPD betonte Stob- Welt zur „Müllkippe" der Indu- desregierung praktiziere dies
dem Amtsantritt der Übergangs- beitgeber zu verschieben. lebenslange Freiheitsstrafen be am Mittwoch in Bonn, die strieländer gemacht werden. bereits und werde es bei der Ra-
koalition von Konservativen Der Grünen-Abgeordnete wegen Sabotage. Mit ihrer Frei- Arbeit zar Aufklärung der Lie- Wie das Bundesumweltmini- tifizierung der Konvention ge-
und Kommunisten im Juli Vor- Willi Hoss warf Haussmann lassung ist nach Angaben von ferung von U-Boot-Konstruk- sterium mitteilte, ist nach der setzlich festschreiben.
sitzender des Obersten Ge- vor, er habe „keinen • blassen Justizminister Kobie Coetsee tionsplänen nach Südafrika sei Konvention der Import, der Ex- Die Umweltschutzorganisa-
richts. Dunst von der Wirklichkeit des „in ein paar Tagen" zu rechnen. noch längst nicht beendet. In port und der Transit von Abfäl- tion Greenpeace hat erhebliche
Arbeitsmarktes", wenn er ange- Der prominenteste dieser Grup- der vergangenen Woche hatten len nur zulässig, wenn zuvor Kritik an dem Übereinkommen
sichts von zwei Millionen Er- pe ist der 77 Jahre alte Walter CDU/CSU und FDP erklärt, die alle beteiligten Staaten infor- geübt und bemängelt, daß es
Stoibers ARD-Kritik werbslosen von „einem leerge- Sisulu, ehemaliger Generalse- Ausschußarbeit könne abge- miert wurden und zugestimmt nicht das von vielen Staaten ge-
Der bayerische Innenminister fegten Arbeitsmarkt" spreche. kretär der Befreiungsbewegung schlossen werden. haben. Der Export in Staaten, forderte Exportverbot für Gift-
Edmund Stoiber (CSU) hat kriti- FDP-Sprecher Goebel nannte Afrikanischer Nationalkongreß Nach Ansicht des SPD-Ob- die nicht die Konvention unter- müll in die Dritte Welt enthalte,
siert, daß im ARD-Fernsehen die Reaktionen „polemisch". (ANC). manns im Ausschuß, Gansei, zeichnet haben, ist grundsätz- sondern eine „weltweite Geneh-
„ein wichtiges Stück öffentlicher SPD, Grüne und Teile der CDU Der anglikanische Erzbischof gibt es dagegen noch eine Un- lich verboten. Müllexporteure migung mit gewissen Einschrän-
Meinungsmacht in den Händen mogelten sich damit „an einer von Kapstadt, Desmond Tutu, zahl ungelöster Fragen. Er sieht oder ihre Regierungen sind ver- kungen" darstelle. „Mit etwas
des Westdeutschen Rundfunks ernsthaften Diskussion über kündigte in einer ersten Reak- es als erwiesen an, daß Südafri- pflichtet, die Abfälle zurückzu- mehr Papier- und Genehmi-
in Köln" liegt. Er schlug vor, pauschale Arbeitszeitverkür- tion „die Fortsetzung des Kamp- ka mit Know-how für den Bau nehmen, wenn der Export illegal gungsaufwand kann das große
künftig auch andere ARD-An- zungen und ihre negativen Fol- fes" um die Freilassung Nelson von modernen U-Booten ver- erfolgt oder scheitert. Giftverschiebungsgeschäft also
stalten mehr über wichtige na- gen für Arbeitsmarkt und Ge- Mandelas und anderer politi- sorgt werden sollte. Umweltminister Töpfer (CDU) weitergehen", heißt es in der
tionale und internationale The- samtwirtschaft vorbei". scher Häftlinge an. Siehe auch Kommentar hat das Übereinkommen als ei- Greenpeace-Stellungnahme.
men berichten zu lassen. Dies
wäre „ein Gewinn für die ARD
und die demokratische und fö-
derale Vielfalt". Verfassungsklage gegen Ausländerwahlrecht
Gegen Gammeldienst
Der Wehrbeauftragte des Bun-
destages, Weis-
kirch, hat für
Union fürchtet Verlust
die in der Bun-
jdeswehr üben-
| den Reservi-
I sten ein „wohl-
„nationaler Identität"
' durchdachtes Karlsruhe (dpa). Das in Kommunalwahl im März 1990
Programm" ge- Schleswig-Holstein eingeführte beteiligen. Das Bundesverfas-
fordert, das Kommunalwahlrecht für Aus-sungsgericht wird seine Ent-
1 Gammeldienst länder bedeutet nach Auffas- scheidung heute verkünden.
lausschließt. sung der CDU/CSU die Preisga- Schleswig-Holstein und Ham-
jLaut Weiskirch be der „nationalen Identität". burg hatten das Ausländerwahl-
[beklagten sich Der Justitiar der CDU/CSU- recht. - in unterschiedlicher
«immer wieder
Bürger bei ihm, die in ihren Re-
serveübungen keinen Sinn se-
hen und im nachhinein bedauer-
• Ä f e >*»; Bundestagsfraktion, Langner, Form - im Februar dieses Jahres
sagte am Mittwoch in der münd- eingeführt. Nach der schleswig-
lichen Verhandlung vor dem holsteinischen Gesetzesnovelle
Bundesverfassungsgericht, das haben nur_ .dänische, irische,
ten, den Dienst nicht verweigert Wahlrecht sei in der. Demokra- niederländische, norwegische,
zu haben. tie i,tier entscheidende Integra- schwedische und Schweizer
tionsfaktor für das Staatsvolk": Staatsbürger das Wahlrecht, so-
Demnach könne das Wahlrecht fern sie seit mindestens fünf
Roter Stern erlischt auch nur deutschen Staatsange- Jahren in der Bundesrepublik
Die Beleuchtung des riesigen ro- hörigen zustehen. leben. Das Hamburger Wahl-
ten Sterns, der das Parlaments- Der Zweite Senat des Karlsru- recht geht erheblich weiter.
gebäude in Budapest krönt, soll her Gerichts berät über Verfas- Für die Kieler Landesregie-
am Nachmittag des 23. Oktober, sungsklagen der CDU/CSU- rung wandte sich Innenminister
dem Jahrestag des Beginns des Bundestagsfraktion sowie über Bull (SPD) entschieden gegen
Ungarnaufstands von 1956, er- ihren Antrag, das in Schleswig- den Vorwurf, das Gesetz versto-
löschen. Das berichtete die un- Holstein eingeführte Auslän- • ße gegen das „Prinzip der Volks-
garische Nachrichtenagentur
MTI. Der 23. Oktober wird SPD-Chef Vogel dringt auf rasche Hilfe für Polen derwahlrecht mit einer einst- souveränität". Dies sei schon
weiligen Anordnung auszuset- schon deshalb unzutreffend,
künftig in Ungarn als nationaler Für unverzügliche Hilfe an Po- machen, „etwas versäumt" zu Polnischen Vereinigten Arbei- zen. Die Union will damit ver- weil das Ausländerwahlrecht in
Gedenktag gelten. len hat sich SPD-Parteichef Vo- haben. Vogel zeigte sich grund- terpartei (PVAP), mit der die hindern, daß sich Ausländer zahlreichen europäischen Staa-
gel ausgesprochen. In den kom- sätzlich zufrieden mit den Er-SPD eine ständige Arbeitsgrup- dort bereits an der nächsten ten seit langem anerkannt sei.
Ehrlicher DDR-Übersiedler menden Monaten falle dort die gebnissen der weitgehend abge- pe unterhält. Die „einschneide-
Entscheidung auf wirtschaftli- schlossenen Regierungsver- nen Veränderungen" in Polen
Überrascht war ein DDR-Über- chem Gebiet, ob der Reformpro- handlungen zwischen Bonn und gäben Anlaß zu fragen, welche Haussmann: Durchbruch Drogenmafia / Zeitung
siedler in Ahrweiler, als er eine zeß gelinge oder scheitere, sagte Warschau. Der Oppositionsfüh- Folgerungen die SPD daraus zie-
Kleiderspende des Technischen Vogel am Mittwoch in War-rer überbrachte Mazowiecki hen werde, sagte er. Wenn sich
Hilfswerks für sich und seine schau nach Gesprächen mit Mi- Grüße des Kanzlers. Auf deutli- die Kommunisten in eine sozial-
Frau genauer betrachtete: In ei- nisterpräsident , Mazowiecki che Distanz ging der SPD-Vor- demokratische Richtung ent- EG einig über Zwei Angestellte
ner Handtasche entdeckte er (links) und weiteren Vertretern sitzende, der sich am Vortag mit wickeln sollten, so würde er dies
Pfandbriefe im Wert von mehre- der neuen Führung. Jedes Pro- Arbeiterführer Lech Walesa begrüßen. Gestern wurde eben- Fusionskontrolle erschossen
ren tausend Mark. Daraufhin jekt helfe Polen jetzt „in seiner und den wichtigsten Vertretern falls bekannt, daß die SPD-nahe
brachte der Mann die zu groß- schwierigsten Phase". Bei einem der im Parlament vertretenen Friedrich-Ebert-Stiftung in Luxemburg (dpa/vwd). Die Bogota (dpa). Mutmaßliche
zügig geratene Spende sofort in weiteren Zögern könne sich der Solidarität-Fraktion getroffen Warschau eine Vertretung er- Wirtschaftsminister der Euro- Mordkommandos der Rausch-
die Kleiderausgabe zurück. Westen einmal bittere Vorwürfe hatte, zu der kommunistischen öffnen wird. (dpa-Funkbild) päischen Gemeinschaft (EG) ha- giftmafia haben am Dienstag in
ben sich in Luxemburg auf die der kolumbianischen Millionen-
Für UNO-Umweltcorps Grundzüge einer EG-weiten Fu- stadt Medellin zwei leitende
Zum Schutz der von der Ausrot-
SED-Gespräch mit Opposition in Dresden sionskontrolle geeinigt. Bundes- Angestellte der Zeitung „El
wirtschaftsminister Haussmann Espectador" erschossen. Bereits
tung bedrohten sprach von einem Durchbruch. im September dieses Jahres war

Teilnahme Modrows gefordert


afrikanischen Andere Delegationen sehen das Gebäude der Zeitung bei ei-
Elefanten hat noch Differenzen. Die EG-Kom- nem Bombenanschlag schwer
der Vorsitzen- mission soll künftig Ünterneh- beschädigt worden. Das Blatt
de der Jungen mensfusionen kontrollieren, setzt sich seit Jahren für energi-
Union, Bohr, wenn dej Umsatz mehr als zehn sche Maßnahmen gegen die
den Einsatz ei- Fortsetzung sondern nun auch in Ostberlin, en?" Hermlin schloß sich der Milliarden DM beträgt. Drogenmafia ein.
nes UNO-Um- Die DDR-Kirchenleitung un- Magdeburg und in anderen Kritik seines Kollegen Kant an,
weltcorps vor- ter Vorsitz von Bischof Forck Städten ab. In Ostberlin machte, der am Montag die Berichter-
§eschlagen. begann gestern nach Angaben wie RIAS-TV meldete, die FDJ- stattung der DDR-Medien über HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE
chlecht ausge- des Berliner Senders RIAS-TV Bezirksleitung in der Nacht zum die Demonstrationen anläßlich Verlagsleityng . .
rüstete Wild- Verhandlungen mit der SED- Mittwoch den oppositionellen des 40. Jahrestages heftig gerügt ALLGEMEINE Dr Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
hüter führten Führung vorrangig über die Gruppen in der Stadt ein Ge- hatte. Die DDR verfüge über H. Schacht. Anzeigenleiter•• Horst Prehm.
oft einen aus- eine Presse und ein Fernsehen, Vertriebsleiter1 Gerd Lütiring.
Freilassung der bei den Demon- sprächsangebot. Herausgeber
sichtslosen Kampf gegen die strationen vom Wochenende Der Generalsuperintendent „die einer fortgeschrittenen fort- Rainer Dierichs, Dr Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
modern ausgestatteten Wilde- Festgenommenen. In Dresden der evangelischen Kirche von schrittlichen Gesellschaft nicht Achim von Roos ter Str 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
rerbanden. Nur eine weltweite sind offenbar noch nicht alle Berlin-Brandenburg, Krusche, würdig sind", sagte Hermlin. sel, Ruf 05 61 / 20 3-0 Tel. Anzeigenan-
Zusammenarbeit biete Aussicht Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3 Fernschreib-Nr
Menschen, die sich in Polizeige- sprach gestern von Hinweisen, Ein wesentlicher Punkt der Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer 05 6T /20 36. Teletex
auf eine wirksame Unterbin- wahrsam befinden, wieder ent- daß in einigen Bezirken der DDR Kritik am Staat ist offenbar die 5618110. Postgirokonto 155132-608
dung der Wilderei und der Aus- lassen worden. die Anerkennung der Bürgerbe- Informationspolitik der Regie- Stellv Chefredakteure Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr 29 Mo-
rottung vieler Tierarten. wegung „Neues Forum" kurz rung, die auch Hager erwähnte. Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
In Dresden setzen die Refor- bevorstehe. Wie es hieß, hat Anfang der Verantwortliche Redakteure Zustellung und 7 % MwSt (Postbezugs-
mer offenbar weiter auf SED-Be- Woche die Parteigruppe der Ge- Chef vom Dienst: Horst Kröninger Chef preis 28,50 DM)
Reps müssen raus zirkschef Modrow, der nach ih- neraldirektion für Unterhal- chen Nachrichten: Rainer Merforth. Politik. Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
ren Forderungen bei dem näch- Hermlin für Zulassung tungskunst in einer Sonderver- Prater Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Die Gewerkschaft Holz und sten am 16. Oktober geplanten Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik. Horst Einhaltung einer Frist von ^einem Monat
Kunststoff (GHK) will als erste Gespräch mit Bürgervertretern sammlung die „Diskrepanz zwi- Seidenfaden, Kultur Dirk Schwarze, Frau zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
DGB-Gewerkschaft Mitglieder dabei sein soll. Modrow hatte, DDR-Schriftsteller Hermlin, schen serer
der Selbstdarstellung un- u. Reise; Ilse Methe-Huber Sport: Rolf Wie- Zugang der schriftlichen KündigungserMä-
Gesellschaft und subjekti- semann, i. V, Ulrich Fuhrmann Sonntags- rung
der Republikaner ausschließen. kürzlich bei seinem Besuch in seit Jahren treues SED-Mit- zeit: Frank Thonicke Kassel Stadt und
Ein GHK-Kongreß beschloß der Bundesrepublik ebenfalls glied, hat sich inzwischen dafür ven Erfahrungen" zur Diskus- Land: Wolfgang Rossbaoh, Bezirksredak- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
ietzt einstimmig, damit ein ein- die Notwendigkeit von Ände- ausgesprochen, die Opposi- teter sion gestellt. Von gut unterrich- tionen: Peter M Zitzmann. Koordination in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
deutiges politisches Signal zu rungen in der DDR unterstri- tionsgruppe „Neues Forum" zu- Medienpolitik Seite verlautete, da's für die Helmut Lehnart Hessen/Niedersachsen Presse" Marburg, ..Hersfelder Zeitung"
setzen und allen Tendenzen ei- chen. zulassen: In einem Interview verantwortliche Eberhard Heinemann Chefreporter' Karl- „Werra-Rundschau" Eschwege „Harzku-
Politbüro-Mitglied Joachim Hermann Huhn Sonderthemen Peter rier" Herzberg *
ner schleichenden Gewöhnung Gesprächsbereitschaft staatli- sagte er, er kenne die Personen Herrmann (60) sei auch in der Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
an die Existenz der Partei und cher Vertreter mit reformwilli- nicht, die das Manifest unter- obersten Parteiführung nicht Redaktion Wiesbaden Rolf Effenberger Exemplare
deren Verharmlosung entge- gen Bürgern zeichnet sich nicht zeichnet hätten, „aber warum mehr unumstritten. Redaktion Hannover Harald Birkenbeul Herstellung Druckhaus Dierichs
genzutreten. nur in Dresden und in Leipzig, sollte ich ihnen nicht vertrau- Redaktion Bonn Hans Ludwig Lauert Frankfurter Straße 168 3500 Kassel
Nr 238 Themen des Tages Donnerstag, 12. Oktober 1989

DDR / Glasnost? DDR: Lücken in Betrieben / Warum sie abhauen


Optische
Täuschung Was ADN
A,ch ja, den U-Boot-Untersu- bringt, ist Flucht vor ungeliebtem Job
noch. Er ist einer von vielen, die nicht mehr tabu Von unserem Mitarbeiter Peter Gärtner, Berlin
chungsausschuß gibt es auch
sich durch Berge von Papier fres-
sen und ihr mühsames Dasein fri- Von Ingomar Schweiz (AP)
sten. Ginge es nach dem Willen LJie seit Wochen anhaltende bundenen Transportwesen be- Tagen in Ostberlin. Doch auch
der Mehrheit, wäre er bereits sanft -L/ie Selbstkritik ist schonungs- Flucht- und Ausreisewelle vor schäftigt waren. Aus Kleinstäd- bei diesem Problem zeigt sich
entschlafen. Doch die SPD läßt los: „Die Information über die allem junger Menschen aus der ten wie Weimar wird berichtet, die Einheitspartei längst nicht
nicht locker und öffnet wieder ein- Ereignisse der letzten Tage und DDR hat mittlerweile selbst in daß die Busse im öffentlichen mehr als monolithischer Block:
mal die Luken vor ihren Torpedos. Nächte in Dresdens Innenstadt, den DDR-Medien zu einer Nahverkehr seit geraumer Zeit Reinholds Genosse Max
Zeugen der politischen Prominenz die auch unsere Zeitung gestern selbstkritischeren Haltung ge- seltener verkehren würden. Der Schmidt, Direktor des Instituts
sollen aussagen, dieserhalb hat veröffentlich hat, war einseitig führt. Offener als noch vor we- „Deutschen Reichsbahn", wie für Politik und Wirtschaft, ist
die Opposition sogar die Karlsru- und vermittelte ein falsches nigen Wochen werden öffent- die Eisenbahn im anderen deut- immerhin noch dafür, allen die
her Verfassungsschützer angeru- Bild". Mit diesem Satz distan- lich die Verluste beklagt, die schen Staat immer noch heißt, Tür zur Rückkehr offenzuhal-
zierte sich die Dresdner Ost- insbesondere der Wirtschaft zu fehlen Lokführer, Rangierer, so- ten. Und Beobachter registrie- KURT HAGER
fen. Auf deren Spruch darf man
gespannt sein, denn er könnte CDU-Zeitung „Die Union" von schaffen machen. Im DDR-Fern- wie Zugbegleiter. ren deutliche Anzeichen, daß (dpa-Funkbild)
endlich Bewegung in ein erstarrtes einem Text, den sie offensicht- sehen beklagt ein Kombinatsdi- Eine erste Untersuchung auf sich die Position Schmidts wohl
Szenarium bringen. lich ungeprüft von staatlichen rektor, daß jeder, der in den We- Kombinatsebene (landwirt- in absehbarer Zeit durchsetzen
Stellen übernommen hatte. Dar- sten gehe, an seinem Arbeits- schaftliche und industrielle werde. SED-Chefideologe
Glaubt man staatsbürgerlichen in waren Demonstranten, die platz eine Lücke hinterlasse, die Großbetriebe) förderte auf-
Handbüchern, stellt,der Untersu- anläßlich des 40. Geburtstages „nur durch Mehrleistungen an- schlußreiche Erkenntnisse zu
chungsausschuß ein Kontrollin- Überrascht wurden Woh-
strument der Abgeordneten ge-
der DDR mehr Demokratie ge- derer zu ersetzen" sei.
fordert hatten, „rowdyhafte,
Tage: Danach verließen aus Be- nungssuchende DDR-Bürger in Ein „Hardliner"
genüber Regierung und Verwal- trieben, wo es gut läuft und der der letzten Woche von einer
tung dar. In der Praxis funktioniert
staatsfeindliche und verfas- Plan regelmäßig erfüllt wird, Meldung der Nachrichtenagen-
sungswidrige Aktionen" vorge- Das gelingt allerdings längst kaum Arbeiter das Land. Ganz tur wird weich
es jedoch nur in den seltenen Fäl- worfen worden. nicht überall. Vor allem im ADN, die in allen Tageszei-
len, wo sich die nach dem Partei- Dienstleistungsbereich und anders sieht es hingegen in Ar- tungen zwischen Wismar und JVlit seinen 77 Jahren
erischlüssel zusammengesetzten In der DDR ist nach dem run- beim privaten Handwerk sind beitsstätten aus, in denen weder Weimar zu lesen war: Darin scheint der Chefideologe und
Mitglieder einig sind. Bei der Affäre den Jubiläum der Staatsgrün- die Abgänge im ganzen Land zu die Rationalisierung noch die wird berichtet, daß häufig die „Hardliner" in der SED, Kurt
f^arschel war das so und1 wurde dung das Glasnost-Zeitalter an- spüren: Ein Bäckermeister läßt vorgegebenen Produktionsan- Frage gestellt werde, „was mit Hager, doch noch'beweglich:
zürn Ereignis. Meistens ' freilich gebrochen. Zwischen den Zei-sich nicht so einfach ersetzen. forderungen halbwegs ihren den freigewordenen Wohnun- In einer Art Kehrtwendung
spaltet sich das Gremium in Mehr- tungen in der DDR ist ein Mei- Im Ostberliner Stadtbezirk Gang gehen. Dort seien gleich gen geschieht, deren bisherige hat der gelernte Journalist
heit und Minderheit. Das Sagen nungsstreit ausgebrochen, Ta- Prenzlauer Berg haben binnen „scharenweise" Werktätige Bewohner illegal die DDR ver- sich nun für Erneuerungen in
und das letzte Wort hat die Mehr- buthemen werden offen disku- 20 Tagen allein sieben Gaststät- nicht an ihren Arbeitsplatz zu- lassen" hätten. Zugleich wird der DDR ausgesprochen. Der
heit. Die Minderheit muß sich mit tiert, journalistisches Selbstver- ten zumindest vorübergehend rückgekehrt. von ADN das angebliche Ge- seit mehr als drei Jahrzehn-
der Rolle eines kritischen Kommen- ständnis lehnt sich deutlich ge- schließen müssen, weil Kellner Zurückkehren sollen die Aus- rüchtdementiert, „daß derartige ten für Wissenschaft und
tatoren begnügen. gen bisher hingenommene Me- und Küchenpersonal in den We- gereisten bis auf wenige Aus- Wohnungen etwa für einen Kultur zuständige SED-Par-
diengleichschaltung auf. Der sten gingen. nahmefälle allerdings auch haltenZeitraum von einem Jahr freige- teisekretär hatte mit seiner
Daß ein Untersuchungsaus- staatlich gelenkte Informations- würden". Und weiter:
schuß souverän und sachbezogen Dem „Staat der Jugend", wie nicht - trotz aller Lücken. „Den örtlichen Organen wird harten, ideologisch „lupen-
fluß findet vor allem in den Zei- sich die DDR offiziell gern dar- „Nein", sagte der ideologische reinen" Haltung in der Vecr
der Regierung entgegentritt, ist tungen der sogenannten Block- stellt, den Rücken gekehrt ha- Vordenker der SED, das ZK-anheimgestellt, frei gewordene
also eine optische Täuschung. Wie gangenheit bei der Bevölke-
parteien des Landes nicht mehr ben auch tausende von Fachar- Mitglied Otto Reinhold gegen- Wohnungen sofort an neue Mie- rung der DDR bis sogar in
schon die Mehrheitsfraktionen
kommen auch deren Untersucher
so recht sein Ziel. beitern, die im schlecht bezahl- über Journalisten auf eine ent- ter, die daran Interesse haben, seine eigene Partei hinein
dem Kabinett zu Hilfe. Jüngstes ten und mit Schichtarbeit ver- sprechende Frage vor wenigen zu übergeben." mitunter Unmut erregt.
Beispiel für solche Zuarbeit ist, wie Vogel abgeschossen Hager ist ein „Kommunist
das „Celler Loch" zugemauert wur- vom alten Schlag": Der ge-
de. Einig sind sich die Parteien nur bürtige Schwabe war 1930 in
im Unbehagen über die bisherige Am Mittwoch, schoß die die kommunistische Partei
Übung. Mag sein, daß sich das „Neue Zeit" der Ost-CDU den Deutschlands eingetreten.
Selbstgefühl der Parlamentarier Vogel ab: Sie druckte eine Mel- Als Journalist nahm er am
regt, vor allem jedoch, weil Mehr- dung des „Allgemeinen Deut- Spanischen Bürgerkrieg teil,
heit nach Wahlen auch zur Minder- schen Nachrichtendienstes" während des Dritten Reiches
heit werden kann. Daher sind Ge- (ADN) über die Folgen der Mas- arbeitete er in Frankreich
setzentwürfe auf dem Weg, die bis sendemonstrationen der letzten und Großbritannien. 1945
zum Ende der Legislaturperiode Tage nicht wie üblich im Wort- kehrte Hager nach Ostberlin
erledigt sein sollen. Vielleicht laut ab, sondern veränderte sie zurück und wurde Leiter der
kommt auch dazu aus Karlsruhe redaktionell und verbreitete sie Abteilung Parteischulung.
ein klärendes Wort. durchgehend im Konjunktiv. Seit April 1954 gehört Hager
„Volkpolizisten seien tätlich an- dem Zentralkomitee (ZK) der
Alfred Brugger gegriffen worden, mit Steinen, SED an. Seit 1963 sitzt er
Flaschen und Brandsätzen be- auch im SED-Politbüro und
worfen worden", schrieb das damit im Machtzentrum der
Blatt mit Berufung auf die amtli- DDR. In-den DDR-Staatsrat
Schmerzlich* che Nachrichtenagentur.
Gleichzeitig strich die Redakti-
kam Hager 1976.

Fragen on die Bezeichnung der Demon-


stranten als „Randalierer, aufge-
Als Chefideologe der Par-
tei hat Hager über die „Rein-
heit" der Lehre zu wachen.
putschte Störer und kriminelle
Elemente", wie sie in der von Er hatte sich immer wieder
Die Konservativen in Blackpool ADN verbreiteten „Information gegen „Abweichungen" jeder
Art gewandt. Die Bedeutung
gehen nach der Devise vor: „Busi- der Presseabteilung des Mini-
ness as usual" - Geschäft wie üb- sterium des Inneren" genannt der neuen Politik in der So-
lich. Der Parteitag läßt sich nichts werden. wjetunion für die DDR hatte
anmerken und behandelte am Mitt- Hager bislang mit einem Bild
woch Umweltfragen und das Dro- In der Forderung nach einem abgetan: „Würden Sie, wenn
genproblem. Dabei ist den Dele- Dialog zwischen dem Staat und Ihr Nachbar seine Wohnung
gierten wie den Bürgern klar, daß seinen unbequemen Kritikern neu tapeziert, sich verpflich-
die Konservativen an einem Kreuz- sind sich alle Blätter einig. Über- tet fühlen, Ihre Wohnung
punkt angelangt sind. In zentralen all sind Leserbriefe wie der des ebenfalls neu zu tapezieren?"
Punkten ihrer Politik hat die Regie- Stadtabgeordneten Gerd Gor- (dpa)
rung in letzter Zeit und sogar in dalla in der „Leipziger Volkszei- Stärker als Beton (Aus: Kölner Stadt-Anzeiger / Pielert)
den letzten Tagen schwere Rück- tung" abgedruckt: „Wenn wir
schläge hinnehmen müssen. Das etwas verändern wollen, und
bisher „starke" Pfund, der stolz das wollen wir, dann brauchen Parteitag in Blackpool wartet auf Rechtfertigungsrede
Margaret Thatchers und ihres wir jetzt eine Atmosphäre, die
Schatzkanzters Nigel Lawson, ist durch Dialog und gemeinsames Presse-Echo
erschreckend weich geworden. Handeln geprägt ist".
Die gewohnte Kur schlägt nicht In der „Neuen Zeit" zeigt sich
mehr an. Die britische Wirtschaft der Dresdner Otto Wuttke ent-
scheint Einwirkungen von außen täuscht darüber, daß das Blatt
schutzlos ausgeliefert zu sein. zur Massenflucht von DDR-
Bankrotter Schatzkanzler? Mit der Kritik an Äußerungen von Mini-
ster Haussmann zur Arbeitszeit befaßt
sich die in Hagen erscheinende •'"

Bürgern in den Westen nur ei- Von unserem Korrespondenten Klaus Kämpgen, London
Das hat beträchtliche Verwir- nen ADN-Kommentar abge- WESTFALENPOST
rung ausgelöst. Jetzt stellt sich die druckt habe. In der „Sächsi-
Frage, warum Großbritannien nicht schen Zeitung" wird der Genos- it nervöser Spannung er- nach London geeilt? Führte er kündete er. Folgsam wandten Innerhalb weniger Wochen
(angst dem europäischen Wäh- se Erwin Lawrenz vom Dresdner warten die britischen Konserva- etwa in seinem Ministerium Kri- sich die Delegierten dem dich- hat sich der Bonner Wirt-
rungssystem beigetreten ist undKombinat Robotron so zitiert: tiven die große Verteidigungsre- sengespräche? ten Programm und den laufen- schaftsminister Haussmann
damit die Hilfe seiner Nachbarn in „Nach meiner Auffassung wäre de von Schatzkanzler Nigel Reporter und Fotografen den Projekten der Regierungs- zweimal zu Dingen geäußert, die
Anspruch nehmen könnte. Was ist es gut, wenn die Parteiführung Lawson, die er heute auf dem spürten ihn schließlich in sei- politik zu. ins Hoheitsgebiet der Tarifpart-
aus dem stolzen Wort Margaret eine klare Antwort auf die Er- Parteitag in Blackpool hält. nem Landhaus auf, in der Ent- Labour hat inzwischen dazu- ner fallen. Schon beim ersten
Thatchers geworden, ihre Regie- eignisse geben würde, auf die Margaret Thatchers Finanzmi- fernung von zweieinhalb Stun- gelernt, aber bisher war es im- Mal ist er auf heftige Kritik ge-
rung werde dem EWS beitreten, Fragen und Probleme, die uns nister ist dem Parteivolk wie den Fahrt. Der Minister feilte mer so, daß die Parteitage der stoßen. Aber das war natürlich
wenn.die Situation „reif" sei. Ist sie bewegen und die von uns immer auch den Wählern eine ausführ- seine Rede zurecht, wie immer Labour-Partei Veranstaltungen überflüssig. Der Wirtschaftsmi-
nun „reif"? Kritik und Selbstzweifel wieder angesprochen wurden. liche Rechtfertigung für die in letzter Minute. „Lassen sie zur gegenseitigen Zerfleischung nister darf... sagen, was er in
richten sich aber auch gegen bis- So tun, als ob es die nicht gäbe, jüngsten Konsequenzen seiner mir meine Ruhe", bat Lawson waren, während sich die Torys einer bestimmten Konjunktkur- ]
her feste Glaubenssätze. Wie ist stärkt nicht unsere Reihen, son- Finanzpolitik schuldig. Denn die die Belagerer. Für ein Foto trat auf ihren Konferenzen nur der läge für richtig und falsch hält,
es möglich, daß die Tory-Regie- dern schwächt sie". abermalige Heraufsetzung der er kurz vor die Tür. Fragen be- Welt präsentierten, diszipli- was seinen Interessen ent-
rung nach zehn Jahren in diese Zinsen trifft wieder Millionen antwortete er nicht. Dann war niert, wohlgelaunt, Beifall spen- spricht. Unternehmen und Ge-
Krise geraten konnte, daß sie die von Hauseigentümer. zu beobachten, wie er ruhelos dend und Thatcher-treu. Des- werkschaften werden klug ge-
Inflation nicht senken und die Han-
Ungewöhnliche Töne Dabei scheint die Maßnahme hinter dem Fenster auf und ab halb verwundert es nicht, daß nug sein, in den Verhandlungen
delsdefizite nicht beseitigen kann? ihren Zweck verfehlt zu haben. schritt. „In seiner Qual", wie ei- die „Krise" während der offiziel- nicht die Interessen von Herrn
War es wirklich eine Art „Wirt- Der Wert des Pfundes ist weiter ner der Zeugen konstatierte. len Sitzungen keinerlei Rolle Haussmann zu vertreten...
schaftswunder", das Margaret Ungewöhnliche Töne für gesunken, und nun erwarten Vor den Delegierten trat der spielt. Diskussionen darüber
Thatcher bewirkt hat? Oder ist der DDR-Zeitungen, die plötzlich alle Briten Lawson-Hinweise Parteivorsitzende Kenneth Ba- fanden nicht statt. Die schlim- Zur Buchmesse schreibt die
Boom der vergangenen Jahre mit selbstkritisch eine offene Me- darauf, wie es weitergehen soll. ker mannhaft für Lawson und men Wörter „Zinsrate" und Frankfurter
gefährlichen Mitteln erzielt worden, dienpolitik fordern. In der Zei- Im Hintergrund drohen steigen- seine umstrittene Finanzmaß- „Pfund" wurden einfach nicht
was sich jetzt rächt? Das sind tung des Freien Deutschen Ge- de Inflation, neue Arbeitslosig- nahme ein. „Er scheute nicht vor ausgesprochen.
schmerzliche Fragen, die die ge- werkschaftsbundes (FDGB), keit, vielleicht gar wirtschaftli- dem zurück, was er tun mußte", In den Nebenfäumen dage-
Neue Presse
genwärtigen Unzufriedenheiten „Tribüne", schreibt die Ostberli- cher Niedergang. erklärte Baker, und in den sich gen, wo die Delegierten zusam- <?••» i Jüwttr
etwa mit dem Zustand des Ge- ner Schauspielerin Ursula Wer- Niemand glaubt ernstlich, daß steigernden Beifall donnerte er: menstanden, heizten sie die Ge- Buch Neben dem Auto gehört dem
sundheitswesens und des Ver-ner: „Wir sind beunruhigt über die Regierung noch einmal an „Manche Leute sagten, er würde spräche auf. Nigel Lawson war der größte Salon des Jah-
kehrssystems potenzieren. den Widerspruch in der Dar-der Zinsschraube dreht. Nigel seine Entscheidung bis nach nicht nur Gegenstand der Kri- res. Das hat mit dem Flair, dem
stellung unserer Wirklichkeit in dem Parteitag zurückstellen. Ein Klatsch, dem Charme der Bran-
Klaus Kämpgen, London offiziellen Reden und den Me- Lawson scheint am Ende seines solches Verhalten aber wäre be- tik. Viele Konservative vereh- che zu tun. Auch wer sonst
Lateins zu sein. „Der bankrotte ren ihn in seiner körperlichen kaum liest, möchte die Protago-
dien und der täglich zu ertleben- Schatzkanzler" verkündete mit wußte Täuschung und unver- Massigkeit, die Selbstvertrauen
den Realität". Es sei ein großer gewaltiger Schlagzeile der sonst antwortlich gewesen. Leute, die und Nervenstärke vermuten nisten leibhaftig sehen. Das
Vertrauenssschwund eingetre- treu-konservative „Daily Tele- so handeln, sind wir nicht." läßt. Die Entscheidungen Law- Buch
werbung
kommt in seiner Selbst-
schon lange nicht
Das Zitat ten, der Sorgen mache. Ver-graph" zum Beginn des Partei- Baker gab dem Parteitag, was sons mögen seit einiger Zeit um-
schiedene Theater in der DDR tags. So nervös war die Stim- er jetzt hören wollte und rief stritten sein, aber der Finanzmi- mehr ohne Medienrummel
aus ... Die Klagen über Lese-Un-
„Mir sind die Optimisten lieber: hätten das in den vergangenen mung am ersten Tag der Zusam- dazu auf, schon die nächsten nister war noch immer so be- lust, literarischen Analphabe-
Menschen, die alles halb so Tagen in Erklärungen ausge- menkunft in Blackpool, daß die Wahlen ins Auge zu fassen und liebt, daß sich Frau Thatcher lie- tismus und Buchhändler-Ster-
schlimm und doppelt so gut fin- drückt, die in den Foyers aus- Abwesenheit Lawsons sofort sich auf den Gegner, die Labour- ber nicht von ihm trennte - trotz ben wird man sechs Tage lang
den." hingen, schreibt die Schauspie- entdeckt wurde und besorgte Partei, zu konzentrieren. „Der der Meinungsverschiedenhei-
lerin. Fragen auslöste. War er zurück Kampf ist schon im Gange", ver- ten, über die man munkelt. vergessen. Sechs Tage lang tun
Heinz Rühmann wir so, als ernährten wir uns
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Bürgermeister / Hefsfeld
Kinostart IO Metall Deutschland Bluttat Fußball Zum Tage
Weg frei für Neuer Offensive Immer 3 Tote Freispruch Späte Ehre
Boehmer-Abwahl Asterix für Frauen beliebter in Ulm für Bits Wolfgang Paul ist der 20. Deut-
Bad Hersfeld (hpn). Die Stadt- sche, der den Physik-Nobelpreis
verordneten von Bad Hersfeld Ein neuer Aste- Die IG Metall will Das Fremdenver- Grausige Bluttat Dieter Eilts vom erhält - doppelter Grund zum Ju-
haben gestern abend entschie- rix-Film kommt Frauen, die in den kehrsgewerbe ist in Ulm: Ein 16jähri- Fußball-Bundesligi- beln. Der rüstige Rentner ist über
den, den am 28. September mit rechtzeitig zum 30. untersten Lohn- hoch zufrieden: Die ger schnitt seiner sten Werder Bre- die späte Ehre sicherlich genauso
den Stimmen von CDU und NPD Geburtstag der Co- gruppen tätig sind, heimischen Ferien- Tante und Pflege- men ist nach seiner überrascht wie die Fachwelt. Doch
wiedergewählten Bürgermeister mic-Serie in die Ki- zur besseren Einstu- gebiete waren 1989 mutter sowie deren roten Karte in der an der Berechtigung der Auszeich-
Hartmut Boehmer abzuwählen. nos. In „Operation fung verhelfen. Ge- so beliebt wie lange zwei Töchtern, 11 Begegnung beim nung wird wohl niemand Zweifel
Entsprechende Anträge von Hinkelstein" haben plant ist es, betroffe- nicht mehr. Exper- und 14 Jahre alt, die VfL Bochum am hegen. Es ist schon öfter das
CDU und Grünen wurden von es die unbeugsamen ne Arbeitsplätze in ten sprechen bereits Kehle durch. Das letzten Samstag ge- Schicksal von Grundlagenfor-
der SPD unterstützt. Die drei Gallier mit einem Schwerpunktbetrie- von einem neuen Motiv des jugendli- stern durch das schern gewesen, daß man die
NPD-Abgeordneten stimmten üblen Scharlatan zu ben den nächsten Trend zum Urlaub chen Täters blieb Sportgericht des Tragweite ihrer Arbeiten erst er-
dagegen. Am 16. November fin- tun, der sich als Se- Monaten zu über- in Deutschland. Sie- zunächst unklar. DFB freigesprochen kannte, als andere Wissenschaftler
det der erforderliche zweite her ausgibt. Kritik prüfen. Siehe Wirt- he auch „Blick in die Siehe auch „Blick in worden. Siehe bedeutende Anwendungen ent-
Wahlgang für die endgültige im Kulturteil. schaft. Zeit". die Zeit". Sport. wickelten. Insofern ehrt es das No-
Abwahl statt. bel-Komitee, wenn es die „Urväter"
nicht vergißt.
Mitschuldig sei er, daß man heu-
SED-Erklärung / Bohley skeptisch Karlsruhe: Einstweilige Anordnung te „jeden Dreck messen kann und
die Leute sich darüber aufregen",
* sagte Paul selbstkritisch über sei-
ne Arbeit. In der Tat, vor Erfindung

Bonn: Taten Ausländer dürfen des Massenspektrometers er-


schien unsere Umwelt noch viel
sauberer - die meisten Schadstof-
fe ließen sich einfach nicht nach-
weisen. Doch Pauls Zweifel sind

noch nicht wählen


nicht angebracht, wie man am Bei-

müssen folgen spiel des Trinkwassers erkennen


kann: Gerade der rechtzeitige
Nachweis einer schleichenden
Vergiftung der Brunnen erlaubt es,
Gegenmaßnahmen einzuleiten,
Bonn/Berlin (AP/dpa). Die jüngste Erklärung des SED- Karlsruhe (dpa). Das Bundesverfassungsgericht hat die bevor diese wichtigste Lebens-
Politbüros, in der DDR offen über Probleme zu sprechen und geplante Beteiligung von Ausländern bei der nächsten Kom- grundlage auch späterer Genera-
tionen schlimmer verseucht ist.
gemeinsam nach Lösungen zu suchen, ist in Bonn und bei munalwahl in Schleswig-Holstein im März 1990 untersagt.
Das Gericht erließ gestern auf Antrag der CDU/CSU-Bundes- Segen, nicht Fluch liegt auf die-
der DDR-Opposition mit Zurückhaltung und Skepsis aufge- ser Arbeit. Auch wenn Umweltsün-
nommen worden. tagsfraktion eine entsprechende einstweilige Anordnung. der ganz anderer Meinung sind.
Peter Ochs
Die Bundesregierung und die Schmalz-Jacobsen sagte, einige Damit wird das schleswig- schwerwiegender Nachteil, daß
Bonner Parteien machten am DDR-Führungsmitglieder hät- holsteinische Wahlgesetz, das der mit der einstweiligen An-
Donnerstag deutlich, daß sie zu- tea eingesehen, daß sich etwas eine beschränkte Beteiligung ordnung „verbundene Eingriff in Haussmann-Vorschlag
nächst abwarten wollen, ob den bewegen müsse. von Ausländern bei der Kom- die Gestaltungsfreiheit des .Ge-
Worten Taten folgen. Kanzler- Die Malerin und Mitbegrün- munalwahl vorsieht, außer setzgebers als das kleinere Übel
amtsminister Seiters sagte, in
der Erklärung des Politbüros
„klinge erstmals Betroffenheit
derin der Bürgerrechtsbewe-
gung „Neues Forum", Bärbel
Bohley, sprach von „einem zu- „ICH BIN MITSCHULDIG, daß
Vollzug gesetzt. Das Gericht be-
tonte in der Entscheidungsbe-
gründung jedoch ausdrücklich,
hingenommen werden" tnüsse.
Bundesjustizminister Engel-
hard (FDP) begrüßte die Ent-
Union gegen
an - das ist allerdings auch das
Mindeste, was man erwarten
nächst nur verbalem Einlen-
ken". Die SED-Ankündigungen
man heute jeden Dreck messen
kann und die Leute sich darüber
aufregen" war gestern das Be-
daß damit hoch nichts über die
Verfassungsmäßigkeit des Aus-
scheidung. Gemäß Artikel 20
des • Grundgesetzes müsse alle
40-Std.-Woche
konnte". Neben selbstkritischen stellten noch keinen entschei- länderwahlrechts gesagt sei. Staatsgewalt - vom deutschen
Worten des Politbüros gebe es denden Schritt dar.. kenntnis des frischgebackenen Über diese werde erst im end- Volke ausgehen. Bundesinnen- Bonn (AP). Die von Bundes-
auch nach wie vor sehr orthodo- Der Konsistorialpräsident der Nobelpreisträgers Wolfgang gültigen Urteil über die Verfas- minister Schäuble (CDU) sagte, wirtschaftsminister Haussmann
xe Töne. Evangelischen Kirche in Berlin- Paul. (dpa-Funkbild) sungsklage der Union entschie- die Entscheidung schütze auch (FDP) ins Gespräch gebrachte
Auch das SPD-Vorstandsmit- Brandenburg, Manfred Stolpe, den, das für nächstes Jahr er- die Ausländer vor Enttäu- Rückkehr zur 40-Stunden-Wo-
glied Ehmke sagte, zunächst würdigte die Politbüro-Erklä- wartet wird. schung. Für sie wäre es nur che ist auch bei der Union auf
sollte die weitere Entwicklung rung dagegen als „Einstieg in ei- Physik, Chemie Der Vorsitzende des Zweiten schwer verständlich, wenn sie Ablehnung gestoßen. Der so-
in Ruhe abgewartet werden. nen Gesprächsprozeß". Zwar Senats,- Mahrenholz, sagte in sich zunächst an den Wahlen zialpolitische Sprecher der Bun-
seien „nicht alle Blütenträume den Urteilsgründen, ohne die beteiligten und auch Mandate destagsfraktion, Horst Günther,
Wortlautauszüge aus der Erklä-
rung des SED-Politbüros auf „The-
gereift", doch konkrete Ent-
scheidungen der Staats- und Nobelpreise für einstweilige Anordnung hätten
dem Gemeinwohl „schwere
erringen dürften und anschlie-
ßend ihre Stimmabgabe für un-
sagte gestern zu den von der
Opposition bereits heftig kriti-
sierten Äußerung, die von
gültig erklärt würde.
men des Tages".
Parteiführung deuteten sich an.
Kurt Hager, SED-Chefideolo-
ge, der gestern - für westliche
Deutschen und Nachteile" gedroht. Werde die
Wahlbeteiligung von Auslän-
dern in Schleswig-Holstein zu-
Schleswig-Holstein und Ham-
burg hatten das Ausländerwahl-
„Haussmann geforderte 40-
Stunden-Woche ist unreali-
Wichtig sei, daß das Politbüro
zum ersten Mal „Kenntnis von
Kreise überraschend - zur Eröff-
nung der Kulturtage der DDR
vier US-Bürger gelassen und sollte sich im end-
gültigen Urteil deren Verfas-
recht in unterschiedlicher Form
im Februar dieses Jahres einge-
stisch". Sie entspreche nicht
dem sozialen Fortschritt, den
die Tarifparteien vereinbart hät-
defi Tatsachen genommen" nach Moskau gereist war, er- sungswidrigkeit herausstellen, führt. Die SPD-geführte schles-
wähnte in einem ZDF-Interview Stockholm (AP). Der Bonner würde die Ausländerbeteiligung wig-holsteinische Landesregie- ten. Nicht zuletzt der Produkti-
habe. Der SPD-Politiker Bahr vitätsfortschritt habe die Ar-
meinte, es sei in der DDR ein ausdrücklich die Kirche in der Physikprofessor Wolfgang Paul „nicht nur eine Verfassungsbe- rung bekräftigte gestern ihr Ziel,
DDR als Gesprächspartner bei und sein aus Deutschland ge- stimmung verletzten", sondern die Verfassungsmäßigkeit des beitszeitverkürzung ermöglicht.
Prozeß in Gang gekommen, von
dem sich noch nicht absehen dem angestrebten Dialog mit ge- bürtiger US-Kollege Hans Deh- „das demokratische Prinzip Kommunalwahlrechts bestäti-
lasse, wo er enden werde. Die sellschaftlichen Kräften. melt erhalten zusammen mit gleichsam vom Fundament her gen zu lassen.
FDP-Generalsekretärin Fortsetzung nächste Seite dem Harvard-Professor Norman beschädigen". Dies sei ein derart Siehe auch Kommentar DDR-Flüchtlinge
Ramsey den diesjährigen No-
belpreis für Physik. Paul und
Keine klare Haltung zu DDR-Flüchtlingen Dehmelt wurden für die Ent-
wicklung der Ionenkäfigtechnik Schweden / Angeblicher Palme-Mörder Minister begrüßt
ausgezeichnet, Ramsey für von

An Polens Grenze wird ihm entwickelte Möglichkeiten


zu unvorstellbar genauer Zeit-
messung. Den Nobelpreis für Berufungsgericht setzt Rechtsberatung
Chemie erhielten zu gleichen
weiter zurückgewiesen Teilen der Amerikaner Thomas
Cech und der Kanadier Sidney
Altman für ihre Arbeit auf dem
Pettersson auf freien Fuß Bonn (AP). Bundesjustizmini-
ster Engelhard (FDP) hat den
Vorschlag des Deutschen An-
waltsvereins zur kostenlosen
Warschau (dpa). Die polni- die polnischen Sicherheitsbe- Gebiet der Gentechnik. Stockholm (dpa). Der wegen dung hieß es: „Nach Auffassung Rechtsberatung für.. DDR-
schen Grenztruppen müssen hörden noch immer in kommu- Der 76jährige Wolfgang Paul Mordes an Olof Palme in erster des Oberlandesgerichtes rei- Flüchtlinge, Aus- und Übersied-
nach wie vor illegale Grenzgän- nistischer Hand seien. und der an der Universität des Instanz verurteilte Schwede chen die Ermittlungsergebnisse ler begrüßt und seinerseits den
ger aus der DDR festnehmen Der Sprecher erläuterte aber Staates Washington in Seattle Christer Pettersson (Foto) ist am in diesem Fall nicht für eine Neuankömmlingen Informa-
und ausliefern. Ein Sprecher des weiter, wenn es illegalen Grenz- an der US-Westküste tätige Donnerstag von Verurteilung aus. Christer Pet- tionsmaterial angeboten. „Die
polnischen Innenministeriums gängern gelänge, unentdeckt 67jährige Dehmelt teilen sich der zuständi- tersson wird deshalb auf freien Menschen, die als Übersiedler
erklärte gestern, die Grenztrup- über den Grenzstreifen zu ge- die eine Hälfte des in diesem gen Kammer Fuß gesetzt." und Aussiedler zu uns kommen,
pen hätten bisher keine Anwei- langen, dann könnten sie unge- Jahr mit umgerechnet rund des Stockhol- Eine genaue Begründung für müssen neben den sozialen auch
sung erhalten, ihre bisherige hindert zur bundesdeutschen 882 000 DM dotierten Physi- mer Berufungs- seinen Freispruch veröffentlicht über die rechtliche Belange un-
Praxis, die auf einem Abkom- Botschaft nach Warschau fah- knobelpreises. Die andere Hälf- gerichts auf das Gericht erst bei der für den serer freiheitlichen Gesell-
men mit der DDR von 1969 be- ren. Dort ist die Zahl der ausrei- te bekommt der an der Harvard- freien Fuß ge- 2. November angekündigten Ur- schaftsordnung informiert wer-
ruht, zu ändern. Der Sprecher sewilligen DDR-Bürger wieder Universität in Cambridge im setzt worden. teilsverkündung. Prozeßbeob- den." Sie kämen aus anderen
fügte hinzu, er wisse, daß Au- auf 680 gestiegen. In der Prager US-Staat Massachusetts tätige Das Oberlan- achter erklärten übereinstim- Rechtsordnungen, so daß ihnen
ßenminister Skubiszewski ver- Botschaft halten sich derzeit 50 74jährige Professor Ramsey. desgericht legte mend, die Kammer habe sich die hiesigen Regeln vielfach
schiedene Versprechungen ge- DDR-Bürger auf. Auch der Zu- Seine Entdeckungen haben die sich damit drei wohl die Zweifel an der Aussage noch nicht bekannt seien.
macht habe. Er könne sich aber strom von DDR-Flüchtlingen Entwicklung der Atomuhr mit Tage nach Ab- von Witwe Lisbeth Palme zu ei-
für dessen Zuständigkeitsbe- über die ungarisch-öster- einer Ganggenauigkeit von eins schluß des Re- gen gemacht. Sie hatte als einzi-
reich aber nicht äußern. reichische Grenze hält an. Das zu zehntausend Milliarden Se- visionsverfah- ge Augenzeugin Pettersson als
Skubiszewski hatte am Vor- Grenzschutzkommando Süd re- kunden möglich gemacht. ren auf einen Freispruch für den Täter identifiziert. Da die Quoten vom Mittwochslotto
tag dem SPD-Vorsitzenden Vo- gistrierte von Mittwoch bis 42jährigen Pettersson fest. Der Staatsanwaltschaft aber techni-
Donnerstag 407 DDR-Bürger. Paul, der seine „Ionen-Falle" am 28. Februar 1986 begangene sche Beweise nicht vorlegen Ziehung A: Gewinnklasse I
gel in Warschau offiziell erklärt, in den 50er Jahren „durch 984 630,50 DM; 11 120 661,40 DM;
daß keine DDR-Flüchtlinge Die Bundesregierung mahnte Mord an Schwedens damaligem konnte und Petterssons Anwalt III 3140,80 DM; IV 64,10 DM; V 4,80
Nachdenken und Glück" ent- Ministerpräsidenten muß nun zwei nicht völlig widerlegte Ali-
mehr gegen ihren Willen an die unterdessen eine Zusage der wickelt hatte, war überrascht, DM.
DDR-Grenzbehörden ausgelie- DDR an, den über die Bonner weiter als unaufgeklärt gelten. .bizeugen präsentierte, hatte die Ziehung B: Gewinnklasse I unbe-
daß er nach so langer Zeit noch setzt, Jackpot 965 291,60 DM; II
fert würden. Beobachter erklä- Botschaften ausgereisten DDR- ausgezeichnet wurde. - In der von den sieben Mitglie- Verurteilung zu lebenslängli- 60 330,70 DM; III 5080,40 DM; IV
ren die unterschiedlichen Infor- Bürgern ordnungsgemäßge Aus- Siehe „Zum Tage " und dern der Kammer veröffentlich- cher Haft zu Kritik geführt. 76,90 DM; V 5,10 DM.
mationen mit dem Hinweis, daß reisepapiere auszustellen. Berichte im Kulturteil ten Erklärung zu der Entschei- Siehe auch Kommentar (Ohne Gewähr)
Nr. 239 Politik Freitag, 13. Oktober 1989

Namen und Ost-Timor Studie / Engelhard: Wohnungsnachfrage Fachgespräche mit Prager Kollegen
Nachrichten
Papst ruft zu „Anwälte keine Am Bau herrscht Zimmermann setzt
Für Kat-Einbau gibt's Geld Versöhnung auf Prozeßhansel" Optimismus
Unter dem Motto „Kat sei Dank"
hat Bundesum-
weltminister
Klaus Töpfer
Dili (dpa). Papst Johannes Paul Bonn (AP). Die steigende Flut Bonn (dpa/vwd). Die Bauwirt-
II. hat die 700 000 Einwohner von gegenwärtig jährlich 1,2 schaft will vor dem Hintergrund
des von Indonesien annektier- Millionen Zivilprozessen in der der gestiegenen Wohnungs-
sich für Havel ein
(CDU) gestern ten Inselteils Ost-Timor zu Ver- Bundesrepublik wird nach An- nachfrage für* zügige Baufort- Bonn (dpa/AP). Bundesver- Der Verlag soll während der
eine Werbe- söhnung, Frieden und realisti- sicht von Bundesjustizminister schritte sorgen. Für die kom- kehrsminister Zimmermann Buchmesse gegründet werden.
kampagne für schen Zukunftserwartungen Engelhard nicht durch Rechts- menden Monate herrsche bei (CSU) hat die Prager Regierung
den Katalysa- aufgefordert. Vor etwa 100 000 anwälte verursacht. Sie trügen den Baufirmen „unverändert aufgefordert, den Dramatiker'
tor gestartet. Menschen auf einem vom Meer vielmehr durch außergerichtli- Optimismus vor, sowohl bei der Havel zur Entgegennahme des Dank für Hilfe
Ziel der Aktion und Bergketten umschlossenen che Konfliktlösüng dazu bei, daß Auftragsentwicklung als auch Friedenspreises des Deutschen
ist, Besitzer äl- Platz in Dili forderte er auch die sich nicht noch mehr Bürger vor für deren Realisierung", berich- Buchhandels am Sonntag nach Zimmermann dankte der
terer Autos zu Einhaltung der Menschenrechte Gericht' in die Haare geraten tete der Zenyralverband des Frankfurt reisen zu lassen. Bei Tschechoslowakei für die
bewegen, ihre sowie religiöse und kulturelle und die Justiz belasten. Zu die- Deutschen Baugewerbes am einem Essen mit seinem tsche- „schnelle und unbürokratische
Fahrzeuge Freiheit. Die für Timor Verant- sem Ergebnis kommt eine vom Donnerstag nach einer Schnell- choslowakischen Kollegen Hilfe", die sie den in die Bot-
nachzurüsten. wortlichen „müssen eine ge- Justizministerium in Auftrag umfrage. „Wermutstropfen" sei, Frantisek Podlena protestierte schaft der • Bundesrepublik ge-
Dafür wird es künftig erhebliche rechte und friedliche Lösung der gegebene Untersuchung „Streit- daß der Bedarf an Facharbeitern er gegen die von der CSSR ver- flüchteten pDR-Aussiedlern bei
Fördermittel geben, bis zu 1100 Probleme finden", sagte er. verhütung durch Rechtsanwäl- trotz der steigenden Zahl der ordneten Reisebeschränkungen, der Ausreise geleistet habe. Sie
DM pro Auto. Dili und der Schauplatz der te", die Engelhard am Donners-
Über- und Aussiedler nicht die gegen die allgemein gefor- habe damit ein Zeichen der Hu-
Messe wurden von zahlreichen tag in Bonn vorstellte. habe befriedigt werden können. derte Öffnung der Grenzen ver- manität gesetzt. Hoffen können
stießen. Die Bundesregierung die DDR-Bürger auch auf ihre in
Wieder Messe im Kreml Uniformierten streng kontrol- Die in der Öffentlichkeit häu-
liert. Die Etappe Timor beim fig gehörte Meinung, Rechtsan- sei über die gegen Havel ver- Prag zurückgelassenen Autos.
In der Hauptkathedrade des fünftägigen Indonesienaufent- wälte seien „Prozeßhansel" oder Neue Forderungen hängte Ausreiseverweigerung Die CSSR sei bereit, soverlaute-
„tief betroffen". In einer Zeit, in te aus der CSSR-Delegation,
Moskauer Kreml wird heute halt des Papstes war umstritten.. „Prozeßtreiber" habe«sich nicht der sich Ost und West aufeinan- dieses Problem zu lösen, wenn
zum ersten Mal seit 1918 wieder Indonesien hatte vor 13 Jahren bestätigt, erklärte Engelhard. Er Bund, Länder und Gemeinden der
ein Gottesdienst gefeiert. Wie in einem Krieg, bei dem über würdigte ausdrücklich die Be- müssen nach einer Forderung ders zubewegten, sei es beson- sich die beiden deutschen Staa-
der Sprecher des sowjetischen 100 000 Ost-Timoresen getötet mühungen der 54 000 Anwälte des Deutschen Mieterbundes preis sinnvoll, einen Friedens- ten darüber verständigten.
Rates für religiöse Angelegen- wurden, das Land erobert und um außergerichtliche Streitver- (DMB) Geld für jährlich 150 000 halte esentgegenzunehmen. Er
für notwendig, daß die Bei den Fachgesprächen der
heiten, > Smirnow, sagte, wurde annektiert. Die katholische Kir- hütung. neue Sozialmietwohnungen be- Regierung Entscheidung beiden Minister wurde nach
diese einmalige Feier anläßlich che Indonesiens, mit knapp fünf Der Präsident der Bundes- reitstellen. In Lübeck nannte noch einmal ihre überdenke. Mitteilung des Ministeriums
des 400jährigen Bestehens des Millionen Gläubigen unter 180 rechtsanwaltkammer, Klaus Mieterbund-Direktor Helmut Übereinstimmung über Schritte
russischen Patriarchats geneh- Millionen Bürgern eine Minder- Schmalz, wies darauf hin, daß Schlich am Mittwoch abend die Havel hat die mit dem Frie- zur Verbesserung des Verkehrs
migt. heit, wünscht die Integration rund 70 Prozent der in Anwalts- Lage in Großstädten und Bal- denspreis 25 000 zwischen beiden Ländern er-
der Diozöse. Es gibt aber auch kanzleien gelangenden Zivil- lungsräumen „verheerend". Be- DM einem verbundenen neuen Freundeskreis zielt. Der Autobahnverbindung
Stimmen, die für die Unabhän- rechtsfälle ohne Anrufung des drohlich sei auch die Entwick- zugunsten eines freien Verlags- Nürnberg-Prag wurde besonde-
Auch DDR schickt Polizei gigkeit plädieren: Richters erledigt würden. lung der Mieten. wesens in Osteuropa gestiftet. re Bedeutung beigemessen.
Ein 30 Mann starkes Polizeikon-
tingent aus der DDR ist am Don-
nerstag in Namibia eingetroffen, Polenbesuch Drogenmafia / Sieben Staatschefs
um sich der UNO-Friedens-
macht Untag anzuschließen und
den Unabhängigkeitsprozeß der
ehemaligen deutschen Kolonie
Südwestafrika zu überwachen.
Vogel: Es geht Lateinamerikaner sind zu
Vor vier Wochen waren bereits
50 Beamte des Bundesgrenz- „um Hunger" „frontalem Kampf" bereit
schutzes nach Namibia geflo-
gen. Warschau (dpa). SPD-Chef
Hans-Jochen Vogel ist wegen Ica/Peru (dpa). Sieben latein- solange die Nachfrage in den
der schlechten Wirtschaftslage amerikanische Staatschefs ha- USA und Europa nicht sinke.
SPD-Entwurf findet Beifall tief besorgt über den Erfolg des ben bei einem Gipfeltreffen in Im Drogenkrieg ist der Polizei
Der SPD-Obmann im Rechts- Reformprozesses in Polen. Es Ica (Peru) ihre Bereitschaft zum in Kolumbien die bisher wich-
ausschuß, Hans geht auch „um Hunger", sagte er „frontalen • Kampf" gegen die tigste Festnahme gelungen: In
de With, hat in am Donnerstag zum Abschluß Drogenmafia betont. Die Staats- einem Restaurant der Haupt-
Bonn einen Ge- seiner Gespräche vor Journali- chefs von Argentinien, Brasi- stadt Bogota wurde Rafael Abel-
setzentwurf sten in Warschau. Die Bevölke- lien, Peru, Uruguay, Venezuela lo Silva festgenommen, der als
seiner Fraktion rung brauche in nächster Zeit und Mexiko versicherten dem „Nummer vier" des berüchtig-
vorgestellt, mit dringend eine bessere Versor- kolumbianischen Präsidenten ten Kartells von Medellin gilt.
dem das Zeug; gung mit N.ah.rungspittejn^.,.... ,t Barca ihre Solidarität im „he- Die USA haben die Ausliefe-
nisverweige- •Der polnische • Reformprozeß' roischen Kampf" gegen die Ko- rung des 34jährigen beantragt.
rungsrecht von sei seiner Ansicht nach eng ver-. kainbosse. Sie appellierten Außerdem wurde der mutmaßli-
Journalisten knüpft mit der Entwicklung in* gleichzeitig an die Vereinigten che •^Drogenhändler Leonidas
erweitert wer- der Sowjetunion, sagte Vogel, Staaten und : die westeuropäi- Vargas gefaßt, der als „ranghö-
den soll. Dieses der vor dem Abflug mit Staats- schen Länder, Rauschgifthandel her"' Angehöriger des Kartells
Recht müsse präsident Jaruzelski • und KP- wuLKpnsum einzudämmen und eingestuft wird.
auch selbstre- Chef Rakowski zusammentraf. so den Kampf der Erzeugerstaa- Die~ Kokainmäfia Kolumbiens
cherchierte Unterlagen vor dem Dies sei ihm bei den dreitägigen ten zu unterstützen. hat inzwischen die Vermittlung
Zugriff der Ermittlungsbehör- Gesprächen in Warschau nocH Der venezolanische Präsident der katholischen Kirche gefor-
den schützen, sagte de With. deutlicher geworden. Ein Schei- Andres Peres wies zu Beginn dert, um Präsident Barco zur
Die SPD-Initiative wurde von tern der neuen Führung in War- der Beratungen in Ica darauf Aufgabe seines Kreuzzuges zu
der IG Medien und dem Deut- schau wäre auch ein schwerer hin, daß das Rauschgiftproblem bewegen. In einem am Donners-
schen Journalisten-Verband Rückschlag für • den sowjeti- nicht zuletzt eines von Angebot tag veröffentlichten Schreiben
einhellig begrüßt. schen Staatschef Gorbatschow. und Nachfrage sei. Je größer der an die Zeitung „La Prensa" in
Vogel kündigte an, er werde Bedarf in den Verbraucherlän- Bogota bot das Kartell die Ein-
Bundeskanzler Kohl „eindring- dern sei, desto mehr werde in stellung aller Drogengeschäfte
Hitler-Feier hat Folgen lich bitten", die von Außenmini- Lateinamerika produziert. Alle an, wenn Mafiabosse nicht mehr
Mit zur Bewährung ausgesetz- ster Gehscher vor der UNO ab- Polizeieinsätze seien nutzlos, an die USA ausgeliefert würden.
ten Freiheitsstrafen von zwei gegebene Klarstellung zur Dau- EINEN SCHECK ÜBER 500 000 DM überreichte gestern Hanne-
und zweieinhalb Monaten sowie erhaftigkeit , der polnischen lore Kohl (links) an die Leiterin der Münchner Hilfsorganisati-
kleinen Geldstrafen hat das Eu- Westgrenze zu wiederholen. on „Mutabor", Margot Wingruber. Die Organisation setzt sich Afghanistan Polizei / Verkehr
tiner Jugendschöffengericht Vogel will den Kanzler auch auf für die Rehabilitation, Betreuung und Förderung von hirnge-
eine makabre „Hitler-Geburts- eine Entschädigungsregelung schädigten Menschen ein. Frau Kohl, Präsidentin des Kurato-
tagsfeier" vier junger, inzwi- für die etwa 800 000 in Polen riums für Unfallverletzte mit Schäden des zentralen Nervensy-
schen vom Dienst suspendierter lebenden ehemaligen deutschen . stems,; wertet die in München neu eingerichtete ambulante 36 Tote bei Punkte auch für
Polizeibeamter aus Schleswigs Zwangsarbeiter im zweiten Intensivförderung für diese Patienten als einen wichtigen Bei-
Holstein geahndet. In der „deut- Weltkrieg ansprechen. Mini- trag, den Hirngeschädigten ein höheres Maß an Lebensqualität Raketenangriff Auslandsverstöße?
schen Party", mit der die vier sterpräsident Mazowiecki habe zu ermöglichen'. Jährlich erleiden in der Bundesrepublik 200 00
Angeklagten im Alter zwischen ihm gesagt,, daß dieses Thema Personen Kopfverletzungen - bei 20 000 kommt es zu lang Moskau (dpa). Bei einem der Münster (dpa). Auch „für
20 und 22 Jahren im Beisein von für Polen eine wichtige Bedeu- andauernden Schäden. (dpa-Funkbild) bislang schwersten Raketenan- schwere Verkehrsverstöße im
zwei Minderjährigen Ende April tung habe. griffe der Rebellen auf die afgha- Ausland sollen deutsche Ver-
bundesweit Schlagzeilen ge- nische Hauptstadt Kabul sind kehrsteilnehmer demnächst
macht hatten, sah das Gericht 36 Menschen getötet und mehr Punkte in der Flensburger Ver-
den Tatbestand der Aufforde-
rung zum Rassenhaß erfüllt. SED-Erklärung / Bischof appelliert'an DDR-Führung als 80 verletzt worden. Wie der kehrssünderkartei erhalten. Da-
Sprecher des sowjetischen Au- für haben sich leitende Polizei-
ßenministeriums, Gerassimow, beamte aus der Bundesrepublik

Forck: Auch mit Opposition reden


am Donnerstag in Moskau er- in der Polizeiführungsakademie
Parteitag steht zu Lawson klärte, geschah der Angriff wäh- des Bundes und der Länder
Mit starkem Applaus haben die rend der Feiern zum Geburtstag (PFA) in Münster ausgespro-
britischen Kon- des Propheten Mohammed. chen.
servativen 1988 seien über 3000 Zivilisten In Skandinavien, so erklärten
Schatzkanzler Fortsetzung Position von Staats- und Partei- Forck mit Oberbürgermeister bei Angriffen der Mudschahed- die Fachleute, werde heute
Nigel Lawson Auf die Frage nach weiteren chef Honecker geschwächt sei, Krack Pläne, eine zwölfköpfige din getötet worden, sagte er. schon so verfahren.
Unterstützung esprächspartnern antwortete erklärte Hager gegenüber dem Gruppe kritischer Bürger zu bil-
für seine unpo- Hager ausweichend: „Ge- ZDF, in der Staats- und Partei- den, die an diesem Dialog betei-
puläre Anti-In- sprächspartner finden wir im- führung der DDR gebe es keine ligt werden könnte. In der Geth-
flationspolitik mer. Wenn sie allerdings unsere Differenzen. „Es ist eine einheit- semanekirche sagte Forck ge- HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
signalisiert. Gesellschaftsordnung infrage liche Führung und sie wird es stern abend vor 4000 Menschen, ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
Seine Rede auf stellen wollen, ist das keine Ba- auch bleiben, selbst wenn man die DDR-Regierung dürfe sich H. Schacht. Anzeigenleitgr: Horst Prehm.
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
dem Parteitag sis für ein Gespräch." Auf die immer wieder versucht, Diffe- nicht darauf beschränken, nur Herausgeber
der Konservati- Frage nach politischen Verän- renzen zu erfinden". mit denen den Dialog zu führen, Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
ven im Badeort derungen in der DDR verwies er die in vorhandenen Organisatio- Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
Blackpool wur- auf die Erklärung des Politbü- nen seien. Sie müsse auch mit sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
Chefredakteur
de nach fast jedem Satz von Sze- ros, die gestern in großer Auf- Kulturbund für „Erneuerung" denen sprechen, die sich in der Lothar Orzechowski
nahme 05 61/20 3-3. Femschreib-Nr.
99 635. Telekopierer 05 61 /20 36 Teletex
nenapplaus unterbrochen. „Es machung vom SED-Zentralor- Opposition versammelt hätten. 5 6 1 8 1 1 0 . Postgirokonto 155132-608
Stellv. Chefredakteure
gibt keine Alternative zu den gan „Neues Deutschland" und Die Akademie der Künste der Forck forderte die Freilassung Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
hohen Zinssätzen, und die Maß- den anderen DDR-Zeitungen DDR hat „ein neues Verständnis der verhafteten Demonstranten. Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
nahmen werden greifen", sagte veröffentlicht wurde. Verantwortliche Redakteure Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
für den Gebrauch der Medien" In Leipzig teilten Bürgerrecht- Dhef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
Lawson. In einem Interview des DDR- gefordert und dazu aufgerufen, ler mit, Oberbürgermeister Sei- Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo-
Fernsehens kündigte Hager an, „ein umfassendes, offenes und del habe gegenüber Kirchenver- chen Prater. Blick in die Zeit: Walter Die Beendigung des Abonnements ist nur
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
der nächste SED-Parteitag wer- öffentliches Gespräch zu begin- tretern zugesagt, daß alle seit Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
Grünes Licht für Brokdorf de „auf einer großen Ausspra- nen". Die DDR-Nachrichten- dem 11. September angeklagten Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, Frau zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- Zugang der schriftlichen Kündigungserkjä-
Nach neuneinhalb Monaten che über die gesellschaftlichen agentur ADN verbreitete am und verurteilten Demonstranten semann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntags- rung. >
Pause darf das Atomkraftwerk Probleme bei uns beruhen". Zu Donnerstag außerdem ein Kom- freigelassen werden sollen. zeit: Frank Thonicke. Kassel Stadt und
Brokdorf an der Elbe wieder an- den Vorschlägen der SED könn- munique des Kulturbundes der Dresdens Oberbürgermeister Land: Wolfgang Rqssbach. Bezirksredak- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
gefahren werden. Wie die Kieler ten sich dann auch die „Bürger DDR, in dem das Präsidium eine Berghofer wies unterdessen tionen: Peter M. Zitzmann. Koordination: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Regierung mitteilte, liegt die Zu- aus allen Schichten" äußern. „unerläßliche Erneuerung unse- Meldungen als falsch zurück, er Helmut
Eberhard Heinemann. Chefreporter. Karl- „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
stimmung der Reaktorsicher- Der SED-Chefideologe meinte rer Gesellschaft" fordert. Der habe ein neues Wahlrecht gefor- Hermann Huhn. Sonderthemen Peter rier", Herzberg.
heitsbehörde jetzt vor. Aller- zugleich, der Sozialismus in der Text wurde auch im DDR-Fern- dert. Er habe vielmehr gefragt, Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
dings sei die Genehmigung, den DDR werde „weiter . erstarken sehen verlesen. ob das gegenwärtige Wahlgesetz Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare.
Reaktor wiederanzufahren, an und vollkommener werden." In Ostberlin gibt es nach den von allen Bürgern „richtig wahr- Redaktion Hannover- Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
eine Reihe Auflagen gebunden. Zu Spekulationen, wonach die Gesprächen zwischen Bischof genommen" werde. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 239 Themen des Tages Freitag, 13. Oktober 1989

Presse-Echo Alpen droht Umwelt-Kollaps / Berchtesgadener Konferenz


Noch nicht das Wortlautauszüge
letzte Wort SED-Politbüro:
Die Seilschaft im Zugzwang
Viele Zeitungen befassen sich mit mögli-
chen Reformen in der DDR

In Verfassungsfragen steht den


Karlsruher Richtern das letzte Wort
Wir stellen uns;
zu. Mit ihrer einstweiligen Anord-
nung gegen das kommunale Aus-
(Freiburg)
Es häufen sich die Zeichen,
Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Holte
der Diskussion
länderwahlrecht in Schleswig-Hol- daß der erste Mann des SED-
stein haben sie sich das erste Wort Staates, der einst für viele in der Vcor gut 50 Jahren faszinierte tarischer Staatssekretär Gröbl kalen Forderungen der Umwelt- I n der Erklärung des SED-
genommen. Noch bevor über die DDR die Hoffnung auf eine ge- der Luis Trenker-Film „Der Berg mit einem Anflug von Skepsis schützer und den Interessen der Politbüros vom Mittwoch
Verfassungsmäßigkeit des Geset- wisse Liberalisierung verkör- ruft" Hunderttausende. Nun nach der Konferenz. Denn die Bevölkerung, für die der Frem- abend wurde vom höchsten
zes entschieden worden ist, wird pert hatte, der zuletzt die Not- ruft er wieder, aber um Hilfe. Es Alpenkonvention muß, wenn sie denverkehr eine wichtige Exi- DDR-Führungsgremium un-
es außer Kraft gesetzt. Ein so har- wendigkeit des Wandels zu ei- geht um die Bewahrung eines auf dem Tisch liegt, erst noch stenzquelle darstellt. ter anderem erstmals die Be-
ter Eingriff in die Kompetenz des nem offenen, pluralen Sozialis- der prachtvollsten Geschenke die Hürden von sieben Parla- Gleichwohl ist Bonn mit „dem reitschaft zu Gesprächen mit
Parlaments läßt sich nur rechtferti- mus nicht mehr begreifen konn- der Schöpfung. menten mit ebenso vielen unter- ersten Schritt" sehr zufrieden. oppositionellen Kräften er-
gen, wenn dadurch schwerer te, zum vorzeitigen Abgang Sind die Alpen noch zu ret- schiedlichen Interessenlagen „Auf der Konferenz ist mehr klärt. Im folgenden einige
Schaden verhindert werden soll. gezwungen wird. Die Zeichen ten? Können Massentourismus überwinden. Spätestens dann herausgekommen, als man an- Wortlautauszüge:
Das haben die Richter des Zweiten signalisieren, daß fundamentale und Transitverkehr noch recht- setzt die Phase ein, in der es zu nehmen durfte," betonte der
Senats plausibel begründet. Der Entscheidungen .bevorstehen, zeitig genug zurückgedreht wer- faulen Kompromissen kommen Parlamentarische Staatssekre- „Der Sozialismus ...ist die
Aufschub des Wahlrechts ist ge- daß die SED zur Änderung ih- den, um die Bergwelt vor dem kann, deren Folgen katastrophal tär im Umweltministerium, Zukunft der heranwachsen-
genüber der möglichen Aufhebung rer ... wohl ebensosehr von Ver- völligen Umwelt-Kollaps zu be- wären. Gröbl, gegenüber unserer Zei- den Generationen. Gerade
das kleinere Übel. wahren? Die schon schrill tö- Alle Länder sind sich .in dem tung. Es habe positiv über- deshalb läßt es uns nicht
folgungsängsten wie von ideolo- nenden Warnsignale - die Alpen gleichgültig, wenn sich Men-
Grundziel einig, daß die Überer- rascht, daß die Vertreter aller
Trotzdem schafft das Bundes- gischer Borniertheit geprägten sind nach dem Tropenwald das Länder „voll mitgezogen" hät- schen, die hier arbeiteten
verfassungsgericht durch seinen Konfrontationspolitik bereit ist. schließung und Übernutzung und lebten, von unserer
am meisten belastete Ökosy- der geschundenen Alpenwelt ten. Der Entwurf für die Resolu-
Beschluß eine unglückliche politi- stem der Erde - und das lange tion sei sogar durchgehend noch Deutschen Demokratischen
sche Situation. Die Union fühlt sich ein Ende haben muß. Jahr für Republik losgesagt haben.
Zeit unterdrückte, .aber nun Jahr strömen im Sommer und verschärft worden, erläuterte
bereits als Siegerin, obwohl in der doch erwachte schlechte Ge- Gröbl die optimistische Ein- Viele von ihnen haben die
Sache selbst nichts entschieden Winter über 100 Millionen Ur- Geborgenheit der sozialisti-
wissen führten die sieben An- lauber in die Berge, achtmal so schätzung seines Ministers.
ist. Die betroffenen Ausländer sind Was kann man dem Spitzen- rainerländer endlich zu einer viel, wie dort leben. Und damit schen Heimat und eine si-
frustiert, weil ihnen das Wahlrecht mann eigentlich schlimmeres Konferenz zusammen. In Berch- Ganz anders sehen es die Na- chere Zukunft preisgege-
ohne endgültiges Urteil vorenthal- vorwerfen, als daß er Illusion alle möglichst bequem an ihr turschützer, für die bisher nur ben... Sie hatten ihre Freun-
tesgaden beschloß man, bis 1991 Ziel gelangen, werden immer „unverbindliche Absichtserklä-
ten wird. Auf das Klima der Kom- und Wunschdenken mit Reali- eine völkerrechtlich verbindli- de, Arbeitskollegen und
munalwahlen in Schleswig-Hol- täten verwechselt und diesen fa- mehr Straßen und Parkplätze rungen" vorliegen. Einer ihrer Nachbarn...Die Ursachen für
che Alpenschutzkonvention zu angelegt. 15 000 Seilbahnen und eigenwilligsten und in Bezug auf
stein kann sich das nur nachteilig talen Irrtum nicht einmal be- erarbeiten, die mit konkreten ihren Schritt mögen vielfältig
auswirken. Noch schlimmer wäre merkt? Kein Zweifel, Erich Ho- Lifte haben zusammen mit Ski- die Alpen kompetentesten Spre- sein. Wir müssen und wer-
Maßnahmen in den Bereichen pisten in einer Gesamtlänge von cher, Karl Partsch, brachte das
es jedoch gewesen, wenn gewähl- necker ist jetzt auch in Ostberlin Naturschutz, Landschaftspflege den sie auch bei uns suchen,
te ausländische Mitbürger ihre für politisch tot erklärt worden. 120 000 Kilometer Länge einen Ergebnis des Berchtesgadener jeder an seinem Platz..."
und Raumordnung dafür sorgen gewaltigen Kahlschlag in den Meetings auf die Formel: „Der
Mandate nach für verfassungswid- Sein Rücktritt - freiwillig oder soll, daß es mit den Bergen nicht
rig erklärten Wahlen hätten zurück- gezwungen - ist nur noch eine Bergwald gerissen. Die Folge Berg kreißte und gebar ein mitt- „Gemeinsam wollen wir
mehr weiter bergab geht. sind vermehrte Schnee- und leres Zwergmäuslein." Partsch,
geben müssen. Frage der Zeit. Erdlawinen (Muren) sowie über alle grundlegenden Fra-
Bonns Umweltminister Töp- der für die Grünen im Europa- gen unserer Gesellschaft be-
Entgegen der Siegeszuversicht fer, engagierter Initiator des Hochwasser bis in das Flach- Parlament sitzt, führt bereits seit
des CDU/CSU-Justitiars Langner land hinein. raten, die heute und morgen
Treffens, sieht in dem Ergebnis 1975 einen - anfangs einsamen - zu lösen sind...Es geht um-
ist das Ausländerwahlrecht weder SÜDWEST PRESSE „Anlaß zu realistischem Opti- Feldzug für den Schutz der wirtschaftliche Leistungsfä-
juristisch noch politisch tot. Das mismus". Seine österreichische Bergregionen. „Die Alpen wer-
Bundesverfassungsgericht wird (Ulm) higkeit und ihren Nutzen für
Kollegin Marilies Flemming for- Differenzen in Details den uns auf den Kopf fallen," alle, um demokratisches Mit-
nämlich im Hauptverfahren nicht Nicht nur die Bevölkerung warnte er jetzt in drastischer
nur zu entscheiden haben, ob Aus- war offenkundig von dem Starr- mulierte es so: „Wir stehen am einander und engagierte Mit-
Fuß eines Dreitausenders, und Aber in wichtigen Detailfra- Weise, wenn nicht umgehend arbeit, um gute Warenange-
länder zum Staatsvolk gehören sinn enttäuscht, den Honecker Töpfer hat der Seilschaft das ein Erschließungsstopp verfügt
oder nicht, sondern auch, ob sie bei seiner Jubiläumsrede zum gen, wie all dem zu begegnen ist, bote und leistungsgerechte
Kommando zum Aufstieg gege- offenbarte die Konferenz von werde. Dazu müsse ein interna- Bezahlung, um lebensver-
sich auf Gegenseitigkeit und 40jährigen Bestehen der DDR an ben." Entscheidend wird freilich tionaler Umwelt-Notstand aus-
Rechtsgleichheit in der EG berufen den Tag gelegt hatte. Auch eine Berchtesgaden unterschiedliche bundene Medien, um Reise-
sein, daß alle am Seil bleiben gerufen werden. möglichkeiten und gesunde
können. Gerade weil das Kieler roße Zahl der Genossen in der und sich keiner unterwegs seit-
Auffassungen. Das gilt etwa für
Wahlgesetz auf Ausländer be- IED hat offensichtlich eingese- die Frage, welche Freizeitbe- Für einen „ökologischen Mar- Umwelt..."
schränkt ist, in deren Staaten bun- hen, daß an Reformen auch in wärts in die absterbenden schäftigungen in den Alpen ein- schall-Plan" setzt sich die inter-
desdeutsche Bürger bereits wäh- derüDR kein Weg mehr vorbei- Baumbestände schlägt. geschränkt oder untersagt wer- nationale Alpenschutzorganisa- „Mit der nächsten Tagung
len dürfen, muß von den Karlsruher führt. Die guten Vorsätze von den müssen, oder wo die Gren- tion Cipra ein. Nach ihren Be- des Zentralkomitees werden
Richtern ein differenziertes Urteil Berchtesgaden sind vielverspre- zen der Belastbarkeit durch den rechnungen sind pro Jahr zehn wir unserer Partei und dem
erwartet werden. Achim v. Roos chend, aber „die Frage ist, wie Tourismus liegen. Hier muß ab- Milliarden DM erforderlich, um gesamten Volk im Sinne un-
Münchner Merkur das alles durchgesetzt werden gewogen werden zwischen den die bedrohten Natur- und Kul- serer strategischen Konzep-
tion von Kontinuität und Er-
MÜNCHNER ZEITUNG kann," meinte Bonns Parlamen- der Natur der Sache nach radi- turwerte zu retten.
neuerung dafür unsere Vor-
Jubel ob der neuen Töne aus schläge unterbreiten. Sie be-
Richter in Ostberlin wäre verfrüht. Tags
zuvor hatte Honecker Lehren
ruhen auf den tausendfach
geführten Diskussionen in
Stockholm aus den „konterrevolutionären
Unruhen" in China - sprich:
den Parteiorganisationen der
SED, ..auf den Vorschlägen
dem Blutbad auf dem Platz des und Überlegungen, die uns
himmlischen Friedens - gezo- von den Werktätigen aus al-
Laut letztem Gerücht ist der so- gen. Damit stand er im Politbüro y\l, "AÄ MsÄf len Teilen der Republik zu-
wjetische Geheimdienst KGB in nicht allein. Auch wenn er jetzt gegangen sind. Alle Mei-
den Mord an Olof Palme verwik- unter Druck seiner Gefolgsleute nungsäußerungen und Vor-
kelt. Aber nicht solche Spekulation geraten ist... sollten die neuen schläge für einen attraktiven
hat zur Freilassung des angebli- Schalmeientöne nicht gar zu Sozialismus in der DDR sind
chen Attentäters Pettersson ge- vertrauensvoll aufgenommen dafür wichtig. Wir stellen
führt. Es gibt noch Richter in Stock- werden... uns der Diskussion.
holm, die sich auf den Rechts-
grundsatz besinnen, daß im Zwei- Wir haben dafür alle erfor-
fel für einen Angeklagten zu ent- derlichen Formen und Foren
scheiden sei. Und Zweifel an der der sozialistischen Demokra-
Schuld des Vorbestraften gab es Schlimm wäre es, wenn Ha- tie. Wir rufen auf, sie noch
mehr als Beweise; das Gericht in gers Schalmeienklänge nur ein umfassender zu nutzen.
erster Instanz ließ sie nur nicht gel- Beschwichtigungsversuch wä- Doch wir sagen auch offen,
ten, es wollte einen Täter haben. ren, nach der Maxime: gerade daß wir gegen Vorschläge
Der jetzige Straffreiheitsvollzug be- soviele Zugeständnisse, um den und Demonstrationen sind,
deutet daher eine schwedische Aufruhr zu dämpfen. Eine sol- hinter denen die Absicht
Gardinenpredigt für die Übereifri- che Taktik des Einlullens würde steckt, Menschen irrezufüh-
gen und einen Sieg der Gerechtig- ohnehin mißlingen, denn die Re- ren und das verfassungsmä-
keit aus dem Geist der Toleranz. formkräfte in der DDR sind ßige Fundament unseres
Die Frage, ob es der von finste- selbstbewußt geworden. Traurig Staates zu verändern...Der
ren Polizeifotos her weltbekannte ist, daß das Reformsignal so spät Sozialismus auf deutschem
Pettersson nicht vielleicht doch ge- rtönt und nicht etwa weiser Boden steht nicht zur Dispo-
wesen sein könnte, wäre falsch ge- Einsicht entspringt, sondern nur sition..." (dpa)
stellt. Eine Kriminalsache ist kein unter Druck zustande kam. „Deutsche Wahlurnen bleiben Ausländern vorerst verschlossen!" (Karikatur: Wolf)
Kriminalroman. In einem Rechts-
staat haben die Ermittler Beweise
vorzulegen und die Gerichte den „ Ich freue mich, daß der neue Vor 40 Jahren Gründung des DGB als Gewerkschafts-Dachverband Nation, Inge Meysel: „Danke,
Nachweis zu führen. Doch in die- Deutsche Gewerkschafts-Bund daß Du da bist! Auf die nächsten
sem Fall hagelte es bei der Unter- eine so schöne Zeitung heraus- 40!" schrieb sie. Arbeitgeber-
ibt. Eines steht fest: Die .Welt präsident Klaus Murmann stell-
Beitrag zum sozialen Fortschritt
suchung Pannen und Skandale,
und der Schuldspruch beruhte im ler Arbeit' wird bestimmt meine te die Frage, ob nicht die Arbeit-
wesentlichen auf den getrübten Zeitung werden. Alle schaffen- geber die besseren Gewerk-
Augen der Witwe des Ermordeten. den Menschen bitte ich, sie schafter sein und lieferte bezie-
Daß er nicht zu halten sein würde, ebenfalls zu bestellen". Das hungsreich keine Antwort nach.
hatten damals bereits die beiden Grußwort der Delmenhorster Von unserem Redaktionsmitglied Horst Seidenfaden Bundesarbeitsminister Norbert
Berufsrichter erkannt. Die Mehrheit Delegierten, einer Sortiererin Blüm lobte zwar die Erfolge, die
freilich ließ sich von Stimmung trei- mit dem beziehungsvollen Na- stand, er hatte auch über den gen Loderer als Ober-Metaller). Beginn einer langfristigen Ak- Gewerkschaften beim Aufbau
ben statt von Einsicht leiten. men Bringfriede Osbeck, prang- Sitz des DGB zu entscheiden: Doch die Zeit hat auch im Ge- tion. Bis in die Kreisebenen hin- unseres Staates. Allerdings ver-
te auf Seite 1 der Ausgabe Num- Bei der Wahl zwischen Frank- füge des DGB Spuren hinterlas- ein setzten die Verantwortli- gesse mancher Funktionär, daß
Ein unrühmliches Kapitel der mer zwei der Gewerkschaftszei- Gewerkschaften an „Einfluß
schwedischen Justiz hat eine not- furt und Düsseldorf siegte die sen: Der 40. Geburtstag steht chen den Rotstift an - von der
tung „Welt der Arbeit". Die Stadt im Rheinland. Der erste quasi am Ende einiger krisenrei- untersten Ebene bis hinauf in verliren,.wenn sie zu parteipoli-
wendige Korrektur erfahren. Abge- Sonderausgabe war der Grün- tischen Filialen umgebogen wer-
schlossen ist der Fall noch keines- Kongreß entbehrte nicht unge- chen Jahre. Das Debakel um den die Vorstandsetage soll gespart
dung des Deutschen Gewerk- wöhnlicher Vorkommnisse: Da Gewerkschaftskonzern Neue werden: Im DGB-Führungsgre- den."
wegs. Zwar mag die Wiedergutma- schaftsbundes (DGB) gewidmet.
chung an einem Schuldlosen gelin- gelang es dem 34jährigen Willi Heimat, in dessen Verlauf der mium will man die Zahl der Vor- Bei den Landesvätern war der
Heute vor 40 Jahren wurde der Ginhold, der als Gast kein Man- völlig absurde Verkauf des Plei- standsmitglieder von neun auf Ideenreichtum unterschiedlich
gen, soweit es von Geld und einer neue Dachverband von damals
neuen Identität abhängt. Den Be- dat hatte, in den Vorstand ge- te-Unternehmens für eine DM acht beschränken. Millionen ausgeprägt. Johannes Rau, SPD-
noch 16 Gewerkschaften ins Le- wählt zu werden an den Berliner Brotfabrikanten will man einsparen - und hinter Statthalter in Nordrhein-West-
hörden und damit einem lang als ben gerufen. 487 Delegierte (14
Muster der Liberalität geltenden In den 40 Jahren seines Beste- Horst Schiesser und der Rück- der Strukturreform verbergen falen, lobte die Einheitsgewerk-
Frauen) von fünf Millionen Ar- kauf für 14 Mio. DM (für Schies- sich, wie in jedem zum Kürzer- schaft als Glücksfall und
Staat indes haftet der Makel an, beitnehmern wählten Hans hens hat der DGB mit seinen
gleich doppelt versagt zu haben: Einzelgewerkschaften wesent- ser) das Image der Gewerk- treten gezwungenen Unterneh- Eckpfeiler der Nachkriegsge-
Böckler zum ersten DGB-Vor- schaftsorganisation mächtig an- men, auch erhebliche Strei- schichte. Lothar Späth, Mini-
Der oder die Schuldigen an einem sitzenden. Nichts kennzeichnet lich zum sozialpolitischen Fort-
spektakulären Mord sind weiter un- schritt der Bundesrepublik bei- kratzte, die Beinahe-Pleite des chungen bei den Personalko- sterpräsident in baden-Würt-
den Wandel in der 40jährigen Genossenschaftsunternehmens sten. temberg, machte sich mehr
bekannt, und der angebliche Täter DGB-Geschichte treffender als getragen. Kein politisches Feld,
erscheint als Opfer. das nicht von der Dachorganisa- co op AG, der Ausverkauf der Zum heutigen Jubelfest je- Mühe. Das „Cleverle" brachte
die Tatsache, daß ausgerechnet gewerkschaftseigenen Unter- seinen Kommentar in Versform:
Alfred Brugger der publizistische Hoffnungsträ- tion beackert worden wäre. doch startete man in der DGB-
Allerdings: Die öffentlich- nehmen (Bank für Gemeinwirt- Zentrale einen Prominenten- „Gesetzt, etabliert, ein bißchen
ger „Welt der Arbeit" zum run- schaft) - all dies machte der träge / rechthaberisch und nicht
den Geburtstag nicht mehr auf keitswirksamen Akzente setzte Zentrale in Düsseldorf mächtig Werbefeldzug. Auf maximal
nicht der DGB als „Gewerk- zwei Schreibmaschinenseiten sehr rege / so stellte sich schon
Das Zitat dem Markt ist. Aus Kostengrün-
den wurde das Blatt im vergan- schafts-Mutter". Dafür sorgten, zu schaffen. sollten Männlein und Weiblein mancher dar, /kaum daß er 40
genen Jahr eingestellt. meist in Tarifauseinanderset- Zwar stieg die Mitgliederzahl festhalten, was ihnen zum The- geworden war. / So fehlt's jetzt
„ich habe das Gefühl, daß die Stüh- zungen, die Einzelgewerkschaf- in den DGB-Gewerkschaften auf ma DGB als Kommentar einfiel. auch Dir an Beweglichkeit, / oh,
le immer enger werden. Dieses Ge- Der größte Gewerkschafts- ten wie die ÖTV (mit dem fast acht Millionen Männer und So manchen der Briefe können DGB, denk an die Zeichen der
fühl muß ich haben, weil ich sonst kongreß seit dem Verbot der Ar- ebenso schwergewichtigen wie Frauen an - doch die Gewerk- sich die DGB-Oberen getrost Zeit. / Die Schlachten von ge-
annehmen müßte, daß ich zu dick beiterorganisationen 1933 kon- mächtigen ehemaligen Vorsit- schaften drückt, der Kosten- hinter den Spiegel stecken. stern sind längst passe, / man
bin." stituierte nicht nur den DGB zenden Heinz Kluncker) und die schuh. Die Einstellung der Nicht jeder blieb so an der schlägt sie dennoch, bei Dir,
' Peter Ustinov und wählte den ersten Vor- IG Metall (lange Jahre mit Eu- „Welt der Arbeit" war nur der Oberfläche wie die Mutter der DGB."
HESSISC KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGEM
UNABHÄNGIG KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,40 DM Nr. 240 • Samstag, 14.10.1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Zwei Heimniederlagen
Neue Zahlen Kokain-Deal Nordhessen Nach Sturz „Der Pate" Zum Tage
Bochum siegt Kinder- Spur nach Autofahren Turnerin
im Ruhrderby Dritter Das große Tabu
Bundesliga
Mißbrauch Kolumbien teurer gelähmt Teil D i e Anzeigen nehmen zu, über
das große Tabu, das oft buchstäb-
Werder Bremen Immer mehr Kin- Auch in der Bun- In Nordhessen Nach einem Sturz Fortsetzung eines lich ein Familiengeheimnis ist, wird
VfB Stuttgart 6:1 der in der Bundesre- desrepublik wollen
publik werden Kolumbiens Dro-
wird Autofahren
teurer: Der Raum
aufs Genick beim
Training für die ge-
Super-Kino-Erfolgs: endlich gesprochen. Es waren
Regisseur Francis Frauen aus der amerikanischen
Gladbach sexuell mißbraucht. genbosse abkassie- Kassel kommt we- stern eröffnete Ford Coppola dreht Frauenbewegung, die vor wenigen
Hamburger SV 1:3 Laut offizieller Sta- ren. Bayerns Polizei gen des schlechten Turn-WM in Stutt- den dritten Teil des Jahren den Stein ins Rollen brach-
Bor. Dortmund tistik waren es 1988 sucht einen Kolum- Schadensverlaufs in gart ist Adriana „Paten". Den Mafia- ten. Indem sie über eigene Erleb-
über 13 000 minder- bianer als Drahtzie- die nächsthöhere Duffy (Puerto Rico) Boß Corleone spielt nisse als sexuell mißhandelte Kin-
VfL Bochum 0:1 jährige Sexualopfer. her eines geplatzten Regionalklasse der an beiden Beinen diesmal Superstar der schrieben und sprachen,
Die Dunkelziffer großen Kokain- Haftpflichtversiche- gelähmt. Der 18jäh- AI Pacino (Bild). durchbrachen sie die Barriere der
2. Liga liegt weit höher. Deals im August, als rung. Südnieder- rigen droht sogar Vorbericht morgen Angst und Scham.
Siehe „Zum Tage" 650 Kilo sicherge- sachsen bleibt fast eine Querschnitts- in der.
MSV Duisburg und „Blick in die stellt wurden. Siehe unverändert. Siehe lähmumg. Siehe Es zeigte sich bald, daß dieses
SV Meppen 0:0 Zeit" „Blick in die Zeit" Wirtschaft. Sport. Sonntagszeit vorwiegend inzestiöse Delikt weit-
verbreitet ist. Heute-geben bereits
Fort. Köln offizielle Stellen aufklärende Bro-
Braunschweig 0:2 schüren heraus und unterstützen
Selbsthilfe-Projekte. Und während
Darmstadt 98
SC Freiburg 2:2 DDR-Protestaktionen / Einsatz Vogels immer mehr erwachsene Frauen
entdecken, daß sie ihr eigenes ver-
zweifeltes Kindheitsgeheimnis mit
Letzte Meldung vielen anderen teilen, beginnen sie

Kurseinbruch Hunderte wieder auch Anzeichen von Verstörung


bei ihren Kindern richtig zu deuten.
Was dieses Verbrechen an Kin-
dern so schlimm macht, ist sein
doppelt wirksames Gift: Hier die
an Wallstreet
New York (AP). An der New
Yorker Börse ist es am Freitag
auf freiem Fuß verheerenden seelischen Verlet-
zungen des Opfers, dort die dunk-
le Saat des Mißtrauens: Welchem
lieben Vater, Bruder, Großvater,
Onkel kann man denn noch trau-
zu dem stärksten Kurseinbruch Berlin (AP/dpa). Die DDR-Behörden haben gestern fast en?
seit dem Börsenkrach vor fast alle Demonstranten auf freien Fuß gesetzt, die bei den Den meisten, Gott sei Dank. Und
genau zwei Jahren gekommen.
Der Dow-Jones-Index für 30 In- Protestaktionen dervergangenen Tage festgenommen wor- weil das so ist, darf das Tabuthe-
ma auch keines bleiben. Den Op-
dustriewerte schloß mit einem den waren. Die amtliche Ostberliner Nachrichtenagentur fern wie den intakten Familien zu-
Minus von 190,58 Punkten bei ADN verbreitete am Abend eine entsprechende Mitteilung liebe. Nur Offenheit ist heilsam.
2.569,26. Händler führten die des Generalstaatsanwaltes der DDR. Aufgebrochene Beulen tun weni-
Entwicklung auf stark gestiege- ger weh. Ilse Methe-Huber
ne Großhandelspreise zurück. Die genaue Zahl der Freige- mierter Kreise beläuft sich die
lassenen ist nicht bekannt. Nach Zahl derer auf rund 3000. In der
Hannover / Kohl: Angaben. aus Kirchenkreisen gestern in Ostberlin verbreite-
waren jedoch allein in Ostberlin ten Erklärung betonte Voge Warschau / Flüchtlinge
700 Personen inhaftiert. (Foto), er sehe sich als Rechts-
„Nach Durchführung der er- anwalt in der Pflicht, hier „Kor-
»Reformen ein forderlichen Untersuchungen"
seien „^ie wegen Störung der
rekturen und
rechtsstaatli- 820 dürfen
Herzenswunsch' Volksfeste am 7. Oktober sowie
im Zusammenhang mit gesetz-
widrigen Ansammlungen festge-
che Praktiken
anzumahnen".
Er unterstrich
ausreisen
Hannover (lni). Bundeskanzler nommenen Personen aus der „Die Freilas-
Kohl hat den Vorwurf der SED- Haft entlassen worden", hieß es sung der Be- Bonn (dpa). Die rund 820
Führung, die Bonner Regierung in der ADN-Meldung. Insge- troffenen dul- DDR-Flüchtlinge in der
mische sich in innere Angele- samt befänden sich noch elf Per- det keinen Auf-Warschauer Botschaft der
genheiten der DDR ein, als „blü- sonen , in Untersuchungshaft. schub. Für sie,Bundesrepublik können
henden Unsinn" zurückgewie- Dem Bericht zufolge werden ih- die Angehöri- nach Angaben von Kanzler-
sen. Auf dem Landesparteitag Bundesrats-Neubau steht im Modell
der niedersächsischen CDU in Die Neubaupläne des Bundesra-
nen „Begehung von Brandstif-
tungen, Plünderungen und Ge-
gen und die Ge-amtsminister Seiters (CDU)
in Kürze ausreisen. Der stell-
sellschaft zählt
Hannover sagte Kohl am Freitag tes sind eine Runde weiter ge- gutachtet werden. Vorgabe für walttätigkeiten sowie Aufwie- jede vertretende Leiter der Bon-
Stunde.
abend, es sei überhaupt nicht kommen. Aus 121 eingereichten alle Pläne ist die Erhaltung des gelung zu Gewaltakten" zur Last Alles soll ruhig verlaufen." In ner DDR-Vertretung, Lothar
das Interesse der Bundesregie- Architektenentwürfen hat das jetzigen, denkmalgeschützten gelegt. Sie müssen sich vor Ge- der Erklärung heißt es unter an- Glienke, habe ihn davon un-
rung, daß möglichst viele DDR- reisgericht für die Länderver- Plenarsaales des Bundesrates, in richten verantworten. terrichtet, daß die DDR be-
derem: „Ich sehe in den zahlrei-
Bürger in die Bundesrepublik tretung gestern fünf Arbeiten dem der Parlamentarische Rat chen Strafverfahren wegen un-
Der Honecker-Vertraute und genehmigten reit sei, die Zufluchtsuchen-
kämen. Ziel seiner Politik sei, preisgekönt. Insgesamt werden 1948/49 das Grundgesetz erar- prominente DDR-Anwalt Wolf- Verlassens der den mit Papieren auszustat-
daß „Deutsche in Deutschland 337 000 DM an Preisgeldern beitet und beschlossen hat. Eng- gang Vogel hatte sich zuvor DDR via Ungarn, CSSR oder Po- ten, die ihnen die Ausreise in
holm meinte, aus dem histori- nachdrücklich für die Freilas- len eine Verletzung des Prinzips
in ihrer Heimat bleiben wollen verteilt, auf den ersten Preis des ein Land ihrer Wahl ermögli-
sagte Kohl unter dem Beifall der Hannoveraner Architektenbü- schen Saal müsse noch einiger sung all jener Demonstranten der Gleichbehandlung der Bür- chen. Seiters äußerte sich zu-
530 Delegierten. Deshalb sei es „Plüsch" entfernt werden. Über ausgesprochen, die bei den Pro- ger vor dem Gesetz, garantiert frieden darüber, daß sich die
sein „Herzenswunsch", daß sich ros Storch und Ehlers entfallen
Gesamtbaukosten und Termine testaktionen keine Gewalttaten in Art. 20 der Verfassung, Art. 5 DDR zu einer humanitären
85 000 DM. Wie der Bundes-
die Reformwünsche in der DDR ratspräsident wollte er sich noch nicht äußern. begangen hätten. Strafgesetzbuch und Paragraph und pragmatischen Lösung
durchsetzen. und schleswig-Er hoffe aber, daß die Bauarbei- Vogel setzte sich in einer 5 Strafprozeßordnung." Es sei bereitgefunden habe.
holsteinische Ministerpräsidentten abgeschlossen sein werden, überraschenden und aufsehen- unvertretbar, einerseits vom Nach Informationen der
Kohl rief erneut zur Integra- Björn Engholm (auf unserem wenn das Bundesland Schles- erregenden Stellungnahme auch Staat Sonderwege in die Bundes- „Bild"-Zeitung sieht die Lö-
tion der DDR-Übersiedler sowie Bild mit dem ersten Preis), mit- wig-Holstein turnusgemäß wie- für die Freilassung all der DDR- republik zuzulassen und „ande- sung vor, daß die Flüchtlinge
der deutschen Aussiedler aus teilte, sollen die drei besten Ent- der den Präsidenten der Länder- Bürger ein, die wegen Flücht- rerseits für analoges Verhalten in der DDR-Botschaft in
Osteuropa auf. Es sei kein würfe überarbeitet werden und kammer stellt - und das ist im versuchs über Ungarn, die Haftbefehle zu verkünden". Warschau vorsprechen und
Chauvinismus, sich ihrer Pro- dann vor einer endgültigen Ent- Jahre 1999. Siehe auch nächste Seite entsprechende Reisepapiere
bleme bei der Eingliederung be- scheidung vom Preisgericht be- CSSR oder Polen verhaftet wor-
sonders anzunehmen. (dpa-Funkbild) den sind. Nach Angaben infor- und „Themen des Tages" beantragen.
Kohl hob vor dem Landespar-
teitag auch die bundespolitische
Bedeutung der Landtagswahl im Nach schwierigen Verhandlungen über Wirtschaftshilfe: Calden - Mallorca
kommenden Jahr hervor. Die
CDU habe noch acht Monate
Zeit, um dem Bürger die erfolg-
reiche Politik von Ministerprä-
sident Ernst Albrecht zu ver-
deutlichen. Kohl kündigte an,
Kohl reist am 9. November nach Polen Vorerst keine
Charterflüge
daß er sich im niedersächsi-
schen Wahlkampf besonders Bonn (dpa). Bundeskanzler schlußreifen Vereinbarungen Flüchtlinge, die von der Bonner che Regelung sein, sagte Gen-
engagieren werde. Cohl wird seine lange erwartete zählt die Bereitschaft der Bun- Botschaft in Warschau betreut scher in Hamburg: „Wer heute Kassel/Calden (ach). Aus dem
leise nach Polen am 9. Novem- desregierung, für Kredite an Po- werden, sagte Klein, er könne bei uns die Westgrenze Polens
)er antreten. Wie Regierungs- len zu bürgen. Zahlen wollte sich denken, daß bis zum ,Kohl- in Frage stellt oder den Ein- ^harterflug in den sonnigen Sü-
en vom Flugplatz Kassel in
iprecher Klein gestern in Bonn Klein nicht nennen, dementierte Besuch erneut eine „humanitä- druck erweckt, er wolle sie zu- 3alden wird vorerst nichts: Aus
Interview »ekanntgab, wird sich Kohl in aber die in Berichten genannte re, pragmatische Lösung" gefun- künftig in Frage stellen, der ge- icherheitsgründen gibt es für
iegleitung von Außenminister Summe von zwei bis drei Milli- den werde. fährdet den Prozeß der Annähe- en ab Mai 1990 geplanten
jenscher und einer Reihe wei- arden DM nicht. Einziger noch rung zwischen West und Ost in -harterverkehr nach Mallorca
Minister sucht erer Kabinettsmitglieder bis offener Punkt sei, ob für diese
;um 14. November in Polen auf- Kredite eine Rahmensumme Warnung Genschers
Europa, der gefährdet den Re- ceine Genehmigung. Dies teilte
form- und Demokratisierungs- gestern Hessens Wirtschaftsmi-
Arbeit für Ungarn lalten. Er folgt einer Einladung vereinbart werde, wie dies von
.es neuen polnischen Minister- Polen gewünscht werde. Dies
prozeß in Mittel- und Osteuro- nister Schmidt mit. Als Sicher-
In der Bundesrepublik ist in- pa." eitsproblem gilt unter anderem
iräsidenten Mazowiecki. sei aber eher eine Frage des zwischen die Diskussion um die Unterdessen forderte Vertrie- ie Bundesstraße 7, die, nur 50
' Kassel (bre). Ungarns Han- Die Reise war wegen der Re- Verfahrens. . polnische Westgrenze erneut benen-Präsident Czaja, die Bun- vleter vom Ende der Rollbahn
delsminister Tamas Beck hat in gierungsumbildung in Polen und Als Gegenleistung akzeptiert aufgeflammt. Außenminister desregierung müsse „mit dem entfernt, verlegt werden soll.
Kassel an die Bundesrepublik ler schwierigen Verhandlungen Polen unter anderem erstmals Genscher wandte sich mit der ganzen politischen und wirt- Der Straßenneubau wird wegen
appelliert, seinen Landsleuten iber die Wirtschaftshilfe der die Existenz einer deutschen bisher schärfsten Warnung ge- schaftlichen Gewicht" dafür der Genehmigungsverfahren je-
Arbeit zu geben. Durch Schlie- Bundesrepublik für das Land Minderheit mit entsprechenden gen solche Debatten. Einen Tag sorgen, daß Flüchtlinge von pol- och mehrere Jahre dauern.
ßungen von Bergwerken wür- mehrfach verschoben worden. Rechten. Es wird sich auch an nach einer Erklärung des Bun- nischen Behörden nicht mehr Schmidt betonte den Willen
den bald 10 000 Ungarn arbeits- Jetzt seien alle Fragen „ausge- der Einrichtung von Gedenk- des der Vertriebenen, die Gren- festgenommen und in die DDR er Landesregierung, den ge-
los. Siehe auch Interview auf tandelt, abgestimmt, verein- stätten für Deutsche beteiligen. zen von 1937 müßten Ausgangs- «zurückgeschickt werden. ilanten Flughafen-Ausbau wei-
„Themen des Tages". iart", sagte Klein. Zu den ab- Zum Problem der DDR-punkt für jede friedensvertragli- Siehe auch Kommentar er zu unterstützen.
Nr. 240 Politik Samstag, 14. Oktober 1989

Namen u n d Reformdiskussion / Honecker traf sich mit Parteivorsitzenden Zinspolitik Reformstaaten


Nachrichten
Keine weiteren Zugeständnisse Thatcher stützt Vogel für großes
Schatzkanzler Hilfsprogramm
Ostberlin/Hamburg (dpa). „Reisemöglichkeiten" zu finden. Konsistorialpräsident Manfred
Zum ersten Mal hat sich DDR- Die Vorsitzenden der anderen Stolpe nannte die Verbindung Blackpool (AP). In ihrer Rede Budapest (dpa). Eine konzer-
Staats- und Parteichef Ho- Parteien erklärten ihre volle von Reformforderungen und zum Abschluß des viertägigen tierte Hilfsaktion Westeuropas
necker zu den Problemen in sei- Unterstützung für die Politbüro- wirtschaftlichen Hilfsangeboten Parteitags der britischen Kon- für die Reformbewegungen in
nem Land öffentlich zu Wort ge- Erklärung, hieß es bei ADN. Die sogar eine „Bedrohung". servativen im Seebad Blackpool Ungarn und anderen Ländern
meldet. Nach einem Treffen mit gravierendsten Veränderungen Während die Demokratiebe- hat sich Premierministerin Ost- und Mitteleuropas hat
den Vorsitzenden der anderen fordert offenbar der Vorsitzende wegung „Neues Forum" die Er- Thatcher gestern mit Nach- SPD-Chef Vogel vorgeschlagen.
DDR-Parteien (Ost-CDU, Libe- der Liberalen, Gerlach. Er trat in klärung des SED-Politbüros als druck hinter ihren Schatzkanz- Die Bundesrepublik müsse für
I raldemokratische Partei, Bau- der Parteizeitung „Der Morgen" „erstes Zeichen" bewertete, daß ler Lawson gestellt. Dessen eine solche Aktion nach dem
ernpartei und National-Demo- dafür ein, Bürgerbewegungen sich die Staatsführung mit ange- jüngste Entscheidung, die Zins- Vorbild des amerikanischen
, kratische Partei) berichtete die am Dialog teilnehmen zu lassen. stauten, tiefgreifenden Proble- sätze kräftig zu erhöhen, hatte Marshall-Plans nach dem Zwei-
j amtliche DDR-Nachrichten- Die Oppositionsgruppe „Neu- men auseinandersetzen wolle, in den Reihen der Partei Unbe- ten Weltkrieg die Initiative er-
agentur ADN ausführlich über es Forum" hat unterdessen er- schlug die SED eine härtere hagen ausgelöst. greifen, sagte er gestern wäh-
die Haltung Honeckers, die sich neut ihre-staatliche Zulassung Gangart gegenüber der organi- Thatcher sagte, sie verstehe, rend einer Veranstaltung der
aber fast wortgetreu an der vor verlängt. Zudem forderte die sierten Opposition an. In einem daß höhere Zinssätze bei Haus- Friedrich-Ebert-Stiftung in Bu-
zwei Tagen veröffentlichten Er- Bürgerinitiative juristische Rah- internen Papier für Mitglieder besitzern, . Landwirten und dapest. -
klärung des SED-Politbüros ori- menbedingungen, damit Mei- versuchte die Partei, das „Neue Kleingewerbetreibenden für Be- Ungarn strebt nach den Wor-
entiert. Honecker, Abschnitte nungsäußerungen, Bürgerinitia- Forum" als staatsfeindliche unruhigung sorgten. Wie schon ten von Parlamentspräsident
des Gespräches wurden auch im tiven und Parteien „nicht mit der Gruppierung darzustellen. In früher werde die Inflation aber Matyas Szürös eine internatio-
Späth stellt EG-Buch vor Fernsehen gezeigt, gestand den Anschuldigung der Staats- und diesem Papier, offenbar eine Ar- auch diesmal durch höhere nal garantierte Neutralität an.
Blockparteien „eigenständige Verfassungsfeindlichkeit zum gumentationshilfe, wird aber Zinssätze wieder zum Sinken Diese Entscheidung werde
Mit einem neuen Europa-Buch, Beiträge", zu.
das nach seinen Worten „ehr- Schweigen gebracht werden". auch offen über eine notwendige gebracht werden, sägte sie in ih- schon bald auf der Tagesord-
lich und realistisch" sein soll, ist Vertreter der offiziellen Poli- Änderung der Medienbericht- rer immer wieder von tosendem nung stehen, sagte er im Ge-
Baden-Württembergs Minister- tik und.der Opposition in der erstattung gesprochen. Beifall unterbrochenen Rede. spräch mit dem SPD-Vorsitzen-
präsident Lothar Späth auf den „Reisemöglichkeiten" DDR waren sich einig in der Ab- Thatcher, die gestern 64 Jah- den.
Literaturmarkt gegangen. Der lehnung von Ratschlägen aus re alt wurde, war beim Betreten
Titel „1992, Der Traum von Eu- Er wiederholte die Ankündi- der Bundesrepublik zur Bewälti- Zurückhaltung angemahnt des Konferenzsaales von den
ropa" wurde gestern auf der gung, das Zentralkomitee werde gung ihrer Probleme. Der Ost- Delegierten mit dem Lied „Hap- Ungarn-Besuch im Herbst
Frankfurter Buchmesse vorge- bei seiner nächsten Tagung dem berliner Kulturstaatssekretär Bundespräsident von Weiz- py Birthday" überrascht wor-
stellt. Späth zeigt in dem Buch gesamten Volk Vorschläge zu Dietmar Keller, der in Wolfen- säcker und Bundesaußenmini- den. In ihrer Ansprache be- Bei einem Besuch des ungari-
Perspektiven auf, die er für den den „nicht leichten Herausfor- büttel war, verbat sich sogar je- ster Genscher begrüßten den- in zeichnete sie 1989 als „phanta- schen Außenministers Hörn in
Kontinent an der Schwelle zum derungen der 90er Jahre" ma- den „Nachhilfeunterricht" aus der DDR in Gang gekommenen stisches Jahr für die Freiheit". Bonn kündigte Bundeskanzler
nächsten Jahrtausend sieht. chen. Es gelte, gemeinsame Ant- dem Westen, dessen „pure Ge- Reformansatz und mahnten zur Noch jahrzehntelang werde Kohl gestern an, er werde noch
worten etwa für die Einheit von schwätzigkeit" eine „unsagbare Zurückhaltung. Weizsäcker be- man sich an 1989 als an das Jahr in diesem Herbst nach Ungarn
Wirtschaft und Sozialpolitik, und nicht ertragbare Erschwer- kräftigte seinen Appell: „Nicht erinnern, in dem die Völker reisen. Auch Außenminister
Bush billigt Gesetz wirtschaftliche Leistungsfähig- nis für unser Denken und auch hier Recht behalten, sondern Osteuropas begonnen hätten, Genscher plant noch für dieses
Die Entweihung der.amerikani- keit, gute Warenangebote, „le- für unsere gemeinsame Zu- drüben weiterhelfen ist das Ge- „ihre Ketten abzuwerfen". Jahr einen erneuten Besuch in
schen Nationalflagge kann bensverbundene Medien" und kunft" darstelle. Der Ostberliner bot der Stunde". Siehe auch Kommentar Ungarn. •
künftig mit Geldbuße oder Ge-
fängnis bestraft werden. US-
Präsident Bush teilte am Freitag
mit, er werde eine vom Kongreß
40-Jahrfeier
gebilligte Vorlage in Kraft treten
lassen.

15 Rubel für Zahnbürste


Breit: DGB muß vielleicht
Auf den Schwarzmärkten von
Moskau klettern die Preise auf
noch politischer werden
Rekord-Höhen. Dies berichtete
die Zeitung „Moscow News" Düsseldorf (dpa). Der Deut- hätten die Kraft zum Kompro-
und nannte als Beispiele impor- sche Gewerkschaftsbund wird miß.
tierte Zähnbürsten für 15 Rubel nach Überzeugung seines Vor- Die Gewerkschaften müßten,
das Stück (etwa das dreifache in sitzenden Breit auch im Jahr so Breit weiter, ihre Kompetenz
DM), Jeans für bis zu 400 Rubel 2000 als politische Organisation für die bei ihnen unterdurch-
oder Frauenstiefel für 1500 Ru- eine gestaltende Kraft in einer schnittlich , repräsentierten
bel. sich verändernden Gesellschaft Gruppen von Arbeitnehmern
sein. Der DGB werde vielleicht verbessern, ihre Fehler und De^
noch politischer werden müssen fizite offen darstellen. „Das De-
Urteil lost Befremden aus - nicht im Sinne von Parteipoli- bakel der Gemeinwirtschaft hat
Nach Ansicht/per Ausländerbe- tik, sondern im Sinne des Den- uns viel Kredit gekostet - im.
"•"* ~ T "| aufträgten • der kens und Handelns in gesamtge- buchstäblicher! und übertrage-
Bundesregie- sellschaftlichen Zusammenhän- nen Sinn". — •:
[ rung, Liselotte gen, in den Zusammenhängen 'Zur Verleihung des mit
Funcke (FDP), von Arbeit und Wohnen, von 20 000 DM dotierten Hans-
hat die Ent- Arbeit und Kultur, sagte Breit Böckler-Preises an den Präsi-
| scheidung des gestern auf der 40-Jahrfeier des denten des Deutschen Evangeli-
Bundesverfas- DGB in Düsseldorf. schen Kirchentages, den frühe-
sungsgerichts Voraussetzungen für weitere ren Bundesverfassungsrichter
gegen eine Teil- Erfolge sieht der im nächsten Simon, meinte Breit, Kirchen
nahme . von Jahr aus dem Amt scheidende und Gewerkschaften träten für
I Ausländern an mehr soziale Gerechtigkeit ein.
I der schleswig- Bundesdeutscher Flottenverband in Leningrad eingelaufen DGB-Vorsitzende in Offenheit,
Dialogfähigkeit und Glaubwür- Diese Möglichkeiten seien je-
doch noch nicht ausgeschöpft.
: holsteinischen Drei Schiffe der Bundesmarine dersachsen" und dem Versorger dem Kommandanten der „Nie- digkeit. Die Gewerkschaften
Kommunal- sind gestern morgen zum ersten „Coburg". Der viertägige Be- dersachsen", Gottfried Hoch müßten den Menschen ihre Ide- Als ein Geschwisterpaar, das
wahl bei den Betroffenen „Ent- bundesdeutschen en nahebringen und engagierte einander braucht und sich er-
täuschung und Befremden" her- such der SowjetunionFlottenbe- such wurde Anfang Mai vom (rechts) und dem stellvertreten-
Mitglieder gewinnen. Vor allem gänzt, sieht Bundesarbeitsmini-
vorgerufen. Die ausländische grad eingelaufen. Derjn Lenin-
Verband
Generalinspekteur der Bundes- den Kommandanten der Lening-
wehr, Dieter Wellershoff, in rader Marinebasis, Admiral Tu- aber müßten die Gewerkschaf- ster Blüm (CDU) die Bundesre-
Bevölkerung habe gehofft, „daß besteht aus cfem Zerstörer ten auch kampffähig bleiben - publik und den DGB. Die Ein-
sie als Wähler bei den Politikern „Rommel", der Fregatte „Nie- Moskau vereinbart. Unser Bild lin. Siehe Bericht auf „Themen
zeigt die Begrüßung zwischen des Tages" (dpa-Funkbild) und kompromißfähig." Nur heitsgewerkschaften seien allen
mehr Gehör für ihre Anliegen" starke Gewerkschaften aber Alternativen überlegen.
finde, erklärte Frau Funcke ge-
genüber der Presse.
Drogen-Krieg Haussmann Terrorismus-Prozeß Arbeitsgemeinschaft historischer Fachwerkstädte
275 Jahre Finanzkontrolle
In einem Festakt im Frankfurter
Römer wurde gestern dem
Mitterrand: DAG: Amoklauf 253 Angeklagte Bonn soll DDR bei Sanierung helfen
275jährige Bestehen der Staatli-
chen Finanzkontrolle in EG muß helfen stoppen freigesprochen Stade (dpa). Bundes- und Lan- den Verfall hochrangiger, histo-
desregierungen sollen in Ver- rischer Altstädte", heißt es in ei-
Deutschland gedacht. Die Tra-
dition der preußischen „Gene- Bogota (dpa). Der französi- Hamburg (AP). Gegen das Rom (dpa). Mit einem Frei- handlungen mit der DDR über ner ^Resolution der Arbeitsge-
ral-Rechen-Kammer" aus dem sche Staatspräsident Mitterrand „ständige unqualifizierte Hin- spruch für alle 253 Angeklagten eine bundesdeutsche Wirt- meinschaft, der 70 Städte und
Jahr 1714 setzt heute der Bun- hat bei einem Besuch in Bogota einreden von Bundeswirt- endete gestern in Rom einer der schaftshilfe auch fachliche, tech- zahlreiche Landkreise angehö-
desrechnungshof in Frankfurt der Regierung Kolumbiens Hilfe schaftsminister Helmut Hauss- letzten Massenprozesse gegen nische und finanzielle Unterstüt- ren. Mit einer Denkmalschutz-
fort, dessen Arbeit Bundestags- in ihrem gegenwärtigen Kampf mann in die Belange der Tarif- Verdächtige aus dem Kreis der zung zur Sanierung der Altstäd- hilfe könne nicht nur das kultu-
vizepräsidentin Renger (SPD) gegen die Drogen-Mafia zuge- vertragsparteien" hat sich am Roten Brigaden. Das Schwurge- te in der DDR einbeziehen. Das relle Erbe in der DDR bewahrt,
und Bundesfinanzminister Wai- sagt. Nach einem zweistündigen Freitag der Vorsitzende der richt wies die Anklage wegen hat die „Arbeitsgemeinschaft hi- sondern zugleich die Versor-
gel (CSU) würdigten. Der Rech- Gespräch mit dem kolumbiani- Deutschen Angestellten-Ge- «Aufrufs zum bewaffneten storischer Fachwerkstädte in gung der Bevölkerung mit zeitge-
nungshof diene auch dem Inter- schen Staatschef Virgilio Barco werkschaft (DAG), Issen, ge- Kampf" und „Vorbereitung des Hessen und Niedersachsen" ge- mäß ausgestattetem, individuell
esse des Steuerzahlers, sagte erklärte Mitterrand, Frankreich wandt. Bei der Eröffnung einer Bürgerkieges" zurück. sterngefordert. „Wir beobachten gestaltetem Wohnraum verbes-
Waigel. werde sich dafür einsetzen, in- tarifpolitischen Tagung seiner Der im Februar eröffnete Pro- mit großer Sorge den schleichen- sert werden.
nerhalb der EG „Strategien aus- Organisation in Hamburg sagte zeß war von Anfang an umstrit-
zuarbeiten, die Ländern wie Ko- Issen, vom Bundeskanzler müs- ten. Die Anklage stützte sich auf
Staatsbesuch in Marokko lumbien helfen". se erwartet werden, daß er den ein selten angewandtes Gesetz HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
Bundespräsident Richard von Er kündigte die Entsendung Amoklauf seines Wirtschafts- aus dem Jahr 1928. Damit soll- ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
Weizsäcker französischer Experten an, um ministers gegen die Tarifautono- ten nicht nur direkt an Gewalt- ;H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm,
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
rechnet damit, die Regierung Kolumbiens im mie endlich ein Ende setzen. taten Beteiligte, sondern auch Herausgeber
daß bei seinem Drogen-Krieg auf den Gebieten „Herr Haussmann entwickelt Agitatoren; Kader und Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Staatsbesuch in der Sicherheit und des Perso- sich zu einem Störfaktor, der „Schreibtischtäter" bestraft Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
nenschutzes zu beraten. Auch nur dazu beiträgt, daß die werden können. In der Urteils- sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
Marokko in der Chefredakteur nahme 05 61 7 20 3-3. Fernschreib-Nr.
nächsten Wo- juristische Experten sollen ent- schwierige Tarifrunde des Jah- begründung heißt es nun, die Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
che der euro- sandt werden. Mitterrand ist in- res 1990 noch zusätzlich bela- Aktivitäten der Angeklagten 5 618110. Pastgirokonto 155132-608
päische Bin- zwischen nach Paris zurückge- stet wird", meinte der DAG-hätten keine ernsthafte Gefahr WolfgangStellv. Chefredakteure Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
nenmarkt und kehrt. Chef. für den Staat bedeutet.
Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
die Krisenher- .Verantwortliche Redakteure
de im Nahen ;hef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
Osten Schwer- chen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
punktthemen Kiel (dpa). DDR-Flüchtlinge Schleswig-Holstein laubsaufenthalt nicht unter Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
bilden werden. sollen in Schleswig-Holstein in zehn Tagen. Das Angebot gelte Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, Frau zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Er bezeichnete es als notwendig, den kommenden Monaten ko- auch für deutsche Aussiedler, u.semann,
Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntags-
daß sich die EG nach Vollen- stenlos Urlaub machen kön- die in der Bundesrepublik noch zeit: Frank Thonicke. Kassel Stadt und rung.
dung des Binnenmarktes gegen- nen. Der Geschäftsführer des
über Drittländern offenhält und schleswig-holsteinischen
Kostenloser Urlaub keinen Urlaub machen konn- Land: Wolfgang Rossbach. Bezirksredak- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
ten. tionen: Peter M. Zitzmann. Koordination: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
wies dabei auf die „Brücken- Fremdenverkehrsverbandes,
funktion" Marokkos zwischen Gerd Kramer, sagte gestern in
für DDR-Flüchtlinge Die Bundesregierung will Helmut Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Eberhard Heinemann. Chefreporter: Karl- „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
Europa und Afrika hin. Weiz- Kiel, der Verband habe seine gerufen, „Freiplätze" zur Ver- für nach Angaben des Verbandes Hermann Huhn. Sonderthemen: Peter rier", Herzberg.
säcker ist der erste Bundesprä- Mitgliedsgemeinden und die fügung zu stellen. den Transport sorgen und Ochs. . : Auflage . „So_nntagszeit" ..über 200 OQQ
sident, der Marokko offiziell be- Vermieter im Lande dazu auf- Gedacht sei an einen Ur- stellen. Bahnfreikarten zur Verfügung Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare.
Redaktion Hannover Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
sucht. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 240 Themen des Tages Samstag, 14. Oktober 1989

Ungarns Handelsminister im Interview unserer Zeitung:


Verspäteter
Durchbruch
INun endlich steht der Termin der
Polen-Reise des Kanzlers fest. Im-
mer wieder hatte Helmut Kohl sei-
„Sozialismus hat ausgedient"
Von unserem Redaktionsmitglied Ulrich Brehme
nen Besuch in Warschau hinausge-
schoben. Erst hieß es, die Kredit-
wünsche der Polen seien unerfüll-
bar, dann verzögerte die unglückli-
O, ptimistisch hinsichtlich ei-
nes Beitritts seines Landes zur
Sollte Österreich aufgenommen
werden und wir nicht, wäre das
Wirtschaft auch soziale Kompo- und Baden-Württemberg sind
nenten enthalten? sehr hilfsbereit. Überhaupt ist
che Diskussion über die Oder-Nei- Europäischen Gemeinschaft so- sehr schlecht für uns. Grenzen, Beck: Selbstverständlich. Das Deutschland das einzige Land,
ße-Grenze den Fortgang der Annä- wie des gesellschaftlichen Wan- die jetzt geöffnet wurden, wür- deutsche System der sozialen das nicht nur mit Worten und
herung, schließlich brachte die pol- dels weg vom Sozialismus hat den dann wieder dichter wer- Marktwirtschaft dient uns als Solidariätsdeklarationen hilft,
nische Regierungskrise den Ter- sich der ungarische Handelsmi- den. Vorbild.
minplan durcheinander. Der fünf- nister Prof. Tamäs Beck in einem Strukturwandel sind - siehe Polen
zigste Jahrestag des deutschen Interview unserer Zeitung geäu- Welchen Termin für die Mitglied-Ein marxistisch geprägtes Ungarn- mit großen Opfern seitens der
Überfalls auf Polen verstrich ohne ßert. Dabei nahm er kein Blatt schalt halten Sie für realistisch? wird es also nicht mehr geben? Bevölkerung verbunden. Kann
den erhofften Durchbruch. Die vor den Mund. Der Wortlaut: Beck: Österreich wird nicht vor Beck: Meines Erachtens nicht. sich die Sparpolitik auch als Bume-
Chance, ein international beachte- 1995 aufgenommen. Insofern Endgültig aber werden das die rang erweisen?. TAMAS BECK (60) ist seit Okto-
tes, vielleicht sogar historisches Herr Minister, die Entwicklung ingehe ich davon aus, daß unser Wähler im nächsten Jahr ent- Beck: Kleine Streiks haben wir ber 1988 ungarischer Handels-
Zeichen partnerschaftlicher Zu- Ungarn erfreut viele Bürger im Beitritt in der zweiten Hälfte der scheiden. permanent. Aber die Gewerk- minister. Bis dahin war der Di-
sammenarbeit zu setzen, war ver- Westen. Gleichzeitig mehren sich 90er Jahre möglich ist. schaften bei uns haben ihre ei- plom-Ingenieur Generaldirek-
tan. aber Stimmen, die in diesem Zu- Wieviel Geld fehlt Ihnen, um die genen Probleme. Generell wer- tor eines Budapester Textilun-
Will Helmut Kohl sein Engage- sammenhang vor einer Destabili- Noch ist Ungarn wirtschaftlich undungarische Wirtschaft auf Vorder-den die Gewerkschafter bei uns ternehmens.
ment für Polen auch jetzt noch mit sierung in Europa warnen. Sind militärisch voll im Osten integriert.
mann zu bringen? nicht hoch geschätzt, .weil sie (Foto: Thienemann)
Rücksicht auf die Reaktion der Ver- diese Ängste begründet? Schließt dies nicht einen EG-Beitritt die Leute in den letzten 30 Jah-
triebenenverbänäe unter Wert ver- Beck: Zugegeben: Es geht al- aus? Beck: Genaue Zahlen kann ich ren nicht gut verteidigt haben.
kaufen? An der ehrlichen Bereit- les sehr schnell. Aber diese Ge- Beck: Nein, beide Mitglied- nicht nennen. Tatsache ist es Zugegeben könnte ein großer Beck: Wir arbeiten daran. Ich
schaft der Bundesregierung, den schwindigkeit ist notwendig. schaften sind meines Erachtens aber, daß wir viel Fremdkapital Streik unsere Lage sehr ver- glaube allerdings, daß dies noch
politischen Reformprozeß wirt- Schließlich gilt es, das verkru- gleichzeitig denkbar. benötigen. Der Wert der ungari- schlechtern. Ich halte das aber einige Jahre dauern wird.
schaftlich zu unterstützen und da- stete Regime hin zu einer plura- schen Wirtschaft (Gebäude, im großen und ganzen für ausge-
für tief in die Tasche des Steuer- listischen Gesellschaft zu ver- Zum Strukturwandel der ungari- Maschinen u.a.) ist so etwa auf schlossen. Hat Ungarn von den in Angriff
zahlers zu greifen, kann niemand ändern. Ich glaube aber nicht, schen Gesellschaft. Was ist ihre 25 Milliarden bis 30 Milliarden genommenen Reformen im Han-
zweifeln. Aber Informationen über daß Europa durch uns destabili- Zielvorstellung? Dollar zu taxieren. Der Struk- Wieviel Arbeitslose gibt es in Un- del schon profitiert?
den Umfang der Kredithilfe fließen siert wird. Beck: Der Sozialismus hat aus- turwandel benötigt wenigstens garn? Beck: Ja sicher. Beispielsweise
nur spärlich, und Kritik an den revi- gedient. Unser Ziel ist die zehn bis 15 Prozent dieser Sum- Beck: Nicht viele, so zwischen hat uns der Besuch des US-Prä-
sionistischen Äusserungen zur pol- Wird Ihr Land eines Tages Mit- Marktwirtschaft. Konkret: Wir me, f 10000 und 20000. Das sind sidenten Bush im Sommer wei-
nischen Westgrenze überläßt der glied der Europäischen Gemein-wollen das westliche System ko- häufig Leute, die nicht arbeiten tere Türen geöffnet. Mit der
Kanzler seinem Außenminister. schaft sein? pieren. Dieses Ziel hoffen wir in Sind Ihrer Ansicht nach die Deut- wollen. Das ist so wie in Bundesrepublik haben wir aus-
Wenn das so bleibt, wird Kohl mit Beck: Diese Situation kann ich zwei bis drei Jahren erreicht zu schen zu einer umfangreichen Hil- Deutschland. gezeichnete wirtschaftliche Be-
seiner Reise kaum etwas bewegen mir gerade vor dem Hintergrund haben. fe bereit? ziehungen, auch mit Österreich.
oder gar eine neue Ära der Bezie- der Diskussion um einen Beitritt Beck: Ja, ich bin sehr optimi- Wann wird der Forinth, ihre Wäh-Das bringt uns näher und öffnet
hungen einleiten können. Österreichs sehr gut vorstellen. Wird die anzustrebende Markt- stisch. Die Bundesländer Bayern rung, konvertibel? uns die Welt.
Das polnische Volk und die de-
mokratische Regierung Mazowiek-
ki verdienen unsere tatkräfte Hilfe Bundesmarine / Besuch Presse-Echo
bei der Lösung ihrer Probleme. Als
Gegenleistung können wir erwar-
ten, daß die Rechte der Deutschen
in Polen künftig respektiert und ge-
sichert werden. Dazu gehören
21 Schuß Salut Zur Freilassung von Christer Pettersson
im Berufungsverfahren um die Ermor-
dung des früheren schwedischen Mini-
auch alle Flüchtlinge aus der DDR,
deren völkerrechtswidrige Auslie-
vor Leningrad sterpräsidenten Olof Palme schreibt die
schwedische Zeitung
ferung beendet werden muß. Der
Kanzler sollte deren deutsches LJer erste Besuch eines Flot- Dagens Nyheter
Staatsbürgerrecht bei seinem Be- tenverbandes der deutschen
such in Warschau auch persönlich Bundesmarine in dem sowjeti-
bekräftigen. schen Hafen von Leningrad un- Daß das Oberlandesgericht
terstreicht nach den Worten Pettersson jetzt freigelassen hat,
Achim v. Roos von Flotillenadmiral Hans-Ru- sollte uns weder überraschen
dolf Böhmer „die gute Nachbar- noch schockieren. Gerechtig-
schaft in der Ostsee". Wie Böh- keit ist geübt worden ... Wenn
die Richter von der Schuld des
Maggie gab mer, der den aus der Fregatte
•,;Niedersachseri"i dem Zerstörer Angeklagten nicht zweifelsfrei
überzeugtlsind,. ist es richtig,
Zuversicht „Rommel"' sundk.:dem Versor-
gungsschiff „Coburg" bestehen- daß'er freigelassen Wird ... Den-
noch ist die Situation trauma-
den Verband kommandiert, ge-
stern in Leningrad erklärte, tisch. Nach dreieinhalb Jahren
wird die sowjetische Marine im %t diese unglückliche Mord-
Margaret Thatcher hat zurückge- kommission*, wieder da, wo sie
schlagen. In ihrer mit Spannung kommenden Jahr einen Gegen-
besuch in Kiel abstatten. begann. Die Zeugen können kei-
erwarteten Rede vor dem Tory-Par- nen neuen Verdächtigen identi-
teitag hat sie ihren alten Kampfes- fizieren. Eine Aufklärung setzt
mut sprechen lassen, und das Par- Beeindruckt äußerte sich der
Vizekommandeur der Leningra- etwas so Unwahrscheinliches
teivolk dankte es ihr damit, daß es voraus wie ein glaubhaftes Ge-
seine unverwüstliche „Maggie", die der Marinebasis Kronstadt,
Konteradmiral Kyrill Tulin, ständnis oder zwingende Indi-
an diesem Tag auch ihren 64. Ge- zien.
burtstag beging, triumphal feierte. über den „hervorragenden äu-
Nach schweren Tagen schöpften ßerlichen Eindruck" und die
die Konservativen wieder Zuver- „Die Spendierhose muß auch mit!" (Karikatur: Wolf) „moderne Ausrüstung" an Bord Das mögliche Tauwetter in der DDR und
sicht. Dieser Abschluß und Höhe- der „Niedersachsen''. Tulin hat- dessen Auswirkungen auf das östliche
punkt des Parteitages wirkte te der Fregatte am Morgen einen Lager kommentiert die französische Zei-
schon wie die Eröffnung eines vor- Ein Hauch von Glasnost zieht durch die Presse Besuch abgestattet, nachdem tung
die Schiffe mit der Flagge der
zeitigen Wahlkampfes.
Hätte man es wirklich anders er-
sowjetischen Kriegsmarine am LES ECHOS
warten können? Der Hintergrund
war düster. Die Wirtschaft befindet
sich in Schwierigkeiten. Verschie-
dene Vorhaben der Regierung sind
DDR-Bürger rieben sich die Augen Mast im Passagierhafen von Le-
ningrad festgemacht hatten.
Beim Passieren der Marinebasis Mehr noch als die schlechten
wurden von der Festung Kron- -Beispiele
stadt 21 Schuß Salut abgegeben. müssen
Polen und Ungarn
die Führer der Tsche-
höchst unpopulär. Die Labour-Op- Von dpa-Korrespondent Heinz Joachim Schottes choslowakei berechtigterweise
position liegt bei Umfragen in Füh- die geringsten politischen Kon-
rung. Deshalb haben sich bange zessionen fürchten, die ihre ost-
Zweifel in den eigenen Reihen er-
iele DDR-Bürger rieben sich wärtigen Lage in der DDR ver- walt doch fester an: Junge Historischer Augenblick deutschen Kollegen machen
hoben, und warnende Stimmen
am Freitag morgen verdutzt die langt. So erfahren die Leser, daß Volkspolizisten mit klaffenden könnten. Ihre Furcht ist heu^e
wurden laut. Nun: Frau Thatcher
Augen und konnten kaum glau- der FDJ-Vorsitzende Erhard Platzwunden, von Steinen zer- Bei der Begrüßung wies Böh- umso begründeter, als daß alles
ben, was sie in ihren eigenen, oft Aurich die Künstler gebeten droschene Bauzäune, ein brutal mer auf den „historischen Au- darauf hinweist, daß die ost-
hat es gemacht wie vor ihr Schatz- so geschmähten Zeitungen la- hat, auf das öffentliche Verlesen zerstörter Bahnhof."
kanzler Lawson, der sich weigerte, sen. Das, was vor einer Woche der kritischen Resolution zu In der Gewerkschaftszeitung genblick" des ersten Besuchs deutschen Kommunisten zu ei-
von einer „Pfund-Krise" zu spre- noch von vielen für unmöglich verzichten. Sie jedoch wollten „Tribüne" wird der Vorsitzende, wjethafender Bundesmarine in einem So- ner tiefgreifenden Revision
chen, und der die eigentlichen gehalten worden war, schien dem solange nicht entsprechen, das Politbüromitglied Harry wird vier Tage hin. Sein Verband schreiten, wenn sie Erich Ho-
Schwachpunkte gar nicht erwähn- eingetreten zu sein: Die Blätter bis diese Resolution in den Tisch zitiert. Jeder habe das Stadt bleiben. Zum in der Newa- necker nicht sogar ins Aus stel-
te. Sie hat das alles weggewischt waren neben dem gewohnten DDR-Medien veröffentlicht ist. Recht, Fragen zu stellen und sei- hatten im Jahre 1912 letzten Mal len. Es steht fest, daß die Tsche-
und sich nur auf zwei Punkte kon- Lob voll offener Kritik an Zu- Es ist sogar von massiver Behin- ne Meinung zu sagen. Kritik Kriegsschiffe im Hafen deutsche choslowakei über kein einziges
Mittel und noch weniger über
zentriert. Sie legte selbstbewußt
wieder ihre Leistungsbilanz vor
ständen im eigenen Land und derung und Auftrittsverboten müsse auch zur Kenntnis ge- Sankt Petersburg angelegt. von eine Berechtigung verfügen
voller Nachdenklichkeit über sowie Verhaftungen die Rede. nommen werden. „Schnelle und
und eröffnete einen harten Gegen- das Schweigen der Führung. Selbst die spröde TV-Nach- umfassende Informationen auf Bedeutung Der Admiral unterstrich die würde, das aus der Niederschla-
angriff gegen die Labour-Partei, der Wahl Leningrads gung des Prager Frühlings von
die sich soeben in neuem Gewand Nachdem das Politbüro am richtensendung, die „Aktuelle allen Ebenen sowie in den Me-
für den Besuch. Jeder Soldat sei- 1968 herrührende Regime auf-
vorstellte. Der Tenor lautete dabei: Mittwoch mit einer Erklärung Kamera" ließ am Donnerstag dien" ge
seien für „kühne und muti-
Entscheidungen" unverzicht- nes 650 Mann starken Verban- recht zu erhalten, falls der ost-
alles nur Mache. Nichts hat sich an die Öffentlichkeit getreten abend einen Bauarbeiter zu des wisse, daß im Zweiten Welt- deutsche Riegel aufspringt.
bei Labour geändert. war, in der zum Dialog mit dem Wort kommen. Der sprach da- bar. krieg die Bevölkerung Lenin-
Volk aufgerufen und beteuert von, daß die Menschen ein biß- Soviel „Glasnost" hatten die grads „unglaublich gelitten"
Frau Thatcher stellte sich nicht wurde „Wir stellen uns der Dis- chen mehr Bewegungsfreiheit DDR-Bürger ihren Medien gar habe. Bei einer 900 Tage dau- Wenn Ausländer mitentscheiden wollen,
als gewandelte, als „neue" Maggie kussion", und es gehe um „le- brauchten und wenn sie frei rei- nicht zugetraut. Noch vor einer ernden Blockade der Stadt wa- wer und wie hierzulande regiert, sollen
vor, wie es ihr verschiedentlich an- bensverbundene Medien'', rea- sen könnten, kämen sie auch Woche hatte es nicht nach der ren mehr als eine Million Ein- sie die deutsche Staatsbürgerschaft er-
geraten wurde. Da würde sie um gierten die staatlich gelenkten wieder zurück. Auch die Ge- jetzigen Entwicklung ausgese- wohner durch Artilleriebeschuß werben, die künftig problemloser als
ihre Glaubwürdigkeit fürchten. DDR-Medien. schäfte müßten ein bißchen vol- hen. Der Druck in den Redaktio- ums Leben gekommen oder ver- bisher erteilt werden soll, schreibt der
Margaret Thatcher vertraut auf die Fehlende Antworten der Füh- ler sein, dann gebe es solche nen scheint überhand genom- hungert. Am Denkmal für die Münchner Merkur
Eigenschaften, tür die sie in Groß- rung hätten ein Gefühl der Unsi- Probleme nicht. men zu haben. Andere schätzen, Kriegsopfer will Böhmer mit ei-
MÜNCHNER ZEITUNG
britannien und in der Welt bekannt cherheit hinterlassen, schreibt daß die Zeitungen wegen der Le- ner Abordnung von 60 Matro-
ist und die ihr bisher den Sieg ge- Erich Augusta in der Öst-,fBerli- serbriefflut die Flucht nach vor- sen heute ein Blumengebinde Damit sind dann allerdings
bracht haben. Das weiß man jetzt, ner Zeitung". In einem Kom- Selbstkritische Töne ne angetreten haben. niederlegen. nicht nur Rechte, sondern auch
aber nun muß sich eben zeigen, ob mentar heißt es weiter, die Re- Eine unrühmliche Ausnahme Verbindlichkeiten verbunden -
die Briten immerzu ihre alte Mag- dakteure der „Berliner Zeitung" Die „Junge Welt" druckte fer- macht immer noch das SED- Neben offiziellen Treffen mit wie die Wehrpflicht. In den De-
gie wiederhaben wollen. verstünden die Lebensverbun- ner die Entschuldigung eines Zentralorgan „Neues Deutsch- Vertretern der sowjetischen batten um Integration steckt
Klaus Kämpgen, London denheit sehr wohl als Wunsch, Redakteurs der „Sächsischen land". Am Mittwoch wurde der Marine stehen auch Stadtbe- häufig mehr Scheinheiligkeit als
„als Forderung der Leser, auch Zeitung", dem SED-Bezirksor- „Betonkurs" fortgesetzt mit ei- sichtigungen der Besatzungs- echtes Engagement. Manche
als Ermutigung". gan, an eine Leserin aus Dres- nem Kommentar, in dem Bonn mitglieder sowie sportliche Be- derjenigen, die sich vehement
Die Zeitung des staatlichen den wegen der Berichterstat- wieder Einmischung in die inne- gegnungen deutscher und so- für das Ausländerwahlrecht ein-
Das Zitat Jugendverbandes FDJ, die tung ab. Bezugnehmend auf die ren Angelegenheiten vorgewor- wjetischer Matrosen auf dem setzen, denken vorrangig an zu-
„Junge Welt" ist am Freitag voll Demonstrationen in Dresden fen wird. Am Donnerstag die Po- Programm. Großer Andrang sätzliche Wählerstimmen. Und
„Ich glaube, das, was die Men- oppositioneller Stellungnah- heißt es selbstkritisch: „Aber litbüro-Erklärung, am Freitag wird erwartet, wenn die Bevöl- das vor dem Hintergrund einer
schen hören wollen, ist Redlich- men. Sie druckt sogar eine auch an uns gingen die Ereignis- wird immerhin auf der Kultur- kerung Leningrads heute und Untersuchung... aus dem Jahre
keit. Auch unangenehme Redlich- „Klarstellung" von Unterhal- se der vergangenen Woche seite die Erklärung des Präsidi- morgen für mehrere Stunden die 1984 über das zu erwartende
keit. Von allem anderen haben sie tungskünstlern, die die Veröf- nicht spurlos vorüber. Und ir- um der Akademie der Künste Möglichkeit-hat, die drei Schiffe Wahlverhalten von Türken und
fentlichung der Resolution von gendwie faßt man den Stift in der DDR abgedruckt, in der zu besichtigen. Jugoslawen, die laut Studie zv
genug.
Hans-Jürgen Wischnewski über 3000 Kollegen zur gegen- Anbetracht stattgefundener Ge- Pressefreiheit gefordert wird. (dpa) 75 Prozent für die SPD votieren..
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Rabatt steigt Sabatini Turner Erste Bronze Frankfurt WM-Titel Börsenrätsel
auf 65 Prozent gewinnt Neunte Schlappe bei WM Meister geholt Aktionäre, so lautet ein zynischer
Bonn (dpa/vwd). Mit den neu- Spruch in Börsenkreisen, sind
en Tarifen in der Autohaft- Gabriela Sabatini Die Turner der In der Eishockey- Zum Abschluß Zum dritten Mal Das deutsche nicht nur dumm, sondern auch
pflicht-Versicherung werden gewann den mit Bundesrepublik lie- Bundesliga bezog der Judo-Weltmei- nach 1969 und 1970 Meisterpaar Hans- frech. Dumm, weil sie Aktien kau-
zum 1. Januar 1990 auch die 250 000 Dollar do- gen bei der 25. der Schwenninger sterschaft in Belgrad wurde der SC Reinhard Galke und fen, und frech, weil sie dafür auch
Sätze beim Schadenfreiheitsra- tierten Tennis- Weltmeisterschaft ERC mit 3:5 beim holte der 33 Jahre Frankfurt 1880 Bianca Schreiber noch eine Dividende wollen. Am
batt angepaßt. Wie der HUK- Grand-Prix in Fil- in Stuttgart nach der BFC Preusssen Ber- alte Alexander von Deutscher Feldhok- wurde in Montreal heutigen Tage sind sie dazu auch
Verband der Autoversicherer derstadt. Die an Pflicht mit 283,35 lin die erste Saison- der Groeben in der key-Meister. Im Fi- Amateur-Weltmei- noch ängstlich: Ein „Schwarzer
am Wochenende in Bonn mit- Nummer eins ge- Punkten auf dem Niederlage und All-Kategorie Bron- nale setzten sich die ster in den latein- Montag" droht, nachdem letzten
teilte, erhalten Autofahrer, die setzte Argentinierin neunten Platz. Titel- büßte die Tabellen- ze. Für den Wolfs- Frankfurter mit 3:2 amerikanischen Freitag das Börsenbarometer Wall-
15 Jahre und länger schadenfrei schlug im Finale verteidiger UdSSR spitze an die Düssel- burger war es bei im zweiten Sieben- Tänzen vor den street in New York auf Hurrikan-
gefahren sind, einen Rabatt von Mary Joe Fernan- liegt mit 293,15 dorfer EG ein, die im seinem sechsten meterschießen beim Engländern Porter/ Werte fiel, ehe das Wochenende
65 statt bisher 60 Prozent. Dage- dez (USA) nach 1:45 Punkten vor der Rhein-Rivalenduell WM-Anlauf das er- Gastgeber HTC Uh- Gevaert und den die Kursstürze bremste.
gen vermindert sich der Rabatt Stunden mit 7:6 DDR (288,80) und mit 6:3 beim Kölner ste Edelmetall über- lenhorst Mülheim Schotten McKech- Dabei kann es die deutschen
nach neun Jahren von 60 auf 55 (7:5), 6:4. China (288,75). EC gewann. haupt. durch. nie/Rees. Spekulanten keineswegs beruhi-
Prozent. gen, daß es Auswüchse wie in den
USA bei uns nicht gibt. Dort wer-
den spektakuläre Firmenübernah-
2100 DDR-Bürger kamen über Ungarn men mit hochverzinslichen und risi-
koreichen Anleihen finanziert; spä-
ter können die erworbenen Firmen
dann ausgeplündert werden. Sol-

Flüchtlingsstrom che „Schrott-Anleihen" (junk


bonds) spielen diesseits des Gro-
ßen Teichs zwar keine Rolle. Aber
wenn die USA vom Börsenfieber
geschüttelt werden, ist bei der

schwillt wieder an wirtschaftlichen Verflechtung die


Ansteckungsgefahr dennoch groß.
Kommt es heute also zum
„Schwarzen Montag"? Wer darauf
eine Antwort wüßte, hätte die Ge-
heimnisse der Börse enträtselt und
Budapest/Warschau. Mit Beginn der Herbstferien in der wäre der reichste Mann der Welt.
DDR hat am Wochenende der Zustrom von Flüchtlingen Der aber bleibt der Sultan von Bru-
über Ungarn und Polen wieder sprunghaft zugenommen. nei, und der scheffelt seine Milliar-
den mit Öl. Oder ist er etwa der
Von Samstag früh bis Sonntag Harry Ott im polnischen Au- heimliche Super-Junk-Bonds-
früh kamen nach Angaben des ßenministerium getroffen. Ost- Drahtzieher?
Bundesgrenzschutzes rund berlin machte dabei zur Bedin- Rainer Merforth
2100 DDR-Bürger aus Ungarn gung, daß die Flüchtlinge nicht
über Österreich in die Bundes- über DDR-Gebiet ausreisen. Es
republik. Im Malteser-Lager in wird daher für möglich gehal- Gewalt / Weißer Ring:
Csilleberc bei Budapest waren ten, daß sie nach und nach ent-
weitere 400 Ausreisewillige weder mit dem Flugzeug oder
versammelt, die noch am Sonn- per Schiff das Land verlassen
tag mit acht Bussen abreisen werden. Als Zwischenstation
sollten. auf dem Weg in die Bundesrepu-
„Opfer voll
In der polnische Hauptstadt blik böten sich Österreich oder DER TSCHECHISCHE SCHRIFTSTELLER und Bürgerrechtler Vaclav Havel wurde gestern in der
Warschau hielten sich gestern Schweden an. Mit der Bearbei- Frankfurter Paulskirche in Abwesenheit mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausge-
entschädigen"
1200 DDR-Bürger auf, die auf tung der Ausreisepapiere soll zeichnet. Havel wurde von dem Schauspieler Maximilian Schell vertreten. Von links: Frankfurts
ihre für diese Woche erwartete heute in der DDR-Botschaft in Oberbürgermeister Hauff, Maximilian Schell, Hessens Ministerpräsident Walter Wallmann und Mainz (dpa). Die Hilfsorgani-
Ausreise harren. Völlig überra- Warschau begonnen werden. Bundespräsident Richard von Weizsäcker. sation für Opfer von Gewaltver-
(dpa-Funkbild) brechen,
schend wurde am Wochenende „Weißer Ring", hat
zwischen der DDR und Polen Die Sprecherin der polni- umfassende Entschädigungen
eine „unbefristet gültige" Aus- schen Regierung, Malgorzata für alle Opfer von Verbrechen
reiseregelung getroffen. Das be- Niezabitowska, begrüßte die mit Dankesrede verlesen / Friedenspreisträger Havel zur CSSR: gefordert, deren Täter nicht er-
deutet, daß auch in Zukunft der Ostberliner Führung verein- mittelt werden können. Gene-
Flüchtlinge, die nach Polen barte „humanitäre Lösung". Sie ralsekretär Eppenstein sagte
kommen, ausreisen dürfen. Die- betonte gleichzeitig, daß in den
se Regelung ähnelt der Praxis in vergangenen Tagen kein einzi-
Ungarn. ger Flüchtling mehr von polni-
schen Grenzbeamten festge-
Die Vereinbarung in War- nommen und an die DDR-Behör-
Sozialismus als Gummiknüppel nach einer Tagung in Mainz, der
„Weiße Ring" werde noch in
diesem Herbst eine entspre-
chende Gesetzesinitiative vor-
legen. So solle der Staat nicht
schau wurde während zweitägi- den ausgeliefert worden sei. Frankfurt (AP). In erzwunge- CSSR dem Preisträger die Reise mat sei „aus dem Wort .Sozialis- nur bei Körperschäden Aus-
ger Gespräche des stellvertre- ner Abwesenheit des Preisträ- nach Frankfurt gestattet und mus' schon längst ein ganz ge- gleich zahlen, sondern auch bei
tenden DDR-Außenministers Weiterer Bericht Seite 2 gers hat der deutsche Buchhan- ihm eine Rückkehrgarantie gibt. wöhnlicher Gummiknüppel ge- Vermögensschäden, sagte Ep-
del seinen diesjährigen Frie- Der 53jährige Havel, der Mitbe- worden". penstein. Auch Schmerzensgeld
denspreis am Sonntag in der gründer der Charta 77 ist, er- Andre Glucksmann sagte in sollte in den Leistungskatalog
Flüchtlinge / Wirtschaft Affäre Rushdie Frankfurter Paulskirche dem hielt den mit 25 000 DM dotier- seiner Laudatio unter Bezug auf aufgenommen werden.
tschechoslowakischen Dramati- ten Friedenspreis des Börsen- die anhaltende Massenflucht
ker und Bürgerrechtler Vaclav vereins des Deutschen Buch- aus der DDR: „Wollen Sie wis-
DDR-Experte: Bombendrohung Havel verliehen. Der Schau- handels ausdrücklich für sein sen, was den Schritt dieser In Sowjet-Häfen
spieler und Regisseur Maximili- jahrelanges Engagement in der FLüchtlinge lenkt? Dann lesen
an Schell nahm die Auszeich- Bürgerrechtsbewegung seines Sie Havel." Der 40. Jahrestag
Hohe Verluste auf Buchmesse nung stellvertretend entgegen, Landes.
die Laudatio hielt der französi-
der DDR sei „in kultureller und
intellektueller Hinsicht zur To- Lebensmittel
sche Philosoph Andre Glucks- In seiner von Schell verlese- desurkunde geworden" und
Berlin (AP) Die Massenflucht Frankfurt (lhe). Eine anonyme mann. Bundeskanzler Kohl, der
von Bürgern wird nach den Be- Bombendrohung hat am Sonntag wie Bundespräsident Richard nen Dankesrede wies Havel auf habe
rechnungen eines Experten in auf der Frankfurter Buchmesse von Weizsäcker an der Feier das Schicksal vieler seiner überholten
„die Beerdigung einer
Vergangenheit" an-
gekündigt. Havel habe sich im-
liegen fest
der DDR langfristig zu einer er- Besorgnis ausgelöst. Einen Tag teilnahm, würdigte in einem Freunde hin, die wegen ihrer mer gegen das „Leben in der Moskau (dpa). Insgesamt
heblichen Schwächung der vor dem Ende der Ausstellung Glückwunschreiben publizistischen Tätigkeit im Ge-
Havels fängnis säßen, „weil ich in einem Lüge" gewandt, und die Flücht- 25 000 Tonnen Lebensmittel
Wirtschaftskraft des Landes wurde offenbar im Zusammen- „kompromißlose Suche nach
und zu Milliardenverlusten füh- hang mit der „Affäre Rushdie" Wahrheit". Land lebe, wo für das Wort im- linge wie all jene, die in ihrer und mehrere tausend Tonnen
ren. Der Hallenser Professor Pe- gedroht, in der Halle fünf mit mer noch ins Gefängnis gewor- Heimat blieben und protestier- Wasch- und Reinigungsmittel
ter Thal nannte es am Wochen- belletristischem Verlagsangebot Die Bundesregierung hatte fen wird". Das Wort könne „ein ten, „widersetzen sich dem lang- liegen in sowjetischen Häfen
sam eintretenden Erstickungs- fest. Wie der sowjetische Regie-
ende in einem Zeitungsbetrag einen Sprengkörper zu zünden. sich bis unmittelbar vor dem Lichtstrahl im Reich der Fin- tod eines Lebens in der Lüge". rungschef Nikolai Ryschkow in
besonders kritisch, daß es sich Die Messeleitung, die bereits Festakt erfolglos dafür einge- sternis" sein, aber auch ein „tod-
bei den Flüchtlingen meist um seit Dienstag wegen des von setzt, daß die Regierung der bringender Pfeil". In seiner Hei- Siehe „Themen des Tages" einem Interview des sowjeti-
junge Arbeitskräfte handele. Mord bedrohten britisch-indi- schen Fernsehens sagte, können
Thal errechnete, daß bei ei- schen Autors Salman Rushdie diese Produkte wegen Trans-
nem Fortgang von 10 000 Be- und seinen „Satanischen Ver- Aus- und Übersiedlerstrom / Sofortprogramm gegen Wohnungsnot portschwierigkeiten nicht zu
schäftigten der Verlust bei 0,12 sen" verschärfte Sicherheits- den Verbrauchern geschafft
Prozent des gesamten Nationa- vorkehrungen getroffen hatte, werden. Die Chefs der Handels-
marine und der Eisenbahn seien
leinkommens liege. Das sei zu- mußte keine verstärkten Maß-
nächst kein Anlaß zur Panik, er- nahmen einleiten. Bei großem Bonn denkt an Siedlungen in Fertigbauweise bereits aufs • schärfste verwarnt
worden, fügte Ryschkow hinzu.
gebe aber auf Dauer ein „ganz Andrang verlief der Sonntag
hübsches Sümmchen". Natio- ohne Zwischenfälle. Frankfurt (AP). Die Bundesre- desregierung gegen die Woh- tern. An den Bau von Traban-
naleinkommen ist eine Rech- gierung will angesichts des Aus- nungsnot gefordert. Der Mieter- tenstädten sei allerdings nicht
nungsgröße der DDR-Wirt- und Übersiedlerzustroms mit ei- bund warnte dabei vor einem gedacht", stellte der Regie- Lotto- und Totozahlen
schaft, die mit Einschränkungen Persönliche Botschaft nem Sofortprogramm gegen die Fehlbestand von einer Million rungssprecher klar. Lotto: 3, 5, 9, 27, 35, 37 Zusatzzahl:
dem bundesdeutschen Bruttoso- drohende Wohnungsnot an- Wohnungen. Bundeskanzler Kohl selbst 23.
zialprodukt entspricht. Während einer Solidaritäts- kämpfen. Regierungssprecher Das Sofortprogramm, „das die hatte am Wochenende unter- Toto: 0, 0, 0, 1, 0, 2, 1, 1, 0, 0, 2.
Unter der Annahme, daß die veranstaltung für Rushdie wur- Klein berichtete am Sonntag in Aus- und Übersiedler aus Turn- strichen, daß es auch um die zü- Auswahlwette: 10, 35, 39, 40, 41, 45
Flüchtlinge im Schnitt noch 30 de eine persönliche Botschaft einem Interview über Pläne, den hallen und Barackensiedlungen gige Bereitstellung von Grund- Zusatzspiel: 24.
Arbeitsjähre vor sich hätten, lä- mit Dankesworten des in Groß- Bau von sogenannten Kompakt- in eigene vier Wände bringt", stücken gehe: „Ich finde, die öf- Rennquintett:
gen die Einbußen bereits jetzt britannien versteckt lebenden wohnungen und 'Wohnsiedlun- solle bereits „in aller Kürze" fentliche Hand tut hier über- Rennen A: 13, 7, 8.
bei zehn Milliarden (Ost-)Mark, Schriftstellers verlesen. Er wis- gen in Fertigbausweise massiv vorgelegt werden, berichtete haupt nicht genug. Ich nehme da Rennen B: 21, 29, 23.
ipiel 77: 2 2 2 0 9 6 3.
so der Professor. Dabei seien se die Sorge sehr zu schätzen, zu fördern. Der Deutsche Mie- Klein. Dabei werde unter ande- den Bund nicht aus, aber auch Süddeutsche
Schmälerungen durch verloren- die man sich in Europa, in terbund und der Deutscher rem erwogen, den notwendigen Länder und Gemeinden müssen iroßes Los derKlassenlotterie: Woche mit 2 Millio-
gegangene Ausbildungskosten Deutschland und in der ganzen Städtetag hatten zuvor überein- Neubau „ganz normaler Miet- überlegen, wo Bauland zur Ver- nen DM Losnummer 455 404.
noch nicht mitgerechnet. Welt um ihn mache. stimmend Maßnahmen der Bun- wohnungen" weiter zu erleich- fügung steht." (Ohne Gewähr)
Nr. 241 Politik Montag, 16. Oktober 1989

Namen und DDR-Fernsehen: Über Reformen nachdenken Arbeitszeit / IG Metall: Amnesty international:
Nachrichten
„FDP-Haltung
„Aktuelle Kamera" auf Dialog-Kurs dummdreist" In vielen Ländern
Absagen an Waldheim Kinder gefoltert
Die für diese Woche geplanten Ostberlin (dpa). Erstmals ist sich die Erwartungen nach der von Behördenvertretern nahege-
Staatsbesuche am Sonntag nun auch die DDR- Erklärung der DDR-Führung, of- legt worden, nicht zu dem Treffen Hamburg (dpa). In der Frage Bonn (dpa). Dutzende von
des österreichi- Fernsehnachrichtensendung fen über Probleme im Lande zu nach Ostberlin zu fahren. Die weiterer Arbeitszeitverkürzun- Staaten verletzen und mißach-
schen Bundes- „Aktuelle Kamera" auf die For- sprechen, offenbar nicht erfüllt. Malerin Bärbel Bohley vom gen ist am Wochenende die ten nach Angaben der Gefange-
präsidenten derungen nach Reformen im So stiegen am Wochenende „Neuen Forum" meinte, es müsse Kontroverse zwischen Gewerk- nenhilfe-Organisation amnesty
Kurt Waldheim Staat eingegangen. Anknüpfend nicht nur die Flüchtlingszahlen noch sehr große Veränderungen schaften und führenden Vertre- international (ai) tagtäglich die
(Foto) in Sene- an ein Gespräch von Arbeitern wieder an, sondern auch die Bür- geben, wenn das gesamte DDR- tern der FDP in scharfer Form fundamentalen Menschenrech-
gal und in der der Elbe-Werft Boizenburg mit gerinitiativen machten deutlich, System reformfähig werden solle. fortgesetzt worden. FDP-Chef te unschuldiger Kinder und Ju-
Republik Elfen- dem Gewerkschaftsvorsitzen- daß sie die Diskussion in ihrem Sie erwarte einen Wechsel an der Lambsdorff stellte sich in einem gendlicher, ai erklärte zum Auf-
beinküste sind den Harry Tisch über deren For- Sinne vorantreiben wollen. SED-Spitze noch vor dem Partei- dpa-Gespräch ausdrücklich takt einer „Woche des politi-
kurzfristig ab- derung nach leistungsgerechter Trotz Warnungen und polizei- tag im nächsten Jahr, sagte Frau hinter seinen Parteifreund, Bun- schen Gefangenen", in deren
gesagt worden. Entlohnung ging ein Kommentar licher Vorladungen kamen am Bohley dem Bonner „General- deswirtschaftsminister Hauss- Mittelpunkt Kinder als Opfer
Nachdem der auch auf andere Probleme wie Samstag in Ostberlin 120 Ver- Anzeiger". Nach ihrem Eindruck mann, der eine Rückkehr zur stehen, Minderjährige würden
Staatschef der Reisefreizügigkeit und Spiege- treter der Bürgerinitiative „Neu- sei nur „eine Art Dialog" in Gang 40-Stunden-Woche befürwortet zu Tausenden willkürlich inhaf-
Elfenbeinküste, lung der Wirklichkeit in den es Forum" zum ersten DDR-wei- gesetzt worden, der in den alten hatte. Vom baden-württember- tiert, gefoltert, verschleppt oder
Houphouet-Boigny, wegen ei- Medien ein. „Darüber wird man ten Koordinierungstreffen zu- Bahnen laufe. gischen Bezirksvorsitzenden von Staats wegen umgebracht.
ner Regierungsumbildung um nachdenken müssen, und zwar sammen. Zu dem Treffen waren - Der sächsische Landesbischof der IG Metall, Riester, wurde
Verschiebung des Staatsbesu- sehr gründlich", sagte Kommen- dies als „dummdreist" zurück- von Besonders drastische Fälle
ches ersucht hatte, teilte die wie verlautete - Vertreter aus Johannes Hempel, der vor einer staatlicher Gewalt gegen
tator Michael Illner. „Eben die- Ost-Berlin und den anderen 14 Woche in Dresden erfolgreich gewiesen. Kinder gibt es, wie die Organisa-
Präsidentschaftskanzlei in Wien ses Nachdenken ist im Gange, DDR-Bezirken erschienen. zwischen Der IG-Metall-Bundesvorsit- tion in einer in Bonn verbreite-
am Wochenende mit, daß auch und meines Wissens ist keine Behördenvertretern
Waldheims Besuch in Senegal Nach Berichten aus Karl-Marx- und vielen tausend Demonstran- zende Steinkühler unterstrich in ten Erklärung mitteilte, in Süd-
Frage ausgegrenzt, weder das Stadt hat der dortige Oberbür- ten vermittelt hatte, betonte in einem dpa-Interview, daß seine afrika, Guatemala und Irak. In
nicht stattfinden könne. In die- Leistungsprinzip noch die sozia- germeister Vertretern des „Fo- einem Wort an seine Gemeinden, Gewerkschaft die Sicherung des Südafrika mußten demnach seit
sem Jahr war bereits ein Staats- listische Demokratie, weder das rums" einen Dialog angeboten. es müsse nun Gespräche geben freien Wochenendes, kräftige Verhängung des Ausnahmezu-
besuch des wegen seiner Kriegs- Reisen noch die Medien und In einigen DDR-Städten sei Mit- auch über die Enttäuschung, Lohnerhöhungen und den letz- standes vor drei Jahren rund
vergangenheit umstrittenen übrigens auch nicht das Thema arbeitern der Bürgerinitiative, Verbitterung und Wünsche der ten Sprung zur 35-Stunden-Wo- 9800 Minderjährige Tage, Wo-
ehemaligen UNO-Generalse- Frieden." die inzwischen mit mit 25 000 jungen Menschen. che in der Tarifrunde 1990 chen und manchmal sogar Mo-
kretärs in Marokko verschoben Unterschriften unterstützt wird, Siehe auch Kommentar durchsetzen will. Höchste Prio- nate in Polizeigewahrsam ver-
worden. Trotz der neuen Töne haben
rität bei den 2,6 Millionen Mit- bringen. Diese Kinder wurden in
gliedern der größten DGB-Ge- vielen Fällen mit Schlägen oder
werkschaft habe der arbeitsfreie Elektroschocks gefoltert.
Fuchs: Notfalls mit CSU Wolff will Hilfe für DDR nicht an Reformen koppeln Samstag und Sonntag. Die UNO will im Dezember
Die SPD-Bundesgeschäftsführe- Lambsdorff meinte dagegen, eine Schutzkonvention für Kin-
rin Anke Fuchs hält es für mög- Unterdessen haben Bundes- bei uns" zum Maßstab für eine finanzielle und wirtschaftliche wegen des leergefegten Fachar- der verabschieden, ai forderte
lich, daß es nach den bayeri- kanzler Kohl und andere Politi- Bonner Hilfe zu machen. Au- . Unterstützung für die DDR soll- beitermarktes müsse künftig die Regierungen auf, das Ab-
schen Landtagswahlen im näch- ker versichert, die Bundesregie- te nicht an Reformzugeständnis- mehr gearbeitet werden „und kommen rasch zu unterzeich-
sten Jahr zu einer großen Koali- ßenminister Genscher bezeich- nicht weniger". nen und ratifizieren zu lassen.
tion aus CSU und SPD im Frei- rung werde sich nicht in die ge- nete den Weg zu mehr Mitbe- se gekoppelt werden.
staat kommt. Dies könne erfor- rade begonnene Diskussion in stimmung und Freiheitsrechten Starke Zweifel an der Reform-
derlich werden, wenn es darum der DDR über mögliche Refor- als Sache der Deutschen in der fähigkeit der DDR äußerte der
gehe, die Republikaner aus der men einmischen. Kohl sagte in DDR. „Da brauchen sie weder SPD-Politiker Erhard Eppler, Er Verhältnis zur UdSSR / „Langfristig denkbar"
Regierung fernzuhalten, meinte einem Zeitungsinterview, er sei unseren Ratschlag noch gar un- frage sich, ob es nicht „für eine
Frau Fuchs am Wochenende. ;egen eine Debatte in der Bun- sere Bevormundung". Auch der reformierte, eine erneuerte, aber

Vogel: Finnisches
lesrepublik, die die Diskussion Vorsitzende des Ostausschus- noch sozialistische DDR bereits
in der DDR vorwegnehme. Bun- ses der Deutschen Wirtschaft, zu spät ist, ob der Zeitpunkt
Sacharow-Preis an Hörn despräsident von Weizsäcker
warnte davor, „das Rechthaben
Otto Wolff von Amerongen, nicht verpaßt ist", sagte Eppler
im Deutschlandfunk.
Der Sacharow-Preis des Euro- meinte im „Handelsblatt", eine
j päischen Parla-
ments soll 1989
an den ungari-
I sehen Außen- Südafrika: Bürgerrechtskämpfer Sisulu frei Modell für Osteuropa
[ minister Gyula Bonn (dpa). Der SPD-Vorsit- außerdem im Falle eines An-
Hörn (Foto) Johannesburg (AP/dpa). Nach zende Vogel hält es für denkbar, griffs auf eines der beiden Län-
j vergeben wer- einem Vierteljahrhundert in daß das zwischen der Sowjet- der eine Beistandsklausel vor,
den. Wie der südafrikanischen Gefängnissen union und Finnland herrschen- die jedoch nicht automatisch,
I gestern neuge- und Arbeitslagern ist Walter Si- de Verhältnis sich dann auf die sondern erst nach Verhandlun-
] wählte Präsi- sulu, eine Symbolfigur des Beziehungen Moskaus zu ande- gen in Kraft tritt.
Ident der Euro- Kampfes gegen die Rassentren- ren Ländern Osteuropas über- Vogel riet Bundeskanzler
jpa-Union nung in Südafrika, am Sonntag tragen würde, wenn die gemein- Kohl, sich im Blick auf seine
| Deutschland, auf freien Fuß gesetzt worden. same europäische Friedensord-
»Egon Klepsch, Zusammen mit dem 77jährigen Reise nach Warschau Anfang
ehemaligen Generalsekretär der nung Wirklichkeit geworden November zur polnischen
in Hamburg mitteilte, soll damit sei. Dann seien die Bündnisse Westgrenze genauso klar zu äu-
der Einsatz Horns bei der Anti-Apartheidbewegung Afri- von Nato und Warschauer Pakt
Durchsetzung der Menschen- kanischer Nationalkongreß ßern, wie Außenminister Gen-
(ANC) wurden sieben weitere endgültig entbehrlich, sagte Vo- scher dies vor der UNO getan
rechtsbeschlüsse der Konferenz gel nach seiner Rückkehr von
für Sicherheit und Zusammen- schwarze Bürgerrechtskämpfer habe. Kohl dürfe diesen Punkt
freigelassen. Die Freilassung Gesprächen in Warschau und nicht mit Schweigen übergehen,
arbeit in Europa (KSZE) gewür- Budapest am Sonntag der Deut-
digt werden. Der Preis trägt den war von Präsident de Klerk in sonst sei dies eine „schwere Hy-
der vergangenen Woche ange- schen Presse-Agentur (dpa). pothek" für den Reformprozeß
Namen des sowjetischen Frie-
densnobelpreisträgers Andrej kündigt worden. Bis dahin sei noch ein weiter in Polen.
Sacharow. Sisulu und vier weitere der Weg zurückzulegen. Je rascher
acht Freigelassenen waren 1964 und erfolgreicher jedoch die Re- Kohl: Kein Gebietsanspruch
im sogenannten Sisonia-Prozeß formen in der UdSSR und ande-
„Spionageverdacht" wegen angeblicher Sabotage zu ren Ländern des Warschauer
Pakts voranschritten und je Der Bundeskanzler bekräftig-
Zwei sowjetische Offiziere sind lebenslanger Haft verurteilt schneller es gelinge, die Bezie- te am Sonntag abend in der Sen-
am Wochenende in Westberlin worden. Damit befindet sich von hungen zwischen und innerhalb dung „Bonn direkt" des Zweiten
von den amerikanischen Sicher- den in diesem Prozeß Verurteil- der Bündnisse zu entmilitarisie- Deutschen Fernsehens, daß die
heitsbehörden wegen Spionage- ten nur noch ANC-Führer Nel- ren, um so eher werde man die- Bundesrepublik keinen Gebiets-
verdachts festgenommen und son Mandela in Haft, mit dessen ses Ziel erreichen. anspruch an Polen stelle. „Die
dann abgeschoben worden. Wie baldiger Freilassung aber ge- Das neutrale Finnland be- Bestimmungen des Warschauer
die US-Behörden mitteilten, sei rechnet wird. Vertrages (von 1970) sind gel-
rücksichtigt als Nachbar der
auch ein Angehöriger der ame- Pretoria hatte die Freilassung UdSSR in der Außenpolitik seit tendes Recht - mit all dem, was
rikanischen Luftwaffe in den der acht Häftlinge vermutlich Kriegsende die sowjetische In- rechtlich dazu später auch noch
Fall verwickelt. deshalb hinausgezögert, weil sie teressenlage. Dies war der Preis gesagt wurde und verbindlich
deren Teilnahme an Demonstra- für die Wahrung der finnischen ist", erklärte Kohl. Es gelte aber
tionen in 17 Städten am Samstag auch, „daß wir noch keinen Frie-
Lebenszeichen von Waite verhindern wollte. Etwa Souveränität. Der Freund-
schaftsvertrag von 1948 sieht densvertrag haben."
Der seit Januar 1987 in Libanon 150 000 Schwarze hatten sich
I entführte Son- an den Kundgebungen beteiligt.
I derbeauftrage Wenige Stunden nach seiner
[der Anglikani- Freilassung rief Sisulu die weiße
I sehen Kirche, Regierung auf, das Verbot des Sowjetunion: Atomtod im Manöver
8 Terry Waite ANC aufzuheben. Pretoria müs- UNTER DEM JUBEL von mehreren hundert Anhängern traf der aus
(Foto), ist noch se ferner den Ausnahmezustand der Haft entlassene Bürgerrechtskämpfer Sisulu gestern vor sei- Moskau (dpa). Bei der Explo- wie die wenigen anderen, die da-
am Leben. Ent- beenden. nem Haus in der Schwärzen-Siedlung S'oweto ein. (dpa-Funkbild) sion einer Atombombe während mals lebend davonkamen", sagte
sprechende In- eines sowjetischen Truppenma- der damals beteiligte Wladimir
formationen növers 1954 hat es unter den Benzianow der ""Regierungszei-
j seien dem Erz- Ministertreffen / Anregung Genschers Fortbildung / Betriebe teilnehmenden Soldaten zahl- tung „Iswestija". Das Blatt mach-
j bischof von reiche Tote und Verletzte gege- te jedoch keine Angaben über die
I Canterbury ben. „Die letzten 35 Jahre habe Anzahl der Opfer. Die Bombe
1
von einem ira-
nischen
währsmann zugegangen, hieß es
Ge- „Solidarität-Plan" der EG Ungelernte ich um meine Gesundheit und
um meine Würde gekämpft, so
wurde gezündet, um „die Kampf-
kraft der Truppe" zu testen.
in London. Auch zwei weitere in
Libanon verschleppte Briten
seien noch am Leben.
soll Reform-Ländern helfen schlecht dran HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung

Paris (dpa). Die Außenmini- Die Außenminister, die sich Bonn (dpa). Rund 26 Milli-
ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter. Horst Prehm.
Vertriebsleiter. Gerd Lührirtg.
„007" eröffnete Golf platz ster der Europäischen Gemein- ausführlich mit der Lage in Ost- arden DM jährlich geben
schaft (EG) haben am Wochen- europa befaßten und einen Be- deutsche Unternehmen für
Herausgeber
Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
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Connery eröff- Paris über eine weitergehende Entwicklung in der DDR entge- ihrer Mitarbeiter aus. Davon Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
nete gestern Unterstützung der Reformen in gennahmen, diskutierten in die- profitieren vor allem Füh- Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
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ster Genscher für einen „voll- nächsten EG-Gipfel am 8./9. De- im Betrieb kaum Angebote Chef vom Verantwortliche Redakteure
Der Schauspie- preis 28,50 DM).
ler und passio- ständigen Plan europäischer So- zember in Straßburg verab- gibt. Zu diesen Ergebnissen Nachrichten:Dienst: Horst Kröninger. Chef
Rainer Merforth. Politik: Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
nierte Golfer lidarität" für die reformwilligen schiedet werden könnte. Die Er- kommt das Institut der deut- chen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
sollte nach dem Staaten des Ostblocks aus. Wie klärung soll das Engagement der schen Wirtschaft (IW) in sei- Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
Willen der Or- * aus Kreisen der deutschen Dele- EG-Staaten in Richtung auf eine ner jüngsten Studie über die Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, Frau zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
ganisatoren mit gation verlautete, vertrat Gen- „globale" Hilfe für die reform- „vierte Säule" des bundes- u.semann, Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie-
i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntags-
Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
rung.
seinem ersten scher die Auffassung, das vom freudigen Länder Osteuropas deutschen Bildungssystems zeit: Frank Thonicke. Kassel Stadt und
Schlag auf der Präsidenten der EG-Kommis- systematisieren. neben den allgemeinbilden- Land: Wolfgang Rossbach. Bezirksredak- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
sion, Jacques Delors, ausgear- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Sportanlage in Delors und der französische den Schulen, den Berufs- tionen: Peter M. Zitzmann. Koordination:
Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Moskau den in der UdSSR bis- beitete Hilfsprogramm, das Außenminister Dumas werden schulen und den Hochschu- Helmut Lehnart. Hessen/Niedersachsen:
Heinemann. Chefreporter.1 Karl- „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
her als Ausgeburt des Kapitalis- Nahrungs- und Finanzhilfen be- in dieser Woche nach Polen und len. Weiteres Ergebnis: Die Eberhard Hermann Huhn. Sonderthemen: Peter rier", Herzberg.
mus betrachteten Golfsport po- sonders für Polen und Ungarn Ungarn reisen, um dort über die Weiterbildung in Klein- und Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
pulär machen. Connery hält vorsieht, bedürfe der „Ergän- wirtschaftliche Lage dieser Län- Kleinstbetriebe ist intensiver Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
sich zur Zeit zu Dreharbeiten in zung" durch einen umfassenden der und über Hilfsmaßnahmen als in den Großunternehmen. Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
der Sowjetunion auf. europäischen« Plan. der EG zu beraten. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 241 Themen des Tages Montag, 16. Oktober 1989

Der neue Friedenspreisträger Vaclav Havel


Skepsis
und Hoffen
In die Diskussionen in der DDR ist
eine neue Dynamik eingezogen.
Das Kanzelwort des sächsischen
Seit dem Prager Frühling Unperson
Von AP-Korrespondent Hans-Jürgen Moritz
Bischofs Hempei „Ohne Gesprä-
che keine Ruhe" drängt über das
hinaus, was am Wochenende an ir begann seine Arbeit am ausgerechnet dem Parteiorgan Streich: Sie schickten der Zei- sich auch durch Havels drama-
ersten offenen Dialogen zu regi- Theater als einfacher Kulissen- „Rüde Pravo" einen selbstver- tung für die Rubrik „Persönli- tisches Werk. Mit seinem 1963
strieren war. Wenn da der Indu- schieber, doch inzwischen faßten Geburtstagsgruß unterju- ches" ein Foto samt Begleittext erschienenen Stück „Das Gar-
striearbeiter die Nachrichtensen- fürchtet die Regierung in Prag belten. Für sein politisches und mit an ihn gerichteten Grüßen tenfest" lenkte er auch im We-
dung „Aktuelle Kamera" nicht se- seine Stimme so sehr, daß sie ihn künstlerisches Engagement zu seinem 53. Geburtstag. Ge- sten Aufmerksamkeit auf sich.
henswert findet, auch das SED- mit einem Veröffentlichungs- spTach der Börsenverein des gen eine Gebühr von 500 Kro- Er schildert darin bürokrati-
Blatt-„Neues Deutschland" sich verbot zum Statisten degradie- Deutschen Buchhandels ihm nen (knapp 100 Mark) wurden schen Stumpfsinn und Regle-
zum Abdruck von zwei Dutzend ren möchte: Der Dramatiker Va- den diesjährigen Friedenspreis Bild und Text auch veröffent- mentierungswahn. Auch andere
kritischer Leserbriefe herbeiläßt, clav Havel ist seit dem Prager zu. licht, allerdings unter dem Na- seiner Stücke widmeten sich
dann wirkt das zunächst wie wohl- Frühling nach offizieller Lesart Havel wurde am 5. Oktober men Ferdinand Vanek. Das ist diesem Thema. Neben satiri-
feile Beispiele altkommunistischer eine „Unperson". Sein Foto 1936 in Prag geboren. Daran er- eine von Havel erfundene Figur schen nahm er auch absurde
Selbstkritik. Damit wird es nicht ge- tauchte seit 1968 in keiner ein- innerten seine Freunde die mit autobiographischen Zügen. Elemente in seine Bühnendich-
tan sein. zigen offiziellen Zeitung der „Rüde Pravo" kurz nach dem Es ist nicht nur Havels satiri- tung auf.
CSSR auf - bis Freunde kürzlich Geburtstag mit einem genialen sche Ader, die den Unmut der
Auch wenn die meisten der in- Regierenden in Prag erregt. Der Seine Arbeit am Theater be- VACLAV HAVEL
haftierten Demonstranten inzwi- Schriftsteller gehörte zu den ak- gann Havel als Kulissenschie- (dpa-Funkbild)
schen wieder frei sind, trauen die tivsten Verfechtern der Refor- ber. Er stieg dann zum Beleuch-
Menschen dem ersten linden Lüft- men des Prager Frühlings, die ter, Lektor und schließlich zum
chen, das nach Reformen riecht,
nicht. Die Flüchtlingswelle rollt wei-
Was der „Friedenspreis" bedeutet schließlich an der Intervention
des Warschauer Paktes schei-
Dramaturgen auf. Um sein Ab-
itur zu erlangen, besuchte er
der Politiker und Bürperrechtler
Havel, der von sich selbst sagt,
ter, schwillt wieder an. Wer will und De'er Friedenspreis des Deut- Krieges neue geistige und poli- terten. Er war auch einer der während seiner Lehre ein die Regierung in Prag habe ihn
kann, begibt sich auf die sichere schen Buchhandels, der seit tische Werte verankert wer- ersten Sprecher der Bürger- Abendgymnasium. Ein techni- als „politischen Widersacher
Seite. Noch überwiegt die Skepsis 1950 verliehen wird und seit den. rechtsgruppe Charta 77. Am 16. sches Studium schloß sich an. Nummer eins" auserkoren. ;
die Hoffnung, sind Enttäuschun- 1979 mit 25 000 Mark dotiert Der Friedenspreis des Deut- Januar dieses Jahres wurde er Seiner wahren Neigung konnte Auch die Prämie für den Frie-
gen für viele stärker als Zuversicht. ist, gilt als eine der bedeutend- schen Buchhandels wird je- zu acht Monaten Haft verurteilt, er erst später nachgeben und denspreis will Havel für seinen
Hüben ist das nicht anders als sten Auszeichnungen in der weils zum Abschluß und Hö- weil er an einer nicht genehmig- studierte Dramaturgie. Havel ist Kampf gegen die Unbelehrbar-
drüben. Glücklicherweise hat das Bundesrepublik. Der Frie- hepunkt der Frankfurter ten Gedenkveranstaltung für auch als Essayist hervorgetre- keit der Machthaber in Png
einige Politiker dazu veranlaßt, denspreis geht auf eine Stif- Buchmesse in der Paulskirche den Studenten Jan Palach teil- ten. verwenden, die ihn nicht zur
dem schrillen Wiedervereinigungs- tung von Buchhändlern und verliehen. Erster Preisträger genommen hatte, der sich 1969 Preisverleihung nach Frankfurt
Trara mit gedämpften Tönen zu Verlegern zurück und wird war 1950 der nach Norwegen aus Protest gegen den Ein- In der Begründung für die reisen lassen , wollten. Die
entgegnen. So ist es gut, daß der Persönlichkeiten zuerkannt, emigrierte Autor Max Tau. Zu marsch der Verbündeten selbst Preisvergabe liegt die Betonung 25 000 Mark sollen der Unter-
Eindruck geradegerückt wurde, die „in hervorragendem Maße den weiteren prominenten verbrannt hat. Am 17. Mai wur- auf Havels politischer Arbeit: stützung des freien Verlagswe-
die Bundesrepublik wolle Refor- vornehmlich durch ihre Tätig- Persönlichkeiten, die geehrt de Havel vorzeitig aus der Haft „Er hat nie Zweifel daran gelas- sens in seiner Heimat dienen.
men in der DDR durch Wirtschafts- keit auf den Gebieten der Lite- wurden, gehören Albert entlassen. Schon 1979 war er zu sen und oft genug bewiesen, daß Dazu rief Havel den Genossen-
hilfe gewissermaßen erkaufen: ratur, Wissenschaft und Kunst Schweitzer (1951), Hermann einer Gefängnisstrafe von vier- er persönlich, selbst'unter Ver- schaftsverlag „Atlantis" ins Le-
Geld für Perestroika - das würde zur Verwirklichung des Frie- Hesse (1955), Theodor Heuss einhalb Jahren verurteilt wor- lust seiner Freiheit, für seine ben, an dem sich fast alle unab-
den DDR-Verdacht westlicher Ein- densgedankens beigetragen (1959), Ernst Bloch (1967), den, die 1983 „aus Gesundheits- Überzeugung einsteht." Ausge- hängigen Autoren beteiligen,
mischung nur bestätigen. haben". Mit der Auszeichnung Max Frisch. (1976) und Sieg- gründen" ausgesetzt wurde. zeichnet wird denn auch nicht die in der Tschechsolowakei mit
sollten nach dem Ende des fried Lenz (1988). (dpa) Die Anklage gegen die Will- nur der Dramaturg und Essay- einem Publikationsverbot belegt
Die ersten Beispiele ungewohn- sind.
ter Kritik, zögerliche Eingeständ- kür von Machtapparaten zieht ist, sondern mindestens genauso
nisse von Staat und Partei machen
die Menschen ungeduldig. Jetzt
drängen die demokratischen Kräf- Memoiren Papstreise / Kondition
te mit neuen Forderungen nach.
Diese Dynamik wird nicht aufzuhal-
ten sein, weil sie im Konzert des
Ostblocks stattfindet. Daß aus Re-
formen auch eine demokratische
Nancy Reagan Allzeit
Revolution würde • wer wünschte
es nicht! schlägt zurück bereit
Peter M. Zitzmann
Von Siegfried Maruhn Von L. Trankovits (dpa)
•s war 1985 in Genf. Nancy Johannes Paul II. wird zuwei-
Presse-Echo Reagan war nervös. Zum ersten
Mal sollte sie mit Raissa Gorbat-
len als „reisewütiger Papst" kri-
tisiert. Kaum eine Reise zuvor
schowa, der Frau des General- aber hat deutlicher gemacht,
Zum Dienstleistungsabend schreibt die sekretärs der sowjetischen KP welch Ungeheure Strapazen das
zusammentreffen. Worüber Oberhaupt von rund 700 Millio-
OFFENBACH POST sollte sie mit ihr reden? „Bald nen Katholiken auf sich nimmt,
merkte ich, daß ich mir unnötige um seine Ortskirchen zu besu-
Wer es sehen wollte, bemerkte Sorgen gemacht hatte. Vom er- chen, als die jüngste Reise des
pulsierendes Leben... Es gibt im sten Augenblick an redete sie geistigen Hirten zu seinen weit-
übrigen eine Reihe von Dienst- und redete und redete - so viel, verstreuten Schafen in Südko-
leistungen, die zu genießen uns daß ich kaum ein Wort einwer- rea, Indonesien und auf Mauriti-
mittlerweile so selbstverständ- fen konnte. Vielleicht war sie us.
lich geworden ist, daß nicht ein-j unsicher, aber während rund ei- Angesichts eines fast immer
mal diejenigen darüber nachden nem Dutzend Begegnungen in hellwachen, konzentrierten und
ken, die sich eifrig gegen den drei verschiedenen Ländern war freundlichem Papstes,'der uner-
es mein Haupteindruck von müdlich den Kontakt zu den
Dienstleistungsabend sträuben. Raissa Gorbatschow, daß sie
Wer wollte schon - nach 18.30 Gläubigen suchte, fragten sich
niemals zu reden aufhörte. Oder selbst manche vatikanische
Uhr - auf den Kneipenbesuch zu belehren, um genau zu sein."
oder das Menü im Restaurant Würdenträger im Troß des Pap-
verzichten? Oder auf das. TV- Das ist für ausländische Leser stes nach den Geheimnissen der
Programm, das im Schnitt bis wahrscheinlich die interessan- „Was? Ach, die Feier! Ja, ja, Mädel, die war schön..." (Karikatur: Wolter) päpstlichen.Physis. Schließlich
nach Mitternacht läuft? Und teste, wenn auch nicht gerade ist der Heilige Vater auch nur
wehe, wenn am Montagmorgen aufregende Enthüllung aus dem ein Mensch und im Fall von Ka-
ersten, 13seitigen Vorabdruck rol Woityla bereits 69 Jahre alt.
die Tageszeitung nicht pünktlich
im Briefkasten liegt! Von Bus, aus Nancy Reagans Memoiren. Bundesdeutscher Flottenbesuch in Leningrad Während der elf Tage legte er
Bahn und Taxis gar nicht erst zu Das Buch selbst soll, umgeben auf 15 Flügen 39 047 Kilometer

„Kämpft zu Hause für den Frieden"


reden. Die Liste ließe sich belie- von einem „Medien-Blitz- zurück. Der Bischof von Rom
big fortsetzen. Hoffen wir weiter, Krieg", am Monatsende mit ei- hielt 28 längere Reden, Anspra-
daß eines Tages der verkaufsof- ner Erstauflage von 400 000 Ex- chen und Predigten vor bis zu
fene Donnerstagabend zu einer emplaren auf den Markt kom- einer Million Menschen. Neun-
selbstverständlichen Dienstlei- men. Zwei Millionen Dollar hat mal zelebrierte der Papst zum
der Verlag, Random House, an- Von dpa-Korrespondent Friedhelm Schachtschneider Teil unter tropischer Sonne und
stung wird.. Und wie schön wäre geblich dafür an die Frau des bei extremer Luftfeuchtigkeit
es, wenn Ämter und Behörden
irgendwann einmal genauso
ehemaligen Präsidenten gezahlt. Diie Schwester, Oma, der Bru- druckt" von der Zeremonie zwi- tag und Sonntag für jeweils vier
Stunden die Schiffe aus Kiel und
mehrstündige Messen.
Eisern hielt der Papst dabei an
dächten. „My Turn" (etwa: Jetzt bin ich der, Mutter - sie sind alle tot, schen den mehr als 250 Rasen-
an der Reihe) ist der Titel, unter und ich bin übrig geblieben." hügeln, unter denen Hundert- Wilhelmshaven besichtigt wer- seinem Rhythmus fest. Der
Mit Kohls Polenreise befaßt sich die dem die ehemalige First Lady Fünf kleine Tagebuchseiten sind tausende von namenlosen Op- den konnten. 69jährige begann fast jeden Tag
mit ihren Feinden im Weißen die erschütternde Hinterlassen- fern liegen, war Sven Bremer. Nach den Erfahrungen briti- gegen 5.30 Uhr Ortszeit. Wäh-
FrankfarterRimdschaii Haus abrechnen will. Am schaft eines damals elfjährigen „Ich bringe aus Leningrad das scher und amerikanischer Flot- rend die meisten der den Papst
schlimmsten hatte die First Lady Mädchens. Eines von über einer Wissen mit, daß so etwas nicht tenbesuche in der UdSSR hatte begleitenden Kurienmitglieder
Er reist tatsächlich! Am 9. die Enthüllung des ehemaligen Million Opfern der 900-tägigen mehr passieren darf", meinte der die Bundesmarine rund 20 000 und Geistliche sowie die etwa
November. Jahreszeitlich und Stabschefs im Weißen Haus, Belagerung Leningrads durch Obergefreite vom Zerstörer Neugierige erwartet. 11,25 Ton- 50 Journalisten fast überall in
historisch auch kein bequemes Donald Regan, getroffen, daß sie deutsche Truppen im Zweiten „Rommel". nen Prospekte, Aufkleber und erstklassigen Hotels unterge-
Datum. Aber was ist im Verhält- vor wichtigen Terminen den Rat Weltkrieg. Souvenirs lagen bereit. Am er- bracht waren, besteht Johannes
einer Astrologin einholte. Die Schatten der Vergangen- sten Tag waren bei regneri- Paul II. darauf, immer im Gäste-
nis zwischen Deutschen und Po- „Ich bin sehr bewegt. Ich bin heit spielten keine Rolle beim zimmer des Hauses des jeweili-
len schon bequem? Nachdem Regan hatte das Weiße Haus froh, daß viele meiner jungen schem Wetter allerdings we-
Kontakt der jungen bundesdeut- sentlich weniger Besucher als gen Nuntius oder Ortsbischofs
feststeht, daß Kohls immer wie- verlassen müssen, wie er be- Soldaten mit mir hier sind. Wir schen Marinesoldaten mit Be- zu nächtigen.
der aufgeschobener offizieller hauptet, weil er sich gegen das sollten aus der Vergangenheit erwartet zur Pier am Leningra-
wohnern der Fünf-Millionen- der Passagierhafen gekommen. Der 69jährige trinkt nach An-
Besuch in Warschau zustande- Nebenregiment der First Lady lernen, um die Zukunft friedlich Metropole. Wenn Gruppen der
kommt, soll man sich nicht bei wehrte. Nancy stellt es jetzt so zu gestalten", sagte Flottillenad- 650 Besatzungsmitglieder durch gaben aus seiner Umgebung
alten Querelen aufhalten. Auch dar, als seien eigentlich alle, der miral Hans-Rudolf Boehmer am die Stadt bummelten, wurden zum Essen durchaus auch ein-
nicht bei den vielfältigen Aus- damalige Vizepräsident Bush Samstag nach einer Kranznie- Menschentrauben mal ein Glas Wein, wiewohl er
sie „freundlich auf Deutsch be- Säfte bevorzuge. Auf den langen
flüchten, mit denen sich CDU eingeschlossen, dafür gewesen, derlegung am Mahnmal der grüßt". Den Kontakt mit den
und CSU bisher um die Aner- Regan zu feuern. Bush habe sich Blockadeopfer auf dem Piskar- „hilfsbereiten Russen" behin- Schnell bildeten sich an Bord Flügen lese er theologische oder
kennung der Tatsache herumge- freilich nicht getraut, das auch jowskojer Gedenkfriedhof. Un- derte allenfalls die Sprachbar- der Fregatte „Niedersachsen" philosophische Texte, bete oft,
drückt haben, daß man im Euro- ihrem Mann zu sagen. ter dem Kommando von Admi- riere. Die Herkunft der Matro- Menschentrauben, wo unter entspanne sich zuweilen - schla-
pa des Jahres 1989 vieles in Fra- So wie Bush, bekommen auch ral Boehmer hatte am Freitag ein sen war allerdings nicht immer den Klängen des Marsches „Wir fe aber kaum.
ge stellen kann, nur eines eben andere noch tätige Politiker, so Verband zum ersten Flottenbe- bekannt. „Ein Tourist aus der sind vom K.u.K.-Infanterieregi- Weder bereite sich der Papst
nicht: Die Existenz Polens in sei- Außenminister Baker, ein paar such der Bundesmarine in einem DDR las am Mützenband .Zer- ment" Informationsmaterial ver- vor einer Reise mit besonders
nen heutigen Grenzen. Auch Seitenhiebe ab. Im übrigen be- Land des Warschauer Pakts in störer Rommel' und fragte, ob teilt wurde. „Schön ist es bei viel Ruhezeiten auf die Strapa-
der Bund der Vertriebenen, der müht sich die frühere Präsiden- der sowjetischen Ostseestadt wir aus Rostock sind", erinnert euch", freute sich der 63jährige zen vor, noch werde nach seiner
am Samstag sein 40jähriges Be- tenfrau, Vorwürfe zu entkräf- festgemacht. sich der Matrose Dominik Mau- Sergej Tungan. Historisches Er- Rückkehr etwas an dem stets
stehen feiert und dazu als Fest- ten, die einst unliebsames Auf- rer. ' eignis? Marinesoldaten aus der vollen Tagesplan des Kirchen-
redner den Kanzler gebeten hat, sehen erregten. Die Astrologin, Bundesrepublik Deutschland in oberhaupts geändert, versi-
sollte dieses politische Faktum so Nancy jetzt, war eine Freun- Sehr beeindruckt Auch Kontakt mit sowjeti- Leningrad? „Warum ist das chern Vatikan-Mitarbeiter.
endlich akzeptieren. Andern- din und eine Art Therapeutin, schen Soldaten habe sich bei noch eine Besonderheit? Den Wer ein Geheimnis der päpstli-
falls werden „40 Jahre Arbeit die ihr nach dem Mordanschlag „Jeder Soldat meines Verban- Stadtrundgängen schon erge- jungen Leuten darf man doch chen Energie suche, werde dies
für Deutschland und die deut- auf ihren Mann beistand. des weiß, daß gerade die Bevöl- ben, sagt ein Wehrpflichtiger nicht die Verbrechen ihrer Vä- wohl - neben einer gesunden
schen Heimatvertriebenen" - so Ebenso gibt sie zu, daß sie sich kerung Leningrads durch die in- vom Versorgungsschiff „Co- ter anlasten. Kämpft zu Hause Konstitution - allein in seinem
das von BDV-Präsident Herbert von Modemachern teure Klei- humane deutsche Kriegsfüh- burg". „Bundesmarine zum An- für den Frieden, und ihr seid im- Glauben finden, in dem eisernen
Czaja (CDU) ausgegebene Mot- der leihen ließ, findet das frei- fassen" gab es für die Leningra- mer bei uns willkommen", sagte Willen, die Botschaft Christi zu
to - für die Katz sein. rung sehr gelitten hat", betonte der Rentner. verbreiten.
lich als „gängige Praxis" okay. der Admiral. „Sehr beein- der am Wochenende, als Sams-
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DDR-Medien berichteten
Schauspieler Goethe-Institut Super Plus Autohaftpüicht DFB Zum Tage
Über 100 000 Ungeheuer Deutsch Geld Pläne „Kaiser"
demonstrierten gestorben Börsen-Gezitter
gefragt sparen geändert Manager
in Leipzig Im Alter von 63 Das Interesse am Viele Autofahrer Autofahrer, die Die Entscheidung
Für Börsenguru Andre Kostolany
war die Suche nach den Schuldi-
gen des letzten Börsencrashs vom
Jahren ist Günther Erlernen der deut- tanken unnötig ver- einen Schaden ver- ist noch nicht offi- Oktober 1987 eine kurze Um-
Leipzig (dpa/AP). Bei der Ungeheuer (Foto) bleiten Superkraft- ursacht haben, wer- ziell, doch Zweifel
größten nicht-staatlichen De- schen Sprache ist im schau: Börsenfritzchen, Zittrige
gestorben. Der Ausland wieder ge- stoff. Mit umwelt- den von ihrer Haft- gibt es kaum noch: und Nichtskönner machte er als
monstration in der Geschichte freundlichem, blei- pflichtversicherung Teamchef „Kaiser"
der DDR sind gestern abend durch zahllose Kri- wachsen. Diese er- Verursacher allen Übels aus - sich
mi-Rollen bekannt freuliche Bilanz des freiem Super Plus nicht mehr so stark Franz Beckenbauer selbst natürlich ließ das Großmaul
mehr als 100 000 Demonstran- könnte die nationale zurückgestuft wie wird nach der WM
ten für Reformen, demokrati- gewordene Schau- Goethe-Instituts unter den Börsenexperten vor-
sche Erneuerung und Gewaltlo- spieler war auch am wird allerdings Benzinrechnung ursprünglich ge- 1990 in Italien DFB- nehm außen vor. Bei der Analyse
sigkeit durch die Leipziger In- Deutschen Theater durch die Sparpoli- täglich um eine Mil- plant. Laut ADAC Generalmanager, der gestrigen Ereignisse als Folge
nenstadt gezogen. Beobachter Göttingen und bei tik des Bundes über- lion Mark entlastet haben die Versiche- Berti Vogts über- des Kurssturzes an der Wall Street
sprachen sogar von 120 000 den Hersfelder Fest- schattet. Siehe werden, errechnete rer damit auf Prote- nimmt das Amt des am vergangenen Freitag muß man
DDR-Bürgern, die nach den tra- spielen engagiert. Kommentar Seite 4 die Esso AG. Siehe ste reagiert. Siehe B.undestrainers. Sie- sich jedoch zwangsläufig an die
ditionellen Friedensandachten Siehe Kultur und Kultur. Wirtschaft. Wirtschaft. he Sport. derben Worte des Altmeisters der
in fünf Kirchen der Messestadt Charts erinnern: Den Kursverfall
mit Transparenten und Sprech- am Frankfurter Markt, dem viert-
chören friedlich protestierten. wichtigsten der Welt, lösten die
Polizei und Sicherheitskräfte
hielten sich im Hintergrund. Es
Kurseinbrüche an den Aktienbörsen Kleinaktionäre aus. Institutionelle
Anleger traten kaum in Aktion.
kam zu keinen Zwischenfällen. Die Reaktion der um ihr sauer
Erstmals berichteten die Erspartes bangenden, breit ge-
Hauptnachrichtensendung im
DDR-Fernsehen und die Nach-
richtenagentur ADN aktuell
über die Demonstration von
„zehntausenden Bürgern". Der
Schwarzer Montag streuten Kundschaft ist plausibel:
Der Schock des Oktober 1987 sitzt
noch tief in den Knochen. Rette
sich, wer kann, lautete gestern die
Devise - aber eigentlich gibt es
„Zurückhaltung der Sicher-
heitskräfte und der eingesetzten
Ordnungskräfte ist es zu dan-
ken, daß es zu keinen Aus-
schreitungen kam", hieß es.
in Frankfurt keinen Grund zu solch panischem
Handeln. Die Konjunktur floriert mit
gesicherter Zukunft, die Unterneh-
mensgewinne sprudeln wie nie zu-
vor - und dennoch genügt ein
leichtes Beben an der Wall Street,
Frankfurt/New York (AP/dpa). Der Kürssturz am New um rund um den Globus die Kurse
„Wir werden mehr" Yorker Aktienmarkt hat die Börsen rund um den Globus mit purzeln zu lassen. Aber auch die
Wucht getroffen. Die Frankfurter Börse erlebte am Montag nervöse Reaktion der Hobby-Spe-
kulanten kann böse Folgen haben:
Nach den Andachten, bei de- den schwersten Kursrückgang ihrer Geschichte. Dennoch Investmentsfonds haben in der Re-
nen das Hirtenwort von Landes- sieht Bonn keinen Grund zur Panik. Die westlichen Industrie- gel Kurs-Untergrenzen in ihren An-
bischof Hempel mit dem Aufruf staaten seien „robust", hieß es. lageprogrammen. Werden sie un-
zur Gewaltlosigkeit verlesen terschritten, wird verkauft. Massiv
worden war, schob sich die rie- Die Einbußen um durch- ten. Vor allem Kleinanleger ver- und auf breiter Basis. Dann ginge
sige Menschenmenge durch die schnittlich 12,8 Prozent übertra- kauften zum Teil ihre gesamten es mit den Kursen erst recht berg-
Leipziger Altstadt. Die Demon- fen sogar den „Schwarzen Mon- Aktienbestände, die Kurse von ab. Und die Zittrigen wären mal
stranten riefen: „Junge Leute an tag", mit dem vor fast genau zwei Standardwerten purzelten im wieder dran schuld.
die Macht" und „Wir werden Jahren der bisher größte Börsen- freien Fall in die Tiefe. Um alle
mehr, wir werden mehr". In krach begann. Die Zentralban- Aufträge bewältigen zu können, Horst Seidenfaden
Sprechchören wurde der ken der westlichen Industrie- wurde die offizielle Börsenzeit
Wunsch nach Visafreiheit für staaten erwogen bereits mögliche um eine Stunde bis 14.30 Uhr Wiens Nachtfahrverbot
Reisen in die CSSR und „Ökolo- Krisenmaßnahmen. Wegen der verlängert. Bis zu diesem Zeit-
gie statt Ökonomie" laut. schweren Turbulenzen sackte punkt fiel der Deutsche Aktien-
Wie gestern bekannt wurde, auch der Dollarkurs um knapp index um 203,56 Punkte oder
haben am Sonntag in Halle und sechs Pfennig auf 1,84 DM.
in Plauen jeweils bis bis zu Die New Yorker Aktienmärk-
Bonn in EG
20 000 Menschen demonstriert. te holten gestern bei hohen Um- Hintergründe des Börsenkrachs auf
Weiterer Bericht nächste Seite sätzen fast die Hälfte ihres Ver- „Themen des Tages" ohne Mehrheit
lustes vom Freitag wieder auf. KRÄFTIG NACH UNTEN fiel gestern der deutsche Aktienindex an
Berufungsrichter Der Dow-Jones-Durchschnitt 12,8 Prozent. Mit am stärksten der Frankfurter Wertpapierbörse. Händler verzeichneten nach Luxemburg (dpa). In der Euro-
für 30 führende Industrietitel betroffen waren die Spitzenwer- dem Aktiensturz in New York am Freitag nachmittag regelrechte päischen Gemeinschaft herrscht
schloß 88,12 Punkte höher bei te Daimler (minus 111 DM) und Panikverkäufe. (dpa-Funkbild) angesichts des österreichischen
2657,38, nachdem er am Freitag Deutsche Bank (minus 87,30
Atlantis kann 190 Punkte eingebüßt hatte. Ins- DM). Am „Schwarzen Montag"
gesamt wechselten 420 Millio- 1987 war der Index um 9,4 Pro-
Nachtfahrverbots für Lkw zu-
nehmend Ratlosigkeit. Bundes-
verkehrsminister Zimmermann
heute starten nen Papiere an der Wall Street zent abgesackt.
den Besitzer. Am „schwarzen Auch die übrigen europäi-
Bevölkerungswachstum nicht zu stoppen (CSU) konnte sich gestern im
EG-Ministerrat mit seiner For-
Montag" im Oktober 1987, als schen Börsen tendierten sehr derung nach Gegenmaßnahmen
Cape Canaveral (dpa). Grünes der „Dow" 508 Punkte gefallen schwach. Nicht so drastisch ver- nicht durchsetzen. Lediglich
Licht für den heutigen Start der war, hatte der Umsatz 604,8 lief die Entwicklung in Tokio.
US-Raumfähre „Atlantis" mit Millionen Stück betragen. Dort stabilisierte sich der Ein-
23 Millionen Babys in China Italien und Dänemark äußerten
Verständnis für die Bonner Hal-
der Jupiter-Sonde „Galileo": Ein Eine Flut von Verkaufsaufträ- bruch bei 1,9 Prozent. Peking (dpa). Trotz strikter Bevölkerungszahl von 1,11 tung. Das Nachtfahrverbot soll
am 1. Dezember in Kraft treten
Berufungsgericht in Washing- gen verzögerte den Handel an der Siehe „Zum Tage" Geburtenkontrolle in den Milliarden Menschen haben.
ton bestätigte die Entscheidung Frankfurter Börse um 25 Minu- Fortsetzung nächste Seite Städten wird das Bevölke- Allein 1989 würden in China Transitrouten und von 22 bis 5 Uhr auf allen
eines Richters aus der vergan- rungswachstum in China in 23 Millionen Babys geboren für Lkw über 7,5
genen Woche und lehnte ein diesem Jahr wieder alarmie- werden. Die Rate des Bevölke- Tonnen gelten.
von Anti-Atom- und Umwelt-
beantragtes Gespräch im Auswärtigen Amt / Israel-Protest Wie rende Ausmaße annehmen. rungswachstums werde in die- Bundeskanzler Kohl bat un-
schutzgruppen die Zeitung „China Daily" sem Jahr bei 15 pro Tausend terdessen den Präsidenten der
Startverbot ab. Auch die Tech-
niker und Wetterbeobachter gestern berichtete, werde Chi- Einwohner - um 0,8 pro Tau- EG-Kommission, Delors, sich
sind zuversichtlich. Die Um-
weltschüutzer befürchten,daß
bei einem Unglück die atomaren
Bonn empfängt Vertrauten na bis zum Jahresende eine send höher als 1988 - liegen. persönlich in die Verhandlun-
gen einzuschalten.

Batterien von „Galileo" Radio-


aktivität in die Atmosphäre ab-
geben könnten.
von PLO-Chef Arafat In Warschau warten 1400 DDR-Bürger / Ausreiseweg noch offen
Die fünf Astronauten an Bord Bonn (dpa). Die Bundesregie-
der Fähre, darunter zwei Frau- rung hat gestern mit dem Emp- mitDieRücksicht
en, sollen die Jupitersonde im fang eines hochrangigen PLO-
Bundesregierung hatte
auf Israel lange
All absetzen. „Galileo" soll am Funktionärs im Bonner Auswär- mit der Aufnahme offizieller
7. Dezember 1995 in seine Um- tigen Amt ihre Arbeitskontakte Kontakte zur PLO gezögert.
Erste Flüchtlinge ausgebürgert
laufbahn um den größten Plane- mit der Palästinensischen Be- Eine Lockerung zeichnete sich Warschau/Bonn (AP/dpa). Die der, wurden zunächst in die La- gekommen, und weitere hätten
ten des Sonnensystems ein- freiungs-Organisation „aufge- nach der Sitzung des Palästinen- ersten 50 von 1400 ausreisewil- ger zurückgebracht, wo sie Bun- am Montag morgen die Bot-
schwenken. wertet". Bei dem Gespräch des sischen Nationalrates (Exil-Par- ligen DDR-Bürgern sind gestern despässe erhalten sollten. schaft der Bundesrepublik um
Außenamts-Staatssekretärs lament) im November 1988 in
in Warschau in ihrer Botschaft Form der Ausreise Unterstützung gebeten.
Sudhoif mit Bassam Abu Sharif, Algier ab, wo die PLO Israel in- ausgebürgert worden. Jubelnd dieWelche Flüchtlinge in Warschau Über Ungarn sind laut Klein
einem Berater und engen Ver- direkt anerkannte und eine verließen sie am Nachmittag das wählen - per Flugzeug oder seit vergangenem Freitag rund
Die endgültigen Quoten trauten des PLO-Vorsitzenden Zwei-Staaten-Lösung in Palästi- Gebäude und schwenkten ein Schiff - ist
Lotto: Gewinnklasse I 590 151,10 Arafat, würdigte Bonn gleich- na akzeptierte. nach Angaben von 3800 DDR-Flüchtlinge in die
DM; II 69 745,10 DM; III 5254,70 zeitig die „maßvolle Haltung" Banner mit der Aufschrift „Wir Regierungssprecher Klein „zur Bundesrepublik gekommen. Al-
Israel protestierte gegen den sind frei". Sie bekamen eine Ur-
DM; IV 92,70 DM; V 7,50 DM.
Toto:
der PLO im israelisch-arabi- Empfang des Arafat-Vertrauten kunde mit der Entlassung aus Stunde noch offen". Wie Klein lein von Sonntag auf Montag
gestern in Bonn zu verstehen passierten 1877 die Grenze,
schen Konflikt. im Auswärtigen Amt. „Wir be- der DDR-Staatsbürgerschaft so- gab, wird mit einer Ausreise auf knapp 400 mehr als in den 24
Auswahlwette: I. unbesetzt, Jackpot
2 577 728,05 DM; II. 8028,20 DM; Das Gespräch war gleichzeitig dauern zutiefst, daß das Aus- wie eine Identitätsbescheini- dem Schienenweg nicht gerech- Stunden zuvor. Die gestiegene
III. 412,70 DM; IV. 22,40 DM; V. der offiziell höchstrangige Kon- wärtige Amt es für richtig hielt, gung ausgehändigt. Diese Aus- net, da Ostberlin die Beförde- . Zahl hänge offenkundig mit den
3,50 DM. - Ergebniswette: I. takt Bonns mit der PLO-Füh- einen hochgestellen Vertreter reiseregelung ist bisher zeitlich rung der aus der DDR-Staats- begonnenen Herbstferien in der
14 058,60 DM; II. 687,50 DM; III. rung. Vorangegangen waren im einer Terror-Organisation zu nicht begrenzt. bürgerschaft entlassenen DDR zusammen. Die Zahl der
69,20 DM. Juli ein Empfang des Bonner empfangen", erklärte die israeli-
Rennquintett: Eine der ausgebürgerten Flüchtlinge über DDR-Gebiet Flüchtlinge in der bundesdeut-
PLO-Vertreters Abdallah Fran- sche Botschaft in Bonn. „Der nicht mehr akzeptiert. schen Botschaft in Prag ist nach
Rennen A: Gewinnklasse I 289,70 gi im AA und im März ein infor- Zeitpunkt ist besonders un- Frauen in Warschau sagte, die Angaben eines Sprechers des
DM; II 77,90 DM. DDR-Beamten seien „sehr Von diplomatischer Seite ver-
melles Treffen des damaligen glücklich, da in diesen Tagen freundlich" gewesen. Sie habe lautete, jeden Tag träfen neue Auswärtigen Amtes in Bonn in-
Rennen B: Gewinnklasse 186,20 DM; Entwicklungs-Ministers
II 28,60 DM. und wichtige und schwierige Frie- vor zwei Jahren die Ausreise Flüchtlinge in der Bonner Bot- zwischen auf rund 60 gestiegen.
Kombinatjonsgewinn: unbesetzt, heutigen Regierungssprechers densbemühungen im Gange beantragt, aber keine Hoffnung schaft in Warschau ein. Allein Auch dort werde weiterhin an
Jackpot 41 398,40 DM. Klein mit PLO-Vertretern in Tu- sind." mehr gehabt. Die 50 Ausgebür- über das Wochenende seien einer Lösung gearbeitet.
(Ohne Gewähr) nis. Siehe auch Kommentar gerten, meist Mütter und Kin- wieder 200 bis 300 Menschen Weiterer Bericht nächste Seite
Nr. 242 Politik Dienstag, 17. Oktober 1989

Namen und DDR / Schriftsteller, Studenten, Theaterschaffende Ägypten, Libyen KSZE-Treffen/Bulgarien


Nachrichten
Syse löst Brundtland ab
Rufe nach Reformen immer lauter Gipfel zur
Versöhnung
Bonn tritt für
Bürgerrechte ein
Eine bürgerliche Dreier-Koali- Berlin (AP/dpa). Der Druck auch ein Brief an den Rektor der des Verbandes der Unterhal-
tion mit dem auf,die SED-Führung, endlich Humboldt-Universität verlesen. tungskünstler wurden gestern Kairo (AP/dpa). Mit einer de- Sofia/Bonn (dpa). Die Bundes-
konservativen eine Reformpolitik einzuleiten, Er wurde aufgefordert, die ange- bei FDJ-Chef Eberhard Aurich monstrativen Geste haben regierung hat die Situation der
Parteichef Jan wird immer größer. Gestern rief drohten Entlassungen von Stu- vorstellig. Sie berichteten über Ägyptens Staatschef Mubarak Menschenrechte in Bulgarien
Syse (Foto) als der DDR-Schriftstellerverband denten zurückzunehmen, die an Repressionen des Staates gegen und Libyens Revolutionsführer und Rumänien kritisiert. „Die
Regierungschef die Staatsführung gestern öf- den Protesten für demokrati- Künstler, die die kritische Un- Gaddafi gestern zum Ausdruck Lage der türkischen Minderheit
hat gestern in fentlich zu „revolutionären Re- sche Reformen teilgenommen terhaltungskünstler-Resolution gebracht, daß nach jahrelangem in Bulgarien gibt Anlaß zur Sor-
Norwegen die formen" auf. Besorgte Äußerun- hatten. für Reformen unterschrieben schweren Zerwürfnis ein neues ge", sagte Umweltminister Töp-
Regierungsge- gen dürften jetzt „nicht mehr Jurastudenten .. verlangten haben. Kapitel in den Beziehungen bei- fer am Montag in der bulgari-
schäfte über- unterdrückt und kriminalisiert" beim Konzert eine Überprüfung Zugleich wurde kritisiert, daß der Länder beginnt. Mubarak, schen Hauptstadt Sofia. Er
nommen und werden. Zugleich rügten die aller DDR-Gesetze auf ihre Ver- festgenommene Bürgerinnen der Gaddafi in dem ägyptischen sprach zur Eröffnung des ersten
damit fünf Wo- Autoren die „unerträgliche Ig- fassungsmäßigkeit. Eine unab- und Bürger nach den Demon- Mittelmeer-Badeort Mersa Ma- Umwelttreffens der 35 Länder
chen nach den noranz" der Medien und forder- hängige Untersuchungskom- strationen Anfang des Monats truh am Vormittag herzlich der Konferenz über Sicherheit
Parlaments- ten den „sofortigen Beginn" des mission solle das Verhalten der gezwungen wurden, stunden- empfangen hatte, wird heute und Zusammenarbeit in Europa
wahlen im Sep- Dialogs über „Gleichgültigkeit, DDR-Sicherheitskräfte bei den lang, zum Teil unbekleidet, be- nach. Libyen reisen, wo im (KSZE). Gleichzeitig mahnte er
tember die sozialdemokratische Verantwortungslosigkeit, Miß- Massenprotesten prüfen. Die wegungslos mit dem Gesicht zur Grenzort Tobruk die Beratun- auch das Recht bulgarischer
Minderheitsregierung Brundt- wirtschaft und Bevormundung". Studenten kündigten an, einen Wand zu stehen. „Dieses Vorge- gen fortgesetzt werden. Bürger an, sich in Vereinen und
land abgelöst. Für die Realisie- autonomen Studentenbund zu hen widerspricht völlig den Nach sechsstündigem Aufent- Gruppen selbstständig zusam-
rung ihres Koalitionsprogramms Gewerkschaftschef Tisch sag-
te in einem Interview: „Die Stim- gründen. Normen sozialistischer Rechts- halt Gaddafis in Mersa Matruh menschließen zu dürfen, was ih-
ist die aus Konservativen, war die erste Phase der Gesprä- nen bisher verweigert wird.
Christlicher Volkspartei und mung unter den Kollegen hat staatlichkeit," hieß es.
sich verändert. Darauf müssen Nach Informationen der che abgeschlossen worden. Es Töpfer traf am Rande der Kon-
Zentrumspartei bestehende Demo soll angemeldet werden „Bild"-Zeitung haben inzwi- war das erste ägyptisch-libysche ferenz zu einer 90minütigen Un-
Koalitionsregierung auf die Un- wir reagieren. Wenn wir .das
nicht tun, machen es andere." Er schen 13 der 15 SED-Bezirks- Gipfeltreffen seit 17 Jahren. Die terredung mit seinem DDR-Kol-
terstützung der rechtspopulisti- Beziehungen hatten sich ver- legen Reichelt zusammen. Wie
schen Fortschrittspartei ange- warnte allerdings vor über- Ein Sprecher des DDR-Ver- chefs die Ablösung des gesam-
stürztem Handeln, sonst „kann bands der Theaterschaffenden ten Politbüros mit Erich Ho- schlechtert, weil Ägypten sich das Bonner Umweltministerium
wiesen, da sie nur über 62 von weigerte, mit Libyen einen Staa- mitteilte, hätten beide Minister
175 Mandaten verfügt. das Schiff stranden". erklärte in der Erlöserkirche, necker an der Spitze gefordert.
sein Verband wolle zum 4. No- Zugleich setzten sie sich für tenbund einzugehen. 1977 kam in dem Ziel übereingestimmt, in
In Ostberlin nahmen am es sogar zu einem fünftägigen Sofia eine Rahmenkonvention
Sonntag abend zwischen 3000 vember eine Demonstration für weitreichende Reformen in der
Grenzkrieg. Auch das entspann- über den Schutz grenzüber-
ASU auch für Kat-Autos? und 4000 Menschen an einem
„Konzert gegen Gewalt" in der
Pressefreiheit im anderen deut- DDR ein, berichtet „Bild" unter
schen Staat beantragen. Berufung auf „wohlinformierte te Verhältnis Ägyptens zu Israel schreitender Gewässer zu ver-
Autos mit Drei-Wege-Katalysa- Erlöserkirche teil. Dabei wurde ist Gaddafi ein Dorn im Auge. abschieden.
Vertreter der Sektion Rock SED-Kreise".
tor sollen nach Ansicht des
FDP-Fraktionsgeschäftsführers
Wolfgramm ebenfalls in die Ab-
gassonderuntersuchungspflicht
(ASU) eingebunden werden. Da
Brandt für „Recht auf nationalen Zusammenhalt" Koalitionsspekulationen
sich die Zahl dieser Fahrzeuge - werden wir Wanderungswel- Ausdruck, daß in der DDR bald

Bayerns SPD über


Moskau (dpa). Politische Re-
rasch erhöhe, so Wolfgramm in formen und das „Recht auf na- len erleben, die alles in den Entscheidungen zugunsten von
Bonn, sei auch für sie eine regel- tionalen Zusammenhalt" hat der Schatten stellen, was wir schon Reformen gefällt werden könn-
mäßige Abgaskontrolle notwen- Vorsitzende der sozialistischen erfahren mußten", sagte der Eh- ten. „Die Entwicklung ist sehr
dig. Der alternative Verkehrs- Internationale (SI), Brandt, ge- renvorsitzende der SPD vor Stu- dynamisch, was die DDR an-
club der Bundesrepublik (VCD) stern in Moskau angemahnt, um
hat die FDP-Initiative begrüßt. dem' Massenexodus von Bür-
gern der DDR und anderen Staa-
ten Osteuropas in den Westen
denten und Professoren der
Moskauer Lomonossow-Uni-
versität, die Brandt die Ehren-
doktorwürde verliehen hatte.
geht", sagte er im Anschluß an
die Festveranstaltung mit
Brandt. „Eine Gesellschaft, die
solide Grundlagen besitzt, wird
Anke Fuchs verärgert
,Kaum Zugang zur Jugend' zu begegnen. „Wenn nicht über- einen kreativen Ausweg aus der München (dpa). Mit deutlicher nicht angehören wird und die
Junge Menschen finden sich mit all in Europa dem Anspruch der Indessen brachte der für in- Situation finden. Die Entschei- Verärgerung hat Bayerns SPD- CSU ihre absolute Mehrheit
ihren Anliegen bei den großen Bürger auf Teilhabe und Mit- ternationale Fragen zuständige dungen werden nicht lange auf Chef Rudolf ..Schc-ftierger am verliert, befürworten nach einer
Parteien kaum noch wieder. sprache Rechnung getragen ZK-Sekretär Falin vor Journali- sich "warten lassen", fügte er Montag auf Äußerungen von jüngsten Umfrage der Bonner
Dies ist die Einschätzung des wird, dann - so ist zu befürchten sten seine Überzeugung zum hinzu. SPD-Bundesgeschäftsführerin Parteiführung in Bayern etwa
Vorsitzenden der Jungen Uni- Anke Fuchs reagiert, die nach vier Fünftel der SPD-Anhänger
on, Bohr. Seit dem Abebben der den Landtagswahlen 1990 in eine Große Koalition.
Jugendprotestwelle Anfang der Bayern zur Abwehr der Repu- Auch bei den CSU-Anhän-
80er Jahre hätten die Parteien blikaner eine große Koalition gern sind nach der jetzt in Teilen
den Zugang zu den Jugendli- aus CSU und SPD für möglich bekanntgewordenen, aber von
chen „fast vollkommen verlo- hält. Schöfberger forderte Frau der SPD noch nicht veröffent-
ren". ••• - Fuchs auf, „ihre Spekulationen lichten Umfrage bei dieser Kon-
unverzüglich einzustellen". stellation rund zwei Drittel für
SPD-Fraktionschef Karl-Heinz die Große Koalition.
Chefankläger wird 90 Hiersemann, Spitzenkandidat Wären jetzt Wahlen in Bay-
Die Verfolgung und Verurtei- bei der Landtagswähl, verbat ern, würde äte CSU nach der
lung von Nazi- sich die „Einmischungsversu- SPD-Umfrage erstmals seit 24
Verbrechern che der Bundesgeschäftsführe- Jahren mit 48 Prozent ihre abso-
bestimmte den rin in bayerische Angelegenhei- lute Mehrheit knapp verlieren.
größten Teil des ten" und stellte die Frage, „ob 1986 kam sie noch auf 55,8 Pro-
Lebens von Ro- Frau Fuchs nichts anderes zu zent. Die SPD würde ihr Ziel,
bert W. Kemp- tun hat". stärker zu werden, verfehlen
ner, der heute Die Koalitionsdiskussion zum und wieder nur 27 Prozent er-
90 Jahre alt jetzigen Zeitpunkt kommt der reichen. Die Grünen blieben mit
wird. Der in SPD-Spitze zwar ungelegen, bei sieben-Prozent auch in etwa
Freiburg gebo- der Basis der Partei aber wird gleich, die FDP käme mit sechs
rene Jurist hat ein Bündnis CSU/SPD offenbar Prozent knapp ins Parlament,
sich als wich- weniger negativ bewertet. Für und die Republikaner würden
tigster Anklä- den Fall, daß die FDP dem Land- mit zehn Prozent erstmals in den
ger bei den tag im Oktober 1990 wieder bayerischen Landtag einziehen.
Nürnberger Prozessen (1946)
einen Namen gemacht.
NRW / Bürgermeister im Oberbergischen
Tiefflüge bedrohen Innu
Die Gesellschaft für bedrohte
Völker in Göttingen hat die
Bundesregierung aufgefordert,
/
Grüne wählten CDU-Mann mit
die angestrebte Verlagerung der Hückeswagen (dpa). Zum er- Tauziehen zwischen der lokalen
Tiefflüge nicht einem der letzten
*'- f.' sten Mal in Nordrhein-Westfa-CDU und der nordrhein-westfä-
Jägervölker, den Innu auf der len ist ein CDU-Kandidat mit lischen Landespartei vorausge-
kanadischen Halbinsel Labra- den Stimmen der Grünen zum gangen, in das sich auch CDU-
dor, aufzubürden. Dieses nur ZWEI REGIERUNGSDIREKTORINNEN teilen sich Elke Nellessen (rechts) zu Hauptdezernentin- Bürgermeister gewählt worden:Landeschef Blüm eingeschaltet
zehntausend Menschen zählen- eine leitende Funktion in der Behörde des Köl- nen für Schulrecht, Schulverwaltung und Kir- 17 Gemeinderäte votierten im hatte. Nach den Kommunal-
de Volk könne sich nicht dage- ner Regierungspräsidenten. Behördenchef chensachen. Beide Frauen arbeiten wegen fami- oberbergischen Hückeswagen wahlen am 1. Oktober hatten
gen wehren. Franz-Josef Antwerpes machte Elke Heine und lären Verpflichtungen halbtags. (dpa-Funkbild) für den alten und neuen Bürger-
sich CDU und Grüne darauf
meister Manfred Vesper. verständigt, daß die Union - mit
den Stimmen der Grünen - den
Christa Wolf sagte ab Im Rat hat die CDU 14 Sitze, Posten des Bürgermeisters und
die SPD zwölf, die Grünen drei, die Grünen - mit den Stimmen
Die Ostberliner Schriftstellerin „Dämpfer für Übernahmehysterie nicht unwillkommen" die FDP zwei und eine Unabhän- der CDU - den Vorsitz des Um-
Christa Wolf gige Wählergemeirischaft zwei weltausschusses bekommen
kann nicht zur Sitze. Grünen-Fraktionschef sollten. Dagegen pochte die Lan-
Entgegennah-
me der ihr ver-
liehenen Eh-
Bonn beruhigt: Wirtschaftliche Daten stimmen Wolfgang Herr sagte, die Grü- des-CDU in Düsseldorf auf den
nen hätten geschlossen für Ves- Unvereinbarkeitsbeschluß, der
per gestimmt. Bündnisse mit Grünen und Re-
rendoktorwür- Fortsetzung Nach Angaben Schlechts ten und auch der Rentenmärkt publikanern ausschließt.
de der Hoch- Der internationale Kursrutsch könnte es zu dem „nicht unwill- in guter Verfassung sei, gebe es Der Wahl war ein tagelanges
schule in Hil- wird von der Bundesregierung kommenen Nebeneffekt kom- finanz- und geldpolitisch keinen
desheim reisen. nur als kurzfristiges Phänomen men, daß die Übernahmehyste- Grund zum Gegensteuern,
Die Autorin eingestuft. Sowohl in der Bun- rie einen kleinen Dämpfer er- meinte Tietmeyer. HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
nannte „fami-
liäre Gründe",
desrepublik als auch in anderen hält". Er spielte damit auf die
wichtigen Industrieländern sei- massiven Firmenaufkäufe in den US-Präsident George Bush ist
ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
die eine Anrei- en die ökonomischen und fi- USA und die dadurch ausgelö- über die Entwicklung an den in- Vertriebsleiter. Gerd Lühnng.
Herausgeber
se unmöglich nanzwirtschaftlichen Daten so ste neue Baisse an. Als störend ternationalen Börsen ebenfalls Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
machten. Die Hochschule Hil- robust, daß die Anleger keinen nannte er die Beobachtung, „daß „nicht besorgt". Bush verwies Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
desheim wollte Wolf für ihre Grund zum Ausstieg hätten, er- da jetzt einige Kleine aus Sorgen am Montag auf entsprechende sel, Ruf 05 6 1 / 2 0 3-0. Tel. Anzeigenan-
Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
herausragenden literarischen klärten die Bonner Staatssekre- aussteigen und die professionel- Fragen darauf, daß die US-No- Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
Leistungen würdigen. täre Schlecht (Wirtschaft) und len Cleveren anschließend die tenbank, der Finanzminister 5 618110. Postgirokonto 155132-608
Tietmeyer (Finanzen) gestern in Gewinne machen". Da die wirt- und die Börsenaufsicht die Ent- Stellv. Chefredakteure Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
schaftlichen Daten aber stimm- wicklung beobachteten. Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Bonn.
„Rabiate Methoden" Verantwortliche Redakteure Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
preis 28,50 DM).
Chef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef
Vor einem Mißbrauch der Pres- Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
sefreiheit durch Sensationsjour- Vermutlich Killerkommando der kolumbianischen Drogenmafia chen Prater. Blick in die Zeit: Walter
Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
nalismus hat der FDP-Vorsit- Einhaltung einer Frist von einem Monat
zende Lambsdorff gewarnt. Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, Frau zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
„Wenn einige Journalisten zu
besonders rabiaten Methoden
greifen, die weit über ihre be-
Autobombe vor Verlagshaus tötet vier Menschen semann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntags-
zeit: Frank Thonicke. Kassel Stadt und
Land: Wolfgang Rossbach. Bezirksredak-
rung.
Auflage werktags über 270 000 Exemplare
tionen: Peter M. Zitzmann. Koordination: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
rufsbedingte Informationspflicht Bogota (dpa). Ein mutmaßli- rere Menschen getötet. Nach Das Gebäude der Tageszei- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
ches Killerkommando der Dro- ersten Informationen kamen tung, die den Kampf der kolum- Helmut Lehnart.' Hessen/Niedersachsen:
hinausgehen, gefährden sie das Eberhard Heinemann. Chefreporter' Karl- „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
Ansehen der Presse insgesamt genmafia hat am Montag mit ei- durch die Bombe, die in einem bianischen Regierung gegen das Hermann Huhn. Sonderthemen: Peter rier", Herzberg.
und das Verständis in der Ge- nem Bombenanschlag auf das vor dem Gebäude geparkten Drogenkartell im Land ener- Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
sellschaft für eine der wesentli- Gebäude der Zeitung „ Vanguar- Auto hochging, mindestens vier gisch unterstützt, wurde nach Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare.
chen Grundfreiheiten", sagte dia liberal" in der kolumbiani- Menschen ums Leben. Zehn sei- Angaben des Verlagsdirektors Redaktion Hannover. Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
Lambsdorff gestern in Bonn. schen Stadt Bucaramanga meh- en verletzt worden. zu 80 Prozent zerstört. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 242 Hessen Dienstag, 17. Oktober 1989

Gemeinsame Richtlinien für Polizei und Staatsanwaltschaften

Hessen will in Strafverfahren


Zeugen künftig besser schützen
Von unserer Wiesbadener Redaktion

Wiesbaden (Eff). Zum Schutz von Zeugen in Strafverfahren hat Hessen als erstes
Bundesland gemeinsame Richtlinien für Polizei und Staatsanwaltschaften erlassen. Das
teilten gestern Innenminister Müde (CDU) und Justizminister Koch (CDU) mit.
Die planmäßige Einschüchte- und die entsprechenden Schutz- se das so weit gehen, daß Zeugen
rung von Zeugen durch organi- maßnahmen festlegt. ihre Identität gegenüber Ange-
siert vorgehende und gewalt- Sie können nach Angaben der klagten und deren Sympathisan-
bereite Täter dürfe in einem Minister von der Beratung des ten nicht preisgeben müßten.
Rechtsstaat nicht tatenlos hin- Betroffenen über Vorkehrungen
genommen werden, erklärten in seinem gewohnten Umfeld und
die beiden Minister. In Ermitt- bei Gerichtsverhandlungen bis Grüne haben Bedenken
lungsveriahren gegen Schwer- zu tiefgreifenden Änderungen im
kriminelle weigerten sich näm- persönlichen Leben reichen. Erhebliche Bedenken gegen
lich zunehmend.Zeugen aus be- „Gefährdete Zeugen sollen wis- diese Richtlinien äußerte der in-
gründeter-Angst vor Repressa- sen, daß Polizei und Justiz zu nenpolitische Sprecher der
lien, ihr-Wissen preiszugeben. ihrem Schutz bereit und in der Landtagsfraktion der Grünen,
Die Zeugenschutzregelungen Lage sind", betonten beide. v. Plottnitz. Polizeiliche Schutz-
sehen u. a. vor, daß die zustän- Über die Möglichkeiten des maßnahmen könnten das Aus-
dige Dienststelle von Polizei
oder Staatsanwaltschaft in Fäl-
Landes zu praktischem Zeugen-
schutz hinaus forderten Koch
sageverhalten der Betroffenen
„auch vor Gericht in ganz er- Das traditionelle Lullusfest begann in Bad Hersfeld
len schwerer Kriminalität künf- und Milde den Bundesgesetz- heblicher Art und Weise beein- Mit dem Anzünden des Lullus- 16. Oktober gefeiert wird, eröff- der er auf kommunale Ereignisse
tig eigene Gefahrenermittlungen geber auf, in rechtsstaatlich ein- flussen". Verfassungsrechtliche feuers auf dem Marktplatz hat am nete Erster Stadtrat Tilo Scheur- des Jahres einging. In dem Fest-
anstellt und die konkrete Ge- wandfreier Weise Möglichkeiten Einwände hat er auch gegen Montag das älteste deutsche mann (SPD) in Vertretung des in zug unter dem Motto „Was ihr
fährdungslage für Zeugen, zu zur Verbesserung des Zeugen- Landesregelungen. Für die Volksfest, das Lullusfest, in Bad der vorigen Woche zum ersten- wollt und wie es euch gefällt" zog
denen auch das Opfer einer schutzes in Strafverfahren zu Strafprozeßordnung sei nämlich Hersfeld begonnen. Das Fest, das mal abgewählten Bürgermeisters auch Stadtgründer Abt Lullus
Straftat zählen könnte, beurteilt prüfen. In Ausnahmefällen müs- der Bund zuständig. seit 852 in der Woche um den Boehmer mit der ,fLollsrede", in (Foto) mit. (dpa-Funkbild)

,Sozialen Mietwohnungsbestand absichern" Viele Verspätungen Revisionsfall lag einem unzuständigen Senat vor

DGB Hessen fordert Bau Nebel legte


Flughafen lahm
BGH verschiebt Sare-Verhandlung
von 48 000 Wohnungen Karlsruhe (lhe). Die für Mitt- der für Straßenverkehrsdelikte Gericht hatte sich dabei vor al-
Frankfurt (lhe). Frühnebel hat woch geplante Revisionsver- zuständige 4. Strafsenat beim lem auf ein Tatortfoto gestützt,
Frankfurt (lhe). Der DGB-Lan- schätzt den Fehlbestand in Hes- am Montag den Flugverkehr auf handung im Fall des 1985 bei Bundesgerichtshof. das die Angeklagten ursprüng-
desbezirk Hessen hat am Mon- sen auf 150 000 Wohnungen. dem Frankfurter Flughafen er- einer Demonstration in Frank- Das Landgericht Frankfurt lich erheblich belastet hatte, von
tag in Frankfurt ein Wohnungs- Die Gewerkschaften fordern heblich behindert. Auf dem furt tödlich verletzten Günter hatte im März 1988 nach neun- dem sich jedoch später heraus-
bauprogramm für Hessen gefor- Parteien und Gesetzgeber Vorfeld herrschte zeitweise eine Sare ist vom Bundesgerichtshof monatiger Verhandlung zwei stellte, daß die dort abgebildete
dert. Im einzelnen verlangte der außerdem auf, für eine dauer- Sicht von unter 125 Metern. Die überraschend auf unbestimmte Polizeibeamte vom Vorwurf frei- Person nicht Günter Sare gewe-
DGB-Chef Jungmann den Bau hafte Absicherung des sozialen dichte Nebelwand, die sich in Zeit verschoben worden. Wie gesprochen, den 36jährigen sen sein konnte.
von mindestens 48 000 Woh- Mietwohnungsbestands, für die der Nacht über die Rhein-Main- der Bundesgerichtshof am Mon- Günter Sare mit einem Wasser- Gegen das Urteil der 31. Straf-
nungen in den nächsten drei bis Festlegung einer sogenannten Ebene gelegt hatte, hielt 20 Ma- tag mitteilte, hat sich ergeben, werfer bei einer Anti-NDP- kammer haben sowohl die An-
vier Jahren; davon 25 000 im so- Fehlbelegungsabgabe und für schinen mit Ziel Frankfurt be- daß der Fall einem unzuständi- Demonstration am 28. Septem- wälte der Angehörigen Sares als
zialen Wohnungsbau. Die dafür ein Verbot von „Mieterverdrän- reits auf den Abflughäfen am gen Senat vorgelegen habe. Zu- ber 1985 überfahren und damit auch die Staatsanwaltschaft Re-
notwendigen Mittel müßten im gung per Zweckentfremdung Boden, teilte eine Flughafen- ständig sei nicht der 2., sondern fahrlässig getötet zu haben. Das vision eingelegt.
kommenden Doppelhaushalt und Luxusmodernisierung von Sprecherin mit.
1990/91. bereitgestellt werden; Wohnungen" zu sorgen. Auch Von Frankfurt aus konnten
auch Bund und Kommunen dürften Mieterhöhungen nicht 23 Maschinen wegen der
müßten sich an der Finanzie- über den allgemeinen Preis- „Waschküche" nicht starten.
Frankfurt / Drogen Verbrennungsanlage Spenden für Übersiedler
rung beteiligen. Jungmann steigerungen liegen. 21 Flugzeuge wurden wegen der
geringen Sicht auf Rhein-Main
nach Köln, Nürnberg und Stutt-
gart umdirigiert. Betroffen vom
Schon mehr Anhörung DRK: Alle Lager
Blick über die Grenze Nebel waren vor allem Maschi-
nen kleinerer Fluggesellschaf-
ten ohne Instrumentenlande-
Tote als 1988 beginnt heute sind randvoll
system. Nach einer Zwangs- Frankfurt (lhe). Die Todes- Frankfurt (lhe). Für die neue Frankfurt (lhe). Die Welle der
pause konnten sie allerdings am spirale in der Frankfurter Rückstandsverbr^mungsanlage Hilfsbereitschaft für DDR-Über-
Auch bei Veranstaltungen in der Provinz späteren Vormittag ihren Flug Rauschgiftsszene dreht sich im- der Hoechst AG beginnt heute siedler stellt das Rote Kreuz zu-
nach Frankfurt fortsetzen. Die mer schneller: Am Sonntag er- in Frankfurt das öffentliche An- nehmend vor Organisationspro-
Sicht war gegen 10.45 Uhr wie- höhte sich die Zahl der Drogen- hörungsverfahren. Nach Aus- bleme. Die Lagerkapazitäten der
Rege Diskussionen über der ausreichend.
Trotzdem gab es bis in den
toten auf 61 in diesem Jahr, teil-
te die Polizei am Montag mit.
kunft des Darmstädter Regie-
rungspräsidiums gibt es gegen
diese Anlage mehr als 2500 Ein-
DRK-Kreisverbände sind bis an
die Decke mit Sachspenden, vor
späten Nachmittag Verspätun- Damit forderte der Drogen- allem Möbeln, gefüllt.
Fluchtwelle aus der DDR gen als Folge der Umleitungen
und Flugstreichungen.
mißbrauch in der Stadt schon
jetzt genauso viele Opfer wie im
wendungen. Karlheinz Tro-
bisch, der für das Ressort Um-
welt beim Hoechst-Konzern zu- „Besser Geld spenden"
ganzen Jahr 1988. Bis Mitte
Weimar (k). Die melten darin einig Auf einer ande- Oktober 1988 hatte die Polizei ständig ist, sagte am Montag, die
Fluchtwelle aus der gewesen, einen öf- Straßenverkehr ungestört „lediglich" 47 Drogentote regi- Anlage sollte dennoch „so Da die meisten Flüchtlinge
ren Diskussions-
DDR wird jetzt fentlichen Dialog veranstaltung kriti- striert. schnell wie möglich aus Um- aber noch keine Wohnung hät-
auch zum Thema auf breiter Ebene zu sierten Weimarer Den Autoverkehr ließ der Ne- Bei dem letzten Frankfurter weltschutzgründen" gebaut ten, könnten die Spenden derzeit
bei offiziellen Ver- suchen. in Anwesenheit des bel dagegen kalt. Auf den hessi- Drogentoten handelt es sich um werden. nicht weitergegeben werden,
anstaltungen in der Der Sekretär für Oberbürgermei- schen Autobahnen und Fern- einen 36jährigen Mann, den am Die Rückstandsverbren- teilte der Landesverband am
DDR-Provinz: Bei Kultur und Bildung sters, daß ihr kom- straßen kam es nach Darstellung Sonntagnachmittag Bekannte in nungsanlage soll eine Kapazität Montag mit. Auch die Kleider-
Einwohnerver- der SED-Kreis- munalpolitisches der Fernmeldeleitstelle der Poli- seiner Wohnung im Frankfurter von rund 60 000 Tonnen Müll kammern seien zur Zeit „gut aus-
sammlungen in leitung stand bei Engangement zei nur zu leichten Störungen. Ostend tot auffanden. Der pro Jahr haben. Zusammen mit gestattet". Die Hilfsorganisation
Weimar gab es eine der Versammlung durch Behörden Staus an den „neuralgischen 36jährige hatte sich ebenso wie der seit 1977 laufenden ersten rät daher hilfsbereiten Bürgern
„rege Diskussion" Rede und Antwort. behindert werde. Punkten" im Großraum Frank- sein 23jähriger Mitbewohner Müllverbrennungsanlage des von Sachspenden ab.
darüber, warum so Er sagte, den „geg- Aktivitäten wie das furt bewegten sich im „montags- kurz zuvor eine Dosis Heroin Konzerns können nach Dar- Am besten, so das DRK, könne
viele junge Bürger nerischen Positio- Herrichten eines üblichen Rahmen" und hätten gespritzt. Neben der Leiche stellung von Trobisch dann den Neubürgern aus der DDR
das Land verlassen. verwahrlosten nichts mit dem Nebel zu tun ge- fanden Beamte frisch benutztes jährlich rund 100 000 Tonnen mit einer Geldspende geholfen
nen müsse man Grundstücks zu habt, erklärte ein Beamter. Fixergeschirr. eigener Müll verbrannt werden.
Nach Angaben „die erfolgreiche werden.
der thüringischen Entwicklung der einem Spielplatz
Regionalpresse sei- Republik entgegen- seien an der Büro-
en sich die Versam- halten". kratie gescheitert. Neue Kreisverbände Tagung in der Evangelischen Akademie Hofgeismar
Wartburg Gebäude Zierpflanzen „Graue" planen „Kirche ohne Diakonie ist keine Kirche"
zügigen Ausbau
Preis Keine Zentrum der Hofgeismar. Die Kirche recht- wohl führt die staatliche Sozial- amts, hin. Durch die Belastung
Wiesbaden/Offenbach (lhe). fertigt sich vor den Kirchen- planung zu immer engmaschige- der Kommunen mit den Folgen
gestiftet Reparaturen Forschung Die Partei der Grauen will ihre
Organisationsstruktur in Hes-
steuerzahlern überwiegend mit ren Regelungen, die die Wohl-
fahrtsverbände einengen.
der Arbeitslosigkeit in Form von
Sozialhilfeleistungen, bleibe
ihrer sozialen Arbeit in der Dia-
Eisenach. Die Sondershausen. Erfurt. Ein Wis- sen zügig ausbauen. Innerhalb konie. Gleichzeitig wird aber Während für die stationären hier nur ein enger Spielraum.
Wartburg-Stiftung Der Volkseigene senschaftliches der nächsten vier Wochen sol- gerade dieser Bereich zu einem Einrichtungen über zugesicher- Zur Durchsetzung aller So-
Eisenach hat einen Betrieb (VEB) Ge- Zentrum der Zier- len Kreisverbände in Wiesba- wesentlichen Teil mit öffent- te Pflegesätze der Kostenträger zialrechtsansprüche gegenüber
Ehrenpreis für her- bäudewirtschaft in pflanzenforschung den, Darmstadt und Kassel so- lichen Geldern finanziert. eine relative finanzielle Absi- der öffentlichen Hand forderte
vorragende Ver- Sondershausen - er nimmt in Erfurt sei- wie in der Stadt Offenbach ins Über die Stellung der Diako- cherung besteht, ist dies im am- Dr. Heribert Renn, Jurist im
dienste um die verwaltet den kom- ne Arbeit auf. Es Leben gerufen werden. Das kün- nie zwischen ihrem kirchlichen bulanten Bereich oft nicht der Diakonischen Werk Hessen-
Pflege und Erhal- munalen Woh- soll zu einem besse- digte ein Sprecher der „Grauen" Profil und den durch die Fremd- Fall. Wie Günter Grosse, Ge- Nassau, die Kirchen auf. Dies
tung der Wartburg nungsbestand - ist ren Zierpflanzen- am Montag in Offenbach an. finanzierung erwachsenden schäftsführer des Diakonischen sei insbesondere im Bereich der
sowie um die wei- durch chronischen angebot in der DDR Am Wochenende hatten sich Vorgaben und Anforderungen Werks Kassel-Stadt, -Land und ambulanten Dienste notwendig,
tere Erhöhung ih- Arbeitskräfteman- beitragen. - wie berichtet - Mitglieder aus diskutierten jetzt bei einer Ta- Kaufungen, anmerkte, muß er um für die soziale und rechtliche
rer nationalen und gel nicht in der Hessen zu einem Landesver- gung der Evangelischen Akade- für seine Einrichtungen mit Sicherung von alten, pflege-
internationalen Lage, dringend er- band zusammengeschlossen. mie Hofgeismar Synodale, Mit- 41 verschiedenen Stellen über bedürftigen und sozial benach-
Ausstrahlung ge- forderliche Repara- Neue Sorten Zur Vorsitzenden der „Grauen glieder der Kirchenleitung und Zuschüsse verhandeln, die oft teiligten Menschen nachhaltig
stiftet. turen auszuführen. Hessen" wurde Ruth Wellbrock Raupt- und ehrenamtlich in der als sogenannte freiwillige Lei- einzutreten.
Es fehlen Mau- Schwerpunkt soll (64) aus Dieburg gewählt, teilte Diakonie Tätige. Die Tagung stungen, jederzeit gekürzt wer- Auf die weiter bestehende Be-
Er kann an Ein- der stellvertretende LandesVor- sollte der Vorbereitung der im den können.
zelpersonen, Kol- rer, Klempner, die Anwendung deutung der Diakonie für die
lektive und Betrie- Dachdecker und biotechnologischer sitzende Kurt Müller mit. Mül- Dezember stattfindenden Syn- Auch wenn viele Aufgaben Arbeit der Kirche verwies
be verliehen wer- Ofenbauer. Man Methoden zur ler, viele Jahre SPD-Mitglied ode der Ev. Kirche von Kur- zwischen den Kommunen und Landespfarrer Jürgen Gohde
den und ist mit habeB nur zehn Züchtung neuer und in den 70er Jahren Bürger- hessen-Waldeck dienen. der Diakonie gleichermaßen an- vom Diakonischen Werk in
5 000 Mark dotiert. Maurer, müsse Sorten sein. meister der Gemeinde Hausen Der enorme Ausbau der erkannt werden, scheitert ihre Kurhessen-Waldeck hin. „Kir-
Das Preisgeld aber z. B. allein 400 In Erfurt,hat der (Kreis Offenbach), hatte die SPD kirchlichen Sozialarbeit in den Ausführung doch oft an fehlen- che kann ohne Diakonie nicht
Balkons erneuern Gartenbau eine bereits im Sommer verlassen. letzten Jahrzehnten wäre ohne den Mitteln. Auf die „öffentliche Kirche sein, denn sie verliert
kommt aus dem und 390 Schornst- Armut" vieler Gemeinden und sonst die Bedürftigen aus den
Kulturfonds der 250jährige Tradi- Die „Grauen" wollen schon die breite staatliche Förderung
DDR. einköpfe sanieren. tion. bei der nächsten Bundestags- für die Freie Wohlfahrtspflege Städte wies Anneliese Wolf, Augen", sagte Gohde.
wahl kandidieren. nicht möglich gewesen, gleich- Leiterin des Kasseler Sozial- Claus-Dieter Suß
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Wohnen/Sport Altstadt gesperrt Gefäßsport Scannerkassen Musiktage 1989 Wochenendjobs Zum Tage
Endlich Chaos in Gehen Irrtum Mozart Metaller Nase voll
Frieden? München üben möglich in Kassel sagen nein Fragt man einen Politiker, was er
persönlich und seine Partei für den
Sportliche Aktivitä- In München ist dem Neuartige Hilfe für Auch Computer- 1991 feiert alle In einer gestern Umweltschutz tun, so wird er zu
ten sollen auch künf- Auto in der Innen- Menschen mit Arte- kassen sind fehlbar. Welt Mozart zum veröffentlichten Um- einer langen Rede ansetzen und
tig in Wohngebieten stadt der Kampf ange- rienverschlüssen in Das stellten die Ver- 200. Todesjahr. Kas- frage der IG Metall über „großartige Erfolge" berich-
möglich sein. Bei der sagt worden. Gestern den Beinen bietet eine braucherverbände sel, genauer: die Kas- haben sich über 95 ten. Doch der Bürger, so scheint
Richterwoche des wurden die letzten „Gefäßsportgruppe", fest, als sie Scanner- seler Musiktage vom Prozent der Metallar- es, hat zu verstehen gelernt: „Erfol-
Bundessozialgerichts Schleichwege durch die in Kassel vom kassen in 80 Läden- 26. bis 29. Oktober, beitnehmer gegen re- ge", heißt im Klartext „Kompromis-
kündigte Innenmini- die Altstadt gesperrt. Spezialisten Prof. überprüften. Man- tun es schon 1989 un- gelmäßige Wochen- se", und Kompromisse beim Um-
ster Schäuble (Foto) Die Folge: ein Ver- Gruß in Zusammen- gelnde Preisauswei- ter dem Motto „Mo- endarbeit ausgespro- weltschutz sind leider nur allzuoft
noch für diese Legisla- kehrschaos. 10 000 arbeit mit der GhK sung an den Regalen zarts letztes Jahr". chen. Die Arbeitgeber halbe Niederlagen.
turperiode bindende Autofahrer standen eingerichtet wurde. erschwere dem Kun- Die Oper „La clemen- sprachen von „Irre-
Regelungen für Ge- im Stau. Siehe „Blick den zudem die Kon- za di Tito" und das In einer Allensbach-Umfrage zur
Betroffene trainieren führung". Siehe Wirt- Umwelt-Thematik (siehe Seite 2)
richte und Verwal- in die Zeit" und Kom- dort ihre Gehfähig- trolle. Siehe Wirt- Requiem sind die Hö- schaft und Kommen-
tung an. Siehe Sport. mentar. schaft. hepunkte. Kultur. bekamen die führenden Köpfe aller
keit. Lokales. tar. Parteien derart schlechte Noten,
daß man ihnen „blaue Briefe"
schicken müßte. Gerade mal 28
Prozent halten Minister Töpfer für
Borken / Ermittlungen eingestellt kompetent und engagiert - und
damit ist er sogar noch Spitzenrei-
ter! Die. meisten bekannten Köpfe
blieben deutlich unter 10 Prozent.

Katastrophe war Sind sie wirklich so schlecht wie


ihr Ruf? Eine große Mehrheit, so
scheint es, hat die Nase voll von
halbherzigen Maßnahmen. Wie
sonst käme die Umweltschutzor-

nicht vorhersehbar
ganisation Greenpeace auf 72 Pro-
zent Zustimmung? Greenpeace
handelt, wo andere palavern,
drumherumreden. Greenpeace-
Leute scheren sich manchmal ei-
Von Chefreporter Karl-Hermann Huhn nen Dreck um Verbote und um ihre
eigene Gesundheit, wenn sie Um-
weltskandale aufdecken. Es wird
Kassel. Es gibt keinen Schuldigen für das Borkener Berg- sie freuen, daß die Nation hinter
werksunglück, die Explosion, bei der am 1. Juni 1988 in der ihren Aktivitäten steht. Auch wenn
Braunkohlengrube Stolzenbach im Schwalrrf-Eder-Kreis 51 nur wenige Bürger den Mut zum
Mitmachen finden. Bisher.
Bergleute ums Leben kamen. In ihrer Brisanz bis dahin von
Peter Ochs
den Experten nicht erkannte Feinstaubablagerungen führten
zur Katastrophe. Die Kasseler Staatsanwaltschaft hat das
Ermittlungsverfahren deshalb eingestellt. Studentenwerk ,
In Borken werden dies heute versuche. Gleichzeitig seien, so
die Angehörigen der getöteten
Kumpel und die sechs aus dem
Katastrophen-Schacht noch ge-
die Staatsanwaltschaft gestern,
alle anderen anfangs erörterten
Ursachen durch sofort nach der
Fast 100 000
retteten Bergleute in einer von
der Grubenleitung ausgerichte-
Katastrophe gestartete Ermitt-
lungen ausgeschlossen worden. „Buden" fehlen
ten Zusammenkunft offiziell er-
fahren. In einer Pressekonferenz In mehr als 30jähriger Berg- Bonn (dpa). Von den 235 000
baupraxis habe es im Braunkoh-
am Dienstag erläuterte die Kas-
seler Staatsanwaltschaft das Er-lentiefbau - auch in Stolzenbach
1966 und '67 - nur Brände gege-
Auftakt zur 2. Pokalrunde: Dortmund nur 1:1 gegen Genua Studienanfängern dieses Seme-
sters sind Schätzungen zufolge
gebnis des Ermittlungsverfah- noch fast 100 000 auf der Suche
rens. ben, hieß es gestern. Darauf hät- In der zweiten Runde im Euro- gegen das favorisierte Team von nachdem Wegmann in der 64. nach einer Bleibe. Das Deutsche
ten sich sämtliche Schutz- und papokal der Cupgewinner ver- Sampdoria Genua nur knapp Minute die Führung erzielt hat- Studentenwerk forderte gestern
Sicherungsmaßnahmen gerich- paßte Borussia Dortmund ge- den Sieg. In der vorletzten Mi- te. Auf unserem Bild verfehlen ein koordiniertes Vorgehen von
Bis dahin undenkbar tet. Sie seien vor Ort, so Staats- stern abend vor 45 000 Zu- nute kassierten die Gastgeber Mannini (links) und Mill einen Bund und Ländern in dieser Fra-
anwalt Dietmar Schaub als zu- schauern im Westfalenstadion den Ausgleich durch Mancini, Flankenball. (dpa-Funkbild) ge. In den nächsten Jahren müß-
ständiger Dezernent der Kasse- ten mindestens 50 000 neue
Eine „betriebsbedingte übli- ler Ermittlungsbehörde, „auf
che Ausbausprengung" hat am dem modernsten Stand gewe- Wohnungen mit vertretbaren
1. Juni 1988 die Kohlenstaubex- sen." 10 000 demonstrierten in Dresden Mieten für Studenten errichtet
werden.
plosion gezündet, ein Ereignis,
das nach dem Stand der Wissen- In Stolzenbach jedoch hatte Übergangsquartiere, Sammel-
schaft bis dahin undenkbar ge- sich, von den Bergleuten uner-
wesen sei. Fünf Experten-Teams kannt, in der Pfeilerstrecke 5
und neun Gutachter waren zur West im Lauf des mehrjährigen
Klärung des Falles zugezogen Abbaus ein neuartiger Explo-
Diskussion mit OB erzwungen schlafplätze, beheizte Zelte und
Behelfswohnungen, wie jetzt
vom AStA der Universität Kiel
auf dem Segelschulschiff Passat
worden. In mehreren Instituten sionsherd gebildet. Berlin (AP/dpa). Rund 10 000 Berghofer sprach schließlich Kenntnis nehmen müssen, daß angemietet, könnten nur vor-
im Ruhrgebiet gab es Spreng- Fortsetzung nächste Seite Demonstranten haben am Mon- vom Balkon des Rathauses über der Oberbürgermeister uns kei- übergehend helfen, sagte Stu-
tagabend eine öffentliche Dis- Megaphon zu den Demonstran- nen eigenen Status zugesichert dentenwerks-Generalsekretär
kussion über demokratische Re- ten und kündigte dabei eine hat, weil wir sonst seiner Aus- Bachmann.
Junge Demonstranten Polen / Düsseldorf formen mit dem Dresdener Fortsetzung des „gewaltfreien kunft nach als Opposition staat- Der Kanzler und alle Politiker
Oberbürger- Dialogs" mit den Oppositionel- lich anerkannt würden". hätten das Problem zwar er-
meister Wolf- len an. Er erklärte allerdings Das „Neue Forum" ist nach kannt, auch mit Appellen dazu
Haftstrafen 125 Flüchtlinge gang Berghofer
(Foto) erzwun-
auch, daß es weiterhin keine
Anerkennung des „Neuön Fo-
eigenen Angaben inzwischen
erstmals offiziell in einer DDR-
beigetragen, letzte Reserven zu
mobilisieren, jedoch sei dies al-
gen. Die Men- les „nur ein Tropfen auf den hei-
in Dresden eingetroffen schenmenge
hatte sich vor
rums" geben werde.
Berghofer hatte zwei Stunden
mit der „Gruppe der 20", wie die
Großstadt „toleriert" worden.
Wie Mitinitiatoren des „Neuen
Forums" gestern aus Potsdam
ßen Stein" geblieben.
dem Rathaus Sprechergruppe der Oppositio- mitteilten, sei dies Ergebnis ei-
Berlin (AP). Ein Dresdner Ge- Düsseldorf (dpa). Die ersten angesammelt, nellen genannt wird, über einen nes Gesprächs vom Vortag. Salzgitter-Erlös
richt hat nach einem Bericht der DDR-Flüchtlinge, die Polen auf wo Berghofer Daran nahmen neben „Forum"-
Ostberliner Jugendzeitung dem Luftweg verlassen haben, zu dieser Zeit Vertretern Kirchenleute, der
„Junge Welt" drei junge Demon- sind gestern abend in Düsseldorf
stranten zu Haftstrafen zwi-
schen dreieinhalb und vierein-
eingetroffen. Etwa 125 Men-
schen waren in einer Maschine
mit Vertretern
von Demon-
stranten ein In-
Weitere Berichte aus der DDR fin-
den Sie auf der Seite „Themen des
Tages".
Oberbürgermeister und Vertre-
ter staatlicher Organisationen Bonn denkt an
teil. Die Gesprächsrunde sei auf
halb Jahren verurteilt. Nach
Angaben des Blattes vom Diens-
tag hatten die drei Männer in
der polnischen Fluggesellschaft
LOT. Der nordrhein-westfäli-
sche Sozialminister Heinemann
formationsgespräch führte. Die
Menge rief immer wieder: „Jetzt Zehn-Punkte-Katalog disku-
Initiative des 1. Sekretärs der
SED-Kreisleitung, Heinz Viet-
Umweltstiftung
und hier". Lautstark forderten tiert, in dem unter anderem freie ze, zustande gekommen. Bemü-
der Nacht zum 5. Oktober ver- begrüßte sie am Flughafen. Da- sie Meinungs- und Versamm- Bonn (dpa). Die Bundesregie-
sucht, auf dem Dresdner Haupt- bei dankte er Warschau für die lungsfreiheit sowie die Zulas- Wahlen, Presse-, Meinungs- hungen um eine „Legalisierung"
und Reisefreiheit verlangt wur- des „Neuen Forums" würden in rung will Anfang nächsten Jah-
bahnhof auf einen der Züge auf- humanitäre Haltung. Omnibus- sung der verbotenen Demokra- res eine großangelegte Umwelt-
zuspringen, mit denen die DDR- se des Bundesgrenzschutzes tiebewegung Neues Forum. den. Ein Sprecher anschließend: der Bezirksstadt fortgesetzt.
„Wir haben mit Bedauern zur Fortsetzung nächste Seite stiftung gründen. Sie soll mit
Flüchtlinge aus der Bonner Bot- brachten die Ankommenden so- zwei Milliarden DM ausgestat-
schaft in Prag ins Bundesgebiet fort in das Notaufnahmelager tet werden. Das Geld kommt
gefahren wurden. Tausende Schöppingen.
standen an diesem Tag vor dem
Bahnhof. Dem Bericht zufolge
Die Menschen hatten im Rah-
men einer neuen Prozedur am
Brandt erwartet schnelle Reformen in der DDR von der Privatisierung des bun-
deseigenen Salzgitterkonzerns,
der an die Preussag AG (Hanno-
beteiligten die jungen Leute sich Montag und Dienstag die nöti- Moskau (dpa). Der Vorsitzen- tschow seine Bewertung der ver) verkauft werden soll. Im
an Ausschreitungen und Ge- der DDR „durch unzweckmäßi-
gen Ausreisedokumente von de der Sozialistischen Interna- Probleme in der DDR teile. „Es ge Interventionen" von außen zu Bundesfinanzministerium wur-
walttätigkeiten, weil die Bahn- der DDR-Botschaft in Warschau tionale (SI), Willy Brandt erwar- gibt eine starke Berührung in den gestern entsprechende Zei-
steige abgeriegelt waren. stören.
erhalten. Während die 125 tet in der DDR „Reformen in der Einschätzung, daß nicht ma- In Bonn hat SPD-Chef Vogel tungsberichte bestätigt. Der Sitz
Das Gericht begründete die DDR-Flüchtlinge Polen verlie- kürzester Zeit, schon um die teriell-ökonomische Gründe am personelle Veränderungen in der Stiftung soll Niedersachsen
Strafen mit „Rowdytum in Tat- ßen, meldeten sich seit Montag Massenflucht zu Ende zu brin- vordringlichsten sind, sondern der DDR-Führung sowie wirkli- sein. Sie soll mit jährlich minde-
einheit mit Zusammenrottung abend etwa 180 Neuankömm- gen". Nach einem rund zwei- die Probleme des Verhältnisses che Reformschritte gefordert. stens 150 Millionen DM Projek-
sowie Widerstand gegen staatli- linge bei der Bonner Mission in stündigen Meinungsaustausch des Bürgers zum Staat, dem An- Die SED-Spitze täusche sich, te zur Erforschung und Ent-
che Maßnahmen". Zusätzlich Warschau. Die Zahl der noch in mit dem sowjetischen Staats- spruch mündiger Bürger an den wenn sie glaube, den Reformpro- wicklung umweit- und gesund-
sei gegen die Verurteilten eine Polen verbleibenden Flüchtlin- und Parteichef Gorbatschow Staat", erklärte der Sl-Chef. Er zeß mit halbherzigen Zugeständ- heitsfreundlicher Produkte för-
Geldstrafe von 1000 (DDR-) ge aus der DDR beträgt nach sagte Brandt, er habe den Ein- warnte davor, die in Gang ge- nissen, aber alten Formeln und dern. Vor allem solle der Mittel-
Mark verhängt worden. letzten Angaben mehr als 1500. druck gewonnen, daß Gorba- kommenen Reformprozesse in Parolen bremsen zu können. stand bedacht werden.
Nr. 243 Themen des Tages Mittwoch, 18. Oktober 1989

Offene Kritik von DDR-Gewerkschaftern


Die Last mit ARD und ZDF zeigten Ostberliner „Konzert gegen Gewalt"
den Umfragen
fir leben im Zeitalter der Mei-
nungsumfragen. Ständig sind die
Hinreißende Wahrheiten
Von unserem Redaktionsmitglied Dirk Schwarze
Arbeiter melden
sich zu Wort
Bundesbürger auf dem laufenden,
was die Mehrheit von ihnen zu wel-
chem Thema auch immer zu sägen LJie ergreifendste Fernseh- war es der unbeugsame Mut Biermanns nachgewachsen.
hat. Der Hintergrund dieser „Um- sendung des Montagabends der Sänger und Sprecher, die Die komponieren und texten
frageritis" ist so einfach wie ein- stand in keiner Programmvor- geradeheraus ihre Kritik for- frisch und frech und leiden
leuchtend: Das Ergebnis soll sug- schau: Spontan hatten sich die mulierten und die Resolutionen nicht wie ihre westdeutschen Von AP-Korrespondent Ingomar Schweiz
gerierend wirken. Der geneigte Le- Planer bei ARD und ZDF ent- vortrugen? Oder imponierte Kollegen darunter, daß sie mit
ser solcher Veröffentlichungen soll schieden, zu mitternächtlicher einfach dieser sprachliche jedem ihrer Beiträge ihre Exi-
möglichst dazu gebracht werden, Stunde Ausschnitte von dem Witz, mit dem die „Alten" des
„Konzert gegen Gewalt" auszu- SED-Regimes zum Reform-
stenzberechtigung unter Be-
weis stellen müssen. Diese
De' er Satz auf dem Transparent Zwölf Gewerkschafter schrie-
so zu denken, wie die Mehrheit brachte die Stimmung der ben kürzlich im Namen von 380
denkt. Die Medien springen auf strahlen, das am Vorabend Dialog herausgefordert wur- DDR-Liedermacher und Kaba- 120 000 Demonstranten in der Kollegen des Ostberliner Trans-
diesen Zug der Zeit auf und veröf- mehr als 3000 in der Ostberli- den? rettisten machen den Mund für
Leipziger Innenstadt auf den formatorenwerks aus „Sorge
fentlichen die Ergebnisse, stellen ner Erlöserkirche in den Bann Schon wollte man gar nicht alle auf. Punkt: „Reformen ä la Hager über die Ausreise so vieler
sie doch - mit welcher Absicht gezogen hatte. Es war trotzdem mehr die kurz zuvor gehörte Nicht auf die Form kam essind uns zu mager". Am Montag DDR-Bürger in die BRD" an den
auch immer die Umfrage selbst jn immer noch zu wenig, was man Meldung glauben, daß immer abend wurde in der sächsischen FDGB-Chef Harry Tisch. Von
hier an, sondern auf die Wahr-
Auftrag gegeben wurde - ein zu sehen und zu hören bekam. noch Tausende über Polen und Messestadt deutlich, daß vielen der tiefen Besorgnis „über das
heit. Und die war immer hinrei-
Stück Meinungsvielfalt dar. • Ungarn einem Land den Rük- unzufriedenen
ßend, ob sie nun ein Rocksän- DDR-Bürgern gesamte gegenwärtige unbefrie-
Nicht immer aber ist es so sim- Was faszinierte eigentlich ken kehren, in dem es eine sol- die von der Ostberliner Regie- digende Klima" ist in ihrem Brief
ger formulierte oder ein real tä-
pel, eine Befragung als unvollstän- mehr: Diese fröhliche und so che geballte Kraft an Phantasie rung und ihrem Chefideologen die Rede. Die „Tribüne" doku-
tiger Stadtverordneter, der die
dig und deshalb nicht aussagekräf- ansteckende Zuversicht, die gibt. Und erst recht nicht Opposition beschwor, nun Kurt Hager seit einer Woche mentiert die Beschwerden der
tig zu entlarven wie die Umfrage die Rock- und Bardengarde der mochten sich die Klagen der immer wieder bekundete Dia- Arbeiter: Die gegenwärtigen
nicht gleich auch alle 2,3 Mil-
der IG Metall zur Wochenendar- DDR mit dem Beatle-Song „All 70er Jahre zusammenreimen, lionen SED-Mitglieder auszu-logbereitschaft nicht ausreicht. Reisemöglichkeiten hätten sich
beit. Sie soll der Einstimmung auf we are saying, lets give Peace a nach dem Exodus von Bier- grenzen. Nicht länger sind es allein in der Praxis „als eine Teilung
die Tarifauseinandersetzung im Chance" (Wir sagen's immer mann und anderen Autoren sei kirchliche Basisgruppen, Künst- der Menschen in Antragsbe-
Eine Sternstunde - mit Si-
Frühjahr nächsten Jahres dienen, wieder: Gebt dem Frieden eine die DDR geistig ausgeblutet. cherheit nicht nur für unserler und Intellektuelle, die in dra- rechtigte und -unberechtigte"
wenn die Forderungen nach der Chance) verbreiteten? Oder Offenbar sind da Dutzende von Fernsehen. matischen Appellen eine gesell- erwiesen. Gemosert wird über
35-Stunden-Woche (Gewerk- schaftliche Umwandlung in der die Einkommen, die in keinem
schaft) und nach einer flexibleren DDR einklagen. Auch die Ar- Verhältnis zur Preisentwick-
Arbeitszeitgestaltung mit Sams- beiter in den Großbetrieben lung bei hochwertigen Konsum-
tagsarbeit (Arbeitgeber) aufeinan- melden sich in bisher nicht ge- gütern stünden. Viele DDR-Er-
derprallen werden. kannter Weise kritisch zu Wort. zeugnisse würden überwiegend
Damit hat jedoch der Fragenka- Sie verlangen offen konkrete exportiert oder nur in Inter-
talog nur am Rande zu tun. Die Reformschritte. Ausgerechnet shop-Verkaufsläden angeboten.
Metaller sind bewußt und gezielt die bisher auf SED-Linie fahren-
nur auf regelmäßige Samstagsar- de Gewerkschaftszeitung „Tri-
beit angesprochen worden. Das büne" entwickelt sich zum „Fragen ohne Antworten"
überwältigende „Nein" aus ihren Sprachrohr der Unzufriedenen.
Reihen ist da eine logische Folge - Das Blatt berichtete am Dienstag In der Diskussionsrunde der
und sicher auf jeden anderen Beruf von einer Diskussionsrunde im Ostberliner Transformatoren-
übertragbar. Regelmäßige Sams- VEB Transformatorenwerk werker habe es viele „Fragen
tagsarbeit wird jedoch im Kern Oberschöneweide (Ost)-Berlin, ohne Antworten" gegeben,
nicht unter flexiblerer Arbeitszeit- in der der führende FDGB- schreibt die „Tribüne". Matthias
gestaltung zu verstehen sein. Funktionär Achim Pampel ein Mesletzky von der Material-
Außerdem kann sie in Tarifverträ- vernichtendes Urteil über die wirtschaft wollte beispielsweise
gen ausgeschlossen werden. Gewerkschaftsarbeit in der wissen, wo er die Gewißheit
DDR abgab: „Wir haben es ver- hernehmen solle, daß die neuen
Es wird leider nicht die letzte säumt, richtig nachzustoßen, Reiseregelungen in die CSSR
Umfrage dieser Art im Tarifkonflikt wenn es um die Durchsetzung tatsächlich nur „vorüberge-
sein, mit der sich die Öffentlichkeit gewerkschaftlicher Belange - hend" seien. „Waren die Ein-
auseinandersetzen muß. Man wird und das sind nun einmal alle, die schränkungen im paß- und visa-
merken: Für jede der Tarifforderun- die Menschen bewegen - geht". freien Verkehr in die VR Polen
gen wird es eine Mehrheit geben.
Man muß nur die richtigen - oder Auch Sätze, wie die der „Ver- nicht auch als vorübergehende
falschen? - Fragen stellen. trauensfrau der Gewerkschafts- Maßnahme deklariert?" fragt er.
Horst Seidenfaden gruppe Wareneingang", Irene Die DDR erschwerte 1980 Rei-
Kühn, hat man in der „Tribüne" sen nach Polen, nachdem dort
wohl noch nie nachlesen kön- das Kriegsrecht ausgerufen
nen. Zum dem Massenexodus worden war. Willi Schmidt,
von DDR-Bürgern stellt sie fest: Vertrauensmann vom Trans-
Gestern München, „Die Arbeit mit den Menschen portwesen, wird mit der bangen
haben wir völlig verlernt. Wäre Frage zitiert: „Wir Alten haben
morgen überall? das nicht geschehen, säßen wir damals die Trümmer der Städte
heute nicht hier, wäre ein sol- weggeräumt; müssen wir jetzt
cher Aderlaß nicht notwendig auch ideologische Trümmer
wegschaffen?"
Neo-ägyptisch-libysch (Aus: Westdeutsche Allgemeine Zeitung /Pielert) gewesen."
t l s ist ein Teufelskreis. Berufs-
pendler fahren mit ihren Pkw in die
Innenstädte, weil ihnen das Ange-
bot mit Bussen und Bahnen nicht
attraktiv genug ist. Das Angebot
Landung der syrischen MiG wirft Fragen auf Presse-Echo Wissenschaftler mahnen Reformen an
mit Bussen und Bahnen wiederum
kann erst dann attraktiver werden,
wenn genügend Leute damit fah-
ren. Das Resultat sind Staus, hoff-
nungslos verstopfte, zugeparkte
Den Israelis stehen Der Börsenkrach war Thema zahlreicher
Kommentare:

SÜDWEST PRESSE
Auch in der DDR soll
Stadtkerne, erfüllt zudem vom Mo-
torenlärm und Abgasen. Oder wie
es jetzt der Kommentator einer
Münchner Zeitung als Vision vor-
die Haare zu Berge (Ulm)
An der Börse wird zum Aus-
steigen nicht geklingelt. Die alte
Spekulantenweisheit hat sich
sich Leistung lohnen
aussagte. Der Moioch Verkehr frißt Von dpa-Korrespondent Christian Fürst
sich selber, je mehr Autos fahren, einmal mehr bestätigt, für viele .Eine Veränderung ihres Wirt- um die Grundpreise für Ver-
desto mehr stehen sie. Anleger schmerzlich. Aus hei- schaftssystems halten Wissen- braucher stabil zu halten. Bei al-
Deer zierliche syrische Kampf- alles dichtmachen!" Die Flucht
Der Anlaß für diese Feststellung pilot Machmud Bassem Adel des MiG-Piloten mache einmal
terem Himmel allerdings kam schaftler aus der DDR für unum- ler Umorientierung kann, sich
war ortsgebunden aktuell. Die lehrte die Israelis das Fürchten. mehr deutlich, „daß die geringe
der Absturz nicht. Allzu hitzig gänglich. Prof. Max Schmidt, Schmidt keine Wirtschaft ohne
bayerische Landeshauptstadt hat Die abenteuerliche Flucht des Größe dieses Landes ein unge-
hatte in den letzten Monaten die Direktor des Instituts für inter- Planung und Berücksichtigung
jetzt zur Radikalkur gegriffen, um 33jährisen mit seiner MiG 23, heurer strategischer Nachteil
Spekulation die Kurse auf neue nationale Politik und Wirtschaft sozialer Belange vorstellen.
Spitzenwerte getrieben. der DDR, setzte sich auf dem
den Durchgangsverkehr, total aus die am Dienstag in der Luftwaffe ist". Gerade in der Luftverteidi- Dräger-Symposium in Malente Der Weggang junger Men-
der Innenstadt zu verbannen. Das des jüdischen Staates zu perso- gung spiele der Zeitfaktor eine (Kreis Ostholstein) am Dienstag schen aus der DDR führe zu be-
Chaos gestern bei der „Premiere" nellen Konsequenzen führte, „entscheidende Rolle". für eine Veränderung des Lohn- trächtlichen Produktionspro-
war zu erwarten, weil Vernunft of- hat der Bevölkerung Israels ein- systems ein. „Die Gleichmache- blernen, besonders in südlichen
fensichtlich nicht zu erwarten ist. mal mehr vor Augen geführt, (Koblenz) rei muß beseitigt werden", sagte Bezirken des Landes, sagte
Daß die israelische Regierung Schmidt. Er gehe aber davon
Und gerade diese resignierende wie schnell hier eine militäri- die Furcht in der Bevölkerung
Erfahrung ist es eben, die zu sol- sche Fehlentscheidung zur Ka- äußerst ernst nimmt, zeigte die Üblicherweise dürfte ein der- Schmidt vor Journalisten. Es aus, daß viele der ehemaligen
chen radikalen Abwehrmaßnah- tastrophe führen könnte. artiger Kurseinbruch rasch wie- müsse öffentlich diskutiert wer- DDR-Bürger zurückkehren. 50
men zwingt. Das beginnt mit Ap-
Tatsache, daß sie den vollen der Boden finden, denn die wirt- den, in welcher Form Leistung Prozent der Probleme bestünden
pellen, die ungehört verhallen, es
Text des 52seitigen Untersu- schaftlichen Fakten sind aktuell in Zukunft anerkannt werde. gegenwärtig darin, daß über
chüngsberichts über die Affäre gut und vielversprechend für Prof. Jürgen Nitz vom selben Schwierigkeiten nicht geredet
folgen von Jahr zu Jahr drastische- In guter Absicht am Dienstag der Presse übergab.
re Gebühren, Abbau von Park- morgen. Dann liefe die Ge- Institut betonte, Handel, Koope- werde.
Daß danach die syrische MiG schichte darauf hinaus, daß die ration und Technologietransfer
raum. Und das Ende vom Lied sind nur deshalb in den israelischen
gesperrte Stadtkerne. Das Wissen, daß eines der Deutschen alles besonders mit dem Westen setze „für die-
über 650 syrischen Kampfflug- Luftraum eindringen konnte, gründlich machen, und wenn's ses und jenes osteuropäische Für Privatisierungen
Die Proteste sind programmiert. zeuge in weniger als zehn Minu- weil zwei Offiziere zögerten, ei- ein Kurs-Schlachtefest ist. Land", aber auch für die DDR
Der Einzelhandel fürchtet um seine ten die von der Grenze 150 Kilo- gene Abfangjäger zu mobilisie- Reformen voraus. Er schlug eine
Umsätze, das Aussterben der In- meter entfernte Hauptstadt Je- ren, ist für die Bevölkerung nur „Konversion" (Umwandlung) Der polnische Industriemini-
nenstädte wird nicht nur von ihm rusalem erreichen kann, ließ ein schwacher Trost. „Was Abendzeitung von Rüstungsaufgaben vor. ster Tadeusz Syryjczyk be-
an die Wand gemalt. Dabei fragt den stets alarmbereiten Israelis wäre, wenn der Pilot ein Selbst- schrieb in Malente die notwen-
sich, ob die Städte nicht viel nachträglich die Haare zu Berge mordkommando geflogen und (München) digen Wirtschaftsreformen in
schneller an der Verkehrslawine stehen. Daß Pilot Adel, der im seine Maschine in Haifa oder Gegen Nachahmung seinem Land: Unrentable Unter-
zugrunde gehen, wenn man ihrTiefflug ungehindert ins Gelobte Tel Aviv in ein Hochhaus ge- Da hat sich wieder einmal ge- nehmen des öffentlichen Be-
nicht Einhalt gebietet. zeigt, daß nicht jeder, der Ak- reichs müßten privatisiert wer-
Land donnerte, in guter Absicht stürzt hätte? Was, wenn er Bom- tien besitzt, sie auch wirklich Schmidt verwahrte sich gegen den. Dabei könnten Aktien an
Die „freie Fahrt für freie Bürger" kam und mit der modernsten ben abgeworfen hätte?" fragen besitzen sollte. Leute mit schwa- eine Übertragung der gegenwär- Mitarbeiter aber auch an Aus-
hat ihre Grenzen erreicht. Der Tag Version der MiG 23, einer Ma- sich verunsicherte Israelis. chen Nerven sollten ihr Geld tigen Entwicklung in Polen und länder vergeben werden. Sy-
ist gekommen, wo man nicht län- schine sowjetischer Bauart, ein lieber auf einem Sparkonto anle- Ungarn auf die DDR. Die DDR ryjczyk verwies auf die beson-
ger nach dem St. Florians-Prinzip höchst willkommenes Gastge- gen oder sichere Staatsanleihen denke nicht daran, das westli- dere Bedeutung einer harten
auf den Nachbarn zeigen kann, schenk mitbrachte, hat den Kalkuliertes Risiko kaufen. che Wertesystem zu überneh- Währung: „Wenn innerhalb ei-
wenn an die Vernunft appelliert Schock kaum gemildert. Da men. Ein DDR-spezifischer Weg nes Jahres der Zloty nicht frei
wird. Wer nicht bereit ist, dies ein- nützte es wenig, wenn General müsse gefunden werden. Der konvertibel ist, dann sind unse-
Solche Ängste kann Armee-
zusehen, der wird eben zu seinem Dan Schomron, Oberbefehlsha-
und dem Glück aller gezwungen ber der Streitkräfte, bei der Vor- chef Schomron nicht ausräu- RHEINISCHE POST Wissenschaftler, der sich als re Reformen gescheitert".
„glühender Verehrer Gorba-
werden müssen. München ist über- lage des eilig erstellten Untersu- men: „Es gibt keine hundertpro- (Düsseldorf)
tschows" bezeichnete, kündigte
all. Wolfgang Rossbach chungsberichts am Montag- zentige Sicherheit. Wir müssen Als fernes Endziel, das frühe-
abend versicherte, Israels Luft- uns ständig auf unsere Urteilsfä- Welche Kleinanleger - und für die nächsten Wochen ein stens Ende des Jahrhunderts
überwachung sei völlig intakt. higkeit verlassen und ein kalku- sie waren es im wesentlichen, Angebot über wirtschaftliche verwirklicht werde, bezeichne-
liertes Risiko in Kauf nehmen. die gestern als Verkäufer auftra- Veränderungen in der DDR an. te dagegen der stellvertretende
Westliche Militärexperten So leben wir halt. Wir haben ten - haben schon die Nerven, Ohne Umgestaltung könne sich Vorsitzende der Wirtschafts-
Das Zitat stimmen mit dem General über- keine andere Wahl", meinte der an ihren Aktien festzuhalten, die Gesellschaft nicht entwik- kommission beim Ministerrat
ein. „Die Israelis müssen ein kal- Offizier am Dienstag. Genauso- wenn die Kurse kräftig purzeln. keln. Beispielsweise könnten der UdSSR, Prof. Ivan Iwanow,
„Nicht jene bewirken Instabilität, kuliertes Risiko eingehen, was wenig könne man verhindern, Zu frisch ist da noch die Erinne- Mieten und Energiepreise nicht einen konvertierbaren Rubel.
die Freiheit und Selbstbestimmung wir übrigens auch in der Nato daß - wie im Juli geschehen - rung an den Crash von 1987, als wie bisher subventioniert wer- Zunächst müßten die sowjeti-
fordern, sondern diejenigen, die tun", meinte ein diplomatischer „jemand einen vollbesetzten Bus sich die alte Börsenwahrheit den. Zur Zeit wendet die DDR schen Betriebe für den Wettbe-
sie verweigern." Beobachter am Dienstag; „In absichtlich in eine Schlucht „die ersten Verluste sind die nach Angaben Schmidts 60 Mil- werb auf dem Weltmarkt vorbe-
Helmut Kohl Friedenszeiten kann man nicht steuert". kleinsten" als zutreffend erwies. liarden an Haushaltsmitteln auf, reitet werden.
HESSISCHE KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGEMEINE KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,10 DM Nr. 244 • Donnerstag, 19.10. 1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Starke Bremer Mittag und Herrmann müssen SED-Führungsspitze verlassen


Bundesligisten
gut im Rennen
Landesmeister
Bayern München
Honecker gab auf - Krenz Nachfolger mmimmmmmmmmmmmmmmmm
Nentori Tirana 3:1
Berlin (dpa/AP). DDR-Staats- und Parteichef Honecker ist
Uefa-Pokal
Zenit Leningrad
am Mittwoch morgen abgetreten. Seine Macht legte das
SED-Zentralkomitee dem langjährigen „Kronprinzen" Egon
Zum Tage
VfB Stuttgart 0:1 Krenz in die Hände, der nach eigenen Worten eine „Wende"
einleiten und die „politische und ideologische Offensive
Real Saragossa
Hamburger SV 1:0 wiedererlangen" will. In einer vom Fernsehen am Abend Der Sturz
gesendeten Rede gestand Krenz auch Fehler der Partei ein.
1. FC Köln
Spartak Moskau 3:1 Die SED habe die gesellschaft- te, habe das Zentralkomitee Ho-
M«it Erich Honecker verläßt ein
Mann von gestern die politische
Werder Bremen liche Entwicklung nicht real ge- necker für sein langjähriges Bühne der DDR. Als Partei- und
Austria Wien 5:0 nug eingeschätzt und nicht Wirken herzlichen Dank ausge-
rechtzeitig die richtigen Schluß- sprochen.
Staatschef hat er sich selbst über-
lebt. Das 40jährige Jubiläum des
folgerungen gezogen. Als deut- Der bisher im Politbüro für Si- Arbeiter- und Bauernstaates war
lichste Mängel in der Wirtschaft cherheitsfragen zuständige sein Abgesang. An seine früheren
Aus der DDR nannte er „unzureichende Ex- Krenz sagte im DDR-Fernsehen: Verdienste mag sich niemand
mehr erinnern. Der Bevölkerung
Porteffektivität und Warenpro- „Ich habe im ZK gesagt, daß ich
duktion". mir "bewußt bin, eine schwere wird er, wenn überhaupt, nur als
Stalinist und starrsinniger Reform-
Flüchtlingswelle Mit dem Führungswechsel Aufgabe übernommen zu ha-
verloren auch der Wirtschafts- ben." In „einer sehr komplizier-
experte Günter Mittag und der ten Zeit" warte viel Arbeit auf
gegner im Gedächtnis bleiben. Er
stemmte sich allen Versuchen der
ungebrochen Auf „Themen des Tages" finden ten
ihn. So wichtig es sei, miteinan-
feT *? reden und auch zu strei-
Liberalisierung und demokrati-
schen Erneuerung entgegen und
machte sich durch seine Trugbil-
Sie Porträts von Erich Honecker a n; e. dr azsu warb
i
chtigste sei, mitein- der einer heilen Welt des Sozialis-
Wien (dpa). Der Flüchtlings- und seinem Nachfolger. Dort steht a 'eiten.
strom aus der DDR hält fast un- mus immer unglaubwürdiger.
auch der Wortlaut der Honecker- K*enz kundigte in seiner Rede
gebrochen an. Während die Zahl Erklärung. Wie die Parteien in aauch neue
£ Reisebestimmungenug Erich Honecker ist nicht freiwillig
der DDR-Bürger, die über Un- Bonn reagierten, lesen Sie auf der d ne-r D a s Politbüro der SED habe gegangen. Das Politbüro der SED
garn in die Bundesrepublik aus- •nächsten Seite Regierung den Vorschlag hat ihn gestürzt, mehr noch, es hat
reisten, bis Mittwoch leicht zu- unterbreitet, einen Gesetzent- ihn geopfert. Mit dem Wechsel an
rückging - der Bundesgrenz- wurf über Reisen von DDR-Bür- der Spitze reagiert die Partei auf
schutz registrierte in diesem für die Massenmedien verant- gern ins Ausland vorzubreiten. Massenflucht und Massenprotest
Zeitraum 1238 im Vergleich zu wortliche Joachim Herrmann In diesem Zusammenhang, so der Hunderttausende, die dem Sy-
1800 in den Vortagen - stieg die ihre Posten. Das Zentralkomitee Krenz weiter, „könnten eben- „FÄHIG UND ENTSCHLOSSEN" nannte Erich Honecker gestern stem nach außen und innen den
Zahl der Ausreisewilligen in der reagierte damit offensichtlich falls die zeitweilig getroffenen seinen Nachfolger Egon Krenz. Der 52jährige Krenz (hier mit Rücken gekehrt haben. Die ein-
bundesdeutschen Botschaft in auf die größten Massenproteste einschränkenden Maßnahmen Honecker auf einem Archivbild aus 1986)'galt schon länger als drucksvolle Volksabstimmung mit
Warschau wieder auf rund 1600. in der Geschichte des Landes, zum Reiseverkehr in sozialisü- Anwärter für die DDR-Staats- und Parteiführung. (dpa-Funkbild) Füßen und Fäusten zwingt sie, nun
Seit Öffnung der ungarischen die Massenausreise von DDR- sehe Bruderländer aufgehoben. endlich zu handeln. Darin kann
Westgrenzen am 11. September Bürgern und die immer lauter beziehungsweise modifiziert man einen ersten Erfolg der kriti-
sind damit - einschließlich der werdenden Forderungen nach werden", .. Krenz soll auch die anderen „entbunden", wie es bei ADN schen Opposition erblicken. Aber
Botschaftsflüchtlinge aus Prag - inneren Reformen. Für die Verwirklichung der in Ämter Honeckers übernehmen. heißt, sondern soll auch als das Ende Honeckers wird nur dann
rund 57 000 DDR-Bürger in Bay- Als Grund für seinen Rück- Aussicht genommenen Schritte Das Zentralkomitee werde der stellvertretender Staatsratsvor- der Anfang einer neuen Ära sein,
ern eingetroffen. tritt nannte der 77jährige Ho- für den Reiseverkehr in die Bun- DDR-Volkskammer den „Vor- sitzender abberufen werden. wenn dem Austausch der Person
!1 necker vor dem Zentralkomitee- desrepublik und in andere west- schlag Honeckers" unterbrei- Dem Politbüromitglied Joachim auch tiefgreifende Veränderungen
seine angeschlagene Gesund- liehe Länder bleibe es aber ein ten, den 52jährigen auch zum Herrmann war bei den jüngsten der Politik folgen.
Flucht gescheitert heit. Sein Nachfolger sei „fähig sehr ernstes Hindernis, daß die Staatsratsvorsitzenden und Massenprotesten eine fälsche
Medienpolitik und eine Ver- Da ist Skepsis angebracht. Dem
und entschlossen", „der Verant- Bundesrepublik sich nach wie Vorsitzenden des Nationalen schleierung der tatsächlichen neuen SED-Chef Egon Krenz geht
Bei einem Fluchtversuch sind wortung und dem Ausmaß der vor weigere, die Staatsbürger- Verteidigungsrates zu wählen, Verhältnisse in der DDR vorge- alles andere als der Ruf eines de-
bei Helmstedt (Niedersachsen) Arbeit so zu entsprechen, wie es schaft der DDR uneinge- berichtete ADN. worfen worden. Auch er wurde mokratischen Reformers voraus.
zwei Erwachsene und drei,Kin- die Lage, die Interessen der Par- schränkt zu respektieren. Nach Der Spitzenpolitiker Mittag, von der Funktion als Politbüor- Sein einziges Verdienst ist es, jün-
der von DDR-Grenztruppen tei und des Volkes und die alle Krenz sei das „Festhalten an der dem das Volk die Verantwor- mitglied und ZK-Sekretär ent- ger zu sein als die alte Garde.
festgenommen worden. Dagegen Bereiche der Gesellschaft um- Obhutspflicht für alle Deut- tung für die Mißwirtschaft in der bunden. Wenn er von Wende spricht, muß
gelang einer dreiköpfigen Fami- fassenden Vorbereitungen des sehen" Teil der „reyanchisti- DDR anlastet, wird nicht nur man sich fragen, was er als Honek-
lie im Landkreis Coburg ohne XII. Parteitages erfordern". Wie sehen Grundkonzeption der von seiner Funktion als Politbü- Fortsetzung nächste Seite kers Kronprinz bisher getan hat,
Zwischenfall die Flucht. ADN am Nachmittag berichte- BRD". romitglied und ZK-Sekretär Siehe auch „Zum Tage" um Mißstände zu beseitigen und
verkrustete Strukturen aufzubre-
chen. Der Bevölkerung der DDR
San Francisco /Schwere Verwüstungen kann er mit einer ideologischen Of-
fensive der SED nicht dienen. Sie
wünscht politische und wirtschaftli-
che Entscheidungen, die ihr mehr

270 Erdbeben-Tote persönliche Freiheit und eine bes-


sere Versorgung garantieren. Der
erhoffte Neubeginn ist auch nach
dem Sturz Honeckers noch in wei-

in Kalifornien ter Ferne.


Achim v. Roos

San Francisco (AP/dpa). Ein quetscht, als die obere Etage ei- „Galileo" auf dem Weg
verheerendes Erdbeben hat am ner zweistöckigen Stadtauto-
Dienstag abend im Raum San bahn auf einer Länge von einem
Francisco mindestens 272 Men- Kilometer auf die untere Fahr-
schen das Leben gekostet und
große Verwüstungen angerich-
bahn stürzte. Mindestens 14
Menschen starben in San Fran-
„Atlantis"-Start
tet. Rund 650 Menschen wur-
den verletzt. Rettungsttrupps
mit Hunden suchten gestern
cisco und dem weiter südlich ge-
legenen Santa Cruz, in dessen gelungen
Nähe sich das Zentrum des Be-
weiter nach Verschütteten. bens befand. Dort stürzten zwei Cape Canaveral (dpa). Die
Es war das schlimmste Beben Autobahnbrücken ein. amerikanische Raumfähre „At-
in den USA seit der Katastrophe lantis" mit der Jupiter-For-
von San Francisco im Jahr 1906. schungssonde „Galileo" an Bord
Der 15 Sekunden dauernde Erd- Augenzeugenberichte und Erläu- ist gestern vom Raumfahrtzen-
stoß am Dienstag um 17.04 Orts- terungen zum San Andreas-Gra- trum Cape Canaveral kurz vor
zeit (Mittwoch 1.04 Uhr MEZ) ben auf „Blick in die Zeit" 18 Uhr MEZ gestartet. Weder
ereignete sich in der Spitzenzeit AUF DIESER SCHNELLSTRASSE in Oakland, am Ostufer der Bucht von San Francisco, starben bei technische Defekte wie vor
des Berufsverkehrs und hatte In San Francisco selbst brach dem Beben allein 253 Menschen. Als die obere Fahrbahn auf die untere stürzte, wurden die sechs Tagen noch zu schlechtes
die Stärke 6,9 auf der Richter- der Verkehr vollständig zusam- Autofahrer in ihren Wagen vom Beton zerquetscht. (dpa-Funkbild) Wetter wie am Vortag machten
Skala. Das große Beben vor 83 men. In der ganzen Stadt fiel die diesmal einen Strich durch die
Jahren wurde im nachhinein auf Stromversorgung aus. Überall Überblick über die Zahl der Op- nahmen aber später ihren Be- bezifferte den durch die Kata- Rechnung. Die Sonde sollte von
8,3 Richter-Punkte geschätzt. brachen wegen geborstener fer verschaffen konnten. Dut- trieb wieder auf. strophe entstandenen Sachscha- den fünf Astronauten nach Mit-
Am Mittwoch kam es zu Nach- Gasleitungen Brände aus. Ein zende von Leichen wurden mit Nach dem Erdstoß brächen den in einem ersten Kommentar ternacht abgesetzt werden. Ihr
beben, die eine Stärke von 4,5 zusammenstürzendes Haus er- Lastwagen weggefahren. überall in San Francisco und auf etwa eine Milliarde Dollar. Flug ist das wissenschaftlich
erreichten. In den 'am schwer- schlug sechs Autofahrer. Auf Rund 60 000 Sportfreunde Santa Cruz Brände aus, von de- Gouverneur Deükmejian, den die ehrgeizigste und technisch kom-
sten zerstörten Stadtvierteln der doppelstöckigen Bay Bridge, wurden im Candlestick-Park- nen die wegen des Stromausfalls Nachricht von dem Unglück in plizierteste Unternehmen seit
kam es zu Plünderungen und die San Francisco mit Oakland Stadion von San Francisco von sonst dunklen Straßen gespen- Frankfurt am Main erreichte, Jahren. Ursprünglich sollte sie
Vandalismus. Bürgermeister verbindet, brach ebenfalls ein dem Beben überrascht, wo gera- stisch beleuchtet wurden. Die brach seine Europareise ab und schon vor sieben Jahren auf die
Art Agnos rief die Nationalgar- Teil der oberen Fahrbahnen ein. de ein Baseballspiel beginnen Telefonverbindungen nach au- kehrte unverzüglich nach Kali- Reise gehen.
de zu Hilfe. US-Präsident Bush, Drei Autos wurden von den sollte. Trotz tiefer Risse im Be- ßen waren teilweise unterbro- fornien zurück. Er kündigte in
der Verkehrsminister Skinner Trümmern eingequetscht, wobei ton hielt die Dachkonstruktion chen. Das Beben konnte auch in einer ersten Stellungnahme eine
in das Katastrophengebiet ein Autofahrer ums Leben kam. der Tribüne wie durch ein Wun- Reno, 360 Kilometer nordöstlich Untersuchung darüber an, war-
schickte, versprach den Opfern der, und die Zuschauer konnten in der Wüste von Nevada, und um die Straßen- und Brücken- Lotto am Mittwoch
jede gewünschte Hilfe. In Oakland dauerte es mehre- Ziehung A: 1, 17, 23, 25, 26, 47 Zu-
re Stunden, bis die mit Bulldo- die Sportstätte geordnet verlas- in Los Angeles, 650 Kilometer konstruktionen dem Beben nicht
sen. Es gab nur einige leichte südlich von San Francisco, ge- standhielten. In Kalifornien gibt satzzahl: 13.
Allein 253 Menschen wurden zern und Traktoren ausgerüste- Ziehung B: 2, 20, 33, 39, 45, 49 Zu-
in Oakland, der Nachbarstadt ten Bergungsmannschaften zu Verletzungen. Die Flughäfen spürt werden. es wegen der Erdbeben-Gefahr satzzahl: 28.
am Ostufer der Bucht von San allen zertrümmerten Fahrzeu- von San Francisco und Oakland Der stellvertretende Gouver- besondere Bauvorschriften. Spiel 77: 8 6 2 1 9 4 8.
Francisco, in ihren Autos zer- gen vordringen und sich einen wurden zunächst geschlossen, neur von Kalifornien, McCarthy, Siehe auch Kommentar (Ohne Gewähr)
Nr. 244 Politik Donnerstag, 19. Oktober 1989

Namen und Bundesregierung korrigiert Ausbildungsförderung Ab 1. November Polnische Aussiedler


Nachrichten

„Auf REP anwenden"


Bafög zur Hälfte als Zuschuß Pakete nach
Polen billiger
Besserstellung
wird beseitigt
Die Anwendung des Extremi- Bonn (dpa). Die Bundesregie- wird von 260 000 auf 330 000 schränkungen bei der elternun-
stenerlasses auf rung hat gestern die seit Jahren erhöht, die Zahl der Bafög-Emp- abhängigen Förderung aufge- Bonn (dpa). Die Gebühren für Bonn (dpa). Die bisher beste-
die rechtsradi- umstrittene Sparpolitik beim fänger insgesamt (einschließlich fangen. Zum Beispiel reicht eine Pakete nach Polen werden ab 1. henden Besserstellungen von
kalen Republi- Bafög korrigiert. Ab Herbst Fachschüler und Teilnehmer am dreijährige Berufsausbildung November für fünf Monate billi- Aussiedlern aus Polen bei der
kaner (REP) im 1990 soll die Ausbildungsförde- zweiten Bildungsweg) steigt um vor dem Studium künftig nicht ger. Das Kabinett billigte ge- Rente werden abgeschafft. Dar-
Öffentlichen rung zur Hälfte als Zuschuß des 100 000 auf 428 000. mehr aus, um unabhängig vom stern eine Vorlage, durch die die auf haben sich die Fachleute der
Dienst hat der Staates bezahlt werden und Bislang durfte eine Familie mit Elterneinkommen gefördert zu Bundespost für diesen Zeitraum Bundestagsfraktionen von
Vorsitzende nicht mehr wie bisher nur als einem auswärts studierenden werden. Auch sollen die Stu- auf die ihr zustehenden Porto-* CDU/CSU, SPD und FDP geei-
des Bundes- Volldarlehen. 70 000 Studenten Kind nicht mehr als 4800 DM denten ihr Ausbildungsdarle- anteile für die Polen-Pakete ver- nigt. Mit der polnischen Regie-
tags-Innenaus- aus Familien mit mittlerem Ein- brutto verdienen, um überhaupt hen zügiger als bisher zurück- zichtet. rung soll darüber verhandelt
schusses, Hans kommen kommen erstmals in Förderung zu erhalten. Dem- zahlen. werden,' den vom deutsch-polni-
Gottfried Bern- den Genuß der Ausbildungsför- nächst kann diese Familie mit Nach den neuen Fördersätzen Der Kabinettsbeschluß bedeu- schen Versicherungsabkommen
rath (SPD), ge- derung. 324 DM rechnen. Die Einkom- kann ein bedürftiger Student tet, daß sich ein Fünf-Kilo-Paket erfaßten Personenkreis zu be-
fordert. „Solan- menshöchstgrenze für eine Fa- künftig bis zu 540 DM (bisher von 24,20 DM auf 12,20 DM und grenzen, wurde gesternin Bonn
ge dieser über- Bundesbildungsminister Möl- milie mit einem Kind im Studium 525) Förderung für seinen Le- ein 15-Küo-Paket von 40,40 DM bekannt.
flüssige Erlaß noch in Kraft ist, lemann (FDP) bezeichnete die steigt auf 6200 DM. bensunterhalt erhalten. Der Zu- auf 23,40 DM verbilligt. Die Post
muß er auch für rechte Extremi- Kabinettsentscheidung als büßt dabei einen Betrag von
sten gelten. Solange noch Ver- „wichtige Etappe" der „grund- schlag für nicht bei den Eltern rund 30 Millionen DM ein, der
lebende Studenten wird um Höhere Renten
fahren gegen harmlose Briefträ- sätzlichen Kurskorrektur in der Bald Abschlußförderung ihr jedoch aus dem Bundeshaus-
ger laufen, die DKP-Mitglieder Bildungspolitik". Eine generelle zehn DM auf 210 DM erhöht, halt erstattet wird.
sind, solange muß man auch Förderung bedürftiger Schüler der Zuschlag für die Kranken- Nach dem deutsch-polni-
konsequent Republikaner bei Neu im Gesetz ist die Studien-
ab Klasse 11, wie bis zum Regie- abschlußförderung. kasse von 45 auf 65 DM. Weite- Postminister Schwarz-Schil- schen Versicherungsabkommen
verfassungsfeindlicher Tätigkeit rungswechsel 1982 üblich, wird in der vorgegebenenWer nicht re 75 DM können aus einem ling (CDU) erklärte dazu, daß von 1975 werden Aussiedler
aus den Diensten entfernen, die Zeit sein Härtefonds beansprucht wer- sich die Bundesregierung wegen aus Polön in der Rentenversi-
es aber aus finanziellen Grün- Examen schafft, kann unter Um- den, wenn der Student mehr als der schwierigen Versorgungsla- cherung so behandelt, als hätten
sicherheitsempfindlich oder auf den nichtgeben. ge Polens zu dieser humanitären
den Schutz der Verfassung ver- ständen zwei Semester länger 300 DM Miete zahlen muß. Dies sie ihre Versicherungszeit in
pflichtet sind.", sagte Bernrath Neben der Abkehr von der gefördert werden. ergibt in allem eine mögliche Geste entschlossen habe. Damit der Bundesrepublik verbracht
in einem Interview. reinen Darlehensförderung Die Reform wird 1991 bei maximale Fördersumme von solle die spontane Hilfsbereit- und hier Beiträge gezahlt. Dar-
steht bei der Reform eine erheb- Bund und Ländern Mehrkosten 890 DM (bisher 845), die aber schaft der Einwohner der Bun- aus ergaben sich bislang zum
liche Anhebung der Elternfrei- in Höhe von 650 Millionen DM nur von wenigen Studenten tat- desrepublik gegenüber den Po- Teil höhere Renten für Aussied-
beträge im Mittelpunkt. Der verursachen. Die Ausgaben sächlich erreicht wird. len nachhaltig unterstützt wer-
Litauen: Wieder Feiertag Kreis der geförderten Studenten werden mit erheblichen Ein- Siehe auch Kommentar den.
ler als für vergleichbare Versi-
cherte in der Bundesrepublik.
Erstmals seit einem halben
Jahrhundert wird Weihnachten
in Litauen dieses Jahr wieder
ein offizieller Feiertag sein. Das Bundestagsneubau
Parlament der Sowjetrepublik
hat den 25. Dezember sowie den
traditionellen Totengedenktag
am 1. November wieder zu
staatlichen Feiertagen erklärt.
Kosten steigen weiter auf
Rund drei der dreieinhalb Mil-
lionen Litauer sind katholisch. 256 Millionen DM plus x
Millionen für China Bonn (dpa). Die Kostenex- ben. Nach Angaben der Bau-
plosion für den Neubau des ministerin werden alle Bun-
China bekommt die nach der Bundestages geht weiter: Sie destagsfraktionen über den
blutigen Niederschlagung der steigen „nach aktuellem Pla- neuen Sachstand beraten.
Studentenunruhen im Juni ge- nungsstand auf insgesamt 256 Die neuen Kosten seien „das
stoppten 460 Millionen DM Millionen DM" ohne Berück- vorläufige Ergebnis eines von
Bonner Entwicklungshilfe für sichtigung künftiger Baupreis- der Bundesbaudirektion, dem
den U-Bahn-Bau in Shanghai steigerungen. Das teilte Bun- Architekten Professor Beh-
nun doch. Das Ministerium be- desbauministerin Hasselfeldt nisch und dem Büro Drees und
gründete die Freigabe des auf (CSU) nach einer Sitzung des Sommer überarbeiteten • Ko-
sechs Jahre verteilten Darle- Beratungsgremiums in Bonn sten- und Terminplanes", sag-
hens damit, daß der U-Bahn-Bau mit. te Hasselfeldt nach der Bera-
unmittelbar der Bevölkerung Der Haushaltsausschuß hat- tungsrunde mit Bundestags-
Shanghais und dem Umwelt- te nach Angaben seines Vor- präsidentin Süssmuth (CDU)
schutz zugute komme. sitzenden Walther (SPD) we- und Abgeordneten von
gen mehrfacher Nachforde- CDU/CSU, FDP und SPD. Sie
Rau gegen Bevorzugung rungen für den Plenarbereich fügte hinzu: „Die heute vorge-
eine Kostenobergrenze von legten Kostenansätze sind eine
Vor einer Bevorzugung von 202 Millionen DM vorgege- Diskussionsgrundlage."
%
§»*> *a% & DDR-Flüchtlin-
-ülk W gen, Aus- und
/ ^WL Ubgrsiedlern
bei der Woh- Wechsel an der DDR-Spitze
nungssuche
und auf dem
Arbeitsmarkt PREMIERE haben beim Kommando Nord des Bundesgrenzschutzes Frauen in Uniform. 30 meist noch
hat der nord- keine 18 Jahre alten jungen Damen werden seit kurzem in der BGS-Kaserne im niedersächsischen
rhein-westfäli- Uelzen auch im Umgang mit Pistolen geschult.
sche Minister-
(dpa-Funkbild) In- und Ausland reagieren
präsident Jo-
hannes Rau NRW / Staatsdienst
(SPD) gewarnt.
Krenz folgt auf Honecker mit deutlicher Zurückhaltung
Bei .der einhei- Hamburg (dpa). Der Wechsel änderung in den Ost-West-Be-

DDR-Opposition
mischen Bevölkerung könne da-
durch leicht Widerstand gegen
die neuen Bürger aufkommen.
Frauenquote an der Führungsspitze der DDR ziehungen bedeutet." Allerdings
ist im In- und Ausland mit Zu- sei es noch zu früh, zu sagen, ob
rückhaltung aufgenommen wor- der Wechsel von Honecker zu
Die Welle der Sympathie und
die Solidarität der Bundesbür- durch Gesetz den. Bundeskanzler Kohl (CDU) Krenz ein Schritt voran zu mehr
ger mit den DDR-Flüchtlingen
könne dann ins Gegenteil um-
schlagen.
Düsseldorf (dpa). Als erstes
Bundesland hat Nordrhein-
zeigt sich skeptisch sagte, Honecker-Nachfolger Offenheit ist.
Honecker-Nachfolger Krenz Als erster
werde daran zu messen sein, ob Staatschef gratulierte Kreml-
er den Weg für Reformen frei Chef Gorbatschow dem Ho-
ausländischer

Westfalen eine Frauenquote mache. Es dürfe keinesfalls beim necker-Nachfolger. In dem


von 50 Prozent im öffentlichen Fortsetzung der Sicherheitskräfte bei den Austausch von Personen blei- Glückwunschtelegramm an
UdSSR wieder dabei Dienst gesetzlich vorgeschrie- Bei der Opposition in der DDR Demonstrationen in Leipzig ein. ben. Krenz schrieb Gorbatschow, er
Der Weltverband für Psychia- ben. Dies sieht das Frauenförde- überwog gestern Mißtrauen ge- Sie sagte in einem Interview des sei überzeugt, „daß die SED un-
trie hat die Sowjetunion wieder rungsgesetz vor, das der Land- gen den neuen Mann an derRIAS-Fernsehens: „Wenn je- SPD-Chef Vogel forderte den ter
als Mitglied zugelassen. Sie hat- tag gestern gegen die Stimmen SED-Spitze. Das Gründungsmit- mand die Macht übernehmen neuen SED-Generalsekretär die der Führung von Krenz und
Kommunisten der DDR mit
te den Verband 1983 unter dem von CDU und FDP in Düsseldorf glied der Demokratiebewegung will, dann mußte er sich so ver- auf, unverzüglich die Informa- Feingefühl auf die Herausforde-
Vorwurf verlassen, die Psychia- verabschiedet hat. „Neues Forum", Reinhardt halten." Große Teile der Bevöl- tions-, Reise- und Meinungsfrei- rungen der Zeit reagieren wer-
Schult, sagte in Interviews west- kerung fragten sich, ob Krenz heit zu verwirklichen. Der SPD-
trie als politisches Druckmittel Darin wird festgelegt, daß im
zu verwenden. Ein Ausschluß öffentlichen Dienst bei gleicher licher Rundfunksender, er er- der Mann sei, der sich für Refor- te Ehrenvorsitzende Brandt äußer- den." Zuvor hatte die amtliche
Nachrichtenagentur Tass in ei-
sei allerdings möglich, falls sich Qualifikation Frauen solange warte von Krenz keine Neue- men einsetze. Auch müsse sich skeptisch, was das Einge- ner kurzen Notiz über die Wahl
bei einer Untersuchung heraus- bevorzugt eingestellt oder be- rungen. „Krenz .war mitverant- Krenz „große Anstrengungen hen der neuen DDR-Führung von Krenz zum neuen General-
auf die Forderungen nach ernst-
stellen sollte, daß politisch miß- fördert werden, bis ihr Anteil wortlich für die Überfälle auf die machen", um dem Mißtrauen in
Vor zwei der Bevölkerung entgegenzu- haften Forderungen angehe.
sekretär der SED berichtet und
liebige Personen weiter psychi- dem der Männer entspricht. Umweltbibliothek. einen kurzen Lebenslauf des in
atrischer Zwangsbehandlung Dies gilt für Beamte, Angestell- Wochen war er noch in China. wirken.
US-Präsident Bush erklärte der UdSSR kaum bekannten
unterzogen werden. te, Arbeiter und Auszubildende, Dasgen
sind alles keine Empfehlun-
für seine Person." Er fügte
Der SPD-Ehrenvorsitzende zum Wechsel in Ostberlin: „Ich neuen ersten Mannes der DDR
allerdings nur in Bereichen, in an: „Ich glaube nicht, daß sich Willy Brandt, der in Moskau mit glaube nicht, daß dies eine Ver- gesendet.
Streibl ein Jahr im Amt ligt sind. denen Frauen bisher benachtei- die gesellschaftliche Protestbe- Kreml-Chef Michail Gorba-
tschow gesprochen hatte, war
wegung mit ein paar kosmeti-
Der bayerische Ministerpräsi- Alle Parteien erkannten an, schen Veränderungen beruhi- offenbar von den personellen HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE Verlagsleitung
dent Max daß Frauen gefördert werden gen wird." Veränderungen - vorab infor-
Streibl wünscht müssen. Allerdings kritisierten miert. Nur kurze Zeit vor dem ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs. Wigbert
H. Schacht Anzeigenleiter; Horst Prehm.
sich von der CDU und FDP, daß Regelungen Auch bei anderen Mitgliedern Rücktritt Honeckers sagte Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
Bundesregie- zur Vereinbarkeit von Familie der Opposition löste die Ent- Brandt in Bonn, dieser Tag wer- Herausgeber
rung weniger und Beruf wichtiger seien als ein machtung Honeckers keine Sie- de in die Geschichte als derjeni- Rainer Dierichs, Dr, Dietrich Batz, Verlag Dienohs GmbH & Co KG. Frankfur-
Empfindlich- Gesetz zur besseren Einstellung gesstimmung aus. Die Spreche- ge eingehen, an dem die „begin- Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
sel, Ruf 05 61 .' 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
keit und Miß- von Frauen. Gleichzeitig mach- rin des „Neuen Forums", die nende Ummöbilierung" der poli- Chefredakteur nahme 05 61 ; 20 3-3. Fernschreib-Nr.
trauen gegen- ten sie verfassungsrechtliche Ostberliner Malerin Bärbel Boh- tischen Verhältnisse in der DDR Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer 05 61 -20 36. Teletex
über Anregun- Bedenken geltend. ley, ging auf die Zurückhaltung sichtbar geworden sei. 561 81 10. Postgirokonto 155132-608
Stellv. Chefredakteure
gen aus Bayern. Frankfurt/M. Anzeigefipreisliste Nr. 29. Mo-
Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Gleichzeitig Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
empfahl er Verantwortliche Redakteure
Chef vom Dienst; Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
Bonn, die Poli- Neuer SED-Chef Krenz Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
tik besser aus- chen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
zuwerten und an die Bürger her- Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik; Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
anzutragen. Streibl, der jetzt ein
Jahr an der Spitze der Regie-
rung des Freistaates steht, sagte
Biermann: „Jubelperser des Politbüros" Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich: die Frist läuft ab
Claudia Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese- rung:
in einem Gespräch, auch die mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit:
CDU/CSU würde bei dieser Po- DDR Berlin (dpa). Der 1976 aus der den Führungswechsel. „eine wisse, wer Krenz wirklich sei, Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
ausgebürgerte Liederma- welterschütternde Nichtig- da öffentliche Angelegenheiten Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktionen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
litik mehr eigenes Profil zeigen, cher Biermann hat den neuen keit". Krenz sei „der versoffene in der DDR nicht öffentlich sei- Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundschau", .Eschwege, „Harzku-
und die Wählerschaft hätte wie- Lehnart, Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
Ach Du armes Deutsch- Heinemann.
der klarere Konturen vor sich. SED-Chef Krenz als den „mie- FDJ-Veteran, der Jubelperser en. land, dachte ich, es geht also
Chefreporter: Karl-Hermann
Kohl sei im übrigen ein hervor- sesten aller möglichen Kandi- des Politbüros, der optimisti- Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
ragender Bundeskanzler und daten" bezeichnet. In der „ta- sche Idiot, Egon Krenz, das erst mal mächtig vorwärts nach Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
hätte bessere Noten verdient. geszeitung" nannte Biermann ewig lachende Gebiß". Keiner hinten", schreibt Biermann. Redaktion Hannover' Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs.
Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 244 Themen des Tages Donnerstag, 19. Oktober 1989

Wenn die
Erde bebt
Da /aß es eines Tages kommen
würde, wußte jeder, die Frage war
nur, wann and mit, welcher Gewalt.
Jetzt hat das zweite schwere Be-
ben und das zweitschwerste seit
der Katastrophe von 1906 San
Francisco heimgesucht. Die Bilder
im Fernsehen erinnern an das oft-
mals verfilmte Inferno von damals.
Brände erleuchten die Stadt am
Meer, Häuser sind eingestürzt,
Retter bergen die Opfer. Doch ein
Vergleich wäre verfehlt, so stark
i die Erschütterung in aller Welt ist.
Kaliforniens Metropole steht noch,
versank nicht wie vor 83 Jahren in DIE NATIONALSOZIALISTEN hielten Honecker - hier Bilder aus dem Archiv der Geheimen Staats- SEINEN LETZTEN GROSSEN AUFTRITT hatte Honecker bei den
Schutt und Asche. polizei - von 1935 bis 1945 in Haft. Kurz nach der Befreiung durch die Rote Armee begann die DDR-Gründungsfeierlichkeiten vor knapp zwei Wochen. Kreml-
Die Stadt ist nicht mehr aus politische Karriere des jungen Kommunisten. (dpa-Funkbilder) chef Gorbatschow erhielt den obligatorischen Bruderkuß.
Holz, sondern aus Stein und Beton
gebaut. Besondere Bauvorschrif-
ten erhöhen die Bruchsicherheit.
Welche Belastung damit zu über-
Horieckers Karriere begann bereits 1946
stehen wäre, ist allerdings noch Honecker-Erklärung im Wortlaut
nicht erwiesen. Das Beben diesmal

DDR hoffähig gemacht „Zum Wohle des Volkes"


war nur etwa ein Zehntel so stark
wie das von 1906, die Zahlen auf
der Richterskala täuschen inso-
weit. Wie groß die immer drohende
Gefahr ist, zeigen bereits die Liebe Genossinnen und Ge- in unverrückbarer Treue zur
SchwachsteJIen auf den Highways. Von AP-Korrespondent Ingomar Schweiz nossen! Nach reiflichem Über- revolutionären Sache der Ar-
„Hier ist Erdbebenland" liest der legen und im Ergebnis der beiterklasse und zu unserer
Besucher San Franciscos auf vie- gestrigen Beratung im Politbü- marxistisch-leninistischen
len Nummernschildern. Das erfüllte Aiss ein Musikkorps der Bun- schrieb Honecker in „Aus mei- Kommunistischen Partei. An- ro bin ich zu folgendem Ent- Weltanschauung der Errich-
sich in Tragik an den Autofahrern, deswehr vor dem Bonner Bun- nem Leben". fang der 30er Jahre absolvierte schluß gekommen: Infolge tung des Sozialismus auf deut-
die vor allem Opfer der Katastro- deskanzleramt die DDR-Hymne Damals hatte sich Honecker der gelernte Dachdecker einen meiner Erkrankung und nach schem Boden gewidmet. Die
phe wurden. Sie steckten zur spielte und die DDR-Fahne auf- als SED-Sicherheits-und Kader- Lehrgang an der Moskauer überstandener Operation er- Gründung und die erfolgreiche
Hauptverkehrszeit in einer tödli- gezogen wurde, da hatte der chef bereits zu einer Art Kron- Komintern-Schule. 1935 wurde laubt mir mein Gesundheits- Entwicklung der sozialisti-
chen Falle. protokollbewußte Bergmanns- prinz des Staatsgründers Ul- der führende KPD-Jugendfunk- zustand nicht mehr den Ein- schen Deutschen Demokrati-
Die öffentliche Kritik wird sich
sohn von der Saar den Höhe- brichtemporgearbeitet. 1971 lö- tionär von den Nazis verhaftet, satz an Kraft und Energie, den schen Republik, deren Bilanz
nicht mit der gängigen Floskel ab-
punkt seiner politischen Lauf- ste er den im Volk ungeliebten die Zeit bis zum. Kriegsende die Geschicke unserer Partei wir am 40. Jahrestag gemein-
finden, wonach der Mensch nun
bahn erreicht: Erich Honeckers „sächsischen Spitzbart" schließ- mußte er im Zuchthaus Bran- und des Volkes heute und sam gezogen haben, betrachte
einmal ohnmächtig sei gegenüber
Visite in der Bundesrepublik im lich als Ersten Sekretär der Par- denburg verbringen. Ulbricht künftig verlangen. Deshalb ich als die Krönung des Kamp-
übermächtiger Naturgewalt. Viel
Jahr 1987 demonstrierte ein- tei ab. Fünf Jahre später verei- beauftragte ihn in der Folge mit bitte ich das Zentralkomitee, fes unserer Partei und meines
wurde bei der Verkehrsplanung in
drucksvoll die diplomatische nigte Honecker in seiner Person dem Aufbau der Freien Deut- mich von der Funktion des Ge- eigenen Wirkens als Kommu-
einer Region von Millionen Men-
Anerkennung des anderen alle Machtfülle: Er war SED-Ge- schen Jugend (FDJ), deren Vor- neralsekretärs des ZK der nist.
deutschen Staates durch Bonn; neralsekretär, Vorsitzender des sitzender er bis 1955 war. Be- SED, vom Amt des Vorsitzen-
schen versäumt und verschlampt. Es gilt als das größte Verdienst Staatsrates und Vorsitzender reits 1946 wurde Honecker Mit- den des Staatsrates der DDR Dem Politbüro, dem Zentral-
Auch daß spezifische Warnungen des am Mittwoch im Alter von des Verteidigungsrates. glied des SED-Zentralkomitees. und von der Funktion des Vor- komitee, meinen Kampfgefähr-
und Hinweise auf besonders anfäl- 77 Jahren abgelösten Staats- Für manche im Westen war er Zwölf Jahre später, 46 Jahre alt, sitzenden des Nationalen Ver- ten in der schweren Zeit des
lige Gebiete nicht ernstgenommen und Parteichefs, daß er die DDR lange Zeit nur eine Marionette saß er bereits im Politbüro. teidigungsrates der DDR zu antifaschistischen Widerstan-
wurden, wird ein politisches Nach- während seiner 18jährigen Moskaus, andere sahen in ihm entbinden. Dem Zentralkomi- des, den Mitgliedern der Partei
beben verursachen. So geboten Amtszeit aus der internationa- In seiner Ära rückte die DDR
einen deutschen Patrioten, der unter die zehn führenden Indu- tee und der Volkskammer soll- Landesallen
und Bürgern unseres
danke ich für jahr-
das alles ist, kann nichts die strah- len Isolation herausgeführt und te Genosse Egon Krenz vorge- zehntelanges gemeinschaftli-
lende Stadt am Pazifik von ihrem an der Trennungslinie zwischen strienationen der Welt auf, für
in der Staatengemeinschaft hof- Ost und West immer wieder die die Sowjetunion wurde Ost- schlagen werden, der fähig ches und fruchtbares Handeln
Standort, einer Grenzsituation zwi- fähig gemacht hat. und entschlossen ist, der Ver- zum Wohle des Volkes.
schen sich reibenden Erdplatten, „Verantwortungsgemeinschaft" deutschland zu einem herausra-
beider Staaten,für den Frieden genden Partner. Doch gerade in antwortung und dem Ausmaß
verrücken. Die nächste, womöglich Für den deutschen Kommuni- der Arbeit so zu entsprechen, Meiner Partei werde ich
noch stärkere Erschütterung sten war es ein dorrienreicher proklamierte.- Über einen festen den vergangenen Jahren hatte
„Klassenstandpunkt" Honek- die „unverbrüchliche" Freund- wie es die Lage, die Interessen auch in Zukunft mit meinen
kommt bestimmt. Die bange Frage Weg. In seiner Biographie gibt der Partei und des Volkes und Erfahrungen und mit meinem
er zu, der Chef Organisator beim kers bestand nie ein Zweifel. schaft arge Risse bekommen.
j lautet nur, wann. Seine Maxime lautete: ^,Der So- Die neue Linie Honeckers laute- die alle Bereiche der Gesell- Rat zur Verfügung stehen.
Alfred Brugger Bau der Berliner Mauer im Jahr schaft umfassenden Vorberei- Ich wünsche unserer Partei
1961 gewesen zu sein. Ihm sei zialismus in der DDR ist unwiv te seit einiger Zeit: „Sozialismus
derruflich." " ''','., ja, aberiivden Farben der DDR". tungen des XII. Parteitages er- und ihrer Führung auch wei-
vom damaligen ersten Mann des fordern." terhin die Festigung ihrer Ein-
Landes, Walter Ulbricht, „die Bereits, mit. 17 Jahren, wurde ,,/ Zehntausende , von .frustrier- heit und Geschlossenheit und
Ein Schritt in die Vorbereitung und Durchfüh- der am 25. August 1912 im saar- ten Bürgern ziehen dieser Tage „Liebe Genossen! Mein gan- dem Zentralkomitee weiteren
rung der hierfür erforderlichen ländischen Neunkirchen gebo- daraus ihre persönliche Konse- zes bewußtes Leben habe ich Erfolg." Erich Honecker
rene Honecker Mitglied der quenz.
richtige Richtung Aktionen" übertragen worden,

ötudenten, deren weiterer Ausbil-,


Steile Karriere des Schneidersohns
dungs- und damit Lebensweg von
einem staatlichen Stipendium ab-
hängt, aber auch solche aus Fami-
lien mit mittlerem Einkommen kön-
nen aufatmen. Die jetzt vom Kabi-
nett gebilligte Bafög-Novelle läßt
Krenz: Schon lange
mit ihrer Erhöhung der Zuschüsse
und Darlehen, aber auch mit der
deutlichen Anhebung der Einkom-
mensgrenze gerade auch denjeni-
Honeckers Kronprinz
gen, die bisher um einen geringen Von dpa-Korrespondent Bernd Kubisch
Betrag aus der Förderung heraus-
gefallen waren, aber dennoch nur
schwer ein Studium finanzieren
Kei-ein SED-Politiker der Nach- bis 1964 und wieder von 1967
folge-Generation hat schon in an; Vorsitzender der Pionieror-
konnten, ein wenig mehr Spiel- vergleichsweise jungen Jahren ganisation ab 1971, seit Anfang
raum. solch eine Karriere gemacht wie 1974 Erster Sekretär des FDJ-
Daß das aufgenommene Geld Egon Krenz (52), der bei seinem Zentralrats und - wie Honecker
ab Herbst 1990 nur noch zur Hälfte Werdegang einiges gemeinsam - neun Jahre Chef des Jugend-
zurückgezahlt werden muß, mil- hat mit Erich Honecker. Als verbandes.
, dert den immensen Druck des be- 46jähriger wurde er - fast im Ins SED-Zentralkomitee kam
ruflichen Risikos nach dem Ex- Alter wie damals Erich Ho- Krenz 1971. Zehn Jahre später
amen. Denn nicht nur der schmale necker - Vollmitglied im Polit- wurde er Mitglied des Staatsra-
studentische Geldbeutel, auch die büro. Der „Benjamin" erhielt als tes. Für seine Berufung als Se-
Zukunftsvision von einem Schul- Sekretär des Zentralkomitees kretär des ZK mit Politbüro-
denberg bei anhaltender Arbeitslo- die wichtigen Bereiche Sicher- Vollmitgliedschaft ab 26. No-
sigkeit hat manche(n) vom Studi- heit und Kaderfragen, außerdem vember 1983 soll sich vor allem
um abgeschreckt. In Bonn ist man Jugend und Sport, und kam seit Honecker stark gemacht haben.
jetzt mit Taten - und die allein dieser Zeit mehr und mehr als Im folgenden Jahr wurde Krenz
zählen - der schon länger vorhan- Honecker-Kronprinz ins Ge- dann auch einer der Stellvertre-
denen Einsicht gefolgt, daß nur die spräch. ter Honeckers als Staatsratsvor-
bestmögliche Ausbildung des aka- „Geh' mal runter, Egon, vielleicht kannst du das Volk beruhigen!" sitzender.
demischen Nachwuchses Fortbe- (Karikatur: Wolf)
stand und Weiterentwicklung ga- In der Sache hart
. rantieren können: Nicht nur für das Wirkt recht sicher
betroffene Individuum, sondern für
die ganze Gesellschaft. Presse-Echo Der am 19. März 1937 in Kol-
berg geborene Krenz gilt im Ton Gesprächspartnern fällt auf,
Darum ist es auch recht und bil- freundlich, in der Sache hart. Er daß Krenz im Gegensatz zu an-
lig, daß alle (aus ihren Steuergel- Mit der „Hitparade" der Umweltschützer ropa als vorbildlich dasteht... der Bürger in ihr Engagement, sei „hart im Austeilen, aber deren SED-Funktionären auch
dern) an diesen Kosten beteiligt befaSt sich der Woran liegt es, daß radikale Ak- ihre Glaubwürdigkeit und ihre auch im Einstecken", wird ge- ohne Redetext und hölzernes
werden, die ja in ihrer Gesamtheit tivisten wie zum Beispiel von Sachkunde in Umweltfragen ist sagt. Locker und selbstbewußt Sozialisten-Deutsch recht si-
dennoch in erster Linie von den Münchner Merkur „Greenpeace" die Herzen der ziemlich gering. gab er sich bei Oskar Lafontaine cher wirkt. Als FDJ-Chef zeigte
Familien der Studenten aufge- MÜNCHNER ZEITUNG Bundesbürger erobert zu haben in Saarbrücken im Juni 1989. der heute 52jährige bei öffentli-
bracht werden. Talente, und neue Die vom Institut für Demoskop- scheinen und offizielle Stellen Schließlich die Vorwürfe über die DDR-Hal- chen Auftritten nicht selten ei-
Ideen, die sie entwickeln können, pie in Allensbach vorgelegte wie das Umweltbundesamt nur tung zum blutigen Militärein- nen krampfhaft auf „jugendli-
zu verschenken, kann sich kein „Umweltpolitiker-Hitparade" von wenigen als vorbildlich an- OFFENBACH POST satz in China versuchte er mit chen Schwung" angelegten Stil.
Staat leisten. Hier setzt Bonn end- läßt besonders für die Union gesehen werden? Ein Grund ist dem Satz zu kontern, man könne Bei Beobachtern in Ostberlin hat
lich die richtigen Prioritäten, ohne Schlimmes befürchten. Zwar die „Kunst" vieler Politiker, je- Ein gerüttelt Maß Politikver- nicht von den „Horrordarstel- Krenz, der bisher eher zu den
damit schon den Idealzustand zu rangiert ihr berufsmäßiger Umr den auch noch so guten Vor- drossenheit im allgemeinen mag lungen der BRD-Medien" ausge- Hardlinern im Politbüro gerech-
schaffen. Auch wenn die Schüler, weltschützer Klaus Töpfer vor schlag in endlosen Konferenzen bei der Umfrage eine Rolle ge- hen. net wurde, seit seiner FDJ-Zeit
was bedauerlich bleibt, aus die- dem Grünen Joschka Fischer an: und Debatten erst einmal zu zer- spielt haben. Noch größer aber Krenz, Sohn eines Schneiders, an Profil gewonnen.
sem Förderplan noch ausgeklam- erster Stelle, doch danach heißt reden. ist vermutlich der Effekt, den kam 1953 in die FDJ, zwei Jahre Es wird Krenz nachgesagt,
mert bleiben - es ist ein Schritt in es erst einmal Fehlanzeige. spektakuläre Aktionen, wie sie später in die SED, absolvierte daß er gern ein Gläschen trinke.
die richtige Richtung. Selbst einem saarländischen Zum selben Thema die . nun einmal von Greenpeace re- eine Lehrerausbildung. Schliff Andere glauben zu wissen, eine
Claudia Sandner-v.Dehn SPD-Umweltminister Jo Leinen, gelmäßig aufgeführt werden, für seine Karriere erhielt er sehr gefährliche Zuckerkrank-
dessen Amtsführung alles ande- BENINER MORGENPOST beim Bürger haben. Das Anket- 1964 bis 1967 auch an der Par- heit mache ihm arg zu schaffen.
re als unumstritten ist, trauen ten an mit Giftmüll beladene teihochschule der KPdSU in Gesprächspartner betonen da-
die Bundesbürger mehr Kompe- Das Ergebnis der Meinungs- Schiffe ist allemal eindrucksvol- Moskau, an der er den Grad ei- gegen, daß ihnen Krenz nicht als
Das Zitat tenz zu als Kohl, Späth, Wall-
mann, Albrerht und Streibl.
umfrage ... müßte unsere Politi- ler als die mühevolle und lang-
wierige .Gesetzesarbeit in Bonn,
nes Diplom-Gesellschaftswis- Schwerkranker begegnet sei
ker eigentlich sehr erschrecken senschaftlers erwarb. Wichtige und als Honecker-Vertreter bei
„Totgesagte leben länger!"
Und das, obwohl die Umweltpo- - ungeachtet ihrer Parteizuge- mit der Wege zur Müllvermei- politische Stationen: Sekretär dessen Erkrankung und Urlaub
litik der Bonner Koalition in Eu- hörigkeit. Denn das Vertrauen dung erschlossen werden sollen. des FDJ-Zentralrats von 1961 recht souverän fungierte.
Erich Honecker am 5. Oktober
HESSIS KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGE
UNABHÄNGIG KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,10 DM Nr. 245 • Freitag, 20. 10. 1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

DDR-Flüchtlinge Literatur/Cela
1990 Übersiedler 29 Tote Schalke - KSV Zum Tage
Über Ungarn Bauen Nobelpreis Wenig Erdbeben Siebert: Keine Geste
kamen 1900 teurer an Spanier Hoffnung in China 2:0 für 04 Ihre Entscheidungen sind uner-
Warschau/München (dpa). forschlich wie das Schicksal. Wie-
Der Strom von DDR-Flüchtlin- Bauherren wer- Der Spanier Ca- Wird sich nach Während in San „Auf Schalke" - der hat die schwedische Akade-
gen über Ungarn nach Bayern den im kommenden milo Jose Cela dem Machtwechsel Francisco Nachbe- das war für die Fuß- mie alle Erwartungen und Spekula-
und zur Bonner Botschaft in Jahr tiefer in die Ta- (Foto) erhält den Li- in der DDR etwas ben die Aufräu- baller des KSV Hes- tionen über den diesjährigen Preis-
Warschau hat wieder kräftig zu- sche greifen müs- teratur-Nobelpreis. bewegen? Ehemali- mungsarbeiten be- sen Kassel schon träger enttäuscht, hat zum wieder-
genommen. In der polnischen sen. Nach Ansicht Die Akademie be- ge DDR-Bürger, die hinderten, ereignete immer ein besonde- holten Male verdiente Anwärter
Hauptstadt sollen sich mittler- des Deutschen Bau- gründete ihre Ent- jetzt in Kassel leben, sich auch im Nor- rer Hit. Für das heu- aus vielen Ländern auf die literari-
weile über 1750 Ausreisewillige gewerbes werden scheidung damit, er äußerten sich in ei- den Chinas ein Erd- tige Match im Park- sche „Heiligsprechung" übergan-
in der Vertretung der Bundesre- sich die Preise im habe eine „Vision ner Umfrage eher beben. Mindestens stadion tippt Günter gen. Graham Greene und Doris
publik gemeldet haben. Gestern Durchschnitt mögli- der Ausgesetztheit pessimistisch über 29 Menschen ka- Siebert, Kasseläner Lessing, Günter Grass und Max
abend landete das zweite Char- cherweise um vier des Menschen" ge- die Reformaussich- men ums Leben. und später dreimal Frisch, seit Jahren.im Gespräch für
terflugzeug mit etwa 150 DDR- Prozent verteuern. staltet. Siehe Kul- ten in ihrer ehemli- 8000 Häuser stürz- Schalker Präsident, diese herausragende Ehrung, ha-
Flüchtlingen aus Warschau in Siehe auch Wirt- turteil und „Zum gen Heimat. Siehe ten ein. Siehe „Blick einen 2:0-Sieg des ben wohl längst die Hoffnung auf-
Düsseldorf. schaft. Tage". Lokalteil. in die Zeit". FC. Siehe Sport. gegeben, die Stockholmer Juroren
Über Ungarn sind bis gestern mit ihrem Werk zu beeindrucken.
morgen 1900 Übersiedler aus Und wer es für möglich gehalten
der DDR nach Bayern gekom- hätte, daß die weltfernen Kunst-
men. Am Vortag waren es 1238.
Ursache für das Anschwellen
Treffen mit Kirchenvertretern richter im hohen Norden ihr immer
deutlicher zu Tage tretendes geo-
des Flüchtlingsstroms sind of- graphisches Rotationssystem bei
fenbar die einwöchigen Herbst- der Preisvergabe in diesem Jahr

Krenz bekräftigt
ferien in der DDR. Sie enden an unterbrechen oder gar aufgeben
diesem Sonntag. Seit Öffnung
der ungarisch-österreichischen
Grenze am 11. September haben
5 0 Millionen würden, sah sich erst recht ent-
täuscht. 1989 war die spanische
Literatur „dran"; und gegen den in
sich nahezu 50 000 DDR-Bürger Getriebe seinem Heimatland vielfach preis-

„Wende" zum
auf diesem Weg in den Westen gekrönten Romancier Camilo Jose
abgesetzt. In der bundesdeut-
schen Botschaft in Prag halten
sich nach wie vor etwa 50 Aus-
aus Kassel Cela, einen Erneuerer der spani-
schen Nachkriegsliteratur zumal,
ist sicher nichts einzuwenden.
reisewillige auf. 19. OKTOBER 1989 Aber es hatte ja auch sein kön-

NRW in Leipzig offenen Dialog nen, daß die Akademie, ange-


sichts der akuten Bedrohung Sal-
man Rushdies (in England Träger
des „Booker", im Rang ähnlich un-
serem Büchnerpreis) ein Zeichen
DDR sagt Berlin (dpa/AP). In die offizielle DDR-Politik kommt offen-
bar Bewegung. In einem Gespräch mit führenden Vertretern
gegen den Angriff auf die Freiheit
des Worts - nicht nur dieses Au-
tors — gesetzt hätte. Die Geste
Kulturschau ab der evangelischen Kirche unterstrich der neue SED-General-
sekretär Egon Krenz gestern seine Bereitschaft, „eine Wen-
blieb aus. Wen der Nobelpreis
trifft, ist eben Schicksal.
Claudia Sandner-v.Dehn
Düsseldorf (AP). Die Regie- de" zu einem offenen und ausgewogenen Dialog über alle
rung der DDR hat eine für No- wichtigen Fragen einzuleiten.
vember vereinbarte nordrhein- Studentenberg/Grüner
westfälische Kulturpräsentation Bei dem Spitzengespräch zwi- Ausschüssen müßten die Fragen
in Leipzig abgesagt. Minister- schen Staat und Kirche, das dem zur Diskussion gestellt werden,
präsident Rau sagte am Don- Vernehmen nach bereits vor der „die uns he\ite hemmen in der
nerstag, die DDR-Führung habe Ablösung Honeckers verabre- weiteren Entwicklung unserer
am Mittwoch abend mitgeteilt, det worden war, waren sich bei- sozialistischen Gesellschaft".
»Minister sind
daß sie die mit Erich Honecker de Seiten nach Angaben von
vereinbarte Kulturpräsentation ADN einig, jetzt Vertrauen in Wende Als Zeichen für eine mögliche
zum gegenwärtigen Zeitpunkt der DDR zu schaffen. Krenz und Beobachtern in der DDR wurde von übergeschnappt'
auch die Anwei-
nicht für realisierbar halte. die evangelischen Kirchenfüh- sung des Ministerates an das In-
Gleichzeitig habe die DDR um rer hätten darin übereingestimt, nenministerium in Ostberlin Bonn (dpa). Der Vorsitzende
eine Verschiebung auf einen daß alle Bevölkerungsteile als wertet, umgehend einen Gesetz- ge- rli's Bundestags-Bildungsaus-
„günstigeren, später zu verein- mündige Bürger unter Wahrung entwurf für Reisen von DDR- stliüsses, der Grünen-Politiker
barenden Zeitpunkt" gebeten, aller staatsbürgerlichen Rechte Bürgern ins Ausland auszuar- Dietrich Wetzel, hat den Fi-
sagte Rau im Landtag. und Pflichten an der demokrati- beiten und der Regierung vorzu-
50millionstes VW-Getriebe aus Kasse! üciiizministern von Bund und
Ländern vorgeworfen, die ge-
Der SPD-Politiker bedauerte schen Willensbildung beteiligt legen. Landesbischof Leich er- Neue Superlative beim VW-Konzern: Gestern lief im Werk Kassel genwärtigen Hochschulproble-
die Entscheidung und sagte, für sein sollten, „damit im' Leben klärte zudem nach dem Ge- in Baunatal (19 220 Mitarbeiter), der größten Getriebefabrik ,der me „in einer nicht mehr hin-
viele Menschen in der DDR sei gilt, was Recht und Gesetz ist". spräch mit Krenz, er erwarte, Welt, das 50millionste Getriebe vom Band. „Dies ist ein Augen- nehmbaren unverschämten
die Frage, ob und wann es zu Außerdem sprach Krenz an daß es bald „großzügigere Er- blick, auf den die Mannschaft hier stolz sein kann", erklärte VW- Weise" zu ignorieren. „Die Fi-
solchen kulturellen Austausch- seinem ersten Arbeitstag als Ge- weiterungen" der bisherigen Vorstandsmitglied Günter Hartwich. Unser Foto zeigt von rechts nanzminister sind überge-
' Veranstaltungen zwischen den neralsekretär auch mit Arbei- Reisepraxis geben werde. Er Werksleiter Fritz Zorn, Hartwich, VW-Mitarbeiter Rainer schnappt". Bei 800 000 Studien-
beiden deutschen Staaten kom- tern eines Werkzeugmaschi- traue Krenz zu, den Unmut der Schmidt - der das gute Stück, das dem VW-Museum in Wolfsburg plätzen und fast 1,5 Millionen
me, „ein Gradmesser für die Of- nen-Kombinats in Ostberlin Bevölkerung besänftigen zu zur Verfügung gestellt werden soll, präsentierte - und Betriebs- Studenten könne man den
fenheit und Gesprächsfähigkeit können und zu einem gemensa- rats-Chef Karl-Heinz Mihr. Siehe auch Wirtschaft. „Überhang" von über 650 000
der neuen Führung". men Dialog zu kommen. (bre / Foto: Haun) nicht einfach zu Schein- und
Wie die Ostberliner über den Parkstudenten erklären. Wetzel
Wechsel in der Partei- und Staats- nahm damit Stellung zu einem
Prager Cafe führung denken, lesen Sie auf Nur Übergangslösung? Bundestag / Differenzen in der Koalition Brief der Finanzminister an Kohl
Themen des Tages". Dort finden und an die Ministerpräsidenten.
Sie auch den Kommentar.
Dennoch überwogen am Don- Darin heißt es, die Finanzmini-
Razzia mit
Festnahmen
über aktuelle Probleme. Dabei
mußte er sich - wie überra-
schend auch im DDR-Fernsehen
nerstag eher pessimistische Er-
wartungen über einen neuen
Reformkurs. Krenz, der von ei-
ner „Wende" gesprochen hatte,
SPD: Mit FDP gegen ster sähen keinen Anlaß, den
Hochschulen mehr Geld zur
Verfügung zu stellen.

Wien (AP). Bei einer Razzia


auf einem Treffen von Vertre-
tern einer internationalen Men-
zu sehen war - heftige Kritik an
den Zuständen im Land anhö-
ren. Krenz erklärte, Nachden-
ken über Veränderungen müß-
aber als „harter SED-Mann" gilt,
wird vielfach als Übergangslö-
sung angesehen.
Der SED-Hoffnungsträger der
Bankenmacht angehen Argentinien / England

schenrechtsgruppe mit tsche-


choslowakischen Bürgerrecht-
ten alle.
Volkskammerpräsident Sin-
Systemkritiker, der Erste Sekre-
tär der Dresdner SED-Bezirks- Bonn (AP/dpa). Die Sozialde-
mokraten haben der FDP ange-
zur Begrenzung des Anteilsbe-
sitzes an Industrie- und anderen
Feindseligkeit
dermann kündigte inzwischen leitung, Modrow, hält dagegen
lern in Prag sind am Donnerstag
nach Mitteilung unterrichteter
Wiener Kreise . 14 Menschen
an, daß das DDR-Parlament sei-
ne Arbeitsweise verbessern
einen „tiefen Wandel für unab-
dingbar".
boten, in der nächsten Wahlpe-
riode gemeinsam gesetzliche Re-
Unternehmen ab.
Der FDP-Vorsitzende Lambs- beigelegt
werde. Im Plenum und in den Fortsetzung nächste Seite gelungen zur Begrenzung der dorff bedauerte, daß die Union
vorübergehend festgenommen Bankenmacht gegen die zögern- „in der ordnungspolitischen Be- Madrid (AP). Sieben Jahre
worden. In Polizeigewahrsam de Haltung der Union durchzu- wertung des Themas Banken- nach dem Falklandkrieg haben
genommen worden seien unter setzen. In einer Debatte des Bun- macht einen weniger scharfen Großbritannien und Argenti-
anderen der frühere tschecho- destages legten gestern alle Blick hat als die FDP". Jedenfalls nien am Donnerstag beschlos-
slowakische Außenminister Jiri Wissenschaftler zur Fluchtwelle Fraktionen die ihrer Ansicht habe sie in der Arbeitsgruppe sen, das Kriegsbeil zu begraben
Hajek sowie die Schriftstellerin nach notwendigen Schritte zur der Koalition bislang kein positi- und wieder normale Beziehun-
Eva Kantukova und der Philo- Begrenzung der Bankenmacht ves Votum zur Rückführung des gen aufzunehmen. Nach Ver-
soph Radim Palous. Alle hätten
an einer Begegnung in einem
Cafe teilgenommen, erklärten
DDR verliert Milliarden vor, wobei erneut Differenzen
zwischen FDP und Union deut-
Anteilsbesitzes abgegeben, was
die FDP nach wie vor für geboten
halte. Sie werde nach der Bun-
handlungen in Madrid wurde
bekanntgegeben, beide Regie-
rungen hätten zur Kenntnis ge-
die Informanten. Später hieß es, lich wurden.
Berlin (dpa). Die Ausreise- Universität Halle/Wittenberg Der CDU-Abgeordnete Rudolf destagswahl auf dieses Thema nommen, daß es keine Feindse-
bis zum Abend seien alle wieder zurückkommen, versicherte er. ligkeiten mehr gebe.
freigelassen worden. und Flüchtlingswelle kostet in einem Beitrag für die FDJ- Sprung bekräftigte zwar das
die DDR Milliarden. Bei einem Zeitung „Junge Welt" am Don- Ziel, noch in dieser Wahlperiode Der SPD-Abgeordnete Roth
Hajek leitet die sogenannte Nationaleinkommen von nerstag. Das seien rund 330 für mehr Transparenz und Of- bot der FDP daraufhin an, in der
Helsinki-GFuppe in der CSSR, 268,4 Milliarden DDR-Mark Millionen Mark, betont der fenlegung bei den Aufsichtsrats- nächsten Legislaturperiode ge-
die sich die Überwachung der und gegenwärtig 8,6 Millionen Wissenschaftler. Da es sich mandaten der Banken zu sorgen. meinsam Regelungen zum An- Quoten vom Mittwochslotto
Einhaltung der Menschenrechte Berufstätigen der DDR gingen vornehmlich um junge Leute Zur Frage einer Beschränkung teilsbesitz zu finden. Die SPD Ziehung A: Gewinnklasse 186 755,90
zur Aufgabe gemächt hat. pro zehntausend Ausreisende handele, verliere die DDR auf der Zahl der Mandate erinnerte schlug vor, den Anteilsbesitz auf DM; II 47 715,70 DM; III 2195,50
Der Schriftsteller Vaclav Ha- 30 vor ihnen liegende Arbeits- fünf Prozent zu beschränken, die DM; IV 51,- DM; V 4,20 DM.
jährlich 0,12 Prozent des Na- er indes daran, daß schon heute Ziehung B: Gewinnklasse I
vel und ein weiterer Dissident tionaleinkommens verloren, jahre berechnet zehn Milliar- nur zehn Aufsichtsratsmandate Aufsichtsratsmandate auf fünf 1 919 606,60 DM; II 68 165,30 DM;
sind der Festnahme nur knapp sagte der Wirtschaftswissen- den Mark pro zehntausend pro Kopf erlaubt sind. „Dabei zu vermindern und das Depot- III 4558,80 DM; IV 69,10 DM; V 5,30
entgangen, da sie durch Zuruf schaftler Peter Thal von der Ausreisende. sollte es bleiben." Die Union leh- stimmrecht zu beschränken. DM.
vor dem Cafe gewarnt wurden. ne auch gesetzliche Regelungen Siehe auch Kommentar (Ohne Gewähr)
Nr. 245 Tolitik Freitag, 20. Oktober 1989

Namen und Von DDR-Führung . Wohlfahftsverbände Gipfel-Thema Südafrika Bundestagsstreit um Wohnungsmangel


Nachrichten

Schamir bleibt hart


Genscher mahnt Für höhere
Reformen an Sozialhilfe
Thatcher lehnt
Sanktionen ab
Hasselfeldt:
Der israelische Ministerpräsi-
dent Izchak
Schamir hat be-
kräftigt, . daß
Frankfurt (AP). Bundesaußen- Bonn (dpa). Die Sozialhilfe Kuala Lumpur (dpa). Die briti-
minister Genscher hat die neue muß nach Ansicht der Wohl- sche Premierministerin That-
Führung der DDR aufgefordert, fahrtsverbände „endlich auf ein cher hat sich am Donnerstag in
Nicht vorhersehbar
seine Regie- den angekündigten Dialog mit Niveau angehoben werden, das der Südafrika-Frage erneut der Bonn (dpa). Über die gegen- des sozialen Wohnungsbaus
rung am bibli- Bevölkerung, Kirchen, dem einem der reichsten Länder der überwältigenden Mehrheit der wärtige Wohnungsnot in der verlangt und ihre eigenen Mittel
schen „Lande „Neuen Forum" und anderen Welt angemessen ist". Sie ap- Commonwealth-Staaten entge- Bundesrepublik ist es am Don- zurückgefahren.
Israel" festhal- Oppositionsgruppen „nun auch pellierten am Donnerstag an die gengestellt und sich geweigert, nerstag in einer von der SPD Die Ministerin kündigte eine
ten und „keinen tatsächlich" zu führen. Bei der Ministerpräsidenten der Bun-neuen Sanktionen gegen Preto- beantragten Aktuellen Stunde Erhöhung der Mittel für den so-
zweiten arabi- Eröffnung der Konferenz des In- desländer, auf ihrer Sitzung ria zuzustimmen. Auf dem Gip- im Bundestag zu gegenseitigen zialen Wohnungsbau ab 1991,
schen Staat auf ternationalen Instituts für Ost- Ende Oktober in Berlin das lan- feltreffen der Regierungschefs Schuldzuweisungen von Koali- eine „rechtzeitige" Wohngeld-
israelischem West-Sicherheitsstudien for- ge vorbereitete neue Berech- der 49 Commonwealth-Mitglie- tion und Opposition gekommen. erhöhung und als zentrale Maß-
Boden dulden derte Genscher am Donnerstag nungsschema zu verabschieden. der' in der malaysischen Haupt- SPD und Grüne hielten der Bun- nahme umfangreiche baurecht-
wird". In einer in der Frankfurter Paulskirche: Es sollte ursprünglich 1990 ein- stadt Kuala Lumpur vertrat sie desregierung vor, sie habe den liche Änderungen an, um das
ungewöhnlich „Daraus müssen sich grundle- geführt werden. Die Wohl- unverändert ihre Auffassung, sozialen Wohnungsbau 1988 Bauen zu beschleunigen.
scharfen Rede sagte Schamir in gende Reformen ergeben." Die fahrtsv^rbände seien zur Zeit daß zusätzliche politische mit etwas über 200 000 neuen Der CDU-Abgeordnete Wer-
Jerusalem: „Dies ist unser Land neue Führung in der DDR werde" verbittert über die Hinauszöge- Druckmittel „kontraproduktiv" Wohnungen systematisch auf ner Dörflinger forderte spürbare
seit dem Morgengrauen der Ge- von den Menschen ihres Landes rung. wären, um Südafrika zur Aufga- den „Tiefstand seit 1949" ge- Erleichterungen in der Bauleit-
schichte, und so wird es immer „daran gemessen werden, wie Die Anpassung der Berech- be seiner Apartheid-Politik zu bracht. Wegen der Flüchtlinge planung. Die Fristen für die Bür-
bleiben." entschlossen und konsequent nungsgrundlage an die tatsäch- zwingen. und Ostaussiedler verfalle sie gerbeteiligungen könnten dabei
sie den Weg von Dialog und Re- lichen Verbrauchsgewohnhei- Nach Angaben britischer nun in Panik. Bundesbaumini- verkürzt werden. Peter Conradi
formen beschreiten wird". ten der unteren Einkommens- Konferenzkreise sagte That- sterin Hasselfeldt (CSU) und an- (SPD) äußerte daraufhin die Be-
Opposition will Spenden Die Bundesregierung wolle schichten sei dringend notwen- cher, daß Sanktionen Südafrikas dere Sprecher der Koalition fürchtung, die Koalition wolle
Die beiden Oppositionsparteien sich nicht einmischen in die in- dig, sagte der Bundesvorsitzen- neuen Staatschef de Klerk ent- wiesen diese Vorhaltungen und den Schutz der Mieter im Bau-
im Landtag von Nordrhein- neren Angelegenheiten der de der Arbeiterwohlfahrt, Her- mutigen könnten, die von ihm in die Kritik zurück, die Regierung recht schwächen. Die Regierung
Westfalen, CDU und FDP, ha- DDR, erklärte Genscher, „aber mann Buschfort, als Sprecher Aussicht gestellten Reformen habe die Probleme seit Jahren sei „in Panik geraten... und zu
ben gestern an die Bürger des wir wollen, daß sich die Men- der Wohlfahrtsverbände vor durchzuführen. Auch argumen- geleugnet und verniedlicht. jeder Dummheit bereit".
Landes appelliert, durch Spen- schen in der DDR in die inneren der Presse in Bonn. Dies werde tierte die Premierministerin, daß Frau Hasselfeldt sagte, in der Conradi und die Grünen-Ab-
dengelder die Arbeit der zentra- Angelegenheiten des Staates, in bei der Einführung etwa eine Sanktionen auf Kosten des ar- jetzigen Größenordnung sei „der geordnete Oesterle-Schwerin
len Erfassungsstelle in Salzgitter dem sie leben, einmischen kön- Milliarde Mark zusätzlich ko- men schwarzen Bevölkerungs- jetzt deutlich gewordene Man- empörten sich über die jetzt ge-
für Menschenrechtsverletzun- nen". Genscher forderte zu ei- sten. Vor allem Alleinerziehen- teils Südafrikas gehen würden. gel an Wohnungen" für nieman- planten Vorhaben von Fertig-
gen in' der DDR sicherzustellen. ner verstärkten Kooperation der de und kleine Haushalte erhiel- Die Sanktionsfrage hatte schon den vorhersehbar gewesen. Die bau- und Tafelbauweisen. Die
Die SPD-geführte Landesregie- westlichen Welt mit den reform- ten heute zu wenig Sozialhilfe. beim letzten Gipfel vor zwei Ministerpräsidenten der Länder Koalition habe aus den 60er und
rung hat die Finanzierung der orientierten Staaten Osteuropas Betroffen sind rund 2,5 Millio- Jahren Thatcher und die übri- hätten einstimmig den Rückzug 70er Jahren mit Trabantenstäd-
Erfassungsstelle aus öffentli- auf. Das wirke unterstützend. nen Sozialhilfeempfänger. gen Regierungschefs entzweit. des Bundes aus der Förderung ten nichts gelernt.
chen Mitteln eingestellt.

Zweitwährung für Esten Bonn prüft / Bei Schadstoffverminderung


Die baltische Sowjetrepublik
Estland plant die Ausgabe einer
Zweitwährung, die den Rubel
teilweise ersetzen soll. Wie in
Bald Förderung von Diesel-Pkw?
Moskau gemeldet wurde, soll
allen Bewohnern Estlands von Bonn (dpa). Die Regierungs- Grenzwerte positiv gegenüber.
Januar 1990 an ein bestimmter koalition prüft jetzt auch ver- Redner von SPD und Grünen
Prozentsatz ihrer Einkommen in stärkt die Möglichkeiten der fi- lehnten die Katalysator-Förde-
Zertifikaten ausgezahlt werden, nanziellen Förderung schad- rung generell ab und forderten
für die sie Konsumgüter kaufen stoffverminderter Diesel-Pkw. eine drastische Besteuerung des
könnten, die für Rubel nicht zu Das haben Sprecher von Energieverbrauchs.
erhalten seien. CDU/CSU und FDP sowie Bun- Es fehle ein Gesamtkonzept
desumweltminister Töpfer mit Tempolimit und Mineralöl-
(CDU) am Donnerstag im Bun- steuererhöhung, weniger Land-
,Mehr Geld für Gefangene' destag in der ersten Lesung über schaftsverbrauch sowie Gebo-
Justizminister Hans Engelhard die Förderung des Drei-Wege- ten und Verboten.
| (FDP) hat sich Katalysators bei benzinbetrie- Der Gesetzentwurf der Bun-
| nachdrücklich benen Autos deutlich gemacht. desregierung sieht bei Neuwa-
i für eine Eihbe- Der FDP-Abgeordnete Rind sag- gen eine befristete Steuerbefrei-
S ziehung, '. der te, er stehe einer Einbeziehung ung bis Ende Juli 1991 vor. Sie
J Strafgefänge5- :- der Diesel-Pkw bei Einhaltung entspricht einer Steuerersparnis
nen inV- die der schärferen amerikanischen von 1100 DM.
Krankeiy- ;.und
Rentenvferai^ ,
cherung • und Ungarn / Arbeitsplatz Bombenanschlag 1974
die Erhöhung
| ihres Ärbeits-i
! entgeltes aus^
| gesprochen. Bei
I der Bundes-
SED-Chef Krenz suchte das Gespräch mit Arbeitern Parteizellen London: Urteile
teten: „Ich bin der Meinung, se gerannt." Es hätte an der werden verboten aufgehoben
tagsdebatte über die Auswir- Die DDR-Nachrichtensendung
ger in die Bundesrepublik flüch- weg mehr gesehen. „Dann sind
kungen des Strafvollzugsgeset- „Aktuelle Kamera" brachte ge-
zes von 1976 forderte Engelhard stern Bilder und Gespräche vom man muß bedeutend mehr auf Vielzahl der Dinge gelegen, die
die Bundesländer auf, trotz lee- Besuch des neuen SED-Gene- die Leute eingehen, auf ihre Pro- sich angestaut hätten. Auch daß
Budapest (dpa). Das ungari- London (AP). In einem aufse-
rer Kassen über derartige Ver- ralsekretärs Egon Krenz (links) bleme, ihre Wünsche und so nicht über die Probleme geredet sche Parlament hat gestern mit henerregenden Prozeß hat ein
besserungen nachzudenken. bei Arbeitern einer Ostberliner "weiter. Wenn det gelingt, ick worden sei, hätte die Leute überwältigender Mehrheit be- Londoner Gericht gestern die le-
Maschinenfabrik. Dabei ging es gloobe, dann kommt det och mit „echt verärgert". Krenz meinte,schlossen, Parteiorganisationen benslangen Haftstrafen für vier
- auch überraschend für die dem Flitzen (Flüchten) zu ste- es sei einfach, alles auszuspre-
an den Arbeitsplätzen zu ver- Angeklagte aufgehoben, die vor
Zweischneidiger Erfolg Fernsehzuschauer in der DDR - hen", sagte ein Reparatur- chen, man müsse es aber auch bieten. Am dritten Tag der vor- 15 Jahren wegen eines Bomben-
Die Kampagne gegen Pornogra- um das Thema Massenflucht. schlosser dem neuen SED-Chef. verändern können. Nachden- aussichtlich bis Samstag dau- anschlags verurteilt worden wa-
phie in der Volksrepublik China Die Arbeiter artikulierten sehr Krenz hatte die Arbeiter nach ken über Veränderungen müß- ernden Sitzung nahmen die Ab- ren. Die Staatsanwaltschaft hat-
hat allem Anschein nach zu ei- deutlich und sehr kritisch die den Ausreisegründen gefragt. ten alle, meinte er. Die Arbeiter-
geordneten mit 323 Ja-, vier Ge- te auf Grund neuer Beweismittel
nem zweischneidigen Ergebnis Umstände und Gründe, die dazu Und das waren die Antworten: antwort: „Na logisch." genstimmen und bei 15 Stimm- daran gezweifelt, daß es beim
geführt. Zwar meldeten die chi- führten, daß so viele DDR-Bür- Die Leute hätten keinen Aus- enthaltungen die Gesetzesvor- Zustandekommen der Geständ-
(dpa-Funkbild)
lage an, die jeden Einfluß von nisse der Angeklagten mit rech-
nesischen Zeitungen auf den Ti- Parteien an den Arbeitsplätzen ten Dingen zugegangen war.
telseiten einen beeindrucken- unterbindet.
den Erfolg, da 30 Millionen por- Amtsantritt Krenz'/ Überraschung im DDR-Fernsehen Bisher war die kommunisti- Die Urteile waren selbst dann
nographische Bücher und Zeit-
schriften abgeliefert worden sei- sche Sozialistische Arbeiterpar- aufrechterhalten worden, nach-
en; im Blattinneren wurde je-
doch enthüllt, daß auch der Ver-
kauf pornographischer Schrif-
ten im Zuge der Kampagne an-
Live-Fragen an SED-Politiker tei (USAP) in die Hierarchie der dem eine Gruppe der Irisch-Re-
meisten Betriebe integriert ge- publikanischen Armee (IRA)
wesen. 1977 detaillierte Angaben über
Die große Mehrheit für die die Anschläge gemacht hatte.
gestiegen sei. •••••; Abschaffung des Parteieinflus- Die Anklage hatte seinerzeit
Fortsetzung ging es um die Reisefrage. Die suchen in der Bundesrepublik ses in Betrieben überraschte Be- einzig auf den angeblichen Ge-
SED-Politiker äußerten die Er-iim vergangenen Jahr dafür etwa obachter, da sich die Nachfol- ständnissen der vier Beschul-
DGB will Schuldenerlaß : Daran müßten laut Modrow Wartung, daß alle DDR-Bürger 500 Mark brauche, wären das gerpartei der USAP, die Ungari- digten beruht, die diese vor der
alle.Klassen und Schichten - in Zukunft mit der Ausstellung rund 3,5 Milliarden Mark an sche Sozialistische Partei, auf Polizei abgelegt haben sollten.
Der stellvertretende DGB-Vor- insbesondere die Jugend, und eines Reisepasses rechnen kön- Devisen. Berghofer äußerte in ihrem Parteitag Anfang dieses Staatsanwalt Amlot sagte dazu
sitzende Gu- Christen - beteiligt sein. ÄDN nen. Der Dresdner Oberbürger- • diesem Zusammenhang die Er-Monats dafür ausgesprochen
stav Fehren- berichtete auch über diese Äu- meister Berghofer betonte vor wartung, die Bundesrepublik hatte, daß die Parteien weiterhin am Donnerstag, es gebe Bewei-
se, daß die Polizisten Verneh-
bach hat ge- ßerungen, die Modrow vor über allem die Notwendigkeit glei- sollte „?u gegebener Zeit auf an den Arbeitsplätzen aktiv mungsprotokolle
stern einen 2000 Teilnehmern einer Tagung cher Behandlung bei den Anträ- eine Reiseregelung damit rea- bleiben sollten. gefälscht hät-
Schuldenerlaß der.Dresdner SED am Donners- gen auf ein Visum „unabhängig gieren, daß sie Abstand nehme ten.
für alle Bafög- tag machte. Modrow betonte, . etwa von Verwändtschaft im von solchen Positionen wie der
Bezieher gefor- die in" der Sowjetunion gesam-
dert. Einen Tag melte Erfahrung sollte auch in Ausland". Darunter wird in der Obhutspflicht für DDR-Bürger". HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
nach der Ent- DDR auch die Bundesrepublik Am Tag des Rücktritts von Dr. Dietrich Batz. Rainer Dierichs, Wigbert
scheidung der
der DDR genutzt werden.
verstanden. Honecker hat nach Informatio- ALLGEMEINE H. Schacht. Anzeigenleiter. Horst Prehrn.
Bundesregie- Gestern abend wurden DDR- Der Gesellschaftswissen-: nen der „Bild"-Zeitung auch Vertriebsleiter. Gerd Lühring.
Herausgeber
rung, die Aus- Spitzenpolitiker ' erstmals im schaftler Prof. Otto Reinhold, Willy Stoph, der Vorsitzende
des DDR-Ministerrates, um sei- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
bildungshilfe DDR-Fernsehen live und offen- Mitglied des Zentralkomitees inen Rücktritt ersucht. Das Ge- Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
wieder zur bar völlig unszensiert von DDR- der SED, rechnete jedoch die such Stophs sei jedoch abge- Chefredakteur nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr.
Hälfte als Zuschuß zu zahlen, TV-Zuschauern befragt. Diese wirtschaftliche Seite solcher lehnt worden, berichtete das Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
appellierte Fehrenbach an Bonn, Form der Präsentation wurde Reiseerleichterungen vor: Blatt unter Berufung auf „diplo- 5 618110. Postgrrokonto 155132-608
auch all denen, die seit 1983 nur Wenn jeder DDR-Bürger bei Stellv. Chefredakteure Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
von Beobachtern als kleine Sen- imatische Kreise". Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
noch auf Darlehensbasis geför- sation empfunden. Auch dabei "den insgesamt 7,2 Millionen Be-
dert worden seien, die Hälfte Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
Verantwortliche Redakteure
preis 28,50 DM).
der aufgelaufenen Bafög-Schul- Chef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef
den zu erlassen. Afanassjew wechselt in Wissenschaftsakademie Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo-
chen Prater. Blick in die Zeit: Walter
Die Beendigung des Abonnements ist nur
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
Seidenfaden, Kultur; Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich: die Frist läuft ab
Hilfe für die Ärmsten
Etwa 4 bis 4,5 Millionen Rent-
Langjähriger „Prawda"-Chefredakteur muß gehen Claudia Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u.
Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese-
mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit:
Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
rung.
Auflage werktags über 270 000 Exemplare
ner sowie Kinder bis zu sechs Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Jahren in den ärmsten Familien Moskau (AP). Der langjährige schaften überwechseln. Das jews werde der Philosoph Iwan Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktionen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
werden in Polen ab Dezember Chefredakteur des sowjetischen teilte einer der Mitarbeiter des Frolow, der früher Redakteur Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundsctiau", Eschwege, „Harzku-
Parteiorgans „Prawda", Viktor 66jährigen Chefredakteurs, beim theoretischen Parteiblatt Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
Gutscheine für kostenlose Le- Heinemann. Chefreporter: Karl-Hermann
bensmittel erhalten. Wie in Afanassjew, ist am Donnerstag Wassili Popow, in einem Tele- „Kommunist" war und seit ei- Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Warschau berichtet wurde, er- von seinem Posten abgelöst foninterview mit. Aus infor- nem Jahr als Berater von Staats- Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
halten sie mit den Scheinen Ma- worden und wird in die Sowjeti- mierten Kreisen in Moskau ver- und Parteichef Gorbatschow Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
germilch, Käse und Brot. sche Akademie der Wissen- lautete, Nachfolger Afanas,s- fungiert. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kasse!.
Nr. 245 Themen des Tages Freitag, 20. Oktober 1989

Viele DDR-Bürger sind enttäuscht über die Rede von Egon Krenz Presse-Echo
Eine Chance
vertan
„Diese Luftblasen, dieses Palaver"
Die Ablösung von SED-Generalsekretär
Erich Honeoker wird von vielen Zeitun-
gen kommentiert.
t g o n Krenz, der neue Mann an
der Spitze der SED, hat gespro-
chen. Das heißt, er hat im Fernse- Von u n s e r e m M i t a r b e i t e r Peter G ä r t n e r , B e r l i n
hen ein Papier verlesen, das ihn als Politik ändert sich grundle-
Altmeister der Ideologie und Phra- gend für die Sowjets, ihre Ver-
seologie ausweist. Die Wende, die Oelten hat die „Aktuelle Kame- und keine neuen Köpfe", hieß es Schiff noch einmal flott machen Auch sei von Honecker vor sei- bündeten und vielleicht auch in
er beschwor, bestand lediglich im ra" („AK"), die zumeist todlang- in oppositionellen Kreisen. Der will", meint ein Bürgerrechtler. nem Machtantritt keine einzige gewisser Beziehung für ihre
Umblättern. Mancher, der noch ge- weilige Nachrichtensendung Ostberliner Pfarrer Reiner Ep- Doch es gibt auch andere Rede bekannt gewesen, die sich Gegner. Wie sollen die unglaub-
schwankt hat, ob er bleiben oder des DDR-Fernsehens so viele pelmann stellte gleich nach der Stimmen, die die künftige Ent- programmatisch nennen ließe. würdig gewordenen Kommuni-
gehen soll, wird.nun die Koffer pak- Zuschauer gehabt wie am Mitt- Rede eine Mängelliste auf: Er wicklung weitaus optimistischer Die Parallelen zu Krenz seien sten in der DDR sich an diesen
ken. Und die Opposition, die auf wochabend: Rasch hatte es sich vermisse „ein Wort des Bedau- betrachten. Krenz sei doch bis- also nicht zu übersehen. Andere Wandel anpassen, ohne völlig
wirkliche Veränderung in Staat und in Ostberlin herumgesprochen, erns" zu den brutalen Übergrif- lang auch ein Gefangener des glauben in dem Honecker-Zög- die Kontrolle zu verlieren? Dies
Gesellschaft aus ist, mag alle Hoff- daß der neue erste Mann des fen der Sicherheitsorgane am 7. eigenen Systems gewesen, so ling Stärken zu erkennen, die soll der neue Generalsekretär
nung fahren lassen. zweiten deutschen Staates nach und 8. Oktober, für die Krenz als beschreibt „Forum"-Grün- sich jetzt auch positiv auswir- Egon Krenz herausfinden.
Das gilt, sofern Honeckers der „AK" eine Ansprache an die ZK-Sekretär verantwortlich dungsmitglied Rolf Henrich sei- ken könnten: „Wie der Krenz
Nachfolger an seinen Worten ge- Bevölkerung richten wird. So war. Und: Es gebe keinerlei An- ne Hoffnungen. Aus eigener Er- bei seiner Rede ganz pathetisch
messen wird, und ihnen nicht über- waren kurz nach 20 Uhr sogar zeichen für „die Zulassung der fahrung weiß der frühere Ge- an den entscheidenden Stellen LA REPUBBLICA
raschende Taten folgen. Die jüng- die sonst völlig überlasteten Te- oppositionellen Sammlungsbe- nosse und jetzt mit Berufsverbot die rechte Hand zur Faust ge-
ste Geschichte kennt Beispiele ge- lefonleitungen zwischen West- wegungen", so Eppelmann. belegte Rechtsanwalt, daß ballt hat", analysiert ein DDR- (Rom)
nug von jäher Wandlung. Auch und Ostberlin eine Weile frei. Krenz' Handlungsspielraum Bürger, könne nur.. bedeuten, Die Nominierung von Krenz be-
Gorbatschow wurde erst zum Re- „genauso eingeengt war wie der daß er sich nicht als Übergangs- legt den Willen, zumindest eine
former, als er am Schalthebel des Aber nicht lange: „Ich konnt's Großes Mißtrauen anderer führender SED-Leute". kandidat begreife. „Der will eine Kontinuität vorzutäuschen...
eingerosteten Apparates stand. einfach nicht mehr hören, diese Henrich: „Jetzt hat er es zu ei- Weile dran bleiben." Die DDR wird aber sicher nicht
Daß sich Krenz auf ihn bezieht, Luftblasen, dieses Palaver", be- Keine Frage - in Ostberlin nem großen. Teil selbst in der den Weg Polens oder Ungarns
besagt zunächst wenig. Schon der richtet empört ein 35jähriger herrscht großes Mißtrauen. Zu Hand, eine Änderung herbeizu- gehen.
Vorgänger hatte die Perestroika in Ostberliner. Er war wohl an die- vorbelastet erscheint vielen der führen. Und ich traue es ihm Andere Zeichen nötig
der UdSSR gewürdigt, sie jedoch sem Abend nicht der einzige, 52jährige Aufsteiger. Unverges- einfach zu, daß er darüber nicht
für die DDR verworfen. Immerhin dem der Frust über den „Appa- sen sind vor allem seine jüngste mehr hinwegsieht."
erfolgt das Eingeständnis, daß ratschik" Egon Krenz tief in den Chinareise, aber auch seine be- Immer wieder wird in Östber-
Doch dafür sind wohl andere
Zeichen notwendig als die, die THE TIMES
dort die Lage „kompliziert" ist. Eine Knochen saß. dingungslose Unterstützung der lin auch darauf hingewiesen, der neue SED-Generalsekretär (London)
vom Prinzip her rechthaberische Andere wollten den neuen Pekinger Führung, die er in daß ja auch Honecker - wie bei seiner fast einstündigen An- Der Rücktritt von Erich Ho-
Partei räumt Fehler und Versäum- SED-Generalsekretär und westliche Mikrofone hineinpo- Krenz ein Mann des Parteiappa- sprache gesetzt hat. „Nun gut, necker ist das jüngste Beispiel
nisse ein. Zuletzt geschah das Staatsratsvorsitzenden erst gar saunte. Dies sei nun wirklich rats - vor Reformeifer „nur so ein bißchen ehrlicher redet für eine Gleichung, die mit zu-
1953, als der Aufstand losbrach. nicht auf dem Bildschirm sehen. „keine Empfehlung" für einen sprühte" als er seinen Vorgän- Krenz daher, aber wenn's um nehmender Häufigkeit in der
Was tun? fragte in der Krise „Wir brauchen endlich Taten Mann, der „das gesunkene ger Walter Ulbricht ablöste. wirkliche Veränderungen geht, Sowjetunion und in ganz Osteu-
stets von neuem Lenin. Sein Nach- kommen lauter Vorbehalte", ropa gilt: Präsident Gorba-
fahre im Geiste bleibt schlüssige meint ein Gesprächspartner am tschow plus öffentliche Unruhe
Antworten schuldig. Reiseerleich- Telefon. Der Ostberliner spielt gleich Wechsel.
terungen werden in Aussicht ge- dabei auf die angekündigten
stellt, die Volkskammer soll von Ak- Reiseerleichterungen an, die
klamation zur Diskussion überge- Krenz mit der alten Forderung
hen. Probleme werden angespro- an Bonn verknüpfte, die DDR-
chen, die jedermannkennt, die Lö- Staatsbürgerschaft „uneinge- (Kopenhagen)
sungen verschwimmen im Nebel. schränkt zu respektieren". Grö- Der Machtwechsel wurde nach
Nur die Krenz-Werte sind klar, die ßere Freiheiten der Presse den großen, prahlerischen Para-
da heißen Auf- und Ausbau des schränkte die neue Nummer den zum 40. Jahrestag so abrupt
Sozialismus unter Führung der eins der DDR gleich mit den durchgeführt, weil die Unruhe
SED. Für andere Parteien scheint Worten ein, daß sie „keine Tri- im Volk sich tief bis in den Par-
dabei sowenig Platz wie für eine büne eines richtungslosen, an- teiapparat fortgesetzt hatte. In-
Opposition. Die Massen, die ihre archistischen Geredes" werden sofern handelte es sich gestern
Freiheit anders meinen, werden dürfe. Und eine bessere Versor- in Ostberlin um eine demokrati-
sich damit nicht zufrieden geben. gung mit Konsumgütern machte sche Entscheidung, sie ent-
Es muß sich viel ändern in dem er von harter Arbeit in den Be- sprach den Forderungen des
Staat, in dem soviel faul ist, und trieben abhängig. Volkes.' Aber sie wurde aus
zwar bald. Seine erste Chance hat Dabei gebe es doch auch Furcht vor dem Volk getroffen,
die Negativfigur vertan. Schritte, meint Rolf Henrich, nicht aus Respekt vor ihm.
Alfred Brugger „die uns keinen Pfennig kosten".
Als „glaubwürdiges Signal" für
einen Neuanfang nennt der „Fo- QDOTIDIEN
rum"-Sprecher eine „sofortige \jteparis
Um die Macht Änderung des Wahlrechts".
Hiermit könne Krenz tatsäch-
V

Ein kompromißloser Leninist,


der Batiken9 lich das Vertrauen der Bürger
wiedergewinnen. Denn schließ-
lich sei er es gewesen, unter des-
ein Dogmätiker reinsten Was-
sers, ein Vertreter der harten
Linie, als solcher erscheint Egon
sen Leitung im Mai dieses Jah- Krenz, von dem es heißt, daß ihn
D« /ie Macht der Banken über die
Wirtschaft ist ein unerschöpfliches
res die Ergebnisse der Kommu-
nalwahlen gefälscht wurden,
Gorbatschow am liebsten bei-
seite geschoben gesehen hätte.
Thema. In keiner Legislaturperiode begründet Henrich seinen Vor- ... Das alles gibt Krenz nicht den
hat es an gesetzlichen Initiativen schlag. „Jedenfalls - mit reinem Anschein eines Reformers, von
gefehlt, den Einfluß des Kreditge- Gefasel ist es nicht mehr getan. dem gewisse Leute träumten.
werbes auf Industrie- und Handels- Das Volk ist plötzlich nicht
unternehmen zu begrenzen. Daß Der Lotse geht von Bord (Aus: Westdeutsche Allgemeine / Pielert) mehr eingeschüchtert".
sich ausgerechnet die Freien De- TAGES-ANZEIGER
mokraten als Gralshüter der Markt-
wirtschaft jetzt dafür stark ma- (Zürich)
chen, kann nicht nur ordnungspoli- Der Außenminister als Comic-Held Die Ernennung von Egon Krenz
tisch motiviert sein. Graf Lambs- mutet wie ein Probeangebot an.
dorff nimmt sich der Interessen des

„Genschman"-Welle nicht aufzuhalten Krenz ist relativ jung', talentiert,


Mittelstandes an und hofft zugleich beweglich. Aber möglicherwei-
auf allgemeine Wählergunst. Denn se ist er vielen Menschen in der
die Sorge über eine zu starke Ab- DDR auch zu beweglich.
hängigkeit der Industrie von den
Banken ist nicht erst durch so Von dpa-Korrespondent Klaus Bering
spektakuläre Beispiele wie die Ele-
fantenhochzeit von Daimler-Benz In der Bundesrepublik Baseball-Mützen anzulegen.
FronkfinlerRimdschcni
und MBB gewachsen. Deutschland rollt eine „Gensch- Auf der Frankfurter Buch- Wenn Egon Krenz aber als
Dabei haben die Banken ihre Be- man"-Welle. „Genschman darf messe wurde eine „Gensch- Übergangs-Parteichef angese-
teiligungen in den letzten Jahren nicht sterben", forderte das Sati- man"-LP mit Genschers jüngster hen werden könnte - wohin
schon erheblich reduziert, ist die re-Magazin „Titanic", als die Rede vor der UNO zum Renner, sollte der Übergang dann füh-
Zahl der Aufsichtsratsmandate be- Nation nach einem Herzinfakt und „Genschman" ist das Thema ren, und wer könnte die fällige
reits begrenzt und das Depot- des 62jährigen Außenministers von TV-Shows, wo vorwiegend Reform des Systems dann über-
stimmrecht eingeschränkt worden. Hans-Dietrich Genscher im Juli jugendliche Fans den neuen zeugend einleiten?
Weitere gesetzliche Fesseln könn- um dessen Leben bangte. Die Helden begeistert beklatschen.
ten die deutsche Kreditwirtschaft Zeitschrift machte Genscher Die Leibwächter des Außenmi-
im wachsenden Wettbewerb des
europäischen Binnenmarktes be-
zum Helden eines Comic, in dem
„Genschman" nach „Batman"-
nisters zeigen mit „Gensch-
man"-Buttons an der Innenseite .ÜöinerctaiUÄriflcr
nachteiligen und sanierungsbe- Manier das Böse bekämpft und der Jacken Korps-Geist. Letztlich hat wohl nicht der
dürftigen Unternehmen schweren die deutsche Ost-Politik rettet. schon wochenlang anhaltende
Schaden zufügen. Der erzwunge- Was daraufhin in Gang kam, Flüchtlingsstrom den personel-
ne Ausverkauf deutscher Beteili- versetzte auch überzeugte „Hoch amüsiert"
gungen wäre ein gefundenes Fres- „Genscheristen" in Erstaunen: len Wechsel in Ostberlin ausge-
sen für ausländische Investoren. Der dienstälteste Außenmini- löst... Eher hat der jetzt immer
ster der westlichen Welt wurde Genscher ist „hoch amüsiert", stärker um sich greifende innere
Um den Finanzplatz Bundesrepu- berichtet Reinhard Bettzüge.
blik nicht zu schwächen, sollte in der Bundesrepublik zu einer Aufruhr in der DDR, der dem
Art neuer „Kultfigur" - so sieht Noch im Krankenbett hatte sich Staat die schwerste Dauerkrise
man deshalb nur mit marktkonfor- der Minister, nach Lektüre des
men Mitteln gegen erkennbare es zumindest der Leiter des Re- in seiner 40jährigen Existenz
ferats für Öffentlichkeitsarbeit ersten „Genschman"-Comic, be- bescherte, den Ausschlag gege-
Auswüchse vorgehen. stärkt gefühlt: „Es ist Zeit, daß
im Auswärtigen Amt, Reinhard ben
Als ein Schritt in die richtige Bettzüge. So wie Genscher seit ich wieder an Bord gehe". Was
Richtung ist die von der Koalition über zwei Jahren die Hit-Liste die professionellen Satiriker
nicht ahnten: Genschers PR-
vereinbarte Offenlegung aller Auf-
sichtsratsmandate der Banken
der populärsten deutschen Poli-
tiker anführt, stellte „Gen- Leute sind zumindest ebenso Jranffurter Allgemeine
und Versicherungen zu begrüßen. schman" den wiederauferstan- phantasiebegabt. Krenz hat Honeckers aufge-
Darüber hinaus müßte das Kredit- denen „Batman" weit in den Sie setzten ein paar Gags klärten Spätstalinismus mitbe-
gewerbe durch größere Transpa- Schatten. drauf und - so Bettzüge - „haben trieben, der die DDR immer wei-
renz seiner Geschäftspolitik selbst damit die 'Genschman'-Welle ter in die Tiefe zog. Als es in der
freiwillig dazu beitragen, sein zur Obersatire hochstilisiert". DDR wegen der Flüchtlingswo-
Image zu verbessern. Umfassende Am „Tag der offenen Tür" am ;e schon brodelte, fuhr er nach
Information ist immer noch das be- Körbeweise Bestellungen 23. September in Bonn ließ sich ^hina und gratulierte der Füh-
ste Mittel gegen unbegründetes der Minister vom Fan-Club rung dort zu ihrem mörderi-
Mißtrauen. . Achim v. Roos Im Auswärtigen Amt trafen Oberursel bei Frankfurt die „In- schen Aufräumen.
körbeweise Bestellungen von signien des Superhelden" ver-
„Genschman"-T-Shirts ein - in leihen: Halbmaske mit riesigen
der ersten Woche 5000 Ordern Ohren - Genschers besondere
Das Zitat von Bundesbürgern zwischen Kennzeichen -, Mütze und T- Ruhr-Nachrichten
14 und 77 Jahren. Das AA leite- Shirt. Die neunjährige Lena (Dortmund)
„Die jungen Leute in der DDR ha- te sie an die „Genschman"-Er- Klöckner im „Genschman"- Die DDR braucht niemanden,
ben nicht nur .Freiheit, Freiheit!' ge- finder weiter, und die „Titanic" Dress bekannte: „...denn echt der mit der Kraft des Jüngeren
rufen, sondern auch .Deutschland, sah sich gezwungen, ein ganzes bist Du ein Superheld, als die Politik des alten und kran-
Deutschland'" Sortiment von Shirts, Ansteck- Genschman rettest Du die IM KAMPF mit Theo Waigel: Hans-Dietrich Genscher als „Gensch- ken Erich Honecker fortsetzt.
Hans-Dietrich Genscher nadeln, Stickern, Postern oder Welt". man" in der „Titanic". Die DDR braucht Reformen.
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Kassel
Bestsellemutorin Kind vermißt September Pastor Meyer Kalte Duschen Zum Tage
Kein Punkt D. Lessing Vier Tote Flaute Keine Schutz vor Zwei Methoden
in Schalke wird 70 im Watt bei Kfz Entlassung Erkältung Tür die Triefnasen im Winter
1. Bundesliga kommt die Meldung zu spät, zur
Als Kritikerin der Eine Wattwande- Flaute bei den Der homosexuelle Kalte Duschen Bekämpfung des Frühjahrs-
1. FC Kaiserslautern
FC St. Pauli TiT Gegenwart und Vi-
sionärin der Zu-
kunft hat sich die
rung vor Friedrichs-
koog endete tra-
gisch: Eine Urlau-
Kfz-Neuzulassun-
gen: Im September
wurden mit 229 000
Pastor Hans-Jürgen
Meyer ist für fünf
Jahre in den Warte-
und Saunagänge
schützen vor Erkäl-
tung. Bis der Erfolg
Schnupfens allerdings dürfte es
noch reichen. Durch ausgiebige
Versuche hat ein Professor in Han-
englische Schrift- bergruppe, die ohne Fahrzeugen 15,9 stand versetzt wor- einsetzt, muß man nover festgestellt, daß man durch
2. Bundesliga stellerin Doris Les- Führer unterwegs Prozent weniger den. Er kann in die- aber drei Monate Wechselduschen seinen Körper so
Schalke 04 sing (Foto) auch in war, wurde von Ne- Fahrzeuge zugelas- ser Zeit nicht aus durchhalten. Das ist abhärten kann, daß Erkältungs-
KSV Hessen Kassel 2:0 Deutschland in die
Herzen ihrer Leser
bel und Flut über-
rascht. Vier Men-
sen als im Septem-
ber '88. Bei den Pkw
der Kirche entlas-
sen werden. Das hat
das Ergebnis einer
Studie, die in Han-
krankheiten seltener auftreten.
Im Prinzip haben unsere Urgroß-
Alemannia Aachen geschrieben. Die schen ertranken, ein betrug der Rück- eine „Kammer für nover veröffentlicht mütter dies auch schon gewußt -
Fortuna Köln 3:0 Autorin wird am
Sonntag 70 Jahr alt.
Kind wird noch ver-
mißt. Siehe „Blick in
gang 17,2 Prozent. Amtszucht" der ev. wurde. Siehe „Blick
in die Zeit" und
nur nicht so wissenschaftlich for-
VfL Osnabrück Siehe Wirtschaft Kirche entschieden. muliert. Allerdings waren Duschen
Siehe Kultur. die Zeit".
Darmstadt 98 4:2 und Kommentar. „Blick in die Zeit". „Zum Tage". damals nicht sehr weit verbreitet,
sonst wäre der Schnupfen sicher-
lich längst ausgerottet. Oder lag es
daran, daß man schon sehr hart zu
sich selbst sein muß, um freiwillig
DDR / Kritische Töne im „ND" den Warmwasserhahn zwischen-
M^ durch immer wieder zuzudrehen -
mindestens fünfmal wöchentlich?

Reform-Diskussion
Manch einer glaubt heute noch,
häufiges Duschen schade a) der
Haut, und b) sei es Wasserver-
schwendung, deshalb c) sogar
umweltschädlich.

immer rasanter
Die Abhärtung komme durch
eine bessere Durchblutung der
Schleimhäute in Mund und Nase,
sagt der Professor. Das muß Ur-
großvater geahnt haben: Er
schwörte auf einen steifen Grog -
Ostberlin (dpa). Nach dem Machtwechsel in Ostberlin hat in erster Linie wohl nicht wegen der
Durchblutung. Doch geholfen hat's
die Diskussion über Reformen in der DDR in rasantem Tem- ihm auch. Und wenn er trotzdem
po immer weitere Kreise der Gesellschaft erfaßt. Erste Ände- einen Schnupfen bekam, braute er
rungen sind bei den Reiseerleichterungen und beim Wahl- sich noch einen Grog, tat aber zu-
recht in Aussicht gestellt. sätzlich einen Löffel Honig hinein.
Peter Ochs
Als Hindernis für Reiseer- über den Verlauf der Sitzung
leichterungen hatte der neue des Zentralkomitees am Mitt-
Parteichef Krenz das Devisen- woch, auf der Erich Honecker Angebot Ostberlins
problem sowie die Haltung der abgelöst worden war. Die Ta-
Bundesregierung genannt, die gung habe wie ein „reinigendes
Staatsbürgerschaft der ÖDR
nicht anzuerkennen. Die Mini-
Gewitter" gewirkt. Stimmen aus
dem Zentralkomitee drängen DDR: Jeder kann
sterin für Innerdeutsche Bezie- Krenz offenbar, in den Verände-
hungen, Wilms (CDU), betonte
jetzt umgehend: „Darüber sollte
rungen weiter zu gehen, als er
dies in seinen allgemein gehalte-
zurückkehren
nun wirklich auch nicht mehr ten Ankündigungen getan hat.
diskutiert werden." Nach einem Zu den Ankündigungen von Berlin (dpa). Die DDR-Regie-
Gespräch des neuen SED-Chefs Krenz fragte das ZK-Mitglied rung hat alle Bürger, die das
mit der Führung der Evangeli- Ewald, „ob wir nicht doch noch Land verlassen haben und wie-
schen Kirche äußerte sich Lan- etwas weitergehen sollten und der in die Heimat zurückzukeh-
desbischof Leich optimistisch könnten". Er plädierte für die ren wollen, aufgefordert, sich an
über eine Wahlreform in der baldige Einsetzung von Arbeits- die diplomatischen Vertretun-
DDR. Leich machte deutlich,
daß der neue SED-Generalse-
gruppen, Berlins Bürgermeister Momper neuer Präsident des Bundesrates gen im Ausland zu wenden. In
einem Rundfunk- und Fernseh-
kretär auch zu Gesprächen mit Der Bundesrat hat den Berliner den schleswig-holsteinischen und appellierte an die Bundesre- interview sagte der Sprecher
neuen nichtstaatlichen Grup- Auch der Dresdner SED-Be- Regierenden Bürgermeister Ministerpräsidenten Björn Eng- gierung, Anwalt der Länder in des DDR-Außenministeriums,
pierungen bereit sein könnte. zirksleiter Modrow plädierte für Walter Momper (links, in der holm (SPD) ab. Der 44jährige der EG zu sein. Es wäre eine Meyer, gestern, die DDR lasse
Arbeitsgruppen. Er schlug zu- Mitte Nordrhein-Westfalens Momper, Chef der rot-grünen „Ironie der Geschichte", wenn in sich dabei von dem völkerrecht-
Die bis vor wenigen Tagen dem vor, die Rede von Krenz um Ministerpräsident Rau und Koalition in Berlin, ist als Bun- Brüssel eine allmächtige EG- lichen Grundsatz leiten, wonach
noch einförmige DDR-Presse den Komplex „Kritik und rechts Engholm) für zwölf Mona- desratspräsident auch Vertreter Zentrale entstünde, während die jeder in sein Heimatland zu-
übte gestern heftige Kritik an Selbstkritik" zu ergänzen, was te zu seinem neuen Präsidenten des Bundespräsidenten. Eng- Staaten Osteuropas den „Char- rückkehren kann.
der früheren Politik, beurteilte schließlich geschehen sei, so das gewählt. Er löst in diesem Amt holm unterstrich die eigenstän- me der Dezentralität" entdeck- Der Sprecher erklärte: „Wir
zugleich die Aktivitäten des „Neue Deutschland". am 1. November turnusgemäß dige Rolle der Länderkammer ten. (dpa-Funkbild) werden allen, die zurückkehren
neuen SED-Parteichefs positiv. Erstmals plädierten auch Mit- wollen, soweit dem nicht triftige
Das SED-Organ „Neues glieder der Opposition dafür, Gründe entgegenstehen, im
Deutschland" C„ND") widmete dem neuen SED-Chef eine „Soldaten sind potentielle Mörder" - Arzt erneut freigesprochen Rahmen des Möglichen dabei
vier Seiten der Kritik und den Chance zu geben. behilflich sein, in ihrer ange-
Anregungen von DDR-Bürgern. Siehe „Themen des Tages" stammten Heimat wieder Fuß zu
Erstmals berichtete das Blatt Fortsetzung nächste Seite

FDP-Fraktionschef bei Reformer in Dresden


Gericht sieht Meinungsäußerung fassen.",
Der Sprecher des DDR-Au-
ßenministeriums verwies auf
das Recht eines jeden DDR-Bür-
Frankfurt (AP). Das Landge- Soldaten sind potentielle Mör- Menschen Krieg für ein Verbre- gers, einen Antrag auf ständige
richt Frankfurt hat am Freitag der - auch Sie." chen hielten. Ausreise zu stellen. Solche An-
Mischnick und Modrow einen 43 Jahre alten Arzt, der in
einer Podiumsdiskussion Solda-
ten als „potentielle Mörder" be-
Bereits im Dezember 1987 war
der Arzt vom Frankfurter Land-
gericht freigesprochen worden.
Zwar habe der Arzt den Ju-
gendoffizier beleidigt, aber „in
Wahrnehmung berechtigter In-
träge würden in großzügiger
Weise entschieden. Deshalb sei-
en Botschaftsbesetzungen
für Parlamentskontakte zeichnet hatte, vom Vorwurf
der Beleidigung und Volksver-
hetzung freigesprochen. Die
Das Urteil hatte damals für Auf-
regung gesorgt. Nachdem das
Frankfurter Oberlandesgericht
teressen" gehandelt. Dem
Grundrecht auf freie Meinungs-
äußerung sei hier der Vorrang
„nicht verständlich".

Dresden (dpa). Der FDP-Frak- chern den Umtausch von Mark Äußerung sei vom Grundrecht im Dezember vergangenen Jah- vor dem Ehranspruch des Sol- DDR-Vermittler
tionsvorsitzende im Bundestag, der DDR in Deutsche Mark zum auf freie Meinungsäußerung ge- res das Urteil aufgehoben hatte, daten einzuräumen, da die The-
Mischnick, ist gestern in Dres- Kurs von 1:1 zu ermöglichen. deckt, entschied die 29. Straf- mußte jetzt vor einer anderen matik Krieg und Frieden exi-
kammer. Der Vertreter der Bun- Kammer des Landgerichtes er- stentielle Bedeutung für die
den zu einem Gespräch mit dem
Ersten Sekretär der SED-Be-
zirksleitung, Modrow, zusam-
Die von der DDR als Reisehin-
dernis genannten finanziellen
Probleme seien „vorgeschoben".
deswehr, die als Nebenkläger
zugelassen war, kündigte
neut verhandelt werden.
Die Kammer hatte zahlreiche
Menschen habe. Solange ein
deutscher Bischof ungestraft
Anwalt Vogel
mengetroffen. Beide Politiker
sprachen sich für Kontakte zwi-
DDR-Bürger, die in die Bundes-
republik fahren wollten, kämen
Rechtsmittel an.
Die Staatsanwaltschaft hatte
Sachverständige der Bundes-
wehr und namhafte Friedensfor-
Abtreibung als Mord bezeich-
nen dürfe, sei auch die Äuße-
rung des Arztes vom Grund-
kaltgestellt?
schen dem Bundestag und der auch, wenn sie ihr Geld nicht im gegen den in der Friedensbewe- scher gehört. Aus dieser Anhö-
Volkskammer aus. Nach dem Verhältnis 1:1 umtauschen gung engagierten Arzt eine rung hat sich nach Ansicht des recht gedeckt. München (dpa). DDR-Rechts-
zweistündigen Gespräch be- könnten. Geldstrafe von 10 500 DM ge- Kammervorsitzenden Heinrich Bundesverteidigungsminister anwalt Wolfgang Vogel, der bei
richteten Mischnick und Mo- fordert. Der Arzt hatte am 31. Gehrke klar ergeben, daß ein Stoltenberg reagierte auf das den Botschaftsflüchtlingen von
drow von zahlreichen Überein- August 1984 während einer künftiger Krieg zu einer Mas- Urteil mit „völligem Unver- Prag und Warschau als Vermitt-
stimmungen. Mischnick ist der Wieviel Devisen die DDR jetzt Diskussion in einer Frankfurter sentötung von Zivilisten führen ständnis". ler aufgetreten war, soll das
erste Bonner Politiker, der nach schon von der Bundesrepublik Schule zu einem Jugendoffizier würde. Es sei verständlich, daß Fortsetzung nächste Seite Mandat der DDR-Regierung
dem Führungswechsel in Ost- kassiert, lesen Sie auf „Themen der Bundeswehr gesagt: „Alle bei dieser Perspektive viele Siehe auch Kommentar verloren haben und kaltgestellt
berlin die DDR besucht. des Tages" worden sein. Das- verlautete
Zuvor hatte sich Mischnick nach Angaben des „Münchner
skeptisch zu der von seinem Auch über die Anregung, die Merkur" aus Regierungskreisen
Parteifreund Lüder angeregten
Subventionierung des inner-
Bundesrepublik solle mit dem
beim Umtausch eingenommenen
Über 1000 DDR-Flüchtlinge in Bayern eingetroffen in Bonn. Auf Anfrage erklärte
der Rechtsanwalt am Freitag
deutschen Reiseverkehrs geäu- Geld in der DDR einkaufen, sei schutzkommandos Süd reisten Bürger eingetroffen. Aus War- abend der Münchner Tageszei-
München (dpa). Bis in den frü- tung: „Richtig ist, daß mein
ßert. Kurz vor Antritt seines früher schon diskutiert worden. hen Freitag morgen sind erneut 1119 DDR-Bürger ein. Am Tag schau kommend - dort warten Mandat noch nicht erneut be-
dreitägigen Besuchs in Dresden „Wenn jetzt in der DDR eine mehr als tausend DDR-Flücht- zuvor waren es 1913 Flüchtlin- rund 1800 DDR-Bürger auf ihre setzt worden ist. Im übrigen
sagte Mischnick im Deutsch- neue Betrachtung dieser Überle- linge über Ungarn und Öster- ge. Nach Angaben der österrei- Ausreise - landete gestern überlege ich mir, ob ich es auch
landfunk, auch früher sei vorge- gungen käme, ist das ein Weg, reich nach Bayern gekommen. chischen Behörden sind seit abend das dritte Flugzeug mit in Zukunft ausüben soll."
schlagen worden, DDR-Besu- den man weiterverfolgen kann." Nach Angaben des Grenz- dem 11. September 40 600 DDR- 140 DDR-Bürgern in Düsseldorf.
Nr 246 Themen des Tages Samstag, 21. Oktober 1989

Da'as real existierende DDR- Radikales Umschwenken der SED in der Informationspolitik
Frankfurter Fernsehen schaltete live. Profe-
sionellen Beobachtern im We-
Karl Eduard von Schnitzler,
(noch) Chefkommentator des
Ostfernsehens, und versuchte
Fehlurteil sten verschlug's den Atem,
Kritik live im DDR-Fernsehen
vorsichtig, eine möglichst un-
DDR-Zuschauer erlebten Ein- merkliche Brücke zwischen sei-
maliges: Ein offener Schlagab- nen bisherigen Hetztiraden und
We
f er einen angeklagten Mörder tausch aufgebrachter Bürger der neuen sanften Welle zu
Mörder nennt, bevor dieser rechts- mit hochkarätigen SED-Funk- schlagen, die seine Diskus-
tionären ohne Vorabsprache, Von unserem Redaktionsmitglied Rainer Merforth sionskollegen auch gegenüber
kräftig verurteilt worden ist, macht
sich strafbar. Wer einen Soldaten ohne Zensur, ohne bonzenhaf- der Bundesrepublik an diesem
potentiellen Mörder nennt, obwohl tes Aufplustern der Staats- und zu dämpfen. Arbeiter rüttelten Regimes, führte eine Riege von Ende dieses Prozesses jeder Abend anrollen ließen - es miß-
dieser kein Mörder ist oder sein Parteivertreter. Am Donners- an der Fassade des neuen SED- Top-SED-Leuten vor, wie DDR-Bürger reisen könne, wo- lang. Alles, was das Volk von
wird, geht straffrei aus. Zu solchen tag um 20 Uhr brach für die Chefs Egon Krenz mit bohren- schnell zumindest Reden und hin er wolle, stellte wenig spä- ihm hören wollte, war der Zeit-
Rechtsverdrehungen hat uns das DDR ein neues Medienzeitalter den Fragen nach den Ursachen Reagieren umzupolen die DDR- ter, im Westfernsehen, ZDF- punkt seines Verschwindens.
Frankfurter Landgericht verholfen. an - statt „Späher und Schnüff- von Ungerechtigkeit und Man- Führung in der Lage ist. Im Mit- Moderator Ruprecht Eser an Darauf aber gab es diesmal
Auch im zweiten Durchlauf vertei- ler der Lüfte", so der Titel des gel, Rückstand und Mief über telpunkt standen Zusagen nicht Reinhold. Der live zugeschalte- noch keine Antwort.
digt es hartnäckig das Recht des ursprünglich vorgesehenen dem anderen Deutschland - nur für Reiseerleichterungen, te Promotor der „Veränderung Nach der Aufregung zog al-
beschuldigten Arztes, seine sub- Naturkundebeitrags über Gei- Kameramann sowie Tontechni- sondern die Beauftragung des in unserer Medienpolitik" ohne lerdings flugs wieder Routine
jektive Meinung zu äußern, auch er, gab es Polit-Vollkost gepfef- ker hielten voll drauf, die „Ak- Innenministers mit einem neu- wenn und aber: „Ja". ins DDR-Fernsehen ein. „Ob-
wenn diese falsch und beleidigend ferter Art. tuelle Kamera" ließ es über den en Reisegesetzentwurf. jektiv", das außenpolitische
ist. Schon kurz zuvor war die Schirm flimmern. Den im Studio anrufenden Magazin, schilderte aus dem
Absicht der neuen SED-Füh- Zuschauern wurde versichert, Ein Relikt: Von Schnitzler feindlichen Ausland unter dem
Man höre und staune. Es gibt
noch Richter in Deutschland, die rung überdeutlich geworden, das Ziel sei, jedem DDR-Bürger Titel „Flucht in den Tod - ein
wenigstens mit einem Radikal- Ab sofort regelmäßig zu einem Reisepaß zu verhel- Wie ein Relikt aus stalinisti- Schicksal in der BRD", wie es
alles gnädig hinnehmen, was in ei-
ner emotional aufgeladenen Situa- schwenk in der Informations- fen, wenn - ja, wenn die „Bäh- schen Zeiten saß in der Runde Flüchtlingen ergehen kann, die
tion gesagt wird. Zwar sei die Äu- politik abzulenken vom offen- Dann das neue Bürgerfernse- Err-Däh" der DDR bei der Frage zusammen mit Reinhold, dem von den Segnungen des ersten
ßerung des Arztes objektiv als be- sichtlichen Unvermögen, auch hen, das per ebenso überra- der Staatsbürgerschaft entge- Dresdner Oberbürgermeister deutschen Arbeiter- und Bau-
leidigend anzusehen, aber subjek- das Ruder in der (für die Bürger schendem Beschluß ab sofort genkomme und das Problem der Wolfgang Berghofer, dem Zen- ernstaates nichts mehr wissen
tiv sei er von ihr überzeugt gewe- letztlich entscheidenden) Wirt- regelmäßig als Ventil dienen „Valutafrage" (DDR-Chine- tralkomiteemitglied Otto Hahn wollen und der Arbeitsplatz-
sen. Man darf also lügen und her- schaftspolitik rasch herumzu- soll. Unter Führung von Prof. sisch für Devisenmangel) mit und dem Wirtschaftswissen- und Wohnungsmisere im We-
absetzen, wenn man dabei nur in reißen und den Unmut im Lande Otto Reinhold, Chefdenker des lösen helfe. Die Frage, ob am schaftler Max Schmidt auch sten zum Opfer fallen...
Wahrnehmung berechtigten Inter-
esses handelt.
Freiheit der Meinungsäußerung
ist ein hohes Gut. Niemand will sie Reisefreiheit / Jetzt wird um DM für Devisen gepokert
einschränken. Auch diejenigen
nicht, die an dem Frankfurter Sol-

DDR kassiert schon jetzt kräftig in Bonn


datenurteil heftige Kritik üben. Sie
wollen nur, daß die Ehre und Wür-
de des Menschen als ein ebenso
hohes Gut geachtet wird. Wieso
haben die Frankfurter Richter dem
Arzt mehr berechtigtes Interesse
zugebilligt als dem Jugendoffizier,
Von dpa-Korrespondent Klaus Bering
der sich beleidigt fühlt? Wenn sie in
ihrem Urteil schon auf subjektive I n der Bonner Debatte um wirt- rung von Westreisen vorwie- land, nach der UdSSR der zweit- siert die DDR jährlich von Besu- nen für den Freikauf politischer
Befindlichkeiten Rücksicht neh- schaftliche Unterstützung von gend mit Devisenknappheit - ein größte Handelspartner der DDR chern aus der Bundesrepublik Häftlinge ausgibt. Allein diese
men, hätte das für beide Seiten Reformen in der DDR schiebt Argument, das im Westen nicht (sieben Prozent Anteil am Han- und Westberlin, die pro Tag Leistungen und Zahlungen sum-
gelten müssen. sich die Frage nach vorn, ob die ernst genommen wird. delsvolumen), ist auch der größ- Aufenthalt 25 West-Mark um- mieren sich auf fast zwei Milli-
Wer zur Verteidigung seines Vol- Bundesrepublik nicht die freie Rund fünf Millionen DDR- te Devisenlieferant für Ostber- tauschen müssen. Dazu kom- arden DM im Jahr.
kes antritt, ist keine potentieller Ausreise von DDR-Bürgern Bürger machten im vergangenen lin. Jährlich fließen über 800 men mindestens 50 Millionen Die nicht unbeträchtlichen
Mörder. Das bezweifelt nicht ein- durch kräftige Devisenhilfe för- Jahr Besuche im Westen (darin Millionen DM aus Bonn dorthin DM Gebühren für die Erteilung Deviseneinnahmen steckte die
.mal das Frankfurter Landgericht. dern kann. Auslöser war die auch Mehrfachbesuche), unter - in Form von Pauschalen für die von Visa. DDR bisher vorwiegend in Inno-
Ob sein Fehlurteil erneut revidiert Ankündigung des neuen Partei- ihnen 1,2 Millionen jüngere Benutzung der Transitstrecken Ein besonderer Service- vation und Ausbau der Indu-
werden kann, ist fraglich. Unheil chefs Egon Krenz, daß neue Rei- Menschen, die nur in besonde- nach Westberlin, als Bezahlung Dienst (Genex), bei dem West- strie mit Verbesserung der Ex-
hat es genug angerichtet. Aber segesetze vorbereitet würden. ren Fällen eine Reiseerlaubnis von Leistungen der DDR-Post deutsche für Bürger der DDR portsituation. Westkredite, wie
man sollte jetzt nicht den Gesetz- Die DDR hat einen hohen De- erhalten. Hätte die DDR in je- im innerdeutschen Service, als Geschenke in Auftrag geben etwa die zwei Milliarden DM
geber bemühen, um Wiederholun- visenbedarf und ist nach Schät- dem Fall 500 DM Devisen be- zusätzliche Gebühr für die Stra- können, bringt der DDR weitere aus der Bundesrepublik, wur-
gen auszuschließen. Damit würde zungen im Westen mit etwa acht reitgestellt, hätte sie insgesamt ßenbenutzung oder als Bonner 200 Millionen in die Kasse. In- den rasch und pünktlich getilgt.
man allen potentiellen Rechtsver- Milliarden Dollar netto ver- 2,5 Milliarden aufwenden müs- Beitrag zum Bau neuer Auto- formierte Kreise schätzen, daß Dafür stockte die Versorgung im
drehern zu viel Ehre antun. schuldet. Ostberlin begründete sen. bahn-Stücke. die Bundesrepublik darüber Inland - ein Grund für die wach-
Achim v. Roos bisher die generelle Verweige- Die Bundesrepublik Deutsch- Rund 500 Millionen DM kas- hinaus jährlich rund 150 Millio- sende Protestwelle.

Ungetrübte Presse-Echo
Auto-Konjunktur Die Verleihung des Literatur-Nobel prei-
: teren 'Regalen der Buchhänd-
ses kommentieren viele Blätter hingen zu finden.
rxraftfahrzeuge sind erfolgreiche
und wichtige Produkte der deut-
3jamburger#abcnöb!dll c A r\ VTJ R T p P
schen Industrie, der Pkw vorne- Das Preiskomitee in Stock-
weg. Ganze Regionen sind abhän- (Konstanz)
holm hat sich noch einmal halb-
gig von den Autokonzernen: wegs nobel aus der Affäre gezo- Der Stolz gehört den Spa-
Geht's VW gut, profitieren Land- gen. Indem es den Spanier Ca- niern, das ist unbestritten, Cela
striche wie der unsrige davon. milo Jose Cela auf den Nobel- ist einer ihrer großen. Andern-
Bricht die Autokonjunktur ein, be- Schild hob, umging es geschickt orts wurde die unerwartete
kommen es die betroffenen Städte den drohenden Vorwurf, nur ei- Nachricht aus Stockholm mit
und Gemeinden mitsamt ihrer Be- nen gänzlich unbedeutenden gemischten Gefühlen aufgenom-
völkerung direkt zu spüren. Die Verlegenheitskandidaten ge- men.
jüngste Flensburger Statistik muß kürt zu haben.
aber nun kein Anlaß sein, den Hier wird ein Schriftsteller
Krückstock für künftige schwere geehrt, dessen Verdienste um
Zeiten aus dem Keller zu holen. Abendzeitung die spanische Literatur auf die
Obwohl der Rückgang drastisch (München)
Nachkriegszeit zurückgehen,
zu sein scheint: Ein konjunktureller also moosbewachsen sind.
Einbruch ist es nicht. Jedes Jahr im
Der Trend, sich vom aktuellen
Literaturgeschehen zurückzu-
Herbst gehen die Neuzulassungs-
zahlen saisonal bedingt zurück.
ziehen, ist auch in diesem Jahr Münchner Merkur
Private Käufer marschieren in der
wieder erkennbar. Wer redet MÜNCHNER ZEITUNG

Regel im Frühjahr in die Ausstel-


denn heute noch von Josip Die schwedische Akademie
lungshallen und ordern den neuen
Brodsky (1987), wer erinnert kommt einem langsam spanisch
Wagen, Firmen investieren meist
sich noch an Jaroslav Seiferth vor ... Camillo Jose Cela ... wäre
zum Jahresende.
aus der CSSR (1984)? Auch die möglicherweise durchaus der
Werke von Claude Simon richtige Mann für den Nobel-
Es gibt zwei Beweise dafür, daß (1985) Czeslaw Milosz (1980)
der Autofrühling noch nicht been-
preis gewesen - allerdings vor
oder Odyessa Elyüs (1979) sind 30 Jahren.
det ist: Vergleicht man die Ver- (Aus: Westdeutsche Allgemeine / Pielert) oft nicht einmal mehr in den hin-
kaufszahlen der ersten neun Mona-
Mutmaßungen über Egon Krenz
te mit denen des Vorjahres, so ist
trotz des September-Lochs ein An-
stieg festzustellen. Diese Entwick- Rot-grün, schwarz-grün, „Ampel"- und Große Koalitionen nach Kommunalwähl
lung hätte zum Jahresanfang nach
den Rekord-Neuzulassungszahlen
des Vorjahres niemand erwartet.
Das zweite Indiz ist die satte Auf-
tragslage der Autoindustrie, die
der Nachfrage im In- und Ausland
Politiklandschaft in NRW bunter gefärbt denn je
trotz des offenbar einkalkulierten Von AP-Korrespondent Erich Reimann
Rückgangs im'vergangenen Monat
nur mit Sonderschichten Herr wer-
den kann. Alle:es „geht" in Nordrhein- genheit. Der hatte kurz vor den Neunkirchen-Vlyn waren es FDP-Landesverbandes. Obwohl grünen Bündnisses verhindert.
Westfalen: drei Wochen nach Wahlen im Landesvorstand ei- gar FDP und Grüne, die dem der Landesvorsitzende, Bundes- In der 27 000 Einwohner zäh-
Die Autokonjunktur floriert also den Kommunalwahlen vom 1. gens einen Beschluß verab- CDU-Kandidaten zur notwendi- bildungsminister Jürgen Mölle- lenden Stadt Erkrath bei Düs-
weiter All jene, deren Schicksal Oktober hat sich die politische schieden lassen, nach dem die gen Mehrheit verhalfen. Dabei mann, noch am Tag nach der seldorf verständigten sich Union
weitgehend damit verbunden ist, Landschaft im bevölkerungs- CDU jede politische Zusammen- hatte Blüm noch versucht, Wahl Ampelkoalitionen katego- und Sozialdemokraten gar auf
werden's mit einem Aufatmen quit- reichsten Bundesland bunter ge- arbeit und jede Koalition mit durch einen Blitzbesuch in Hük- risch ausgeschlossen hatte, fand das sogenannte „israelische Mo-
tieren Eines ist jedoch klar: Der färbt als jemals zuvor. Bei den links- und rechtsradikalen Par- keswagen den Dammbruch zu sich in der 104 000 Einwohner dell". Dort soll die zweite stell-
Aufwärtstrend wird bald ein Ende' Bürgermeister- und Ländrats- teien, mit Kommunisten, Grün- verhindern. zählenden Stadt Bergisch Glad- vertretende Bürgermeisterin zur
haben Zumeinen haben die Autos wahlen fanden sich rot-grüne, Alternativen, Republikanern bach bei Köln eine Mehrheit aus Halbzeit der Legislaturperiode
eine immer größere „Lebenserwar- Die Gratulation der CDU-
schwarz-grüne und Große Koa- oder Nationaldemokraten ab- Zentrale in Düsseldorf für die SPD, FDP und Grünen zusam- von einem CDU-Kandidaten ab-
tung", zum anderen wird die Zahl litionen sowie Ampelmehrhei- lehne. „Dies gilt für die Landes- men, um den sozialdemokrati- gelöst werden.
derer, die als Neukäufer in Frage neuen Bürgermeister fiel denn
ten aus SPD, FDP und Grünen und Kommunalwahlebene", auch eher gequält aus, steht der schen Kandidaten zu wählen. Auch Ministerpräsident Jo-
kommen, irgendwann geringer Ein zusammen, um angesichts von hieß es in einem Zusatz. Nicht anders war es in Iserlohn
grenzenloses Wachstum, man soll- Landesverband doch jetzt vor hannes Rau dürfte es mit einem
immer mehr in den Kommunal- einem doppelten Problem: zum und Pulheim bei Köln. lachenden und einem weinen-
te es nicht vergessen, gibt es hier parlamenten vertretenen Partei-
nicht Horst Seidenfaden einen fürchtet die Partei, daß in den Auge gesehen haben, daß in
en die jeweils notwendige Stim- Basis rebellierte anderen Ortsvereinen die Nei- den ehemaligen CDU-Hochbur-
menmehrheit zu sichern. Nicht Wiederholung verhindert gen Aachen und Krefeld ausge-
immer war die praktische Lö-
sung vor Ort im Sinne der Par- Doch die CDU-Funktionäre §ung wächst, sich auch mit
timmen der Republikaner wäh- rechnet rot-grüne Koalitionen
vor Ort machten nicht mit. Im len zu lassen, zum anderen wird Zu einer großen Koalition aus die sozialdemokratischen Kan-
Das Zitat teizentralen in Bonn und Düs-
seldorf. pberbergischen 16 000-Einwoh- es für die Partei fast unmöglich, SPD und CDU kam es in der didaten in die Bürgermeisterses-
ner-Städtchen Hückeswagen im bevorstehenden Landtags- Landeshauptstadt Düsseldorf. sel hoben. Denn der stellvertre-
„Kritik und Selbstkritik rücken wie- Vor allem CDU-Kommunal- wählte eine schwarz-grüne wahlkampf erneut die rot-grüne Dort hatte der Einzug der Repu- tende SPD-Bundesvorsitzende
der in das Zentrum der Arbeit" politiker brachten ihren Landes- Mehrheit den Unionspolitiker Gefahr zu beschwören. blikaner sowohl eine Mehrheit hatte aus seiner Abneigung ge-
Das SED Zentralorgan vorsitzenden, Bundesarbeitsmi- Manfred Vesper zum Bürger- Auch bei den Liberalen ging für CDU/FDP als auch die Wie- gen die Ökopartei nie einen
Neues Deutschland nister Norbert Blüm, in Verle- meister. Im niedrrheinischen nicht alles nach dem Willen des derholung des bisherigen rot- Hehl gemacht.
Nr. 247 Politik Montag, 23. Oktober 1989

Namen und Reformen in DDR Erste offene Kritik an DDR / „Personenkult" Reform-Bewegung Deutsches Reich
Nachrichten
DKP-Neuerer Hajek: In CSSR Schily will
Palme-Witwe klagt an skeptisch
Sowjet-Blatt rechnet nichts in Sicht Urteil anfechten
Lisbeth Palme (Foto), die Witwe
des ermordeten
schwedischen
Ministerpräsi-
Frankfurt (dpa). Vertreter ei-
ner politischen Erneuerung der
Deutschen Kommunisten Partei
mit Honecker ab Wien (AP). Der tschechoslo-
wakische Bürgerrechtler Jiri
Hajek, der zur Zeit des Prager
München (dpa). Der Bundes-
tagsabgeordnete der Grünen,
Otto Schily, will das Urteil des
denten Olof (DKP) bewerten die Reformbe- Moskau (dpa). Zum ersten Auch die Entwicklung der Re- Frühlings Außenminister war, Bundesverfassungsgerichts über
Palme, hat die mühungen in, der DDR skep- Mal hat eine sowjetische Zeitung formen in der UdSSR sei nicht hält nach eigenem Bekunden den Fortbestand des Deutschen
Polizei und die tisch. Bei einem „Erneuerungs- scharfe Kritik an der DDR und objektiv dargestellt worden. In eine Massenbewegung für De- Reiches in den Grenzen von 1937
Zeitungen des kongreß" in Frankfurt erklärten dem früheren Staats- und Partei- den DDR-Medien hätten die Be- mokratie wie in der DDR in sei- anfechten. In einem Interview
Landes be- sie am Wochenende, wirkliche chef Honecker geübt. Die sowje- richte über Erdbeben, Nationa- nem Land für unwahrscheinlich. mit der Illustrierten „Bunte" for-
schuldigt, die Veränderungen seien kaum zu tische Gewerkschaftszeitung litätenkonflikte und die schwie- In einem Gespräch mit Journali- derte Schily, die Grenzfrage müs-
Aufklärung des erwarten, wenn die SED nicht „Trud", das mit 19 Millionen Ex- rige Versorgungslage in der sten sagte Hajek am Samstag, se noch einmal vor das Bundes-
1986 verübten ihren Führungsanspruch aufge- emplaren auflagenstärkste Blatt UdSSR dominiert. „Es entstand die Führung der CSSR sitze fe- verfassungsgericht. „Ich werde
Attentats sabo- be. Die Partei habe die Macht, der UdSSR, warf der früheren der Eindruck, daß irgendjemand ster im Sattel als die der DDR, mich um eine entsprechende In-
tiert zu haben. aber nicht die Führung. Ihr An- DDR-Führung gestern unter an- nicht die Wahrheit über die Re- die unsicher geworden sei und itiative bemühen", kündigte der
Frau Palme sag- ' gebot zum Dialog sei „nicht viel derem vor, eine „Mauer ohne formen in der Wirtschaft und nen deshalb Massendemonstratio- Politiker an. Er sei der Meinung,
te in einem TV-Interview, sie mehr als eine Phrase". Es fehlten Fenster und Türen" zur Realität zugelassen habe. Die tsche-
die Demokratisierung des ge-choslowakische daß das Deutsche Reich nicht
verfüge über Beweise dafür, daß eine Analyse über die gesell- in der DDR errichtet zu haben. sellschaftlichen und politischen unentwegt daran, Polizei arbeite fortbestehe. Schily wörtlich: „Ich
Journalisten Informationen von schaftliche Lage und Vorschlä- Auch in der DDR hätten sich in alle Ver- halte diesen Rechtsanspruch
ge. Die Opposition innerhalb der Lebens berichten wollte," sammlungen von Regierungs- Staats- und verfassungsrechtlich
der Polizei gekauft hätten. den vergangenen Jahren viele schrieb „Trud" in Anspielung gegnern zu verhindern oder auf-
DKP will einen parteiunabhän- Probleme angehäuft, doch hätten für falsch. Das Bundesverfas-
gigen Diskussionsprozeß über sie sich nicht in den Medien des auf die Nichtbereitschaft der zulösen und die Veranstalter sungsgericht sollte sein Urteil
„Rushdie beseitigen". eine Erneuerung sozialistischer Landes niedergeschlagen. DDR-Führung zu Reformen im festzunehmen. Hajek selbst war über den Fortbestand des Deut-
Theorie und Politik in Gang eigenen Lande. in der vergangenen Woche schen Reiches in den Grenzen
Der Direktor des Moslemischen bringen. Anlaß für den Kongreß Die Zeitungen hätten sich wei- zweimal festgesetzt worden. von 1937 revidieren. Dieses Ur-
Instituts in London, Siddiqui, sind die Veränderungen in den terhin mit den „Erfolgen beim Ausführliche Berichte teil steht nicht im Einklang mit
hat seinen Mordaufruf gegen osteuropäischen Ländern und Aufbau des Sozialismus" be- Die CSSR sei es gewesen, sag- der politischen Wirklichkeit.
den Autor Salman Rushdie er- die starre Haltung der DKP- schäftigt. Um Erich Honecker sei te Hajek weiter, die vor 20 Jah- Das Deutsche Reich ist mit dem
neuert. In einer Versammlung Führung gegenüber Reformbe- ein Personenkult betrieben wor- In den meisten sowjetischen ren den Sprung nach vorn in Terrorregime der Nazis für im-
von 300 Moslems sagte er: „Alle strebungen. Die „Erneuerer", den. Im „Neuen Deutschland" Zeitungen wird seit Tagen im- Richtung Demokratie gewagt mer untergegangen." In dem In-
Moslems sind sich einig, diesen von denen viele resigniert und habe man täglich Dutzende Fotos mer ausführlicher über die Ent- habe. Die Bewegung sei geschei- terview kritisierte Schily außer-
Mann zu beseitigen." die Partei verlassen haben, kri- wiederfinden können, auf denen wicklung in der DDR berichtet. tert. Das Scheitern habe zur Fol- dem die Deutschlandpolitik sei-
tisieren die mangelnde Bereit- Honecker abgebildet gewesen Die meisten sowjetischen Kor- ge gehabt, daß.sich die Tsche- ner Partei. Die deutsche Zwie-
sei. Als Konsequenz dieser den respondenten in der DDR choslowaken aus Enttäuschung staatlichkeit, so Schily, sei kein
Cheney auf Europa-Reise schaft des „DKP-Apparates",
eine offene Auseinandersetzung Realitäten widersprechenden schrieben am Sonntag, die neue ins Privatleben zurückgezogen Wert an sich. Die deutsche Ein-
Der amerikanische Verteidi- über Stalinismus und Demokra- Politik hätten „Zehntausende" Führung habe den Übersiedlern hätten und ihre intellektuellen heit darf auch für die Grünen
gungsminister Cheney hat amtie in Osteuropa zu führen. von jungen DDR-Bürgern das anheim gestellt, wieder in die und moralischen Fähigkeiten kein Tabu sein.
Wochenende eine 20tägige Rei- Land verlassen. DDR zurückzukehren. brachlägen.
se nach Europa und Australien
begonnen, die ihn vom 26. bis
zum 28. Oktober auch in die Commonwealth
Bundesrepublik führen wird.
Dresden / Kirche dokumentiert Polizeigewalt
, Cheney will sich bei den Ver-
bündeten unter anderem über
die jüngsten Entwicklungen in
Osteuropa informieren.
Thatcher im Auch Unbeteiligte
Alleingang
Täter stirbt bei Attentat
Auf eine Wahlveranstaltung der
griechischen Konservativen mit
Kuala Lumpur (AP). Die Gip-
felkonferenz der- . Common-
wealth-Länder in, Malaysia M
erhielten Schläge
deren Vorsitzenden Mitsotakis
auf der Insel Lesbos sollte mögli- mit einem schrillen Mißklanq Ostberlin/Dresden (dpa). Auf Mädchen und ältere Menschen
cherweise ein Bombenanschlag beendet worden, weil sich Groß mehr als hundert zum Teil er- geschlagen wurden".
verübt werden. Der Attentäter britannien nicht der einheitli- schütternde Schilderungen von Nach Angaben aus Ostberlin
wurde jedoch bei dem Versuch, chen Front der übrigen 48 Teil- Demonstranten und unbeteilig- und Dresden sind einige Dut-
den Sprengkörper zu plazieren, nehmerländer anschloß, die der ten Passanten über Gewalt und zend Bereitschaftspolizisten in
von seiner eigenen Bombe zer- weißen Minderheitsregierung l 'bergriffe in Polizeirevieren, Militärhaft, weil sie sich gewei-
rissen. Es handelte sich um ei- Südafrikas zusätzliche Sanktio- Gefängnissen und Kasernen gert hätten, gegen Demonstran-
nen Offizier der griechischen nen androhten. Die konservati- macht ein Sonderbericht des ten vorzugehen.
Luftwaffe. ve britische Premierministerin Landeskirchenamtes . Sachsen In anderen Berichten wird un-
Thatcher distanzierte sich von aufmerksam, der am Wochenr ter anderem geschildert, wie ein
einer zwölfseitigen Südafrika- ende auf der Synode in Dresden 16jähriger in Polizeigewährsam
De Klerk gegen Garantien Erklärung des Gipfels und ver- vorgelegt wurde. Daraus geht verprügelt wird. „Wir hörten
Südafrikas Präsident Frederik trat in einer separaten Stellung- hervor, daß auch völlig Unbetei- seine Schreie und die Schläge
|De Klerk hat nahme die Ansicht, die über die hgte, so am 6. Oktober ein älte- der Knüppel. Ein anderer wurde
[sich gegen „in- allgemeinen Sanktionen hinaus- res Ehepaar auf dem Nachhau- mit dem Kopf mehrmals an eine
j ternationale gehenden Strafmaßnahmen der j seweg, von Polizisten Schläge Garagentür geschlagen."
| Garantien" für USA und des Commonwealth mit dem Gummiknüppel erhiel- Auch Landesbischof Johan-
I einen Übergang hätten nur den Extremismus in • ten und verletzt wurden. nes Hempel ging auf die Gewalt-
[zu einer ande- Südafrika gefördert. Der briti- , Jugendpfarrer Martin Henker taten in Dresden ein. Junge Er-
Iren Regie- sche Alleingang löste offenbar i berichtete in der Tageszeitung wachsene seien zum Teil, „im
| rungsf orm im allgemeine Überraschung aus. „Union" über etwa „390 Mel- Sinne-der Abschreckungsstrafe,
lApartheid- Ein hoher Commonwealth- GUTGELAUNT zeigten sich gestern Bundespräsident Weizsäcker dungen von Vermißten, Zuge- seelisch und körperlich er-
I Staat ausge- Funktionär bezeichnete ihn als führten und Verhafteten", die schreckend hart gezüchtigt
„abscheulich". • und IG Metall-Chef Steinkühler auf dem 16. Ordentlichen Ge-
Jsprochen. Vor werkschaftstag der IG Metall in Berlin. (dpa-Funkbild) sich auf die Zwischenfälle und worden". Wer die Kraft der jun-
I Delegierten der Festnahmen zwischen dem 3.gen Menschen zerbreche, „zer-
I herrschenden und 8. Oktober in der Elbe-Stadt bricht unsere Zukunft".
»Nationalen Türkisches Flugzeug Steinkühler: Streben keinen Streik an beziehen. In der Kirchendoku- Zu der Entwicklung der letz-
Partei sagte De Klerk, das mentation ist auch der Brief ei- ten Tage sagte der Landesbi-
Schicksal des Landes werde nes Bereitschaftspolizisten an schof: „Gott sei Dank, .es gibt
seinen Seelsorger enthalten. zaghafte Anfänge eines neuen
nicht im Ausland bestimmt.
Syrien bedauert Gesamtmetall-Chef drängt Dieser Mann, ein Wehrpflichti- Dialogs, erste Zeichen der
ger, äußert sich erschüttert, wie Staatsmacht, den Menschen di-
Bergarbeiter ermordet? Abschuß von „Leuten" des Strafvollzugs rekt zuzuhören. Wir wünschen
Das sowjetische Innenministeri-
um hat begonnen, den Tod von
auf flexiblere Arbeitszeiten in den Kasernen auch „Frauen, sehr, daß es so weitergeht."

Bergarbeiter-Führer Sotnikow Damaskus (AP). Das syrische Fortsetzung den europäischen Nachbarstaa-
zu untersuchen. Es wird vermu- Außenministerium hat Ankara Stumpfe betonte, ein solcher ten sei man da schon viel weiter. Ministerpräsident entlassen / Sprachenstreit
tet, daß der Mann, der bei den sein Bedauern über den Abschuß Kompromiß solle den Arbeits- Schon vor dem Auftakt des
Streiks im Juli eine „aktive Rol- eines türkischen Flugzeugs im kampf vermeiden, die Konjunk- Gewerkschaftstages bekräftigte
le" gespielt habe, ermordet wur-
de. Sotnikow war in der Nähe
Grenzgebiet beider Länder aus- tur nicht gefährden, auf Opfer IG Metall-Chef Steinkühler:
gedrückt und die türkische Re- der Beschäftigten verzichten „Die aktuelle Wirtschaftslage
gierung ersucht, den Angehöri- und gleichzeitig die Möglichkei- macht beides bezahlbar, Ar-
Unruhen in Usbekistan
seines Hauses in Rostow tot auf-
gefunden worden. gen der Opfer sein Beileid zu ten schaffen, in Zukunft weiter beitszeitverkürzung und Lohn- Moskau (AP). Der Oberste So- ment verabschiedete einen Zu-
übermitteln. In einer Mitteilung nach angemessenen Lösungen erhöhung." Steinkühler sagte, wjet Usbekistans hat den seit satzartikel zur Verfassung, nach
heißt es ferner, der Vorfall solle für alle Probleme zu suchen. seine Organisation strebe bei 1984 amtierenden Ministerprä- dem künftig Usbekisch statt
„Pulverfaß Hochschule" eingehend untersucht werden, Flexiblere Arbeitszeiten hält der anstehenden Tarif runde kei- sidenten Gairat Kadirow seines Russisch Amtssprache sein,
Bildungsminister Jürgen Mölle- und man hoffe, daß die gutnach- Stumpfe für ebenso wichtig wie nen Streik an, sondern wolle, Amtes enthoben. Kadirow war Russisch aber Verkehrssprache
mann (FDP) hat barlichen und freundschaftli- den derzeitigen Verzicht auf „wenn es sein muß, in vielen vorgeworfen worden, Arbeitslo- bleiben soll. Gegen dieses Spra-
eindringlich chen Beziehungen der beiden kürzere Arbeitszeit. Den Firmen mühsamen Verhandlungen ver- sigkeit und ethnische Spannun- chengesetz gab es in Usbeki-
vor den Folgen Länder als Folge des Zwischen- müsse die Möglichkeit gegeben suchen, die Arbeitgeber von der gen in Usbekistan nicht in-den stans Hauptstadt Taschkent De-
einer unüber- falls keinen Schaden nähmen. werden, ihre Maschinen länger Richtigkeit unserer Argumente Griff zu bekommen. Das Parla- monstrationen.
legten Sparpo- Ein türkisches Landvermes- laufen zu lassen. Auch gebe es zu überzeugen". Sollten die Ar-
litik an den ser-Flugzeug war am Samstag von Saisonschwankungen be- beitgeber aber bei ihrer jetzigen
. Hochschulen von zwei syrischen Mig-Jets ab- troffene Betriebe, die die dieHaltung bleiben, „müssen wir HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
gewarnt. In ei- geschossen worden. Fünf Insas- Möglichkeit haben müßten, ihre Druck in den Betrieben ma-
nem Interview sen kamen ums Leben. Arbeitszeiten zu variieren. In chen". ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
sagte Mölle- Vertriebsleiter.- Gerd Lühring.
mann, er warne Herausgeber
davor, ange- Rainer Dieriohs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG. Frankfur-
sichts der ho- Hinweis auf Versorgungsprobleme USA / Abtreibungsgesetz Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
sel, Ruf 05 6 1 / 2 0 3-0. Tel. Anzeigenan-
hen Belastung Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3. rernschreib-Nr.
von Universitäten und Fach- Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
hochschulen jetzt „eine Lunte
an das Pulverfaß Hochschule zu Litauen erschwert Reisen Bush stoppt Steuergelder Stellv. Chefredakteure
5618110. Postgirokonto 155132-608
Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
legen". Für die 235 000 Studien- Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
anfänger fehlten nicht nur Woh- Ostberlin (AP). Die Regierung der Sowjetrepu- Washington (AP). US-Präsident Bush hat sein Verantwortliche Redakteure
Chef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
nungen, sondern auch viele Pro- blik Litauen hat einer Meldung der amtlichen Veto gegen ein Mitte letzter Woche auch vom Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
fessoren- und Dozentenstellen. DDR-Nachrichtenagentur ADN zufolge Be- Senat verabschiedetes Gesetz eingelegt, das chen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
schränkungen für die Einreise von Touristen aus Bundesmittel für Abtreibungen bedürftiger Frau- Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
Bomben zeitig entschärft sozialistischen Ländern verfügt. Wie ADN am en bereitstellte, die infolge von Vergewaltigung Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Claudia Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Sonntag berichtete, begründete der Ministerrat oder Inzest schwanger wurden. Er halte es nicht Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese- rung.
Die Polizei hat gestern in Lon- in Wilna (Vilnius) eine am Freitag ergangene für ziemlich, Steuergelder für Abtreibungen be- mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
don drei Brandbomben ent- entsprechende Verordnung damit, daß der Tou- reitzustellen, es sei denn das Leben der Mutter Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
schärft, die' vor Büros der Kon- ristenstrom die Versorgung der einheimischen sei durch Austragung der Schwangerschaft ge- Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktionen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
servativen Partei gelegt waren. Bevölkerung mit Lebensmitteln und Industrieer- fährdet, begründete Bush seine Entscheidung. Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
Ein Reporter hatte die Polizei zeugnissen beeinträchtige. Die Maßnahme zielt Das Veto kann nur mit einer Zweidrittelmehrheit Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
Heinemann. Chefreporter: Karl-Hermann
alarmiert, nachdem ein Anrufer offenbar vor allem auf den Zustrom polnischer in beiden Häusern des Kongresses überstimmt Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
ihm im Namen einer walisischen Touristen ab. Die Zahl der Zugverbindungen werden; vermutlich wird die erforderliche Zahl Redaktion Wiesbaden: Rolf Etfenberger Exemplare.
Separatisten-Organisation ei- zwischen Polen und Litauen soll von.zwei auf der Stimmen nicht zusammenkommen. Bush hat- Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul Herstellung Druckhaus Dierichs,
nen Hinweis gegeben hatte. eine reduziert werden. te seinen Einspruch bereits angekündigt. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 247 Hessen Montag, 23. Oktober 1989

Resolution zur Deutschland- und Ostpolitik verabschiedet

SPD Hessen-Süd fordert von SED


unverzüglich Zeichen für Reform'
Langgöns (Ihe). Für einen intensiveren verabschiedeten Resolution zur Deutsch'
Dialog zwischen Menschen und Institutionen land- und Ostpolitik. Die südhessische SPD
in der DDR hat sich die SPD Hessen-Süd unterstütze gerade jetzt alle Bestrebungen,
ausgesprochen. Zu diesem Dialog gebe es den Menschen in der DDR wie in anderen
„keine verantwortbare politische Alternati- Staaten Freiheit, demokratische Beteili-
ve", heißt es in einer vom Parteitag in Lang- gungschancen und Selbstbestimmung zu
göns bei Gießen am Samstag fast einstimmig gewähren.
An die SED-Führung und den Partei aufzugeben", heißt es in westlichen Partnern noch bei
neuen Generalsekretär Krenz der Entschließung. den östlichen Nachbarn der
appellierten die 222 Delegierten Begrüßt wurde vom Parteitag Bundesrepublik könne die Be-
des Parteitags, „unverzüglich die Gründung einer Sozialdemo- reitschaft erweckt werden, „die
Zeichen für Erneuerung und für kratischen Partei (SDP) in der Einheit Deutschlands auf die
die Verwirklichung von Informa- DDR. Die südhessische SPD un- Tagesordnung der Weltpolitik
tions-, Meinungs- und Reisefrei- terstütze ihre Bestrebungen, auf zu heben".
heit, für Rechtssicherheit und po- eine ökologisch orientierte so-
litischen Pluralismus in der DDR ziale Demokratie hinzuwirken
zu setzen". Der Wechsel an der und sich für eine konsequente „Nato-Statut revidieren"
Spitze der DDR zeige, daß die Demokratisierung von Staat und
SED-Führung von Protesten der Gesellschaft einzusetzen. Einstimmig verabschiedete der
Bevölkerung und der Reform- SPD-Parteitag einen Antrag des
gruppen in der DDR zu Verände- Bezirksvorstands, in dem eine ERNTEGABEN brachte das Landvolk in den Fritzlarer Dom. Jugendliche trugen Körbe mit Brot und
Kritik an Wallmann Aufhebung, zumindest aber eine
rungen veranlaßt werden könne. Feldfrüchten." (Foto: Ber8er)
grundsätzliche Revision des Zu-
Die Bezirksvorsitzende Heidi satzabkommens zum Nato-Trup-
„Monopol aufgeben" Wieczorek-Zeul kritisierte den penstatut verlangt wird. Der Ver-
hessischen CDU-Landesvorsit- trag über die Beziehungen zwi- Bauernverband hatte nach Fritzlar eingeladen/Zentrale Feier im Dom
„SED und Staatsführung der zenden und Ministerpräsidenten schen der Bundesrepublik und
DDR kommen nicht daran vor- Wallmann wegen seines gegen den drei Mächten aus dem Jahr
bei, die anhaltende Ausreise-
welle und die massenhaften De-
die SPD erhobenen Vorwurfs des
„Verrats an deutschen Inter-
1952 müsse im übrigen sorgfältig
überprüft werden. Es gehe nicht
an, „daß die Bundesrepublik ei-
Erzbischof Dyba: Für Gottes Gaben danken
monstrationen in der DDR als essen". Sie erwarte, daß Wall-
dramatisches Warnsignal und mann den Vorwurf zurücknehme. nerseits den Status eines souve- Fritzlar (rbg). Zum tätigen serstadt eingeladen. Neben zahl- von Dank kaum etwas zu spüren.
Anstoß zu überfälligen Refor- Wallmann hatte sich auf eine ränen Staates habe, andererseits Dank rief gestern der Fuldaer reichen Offiziellen, darunter Re- Im Gegenteil: Alle gesellschaft-
men zu erkennen und entspre- Feststellung des SPD-Landes- aber ihre Rechtsstellung besat- Erzbischof Dr. Johannes Dyba in gierungspräsident Dr. Ernst Wil- lichen Kräfte bemühten sich,
chend zu handeln sowie das Al- parteitags am 30. September in zungsrechttiche, protektbrats- Fritzlar auf. „Wir alle sollten die ke, waren Landwirte aus allen Forderungen zu stellen und die
leinvertretungsmonopol einer Limburg bezogen, weder bei den ähnliche Züge aufweist". Ideen und Gaben Gottes auf der Teilen des Landes zum Pontifi- Zustände zu beklagen. Dyba:
Erde entwickeln und verwirk- kalamt in den Dom" gekommen, „Wir sind in der Gefahr, daß Un-
lichen und sie damit zum Segen der mit einer schlichten Ernte- zufriedenheit und Undankbar-
für alle Menschen werden las- krone geschmückt war. keit institutionalisiert werden".
Seniorentreffen des SPD-Bezirks Hessen-Nord in Gudensberg sen", sagte er vor einigen Der Erzbischof sagte, das Zu- Das fange schon in der Schule
hundert Gläubigen beim sammenwirken von Kirchen und bei den Kindern an, die angehal-
Landeserntedankfest im Dom. Bauern sei kein Zufall, „denn wir ten würden, Natur und Schöp-
„Erfahrungsschatz der Älteren nutzen" Der Hessische Bauernverband
hatte in diesem Jahr für seine
sind die letzten, die noch zu dan-
ken haben". In der Öffentlich-
keit, vor allem in den Medien, sei
fung nach Hohlräumen abzu-
klopfen, statt zur Dankbarkeit
geführt zu werden.
traditionelle Feier in die alte Kai-
Gudensberg (t). Der Ehren- Liberalisierungsansätze in der los verwirtschaftet". Das gehöre
vorsitzende Dr. Karl Branner, DDR gefährdet werden könnten. zu ihrem politischen Prinzip:
Alt-Oberbürgermeister von Massiv griff Günther den „Denn wo die soziale Ungerech- 49jähriger starb KKW/Initiativgruppe Unfall auf Autobahn
Kassel, hatte am Vorstandstisch CDU-Landesvorsitzenden, Mini- tigkeit entsteht", könnten die
Platz genommen, die ehemali- sterpräsident Dr. Wallmann an, Reichen immer reicher werden.
gen Landräte von Fritzlar-Hom-
berg und Melsungen, August
Franke und Franz Baier, saßen
„der eine ungeheure Geschichts-
klitterung" betreibe. In diesem
Zusammenhang forderte später „Für Energiesparen werben"
Absturz bei Würgassen Pkw-Fahrerin
in der ersten Reihe. Man sah
Noch- oder ehemalige Mitglie-
der aus dem Landesparlament
der SPD-Landesvorsitzende und
Kasseler Oberbürgermeister
Hans Eichel den Ministerpräsi-
Der Kasseler Oberbürgermei- Flugversuch erneut blockiert schwer verletzt
ster forderte "die Senioren auf, in
und aus Städte- und Kreiskör- denten auf, einen im Landtag auf- ihren Kreisen für das Energie- Langenselbold (Ihe). Bei sei- Würgassen (jop). Mit rund Kassel (f). Bei einem Unfall auf
perschaften. „Weißt-Du-noch"- gestellten historischen Ver- sparen anwerben, „damit unse- nem ersten Flugversuch mit ei- 80 Teilnehmern -blockierte am der Autobahn 7 bei Malsfeld
Stimmung machte sich gestern gleich, in dem er sich auf die re Erde in naher Zukunft nicht nem für ihn neuen motorisierten Samstagnachmittag die Initiativ- (Schwalm-Eder-Kreis) erlitt
im Bürgerhaus von Gudensberg Abstimmung zum „Ermächti- unbewohnbar wird". Die Auto- Ultraleicht-Flugzeug ist ein gruppe „gewaltfreie Blockade eine 63jährige Frau aus Rosen-
(Schwalm-Eder-Kreis) breit, als gungsgesetz" 1933 im Reichtstag mobilindustrie müsse für die 49jähriger Pilot am Samstag am Atomkraftwerk Würgassen" heim am Samstagnachmittag
sich die Senioren des SPD-Par- bezog, „an gleicher Stelle, näm- Zukunft umweltverträglichere etwa 300 Meter vom Gelände die beiden Zufahrten zur kern- schwere Verletzungen.
teibezirks Hessen-Nord trafen. lich im Landtag", zurückzuneh- und benzinsparende Fahrzeuge des Flugplatzes Langenselbold technischen Anlage im Kreis Wie die Polizei mitteilte, kam
Nach der Begrüßung durch den men. Im übrigen habe Hessen „ei- bauen (sonst müsse man den entfernt abgestürzt. Er erlitt töd- Höxter. Wie der Sprecher der die Frau vermutlich aufgrund
Bezirks-Seniorenbeauftragten nen Ministerpräsidenten und späteren Verschrottungspreis liche Verletzungen. Gruppe, Christian Jobst aus eines Fahrfehlers mit ihrem Pkw
Otto Heckmann (Kassel) betonte eine Regierung, die nach rechts beim Kauf gleich einkalkulie- Der aus Langenselbold (Main- Göttingen, mitteilte, griff die von der mittleren Fahrspur ab;
Bezirksvorsitzender Dr. Herbert polarisieren", nicht verdient. ren) und ging auch auf die im Kinzig-Kreis) stammende Mann Polizei nach einer zweistündigen der Wagen geriet ins Schleu-
Günther, eine Partei sei misera- Landesvorsitzender Eichel SPD-Programm „Fortschritt 90" war nach Mitteilung des Regie- Verhinderung des Schichtwech- dern, überquerte alle Fahr-
bel, wenn sie nicht den Erfah- zeichnete ein Bild vom „reichen vorgesehene hohe Benzinsteuer rungspräsidiums Darmstadt mit sels gegen 13 Uhr ein und dräng- streifen und stieß auf einen
rungsschatz ihrer Senioren ein- Land Hessen", das aber in den ein. Sie würde durch höhere seinem Fluggerät bei böigem te die Demonstranten zur Seite. rechts fahrenden Pkw, der
setze. Er reklamierte für seine vergangenen vierzig Jahren Freibeträge bei anderen Steuer- Wind ins Trudeln gekommen Dabei seien die Personalien von durch den Aufprall nach links
Partei den „Durchbruch in der dazu geworden sei, „und nicht in arten wieder hereinkommen. Ei- und dann senkrecht zur Erde fünf Teilnehmern der Blockade gegen die Mittelleitplanke ge-
Aussöhung mit dem Osten durch den letzten zwei Jahren". Dieser chel: „Auf keinen Fall wird und gestürzt. Das Ultraleichtflug- aufgenommen worden. Nach schleudert wurde. Der Fahrer,
Willy Brandt" und kritisierte, daß Reichtum werde durch die Re- darf der kleine Mann darunter zeug sei kurz zuvor noch von dem Polzeieinsatz setzten rund ein 20jähriger Oldenburger,
durch „dummes Gerede" die gierung' Wallmann „gedanken- leiden". einem Sachverständigen abge- 50 Personen die Blockade der blieb unverletzt.
nommen worden. Der 49jährige Hauptzufahrt fort. Der Wagen der 63jährigen
war ein erfahrener Pilot. Am Samstagmorgen hatte im überschlug sich und rutschte
benachbarten Beverungen auf auf dem Dach gegen die Leit-
DGB-Frauenreferentin: Rentenreform ,fauler Kompromiß' Scheune abgebrannt
nordrhein-westfälischer Seite
eine Informationsveranstaltung
planke. Die Fahrerin wurde vom
Notarzt des Rettungshub-
Frankfurt (Ihe). Die von der setzung der Regelarbeitsgrenze während der Kindererziehung stattgefunden, bei der das Göt- schraubers versorgt und an-
Bundesregierung geplante ge- aui 65 Jahre. und im Haushalt nicht gleicher- Oberursel (Ihe). Beim Brand tinger Kabarett „Gesellschaft für schließend mit einem Rettungs-
plante Rentenreform ist nach Auch auf das vorgezogene maßen auf Frauen und Männer einer Feldscheune ist in. der Ruhe und Ordnung" sowie der wagen ins Melsunger Kranken-
Ansicht des DGB Hessen für Altersruhegeld für Frauen vom aufgeteilt sei, dürfe die zur Nacht zum Samstag in Ober- Schriftsteller Karl Gebauer mit- haus gebracht. Ihr mitfahrender
Frauen ein „fauler Kompromiß". 60. Lebensjahr an sollte nicht Zeit gültige vorgezogene Alters- ursel (Hochtaunuskreis) etwa gewirkt hatten. Ehemann wurde leicht verletzt.
Für bedenklich hält die DGB- verzichtet werden, heißt es in ruhegrenze für Frauen vom 150 000 Mark Schaden entstan- Die Initiativgruppe will ihre Der Sachschaden an den beiden
Frauenreferentin Marita Eilrich einer Mitteilung des DGB vom 60. Lebensjahr an nicht beseitigt den. Die Brandursache ist noch Blockaden bis zur Stillegung des Pkw beträgt laut Polizei rund
vor allem die geplante Herauf- Sonntag. Solange die Belastung werden. ungeklärt. Reaktors fortsetzen. 24 000 Mark.

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Konjunkturprognose
Schwimmbad Nach 12 Tagen Personal Kasparow Heizöl Zum Tage
1990 weniger „Ducken" Biologin Sorge um Computer Deutsche Auf dem Baikon
Wachstum verboten gerettet Engpass besiegt sparen LJie Ungarische Volksrepublik ist
Bonn (dpa/vwd). Nach dem tot. Es lebt die Republik Ungarn.
„fetten Jahr" 1989 mit einem Wer andere ge- Zwölf Tage lag sie Die deutschen Der Geist besiegte Die Deutschen ge- Mit dem neuen Namen sucht der
Wirtschaftswachstum von real waltsam unter Was- mit einem gebroche- Manager befürchten die Maschine: Der hen sparsamer mit Staat der Magyaren Anschluß an
vier Prozent wird sich nach Ein- ser taucht, begeht nen Bein in einer bis zum Ende dieses hochgerühmte ame- Heizöl um. Der Ver- seine alte Geschichte. Den Rücken
schätzung der fünf führenden Körperverletzung. tiefen Schlucht in Jahrhunderts einen rikanische Schach- brauchsdurch- zur Sowjetunion, geht ihr Blick gen
Wirtschaftsinstitute die Kon- Dies entschied jetzt Chile, jetzt wurde dramatischen Per- computer „Tiefer schnitt lag in der Westen. Allmählich soll der Über-
junktur 1990 mit einem Wirt- das Landgericht sie lebend gefunden: sonalmangel in Fa- Gedanke" unterlag vergangenen Heiz- gang zu einer klassischen Demo-
schaftswachstum von drei Pro- Frankfurt. Ein Die deutsche Biolo- briken und Büros. in New York dem periode 1987/88 bei kratie erfolgen. Die neue Verfas-
zent wegen zurückgehender Ex- 49jähriger erhielt gin Ingeborg Brede- Dies ergab eine Um- sowjetischen 20,10 Liter pro Qua- sung ist schon in Kraft, im näch-
porte leicht abschwächen. Die eine Geldstrafe von meyer hatte sich frage unter 564 Füh- Schachweltmeister drat und Jahr. Das sten Jahr wird frei gewählt.
Preise werden im kommenden 1000 DM aufge- nach ihrem Sturz rungskräften aus Garri Kasparow in sind rund zwei Liter Ungarn steht damit an der Spit-
Jahr leicht anziehen, die Infla- brummt. Einzelhei- nur von Blättern er- Politik, Wirtschaft zwei Partien. Be- weniger als im Win- ze der Reformbewegung. Die Po-
tionsrate rund drei Prozent be- ten des Urteils auf nährt. Siehe „Blick und Verwaltung. richt auf „Blick in ter davor. Siehe len wollen nachziehen. Gorba-
tragen. Auch 1990 werde die „Blick in die Zeit". in die Zeit". Siehe Wirtschaft. die Zeit". Wirtschaft. tschow lobt zwar die Genossen,
Zahl der Arbeitslosen im Jah- beharrt jedoch auf dem Einpartei-
resdurchschnitt nicht wesent- ensystem. Und Krenz in Ostberlin
lich verringert werden können flicht gewiß nicht jenen Kränze, die
und die Zwei-Millionen-Marke
kaum unterschreiten, erklärten
die Vertreter der fünf Institute
300 000 demonstrierten in Leipzig eine Schleuse in die Bundesrepu-
blik offenhalten. Das Modell viel-
bei der offiziellen Vorstellung leicht der Zukunft ist noch ein Son-
des Wirtschaftsgutachtens ge- derfall.
stern in Bonn.
Bericht nächste Seite
Siehe auch Kommentar Reisepässe für Die Ungarn richten sich bereits
häuslich darin ein. Freiheit war der
Glocken erst' Geläute, als Parla-
mentspräsident Szüros die Repu-
blik ausrief. Auf demselben Balkon

alle versprochen
gab Imre Nagy vor 33 Jahren das
Signal zum Volksaufstand. Seine
ZDF-Politbarometer Unabhängigkeitserklärung erfolgte
zu früh. Die Geschichte hat ihn
jetzt rehabilitiert wie das Regime.

Mehrheit für Berlin (dpa/AP). Das SED-Politbüromitglied Hager hat ge-


stern eine Reise-Verordnung in der DDR angekündigt, die
Noch ist Ungarn seine kommuni-
stische Vergangenheit nicht los.
Noch stehen Truppen jener Macht
Koalition davon ausgehen werde, „daß alle reisen dürfen und daß
jeder Bürger einen Paß erwerben kann, um zu reisen und den
im Lande, die den Aufstand von
1956 niederwarf. Doch Kommunist
er auch behält". Zeitgleich kam es in Leipzig zur bisher mag sich kaum einer mehr nennen.
Hamburg (dpa). Die Bonner Der Makel schreckt, der Stachel
Regierungskoalition hat zum größten Protestdemonstration in der DDR mit rund 300 000 sitzt tief im Fleisch eines verwun-
ersten Mal seit einem Jahr in Menschen. Zwischenfälle gab es keine. deten Volkes. Nun schmückt es
der Wählergunst wieder eine sich mit den Nationalfarben rot und
Mehrheit. Die Republikaner, Hager machte seine Äußerun- Auf Transparenten zeigten weiß und grün. Das Einheitsrot ist
die bei den jüngsten Wahlen gen, die am Abend von der die Demonstranten Slogans wie tot.
stets Erfolge verbuchten, Nachrichtensendung des DDR- „Krenz ja - nur durch freie Wah- Alfred Brugger
hätten dagegen keine Chan- Fernsehens „Aktuelle Kamera" len", „Demokratie unbekrenzt",
ce, in den Bundestag zu kom- ausgestrahlt wurden, auf einer „Wir fordern freie Wahlen",
men. Das ergab die Oktober- Präsidiumstagung des Komitees „Keine neue Machtkonzentra- DDR-Flüchtlinge
Umfrage zum ZDF-Politbaro- der Unterhaltungskünstler in tion". ADN berichtete, bei der
meter unter mehr als 1000 der DDR. Demonstration seien „Forderun-
repräsentativ ausgesuchten gen nach spürbaren Verände-
Bundesbürgern.
Auf die heute anstehende
Volkskammersitzung mit der
Wahl des neuen SED-Chefs
rungen, weiterführendem Dia-
log und kritischer Bewertung
In Prag Lösung
Erstarken der Union
Krenz auch zum Staatsratsvor-
sitzenden - also Staatschef -
der gesellschaftlichen Entwick-
lung in der DDR" laut geworden.
Demonstrationen gab es auch in
wie in Warschau
und zum Vorsitzenden des Na-
Wenn am nächsten Sonn- tionalen Verteidigungsrates an- Dresden, Schwerin, Magdeburg Bonn (AP). Auch die inzwi-
tag Bundestagswahl wäre, gesprochen sagte Hager, man und Ostberlin. schen wieder rund 100 Ausrei-
dann erhielte die CDU/CSU . müsse selbstverständlich davon In Teltow bei Berlin erklärten sewilligen in der bundesdeut-
41 Prozent (plus zwei), die
FDP käme auf neun Prozent „Republik Ungarn" ausgerufen ausgehen, daß es das „souverä-
ne Recht der Volkskammer" sei,
über diesen Vorschlag des SED-
angeblich mehrere hundert Be-
schäftigte des Elektroanlagen-
schen Botschaft in Prag werden
von der DDR-Botschaft offiziell
(plus eins), die SPD bliebe bei baus „Wilhelm Pieck" ihren ausgebürgert und können dann
37 Prozent, die Grünen kä- Ungarn ist jetzt Republik und an, daß Ungarn in Zukunft ein Zentralkomitees zu entschei- Austritt aus dem DDR-Gewerk- in den Westen ausreisen. Dies
men auf acht Prozent (minus nicht länger „Volksrepublik". „unabhängiger demokratischer den. Hager spielte offensichtlich schaftsbund FDGB und gründe- bestätigte das Auswärtige Amt
eins) und die Republikaner Unter dem Jubel von rund Hun- Rechtsstaat" sein werde. Am darauf an, daß erstmals in der ten eine unabhängige Gewerk- in Bonn. In Warschau wird diese
nur noch auf drei Prozent derttausend Menschen rief Par- Abend versammelten sich vor Geschichte der DDR eine ein- schaft mit dem Namen „Re- Regelung bereits seit über einer
(minus zwei). Die anderen lamentspräsident Szüros auf dem dem Parlament 100 000 Men- stimmige Wahl des Staatsober- form". In einem am Montag in Woche angewandt. Vor dort
Parteien blieben bei zwei Balkon des Parlamentsgebäudes schen und riefen „Russen heim" hauptes nicht gesichert ist. Westberlin bekanntgewordenen startete gestern abend eine wei-
Prozent. Das Erstarken der in Budapest die Republik aus und und „Kein , Kommunismus Der Massenprotest in Leipzig Aufruf forderte der Sprecher tere Sondermaschine mit 150
CDU/CSU geht vor allem zu setzte damit eine Verfassungsre- mehr". Auf den Tag genau vor stand ganz im Zeichen der der Gruppe, Rolf Borger, die Ausgebürgerte an Bord nach
Lasten der Republikaner. form in Kraft, die einen weiteren 33 Jahren war der Volksauf- Volkskammersitzung. Die Hun- rund 6000 Betriebsangehörigen Düsseldorf. Die Zahl der war-
Nur zwei Prozent der frühe- wichtigen Schritt in Richtung auf stand gegen das kommunisti- derttausenden, die sich wieder- auf, der neuen Bewegung beizu- tenden DDR-Bürger stieg in
ren CDU/CSU-Wähler er- ein demokratisches System west- sche Regime ausgebrochen. - um in den Kirchen der Stadt ge- treten. Die Nachrichtenagentur Warschau auf rund 2000. Ent-
klärten, ihre Stimme jetzt licher Prägung darstellt. Szüros Siehe auch „Zum Tage" • und sammelt hatten, demonstrierten ADN dementierte am Abend die gegen früheren Ankündigungen
den Repulikanern zu geben. kündigte unter den Begeiste- „Themen des Tages". gegen Machtmißbrauch und Gründung einer Gewerkschaft. hat die DDR-Botschaft in War-
rungsrufen der Menschenmenge (dpa-Funkbild) Amterhäufung. Siehe auch nächste Seite schau über das Wochenende
keine Anträge auf Ausbürge-
rung bearbeitet.
Baden-Württemberg / CDU in kleineren Gemeinden behauptet Genossen besucht Vertriebenengesetz / SPD Der Strom von DDR-Flücht-
lingen über Ungarn und Öster-
reich in die Bundesrepublik

Republikaner in Städten zweistellig Ost-SPD


Mitgründer der Auslaufregelung ebbte auch zu Wochenbeginn
nicht ab. Bis zum Montag mor-
gen meldeten sich 1185 DDR-
in Bonn gefordert Bürger bei den bayerischen Be-
hörden. Die Zahl der DDR-Bür-
Stuttgart (AP/dpa). Trotz ihrer rechtigten hat die SPD, die bei Dagegen zogen die Rechtsra- ;er, die über Ungarn in die Bun-
hohen Stimmenverluste an die der Wahl im Jahr 1984 stark dikalen in Stuttgart (9,6 Pro- Bonn (dpa). Das Gründungs- Bonn (AP). Die Sozialdemo- lesrepublik ausreisten, war mit
Republikaner, die in mehreren verloren hatte leichte Sitzge- zent), Mannheim (9,8 Prozent), mitglied ' der kraten dringen darauf, Vergün- Beginn der Herbstferien am vor-
Städten zweistellige Ergebnisse winne um etwa 0,8 Prozent. Die Freiburg (6,4 Prozent) und neuen Sozial- stigungen für Aussiedler abzu- letzten Wochenende sprunghaft
erzielten, konnte sich die CDU in Baden-Württemberg traditio- Karlsruhe (6,3 Prozent) auf An- demokrati- schaffen. SPD-Bundesgeschäfts- gestiegen. Die Ferien endeten
bei den baden-württembergi- nell starken Wählervereinigun- hieb in die Rathäuser ein. Re- schen Partei führerin Fuchs forderte gestern am Sonntag.
schen Kommunalwahlen in den gen sind dem ersten Überblick kordergebnisse bekamen sie in der DDR (SDP), alle im Bonner Parlament vertre-
kleineren Gemeinden offenbar zufolge wiederum gut vertreten Heilbronn (10,6 Prozent), Pforz- Steffen Reiche tenen Parteien auf, zügig Bera-
als stärkste parteipolitische und gewannen 2,3 Prozent an heim (11,9 Prozent) und Heiden- (Foto), hat ge- tungen über ein „Auslaufverfah-
Kraft behaupten. Nach einem Sitzen hinzu. Ihnen fallen damit heim (14,2 Prozent). Weil sie le- stern an einer ren für das Bundesvertriebenen- Die endgültigen Quoten
ersten Zwischenergebnis des In- bisher mit 45,8 Prozent die mei- diglich in etwa 50 Städten kan- Präsidiums Sit- gesetz aufzunehmen". Es sei Lotto: Gewinnklasse I 915 798,70
nenministeriums haben die sten Mandate zu. Die Anteile didierten, erreichten die Repu- zung der SPD in schwer vorstellbar, sagte Frau DM; II 89 346,20 DM; III 7506,50
Christdemokraten in 629 von der Grünen (1984: 2,4 Prozent) blikaner in den kleineren Ge- Bonn teilge- Fuchs, den gesetzlichen Status DM; IV 125,50 DM; V 9,80 DM.
Toto:
insgesamt 1109 Gemeinden und der FDP (1,3 Prozent) blie- meinden kaum Sitzzahlen. nommen. Der von Vertreibung und deren Spät-
zwar 2,8 Prozent der Sitze ver- ben nahezu unverändert. SPD-Vorsit- folgen über 40 Jahre nach Ende Auswahlwette: I. unbesetzt, Jackpot
Führende Politiker von CDU, 3 181 871,40 DM; II. 60 414,30 DM;
loren, verfügen aber noch immer Anders stellt sich die Situati- SPD und FDP reagierten am zende Vogel des Zweiten Weltkrieges unend- III. 1118,70 DM; IV. 48,80 DM; V.
über einen Mandatsanteil von on in den großen Städten dar. Montag mit Bestürzung auf das begrüßte mit Reiche „den ersten lich weiterbestehen zu lassen. 5,50 DM. - Ergebniswette: I.
knapp 30 Prozent. Wo die Republikaner angetre- gute Abschneiden der Republi- Vertreter einer sozialdemokra- Die Gesetze, die für die Nach- 128 882,60 DM; II. 5858,30 DM; III.
Aufgrund des äußerst kompli- ten waren, erreichten sie teil- kaner, das sie vor allem auf die tischen Partei aus der heutigen kriegsphase geschaffen worden 459,30 DM.
zierten Wahlsystems wird mit weise zweistellige Ergebnisse, Wohnungs- und Ausländerpoli- DDR seit 43 Jahren" in der SPD- seien, könnten nicht fortge- Rennquintett:
einem landesweiten Ergebnis die vor allem auf das Konto der tik zurückführten. Ministerprä- Zentrale. Er sicherte ihm die So- schrieben werden, zumal sich die Rennen A: Gewinnklasse I 672,20
der Mandatsverteilung nicht CDU gingen. So verlor die CDU siden Späth, der von einer kla- lidarität und Unterstützung der Verhältnisse in Osteuropa zu DM; II 210,-DM.
vor Donnerstag gerechnet. in der Landeshauptstadt Stutt- ren Niederlage für die CDU SPD zu. Reiche sagte vor dem wandeln begännen. Der SPD-Ab- Rennen B: Gewinnklasse I 3361,40
SPD-Präsidium, seine Partei tre- geordnete Conradi forderte, Um- DM; II 113,30 DM.
Nach den bislang erfaßten gart 5,7 Prozent, in Karlsruhe sprach, sieht ein Protestverhal- Kombinationsgewinn: unbesetzt,
Stimmen von etwa 30 Prozent 5,9 und in Mannheim gar 9,8 ten, dem man nachgehen müsse. te für die Ideen des demokrati- siedler nicht mehr als Heimat-
schen Sozialismus ein. vertriebene zu behandeln. Jackpot 51 482,80 DM.
der rund 6,7 Millionen Wahlbe- Prozent. Siehe auch Kommentar (Ohne Gewähr)
Nr. 248. Politik Dienstag, 24. Oktober 1989

Namen und Warnung vor „fatalen" Lohnaufschlägen und Arbeitszeitverkürzung „Großkonflikt" Berliner Stimmrecht
Nachrichten
Institute ermahnen Tarifpartner IG Metall FDP begrüßt
Morlok zu Daimler-Benz
Der frühere Fraktionsvorsitzen-
rüstet sich Momper-Vorstoß
de der FDP im Bonn (AP/dpa). Die fünf füh- nicht nur die Preisentwicklung, und Jens forderten, die gute wirt-
Stuttgarter renden Wirtschaftsinstitute ha- sondern auch die Konjunktur- schaftliche Entwicklung müsse Berlin (dpa). Die IG Metall Berlin (dpa). Die Forderung
Landtag, Jür- ben die Regierung und die Tarif- entwicklung ab", gab Schmahl zu zur Bekämpfung der anhaltend richtet sich für die Tarifrunde des Berliner Regierenden Bür-
gen Morlok, parteien davor gewarnt, die bedenken. Die Lohnvereinba- hohen Arbeitslosigkeit, der sich 1990 auf einen „programmierten germeisters Walter Momper
wird die Kon- Preisentwicklung neu anzuhei- rungen sollten sich an den bishe- erneut vergrößernden außen- Großkonflikt" ein. Die Bereit- (SPD), den Berliner Abgeordne-
zernvertretung zen. Ihre Vertreter erklärten am rigen moderaten Abschlüssen wirtschaftlichen Ungleichge- schaft der Unternehmer, schon ten im Bundestag volles Stimm-
von Daimler- Montag in Bonn, zur Behebung orientieren. Anstelle von Lei- wichte und der ökologischen im Januar mit den Verhandlun- recht einzuräumen, hat bei den
Benz in Bonn des Wohnungsmangels sollte stungen, die die Lohnkosten dau- Probleme genutzt werden. Die gen zu beginnen, ist nach An- Freien Demokraten ein positives
übernehmen. nicht „ein Programm auf das an- erhaft erhöhen, sollten in Kon- Grünen im Bundestag kritisier- sicht von IG-Metall-Chef Stein- Echo gefunden. Nach einem Ge-
Er wird den dere" gehäuft werden. „Fatal" fliktfällen besser Einmalzahlun- ten, für die Institute sei es offen- kühler auf interne Querelen im spräch des Vorstandes der FDP-
Konzern und wären auch hohe Lohnaufschlä- gen vereinbart werden. Ange- kundig kein Thema, daß die Kon- Arbeitgeberlager zurückzufüh- Bundestagsfraktion mit Momper
die Unterneh- ge. sichts des gegenwärtigen Fachar- junkturlokomotive am Rande des ren und kein Signal der Ent- im Rathaus Schöneberg sagte
mensbereiche Bei der Vorstellung des beitermangels halten die Institu- ökologischen Abgrundes fahre. spannung oder Entwarnung. der stellvertretende Fraktions-
Mercedes- Herbstgutachtens der Institute te auch weitere Arbeitszeitver- Die Arbeitgeber werteten das Beim 16. Ordentlichen Gewerk- vorsitzende Ronneburger ge-
Benz, AEG und Deutsche Aero- sagte der Präsident des Hambur- kürzungen für einen „Fehl- Gutachten als „eindringlichen schaftstag der IG Metall rief stern, seine Partei habe volles
space bei den politischen Insti- ger HWWA-Instituts für Wirt- schuß". Appell" an die Tarifparteien, den Steinkühler am Montag die 2,6 Verständnis für diesen Vorstoß.
tutionen in der Bundeshaupt- schaftsforschung, Schmahl, bei moderaten Lohnkurs der vergan- Millionen Mitglieder auf, „die Er wies darauf hin, daß die
wohnungsbaupolitischen Pro- In einer gemeinsamen Stel- genen Jahre fortzusetzen. Das Vorbereitungen auf den von Ge- Ostberliner
stadt repräsentieren.
grammen dürfe nicht vergessen lungnahme erklärten Wirt- Gutachten belege, daß Arbeits- samtmetall programmierten VolkskammerAbgeordneten
entgegen
der
den
werden, daß die Kapazitäten der schaftsminister Haussmann und zeitverkürzungen kein taugli- Großkonflikt zu intensivieren Viermächte-Abmachungen in
„Weniger Kohlendioxid" Bauwirtschaft ausgelastet seien. Finanzminister Waigel, die Insti- ches Mittel zur Entlastung des und zu verbreitern". Nur so Direktwahl gewählt werden.
Eine Anhäufung von Program- tute wiesen zu Recht auf die Pro- Arbeitsmarktes seien. Der DGB könne die IG Metall die 35- Ronneburger betonte, Voraus-
Der EG-Kommissar für Umwelt, men würde zu einer Ankurbe- bleme weiterer Arbeitszeitver- hob dagegen hervor, die von den Stunden-Woche mit vollem setzung für die Ausweitung des
Carlo Ripa di Meana, hat die lung des Preisanstiegs führen. kürzung hin, durch die beson- Instituten für 1990 vorausgesag- Lohnausgleich, kräftige Ein- Stimmrechts der Berliner Abge-
Staaten der Europäischen Ge- ders der Facharbeitermangel te günstige Konjunkturentwick- kommensteigerungen und das ordneten wäre eine Vereinba-
meinschaft aufgefordert, ihre Die Institute warnen die Tarif- verstärkt und der Einsatz weni- lung sei eine „gute Grundlage für freie Wochenende durchsetzen. rung der vier Mächte. Dabei wä-
Kohlendioxidemissionen bis parteien davor, in künftige Lohn- ger qualifizierter Arbeitkräfte er- die Erfüllung der tarifpolitischen Selbstkritisch appellierte der ren auch Gespräche über den
zum Jahr 2000 um 75 Prozent abschlüsse Zuschläge für erwar- schwert würde. Forderungen der Gewerkschaf-
IG-Metall-Vorsitzende an die „sensiblen" Status der Stadt not-
senken, um katastrophale Kli- tete Preissteigerungen einzubau- ten".
Gewerkschaften, die zwei Mil- wendig. Deshalb werde es eine
maveränderungen zu verhin- en. „Von der Lohnrunde hängt Die SPD-Abgeordneten Roth
lionen Arbeitslosen und mehr kurzfristige Lösung nicht geben,
dern. Er forderte weiter, daß die als drei Millionen Sozialhilfe- doch bestehe Hoffnung für die
Verfeuerung von Kohle zur empfänger nicht zu vergessen. Zukunft.
Stromerzeugung, das Heizen mit
Öl un das Fahren mit Benzin und
Diesel drastisch eingeschränkt
werden. Empörung gegen Frankfurter Urteil wächst
Betriebsobmann Walesa
Der polnische Arbeiterführer
Lech Walesa ist wieder zum Ob-
mann der Betriebsgruppe seiner
Stoltenberg: Nehmt
Gewerkschaft Solidarnosc in
der Danziger Leninwerft ge-
wählt worden. Die Betriebsge-
werkschaftsgruppe hatte Wale-
Soldaten in Schutz
sa eine Wahl zum Ehrenobmann
angeboten, jedoch hatte der Ar- Bonn (AP/dpa). Bundesvertei- gen der Bundeswehr zu stellen
beiterführer auf einer Kandida- digungsminister Stoltenberg und in einer Entschließung die
tur für das Amt des aktiven Ob- (CDU) hat an alle staatstragen- „unverantwortliche Diffamie-
mann beharrt: „Ich will keine den Organisationen, Parteien rung ihres Friedensdienstes zu-
Ehre, ich will nicht künstlich und Verbände appelliert, die rückzuweisen". Wenn die Sol-
sein, ich will herrschen." Soldaten der Bundeswehr vor daten nicht zutiefst verunsi-
Diffamierungen und Herabset- chert werden sollten, sei jetzt
zungen in Schutz zu nehmen. ein demonstrativer Akt der ver-
Musik gegen Einsamkeit Vor dem Hintergrund des jüng-
sten Freispruches eines Arztes
antwortlichen politischen Kräf-
te in der Bundesrepublik vonnö-
Nach dem Motto „Mit Musik durch das Frankfurter Landge- ten, betonte Weiskirch in einer
Igeht alles bes- richt, der die Soldaten als „po- Erklärung am Montag.
jser" will die tentielle Mörder" bezeichnet Auch die Präsidien von SPD
{neue Bötschäf- hatte, sagte Stoltenberg auf der und FDP wandten sich gegen
jterin der USA 13. Hauptversammlung des den erneuten Freispruch des
I in Prag, Shirley Bundeswehr-Verbandes in Arztes. Die Freien Demokraten
ITemple-Black, Bonn, die Soldaten müßten dar- erwarten, daß das Urteil, mit
1 den Alltag ihrer ERSTMALS, haben DDR-Oppositionsgruppen ge- Reinhardt Schult (Mitte) vom „Neuen Forum" auf bauen können, daß ihr dem der Rechtsfrieden empfind-
I Mitarbeiter stern in Ostberlin eine Pressekonferenz für Jour- appellierte an die Abgeordneten der DDR-Volks- Dienst von den Bürgern gewollt
I verschönern. nalisten aus Ost und West gegeben. Werner Fi- kammer, sich ihrer Verantwortung bei der heuti- lich gestört werde, durch ober-
sei und anerkannt werde. Wenn gerichtliche oder verfassungs-
I Der frühere scher (links) von der „Aktion Menschenrechte" gen Wahl des Staatsratsvorsitzenden bewußt zu das Urteil des Frankfurter Ge- gerichtliche Entscheidung
I Kinderstar will sah in den Polizeieinsätzen der jüngsten Zeit kei- sein. Aufmerksamer Zuhörer Fischers ist auf un- richts in nächster Instanz nicht schleunigst korrigiert wird. Wer
leinen Chor aus ne Übergriffe Einzelner, sondern den Ausdruck serem Foto noch Jugendpfarrer Walter Schilling. revidiert wird, muß nach An- Soldaten ungestraft als Mörder
] Botschaftsan- zentraler Anordnungen aus der SED-Führung. (dpa-Funkbild) sicht Stoltenbergs an eine Ge-
I gehörigen beschimpfen könne, der säe
setzesänderung gedacht wer- „Haß in unserem Volke" und
gründen, um die Stimmung im den. Auch der Verbandsvorsit- überschreite „damit die Gren-
Personal zu heben. Da den ame- Pressekonferenz von Reformgruppen in Ostberlin / Übergriffe zende Wenzel wandte sich „mit zen der freien Meinungsäuße-
rikanischen Diplomaten priva- Empörung gegen das Schandur- rung in eklatantester Weise",
ter Umgang mit Tschechoslowa- teil". erklärte das Präsidium.
ken nicht möglich ist, will die
Botschafterin auf diese Weise
Freude ins einsame Leben ihrer
Mitarbeiter bringen.
Schwere Vorwürfe gegen Polizei Der Wehrbeauftragte des
Bundestages, Weiskirch, for-
derte im Zusammenhang mit
dem umstrittenen „Soldaten-Ur-
Die Sozialdemokraten erin-
nerten daran, daß die Soldaten
auf der Grundlage der Verfas-
sung einen für das Gemeinwe-
Ostberlin (AP/dpa/epd). Neun Die Augenzeugenberichte nommen. „Sie ist 15 Jahre und teil" alle Fraktionen des Bundes- sen notwendigen Dienst leiste-
Delors' Befürchtungen Mitglieder von Demokratiebe- wurden in einer rund 100 Seiten bis jetzt vermißt", hieß es.
wegungen haben am Montag in langen Dokumentation vorge- Andere Augenzeugen berich-
tages auf, sich vor die Angehöri- ten.
Der Präsident der EG-Kommis- Ostberlin Augenzeugenberichte legt und spiegelten das zum Teil teten, wie Festgenommene die
sion, Jaques Delors, befürchtet, über Mißhandlungen von Bür- „brutale Vorgehen" der zivilen ganze Nacht über in kahlen ETA-Attentat auf Kaufhaus 1987 / Urteil
daß die Bundesrepublik ange- gern bei Protesten zum 40. Jah- und uniformierten Sicherheits- Räumen hätten stehen müssen
sichts der Entwicklung im Ost- restag der DDR- veröffentlicht. kräfte wider. Insgesamt sollen und mit Knüppeln geschlagen
block eines Tages ein anderes
Ziel als den Aufbau der Euro-
päischen Gemeinschaft anstre-
Vor Journalisten verlangten die zwischen 700 rund 900 Perso- worden seien, etwa weil sie ge-
Sprecher eine unabhängige nen festgenommen worden sein. sprochen oder sich gerührt hät- Gesamtstrafe von 1588 Jahren
Kommission, die die Vorfälle am ten. Stundenlang hätten sie war-
ben könnte. „Um dieses Risiko 7. und 8. Oktober in Ostberlin Madrid (dpa). Zu insgesamt
zu vermeiden, müssen wir Zwei junge Frauen, die nach ten müssen, um ihre Notdurft zu und der Körperverletzung sowie
untersuchen soll, sowie die Be- eigenen Angaben nicht an den verrichten. Ein anderer der zum 1588 Jahren Gefängnis sind ge- der Zerstörung des Kaufhauses
schnell den Platz Westdeutsch- strafung der Verantwortlichen. Demonstrationen teilgenommen Teil namentlich aufgeführten stern in Madrid die baskischen schuldig.
lands in einem Europa bestim- Der stellvertretende General- hatten, berichteten, daß sie vor Zeugen habe beobachtet, wie ETA-Terroristen Ernaga und Die einzeln bewerteten Fälle
men, das ihm zusagt," erklärte staatsanwalt der DDR,. Klaus heranstürmenden Polizisten in ein unbeteiligter Mann mit dem Troitino verurteilt worden, die summieren sich zu der hohen
Delors bei einem Journalisten- Voß, lehnte eine Stellungnahme die Wohnung einer Freundin Kopf gegen das Trittbrett gesto- zusammen mit einem dritten,
gespräch in Brüssel. Gesamtstrafe, von der die bei-
in der Pressekonferenz ab, da geflüchtet seien. ßen worden sei. flüchtigen Terroristen im Juni den aber nur 30 Jahre absitzen
die Ermittlungen noch liefen. Etwa eine halbe Stunde später Die Ostberliner Nachrichten- 1987 mit einem Autobombenan- müssen. Die Richter verurteil-
Voß sicherte allerdings eine hätten etwa zehn Polizisten die agentur
Gauweiler-Klage erfolglos ADN berichtete über
„umfassende und unvoreinge- Wohnungstür eingetreten und die Pressekonferenz,
schlag auf ein Kaufhaus in Bar-
celona 21 Menschen getötet und
ten die Terroristen außerdem
dazu, Barcelona nach Verbü-
nommene Prüfung" aller Anzei- den Vater und seine Tochter her auf den Inhalt der ohne nä-
Die Kölner Staatsanwaltschaft Augen- 45 verletzt hatten. Das Gericht ßung ihrer Strafe sechs Jahre
hat ein vom gen zu. sprach die Männer des Mordes lang nicht betreten-zu dürfen.
bayerischen In- „herausgeprügelt" und mitge- zeugenberichte einzugehen.
nenstaatsse-
kretär Peter Mainzer Landtag / Steuerzahler Stiftung in Finanznot
Gauweiler HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
(CSU) anger
strengtes Ver- ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
fahren wegen
Beleidigung ge-
Diäten-Erhöhung Lehr fordert mehr Geld Herausgeber
Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz,
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
gen Verant-
wortliche der
ARD-Serie •
„nicht ganz koscher" für „Mutter und Kind" Achim von Roos
Chefredakteur
ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
„Lindenstraße" Saarbrücken (AP). Der Bund der Steuerzahler Bonn (AP). Insgesamt 145 Millionen DM will 5 618110. Postgirokonto 155132-608
eingestellt. hat den rheinland-pfälzischen Landtagsabgeord- Bundesfamilienministerin Lehr für Hilfen der Bun-
Stellv. Chefredakteure Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Gauweiler hatte die Redakteu- Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
neten ein „lautloses Hochschaukeln" ihrer Diä- desstiftung „Mutter und Kind - Schutz des unge-
rin der Serie und den Fernseh- ten vorgeworfen. Kein Gesetzesvorhaben nehme borenen Lebens" im Jahr 1990 aufbringen. Um Verantwortliche Redakteure Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
spielchef des WDR angezeigt Chef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
nachdem in der Folge vom schneller die parlamentarischen Hürden als die entsprechende Zustimmung bei der parlamentari- Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo-
9. Oktober 1988 eine- Schau- Erhöhung der Bezüge, kritisierte der Landesge- schen Beratung sei1 sie bemüht, erklärte die Mini- chen Prater. Blick in die Zeit: Walter
spielerin in einer Aids-Diskus- schäftsführer des Steuerzahlerbundes, Pferde- sterin auf der Sitzung des Stiftungs-Kuratoriums Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung
sion folgenden Text gesagt hat- kemper, gestern im Saarländischen Rundfunk. in Bonn. Dies entspräche einer Steigerung gegen- Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
„Der Spiegel" berichtet, die Diäten in Rheinland- über dem laufenden Jahr um 15 Millionen DM. Claudia Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
te: „Gauweiler und Co., das sind Obwohl die Stiftungsmittel in den zurückliegen- Reisetllse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese- rung.
doch alles Faschisten." Das Ge- Pfalz seien in den vergangenen 30 Monaten um mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
richt begründete die Verfah- 36 Prozent gestiegen. Damit verdienten die den Jahren immer wieder erhöht wurden, sei die Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
renseinstellung mit der Feststel- Mainzer Abgeordneten im nächsten Jahr monat- Zahl der Antragsteller so gestiegen, daß die Höhe Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktionen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
lung, daß hier lediglich „eine lich knapp 11 000 DM. Die Art und Weise der der durchschnittlichen Bewilligungssumme bei Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
dramaturgisch begründete Diätenerhöhung ist nach Pferdekempers Ansicht rund 1300 DM je Mutter und Kind liege. „Die Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
„nicht ganz koscher". Er kritisierte, daß eine Hilfen der Bundesstiftung sind somit in erster Linie Heinemann. Chefreporter: Karl-Hermann
Auflage „Sonntagszeit" über 200000
Beihilfen für die Erstausstattung des Kindes", er- Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs.
Überzeichnung einer Position" unabhängige Kommission, die Vorschläge zu den Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare.
vorliege. Eine Mißachtung Gau- Bezügen der Landtagsabgeordneten machen soll- klärte die Ministerin. Sie forderte erneut zu mehr Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
weilers sei nicht gegeben. te, vor einigen Jahren abgeschafft worden sei. Kinderfreundlichkeit auf. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 248 Themen des Tages Dienstag, 24. Oktober 1989

In Festtagslaune beendete Ungarn eine Staatsära „Archipel Gulag" zur Lektüre empfohlen
Musterländle
im Trend
We
renn nicht alles täuscht, bestä-
1956 war allgegenwärtig Solschenizyn hält
tigt das Ergebnis der Kommunal-
wahlen in Baden-Württemberg den
politischen Trend der bisherigen
Wahlen dieses Jahres von Berlin
und Hessen über Europa bis Nord-
Von AP-Korrespondentin Teddie Weyr

LJie Menschenmassen drohten „Von heute an heißt unser Staat selben Balkon des neugotischen
Einzug in Schulen
rhein-Westfalen, Noch sind nur vor- am Montagmorgen im U-Bahn- Republik Ungarn", jubelten die Gebäudes, von dem vor 33 Jah- Von AP-Korrespondentin Ann Imse
läufige Zahlen bekannt, doch daß ausgang des Kossuth-Platzes hundertausend. Wer in Buda- ren der damalige Ministerpräsi-
die Union hohe Stimmenverluste vor dem Parlament in Budapest pest nicht dabei sein konnte, dent Imre Nagy die Volkserhe- I n Moskauer Schulen zählt naue Zahl der Toten sei nicht
hinnehmen mußte und die Republi- steckenzubleiben - so stark war verfolgte die Feiern live auf dem bung eingeleitet hatte. Der spä- der „Archipel Gulag", die jah- bekannt, doch würden westli-
kaner ihre Erfolgsserie fortsetzen, der Andrang zu den Republik- Fernsehschirm. Eigentlich war ter hingerichtete Nagy wurde relang verbotene Lagertrilogie che Wissenschaftler sie auf
dürfte feststehen. Die teils zwei- feiern. Mehr als hunderttausend der Montag ein ganz normaler erst vor wenigen Monaten reh- des Schriftstellers Alexander drei bis zehn Millionen schät-
stelligen Ergebnisse der Rechtsra- Ungarn, zumeist im Sonntagsan- Arbeitstag - doch Zehntaüsen- abilitiert und unter großer An- Solschenizyn, jetzt zur emp- zen. In den 1974 verlegten Ge-
dikalen sind mit den Vokabeln zug und mit Festtagslaune, de schienen „geschwänzt" zu teilnahme der Bevölkerung bei- fohlenen Lektüre. Wurde die schichtsschulbüchern waren
Denkzettel und Protest nicht mehr stürmten den weiten Platz vor haben. gesetzt. Am Montag wehten Ermordung von Millionen un- die 30er Jahre noch aus-
zu erklären. Schönhubers nationali- dem Parlament. Jubel und Freu- Pünktlich um 12 Uhr läuteten rund um das Gebäude die Fah- ter Stalin in den bisher verfüg- schließlich als Phase rascher
stische Saat geht auf. Sie fällt dort dentränen begleiteten die Ge- die Glocken im ganzen Land, nen. Junge Mädchen hatten ihre baren Schulgeschichtsbü- Industrialisierung und sozia-
auf fruchtbaren Boden, wo existen- burtsstunde der neuen Republik dann folgte die Proklamation Haare mit Bändern in den Natio- chern mit keiner Silbe er- len Fortschritts geschildert
tielle Probleme ungelöst geblieben Ungarn, und ernste Ruhe durch den Parlamentspräsiden- nalfarben rot, weiß und grün ge- wähnt, heißt es in neuen, kürz- worden.
sind: In Großstadtvierteln mit ho- herrschte lediglich beim Singen ten und wenig später - nach dem schmückt. Straßenhändler ver- lich erschienenen Lehrwer- Auch auf militärpolitischem
hem Ausländeranteil und großer der Nationalhymne. Jubel - k a m ernste Besinnlich- kauften Fähnchen, Bücher über ken: „Vorläufige Schätzungen Gebiet werden Stalin, bis vor
Wohnungsnot und in benachteilig- „Brauchen wir wirklich diese keit auf. Nicht wenigen Ungarn den Volksaufstand und Anstek- setzten die Zahl der Toten bei kurzem noch als Retter des
ten ländliche Regionen.' ' Freiheit?", fragte eine Budape- rannen beim Singen der Natio- ker in den Nationalfarben. rund 40 Millionen Menschen Vaterlandes vor dem deut-
In Späths Musterländle scheint sterin angesichts der bedrohli- nalhymne an diesem Mittag die an". Die Politik der Offenheit, schen Angreifer dargestellt,
die These widerlegt worden zu che Enge in der U-Bahn auf der Tränen über die Wangen. Sie „Glasnost", hat Einzug in den jetzt verheerende Fehlent-
Fahrt zum Parlamentsplatz mit gedachten nicht nur der Ausru- Nur einmal Pfiffe Geschichtsunterricht gehal- scheidungen angelastet. So
sein, man könne die Republikaner fung der neuen Republik und ten.
bei genügend hoher Wahlbeteili- scherzendem Unterton. Große habe er jeden „unterdrückt" -
gung leicht unter fünf Prozent drük- rot-weiß-grüne Fahnen wurden des Endes der „Volksrepublik", Nur einmal gab es kurz auch Im Juni 1988 waren die mit diesem Wort werden die
ken. Die etablierten Parteien ha- über den Köpfen der riesigen sondern auch der 32 000 Toten Pfiffe während der Ansprache Schulbehörden angewiesen Inhaftierungen und Hinrich-
ben allen Grund, kommenden Ent- Menschenmenge geschwungen. des niedergeschlagenen Volks- des Parlamentspräsidenten. Als worden, die Reifeprüfung im tungen während der Säube-
scheidungen besorgt entgegenzu- Die Stimmung war fröhlich und aufstandes vor 33 Jahren, der er erklärte, Ungarn strebe auch Fach Geschichte abzusetzen. rungswellen bezeichnet - der
sehen. Vor allem die Union, die herzlich. genau am 23. Oktober 1956 be- in Zukunft „störungsfreie" Be- Damit sollte den Schülern das für Kriegsvorbereitungen ein-
offensichtlich noch kein Mittel ge- gonnen hatte. „Damals schien ziehungen zur Sowjetunion an, Nachbeten der bisherigen offi- getreten sei, darunter fünf Lei-
funden hat, dem Radikalismus die Sonne genau so warm wie wurde dies mit einem Pfeif kon- ziellen Geschichtsschreibung ter des militärischen Geheim-
wirksam zu begegnen, aber auch Großer Jubel heute", erinnerte sich eine älte- zert quittiert. Applaus und Ju- erspart werden, die im krassen dienstes. Und am Tag des
die SPD, deren Hoffnung auf ein re Budapesterin. belschreie dagegen nur Momen- Widerspruch zu den sensatio- deutschen Überfalls auf die
klares Mandat zur Wende wenig Als Parlamentspräsident Ma- Die Proklamation der Repu- te später, als Szürös die Hoff- nellen Enthüllungen der so- Sowjetunion, dem 22. Juni
Nahrung bekommt. Auch wenn tyas Szürös vom Balkon des Par- blik Ungarn durch den Parla- nung auf gute Kontakte zu den wjetischen Presse' über die 1941, hätten viele sowjetische
man die Aussagekraft von Kommu- lamentsgebäudes verkündete: mentspräsidenten erfolgte vom Vereinigten Staaten aussprach. jüngere Vergangenheit der Grenzsoldaten dienstfrei ge-
nalwahlen relativiert, ist unver- UdSSR stand. Was jetzt in so- habt. „Dieser Fehler bei der
kennbar, daß demokratische Mehr- wjetische Schulen gelangt, ist Vorberechnung des Angriffs-
heiten künftig schwieriger zu fin- das Ergebnis großangelegter zeitpunkts kostete viele das
den sein werden. Bemühungen um die Aufarbei- Leben", heißt es.
tung der Vergangenheit. „Wer so etwas vor fünf Jah-
Nur die FDP konnte im Stamm-
land des Liberalismus frohlocken. In einem vom Schulaus- ren geschrieben hätte, wäre
Sie hat vom Tief ihres Bonner Re- schuß der Stadt Moskau er- ins Arbeitslager gekom-
gierungspartners ebenso profitiert stellten Handbuch für Lehrer menm", kommentiert ein frü-
wie vom Hoch der deutsch-deut- wird Stalin zur Last gelegt, zur herer politischer Gefangener
schen Ereignisse, die Genscher Beschleunigung der Industria- die neuen Schulbücher seines
eine erfolgreiche Rolle zuwiesen. lisierung Millionen Menschen Sohnes.
Lambsdorffs „FDP pur" könnte zum in den unwirtlichen Norden Die Eile, mit der Geschichte
Schlagwort einer selbstbewußte- der Sowjetunion verfrachtet neu geschrieben wird, be-
ren Politik werden, mit der sich die zu haben. Wo es an Freiwilli- schert den Oberschülern eine
Liberalen zwischen den Blöcken gen gefehlt habe, seien Dut- eigentümliche Mischung alter
behaupten. zende Lager mit Hunderttau- und neuer Unterrichtsvorla-
Achim v. Roos senden Gefangenen entstan- gen. „Unsere Journalisten ver-
den. Aus den Lagerinsassen öffentlichen ständig neue In-
habe man stumme und fast ko- formationen über unsere Ge-
stenlose Arbeitskräfte ge- schichte, aber dennoch müs-
macht, leicht anzufordern und sen Lehrbücher fertiggestellt
Boom und zu verlegen. Mindestens fünf
Millionen Menschen seien
und den Schulen zur Verfü-
gung gestellt werden1*, schil-
kein Ende enteignet und nach Sibirien
oder in den hohen Norden ver-
dert Alexander Samsonow, im
Moskauer Schulbuchverlag
schleppt worden. für den Fachbereich Geschich-
Während der großen Hun- te verantwortlich, das Dilem-
Ooom und kein Ende. Auf diesen gersnot Anfang der 30er Jah- ma. Er sehe sich in der schwie-
kurzen Nenner läßt sich das ge- re, die nach der von Stalin an- rigen Lage, unter den vielen
stern vorgelegte Herbstgutachten geordneten Zwangskollekti- Berichten jene auswählen zu
der Wirtschaftsinstitute zu unser vierung der Landwirtschaft sollenn, die gesichert genug
aller Freude und zur besonderen ausbrach, seien „ganze Regio- seien, um sie leicht beein-
Genugtuung der Bundesregierung 9106 nen ausgestorben", heißt es in druckbaren Schulkindern vor-
bringen. Positiv für die Allgemein- dem Handbuch weiter. Die ge- legen zu können.
heit,, weil gute Wirtschaftsdaten Wieder offen: Die deutsche Frage. (Karikatur: Wolter)
•per se die Arbeitsplätze sicherer
machen und somit die soziale Zu-
friedenheit anheben und positiv für
die Bonner Koalition, weil die Kon- Frankfurt nach Kommunalwahl / Neue Hochhäuser sind „Knackpunkte'
junkturforscher ihr in fast allen be- Presse-Echo
deutenden Bereichen der Wirt-
schaftspolitik ein gutes Zeugnis
ausstellen.
Auch die Tatsache, daß die Insti-
tute für das kommende Jahr ein
Trotz Rückschlägen hat Rot-Grün Tritt gefaßt Moskau gab das Feuer frei auf Erich
Honecker, schreibt die

NEUE» ROCKER
etwas schwächeres Wachstum als Von unserem Mitarbeiter Heinrich Halbig ZEITUNG
1989 erlebt in Aussicht stellen, oz
Die sowjetische Gewerk-
kann daran nichts ändern. Blicken
wir zurück: Exakt vor zwölf Mona-
Daas Ziel ist hochgesteckt. forderungen akzeptieren. Dage- Man könnte glauben, die Die CDU prangert diese Art von schaftszeitung „Trud" schlug ei-
„Eine Reformpolitik sozialer gen mußte Hauff ausgerechnet Skandale aus CDU-Zeiten kä- Verkehrspolitik als „politischen" nen Ton gegenüber dem ent-
ten sagten die Experten für das und ökologischer Erneuerung" den neben dem Hauptbahnhof men der neuen Mehrheit gerade Dilettantismus" an. machteten Staats- und Partei-
laufende Jahr einen Zuwachs des versprach Frankfurts neuer geplanten Campanile, den die recht, um von eigenen Anfangs- Weniger spektakulär, für die chef an, wie er in der UdSSR in
Bruttosozialprodukts von zwei Pro- Oberbürgermeister Volker SPD befürwortet hatte, als Zu- schwierigkeiten, Unzulänglich- Reduzierung des Individualver- den Auseinandersetzungen mit
zent voraus. Gleichwohl sind es Hauff (SPD, Foto) den Bürgern geständnis auf dem Altar der keiten und Problemen abzulen- kehrs vermutlich jedoch wirk- der Breschnjew-Ära zu verneh-
real dann aber vier Prozent gewor- unmittelbar Koalition opfern. Aber auch hier ken. Hauff sieht das anders. samer ist die von Hauff durchge- men ist... Doch nach dem Mos-
den. Das zeigt, wie übervorsichtig nach seiner hat der Investor, der von „grü- Als wichtigstes Ergebnis der setzte übertragbare Umweltkar- kauer Verriß dürfte Honecker
die Gutachten formuliert werden, Wahl am 15. ner Erpressung" spricht, bereits ersten vier Monate rot-grüner te für den öffentlichen Nahver- nicht mehr lange geschont wer-
ohne das eigentlich erkennbare Juni in seiner Regreß in einer Größenordnung Politik wertet er, daß der An- kehr. Dagegen gilt der wenig den. Er trägt die Hauptverant-
Gründe dafür vorliegen. Antrittsrede. von 150 Millionen DM ange- spruch, „ein Erfolgs- und kein durchdachte Vorschlag des Um- wortung für den anhaltenden
Dabei wolle er kündigt, falls er das mit 265 Me- Konfliktbündnis" geschlossen weltdezernenten Tom Koenigs Exodus. Die... Anklagen... be-
Dies gilt besonders für die kom- auf Gewachse- tern höchste Gebäude Europas zu haben, im politischen Alltag (Grüne), Frankfurts Parkhäuser deuten eine entschiedene Auf-
menden zwölf Monate. So werden nem aufbauen nicht bauen darf. eingelöst wurde. „Es gab keine allein Fahrzeugen mit geregel- forderung an den Nachfolger
wir ab 1. Januar in den Genuß und die Stadt Als weitere CDU-Hypothek großen Stolpersteine", beschei- tem Katalysator vorzubehalten, Krenz, dem Beispiel der UdSSR,
weiterer Steuersenkungen kom- nicht umstül- steht der noch vom alten Magi- nigt er indirekt dem grünen als Flop. Polens und Ungarns zu folgen.
men. Konkret bedeutet dies, daß pen, ließ er strat mit der „Frankfurt Proper- Partner Politik- und Kompro- Dagegen hat eine über Wo-
unter dem Strich weitere Milliarden gleichzeitig ties Ltd" aus England geschlos- mißfähigkeit. chen gelähmte SPD erst vor ei- Kohl hat den Festakt zum 40jährigen
für den Konsum zur Verfügung ste- wissen. Doch sene „Knebelvertrag" für ein im nigen Tagen und unter großen Bestehen des Bundes der Vertriebenen
hen. Und auch ein Ende des Ex- vier Monate Bau befindliches, 211 Apart- Schmerzen mit dem Rücktritt genutzt, auch die letzten Hindernisse
portbooms ist. nicht in Sicht. Im nach dem Amtsantritt ist Hauffs ment zählendes Großbordell im Arbeit an Modellfall der Parlamentsvorsteherin Ute für seinen Besuch in Warschau zu besei-
Gegenteil: Jüngste Umfragen in vollmundig verkaufte rot-grüne östlichen Teil der City bei Ge- Hochgrebe drückenden politi- tigen, heißt es in der Ludwigshafener
der EG bescheinigen den Unter- Politik kaum in Konturen er- nossen und Alternativen im Daß der Kompromiß vor allem schen Ballast abgeworfen. Die Zeitung
nehmen weiterhin eine hohe Inve- kennbar. Zu sehr mußte sich die Kreuzfeuer der Kritik. bei der Zustimmung zu den bei- ehemalige Bezirksvorsitzende
slitionsdynamik. neue Mehrheit bisher mit „Alt- den bei der grünen Basis ver- der Arbeiterwohlfahrt Hessen-
lasten" herumschlagen, die ihr Nicht nur, daß der Stadt nicht
Freilich wirft selbst eine solch
eine zwölf Jahre im Römer re- einmal die Hintermänner dieser haßten Hochhäusern gefordert Süd mußte die Verantwortung
glänzende Fassade Schatten. Ge-
gierende CDU vor allem in der dubiosen, von einem Anwalt war, um den Bruch zu vermei- für den Kauf oder die Anmie- Weil dieser Versuch wieder-
meint sind wachsende Inflations-
Stadtplanung hinterlassen hat. vertretenen Gesellschaft be- den,., unterstreicht den Willen tung von Häusern übernehmen, um von einem Augenzwinkern
tendenzen. Hoffnungen setzen die kannt sind, auch das rot-grüne der Öko-Partei, Frankfurt zu ei- die als Wohnheime zur Unter- des Kanzlers begleitet war und
Gutachter hier - wie im übrigen Insbesondere wegen der nach Konzept zum Rotlichtviertel un- nem Modellfall rot-grüner Zu- bringung von Aus- und Über- zugleich vom Vertriebenen-Prä-
auch zum Endlosthema Arbeitslo- Ansicht städtischer Juristen terscheidet sich von dem der sammenarbeit zu machen. Beide siedlern zu lukrativen Tagessät- sidenten Czaja massiv Druck
sigkeit-auf die Tarifpartner. Wahr- rechtswidrigen Teilbaugeneh- CDU. Während Hauffs Vorvor- Partner sprechen denn auch bis- zen an das Land weitervermietet gemacht wurde, ist es zweifel-
scheinlich sind sie überfordert. migungen für drei Wolkenkrat- gänger Walter Wallmann (CDU) her von erfolgreicher Politik. worden sind. Altmieter waren haft, ob Kohls Bemühen erfolg-
Ulrich Brehme zer, noch zwei Tage vor der und auch Ex-Oberbürgermei- zum Teil unter fragwürdigen reich sein kann. Der Kanzler
Kommunalwahl auf Weisung ster Wolfram Brück die Prosti- Dennoch: Große Bäume hat Umständen zum Auszug genö- hält sich, wie könnte er auch
des ehemaligen Planungsdezer- tution aus dem Bahnhofsgebiet die rot-grüne Stadtregierung bis tigt worden. anders, an die Verträge mit Po-
nenten Hans Küppers (CDU) er- verbannen wollten, will die rot- heute nicht ausgerissen, statt- Trotz solcher Rückschläge ist len. Sie schließen eindeutig je-
Das Zitat lassen (Hauff: „Ein unglaubli-
cher Vorgang"), knirschte es
grüne Koalition sie dort, wenn
auch eingeschränkt, weiter dul-
dessen unter Blitzlichtgewitter Hauff überzeugt, „Tritt gefaßt" den Gebietsanspruch aus. Sie
garantieren Polens Grenzen.
ein paar „Bäumchen" in Kübeln zu haben. Er, der anfangs kaum
„Wir werden uns nicht in die Ange- kräftig im Bündnis. den. Doch dann müßte die Stadt auf die dritte Fahrspur einer eine Einladung zu einem kleinen Das heißt aber,nichts anderes,
legenheiten der DDR einmischen. Die beiden bis zu 200 Meter in den teuren Mietvertrag ein- durch das Zentrum führenden oder großen Fest ausgelassen als daß Rechtspositionen wie
Aber wir wollen, daß sich die Men- hohen Bankentürme am Rande steigen. Sie denkt jetzt an eine Verkehrsader gesetzt - erste hat, sagt denn auch optimi- der zwinkernde Hinweis auf ei-
schen drüben in die Angelegenhei- des Westends wollten die Grü- Umwidmung des als Wohnheim Maßnahme für die in der Koali- stisch: „Ich habe das Gefühl, daß nen noch ausstehenden Frie-
ten der DDR einmischen können." nen nur angesichts enormer im deklarierten „Puffs" in Studen- tionsvereinbarung so groß ange- ich in das neue Amt hinein- densvertrag keinerlei politische
Hans-Dietrich Genscher Raum stehender Schadenersatz- tenbuden oder Büros. kündigte Verkehrsberuhigung. wachse." Wirkung haben.
Nr. 248 Hessen Dienstag, 24. Oktober 1989

Startbahn-Mordprozeß Zwei Schwerverletzte


Weine aus dem Geburtsjahr der Bundesrepuplik werden versteigert

Verteidigung lehnt 1949 war ein großes Weinjahr 80jährige Frau


aus der DDR bei
Staatsschutzsenat ab Von AP-Korrespondent Gerd Braune Unfall getötet
Kloster Eberbach. Die Grün- ausdrucksvoller Burgunder" 90 Pfennig in der Stunde, eine Hess. Lichtenau (msc). Töd-
Frankfurt (Ihe). Der Staatsschutzsenat des Oberlandes- dung der Bundesrepublik beschrieben, die Steinberger Arbeiterin 60 Pfennig. In den lich verletzt wurde eine 80jähri-
gerichts Frankfurt wird im Startbahn-Mordprozeß von der Deutschland vor 40 Jahren Riesling Beerenauslese mit Straußwirtschaften kostete ein ge aus der DDR bei einem Ver-
wurde vom Heranreifen eines 130 Grad Öchsle als „tief- halber Schoppen (0,2 Liter) kehrsunfall gestern gegen 14 Uhr
Verteidigung zunehmend mit Ablehnungsanträgen wegen großen Weins begleitet. Am bernsteinfarben, hochedel, gro- 50 Pfennig. auf der Bundesstraße 7 in Höhe
Besorgnis der Befangenheit überzogen. 10. November werden die hes- ße Würze". Hinzu kommen Die Durchschnittstempera- von Hess. Lichtenau-Küchen
sischen Staats Weingüter auf derWeine der Lagen Rauenthaler tur lag in der Vegetations- (Werra-Meißner-Kreis).
Nachdem der Senat am Mon- keit einer inzwischen wider- Herbstauktion in Kloster Eber- Wieshell, Hochheimer Dom- periode von Mai bis Oktober Nach Angaben der Polizei war
tag nach zehntägiger Prozeß- rufenen belastenden Aussage bach im Rheingau fünf Weine dechaney und Rüdesheimer mit 16,4 Grad fast ein Grad eine 40jährige aus Eschwege mit
unterbrechung einen solchen gegen den wegen Ermordung des Jahrgangs 1949 verstei- Wilgert. über dem langjährigen Durch- ihrem Pkw, in dem außer der Frau
Antrag zurückgewiesen hatte, von zwei Polizeibeamten an der gern. Retzel berichtet im Verstei- schnitt. aus der DDR ihre 68jährige Mut-
stellte die Verteidigung so- Startbahn West angeklagten gerungskatalog über Weinbau, ter mitfuhr, nach rechts auf den
fort einen neuen Ablehnungs- Frank Hoffmann (26). Weinwirtschaft und Witterung Seitenstreifen geraten und gegen
antrag. Sie bemängelte die noch Die Auseinandersetzung um Heuss konnte zufrieden sein im Jahr 1949. Auf einer Fach- 1322 Stunden Sonne einen Brückenpfeiler geprallt.
nicht öffentlich mitgeteilte Be- die Aussage beziehungsweise tagung des Rheingauer Wein- Die Fahrerin, die erst seit zwei
gründung des Senatsbeschlus- ihren Widerruf ist bereits seit Für den Kellereileiter der bauverbandes beklagte damals Während die Sonne in den Wochen den Führerschein be-
ses, mit dem der vorherige Ab- mehreren Wochen einziger Ge- Staatsweingüter in Eltville, der Direktor des Weinbauamts Jahren zuvor im Durchschnitt sitzt, und ihre Mutter wurden mit
lehnungsantrag zurückgewie- genstand der Verhandlung. Georg Retzel, ist der 40. Ge- Eltville, daß fünf Prozent der 1136 Stunden schien, waren es schweren Verletzungen in die
sen wurde. Der letzte Ablehnungsantrag burtstagder Republik Anlaß für Rebfläche im Rheingau reb- im Gründungsjahr der Repu- Orthopädische Klinik in Fürsten-
Der Prozeß wurde ohne wei- warf einem der Richter des Se- eine „weinpolitische Rück- lausverseucht seien. blik 1322. Bei sonnig-warmem hagen gebracht.
tere Erörterungen auf Dienstag nats vor, er habe einem Krimi- schau". Er kommt zu dem Er- Wetter begann in der zweiten
kommender Woche vertagt. nalbeamten bei der telefoni- gebnis: „Wenn auch im neuen Oktoberwoche die Lese. Dann
Hintergrund der Kontroverse schen Vorladung zur Zeugen- Bundesstaat nicht alles gleich Halbstück für Flüchtlinge wurde es regnerisch, es blieb Autofahrerin verletzt
zwischen Gericht und Verteidi- aussage Informationen ge- perfekt ist, so kann doch Wein- aber warm.
gung ist immer noch der Streit geben, die dessen Aussage be- freund Papa Heuss, der erste Als in Eltville zu Spenden zu- Die überreifen Trauben wur-
einflussen könnten. Präsident, zumindest mit dem gunsten des Wohnungsbaus für den edelfaul und nahmen Was-
um die eventuelle Verwertbar-
gleichzeitig geborenen Wein- Flüchtlinge aufgerufen wurde, ser auf. Gegen Ende der Lese
jahrgang hoch zufrieden sein." gingen neben Geld- auch Sach- beruhigte sich das Wetter. Es
Kran fiel
Mehr Grundwasserschutz / Koalitionsantrag Rund 1000 Besucher werden spenden ein, darunter ein folgte eine sonnige Frostperio-
zu der Versteigerung im Laien- „Halbstück" - das sind 600 Li- de, in der die Temperaturen bis
von Lastwagen
dormitorium des ehemaligen ter - Cabinetwein. minus fünf Grad absanken. Die
Frankfurt (Ihe). Eine Auto-
Wasserverbraucher sollen Zisterzienserklosters Eberbach Im Rheingau machte man edelfaulen Beeren schrumpf-
erwartet. Höhepunkt der Auk- sich in jenem Jahr Sorge um den ten, und der Beereninhalt wur-
tion wird die Versteigerung der Weinabsatz. Durch Gründung de dadurch so konzentriert, daß
fahrerin wurde schwer, ein ande-
rer Autofahrer leicht verletzt, als
fünf 49er Weine sein, von de- eines „Propagandaverbandes" hohe Mostgewichte erreicht am Montagnachmittag auf der
zur Kasse gebeten werden nen jeweils nur eine Flasche sollte der Weinverbrauch pro wurden. Im Gründungsjahr der
angeboten wird. Der Ass- Kopf und Jahr von fünf auf zehn Bundesrepublik, resümiert Ret-
Autobahn Frankfurt-Kassel
beim Nordwestkreuz ein Kran
von einem Lastwagen fiel. Nach
mannshäuser Höllenberg Spät- Liter angehoben werden. Heute zel, sei ein großer Jahrgang ge-
Von unserer Wiesbadener Redaktion burgunder. Cabinet mit liegt er bei 26 Liter. Für die reift, „als ob damit die immense Mitteilung der Polizei hatte der
105 Grad Öchsle wird im Auk- Arbeit im Weinberg wurden Bedeutung dieses geschicht- Lkw mit dem Kran eine Eisen-
Wiesbaden (Eff). Mit einem chen in Wasserschutzgebieten tionskatalog mit-den Worten Stundenlöhne unter einer Mark lichen Vorgangs unterstrichen bahnbrücke, die über die Auto-
neuartigen Finanzierungsmodell, einschränken müßten, erläuter- „granätrot,. Wucht, samtiger, gezahlt. Ein Arbeiter verdiente werden sollte". bahn führt, gerammt. Dabei fiel
das die ordnungspolitischen und ten die beiden Politiker. Nach der Kran auf das Auto der Frau.
verfassungsrechtlichen Schwie- dem neuen Vorschlag sollen
rigkeiten des sogenannten Was- 30 Prozent der Gelder direkt von
serpfennigs vermeidet, wollen den Wasserverbrauchern be- Verdächtiger zog singend und hüpfend wie Rumpelstilzchen durch die Straßen 34jähriger gefaßt
die Landtagsfraktionen von CDU zahltwerden, die an Wasserwer-
und FDP die Kosten eines verbes- ke angeschlossen sind, die Nut-
serten Grundwasserschutzes fi-
nanzieren. Das erklärten gestern
die umweltpolitischen Sprecher
zungsbeschränkungen angeord-
net haben. 70 Prozent der Ent-
schädigungskosten sollen aus ei-
Scheune voller Marathonlauf
der Fraktionen, Koch und Hiel-
scher, als sie Änderungsanträge
zum neuen Wassergesetz vor-
nem Fonds finanziert werden,
der eine gleichmäßige Umlage Erntevorräte endete in Haft
von allen Wasserverbrauchern
stellten, das noch in diesem Jahr
vom Landtag verabschiedet wer-
erhebt.
Neben weiteren Änderungen
brannte nieder Frankfurt (Ihe). Für einen
34jährigen aus Frankfurt-Ober-
den soll. Erstmals in der Bundes- soll -nach Angaben der Umwelt- rad endete der Stadtmarathon
republik werde dadurch die re- sprecher die Schaffung von Homberg (kox). Nach einem am Main am Sonntag im Gefäng-
gionale Verantwortung der Was- Mann, der sich nach Zeugen-
Schutzstreifen an Wasserläufen nis. Einer seiner „Mitläufer", ein
serwerke .mit einem landes- nochmals erleichtert werden:aussagen ähnlich wie Rumpel- Kriminalhauptmeister, erkannte
weiten Solidarfonds verbunden. stilzchen benommen haben, sin-
Gebietskörperschaften, die die- in ihm einen Mann, der von der
Nach dem Vorschlag der Ko- gend und hüpfend durch die
se Randstreifen erwerben wol- Staatsanwaltschaft Nürnberg
alitionsfraktionen sollen die Straßen gezogen sein soll, fahn-
len, um sie besser schützen zu gesucht wurde, weil er noch ein
Wasserwerke verpflichtet wer- det die Kriminalpolizei in Hom-
können, sollen höhere Zuschüs- Jahr Haft zu verbüßen hat. Der
den, den Landwirten Ausgleichs- berg (Schwalm-Eder-Kreis). Der
se erhalten. Bis zu 70 Prozent Beamte benachrichtigte Kolle-
zahlungen zu leisten, wenn diese der Kosten will das Land er-Mann mit langem schwarzen gen, die den 34jährigen fest-
Nutzung und Düngung von Flä- setzen. Mantel und Schlapphut ist ver- nahmen.
dächtig, eine Scheune mit Ernte-
vorräten in dem Hornberger
Polizei kontrollierte Motorräder und Mofas Stadtteil zu haben.
Wernswig angezündet Frau starb nach Schlägen
Die Scheune wurde gestern

Jedes dritte hatte Mängel vormittag vernichtet, ein an-


grenzendes Wohnhaus eben-
falls erheblich zerstört. Der
Rentner steht
Wiesbadener Redaktion
Sachschaden beläuft sich nach
Bei den Sonderkontrollen Schätzungen der Polizei auf vor Gericht
überprüften 985 Polizeibeamte rund 700 000 Mark; Menschen
Wiesbaden (Eff). Fast jedes 4070 Motorräder und Mofas, von und Tiere kamen nicht zu Kassel/Eschwege (t). Körper-
dritte motorisierte Zweirad ent- denen sie 1206 beanstanden Schaden. verletzung mit Todesfolge wirft
spricht nicht den gesetzlichen mußten. Das entspricht einer Die Freiwilligen Wehren aus die Kasseler Staatsanwaltschaft
Anforderungen. Bei den Kraft- Quote von 29,63 Prozent gegen- zwei Orten konnten durch einen einem 67jährigen Rentner aus
rädern über 80 Kubikzentimeter über 30,82 Prozent 1988. Bei den großangelegten Einsatz einen Eschwege vor. In der Hauptver-
gab es die wenigsten und bei den Motorrädern fielen 21,96 Pro- noch höheren Schaden - vor al- handlung, die gestern begann
Mofas die meisten Beanstan- zent (1988: 20) auf, bei den Mofas lem ein Übergreifen der Flam- und morgen mit dem Urteil en-
dungen. Dieses Ergebnis der 39,64 Prozent (1988: 40,22). In men auf das angrenzende Nach- det, wird der Rentner beschul-
Sonderkontrollen vom Sommer 895 Fällen waren die technischen bargebäude - verhindern. digt, am 7. Februar 1988 in Esch-
gab gestern Innenminister Milde Mängel so schwerwiegend, daß Erst vor wenigen Wochen wege seine 60 Jahre alte Ehefrau
(CDU) bekannt. Er appellierte darüber besondere Mitteilungen hatte ein bisher Unbekannter in so geschlagen und getreten zu
insbesondere an die meist ju- ausgestellt werden mußten, von demselben Hornberger Stadtteil haben, daß sie eine schwere
gendlichen Mofafahrer in ihrem denen 88 monierten, daß die Be- durch Anzünden von Stroh- Kopfverletzung mit Gehirn-
eigenen Interesse mehr als bis- triebserlaubnis erloschen war, ballen einen Brand verursacht, blutung erlitt und an diesen
her auf die Verkehrssicherheit weil die Zweiräder technisch der erst nach einer Woche end- EINE DREHLEITER mußte die Feuerwehr bei der Brandbekämpfung Verletzungen schließlich am
ihres Gefährts zu achten. verändert worden waren. gültig gelöscht werden konnte. in Homberg einsetzen. (Foto: Kochinke) 25. März 1988 starb.

Hessische Umweltschützer berichten von ihren Eindrücken bei einem Besuch in der DDR
Nach dem Urteil des Frankfurter Landgerichts

Bahnpolizist will vor Soldaten Reformbewegung schwappt bis in die letzten Dörfer
keine Vorträge mehr halten Eisenach (k). Die Reform- ten sich, und das schon zum sech- form des sozialen und politi- Umwelt- und Kirchengruppen
bewegung in der DDR ist von stenmal, 60 Personen zu einem schen Systems eintreten". In an- ist auch in anderen Orten Thü-
den Größstädten bis in die letz- Friedensgebet. „Das Bedürfnis, deren Kreisen ist der „DA" be- ringens die Herstellung der
Homberg (thr). Eine Not be- ausbildung hält, „potentiellen ten Kleinstädte und Dörfer in miteinander zu diskutieren, ist reits aktiv. Pressefreiheit. Sie werde als
sonderer Art macht dem Horn- Mördern" vorträgt. der Provinz geschwappt: Über- ungeheuer groß. Es brodelt über- Davon unabängig gab es am Vorbedingung für alles andere
berger Bahnpolizeibeamten Dieser Umstand sei ihm bis- all gibt es Zusammenkünfte, all" , berichteten die Sprecher des Wochenenende eine Zusamme- verstanden. Paß- und Visafrei-
Friedrich Dreytza nach dem her nicht bewußt gewesen, er Friedensgebete und auch Umzü- BUND-Kreisverbandes. kunft zwischen Vertretern ver- heit seien dabei zunächst von
Urteil der Strafkammer am habe auch keinerlei Erkennt- ge, bei denen eine demokrati- Nach Informationen unserer schiedener Bürgergruppen aus nachrangiger Bedeutung. Ge-
Landgericht Frankfurt zu nisse strafrechtlicher Art bei sche Erneuerung gefordert wird. Zeitung soll am Donnerstag in dem Kreis Eisenach und Reprä- meinsames Ziel sei aber auch,
schaffen, das einen Arzt frei- seinen Zuhörern festgestellt. Das berichteten Vertreter des Eisenach der „Demokratische sentanten des Rates des Kreises die Arbeit von Bürgerinitiativen
gesprochen hat, der Soldaten Bundes für Umwelt- und Natur- Aufbruch" (DA) gegründet wer- bzw. der SED und des Freien zu legitmieren und das Macht-
als „potentielle Mörder" be- schutz Deutschland (BUND), den, der sozial-ökologisch aus- Deutschen Gewerkschaftsbun- monopol der SED zu brechen.
zeichnet hatte. „Bitte kein Verfahren" Kreisgruppe Werra-Meißner, gerichtet ist. Für die Gründung des (FDGB). Dabei hätten sich Der Schwenk, der in den letz-
gestern nach ihrer Rückkehr gab es bereits Vorgespräche. die Vertreter des Staates dialog- ten Tagen in den DDR-Medien
Erst mit Bekanntwerden des aus dem DDR-Kreis Eisenach. Wie dem uns vorliegenden bereit gezeigt. Bei dem zwei- sichtbar wurde, erfaßt auch die
Urteils, so Dreytza in einem Der Hornberger bittet des- Satzungsentwurf zu entnehmen stündigen Gespräch wurde, laut Regionalpresse: Inhaltlich und
Brief an die Bundesbahndirek- halb seinen Dienstherrn, „von In den Kirchen in Eisenach
tion, sei ihm bewußt gewor- einem Disziplinarverfahren gab es Treffen, an denen bis zu ist, soll die Gruppierung „Men- BUND, vereinbart, ständige Ge- optisch hat sich z. B. das Erfur-
den, daß er seine historischen Abstand zu nehmen". Und er 800 Personen teilnahmen, ge- schen sozialistischer, soziali- spräche auf eine institutionelle ter SED-Zentralorgan „Das
Vorträge, die er seit mehreren stellt ironisch die Frage: „Wie stern abend fand in der Georgen- stisch-christlicher, sozialdemo- Basis zu stellen. Bürgergruppen Volk" verändert. Kritische In-
Jahren bei der Instandset- kann ich meine bisherige eh- kirche ein Friedensgebet statt, zu kratischer, liberaler und ökolo- auf der einen und Staat/SED auf terviews, eine Leserbriefdiskus-
zungskompanie 6/5 in der dem ebenfalls viele hundert gischer Prägung vereinen, die der anderen Seite sollen in ei- sion zur Massenflucht und Mel-
renamtliche Tätigkeit weiter- an einer demokratischen Neu- nem Forum mit je zwölf Reprä- dungen über Demonstrationen
Hornberger Dörnbergkaserne hin wahrnehmen, ohne mich Menschen erwartet wurden.
vor den Rekruten der Grund- Aber auch in der kleinen Ge- orientierung in der DDR mit- sentanten vertreten sein. in der DDR setzen neue Akzente
strafbar zu machen?" arbeiten wollen und für eine Re-
meinde Creutzburg versammel- Hauptforderung der Bürger-, in dem Parteiblätt.
HESSISCHE KASSEL
1 P 3713 A

....
HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGEMEINE
UNABHÄNGIG KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,10 DM Nr. 249 • Mittwoch, 25.10. 1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Gegen Demonstranten
RühmkorföO StPauli-Prozeß Metallindustrie Vermögen US-Plakatschau Zum Tage
DDR räumt Kritischer Dreimal Kampf wie Ausland Zwei aus Drogengefahr
Übergriffe ein Lyriker Haftstrafe noch nie? begehrt Kassel L/ie Zahl der Drogenabhängigen
Berlin (AP/dpa). Die DDR hat wächst von Jahr zu Jahr schneller,
am Dienstag erstmals offiziell DeT renommierte Urteile im aufse- Der Tarifkonflikt Das Auslandsver- Zu der internatio- die der Drogenopfer nimmt drama-
Übergriffe der Sicherheitsorga- kritisch-ironische henerregenden in der Metallindu- mögen der Deut- nalen Plakatausstel- tisch zu. Sie sterben nicht mehr nur
ne bei den Demonstrationen am Lyriker, Dramatiker St.Pauli-Prozeß: strie droht im Früh- schen ist in den ver- lung in Fort Collins, in Hinterzimmern und auf Toiletten.
7. und 8. Oktober in Dresden, und Essayist Peter Drei Angeklagte er- jahr 1990 zu einem gangenen vier Jah- Colorado, sind zwei Rauschgiftkonsum entwickelt sich
Leipzig und Ostberlin zugege- Rühmkorf (Foto), hielten Freiheits- bundesweiten Ar- ren drastisch gestie- Kasseler Graphiker zum Symbol des Wohlstands; der
ben. In einer Erklärung des Vor- bei der d8 auch er- strafen bis zu drei beitskampf auszu- gen. Nach Angaben aufgefordert wor- „Schuß" gehört für viele zum neuen
sitzenden des Volkskammer- ster „documenta- Jahren, weil sie ufern. DIHT-Präsi- der Bundesbank den, ihre Arbeiten Lebensstil. Eine gefährliche Seu-
Ausschusses für Nationale Ver- Schreiber", wird 1986 die Waffe be- dent Suhl sprach stieg es von netto An der che breitet sich aus. Sie wird von
teidigung, Herger, hieß es nach heute 60 Jahre alt. sorgt hatten, mit der sich gestern im zu zeigen.beteiligen
125 Milliarden DM US-Schau der internationalen Drogenmafia
Angaben der Nachrichtenagen- Drei neue Bücher der Killer Werner Streikfall für eine Mitte 1985 auf 427 sich 94 Künstler, gesteuert. Schmuggler und Dealer
tur ADN: „Leider sind bei die- liegen vor. Würdi- Pinzer ein Blutbad flächendeckende Milliarden DM bis darunter vier aus überschwemmen die Bundesrepu-
sen polizeilichen Einsätzen gung auf der Kultur- anrichtete. Siehe Aussperrung aus. Ende Juni 1989. Sie- der Bundesrepublik. blik mit dem tödlichem Stoff. Sie
auch Unbeteiligte zu Schaden seite. „Blick in die Zeit" Siehe Wirtschaft. he Wirtschaft. Siehe Kultur. kassieren Milliarden ab und „wa-
gekommen. Gegenüber Zuge- schen" ihre Gewinne durch Schein-
führten kam es zu Befugnisüber- geschäfte. Es wird höchste Zeit,
schreitungen, zu nicht rechtmä- ihnen das schmutzige Handwerk
ßigen Handlungen durch Ange- zu legen. Der von Bundeskanzler
hörige der Schutz- und Sicher-
heitsorgane." Die Erklärung
Zum Staatsratsvorsitzenden gewählt Kohl vorgelegte Plan zur Rausch-
giftbekämpfung ist ein wichtiger
wurde auf Beschluß des DDR- Schritt dazu.
Staatsrates unter Vorsitz von

Krenz hat nun alle


Egon Krenz veröffentlicht. .. Die Bundesregierung will das
Übel des Drogenkonsums an sei-
In dem Herger-Bericht hieß es nen Wurzeln fassen. Das erfordert
ferner, leitende Mitarbeiter der nicht nur nationale, sondern auch
Volkspolizei hätten sich inzwi- internationale Anstrengungen.

Macht Honeckers
schen bei den Betroffenen ent- Schon dem Anbau von Rauschgift
schuldigt. 83 Anzeigen und Mit- muß der Boden entzogen werden.
teilungen würden gegenwärtig Ob die versprochene Entwick-
geprüft. Bisher seien vier Er- lungshilfe dazu genügenden An-
mittlungsverfahren eingeleitet reiz bietet, erscheint fraglich.
worden. Der Generalstaatsan- Ebenso umstritten ist die ge-
walt der DDR sei beauftragt Ostberlin (AP/dpa). Der Machtwechsel in der DDR ist wünschte Mitwirkung des Kredit-
worden, „jeden einzelnen Fall gestern besiegelt worden: Die DDR-Volkskammer wählte gewerbes beim Aufspüren von
genau zu untersuchen". den neuen SED-Generalsekretär Egon Krenz gestern auch „Geldwäschern". Doch wer der au-
Allerdings könne aus den zum Staatsratsvorsitzenden und zum Chef des Nationalen ßergewöhnlichen Gefahr begeg-
Verfehlungen einiger „keine all- Verteidigungsrates. Erstmals in der Geschichte der DDR nen will, muß zu unkonventionellen
gemeine Stimmung gegen die Mitteln bereit sein.
Schutz- und Sicherheitsorgane" gab es bei dieser Wahl Gegenstimmen gegen den Kandida-
Achim v. Roos
geschaffen werden. Ihr Verfas- ten des SED-Zentralkomitees.
sungsauftrag sei, das friedliche
Leben aller zu schützen: „Das
haben sie immer getan." Laut
Bei der Wahl zum Staatsrats- Krenz eine Amnestie für Flücht- Baden-Württemberg
vorsitzenden stimmten 26 Ab- linge an, die nach westlichen
Herger wird jede Gesetzesver- geordnete des DDR-Parlamen- Schätzungen zu Tausenden in
letzung geahndet. tes gegen Krenz, weitere 26 ent- DDR-Gefängnissen sitzen. In
hielten sich der Stimme. Bei der seiner 45minütigen Rede appel-
Wahl zum Chef des Nationalen lierte Krenz an die Bürger, in der
Teuerungsrate
Nach Ferienende in DDR Verteidigungsrates votierten DDR zu bleiben: „Jeder, der uns
acht Abgeordnete gegen Krenz, verläßt, ist einer zu viel. Unser stieg auf 3,5%
17 enthielten sich. Die Gegen- Land erlebt einen neuen Auf-
stimmen kamen nach Einschät- bruch. Wir wollen ihn mit allen
Flüchtlingszahl zung von Beobachtern aus dem gehen. Wir sind uns gewiß: Hier
Lager der Liberal-Demokrati- hat jeder Bürger eine Perspekti-
Stuttgart (dpa/AP). Die Ver-
braucherpreise in Baden-Würt-
temberg sind im Oktober im
halbiert schen Partei (LDPD) und der ve, die den Einsatz von uns allen
Ost-CDU. Bisher wurden füh- lohnt und dafür werben wir heu-
rende DDR-Politiker von der te", sagte er. Der Dialog werde
Vergleich zum entsprechenden
Vorjahresmonat um 3,5 Prozent
MIT HANDSCHLAG beglückwünschte Manfred Gerlach den neuen gestiegen. Im September betrug
München/Warschau (dpa). Volkskammer immer einstim- in der DDR ein „notwendiger Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz (Mitte) nach dessen Wahl. die Teuerungsrate hier 3,2 Pro-
Nach dem Ende der Herbstfe- mig gewählt. und ständiger Teil" der politi- Gerlach, der Vorsitzende der Liberaldemokraten in der DDR und zent. Im Vergleich zum Septem-
rien in der DDR ist der Strom Die Gegenstimmen führten schen Kultur bleiben. stellvertretende Staatsratsvorsitzende, war von Oppositionellen ber nahm der Preisindex für die
von Flüchtlingen über Ungarn beim Volkskammerpräsidenten Krenz kündigte ferner an, die vergeblich aufgefordert worden, gegen Krenz zu kandidieren. Lebenshaltung aller privaten
stark zurückgegangen. Von Sindermann offenbar zu Irrita- Kontrolle der Regierung durch Vorn rechts der von seinen Ämtern entbundene Günter Mittag. Haushalte um 0,3 Prozentpunk-
Montag bis Dienstag morgen tionen. Mehrfach fragte er nach, das Parlament zu verstärken. (dpa-Funkbild) te zu. Das gab das Statistische
zählte die bayerische Grenz- wieviel Abgeordnete nun gegen Die Volkskammer solle „ober- Landesamt am Dienstag in Stutt-
polizei 663 Neuankömmlinge. Krenz gestimmt haben. Seine stes Machtorgan" in der DDR gart bekannt. In Nordrhein-
Am Vortag waren es noch dop- Beisitzer forderte er auf: „Zähl werden. Indirekt bekräftigte er Kohl: Nationaler Rauschgiftbekämpfungsplan Westfalen erreichte die Preiss-
pelt soviele gewesen. mal mit hier." Er fügte hinzu: jedoch den Führungsanspruch teigerungsrate gegenüber dem
Am Dienstag warteten in ..Ich werde das Ergebnis nicht der SED. Unter Hinweis auf die Oktober des Vorjahres 2,9 Pro-
zent, im September lag sie bei
Großoffensive gegen
Warschau 2100 Flüchtlinge auf verfälschen." Vor der Abstim- Verfassung sagte er, die DDR sei
einen Flug in die Bundesrepu- mung würdigte Sindermann das „die politische Organisation der 2,8 Prozent.
blik. Rund 100 neue DDR-Bür- politische Lebenswerk Honek- Werktätigen in Stadt und Land
ger hatten sich gestern bei der kers, der „aus Gesundheits- unter Führung der Arbeiter-
gründen" an der Sitzung nicht klasse und ihrer marxistisch-le-
Drogen gestartet
Bonner Botschaft gemeldet. Eine
weitere Chartermaschine mit teilnahm. ninistischen Partei". Wehrbeauftragter
rund 160 Übersiedlern landete Unmittelbar nach seiner Er- Fortsetzung nächste Seite
am Abend in Düsseldorf. nennung deutete der 52jährige Siehe auch Kommentar

Sozialwohnungen
Bonn (AP/dpa). Eine Großof-
fensive gegen das Rauschgiftpro-
ner ist verloren", betonte die
Ministerin. Der „harte Kern" der
Amt auch für
Weizsäcker schickte Glückwunschtelegramm blem hat die Bundesregierung mit
dem Ziel gestartet, den zur Zeit
Drogenszene von etwa 20 000
Konsumenten im Alter um 30 eine Frau?
Bayern ändert Kohl zu „gut vorbereitetem schätzungsweise 100 000 Dro-
genabhängigen in der Bundesre-
publik zu helfen sowie den Dea-
Jahre erfordere besonderes Au-
genmerk.
Der mit anderen Bundesress-
Bonn (dpa). Möglicherwei-
se wird im nächsten Jahr
Vergabekriterien Treffen" mit Krenz bereit lern und internationalen Draht-
ziehern das Handwerk zu legen.
orts abgestimmte Bericht des Mi-
nisteriums geht davon aus, daß
eine Frau das Amt des Wehr-
beauftragten des Bundesta-
Das Kabinett beschloß gestern, sich das weltweite Drogenpro- ges übernehmen. Das erfuhr
München (AP). Bayern wird für 1990 die Bundesmittel im blem in den europäischen Län- die Deutsche Presse-Agen-
die Vergabekriterien für Sozial- Bonn (AP). Bundespräsident Bereitschaft, bald Kontakte zur Kampf gegen Drogen um 25 Mil- dern bedrohlich ausweiten wird. tur (dpa) aus Parlamentskrei-
wohnungen ändern, um eine Be- von Weizsäcker und Bundes- neuen DDR-Führung aufzuneh- lionen DM auf insgesamt 43,3 „Die international organisierten sen. Es gebe mehrere Bewer-
vorzugung von Aus- und Über- kanzler Kohl haben nach der men. Dies könne über Telefon Millionen DM zu erhöhen. Bun- Drogen-Syndikate versuchen in berinnen. Namen wurden
siedlern zu verhindern. Die Lan- Wahl von SED-Generalsekretär oder über Beauftragte erfolgen. deskanzler Kohl kündigte einen diesen Ländern Absatzorganisa- aber nicht genannt. Für eine
desregierung beschloß am Krenz zum DDR-Staatsratsvor- Er sei auch zu einem „gut vorbe- „Nationalen Rauschgiftbekämp- tionen aufzubauen." In der Bun- solche Kandidatur müsse al-
Dienstag in München, die Woh- sitzenden ihr Interesse am Aus- reiteten Treffen" mit Krenz be- fungsplan" und für 1990 eine desrepublik gab es 1988 insge- lerdings noch eine Gesetzes-
nungen nicht länger nur nach bau der Beziehungen beider reit. Bisher habe er noch keinen „Nationale Drogenkonferenz" samt 84 998 Rauschgiftdelikte änderung vorgenommen
„sozialer Dringlichkeit" zu ver- Staaten und zum Dialog mit der Kontakt zum neuen SED-Gene- an. und 673 Drogentote. Es wurden werden, denn der Wehrbe-
geben. Künftig solle auch die neuen Ostberliner Führung un- ralsekretär gehabt. Auf Fragen „Der Drogenmißbrauch und 496 Kilo Kokain, 537 Kilo Heroin auftragte soll mindestens ein
Dauer der Ortsansässigkeit be- terstrichen. Aufmerksam regi- nach einer Bewertung der Wahl die mit ihm verbundene Krimi- und 11350 Kilo Cannabis be- Jahr Wehrdienst geleistet
rücksichtigt werden, hieß es in strierten Bonner Politiker die von Krenz erwiderte Kohl, er nalität haben sich zu einer Be- schlagnahmt. haben. Ein solcher Schritt
einer Mitteilung der bayeri- egenstimmen und Erhaltungen plädiere dafür, „daß man die Ta- drohung von Staat und Gesell- Die Hauptweltproduzenten würde aber keine größeren
schen Staatskanzlei. Die Neure- bei der Wahl von Krenz durch ten abwartet". Er wolle sich da- schaft entwickelt", sagte der von Kokain - Kolumbien, Boli- Schwierigkeiten bereiten.
gelung müsse ausschließen, daß die Volkskammer. Weizsäcker her nicht in Prognosen verlie- Kanzler. Internationale Drogen- vien und Peru - haben auf einer Die Amtszeit des jetzigen
Bewerber, die schon seit langem entbot Krenz in einem Tele- ren. Der SPD-Vorsitzende Vo- syndikate versuchten, verstärkt internationalen Drogen-Konfe- Wehrbeauftragten Willi
auf eine Sozialwohnung warten gramm seine Glückwünsche. Er gel unterstrich, daß die neue in die Länder Europas vorzu- renz in Madrid entschlossene Weiskirch endet am 20.
würden, wegen der Neuan- betonte: „Ich verbinde damit die Führung in Ostberlin „alsbald dringen. Das Drogenproblem Wirtschaftshilfe der westlichen März. Aus Gesundheits-
kömmlinge ins Hintertreffen ge- Hoffnung auf weitere gute Ent- ganz konkrete Schritte unter- könne auch in der Bundesrepu- Industriestaaten und ein Um- gründen will er nicht für wei-
rieten. wicklung der Beziehungen zwi- nehmen muß, wenn ein Min- blik ausufern. denken im Kampf gegen den tere fünf Jahre kandidieren.
Wer in Zukunft eine Sozial- schen unseren beiden Staaten destmaß an Vertrauen herge- Unabhängig vom Langzeit- Rauschgiftschmuggel gefordert. Im Gespräch als Nachfolger
wohnung bekommen will, muß im Interesse der Menschen, die stellt werden soll". Ob Krenz ist auch der Vorsitzende des
nach den neuen Bestimmungen hohe Erwartungen auf Erneue- wirklich bereit und fähig sei, konzept will Familienministerin Spanien forderte ein internatio-
Verteidigungsausschusses,
unter anderem auch bereits eine rung und auf Zusammenarbeit substantielle Änderungen vor- Lehr kurzfristig bereits laufende
Präventions- und Aufklärungs-
nales Sekretariat für den Dro-
Alfred Biehle (CSU).
zunehmen, bleibe abzuwarten. maßnahmen genkampf.
Familie gegründet haben. etzen." Kohl bekräftigte seine verstärken. „Kei- Siehe „Zum Tage"
Nr. 249 Politik Mittwoch, 25. Oktober 1989

Namen und „Soldaten-Urteil' Libanon /Friedensplan amnesty international: Auch manche deutsche Fahrzeuge betroffen
Nachrichten
Kohl empört,
Grüne erfreut
Massenprotest 1988 noch mehr
in Ost-Beirut politische Morde
Ab Mai Lkw-Gebühr
Bonn (dpa). Bundeskanzler
Helmut Kohl ist über das „Sol-
datenurteil" des Frankfurter
Beirut (dpa). Mit einer Demon- London (dpa). Einen beunru-
stration durch die Straßen von higenden Anstieg von politisch
Ost-Beirut haben gestern meh- motivierten Massenmorden re-
auf Fernstraßen
Landgerichts empört. In der Sit- rere tausend Anhänger von Ge- gistiert der jüngste Jahresbe- Bonn (dpa). Ab Mai nächsten bisher um zehn Prozent (540
zung des Bundeskabinetts ver- neral Aoun, dem Chef der von richt von amnesty international. Jahres müssen in- und ausländi- DM) erhöhen. Für einen fünf-
wies Kohl gestern darauf, daß Christen geführten Regierung in Zehntausende von Menschen sche Lastwagenbesitzer für die achsigen Lastzug mit 40 Tonnen
die Soldaten der Bundeswehr Beirut, gegen das in Taif (Saudi- wurden 1988 im Auftrag von Benutzung der Fernstraßen der Gesamtgewicht wächst die Bela-
die Freiheit des Rechtsstaates Arabien) erzielte Libanon-Ab- Regierungen außerhalb des Bundesrepublik eine Gebühr stung sogar um 14,3 Prozent
schützen und ihre staatsbürger- kommen protestiert. Regie- Rechtssystems getötet, heißt es entrichten. Das Bundeskabinett (1342 DM). Die höchste Entla-
liche Pflicht erfüllen. Kohl be- rungschef Aoun bekräftigte vor in dem gestern veröffentlichten hat am Dienstag einen entspre- stung haben dreiachsige Lkw
grüßte es, daß sich der Bundes- Demonstranten die Ablehnung Report. chenden Gesetzenwurf von mit 24 Tonnen Gewicht mit 19,7
tag am Donnerstag in einer Ak- der am Vortag in Taif erzielten Im vergangenen Jahr hat am- Bundesverkehrsminister Zim- Prozent (1397 DM) zu erwarten.
tuellen Stunde mit dem Urteil Einigung und erneuerte seine nesty Nachrichten von Men-mermann (CSU) gebilligt. Die Zimmermann begründete die
beschäftigen wird. Forderung nach einer Volksab- schenrechtsverletzungen aus EG-Kommission kündigte dar- Einführung vor der Presse mit
Das Frankfurter Landgericht stimmung, deren Ausgang er 133 Ländern erhalten. Folter aufhin an, sie werde gegen den dem Hinweis auf die Straßenge-
hatte am letzten Freitag in einem sich beugen werde. Schulen, Lä- und Mißhandlung von Gefange- Beschluß alle Rechtswege bis bühren in zahlreichen anderen
zweiten Prozeß einen Arzt frei- den und Universitäten in Ost- nen gibt es laut amnesty immer hin zur Klage beim Europäi- europäischen Ländern. Er sagte,
Beirut blieben aus Protest gegen noch in mehr als der Hälfte der schen Gerichtshof einschlagen. die Bundesrepublik könne als
Folge von „Stoppt Strauß" gesprochen, der die Soldaten als
„potentielle Mörder" bezeichnet das Abkommen gestern ge- Länder in der Welt. Offizielle Nach dem Gesetz, das zu-Haupttransitland Europas nicht
Die Rechtsreferendarin Christi- hatte. Der Verteidigungsaus- schlossen. Hinrichtungen wurden 1988 aus nächst bis. Ende 1993 befristet länger ihre Straßen „praktisch
ne Ändert (geb. Schanderl) hat schuß des Bundestages wird Mit der Unterzeichnung der 35 Ländern gemeldet. In 40 Pro- ist, wird pro Lkw je nach Ge- zum Nulltarif" ausländischen
jetzt ihre Einstellung in das Be- sich heute mit dem Urteils- „Charta der Wiederversöh- zent der Staaten ist aber inzwi- wicht und Achszahl eine jährli- Lkw zur Verfügung stellen. Eine
amtenverhältnis eingeklagt, spruch beschäftigen. nung" hatten am Montag unter schen die Todesstrafe ganz ab- che Gebühr zwischen 1000 und europäische Lösung sei auf ab-
nachdem ihr mitgeteilt worden Die Grünen begrüßten das Ur- Vermittlung der Arabischen geschafft oder ausgesetzt. Der 9000 DM erhoben. Entgegen ur- sehbare Zeit nicht in Sicht. Ei-
war, daß Zweifel an ihrer Ver- teil. Der Abgeordnete Helmut Liga in Taif 31 moslemische und Report dokumentiert die Situa- sprünglichen Plänen werden ner Klage der EG-Kommission
fassungstreue eine Übernahme Lippelt sieht darin ein „ermutig- 31 christliche libanesische Par- tion von politischen Gefange- nicht alle deutschen Lkw von sehe die Bundesregierung gelas-
in den Staatsdienst unmöglich endes Signal", das Recht auf lamentarier erstmals eine nen, die es weltweit in mehr als der Straßenbenutzungsgebühr sen entgegen, da nach ihren
machten. Die 27jährige war vor freie Meinungsäußerung vor gleichberechtigte Teilung der der Hälfte der Länder gibt. Ge- verschont bleiben. Trotz der Feststellungen das Gesetz mit
neun Jahren von einem Regens- staatlichen Eingriffen zu schüt- Macht in Libanon für die Zu-fangene ohne Anklage und Pro- gleichzeitig vorgesehene Sen- dem Grundgesetz und dem EG-
burger Gymnasium geflogen, zen. kunft festgelegt. zeß gibt es in rund 75 Staaten. kung der Kraftfahrzeugsteuer Recht vereinbar sei.
weil sie einen „Stoppt Strauß"- auf ein mittleres europäisches Das Gesetz soll laut Zimmer-
Aufkleber getragen hatte. Niveau wird auch für einige der mann „so unbürokratisch wie
deutschen Lkw ein Teil der Stra- möglich" angewendet werden.
ßenbenutzungsgebühr gezahlt Auf Vignetten werde verzichtet,
Saar-FDP legt sich fest werden müssen. die Mitführung der Quittung ge-
Drei Monate vor der Landtags- Die Abgabenbelastung wird nüge. Bei Nichtentrichtung der
wahl im Saarland hat sich die sich ab Mai 1990 für Lastzüge Gebühr drohten bis zu 10 000
FDP des Landes auf eine Koali- mit vier Achsen und einem Ge- DM Bußgelder.
tionsaussage zugunsten der wicht von 27 Tonnen gegenüber Siehe auch Kommentar
CDU festgelegt. Der Landes-
hauptausschuß der Saar-FDP
beschloß auf ihrem „kleinen US-Regierung: Adamec lehnt Dialog ab
Parteitag" in Saarbrücken, zur
Landtagswahl am 28. Januar
1990 mit dem Ziel anzutreten,
zusammen mit der CDU eine Re-
gierungskoalition zu bilden.
„Moskau rüstet Für Opposition
640 Pistolen gestohlen
weiter auf" ist Prag stumm
Aus,, dein Waffendepot einer Vilamoura (dpa). Die Sowjet- Wien (dpa). Der tschechoslo-
Truppeneinheit in Moskau sind union rüstet nach Angaben der wakische Regierungschef Ada-
640 Armeepistolen gestohlen USA ungeachtet der Fortschrit- mec hat gestern jeden Dialog „mit
worden. Wie die UdSSR-Presse te in den laufenden Abrüstungs- Repräsentanten unabhängiger
berichtete, wurden die Täter ge- gesprächen Teile ihrer Streit- Gruppen" weiterhin abgelehnt.
faßt und der größte Teil der ge- kräfte unverändert auf. Den vier in der Nationalen Front
stohlengri Wjaffen_j\ried.er,. si- US-Verteidigungsminister zusammengeschlossenen Block-
chergestellt. -••.-.-'. Cheney unterrichtete seine parteien, „die die führende Rolle
Amtskpllegen aus den anderen der KP anerkennen", komme da-
\-it Ar. 4% ,.._ jMKkjfo'.:... i '. .M&WA-'«' •. rT-j •*'*? •;.:- •% Staaten des Nato-BündriisseS gegen „eine wichtige Aufgabe"
Walesa: „Reise erledigt" BUND 40 KURDISCHE ZUHÖRER, meist Frauen und Kinder, verfolgten gestern den Prozeßauftakt am Dienstag während einer Sit- zu, meinte Adamec zum Auftakt
Der polnische Arbeiterführer gegen 19 mutmaßliche kurdische Terroristen in Düsseldorf. Unser Bild zeigt sie auf dem Weg in den zung der Nuklearen Planungs- eines zweitägigen Wien-Besu-
, Lech Walesa Dunkerähnlichen Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts, ^dparFunkbild) gruppe- im-portugiesischen-Ba- ches im Gespräch mit österrei^-
. (Foto) hat eine deort Vilamoura bei Faro davon, chischen Parlamentariern. „Der
Sa für diese Wo- daß die sowjetische Rüstungs- Dialog mit unabhängigen Grup-
i ehe geplante politik sich in drei Bereichen pen würde jedoch auf die Liqui-
l Reise nach Chi- Kurden-Prozeß eröffnet / Protest gegen Sicherheitsvorkehrungen nicht grundsätzlich geändert dierung der kommunistischen
^ le abgesagt, habe. Dazu gehörten die Ent-Partei und des Sozialismus" hin-
\i nachdem zwei wicklung von strategischen arbeiten, sagte Adamec. Von ge-
• verurteilte Ge-
werkschafts-,
führer, für de-
ren Freilassung
Prügelei im Gerichtssaal Atomwaffen (Interkontinental- planten Demonstrationen aus
raketen), von Weltraumwaffen Anlaß des 71. Jahrestages der
und der Ausbau der Seestreit- Gründung der tschechoslowaki-
kräfte. Dies sei angesichts der schen Republik am kommenden
er sich dort ein- Düsseldorf (AP/dpa). Tumulte gen Staat Kurdistan an und be- senen Platz zu gehen, und Bel- katastrophalen Wirtschaftslage Sonnabend in Prag wußte Ada-
setzen wollte, im Gerichtssaal und Demonstra- kämpft dabei unter anderem die ker anordnete, ihn zwangsweise in der UdSSR völlig unverständ- mec nach eigenem Bekunden
auf Anordnung tionen vor dem für acht Millio- türkische Regierung. Die 40dorthin zu bringen. In das dar- lich, meinte Cheney. nichts.
von Präsident Pinochet freige- nen DM „sicherheitsgerecht" Wahlverteidiger forderten die aus entstehende Handgemenge
lassen wurden. Die Reise habe umgebauten Verhandlungsge- Einstellung des Verfahrens, der griffen alle Angeklagten ein. Der
sich mit der Freilassung der bei- bäude haben am Dienstag den Vorwurf der Mitgliedschaft in Tumult griff auf den gesamten Anlage in Sibirien soll abgebaut werden
den erledigt, sagte Walesa. Auftakt des Prozesses gegen 19 einer terroristischen Vereini- Gerichtssaal über. Die Zuhörer
mutmaßliche kurdische Terrori- gung sei „konstruiert". erhoben sich von ihren Plätzen
DDR rüstet ab sten vor dem Düsseldorfer
Oberlandesgericht geprägt/
Der erste Verhandlungstag und riefen: „Aufhören" und
stand im Zeichen von Protesten „Schande, Schande, Schande". UdSSR: Unser Radar vertragswidrig
Die DDR hat gestern sechs Pan- Das Düsseldorfer "Verfahren der Angeklagten und ihrer Ver- Für einen der Beschuldigten
zerregimenter der Nationalen gilt als größter Terrorprozeß der teidiger gegen die vom Vorsit- ist der Prozeß bereits beendet: Moskau (AP). Die Sowjetunion punkt Washingtons zu eigen ge-
Volksarmee aufgelöst und damit bundesdeutschen Justizge- zenden des Senats, Jörg Belker, Er sitzt in Frankreich in Ab- hat erstmals zugegeben, daß eine macht, das bereits seit Jahren
die im April begonnenen einsei- schichte. Die Bundesanwalt- aus Sicherheitsgründen ange- schiebehaft und konnte nicht im sibirischen Krasnojarsk ge- den Abbruch der Anlage fordert.
tigen Abrüstungsschritte fortge- schaft wirft den angeklagten ordnete Abschottung der mut- rechtzeitig zur Prozeßeröffnung baute Radaranlage gegen die Be-
setzt. Die Nachrichtenagentur Mitgliedern einer Splittergrup- maßlichen Terroristen hinter ei- nach Düsseldorf gebracht wer- stimmungen des 1972 mit den Die sowjetische Führung habe
ADN berichtete, die Auflösung pe der Kurdischen Arbeiterpar- ner übermannshohen Wand aus den. Das Verfahren gegen ihn USA abgeschlossenen ABM- nicht die ganze Wahrheit dar-
habe „unter Anteilnahme der tei PKK (Partya Karkeren Kur- Plexiglas. Dies sei „unwürdig" soll abgetrennt werden. Vertrages zur Verringerung über gewußt und es habe vier
Öffentlichkeit" stattgefunden. distan) vor, in der Bundesrepu- und mache ein rechtsstaatliches Vor dem Gerichtsgebäude strategischer Waffen verstößt. Jahre gedauert, bis die Regie-
blik und in Libanon „Abweich- Verfahren unmöglich, da derforderten rund 250 Demon- Deshalb habe die sowjetische rung festgestellt habe, daß die
ler" aus den eigenen Reihen auf Kontakt zwischen Verteidigern in Sprechchören: „Eins, Regierung beschlossen, die An- Anlage den ABM-Vertrag ver-
NPD-Chef erhält Ratssitz Befehl von Funktionären vor so- und Mandanten erheblich ein- stranten zwei drei, laßt die Kurden frei. lage abbauen zu lassen, sagte letzte, begründete Scheward-
Der Bundesvorsitzende der genannte Volksgerichte gestellt geschränkt werde. Im Garten der Bonner Botschaft Außenminister Schewardnadse nadse die frühere Haltung Mos-
rechtsextremen und einige von ihnen hingerich- Zu Handgreiflichkeiten auf in Paris demonstrierten rund 60 in einer außenpolitischen Rede kaus. Trotzdem habe die Ent-
NPD, Martin tet zu haben. Die PKK strebt der Anklagebank kam es, als der Kurden. Die Polizei räumte das vor dem Obersten Sowjet in scheidung zum Abriß der Anlage
Mußgnug nach Erkenntnissen der Sicher- Hauptangeklagte Ali Aktas sich Gelände. Moskau. Damit hat sich der auch innenpolitische Kritik her-
(Foto), ist bei heitsbehörden einen selbständi- weigerte, zu dem ihm zugewie- Siehe „Themen des Tages" Kreml in dieser Frage den Stand- vorgerufen.
den Kommu-
nalwahlen von
Baden-Würt-
temberg in den
7000 in Ostberlin auf der Straße / Kirche: SED soll Macht teilen HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
Gemeinderat ALLGEMEINE H. Schacht. Anzeigenleiter. Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
Horst Prehm.

Demonstration nach Krenz-Wahl


von Tuttlingen Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
gewählt wor- Herausgeber
den. Die NPD Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
erhielt dort 9 Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
Prozent der sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
Chefredakteur nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr.
Stimmen und damit drei Sitze - Fortsetzung gefragt". Auch Rufe wie „Mei- nach Meinung der Bevölkerung Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
auch Mußgnugs Ehefrau Wal- Nach den erneuten Massen- nungsfreiheit" und „Stasi in die für diese Sache haben", sagte 5 618110. Postgirokonto 155132-608
Stellv. Chefredakteure
traud sitzt jetzt mit im Stadtpar- protesten am Montag abend mit Volkswirtschaft" wurden laut. Forck im ARD-Fernsehmagazin Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
lament. natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
rund 300 000 Menschen in Leip- Die Polizei hielt sich zurück und „Monitor". Der Konsistorialprä- Zustellung und 7 % MwSt. (Postbeztigs-
zig und weiteren Zehntausen- beschränkte sich auf die Rege- sident dieser Landeskirche, Verantwortliche Redakteure
in anderen Städten bedau- lung des Verkehrs. Den Unifor- Stolpe, rief Krenz auf, jetzt Chef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
Gorbatschow in Finnland den erte Krenz unmittelbar nach sei- mierten riefen die Demonstran- schnell für Veränderungen zu chen Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Im Zeichen einer Neudefinition ner Wahl Polizeiübergriffe bei ten zu: „Zieht Euch um" sowie sorgen. Er müsse „sofort Mut Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
des Verhältnisses zwischen früheren Demonstrationen. Zu- „Schließt Euch an". Zwischen- zur Wahrheit zeigen und den Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Finnland und der UdSSR steht gleich appellierte er an die Be- fälle wurden nicht bekannt. Dialog mit allen ohne Ausgren- Claudia Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese- rung.
der dreitägige Staatsbesuch von völkerung, von weiteren De- Der evangelische Bischof von zung führen". mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
Staatschef Gorbatschow in Hel- monstrationen abzusehen. Berlin-Brandenburg, Forck, for- Der Vorsitzende der Bonner Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
sinki. Gorbatschow wird bei sei- Ungeachtet dessen gingen am derte die SED auf, nicht länger FDP-Fraktion, Mischnick, wird Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktionen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
nem heute beginnenden Besuch Dienstag abend rund 7000 Men- auf ihrem Führungsanspruch zu als erster bundesdeutscher Poli- Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
eine Deklaration unterzeichnen, schen in der Ostberliner Innen- beharren. Die Partei müsse sich tiker heute mit dem neuen DDR- Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
die die erstmalige ausdrückliche stadt aus Protest gegen die Wahl dem Risiko aussetzen, auch in Staats- und Parteichef Krenz zu- Heinemann. Chefreporter: Karl-Hermann
Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Anerkennung der finnischen von Krenz auf die Straße. Einige manchen Positionen abgewählt sammentreffen. Auch der Chef Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
Neutralität durch Moskau ent- der Teilnehmer skandierten Pa- zu werden und „anderen Platz der DDR-Liberalen, Gerlach, soll Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
halten soll. rolen wie „Egon, wer hat uns zu machen, die ihre Eignung an dem Gespräch teilnehmen. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
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Umfrage Vor Gericht Österreich 0:3 Nach Ohrfeige GhK-Konvent Zum Tage
Platz 1 für Pfarrer als DDR hofft Knast für Für neue Liebste Lisa
Mona Lisa Funkpirat? wieder ZsaZsa Planziele r a s t alle Deutschen kennen
Mona Lisa. Das verwundert nicht.
Die Deutschen lie- Weil er jahrelang Nach Österreichs Die Ohrfeige für ei- In der ersten Sit- Denn sie haben im Kunstunterricht
ben „Mona Lisa". Bei Kranken und Ge- O.-3-Pleite in der Tür- nen Verkehrspolizi- zung des GhK-Kon- gut aufgepaßt und sind weitgereist
einer Umfrage ging brechlichen das Wort kei kann sich der sten kommt Zsa Zsa vents nach den Seme- - der Louvre ist ein Muß auf dem
das Werk Leonardo Gottes über Ukw ver- DDR-Fußball wieder Gabor (Foto) teuer zu sterferien hat der Bildungsweg. Daß die unergründli-
da Vincis als erstes kündete, steht jetzt in Hoffnungen auf die stehen: Der Holly- neue Präsident Prof. che Gioconda auch ihr liebstes
durchs Ziel. Auf den Duderstadt der ka- Teilnahme an der wood-Star muß für Brinckmann die Fest- Bild ist, erklärt sich aus deutschem
Plätzen folgten Carl tholische Geistliche Endrunde der Fuß- drei Tage ins Gefäng- setzung neuer Wesen. Der Hang zur Mystik ist
Spitzwegs „Anner Jan van den Brule vor ball-WM 1990 ma- nis und zudem eine Höchstgrenzen für nun einmal unser Geschick. Und
Poet" und Albrecht Gericht. Die Anklage chen. Der DDR ge- Geldstrafe zahlen. die Studentenzahl der Lisas Lächeln spricht Bände, die
Dürers „Feldhase". lautet auf „illegalen nügt in Wien ein Un- Zsa Zsa lauschte dem Kasseler Universität denn auch geschrieben wurden.
Siehe „Zum Tage" so- Rundfunkbetrieb". entschieden, wenn Urteil fast regungslos. gefordert. Die Plan-
wie Bericht auf „Blick Siehe „Blick in die die Türkei in der Nur profane Geister können ver-
Bericht auf „Blick in ziele von 1975 seien muten, die Quantität der Kunst-
in die Zeit". Zeit". UdSSR verliert. die Zeit" überholt. Lokalteil drucke und Postkarten erzeuge
den hohen Kunstbildungsgrad. Es
verhält sich genau umgekehrt. Die
Muse macht den Markt. Das gilt
Einladung zu Treffen erneuert Gewerkschaft klagt: auch für die Zweit- und Dritt-Placie-
rung. Da die Deutschen nach Hö-
henflügen immer auf den Boden
„Der Post läuft der Tatsachen zurückkehren, wis-

Krenz will noch Personal davon"


sen sie auch die Realisten Spitz-
weg und Dürer zu würdigen. „Der
arme Poet" wie der „Feldhase" be-
wegt ihr Gemüt. Beides kennen sie
aus eigener Anschauung oder stel-

diese Woche mit


Frankfurt (AP). Der Post lau- len sich zumindest so vor.
fen nach Angaben der Deut- Im übrigen beweist die Umfrage,
schen Postgewerkschaft (DPG) daß die Deutschen keine Nationali-
in vielen Dienstzweigen und Re- sten sind. Sie lassen dem großen
gionen die Beschäftigten zu an- Italiener die Ehre und begnügen

Kohl telefonieren
deren Arbeitgebern davon. Der sich beim rechten Augenmaß mit
stellvertretende DPG-Vorsitzen- den Rängen für ihre alten und
de Zemlin sagte am Mittwoch in neueren Meister. Ein bißchen Be-
Frankfurt, Stellen könnten nicht sorgnis mag mit im Spiel mit der
•mit qualifizierten Bewerbern be- bildenden Kunst sein. Leicht könn-
setzt werden, und das vorhande- te als Banause gelten, wer nicht
Ostberlin/Bonn (dpa/AP). Der neue DDR-Staats- und Par- ne Personal sehe sich einem zu- Mona Lisa über alles schätzt. Und
teichef Krenz will so schnell wie möglich Kontakt mit Bundes- nehmenden Leistungsdruck aus- wer, Hand aufs Herz, möchte das
kanzler Kohl aufnehmen. Bei einer eineinhalbstündigen Un- gesetzt. Zemlin machte die sich schon sein.
verschlechternden Arbeits- und
terredung mit dem Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfrakti-- Einkommensbedingungen bei Alfred Brugger
on, Mischnick, kündigte Krenz am Mittwoch in Ostberlin an, der Post im Vergleich mit der
daß er mit Kohl noch in dieser Woche ein Telefongespräch gewerblichen Wirtschaft für die-
führen wolle. se Entwicklung verantwortlich. IG Metall / Wiederwahl
Um die Arbeits- und Einkom-
mensbedingungen zu verbes-
Wie Mischnick am Nachmit- Bürger als „Schritt in die richti-
tag vor der Presse in Bonn be- ge Richtung". Dies sei jedoch
richtete, hat Krenz versichert, noch nicht der Durchbruch zu
sern, fordert die DPG den Ab-
schluß eines Tarifvertrages, der
Rekord-Ergebnis
daß er die Beziehungen zur Bun- entscheidenden politischen Re- EINEN TAG NACH SEINER WAHL zum DDR-Staatsratsvorsitzen- das „einseitige Drehen des Ar-
desrepublik weiterentwickeln formen. Kohl bekräftigte am sel- den empfing Egon Krenz (links) den Chef der FDP-Bundestagsfrak- beitgebers an der Leistungs- für Steinkühler
wolle. Er habe auch die von sei- ben Tag die Bereitschaft Bonns, tion, Mischnick, zu einer Unterredung in Ostberlin. Anschließend schraube" einschränken oder
nem Vorgänger Honecker aus- echte politische und wirtschaft- stellte sich der erste Mann der DDR im Staatsratsgebäude - ein verhindern soll. Zudem wird Berlin (dpa). Der IG-Metall-
gesprochene Einladung an Kohl liche Reformen in der DDR .um: Novum in der Ostberliner Pressegeschichte - gemeinsam mit eine „spürbare" Erhöhung von Vorsitzende
erneuert. Krenz selbst sagte fassend zu unterstützen". Ziel Mischnick den Fragen von Journalisten. (dpa-Funkbild) Zulagen angestrebt. Franz Stein-
nach dem Gespräch am Vormit- sei, daß die Menschen in ihrer kühler (52,
tag vor dem Staatsratsgebäude Heimat bleiben wollten. Bild) ist gestern
auf Fragen von Journalisten, für weitere drei
von DDR-Seite „ist die Hand liche Politiker, den Krenz nach Allgemeine Zulage von 100 DM und prozentuale Steigerung gefordert Jahre mit über-
Mischnick war der erste west-
ausgestreckt für gute nachbarli- seiner Wahl empfing. Bei einer ragender
che Beziehungen". Die Voraus- anschließenden Mehrheit in Uv
OTV drängt auf Nachschlag
Pressekonfe-
setzung sei, daß es gleichbe- renz bewerteten die beiden Poli- seinem Amt be-
rechtigte Beziehungen sind. Er tiker ihre Unterredung als posi- stätigt worden.
sei „zu allem" bereit, fügte tiv. Krenz bekräftigte, daß es in Trotz vorange-
Krenz hinzu, müsse sich aller- der DDR eine Wende mit Refor- gangener Kritik
dings jetzt erst einmal verstärkt men und baldige einschneiden- Stuttgart. (AP). Eine Erhöhung ter, solle sie bei künftigen pro- ches Signal für kräftige struktu- an seinem Füh-
den innenpolitischen Fragen zu- de Reiseerleichterungen geben der allgemeinen Zulage für alle zentualen Steigerungen berück- relle Einkommensverbesserun- rungsstil konn-
wenden. werde. Mischnick sagte, er habe Beschäftigten im Öffentlichen sichtigt werden. gen" und rief die öffentlichen te Steinkühler beim Berliner
In Bonn wurde am Mittwoch den Eindruck, daß man in der Dienst von 67 auf 100 DM mo- Von einer Einarbeitung der Arbeitgeber zu unverzüglichen Kongreß seinen Stimmenanteil
nicht ausgeschlossen, daß Kohl DDR die Fehler der Vergangen- natlich und eine Einarbeitung Zulage in die Lohn- und Ge- Verhandlungen auf. auf 88 Prozent ausweiten. Vor
noch in diesem Jahr mit Krenz heit erkannt habe und ernsthaft der Zulage in die Gehaltstabelle haltstabelle, wodurch sie bei Beim Tarifabschluß im März drei Jahren bei seiner ersten
zusammentreffen wird. Der Veränderungen wolle. Er halte hat die Gewerkschaft Öffentli- prozentualen Steigerungen 1988 waren für das laufende Jahr Wahl zum IG-Metall-Chef hatte
Kanzler hatte sich am Vortag zu die eingeleitete Reformentwick- che Dienste, Transport und Ver- künftig mitwachsen würde, ver- 1989 Einkommensverbesserun- er 82,8 Prozent erreicht. Bei sei-
einer Begegnung bereiterklärt, lung nicht für eine „taktische kehr gefordert. Die Große Tarif- spricht sich die Gewerkschaft gen um 1,4 Prozent und für 1990 ner Wiederwahl stimmten 473
sie müsse aber „gut vorbereitet Frage", der Prozeß sei unum- kommission der Gewerkschaft kräftige strukturelle Einkom- um 1,7 Prozent vereinbart wor- Delegierte für Steinkühler, 50
sein". Die Bundesregierung wer- kehrbar. beschloß gestern in Stuttgart, mensverbesserungen. Die Ge- den. Der Tarifvertrag über die votierten gegen ihn.
tete gestern die angekündigten Fortsetzung nächste Seite die Tarifverträge über „allge- werkschaftsvorsitzende Wulf- Arbeitszeit läuft im öffentlichen Eine Schlappe erlitt Steinküh-
Reiseerleichterungen für DDR- Siehe „Themen des Tages" meine Zulagen" für die rund 2,2 Mathies kündigte in Stuttgart Dienst noch bis Ende 1991 und ler allerdings bei der Wahl der
Millionen Arbeiter und Ange- an, sie wolle mit den öffentli- sieht vor, daß ab 1. April 1990 weiteren Führungsmitglieder.
stellten bei Bund, Ländern und chen Arbeitgebern noch in die- auch für die Staatsdiener die 38,5 Entgegen seinem ausdrückli-
Rumänien CSSR-Ministerpräsident Gemeinden mit sofortiger Wir- sem Herbst in die Tarifrunde werteten Stünden-Woche gilt. Beobachter
kung zum 30. November 1989 einsteigen. Wulf-Mathies nann- die ÖTV-Forderung als chen Willen wählte der Ge-
werkschaftstag Horst Schmitt-
zu kündigen. Durch die Einar- te die tarifpolitische Initiative Einstieg in die Diskussion um ei- henner (48) mit 341 Stimmen zu
nen kräftigen Nachschlag.
Ceausescu Adamec deutet beitung der Zulage in die Gehäl- ihrer Organisation ein „deutli- einem der insgesamt elf haupt-
amtlichen Vorstandsmitglieder.
Der Kandidat der IG-Metall-
bleibt eisern Reformen an Wahlkampf / Nicaragua UdSSR / DM-Umtausch Lkw-Nachtfahrverbot Spitze, Rolf Bockelmann (47),
erreichte mit 258 Stimmen nicht
die notwendige Mehrheit.
Bukarest (dpa). Der rumäni- Wien (dpa). Der tschechoslo-
sche Staats- und Parteichef Ce- wakische Ministerpräsident
Grüne: 495 000 DM Zehnmal mehr Rubel Zimmermann droht Schmitthenner, der dem linken
Spektrum der Gewerkschaft zu-
ausescu hat am Mittwoch zur Adamec hat vorsichtige Refor-
Verstärkung des ideologischen men in der CSSR in Aussicht für Sandinisten für Touristen Österreich gerechnet wird, war erst gestern
morgen aus dem Plenum heraus
Kampfes aufgerufen, da „reak- gestellt. Zum Abschluß seines nominiert worden.
tionäre, antisozialistische und Besuches in Wien sprach er sich Bonn (dpa). Die Grünen und Moskau (dpa). Ausländer in Bonn (AP) Bundesverkehrs-
antikommunistische Kreise ihre am Mittwoch dafür aus, den vier verschiedene Solidaritätsgrup- der Sowjetunion erhalten vom 1. minister Zimmermann (CSU) Zweiter Vorsitzender der mit
Aktivitäten verstärkt haben". in der Nationalen Front zusam- pen unterstützen den Wahl- November an zehnmal mehr Ru- hat jetzt den Österreichern öf- 2,6 Millionen Mitgliedern größ-
Auf einer Sitzung des Zentral- mengeschlossenen Blockpartei- kampf der Sandinisten in Nica- bel für ihre Devisen als bisher. fentlich mit einem Nachtfahr- ten Einzelgewerkschaft wurde
komitees der Kommunistischen en „größere Selbständigkeit" ragua mit rund 800 000 DM. Wie ein Sprecher der sowjeti- verbot in der Bundesrepublik der Tarifexperte Klaus Zwickel
Partei Rumäniens betonte Ce- einzuräumen. Der Erfolg des Vertreter der Partei und des Ko- schen Außenwirtschaftsbank in gedroht, falls sie - wie geplant - (50), der 75,7 Prozent der Dele-
ausescu: „Wir weisen alle anti- von seiner Regierung geplanten ordinationskreises der Nicara- Moskau erklärte, werden Touri- ab 1. Dezember nachts die Nut- iertenstimmen erhielt.
sozialistischen Thesen zurück". Umbaus hänge davon ab, inwie- gua-Gruppen überreichten ge- sten und in Moskau lebende zung der Brennerautobahn nach
Neben den akuten Versor- weit es gelinge, „die Menschen stern dem Europabeauftragten Ausländer mit dem Sonderkurs Italien durch Lkw untersagen. iiehe auch Kommentar
gungsproblemen in Rumänien einzubeziehen". Nach den Wor- der sandinistischen Befreiungs- demnach für eine DM 3,38 Ru- Zimmermann erklärte am Mitt-
bildeten Fragen der Ideologie ten von Adamec werden zur front, Prado, Schecks über bel erhalten. Bisher gab es für woch in einer Aktuellen Stunde
diesmal den Kern der Tagung. Zeit eine Reihe von Demokrati- 495 000 (Grüne) und über eine DM nur 34 Kopeken. Der des Bundestags: „Falls es nicht Lotto am Mittwoch
„Die imperialistischen Aktionen sierungsschritten „sehr offen 310 000 DM. Sie begründeten neue Kurs gelte nicht für den doch noch in letzter Minute zu Ziehung A: 2, 20, 22, 26, 42, 47 Zu-
gegen den Sozialismus stellen diskutiert". Es könne jedoch die Unterstützung mit der massi- Außenhandel, sondern nur für einem vertretbaren Kompromiß satzzahl: 40.
eine große Gefahr für die Ent- kein Gespräch mit jenen geben, ven Wahlhilfe, die das rechte „nicht handelsmäßige Transak- kommt, sehe ich mich gezwun- Ziehung B: 18, 25, 29, 31, 36, 47
spannungspolitik und für den die die Abschaffung des Sozia- Parteienbündnis aus den USA tionen in der UdSSR", fügte der gen, auf der Basis der Gegensei- Spiel Zusatzzahl: 3.
Frieden dar", sagte Ceausescu. lismus betrieben. tigkeit zu handeln." 77: 8 8 1 3 0 0 8.
und der Bundesrepublik erhalte. Sprecher hinzu. (Ohne Gewähr)
Nr. 250 Politik Donnerstag, 26. Oktober 1989

Namen und Spanien Bush/Wiedervereinigung Interne Kritik / Urteil Verteidigungsausschuß „betroffen"


Nachrichten
Unklarheit um Keine Angst vor Soldaten müssen Nur Grüne nicht empört
Hilfe für Ost-Reformen KKW-Unfall Deutschland schweigen
Frankreichs
Francois Mitte-
rand rief gr-
stern in einor
Staatspräsident
Wien (dpa). Die Internationale
Atomenergie-Organisation
New York (AP). Der amerika- Berlin (dpa). Soldaten versto-
nische Präsident Bush teilt nach ßen - ebenso wie Beamte - ge-
(IAEO) hat gestern den Bericht eigenen Worten nicht die Sorge gen die Pflicht zur Loyalität ge-
über Soldaten-Urteil
Rede vor dem der spanischen Tageszeitung „El einiger europäischer Länder vor genüber einem Vorgesetzten, Bonn (ÄP). Der Bonner Vertei- den, daß mehr als sechs Millio-
Europaparla- Pais" dementiert, wonach der einem wiedervereinigten wenn sie interne Kritik in die digungsausschuß sieht das nen Männer in der Bundesrepu-
ment in Straß- Unfall im Kernkraftwerk Van- Deutschland. In einem am Mitt- Öffentlichkeit tragen. Mit die- Recht auf freie Meinungsäuße- blik, die seit 1956 Wehrdienst
burg den We- dellos I der „schwerste seit woch veröffentlichten Interview sem Beschluß bestätigte der rung mit dem Frankfurter Solda- geleistet hätten, als „potentielle
sten auf, den Tschernobyl" gewesen sei. Die der „New York Times" sagte zweite Wehrdienstsenat des ten-Urteil „pervertiert". In einer Mörder" bezeichnet würden,
osteuropäi- IAEO habe dies nie behauptet, Bush, er vertraue auf die Bin- Bundesverwaltungsgerichts von den Grünen abgelehnten ge- heißt es in der Entschließung.
schen Reform- heißt es in einer Erklärung der dung der Bundesrepublik im eine Disziplinarmaßnahme ge- meinsamen Entschließung Verteidigungsminister Stolten-
ländern beim Organisation. Es sei auch nicht westlichen Bündnis. gen einen hohen Offizier der brachten die anderen im Bundes- berg wird aufgefordert, zu klä-
Wiederaufbai i ihre Aufgabe, nukleare Zwi- Er sehe Westdeutschland Bundeswehr. (AZ.: BVerwG 2 tag vertretenen Parteien am ren, „ob Veranlassung besteht,
der maroden schen- oder Unfälle zu quantifi- nicht um der Wiedervereini- WDB 4.89 vom 10. Oktober 89). Mittwoch ihre Betroffenheit und den Ehrschutz der Soldaten und
Wirtschaft zu zieren. Von dem Feuer in Van- gung willen einen „neutralisti- Empörung über den Richter- der Institution Bundeswehr im
helfen. Frankreich verabschie- dellos I am Abend des 19. Okto- schen Pfad" beschreiten, der es Das Gericht nannte am Mitt- spruch zum Ausdruck und spra- Strafgesetzbuch zu erweitern".
dete gestern bereits ein Hilfe- ber 1989 sei die IAEO am näch- in Gegensatz zu seinen Nato- woch keinen Namen. Das Urteil chen von einer „unerträglichen Unterdessen kündigte der Par-
programm für Polen in Höhe sten Morgen von den spani- Partnern bringen würde. Die ra- dürfte aber im Zusammenhang Beleidigung". Das Frankfurter lamentarische Geschäftsführer
von umgerechnet rund 1,35 Mil- schen Behörden, unterrichtet schen Veränderungen in der mit dem „Fall Schmähung" ste- Landgericht hatte am 20. Okto- der Unionsfraktion, Bohl, an, es
liarden DM, das sich auf drei worden. Sie sei informiert wor- DDR rückten das Thema in den hen. Der Chef des „Amtes für ber einen Arzt freigesprochen, werde geprüft, ob nicht gesetzli-
Jahre erstreckt. den, daß bei dem Zwischenfall Vordergrund, aber die Teilung Studien und Übungen der Bun- der Soldaten als „potentielle che Änderungen notwendig sei-
keine radioaktiven Teile in die zu überwinden, brauche es eine deswehr" hatte sich nach der Mörder" bezeichnet hatte. en. Dabei gehe es um die Straf-
Umwelt geraten seien. Ein vor- behutsame Entwicklung und Würzburger Kommandeursta- vor dem Hintergrund rechtsparagraphen der Volks-
Forscher wandern ab läufiger Bericht über den Brand Zeit, sagte der US-Präsident gung der Bundeswehr im ver- derAuch Unabhängigkeit der Gerich- verhetzung und der Beleidigung.
sei am 24. Oktober veröffent- weiter. Auch müßten die Deut- gangenen Jahr mit scharfer Kri- te müsse
Ungarn befürchtet, daß die Libe- licht die für die aktiven und Es sei nicht akzeptabel, daß des
ralisierung der Reisefreiheit und worden. schen darüber mit den Franzo- tik an Vorträgen und Verlauf ehemaligen Soldaten sowie de- Mordes vor Gericht Angeklagte
die Abschaffung des Genehmi- „El Pais" hatte am Mittwoch sen und den Briten Einverneh- der Veranstaltung zu Wort ge- ren Angehörige herabsetzende nicht Mörder genannt werden
gungsverfahrens für die Aus- einen internen IAEO-Bericht zi- men erzielen. Vergangene Wo- meldet. So sei Bundeskanzler und kränkende Behauptung dürften, wohl aber die Soldaten
landsarbeit zur verstärkten tiert, in dem es unter anderem che hatte Außenminister Baker Helmut Kohl „bei unverbindli- „von allen, die für die Bundes- der Bundeswehr.
Auswanderung von Wissen- geheißen haben soll, daß der Un- eine Wiedervereinigung als ein chen Gemeinplätzen" geblieben. wehr politische Verantwortung Das Oberlandesgericht Frank-
schaftlern führen wird. Die Bu- fall der „schwerste seit Tscher- „legitimes Recht" des deutschen Verteidigungsminister Scholz tragen, entschieden zurückge- furt könne das Urteil der 29.
dapester Nachrichtenagentur nobyl" gewesen sei. Außerdem, Volkes bezeichnet. habe es „versäumt, sich die wiesen werden", erklärten Strafkammer erneut prüfen und
MTI meldete jetzt, daß in den so „El Pais" weiter, sei „eine der Zu Osteuropa sagte Bush, daß Sympathie und Gefolgschaft der CDU/CSU, FDP und SPD im gegebenfalls zurückverweisen,
ersten acht Monaten dieses Jah- beiden Generatorturbinen ex- der Wandel dort „absolut außer- Kommandeure zu erwerben". Ausschuß. Die Angehörigen der gab Bohl zu bedenken. „Wir wol-
res 740 Wissenschaftler das plodiert und schädigte ernstlich gewöhnlich" sei, aber er wolle Schmähung erhielt wegen Streitkräfte leisteten schließlich len nicht mit Kanonen auf Spat-
Land verlassen haben. die Kühlanlagen. Niemand wur- sich nicht vom Kongreß über- dieser Äußerungen einen „Ver- auf der Grundlage der Verfas- zen schießen, aber als Fraktion
de verletzt, und es wurde kein rennen und zu Überreaktionen weis" vom Verteidigungsmini- sung der Gemeinschaft einen un- schon jetzt prüfen, was an Geset-
„Übersiedler-Telefon" Austritt von Radioaktivität regi- drängen lassen. sterium, die niedrigste der mög- verzichtbaren Dienst. zesänderungen notwendig ist,
striert." Siehe auch Kommentar lichen Disziplinarmaßnahmen. Es dürfe nicht zugelassen wer- wenn das Urteil Bestand hat."
Junge Aus- und Übersiedler in
allen Teilen des Bundesgebietes
können telefonisch zum Ortsta- Lebenswerk gewürdigt
rif Auskunft über die Bildungs-
Ob mit oder ohne Ausreisepapier / Mischnick:
und Studienmöglichkeiten in
der Bundesrepublik bekommen.
Ein „Übersiedler-Telefon"
(0130-4266) der Otto-Benecke-
Heuss-Preis DDR will alle Flüchtlinge
Stiftung und des Jugendaufbau-
werks soll den Neuankömmlin-
gen helfen, ihre Ausbildung hier
für Genscher rechtlich gleichstellen
möglichst schnell fortzusetzen.. Stuttgart (dpa). Bundesaußen-
minister1 Hans-Dietrich Gen- Fortsetzung position und Mauer angespro-
Berichte, daß Ostberlin vor chen. „Ich schließe alle Bürger
Tagebücher als Beweis? Theodor-Heuss-Preis ausge-
scher (FDP) wird mit dem 26.
Weihnachten politische Häft- ein", bei Gedankenaustausch
Der frühere amerikanische Si- zeichnet. Vorstand'und Kurato- linge, die wegen versuchter Re- und Dialog werde niemand „aus-
icherheitsbera- rium würdigen mit der Verlei- publikflucht einsitzen, freilas- gegrenzt", sagte der 52jährige,
Iter John Poindr hung Genschers „hervoragen- sen will, konnte Mischnick aus wandte sich zugleich aber gegen
Sexter darf nach- desi Lebenswerk im Dienste des seinen Gesprächen nicht bestä- den Begriff Opposition. Zum
leinem v :
..Ge-- ÄttfEfaus Miiserer freiheitlichen tigen. Ihm sei allerdings zugesi- Thema Mauer erklärte er, im
mchtsürteü in Deino^r^tie"! Zugleich wurden chert worden, daß die neue Füh- Vordergrund stünden Reisen
j seinem Prozeß die Bem(j.Kungen des Ministers rung DDR-Flüchtlinge, die ohne und andere Dinge. Außerdem sei
| Wegen derarati- ^m:'ein|3!^dliche Überwin- offizielle Ausreise- oder Aus- die Mauer aus anderen Gründen
I Contra-Affäre; dung der'Teilung Deutschlands bürgerungspapiere in die Bun- gebaut worden, als es viele im
I Tagebücher ,. und Europas"; hervorgehoben. desrepublik gekommen sind, Westen verstehen wollten.
I seines früheren rechtlich den DDR-amtlichen Gespräche zwischen der SED-
1 Vorgesetzten Übersiedlern gleichstellen wol- Führung und den Oppositions-
I Ronald Reagan le. Ohne Ausreisepapiere gelten gruppen sind nach Worten von
j(Foto) als Be- Sowjetunion / Streik frühere DDR-Bürger in der Hei- Politbüromitglied Schabowski
' weismittel vor- mat als Republikflüchtlinge, die längst im Gange. In den ARD-
legen. Poindexter ist angeklagt, strafrechtlich verfolgt werden. „Tagesthemen", kündigte er ein
an der Verschleierung des Waf-
fenverkaufs an Iran 1985 sowie 6000 Kumpel Bei einer rechtlichen Gleichstel- persönliches Gespräch mit Prof.
lung könnten alle Flüchtlinge Reich, einem Gründungsmitglied
ohne Furcht vor Strafverfolgung des „Neuen Forums", an.
der illegalen Unterstüzung der
nicaraguanischen Contra-Re-
bellen mit dem Erlös im folgen-
im Ausstand die frühere Heimat besuchen. In Neubrandenburg, Halber-
Krenz sagte vor den Journali- stadt und Jena demonstrierten
den Jahr maßgeblich beteiligt Moskau (dpa). Zwei Kohle- sten in Ostberlin, über das neue gestern abend erneut Tausende
gewesen zu sein. gruben mit insgesamt 6000 Ar-
beitern in der sowjetischen
Auch Finnen von Gorbatschow begeistert Reisegesetz, das noch in diesem von DDR-Bürgern. Ostberlins
Jahr von der Volkskammer ver- Polizeipräsident machte in der
Bergarbeiterstreik Workuta Der sowjetische Staats- und Koivisto äußerten beide Politi- abschiedet werden solle, müsse Sendung „Aktuelle Kamera"
Kampf der Korruption sind seit gestern morgen im Parteichef Gorbatschow (rechts) ker ihre Zufriedenheit über die erst noch mit den Bürgern und in deutlich, daß die Sicherheitsor-
Mit 35 Todesurteilen in den ver- Ausstand. Dies bestätigte ein ist am Mittwoch zum Auftakt problemfreien Beziehungen ih- den zuständigen Gremien bera- gane künftig nicht mehr jeder
gangenen zwei Monaten haben Sprecher des Streikkomitees seines dreitägigen Staatsbe- rer Länder. Als der sowjetische ten werden. Es stehe aber fest: Demonstration in der Stadt ta-
Chinas Gerichte deutlich ge- per Telefon: In den anderen suchs in Finnland begeistert Staatsgast am Nachmittag mit „Jeder Bürger kann Reisepaß tenlos zusehen werden. Ein „mi-
litant-harter Kern" sei bei der
macht, daß sie gegen Wirt- Bergwerken finde zur Zeit eine empfangen worden. Auf dem seiner Frau das „Lenin-Ge- und Visum erwerben."
schaftverbrecher ungewöhnlich geheime Urabstimmung über ei- Flughafen von Helsinki wurde dächtniszimmer" in der Innen- Krenz wurde von den Journa- Demonstration am Dienstag auf
hart durchgreifen. Seit Mitte nen Arbeitskampf statt. Nach er zusammen mit Gattin Raissa stadt von Helsinki besuchte, listen auch auf die Themen Op- Konfrontation aus gewesen.
August sind im Zuge der Kam- Angaben des Sprechers wird von Finnlands. Staatspräsident empfingen ihn mehrere tausend
pagne gegen die verbreitete nicht vor Mitternacht mit dem Koivisto (links) begrüßt. In er- Finnen mit „Gorba, Gorba"-
Wirtschaftskriminalität bereits Ergebnis der Abstimmung ge- sten politischen Gesprächen Sprechchören.
7900 Personen - meist wegen rechnet. zwischen Gorbatschow und (dpa-Funkbild)
Nun doch NRW-Schau in Leipzig
Korruption und Unterschlagung
- zu Freiheitsstrafen verurteilt Düsseldorf (APJ. Die vor einer Zeitpunkt" korrigiert und damit
worden. Nukleare Planungsgruppe fordert Sowjets zu Abrüstung auf Woche von der DDR vorläufig grünes Licht für die bisher größ-
abgesagte nordrhein-westfäli- te Kulturschau der Bundesrepu-
sche Kulturpräsentation in blik in der DDR gegeben. Der am
Gegen Südafrika-Urlaub Leipzig kann nun doch in der Mittwoch eigens aus Ostberlin
Bundesbürger sollten ihren Ur-
laub nach Auf-
fassung des erst
Nato hält an Kernwaffen fest Zeit vom 9. bis 22. November nach Düsseldorf angereiste
stattfinden. Die Düsseldorfer DDR-Kulturminister Hoffmann
Staatskanzlei teilte gestern mit, habe Ministerpräsident Rau
die DDR-Führung habe ihre Bit- mitgeteilt, die Kulturveranstal-
kürzlich aus
der Haft entlas- Vilamoura/Portugal (dpa). ten Verhandlungen eine dritte Nato müsse in einer „Zeit der te um Verschiebung der Veran- tung könne ohne Einschränkun-
senen Ex-Ge- Auch bei einem Erfolg der Wie- Null-Lösung ausgeschlossen Ungewißheit" ein Faktor der staltung „auf einen günstigeren gen stattfinden.
neralsekretärs ner Gespräche über den Abbau werde. Die Minister riefen die Stabilität sein. Dagegen meinte
des „African konventioneller Streitkräfte Sowjetunion im Schlußkommu- Verteidigungsminister Stolten- Verlagsleitung
National Con- kann der Westen nach Ansicht nique ihres zweitägigen Treffens berg, man müsse sich bei der HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
gress" (ANC),
Walter Sisulu,
der Nato-Verteidigungsminister auf, ihre Kurzstreckenwaffen Bewertung der Reformen in
auf Atomwaffen in Europa'nicht einseitig auf den Nato-Stand zu Osteuropas zwar des Risikos be- ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
nicht in Süd- völlig verzichten. Beim Treffen reduzieren. Sie begrüßten die wußt sein, aber „wir sind gut Herausgeber
afrika verbrin- der Nuklearen Planungsgruppe Bereitschaft Moskaus zu einsei- beraten, von den Chancen zu Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
gen. Solche (NPG) der Nato in, Vilamoura tiger Abrüstung, stellten aber sprechen, die in diesem Prozeß Achim von Boos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
Reisen würden (Südportugal) stimmten die Mi- fest, daß die bisher angekündig- liegen". sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
das weiße Minderheitsregime nister überein, daß eine Beseiti- ten Schritte an der Überlegen- Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
stützen, erklärte er jetzt in ei- gung des sowjetischen Überge- heit' der Sowjets bei nuklearen Im Kommunique bescheinigen 5 618110. Postgirokonto 155132-608
nem Interview. wichts bei der nicht-nuklearen Raketen mit Reichweiten unter die Minister der UdSSR eine WolfgangStellv. Chefredakteure
Rossbach, Peter M. Zitzmann
Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Rüstung zwar Raum für eine Re- 500 Kilometer nur wenig ändern entgegenkommendere Haltung natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
duzierung der westlichen Atom- würde. Verantwortliche Redakteure Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
in den Verhandlungen über In- Chef vom
UdSSR: Unruhen-Bilanz waffen schaffen würde. „Unter terkontinentalraketen (START), Nachrichten:Dienst:
Rainer
Horst Kröninger. Chef
Merforth. Politik: Jo-
preis 28,50 DM).
Die Beendigung des Abonnements ist nur
den gegenwärtigen Umständen US-Verteidigungsminister Weltraumwaffen und Atomt- chen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Nationale Unruhen in der So- und soweit absehbar" seien aber
wjetunion haben mindestens nukleare Streitkräfte zu Lande, Cheney und sein britischer Kol- waffentests. Sie begrüßten vor Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer- Frist von einem Monat
300 Tote und über 5000 Verletz- zur See und in der Luft unver- lege King sagten, angesichts der allem die Ankündigung von Au- Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
te gefordert. Wie die Tageszei- zichtbar. Reformen in Osteuropa herr- ßenminister Schewardnadse Claudia Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese- rung.
tung „Sozialischeskaja Industri- sche „große Ungewißheit" wie zum Abbau der Radarstation in Reise: mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
ja" "gestern berichtete, wurden Dazu gehörten auch bödeng^- die Entwicklung in der Sowjet- Krasnojarsk. Die Nato-Minister Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
außerdem zwölf'Angehörige der stützte,atomare Kurzstrecken- union und bei deren Verbünde- stellten aber fest, daß die UdSSR Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktionen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Sicherheitstruppen getötet und raketen (bis 500 Kilometer ten weitergehe. „Die Nato ist ihre Weltraumbewaffnung wei- Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundschau",, Eschwege, „Harzku-
890 verletzt. Das Blatt machte Reichweite), über deren Moder- noch wichtiger geworden als ter ausbaue und über Waffen Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
Heinemann. Chefreporter: Karl-Hermann
keine Angaben über den Zeit- nisierung 1992 entschieden früher", meinte King. „In dieser zur Sätellitenbekämpfung ver- Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200000
raum, sondern schrieb lediglich werden soll. Nato-Generalse- gefährlichen Zeit ist es wichtig, füge, der der Westen nichts Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
, daß es sich um die Opfer der kretär Wörner bestätigte, daß die Verteidigungsfähigkeit zu Gleichwertiges entgegenzuset- Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
.letzten Zeit" handele. damit bei den für später geplan- bewahren." Wörner sagte, die zen habe. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
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1 P 3713 A

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Attentat / Rheinarmee McCarthy tot Tennis Zum Tage


Arbeitszeit Beschlagnahme Schlüsselgewalt
Britischer Brillante Souveräne Bosse Polizei BVG: Ist Preiskarussell
Soldat mit Kritikerin Steffi Graf im Streß bei Kujau Rechtens D i e Zeiten, als die Wiesbadener
Kind getötet Die für ihre bei-
ßende Schärfe und
Die Tennis-Welt-
ranglistenerste Stef-
Ein großer Teil
der deutschen Top-
Beschlagnahme-
Aktion bei Konrad
Das Bundesver-
fasssungsgericht
Statistiker Preissteigerungsraten
mit einer Null vor dem Komma oder
gar rückläufige Tendenzen gemel-
Ironie bekannte fi Graf besiegte Manager ist einer Kujau („Hitler-Ta- (BVG) in Karlruhe det hatten, sind erst einmal vorbei.
Wildenrath (dpa). Bei einem amerikanische Kri- Claudia Kohde- Umfrage zufolge mit gebücher"): Polizei- hat gesprochen: Die Der Gedanke, von der Preisstabili-
neuen blutigen Anschlag der Iri- tikerin und Roman- Kilsch im Achtelfi- der zeitlichen Inan- beamte nahmen aus sogenannte Schlüs- tät Abschied nehmen zu müssen,
schen Republikanischen Armee autorin Mary nale des Grand spruchnahme durch seiner „Galerie der selgewalt der Ehe- fiel schon den fünf Weisen in ihrer
(IRA) auf die britische Rheinar- McCarthy (Foto) ist Prix-Turniers von den Beruf unzufrie- Fälschungen" 124 gatten ist mit dem Prognose für 1989 schwer, als sie
mee haben bislang unbekannte 77jährig in New Brighton 6:0, 6:3. In den. Im Schnitt sind Kopien von Mei- Grundgesetz ver- einen Preisanstieg von zwei Pro-
Täter am Donnerstag abend ge- York gestorben. Mit der Runde der letz- die Bosse sieben sterwerken mit. Ku- einbar. Bericht auf zent weissagten. Doch das Preis-
gen 18.50 Uhr in Wildenrath bei dem Bestseller „Die ten Acht trifft die Tage in der Woche jau hatte sie nicht „Blick in die Zeit", karussell dreht sich, und zwar im-
Mönchengladbach einen Korpo- Clique" errang sie Grand Slam-Gewin- 13 Stunden pro Tag mit seinem Namen Kommentar auf mer flotter.
ral der Luftwaffe und sein erst ein 1963 Weltruhm. nerin heute auf Elna im Einsatz. Siehe signiert. Siehe „Themen des Ta- Ein Teil der Inflation ist impor-
Jahr altes Kind erschossen. Die Siehe Kultur. Reinach (Südafrika). Wirtschaft. „Blick in die Zeit". ges". tiert. Die Rohstoffpreise steigen
Frau des Soldaten wurde schwer beträchtlich, und ein Teil des Auf-
verletzt. Mitdem jüngsten Atten- triebs ist auf Preisexplosionen
tat hat die IRA seit März 1987 in beim Heizöl und beim Benzin zu-
£enn SED-Politbüromitglied Schabowski rückzuführen. Ohne Heiz- und
Kraftstoff stünde unter dem Strich
schlage verübt, wobei fünf Solda- eine Inflationsrate von zwei Pro-
ten, eine deutsche Zivilistin und zent - eine mit Blick auf die zum

Erster Dialog mit


jetzt das Kleinkind ums Leben Jahresanfang in Kraft getretenen
kamen. Verbrauchssteuererhöhung, die
den direkten Vergleich der Le-
Nach Angaben der britischen benshaltungskosten mit Vorjahres-
Luftwaffe und des Generalbun- monaten erschweren, sicher er-

„Neuem Forum"
desanwalts in Karlsruhe hatten trägliche Rate.
die Opfer mit ihrem Pkw an ei- Manches am aktuellen Preisan-
ner Imbißbude gehalten. Aus stieg ist aber auch hausgemacht.
der Dunkelheit heraus seien sie Der Konsumdrang der Bundesbür-
von zwei Schützen mit automa- ger ist kaum zu bremsen. Die Bun-
tischen Waffen beschossen wor- desbank geht den richtigen Weg,
den. Zehn Schüsse fielen, der Ostberlin (dpa/AP). Günter Schabowski ist gestern in wenn sie jetzt das Geld verknappt.
Vater auf dem Beifahrersitz und Ostberlin als erstes Mitglied des SED-Politbüros zu einem Einschneidende Änderungen kann
das Kind auf dem Rücksitz wa- Gespräch mit Mitbegründern der noch vor einigen Wochen sie allein aber nicht bewirken. Viel-
ren sofort tot. Die schwerver- als staatsfeindlich eingestuften Oppositionsgruppe „Neues leicht aber entpuppt sich ja der
letzte Frau hatte das Fahrzeug neue Warenkorb als Wundertüte
gesteuert. Die Täter entkamen Forum" zusammengetroffen. Die SED weitete am selben Tag mit inflationsdämpfender Wirkung.
in einem gelb-braunen Ford- ihre Gesprächsangebote an die DDR-Bevölkerung aus. Horst Seidenfaden
Kombi mit dem amtlichen Kenn-
zeichen „DT-CV 764" in Rich- Gleichzeitig verdichteten sich schlössen worden.
tung holländische Grenze. die Anzeichen, daß in den näch- Der offene Dialog mit DDR-
sten Tagen eine Amnestie für Bürgern, den es in Leipzig bereits
Großbritannien
alle wegen Republikflucht inhaf- gibt, soll am Sonntag auch in
3,3 Prozent Inflation tierten DDR-Bürger verkündet Ostberlin beginnen. Das SED-
wird. Als sicher gilt auch ein bal- Blatt „Berliner Zeitung" veröf-
diger Austausch der Senioren fentlichte gestern eine Einladung
Schatzkanzler
Preiskurve auf unter den SED-Politbüromitglie- von Oberbürgermeister Krack
dern durch jüngere Politiker. Die an die Bevölkerung, sich an
DDR-Regierung hat nach Anga- „Sonntagsgesprächen" in vier
zurückgetreten
Höchststand ben von Ministerpräsident Stoph Hallen zu beteiligen.
beschlossen, durch zusätzlichen Im Dresdner Kommunalparla-
Import von Konsumgütern und ment kam es gestern zu einer
London (dpa/vwd). Der briti-
sche Schatzkanzler Lawson ist
gestern nach einem Streit mit
Wiesbaden (dpa/vwd). Die Lebensmittlen eine bessere Ver- Debatte über die jüngsten Zwi- dem Wirtschaftsberater von
deutschen Verbraucher müssen sorgung zu ermöglichen. schenfälle in der Stadt. Auch Premierministerin Thatcher,
den stärksten Preisauftrieb seit Für das „Neue Forum" hatten Vertreter der auf Reformen ZEIT FÜR EINEN HÄNDEDRUCK und für ein kurzes Gespräch Walters, zurückgetreten. Nach-
sechs Jahren verkraften. Im Ok- an dem Gespräch mit Scha- drängenden „Gruppe der 20" fanden gestern Bundeskanzler Kohl und SPD-Chef Vogel am Ran- folger ist Außenminister Major,
tober erreichte die Inflationsrate bowski Jens Reich und Sebastian konnten ihre Standpunkte darle- de der Tagung des Bundeswehr-Verbandes in Bad Godesberg. dessen Amt Innenminister Hurd
3,3 Prozent und damit ihren Pflugbeil teilgenommen. Die gen. Als Gast der Stadtverordne- Einig waren sich Kanzler und Oppositionsführer in ihrer Ableh- erhält. Wer Innenminister wird,
höchsten Stand seit dem August Vertreter des „Forums" legten tenversammlung, auf der Ober- nung des sogenannten „Soldaten-Urteils". (dpa-Funkbild) ist noch offen. Der Streit zwi-
1983. Im September und August nach Angaben der Bürgerinitia- bürgermeister Berghofer ein Lö- schen Lawson und Walters war
dieses Jahres hatten die Ver-tive die Ziele ihrer Gruppe dar sungspaket für die kommunalen durch einen Artikel des (inzwi-
braucherpreise das Vorjahres- und versicherten, daß ihre Akti- Probleme vorlegte und die Bil- schen ebenfalls zurücktretenen)
niveau um 3,1 Prozent und um vitäten nicht gegen die Verfas- dung gemeinsamer Arbeitsgrup- Hitzige Debatte im Bundestag Wirtschaftsberaters für eine
2,9 Prozent übertroffen. sung der DDR gerichtet seien. Es pen anregte, sprach Superinten- US-Zeitschrift entstanden, in
Wie das Statistische Bundes- sei ein „sachliches Informations- dent Ziemer offen über Polizei- dem sich Walters - wie auch
amt aufgrund einer ersten gespräch" gewesen. Eine künfti- übergriffe bei Demonstrationen.
Schätzung meldete, erhöhten ge Änderung des Wahlgesetzes Fortsetzung nächste Seite
sich die Kosten für die Lebens- sei von Schabowski nicht ausge-' Siehe auch „Themen des Tages"
haltung von September bis Ok-
„Soldaten-Urteil": Kohl Frau Thatcher - gegen einen
Beitritt Großbritanniens zum
Wechselkursmechanismus des
Europäischen Währungssy-
tober um 0,3 Prozent. Als Preis-
treiber erwiesen sich vor allem
Energiekosten. Die Einfuhr von Erstes Telefongespräch
Heizöl verteuerte sich von Sep-
will Ehrenrettung stems aussprach. Lawson gilt
dagegen seit langem als Befür-
worter eines solchen Schritts.
tember bis Oktober um zehn
Kohl und Krenz:
Bonn (AP/dpa). Bundeskanz- Revision eingelegt. „Wir wollen
Prozent, von Benzin um 8,3 Pro- ler Kohl will sich persönlich da- alle rechtlichen Mittel nutzen",
zent und von Erdöl um 4,1 Pro- für einsetzen, daß Soldaten nicht Freisprüche wie den des Arztes
1996 statt 1994
zent. mehr als „potentielle Mörder" zu verhindern, erklärte Stolten-
Siehe „Zum Tage" beschimpft werden können. berg. 88 Prozent der Bevölke-

Flüchtlinge / Prag
Wir halten Kontakt Kohl sagte gestern vor der rung lehnten die Behauptung ab,
Hauptversammlung des Deut- die Bundeswehrsoldaten seien
schen Bundeswehr-Verbandes, potentielle Mörder.
das Urteil des Frankfurter Land- Justizminister . Engelhard
Rentenbeiträge
steigen später
Bonn/Ostberlin (dpa). Bundes- und Krenz verständigten sich gerichts, das eine solche ehren- (FDP) sagte, die Justiz sitze
kanzler Kohl hat gestern morgen über Fragen, die künftig zwi- rührige Äußerung ungestraft nicht im Elfenbeinturm. Bei aller
Ausreise mit mit dem neuen DDR-Staats- und schen beiden Seiten auf der Ta- lasse, entsetze ihn. Es könne Zurückhaltung „wird man hier
Parteichef Krenz telefoniert und gesordnung stehen sollen. nicht hingenommen werden, daß ein Wort sagen dürfen".
Bonn (dpa). Die Beitragssätze
zur Rentenversicherung werden
nach der Rentenreform erstmals
DDR-Papieren weitere Kontakte vereinbart. Die Bundesrepublik sollte ..Soldaten mit Schwerverbre- Das Gericht hat nach den
Das zwanzigminütige Gespräch überdenken, „wie einige prakti- chern auf eine Stufe gestellt" Worten des SPD-Abgeordneten
1996 und damit zwei Jahre spä-
ter steigen als ursprünglich an-
war die erste Unterredung der sche Fragen so gehandhabt wer- würden. Kohl kündigte an: „Die Duve die Soldaten nicht be- genommen. Prozentual niedri-
München/Prag (dpa). Die 150 beiden Politiker. Ein Zeitpunkt den können, daß die Respektie- Bundesregierung - und das gilt schimpft, sondern es habe fest- ger bleibt auch der Bundeszu-
Zufluchtsuchenden in der Bon- für ein Treffen Kohl-Krenz ist rung der Staatsbürgerschaft der auch für mich persönlich - wird gestellt, daß es einen Bürger für
alles tun, um den Ehrenschutz eine bestimmte Meinung nicht schuß zu, den Ausgaben der
ner Botschaft in Prag erhielten nach Auskunft des Kanzleram- DDR deutlich" werde, meinte unserer Soldaten wirksam zu ge- strafrechtlich verfolgen könne, Rentenversicherung. Das ergibt
am Donnerstag in der DDR-Mis- tes aber noch „völlig offen". Krenz. Der Kanzler erläuterte, währleisten." Auch SPD-Chef und es habe sich ausdrücklich sich aus den Modellrechnun-
sion am Moldauufer ihre Aus- Kanzleramtsminister Seiters daß man über jene Dinge spre- gen, die dem Bundestagsaus-
reisepapiere. Sie können nun werde jedoch in „absehbarer chen müsse, über die man sich Vogel und der FDP-Fraktions- von dessen Meinung distan- schuß für Arbeit und Sozialord-
auf direktem Wege in die Bun- Zeit" zu Gesprächen mit der gemeinsam einigen könne. Kohl vorsitzende Mischnick stellten ziert. Auch sein Fraktionskolle- nung am Donnerstag bei der ab-
desrepublik fahren. Sie werden DDR-Führung nach Ostberlin sei dafür, bei anstehenden Pro- sich vor die Soldaten. ge Erwin Hörn betonte, der Ur- schließenden Beratung der Ren-
heute in Bayern erwartet. Damit reisen. blemen zum Telefon zu greifen Mit Pfiffen und Buh-Rufen be- teilsspruch habe keine Billigung tenreform 1992 vorlagen.
endet eine dramatische Ent- Das Kanzleramt und die DDR- und miteinander zu sprechen, zi- dachten die Delegierten den der „verleumderischen Aussa-
wicklung, in deren Verlauf über Nachrichtenagentur ADN be-tierte ADN. Krenz unterstützte Grünen-Abgeordneten Mech- ge" des Arztes enthalten. Die
Prag an die 14 000 DDR-Bürger richteten, das Gespräch sei in ei- die Haltung. Er regte am Abend tersheimer, der das Frankfurter SPD weise die „unanständige
in den Westen gelangt sind. ner „sachlichen und konstrukti- im DDR-Fernsehen regelmäßige Urteil verteidigte. Einige der Beleidigung der Soldaten" zu- Quoten vom Mittwochslotto
Der Zustrom von DDR- ven Atmosphäre" verlaufen. Bei- Telefonkontakte mit Kohl an: Es Delegierten verließen aus Pro- rück." Herta Däubler-Gmelin Ziehung A: Gewinnklasse I
Flüchtlingen über Ungarn hat de Politiker unterstrichen ihr In- sei „immer besser miteinander test den Saal. (SPD) sagte, es müsse wieder zu- 947 378,20 DM; II 78 948,10 DM; III
sich auf etwa 500 Menschen pro teresse an einer Fortentwicklung als übereinander zu reden". Im Bundestag fand gestern rechtgerückt werden, was 5382,80 DM; IV 82,30 DM; V 5,70
DM.
Tag eingependelt. Seit Öffnung der innerdeutschen Beziehungen Berlins Regierender Bürger- eine emotionsgeladene Debatte durch die Entgleisungen des Ziehung B: Gewinnklasse I unbe-
der ungarischen Westgrenze am und der Fortführung der prakti- meister Momper (SPD) wird über das umstrittene Frankfur- Arztes und was durch die Hetz- setzt, Jackpot 947 378,20 DM; II
11. September kamen 45 286 schen Zusammenarbeit. Krenz wahrscheinlich Ende dieses Jah- ter Urteil statt. Verteidigungs- kampagne gegen die Richter 29 605,50 DM; III 5486,70 DM; IV
Übersiedler auf diesem Weg in betonte laut ADN, die DDR blei- res mit Krenz zusammentreffen. minister Stoltenberg kündigte durcheinander geraten sei. 80,90 DM; V 5,50 DM.
den Westen. be ein sozialistisches Land. Kohl Siehe auch Kommentar an, sein Ministerium werden Siehe „Themen des Tages" (Ohne Gewähr)
Nr. 251 Themen des Tages Freitag, 27. Oktober 1989

Streit um „potentielle Mörder" im Bundestag DDR / Neue personelle Weichenstellungen


Kalter Draht
nach Bonn
Ein Urteil schlägt Wellen Im Politbüro rollt noch
In Stil und Auftreten gibt sich Egon
Krenz lockerer als sein Vorgänger;
in der Sache ist er ebenso hart wie Von Hans-Ludwig Laucht, Bonner Redaktion
Honecker. Der erste telefonische
Kontakt mit Bundeskanzler Kohl si-
mancher alte Kopf
gnalisiert seine Bereitschaft; auch Der Bundeskanzler zeigte sich schließung zugestimmt, in der verpflichtet." Von dpa-Korrespondent Bernd Kubisch
mit dem „Klassenfeind" zu spre- „entsetzt", und Oppositionsfüh- Unverständnis und Empörung FDP-Chef Graf Lambsdorff
chen; vom Willen zu politischen rer Hans Jochen Vogel berief über das Urteil zum Ausdruck bekannte, daß Kritik an der Ju- Daas SED-Politbüro, dessen auf Chef soll Günther Kleiber über-
Veränderungen war wenig zu hö- sich auf eine Erklärung des kam. Der Schutz des Rechtes auf stiz im Hohen Haus ungewöhn- 18 Köpfe geschrumpfte Mann- nehmen. Auch Politbüromit-
ren. Der Draht nach Bonn blieb SPD-Präsidiums, wonach das freie Meinungsäußerung sei mit lich sei. „Der Anlaß gebietet es." schaft im Schnitt etwa 67 Jahre glied und Verteidigungsminister
kalt. Dem neuen Staatsratsvorsit- Frankfurter Soldaten-Urteil als solcher Rechtssprechung zur Und bewußt provozierend fragte alt ist, soll einer kräftigen Ver- Heinz Keßler (69) könnte abge-
zenden geht es darum, die Mas- „falsch und für die Betroffenen „unerträglichen Beleidigung de- er: „Was würden die Richter am jüngungskur unterzogen wer- löst werden. Als sein Nachfol-
sendemonstrationen einzudäm- herabsetzend und kränkend" rer pervertiert, die den Schutz Landgericht Frankfurt sagen, den. Bis zum Jahresende sind ger wird in Ostberlin General-
men, die Fluchtwelle zu stoppen zurückgewiesen wurde. Die unserer freiheitlichen Gesell- wenn sie mit den Urteilssprü- eine Fülle von personellen Än- oberst Horst Stechbarth ge-
und die Stimmung der Bevölkerung Wogen über die Behauptung, schaft nach außen garantieren", chen der Richter am Volksge- derungen geplant, wird aus der nannt.
zu heben. Den Protesten gegen bei allen Soldaten handele es heißt es darin. richtshof des Dritten Reiches in Partei berichtet. Das Durch-
die Partei will er durch eine Verjün- sich um „potentielle Mörder", einen Topf geworfen würden?" schnittsalter soll dann unter 60 Demonstranten auf der Straße
gungskur der SED-Führung, der all- gingen auch gestern hoch. Der Er habe, sagte Lambsdorff er- Jahren liegen. „Manche werden zeigten bisher lautstark oder auf
gemeinen Unzufriedenheit durch Grünen-Abgeordnete Alfred Rückzug der SPD? regt, ein solch unerträgliches das Politbüro kaum wiederer- Tranparenten meist nur, wen sie
öffentliche Diskussionen den Bo- Mechtersheimer, der den Rich- Beispiel genommen, um die Un- kennen", heißt es. nicht mögen: Die Liste reicht
den entziehen. Reiseerleichterun- terspruch verteidigte, wurde Im Bundestag dagegen ergab erträglichkeit der Aussage über von Egon Krenz über die Senio-
gen dienen dem erklärten Ziel, die von der Hauptversammlung des sich der Anschein, als ob die die Soldaten der Bundeswehr ren im Politbüro bis zu Volksbil-
Menschen bei Laune zu halten. Bundeswehr-Verbandes aus- Redner der stärksten Opposi- deutlich machen. Wichtige ZK-Sitzung dungsministerin Margot Ho-
Dann wird Ruhe wohl wieder die gepfiffen. Mehrere Delegierte tionsfraktion den geordneten necker und Chefkommentator
erste Bürgerpflicht sein. verließen den Saal. Rückzug antreten wollten. Der
Viele Protestbriefe Wichtige personelle Wei- Karl-Eduard von Schnitzler, der
An der sozialistischen Verfas- Parteilinke Freimut Duve unter- chenstellungen werden von der den Protestlern zufolge gar in
sung der DDR und dem Machtmo- Aktuelle Stunde stellte Generalinspekteur Dieter 10. Tagung des Zentralkomitees die „Muppet-Show" soll. Als ge-
nopol der SED läßt Krenz nicht rüt- Wellershoff, „bewußt mit einer Im Verteidigungsministerium erwartet, das vom 8. bis 10. No- wünschter „Aufsteiger" wird im
teln. Von Opposition will er nichts Unwahrheit" auf das Urteil rea- gehen inzwischen „flutartig" vember zusammenkommt. Im Volk meist nur ein Name ge-
wissen. Der Dialog mit neuen Grup- Für zusätzliche Verwirrung giert zu haben. Nicht das Ge- Protestbriefe gegen das Solda- ARD-Fernsehen angesprochen nannt: Der Dresdner SED-Be-
pierungen zielt darauf ab, sie von sorgte die von der Union bean- richt habe die Soldaten be- ten-Urteil ein, wie Gerhard Stol- auf die Nachfolger von Günter zirkschef Hans Modrow, bisher
der Straße wegzubringen .und in tragte Aktuelle Stunde im Parla- schimpft, sondern festgestellt, tenberg berichtete. Als Konse- Mittag und Joachim Herrmann ZK-Mitglied. Er ist aus Sicht
das System einzubinden. Über al- ment, die von zahlreichen Sol- daß es einen Bürger für eine be- quenz kündigte er notfalls ent- sagte der Ostberliner SED-Be- vieler DDR-Bürger ein Hoff-
les soll gesprochen werden; nur daten auf der Besuchertribüne stimmte Meinung nicht straf- sprechende Gesetzesänderun- zirkschef Günter Schabowski: nungsträger für Reformen. Es
natürlich nicht über das, was die verfolgt wurde. Verteidigungs- rechtlich verfolgen könne. gen an, falls die von ihm bean- „Ich bin sicher, daß das Zentral- gilt als ziemlich sicher, daß Mo-
Bürger wirklich wollen. Demokrati- minister Gerhard Stoltenberg, „Man muß sich fragen, wie Rich- tragte Revision gegen das Urteil komitee die Entscheidungen drow sehr bald ins Politbüro
sche Bestrebungen bleiben staats- der mehrfach in die Debatte ein- ter geschützt werden können, erfolglos bleiben sollte. treffen wird, .die für die Beset- kommt.
feindlich, Republikflucht ist immer griff, stellte sich schützend vor die unglaublich beschimpft wur- zung dieser Ämter erforderlich
noch strafbar, dem Reisepaß folgt den Generalinspekteur, der den." Die Grünen hielten an ihrer sind." Einzelheiten nannte
nicht automatisch das Reisevisum, ebenfalls anwesend war. Typi- Haltung fest. „Wer will, daß Sol- Schabowksi nicht. Er ist mit 60 Wolf im Gespräch
von Reisedevisen ganz zu schwei- sche Reaktion eines Uniformträ- Da hielt es den Verteidigungs- daten nie mehr als Mörder be- Jahren nach Staats- und Partei-
gen. Die angekündigte Wende er- gers: „Am liebsten würde ich minister nicht mehr auf seinem zeichnet werden, darf nicht chef Egon Krenz (52) sowie Als Wirtschaftsfachleute, die
schöpft sich vorerst nur in takti- morgen mein Bündel packen Platz in der Regierungsbank. beim Ausweg der Kriegsdienst- Günther Kleiber (58) und Sieg- auch für das vakante Ressort
schen Zugeständnissen, die denund wieder nach Hause gehen. Wellershoff habe lediglich ver- verweigerung stehenbleiben. Er fried Lorenz (59) der viertjüng- von Günter Mittag zur Verfü-
Druck im brodelnden Kessel verrin- Ich fühle mich in den Dreck ge- langt, daß der Staat, der den Sol- muß militärische Verteidigung ste im Führungszirkel. gung stehen, werden der Chef
gern sollen. zogen." daten einen Auftrag erteile, insgesamt in Frage stellen", sag- des Kombinats Carl Zeiss Jena,
Der Bundeskanzler will dabei auch die Pflicht habe, diese Sol- te der Abgeordnete Wilhelm Wolfgang Biermann, sowie
weder die Rolle des Heizers noch Die SPD hatte noch am Vortag daten vor unqualifizierten An- Knabe. Er stand mit seiner Mei- Mielke der Älteste Alexander Schalck-Golod-
die des Löschers spielen. Seine im Verteidigungsausschuß des griffen zu schützen. Zwischen- nung nicht allein, wie- der Bei- kowski, Staatssekretär im Au-
Kontakte mit Ostberlin haben die Bundestages zusammen mit den rufe aus der Unionsfraktion: fall, auch einzelner SPD-Abge- Abgelöst würden bis zum Jah- ßenhandelsministerium und
Menschen, nicht das Regime im Koalitionsparteien einer Ent- „Dazu ist er schließlich auch ordneter, bewies. resende, so heißt es bei Diplo- wichtiger Devisenbeschaffer,
Auge. Egon Krenz muß erst noch maten und Parteimitgliedern, genannt. Auch der ehemalige
beweisen, ob er zu Reformen be- fast alle der Ältesten. Die Alter- DDR-Spionagechef und Autor
reit und fähig ist. Ein Telefonge- spyramide wird angeführt von Markus Wolf wird immer wie-
spräch macht noch keinen Dialog. Staatssicherheitsminister Erich der als künftiger Aufsteiger ge-
Achim v. Roos Mielke (81). Dann folgen Alfred handelt. Wolf trat 1987 auf eige-
Neumann (79), Erich Mücken- nen Wunsch in den Ruhestand.
berger (79), Kurt Hager (77), Mi- Angesprochen auf Ambitionen
nisterpräsident Willi Stoph (75) für einen Ministerposten oder
Einer für und Volkskammerpräsident
Horst Sindermann (74).
fürs Politbüro äußerte sich Wolf
vor einiger Zeit eher zurückhal-
den anderen Stophs Amt als Regierungs-
tend.

BeJeim Wort „Schlüsselgewalt" Arbeitsfelder verteilt Presse-Echo


sieht man vor seinem geistigen
Auge Mrs. Danvers aus „Rebecca"
mit dem großen klirrenden Schlüs-
selbund am Gürtel durch schloß-
Neue Aufgaben Mit der Entwicklung in der DDR befaßt
sich die
ähnliche Räume schreiten. Die
Realität ist weniger malerisch und für Kohls fjannoöcrfitic flMgcmtinr
weniger bedrohlich als im Film und
im Roman. Da heißt es schlicht,
daß ein Ehepartner für den ande-
Stellvertreter Krenz... ist ein Getriebener
und ein Nachzügler. Bedrängt
ren einsteht, wenn der Verträge jLJie einzelnen Mitglieder des wird er von Demonstranten,
abgeschlossen oder Geschäfte zwölfköpfigen CDU-Präsidiums Aufsässigen und Unzufriede-
getätigt hat. sollen sich künftig besonders nen, die sich ihrer Macht be-
Das hat positive und negative um bestimmte gesellschaftliche wußt geworden sind. Und als
Seiten. Positiv ist, daß der eine Gruppen und Bereiche küm- Verspäteter rennt er einem Zug
Partner (häufig die Frau) nicht bei mern. Mit der Aufteilung der hinterher, aus dem ihm Russen,
jeder Kleinigkeit auf die Zustim- Arbeit in der engen CDU-Füh- Ungarn und Polen winken. Die-
mung des anderen angewiesen ist. rungsspitze befaßte sich das se Rolle läßt es nicht zu, schon
Wäre die „Schlüsselgewalt" außer Der erste Kontakt (Karikatur: Wolf) Präsidium der Partei bei einer alle Skepsis gegenüber Krenz
Kraft gesetzt, müßte sie bei jedem vierstündigen Sitzung in Bonn. und seinen Motiven aufzuge-
neuen Kochtopf und jedem Klei- Nach Auskunft von CDU-Ge- ben.
dungsstück für die Kinder um Er- neralsekretär Rühe handelt es
laubnis für den Einkauf bitten.
Selbst in früheren Zeiten, in denen UdSSR / Der „neue Rubel" ist für Touristen praktisch nicht nutzbar sich dabei nicht um eine Ände- Zum Kurdenprozeß heißt es in den
rung der Führungsstruktur der
Emanzipation noch ein Fremdwort
war, schien dies unmöglich. Das
Partei, da der Vorsitzende und NÜRNBERGER
der Generalsekretär weiterhin
Bürgerliche Gesetzbuch räumte
der Frau daher die Schlüsselge-
walt ein, die gleichzeitig eine be-
grenzte Verfügungsgewalt über
Harte Währung höher im Kurs die Gesamtverantwortung für Hacftrittiten
die Parteiarbeit trügen. Viel- Genügt es denn nicht, einen
mehr solle der Parteichef durch „bombensicheren" neuen Ge-
seine Stellvertreter entlastet richtssaal hinzustellen, fenster-
das Einkommen ist. Von dpa-Korrespondent Wolfgang Koydl und der CDU insgesamt „mehr los und für acht Millionen?
Wucht" gegeben werden. Müssen die Kurden auch noch
Diese Regelung kann sich in ihr in einen Plexiglaskäfig, mit nur
Gegenteil verkehren, wenn sich ei- Der von der sowjetischen Restaurants sehen lieber Kre- Mensch kennt" ist nach den Im einzelnen wurde verein- drei Sprechluken, weitab von
ner der beiden durch die Geschäf- Staatsbank angekündigte Son- ditkarten als die Banknoten mit Worten westlicher Finanzex- bart, daß Heiner Geißler die in- den Verteidigern ihrer Wahl?
te des anderen finanziell unbillig in derkurs des Rubel wird prak- dem Lenin-Porträt. „Es wäre perten die Folge des Mangels ternationalen Parteibeziehun- Die Bundesanwaltschaft mag,
Anspruch genommen sieht. Doch tisch keine Auswirkungen auf unlogisch, den neuen Kurs ein- an Konsumgütern und heizt gen sowie die Kontakte zur ka- aus einer Bunkermentalität in-
gilt hier, was immer gilt: Daß man Touristen haben. „Mit dem zuführen", meinte der Banken- den Rubel-Schwarzmarkt an. tholischen Kirche und zum res Chefs Kurt Rebmann heraus,
mit einer Bestimmung Mißbrauch neuen Kurs sollen nur der yertreter. Um den zehnfachen Für besonders begehrte Man- Sport pflegen soll. Während solche Schikanen für notwendig
treiben kann, ist kein Grund, sie Schwarzmarkt ausgetrocknet Verlust an Valuta-Einnahmen gelprodukte ergeben sich Gerhard Stoltenberg Ansprech- halten. Aber warum billigt das
insgesamt aufzuheben. Eine Ehe und die Kaufkraft abgeschöpft auszugleichen, müßte der astronomisch verzerrte Kurs- partner für die evangelische Gericht diesen Sicherheitsper-
gibt nun mal beiden Partnern mehr werden", erklärte ein westli- Fremdenstrom um tausend unterschiede: Kleinere Perso- Kirche ist, wird sich Bundes- fektionismus, der für Angeklag-
Rechte und Pflichten als eine lok- cher Bankfachmann gestern in Prozent zunehmen, doch dafür nal Computer wechseln für bis tagspräsidentin Rita Süssmuth te und Verteidiger zumindest
kere, nichteheliche Lebensge- Moskau. Der Kurs gilt ab 1. fehlt in der UdSSR die Infra- zu 30 000 Rubel den Besitzer, neben den Frauen und dem Kul- beschwerlich, wenn nicht unzu-
meinschaft. November. Beim Umtausch er- struktur. 90 000 DM zum amtlichen turbereich besonders um diemutbar ist? So provoziert man
Wem das zu weit geht, der halten Ausländer für eine D- Schmerzlich trifft der Son- Kurs. Bundeswehr kümmern. Dies Revisionsgründe.
braucht rechtlichen Rat in anderer Mark dann 3,38 Rubel statt bis- derkurs Sowjetbürger, die ins wertete Rühe als „Signal" an die
Hinsicht: Wenn einvernehmliche her 34 Kopeken. Daß dieser Ausland reisen. Bislang durf- Adresse der Soldaten, die von Den Kongreß der IG Metall kommentiert
Entscheidungen nicht mehr mög- Kurs für Touristen nicht nutz- ten sie 200 Rubel eintauschen Bedeutung sinkend der CDU als besonders wichtig die
lich sind, wenn einer den vertragli- bar sein wird, bestätigte ein und erhielten 600 DM. Künftig betrachtet würden.
chen Abmachungen des anderen Sprecher des sowjetischen Rei- gilt der.hohe Kurs. Das Regie- Der Sonderkurs wird nach Norbert Blüm wird für die ^ölnifctjc PunDfriiau
und deren finanziellen Folgen miß- sebüros Intourist. Die Organi- rungsblatt „Iswestija" beklagte Ansicht von Wirtschaftlern CDU die Kontakte zu den Ge-
traut, dann stimmt etwas nicht sation verkauft Flüge, Hotel- die „Absurdität" des amtlichen nichts daran ändern, daß der werkschaften pflegen, während Es riecht nach Streik. Die IG
mehr in der Beziehung. Dann ist zimmer, Exkursionen und Kurses, regte eine höhere Pau- Rubel im Geschäftsverkehr der rheinland-pfälzische Mini- Metall und ihre Spitzenfunktio-
der Eheberater gefragt - oder der Theaterkarten nur auf Devi- schale an und sprach gar von zwischen der UdSSR und dem sterpräsident Wagner für die näre haben sich auf dem Ge-
Scheidungsrichter. senbasis. Daran werde sich einer neuen Ära der Reisefrei- Ausland eine immer geringere Familienpolitik zuständig sein werkschaftstag in Berlin erneut
Sylvia Griffin nichts ändern. heit. Westliche Experten indes Rolle spielt. Ob für Produkte in wird. Um die junge Generation und unzweideutig darauf ver-
erwarten lediglich eine Erhö- Sonderläden, Andenken, werden sich besonders Partei- ständigt, klassenkämpferische
hung auf 2000 Rubel pro Per- Theater- und Flugkarten, Mie-. chef Helmut Kohl und sein Ge- Ideen bei den TarifVerhandlun-
Kreditkarten bevorzugt son und Reise. Der Effekt: Der ten und Hotels - Ausländer in neralsekretär kümmern. Die gen durchzusetzen. Deutlich
Das Zitat Bürger erhält soviel Devisen Moskau werden mehr und Aufgabenverteilung im Präsidi- mehr Lohn und gleichzeitig eine
Souvenirs gibt es in Sowjet- wie zuvor, der Staat hingegen mehr in Devisen zur Kasse ge- um sen.
ist noch nicht abgeschlos- weitere Arbeitszeitverkürzung
Auch Lothar Späth, der - mit vollem Lohnausgleich,
„In Osteuropa ist das Eis jetzt ge- städten ohnehin nur gegen har- schöpft zehnmal soviele Rubel beten, ab Januar soll es sogar
brochen. Aber wenn das Eis bricht, te Währung, Mitbringsel auf ab. Taxis auf Valutabasis geben. nicht mehr zu Kohls Stellvertre- versteht sich... Aber für den
tern gehört, soll ein noch nicht
wird die Lage gefährlich - man Rubelbasis sind wegen der lee- „Der gigantische Geldum- Im Außenhandel wird ohnehin definiertes Arbeitsfeld erhalten. Verzicht auf Arbeitszeit wird im
Arbeitnehmerlager keine Mehr-
kann leicht ins Wasser fallen." ren Regale fast ausgeschlossen, lauf, deren Umfang kein nur in Devisen fakturiert.
Richard Nixon (dpa) heit zu bekommen sein.
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Bremen obenauf
Film-Altmeister Fuerteventura Ulrike Folkerts Zum Tage
Bayern siegt Bernhard Tochter Start im
bei St. Pauli Amnestie
1. Bundesliga
Wicki 70 Autos auch tot „Tatort" V,on Worten haben die Bürger der
DDR genug. Sie wollen Taten se-
St. Pauli Der Schauspieler Wie die Städte Die Urlaubertra- Ulrike Folkerts hen zum Beweis, daß sich vieles
Bayern München 0:2 und Regisseur Bern-
hard Wicki (Foto)
Basel, Freiburg und gödie auf Fuerte-
Karlsruhe ihre In- ventura hat eine
löst morgen ihren
ersten „Tatort"-Fall.
ändern soll. Die erste kommt über-
raschend schnell. Eine Amnestie
Werder Bremen wird heute 70 Jahre nenstädte von der ganze Familie aus- Wie die aus Kassel für Flüchtlinge und Demonstranten
1. FC Kaiserslautern 4:0 alt. Nach hochkarä-
tigen Arbeiten für
Blechlawine befrei- gelöscht: Neben
en und dem öffentli- dem Ehepaar Leh-
stammende Schau-
spielerin „ihre"
soll die Versöhnung zwischen Volk
und Staatsführung einleiten. Sie ist
Kino und Fernsehen chen Nahverkehr, mann aus Schauen- Kommissarin sieht mehr und anders als der übliche
2. Bundesliga („Die Brücke", „Das Radlern und Fuß- burg-Elgershausen und was sie von ih- Gnadenerweis, der einen Strich
falsche Gewicht", gängern Vorrang befindet sich auch ren Vorgängerinnen unter die Vergangenheit zieht. Un-
MSV Duisburg „Das Spinnennetz") einräumen, erkun- dessen vierjährige unterscheidet, lesen recht wird erkannt und als solches
BW 90 Berlin 2:2 wird er nun in der
„Guldenburg"-Serie
dete eine Kasseler Tochter unter den
Studiengruppe. Sie- sieben Toten. Siehe
Sie in der anerkannt.
Das bleibt zu würdigen, auch
Darmstadt 98
RW Essen 2:1 aktiv. Kulturseite. he Stadt Kassel.- „Blick in die Zeit". Sonntagszeit wenn Ostberlin damit nicht nur
dem Rechtsempfinden, sondern
dem Gesetz der Logik folgt. Daß
der Staat die auf der Flucht gestell-
Ankündigung / Ebenso Demonstranten ten Bürger einsperrt und zugleich
selbst die „illegale" Ausreise orga-
nisiert, hat seinen Anspruch voll-
ends ruiniert. Doch ist die Wieder-

Straffreiheit für
gutmachung erst der halbe des er-
sten Schrittes. „Republikflucht"
muß aus dem Strafgesetzbuch ver-
schwinden, wenn endlich jene Frei-
zügigkeit gewährt wird, die bisher

DDR-Flüchtlinge
nur auf dem Papier steht.
Das Reisegesetz soll sie brin-
gen. Es wäre der zweite Schritt auf
einem langen Weg mit noch Unge-
wissem Ziel. Egon Krenz und, mit
ihm darin einig auch Oppositionel-
Berlin (AP/dpa). Mit einer umfassenden Amnestie für alle le, hoffen, daß die Menschen im
DDR-Flüchtlinge und Demonstranten hat die neue Ostberli- Lande bleiben, wenn der Druck
von ihnen weicht. Das ist eine
ner Führung unter Staats- und Parteichef Krenz am Freitag Rechnung mit vielen Unbekannten.
erstmals eine der wesentlichen Forderungen aus der wo- Aber anders geht es nicht mehr.
chenlangen Reformdiskussion in die Tat umgesetzt. Der Drang ist zu einem Sturm ge-
worden. Undenkbares wird denk-
Nach Angaben der amtlichen vor dem 27. Oktober 1989 bar, selbst daß die Mauer fällt. Die-
Nachrichtenagentur ADN sol- „Straftaten gegen die staatliche se prominente Stimme der Vorher-
len bis zum 30. November alle und öffentliche Ordnung im Zu- sage kommt aus der DDR.
wegen „Republikflucht" Verur- sammenhang mit demonstrati- Alfred Brugger
teilten aus der Haft entlassen ven Ansammlungen begangen
und laufende Strafverfahren haben". Die Mitbegründerin des
ausgesetzt werden. Dies würde „Neuen Forums", Bärbel Boh- Neues Jugendhilferecht
auch bedeuten, daß sämtliche ley, sagte: „Das ist das erste Si-
Flüchtlinge, gleich auf welchem gnal, auf das wir so lange gewar- « I
DDR-Flüchtlinge aus Prag in Bayern eingetroffen Länderminister:
Wege sie ihre Heimat vor dem tet haben." Bundesregierung
und Opposition in Bonn sehen
einen ersten Schritt zur Libera-
Zu teuer
Auf „ Themen des Tages" steht ein lisierung in der DDR. Einig wa- Nach zum Teil wochenlangem den folgten später, mit einem der Bonner Mission in War-
Hintergrundbericht zur Amnestie- ren sich die Parteien, daß nun Warten in der Bonner Botschaft dritten Bus. Den Übersiedlern schau auf ihre Übersiedlung
Ankündigung. Was sich in der das politische Strafrecht abge- in Prag sind gestern 141 DDR- waren am Vortag in der DDR- warten, sollten an diesem Wo-
DDR sonst noch tat, lesen Sie auf schafft und weitere Reformen Bürger in Bayern eingetroffen. Mission die Ausreisepapiere chenende 700 nach Düsseldorf Bonn (dpa). Der Finanzaus-
der folgenden Seite. eingeleitet werden müßten. Mit zwei Doppeldeckerbussen übergeben worden. Damit sind geflogen werden. schuß des Bundesrates hat das
Nach westlichen Schätzungen und einigen Pkw (unser Bild) über Prag in den vergangenen Der immmer noch anhaltende von der Bundesregierung vorge-
27. Oktober verließen, bei sind in den DDR-Gefängnissen waren die Übersiedler am Mor- Wochen insgesamt etwa 14 000 Zustrom von DDR-Flüchtlingen legte neue Jugendhilferecht aus
Rückkehr oder Besuch nicht mehrere tausend Menschen in- gen von Prag losgefahren, gegen DDR-Bürger in den Westen ge- über Ungarn nach Bayern hat Kostengründen abgelehnt. Die
mehr verfolgt und bestraft wür- haftiert, die bei Fluchtversu- Mittag passierten sie den langt. sich auf durchschnittlich etwa Länderfinanzminister errechne-
den. Das Innerdeutsche Mini- chen gefaßt worden sind. Grenzübergang Waidhaus. Die Von den noch etwa 1900 Aus- 550 Personen pro Tag „einge- ten Mehrkosten in Höhe von 3,9
sterium in Bonn hat gestern al- Außerdem will Ostberlin nach restlichen 38 Zufluchtsuchen- reisewilligen, die in der Obhut pendelt." (dpa-Funkbild) bis 4,8 Milliarden DM jahrlich,
lerdings allen Flüchtlingen ge- Angaben hochrangiger SED- gegenüber 420 Millionen DM,
raten, vor einer Reise in die Kreise jedem DDR-Bürger künf- die von der Bundesregierung -
DDR eine Klärung der neuen Be- tig gestatten, pro Jahr für 30 Nach Rücktritt des Finanzministers allerdings ohne die Kosten für
neue Kindergärten- angegeben
stimmungen abzuwarten. Tage in den Westen zu reisen.
Ausgenommen von der Am- Nach Einschätzung des FDP- worden waren.
nestie sind ADN zufolge nur Fraktionsvorsitzenden im Bun-
DDR-Bürger, die ihre Flucht mit
Gewalt erzwungen oder dabei
destag, Mischnick,
DDR-Bevölkerung
Leben und Gesundheit von Weihnachten volle Reisemög-
wird
noch
die
vorRegierung Thatcher in der Krise ben
Die Vertreter der Finanzmini-
ster wandten sich nach Anga-
des Ausschusses vpm Frei-
tag vor allem gegen den Para-
graphen 23 des Gesetzentwur-
Menschen gefährdet, Waffen lichkeiten auch in den Westen London (dpa/AP). Die briti- tete von Geheimtreffen konser- Neuer Schatzkanzler ist der fes, der allen Kindern, für deren
mitgeführt oder „gefährliche erhalten. In seinem Gespräch sche Premierministerin Marga- vativer Abgeordneter, bei de- bisherige Außenminister John Wohl dies erforderlich ist, einen
Mittel und Methoden ange- mit Krenz habe dieser darauf ret Thatcher stand am Freitag nen auch ein Sturz der Premier- Major. Er gilt als unerfahren an- Kindergartenplatz sichern soll.
wandt" haben. hingewiesen: „Weihnachten ist
auch schon eine Reisezeit. nach dem überraschenden ministerin erörtert worden sei. gesichts der schwierigen finan- Die Finanzminster forderten, die
Ferner sollen auch Demon- Rücktritt von Schatzkanzler (Fi- Lawson war nach einem Streit ziellen Lage Großbritanniens - Förderung der Tageseinrichtun-
stranten straffrei ausgehen, die Siehe auch „Zum Tage" nanzminister) Lawson vor der mit dem Wirtschaftsberater der großes Leistungsbilanzdefizit gen den Ländern nach deren fi-
wohl größten Regierungskrise in Premierministerin, Sir Alan und steigende Inflation. Der nanziellen Möglichkeiten ohne
DDR-Ausreisen / SDP: DDR-Bürger / Ab 1.11. ihrer zehnjährigen Amtszeit. Walters, zurückgetreten. Kritik 46jährige wird als „Kronprinz" Auflagen zu überlassen. Im Fi-
Der Verzicht Lawsons hatte am an Frau Thatcher entzündet sich von Frau Thatcher gehandelt. nanzausschuß haben die SPD-
Vortag eine Regierungsumbil- vor allem an der Tatsache, daß Neuer Außenminister wurde regierten Länder die Mehrheit.
„Bleibt da, es Wieder ohne dung in den Schlüsselpositionen sie bereit war, Lawson zu op- Douglas Hurd, bisher für das In-
Finanzministerium, Innen- und fern, nur um dessen Forderung nenressort
Außenministerium ausgelöst.
zuständig. Sein
nach Entlassung von Sir Alan Nachfolger David Waddington Attentat/Rheinarmee
lohnt sich doch" Visum in CSSR Wirtschaft, Opposition und nicht entsprechen zu müssen. ist nahezu unbekannt.
Medien ließen sich von der Er- Sir Alan trat, als er die Nach- Die regierungsfreundliche „Ti-
klärung Frau Thatchers, daß die richt vom Lawson-Abgang hör- mes" sprach von der schwersten
Bonn (dpa). Die neugegründe- Ostberlin (dpa). DDR-Bürger Regierungspolitik sich in keiner te, ebenfalls zurück. Er hatte Krise für Frau Thatcher seit ih-
te Sozialdemokratische Partei können vom 1. November an Weise ändern werde, nicht be- sich öffentlich - wie auch stets rem Amtsantritt, der konservati-
IRA bedauert
der DDR (SDP) hat die ausreise- wieder ohne Paß und Visum in eindrucken. Die Kurse an der Frau Thatcher - gegen einen ve „Daily Telegraph" machte mit
willigen Bürger aufgefordert, in die benachbarte CSSR reisen. Londoner Aktienbörse stürzten Beitritt Großbritanniens zum der Schlagzeile „Krise für That- Tod des Babys
ihrer Heimat zu bleiben. „Wir Wie die DDR-Nachrichen- bei Geschäftsbeginn um fast 40 Wechselkursmechanismus des cher" auf. Oppositionsführer
sagen ihnen: Bleibt da, es lohnt agentur ADN am Freitag abend Punkte; das Pfund begann mit europäischen Währungssy- Kinnock von der Labour Partei Dublin/Wildenrath (AP). Die
sich doch", sagte das SDP-Vor- meldete, faßte der DDR-Mini- 2,90 DM fast sieben Pfennig gtems ausgesprochen. Lawson lastete der Premierministerin Irisch-Republikanische Armee
standsmitglied Steffen Reiche sterrat einen entsprechenden schwächer. Die Londoner Zei- galt dagegen immer als ein Be- „völlige Inkompetenz" an. (IRA) hat sich gestern zu dem
gestern zum Abschluß seines Beschluß. Künftig könne der tung „The Independent" berich- fürworter des Beitritts. Siehe auch Kommentar Anschlag auf das Privatauto ei-
Besuchs in der Bundesrepublik Grenzübertritt in die CSSR „wie nes britischen Soldaten in Wil-
in Bonn. Bereits in den Westen vor dem 3. Oktober 1989" mit denrath bei - Mönchengladbach
gegangene ehemalige DDR-Bür- einem gültigen Personalausweis Justizminister aus fünf Ländern einigen sich bekannt. Dabei waren am Don-
ger sollten zurückkommen. Ihre für Bürger der DDR erfolgen, nerstag abend ein 34jähriger
Erfahrungen würden bei der Re- heißt es weiter bei ADN. Unteroffizier und seine sechs
form der DDR gebraucht. „Es
mangelt bei uns an guten Leu- Ostberlin hatte Anfang Okto- Polizei darf Verbrecher über die Grenzen verfolgen Monate alte Tochter getötet
worden. Die IRA äußerte in ei^
ten", sagte Reiche. Etwa 740 000 ber den visafreien Reiseverkehr nem Schreiben „tiefes Bedau-
Bürger hätten einen Ausreise- in die CSSR aufgehoben, nach- Bonn (dpa). Polizisten aus der Freitag in Bonn bei einem Justiz- täter führen. 1993 sollen dann ern" über den Tod des Babys.
antrag gestellt. Mit Angehöri- dem Tausende von DDR-Bür- Bundesrepublik, Belgien, ministertreffen vereinbart. Mi- alle EG-Binnengrenzen abge- Die Attentäter hätten von dem
gen komme über eine Million gern in die Bonner Botschaft in Frankreich, Luxemburg und der nister Engelhard unterstrich, baut werden. Auch über die Be- Kind nichts gewußt, als sie das
Menschen zusammen, die der Prag geflüchtet waren und so Niederlande sollen künftig Ge- die geplante Öffnung der ge- schleunigung der Ausliefe- Feuer eröffneten. Die britische
DDR verloren gehen könnten. ihre Ausreise in die Bundesre- setzesbrecher ins Nachbarland meinsamen Grenzen dürfe nicht rungsverfahren habe man sich Rheinarmee verstärkte ihre Si-
Siehe „Themen des Tages". publik durchgesetzt hatten. verfolgen dürfen. Dies wurde am zu einer Begünstigung der Straf- verständigt, hieß es in Bonn. cherheitsvorkehrungen.
Nr. 252 Politik Samstag, 28. Oktober 1989

Namen und DDR-Journalisten, PEN-Schriftsteller sowie Akademie der Künste: Pauschalierung gefordert Kohl / Deutsche in Polen
Nachrichten
Havel verschwunden
Selbstkritik und neue Forderungen SPD und Union: „Kein Streit um
Mehr Wohngeld Gesprächsort"
Der Dramatiker und Bürger Berlin (AP/dpa). In Erwartung men. Unter Hinweis auf einen eine Gesellschaftsordnung oder
rechüer Vaclav weiterer Reformen in der DDR der ersten Kommentare zur Staatsverfassung aussprechen". Bonn (dpa). Nicht nur die Bonn (dpa). Die Bundesregie-
Havel ist weni- haben sich am Freitag auch Flüchtlingswelle sagte Wolf im Die Akademie der Künste hat SPD, sondern auch die Union rung ist am Freitag dem Ein-
ge Stunden Journalisten der staatlichen Gespräch mit dem ND: „Ich sich auf einer außerordentlichen verlangte gestern im Bundestag druck eines deutsch-polnischen
nach seiner Nachrichtenagentur und promi- habe mich in meinem Leben - Vollversammlung für „eine Er- für 1990 eine allgemeine Anpas- Streits um den Ort eines geplan-
Einlieferung in nente Schriftsteller sowie die glaube ich - noch nie so gesch- neuerung der DDR an Haupt sung des Wohngeldes für die ten Gesprächs von Bundeskanz-
ein Prager Akademie der Künste mit weit- ämt wie an diesem Tag, an dem und Gliedern" ausgesprochen. jetzt 1,9 Millionen Berechtigten. ler Kohl mit Vertretern der
Krankenhaus reichenden Forderungen zu in den Medien zu lesen war: Ferner wurde die Hoffnung ge- Beide Fraktionen forderten die deutschen Minderheit in Polen
aus dem Spital Wort gemeldet. ,Wir sollten den Menschen, die äußert, „es möge uns auf deut- Bundesregierung „nachdrück- entgegengetreten. Ein Treffen
wieder ver- uns verlassen haben, keine Trä- schem Boden eine sozialistische lich" auf, nach jahrelangen Ver- Kohls mit Vertretern der deut-
schwunden und ne nachweinen.' Reformation gelingen". In der zögerungen auch eine Pauscha- schen Minderheit in St. Anna-
hält sich derzeit f Für Medienkonferenz Neun Präsidiumsmitglieder von Akademie-Präsident Man- lierung des Wohngeldes für So- berg in Oberschlesien sei nie ge-
an einem unbe- • des PEN-Zentrums der DDR, fred Wekwerth, der auch Inten- zialhilfeempfänger vorzusehen, plant gewesen, meinten Regie-
kannten Ort Die Journalisten der bislang unter ihnen der Schriftsteller dant des Berliner Ensembles ist, um ihnen das aufwendige Anre- rungssprecher Klein und Ver-
auf. Das teilte ... . einzigen Nachrichtenagentur Hermlin, forderten in einer Er- am Freitag im DDR-Fernsehen chungsverfahren bei der Bemes- treter des Kanzleramts.
die Familie am Freitagabend mit ADN in der DDR verbreiteten klärung die Trennung von Ge- verlesenen Erklärung heißt es: sung des Wohngeldes zu erspa- Die Begegnung werde im Rah-
Havels Frau Olga versucht mi über ihren Dienst eine Erklä- setzgebung, Regierung und Ju- „Endlich, um Jahre zu spät, die ren. men der Kohl-Reise vom 9. bis
Freunden, das mysteriöse Ver- rung, in der sie forderten, daß stiz und faktisch die Einrichtung Erkenntnis, daß wir von der So- Der Bundestag beschloß ge- 14. November in Warschau
schwinden zu erklären. Der pro- die Bevölkerung künftig in den eines Verfassungsgerichts im wjetunion die Umgestaltung ler- stern die teilweise Wohngelder- stattfinden. Der Kanzler habe
minente CSSR-Dissident war Medien nicht mehr „nicht, anderen deutschen Staat. Um nen werden und müssen." höhung für Gebiete mit über- frühzeitig den Wunsch geäu-
am Donnerstag trotz hohen Fie- schlecht oder gar falsch infor- die angekündigten Reformen durschnittlich hohen Mieten ßert, das Kloster Annaberg zu
bers einem Verhör unterzogen miert" werden und die „Selbst- durchsetzen, bedürfe es „neuer, zum 1. Januar 1990. Betroffen besuchen, ohne dies an die Be-
worden. Anschließend kam er in herrlichkeit einzelner an die qualitativ erweiterter Struktu- Berichte über Dresden sind etwa 90 000 Wohngeld- dingung eines Treffens mit
ein Krankenhaus. Ob ein Zu- Stelle kollektiver Weisheit" in ren, darunter des Prinzips der empfänger, die je nach Haus- deutschstämmigen Polen in An-
sammenhang mit Demonstratio- der Berichterstattung treten Gewaltenteilung sowie einer haltsgröße ein um zehn bis 20 naberg zu knüpfen, hieß es.
nen am heutigen Gründungstag dürfe. So schnell wie möglich grundlegenden, durch Gesetze Die DDR-Zeitungen berichte-
der Republik besteht, ist nich ten gestern auch wieder aus- DM erhöhtes Wohngeld pro Polens Außenminister Sku-
müßte eine „Medienkonferenz garantierten Öffnung", erklär- führlich über die Demonstratio- Monat erhalten sollen. Zu den
bekannt. der DDR" einberufen werden. ten die Schriftsteller. . biszewski hatte zuvor die Wahl
nen von Donnerstag abend. In betroffenen Gebieten gehören des Orts Annaberg für eine Be-
Unmut und Kritik besonders Der Präsident des Zentrums, Dresden hatten Hunderttausen- die Städte Frankfurt und Mün- gegnung als „nicht glücklich"
Test für Lenin-Leichnam am SED-Zentralorgan „Neues
Deutschland" (ND) hat nach den
Heinz Kamnitzer, erklärte aus de auf Plätzen, in Schulen und chen. Zudem werden 60 weitere
Gemeinden und Kreise in sieben
bezeichnet.' Er erinnerte an die
Protest gegen die Äußerungen Filmtheatern diskutiert. In Ro- blutigen Auseinandersetzungen
Sowjetische Experten wollen in Worten des früheren DDR1 seiner Kollegen den Rücktritt. stock gab es verschiedene Fo- Ländern mit überdurchschnittli- zwischen Polen und Deutschen
den nächsten Monaten den Zu- Spionagechefs und jetzigen Nach seiner Satzung dürfe sich ren. Auch in Erfurt und Frank- chem Mietanstieg in eine hö- auf dem Annaberg in den 20er
stand des einbalsamierten Schriftstellers Markus Wolf in der internationale Schriftsteller- furt an der Oder kam es zu De- here Wohngeldstufe eingeglie- Jahren, für Polen habe dieser
Leichnams des sowjetischen der SED immer mehr zugenom- verband „weder für noch gegen monstrationen. dert. . Ort „patriotische Bedeutung".
Staatsgründers Lenin überprü-
fen. Ein Apparat, der Tempera-
tur und Klima im Mausoleum ZDF-Informationen / Neues Grundsatzpapier
regelt, so erklärte der Arzt Ser- Warschauer Pakt-Treffen beendet
gej Debow, der seit 1950 für das
Lenin-Mausoleum zuständig ist,
Wollen Liberale und CDU Nationale Front verlassen?
muß alle 18 Monate gewartet
werden. Zu dieser Zeit werde
auch „mit speziellen, ausge-
suchten Methoden" der Leich- Mainz/Berlin (AP). Bei CDU Wie der Sender am Freitag be- sen. Die CDU verlangte zugleich
Osteuropa möchte
Spaltung überwinden
nam geprüft. und Liberalen in der DDR gibt es richtete, wird in den Parteien er- in einem Grundsatzpapier „ein
nach Informationen des ZDF wogen, sich bei den nächsten grundlegend verändertes öffent-
starke Kräfte, die ein Ausschei- Wahlen selbständig um Wähler liches Leben". Es wird die „un-
Bangemann in die DDR den dieser Blockparteien aus zu bemühen, ohne sich von der bedingte Gleichberechtigung"
aller Bürger gefordert.
der Nationalen Front betreiben. SED eine Quote zuteilen zu las-
Der frühere Wirtschaftsminister Warschau (dpa). Die Außen- erörtert worden.
Martin Bange- minister des Warschauer Pakts Wie von polnischer Seite wei-
mann reist in haben sich am Freitag zum Ab- ter zu erfahren war, sei während
der kommen- schluß einer zweitägigen Konfe- der Konferenz auf die Notwen-
den Woche als renz in Warschau für die digkeit von Änderungen in der
erster EG- schrittweise Überwindung der Funktionsweise des Pakts hin-
1
Kommissar zu Spaltung Europas und der gewiesen worden, wobei die
einem offiziel- „Überreste des kalten Krieges" Orientierung von der militäri-
len Besuch in ausgesprochen. Sie betonten bei schen auf die politische Ebene
die DDR, wo er diesem ersten Treffen eines ho- verlegt werden sollte. Polen
auch mit dem hen Gremiums des Warschauer habe betont, daß Verträge und
neuen Staats- Pakts seit dem Amtsantritt eines Verpflichtungen im Pakt sich
und Parteichef nichtkommunistischen Regie- nur auf die außenpolitische Si-
' Egon
!
Krenz rungschefs in Polen, daß die cherheit beziehen, nicht jedoch
und Minister- Wahrung des Rechts eines je- auf die innenpolitische Entwick-
präsident Willi Stoph zusam- den Volkes auf „die freie Wahl lung in den Mitgliedstaaten.
mentreffen wird. seines gesellschaftlichen, politi-
schen und wirtschaftlichen Ent- wird Im offiziellen Kommunique
wicklungsweges" die Auffassung vertreten,
Vorausset- daß „jegliche
Beobachter nach Namibia Versuche, die Lage
zung für ein „friedliches und un- zu destabilisieren,"
teilbares Europa ist". dem Prozeß
Nach, dem UNO-Überwa- der Sicherheit in Europa scha-
chungskontingent von 50 Bun- Das polnische Außenministe- den. Dazu gehöre, „die nach
desgrenzschutzbeamten hat die rium versicherte, der Gastgeber dem Krieg entstandenen Gren-
Bundesregierung gestern auch und erste polnische Nichtkom- zen in Frage zu stellen". In Ab-
noch 30 zivile Wahlbeobachter munist in diesem Gremium, Au- rüstungsfragen wird die Bereit-
für die Wahlen vom 7. bis ßenminister Skubiszewski, habe schaft der Außenminister unter-
11. November nach Namibia seine Gäste „stark beeindruckt". strichen, sich bei den Wiener
entsandt. Es handelt sich um Dies hätten ihm alle Außenmini- Verhandlungen dafür einzuset-
Freiwillige aus mehreren Bun- ster vor ihrer Abreise versi- zen, daß schon im kommenden
desministerien, die besonders chert. Die noch im August von Jahr ein erster Vertrag über
auf ihre Aufgabe geschult wor- Rumäniens Staatschef Ceauses- eine radikale Reduzierung der
den sind. cu wegen der Entwicklung in Streitkräfte und konventionel-
Polen geforderte Intervention len Rüstung erreicht werden
Letzte SS-23 zerstört EINE EINLADUNG ZUM BUNDESPRÄSIDENTEN
gab es gestern für den Tübinger Politikwissen-
lers, der einer breiteren Öffentlichkeit durch sei- des Warschauer Pakts sei bei kann.
ne unkonventionelle, oft beißende Kritik an öf- dem Treffen in Warschau nicht Siehe auch Kommentar
Pünktlich um 9 Uhr gestern schaftler und Staatsrechler Professor Theodor fentlichen Mißständen bekannt wurde. Das hohe
morgen ist in der Sowjetunion Eschenburg (Mitte), der am 24. Oktober seinen Ansehen Eschenburgs in Baden-Württemberg
die letzte von insgesamt 957 85. Geburtstag gefeiert hatte. Richard von Weiz- wurde unterstrichen durch die Anwesenheit von KKW-Unfall / Spanischer Sicherheitsrat
Mittelstreckenraketen des Typs säcker würdigte bei einem Essen in der Villa Ministerpräsident Lothar Späth.-
SS-23 verschrottet worden. In Hammerschmidt das Wirken des gebürtigen Kie- (dpa-Funkbild)
Anwesenheit amerikanischer
Inspekteure wurde sie in Ka- „Bislang schwerster Störfall"
sachstan zerstört.
US-Chemiewaffen Gelder für Osten Bund der Steuerzahler Madrid (dpa). Der für die Si- heißt es, nach dem Ausfall meh-
Kein Schuldeingeständnis cherheit der spanischen Kern- rerer Sicherheitssysteme sei es
kraftwerke zuständige Nationa- jedoch gelungen, „die kritische
Jean-Pierre Hocke, mit Wir-
kung vom
Abzug schon Rühe sieht Anzeige wegen le Atomsicherheitsrat (CSN) hat
den Brand in dem Atomkraft-
Situation zu meistern, die die
schwierige Lage in dem Kern-
1. November
vom Amt des
UNO-Hoch-
1990 beendet? Nato-Dimension Bundestagsbau werk Vandellos I bei Tarragona
vom 19. Oktober als „bislang
kraftwerk nach dem Brand und
der Überschwemmung (mit
schwersten Störfall in einem Lösch- und Kühlwasser) entste-
kommissars für Bonn (dpa). Der Abzug der Bonn (dpa). Die Wirtschafts- Bonn (dpa). Wegen der ange- spanischen Kernkraftwerk" be- hen ließ". Es sei aber keinerlei
Flüchtlingsfra- US-Chemiewaffen aus der Bun- hilfen der Bundesrepublik für kündigten drastischen Kosten- zeichnet. In einem Kommunique Radioaktivität ausgetreten.
gen zurückge- desrepublik wird nach Angaben Polen und Ungarn sollten nach steigerungen beim Neubau des
treten, betonte des amerikanischen Verteidi- Ansicht von CDU-Generalse- Bundestages (von 202 auf 256 HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
gestern, daß Verlagsleitung
gungsministers Cheney wahr- kretär Rühe im Rahmen des Millionen DM) hat der Bund der
dieser Schritt
kein Schuldein-
scheinlich schon im nächsten
Jahr beendet. Wie Cheney am
Nato-Bündnisses als Verteid-
gungslasten Bonns angerechnet
Steuerzahler jetzt Strafanzeige
wegen des Verdachts der Un- ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
geständnis dar- Freitag nachmittag zum Ab- werden. Die Hilfen für Polen treue bei der Bonner Staatsan- Herausgeber
stelle. Ihm war schluß seines kurzen Besuches und Ungarn hätten eine „sicher- waltschaft gestellt. Das wurde Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
in den Medien in Bonn vor Journalisten sagte, heitspolitische Dimension", sag- am Freitag bekannt. Die Staats- Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
und vom dänischen Außenmini- werde der Abzug spätestens je- te Rühe. Die Bundesrepublik sei anwaltschaft ermittelt bereits Chefredakteur
sel, Ruf 05 6 1 / 2 0 3-0. Tel. Anzeigenan-
sterium vorgeworfen worden, nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
doch 1991 komplett abgeschlos- der „entscheidende Problemlo- wegen Kostenüberschreitungen Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
Gelder aus einem eigentlich für sen sein. ser für Mitteleuropa", meinte er. beim Gästehaus des Bundes auf 5 6181.10. Postgirokonto 155132-608
Erziehungsprogramme vorgese- „Wenn wir dort die Reformen Stellv. Chefredakteure
dem Petersberg. Hier hatte der Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
henen bestimmten Fonds zur Fi- In einer Aktuellen Stunde des natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Bundestages hatte der Staatsse- stützen, tragen wir erheblich Bund der Steuerzahler Anfang
nanzierung von Flugreisen er- zur Sicherheit in Europa bei." August Strafanzeige gestellt. Verantwortliche Redakteure Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs-
ster Klasse, zu Repräsentations- kretär im Verteidigungsministe- Chef vom Dienst. Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
zwecken und zur Bezahlung von rium, Wimmer (CDU), mitge- Nachrichten: Rainer Merforth. Politik': Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
Beraterhonoraren benutzt zu eilt, der Abzug werde nach chen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
haben. Hocke bestreitet die deutschen Sicherheitsbestim- Kolumbien/Attentat von Drogenmafia verübt? Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
Vorwürfe. mungen erfolgen. Die Waffen Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
würden auf dem Johnston-Atoll Claudia Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-

Noch mehr Analphabeten


im Pazifik vernichtet.
Cheney erläuterte vor der Polizisten bei Anschlag getötet Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese- rung.
mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
resse, die Kurzstreckenrake- Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktfonen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Rund 900 Millionen Menschen ten - die Nachfolgesysteme für Bogota (dpa). Bei einem Bom- gefährlich verletzt worden. Poli- Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
können weltweit weder lesen benanschlag auf einen mit 40 Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
die „Lance" - würden „national" zeisprecher äußerten gestern Heinemann. Chefreporter: Karl-Hermann
noch schreiben. Die Zahl der in den USA weiterentwickelt. Polizisten besetzten Omnibus in den Verdacht, daß der Anschlag Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs. . Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Analphabeten ist damit in den Über eine Stationierung in der der kolumbianischen Stadt Me- am Vorabend von einem Kom- Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
letzten 30 Jahren um 300 Mil- Bundesrepublik werde 1992 dellin sind fünf Beamte getötet mando der Rauschgift-Mafia Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
lionen angestiegen. entschieden. und 20 weitere zum Teil lebens- verübt wurde. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
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2. Bundesliga: Hertha stürmt Spitze Eishockey Curren gewinnt in Frankfurt Zum Tage

Kassels fünfte Torfestival 13. Turniersieg 1989 Weltknausertag


Heimniederlage - 0:3 der DEG für Steffi Graf Opare in der Zeit, dann hast Du in
der Not - wenn sich alle an diesen
In der 2. Fußball- 09 handelten sich die In der Eishockey- Steffi Graf hat ihren cä Seles den mit Spruch aus alten Tagen hielten,
Bundesliga stürmte Hessen bereits die Bundesliga bleibt die 13. Turniersieg 1989,. 250 000 Dollar dotier- gäbe es heute zum Weltspartag
Hertha BSC Berlin am fünfte Saison-Heim- Düsseldorfer EG auf den insgesamt 42. in ten Damen-Grand- allerdings keine Luftballons und Li-
Sonntag durch einen niederlage ein, die sie eigenem Eis eine ihrer Karriere, per- Prix von Brighton. neale, keine Kulis und Schwein-
3:1-Sieg über Ale- mit schon beträchtli- Macht. Im Gipfeltref- fekt gemacht: Zum In Frankfurt ent- chen umsonst: Die Sparkassen wä-
mannia Aachen an chem Abstand zum fen feierte der Spit- drittenmal nach 1986 schied der Amerika- ren nämlich pleite. Denn wer nicht
die Tabellenspitze. „rettenden Ufer" am zenreiter ein 9:2- und 1988 gewann die ner Kevin Curren das auf Pump lebt, ist von den Institu-
Dagegen kommt Auf- Ende des 20er-Feldes Schützenfest gegen Tennis-Weltrangli- Finale des mit ten in Wahrheit gar nicht gern ge-
steiger KSV Hessen beläßt. Auf unserem Schwenningen. In Ro- stenerste aus Brühl 237 000 Dolar dotier- sehen. Existieren sie doch von
Kassel einfach nicht Haun-Foto erwischt senheim entführte der mit einem 7:5, 6:4 ten Herren-Turniers dem'winzigen, dem klitzekleinen
aus dem „Keller" her- der Kasseler Drube Kölner EC mit 4:1 bei- nach 1:14 Stunden mit 6:2, 7:5 gegen Unterschied zwischen Zinsen, die
aus: Mit dem 0:3 (0:0) (rechts) das Leder vor de Punkte vom Mei- über die erst 15jähri- Pedr Korda aus der sie für Sparbücher zahlen, und Zin-
gegen Wattenscheid Wattenscheids Bach. ster SB. ge Jugoslawin Moni- CSSR für sich. sen, die sie für Kredite einnehmen.
Folglich müßten sie eigentlich
lieber einen „Weltschuldentag" fei-
Diskussionen mit SED-Politikern ern. Aber da sei der erhobene Zei-
gefinger vor: Sparen wird den Kin-
dern seit jeher als Tugend geprie-
sen, während Schuldenmachen

Schweigeminute
Bähbäh ist. Spätestens dann,
wenn aus den lieben Kleinen Teen-
ager werden, schlagen Banker und
Sparkassenberater den großen
Salto Mortale der Geldwirtschaft

in Ostberlin für
und erklären, warum im Zusam-
menspiel von Sparen und Ver-
schulden erst die moderne Gesell-
schaft perfekt wird.
Der Tag der Sparbuchbesitzer

die Mauer-Opfer (^W^WMi^ ^m"ä0


jedenfalls ist das heute nicht: Die
Teuerung verschlingt den mage-
ren Spareckzins mittlerweile mühe-
los. Weil er nicht rechtzeitig und
nachhaltig angehoben wurde,
könnten sie den heutigen Tag folg-
Berlin (AP/dpa). Mehrere zehntausend DDR-Bürger haben lich zum Weltknausertag erklären —
am Wochenende in der DDR den Dialog mit den Machtha- oder umsteigen auf andere Spar-
formen.
bern gesucht und für mehr Freiheiten demonstriert. Allein in Rainer Merforth
Ostberlin kamen weit über 20 000 Menschen am Sonntag zu
einem „Stadtgespräch". Mit einer Schweigeminute gedachte Bennigsen-Foerder
die Versammlung der Menschen, die bei Fluchtversuchen an
der Mauer ums Leben gekommen waren.
Zu dem sogenannten Stadtge- aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Veba-Chef
spräch unter dem Motto „Offene Wissenschaft, der Staatsanwalt-
Türen - Offene Worte" vor dem schaft und Volkspolizei waren
Roten Rathaus und in den - völ- unter anderem die führende
MIT ERHOBENEN HÄNDEN.gedachten gestern DDR-Bürger während des Sonntagsgesprächs" vor
dem Roten Rathaus in Ostberlin der Opfer an der Berliner Mauer. (dpa-Funkbild)
gestorben
lig überfüllten - Sälen in der Rolle der SED und die Wahlge-
Kongreßhalle hatte Ostberlins setzgebung. Die Diskussion Düsseldorf (AP). Rudolf von
Bennigsen
Oberbürgermeister Krack ein- wurde zeitweilig von Buh-Rufen
geladen. In einer Erklärung für begleitet.
Bundeswehrplanung für Mitte der 90er Jahre -Foerder (Foto),
die Toten an der Mauer sagte SED-Politbüromitglied Scha- Vorstandschef
des Veba-Kon-
ein Redner auf der Versamm- bowski verwies darauf, die ein-
lung, man müsse derer geden- geleiteten Prozesse seien auch
ken, die ihr Leben verloren hät- das Resultat von „Auseinander-
ten, weil sei einmal in ihrem Le- setzungen im Zentralkomitee".
ben einen anderen Teil der Welt Er fügte nach Angaben der
Nur noch 420 000 Soldaten zerns und einer
der herausra-
gendsten Un-
ternehmer in
DDR-Nachrichtenagentur ADN Bonn (dpa). Die Bundeswehr und 10 000 Wehrübungsplätzen Flotte der Schnellboote von 40 der Bundesre-
hinzu, diese Auseinanderset- wird Mitte der 90er Jahre nur zusammen. publik, ist im
Mehr über die Versammlung vor zungen würden weitergehen. auf 20 Einheiten zu halbieren. Alter von 63
noch 420 000 aktive Soldaten Die drei Teilstreitkräfte wer- Das Heer wird sich aus neun
dem Roten Rathaus aul „Themen Auf Fragen nach Zulassung der umfassen. Wie am Sonntag in den um insgesamt 36 000 Mann mechnanisierten und drei luft- Jahren gestor-
des Tages". „Opposition" meinte er, man Bonn von zuständiger Seite be- verringert. Das Heer wird ab beweglichen Divisionen zusam- ben. Wie ein
müsse definieren, was darunter stätigt wurde, hat die Bundes- Mitte des nächsten Jahrzehnts mensetzen. Die „Nato-Fregatte Sprecher der
wehrspitze auf einer geheimen nur noch 297 000, die Luftwaffe 90", die mit anderen Verbünde- Strom-, Ol- und Chemiegesell-
sehen wollten. Wenn der Re- zu verstehen sei. schaft am Sonntag mitteilte, er-
formprozeß zu einem besseren Großen Beifall erhielt Scha- Klausurtagung am Samstag die- 91 200 und die Marine 31 800 ten gebaut werden sollte, wird
se neue Struktur für die Streit- lag Bennigsen-Foerder am
Sozialismus führe, müsse man bowski für seine Äußerung: „Die aller Voraussicht nach gestri- Samstag den Folgen einer Lun-
wenigstens der Toten gedenken. Demo wird zur politischen Kul- kräfte beschlossen. Die Planun- chen. Das Milliarden-Projekt
;en gingen bisher von einer Sind Soldaten potentielle Mörder? des „Jägers 90" wird nach Aus- genentzündung.
Sie seien Opfer einer Politik, die tur in Berlin gehören." Die DDR-
mit den Realitäten nicht über- Behörden genehmigten eine für Jtärke von 456 000 Soldaten Ein Urteil des Landgerichtes kunft yon Offizieren zumindest Über die Nachfolge Bennig-
eingestimmt habe. Die Menge den 4. November geplante Mas- aus. Unter dem Druck der ge- Frankfurt schlägt Wellen. Den was die Zahl der zu beschaffen- sen-Foerders an der Spitze des
nahm die Erklärung mit starkem sendemonstration in Ostberlin, burtenschwachen Jahrgänge Wortlaut der Begründung doku- den Flugzeuge angeht ebenfalls viertgrößten deutschen Indu-
Beifall auf. zu der Hunderttausende erwar- und der fehlenden Finanzmittel mentieren wir auf „Themen des auf den Prüfstand gesetzt. strieunternehmens werden Vor-
seien diese Vorstellungen nicht Tages". ' Der Sprecher des Verteidi- stand und Aufsichtsrat des Kon-
Themen der mehrstündigen tet werden. zu halten gewesen, wurde von zerns in den nächsten Tagen
Veranstaltung mit Vertretern Fortsetzung nächste Seite gungsministeriums, Oberst
Offizieren erläutert. Soldaten zählen. Die zwölf Divi- Dunkel, sagte, er könne keine entscheiden. Der Tod des seit 18
sionen bleiben erhalten. Es wird Zahlen bestätigen. Endgültige Jahren amtierenden Vorstands-
Zu den 420 000 aktiven Sol- 42 Brigaden mit unterschiedli- Entscheidungen zu den alterna- vorsitzenden sei für das Unter-
Reisefreiheit / Devisen daten kommen bei der Friedens- chem Präsenzgrad geben. tiven Planungen, die Generalin- nehmen ein schwerer Schlag,
stärke noch 50 000 Reservisten spekteur Dieter Wellershoff
Die einschneidendsten Ein- vorgeschlagen hieß es in der Düsseldorfer Kon-
hinzu. Diese Zahl setzt sich aus griffe werden bei Marine und- habe, würden zernzentrale. Bennigsen-Foer-
Vogel: DDR soll Einnahmen aus 40 000 Soldaten in einer beson- Luftwaffe vorgenommen. So ist erst nach den Beratungen in der
deren Verfügungsbereitschaft beabsichtigt, beispielsweise die Bundesregierung getroffen.
der habe aber „ein bestelltes
Haus" hinterlassen.
Zwangsumtausch weitergeben In diesem Jahr erregte Ben-
nigsen-Foerder Aufsehen mit
der Vereinbarung zwischen
Bonn (AP). Der SPD-Partei- chen. Das Begrüßungsgeld könn-
Moskau: Jedes Land hat Recht auf freie Entscheidung Veba und der französischen Co-
vorsitzende Vogel hat die neue te dann abgeschafft, die Ost- gema über die Entsorgung von
Atomkraftwerken. Diese Ver-
Führung in Ostberlin aufgefor- Mark von den Banken bei der
dert, den DDR-Bürgern die Ein- Bundesbank wieder einge-
nahmen aus dem Zwangsum- tauscht werden. Einen Teil des
tausch für Westreisen zur Ver- Geldes - also der Kosten - sollte
Keine Einwände gegen deutsche Einheit bindung bedeutete das Aus für
die umstrittene Wiederaufarbei-
tungsanlage für abgebrannte
fügung zu stellen. In einem In- der Bund übernehmen anstelle Washington (AP). Die Sowjet- alles geändert wird." Lied 'I did it my way' (Ich bin Uranbrennstäbe in Wackers-
terview sagte Vogel, für die in des Begrüßungsgeldes, ein weite- union hat nach offizielen Anga- Außenamtssprecher Gennadi meinen Weg gegangen'), sagte dorf.
Aussicht gestellte Reisefreiheit rer Teil solle von der DDR zu- ben keine grundsätzlichen Ein- Gerassimow sagte in einem an- Gerassimow.
wäre es sinnvoll, „daß die DDR rückgenommen werden, die ja wände gegen eine Vereinigung deren Interview, Ungarn, Polen Zu Veränderungen in der
das DM-Aufkommen aus dem Devisen aus dem Zwangsum- der beiden deutschen Staaten und jedes andere Land hätten DDR sagte Schischlin: „Nie- Lotto- und Totozahlen
Zwangsaustausch dafür ver- tausch erhalte. „Denn es geht oder einen Austritt Ungarns aus ihren eigenen Weg, über den sie mand kann sagen, was gesche- Lotto: 3, 21, 24, 25, 32, 34 Zusatz-
wendet, ihren Bürgern den Ein- nicht an, daß der angekündigte dem Warschauer Pakt. Partei- entschieden, ohne daß sich die hen wird. Aber ich bin sicher, zahl: 17.
tausch von DM für Westreisen freie Reiseverkehr ... allein von sprecher Nikolai Schischlin Sowjetunion einmische. „Es ist daß diese Lage geändert werden Toto:0, 1, 2, 2, 2, 1, 2,0, 1, 0, 2.
zu ermöglichen". uns finanziert wird", meinte er. sagte am Sonntag in einem ame- ihre Sache. Und wir schauen, sollte und geändert werden Auswahlwette: 1, 25, 27, 37, 42, 43
Der SPD-Bundestagsabgeord- Ablehnend zeigte sich CDU- rikanischen Fernsehinterview, schauen sehr genau, aber wir wird." Alles hänge von den Zusatzspiel: 24.
nete Büchler schlug die Einset- Generalsekretär Rühe gegen- die Lage in der DDR werde sich mischen uns nicht ein", sagte Deutschen ab. Aber es sei erfor- Rennquintett:
zung einer Devisenkommission über Vorschlägen, die DDR bei gewiß durch ihr Recht auf freie Gerassimow in einer gemeinsa- derlich, das sowjetische Interes- Rennen A: 6, 2, 3.
Rennen B: 23, 25, 21
beider Staaten vor. Er regte an, einer Ausweitung von Westrei- Entscheidungen ändern, und er men Sendung mehrerer US- se zu verstehen, die Lage in Eu-
Spiel 77: 9 8 9 4 5 3 2
den Umtausch von Ost-Mark in sen ihrer Bürger mit Devisen zu fügte hinzu: „Alles hängt von Fernsehsender. Diese neue so- ropa nicht zu destabilisieren. Süddeutsche Klassenlotterie:
DM bei bundesdeutschen Ban- unterstützen. Es sei Aufgabe der den Deutschen ab." Auf die Fra- wjetische Doktrin könne als „die „Lassen Sie uns ein bißchen Großes Los der Woche: 299 522 (2
ken zu einem für DDR-Bürge^ DDR, die Reisefreiheit auch zu ;e, ob die Berliner Mauer fallen Frank-Sinatra-Doktrin" be- warten, und ich denke, wir wer- Millionen DM) und 855 114 (1 Mil-
annehmbaren Kurs zu ermögli- finanzieren. :önne, sagte er: „Ich hoffe, daß zeichnet werden nach dessen den eine neue Lage vorfinden." lion DM). Ohne Gewähr
Nr. 253 Politik Montag, 30. Oktober 1989

Namen und Demonstration in Prag Südafrika / Befreiungsbewegung Neues SPD-Programm Spaniens Sozialisten
Nachrichten
355 wurden Schwarze: Noch kein Größter Bezirk Keine absolute
SPD: Fünf statt zehn festgenommen übt Kritik Mehrheit mehr?
Eine Neugliederung des Bun-
desgebietes mit
künftig fünf
statt zehn Bun-
Prag (dpa). Bei dem Polizeiein-
satz gegen die Massendemon-
stration am Samstag in Prag
Ende des Kampfes Hagen (dpa). Nach anderen Madrid (dpa). Die Sozialisten
Untergliederungen der Partei sind am Sonntag aus den vorge-
(Schleswig-Holstein, Hamburg, zogenen Parlamentswahlen in
desländern wurden nach offiziellen Anga- Johannesburg (dpa). Die Be-verurteilt worden war", nannte Baden-Württemberg und Hes-Spanien erneut als weitaus
schlägt der ben 355 Personen, darunter 17 freiungsbewegung Afrikani- Voraussetzungen für „Verhand- sen-Süd) hat jetzt auch der mit stärkste Partei hervorgegangen
Hamburger Be- Ausländer, festgenommen. Sie- scher Nationalkongreß (ANC) lungen.über die Einstellung der 135 000 Mitgliedern größte und werden aller Wahrschein-
vollmächtigte ben Demonstranten und drei ist vorläufig nicht bereit, den be- Feindseligkeiten auf beiden Sei- SPD-Bezirk Westliches Westfa- lichkeit nach weiterhin die Re-
beim Bund, Se- Polizisten seien verletzt wor- waffneten Kampf gegen die süd- ten". Dazu gehöre die Freilas- len den Entwurf der Bonner Par- gierung stellen.
nator Horst den, hieß es am Sonntag. Die afrikanische Regierung aufzuge- sung aller politischen Häftlinge, teiführung für ein neues Grund- Zweieinhalb Stunden nach
Gobrecht (SPD) Zusammenstöße , bei denen die ben. Dieser Kampf müsse zu- die Aufhebung der Verbote von satzprogramm kritisiert, das auf Schließung der Wahllokale be-
vor. Nur so Polizei massiv Schlagstöcke ein- nächst „noch intensiver geführt Organisationen, uneinge- dem Bremer Parteitag im De-stand jedoch Unklarheit dar-
könne die Bun- setzte, dauerten bis in die werden", forderte der frühere schränkte Betätigungsmöglich- zember das 30 Jahre alte Godes- über, ob die Sozialistische Ar-
desrepublik im Abendstunden. ANC-Generalsekretär Walter keiten für Organisationen und berger Programm ablösen soll.' beiterpartei Spaniens (PSOE)
EG-Konkur- Im Vorfeld des 71. Jahresta- Sisulu am Sonntag auf einer Personen sowie die Beendigung Ein außerordentlicher Bezirks- zum drittenmal die absolute
renzkampf bestehen. Dabei soll- parteitag wandte sich am Wo- Mehrheit erreichte. Hochrech-
ten Hamburg, Bremen, Nieder- ges der Gründung der ersten Massenkundgebung in der des Ausnahmerechts.
tschechoslowakischen Republik Schwarzensiedlung Soweto bei Der Kampfgefährte Mandelas chenende in Hagen gegen bun- nungen sahen die PSOE knapp
sachsen und Schleswig-Hol- desweite Volksbegehren und unterhalb der Schwelle von 176
stein zu einem Nordstaat ver- waren viele Bürgerrechtler vor- Johannesburg. wies auch den Plan Pretorias zu-
übergehend in „Schutzhaft" ge- Etwa 80 000 Menschen berei- rück, durch separate Wahlen Volksentscheide, wie die der der 350 Mandate im Unterhaus.
bunden werden. In der Mitte Entwurf des Parteivorstands Danach konnten die Sozialisten
sollten sich die Länder Hessen, nommen worden, um sie daran teten dem 77jährigen, der zwei die politischen Führer der
zu hindern, ah Demonstrationen Wochen zuvor mit sieben ande- schwarzen Bevölkerungsmehr- vorschlägt. Delegierte aus dem mit 168 bis 175 Sitzen (1986:184
Rheinland-Pfalz und das Saar- Ruhrgebiet kritisierten außer- Sitze) rechnen.
land zu einem Rhein-Main- teilzunehmen. ren politischen Häftlingen frei- heit zu ermitteln. Stattdessen dem, im Programmentwurf wer- Die noch nicht stabilisierten
Saar-Staat zusammenschließen. gelassen worden war, in dem müßten alle Südafrikaner bei de die Kohle nicht erwähnt.
Bayern," Baden-Württemberg Fußballstadion von Soweto eir der Wahl einer verfassungge- Hochrechnungen sähen die
Havel im Krankenhaus
und Nordrhein-Westfalen blei- nen begeisterten Empfang. Die benden Versammlung stimmbe- Zu Beginn des Parteitags hatte christlich-konservative Volks-
ben erhalten. Und Berlin bleibe Behöden hatten die formell als rechtigt sein, forderte Sisulu. der Bezirksvorsitzende, der partei mit rund 105 bis 108
wegen seines besonderen Status Für Verwirrung sorgten am Begrüßungsfeier bezeichnete Die Regierung unter ihrem nordrhein-westfälische Arbeits- Mandaten (25 Prozent), vorher
unberührt. Wochenende offizielle Fehlin- Kundgebung genehmigt, ob- neuen Präsidenten Frederik de minister Hermann Heinemann, 105 Sitze, auf dem zweiten Platz.
formationen über den Aufent- schon sie inoffiziell als erste Klerk hat erklärt, sie werde die kritisiert, der SPD fehlten „klare Die kommunistisch geführte
halt von Vaclav Havel, der am Veranstaltung des ANC in der Vorherrschaft der Weißen ab- Strategien", „wie den Republi- Vereinte Linke konnte ihre sie-
REP-Spaltung im Saarland Wohnung Donnerstag abend in seiner Republik Südafrika seit dem bauen, ohne jedoch ein demo- kanern das Wasser abgegraben ben Mandate auf über 20 ver-
trotz hohen Fiebers Verbot der Organisation vor 24 kratisches Wahlrecht nach dem werden kann". Mit besseren Ar- dreifachen konnte. Das Demo-
Im Saarland haben sich die von Polizisten aus dem Bett ge- Jahren bezeichnet wurde.. Prinzip „Eine Stimme für jeder- gumenten allein seien keine kratisch-Soziale Zentrum lag
rechtsradikalen Republikaner holt worden war. Zunächst hat- Sisulu, der 1964 zusammen mann" einzuführen. Das würde Wähler der rechtsradikalen bei etwas über acht Prozent und
in zwei Parteien gespalten. Zeit- te die Krankenhausleitung mit- mit dem immer noch inhaftier- nach Meinung Pretorias zur Partei zurückzugewinnen. 16 bis 18 Sitzen (1986: 19).
gleich zu einem Landesparteitag geteilt, Havel sei am Freitag ten schwarzen Nationalisten- Vorherrschaft der Schwarzen
in Saarlouis gründeten am nachmittag aus der Klinik ver- führer Nelson Mandela wegen führen, die bisher, kein nationa-
Samstag 22 ehemalige Republi- schwunden und in der Nacht Sabotage zu lebenslanger Haft les Wahlrecht besitzen.
kaner am selben Ort die „Libera- zum Samstag wieder zurückge- DDR / Diskussionen und Demonstrationen
len Republikaner Saar". Zu ih- kehrt. Am Sonntag räumte die
rem Vorsitzenden wählten sie Krankenhausleitung ein, Havel
den 49jährigen Helmuth Keßler, habe das Haus überhaupt nicht
der erst vor vier Wochen aus verlassen. Havels Frau Olga
Protest gegen eine Rechtslastig- und sein Bruder Ivan, die ihn im
Muß Chefkommentator
keit des Parteivorstands vom Krankenhaus besuchen wollten,
Amt des Landesvorsitzenden wurden am Samstag beim Ver-
zurückgetreten war. lassen der Klinik festgenommen.
von Schnitzler gehen?
Fortsetzung hin, daß auch das Verlangen
Zur heftigen Kritik von Red- nach einer besseren Versorgung
„Pluralismus notwendig" Sozialausschüsse: nern an Privilegien der Mitglie- mit Gütern des täglichen Be-
Bulgariens KP-Chef Todor der des Staats- und Parteiappa- darfs immer stärker werde.
. Schiwkow hat rates sagte Schabowski: „Wir Im Zuge der Diskussion um
I Pluralismus als
eine Notwen-
digkeit für jede
„Baukindergeld sind dabei, solche Dinge abzu- mehr Meinungsfreiheit in der
bauen." Ostberlins Polizeipräsi- DDR wackelt offenbar auch der
dent Rausch entschuldigte sich Stuhl von Fernseh-Chefkom-
zivilisierte Ge-
I Seilschaft be- verdoppeln" vor dem Rathaus bei der Menge mentator Karl-Eduard von
für die Polizeiübergriffe bei den Schnitzler, der seit Jahrzehnten
Demonstrationen Anfang Okto- den „Schwarzen Kanal" mit po-
1 zeichnet. Nach
I bulgarischen Bonn/Berlin (AP). Die CDU- ber. Krack kündigte die Einset- lemischen Ausfällen gegen den
I Presseberich- Sozialausschüsse und die SPD zung eines Untersuchungsaus- Westen moderiert. Die Anre-
Jten vom Sonn- haben am Wochenende zusätz- schusses beim Stadtparlament gung, diese wöchentliche Sen-
I tag erklärte liche Maßnahmen zur Behebung unter Bürgerbeteiligung an. dereihe zugunsten eines Fern-
j Schiwkow, ein der Wohnungsknäppheit vorge- Auch in Dresden, Leipzig, sehmagazins über Umweltpro-
j Umbau der Ge- schlagen. Der Vorsitzende der Magdeburg, Plauen, Erfurt, bleme und Beziehungen zwi-
' Seilschaft sei CDA, Ulf Fink, plädierte dafür, Jena, Neubrandenburg und Ro-. schen beiden deutschen Staaten
ohne Mehrparteiensystem un- den direkten Zuschuß an Eltern, stock wurden am Wochenende zu streichen, will der erste Stell-
denkbar. Damit sprach erstmals die bauen wollten (Baukinder- zum Teil hitzige und erregte vertreter des Chefredakteurs
ein hochrangiger bulgarischer geld), von 750 auf 1500 DM pro Diskussionen mit den kommu- der Nachrichtensendung „Ak-
Politiker. von der Möglichkeit Kind zu verdoppeln. Außerdem nalen SED-Vertretern geführt. tuelle Kamera", Makosch, dem
politischer Reformen. Bisher sollten Familien, die bäuen'oder In mehreren Städten demon- staatlichen Komitee für Fernse-
war die Opposition massiven Wohneigentum erwerben woll- strierten insgesamt 60 000 Men- hen unterbreiten.
Repressalien unterworfen. ten, zinsgünstige Darlehen ab- schen für Demokratisierung. Die Ungeachtet der Entwicklung
geboten werden. amtliche DDR-Nachrichten- in ihrem Land sind bis Sonntag 4
agentur ADN berichtete aus- Uhr innerhalb von 24 Stunden
Thatcher unter Beschüß rinDiederfinanzpolitische Spreche-
SPD-Bundestagsfrakti- führlich über die Gespräche und wieder 661 DDR-Bürger über
Die britische Premierministerin on, Ingrid Mattäus-Maier, for- Kundgebungen und wies darauf Ungarn nach Bayern geflüchtet.
Margaret Thatcher steht nach derte ein Programm für den so-
dem Rücktritt ihres Finanzmini- zialen Wohnungsbau, wozu
sters unter schwerem Beschüß. eine Milliarde DM aus den vier
Nach einer Umfrage verlangen Milliarden umfassenden Etat-
54 Prozent der Briten ihren mitteln für militärische Bauten DIE BISHER GRÖSSTE VERANSTALTUNG der Opposition in der
Momper sprach mit Schabowski
Rücktritt. Nach einer anderen im Etat 1990 abgezweigt werden Geschichte Südafrikas vereinigte am Sonntag rund 80 000 Men- Berlin (AP). Berlins Regieren- Westberlin und der DDR seien
Umfrage sagten 47 Prozent, die sollten. Davon könnten wenig- schen im Stadion von Soweto bei Johannesburg. Jubelnd wurden der Bürgermeister Momper erörtert worden. Krack berichte-
Regierungschefin habe deutlich stens J0 000 Wohnungen !ge- sieben kürzlich aus der Haft entlassene Schwarzenführer begrüßt. (SPD) ist gestern mit dem Ostber- te beim „Stadtgespräch" vor dem
an Vertrauen eingebüßt. bautwerden. (dpa-Funkbild) liner SED-Bezirkschef Scha- Roten Rathaus von der Begeg-
bowski zu einem zweistündigen nung. Einige Teilnehmer riefen:
Gespräch zusammengetroffen, „Holt den Momper hierher".
Spöri: Praxis ändern Bundespost / Kein Tarifvertrag zu dem der stellvertretende Vor- Am Vormittag hatten Momper
Eine Änderung der „großdeut- sitzende des evangelischen und der SPD-Bundestagsabge-
schen Aner- DDR-Kirchenbundes, Stolpe, ordnete Ehmke in Ostberlin eine
kennungspra-
xis" . hat SPD- Führt Unmut über Leistungsnormen zum Streik? eingeladen hatte. Auch Ostber- Unterredung mit Vertretern der
lins Oberbürgermeister Krack Demokratiebewegung
nahm.an dem Gespräch teil.
„Neues
Vorstandsmit- Forum" und der neuen Sozialde-
glied Dieter Frankfurt (dpa). Bei der Bun- für die Mobilisierung der Mit- Nach van Haarens Schätzung Nach einer Meldung der mokratischen Partei in der DDR
Spöri gefordert, despost steigt der Unmut der Be- glieder bereits angelaufen. hätte die Arbeitzeitverkürzung Nachrichtenagentur ADN un-(SDP). Nach Angaben des „Neu-
da sie dem diensteten, er könnte zum Streik Besondere Verärgerung bei zur Schaffung von 12 000 bis terrichtete Schabowski Momper en Forums" wurde vereinbart,
Geist des führen. Grund ist die Weige- den 470 000 Mitgliedern der 13000 Arbeitsplätzen führen über die „Wende in der Politik die Kontakte fortzusetzen.
Grundgesetzes rung des Postministeriums, ei- viertgrößten DGB-Gewerk- müssen. der SED, über den Kurs ... des Am Sonntag abend besuchten
widerspreche. nen Tarifvertrag über Lei- schaft habe auch die Bonner Ein Ministeriumssprecher er- Dialogs, um den Sozialismus in Momper und Ehmke die Geth-
Von den etwa stungsnormen abzuschließen. Entscheidung ausgelöst, am 1. klärte dazu am Wochenende, es der DDR zu stärken und attrakti- semanekirche in Ostberlin. Sie
drei Millionen, April die Leistungsnormen zu gebe keinen Grund für einen ver zu gestalten". Auch Fragen folgten einer Einladung der
die in den Wie der Vorsitzende der Post- erhöhen. Genau von diesem Tag Arbeitskampf. Der Leistungs- der Beziehungen zwischen Evangelischen Kirche.
osteuropäi- gewerkschaft (DPG), Kurt van an war die Arbeitzeit für die druck sei nicht erhöht, sondern
schen Ländern eine Anerken- Haaren, in einem dpa-Gespräch Postbeschäftigten um eine auf es seien lediglich „Nebenzeiten"
nung als deutsche Staatsbürger sagte, sind die Vorbereitungen 39 Stunden verkürzt worden. gekürzt worden. HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE Verlagsleitung
anstrebten, erfüllten mindestens Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
70 Prozent nicht die von unserer ALLGEMEINE H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
Vertriebsleiter.1 Gerd Lühring.
Verfassung verlangten Voraus- Herausgeber
setzungen. Spöri betonte, wenn
Aussiedler nachweisen müßten, Eine Million DM Belohnung für Hinweise auf Gesuchte / USA
Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Achim von Roos . ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
daß sie „vertrieben" worden sei- Chefredakteur
sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
en, würde dies „eine Verringe- nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
rung des Zustroms zur Folge ha-
ben und damit eine Entschär-
fung sozialer Spannungen".
Kolumbien liefert fünften Drogenboß aus Lothar Qrzechowski
Stellv. Chefredakteure
99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
5 618110. Postgirokonto 155132-608
Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Auch der Abbau „unangemes- Verantwortliche Redakteure Zustellung und 7 % MwSt. (Postbezugs-
Bogota (dpa). Kolumbien hat USA wegen Kokain-Handels an die USA zu verzichten. Bei
sener Geldanreize" würde den am Sonntag den fünften mut- und „Waschens". sogenannter über 220 Attentaten sind seit- Chef yom Dienst: Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
Zuwanderungsdruck mindern. Nachrichten: Rainer Merforth. Politik: Jo-
maßlichen Drogenboß an die Drogen-Dollars verantworten. dem 32 Menschen ums Leben chen Prater. Blick in die Zeit: Walter Die Beendigung des Abonnements ist nur
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
USA ausgeliefert. Wie ein Poli- Regierungssprecher hatten am gekommen. Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
zeisprecher in Bogota erklärte, Samstag angekündigt, daß Die Regierung Kolumbiens Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
NRW-Grüne wollen mit SPD wurde Jose Rafael Abello Sil- sechs weitere inhaftierte Dro- hat die Belohnung für Hinweise Claudia Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese- rung.
Die Grünen in Nordrhein-West- va, der als „vierter Mann" in genschmuggler an die USAauf den Aufenthaltsort der Reise: mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
falen haben sich für eine rot- der Hierarchie des Medellin- ausgeliefert werden sollen. Die Chefs der Rauschgift-Mafia - Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land:
grüne Koalition an Rhein und Kartells gilt, Vertretern der „Kokain-Barone" haben im Au- Pablo Escobar Gaviria (39) und Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktionen: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Ruhr ausgesprochen. Ein sol- US-Behörde zur Drogenbe- gust mit einer Welle von An- Gonzalo Rodriguez Gacha (42) Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
ches Bündnis nach den Land- kämpfung übergeben. „Er ist schlägen begonnen, um die Re- - auf umgerechnet fast eine Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
tagswahlen im Mai 1990 mache bereits auf dem Flug in die gierung zu zwingen, auf die da- Million DM erhöht, nachdem Heinemann. Chefreporter: Karl-Hermann
Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
aber „nur Sinn bei einem tat- USA", sagte der Sprecher. mals beschlossene . Ausliefe- sie bisher vergeblich 475 000 Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs.
Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
sächlichen politischen Kurs- Abello Silva muß sich in den rung von Drogenschmugglern DM ausgesetzt hatte. Redaktion Hannover.- Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus' Dierichs,
wechsel". Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. i Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel
Nr. 253 Themen des Tages Montag, 30. Oktober 1989

DDR-Bürger beim „Berliner Sonntagsgespräch" Die Begründung des „Soldaten-Urteils'


Großer Mann,
kleiner Mann
Nicaragua ist ein kleines Land. Couragiert und offen „Schicksalhafte
Zwangslage"
Sein Präsident Daniel Ortega ist
nicht gerade hochgewachsen. Bei- Von u n s e r e m M i t a r b e i t e r Peter G ä r t n e r , B e r l i n
de unterscheiden sich darin von
den US£ und ihrem Präsidenten.
Ortega ist jedoch unverfroren - Deer von der Staatsführung der tag keine Rede. Nichts, was tion, an den Bildungseinrichtun-
oder frech - genug, den großen DDR angekündigte „Dialog mit noch, vor wenigen Wochen in gen des Landes aussprach. Wegen der Auseinanderset- 193 StGB nicht strafbar, weil
Vetter aus dem Norden aus dem den Bürgern" nimmt ernsthafte der Öffentlichkeit als unantast- Helmut Klein, Vorsitzender zung um das umstrittene „Sol- sie zur Wahrnehmung berech-
Gleichgewicht zu bringen. Ortega, Gestalt an: Knapp 20 000 Men- bar und unansprechbar galt, des DDR-Freidenker-Verban- daten-Urteil" hat der Richter tigter Interessen gemacht wur-
so scheint es, hat einen empfindli- schen kamen zu den erstmals wurde vor der roten Backstein- des räumte ein, daß Schüler in des Frankfurter Landgerichts, den...
chen Nerv getroffen. veranstalteten „Berliner Sonn- fassade des Ostberliner Rathau- der Vergangenheit zu zwei Heinrich Gehrke, seine münd-
tagsgesprächen" vor dem Roten ses verschont. Eine Leipziger Sprachen erzogen wurden und liche Urteilsbegründung aus- Im vorliegenden Fall stand
Das Jubiläum Costa Ricas sollte der Ehranspruch der Verletz-
keine politische Konferenz sein. Rathaus im alten Zentrum der Tierärztin berichtet von den Er- meinte, „wenn in der Gesell- nahmsweise schriftlich nieder-
Stadt. Couragiert und offen pressungsversuchen der Staats- schaft Schönfärberei herrschte, gelegt. Nachfolgend, von dpa ten dem Grundrecht auf freie
Bush wollte Ortega als Unperson Meinungsäußerung gegen-
behandeln, aber dieser machte ei- machten sie ihren Gefühlen sicherheit vor rund 30 Jahren, dann eben auch in der Schule". übermittelt, einige Auszüge:
Luft, sammelten eifrig Ideen und die sie bis heute „tief in der Seele In Anspielung auf das künfti- über. Unter den speziellen
nen Strich durch die Rechnung, als Umständen, wie sie in der Be-
er zunächst eine kurze Begegnung Forderungen für die konkrete belasten". Nach einer kurzen ge „Mündigkeitsdokument Rei-
Umgestaltung der Gesellschaft Pause antwortet ihr der Ostber- sepaß" (ein Redner) fragten die Nicht im Kern der weisaufnahme festgestellt
mit Bush inszenierte und dann au- werden konnten, ist hier Arti-
ßerhalb der Tagesordnung den im zweiten deutschen Staat. liner Parteichef Günter Scha- Ostberliner Bürger bohrend Persönlichkeit getroffen
Eine Frage stand immer wieder bowski kurz: Er schließe sich nach den Privilegien der Partei- kel 5 GG der Vorrang einzu-
Waffenstillstand mit den Contras räumen.
aufkündigte. im Raum zwischen Fernsehturm der Meinung des Ex-Spionage- und Staatsführung. „Wir brau- „Von einem Angriff gegen
und Palast der Republik, auf die Chefs Markus Wolf an, der sich chen jede Mark und jeden Pfen- die Menschenwürde der Sol- Maßgeblich hierfür waren
Dieser Waffenstillstand ist ein- die hochrangigen Vertreter von gegen eine Verselbständigung
seitig verkündet und jeweils mo- nig, was passiert mit dem Staat daten könnte nur dann gespro- folgende Gesichtspunkte: 1.
Partei und Wirtschaft nur mit der Staatssicherheit aussprach. im Staate in Wandlitz (Wohn- chen werden, wenn diese im Die Meinungsäußerungsfrei-
natlich von Ortega verlängert wor- Hoffnung auf die Zukunft ver- Mehrfach forderten Lehrer
den. Die Feindseligkeiten sind je- sitz der SED-Führung)?" Der Kern ihrer Persönlichkeit ge- heit ist, wie es das Bundesver-
weisen mochten: „Wieso kann und Lehrerinnen die Absetzung Ostberliner Parterchef, selbst troffen und ihnen grundsätz- fassungsgericht ausgeführt
doch niemals ganz eingestellt wor- man heute hier frei reden und der Volksbildungsministerin
den, von beiden Seiten nicht. Der Mitglied des Politbüros, darauf- lich der Anspruch auf gleich- hat, für unsere freiheitlich-de-
wurde vorher als Staatsfeind Margot Honecker, Ehefrau des hin: „Ich gestehe, daß wir erst berechtigte Teilnahme am Le- mokratische Staatsordnung
Friedensplan der Nachbarstaaten und Provokateur verfolgt?", entmachteten Partei- und
sieht vor, daß die Contras bis zum beginnen, uns mit dieser Frage ben der Gemeinschaft abge- schlechthin konstituierend,
brachte eine junge Frau die im- Staatschefs. Neue Konzeptio- zu beschäftigen." Fast entschul- sprochen worden wäre... weil erst die ständige geistige
5. Dezember aufgelöst und umge- mer noch mißtrauische Stim- nen und Strukturen für die
siedelt werden sollen. Doch das ist digend fügt Schabowski hinzu: Auseinandersetzung den
mung unter den Besuchern auf Schule müßten her, mahnte ein „Wir haben hunderttausend
bisher nur ein frommer Wunsch. den Punkt. Oberschullehrer, der sich zu- Keine der Äußerungen des Kampf der Meinungen ermög-
Konservative Freunde der Contras Dinge gleichzeitig in Angriff zu Anklagten war in diesem Sin- licht, der das Lebenselement
gleich gegen das „Privileg der nehmen und können sie nicht
in den USA jedenfalls frohlocken. Doch von Angst und Tabus FDJ", der Staatsjugendorganisa- alle gleichzeitig machen." ne gemeint oder konnte so ver- dieses Staates ist.
Sie meinen, Ortega habe einen war an diesem Sonntagvormit-. standen werden. Die Beweis-
schweren Fehler begangen, als er aufnahme hat gezeigt, daß er -
den Waffenstillstand in Frage stell- auf die Soldaten bezogen - Bedeutung für
te. Es werde jetzt leichter sein, der stets deutlich gemacht hat, daß die Allgemeinheit
Auflösung zu widerstehen. Wahr- diese nach seiner Meinung
scheinlich ist das jedoch nicht. durch entpersönlichten Drill 2. Je mehr Bedeutung eine
Amerika fühlt sich zwar gefoppt und die moderne Waffentech- diskutierte Angelegenheit für
und an der Nase herumgeführt, nologie im Kriegsfall zu Mör- die Allgemeinheit hat, um so
wenn „Westentaschendiktatoren" dern werden könnten, ohne eher ist dem Schutz der freien
wie Noriega in Panama und jetzt daß sie sich das jemals.hätten Meinungsäußerung der Vor-
Ortega den Riesen aus dem Nor- vorstellen können. Das soll auf rang zu geben. Bei der Po-
den als hilflos erscheinen lassen. eine schicksalhafte Zwangsla- diumsdiskussion ging es um
Doch die USA sind in „ihrem Hinter- ge hinweisen, die geradezu zur Themen, wie .Friedenssiche-
hof" nicht allein. Die Nachbarn Ni- logischen Voraussetzung hat, rung', .Nuklear-Bewaffnung',
caraguas reagieren verlegen auf daß die betroffenen Personen .Nachrüstung mit neuen
die Störung der Jubiläumsfeier, sie nicht als ohnehin mordbereit - Atomraketen' und .Folgen ei-
versuchen auch, Druck auszu- also moralisch minderwertig - nes Nuklearwaffeneinsatzes in
üben, um Ortega zur Umkehr zu angesehen werden. Aus dem Mitteleuropa'. Dies sind alles
bewegen. Doch sie erwarten auch Gesamtzusammenhang des Bereiche mit existentieller Be-
einen Beitrag von den USA zum Diskussionsbeitrages von deutung für alle Menschen,
Frieden im Land. Herrn Dr. Äugst ergibt sich die Meinungen prallen hier
eindeutig, daß er mit der Cha- stets - und ganz besonders da-
Siegfried Maruhn, Washington rakterisierung der Soldaten als mals zur Zeit des Nato-Dop-
potentielle Mörder diese nicht pelbeschlusses und der Oppo-
aus der Gemeinschaft unseres sition der Friedensbewegung
Staates ausgrenzen, sondern dagegen - hart aufeinander...
Presse-Echo sie zum Nachdenken über ihre
Situation veranlassen wollte... 4. Die Äußerungen von
Die DDR-Amnestie für Flüchtlinge ist
Herrn Äugst auf dem Podium
Thema vieler Kommentare
fielen nicht isoliert, sondern
„Was machen wir bloß, wenn die Reformbewegung die Sowjets um brüderliche Hilfe bittet?" Keine Verurteilung innerhalb einer Gesamtdar-
stellung, aus der hervorging,
AUGSBURGER (Karikatur: Haitzinger) wegen Beleidigung
aufgrund welcher Umstände er
ALLGEMEINE Es entfällt aber nach dem Er-
und die von ihm vertretene
Gruppierung zu der harten Be-
Genauso wichtig wie die Am-
nestie ist jedoch die Tatsache,
Niedersachsens Ministerpräsident will Wahltermin hinausschieben gebnis der Beweisaufname
auch eine Verurteilung wegen
wertung soldatischer Ausbil-
dung und Aufgabenstellung im
daß der Straftatbestand der Re- Beleidigung. Zwar liegt nach Krieg gelangt waren...
Meinung des Gerichts der ob-
publikflucht bestehen bleibt.
Die Amnestie gilt nur iür Perso-
nen, die ihre Heimat vor dem 27.
Oktober den Rücken kehren
Albrecht und das Prinzip Hoffnung jektive und subjektive Tatbe-
stand des Paragraph 185 StGB
vor, doch ist dies nicht straf-
bar, weil Herr Dr. Äugst in
6. Der Angeklagte wollte mit
Seinem Diskussionsbeitrag zur
Meinungsbildung unter den
Schülern beitragen. Dazu
wollten. Mit anderen Worten: Von Harald Birkenbeul, Redaktion Hannover
Es existiert künftig genausowe- Wahrnehmung berechtigter durfte er nach der Rechtspre-
nig Freizügigkeit wie bisher, Interessen im Sinne von Para- chung des Bundesverfassungs-
weil alle Fluchtwilligen von Daas Prinzip Hoffnung ist ein- im Parlament wurden, rutschten die rund eine halbe Milliarde graph 193 StGB gehandelt
hat...
gerichts angesichts der heuti-
morgen und übermorgen weiter- mal mehr sein Leitmotiv. In sei- bei landesspezifischen Mei- DM Strukturhilfe, die jährlich gen Reizüberflutung aller Art
hin hohe Gefängnisstrafen ris- ner Regierungszeit in Nieder- nungsumfragen sowohl der aus Bonn in die Landeskasse auch einprägsame, harte For-
kieren. Den Namen „Reform" sachsen ab 1976 wußte er es für Staatskanzlei wie der SPD-Op- fließt und die sich wahlwirksam Nach den von der höchst- mulierungen benutzen, selbst
verdient diese Amnestie also seine (freilich vielfach geschei- position weit unter die 40-Pro- investieren läßt. Auf den Zer- richterlichen Rechtsprechung wenn sie die davon Betroffe-
nicht. terten) Visionen über die Zu- zent-Marke. Diesen Trend be- fallsprozeß der Republikaner in entwickelten, im einzelnen nen in ihrer Ehre herabsetz-
kunft des Landes brillant für die stätigte dann auch die Europa- Niedersachsen, die im Dauer- durchaus umstrittenen Grund- ten. Bei der bedeutsamen The-
Bindung von Wähler-Potentia- wahl im Juni, als die CDU in Clinch liegen, auf Programme sätzen über die Möglichkeit matik, ... bei seiner auf den
DIE WELT len einzusetzen. Wann in Nie- Niedersachsen von 43 (1984)
auf 35,9 Prozent absackte.
gegen die Langzeitärbeitslosig-
keit, gegen Drogen und auf den
der Beleidigung unter einer vorgestellten Umständen be-
ruhenden und von ihm darge-
(Bonn) dersachsen 1990 der Landtag Kollektivbezeichnung kom-
neu gewählt wird und damit die niedersächsischen „Modellver- men zwar an sich hier auch die legten Überzeugung vieler
Solange die Grundlagen für machtpolitischen Karten neu such für nachwachsende Roh- einzelnen Bund$swehrsolda- Menschen, daß der Abschuß
das Unrecht, nämlich die politi- verteilt werden, bestimmen die Gegen vorgezogenen Termin stoffe" - ein neues Subventions- ten als in ihrer Ehre Verletzte von Massenvernichtungswaf-
schen Tatbestände im DDR- Hoffnungen von Ministerpräsi- programm für Landwirte, die da- in Betracht, doch müßten dann fen schon wegen der unkon-
Strairecht, nicht aus dem Ver- dent Ernst Albrecht (CDU) auf Es war die Aussicht auf eine durch weniger geneigt sein - so heißt es in dem für die trollierbaren Tötung von Zivil-
kehr gezogen werden, ändert einen Klimawechsel in den kom- sichere Wahlniederlage seiner könnten, den Urnengang zum Kammer maßgeblichen Revi- bevölkerung moralisch nicht
sich nichts wirklich, bleibt die menden Monaten zugunsten Partei und der Koalition, die den Votum für die Republikaner zu sionsurteil - ,die Äußerungen zu rechtfertigen sei und daß
seiner Partei. Das Kalkül des Regierungschef im Herbst die- nutzen. Und schließlich auf eine des Angeklagten... so auszule- die Ausbildung der Soldaten
DDR ein Staat unterhalb des Ni- ermüdende Sozialdemokratie, dazu ein Erlernen von ethisch
veaus europäischer Zivilisation. taktisch erfahrenen Regierungs- ses Jahres jeden Gedanken an gen sein, daß sie nicht allge-
die sich in einer Art Dauerwahl- mein auf Soldaten, sondern ge- verwerflichem Töten sei, er-
chefs: Je später gewählt wird, vorgezogene Landtagsneuwah- kampf gegen Albrecht befindet. scheinen die Äußerungen, daß
umso mehr Chancen hat die len verwerfen ließ, als der mit rade auf die Soldaten der Bun-
ftanMarierRundschaa Wie immer Albrecht die Stim- deswehr bezogen waren und jeder Soldat ein potentieller
Union und die seit 1986 in Han- den rechtsradikalen Republika- mungswende zu erreichen ver- auch alle Miglieder (dieser) Mörder sei, ... sowie die Bun-
nover regierende Koalition aus nern liebäugelnde CDU-Land- sucht - seine Zeit dafür ist Personengruppe betreffen soll- deswehr bilde zum Morden
Das aussichtsreichste Mittel CDU und FDP zum Machter- tagsabgeordnete Kurt Vajen die
wäre, das Delikt der Republik- halt. Ein-Stimmen-Mehrheit von
rechtlich begrenzt. Die Wahlpe- ten.1 In seinem Diskussions- aus, nicht als so weit überzo-
flucht ganz zu streichen und ein riode dieses Landtages endet am beitrag hat Dr. Äugst jedoch gen, daß sie in einer solchen
CDU und FDP im Landtag ge- 21. Juli 1990. Bis dahin muß der mehrfach und unmißverständ- Situation im politischen Mei-
einigermaßen liberales Demon- fährdete. Nach dem Ausschluß
strationsrecht einzuführen. Stern verblaßt Wähler befragt sein. Als einen lich deutlich gemacht, daß er nungskampf - und um einen
von Vajen aus Partei und Frakti- möglichen Wahltermin haben mit seiner Bezeichnung .po- solchen handelte es sich hier -
on folgte unmittelbar der Aus- die landespolitischen Auguren tentielle Mörder' alle Soldaten nicht mehr straflos hingenom-
Albrecht, dessen strahlender tritt des SPD-Abgeordneten den 13. Mai ausgemacht - jenen meinte, ganz gleich ob sie sol- men werden könnten.
Stern früherer Jahre inzwischen Osswald Hoch aus der SPD- Sonntag, an dem in Nordrhein- che der US- oder der Roten
(Berlin) verblaßt ist, hat landeseigene Fraktion, der heute formal wie Westfalen gewählt wird. Koali- Armee, der Volksarmee oder
Na, also. Ein erstes Schritt- Skandale wie das „Celler Loch" Vajen fraktionslos agiert. Hoch tionäre in Hannover verweisen der Bundeswehr seien...
chen ist getan... Das läßt sich und um den niedersächsischen sicherte dem bedrängten Regie- darauf, daß Einflüsse aus dem Nicht außergewöhnlich
hören. Aber das kann nur ein Verfassungsschutz, Affären wie rungschef faktisch wieder die SPD-regierten Nordrhein- ehrverletzend
Anfang sein. Jeder zivilisierte jene um die spektakuläre Spiel- Landtags-Mehrheit. Er hat in-
Staat läßt seine Bürger ziehen, bank-Pleite Hannover/Bad zwischen vielfach mit der Koali- Westfalen auf Niedersachsen Wahrnehmung von In einer Zeit, in der ein deut-
wenn sie es wünschen. Pyrmont, Rücktrittsforderungen tion gestimmt. vermieden werden könnten, berechtigten Interessen scher Bischof ungestraft jede -
und ein Mißtrauensvotum der wenn an einem Tag entschieden auch nach unseren Gesetzen
Opposition gegen ihn in jüngster Seitdem haben sich die Hoff- würde. Die Bewertung , Mörder' be- zulässige - Abtreibung als
fjannoDcrfrtir Rllgtmrinc Zeit zwar überstanden. Dem Ruf
und dem Ansehen seiner Regie-
nungen der Oppositions-Frak- ziehungsweise .Morden' ... ist Mord bezeichnen darf, er-
scheint die von Herrn Dr.
tionen SPD und Grüne auf vor- als Meinungsäußerung klar er-
Daß aus der Verbots- und rung haben sie freilich massiv gezogene Neuwahlen und damit Je später, umso... kennbar und einer beweismä- Äugst verwendeten Begriffe
Hinderungsdiktatur eine Dia- geschadet. Zusammen mit bun- auf die wahlpolitische Gunst der ßigen Prüfung nicht zugäng- nicht als so außergewöhnlich
log- und Gewährungsdiktatur despolitisch bedingten Verlu- Stunde in Luft aufgelöst. Und Als zweiter möglicher Termin lich; auch der Angeklagte ehrverletzend, als daß sie in
wurde, ist gewiß ein Fortschritt. sten für die Union wandten sich Albrecht spielt auf Zeit. Das ist der 17. Juni, wenige Tage vor räumt ein, daß andere - zum einer Podiumsdiskussion über
Doch Freiheiten, die Herrscher scharenweise die Wähler von Drängen der Opposition, nun dem Ende der Wahlperiode, Beispiel die Soldaten selbst - die .nukleare Komponente der
den Menschen gnädig zuteilen, der CDU. im größten Flächen- endlich den Wahltermin, den er ausgemacht worden. Ihm wird dieselben Umstände anders Sicherheitspolitik' unter den
sind noch keine Freiheit, die land Norddeutschlands ab. kraft der Landesverfassung al- ausreichender Abstand von der bewerten können... geschilderten Besonderheiten
nimmt man sich, weil man ein leine bestimmt, zu nennen, NRW-Wahl zuerkannt und der Die ehrverletzenden Äuße- aus dem Gesichtspunkt des
Recht darauf hat. Hoffentlich Die Christdemokraten, die bei überhört er mit Geduld. Die Kern der Albrecht-Überlegung: rungen von Herrn Dr. Äugst Artikel 5 GG nicht mehr ge-
lassen die Bürger in der DDR der Landtagswahl 1986 noch mit Stimmungswende hat derzeit für Je später, umso mehr Chan- sind jedoch nach Paragraph rechtfertigt sein könnten. ...
nicht locker. 44,3 Prozent stärkste Fraktion ihn Priorität. Also setzt er auf cen ...
Nr. 253 Hessen Montag, 30. Oktober 1989

Protest gegen Wallmann-Äußerung / Ehemaliger Landtagspräsident „Rhein-Main"

Nebel legte
Buch: Festakt zur Verleihung der den Flugverkehr
Leuschner-Medaille boykottieren zeitweilig lahm
Frankfurt (Ihe). Wegen dich-
ten Nebels mußten am Samstag-
Wiesbaden (Ihe). Zu einem demonstrati- schen Rundfunk an seine Parteifreunde, der morgen am Frankfurter Flug-
ven Boykott der Verleihung der Wilhelm- traditionell am 1. Dezember stattfindenden hafen 50 Flüge gestrichen wer-
Leuschner-Medaille, der höchsten Ehrung Veranstaltung aus Protest gegen Minister- den. 23 Maschinen wurden auf
andere Flughäfen umgeleitet.
des Landes Hessen, hat der frühere Land- präsident Walter Wallmann (CDU) fernzublei- Auch auf den hessischen Stra-
tagspräsident Georg Buch (SPD) aufgeru- ben, der verdienten Bürgern die Auszeich- ßen mußten die Autofahrer we-
fen. Buch appellierte am Samstag im Hessi- nung übergeben werde. gen schlechter Sicht einen Gang
zurückschalten.
Wallmann hatte am 12. Okto- litischen Gründen im Gefängnis Wie Hans-Wolfgang Cloeter,
ber im Landtag den damaligen und im Konzentrationslager in- CDU: Kritik absurd . Verkehrsleiter vom Dienst auf
Reichstagspräsidenten Her- haftiert. Wällmann habe nicht dem Rhein-Main-Flughafen, be-
mann Göring als Zeitzeugen da- die Qualifikation, über Wilhelm richtete, betrugen die Sicht-
für zitiert, daß auch SPD-Abge- Leuschner zu sprechen, sagte Dagegen bekräftigte die CDU, weiten auf dem Rollfeld von
ordnete am 17. Mai 1933 einer Buch. sie sehe keinerlei Veranlassung „Rhein-Main, zeitweilig nur
Erklärung der Reichsregierung Der Sozialdemokrat und Ge- dafür, daß sich Wallmann bei der 15.0 Meter. Annuliert wurden
zugestimmt und anschließend werkschafter Leuschner war als SPD für sein Göring-Zitat ent- 22 Landungen und 28 Starts. Die
gemeinsam mit den National- hessischer Innenminister 1933 schuldigt. „Ich wüßte nicht, wo- umgeleiteten Maschinen lande-
sozialisten die Nationalhymne von den Nazis verhaftet und für", betonte ebenfalls im Hessi- ten vor allem in Düsseldorf und
gesungen hätten. 1944 als Widerstandskämpfer schen Rundfunk der stellvertre- Köln. Am späten Vormittag sta-
gegen Hitler in Berlin-Plötzen- tende Landesvorsitzende der bilisierte sich die Lage, und es
see ermordet worden. Wall- Union, Innenminister Gottfried PrpicifPrrlärhtin hatte sich das Perserkatzen- gab nur noch Verspätungen bis
„Nicht qualifiziert" mann, habe absolut falsch ge- Milde. Er nannte die Kritik der riGiaVGlUabllliy p är chen Amiga und Alexina von zu einer Stunde. Angesichts der
handelt, indem er in seiner Rede SPD, Wallmann habe die Sozial- Castell am Wochenende vor dem offiziellen Plakat einer inter- 900 geplanten Starts und Lan-
demokraten in eine Reihe mit den nationalen Katzenausstellung in Frankfurt gleich in einem Pokal dungen am Samstag stufte der
Der heute 86jährige Buch war aus einem Reichstagsprotokoll plaziert. Die am 20. Juli geborenen shaded-silver-farbenen Kätz- Verkehrsleiter die Ausfälle
1933 von den Nazis in Schutz- zitiert habe, ohne die histori- Nazis gestellt, absurd. Der Mini-
sterpräsident habe nur einen „hi- chen haben einen Handelswert von je 1000 Mark. und Verzögerungen als „mittel-
haft genommen worden und schen Umstände zu würdigen, mäßig" ein.
zwischen 1941 und 1945 aus po- kritisierte Buch. storischen Vorgang" zitiert. (dpa-Funkbild)
Den Nebelbänken in den hes-
sischen Niederungen standen
Mündliche Verhandlung vor dem Verwaltungsgerichtshof Frankfurt (Ihe).
Ein 59jähriger
Motorrollerfahrer die Fahrbahn.
Sein Fahrzeug
Sonnenschein auf den Berg-
spitzen von Wasserkuppe und
Fahrer eines wurde 170 Me- Feldberg gegenüber. Gegen Mit-

Alkem-Prozeß beginnt heute


Motorrollers
"ist in der Nacht
zum Sonntag
59jähriger bei ter weit wegge-
schleudert. Der
Fahrer erlag
tag löste sich der Nebel auf.
Nach Ansicht des Meteorolo-
gen beim Offenbacher Wetter-
bei einem Ver-
kehrsunfall auf
der Autobahn
Unfall getötet noch an der Un-
fallstelle seinen
amt Klaus Bähnke dterht ver-
mutlich der Übergang zur kalten
Kassel (hjh). Heute, am Mon- und 1983 der Brennelement- des Atomgesetzes auch für schweren Ver- Jahreszeit bevor. Eine Bauern-
tag, beginnt vor dem 8. Senat herstellung in dieser Form zu- Brennelementfabriken, deren Frankfurt-Fulda getötet worden. letzungen. Die Insassen des Au- regel besage: „Wenn Simon und
des Hessischen Verwaltungs- gestimmt hatte. Betrieb,' wie bei Alkem, damals Wie die Polizei berichtete, wurde tos wurden nur leicht verletzt. Judas vorbei, ist der Weg zum
gerichtshofs die mündliche Ver- Das Landgericht Hanau hatte schon genehmigt war, ein neues der Mann bei / Gelnhausen- Nach Vermutungen der Polizei Winter frei". Simon und Judas
handlung in drei Verwaltungs- in einem im Jahr 1987 zum Ab- Genehmigungsverfahren erfor- Höchst (Main-Kinzig-Kreis) von hatte der 20jährige Autofahrer ist der Name der Heiligentage
streitverfahren, die den Betrieb schluß gebrachten Strafverfah- derlich. Das neue Verfahren fin- einem Auto erfaßtund stürzte auf den Motorroller zu spät erkannt. Ende Oktober.
einer Hanauer Brennelemente- ren gegen Geschäftsführer der det anders als das frühere unter
fabrik betreffen. Firma Alkem und Beamte der Beteiligung der Öffentlichkeit
Kläger sind der Main-Kinzig- Genehmigungsbehörde die An- statt. Das Alkem-Vorhaben ist
Kreis und zwei in der Nachbar- geklagten zwar von dem Vor- der Öffentlichkeit im Jahr 1984
schaft der Fabrik lebende Bürger. wurf des unerlaubten Betreibens bekanntgemacht worden. ,
Sie wenden sich gegen einen Be- einer kerntechnischen Anlage Die Kläger machen unter an-
scheid, mit dem das hessische freigesprochen, die Vorab- derem geltend, daß die in dem
Umweltministerium als atom-
rechtliche Genehmigungsbehör-
de am 27. April 1988 der früheren
zustimmungen jedoch
rechtswidrig bezeichnet.
als
Am 27. April 1988 hat die Ge-
von ihnen angefochtenen Be-
scheid vom 27. April 1988 ge-
nehmigten Fertigungsprozesse
VERLOCKENDE VIELFALT
Alkem GmbH bestimmte Ferti- nehmigungsbehörde die Vorab- nicht hinreichend bekannt-
gungsprozesse gestattet hat. Es zustimmungen durch den jetzt gemacht worden seien und daß
handelt sich um die sogenannte vor dem Verwaltungsgerichts- es überhaupt an einem Antrag
Konversion nach.dem Uran-Plu- hof angefochtenen endgültigen der Alkem GmbH auf Erteilung
tonium-Mischcarbonat-Verfah- Genehmigungsbescheid ersetzt. einer solchen Genehmigung feh-
ren und die Herstellung von Er gestattet dieselben Ferti- le. Sie befürchten Schäden,' die
4,5 Meter langen Brennstäben. gungsprozesse wie die Vorab- nach ihrer Auffassung durch
Die beiden genehmigten Ferti- zustimmungen. den genehmigten Betrieb ein-
gungsprozesse gehören zur Pro- treten können.
duktion von Brennelementen für Anstelle der Firma Alkem ist
Atomreaktoren. Umbauten nach einer Verschmelzung der
Zwei der Kläger verlangen zu- Gesellschaften nunmehr die
sätzlich im Wege des vorläufi- Der neue Bescheid steht in ei- Siemens AG an dem Prozeß vor
gen Rechtsschutzes die Still- ner Reihe verschiedener Ge- dem Verwaltungsgerichtshof
legung des laufenden Betriebs nehmigungsbescheide, die die beteiligt.
für die genannten Fertigungs- Behörde seit 1987 für die Brenn- Für die Verhandlung sind vor-
prozesse bis zur rechtskräftigen elementfabrik Alkem erteilt hat. sorglich mehrere Tage vorgese-
Entscheidung über ihre Klage. In der Fabrik finden nämlich zur hen. Mit einer Entscheidung wird
Die Alkem GmbH hatte die in Zeit Umbauten statt, für die eine nach Angaben des Gerichtshofs
dem Bescheid genehmigten Fer- atomrechtliche Genehmigung frühestens am 1. November ge-
tigungsprozesse schon bisher notwendig ist. Außerdem ist rechnet.
eingesetzt, nachdem die Behör- aufgrund einer aus dem Jahr (Aktenzeichen: 8 A 2902/88,
de erstmals in den Jahren 1982 1975 stammenden Änderung 8 A 2903/88 und 8 R 3723/88).

Bischof Leich sprach auf Veranstaltung der Reformbewegung

4000 bei „Friedensgebet" in Eisenach


Eisenach (k). In der DDR- Unterdessen gehen die Vor- der Reformbewegung noch mit
Kreisstadt Eisenach hat es die bereitungen für die Gründung Skepsis gesehen. „Man hat die
bislang größte Veranstaltung der des „Demokratischen Auf- Sorge, daß sich die SED an die
Reformbewegung gegeben: Rund bruchs" überall in der DDR Spitze der Bewegung stellen
4000 Menschen nahmen nach In- weiter. könnte, um dieser mit wenigen
formationen unserer Zeitung in In Eisenach kam es im Vorfeld Reformmaßnahmen den Wind
und vor der Georgenkirche an dieser Konstituierung am Don- aus den Segeln zu nehmen," er-
einem „Friedensgebet" teil. Be- nerstag voriger Woche zu einer klärten Vertreter des Kreis-
kanntester Redner war der Bi- Versammlung in einem Gemein- verbands Werra-Meißner des
schof der Evangelischen Landes- dehaus, an der rund 400 Men- Bundes für Natur- und Umwelt-
kirche von Thüringen, Werner schen teilnahmen. schutz Deutschland, die am
Leich, der über sein Gespräch mit Samstag von Gesprächen aus
DDR-Staats- und Parteichef Egon der DDR zurückkehrten.
Krenz berichtete. „Keine Konkurrenz" Nicht abgebildet:
Ein Teil der Veranstaltung Nahtstrumpfhosen
wurde nach draußen verlagert - Der „Demokratische Auf- Künstler solidarisch
der Bischof und andere Redner bruch" versteht sich nicht als. mitTangaslip
wandten sich vom Rand eines Konkurrenzorganisation zum Ähnlich wie in Eisenach ver-
Brunnens aus an die Zuhörer, „Neuen Forum", sondern will läuft die Entwicklung derzeit in Feinstrumpfhosen mit Naht,
die in der Kirche keinen Platz mit dieser Gruppe zusammen- vielen ländlichen Kreisen Thü- Hochferse und
gefunden hatten. Die Volkspoli- arbeiten. Der „DA" ist vor allem ringens. In Erfurt hat sich
zei griff nicht ein. in Thüringen verbreitet und der Bezirksverband bildender Flock-StroBmotiv *•
Nach Angaben des Eisen- Ökologie-betont. Für den Kreis Künstler mit anderen Künstler^
acher Pfarrers Ralf-Uwe Beck Eisenach wurden zahlreiche organsationen solidarsiert und
waren die Teilnehmer des Frie- Arbeitsgruppen gebildet, die ein in einer Erklärung demokrati-
densgebets aus dem ganzen Statut und ein Progamm des sche Wahlen, Presse- und Rei-
Kreis, auch aus den Grenz- „Demokratischen Aufbruch" sefreiheit gefordert. Das Papier
dörfern, angereist. Heute, am vorbereiten sollen. wurde im Wortlaut in der „Thü-
Montag, soll es zwei weitere Die ersten Reformansätze des ringischen Landeszeitung" ver-
Friedensgebete geben. SED-Regimes werden innerhalb öffentlicht.

Pay-TV gibt es jetzt auch in Frankfurt


Frankfurt (Ihe). Die Bundes- 3 Uhr nachts ausgestrahlte Pro- richtete, können die an das Ka-
post bietet ihren Kabelkunden gramm besteht ausschließlich beinetz angeschlossenen Haus- . . . wo Mode so wenig kostet
jetzt auch in Frankfurt gegen aus Spielfilmen. Wie der Presse- halte das Pay-TV über einen im
Gebühren das sogenante Pay-TV referent der Frankfurter Ober- Rundfunk und Fernsehhandel er- Samstag, Familienkauftag, durchgehend bis 18 Uhr geöffnet!
an. Das vorerst von 10.30 bis postdirektion, Michael Behr, be- hältlichen Decoder empfangen.
Nr. 253 Stadt Kassel Montag, 30. Oktober 1989

Ausstellung Brandstiftung in Wahlershausen / 750 000 Mark Schaden Zu nächtlicher Stunde

„Vom Gewässer Racheakt kam


zur Kloake" Fachwerk-Hof in hellen Flammen
Kassel (b). „Bachläufe in Kas- Kassel (b). Großfeuer in Kas-
teuer zu stehen
Kassel (b). Teuer bezahlen
sel - Vom Gewässer zur Kloa- sel-Wahlershausen: Bisläng un- mußte in der Nacht zum Sams-
ke" lautet der Titel einer Aus- bekannte Täter setzten in der tag ein 47jähriger Kasseler ei-
stellung, die die Kasseler Ar- Nacht zum Sonntag Scheune nen Racheakt, der sich gegen ei-
beitsgemeinschaft Wasser vom und Stallungen des Fachwerk- nen Einwohner aus Nordshau-
30. Oktober bis 17. November gebäudes Stockwiesen 8 vor- sen richtete.
im Gebäude der Volkshoch- sätzlich in Brand und richteten
schule, Wilhelmshöher Allee nach ersten Schätzungen einen Laut Polizei begann der Streit,
21, zeigt. Die Eröffnung mit ei- Schaden von 750 000 Mark an. als der 47jährige gegen 2.45 Uhr
ner ausführlichen Erläuterung Die Flammen, die die Feuerwehr an der Tür des Nordshäusers
findet am heutigen Montag, 30. erst nach einigen Stunden unter klingelte und ihn bat, ihm ein
Oktober, um 19.30 Uhr statt. Kontrolle hatte, zerstörten auch Taxi zu bestellen. Nachdem sich
der Südstädter angesichts der
Am Beispiel der Drusel und Teile eines angrenzenden
nachtschlafenden Zeit gewei-
des Wahlebaches haben die Wohnkomplexes.
gert hatte, der Bitte nachzukom-
Mitgieder der AG Wasser un- Der Brand wurde nach Aus- men, geriet der 47jährige in
tersucht, wie sich die Wasser- kunft der Kasseler Polizei von Rage. Mit der bloßen Faust zer-
qualität beider Bäche auf ihrem Anwohnern bemerkt, die - ver- trümmerte er vor Wut mehrere
Weg durch das Stadtgebiet ver- mutlich als das Dach vor Hitze Fensterscheiben. Dabei zog er
ändert. Darüber hinaus sind sie barst - von einem lauten Knall sich erhebliche Schnittverlet-
der Frage nachgegangen, wo- aufmerksam gemacht worden zungen und einen Armbruch zu.
durch die Gewässer verunrei- waren. Um 23.32 ging der Alarm
nigt werden. in der Leitstelle der Kasseler Be- Statt mit dem Taxi nach Hau-
Ein weiteres Anliegen der AG rufsfeuerwehr ein, die sofort die se, fuhr er wenig später mit ei-
Wasser ist es, auch andere Kas- komplette Wachmannschaft in nem Rettungswagen ins Kran-
seler Initiativen vorzustellen, Bewegung setzte. Als die ersten kenhaus.
die sich mit der Situation der rund 30 Feuerwehrmänner am
städtischen Gewässer befassen. Brandort eintrafen, standen
So wurden die Öko-AG der Ja- Scheune und Stallungen auf ei- KVG / Toter identifiziert
cob-Grimm-Schule und die Teil- ner Ausdehnung von rund 300
nehmer eines vhs-Kurses einge- Quadratmetern in hellen Flam-
laden, ihre Arbeiten im Rahmen men.
der Ausstellung vorzustellen. Der Löscheinsatz gestaltete 52jähriger starb
Begleitend zu der Ausstellung sich nach Darstellung der Be-
findet am Donnerstag, 9. No-rufsfeuerwehr anfangs äußerst natürlichen Todes
vember, um 20 Uhr in der Aula schwierig. Zum einen hatte die
der ehemaligen Ingenieurschu- Feuerwehr Mühe, sich mit ihren Kassel (b). Der zunächst un-
le, Wilhelmshöher Allee 73, großen Fahrzeugen den Weg bekannte Tote, der am Samstag
eine Podiumsdiskussion zum durch die engen Gassen in morgen in einem Wagen der
Thema Wasser statt, an der un- Wahlershausen zu bahnen, zum MIT WENDEROHREN, die fest auf dem Fahrzeug installiert sind, bekämpfte die Berufsfeuerwehr in der Straßenbahnlinie 3 im KVG-De-
ter anderem Christiane Thal- anderen reichte die Wasserver- Nacht zum Sonntag die Flammen beim Großbrand in Wahlershausen. (2 Fotos: Herzog) pot in Wilhelmshöhe entdeckt
gott, die Kasseler Baudezernen- sorgung der in der Langen Stra- worden war (wir berichteten in
tin, und Dr. Adam Onken von ße angezapften Ringleitung der „Sonntagszeit"), ist identifi-
der Gesamthochschule Kassel nicht aus. dem weitere Schlauchleitungen erhöht hatten, hieß es „Wasser Stallungen, aus denen Anwoh- ziert. Nach Mitteilung eines
(GhK) teilnehmen werden. Hinzu kam, daß einige Hy- von der Wilhelmshöher Allee marsch" aus allen Rohren. ner noch vor dem Eintreffen der Sprechers der Kasseler Polizei
dranten von Autos zugeparkt und vom Wahlebach her aufge- Während vier mit Atem- Feuerwehr eine Stute und ihrhandelt es sich bei dem Mann,
waren und die Wagen weggeho- baut waren sowie die Städti- schutzgeräten Fohlen gerettet hatten, unter die der eines natürlichen Todes
ausgerüstete Lupe
Nach Unfallflucht ben werden mußten. Erst nach- schen Werke den Wasserdruck Zwei-Mann-Trupps die Flam- nahmen, stellten sie fest, starb, um einen 52jährigen Kas-
men im Innenangriff bekämpf- daß ein technischer Defekt als seler.
ten, wurden draußen unter an- kann Ursache ausgeschlossen werden Da der Mann zuletzt von sei-
und allein vorsätzliche ner Ehefrau getrennt in einem
Fahrer stöbert derem zwei - einem Wasser- Brandstiftung
werfer ähnliche - Wenderohre Laut Polizei waren in Frage kommt. Mehrfamilienhaus gewohnt hat-
eingesetzt. Die Löscharbeiten gen zwar ge-, nichtdieaber Stallun- te, war er nicht vermißt worden.
Verursacher auf gestalteten sich mitunter gefähr- schlossen, so daß sich jeder ver-
lich für die Feuerwehrmänner, gehindert Zugang verschaffen
Aufgrund der Berichterstattung
un- führten Nachbarn die Polizei auf
da immer wieder Teile des konnte. richtige Spur.
Kassel (b). Der Hartnäckig- Dachs, der Mauern und Lehm-
keit eines 22jähriges Fuldatalers decken einstürzten. So ^ wurde Hinweise auf den oder die un-
verdankt die Kasseler Polizei, auch ein im Hof abgestelltes bekannten Brandstifter erbittet Für Benachteiligte
daß sie in der Nacht zum Sonn- Auto durch herabfallende die Polizei unter der Rufnummer
tag - nach zunächst vergebli- Trümmer erheblich beschädigt. unter 78 11.
cher Fahndung - doch noch den
Verursacher eines Unfalls er-
mitteln konnte.
Rotes Kreuz gibt am
Freiwillige Wehren halfen Zimmerbrand
Wie ein Sprecher der Kasse- Samstag Butter aus
ler Polizei gestern mitteilte, Doch nicht nur die Berufsfeu- zung Besonders auf die Unterstüt-
rammte ein zunächst unbekann- erwehr - die abwechselnd die der Freiwilligen Wehren Kassel (eg). Der Kreisverband
ter Autofahrer gegen 23 Uhr mit Freiwilligen Feuerwehren war die Berufsfeuerwehr ange- Kassel-Stadt des Deutschen Ro-
seinem Pkw den an der Korba- West, Harleshausen, Waldau, wiesen, als parallel zum Groß- ten Kreuzes teilt am 4. Novem-
cher Straße geparkten Wagen Forstfeld, Ober- und Nieder- brand in Wahlershausen gegen ber von 9 bis 16 Uhr in der He-
des 22jährigen und setzte seine zwehren zu Hilfe rief - hatte der 2.40 Uhr ein Zimmerbrand an gelsbergstraße 22 an stark be-
Fahrt fort, ohne sich um den an- Probleme, auch die Polizei hatte Fichtnerstraße in der Kasse- nachteiligte Bürger und Bürge-
gerichteten Schaden in Höhe ler Nordstadt gemeldet wurde. rinnen der Stadt KasselButter
von etwa 2000 Mark zu küm- - im wahrsten Sinne des Wortes
mern. Aufgrund eines am Un- - alle Hände voll zu tun, den Auch hier mußte sich ein Trupp aus. Pro Person werden 750
mit Atemschutzgeräten schüt- Gramm abgegeben.
fallort gefundenen Kühlergrills Brandort großräumig abzusi- zen, um die Flammen im ersten
chern. In einigen Fällen mußten Obergeschoß Das DRK bittet den betreffen-
startete die Polizei kurz darauf eines Mehrfami- den Personenkreis, gültige Ar-
ein Nahbereichsfahndung, die die Beamten gar körperliche Ge- lienhauses zu löschen. Der beitslosen-, Sozialhilfe- und
jedoch ohne Erfolg blieb. walt einsetzen, um neugierige Brand war in Abwesenheit der Rentenbescheide mitzubringen.
Gaffer zurückzudrängen. Bewohner durch einen techni- Auch wird darum gebeten, Tra-
Der geschädigte Fuldabrücker
machte sich darauf hin zusam- Als Feuerwehr- und Polizei- schen Defekt an einem Kühl- getaschen mitzubringen, da vom
men mit seiner Frau und einem UNTER DENKMALSCHUTZ stand das Fachwerkgebäude' Stockwie- Spezialisten gestern morgen die schrank entstanden. Der Scha- DRK keine Taschen zur Verfü-
Freund selbst auf die Suche - sen 8, das in der Nacht zum Sonntag ein Raub der Flammen wurde, ausgebrannte Scheune und die den beträgt etwa 5000 Mark. gung gestellt werden können.
und hatte tatsächlich Erfolg.
Nachdem das Trio rund vier
Stunden lang systematisch auch Frau am Kopf verletzt BGS nach Fuldatäl
Straßen in der weiteren Umge-
bung abgefahren hatte, entdeck-
ten es das beschädigte Unfallau-
to am Brasseisberg und alar-
mierte die Polizei.
Aus der Feier CDU ist „bitter
Da der Halter des Fahrzeugs,
ein 60jähriger Mann, sich wei- wurde Fehde enttäuscht"
gerte, die Beamten ins Haus zu
lassen, brachen die Ordnungs- Kassel (b). Übermäßiger Al- Kassel (sgr). „Bitter ent-
hüter die Tür auf und nahmen kohlgenuß sorgte am Samstag täuscht" zeigt sich die CDU-
den Mann zur Blutentnahme mit dafür, daß aus einer Familienfei- Fraktion Kassel über die Bonner
auf die Wache. Dort stellten sie er eine Familienfehde wurde, in Entscheidung, das Bundes-
auch den Führerschein sicher. deren Verlauf eine Frau am Kopf grenzschutzkommando Mitte
verletzt wurde und ärztlich be- nach Fuldatal zu verlegen. Da
handelt werden mußte. bei einem Gespräch mit Staats-
Hafenstraße: Laut Polizei feierte eine jugo- sekretären und Bundestagsab-
slawische Familie in einer geordneten am Dienstag in Bonn
Kleingartengaststätte am Quell- bei einer Delegation der Frakti-
bachweg in der Nordstadt ein on der Eindruck entstanden sei,
Nobelkarossen von Beschneidungsfest. Im Verlauf daß die Entscheidung des Haus-
der Feier, an der rund 70 Perso- haltsausschusses vertagt wür-
Rowdys demoliert nen teilnahmen, kam es aus der de, um nochmals Für und Wider
Polizei bislang ungeklärten zu überprüfen, müsse die Bon-
Kassel (b). Schaden in Höhe Gründen zu einem handfesten blick ner Nachricht gerade im Hin-
von mehreren zehntausend. Streit. Etwa acht Gäste bewar- mühungen auf die gemeinsamen Be-
Mark richteten unbekannte Tä- fen sich auf dem Hof mit Back- Teils der politischen des überwiegenden
ter in der Nacht zum Sonntag steinen und schlugen sich. , Kräfte fru-
auf einem Gelände an der Ha- strieren, meinte Fraktionsvor-
fenstraße in der Kasseler Unter- sitzender Wolfgang Frei.
neustadt an, auf dem mehrere Gewalt angewandt Bei aller Verärgerung bestehe
Firmen angesiedelt sind. jedoch der Trost, daß die Behör-
Laut Polizei drangen die Täter Erst der Polizei gelang es, die de in der Nachbargemeinde Ful-
in mehrere Werkstätten und Bü- Streithähne zu trennen. Um den datal und damit im Bereich des
ros ein, brachen unter anderem laut Polizei erheblich unter Al- Zweckverbandes Kassel bleib'e. Auch in Arnstadt Tausende bei Dialog mit Politikern
vier Autos auf und entwendeten koholeinwirkung stehenden Insofern könne man die Ent-
daraus die Radios. Darüber hin- „Haupttäter" zu beruhigen, scheidung nicht mit dem frühe- Die Aufbruchsstimmung in der dem von ihnen geforderten Dia- mit dem Oberbürgermeister
aus zertrümmerten sie an acht mußten die Beamten gar Gewalt ren Abzug von Verwaltungen DDR und die Forderung nach log mit den politisch Verant- Bernd Markert (2. v. Links) und
Nobelkarossen die Fenster und anwenden. Nachdem ihm eine nach Südhessen oder mit Stand- Veränderungen hat auch die wortlichen teilgenommen. Dar- dem Mitglied des Kreisvorstan-
beschädigten den Lack. Blutprobe entnommen worden ortentscheidungen gegen Kas- kleineren Städte und Gemein- unter war auch eine Veranstal- des der Liberal-demokratischen
Zeugenhinweise erbittet die war, wurde er zur Ausnüchte- sek zugunsten von Städten in den längst erfaßt, Mehrere tau- tung in Kassels Partnersatdt Partei Deutschlands, Friedrich
Kasseler Polizei unter der Ruf- rung in den Gewahrsam ge- anderen Bundesländern verglei- send Bürger haben am Samstag Arnstadt. Vor dem Rathaus hat- Prox (links) eingefunden.
nummer 78 11. bracht. chen, sagte Frei. in verschiedenen Städten an ten sich Tausende zum Dialog (Foto: dpa)
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Von Grünen zur SPD


Remscheid: Koedukation Europapokal Lottotüftler Wales-Spiel Zum Tage
Steht Wechsel Rätsel um Vorstoß ZDF: Zwei Traum Matthäus
Schilys bevor? Krankheit in Kiel Midas läßt grüßen
Spiele live „geplatzt" fällt aus Alles, was er berührte, wurde zu
München (dpa). Einer der pro- Gold, berichtet die Sage. Doch war
filiertesten Vertreter der Grü- 25 Remscheidern, In ihrem Entwurf „Fußball total" Sie träumten vom Ohne Kapitän Lo- König Midas ein glücklicher Mann?
nen, Otto Schily, geht mögli- die nach dem Ab- für ein neues Schul- verspricht das ZDF Millionengewinn, thar Matthäus Das Volk verspottete ihn, weil ein
cherweise zur SPD. Nach Infor- sturz eines Kampf- gesetz sieht Schles- den TV-Zuschau- die Siegerländer (Foto) von Inter Paar Eselsohren das erlauchte
mationen der „Süddeutschen flugzeugs an einer wig-Holsteins Kul- ern. Heute wird ab Lottotüftler. Jetzt ist Mailand, der sich Haupt zierten - bei einem Wett-
Zeitung" will Schily in den rätselhaften Haut- tusministerin 19.30 Uhr das Euro- ihr Traum erst ein- am Sonntag einen streit unter Göttern hatte er auf
nächsten Tagen seinen Austritt krankheit leiden, Rühmkorf (Kiel) papokal-Duell mal wie eine Seifen- Außenbandabriß im den falschen gesetzt.
bekanntgeben. Kurze Zeit spä- wurde psychologi- vor, daß Jungen und Hamburg - Saragos- blase geplatzt. Das Sprunggelenk zu- Griechische Mythologie? Das
ter soll dann der Vorstand des sche Beratung ange- Mädchen zwar ge- sa übertragen, mor- Ergebnis nach dem zog, muß die deut- waren doch die Comics des Alter-
SPD-Unterbezirks München- boten. Bodenproben meinsam erzogen, in gen soll zur gleichen Einsatz von 620 000 sche Fußball-Natio- tums, wird mancher denken. Aber
Land zusammentreten, um Schi- haben keine radio- Einzelfällen aber ge- Zeit die Partie Stutt- DM: Nur 280 000 nalelf das WM- irgendwie drängt dieses Bild sich
ly als Direktkandidaten für den aktive Verseuchung trennt unterrichtet gart - Leningrad ge- DM Gewinn. Siehe Qualifikationsspiel auf, wenn man vom Schicksal der
Wahlkreis München-Land zu ergeben. „Blick in werden können. sendet werden. Sie- „Zum Tage" und gegen Wales be- jungen Computer-Tüftler liest, die
präsentieren. Schily weilt zur die Zeit". Siehe Kultur. he Sport. „Blick in die Zeit" streiten. Siehe Sport mit ihrem Elektronenhirn das Lotto-
Zeit auf Vortragsreise in Italien. System überlisten wollten. Das mit
dem Gold hat nicht geklappt, das
mit den Ohren zwangsläufig.
Bei Reisefreiheit für DDR-Bürger Den Zufall besiegen, das Glück
erzwingen-ein alter Traum. Millio-
när werden ganz ohne Risiko, klar,
da würden wir alle mitmachen wol-

Waigel lehnt len. Jeder, der seinen Tippschein


abgibt, hat wohl insgeheim solche
Wünsche. Und einmal muß es ja
klappen. Millionen denken so, der
Millionen wegen. Doch meist

Finanzhilfe ab kommt's dann ein paar Nummern


kleiner: „Achtmarkfuffzich diese
Woche für drei Richtige - na bitte,
der Mensch ist ja bescheiden."
Nächste Woche sind wir alle wie-
der dabei. Denn das Prinzip Hoff-
München (AP/dpa). Bundesfinanzminister Waigel hat eine nung ist rational nicht totzukriegen:
finanzielle bundesdeutsche Unterstützung für Westreisen Wen stört es schon, daß die „Chan-
von DDR-Bürgern strikt abgelehnt. Die DDR könne ange- ce", vom Blitz erschlagen zu wer-
sichts der angekündigten Reisefreiheiten das Devisenpro- den, wesentlich größer ist als die,
sechs Richtige anzukreuzen?
blem nicht „auf uns abwälzen". Peter Ochs
Waigel erklärte am Montag generell an die Verwirklichung
nach einer CSU-Vorstandssit-
zung in München. Der DDR sei
wirtschaftlicher und politischer Wallmann-Äußerung
Reformen durch die neue SED-
durchaus zuzumuten, einen Teil Führung geknüpft werden.
ihrer Deviseneinnahmen für die
Reisemöglichkeiten seiner Be-
wohner zur Verfügung zu stel-
CSU-Parteichef Waigel er-
klärte ferner, das Selbstbestim-
SPD: Machtwort
len. Er forderte von der Ostber-
liner Führung, zunächst die be-
reits aus dem Zwangsumtausch
mungsrecht der DDR-Bürger
habe Vorrang vor dem Ziel der Kohls verlangt
Wiedervereinigung beider deut-
(450 Millionen DM), den Um- scher Staaten. „Wenn die Men- Bonn/Wiesbaden (AP). Der
40 Jahre Sozialstaat — Graue Panther protestieren bei Blüm satzsteuervergünstigungen
(rund 350 Millionen) und dem
schen Gelegenheit haben, sich
für die Freiheit zu entscheiden,
SPD-Parteivorstand hat am
Montag den hessischen Mini-
Angeführt von Trude Unruh den auf einem Kongreß „40 Jah- besserung der Situation kinder- innerdeutschen Handel (240 werden sie auch ja zur Einheit sterpräsidenten Wallmann we-
(links) rügte gestern eine Ab- re Sozialstaat Bundesrepublik reicher Familien. Der stellver- Millionen) zur Verfügung ste- sagen". gen seines umstrittenen Göring-
ordnung des Seniorenbundes Deutschland" würdigten. Dabei tretende SPD-Vorsitzende und henden Devisen für Westreisen Bundeskanzler Kohl hat ge- Zitats scharf kritisiert und zu-
Graue Panther gegenüber Bun- sagte Bundeskanzler Kohl, man saarländische Ministerpräsi-, der DDR-Bürger zu nutzen. stern zur Solidarität mit den ins gleich den CDU-Bundesvorsit-
desarbeitsminister Blüm die ih- könne noch keinesfalls von ei- dent, Oscar Lafontaine, plädier- Wenn klar werde, welchen fi- Land strömenden Aus- und zenden, Bundeskanzler Kohl,
rer Ansicht nach unzureichen- ner Vollendung sprechen. Als te für eine „offensive Sozialpoli- nanziellen Beitrag die DDR Übersiedlern gemahnt. Er nann- aufgefordert,' er solle „bei seinen
den Versorgungsrenten. Die Be- Aufgaben, die noch viel Tatkraft tik, die das Menschliche in den selbst für die neue Reisefreiheit te laut gewordene Bedenken ge- hessischen Parteifreunden ein
gegnung (unser Bild) fand vor und Fantasie erforderten, nann- Vordergrund stellt, ohne das einsetzen wolle, dann könne gen die Zuwanderung Deut- Machtwort" sprechen. Mit sei-
dem Essener Saalbau statt, in te er den Abbau der Arbeitslo- Ökonomische zu vernachlässi- man auch über „andere Dinge scher einen „Skandal". In einer ner Rede in einer Debatte des
dem Bund, Länder und Gemein- sigkeit sowie die weitere Ver- gen". (dpa-Funkbild) reden". Veranstaltung zur Feier des hessischen Ländtags, in der
Dazu gehöre eine Förderung 40jährigen Bestehens des „Sp- Wallmann bei seinen Angriffen
des bundesdeutschen Fremden- zialstaates Bundesrepublik auf die SPD den ehemaligen na-
Deutschland" sagte er, es gehe tionalsozialistischen Reichs-
In mehreren DDR-Städten / Allein 300 000 in Leipzig verkehrs in der DDR. Waigel
meinte, es gebe ein großes Inter- nicht an, daß sich die Bundesre- tagspräsidenten Hermann Gö-
esse bei Bundesbürgern an tou- publik als eines der reichsten ring zitiert hatte, habe der Mini-
Länder der Welt ihrer Verant- sterpräsident versucht, die So-

Hunderttausende demonstrierten
ristischen DDR-Reisen. Bei der
Verbesserung der Fremdenver- wortung entziehe. Kohl nahm zialdemokraten in die Nähe der
kehrsinfrastruktur könne Bonn die Neuankömmlinge vor dem Nationalsozialisten zu rücken.
helfen. Ein Ausbau der Zusam- Vorwurf in Schutz, Wirtschafts- Wallmann hatte Mitte Okto-
menarbeit sei auch im Umwelt- flüchlinge zu sein: „Es gibt eben ber in der Debatte des Landtags
Berlin (dpa). In Leipzig haben positionsbewegung und die So- gründeten Gesprächsgruppen schutz möglich. Weitere wirt- nicht nur den Hunger nach Brot, über einen von SPD und Grünen
gestern abend erneut rund zialdemokratische Partei (SDP) für alle Bürger offen seien. schaftliche Hilfen für die DDR sondern auch jenen nach Frei- kritisierten Nationalhymnen-
300 000 Menschen demon- gemalt. Auch Handzettel mit In Ostberlin nahmen mehrere sollten nach Ansicht Waigels heit," - Erlaß auf eine Reichstagssitzung
striert. Auch aus anderen Städ- dem Aufruf zur Gründung einer tausend DDR-Bürger an Fürbitt- vom Mai 1933 hingewiesen. Da-
ten der DDR wie Halle (50 000 unabhängigen Gewerkschaft andachten teil. In der Gethse- bei hatte er Göring als Zeugen
Demonstranten), Schwerin „Reform" wurden verteilt. Mit- manekirche rief Bischof Forck Großbritannien In Moskau dafür zitiert, daß die SPD damals
(40 000), Karl-Marx-Stadt und glieder des „Neuen Forums" bil- zur Besonnenheit und Gewaltlo- das Deutschlandlied mitgesun-
Magdeburg (jeweils über 20 000) deten im Verlauf der Demon- sigkeit auf. >en habe. Der SPD-Vorstand er-
wurden Protestmärsche gemel- stration eine Menschenkette
det. Die Polizei hielt sich zurück. vor dem verdunkelten Gebäude
In Leipzig waren Transparen- des Staatssicherheitsdienstes,
DDR-Staats- und Parteichef
Krenz hat am Montag den An-
spruch der SED auf die führende
Thatcher am Demo gegen KGB därte hierzu, Wallmann sei sich
nicht einmal zu schade, den na-
tionalsozialistischen Kriegsver-
te zu sehen, auf denen unter an- um eventuelle Übergriffe zu ver-
derem „Freie Wahlen - Volksre-. hindern. Die DDR-Nachrichten-
Rolle in der DDR erneuert. Vor
Absolventen von Militärakade- Tiefpunkt zerschlagen brecher Göring als Zeitzeugen
zu benutzen, um in einer völli-
gierung" gefordert wurde. In sendung „Aktuelle Kamera" be- mien des Warschauer Paktes gen Verzerrung der deutschen
Sprechchören wurde immer richtete in einer Live-Schaltung sagte er nach Angaben der London (AP). Die Popularität Moskau (AP). Sowjetische Be- Geschichte nachzuweisen, daß
wieder gerufen: „Wir sind das von der Demonstration in Leip- DDR-Nachrichtenagentur der britischen Premierministe- reitschaftspolizei ist am Montag Reichstagsabgeordnete der SPD
Volk". Die Demonstranten for- zig. In der Sendung wurde auch ADN, die Einheitspartei stehe rin Thatcher ist derzeit auf ei- abend in Moskau mit Gummi- 1933 stillschweigend dem natio-
derten auch die Zulassung des ein Interview mit dem Leipziger „an der Spitze der Bewegung". nem persönlichen wie histori- knüppeln gegen Demonstranten nalsozialistischen Treiben zuge-
„Neuen Forums". Auf Plakaten Oberbürgermeister Seidel ge- Fortsetzung nächste Seite schen Tiefpunkt. Nach dem am vorgegangen, die nach einer sehen hätten".
waren Stimmzettel für die Op- zeigt. Er betonte, daß die ge- Siehe „Themen des Tages" Montag veröffentlichten Ergeb- Kundgebung für die Opfer des
nis einer im Auftrag der Tages- Stalinismus vor dem Hauptquar-
zeitung „The Independent" tier der Geheimpolizei KGB zum
durchgeführten Meinungsum- Puschkin-Platz marschiert wa- Die endgültigen Quoten
Abstimmung über FDGB-Chef Tisch vertagt frage sind nur 24 Prozent der
Befragten mit der Amtsführung
ren und Parolen gegen den KGB
gerufen hatten. Der Nachrich-
Lotto: Gewinnklasse I 1 820 177,70
DM; II 98 387,90 DM; III 10 582,40
DM; IV 127,40 DM; V 8,50 DM.
Frau Thatchers zufrieden. Das tenagentur Tass zufolge wurden Toto:
Berlin (dpa/AP). Nach über des seit 1975 amtierenden Tisch henden Arbeitsprogramm" mit- Meinungsforschungsinstitut 40 Teilnehmer festgenommen.
sechsstündiger kontroverser soll dann in offener Abstimmung National Opinion Poll (NOP) Auswahlwette: I. unbesetzt, Jackpot
zuwirken, erklärte er nach An- Nach Angaben von Reportern 3 954 390,- DM; II. 51501,20 DM;
Diskussion hat der Bundesvor- entschieden werden. gaben von ADN. Die Agentur meldete, seit man vor 50 Jahren der Nachrichtenagentur AP III. 2843,60 DM; IV. 79,30 DM; V.
stand des DDR-Gewerkschafts- Tisch, Mitglied des SED-Polit- berichtete, die meisten Redner mit derartigen Umfragen begon- marschierten rund 500 Demon- 6,80 DM. - Ergebniswette: I.
bundes FDGB am Montag seine büros, hatte zu Beginn der Sit- der Sitzung hätten ein „Opfern" nen habe, habe noch kein Pre- stranten zum Puschkin-Platz. 83 161,70 DM; II. 2132,30 DM; III.
Entscheidung für oder gegen sei- zung die Vertrauensfrage ge- Tischs abgelehnt. Die FDGB- mierminister so schlecht abge- Dabei wurden Rufe wie „Der 168,40 DM.
nen Vorsitzenden Harry Tisch stellt, nachdem er in den ver- Präsidiums-Gästehäuser in schnitten. KGB ist der Feind des Volkes" Rennquintett:
auf den 17. November vertagt. gangenen Tagen besonders von Warnemünde an der Ostsee und Der NOP-Umfrage zufolge ha- laut, und es wurden Flugblätter Rennen A: Gewinnklasse I 230,10
Darauf verständigte sich der der Gewerkschaftsjugend scharf Schmöckwitz bei Berlin werden ben 61 Prozent Frau Thatcher verteilt. In der Nähe des Platzes DM; II 63,10 DM.
Bundesvorstand des FDGB am kritisiert worden war. Sollte der laut ADN sofort dem gewerk- die Schuld am Rücktritt des gingen Polizei-Einheiten gegen Rennen B: Gewinnklasse I 690,50
Montag abend, berichtete die Bundesvorstand ihm das Ver- schaftlichen Feriendienst' zur die Menge vor. Einige Männer DM; II 77,80 DM.
DDR-Nachrichtenagntur ADN. Schatzkanzlers Nigel Lawson Kombinationsgewinn: unbesetzt,
trauen aussprechen, sei er be- Verfügung gestellt. am Donnerstag zugeschrieben. wurden zu Boden geschlagen Jackpot 62 531,40 DM.
Über das politische Schicksal reit, an dem „zur Diskussion ste- Siehe auch Kommentar Siehe „Themen des Tages" und in Polizeibusse geschleppt. (Ohne Gewähr)
Nr. 254 Politik Dienstag, 31. Oktober 1989

Namen und .Fortschritt '90" / Lafontaine: Mit 50 Milliarden fördern Wohnungsnot / DGB Polen / Kohl-Besuch
Nachrichten
SPD will ,echte Sozialwohnungen' „Extremismus Kontroverse
„Kein Bruch der Koalition" wird gefördert" um Annaberg
Der Hamburger FDP-Landes- Bonn (AP). Die SPD räumt stellvertretende SPD-Vorsit- beitslose in Arbeit zu-bringen.
vorsitzende Ro- dem sozialen Wohnungsbau in zende. Das Milliardenprogramm Die Kosten in Höhe von rund 1,5 Düsseldorf (AP). Die Woh- Warschau (dpa). Die polni-
bert Vogel ist ihrem Regierungsprogramm körine mit einer richtigen Priori- Milliarden DM sollen im Vertei- nungsnot in der Bundesrepublik sche KP-Zeitung „Trybuna
Spekulationen Priorität ein und will bis 1994 tätensetzung finanziert werden, digungsetat eingespart werden. fördert nach Auffassung des Ludu" hat den geplanten Besuch
über einen den Bau von jährlich je 100 000 meinte Lafontaine. In der näch- 1,9 Milliarden DM, die eine Deutschen Gewerkschaftsbun- von Bundeskanzler Kohl im
möglichen Wohnungen mit insgesamt 50 sten Legislaturperiode dürfe es geforderte Verdoppelung der des und des Deutschen Mieter- oberschlesischen Wallfahrtsort
Bruch des so- Milliarden Mark fördern. Bei nicht die angekündigten „unge- Weiterbildungsmaßnahmen auf bundes den politischen Extre- Annaberg (heute Chelm) als
zialliberalen der Vorstellung der arbeits- rechten und wirtschaftspoli- 300 000 Teilnehmer kosten mismus und gefährdet den inne- Skandal bezeichnet. In Anna-
Regierungs- markt- und wohnungsbaupoliti- tisch unsinnigen Steuerge- würde, sollen mit Hilfe einer ren Frieden. Die Lösung der berg war es nach dem Ersten
bündnisses in schen Beschlüsse der Kommis- schenke für Spitzenverdiener besseren steuerlichen Erfassung Wohnungsfrage müsse derzeit Weltkrieg zu blutigen Kämpfen
der Hansestadt sion „Fortschritt '90" hielt deren und Unternehmer geben". hoher Kapitaleinkünfte finan- auch deshalb das wichtigste in- zwischen deutschen Freischär-
entgegengetre- Vorsitzender Lafontaine der Im beschäftigungspolitischen ziert werden. nenpolitische Ziel sein, hieß es lern und Polen gekommen, als
ten. In einem Bundesregierung am Montag in Teil ihres Programms setzen die , Die Union hielt den Sozialde- in einer von beiden Organisatio- sich eine knappe Mehrheit bei
Rundfunkinter- Bonn vor, das Wohnen als so- Sozialdemokraten auf Arbeits- mokraten vor, sie sagten nichts nen gestern veröffentlichten der Volksabstimmung für Polen
view sagte Vo- zialpolitische Aufgabe vernach- zeitverkürzung und Qualifizie- darüber, wie ihre Vorhaben be- „Düsseldorfer Erklärung zur entschied. Unmittelbarer
gel jetzt, es gebe keinen Grund, lässigt zu haben. rung. Mit einem Arbeitszeitge- zahlt werden sollten. CDU-Ge- Wohnungspolitik". Der DGB- Adressat der Kritik ist der Un-
die Zusammenarbeit zu been- Ohne dauerhaft nutzbare, mit setz zur Begrenzung der Über- neralsekretär Rühe erklärte, mit Vorsitzende Breit warf Bundes- terhändler der polnischen Re-
den. Die FDP werde die Koaliti- langfristigen Belegungsbindun- stunden könnten 200 000 Ar- den gleichen „Ladenhütern" wie gierung für das Besuchspro-
on mit der SPD fortsetzen. Anlaß bauministerin Hasselfeldt vor,
gen ausgestattete „echte Sozial- beitsplätze geschaffen "werden, mehr Staat, weniger Privatin- ihre Vorschläge zur Behebung gramm von Kohl, Pszon.
zu Spekulationen über den Zu- wohnungen" wäre die nächste rechnete Lafontaine vor. Ein itiative und uneffektiven Be- „Die Akzeptanz eines solchen
stand des Bündnisses waren der Wohnungsnot seien unzu-
Problemwelle schon heute für staatliches Sonderprogramm schäftigungsprogrammen sei die reichend. Punktes durch Pszon", so „Try-
Veröffentlichungen über eine 1995 programmiert, warnte der soll helfen, 100 000 Langzeitar- SPD schon früher gescheitert. buna Ludu" weiter, „ist ein
von der Senatskanzlei zusam- In der Erklärung werden die
mengestellte Sammlung von politisch Verantwortlichen in Skandal". Der Annaberg sei ein
Äußerungen und Parlamentsin- Bund, Ländern und Gemeinden Ort, der vom Blut der Aufstän-
itiativen Vogels zur Wohnungs- aufgefordert, zu einer neuen so- dischen im Kampf um den polni-
baupolitik. zialen Wohnungspolitik zu- schen Charakter dieses Landes
rückzukehren. Der Direktor des getränkt ist.
Mieterbundes, Schlich, appel- In Bonn gab es gestern nur die
DDR will keine Italiener lierte an die Bundesregierung, Bestätigung, daß Kohl den
den Mieterschutz nicht anzuta- Wunsch hat, in St. Annaberg
Über 27 000 arbeitslose Italie- sten. das Kloster zu besuchen.
ner haben sich einer Initiative
des Arbeitslosen-Komitees von
Neapel angeschlossen,, bei den Umweltverbände sehen große Risiken
DDR-Behörden um Übersied-
lung und Arbeitserlaubnis für
sich und ihre Familien nachzu-
suchen. Die DDR-Nachrichten-
agentur ADN berichtete gestern
Gentechnik Kampf angesagt
weiter, daß dem Ersuchen in- Bonn (dpa). Die Umweltver- Bevölkerung müsse dagegen
zwischen eine Absage erteilt bände der Bundesrepublik wol- mobilisiert werden.
worden sei. len gegen die Gentechnik ge- Das von der Bundesregierung
nauso kämpfen, wie die Frie- vorgelegte Gentechnikgesetz
„stern"-Chef geht wieder densbewegung dies gegen, die diene den Interessen der Indu-
Stationierung neuer Raketen ge- strie, erklärten die Verbands-
In der Chefredaktion des Ham- tan hat. Die als modern ange- vertreter. Es werde die Gen-
burger Magazins „stern" gibt es priesene Gentechnik sei unsin- technik vor den Bürgern, nicht
erneut einen Wechsel. Chefre- nig, ihre Risiken seien nicht ab- aber die Menschen und die Na-
dakteur Herbert Riehl-Heyse, zuschätzen, sagten Sprecher des tur vor der Gentechnik schüt-
der diese Aufgabe erst vor vier Deutschen Naturschutzringes zen. Es dürfe so nicht vom Bu-
Monaten übernahm-und die Re- (DNR), des Bundes für Umwelt destag verabschiedet werden.
daktion seit dem 1. Juli gemein- und Naturschutz Deutschlands Die Gentechnik ist nach An-
sam mit Michael Jürgs leitete, (BUND) und anderer Umwelt- sicht der Verbände ein Instru-
geht. Riehl-Heyse gab persönli- verbände am Montag auf einer ment zur „Neukonstruktion der
che Gründe für sein Ausschei- DIE AUSGEWOGENHEIT von Sozial-, Arbeits- Vorstellung der neuesten Sitzungsergebnisse, Pressekonferenz in Bonn. Die Natur".
den an. Anfang des Jahres hatte markt- und Umweltpolitik in den Vorschlägen Die kontroversen Diskussionen in der Partei sei-
der Verlag zwei Mitglieder der der „Fortschritt '90"-Gruppe unterstrichen der en nötig, um am Ende Klarheit zu bekommen,
Chefredaktion, Heiner Bremer
und Klaus Liedtke, abberufen.
stellvertretende SPD-Vorsitzende Lafontaine
und Geschäftsführerin Fuchs gestern bei der
„Wir sind im Konditionstraining und noch nicht
auf dem Platz", sagte Lafontaine. (dpa-Funkbild) Parlamentswahlen in Spanien
„Schuld abtragen"
Ein dauerhaftes Bleiberecht für
Roma und Sinti
in der Bundes-
Prag / Nach Demo Wachsende Kritik Buschfort-Nachfolger Gonzalez regiert trotz
republik hat
der frühere Ge-
Anklage gegen DKP-Chef Mies Fichtner führt Verlusten allein weiter
neralsekretär
von amnesty
international,
Demonstranten gibt Amt ab künftig AW0 Madrid (dpa). Spaniens seit Von dem Verlangen nach we-
der evangeli- Prag (AP)- Gegen 149 der 355 Bonn (dpa). Der DKP-Vorsit- Bonn (dpa). Zum neuen Bun- 1982 mit absoluter Mehrheit der niger 'Überheblichkeit der Re-
sche Pfarrer bei den Prager Kundgebungen zende Herbert Mies (60, Foto) desvorsitzenden der Arbeiter- Mandate regierende Sozialisten gierenden sowie vor allem einer
Helmut Frenz, am Samstag festgenommenen wird sein Amt auf dem außeror- wohlfahrt (AWO) ist der Vorsit- unter Ministerpräsident Gonza- stärkeren Berücksichtung so-
gefordert. Es Demonstranten soll Anklage dentlichen Parteitag im Februar zende des Deutschen Vereins lez können trotz Stimmeneinbu- zialer Belange profitierten deut-
gelte, „beson- wegen'Störung der öffentlichen 1990 zur Verfü-, für öffentliche und private Für- ßen weitere vier Jahre allein die lich die Kommunisten. Die von
dere Schuld ab- Ordnung erhoben werden. Nach gung stellen.! sorge, Otto Fichtner aus Kassel Macht ausüben. Die Sozialisti- KP-Chef Julio Anguita ange-
zutragen" und dem neuen Demonstrationsge- Das kündigte erl (60), am Montag beim Bundes- sche Arbeiterpartei Spaniens führte „Vereinte Linke" (Iz-
mit einem „Lebensrecht" für alle setz müssen die Angeklagten auf einer DKP- kongreß des Verbandes in Bonn (PSOE) stützt sich nach den Par- quierda Unida-IU) machte einen
Roma und Sinti ein „winziges mit Geldstrafen bis zu 3600 DM Vorstandssit- \ gewählt worden. Der Jurist ist lamentswahlen vom Sonntag Sprung von sieben auf 17 Sitze.
Stück deutscher Geschichte aus rechnen. Die Kundgebung war zung am Wo- Nachfolger von Hermann aber nur noch auf eine Mehrheit Die Mitte-Rechts-Opposition
der Nazi-Zeit zu bewältigen." von der Polizei gewaltsam auf- chenende an. Buschfort (61), der das Amt von zwei Stimmen. Von den 350 konnte gegen Gonzalez erneut
gelöst worden. Es gab nach offi- Mies zieht da- nach sechs Jahren abgab. Mandaten im Parlament errang wenig ausrichten. Die zweit-
zieller Darstellung sieben ver- mit die Konse- Fichtner stammt aus Bremen sie nach dem vorläufigen, amtli- stärkste politische Formation
26 mal lebenslange Haft letzte Demonstranten und fünf quenzen aus und war während der soziallibe- chen Endergebnis 176 statt bis- Spaniens, die Volkspartei (Par-
Ein Gericht in Jerusalem hat verletzte Polizisten. der wachsen- ralen Koalition in Bonn Abtei- her 184 Sitze. tido Populär), errang mit ihrem
den 26 Jahre alten Palästinenser Unter den Festgenommenen den innerpar- lungsleiter im Bundesfamilien- Gonzalez (47) kündigte an, er neuen Kandidaten Jose Maria
Abdel Hadi Raanem gestern we- waren 17 Ausländer aus elf Län- teilichen Kritik, ministerium. Als stellvertreten- werde „mit der gleichen Vision Aznar (36), der das Ergebnis
gen 16fachen Mordes im Zu- dern. Ihr Schicksal ist noch un- die zur Bildung de Vorsitzende wurden die und demokratischen . Art und von 1986 um ein Mandat auf 106
sammenhang mit einem An- gewiß. Die Demonstranten, die einer „Erneuerer"-Fraktion ge- SPD-Bundestagsabgeordnete Weise regieren" wie bisher. Po- verbessern konnte, lediglich ei-
schlag auf einen israelischen Li- sich aus Anlaß des 71. Jahresta- führt hat. Eine wichtige Rolle Gerlinde Hämmerle (Karlsruhe) litische Kommentatoren be- nen Achtungserfolg.
nienbus Anfang Juli zu 16 Mal ges der Gründung der tsche- dürfte aber auch die Entwick- und Manfred ..Ragati (Bielefeld) zeichneten das Ergebnis als kla- Als großer Verlierer der Wahl
lebenslanger Haft verurteilt. choslowakischen Republik ver- lung in der DDR spielen, die neu gewählt. Überschattet wur- ren Auftrag für die Fortsetzung gilt Ex-Regierungschef Adolfo
sammelt hatten, hatten unter Mies am Montag vor Journali- de die Tagung von der Affäre um der vor sieben Jahren eingelei- Suarez. Sein Demokratisch-So-
anderem die Ablösung des sten als „atemberaubend" be- die umstrittenen Immobilien- teten pragmatischen Moderni- ziales Zentrum (CDS) fiel von 19
Griechen wählen erneut CSSR-Parteichefs Milos Jakes zeichnete. Mies stand 16 Jahre Transaktionen der südhessi- sierungs- und Wachstumspoli- auf 14 Sitze zurück und wurde
In Griechenland wird am kom- sowie freie Wahlen gefordert. an der Spitze der Partei. schen AWO. tik, mit der Spanien an die übri- von den liberalen Nationalisten
menden Sonn- ;en EG-Staaten angepaßt wer- Kataloniens sowie den Kommu-
tag zum zwei- len soll. In dem Stimmenrück- nisten auf Platz fünf verdrängt.
gang sehen sie aber auch den
ten Mal in die-
sem Jahr ein
Hunderttausende demonstrierten / Chefkommentator im DDR-TV Wunsch nach Änderung des-
Die CiU von Regionalregie-
rungschef Jordi Pujol kam er-
neues Parla- sen, was die Opposition „Arro- neut auf 18 Sitze.
ment gewählt. ganz der Macht" nennt. Siehe auch Kommentar
Bei den Wahlen
vom 18. Juni
hatte keine Par-
tei die absolute
Von Schnitzler nahm seinen Hut HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung

Mehrheit er-
reicht. Der kon-
Fortsetzung keine Gesetzmäßigkeit der Ge- Male „Der schwarze Kanal" ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
schichte", schrieb das Vor- ausgestrahlt. Die Sendung mit Herausgeber
servativen Par- Krenz fliegt heute zu einem standsmitglied der Liberaldemo- seiner Abschiedsrede dauerte Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
tei Neue Demo- zweitätigen Besuch nach Mos- kratischen Partei Deutschlands, nur knapp fünf Minuten. Von Achim von Roos ter Str. 168, Postfach 10 1009, 3500 Kas-
kratie unter Konstantinos Mit- kau. Er wird auch mit dem dem Bogisch, in einem Kommentar Schnitzler hatte kürzlich die sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
sowjetischen Staats- und Partei- Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
sotakis (Foto) werden Umfragen des Parteiorgans „Der Morgen". Demonstranten in der DDR als Lothar Orzechowski 99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
zufolge diesmal die meisten chef Gorbatschow zusammen- Als zweite neue Partei nach „Schreihälse ohne Köpfe" be- 5 618110. Postgirokonto 155132-608
Chancen eingeräumt. treffen. den Sozialdemokraten soll bis zeichnet. Stellv. Chefredakteure Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Wolfgang Rossbach,*Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Auf der nächsten Sitzung des zum 1. Mai 1990 die Partei „De- Zustellung und 7 % WlwSt. (Postbezugs-
SED-Zentralkomitees wird nach mokratischer Aufbruch sozial, , Verantwortliche Redakteure
ai: Folterungen in Türkei Angaben von Otto Reinhold, Di- ökologisch" (DA) in der DDR ge- Flüchtlingsstrom hält an Chef vom Dienst: Horst Kröninger. Chef preis 28,50 DM).
Nachrichten.: Rainer Merforth. Politik: Jo- Die Beendigung des Abonnements ist nur
Obwohl die Regierung in Anka- rektor der Akademie für Gesell- gründet werden. Wie am Mon- chen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
ra internationale Verträge ge- schaftswissenschaften beim ZK tag bekannt wurde, wurde das 564 Flüchtlinge aus der DDR Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst Einhaltung einer Frist von einem Monat
gen die Folter unterzeichnet und der SED, über eine Wirtschafts- am Sonntag abend von 200 De- sind nach Angaben des Bundes- Seidenfaden, Kultur: Dirk Schwarze, i. V. zum Monatsende möglich: die Frist läuft ab
ratifiziert hat, werde in der Tür- reform beraten. Sie solle ein ef- legierten aus mehreren Bezirken grenzschutzes am Sonntag und Claudia Sandner-v.Dehn, M. A., Frau u. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
kei weiterhin systematisch ge- fektiveres Leitungs- und Pla- der DDR beschlossen. in der Nacht zum Montag über Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wiese- rung.
mann, i. V. Ulrich Fuhrmann. Sonntagszeit: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
foltert, heißt es in einem jetzt nungssystem bringen, sagte Die neuen Verhältnisse in der Ungarn und Österreich in die Frank Thonicke. Kassel Stadt und Land: in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
veröffentlichten Report von am- Reinhold im DDR-Fernsehen. DDR haben jetzt auch ein pro- Bundesrepublik eingereist. In Wolfgang Rossbach. Bezirksredaktionen: Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
nesty international. So seien seit Die DDR-Liberalen haben un- minentes Opfer des DDR-Fern- der Bonner Botschaft in Prag Peter M. Zitzmann. Koordination: Helmut „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
Anfang des Jahres mehr als 500 terdessen das bisherige Wahl- sehens gefunden. Chef-Kom- stieg die Zahl der ausreisewilli- Lehnart. Hessen/Niedersachsen: Eberhard rier", Herzberg.
politische Gefangene gefoltert system, in dem der SED eine mentator Karl-Eduard von gen DDR-Bürger wieder auf 70. Heinemann. Chefreporter: Karl-Hermann
Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
worden und zehn nach Miß- Huhn. Sonderthemen: Peter Ochs.
führende Rolle zukommt, in Fra- Schnitzler nahm nach über In Warschau warteten am Mon- Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
handlungen in der Haft gestor- ge gestellt. „Wahlregelungen, 30jähriger Agitation seinen Hut: tag noch immer 1600 DDR-Bür- Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs,
ben. wie wir seit 1950 kennen, sind am Montag wurde zum letzten ger auf ihre Papiere. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 3500 Kassel.
Nr. 254 Themen des Tages Dienstag, 31. Oktober 1989

Der Rücktritt des Schatzkanzlers brachte die resolute Regierungschefin in Bedrängnis


Harry Tisch auf
wackligem Stuhl
FMoch ist Harry Tisch nicht weg
vom Fenster. Aber der Stuhl des
Premiere für die Briten: Maggie Thatcher ratlos
Von unserem Korrespondenten Klaus Kämpgen, London
obersten DDR-Gewerkschafters
wackelt gewaltig. Ob er kippt, wird
sich erst Mitte November entschei-
den. Die Vertagung kennzeichnet I n einem mit Spannung erwar- Alan Walters festgehalten. Sir Artikel von sich gegeben, daß er unterworfen werden, die ande- treten und einen Kampf um die
die verworrene Situation. Im Falle teten Fernseh-Interview, dem Alan aber zeichnet sich dadurch zusammen mit Frau Thatcher ren Ortes gültig seien. Schon Führung auszulösen. Deutlicher
seines Falles wäre es nach Ho- „schwersten ihrer ganzen Lauf- aus, daß seine Expertenweisheit und einer kleinen, aber qualifi- früher hatte sie erklärt, Großbri- jedoch als je zuvor ist jetzt zu
necker, Mittag und Herrmann das bahn", sahen die Briten ihre un- sich von der Lawsons unter- zierten Minderheit dem Druck tannien werde dem EWS erst erkennen, daß das entscheiden-
vierte Mitglied des alten Politbüros, beugsame Regierungschefin scheidet. der Welt draußen standhalte. beitreten, wenn die Zeit „reif" de Kampffeld der britischen In-
das dem neuen Denken weichen zum erstenmal ratlos. Margaret- Als fast sensationell aber wurde sei. Das wurde vielfach als „nie" nenpolitik die Europafrage ist.
muß; womöglich gehen ihm andere Thatcher wußte auch auf wie- aufgenommen, was er über das interpretiert. Die beiden so einflußreichen
derholtes Befragen nicht zu sa- Unschuldig? europäische Währungssystem Politiker, denen es in Madrid
voraus. Ob er dem Sturz durch die
Vertrauensfrage zuvorkommen gen, warum ihr Schatzkanzler zu sagen hatte, dem sich Nigel gelungen war, auch Frau That-
wollte, bleibt im Busen des Beton- wohl zurückgetreten ist und da- Wohl fünfmal fragte der promi- Lawson behutsam näherte. Widerspruch cher - und offenkundig gegen
kopfes verborgen. Keine Frage je- mit die gegenwärtige schwere. nente Interviewer Brian Waiden Er nannte es „halbgar". Die ihren Willen - auf den Weg zur
doch ist es, daß die Werktätigen Krise ausgelöst hat. So oft hin- Frau Thatcher, ob der Minister Argumente zugunsten des EWS Doch jetzt widersprachen ihr Währungsunion zu bringen,
des „Arbeiter- und Bauernstaates" tereinander hatte sie wohl noch denn geblieben wäre, wenn sie hätten „nie auch nur den gering- gewichtige konservative Politi- Howe und Lawson, haben be-
ihn in die Wüste wünschen. nie hilflos bekennen müssen: Sir Alan den Laufpaß gegeben sten Grad der Einsichtigkeit" er- ker mit Nachdruck. Der frühere zeichnenderweise inzwischen
„Ich weiß es nicht, natürlich hätte. Doch die Regierungschefin reicht, schrieb Walters. Außenminister Sir Geoffrey ihre Ämter verloren. Doch Eu-
Das Tischtuch ist bereits zer- ropa bleibt der Prüfstein. Nach
schnitten. Massenweise erfolgt der weiß ich es nicht." wusch ihre Hände in Unschuld. Frau Thatcher aber gab im Howe, heute stellvertretender
Wirklich nicht? Der Grund Nach ihrer Ansicht war Lawson weiteren Verlauf des Interviews Regierungschef, sprach sich be- der jüngsten Kabinettsumbil-
Austritt aus dem FDGB, eine unab- dung stellte sich sofort die Fra-
hängige Betriebsgewerkschaft stand ja in dem Rücktritts- zum Rücktritt entschlossen^ und zu verstehen, daß ihr diese Eu- tont für das Währungssystem
schreiben Nigel Lawsons, und sie habe alles versucht ihn zu ropa-Gedanken Sir Alans wei- und für ein Festhalten an dem ge, wie denn der neue Schatz-
„Reform" fordert Streikrecht und kanzler John Major und der
Mitbestimmung. Dem Versprechen alle Briten waren inzwischen halten. „Ich habe es nicht ge- terhin näherliegen als die,Law- Kurs aus, zu dem sich auch Frau
über die Art des Konfliktes hin- schafft, nein", sagte sie, „und sons. Die EG-Partner müßten Thatcher auf dem Madrider EG- neue Außenminister Douglas
des opportunistischen Taktikers, Hurd zu Europa stehen.
künftig einen von der SED unab- reichend informiert. Entgegen wenn sie mir die Frage noch ein- erst noch die Bedingungen Gipfel bekannte. Dafür lobte ihn
hängigen Kurs zu steuern, will nie- dem Drängen Lawsons, des Ga- mal stellen, werde ich ihnen die schaffen, die Großbritannien Michael Heseltine, früherer Hurd ist als europa-freund-
mand trauen. Mit Grund. Nicht nur ranten ihres Wahlsiegs von gleiche Antwort geben". den Beitritt zum Währungssy- Verteidigungsminister und ge- lich bekannt. Ob John Major,
verstimmt seine Absicht, die Fah- 1987, des Hüters der britischen Der jetzt in den USA tätige stem erlauben, betonte sie. Das duldiger Nachfolge-Kandidat. der zwei Jahre unter Nigel Law-
ne in den Wind zu hängen. Vom Währung, hatte Frau Thatcher Universitätsprofessor Sir Alan „große" und „freie" Pfund, wie Beide Politiker bestritten, daß son arbeitete, auch in Europa-
Geiste Lenins, kann Harry Tisch an ihrem persönlichen wirt- Walters hatte in einem kürzlich sie sagte, könne nicht dem „To- sie gegenwärtig die Absicht hät- Fragen „Frau Thatchers Pudel"
gar nicht anders als in den Gewerk- schaftspolitischen Berater Sir an die Öffentlichkeit gebrachten huwabohu" der Bestimmungen ten, gegen Frau Thatcher anzu- ist, muß sich erst zeigen.
schaften einen Transmissionsrie-
men der Partei zu sehen. Daß er
ein besonders eifriger Erfüllungs-
gehilfe war, macht ihn nur beson-
ders verächtlich. Die Reformbewegung erreicht die Provinz
Mit einem neuen Namen ist es
daher nicht getan. Das System
muß sich ändern. Die SED-Führung
kann nicht hoffen, mit einem Arbei-
ter- und Bauernopfer davonzukom-
Auch Eichsfeld bläst
men. Sie steht an einem Kreuz-
weg. Macht sie den Gewerk-
schaftsbund so frei, wie es bisher
nur in seinem Namen steht, muß
der SED den Marsch
sie ihm auch fundamentale Rechte Von unserem Redaktionsmitglied Manfred Schaake
zugestehen. In Moskau kann sich
Egon Krenz darüber informieren,
wie Gorbatschow über das Streik- Re .eformationstag, Allerheili- gniert. Viele seien so klein ge-
gen. Hoher Gedenktag der worden, daß sie in der Wohn-
recht denkt, das ihm der Kongreß
abgetrotzt hat. In Polen gibt es evangelischen, hoher Feiertag stube Platz gehabt hätten. Und
zwei rivalisierende Gewerkschaf- der katholischen Christen. In jetzt auf einmal sind die Kir-
ten. Das beflügelt auch die Massen der DDR hatten diese Tage bis- chen so voll wie noch nie, weiß
in der DDR. Mit einer gerechteren her kaum Bedeutung. Doch da- auch Jäger: „Weil so viele
Zuteilung der Ferienplätze werden mit scheint es vorbei zu sein. weggegangen sind."
sie sich nicht zufrieden geben. Wenn Kinder morgen, ah Al- „Es geht so nicht weiter",
lerheiligen, schulfrei bekom- mahnt der Propst, „unser Land
Alfred Brugger men für den Besuch der Got- ist krank". Und später: „So
tesdienste, dann ist, das auch kann man mit unserem Land
ein .Zeichen der Bewegung, -nicht umgehen." Mutige Worte
vielleicht),ein Zeichen begin- in aller Öffentlichkeit. Solcher-
Spanien bleibt nender Reformen. Im Eichsfeld lei Töne seien bisher als Einmi-
jedenfalls -• wahrscheinlich schung abgetan worden. Doch
auf Kurs • Die letzte Bastion (Karikatur: Wolf) auch anderswo - haben Lehrer jetzt, so Jaeger in der kleinen
ihren Schülern angeboten, Al- überfüllten Kirche, „bricht das
lerheiligen in die Kirche gehen Land um". Was sich derzeit tut,
zu können. „Das", sagt ein alt- wertet er als einen Schritt in die
De/er Sieger kam mit einem blauen
Auge davon. Spaniens Sozialisten,
Vorstoß zum „Vaterschaftsurlaub" Presse-Echo eingesessener Eichsfelder, Befreiung.
„das hat's noch nie gegeben."
die das Land seit 1982 mit absolu-
ter Mehrheit regieren, wurden bei
den . vorgezogenen Parlaments-
wahlen zum dritten Mal hinterein-
ander mit Abstand stärkste Partei
Grüne: Friedensdienst Zum Wahlausgang in Spanien schreibt
die

BasIerZeiümg
„Ruck durch das Land"
Fesseln abgeworfen

Jaeger hat an einer Großde-

am Wickeltisch
und bleiben an der Regierung. „Es geht ein Ruck durch un- monstration in Leipzig teilge-
Doch die Wähler versagten ihnen ser Land. Das ist fast so wie nommen, schildert, wie eine
die bislang gewohnte breite Mehr- Tatsache ist, daß Spanien un- eine Befreiungsbewegung." fröhlich-friedliche Menge Fes-
heit. Immerhin: Trotz zunehmender ter der Regierung Gonzales Deutliche Worte, die beim seln abgeworfen habe, „die
Kritik haben die Wähler den Moder- Von Hans-Ludwig Laucht, Bonner Redaktion durch keine wirtschaftliche, so- Sonntags-Gottesdienst in Din- sich über uns gelegt haben".
nisierungskraftakt der Regierung ziale oder politische Krise ge- gelstädt (Kreis Worbis) Propst Der Propst, dessen Predigt
von Ministerpräsident Felipe Gon- gangen ist, sondern sich durch Joachim Jaeger (Nordhausen) per Lautsprecher ins Freie
zales, dem Spanien zunehmend Wa
as den Müttern recht ist, ihnen neu zugewiesene Rolle Stabilität und wirtschaftlichen spricht. Jaeger ist Vorsitzen- übertragen wird, sieht ange-
ein „europäisches" Niveau ver- soll künftig auch den Vätern bil- auch annehmen. „Wir müssen sie Aufschwung gekennzeichnet der der Hauptgruppe des Gu- sichts der Bewegung „eine
dankt, erneut honoriert. lig sein. So wollen es jedenfalls langsam daran gewöhnen." Denn hat. Spaniens Sozialisten ist es stav-Adolf-Werkes in der Kir- neue Quelle der Kraft". Mit
die Grünen im Bundestag. Sie heute sei es doch noch so, daß die besser als der griechischen chenprovinz Sachsen. Das Gu- den Marxisten („Es soll keine
Dabei dürfte das persönliche stav-Adolf-Werk ist ein Hilfs- Ausgrenzung geben") müsse
Vertrauenskapital des 47jährigen stellten einen Gesetzentwurf vor, Männer vor den ihnen gestellten Schwesterpartei gelungen, ihr
werk für evangelische Min- man jetzt auf dem Weg der Er-
Regierungschefs eine entschei- der das gegenwärtig geltende Aufgaben innerhalb der Familie politisches Kapital zu erhalten.
derheiten in Diaspora-Gebie- neuerung bleiben, müsse man
dende Rolle gespielt haben. Die Mutterschaftsgesetz in ein „Mut- „geradezu flüchtig sind". Premier Gonzales überragt der-
ten. Die Menschen im Eichs- sich die Herzen erneuern las-
große Mehrheit der Wähler ist heu- ter- und Vaterschaftsgesetz" um- Hoffnungen, in den Genuß des art, daß er als „Spaniens Olof
te ebenso pragmatisch eingestellt wandeln soll. Waltraud Schoppe, acht Wochen langen Mutter- Palme" bezeichnet1 werden feld sind vorwiegend katho- sen, die Hände ausstrecken
Bundestagsabgeordnete und schafts- und Vaterschaftsurlau- kann. lisch. zur Versöhnung.
wie ihre Regierung. Die Spanier Kinderbeauftragte
rückten erstaunlich schnell ab von Fraktion im BonnerderParlament:
Grünen- bes zu gelangen, haben vorerst Seelsorger Jaeger nimmt „Auch Christen haben nicht
den ideologischen Rezepten, die „Ich bin begeistert von dieser nur verheiratete Paare. Lockere Den Weltspartag kommentiert die kein Blatt vor den Mund. Den das Wahrheitsmonopol", be-
nach Ende des Franco-Regimes Idee. Es geht um die aktive Vater- Freundschaften, die nicht ohne Machthabern wird, so tont Jaeger, „aber wir spüren,
für die Erneuerung bereitgehalten rolle Folgen geblieben sind, sollen scheint's, der Marsch gebla- daß wir großes Vertrauen ge-
wurden. Die Spanier wollen besser in der Gesellschaft." nach dem Willen der Grünen sen. Und das in Anwesenheit nießen. " Selbstkritisch merkt
verdienen, einen europäischen Le- Diese Rolle sieht so aus: Eine später in die Regelung einbezo- 480 Milliarden Mark summie- hoher Funktionäre der SED. er an, daß sich die Christen oft
bensstandard, bessere Straßen, Woche vor dem voraussichtli- gen werden. Am Geld dafür ren sich auf ganz normalen Selbst in der Provinz finden falsch angepaßt, oft zu leise
Krankenhäuser und Schulen und chen Geburtstermin werden die fehlt es nach Überzeugung der Sparbüchern. Eine Umschich- Fürbitte-Gottesdienste für die und nicht klar genug ihre Mei-
keine Experimente. Väter vom Arbeitgeber eine Wo- Antragsteller nicht. Schließlich tung in lukrativere Sparformen neue Bewegung statt. Gebets- nung gesagt haben.
Genau das bietet den meisten che freigestellt, um die Geburt seien seit 1986 rund 1,5 Milliar- findet unbegreiflicherweise unterlagen aus Leipzig werden
von ihnen die Regierung Gonzales, ihres Kindes mitzuerleben. den Mark Mutterschaftsgeld nicht statt. Das verführt die ins Eichsfeld geschickt.
trotz aller ungelöster Probleme. Außerdem erhalten sie im An- aus welchen Gründen auch im- Geldinstitute natürlich zu ihrer Der Mut zur Demonstration, Frühlingserwachen
schluß daran, wie die Mütter, mer nicht in Anspruch genom-
Die Sozialisten, denen in der Re- acht seit Jahren praktizierten Ver- der Aufbruch, die Bewegung
gierung die linke Ideologie abhan- schutz".Wochen lang „Vater- men worden. schleppungs-Taktik, wenn es der Kirche - das alles wäre Daß man jetzt schon offener
Für Frau Schoppe,
den gekommen ist, werden unter ter von zwei Kindern, liegen Mut- Ob sich die Öko-Partei mit ih- nach Leitzins-Erhöhungen nicht nach Ansicht von Pfarrern in seine Meinung sagen kann,
dem Druck der Gewerkschaften Vorzüge der Grünen-Initiative die ren Vorstellungen im Parlament nur um höhere Kreditzinsen, der DDR nicht möglich ohne wird am Rande einer Zusam-
und erstarkenden KP vermutlich ei- auf der Hand: „Wenn ein Kind durchsetzen kann, ist mehr als sondern auch um mehr Geld ungezählte grenzüberschrei- menkunft im Eichsfelder Hof
nige „Gesten" an den linken Sektor zweifelhaft. Trotz florierender fürs Sparbuch geht. tende Verbindungen und mo- als „Frühlingserwachen" ge-
ihrer Wählerschaft machen und mit geboren wird, oder ein zweites Steuereinnahmen sind die Kas-
Kind hinzukommt, muß sich die sen Theo Waigels für weitere
ralische Unterstützung: Die wertet. Doch bei aller Hoff-
der berühmten „Arroganz der Familie Ob die Parteiführung in Prag es will oder Partnerschaften zwischen Kir- nung macht sich auch Skepsis
Macht" vorsichtiger umgehen. An- sollen Mutter,neu orientieren. Dafür Familienwohltaten nicht dispo- nicht: Der Aufstand der Massen macht' chengemeinden diesseits und breit. „Wir müssen erst einmal
sonsten bleibt es bei der bisheri- Zeit zur Verfügung Vater und Kind niert. Dazu gesellt sich die Un- deutlich, daß die Erneuerung längst be- jenseits des Grenzzauns.„Fast abwarten, was aus den Ver-
gen Generallinie: Spanien braucht haben." gewißheit darüber, ob die Män- gonnen hat, schreiben die jede Kirchengemeinde hat eine sprechungen wird", sagen
ein hohes Wirtschaftswachstum Die Grüne Kinderbeauftragte ner am Vaterschutzgesetz über- Partnerschaft mit einer Ge- DDR-Bürger.
ohne viel staatliche Eingriffe und beruft sich auf zahlreiche Unter- haupt interessiert sind. KielerNachrichlen meinde in der DDR", sagt ein
Eichsfelder Pfarrer.
Im Fleischergeschäft neben
eine pragmatische Modernisie- suchungen, nach denen die Iden- Frau Schoppe hat offenbar dem Eichsfelder Hof steht ein
rungspolitik, um sich auf das titätsentwicklung des Kindes un- nicht mit der Tücke des Objekts Der Zeitpunkt der Wende Diese Partnerschaften, die Schild im Schaufenster: „Wir
schwierige Jahr 1992 vorzuberei- komplizierter gelinge, „wenn gerechnet. Ihre Absicht, den kann nicht mehr vom sozialisti- Besuche aus der Bundesrepu- suchen tüchtige Mitarbeiter,
ten. Rolf Hilpert, Madrid sich das Kind an Mutter und Va- Antrag vor der Presse gemein- schen Regime bestimmt werden, blik, die materiellen und all die die uns helfen, die Fleisch- und
ter, am weiblichen und am männ- sam mit einem Parlamentarier wenn das Volk sie in den Köpfen anderen Hilfen - das ist für Wurstversorgung für die Kun-
lichen Typus, reiben kann". Dazu vorzustellen, scheiterte. Von längst vollzogen hat. In der DDR-Propst Jaeger „ein großer den zu sichern." Hintergrund:
müßten Väter aber mehr in der den männlichen Kollegen in der Tschechoslowakei ist - wie in Reichtum über Grenzen hin- Ein Mitarbeiter des Geschäftes
Das Zitat Familie präsent sein als sie es
heute sind. Frau Schoppe sieht
Fraktion habe sich niemand zur der DDR - der Respekt vor der weg". In der Predigt unter- ist mit seiner frisch angetrau-
Verfügung gestellt. Offenbar Staatsmacht verloren gegangen. streicht er die Hoffnung, daß ten Frau nicht mehr aus den
„Literatur muß in den Augen der darin einen „Friedensdienst an legten sie keinen Wert darauf, Gorbatschows Impulse und sein die Grenze „hoffentlich immer Flitterwochen in Ungarn zu-
Kritiker langweilig sein, dann ist es der Wickelkommode". „einen Eindruck von den schö- Charisma schlagen überall gegenstandsloser wird". rückgekehrt. Das Ehepaar ist
Literatur." Das setzt nach den Erfahrun- nen und anstrengenden Aufga- durch. Eine Klasse von Partei- Viele Kirchengemeinden, geflüchtet.
Die Erfolgsschriftstellenn gen der Grünen-Frauen aller- ben" in der Familie zu erha- funktionären ... versucht zu ret- sagt er, hatten bereits resi-
Utta Danella dings voraus, daß die Männer die schen. ten, was noch zu retten ist.
HESSISCHE KASSEL
1 P 3713 A

fT.

HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
ALLGEMEINE UNABHÄNGIG
Preis 1,10 DM
KASSELER ZEITUNG
Nr. 255 • Mittwoch, 1. 11. 1989
NICHT PARTEIGEBUNDEN
Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3
taf

UEFA-Cup Preisindex Kultusminister: Familiendrama Zum Tage


Hamburger SV und Korb jetzt Unis Ehefrau Zwischengipfel
Werder im Achtelfinale günstiger ausbauen getötet t i n e persönliche Begegnung von
George Bush und Michail Gorba-
Der Hamburger SV Bremern eine 0:2- Der neue Waren- Eine spürbare Er- Ein 68jähriger, laut tschowwar überfällig. Der amerika-
und Werder Bremen Niederlage in Wien korb macht's möglich: höhung der Studien- Polizei geistig ver- nische Präsident hat lange genug
haben das Achtelfina- gegen die dortige Die Inflationsrate plätze an den Univer- wirrter Mann hat ge- gezögert, den direkten Kontakt zu
le im UEFA-Cup- Austria, weil die wird nach Umstellung sitäten haben gestern stern in Kassel seine seinem sowjetischen Gesprächs-
Wettbewerb erreicht. Hanseaten das Hin- der Preisstatistik auf die Kultusminister 78jährige Ehefrau ge- partner herzustellen. Warum soll-
»* Während die Ham- spiel mit 5:0 für sich eine neue Daten- der Länder gefordert. tötet und eine 47jäh- ten die beiden Staatsmänner damit
burger den spani- entschieden hatten. grundlage geringer Dies gelte auch für die rige Altenpflegerin warten, bis neue Verträge unter-
schen Klub Real Sara- Unser dpa-Funkbild ausfallen. Statt drei Fachhochschulen. mit Hammerschlägen schriftsreif vorliegen? Die rasanten
gossa nach einer 0:1- zeigt Hamburgs Tho- Prozent im Jahres- Den Finanzministern verletzt, weil er be- Veränderungen im Ostblock bieten
Hinspiel-Niederlage mas von Heesen (hel- schnitt werden jetzt warfen sie mangelnde fürchtete, in eine genügenden und zwingenden An-
mit 2:0 nach Verlän- les Trikot) im Zwei- 2,8 Prozent erwartet. Sachkenntnis vor. psychiatrische Klinik laß zur Aussprache. Man kann den
gerung bezwingen kampf mit Juanito. Siehe Bericht im Siehe Kommentar zu kommen. Siehe Zwischengipfel deshalb nur als
konnten, reichte den Siehe Sport. Wirtschaftsteil. und Kulturseite. Stadt Kassel. eine glückliche Idee bezeichnen.
Daß er auf zwei Kriegsschiffen im
Mittelmeer stattfinden soll, mag
t die Phantasie beflügeln und den
Bush und Gorbatschow ' publizistischen Reiz erhöhen.
Doch wenn nicht terminliche, pro-
tokollarische und sicherheitstech-
i nische Gründe dafür sprächen,

Erster Gipfel 1
müßte man den Einfall für abwegig
halten.
Präsident Bush scheint endlich
begriffen zu haben, daß der Pro-
zeß der Perestroika aktive Unter-

in vier Wochen stützung verdient, weil er der welt-


politischen Konfrontation entge-
' genwirkt. Gorbatschow braucht
positives Echo und Beistand des
Westens, um die Gegner seines
Reformkurses zu widerlegen. Auf
Washington/Moskau (dpa). US-Präsident Bush und der dieser Basis kann der Gipfel ge-
sowjetische Staats- und Parteichef Gorbatschow werden genseitigen Nutzen bringen. Sein
sich am 2. und 3. Dezember zu ihrem ersten Gipfel treffen. Erfolg hängt diesmal nicht von kon-
Auf der Tagesordnung stehen Wirtschaftsfragen und die kreten Vereinbarungen, sondern
vom sichtbaren Einvernehmen
jüngsten Entwicklungen in Osteuropa. über die Zukunft Europas ab.
Achim v. Roos
Bush und der sowjetische Au- das „schnelle Tempo der Verän-
ßenminister Schewardnadse ga- derungen in Osteuropa" und das
ben den Termin, der den bereits Wachsen der Demokratie in La- SED-Führung
abgemachten Gipfel im kom- teinamerika hin. „Ich wollte
menden Jahr in den USA nicht nichts versäumen, das ich bes-
berührt, gestern zeitgleich in
Washington und Moskau be-
kannt. •
ser aus erster Hand von Herrn
Gorbatschow hören könnte."
Als ein Thema nannte er auch
Rücktritt: Tisch
Der Dezember-Gipfel - es ist
Bushs erste Begegnung mit Gor-
die Wirtschaftslage in der So-
wjetunion. Es könnte sicherlich
und Margot
Leipzig am Montagabend ein eindringlicher Ap-
batschow als US-Präsident -
soll an einem Tag auf einem
amerikanischen Kriegsschiff,
auch erörtert werden, wie die
USA der UdSSR wirtschaftlich
helfen könnten.
GROSSE HOFFNUNGEN setzen die DDR-Bürger
nach wie vor auf den sowjetischen Staats- und
Parteichef Gorbatschow, der mit seiner Erneue-
pell, auf die Politik der DDR-Führung einzuwir-
ken. Der neue DDR-Staats- und Parteichef Krenz,
Honecker
am anderen Tag auf einem so- Schewardnadse widersprach rungspolitik auch ein Zeichen für die sozialisti-der gestern im Kreml vorsprach, bekundete denn Berlin (dpa). Die Ablösung der
wjetischen Kriegsschiff im Mit- dagegen nachdrücklich der Auf- schen Staaten an der West- und Südwestflanke auch, aus den Glasnost- und Perestroika-Erfah- alten Politikergarde in der DDR
telmeer stattfinden. Sowohl fassung, daß bei der Begegnung der UdSSR gesetzt hat. „Gorbi, hilf uns" war rungen der Sowjets Nutzen ziehen zu wollen. geht weiter: Nach der Abberu-
Bush als auch Schewardnadse eine mögliche Unterstützung daher erneut bei den Massendemonstrationen in (dpa-Funkbild) fung von Staats- und Parteichef
erklärten, das Treffen solle „zum der USA für die Reformen in der Erich Honecker
besseren Kennenlernen auf Sowjetunion besprochen wer- ist auch seine
höchster Ebene" dienen. Kon- Frau Margot
krete Ergebnisse beispielsweise
den sollte. „Dieses Treffen hat
nichts mit einer direkten Hilfe
Reformprozeß / Für Diskussion über SED-Führungsanspruch nach Informa-
auf dem Feld der Abrüstung sei- für die Perestroika zu tun. Ich tionen der |
en nicht zu erwarten. bitte Sie, in diesem Zusammen- „Bild"-Zeitung
Bush hatte in der Vergangen-
heit angedeutet, daß er von ei-
nem Gipfel nur zum Kennenler-
nen nicht allzuviel halte. Auf
hang nicht den Begriff 'helfen'
zu verwenden. Wir selbst müs-
sen die Perestroika in die Tat
umsetzen. Und wir besitzen al-
DDR-Liberale drängen auf Taten als DDR-Volks-1
bildungsmini-
sterin zurück-
getreten. Der
Fragen, was seinen Sinneswan- les dafür Notwendige", sagte Berlin (dpa/AP). Die Liberal- zahlreichen Städten der DDR Krenz trifft heute im Kreml Vorsitzende
del zu einem Treffen dieser Art Schewardnadse. Demokratische Partei (LDPD) in über 400 000 Menschen für Rei- mit dem sowjetischen Staats- der DDR-Ge-1
verursacht habe, wies Bush auf Siehe auch „Zum Tage" der DDR fordert konkrete sefreiheit, Reformen und freie und Parteichef Gorbatschow zu- werkschaft FDGB, Harry
Schritte im Reformprozeß. „Die Wahlen demonstriert. sammen. Gestern abend sagte er
Reden müssen jetzt in Taten Gerlach schlug vor, über die bei der Begrüßung auf dem Flug- Tisch, wird morgen seinen
Öko-Partei reagiert unterschiedlich übergeleitet werden", sagte der Rolle der SED in einer Gruppe hafen: „Die Losung ,Von der So- Rücktritt erklären, meldete die
LDPD-Vorsitzende Gerlach am oder Gemeinschaft zu diskutie- wjetunion lernen, heißt siegen DDR-Nachrichtenagentur ADN
Dienstag in einem Interview des ren, „die gesetzlich anerkannt lern', hatte ihren historischen am Dienstag abend.
Schily verläßt Grüne und FDJ-Organs „Junge Welt". Er ist". Er sprach sich für ein neues Platz und hat heute neuen Sinn Die 62jährige Margot Ho-
regte zugleich eine Diskussion Vereinigungsgesetz aus mit ge- bekommen. Wir lernen, wie un- necker ist seit 1963 DDR-Mini-
über den von Regimekritikern in nauen Kriterien, „unter welchen sere sowjetischen Freunde die sterin für Volksbildung. Bereits
will in SPD eintreten Frage gestellten Führungsan- Bedingungen eine Bürgerge- Umgestaltung meistern, und wir am Vortag war in einem ADN-
spruch der SED an. meinschaft als staatlich aner- lernen auch davon, was ihnen Bericht über Bildungspolitik nur
DDR-Staats- und Parteichef kannte Organisation tätig wer- nicht gelungen ist." von der Leitung des Volksbil-
Bonn (dpa). Der Grünen-Bun- geordneten, der für die Mitglie- Krenz, der gestern zu einem den kann". Als Ziel seiner Partei Anschließend wird Krenz am dungsministeriums geredet und
destagsabgeordnete Otto Schily der und Wähler der Grünen zweitägigen Arbeitsbesuch in nannte Gerlach einen „Sozialis- Donnerstag zu einem eintägigen Frau Honecker nicht nament-
(Foto) will die Partei verlassen, eine erhebliche Orientierungs- Moskau eintraf, hatte zuvor die mus, der Spaß macht". Als Bei- Arbeitsbesuch nach Warschau lich erwähnt worden. Zur Nach-
SED-Führungsrolle bekräftigt. spiele nannte er das Recht zu kommen. folgerin soll die Lehrerin und
sein Mandat niederlegen und in kraft gehabt habe. Schily wird Am Montagabend hatten in reisen und die Freiheit zu reden. Fortsetzung nächste Seite Gewerkschaftsvorsitzende Hel-
die SPD eintre- sich voraussichtlich um eine ga Labs (49) ernannt werden.
ten. Das bestä- SPD-Bundestagskandidatur im Der 62jährige Gewerkschaf-
tigte die Grü- Wahlkreis München-Land be- ter Tisch - auch Politbüromit-
nen-Vor- werben. Der zuständige Unter- DDR-Fernsehen / Vorschlag SPD fordert „Marshall-Plan" glied - hatte am
standsspreche- s bezirksvorsitzende Gantzer er- Montag im
rin Ruth Ham-^ klärte, er rechne mit einem sol- Bundesvor-
merbacher am
Dienstag nach'
einer Unterre-
chen Schritt. Der Wahlkreis ist
fest in CSU-Hand. Schily müßte
dann über die SPD-Landesliste
Verbreitung per Kabel? Spendenaufruf für Polen stand seiner
Organisation
dung mit Schi- abgesichert werden. die Vertrauens-
Bonn/Düsseldorf (dpa). Für eine Verbreitung Bonn (dpa). Die SPD hat ein umfassendes wirt- frage gestellt.
ly. Der 57jähri- Mit unterschiedlichen Wer- beider DDR-Fernsehprogramme über alle Kabel- schaftliches Kooperations- und Hilfsprogramm Ursprünglich
ge Politiker und tungen reagierten Politiker der netze in der Bundesrepublik haben sich am für Polen nach dem Vorbild des „Marshall- sollte darüber
Rechtsanwalt 8 Grünen auf die Entscheidung. Dienstag die FDP-Generalsekretärin, Cornelia Plans" gefordert. Mit dem „Marshall-Plan" för- aber erst am 17.
äußerte sich „Vor den Grünen steht eine Schmalz-Jacobsen, und die SPD-Fraktion im derten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg November ab-
vorerst weder gegenüber seiner Menge wichtiger Aufgaben, für Düsseldorfer Landtag ausgesprochen. „Durch den Wiederaufbau der Wirtschaft in der Bundes- gestimmt wer-
Partei noch öffentlich zu den die wir Otto hätten gebrauchen die offenere und kritischere Berichterstattung republik. Gleichzeitig rief der SPD-Vorstand am den. Laut ADN
Gründen für seinen Schritt. Dies können", sagte die Fraktions- sind die DDR-Medien selbst zu einem Gegen- Dienstag die deutsche Bevölkerung zu Geld- und wird die Sit-
will er erst morgen auf einer sprecherin Antje Vollmer. Die stand der Veränderungen geworden. Sie sollten Sachspenden für Polen auf. Angesichts der aku- zung nun bereits am Donnerstag
Pressekonferenz in Bonn tun. frühere Vorstandssprecherin als unmittelbare Informationsquelle über die Er- ten Lebensmittelknappheit sei jetzt praktische fortgesetzt. Dem Rücktritt war
Mit Zurückhaltung reagierte Jutta Ditfurth vom radikal-lin- eignisse in der DDR den bundesdeutschen Fern- Solidarität nötig. Die Spenden sollen an die Ar- heftige Kritik zunächst vor al-
die SPD auf die Meldungen über ken Flügel nannte Schilys Ent- sehzuschauern zugänglich sein", forderte Frau beiterwohlfahrt gerichtet werden, die Lebens- lem der FDJ vorausgegangen.
Schilys Wechsel. Neue Mitglie- scheidung die „praktische Um- Schmalz-Jacobsen in Bonn. Nach Angaben der mittel kaufe und sie zusammen mit Sachspenden Am Dienstag unterstützten die
der seien immer „herzlich will- setzung seiner sozialdemokrati- Bundespost kann derzeit etwa ein Drittel der direkt nach Polen transportiere. Die Bundespost Bezirksverbände Dresden, Er-
kommen", sagte der Parteivor- schen Mentalität". bundesdeutschen Haushalte mit Kabelanschluß solle dabei auf Portogebühren verzichten. Das furt und Berlin sowie verschie-
sitzende Vogel. Er schätze die Siehe auch Kommentar DDR-Fernsehen empfangen. Konto der Arbeiterwohlfahrt beim Postgiroamt dene Einzelgewerkschaften die
politischen Fähigkeiten des Ab- und „Themen des Tages" Siehe auch „Themen des Tages" Köln hat die Nummer 336 666-500. Rücktrittsforderung.
Nr. 255 Politik Mittwoch, 1. November 1989

Namen und Übersiedler / Boeden Bundeswehr/Tagung Hinweise mehren sich Polen / Kohl telefonierte mit Mazowiecki
Nachrichten

Maxwell-Coup in Ungarn
Schnüffelei
bestritten
Admiral darf West-Ärzte bald
nicht in UdSSR in DDR-Kliniken?
Besuch am Annaberg
Die ungarische Regierungszei-
tung „Magya
Hirlap" wurde!
zu 40 Prozent
Bonn (dpa). Die Übersiedler
aus Osteuropa und die Flücht-
linge aus der DDR werden nach
Bonn (dpa). Der Chef des Am- Berlin (bf). In Berlin mehren
tes für Studien und Übungen der sich Hinweise, daß es schon
Bundeswehr, Flottillenadmiral bald zu einem Einsatz von
steht noch nicht fest
an den engli- den Worten des Präsidenten des Elmar Schmähung, darf nicht zu West-Ärzten in Krankenhäu- Bonn/Warschau (dpa/AP). der Kommunisten gestoßen.
schen Presse- Kölner Bundesamtes für Verfas- einer internationalen Tagung sern der DDR kommen könnte. Neun Tage vor dem Beginn der Auch katholische Kreise äußer-
magnaten Ro- sungsschutz, Boeden, in der mit Wissenschaftlern, Politi- Der Präsident der Berliner Ärz- Polen-Reise von Bundeskanzler ten Unverständnis, während der
bert Maxwell Bundesrepublik nicht „be- kern und Militärs aus Ost und tekammer Ellis Huber verwies Kohl (CDU) steht der umstritte- Bischof von Oppeln, Alfons
verkauft. Das schnüffelt". Boeden wies gestern West im November nach Mos- gestern auf die etwa 1000 ar- ne Besuch des Kanzlers im Nossol, nichts gegen eine Kohl-
gab das ungari- die Kritik an der gemeinsamen kau reisen. Das bestätigte der beitslosen Mediziner allein im Wallfahrtsort St. Annaberg in Visite in St. Annaberg einzu-
sche Fernsehen Datei der Verfassungsschutzbe- Sprecher des Verteidigungsmi- westlichen Teil Berlins. Erst am Schlesien noch nicht fest. Über wenden hat.
bekannt. Die hörden des Bundes und der Län- nisteriums, Oberst Winfried Montagabend hatte der DDR- die endgültige Reiseroute Kohls Im Kanzleramt hieß es, Kohl
Zeitung werde der „ADOS" (Adressendoku- Dunkel. Gesundheitsminister Klaus vom 9. bis 14. November müß- habe nach wie vor den Wunsch,
zu einer unab- mentation Ost) nachdrücklich Die „Bild"-Zeitung berichtete Thielmann in einer Fernsehdis- ten noch abschließende Gesprä- mit seinem „ganz unspektakulä-
hängigen Ta- 8! zurück. Diese Datei sei „als ob- gestern, daß Schmähung beim kussion auf die Anfrage eines che stattfinden, hieß es am ren Besuch" in Annaberg ein
geszeitung, die sich jedoch als jektbezogene Hinweisdatei" Wehrdienstsenat des Bundes- Zuschauers bestätigt, daß es Dienstag übereinstimmend in Zeichen der Verständigung und
„regierungsnah" verstehe. konzipiert. Sie enthalte keine verwaltungsgerichts in Mün- Angebote von bundesdeutschen Bonn und Warschau. Aussöhnung zu setzen. Man
Personalien von Übersiedlern. chen eine Einstweilige Anord- Medizinern gebe, bei der Ge- Diese offene Frage war auch habe „nicht den Eindruck, daß
US-Army: Drei Unfälle Boeden erläuterte, „ADOS" nung gegen die Entscheidung sundheitsversorgung in der Thema eines Telefongesprächs, der Kanzler diesen Programm-
stütze sich auf die Erfahrung, der Hardthöhe beantragt habe. DDR zu helfen. das Kohl gestern abend mit dem punkt schon gestrichen hat".
Bei einem Manöver vor der daß in der Vergangenheit häufig Dunkel erklärte, der Antrag In dem sehr freimütig geführ- polnischen Ministerpräsidenten Gleichwohl sei registriert wor-
amerikanischen Atlantikküste vom kommunistischen Nach- von Schmähung habe aufgrund ten Gespräch machte Thiel- Mazowiecki führte. Der Kontakt den, daß es in Polen jetzt „Wi-
sind gestern vom Flugzeugträ- richtendienst in die Bundesre- des für alle Bundesbediensteten mann zwar noch keine Zusas- zwischen beiden Seiten werde derstände" gebe.
ger „Dwight D. Eisenhower" publik eingeschleuste Agenten geltenden Reiseerlasses nicht gen, ob die Offerte der West- fortgesetzt, hieß es anschließend , In Bonn wurde das Thema
drei Seeleute und 38 Raketen falsche Angaben zu ihrer Person genehmigt werden können. An- Arzte angenommen werde, er in informierten Kreisen Bonns Annaberg auch zum Diskus-
über Bord gespült worden. Tags und zu ihrem beruflichen Wer- gehörige der Bundeswehr, die ließ die Frage aber vieldeutig of- und Warschaus. sionsstoff der Parteien. SPD-Op-
zuvor hatte im Indischen Ozean degang gemacht hätten. Eine Zugang zu streng geheimen Pa- fen. Der aus der alternativen Der Wunsch Kohls, an einer positionsführer Vogel äußerte
der Pilot eines US-Kampfflug- Reihe von Spionagefällen sei mit pieren haben, könnten grund- Szene stammende Ellis Huber Messe auf dem Annaberg teilzu- die Sorge, mit einer Visite Kohls
zeugs versehentlich eine 450 Hilfe von „ADOS" aufgeklärt sätzlich keine Reisen in die So- verfügt über „informelle Kon- nehmen, der wegen der blutigen in Annaberg könne „ein Schat-
Pfund schwere Bombe auf den worden, sagte Boeden. Die Da- wjetunion unternehmen. Ein be- takte und Signale von drüben", Auseinandersetzungen Anfang ten auf den Besuch fallen". Die
Lenkwaffenkreuzer „USS Ree- teien seien deshalb unverzicht- sonderes dienstliches Interesse, daß die dortigen Verantwortli- der 20er Jahre zwischen Polen FDP-Außenpolitikerin Hilde-
ves" abgeworfen und dabei fünf bar. Boeden unterstrich: „Es ist das Voraussetzung für eine et- chen inzwischen mehr Bereit- und Deutschen für beide Seiten gard Hamm-Brücher appellierte
Marinesoldaten leicht verletzt. keine Verdächtigen-,bzw. Bela- „dringend" an den Kanzler, sei-
Am Sonntag war ein Leutnant steten-Datei". waige Ausnahmegenehmigung schaft zeigen, über eine solche ein patriotisches Symbol ist, war nen Besuchsplan zu überprüfen.
wäre, sei nicht erkennbar. Hilfe zu reden. in Warschau auf heftige Kritik
im Golf von Mexiko bei seinem
ersten Anflug auf einen Flug-
zeugträger tödlich verletzt wor-
den. Im Mai 1921 blutig umkämpft
NRW-Wahl: SPD-Einspruch Besondere Bedeutung für das
deutsch-polnische Verhältnis
sich 59,6 Prozent der Bevölke-
rung Öberschlesiens für den
Einspruch gegen die nordrhein- erlangte der 385 Meter hohe Verbleib beim Deutschen Reich
westfälische Kommunalwahl am Annaberg im Nordwesten von ausgesprochen hatten. Der Völ-
1. Oktober hat die SPD für den Gleiwitz am 21. Mai 1921, als kerbund entschied für eine Tei-
Kreis Recklinghausen erhoben. das deutsche Freikorps „Ober- lung Oberschlesiens. Auf der
Als Grund nannte der SPD-Un- land" ihn im Kampf gegen polni- Spitze des Annabergs stehen ein
terbezirk gestern gefälschte Un- sche Aufständische unter bei- Franziskanerkloster und eine
terstützungsunterschriften für derseits schweren Verlusten er- barocke Wallfahrtskirche aus
die Kandidatur der Republika- stürmte. Vorausgegangen war dem 17. Jahrhundert, in der die
ner in der kreisangehörigen eine Volksabstimmung, in der Heilige Anna verehrt wird.
Stadt Herten und zum Kreistag.

Hurd fordert mehr Mut Über führende Rolle der SED


Der neue britische Außenmini-
ster Douglas
Hurd hat seine
Kabinettskolle-
gen mehr
Sündhaftigkeit
Friedensinitiative
bei Auseinan-
dersetzungen
mit Premiermi-
nisterin Marga-
will Volksentscheid
ret Thatcher Fortsetzung effektiveres Leitungs- und Pla-
empfohlen. In Vertreter der „Initiative Frie- nungssystem bringen, sagte er
f ^-"V^ J g einem Fernseh- DER PARTEIRAT, das höchste SPD-Gremium zwischen den Parteitagen, befaßte sich gestern schwer- den und Menschenrechte" im DDR-Fernsehen.
interview sagte punktmäßig mit der Deutschlandpolitik. Unser Bild, das zu Beginn der Sitzung entstand, zeigt (IFM) kamen am Wochenende In der Sondersendung „Offen
Hurd, wenn ein Parteichef Vogel mit seinen Stellvertretern Rau und Lafontaine. Vogel und der Parteiratsvorsitzende zu einem ersten landesweiten gefragt, öffentlich geantwortet"
Streit mit der Regierungschefin Gansei betonten, daß die Forderungen nach Reformen nicht auf die DDR beschränkt seien. Auch die Treffen in Ostberlin zusammen, wurde auch über die Reisepro-
drohe, neigten mehrere Mini- Bundesrepublik brauche Erneuerung. (dpa-Funkbild) wie am Dienstag bekannt wurde. blematik diskutiert. Reinhold
ster dazu, „zusammenzu- Die Vertreter aus 17 Orten der wies dabei auch darauf hin, daß
schrumpfen". DDR schlössen sich dem Aufruf die Ausbildung einer Fachkraft
SPD-Parteirat betont Selbstbestimmungsrecht der Bürgerbewegung „Demokra- in der DDR 95 000 Mark koste
tie Jetzt" zu einem Volksent- und daß durch den „Abgang"
149 NS-Juristen verurteilt scheid über die führende Rolle von Hunderttausenden von
der SED an. Für mehr Demokra- DDR-Bürgern in den Westen ein
In der DDR sind bis heute
12 800 NS-Verbrecher rechts-
kräftig verurteilt worden. Diese
Zahl nannte der Staatsanwalt
bei der Generalstaatsanwalts-
„Prüfsteine" für DDR-Reformen tie auch in den Leitungsgremien Teil des Reichtums abgeflossen
der Kulturbereiche plädierten sei.
Kulturschaffende der DDR auf Der Staatssekretär im Mini-
einer Veranstaltung des Haupt- sterium für Außenwirtschaft,
chaft der DDR, Günther Wie- Bonn (AP). Die SPD hat „Prüf- Journalisten in Bonn. nur mit der Einheit Europas vorstandes der CDU. Alexander Schalck-Golod-
land, auf einer Podiumsdiskus- steine" für den Reformwillen der Vogel warnte nachdrücklich vollendet werden. Die Akademie der Wissen- kowski, vertrat die Ansicht, daß
sion über die Rolle der Justiz im DDR-Führung aufgestellt und davor, in ein „Pathos der Wie- Der Parteirat forderte die schaft der DDR forderte in einer der Devisenbestand der DDR
Nationalsozialismus in Ham- den Menschen „Respekt und dervereinigung" zu verfallen. Es Bundesregierung auf, Reisefrei- von der Nachrichtenagentur Reisen nicht für alle Bürger zu-
burg. Insgesamt seien 149 Juri- tiefe Sympathie" ausgespro- gehe darum, die Reformgruppen heit für DDR-Bürger und ökono- ADN verbreiteten Erklärung lasse. Erst wenn die DDR durch
sten verurteilt worden. chen, die im anderen deutschen in der DDR zu respektieren. mische Reformen zu unterstüt- eine „geistige Erneuerung", die Exportüberschüsse genug Gel-
Staat für gesellschaftliche Ver- Entscheidend für die Beantwor- zen. „Die Chancen, daß Bürger Kernstück der Umgestaltung im der erwirtschaftet habe, könn-
änderung kämpfen. Entschei- tung der deutschen Fragen sei der DDR eine Perspektive zum Lande sein müsse. Der DDR-ten auch Reisen finanziert wer-
„Parteiensystem wankt" dend für den Übergang zum Plu- ein Selbstbestimmungsrecht, Bleiben in der DDR gewinnen, Journalistenverband und der ; den, meinte der Staatssekretär.
Vor der „realistischen Gefahr ralismus seien Reise-, Informa- von dem die Bürger im anderen darf nicht an vordergründigen Verband der Film- und Kultur-
der Auflösung tions- und Meinungsfreiheit, die Teil Deutschlands Gebrauch finanziellen Argumenten schei- schaffenden kündigten die Aus-
des bisherigen Anerkennung der Reformgrup- machen könnten. Für Bonn und tern", heißt es in einer Ent- arbeitung eines Entwurfs für ein Flüchtlingsstrom ebbt ab
Parteiensy- pen sowie die Aufgabe des Ostberlin müsse es gemeinsa- schließung. Wer dabei heute neues Mediengesetz an. ,
stems" in der Machtmonopols der SED, sagte mes Ziel sein, gute Nachbarn im seine Hilfe versage, versage mo- Auf der nächsten Sitzung des Unterdessen ebbt der Zu-
Bundesrepu- der SPD-Vorsitzende Hans-Jo- „Europäischen Haus" zu sein. ralisch vor der wichtigsten Auf- SED-Zentralkomitees wird nach strom von DDR-Flüchtlingen
blik hat der chen Vogel am Dienstag vor Die Einheit Deutschlands könne gabe deutscher Politik. Angaben von Otto Reinhold, Di- über Ungarn in den Westen wei-
Präsident de-. rektor der Akademie für Gesell- ter ab: In den vergangenen 24
Bundesverfas- schaftswissenschaften beim ZK Stunden bis Dienstag früh ka-
sungsgerichts, Israel / Palästinenser Hamburg der SED, über eine Wirtschafts- men nur noch 391 Übersiedler
Roman Herzog, Erster Zivilist seit 1960 reform beraten. Diese solle ein in die Bundesrepublik.
gestern ge-
warnt. Wäh-
rend eines Kon-
gresses in Es- Junge Frauen Koalition legt Türkei: Özal HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
sen sagte Herzog, anstelle des
langjährigen „Fast-Zwei-Partei-
ensystems", durch das auch ein
brutal ermordet Streit bei neuer Präsident ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter. Horst Prehm.
Vertriebsleiter: Gerd Lühring
„außergewöhnliches Maß an so- Tel Aviv (dpa). Bei einem der Herausgeber
zialer Sicherheit verwirklicht brutalsten Hamburg (AP). Die einzige so- Ankara (dpa). Der türkische Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Fememorde während zialliberale Regierungskoalition Ministerpräsident Turgut Özal
worden sei, müsse heute wie in des Palästinenseraufstands
Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
ha- in der Bundesrepublik hat am (62) ist am Dienstag in Ankara Achim von Roos . , sel, Ruf 05 61/20 3-0. Tel. Anzeigenan-
anderen modernen Industrie- nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr.
staaten mit fünf Parteilagern ge- ben gestern morgen maskierte Dienstag einer schweren Krise im dritten Wahlgang zum Präsi-
Extremisten, die in den besetz- standgehalten. Hamburgs Erster denten der Türkei gewählt wor-
Chefredakteur 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
rechnet werden. ten Gebieten als „Strafkomman- Bürgermeister Voscherau (SPD) den und wird damit Nachfolger
Lothar Orzechowski 5 61 81 10. Postgirokonto 155132-608
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dos" operieren, im Gaza-Strei- und sein Stellvertreter Ingo von von Kenan Evren. Seine Amts- Stellv, Chefredakteure ' •• . natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
fen zwei junge Schwestern mit Münch (FDP) erklärten nach ei- zeit beträgt sieben Jahre. Özal Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
Pro-Mauer-Initiative Messern und einer Axt ermor- ner Senatssitzung, jetzt könnten ist der achte Präsident der Tür- Verantwortliche Redakteure
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Mit der Warnung vor der „kul- det. Palästinensische Quellen alle Vorwürfe als erledigt ange- kei und der erste Zivilist im Prä- Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik:
Die Beendigung des Abonnements ist nur
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
turellen Barbarei", die Mauer behaupteten, beide Frauen seien sehen werden. sidentenamt seit 1960. Özal, der Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
abzureißen, hat sich gestern in der „Zusammenarbeit" mit den Bei dem Streit war es um eine in den ersten beiden Wahlgän- Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Berlin eine neugegründete In- israelischen Behörden verdäch- Liste von wohnungspolitischen gen nicht die erforderliche Seidenfaden. Kultur. Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
itiative „Die Mauer muß blei- tigt und daher „bestraft" wor- Ansichten des FDP-Landesvor- Zwei-Drittel-Mehrheit zusam- u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie-
semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
rung.
ben" zu Wort gemeldet. Die In- den. Ein Armeesprecher demen- sitzenden Vogel gegangen, die menbrachte, erhielt in der drit- Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
itiative unterstütze zwar die tierte eine Zusammenarbeit. im Staats- und Planungsamt für ten Wahlrunde am Dienstag 263 bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Veränderungen in der DDR und Die Krankenschwester Surja Voscherau zusammengestellt von 450 Stimmen seiner Mutter- mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes-
„Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
sei für eine Öffnung der Gren- Achmed El Kadi (22) und ihre worden war. Voscherau hielt land-Partei (ANAP). Er tritt sein sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann.
Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
zen, setze sich aber zugleich für 19 jährige Schwester Sumaja sei- den Vorgang für korrekt, die Amt am 9. November an. Auch derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
den Erhalt des „einzigartigen en „mit Messern verletzt und FDP bemängelte, daß Beamte der dritte Wahlgang wurde von Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
politischen und kulturellen dann mit einer Axt zerhackt" parteipolitisch tätig geworden allen 155 Oppositionsabgeord- Redaktion Hannover- Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
Denkmals" ein. worden, so ein Militärsprecher. seien. neten boykottiert. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 35 Kassel
HESSISCHE KASSEL
1 P 3713 A

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Publizist
Ziel der Stadt Bogdanov Rennpferd Fußball-Europapokal Zum Tage
H.v. Ditfurth
gestorben Tiefgarage Einstand in „Aus" per Dortmund scheitert, Denken lernen
Freiburg (dpa). Der Publizist
bis 1992 Hamburg Ulfraschall aber fünf weiter Oolange der Lertspruch lautete:
von der Sowjetunion lernen heißt
Hoimar von Ditfurth (68) ist am Eine Tiefgarage Mit einer glanz- Wie im James- Während der FC Nachdem der Siegen lernen, war die Welt der
Mittwoch in ei- mit 400 Pkw-Ein- vollen „ Hamlet"- Bond-Thriller: Mit Bayern München Hamburger SV und SED in Ordnung. Sonst mochte
nem Freiburger stellplätzen unter Premiere feierte einer Ultraschall- mit einem 3:0 in Ti- Bremen bereits am nichts in Ordnung sein, am wenig-
Krankenhaus dem Kasseler Thea- Hamburgs neuer Kanone ist ein rana im Schongang Dienstag eine Run- sten die Verhältnisse im Lande, es
gestorben. Das tervor- und Fried- SchauspielRaus-In- Rennpferd auf dem das Europapokal- de weiter kamen, genügte, daß die Gesinnung in
wurde von sei- richsplatz soll bis tendant Michael Weg zum Ascot- Viertelfinale im schafften gestern Ordnung war. Und eigentlich kam
ner Familie und zum dpcumenta- Bogdanov (Foto) Sieg gestoppt wor- Meisterwettbewerb auch der VfB Stutt- es nicht einmal auf diese an, son-
vom Institut für Jahr 1992 zusam- jetzt seinen Ein- den. Eine hohe Ton- erreichte, ereilte gart (5:0 über Lenin- dern nur auf das, was davon zum
ökologische men mit der docu- stand als Nachfol- frequenz löst einen Pokalsieger Borus- grad) und der 1. FC öffentlichen Gebrauch bestimmt
Medienarbeit menta-Halle fertig ger Peter Zadeks. derartigen Höllen- sia Dortmund mit ei- Köln (0:0 in Mos- war. Es herrschte das Prinzip Le-
in Freiburg, sein. Das wünscht Die Titelrolle spielte lärm aus, so daß das ner O.-2-Niederlage kau) den Einzug ins benslüge.
dessen Beirat v. die Stadt Kassel. Ulrich Tukur. Siehe Pferd scheut. Siehe in Genua das frühe Achtelfinale des Daß damit kein- Staat mehr zu
Ditfurth ange- Siehe Lokales. Kulturseite. „Blick in die Zeit". „Aus". UEFA-Pokals. • machen ist, hat Egon Krenz, der
hörte, bestätigt. Nachfolger Honeckers, wohl ver-
Der Schriftstel- standen. Und wenn er nach Mos-
ler, der in Staufen bei Freiburg kau fuhr, so nicht mehr, um9Siegen
lebte, litt seit längerem an
Krebs. Der Professor für Psy-
chatrie und Neurologie wurde
Auch Abriß der Mauer abgelehnt zu lernen. Sondern was Wohl
doch, um Denken zu lernen. Mehr
in den 70er Jahren vor allem als als einen Begriff von der Realität
Moderator der ZDF-Sendereihe konnte ihm der leidgeprüfte Gorba-

Krenz: Keine
„Querschnitt" bekannt. Er ver- tschow nicht mitteilen. Und Krenz
öffentlichte zahlreiche Bücher hat es vorgezogen, davon mög-
naturwissenschaftlichen lichst wenig zu begreifen.
zu Wenn er der Mauer eine lange
Themen, von denen viele Best- Zukunft verheißt, so spricht er

Wiedervereinigung
seller wurden. Ditfurth ist der (noch in alten Kategorien. Verän-
Vater der bekannten grünen Po- dert - und das ist schon was - hat
litikerin Jutta Ditfurth. sich jedoch der Ton. Oder wann
Siehe auch Kultur hätte man einen SED-Chef schon
in der Weise vernommen, daß er
Moskau (AP/dpa). Der neue DDR-Staats- und Parteichef einen Gedanken wie den, daß die
„Krenz der Richtige" Krenz hat einer Wiedervereinigung Deutschlands und einem SED ihren alleinigen Führungsan-
spruch aufgeben könnte, für denk-
Abbau der Berliner Mauer eine klare Absage erteilt. bar hält? Krenz hat die Idee verwor-
fen. Daß er sie überhaupt sieht,
Gerlach fordert Auf Fragen nach der Wieder- herrscht", sagte Krenz. Die DDR
vereinigung erklärte Krenz zum habe 15 Jahre ohne sie existierl
zeigt, wieviel unter der Decke der
offiziellen Verleugnung schon an
neue Regierung Abschluß seiner Gespräche mit und dabei einen wirtschaftli-
dem sowjetischen Staats- und chen Schaden von 100 Milliar-
Parteichef Gorbatschow in einer den DM erlitten.
Gedanken vorbereitet ist.
Lothar Orzechowski
Ostberlin (dpa). Die DDR der DDRvon Rundfunk und Fernsehen „Die Mauer hat andere Grün-
braucht nach Auffassung des Pressekonferenz direkt übertragenen de, als das Zusammenkommen Frühere Alkem
Vorsitzenden der Liberal-De- „Diese Frage steht in nicht
Moskau: der Menschen zu verhindern",
auf der
mokratischen Partei der DDR Tagesordnung". Er sehe „keinen sagte er. „Die Grenze zwischen
den Staaten ist so und nicht an-
(LDPD), Gerlach, eine neue Re-
gierung. Eine neue Politik sei Tag,
mit neuen Leuten besser zu ge- Es
an dem sie kommen könnte." ders", fügte der DDR-Staats-
sei „nichts wiederzuvereini- und Parteichef hinzu. Gleichzei- Gericht stoppt
stalten, als mit den alten Leuten, gen und nichts zu vereinigen". tig kündigte er noch für diese
sagte Gerlach gestern im An- Nach dem Krieg hätten sich Woche weitrejichepde Reiseer- Produktion
schluß an ein Gespräch mit dem zwei deutsche Staaten mit un- leichterungen für DDR-Bürger
EG-Kommissar und früheren terschiedlichen Gesellschafts- an. GUTGELAUNT stellten sich in Moskau Kremlchef Gorbatschow Kassel (ari). Die Hanauer
Bundeswirtschaftsminister Ban- ordnungen gebildet, die „Teil und der neue DDR-Staats- und Parteichef Krenz der internationa- Brennelementefabrik, frühere
gemänn in Ostberlin. Der neue der Stabilität in Europa" seien. len Presse., Gorbatschow drückte Krenz für den von ihm einge- Alkem, wird die Produktion von
Staats- und Parteichef Krenz sei „Das ist wichtiger als das Nach- Wortlautauszüge der Krenz-Rede schlagenen Reformkurs die Daumen und meinte: „Ihr werdet es Brennelementen für Atomreak-
„der Mann, den wir jetzt brau- denken über eine Wiederverei- lesen Sie auf „Themen des Tages" schaffen." (dpa-Funkbild) toren zumindest vorläufig in Tei-
chen", meinte Gerlach. Er sei nigung", meinte er. „In Worten" len einstellen müssen: Der Hessi-
„fest davon überzeugt", daß es habe die Wiedervereinigung Krenz bekräftigte den in der sche Verwaltungsgerichtshof
zu der neuen Politik, die mit der „viele Anhänger", aber in der Verfassung verankerten politi- (VGH) hat gestern auf einen Eil-
„Wende" eingeleitet worden sei, Tat müsse man davon ausgehen, schen Führungsanspruch der DDR öffnet Grenze zur CSSR antrag die für bestimmte Produk-
keine Alternative gebe. Die Be- „daß die Stabilität in Europa SED. „Selbst, wenn ich andere tionsprozesse erteilte Genehmi-
völkerung und die LDPD wolle viel, viel wichtiger ist". Gedanken hätte - aber' ich habe gung des Hessischen Ministers
diese neue Politik. Die beste Si- Für die Berliner Mauer gebe keine anderen Gedanken - wür-
cherung, die jetzt begonnene es „konkrete Gründe". Schließ- de ich alles tun, um die Verfas-
Politik unumkehrbar zu ma- lich handele es sich nicht ein- sung in diesem Punkt zu erhal-
chen, sei die öffentliche Kon- fach um eine Grenze zwischen ten", sagte er. Er betonte, daß
Bonner Botschaft für Reßktorsicherheitals „rechts-
fehlerhaft" bezeichnet.
Da am sofortigen Vollzug „of-
fensichtlich rechtswidriger Ver-
trolle. zwei Staaten. „Es' ist immerhin die SED an ihrer „Koalition" mit
die Grenze zwischen zwei ge- den anderen politischen Partei-
sellschaftlichen Systemen, es ist en in der DDR festhalten wolle.
die Grenze zwischen zwei Mili- Die Existenz dieser Parteien sei
wieder Zufluchtsort waltungsakte" kein öffentliches
Interesse bestehe, sei die soge-
nannte aufschiebende Wirkung
der gegen die Genehmigung ge-
tärblöcken. Und es ist die Gren- ein Ausdruck des „Pluralismus" Prag (dpa). Mit der Aufhe- Nach einer Meldung der amtli- richteten Klagen wiederherge-
DDR-Metallchef ze, in deren unmittelbarer Nähe im Lande. bung der Visumpflicht für DDR- chen Ostberliner Nachrichten- stellt worden, erklärte der Senat.
in beiden Staaten mit die größte Siehe „Zum Tage" Bürger bei Reisen in die CSSR agentur ADN fuhren am Mitt- Gegen diese Entscheidung gibt es
Waffenkonzentration in Europa Fortsetzung nächste Seite ist die Zahl von Zufluchtsu- woch rund 8000 DDR-Bürger als kein Rechtsmittel.
Gestolpert chenden in der Bonner Botschaft Touristen in das Nachbarland. Die Urteile, mit denen der Se-
in Prag wieder sprunghaft ange- Die DDR hatte auf dem Höhe- nat den gegen den Genehmi-
über Luxusbau Nicaragua: Weiter Angriffe von Honduras aus ten stiegen. Augenzeugen berichte- punkt der großen Flüchtlings- gungsbescheid gerichteten Kla-
am späten Mittwoch nach- welle den visafreien Reisever- gen stattgab, sind dagegen noch
mittag von rund 600 Menschen kehr in die CSSR unterbunden, nicht rechtskräftig: Die Revision
auf dem Gelände. Eine erste diese Maßnahme aber zum 1. wurde zugelassen.
Berlin (AP). Öffentliche
Kritik an mißbrauchten Pri-
vilegien hat gestern zum
Rücktritt des Vorsitzenden
der IG Metall in der DDR ge-
Waffenstillstand mit Gruppe von Flüchtlingen erhielt November wieder aufgehoben.
bereits im Laufe des Tages von
choslowakischen Hauptstadt
In der Obhut der bundesdeut-
der DDR-Botschaft in der tsche- schen Botschaft in Warschau Bereits 1990 möglich
halten sich derzeit noch mehr
führt. Der Gewerkschafts-
funktionär Gerhard Nenn-
stiel legte sein Amt nieder,
nachdem seine Gewerk-
Contras aufgekündigt Ausreisepapiere und sollte noch als 1000 DDR-Flüchtlinge auf.
am späten Abend
gaben die
mit einem Bus
DDR-Bürger
Sie sind in Auffangstellen au-
in Bayern eintreffen. Als Flucht- ßerhalb der Mission unterge-
grund bracht und erhalten nach und
Papst wird
schaft „mit großer Bestür- Managua (dpa/AP). Nicaragua Honduras begonnen werde.
zung" aus der „Berliner Zei- hat am Mittwoch den seit 19
mangelndes Vertrauen auch in nach von der DDR-Botschaft
Ursprünglich hatte Ortega die neue Ostberliner Führung ihre Entlassungsurkunden.
UdSSR besuchen
tung" vom Umfang seines Ei- Monaten dauernden einseitigen seinen Schritt bereits am Sams- unter Egon Krenz an. Der Zustrom von DDR- Rom (dpa). Papst Johannes
genheimbaues erfahren hat- Waffenstillstand' mit den von tag in Costa Rica bekanntgeben Auch in den kommenden Ta- Flüchtlingen über Ungarn ist Paul II. wird möglicherweise im
te. Die Zeitung berichtet in den USA unterstützten rechts- wollen, hatte aber damit auf dem gen dürfte nach Einschätzung weiter rückläufig. In den 24 kommenden Jahr die Sowjetuni-
ihrer Mittwochausgabe: „Da gerichteten Contra-Rebellen gesamtamerikanischen Gipfel- westlicher Beobachter der Zu- Stunden bis Mittwoch früh wur- on besuchen. Zwischen Vertre-
steht ein Eigenheim mit aufgehoben. In einer Erklärung treffen in San Jose für erhebli- strom von Ausreisewilligen bei den 312 Neuankömmlinge ge- tern des Vatikans und Moskaus
reichlich 200 Quadratmetern der sandinistischen Regierung che Mißstimmung gesorgt. Bush der Bonner Mission anhalten. zählt. Am Vortag waren es 391. sei grundsätzlich Übereinkunft
Wohnfläche, zehn Räume, in Managua hieß es zur Begrün- erklärte, er werde die Politik ge- über eine- solche Reise erzielt
Gasheizanlage, Bäder und dung, die Angriffe der von Hon- genüber Nicaragua überdenken, worden, allerdings sei ein Ter-
Duschen, die Fenster sind duras aus operierenden Contras wenn Ortega den Waffenstill-
BRD-Import, ein zweistöcki- hätten nicht nachgelassen.
ger Wintergarten ist im En- Ortega beschuldigte US-Prä-
stand aufkündige. Freikaufaktion „still" beendet min noch nicht festgelegt, sagte
laut italienischen Zeitungen der
Sprecher der sowjetischen Au-
stehen." Die eingesetzten sident Bush, den „Krieg" in Ni- offiziellen Insgesamt befinden sich nach
Angaben aus Mana- Hamburg. (AP). Die Freikauf- Anwalt Wolfgang Vogel eingefä- ßenministeriums, Gremizkich.
Maurer arbeiteten eigentlich caragua zu fördern. Die von den gua rund 4000 Rebellen, die aktionen von politischen Gefan- delt wurden, so still sind die Ent-
in einem U-Bahn-Betriebs- USA gewährte nicht-militäri- nach dem mittelamerikanischen genen aus DDR-Gefängnissen lassungen - insgesamt rund
werk und seien für Nenn- sche Hilfe für die Contras werde Friedensplan bis zum 5. Dezem- sind nach Informationen der Ta- 30 000 - abgeschlossen worden,
stiels Bau abgestellt worden. von diesen als logistische Ver- ber entwaffet sein sollten, in geszeitung „Die Welt" in der ver- schreibt das Blatt. „Wir hoffen, Lotto am Mittwoch
Nennstiel will nach siche- sorgung bei ihren Angriffen Honduras. In den vergangenen gangenen Woche beendet wor- daß es nicht zu neuen Verurtei- Ziehung A: 1, 28, 32, 33, 39, 40 Zu-
satzzahl: 13.
ren Angaben das Haus nun mißbraucht. Nicaragua werde 19 Monaten seien von den Con- den. So still wie die humanitären lungen aus politischen Gründen Ziehung B: 16, 18, 25, 38,. 39, 48
einer kinderreichen Familie erst dann wieder einen Waffen- tras 3500 Nicaraguaner getötet Bemühungen der Verantwortli- kommen wird", sagte Vogel am Zusatzzahl: 20.
zur. Verfügung stellen. stillstand verkünden, wenn mit worden. chen in Bonn und Ostberlin bald Mittwoch in einem Telefonge- Spiel 77: 6 6 9 4 3 9 5.
der Entwaffnung der Contras in Siehe auch Kommentar nach dem Mauerbau von DDR- spräch mit der Zeitung. (Ohne Gewähr)
Nr. 256 Politik Donnerstag," 2. November 1989

Namen und Sowjetunion Aus- und Übersiedler Ungarisches Parlament Abrechnung mit Wirtschaftspolitik
Nachrichten
Hoff mann erlitt Hörsturz
Kürzungen
am Wehretat
SPD gegen
Bevorzugung
„Aus" für
Donaukraftwerk
DDR-Generaldirektor:
Heiko Hoffmann (CDU) muß
sich auf ärztli-
chen Rat eine
Woche Ruhe
Moskau (AP/dpa). Die Sowjet- Nordenham (dpa). Gegen.eine Budapest (dpa). Das ungari-
union hat ihr Defizit für den Bevorzugung von Aus- und sche Parlament hat das endgül-
Haushalt 1990 gegenüber dem Ubersiedlern hat sich das Vor- tige Aus für den Bau des um-
Radikal umdenken
gönnen: •'•-, Der laufenden Budget um die Hälfte standsmitglied der SPD-Bundes- strittenen Dönaukraftwerkes Berlin (AP/dpa). Mit der heuti- veau liegen". Es werde für die
Oppositions- gekürzt. In einer gemeinsamen tagsfraktion, Margitta Terborg, Nagymaros beschlossen. Die gen „tatsächlichen produktiven Menschen immer weniger über-
führer im Kieler Sitzung beider Kammern des so- am Mittwoch in Nordenham Regierung soll nun in Verhand- Arbeitszeit" in der DDR kann schaubar, was sie sich für ihr
Landtag .-.erlitt wjetischen Parlaments stimmte (Landkreis Wesermarsch) ge- lungen mit der CSSR den Ver- der Lebensstandard westlicher erarbeitetes Geld kaufen können.
auf dem linken der Oberste'Sowjet am Dienstag wandt. So halte sie die Sonder- trag über das gemeinsame Kraft- Industrieländer nicht erreicht Offenheit und Ehrlichkeit seien
Ohr einen Hör- abend mit 375 gegen Sechs Stim- erlaubnis für Trabbis ehemali- werksprojekt Gabcikovo/Nagy- werden. „Das Leistungsprinzip notwendig. Die Lohnskala müßte
sturz und muß- men für die „Vorlage,, die besqn.- ger DDR-Bürger für „unsinnig, maros modifizieren. Dem Parla- ist gründlich verbogen." So sich „unter dem Einfluß der Lei-
te in der. Uni- ,ders im _\fej;teidigu.n,gshaushalt ökologisch verantwortungslos mentsbeschluß war bereits ein rechnete der Generaldirektor stungsentwicklung und der Infla-
versitätsklinik und bei den Kapita.Jinvestitio-' und für eirien Verstoß gegen den von der Regierung einseitig ver- des Werkzeugmaschinenkom- tionsrate bewegen", wozu stän-
behandelt,:wer- nen für neue Betriebe und Be- Gleichbehandlungsgrundsatz", fügter Baustopp vorausgegan- binats „7. Oktober", Heinz War- dig zu aktualisierende Tarifver-
den; Minister- triebsausrüstungen starke Kür- sagte Frau Terborg. Außerdem gen, nachdem Umweltschützer zecha (SED), in einem Gespräch träge und Lohnvereinbarungen
präsident Engholm übersandte zungen vorsieht. * müsse alles vermieden werben, Sorge um die Trinkwasserver- mit der „Berliner Zeitung" (Ost- zwischen FDGB und Regierung
ein Genesungsschreiben und Wie Tass berichtete, sieht der was zu einem „Verdrängurtgs- sorgung geäußert hatten. berlin) mit der bisherigen Wirt- notwendig wären.
mit ihm auch ein Beispiel der Haushalt Einnahmen von 429,9 wettbewerb im Kampf um, eine schaftspolitik ab. Wenn ein SED-Politbüromitglied Scha-
neuen politischen Kultur in Milliarden Rubel und Ausgaben Wohnung oder, um einen Ar- DDR-Bürger das Angebot in ei- bowski hat sich für eine Kürzung
Schleswig-Holstein: „Vielleicht von 489,9 Milliarden und damit beitsplatz [ zwischen?-'Alt- *ünd Volksabstimmung nem westdeutschen Warenhaus
sehe, so kompensiere er es nicht
der umfangreichen Subventio-
fördert es die Gesundung, wenn ein Defizit von 60 Milliarden Neubürgern führe. ;.''"; nen in der Wirtschaft der DDR
ich Ihnen sage, daß Menschen Rubel (nach offizieller Umrech- Außerdem beschloß das Par- durch die Tatsache, daß zum ausgesprochen. In einem Inter-
wie Sie in der Politik unersetz- nung rund 180 Milliarden lament mit großer Mehrheit, am Beispiel seine Kinder eine gesi- view der Düsseldorfer Zeitschrift
barsind." Mark) vor. Sollte die Regierung Rühe: Stimmungsmache / . : 26. November eine Volksbefra- cherte Berufsausbildung hätten. „Wirtschaftswoche" sagte Scha-
dies verwirklichen, würde das „Was hier bleibt, ist ein Gewicht
gung zur bevorstehenden Präsi- auf bowski: „Subventionen sind für
eine Halbierung des diesjähri- dentenwahl durchzuführen. Ur- der Waagschale zuungun- mich keine heilige Kuh." Er kün-
Truppen räumten Platz gen Defizits bedeuten. Das Defi- warf CDU-Generalsekreträr Rühe sten des Sozialismus".
demgegenüber den Sozial- sprünglich war für diesen Tag digte außerdem eine Überprü-
Die seit dem Pekinger Massaker zit '90 soll durch Ausgabe von demokraten vor, eine Stimmung bereits dessen Wahl durch die Warzecha forderte die Be- fung an, ob die Organisation der
aufdem Platz des Himmlischen Staatsanleihen an Unternehmen gegen . DDR-Flüchtlinge . zu Bevölkerung vorgesehen. kanntgabe der jährlichen Infla- Industrie in großen Kombinaten
Friedens stationierten Truppen und ; Organisationep gedeckt schüren. Die von SPD-Politi- Ausgelöst wurde die Wahl- tionsrate. Man müsse radikal ökonomisch noch sinnvoll sei.
sind in der Nacht zum Mittwoch werden. . kern vertretene Auffassung, verschiebung durch eine Initia- umdenken und Schluß machen EG-Kommissar Bangemann
abgezogen worden. Sie wurden Staats- und Parteichef Gorba- DDR-Flüchtlinge würden in-, der tive des oppositionellen Bundes „mit der Politik eines schlei- (FDP) ist gestern mit DDR-Au-
in einem Zeremoniell von Ein- tschow sagte, der Haushalt sei Bundesrepublik „verhätschelt", Freier Demokraten (SZDSZ). Er chenden und nur scheinbar ver- ßenhandelsminister Beil zusam-
heiten der bewaffneten Polizei „nicht zufriedenstellend", doch sei. ein politischer .und morali- hatte seine Forderung, die Präsi- tuschten ( Preisauftriebs beson- mengetroffen, um ihn über den
abgelöst, die jetzt die Wache auf das Beste,, was im Rahmen reali- scher Skandal. Wenn jemand in dentenwahl erst nach den freien ders bei bestimmten Konsumgü- künftigen EG-Binnenmarkt zu
dem weiten Platz übernommen stischer ~ Überlegung möglich der Vergangenheit verhätschelt Parlamentswahlen im Frühjahr tern, die, obwohl sie in Exquisit- informieren. Es sei an der Zeit,
haben. sei. Um ihn umzusetzen, „müs- worden sei, dann „wir in der abzuhalten, mit 110 000 Unter- und Delikatläden angeboten mit der DDR über den Binnen-
sen wir härter arbeiten, als wir Bundesrepublik durch Frieden, schriften bekräftigt. werden, im unteren, bestenfalls markt zu sprechen, sagte Bange-
das jemals zuvor getan haben." Freiheit und Wohlstand". Siehe auch Kommentar mittleren internationalen Ni- mann.
Havel aus Klinik entlassen
Der tschechoslowakische Bür-
gerrechtler und Träger des dies- El Salvador / Gewerkschaftszentrale
jährigen Friedenspreises, des
Deutschen Buchhandels, Va-
clav Havel, ist gestern in Prag
aus dem Krankenhaus entlassen
worden, Der Dramatiker fuhr
10 Tote bei Bombenanschlag
sofort in sein nordöstlich Von San Salvador (AP). Bei einem werkschaftsbund rief aus Pro-
Prag gelegenes Landhaus, um Bombenanschlag auf eine Ge- test gegen den Anschlag zu ei-
sich dort zu erholen. , werkschaftszentrale in San Sal- nem landesweiten Generalstreik
vador sind nach Angaben der auf. Dieser wurde gestern aller-
Polizei am Dienstag zehn. Men- dings kaum befolgt. Gewerk-
Sturzversuch überstanden schen getötet und 29 verletzt schaftsführer beschuldigten
Die pakistanische Ministerprä- worden. Der linksgerichtete Angehörige der Streitkräfte, die
sidentin Bena- Salvadorianische Nationale Ge- Tat begangen zu haben.
zir Bhutto hat
gestern die här-
teste parlamen- Lockerbie-Absturz / Warnung erhalten?
tarische
•Machtprobe ih-

PanAm geht gegen


rer,, bisherigen
^fttszeit bfe-
standWT:"- E$i;
von der Oppo-
sition einge-
brachtes:. Miß-,
trauensvotum
erzielte im Par-
lament lediglich 107 Ja-Stim-
US-Regierung vor
men und verfehlte damit um 12 London (dpa/AP). Die Flugge- sieht wachsende Hoffnungen,
Stimmen die notwendige Mehr- sellschaft PanAm hat jetzt ge- doch noch die Attentäter zu fin-
heit zum Sturz der 36jahrigen richtliche Schritte gegen die US- den, die am 21. Dezember ver-
Regierungschefin. Regierung im Zusammenhang gangenen Jahres den Absturz
Bundesamt für Strahlenschutz nahm Arbeit unter Protesten auf mit dem Terroranschlag gegen verursachten. Anzeichen dafür
den PanAm-Jumbo bei Locker- seien eine jüngst aufgedeckte
Genfer Gericht entscheidet Bundesumweltminister Klaus ten des Instituts für Strahlenhy- die ersten 38 der später in Salz- bie eingeleitet. Die Fluglinie will schwedische und maltesische
Die Entscheidung eines Genfer Töpfer hat gestern in Salzgitter giene (ISH) in München, Profes- gitter vorgesehenen 340 Be- nachweisen, daß die US-Behör- Verbindung.
Gerichts über den Einspruch unter Protesten einer Gruppe sor Alexander Kaul, in sein Amt schäftigten des Strahlenschutz- den 24 Stunden bevor das Flug- Die maltesische Fluggesell-
der Familie Barschel gegen den von Kernkraftgegn'ern (unser ein. amtes stehen gegenwärtig ange- zeug über der schottischen Ort- schaft Air Malta hat dagegen ge-
Abschlußbericht der Genfer Ju- Bild) das Bundesamt für Strahr Bei dem neuen. Amt sollen die mietete Räume zur Verfügung. schaft explodierte vom israeli- stern Berichte zurückgewiesen,
stiz zum Tod des früheren lenschütz eröffnet. Als Präsi- Aufgaben des Bundes beim Im kommenden Jahr wird mit schen Geheimdienst Mossad wonach die Bombe möglicher-
schleswig-holsteinischen Regie- denten des nach einem Beschluß Strahlenschutz, der kerntechni- einem Neubau begonnen, für über einen bevorstehenden An- weise aus Malta gekommen ist.
rungschefs soll am 1,5. Novem- des Bundestages vom Dezember schen Sicherheit und der Eht* den im Bundeshaushalt 33 Mil- schlag gewarnt worden war. Die in einem Londoner Zei-
ber bekannt gegeben werden. 1988 gegründeten Amtes führte sorgung radioaktiver Abfälle lionen DM eingeplant sind. Auch Beamte des deutschen tungsbericht erwähnte Maschi-
Das Gericht befaßte sich gestern Töpfer den bisherigen Präsiden- zusammengefaßt werden. Für (dpa-Funkbild) Bundeskriminalamts hätten US- ne der Air Malta, die am fragli-
fast vier Stunden hinter Ver- Beamte auf „verdächtige Aktivi- chen 21. Dezember von Valletta
schlossenen Türen mit dem Ein- täten" in der Ladezone auf dem nach Frankfurt geflogen sei,
spruch der Familie gegen das KremlGhef betönt „stabile Beziehungen" Erfassungsstelle: Frankfurter Flughafen 90 Minu- habe 39 Passagiere und 55 Ge-
Ergebnis des Berichtes, Barschel ten vor dem Start der Unglücks- päckstücke an Bord gehabt. Alle
habe Selbstmord begangen. -.'*- maschine hingewiesen, heißt es Passagiere und Gepäckstücke
am Mittwoch in einem Bericht seien identifiziert worden. An
Iran: Weltweiter Haftbefehl
Der islamische Wächterrat in
Gorbatschow: SED Rechtshilfe
für DDR möglich
der Londoner Zeitung „Indepen- Bord der Maschine habe sich
dent". Anwälte, die die Familien nachweislich kein herrenloser
der Todesopfer vertreten und Koffer befunden. Ein BKA-Spre-
eine Entschädigung in Höhe von cher in Wiesbaden erklärte, es

hat große Dinge vor


Teheran hat gestern ein Gesetz
gebilligt, das die Regierung, er- 300 Millionen Dollar (ein Dollar gebe Anhaltspunkte dafür, daß
mächtigt, amerikanische Bürger Salzgitter (dpa). Nach einer etwa 1,80 DM) von PanAm for- ein Libyer oder ein Mann mit
bei Vergehen gegen die Interes- Justizreform in der DDR könnte derten, bezeichneten das Vorge- libyschem Akzent auf Malta
sen Irans überall in der Welt die Zentrale Erfassungsstelle in hen der Fluggesellschaft als Ab- Kleidungsstücke gekauft habe,
festnehmen zu lassen und vor Fortsetzung Man müsse Schluß machen „mit Salzgitter möglicherweise Ost- lenkungsmanöver. die an der Absturzstelle gefun-
ein Gericht in den Iran zu brin- Gorbatschow und Krenz hoben dem rapiden Autoritätsverfall berlin im Wege der Rechtshilfe den worden seien.
Die britische Zeitung „Times"
gen. Die Antragssteller hatten in einem gemeinsamen Kommu- dieser bedeutenden Massenor- Unterlagen über Gewaltakte in
geltend gemächt, daß das US- nique die Bedeutung „stabiler, ganisation der Werktätigen". Es DDR-Haftanstalten zur Verfü-
Justizministerium das FBI er- gleichberechtiger und gutnach- gehe „um die Rettung und Be- gung stellen. Das erklärte ge-
mächtigt habe, auf Fahnungsli- barlicher Beziehungen" zwi- wahrung der Einheitsgewerk- stern der stellvertretende Leiter HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE Verlagsleitung
sten stehende Personen im Aus- schen der DDR und der Bundes- schaften als wirkliche. Interes- der Behörde, Staatsanwalt
land ohne Zustimmung der je- republik Deutschland hervor. senvertreter der Werktätigen." Hans-Jürgen Grasemann.' ALLGEMEINE Dr Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
weiligen Regierung zu verhaften Gorbatschow bekräftigte er- Notwendig seien „gesetzliche Mit Hilfe der Unterlagen Herausgeber
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
neut, daß „alle Fragen,, die die Regelungen für gewerkschaftli- könnten in der DDR dann Über- Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
DDR betreffen, nirgendwo an- che und staatliche Organe im griffe von Bediensteten gegen- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
UNO will Stoltenberg ders als in der Hauptstadt der Konfliktfall (einschließlich Ar- über Häftlingen nachgeprüft Achim von Roos sel, Ruf 05 61/20 3-0. Tel. Anzeigenan-
nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr.
Der ehemalige norwegische Au- DDR entschieden werden". Gor- beitsniederlegung)". Gefordert werden. Solches Verhalten ste- Chefredakteur 99 635. Telekopierer 05 61 '20 36. Teletex
ßenminister batschow: „Die SED hat große wird außerdem der Schutz der he in der DDR unter Strafe. Bis- Lothar Orzechowski 5 618110. Postgirokonto 155132-608
Thorvald Stol- Dinge vor." Gewerkschaftsfunktionäre vor her werde es aber nicht geahn- Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
„ungerechtfertigten Kritiken det, da Eingaben nicht bearbei- Stellv Chefredakteure natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
tenberg ist ein- Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
ziger Kandidat und Maßreregelungen" und eine tet worden seien. Als Beispiel
für die Nachfol- „Freie Gewerkschaften" „neue Konzeption für die ge- nannte Grasemann das Schick- Verantwortliche Redakteure
preis 28,50 DM).

ge des Schwei- werkschaftliche Pressearbeit", sal einer inhaftierten Erzieherin. 3hef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik:
Die Beendigung des Abonnements ist nur
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
zers Jean-Pier- Die in der DDR „zu vollzie- Ein Entwurf für eine Ände- Nachdem sie einer von einem Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
re Hocke als hende Wende ist nur mit freien, rung des Paragraphen 213 des Bediensteten geschlagenen Zel- Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
UNO-Flücht- starken, eigenständigen Ge- DDR-Strafgesetzbuches über lenkameradin zur Hilfe kommen Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau
u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie-
Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
lingskommis- werkschaften möglich". Diese den „ungesetzlichen Grenz- wollte, sei sie in kniehohem semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
rung.
sar. Dies wurde Grundsatzposition wird in ei- übertritt" wird bereits in Kürze Wasser angekettet und besin- Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über-270 000 Exemplare
am Sitz der nem von der FDGB-Zeitung vorgelegt werden. Justizmini- nungslos geschlagen worden. bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit ..Oberhessische
Presse", Marburg, ..Hersfelder Zeitung",
„Tribüne" gesterü veröffentlich- ster Heusinger erklärte gestern: mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes-
Vereinten Na- Grasemann begrüßte den sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann. „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
tionen in New ten Papier der Gewerksqhafts- „Es wird eine Neufassung dieses Vorschlag, über den Fortbe- tiefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
York bekannt. Der 58jahrige hochschule „Fritz Heckert" ver- Paragraphen geben." Nötig sei- stand der Erfassungsstelle nach- derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Norweger ist erst seit wenigen treten, einen Tag nachdem Ge- en ferner 30 weitere Gesetze im zudenken, wenn die Menschen- Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare.
Wochen Botschafter seines Lan- werkschaftschef Harry Tisch Zusammenhang mit Bürger- und rechtsverletzungen in der DDR Redaktion Hannover' Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel
des bei den Vereinten Nationen. seinen Rücktritt ankündigte. Menschenrechten. aufhörten. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168. 35 Kassel
Nr. 256 Themen des Tages Donnerstag, 2. November 1989

uf Westberlin kommt neben Ebensowenig seien andere


Die DDR-Bürger brauchen für Reisen Westgeld - aber woher? schnelle Lösungen denkbar.
Ungarn probt dem Polenmarkt möglicherwei-
se schon bald ein neues Händ- Dies gilt zum Beispiel für den
Vorschlag, die DDR sollte dank
die Demokratie lerproblem zu: Wenn die Mut-
ihrer Einnahmen aus der Tran-

Das große Devisenrätsel


maßungen des Deutschen Insti-
tuts für Wirtschaftsforschung sitpauschale (jährlich 525 Mil-
(DIW, Berlin) zutreffen, dann lionen DM) den Westreisenden
D i e Republik Ungarn hat sich von wird die Stadt nach angekündig- mehr an Devisen bewilligen als
der kommunistischen Alleinherr- ter Aufhebung der Reisebe- die genannten 15 D-Mark. Der
schaft losgesagt und den Weg zu schränkungen künftig von Von unserem Redaktionsmitglied Ulrich Brehme „Knackpunkt": Verdoppelt oder
einem Mehrparteiensystem einge- DDR-Bürgern „überschwemmt", verdreifacht sie den Betrag, ko-
schlagen. Ganz reibungslos kann die - ähnlich wie ihre polni- stet es dem Staat mehrere 100
ein solcher Prozeß nicht ablaufen. schen Nachbarn - in erster Linie los. Denn bislang erhalten Währungen ins Land kommen. heute auf morgen freigeben, wä- Millionen DM, die für dringend
Anders als in Polen spielen die als Klein- und Kleinsthändler Westreisende in der DDR ein- Gibt es Lösungen, diesen Zu- ren wir nach DIW-Berechnun- benötigte Westgüter wegfielen.
Kommunisten bei der Demokrati- auftreten, um an harte West- mal im Jahr von ihrer Staats- stand zu ändern? Ein scheinba- gen innerhalb kürzester Zeit bei Auch wäre den Touristen damit
sierung eine aktive Rolle. Ihr Re- währung zu kommen. bank 15 D-Mark im Verhältnis rer Ansatz wäre es, daß die Relationen von 1:50 oder gar nicht viel gedient, denn auch mit
formflügel setzte die Gründung ei- 1:1 umgetauscht, und darüber DDR-Bürger ihr dort Erspartes 1:100. Das heißt: Auch der ge- 45 DM läßt sich bei uns nicht
ner neuen Sozialistischen Partei hinaus bekommen sie im Bun- mitbringen und hier zum genwärtig häufig genannte allzuviel bewerkstelligen.
durch, die den Ballast der stalinisti- „Unerschwinglich" desgebiet beim ersten Besuch Schwarzmarktkurs 1:11 tausch- Schwarzmarkt-Kurs von 1:11
schen Vergangenheit abwarf und ein „Begrüßungsgeld" von 100 ten. Laut DIW kommt dies aber entspricht nicht den realen Ver-
sich den Wählern im nächsten Ansonsten aber wird sich DM. 115 DM stehen ihnen also nicht in Frage. Denn tatsächlich hältnissen. Dr. Vortmann: „Die- Kassen sind leer
Frühjahr als fortschrittliche demo- nach DIW-Einschätzung im In- im günstigsten Fall zur Verfü- ist die Ost-Mark im Westen so ser Kurs gibt lediglich die Situa-
kratische Kraft präsentieren will. nerdeutschen Reiseverkehr auf gung. Klar, daß also nur diejeni- gut wie nichts wert. Fritz Hoh- tion in Teilmärkten wieder". Und auch eine neue' Hilfe
Ob ihr das gelingt, erscheint absehbare Sicht real kaum et- gen gen Westen reisen können, mann, Referatsleiter „Inner- Folge: Den Gästen aus der Bonns wäre zur Problemlösung
höchst fraglich, denn die Mehrheit was ändern. Der für die DDR die hier Verwandte haben, wel- deutsche Wirtschaftsbeziehun- DDR würde ihr Geld sozusagen nach DIW-Berechnungen
der Ungarn fürchtet, daß sich hin- zuständige DIW-Ostexperte Dr. che den Aufenthalt finanziell gen" im Bundeswirtschaftsmini- in der Hand wegschmelzen, und grundsätzlich kaum geeignet.
ter dem neuen Firmenschild doch Heinz Vortmann gegenüber un- tragen. ' sterium: „Das Geld kann man die DDR-Wirtschaft " daheim Natürlich könnte auf das „Be-
der alte Laden verbirgt. serer Zeitung: „Die Bundesrepu- Und daran wird sich nach An- bedenkenlos verbrennen". würde aufgrund des daraus re- grüßungsgeld" draufgesattelt
Um wenigstens einen Zipfel der blik wird für DDR-Bürger ohne sicht des DIW so schnell auch Da sowohl Geld- wie auch sultierenden dramatisch anstei- werden, könnten statt 100 DM
Macht zu behalten, hoffte der so- West-Verwandte als Reiseland nichts ändern. Grund ist die für Gütermenge geplant sind, ist das genden Zahlungsbilanzdifizits nunmehr 300 DM pro Kopf aus-
zialistische Oberreformer Imre mangels Devisen selbst bei Bon- sozialistische Staaten typische Preissystem völlig verzerrt. vollends zusammenbrechen. Al- gegeben werden. Doch auch bei
Pozsgay, noch vor den ersten Par- ner Hilfe weitgehend uner- notorische Devisenknappheit. Zwar hat Ostberlin den Kurs im lenfalls langfristig - nach Ge- uns sind die öffentlichen Kassen
lamentswahlen durch Volksabstim- schwinglich bleiben." Ein „hausgemachtes Problem", Vergleich zur D-Mark auf 1:1 sundung der Wirtschaft und leer, zudem läßt sich damit nicht
mung zum Staatspräsidenten ge- Zunächst: Rund sieben Mil- das mit dem dortigen Wirt- festgelegt, doch entspricht eben nach Einführung marktwirt- mehr als ein zwei-Tages-Trip
wählt werden zu können. Der op- lionen Besucher aus der DDR schaftssystem zusammenhängt. dieser Wechselkurs in keiner schaftlicher Kriterien - sei also bei großer Sparsamkeit finanzie-
positionelle Bund Freier Demokra- wurden im vergangenen Jahr im Genauer: Zu wenig Güter sind Weise der realen Kaufkraft. an eine Konvertierbarkeit (freier ren. Und die politische Durch-
ten hat ihm einen Strich durch sei- Bundesgebiet und Westberlin weltmarktfähig, weswegen auch Würde man beispielsweise die Tausch zu Marktkursen) der setzbarkeit bei uns ist eine wei-
ne Rechnung gemacht. Er setzte registriert - allesamt fast mittel- keine oder zu wenig „harte" Binnenwährung DDR-Mark von DDR-Mark zu denken. tere Frage.
eine Volksbefragung über den
Wahlmodus des Staatsoberhaup-
tes durch und gewann damit Zeit,
einen eigenen Kandidaten aufzu-
bauen. Stimmt die Mehrheit der Egon Krenz im Wortlaut / Gegen „Träume" vom Mauer-Abbau:
Bevölkerung für Direktwahl, so tritt
das bürgerliche Lager im Januar
gegen Pozsgay an. Wird die neue
Verfassung bestätigt, nach der
das Parlament den Staatspräsi-
denten bestellen soll, so scheint
„Machen wir reale Schritte"
den Demokraten die Mehrheit oh-
nehin sicher zu sein.
D«'er neue erste Mann der
DDR, Egon Krenz, hat gestern
liarden sind eine gewaltige
Summe, und man muß daran
hört auch Anständigkeit.
wir Kommunisten sind anstän-
Ungarns Kommunisten droht in Moskau eine Pressekonfe- denken, daß solche Gründe dige Menschen.
trotz ihres Reformeifers das renz vor internationalen Jour- heute noch existieren, und des- Und zu dieser Anständigkeit
Schicksal der polnischen Genos- nalisten gegeben und dabei zur halb habe ich vorhin meine zähle ich, daß ich die Politik,
sen. Sie werden die Macht abge- deutschen Frage wichtige Aus- Meinung dazu.gesagt: Machen die ich vertrete, die Politik der
ben müssen, weil das Volk auf al- sagen gemacht. Im Folgenden wir reale Schritte und keine Erneuerungen, für die mich das
les, was sich sozialistisch nennt, dokumentieren wir Wortlaut- Träume. Zentralkomitee gewählt hat,
allergisch reagiert. Ihre einzige auszüge, die von dpa übermit- daß ich diese Politik durchfüh-
Chance, an der Macht teilzuhaben, telt wurden. re, ohne dafür gewissermaßen
Wäre Uneinigkeit in der demokrati- Europäisches Haus: Erich Honecker für alles ver-
schen Bewegung. antwortlich zu machen, was
Berliner Mauer: ...Was das europäische Haus vorher war.
Achim v. Roos
betrifft, so bin ich dafür, daß
...Man möge.nicht vergessen, jeder sich sein Zimmer so ge-
daß es sich hier nicht einfach mütlich wie möglich einrichtet Wiedervereinigung:
Einmütige um eine Grenze zwischen zwei
Staaten handelt. Es ist immer-
oder seine Wohnung... Und
was unsere Nachbarn betrifft, ...Was die Frage der Wieder-
Empörung hin die Grenze zwischen zwei
gesellschaftlichen Systemen,
es ist die Grenze zwischen zwei
und Nachbarn, aus denen Bür- vereinigung betrifft, da muß ich
ger der DDR in andere Länder Ihnen sagen, daß ich fest davon
gegangen sind, so werden sie überzeugt bin, daß diese Frage
Ob's klappt? (Aus: Kölner Stadt-Anzeiger / Pielert) Militärblöcken. Und es ist die verstehen, daß dies eine Ange- 'nicht auf der Tagesordnung
rxleine Gefechte in abgelegenen Grenze, in deren unmittelbarer legenheit zwischen den Län- steht. Es ist nichts wiederzu-
Gebieten - so beschreiben Regie- Nähe in beiden Staaten mit die dern und meinem Land ist. Wir vereinigen, weil Sozialismus
rungsbeamte in Washington die größte Waffenkonzentration in haben verschiedene Lösungen und Kapitalismus auf deut-
Zwischenfälle, die Daniel Ortega, Europa herrscht... gefunden und eins möchte ich schem Boden so noch nie zu-
der Präsident von Nicaragua, zum
Anlaß genommen hat, den seit an-
Presse-Echo Natürlich kann diese Grenze
nicht Raketen aufhalten, aber
hier auf jeden Fall sagen: Es sammengestanden haben, und
wird zwischen uns und den an- es ist auch nichts zu vereini-
derthalb Jahren geltenden Waffen- sie ist ein gewisser Schutzwall, deren sozialistischen Ländern gen, weil sich in der Entwick-
stillstand nicht zu verlängern und Das Treffen Bush/Gorbatschow kom- keiten für die nächsten Abrü- ist sie schon. Und bitte ziehen kein Problem geben, das wir lung der Nachkriegszeit diese'
offen militärisch gegen die Contras mentiert die stungsmaßnahmen über den be- Sie auch in Betracht, daß diese nicht gemeinsam lösen können. beiden deutschen Staaten her-
vorzugehen. Ortega ist zur glei- kannten Rahmen hinausrei- Grenze viel später gezogen Das ist das Neue an den Bezie- ausgebildet haben, unter-
MMM OSNABRÜCKER hungen zwischen den soziali- schiedlichen Bündnissen ange-
chen Zeit auf den Bildschirmen chen. wurde, als sie schon existiert
des amerikanischen Fernsehens E S ZEITUNG hat. Wir haben 15 Jahre in der stischen Ländern. hören. Und ich würde hinzufü-
vor offenen Särgen zu sehen. Für Die Begegnung auf den Anders sieht das die Londoner DDR gelebt, ohne daß diese gen - das ist meine Hauptbe-
sein kleines Land, so seine an die Kriegsschiffen - fast schon eine1 Grenze so bestanden hat. Sie gründung - daß sie ein Teil der
USA und an die UNO gerichtete antiquierte Bezeichnung - wür- THE TIMES ist nämlich erst 1961 so gezo- Erneuerung in der DDR: Stabilität in Europa darstellen.
Botschaft, ist jeder Tote ein Opfer de maßlos unterschätzt, sähe gen worden. Und diese Zeit hat Und mir scheint, daß die Stabi-
zuviel. man in ihr nur eine Chance zum Präsident Bush und seine Be- uns mehr als 100 Milliarden lität in Europa, die Erhaltung
...Und es gibt Zeiten, wo man des
lockeren Kennenlernen. Auch rater sollten nicht nur an die gekostet. Und was 100 Milliar- dann alleine die Verantwor- wirkungen Friedens, die ja auch Aus-
Ortega will mit seinen dramati- wenn konkrete Ergebhisse nicht Möglichkeiten, sondern auch an den wert sind zu Preisen der tung übernehmen muß. Und der Welt hat, auf die Situation in
schen Aktionen den Blick darauf zu erwarten sind, werden die die Gefahren einer so hastig or- damaligen Zeit, das brauche unter Leitung Erich Honeckers ger ist als überviel, viel wichti-
die unreale For-
lenken, daß eine wichtige Bedin- beiden Staatsmänner Weichen anisierten Begegnung denken, ich sicherlich Ihnen, meine Da- ist in der Deutschen Demokra- derung nach einer
gung des Friedensplanes nicht er- für die nächstes Jahr in den §ie sollten sich an den letzten men und Herren, nicht zu er- tischen Republik viel Gutes einigung oder einer Wiederver-
füllt ist: Die Entwaffnung und De- USA stattfindende formelle Gip- Gipfel erinnern, der so kurzfri- klären. Die Deutsche Demo- und viel Bleibendes entwickelt gung nachzudenken. Und Vereini-
mobilisierung der Contras. Doch felkonferenz stellen und damit stig in einem Drittland einberu- kratische Republik ist ein gut werden, daß ich mich dieser halb sehe ich keinen konkreten des-
handelt es sich um eine Empfeh- deren Erfolgschancen erhöhen. fen wurde - das jetzt berüchtigte entwickeltes Land, sie hat eine Zeit nicht zu schämen brauche.
lung, der vor allem die USA, von Bush und Gorbatschow können Treffen von Reykjavik im Jahr gute Wirtschaft, aber 100 Mil- Und ich finde, zur Politik ge- Tag voraus.
deren finanzieller Unterstützung ausloten, wie weit die Möglich- 1986.
die Contras leben, nicht zuge-
stimmt haben. Washington will die
Contras nicht aufgeben, solange
nicht in freien Wahlen über das Polen-Reise Kohls / Eine mißverstandene Geste der Aussöhnung / Wird der „Abstecher" gestrichen?
Schicksal Nicaraguas entschieden
worden ist.
Zunächst hat Ortega jedoch vor
allem erreicht, daß der amerikani-
sche Kongreß und die öffentliche
Schlesiens Annaberg wirft lange Schatten
Meinung sich in seltener Einmütig- Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Nolte
keit empören. Bush als erfahrener
Politiker weiß, daß solche Einmü-
tigkeit nicht lange anhalten muß. Er E i n e gut gemeinte Absicht den Wunsch Kohls, an einer Woche Außenminister Skubis- Nun will auch Mazowiecki Mittelmächte im Ersten Welt-
wird, schon um den Rückhalt im droht sich in ihr Gegenteil zu Messe in der Wallfahrtskirche zewski im deutschen Fernsehen von einer solchen Visite nichts krieg und der russischen Okto-
eigenen Lager nicht zu verlieren, verkehren; was als Geste der teilzunehmen, eher beiläufig in hervorgehoben und die Be- mehr wissen und dürfte dafür in berrevolution entstand unter
kaum umhin können, die Contras Verständigung und Aussöh- die Programmliste aufgenom- suchsabsicht Kohls als „nicht dem Telefongespräch mit Kohl Führung Pilsudskis ein neuer
wieder militärisch zu unterstützen. nung gedacht war, hat alte Gei- men. Dies sei „das denkbar glücklich" bezeichnet. am Dienstagabend um Ver- •unabhängiger polnischer Staat,
Doch er dürfte zögern, den Krieg ster des Mißtrauens und natio- Harmloseste" und keinesfalls Die Kritik Bischof Nossols, ständnis geworben haben. Der der seine östlichen Gebiete in
wieder voll aufzunehmen, seiner- nale Emotionen geweckt: Der etwa als Demonstration für die der Minister habe erst mit sei- Premier, dessen Regierung oh- schweren Kämpfen mit der Ro-
seits den Weg zu freien Wahlen zu geplante Abstecher Bundes- Rechte der deutschen Minder- nen Äußerungen die Angele- nehin unter starkem Druck ten Armee behauptete.
verlassen. „Jener kleine Mann" in kanzler Kohls auf den Annaberg heit in Polen gedacht, hieß es. genheit zum „Problem" erhoben, durch die Kommunisten steht, Im Westen fielen nach den Be-
Managua hat sich, wie Washington bei Gleiwitz im Rahmen seines Der Kanzler wolle vielmehr an- bestätigte die kommunistische will der KP nicht die Chance stimmungen des Versailler Ver-
es sieht, eine Blöße gegeben. Da Polen-Besuchs hat die Vorberei- gesichts der seit einiger Zeit ge- Parteizeitung „Trybuna Ludu" geben, mit nationalistischen Ar- trages fast die gesamte Provinz
wäre es töricht, ihm die Verantwor- tungen für die Reise am 9. No- übten Praxis, daß in der Kloster- auf drastische Weise: Sie ver- gumenten Punkte im Volk zu Posen und der größere Teil
tung für ein mögliches Scheitern vember in einer Weise über- kirche Messen abwechselnd auf warf jede Bereitschaft, den sammeln. Da aber daran auch Westpreußens an Polen. In
des Friedensplanes abzunehmen. schattet, daß man nur noch Polnisch und Deutsch gelesen Wunsch Kohls hinzunehmen, Kohl nicht interessiert sein Oberschlesien sprachen sich in
Siegfried Maruhn, Washington schwerlich um die Streichung würden, seinen Respekt vor die- als „Skandal". Und Polens nicht- kann, wird er wohl das Seine einer Volksabstimmung knapp
dieses Programmpunkts oder sem sichtbaren Zeichen der kommunistischer Regierungs- tun, um die Mißhelligkeit aus 60 Prozent der Bevölkerung für
zumindest um eine Abänderung Aussöhnung bekunden. chef Mazowiecki sah sich dem der Welt zu schaffen. den Verbleib zu Deutschland
des Ablaufs herumkommen Einen eifrigen Fürsprecher für Vorwurf ausgesetzt, „polnische Die Empfindsamkeit der Po- aus. Die Folge war nach zwei
wird. In Bonn und Warschau einen Besuch auf dem Annaberg Patrioten verraten" zu haben. len, wenn es um ihren Patriotis- vorhergegangenen ein weiterer
Das Zitat sieht man gleichermaßen die
Gefahr, daß eine Visite auf dem
fand Kohl in dem Oppelner Bi- Der Hintergrund: Zwischen
Warschau und Bonn hatte be-
mus geht, ist von der jüngeren polnischer Aufstand, der von
Annaberg - im Mai 1921 Schau-
schof Nossol. Doch der Kir- Geschichte des Landes her ver- deutschen Freikorps - unter an-
„Die Leute, die heute die Tsche- chenmänn steht mit seiner An- reits weitgehende Einigkeit über ständlich. Bei den drei Teilun-t derem mit der Erstürmung des
platz blutiger Kämpfe zwischen sicht mittlerweile ziemlich al- die Besuchsziele des Kanzlers gen von 1772, 1773 und 1795 Annabergs - niedergeschlagen
choslowakei regieren, sind diesel- Polen und Deutschen - die an- geherrscht. Bei einer Ortsbe-
ben, die vor zwanzig Jahren die gestrebte umfassende Neuge-
lein da, er unterschätzte ebenso hatte Polen seine Eigenstaat- wurde. Am Ende wurde durch
Panzer gerufen haben. Was soll wie der deutsche Kanzler die sichtigung auf dem Annaberg lichkeit verloren, wobei Ruß- Völkerbunds-Beschluß der klei-
staltung der deutsch-polnischen „patriotische Bedeutung" des war schon über Geschenke ge- land, Preußen und Österreich nere, aber industriell wertvolle-
man von denen erwarten?" Beziehungen belasten könnte. sprochen worden, die er dem
. Der exiltschechische Autor Dabei hatte das Kanzleramt
Annabergs für die Polen. Diesen Nutznießer waren. Erst 1918 re Teil Oberschlesiens Polen zu-
Aspekt hatte bereits vor einer Kloster machen könnte. nach dem Zusammenbruch der gesprochen.
Pavel Kohout
7m fM X}<h F HESSIS KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
ALLGEMEINE UNABHÄNGIG
Preis 1,10 DM
KASSELER ZEITUNG
Nr. 257 • Freitag, 3. 11. 1989
NICHT PARTEIGEBUNDEN
Ruf (05 61) 203-0 Anzeigen 203-3

Tarifrunde 1990
Forget besiegt Padberg-Morde. 4,8 Mrd. DM EKD-Synode Wasserkraft Zum Tage
IG Metall erwägt Becker Richter: Ford kauft Frauen
Wechselstreiks mit Mühe lebenslang EAM zahlt Mit Gott
Jaguar und Kirche mehr Gclott ist tot" hat Nietzsche verkün-
Stuttgart (AP). Die IG Metall det. Die Mehrheit der Bundesbür-
erwägt, für den Fall eines Ar- Boris Becker steht Detlef Meyer (33, Für umgerechnet Über eine Frauen- ger glaubt dem deutschen Philoso-
Frohe Kunde für
beitskampfes im nächsten Jahr beim Tennis-Grand- Bild) ist im soge- rund 4,8 Mrd. DM quote in Kirchen- phen nicht, sie glaubt an Gott. Daß
die rund 150 Besit-
ihre Forderungen nach der 35- Prix-Turnier in Pa- nannten Padberg- übernimmt Ford den gremien berät am die Katholiken gefestigter sind als
zer kleinerer Was-
Stunden-Woche und nach mehr ris im Viertelfinale. Prozeß wegen zwei- britischen Autoher- Sonntag die EKD- die Protestanten, verwundert
serkraftwerke in der
Lohn mit Hilfe von „Wechsel- Der 21jährige Lei- fachen Mordes zu steller Jaguar. Bis- Synode. 40 Prozent nicht. Sie mißtrauen aus Tradition
Region: Der Strom-
streiks" von Betrieb zu Betrieb mener besiegte den lebenslanger Frei- her hatte sich Jagu- sollen in „Teilschrit- versorger dem Zweifel. Doch bei beiden Kon-
EAM
durchzusetzen. Das teilte der Franzosen Guy For- heitstrafe verurteilt ar erbittert gegen ten" angestrebt wer- fessionen bleibt ein Rest. Dessen
zahlt den Kraft-
stellvertretende Vorsitzende get mit viel Mühe worden. Er hatte bei eine Übernahme ge- den. Der Kasseler Bekenntnis kommt auch ohne Gott
werkseigner für ihr
der Gewerkschaft, Zwickel, am 6:7, 6:4 und 7:6. der Entführung des wehrt. Die Über- Bischof Jung hält zurecht.
in das EAM-Netz
Donnerstag mit. Im Gegensatz Nächster Gegner ist 15 Monate alten Pa- nahme wurde durch eine Bischöfin vor eingespeisten Strom
Ohne ihre Kirchen glauben viele
zur früheren Praxis sollen neue der Australier Wal- trick Padberg Oma die britische Regie- dem Jahr 2000 für 15 Prozent mehr.
Gläubige auszukommen. Sie hal-
Streikkonzepte ausführlich an ly Masur. Siehe und Kind getötet. rung ermöglicht. möglich. Siehe Kul- Siehe auch Wirt-
ten sich dem Gebäude fern, das
der Basis diskutiert werden. Sport. „Blick in die Zeit". Siehe Wirtschaft. turseite. schaft. man gemeinhin Gotteshaus nennt.
Bericht auf „Themen des Tages". Sie dienen Gott auf ihre Weise
oder auch nicht. Die Reformen ha-
ben sie dem Altar nicht näherge-
Expertenrunde der Bonner Koalition: Annelis Kimmel führt FDGB bracht. Manche Kirche, sofern sie
nicht im Dorf steht, gleicht einem
Leergebäude. Selbst die flotten
Rhythmen der Jugendgruppen be-

Mehr Geld für den Wohnungsbau Rücktrittswelle wegen keine Massen mehr.
Traut man der Umfrage, machen
sich viele Gläubige ihren eigenen
Glauben zurecht. Sie sehen-nicht
Bonn (dpa). Nach mehrstündi- weise gelockert werden. Außer- runde am kommenden Dienstag so eng auf Bibel und Katechismus.

in der DDR
gen Beratungen hat sich eine dem wird die Bundesregierung im Beisein der Parteivorsitzen- Im Geist der Aufklärung vermeiden
Expertenrunde der Koalition am aufgefordert, den Verkauf von den beraten werden. Dazu gehö- sie gar die Flucht ins Seelenheil.
Donnerstag auf weitere Maß- Bauland zur Verbesserung der ren weitere Abschreibungser- Freilich, wenn es dem Tode zu-
nahmen zur Belebung des Woh- Wohnungsversorgung zu ver- leichterungen, die nach Anga- geht, klammern sich viele an das
nungsbaus verständigt. stärken. ben aus Teilnehmerkreisen „viel ewige Leben. Das lehrt der Alltag,
Sie umfassen eine deutliche 300 Millionen DM Sofortmit- Geld kosten". Über den Umfang dazu bedarf es nicht der Demosko-
Aufstockung der Bonner Mittel tel will der Bund zur Schaffung und den Zeitpunkt der allgemei- Ost-Berlin (AP/dpa). Der Reformprozeß in der DDR führt pie. Der Jugend den Zweifel, dem
für den sozialen Wohnungsbau von rund 20 000 Wohnungen nen Erhöhung des Wohngeldes jetzt zu umfangreichen personellen Konsequenzen. An der Alter den Trost. Die Kirchen, ir-
um 400 Millionen auf zwei Mil- für Studenten zur Verfügung soll im Verlauf des nächsten gendwo im Jenseits verankert,
liarden DM im nächsten Jahr stellen. Weitere 300 Millionen Jahres entschieden werden. Spitze der DDR-Einheitsgewerkschaft steht nach dem Rück- sind von dieser Welt, wenn sie das
und in einer ähnlichen Größen- hätten die Länder aufzubringen, Die nordrhein-westfälische tritt Harry Tischs eine Frau. Zurückgetreten sind auch zwei absegnen. Die Zeit der Gottesbe-
ordnung in den beiden Folgejah- 400 Millionen die Bauherren Wissenschaftsministerin hatte Vorsitzende der insgesamt vier DDR-Blockparteien. Volksbil- weise ist vorbei. Doch etwas bes-
ren. Die zusätzlichen Gelder von Studentenwohnungen. Die am Donnerstag bekanntgege- seres als den Glauben wissen
sollen im dritten Förderweg ver- dungsministerin Margot Honecker ließ sich erwartungsge- auch die Ungläubigen nicht. Daß
Wohnungen sollen bereits 1990 ben, daß die Landesregierung in mäß von ihrem Amt entbinden. Ein SED-Bezirkschef wurde der Atheismus nicht gesellschafts-
geben werden, der die Darlehen errichtet werden können. Düsseldorf für die nächsten bei-
und die Sozialbindungen von 40 Wie dpa weiter erfuhr, muß den Jahre 40 Millionen DM für seines Amtes enthoben. fähig ist, zeugt für den Funken in
auf sieben bis zehn Jahre ver- über einige Einzelheiten noch in den studentischen Wohnungs- uns. Auch wenn die Kirchen dar-
kürzt. Das Mietrecht soll teil- der abschließenden Koalitions- bau zur Verfügung stellen wolle. Mit. der Ablösung des FDGB- kammerabgeordnete und ~ leitet aus nicht mehr Flammen zu schla-
Vorsitzenden den Ost-Berliner FDGB-Bezirk. gen vermögen. Alfred Brugger
Tisch und der] Sie gehört, wie ihre Vorgänger
Wahl der Ost-! Tisch und Warnke, der SED an.
Berliner Be- j Die Neugewählte sprach in ih-
zirkschefin An- ! rer ersten Stellungnahme von der DDR/ EG
nelis . Kimmel; Chance, „einen Weg zu echter
(Foto) zur neu- Erneuerung zu finden". Natür-
en Bundesvor-
sitzenden hat
die Einheitsge-
lich sei nicht alles zu verwerfen,
was in der Vergangenheit gelei-
stet wurde, doch die bisherige
Weg frei für
werkschaft, die
von einer Aus-
Arbeit müsse „konstruktiv in
Frage gestellt werden". Oberstes Handelsvertrag
trittswelle Gebot der Gewerkschaftsarbeit
heimgesucht hätten „stets die Interessen aller Ost-Berlin (dpa). Die DDR ist
wird, die Weichen für einen po- Werktätigen" zu sein. Spürbare an einem raschen Abschluß ei-
litischen Kurswechsel gestellt. Verbesserungen der Arbeits-, nes Handelsvertrages mit der
Der 62jährige Tisch begründete Lebens-, Wohn- und Umweltbe- EG interessiert. Er sei „sehr da-
seinen Verzicht gestern mit der dingungen müßten „gegenüber für", einen solchen Vertrag
Notwendigkeit einer „grundle- den Staatsorganen durchgesetzt schnell abzuschließen, sagte
genden Wende". Diese sei nicht werden". DDR-Staats- und Parteichef
möglich, „wenn der Vorsitzende Zwei Vorsitzende der Block- Krenz nach einem Gespräch mit
dieser Organisation einen Ver- parteien, die unter der Führung dem EG-Kommissar und frühe-
trauensverlust erlitten hat". der SED die „Nationale Front" ren Bundeswirtschaftsminister
Frau Kimmel wurde vom Bun- bilden, legten gestern ihre Ämter Bangemann (FDP) gestern in
desvorstand in offener Wahl mit nieder: Gerald Götting (CDU) Ost-Berlin. Ein solcher Vertrag
174 Stimmen bei zwei Enthaltun- und Heinrich Homann (NDPD). müßte auf gleichberechtigter
gen gewählt. Die 55jährige Me- Fortsetzung nächste Seite Basis und zu beiderseitigem
chanikerin ist seit 1981 Volks- Siehe auch „Themen des Tages" Vorteil abgeschlossen werden,
meinte er. Bangemann sagte, es
gebe keine Hindernisse mehr für
einen solchen Handelsvertrag.
Schleppende Abfertigung durch DDR-Mission Siehe Kommentar
und „Themen des Tages"

1300 Flüchtlinge in Prag DDR / Wieder Proteste


Neubaustrecke: Schienenstrang Hannover - Kassel fertig Prag/Bonn (dpa/AP). Unge- seformale in der DDR-Mission
Mit Pauken und Trompeten fei- baumaschinen das letzte Stück Damit rückte die Bundesbahn achtet der Ostberliher Ankün- in Prag dar. Sie kann täglich
erte die Bundesbahn gestern den
Lückenschluß für den Nordab-
Schiene auf der rund 150 Kilo- ihrem erklärten Ziel, die Neu-
meter langen Strecke zwischen baustrecke Hannover-Würz-
digung einer innenpolitischen höchstens 100 Anträge zur Ent-
Wende ist die Zahl der DDR- lassung aus der DDR-Staatsbür-
Hunderttausend
schnitt der Neubaustrecke Han-
nover-Würzburg. Um 11.45 Uhr
gab Niedersachsens „Landes-
Hannover und Kassel an der burg Ende Mai 1991 in Betrieb
Werrabrücke in das Schotter- zu nehmen, wieder ein beträcht-
bett ab. Die verlegten Gleise liches Stück näher, wie der Prä-
Bürger, die in der Botschaft der gerschaft erledigen.
Bundesrepublik in Prag Zu- In der Obhut der bundesdeut-
flucht suchen, gestern auf rund schen Botschaft in Warschau
auf der Straße
mutter" Heidi Adele Albrecht verlaufen über 108 Brücken mit sident der Bundesbahndirektion 1300 gestiegen. Viele hatten die halten sich derzeit noch rund Berlin (AP). In der DDR haben
als Patin für den Mündener insgesamt rund elf km Länge Hannover, Werner Remmert, Aufhebung der Visumpflicht so- 900 DDR-Flüchtlinge auf. Über ;estern abend wieder mehr als
Tunnel das Kommando. Sekun- und durch 16 Tunnel mit einer vor zahlreichen Gästen verkün- fort zur Flucht genutzt. Es han- Ungarn trafen am Mittwoch und lunderttausend Menschen de-
den später senkten vier Gleis- Gesamtlänge von rund 35 km. dete. (til/Foto: Barth) delt sich zumeist um junge Leu- in der Nacht zum Donnerstag monstriert. Es gab Protestaktio-
te. Es wird befürchtet, daß „Tau- weitere 386 DDR-Flüchtlinge in nen in Gera, Erfurt, Halle und
sende weitere auf den Weg nach Bayern ein. Guben im Bezirk Cottbus. Al-
Prag sind". Allein am Mittwoch lein in Gera forderten 70 000 die
fuhren rund 8000 DDR-Bürger
Umfrage: In die Kirchen zieht es nur die wenigsten als Touristen in die CSSR, be- 200 kehrten zurück Zulassung des „Neuen Forums"
richtete ADN. und Demokratie. Alle Demon-
strationen blieben friedlich.
Unter den Zufluchtsuchenden Rund 200 DDR-Übersiedler
70 Prozent der Bundesbürger glauben an Gott sind auch 200 bis 300 Kinder. sind hingegen in den vergange-
Gestern wurde damit begonnen, nen Wochen mit Hilfe des Deut-
Hamburg (dpa/AP). Nach Institut für Demoskopie ge- Den Gottesdienst hingegen die Zelte im Garten des Palais schen Roten Kreuzes (DRK) in
Umfrageergebnissen glauben stern in Hamburg. Nach ihren besuchen nur fünf Prozent der Lobkowitz wieder aufzuschla- ihre Heimat zurückgekehrt. Quoten vom Mittwochslotto
70 Prozent der bundesdeut- Worten liegt die Gottesgläu- Protestanten und 25 Prozent gen. Der Bonner Botschafter Und es gebe mehr und mehr An- Ziehung A: Gewinnklasse I unbe-
schen Bevölkerung an Gott. bigkeit bei den über 60jährigen der Katholiken regelmäßig. Je- Hermann Huber will die tsche- fragen , von Rückkehrwilligen, setzt, Jackpot 1 019 234,20 DM; II
choslowakische Regierung um erklärte gestern der Präsident 509 617,10 DM; III 7800,20 DM; IV
„Dabei ist die Gläubigkeit der Katholiken mit 92 Prozent am der zweite von ihnen ist über 98,60 DM; V 6,10 DM.
Katholiken mit 83 Prozent weit höchsten. Den niedrigsten 60 Jahre alt. Die Umfrage ergab Einwilligung bitten, die DDR- der Hilfsorganisation, Botho Ziehung B: Gewinnklasse I unbe-
höher als die der Protestanten Wert wiesen Protestanten im auch, daß Männer mehr zwei- Bürger außerhalb der Botschaft Prinz zu Sayn-Wittgenstein. Er setzt, Jackpot 1966 612,40 DM; II
mit 68 Prozent", erklärte eine Alter zwischen 16 und 29 auf: feln als Frauen. unterzubringen. halte die Zahl von 200 Zurück- 56 624,10 DM; III 3614,30 DM- IV
Sprecherin vom Allensbacher 57 Prozent. Siehe „Zum Tage" Ein großes Problem stellt das gekehrten nur „für die Spitze 59,20 DM; V 4,40 DM.
langsame Ausfüllen der Ausrei- des Eisbergs". (Ohne Gewähr)
Nr. 257 Politik Freitag, 3. November 1989

Namen und Kohls Polen-Reise / Teltschik nach Warschau GEW: An DDR-Schulen „Drogenkrieg" Mitterrand und Kohl:
Nachrichten

Streibls nobler Kauf


Annaberg-Besuch wird abschaffen"
„Wehrkunde Richterin und Reformprozeß
Senator getötet unterstützen
Zum Preis von'1,3 Millionen
Mark hat sich
Bayerns Mini-
sterpräsident
vermutlich gestrichen Bonn (dpa). Der Vorsitzende Bogota (dpa). Die Regierung Bonn (dpa/AP). Bundeskanz-
der Gewerkschaft Erziehung Kolumbiens hat gestern eine ler Kohl und der französische
und Wissenschaft (GEW), Die- Großfahndung mit zahlreichen Staatspräsident Francois Mit-
Max Streibl Warschau (dpa). Die von Bun- schen und Polen stattfanden, ist ter Wunder, hat die Lehrerge- Hausdurchsuchungen in den terrand stimmen in der Beurtei-
(CSU) ein deskanzler Kohl im Rahmen sei- für beide Seiten ein patriotisches werkschaft in der DDR aufgefor- Städten Bogota und Medellin lung des Reformprozesses in der
Grundstück ner Polen-Visite beabsichtigte Symbol. Der Streit um diese Rei- dert, „jeder Art von vormilitäri- angeordnet, nachdem am Vor- UdSSR, Polen, Ungarn und der
nahe dem Teilnahme an einem deutsch- se-Etappe des Kanzlers zeigt scher Erziehung" abzuschwören tag ein Senator und eine Richte- DDR weitgehend überein. Das
Nymphenbur- sprachigen Gottesdienst auf dem nach Teltschiks Worten, „wie und dem bisherigen Wehrkund- rin von mutmaßlichen Komman- berichteten die beiden Regie-
ger Schloß für Annaberg wird vermutlich vom weit weg wir noch von der Aus- eunterricht eine klare Absage dos der Rauschgift-Mafia er- rungssprecher Hubert Vedrine
sein Privathaus Besuchsprogramm gestrichen. söhnung zwischen unseren bei- zu erteilen. Die GEW legte am mordet worden waren. und Hans Klein gestern abend
gekauft. Für Das Vorhaben des Kanzlers war den Völkern sind". „Wir sind da- Donnerstag in Bonn als Ergebnis Der Senator Luis Madero von nach einer ersten Unterredung
das 1130 Qua- in Polen heftig kritisiert worden. bei, entweder vor Ort, also auf eines über einjährigen Diskus- der oppositionellen Sozialkon- Kohls mit Mitterrand zum Auf-
dratmeter gro- Kanzlerberater Teltschik, der dem Annaberg, eine Lösung zu sionsprozesses mit der DDR-servativen Partei wurde vor sei- takt der- zweitägigen deutsch-
ße Areal, das gestern überraschend nach finden oder eine andere Lösung", Lehrergewerkschaft Unterricht nem Büro in Bogota von Unbe- französischen Regierungskon-
Streibl der Caritas abkaufte, er- Warschau reiste, schloß in ei- meinte Teltschik. und Erziehung (GUE) ein Posi- kannten erschossen. Die Richte- sultationen.
hielt der Regierungschef den nem Interview nicht aus, daß der Auch gestern wurde in polni- tionspapier zur Friedenserzie- rin Mariela Espinosa wurde vor Laut Vedrine sind beide Poli-
Zuschlag, nachdem er den in ei- Reiseplan geändert wird. Nach schen Zeitungen der geplante hung in beiden deutschen Staa- ihrem Haus in Medellin von tiker davon überzeugt, daß der
nem Schätzgutachten festgeleg- Informationen der „Frankfurter Annaberg-Besuch kritisert. Die ten vor. Das Papier war Anfang sechs Männern ermordet, die Reformprozeß unterstützt wer-
ten Kaufpreis um etwa zehn Pro- Rundschau" hat Kohl bereits auf Zeitung der Solidarität, „Gazeta Oktober von der GUE-Vorsit- anschließend in zwei Autos den muß und daß diese Unter-
zent überboten hatte. den Programmpunkt Annaberg Wyborcza", wandte sich aber zenden und möglichen neuen flüchteten. stützung koordiniert werden
verzichtet. Dies sei bei einem Te- auch gegen den „hysterischen DDR-Bildungsministerin Helga muß und Sache der ganzen Eu-
lefongespräch des Kanzlers mit Ton" der kommunistischen „Try- Labs überraschend zurückgezo- ropäischen Gemeinschaft ist.
Demo-Verletzter starb dem polnischen Ministerpräsi- buna Ludu", die hinter der Ab- gen worden. Mafia-Zentrale entdeckt Außerdem erörterte Kohl mit
Ein 56 Jahre alter Dortmunder, denten Mazowiecki am Don-sicht des Kanzlers eine „Revan- Hervorgehoben wird in dem seinem Gast laut Klein „die
der am Abend der nordrhein- nerstag vereinbart worden. che" für die schlesischen Auf- Text, daß der Lehrer nicht seine Die kolumbianische Polizei deutsche Frage im europäischen,
westfälischen Kommunalwahl Regierungssprecher Klein teil- stände wittere. Autorität zur Indoktrination hat unterdessen in der Nähe der Zusammenhang".
am 1. Oktober bei einer Demon- te zu dem halbstündigen Telefo- SPD-Parteichef Vogel forderte (massive Beeinflussung) miß- Stadt Medellin die „Kommando- Während der Konsultationen
stration gegen den Wahlerfolg nat lediglich mit, die beiden Re- Kohl auf, auf den Annaberg-Be- brauchen, sondern Beispiel ge- Zentrale" des Mafia-Chefs Pa- sollen auch Leitlinien für eine
der Republikaner mit einem gierungschefs hätten abgespro- such zu verzichten: „Es wäre fa- ben solle, wie man mit Toleranz blo Escobar Gaviria entdeckt, umfassende Zusammenarbeit
Herzinfarkt zusammengebro- chen, daß Teltschik „zur Feinab- tal, wenn sich hier ein zweites andere Auffassungen gelten las- der den größten Rauschgift- beider Staaten in der Energiepo-
chen war, ist am Mittwoch stimmung" der Kanzler-Reise Bitburg anbahnen würde." Damit sen kann. Nicht akzeptiert wur- Schmuggelring der Welt leitet. litik beschlossen werden.
abend gestorben. Der Mann, nach Warschau fliegen solle. spielte Vogel auf den umstritte- de von der DDR-Seite ebenso
Anhänger der rechtsextremen Kohl und Mazowiecki wollten nen Auftritt von Kohl und US- wie die Absage an den Wehr-
Freiheitlichen Deutschen Ar- nach Abschluß seiner Gesprä- Präsident Reagan im Juni 1987 kundeunterricht auch die Neues Gesetz fraglich Bundestag
beiterpartei (FAP), war von lin- che von Teltschik erneut mitein- auf dem Soldatenfriedhof von GEW-Forderung, in der Schule
ken Demonstranten getreten ander telefonieren. Bitburg an, auf dem auch Mit- müsse auf jede Sanktionsgewalt
und mit Bierflaschen beworfen
worden. Bei einer Attacke hatte
er einen Herzinfarkt erlitten.
Der Annaberg in Oberschle- glieder der Waffen-SS begraben gegenüber Schülern und Leh-
sien, wo Anfang der 20er Jahre sind.
blutige Kämpfe zwischen Deut- Siehe auch Kommentar
rern bei abweichenden Positio-
nen verzichtet werden.
Kein Geld für Schily legt
Flucht mit Schafherde
Naturschutz? Mandat nieder
Mit mehr als 1000 Schafen ist Bonn (dpa). Das geplante neue Bonn (dpa). Nach seinem am
eine achtköpfige Familie aus Ru- Naturschutzgesetz wird mögli- Donnerstag erklärten Parteiaus-
mänien nach Ungarn geflüchtet. cherweise für diese Legislaturpe- tritt will der bisherige Grünen-
Die vier Männer, zwei Frauen riode auf Eis gelegt, falls nicht in Bundestagsabgeordnete Schily
und zwei Kinder brachten neben Kürze fehlende 120 Millionen in der kommenden Woche sein
den Schafen noch drei Pferde, DM Bundesmittel von Finanzmi- Bundestagsmandat niederlegen
vier Esel sowie ein Auto mit. nister Waigel (CSU) zugesagt und dann „so schnell wie mög-
werden. Wie gestern verlautete, lich" in die SPD eintreten.
gibt es bisher keinen Termin für Vor der Presse in Bonn be-
Baustopp am Bundestag? die Behandlung des im Umwelt- gründete Schily seinen Partei-
Der FDP-Bundestagsabgeordne- ministerium bereits fertiggestell- austritt mit den mangelnden
ste Wolf gang ten Gesetzentwurfs im Bundes- Möglichkeiten für eine pragma-
I Lüder hat ge- kabinett. Das Gesetz, das eine tische Reformpölitik bei den
I stern ange- deutliche Verbesserung des Na- Grünen. Die „Fundamentali-
sichts der Ko- turschutzes bringen soll, müßte sten" in der Partei würden oft zu
I stenexplosion noch bis Jahresende auf den par- „destruktiven Mehrheiten" bei-
• beim Neubau lamentarischen Weg gehen, um tragen. Er gab zu, daß auch die
Ides Bundesta- bis nächsten Sommer verab- Aussicht, bei den Grünen we-
g e s einen sofor- schiedet zu werden. Der Deut- gen deren Rotationsbeschlüssen
Itigen teilweisen sche Heimatbund forderte Bonn nicht noch einmal ein Parla-
I Baustopp vor- auf, die Novelle unverzüglich zu mentsmandat erhalten zu kön-
igeschlagen. verabschieden. Der Betrag ma- nen, zu seiner Entscheidung bei-
I Wenn ent- che nur 0,04 Prozent des Bundes- getragen habe.
i schieden wür- haushalts aus. Siehe „Themen des Tages"
•de, nur den Ple-
narsaal zu errichten und die Ar-
beiten am Eingangs- und Präsi-
dialbereich unmittelbar zu be- Palme-Mord / Revision Nicaragua
enden, könnte eine „an das Ko- DIE SHOW GESTOHLEN wurde US-Präsident
stenbewußtsein des Parlaments ihren Ehren gestifteten Preises für Bürgerein-
erinnernde Bundesbauruine"
des Architektenbüros Behnisch
George Bush am Mittwoch von einem dreijähri-
gen Mädchen namens Jessica. Vor zwei Jahren
hielt die 58stündige, dramatische Rettungsak-
satz in Washington zeigte die Kleine wenig Rep-
sekt vor dem US-Präsidenten: Sie nahm ihm
einfach die Brille von der Nase und setzte sie
Pettersson Contra-Führer
und Partner entstehen, schrieb
Lüder in Anfragen an die Bun-
desregierung.
tion für das in einen Brunnen gefallene, damals
18 Monate alte Kind die amerikanische Öffent-
sich selbst auf. Bush gab das Mädchen darauf-
hin lachend seiner Mutter Reba McClure zu- freigesprochen will verhandeln
lichkeit in Atem. Bei einer Verleihung eines zu rück. dpa-Funkbild
Stockholm (dpa). Das Stock- Tegucigalpa (dpa). Der Mili-
Prag: Nur drei vor Gericht holmer Oberlandesgericht hat tärführer der von den USA ge-
gestern den Schweden Christer stützten Contra-Rebellen hat
Nur drei der 359 bei einer Op- Pettersson von der Anklage des ein Gesprächsangebot der nica-
positionsdemonstration in Prag DDR / Götting (CDU) und Homann (NDPD) zurückgetreten Mordes an Olof Palme mangels raguanischen Regierung ange-
am vergangenen Samstag festge- Beweisen freigesprochen. Nach nommen.
nommenen Menschen müssen
Bewegung in den Blockparteien
Auffassung des Gerichtes kann Wie Contraführer Enrique
vor Gericht. Nur bei diesen drei es nicht als erwiesen angesehen Bermudez am Donnerstag in der
bestehe der Verdacht „straf- werden, daß der Täter mit Chri- honduranischen Hauptstadt er-
rechtlicher Tätigkeit" sagte ein ster Pettersson identisch ist. klärte, habe er zwar keine offi-
Sprecher des CSSR-Innenmini- zielle Einladung zum Dialog er-
steriums. 85 Demonstranten Fortsetzung Parteichefs Honecker hatte be- schen mehreren Kandidaten er- Der einstimmig erfolgte Frei- halten, er erwarte jedoch eine
müßten dagegen Strafen zahlen. Götting (65) legte in einer Prä- reits am 20. Oktober den Mini-' möglichen und die öffentliche spruch für den fast drei Jahre entsprechende Mitteilung von
Alle Festgenommenen seien in- sidiumssitzung sein Amt nieder. sterrat schriftlich gebeten, sie Kontrolle in jeder Phase der nach dem Attentat auf Schwe- den internationalen. Beobach-
zwischen freigelassen worden. Er war seit Gründung der DDR aus „persönlichen Gründen" Stimmenauszählung garantie- dens damaligen Ministerpräsi- tern der Vereinten Nationen
an hervorragender Stelle an der von dieser Funktion zu entbin- ren", zitierte ihn das SED-Zen- denten Olof Palme erstmals in- und der Organisation Amerika-
Warnung vor IRA-Terror Gleichschaltung der CDU imden. Margot Honecker war seit tralorgan „Neues Deutschland". haftierten Pettersson kam er- nischer Staaten (OAS). Die Con-
Sozialismus beteiligt und seit 1963 für die Erziehung in der
Das Politbüromitglied Bier- wartungsgemäß, nachdem das tra-Rebellen, die in Nicaragua
Bundesinnenminister Wolfgang 1966 Chef seiner Partei. DDR zuständig, die in jüngster
mann, Generaldirektor des Je- Gericht schon kurz nach Ab- operieren, haben nach seinen
Schäuble Der 78jährige Heinrich Ho- Zeit heftig kritisiert wurde.
naer Kombinats Carl Zeiss und schluß der Hauptverhandlung Worten nicht die Mittel, um
(CDU) hat auf mann bat um „Entbindung" von Der Erste Sekretär der SED im einer der Topmanager der DDR, im Oktober dessen Freilassung eine größere Offensive der Re-
die Gefahr neu- seinem Amt „in Anbetracht und Bezirk Suhl, Albrecht, bislang kritisierte die jetzige Struktur verfügt hatte. Der 43jährige war gierung standzuhalten und müß-
er Terroran- in Einschätzung der Situation in dienstältester unter den 15 SED- der DDR-Wirtschaft als „Fehl- in erster Instanz zu lebenslanger ten in ihre Lager in Honduras
schläge der in- der Partei sowie aus gesundheit- Bezirkschefs ist seines Amtes entscheidung". Haft verurteilt worden. zurückweichen.
schen Unter- lichen Gründen". Die NDPD enthoben worden. Der 60jährige tuation in vielen Die schlechte Si-
grundbewe- Wirtschafts-
war 1948 unter maßgeblichem war in den letzten Monaten we- zweigen sei selbstverschuldet.
gung IRA auf Einfluß der SED gegründet wor- gen seiner „arroganten Amts- Biermann forderte die Rückkehr HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE Verlagsleitung
britische Ein- den. Sie sollte vor allem ehema- führung" verstärkt ins Kreuz-
richtungen hin- lige NSDAP-Mitglieder und Of- feuer der Kritik geraten. Der „kleiner, flexibler Betriebe". ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter. .Horst Prehm.
gewiesen. Bei fiziere in die neue Ordnung ein- SED-Chef von Gera, Ziegen- Die DDR hat fünf sowjetische Vertriebsleiter: Gerd Lührmg
einem Ge- gliedern. Homann und Götting hahn, bat nach 27 Jahren „aus Filme, die in der Gorbatschow- Herausgeber
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
spräch mit ho- sind auch stellvertretende gesundheitlichen Gründen" um Ära gedreht wurden, wieder zu- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
hen britischen Staatsratsvorsitzende. seinen Rücktritt. gelassen. Das vor einem Jahr h von Roos sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
Offizieren betonte Schäuble ge- Der Rücktritt der langjährigen Der Vorsitzende des Verfas- ausgesprochene Verbot der Chefredakteur
nahme 05 6 1 / 2 0 3-3. Fernschreib-Nr.
stern, die Schutzmaßnahmen DDR-Ministerin für Volksbil- sungs- 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
müßten intensiviert werden. und Rechtsausschusses Aufführung von Streifen wie Lothar Orzechowski 5 618110. Postgirokonto 155132-608
dung, Margot Honecker, ist ge- der Volkskammer der DDR,1 „Die Kommissarin" oder „Und Stellv. Chefredakteure
Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
stern abend in Ost-Berlin offi- Weichelt (SED), sprach sich für morgen war Krieg" sei rückgän- natlipher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
Lichtdefekte als Signal frau ziell bestätigt worden. Die Ehe- ein verändertes Wahlgesetz gig gemacht worden, berichtete preis 28,50 DM).
des früheren Staats- und aus. „Es sollte die Auswahl zwi- ADN. Verantwortliche Redakteure
Die israelische Polizei hat in den Die Beendigung des Abonnements ist nur
Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
vergangenen Wochen rund Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
5000 arabische Autofahrer aus Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst
den besetzten Gebieten mit Buß-
geldern belegt, weilsie nachts
Krenz mit Gesprächen in Warschau zufrieden Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze, Frai/
u. Reise: Hse.Methe-Huber. Sport: Rolf Wie-
semann. Sonntagszeit: Frank Thonieke.
zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
rung.
nur mit einem intakten Schein- Warschau (dpa). Der neue Staatspräsidenten Wojciech Ja- habe offen miteinander gespro- Kasse) Stadt und Land: Wolfgang Ross: Auflage werktags über 270 000 Exemplare
werfer fuhren. Die häufigen Staats- und Parteichef der DDR, ruzelski und Parteichef Mieczy- chen, und „wenn man offen mit- bacn. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
„Defekte" waren kein Zufall, Egon Krenz, hat gestern abend slaw Rakowski, sondern auch einander spricht, findet man mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes-
„Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
denn die betroffenen Fahrer fuh- seinen kurzen Arbeitsbesuch in mit dem nichtkommunistischen auch für komplizierte Fragen ei- sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann.
Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier". Herzberg.
ren bewußt „einäugig", um stei- Warschau abgeschlossen und Ministerpräsidenten Tadeusz nen Weg". Die Begegnung mit derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
newerfenden Aktivisten des Pa-^ ist nach Ostberlin zurückgeflo- Mazowiecki gesprochen. Auch Mazowiecki sei eine neue und Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare.
lästinenser-AufStands anzuzei- gen. Er hatte in Warschau nicht nach dieser Unterredung äußer- „gute Erfahrung" für ihn gewe- Redaktion Hannover- Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel.
gen, daß sich „Brüder" nähern. nur mit dem kommunistischen te Krenz sich zufrieden. Man sen. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 35 Kassel.
HESSISCHE KASSEL
Y"T"

1 P 3713 A

I HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE
ALLGEMEINE UNABHÄNGIG
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KASSELER ZEITUNG
Nr. 258 • Samstag, 4.11.1989
NICHT PARTEIGEBUNDEN
Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Bochum siegt
Im UEFA-Pokal gegen Neapel Kassel Bausparer Asterix Z u m Tage
St. Pauli holt Tmum-Los für Bremen Spätwerk Eher
Auswärtspunkt Ein Traum-Los am Fuße des Vesuvs von Klee 30 Jahre Tiefes Mißtrauen
1. Bundesliga zog Fußball-Bun- austragen. Der
Geld? alt W e n n Egon Krenz gehofft haben
desligist Werder Hamburger SV trifft sollte, die Massenflucht aus der
Bochum Bremen gestern in im Kampf um den 1939, ein Jahr vor Bausparer sollen Seit 30 Jahren DDR durch einen schnellen Stim-
Homburg 1:0 Zürich bei der Aus- Einzug ins Viertelfi- seinem Tod, hatte
der Maler und
schneller als bisher
an ihr Geld bekom-
verprügelt er die
Römer: Asterix, Eu-
mungsumschwung stoppen zu
können, sieht er sich enttäuscht.
Leverkusen
losung für das Ach- nale zunächst zu
Zeichner Paul Klee men. Dies sehen ropas beliebtester Die plötzliche Dialogbereitschaft
St. Pauli 1:1 telfinale im UEFA-
Pokal: Titelverteidi-
Hause auf den FC
Porto, der 1. FC (Foto) eine äußerst
produktive Phase.
Pläne Bonns zur Comic-Held, feiert der SED, das Auswechseln der al-
Düsseldorf ger SSC Neapel mit Köln gastiert im Förderung des in diesen Tagen run- ten Funktionärsgarde und die An-
Aus dieser Zeit prä-
Waldhof 0:0 seinem Star Diego
Maradona ist am
Hinspiel bei Roter
Stern Belgrad, und sentiert ab morgen
Wohnungsbaues
vor. Die Vorstellun-
den Geburtstag. Al-
les über Asterix,
kündigung eines Reisegesetzes
haben nichts bewirkt. Zu tief miß-
22. November und der VfB Stuttgart das Kasseler Mu- gen sollen nächste Obelix und die an- trauen die Menschen dem abge-
2. Bundesliga am 6. Dezember der bestreitet die erste seum Fridericianum Woche von der deren lustigen Gal- wirtschafteten Regime, zu sehr
Gegner der Hansea- Begegnung beim FC rund 120 Bleistift- Koalitionsspitze ab- lier morgen in der fürchten sie, daß die DDR ihre
Saarbrücken ten, die das erste zeichnungen. Siehe gesegnet werden. Grenzen doch wieder dichtmacht.
Hertha BSC 3:0 Treffen in der Stadt
Antwerpen. Siehe
Sport. Kultur Siehe Wirtschaft. Sonntagszeit Viele Tausende halten nichts von
Aachen der versprochener! Wende, sie
Münster 7:1 wählen den sich abermals öffnen-
den Weg in die Freiheit.

1:0 Prager Botschaft / 6000 erwartet TV-Rede / Krenz informiert Bürger


Osnabrück Was treibt die Massen erneut in
Kick. Stuttgart die Prager Botschaft, wenn sie
demnächst ohnehin frei reisen und
ausreisen dürfen sollen? Es kann

Aktion Alle Flüchtlinge Alte SED-Garde nur die feste Überzeugung sein,
daß sich im Arbeiter- und Bauerpa-
radies nichts ändern wird. Egon

advent dürfen ausreisen scheidet aus


Krenz hat den Bürgern bisher kei-
nen Mut zum Ausharren gemacht.
Sein Moskauer Gastspiel war eine
herbe Enttäuschung. Daß Beton-
köpfe rollen, Polizeischergen ver-
folgt werden und Medien offener
berichten, halten viele nur für
Liebe Leser! Beschwichtigungsversuche. Der
Hamburg (dpa/AP). Alle DDR-Flüchtlinge in der bundes- Hamburg (dpa). DDR-Staats- und SED-Parteichef Krenz Druck im Kessel steigt weiter.
Menschen zu helfen, die un- deutschen Botschaft in Prag dürfen sofort und auf direktem hat Freitag abend angekündigt, daß eine Reihe alter und Oder wird die unverminderte Ab-
verschuldet in Not geraten Weg in die Bundesrepublik ausreisen. Diese Entscheidung langgedienter Spitzenfunktionäre aus dem Politbüro der Par- stimmung mit den Füßen die neue
sind, ist uns allen gerade in Führung doch noch dazu bringen,
bot die DDR-Regierung am Freitag abend an. tei ausscheiden wird. aus kosmetischen Veränderungen
der Vorweihnachtszeit ein
besonderes Anliegen. Des- echte Reformen zu machen?
Ost-Berlin reagierte damit auf tel zwischen der Bundesrepu- In einer Rundfunk- und Fern- dung an. Wahlfunktionen sollen
halb möchte die Aktion ad- die sich während des Tages zu- blik und der Regierung der sehanspraChe nannte Krenz da- künftig zeitlich begrenzt sein. Achim v. Roos
vent auch in diesem Jahr spitzende Situation in der Bot- CSSR unmittelbar vereinbart bei den für Außenpolitik zustän- Praktiken übertriebener Reprä-
wieder um Ihre Hilfe bitten, schaft. Im Zuge der neuen
Flüchtlingswelle - vorüberge-
werden können". digen Hermann Axen (73), den
für Kultur und Wissenschaft
sentation und die Inanspruch- Junge Union:
damit wir den vielen einsa- Den ganzen Tag über bemühte nahme von Sonderrechten müß-
men, alten und in Armut le- hender Visumszwang war am sich Bonn um eine Lösung des verantwortlichen Kurt Hager ten verschwinden.
1. November wieder aufgeho- (77), Staatssicherheitschef Erich
benden Mitbürgern eine
Freude bereiten können.
ben worden - hatten mittlerwei-
le erneut über 4500 Menschen
sich anbahnenden neuen
Flüchtlingsdramas. Zu dem ge-
fundenen Ausweg beigetragen
Mielke (81), den Vorsitzenden
der Parteikontrollkommission,
An die Bürger, „die sich mit
dem Gedanken der Ausreise aus
der DDR tragen, appellierte
Auch in Bonn
Alle Spendenbeträge wer-
den den bedürftigen Fami-
in der Mission Zuflucht gesucht.
Die ersten Züge mit Botschafts-
haben offenbar Seiters sowie
Bundesaußenminister Gen-
Erich Mückenberger (79), sowie
den Ersten stellvertretenden
Krenz: „Vertrauen Sie unserer
Politik der Erneuerung. Ihr Platz „verjüngen"
lien und Einzelpersonen in flüchtlingen sollen am Samstag scher. Bundeskanzler Helmut Ministerpräsidenten Alfred ist hier. Wir brauchen Sie." Of-
vollem Umfang zugute kom- morgen, gegen 7 Uhr, Prag ver- Kohl, der die Lösung begrüßte, Neumann (79). Hager und Miel- fenbar im Blick auf die nicht ab- Erlangen (dpa). Zum Auftakt
men. lassen. Die bayerische Grenz- habe in den Abendstunden in ke gehörten seit Mitte der 50er reißende Fluchtwelle sagte er des Deutschlandtages 1989 der
polizei rechnet aufgrund des Kontakt mit Seiters und Gen- Jahre dem Politbüro an. weiter: „Sollten Sie sich den- Jungen Union (JU) hat deren
Verlag, Redaktion und Druk- weiteren Zustroms mit etwa scher gestanden, so Klein wei- noch anders entscheiden, wen- scheidender Vorsitzender Chri-
kerei der HNA stellen für die Laut Krenz hat das Politbüro
6000 Menschen. ter. Diese hätten sich „über Ost- ein Aktionsprogramm zur Er- den Sie sich vertrauensvoll an stoph Bohr am Freitag in Erlan-
Aktion advent wiederum Wie Regierungssprecher Berlin und Prag um einen Aus- neuerung in Politik, Wirtschaft die zuständigen Behörden. Es ist gen eine „Verjüngung" in den
10 00 Mark zur Verfügung. Klein am Abend in Bonn mitteil- weg aus den für die betroffenen und Gesellschaft beschlossen, der kürzere und bessere Weg." Unionsparteien und der Bundes-
Wo Not gelindert werden te, war der Chef des Bundes- Menschen immer unerträgli- das im Entwurf der am Mitt- In der Zeitung der Ost-Libera- regierung gefordert. Eine Partei,
kann, schildern wir ab heute kanzleramtes, Rudolf Seiters, cher werdenden Lage bemüht". woch beginnenden zehnten Ta- len „Der Morgen" wurde gestern die sich nicht personell erneue-
in beispielhaften Fällen im kurz vor 20 Ühr von Ost-Berlin Nach Aufhebung der Visum- gung des Zentralkommitees vor- gefordert, die Regierung solle re, gebe sich selbst auf, betonte
Innern der Ausgabe. Dort darüber unterrichtet worden, pflicht für Reisen in die CSSR gelegt werden soll. „Wir wollen zurücktreten und der LDPD- er. Die Wahlergebnisse der Uni-
finden Sie auch die näheren daß die DDR allen Zufluchtsu- waren Tausende von DDR-Bür- volle Souveränität des Volkes Vorsitzende Gerlach zum Nach- on bei den letzten Kommunal-
chenden in der Vertretung „die gern aufgebrochen. Viele von der DDR", sagte Krenz. Not- folger des Volkskammerpräsi- und Landtagswahlen nannte
Einzelheiten über unsere Ausreise auf direktem Weg ge- wendig seien wahrheitsgetreue denten Sindermann (SED) vor- Bohr ebenso wie CDU-General-
Aktion. ihnen suchten die Bonner Ver-
stattet". Das DDR-Außenmini- tretung auf, um so in den We- Information, Meinungsvielfalt, geschlagen werden. sekretär Volker Rühe in einem
Allen Lesern und Kunden, sterium habe dem Leiter der sten auszureisen. Am Freitag Toleranz unter Andersdenken- Aus der DDR-Gewerkschafts- schriftlichen Grußwort alarmie-
die sich mit Spenden an der Ständigen Vertretung in Ost- waren die Zustände in der Bot- den und ehrliches Ringen um szene wurde ein neuer Rücktritt rend. Rühe kündigte an, er wolle
Aktion advent beteiligen, Berlin, Franz Bertele, erklärt, schaft katastrophal. gemeinsame Lösungen. bekannt: Der Vorsitzende der dazu beitragen, daß die Jugend-
möchten wir schon heute „daß die Ausreisemodalitäten, Siehe auch „Zum Tage" Der Staats- und Parteichef Gewerkschaft Kunst, Bischoff politik in der Union wieder ein
herzlichen Dank sagen. also die Frage der Transportmit- und „Themen des Tages" schlug weiter die Einrichtung (58), verzichtete auf sein Amt. stärkeres Gewicht erhalte. Da-
eines Verfassungsgerichtshofes Zurückgetreten ist gestern auch bei gehe es ihm vor allem um die
Verlag und Redaktion vor. Außerdem plädierte er für der Leipziger Oberbürgermei- Jugend in den Haupt- und Be-
einen zivilen Wehrersatzdienst. ster Seidel. rufsschulen, um die Lehrlinge
Umfangreiche Reformen kün- und die jungen Soldaten, die
Fortsetzung nächste Seite vielfach in der öffentlichen Dis-
Aus- und Übersiedler digte er für Wirtschaft und Bil- Siehe „Themen des Tages" kussion keine Lobby hätten.

Wehrdienst wird f , Polenbesuch Kohls / Programm geändert


angerechnet
Bonn (lte). Übersiedler aus der
DDR und Aussiedler aus ande-
Statt Annaberg: Messe in Kreisau
ren Ostblockländern im wehr- «**~ * * • ~ $ Bonn (dpa). Bundeskanzler seiner Einladung zur Teilnahme standskreis um den Grafen Hel-
pflichtigen Alter können grund- Kohl hat auf den umstrittenen an einer Messe in Annaberg muth James von Moltke be-
sätzlich nicht vor Ablauf von Besuch in Annaberg in Polen nicht mehr Gebrauch zu ma- nannt wurde, bis heute an das
zwei Jahren zur Bundeswehr verzichtet und wird stattdessen chen: Es bestehe die Gefahr, daß „andere Deutschland" in der
eingezogen werden. Wehr- zusammen mit dem polnischen sich eine gutgemeinte Absicht in Zeit des Nationalsozialismus er-
dienst, der in Streitkräften des Ministerpräsident Thadeusz ihr Gegenteil verkehre. innere. Er symbolisiere „im tief-
füheren Heimatlandes bereits Mazowiecki bei seiner bevor- Zu der Messe in deutscher sten Sinne den Willen zu Frie-
abgeleistet wurde, wird voll an- stehenden Reise an einem und polnischer Sprache in Krei- den, Aussöhnung und Zusam-
gerechnet. Das stellte am Frei- deutsch-polnischen Gottes- sau werden auch Angehörige menarbeit zwischen Deutschen
tag ein Sprecher des Bundesver- dienst in Kreisau in Nieder- der deutschen Minderheit in Po- und Polen".
teidigungsministeriums auf An- schlesien teilnehmen, wo sich in len eingeladen. Das von Kohl Mit „Bestürzung und Trauer,
frage unserer Zeitung klar, den 40er Jahren deutsche Per- geplante Gespräch mit Vertre- aber zugleich auch mit Empö-
nachdem in den vergangenen sönlichkeiten zum Widerstand tern der deutschen Volksgruppe rung", reagierte der Vorsitzende
Tagen unterschiedliche Äuße- gegen den Nationalsozialismus wird dagegen in Warschau der Landsmannschaft Schlesien,
rungen von Bonner Politikern zu zusammengeschlossen hatten. stattfinden. Hupka, auf die Absage des Be-
diesem Thema gemacht worden Kohl \ind Mazowiecki verein- Kanzlerberater Horst Telt- suchs des Kanzlers auf dem An-
waren. barten diesen Messebesuch ge- schik ist gestern zur Vorberei- naberg. Der stellvertretende
Gediente Aus- und Übersied- stern bei einem Telefonge- tung des Besuchs zum Gut Krei- polnische Regierungssprecher
ler brauchen in der Regel nicht spräch, nachdem der Wunsch sau gefahren. Zuvor beriet er in Henryk Wozniakowski be-
mehr mit einer Einberufung des Kanzlers, Annaberg in Warschau noch über die offenen zeichnete die Messe in Kreisau
rechnen, weil der Grundwehr- Oberschlesien zu besuchen, auf Einzelheiten des Programms. als „eine gute Wahl", die jetzt
dienst etwa in der Nationalen starke Kritik gestoßen war. Kohl und Mazowiecki wollen den Polen ermögliche, Kreisau
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Volksarmee (NVA) mit 18 Mo- Wie Regierungssprecher darüber Anfang der Woche und den „Kreisauer Kreis" in ihr
naten länger ist als in der Bun- IM FREIEN mußte gestern ein Teil der DDR-Bürger campieren, die Klein mitteilte, hatte der Bischof noch einmal telefonieren. Bewußtsein aufzunehmen.
deswehr (15 Monate). in die Bonner Mission in Prag geflüchtet waren. Das Botschaftsge- von Oppeln, Alfons Nossol, am Klein betonte, daß der Ort Siehe auch Kommentar
Siehe „Themen des Tages" bäude war hoffnungslos überfüllt. (dpa-Funkbild) Mittwoch Kohl gebeten, von Kreisau, nach dem der Wider- und „Themen des Tages"
Nr. 258 Politik Samstag, 4. November 1989

Namen und Wiedervereinigung Deutschlands


Schadensbericht / Grüne: „Regierung will vertuschen"
Nachrichten

Wahl 1990: Damen-Duell


Mitterrand hat Immer mehr Laubbäume sterben
Die Bundesvorsitzende der Ar-
beitsgemeinschaft Sozialdemo-
kratischer Frauen (AsF), Inge
Wettig-Danielmeier (links), ist
„keine Angst" Bonn (dpa/AP). Das Wald- Knabe, sind bei steigender werden soll. Im übrigen solle
sterben hat in diesem Jahr we- Tendenz fast 70 Prozent der Ei- die in der kommenden Woche
gen des trockenen Sommers in chen und mehr als 65 Prozent von Landwirtschaftsminister
in Münden (Kreis Göttingen) als Bonn (dpa). Der französische bestimmen. Es dürfe nicht auf der Bundesrepublik wieder zu- der Buchen geschädigt. Ignaz Kiechle vorzulegende
SPD-Kandidatin des Bundes- Staatspräsident Mitterrand hält der Grundlage von „Befürchtun- genommen. Das geht aus der In scharfer Form attackierte bisherige „Waldschadenserhe-
den Wunsch der Deutschen gen" erörtert werden. gestern von den Grünen vorab der Abgeordnete der Grünen bung" den unverfänglicheren
nach einer Wiedervereinigung Als noch offene Frage be- veröffentlichten diesjährigen die Bundesregierung. Er warf Titel „Walderhebung" tragen.
r^T im Rahmen einer „friedlichen zeichnete Mitterrand die künfti- Waldschadensbilanz hervor. ihr vor, mit einem „faulen Ta- Ein Sprecher des Landwirt-
und demokratischen Entwick- ge Entwicklung der DDR, wel- Danach waren insgesamt 53 schenspielertrick" das amtlich schaftsministeriums wies die
lung" auf der Grundlage des che Menschen dort in die Füh- Prozent der Wälder geschä- zugegebene Waldschadensbild Kritik zurück: Die Statistik
Selbstbestimmungsrechts für le- rung gelangen werden und ob digt, 0,6 Prozent mehr als im von derzeit 53 auf nur noch werde wie bisher geführt und
gitim. „Ich habe keine Angst vor auch dort von einer Wiederver- Vorjahr. 15,9 Prozent schönen zu wol- der Begriff „Warnstufe" der
der Wiedervereinigung", sagte einigung die Rede sein wird. Besonders betroffen von der len. Es sei ein „faustdicker „Schadstufe 1" lediglich hinzu-
Mitterrand am Freitag in Bonn Kohl und Mitterrand waren sich anhaltenden Verschmutzung Skandal,,, daß künftig die bis- gefügt. Nach Ansicht Von
nach zweitägigen Gesprächen darin einig, daß eine dynami- von Luft und Boden sind die herige Schadstufe 1 („geschä- Forstwissenschaftlern handele
mit Bundeskanzler Kohl. sche Entwicklung der Europäi- Laubbäume. Nach Angaben digter Wald") aus der Bilanz es sich bei dem leichten Nadel-
Sollte die Entwicklung dazu schen Gemeinschaft eine wich- des Umweltexperten der Grü- getilgt und nur noch als „Vor- und Blattverlust um eine „na-
führen, „daß die Deutschen ein tige Voraussetzung für den Re- nen im Bundestag, Wilhelm warnstufe" getrennt geführt türliche Schwankungsquote".
einziges Volk in einem einzigen formprozeß in Ost-Europa ist.
Staat sein wollen, so muß das auf Kohl sagte, daß es für die Bun-
dem Willen des deutschen Vol- desrepublik kein „Wanken zwi-
tagswahlkreises Göttingen no- kes beruhen und niemand kann schen den verschiedenen Wel- EG / Grenzkontrollen Kolumbien/Drogenkrieg Sowjetunion
miniert worden. Die niedersäch- sich dagegen stellen", sagte Mit- ten" gebe: „Unser Platz ist in Eu-
sische Landtagsabgeordnete terrand. Diese Entwicklung ropa, unser Ziel ist die Einigung
Europas." Das deutsche Pro-
tritt damit bei der Bundestags- gehe auch die anderen Länder in
wahl 1990 gegen Bundestags- Europa an, doch: „Was zählt,
präsidentin Rita Süssmuth ist, was die Deutschen wollen
blem sei nicht mit einer „antie-
uropäischen Stimmung" zu lö-
1990 noch Richterstreik 18 000 Kumpel
(rechts) an. Diese war 1987 in und was sie können."
diesem Wahlkreis direkt ge- Frankreich werde in einem
sen. Der Kanzler wandte sich
auch gegen eine „ständige Vor-
mundschaft" gegenüber den
kein Abbau in Medellin im Ausstand
wählt und vor wenigen Tagen zu solchen Fall seine Politik der Si- Bürgern der DDR, zeigte sich
einer erneuten Kandidatur auf- tuation so anpassen, daß es „im aber davon überzeugt, daß der derBühl (dpa). Die Innenminister Bogota (AP). Aus Protest ge- Moskau (AP). Tausende von
gefordert worden. besten Interesse Frankreichs Wille zur Selbstbestimmung in nen Bundesländer sind gegen ei- gen den Mord an einer Richterin Bergarbeitern im sowjetischen
und Europas" ist, betonte Mit- der DDR vorherrschend ist. zwischen Abbau der Grenzkontrollen und einem Abgeordneten sind Kohlerevier Workuta nördlich
terrand, der demnächst der DDR Doch gebe es für die Lösung der Frankreichder Bundesrepublik, gestern alle 42 Bundesrichter in des Polarkreises haben sich dem
DDR-Medien: Umweltdaten einen Staatsbesuch abstatten deutschen Frage weder ein Zeit- Ländern zum und den Benelux- der kolumbianischen Stadt Me- Streik der Kumpel in der Grube
Im DDR-Bezirk Dresden sind will. Das Thema Wiedervereini- maß noch eine Planung. vorgesehenen dellin in einen unbefristeten Worgaschor angeschlossen, der
gestern erstmals Umweltdaten gung wird nach seiner Ansicht Siehe auch Kommentar
Zeitpunkt am 1. Januar 1990. Streik getreten. Ein Sprecher vor einigen Tagen begonnen hat-
veröffentlicht worden. Wie die das Ende dieses Jahrhunderts Die zweitägige Innenminister- sagte, sie würden ihre Arbeit te. Streikführer teilten mit, bis
Nachrichtenagentur ADN mel- konferenz in Bühl (Kreis Ra- erst wieder aufnehmen, wenn Freitag morgen hätten 18 000
dete, sollen künftig einmal in der statt), die am Freitag zu Ende die Regierung sie vor den Kil- Bergleute aus zwölf von insge-
Woche die gemessenen Schwe- ging, hielt es für vordringlich, lern der Rauschgifthändler samt 13 Gruben die Arbeit nie-
feldioxidwerte über die Medien zunächst Ausgleichsmaßnah- wirksam schütze. Der Verband dergelegt. Die Behörden warnten
verbreitet werden. men wie ein grenzüberschrei- der Richter und Justizangestell- unterdessen, daß eine Auswei-
tendes Informations- und Kom- ten rief zu einem zweitägigen tung des Streiks im Winter zu
munikationssystem zwischen Ausstand auf. Versorgungsengpässen führen
Czaja wird 75 Jahre alt den fünf Ländern aufzubauen. Bei der Explosion einer Auto- könne. Die Bergleute beklagen
Bundesinnenminister Wolfgang bombe in Bogota wurde gestern sich darüber, daß nach einem
Der Präsident des Bundes der Schäuble (CDU) bestätigte vor eine Frau mit ihrem kleinen
Vertriebenen i Journalisten, daß sich 1990 an Kind und ihr Neffe getötet. Vier Ausstand
Zusagen -
im Juli die gemachten
bessere Lebens- und
IfBdV), Herbert den Grenzen nichts ändern wer- weitere Menschen sind zum Teil Arbeitsbedingungen
I Czaja, wird de. - nicht ein-
I morgen 75 Jah- schwer verletzt worden. gehalten worden seien.
re alt. Politisch
|ijngagiert sich
ICzaja in der Neue Beratungen über Waffenstillstand?
ICDU. Inner-
llialb und außer-
Ihalb der Partei
jivar er bei der
(Gründung ver-
Großoffensive gegen Contras in Nicaragua
|ichiedener .Or- Managua (AP). Nach der Be- tigte der nicaraguanische Präsi- eingedrungen seien.
ganisationen endigung des Waffenstillstands dent Ortegä am Donnerstag in Wie gestern bekannt wurde,
der Heimatvertriebenen dabei, mit den Contras haben die nica- einem US-Interview. Seine Re- wollen die Regierung Nicaragu-
wurde Sprecher der Oberschle- raguanischen Streitkräfte eine gierung verteidige sich gegen as und die Contras kommende
sier und schließlich 1970 zum Großoffensive gegen die rechten die Contra-Guerilleros, die in Woche in der UNO über einen
Präsidenten des Bundes der Rebellen eingeleitet. Das bestä- großem Umfang nach Nicaragua neuen Waffenstillstand beraten.
Vertriebenen gewählt. Seit 1953
ist er Mitglied des Bundestags.
Opposition in DDR gewinnt an Boden
Mainz: Diäten erhöht
Der rheinland-pfälzische Land-
tag hat rückwirkend zum 1. Juli
eine Erhöhung der Diäten für
die 100 Abgeordneten beschlos- AN DER ERSTEN ARBEITSSITZUNG des deutsch-französischen
Lobende Worte für ,Neues Forum'
sen. Nach dem Gesetz, das von Verteidigungsrates in Bonn nahmen gestern auch Frankreichs Fortsetzung
CDU, SPD und FDP gegen die Staatspräsident Mitterrand und Bundeskanzler Kohl teil. Der Vorsitzende der „Partei sind Wolfgang Heinrichs, Di-
Stimmen der Grünen verab- (dpa-Funkbild) In einem Gespräch mit dem Demokratischer Aufbruch", der rektor des Zentralinstituts für
schiedet wurde, steigen die zu Hamburger Magazin „Stern" Rostocker Rechtsanwalt Wirtschaftswissenschaften, und
versteuernden Diäten um 2,3 Große Probleme in Ost-Berlin stellte Gerlach als erster promi- Schnur, rechnet damit, daß sei- Wolfgang Krause, Abteilungs-
Prozent von monatlich 6397,50 nenter Politiker) der DDR eine ne Partei schon bei den Volks- leiter in der Ost-Berliner SED-
DM auf 6544,64 DM. Beteiligung der Oppositionsbe- kammerwahlen 1991 antreten Bezirksleitung. Beide stellen
wegung „Neues Forum" an könne. Dies erklärte er in einem „das Streben nach hohem Rein-
Liechtenstein will in UNO 1100 Ärzte und Schwestern weg Wahlen in Aussicht. Er äußerte Zeitungsinterview.
die Erwartung, daß das „Neue
gewinn" in den Vordergrund.
Wegen Zusammenrottung,
Forum" vom Innenministerium Rowdytum und „Widerstandes
Das Fürstentum Liechtenstein Berlin (dpa). 1100 Ärzte und Marburger Bund haben etwa zugelassen werde. „Hoher Reingewinn" gegen staatliche Maßnahmen"
will der UNO beitreten. Wie ge- Schwestern aus staatlichen Ein- 10 000 Mediziner, Schwestern Der Vorsitzende des Sekreta- hat das Kreisgericht Dresden-
stern in Vaduz mitgeteilt wurde,richtungen in Ost-Berlin haben und Pfleger in den vergangenen riats des Nationalrats der Natio- Im SED-Zentralorgan „Neues Ost am Freitag drei Männer im
soll ein entsprechender Antrag in jüngster Zeit die DDR verlas- Jahren der DDR den Rücken ge- nalen Front, Werner Kirchhoff, Deutschland" sind erstmals For- Alter von 18 bis 23 Jahren zu
im nächsten Jahr gestellt wer- sen. Das berichtete am Freitag kehrt. Schleswig-Holsteins Mi- hat den Mitgliedern des „Neuen derungen nach einer „umfassen- empfindlichen Freiheitsstrafen
den, damit die UNO-Vollver- die Ost-„Berliner Zeitung". Das nisterpräsident Engholm hat un- Forums" die „konkrete Mitar- den Wirtschaftsreform" veröf- verurteilt. Es erkannte nach
sammlung im Herbst 1990 dar- Gesundheits- und Sozialwesen terdessen angeregt, für eine be- beit an realen Veränderungen fentlicht worden. In dem am Angaben von ADN auf Haft-
über beraten könne. Der UNO sei schwer belastet, es laufe ein grenzte Zeit westdeutsche Me- zur weiteren sozialistischen Freitag abgedruckten Grund- strafen zwischen zwei Jahre und
. gehören zur Zeit 159 Staaten an.Notkonzept. Wie es heißt, wird diziner in die DDR zu schicken, Entwicklung" in der DDR ange- satzpapier heißt es, „Berüh- zwei Monaten bis zu vier Jahren
auf Ärzte und Schwestern des um bei Engpässen durch die boten. Die neue Vorsitzende des rungsängste mit dem Reformbe- sowie auf eine Geldstrafe in
Ehrung für Miep Gies Regierungskrankenhauses und Fluchtwelle auszuhelfen. So DDR-Gewerkschaftsbundes griff auf ökonomischem Gebiet Höhe von 3000 Mark. Bei der
FDGB, Annelis Kimmel, erklär- sollten wir nicht haben". Es gebe Verhandlung ging es um die Er-
des' Krankenhauses der Volks- könnten junge Ärzte einen Teil
Die 78jährige Holländerin Miep polizei zurückgegriffen. ihres Praktikums auch in Kran- te gestern, manche Ziele des dafür „eindeutige Erfordernisse eignisse am Abend des 4. Okto-
Gies, eine der— Nach Angaben des bundes- kenhäusern der DDR absolvie- „Neuen Forums" könne man und Zwänge - ja, auch besorg- ber, als Züge mit DDR-Bürgern
letzten Überle- deutschen Ärzteverbandes ren. durchaus mitvertreten. niserregende Anlässe". Autoren aus Prag in den Westen fuhren.
benden der 14*
ehemaligen Be-
wohner des
„Anne-Frank- • Rheinsberg
Hauses" in der Entführungsbericht offenbar erlogen HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
Prinsengracht
ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert

„Neues Deutschland" bedauert DDR-Atomkraftwerk


263 in Amster- H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
dam, ist in Den Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
Haag mit dem
Bundesver-
wird stillgelegt Herausgeber
Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz,
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
Achim von Roos sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
dienstkreuz I. Ost-Berlin (dpa). Das SED-lung bezweifelt worden sei.
Klasse ausge- Zentralorgan „Neues Deutsch- „Wir müssen diese Kritik mit Berlin (AP). Zum ersten Mal Chefredakteur .
nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
soll in der DDR ein Atomkraft- 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
zeichnet worden. Sie hatte bei land" hat einen eigenen Bei- dem heutigen Erkenntnisstand Lothar Orzechowski 5 618110. Postgirokonto 155132-608
dem Versuch, die zwischen trag im Zusammenhang mit akzeptieren und bedauern werk stillgelegt werden. Hans Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
1942 und 1944 in dem Haus un- der Flüchtlingswelle bedauert. deshalb die Veröffentlichung." Scheel, Vizepräsident des Staat- Stellv. Chefredakteure natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
tergetauchten Menschen vor Unter der Überschrift „Ich Der Koch hatte angegeben, lichen Amtes für Atomsicher- Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
der deutschen Besatzungsmacht habe erlebt, wie BRD-Bürger ein junger Mann habe sich ihm heit und Strahlenschutz, sagte Verantwortliche Redakteure
preis 28,50 DM).
zu verbergen, eine entscheiden- 'gemacht' werden" hatte am gegenüber als Schlepper betä- gestern gegenüber der amtli- Die Beendigung des Abonnements ist nur
Chef vom
chen Nachrichtenagentur ADN, Jochen Prater. Dienst: Rainer Merforth. Politik: mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
de Rolle gespielt. 21. September ein Koch in dem tigt. Inzwischen - so das
Blatt geschildert, daß er von „Neue Deutschland" - haben das 70-Megawatt-Kraftwerk Schütz. WirtschaftBlick in die Zeit: Walter
und Sozialpolitik: Horst
Einhaltung einer Frist von einem Monat
zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Budapest nach Wien quasi die Eltern dieses jungen Man- Rheinsberg „wird sicher bald Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Baikal-Amur-Trasse steht entführt worden sei. nes dem Blatt eine Gegendar- stillgelegt, weil es eben die Le- u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
bensgrenze erreicht hat". Die-semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
Die ostsibirische Eisenbahnlinie Dazu schrieb das „Neue stellung übermittelt. Darin sen Schritt solle Anfang der Kassel Bezirksredaktionen:
Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
heißt es, ihr Sohn sei zwar in in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Baikal-Amur-Magistrale ist für Deutschland" am Freitag „in jener Zeit über Budapest und 90er Jahre unternommen wer- bach. Peter M. Zitz-
mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
den Verkehr freigegeben wor- eigener Sache", die Veröffent- Wien ausgereist, habe auch den. Der älteste Reaktor der sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann. „Wetta-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
den. Die 3102 Kilometer lange lichung sei bei Lesern auf Kri-
gestoßen. Die Redaktion Kontakt mit dem Koch gehabt,
DDR (1966 fertiggestellt), habe Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
Trasse verbindet die Städte Ust- tik zahlreiche Zuschriften sich aber des angegebenen De-
zunächst der Energiegewinnung derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Kut nordwestlich des Baikal- habe erhalten, in denen die Darstel- likts nicht schuldig gemacht.
gedient, später Trainings- und Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger.
Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul.
Exemplare.
Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
Sees mit dem Pazifikhafen Kom- Forschungszwecken. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 35 Kassel.
somolsk am Amur.
Nr. 258 Themen des Tages Samstag, 4. November 1989

Botschaft in Prag wieder überfüllt / Warum sie fliehen Aus- und Übersiedler / Bundeswehr
Ein Ort als
Bekenntnis
Kreisau statt Annaberg - das ist
Glaube an Wende fehlt Keine Reservetruppe
kein Kompromiß, sondern eindeu-
tig die bessere Wahl. Das diploma-
tische Verwirrspiel, das durch sei-
ne Zuspitzung in der öffentlichen
Von AP-Korrepondent Manfred Hees

E i n offenes Scheunentor nach aus Karl-Marx-Stadt bei. der DDR-Grenze nach Prag
für Stoltenberg
Diskussion hochbrisant wurde, ist Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Nolte
mit dieser Entscheidung für War- Westen muß man nutzen", be- Das an Kriseneinsätze ge- überfüllt seien.
schau und für Bonn zufriedenstel- gründet ein 25jähriger Leipziger wöhnte Personal der Botschaft Anfang Oktober waren 15 000
lend beendet worden. seine Flucht in die Prager Bot- wurde von der Heftigkeit der Menschen über Prag in den We- Oie sind begehrt als Maurer, gen werden können. Und zur
Das einstige Schlachtfeld Anna- schaft der Bundesrepublik. Wie neuen Fluchtlingswelle über- sten gekommen, dann hatte Ost- Schlosser oder Krankenpfle- Frage eines bereits geleisteten
berg schmeckt im Bewußtsein der rund 15 000 andere Flüchtlinge rannt. Hilfsgüter mußten in aller Berlin die Grenze dichtgemacht. ger, die Tausende junger Män- Wehrdienstes in den Streit-
Polen bitter nach deutscher Unter- in den vergangenen Wochen Eile aus der Bundesrepublik Seit der neuerlichen Aufhebung ner, die seit Wochen aus der kräften des früheren „Aufent-
drückung. Dies nicht empfunden steht er am Zaun der Botschaft. herangeschafft werden. des Visumzwanges am Mitt- DDR in den Westen strömen, haltsstaates" bestimmt der Pa-
zu haben, mag man Bonn anla- Diesmal jedoch nicht wie alle woch kamen mehr als 1000 denn sie können vielfach Lö- ragraph 8 unter anderem: „Der
sten. Der Punkt ist jetzt jedoch ab- vor ihm mit der Sorge, ob er auf Während noch immer neue Flüchtlinge täglich. Die Bot- cher in Problembereichen der Wehrdienst soll angerechnet
gehakt. Auch Kreisau ist ein ge- diesem Weg in den Westen Flüchtlinge mit dem Ruf „Wir schaft suchte m Freitag nach ei- bundesdeutschen Wirtschaft werden, wenn er auf Grund ge-
schichtsträchtiger Ort. Die Ge- kommt, sondern mit der absolu- haben es geschaut" in der Bot- nem Ausweichquartier. Es gab stopfen. Muß sich da nicht setzlicher Vorschrift geleistet
schichte, für die er steht, ist die ten Gewißheit des positiven schaft eintrafen, wurden von jedoch noch kein grünes Licht auch Verteidigungsminister worden ist."
des deutschen Widerstandes ge- Ausgangs. Für ihn und die mitt- Lastwagen Betten, Decken und von den tschechoslowakischen Stoltenberg vergnügt die Hän- Da dieser aber in der DDR
gen die Hitler-Diktatur. Damit wird lerweile schon mehr als 4000 Schlafsäcke abgeladen und in Behörden. de reiben, weil ihm hier eine mit 18 Monaten und in der So-
die Begegnung hier zu einem un- anderen lautete die Frage ledig- das Gebäude gebracht. „Endlich Reservetruppe zur Auffüllung wjetunion gar mit zwei Jahren
mißverständlicheren Symbol lich, wann der Zeitpunkt der macht Arbeit mal Spaß und hat der sich lichtenden Reihen der deutlich über dem 15 monati-
deutsch-polnischer Aussöhnung. Ausreise in die Bundesrepublik einen Sinn", freute sich ein jun- System untauglich gen Wehrdienst in der Bun-
Bundeswehr heranwächst?
Kreisau nämlich wird Bekenntnis gekommen sein wird. ger Mann beim Bettenschlep- deswehr liegt, können gedien-
nicht nur zu Friedenswille, sondern pen. Die Betten mußten teilwei- Kaum Hoffnung bestand, daß te Aus- und Übersiedler davon
auch zu deutscher Schuld an Po- se im Freien im Garten der Bot- mit dem derzeitigen System der Gesetzlich festgelegt ausgehen, daß sie den grauen
len. Wo man derer gedenkt, die „Betonschädel" schaft aufgestellt werden, da die Bearbeitung der Ausreisepapie- Rock nicht mehr anziehen
sich gegen die Machthaber des Großzelte noch nicht aufgebaut re die Flut zu bewältigen sei. Alerte Politiker, voll des müssen. Auch eine Teilnahme
eigenen Volkes gewandt haben, Den „Startschuß" für den neu- waren. Mehrere hundert Kinder Flüchtlinge werden in Gruppen schönen Drangs, möglichst als an Wehrübungen und damit
gedenkt man auch der Opfer die- en Exodus gab für einige offen- wurden im Gebäude unterge- mit Bussen zur DDR-Botschaft erste mit bemühtem Sachver- Einbindung in die Mobilisie-
ser Machthaber. bar DDR-Staats- und Parteichef bracht. gebracht, dort registriert, ihre stand zu Wort zu kommen, ha- rungsplanung entfällt, weil, so
Egon Krenz selbst. „Seine Pres- Papiere nach Ost-Berlin gelei- ben sich umgehend auch die- der zuständige Referent des
Wie immer das Besuchspro- tet, und nach Zustimmung von Bundesverteidigungsministe-
gramm von Bundeskanzler Kohl in sekonferenz in Moskau wurde ses Themas bemächtigt. So be-
Polen aussehen mag, der gemein- live bei uns im Fernsehen über- Straßen verstopft dort kann die Ausreise erfolgen. fand Bernd Wilz von der riums, Schattenberg, dies auf-
tragen. Als er jede Hoffnung auf CDU/CSU-Bundestagsfraktion grund der andersgearteten
same Gottesdienstbesuch mit Ausbildungsgrundlagen etwa
dem polnischen Ministerpräsiden- Wiedervereinigung begrub, „Wir schlafen überall, auch Etwa 100 Anträge werden auf unlängst bei einem Truppen-
wußte ich, jetzt mußt du raus", auf den Treppenstufen", schil- diese Weise pro Tag erledigt. besuch im hessischen Arolsen, in der NVA nicht möglich sei.
ten Mazowiecki wird gewiß im Mit-
telpunkt des Interesses an dieser schildert ein junger Familienva- dert eine junge Krankenschwe- „Wir brauchen eine andere Re- es sei nicht auszuschließen,
Reise stehen. Es gab bereits Stim- ter aus Dresden' seine Überle- ster die ersten zwei Nächte in gelung", meinten Flüchtlinge. daß frühere Soldaten der Na-
men, die im Verzicht auf den Be- gungen. „Das sind doch die glei- der Botschaft. Rätselraten Immer wieder tauchten Speku- tionalen Volksarmee (NVA) Vielfach Härtefälle
such des Annabergs eine „deut- chen Betonschädel wie früher. herrschte am Freitag über die lationen über eine „ungarische auch noch zur westdeutschen
sche Niederlage" sehen. Ihnen Was soll sich denn ändern. Der Zahl derer, die noch kommen Lösung" - Öffnung der CSSR- Armee eingezogen würden. Ungedienten gibt die Hardt-
wird Kreisau vermutlich erst recht korrupte Sozialismus bei uns werden. Schon am Freitag be- Grenze Richtung Westen für Aber dann kämen die ehemali- höhe mindestens zwei Jahre
nicht passen. Deren Vorstellungen bekommt doch nur ein neues richteten Reisende und Neuan- DDR-Bürger - auf, diesmal je- gen DDR-Bürger ja auf eine Zeit, um sich gesellschaftlich
davon, was deutsche Interessen Kleid", pflichtet ihm ein Maurer kömmlinge, daß die Straßen von doch mit Billigung Ost-Berlins. Gesamtdienstzeit von fast drei und beruflich in ihrer neuen
gegenüber Polen denn seien, pas- Jahren, gab demgegenüber Heimat einzurichten. Sie dürf-
sen allerdings nicht in die Zeit von Christoph Bohr, Vorsitzender ten zudem vielfach zu den
Versöhnung und Verständigung der Jungen Union, zu beden- Härtefällen zählen, bei denen
zwischen Ost und West. ken. Und da solches unzumut- auf eine Einberufung verzich-
bar sei, solle man, so seine For- tet oder diese hinausgescho-
Mit Kreisau statt Annaberg steht derung, den Dienst in der
die Polenreise des Kanzlers unter ben werden kann. Und wer
NVA anrechnen. Beide Her- dann älter als 28 Jahre ist,
einem hoffnungsvolleren Stern. ren hätten sich ihre gedankli-
Peter M. Zitzmann braucht, wie alle anderen Bun-
chen Anstrengungen ersparen desbürger auch, ohnehin nicht
können, denn im Wehrpflicht- mehr zum „Bund".
gesetz ist genau.festgelegt, wie
„der Bund" mit Über- und Aus- Besonderer Sicherheits-
überprüfungen müssen sich
Unter dem siedlern zu verfahren hat.
ehemalige DDR-Bürger bei ei-
nem Einzug in Bundeswehr-
Mantel Europas Zunächst einmal gilt grund-
sätzlich, daß Deutsche, die aus Kasernen nicht unterziehen,
der DDR oder anderen Ost- es sei denn, sie wollen Berufs-
blockländern in die Bundesre- soldat werden und kommen
t g o n Krenz, der mit dem Mut der publik kommen, nicht vor Ab- mit waffentechnisch „sensi-
Verzweiflung um den Erhalt des lauf von zwei Jahren eingezo- blen" Bereichen in Berührung.
sozialistischen Staatsgebildes
DDR kämpft/ muß sich allmählich
wie in einem Strom vorkommen,
der ihn in das Meer der deutschen Kreisauer Kreis
Einheit spülen könnte. Alarmsigna- Presse-Echo
le von allen Seiten; selbst aus der
Sowjetunion kommen von promi-
nenter Seite Äußerungen, in denen Widerstand Mit dem Streit um den Annaberg befas-
sen sich viele Kommentare.
einer Beendigung der „unnormalen
Lage in Deutschland" das Wort ge-
redet wird. Trotzig schleuderte
gegen Hitler WESTFALENPOST
zwar der neue SED-Chef in Moskau
sein Nein gegen Wiedervereini- Der Kreisauer Kreis war eine (Hagen)
gung und Abbau der Mauer her- 1942 gegründete Widerstands- Ein besonderes Zeichen der
aus, aber der Boden schwankt un- gruppe gegen, das nationalsozia- Versöhnung setzen zu wollen,
ter ihm nicht nur im eigenen Land. Versuchsballon (Aus: Die Welt / Klaus Bohle) listische Regime um den Grafen ist lobenswert. Aber spätestens
Helmuth James von Moltke. Ih- hier hätten Kohls Berater ihrem
Die Vision Gorbatschows vom ren Namen hat sie nach dem Ort Chef sagen müssen, daß der An-
„Gemeinsamen Europäischen DDR-Bürger: Schwierigkeiten mit dem neuen Selbstbewußtsein ihrer Zusammenkünfte, das naberg dafür zum jetzigen Zeit-
Haus" ist der Sprengsatz, seine Moltkesche Gut Kreisau in Nie- punkt nicht der richtige Ort
konsequente Politik der Nichtein- derschlesien - jetzt ins Ge- ist... Er ist immer noch ein Sym-
mischung das schleichende Gift spräch gekommen als eine Sta- bol des deutsch-polnischen Ge-
für den Bestand des maroden Ar-
beiter- und Bauernstaates. Und in-
dem die neue Ostberliner Führung
entgegen der Warnung Erich Ho-
„Manchmal denke ich, ich träume" tion der Polenreise Kohls. Der
Gruppe gehörten unter anderem
der spätere Bundestagspräsi-
dent Eugen Gerstenmaier und
gensatzes und stark mit nationa-
len Emotionen belastet. Dieser
Ort, an dem Deutsche und Polen
starben, wäre in der Tat bestens
neckers einen Spalt der Reform- Von dpa-Korrespondentin Gudrun Dometeit der von den Nazis 1944 zum geeignet, ein Versöhnungszei-
schleusen öffnete, um nichts Ge- Tode verurteilte SPD-Politiker chen zu setzen - aber die Zeit ist
ringeres als einen Aufstand zu ver-Oeit drei Wochen werden wir über der berühmten Semper- Journalistin der Zeitung der Julius Leber an. offensichtlich noch nicht reif.
hindern, hievte sie sich selbst aufförmlich überrollt mit Anfra- Oper versammeln sich am Ost-CDU „Union", die seit neue-
die Verliererstraße. gen", sagt die 45jährige Abend vor allem junge Leute zu stem wegen ihrer offenen Arti-
Dresdner Ärztin. „Familiäres Friedensgebeten. Auf die Unter- kel reißenden Absatz unter Viele hingerichtet
Im Ausland stellt die Wiederver- Münchner Merkur
einigung bereits ein festes Kalkül Leben ist bei uns nicht mehr stützung der Kirchen sind die DDR-Bürgern findet, meint: MÜNCHNER ZEITUNG
dar, Frankreichs Staatschef Mitter-möglich." Die Frau ist in der neuen Reformbewegungen noch „Wir können seit einigen Wo- Ziel des Kreisauer Kreises Mag ja sein, daß Kohl die
rand hat es soeben wieder bestä- Stadt an der Elbe eine der An- immer stark angewiesen. Die chen schreiben, was wir wollen, war die Abschaffung der natio- Sprengkraft dieses Symbols in
sprechpartnerinnen des neuge- Kirche stellt dem immer noch aber diesen neuen Anforderun- nalsozialistischen Gewaltherr-
tigt. Das offizielle Bonn, das in die- Polen verkannt hat, als er für
ser so überraschend auf die Welt- gründeten „Neuen Forums" in nicht legalisierten „Neuen Fo- gen sind wir gar nicht gewach- schaft und die Schaffung einer dort eine Versöhnungsgeste
bühne getretenen Frage immer der DDR. Fragen und Angebote rum" Räume zur Verfügung. sen. Wir kennen unsere Rechte rechtsstaatlichen Ordnung in plante. Gewiß wäre grundsätz-
noch um Fassung ringt, übt sich zur Mitarbeit häufen sich. Gan- „Ich bin dabei, damit sich in die- nicht." Völlig ungewohnt sei es, Deutschland. Auch gesell- lich bei derartigen Gesten eher
klugerweise in diplomatischer Zu- ze Brigaden treten zum „Neuen sem Scheißland irgendwas än- plötzlich den Polizei-Chef Dres- schaftliche Reformen wurden Zurückhaltung angebracht, weil
rückhaltung so wie jemand, der die Forum" über. Der Wunsch, ak- dert," sagt ein 18jähriger dens interviewen zu können. von den Mitgliedern in einem sie meist Gefühle aufwühlen...
Aussicht auf ein kaum mehr für tiv zu werden, geht quer durch Schlosserlehrling. am christlichen Menschenbild Dennoch sind einige der polni-
möglich gehaltenes Geschenk alle Schichten, vom Arbeiter bis In der restaurierten Semper- orientiertem Programm „Grund- schen Reaktionen der vergange-
nicht durch grobe Begehrlichkeit zum Akademiker. Auch Sektio- Oper verlesen die Schauspieler Die Skepsis bleibt sätze für die Neuordnung" um- nen Tage hysterisch. In Polen
verspielen will. nen der Sozialdemokratischen an jedem Aufführungsabend ei- rissen. Nach dem gescheiterten haben vor allem die Kommuni-
Denn die Antwort darauf, was Deutschen Partei und des De- nen mutigen Aufruf um Mitver- Attentat auf Adolf Hitler am 20. sten die offenbar von der neuen
mokratischen Blocks bildeten antwortung und Eigenverant- Die Sprecherin des „Neuen
einmal aus ihrer DDR werden soll,
sich in der Elbe-Stadt. Forums sagt: „Die Leute müssen Juli 1944 wurden zahlreiche nicht-kommunistischen Regie-
gebührt kraft Selbstbestimmung wortlichkeit: „Zu lange ist die erst einmal wieder Selbstbe- Mitglieder der Widerstands- rung bereits hingenommenen
ausschließlich den Deutschen drü- Saat für Mißtrauen und Furcht wußtsein lernen. Sie müssen gruppe, darunter Graf Moltke, Reisepläne Kohls heftig angegrif-
ben. Es könnte ja auch ein weiter- gesät worden. Die Verantwortli- merken, daß sie nicht gleich be- hingerichtet. fen. Versöhnung und Respekt
„Alle nach Sibirien!"
hin selbständiger, aber wirklich de- chen, die heute guten Willens straft werden, wenn sie ihre Nach Angaben des Bundes- vor der Meinung anderer wer-
mokratischer oder in Konfödera- sind, ernten die Früchte. Glaub- Meinung sagen." Trotz aller presseamtes gehen die Anfänge den im sozialistischen Denken
tion mit der Bundesrepublik ver- „Wenn ich frei habe, bin ich würdiger Wandel erfordert den Fortschritte, insbesondere der der Widerstandsgruppe um immer noch klein geschrieben.
bundener Staat sein. Aber wie bei jeder Demo dabei", sagt ein Mut zu personellen Verände- Dialog-Bereitschaft des reform- Graf Moltke schon auf das Jahr
auch immer: Europa wird die Mut- Taxifahrer. „Man muß doch die rungen. Für die, die ihre Partei orientierten Dresdner Oberbür- 1938 zurück. Außer in Kreisau
ter sein, unter deren Mantel sich Jugend unterstützen." Zuneh- und ihren Staat in Mißkredit ge- germeisters Wolfgang Berghofer (heute: Krzyzowa) habe sich die Frankfurter Rundschau
alle Deutschen wiederfinden wer- mend, so meint der etwa 50jäh- bracht haben, gibt es nur eine und des SED-Bezirksparteichefs Gruppe der Hitler-Gegner auch
den. rige, nähmen auch ältere Bürger ehrliche Konsequenz: Den Platz Hans Modrow, bleibt sie skep- in Berlin und anderen Orten zu
Jürgen Nolte
Die keineswegs unrealistische
an den Protesten teil. „Diese zu räumen für die Glaubwürdi- tisch. „Nach dem Parteitag im mehr als 100 Besprechungen ge- Vorstellung, auf-dem Annaberg
Kommunisten, 40 Jahre lang ha- gen." nächsten Frühjahr werden die troffen. Der Name „Kreisauer könnten deutschstämmige und
ben sie wie die Könige auf unse- Zurückhaltender gibt sich Zügel bestimmt wieder angezo- Kreis" stammt nicht von den Be- polnische Demonstranten an-
Das Zitat re Kosten gelebt", schimpft er. eine SED-Funktionärin in der gen." Und dann? „Ein halbes teiligten selbst, sondern von ei-
„Jetzt müssen sie Rede und Ant- Bezirksparteileitung Dresdens. Jahr gebe ich mir noch, um den nem Beamten des NS-Sicher-
einandergeraten, sobald der
Bundeskanzler die Treppen zum
„Wenn Talkmaster anfangen, nach wort stehen, aber eigentlich „Sicher wird sich was ändern, letzten Versuch zu wagen. heitsdienstes, der nach dem 20. Franziskanerkloster hinauf-
dem Maul der Zuschauer zu reden, sollte man sie alle nach Sibirien aber das muß alles wohlüberlegt Wenn es bis dahin keine glaub- Juli 1944 die Untersuchung ge- steigt, hatte sich auch bei den
ist das der Anfang vom Ende." verbannen." sein und darf nicht übers Knie würdigen Zeichen der Verände- gen die Gruppe leitete. Bonner Reiseveranstaltern zu
Joachim Fuchsberget In Dresdens Hoflrirche gegen- gebrochen werden." Und eine rung gibt, dann gehe ich." (dpa) einem Alptraum gesteigert.
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Letzte Meldung Formel 1 Tennis Drube trifft Zum Tage


Horowitz Erfolg für Becker KSV-Sieg Sorge statt Triumph
gestorben Boutsen gewinnt in Meppen Unangemessen war schon zu Be-
ginn des Flüchtlingsstroms aus der
Der aus Rußland Der Belgier Thierry Durch einen souve- Überraschung in DDR der Triumph über die „Abstim-
stammende Pianist Boutsen gewann in ränen 6:4, 6:3, 6:3-Fi- der 2. Fußball-Bun- mung mit den Füßen", in den einige
Wladimir Horowitz strömendem Regen nalerfolg über den desliga. Durch einen hierzulande verfielen. Ganz und
ist 86jährig an einem das Abschlußrennen Schweden Stefan Ed- Treffer von Michael gar nicht mehr angebracht sind
Herzinfarkt gestor- der Formel 1 in Ade- berg gewann der Drube (Foto) in der derlei selbstgefällige Gefühle an-
ben. Das teilte sein laide/Australien. Weltranglistenzweite 67. Spielminute feier- gesichts dessen, was sich jetzt an
Manager gestern Weltmeister Prost Boris Becker (Foto mit te der Tabellenletzte der deutsch-tschechoslowaki-
abend in New York gab wegen „lebensge- Siegestrophäe) am KSV Hessen Kassel -* schen Grenze abspielt: Denn die
mit. Horowitz war be- fährlicher" Witterung Sonntag nachmittag beim SV Meppen den ' Abstimmung über das SED-Regi-
kannt als vorzügli- freiwillig auf, Titel- zum zweiten Mal zweiten Auswärts- * me hat längst und viel eindrucks-
cher Liszt-, Tschai- verteidiger Senna nach 1986 das Ten- sieg der Saison, den voller auf den Straßen der DDR
kowski- und Rachma- schied nach nis-Grand-Prix-Tur- dritten Erfolg über- eingesetzt. Die neuerliche Mass-
ninow-Interpret. Unfall aus. einem senflucht ist demgegenüber ein
nier von Paris. haupt.
Vorgang, den man zwar mit Ver-
ständnis für die Betroffenen, an-
sonsten aber nur mit großer Sorge
DDR-Minister stellt neues Gesetz vor betrachten muß.
Noch haben längst nicht alle
Flüchtlinge der „ersten Stunde" ei-
nen Arbeitsplatz, geschweige eine

Westreisen schon J f -
angemessene Unterkunft erhalten,
und das soeben von Bonn verkün-
dete Wohnungsbauprogramm
greift erst im nächsten Jahr. Nun
werden diese Probleme riesen-

Weihnachten ohne * *
groß, und die Neuankömmlinge
durften recht bald zu spüre/t be-
kommen, daß ihr Erscheinen das
Potential an sozialen Spannungen
in der Bundesrepublik nicht gerade

Beschränkung vermindert.
Erst mal abwarten, wie das in
der DDR wird, zurück können wir
immer noch - mögen viele denken.
Der Ostberliner Führung, deren Re-
nommee ohnehin zum Teufel ist,
Berlin (dpa). DDR-Bürger können wahrscheinlich noch vor mag die Entwicklung momöglich
Weihnachten ohne jede Beschränkung in den Westen rei- gar nicht so unlieb sein: Die west-
sen. DDR-Innenminister Dickel kündigte Sonntag abend an, deutsche Wohnungsnot bietet ei-
nen latenten, und die Rückkehr fru-
das neue Reisegesetz solle spätestens am 20. Dezember strierter ehemaliger DDR-Bürger ei-
von der Volkskammer verabschiedet werden. Das Gesetz nen zusätzlichen Propaganda-An-
regele auch die Ausreise aus der DDR völlig neu und schaffe satz. Jürgen Nolte
den bisherigen Republikflucht-Straftatbestand im Kern ab.
Dickel, der das neue Gesetz in flucht und Verletzung des Tran- Nach Protesten
den Grundzügen in der DDR- sitverkehrs werden danach aus- „AB IN DEN WESTEN" - Tausende von DDR-Bürgern nutzen am Wochenende die von Ost-Berlin
Nachrichtensendung „Aktuel- genommen. Bislang waren dafür gewährte freie Ausreisemöglichkeit über die CSSR in den Westen: Der Andrang war so groß, daß
len Kamera" erläuterte, sagte in
einem auch von ADN verbreite-
in schweren Fällen Strafen bis
zu acht Jahren vorgesehen.
sich die „Trabbis" vor dem Grenzübergang Schirnding zeitweise auf einer Länge von zehn Kilome- Gertrud Hohler
ten Interview: „Wir werden ...
alles tun, um ... allen unseren
Bei dem Wunsch auf Ausreise
tern auf CSSR-Gebiet stauten. (dpa-Funkbild)
geht nicht zu VW
aus der DDR muß künftig ein
Bürgern ohne Einschränkungen Antrag bei der zuständigen Wolfsburg (dpa). Die Litera-
die Gelegenheit zu geben, dahin Dienststelle der Innenverwal- Nach Ostberliner Massendemonstration tur-Professorin und Unterneh-
zu reisen, wohin sie wünschen." tung gestellt werden. Diese ent- mensberaterin Gertrud Höhler
Das Visum für die Besuchsrei- scheidet innerhalb von drei bis wird nicht für den Volkswagen-
sen soll „in der Regel" auf 30
Tage im Jahr befristet sein, kann
in dringenden Fällen aber auch
verlängert werden. Wer von der
maximal sechs Monaten über
den Antrag. Eine solche Frist sei
notwendig, um „eine Reihe von
Fragen mit dem Bürger, der aus-
Bonn forciert freie Wahlen in DDR Konzern tätig. Eine entspre-
chende Meldung des „Spiegel"
wurde dpa gestern in Wolfsburg
bestätigt. Weitere Angaben
Auslandsreise nicht zurück- reisen will, klären zu können". wurden nicht gemacht. Laut
kehrt, macht sich nach den Be- Für die Ausstellung eines Rei- Bonn (AP/dpa/jtr). Einen Tag dem Ergebnis freier Wahlen dem „Alex" sagte der DDR-
stimmungen des neuen Repu- nach der Massendemonstration herleiten kann". Vogel appel-Schriftsteller Stefan Heym: „Spiegel" hatten einige Vor-
sepasses und eines Visums ist in in Ost-Berlin haben zahlreiche lierte an alle, „die sich mit dem
„Wir haben in den letzten Wo- standsmitglieder, die Betriebs-
blikflucht-Paragraphen auch dem Gesetz, der im Entwurf heu- räte und Arbeitnehmervertreter
nicht mehr strafbar. te in der DDR-Presse veröffent- Bonner Politiker die DDR-Füh- Gedanken der Übersiedlung tra-
chen unsere Sprachlosigkeit
rung aufgefordert, durch freie gen, sorgfältig zu prüfen, ob sie
überwunden und sind dabei, im Aufsichtsrat heftig gegen die
Dieser neue Paragraph stellt licht wird, eine Bearbeitungszeit geplante Einstellung, der Profes-
nur noch die „unmittelbare Ver- von 30 Tagen vorgesehen. In Wahlen den Willen des Volkes jetzt nicht in der DDR den De-
den aufrechten Gang zu erler-
zu respektieren. Bundeskanzler mokratisierungsprozeß unter- nen." Und dies in Deutschland, sorin für ein Jahresgehalt von
letzung der Grenzordnung dringenden Fällen kann diese 500 000 DM protestiert. Es er-
selbst" unter Strafe, teilte Dickel Frist auf drei Tage, bei besonde- Kohl sagte vor der Jungen Uni- stützen und sich dort engagieren
„wo bisher sämtliche Revolutio- scheine wenig sinnvoll, für sie
mit. Alle anderen bisherigen ren Problemen sogar noch mehr on in Bonn, die Ausreise von sollten." Das Andauern der Ab-
nen danebengingen und die Leu- eine neue Stabsplanstelle einzu-
Straftatbestände wie Republik- verkürzt werden. rund 150000 DDR-Bürgern sei wanderung könnte im übrigen te immer gekuscht haben, unter richten, während überall im
„keine Lösung". „Unsere Lands- die SED-Führung zu dem Fehl- dem Kaiser, unter den Nazis Konzern gespart werde.
leute in der DDR" sollten „dort schluß verleiten, die Volksbe-
und später auch".
in ihrer angestammten Heimat wegung werde sich vielleicht Eine Woge der Zustimmung
15 000 kamen über CSSR ihr Leben führen können, ihr
Glück finden können". Dazu sei-
en Reformen dringend notwen-
doch verlaufen und lasse sich
aussitzen.
ging durch die Menge, als der
Chef der DDR-Liberalen, Ger- Neuer Vertrag mit Polen
In einer für die DDR bisher
lach, die Forderung nach dem
Rund 15 000 Menschen aus Richtung bayerischer Grenze. dig. einmaligen Massendemonstra- Rücktritt der Regierung erneu-
der DDR sind am Wochenende
ohne besondere Formalitäten
Am Sonntag reisten stündlich
rund 200 Übersiedler mit eige-
SPD-Chef Vogel betonte, die
gegenwärtige DDR-Führung sei
tion hatten am Samstag rund erte. Der Schriftsteller Heiner
eine Million Bürger in Ost-Ber-
Müller sagte während der Ver- Jugendaustausch
über die Tschechoslowakei in
die Bundesrepublik ausgereist.
nen Pkw über die fünf tsche-
chisch-bayerischen Straßen-
gut beraten, wenn sie das von
ihr beanspruchte Machtmono-
lin den alleinigen Machtan- anstaltung: „Wenn in der näch-
spruch der SED in Frage gestellt
sten Woche die Regierung zu- wird verdoppelt
Die DDR-Führung hatte ihren Grenzübergänge in den Freistaat pol „aufgibt und anerkennt, daß und zu weitreichenden Verän- rücktreten sollte, darf auf De-
Bürgern am Freitag abend erst- ein. Dem neuen Flüchtlingsan- sich ein politischer Führungsan- derungen aufgerufen. Während monstrationen getanzt werden." Bonn (dpa). Der Jugendaus-
mals einen Weg in den Westen sturm war die Aufnahmekapazi- spruch künftig nur noch aus der Abschlußkundgebung auf Fortsetzung nächste Seite tausch zwischen der Bundesre-
freigegeben. Die Möglichkeit tät der bayerischen Notaufnah- publik und Polen soll auf 10 000
zur direkten Ausreise über die melager nicht gewachsen. Der Begegnungen von Jugendlichen
CSSR in die Bundesrepublik be- Bundesgrenzschutz richtete des- Libanon / Staatspräsident Griechenland / Wahlen beider Länder verdoppelt wer-
steht bis zum Inkrafttreten des halb gemeinsam mit der Bundes- den. Dies sieht ein Abkommen
neuen Reisegesetzes. wehr neue Aufnahmestellen ein, vor, das bei der bevorstehenden
Seit Samstag nacht rollte der
Flüchtlingstreck - ob in eigenem
unter anderem an der Wasser-
kuppe in Hessen.
Mouawad gewählt Konservative legten zu Reise von Kanzler Kohl unter-
zeichnet werden soll. Dazu soll
ein deutsch-polnischer Jugen-
„Trabbi", in Sonderzügen oder Siehe „Zum Tage" und
Bussen - ununterbrochen in „Themen des Tages" Beirut (dpa). Das libanesische Parlament hat Athen (dpa/AP). Die griechischen Konservati- drat gebildet werden.
gestern in einem nördlich von, ven von Konstantinos Mitsotakis dürften bei den
Beirut liegenden Dorf einen neu- j gestrigen Parlamentswahlen gesiegt haben. Da-
en Staatspräsidenten gewählt. nach sah es am späten Abend nach der Auszäh- Lotto- und Totozahlen
Amtierender DDR-Volksbildungsminister: Im zweiten Wahlgang stimmten j lung der Hälfte der Stimmzettel aus. Zum ande-
52 von 58 Abgeordneten für den •• ren ergaben sich aber auch ein leichter Zuwachs, Lotto: 9, 27, 32, 37, 44, 47, Zusatz-
zahl: 45.
als gemäßigt geltenden maroniti-: für die Pasok-Sozialisten von Andreas Papan- Toto: 2, 0, 0, 0, 1,0,0, 1, 1,0, 1.
sehen Christen Rene Mouawad ! dreou sowie Einbußen für das „Linke Bündnis" Auswahlwette: 4, 10, 25, 27, 30, 34,
Wehrerziehung ausgesetzt (64). Mouawad genießt offenbar \
die Unterstützung Syriens und j
der moskautreuen und Euro-Kommunisten. Die- Zusatzspiel: 3.
se Ergebnisse gaben den Konservativen 47,3 Rennquintett:
Berlin (dpa). Das heftig um- ausgesetzt. „Ich gehe davon der Moslems sowie die still- j Rennen A: 12, 1, 14.
Prozent, der Pasok 40,2 Prozent und dem linken Rennen
strittene DDR-Unterrichtsfach aus, daß wir es damit abgesetzt schweigende Billigung ' der Bündnis 10,4 Prozent. Die Konservativen wür- Spiel 77:B:1,31, 22, 26.
christlichen Miliz, der libanesi- 4, 3, 9, 9, 4, 2. *
Wehrerziehung ist nach den haben", sagte Fuchs gestern in den danach die absolute Mehrheit knapp verfeh- Süddeutsche Klassenlotterie: Große
Worten des amtierenden Ost-Berlin. Die endgültige schen Streitkräfte und der ein- len. Bei den Parlamentswahlen am 18. Juni die- Lose der Woche mit 3 000 000 DM
Volksbildungsministers Gün- Entscheidung treffe aber der flußreichen christlichen Falan-
ter Fuchs in diesem Schuljahr Ministerrat. ge-Partei. Der christliche Regierungschef Aoun ses Jahres hatten die Konservativen 44,25 Pro- Losnummer 177 310 und 1-000 000
zent erhalten, die Sozialisten 39,15 Prozent und DM Losnummer 503 051.
erklärte dagegen, die Wahl sei „null und nichtig". das linke Bündnis 13,12 Prozent. (Ohne Gewähr)
Nr. Politik Montag, 6. November 1989

Namen und Truppenabzug Keine fünfte Amtszeit Leistungsnormen / DPG Kampf gegen Republikaner
Nachrichten

Erstmals Gegen-Demo
Streit um These Thatcher denkt Attacke gegen
Lafontaines an Rückzug Postminister
Etablierte Parteien
Zum ersten Mal in der 72jahri-
gen Geschichte der UdSSR pla- München (dpa). Der saarlän- London (AP). Die britische
eine Gegenkundgebung zur offi- stellvertretende
Mannheim (dpa). Mit scharfen
nen Bürgerrechtler in Moskau dische Ministerpräsident und Premierministerin Thatcher hat Angriffen auf den anwesenden
SPD-Vorsit- erstmals einen konkreten Ter- Postminister Schwarz-Schilling
räumen Fehler ein
ziellen Militärparade und De-zende Lafontaine hat den Abzug min für ihren Rückzug aus der (CDU) hat der Vorsitzende der Tutzing (dpa). Spitzenpoliti- Als „Plattform allgemeiner
monstration am morgigen Ge- der US-Streitkräfte aus der Bun- Politik genannt. Sie wolle ihre Deutschen Postgewerkschaft ker der etablierten Parteien ha- Protesthaltung" charakterisier-
denktag der Oktoberrevolution. desrepublik für den Fall ver- konservative Partei noch in die (DPG), van Haaren, den 16.ben im Zusammenhang mit den te CSU-Generalsekretär Huber
Wie Anatoli Dozenko vom langt, daß die Sowjetunion mit nächsten Wahlen führen, da- Kongreß seiner Organisation am Wahlerfolgen der rechtsradika- die Republikaner. In dem „Sam-
ukrainischen Helsinki-Komitee ihren Truppen die DDR verläßt. nach aber die Führung der To- Sonntag in Mannheim eröffnet. len Republikaner (REP) eigene melbecken von Protestwählern"
vor westlichen Journalisten in In einem Interview sagte Lafon- rys abgeben, sagte sie. Auf die Bereits vor Beginn der Veran- Fehler eingeräumt. Auf einer denke nur ein kleiner Teil
Moskau mitteilte, wollen meh- taine: „Sollten die Sowjets tat- Frage, ob sie eine fünfte Amts- staltung hatten knapp 200 orga- Tagung der Evangelischen Aka- rechtsradikal. Nach Ansicht
rere „demokratische Organisa- sächlich, wie angekündigt, ihre zeit anstreben werde, antworte- nisierte Postler gegen die Wei- demie Tutzing am Wochenende von FDP-Generalsekretärin
tionen" aus verschiedenen Tei- Truppen aus der DDR abziehen, te die 64jährige Regierungsche- gerung des Minister demon- kritisierte SPD-Bundesge- Schmalz-Jacobsen haben die
len der Sowjetunion mit ihren müssen auch die Amerikaner fin: „Nein, denn ich denke, daß striert, mit der Gewerkschaft schäftsführerin Fuchs, die Parteien in den vergangenen
eigenen Losungen an der Kun- bereit sein, mit ihren Streitkräf- es Zeit für einen anderen ist, die über eine tarifvertragliche Re- Volksparteien starrten „wie ein Jahren „ein mangelndes Gespür
gebung teilnehmen. ten die Bundesrepublik zu ver- Fackel zu übernehmen. Aber gelung von Leistungsnormen zu Kaninchen auf die Schlange". Es für eigenes Versagen" aufge-
lassen." Die Stationierung frem- ich will, daß die Fackel noch verhandeln. sei wichtig, den REP-Wählern bracht. Grünen-Sprecher Fücks
,Drogenhandel bekämpfen' der Truppen auf deutschem Bo- brennt und strahlend brennt."
den sei „kein Selbstzweck". Nach Darstellung van Haar- klarzumachen, daß „Republika- wertete die Erfolge der REP als
„Reaktion auf die multikulturel-
esn stellt die Anhebung der Lei- ner wählen kein Kavaliersdelikt le, pazifistische, antiautoritäre
Papst Johannes Paul II. hat am Die Anregung Lafontaines stungsnormen für die Postbe- ist".
Sonntag zu ei- schafft nach Ansicht des Ge-Wahlen vor 1992 diensteten zum 1. April dieses Der stellvertretende CDU- und feministische Entwicklung
in der Bundesrepublik". :
nem entschlos- schäftsführers der CDU/CSU- Jahres den schwersten Konflikt Vorsitzende Geißler räumte ein,
senen Vorge- Bundestagsfraktion, Bohl, nicht Thatcher kam 1979 an die zwischen den Beschäftigten und daß sich die Bindekräfte an die Der Erfolg der neuen Rechten
hen gegen mehr Sicherheit, sondern Un- Macht und wurde 1983 und dem Postministerium dar. Mit Parteien gelockert hätten. Der hänge nicht von ihrer eigenen
Rauschgift- friede. Polen, Tschechen und 1987 wiedergwewählt. Sie muß diesem Eingriff genau zum Zeit- Kommunismus sei nicht mehr Stärke, sondern vom Zustand
händler aufge- Balten würden sich bedanken, in dieser, höchstens fünfjähri- punkt der Arbeitszeitverkür- bedrohlich, in einer Zeit des und der Schwäche der Unions-
rufen. In einer wenn sowjetische Truppen aus gen Legislaturperiode vor dem zung um eine Stunde sei der Be- „rasanten Wandels" würden parteien ab, meinte der Politolo-
Ansprache vor der DDR in ihre Gebiete ver- Sommer 1992 Wahlen aus- schäftigungseffekt von 12 000 aber viele Bürger „mit der Kom- ge Claus Leggewie. Er nannte es
I mehreren tau- schoben werden sollten. Für schreiben. Diese wolle sie noch bis 13 000 Arbeitsplätzen ver- plexität der Gesellschaft nicht kein Drama, „wenn die REP's in
! send Gläubigen mehr Sicherheit, für einen ech- für ihre Partei gewinnen, sagte nichtet Damit habe der mehr fertigwerden". Den Bun- den Bundestag kommen" - aller-
; auf dem Peters- ten Ausgleich zwischen West Thatcher in dem Interview, was Ministerworden. im Verhältnis zur Ge- desbürgern müsse bewußt wer- dings nur, wenn die großen Par-
i platz in Rom und Ost seien Lafontaines Vor- eine vierte Amtszeit in Downing
sa te das Ober werkschaft „das Faß zum Über- den, daß „unsere Zukunft nicht teien „nicht im vorauseilenden
8 " schläge unbrauchbar. Street 10 bedeuten würde. laufen" gebracht, meinte er. in einen Nationalstaat neuer Gehorsam deren Argumente
haupt der Ka- Prägung" liegt, sondern in einem übernehmen".
tholischen Kirche, der Kampf Zusammenleben mit „mehr Ein Verbot der REP wurde
gegen, die Drogen sei eine der Fremden und Ausländern - und von allen Tagungsteilnehmern
größten Herausforderungen der nicht mit weniger". abgelehnt.
heutigen Zeit. Es sei notwendig,
die Interessen der „Händler mit
dem Tod" aufzudecken, die mit
dem Leid von Millionen von
-V* Potentielle Mörder" / Briefwechsel mit Arzt
Menschen spielten.
J 43

Dialog Christen - Juden


Die Verständigung zwischen
Weizsäcker hält Äußerung
Judentum und Christentum ist
eine» Daueraufgabe, an der im-
mer nodh gearbeitet werden
über Soldaten für beleidigend
muß. Das betonten namhafte Po- Hamburg (AP). Bundespräsi- unserem Recht und unserem
litiker und Kirchenvertreter am dent von Weizsäcker hat in ei- Rechtsempfinden. Die Grenze
Sonntag bei der Gründung der nem Brief die Ansicht vertreten, zu ziehen ist überaus schwierig.
Buber-Rosenzweig-Stiftung zur mit der Aussage, jeder Soldat Nach meinen Empfindungen ha-
Förderung der christlich-jüdi- der Bundeswehr sei ein „poten- ben Sie sie mit Ihrer Äußerung...
schen Zusamnfenarbeit in Bad- tieller Mörder", werde die Gren- überschritten."
Nauheim. Die Stiftung soll künf- ze zwischen Meinungsfreiheit Äugst hatte sich an Weiz-
tig das Gespräch zwischen und Beleidigung überschritten. säcker gewandt, weil der Bun-
Christen und Juden vertiefen Über dieses Schreiben berichtet despräsident den ersten Frei-
und sich besonders der Erfor- :
• :• . •• L . „Der Spiegel" in seiner neuesten spruch des Arztes im Dezember
schung des Judentums anneh- Ausgabe. 1987 als „unverständlich" kriti-
men.
Das Schreiben Weizsäckers siert hatte und Äugst dadurch
vom 25. Februar 1988 ist die sein Revisionsverfahren bela-
Wunsch: Wehrbeauftragter Antwort des Präsidenten auf ei- stet sah.
nen Brief des Arztes Peter Generalinspekteur Weilers-
Der stellvertretende Vorsfttzeri- Äugst, der Soldaten als „poten- hof berichtete inzwischen in ei-
de der'«FDP- tielle Mörder" bezeichnet hatte nem Interview, er lasse derzeit
Bundestags- und deswegen angeklagt und in- durch Juristen prüfen, ob er
fraktion, Uwe
Ronneburger DDR-Kultusminister erwartet Rücktritt des gesamten Politbüros zwischen zweimal freigespro- selbst als „erster Soldat, die ver-
chen wurde. „Der Spiegel" ver- fassungsgerichtliche Überprü-
(Foto), würde In der DDR fanden gestern er- ner meinte er, daß die DDR „so mieren, wie sie wolle, ohne Legi- öffentlicht den Brief von Äugst fung" des Frankfurter Urteils
gern Wehrbe- neut zahlreiche Aussprachen zu schnell wie möglich eine neue timation durch wirklich freie und die Antwort Weizsäckers. betreiben könne. Wellershof
auftragter des aktuellen Problemen im Land Regierung" brauche. Hoffmann Wahlen werde sie nicht glaub- Der Bundespräsident schrieb weiter: „Wenn das Bundesver-
Bundestages statt. Während des sogenannten ist Mitglied des Zentralkomitees würdig." Die Vorsitzende der unter anderem: „Intensiv habe fassungsgericht erklärt, daß so
werden. „Wenn Sonntagsgesprächs im Leipziger der SED, das ab Mittwoch Perso- Gewerkschaft Unterricht und ich über das nachgedacht, was ein Satz gedeckt ist durch das
mir eine solche Gewandhaus vertrat der Mini- nalfragen beraten wird. Von den Erziehung in der DDR , Helga Sie zur Meinungsfreiheit ge- Recht auf Meinungsfreiheit,
Aufgabe ge- ster für Kultur, Hans-Joachim „Sonntagsgesprächen" in Ost- Labs, erklärte bei einer Ausspra- schrieben haben... Daß die Mei- dann gibt es am nächsten Tag
stellt würde, Hoffmann (rechts), „die Ansicht, Berlin, an denen auch Mitglieder che in Ost-Berlin, sie werde nungsfreiheit nicht jede Schmä- einen Generalinspekteur weni-
würde ich sie daß das Politbüro geschlossen des SED-Zentralkomitees teil- „nicht die künftige Volksbil- hung rechtfertigt, gehört... zu ger."
gerne überneh- zurücktritt, um den neuen Gene- nahmen, berichtete ADN: „Fast dungsministerin" und damit
men", meinte er in einem Inter- ralsekretär eine echte Chance zu ohne Widerspruch blieb die Nachfolgerin der zurückgetrete-
view. Der derzeitige Wehrbe- geben," berichtete die DDR-Aussage eines parteilosen Bür- nen Margot Honecker.
auftragte, Willi Weiskirch Nachrichtenagentur ADN. Fer- gers, die SED könne sich refor-
Personalwechsel geht weiter
(CDU), will aus gesundheitli- (dpa-Funkbild)
chen Gründen im März näch-
sten Jahres nicht noch einmal
kandidieren. Großdemonstration in Ost-Berlin / Massenflucht über CSSR Neuer SED-Chef im Bezirk Leipzig
Berlin (AP/dpa). Der Personal- worden seien, meldete die Nach-
wechsel in der SED geht weiter: richtenagentur ADN.
Votum für Tempolimit
Der Deutsche Naturschutzring
(DNR) hat Bundesumweltmini-
ster Töpfer aufgefordert, dem
EKD: Bedrückender Vorgang Die Partei im Bezirk Leipzig
wählte gestern Roland Wötzel
zum neuen SED-Bezirkschef.
Der aus „gesundheitlichen
Einsatz von Wehrpflichtigen

schwedischen, dänischen und Fortsetzung schen entschlossen haben, die Auch müsse man ihnen sagen, Gründen" nach 19 Jahren aus Das durch die Fluchtbewe-
holländischen Beispiel zu folgen Aus Dresden und Guben (Be- DDR zu verlassen und sich auf „daß unser ganzer Respekt den dem Amt scheidende Sekretär gung geschwächte DDR-Ge-
und den Ausstoß an Kohlendio- zirk Cottbus) wurden gestern den Weg nach hier zu machen, Menschen gilt, die in ihrem Horst Schumann habe die „trau- sundheitswesen wird von De-
xid (CO 2) auf dem jetzigen Ni- abend neue Kundgebungen ge- ist und bleibt bedrückend - so Land bleiben und für demokrati- rige Erfahrung" beklagt, daß Pro- zember an vorübergehend durch
veau einzufrieren. Als Sofort- meldet, an denen sich jeweils verständlich die unterschiedli- sche Reformen kämpfen". bleme, auf die die Bezirksleitung 2000 Wehrpflichtige verstärkt.
maßnahme müsse die Bundesre- etwa 10 000 Menschen beteilig- chen Motive im einzelnen auch Bundestagspräsidentin Süss- in den zurückliegenden Jahren Das Verteidigungsministerium
gierung ein Tempolimit von 100 ten. Nach Angaben der DDR- sein mögen", sagte der Ratsvor- muth (CDU) appellierte in Göt- mit Nachdruck hingewiesen meinte, der Einsatz sei nicht
beziehungsweise 80 Km/h auf Nachrichtenagentur ADN wur- sitzende Kruse auf der Tagung tingen an ihre Partei: „Wir dür- habe, „von der Parteiführung identisch mit erwarteten Rege-
Autobahnen und Landstraßen de in Dresden unter anderem für der EKD-Synode in Bad Krozin- fen nicht warten, bis der Tag X nicht entsprechend beachtet" lungen für einen Zivildienst.
einführen. einen besseren Umweltschutz gen. Der Verlust sei überall in kommt, sondern müssen schon
demonstriert. In Guben seien der DDR zu spüren. jetzt vorbereitend tätig werden".
bei einer Anhörung „Betroffene, DGB-Chef Breit warnte die Sie forderte, den kleinen Grenz-
SPD mit Lafontaine Beteiligte und Geschädigte der DDR-Flüchtlinge gestern vor Il- verkehr auch für partei- und HESSISCHE7NIEDERS ACHSISCHE Verlagsleitung
Der saarländische Ministerprä- Polizeieinsätze vom 7. und 8. 1 lusionen. Zur Eröffnung des wirtschaftspolitische Kontakte
ALLGEMEINE Dr Dietrich Batz, Rainer Dierichs. Wigbert
sident Oskar Oktober" zu Wort gekommen. Kongresses der Deutschen Post- mit verantwortlichen Funktio- H. Schacht. Anzeigenleiter Horst Prehm.
Lafontaine Die Demonstranten hätten eine gewerkschaft sagte er in Mann- nären in den benachbarten Vertriebsleiter: Gerd Lühring
(Foto) ist anV unabhängige,, Untersuchungs- heim: „So willkommen uns die Kommunen und Kreisen zu nut- Herausgeber
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Sonntag beim kömmission gefordert. Menschen sind, die zu uns kom- zen. Nach Gesprächen, die sie Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
Landespartei- , Der Rat der 'Evangelischen •men, so deutlich müssen wir ih- in Ostberlin geführt hatte, wisse Achim von Roos sel, Ruf 05 61 .'20 3-0. Tel Anzeigenan-
tag der SPD- Kirche in Deutschland (EKD) nen aber auch sagen, daß unser sie, daß in dieser Woche in der Chefredakteur
nahme 05 61720 3-3. Fernschreib-Nr.
99 635. Telekopierer 05 61 '20 36 Teletex
Saar mit großer hat inzwischen die Masseri- Teil Deutschlands kein Paradies DDR „alles auf den Verhand- Lothar Orzechowski 5 618110. Postgirokonto 155132-608
Mehrheit zum flucht aus der DDR als einen be- ist, daß sie hart um wirtschaftli- lungstisch" kommt. Das neue Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr 29 Mo-
Spitzenkandi- drückenden Vorgang bezeich- chen Wohlstand und soziale Si- Reisegesetz sei nur Teil eines Stellv Chefredakteure natlicher Abonnementspreis DM 25.60 inkl.
daten für die net. „Daß sich immer mehr Men- cherheit kämpfen müssen". umfassenden Konzepts. Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt (Postbezugs
preis 28,50 DM).
Landtagswahl Verantwortliche Redakteure
in knapp drei Die Beendigung des Abonnements ist nur
Chef vom Dienst: Ramer Mevforth Politik. mit schriftlicher Kundigungserklärung unter
Monaten ge-
wählt worden.
Von 376 Delegierten stimmten
Rau: Einheit der Deutschen kommt auf die Tagesordnung Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
Schütz Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kundigungserklä-
u. Reise: UseMethe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung
bei 14 Gegenstimmen 356 für Nach Meinung des- stellver- Rau äußerte in einem Inter- viel Bewegung geben wird". semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
den Regierungschef und Lan- tretenden SPD-Vorsitzenden view die Überzeugung, „daß das Der Vorsitzende der polni- Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
desvorsitzenden. Die Saar-SPD und nordrhein-westfälischen Thema der Einheit der Deut- schen Gewerkschaft Solidarität, bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
hatte bei der Wahl 1985 mit 49,2 Ministerpräsidenten Rau wer-schen auf die Tagesordnung Walesa, ist der Ansicht, daß mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
Prozent erstmals die absolute. den durch geänderte DDR-Rei- kommt". Es sei allerdings rich- „die deutsche Teilung künstlich sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann. „Werra-Rundschau",
1
Eschwege. „Harzku-
Chefreporter Karl-Hermann Huhn. Son- rier' , Herzberg.
Mehrheit im Landtag errungen. segesetze Probleme entstehen, tig, „wenn wir jetzt von uns aus ist und aufhören muß". Das gehe derthemen: Peter Ochs Auflage „Sonntagszeit", über 200 000
Die CDU schickt Bundesum- „von denen manche in Bonn das Thema nicht forcieren". Er aber nicht von einem zum ande- Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare.
weltminister Töpfer als Gegen- überhaupt noch keine Vorstel- sei sicher, daß es in den näch- ren Tag, erklärte er in einem In- Redaktion Hannover1 Harald Birkenbeul Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
kandidat ins Rennen. lungen" hätten. sten Monaten in der DDR „sehr terview. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht Frankfurter Straße 168, 35 Kassel
Nr. 259 Themen des Tages Montag, 6. November 1989

Stasi-Chef wird abgelöst DDR-Bürger nutzen Öffnung der CSSR-Grenze Neuer JU-Vorsitzender
Eigenartige
Logik Erich Mielke, der Gröhe: Laßt uns
UnUmgerechnet fast 700 Milliarden
DM wird Amerika im kommenden
Mann fürs Grobe ,Dem Krenz glaubt niemand' Dampf machen
JZr ist smart und engagiert:
Jahr für seine Verteidigung ausge- W ie kaum eine andere Ent- Von Alison Smale und Manfred Hess (AP) Hermann Gröhe (28), der am
ben. Das ist eine gewaltige Sum- scheidung symbolisiert die be- Wochenende als Nachfolger
me, zwar weniger als die US-Mili- vorstehende Ablösung Erich von Christoph Bohr mit großer
tärs gefordert, aber auch mehr als Mielkes (Foto) O o sah es gestern auf tsche- Vor allem der neue Staats- ten Familie schaltet sich ins Ge-
Mehrheit gewählte neue Vorsit-
die Entspannungsgläubigen er- die Verdrän- choslowakischer Seite an der und Parteichef Egon Krenz gerät spräch ein und sagt: „Seit 20
zende der 216 000 Mitglieder
hofft hatten. Der Kompromißetat, ung der DDR- Grenze bei Eger aus: Pausenlos immer wieder ins Kreuzfeuer Jahren werden wir nur ausge-
dem die beiden Häuser des Kon- aründergene- fuhren junge DDR-Bürger in der Kritik der Ausreisenden. beutet. Mein Mann ist Diabeti- zählenden Jungen Union, der
gresses und Präsident Bush nun ration von der Richtung Westen, zum langer- „Dem glaubt niemand, aber ker. Sie haben ihm gesagt, er Nachwuchsorganisation der
zustimmen dürften, spiegelt den Macht. Mielkes sehnten Ziel Bundesrepublik. wirklich niemand", sagt ein jun- braucht Insulinspritzen, die es CDU. Er ist seit den 60er Jahren
Schwebezustand wider, in dem Karriere hatte „Wir konnten es zunächst gar ger Mann aus Plauen, dem bei uns nicht gibt.... Nur der erstmals wieder ein JU-Chef,
sich die Verteidigungsplanung des in den Straßen- nicht glauben, aber dann hieß es Schauplatz vieler Demonstra- Egon (Krenz), der kriegt sie." der vom Mitglieder stärksten
Westens befindet. schlachten der nur noch ab in den Westen", so tionen für Reformen in den letz- Diese Frau und ihr Mann sind Landesverband Nordrhein-
Weimarer Re- schilderte ein Schreiner am ten Wochen. „Auch gestern war erst vor kurzem aus der SED Westfalen auf den Schild geho-
Am deutlichsten wird die Unge- publik begon- Sonntag die Stimmung in seinem eine", berichtet der Mann, der ausgeschlossen worden - „als ben wurde.
wißheit bei den Ausgaben für nen, nach Mas- Freundeskreis, nachdem sich in mit zwei Freunden in einem Lo- Verräter der Arbeiterklasse",
gleich zwei neue Raketensysteme. sendemonstra- Gröhe kommt aus der evange-
der DDR die Nachricht von der kal beschlossen hat, die neue sagt sie und fügt hinzu, daß jetzt lischen Jugend und ist gegen-
Die Regierung erhält Geld sowohl tionen auf Stra- Möglichkeit der freien Ausreise Ausreisregelung nur zu einem viele aus Partei und Gewerk-
für die Umrüstung der MX-Fernra- ßen der DDR ging sie zu Ende. über die Tschechoslowakei ver- Tagesbesuch in der Bundesre- schaft austräten. Ihre Hoffnun- wärtig wissenschaftlicher Mit-
kete auf Schienen wie für die Ent- arbeiter an der Universität Köln.
breitet hatte. publik auszuprobieren, was - gen für das Leben im Westen: Am liebsten möchte er, so verrät
wicklung der neuen, mobilen Mid- Jahrzehntelang leitete der wie sich später herausstellte - „Unsere Kinder, die sollen es
getman mit nur einem Sprengkopf. jetzt 81jährige das DDR-Mini- Für einige DDR-Bürger war er nach der Wahl, später an der
aber nicht möglich war. anders haben." Nahtstelle von Politik und Ad-
In Genf wird zwar über die Ab- sterium für Staatssicherheit Eger allerdings das Ziel der Rei-
schaffung oder Reduzierung der (SSD) und gewährleistete mit se: Ältere Menschen, die jünge- ministration seine berufliche
strategischen, landgestützten und Gewalt, Überwachung und Ein- re zur Grenze fuhren und dann „Müssen demonstrieren" Heimat finden. Zunächst ist er
Umweg über Prag jedoch eingetreten, einen neuen
mobilen Waffen verhandelt, doch schüchterung die Herrschaft der in die Heimat zurückkehrten.
glaubt Washington erst dann an SED. Für die neue Politik des Sie zögerten aber nicht, sich der Versuch zu starten, um Politik
einen Erfolg, wenn auch die USA öffentlichen Dialogs, mit der die Kritik der jungen Leute an der Ein anderer, knapp 40 Jahre Einige, die bei Eger über die der Jugend schmackhafter zu
selbst in jeder Kategorie etwas Partei unter Egon Krenz um Ver- DDR-Führung anzuschließen. alt, freut sich fast über seinen Grenze fahren, haben vorsichts- machen, sie dafür zu begeistern,
zum Abschaffen hat. trauen wirbt, war der Armeege- Entschluß, in der DDR zu blei- halber den Umweg über die Bon- was gegenwärtig nicht nur der
neral kein glaubwürdiger Ver- ben und für echte Reformen zu ner Botschaft in Prag genom- Jungen Union, sondern allen po-
So wie der Kongreß dieser ei- treter mehr. ,lch halt's nicht mehr aus" kämpfen. Er hat eine befreunde- men, die in den vergangenen litischen Jugendverbänden
genartigen Logik folgt, so erwartet te Familie zur Grenze gebracht Wochen Fluchtpunkt für insge- recht schwer fällt.
er vom Präsidenten Verständnis für Der gebürtige Berliner hatte „Laßt uns Dampf machen für
die regionalen Interessen der Ge- seine Laufbahn in der Weimarer „Ich bin erst 20, aber was ich und fährt gleich wieder nach samt mehr als 20 000 Flüchtlin-
Hause. „Wir müssen weiter de- ge war. „Man kann ja nie wis- die Interessen
setzgeber. Einige teure Waffensy- Republik als Journalist des KP- schon alles durchmachen muß- monstrieren", sagt er mit der sen. Besser man fragt noch mal der Jugend",
steme werden nur deshalb noch Organs „Rote Fahne" begonnen te, reicht fürs ganze Leben", Selbstsicherheit derer, die sich einen offiziellen Vertreter der lautete seine
am Leben erhalten, weil mächtige und kam durch Mitarbeit im Par- meint eine Frau. Sie hat ihrem gewiß sind, daß die SED dem Bundesrepublik", meinte ein vom Delegier-
Rüstungskonzerne und die Erhal- teiselbstschutz mit dem illegalen Mann, der zur Zeit in der Natio- massiven Druck aus dem Volk Mann aus Plauen. „Ruck, zuck tenvolk mit Be-
tung von Arbeitsplätzen es for- Kampf in Berührung. Als 1931 in nalen Volksarmee dient, nicht nicht mehr völlig standhalten ging's an der Grenze", sagte ein geisterung auf-
dern. Bemerkenswert ist jedoch, Berlin zwei Polizisten hinter- einmal Bescheid gesagt, daß sie kann. „Wir sind das Volk", be- 33jähriger Maurer aus Leipzig genommene
daß das Lieblingsprojekt von Ex- rücks erschossen wurde, galt er jetzt zu den erst vor drei Mona- tont er und berichtet von der noch immer völlig verblüfft von Devise. Gröhe
Präsident Reagan, das Programm als mutmaßlicher Schütze. ten in Leverkusen gebliebenen (Foto) und sei-
für eine Rüstung im Weltraum, erst- Mit gefälschten Papieren ent- Eltern fährt. „Ich halt's nicht jüngsten furt: „Wir
Demonstration in Er- der problemlosen Grenzüber-
waren 50 000. Einer schreitung von der DDR in die nen Mitstrei-
mals weniger Mittel erhält. SDI ist kam Mielke nach Belgien, dann mehr aus", sagt sie, zitternd vor, tern geht es da-
ist aufgestanden und hat ge- Tschechoslowakei. Erst vor der
nicht mehr tabu, es steht deshalb in die UdSSR, studierte an der Kälte und wohl auch vor Zu- meint, wenn man Boxer ist und Bonner Botschaft hatte er am bei offenkundig
auch den Verhandlungen mit der Kaderschmiede Internationale kunftsangst. „Meine Eltern sind im Ring am Boden liegt, dann Samstag im Morgengrauen er aber auch um
Sowjetunion nicht mehr im Wege. Leninschule und ging 1936 nach weg, ich wollte die Bude ausräu- wirft man meistens das Hand- erfahren, daß er ohne Kofferaus- dies: Der Mit-
Besondere Worte der Ermah-
Spanien, um auf der Seite der men..., die haben's aber nicht tuch. , Wann werft ihr das Hand- packen mit seiner Frau und den gliederschwund soll aufgefan-
nung finden sich im neuen Budget Roten Brigaden" gegen Franco zugelassen. Wenn ich nicht ein- tuch?1 hat er geschrieen, und beiden Kindern im eigenen gen, für mehr Nachwuchs in den
für die Europäer. Amerika will seine zu kämpfen. Im Zweiten Welt- mal das Zeug haben kann...." alle haben gejubelt." „Trabi" direkt weiter in die Bun- eigenen Reihen gesorgt werden.
Ausgaben in Übersee begrenzen, krieg kämpfte Mielke in der Ro- Die darin enthaltene Frage desrepublik fahren konnte. Den Hebel für eine stärkere
es will vor allem verhindern, daß ten Armee, nach 1945 organi- bleibt unbeantwortet. Die Mutter aus der befreunde- Mitwirkung der Jungen möchte
die Verbündeten ihre Verpflichtun- sierte er den Aufbau der politi- er an der parlamentarischen Ba-
gen durch stille Truppenreduzie- schen Polizei in der damaligen sis, in den Gemeinderäten,
rungen zu Lasten der USA lockern. sowjetischen Besatzungszone. ebenso wie im Bundestag anset-
Der warnende Hinweis Washing- zen. Die auch von CDU-Chef,
ton, daß die USA ihrerseits Streit- Honecker Rücken gestärkt Bundeskanzler Kohl, als uner-
kräfte abziehen könnten, hätte vor träglich eingestufte Situation,
einigen Jahren noch in Europa daß immer weniger Vertreter der
Schrecken ausgelöst. Das ist vor- Er überdauerte als Staatsse- jungen Generation in den parla-
bei. Auf beiden Seiten des Atlan- kretär den Sturz der beiden Sta- mentarischen Gremien zu finden
tiks wird vorsichtig reduziert, wie si-Minister Zaisser und Woll- sind, möchte Gröhe umkehren.
im Ostblock auch. weber und rückte 1957 selbst an
die Spitze. 1951 wurde er Mit-
Siegfried Maruhn, Washington glied des Zentralkornmitees und
1958 der Volkskammer, Seinen „Mängel beim Namen nennen"
Sprung ins Politbüro 1976 ver-
dankt Mielke Erich Honecker, Gröhe will noch ein weiteres:
Presse-Echo dem er in der schwierigen Zeit
der Ablösung Walter Ulbrichts
Parteibeschlüsse sollen stärker
auf ihre Verwirklichung hin ab-
den Rücken gestärkt hatte. Ho- geklopft werden, Mängel in der
Zum neuerlichen Flüchtlingsstrom aus necker dankte es ihm auch mit bundesdeutschen Wirklichkeit
der DDR bemerkt der der Beförderung zum Armeege- sollen beim Namen genannt
neral 1980. werden, so etwa im Sozialbe-
Mielke gilt als wendiger, reich, wo beispielsweise jungen
schlauer Mann, der niemals un- Familien mehr geholfen werden
Von einem Vertrauensbonus kontrolliert reagiert. Er sei sich müsse, oder beim Umgang mit
kann Egon Krenz nicht zehren. nicht zu schade gewesen, Ge- Wehrpflichtigen in der Truppe.
Die abermalige Massenflucht fangene in den Zellen aufzusu- Die Partei solle quirlige Um-
von mehreren Tausend DDR chen, um ihnen einen Schaupro- triebe nicht als lästig, sondern
-Bürgern über Prag unter- zeß anzudrohen und sie zur Zu- als wohltuend empfinden, meint
streicht Enttäuschung und sammenarbeit aufzufordern. der Jungjurist aus Neuss. Zwei-
Skepsis, ja Ablehnung, die dem „Verbundenheit" mit dem einfa- fellos wird dieses Faktum seiner
SED-Chef entgegenschlagen. chen Mann demonstriert Mielke geographischen Herkunft vom
bis heute als Vorsitzender' des heimischen Landesverband
Zum selben Thema der zehnmaligen DDR-Fußballmei- auch als eine wichtige Hilfe
sters BFC Dynamo, der deshalb beim Werben um junge Wähler
5rt)it>nt3rc>nlDtt23ote auch als „FC-Stasi" bezeichnet
wird. (dpa) .Wollt ihr nicht erstmal den neuen Spielplan abwarten?"
bei den kommenden Wahlen
(Karikatur: Wolf) empfunden. (dpa)
Die Fortsetzung der Massen-
flucht...hat inzwischen auch zu-
sätzliche Funktion für die DDR- Währrend man die Kritik an
Führung. Politisch und volks- der Koedukation, der gemeinsa-
Getrennter Unterricht für Jungen und Mädchen? / Rühmkorf: Ihrer Meinung nach Schulverwal-
tung und Schulleitungen an das
wirtschaftlich mag dieser Exo- men schulischen Erziehung von Thema heranführen?
dus ein schmerzhafter Aderlaß
„Erst Gefahren in Griff kriegen"
Jungen und Mädchen, im Hessi- Rühmkorf: Im Ministerium, und
sein. Für die SED-Versuche, schen Kultusminsterium als
Glaubwürdigkeit zu schaffen, „Unsinn" (Pressereferent Wal- wir sind ja die oberste Schulauf-
muß die Tolerierung dieser ter Siebert) bezeichnet, zeigen sicht, habe ich von Anfang an
Flucht als Vorgriff auf das ange- die jüngsten Forschungsergeb- deutlich gemacht, daß dieses
kündigte Reisegesetz geradezu nisse über die Von unserem Redaktionsmitglied Elke Bockhorst Thema einer meiner durchgän-
willkommen sein. Gleichzeitig Benachteili- gigen Arbeitsschwerpunkte ist.
verringert sich so das Protest- gung von Mäd- Und ich kann hier im Haus
zwei Fragestellungen: Wie kann Rühmkorf: Nein. Es deutet sich nicht per Erlaß anordnen. Es schon Lernprozesse feststellen,
und Verweigerungspotential in chen in Kiel be- die vorhandene Begabung von der Schwerpunkt Mädchen und muß die Bereitschaft für eine in der Art und Weise, wie dar-
der DDR-Jugend. reits eine Wir- Mädchen in den naturwissen- Physik, Chemie, Informatik an. konkrete Umsetzung geben. über diskutiert wird. Auch in
kung: die schaftlichen Fächern, insbeson- In diese Richtung geht auch eine den Schulleiterdienstversamm-
„Die Erklärungen von Bundeskanzler schleswig-hol- dere Chemie und Physik durch Empfehlung der für Frauen zu- Frage: Wie stehen Ihrer Meinunglungen weise ich immer wieder
Kohl und Präsident Mitterand zum Ab- steinische Kul- spezielle Lernangebote geför- ständigen Stellen in Bund und die Chancen, daß Schulleitungen,darauf hin, daß Schule auch die
schluß der zweitägigen deutsch-franzö- tusministerin
sischen Konsultationen in Bonn erhellen Eva Rühmkorf
dert werden? Entweder im koe- Ländern an die Kultusminister. Lehrer und Lehrerinnen die Mög-Aufgabe hat, Rollenfixierungen
schlaglichtartig, welchen Rang die dükativen Rahmen oder im ge- lichkeit des getrennten Unterrichtszu beseitigen. Außerdem baue
Deutsche Frage in der internationalen
(Foto) denkt trennten Unterricht. Und ana- Frage: Die Frankfurter Erziehungs- nutzen, wenn der Gesetzentwurfich auf so etwas wie ejn Schnee-
Diskussion eingenommen hat", meint laut darüber log: Wo haben denn heute junge wissenschaltlerin Hannelore Faul- durchkommt. ballsystem, auf die Initiative in-
der nach, welche Männer Defizite? In der partner- stich-Wieland'äußerte kürzlich auf Rühmkorf: Das kann ich heute teressierter Lehrkräfte.
Konsequenzen schaftlichen und familiären At- auch Be-noch nicht absehen. Ich wollte
sich aus der formulierten Kritik mosphäre und, worauf vor allem einer Podiumsdiskussion
_ m Mannheimer ^ .
MORCEI ergeben könnten. Wir fragten die Privatwirtschaft hinweist, denken gegen getrennten fnior- formal die Möglichkeit eröffnen. Frage: Glauben sie, daß der Ge-
matikuntenicht. Sie hatte die Er- Das Gesetz ist ja nicht für zwei
Im Gegensatz zu Honecker- sie, wie sie die umzusetzen ge- im kommunikativen Bereich. fahrunggemacht, daß Jungen sich Jahre sondern für längere Fri- setzentwurf in der vorliegenden
Nachfolger Krenz halten unsere denkt. Wir diskutieren, wie in diesen mehr als zuvor auf ihre Vorurteilesten geplant. Und ich wollte mit Form durchkommen wird?
westlichen Nachbarn einen ein- beiden Bereichen gesonderte zurückzogen und behaupteten: der Gesetzesformulierung deut- Rühmkorf: Ja. Die Formulierung
zigen deutschen Staat nicht für Frage: Sie wollen darauf hinwir-Angebote für Jungen und Mäd- „Ihr könnt das nicht!" Die Mäd-lich machen, daß ich nicht zu ist im Konsens mit der Mehr-
eine Utopie. Ja, diese Vorstel- ken, daß Jungen und Mädchen chen gemacht werden können. chen hatten ja keine Gelegenheit, den Feministinnen gehöre, die heitsfraktion zustande gekom-
lung gewinnt so starke Kontu- optimale Chancen in der schuli- Im Januar wird eine Fachtagung ihnen das Gegenteil zu beweisen. sagen: „Wir müssen wieder men. Ich werde getrennten Un-
ren, daß die Diskussion regel- schen Bildung bekommen. Des- zur Fragestellung „Mädchen Rühmkorf: Wir haben Frau Faul- Mädchenschulen einrichten." terricht aber nicht anordnen.
recht über die Grenzen in die halb enthält Ihr Entwurf eines neu-und naturwissenschaftliche Fä- stich-Wieland deshalb zu unse- Ich gehöre zu den Feministin- Die Gefahr, von der Sie spra-
Bundesrepublik hineingetragen en Schulgesetzes die sogenannte cher im Unterricht" stattfinden, rer Fachtagung eingeladen. Sie nen, die Koedukation kritisch, chen, die Frau 'Faulstich-Wie-
wird. Die deutsch-französische „Öffnungsklausel". Das heißt, an der Elternvertretungen, Leh- wird ein Referat halten und eine im Interesse der Mädchen dis- land andeutet, die müssen wir
Zusammenarbeit, so scheint es, Jungen und Mädchen können, wo rer und Lehrerinnen, Schüler
Arbeitsgruppe leiten, in der ge- kutieren wollen. vorher in den Griff kriegen. Es
hat sich beim Gipfel in Bonn ein- es pädagogisch sinnvoll erscheint,und Schülerinnen teilnehmen. nau solche Themen erörtert müssen qualifizierte Alternati-
mal mehr als Schrittmacher be- getrennt unterrichtet werden. An werden. Was mir wichtig er- Frage: Sie sagen, daß Sie darüberven zur bisherigen Unterrichts-
währt. In diesem Fall auch als welche Bereiche denken Sie? Frage: Das heißt, Sie sind noch scheint, ist, daß darüber über- nachdenken, wie bisherige Er-praxis erarbeitet werden. An-
ein Schrittmacher, der Ängste Eva Rühmkorf: Wir verfolgen in mitten in der Diskussion. Es gibthaupt erst einmal im Land dis- kenntnisse in die Lehrerfortbildungderthalb, zwei Jahre werden wir
um Deutschland abbauen soll. der Diskussion gegenwärtig keine konkreten Ansätze? kutiert wird. Wir können das ja einfließen könnten. Wie kann man noch brauchen.
r

HESSISCHE KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGEME
UNABHÄNGIG KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,10 DM Nr. 260 • Dienstag, 7.11.1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Polens Kommunisten
Bernhard/Berlin Winter kommt Teststrecke Neu beim KSV Fußball-WM Zum Tage
Neue Partei, Schnee Daimler Raab und Voll im
neues Programm Wenig Abgefahren

Warschau (dpa). Die polni-


Neues im Süllen ins Elsaß? ein Finne Zeitplan riumpelnd auf Reformen zu setzt
sich der SED-Zug in Bewegung.
Doch er ist längst vom D-Zug der
schen Kommunisten wollen - Der Winter Das Stuttgarter Fußball-Zweitli- Bei den Vorberei- Entwicklung überholt. So schnell
Man kennt die Zu- können die Bürokraten gar nicht
wie zuvor die Kommunisten Un- taten, die Maschine kommt: Von einer Automobilunter- gist KSV Hessen tungen auf die Fuß-
garns - bei ihrem nächsten Par- leichten Pulver- nehmen Mercedes- leiht zwei weitere ball-WM 1990 lie- schalten, wie die Bürger jetzt ihre
läuft wie am Schnür- Sache selbst verwalten. Sie neh-
teitag im Januar eine neue Partei chen: Bei der Urauf- schneedecke war Benz will seine neu- Spieler bis zum Sai- gen die italienischen
mit neuem Namen und Pro- gestern morgen en Wagen künftig sonende aus: Ge- Organisatoren, vor men sich die Freiheiten heraus, die
führung eines Stük- ihnen lange genug verwehrt wur-
gramm gründen. In dem Entwurf kes von Thomas ganz Bayern über- entweder im Elsaß stern unterschrieb allem beim Stadien-
für eine Programmerklärung, zogen. Leider hielt oder bei Papenburg der Ex-Karlsruher bau, voll im Zeit- den.
Bernhard (Foto) in
heißt es, die Vereinigte Arbei- Berlin „Elisabeth II" die weiße Pracht in Niedersachsen Bernhard Raab (23), plan. Das wurde ge- So fahren sie einfach los. Mit
terpartei (PVAP) habe keine gibt es kaum Neues. nicht lange vor. In testen. Eine Ent- heute kommt der stern vom Organisa- Trabbi oder Eisenbahn über die
Möglichkeit mehr, das Vertrau- Gallige Harne auf die den Alpen schneite scheidung ist in finnische National- tionskomitee auf ei- Grenze ins gelobte Land. Einige
en des Volkes zu erringen und dumme Menschheit es ausgiebig bis in etwa einem Jahr zu spieler Tommi Paa- ner Pressekonferenz sagen ganz offen, daß sie sich nur
somit sei „ihre Zeit zu Ende". wird ausgeschüttet. die Tallagen. Siehe erwarten. Siehe vola (23). Siehe bei Frankfurt er- mal umschauen wollen. Wenn ihr
Die neue Partei solle eine demo- Siehe Kultur. „Blick in die Zeit". Wirtschaft. Sport. klärt. Siehe Sport. Leben hier nicht so läuft wie ge-
kratische Organisation werden. dacht, kehren sie zurück. Das
Recht darauf haben sie bereits.
Derweil brütet man in Ost-Berlin ein
neues Reisegesetz aus. Es ver-
Reisegesetz veröffentlicht l. heißt Fortschritt gegenüber Ho-
neckers Kurs, bedeutet aber Rück-
schritt, gemessen an ungebrem-
ster Hoffnung. Vor allem ist das

DDR-Opposition Reisepapier schön Makulatur. Der


Zug ist abgefahren.
Die Menschen drüben erwarten
jetzt klare Signale. Eine gelbe Am-

bleibt skeptisch
pel erweckt nur Mißtrauen. Sie
kann auf grün springen oder auf
rot. Die Vorbehalte kleben wie
Gummi zwischen den Zähnen.
Nicht reisen dürfen, weil öffentliche
Ordnung oder Moral es verbieten,
• Berlin (dpa/AP). Die oppositionellen DDR-Gruppen haben das glaubt man zu kennen. Wer
Kür laufen will, fürchtet die Willkür.
sich mit großer Zurückhaltung über das neue Reisegesetz Und den Spießrutengang durch
geäußert, das gestern in Ost-Berlin veröffentlicht wurde und die Ämter sind sie alle leid.
möglicherweise noch vor Weihnachten in Kraft treten soll. Daher herrscht in der DDR Skep-
sis vor. Bemerkenswert ist die Re-
Das Mitglied der Demokratie- angekündigt. Bürokratische aktion der Parteien hier. Einschrän-
bewegung „Neues Forum", Se- Hürden würden das Mißtrauen kendes Lob von der Regierung,
bastian Pflugbeil, erklärte in ei-der DDR-Bürger weiter verstär- j reservierter Tadel von der Opposi-
nem Interview, die Bürger hät- ken. tion. Sie speisen sich aus der ge-
ten schlechte Erfahrungen mit Die Bundesregierung sprach meinsamen Sorge, wie es denn
neuen Gesetzen gemacht. Rei- von einem „klaren Fortschritt weitergehen soll. Die Deutschen
sen sei zudem nicht das primäre gegenüber der bisherigen Pra- drüben zum Bleiben zu bewegen,
Problem. Vielmehr müsse die xis". Die Ministerin für inner- soll der einen Ermunterung dienen
Führung durch andere Schritte deutsche Beziehungen, Wilms }
wie der anderen Abmahnung an
die Ernsthaftigkeit ihrer Re- (CDU), verwies aber auf zahlrei- den Staat, der sie gängelt. Indes
formbemühungen beweisen. che „bürokratische Fallstricke" DER VORLÄUFIG LETZTE SONDERZUG mit DDR-Flüchtlingen fuhr gestern morgen in Prag ab. hält der Strom derer an, die ihre
und „Gummiparagraphen". Neuankommende Ausreisewillige müssen nun fahrplanmäßige Züge benutzen, um in die Bundesre- Reisefreiheit wörtlich nehmen.
Nach dem Gesetzentwurf, der publik zu gelangen. (dpa-Funkbild) Alfred Brugger
Weitere Berichte zum Reisegesetzbis zum 30. November zur öf-
finden Sie auf „Themen des Ta- fentlichen Diskussion gestellt
ges". Dort steht auch der Kommen- wird, haben Privatreisende kei-
tar. nen Anspruch auf Reisezah- DDR-Städte Flüchtlings- und Aussiedlerstrom / „Wohnungsbau stärker fördern'
lungsmittel (Devisen). In einer
Auch der Geschäftsführer des Mitteilung des Ministerrats
Ostberliner Bezirksverbands wird um Verständnis dafür ge-
der Sozialdemokratischen Par- beten, daß „komplizierten Un-
tei in der DDR (SDP), Thomas tersuchungen zur Art und Wei-
Krüger, reagierte mit Skepsis se der Bereitstellung von Fi-
Massendemos
halten an
Kommunen: Jährlich 10 Mrd. nötig
auf den Gesetzentwurf. Schließ- nanzmitteln" noch nicht abge- Bonn (dpa). Städte und Ge- anreize verlangten die kommu- rund zwei Milliarden DM jähr-
lich habe das Volk „mit den Fü- schlossen werden konnten. Leipzig (dpa/AP). Auch nach meinden haben Bund und Länder nalen Spitzenverbände, zu de- lich vom Bund mehr nicht zu er-
ßen abgestimmt" und erst da- Ministerin Wilms meinte der Veröffentlichung eines libe- in dramatischen Appellen aufge- nen auch der Deutsche Städte- warten ist. CDU-Generalsekre-
durch solche Entscheidungen dazu, die DDR müsse zunächst raleren DDR-Reisegesetzes ha- fordert, wegen des anhaltenden und Gemeindebund gehört, zu- tär Rühe verwies darauf, daß auf
erzwungen. Ob die Fluchtwelle einen Teil ihrer Deviseneinnah- ben gestern abend wieder Hun- Flüchtlingsstroms aus der DDR sätzliche Mittel in Höhe von den Bund enorme weitere Zah-
nun gestoppt werde, vermöge er men dafür zur Verfügung stel- dertausende von DDR-Bürgern und dem nicht nachlassenden zehn Milliarden DM jährlich in lungen durch die Beibehaltung
nicht vorherzusagen. Es komme len. Die DDR nehme westliche bei Demonstrationen in vielen Zuzug von Aussiedlern aus den den gesamten 90er Jahren. Die des Begrüßungsgeldes für DDR-
darauf an, wie die Bürger sich Währung durch Transitgebüh- Städten des Landes gegen die osteuropäischen Ländern die vom Bund vorgesehene Auf stok- Bürger zukämen.
von den neuen politischen ren, innerdeutschen Handel, politische Führung in Ost-Berlin Kommunen mit Milliardenbeträ- kung der Mittel für 1990 von 1,6 Ehemalige DDR-Bürger, die
Gruppen repräsentiert fühlten. den Mindestumtausch bei Ein- demonstriert. In Leipzig und gen zu unterstützen. Die Notun- Milliarden auf etwa 2,0 Milliar- voraussichtlich den Winter in
In Bonn erklärte das SPD-Prä- reisen und ihre westlichen Fir- Dresden gingen jeweils mehrere terkünfte seien „hoffnungslos den DM reiche „vorne und hin- Wohnwagen auf einem Hambur-
sidium, der Entwurf sei enttäu- men im Ausland ein. hundertausend Menschen auf überbelegt", erklärten der Präsi- ten nicht", um die Wohnungsnot ger Campingplatz verbringen
schend, er enthalte weniger als Fortsetzung nächste Seite die Straßen. Es waren die bisher dent des Deutschen Landkreista- zu beseitigen, erklärte Schmal- müssen, beklagten sich gestern
größten Demonstrationen in bei- ges, Joseph Köhler, und der Vi- stieg. Von den geforderten zehn öffentlich über beengte Wohn-
den Städten, meldete auch die zepräsident des Deutschen Städ- Milliarden DM soll der Bund ge- und Lebensverhältnisse, Mangel
CSSR-Grenze „Uberreaktion" bedauert Nachrichtenagentur ADN. tetages, Herbert Schmalstieg, am mäß der Entschließung der Bun- an Möglichkeiten zur Kinderbe-
In Leipzig forderten die De- Montag nach einer Sitzung des desvereinigung „den entschei- treuung und hohe finanzielle Be-
monstranten3 auf zahlreichen Vorstandes der Bundesvereini- denden Beitrag" leisten, „gegebe- lastungen. So seien vier Perso-
gung der kommunalen Spitzen- nenfalls auch durch eine Steuer-
Über 23 000 Reform auch Transparenten eine „Reisege-
setz ohne Einschränkungen". verbände. erhöhung".
nen in einem Wohnwagen mit
9,5 Quadratmetern unterge-
bracht. Dafür müßten monatlich
Außerdem hieß es immer wie- Im Vorfeld der heutigen Ent- Die CDU gab gestern zu erken-
reisten aus beim Stasi? der: „Freie Wahlen", „Schluß
mit dem Führungsanspruch"
scheidung der Bonner Koalition
über zuzätzliche Wohnungsbau-
nen, daß außer einem Woh-
nungs-Programm in Höhe von
320 DM Gebühren gezahlt wer-
den.
Prag (AP). Der Flüchtlings- Berlin (AP). Auch beim Staats- (der SED) sowie „Egon, Du bist
treck über der Tschechoslowa- sicherheitsdienst der DDR kün- am Ruder, steure den richtigen
kei wird immer größer: „Bis ge- digt sich eine Wende an. Gene- Kurs". Ein Arbeiter sagte unter
tosendem Beifall: „Wie kommt
Anstieg um knapp 20 000 Sendestart am 15.11.
stern abend reisten seit Öffnung raloberst Rudi Mittig, Stellver-
der Grenzen am Samstag über treter des Stasi-Ministers, er- der Staat dazu, uns Reisefreiheit
zu versprechen, mit einem Bet-
23 000 DDR-Bürger in die Bun-
desrepublik aus. Die DDR selbst
sprach von 23 300 Flüchtlingen
klärte gestern, die Staatssicher-
heit wolle „gründlich überprü-
fen, inwieweit unsere Arbeit
telsack auf dem Rücken." 176 800 Aus- und Privatfunk-Lizenz in
bis Montag mittag.
Der Andrang an den bayeri-
den gegenwärtigen und abseh-
baren Bedingungen noch ent-
Die endgültigen Quoten
Übersiedler arbeitslos Hessen für Radio FFH
schen Grenzübergängen Schirn- spricht". Ausdrücklich bedau-
ding und Waidhaus schwoll im erte Mittig „Befugnisüberschrei- Lotto: Gewinnklasse I 679 538,20 .. Nürnberg (dpa). Die Zahl der arbeitslosen Kassel (hpo). Ab 15. November wird es auch in
tungen und Überreaktionen von DM; II 143 748,40 DM; III 3942,40 Übersiedler aus der DDR ist von September auf Hessen einen privaten Rundfunksender geben:
Laufe des Tages auf rund 150 DM; IV 88,10 DM; V 8,20 DM.
Menschen pro Stunde an. Auch Angehörigen unseres Organs". Toto: Oktober um 16 400 auf 61 700, die der Aussied- Radio FFH. Die von Zeitungsyerlegern gegrün-
die Zahl der Flüchtlinge, die in Er verwahrte sich gleichzeitig ler aus Osteuropa um 3300 auf 115 100 gestie- dete Gesellschaft Privat-Funk und Fernsehen
aber gegen „zunehmende Dis- Auswahlwette: I. unbesetzt, Jackpotgen. Im Oktober kamen 57 000 Übersiedler
Zügen kämen, habe die Erwar- 4 959 945,10 DM; II. 67 037- DM; Hessen erhielt gestern die begehrte Lizenz für
tungen des Sonderstabs über- kriminierungen, Beleidigungen III. 4826,60 DM; IV. 114,30 DM; V. (23 800 mehr als im Vormonat) in die Bundesre- ein ganztägiges, landesweites Vollprogramm.
troffen, sagte der Sprecher beim bis hin zu Gewaltandrohungen 10,10 DM. - Ergebnis wette: I. publik. Bei den Aussiedlern wurden im Oktober Die Entscheidung der Versammlung der Hessi-
Grenzschutzkommando Süd in gegen Dienststellen und Mitar- 31 877,70 DM; II. 967,40 DM; III. rund 33 000 Zuzüge registriert. Das teilte gestern schen Landesanstalt für privaten Rundfunk in
München, Klaus Papenfuß. Er beiter unseres Ministeriums". 85,70 DM. die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg mit. Kassel fiel einstimmig aus, da es Radio FFH in den
berichtete, die unerwartet große Die „Bild" berichtete, die Hälf- Rennquintett: Präsident Franke erklärte, die von den Neuan- vergangenen Wochen gelungen war, die meisten
Zahl habe das Problem der Un- te der 30 000 hauptamtlichen Rennen A: Gewinnklasse I 2738,60 kömmlingen mitgebrachten Qualifikationen Mitbewerber als Gesellschafter aufzunehmen. Da-
terbringung weiter verschärft. Mitarbeiter werde entlassen DM; II 405,70 DM. stimmten nicht immer mit den „Anforderungs- durch und durch die vorgesehene Einrichtung
Der Koordinationsstab werde Rennen B: Gewinnklasse 140,70 DM; profilen" der Arbeitplätze überein, so daß eine eines Programmbeirats sieht die Behörde die vom
und in Fabriken, Kliniken oder II 8,40 DM.
vermutlich in der Nacht die auf den Feldern eingesetzt. Der Kombinationsgewinn: unbesetzt,
berufliche Weiterbildung notwendig werde. Der Gesetz geforderte größtmögliche Meinungsvielfalt
Zahl von 51 Notlagern weiter Stasi solle zudem dem Innenmi- Jackpot 73 485,80 DM. Prozeß der beruflichen Eingliederung brauche in den Sendungen gewährleistet.
aufstocken müssen. nisterium unterstellt. (Ohne Gewähr) Zeit. - Arbeitsmarktbericht nächste Seite. Bericht und Kommentar auf der Hessenseite
Nr. 260 Politik Dienstag, 7. November 1989

Namen und Flüchtlinge sorgen für starke Zunahme beim Kräfteangebot


Wertewandel bei den Studenten:
Nachrichten
SPD soll mitreden
Arbeitslosenzahl kaum verringert Weniger alternativ,
Für das geplante neue Auslän-
derrecht wollen
die Bonner Ko-
Nürnberg (dpa/eg). Die Zahl ßerordentliche Zunahme beim
der Arbeitslosen in der Bundes- Kräfteangebot - besonderen An-
republik hat sich im Oktober nur teil daran hatte der starke
war im September um 332 000
größer als ein Jahr zuvor. Mit
27,95 Millionen Beschäftigten ist
mehr aufstiegsorientiert
alitionsfraktio- leicht verringert. Bei einer Ab- Flüchtlingszustrom aus der DDR ein neuer Höchststand seit dem Bonn (dpa). Unter den Stu- stellten Untersuchung zu „Stu-
nen eine mög- nahme von 7104 waren zum Mo- - und durch eine anhaltend Bestehen der Bundesrepublik er- denten zeichnet sich ein deut- dienerfahrungen und studenti-
lichst breite natsende 1 873 672 Männer und wachsende Kräftenachfrage ge- reicht worden. Seit dem Beschäf- licher Wertewandel ab. Mehr sche Orientierungen". In „er-
parlamentari- Frauen ohne Beschäftigung. Die prägt. So stieg die Zahl der offe- tigungstief im Herbst 1983 hat als in früheren Jahren sind sie drutschartiger" Weise haben
sche Grundlage Arbeitslosenquote blieb nach nen . Stellen um 11200 auf die Zahl der Erwerbstätigen um heute aufstiegsorientiert, stre- danach in den vergangenen
schatten und den Angaben der Bundesanstalt 300 280, das sind knapp 104 000 1,5 Millionen zugenommen. ben nach höherem Einkom- sechs Jahren „alternative Ori-
auch die SPD- für Arbeit vom Montag in Nürn- mehr als im Vorjahr. Bei den Ar- Etwa 70 Prozent des Gewinns men, bejahen den Staat und die entierungen" in der Studen-
Opposition mit- berg unverändert wie im Sep- beitsvermittlungen sei mit betreffen Vollzeitarbeitsplätze. bestehenden Institutionen der tenschaft an Zustimmung ein-
einbeziehen. tember bei 7,3 Prozent, bezogen 214 700 das beste Ergebnis seit In Nordhessen verringerte Demokratie. Sie lehnen Ge- gebüßt. Darunter verstehen
Die SPD habe auf die abhängig Beschäftigten. 1973 erzielt worden. sich die Arbeitslosenzahl im Ok- walt als Mittel der politischen die Forscher unter anderem
das Angebot Ende Oktober 1988 waren 2,074 - Die Kurzarbeit blieb auch im tober gegenüber dem Vormonat Auseinandersetzung ab, sind Abkehr von traditionellen Lei-
angenommen, Millionen Arbeitslose regi- Oktober ohne nennenswerte Be- um 760 auf 38 729, die Arbeitslo- aber protestbereiter als früher, stungsnormen und Ausstieg
sich an den Beratungen zu betei- striert. deutung. Zur Monatsmitte wa- senquote nahm um 0,2 Prozent- zumindest wenn es um ihre ei- aus beruflichen Zwängen. Im
ligen, so der innenpolitische Der Präsident der Bundesan- ren 50 200 Arbeitnehmer betrof- punkte auf 7,3 Prozent ab. In genen Belange geht. Gegenzug rücke der eigene
Sprecher der FDP-Fraktion, stalt, Franke, sprach in seiner fen - das waren zwar 3900 mehr Südniedersachsen sank die Er- Dies sind Ergebnisse aus ei- materielle Wohlstand stärker
Burkhard Hirsch. Das FDP-Prä- Monatspressekonferenz von ei- als im September, aber 47 900 werbslosenzahl um 331 auf ner vom Bundesbildungsmini- in den Mittelpunkt.
sidium habe bekräftigt, daß das nem „sehr bewegten Monat". Die weniger als vor einem Jahr. 17 908. Die Quote ging von 9,8 sterium gestern in Bonn vorge- Siehe auch Kommentar
Gesetz noch in dieser Legislau- Entwicklung sei durch eine au- Die Zahl der Erwerbstätigen auf 9,6 Prozent zurück.
turperiode in Kraft treten soll.

0,8% mehr Einwohner Konservative verfehlen knapp absolute Mehrheit Bei Polen-Besuch / Keine Gebietsansprüche
Die Einwohnerzahl in der Bun-
desrepublik ist bis zum 31. De-
zember 1988 gegenüber 1987
um 477 000 oder 0,8 Prozent auf
61715 000 gestiegen. Diesen
Griechenland: Wieder Patt im Parlament Kohl will Warschauer
Anstieg führt das Statistische Athen (AP). Die Griechen ha- Die ND gewann drei Mandate Funktionäre der ND kündig-
Bundesamt auf den verstärkten ben bei der Parlamentswahl am
Zuzug aus anderen Ländern zu- Sonntag keine klaren politi-
rück, der das Geburtendefizit schen Verhältnisse geschaffen,
mehr als ausgeglichen habe. die Aussicht auf eine rasche Re-
hinzu und kam auf 148 der 300
Parlamentssitze. Auch die Pan-
hellenische Sozialistische Be-
wegung (PASOK) des früheren
ten gestern an, ihr Vorsitzender
Mitsotakis werde heute mit
Staatspräsident Sartsetakis über
die unklare politische Lage be-
Vertrag bekräftigen
1988 seien 649 000 Ausländer gierungsbildung bieten, und Ministerpräsidenten Papandre- raten und als Führer der stärk- Bonn/Warschau (dpa/AP). schau fest: „Wir .wünschen, daß
in die Bundesrepublik gekom- werden womöglich demnächst ou legte um drei Mandate auf sten Parlamentsfraktion als er- Bundeskanzler Kohl will bei sei- (der Vertrag) eindeutig interpre-
men, 359 000 seien in ihre Hei- zum drittenmal in diesem Jahr jetzt 128 Mandate zu. Verliere- ster den Auftrag für die Regie- nem am Donnerstag beginnen- tiert wird als endgültige Ent-
mat zurückgekehrt. Unter den an die Wahlurnen gerufen. Die rin ist die kommunistisch ge- rungsbildung erhalten. Sollte den Polen-Besuch den War- scheidung über unsere Gren-
255 000 zugezogenen Deut- Wähler machten die konserva- führte Allianz der Linken und dies nicht möglich sein, muß schauer Vertrag von 1970 in al- zen."
schen waren 203 000 Aussied- tive Partei Neue Demokratie des Fortschritts, die von ihren Sartsetakis innerhalb von 30 len Teilen bekräftigen? Dazu ge- Vogel machte deutlich, daß
ler und 40 000 Übersiedler. (ND) zur stärksten politischen bisher 28 Mandaten sieben ver- hört vor allem die Zusicherung, Bonn nicht die Absicht habe,
Tagen eine neue Parlaments-
Kraft, verhalfen ihr aber nicht lor. Drei Sitze gingen an unab- wahl ausschreiben. daß die Bundesrepublik keine den Vertrag „neu zu verhandeln
zur absoluten Mehrheit. hängige Kandidaten. territorialen Gebietsansprüche oder neu zu interpretieren".
Hardthöhe verweigert Siehe auch Kommentar
an Warschau stelle. Eine Gemeinsame Erklärung
Das Verteidigungsministerium Das teilte der stellvertretende könne schließlich auch nicht die
lehnt eine Teilnahme an einer Regierungssprecher Dieter Vo- bestehende Rechtslage ändern.
Fernsehdiskussion mit dem • \ gel am Montag in Bonn mit. Die Dazu gehöre auch die Tatsache,
Arzt Peter Äugst über dessen Bekräftigung des Warschauer daß es noch keinen Friedensver-
umstrittene Äußerung, alle Sol- Vertrages als Grundlage der ge- trag für Deutschland als Ganzes
daten seien „potentielle Mör- genseitigen Beziehungen werde gebe.
der", ab. Das Ministerium, so ein sich in der Gemeinsamen Erklä-
Sprecher, führe mit dem „Ange- rung niederschlagen, die zum
klagten Äugst" keine öffentliche Abschluß des Kanzler-Besuchs „Einheit europäische Frage"
Auseinandersetzung. Der Ort veröffentlicht werden solle.
dafür sei das Gericht. Vorausgegangen war ein er- Im Rahmen eines Arbeitsbe-
neutes, „knapp viertelstündiges suchs in Wien bezeichnete der
Kein Beratungsgesetz Telefongespräch" Kohls mit dem polnische Außenministrer Sku-
polnischen Ministerpräsidenten biszewski die Möglichkeit einer
Vor der Bundestagswahl wird es Mazowiecki. Dabei habe es, so deutschen Wiedervereinigung
kein Beratungs- Vogel, „keine polnischen Ände- als „Tatsache in der langen Per-
gesetz für unge- rungswünsche, die sich auf die spektive". Die Schaffung einer
wollt schwan- Grenzfrage beziehen", gegeben. „neuen Macht in Mitteleuropa"
gere Frauen Mazowiecki selbst stellte vor sei heute eine gemeinsame euro-
mehr geben: deutschen Journalisten in War- päische Frage.
„Das Bera-
tungsgesetz
wird jetzt end- Kohlendioxid Lummer-Ermittlungen
gültig zu den
Akten gelegt",
erklärte FDP-
Generalsekre-
tärin Cornelia
Bonn denkt Staatsanwalt
Schmalz-Ja-
cobsen. Die Vorsitzenden der
Koalitionsparteien hätten in ei-
an neue Steuer für Einstellung
ner Koalitionsrunde festgestellt, ÜBERBLEIBSEL einer Massenflucht: Nachdem rund 6000 DDR-Bürger am Wochenende die
Prager Botschaft der Bundesrepublik in Richtung Westen verlassen hatten, blieben zahlreiche Braunlage (hos). Die Bundes- Berlin (dpa). In der Affäre um
„daß es keinen Sinn mehr hat, regierung überlegt gegenwärtig, die Ost-Kontakte des CDU-Poli-
weiter darüber zu reden". „Trabbis" und einige leere Kinderwagen zurück. (dpa-Funkbild)
zur Reduzierung der Kohlendio- tikers Lummer hat die Staatsan-
xid-Emissionen die Einführung waltschaft beim Berliner Land-
einer CO2-Steuer. Wie der gericht die Einstellung der Er-
Momper-Kritik an Prag Skepsis über neues Reisegesetz Staatssekretär im Bundeswirt- mittlungen empfohlen. Der Vor-
Der Berliner Regierende Bürger- schaftsministerium, Beckmann, gang wurde dem Berliner Kam-
meister Walter Momper hat bei in Braunlage mitteilte, könne mergericht zur endgültigen Ent-
eine solche Steuer z.B. dazu füh- scheidung zugeleitet, teilte der
seinem CSSR-Besuch der Prager
Führung vorgeworfen, sie denke
heute „noch wie die Führung
der DDR vor acht Wochen".
„Grüne Partei" in DDR geplant ren, technische Innovationen zur Vorsitzende des parlamentari-
Senkung des CO2-Ausstoßes schen Untersuchungsausschus-
schneller voranzutreiben. Eines ses zur Aufhellung der Affäre,
sei jedoch klar: Bonn werde kei- Klaus Wienhold (CDU), mit.
Auch die tschechoslowakischen
Machthaber glaubten, „nicht die Fortsetzung der Rechte und Freiheiten ande- Weidemann, mit. Auch die Teil- nen Alleingang unternehmen. Nach seinen Worten wurde die
Tapeten wechseln zu müssen". In dem Entwurf heißt es wei- rer notwendig ist". nahme an der vormilitärischen Zumindest EG-weit müsse eine Einstellung der Ermittlungen
ter: „Die Bürger der Deutschen Inzwischen schreitet in der Ausbildung werde nicht mehr CO?-Steuer abgestimmt werden. unter anderem mit Verjährung
Demokratischen Republik ha- DDR der Prozeß der Demokrati- obligatorisch sein. Stattdessen Die Bundesregierung lehne, so der Angelegenheit begründet.
Auch tagsüber Licht an? ben das Recht, in das Ausland sierung weiter fort. Die Sozial- könnten sich Jugendliche an Beckmann, Öko-Steuern nach Lummer, der von 1981 bis
Alle motorisierten Verkehrs- zu reisen." Für diese Reisen sei- demokratische Partei in der „Formen der körperlichen Er- Art des SPD-Modells ab. Die Ra- 1986 Berliner Innensenator
teilnehmer auf bundesdeut- en ein Paß und „eine darin ein- DDR gründete in Ost-Berlin ih- tüchtigung oder an einem Erste- senmäher-Methode bekämpfe war, wird vorgeworfen, frühere
schen Straßen sollten auch am getragene Genehmigung - Vi- ren ersten Bezirksverband. An- Hilfe-Lehrgang" beteiligen. den Treibhauseffekt nicht. Die Kontakte zu einer DDR-Agen-
Tage mit Licht fahren. Auf einer sum - erforderlich". Soweit zwi- fang 1990 will sich zudem eine Veränderungen gibt es auch CO,-Steuer sei aber eine gezielte tin und zum Staatssicherheits-
Tagung von Berufskraftfahrer- schenstaatlich vereinbart, „Grüne Partei" konstituieren. In auf kirchlicher Ettene. Dem Bi- Maßnahme dagegen. Die Bun-dienst der DDR längere Zeit
verbänden meinten die Teilneh- könnten Dienst- und Privatrei- einem in Ost-Berlin verbreiteten schof der evangelischen Lan- desrepublik trage derzeit etwa verschwiegen und später unzu-
mer, daß dadurch die Sicherheit sen in das Ausland paß- und vi- Gründungsaufruf setzen sich die deskirche Greifswald, Horst zu 3,5 Prozent zum weltweiten reichend Auskunft gegeben zu
im Straßenverkehr deutlich er- safrei erfolgen. Unterzeichner für einen „konse- Gienke, ist das Mißtrauen aus- C02-Ausstoß bei. haben.
höht werden könne. Genehmigungen müssen da- quenten ökologischen Umbau" gesprochen worden. Gienke'
nach mindestens einen Monat der DDR ein. hatte am Sonntag die Vertrau-
oder frühestens drei Monate vor ensfrage gestellt, wobei die Syn- HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
„Vorgegaukelter" Wald Reiseantritt beantragt werden. odalen mit 32 gegen 30 Stimmen
Verlagsleitung

Vor einer Verharmlosung der In dringenden Fällen sei die An-


Nur noch bis September entschieden, daß der Bischof
nicht mehr das Vertrauen zur
ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
Waldschäden tragstellung an keine Frist ge- Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
warnt die in bunden. Gegen Entscheidungen In der Berufsausbildung wird Weiterführung seines Amtes Herausgeber
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Kassel ansässi- der Behörden kann demnächst in der DDR das Fach Staatsbür- besitze. Gienke hatte sich schar- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
ge Gewerk- Beschwerde eingelegt werden. gerkunde nur noch bis zum 1. fe Kritik aus den eigenen Reihen Achim von Roos sel, Ruf 05 61/20 3-0. Tel. Anzeigenan-
schaft Garten- Die Gesetzesvorlage sieht vor, September 1990 weitergeführt. zugezogen, als er im Zusammen- Chefredakteur
nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr.
bau, Land- und daß eine Genehmigung nur in Allerdings gebe es künftig keine hang mit der Domeinweihung in Lothar Orzechowski
99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
5 6 1 8 1 1 0 . Postgirokonto 155132-608
Forstwirt- Ausnahmefällen versagt wer- verbindlichen Stoffgebiete, kei- Greifswald die Berichterstat- Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
schaft. Vorsit- den darf, „wenn dies zum Schutz ne Leistungskontrollen und kei- tung der DDR-Medien lobte, die Stellv. Chefredakteure natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
zender Günther der nationalen Sicherheit, der ne Abschlußprüfung in diesem der Kirchenblätter in beiden Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
Lappas forderte öffentlichen Ordnung, der Ge- Fach mehr, teilte der Staatsse- deutschen Staaten aber zum Teil Verantwortliche Redakteure
preis 28,50 DM).
die Bundesre- sundheit- oder der Moral oder kretär für Berufsbildung, Bodo kritisierte. Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik:
Die Beendigung des Abonnements ist nur
gierung auf, Jochen Prater. • Blick in die Zeit: Walter
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
„sich der Reali- Einhaltung einer Frist von einem Monat
Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
tät zu stellen
und nicht durch Schönfärberei DDR-Gewerkschaftsbund fordert die 40-Stunden-Woche Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau
u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie-
semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
rung.
einen Wald vorzugaukeln, den Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
es gar nicht mehr gibt". Man Der DDR-Gewerkschaftsbund büne" verlangte die neue FDGB- sitzende zum Streikrecht. Viele bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
könne das Waldsterben nicht FDGB hat gestern die Einfüh- Vorsitzende Annelis Kimmel Mitglieder gingen davon aus, mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
bekämpfen, indem man den bis- rung der 40-Stunden-Woche in außerdem die Errichtung eines daß Streiks volkswirtschaftliche sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann. „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
rier", Herzberg.
herigen „Waldschadensbericht" der DDR gefordert. Bisher gilt Ministeriums für Arbeit und So- Verluste mit sich brächten, sag- Chefreporter. Karl-Hermann Huhn. Son-
in einen „Waldbericht" umbe- eine allgemeine Arbeitszeit von zialpolitik. derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
te sie. Daran aber könne nie- Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare. .
nenne; dies habe das Ministeri- 43 Stunden und 45 Minuten. In Keine eindeutige Stellung be- mandem in der DDR gelegen Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
um im nächsten Jahr vor. der Gewerkschaftszeitung „Tri- zog die neue Gewerkschaftsvor- sein. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 35 Kassel.
Nrv260 Themen des Tages Dienstag, 7. November 1989

DDR-Reisegesetz: Wieder werden die Menschen vertröstet CSSR / Bürger fragen:


Die Karriere DDR-Flüchtlinge:
fest im Bück „Reisegesetz Letztes Bollwerk
Muf die akademische Jugend ist,
so scheint's, Verlaß. Sie hat all das
gelernt, was man über eine moder-
Die bürokratische Mauer nützt nichts" des Stalinismus?
Von Manfred Hees (AP)
Von unserem Mitarbeiter Peter Gärtner, Berlin
ne Leistungsgesellschaft wissen Von M. Präcklein (dpa)
muß, und bemüht sich redlich dar- Oeit Wochen ziehen sie durchs
um, das Gelernte für sich umzuset- Wi,ieder einmal werden die schen Ostsee und Erzgebirge wie und wo man Devisen herbe- LJie Veröffentlichung des Land: Flüchtlinge aus der DDR
zen. Das heißt: Die eigene Karriere Menschen in der DDR vertrö- einmal im Jahr ein „Almosen" kommt. Und die Deutschen in Entwurfs für ein neues Reise- im Bruderland Tschechoslowa-
ist fest im Blick, Wohlstand und stet. Noch am Wochenende for- von 15 Mark im Verhältnis 1:1 der DDR haben dabei noch den gesetz hat offenbar kaum ei- kei. „Flüchtlinge kommen in die
Wohlverhalten im System sind als derten sie auf Transparenten bei der DDR-Staatsbank umtau- Vorteil, daß die DM ohnehin nen fluchtwilligen DDR-Bür- CSSR. Das ist ein Anachronis-
Werte anerkannt. und Spruchbändern „Ohne Visa schen. Die Rückfahrkarte mit seit Jahren im eigenen Land als ger von seinen Übersied- mus", sagt ein junger Prager bit-
\ Ist die Studentenwelt wirklich so von Berlin bis Pisa". Doch dar- der Eisenbahn, egal wohin, gab anerkannte und hochgeschätzte lungsplänen in die Bundesre- ter. „Hier wird jeder niederge-
.heil? Daß die Ergebnisse der vom aus scheint mal wieder nichts zu es ebenfalls für DDR-Mark. Und Zweitwährung existiert. Zudem publik abgehalten. Lange knüppelt, der nach Reformen
Bund.esbildungsministerium vorge- werden. Der lang erwartete Ent- in der Bundesrepublik erhält je- haben Hunderttausende Gutha- Schlangen von Trabbis ste- ruft, und gleichzeitig fliehen
legten Untersuchungen zutreffen, wurf für ein neues Reisegesetz, der Bürger des zweiten deut- ben auf Banken zwischen Kiel hen auch am Montag nach- Menschen vor einem ähnlichen
ist leicht zu erkennen: Zu keiner der gestern veröffentlicht wur- schen Staates ein einmaliges und München, andere Devisen- mittag noch vor dem ober- Regime zu uns. Und jetzt kom-
anderen Zeit bestand an den deut- de, ist ganz nach dem alten real- „Begrüßungsgeld" in Höhe von konten bei der DDR-Staatsbank. fränkischen Grenzübergang men sie auch noch auf diesem
schen Hochschulen ein derart gro- sozialistischen Motto ausgefal- 100 DM. Um wirklich ein paar Doch den italienischen Traum Schirnding. Stündlich wer- Weg zur geforderten Freiheit,
ßes Mißverhältnis zwischen einge- len: Alles wird gewährt, doch Tage im italienischen Pisa zu haben ohnehin die wenigsten. den weit über 100 Personen und im Land gibt es plötzlich
richteten Studienplätzen und zu- nichts ist selbstverständlich. 28 verbringen, reicht das weder Den meisten reicht einfach abgefertigt. „Das neue Reise- Reformbewegungen", so eine
gelassenen Studenten, und den- Jahre nach der Abriegelung der hinten noch vorn. schon, nach 28 Jahren mal wie- gesetz nützt nichts", ist die weitere Meinung am Stamm-
noch ertragen die Hochschüler die Grenzen wird vor der Reisefrei- der nach West-Berlin zum Hin- Stimmung im Rotkreuz-Zelt tisch eines Bierlokals in der Pra-
unhaltbaren Zustände mit einer heit erst einmal eine bürokrati- schauen und Einkaufen zu fah- bei einem Teller voll heißer ger Innenstadt.
beispiellosen. Geduld. Schicksal, sche Mauer aufgerichtet. 30 Recherchen umsonst ren. Die DDR-Bürger bleiben Nudelsuppe.
so scheinen sie zu denken; also Tage Wartezeit auf eine ver- Die seit September über die
mit den Beinen auf dem Teppich. „Was bringt uns das Recht, Tschechoslowakei und speziell
bemühen sie sich, das beste dar- bindliche Entscheidung - das ist Zumal es der Mehrheit, die im
. aus' zu rnachen,.,um bald die erste doch etwas lang. Die Partei- und Staatsführung jährlich 30 Tage in ein x-be- Prag hereingebrochene Flucht-
will die Atempause, bis das neue Land bleiben will, längst nicht liebiges Land der Welt reisen welle von DDR-Bürgern hat in
Sprösse jder Karriereteiter erklim- mehr nur um Reisefreiheit geht.
men.vZu können. >;'• '"••',. '• • Neu ist allerdings, daß dieReisegesetz wohl noch vor Jah- zu können, wenn wir nur 18 der CSSR gemischte Gefühle
Was sie erwartet, sind wirkliche Tage Urlaub haben?", fragt ausgelöst. Die Stimmung reicht
Bürger jetzt darüber diskutieren resfrist in Kraft treten wird, nut- tiefgreifende strukturelle Ver-
Es ist niemandem zum Vorwurf dürfen. Nach „breiter öffentli- zen, um zu sondieren, wo und ein 35jähriger Kfz-Schlosser. von ehrlicher Anteilnahme und
änderungen im gesellschaftli- Es fehlt der DDR an Devisen, Hilfsbereitschaft bis hin zu offe-
zu wachen, wenn er die Regeln cher Aussprache" soll der Ge- wieviel an sogenannter Valuta- chen Leben - und diese sofort.
des Systems konsequent für sich setzentwurf im Laufe des De-Mark überhaupt locker zu ma- um ihren Bürgern die Reisen ner Ablehnung und zum neidi-
Ansonsten könnte das Reisege- auch finanziell zu ermögli- schen Blick ins Nachbarland mit
anwendet. Undes ist auch nicht zu zembers der Volkskammer zur chen ist. Aber im Grunde ge- setz vor allem dafür benutzt
, verdenken, wenn jemand,'der erst Verabschiedung zugeleitet wer- nommen können sich die Funk- chen: „Mit 15 Mark pro Tag seinem „Ostberliner Herbst".
werden, die eigene Ausreise zu kommen wir nicht weit. Da „Im August 1968 waren doch
um seine Durchschnittsnote an der den. Erste Reaktionen zeigen tionäre die Recherchen sparen. beschleunigen.
• Schule kämpfen und dann den Nu- vor allem aber, daß die Geduld Die DDR ist allein mit 7 Milliar- liegen wir ja doch wieder nur DDR-Truppen dabei, als sie den
.merus clausus an der Uni überwin- der Menschen längst erschöpft den Dollar bei internationalen den Verwandten im Westen Prager Frühling niedergewalzt
den mußte, nun auf Erfolg und ist. Wieder sollen wohl ganze Banken verschuldet, braucht auf der Brieftasche." haben. Und jetzt sollen wir ih-
Wohlstand.fixiert ist. Personenkreise im Netz der Be- händeringend Investitionsmittel Drei bis sechs Monate Die Hoffnung auf grundle- nen auch noch helfen", ist zu
Sieht man in den künftigen Aka- hörden stecken bleiben, sieht für neue (westliche) Technolo- gende Reformen im DDR-Sy- hören. Die Verbitterung in Tei-
demikern aber nicht nur Erfolgs- man von den vom Reisen ohne- gie, um die veraltete Wirtschaft Denn nach der neuen Vorla- stem ist nicht sehr groß bei len der Bevölkerung ist groß.
menschen, sondern auch die An- hin ausgeschlossenen „Geheim- flott zu machen. Jede West- ge, die auch die Übersiedlung in den Neuankömmlingen: „Da „Am Samstag vor einer Wo-
gehörigeneiner sozialen und politi- nisträgern" ab. Und das von vie- Mark für freies Reisen - man den Westen vorsieht, soll eine ändert sich nichts in fünf bis che haben sie bei uns 10 000 Re-
schen ' Elite, dann kann einem len DDR-Bürgern erträumte muß es so drastisch formulieren Entscheidung über die Ausreise zehn Jahren." Zu tief sitzt formwillige mit Schlagstöcken
angst und bange werden. Denn Weihnachtsiest unter einem - ist eine zuviel, um eine Ent- von DDR-Bürgern noch immer etwa bei einem 22jährigen vom Wenzelsplatz vertrieben,
die Liebe zur Karriere hat die Lust West-Baum muß auf das nächste wicklung zur Verarmung nach drei bis sechs Monate dauern. Monteur das Mißtrauen ge- und an diesem Samstag demon-
an der Politik, zumal an der Hoch- Jahr verschoben werden. polnischem Muster zu verhin- Zu lange, um die Massenflucht genüber Behörden und Par- strieren eine Million Menschen
schulpolitik, verdrängt. Wo aber dern. über die CSSR und Ungarn auf- teiapparat: „Der Krenz hat im in Ostberlin - versteh' da einer
die künftigen Denker der Nation Es scheint, als habe die SED- zuhalten. Viel Zeit bleibt der Prinzip dieselbe Machtfülle noch den realen Sozialismus",
Distanz zur Politik halten und kein Devisenfrage ungeklärt Führung auch unter Egon Krenz SED-Führung schließlich nicht wie der Honecker. Da hat sinniert ein Heizer über seinem
kritisches Potential (auch den eige- noch immer nicht begriffen, daß mehr, um eindeutige Reformsig- sich nichts geändert." Bier und schüttelt nur noch den
nen Verhältnissen gegenüber) Völlig ungeklärt ist dabei wei- die Menschen in der DDR ihr nale zu setzen. Und der Entwurf Kopf. „Bleiben wir als letztes
mehr besitzen, stehen die Chan- terhin, mit wieviel Devisen die Leben selbst in die Hand neh- für das neue Reisegesetz ist kei- Bollwerk des Stalinismus
cen zur Bewältigung neuer Proble- Reisenden künftig von ihrem men wollen und dies auch kön- neswegs eine Ermutigung, eher Einfach unzufrieden übrig?" Diese Frage schwingt bei
me äußerst schlecht. Staat ausgestattet werden. Bis- nen. Ungarn und Polen haben ein Musterbeispiel für längst allen Diskussionen mit.
Dirk Schwarze lang durften die Menschen zwi- binnen kürzester Zeit gelernt, überholtes altes Denken. „Es geht nicht um das feh-
lende Obst und die fehlende
Schokolade", ergänzt der Eher teilnahmslos
Kfz-Schlosser. Er hofft, seine
Frau - eine „Geheimnisträge- Trotz der Ereignisse in Ost-
Enttäuschtes rin" bei der Nationalen
Volksarmee - und seine Kin-
Berlin und ihren Auswirkungen
auf die Tschechoslowakei, die
Griechenland der eines Tages nachholen zu
können. „Wir sind einfach
ein Transitland für Flüchtlinge
wurde: Der Funke scheint noch
unzufrieden." Im Westen er- nicht übergesprungen zu sein.
A us der lähmenden Übergangs-
zeit eines unnatürlichen Zweck-
warten sie einfach „mehr
Möglichkeiten", arbeits- und
Die meisten Tschechoslowaken
verfolgten die Menschenkara-
bündnisses zwischen Konservati- freizeitmäßig und bezüglich wanen durch ihr Land eher teil-
ven und Kommunisten geht die der gesellschaftlichen Akti- nahmslos. Wie schon zuvor für
griechische Innenpolitik chaoti- vitäten. die Menschenmengen in der
schen Verhältnissen entgegen. Eine mögliche Rückkehr Bonner Botschaft in Prag ist das
Mitsotakis und seine Neue Demo- ist für kaum einen im Zelt ein Interesse eher gering; wenn vor-
kratie haben die absolute Mehrheit Thema, selbst dann nicht, handen, beschränkt es sich eher
abermals verfehlt. Damit ist die wenn die SED ihr Machtmo- auf die menschliche Dimension.
Hoffnung geschwunden, daß Grie- nopol aufgeben sollte, was „Die vielen Menschen in der
chenland endlich eine handlungs- kaum einer annimmt: „Es Botschaft, man muß wohl irgend
fähige und integre Regierung be- muß auch wirtschaftlich vor- etwas tun", so die übliche Be-
kommt, die seine längst verlorene an gehen." merkung der Prager Taxifahrer,
wirtschaftliche Stabilität zurückge- Die Stimmung am deutsch- wenn Fahrgäste mit dem Ziel
winnen könnte. tschechoslowakischen Bonner Botschaft einsteigen.
Dem im Juni abgewählten Regie- Grenzübergang Schirnding Vereinzelt kamen in den ver-
rungschef Papandreou haben die ist lange nicht so euphorisch gangenen Tagen immer wieder
Wähler der Sozialistischen Bewe- wie noch vor Wochen in Pas- Bürger zur Botschaft, die Le-
gung nicht verübelt, daß er sich sau oder später am Bahnhof bensmittel oder Kleidung brach-
demnächst vor Sondergerichten in Hof. Daran ist nicht nur ten, doch im Gegensatz zur er-
verantworten muß. Seine Populari- das naßkalte Wetter schuld. sten Fluchtwelle Anfang Okto-
tät scheint trotz der Korruptions- „Es besteht für die Flüchtlin- ber gab es keinen offenen Beifall
und Abhörskändale ungebrochen! ge kein Risiko mehr", be- mehr. Damals hatten Prager
Dagegen mußte die kommunisti- gründet Polizeihauptkom- Bürger die Flüchtlinge und ihre
sche „Vereinigte Linke" den Pakt missar Egid Osiander vom „Freiheit"-Rufe auf den Straßen
mit Mitsotakis büßen. Ihr Versuch, Bundesgrenzschutz die mit Applaus bedacht und waren
sich als reinigende Kraft zu profilie- nüchterne Atmosphäre. daraufhin von Spezialeinheiten
ren, enttäuschte viele ihrer Wähler. „Und wenn zur Bescherung keiner mehr da ist?" (Aus: Westdeutsche Allgemeine / Pielert) der Polizei vertrieben worden.
Nach dieser Quittung werden es
die Kommunisten wohl nicht wa-
gen, das Bündnis mit den Konser-
vativen fortzusetzen. Aber auch Heute beginnen die Wahlen in Namibia Presse-Echo
mit Papandreou haben sie wenig
im Sinn, da sie fürchten müssen,
von den Sozialisten aufgesogen zu
werden...Insgeheim hatten sie .ge-
hofft, nicht noch einmal Zünglein
an der Waage zu sein. Doch diese
Abschied von der Fremdherrschaft Das Thema DDR beherrscht weiter die
Kommentarspalten
de dabei, die niederdrückenden
Lasten abzuwerfen und einen
aufrechten Gang zu erlernen.
Rolle werden sie nun wohl oder Von AP-Korrespondent Greg Myre
(Ludwigshafen)
übel spielen müssen.
Christa Wolfs Appell - „Stell
Eine neue Periode der politi- I n demokratischer Wahl soll ab Den Weg in die Unabhängig- größerer Konkurrent ist die De- dir vor es ist Sozialismus und (Oberndorf)
schen Unsicherheit ist Gift für die heute in der letzten Kolonie keit öffnete ein Abkommen aus mokratische Turnhallen-Alli- keiner geht weg" - ist die Lo- Die Bürger der DDR proben
griechische Wirtschaft. Steigende Afrikas eine Nationalversamm- dem Jahre 1988, in dem sich anz (DTA), der aber das Odium sung, durch Demonstrationen den demokratischen Aufbruch.
Inflation, hohe Arbeitslosigkeit und lung gewählt werden, die eine Kuba verpflichtete, alle Trup- einer „Marionette Südafrikas" und Diskussionen vor Ort dieGroßer Zorn, viel Hoffnung und
drohender Sfaatsbankrott haben Verfassung ausarbeitet und eine pen aus Angola abzuziehen, und anhängt, weil sie mit Hilfe Pre- Lähmung abzuschütteln, Bür- noch mehr Mißtrauen bewegen
das Land schwer geschädigt. Ter- Regierung bildet. Wenn der Pro- Südafrika Namibia die Freiheit torias gegründet wurde. gerrecht und Bürgerpflicht in sie zum Protest. Spätestens seit
roranschläge begleiten den Macht- zeß nicht noch in letzter Minute versprach. Seit April 1989 ist Die Persönlichkeit des Swapo- wirklich demokratischer Weise der Massendemonstration vom
kampf der fanatisierten Gruppen. scheitert, wird Namibia nach die UNO-Beobachtergruppe im Führers Sam Nujoma, der wahr- einzuklagen, durchzusetzen Wochenende und der neuerli-
Auch nach dieser Wahl dürfte der drei Jahrzehnten kaiserlich- Land, die die Einhaltung aller scheinlich Namibias erster Prä- und wahrzunehmen. Im Klar- chen Fluchtwelle ist nichts
enttäuschte Nato- und EG-Partner deutscher und sieben Jahrzehn- Vereinbarungen und die Wahl sident werden wird, erweckt text heißt dies, eine Partei, die mehr wie vorher. Der SED droht
von einer Regierung mit Autorität ten südafrikanischer Herrschaft vom 7. bis 11. November über- nicht nur Vertrauen. Der Sohn sich selbst so diskreditiert hat ein Orkan des Unmuts, der die
und langem Atem leider weit ent- im April 1990 unabhängig. wachen soll. Ihr gehören rund eines Wanderarbeiters, der über wie die SED, muß ihre Füh- Partei von der politischen Büh-
fernt sein. Die Zukunftsaussichten sind 6000 Soldaten, Polizisten und die Gewerkschaftsarbeit zur Po- rungsrolle zur Disposition stel- ne fegen könnte. Punktuelle Re-
. • Achim v. Roos gut: Namibia ist reich an Roh- Verwaltungsexperten aus ei- litik kam, gründete 1958 mit an- len. In Polen und Ungarn haben formen, die das bestehende Sy-
stoffen und könnte mit ausländi- nem Dutzend Staaten an, darun- deren die Volksorganisation die Kommunisten ihr Machtmo- stem verbessern, und die Ablö-
scher Hüte eine verarbeitende ter auch 50 Angehörige des Ovamboland, aus der die Swapo nopol verloren. Die SED-Versu- sung von Honeckers alter Garde
Industrie errichten, die zusam- Buhdesgrenzschutzes. Aber die hervorging. Ausländische Jour- che, durch lauwarme Reforman- reichen kaum noch aus. Eine all-
men mit der Landwirtschaft die UNO-Gruppe steht nur neben nalisten und Politiker schilder- kündigungen den allumfassen- zu lange gegängelte und unter-
Das Zitat 1,2 Millionen Einwohner er-
nährt. Und die Südwestalrikani-
dem südafrikanischen General-
Administrator Louis Pienaar,
ten den heute 60jährigen mehr-
heitlich als sehr schlicht den-
den Machtanspruch der Partei drückte Bevölkerung meldet
behaupten, werden kaum grei- sich so unüberhörbar zu Wort,
:„Man hält mich für mürrisch, weil sche Volksorganisation (Swa- der Namibia im Auftrag Pretori- kenden Menschen, der entweder fen. daß es fraglich erscheint, ob der
ich keine Dummkopfe ertrage. po), die wahrscheinlich als Sie- as regiert. Klischees wiederhole oder aber Das DDR-Volk wird nie mehr neue Staats- und Parteichef
Aber muß man,sich denn wirklich ger aus den Wahlen hervorgeht, Ihren stärksten Rückhalt hat unüberlegt rede. Seine Stärke sei Krenz
wie früher bei staatlich angeord- Wut noch die lange aufgestaute
,vpn solchen Leuten die Zeit steh- hat frühere Forderungen nach die Swapo im Norden des Lan- es, zwischen konkurrierenden neten Kundgebungen der kann. Für Glasnost einmal kanalisieren
len lassen?" . einer Planwirtschaft aulgegeben des, im Ovambo-Stamm, der Fraktionen einen Konsens zu Staats- und Parteiführung hul- stroika und Pere-
Der spanische Literatur-Nobel- und will alle Gruppen am Auf- größer ist als alle anderen neun vermitteln und sich mit klugen
Beratern zu umgeben. digen. Dieses Volk zwischen scheint esäzu la spät.
Gorbatschow
preisträger Camilo Jose Cela bau beteiligen. Stämme zusammen. Einziger Elbe und Oder ist nämlich gera-
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Sozialwohnungsbau
Feriendörfer Für Klinsmann Jugendliteratur Versicherungen DDR-TV: Zum Tage
Bund erhöht
Mittel auf In Luft Angebot Preise „Unnötig, Leipzig Auf den Knien
2 Mrd. pro Jahr gesprengt bis 1994 verliehen zu teuer" verfällt Unerwartet kommt der Rücktritt
des DDR-Ministerrates (das ist die
Korsische Sepa- Super-Angebot Zum 33. Mal wur- Die Bundesbürger Das DDR-Fernse- nominelle Regierung) nicht mehr,
Bonn (dpa/AP). Die Bonner ratisten haben zwei für Jürgen Klins- de der Jugendlitera- geben nach Schät- hen hat die Wende aber umstürzend ist der Vorgang
Koalition hat am Dienstag ein im Bau befindliche mann (Foto): Der turpreis vergeben. zungen der Ver- geschafft: Wo bis- gleichwohl. Für die Rapidität der
neues wohnungspolitisches Pa- Touristenanlagen italienische Fußball- Die Bilderbuch-Aus- braucherverbände her der „Schwarze Ereignisse fehlen einem inzwi-
ket geschnürt. Nach den Okto- mit 135 Wohnungen meister Inter Mai- zeichnung erhielten jährlich Milliarden- Kanal" Karl-Eduard schen schon die Worte. Bricht der
ber-Beschlüssen über kurzfristi- bei Porto Vecchio land möchte den 25 Nele Maar/Verena beträge für unnötige von Schnitzlers lief, SED-Staat tatsächlich zusammen,
ge Ausbaumaßnahmen stehen an der Südküste der Jahre alten deut- Ballhaus, für ihr Kin- oder zu teure Versi- wurde am Montag und das innerhalb weniger Wo-
jetzt mittelfristig wirkende Maß- Mittelmeerinsel ge- schen Nationalstür- derbuch wurde Iva cherungen aus. Vor schonungslos der chen? Gibt er sich selbst auf? Oder
nahmen im Vordergrund. Ver- sprengt. Die Separa- mer, dessen Vertrag Prochazkova geehrt, allem vor Kapital- Verfall Leipzigs in versucht das Regime, indem es
einbart wurde, die Bonner Mittel tisten hatten die In- 1992 ausläuft, für Jugendbücher In- Lebensversicherun- einer Reportage sich in seinen Repräsentanten sel-
für den sozialen Wohnungsbau vestoren vor Neu- schon jetzt bis 1994 geborg Bayer und gen wird gewarnt. dargestellt. Der Be- ber stürzt, nur wieder Boden unter
von 1990 bis 1993 auf jährlich anlagen gewarnt. an sich binden. Sie- Cynthia Voigt. Siehe Siehe Wirtschafts- richt steht auf „The- die Füße zu bekommen, und sei's
zwei Milliarden DM zu erhöhen. „Blick in die Zeit". he Sport. Kultur. teil. men des Tages." einen Boden ganz unten?
Die Länder sollen einen Beitrag Das letztere ist zu vermuten. Die
in gleicher Höhe leisten. Bisher SED geht ihren Canossa-Weg, um
war in der Finanzplanung des in Sack und Asche zu retten, was
Bundes für diesen Zeitraum ein
Betrag von nur 4,5 Milliarden Geplantes Reisegesetz praktisch gescheitert / Bleibe-Appell an Bürger in angemaßtem Stolz nicht mehr zu
retten ist. Und doch könnte es für
DM vorgesehen. alle Bußgänge und Gesten der
Die Koalitionsspitze einigte Selbsterniedrigung schon zu spät

DDR-Regierung zurückgetreten
sich ferner darauf, Zwischenfi- sein. Wo die Irreführung der Men-
nanzierungskredite für Bauspa- schen über Jahrzehnte Herr-
rer mit 2,5 Prozent zu subventio- schaftsgesetz war, verfällt auch
nieren und für private Bauherren das ehrlich Gemeinte dem Unglau-
bereits in den ersten zehn Jahren ben, solange es aus der gleichen
eine Abschreibung von 85 Pro- Quelle kommt.
zent zuzulassen. Für den studen- Ost-Berlin (AP/dpa). Unter dem Druck des anhaltenden neues DDR-Reiserecht wurden bereits gestern keine Chan- Systemreparatur ist dann nicht
tischen Wohnungsbau werden Flüchtlingsstroms und heftigster Kritik auch aus den eige- cen mehr auf Verwirklichung eingeräumt: Der Verfassungs- mehr möglich. Die einmal in Gang
im nächsten Jahr 300 Millionen nen Reihen ist die Regierung der DDR am Dienstag abend und Rechtsausschuß der Volkskammer und die im Parla- gekommene Entwicklung, die man
DM bereitgestellt, bei Bedarf im mit Fug und Recht als eine revolu-
Folgejahr erneut. geschlossen zurückgetreten. Mit seinem Schritt verband der ment vertretene Freie Deutsche Jugend (FDJ) wollen die tionäre zu betrachten hat, geht
Ministerrat einen dringenden Appell an alle Bürger, im Land Regierungsvorlage nicht akzeptieren und fordern weitaus über solche Versuche hinweg. In
120 000 Bewilligungen? zu bleiben. Dem am Montag veröffentlichten Entwurf für ein freiere Regelungen. der DDR findet eben dies statt,
eine Revolution. Und obschon sie
Mit der Rücktrittserklärung fung und der Wahl eines neuen evangelischen Kirche von Ber- nach Angaben der DDR-Nach- unblutig, ja gewaltlos verläuft, teilt
Nach Angaben von Bundes- des Ministerrats wurde die von Ministerrates durch die Volks- lin-Brandenburg, Krusche, Im richtenagentur ADN, die Be- sie mit allen Revolutionen das
bauministerin Gerda Hassel- DDR-Staats- und Parteichef kammer wahrnehmen, erklärte Zusammenhang mit dem Rück- stimmungen würden nicht der Schicksal des Ungewissen Aus-
feldt (CSU) sollen nunmehr von Krenz angekündigte umfassen- der erste Ostberliner Regie- tritt der DDR-Regierung für Erwartungshaltung der Bürger gangs. Lothar Orzechowski
1990 an jährlich etwa 120 000 de personelle Erneuerung der rungssprecher Wolfgang Meyer schnellstmögliche „freie, gehei- und damit auch nicht einer an-
Sozialwohnungen bewilligt wer- Führungsspitze in Ost-Berlin am Abend vor Journalisten. me Wahlen" ausgesprochen 0 ^ gestrebten Wiedererlangung
den, 20 000 mehr als bisher ge- überraschend schnell eingelei- traue der Volkskammer in ihrer der politischen Glaubwürdig-
plant. In Kreisen der Koalition tet. Vor der heute beginnenden jetzigen Form nicht zu, eine keit des Staates gerecht.
IG Metall-Forderung
geht man davon aus, daß bei Sitzung des SED-Zentralko- „Brauchen alle und jeden" neue Regierung zu wählen, so
Umschichtung der Baukapazitä- mitees hatte gestern abend auch daß „in der Bevölkerung Ver- Generell sollte auf die Visum-
ten bereits 1990 insgesamt rund
400 000 neue Wohnungen - ein-
das SED-Politbüro in Ost-Berlin
über personelle Änderungen
In der von Meyer verlesenen
Erklärung des Ministerrates
trauen wächst", erklärte er in
einer Diskussionsrunde. Die
pflicht bei Privat- und Dienstrei-
sen verzichtet werden. Auch 8 - 9% mehr und
sollte der Bereich Ausreise in
schließlich der freifinanzierten -
genehmigt werden.
des Parteiführungsorgans bera-
ten. Beobachter rechnen damit,
daß auch dieses Gremium ge-
heißt es: „Jeder, der sich mit der
Absicht trägt, die DDR zu ver-
Sondersendung war angesichts
des Massenexodus von Zehn- einem anderen Gesetz geregelt
werden. Zudem sollten der Zu-
35-Std.-Woche
Im Mietrecht werden Kündi- lassen, soll seinen Schritt noch- tausenden von DDR-Bürgern
gungsmöglichkeiten in einigen schlossen zurücktreten wird. mals überlegen. Unser soziali- kurzfristig ins Programm ge- gang zu Devisen geklärt, Ableh-
Die SED-Parteihochschule for- nungsklauseln für den Reisepaß Stuttgart (dpa). In der bundes-
Bereichen gezielt erleichtert, bei stisches Vaterland braucht alle nommen worden. Sie trug den deutschen Metallindustrie liegt
Ferienwohnungen Zeitmietver- derte einen Sonderparteitag und jeden." Die Regierung wen- Titel: „Warum wollt ihr weg?" neu gefaßt und die zeitliche Be-
noch in diesem Jahr. Eine vor- schränkung auf 30 Tage über- jetzt die erste exakte Zahl für
träge zugelassen. Erleichterun- de sich an alle Bürger der DDR, die Tarifrunde 1990 auf dem
gen im Baurecht und bei den Ge- gezogene Sitzung der DDR- „in dieser politisch und ökono- dacht werden.
Volkskammer, dem Parlament Gegen Visumpflicht Tisch: Die Gewerkschaft soll in
nehmigungsverfahren werden misch ernsten Situation alle Das FDJ-Sekretariat erklärte Baden-Württemberg acht bis
auf vier Jahre befristet. Dazu des Landes, in der nächsten Wo- Kräfte dafür einzusetzen, daß
che wird nicht mehr ausge- laut ADN, es sei unverständ- neun Prozent mehr Lohn und
soll im Frühjahr 1990 ein Gesetz alle für das Volk, die Gesell- Zu dem Entwurf für ein neues lich, daß der Entwurf „so viele Gehalt sowie die Einführung der
geschaffen werden. Vor allem schlossen. schaft und die Wirtschaft le- Reisegesetz, der ursprünglich bürokratische Regelungen und 35-Stunden-Woche als „Nor-
wolle der Bund aber auch zum Die DDR-Regierung, an deren bensnotwendigen Funktionen bis zum 20. Dezember von der Inkonsequenzen" enthalte. malarbeitszeit" fordern, schlug
Bau von Notunterkünften für Spitze Willi Stoph (75) steht, aufrechterhalten werden". Volkskammer verabschiedet der Stuttgarter IG Metall-Be-
die Aus- und Übersiedler beitra- wird ihre verfassungsmäßigen Im DDR-Fernsehen hat sich werden sollte, erklärte der Ver- Fortsetzung nächste Seite zirksleiter Walter Riester ge-
gen, sagte die Ministerin. Aufgaben noch bis zur Abberu- der Generalsuperintendent der fassungs- und Rechtsausschuß Siehe „Zum Tage" stern vor der Großen Tarifkom-
mission in Leinfelden bei Stutt-
gart vor. Der derzeitige Tarif-
Massenansturm von DDR-Bürgern vertrag in der Metallindustrie
lauft zum 31. März 1990 aus.
In den baden-württembergi-

Flüchtlingslager schen Metallbetrieben mit ihren


rund einer Million Beschäftigten
soll dieser Vorschlag in den
kommenden Wochen intensiv

„brechend voll" diskutiert werden.

Nachtfahrverbot
München (dpa). Der Massen- untergebracht werden. Eben-
ansturm von DDR-Flüchtlingen falls im Schwalm-Eder-Kreis
über die offene CSSR-Grenze
droht die Aufnahmekapazität
trafen gestern in.einer Kaserne
in Fritzlar DDR-Übersiedler ein
EG akzeptiert
der 50 Erstaufnahmelager in
Bayern zu sprengen. „Fast alle
sind brechend voll", hieß es
- man hat sich dort auf 350 ein-
gestellt. Dazu kommen laut BGS
in Hessen weitere Plätze, die zu-
Vorschlag Wiens
dazu beim Bundesgrenzschutz nächst in Fulda, Hünfeld und Brüssel (dpa). Die Europäi-
(BGS). Allein bis gestern abend Bad Hersfeld Plätze in BGS-Un- sche Gemeinschaft (EG) hat die
suchten nach Schätzungen der terkünften freigemacht werden. von Österreich angebotenen
Behörden seit dem frühen Mon- „Dennoch sind wir weiter auf Ausnahmeregelungen bei der
tag morgen knapp 15 000 DDR- der Suche nach Unterbrin- Einführung des Nachtfahrver-
Bürger eine Unterkunft in der gungsmöglichkeiten", umriß ein bots für Lkw akzeptiert. Ein
Bundesrepublik. BGS-Sprecher die Situation. Sprecher der EG-Kommission
Bis heute morgen rechnete der Um die Lager schnell zu räu- sagte, Vergeltungsmaßnahmen
Grenzschutz mit weiteren 6000 men, wurde das Aufnahmesy- gegen das zum 1. Dezember in
bis 8000 Flüchtlingen. Die Zahl stem vereinfacht: Mit Autos an- Kraft tretende Fahrverbot seien
der Übersiedler, die über Prag in kommende DDR-Bürger wurden „nicht aktuell". Bundesver-
den Westen reisen wollen, hat in andere, nahegelegene Unter- kehrsminister Zimmermann
sich jetzt etwa bei 4000 pro Tag künfte dirigiert. Zu dem Auf- (CSU) hatte Sanktionen gegen
eingependelt. Täglich bringen nahmeverfahren wurde nur ein Wien gefordert, im EG-Ver-
drei Sonderzüge die Flüchtlinge
nach Schirnding. Da auch der
Familienmitglied vorgeladen,
das Begrüßungsgeld überreichte
UdSSR: Revolutionsfeiern von Protesten begleitet kehrsministerrat aber kaum Un-
terstützung gefunden. Die Aus-
Zustrom von DDR-Bürgern mit das Rote Kreuz. Die Feiern zum 72. Jahrestag moldawischen Hauptstadt Roten Platz. In einem noch nie nahmeregelung nannte er ge-
Autos und Bussen nicht abrei- Die Gesamtzahl der Flüchtlin- der Oktoberrevolution sind ge- Kischinjow verhinderten Tau- dagewesenen Fernseh-Inter- stern unzureichend. .
ßen werde, sollen die Lager ge seit Öffnung der CSSR-Gren- stern in der Sowjetunion erst- sende von Bürgern die Militär- view von der Tribüne des Lenin- Sie sieht vor, daß Lastwagen,
schnell geräumt und weitere ze am Freitag hat sich bis ge- malig von Protesten begleitet parade und trieben die auf dem Mausoleums sprach Kremlchef die verderbliche Waren, Milch,
Plätze geschaffen werden. stern abend, auf fast 35 000 er- worden. In Moskau zogen in ei- Siegesplatz versammelte Partei- Gorbatschow von einem „Da- lebende Tiere oder Zeitungen
So wurden gestern in Bayern höht. Seit Öffnung der ungari- ner erstmals von den Behörden führung in die Flucht. Die Mos- moklesschwert" über seiner Re- transportieren, für die Dauer von
neue Erstunterkünfte für über schen Westgrenze am 11. Sep- genehmigten Gegendemonstra- kauer Gegendemonstration war formpolitik. Die Militärparade einem halben Jahr vom'Nacht-
500 Ubersiedler eingerichtet. tember sind nach BGS-Angaben tion mehr als 10 000 Oppositio- von einer Wählergruppe um dauerte diesmal, statt wie früher fahrverbot ausgenommen sind.
Auch im hessischen Schwar- fast 100 000 DDR-Bürger in die nelle unter der Losung „72 Jahre den Reformpolitiker Boris Jelzin mehrere Stunden, nur rund 15 Ab 1. Juni 1990 können Spedi-
zenborn sollen auf einem Trup- Bundesrepublik gekommen. auf dem Weg ins Nirgends" organisiert worden. Die Miliz Minuten. Siehe auch Kom- teure eine Ausnahme für weitere
penübungsplatz 800 Flüchtlinge Siehe „Themen des Tages" durch die Stadt (Foto). In der verweigerte einen Marsch zum mentar. (dpa-Funkbild) sechs Monate beantragen.
Nr. 261 Politik Mittwoch, 8. November 1989

Namen und Kanzler morgen nach Polen / Streitigkeiten KKW Brunsbüttel Hensel zurückgetreten
Nachrichten

Streß im Test
Weiter Tauziehen um Erklärung von
„Ganze Menge Neuer Zwist in
Problemen" Grünen-Fraktion
Die Ursachen für Streß von Be- Bonn (dpa). 48 Stunden vor nicht ausdrücklich die Rede. In Bundestag eingebracht werden.
amten und An- Beginn der als „historisch" be- der Rahmenvereinbarung wird In dem Antrag wird einerseits Kiel/Brunsbüttel (dpa/AP). Bonn (dpa). Die deutschland-
gestellten im öf- zeichneten Visite waren die Vor- auch kein fester Betrag der deut- die Rede von Bundesaußenmini- Schleswig-Holsteins Energiemi- politische Sprecherin der Grü-
fentlichen bereitungen der sechstägigen schen Kredithilfe für Polen ge- ster Genscher (FDP) vor der nister Jansen (SPD) hat die Er- nen im Bundestag, Karitas Hen-
Dienst läßt Polen-Reise von Bundeskanzler nannt, wie das Warschau zu- UNO-Vollversammlung in New laubnis zum geplanten Wieder- sel (Foto), hat am Dienstag die-
Nordrhein- Kohl gestern immer noch nicht nächst plante. York widergegeben, der sich für anfahren des Kernkraftwerks ses Amt nach
Westfalens In- abgeschlossen. Nach Auskunft Nach schwierigen internen den dauerhaften Bestand der Brunsbüttel (Kreis Dithmar- scharfer Kritik
nenminister von Kanzlerberater Teltschik Beratungen haben die parlamen- Oder-Neiße-Grenze ausgespro- schen) an der Unterelbe verwei- an ihrem Frak- £•
Herbert
Schnoor durch
hat Warschau noch den Wunsch
geäußert, aus dem Entwurf der
tarischen Geschäftsführer von
CDU/CSU und FDP am späten
chen hatte. Zum anderen wird gert. Bei der Jahresrevision des tionsvorstand .*"
der rechtliche Standpunkt der Kraftwerks sei „eine ganze niedergelegt. ^
4
das , Max- geplanten gemeinsamen Erklä- Dienstag abend in Bonn einen CDU/CSU betont, wonach die Menge von Problemen aufge- Die Fraktions- £
Planck-Institüt rung von Kohl und Ministerprä- Kompromiß zur Frage der Anerkennung der polnischen deckt" worden, sagte Jansen am führung um V
untersuchen. sident Mazowiecki eine Passage Westgrenze im Warschauer Dienstag in Kiel. Aus techni- Antje Vollmer, f-'
Etwa 1300 Be- zu streichen, mit der die katholi- Vertrag die Bundesrepublik bin- schen und juristischen Gründen Helmut Lippelt |
dienstete des sche Kirche gebeten werden soll, Heute ab 8.57 Uhr im ZDF: Debatte det, von einem wiedervereinig- verweigere er daher die geplan- und Jutta Oe- W
Landes werden anonym über in Polen Messen in deutscher zur Lage der Nation aus dem Bun- ten Deutschland aber bestätigt te Wiederanfahrgenehmigung sterle-Schwe- t
das Klima an ihrem Arbeits- destag. werden muß. zum 12. November. rin übe Zensur &<;
platz, Arbeitsbedingungen, Me- Sprache anzubieten. Dazu liegt
dikamentenkonsum sowie inzwischen ein neuer Formülie- Die Kontroverse in der Koali- Der Minister verwies auf und einen büro- *
Trink- und Rauchgewohnheiten rungsvorschlag aus Bonn vor. polnischen Westgrenze gefun- tion war durch die SPD ausge- schadhafte und fehlende kratischen L~ A
befragt, so ein Sprecher des Mi- Aus den Darlegungen Telt- den. Nach dpa-Informationen löst worden, die heute einen ei- Schrauben, große Leitungsrisse Machtanspruch aus, verteile
nisteriums. Die Umfrage solle schiks zu den Verhandlungen soll ein Entwurf für einen Ent- genen Entschließungsantrag zu und die mögliche Gefahr von Maulkörbe und verhindere die
dazu beitragen, streßmindernde mit Polen wird deutlich, daß in schließungsantrag der Koali- dieser Frage einbringen will. Leitungsbrüchen am Druckge- Weiterentwicklung der
Maßnahmen zu entwickeln und der geplanten gemeinsamen Er- tionsparteien zu diesem Pro- Darin fordert die SPD den Bun- fäß .des Siedewasserreaktors. Deutschlandpolitik der Grünen,
Erkenntnisse darüber zu ge-klärung umstrittene Fragen aus- blem heute zunächst den Vor- destag auf, sich Genschers Hal- Die Überprüfung habe ergeben, schrieb sie in einer Mitteilung.
winnen, wie Mitarbeiter rück- geklammert werden sollen. So ist ständen beider Fraktionen vor- tung zur Westgrenze Polens zu daß bereits ein Jahr nach einem Hinter der Kritik von Frau
sichtsvoller geführt werden in dem Text von einer deutschen gelegt und dann im Rahmen der eigen zu machen. Austausch 65 von insgesamt Hensel stecken neben persönli-
können. Minderheit - wie das die deut- Debatte über den Kanzler-Be- Siehe auch „Themen des über 200 Befestigungsschrau- chem Streit möglicherweise
sche Seite zunächst wollte - richt zur Lage der Nation in den Tages" und Kommentar ben an den sogenannten Isola- auch die inhaltlichen Differen-
tionsventilen schadhaft sind. zen in der Deutschlandpolitik
Die Ventile sollen bei einem der Grünen. Während Frau
Carter mahnt Bush Rohrbruch verhindern, daß ra- Hensel dort die bisherige Posi-
Nach Ansicht des früheren US- dioaktiver Dampf aus dem Si-tion auf strikte Anerkennung
Präsidenten cherheitsbehälter strömt und zweier Staaten vertrat, bekann-
Jimmy Carter zugleich eine Kernschmelze ein- ten sich zahlreiche andere Ab-
(Bild) hat die tritt. ' geordnete zur Möglichkeit einer
Regierung der Wegen der in Brunsbüttel nationalen Vereinigung.
USA noch kei- festgestellten Schäden ordnete In der Fraktion wurde die Er-
ne überzeugen- Bundesumweltminister Töpfer klärung von Frau Hensel mit Be-
de Antwort auf die Überprüfung von sechs troffenheit aufgenommen. Voll-
die Politik des Kernkraftwerken in der Bundes- mer und Lippelt wiesen die Kri-
sowjetischen republik an. tik ihrer Kollegin aber zurück.
Staats- und
Parteichefs Mi-
chail Gorba-
tschow gefun- Zentralregister-Daten Ex-Botschafter
den. In einer
Rede vor führenden Persönlich-
keiten aus Politik und Wirt-
schaft forderte er Präsident Bonn: Zugriff Kein Verfahren
Bush auf, trotz der wachsenden
Eigenständigkeit Europas auch
künftig die Führungsrolle in der
für Polizei gegen Schoeller
westlichen Allianz für sich zu
beanspruchen. Wiesbaden (dpa). Für einen Bonn (dpa). Der ehemalige
direkten Zugriff der Polizei auf deutsche Botschafter in War-
Daten im Bundeszentralregister schau, Franz Joachim Schoeller,
Hahn statt Roter Stern hat sich Bundesinnenminister hat bereits am Sonnabend im
Schäuble ausgesprochen. Die Auswärtigen Amt seine Entlas-
Ein Wetterhahn soll statt des Beamten brauchten zur wirksa- sungsurkunde erhalten. Dies
bisherigen Roten Sterns auf der men Bekämpfung von Straftaten bestätigte, gestern ein Ministe-
Kuppel d~es"'neüg6tiscKäri Parla- schnelle Auskünfte aus Infor- riumsspreeher. In Bonn gehen-
mentsgebäudes in Budapest die mationssammlungen anderer Beobachter nunmehr davon aus,
neueYZeit anzeigen." Die Pafla- Behörden, erklärte dey Unions- daßrder, 63. Jahre alte Diplomat,,
menfsverwaltujig hat eine Aus- politiker gestern zu Beginn einer der mit einem Antrag auf vorzei-
schreibung für die Demontage
des 1,6 Tonnen schweren und Friedlicher Ansturm auf Wahllokale in Namibia Arbeitstagung des Bundeskri-, tigen Ruhestand, „aus gesund-
minalamtes (Bka) in Wiesbaden. heitlichen Gründen" möglichen-i
im Durchmesser drei Meter gro- Die Wahl zur verfassungsge- Wähler, die bis zum Samstag chen Verhalten der Einwohner, Die Polizei könne bereits das disziplinarrechtlichen Schritten^
ßen kommunistischen Symbols benden Versammlung in Nami- täglich zwölf Stunden Gelegen- die in glühender Hitze fünf zentrale Verkehrsinformations- zuvorgekommen war, nun kein
veröffentlicht. Der eiserne Hahn bia hat gestern mit einem friedli- heit haben, ihre Stimme abzuge- Stunden lang in Schlangen stan- system „Zevis" und das zentrale Verfahren mehr zu befürchten
zierte, die Kuppel bereits vor chen Ansturm auf die Wahllo- ben. UNTAG-Sprecher Fred den. Auf unserem Bild weist ein Ausländerregister „AZR" un- habe. Die Sache habe sich erle-
dem Roten Stern. kale begonnen. Die UNO-Erie- Eckhard zeigte sich gegenüber Polizist schwarzen Wählern den mittelbar abfragen. digt, hieß es. ~
densmacht UNTAG war „über- Journalisten „erleichtert" i und Weg zum Stimmlokal. Im Berliner Bundeszentralre- Schoeller war offensichtlich
rascht" von der Beteiligung der „beeindruckt" von dem friedli- (dpa-Funkbild)
Smog in DDR-Medien gister, das der Generalbundes- in dubiose Waffenhändler-Ge-
anwalt führt, werden alle Daten schäfte verstrickt. Bei deren
In Leipzig, Ost-Berlin und aride- von Strafverurteilungen und Förderung setzte er schriftlich
ren Städten der DDR werden DDR-Regierung zurückgetreten Entmündigungen, aber auch sein Botschafter-Prestige ein.
jetzt die Smogwerte öffentlich in Entscheidungen über Auswei- Offenbar kannte er aber nicht
den Medien bekanntgegeben. sung und Abschiebung von oder nicht vollständig den Hin-
Da Ost-Berlin-nicht über die ge- Ausländern, Paßentzug und Ab- tergrund seines Bekannten aus
eignete Technik verfügt, um die
Verschmutzung der Luft durch
Staub und Stickoxide ,zu mes-
sen, bot der Westberliner Senat
Aggressive Stimmung bei Demo lehnungen oder Widerruf eines dem Düsseldorfer Wanenhänd-
Waffenscheins gespeichert. ler-Milieu.

an, mit entsprechenden Geräten Fortsetzung wahl vom 7. Mai. Sie skandier- Rechtsausschuß der Volkskam- UdSSR / Workuta am Polarkreis
auszuhelfen. Nach Auskunft Es sei dringend erforderlich, ten: „Freie Wahlen, alle Macht mer am selben Tag auch eine
von Senatssprecher Werner „daß umgehend Regelungen dem Volke!". Die Stimmung war sofortige Plenarsitzung der
Kolhoff soll bei einem Treffen zum Erwerb von Reisezahlungs- aggressiver als bei der Massen- Volksvertretung über die Krise
mit dem Umweltministerium der mittelh, durch die Bürger und demonstration am Samstag. der DDR. Die Abgeordneten des
DDR über gemeinsame Schritte Varianten zu deren Erwirtschaf- Tausende pfiffen während des Ausschusses legten Vorschläge
Minister erfolglos: Streik dauert an
in Smog-Situationen und zurtung zur Diskussion gestellt Protestzuges mit Trillerpfeifen. für eine Veränderung der Moskau (dpa). Die Bergleute'in könne. Die Kumpel hatten be-
Luftreinhaltung besprochen werden", meinte die FDJ. Die Polizei griff nicht ein. De- Rechtsordnung der DDR vor, Workuta am Polarkreis setzen reits ein Gespräch mit Regie-
werden. Der amtierende DDR-Finanz- monstrationen gab es am Abend die die Rechtsgleichheit aller ihren Streik trotz der Gespräche rungschef Ryschkow gefordert.
minister Höfner hatte am Mon- auch in Wismar (50 000 Teil- Bürger garantiere. Nie wieder mit dem sowjetischen Kohlemi- In Workuta wächst unterdes-
Lubbers-Team vereidigt tag abend einen Valutafonds zur, nehmer), Nordhausen (35 000) dürften basisdemokratische nister Michail Schtschadow fort. sen die Furcht vor einer wirt-
Ausstattung von DDR-Reisen- und Meiningen (20 000). Entwicklungen an der Volks- „Der Besuch des Ministers war schaftlichen Blockade. Nach
Die niederländische Königin den mit Devisen ins Gespräch In einem offenen Brief ver- kammer vorbeilaufen. nutzlos, da er keine Vollmachten Angaben des Sprechers wurde
Beatrix hat ge- gebracht. In diesen Fonds könn- langte gestern die FDJ, das Zen- Im Zusammenhang mit denhat", erklärte ein Sprecher des eine Anweisung bekannt, wo-
stern in Der ten Westgeldeinnahmen einflie- tralkomitee der SED müsse auf Demonstrationen am 7. Oktober Streikkomitees gestern der dpa. nach alle Firmen, die ihre Kohle
Haag die heue ßen - unter anderem aus dem seiner Tagung prüfen, welche in Karl-Marx-Stadt ist ein Er- Man erwarte weiterhin die Ent- aus Workuta beziehen, die Stadt
Regierurig un- Zwangsumtausch und der Tran- Politiker „ihre politische Ver- mittlungsverfahren gegen einen sendung einer hochrangigen Re- boykottieren sollten. Die Behör-
ter dem bisheri- sitpaüschale. antwortung nicht wahrgenom- Volkspolizisten eingeleitet wor- gierungsdelegation, mit der über den in Moskau wollten zudem
gen christde- Während der gestrigen Bera- men, ihre Macht und ihren Ein- den. Bei der Konstituierung ei- eine Verbesserung der Lebens- Staatsaufträge für die Bergwerke
mokratischen tungen des Politbüros prote- fluß mißbraucht und sich da- nes Ausschusses zur Untersu- verhältnisse verhandelt werden in Workuta stornieren.
Ministerpräsi- stierten rund 5000 meist junge durch diskreditiert haben". chung von Vorgängen bei dem
denten Ruud Leute gegen den von Bürger- .. Neben seiner Forderung nach Protestmarsch wurde mitgeteilt,
Lubbers (Bild) rechtsgruppen beanstandeten Änderung des Reisegesetzes daß 15 Anzeigen gegen die HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
vereidigt. Die Wahlbetrug bei der Kommunal- verlangte der Verfassungs- und Volkspolizei eingegangen sind.
neue; Mitte- ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
Links-Koalition Vertriebsleiter.- Gerd Lühring.
stellt die dritte Herausgeber
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
der Seit 1982 von Lubbers ge- Herleshausen/Wartha (sff). DDR/Grenze Auch bei den Transportfahr- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
führten Regierungen. Bisher Die Grenzkontrollorgane der zeugen wird die Ladung nicht Achim von Roos sel, Ruf 05 61/20 3-0. Tel. Anzeigenan-
führte der Christdemokrat eine DDR fertigen jetzt bei der Aus- mehr nach möglichen Flücht- Chefredakteur
nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
Mitte.-Rechts-Koalition. reise schneller ab als bisher. lingen durchsucht, ebenso kei- 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
Seit Montagfrüh berichten
Pkw- und Lastwagenfahrer,
Kontrollen ne Spürhunde mehr zur Fahn-
dung eingesetzt, sondern zu-
Lothar Orzechowski
Stellv. Chefredakteure
5 618110. Postgirokonto 155132-608
Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Nicht ins Warenhaus
Die
daß die Kontrollen am Über-
FDP-Generalsekretärin gang Wartha/Thüringen im gelockert meist nur noch die Papiere
kontrolliert, wie dies auch auf
Wolfgang Rossbach, Peter M.
Verantwortliche Redakteure
Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
preis 28,50 DM).
westlicher Seite üblich ist. Die Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: Die Beendigung des Abonnements ist nur
Cornelia Schmalz-Jacobsen will Vergleich zur bisherigen Pra-
nicht als Verkäuferin in einem xis wesentlich großzügiger ge- die Motorhauben nicht mehr Grenzer achten beim Rund- Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
einer Frist von einem Monat
Warenhaus arbeiten. Eine ent- handhabt würden. Nach Anga- geöffnet werden. Auch das gang um die Lastzüge gerade Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
sprechende Einladung der Ge- ben eines Sprechers des Zolls Durchwühlen des Kofferrau- noch darauf, ob alles ver- Seidenfaden. Kultur Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
werkschaft Handel, Banken und am Grenzübergang Herleshau- mes unterbleibe; Ein DDR-schlossen sei. semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
Versicherungen (HBV) zu ei- sen (Werra-Meißner-Kreis) Grenzer soll nach Aussagen Ein Fernfahrer gab an, den Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags übe'r 270 000 Exemplare
nem Praktikum, um die Arbeits- verkürzen sich dadurch auch von Bundesbürgern den Um-einzigen Straßenübergang zwi- bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Presse", Marburg, . „Hersfelder Zeitung",
bedingungen' kennenzulernen, die Wartezeiten erheblich. schwung mit der Frage begrün- schen Hessen und der DDR in mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
lehnte sie als „Effekthascherei" Freude herrscht zum einen det haben, wonach man denn lediglich fünf Minuten passiert sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann.
Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
ab. Die HBV reagierte mit dem bei den Reisenden. Rückbänke noch suchen solle. Schließlich zu haben. Bislang mußten die derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Angebot auf die Forderung der müßten beim DDR-Zoll nicht könnte jetzt jeder DDR-Bürger Trucker oft mehrere Stunden Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
Politikerin, das Ladenschlußge- mehr herausgeschraubt und über die CSSR ausreisen. Zwangspause einlegen. Redaktion Hannover Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
setz, völlig abzuschaffen. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 35 Kassel.
Nr. 261 Themen des Tages Mittwoch, 8. November 1989

Deutsch-polnisches Verhältnis / Irritationen zuhauf Leipzig verfällt


Ein Beginn
soll es sein
INicht als Abschluß, sondern als
den Beginn neuer, vertrauensvoller
Helmut Kohls schwierige Mission Sensationelle
Reportage im
Beziehungen sieht der Bundes-
kanzler die Gemeinsame Erklärung
zwischen Bonn und Warschau.
Von Hans-Ludwig Laucht, Bonner Redaktion
DDR-Fernsehen
Man darf Helmut Kohl glauben, Weenn Helmut Kohl morgen Kohls Unterhändler in War- gerichtete Garantie. für den Frieden in Europa, von Von H.-R. Bein (dpa)
daß es ihm damit ernst ist. Das seine Reise nach Polen antritt, schau, Horst Teltschik, bemüh- Nach den Worten des Kanz- der wirtschaftlichen und finan-
deutsch-polnische Verhältnis ist steht er vor einer der schwierig- te sich in insgesamt elf Ver- lerberaters ist die gemeinsame ziellen Zusammenarbeit über .Leipzig im November 1989,
seit den Zeiten des Großen Fried- sten Missionen seiner Kanzler- handlungsrunden um das Kon- Erklärung „bis zu 99 Prozent" den Umweltschutz und humani- DDR-Fernsehen, 1. Pro-
rich so etwas wie eine Einbahnstra- schaft. Das deutsch-polnische zept einer gemeinsamen Erklä- abgeschlossen. Umstrittene Fra- täre Fragen bis hin zur Bekräfti- gramm: „Wir müssen nicht
ße ins Verhängnis. An den Teilun- Verhältnis ist immer noch von rung, in der der Willen beider gen wie die der deutschen Min- gung des Gewaltverzichtes und auf Naturkatastrophen war-
gen Polens waren die Deutschen Skepsis, ja Mißtrauen gekenn- Parteien „von der Normalisie- derheit in Polen wurden ausge- dem Ausbau des Jugendaustau- ten, Leipzig ist eine Katastro-
nach Kräften beteiligt. An den zeichnet, obwohl Willy Brandt rung des Verhältnisses zur Aus- klammert. In der 15 Seiten lan- sches reichen. Dem Bundes- phe." Spektakulärer als mit
Sturm auf den Annaberg und den 1970 mit dem Abschluß des söhnung" zu kommen, zum Aus- gen Erklärung ist vom Minder- kanzler ist an zahlreichen Be- dem Film „Ist Leipzig noch zu
Holocaust von Auschwitz knüpfen Warschauer Vertrags den müh- druck kommt. Bis dahin, so sieht heitenproblem nicht ausdrück- gegnungen der Menschen aus retten?" konnte das DDR-
sich schreckliche Erinnerungen. seligen Weg zur Normalisierung es Teltschik, ist allerdings noch lich die Rede. Beide Seiten einig- beiden Ländern besonders gele- Fernsehen seinen Chefkom-
der beiderseitigen Beziehungen ein weiter Weg. Auch der Re- ten sich auf die Formulierung gen. Im vergangenen Jahr rei- mentator Karl-Eduard von
Die mühsamen Verhandlungen eingeleitet hatte. Das Bild vom gierungschef ist sich klar dar- vom „Prinzip der Gegenseitig- sten 3000 Jugendliche nach Po- Schnitzler am Montagabend
über eine tragbare Basis des künf- Kniefall des damaligen Bundes- über, daß mit seiner Visite die keit". Was für Polen in der Bun- len, 2000 junge Polen kamen zu auf dem angestammten Sen-
tigen Zusammenlebens zeigen, kanzlers in der polnischen noch bestehenden Probleme desrepublik gilt, soll auch für Gegenbesuchen. deplatz des nun eingestellten
daß die Wunden der Vergangen- Hauptstadt ging um die Welt. zwischen den beiden Ländern die Deutschen in Polen bindend „Schwarzen Kanals" nicht
heit längst nicht verheilt sind. Aber nicht völlig gelöst werden kön- sein. Dabei stehen die Möglich- ersetzen. Ein schockartiger
der Dialog zwischen den beiden nen. »Es war nie unser Ehrgeiz, keiten, Sprache und Kultur zu Exklusive Delegation Film der Wahrheit, wo bis-
schwer geprüften Völkern sollte Grenzfrage im Vordergrund den Warschauer Vertrag neu zu pflegen, im Vordergrund. her nichts als Nebel verbrei-
auch nicht dazu führen, daß die verhandeln." tet worden ist: Bilder, die
eine Seite eine vermeintliche Lö- Zurückhaltend reagierten die Der Bundeskanzler reist mit weh tun, die unter die Haut
sung der Probleme auf Kosten der An den Irritationen schon im Polen auch auf deutschen Wün- einer exklusiven Delegation. gehen, eine Dokumentation
anderen sucht. Nicht der Täter, Vorfeld des immer wieder ver- schen an die katholische Kirche, Die Gastgeber wollten es so. Sie des dramatischen Zerfalls
das Opfer bestimmt den Zeitpunkt schobenen Besuchstermins ist Polen will Garantie künftig Messen in deutscher sind vor allem an hochrangigen
die Bundesregierung nicht ganz Sprache anzubieten. Die War- Vertretern der Finanzen und der zweitgrößten Stadt der
der Versöhnung. DDR, Bilder wie aus New
Die Oder-Neiße-Linie markiert unschuldig. In der Innenpolitik Das Hauptproblem stellt sich schauer Regierung bat ihrerseits Wirtschaft interessiert. Im Ge- Yorker Ruinenvierteln. Aber
eine willkürlich gezogene Grenze. stand und steht sie nach der Ab- mit der Oder-Neiße-Linie. Telt- darum, diese Passage aus der folge Kohls befinden sich zahl- die Diagnose galt Leipzig und
Für die von den Sowjets nach We- sage des Kanzler-Abstechers schik machte klar, daß Helmut Erklärung zu streichen. Die reiche Bundesminister, von Au- lautete: Koma.
sten abgedrängten Polen ist sie zum Annaberg nach wie vor un- Kohl auch in der polnischen Bundesregierung will einen neu- ßenminister Genscher bis Um-
dennoch ein Symbol für den Be- ter dem Druck der Vertriebe- Hauptstadt an der Auffassung en Vorschlag anbieten, über weltminister Töpfer. Neben den Der nach bisherigem Maß-
stand der Nation. Darüber sind nenverbände. Außenpolitisch festhalten wird, wonach der Be- dessen Inhalt sich Teltschik Abgeordneten aller Parteien stab schlicht sensationelle
sich Reformer und Kommunisten sieht sie sich dem Verlangen der stand der polnischen Westgren- noch ausschwieg. Kohls außen- werden Kardinal Hengsbach für Beitrag von Ruth Geist-
einig. Wer daran rührt, erzeugt Gastgeber nach einem klären- ze die Bundesrepublik Deutsch- politischer Berater ließ durch- die katholische Kirche und der Reithmeier rüttelte auf, be-
Mißtrauen, auch wenn er das den Wort zur polnischen West- land, nicht aber ein wiederver- blicken, daß noch mit einer Rei- evangelische Militärbischof deutete für die „Wende" in
Recht auf seiner Seite wähnt. grenze ausgesetzt, nachdem einigtes Deutschland bindet. he von „Überraschungen" zu Binder die Sondermaschine des der Medienlandschaft der
vornehmlich Politiker der Uni- Teltschik dazu weiter: „Mehr ist rechnen sei. Kanzlers besteigen. Hessens DDR so etwas wie eine Stern-
Die Bundesregierung fühlt sich on, allen voran der CSU-Vorsit- dazu nicht zu sagen." Die Polen Ministerpräsident Walter Wall- stunde. Das Schlußwort des
an Wort und Geist des Warschauer Insgesamt umfaßt die Erklä-
zende Waigel, die Grenzfrage verlangen dagegen eine aus- rung neun Kapitel, die von der mann will für die heimische beispiellosen Films, der mit
Vertrages gebunden. Darüber, wie als „offen" bezeichnet hatten. drückliche, klare in die Zukunft Wirtschaft werben. „Klartext" eine neue Repor-
dieser Vertrag zu interpretieren ist, gemeinsamen Verantwortung
zerbrechen sich die Völkerrechtler
tagenreihe einleitete, gab
den Kopf. Helmut Kohl wird bei
auch ein neues Selbstver-
seinen Partnern wenig Verständnis
ständnis der Journalisten
für seine Haltung finden. Aber die Presse-Echo wieder: „Auch wir werden
künftig die Entwicklung die-
Polen sollten auch wissen, daß in ser Stadt nicht mehr aus den
Bonn niemand ernsthaft daran Beherrschendes Thema ist das DDR- Augen lassen."
denkt, ihre Westgrenze in Frage zu Reisegesetz
stellen. Trotz des Wortgetöses auf
Wählerstimmen schielender Politi- Uralter Wohnungsbestand
ker. Hans-Ludwig Laucht, Bonn g WESTFALENPOST
(Hagen)
Die DDR-Führung ist mit dem 104 000 Wohnungen sind
in Leipzig vor 1918 erbaut
neuen Reisegesetz über ihren ei-
Wenn Lenin genen Schatten gesprungen. Die
Mauer wird mit dieser Regelung
worden. Das sind 41 Prozent
des Bestands. Seit drei Jah-
das erlebt hätte zu einem historischen Relikt.
Und trotzdem: Die Begeisterung
ren ist die Zahl der neuge-
bauten Wohnungen geringer
als die der geräumten Woh-*
auf den Ostberliner Straßen hält nungen. „Der Verfall über-
öoweit ist es gekommen. Selbst sich in Grenzen. Helfen können holt die Erneuerung." Die
der höchste Feiertag der KPdSU jetzt nur noch unkonventionelle Autorin belegt, daß bei jetzi-
wird geschändet, deren Machtan- Ideen. Und da ist das Politbüro gem Tempo und bisheriger
spruch öffentlich bestritten. In der in Ost-Berlin so unflexibel wie Strategie der Baupolitik die"
Hauptstadt der Weltrevolution for- die Bundesregierung ideenlos. Einwohnerzahl Leipzigs bis
miert sich die Opposition, in einer zum Jahr 2000 um rund
der unruhigen Provinzen muß die 100 000 auf dann 456 000
alte Garde vor dem Volkszorn sinken wird. Die Anklage:
flüchten. Gorbatschow sieht das SÜDWEST PRESSE „Die Stadt wird in den Kol-
Damoklesschwert über sich, der- (Ulm) laps geführt."
weil die Armee ohne Glanz und Ein politischer Befreiungs- Die Bilder, „die wir so bis-
Gloria an ihm vorbeizieht. In Worku- schlag für die immer bedrohli- her nicht zeigen durften, weil
ta streiken die Arbeiter, denen cher in die Ecke gedrängte SED- sie das Lackbild unserer
nach den Worten des Staatsgrün- und DDR-Führung sollte die Selbstzufriedenheit beschä-
ders dieser Staat gehört, und stra- neue Reiseregelung werden. digt hätten", sind unbestech-
fen die Partei mit Mißachtung. Le- Doch der Wunsch von Egon Die letzte Chance (Karikatur: Wolf) lich „wie unsere Kamera",
nin, folgt er dem unfrommen Krenz und seinen Genossen sagt die Autorin. Der Blick
Spruch, müßte sich im Mausoleum wird ein Traum bleiben. Weil gleitet über quadratmeter-
umdrehen. die DDR-Einwohner in dem weise überall von den Wän-,
Von der Zentralgewalt geht kei- neuen Gesetz keineswegs die Neues Rückkehr-Motiv für ehemalige DDR-Bürger: den bröckelnden Putz, erfaßt
ne Macht mehr aus. Im Namen der heiß ersehnte Reisefreiheit se- zerborstene Wasser- und
Perstroika hat sie der oberste Re- hen, wird die SED-Spitze nicht Kanalrohre, offene, gefährli-
former dem Willen der Massen an-
heimgegeben. Doch der nimmt an-
dere Wege, als sie der (vorläufig
oder überhaupt) letzte Nachfolger
vom politischen Druck von un-
ten befreit. Das neue Reisege-
setz ist zweifellos ein Schritt in
die richtige Richtung. Aber jetzt
„Bei der Stunde Null dabeisein" che Löcher in Böden und
Decken. „Kinder dürfen hier
nicht mehr spielen, das ist
Einsturzgefahr, alles", be-
Lenins ebnen wollte. Die Werktäti- muß nicht mehr nur die Rich- Von unserem Redaktionsmitglied Ottmar Berbalk richtet ein Bürger. Ein ande-
gen verzweifeln an der täglichen tung stimmen. Jetzt muß das rer sagt: „Die Wohnungen
Not. Die Nationen im Riesenreich Ziel sofort erreicht werden - die Beernhard Döveling führte ge- sind alle naß, die Toiletten,
zerfetzen das Banner des Interna- völlige Reisefreiheit. Die jedoch einem der Grenzübergänge publik zu bleiben. Döveling: Elektrikleitungen, alle ka-
tionalismus, das die Russen vor
stern morgen ein spannendes Richtung alte Heimat fahren, so „Solche Leute sagen sich: .Lie- putt." Ein Bauarbeiter, der
wird nicht gewährt. Gespräch mit einem jungen wie es seit dem 20. September ber ein Häuschen in der DDR als
sich hertrugen. Und die Radikaien mit seinen Kollegen die
um den Volksktribun Jelzin warten
Mann. „Ich will zurück", erklär- bis gestern beispielsweise in eine unsichere Zukunft in der Gründung eines eigenen Ab-
nur auf ihre Stunde, um mit den
te der Mittzwanziger. „Ich will Herleshausen (Werra-Meißner- Bundesrepublik.'" Dazu kom- rißbetriebes nicht durchset-
bei der Stunde Null dabeisein." Kreis) genau 20 Personen getan men nicht erfüllte Erwartungen
zaghaften Reformern aufzuräu- WESTFALEN-BLATT Bernhard Döveling ist Referats- haben. Spezielle Formalitäten und Enttäuschung über das
zen konnte, macht den Vor-
schlag, zum Einreißen Pio-
men. (Bielefeld) leiter Aus- und Übersiedler werden nicht verlangt. „Norm- und Wertesystem im
Dafür, daß die neuen Reisege- niereinheiten der Armee ein-
Das ergibt ein explosives Ge- beim Generalsekretariat des Die am 27. Oktober von Ost- Westen". Nach Ansicht des zusetzen.
misch, bei dem ein Funke genügt, setze das erste Indiz für eine Po- Deutschen . Roten Kreuzes berlin für Republikflüchtlinge DRK-Referatsleiters macht den
um 72 Jahre danach eine andere litik der Wende in der DDR sein (DRK) in Bonn, und sein Ge- verkündete Amnestie hat nach Grenzgängern hier das „hohe
Revolution zu entfesseln. Der Jä- sollen, sind sie bescheiden aus- sprächspartner war ein in der Ansicht der DDR-Konsularab- Maß an Unverbindlichkeit" zu
ger gleicht immer mehr einem Ge- gefallen. Aus der Reisefreiheit Bundesrepublik lebender ehe- teilung bei diesen Entscheidun- schaffen. Chefarchitekt mutlos
jagten. Noch brilliert Gorbatschow wurde ein Urlaub in Raten, Geld maliger DDR-Bürger. Noch gen eine „große Rolle" gespielt. Mit Typ drei wird Döveling
mit seiner Kraft der Analyse und gibt's auch nicht. Freiheit für nicht lange hier und - schenkt Grundsätzlich kämen wohl sehr erst seit wenigen Tagen kon- Leipzigs Chefarchitekt
Nerven. Seine Stärke ist das Sym- dreißig Tage im Jahr? Das ist man der Ankündigung Glauben viele Faktoren zusammen. DRK- frontiert. Sie zeigen keine Angst Dietmar Fischer ist kaum we-
bol, das er verkörpert. Im Mittel- lächerlich, das hat wenig mit - nicht mehr lange hier. Es gibt Experte Döveling hat drei Moti- mehr, wollen in der Deutschen niger mutlos als viele Mieter.
punkt seiner Politik steht der dem Menschenrechtskorb der sie tatsächlich, die kleine vationsstränge gefunden. Ge- Demokratischen Republik Flag- Zur Zukunft des Stadtteils
Mensch, hat er verkündet. Doch KSZE-Schlußakte in Helsinki zu Fluchtwelle in Richtung Osten. sprächserfahrungen in den 419 ge zeigen. Die Reformansätze Plagwitz: „Es ist verantwor-
leicht könnte es sein, daß sich die tun. Keiner weiß jedoch genau, wie Beratungsstellen des DRK lie- zeigen Wirkung, die verspro- tungslos, das Wohnen auf
Menschen nicht nach seinem Bilde hoch die Zahl der Rückkehrwil- gen dieser Aussage zugrunde. chene Straffreiheit für die Repu- lange Sicht dort beizubehal-
formen lassen. An den Rändern ligen ist. Von 200 sprach vor In den DRK-Anlaufstellen blikflüchtlinge auch. ten. Auf die Frage der Auto-
des einstigen kommunistischen Im-
periums hat der Zerfall schon be-
fjannoDcrfrtie flllocmcinr einigen Tagen DRK-Präsident
Prinz zu Sayn-Wittgenstein. kümmern sich 150 hauptamtli- Können die alten und neuen rin, warum man erst jetzt auf
gonnen. Jetzt bedroht er das Zen- Nach Ansicht Bernhard Döve- che und weit über 1500 neben- DDR-Bürger diesen Verspre- die Misere komme, wo die
Vor wenigen Wochen wäre amtliche Mitarbeiter um die chen glauben? Das Deutsche Erkenntnisse über die
trum. Wie gefährlich eine Erkran- lings war dies eine vorsichtige
kung des zentralen Nervensy-
das Reisegesetz, das die DDR-
und inzwischen weit überholte Sorgen und Nöte der Übersied- Rote Kreuz meint, ja: „Eine schlimme Lage Leipzigs doch
stems ist, wissen nicht nur Medizi-
Regierung jetzt vorgelegt hat, in
Schätzung. ler. Keiner, so Döveling, müsse Rückkehr ist gefahrlos." Dies sei. schon früher vorlagen: „Sie
ner zu berichten. Die Geschichte
beiden deutschen Staaten noch einen Rückkehrwunsch begrün- Angehörigen der Beratungsstel- drehen den Film auch erst
ist voll von derartigen Fall-Studien.
kräftig beklatscht worden. Aber Über den Tisch des zuständi- den. Viele hätten jedoch aus ei- len durch Telefonate bestätigt jetzt" - DDR-Glasnost im No-
die Zeiten, in denen der Wunsch genem Antrieb den Wunsch, worden. vember 1989.
Alfred Brugger nach mehr Reisefreiheit durch §en Konsularbeamten in der
tändigen Vertretung der DDR den Rückfall zu'erläutern. Ängstlicheren Naturen stellt Ist Leipzig noch zu retten?
einige Zugeständnisse halbwegs in Bonn sind bis gestern weit Typ eins zeigt Scham. Er hat das DRK auf Wunsch und in Ein Arbeiter sagt: „Viel ist
befriedigt werden könnte, sind über 1000 Anfragen gegangen. Angehörige sowie Hab und Gut Rücksprache mit der Konsular- nicht mehr dran an der Stadt
vorbei... Es ist politisch so viel Das sei jedoch nur ein kleiner zurückgelassen und „schämt abteilung der DDR gerne ein hier." Eine junge Frau meint:
Das Zitat im Fluß, daß das' letzte Wort
auch hier noch nicht gespro-
Teil, meint der Beamte. Mag sich nun, weggelaufen zu sein". Schreiben aus, das den Rück- „Die Welt ist so aufmerksam
sein, daß er übertreibt, melden Schuldgefühle und ein schlech- kehrwunsch noch einmal geworden auf Leipzig, daß
„Wir brauchen nicht dauernd zu chen sein dürfte. Die DDR, so müssen sich rückkehrwillige tes Gewissen nagen an seiner schriftlich dokumentiert. Juri- man sich das nicht leisten
sagen, daß wir die Nummer eins behauptet die noch allein herr- DDR-Übersiedler in der Tat Psyche. stisch hat es keine Bedeutung, kann, daß man so eine Stadt
sind. Es ist zwar wahr, aber lassen schende SED, sei ein weltoffener nicht, weder bei der Ständigen Typ zwei hat Angst, ange- das Papier mit dem Briefkopf des nicht einfach verfallen lassen
wir das doch die anderen sagen." Staat. Ein solcher Staat braucht Vertretung noch bei einer ande- sichts von Arbeitslosigkeit und DRK scheint jedoch beruhigend kann."
Helmut Kohl aber gar kein Reisegesetz. ren Dienststelle. Sie können zu Wohnungsnot in der Bundesre- zu wirken.
Nr. 261 Hessen Mittwoch, 8. November 1989

Fritzlar für Aufnahme von 350 Flüchtlingen gerüstet

Trabbi-Karawane rollt an
Fritzlar (ula). „Da kommt schon wieder gelotst. Seit gestern nachmittag rollt die Kara-
einer!" Die Posten rund um die Georg-Fried- wane in die Kaserne der Domstadt, kommen
rich-Kaserne in Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) die Übersiedler aus der DDR in ihren Trabants,
haben den „Trabbi" erspäht und mit sicherer Wartburgs und Ladas direkt von der tschechi-
Hand auf den Parkplatz hinter der Halle 7 schen Grenze ins nordhessische Fritzlar.
„Bayern ist voll, dort geht gar kammer des DRK Schwalm- 104 Übersiedler trafen mit ei-
nichts mehr", weiß Kasernen- Eder, Essen und Betreuung, nem Sonderzug aus Prag in Bad
kommandant Oberst Ziegaus zu Aufnahmeformalitäten, Fried- Hersfeld ein. Die anderen ka-
berichten. Wer sich dem Flücht- landhilfe und Begrüßungsgeld: men mit Privatfahrzeugen in die
lingsstrom angeschlossen und in der Fritzlarer Kaserne wird Stadt. „In Bad Hersfeld gefällt es
den Entschluß zur Reise in den das komplette Programm für die den Übersiedlern so gut, daß sie
Westen gefaßt hat, wird zur Zeit DDR-Übersiedler abgespult. nicht wieder weg wollen", zitier-
an der Grenze von Beamten,des Eine Gruppe des Bundesgrenz- te ein Grenzschützer seinen
Bundesgrenzschutzes nach schutzes, eigens angereist ist, Kommandeur.
Hessen weitergeleitet. Neben übernimmt die weitere Vertei-
Fritzlar, das sich für maximal lung in die verschiedenen Bun-
350 Personen gerüstet hat, steht desländer. „Restlos belegt"
DIE ERSTEN SCHRITTE in der Bundesrepublik: mit Tränen der Erleichterung entlädt sich nach der die Kaserne in Schwarzenborn
langen Fahrt aus der DDR über die CSSR die Spannung der Neuankömmlinge, die vom Grenzüber- im selben Landkreis für weitere Die rund 1200 Plätze in den
gang Schirnding in Bayern nach Fritzlar gewiesen wurden. (Foto:ula) 800 Übersiedler als erste Unter- „Überall frei bewegen"
Kasernen des Bundesgrenz-
kunft zur Verfügung (siehe Be- schutzes in Fulda, Aisfeld, Hün-
richt „Zwölf Kasernengebäude Wie lange.nun tatsächlich die feld und Bad Hersfeld seien rest-
800 Übersiedler im Truppenlager auf dem Knüll erwartet geräumt" auf dieser Seite). Halle 7 ein Übergangslager sein los belegt, berichtete ein Spre-
wird für 300 bis 350 DDR-Bür- cher des Grenzschutzkomman-
Zwei Fehlalarme ger, weiß zur Zeit niemand in
Anzeige

Zwölf Kasernengebäude geräumt


Fritzlar. Das hängt in erster Li-
nie von der Menge der Ankom-
Nach zwei für die einsatz- menden ab, in zweiter Linie von
freudigen Soldaten und Offiziere der Aufnahmekapazität der ein- Wie gut sehen Sie
frustrierenden Fehlalarmen in zelnen Länder.
Schwalmstadt/Schwarzenborn gehend ihre Sachen und rollten Betreuung der zu erwartenden den vergangenen Wochen er- Wer von den Ankommenden eigentlich?
(wfr). Um für die Aufnahme von mit eigenen Radfahrzeugen und Familien. wies sich die dritte Ankündi- wollte, konnte auch sofort wei-
rund 800 übersiedlern gerüstet angemieteten Bussen schon am Bis Dienstagabend war noch gung von DDR-Übersiedlem als terfahren zu Verwandten oder Lassen Sie Ihre Augen
zu sein, wurden gestern auf dem Dienstagnachmittag in ihre kein Transport mit Umsiedlern richtig. Bekannten. „Sie können sich prüfen. Jetzt!
Knüll im Bereich des Truppen- Standorte zurück. in der Schwalm eingetroffen. Es Gegen 14 Uhr bereits fuhr die hier frei bewegen: darum sind
lagers der Bundeswehr stunden- Inzwischen wurden die Räu- war auch noch nicht klar, wo ein erste Familie auf das Kasernen- sie ja auch hierhergekommen",
lange Vorbereitungen getroffen. me, in denen zwei bis acht Per- aus München angekündigter gelände - sie war am Abend versichert Oberst Ziegaus den
Sofort nach Bekanntwerden der sonen untergebracht werden Sonderzug halten wird. Bei der vorher in Zwickau gestartet und Neuankömmlingen, von denen Ihre hessischen
Anordnung des Verteidigungs- können, für die Aufnahme der Bundesbahn in Schwalmstadt- ohne Probleme aus der DDR viele mit Tränen der Freude und
führungsstabes des Heeres lei- Umsiedler aus der DDR herge- Treysa war zu erfahren, daß der über die CSSR in die Bundes- Erleichterung ihre erste Kon- Augenoptiker
tete Major Hermann Löhr mit richtet. Zug frühestens in der Nacht republik gelangt. taktstelle im Westen begrüßten.
einem Mitarbeiterstab die Räu- entweder in Treysa und oder in
mung der 12 Gebäude ein, in Bad Hersfeld eintreffen könne.
denen zur Zeit wegen militäri- Auch DRK hilft Keine Wartezeiten 150 nach Bad Hersfeld dos Mitte in Kassel. Die Über-
scher Übungen rund 1000 Sol- Die Bundeswehr am Knüll siedler bleiben meist nur kurz in
daten, darunter 100 Briten, Un- hielt genügend Busse bereit, den Lagern: Am Nachmittag
terkunft gefunden hatten. Die Kommandantur des Trup- mit denen die Flüchtlinge sofort Fast ungläubiges Erstaunen Auch in der Bundesgrenz- waren in der Unterkunft in Ful-
penübungsplatzes wurde unter- nach der Ankunft in Nordhes- äußerten fast alle Ankömmlinge: schutzkaserne in Bad Hersfeld da wieder 69 Betten frei. „Bis
stützt von der Standortverwal- sen zu den rund 25 Kilometer eine solch reibungslose Abferti- trafen gestern nachmittag weite- zum Abend sind wir aber wieder
Sofort Sachen gepackt tung und vom Panzergrenadier- von den Bahnhöfen entfernten gung durch die DDR- wie die re 150 DDR-Übersiedler ein, die voll", hieß es.
bataillon 152, das in der Knüll- Notunterkünften gebracht wer- tschechischen Grenzer hatten in ihren eigenen Fahrzeugen über Auch auf Hessens höchstem
Kaserne stationiert ist und das den sollten. sie denn doch nicht erwartet. die tschechoslowakische Grenze Berg, der Wasserkuppe in der
Die Soldaten, die aus Hamm, auch bei der Verpflegung der Ein Offizier der Bundeswehr Wartezeiten und lange Schlan- in die Bundesrepublik gekommen Rhön, sind die Gebäude der
Dortmund, Munster und Her- Flüchtlinge aus der DDR helfen in Schwarzenborn: „Wir haben gen an den Kontrollpunkten ge- waren. Innerhalb weniger Stun- Bundeswehreinheit des Radar-
born nach Schwarzenborn ge- soll, solange sie in der Notunter- uns darauf eingerichtet, daß hören offenbar bereits der Ver- den wurden Mannschaftsräume führungsdienstes „bis unter das
kommen waren und sich zum kunft am Knüll bleiben. Auch wir rund um die Uhr zur Auf- gangenheit an. ; hergerichtet, in denen je drei bis Dach" belegt. In dem Erstauf-
Teil bis nächste Woche im Knüll das Rote Kreuz traf Vereinba- nahme der Umsiedler eingesetzt Ein Bett für die ersten Nächte, fünf Übersiedler Platz finden
rungen mit der Bundeswehr zur "können. nahmelager haben 300 Men-
aufhalten sollten, packten um- werden". Kleidung in einer Kleider- schen ein Quartier gefunden-

Wohnungsbau Volkszählung
Beamter verletzt
„Überzogene Rottweiler griff Freispruch
Erwartungen" Polizeipferd an für Boykotteur Ein Grund mehr
Bad Wildlingen (seh). Vor Frankfurt (AP) Ein angriffs- Frankfurt (lhe). Eine Aufforde-
überzogenen Erwartungen an
die Kapazitäten im Wohnungs-
bau hat der Sprecher der Bun-
lustiger Rottweiler versetzt
die Frankfurter Bürger in
rung zum Boykott der Volks-
zählung in einer Pressemittei-
lung an eine Zeitungsredaktion
zu Mercedes-Benz zu kommen.
Angst und Schrecken. Über
desarbeitsgemeinschaft Trep- den Rundfunk warnte die ist nicht strafbar, weil es sich
pen und Geländer, Martin Ihle Polizei am Dienstag die Bevöl- dabei noch nicht um eine „öf- Viele Gründe führen zu Mercedes-Benz in Kassel.
(Murrhardt), gestern bei der Er- kerung vor dem Hund, der fentliche Aufforderung zu Straf- Jetzt gibt es noch einen m e h r - als Zugabe frei Haus
öffnung des Deutschen Trep- einen 52jährigen Polizei- taten" handelt. Mit dieser Be- sozusagen.
penbautags in Bad Wildungen hauptmeister der Reiterstaffel gründung hat der 5. Strafsenat
(Kreis Waldeck-Frankenberg) Süd während seiner Streife im des Oberlandesgerichts Frank- Ob Sie sich über Neue oder Gebrauchte PKW,
gewarnt. Für 1990 erwartet er Stadtwald angegriffen habe. furt in einer am Dienstag veröf- Transporter oder LKW informieren möchten,
die Fertigstellung von 280 000 Dabei seien Pferd und Reiter fentlichten Entscheidung (Ak-
neuen Wohnungen, für 1991 ein schwer verletzt worden. tenzeichen: 5 Ss 422/88) einen oder ob Sie die Wartezeit überbrücken
„Wunschergebnis" von über Freispruch des Amtsgerichts möchten, in der Ihr Wagen repariert
300 000. „Mehr ist nicht zu Der Rottweiler einer Groß-Gerau für einen als Volks-
schaffen", sagte er. 54jährigen Spaziergängerin zählungsgegner aktiven Grünen wird, wir laden Sie herzlich ein in unsere
biß nach Darstellung des bestätigt. Kutscherstube im.Truck Center.
Polizeipräsidiums das Pferd
in den Hals und den Rücken. Der Angeklagte hatte in einer Mit kleinen Snacks, heißen und kalten Getränken
Debatte über Binnenmarkt Das Pferd habe sich aufge- Pressemitteilung dazu aufgefor- möchten wir beweisen: in Betreuung
bäumt und den Beamten ab- dert, von den Fragebogen der
100 Teilnehmer aus der gan- geworfen, der dabei Verlet- Volkszählung von 1987 die so gut wie in Technik.
zen Bundesrepublik nehmen an zungen an der Schulter und Zählnummern abzutrennen und
der Tagung in der Badestadt teil, der Halswirbelsäule erlitten war wegen öffentlicher Auffor-
in der an zwei Tagen über den habe. Danach habe der Rott- derung zur Sachbeschädigung
Treppenbau, baurechtliche Fra- weiler das Pferd bis auf einen angeklagt worden. Das Amts-
gen und die Schaffung des euro- Parkplatz an der Bundestra- gericht hatte ihn freigespro-
päischen Binnenmarkts ab 1992 ße 3 verfolgt, wo es von ei- chen.
diskutiert wird. Als Referenten nem Passanten eingefangen Eine „öffentliche Aufforde-
beteiligen sich unter anderen werden konnte. Von dem rung" liege nicht vor, entschied
Prof. Herbert Ehm vom Bundes- Hund fehle seitdem jede der Senat. Die Zeitung habe die
bauministerium sowie Dieter Spur. Die Polizei hat Straf- Mitteilung zwar veröffentlicht,
Eschenfelder vom hessischen anzeige erstattet. der Angeklagte habe darauf
Innenministerium. aber keinen Einfluß gehabt.

Kleinbus stieß mit Pkw zusammen Angeklagter streitet


Vergewaltigung ab
54jähriger bei Unfall getötet
Kassel/Korbach (t). Gegen- Frau Eva Laun bewirtet
Zwesten (ula). Tödlich endete wegs, kam in Höhe von Oberurff sätzliche Aussagen im Prozeß
für einen 54jährigen aus Deren- über die Fahrbahnmitte hinaus gegen einen 32jährigen aus Kor- Sie in gemütlicher
tal bei Holzminden (Nieder- und prallte zunächst gegen einen bach, der - wie berichtet - der Atmosphäre mit Charme
sachsen) eine Fahrt auf der Bun- entgegenkommenden Lkw, dann Vergewaltigung bezichtigt wird. und Freundlichkeit.
desstraße 3 bei Zwesten-Ober- gegen den Kleinbus, der eine ER soll im Januar vorigen Jah-
urff (Schwalm-Eder-Kreis). Böschung heruntergeschleudert res ein 17jähriges Mädchen
Noch an der Unfallstelle erlag er wurde, und schließlich noch ge- im Feuerwehrhaus zum Ge-
am Montag gegen 21 Uhr seinen gen einen Pkw. schlechtsverkehr gezwungen Die Kutscherstube macht unseren Rundum-
Verletzungen. Ein zweiter Während der Kleinbusfahrer haben.
Mann wurde schwer verletzt. tödliche Verletzungen erlitt, Während das Mädchen vor Service komplett.
Die Bundesstraße 3 wurde meh- wurde der Borkener Fahrer der 3. Strafkammer des Land-
rere Stunden lang gesperrt. schwerverletzt ins Fritzlarer gerichts Kassel den Vorfall be-
Wie die Fritzlarer Polizei er- Krankenhaus gebracht. Die stätigte, stritt ihn der Angeklag- Willkommen bei Mercedes-Benz
mittelte, war ein ebenfalls 54jäh- Polizei ordnete dort wegen Ver- te ab. Fortsetzung der Verhand-
riger Mann aus Borken gegen dachts der Trunkenheit eine lung ist am kommenden Mitt-
20.45 Uhr mit seinem Pkw auf der Blutentnahme an und stellte den woch vor dem Amtsgericht in
B 3 in Richtung Jesberg unter- Führerschein sicher. Korbach.
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1:0 in Köln Theater/Stars Kunstmäzen: Letzte Meldung Tennis Zum Tage


Erneuter Das ganz „Ich bin Tote auf Becker Der Joker
KSV-Sieg große Geld unschuldig" der Elbe? siegt Auuf den Plakaten der demonstrie-
Drei Tage nach dem Als „ungeheuer- renden Massen steht der Name
Auf die Konten der Bei einer Schiffs- Sein Auftaktspiel
Hans Modrow überall in der DDR
I:0-Erfolg in Meppen Oper geht nach wie lich" bezeichnete der kollision in der Eib- beim Tennis-Grand-
an erster Stelle. Der aus Ost-Berlin
feierte Schlußlicht vor das ganz große Aachener Kunstmä- mündung hat es ge- Prix Turnier in Stock-
abgeschobene, von den Apparat-
KSV Hessen Kassel Geld. Dies fand jetzt zen Prof. Dr. Peter stern abend offenbar holm gewann Wim-
schiks zum Versager gestempelte
im Zweitliga-Punkt- die Zeitschrift „Thea- Ludwig (Bild) vor Ge- Tote und Verletzte bledonsieger
Dresdener Boris
SED-Bezirkssekretär'
spiel bei Fortuna Köln ter heute" heraus, die richt den Vorwurf, er gegeben. Laut Schiffs- Becker mit einiger
gehört zu den wenigen Männern,
am Mittwochabend recherchierte, was habe 1.5 Millionen meldedienst stießen Mühe gegen den
denen die Bevölkerung einen wirk-
einen weiteren Über- Spitzenkönner im DM Vermögenssteu- die Passagierfähre Amerikaner Jim Pugh
lichen Neuanfang zutraut. Er ist be-
raschungserfolg. Theater verdienen. So ern nach dem Ver- „Hamburg" und der in drei Sätzen mit 3:6,
scheiden, tolerant und glaubwür-
Schütze des entschei- erhält Dirigent Abba- kauf von alten Hand- Frachter „Nordic 6:0, 6:4 und trifft nun
dig. Wo diese Eigenschaften Man-
denden 1:0 war Neu- do (Foto) für 35 Aben- schriften hinterzogen: Stream" zusammen. auf den Schweden
gelware sind, wecken sie große
zugang Bernhard de im Jahr 1,1 Mio „Ich bin unschuldig". Näheres war zu- Jan Gunnarsson. Sie-
Hoffnungen. Schon wird von einem
Raab. Siehe Sport Mark. Siehe Kultur. „Blick in die Zeit". nächst nicht bekannt. he Sport
deutschen Gorbatschow an der
Spitze des Ministerrates gespro-
chen. Modrows Wahl ins Politbüro
und seine Nominierung zum Regie-

DDR-Fluchtwelle
Nach Rücktritt des Politbüros: Dresdner Reformer rückt in SED-Spitze auf rungschef könnten den Bürgern
Reformbereitschaft der neuen Füh-
rung signalisieren.
Schön wäre es, wenn solche
60 000 in
sechs Tagen
München (dpa). Die Zahl
Modrow wird Regierungschef Träume in Erfüllung gingen. Doch
es ist zu befürchten, daß Egon
Krenz mit Hans Modrow nur einen
Joker im Spiel um Popularität setzt.
Neue Namen und neue Köpfe än-
dern nichts an den alten Struktu-
Berlin (dpa/AP). Mit einem großen Personalrevirement der DDR, auf und soll auch neuer Ministerpräsident werden, ren. Solange das Politbüro die Par-
der DDR-Flüchtlinge steigt versucht die SED, die Weichen für die Zukunft zu stellen: Der Nachdem der Ministerrat (Regierung) am Dienstagabend tei beherrscht und die Partei die
unaufhörlich. Sprecher des Dresdner Reformpolitiker Hans Modrow (61) rückte gestern zurückgetreten war, wird mit einer Neuwahl durch die Volks- Regierung steuert, bleibt das Volk
Bundesgrenzschutzes rech- außen vor. Indem sie andere Par-
neten innerhalb der 24 Stun- ins neugewählte Politbüro, dem eigentlichen Machtzentrum kammer in der nächsten Woche gerechnet. teien und Gruppierungen duldet,
den von gestern früh bis heu- bekräftigt die SED nur ihr Macht-
te früh mit rund 11 000 Men- Zum ersten Mal in der Ge- Politbüros wurden sechs (bisher gerichts, eine Verwaltungsre- monopol. Ihr Dialog mit der Oppo-
schen. Damit werden in den schichte der DDR war gestern fünf) Politiker, darunter zwei form, die Abschaffung von Son- Letzte Meldung sition verwirklicht noch keine De-
sechs Tagen seit Öffnung der vormittag auch das Politbüro Frauen, benannt. Auf der bis derrechten für Spitzenfunktio- mokratie. Von Pluralismus wird
CSSR-Grenze am Freitag fast geschlossen zurückgetreten. Ei- Freitag angesetzten ZK-Sitzung näre, einen zivilen Ersatzdienst man erst sprechen können, wenn
60 000 Flüchtlinge auf die-
sem Weg in die Bundesrepu-
nen entsprechenden Vorschlag soll auch ein Aktionsprogramm und Sofortmaßnahmen zur Ver-
von Staats- und Parteichef verabschiedet werden. Dieses besserung im Alltag. Krenz spricht
es zu freien Wahlen kommt. Ob
Hans Modrow bereit und stark ge-
Krenz nahmen die 157 anwesen- vom bisherigen Politbüro verab-
blik gekommen sein.
Allein in der Nacht zum
Mittwoch und tagsüber tra-
den Mitglieder des Zentralko- schiedete Paket beinhaltet die
mitees (ZK) einstimmig an. Da- Einrichtung eines Verfassungs Opposition skeptisch
sich für „freie
nug ist, die Wege dahin zu ebnen,
steht in den Sternen. Für die revo-
lutionäre Volksbewegung in der
fen etwa 8000 DDR-Bürger
mit Autos in der Bundesre-
mit solle die Verantwortung für
die derzeitige Situation in der Das Vorstandsmitglied der Wahlen" ausDDR bedeutet seine Aufwertung
noch keine Entwarnung.
publik ein. Dazu kamen noch DDR deutlich gemacht werden, Sozialdemokratischen Partei in
berichtete die Nachrichten- der DDR, Reiche, erwartet nach Berlin (dpa). Vor dem Zentral- Achim v. Roos
vier mit bis zu 1000 Passagie- agentur ADN.
ren besetzte Züge aus der der dem Wechsel kein steigendes komitee der SED hat sich Gene-
CSSR. Chaotische Verhält- Vertrauen der Bevölkerung in ralsekretär Krenz gestern für ein
nisse herrschten bei der Ein- die DDR-Führung. „Was heute neues Wahlgesetz ausgespro-
Hintergrundberichte zur Tagung geschehen ist, geschieht im al- chen. Es werde „die freie, allge- DDR-Bürger/Appell
reise am Grenzübergang des Zentralkomitees und ein Por-
Schirnding: Die Wartezeiten ten Strickmuster: Die SED be- meine, demokratische und ge-
trät Hans Modrows finden Sie auf stimmt, was getan wird". heime Wahl gewährleisten und
wuchsen.auf sechs Stunden „Themen des Tages".
an. Seit Öffnung der ungari-
schen Grenze am 11. Sep-
tember kamen etwa 110 000 Das Politbüro wurde von 21
Die DDR-Bürgerbewegung
„Demokratie Jetzt" sieht in dem
neuen Politbüro keinen Ansatz
in jedem Stadium der Wahl die
öffentliche Kontrolle garantie-
ren", kündigte Krenz laut ADN
Christa Wolf:
DDR-Bürger über Ungarn
und die CSSR in den Westen.
auf elf Mitglieder reduziert. Ihm
gehören vier neue Mitglieder
für eine Lösung der bestehenden
Krise. Die SED müsse auf ihren
von gestern abend an.
Zuvor hatte er allerdings das
„Bleibt hier"
Die insgesamt 86 Notauf- an: Neben dem Modrow (eine Führungsanspruch verzichten, System der Blockparteien „als
nahmelager platzen aus allen Gegenstimme) sind dies der bis- hieß es in einer Stellungnahme. eine Errungenschaft des Sozia- Berlin (dpa). In einem dra-
Nähten. In der Freiheitshalle herige Minister für Material- „Demokratie Jetzt" sei aber be- lismus... und eine wichtige matischen Appell forderte
in Hof wurde die Lage so pre- wirtschaft, Wolfgang Rauchfuß, reit mit Reformern wie Modrow Grundlage für die Erneuerung die DDR-Schriftstellerin
kär, daß die Neuankömmlin- (vier Gegenstimmen), der Vor- und Schabowski zu sprechen. unseres politischen Systems" be- Christa Wolf (Bild) in der
ge die Plätze wechseln muß- sitzende der staatlichen Pla- Ähnlich äußerte sich das zeichnet. „Wir gehen davon aus, „Aktuellen Kamera" des
ten: Die einen konnten in nungskommission, Gerhard Neue Forum, das darauf hofft, daß die Werte und Ideale des DDR-Fern-
Betten liegen, die anderen Schürer (sieben Enthaltungen) schon bald offiziell zugelassen Sozialismus der gemeinsame sehens die
nur auf Stühlen sitzen, und und der Leiter der ZK-Abtei- zu werden. SED-Chef Krenz Nenner für alle Parteien des De- Ausreise-
ein Teil der Übersiedler muß- lung Sicherheit, Wolfgang Her- hatte vor dem ZK erklärt, „neue mokratischen Blocks sind." willigen in
te stehen. Für die Übersied- ger (einstimmig). Bürgerbewegungen, die auf dem Ausdrücklich hatte Krenz ihrem Land
ler sind jetzt nach Angaben Entgegen dem ursprünglichen Boden der Verfassung der DDR den Führungsanspruch der SED zum Bleiben
des Bundesamtes für Zivil- Vorschlag wurden Horst Doh- wirken wollen, sollten zugelas- hervorgehoben. Scharfe Kritik auf. In der
schutz auch Hilfskranken- lus, Günther Kleiber und Kandi- sen werden". übte er an der Politik der alten Erklärung,
häuser vorbereitet worden. dat Gerhard Müller nicht wie- HANS MODROW Führung (siehe Bericht unten die unter an-
Fortsetzung nächste Seite derem auch
dergewählt. Als Kandidaten des (Foto: Keystone) Siehe auch „Zum Tage" auf dieser Seite).
von dem
Neuen Fo-
rum-Mit-
Humaninsulin / Pläne der Hoechst AG SED-Chef rechnet mit alter Parteiführung ab glied Bärbel
Bohley sowie den Schriftstel-
lern Christoph Hein und Ste-

Gentechnik: Gericht Scharfe Krenz-Kritik an Honecker fan Heym unterzeichnet


wurde, äußerte die Schrift-
stellerin tiefe Beunruhigung
angesichts der Tausende, die

untersagt Produktion Berlin (dpa). SED-Generalse-


kretär Krenz hat in scharfer
Form die alte Staats- und Partei-
führung für die Flüchtlingswelle
immer weniger den Alltagser- worauf auf einer Beratung des
fahrungen der Menschen ent- ZK-Sekretariats mit den Ersten
sprach". Sekretären der Bezirksleitungen
In scharfen Worten ging am 12. Oktober die Vertrauens-
täglich die DDR verlassen.
Versprochen werden kön-
ne kein leichtes, aber ein
nützliches und interessantes
Kassel (ari). Die von dernologie nicht ausdrücklich zu- verantwortlich gemacht. Die Krenz mit dem früheren Politbü- frage aufgeworfen worden sei. Leben, nicht schneller Wohl-
Hoechst AG errichtete gentech- lasse, dürfe eine solche Anlage Unzufriedenheit und Perspek- romitglied und Wirtschaftsfach- Am 17. Oktober habe das Polit- stand, aber Mitwirkungen an
nische „Versuchsanlage" wird nicht errichtet und betrieben tivlosigkeit aufgrund einer mann Günter Mittag ins Ge-büro auf Vorschlag Willi Stophs großen Veränderungen.
vorerst nicht in Betrieb gehen werden, heißt es in der ersten Wirtschaftspolitik, die „hinter richt. Als Mittag während der nach einer erneuten scharfen „Wir wollen einstehen für:
dürfen: Der Hessische Verwal- Begründung. Die Richter bezo- den Realitäten" zurückgeblie- Erkrankung Honeckers mit des- Auseinandersetzung einstimmig Demokratisierung, freie
tungsgerichtshof (VGH) hat ge- gen sich im übrigen auf die zur ben sei, haben eine „Schlüssel- sen Vertretung beauftragt gewe- den Beschluß gefaßt, Honecker Wahlen, Rechtssicherheit,
stern per Eilentscheidung die Zeit nicht abschätzbaren Risi- funktion für die persönliche sen sei, habe es an der Spitze der seiner Funktion als Generalse- Freizügigkeit", sagte Christa
zugrundeliegenden Genehmi- ken der Gentechnologie für Entscheidung von über 200 000 Partei „Sprachlosigkeit" in Sa- kretär zu entbinden und Mittag Wolf. „Wir stehen erst am
gungen des Regierungspräsi- Mensch und Umwelt. Ange- DDR-Bürgern, ihre Heimat zu chen Flüchtlingswelle gegeben. sowie Joachim Herrmann abzu- Anfang des grundlegenden
denten in Darmstadt außer Voll- sichts dessen könnten sich die verlassen oder verlassen zu Schließlich habe er selbst mit ei- berufen. Wandels in unserem Land.
zug gesetzt. Die Pläne der Richter nicht „an die Stelle des wollen," erklärte Krenz gestern ner Reihe anderer Genossen die Krenz unterstrich, im Politbü- Helfen Sie uns, eine wahrhaft
Hoechst AG, in dieser Anlage Gesetzgebers" setzen und „über vor den Delegierten der Zentral- Initiative ergriffen, sagte Krenz. ro seien seit längerer Zeit Vor- demokratische Gesellschaft
bereits in Kürze mit der Herstel- das Ob und Wie der Nutzung" komitee-Tagung. Man müsse schläge zu notwendigen Verän- zu gestalten, die auch die Vi-
lung von Humaninsulin auf der entscheiden. „doch eingestehen, daß die ei- derungen in der Wirtschaftspo- sion eines demokratischen
Basis gentechnisch veränderter Die VGH-Entscheidung ist gentlichen Ursachen in unserem „Mit aller Härte" litik vorgelegt worden. Sie hät- Sozialismus bewahrt".
Bakterien zu beginnen, sind da- unanfechtbar. Allenfalls kann Lande selbst zu suchen sind." ten jedoch keine Mehrheit ge-
mit bis auf weiteres vom Tisch. das Bundesverfassungsgericht Heute wisse man, daß der An- „Sie fand 3en heftigen Wider- funden, weil „durch manipulier-
Der VGH begründete seine angerufen werden. Die Hoechst satz für den letzten SED-Partei- spruch des Genossen Erich Ho- te Fakten" Mittags, „der das
Entscheidung mit dem Hinweis AG hat unmittelbar nach Be- tag nicht auf einer realen Ein- necker. Darauf erfolgte im Polit- Vertrauen des Generalsekretärs Lotto am Mittwoch
auf die derzeitigen Gesetze, in kanntwerden der Entscheidung schätzung der Lage beruht habe, büro eine zweitägige, mit aller besaß, falsche Einschätzungen Ziehung A: 14, 18, 25, 29, 33, 45
denen keine Rechtsgrundlage angekündigt, die Bauarbeiten an sagte Krenz, ohne Erich Ho- Härte und politischer Schärfe in der Parteiführung vor- Zusatzzahl: 41.
für gentechnische Anlagen ent- der fast fertigen Anlage einzu- necker zu erwähnen. Man habe geführte Diskussion." herrschten". Es habe „Anzei- Ziehung B: 16, 25, 29, 3 1 , 37, 49
Zusatzzahl: 44.
halten sei. Solange der Gesetz- stellen. versucht, den Bürgern „ein Honecker habe daraus keine chen politischer Arroganz" ge- Spiel 77: 1 9 7 9 4 2 3.
geber die Nutzung der Gentech- Siehe auch Hessenseite DDR-Bild zu suggerieren, das Schlußfolgerungen gezogen, geben, bemängelte Krenz. (Ohne Gewähr)
Nr. 262 Politik Donnerstag, 9. November 1989

Namen und Kohl: Wandel in DDR zu fördern, ist unsere nationale Aufgabe 1990/Hasselfeldt: Neues Ausländergesetz
Nachrichten
Bundestag fordert freie Wahlen 300 000 neue
Wohnungen
Nachbesserung
gefordert
Bonn (dpa). Während sich am Massenexodus aus der DDR Ungeteilten Respekt zollten
Mittwoch in Ost-Berlin ein- nicht das Ziel der Deutschland- Sprecher der vier Fraktionen Bonn (AP/dpa). Im nächsten Bonn (dpa). Der Entwurf für
schneidende Veränderungen an politik sein könne. den DDR-Bürgern, die seit Wo- Jahr werden nach Schätzung das geplante Ausländergesetz
der Spitze der SED vollzogen, Der SPD-Partei- und Frak- chen mit friedlichen Demonstra- von Bundesbauministerin Gerda muß nach Ansicht zahlreicher
stellten im Bundestag Politiker tionsvorsitzende Vogel bot der tionen die Veränderungen in ih- Hasselfeldt durch Neu- undFachleute noch erheblich nach-
aller Fraktionen die Forderung Bundesregierung Zusammenar- rem Land vorantreiben. Mit un- Ausbau über 300 000 neue gebessert werden. Auf einer von
nach freien Wahlen in der DDR beit sowohl bei der Unterstüt- terschiedlichen Akzenten warn- Wohnungen entstehen, rund den Grünen am Mittwoch in
in den Vordergrund. zung des Reformprozesses in der ten Politiker aller Parteien da- 50 000 mehr als 1989. Vor Jour- Bonn veranstalteten Anhörung
In seinem Bericht zur Lage der DDR als auch bei.der Lösung der vor, den DDR-Reformern Rat- nalisten räumte sie gestern in stieß das von Innenminister
Nation nannte Bundeskanzler durch die große Übersiedlerzahl schläge zu erteilen. Gleichzeitig Bonn jedoch ein, daß die Maß- Schäuble vorgelegte Gesetz in
Kohl als weitere Bedingungen entstehenden Probleme an. Ge- äußerten sie Verständnis für nahmen des jüngsten Koali- seinen größten Teilen auf Ab-
für eine „neue Dimension" wirt- meinsame Arbeitsgruppen von jene, die trotz der beginnenden tionsprogramms nicht so rasch lehnung.
schaftlicher Hilfe an die DDR Regierung, Opposition und Umgestaltung der DDR ihre Hei- greifen, um alle Probleme des
den Verzicht der SED auf ihr Fachleuten sollten entsprechen- mat verlassen. Nach Angaben Zuzugs der Aus- und Übersied- Wie es von Anhörungsteil-
Machtmonopol und die Zulas- de Konzepte ausarbeiten. Berlins Kohls sind in diesem Jahr bereits ler schnell lösen zu können. nehmern hieß, wurden in den
sung unabhängiger Parteien. Regierender Bürgermeister mehr als 200 000 DDR-Bürger in Die Ministerin hat nach eige- Abstimmungsgesprächen zwi-
Den „grundlegenden politischen Momper (SPD) schlug vor, in den Westen gekommen. Bei der nen Angaben Kontakt mit dem schen den Ministerien inzwi-
und wirtschaftlichen Wandel in Berlin einen „runden Tisch" der Unterbringung und Eingliede- Präsidenten der Bundesanstalt schen mehr als 300 Änderungs-
der DDR zu tördern, ist unsere, beiden deutschen Staaten zur rung der Menschen aus der DDR für Arbeit, Franke, aufgenom- anträge vorgebracht. Am 15.
nationale Aufgabe", sagte der Erörterung der nur gemeinsam gehe es um eine „Aufgabe ven men, um der Bauwirtschaft bei November SGII der Entwurf je-
Kanzler. Er betonte, daß derlösbaren Fragen einzurichten. nationalem Rang". der Suche nach neuen Arbeits- doch bereits vom Kabinett ver-
kräften zu helfen. Verstärkt mo- abschiedet werden.
Modische Uniformen bilisiert werden sollten auch Die Experten von christlichen
Auf dem Laufsteg des berühm-
' ten Pariser Modehauses Pierre
Weiter Streit um Thema Wiedervereinigung Aus- und Übersiedler. Gegebe- Kirchen und Verbänden bemän-
nenfalls müßten auch die Kon- gelten vor allem, daß den lange
tingente an osteuropäischen Zeit in der Bundesrepublik le-
Baimain hatten die neuen Uni-
formen der französischen In der Diskussion um die Wie- lands. Ein solcher Staat werde sten Mal entstehe in diesen Wo- Leiharbeitern erhöht werden. benden Ausländern nicht mehr
Landstreitkräfte Premiere. Nach dervereinigung wurden große „eine demokratische Verfas- chen eine eigene DDR-Identität: Einzelheiten des Wohnungsbau- Rechtssicherheit eingeräumt
Unterschiede vor allem zwi- sung nach dem Beispiel des „In dieser Lage von Wiederver- pakets auf der Wirtschaftsseite werde.
einem halben Jahrhundert ver- schen der CDU/CSU einerseits Grundgesetzes haben. Etwas
drängt nun ein edles Perlgrau einigung zu sprechen, heißt, das
das bisherige Khaki. Der Clou sowie FDP, SPD und Grünen an- anderes kommt für uns über- Scheitern der Reformbewegung
der soldatischen Modenschau dererseits deutlich. haupt nicht in Frage." zu postulieren." Fast einhellige Bundestags-Entschließung
war die Damengarderobe: Das Der Kanzler unterstrich, daß Vogel zitierte dagegen Erklä- FDP-Fraktionschef Misch-
Beinkleid der Soldatinnen ist die Bundesregierung an ihrer rungen von Oppositionsgrup- nick sagte, der Reformprozeß in
eine Mischung aus Bermuda-
Shorts und Wickelrock (rechts).
Deutschlandpolitik festhalten
werde. „Weniger denn je haben
wir Grund zu resignieren und
pen in der DDR, die die Existenz
zweier deutscher Staaten auf
absehbare Zeit als Grundlage
der DDR sei auch ein Schritt zur
Überwindung der Teilung. Die
Einheit Deutschlands sei für ihn
Weitreichende Garantie
uns auf Dauer mit der Zwei-
Aufwand um Kfz-Steuer staatlichkeit Deutschlands ab-
zufinden." Auch der Vorsitzen-
für die weitere Entwicklung der
DDR betrachten. Er warf Uni-
onspolitikern „selbstüberhebli-
ein „zukunftsgewandtes euro-
päisches Friedensziel", stellte er
fest und erhielt dafür auch Zu-
für Polens Westgrenze
Das Bundesfinanzministerium de der CDU/CSU-Fraktion, che Rechthaberei", vor. stimmung von SPD-Rednern.
hat nach Angaben des CDU-Dregger, unterstrich das Ziel Die Grünen-Abgeordnete Siehe auch Kommentar und Bonn (dpa). Der Bundestag hat Deutschland verwiesen. Ande-
Bundestagsabgeordneten der staatlichen Einheit Deutsch- Antje Vollmer erklärte, zum er- weiteren Bericht im Innern einen Tag vor der Polen-Reise rerseits heißt es in der Ent-
Schmude den hohen Verwal- von Bundeskanzler Kohl fast schließung an die Adresse des
tungsaufwand bei der Kfz-Steu- einhellig die bisher weitestrei- polnischen Volkes: „Es soll wis-
er und damit indirekt die Vor- chende Garantie für den Be-sen, daß sein" Recht, in sicheren
aussetzungen für ihre Abschaf- stand der polnischen Westgren- Grenzen zu leben, von uns
fung bestätigt Er habe deshalb ze ausgesprochen. Mit 400 Deutschen weder jetzt noch in
bei Finanzminister Waigel anf- Stimmen, bei vier Gegenstim- Zukunft durch Gebietsansprü-
ragt, die Kfz- auf die Mineralol- men und 33 Enthaltungen vor che in Frage gestellt wird."
steuer umzulegen. Die entspre- allem der Grünen, votierten die Die Grünen stimmten nicht für
chende Forderung der Opposi- Abgeordneten am Mittwoch für den Koalitionsantrag, weil er ih-
tion wurdebisher von der Koali- einen Entschließungsantrag von nen nicht weit genug geht. 27
tion abgelehnt. CDU/CSU und FDP, dem auch Unionsabgeordnete um den Ver-
die SPD ihre Zustimmung gab. triebenenpolitiker Helmut Sauer
„Passionaria" erkrankt Darin wird einerseits die - darunter Herbert Czaja, Phil-
rechtliche Grundlage des War- ipp Jenninger, Heinrich Winde-
Die Ehrenvorsitzende der spani- len - betonten vor der Abstim-
~" T sehen KP,,Do- mung in einer schriftlichen Er-
llores' Ibarmri, VWe der Entschließungsantrag von klärung, ihre Zustimmung ände-
Jist . .erneut CDU/CSU und FDP zustande kam, re nichts an ihrer Auffassung,
^schwer t*& er-1 lesen Sie im Innern. ' daß Deutschland rechtlich im
, krankt. »sSJDi? Gebietsstand von 1937 fortbe-
*93jahrige, die schauer Vertrages von 1970stehe. Es gebe kein völkerrecht-
,im Spanischen (iargelegt, in dem die Bundesre- lich wirksames Dokument „zur
Burgerkrieg publik die Unverletzlichkeit der Abtrennung von 108 000 Qua-
,durch ihre Grenzen bekräftigt, aber gleich- dratkilometern von Deutsch-
Durchhalte-Ro- zeitig in der Grenzfrage auf den land". Gegen die Entschließung
den bei der B<-- rechtlichen Vorbehalt eines stimmte der CDU-Abgeordnete
jlagerung Ma- Friedensvertrags für ganz Franz-Hermann Kappes.
jdrids bekannt
• geworden -war
und seither „La Passionaria" ge-
nannt wurde, leidet an einer
akuten Lungenentzündung und Regierungschefs: Konsortium soll MBB-Marinetechnik Übernehmen Arbeitskräftemangel Fernsehen
schweren Herzbeschwerden.
Ein Konsortium soll die Marine- Voscherau (Hamburg). Dem schäftszweigen in der Marine-
Udo hilft Norbert
technik von MBB und Daimler- Konsortium gehören die Fried. technik die strukturpolitischen
Benz übernehmen, die beide Un- Krupp GmbH mit 35 Prozent so- Interessen der Region berück-
Stasi-Angehörige West-Programme
Mit prominenter Unterstützung ternehmen
kaufen
vor ihrer Fusion ver- wie die Salzgitter AG und die sichtigt werden müßten. Vo-
müssen. Darauf einigten Bremer Vulkan AG mit jeweils scherau dementierte gestern ei-
in die Produktion in DDR-Zeitungen?
will der nord- *" sich gestern in Hamburg mit 30 Prozent an. Die restlichen nen Bericht der „Süddeutschen
rhein-westfäh- Vertretern der Industrie die Re- fünf Prozent werden von denZeitung", nach dem die geplante Berlin (dpa). Der durch den Berlin (dpa). DDR-Bürger
sche CDU-Lan- gierungschefs der vier nord- '
* niedersächsischen Werften Flüchtlingsstrom in der DDR werden möglicherweise bald
desvorsitzende Fusion Daimler-MBB vor dem
Norbert Blum deutschen 'Küstenländer (von Abeking und Rasmussen sowie Scheitern stehe. Er betonte, er entstandene Arbeitskräfte- aus ihren Zeitungen über die
links) Björn Erigholm (Schles- Luerssen gehalten. Die vier Kü- mangel soll nun auch durch TV-Programme westlicher
in den Wahl- habe keine Arbeitsplatzgaran- Einsatz von Mitarbeitern des Sender informiert. Der Chefre-
kampf für die wig-Holstein), Ernst Albrecht stenländer hatten zuvor deut- tien für die Hansestadt gefor- Staatssicherheitsdienstes (Sta- dakteur der DDR-Programm-
Landtagswahl (Niedersachsen), Klaus Wede- lich gemacht, daß beim Verkauf dert.
meier (Breiiaen) und Henning von MBB- und Daimler-Ge- si) behoben werden. Das Mini- zeitschrift „FF Dabei", Wag-
am 13. Mai (dpa-Funkbild) sterium hat in „Anbetracht ner, kündigte am Mittwoch an,
1990 ziehen dringender Erfordernisse" So- die Entscheidung werde in
Neben dem fortmaßnahmen beschlossen, etwa zwei Wochen fallen.
Kölner Staats- SED-Mitglieder demonstrierten vor ZK-Gebäude wonach 385 Angehörige des Die DDR-Bürger werden am
rechtler Profes- Stasi künftig produktive Ar- 19. November erstmals in einer
sor Martin beiten ausführen sollen. Laut Live-Sendung des WDR-Fern-

Krenz: Bald „konkrete Taten"


Kriele und dem Justitiar der ADN sollen unter anderem sehens in Leipzig über die
Bayer AG, Dr. Günther Schwe- 232 von ihnen als Lastwagen- „DDR im Umbruch" diskutie-
ricke, soll der ehemalige Bun- Fahrer tätig sein, andere Kraft- ren. Die Sendung ist Bestand-
desligatrainer Udo Lattek (Bild) fahrzeuge reparieren. 21 Ärzte teil der „NRW-Kulturpräsen-
die Wahlkampfmannschäft des und medizinische Hilfkräfte tation Leipzig". Sie wird aller-
CDU-Kandidaten verstärken. Fortsetzung (FDGB) hat gestern die Indu- sieht vor, daß für die Einfuhr fast sollen im Gesundheitswesen dings nur in West 3 übertra-
SED-Generalsekretär Krenz striegewerkschaft Bau-Holz aller Fahrzeuge sowie die Aus- eingesetzt werden. gen.
sprach gestern abend spontan Neuwahlen zur Volkskammer fuhr geschenkter Fahrzeuge Ge-
Van Haaren bestätigt vor Parteiabordnungen aus Ost- im kommenden Jahr gefordert. bühren zwischen drei und 14
Kurt van Haaren ist beim gestri- Berliner Betrieben, die sich vor In einer über ADN veröffent- DDR-Mark je Kubikzentimeter
gen Gewerkschaftskongreß der dem Haus des Zentralkomitees lichten Erklärung verlangte der zu entrichten sind. Bei einem HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
Deutschen Postgewerkschaft versammelt hatten. .Für Don- Gewerkschaftsvorstand, die neuen VW-Golf mit einem Hub-
(DPG) in Mannheim mit 84,4 nerstag oder Freitag kündigte er Wahlen müßten „auf der Grund- raum von 1300 Kubikzentimeter ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter Horst Prehm.
Prozent der Stimmen in seinem „konkrete Taten" an. Auf der lage einer neuen, wahrhaft de- wären dies mindestens 3900 und Vertriebsleiter Gerd Lühnng.
Amt als Vorsitzender der Ge- Kundgebung, die von Grundor- mokratischen Wahlordnung höchstens 18 200 DDR-Mark. Herausgeber
stattfinden". Die Wahlergebnis- Das ist mehr als die Hälfte des Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
werkschaft bestätigt worden. ganisationen der SED veranstal- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168. Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
Der Wahl des von vier auf sie- tet worden war, informierte das se sollten öffentlicher Kontrolle Betrages, der für einen mit die- ' Achim von Roos sel, Ruf 05 61/20 3-0. Tel. Anzeigenan-
ben Vorstandsmitglieder erwei- neue und alte Politbüromitglied unterworfen werden. sem VW-Motor ausgerüsteten nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr.
Chefredakteur
terten Führungsgremiums ging Schabowski die Demonstranten Die DDR-Zeitung „Der Mor- „Wartburg" aus DDR-Produk- Lothar Orzechowski
99 635, Telekopierer 05 61 20 36 Teletex
eine Diskussion über eine Frau- über die Neuwahl des Politbü- gen" hierichtete gestern über tion hinzublättern ist. 5 618110. Postgirokonto 155132-608
Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29 Mo-
en-Quote im Vorstand voraus. ros. Dabei gab es bei einigen Na- „schreiende" Wahlfälschungen Die Anordnung betrifft Pkw, Stellv. Chefredakteure natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Eine solche Regelung wurde je- men ein Pfeifkonzert. Andere, bei den Kommurtalwahlen im Kleintransporter, Kleinbusse, Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
doch abgelehnt. Als einzige wie der des Dresdner SED-Be- Mai. Der Chefdramaturg an der preis 28,50 DM).
Frau wurde Marita Wellmann in zirkschef Modrow, wurden mit Deutschen Staatsoper in Ost- Krankenfahrstühle, Motorräder Verantwortliche Redakteure
Die Beendigung des Abonnements ist nur
den Vorstand, gewählt':. •'• starkem Beifall bedacht. * Berlin, Manfred Haedler, sprach und Kfz-Ersatzteile. Sie können Jochen Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
eingeführt werden, wenn es sich Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
Inzwischen hat ein weiteres von „bösen Erfahrungen" als um Schenkungen bzw. den Kauf Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Mitglied eines Wahlvorstands. Seidenfaden. Kultur. Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Verzicht auf Jodesschuß' prominentes SED-Mjtglied sein
Amt, niedergelegt: Der langjäh-
aus Devisenguthaben handelt u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie-
und sie nicht älter als vier Jahre semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke. rung.
Das Saarland verzichtet in sei- rige Magdeburger Oberbürger- Änderungen für Pkw nach der Erstzulassung sind. Kassel Stadt und La'nd: 1Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
nem neuen Polizeirecht, das ge- meister Werner Herzig, cler in Fahrzeuge können auch als Um- bach. Bezirksredaktionen Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit ..Oberhessische
stern mit den Stimmen der SPD- den vergangenen Wochen zugs-und Erbschaftsgut einge- mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung".
sen/Niedersachsen. Eberhard Heinemann. „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
Mehrheit verabschiedet wurde, mehrfach kritisiert worden war, Vom 1. Dezember''an will die führt werden. X
DDR die Ein- und Ausfuhr von Chefreporter Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
auf den „finalen Tddesschuß". trat zurück. derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Weiterhin wurde in diesem Ge- Als erste von 16 DDR-Einzel- Privatfahrzeugen liberalisieren. Die Ausfuhr von Autos als Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare
setz erstmals der Datenschutz gewerkschaften im Freien Deut- Diese in den DDR-Zeitungen Umzugs -und Erbschaftsgut ist Redaktion Hannover Harald Birkenbeul Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel.
der Bürger verankert. schen Gewerkschaftsbund veröffentlichte Ankündigung gebührenfrei. Redaktion Bonn- Hans Ludwig Laucht.
Frankfurter Straße 168 35 Kassel
Nr. 262 Themen des Tages Donnerstag, 9. November 1989

Der plötzliche Aufstieg des Hans Modrow


Dramatische
Lage der Nation
Wa
ras in vielen Jahren nationale
Pflichtübung war, hat eine dramati-
Gehört nicht zu den „Wendehälsen"
sche Dimension bekommen. Des Von unserem Mitarbeiter Peter Gärtner, Berlin
Bundeskanzlers Bericht zur Lage
und die Aussprache darüber wer-
den illustriert von den Bildern einer Haans Modrow, der künftige merkt, doch könne er auf Men- Hinter Modrow steht nicht SED in Ost-Berlin, danach bis
rasanten Bewegung. Jedermann Regierungschef der DDR, gehört schen zugehen und auch zuhö- nur die Parteibasis der Südbe- 1973 Leiter der Abteilung Agi-
erfährt täglich hautnah, was sich nicht zu den „Wendehälsen" des ren. Am vergangenen Montag zirke, sondern auch viele ganz tation des Zentralkomitees der
vollzieht in diesem Deutschland, Landes, von denen die DDR- reihte sich Modrow gemeinsam normale Menschen. Sie rechnen Partei.
über das so lange nur geredet wur- Schriftstellerin Christa Wolf mit dem Dresdner Oberbürger- dem „Bezirksfürsten" vor allem Erst zwei Jahre nach dem
de. Die Vision von einem Wandel meinte, sie blockierten die meister Wolfgang Berghofer mit den Verzicht auf die üblichen Sturz von Walter Ulbricht ge-
trifft uns mit voller Wucht. Die Ge- Glaubwürdigkeit der neuen Po- den Worten „Auch wir sind das Privilegien hoch an: Die Dienst- lang es. Erich Honecker, seinen
schichte, die wir Deutschen beson- litik am meisten. Der 61jährige Volk" in den nicht genehmigten villa hat er zugunsten einer ge- unliebsamen Konkurrenten als
ders gern für uns in Anspruch neh- Politiker, seit mehr als zwei Jah- Demonstrationszug ein. wöhnlichen Drei-Zimmer-Neu- Bezirkschef in den Südbezirk
men, hat uns vom Kopf auf die ren als „Hoffnungsträger" unter Zuvor brachte der Gorba- bauwohnung ausgeschlagen. Dresden, fern der Ost-Berliner
Füße gestellt. Was soll nun wer- den Menschen zwischen Erzge- tschow-Anhänger, der mit einer Auch einer schwedische Luxus- Zentrale, abzuschieben. Doch
den? birge und Ostsee gehandelt, Russin verheiratet ist, den Dia- Karosse zog er einen schlichten sein Einfluß ging im Laufe der
zählt zu den wenigen Persön- log mit Bürgern und oppositio- Lada vor. Zeit weit über die Grenzen der
Die Parteien sind sich einig im lichkeiten der SED-Spitze, die Provinz hinaus. Aus Kirchen-
demokratischen Grundverständ- nellen Gruppen in der Elbestadt
das gestrandete Schiff noch ein- am schnellsten voran. Trotz der Die Karriere des im mecklen- kreisen ist bekannt, daß Mo- Hans Modrow
nis, das keine Grenzen kennt. Das mal flott machen könnten. drow sich auch dann als Ge-
ist, bedenkt man Anfechtungen Pfiffe und Buh-Rufe, die auch burgischen Jasenitz geborenen (dpa-Funkbild)
Bei seinen öffentlichen Auf- Modrow in den letzten Tagen Reformers begann wie die so sprächspartner zeigte, wenn
und Zweifel zuvor, enorm. Was die Honecker den offiziellen Bezie-
Bundesrepublik prägt, muß sich tritten demonstriert der „Er- galten, sind seine Umgestal- vieler anderer Parteifunktionäre
neuerer" genau jene Eigenschaf- tungsvorstellungen seit langem in der staatlichen Jugendorgani- hungen Staat-Kirche „Eiseskäl- glied, so hoffen SED-Genossen,
demnach auch in der DDR vollzie- te" verordnete.
hen: Freiheit in des Wortes voller ten, die die Menschen in der bekannt. Sie scheiterten in der sation FDJ. Sein Aufstieg unter und vor allem als künftiger Re-
Bedeutung, um es mit einem Satz DDR bislang von ihren Oberen Vergangenheit stets an seinem dem früheren SED-Generalse- Seinen Ruf als Reformer gierungschef könnte er es viel-
zu sagen. Das verträgt weder den vermissen: Gesprächsbereit- Intimfeind Erich Honecker. Der kretär Walter Ulbricht ging lük- konnte der ehemalige Ulbricht- leicht noch schaffen, das fast auf
Machtanspruch einer Partei noch schaft, Offenheit und Realitäts- abgesetzte SED-Generalsekre- kenlos weiter: von 1967 bis Gefolgsmann bislang nur in der den Nullpunkt gesunkene An-
Manipulation der Menschen. Die nähe. Zwar sei er kein „großer tär wies den „Hoffnungsträger" 1971 war Modrow Sekretär für Dresdner Provinz gerecht wer- sehen der Partei wieder anzuhe-
Deutschen auch drüben sollen Redner", wie ein Dresdner be- immer wieder in die Schranken. Agitation und Propaganda der den. Als neues Politbüro-Mit- ben.
selbst entscheiden, was sie wol-
len.
Jene, die in Massen zu uns kom-
men, haben sich entschieden.
Das Personalkarussell drehte sich immer schneller Politbüro, Zentralkomitee, Staatsrat
.Aber das kann keine Lösung der
deutschen Frage sein, wie Helmut I nnerhalb von nur drei Wochen Chef der DDR-CDU, Gerald bürgermeister Bernd
hat die DDR ihre gesamte Füh- Götting (65), und der Vorsitzen- (SED) tritt zurück.
Seidel IFührungsrolle
n der DDR-Verfassung ist die Mitglied des Politbüros ist Egon
der Sozialisti- Krenz. Als Staatsratsvorsitzen-
Kohl in der Not bekannte. Nicht die
Abstimmung mit den Füßen bringt rungsspitze in Partei und Staat de der Nationaldemokratischen Samstag, 4. November: In schen Einheitspartei Deutsch- der bekleidet er' auch das Amt
die Umwälzung; die Sachemüssen erneuert. Das Personalkarussell Partei Deutschland (NDPD), Schwerin kommt ein neuer lands (SED) als marxistisch-le- des Staatsoberhaupts der DDR.
jene in die Hand nehmen, die in drehte sich zuletzt immer Heinrich Homann (78), erklären SED-Bezirkschef an die Macht. ninistische Partei der Arbeiter- Krenz gehört aber nicht dem
ihrer Heimat bleiben wollen. Ihnen schneller. ihren Rücktritt. Am selben Tag Dienstag, 7.. November: Die klasse festgeschrieben. von der Volkskammer (dem Par-
vom sicheren Porte, aus zu raten, Mittwoch, 18. Oktober: DDR- werden in den Bezirken Suhl gesamte DDR-Regierung, der Ihr aus 163-Vollmitgliedern lament) gewählten und am
sollte genau überlegt sein. Ihnen Staats- und Parteichef Erich Ho- und Gera neue SED-Bezirk- 45köpfige Ministerrat unter Lei- und 50 Kandidaten bestehendes Dienstag zurückgetretenen Mi-
gar, wie Alfred Dregger es unter- necker (77) tritt zurück und schefs ernannt. tung von Ministerpräsident Zentralkomitee (ZK) ist das nisterrat (der Regierung) an.
nimmt, die Bundesrepublik überzu- schlägt zugleich den 52jährigen Freitag, 3. November: Staats- Willi Stoph (75), beantragt ihren höchste Organ zwischen den Der Staatsrat wird ebenfalls
stülpen, grenzt an Anmaßung. Ge- Egon Krenz als seinen Nachfol- und Parteichef Krenz kündigt Rücktritt. Parteitagen. Es wählt aus seinen von der Volkskammer gewählt
rade in stürmischer Zeit braucht ger vor. Noch am selben Tag das Ausscheiden mehrerer Spit- Mittwoch, 8. November: Ge- Reihen das Politbüro mit (bis- und hat 29 Mitglieder. Darunter
man einen langen Atem. Sich zu werden die für Wirtschaft und zenfunktionäre aus dem SED- nau 21 Tage nach dem Aus- her) 21 Mitgliedern und fünf sind auch Vertreter der Block-
gebärden, als stünde die Wieder- Medienpolitik zuständigen Po- Politbüro an. Er nennt den für scheiden Honeckers tritt das Kandidaten. parteien der DDR und der Mas-
vereinigung vor der Tür, widerläuftlitbüromitglieder Günter Mittag Außenpolitik zuständigen Her- Politbüro der SED, das mäch- Das Politbüro hält damit die senorganisationen wie des
der nationalen Pflicht. Die Obhuts-(63) und Joachim Hermann (60) mann Axen (73), den für Kultur tigste Organ der DDR, komplett eigentliche Macht in den Hän- DDR-Gewerkschaftsbundes
pflicht gebietet Sorge für alle Deut-
von ihren Ämtern entbunden. und Wissenschaft verantwortli- zurück. den, da es alle grundsätzlichen und der Jugendorganisation
schen, aber sie beinhaltet nicht Donnerstag, 2. November: chen Kurt Hager (77), Staatssi- Der Dresdner SED-Bezirk- politischen und personellen FDJ. Der Staatsrat vertritt die
das Recht, den Weg vorzuschrei- Der Vorsitzende des DDR-Ge- cherheitschef Erich Mielke (81), schef Hans Modrow (61) wird Entscheidungen trifft. Es muß DDR völkerrechtlich, schreibt
ben. Die Menschen in der DDR werkschaftsbundes FDGB, Har- den Vorsitzenden der Partei- vom Zentralkomitee (ZK) ins dem ZK Rechenschaft über sei- Wahlen aus und überwacht die
sprechen schon für sich sejbst. ry Tisch (62), erklärt seinen kontrollkommission, Erich neue Politbüro gewählt. Zu- ne Arbeit ablegen. Das ZK wählt obersten Gerichte. Außerdem
gleich schlägt das ZK Modrow außerdem ein Sekretariat, das ernennt er den Nationalen Ver-
Alfred Brugger Rücktritt. Annelis Kimmel (55) Mückenberger (79), sowie den
die laufende Parteiarbeit organi- teidigungsrat, dessen Vorsit-
wird zur Nachfolgerin gewählt. ersten stellvertretenden Mini- als Nachfolger von Regierungs-
Volksbildungsministerin Mar- sterpräsidenten Alfred Neu- chef Stoph vor. siert. zender ebenfalls Krenz ist.
got Honecker (62) sowie der mann (79). Der Leipziger Ober- (dpa) ZK-Generalsekretär und auch (dpa)
Mutige
Richter Egon Krenz und der Umbau des Politbüros
Z.um zweiten Mal binnen acht Ta-
gen hat der Hessische Verwal- Die Suche nach der
ffll
tungsgerichtshof Landesumwelt-
minister Weimar die gelbe Karte
gezeigt. Im Fußball wäre das
gleichbedeutend mit Platzverweis.
Das gibt es in dieser Form in der
Politik nicht - aber vielleicht nimmt,
rechten Mischung
um im Bild zu bleiben, „Trainer" Von dpa-Korrespondent Joachim Schottes
Wallmann ihn ja freiwillig vom Feld.
Erst Alkem, jetzt Hoechst, es wäre LJie SED versucht den Neuan- deren Seite Hans-Joachim Böh-
wohl an der Zeit. • fang mit halbiertem Politbüro me, der alte Verteidigungsmini-
Doch es geht um mehr als um und einem Exponenten des Re- ster Heinz Keßler und Werner
Kärl-Heinz Weimar und seine Ge- formflügels als Aushängeschild. Jarowinski entgegengesetzt. Of-
nehmigungspraxis über Bürger- Dem Dresdener SED-Bezirk- fenbar sollen die Reformen auch
Einwände hinweg. Der Richter- schef Hans Modrow, der bisher durch Vertreter des alten Flü-
spruch hat Auswirkungen auf die noch nicht einmal Kandidat des gels abgestützt werden. Wolf-
Genforschung in der gesamten Poltibüros war, gelang am Mitt- gang Herger, der als enger Ver-
Bundesrepublik. Die Entscheidung woch nicht nur der Aufstieg in trauter von Krenz git, leitete bis-
von Kassel liefert die Grundlage das höchste Machtgremium der her die Sicherheitsabteilung.
dafür, jede Produktion erbgutver- Partei, er soll auch Ministerprä-
änderter Zellen und sogar jede sident werden. Nach dem von
praktische Forschung auf dem( den Parteien geäußerten Absage an alte Linie
Feld der Gentechnik zu stoppen. Wunsch, die Regierung und die
Mit ihrer mutigen Begründung Volkskammer sollten gestärkt Mit der Nichtberufung der ur-
haben die Kasseler Richter Zei- werden, hofft die SED offenbar sprünglich vorgeschlagenen
chen gesetzt: Es kann nicht die so, mit dem „Hoffnungsträger" Horst Dohlus, Günther Kleiber
Aufgabe der Rechtsprechung ein kräftiges Reformzeichen zu und Gerhard Müller wurde Ver-
sein, die Schularbeiten der Politi- (Karikatur: Wolf) setzen. tretern der alten SED-Linie eine
Mit großem Gefolge und kleinem Gepäck
ker zu machen. Der umgekehrte Sollte nach letzter Ankündi- Absage erteilt. Den ungewöhn-
Weg ist der einzig richtige: Bonn gung des Vorsitzenden der Par- lichen Sprung, nicht einmal
macht die Gesetze und die Gerich- tei, Egon Krenz, auf der dreitägi- Kandidat des Politbüros zu sein
te überprüfen sie. An diesem Prin-
zip darf vor allem dann nicht gerüt- Presse-Echo gen Sitzung des ZK zuerst ein
Aktionsprogramm und dann
und dann in das höchste SED-
Gremium gewählt zu werden,
telt werden, wenn es um Fragen Kaderfragen (Personalfragen) schafften gleich drei Personen.
solcher Tragweite geht wie im Fall Mit dem Polenbesuch Kohls beschäfti- dieses als historisch empfunde- selbstverständlich: Billiger behandelt werden, sah es kurz Auch die ungewöhnliche Kon-
der Gentechnik. Denn sie birgt un- gen sich viele Blätter nen Besuchs darum zu tun ist, Wohnraum und genügend Kin- nach zehn Uhr am Mittwoch struktion, Klaus Höpke, der als
geahnte Gefahren. Welches „Rest- alle Erwartungen auf ein Min- derkrippen bleiben die Ausnah- morgen schon völlig anders aus. Reformer gilt, und Gregor Schir-
risiko" hinzunehrnen der Staat um mer als Leiter der Kultur- und
des Fortschritts willen bereit ist, BoDifche Ä 3cttun0 destmaß zu dämpfen. Von einem
„neuen Kapitel", das man in der
me. Daran wird auch das gestern
mit ungewohnter Eile von der
Um 10.40 Uhr meldete die DDR-
Nachrichtenagentur ADN in ei- der Wissenschaftskommission
muß zunächst gesetzlich geregelt so tragisch belasteten Geschich- Bundesregierung beschlossene ner Blitz-Meldung, daß nicht „beim Politbüro" zu wählen und
werden. Solange dies nicht ge- Jetzt muß die Hintertür end- sie an den Sitzungen teilnehmen
lich dicht gemacht werden, te der beiden Völker aufschla- Wohnungsbauprogramm wenig nur das Politbüro zurückgetre-
schehen ist, dürfen weder Minister gen wollte, ist nicht mehr die ändern können. ten war, sondern auch die Ta- zu lassen, zeigt offenbar den
noch Richter irgendwelche Vorab- durch die jeder, der vorn den Willen der SED, neue Wege zu
Polen treuherzig die Unverletz- Rede. Statt dessen sagte Telt- gesordnung umgeworfen wurde:
genehmigungen erteilen. schik, daß es bis zu einer end- Kaderfragen standen nun an er- gehen.
lichkeit ihrer Grenzen zusi- Dazu die
„Wir sollten nicht die Fehler aus chert, hintenherum den deut- gültigen Aussöhnung zwischen ster Stelle. Mit der Halbierung der Zahl
der Kernenergie wiederholen, ein- schen Heimatvertriebenen au- Polen und Deutschen noch ein der Politbüromitglieder wird ge-
fach einzusteigen und Jahre spä- genzwinkernd signalisieren weiter Weg sein wird. hofft, das Entscheidungsgremi-
ter die Probleme zu haben." Die- kann: Im Grunde sei ja noch gar So wichtig dieser Impuls sein Halbierte Mannschaft um wieder handlungs- und ent-
sem Satz ist eigentlich nichts hin- nichts entschieden, weil erst ein Zum Wohnungsbauprogramm schrei- mag: -Zum Neubau muß sich die scheidungsfähiger zu machen.
zuzufügen. Außer vielleicht, daß er Friedensvertrag endgültige ben die Mobilisierung bereits bestehen- Egon Krenz wird Parteichef Der Erwartungsdruck der Be-
von Karl-Heinz Weimar stammt. Grenzen festlegen könne... Mit den Wohnraums gesellen. Ei- bleiben. Er hatte sich für Refor- völkerung hatte die SED über-
Doch als er ihn sprach - es war im Recht begreifen die Polen diese üübctfcrüNadjrtdjtcn nerseits macht die Statistik men ausgesprochen. Das neue rollt. Hunderttausende waren
Juni dieses Jahres - hatte er die feingesponnene Doppeldeutig- deutlich, daß die Versorgung Politbüro, dem nur noch elf statt wochenlang auf die Straße ge-
Genehmigung für Hoechst längst keit als Täuschungsversuch. Es mag schon ein zweites pro Haushalt so schlecht nicht bisher 21 Personen angehören, gangen und hatten unter ande-
erteilt. • Peter Ochs Wirtschaftswunder sein, daß die ist. Andererseits dürften ange- ist nach Meinung von Beobach- rem radikale Veränderungen,
Zehntausende von jungen DDR- sichts des kräftig weiter fließen- tern eine Mischung der Partei- Freiheit und freie Wahlen gefor-
Flüchtlingen ausgerechnet in ei- den Aus- und Übersiedler- ilügel, bei dem den Bedürfnissen dert. Der Entwurf des Reisege-
ner Zeit „kapitalistischer" stroms mehr als die bisher ver- der Wirtschaft, der Sicherheit setzes wurde vom Verfassungs-
Das Zitat Selten war ein offizieller Be- Hochkonjunktur kommen und anschlagten eine Million Wohn- sowie der Zusammenarbeit mit ausschuß der Volkskammer
such des Bundeskanzlers mit so zum größten Teil ohne Schwie- einheiten fehlen. Ein großer Teil der Sowjetunion Rechnung ge- nicht gebilligt. Die DDR-Bürger
„Bestand haben wird nur ein Staat, vielen Unwägbarkeiten behaftet rigkeiten Arbeit finden. Aber davon würden verfügbar, könn- tragen wurde. Den dem Reform- fühlten sich nach eigenen Aus-
der glaubwürdig ist. Mit einer Re- wie die anstehende Polenreise. die sozialistischen Bequemlich- te die Fehl- und Unterbelegung flügel zugezählten Modrow, sagen „verarscht". Der Druck
gierung, der man vertraut." Es fällt auf, daß Kanzlerberater keiten -sind in der freien Gesell- der Sozialwohnungen gemindert Günter Schabowski und Wer- nahm innerhalb weniger Stun-
DDR-Autor Stefan Heym Horst Teltschik am Vorabend schaftsordnung keineswegs werden. ner Eberlein wurden auf der an- den noch mehr zu.

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