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Einzelne Risikofaktoren und ihre Bedeutung

Ein Vergleich der Erforschung von Brustkrebs und AIDS

von zurück zu Säugetieren

Elisabeth Rieping

Stand / Letzte Aktualisierung 12.09.2006

zurück zu Brustkrebs bei


Flaschenkindern
Die Suche nach Risikofaktoren soll helfen, die Ursache für eine Krankheit zu
finden. Dabei sollte man bedenken, dass Risikofaktoren nützlich sind, um die
Auslöser einer Krankheit, zum Beispiel eine Infektionsquelle, zu finden. Ohne
entsprechende Interpretation kann die Auswertung von Risikofaktoren aber
auch in die Irre oder zu gar nichts führen.

Dazu ein Beispiel:


Als man beobachtete, dass die neue Krankheit AIDS sich ausbreitete, zeigte
sich ganz am Anfang, dass Flugpersonal besonders betroffen war. Jetzt hätte
man natürlich, wie bei Brustkrebs geschehen, untersuchen können, eher kurze
oder lange Flüge krank machen oder ob eher dicke oder dünne Stewards bzw.
Stewardessen betroffen sind.

Vermutlich hätte man herausgefunden, dass männliches Personal wesentlich


häufiger erkrankt und man hätte nach hormonellen Faktoren forschen können.
Männer produzieren ja weit mehr Testosteron als Frauen.
Man hätte das Gewicht untersuchen können und hätte wahrscheinlich bei den
Dünnen mehr AIDS gefunden als bei den Dicken (weil Leute, die ständig nach
neuen Partnern suchen, stark auf ihr Aussehen und auf eine schlanke Figur
achten).

Vielleicht hätte man auch noch gefunden, dass Langstreckenflüge (nach


Afrika) gefährlicher sind, als solche zwischen Detroit und Chicago.

Man hätte auch untersuchen können, ob kinderlose Männer eher AIDS


bekommen als Väter und auch hier wäre man wohl fündig geworden und hätte
den deutlichen Risikofaktor Kinderlosigkeit ausführlich studieren können
(mehr).

Und wenn man jetzt über Jahrzehnte die Hormonspiegel der Stewards und
hormonelle Probleme ihrer Kinderlosigkeit gesucht hätte, dann wäre man bei
AIDS genauso „flott“ weiter gekommen wie bei Brustkrebs.

Glücklicherweise lief es bei AIDS anders.

Obwohl an AIDS zuerst vorwiegend weitgereiste, kinderlose Männer mit


speziellem sexuellen Verhalten (homosexuelle Flugbegleiter und Seeleute)
erkrankten, wurde nicht nach hormonellen Ursachen, Eßgewohnheiten oder
Gefahren durch hohe Ozonwerte bei Langzeitflügen und auf See gesucht,
sondern nach einer Infektionsquelle.

Bei Brustkrebs steht die Suche nach einer Infektionsquelle immer noch aus.
Und man tut sich mit der Interpretation der Risikofaktoren recht schwer.

Zum Beispiel hatte man früh beobachtet, dass Frauen mit höherem Gewicht
öfter Brustkrebs bekommen. Statt zu überlegen, was das bedeuten könnte, war
man schnell mit dem nahe liegenden Rat bei der Hand, das Übergewicht
abzubauen.

Ratlos war man dagegen, als sich herausstellte, dass auch größere Frauen eher
Brustkrebs bekommen als kleine. Hier kann man keine sinnvolle Empfehlung
geben. An der Größe lässt sich im Erwachsenenalter schließlich nichts mehr
ändern.

Dabei hat man übersehen, dass Risikofaktoren nicht als direkte Ursachen
wirken. Also dass nicht Gewicht oder Größe an sich gefährlich sein müssen,
sondern dass sie nur Hinweise geben, wo zum Beispiel nach einer
Infektionsquelle gesucht werden könnte.

Diese Lücke möchte ich mit dem Artikel

’Brustkrebs und früher Kontakte zu Kuhmilch’


schließen. zurück

Weil dieser Artikel aber immer noch seiner Übersetzung harrt, eine Kurzfassung davon,
die sich direkt an das Vorhergehende anschließt:

Der Risikofaktor Größe weist deutlich auf eine frühe Infektionsquelle im Laufe
des menschlichen Lebens hin. Denn groß wird man nur im jungen Alter und
zwar durch reichliche Nahrungszufuhr.

Sollte man in höherem Lebensalter versuchen, durch reichliches Essen noch zu


wachsen, wird das nicht zu mehr Körpergröße, sondern zu höherem Gewicht
führen.

Einen besonderen Einfluss auf das Wachstum und auf die im Laufe des Lebens
erreichte Körpergröße übt die Säuglingsernährung aus.

Mit der in den letzten Jahrzehnten vor 1900 von Henry Nestle eingeführten
Säuglingsernährung mit Kuhmilchprodukten wird der fütternden Person
ermöglicht, Einfluss auf die vom Säugling aufgenommen Nahrungsmenge zu
nehmen.

Während das selbst an der Brust saugende Baby aufhört, wenn es genug hat,
kann die mit der Flasche hantierende Person den Säugling dazu bringen, weiter
zu trinken, auch wenn er keinen Hunger mehr hat. Dabei verlernt der Säugling
ein Sättigungsgefühl zu entwickeln und er lernt ganz im Gegenteil, dass man
auch ohne Hunger weiter essen (bzw. trinken) kann.

Dieses Verhalten hat sich in unserer Gesellschaft mittlerweile stark


ausgebreitet und Übergewicht ist zu einem zentralen Problem geworden.

Frauen mit Brustkrebs sind davon überproportional betroffen. Das weist darauf
hin, dass es sinnvoll sein könnte, nach einer Infektionsquelle in den für die
Flaschenernährung verwendeten Säuglingsmilchprodukten zu suchen.

Säuglingsnährmittel bestehen aus adaptierter (also an die Bedürfnisse des


Säuglings angeglichene) Kuhmilch und Kuhmilch enthält nun tatsächlich
einige Viren, die Krebs auslösen können. An erster Stelle ist da der Bovine
Leukämie-Virus BLV zu nennen, der im Rind Leukämien auslöst. Aber es gibt
auch Viren, die eine Immunschwäche auslösen und andere, die im Rind gar
keine Krankheit auslösen.

Das könnte aber ganz anders aussehen, wenn diese Viren Zugang zu
Neugeborenen einer anderen Art, zum Beispiel zum menschlichen Säugling
erhalten, wie das durch die künstliche Säuglingsernährung der Fall ist.

Dazu kommt noch, dass diese Viren Retroviren sind, die als Viren in einer sehr
instabilen RNA-Form vorkommen.

In den Leukozyten der Milch existieren sie aber als sogenannte Proviren in
einer sehr stabilen DANN-Form, die Hitze unempfindlich ist, also durch
Kochen, Pasteurisieren usw. nicht zerstört wird.

Bis vor wenigen Jahren wurde gesagt, dass zum Beispiel der durchaus als
gefährlich erkannte Bovine Leukämie-Virus BLV für den Menschen
ungefährlich wäre, da seine Übertragung auf den Menschen trotz vieler
Versuche nicht nachgewiesen werden konnte.

Das hat sich mittlerweile geändert.

In den letzten Jahren wurden sowohl Antikörper gegen diesen Virus im


Menschen nachgewiesen und Gertrude Case Bühring von der School of Public
Health, University of California, Berkeley in Kalifornien arbeitet am Nachweis
der DNA des Virus im Tumorgewebe von Brustkrebspatientinnen.

Vielleicht kommt die Suche nach dem menschlichen Brustkrebsvirus, das ohne
gefunden worden zu sein, schon über einen eigenen Namen, Human Mammary
Tumor Virus - oder HMTV - verfügt, dadurch zu neuen Ergebnissen.

Seit der Entdeckung des Maus-Mammatumorvirus, das Brusttumore bei der


Maus auslöst, wären dann schon mehr als siebzig Jahre vergangen.

Die wichtigsten Literaturangaben:


Die Zusammenhänge zwischen Körperlange und Brustkrebs wurden zuerst von Frans de
Waard in Cancer Res. 1975 Nov;35(11 Pt. 2):3351-6 unter dem Titel : Breast cancer
incidence and nutritional status with particular reference to body weight and height,
beschrieben.

Dass der Mensch Antikörper gegen den Bovinen Leukämie-Virus herstellt, wurde zuerst
von Clausen J, Hoff-Jorgensen R, Rasmussen HB am Institute of Life Sciences and
Chemistry, Roskilde University in Kopernhagen in Acta Neurol Scand. 1990
Mar;81(3):223-8 unter dem Titel: „Antibody reactivity against animal retroviruses in
multiple sclerosis“ beschrieben. Diese Arbeit fand wenig Beachtung, weil die Arbeit
unternommen worden war, um Zusammenhänge zwischen Multipler Sklerose und
Retrovirus-Infektionen zu untersuchen. Zu ihrem Erstaunen fanden die Forscher
Antikörper in Patienten mit und ohne Multipeler Sklerose.
Dass bis dahin immer gesagt wurde, der Mensch bilde überhaupt keine Antiköper gegen
BLV, was somit widerlegt worden war, wurde gar nicht wahrgenommen.

Erneut und sehr gründlich wurden die Immunreaktionen des Menschen gegen den
Bovinen Leukämie-Virus dann von Buehring GC, Philpott SM, Choi KY in AIDS Res
Hum Retroviruses. 2003 Dec;19(12):1105-13 unter dem Titel: „Humans have antibodies
reactive with Bovine leukemia virus“ beschrieben. Wahrscheinlich eine Zeitung, die
selten von Gynäkologen gelesen wird.

Gertrude Case Bühring arbeitet jetzt auch am Nachweis der BLV-DNA im genetischen
Material von menschlichen Brusttumoren, hat aber wohl Schwierigkeiten an genug
Tumorproben zu kommen, wie ich in ihrem im Internet veröffentlichten Antrag auf
Forschungsgelder gelesen habe.

Der Zusammenhang zwischen künstlicher Säuglingsernährung und Übergewicht wurde


zuerst von dem Forscherehepaar Jelliffe thematisiert, das sich damit wenig Freunde
machte. Die Jelliffes arbeiteten lange in Afrika, wo sie die noch schlimmeren direkten
Auswirkungen der künstlichen Säuglingsernährung beobachten mussten. Sie gaben aber
auch Anstöße, die Auswirkungen dieser Praxis in entwickelten Ländern zu untersuchen.
Dazu zwei Übersichtsartikel:
The dyadic nature of mother and child nutrition. Jelliffe DB, Jelliffe EF. In Carnets
Enfance. 1976 July-September;35:104-9 und
Breast-feeding and health in the 1980s: a global epidemiologic review.Cunningham AS,
Jelliffe DB, Jelliffe EF. inJ Pediatr. 1991 May;118(5):659-66.

Heute gibt es Hunderte von Studien, die den Zusammenhang zwischen


Säuglingsernährung und Übergewicht untersuchen. Man findet sie, wenn man unter
www.pubmed.com die Stichworte infant feeding und overweight eingibt.

Permalink Archive Library of Congress: http://web.archive.org/web/*/http://erieping.de/bkrisik.htm

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