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4 Impressum
5 Vorwort
6 Statistik
7 Öffentlicher Raum
8 Straßen, öffentliche Verkehrsmittel u.v.m.
16 Internet
22 Rassistische Beschmierungen
25 Polizei
30 Die eigenen Rechte kennen
36 Arbeit
37 Die eigenen Rechte kennen
42 Wohnen
43 Die eigenen Rechte kennen
65 ZARA-Forderungen
67 Glossar
Danksagungen
Danke an Barbara Liegl, Christine Lohwasser, Patrick
Zesar und Markus Hildenbrand, die bereit waren,
diesen Report unbezahlt zu korrigieren.
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber: Verein ZARA –
Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, Blattlinie: Der Rassismus Report erscheint jährlich
Luftbadgasse 14 – 16, 1060 Wien, www.zara.or.at und wird kostenlos abgegeben. Er beinhaltet Infor-
ZARA ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wien. mationen über Rassismus in Österreich und Entwick-
DVR-Nummer: 2110769 und ZVR-Nummer: 236017119 lungen in der Europäischen Union. Schwerpunkte
bilden Berichte über Einzelfälle mit rassistischem
Chefredaktion: Xiane Kangela Hintergrund und ExpertInnenkommentare.
Redaktion: Xiane Kangela, Dieter Schindlauer, Katrin Wla-
dasch, Verena Krausneker, Karin Bischof, Hikmet Kaya- Das Team der ZARA-Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen
han, Marta Hodasz, Eva Matt und Wolfgang Zimmer von Rassismus ist für Terminvereinbarungen erreichbar:
Lektorat: Barbara Liegl, Christine Lohwasser, Patrick Zesar Mo – Mi 10 – 14 Uhr, Do 17 – 19 Uhr
Anzeigenleitung: Jamal Hachem T: (01) 929 13 99, F: (01) 929 13 99-99
Grafik und Layout: schultz+schultz / Alva Unger office@zara.or.at
Druck: Manz Crossmedia, 1050 Wien www.zara.or.at
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Vorwort
Der Rassismus Report erscheint in diesem Jahr zum Dieter Schindlauer in seiner „Rückschau auf das Jahr
siebenten Mal. Er ist zu einem fixen Bestandteil der 2006“.
Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit geworden. Wieder aufgenommen wurden die „ZARA-
Im Jahr 2006 hat das Team der ZARA-Beratungsstelle Forderungen“. Sie wurden überarbeitet und adap-
1.504 rassistische Vorfälle bearbeitet und dokumen- tiert, haben sich aber seit dem Erscheinen des ersten
tiert. An dieser Stelle möchte ich Ihnen meinen Dank Rassismus Reports im Jahr 2001 nicht grundlegend
dafür aussprechen, dass diese belastende Arbeit so verändert.
gewissenhaft und fundiert weitergeführt wird, umso Die Problematik, dass die Beschreibung rassis-
mehr, als den MitarbeiterInnen immer wieder das tischer Diskriminierungen in Rassismus Reporten
finanzielle Aus droht. unweigerlich dazu führt, dass oftmals Sprache und
Der Report ist wie immer eine qualitative Zusam- Logik des rassistischen Denkens wiedergegeben und
menstellung von rassistischen Vorkommnissen des etwa die Herkunft der Betroffenen aus der Perspektive
Jahres 2006, die ZARA gemeldet wurden. Der Bericht der Ressentiments beschrieben werden muss, bleibt
trifft keine Aussage über die tatsächliche Anzahl der bestehen. Deswegen stellt sich dieser Rassismus
rassistischen Vorfälle in Österreich. Leider gibt es ne- Report auch der Frage, inwiefern er zur Reprodukti-
ben dem Rassismus Report nur wenige offizielle Stati- on von Rassismus beiträgt, wenn etwa rassistische
stiken, die Aussagen über rassistische Diskriminierung Beschmierungen zitiert werden. Um Reproduktion zu
in Österreich möglich machen. Offizielle Wohn- oder vermeiden, werden die Beschmierungen nicht einzeln
Arbeitsmarktstatistiken erfassen zwar die Unterschiede ausgewiesen, sondern kumulative Statistiken über sie
zwischen österreichischen und nicht-österreichischen veröffentlicht. Doch auch im Kapitel über „Rassismus
Staatsangehörigen, der Migrationshintergrund öster- als Reaktion auf Anti-Rassismus-Arbeit“ drängt sich
reichischer StaatsbürgerInnen wird hingegen nicht die Frage auf, ob der Hetze nicht gar noch ein Forum
ausreichend beleuchtet. Rassistische Diskriminierung gegeben wird. Diesen möglichen Nachteilen steht
wird in diesen Statistiken nicht direkt sichtbar. Wichtig allerdings der Vorteil gegenüber, dass der Rassismus
wäre die Durchführung von Studien, die auch nach Report ein wesentliches Mittel zur Sensibilisierung
rassistisch motivierten Übergriffen fragen. gegen Rassismus darstellt; insbesondere für jene Men-
Informationen rund um das Gleichbehandlungsge- schen, die in ihrem Alltag keine Erfahrungen mit rassis-
setz bilden einen Schwerpunkt in diesem Rassismus tischer Diskriminierung machen müssen. Der Report
Report. Mit dem Gesetz und den neuen Institutionen soll indes nicht nur zur Sensibilisierung beitragen. Die
„Gleichbehandlungsanwaltschaft“ und „Gleichbe- rechtlichen Erläuterungen und Beispiele zeigen Mög-
handlungskommission“ wurden die rechtlichen Mög- lichkeiten auf, um sich gegen Rassismus zur Wehr zu
lichkeiten, sich gegen Diskriminierung zu wehren, setzen, und zwar unabhängig davon, ob jemand selbst
erheblich erweitert. In diesem Report wird durch Opfer eines Vorfalls wird oder ihn als Zeuge/ Zeugin
rechtliche Einschübe mit dem Titel „Die eigenen Rech- beobachtet. Zudem dient der Rassismus Report auch
te kennen“ und durch ein Glossar als Schlussteil ver- als Argumentationshilfe gegen jene, die der Meinung
sucht, den komplexen Bereich der Rechtslage in sind, dass Rassismus ein Kavaliersdelikt oder das Prob-
Zusammenhang mit rassistischer Diskriminierung für lem einiger weniger wäre.
die LeserInnen verständlicher zu machen. Der Jurist
Wolfgang Zimmer aus der ZARA-Beratungsstelle und
die Juristin Katrin Wladasch aus dem ZARA-Vorstand Unverändert blieb im Laufe der Jahre leider die finan-
haben sich bemüht, die manchmal spröde Materie ziell prekäre Situation von ZARA, die sich trotz des
anhand von Fallbeispielen zu erklären. großen zivilgesellschaftlichen Engagements noch
Neu ist das Kapitel „Was wurde aus …?“ Da sich nicht grundlegend gebessert hat. Deshalb möchte
die rechtlichen Verfahren in die Länge ziehen, kann ich Sie wie jedes Jahr bitten: Wenn Sie die Arbeit von
über einige Fälle nach Ablauf eines Jahres nur ein ZARA wichtig finden, werden sie förderndes Mitglied
Zwischenbericht abgegeben werden. Manche Fälle, oder Spender beziehungsweise Spenderin. Mit Ihrem
über die bereits im Rassismus Report 2005 berichtet Beitrag ermöglichen Sie die Unterstützung und Be-
wurde, konnten 2006 zu einem Abschluss gebracht treuung von Opfern von Rassismus, die Information
werden, andere werden nächstes Jahr erneut im für ZeugInnen und Interessierte, aber ebenso die Prä-
Report zu finden sein. vention von Diskriminierung und Aggression durch
Traurig ist, dass ein Anstieg von rassistischer Ag- Workshops und Lehrgänge.
gression gegen Anti-Rassismus-Arbeit verzeichnet
werden kann. Eine Auswahl dieser feindseligen Atta- Herzlichen Dank!
cken findet sich in diesem Report wieder.
Interessante Entwicklungen im Bereich der Diskri- Xiane Kangela
minierungsbekämpfung kommentiert ZARA-Obmann Redakteurin und ZARA-Vorstandsmitglied
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Statistik
Statistik
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Öffentlicher Raum
Öffentlicher Raum
Der öffentliche Raum ist im allgemeinen Verständnis zurückschrecken. Artikulationen jenseits des red-
ein für alle Menschen gleichermaßen zugänglicher lichen und (selbst)kritischen Denkens werden geför-
Raum. Dieser ideale öffentliche Raum existiert jedoch dert und verstärkt. Der/die LeserIn erhält zudem den
in der Realität nicht. Der öffentliche Raum gehört Eindruck, dass die getätigten Äußerungen oft von den
weder allen, noch können ihn alle mitgestalten oder BetreiberInnen der Foren völlig unkontrolliert stehen
sich in gleicher Weise darin aufhalten. Der öffentliche gelassen werden.
Raum in diesem Rassismus Report ist ein politischer, Im ganz konkreten Stadtraum, also zum Beispiel
medialer, virtueller, symbolischer, aber auch der ganz auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln,
konkrete Stadtraum. schockiert die Aggression, die immer wieder über
Mit dem politischen Raum wird im Rassismus Re- Opfer und ZeugInnen von Rassismus hereinbricht.
port weniger die Gesetzgebung als vielmehr die sym- Durch diese Angriffe ist die elementare Sicherheit der
bolische politische Ebene angesprochen. Die Politik von Diskriminierung betroffenen Menschen bei ihren
ist sehr eng mit den Medien verknüpft und benutzt alltäglichen Erledigungen gefährdet. Sie können sich
diese oftmals als Träger ihrer Botschaften. In diesem im öffentlichen Raum nur eingeschränkt bewegen.
Rassismus Report scheinen Fälle auf, in denen oftmals Alleine die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel
Hetze gegen den Bau von Moscheen betrieben oder scheint, wenn man den Report liest, für manche in
die Verwendung des Wortes „Neger“ propagiert wird. Wien lebende Menschen gefährlich zu sein.
In der Politik selbst wurde in diesem Jahr während Auch die Beschmierungen an unzähligen Haus-
des Wahlkampfes mit dem Slogan „Daham statt wänden zeigen, wem der Raum gehört und wer lieber
Islam“ vorgegeben, wer sich in Österreich aufhalten verschwinden oder um sein Leben fürchten soll.
darf und wer nicht. Außerdem wird das Thema Integ- Gut ist, dass unzählige Zeugen und Zeuginnen
ration immer wieder dazu missbraucht, zu erklären, solche Vorfälle von ZARA dokumentieren lassen und
wer hierzulande fremd und wer ein „echter Österrei- es immer mehr Menschen werden, die couragiert für
cher“ ist. Im Mai 2006 berief sich die Innenministerin andere eintreten. Der Baumeister Baumann, der von
auf eine so genannte Integrationsstudie, die sie, wie sich aus mit seiner Idee der Beschmierungsambulanz
sich herausstellen sollte, überdies falsch zitierte, um an ZARA herangetreten ist, gibt Kraft und Mut (siehe
zu behaupten, dass 45% der in Österreich lebenden Kapitel „Beschmierungen“).
MuslimInnen „nicht integrationswillig“ wären. Gut ist auch, dass ZARA AnsprechpartnerInnen
Das Internet ist ein eigenständiges Medium des wie zum Beispiel die Wiener Linien oder den Wiener
öffentlichen Raums und daher wird dieser umfas- Bürgerdienst hat, die bei Meldungen rasch reagieren
sende und einer globalen Öffentlichkeit zugängliche und um Lösungen bemüht sind.
Bereich gesondert betrachtet. In zahlreichen Inter- Im Kapitel „Öffentlicher Raum“ werden die unter-
netforen können Menschen anonym ihre Meinung schiedlichsten Formen von Rassismus zusammen-
kundtun. Die Anonymität hat zur Folge, dass sich die gefasst. Die zahlreichen Orte, an denen rassistische
PosterInnen kein Blatt vor den Mund nehmen und Diskriminierungen stattfinden, sind Ausdruck für die
sich zu Stellungnahmen hinreißen lassen, die nicht Omnipräsenz von rassistischer Diskriminierung im
vor Denunziation, Diffamierung, Lüge oder Hetze Leben vieler Menschen.
Straßen, öffentliche Verkehrsmittel u.v.m
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Straßen, öffentliche Verkehrsmittel u.v.m
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Straßen, öffentliche Verkehrsmittel u.v.m
verständigt und die Daten der beteiligten Personen wer- ren Schadenersatzansprüchen auch auf den Zivilrechts-
den nicht aufgenommen. Eine Anzeige gegen anonyme weg verweisen. In diesem Fall oder für den Fall, dass das
TäterInnen an die Staatsanwaltschaft dient somit nur Strafgericht zuwenig Schmerzengeld zuspricht, kann
statistischen Zwecken. Frau R. bis zu einem eingeklagten Betrag von 4.000 Euro
von ZARA vor dem Zivilgericht vertreten werden (bei
Einige Tage später begegnet Frau R. zufällig erneut einem höheren Betrag herrscht „Anwaltszwang“). Bei
den beiden Männern, die sie beschimpft haben. höheren Schmerzengeldforderungen oder wenn der Fall
Es ist mitten in der Nacht, die Männer sind offen- rechtlich zu kompliziert ist, vermittelt ZARA Frau R. einen
sichtlich betrunken. Einer der Männer erkennt Rechtsanwalt, der sie vor Gericht vertritt.
Frau R. wieder und meint: „Hamma Dir nicht ge- § 33 Z 5 StGB sieht für den Fall einer Verurteilung
sagt, du sollst verschwinden?“ Die beiden gehen der TäterInnen vor, dass das Gericht bei der Bemessung
auf Frau R. los und fügen ihr durch Schläge und der Strafe (im gesetzlich vorgesehenen Rahmen – bei
Tritte mehrere Prellungen am Oberkörper und im Körperverletzung ist dies eine Freiheitsstrafe von bis zu
Gesicht zu. Ein Passant verständigt die Polizei und einem Jahr oder eine Geldstrafe von bis zu 360 Tages-
die Rettung. Die Beamten treffen kurze Zeit später sätzen) eine höhere Strafe verhängen kann, da die bei-
ein und können die beiden Täter festnehmen. Frau den Täter aus „rassistischen und fremdenfeindlichen“
R. muss sich im Spital behandeln lassen. Motiven gehandelt haben und dies einen Erschwerungs-
grund darstellt.
Die Prellungen, die Frau R. von den beiden Männern
zugefügt wurden, erfüllen den Straftatbestand der Kör-
perverletzung gemäß § 83 StGB. Dabei handelt es sich
um ein so genanntes „Offizialdelikt“, die Polizei muss
6 Frau V. unternimmt im August eine Fiakerfahrt.
Während der Fahrt entwickelt sich eine poli-
tische Diskussion mit dem Kutscher. Er stellt sich als
den Sachverhalt an die Staatsanwaltschaft weiterlei- „Freiheitlicher von Geburt“ vor. Er fordert: „Ausländer
ten, die ihrerseits ein Strafverfahren einleiten oder die raus. Man soll das mit den Ausländern doch genauso
Täter durch diversionelle Maßnahmen (Diversion, sie- wie mit den Juden lösen. Damals hat man Deutsch-
he „Glossar“) zur Wiedergutmachung der Tat bewegen land und Österreich ja gereinigt und das brauchen wir
muss. Für den Fall eines Strafverfahrens hat Frau R. kei- jetzt auch.“ Frau V. ist wütend und beginnt einen Streit.
nerlei Einfluss darauf, ob und zu welcher Strafe die bei- Der Kutscher sagt: „Ich bin kein Rassist, verstehen Sie
den Männer verurteilt werden. Dem Strafverfahren kann mich nicht falsch, diskutieren wir das aus.“ Frau V. will
sich Frau R. als Privatbeteiligte anschließen. Als Privatbe- sofort anhalten und steigt aus. Sie meldet ZARA den
teiligte kann Frau R. bei Verurteilung der Täter vom Ge- Vorfall zur Dokumentation.
richt Schmerzengeld für die erlittenen Verletzungen
zugesprochen bekommen, ohne dass sich Frau R. geson-
dert an ein Zivilgericht wenden muss. Das Strafgericht
muss dies jedoch nicht tun, sondern kann Frau R. mit ih-
7 Herr G. berichtet per E-Mail, dass er an einem
Sonntag in Graz Zeuge einer Straßenszene wur-
de. Er beobachtet, wie nach dem „Aufsteirern“-Fest
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drei gut angezogene, leicht betrunkene Männer und gieren würden. ZeugInnen sind gerade bei rechtlichen
eine Frau eine vor ihnen gehende Frau mit Kinderwa- Schritten sehr wichtig, ebenso wie das Verfassen eines
gen und zwei kleinen Kinder beschimpfen. Sie schreien Gedächtnisprotokolls.
die Frau, die ein Kopftuch trägt, an: „Ihr lebt auf unsere • Bei rassistischer Belästigung oder Mobbing am Arbeits-
Kosten, schleicht’s euch heim, du Islam-Drecksau.“ Die platz unbedingt Tagebuch führen; was, wann, wo und
schimpfende Frau droht der Muslimin sogar, sie zu tö- mit wem passiert ist.
ten. Als Herr G. sich einmischt und fragt, warum sie die • Das Erlebte erzählen – nicht schweigen: einen LeserInn-
Frau mit ihren Kindern beschimpfen, drohen sie ihm enbrief schreiben, einen Beitrag im Internet posten, sich
ebenfalls. Herr G. ist von den Beschimpfungen wie ge- an eine Beratungsstelle wenden.
lähmt. Er schreibt an ZARA: „Während dieser ganzen
Tiraden hab ich kein Wort herausgebracht, nur den
Kopf geschüttelt und hilfesuchend umhergeschaut.
Aber niemand in der zu diesem Zeitpunkt ziemlich
9 Im Mai schreibt Frau R. ein E-Mail, in dem sie ihre
Erlebnisse in der Wiener Filiale einer Supermarkt-
kette schildert. Sie beobachtet, wie eine junge Frau
vollen Gasse (das Fest war gerade zu Ende und alle und ihr Begleiter in der Warteschlage vor der Kassa
gingen nach Hause) hatte den rassistischen Äuße- stehen. Die Frau hält einen Hund am Arm. Eine Super-
rungen dieser Herrschaften etwas entgegenzusetzen. markt-Mitarbeiterin weist sie darauf hin, dass Hunde
Man ging weiter oder hörte sogar belustigt zu. Ich verboten sind. Die Frau entgegnet, der Hund würde
stand dort in der vollen Gasse zwischen hunderten schon nicht auf den Boden pinkeln. Die Mitarbeiterin
Leuten und kam mir völlig allein vor.“ wiederholt, es sei aus hygienischen Gründen verbo-
Herr G. will den Fall dokumentiert wissen. ten und sie solle das nächste Mal den Hund vor dem
Geschäft anbinden. Schließlich dreht sich die Frau mit
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Straßen, öffentliche Verkehrsmittel u.v.m
sei. Nach einem vierwöchigen Aufenthalt in Österreich TäterInnen aus dem rechtsextremen Milieu achten
gehöre man jedoch nicht mehr zur Risikogruppe. Herr werden.
K. lebt seit einigen Jahren in Österreich. Er will den
Vorfall dokumentiert wissen.
15 Im Oktober steigt Herr S. mit einem Freund
in Wiener Neustadt in den Zug, um nach
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Internet
Internet
in Niederösterreich steht: „i find des einfach leiwand, „Es war im Jahre 2020. Die letzten Österreicher!
bei uns de natur genießen zu können und außadem Ich wurde wach vom Ruf des Muezzins, der über Laut-
steht ned in jeder eckn a tschusch.“ sprecher von der benachbarten Moschee in mein Ohr
Obwohl sich der Zeuge mehrmals beschwert, wur- drang. Ich hatte mich längst daran gewöhnt. Früher war
de der Eintrag nicht gelöscht. sie mal eine Kirche gewesen, aber sie war schon vor vielen
ZARA interveniert und wird kurze Zeit später vom Jahren zur Moschee umfunktioniert worden, nachdem
Bürgermeister des Ortes benachrichtigt, dass der es der islamischen Gemeinde in unserem Viertel in ihrer
betreffende Eintrag gelöscht wurde. alten Moschee zu eng wurde.
Die wenigen verbliebenen Christen hatten keinen
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Internet
Arbeitsvergabe vorrangig behandelt werden, ist das ein wie viele unserer alten Bekannten und Nachbarn, in die
grosses Glück. Ich muss nicht mehr zum Arbeitsamt; mein anatolische Steppe auswandern. Die türkische Regierung
Berater, Herr Hassan Muftluft sagt, ich sei als Österreicher hat dort allen deutschsprachigen grosszügigerweise ein
nicht mehr vermittelbar und hat mir einen Sprachkurs in Stück Land angeboten. Es ist eine Art Reservat für uns, wir
Aussicht gestellt. Ich habe natürlich zugestimmt, so eine wären dort unter uns und könnten unsere Sprache und
Chance bekommt man nicht alle Tage. Kultur pflegen. Diese Idee beschäftigt uns schon lange!
Mein Vermieter, Herr Ali Yueksel, erwähnte gestern Es lässt sich jetzt darüber streiten, ob dieses Mail
beiläufig, dass er die Wohnung einem seiner Brüder und wegen den Wahlen vom 01. Oktober 2006 erstellt wurde.
dessen Familie versprochen habe und wir sollten uns Aber schickt es weiter, wenn es euch zusagt.
schon mal nach etwas anderem umsehen. Auf meinen Es lebe Österreich, ... noch!“
schüchternen Einspruch hin meinte er nur, er habe gute
Beziehungen zu den örtlichen Behörden. Nun müssen wir Recherchen von ZARA ergeben, dass dieser Text nicht
also raus, aber besonders schwer fällt uns der Abschied nur über E-Mail-Ketten in Umlauf gebracht wird, son-
aus unserer Gemeinde nicht. Wahrscheinlich werden wir, dern sich auch in zahlreichen Internet-Foren findet.
Weiterbildung
bringt Sie weiter
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www.waff.at 2 217 48 -555
Politik und Medien
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Politik und Medien
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Politik und Medien
„Langlebe osterreich aus der Türkei soll errichtet werden und dieser wird
ich bin in wien geboren aber mein vater ist argentinier. das christliche Gotteshaus noch überragen. (...)“ und
der islamischer friedhof hatt in oesterreich nichts zu tun. der Bürgermeister sagt: „(...) Wir haben aber denkbar
der Scheiß friedhof muss weg wie alle juden. heil Hitler!“ schlechte Karten, das Projekt zu verhindern. (...)“ Von
BürgerInnen ist in dem Artikel zu hören: „Nichts gegen
und diese Religion. Wir wollen aber keine moslemischen
Ansammlungen bei uns!“ Eine Anrainerin wird mit den
„ein Moslemischer Friedhof auf österr. Boden ist eine Ent- Worten zitiert: „Mir san direkte Nachbarn und haben
weihung der österr. Ehre und eine Demütigung eines je- somit das Quirx am Hals. Wenn des kommt, verkauf i
den Österreichers. Schleichts eich ,ihr deppaten Moslem- mei Haus, aber sicher nur an einen Türken, sonst will’s
Machos, ihr kriminellen Heinis, ab nach Anatolien, keiner eh kaner haben wollen! (sic!)“
braucht euch hier in Österreich, ihr Sozialschmarotzer!“
Die Menschenrechte
im Mittelpunkt
Jene Menschen,
die Asyl brauchen,
müssen rasch
Hilfe und Schutz in
Österreich erhalten.
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Rassistische Beschmierungen
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Rassistische Beschmierungen
Der kritische Umgang mit Rassismus im öffentlichen Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren, bei
Raum muss noch weiter vorangetrieben werden. besonderer Gefährlichkeit des Täters oder der
Vielen Menschen fallen die Beschmierungen nicht Betätigung bis zu 20 Jahren bestraft.
auf, andere fühlen sich machtlos und denken, oh-
nehin nichts verändern zu können. Immer mehr kri- § 3h. Nach § 3g wird auch bestraft, wer in einem
tische Menschen melden jedoch Woche für Woche Druckwerk, im Rundfunk oder in einem anderen
Beschmierungen an ZARA mit der Bitte um Entfernung. Medium oder wer sonst öffentlich auf eine Wei-
Die konsequente Dokumentation und Entfernung se, daß es vielen Menschen zugänglich wird, den
stellt für ZARA die einzige Möglichkeit dar, gegen die nationalsozialistischen Völkermord oder andere
Beschmierungen und ihre Tolerierung vorzugehen. nationalsozialistische Verbrechen gegen die
Menschlichkeit leugnet, gröblich verharmlost,
Die eigenen Rechte kennen gutheißt oder zu rechtfertigen sucht.
Frau Z. ärgert sich über die rassistischen Be- Das Anbringen von Hakenkreuzen, SS-Runen oder Ähn-
schmierungen in Wiens Straßen. Sie geht täglich lichem kann unter diese Strafbestimmung fallen, sollte
an dutzenden „Neger raus“, „kill niggers“, „Scheiß- der/die BeschmiererIn auch den Vorsatz haben, sich
Türken!“ und ähnlichen Graffitis vorbei. damit im nationalsozialistischen Sinne zu betätigen
oder etwa NS-Verbrechen gutzuheißen. Sollte dieser
Wie ist eine solche Beschmierung erweiterte Vorsatz fehlen, kann der/die TäterIn immer
rechtlich zu bewerten? noch nach Art IX Abs 1 Z 4 EGVG bestraft werden, der
Laut § 125 Strafgesetzbuch (StGB) begeht eine Sach- eine Verwaltungsstrafe bis zu 2.180 Euro für die Person
beschädigung (SB), wer eine fremde Sache zerstört, vorsieht, die „nationalsozialistisches Gedankengut im
beschädigt, verunstaltet oder unbrauchbar macht. Bei Sinne des Verbotsgesetzes (...) verbreitet.“
Beschmierungen wird es sich zumeist um eine Verun-
staltung, d.h. eine nicht unerhebliche Veränderung im - Verhetzung (§ 283 StGB) §
äußeren Erscheinungsbild einer Sache, handeln, wo-
bei diese so intensiv sein muss, dass sie nur mit einem § 283. (1) Wer öffentlich auf eine Weise, die geeig-
gewissen Aufwand entfernt werden kann. Wenn die net ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden, zu
„Geringfügigkeitsgrenze“ nicht überschritten wird, einer feindseligen Handlung gegen eine im Inland
wie z.B. bei kleinflächigem Bemalen einer Glaswand bestehende Kirche oder Religionsgesellschaft
mit einem wasserlöslichen Stift, liegt keine Sachbe- oder gegen eine durch ihre Zugehörigkeit zu einer
schädigung vor. solchen Kirche oder Religionsgesellschaft, zu ei-
Bei einfacher Sachbeschädigung liegt der Straf- ner Rasse, zu einem Volk, einem Volksstamm oder
rahmen bei einer Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten bzw. einem Staat bestimmte Gruppe auffordert oder
einer Geldstrafe von bis zu 360 Tagessätzen. aufreizt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren
Wenn der Schaden den Betrag von 3.000 Euro über- zu bestrafen.
schreitet oder durch die Beschmierung z.B. eine Kir- (2) Ebenso ist zu bestrafen, wer öffentlich gegen
che, ein Grab oder ein denkmalgeschütztes Objekt eine der im Abs. 1 bezeichneten Gruppen hetzt
verunstaltet wird, beträgt der Strafrahmen der Freiheits- oder sie in einer die Menschenwürde verletzenden
strafe bis zu 2 Jahre. Eine Geldstrafe bis zu 360 Tages- Weise beschimpft oder verächtlich zu machen
sätzen kann alternativ verhängt werden. Übersteigt sucht.
der Schaden 50.000 Euro, droht eine Freiheitsstrafe von
6 Monaten bis 5 Jahre. Dem Wortlaut dieser Bestimmung nach sollte es
Eine rassistische Beschmierung kann aber zusätz- eigentlich einen breiten Anwendungsbereich dieses Ge-
lich zur Sachbeschädigung auch gegen das Verbots- setzes gegen rassistische Beschmierungen geben. Eine
gesetz (VerbotsG), Art IX Abs 1 Z 4 EGVG („Einführungs- Beschmierung wie „Kill niggers“ oder „Neger raus“ sollte
gesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen“) oder als unzweifelhaft unter den Absatz 1 fallen, da durch diesen
so genannte „Verhetzung“ gegen § 283 StGB verstoßen. Slogan eindeutig zu einer „feindseligen Handlung“
Tötungsaufforderungen wie „kill niggers“ können auch gegen eine der in diesem Absatz aufgezählten Gruppen
unter § 282 StGB („Aufforderung zu mit Strafe bedroh- aufgerufen wird. Die erforderliche „Öffentlichkeit“ ist
ten Handlungen und Gutheißung mit Strafe bedrohter bei einer weithin sichtbaren Beschmierung grundsätzlich
Handlungen“) fallen. gegeben. Jedoch werden durch Abs 1 nicht die be-
troffenen Gruppen geschützt, sondern primär die
§ - VerbotsG / Art IX Abs 1 Z 4 EGVG öffentliche Ordnung, die durch solche Gewaltaufrufe
gefährdet werden muss. Für eine einzelne Beschmierung
§ 3g. Wer sich (...) im nationalsozialistischen Sinn ist dies nicht immer nachweisbar. Auch fallen allge-
betätigt, wird, sofern die Tat nicht nach einer meinere Hetzparolen wie „Ausländer raus“ nicht unter
anderen Bestimmung strenger strafbar ist, mit § 283, da der verallgemeinernde Begriff „Ausländer“
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Rassistische Beschmierungen
keine der geschützten Gruppen darstellen. Die Gerichte mit Kreide die Worte „Kill Niggers“ durch. Dabei
legen die Bestimmung sehr eng aus, daher sind Verurtei- wird sie von einem Polizisten beobachtet.
lungen aufgrund des ersten Absatzes sehr selten.
Dieser spricht sie an, nimmt ihre Daten auf und
Der Anwendungsbereich des Absatz 2 sollte zur Ahndung meint, dass sie eine Anzeige wegen Sachbeschä-
schriftlicher rassistischer Beschimpfungen wie „Scheiß- digung erhalten werde.
Türken“ oder „Fuck Niggers“ ausreichen. Jedoch sind
davon auch nur jene Beschmierungen betroffen, durch Wenn eine bestehende Beschmierung übermalt wird
die bestimmten Gruppen „ein Lebensrecht schlecht- und dadurch ein zusätzlicher Schaden entsteht, wenn
hin“ abgesprochen wird oder diese als „minderwertige z.B. die Entfernbarkeit der ursprünglichen Beschmierung
Wesen“ dargestellt werden. Auch hier ist die Judikatur in aus Kreide durch nicht wasserlöslichen Lack erschwert
ihrer Beurteilung sehr restriktiv. wird, begeht auch der Übermaler der rassistischen Be-
schmierung eine Sachbeschädigung.
- Anstiftung (§ 282 StGB)
Bei der Übermalung z.B. einer den Tatbestand der Ver-
Wer eine breite Öffentlichkeit zu einer mit Strafe be- hetzung erfüllenden Beschmierung kann dahin gehend
drohten Handlung auffordert oder eine solche Hand- argumentiert werden, dass der/die ÜbermalerIn den
lung gutheißt, macht sich nach § 282 StGB strafbar. rechtmäßigen Zustand durch die Unkenntlichmachung
Alle Tötungsaufrufe gegen eine bestimmte Gruppe oder der verbotenen Parole / des verbotenen Zeichens wieder
einzelne Personen fallen unter diese Strafbestimmung. hergestellt hat und diesfalls ein Rechtfertigungsgrund
Allerdings muss man im Einzelnen untersuchen, ob diese vorliegt. Ob sich das Gericht dieser Ansicht anschließt, ist
„breite Öffentlichkeit“ durch die Beschmierung wirklich jedoch ungewiss.
erreicht wird. Der/die EigentümerIn des Objektes kann in die Verun-
staltung, soweit es sich um eine bloße Sachbeschädigung
Was kann Frau Z. gegen die handelt – allerdings nicht bei den bereits erwähnten
Beschmierungen unternehmen? Strafbeständen wie Verhetzung etc., sondern bei Über-
Bei Beschmierungen (egal ob diese zusätzlich gegen malung einer rassistischen Parole – einwilligen und somit
das VerbotsG oder § 282, § 283 StGB verstoßen) han- den/die SachbeschädigerIn vor einem Verfahren bewah-
delt es sich um Offizialdelikte, d.h. PolizistInnen müssen ren. Jedermann kann die Beschädigung einer in seinem
sie, wenn sie diese selbst wahrnehmen, zur Anzeige Eigentum befindlichen Sache durch andere von vorn-
bringen. Da dies selten geschieht, kann man diese Be- herein gestatten oder auch nachträglich genehmigen,
schmierungen auch mittels Sachverhaltsdarstellung an was wiederum einen Rechtfertigungsgrund darstellt und
die Staatsanwaltschaft übermitteln. Da die TäterInnen die Bestrafung des/der Täters/Täterin ausschließt.
jedoch meistens unbekannt sind, dient eine solche
Anzeige oft lediglich statistischen Zwecken. Beschmierungsambulanz
Frau Z. kann eine Beschmierung bei ZARA melden. Sie
muss Inhalt und Ort möglichst genau angeben (Adresse, Durch eine Kooperation zwischen ZARA und dem Best
Straßenbahnwagennummer und Linie …). Bauunternehmer Baumeister Ing. Alexander Baumann Practice
Bei ZARA bemühen sich die beiden ehrenamtlichen steht nun das Service zur Verfügung, rassistische Be-
Mitarbeiterinnen Monika Muhr und Johanna Katzinger schmierungen kostenlos übermalen bzw. entfernen
um die Entfernung der Beschmierung. Sie dokumentieren zu lassen. Der Baumeister „derbaumann“ wendet sich
Inhalt, Ort und Art der Beschmierung und organisieren, an HauseigentümerInnen und Hausverwaltungen
wenn möglich, auch eine fotografische Dokumentation. und bietet diesen die kostenlose Übermalung oder
Je nachdem, wo die Beschmierungen angebracht wur- Entfernung von rassistischen Beschmierungen an
den, treten sie in Kontakt mit den Hausverwaltungen, der Hauswänden von Privathäusern an. Wenn Hauseigen-
Wiener Gebietsbetreuung oder den Wiener Linien. Nach tümerInnen und Hausverwaltungen ein klares Zei-
einiger Zeit erfolgt die Kontrolle, ob die Beschmierung chen gegen Rassismus setzen wollen, können sie seine
auch wirklich entfernt wurde. Ist dies nicht der Fall, muss Dienste in Anspruch nehmen, um die Hauswände
der gesamte Ablauf neuerlich beginnen. Gemeldete frei von Rassismus zu machen. Es ist eine Erste-Hilfe-
Beschmierungen gelten bei ZARA erst dann als erledigt, Maßnahme gegen rassistische Beschmierungen. Wer
wenn diese tatsächlich entfernt wurden. dieses Service nutzen will, kann per Online-Formular
Bitte melden Sie rassistische Beschmierungen an Kontakt zu „derbaumann“ aufnehmen. Siehe: www.
office@zara.or.at oder benutzen Sie das Dokumentati- zara.or.at/_doc/Informationsblatt_Beschmierungs-
onsformular unter: www.zara.or.at/kontakt/dokumen- ambulanz.pdf.
tation.
Bilder zu den ersten erfolgreichen Entfernungen
Eines Tages beschließt Frau Z., eine Beschmierung rassistischer Beschmierungen finden Sie unter:
auf einem fremden Haus zu übermalen. Sie streicht www.der-bau-mann.com/index.php?id=45.
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Polizei
Polizei
Die Polizei ist eine wesentliche Schnittstelle zwischen abgeschoben werde soll, und dass er nicht einmal
Staat und Bevölkerung. Die Menschen im Polizeiappa- seine Frau und seine beiden Kinder davon in Kennt-
rat tragen eine besonders hohe Verantwortung, denn nis setzen konnte. Der Pilot weigert sich, Herrn J.
sie sind die direkten RepräsentantInnen des staatli- gegen seinen Willen im Flugzeug zu befördern. Die
chen Gewaltmonopols und mit besonderen Rechten WEGA-Beamten müssen das Flugzeug zusammen
ausgestattet. Umso mehr sind die gewalttätigen Über- mit Herrn J. wieder verlassen.
griffe, die von den BeamtInnen ausgehen, Besorgnis • Statt Herrn J. wieder in das Schubhaftgefängnis zu-
erregend. Es soll nicht ausgeblendet werden, dass die rückzubringen, fahren sie mit ihm in eine verlas-
Aufgabe der Exekutive schwierig ist. Jeden Tag mit Ge- sene Lagerhalle, die für gewöhnlich von der WEGA
walt konfrontiert zu sein und selbst Gewalt immer als zu Übungszwecken benutzt wird. Dort wird Herr J.
das letztmögliche Mittel anzuwenden, bringt Belast- von den drei Polizisten verprügelt und dabei schwer
ungen mit sich. Es gilt aber auch zu bedenken, dass verletzt. Sie drohen ihm, ihn zu überfahren, und be-
PolizistInnen im und aus dem Kontext der österrei- schimpfen ihn rassistisch. Bakary J. wird so schwer
chischen Gesellschaft denken und handeln. Sie leben verletzt, dass er ins Krankenhaus gebracht werden
wie alle anderen Menschen auch in einer Gesellschaft, muss. Das Allgemeine Krankenhaus Wien (AKH)
in der ganz bestimmte rassistische Vorurteile vorherr- diagnostiziert um 8 Uhr 57 Prellungen am Kopf, der
schen. Alleine die Kräfte der Exekutive als Schuldige zu linken Schulter und an beiden Hüften sowie eine
sehen, greift daher zu kurz. Dass MigrantInnen immer Zerrung der Halswirbelsäule. Die Polizisten erklären
wieder im Zusammenhang mit Kriminalität genannt den Ärzten, J. sei im achten Bezirk aus dem Polizeiau-
werden, kann nicht alleine der Exekutive angelastet to geflohen und hätte sich dabei verletzt. Die Ärzte
werden. Hier spielen u.a. ebenso die bereits erwähnten notieren „Widerstand gegen die Staatsgewalt bei
Medien eine entscheidende Rolle. Sie berichten tag- Fluchtversuch“ ins Krankenblatt.
täglich über MigrantInnen in kriminellen Zusammen- • Am 13. April werden die Vorwürfe öffentlich bekannt.
hängen. PolizistInnen müssen sich in ihrer Arbeit der Die Medien berichten ausführlich und die Behörden
Herausforderung stellen, einen klaren Trennstrich beginnen zu prüfen.
zwischen der rassistischen medialen Berichterstat- • In der Zwischenzeit haben sich sowohl Herr J. als
tung und den Menschen, denen sie begegnen, zu zie- auch die beschuldigten Polizisten Anwälte genom-
hen. Die Bewältigung dieser Herausforderung wird al- men. Allerdings kommen beide Anwälte aus dersel-
lerdings durch institutionelle Rahmenbedingungen ben Kanzlei. Die Rechtsanwaltskammer erklärt dies
erschwert, da weder relevante politische Entschei- für nicht zulässig.
dungsträgerInnen noch die Exekutive als Institution • Anfang Juni wird ein Gutachten veröffentlicht. Die
selbst ein klares Bekenntnis gegen Rassismus abge- Gerichtsmedizinerin stuft die Verletzungen als „dem
ben. Eher selten werden diskriminierenden Ausweis- Grade nach schwer“ ein. Unterdessen dehnt die
kontrollen, die alleine aufgrund von vermeintlicher Staatsanwaltschaft die gerichtlichen Vorerhebungen
„ethnischer Zugehörigkeit“ getätigt werden, in der auf einen vierten Polizisten aus.
ZARA-Beratungsstelle gemeldet. Zu ZARA kommt • Am 21. Juli erhebt die Staatsanwaltschaft Wien An-
hauptsächlich, wenn das erträgliche Maß überschrit- klage gegen die vier Polizisten. Ihnen wird das Quä-
ten wurde. Wenn etwa ein Gewaltausbruch erfolgte, len eines Gefangenen zur Last gelegt. Den Polizisten
nur weil jemand nach dem Weg fragte. Die an ZARA drohen im Fall einer Verurteilung bis zu drei Jahre
gemeldeten Fälle sind oft mehr als schockierend. Haft und ab einer mehr als einjährigen Haftstrafe
Der besonders traurige und entsetzliche Höhe- auch der Amtsverlust.
punkt dieses Jahres ist der Fall von Bakary J., einem • Zum Prozessauftakt am 30. August bekennen sich
Asylwerber aus Gambia. Anhand des Geschehenen alle angeklagten Polizisten schuldig. Sie geben zu,
wird deutlich, dass nicht nur die handelnden Beam- ihren „Frust“ an dem Gambier ausgelassen zu haben.
tInnen selbst das Problem darstellen, sondern der ge- • Bereits am 31. August werden drei Angeklagte zu
samte „Justizapparat“ und auch die Innenministerin, je acht Monaten bedingter Haftstrafe verurteilt. Ein
die nicht bereit war, klar und deutlich gegen Rassis- Polizist, der die Halle aufgesperrt hatte, erhält eine
mus und rassistische Gewalt einzutreten. Über den Strafe im Ausmaß von sechs Monaten bedingt. Herrn
Fall wurde breit in den Medien berichtet. ZARA hat J. werden 3.000 Euro Schmerzengeld zugesprochen.
ihn dokumentiert. • Die Innenministerin weigert sich öffentlich, sich bei
Herrn J. zu entschuldigen. Als Begründung führt sie
• Am 7. April 2006 um 5 Uhr früh soll der Asylwerber seine Verurteilung wegen eines Drogendelikts an.
Bakary J. aus Gambia durch drei WEGA-Beamte ab- • Bereits am 16. Dezember dürfen die vier rechtskräf-
geschoben werden. Im Flugzeug informiert Herr tig verurteilten WEGA-Beamten wieder Polizeidienst
J. die Flugbegleiterin, dass er gegen seinen Willen verrichten. Die Disziplinarkommission der Wiener
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Polizei verhängt Geldstrafen, die Suspendierung der hat wieder starke Schmerzen. Für den jungen Beam-
Beamten wird allerdings aufgehoben. Der Entscheid ten ist das Anlass dafür, ihn jedes Mal auf den Kopf zu
ist noch nicht rechtskräftig, da sowohl der Disziplinar- schlagen. Beide beschimpfen ihn weiter mit: „Scheiß-
anwalt auf Weisung des Innenministeriums als auch ausländer“. Beim Betreten des Bezirkspolizeikommis-
die Verteidigung der Beamten dagegen berufen. sariates Donaustadt wird er von den beiden Beamten
• Der Disziplinaranwalt hat für die Entlassung der gegen den Türpfosten der Eingangstüre gestoßen und
Beamten plädiert. Der Fall geht zur Disziplinar- in eine Zelle gebracht. In Anwesenheit eines älteren
Oberkommission. Zu Redaktionsschluss des Rassis- Kommandanten wird Herr P. kurz vernommen, jedoch
mus Reports gibt es noch kein endgültiges Ergeb- nicht mehr geschlagen oder beschimpft. Kurz vor
nis. zwei Uhr kann er das Kommissariat verlassen. Der
Herr J. lebt mit seiner österreichischen Frau und zwei Kommandant gibt ihm die Dienstnummern der bei-
Kindern in Wien, kann aber weiterhin jederzeit abge- den Beamten. Am darauf folgenden Sonntag sucht
schoben werden. Er ist in Therapie, um die trauma- Herr P. wegen der Verletzungen und Schmerzen am
tischen Erlebnisse zu verarbeiten. rechten Knie, an der Hüfte, in beiden Handgelenken
und in beiden Schultern das Unfallkrankenhaus Meid-
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ihm, während der andere ihm den Kopf in den Nacken Verwaltungssenat (siehe „Glossar“). Der Vorgesetzte
reißt. Ein Polizeiwagen kommt, Herr P. wird hineinge- des aggressiven Polizisten ruft sie an und entschuldigt
zerrt und auf ein Kommissariat gebracht. Seine Freun- sich für das Verhalten seines Mitarbeiters. Er habe ein
din darf ihn nicht begleiten. Sie folgt dem Wagen zu Gespräch mit ihm geführt und ihn ermahnt. Frau W.
Fuß. Auf dem Weg zum Kommissariat wird Herr P. vom kann die Entschuldigung nicht annehmen. Sie will,
Polizisten, der das Auto lenkt, mit „Scheißneger“ und dass sich der Beamte persönlich entschuldigt. Den-
„Neger stinken“ beschimpft. Er schreit wütend zu- noch betreibt sie die Beschwerde an den UVS nicht
rück: „Und Sie fahren sicher jede Nacht in den Prater weiter, da sie das Prozesskostenrisiko im Falle des
und ficken schwarze Frauen.“ Daraufhin hält ihm der Unterliegens nicht tragen kann.
Beamte, der neben ihm sitzt, seine Waffe an den Kopf
und droht ihm: „Halt deinen Mund, sonst erschieße
ich dich.“ Herr P. verhält sich daraufhin ruhig. Vor dem
Kommissariat sagt ein dritter Beamter zu ihm: „Komm
41 Herr B., ein anerkannter Flüchtling aus
Afghanistan, der gut Deutsch spricht, und
Herr S., ein afghanischer Asylwerber, der kaum
Bimbo!“, Drinnen muss er sich von einem Amtsarzt un- Deutsch kann, fahren im Juni am Nachmittag mit der
tersuchen lassen. Der Amtsarzt teilt ihm mit, dass ihm U6. Die U-Bahn ist ziemlich voll. Sie müssen stehen.
Körperverletzung und Widerstand gegen die Staats- Ein älterer Mann, um die 60 Jahre, kommt auf Herrn S.
gewalt vorgeworfen werden. Zehn Stunden später zu. Zunächst glaubt Herr S., dass dieser vielleicht Hilfe
wird er freigelassen. Seine Freundin hat lange gewar- benötigt. Der Mann meint jedoch zu ihm und seinem
tet und ist schließlich gegangen. Man hat Hernn P. er- Freund: „Was ist mit meiner Geldbörse? Gib sie mir
kennungsdienstlich fotografiert und ihm seine Fin- zurück!“ Herr S. sagt, dass sie sein Geld nicht gestoh-
gerabdrücke abgenommen. len hätten, er könne sie durchsuchen und die Polizei
Zwei Wochen nach dem Vorfall wenden sich Herr P. rufen. Der alte Mann erwidert, dass sie die Geldbörse
und Frau G. an ZARA. Die Verletzungen an den Händen sicher schon weitergegeben hätten. Alle steigen aus.
und am Rücken sind immer noch sichtbar. ZARA ver- Die Polizei kommt. Herr B. und Herr S. können nichts
fasst wegen rechtswidriger Fesselung, rechtswid- zu den Beschuldigungen sagen, stattdessen bekom-
riger Anwendung körperlicher Gewalt, rechtswidriger men sie vor allen Schaulustigen Handschellen ange-
Festnahme und rassistischer Diskriminierung eine legt und werden von den BeamtInnen in die nächst-
Beschwerde an den Unabhängigen Verwaltungssenat gelegene Polizeiinspektion gebracht. Dort sperrt man
(siehe „Glossar“). Zu Redaktionsschluss ist das Verfah- sie in getrennte Zellen, macht von ihnen erkennungs-
ren noch nicht abgeschlossen. Vor dem Strafgericht dienstliche Fotos und nimmt ihnen die gesamte Klei-
wird Herr P. vom Vorwurf der Körperverletzung und dung ab. Schließlich werden sie in das zuständige Be-
des Widerstands gegen die Staatsgewalt freigespro- zirkspolizeikommissariat überführt. Auch dort werden
chen. sie noch immer nicht zum Vorfall befragt, aber man
durchsucht sie erneut und trennt sie wieder. Gegen
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Polizei
Verwaltungssenat (siehe „Glossar“) ein. Beim darauf dem er sich von einer Parkbank hätte fallen lassen.
folgenden Klaglosstellungsgespräch bei der Bundes- Mit einem Anwalt erhebt er gegen die Vorwürfe Ein-
polizeidirektion Wien wird seitens der Polizei zwar da- spruch.
rauf bestanden, dass die Festnahme auf rechtlicher Er meldet ZARA den Fall zur Beobachtung und Do-
Ebene korrekt war, dass jedoch trotzdem die Richt- kumentation. Die Verfahren sind zu Redaktionsschluss
linien für das Einschreiten der Organe des öffent- nicht abgeschlossen.
lichen Sicherheitsdienstes, insbesondere das Gebot
der Unvoreingenommenheit durch die betroffenen
BeamtInnen, verletzt wurden. Die BeamtInnen wer-
den von der Dienstbehörde zu Gesprächen geladen
43 Herr I. meldet folgenden Fall zur Dokumenta-
tion. Seine Freundin kommt aus der Slowakei
und parkt am Abend ihr Auto mit slowakischem Kenn-
und zur Einhaltung der Bestimmungen der Richtlinie zeichen im 15. Wiener Gemeindebezirk. Am nächsten
ermahnt. Herr B. und sein Freund sind mit dem Ge- Morgen hat sie einen Vorstellungstermin und ist des-
sprächsausgang zufrieden. wegen sehr in Eile. Als sie zu ihrem Auto kommt, sieht
sie, dass die Polizei, trotzdem es vorschriftsmäßig
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zu verstehen, was los ist. Sie schildert den Vorfall und bin!“ Die Beamten sehen seine Reaktion als An-
möchte, dass die Beamten etwas gegen die Skinheads griff und drohen ihm an, ihn festzunehmen, wenn
unternehmen. Diese nehmen sie aber nicht ernst. Ei- er sich nicht beruhige. Herr G. erwidert: „Ich habe
ner der Männer bespuckt Frau A. vor der Polizei, die an- nichts getan, warum wollen Sie mich festneh-
deren beschimpfen sie weiterhin. Ein Polizist versucht, men.“ Einer der Beamten meint: „Ihr Schwarzen
die Skinheads zu beschwichtigen. Ihre Daten werden führt doch immer was im Schilde, wir werden
aber nicht aufgenommen. Frau A. ist fassungslos. Sie schon was finden!“ Er kommt auf Herrn G. zu,
ist besonders schockiert über das Verhalten der Be- verdreht ihm den Arm hinter den Rücken. Er wird
amten, aber auch über die mutlosen PassantInnen. zu Boden geworfen und es werden ihm Handfes-
Sie lädt den Zeitungsverkäufer, der sich die ganze Zeit seln hinter seinem Rücken angelegt. Ein Beamter
aus Angst versteckt hat, zu sich nach Hause auf einen schlägt ihm auf den Kopf und schreit „Jetzt siehst
Tee ein, wo sich die beiden von dem Vorfall erholen. du, was du davon hast, du depperter Neger!“ Herr
Um 2 Uhr früh geht Frau A. zu einer Polizeiinspektion G. wehrt sich in keiner Weise gegen die Festnah-
im dritten Wiener Gemeindebezirk, um Anzeige zu er- me. Einer der Beamten informiert Kollegen, die
statten. Die BeamtInnen wollen ihr erst die Türe nicht kurze Zeit später mit einem Einsatzwagen eintref-
öffnen, als sie es schließlich doch tun, teilen sie Frau A. fen. Zwei ZeugInnen beobachten den Vorfall und
mit, dass sie nichts machen würden, da sie nicht nach können Herrn G. in einem ruhigeren Moment eine
den Dienstnummern gefragt oder sich das Autokenn- Visitenkarte zustecken. Auf die Frage, ob eine/r
zeichen gemerkt habe. Frau A. insistiert aber und so der ZeugInnen Herrn G. als Vertrauensperson be-
nehmen die BeamtInnen eine Strafanzeige gegen un- gleiten kann, meint einer der Beamten, dass dies
bekannte Täter wegen Sachbeschädigung auf. nicht möglich sei. Herr G. wird schließlich auf das
Frau A. will den Vorfall dokumentiert wissen. Der zuständige Polizeikommissariat gebracht. Dort
Zeitungsverkäufer will nichts weiter unternehmen. wird er von einem Polizeijuristen einvernommen.
Er muss seine Aussage unterschreiben und wird
Die eigenen Rechte kennen schließlich mit der Ankündigung, dass er eine
Anzeige bekommen werde, entlassen. Einige Tage
Polizei später erhält Herr G. eine Strafverfügung wegen
„aggressiven Verhaltens gegenüber einem Organ
1. Der nigerianische Staatsbürger Herr G. wird auf der öffentlichen Aufsicht“ gemäß § 82 Sicherheits-
der Straße, kurz nachdem er sein Wohnhaus ver- polizeigesetz über 72 Euro. Eine Woche später teilt
lassen hat, von zwei Polizisten aufgehalten. „Aus- ihm die Staatsanwaltschaft Wien mit, dass ge-
weiskontrolle!“ Herr G. erklärt den Beamten, dass gen ihn ein Verfahren wegen Widerstands gegen
er seinen Ausweis leider nicht dabei habe, ihn die Staatsgewalt gemäß § 269 Strafgesetzbuch
aber gleich von zu Hause holen könne. Einer der eingeleitet wurde.
Beamten erwidert: „Das interessiert mich nicht!
Du musst aufs Revier mitkommen!“ Herr G. fragt Zur allgemeinen Zulässigkeit von
den Beamten, was er denn verbrochen habe und Identitätsfeststellungen und Festnahmen
ersucht ihn, ihn nicht mit dem „Du-Wort“ anzu- § 35 Sicherheitspolizeigesetz (SPG) setzt die Grenzen
sprechen. Der Beamte erwidert: „Aha, frech auch für die Zulässigkeit von Identitätsfeststellungen. Wenn
noch, jetzt nehmen wir dich mit!“ Herr G. wird aufgrund bestimmter Tatsachen anzunehmen ist, dass
zunächst an Ort und Stelle durchsucht, dann jemand im Zusammenhang mit einem „gefährlichen
muss er den Beamten zur nächsten Polizeiinspek- Angriff“ (grundsätzlich sind damit gerichtlich strafbare
tion folgen. Dort wird Herr G. zunächst fotogra- Handlungen gemeint) steht, über einen solchen Angriff
fiert. Einer der Beamten überprüft seine Daten Auskunft erteilen kann oder sich an einem Ort aufhält,
im Computer. Da nach kurzer Zeit feststeht, dass an dem sich Straftaten ereignen oder StraftäterInnen
Herr G. unbescholten ist, wird er wieder freigelas- verbergen, ist er verpflichtet, an einer solchen Identitäts-
sen, ohne dass sich jemand für diese für Herrn G. feststellung mitzuwirken. Somit sind sowohl mutmaß-
unbegründete Festnahme entschuldigt. Er fragt liche TäterInnen als auch ZeugInnen einer strafbaren
nach der Dienstnummer der Beamten, woraufhin Handlung zur Mitwirkung an der Feststellung ihrer
diese ihm mitteilen, dass ihn die Dienstnummern Identität verpflichtet. Sie müssen Name, Geburtsdatum
„nichts angehen“ würden. und Wohnanschrift bekannt geben und diese Daten,
wenn dies im Hinblick auf die vom jeweiligen Anlass
2. An einem der nächsten Tage gerät Herr G. wieder gebotene Verlässlichkeit notwendig ist, auch durch Ein-
in eine Ausweiskontrolle. Herr G. hat diesmal sei- sichtnahme in Ausweispapiere, etc. nachweisen. Einer
nen Ausweis dabei. Da dies aber schon der zweite Straftat Verdächtige können gemäß § 175 der Strafpro-
Vorfall dieser Art binnen kurzer Zeit ist, beschwert zessordnung festgenommen werden, wenn sie z.B. auf
er sich bei den Beamten: „Es ist immer das gleiche, „frischer Tat ertappt“ werden. Der/die Verdächtige muss
Sie kontrollieren mich doch nur, weil ich Afrikaner binnen 48 Stunden enthaftet oder dem zuständigen
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Polizei
Gericht (Untersuchungsrichter) vorgeführt werden. lung Betroffenen seine/ihre Rechte mitzuteilen und der
Das Fremdenpolizeigesetz 2005 (FPG) sieht vor, dass Zweck des Einschreitens bekannt zu geben, es sei denn
nicht-österreichische StaatsbürgerInnen ein Reisedoku- dieser wäre offensichtlich oder dies würde die Aufgaben-
ment zum Nachweis ihres rechtmäßigen Aufenthaltes erfüllung gefährden.
bei sich führen oder an einem Ort verwahren müssen, § 7 der RLV sieht vor, dass Personen, die das Recht auf
von dem sie es ohne unverhältnismäßige Verzögerung Information oder Beiziehung einer Vertrauensperson
(innerhalb einer Stunde) holen können (§ 32 FPG). „Frem- oder eines Rechtsbeistandes haben, über ihre diesbezüg-
de“ im Sinne des FPG müssen sich auch Identitätsfeststel- lichen Rechte informiert werden müssen.
lungen unterziehen, wenn etwa der Verdacht besteht, Nach § 9 der RLV haben BeamtInnen von einer Amts-
dass sie sich rechtswidrig im Bundesgebiet aufhalten handlung betroffenen Personen auf deren Verlangen
(§ 34 FPG). Sollte ein/e „Fremde/r“ der Verpflichtung zur ihre Dienstnummer bekannt zu geben. Diese sollte, wenn
Mitsichführung eines Reisedokumentes nicht nachkom- möglich, auf einem Kärtchen übergeben werden.
men, kann auch eine Festnahme ausgesprochen werde. Festgenommene Personen sowie Personen, die einer
Die Haft darf diesfalls grundsätzlich maximal 24 Stun- Straftat verdächtig sind und bei denen anzunehmen
den dauern (§ 39 FPG). ist, dass sie einen Gegenstand bei sich tragen, von dem
Aus § 35 Verwaltungsstrafgesetz (VStG) ergibt sich, Gefahr ausgeht, können gemäß § 40 SPG durchsucht
dass Personen, die „auf frischer Tat“ bei einer Verwal- werden.
tungsübertretung ertappt werden, sich ebenfalls einer Das Anfertigen von Fotos gehört zur erkennungs-
Identitätsfeststellung unterziehen müssen. Sollte dies dienstlichen Behandlung (§ 64 ff SPG). Der/die Betrof-
vor Ort nicht möglich sein, kann auch hier eine Festnah- fene, der/die unter dem Verdacht steht, eine gerichtlich
me ausgesprochen werden. Die Anhaltung in Polizeige- strafbare Handlung begangen zu haben, hat Auskunft
wahrsam darf nicht länger als 24 Stunden dauern (§ 36 darüber zu erhalten, warum er/sie erkennungsdienstlich
Abs 1 VStG). behandelt wird und hat unter bestimmten Vorausset-
In jedem Fall muss dem/der Festgenommenen mit- zungen auch Anspruch auf Löschung dieser Daten.
geteilt werden, welcher Vorwurf gegen ihn/sie erhoben Jede/r Festgenommene hat das Recht, eine Vertrau-
wird. Die Festnahme muss ausdrücklich ausgesprochen ensperson oder einen Rechtsbeistand zu verständigen.
werden. Bei der Einvernahme wegen einer gerichtlich zu ahn-
§ 29 SPG normiert den so genannten Verhältnismä- denden Straftat kann jedoch weder die Vertrauensper-
ßigkeitsgrundsatz. Demnach sind unter anderem von son noch der Rechtsbeistand anwesend sein. Nur bei
mehreren zielführenden Befugnissen jene anzuwenden, Einvernahmen im Rahmen von Verwaltungsstrafverfah-
die voraussichtlich den/die Betroffene/n am wenigsten ren ist die Anwesenheit einer Vertrauensperson und/oder
beeinträchtigen, und es ist auf die Schonung der Rech- des Rechtsbeistandes möglich.
te und schutzwürdigen Interessen des/der Betroffenen
Bedacht zu nehmen. Der angestrebte Erfolg muss in Was kann Herr G. im ersten Fall unternehmen?
einem vertretbaren Verhältnis zu den zu erwartenden Da Herr G. kein österreichischer Staatsbürger ist, haben
Schäden und Gefährdungen stehen. PolizeibeamtInnen grundsätzlich die Befugnis zu über-
Rechte und Pflichten von beamtshandelten Personen prüfen, ob er zum Aufenthalt in Österreich berechtigt ist.
und Festgenommenen: Herr G. hat seine Unterlagen zwar nicht bei sich, jedoch
Jede beamtshandelte Person ist auf Verlangen vom hätten ihm die Beamten gestatten müssen, seine Doku-
Zweck des Einschreitens zu informieren und kann der mente aus der unmittelbar am Ort der Amtshandlung
Amtshandlung eine Person ihres Vertrauens hinzuziehen gelegenen Wohnung zu holen.
(§ 30 SPG). Dies gilt jedoch nicht, wenn dadurch die Erfül- Die Aufforderung, mit aufs Revier zu kommen, muss
lung der Aufgabe durch die einschreitenden BeamtInnen als Festnahme angesehen werden, für die jedoch die not-
gefährdet wäre. wendigen Rechtsgrundlagen fehlen. Auch die Personen-
Gemäß § 31 SPG wurden vom Bundesminister für durchsuchung und die Anfertigung der Fotos sind somit
Inneres Richtlinien für das Einschreiten der Organe des rechtswidrig.
öffentlichen Sicherheitsdienstes (Richtlinienverordnung Durch das Ansprechen mit dem „Du-Wort“ und die
- RLV) erlassen. Weigerung, die Dienstnummer bekannt zu geben, ha-
§ 5 der RLV besagt unter anderem, dass Polizei- ben die Beamten gegen die Richtlinienverordnung ver-
beamtInnen alles zu unterlassen haben, das geeignet stoßen.
ist, den Eindruck von Voreingenommenheit zu erwecken Wenn sich Herr G. an ZARA wendet, kann ZARA für
oder als Diskriminierung aufgrund des Geschlechtes, der ihn aufgrund der rechtswidrigen Festnahme, Perso-
nationalen oder ethnischen Herkunft, der Religion oder nendurchsuchung und Anfertigung der Fotos binnen
der sexuellen Orientierung empfunden werden kann. sechs Wochen eine Maßnahmenbeschwerde beim Un-
Weiters haben BeamtInnen alle Menschen, bei denen abhängigen Verwaltungssenat (siehe „Glossar“) ein-
dies üblich ist oder die dies verlangen, mit „Sie“ anzu- bringen, da er durch die „Ausübung unmittelbarer
sprechen. sicherheitsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt“
Gemäß § 6 der RLV sind dem/der von der Amtshand- in seinen subjektiven Rechten verletzt worden ist. ZARA
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Polizei
kann in diesem Fall auch die Vertretung vor dem UVS enverletzung verneint wird oder diese Mitteilung binnen
übernehmen. drei Monaten nach Einbringung der Beschwerde nicht
Mittels so einer Maßnahmenbeschwerde kann nicht erstattet wird, dann kann der/die BeschwerdeführerIn
nur Beschwerde gegen einen Verstoß gegen die Vor- binnen 14 Tagen die Entscheidung des UVS verlangen.
schriften des Sicherheitspolizeigesetzes, sondern auch Der UVS hat dann in einem Verfahren wie bei einer
gegen einen Verstoß gegen verfassungsgesetzlich ge- Maßnahmenbeschwerde festzustellen, ob die Richtlinie
währleistete Rechte (z.B. Verbot der Folter und der verletzt wurde. Hinsichtlich der Konsequenzen für die
unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung ge- BeamtInnen gelten die oben gemachten Ausführungen
mäß Art 3 der Europäischen Menschenrechtskonven- zur Maßnahmenbeschwerde.
tion (EMRK), Recht auf Achtung des Privat- und Famili- Im Fall von Herrn G. wird aufgrund des Umstandes,
enlebens gemäß Art 8 EMRK, Bundesverfassungsgesetz dass eine Richtlinienbeschwerde für das Ansprechen
über den Schutz der persönlichen Freiheit) oder gegen mit dem „Du-Wort“, die rassistische Diskriminierung und
andere einfachgesetzlich zukommende Rechte, die Po- das Nichtbekanntgeben der Dienstnummer eingebracht
lizeibeamtInnen bei Amtshandlungen wahren müssen, und gleichzeitig ein Maßnahmenbeschwerdeverfah-
eingebracht werden. Das Verfahren ist einem Gerichts- ren eingeleitet wurde, ein Klaglosstellungsversuch wohl
verfahren ähnlich. Unabhängige UVS-RichterInnen nicht unternommen werden. Sollte die BPD den Richtli-
entscheiden, ob das Einschreiten der PolizistInnen nienverstoß nicht feststellen, werden beide Beschwerden
rechtswidrig war, ein Zuspruch von Schadenersatz für gemeinsam vor dem UVS behandelt werden.
das Opfer von rechtswidrigem Polizeihandeln ist nicht Hinsichtlich der von den Beamten angefertigten Fotos
vorgesehen. GegnerInnen in diesen Verfahren sind die kann Herr G. die Löschung dieser erkennungsdienst-
den BeamtInnen übergeordneten Dienststellen wie z.B. lichen Daten gemäß § 74 SPG beantragen, sollten diese
die Bundespolizeidirektion Wien. Die einzelnen Beam- nicht wie in § 73 SPG vorgesehen mangels gesetzlicher
tInnen sind Auskunftspersonen, die vom Erkenntnis des Voraussetzung von Amts wegen gelöscht worden sein.
UVS jedoch nicht unmittelbar betroffen sind. In Einzelfäl-
len sind anschließend an ein UVS-Verfahren disziplinar- Was kann Herr G. im zweiten Fall unternehmen?
rechtliche Konsequenzen für die BeamtInnen möglich. Auch in diesem Fall verletzten die BeamtInnen durch die
Der/die Betroffene hat auf ein solches polizeiinternes unbegründet brutale Festnahme, die Beschimpfungen
Disziplinarverfahren jedoch keinen Einfluss. Im Falle, und das Anlegen der Handfesseln Herrn G. in seinen
dass der UVS feststellt, dass das Einschreiten der Beam- subjektiven Rechten. Die Beamtinnen sind sichtlich vor-
tInnen nicht rechtswidrig war, muss der/die Beschwer- eingenommen und diskriminieren Herrn G. aufgrund
deführerIn die Kosten für das Verfahren übernehmen (im seiner Herkunft, wie sich an ihren Aussagen erkennen
Regelfall 600 – 700 Euro). lässt, und sprechen ihn wieder mit dem „Du-Wort“ an.
Wegen der Verstöße gegen die Richtlinien für das Hierbei handelt es sich um klare Verstöße gegen die
Einschreiten der Organe des öffentlichen Sicherheits- Richtlinienverordnung. Herr G. kann mit Hilfe von ZARA
dienstes (Richtlinienverordnung-, RLV) kann Herr G. sich wieder eine UVS-Beschwerden einbringen.
ebenfalls mit Hilfe von ZARA gemäß § 89 SPG binnen ZARA wird in diesem Fall Herrn G. aber nicht nur vor
sechs Wochen an den UVS wenden. Der UVS hat diese so dem UVS vertreten. Hinsichtlich der Verwaltungsstrafe
genannte Richtlinienbeschwerde zunächst derjenigen wegen „aggressiven Verhaltens gegenüber einem Or-
Behörde zuzustellen, die die Aufsicht über die jeweilig gan der öffentlichen Aufsicht“ ist eine Berufung an den
eingeschrittenen BeamtInnen hat. Dies wäre im vorlie- UVS möglich, der auch über die Rechtmäßigkeit von Ver-
genden Fall die Bundespolizeidirektion Wien (BPD). Nach- waltungsstrafen und die Angemessenheit der Strafhöhe
dem die BPD ihrerseits den Sachverhalt durch Befragung entscheidet. Da Herr G. sich nicht aggressiv verhalten
oder laut Meldung der betroffenen BeamtInnen ermittelt und so die Amtshandlung in keiner Weise behindert hat,
hat, hat sie nun dem/der BeschwerdeführerIn schriftlich was darüber hinaus von zwei ZeugInnen bestätigt wer-
mitzuteilen, ob eine Verletzung der RLV vorliegt. Die BPD den kann, sind die Chancen auf eine Aufhebung der Stra-
hat aber auch die Möglichkeit, eine Aussprache zwischen fe und eine Einstellung des Verfahrens gut. Überdies sieht
den betroffenen BeamtInnen und dem/der Beschwerde- § 85 SPG vor, dass Personen, die sich wegen derselben
führerIn zu ermöglichen. Ist die betroffene Person mit Tat auch vor Gericht verantworten müssen, nicht nach
dem Verlauf und dem Ergebnis dieses so genannten § 83 SPG bestraft werden können.
„Klaglosstellungsgespräches“ zufrieden, dann ist das Bezüglich der Strafanzeige wegen „Widerstands
Richtlinienbeschwerdeverfahren mit der schriftlichen gegen die Staatsgewalt“ gemäß § 269 StGB wird sich
Erklärung des/der Beschwerdeführer/in, nun klaglos ge- Herr G. vor einem (Landes-)Gericht verantworten müssen,
stellt worden zu sein, beendet und die BPD braucht sich das eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren verhängen
nicht mehr zum Vorfall zu äußern. Ist die betroffene Per- kann. Der Vorwurf lautet, dass sich Herr G. „aktiv“, das
son mit dem Gesprächausgang nicht zufrieden, z.B. weil bedeutet z.B. mit gezielten Schlägen oder Tritten, gegen
die BeamtInnen ihr Fehlverhalten nicht einsahen, dann die Amtshandlung oder seine Verhaftung gewehrt hat.
muss die BPD obige schriftliche Erklärung zum Vorlie- Ein bloßes „passives“ Erschweren der Amtshandlung,
gen einer Richtlinienverletzung verfassen und zustellen. wie z.B. durch ein „Versteifen“, welches das Anlegen der
Wenn in dieser Mitteilung das Vorliegen einer Richtlini- Handfesseln erschwert hat, oder durch den Versuch, sich
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dem Griff der BeamtInnen zu entwinden, reicht für eine Verfahren nicht mehr erwarten, als den Ausspruch
Verurteilung wegen § 269 StGB nicht aus. darüber, ob Gesetze oder eine Richtlinie verletzt wur-
Wenn sich Herr G. keinen Rechtsanwalt leisten kann, den oder nicht. Finanzieller Schadenersatz ist nur sehr
hilft ZARA ihm bei der Beantragung eines/r Verfahrens- eingeschränkt und in einem gesonderten Amtshaf-
hilfeverteidigers/in, der/die ihn kostenlos vertritt, der/die tungsverfahren unter weiterem Prozesskostenrisiko
ihm aber ohne Auswahlmöglichkeit von der Rechtsan- möglich. Wer dennoch die Unannehmlichkeiten all
waltskammer zugewiesen wird. Sollte Herr G. sich einen dieser Verfahren auf sich nimmt, sollte ernst genom-
Rechtsanwalt leisten können, ist er besser beraten, sich men werden und auch eine faire Möglichkeit bekom-
von einem kostenpflichtigen Anwalt seines Vertrauens men, seine Anliegen vorzubringen.
vertreten zu lassen. Einen Teil der Rechtsanwaltskos-
ten kann Herr G. im Falle seines Freispruches erstattet • Richtlinien- und Maßnahmenbeschwerden dienen
bekommen. der Durchsetzung elementarer menschenrechtlicher
Im Verfahren selbst werden Herr G., seine beiden Ansprüche und sollten daher kostenfrei abgewickelt
ZeugInnen und die eingeschrittenen BeamtInnen vom werden.
Gericht befragt. Oft ist es so, dass den Angaben des
Beschuldigten – wegen der erdrückenden Vielzahl von • Eine Verknüpfung der UVS-Feststellung über eine
gleichen Aussagen seitens der Polizei – nicht geglaubt Verletzung der Richtlinienverordnung, des SPG und/
wird. Unter Verweis auf den Amtseid wird den Aussagen oder der EMRK mit schadenersatzrechtlichen Konse-
von BeamtInnen in solchen Verfahren ein höherer Grad quenzen.
an Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit beigemessen
als jenen des Übergriffsopfers. Selbst Ungereimtheiten • Führung des Verfahrens vor dem UVS als Menschen-
in den Aussagen werden allzu oft mit diesem Argument rechtsverfahren, das die Verantwortlichkeit des
einfach weggewischt. Da Herr G. aber zwei unabhän- Staates für die Handlungen seiner Organe, unabhän-
gige ZeugInnen vorweisen kann, sind auch hinsichtlich gig von der individuellen Verantwortlichkeit der Be-
des Strafverfahrens die Chancen auf einen Freispruch amtInnen, zum Inhalt hat. Das ermöglicht und erfor-
gut. Bei einer Verurteilung wird Herr G. wohl zu einer dert eine Beweislastumkehr im Verfahren.
bedingten Freiheitsstrafe im Ausmaß von drei bis sechs
Monaten verurteilt werden. „Bedingt“ bedeutet, dass Angesichts der oftmaligen Konflikte rund um die
Herr G. die Strafe nicht antreten muss, wenn er sich in Einholung der Dienstnummern einschreitender Be-
einer Probezeit von zumeist drei Jahren keine gleichge- amtInnen bzw. angesichts der Unmöglichkeit dieser
lagerte Straftat zu Schulden kommen lässt. Herr G. hat Einholung fordert ZARA, dass PolizeibeamtInnen ihre
überdies die Möglichkeit, gegen die Verurteilung zu be- Dienstnummer für alle klar sichtbar an der Uniform
rufen. In diesem Fall entscheidet das Oberlandesgericht tragen. Das sichtbare Tragen der Dienstnummer auf
(OLG) endgültig darüber, ob Herr G. die Tat tatsächlich der Uniform ist etwa in den USA aber auch in Polen
begangen hat oder ob er freizusprechen gewesen wäre. oder Slowenien gelebter Standard.
Das OLG kann die Strafe auch verringern. Für den Fall, Die Zusammensetzung der Exekutivkräfte spiegelt
dass die Staatsanwaltschaft von ihrem Berufungsrecht derzeit nicht die multiethnische Zusammensetzung
Gebrauch macht, kann die Strafe auch erhöht werden. der österreichischen Gesellschaft wider. Insbeson-
Sollte sich im Verfahren herausstellen, dass die An- dere in Großstädten, wo ein großer Teil der Bevöl-
gaben der BeamtInnen, die zu einer Strafverfolgung von kerung nicht-österreichischer Herkunft lebt, könnte
Herrn G. geführt haben, nicht der Wahrheit entsprechen, der Einsatz „interkultureller Polizeiteams” deeskalie-
wird Herr G. nicht nur freigesprochen werden, sondern rend wirken und auch BeamtInnen vor vorschnellen
die Staatsanwaltschaft wird möglicherweise ein Straf- rassistischen Anschuldigungen schützen. Um einer
verfahren gegen die BeamtInnen einleiten, da sie durch multikulturellen und offenen Gesellschaft ge-
ihre Falschangaben jedenfalls das Delikt der „falschen recht werden zu können, fordern wir die verstärkte
Beweissaussage vor Gericht“ gemäß § 288 StGB, das Rekrutierung von BeamtInnen aus diskriminierten
Delikt der „Verleumdung“ gemäß § 297 StGB und mög- Gruppen.
licherweise das Delikt des „Missbrauchs der Amtsgewalt“ Der Beruf eines/einer PolizistIn ist psychisch be-
gemäß § 302 StGB begangen haben. lastend. BeamtInnen müssen oft dort vermittelnd
eingreifen, wo unterschiedliche Positionen anei-
ZARA-Forderungen nander geraten und andere Mechanismen bereits
versagt haben. Wir fordern verbesserte Schulungen
Opfer von rassistischen Polizeiübergriffen, die sich in angewandter und anwendbarer Streitschlich-
beim zuständigen Unabhängigen Verwaltungssenat tung und verstärkte psychologische Begleitung von
(UVS) beschweren wollen, tragen ein beträchtliches BeamtInnen auf der Ebene der Supervision. Diese
Kostenrisiko. Sie stehen meist mit ihrer Aussage meh- Maßnahmen sollten allerdings nicht erst dann ergrif-
reren gegenteiligen Aussagen seitens der beteiligten fen werden, wenn bereits die Auswirkungen der belas-
PolizistInnen gegenüber und können sich von dem tenden Tätigkeit sichtbar geworden sind.
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Sonstige Behörden und öffentliche Institutionen
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Sonstige Behörden und öffentliche Institutionen
Fahrlehrer noch Herr L. können jedoch die Gründe (AMS). Er touchiert mit der Stoßstange seines Autos
dafür erkennen. Überdies sagt der Prüfer, bereits die Stoßstange eines parkenden Waagens. Es ent-
bevor Herr L. in das Auto einsteigt, vor ZeugInnen: steht kein Schaden. Eine AMS-Beraterin schreit aber
„Ich habe noch keinen Schwarzen gesehen, der Auto plötzlich aus dem Fenster: „Du Tschusch! Geh schei-
fahren kann.“ ßen! Du hast das Auto da kaputt gemacht!“ und weiter
ZARA schreibt einen Brief an den Fahrprüfer. Er in den Raum hinter ihr: „Ich glaube, er ist ein Tunesier,
antwortet mit einem Schreiben, in dem er sich für dieser Tschusch!“ Herr J. geht zum Fenster und sieht,
seine diskriminierende Bemerkung und den dadurch dass die Frau beim Ausländerbeschäftigungsreferat
entstandenen Eindruck, er sei voreingenommen, ent- des AMS arbeitet. Herr J. ist über das Benehmen der
schuldigt. Er könne jedoch anhand eines ebenfalls Frau so entsetzt, dass er zu ihrem Vorgesetzten geht,
übermittelten Prüfungsprotokolls eindeutig belegen, um sich zu beschweren. Dieser erklärt sich für nicht
dass die Gründe für das Nichtbestehen der Prüfung zuständig, da es sich um eine Privatangelegenheit der
objektiv seien. Er habe den Erwerb der Lenkberech- Frau handle. Herr J. wird vom Leiter der Geschäftsstel-
tigung deshalb verweigert. Herr L. will keine weiteren le an die Landesgeschäftsstelle und die dort ansässige
Schritte unternehmen. Beschwerdestelle verwiesen. Gemeinsam mit ZARA
wird der Fall dort eingebracht. Einige Monate später
www.gpa-djp.at/interesse
Arbeit
Arbeit
Arbeit ist Lebensgrundlage für viele Menschen. Rassis- Jahr 2006“). Es bleibt zu hoffen, dass das Gleichbe-
tische Diskriminierung in der Arbeitswelt ist seit dem handlungsgesetz, dessen Auswirkungen noch nicht
Jahr 2004, seit dem Inkrafttreten des Gleichbehand- wirklich spürbar sind, den Betroffenen zu ihrem Recht
lungsgesetzes, in Österreich verboten. Gleichzeitig verhelfen wird und dazu beiträgt, dass sich ein Un-
wird zwischen den Themen Arbeitsmarkt und Migra- rechtsbewusstsein auf Seiten der potentiellen Täte-
tion häufig ein negativer Zusammenhang hergestellt. rInnen entwickelt .
MigrantInnen werden im öffentlichen Diskurs als Be-
drohung für die österreichischen ArbeitnehmerInnen
und arbeitslose Zugewanderte als Bedrohung für das
Sozialsystem dargestellt. Das jahrelange Wiederholen
dieser angeblichen Probleme und das Ignorieren des
eigentlichen Dilemmas, dem Mangel an Arbeitsplät-
zen im Allgemeinen, wirken sich negativ aus. Abge-
sehen von den restriktiven Zugangsrechten, die auf-
grund des Ausländerbeschäftigungsgesetzes für so
genannte Drittstaatsangehörige (siehe „Glossar“) gel-
ten, und neben der Tatsache, dass zahlreiche Migran-
tInnen gefährliche, „schmutzige“, saisonalen Schwan-
kungen unterworfene und schlecht entlohnte Arbeit
50 Herr R., Österreicher afrikanischer Herkunft,
ist auf Stellensuche im Gastgewerbe. Durch
einen Hinweis aus dem Freundeskreis erfährt er, dass
unabhängig von ihren Qualifikationen oder Ausbil-
ein renommiertes Innenstadtlokal die Stelle eines Sta-
dungen verrichten, sind sie rassistischer Diskriminie-
tionskellners ausgeschrieben hat. Herr R. stellt sich
rung bei der Arbeitssuche und am Arbeitsplatz selbst
beim Eigentümer vor und die beiden vereinbaren, dass
ausgesetzt.
Herr R. einen Probetag zu einem Stundenlohn von 11
Die gemeldeten Fälle von Diskriminierungen im
Euro absolvieren soll. Der Eigentümer ist am Ende des
Bereich „Arbeit“ sind zahlenmäßig weitaus geringer
Tages mit der Leistung von Herrn R. zufrieden. Es wird
als für den Bereich des „Öffentlichen Raumes“. Dies
beschlossen, dass das Anstellungsverhältnis fixiert
könnte mit den Ängsten und Schwierigkeiten verbun-
wird. Zum vereinbarten Termin bekommt Herr R. aber
den sein, die an die Meldung eines solchen Vorfalls ge-
knüpft sind. Von einer rassistischen Diskriminierung statt des versprochenen Arbeitsvertrages abermals
am Arbeitsplatz zu berichten, kann zu Konsequenzen Probetage angeboten. Der Eigentümer ist sich plötz-
führen, die zur Verschärfung der Situation beitragen, lich nicht mehr sicher, ob er mit der Leistung von Herrn
obwohl das Gleichbehandlungsgesetz Viktimisierung R. zufrieden gewesen ist. Dieser nimmt die Probetage
(siehe „Glossar“) ausdrücklich verbietet. Die Arbeit ist an und versucht seinen Vorgesetzten zu überzeugen,
Lebensgrundlage und somit von existenzieller Wich- dass er die geforderte Leistung erbringen kann. Am
tigkeit. Mögliche Probleme am Arbeitsplatz oder eine Ende der Probezeit wird ihm aber nur die Stelle als
eventuell mit einer Intervention verbundene Kün- Hilfskellner angeboten. Für Herrn R. ist das nicht ak-
digung stellen ein offenkundig einschüchterndes zeptabel. Er fordert lediglich noch die Ausbezahlung
Szenario für viele dar. Insbesondere, wenn auch noch des ausstehenden vereinbarten Lohnes. Als er zur Ab-
die Aufenthaltsmöglichkeit in Österreich von der rechnung der noch offenen Stunden erscheint, ist der
Beschäftigung abhängt. Lokalbesitzer schlechter Laune und herrscht ihn an,
Neben den aufgezählten Bereichen gibt es für po- was er zu dieser Zeit im Lokal wolle. Herr R. weist da-
tenziell Betroffene eine zusätzliche Gefährdung durch rauf hin, dass er zur vereinbarten Zeit gekommen sei,
rassistische Aggression, die ihnen am Arbeitsplatz und bittet um Auszahlung des Lohnes. Der Lokalbe-
droht, und zwar nicht nur von Vorgesetzten oder Kolle- sitzer geht in sein Büro, holt Geld und gibt es Herrn R.
gInnen, sondern auch von betriebsfremden Personen. mit dem Zusatz, dass er ihm lediglich 7 Euro und nicht
TaxifahrerInnen zum Beispiel sind immer wieder Atta- die vereinbarten 11 Euro pro Stunde für seine Arbeit
cken von Fahrgästen oder, wie im diesjährigen Report bezahle. Herr R. ist fassungslos und teilt sein Problem
beschrieben, von PassantInnen ausgesetzt. der anwesenden Ehefrau des Chefs und anderen An-
Diskriminierend ausgeschriebene Stellenanzeigen gestellten mit. Daraufhin erhält er 210 Euro, mit der
können seit Juli 2004 durch eine Bestimmung des Versicherung, dass er auf keinen Fall mehr bekommen
Gleichbehandlungsgesetzes angezeigt werden, man- werde. Herr R. nimmt das Geld, weist aber nochmals
gels der Durchsetzungskraft der Bestimmung kommt darauf hin, dass dies unfair sei. Der Eigentümer des
es jedoch kaum zu Bestrafungen. Dies ist die klägliche Restaurants wird deshalb so wütend, dass er Herrn R.
Bilanz der über 100 von ZARA angezeigten diskrimi- Schläge androht, ihn aus dem Lokal drängt und ihn
nierenden Stellenanzeigen (siehe „Rückschau auf das mit Worten wie „Negersau“ auf die Straße stößt.
36
Arbeit
Herr R. wendet sich zunächst an die Arbeiterkam- gleich fragt, wo er denn herkomme. Herr O. sagt, er
mer, die eine Auszahlung des restlichen vereinbarten sei in Nigeria geboren. Daraufhin erwidert der Mann
Lohnes erwirkt. unhöflich, dass er ihn nicht einstellen würde und legt
ZARA bringt für Herrn R. einen Antrag auf Feststel- auf. Frau O. ruft den potenziellen Arbeitgeber an und
lung einer Diskriminierung aufgrund der ethnischen sagt ihm, dass sie die unfreundliche Behandlung ihres
Zugehörigkeit sowie einer Belästigung bei der Gleich- Ehemannes nicht in Ordnung finde. Der Mann am
behandlungskommission (siehe „Glossar“) ein. An- Telefon erklärt ihr, sie müsse es ihm überlassen, wen
fang September findet die mündliche Einvernahme er einstellen würde. Außerdem arbeiten in seiner Kü-
vor Senat II statt. Die Entscheidung über den Antrag che hauptsächlich „Jugoslawen“ und diese beiden
ist bis dato noch ausständig. „Gruppen“ würden sich nicht vertragen. Mit den Wor-
ten: „Vergessen sie mich!“ legt er auf.
37
Arbeit
3. die ein einschüchterndes, feindseliges, entwürdi- mögensschadens und auf etwaigen immateriellen
gendes, beleidigendes oder demütigendes Umfeld Schadenersatz.
für die betroffene Person schafft. Auf Basis eines entsprechenden Gutachtens der Gleich-
Gemäß den Bestimmungen des Gleichbehandlungsge- behandlungskommission kann Herr P. die Einführung
setzes hat ein/e Dienstvorgesetzte/r, sobald er/sie Kennt- eines schweinefleischlosen Menüs erwirken.
nis davon erlangt, dass ein/e MitarbeiterIn belästigt Im Falle einer Belästigung im Kontext eines Arbeits-
wird, zu handeln und dafür zu sorgen, dass die Diskrimi- verhältnisses und im Sinne des Gesetzes hat die betrof-
nierungen abgestellt werden, andernfalls macht er/sie fene Person Anspruch auf Schadenersatz. Im Falle einer
sich ebenfalls für die durch seine MitarbeiterInnen getä- Belästigung werden sowohl Vermögensschaden, wenn
tigten Belästigungen schadenersatzrechtlich haftbar. ein materieller Schaden aufgetreten ist, als auch immat-
Die Kündigung Herrn P.s als Reaktion auf seine Be- erieller Schadenersatz, der dem Ausgleich der erlittenen
schwerde stellt eine so genannte Viktimisierung (siehe persönlichen Beeinträchtigung dient, gewährt. Die
„Glossar“) dar, die eine ganz klare Verletzung der gesetz- Höhe des Schadenersatzes muss angemessen sein, be-
lichen Vorgaben bedeutet. trägt aber mindestens 400 Euro. Der Anspruch besteht
gegenüber dem/der Belästiger/in, sei es der/die Arbeitge-
§ 27 GlBG Benachteiligungsverbot
ber/in, ein/e Dritte/r in Zusammenhang mit dem Arbeits-
§ Als Reaktion auf eine Beschwerde darf ein/e Ar-
verhältnis oder ein/e Dritte/r außerhalb eines konkreten
beitnehmer/in innerhalb des betreffenden Unter-
Arbeitsverhältnisses. Zusätzlich besteht ein Anspruch
nehmens (Betriebes) oder auf die Einleitung eines
gegenüber dem/der Arbeitgeber/in, falls diese/r nicht
Verfahrens zur Durchsetzung des Gleichbehand-
in ausreichendem Maße Abhilfe gegen etwaige Belästi-
lungsgebotes nicht entlassen, gekündigt oder an-
gungen schafft. Ebenfalls schadenersatzpflichtig macht
ders benachteiligt werden. Auch ein/e andere/r
eine Anweisung zur Belästigung einer Person.
Arbeitnehmer/in, der/die als ZeugIn oder Aus-
Angefochten werden können schlussendlich auch
kunftsperson in einem Verfahren auftritt oder eine
ungerechtfertigte und durch Diskriminierungen moti-
Beschwerde eines/einer anderen Arbeitnehmers/
vierte Kündigungen oder Entlassungen, und zwar durch
Arbeitnehmerin unterstützt, darf als Reaktion auf
Klagseinbringung beim zuständigen Arbeits- und Sozial-
eine solche Beschwerde oder auf die Einleitung eines
solchen Verfahrens zur Durchsetzung des Gleichbe- gericht, dies gilt auch im Falle einer Viktimisierung, einer
handlungsgebotes nicht entlassen, gekündigt oder Benachteiligung oder Kündigung einer Person als Reak-
anders benachteiligt werden. tion auf eine Beschwerde oder Klage zur Durchsetzung
des Gleichbehandlungsgebotes.
Was kann Herr P. tun?
Herr P. ist jedenfalls gut beraten, wenn er seinen Fall an
ZARA oder an die Gleichbehandlungsanwaltschaft he- 53 Frau R. meldet ZARA, dass ihre junge Freun-
din S. bei einer großen österreichischen
Supermarktkette arbeitet. Sie hat sich nach dem Stu-
ranträgt und den Fall vor die Gleichbehandlungskom-
mission bringt. dium dort in der Verwaltung hochgearbeitet und kann
Bei Diskriminierungen betreffend der Gewährung frei- nun eine weitere Mitarbeiterin zu ihrer Unterstützung
williger Sozialleistungen, Maßnahmen der beruflichen einstellen. Sie entscheidet sich für eine schwarze
Aus- und Weiterbildung und Umschulung oder den Bewerberin. Ihre Vorgesetzte sagt dazu: „Wissen Sie
sonstigen Arbeitsbedingungen besteht Anspruch auf nicht, dass wir keine Neger einstellen?“
Gewährung der entsprechenden Sozialleistungen, Die Melderin und ihre Freundin finden das schreck-
Fortbildungsmaßnahmen, Herstellung gleichberech- lich wollen anonym bleiben und den Vorfall aber zu-
tigter Arbeitsbedingungen etc. oder auf Ersatz des Ver- mindest dokumentiert wissen.
39
Arbeit
bürgerschaft verstecken – wie sie durch die im Rassis- Was kann Frau R. tun?
mus Report dokumentierten „Nur-Inländer“-Inserate Frau R. kann sich mit ihrem Fall an eine Beratungseinrich-
offensichtlich werden – aus dem Geltungsbereichw tung wie ZARA oder den Klagsverband (siehe „Glossar“)
des Gesetzes fallen. wenden, oder direkt an die Gleichbehandlungsanwalt-
schaft (siehe „Glossar“), die den Fall an die Gleichbehand-
Frau R. ist ja österreichische Staatsbürgerin und daher von lungskommission (siehe „Glossar“) herantragen kann.
diesen Bestimmungen gar nicht betroffen. Dennoch ist Der zuständige Senat II der Gleichbehandlungskommis-
sie „nicht Österreicherin genug“ und wird aufgrund ihrer sion erstellt nach Einholung einer Stellungnahme von
Herkunft nicht eingestellt, und daher gemäß §19(1) GlBG der beklagten Partei sowie nach Anhörung beider Par-
direkt bzw. unmittelbar diskriminiert (siehe „Glossar“). teien eine Einzelfallentscheidung, in der festgestellt wird,
ob eine Diskriminierung gemäß den Bestimmungen
§ § 19 (1) GlBG des Gleichbehandlungsgesetzes vorliegt oder nicht. Im
Eine unmittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn Rahmen des Verfahrens gilt eine Beweislasterleichte-
eine Person auf Grund eines in § 17 genannten rung (siehe „Glossar“) zugunsten der Antragstellerin. Die
Grundes in einer vergleichbaren Situation eine we- Gleichbehandlungskommission kann die Antragsgeg-
niger günstige Behandlung erfährt, als eine andere nerin weiters auffordern, ihr diskriminierendes Verhal-
Person erfährt, erfahren hat oder erfahren würde. ten einzustellen und geeignete Maßnahmen zu treffen,
(Sofern nicht gesondert angeführt beziehen sich um eine Wiederholung der von der Kommission festge-
Paragraphenangaben auf das Bundesgesetz, mit stellten Diskriminierung zu vermeiden. Im Verfahren vor
dem ein Bundesgesetz über die Gleichbehandlung der Kommission kann kein Schadenersatz zugesprochen
[Gleichbehandlungsgesetz – GlBG] erlassen und das werden. Das Gutachten ist aber eine gute Basis für ein an-
Bundesgesetz über die Gleichbehandlung von Frau schließendes Gerichtsverfahren vor einem Zivilgericht. In
und Mann im Arbeitsleben geändert werden.) den Job „hineinklagen“ kann sich Frau R. aber auch vor
Gericht nicht. Im konkreten Fall würde ihr lediglich ein
Die Stellenanzeige an sich verletzt das Gebot der dis- Schadenersatz in der Mindesthöhe eines Monatsgehalts
kriminierungsfreien Stellenausschreibung. Ausgenom- zustehen – außer die beklagte Partei kann nachweisen,
men wären nur Tätigkeiten, für deren Ausübung ein dass sie „lediglich die Berücksichtigung der Bewerbung“
bestimmtes Merkmal unabdingbar ist bzw. eine wesent- verweigert hat (d.h. Frau R. aufgrund ihrer ethnischen
liche Voraussetzung darstellt. Zugehörigkeit von vornherein vom weiteren Bewer-
Auch hier ist nicht die Beschränkung auf österrei- bungsprozess ausgeschlossen hat, sie den Job aber auf-
chische StaatsbürgerInnen relevant, sondern die Erfor- grund mangelnder Qualifikation ohnehin nicht bekom-
dernis „hervorragender Deutschkenntnisse“. Es handelt men hätte). Für diesen Fall stehen Frau R. maximal 500
sich um eine so genannte indirekte bzw. mittelbare Dis- Euro an Schadenersatz zu.
kriminierung (siehe „Glossar“), wenn wie hier eine schein- Kommt ein Arbeitsverhältnis somit aufgrund einer
bar neutrale Anforderung einen bestimmten Bevölke- Diskriminierung im Sinne des Gleichbehandlungs-
rungskreis aufgrund seiner Herkunft benachteiligt, und gesetzes nicht zustande (Nichtbegründung eines
dies nicht durch besondere berufliche Anforderungen Arbeitsverhältnisses), hat die betroffene Person An-
gerechtfertigt, angemessen und erforderlich ist. spruch auf Ersatz des Vermögensschadens sowie auf
monetäre Entschädigung für die erlittene persönliche
§ § 19 (2) GlBG Beeinträchtigung (materieller und immaterieller Scha-
Eine mittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn denersatz). Der Schadenersatz beträgt dabei minde-
dem Anschein nach neutrale Vorschriften, Krite- stens ein Monatsgehalt, wenn der/die StellenbewerberIn
rien oder Verfahren Personen, die einer Rasse oder die Stelle bei diskriminierungsfreier Auswahl bekom-
ethnischen Gruppe angehören, oder Personen mit men hätte und ist limitiert mit 500 Euro, wenn der/die
einer bestimmten Religion oder Weltanschau- ArbeitgeberIn nachweisen kann, dass „nur“ die Berück-
ung, eines bestimmten Alters oder mit einer sichtigung der Bewerbung verweigert wurde. Der Job an
bestimmten sexuellen Orientierung gegenüber sich kann nicht eingeklagt werden.
anderen Personen in besonderer Weise benach- Im Fall einer zivilgerichtlichen Schadenersatzklage ist
teiligen können, es sei denn, die betreffenden Vor- die Frage der Beweisführung zentral. Sowohl der Nach-
schriften, Kriterien oder Verfahren sind durch ein weis eines/einer StellenbewerberIn, dass er/sie der/die
rechtmäßiges Ziel sachlich gerechtfertigt und die Beste für die Stelle gewesen wäre, als auch der Nachweis
Mittel sind zur Erreichung dieses Ziels angemes- des/der potenziellen Arbeitgeber/in, dass die Berück-
sen und erforderlich. sichtigung einer Bewerbung nicht auf Grund eines be-
stimmten Merkmals verweigert wurde, wird im Einzelfall
Hervorragende Deutschkenntnisse als Anforderung für schwierig zu erbringen sein.
eine Reinigungskraft sind weder sachlich gerechtfertigt Bezüglich der Stellenanzeige kann von Frau R. ge-
noch zur Erreichung des Ziels angemessen und erforder- mäß § 24 Abs 2 GlBG auch ein Bestrafungsantrag an die
lich. Bezirksverwaltungsbehörde (siehe „Glossar“) verfasst
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Arbeit
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Wohnen
Wohnen
Sicheres und adäquates Wohnen zählt zu den Grund-
bedürfnissen jedes Menschen. Schutz vor rassistischer
Diskriminierung ist daher von der Gesetzgebung
58 Herr und Frau M. wohnen in der Laxenbur-
ger Straße. Herr M. kommt aus Afrika, seine
Frau ist Österreicherin und schwanger. In unmittel-
neben dem Lebensraum Arbeit auch für den Lebens- barer Nähe ihrer Wohnung liegt ein Café. In der Nacht
raum Wohnen vorgesehen. Die österreichische Rea- läuten immer wieder betrunkene Gäste des Cafés an
lität macht aber deutlich, dass der Wohnraum nicht ihrer Tür. Dabei wird Herr M. rassistisch angepöbelt
annähernd diskriminierungsfrei ist. Abgesehen davon, oder um Drogen gefragt. So auch in einer Nacht im
dass statistisch gesehen Menschen mit Migrations- Mai. Herr M. geht hinunter, um nach dem Rechten
hintergrund unter weitaus schlechteren Bedingungen zu sehen, und bemerkt, dass drei Männer vor dem
wohnen, bezahlen sie durchschnittlich auch mehr für Haustor stehen. Er fragt, was sie wollen. Sie schreien
ihre Wohnungen. Allein die Ausgangsbedingungen, ihn an: „Wir wollen die Neger in den Arsch ficken!“ und
um eine Wohnung zu finden, sind nicht gleichwertig. beschimpfen ihn mit weiteren rassistischen Beleidi-
Die unterschiedlichen Konditionen ergeben sich oft gungen. Zwei der Männer fädeln ihre Gürtel aus, um
bereits aus dem jeweiligen rechtlichen Status der von mit diesen auf Herrn M. einzuschlagen. Eine Prüge-
rassistischer Diskriminierung betroffenen Person und lei entsteht. Herr M. wird verletzt. Einer der Angreifer
verhindern teilweise für MigrantInnen den Zugang bekommt unabsichtlich den Schlag eines seiner Kum-
zu Sozialwohnungen. Zu bedenken ist auch, dass für panen ab, weil Herr M. ausgewichen ist. Schließlich
manche Menschen eine eigene Wohnung mehr be- schafft es Herr M., die Polizei zu rufen, die den Vorfall
deutet als ein Ort, der Schutz und Sicherheit bietet. als „Raufhandel“ aufnimmt.
Drittstaatsangehörige (siehe „Glossar“) müssen, um ZARA begleitet Herrn M. zur Strafverhandlung ge-
eine Verlängerung ihres Aufenthaltstitels zu erlan- gen alle beteiligten Personen. Das Verfahren gegen
gen, einen Nachweis ihrer Wohnsituation erbringen. die Angreifer wird eingestellt. Herr M. muss sich je-
Gleichzeitig haben sie aufgrund struktureller Diskrimi- doch verteidigen, weil man ihm die Verletzung des
nierung, die MigrantInnen, die kürzer als fünf Jahre in einen Mannes anlasten will. Nur weil die drei Männer
Österreich leben, vom Zugang zu Sozialwohnungen widersprüchliche Angaben machen, wird Herr M. frei-
ausschließt, und rassistischer Diskriminierung nur gesprochen.
einen limitierten Zugang zum Wohnungsmarkt. Ihr
Verbleib in Österreich und somit ihre Lebensplanung
hängen davon ab, ob sie über eine geeignete Woh-
nung verfügen oder nicht.
59 Frau G. findet bei der Wohnungssuche im In-
ternet ein Inserat, in welchem steht, dass die
Wohnung nur an „Österreicher/innen“ vermietet wird.
Der erschwerte Zugang zu Wohnungen wird einer- Sie meldet diese Website an ZARA.
seits durch staatliche strukturelle Vorgaben verursacht ZARA verfasst einen Beschwerdebrief an die Betrei-
und andererseits durch Private verschuldet. Wenn die berInnen und erhält eine erfreuliche Antwort: „Danke
Hürde der Wohnungssuche genommen ist, kommt es für den Hinweis, das betreffende Inserat wurde ge-
zudem nicht selten zu nachbarschaftlichen Konflikten, löscht. Weiters habe ich die Begriffe ‚nur an Österrei-
die den Betroffenen das Leben schwer machen. Auf- cher’, ‚nur an Österreicherinnen’ und ‚keine Ausländer’
fällig ist, dass Kinder von MigrantInnen immer wie- meinem Wortfilter hinzugefügt, d. h. Inserattexte, die
der der Auslöser für Gewaltausbrüche oder Anzeigen diese Formulierungen enthalten, können nicht mehr
sind. Die Fragen: „Was ist Lärm und was ist Lärmbelä- veröffentlicht werden.“
stigung?“ scheinen sehr unterschiedlich gesehen zu
werden. Die unzähligen Aggressionsausbrüche, die in
diesem Kapitel dokumentiert sind, sowie die Heftig-
keit der Attacken erschrecken und führen vor Augen,
wie wichtig es ist, hier Lösungen zu finden.
ZARA freut sich über die gute Zusammenarbeit mit
der Wiener Gebietsbetreuung, die vielen KlientInnen
immer wieder mit Mediationsangeboten zur Seite
steht. Dennoch scheint es bisweilen schwierig, wei-
terhin Tür an Tür zu wohnen, nachdem allzu schlimme
Beleidigungen oder gar körperliche Übergriffe statt-
gefunden haben. Oft ist ein Wechsel des Wohnortes
die einzig mögliche Lösung.
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Wohnen
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Wohnen
den beiden als Zeuge zur Verfügung stellen, sollten len. Ein junges benachbartes Paar begleitet sie. Frau A.
sie rechtliche Schritte einleiten wollen. öffnet die Türe und schreit sie an: „Was is? Warum seid
ZARA klärt Frau N. über die Rechtslage auf und bie- ihr Tschuschen zu mir gekommen?“ Frau T. antwortet:
tet ihr an, sie am Rechtsweg zu begleiten. Sie bespricht „Das wollte ich Sie fragen. Warum kommen Sie zu mir
dies mit ihrem Freund, beschließt dann aber, nichts und drohen meinen Kindern mit der Polizei?“ Frau A.
gegen die EigentümerInnen zu unternehmen. zeigt auf jede und jeden einzelnen der Anwesenden
und sagt zu ihnen: „Du Tschusch, du Tschusch, du
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Dienstleistungsverweigerung in Lokalen und Geschäften
den NachbarInnen terrorisiert. Eine Nachbarin spricht auch alles tun werde, damit das so bleibe. Nach einer
Frau G. an und sagt gehässig zu ihr: „Du müssen put- weiteren Auseinandersetzung mit anderen Nachba-
zen!“ Zu einer der Töchter sagt sie: „Hier nix Russland, rInnen erhält Familie G. einen Anruf von der Vermie-
hier Österreich!“ Sie läutet zu jeder Gelegenheit an der terin. Daraufhin verfasst Herr G. seinerseits einen Brief
Wohnungstür der Familie. Einmal ist der Grund der an die Hausverwaltung und schickt jeweils eine Ko-
Müll, der nicht richtig getrennt wurde – sie untersucht pie an ZARA und den Wohnbaustadtrat. Von ZARA
regelmäßig den Müll der Familie –, das andere Mal ist wird Herr G. ausführlich über die rechtlichen Möglich-
es Rollsplitt im Gang. Mehrfach sagt die Nachbarin, keiten informiert. Da jedoch seit seinem Schreiben
in Anwesenheit von Frau G., dass das Gebäude im- keine weiteren Probleme aufgetreten sind, will er vor-
mer „frei von Ausländern“ gewesen sei und dass man erst nichts unternehmen.
Dienstleistungsverweigerung in
Lokalen und Geschäften
Rassistisch motivierte Dienstleistungsverweigerung- Prellung am Oberschenkel resultiert, die Herr D. im
en in Lokalen oder Geschäften sind zwar verboten, wie Krankenhaus auch diagnostizieren lässt.
dieses Kapitel zeigt aber immer noch Usus im Umgang
mit KundInnen, KlientInnen und KosumentInnen. Was kann Herr D. tun?
Aber auch in diesem Bereich gibt es neue rechtliche In beiden Fällen kann er gemäß Artikel IX Abs 1 Z 3 EGVG
Möglichkeiten, die genutzt werden können. und nach dem 3. Teil des Gleichbehandlungsgesetzes
gegen den Türsteher, den/die DiskothekbetreiberIn und
Die eigenen Rechte kennen den/die EigentümerIn des Geschäftes vorgehen.
45
Dienstleistungsverweigerung in Lokalen und Geschäften
diskriminiert werden, sich zur Feststellung dieser Diskri- Möglichkeit, im Zuge eines Strafverfahrens dem Op-
minierung an die Gleichbehandlungskommission wen- fer auch Schadenersatz zuzusprechen, ohne dass das
den oder Schadenersatzansprüche vor den Zivilgerich- Opfer diesen auf eigenes Prozesskostenrisiko bei den
ten geltend machen können. Zivilgerichten einklagen müsste.
In beiden Fällen hat Herr D. Anspruch auf Ersatz des
tatsächlich erlittenen Vermögensschadens und zusätz-
lich auf Entschädigung für die erlittene persönliche
Beeinträchtigung durch die Einlassverweigerung bzw.
68 Herr M., im Iran geboren, Jus-Student, öster-
reichischer Staatsbürger, und sein Freund
wollen einen Tanz-Club im 22. Wiener Gemeindebe-
die Weigerung, ihm einen Anzug zu verkaufen. zirk aufsuchen. Der Türsteher lässt sie nicht eintre-
Im Fall der Diskothek wurde Herrn D. zwar nicht aus- ten und sagt ihnen, dass das Kontingent voll sei. Die
drücklich gesagt, dass er aufgrund seiner Herkunft nicht beiden fragen nach, ob es sich nur um eine vorüber-
eingelassen wird, doch sieht das Gesetz vor, dass Herr D. gehende Einlasssperre handle oder ob das für den
das Vorliegen dieses diskriminierenden Einlassverwei- ganzen Abend gelte. Der Türsteher wiederholt, dass
gerungsgrundes nur glaubhaft machen muss, was ihm das Kontingent voll sei. Die beiden Freunde gehen zur
durch die Aussage des ebenfalls nicht eingelassenen Seite, um zu beraten, was sie tun sollen. Sie beobach-
Afrikaners, mit dem er Telefonnummern ausgetauscht ten, dass andere Personen nach ihnen eingelassen
hat, gelingen wird. Der Diskothekenbetreiber muss nun werden. Also gehen sie abermals zum Türsteher und
seinerseits beweisen, dass andere Gründe für die Einlass- fragen, warum sie nicht in das Lokal dürfen. Dieser
verweigerung vorgelegen sind. erklärt ihnen nun, pro Abend wäre nur ein gewisses
Im Fall des aggressiven Ladeneigentümers liegt zu- Kontingent für andere Nationalitäten reserviert, für
sätzlich zur Diskriminierung beim Zugang eine so ge- diesen Abend sei es aber voll, sie sollten das nächste
nannte Belästigung vor. Durch die Beschimpfung als Mal früher kommen. Herr M. und sein Freund bedan-
„Scheiß-Drogennigger“ und die körperlichen Attacken ken sich für die Auskunft und verlassen das Gelände.
wird Herr D. zusätzlich in seiner Würde verletzt und ein Herr M. ruft bei der Polizei an und schildert den Vorfall.
einschüchterndes, beleidigendes und demütigendes Von den BeamtInnen erhält er den Rat, zum nächsten
Umfeld für Herrn D. geschaffen. Herr D. kann daher Wachzimmer zu fahren und Anzeige zu erstatten.
zusätzlich zu einem ihm – aufgrund der zugefügten Ver- Im nahe gelegenen Wachzimmer schildern die bei-
letzungen – zustehenden Schmerzengeldes für die durch den den Vorfall, woraufhin die diensthabende Poli-
die Belästigung erlittene persönliche Beeinträchtigung zistin nur lakonisch fragt, ob sie weiße Schuhe anha-
einen vom Gesetz vorgesehenen Mindestschadenersatz ben würden. Mit den Worten: „Das ist doch lächerlich,
in der Höhe von 400 Euro einklagen. warum kommen sie mit so etwas um diese Uhrzeit
hierher?“ weigert sie sich, eine Anzeige aufzunehmen.
Wie ist das Verhalten der Polizei zu werten? Herr M. sagt, er sei vom Polizeinotruf aufgefordert
Es handelt sich bei Art IX EGVG um ein so genanntes worden, hier Anzeige zu erstatten. Die Polizistin wie-
Offizialdelikt, d.h. dass PolizeibeamtInnen einen Vor- derholt, dass es lächerlich sei, und holt einen Kolle-
fall, den sie selbst wahrnehmen und der unter diese gen hinzu. Herr M. schildert abermals das Geschehen,
Verwaltungsstrafbestimmung fallen könnte, von sich doch der Polizist befindet, dass es sich dabei nicht um
aus protokollarisch aufnehmen und an die zuständige Diskriminierung handeln würde. Diese Art der „Selek-
Behörde (Bezirksverwaltungsbehörde bzw. in Wien an tion“ wäre „Hausrecht“. Man könne sich sowohl Mie-
das zuständige Magistratische Bezirksamt) weiterleiten terInnen als auch Gäste aussuchen und wenn man
müssen oder, wenn ihnen ein entsprechender Vorfall keine „Ausländer“ wolle, hätten diese eben Pech und
berichtet wird, eine Anzeige aufnehmen und ebenso müssten sich ein anderes Lokal suchen. Zudem wäre
weiterleiten müssen. „Ausländer“ ein nicht diskriminierender Überbegriff.
Erst wenn man „Juden oder Schwarzafrikaner“ nicht
ZARA-Forderung einlasse, sei es diskriminierend. Herr M. beginnt zu
diskutieren und klärt den Polizisten auf, dass „Diskri-
Eine Aufwertung dieses Diskriminierungsverbotes von minierung jegliche unsachliche Rechtfertigung von
einer verwaltungsstrafrechtlichen Nebenbestimmung Ungleichbehandlung“ sei. Dies findet der Polizist
zu einem Delikt im Strafgesetzbuch wäre wünschens- schwachsinnig und fragt, wo er das denn her habe.
wert. Eine Zuständigkeitsverlagerung zu den unab- Herr M. antwortet, dass er diese Definition aus der
hängigen Strafgerichten und zur Staatsanwaltschaft Richtlinie der Europäischen Union habe. Er wisse dies
als Anklagebehörde würde bedeuten, dass solche aus dem Jus-Studium. Nun ist der Polizist bereit, die
Vorfälle auch durch diversionelle Maßnahmen (Diver- Anzeige aufzunehmen.
sion, siehe „Glossar“) erledigt werden könnten, indem Herr M. wendet sich an ZARA. Man richtet gemein-
sich beispielsweise der/die DiskriminiererIn beim sam einen Beschwerdebrief an die Geschäftsführung
Opfer persönlich entschuldigen oder gemeinnützige der Diskothek und an den Beschwerdebeamten des
Arbeit leisten muss. Für WiederholungstäterInnen wä- betroffenen Wachzimmers. In beiden Fällen kommt
ren weitaus höhere Strafen als bei der jetzigen Ge- es zu einem Gespräch. Die PolizistInnen entschuldi-
setzeslage vorgesehen. Darüber hinaus bestünde die gen sich wiederholt und sagen, sie hätten an diesem
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Dienstleistungsverweigerung in Lokalen und Geschäften
Abend bereits zuvor einen schweren Fall gehabt. Herr und ruft: „Stopp!“ Sie bleiben stehen und beobachten,
M. erhält sogar zusätzlich eine schriftliche Entschul- wie andere Gäste weiterhin in das Lokal gelassen wer-
digung. Außerdem wird über Diskriminierung und den. Sie beschließen, in ein anderes Lokal essen zu
über ihre Pflicht nach Art IX Abs 1 Z 3 EGVG (siehe „Die gehen.
eigenen Rechte kennen“) gesprochen, nach der Or- ZARA bringt gemeinsam mit Herrn B. einen Antrag
gane des öffentlichen Sicherheitsdienstes in solchen auf Feststellung einer Diskriminierung bei der Gleich-
Fällen Anzeigen an die zuständige Bezirksverwal- behandlungskommission (siehe „Glossar“) ein. Das
tungsbehörde weiterzuleiten haben. Verfahren ist zu Redaktionsschluss noch offen.
Im Gespräch mit der Geschäftsführung des Lokals
entschuldigt man sich ebenfalls und gibt zusätzlich
eine schriftliche Entschuldigung ab. Herr M. bekommt
als Entschädigung eine VIP-Jahreskarte versprochen.
71 Ein Zeuge meldet per E-Mail folgenden Vor-
fall: Mit seinem in Indien geborenen und in
Wien lebenden Freund will er eine Diskothek, die ab
Er ist mit dem Ausgang beider Gespräche sehr zu- 4 Uhr früh geöffnet hat, besuchen. Der Türsteher ver-
frieden und bedankt sich bei ZARA für die Unterstüt- wehrt ihnen allerdings grundlos den Eintritt. Die bei-
zung. den beraten sich kurz und beschließen, den Türste-
her nach dem Grund zu fragen. In dem Moment, in
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Dienstleistungsverweigerung in Lokalen und Geschäften
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Dienstleistungsverweigerung in Lokalen und Geschäften
MitarbeiterInnen, an ZARA-Workshops teilzunehmen, unbekannte Leute nicht einlasse, wenn diese aggres-
werden vom Geschäftsführer nicht angenommen. Er siv reagieren würden. Der Freund von Frau Y. war je-
habe ein Drogenproblem und kein Rassismusprob- doch zu keinem Zeitpunkt aggressiv, hingegen sagt
lem. In der Folge flammt eine mediale Diskussion auf. ein Gast und Freund des Türstehers zu ihm: „Go to
ZARA verfasst eine Stellungnahme, um die eigene Po- sleep. Go back to your camps!“ und will ihn angreifen,
sition klarzustellen. Siehe www.zara.or.at/materialien/ was Frau Y. verhindert, indem sie sich zwischen beide
stellungnahmen/stellungnahmen/2006/stellungnah- Männer stellt. Sie ruft den Rest der FreundInnen, die
me_flex.pdf. noch im Lokal sind an, und alle verlassen den Ort.
Seither gibt es keine weiteren Beschwerden über Frau Y. wendet sich an ZARA. Die Geschäftsfüh-
dieses Lokal. rung entschuldigt sich für den Vorfall und versichert,
dass das Security Personal eindeutig die Anweisung
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Dienstleistungsverweigerung in Lokalen und Geschäften
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Dienstleistungsverweigerung in Lokalen und Geschäften
Sohn auf einem Markt in der Nähe der Brünnerstra- die drei und fünf Jahre alt sind, in die Filiale eines Ge-
ße einkaufen. Sie beginnt um ca. 11 Uhr 30 mit der schäfts für Büro- und Schulartikel. Frau H. spricht mit
Auswahl der einzukaufenden Dinge bei einem Stand, ihren Kindern Spanisch und sagt ihnen, dass sie sich
der um 12 Uhr geschlossen wird. Frau S. benötigt et- gedulden mögen. Da die Kinder aber unbedingt ge-
was länger, da sie die genauen Mengenangaben in hen wollen, legt sie zwei Bücher und ein Puzzle aus
einem Kochbuch nachschlägt. Der Inhaber des Markt- der Hand und geht mit einem Buch zur Kassa. Eine
standes fordert sie auf, sich zu beeilen, da er seinen junge Verkäuferin folgt ihr und herrscht sie an: „Was
Stand schließen möchte. Frau S. antwortet, dass er haben Sie für eine unglaubliche Unordnung hinter-
kein Geschäft machen würde, wenn sie sich beeilen lassen. Ich habe Sie schon die ganze Zeit beobach-
müsse. Als sie schöne Pilze genauer begutachten will, tet, wie Sie überall die Bücher zuerst herausgezogen
schreit eine Verkäuferin sie an: „Greif das nicht an! und dann irgendwo weggelegt haben!“ Frau H. bittet
Geh´ heim in dein Land! Kannst du dich nicht beneh- die Verkäuferin, sie nicht anzuschreien. Diese antwor-
men wie wir Österreicher?“ Frau S. versucht zunächst tet, sie müsse schreien, da Frau H. sie sonst nicht ver-
ruhig zu bleiben, nachdem die Beschimpfungen aber stehen würde. Frau H. legt nun auch das letzte Buch
immer gemeiner werden, beginnt sie zu weinen und zurück und verlässt mit ihren Kindern das Geschäft.
schimpft zurück. Sie wirft den StandlerInnen Rassis- Die Kassiererin schreit ihr nach: „Du Tschuschin!“ Noch
mus vor, diese drohen ihr mit der Polizei. Schließlich am selben Tag schickt Frau H. eine Beschwerde an die
holt sich Frau S. Hilfe vom Marktamt, dessen Leiter erst Firma und erhält kurz darauf eine Antwort. Die Fir-
versucht, den Streit zu schlichten, dann aber damit menleitung entschuldigt sich für das Benehmen ih-
beginnt die Gesten und das Weinen von Frau S. nach- rer Mitarbeiterin und versichert, dass man mit ihr ein
zuäffen. Daraufhin verlässt sie das Marktgebiet. Gespräch geführt und sie ermahnt habe.
Frau S. kommt zu ZARA. Gemeinsam wendet man Frau H. ist mit dem Ausgang zufrieden und schickt
sich an die Gleichbehandlungskommission. Diese ent- den Fall zur Dokumentation an ZARA.
scheidet, dass zwar keine unmittelbare Diskriminie-
rung vorliegt, aber aufgrund der Beschimpfungen der
Tatbestand der Belästigung gegeben war. Mehr dazu
siehe: www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/9/1/3/
91 Frau N. will mit ihrem Freund aus Polen in
Salzburg im Stadtbus fahren. Ihr Freund te-
lefoniert und spricht Polnisch, woraufhin ihm der
CH0271/CMS1147954825402/gbk_iii_8.pdf. Busfahrer, keinen Fahrschein verkaufen will. Ein Paar
mischt sich unmittelbar ein und beginnt, rassistisch
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Rassismus als Reaktion auf Anti-Rassismus-Arbeit
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Rassismus als Reaktion auf Anti-Rassismus-Arbeit
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Rassismus als Reaktion auf Anti-Rassismus-Arbeit
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Rassismus als Reaktion auf Anti-Rassismus-Arbeit
108
dieses E-Mail:
Im Juli erhält der Wiener Verein kultim-
port von einem Vienna City Terminal aus
terreichischen Wörterbauch, nicht erst jetzt, sondern
schon Jahrzehnte, als kein Schimpfwort. Sondern als
Menschen, welche von Spielfeld bis in den Orient und
„Von: A.H weiter bezeichnet werden. Gabs da nicht einmal eine
Betreff: Multikulturelle Verbrechen Werbung mit Plakaten? Aber von einem Ministerium.
Text: Ihr verfluchten Türkensäue !! Raus aus Österreich! ‚ich heiß Kolaritsch; du heißt Kolaritsch, warum sagen
Jetzt beginnt die Endzeit! Wir werden kanakenfreie sie zu mir- Tschusch’
Zonen schaffen- wie in Ostdeutschland!!“ Also der arme Tschusch soll sich nicht aufregen
über unsere Polizei, soll nachdenken wie es bei ihm zu
110
Herrn F.:
Im September erhält die Redaktion von
www.afrikanet.info folgendes E-Mail von
Berater sagt ihm, wann ein Termin möglich wäre, als
der Anrufer plötzlich „Heil Hitler! Wir jagen euch in die
Luft!“ ins Telefon grölt und auflegt. ZARA informiert
„Ich lasse mir von Ihnen weder einreden, daß Baka- umgehend das Bundesamt für Verfassungsschutz und
ry J. ‚nur so’ aus heiterem Himmerl verprügelt wurde Terrorismusbekämpfung. Dieses schickt eine Polizei-
- denn in Ihrem Artikel (aus der Zeit, als der Vorfall streife. Die BeamtInnen nehmen die Anzeige entge-
geschah) fehlt ‚rein zufällig’ die Schilderung, wie sich gen. Zu Redaktionsschluss sind die Ermittlungen noch
der ‚Herr’ zum Zeitpunkt seiner Abschiebung auf- nicht abgeschlossen.
geführt hat - noch lasse ich mri einreden, daß Wore
wie Neger oder Mohr oder Indianer oder Eskimo
jemanden beleidigen.
Diese Wörter haben in Europa eine lange Tradition.
114 Frau K. organisiert im Dezember eine an-
tirassistische Informationsveranstaltung
in Wien. Im Vorfeld der Veranstaltung erhält sie zwei
Wenn sich aufgrund der Verwendung eines solchen Morddrohungen am Telefon. Die Stimme sagt: „hey du
Wortes ein zugereister Afrikaner bemüßigt fühlt, ‚be- bist di, die das event organisiert, i sog da ans, wir legn
leidigt’ sein zu wollen, kann er das von mir aus natür- di um bzw. kum ma aufs event u zag da was rassismus
lich tun. ist.“ Frau K. erstattet Anzeige bei der Polizei, die Ermitt-
Ich mache mir allerdings so meine Gedanken, wie lungen aufnimmt. Kurz vor der Veranstaltung lauern
er denn wissen soll, was bei uns in Europa eine Belei- ihr zwei Männer auf der Straße auf. Sie flüchten, als sie
digung darstellt und was nicht. Denn, so unterstelle die Polizei verständigt. Kurz nach der Veranstaltung
ich mal, derjenige wird wohl kaum vom Tage seiner wird in ihre Wohnung eingebrochen, außer einigen
Ankunft der Deutschen Sprache mächtig sein und, Büchern zum Thema Rassismus fehlt in der durch-
ich unterstelle wieder, wahrscheinlich auch nicht die wühlten Wohnung allerdings nichts.
‚weltmännische Bildung’ der Mitarbeiter von afrikanet
haben, welche sich herausnehmen für mündige Bür-
ger festlegen zu wollen, welche Wörter eine ‚Beleidi-
gung’ dartellen und welche nicht.“
115 Herr G. ist Landesobmann des Rings Frei-
heitlicher Jugend Salzburg. Zu Weihnach-
ten schreibt er folgendes lange E-Mail an ZARA.
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Rassismus als Reaktion auf Anti-Rassismus-Arbeit
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Was wurde aus …?
Immer mehr Fälle können angezeigt und vor Gericht, rechtliches Verfahren nach dem neuen Gleichbehand-
die Gleichbehandlungsanwaltschaft oder die Gleich- lungsgesetz wegen unmittelbarer Diskriminierung
behandlungskommission gebracht werden. Aller- und Belästigung eingebracht. Im Verfahren in erster
dings mahlen die Mühlen der Justiz langsam. Deshalb Instanz wurde vom Gericht Diskriminierung und Be-
müssen die KlientInnen von ZARA oft länger als ein lästigung festgestellt und Frau E. Schadenersatz in
Jahr begleitet werden. In diesem Abschnitt berichten der Höhe von 700 Euro zugesprochen. Zu Redaktions-
wir über Fälle, von deren Ausgang wir Kenntnis haben, schluss ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.
oder es wird über den aktuellen Stand informiert. Zu-
meist ist es für die ZARA-BeraterInnen sehr schwierig, Was 2006 geschah
das endgültige Ergebnis eines Falles in Erfahrung zu Frau E. ist mit dem Urteil nicht zufrieden. Sie findet,
bringen. Oft bekommt ZARA keine Auskunft von Be- 700 Euro stünden nicht in Relation zu dem erlittenen
hörden über den Verfahrensverlauf und/oder die Ent- Schaden und würden dem Täter nicht weh tun. Der
scheidung. Allerdings sind einige Entscheidungen der Klagsverband zur Durchsetzung der Rechte von Dis-
Gleichbehandlungskommission bereits veröffentlicht kriminierungsopfern (siehe „Glossar“) geht für Frau E.
und können online unter www.bmgf.gv.at abgeru- in Berufung. Zu Redaktionsschluss des Rassismus Re-
fen werden. Die Entscheidungen der Gleichbehand- ports 2006 wartet Frau E. auf den Ausgang des Verfah-
lungskommission führen jedoch zu keinen Sankti- rens in der zweiten Instanz.
onen. Eine behauptete Diskriminierung kann von der
Gleichbehandlungskommission nur bestätigt wer- Fall 26 aus dem Rassismus Report 2005
den. Dennoch, auch wenn ein Verfahren vor der Kom-
mission mit den eingeschränkten Durchsetzungs- Drei UNO-Beamte afrikanischer Herkunft haben sich
möglichkeiten nicht optimal erscheint, bietet es den an ZARA gewandt, da sie in einer Imbissstube von ei-
Betroffenen die Möglichkeit, gehört zu werden und ner Kellnerin nicht bedient wurden und zwar mit der
die TäterInnen zur Verantwortung zu ziehen. Auf die Begründung, der Boss wolle keine Schwarzen in sei-
Entscheidung der Kommission kann in einem eventu- nem Gastgarten, weil diese „dealen“ würden. ZARA
ell angestrebten Gerichtsverfahren außerdem aufge- dokumentierte den Vorfall. Die Betroffenen wand-
baut werden, zumal ein abweichendes Urteil begrün- ten sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft wel-
det werden muss. che den Fall vor die Gleichbehandlungskommission
brachte.
Fall 22 aus dem Rassismus Report 2005
Was 2006 geschah
Frau E., eine Muslimin, die ein Kopftuch trägt, geht Die Gleichbehandlungskommission hat den Fall mitt-
mit ihrem Baby und ihrer Freundin in ein Modewa- lerweile entschieden und „eine Anweisung zur Diskri-
rengeschäft. Sie wurde vom Verkäufer beschimpft minierung“ festgestellt. In der Entscheidung wird aus
und aus dem Geschäft getreten. Frau E. und ihre der Stellungnahme des Imbissstubeninhabers zitiert,
Freundin müssen wegen ihrer Verletzungen ins in welcher er bestätigte, seine Mitarbeiterin angewie-
Krankenhaus. Sie erstatten Anzeige und wenden sen zu haben, „Neger (‚für mich absolut kein Schimpf-
sich erschüttert von dem Vorfall an ZARA. Frau E. ist wort’, wörtliches Zitat aus der Stellungnahme des An-
seit dem Vorfall traumatisiert. ZARA leitet auf ihren tragsgegners), die sich auffällig in unserer Umgebung
Wunsch ein Strafverfahren in die Wege. Die Staats- benehmen, nicht zu bewirten, da die meisten mit
anwaltschaft schlägt einen außergerichtlichen Tat- Drogen dealen“. Die Gleichbehandlungskommission
ausgleich (siehe „Glossar“) vor. Der Täter zeigt keine schlug dem Imbissstubeninhaber vor, die Gleichbe-
Reue. Frau E. geht es nicht gut; das Strafverfahren handlungsanwältin zu kontaktieren und mit ihr eine
zermürbt sie. Ihre Aussagen sind nicht klar genug, diskriminierungsfreie und gleichbehandlungsge-
und der Verkäufer wird schließlich freigesprochen. rechte Hausordnung auszuarbeiten und seine Mitar-
ZARA vermittelt der Klientin deshalb ein Gespräch mit beiterInnen ausreichend und gleichbehandlungsge-
Peregrina, dem Therapiezentrum für Immigrantinnen setzkonform einzuschulen.
(www.peregrina.at). Frau E. wird dort therapeutisch Eine Zusammenfassung der Entscheidung sie-
betreut. Frau E. und ZARA haben gemeinsam mit dem he: www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/9/1/3/CH
Klagsverband (www.klagsverband.at) auch ein zivil- 0271/CMS1147954825402/gbk_iii_5.pdf.
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Was wurde aus …?
Fall 27 aus dem Rassismus Report 2005 Fall 29 aus dem Rassismus Report 2005
Gemeinsam mit seinem Freund versucht Herr G., in Der Betreiber eines Campingplatzes in Osttirol hat
ein kubanisches Tanzlokal in der Wiener Innenstadt zu Schilder bei der Rezeption angebracht, auf denen
gehen. Beide sind österreichische Staatsbürger afrika- unter anderem zu lesen stand: „Kein Platz für Zigeu-
nischer Herkunft. Sie wollen das Lokal betreten, wer- ner“. Der Betreiber war der Meinung: „Wenn jemand
den jedoch von zwei Türstehern aufgehalten. Es wird kommt, der mir nicht gefällt, weise ich ihn ab. Hotels
ihnen kein Grund genannt, und sie werden zur Seite dürfen das ja schließlich auch.“
gedrängt. Schließlich wird ihnen erklärt, dass sie we- ZARA erklärte ihm, dass dem nicht so sei. Er erhält
gen ihrer Herkunft nicht hinein dürfen. Das war nicht eine Anzeige, die bei der Bezirkshauptmannschaft
das erste Mal, dass Herr G. in diesem Lokal rassistisch Lienz nach Art IX Abs 1 Z 3 EGVG eingebracht wird.
diskriminiert wurde. Deshalb wendet er sich an ZARA.
Gemeinsam wird Anzeige gegen die Lokalbetreiber Was 2006 geschah
nach Art IX Abs 1 Z 3 EGVG erstattet. Zudem stellt Der Betreiber des Campingplatzes wird nach Art IX
ZARA im Namen von Herrn G. einen Antrag an die Abs 1 Z 3 EGVG in erster Instanz durch die Bezirks-
Gleichbehandlungskommission, die feststellen wird, hauptmannschaft Lienz zur Zahlung einer Geldstrafe
ob es sich in diesem Fall um eine Diskriminierung auf- von 450 Euro verpflichtet. Er legt beim Unabhängigen
grund der ethnischen Herkunft beim Zugang zu einer Verwaltungssenat (siehe „Glossar“) des Landes Tirol
Dienstleistung handelt. Die Entscheidung der Kom- Berufung ein. Dieser bestätigt die Strafe. Der Betrei-
mission ist noch ausständig. ber kündigte an, sich deswegen an den Verwaltungs-
und den Verfassungsgerichtshof zu wenden, da „Zi-
Was 2006 geschah geuner“-Gruppen durch deren unleidliches Verhalten
Herr G. wurde bis heute nicht von der Kommission sein Geschäft ruiniert hätten. Ob er tatsächlich weitere
einvernommen. Die Kommission wollte das einge- rechtliche Schritte unternommen hat, ist ZARA nicht
leitete EGVG-Verfahren abwarten. Dieses wurde 2006 bekannt. Auch der derstandard.at berichtet nochmals.
mit der Einstellung des Verwaltungsstrafverfahrens Siehe: http://derstandard.at/?url=/?id=2669312.
gegen den Geschäftsführer des Lokals und die Türste-
her beendet. Eine Einvernahme vor der Kommission Fall 31 aus dem Rassismus Report 2005
soll 2007 stattfinden. Herr G. wartet.
Herr K. will den Dienstbus seines Arbeitgebers, des
Fall 28 aus dem Rassismus Report 2005 Evangelischen Flüchtlingsdienstes, zur Reparatur brin-
gen. Von dem Besitzer der Autowerkstatt wird er rassis-
Dr. R. und sein Kollege wollen in Innsbruck eine Disko- tisch beschimpft und von dessen Grundstück gejagt.
thek besuchen. Sie werden von zwei Türstehern auf- Von den Polizisten, die er zur Hilfe holt, wird er eben-
gehalten, weil sie Afrikaner sind und Ausländer gene- falls beschimpft und zu einem falschen Wachzimmer
rell keinen Zutritt zum Lokal hätten. ZARA hat Anzeige geschickt. Als Herr K. sich an ZARA wendet, hat er be-
nach Art IX Abs 1 Z 3 EGVG erstattet und stellt für Dr. reits eine Strafverfügung in der Höhe von 60 Euro we-
R. einen Antrag an die Gleichbehandlungskommissi- gen „aggressiven Verhaltens gegenüber Organen der
on wegen unmittelbarer Diskriminierung, da er auf- öffentlichen Sicherheit“ erhalten. Gegen diese erhebt
grund seiner Herkunft nicht in die Diskothek eingelas- eine ZARA-Mitarbeiterin Einspruch. Gleichzeitig wird
sen wurde. eine Richtlinienbeschwerde an den Unabhängigen
Verwaltungssenat (siehe „Glossar“) wegen des Verhal-
Was 2006 geschah tens der Polizisten gerichtet und ein Antrag bei der
Herr G. wurde im Dezember 2006 von der Kommissi- Gleichbehandlungskommission wegen des diskrimi-
on zum Vorfall einvernommen. Das Verfahren ist noch nierenden Verhaltens des Mechanikers eingebracht.
offen, da der Geschäftsführer der Diskothek meinte, Das Verwaltungsstrafverfahren gegen Herrn K. wegen
dass er doch sowieso schon im Rahmen des eben- „aggressiven Verhaltens“ wurde eingestellt. In Punkt 3
falls eingeleiteten EGVG-Verfahrens, dessen Ausgang der Richtlinienbeschwerde wegen Bekanntgabe eines
ZARA leider nicht bekannt ist, vor der Behörde ausge- falschen Dienstortes und falscher Dienstnummern be-
sagt habe. Der Geschäftsführer wird trotzdem auch kam Herr K. Recht. Das Verfahren in den übrigen Punk-
vor der Gleichbehandlungskommission aussagen ten (Verwendung des „Du-Wortes“ und Gebrauch dis-
müssen. Sollte er sich weigern, wird das Verfahren kriminierender Äußerungen) ist vor dem UVS noch
aufgrund der Aktenlage entschieden. anhängig, auch das Verfahren vor der Gleichbehand-
lungskommission ist noch nicht abgeschlossen.
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Was wurde aus …?
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Rückschau auf das Jahr 2006 - Entwicklungen im österreichischen Antidiskriminierungsrecht
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Rückschau auf das Jahr 2006 - Entwicklungen im österreichischen Antidiskriminierungsrecht
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Rückschau auf das Jahr 2006 - Entwicklungen im österreichischen Antidiskriminierungsrecht
ben sich daran gewöhnt, dass ihre Leistungen nicht Diskriminierende Stelleninserate
adäquat abgegolten werden können. Sie müssen
auch damit fertig werden, für ihre sehr belastende Tä- Eine Bestimmung des neuen Gleichbehandlungs-
tigkeit belächelt, verspottet und beschimpft zu wer- gesetzes gilt es hervorzuheben, deren mangelnde
den. Dafür, dass sie das auch dieses Jahr durchge- Ernsthaftigkeit in diesem Jahr offenbar geworden ist.
halten haben und unermüdlich weiter an der Seite Es handelt sich um die Paragraphen 23 und 24 GlBG.
der Menschen stehen, die Unterstützung brauchen, In diesen wird ein „Gebot der diskriminierungsfreien
möchte auch ich ihnen hiermit danken. Es bleibt nach Stellenausschreibung“ festgeschrieben und ein Zu-
wie vor eine Notwendigkeit, dass auch der Bund die widerhandeln mit einer Verwaltungsstrafe von bis
Sinnhaftigkeit dieser Arbeit erkennt und diese unter- zu 360 Euro bedroht. Ein Mitarbeiter der ZARA-Be-
stützt. ratungsstelle hat bereits 2005 100 diskriminierende
Stelleninserate (häufig: „nur Inländer“, „gebürtige In-
Wenige kennen ihre Rechte länder“ etc.) bei den zuständigen Bezirksverwaltungs-
behörden angezeigt.
Ein weiteres Problem, das sich auch 2006 nicht we- Das bedauerliche Ergebnis: Nichts. Gar nichts. Auf-
sentlich verbessert hat, ist die nach wie vor mangeln- grund der völlig missglückten Formulierung dieser
de Information der Bevölkerung über die (gar nicht Gesetzesstellen wurde für diese verbotenen Hand-
mehr so) neue Gesetzeslage. Immer noch staunen Op- lungen niemand bestraft. Allzu sehr in juristische De-
fer wie TäterInnen, dass viele diskriminierende Hand- tails zu gehen, würde an dieser Stelle zu weit führen.
lungen tatsächlich verboten sind. Das Bewusstsein, Deshalb sei nur noch einmal das Ergebnis festgehal-
dass es nicht um „gut sein“ oder „lieb sein“ geht, son- ten: Die zuständigen Behörden wurden über 100 of-
dern um die Einhaltung konkreter gesetzlicher Vor- fenkundige und an einen unbestimmbaren Perso-
schriften, ist nach wie vor sehr gering. ZARA hat sich nenkreis gerichtete Diskriminierungen informiert, die
auch 2006 sehr bemüht, mit kontinuierlicher Öffent- dem Gleichbehandlungsgesetz und einem der wich-
lichkeitsarbeit immer wieder auf diesen Umstand hin- tigsten Bestandteile des Europarechts, dem Diskrimi-
zuweisen. nierungsverbot, widersprechen und konnten nichts
Es war sehr interessant zu sehen, welche Reakti- dagegen unternehmen. Und das, obwohl die entspre-
onen dies hervorrief. Nach besonders öffentlichkeits- chenden EU-Richtlinien klar verlangen, dass Sankti-
wirksamen Medienberichten erhielt ZARA immer eine onen bei Diskriminierung „wirksam, verhältnismäßig
Unmenge an Reaktionen, Anrufen, E-Mails und Brie- und abschreckend“ sein müssen. Der Reformbedarf in
fen. Der Tenor dieser Reaktionen war oft wahrlich dieser Hinsicht ist also klar bewiesen.
erstaunlich. Viele Menschen warfen ZARA vor, „gut- Abschließend sei noch bemerkt, dass 2006 die
menschliche Teufeleien“ ausgeheckt zu haben oder Arbeit mit den neuen rechtlichen Möglichkeiten bei
unvertretbaren „Tugendterror“ zu betreiben. Diese ZARA und anderen NGOs angelaufen ist, eine doch
emotionalen Rückmeldungen kamen aber als Reak- nicht unbedeutende Anzahl von Verfahren vor der
tionen auf die nüchterne Darstellungen der gültigen Gleichbehandlungskommission und Gerichten an-
Rechtslage. hängig ist und die Ergebnisse ein spannendes Jahr
Es stünde dem offiziellen Österreich daher gut an, 2007 erwarten lassen.
selbst eine offensive und breitenwirksame Kampagne
zu starten, um den Inhalt der Gesetzesbestimmungen Dieter Schindlauer
zu erklären. Doch auch hierfür fehlt das nötige Be- Obmann von ZARA und Präsident des Klagsverbandes zur
wusstsein und der politische Wille. Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern
62
Was ist antirassistischer Sprachgebrauch?
Was darf man sagen und was nicht? Gibt es das spiel der Bezeichnungen „Weib“ oder „Frau“ lässt sich
richtige Wort? Es gibt keine einfachen Lösungen, deutlich erkennen, dass es sich bei dem Wortwandel
aber so schwer, wie manche behaupten, ist es auch auch um einen Bedeutungswandel handelt. Der Be-
wieder nicht. griff „Weib“ war ursprünglich die Bezeichnung für eine
weibliche Person im Gegensatz zu einer männlichen
Grundsätzlich geht es nicht nur um das Wort, sondern Person. Allerdings galt die Bezeichnung schon seit lan-
um den Inhalt, der transportiert wird. Das vermeint- gem nicht mehr weiblichen Personen höherer Stände,
lich richtige Wort heiligt nicht den Sinn, wenn sein diese wurden als „Frauen“ oder „Damen“ bezeichnet.
Subtext falsch ist. Wichtig sind nicht einzelne Begriffe, Stände sind heute keine Kategorie in unserem Werte-
sondern vielmehr was sie transportieren und in wel- system mehr. Das Wort „Weib“ ist aber immer noch ein
chem Kontext sie stehen. Wer spricht oder schreibt, eindeutig abwertendes, sein Unterton ist sogar noch
sollte sich daher fragen, woher das „Bild“ kommt, das verächtlicher geworden.
hinter einem Wort steht. Sprache schafft Realitäten
und Realitäten haben Einfluss auf die Sprache. Es gilt „Mohr“, „Neger“ und „Schwarzafrikaner“
daher zu beachten, was die Geschichte eines Wortes
ist und was die Geschichte hinter dem Wort bzw. der Im Bereich des Rassismus fehlt diese Sensibilität. Fast
Sprache ist. Unwissenheit schützt nicht davor, mit un- ganz Österreich weiß, was gesundes Essen ist und
sensiblem Sprachgebrauch beleidigend zu sein. Nicht wie es zubereitet wird. Zahlreiche Menschen finden
informiert zu sein, ist kein endgültiger Zustand. Sich sich mit den traditionellen Frauenrollen nicht ab, es-
weiterzubilden ist für die meisten Menschen immer sen biologisch angebautes Gemüse und machen sich
eine Möglichkeit. Information anzunehmen und sie um den Klimawandel oder Tiertransporte Sorgen. Bei
umzusetzen, steht jedem und jeder frei. Eine leben- Rassismus denken dieselben aber mit einem Augen-
de Sprache ist fortwährend im Wandel. Jeder und zwinkern, sie und ihr Freundeskreis wären ohnedies
jede trägt etwas zu ihrer Veränderung bei. Ohne Men- „ok“, keine Neonazis, keine RassistInnen und deshalb
schen, welche die Sprache verwenden, ist sie tot. Wir könnten sie sich rassistische Zoten erlauben. Hier soll
haben selbst Anteil am allgemeinen Sprachgebrauch, festgehalten werden, dass bei bestimmten Worten
an dessen Bestehen und an dessen Veränderung. Also das Motiv der Verwendung egal ist. Sie beleidigen im-
tragen wir auch Verantwortung dafür, wie wir Worte mer. Wie etwa die Bezeichnung „Tschusch“. Hier gibt
oder Sprache einsetzen. In jeder Situation und im es keinen geschichtlichen Bedeutungswandel des
Laufe der Zeit wird sich sowohl das, was eine Gesell- Wortes wie etwa bei den Begriffen „Weib“ und „Frau“.
schaft verändern will, als auch das, was gesagt wird, Nicht einmal der genaue Ursprung des Begriffs ist
wandeln. Was soll ich also zur Veränderung beitragen? wissenschaftlich erwiesen und es ist dennoch ein-
Mit einer sensiblen und aufmerksamen Verwendung deutig ein Schimpfwort (Infos zur Herkunft siehe
von Begriffen ist schon viel gewonnen. Wenn wir www.zara.or.at/materialien/gleiche-chancen/elear-
erkennen, dass Unterdrückungsmechanismen auch ning/hb/e_tschusch.htm). Im Kontext des Rassismus
in der Sprache und durch die Sprache ihre Wirkung Report wird zum Beispiel klar, dass alle Menschen, die
entfalten, dann müssen wir diese kennen, wenn wir darin das Wort „Tschusch“ verwenden, dies negativ,
sie brechen wollen. abwertend und beleidigend tun. In diesem Zusam-
menhang muss über die Verwendung heute nicht
„Weib“ oder „Frau“ mehr diskutiert werden.
Drei Worte, die einen bedeutenden geschicht-
Hier ein Beispiel aus dem Gender-Bereich, der dank lichen Hintergrund haben, sind „Mohr“, „Neger“ und
der feministischen Kritik seit den sechziger Jahren weit „Schwarzafrikaner“. Alle drei stehen in dem Kontext
gehend ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen eines rassistischen Sprachgebrauchs und im wei-
ist. Dies wird an den von der Stadt Wien eingeführten teren Sinn im Kontext der Unterdrückung, Ausbeu-
geschlechtersensiblen Piktogrammen, auf denen nun tung, Versklavung und Ermordung schwarzer Men-
etwa in der Straßenbahn ein Mann mit Kind und nicht schen. Auch der „Mohr“, der eigentlich eine veraltete
mehr eine Frau mit Kind neben dem Blinden und Bezeichnung ist, hält sich hartnäckig. So gibt es im-
der Schwangeren abgebildet sind, deutlich. Am Bei- mer noch den so genannten „Meinlmohren“, der die
63
Was ist antirassistischer Sprachgebrauch?
Kolonialgeschichte von Seiten der Kolonialherren denken. Diese Assoziation schwingt im Ausdruck
und Kolonialfrauen erzählt. Er repräsentiert die sexi- „Schwarzafrikaner“ ebenso mit.
stisch-exotistische Fantasie der ÖsterreicherInnen.
Ebenso dazuzuzählen ist der „Mohr im Hemd“, der in Es ist nicht so schwer!
Deutschland aus offenkundigen Gründen als Schoko-
ladekuchen mit Schlagobers bezeichnet wird. Auch Was ist nun der Schluss? Es geht um das Bild hinter
der „Mohr im Hemd“ bezieht sich auf die aus der „Fer- dem Wort und um die Bewusstwerdung der Geschich-
ne“ kommende Schokolade und spielt in diskriminie- te. Die Initiative www.blackaustria.at versucht es mit
render Art und Weise auf die vermeintlich schokola- einer positiven Imagekampagne. Sie zitieren Erwin
debraune Hautfarbe des so genannten „Mohren“ an. Ebermann und sagen: „So ist weitgehend unbekannt,
Immer und zu jeder Zeit gilt, dass es sich hierbei nicht dass 75 % der in Wien lebenden AfrikanerInnen Matu-
um Menschen mit gleichen Rechten gehandelt hat. ra und 33 % einen Universitätsabschluss haben.“ Die
Der Begriff „Mohr“ wurde im Zuge der Kolonialge- HerausgerberInnen Bratic/Johnston-Arthur/Ponger/
schichte und der Sklaverei durch den Begriff „Neger“ Sternfeld/Ziaja des Katalogs zum Projekt „Verborgene
ersetzt. Dieser Wandel schlug sich in weiteren öster- Geschichte/n. Remapping Mozart“, Wien 2006 schla-
reichischen Speisenamen wie „Negerbrot“ und „Eisne- gen vor: „Die beiden in eine weitgehend verharmloste
ger“ nieder. Diese Worte stehen in derselben Traditi- Geschichte des Kolonialismus, der Versklavung und
on rassistischer Vorstellungen. Zudem finden sich in eine österreichische, stereotype Darstellungstradition
der österreichischen Alltagssprache zahlreiche nega- eingeschriebenen Fremdbezeichnungen [Mohr] und
tive Redewendungen, wie etwa das „Neger-sein“, wo- [Neger] werden einer emanzipatorischen Schreibpra-
mit ausgedrückt wird, kein Geld zu haben, oder die xis folgend als M.- und N.-Wörter zitiert.“
Phrase „Ich bin ja nicht dein Neger“, wodurch gesagt Im Rassismus Report 2001 wurde erklärt, dass der
werden soll, man sei – und zwar allein der Herkunft Begriff „Schwarz“ eine eigene Geschichte hat, die
wegen – kein Knecht, wobei vorausgesetzt wird, dass Stolz und Kraft in den Vordergrund rückt (wie: „I‘m
Menschen aus Afrika sehr wohl solche wären. Hier be- black and I‘m proud“). Er wird, wenn er als politischer
zieht man sich deutlich auf die Sklaverei. Nicht zuletzt Begriff für alle von Rassismus betroffenen Menschen
sei noch das brutale Kinderlied „10 kleine Negerlein“ verwendet wird, groß geschrieben (Johnston-Arthur/
angesprochen, es zeigt schon den Kleinsten, wie we- Schindlauer in „Know Your Rights“ herausgegeben
nig das Leben schwarzer Menschen wert ist. Aber in von Helping Hands/Pamoja Wien, 1998).
letzter Zeit wurde der Begriff „Neger“ teilweise ersetzt.
Eines der wichtigsten Kriterien, um mit Sprache
Merkwürdigerweise erfreut sich der Begriff „Schwarz-
nicht zu verletzen, ist Respekt. Es geht bei der Wahl
afrikaner“, der aus dem statistischen und kriminolo-
der Worte, die Menschen benennen, um Respekt vor
gischen Bereich stammt, auch in jenen Textsorten
eben diesen Menschen.
besonderer Beliebtheit, in denen es eigentlich gar
Wieso scheint das bei manchen Worten so einfach
nicht primär um Hautfarben gehen müsste. Für die
und bei anderen so schwer? Vielleicht ist die Antwort
Exekutive in Österreich schrieb der Generaldirektor
sehr simpel. Eine steirische FPÖ-Politikerin, die sich
für öffentliche Sicherheit Michael Sika 1994, „das Wort
weigert, das Wort „Neger“ aus ihrem Sprachschatz
‚Neger’ [ist] im öffentlichen Sprachgebrauch tunlichst
zu streichen, tut dies mit Absicht und nicht aus Un-
zu vermeiden.“ Also müssen alle BeamtInnen, die bis
wissen. Sie kann nicht sagen, sie verfolge kein Ziel,
dahin von „Negern“ gesprochen und geschrieben ha-
ben, etwas anderes verwenden. Der Begriff „Schwarz- wenn sie den Wunsch der Bezeichneten negiert. Sie
afrikaner“ bot sich an. Aus den Polizeiprotokollen will „anschwärzen“, die Minderheit zu Gekennzeichne-
kam das Wort über die Medien in die Öffentlichkeit. ten machen. Die Motivation bei der Wahl der Worte
Ein Terminus, der meist ausschließlich im Zusammen- mag nicht bei allen so offensichtlich sein wie bei die-
hang mit Drogen oder anderen Delikten verwendet ser Politikerin. Vielen ist nicht bewusst, welche Wün-
wurde, wird plötzlich auf eine ganze Gruppe in allen sche und Ressentiments sich in ihrer Sprache verra-
Lebensbereichen angewandt. Kein Wunder, dass der ten. Bei manchen Wörtern besteht kein Zweifel und es
polizeiliche Blick, der im Ausdruck „Schwarzafrikaner“ ist nur allzu klar, dass es sich um Beleidigungen oder
mitschwingt, im wahrsten Sinne des Wortes abfärbt. Beschimpfungen handelt. Andere Wörter erleben im
Zudem wird mit dem Begriff „Schwarz“ ein Gegen- Laufe der Zeit eine Bedeutungsänderung. Wichtig
satz zu „Weiß“ geschaffen. Dies gilt für „Schwarzafri- ist, auf die Sprache zu achten, ihr zuzuhören, sie als
ka“ insgesamt, das so vom „erleuchteten, aufgeklär- Wirklichkeit ernst zu nehmen und das Bild hinter dem
ten, wirklich zivilisierten hellen Europa“ abgegrenzt Wort zu studieren, es mitzugestalten. Das gesuchte
werden kann. „Schwarzafrika“: die Bezeichnung lässt Bild ist jenes, in dem alle Menschen gleiche Chancen
unweigerlich an düstere Szenarien und Katastrophen und gleiche Rechte haben.
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ZARA Forderungen
ZARA Forderungen
Trotz der Gleichbehandlungsgesetze und einiger • Gezielte Personalrekrutierung für Berufe im öffent-
landesgesetzlicher Bestimmungen gegen Diskri- lichen Sektor (wie beispielsweise BeamtInnen des
minierung und trotz der Einsetzung der Gleichbe- Jugendamts, RichterInnen oder PolizistInnen) aus
handlungsanwaltschaft und der Gleichbehandlungs- ethnischen Minderheiten.
kommission bleiben viele der seit dem Jahr 2000
bestehenden ZARA-Forderungen nach wie vor uner-
füllt. In manchen Bereichen indes verschlechterte sich
die Situation sogar. ZARA fordert ein umfassendes rechtliches Antidis-
ZARA fordert daher ein parteienübergreifendes kriminierungspaket. Hierbei gibt es noch gänzlich
Eintreten gegen Rassismus. Alle Fraktionen haben unerfüllte Forderungen.
politische Verantwortung für dieses Problem zu über-
nehmen. Dies bedeutet auf gesetzlicher Ebene zum Beispiel:
• Die Ermöglichung eines leichteren Übergangs von • kostenlose Beschwerde- und Klagsmöglichkeiten für
der unselbständigen Beschäftigung in die selbstän- Opfer von Diskriminierung (kein Kostenrisiko für Op-
dige und umgekehrt. fer von Diskriminierung),
Dies bedeutet auf gesetzlicher Ebene zum Beispiel: • Kostenlose Beschwerdemöglichkeiten für Opfer von
rassistischen Polizeiübergriffen.
• Politische Mitbestimmung für MigrantInnen – wie
etwa aktives und passives Wahlrecht auf kommu- • Richtlinien- und Maßnahmenbeschwerden dienen
naler Ebene, in ArbeitnehmerInnen- und sonstigen der Durchsetzung elementarer menschenrechtlicher
Interessensvertretungen. Ansprüche und sollten daher kostenfrei abgewickelt
werden.
• Unbürokratische Anerkennung im Ausland erwor-
bener Ausbildungen und Berufserfahrungen. • Eine Verknüpfung der UVS-Feststellung über Richtli-
nien- und Maßnahmenbeschwerde mit Schadener-
• Österreichische Staatsbürgerschaft für in Österreich satzansprüchen.
geborene Kinder und die Möglichkeit von Doppel-
staatsbürgerschaften. • Führung des Verfahrens vor dem UVS als Menschen-
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ZARA Forderungen
rechtsverfahren, bei dem der Fokus auf der Verant- Arbeit leisten muss. Für WiederholungstäterInnen
wortlichkeit des Staates für die Handlungen seiner wären weitaus höhere Strafen als bei der jetzigen Ge-
Organe liegt, unabhängig von der individuellen Ver- setzeslage vorgesehen. Darüber hinaus bestünde die
antwortlichkeit der BeamtInnen. Das ermöglicht und Möglichkeit, im Zuge eines Strafverfahrens dem Op-
erfordert eine Beweislastumkehr im Verfahren (mehr fer auch Schadenersatz zuzusprechen, ohne dass das
dazu siehe „Die eigenen Rechte kennen“). Opfer diesen auf eigenes Prozesskostenrisiko bei den
Zivilgerichten einklagen müsste (mehr dazu siehe
Weitere unerfüllte Forderungen im Bereich der Exeku- „Die eigenen Rechte kennen“).
tive generell und des Sicherheitspolizeigesetzes sind:
Ausweitung des Schutzes vor
• Dienstnummern auf den Uniformen der Exekutive:
In Anlehnung an das slowenische oder polnische Verhetzung § 283 StGB
Modell sollen PolizeibeamtInnen in Österreich ihre Öffentliches Hetzen und das Schüren von Hass gegen
Dienstnummer für alle klar sichtbar an der Uniform bestimmte Bevölkerungsgruppen ist eine der wider-
tragen. lichsten Formen von Rassismus. ZARA fordert daher
eine Aufwertung des Schutzes vor Verhetzung dahin-
• Die Berücksichtigung der ethnischen Zusammenset- gehend, dass nicht allein die „öffentliche Ordnung“ als
zung der Bevölkerung bei der Rekrutierung von Exe- schützenswert gilt, sondern primär die betroffenen
kutivbeamtInnen. Gruppen unter dem Schutz des Strafrechts stehen
sollen. Der Tatbestand muss vereinfacht werden und
• Verbesserte Schulungen und psychologische Beglei- jede Form unerträglicher Verächtlichmachung von
tung: Schulungen sollen zum Ziel haben, dass Poli- Menschen und insbesondere MigrantInnen, Fremden
zistInnen lernen, die diskriminierende Dimension etc. unter Strafe gestellt werden, um den Gerichten
eines Vorfalls zu erkennen. Weiters sollen Schulungen die Verfolgung von Hassreden und hetzerischen Be-
in angewandter und anwendbarer Streitschlichtung schmierungen zu ermöglichen (mehr dazu siehe „Die
stattfinden und BeamtInnen sollen verstärkt psycho- eigenen Rechte kennen“).
logisch begleitet werden.
Glossar
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Glossar
werden vom dem/der BundesministerIn für Gesund- sind aber insbesondere, dass es kein Kostenrisiko gibt,
heit und Frauen bestellt und können von diesem/ das doch eine beträchtliche Hürde für ein Verfahren
dieser unter bestimmten Voraussetzungen auch wie- vor den ordentlichen Gerichten darstellt, und dass
der ihrer Funktion enthoben werden. der (Aus)Weg einer gütliche Einigung weitaus hö-
Die Gleichbehandlungsanwaltschaft ist zuständig here Chancen hat. Angesichts der Tatsache, dass das
für die Beratung von Betroffenen von Diskriminie- Gleichbehandlungsrecht „nur“ die Möglichkeit bereit-
rung, weiters kann sie Studien zur Diskriminierungs- stellt, Schadenersatz für erlittene Diskriminierungen
situation in Österreich sowohl in Auftrag geben als einzuklagen, nicht aber, sich in einen Job oder eine
auch selbst erstellen. An die Gleichbehandlungsan- bessere Position „hineinklagen“ zu können, ist dies
waltschaft herangetragene Fälle können von dieser auch eine wichtige Perspektive.
der Gleichbehandlungskommission zur Begutach-
tung vorgelegt werden. Die Anwaltschaft kann aber Klagsverband (www.klagsverband.at)
auch selbst der Wahrheitsfindung dienliche Maß-
nahmen ergreifen, so können unter anderem Arbeit- Der Klagsverband zur Durchsetzung der Rechte von
geberInnen zu schriftlichen Stellungnahmen aufge- Diskriminierungsopfern wurde 2004 als Dachverband
fordert werden und sie kann von einem Senat der von NGOs gegründet, die bereits in der Bekämpfung
Gleichbehandlungskommission im Bedarfsfall auch von Diskriminierungen und der Beratung von Diskri-
mit der Ermittlungstätigkeit im konkreten Betrieb minierungsopfern tätig waren. Heute gehören dem
beauftragt werden. Sie spielt hier also eine gewisse Klagsverband (KlaV) eine Reihe von NGOs an, die sich
Zwitterrolle als VertreterIn einer von Diskriminierung mit Diskriminierungen aus ganz unterschiedlichen
betroffenen Person und als ermittelnde Instanz, was Bereichen befassen (z.B. ZARA, Bizeps, Helping Hands
rechtsstaatlich nicht unbedenklich ist. Graz, u.A.).
Vereinszweck ist die Durchsetzung der Rechte von
Die Gleichbehandlungskommission Personen, die von Diskriminierung betroffen sind.
Weiters soll die Förderung des Bewusstseins in der
Die Gleichbehandlungskommission setzt sich aus Bevölkerung gestärkt werden, dass Nichtregierungs-
drei Senaten zusammen, die aus RepräsentantInnen organisationen einen wesentlichen Beitrag zur Wei-
von Ministerien und Sozialpartnerorganisationen be- terentwicklung der Antidiskriminierungsgesetzge-
stehen, und die ebenfalls beim Bundesministerium bung und -praxis leisten.
für Gesundheit und Frauen angesiedelt sind. Die ur- Der Klagsverband ist hauptsächlich als beratendes
sprüngliche Idee, auch jeweils zwei VertreterInnen Organ gegenüber den Mitglieder-NGOs und deren
von Nichtregierungsorganisationen in die Senate auf- Mandaten sowie in Verfahren vor der Gleichbehand-
zunehmen, wurde wieder fallen gelassen. Interessant lungskommission tätig (in der Funktion als Fachper-
ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch, dass die son mit beratender Stimme).
Senatsmitglieder ehrenamtlich tätig sind. Durch die ihm in § 62 Gleichbehandlungsge-
Die Senate der Gleichbehandlungskommissionen setz (GlBG) eingeräumte Möglichkeit für Personen in
haben sich in ihrem Zuständigkeitsbereich mit allen einem gerichtlichen Verfahren als Nebeninterveni-
die Diskriminierung betreffenden Fragen zu befas- ent einzuschreiten, begleitet der KlaV die Opfer einer
sen. Sie sind insbesondere zuständig dafür, Gutach- mittelbaren oder unmittelbaren Diskriminierung
ten über allgemeine Fragen zur Diskriminierung zu auch durch den Prozess. Dieser zusätzliche Rechts-
verfassen, sowie in Einzelfällen auf Antrag der Gleich- schutz besteht sowohl bei Diskriminierungen im Rah-
behandlungsanwaltschaften oder von Interessenver- men eines Arbeitsverhältnisses, als auch in anderen
tretungen Gutachten über etwaige Verletzungen des Bereichen (z.B. Zugang zu öffentlichen Gütern und
Gleichbehandlungsgebotes zu erstellen. In diesen Dienstleistungen).
Verfahren haben die GleichbehandlungsanwältInnen Darüber hinaus vermittelt der Klagsverband dem
ebenso Parteistellung wie die Opfer selbst, die sich jeweils Betroffenen weiterführende Kontakte und An-
dabei aber auch von Personen ihres Vertraues, wie z.B. laufstellen.
VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen,
vertreten lassen können. Mittelbare Diskriminierung
Ergebnis eines solchen Verfahrens vor der Kom-
mission ist ein Gutachten, das im Gegensatz zu einem Eine mittelbare Diskriminierung liegt dann vor, wenn
gerichtlichen Urteil keine rechtliche Bindungswirkung dem Anschein nach neutrale Vorschriften, Kriterien
hat. Vorteile eines solchen Schlichtungsverfahrens oder Verfahren Personen, die bestimmte Merkmale
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Glossar
aufweisen (z.B. Hautfarbe, Behinderung, ethnische können. Eine Anrufung der Höchstgerichte (Verwal-
oder nationale Herkunft, Weltanschauung etc.) ge- tungs- und Verfassungsgerichtshof ) ist aber möglich.
genüber anderen Personen in besonderer Weise
benachteiligen können, es sei denn, die betreffenden Unmittelbare Diskriminierung
Vorschriften, Kriterien oder Verfahren sind durch ein
rechtmäßiges Ziel sachlich gerechtfertigt und die Mit- Eine Unmittelbare Diskriminierung liegt dann vor,
tel sind zur Erreichung dieses Ziel angemessen und wenn eine Person aufgrund eines bestimmten Merk-
erforderlich. mals (z.B. aufgrund ihrer Hautfarbe oder ethnischen
Herkunft, einer Behinderung, ihres Geschlechtes etc.)
Unabhängiger Verwaltungssenat (UVS) in einer vergleichbaren Situation eine weniger güns-
tige Behandlung erfährt, als eine andere Person er-
Die unabhängigen Verwaltungssenate der Länder fährt, erfahren hat oder erfahren würde.
sind unter anderem für Berufungen gegen Strafer-
kenntnisse bei Verwaltungsübertretungen und für Viktimisierung
Beschwerden gegen die Ausübung unmittelbarer ver-
waltungsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt Unter Viktimisierung wird eine Benachteiligung von
(UVS-Beschwerden gegen PolizeibeamtInnen) zustän- Personen verstanden, die in einen Fall von Diskrimi-
dig. Die UVS sind weisungsfreie Behörden an denen nierung entweder als Betroffene oder als ZeugInnen
unabhängige UVS-RichterInnen entscheiden. Sie er- insofern involviert waren, als sie den Fall aufgedeckt
lassen letztinstanzliche Entscheidungen, die auf dem oder angezeigt haben oder für den/die Betroffene/n
ordentlichen Rechtsweg nicht mehr bekämpft werden Stellung bezogen haben.
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