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Er lachte viel
Bei der Organisation war er auch dabei: Patrick. Ich mag mich
erinnern, dass er an dem Abend viel gelacht und geredet hat –
besonders, dass er mir freiwillig nach dem Essen beim Abwasch
half. Anfang 2004 entschieden wir uns, Gott zu fragen, ob wir
zueinander gehören. Wir hatten eine intensive Zeit miteinander,
waren viel unterwegs mit Freunden, mit der JG und mit dem
Motorrad, welches Patrick mit Leidenschaft fuhr. Wir lachten oft
und viele haben sich mit uns gefreut, dass wir so glücklich
waren.
Etwas fehlte
Plötzlich, Anfang August, bekam ich eine riesige Sehnsucht
nach Gott. Ich merkte, dass ich ihn gar nicht kannte. Ich wollte
mehr von seiner Liebe und seiner Gegenwart spüren. Mir reichte
die Liebe von Patrick nicht mehr und ich merkte, dass ich keinen
Halt hatte. War Patrick nicht bei mir, fiel ich in ein tiefes Loch.
Ich war alleine. Ich bat Gott, in mein Leben zu kommen – mein
Ein und Alles zu werden.
Albträume
Zugleich fing ich an vom Tod und von der Beerdigung Patricks
zu träumen. Immer häufiger. Ich verdrängte diese Träume und
sagte mir, dass ich nicht so blödes Zeugs glauben sollte. Gott
wird mir doch nicht mein Liebstes wegnehmen!? Er ist doch ein
liebendes und gütiges Wesen und kann mir so was nicht
zumuten! Er weiss doch, wie labil meine Psyche ist! Er kennt
mich ja!“
Ich ging ziemlich früh hin und rechnete nicht damit, meinen
geliebten Freund auch noch zu sehen. Er wollte erst später
kommen. Aber Gott liess uns einander noch in den Arm nehmen.
Ein letztes Mal, kurz aber herzlich zwischen der Türe. Ich war am
gehen, er kam gerade. Ich werde diesen Moment nie vergessen:
Noch ein letztes Mal in seine so schönen blaugrünen Augen
geschaut, seine vertraute Stimme gehört, seine warme
Umarmung gespürt. Alles was mir von ihm seit diesem Abend
bleibt, ist die Erinnerung.
„Gott legt dir nur so viel auf, wie du auch zu tragen vermagst.“
Zwei Sätze aus der Bibel, die mich durch die schwerste Zeit
meines Lebens begleitet haben: Patrick ist am Freitagmorgen,
den 17.September 2004, auf dem Weg zur Berufsschule mit
seinem Motorrad bei einem Überholmanöver frontal mit einem
Lieferwagen zusammengeprallt. Alle Helfer kämpften noch zwei
Stunden lang um sein Leben. Sie schafften es nicht.
Loslassen
Mittlerweile vermisse ich Patrick nicht mehr so stark. Ich habe
ihn als Freund und Partner losgelassen und verspüre einfach
Freude, wenn ich an unsere gemeinsame Zeit denke. Ich
erinnere mich gerne an die schöne Zeit zurück, die Gedanken
sind aber nicht mehr mit Schmerz erfüllt.
Der Schmerz, der bis heute geblieben ist, ist der, wenn Bilder,
etwa von der Beerdigung, hochkommen, die einfach noch nicht
verarbeitet sind. Seelische Wunden, die noch nicht vollständig
heilen konnten.