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Erich Sauer

Israel und die Tempel Gottes

1. Das Geheimnis des Volkes Israel

Israel ist Gottes „auserwähltes Volk“ (1.Chron.16,13; 2.Mose 19,5; Amos 3,2). Wie eine Linie
zieht sich seit Abraham seine Geschichte durch die Heilszeitalter hindurch. Wechselvoll sind
Israels Geschicke wie bei keinem anderen Volk der Welt, teils im Lande, teils außerhalb, teils im
Unglück, teils im Glück, bedingt durch Sünde und Buße, Gericht und Begnadigung. Bei dem allen
aber hat Israel seinen Auftrag und seine ihm von Gott zugesagte Hoffnung. Beim Erscheinen des
Messias wird es seine Sünde erkennen und sich zu Gott bekehren. Der Messias wird
triumphieren und die K r o n e empfangen (Sach. 6, 11-13). Das Reich Gottes wird offenbar
werden und die Gesamtmenschheit beglücken. Dies Ganze aber wird nicht zu irgend einer Volks-
oder Kreaturverherrlichung dienen, sondern zur alleinigen Selbstverherrlichung des großen
Gott-Erlösers als des Gottes der Juden und Nichtjuden. „So spricht der Herr: Nicht um euretwillen
tue ich es, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen" (Hes. 36, 22; 32). „Damit
sich vor Gott kein Fleisch rühme . . . , sondern wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn"
(1.Kor.1,31; Jer.9,23;24).
Nicht ein einziges Volk stand Gott zur Verfügung, um dies zu Seinem „auserwählten Volk“
machen zu können, nicht eine einzige Sippengemeinschaft, ja nicht eine einzige Familie! Daher
die Notwendigkeit eines völligen Neuanfangs und die Berufung und Erwählung eines einzelnen.

Aber mit diesem Einzelmann sollte nun eine vollständig neue Geschichtsführung beginnen - eine
Sonderströmung mitten im Gesamtozean der Völkerwelt -, die, unter vorläufiger Beschränkung
der Offenbarung auf den begrenzten Kreis der Nachkommenschaft dieses Einzelnen, in
unmittelbarer Weise zu Christus und, über Christus und Sein Kreuz, zur weltumspannenden
Ausweitung der Erlösung führen sollte. Dies ist der Sinn der Berufung Abrahams. Auf diese
Weise wurde Abraham zugleich der „Vater aller Gläubigen“ (Röm. 4, 11).

Sinn und Auftrag der Berufung Israels in der Heilsgeschichte

Dreifach war der Sinn der Berufung Israels: sittlich-erzieherisch, offenbarungsgeschichtlich und
missionarisch.

Auf der Schaubühne der Weltgeschichte sollte an seinem Beispiel den Völkern der Welt
offensichtlich gezeigt werden, was Sünde und Gnade, Gericht und Erlösung ist.
An Israels Verhalten und Geschick sollte in unmißverständlicher Weise ein
Anschauungsunterricht gegeben werden, der das Gewissen weckt, um den Sünder zur
Selbsterkenntnis zur Gotteserkenntnis zu führen.

Für das Herniederkommen der göttlichen Offenbarung sollte Israel die menschliche
Aufnahmestelle sein, das „Volk des Ohres“, das Gottes Wort hört, - eine Berufung, die ihren
Mittelpunkt und ihre Krönung schließlich darin findet, daß zuletzt nicht nur Gottes Wort, sondern
Gott Selbst kommt, nicht nur Seine Propheten, sondern Sein Sohn (Hebr.1,1;2).
Damit aber wird Israel zum Absteigequartier des Welterlösers, zum Brückenkopf des aus der
Ewigkeit Erscheinenden, zur Heimat des Gottgesalbten (Messias) und durch Ihn zur
Geburtsstätte der christlichen Gemeinde (Joh.4,22; Eph.2,19; 20; Röm.11,17;18; Gal.3,9.14).

In der Ausbreitung des Heils sollte Israel Gottes Zeuge und Mund sein, der Kanal der
Heilsoffenbarung, der Bannerträger der Wahrheit, Gottes Herold unter den Nationen. Darin liegt
seine Sendung zum Prophetischen und Missionarischen. Seine nationale Geschichtsführung ist
zugleich auf das Universale angelegt. „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“
(1.Mos.12,3).

Israels Versagen und Gottes Gerichtswege

Immer wieder hat Israel seiner Berufung nicht entsprochen. Darum wurde sein Geschichtsweg
zugleich Gerichtsweg. Allerdings hielt Gott, um Abrahams, Seines Freundes, willen, an Seinem
Endziel fest (Röm.11,16;24).

Drei waren die Hauptnotzeiten. Von diesen hatte die erste nur den Charakter der Drangsal
(5.Mos.4,20; 2.Mos.6,6), jede der beiden anderen vornehmlich den des Gerichts (2.Kön.17,7-23.
Jer.32,31; Matth.27,25).
Zugleich verteilen sich diese Hauptnotzeiten, in denen die Nachkommenschaft Abrahams
außerhalb ihres Landes ist auf die drei Hauptzweige der Menschheit seit Noah, auf Ham, Sem
und Japhet.

In Ägypten waren es die H a m i t e n , in Vorderasien die s e m i t i s c h e n Assyrer-Babylonier


(1. Mos. 10, 22) und, seit der Vernichtung des jüdischen Staates durch die Römer, besonders die
allgemeine, j a p h e t i t i s c h e Völkerwelt (1.Mose. 10, 2), in deren Ländern die Nachkommen
Abrahams zu wohnen hatten und in deren Machtbereich sie immer wieder der Gewalttat und
Unterdrückung ausgeliefert waren.

Die Drangsal in Ägypten fand im zweiten vorchristlichen Jahrtausend statt (wohl ungefähr
zwischen 1700 und 1500 v. Chr.).

Die Wegführung nach Mesopotamien geschah in zwei Stufen: zuerst wurde das seit der
Reichsteilung nach Salomos Tode (10. Jahrh.) von Juda getrennte, nördliche Zehnstämmereich
durch die Assyrer in die Gefangenschaft geführt (Zerstörung Samarias 722 v. Chr.). Von da ab
sind die zehn Stämme verschollen und sind somit die „verlorenen“ zehn Stämme geworden.
Dann, anderthalb Jahrhunderte später, kam das Gericht auch über das Südreich. Nebukadnezar
von Babel zerstörte Jerusalem und führte die Bevölkerung des Zweistämmereiches nach
Babylonien (606, 597, 586 v. Chr).

Tiefgreifend war der innere Wandel, den das Volk in der babylonischen Gefangenschaft erfuhr.
War Israels Hauptsünde bis zum Exil der Götzendienst gewesen, so ist das Volk - wohl ganz
stark unter dem Einfluß des Hesekiel, des „Mose des Exils“ - grundlegend von dieser Sünde
geheilt worden. Seitdem ist der Götzendienst nie wieder seine Hauptgefahr und Niederlage
geworden. Gerade in Babel wurde Israel von Babel geheilt.

Dann aber beschritt es bald einen anderen Irrweg. Das Leben erstarrte. Totes Formenwesen
gewann die Oberhand. Aus Glaube wurde Orthodoxie, aus heiligem Streben nach Gerechtigkeit
hochmütiges Pharisäertum, und als Christus erschien, Er, das Ziel und der eigentliche Sinn
seiner ganzen Geschichte, hat das Volk Ihn verworfen und ans Kreuz gebracht. Und in
unbegreiflicher Verblendung haben sie selbstsicher geschrieen: „Sein Blut komme über uns und
unsere Kinder“ (Matth. 27, 25).

Gott hat sie beim Wort genommen. Das Gericht brach herein. Zuerst - im Jahre 70 - zerstörte
Titus Stadt und Tempel. Dann - 65 Jahre später – nach einem nochmaligen Aufflammen des
jüdischen Widerstandes in dem blutigen Aufstand des falschen Messias Bar Kochba
(Sternensohn; unter Berufung auf 4. Mos. 24, 17) - wurde nach verzweifeltem Ringen das ganze
politische Volksgefüge zerschlagen und die Juden unter Kaiser Hadrian des Landes verwiesen.
Damit war auch das Zweistämmereich unterbrochen und ist, ähnlich wie einst das
Zehnstämmereich (722 v. Chr.), in das Feld der Nationen versunken. Seitdem ist Israel in der
Zerstreuung und furchtbarsten Leiden und Gerichten unterworfen (5. Mos. 28, 65; 67).
Israels Hoffnung und Wiederannahme

Aber am Ende der Zeit knüpft Gott wieder mit Israel an. Deutlich sind schon heute markante
Flammenzeichen zu erkennen. Das gegenwärtige Zeitalter neigt sich seinem Ende zu. Der Zeiger
auf Gottes Weltenuhr naht sich der Mitternachtsstunde.

Vier Hauptereignisse sind, was Israel betrifft, bisher ganz besonders hervorragende Signale:
1791: Aufhebung aller Ausnahmegesetze gegen die Juden durch die französische
Nationalversammlung. Seitdem rasche Entwicklung des jüdischen Einflusses in Politik, Presse
und Hochfinanz.
1897: Gründung des Zionismus und damit planmäßiges Streben nach Rückkehr in das Land ihrer
Väter.
1917: Balfour-Erklärung. Palästina zur nationalen Heimstätte des jüdischen Volkes unter
britischer Oberhoheit erklärt (Konferenz in San Remo 1919).
1948: Gründung des Staates Israel.

Dies alles sind „Zeichen der Zeit“. Sie behalten ihre Bedeutung, auch wenn es noch rückläufige
Bewegungen geben mag (vgl. 2.Thess.2,6;7).

Eins ist bei dem allen aber zu beachten: Die Wiederherstellung Israels gelangt nicht durch
geradlinige „Vollendung“ dieser Zeichen der Zeit zur Verwirklichung. Denn das Reich Gottes
kommt in keiner Weise durch menschlichen Fortschritt. Es ist nicht das Ergebnis von Leistungen
und Entwicklungen auf Erden, sondern ist Geschenk und Kraftwirkung des Allerhöchsten vom
Himmel her (Dan. 7, 13; 14).

So auch bei Israel. Seine letzte Entwicklung vor dem Anbruch des Messiasreiches wird durch
Katastrophen gehen. Gottes Gericht wird in erschütterndstem Maße offenbar. Die große Trübsal -
die Drangsal Jakobs (Jer. 30, 7) - wird hereinbrechen.

Dann aber wird der Messias erscheinen. Dem im Lande vereinten Überrest werden die Augen
aufgehen (Off.1,7; Sach.14,4). In Buße werden sie sich zum Herrn wenden (Sach. 12, 10; Jes.
53, 3-6), und Israel wie auch die Völkerwelt werden innerlich erneuert werden (Jes. 11, 1-10;
Zeph. 3, 9).

Christus wird herrschen. Gekrönt mit der Doppelkrone (Sach.6, 11-13 Hebr. 7), wird Er der
Gottkönig über Israel und die Völkerwelt sein.

Bekehrung und Vereinigung Israels (Hos.3, 5; Hes.37, 15-23),


Erneuerung der Nationen (Zeph. 3, 9),
Friede unter den Völkern (Micha 4, 3 ; 4),
Segnungen der Natur (Jes. 11, 6-8; Hos. 2, 23; 24),
erhöhter Glanz von Sonne und Mond (Jes. 30, 26)
- dies sind einige der Herrlichkeiten dieses goldenen Zeitalters.

So erreicht Gott Sein Ziel. Auch in Bezug auf Israel siegt Seine Gnade (Röm. 11, 26; 29). Trotz
aller Krisen im einzelnen wird Gottes Gesamtplan vollendet. Das Wanderziel Abrahams leuchtet
auf. Die errettete Nachkommenschaft des Patriarchen - sein leiblicher und geistlicher Same durch
den Glauben - nimmt teil am Genuß der Erfüllung seiner Sehnsucht. Denn Abraham erwartete
„die Stadt, deren Schöpfer und Baumeister Gott ist“ (Hebr. 11, 10).
Wahrlich: „Die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar . . . O Tiefe des
Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!“ (Röm. 11, 29; 33.) Ihm aber,
dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (1. Kön. 18, 36, vgl. 31), Ihm, dem Gott Israels und der
Nationen (Röm. 3, 29), Ihm, dem Könige der Zeitalter, dem unsichtbaren, alleinigen Gott, sei
Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (1. Tim. 1, 17).
2. Die Geschichte der Tempel Gottes

Der Zentralquellpunkt der israelitischen Volksberufung ist der Tempeldienst. Israel sollte nach
Gottes Willen ein „Königreich von Priestern“ sein (2. Mos. 19, 6). Hierbei ging es um das Letzte
und Tiefste in dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch, um die Wiederherstellung und
Vollendung heilig-liebender, personhaft-lebendiger Gottesgemeinschaft.
Der Schnittpunkt zwischen Ewigkeit und Zeit

Hier aber tut sich die ungeheure Kluft auf, die Gott und Mensch voneinander trennt. Nicht nur:
Gott ist der Unendliche und der Mensch der Kleine und Begrenzte, nicht nur: Gott ist der
Schöpfer und der Mensch Sein Geschöpf, sondern: Gott ist der Heilige und der Mensch, seit
Adams Fall, der Sünder! Gott ist der Gerechte und der Mensch der mit Unreinheit und Schuld
Beladene!Und doch kann nur Anschluß an Gott den Verlorenen retten. Denn Gott ist der
Lebensquell, und nur Gemeinschaft mit Ihm gibt der Kreatur Seligkeit und Heil. Andererseits aber
muß die Begegnung des Sünders mit dem heilig-gerechten Gott für ihn die Offenbarung
strafender Gerechtigkeit bedeuten. Also gerade das, was dem Sünder allein helfen kann -
Berührung mit Gott - müßte ihn vernichten! Hier liegt die gewaltige Spannung, die nur dadurch
ihre Auflösung erfahren kann, daß auf irgendeine Weise dieser Schnittpunkt von Ewigkeit und
Zeit beides zugleich in sich birgt: Gerichtsbarkeit und Heil, Zudeckung der Schuld und
Begründung eines neuen Lebens, Vergebung und Heiligung.
Der Sinn des Allerheiligsten

Hier nun offenbart sich, wie in geradezu großartiger Weise die Symbolik des alttestamentlichen
Tempeldienstes dem Heilsbedürfnis des Menschen entspricht.

Dieser zentrale Vereinigungspunkt von Ewigkeit und Zeit, heiligem Gott und sündiger Kreatur ist
im Mittelpunkt des alttestamentlichen Tempeldienstes symbolisch geoffenbart, das heißt, im
Allerheiligsten von Stiftshütte und Tempel.
Und in der Tat, er enthielt in seiner Ausstattung sinnbildlich diese notwendige, polare
Zwei-Einheit: Abbruch des Alten und Einführung des Neuen, Vergebung und Führung,
Sünden-Zudeckung und Heiligung, dargestellt in seiner Symbolsprache durch
Versöhnungsdeckel und Gesetzestafeln, Kapporeth und Thora, so wie sie über und in der
Bundeslade, diesem Zentralgerät des ganzen Gottesdienstes, harmonisch miteinander vereint
waren (2.Mos.25,17-22; Hebr.9,4). Vollkommener kann diese zentrale Vorausschattung des Heils
der Notwendigkeit und dem Ziel der Erlösung tatsächlich nicht entsprechen.

Christus hat dann diese polare Zwei - Einheit zur Vollendung gebracht. Sein priesterliches Opfer
bringt die „Abschaffung der Sünde“ (Hebr. 9, 26). Sein königliches Amt bedeutet Heiligung und
Herrschaft. So werden beide in Einem erfüllt: der Versöhnungsdeckel und der Bundesladenthron,
Kapporeth und Thora, Zudeckung der Schuld und Neubeherrschung des Lebens, und es enthüllt
sich uns hier, im Licht innerer Erfordernisse und prophetischer Symbole, die Notwendigkeit eines
priesterlich-königlichen Welterlösers.

So ist denn im Allerheiligsten der Schnittpunkt zwischen Ewigkeit und Zeit am vollkommensten
sinnbildlich dargestellt. Darum ist es zugleich - auch in seinen Raumverhältnissen - Symbol der
Vollkommenheit überhaupt. Dies geschieht durch die Würfelgestalt, und zwar sowohl schon in
der Stiftshütte als auch später in den Tempeln, ja hin bis zur Symbolik des Himmlischen
Jerusalem (2.Mos.26,15-20; Hes. 48, 16; Off. 21, 16). Denn der Würfel hat das Gleichmaß nach
allen Seiten, die Harmonie des Gesamten und drückt darum raumsymbolisch die Idee der
Vollkommenheit aus.

Die heilsgeschichtliche Grundidee der Tempel Gottes

Aber zunächst konnte diese Vollkommenheit des Göttlichen, wegen des Einbruchs der Sünde, im
Verlauf der Geschichte noch nicht voll triumphieren. Daher die Notwendigkeit der Darstellung
eines zunächst noch durch einen Vorhang verschlossenen (Hebr. 9, 8), ja sogar im Dunkel
geheimnisvoll verhüllten Allerheiligsten (2.Mos.20,21; 1.Kön.8,12) und die Notwendigkeit der
Beiordnung rangmäßig abgestufter Vorräume, nämlich Vorhof und Heiliges. Erst in der
Vollendung ist das g a n z e Gottesvolk A l l e r heiligstes.

Aber „über allen Himmeln“ ist der Thron Gottes selbst. Dort ist das Gesetz, das das Weltall
regiert. Dort ist auch die Gnade, die die Sünden vergibt und den Herrschaftsthron Gottes zu
einem „Gnadenstuhl“ macht (2.Mos.25,17 (Luther); Hebr.4,16; Röm.3,25), und dort ist, über
allem, die Lichtherrlichkeit Gottes, die, wie die Wolke der Schechina, alles andere überstrahlt
(2.Mose 40,34;35; 1.Tim.6,16).

Die Heilsnotwendigkeit des stellvertretenden Opfers

Die Zentralhandlung des Tempeldienstes ist das Opfer. Erst dadurch wurde alle diese Symbolik
und Heilswirklichkeit möglich. Denn soll der Schnittpunkt von Ewigkeit und Zeit - um den es ja bei
dem gesamten Tempeldienst überhaupt nur geht - rettendes, wirksames Kraftzentrum werden, so
muß die in ihm sich vollziehende Begnadigungshandlung zugleich rechtsgültig sein. Dies aber
kann sie nur sein, wenn sie sich zugleich richterlich und tatsächlich mit der Sünde
auseinandersetzt, also zugleich Sühnung in sich einschließt. Die Sünde aber ist, ihrem Wesen
nach, Trennung von Gott. Gott aber ist das Leben. Darum ist Loslösung von Gott zugleich
Loslösung vom Leben, also Tod. „Der Tod ist der Sünde Sold“ (Röm. 6, 23).
Dann aber muß, wenn eine objektive Sühne erforderlich ist, diese Sühne dem Wesen der Sünde
entsprechen, also ebenfalls in der Trennung vom Schöpfer und Leben, also im Tode bestehen.
Nur durch den Tod kann dem Tode der „Tod“ bereitet werden. (Hebr. 2, 14; Eph. 2, 16). „Ohne
Blutvergießen geschieht keine Vergebung“ (Hebr.9,22).

Auf diese zentrale Heilshandlung weist das Opfer des alttestamentlichen Tempeldienstes hin. Es
ist eine von Gott planvoll geordnete Erziehungsinstitution auf den geschichtlichen
Heilsmittelpunkt hin. Christus hat dann als „Lamm Gottes“ die Vollendung gebracht (Hebr. 9, 26).
Seine Selbsthingabe auf Golgatha war die wahre Darbringung, Sein Kreuz der wahre Altar, Sein
Blut das wahre Lösegeld und somit Er Selbst in Seiner Person und Seinem Werk der wahre
Tempel, der wahre Hohepriester und das wahre Opfer zugleich.

Die Haupttempel Gottes (in geschichtlicher Folge)

Sieben bzw. acht Hauptformen der Tempelidee sind hintereinander in der


Offenbarungsgeschichte zu erkennen.
1. Die Stiftshütte,

errichtet durch Mose um 1500 bei der Gesetzgebung am Sinai, dann wanderndes Gotteszelt in
der Wüste und schließlich, lange Zeit hindurch, Zentralheiligtum Israels im Lande in der Zeit
zwischen Josua und Salomo, besonders in Silo, zusammen von 1500 bis 1000 v. Chr.
2. Der Tempel Salomos,

erbaut um 1000, unvergleichbar schöner als die Stiftshütte, doch nach demselben Grundplan (1.
Kön. 6, 1). Jahrhunderte hindurch war er der Mittelpunkt der Verehrung Gottes, trotz der mit
Jerobeam beginnenden abtrünnigen Anbetungsform im Zehnstämmereich. Zerstört wurde er
durch Nebukadnezar von Babel bei seinem dritten Feldzug gegen Jerusalem (586), und sieben
Jahrzehnte hindurch erfuhr der israelitische Tempelopferdienst eine totale Unterbrechung.
3. Der Tempel Serubabels.

Erst nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft (536) unter Serubabel und Josua
konnte man mit dem Neubau eines Tempels beginnen…, und so war es genau das 70. Jahr nach
der Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar, daß der zwar schlichte (Esr.3, 12), aber doch
durch besondere Gottesverheißungen ausgezeichnete (Hagg. 2, 9; 10) Tempel eingeweiht
werden konnte. Später wurde er durch König Herodes prunkvoll ausgebaut (Joh. 2, 20). Seine
eigentliche Herrlichkeit aber, durch die er auch den Salomonischen Tempel entscheidend
überragt (Hagg. 2, 9), empfing er dadurch, daß es gerade dieser Serubabelsche Tempel war, in
dem Jesus als Knabe war und dann später als Mann und Prophet lehrte und kämpfte, vor allem
aber dadurch, daß es dieser Tempel war, in dem, in der Todesstunde von Golgatha, der Vorhang
zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten zerriß, wodurch angedeutet wurde, daß die
Welterlösung vollbracht, das vollgültige Sühnopfer gestellt und der unmittelbare Weg zu Gott
nunmehr frei war (Matth. 27,51; Hebr. 9,8).
Bei der Zerstörung Jerusalems durch den Römer Titus ist dann auch dieser Tempel in Flammen
aufgegangen. Von nun an ist Israel, das den Messias verworfen hatte (Matth. 27, 25), „ohne
Opfer, ohne Altar, ohne Leibrock, ohne Heiligtum“ (Hos. 3, 4). Gott aber, dessen Heilspläne
niemals vernichtet werden können, hielt auch hier an Seinen heiligen Zielen fest. Auch jetzt,
mitten in Zusammenbruch und Gericht, gab Er Seinen Grundsatz nicht auf, ja brachte ihn sogar
jetzt desto wunderbarer und tiefer, eben innerlicher und vergeistigter, zur Durchführung. Er berief
Sich Seine Gemeinde und machte sie, durch die Innewohnung Seines Geistes, zu Seinem
Tempel.
Schöpferischer Anfang dieses neuen Weges war der Erlöser Selbst. In Christus, dem
menschgewordenen Gottessohn, „wohnte“ die Fülle der Gottheit „leibhaftig“ (Kol. 1, 19; 2, 9). So
hat Christus, der Heilsmittelpunkt, als der gottgesandte Immanuel in Seiner Person und Seinem
Werk die Tempelwahrheit in vollkommenster Weise zur Verwirklichung gebracht.

4. Der Tempel des Leibes Jesu.

Wenn je in der Geschichte des Universums Ewigkeit und Zeit sich harmonisch vereint haben,
dann in Jesus Christus, welcher „Gott, geoffenbart im Fleisch“ war (1. Tim. 3, 16)! Darum war Er
Wander-zelt Gottes und Sein Leib wahrer Tempel. So hat Ihn Johannes geschildert. „Das Wort
ward Fleisch und »zeltete« unter uns“ (Joh. 1, 14 wörtlich). So hat Er Sich Selbst charakterisiert:
„Brechet diesen »Tempel« ab, und in drei Tagen will ich ihn wieder aufbauen.“ So hatte Er von
dem „Tempel“ Seines Leibes gesprochen (Joh. 2, 19-22). Er, der der Herr des Tempels war, der
zugleich schon in der alttestamentlichen Zeit sein eigentlicher Sinn und sein heilsgeschichtliches
Ziel war, ist dann in der Fülle der Zeit dieVollausgestaltung der Tempelidee Selber geworden,
„der Tempel“ schlechthin, in Seiner Person und Seinem Verhalten die idealste und
vollkommenste Verwirklichung der Verbindung zwischen Himmel und Erde (vgl. Joh. 1, 51).

Die Gemeinde ist dann die Fortsetzung Seines Lebens hier auf Erden. „Christus in euch, die
Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol. 1, 27). Darum ist auch sie, durch die Innewohnung Christi durch
den Heiligen Geist, „Tempel Gottes“.

5. Der geistliche Tempel der Gemeinde.

In drei Kreisen entfaltet der Herr in diesem Lebensraum diese große Wahrheit. Er wohnt durch
Seinen Geist in der Persönlichkeit des Einzelgläubigen, dessen Leib dadurch nunmehr ein
„Tempel des Heiligen Geistes“ ist (1. Kor. 6, 19).
Er wohnt durch den Geist in der Ortsgemeinde der Gläubigen, die somit Stätte Seiner Gegenwart
und „Tempel Gottes“ ist (1. Kor. 3, 16),
und Er wohnt durch denselben Heiligen Geist in der Gesamtgemeinde aller Erlösten, so daß der
ganze Leib Christi „heiliger Tempel im Herrn“ ist, in dem alle Einzelglieder mitaufgebaut werden
zu einer „Behausung Gottes im Geist“ Eph.2,21; 22; 1.Petr.2,4;5.

So ist die Ekklesia des Neuen Bundes Gottes Tempel in der gegenwärtigen Heilszeit.
Die Grundlage ist der Herr Selbst. Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der
gelegt ist (1. Kor. 3, 11). Von Ihm spricht das Zeugnis der ersten Generation. Darum ist alles, was
darauf folgt, „aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten“ (Eph. 2, 20).Die Steine
kommen aus zwei „Steinbrüchen“, den Juden und Heiden (Eph. 2, 11; 12), und werden zu e i n e
m heiligen Tempel zusammengefügt. Sie kommen als tote Steine zu Ihm, dem Lebendigen, und
werden durch den Geist Seines Lebens lebendig gemacht (1. Petr. 2, 4; 5). Ihr Glauben an
Christus ist zugleich Glauben auf Christus, ein Sichstützen und „Aufgebautwerden“ auf den
„Eckstein“ in Zion (Jes. 28, 16).

Der Zweck dieses Hauses ist, ein „Tempel“ zu sein. Es ist ein „geistliches Haus“, und die „Steine“
in der Wand sind zugleich „Priester“ am Altar (1. Petr. 2, 5; Hebr. 13, l0). Sie opfern: ihr Leben ist
ein Schlachtopfer (Röm. 12, 1), ihr Dienst ein Trankopfer (2. Tim. 4, 6), ihre Taten geistliche
Opfer (1. Petr. 2, 5), ihre Anbetung ein Lobopfer (Hebr. 13, 15). Sie beten für andere; sie
danksagen für andere (1. Tim. 2, 1; 2), im stillen Kämmerlein umspannen sie die ganze Welt. Sie
sind ein Segen für ihre Umwelt; sie bringen andere in die Nähe Gottes, und so darf in jedem
einzelnen von ihnen die Verheißung erfüllt werden: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen
sein“ (1. Mose 12, 2).

Schließlich aber - so scheint es - wird Gott wieder an die Geschichte des irdisch-sichtbaren
Tempels anknüpfen.

6. Der Tempel des Hesekiel (Kap. 40 bis 44).

Jedenfalls schildert Hesekiel in seiner Weissagung vom messianischen Heil einen zukünftigen
Opferdienst mit so vielen Einzelbestimmungen (z.B. Hes.45,23; 24; 46, 4-15) und einen
zukünftigen Tempel mit so genauen Einzelangaben und Teilmaßen, (Hes. 40,6-15; 41, 1-4; 43,
13-17), daß es kaum möglich erscheint, dies alles nur bildlich und geistlich zu verstehen. Die
Schwierigkeit, daß sich dann n a c h dem vollbrachten Werk von Golgatha - trotz der
Belehrungen des Hebräerbriefes (l0,10; 14; 8,13; 7,18) - doch noch Opferdienst mit Brandopfern,
Speisopfern, Dankopfern, Sündopfern, (Hes.43,18-27; 44,11; 15; 16; 29; 45,17) ein Priesterdienst
(Hes. 40, 46) und ein Feiern besonderer Feste (Passah, Laubhütten: Hes. 45,21; Sach.14,16)
fände, würde sich dabei möglicherweise so lösen, daß diese Opfer ungefähr auf derselben Stufe
ständen wie in der Gegenwart Taufe und Abendmahl, nämlich daß sie Zeichen der Erinnerung
wären, Darstellungen des v o l l b r a c h t e n Erlösungswerkes, rückwärtsschauende Sinnbilder,
gleichwie die durch das Kreuz abgeschafften, alttestamentlichen Opfer vorwärts schauten auf das
erst noch zu vollbringende, von ihnen aus gesehen, noch zukünftige Erlösungswerk.
Zuletzt aber wird die Vollendung kommen und mit ihr auch die Vollausgestaltung der Tempelidee.

7. Das himmlische Jerusalem als Tempel (Allerheiligstes).

Deutlich wird in der Bildersprache der Offenbarung die ewige Gottesstadt als das himmlische
Allerheiligste geschildert. Daher ihre Würfelgestalt (Off. 21, 16 vgl. Hes. 48, 16). Daher überhaupt
auch schon das Fehlen jedes Sondertempels in ihr (Off. 21, 22), da sie ja selbst der vollendete
Gottestempel ist. Daher auch keine Bundeslade mehr (Jer. 3, 16; 17), da ja der Thron Gottes
selbst in der Stadt ist (Off. 22, 1; 3) und folglich der sinnbildliche Thronsitz des Herrn als „erfüllt“
seiner Verwirklichung weichen kann. Während aber in den Tempeln der alten Erde das
Allerheiligste noch in Dunkel verhüllt gewesen war - als Zeichen, daß Gottes Selbstoffenbarung
noch nicht voll durchgeführt worden war -, ist das himmlische Allerheiligste vom Glanz der
ewigen, lichtstrahlenden Jaspis-Schechina erfüllt. Denn die Vollendung ist erreicht. Gottes Name
ist an den Stirnen der Erlösten, das heißt: Jeder einzelne ist gleichsam nicht nur Priester,
sondern Hoherpriester. Seine Knechte werden Ihm dienen und Sein Angesicht schauen. Gottes
Selbstoffenbarung ist zur vollen Entfaltung gelangt. Darum schwindet alle Verhüllung, und statt
des Dunkels des Mysteriums strahlt das Licht der göttlichen Ewigkeitssonne.

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Richard Wurmbrand

Biblische Prophetie
- Auszug aus dem Buch ANTWORT AUF MOSKAUS BIBEL -

Wo immer Menschen schreiben können, verfügen sie über ein heiliges Buch. Auch die
kommunistische Welt besitzt ihre "Bibel", genannt das "Das Handbuch des Atheisten"
(Sprawotschnik ateista). Es wurde erstmals 1961 von der Akademie der Wissenschaften in
Moskau herausgegeben. Das Hauptziel dieses Buches besteht darin, zu beweisen, dass es
angeblich keinen Gott gibt . . .

Die Autoren des »Handbuches des Atheisten« bestreiten die Möglichkeit der Prophetie. Sie
weisen Prophetien »im Namen der Wissenschaft« zurück. Wie ist es dann zu erklären, daß Sir
Isaac Newton, ein Wissenschaftler wie er im Buche steht, der Mann, der »der Vater der Vernunft«
genannt wurde, ein Buch mit dem Titel »Betrachtungen der Prophetie« schrieb? Er lieferte die
erste wirklich wissenschaftliche Chronologie der Geschichte Jesu.

Doch anstatt uns darüber auszulassen, ob Prophetie möglich ist oder nicht, wollen wir die
Tatsachen analysieren. Erwiesene Tatsachen sprechen für sich. Gibt es Tatsachen, die auf die
Erfüllung von Weissagungen hinweisen?

Bereits eine oberflächliche Kenntnis der Bibel enthüllt Hunderte von Prophetien, die bereits in
Erfüllung gingen, und andere, die sich vor unseren Augen erfüllen.

Zunächst gibt es Weissagungen über Jesus Christus, der das Thema der Bibel ist.

In der Bibel wurde prophezeit, Christus werde ein Nachfahre Abrahams sein und zum Stamm
Juda gehören.
Der Prophet Micha prophezeite sieben Jahrhunderte vor dem tatsächlichen Geschehen, Christus
werde in der Stadt Bethlehem geboren werden (Micha 5, 1).
Ungefähr zur selben Zeit sprach Jesaja von Jesu Sendung und seinem Leiden und gab einen
Abriß seiner Lebensgeschichte (Jesaja 9; 11; 50; 53; 61).
Der Prophet Sacharja sagte voraus, Jesus werde auf einem Esel in Jerusalem einziehen (Sach.
9, 9).
Der 41. Psalm weissagt den Verrat durch einen seiner Jünger (V. 10). Sacharja sagte, wieviel
dieser Jünger für seinen Verrat erhalten und was mit dem Geld geschehen werde (Sach. 11, 12,
13).
Auch die Tatsache, daß Jesus gegeißelt und angespien wurde, war vorausgesagt worden (Jesaja
50, 6).
Ungefähr fünf Jahrhunderte vor Christus schrieb der Prophet Sacharja, die Leute würden den
sehen, den sie durchstochen hätten (Sach. 10, 12).
David wies darauf hin, daß sowohl seine Hände als auch seine Füße durchbohrt werden würden
(Psalm 22, 17).
Die Auferstehung Jesu wurde ebenfalls vorausgesagt.

Zugegeben, einige dieser Prophetien - wie die, Jesus werde auf einem Esel in Jerusalem
einziehen, oder die Voraussage seines Ausrufes am Kreuz »Mich dürstet« (Psalm 22, 16) -
können ins Lächerliche gezogen oder mit der Begründung zurückgewiesen werden, ihre
»Erfüllung« sei von Jesus und seinen Nachfolgern schlichtweg arrangiert worden. Trugen die
römischen Soldaten jedoch absichtlich zur Erfüllung der in einem Psalm enthaltenen Weissagung
bei:
»Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand« (22, 19)?
Was wußte ein römischer Soldat über jüdische Prophetien beziehungsweise was kümmerten sie
ihn? Und doch hielt jeder Chronist peinlich genau die Einzelheit fest, die Soldaten hätten bei der
Kreuzigung um das Gewand Jesu gelost (Matthäus 27, 35; Markus 15, 24; Lukas 23, 34;
Johannes 19, 23, 24). Johannes fügte noch hinzu, der nahtlose Rock sei zu wertvoll gewesen,
um zerrissen und unter die vier Soldaten verteilt zu werden (Johannes 19, 23, 24).
Doch was ist mit dem größten Ereignis, Jesu Auferstehung von den Toten? Konnte er diese in
Szene setzen?

Hätte er als großer »Betrüger«, wie ihn die Atheisten gerne nennen, es unter den wachsamen
Blicken der Juden und der Römer einrichten können, am Kreuz nicht zu sterben, seine Gebeine
nicht wie die der Diebe brechen zu lassen (Johannes 19, 32, 33) - in Erfüllung einer weiteren
eindeutigen Prophetie (2. Mose 12, 46) - und nicht in dem versiegelten, bewachten Grab
umzukommen? Und selbst wenn ihm soweit alles gelungen wäre, hätte er von seinen
verängstigten, feigen Jüngern erwarten können, eine Schar Soldaten zu überwältigen, den
versiegelten Stein wegzurollen und ihn ungehindert zu befreien? Es ist undenkbar.

Mommsen, ein in der römischen Geschichte bewanderter Historiker, bezeichnet die Auferstehung
des Erlösers als die am besten belegte Tatsache der römischen Geschichte. Sie konnte kaum
von Menschen inszeniert worden sein. Sie war die Erfüllung einer Prophetie.

Prophetien über das jüdische Volk

»Keine Prophetie«, sagen sie. Diejenigen, die wir Propheten nennen würden, seien lediglich
intelligente Menschen und daher in der Lage gewesen, Ereignisse vorauszusagen.

Laut dem »Handbuch des Atheisten« waren die intelligentesten Genies der Menschheit Marx,
Engels, Lenin und andere wie sie. Sie vertraten den historischen Materialismus, den das
»Handbuch des Atheisten« als die größte Voraussetzung zum Verständnis politischer und
sozialer Ereignisse betrachtet.

Marx schrieb ein Buch mit dem Titel »Die jüdische Frage«. Er hatte offensichtlich das Potential,
mit dem der historische Materialismus einen Denker ausrüstet. Wie konnte er, der er in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte, nicht wissen, daß die Juden, die unter die Völker
verstreut waren, in ihr Land zurückkehren und einen eigenen Staat gründen würden?

Lenin lebte im 20. Jahrhundert. Die zionistische Bewegung bestand bereits und wurde immer
stärker. Er, das große Genie der Menschheit, betrachtete es weder als wahrscheinlich, daß sich
die Juden in ihrem eigenen Land vereinigen würden, noch erwähnte er, der aufmerksame, mit der
mächtigen Waffe des historischen Materialismus ausgestattete Beobachter des politischen
Lebens, die Zionisten auch nur mit einem Wort. Er nahm weder Notiz von dieser Bewegung noch
erwartete er ihren Triumph.

Stalin verfaßte ein Buch mit dem Titel »Marxismus und nationale Frage« . In diesem Buch, das
vor dem Ersten Weltkrieg geschrieben wurde, anerkannte er, den die Atheisten einst als das
größte Genie der Menschheit bezeichneten, die Juden nicht einmal als eine Nation, weil das
jüdische Volk nicht zu seiner Definition einer Nation paßte.

Doch das jüdische Volk kümmerte sich in seiner Entwicklung weder um den Antisemitismus in
dem Buch von Marx noch um die Tatsache, daß es in Stalins Buch übergangen worden war. Die
Juden gründeten einen Staat und erfüllten damit die Voraussage eines ganz anderen Buches -
des von Atheisten am meisten verachteten Buches -, der Bibel (Hesekiel 37).

Friedrich der Große, König von Preußen, bat einmal seinen Kaplan: »Gib mir einen sicheren
Beweis für die Inspiration der Heiligen Schrift!« Der Geistliche gab zur Antwort: »Es ist der Jude,
Eure Majestät.« Die Juden und ihre wundersame Geschichte sind ein weiterer Beweis für die
Wahrheit der biblischen Prophetie.

Seltsamerweise sind etliche der Autoren des »Handbuches des Atheisten« Juden, die damit die
biblische Prophetie erfüllen, einige Juden würden ein Fluch für alle Völker werden (Jeremia 29,
18). Es gibt jedoch auch Juden, die den Atheismus bekämpfen, das Wissen um Gott in alle Welt
tragen und damit eine Prophetie in derselben Bibel erfüllen, die besagt, ein Überrest von Juden in
Israel werde sich in den letzten Tagen ihrem Erlöser Jesus Christus zuwenden und ein großer
Segen sein.

Die Prophezeiungen über die Juden beginnen vor rund 4500 Jahren mit einer Verheißung an den
ersten Juden, Abraham. Sie lautet: »Ich will dich zum großen Volk machen« (1. Mose 12, 2).

Die christliche Welt trägt den Namen eines Juden, Jesu Christi.
Das kommunistische Lager trägt den Namen eines anderen Juden, den von Marx.
Das Universum als Ganzes trägt den Namen eines weiteren Juden, den Einsteins.
Über 60 Prozent der Nobelpreisträger sind Juden, unter ihnen der sowjetische Schriftsteller Boris
Pasternak.
Juden - Männer wie Trotzki, Sinowjew und Kamenew - spielten in der Oktoberrevolution eine
außerordentlich große Rolle. Lenin war Halbjude.
Juden spielen heute im Kampf gegen die Regierung in der Sowjetunion eine große Rolle.
Litwinow, der Schriftsteller Daniel, Levitin Krasnow und andere Freiheitskämpfer, die im
Gefängnis waren, sind Juden.
Juden sind am wirtschaftlichen und politischen Leben der Vereinigten Staaten und vieler anderer
Länder aktiv beteiligt.
In vielen westlichen Ländern sind sie in Regierungspositionen.
Der Jude Teller wird »der Vater der Wasserstoffbombe« genannt.
Dr. Sale Harrison schreibt in seinem Buch »The Remarkable Jew« (Der bemerkenswerte Jude):
»Niemand wird bezweifeln, daß die Juden heute die Geldkassen der Welt verwalten. Wo immer
sie hinkamen, wurden sie zu Zauberern der Finanzen.«

Basil Mowll sagt in seinem Buch: »Bible Light in Present Events« (Biblisches Licht in Ereignissen
der Gegenwart): »Eine vorsichtige Schätzung der Universitätsprofessoren Westeuropas vor dem
Ersten Weltkrieg, ausgenommen Großbritannien, ergab, daß über 70 Prozent jüdischer
Abstammung und jüdischen Glaubens waren.«

Hebräisch ist die einzige alte Sprache, die man wiederaufleben ließ und die heute in Israel
fließend gesprochen wird. Dies war bei der lateinischen, altgriechischen, slawonischen, irischen
und walisischen Sprache nicht der Fall.

So wurde die Prophetie erfüllt. Ein kleiner Beduinenstamm wurde eine große Nation - groß in
jeder Hinsicht, im guten wie im bösen. Sogar Jaroslawskij, der Gründer der Internationalen
Gesellschaft der Gottlosen und deren Leiter, war Jude.

Die Prophetie sagt weiter: »Du sollst ein Segen sein« (1. Mose 12, 2). Wer auch immer sich
durch den Kommunismus gesegnet fühlt, verdankt dies dem Juden Marx. Wer sich durch den
Kapitalismus gesegnet fühlt, verdankt dies den Juden, die zur Schaffung dieses Systems
beitrugen. Wer vom Christentum gesegnet ist, verdankt dies einem Juden, Jesus.

Das Wort Gottes lautet im selben Kapitel weiter: »Ich will segnen, die dich segnen, und
verfluchen, die dich verfluchen« (1. Mose 12, 3). Es ist eine Tatsache, daß die Geschichte die
Freunde der Juden bevorzugt hat.
Als die Spanier die Juden vertrieben (1492), ging die Sonne ihres Weltreiches unter.
Das zaristische Bußland verfolgte die Juden und bekam seinen Lohn dafür.
So verhielt es sich auch mit dem nationalsozialistischen Deutschland. Länder, in denen die Juden
frei sind, genießen selbst die Freiheit.

Lange Zeit nach Abraham gab es Weissagungen, denenzufolge die Juden unter alle Völker
zerstreut würden (5. Mose 4, 27). Heute gibt es drei zerstreute Rassen: die Zigeuner, die
Armenier und die Juden, doch die Juden sind am weitesten zerstreut. In nur wenigen Ländern
gibt es keine Juden.
Jesus sagte die Zerstörung Jerusalems voraus, die im Jahre 70 n. Chr. stattfand (Matth. 24, 2,
15).
Der Prophet Hosea (9,17) sagte voraus: »Mein Gott wird sie verwerfen, darum daß sie ihn nicht
hören wollen; und sie müssen unter den Heiden in der Irre gehen«, was tatsächlich mit ihnen
geschah.
Im 5. Buch Mose 28, 37 steht: »Und wirst ein Scheusal und ein Sprichwort und Spott sein unter
allen Völkern, dahin dich der Herr getrieben hat.« Auch dies widerfuhr ihnen.

Doch auch die Rückkehr der Juden nach Palästina war vorausgesagt, und dies spielte sich vor
unseren Augen ab. Das Volk der Bibel, das mit bangem Herzen umherirrte, erhielt sein Vaterland
zurück (Hesekiel 36, 24).

Die Bibel sagt wiederholt, Gott habe die Juden zu einem einzigartigen Volk bestimmt - und das
sind sie wirklich (z. B. 5. Mose 7, 6; 14, 2).

Die Herkunft anderer Völker ist in Legenden und Mythen gehüllt. Wer kann sagen, wer der erste
Russe, der erste Deutsche oder Türke war? Fragen Sie irgendeinen Juden, wer der erste Jude
gewesen sei, und er wird Ihnen ohne Zögern antworten: »Abraham.«

Die Juden sind als Zeugen für die Verläßlichkeit des Bibelberichts einzigartig.
Einzigartig ist ihre Zerstreuung unter alle Völker, und ebenso einzigartig ist ihre Entwicklung.
Die Juden machen nur ungefähr ein halbes Prozent der Weltbevölkerung aus; doch wie
unverhältnismäßig groß sind dagegen ihre Leiden, aber auch ihre Befreiung und Rückkehr in ihr
Land.
Sie sind aufgrund der Tatsache einzigartig, daß ihre ganze Geschichte vorausgesagt wurde. Gott
sprach durch Mose: »Euch aber will ich unter die Heiden streuen, und das Schwert ausziehen
hinter euch her, daß euer Land soll wüst sein und eure Städte zerstört« (3. Mose 26, 33); »Und
der Herr wird euch zerstreuen unter die Völker, und wird euer ein geringer Haufe übrig sein unter
den Heiden, dahin euch der Herr treiben wird« (5. Mose 4, 27).

Später sagt eine weitere Prophetie die Sammlung des zerstreuten Volkes Israel voraus: »Denn
ich will euch aus den Heiden holen und euch aus allen Landen versammeln und wieder in euer
Land führen« (Hesekiel 36, 24).

Die Juden sind auch insofern einzigartig, als sie auch während der Zeit der Zerstreuung in alle
Welt von anderen getrennt lebten. Wo immer man einen Juden findet, ist er ein Jude. Er ist kein
jüdischer Russe, sondern ein russischer Jude. Die Juden bleiben Juden, obwohl sie keine
geballte Macht und keine weltweite Regierung haben.

Sie sind das einzige Volk, das durch außerordentliche Leiden nicht zerstört werden konnte.
Ägyptische Pharaonen, assyrische Könige, römische Kaiser, die Kreuzfahrer, Inquisitoren und
Nationalsozialisten setzten sie der Ausbürgerung, dem Exil, der Gefangenschaft,
Beschlagnahme, Folter und dem Massaker von Millionen Volksangehörigen aus - was jedem
anderen Volk das Herz gebrochen hätte -, doch die Juden überlebten.

Gott verhieß, er werde die Vertriebenen Israels sammeln und die Zerstreuten Judas von allen vier
Enden der Welt wieder zusammenführen (Jesaja 11, 12). Dies war von Jesaja vorausgesagt
worden, der etwa 700 Jahre vor Christus und rund 800 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems und
der darauffolgenden Zerstreuung der Juden lebte. Wie konnte er wissen, daß die Juden zerstreut
und dann aus allen Kontinenten wieder zusammengeführt werden würden?

Sehr wenige Juden, die nach Israel zurückkehrten, sind religiös. Die meisten von ihnen kennen
die Heilige Schrift und die Prophetie nicht, und nur die wenigen, die sie kennen, glauben daran.
Und dennoch werden sie zurückgeführt. Sie mögen es blinden Instinkt nennen, so wie es die
Vögel im Herbst in den Süden zieht, aber es ist die Kraft Gottes, die sie treibt, damit sein Wort
erfüllt werde.
In einer anderen wichtigen Prophetie über die Rückkehr der Juden nach Palästina werden zwei
Arten ihrer Rückführung genannt (Jeremia 16, 14-16).

Gott werde »Fischer« senden, die sie »fischen« würden; und die zionistische Bewegung
»fischte« tatsächlich Tausende von Juden mit dem Köder einer eigenen nationalen Heimat.

In demselben Vers heißt es auch, Gott werde viele »Jäger« senden, die die Juden »jagen«
würden. Der Antisemitismus in der ganzen Welt, vor allem der Hitlers, »jagte« die Juden und trieb
sie in Richtung Palästina.

Eine weitere verblüffende Prophetie über die Juden betrifft die Zuwendung des Überrestes des
Volkes Israel zu Christus in der Endzeit. Auch das beginnt sich heute zu erfüllen.

Lassen Sie mich hier kurz darauf hinweisen, daß auch die Kommunisten Prophezeiungen
machten, diese aber nicht in Erfüllung gingen.
Engels prophezeite in einem Brief an Sorge vom 10. September 1888, innerhalb von zehn Jahren
werde Kanada von den Vereinigten Staaten annektiert werden. Ein Jahrhundert ist vergangen,
doch es gibt keine Anzeichen für eine derartige Möglichkeit.
Genosse Chruschtschow prophezeite im Jahre 1958, Rußland werde innerhalb von fünf Jahren
den Lebensstandard der Vereinigten Staaten erreichen und übersteigen. Seither sind weit mehr
als fünf Jahre vergangen, und die Sowjetunion importiert immer noch Weizen aus Amerika!
Menschen, die nicht eigens von Gott dazu befähigt werden, können die nahe und die ferne
Zukunft nicht voraussagen.
Unsere atheistischen Freunde prophezeiten die ewige Solidarität zwischen den kommunistischen
Nationen, und nun sehen wir nichts als Streitereien unter ihnen.

Die im Wort Gottes verbürgte verläßliche Prophetie ist ausschließliches Vorrecht des Geistes
Gottes.

Prophetien über die letzten Tage

Das »Handbuch des Atheisten« lehnt die Prophetie mit folgenden Worten ab: »Zahlreiche
biblische Prophetien wurden erst nach dem Eintreffen der vorausgesagten Ereignisse gemacht.
Die betreffenden Texte sind der Bibel nachträglich beigefügt worden, nachdem die jeweiligen
Ereignisse schon eingetreten waren.«

Erwarten unsere atheistischen Freunde wirklich, daß wir glauben, der Sieg Israels in der
Geschichte, die zionistische Flagge auf Hitlers Haus in Nürnberg und die Wiederherstellung des
jüdischen Staates - alles Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts - seien erst kürzlich der Bibel
beigefügt worden?
Bezeugen nicht die Schriftrollen vom Toten Meer aus dem ersten Jahrhundert vor Christus das
hohe Alter der Prophetien?
Enthalten nicht Manuskripte des Neuen Testaments, die auf eine atomare Zerstörung
hinweisende Voraussage des Fischers Petrus, die Elemente würden infolge großer Hitze
schmelzen (2. Petrus 3, 10)?

Weltkriege waren vor 3000 Jahren nicht möglich, da es zwischen den Kontinenten keine oder nur
eine sehr primitive Verbindung gab.

Doch der Prophet Jeremia, der etwa 600 Jahre vor Christus lebte, sagte Weltkriege voraus. Er
wußte nicht um die Existenz Amerikas, Australiens oder Japans, aber er schrieb:
»...denn ich rufe das Schwert herbei über alle, die auf Erden wohnen . . . Er wird singen ein
Lied . . . über alle Einwohner des Landes, des Hall erschallen wird bis an der Welt Ende. . . . Es
wird eine Plage kommen von einem Volk zum andern . . . Da werden die Erschlagenen des Herrn
zu derselben Zeit liegen von einem Ende der Erde bis ans andere Ende« (Jeremia 25, 29-33).

Diese Voraussage wurde 26 Jahrhunderte später erfüllt. Tausende von Menschen kamen in
einem Krieg um, der sich von Japan über Rußland bis nach Frankreich erstreckte, einem Krieg, in
dem Amerikaner, Japaner, Deutsche, Juden und viele mehr starben. Solche Geschehnisse sind
Vorzeichen für den nächsten Weltbrand.

Jesus sagte über die letzten Tage: »Es wird alsdann eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen
ist von Anfang der Welt bisher und wie auch nicht werden wird« (Matth. 24, 21).
Und so ist es. In der Geschichte der Menschheit gab es noch nie so schwere Trübsale wie die
der Öfen und Gaskammern der Nazis und die der Massenmorde Stalins oder Mao Tse-tungs.

Als Christus sagte: »Wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig« (Matth.
24, 22), gab es noch keine Vernichtungsmethoden, die alle Menschen gefährden konnten.
Niemand konnte die Existenz der ganzen Menschheit gefährden. Heute sind die Mittel zur
allgemeinen Zerstörung verfügbar.

Doch warum sollen wir so weit ausholen. Der Kommunismus selbst ist die Erfüllung einer
Prophetie. Er gleicht dem Antichristen, der in der Heiligen Schrift angekündigt wird:
»Es wurde ihm gegeben zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden, und es wurde ihm
Macht über alle Geschlechter, Sprachen und Nationen gegeben« (Offenbarung 13, 7).

Ein anderer Prophet hat Mächte wie die des Kommunismus beschrieben:
»..., welcher seinen Rachen aufsperrt wie die Hölle und ist gerade wie der Tod, der nicht zu
sättigen ist, sondern rafft zu sich alle Heiden und sammelt zu sich alle Völker« (Habakuk 2, 5).

Wir Christen halten diesen Ehrgeiz für unvernünftig. War Stalin glücklich, als er einer Milliarde
Menschen seinen Willen aufgezwungen hatte und als das größte Genie gefeiert wurde? Seine
Frau beging Selbstmord. Er sperrte Mitglieder seiner eigenen Familie ins Gefängnis. Er hatte zu
niemandem Vertrauen, nicht einmal zu seinen besten Genossen, und das zu Recht. Seine
engsten Mitarbeiter warteten auf seinen Tod, um ihn als Verbrecher zu brandmarken.
Chruschtschow sagte, Stalin habe einmal ausgerufen: »Ich habe nicht einmal zu mir selbst
Vertrauen!«

Es gibt eine Geschichte über einen reichen Mann, der sehr krank war. Man sagte ihm, er werde
nur dann wieder genesen, wenn er das Hemd eines glücklichen Menschen trage. Daraufhin
sandte er seine Diener, einen glücklichen Menschen zu finden und dessen Hemd um jeden Preis
zu kaufen. Doch die Diener konnten keinen glücklichen Menschen ausfindig machen. Jeder
beneidete den anderen um sein Glück, begehrte mehr, als er hatte, oder war von unerreichbarem
Ehrgeiz erfüllt. Nach langem Suchen fanden sie endlich einen Holzfäller mit entblößtem
Oberkörper, der seine schwere Arbeit fröhlich tat und dazu sang. Sie fragten ihn: »Bist du
glücklich?« Seine Antwort war: »Vollkommen.« Da boten sie ihm für sein Hemd viel Geld an,
doch leider hatte er keines.

Das Glück besteht nicht im Beherrschen der Welt, sondern im Einssein mit Gott. Unsere
kommunistischen Freunde kennen dieses Geheimnis nicht. Deshalb haben sie weitgesteckte
Ambitionen, sind jedoch nie befriedigt und entfernen sich immer weiter von der Utopie, die sie
herbeizuführen behaupten.

Unsere atheistischen Freunde beklagen sich oft über den langsamen Fortschritt ihrer Sache in
der Sowjetunion. Wir können ihnen versichern: sie werden Erfolg haben! Der Antichrist, dem sie
den Weg bereiten, wird die Welt beherrschen. Der Kommunismus wird, geschichtlich gesehen,
für eine kurze Weile triumphieren.

Doch am Ende wird Jesus zurückkommen. Seine Füße werden auf dem Ölberg in Israel stehen
(Sacharja 14, 4). Die Bibel sagt: »Es werden ihn sehen alle Augen« (Offenbarung 1, 7).
Auch das muß unverständlich gewesen sein, als der Evangelist Johannes es niederschrieb. Wie
konnte jemand in Spanien oder Nordafrika Jesus vom Ölberg zum Himmel auffahren sehen, und
wie wird er ihn wieder dorthin zurückkommen sehen?

Nun, das Fernsehen beweist die Richtigkeit dieser biblischen Prophetie. Die ganze Welt kann die
Olympischen Spiele miterleben. Die ganze Welt wird auch Zeuge der Wiederkunft Jesu sein.

Dann werden sich »im Namen Jesu die Knie all derer beugen, die im Himmel und auf Erden und
unter der Erde sind, und alle Zungen werden bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre
Gottes, des Vaters« (Philipper 2, 10).

Nach der Wiederkunft Jesu Christi auf die Erde wird der gesegnete Tag anbrechen, an dem alle
Macht in seinen Händen liegen wird, und unter seiner vollkommenen Herrschaft wird unser armer
Planet seine Sünden und Sorgen los sein (Jesaja 11).

Zuvor werden wir durch schreckliche Katastrophen gehen müssen. Unter den Zeichen des
nahenden Unheils befinden sich die vielen Friedens- und Abrüstungskonferenzen, die in der Bibel
ebenfalls vorausgesagt werden:
»Wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, - so wird sie das Verderben schnell
überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen« (1.
Thessalonicher 5, 3).

Als der Apostel Paulus diese Prophezeiung niederschrieb, hatten die Menschen keine
Möglichkeit, eine blitzartige Zerstörung über die Erde kommen zu lassen. Sie konnte nicht mit
Schwertern oder Speeren durchgeführt werden. Heute besitzen Nationen Atomwaffen.

In unseren Tagen wird die Prophetie außerordentlich wichtig. Jesus hatte vorausgesagt, die
Heiden würden Jerusalem beherrschen, »bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird« (Luk. 21, 24). Die
Tatsache, daß die Juden im Jahre 1967 die Herrschaft über Jerusalem und Palästina
wiedergewannen, könnte ein erstes Anzeichen dafür sein, daß die Zeit der Heiden - das heißt die
Zeit, in der die Heiden (die Nichtjuden) sich der Gemeinde Christi anschließen und für die
Ewigkeit gerettet werden können - nahe gekommen ist. Es ist von größter Wichtigkeit, daß die
Menschen an Christus glauben und zu ihm kommen, solange noch Zeit ist. Die Verbreitung von
Zweifeln bezüglich der Gültigkeit und Existenz der Prophetie durch das »Handbuch des
Atheisten« ist gerade in dieser Zeit ein teuflischer Kunstgriff.

Dadurch ist dieses Buch selbst eine tragische Erfüllung einer biblischen Prophetie: »Das Wort
vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden« (1. Korinther 1, 18).

Unsere atheistischen Gegner besuchen oft orthodoxe Kirchen, um ihren Tätigkeitsbereich


kennenzulernen. Manchmal sprechen sie dort ein stilles Gebet und fühlen sich von der Heiligkeit
des Ortes überwältigt.

Dort hören sie alte Lieder, wie »Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnaden; der Herr ist mit dir.«
Wenn sie die biblischen Prophezeiungen kennen würden, wüßten sie, daß der Evangelist Lukas
im Loblied der Maria nach der Empfängnis Jesu die Worte vermerkte: »Von nun an werden mich
seligpreisen alle Kindeskinder« (Luk. 1, 48).

Christen zweifeln nicht an den Prophetien, weil sie viele davon auf sich und ihr Leben anwenden
können. Wenn wir Christen werden, stellen wir fest, daß dies schon lange vorausgesagt war. Wir
lesen in der Bibel, Gott habe uns vor Erschaffung der Welt für Jesus Christus erwählt (Epheser 1,
4). Wie weit diese Prophetie in die Vergangenheit reicht!

Dann finden wir die Prophetie für unsere Zukunft: »... auf daß er erzeigte in den zukünftigen
Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christo
Jesu« (Epheser 2, 7).
Deshalb kennen wir den Sinn unseres Lebens und wissen, daß uns Gottes Güte vorbehalten ist.

Richard Wurmbrand

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Adolf Köberle

Israel - ein Gottesbeweis

1.

Die Leugnung und Verleugnung Gottes, die in unseren Tagen in aller Welt immer weiter um sich
greift, legt die Frage nahe, wie der skeptischen Generation von heute eine Überführung von der
Wirklichkeit Gottes nahegebracht werden kann. Die antike Philosophie, die Stoa, die
mittelalterliche Scholastik und auch noch die altpro testantische Orthodoxie lutherischer wie
reformierter Ausprägung sind dem Zweifel an der Existenz Gottes in schöner Einhelligkeit
entgegengetreten mit dem Hinweis auf eine Vielzahl von Gottesbeweisen. Man sprach von einem
ontologischen, von einem historischen, kosmologi schen und moralischen Gottesbeweis und war
der guten Zuversicht, es sei möglich, der menschlichen Vernunft die Realität Gottes auf diesem
Weg einsichtig und ein leuchtend zu machen.

Es war der Königsberger Philosoph Immanuel Kant, der als erster die Beweiskraft dieser
metaphysischen Postulate und Argumentationen in Frage stellte, ja zertrüm merte. Seitdem sind
ihm viele radikale Geister darin ge folgt, ein Ludwig Feuerbach, ein Karl Marx, ein Sigmund
Freud. Auch Karl Barth hat sich mit seinem Kampf ge gen jede Art von »natürlicher Theologie«
dieser Kritik an den überlieferten Gottesbeweisen mit Entschiedenheit angeschlossen.

Auf dem Hintergrund all solcher Erschütterung mag uns die Anekdote eigenartig berühren, die
sich am Hof des Preußenkönigs Friedrich II. zugetragen haben soll. Friedrich der Große war
bekanntlich ein Freund und Verehrer des geistreichen Spötters Voltaire und teilte dessen
Geringschätzung aller Religion. So soll er einmal seinen Leibarzt sarkastisch gefragt haben:
»Nenn' er mir einen Gottesbeweis, wenn er kann!« Der also Angeredete aber soll darauf die
bündige Antwort gegeben haben: »Die Juden - Majestät.«

Inwiefern ist Israel ein Gottesbeweis, der stärker und überzeugender spricht als alle anderen
metaphysischen Be gründungen, die uns aus der Geschichte von Philosophie und Theologie
überliefert sind? Es lohnt sich, darüber nachzudenken.

2.

Über dem jüdischen Volk und seinem Geschichtsver lauf liegt ein rätselvolles Geheimnis. Selbst
Profanhistoriker, die bei dem Verständnis der Geschichte die Blick richtung auf die Wirklichkeit
Gottes am liebsten völlig ausschalten, haben zugeben müssen: das Dasein dieses Volkes, dem
das Gesetz der Vergänglichkeit in der Zeit nichts anhaben kann, ist ein einmaliges, rational nicht
mehr faßbares Phänomen. Man hat sich mit Recht die Frage vorgelegt: was verleiht diesem Volk
eine so unge wöhnliche Zählebigkeit? Jahrhunderte kommen und ge hen, Völker blühen auf,
erreichen ihre Höhe, werden alt und gehen wieder unter. Nur dieses eine Volk wird von dem
Gesetz der Völkersterblichkeit nicht betroffen. Es schwimmt wie ein Tropfen Öl auf dem
Völkermeer und läßt sich nicht auflösen.

Dieser auffällige Tatbestand wird dadurch noch merk würdiger und überraschender, wenn man
sich vor Augen hält, daß es in der Geschichte dieses Volkes wahrhaftig nicht an gefährlichen
Lagen und Stunden gefehlt hat, wo alles dafür zu sprechen schien, daß Auflösung und Untergang
eintreten würden. Wir wollen uns einige solcher gefahrenbedrohten Stationen vergegenwärtigen,
um dar an das Staunen zu lernen, wie auch schwerste Krisen den Bestand dieses Volkes nicht
verletzen konnten.

Als das israelitische Volk nach der langen Zeit der Wü stenwanderung in Palästina endlich
seßhaft wurde, stieß es dort auf die kanaanitische Urreligion. Der einheimische Baalskult war ein
heißer, rauschhafter Naturdienst. Wein und Tanz, dazu die heilige Prostitution auf Bergeshöhen,
waren bevorzugt gepflegte Formen, die zum Erlebnis der Gottheit führen sollten. Wir wissen aus
den Geschichts büchern und aus den prophetischen Schriften des Alten Testaments, wie stark
und verlockend diese üppige, sinn lich-schwüle Naturreligion die neuangekommenen Ein
wanderer umgarnt hat. Dazu brachten im weiteren Ver lauf Prinzessinnen aus Phönizien bei ihrer
Verheiratung die Verehrung der Fruchtbarkeitsgöttin Astarte mit an den Hof der Könige von
Israel. Die Goten der Völ kerwanderungszeit erschlafften unter der Süßigkeit ita lienischer Frauen
und Weine. Das jüdische Volk wird von einer dionysisch geprägten Religion überschwemmt, aber
es geht darin nicht unter.

Eine noch stärkere Belastungsprobe für die Kohäsions kraft mußte die Verbannung in die
Babylonische Gefangenschaft bedeuten. Ohne Tempel, fern von der Heimat, als wehrlose Schar
einem übermächtigen Sieger ausge liefert, umgeben von der Astralreligion des Zweistrom landes,
wahrlich, hier waren alle Voraussetzungen vor handen, auseinanderzubrechen und aufgelöst zu
werden. Oft genug hatten Assyrer, Babylonier und Perser die Taktik erfolgreich geübt, besiegte
Völker zu verpflanzen und sie allmählich aufzusaugen. Nur in diesem einen Fall versagt das
vielmals bewährte Rezept. Eher gestärkt als geschwächt kehren die Nachkommen der
Verbannten aus dieser Prüfungszeit an den Ursprungsort ihrer geschicht lichen Bestimmung
zurück.

Eine dritte Belastungsprobe von besonderer Heftigkeit fällt in die Zeit der Makkabäerkämpfe.
Alexander der Große ist wie ein gewaltiger Komet von Hellas aus durch die Welt des Orients
gezogen, herrlich aufglühend und ebenso rasch wieder verlöschend. Ungleich stärker als die
Nachwirkungen der militärischen Siege sollten sich die kulturellen und religiösen Auswirkungen
dieses Gesche hens erweisen. Griechischer Geist und orientalisches Le bensgefühl vermählen
sich von jetzt an miteinander zu einer neuen einheitlichen Größe, die wir Hellenismus zu nennen
pflegen. Durch Syrien, Kleinasien, Armenien und Mesopotamien flutet im Zeitalter der Diadochen,
der Er ben Alexanders, unter den Seleuziden und Ptolomäern der neue Geistesstrom und macht
alle Länder im Aufgang der Sonne sich untertan.

Nur an einer Stelle stößt der hellenistische Einfluß auf zähen und unüberwindlichen Widerstand,
das ist im jüdischen Volk. Der syrische Großkönig Antiochus Epi phanes meint, es müsse doch
ein Leichtes sein, mit dem hartnäckigen Völklein auf dem schmalen Palästinastrei fen fertig zu
werden. Er überschwemmt das Land mit Truppen, er bringt griechische Schulen, Kampfspiele
und Bäder, aber er kommt damit nicht durch. Er muß zuletzt nachgeben und dem jüdischen Volk
seine völkische und religiöse Freiheit belassen.

Nicht weniger nötigt die Entwicklung im römischen Kaiserzeitalter zum Staunen. Die Völker- und
Religionsmengerei hatte damals einen nicht mehr überbietbaren Umfang angenommen. Das
Weltfriedensreich des Kai sers Augustus war tolerant bis zum Äußersten, sowohl im Blick auf die
Verleihung des Bürgerrechts wie im Blick auf die Ausübung der verschiedensten Kulte.
Der jüdische Geist nimmt in diesem Zeitraum die grie chische Sprache an. Er übersetzt das Alte
Testament in die herrschende Weltsprache. Es kommt auf alexandrini schem Boden zu einer
innigen Begegnung mit dem grie chischen Geistesgut, wofür der Name Philos als Beispiel gelten
mag. Aber auch in diesem Zeitraum eines allge meinen Synkretismus bewahrt das jüdische Volk
unver wechselbar seine Eigenart. Die vier Beispiele umfassen immerhin einen Zeitraum von
nahezu tausend Jahren. Tausend Jahre bedeuten etwas in der Geschichte eines Volkes und
müssen nachdenklich stimmen. Hitler wollte ein Tausendjähriges Reich germanisch-arischer
Kultur schaffen und war nach 12 Jahren pleite.

Nach der Zerstörung Jerusalems werden die auseinan derziehenden Gewalten noch stärker
wirksam. Die Zerstreuung des jüdischen Volkes, die erstmalig mit dem babylonischen Exil
begonnen hatte, steigert sich ins Un gemessene. Der jüdische Mensch nimmt die Sprache aller
Völker an. Er wird gehaßt, verfolgt, unterdrückt, verjagt. Der Antisemitismus ist nicht erst eine
moderne Erschei nung. Er ist so alt wie das jüdische Volk und geht mit seiner Geschichte wie ein
niemals weichender Schatten durch die Jahrhunderte und Jahrtausende von dem Ägyp ten der
Pharaonen bis Auschwitz und Theresienstadt. Aber alle Pogrome, alle grausamen, blutigen
Ausrot tungsversuche ändern nichts an der Tatsache, daß dieses Volk gleichwohl weiter besteht
und daß jeder, der es an tastet, zuletzt den kürzeren gezogen hat.

Die Auflösungstendenzen kommen nach der endgül tigen Zerstörung Jerusalems nicht mehr nur
von außen, sie kommen jetzt auch von innen. Das Judentum zer splittert sich im Lauf seiner
Entwicklung in Parteigruppen und Gegensätze von tief einschneidender Art. Im Osten behauptet
sich der mächtige Block der Altgläubigen, von denen die Tora und die rabbinische Tradition in
peinli cher Treue und Strenge gehütet wird. Daneben tritt das westliche Reformjudentum, das
einen ausgesprochen auf geklärten liberalen Charakter trägt und mit der Sitte der Väter nicht
mehr viel gemeinsam hat. Der eine Teil der Judenschaft erwirbt die Reichtümer der Erde, er
beherrscht durch immense Kapitalanhäufung die Banken der Welt, es genügt, dafür als Beispiel
das Haus Rothschild zu nen nen, während ein anderer Teil in Polen und Galizien in Schmutz und
Elend schier verkommt. Und doch, mö gen Reichtum und Armut, Talmudtreue und säkularer
Freisinn noch so sehr trennen, es bleibt ein letztes übergreifendes Band, das alle unsichtbar
miteinander zusam mengeschlossen sein läßt.

3.

Der menschliche Forscherdrang hat viel darüber nach gesonnen, wie sich das weltgeschichtliche
Rätsel des jüdischen Volkes erklären läßt. Man hat verständlicherwei se zuerst gedacht an das
Phänomen der Rasse. Zweifel los besitzt der jüdische Mensch eine ungewöhnliche leib liche und
geistige Vitalität. Die jüdische Ehe ist fast immer kinderreich. Und doch genügt die rassische Deu
tung nicht, um die zeitüberlegene Lebensdauer dieses Volkes zu begreifen. Warum sind die
Nachbarvölker Is raels, die Amoriter und Moabiter, die Amalekiter, Aramäer und Phönizier samt
und sonders untergegangen, warum haben sich die germanischen Stämme mit dem »edlen
nordischen Blut« in den Stürmen der Völkerwande rung nicht bewahren können, und warum ist
das jüdische Volk noch immer da, obwohl es Vermischungen mit dem Blut aller Erdteile in sich
aufgenommen hat? Wir müssen schon tiefer graben, wenn wir eine Erklärung für dieses
geheimnisvolle Völkerschicksal erhalten wollen.

Schon über der Frühgeschichte des Volkes Israel liegt ein einzigartiges Ernstnehmen der
Gottesfrage. Griechenland hat geleuchtet in der Entfaltung von Philosophie und Kunst und hat
dadurch nachhaltig auf die Menschheit gewirkt. Babylon war groß in der Art und Weise, wie es in
die Geheimnisse des gestirnten Himmels eindrang und Bezeichnungen dafür fand, die zum Teil
heute noch gelten. Ägypten hat frühzeitig schon Außerordentliches geleistet in einer priesterlich
geführten Ärzteheilkunst. Aber das eine muß man Israel lassen: hier ist mit einer Intensität um die
Wirklichkeit Gottes gerungen worden wie nirgends sonst. Besonders das Auftreten der prophe
tischen Rufergestalten im Nord- und Südreich Israels ist etwas schlechthin Einmaliges und
Einzigartiges inner halb der gesamten Religionsgeschichte der Menschheit. Zu wiederholten
Malen reißen die Propheten das Volk zurück von den Abgründen, in die es bald aus Verlockung,
bald aus Verzweiflung hineinzustürzen droht. Die se bevollmächtigten Prediger der Wahrheit
sprechen nicht Gedanken und Meinungen aus, die sie sich über Gott ge macht haben. Sie wissen
sich, sehr oft wider ihren eige nen Willen, als Berufene, die reden müssen, weil der göttliche
Auftrag mit heiliger Zwangsgewalt über sie her eingebrochen ist. Der Prophet Jeremia hat dieses
innere Müssen unter der Machtwirkung Gottes einmal mit fol genden Worten umschrieben: »Herr,
du hast mich über redet und ich habe mich überreden lassen; du bist mir zu stark geworden und
hast gewonnen. Aber ich bin darüber zum Spott geworden täglich, und jedermann verlacht mich.
Da dachte ich, wohlan, ich will sein nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen
predigen. Aber es war in meinem Herzen wie ein brennendes Feu er, daß ich schier wäre
vergangen« (20, 7-9).

Unter dem Eindruck solcher numinoser Beauftragung, wie sie einzelnen Gestalten in diesem Volk
zuteil wurde, dürfen wir die Gewißheit fassen: der lebendige Gott, der Herr der Geschichte, hat
dieses Volk als ersten Baustein aus dem Steinbruch der Völkerwelt herausgegriffen und hat in
das Rohmaterial dieses Volkes seinen heiligen Wil len und seine herrliche Verheißung tief
eingeschrieben.

Aber warum hat Gott gerade an dieser Stelle mit sei ner Bauarbeit, mit seinem Liebesmühen
begonnen? Si cher nicht darum, weil das israelitische Volk in Gottes Au gen als besonders
williges, dankbar empfängliches Ma terial gegolten hat. Die Propheten können ja oft genug ihre
eigenen Leute ein halsstarriges, trotziges, ungetreu es, Gott allezeit widerstrebendes Volk
nennen.

Calvin hat auf die Frage, warum Gott gerade hier mit seinem Offenbarungshandeln eingesetzt hat
und nicht an einer ganz anderen Stelle, geantwortet: Gott ist frei in der Wahl seiner Wege. Wenn
es ihm gefällt, also zu han deln, haben wir nicht mit ihm zu hadern. Der Mensch, die
vergängliche, sündig-unreine Kreatur, darf sich nicht anmaßen, Gott mit Vorwürfen zu
überschütten: warum machst du es also?

Hamann, der Magus des Nordens, ist noch einen Schritt weitergegangen und hat als Deutung
angeboten: Gott hat bei seinem Rettungswerk zugunsten der Menschheit absichtlich mit einem
besonders spröden und harten Ma terial den Anfang gemacht, um damit ein für allemal zu
bekunden, daß sein Heil den Verlorenen gilt und daß es nicht unserem Verdienst und unserer
Würdigkeit ent stammt. So verstanden, ist nicht erst das Kreuz Christi, sondern bereits die
Erwählung Israels das Unterpfand, dafür, daß Gott allein aus Gnaden rechtfertigt.

Ob wir uns der irrationalen Erklärung anschließen, die der Genfer Reformator gibt, oder der
soteriologischen Interpretation, für die der Königsberger Hamann eintritt, in jedem Fall wird dabei
klar: das Geheimnis des jüdi schen Volkes liegt in seiner Gottesbeziehung. Gott hat auf dieses
Volk als erstes die Hand gelegt. Von hier aus wollte er beginnen, um dann weiter fortzuschreiten
bis zur Heimholung aller Völker unter seine Friedensgemein schaft und Königsherrschaft. Wo
aber Gott in diesem gültigen Sinn beruft, da entsteht eine ewige Bindung, die von der
menschlichen Seite her nie mehr ungeschehen gemacht werden kann. Es fragt sich nur, ob eine
solche Bindung zum Segen bejaht oder zum Verhängnis ver neint wird. Die erfolgte
Beschlagnahmung ist jedenfalls nicht mehr abzuschütteln. Sie bleibt als Verheißung wie als Last
auf dem Erwählten liegen. Die Geschichte des jüdischen Volkes ist die Geschichte der
Unentrinnbarkeit Gottes. Es mag daran auch dem oberflächlichen Betrachter deutlich werden,
daß Geschichte nicht nur ein Getriebe aus Hunger und Liebe ist, daß hier vielmehr heilige Ge
setze, Zusammenhänge und Ziele walten, von denen Gott nicht abläßt.
4.

Wir müssen noch konkreter fragen: was waren die starken Kräfte, die es bewirkten, daß das
jüdische Volk von den vielfach wirksamen Auflösungstendenzen nicht zersetzt werden konnte?
Es waren und sind bis auf den heutigen Tag die beiden Realitäten: Gesetz und Messias
hoffnung.

Durch die Sinai-Offenbarung, durch den De kalog hat das jüdische Volk eine sittliche Bindung
von einzigartiger Größe empfangen. Die Tora war wie ein Stahlband, das sich um das Volk legte
und es zusammen hielt, daß es sich nicht verlieren konnte an das heidnische Wesen der
Nachbarvölker. Die Höhenlage der Zehn Ge bote, die das Verhältnis des Menschen zu Gott und
dem Nächsten regeln, sorgt zudem dafür, daß der Mensch Gott gegenüber nicht sicher, satt und
schläfrig wird. Das Ver sagen gegenüber dem Gesetz, das Zurückbleiben hinter seiner
Reinheitsforderung führt dahin, daß das Herz un ruhig wird und aus der Tiefe um Vergebung
rufen lernt. Wer für die Bedeutung solcher Einflußgewalt in der Ge schichte eines Volkes kein
Sensorium hat, sollte lieber gar nicht anfangen, sich mit Geschichte zu beschäftigen. Er greift
sonst doch nur zu kurz.

So nachhaltig die Rolle ist, die das Gesetz für die Seele des Judentums spielt, es ist daneben
eine zweite Realität zu nennen, die mächtiger noch als alles andere den Schick salsweg dieses
Volk bestimmt hat: Die Messiashoffnung. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, muß etwas
wei ter ausgeholt werden.

Durch das Alte Testament zieht sich die schmerzliche Erkenntnis: die Welt, in der wir leben, ist
nicht wie sie sein soll. Wohl ist der Kosmos ein herrliches Werk der Schöpfermacht Gottes. Wohl
ist der Mensch als Gottes Ebenbild Krone und Haupt der Schöpfung, aber all diese
Schöpfungswerke haben ihren ursprünglichen Glanz ver loren. Ein Todeshauch von Weh und
Vergänglichkeit liegt über Mensch und Kreatur ausgebreitet.

Von diesem Riß, der durch alles geschaffene Leben hin durchgeht, weiß nicht nur das Buch Hiob
und der Pre diger Salomonis. Wir begegnen diesem leidvollen Grund gefühl ebenso in der
Philosophie des Neuplatonismus und in der buddhistischen Meditation. Aber nun gilt es, den
bedeutsamen Unterschied zwischen der biblischen und außerbiblischen Erlösungserwartung
wahrzunehmen. Die griechische und die indische Mystik sucht dem Jam mer der Welt dadurch zu
entgehen, daß man durch einen kühnen Aufschwung der Seele diese ganze zerbrochene
Wirklichkeit weit hinter sich läßt. Man betrachtet den Aufenthalt auf dieser Erde nur als ein
kurzfristiges Gast spiel, bei dem es sich nicht lohnt, zu lange zu verweilen.

Das Alte Testament dagegen nimmt die Erde und den Auftrag des Menschen an der Erde
ungeheuer ernst. Wenn der leidenden, gefallenen Schöpfung geholfen wer den soll, dann kann
das nicht geschehen durch die Flucht in eine andere höhere, bessere Welt. Nein, dann muß hier
in dieser unserer Welt ein Neues beginnen, sonst werden wir nicht heil. Diese Einsicht in die Not,
die Menschheit und Schöpfung solidarisch miteinander teilen, ist die Voraussetzung zum
Verständnis der biblischen Erlösererwartung, die einen völlig andersartigen Charak ter trägt als
die Erlösungssehnsucht der Mystik.

Die prophetische Verkündigung des Alten Testaments leitet die Menschen nicht an zu
irgendeinem ekstatischen Seelenaufschwung, um sich dadurch über die Gebrech lichkeit der
Erde zu erheben. Die prophetische Erwar tung blickt vorwärts, sie ist horizontal gerichtet, sie geht
in der Längsrichtung der Geschichte, sie wartet auf eine Zeitenwende, da durch Gottes
Machtwirkung hier auf dieser Erde ein neuer Weltentag anbrechen wird.

Diese Zeitenwende vollzieht sich nicht in Form eines allmählich fortschreitenden


Regenerationsprozesses. Da zu stehen dem Kommen des Neuen zu viele Widerstände
entgegen, als daß die große Verwandlung auf kontinuier lichem Weg eintreten könnte. Es bedarf
dazu einer Per son, eines Mittlers, einer Gestalt der Gnade, die von Gott gesalbt, mit Geist und
Kraft aus der Höhe ausge rüstet, den Umbruch und Neuanfang für Menschheit und Schöpfung
heraufführen wird.

Damit haben wir den Ansatzpunkt zum Verständnis der alttestamentlichen Messiaserwartung
gewonnen. Das jüdische Volk lebt vom Messiasglauben bis auf den heu tigen Tag, und es wird
noch zu zeigen sein, wie die unruhige und leidvolle Geschichte dieses Volkes zutiefst
zusammenhängt mit den Wandlungen und Verirrungen seiner Messiaserwartung. Auch Politiker
und Historiker sollten sich um der Sache willen an dieser Stelle mit bi blischer Theologie
beschäftigen. Denn wer diese Tiefendi mension nicht sieht, muß unfehlbar zu dilettantischen und
völlig unzureichenden Urteilsbildungen im Verständ nis der Judenfrage kommen.

Die messianische Hoffnung durchläuft im Alten Testa ment einen langen Weg. Sie schreitet in
Stufen voran. Sie gewinnt im Lauf der Zeit an Reinheit und Größe. Sie erhält bei Deuterojesaja
Passionsreife und gewinnt im Buch Daniel kosmische Ausweitung. Man muß diesen Weg
kennen; denn nur auf dem Hintergrund dieser groß artigen und erhabenen Erwartungsgeschichte
kann man einigermaßen ermessen, was die Verwerfung Jesu für die Geschichtszukunft des
jüdischen Volkes bedeuten mußte.

Es sind nicht alle Stunden im Leben eines Menschen und im Leben eines Volkes von gleicher
Tragweite. Es gibt einen Unterschied der geschichtlichen Stunden. Sie können bestehen in einem
Bekenntnisakt, wie ihn Luther 1521 in Worms vor Kaiser und Reich abgelegt hat. Sie können
bestehen in einem Schuß, der fällt, und der die Herrschergestalt einer Nation trifft, wie es im
Sommer 1914 der Fall war oder bei der Ermordung von Kennedy. Durch solche
Geschichtsereignisse werden Abläufe einge leitet und ausgelöst, die weit über die jeweilige
Augen zeugen-Generation hinaus reichen. Auch das Geschick der Ungeborenen wird davon in
Mitleidenschaft gezogen. Wer nicht zu verstehen vermag, daß die Tatsachenwucht des
Geschichtlichen über Jahrhunderte hinweg wirksam blei ben kann, dem wird das Geheimnis des
jüdischen Vol kes immer verschlossen bleiben. In der Geschichte dieses Volkes war zweifellos
die Messiasverwerfung Jesu im Akt der Kreuzigung das verhängnisvollste Ereignis, das bis auf
den heutigen Tag in der Seele des jüdischen Men schen nachzittert. Seit diesem Geschehen
kreist das jüdi sche Denken in heimlicher Unruhe um die Frage: wir wer den doch nicht den
Gesalbten Gottes verworfen haben, von dem die Propheten in den heiligen Schriften Zeugnis
geben und auf den unsere Väter sehnsuchtsvoll gewartet haben! Nein, dieser Jesus von
Nazareth darf nicht der Weltheiland gewesen sein! Das wäre zu furchtbar! Wir müssen weiter
harren und hoffen. Der wahre Messias ist noch nicht erschienen, er wird erst kommen.

Warum wurde Jesus damals aus der Mitte seines Vol kes ausgestoßen? Er hatte sich doch im
Anschluß an die große Erlösererwartung der alttestamentlichen Weis sagung als die Erfüllung der
uralten Hoffnung in lauterer Klarheit bezeugt. Der Göttinger Neutestamentler Joa chim Jeremias
hat mit Recht darauf hingewiesen, daß Worte wie der Hirte, der Bräutigam, der Menschensohn,
die Jesus als Selbstbezeichnungen wählt, für das damalige Ohr und Sprachempfinden gesättigt
waren mit messia nischem Hoheitsbewußtsein. Oder es sei erinnert an die Worte Christi, die das
Markusevangelium als älteste und geschichtlich zuverlässigste Quelle überliefert hat: »Selig Eure
Augen, daß sie sehen, was Ihr seht, und Eure Ohren, daß sie hören, was Ihr hört! Viele Prophe
ten und Könige wollten sehen, was Ihr seht, und haben es nicht gesehen, wollten hören, was Ihr
hört, und ha ben es nicht gehört«13, 10 f.).

5.
Wie ist es zu erklären, daß das Christusleben, das mit suchender Liebe um Jerusalem und das
ganze jüdische Volk gerungen hat, verworfen und verstoßen wurde? Es gibt darauf nur eine
Antwort. Das Bild, wie der Messias Gottes vor sein Volk hintrat, entsprach nicht den Erwar
tungen, die sich das Volk von der messianischen Heils zeit gemacht hatte. Wer Heilbringer in der
Zäsur der Zeit sein wollte, mußte die verhaßte römische Besat zungsmacht aus dem Land jagen,
er mußte Jerusalem zur Hauptstadt und zum Mittelpunkt einer neuen Reichs herrschaft machen,
er mußte sein Volk auch äußerlich zu Sieg, Glanz und Herrlichkeit führen. Wie Jesus nichts von
alldem erfüllt, wie er im Gegenteil die üppigen sinn lichen Erwartungen Lügen straft und statt
dessen den Armen und Elenden, den Verirrten und Gefallenen die innerlichsten Güter der
Sündenvergebung und der Her zensreinigung bringt, da wendet sich gegen ihn der Groll und Haß
der führenden Kreise in Jerusalem, und diesen Spitzen der Religionsbehörde gelingt es
schließlich, das zum Frühjahrsfest in der Landeshauptstadt versammelte Volk in die Feindschaft
mit hineinzureißen.

Auch die Judas-Tragödie muß in dem gleichen Zusam menhang gesehen werden. Mag dieser
Jünger den Beutel getragen haben, es war gewiß nicht Geldgier, was ihn dazu trieb, seinen Herrn
und Meister zu verraten. Der Mann aus Ischariot war zu Jesus gestoßen, weil er den Umbruch
der Zeit erwartete und in dem Propheten aus Nazareth die Erfüllung all seiner Hoffnung sah. Wie
aber Jesus den Jüngern zu zeigen beginnt, daß der Weg des Messias über das Kreuz zur Krone
führt, da wendet sich dieser Enthusiast enttäuscht von Jesus ab. Er läßt ihn fal len und liefert ihn
dem Verderben aus.

Es gibt auch noch eine zweite Deutung. Demnach habe Judas durch die von ihm inszenierte
Verhaftung Jesus dazu zwingen wollen, endlich aus seiner Niedrigkeit und Wehrlosigkeit
herauszutreten und sich als den macht vollen Herrscher zu erweisen, dessen Bild er bisher in Un
scheinbarkeit verhüllt hatte.

Welcher Interpretation wir den Vorzug geben mögen, in jedem Fall bleibt der Jünger Judas der
Typus des jü dischen Menschen, der Zeichen fordert und der an dem Verzicht Jesu auf die
Schauwunder scheitert, damals wie heute.

Das jüdische Volk hat nach der Verwerfung Jesu die Glut der Messiaserwartung, zunächst
jedenfalls, unver ändert beibehalten. Die stille, reine Gestalt dessen, der sich »der
Menschensohn« genannt hatte, durfte es nicht gewesen sein. So galt es, nach anderen Helfern
Ausschau zu halten, denen das Messiasprädikat mit mehr Recht zugebilligt werden durfte.
Freilich, man muß es schon aussprechen, es lag kein Segen über den jüdischen Mes siasbildern
und -gestalten, die der Zeit nach dem Karfrei tag folgen. Immer aufs neue erscheint ein Fanatiker,
der den Messiasrang für sich in Anspruch nimmt und den nationalistischen Ehrgeiz des Volkes
aufreizt und anfeu ert. Es kommt unter der Führung solcher Rufer zum Streit zu dreimaligen
schweren Aufständen im Jahr 70 und in den Jahren um 115 und 135. Jesu düstere Weis sagung
vom Untergang der Stadt Jerusalem, von der Zer störung des Tempels, erfüllt sich bis auf das
letzte Wort. Es bleibt kein Stein auf dem anderen. Das Volk, das in der entscheidenden Stunde
seiner Geschichte nicht er kennen wollte, was zu seinem Frieden dient, wird von einem
fragwürdigen Schwärmer nach dem anderen in die Irre geführt und verblutet sich aufgrund falsch
erregter Hoffnungen in aussichtslosen Kämpfen. Man zählt in der Geschichte des jüdischen
Volkes seit der Zerstörung Jerusalems einige Hunderte solcher religionspolitischer Empörer, die
mit dem Anspruch auftraten, der wahre Gesalbte Gottes zu sein.

Auf das Versagen der chauvinistischen Kämpfernatu ren folgt eine Zeit der Ernüchterung. Die
Messiashoffnung bleibt wohl erhalten, aber das Messiasbild verliert mehr und mehr die
personhaften Züge. Dieser Prozeß vollzieht sich in einer zweifachen Richtung.

Man vertritt jetzt die Auffassung: Israel als Volk ist der Messias der Welt. Indem Israel leidet,
erfüllen sich an ihm die prophetischen Weissagungen vom Leiden des Messias. Auf die Passion
Jesu will man Jesaja 53 nicht beziehen. So wendet man das Kapitel von dem leidenden Knecht
Gottes auf das eigene Volk an.
Daneben tritt eine zweite Umformung. Man erhofft nicht mehr die Ankunft des Messias als einer
konkreten geschichtlichen Gestalt. Dafür wartet man jetzt auf den Anbruch einer messianisch
geprägten Heilszeit. Die Erlö sung kommt nicht durch einen Erlöser, die Erlösung kommt durch
eine Vielzahl von Menschen guten Willens, die sich verantwortlich fühlen für die Heilung der Welt.

Von daher ist es zu erklären, warum so viele jüdische Denker, es sei nur an die
Philosophieprofessoren Cohen und Arthur Liebert erinnert, überzeugte und begeisterte Anhänger
von Immanuel Kant gewesen sind. Sie fühlten sich angezogen von der »Kritik der praktischen Ver
nunft«, in der der Ethik so weitreichende religiöse Mög lichkeiten eingeräumt werden. Auch nach
der Säkularisie rung der Messiaserwartung kann der jüdische Mensch nicht anders, als
messianisch zu denken, zu wirken und zu hoffen. So haben sich viele bedeutende jüdische
Namen je und je begeistert für humanitäre Wohlfahrtsbestre bungen aller Art, für den Völkerbund
und für den Pa zifismus, ja selbst in der areligiösen Welt des Marxismus lebt das messianische
Verlangen, hier auf dieser Erde ein Reich der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit und des Welt
friedens zu schaffen. Solange freilich der Weg nach dort hin mit Leichen gepflastert ist, kann man
füglich bezwei feln, ob er in ein Menschheitsparadies führen wird.

Besonders deutlich läßt sich an dem Lebenswerk von Martin Buber der Übergang vom
personhaften Messias bild zu einer messianischen Ära wahrnehmen. Martin Buber redet wohl mit
Hochachtung von der Gestalt Jesu, aber sein Messiasanspruch gilt ihm durchaus als eine
Selbsttäuschung. Nach der Überzeugung von Martin Buber haben wir nicht auf eine
Heilandsgestalt in der Zu kunft der Geschichte zu warten, wir müssen das messia nische Zeitalter
selbst heraufführen durch Gutsein und Gutestun. Buber hat über seinen Großvater den
Chassidismus in unmittelbarer Berührung kennengelernt, und er ließ sich davon ergreifen. In
dieser jüdischen Erwec kungsbewegung Ostgaliziens im Verlauf des 19. Jahr hunderts glüht eine
Tat-Mystik von hingebungsvoller Aufopferung. Der gegenwärtige Weltzustand wird ver neint.
Doch die Welt könne und müsse anders werden, wenn sich nur genügend Menschen bereit
fänden, an der Weltverbesserung mitzuarbeiten.

6.

In schrecklicher Verblendung hat die Christenheit ihr grausames Wüten gegen das jüdische Volk
oftmals mit dem Satz begründet, mit dem die Frauen von Jerusalem damals den Passionsweg
Jesu begleitet haben: »Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!« Man fühlte sich bei dem
hemmungslosen Toben gegen die Synagoge und ihre Glieder gewissermaßen als Vollstrecker
dieser Fluchworte. Aber es ist traurig und nie und nimmer zu verantworten, wenn die Christenheit
dieses schicksals schwere Wort als einen Freibrief zum zerstörerischen Handeln auslegt. Denn
das Blut Christi »schreit ja nicht Rache, sondern bittet um Vergebung«. Wenn Jesus am Kreuz
den Vater im Himmel für seine Feinde angerufen hat, so waren es doch in erster Linie jüdische
Menschen, für die er den göttlichen Versöhnungswillen erfleht hat. Unter den dreitausend, die an
Pfingsten getauft wurden, waren gewiß auch solche, die das Hosianna und kurz danach das
Kreuzige mitgerufen hatten. Daß sie zum Glauben an Jesus Christus kommen durften durch den
Sturmwind und die Feuersglut des Heiligen Geistes, macht deutlich, daß Gott ihnen vergeben
hatte.

Das Kreuz Christi ist das Zeichen des Friedens, gerade auch zwischen Israel und den Völkern.
Im Zeichen dieses Kreuzes sind wir alle gemeinsam gerichtet, aber noch viel mehr gemeinsam
geliebt. Daß dieser Friede siegen möge über alle vorhandenen wechselseitigen Spannun gen,
Entfremdungen, Gereiztheiten und Schuldvorwürfe, dazu kann jeder einzelne beitragen.

---
Norman G. Finkelstein

Die Holocaust – Industrie

- Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird -

Einführung

Dieses Buch ist eine Anatomie der Holocaust-Industrie und zugleich eine Anklage gegen sie. Auf
den folgenden Seiten werde ich darlegen, daß DER HOLOCAUST eine von Ideologie geprägte
Darstellung der Massenvernichtung der Juden durch die Nazis ist.

Wie alle Ideologien ist sie, wenn auch schwach, mit der Wirklichkeit verbunden. DER
HOLOCAUST ist kein willkürlich zusammengestelltes, sondern vielmehr ein in sich stimmiges
Konstrukt. Seine zentralen Dogmen stützen wichtige politische und Klasseninteressen.
Tatsächlich hat DER HOLOCAUST sich als unentbehrliche ideologische Waffe erwiesen. Durch
deren Einsatz hat eine der stärksten Militärmächte der Welt mit einer erschreckenden
Menschenrechtsbilanz sich in die Rolle eines "Opfer"- Staates versetzt, und ebenso hat die
erfolgreichste ethnische Gruppe der Vereinigten Staaten sich einen Opferstatus zugelegt.
Aus dieser scheinbar bestechenden Opferrolle erwachsen beträchtliche Dividenden -
insbesondere die Immunität gegenüber Kritik, wie berechtigt sie auch sei. Ich könnte hinzufügen,
daß jene, die sich dieser Immunität erfreuen, der damit üblicherweise verbundenen moralischen
Korrumpierung nicht entkommen sind. Aus dieser Sicht ist Elie Wiesels Auftreten als offizieller
Interpret DES HOLOCAUST kein Zufall. Zu dieser Stellung hat ihm nicht sein humanitäres
Engagement oder seine literarisches Talent verholfen. Wiesel spielt seine Hauptrolle vielmehr
deshalb, weil er unbeirrbar die Dogmen DES HOLOCAUST artikuliert und so die Interessen
stützt, die hinter diesem stehen.

Den ersten Anstoß zu diesem Buch erhielt ich von Peter Novicks wegweisender Abhandlung The
Holocaust in American Life, die ich für eine britische Literaturzeitschrift besprochen hatte. Der
kritische Dialog, den ich mit Novick aufgenommen habe, wird auf den folgenden Seiten
ausgeweitet; daraus ergeben sich die zahlreichen Hinweise auf seine Untersuchung. The
Holocaust in American Life, mehr eine Ansammlung provozierender Aperçus als eine fundierte
Kritik, steht in der ehrwürdigen amerikanischen Tradition der Enthüllungsstorys. Wie die meisten
Verfasser von Enthüllungsstorys konzentriert Novick sich auf die ungeheuerlichsten Mißstände.
The Holocaust in American Life ist bissig und erfrischend geschrieben, aber keine Kritik, die an
die Wurzel geht.

Novicks zentrale analytische Kategorie ist "Erinnerung". Diese "Erinnerung", derzeit das Objekt
der Begeisterung im Elfenbeinturm, ist sicherlich seit langem der armseligste Begriff, der von den
akademischen Höhen herabgekommen ist. Mit der obligatorischen Verbeugung vor Maurice
Halbwachs möchte Novick vorführen, wie die "Erinnerung an den Holocaust" von "aktuellen
Anliegen" geformt wird. Es gab einmal eine Zeit, da verwendeten Intellektuelle mit abweichender
Meinung einerseits aussagekräftige politische Kategorien wie "Macht" und "Interessen",
andererseits den Begriff "Ideologie". Heute ist davon nichts geblieben als die konziliante,
entpolitisierte Sprache der "Anliegen" und der "Erinnerung".

Mein ursprüngliches Interesse an dem Thema der Vernichtung der Juden durch die Nazis war
persönlich motiviert. Mein Vater wie meine Mutter waren Überlebende des Warschauer Ghettos
und der Konzentrationslager der Nazis. Abgesehen von ihnen selbst sind alle Familienmitglieder
meiner beiden Eltern von den Nazis ausgelöscht worden. Meine erste Erinnerung an die
Massenvernichtung der Juden durch die Nazis ist der Anblick meiner Mutter, die den Eichmann-
Prozeß (1961) wie gebannt im Fernsehen verfolgte, als ich von der Schule nach Hause kam.
Obwohl sie erst sechzehn Jahre vor dem Prozeß aus dem Konzentrationslager befreit worden
waren, waren die Eltern, die ich kannte, in meinen Augen immer durch einen unüberbrückbaren
Abgrund davon getrennt. An der Wand des Wohnzimmers hingen Fotografien der Familie meiner
Mutter. (Photos der Familie meines Vaters gingen im Krieg verloren.) Was mich mit meinen
Verwandten verband, konnte ich nie ganz begreifen, noch viel weniger konnte ich mir vorstellen,
was mit ihnen geschehen war. Es waren die Schwestern, der Bruder und die Eltern meiner
Mutter, nicht meine Tanten, mein Onkel oder meine Großeltern. Ich erinnere mich, als Kind John
Herseys The Wall und Leon Uris Mila 18 gelesen zu haben, beides waren romanhafte
Schilderungen des Warschauer Ghettos. (Ich weiß noch, wie meine Mutter eines Tages klagte,
daß sie, versunken in die Lektüre von The Wall, auf dem Weg zur Arbeit nicht an ihrer U-
Bahnstation ausgestiegen war.) So sehr ich es versuchte, es gelang mir auch nicht für einen
Augenblick, in meiner Vorstellung den Sprung zu vollziehen, der meine Eltern in ihrer ganzen
Alltäglichkeit mit dieser Vergangenheit in Verbindung gebracht hätte. Ehrlich gesagt, ich kann das
noch immer nicht.

Doch es gibt einen wichtigeren Punkt: Abgesehen von dieser Präsenz von Phantomen kann ich
mich nicht erinnern, daß die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis je in meine Kindheit
eindrang. Das lag hauptsächlich daran, daß außerhalb meiner Familie sich niemand dafür zu
interessieren schien, was geschehen war. Der Freundeskreis meiner Kindheit las umfassend
über die Tagesereignisse und diskutierte leidenschaftlich darüber. Doch ich kann mich ehrlich
gesagt an keinen einzigen Freund (oder an Eltern eines Freundes) erinnern, der auch nur einmal
gefragt hätte, was meine Mutter und mein Vater durchgemacht hatten. Das war kein
respektvolles Schweigen. Es war nichts weiter als Gleichgültigkeit.

In diesem Licht kann man die Ergüsse des Grauens in späteren Jahrzehnten, als die Holocaust-
Industrie fest etabliert war, nur mit Skepsis betrachten. Daß die amerikanischen Juden die
Massenvernichtung der Juden durch die Nazis "entdeckt" haben, scheint mir manchmal
schlimmer als die Tatsache, daß sie in Vergessenheit geraten war. Es ist wahr: Meine Eltern
grübelten allein für sich über ihr Leid nach; was sie erlitten hatten, wurde nicht öffentlich bestätigt.
Aber war das nicht besser als die derzeitige dreiste Ausbeutung jüdischen Märtyrertums? Ehe
aus der Massenvernichtung der Juden DER HOLOCAUST wurde, waren zu dem Thema nur ein
paar wissenschaftliche Untersuchungen - zum Beispiel Raul Hilbergs Die Vernichtung der
europäischen Juden - und Memoiren wie Viktor Frankls... trotzdem Ja zum Leben sagen und Ella
Lingens-Reiners Prisoners of Fear veröffentlicht worden. Doch diese kleine Sammlung von
Edelsteinen ist besser als die Regale über Regale mit trivialer Literatur, die nun Bibliotheken und
Buchläden füllen.

Obwohl meine Eltern bis zu ihrem Todestag die Vergangenheit jeden Tag aufs neue erlebten,
verloren sie gegen Ende ihres Lebens das Interesse an DEM HOLOCAUST als öffentlichem
Schauspiel. Einer der lebenslangen Freunde meines Vaters war mit ihm gemeinsam
Lagerinsasse in Auschwitz gewesen, ein scheinbar nicht korrumpierbarer Idealist vom linken
Flügel, der die deutsche Entschädigungszahlung nach dem Krieg aus Prinzip ablehnte. Am Ende
wurde er einer der Leiter der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Zögernd und mit
aufrichtiger Enttäuschung räumte mein Vater schließlich ein, daß selbst dieser Mann von der
Holocaust-Industrie korrumpiert worden war und seine Überzeugungen angepaßt hatte an das,
was Macht und Gewinn versprach.
Als die Darstellung DES HOLOCAUST immer absurdere Formen annahm, zitierte meine Mutter
gern (und ironisch) Henry Ford: "Geschichte ist Quatsch." Die Geschichten der "Überlebenden
des Holocaust" - alle waren KZ-Insassen, alle Helden des Widerstands gewesen - bildeten zu
Hause eine ganz besondere Quelle der Erheiterung. Vor langer Zeit hat John Stuart Mill erkannt,
daß Wahrheiten, die nicht ständig hinterfragt werden, schließlich "nicht länger als Wahrheit
wirken, weil sie durch Übertreibung zur Unwahrheit werden".

Meine Eltern fragten sich oft, weshalb mich Verfälschung und Ausbeutung des Völkermords der
Nazis so empörten. Der Hauptgrund ist der: Man hat ihn dazu benutzt, die verwerfliche Politik des
israelischen Staates und die amerikanische Unterstützung für diese Politik zu rechtfertigen. Doch
es gibt auch ein persönliches Motiv. Ich sorge mich um das Andenken an die Verfolgung meiner
Familie. Die laufende Kampagne der Holocaust-Industrie, mit der im Namen "bedürftiger Opfer
des Holocaust" Geld von Europa erpreßt werden soll, hat das moralische Format ihres
Martyriums reduziert auf einen Einsatz im Casino von Monte Carlo. Doch auch abgesehen von
dieser Besorgnis: Wir sollten die Integrität der historischen Überlieferung bewahren, ja, für sie
kämpfen.
Wie ich auf den letzten Seiten dieses Buches vorschlage, können wir durch das Studium der
Massenvernichtung der Juden durch die Nazis nicht nur etwas über "die Deutschen" oder "die
Nichtjuden" erfahren, sondern über uns alle. Wenn wir jedoch wirklich etwas aus der
Massenvernichtung der Juden lernen wollen, so muß, wie ich glaube, deren physische Dimension
verkleinert und die moralische Dimension vergrößert werden. Zu viele öffentliche und private
Mittel sind für das Gedenken an den Völkermord der Nazis eingesetzt worden. Was dabei
herauskommt, ist zumeist wertlos; es ist nicht dem Leiden der Juden gewidmet, sondern dient
ihrer Erhöhung.

Es ist schon seit langer Zeit überfällig, daß wir unser Herz für das Leiden der übrigen Menschheit
öffnen. Das war die wichtigste Lektion, die mir meine Mutter auf den Weg gab. Niemals hörte ich
sie sagen: Du sollst nicht vergleichen. Meine Mutter stellte immer Vergleiche an. Zweifellos muß
man historische Unterschiede machen. Doch wenn man moralisch zwischen "unseren" und den
Leiden "jener" unterscheidet, ist das selbst eine moralische Farce. "Man kann zwei Menschen im
Elend nicht vergleichen", erklärte Plato, "und behaupten, der eine sei glücklicher als der andere."
Angesichts der Leiden der Afro-Amerikaner, Vietnamesen und Palästinenser lautete das Credo
meiner Mutter stets: Wir sind alle Holocaust-Opfer.

New York, April 2000 Norman G. Finkelstein

1. Wie aus dem Holocaust Kapital geschlagen wird

Im Zuge eines denkwürdigen Meinungsaustauschs, der ein paar Jahre zurückliegt, warf Gore
Vidal Norman Podhoretz, dem damaligen Herausgeber von Commentary, dem Publikationsorgan
des American Jewish Committee, vor, er sei unamerikanisch. Als Beleg führte er an, daß
Podhoretz dem amerikanischen Bürgerkrieg - "dem großen tragischen Ereignis, das in unserer
Republik bis auf den heutigen Tag nachklingt" - weniger Bedeutung zumesse als jüdischen
Anliegen. Doch damit war Podhoretz vielleicht amerikanischer als sein Ankläger. Denn es ist der
"Krieg gegen die Juden" und nicht der "Krieg zwischen den [amerikanischen] Staaten", der im
Kulturleben Amerikas eine größere Rolle spielt. Die meisten Hochschulprofessoren können
bezeugen, daß weit mehr Studenten die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis dem
richtigen Jahrhundert zuordnen und im allgemeinen die korrekte Zahl der Getöteten nennen
können, als das für den Bürgerkrieg der Fall ist. Tatsächlich ist die Massenvernichtung der Juden
durch die Nazis schon fast der einzige historische Bezug, der heutzutage in einer
Lehrveranstaltung der Universität anklingt. Umfragen zufolge können mehr Amerikaner den
Holocaust einordnen als den Angriff auf Pearl Harbor oder die Atombomben auf Japan.

Es ist jedoch noch nicht so lange her, daß die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis im
Leben Amerikas kaum eine Rolle spielte. Zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den
späten sechziger Jahren rührten nur eine Handvoll Bücher und Filme an das Thema. In den USA
wurde nur ein Hochschulseminar zu diesem Gegenstand angeboten. Als Hannah Arendt 1963
Eichmann in Jerusalem veröffentlichte, konnte sie sich nur auf zwei wissenschaftliche
Untersuchungen in englischer Sprache beziehen - Gerald Reitlingers Die Endlösung und Raul
Hilbergs Die Vernichtung der europäischen Juden. Hilbergs Meisterwerk schaffte es nur knapp,
das Licht der Welt zu erblicken. Sein Doktorvater an der Columbia University, der deutsch-
jüdische Sozialtheoretiker Franz Neumann, riet ihm dringend ab, über das Thema zu schreiben
("Das wird Ihre Beerdigung"), und kein Herausgeber eines Universitäts- oder eines
Publikumsverlags wollte mit dem vollendeten Manuskript zu tun haben. Als Die Vernichtung der
europäischen Juden schließlich veröffentlicht wurde, erhielt es nur wenige, zumeist kritische
Besprechungen.

Nicht nur die Amerikaner im allgemeinen, sondern auch die jüdischen Intellektuellen schenkten
der "Massenvernichtung" der Juden durch die Nazis wenig Beachtung. In einer maßgeblichen
Untersuchung von 1957 berichtete der Soziologe Nathan Glazer, daß die Endlösung der Nazis
(wie auch der Staat Israel) "bemerkenswert geringe Auswirkungen auf das Seelenleben der
amerikanischen Juden hatte". Bei einem Symposium zum Thema "Judentum und die jüngeren
Intellektuellen", das die Zeitschrift Commentary 1961 veranstaltete, betonten nur zwei von
einunddreißig Rednern ihre Bedeutung. In einer Gesprächsrunde zum Thema "Mein jüdisches
Selbstverständnis", zu der die Zeitschrift Judaism im Jahr 1961 einundzwanzig gläubige Juden
eingeladen hatte, wurde das Thema ebenfalls fast vollständig außer Acht gelassen. In den
Vereinigten Staaten gab es keine Denkmäler oder Gedenkfeiern, um angesichts der
Massenvernichtung der Juden durch die Nazis ein Zeichen zu setzen. Im Gegenteil, wichtige
jüdische Organisationen widersetzten sich einem solchen Gedenken. Es fragt sich nur, warum?

Der gängigen Erklärung zufolge waren die Juden wegen der Massenvernichtung durch die Nazis
traumatisiert, weshalb sie die Erinnerung daran unterdrückten. Doch in Wahrheit gibt es keinen
Beleg, der diesen Schluß stützen würde. Zweifellos wollten manche Überlebende damals (und
auch in späteren Jahren) nicht über das sprechen, was geschehen war. Viele andere jedoch
wünschten sich sehr, darüber zu reden, und wollten, sobald sich eine Gelegenheit ergab, gar
nicht mehr damit aufhören. Das Problem lag darin, daß die Amerikaner nicht zuhören wollten.

Der wahre Grund für das öffentliche Schweigen über die Vernichtung durch die Nazis liegt in der
konformistischen Politik der Führung der amerikanischen Juden und im politischen Klima im
Amerika der Nachkriegszeit. In innen- wie außenpolitischen Angelegenheiten gingen die
jüdischen Eliten Amerikas (In diesem Text bezeichnet „jüdische Eliten“ Persönlichkeiten, die im
organisatorischen und kulturellen Leben der jüdischen Mainstream-Gemeinde eine
herausragende Rolle spielen.N.F.) konform mit der offiziellen Politik der USA. Das machte es
leichter, die überlieferten Ziele wie Assimilation und Zugang zur Macht zu erreichen. Mit Beginn
des Kalten Krieges stürzten die Organisationen des jüdischen Mainstream sich in den Kampf. Die
jüdischen Eliten Amerikas "vergaßen" die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis, weil
Deutschland - seit 1949 Westdeutschland - zu einem entscheidenden Nachkriegsverbündeten
der Amerikaner in der Konfrontation der USA mit der UdSSR wurde. Es brachte nichts ein, die
Vergangenheit ans Licht zu zerren; tatsächlich wurde dadurch alles komplizierter.

Mit kleineren Vorbehalten (die man rasch fallenließ) stimmten die wichtigsten Organisationen der
amerikanischen Juden schnell der Unterstützung eines wiederbewaffneten und kaum
entnazifizierten Deutschland durch die USA zu. Weil man befürchtete, daß "jede organisierte
Opposition amerikanischer Juden gegen die neue Außenpolitik und gegen den veränderten
strategischen Ansatz sie in den Augen der nichtjüdischen Mehrheit isolieren und ihre
Nachkriegserrungenschaften im Inland gefährden könnte", predigte das American Jewish
Committee (AJC) als erste Organisation die Vorzüge dieser Wiedereingliederung. Der pro-
zionistische Jüdische Weltkongreß (World Jewish Congress, WJC) und seine amerikanische
Dependance ließen ihren Widerstand fallen, nachdem Anfang der fünfziger Jahre mit
Deutschland eine Übereinkunft über Entschädigungszahlungen unterzeichnet worden war,
während die Anti-Defamation League (ADL, Anti-Diffamierungsliga) 1954 als erste wichtige
jüdische Organisation eine offizielle Delegation nach Deutschland entsandte. Gemeinsam mit der
Bonner Regierung arbeiteten diese Organisationen daran, die unter den Juden verbreitete
"antideutsche Welle" einzudämmen.

Noch aus einem anderen Grund war die "Endlösung" für die jüdischen Eliten Amerikas ein Tabu.
Politisch links stehende Juden, die gegen das durch den Kalten Krieg bedingte Arrangement mit
Deutschland gegen die Sowjetunion waren, hörten nicht auf, darauf herumzureiten. Das
Andenken an die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis wurde deshalb als
kommunistische Angelegenheit abgestempelt. Behaftet mit dem Klischee, das Juden mit Linken
gleichsetzt - in der Tat stammte 1948 ein Drittel der Stimmen für den fortschrittlichen
Präsidentschaftskandidaten Henry Wallace von jüdischen Wählern -, schreckten die jüdischen
Eliten Amerikas nicht davor zurück, jüdische Mitbürger auf dem Altar des Antikommunismus zu
opfern. Indem das AJC und die ADL ihre Unterlagen über angebliche jüdische Umstürzler den
Behörden zur Verfügung stellten, beteiligten sie sich aktiv an der Hexenjagd der McCarthy-Ära.
Das AJC billigte die Todesurteile gegen die Rosenbergs, während seine Monatszeitschrift
Commentary in einem Leitartikel erklärte, diese seien nicht wirklich Juden.

Aus Angst, mit der politischen Linken im In- und Ausland in Verbindung gebracht zu werden,
lehnten es die konformistischen jüdischen Organisationen ab, mit Nazi-Gegnern aus der
deutschen Sozialdemokratie zusammenzuarbeiten; ebenso lehnten sie den Boykott deutscher
Hersteller ab und beteiligten sich nicht an öffentlichen Demonstrationen gegen Ex-Nazis, die
durch die USA reisten. Andererseits mußten bekannte deutsche Dissidenten wie der
protestantische Pastor Martin Niemöller, der acht Jahre in den Konzentrationslagern der Nazis
verbracht hatte und sich nun gegen den antikommunistischen Kreuzzug aussprach, beim Besuch
der USA Schmähungen der führenden amerikanischen Juden über sich ergehen lassen.

Mit dem arabisch-israelischen Junikrieg von 1967 wurde alles anders. Praktisch allen Berichten
zufolge wurde DER HOLOCAUST erst nach diesem Konflikt zu einem festen Bestandteil des
jüdischen Lebens in Amerika. Als gängige Erklärung für diesen Wandel gilt, daß Israels extreme
Isolation und Verwundbarkeit während des Junikriegs die Erinnerung an die Vernichtung durch
die Nazis wachrief. In Wahrheit wird diese Analyse weder den Gegebenheiten der Machtbalance
im Mittleren Osten zu jener Zeit noch der Art der sich entwickelnden Beziehung zwischen den
jüdischen Eliten Amerikas und dem Staat Israel gerecht.

So, wie die amerikanischen Mainstream-Organisationen der Juden die Massenvernichtung der
Juden durch die Nazis in den Jahren nach dem Krieg herunterspielten, blieb auch ihre Haltung
gegenüber Israel mit der Politik der USA im Gleichschritt. Seit den frühesten Anfängen hegten die
jüdischen Eliten Amerikas grundlegende Bedenken gegen einen jüdischen Staat. An erster Stelle
stand ihre Angst, er würde dem Vorwurf einer "doppelten Loyalität" Glaubwürdigkeit verleihen.
Schon vor der Gründung des Staates Israel brachten Führer der amerikanischen Juden die
Besorgnis zum Ausdruck, seine weitgehend osteuropäische, linksgerichtete Führungsriege würde
sich dem Lager der Sowjets anschließen. Auch wenn sie am Ende die von den Zionisten
angeführte Kampagne für die Staatsgründung zu ihrer eigenen Sache machten, achteten die
Organisationen der amerikanischen Juden genau auf die Signale aus Washington und paßten
sich ihnen an. Tatsächlich unterstützte das AJC die Gründung Israels vor allem aus der Angst
heraus, es könne für die Juden zu einem innenpolitischen Rückschlag führen, wenn die in Europa
verschleppten Juden nicht rasch angesiedelt würden. Obwohl Israel sich bald nach der
Staatsgründung dem Westen anschloß, behielten viele Israelis eine starke Zuneigung zur
Sowjetunion; die Führer der amerikanischen Juden hielten Israel, wie vorauszusehen gewesen
war, auf Abstand.

Von seiner Gründung im Jahre 1948 bis zum Junikrieg von 1967 spielte Israel in der
strategischen Planung Amerikas keine entscheidende Rolle. Als die Führung der Juden
Palästinas die Ausrufung des Staates Israel vorbereitete, war Präsident Truman unschlüssig und
wog innenpolitische Gesichtspunkte (die jüdischen Wählerstimmen) gegen die Warnungen des
Außenministeriums ab (die Unterstützung eines jüdischen Staates würde die arabische Welt auf
Distanz gehen lassen). Um die Interessen der USA im Mittleren Osten zu wahren, balancierte die
Regierung Eisenhower die Unterstützung für Israel und die arabischen Länder aus, wobei sie
jedoch die Araber begünstigte.

Immer wieder aufbrechende Konflikte der Israelis mit den USA über politische Fragen gipfelten in
der Suezkrise von 1956, als Israel mit Großbritannien und Frankreich gemeinsame Sache
machte, um Gamal Abd el Nasser, den nationalistischen Führer Ägyptens, anzugreifen. Obwohl
Israels schneller Sieg und die Annexion der Sinai-Halbinsel die allgemeine Aufmerksamkeit auf
sein strategisches Potential lenkten, wurde es von den USA weiterhin nur als einer von mehreren
regionalen Interessenschwerpunkten geführt. Dementsprechend erzwang Präsident Eisenhower
den bedingungslosen Abzug Israels von der Sinai-Halbinsel. Während der Krise unterstützten die
Führer der amerikanischen Juden für kurze Zeit die Anstrengungen Israels, den Amerikanern
Zugeständnisse abzuringen, doch zuletzt, so erinnert sich Arthur Hertzberg, "zogen sie es vor,
Israel zu empfehlen, lieber [auf Eisenhower] zu hören, anstatt sich den Wünschen des
Präsidenten der Vereinigten Staaten zu widersetzen".

Außer als Objekt gelegentlicher Nächstenliebe verschwand Israel bald nach der Gründung des
Staates aus dem Blickfeld des jüdischen Lebens in Amerika. Für die amerikanischen Juden war
Israel in der Tat nicht von Bedeutung. In seiner Untersuchung von 1957 berichtete Nathan
Glazer, daß Israel "bemerkenswert wenig Auswirkungen auf das Innenleben der amerikanischen
Juden hatte". Die Zahl der Mitglieder in der Zionist Organization of America fiel von mehreren
Hunderttausend im Jahre 1948 auf mehrere Zehntausend in den sechziger Jahren. Vor dem Juni
1967 machte sich nur einer von 20 amerikanischen Juden die Mühe, Israel zu besuchen.
Bei Eisenhowers Wiederwahl im Jahre 1956, die stattfand, nachdem er unmittelbar zuvor Israel
zu seinem demütigenden Rückzug von der Sinai-Halbinsel gezwungen hatte, wuchs die schon
beträchtliche Unterstützung der Juden für den Präsidenten weiter an. Zu Beginn der sechziger
Jahre bezog Israel wegen der Eichmann-Entführung sogar Prügel von einem Teil der
Meinungsführer der jüdischen Elite, zum Beispiel von Joseph Proskauer, dem früheren
Vorsitzenden des AJC, von dem Harvard-Historiker Oskar Handlin und der in jüdischem Besitz
befindlichen Washington Post. "Die Entführung Eichmanns", meinte Erich Fromm, "ist ein Akt der
Gesetzlosigkeit von genau der Art, deren sich auch die Nazis ... schuldig gemacht haben."

Die jüdischen Intellektuellen Amerikas erwiesen sich quer durch das politische Spektrum als
besonders gleichgültig gegenüber dem Schicksal Israels. In detaillierten Untersuchungen über
die linksliberale jüdische Intellektuellenszene während der sechziger Jahre wird Israel kaum
erwähnt. Unmittelbar vor dem Junikrieg veranstaltete das AJC ein Symposium zur "Jüdischen
Identität hier und heute". Lediglich drei der einunddreißig "besten Köpfe der jüdischen Gemeinde"
erwähnten Israel überhaupt; zwei von ihnen jedoch nur, um seine Bedeutung abzuwerten.
Bezeichnende Ironie: Die einzigen beiden in der Öffentlichkeit stehenden jüdischen
Intellektuellen, die vor dem Juni 1967 eine Verbindung zu Israel geknüpft hatten, waren
ausgerechnet Hannah Arendt und Noam Chomsky.

Dann kam der Juni-Krieg. Die USA waren von Israels überwältigender Demonstration der Stärke
beeindruckt und gingen dazu über, es sich als strategischen Besitz einzuverleiben. (Schon vor
dem Juni-Krieg waren die USA vorsichtig zu Israel umgeschwenkt, als die Regimes von Ägypten
und Syrien Mitte der sechziger Jahre einen zunehmend unabhängigeren Kurs einschlugen.)
Militärische und wirtschaftliche Hilfe begann zu fließen, als Israel sich in einen Stellvertreter
amerikanischer Macht im Mittleren Osten verwandelte.

Für die jüdischen Eliten Amerikas war Israels Unterordnung unter die Macht der USA ein
gefundenes Fressen. Der Zionismus war aus der Prämisse entstanden, daß Assimilation ein
Hirngespinst sei, daß Juden immer als potentiell illoyale Fremdlinge angesehen würden. Um
diesen Zwiespalt aufzulösen, waren die Zionisten bestrebt, eine Heimat für die Juden zu
schaffen. In der Tat wurde das Problem durch die Gründung Israels zugespitzt, jedenfalls für die
Juden in der Diaspora - der Vorwurf der doppelten Loyalität erhielt damit eine institutionalisierte
Ausprägung. Paradoxerweise erleichterte die Existenz Israels nach 1967 die Assimilation in den
Vereinigten Staaten: Jetzt standen Juden an der Front und verteidigten Amerika - eigentlich die
"westliche Kultur" - gegen die rückständigen arabischen Horden. Während Israel vor 1967 das
Schreckgespenst einer doppelten Loyalität verkörperte, suggerierte es jetzt eine Super-Loyalität.
Schließlich waren es nicht Amerikaner, sondern Israelis, die kämpften und starben, um die
Interessen der USA zu schützen. Und anders als die amerikanischen GIs in Vietnam wurden die
israelischen Kämpfer nicht von Emporkömmlingen aus der Dritten Welt gedemütigt.
Dementsprechend entdeckten die jüdischen Eliten Amerikas plötzlich Israel. Nach dem Krieg von
1967 konnte Israels militärischer Elan gefeiert werden, weil seine Gewehre in die richtige
Richtung zeigten - auf die Feinde Amerikas. Seine militärische Potenz konnte vielleicht sogar den
Eintritt in die inneren Zirkel der amerikanischen Macht erleichtern. Konnten die jüdischen Eliten
zuvor nur ein paar Listen mit jüdischen Umstürzlern bieten, so spielten sie jetzt die Rolle der
natürlichen Gesprächspartner für Amerikas neuesten strategischen Besitz. Von Nebendarstellern
konnten sie plötzlich zu Mitspielern ganz oben auf der Besetzungsliste im Drama des Kalten
Krieges avancieren. Israel wurde für die amerikanischen Juden ebenso zum strategischen Besitz
wie für die Vereinigten Staaten.

In einer Kurzbiographie, die unmittelbar vor dem Juni-Krieg veröffentlicht wurde, erinnerte
Norman Podhoretz sich leichtsinnigerweise daran, an einem Staatsdinner im Weißen Haus
teilgenommen zu haben, "wo nicht einer unter den Teilnehmern war, der nicht sichtlich außer sich
vor Freude gewesen wäre, dort dabei zu sein." Obwohl er schon Herausgeber einer führenden
jüdischen Zeitschrift war, enthalten seine Erinnerungen nur eine flüchtige Anspielung auf Israel.
Was konnte Israel einem ehrgeizigen Juden bieten? In einem späteren Memoirenband erinnerte
Podhoretz sich daran, daß Israel nach dem Krieg von 1967 "zur Religion der amerikanischen
Juden" wurde.

Nach dem Juni-Krieg arbeiteten die jüdischen Mainstream-Organisationen Amerikas unablässig


daran, die amerikanisch-israelische Allianz zu festigen. Im Fall der ADL schloß das eine
weitreichende Überwachungsoperation im Inland mit Verbindungen zum israelischen und
südafrikanischen Geheimdienst ein. In der New York Times nahm die Berichterstattung zum
Thema Israel nach dem Juni 1967 auffällig zu. Im New York Times Index belegten die Israel
betreffenden Einträge 1955 und 1965 jeweils 60 Inches Spaltenlänge. Der Eintrag zu Israel für
das Jahr 1975 belief sich auf 260 Inches Spaltenlänge. "Wenn ich mich besser fühlen will",
sinnierte Wiesel 1973, "wende ich mich den Israel-Artikeln in der New York Times zu." Wie
Podhoretz fanden auch viele amerikanisch-jüdische Mainstream-Intellektuelle plötzlich zur
"Religion". Novick berichtet, daß Lucy Dawidowicz, die Nestorin der Holocaust-Literatur, einst
eine "scharfe Kritikerin Israels" gewesen sei. Israel könne von Deutschland keine
Wiedergutmachung verlangen, während es die Verantwortung für die vertriebenen Palästinenser
scheue, haderte sie 1953: "Moral kann nicht so biegsam sein." Doch fast unmittelbar nach dem
Juni-Krieg wurde Dawidowicz zu einer "glühenden Verteidigerin Israels", das sie zum
"gemeinsamen Paradigma für das Idealbild des Juden in der modernen Welt" ausrief.

Eine beliebte Pose der nach 1967 als Zionisten Wiedergeborenen bestand darin, ihre eigene
freimütig geäußerte Unterstützung für ein vermeintlich belagertes Israel gegen die Feigheit der
amerikanischen Juden während des Holocaust auszuspielen. In Wahrheit taten sie genau das,
was die jüdischen Eliten Amerikas immer getan hatten: Sie marschierten im Gleichschritt mit der
Macht in Amerika.

Für die neuen jüdischen "Unterstützer" Israels in Amerika war ein unabhängiges Israel in Frieden
mit seinen Nachbarn wertlos. Nur ein israelisches Sparta, das der amerikanischen Macht
verpflichtet war, kam in Frage, denn nur dann konnten die jüdischen Führer in den USA als
Sprecher für die imperialistischen Ambitionen Amerikas auftreten. Wie Noam Chomsky
vorgeschlagen hat, sollten diese "Unterstützer Israels" zutreffender als "Unterstützer des
moralischen Abstiegs und der endgültigen Zerstörung Israels" bezeichnet werden. Um ihren
strategischen Besitz zu schützen, "erinnerten" die jüdischen Eliten Amerikas sich an DEN
HOLOCAUST. Üblicherweise wird berichtet, sie hätten das getan, weil sie zur Zeit des Juni-
Kriegs geglaubt hätten, Israel schwebe in tödlicher Gefahr, weshalb sie von Ängsten vor einem
zweiten Holocaust ergriffen worden seien. Diese Behauptung hält einer näheren Überprüfung
nicht stand.

Man sehe sich den ersten arabisch-israelischen Krieg an. 1948, am Vorabend der
Unabhängigkeit, schien die Gefahr für die Juden Palästinas weit bedrohlicher zu sein. David Ben-
Gurion erklärte, "700.000 Juden" hätten es gegen "27 Millionen Araber aufgenommen - einer
gegen vierzig". Die Vereinigten Staaten schlossen sich einem von der UNO über die Region
verhängten Waffenembargo an, womit sie einen klaren Bewaffnungsvorteil der arabischen
Armeen verstärkten. Ängste vor einer weiteren Nazi-"Endlösung" trieben die Juden Amerikas um.
Das AJC klagte, daß die arabischen Staaten nun "Hitlers Spießgesellen, den Mufti [von
Jerusalem], bewaffneten, während die Vereinigten Staaten ihr Waffenembargo verschärften", und
sah "Massenselbstmorde und eine vollständige Vernichtung der Juden in Palästina" voraus.
Selbst der Außenminister George Marshall und der CIA prophezeiten eine sichere jüdische
Niederlage, falls es zum Krieg kommen würde. Obwohl "tatsächlich die stärkere Seite gewann"
(der Historiker Benny Morris), war es für Israel wahrlich kein Spaziergang. Während der ersten
Kriegsmonate zu Beginn des Jahres 1948 und besonders, als im Mai die Unabhängigkeit
ausgerufen wurde, wurden Israels Überlebenschancen von Yigael Yadin, dem Befehlshaber der
Haganah, "fifty-fifty" eingeschätzt. Ohne einen geheimen Waffendeal mit der Tschechoslowakei
hätte Israel wahrscheinlich nicht überlebt. Nachdem es ein Jahr gekämpft hatte, hatte Israel 6000
Gefallene zu beklagen, ein Prozent seiner Bevölkerung. Warum also wurde DER HOLOCAUST
nicht schon nach dem Krieg von 1948 zu einem Brennpunkt des jüdischen Lebens in Amerika?

Israel bewies schnell, daß es 1967 weit weniger verwundbar war als in seinem Kampf um die
Unabhängigkeit. Die israelischen und amerikanischen Führer wußten schon vorher, daß Israel in
einem Krieg mit den arabischen Staaten leicht die Oberhand behalten würde. Als Israel seine
arabischen Nachbarn innerhalb weniger Tage in die Flucht schlug, wurde diese Wahrheit
überzeugend offenbar. Novick berichtet: "Anläßlich der Mobilisierung der amerikanischen Juden
zugunsten Israels wurde vor dem Krieg erstaunlich wenig auf den Holocaust Bezug genommen."
Erst nach Israels überwältigender Demonstration seiner militärischen Stärke entstand die
Holocaust-Industrie und florierte inmitten der größten israelischen Siegesgewißheit.

Die schockierenden Rückschläge Israels zu Beginn und seine bedeutenden Verluste während
des arabisch-israelischen Oktober-Krieges von 1973 sowie seine zunehmende internationale
Isolation danach verschärften die Befürchtungen der amerikanischen Juden bezüglich Israels
Verwundbarkeit. Entsprechend trat nun die Erinnerung an den Holocaust in den Mittelpunkt des
Geschehens. Novick schreibt dazu: "Unter amerikanischen Juden ... bekam die Situation eines
verwundbaren Israels allmählich eine erschreckende Ähnlichkeit mit der der europäischen Juden
dreißig Jahre zuvor ... Nicht nur war das der ›Take off‹ des Redens über den Holocaust in
Amerika, es wurde auch zunehmend institutionalisiert." - Doch im Krieg von 1948 hatte Israel sich
näher am Abgrund befunden und weit mehr Opfer zu beklagen gehabt als 1973.

Israel war nach dem Oktober-Krieg von 1973 international nicht mehr gut angesehen. Abba Eban
erinnert sich traurig seiner glänzenden Vorstellung vor der Generalversammlung der Vereinten
Nationen, die, "nachdem sie die Rede mit anhaltendem und heftigem Applaus bedacht hatte, in
der Folge mit großer Mehrheit gegen uns stimmte". Bei diesem Konsens spielten die USA eine
herausragende Rolle. Nicht nur, daß Eisenhower Israel zum Rückzug zwang, auch die öffentliche
Unterstützung für Israel in den USA fiel auf einen "erschreckenden Tiefstand" (so der Historiker
Peter Grose).

Tatsächlich trat die Holocaust-Industrie nicht deshalb in den Mittelpunkt des Geschehens, weil
Israels unerwartete Rückschläge während des Oktober-Krieges von 1973 Erinnerungen an die
"Endlösung" wachriefen. Die historischen Dokumente legen überzeugend nahe, daß die
amerikanischen Juden, wenn Israel nach dem Oktober-Krieg wirklich allein dagestanden hätte,
sich um keinen Deut mehr an die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis erinnert hätten
als nach den Kriegen von 1948 oder 1956.

Eine schlüssigere, wenn auch weniger schmeichelhafte Erklärung lautet, daß die jüdischen Eliten
Amerikas sich vor dem Juni 1967 nur dann an die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis
erinnerten, wenn es politisch zweckdienlich war. Israel, ihr neuer Schutzherr, hatte während des
Eichmann-Prozesses aus der Judenvernichtung Kapital geschlagen.

Angesichts ihrer erwiesenen Nützlichkeit bedienten sich die organisierten Juden Amerikas nach
dem Juni-Krieg der Massenvernichtung der Juden durch die Nazis. Einmal ideologisch
umgeformt, erwies DER HOLOCAUST (entsprechend der eingangs von mir angegebenen
Erläuterung in Versalien) sich als die perfekte Waffe, um Kritik an Israel abzuwehren. Und zwar in
genau der Weise, die ich im folgenden aufzeigen werde. Was hier hervorgehoben zu werden
verdient, ist jedoch die Tatsache, daß DER HOLOCAUST für die jüdischen Eliten Amerikas die
gleiche Funktion erfüllte wie Israel: Er war ein weiterer unschätzbarer Chip in einem Machtspiel
mit hohen Einsätzen. Die bekundete Besorgnis um die Erinnerung an den Holocaust war ebenso
gespielt wie die bekundete Besorgnis um Israels Schicksal. Deshalb war Ronald Reagans
umnachtete Erklärung 1985 auf dem Soldatenfriedhof von Bitburg, wonach die dort begrabenen
deutschen Soldaten (einschließlich der Angehörigen der Waffen-SS) "so gewiß wie die Opfer in
den Konzentrationslagern Opfer der Nazis" seien, bei den organisierten Juden Amerikas rasch
vergeben und vergessen. 1988 wurde Reagan von einer der bekanntesten Holocaust-
Organisationen, dem Simon-Wiesenthal-Zentrum, für seine "standhafte Unterstützung Israels" mit
der Auszeichnung "Humanitarian of the Year" bedacht; 1994 erhielt er von der pro-israelischen
ADL die Auszeichnung "Torch of Liberty".

Der weiter zurückliegende Ausbruch von Reverend Jesse Jackson im Jahre 1979, er sei es "leid
und müde, etwas über den Holocaust zu hören", war dagegen nicht so schnell vergeben und
vergessen. Tatsächlich hörten die Angriffe der jüdischen Eliten Amerikas gegen Jackson niemals
auf, wenn auch nicht wegen seiner "antisemitischen Bemerkungen", sondern eher wegen seiner
"Parteinahme für die Position der Palästinenser". Im Falle Jacksons war noch ein zusätzlicher
Faktor beteiligt: Er repräsentierte Wählerschichten, mit denen die organisierten Juden Amerikas
sich seit dem Ende der sechziger Jahre in den Haaren gelegen hatten. Auch in diesen
Auseinandersetzungen erwies sich DER HOLOCAUST als mächtige ideologische Waffe.

Nicht Israels behauptete Schwäche und Isolation, nicht die Furcht vor einem zweiten Holocaust,
sondern eher seine erwiesene Stärke und seine strategische Allianz mit den Vereinigten Staaten
brachten die jüdischen Eliten dazu, die Holocaust-Industrie nach dem Juni 1967 anzukurbeln.
Novick liefert, wenn auch unabsichtlich, den besten Beweis für diese Schlußfolgerung. Um
nachzuweisen, daß die amerikanische Politik gegenüber Israel von Machtüberlegungen und nicht
von der "Endlösung" der Nazis bestimmt war, schreibt er: "Als der Holocaust im Bewußtsein der
amerikanischen Führung noch ganz frisch war - während der ersten fünfundzwanzig Jahre nach
dem Zweiten Weltkrieg -, war die Unterstützung der Vereinigten Staaten für Israel am
geringsten ... Nicht als Israel für schwach und verwundbar gehalten wurde, sondern nachdem es
im Sechs-Tage-Krieg seine Stärke bewiesen hatte, verwandelte die amerikanische Hilfe für Israel
sich von einem Tröpfeln in eine Flut". Dieses Argument läßt sich in gleichem Maß auf die
jüdischen Eliten Amerikas beziehen.

Die Holocaust-Industrie speist sich auch aus inneren Quellen. Gängige Interpretationen
verweisen auf das jüngste Auftreten einer "Politik der Identitätsbesinnung" auf der einen und der
"Kultur der Übernahme von Opferrollen" auf der anderen Seite. In der Tat kann sich Identität auf
eine bestimmte Geschichte von Unterdrückung gründen; entsprechend suchten Juden ihre
eigene ethnische Identität im Holocaust zu finden.

Doch unter den Gruppen, die ihre Opferrolle beklagen, darunter Schwarze, Latinos,
amerikanische Ureinwohner, Frauen, Schwule und Lesben, sind allein die Juden in Amerikas
Gesellschaft nicht benachteiligt. In Wahrheit haben die Politik der Identitätsbesinnung und DER
HOLOCAUST sich unter amerikanischen Juden nicht wegen deren Opferstatus verbreiten
können, sondern weil diese keine Opfer sind.

Als die antisemitischen Schranken nach dem Zweiten Weltkrieg schnell fielen, stiegen die Juden
in den Vereinigten Staaten zu überragender Bedeutung auf. Lipset und Raab zufolge ist das Pro-
Kopf-Einkommen der Juden fast doppelt so hoch wie das der Nichtjuden; sechzehn der vierzig
reichsten Amerikaner sind Juden, 40 Prozent der amerikanischen Nobelpreisgewinner in den
Natur- und Wirtschaftswissenschaften sind Juden, ebenso wie 20 Prozent der Professoren an
den großen Universitäten und auch 40 Prozent der Partner in den führenden Anwaltskanzleien in
New York und Washington. Die Liste läßt sich fortsetzen. Die jüdische Identität ist weit davon
entfernt, dem Erfolg im Weg zu stehen - sie ist die Krone dieses Erfolges. So, wie viele Juden
Israel auf Abstand hielten, solange es eine Belastung darstellte, und wieder zu Zionisten wurden,
als es zu einem Wert wurde, hielten sie auch ihre ethnische Identität von sich fern, als sie eine
Belastung war, und wurden erneut zu Juden, als das einen Wert darstellte.

Die weltliche Erfolgsstory der amerikanischen Juden bildete einen zentralen - vielleicht den
einzigen - Glaubenssatz ihrer neu erworbenen Identität als Juden. Wer konnte noch bestreiten,
daß die Juden ein "auserwähltes" Volk waren. In A Certain People: American Jews and Their
Lives Today schwärmt Charles Silberman - auch er ein "wiedergeborener" Jude - in
charakteristischer Manier: "Die Juden wären keine Menschen gewesen, hätten sie sich jeglicher
Vorstellung von Überlegenheit enthalten", und "für amerikanische Juden ist es außerordentlich
schwer, das Gefühl von Überlegenheit ganz auszuschalten, wie sehr sie sich auch bemühen
mögen, es zu unterdrücken". Dem Romancier Philip Roth zufolge erbt ein jüdisches Kind "keine
Gesetzessammlung, keine zusammengefaßte Überlieferung des Lernens und keine Sprache und
letztlich keinen Herrgott ..., sondern eine Art Psychologie - und diese Psychologie kann man in
vier Worten zusammenfassen: ›Juden sind etwas Besseres‹". Wie gleich zu sehen sein wird, war
DER HOLOCAUST die negative Version ihres gepriesenen Erfolges: Er diente dazu, die jüdische
Auserwähltheit zu bestätigen.

In den siebziger Jahren war der Antisemitismus kein herausragendes Merkmal des
amerikanischen Lebens mehr. Ungeachtet dessen begann die jüdische Führung Alarm zu
schlagen, daß die Juden Amerikas von einem ansteckenden "neuen Antisemitismus" bedroht
seien. Zu den wesentlichen Beweisstücken einer bekannten Untersuchung der ADL ("gewidmet
all denen, die gestorben sind, weil sie Juden waren") gehörten das Broadway-Musical Jesus
Christ Superstar und ein Magazin der Gegenkultur, das "Kissinger als schwanzwedelnden
Kriecher, Feigling, tyrannischen Flegel, Schmeichler, Tyrannen, sozialen Aufsteiger, üblen
Manipulator, unsicheren Snob und prinzipienlosen Streber nach Macht" karikierte.

Für die organisierten Juden Amerikas diente diese gespielte Hysterie eines neuen
Antisemitismus mehreren Zwecken. Sie wertete Israels Bestehen als letzte Zuflucht auf, falls
Amerikas Juden eine benötigten. Überdies trafen die Appelle der angeblich den Antisemitismus
bekämpfenden jüdischen Organisationen um Spenden auf offenere Ohren. "So ist der Antisemit
dazu verurteilt", merkte Sartre einst an, "ohne den Feind, den er vernichten will, nicht leben zu
können."
Für jene jüdischen Organisationen ist die Umkehrung dieses Satzes ebenso wahr. Nachdem der
Antisemitismus zur Mangelware geworden ist, ist in den letzten Jahren eine scharfe Rivalität
zwischen wichtigen jüdischen "Verteidigungs"-Organisationen - insbesondere der ADL und dem
Simon-Wiesenthal-Zentrum - ausgebrochen. Hinsichtlich der Spendenbeschaffung dienen die
behaupteten Gefahren für Israel übrigens dem gleichen Zweck. Bei seiner Rückkehr von einer
Reise in die Vereinigten Staaten berichtete der angesehene israelische Journalist Danny
Rubinstein: "Nach Ansicht der meisten Leute im jüdischen Establishment ist es sehr wichtig,
immer wieder die äußeren Gefahren zu betonen, denen Israel sich gegenübersieht ... Das
jüdische Establishment in Amerika braucht Israel lediglich als Opfer des grausamen arabischen
Angriffs. Für ein solches Israel kann man Unterstützung, Spender, Geld gewinnen ... Jeder kennt
die offiziellen Zahlen der Beiträge, die vom United Jewish Appeal in Amerika gesammelt werden,
wo man den Namen Israels verwendet und wo etwa die Hälfte der Summe nicht an Israel geht,
sondern an die jüdischen Organisationen in Amerika. Kann es einen größeren Zynismus geben?"
Wie wir sehen werden, ist die Ausbeutung der "bedürftigen Holocaust-Opfer" durch die
Holocaust-Industrie die jüngste und wohl auch häßlichste Manifestation dieses Zynismus.

Das zentrale, eigentliche Motiv für das Läuten der antisemitischen Alarmglocken lag jedoch
anderswo. Als die amerikanischen Juden sich größerer säkularer Erfolge erfreuen konnten,
bewegten sie sich politisch allmählich nach rechts. Auch wenn sie in kulturellen Fragen wie
Sexualmoral und Abtreibung immer noch links von der Mitte stehen, werden die Juden
zunehmend konservativer, was Politik und Wirtschaft betrifft. Ergänzend zur Wende nach rechts
erfolgte eine Wende nach innen, als die Juden, die keine Rücksicht mehr auf frühere Verbündete
unter den Habenichtsen nahmen, ihre Mittel in zunehmendem Maß nur für jüdische Belange
reservierten. Diese Neuorientierung der amerikanischen Juden wurde in den zunehmenden
Spannungen zwischen Juden und Schwarzen deutlich sichtbar. Traditionell mit den Schwarzen
gegen die Diskriminierung gesellschaftlicher Gruppen in den USA verbündet, verließen viele
Juden gegen Ende der sechziger Jahre das Bündnis für die Bürgerrechte, als, wie Jonathan
Kaufman berichtet, "die Ziele der Bürgerrechtsbewegung sich verlagerten - von der Forderung
nach politischer und gesetzlicher Gleichstellung zu der Forderung nach wirtschaftlicher
Gleichstellung". Ähnliche Erinnerungen hat auch Cheryl Greenberg:
"Als die Bürgerrechtsbewegung den Norden erreichte, die Viertel jener liberalen Juden, bekam
die Frage der Integration eine andere Färbung. Die Juden drückten ihre Besorgnisse nun eher in
Klassen- als in Rassenbegriffen aus, und sie flohen ebenso schnell in die Vorstädte wie die
weißen Christen, um dem zu entgehen, was sie als Verfall ihrer Schulen und Viertel
wahrnahmen."

Die jüdischen Eliten, die aggressiv vorgingen, um ihre Gruppen- und Klasseninteressen zu
verteidigen, brandmarkten jede Opposition gegen ihre neue konservative Politik als antisemitisch.
So behauptete der Chef der ADL, Nathan Perlmutter, der "wirkliche Antisemitismus" in Amerika
liege in politischen Initiativen, die "jüdischen Interessen" abträglich seien, zum Beispiel in der
Integration von Minderheiten, Kürzungen des Verteidigungshaushalts und dem Neo-
Isolationismus sowie dem Widerstand gegen die Kernkraft; selbst die Reform der Wahlen an den
Colleges zählte er dazu.

In dieser ideologischen Offensive sollte DER HOLOCAUST eine entscheidende Rolle spielen.
Am offensichtlichsten ist, daß man mit der Berufung auf historische Verfolgung aktuelle Kritik
abwehrte. Als Vorwand für den Widerstand gegen die Aktion zur Integration von Minderheiten
konnten Juden sogar auf den "Numerus clausus" verweisen, unter dem sie in der Vergangenheit
gelitten hatten. Darüber hinaus wurde der Antisemitismus im Rahmen des Holocaust als
vollkommen irrationale Verachtung der Juden seitens der Nichtjuden verstanden. Die Möglichkeit,
daß eine feindselige Stimmung gegen Nichtjuden vielleicht in einem wirklichen Interessenkonflikt
(mehr dazu später) begründet sein könnte, wurde von vornherein ausgeschlossen. Die Berufung
auf DEN HOLOCAUST war deshalb ein Trick, jeglicher Kritik an Juden die Legitimation zu
entziehen - eine solche Kritik konnte nur einem krankhaften Haß entspringen.

So, wie die organisierten Juden sich DES HOLOCAUST entsannen, als die Macht Israels auf
dem Höhepunkt war, erinnerten sie sich auch an DEN HOLOCAUST, als die Macht der
amerikanischen Juden ihren Gipfel erreicht hatte. Sie gaben jedoch vor, die Juden sähen sich
hier und heute einem unmittelbar bevorstehenden ZWEITEN HOLOCAUST gegenüber. Norman
Podhoretz hob die neue jüdische Entschlossenheit nach dem Juni-Krieg von 1967 hervor, sie
habe "jedem zu widerstehen, der, in welcher Weise, in welchem Umfang und aus welchem Grund
auch immer, den Versuch machen sollte, uns Schaden zuzufügen ... Wir werden von nun an allen
Angriffen standhalten." So, wie die Israelis, von den Vereinigten Staaten bis an die Zähne
bewaffnet, aufsässige Palästinenser mutig in ihre Schranken wiesen, wiesen auch die
amerikanischen Juden aufbegehrende Schwarze in ihre Schranken.

Jene herumzukommandieren, die am wenigsten in der Lage sind, sich zu wehren: Das steckt
wirklich hinter der von den organisierten Juden Amerikas kultivierten Courage.

2. Schwindler, Geschäftemacher und die Geschichte

"Dieses Bezugnehmen auf den Holocaust", merkt der angesehene israelische Autor Boas Evron
an, ist eigentlich "eine offizielle propagandistische Indoktrination, die unaufhörlich Schlagworte
sowie eine falsche Weltsicht hervorbringt und tatsächlich keineswegs darauf abzielt, die
Vergangenheit zu verstehen, sondern darauf, die Gegenwart zu manipulieren." Der Holocaust an
sich ist keinem speziellen politischen Programm dienlich. Mit ihm kann sowohl eine Ablehnung
als auch eine Unterstützung der Politik Israels motiviert werden. Durch eine ideologische
Betrachtungsweise verzerrt, ließ sich - in Evrons Worten - "die Erinnerung an die Vernichtung
durch die Nazis" jedoch "als mächtiges Werkzeug in den Händen der israelischen Führung und
der Juden in anderen Ländern" einsetzen. Aus der Massenvernichtung der Juden durch die Nazis
wurde DER HOLOCAUST.

Zwei zentrale Dogmen bilden das Fundament für das Gefüge DES HOLOCAUST:

1. DER HOLOCAUST stellt ein absolut einzigartiges Ereignis der Geschichte dar;

2. DER HOLOCAUST steht für den Höhepunkt eines irrationalen, ewigen Hasses der Nichtjuden
gegenüber den Juden.

Vor dem Junikrieg 1967 spielten diese beiden Dogmen in der öffentlichen Auseinandersetzung
überhaupt keine Rolle, und obwohl sie zu den Kernbestandteilen der HOLOCAUST-Literatur
geworden sind, tauchen sie auch in der ursprünglichen wissenschaftlichen Forschung zur
Massenvernichtung der Juden durch die Nazis überhaupt nicht auf. Andererseits stützen sich
beide Dogmen auf wichtige Züge des Judentums und des Zionismus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Völkermord der Nazis zunächst nicht als ausschließlich
jüdisches - und schon gar nicht als geschichtlich einzigartiges - Ereignis gezeichnet.
Insbesondere die organisierten Juden Amerikas gaben sich größte Mühe, ihn in einen
universellen Zusammenhang zu stellen. Nach dem Juni-Krieg hat man die "Endlösung" der Nazis
jedoch in einen radikal anderen Rahmen eingeordnet. "Der erste und wichtigste Anspruch, der
aus dem Krieg von 1967 hervorging und zum Wahrzeichen des amerikanische Judentums
wurde", erinnert sich Jacob Neusner, sei gewesen, daß "der Holocaust ...einzigartig und in der
Menschheitsgeschichte ohne Parallele war". In einem erhellenden Aufsatz spottet der Historiker
David Stannard über die "kleine Industrie der Holocaust-Hagiographen, die mit der ganzen
Energie und dem Einfallsreichtum theologischer Eiferer für die Einzigartigkeit der jüdischen
Erfahrung streiten". Das Dogma von der Einzigartigkeit ergibt schließlich keinen Sinn.

Auf der allgemeinsten Stufe ist jedes geschichtliche Ereignis einzigartig, und sei es nur, weil es
zeitlich und räumlich festgelegt ist. Und jeder historische Vorgang trägt sowohl unterscheidende
Merkmale wie auch solche in sich, die er mit anderen gemeinsam hat. Das Ungewöhnliche am
HOLOCAUST ist, daß man seine Einzigartigkeit für absolut entscheidend hält. Welchem anderen
historischen Ereignis, könnte man fragen, ordnet man hauptsächlich die Kategorie der
Einzigartigkeit zu? Bezeichnenderweise greift man die unterscheidenden Merkmale des
Holocaust heraus, um das Geschehen in eine vollkommen eigene Kategorie einzuordnen. Dabei
wird jedoch nie klar, weshalb die vielen gemeinsamen Merkmale als vergleichsweise belanglos
erachtet werden sollten.

Alle Holocaust-Autoren sind sich einig, daß DER HOLOCAUST einzigartig sei, aber nur wenige,
wenn überhaupt, sind sich einig, weshalb.
Jedesmal, wenn ein Argument für die Einzigartigkeit des Holocaust widerlegt worden ist, bringt
man statt dessen ein neues vor. Jean-Michel Chaumont zufolge führt das zu vielfältigen, einander
widersprechenden Argumenten, die sich gegenseitig aufheben: "Der Wissensstand wird nicht
erweitert. Um es besser zu machen als beim vorhergehenden Argument, fängt man vielmehr
jedesmal wieder bei Null an." Anders gesagt: In der Konstruktion DES HOLOCAUST gilt seine
Einzigartigkeit als gegeben - dies zu beweisen ist zulässig, es zu widerlegen kommt der
Leugnung des Holocaust gleich. Das Problem liegt möglicherweise in der Voraussetzung, nicht
im Beweis. Selbst wenn der Holocaust einzigartig wäre, was würde das für einen Unterschied
ausmachen? Wie würde unser Verständnis sich verändern, wenn die Massenvernichtung der
Juden durch die Nazis nicht die erste, sondern die vierte oder fünfte in einer Reihe vergleichbarer
Katastrophen wäre?
Novick hat diese Mystifizierung "Heiligsprechung des Holocaust" getauft, und Elie Wiesel ist ihr
erfahrenster Fürsprecher. Für Wiesel ist DER HOLOCAUST, wie Novick zu Recht anmerkt,
wirklich eine "Mysterien"-Religion. So intoniert Wiesel, daß DER HOLOCAUST "in die Finsternis
führt", "alle Antworten verweigert", "außerhalb, wenn nicht jenseits der Geschichte liegt", "sich
dem Wissen wie der Beschreibung widersetzt", "nicht erklärt oder bildlich vorgestellt werden
kann", "niemals zu erfassen oder zu vermitteln" sei, eine "Zerstörung der Geschichte" und eine
"Veränderung im kosmischen Maßstab" markiere. Nur der Priester-Überlebende (sprich: nur
Wiesel) ist geeignet, sein Mysterium zu erahnen. Und doch ist das Mysterium DES
HOLOCAUST, wie Wiesel bekennt, "nicht zu vermitteln"; "wir können noch nicht einmal darüber
sprechen". Folglich trägt Wiesel in seinen Reden für das Standardhonorar von 25.000 Dollar (plus
Limousine mit Chauffeur) vor, daß das "Geheimnis von Auschwitz' Wahrheit im Schweigen liegt".

Aus dieser Perspektive läuft ein rationales Verständnis DES HOLOCAUST darauf hinaus, ihn zu
leugnen. Denn eine rationale Annäherung leugnet die Einzigartigkeit und das Mysterium DES
HOLOCAUST. Und wer diesen HOLOCAUST mit den Leiden anderer vergleicht, begeht für
Wiesel "absoluten Verrat an der jüdischen Geschichte". Vor einigen Jahren trug die Parodie auf
ein New Yorker Sensationsmagazin die Schlagzeile: "Michael Jackson und 60 Millionen andere
sterben bei nuklearem Holocaust." Auf der Leserbriefseite folgte ein wütender Protest Wiesels:
"Wie kann es jemand wagen, etwas, das sich gestern zugetragen hat, als Holocaust zu
bezeichnen? Es gab nur einen einzigen Holocaust ..."
Zum Beweis, daß auch das richtige Leben Parodien bereithält, tadelt Wiesel in seinem neuen
Erinnerungsband Shimon Peres dafür, daß er "nicht zögerte, von den ›beiden Holocausts‹
unseres Jahrhunderts zu sprechen: Auschwitz und Hiroshima. Das hätte er nicht tun dürfen." Ein
von Wiesel gern benutztes Schlagwort lautet, daß "die Allgemeingültigkeit des Holocaust in
seiner Einzigartigkeit liegt". Wenn der Holocaust aber unvergleichlich und unbegreiflich
einzigartig ist, wie kann er dann eine allgemeingültige Seite besitzen?

Die Debatte um die Einzigartigkeit des Holocaust ist unfruchtbar. Die Behauptungen, der
Holocaust sei einzigartig, haben mittlerweile in der Tat eine Form von "intellektuellem
Terrorismus" (Chaumont) angenommen. Jene, die die normalen vergleichenden Verfahren
wissenschaftlicher Untersuchungen anwenden, müssen zunächst tausendundeinen Vorbehalt
voranschicken, um den Vorwurf gar nicht erst aufkommen zu lassen, sie würden "DEN
HOLOCAUST trivialisieren".

In der Behauptung von der Einzigartigkeit des Holocaust ist auch enthalten, daß DER
HOLOCAUST einzigartig böse gewesen sei. Die Leiden anderer, wie schrecklich auch immer,
seien damit einfach nicht zu vergleichen. Vertreter der Einzigartigkeit des Holocaust weisen diese
Implikation immer weit von sich, doch solche Einwände sind unaufrichtig.

Die Behauptungen, daß der Holocaust einzigartig sei, sind intellektuell unfruchtbar und moralisch
verwerflich, doch sie bleiben bestehen. Die Frage lautet, warum? Zunächst verleiht einzigartiges
Leid einen einzigartigen Anspruch. Das unvergleichlich Böse des Holocaust sondert die Juden
laut Jacob Neusner nicht nur von den anderen ab, sondern gibt den Juden auch einen "Anspruch
gegenüber diesen anderen". Für Edward Alexander stellt die Unvergleichlichkeit DES
HOLOCAUST "moralisches Kapital" dar; Juden müßten die "Herrschaft" über diesen "wertvollen
Besitz beanspruchen".

Die Einzigartigkeit des Holocaust - dieser "Anspruch" gegenüber anderen, dieser "wertvolle
Besitz" - dient Israel in der Tat als vorzügliches Alibi. "Da das jüdische Leiden so einmalig ist",
bringt der Historiker Peter Baldwin vor, "erweitert es die moralischen und emotionalen Ansprüche,
die Israel an andere Länder ... stellen kann." So gab, Nathan Glazer zufolge, der Holocaust,
indem er auf die "besondere Unverwechselbarkeit der Juden" verwies, den Juden "das Recht,
sich selbst als besonders bedroht und als aller möglichen zum Überleben notwendigen
Anstrengungen besonders würdig anzusehen". Um ein typisches Beispiel zu zitieren: Jeder
Bericht über Israels Entscheidung, Nuklearwaffen zu entwickeln, beschwört das Gespenst des
Holocaust herauf. Als ob Israel sich sonst nicht auf den Weg zur Nuklearmacht begeben hätte.
Es spielt noch ein anderer Faktor mit. Die Behauptung der Einzigartigkeit des Holocaust ist auch
die Behauptung der jüdischen Einzigartigkeit. Nicht das Leiden der Juden machte den Holocaust
so einzigartig, sondern die Tatsache, daß die Juden litten. Oder: Der Holocaust ist etwas
Besonderes, weil Juden etwas Besonderes sind. Ismar Schorsch, Kanzler des Jüdischen
Theologischen Seminars, kritisiert heftig den Anspruch auf die Einzigartigkeit des Holocaust als
"eine geschmacklose, säkularisierte Version der Auserwähltheit". So vehement Elie Wiesel in
bezug auf die Einzigartigkeit des Holocaust ist, so nachdrücklich vertritt er auch die These, daß
die Juden einzigartig seien. "Alles an uns ist anders." Juden sind ontologisch außergewöhnlich.
DER HOLOCAUST bezeichnete den Höhepunkt eines tausendjährigen Hasses der Nichtjuden;
damit bezeugte er nicht nur das unvergleichliche Leiden der Juden, sondern eben auch ihre
Einzigartigkeit.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg, berichtet Novick, "hätte kaum jemand innerhalb der
Regierung [der USA] - und auch kaum jemand außerhalb - die Worte ›Verlassenheit der Juden‹
verstanden". Nach dem Juni 1967 kam es zu einer Wende. "Das Schweigen der Welt", "die
Gleichgültigkeit der Welt", "die Verlassenheit der Juden": Diese Themen wurden zu einer
Klammer der HOLOCAUST-Diskussion.

Mit der Aneignung eines zionistischen Glaubenssatzes wurde Hitlers "Endlösung" innerhalb der
Konstruktion DES HOLOCAUST zum Höhepunkt eines tausendjährigen Judenhasses der
Nichtjuden erhoben. Die Juden kamen um, weil alle Nichtjuden, sei es als Täter oder als passive
Mittäter, ihren Tod wünschten. Laut Wiesel lieferte "die freie und zivilisierte Welt" die Juden "an
ihren Henker aus. Da waren die Vollstrecker - die Mörder -, und da waren jene, die schwiegen."
Für einen mörderischen Impuls der Nichtjuden in ihrer Gesamtheit gibt es keinen einzigen
historischen Beweis.
Daniel Goldhagens nachhaltige Anstrengung, in Hitlers willige Vollstrecker eine Variante dieser
Behauptung zu beweisen, ist allenfalls komisch. Politisch ist sie jedoch ausgesprochen nützlich.
Man könnte übrigens noch festhalten, daß der "ewige Antisemitismus" es dem Antisemiten leicht
macht. Hannah Arendt erklärt in Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft: "Daß die
antisemitische Geschichtsschreibung sich dieser Theorie professionell bemächtigt hat, bedarf
keiner Erklärung; sie liefert in der Tat das bestmögliche Alibi für alle Greuel: Wenn es wahr ist,
daß die Menschheit immer darauf bestanden hat, Juden zu ermorden, dann ist Judenmord eine
normale, menschliche Betätigung und Judenhaß eine Reaktion, die man noch nicht einmal zu
rechtfertigen braucht. Das Überraschende und Verwirrende an der Hypothese eines ewigen
Antisemitismus liegt darin, daß sie von den meisten unvoreingenommenen und von nahezu allen
jüdischen Historikern geteilt wird."

Das Holocaust-Dogma vom ewigen Judenhaß der Nichtjuden hat sowohl dazu gedient, die
Notwendigkeit eines jüdischen Staates zu rechtfertigen, als auch dazu, die Feindschaft zu
erklären, die Israel entgegengebracht wurde. Der Staat der Juden ist der einzige Schutz gegen
den nächsten (unvermeidlichen) Ausbruch eines mörderischen Antisemitismus; im Gegenzug
steckt der mörderische Antisemitismus hinter jedem Angriff auf den jüdischen Staat. Die
Romanautorin Cynthia Ozick hatte eine Antwort bereit, um die Kritik an Israel zu erklären: "Die
Welt will die Juden ausrotten ... Sie hat immer den Wunsch gehabt, die Juden auszurotten."
Wenn alle Welt die Juden tot sehen will, ist es wahrhaft ein Wunder, daß sie immer noch leben -
und, anders als große Teile der Menschheit, nicht gerade hungern.

Dieses Dogma hat Israel außerdem einen umfassenden Freibrief verschafft: Nachdem die
Nichtjuden ständig darauf aus sind, Juden zu ermorden, haben die Juden das uneingeschränkte
Recht, sich zu schützen, wie es ihnen beliebt. Auf welche Mittel die Juden auch immer
zurückgreifen mögen, selbst Aggression und Folter, sie stellen eine legitime Selbstverteidigung
dar. Boas Evron bedauert die "Lehre des Holocaust“ vom ewigen Haß der Nichtjuden und merkt
dazu an, daß durch sie "wirklich vorsätzlich Paranoia herangebildet wird ... Diese Mentalität ...
entschuldigt von vornherein jede unmenschliche Behandlung von Nichtjuden, denn die
vorherrschende Mythologie besagt, daß ›bei der Vernichtung der Juden alle Völker mit den Nazis
zusammengearbeitet‹ [haben], von daher ist den Juden in ihrem Verhältnis zu anderen Völkern
alles erlaubt."

Der Antisemitismus der Nichtjuden ist in der Konstruktion DES HOLOCAUST nicht nur
unausrottbar, sondern immer auch irrational. Goldhagen geht weit über die hergebrachten
zionistischen (ganz zu schweigen von den normalen wissenschaftlichen) Analysen hinaus, wenn
er die Auffassung vertritt, der Antisemitismus habe "mit tatsächlichen Juden nichts zu tun", sei
"grundsätzlich keine Antwort auf objektiv bewertetes jüdisches Handeln", habe "nichts mit dem
Handeln der Juden zu tun ... und auch nichts mit Kenntnissen über tatsächliche
Charaktereigenschaften". Als pathologische Störung der Nichtjuden ist er im "Kopf zu Hause".
Getrieben von "irrationalen Argumenten ... verübelt ... der Antisemit ... dem Juden" laut Wiesel
"einfach, daß es ihn gibt". "Alles, was Juden tun oder unterlassen, hat nicht nur nichts mit
Antisemitismus zu tun", merkt der Soziologe John Murray Cuddihy kritisch an, "sondern jeder
Ansatz, Antisemitismus durch einen Verweis auf den jüdischen Beitrag zu diesem Antisemitismus
zu erklären, ist selbst ein Beispiel für Antisemitismus!"

Damit ist natürlich nicht gesagt, daß Antisemitismus zu rechtfertigen wäre oder daß man Juden
für Verbrechen verantwortlich machen könnte, die gegen sie begangen wurden, sondern nur, daß
Antisemitismus sich in einem spezifischen geschichtlichen Kontext mit dem entsprechenden
Zusammenspiel von Interessen entwickelt. "Eine begabte, gut organisierte und weithin
erfolgreiche Minderheit kann Konflikte hervorrufen, die sich aus objektiven Spannungen zwischen
Gruppen herleiten", wie Ismar Schorsch zeigt, obwohl diese Konflikte "oft in antisemitische
Klischees eingebettet sind."

Indem das Holocaust-Dogma die Rolle der Juden völlig ausspart, macht es Israel und die
amerikanischen Juden immun gegen legitime Kritik. Die Feindseligkeit der Araber, die
Feindseligkeit der Afro-Amerikaner: Sie sind "grundsätzlich keine Reaktion auf irgendeine
objektive Bewertung jüdischen Handelns" (Goldhagen). Man bedenke, was Wiesel zur
Judenverfolgung meint: "Zweitausend Jahre lang ... waren wir ständig bedroht ... Weshalb? Ohne
jeden Grund." Und zur Feindschaft der Araber gegenüber Israel: "Wegen dem, was wir sind und
wofür unsere Heimat Israel steht - für unser innerstes Leben, für unseren Traum aller Träume -
wenn unsere Feinde uns zu vernichten versuchen, werden sie es tun, indem sie Israel zu
vernichten versuchen." Zur Feindschaft der Schwarzen gegen die Juden Amerikas: "Die
Menschen, die sich ihre Inspiration von uns holen, danken es uns nicht, sondern greifen uns an.
Wir befinden uns in einer sehr gefährlichen Lage. Wieder sind wir nach allen Seiten der
Sündenbock ... Wir haben den Schwarzen geholfen; wir haben ihnen immer geholfen ... Die
Schwarzen tun mir leid. Es gibt etwas, das sie von uns lernen sollten, und zwar Dankbarkeit. Kein
Volk der Welt kennt die Dankbarkeit so wie wir; wir sind auf ewig dankbar." Immer gezüchtigt,
immer unschuldig angegriffen: Das ist die Bürde, ein Jude zu sein.

Das Holocaust-Dogma vom ewigen Judenhaß der Nichtjuden bestätigt auch das komplementäre
Holocaust-Dogma der Einzigartigkeit. Wenn der Holocaust der Höhepunkt eines tausendjährigen
Judenhasses der Nichtjuden war, dann müßte man folgern, daß die Verfolgung von Nichtjuden im
Verlauf des Holocaust nur beiläufig geschah, und die Verfolgung von Nichtjuden in der gesamten
Geschichte war lediglich eine Episode. Von jedem Standpunkt aus war das Leiden der Juden
während des Holocaust dann einzigartig.

Schließlich war das Leiden der Juden auch noch einzigartig, weil die Juden einzigartig sind. DER
HOLOCAUST war unvergleichlich, weil er nicht rational war. Letztlich war sein Impetus eine
höchst irrationale, wenn nicht gar allzumenschliche Leidenschaft. Die nichtjüdische Welt haßte
die Juden aus Neid und Eifersucht: Ressentiment. Laut Nathan und Ruth Ann Perlmutter
entsprang der Antisemitismus aus "Eifersucht und Groll, weil die Juden die Christen auf dem
Markt ausstachen ..., eine große Anzahl nicht so fähiger Nichtjuden ärgerte sich über eine kleine
Anzahl fähigerer Juden." Somit bestätigte DER HOLOCAUST, wenn auch negativ gewendet, die
Auserwähltheit der Juden. Da Juden besser oder erfolgreicher sind, zogen sie den Zorn der
Nichtjuden auf sich, von denen sie dann ermordet wurden.
In einer kurzen Randbemerkung sinniert Novick darüber, "wie die Diskussion über den Holocaust
in Amerika wohl aussehen würde", wenn Elie Wiesel nicht ihr "hauptsächlicher Interpret" wäre?
Die Antwort ist nicht schwer zu finden: Vor dem Juni 1967 fand die universalistische Botschaft
Bruno Bettelheims, der das Konzentrationslager überlebt hatte, Widerhall unter den
amerikanischen Juden. Nach dem Juni-Krieg wurde Bettelheim zugunsten Wiesels aufs
Abstellgleis geschoben. Wiesel ist so prominent geworden, weil er ideologisch nützlich war.
Einzigartigkeit des Leidens der Juden/Einzigartigkeit der Juden, ewig schuldige Nichtjuden/ewig
unschuldige Juden, bedingungslose Verteidigung Israels/bedingungslose Verteidigung jüdischer
Interessen: Elie Wiesel ist DER HOLOCAUST.

Ein beträchtlicher Teil der Literatur zu Hitlers "Endlösung" ist, soweit darin die entscheidenden
Holocaust-Dogmen zum Ausdruck kommen, wissenschaftlich gesehen wertlos. Auf dem Feld der
Studien zum Holocaust findet sich in der Tat eine Menge Unsinn, wenn nicht schierer Schwindel.
Besonders entlarvend ist das kulturelle Umfeld, das diese Holocaust-Literatur nährt.

Der erste große Holocaust-Schwindel war The Painted Bird des polnischen Emigranten Jerzy
Kosinski. Wie Kosinski erklärte, hatte er das Buch "in Englisch geschrieben", damit "ich
leidenschaftslos schreiben konnte, frei von den emotionalen Assoziationen, die die Muttersprache
immer enthält". In Wahrheit sind alle Teile, die möglicherweise von ihm selbst geschrieben
worden sind - eine ungelöste Frage -, in polnischer Sprache verfaßt. Das Buch wurde als
Kosinskis autobiographischer Bericht seiner Wanderungen als einsames Kind im ländlichen
Polen während des Zweiten Weltkriegs ausgegeben. In Wahrheit lebte Kosinski während des
gesamten Krieges bei seinen Eltern. Hauptmotiv des Buches sind die sadistischen sexuellen
Quälereien, die die polnische Bauernschaft beging. Leser, die das Buch vor seiner
Veröffentlichung kennengelernt hatten, machten sich darüber lustig; es sei "Gewaltpornographie"
und "das Ergebnis eines von sadomasochistischer Gewalt besessenen Geistes". Tatsächlich
beschwor Kosinski fast alle von ihm erzählten Episoden aus dem Nichts herauf. Das Buch
schildert die polnischen Bauern, mit denen er zusammenlebte, als ausgeprägt antisemitisch.
"Schlagt die Juden", johlen sie. "Schlagt die Bastarde!" In Wirklichkeit wurde die Familie
Kosinskis von polnischen Bauern aufgenommen, obwohl diese genau wußten, daß es sich um
Juden handelte, und auch die schrecklichen Folgen kannten, die sie zu erwarten hatten, wenn
man sie erwischte.

In der Zeitschrift The New York Times Book Review lobte Elie Wiesel The Painted Bird als "eine
der besten" Anklagen der Nazizeit, "geschrieben mit tiefer Aufrichtigkeit und Empfindsamkeit".
Später schwärmte Cynthia Ozick, sie habe Kosinskis Authentizität als "jüdischer Überlebender
und Zeuge des Holocaust ... sofort" erkannt. Lange nachdem Kosinski als vollendeter literarischer
Hochstapler entlarvt worden war, überhäufte Wiesel dessen "bemerkenswertes Gesamtwerk"
noch immer mit Lobreden.

The Painted Bird wurde zu einem grundlegenden Text DES HOLOCAUST. Es war ein Bestseller
und gewann Preise, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und war Unterrichtstext in
Highschools und Colleges. Kosinski, der die Holocaust-Rundtour mitmachte, nannte sich selbst
einen "Elie Wiesel zum Billigtarif". (Jene, die sich Wiesels Vortragshonorar nicht leisten konnten -
"Schweigen" ist nicht billig -, wandten sich an ihn.) Als er schließlich von einem
Enthüllungsmagazin entlarvt worden war, wurde Kosinski von der New York Times, die
behauptete, er sei einer kommunistischen Verschwörung zum Opfer gefallen, weiterhin tapfer
verteidigt.

Ein neuerer Schwindel, Binjamin Wilkomirskis Bruchstücke, bedient sich wahllos beim Holocaust-
Kitsch von The Painted Bird. Wie Kosinski zeichnet Wilkomirski sich als einsames, überlebendes
Kind, das stumm wird, in einem Waisenhaus aufwächst und erst verspätet entdeckt, daß es ein
Jude ist. Wie bei The Painted Bird besteht das wesentliche erzählerische Konzept von
Bruchstücke in der schlichten, auf das Notwendigste beschränkten Stimme eines naiven Kindes,
wodurch auch der Zeitrahmen und die Ortsbezeichnungen vage bleiben können. Wie in The
Painted Bird gipfelt jedes Kapitel von Bruchstücke in einer Gewaltorgie. Kosinski stellte The
Painted Bird als "langsames Auftauen der Seele" vor; Wilkomirski stellt Bruchstücke als
"wiedergefundene Erinnerung" dar.

Bruchstücke, durch und durch ein Schwindel, ist dennoch der Archetyp der HOLOCAUST-
Erinnerung. Es beginnt zunächst im Konzentrationslager, wo jeder Aufseher ein wahnsinniges,
sadistisches Monster ist, das mit Wonne die Schädel jüdischer Neugeborener zerschmettert.
Doch die klassischen Erinnerungen an die Konzentrationslager der Nazis stimmen mit der
Aussage der Auschwitz-Überlebenden Dr. Ella Lingens-Reiner überein: "Es gab nur wenige
Sadisten. Nicht mehr als fünf bis zehn Prozent." In der HOLOCAUST-Literatur tritt der
allgegenwärtige Sadismus der Deutschen dagegen stark hervor. Das dient einem doppelten
Zweck, denn er "dokumentiert" die einzigartige Irrationalität DES HOLOCAUST ebenso wie den
fanatischen Antisemitismus der Täter.

Bruchstücke ist deswegen ein Einzelfall, weil es weniger das Leben während des Holocaust
schildert als vielmehr das danach. Der kleine Binjamin, der von einer schweizerischen Familie
adoptiert worden ist, muß noch weitere Qualen durchleiden. Er ist in einer Welt gefangen, in der
man den Holocaust leugnet. "Das mußt du jetzt vergessen! Vergessen wie einen bösen Traum",
sagt seine Mutter. "Es war nur ein böser Traum ... Du mußt alles vergessen." "Hier in diesem
Land", erregt er sich, "sagen dauernd alle, ich soll vergessen und daß es nie geschehen ist, und
ich hätte es nur geträumt. Aber sie wissen über alles Bescheid!"

"Sogar in der Schule zeigen die Knaben auf mich, machen Fäuste und rufen: ›Der spinnt doch,
das gibt es gar nicht! Lügner! Er ist übergeschnappt, er ist verrückt, so ein Idiot.‹ "All die Kinder
der Nichtjuden schlagen auf ihn ein, singen antisemitische Liedchen und verbünden sich gegen
den armen Binjamin, während die Erwachsenen ihn weiter quälen: "Du bildest dir das ein!" So in
bittere Verzweiflung getrieben, erlebt Binjamin eine Holocaust-Erscheinung. "Das Lager ist noch
da. Es ist nur versteckt und gut getarnt. Die Menschen haben ihre Uniformen ausgezogen und
sich schön gekleidet, damit man sie nicht erkenne ... Deute ihnen nur leise einmal an, daß es
sein könnte, daß du ein Jude bist, und du wirst spüren: Es sind noch immer die gleichen
Menschen, und ich bin sicher: Sie können noch immer töten, auch ohne Uniform." Bruchstücke ist
mehr als eine Huldigung an das Holocaust-Dogma - es ist der letzte Beweis: Sogar in der
Schweiz - der neutralen Schweiz - wollen all die Nichtjuden die Juden töten.

Bruchstücke wurde weithin als ein Klassiker der Holocaust-Literatur gefeiert. Das Buch wurde in
ein Dutzend Sprachen übersetzt und gewann den Jewish National Book Award, den Preis des
Jewish Quarterly und den Prix de Mémoire de la Shoah. Als Star von Dokumentationen,
Hauptredner bei Holocaust-Konferenzen und Spendenbeschaffer für das United States Holocaust
Memorial Museum wurde Wilkomirski schnell zu einem Aushängeschild des HOLOCAUST.

Daniel Goldhagen, der Bruchstücke als "kleines Meisterwerk" lobte, wurde zum wichtigsten
akademischen Vorkämpfer Wilkomirskis. Kenntnisreiche Historiker wie Raul Hilberg dagegen
bezeichneten Bruchstücke schon früh als Schwindel. Nachdem die Täuschung entlarvt war,
stellte Hilberg auch die richtigen Fragen: "Wie konnte dieses Buch bei mehreren Verlagen als
Erinnerungswerk durchgehen? Wie konnte es diesem Herrn Wilkomirski Einladungen an das
United States Holocaust Memorial Museum sowie an renommierte Universitäten einbringen? Wie
ist es dazu gekommen, daß wir keine anständige Qualitätskontrolle haben, wenn es darum geht,
Holocaust-Stoffe vor ihrer Veröffentlichung zu prüfen?"

Wilkomirski, halb Spinner, halb Scharlatan, lebte, wie sich herausstellte, den ganzen Krieg über
in der Schweiz. Er ist noch nicht einmal Jude. Doch man höre sich die Nachrufe der Holocaust-
Industrie an:

Arthur Samuelson (Verleger): Bruchstücke "ist ein recht gutes Buch ... Ein Schwindel ist es nur,
wenn man es als Sachbuch bezeichnet. Ich würde es eben in der Kategorie Belletristik
herausgeben. Vielleicht ist es nicht wahr - desto besser ist sein Autor!"
Carol Brown Janeway (Herausgeberin und Übersetzerin): "Falls sich die Anschuldigungen ... als
zutreffend herausstellen, dann stehen keine nachprüfbaren empirischen Tatsachen zur Debatte,
sondern es sind spirituelle Tatsachen zu beurteilen. Man müßte die Seele überprüfen, und das ist
unmöglich."

Das ist noch nicht alles. Israel Gutman ist einer der Leiter der Gedenkstätte Yad Vashem und hält
Vorlesungen zum Holocaust an der Hebrew University. Außerdem war er selbst Häftling im
Konzentrationslager Auschwitz. Laut Gutman "ist es nicht so wichtig", ob Bruchstücke ein
Schwindel ist. "Wilkomirski hat eine Geschichte geschrieben, die er tief empfunden hat; das steht
fest ... Er ist kein Schwindler. Er ist einer, der diese Geschichte sehr tief in seiner Seele erlebt.
Der Schmerz ist authentisch." Demnach spielt es also keine Rolle, ob er die Zeit des Krieges in
einem Konzentrationslager zubrachte oder in einem schweizerischen Chalet; Wilkomirski ist kein
Schwindler, wenn sein "Schmerz authentisch ist." So argumentiert ein Überlebender von
Auschwitz, der sich zum Holocaust-Experten gewandelt hat. Die anderen verdienen Verachtung -
Gutman nur Mitleid.

Im Oktober 1999 gab Wilkomirskis deutscher Verlag, als er Bruchstücke aus den
Buchhandlungen zurückzog, schließlich öffentlich bekannt, daß der Autor kein ehemaliges
jüdisches Waisenkind, sondern der in der Schweiz geborene Bruno Doessecker sei. Als er erfuhr,
daß die Party vorbei war, tönte Wilkomirski trotzig: "Ich bin Binjamin Wilkomirski!" Der
amerikanische Verlag, Schocken, nahm Bruchstücke erst einen Monat später aus seinem
Programm.

Die jüngste große Holocaust-Show ist Daniel Jonah Goldhagens Hitlers willige Vollstrecker.
Innerhalb weniger Wochen nach seinem Erscheinen druckte jedes wichtige Meinungsblatt eine
oder mehrere Besprechungen. Die New York Times brachte mehrere Artikel, in denen
Goldhagens Buch als "eines jener seltenen neuen Werke" gelobt wird, "die die Bezeichnung
Meilenstein verdient haben" (Richard Bernstein). Mit einer halben Million verkaufter Exemplare
und vorgesehenen Übersetzungen in 13 Sprachen wurde Hitlers willige Vollstrecker im Time-
Magazin als das "am meisten diskutierte" und zweitbeste Sachbuch des Jahres gefeiert.

Elie Wiesel verwies auf die "bemerkenswerten Recherchen" und die "Fülle an Belegen ...,
gestützt von einer überwältigenden Zahl an Dokumenten und Tatsachen", um Hitlers willige
Vollstrecker als "großartigen Beitrag zum Verständnis und zur Vermittlung des Holocaust"
anzukündigen. Israel Gutman pries das Buch, weil es "eindeutig zentrale Fragen wieder aufwirft",
die vom "Großteil der wissenschaftlichen Holocaust-Forschung" ignoriert würden. Goldhagen,
nominiert für den Holocaust-Lehrstuhl der Harvard University und in den Medien mit Wiesel
zusammengespannt, gelangte schnell zu allgegenwärtiger Präsenz im Vortragstourismus zum
Thema Holocaust.

Die zentrale These von Goldhagens Buch ist eines der üblichen Holocaust-Dogmen: Getrieben
von pathologischem Haß, stürzte sich das deutsche Volk auf die von Hitler gebotene
Gelegenheit, die Juden zu ermorden. Selbst der führende deutschsprachige Holocaust-Autor
Yehuda Bauer, der an der Hebrew University lehrt und zu den Leitern von Yad Vashem gehört,
hat dieses Dogma zeitweilig übernommen. Noch vor einigen Jahren schrieb Bauer über die
geistige Verfassung der Täter: "Die Juden wurden von Leuten umgebracht, die sie größtenteils
nicht wirklich haßten ... Die Deutschen mußten keinen Haß für die Juden empfinden, um sie zu
töten." In einer kürzlich erschienen Besprechung von Goldhagens Buch behauptete Bauer jedoch
genau das Gegenteil: "Die radikalste Ausprägung mörderischer Gesinnung herrschte von den
dreißiger Jahren an vor ... Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte sich die breite Mehrheit
der Deutschen in einem solchen Ausmaß mit dem Regime und seiner antisemitischen Politik
identifiziert, daß es kein Problem war, die Mörder zu rekrutieren." Als man ihn zu dieser
Diskrepanz befragte, erwiderte Bauer: "Ich kann keinerlei Widerspruch zwischen diesen beiden
Aussagen erkennen."
Hitlers willige Vollstrecker, voll mit groben Fehldeutungen von Quellenmaterial und inneren
Widersprüchen, ist ohne wissenschaftlichen Wert. In Eine Nation auf dem Prüfstand haben Ruth
Bettina Birn und der Autor dokumentiert, wie schludrig Goldhagens Unternehmung angelegt ist.
Die darauf folgende Kontroverse beleuchtete das Funktionieren der Holocaust-Industrie auf
lehrreiche Weise.

Birn, weltweit die führende Autorität für die Archive, die Goldhagen zu Rate zog, veröffentlichte
ihre kritischen Befunde zuerst im Historical Journal von Cambridge. Goldhagen wies die
Einladung der Zeitschrift zu einer umfassenden Erwiderung zurück und beauftragte statt dessen
eine führende Londoner Anwaltskanzlei, Birn und die Cambridge University Press wegen "vieler
schwerwiegender Verleumdungen" zu verklagen. Goldhagens Anwälte verlangten eine
Entschuldigung, die Rücknahme der Kritik und eine Zusicherung Birns, die Kritik nicht zu
wiederholen, und drohten zudem, daß "jegliches öffentliche Aufsehen, das Sie aufgrund dieses
Briefes auslösen sollten, auf eine weitere Vergrößerung des Schadens hinauslaufen würde".

Kurz nachdem die ebenfalls kritischen Befunde des Autors in der New Left Review veröffentlicht
wurden, erklärte sich der Metropolitan-Verlag, ein Label von Henry Holt, bereit, beide Aufsätze
zusammen als Buch herauszugeben. In einer Titelgeschichte warnte daraufhin Forward,
Metropolitan sei "dabei, ein Buch von Norman Finkelstein herauszubringen, einem bekannten
ideologischen Gegner des Staates Israel". Die Zeitschrift Forward ist die wichtigste Instanz, die in
den Vereinigten Staaten die (politische) Holocaust-Correctness durchsetzt.

Leon Wieseltier, Literaturredakteur der pro-israelischen New Republic, intervenierte persönlich


bei Michael Naumann, dem Verleger von Holt. "Sie wissen nicht, wer Finkelstein ist. Er ist Gift,
ein abstoßender Jude voller Selbsthaß, so etwas wie ihn finden Sie unter einem Stein." Elan
Steinberg, geschäftsführender Direktor des World Jewish Congress, bezeichnete Holts
Entscheidung als "Schande" und meinte: "Wenn sie Müllmänner sein wollen, sollten sie sich die
Uniform der Stadtreinigung anziehen."

"Nie zuvor habe ich", erinnerte sich Naumann später, "einen vergleichbaren Versuch
interessierter Kreise erlebt, eine bevorstehende Veröffentlichung vor aller Augen schlecht zu
machen." Der bekannte israelische Historiker und Journalist Tom Segev merkte in der Zeitschrift
Haaretz an, daß die Kampagne an "Kulturterrorismus" grenze.

Als leitende Historikerin der für Kriegsverbrechen zuständigen Abteilung des kanadischen
Justizministeriums wurde Birn als nächstes von jüdischen Organisationen in Kanada angegriffen.
Mit der Behauptung, ich sei "der überwiegenden Mehrheit der Juden auf diesem Kontinent ein
Greuel", prangerte der Canadian Jewish Congress (CJC) an, daß Frau Birn an diesem Buch
mitgearbeitet hatte. Über ihren Arbeitgeber machte der CJC Druck und reichte eine Beschwerde
beim Justizministerium ein. Zusammen mit einem vom CJC unterstützten Bericht, der Birn als
"Mitglied der Rasse der Täter" (sie ist in Deutschland geboren) bezeichnete, löste diese
Beschwerde eine offizielle Ermittlung gegen sie aus.

Auch nach dem Erscheinen des Buches ließen die persönlichen Angriffe nicht nach. Goldhagen
behauptete, Birn, die die Verfolgung von Nazi-Kriegsverbrechern zu ihrer Lebensaufgabe
gemacht hat, vertrete eine antisemitische Einstellung, und ich selbst sei der Meinung, die Opfer
der Nazis einschließlich meiner eigenen Familie hätten den Tod verdient. Goldhagens Kollegen
am Harvard Center for European Studies, Stanley Hoffmann und Charles Maier, stellten sich
öffentlich hinter ihn.

The New Republic bezeichnete die Vorwürfe, es handle sich um Zensur, als "Ente", und hielt
dagegen, daß "es einen Unterschied gibt zwischen Zensur und der Einhaltung von Standards".
Von den führenden Historikern des Nazi-Holocaust einschließlich Raul Hilberg, Christopher
Browning und Ian Kershaw erhielt Eine Nation auf dem Prüfstand Rückendeckung. Eben diese
Wissenschaftler verwarfen Goldhagens Buch; Hilberg nannte es "wertlos".
Man sehe sich zum Schluß noch folgendes Beziehungsmuster an: Wiesel und Gutmann
unterstützten Goldhagen, Wiesel unterstützte Kosinski, Gutman und Goldhagen unterstützten
Wilkomirski. Man verbinde die Spieler miteinander: Das ist HOLOCAUST-Literatur.

Ungeachtet des ganzen Rummels gibt es keinen Beleg, daß die Leugner des Holocaust in den
USA einen nennenswert größeren Einfluß ausüben als die Gesellschaft zur Unterstützung der
Erdscheiben-Hypothese. Angesichts des Unsinns, den die Holocaust-Industrie täglich auf den
Markt wirft, wundert man sich eher, warum es so wenige Skeptiker gibt. Das Motiv hinter der
Behauptung, die Leugnung des Holocaust sei weit verbreitet, ist leicht zu finden. Wie anders
sollte man in einer Gesellschaft, die bis oben hin mit DEM HOLOCAUST gesättigt ist, immer noch
weitere Museen, Bücher, Lehrpläne, Filme und Programme rechtfertigen, als damit, das
Gespenst der Leugnung des Holocaust heraufzubeschwören? So wurde Deborah Lipstadts
gefeiertes Buch Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode just zur Eröffnung des
Washington Holocaust Memorial Museum veröffentlicht.

Der einzige, der dem Mainstream zuzurechnen ist und einen Holocaust leugnet, ist Bernard
Lewis. Ein französisches Gericht hat Lewis sogar wegen Leugnung des Völkermords verurteilt.
Doch Lewis verneinte den Völkermord, den die Türken während des Ersten Weltkriegs an den
Armeniern verübt hatten, nicht den Völkermord der Nazis an den Juden, und Lewis ist pro-
israelisch eingestellt. Dementsprechend brachte dieses Beispiel der Leugnung eines Holocaust in
den Vereinigten Staaten niemanden auf die Palme. Die Türkei ist ein Verbündeter Israels, das die
Dinge fast noch mehr beschönigt. Deshalb ist es tabu, einen Völkermord an den Armeniern zu
erwähnen. Sowohl Elie Wiesel und Rabbi Arthur Hertzberg als auch der AJC und das Yad
Vashem verließen eine internationale Konferenz zum Thema Völkermord in Tel Aviv, weil die
akademischen Veranstalter entgegen dem Drängen der israelischen Regierung auch Sitzungen
zum Fall der Armenier eingeplant hatten. Außerdem bemühte sich Wiesel einseitig, die Konferenz
abzubrechen, und bearbeitete, Yehuda Bauer zufolge, andere persönlich, nicht daran
teilzunehmen. Auf Israels Geheiß sorgte der Holocaust Council der Vereinigten Staaten dafür,
daß die Armenier im Washington Holocaust Memorial Museum praktisch nicht erwähnt werden,
und jüdische Lobbyisten im Kongreß verhinderten einen Gedenktag für den armenischen
Genozid.

Wenn die Aussage eines Überlebenden in Frage gestellt oder die Rolle der jüdischen
Kollaborateure angeprangert wird, wenn vorgebracht wird, Deutsche hätten während der
Bombardierung Dresdens gelitten oder irgendwelche anderen Staaten außer Deutschland hätten
im Zweiten Weltkrieg Kriegsverbrechen begangen - dann sind das laut Lipstadt alles Belege für
eine Leugnung des Holocaust. Und wenn man sagt, Wiesel habe von der Holocaust-Industrie
profitiert, oder ihn persönlich in Frage stellt, so läuft das auf ein Abstreiten des Holocaust hinaus.

Die "bösartigsten" Formen der Leugnung des Holocaust sind, wie Lipstadt vorbringt, die
"unmoralischen Gleichsetzungen" - das heißt, die Verneinung der Einzigartigkeit DES
HOLOCAUST. Dieses Argument bringt faszinierende Folgerungen mit sich. Daniel Goldhagen
vertritt den Standpunkt, daß die serbischen Aktionen im Kosovo "sich ihrem Wesen nach nur
durch die Größenordnung von denen Nazideutschlands unterscheiden". Das würde Goldhagen
"seinem Wesen nach" zu einem Leugner des Holocaust machen. Tatsächlich verglichen
israelische Kommentatoren Serbiens Vorgehen im Kosovo mit Israels Vorgehen gegen die
Palästinenser im Jahre 1948. Nach Goldhagens Einschätzung hätte Israel damals also einen
Holocaust begangen. Das behaupten nicht einmal mehr Palästinenser.

Jedoch ist nicht die gesamte revisionistische Literatur - wie skurril die politischen Ansichten auch
sein mögen - vollkommen nutzlos. Lipstadt brandmarkt David Irving als "einen der gefährlichsten
Sprecher der Holocaust-Leugner" Doch Irving, ein notorischer Bewunderer Hitlers und
Sympathisant des deutschen Nationalsozialismus, dessen Meinungen scharf abzulehnen sind,
hat ungeachtet dessen, wie Gordon Craig feststellt, einen "unentbehrlichen" Beitrag zu unserem
Wissen über den Zweiten Weltkrieg geleistet. Sowohl Arno Mayer als auch Raul Hilberg zitieren
also Veröffentlichungen, die den Holocaust leugnen. "Wenn diese Leute reden wollen, soll man
sie lassen", meint Hilberg. "Das bringt jene von uns, die Forschung treiben, dazu, Dinge, die wir
vielleicht als offensichtlich erachtet haben, erneut zu überprüfen. Und das ist nützlich für uns."

Holocaust-Gedenktage sind ein nationales Ereignis. Alle 50 Bundesstaaten veranstalten


Gedenkfeiern, häufig in Räumen der jeweiligen Parlamente. Die Vereinigung der Holocaust-
Organisationen führt mehr als 100 Holocaust-Institutionen in den Vereinigten Staaten auf. Sieben
große Holocaust-Museen sind über ganz Amerika verteilt. Kernstück dieses Angedenkens ist das
United States Holocaust Memorial Museum in Washington. Die erste Frage ist, weshalb es
überhaupt ein von der (amerikanischen) Bundesregierung finanziertes Holocaust-Museum in der
Hauptstadt des Landes gibt. Diese Einrichtung an der Washington Mall verträgt sich
insbesondere nicht mit der Tatsache, daß hier kein Museum existiert, welches der Verbrechen im
Laufe der amerikanischen Geschichte gedenkt. Man stelle sich das Klagegeschrei hierzulande [in
den USA] gegen die Heuchelei der Deutschen vor, wenn diese in Berlin ein Nationalmuseum zum
Gedenken nicht des Nazi-Völkermords, sondern der Sklaverei in Amerika oder der Auslöschung
der amerikanischen Ureinwohner errichten würden.

Sein Schöpfer schreibt über das Holocaust-Museum, es sei "sehr darum bemüht, sich jeglichen
Versuchs einer Indoktrination zu enthalten", "jeder Manipulation der Eindrücke oder Emotionen".
Doch von der Planung bis zur Fertigstellung war das Museum in die Politik verstrickt. Angesichts
der anstehenden Kampagne für seine Wiederwahl regte Jimmy Carter das Projekt an, um
jüdische Spender und Wähler zu beschwichtigen, die wegen der Anerkennung der "legitimen
Rechte" der Palästinenser durch den Präsidenten aufgebracht waren. Der Vorsitzende der
Präsidentenkonferenz der großen amerikanischen Judenorganisationen, Rabbi Alexander
Schindler, beklagte Carters Anerkennung der Palästinenser als Menschen als "schockierenden"
Vorstoß. Carter verkündete die Pläne für das Museum, während der israelische Premierminister
Menachem Begin Washington besuchte und eine erbitterte Redeschlacht im Kongreß über die
von der Regierung vorgeschlagenen Waffenverkäufe an Saudi-Arabien tobte. Auch andere
politische Themen scheinen in dem Museum auf. So verschweigt es den christlichen Hintergrund
des europäischen Antisemitismus, um eine mächtige Wählerschicht nicht zu verprellen. Es spielt
die diskriminierenden Einwanderungsquoten der USA vor dem Krieg herunter, übertreibt die Rolle
der Vereinigten Staaten bei der Befreiung der Konzentrationslager und geht stillschweigend über
die umfangreiche Anwerbung von Nazi-Kriegsverbrechern durch die USA bei Kriegsende hinweg.
Die übergreifende Botschaft des Museums lautet, daß "wir" uns derart böse Taten nicht einmal
vorstellen, geschweige denn sie begehen könnten. Der Holocaust "läuft dem amerikanischen
Ethos zuwider", merkt Michael Berenbaum im Begleitbuch des Museums an. "Daß er begangen
wurde, betrachten wir als Verletzung aller wesentlichen Werte Amerikas." Mit den
abschließenden Szenen jüdischer Überlebender, die darum kämpfen, nach Palästina einreisen
zu dürfen, führt das Holocaust-Museum die zionistische Lektion vor, daß Israel die
"angemessene Antwort auf den Nationalsozialismus" war.

Die Politisierung beginnt sogar schon, ehe man die Schwelle des Museums überschreitet. Es
liegt am Raoul-Wallenberg-Platz. Wallenberg, ein schwedischer Diplomat, wird geehrt, weil er
Tausende von Juden rettete und in einem sowjetischen Gefängnis starb. Der Schwede Graf
Folke Bernadotte, der auch Tausende von Juden gerettet hat, wird nicht geehrt, denn der spätere
israelische Premierminister Yitzak Shamir hatte seine Ermordung befohlen, weil er "proarabisch"
eingestellt gewesen sei.

Die Crux der Politik der Holocaust-Museen liegt jedoch darin, wessen eigentlich gedacht werden
soll. Waren die Juden die einzigen Opfer des Holocaust, oder zählen andere, die der Verfolgung
durch die Nazis ausgeliefert waren, ebenfalls als Opfer? Während der Planungsphase des
Museums setzte sich Elie Wiesel (zusammen mit Yehuda Bauer vom Yad Vashem) an die Spitze
derer, die dort ausschließlich der Juden gedenken wollten. Wiesel, dem man sich als dem
"unbestrittenen Experten für die Zeit des Holocaust" unterwarf, stritt hartnäckig für den Vorrang
des jüdischen Opferstatus. "Wie immer fingen sie mit den Juden an", tönte er in typischer Weise.
"Wie immer hörten sie nicht bei den Juden allein auf." - Doch die ersten politischen Opfer des
Nationalsozialismus waren Kommunisten, und die ersten Opfer des Nazi-Massenmords waren
Behinderte.

Die größte Herausforderung für das Holocaust-Museum bestand darin, den Vorrang vor dem
Völkermord an den Zigeunern zu rechtfertigen. Angesehene Holocaust-Historiker wie Henry
Friedlander und Raul Hilberg dagegen haben die Ansicht vertreten, dies sei der Fall gewesen.
Die Nazis hatten eine halbe Million Zigeuner systematisch ermordet, was proportional zur
Bevölkerung grob den Verlusten beim Völkermord an den Juden entspricht. Holocaust-Autoren
wie Yehuda Bauer behaupteten, die Zigeuner seien nicht im selben Ausmaß dem Genozid zum
Opfer gefallen wie die Juden.

Hinter der Tatsache, daß das Museum den Zigeuner-Genozid an den Rand schob, lauerten
mehrere Motive.

Erstens: Den Verlust des Lebens von Zigeunern konnte man einfach nicht mit dem Verlust
jüdischen Lebens vergleichen. Die Forderung nach einem Vertreter der Zigeuner im US
Holocaust Memorial Council bezeichnete Rabbi Seymour Siegel, der geschäftsführende Direktor,
als "mies"; er bezweifelte, ob die Zigeuner als Volk überhaupt "existierten": "Es müßte eine
gewisse Anerkennung des Volks der Zigeuner vorhanden sein ..., wenn es so etwas überhaupt
gibt." Immerhin gab er zu, daß "es unter den Nazis einen leidenden Teil gab". Edward Linenthal
erinnert sich an das "tiefe Mißtrauen" der Vertreter der Zigeuner gegenüber dem Rat, "gespeist
von der offenkundigen Tatsache, daß einige Ratsmitglieder eine Beteiligung der Roma so
behandelten, wie eine Familie mit unwillkommenen, störenden Verwandten umgeht".

Zweitens: Wenn man den Genozid an den Zigeunern anerkannte, bedeutete das den Verlust
einer exklusiven jüdischen Lizenz für DEN HOLOCAUST, was einen entsprechenden Verlust
jüdischen "moralischen Kapitals" mit sich brachte.

Drittens: Falls die Nazis Zigeuner wie Juden in gleicher Weise verfolgt hatten, war das Dogma,
wonach DER HOLOCAUST den Höhepunkt eines tausendjährigen Hasses der Nichtjuden auf die
Juden bezeichnete, eindeutig unhaltbar. Und ebenso, falls der Neid der Nichtjuden den Genozid
an den Juden antrieb, war es dann auch Neid, der den Genozid an den Zigeunern antrieb? In der
ständigen Ausstellung des Museums wird den nichtjüdischen Opfern des Nationalsozialismus nur
pro forma Anerkennung zuteil.

Schließlich ist die politische Agenda des Holocaust-Museums auch noch durch den israelisch-
palästinensischen Konflikt geformt worden. Ehe er dem Museum als Direktor diente, verfaßte
Walter Reich eine Lobrede auf Joan Peters' verlogenes Buch From Time Immemorial, in dem
behauptet wird, vor der Besiedlung durch die Zionisten sei Palästina buchstäblich leer gewesen.
Auf Drängen des Außenministeriums wurde Reich gezwungen zurückzutreten, nachdem er sich
geweigert hatte, Yassir Arafat, der mittlerweile ein willfähriger Verbündeter Amerikas geworden
war, zu einem Besuch des Museums einzuladen. Dem Holocaust-Theologen John Roth, dem
man die Stelle eines stellvertretenden Leiters angeboten hatte, wurde damals solange zugesetzt,
bis er zurücktrat; er hatte in der Vergangenheit Israel kritisiert. Als der Vorsitzende des Museums
Miles Lerman ein Buch, mit dem das Museum zunächst einverstanden gewesen war, ablehnte,
weil es ein Kapitel von Benny Morris (einem bekannten israelischen Historiker und Kritiker
Israels) enthielt, verkündete er: "Dieses Museum auf die Seite der Gegner Israels zu stellen - das
ist unvorstellbar." Im Kielwasser von Israels entsetzlichem Angriff gegen den Libanon im Jahre
1996, der in dem Massaker an mehr als hundert Zivilisten in Qana gipfelte, stellte der Haaretz-
Kolumnist Ari Shavit fest, Israel könne straflos handeln, weil "wir die Anti-Defamation League ...
und Yad Vashem sowie das Holocaust Museum haben".

3. Doppelt abkassiert

Ursprünglich bezeichnete der Begriff Überlebender des Holocaust jene, die das einzigartige
Trauma der jüdischen Ghettos, der Konzentrationslager und Sklavenarbeitslager, häufig eines
nach dem anderen, durchlitten hatten. Die Zahl dieser Überlebenden des Holocaust bei
Kriegsende wird allgemein auf etwa 100.000 geschätzt. Mittlerweile dürfte nur noch ein Viertel
dieser Überlebenden am Leben sein. Da es zur Krönung des Märtyrertums wurde, die Lager
überstanden zu haben, bezeichneten sich viele Juden, die Krieg und Verfolgung anderswo
überstanden hatten, ebenfalls als Überlebende der Lager. Ein weiteres starkes Motiv hinter
dieser schiefen Darstellung lag jedoch im Materiellen. Die deutsche Nachkriegsregierung stellte
Entschädigungen nur für Juden bereit, die in Ghettos oder Lagern gewesen waren. Viele Juden
konstruierten sich deshalb eine entsprechende Vergangenheit. "Wenn jeder, der behauptet, ein
Überlebender der Lager zu sein, wirklich einer ist", pflegte meine Mutter auszurufen, "wen hat
Hitler dann umgebracht?" In der Tat haben viele Wissenschaftler Zweifel an der Zuverlässigkeit
der Aussagen Überlebender geäußert. "Ein großer Prozentsatz der Fehler, die ich in meiner
Arbeit entdeckt habe", erinnert sich Hilberg, "konnte auf Aussagen von Zeugen zurückgeführt
werden." Selbst innerhalb der Holocaust-Industrie merkt beispielsweise Deborah Lipstadt ironisch
an, daß Überlebende des Holocaust häufig behaupten würden, in Auschwitz von Josef Mengele
persönlich untersucht worden zu sein.

Neben den Unzulänglichkeiten der Erinnerung dürfte es noch weitere Gründe geben, die die
Aussagen mancher Überlebender des Holocaust als zweifelhaft erscheinen lassen. Da
Überlebende mittlerweile wie weltliche Heilige verehrt werden, wagt man nicht, sie in Frage zu
stellen. Absurde Behauptungen läßt man kommentarlos durchgehen. In seinen gefeierten
Memoiren erinnert Elie Wiesel sich, daß er kurz nach seiner Befreiung aus Buchenwald, gerade
achtzehn Jahre alt, " ... die Kritik der reinen Vernunft (lachen Sie nicht) in Jiddisch ... las".
Abgesehen von Wiesels Bekenntnis, daß er zu jener Zeit " ... keine Ahnung von der jiddischen
Grammatik" hatte, wurde die Kritik der reinen Vernunft nie ins Jiddische übersetzt.

In den letzten Jahren ist Überlebender des Holocaust umgedeutet worden. Der Begriff bezeichnet
jetzt nicht nur jene, die unter den Nazis litten, sondern auch jene, die es schafften, ihnen zu
entgehen. Dazu gehören zum Beispiel mehr als 100.000 polnische Juden, die nach dem
Einmarsch der Nazis in Polen in der Sowjetunion Zuflucht gefunden hatten. Doch "jene, die in
Rußland gelebt haben, sind nicht anders behandelt worden als die übrigen Bürger des Landes",
merkt der Historiker Leonard Dinnerstein an, während "die Überlebenden der
Konzentrationslager wie lebende Leichname aussahen". In einem Beitrag für eine Holocaust-
Website meinte einer, er sei, obwohl er die Zeit des Krieges in Tel Aviv verbracht hatte, ein
Holocaust-Überlebender, weil seine Großmutter in Auschwitz umgekommen ist. Wenn es nach
Israel Gutman geht, ist Wilkomirski ein Überlebender des Holocaust, weil sein "Schmerz
authentisch ist". Das Büro des israelischen Premierministers Netanjahu bezifferte die Zahl der
"noch lebenden Holocaust-Überlebenden" auf fast eine Million. Das Hauptmotiv hinter dieser
inflationären Änderung ist auch hier leicht zu finden. Es ist schwierig, neue umfangreiche
Ansprüche auf Wiedergutmachung durchzusetzen, wenn nur noch wenige Opfer des Holocaust
am Leben sind. In der Tat hatten Wilkomirskis Hauptkomplizen auf die eine oder andere Weise
Zugang zum Netzwerk der Holocaust-Reparationen. Seine Kindheitsfreundin aus Auschwitz, die
"kleine Laura", kassierte Geld von einer schweizerischen Holocaust-Stiftung, obwohl sie eine in
Amerika geborene Anhängerin von Satanskulten war. Seine israelischen Hauptförderer waren in
Organisationen tätig, die in die Holocaust-Entschädigung einbezogen waren, oder sie wurden von
diesen finanziell unterstützt.

Die Frage der Wiedergutmachung liefert einzigartige Einblicke in die Holocaust-Industrie. Wie wir
gesehen haben, war Deutschland als Verbündeter der USA im Kalten Krieg rasch rehabilitiert und
die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis vergessen. Dennoch trat Deutschland zu
Beginn der fünfziger Jahre in Verhandlungen mit jüdischen Einrichtungen ein und unterzeichnete
Abkommen über Entschädigungszahlungen. Bis heute hat es etwa 60 Milliarden Dollar
ausbezahlt, was, wenn überhaupt, nur wenig äußeren Druckes bedurfte. Hiermit vergleiche man
zuerst die Bilanz Amerikas. Infolge der Kriege der USA in Indochina starben etwa 4-5 Millionen
Männer, Frauen und Kinder. Nach dem Abzug der Amerikaner benötigte Vietnam, wie ein
Historiker schreibt, dringend Hilfe. "Im Süden waren 9000 von 15000 Dörfern, 10 Millionen Hektar
Ackerland sowie 5 Millionen Hektar Wald zerstört; 1,5 Millionen Nutztiere waren getötet worden.
Schätzungen zufolge gab es 200.000 Prostituierte, 800.000 Waisen, 180.000 Behinderte und 1
Million Witwen; alle sechs Industriestädte des Nordens waren schwer beschädigt, ebenso wie
Provinz- und Distrikthauptstädte sowie 4000 von 5800 landwirtschaftlichen Gemeinden." Doch
Präsident Carter verweigerte jegliche Wiedergutmachung und erklärte, daß "die Zerstörung
wechselseitig war".
William Cohen, Verteidigungsminister unter Präsident Clinton, verkündete, er sehe keine
Notwendigkeit für "irgendwelche Entschuldigungen, was den Krieg selbst betrifft", und äußerte
ebenfalls die Meinung: "Beide Länder haben durch ihn gelitten. Sie haben von dem Krieg Narben
zurückbehalten. Sicherlich haben auch wir welche."

Im Rahmen von drei verschiedenen Abkommen, die 1952 unterzeichnet wurden, war die
deutsche Regierung bestrebt, jüdische Opfer zu entschädigen. Ein separates Abkommen mit
Israel stellte Subventionen für die Eingliederung mehrerer hunderttausend jüdischer Flüchtlinge
bereit. Gleichzeitig verhandelte die deutsche Regierung mit der Conference on Jewish Material
Claims Against Germany, einer Dachorganisation aller großen jüdischen Organisationen, über
eine finanzielle Regelung. Man nahm an, die Claims Conference würde die Gelder, zwölf Jahre
lang jeweils 10 Millionen Dollar oder etwa eine Milliarde Dollar nach heutigem Wert, für jüdische
Opfer der Naziverfolgung verwenden, die im Entschädigungsprozeß durch das Raster gefallen
waren. Meine Mutter war ein solcher Fall. Als Überlebende des Warschauer Ghettos, des
Konzentrationslagers Majdanek und der Zwangsarbeits-Lager von Czestochowa und Skarszysko-
Kamiena bekam sie von der deutschen Regierung nur 3500 Dollar Entschädigung. Andere
jüdische Opfer (und viele, die in Wahrheit keine waren) erhielten von Deutschland jedoch
lebenslange Pensionen, die sich schließlich zu mehreren hunderttausend Dollar summierten. Die
Gelder, die der Claims Conference übergeben wurden, waren jenen jüdischen Opfern zugedacht,
die nur minimale Entschädigungen bekommen hatten.

Die deutsche Regierung war in der Tat bestrebt, in der Vereinbarung mit der Claims Conference
ausdrücklich festzuhalten, daß die Gelder ausschließlich an genau bezeichnete jüdische
Überlebende gehen sollten, die von deutschen Gerichten unfair oder unangemessen entschädigt
worden waren. Die Konferenz zeigte sich empört, daß man ihre guten Absichten in Zweifel zog.

Vor kurzem versuchte die Claims Conference, sich reprivatisiertes jüdisches Eigentum in den
neuen Bundesländern im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar anzueignen, das von
Rechts wegen lebenden jüdischen Erben zusteht. Als die Konferenz deswegen und wegen
anderer Mißstände von betrogenen Juden angegriffen wurde, verwünschte Rabbi Arthur
Hertzberg beide Seiten und höhnte, daß "es nicht um Gerechtigkeit geht, es ist ein Kampf ums
Geld".
Wenn die Deutschen oder die Schweizer sich weigern, Entschädigungen zu zahlen, kann der
Himmel die gerechte Entrüstung der organisierten Juden nicht fassen. Doch wenn jüdische Eliten
jüdische Überlebende berauben, kommen keine ethischen Fragen auf: Es geht ja nur um Geld.
Auch wenn meine verstorbene Mutter nur 3500 Dollar Entschädigung erhielt, haben andere, die
am Reparationsverfahren teilhatten, recht gut abgeschnitten. Angeblich beläuft sich das
Jahresgehalt von Saul Kagan, lange Zeit Erster Sekretär der Claims Conference, auf 105.000
Dollar.
Alfonse D'Amato, der ehemalige Senator von New York, vertritt Holocaust-Klagen gegen
deutsche Banken für ein Honorar von 350 Dollar pro Stunde plus Spesen. Für seine
Bemühungen in den ersten sechs Monaten nahm er 103.000 Dollar ein. Zuvor pries Wiesel
D'Amato öffentlich für dessen "Einfühlungsvermögen in jüdisches Leid".
Lawrence Eagleburger, Minister unter Präsident Bush, verdient als Vorsitzender der
Internationalen Kommission für Versicherungsansprüche aus der Zeit des Holocaust ein Gehalt
von 300.000 Dollar jährlich. "Was immer man ihm bezahlt", meinte Elan Steinberg vom World
Jewish Congress, "ist in jeder Hinsicht gut angelegt." - Was meine Mutter für sechs Jahre Leiden
unter der Nazi-Verfolgung erhielt, kassiert Kagan in zwölf Tagen, Eagleburger in vier Tagen und
D'Amato in zehn Stunden.
Der Preis für den umtriebigsten Holocaust-Händler geht jedoch mit Sicherheit an Kenneth Bialkin.
Jahrzehntelang war er eine bekannte jüdische Führungspersönlichkeit in den USA, er leitete die
ADL und war Vorsitzender der Präsidentenkonferenz der großen jüdischen Organisationen in
Amerika. Derzeit vertritt Bialkin für eine - so hört man - "hohe Geldsumme" die
Versicherungsgesellschaft Generali gegen die Eagleburger-Kommission.

In den letzten Jahren ist die Holocaust-Industrie geradezu zu einem erpresserischen Geschäft
geworden. Unter dem Vorwand, die Juden in aller Welt, ob lebendig oder tot, zu vertreten, erhebt
sie in ganz Europa Anspruch auf jüdische Besitztümer aus der Zeit des Holocaust. Dieses
doppelte Abkassieren sowohl bei europäischen Ländern als auch bei Juden mit legitimen
Ansprüchen, das man passend als "letztes Kapitel des Holocaust" tituliert hat, zielte zunächst auf
die Schweiz. Zuerst möchte ich die Anschuldigungen anführen, die man gegen die Schweiz
erhob. Anschließend wende ich mich den Beweisen zu, wobei ich zeigen werde, daß viele der
Vorwürfe nicht nur auf Täuschung beruhten, sondern sich sogar viel besser auf jene anwenden
lassen, die sie vorbringen.

Beim Gedenken an den fünfzigsten Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs bat der
schweizerische Präsident im Mai 1995 formell dafür um Entschuldigung, daß man den Juden
während der Massenvernichtung durch die Nazis keine Zuflucht gewährt hatte. Etwa zur gleichen
Zeit kamen auch wieder Diskussionen über die seit langem schwelende Frage nach den
jüdischen Vermögenswerten auf, die vor und während des Krieges auf schweizerischen Konten
deponiert worden waren. In einer weitverbreiteten Story zitierte ein israelischer Journalist ein
Dokument - es wurde, wie sich herausstellte, falsch interpretiert -, welches bewies, daß in
Schweizer Banken noch immer jüdische Konten aus der Zeit des Holocaust im Wert von
mehreren Milliarden Dollar existierten.

Der Jüdische Weltkongreß - eine Organisation, die sich bis zu der Kampagne, die Kurt Waldheim
als Kriegsverbrecher bloßstellte, im Niedergang befand - stürzte sich auf diese neue Gelegenheit.
Schon früh war klar, daß die Schweiz eine leichte Beute sein würde. Wenige würden mit den
reichen Bankiers der Schweiz sympathisieren, denen die "bedürftigen Überlebenden des
Holocaust" gegenüber standen. Was jedoch wichtiger war: Die Schweizer Banken waren überaus
anfällig für wirtschaftliche Pressionen seitens der USA.

Ende 1995 trafen Edgar Bronfman, der Präsident des WJC und Sohn eines offiziellen Mitglieds
der Jewish Claims Conference, und Rabbi Israel Singer, Generalsekretär des WJC und
Immobilien-Tycoon, mit den schweizerischen Bankiers zusammen. Bronfman, Erbe des Seagram
Spirituosen-Vermögens (sein persönlicher Besitz wird auf 3 Milliarden Dollar geschätzt),
informierte später den Bankenausschuß des Senats bescheiden, er spreche "im Namen des
jüdischen Volkes" wie auch "jener 6 Millionen, die nicht für sich sprechen können".

Die schweizerischen Bankiers erklärten, sie könnten nur 775 nachrichtenlose Konten im Wert von
insgesamt 32 Millionen Dollar ausfindig machen. Diese Summe boten sie als Grundlage für
Verhandlungen mit dem Jüdischen Weltkongreß an, der sie als unzureichend zurückwies. Im
Dezember 1995 tat sich Bronfman mit Senator D'Amato zusammen. Da D'Amatos Umfragewerte
auf dem Tiefpunkt waren und ein Senats-Wahlkampf bevorstand, kostete er diese Möglichkeit
aus, sein Ansehen bei der jüdischen Gemeinde mit ihren entscheidenden Wählerstimmen und
den wohlhabenden politischen Spendern zu verbessern. Bevor die Schweizer schließlich auf die
Knie gezwungen wurden, hatte der Jüdische Weltkongreß, der die ganze Bandbreite der
Holocaust-Einrichtungen (einschließlich des US Holocaust Memorial Museums und des Simon-
Wiesenthal-Zentrums) einsetzte, das gesamte politische Establishment der Vereinigten Staaten
mobilisiert.
Von Präsident Clinton, der sein Kriegsbeil mit D'Amato (die Whitewater-Hearings waren noch
nicht abgeschlossen) begrub, um zu Hilfe zu kommen, über elf Regierungseinrichtungen sowie
Parlament und Senat, bis hinunter zu Behörden von Bundesstaaten und Gemeinden im ganzen
Land, kamen Pressionen beider Parteien zum Tragen, und ein Amtsträger nach dem anderen
reihte sich ein, um die perfiden Schweizer anzuklagen.
Die Holocaust-Industrie benutzte die Banken-Komitees von Parlament und Senat als Sprungbrett,
um eine schamlose Diffamierungskampagne in Gang zu setzen. Mit einer unendlich willfährigen
und leichtgläubigen Presse, die bereit war, jeder noch so absurden Story, die mit dem Holocaust
zu tun hatte, Schlagzeilen zu widmen, erwies sich die Schmutzkampagne als unaufhaltsam.
Gregg Rickman, D'Amatos wichtigster Berater in Fragen der Gesetzgebung, brüstet sich in
seinem Bericht, daß die schweizerischen Bankiers "in das Gericht der öffentlichen Meinung"
gezwungen worden seien, "wo wir die Tagesordnung bestimmten. Die Bankiers mußten auf
unserem Platz antreten, und praktischerweise waren wir zugleich Richter, Geschworene und
Vollstrecker." Tom Bower, in der anti-schweizerischen Kampagne einer der wichtigsten
Rechercheure, nennt die Forderung D'Amatos nach einer Anhörung eine "verharmlosende
Bezeichnung für einen Schauprozeß oder ein Femegericht".

Das Sprachrohr der gegen die Schweiz gerichteten geballten Macht war der geschäftsführende
Direktor des WJC, Elan Steinberg. Seine Hauptaufgabe war es, Desinformation zu verbreiten.
Bower schreibt: "Durch immer neue peinliche Enthüllungen Angst zu erzeugen und bedenkenlos
Anschuldigungen in die Welt zu setzen, das waren Steinbergs Waffen. Die Berichte des OSS
[Office of Strategic Services, ein amerikanischer Geheimdienst im Zweiten Weltkrieg], die häufig
auf Gerüchten und unbestätigten Quellen beruhten und von den Historikern jahrelang als bloßes
Gemunkel abgetan worden waren, galten plötzlich als uneingeschränkt glaubwürdig und fanden
breite öffentliche Aufmerksamkeit." "Das letzte, was die Banken brauchen, ist negative Publicity",
erklärte Rabbi Singer. "Wir machen weiter, bis die Banken sagen: ›Genug. Wir wollen einen
Kompromiß.‹" Rabbi Marvin Hier, Präsident des Simon-Wiesenthal-Zentrums, den es ebenfalls
ins Rampenlicht drängte, stellte die aufsehenerregende Behauptung auf, die Schweizer hätten
jüdische Flüchtlinge in "Zwangsarbeitslager" eingesperrt. (Gemeinsam mit Sohn und Ehefrau
betreibt Hier das Simon-Wiesenthal-Zentrum als Familienbetrieb; 1992 bezogen die Hiers
zusammen 520.000 Dollar an Gehältern).

Bower schreibt in einer von D'Amatos Büro und dem Simon-Wiesenthal-Zentrum getragenen
Studie in typischer Diktion, daß "ein Land, dessen Bürger ... sich ... vor ihren Nachbarn ihres
beneidenswerten Wohlstands gerühmt haben, sich ganz bewußt am Gold der Juden bereichert
hat"; daß "die stillen Bankiers ... aus der schönen, sauberen und neutralen Schweiz ...
gewissenlose Profiteure" gewesen seien; daß "Unehrlichkeit ein kultureller Kodex war, den
einzelne Schweizer beherrschten, um das Image und den Wohlstand der Nation zu schützen";
daß "die kleine verschworene Gruppe der Schweizer Bankiers ... immer gieriger und
unmoralischer geworden war"; daß die Schweizer "nicht nur ein besonders plumpes Volk waren,
das keine Künstler, nach Wilhelm Tell keine Helden und keinen Staatsmann hervorgebracht hat,
sondern außerdem noch unehrliche Nazi-Kollaborateure, die vom Völkermord profitiert hatten".
Und so weiter. Rickman verweist auf die "tiefere Wahrheit" über die Schweizer: "Ganz weit unten,
vielleicht tiefer, als sie es gedacht hätten, existierte in ihrer Veranlagung eine verborgene
Überheblichkeit im Hinblick auf sich selbst und gegen andere. So sehr sie es auch versuchten,
sie konnten ihre Kinderstube nicht verleugnen." Viele dieser Verunglimpfungen haben eine
bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Beleidigungen, die von Antisemiten gegenüber Juden
geäußert werden.

Der Hauptvorwurf lautete, daß es, mit den Worten von Bowers, "eine fünfzig Jahre dauernde
Verschwörung von Schweizern und Nazis" gegeben habe, "um von den europäischen Juden und
Überlebenden des Holocaust Milliarden zu stehlen". Nach einer Formulierung, die zum Mantra
der Geschäftemacherei mit der Rückgabe von Holocaust-Besitztümern gewordenen ist, stellte
das "den größten Raubzug in der Geschichte der Menschheit" dar. Für die Holocaust-Industrie
gehören alle jüdischen Angelegenheiten in eine eigene Kategorie der Superlative - das
Schlimmste, das Größte ...

Zunächst behauptete die Holocaust-Industrie, Schweizer Banken hätten gesetzlichen Erben von
Holocaust-Opfern systematisch den Zugang zu nachrichtenlosen Konten mit einem Wert von 7
bis 10 Milliarden Dollar verweigert. "Während der letzten fünfzig Jahre", schrieb Time in einer
Titelgeschichte, sei es eine "Generalanweisung der Schweizer Banken gewesen, Überlebende
des Holocaust hinzuhalten und abzuwehren, wenn sie sich nach den Konten ihrer verstorbenen
Verwandten erkundigten". Mit einem Hinweis auf die Geheimhaltungsvorschriften, die die
Schweizer Banken 1934 zum Teil deswegen erlassen hatten, weil sie verhindern wollten, daß
jüdische Anleger von den Nazis abkassiert wurden, trug D'Amato dem Bankenausschuß des
Kongresses vor: "Ist es nicht eine Ironie, daß genau das System, mit dem die Leute ermutigt
wurden, Konten zu eröffnen - daß genau dessen Geheimhaltungsvorschriften dann dazu benutzt
wurden, eben diesen Leuten und deren Erben ihr Erbe, ihr Recht zu verweigern? Man hat es
pervertiert, verdreht, in sein Gegenteil verkehrt."

Atemlos erzählt Bower, wie ein entscheidendes Beweisstück für die schweizerische Perfidie
gegenüber Holocaust-Opfern entdeckt wurde: "Glück und Fleiß brachten eine kostbare
Information zu Tage, und sie bestätigte die Berechtigung von Bronfmans Klage. Ein
Geheimdienstbericht aus der Schweiz vom Juli 1945 erwähnte, daß Jacques Salmanovitz, der
Eigentümer der Société Gé nérale de Surveillance (SGS), eines Notariatsbüros und einer
Treuhandfirma mit Kontakten zu den Balkanstaaten, eine Liste mit 182 jüdischen Klienten besaß.
Sie hatten diesem Treuhänder 8,4 Millionen Schweizer Franken und etwa 90.000 Dollar
anvertraut, bevor sie aus den Balkanstaaten in die Schweiz gekommen waren. In dem Bericht
wurde festgestellt, daß die Juden ihren Besitz noch nicht zurückgefordert hätten. Rickman und
D'Amato waren begeistert." Auch in seinem eigenen Bericht brandmarkt Rickman diesen "Beweis
für schweizerische Kriminalität". In diesem speziellen Kontext erwähnt jedoch keiner der beiden,
daß Salmanovitz Jude war. (Welchen Wert diese Behauptungen tatsächlich haben, wird weiter
unten behandelt.)

Gegen Ende 1996 lieferte ein Auftritt älterer jüdischer Frauen und eines Mannes vor dem
Bankenausschuß des Kongresses ein bewegendes Zeugnis für die Rechtsverstöße der
Schweizer Bankiers. Doch laut Itamar Levin, einem Redakteur der größten israelischen
Wirtschaftszeitung, hatte keiner dieser Zeugen "einen wirklichen Beweis für die Existenz von
Vermögenswerten bei Schweizer Banken". Um den theatralischen Effekt dieser Zeugenaussage
zu steigern, rief D'Amato Elie Wiesel als Zeugen auf. In seiner später weithin zitierten Aussage
beteuerte Wiesel, er sei schockiert - schockiert! - gewesen von der Enthüllung, die Täter des
Holocaust hätten versucht, Juden auszuplündern, ehe sie sie ermordeten: "Anfangs glaubten wir,
die Endlösung sei allein durch eine vergiftete Ideologie motiviert gewesen. Nun wissen wir, daß
sie nicht einfach, so schrecklich das klingen mag, nur Juden töten wollten: Sie wollten jüdisches
Geld. Jeden Tag erfahren wir mehr über diese Tragödie. Gibt es denn für Schmerz keine
Grenze? Keine Grenze für den Frevel?" Natürlich ist es kaum eine Neuigkeit, daß die Nazis die
Juden ausplünderten; ein großer Teil von Raul Hilbergs 1961 veröffentlichter grundlegender
Untersuchung, Die Vernichtung der europäischen Juden, ist der Enteignung der Juden durch die
Nazis gewidmet.

Man hat auch behauptet, die Schweizer Bankiers hätten die Einlagen von Holocaust-Opfern
kassiert und systematisch entscheidende Unterlagen vernichtet, um die Spuren zu verwischen,
und nur Juden seien derlei Scheußlichkeiten zugefügt worden. Bei einer Anhörung griff die
Senatorin Barbara Boxer die Schweizer an und bekundete: "Dieser Ausschuß wird ein doppeltes
Spiel der Schweizer Banken nicht hinnehmen. Erzählen Sie der Welt nicht, sie würden suchen,
während sie Akten vernichten."

Doch leider erschöpfte sich der propagandistische Wert der älteren jüdischen Kläger, die die
Perfidie der Schweizer bezeugten, recht schnell. Dementsprechend versuchte die Holocaust-
Industrie einen neuen Skandal ausfindig zu machen. Die Begeisterung der Medien machte sich
an dem von der Schweiz gekauften Gold fest, das die Nazis während des Krieges in den
Zentralbanken Europas erbeutet hatten. Auch das war in Wahrheit längst bekannt, wurde aber
als aufsehenerregende Enthüllung verkündet. Arthur Smith, der Autor einer
Standarduntersuchung zu diesem Komplex, sagte bei der Anhörung des Repräsentantenhauses:
"Ich habe mir den ganzen Morgen und heute nachmittag Dinge angehört, die in weitem Umfang
schon seit einigen Jahren in ihren Grundzügen bekannt sind; ich bin überrascht, daß vieles als
neu dargestellt wird." Bei diesen Anhörungen ging es jedoch nicht um Information, sondern, mit
den Worten der Journalistin Isabel Vincent darum, "sensationelle Stories zu bekommen". Wenn
man ausreichend mit Schlamm warf, konnte man durchaus davon ausgehen, daß die Schweiz
klein beigeben würde.

Das einzige wirklich Neue war die Behauptung, die Schweizer hätten wissentlich mit dem "Gold
von Opfern" Handel getrieben. Das heißt, sie kauften große Mengen Gold auf, das die Nazis in
Barren umgeschmolzen hatten, nachdem sie es Opfern der Konzentrationslager abgenommen
hatten. "Der WJC", schreibt Bower, "brauchte ein emotional besetztes Thema, das den Holocaust
und die Schweiz miteinander verknüpfte." Dementsprechend sah man diese neuerliche
Enthüllung schweizerischer Tücke als Geschenk des Himmels an. Es gab "nur wenige Bilder",
fährt Bower fort, "die aufwühlender waren als das Herausbrechen der Goldfüllungen aus den
verzerrten Mündern toter Juden, die man aus den Gaskammern der Vernichtungslager gezogen
hatte." "Die Tatsachen sind sehr, sehr betrüblich", brachte D'Amato bei der Anhörung vor dem
Repräsentantenhaus in klagendem Tonfall vor, "weil sie uns von der Plünderung der Besitztümer
aus Wohnungen und Nationalbanken berichten, von den Todeslagern, den Uhren und Armreifen
und Brillengestellen aus Gold und den Zahnfüllungen der Menschen."

Neben den Vorwürfen, den Zugang zu Holocaust-Konten zu behindern und mit geplündertem
Gold gehandelt zu haben, sahen die Schweizer sich auch mit der Anschuldigung konfrontiert, sie
würden mit Polen und Ungarn gemeinsame Sache machen, um Juden zu betrügen. Hier hielt
man ihnen vor, Gelder von nicht beanspruchten Schweizer Konten, die polnischen und
ungarischen Staatsbürgern gehörten (die aber nicht alle Juden waren), würden von der Schweiz
als Entschädigung für schweizerischen Besitz verwendet, den diese Regierungen verstaatlicht
hatten. Rickman bezeichnet dies als "aufregende Enthüllung, eine, die den Schweizern die
Socken von den Füßen reißen und einen Feuersturm verursachen wird". Doch die Fakten waren
schon weithin bekannt und in amerikanischen Zeitschriften der frühen fünfziger Jahre
veröffentlicht worden. Und angesichts des ganzen Mediengeschreis belief sich die entsprechende
Summe schließlich auf weniger als eine Million Dollar nach heutigem Wert.

Bereits vor dem ersten Senatshearing über die nachrichtenlosen Konten im April 1996 hatten die
Schweizer Banken eingewilligt, einen Untersuchungsausschuß einzurichten und sich dessen
Ergebnissen zu unterwerfen. Der aus sechs Mitgliedern (jeweils drei von der World Jewish
Restitution Organization und der Schweizerischen Bankenvereinigung) bestehende
"unabhängige Ausschuß herausragender Persönlichkeiten", dem Paul Volcker, früherer
Vorsitzender der Notenbank der USA, vorstand, wurde im Mai 1996 mittels einer
"Absichtserklärung" offiziell beauftragt. Außerdem ernannte die Schweizer Regierung im
Dezember 1996 eine "unabhängige Expertenkommission" mit Jean-François Bergier als
Vorsitzendem und dem bekannten israelischen Holocaust-Gelehrten Saul Friedländer; sie sollte
den Goldhandel der Schweiz mit Deutschland während des Zweiten Weltkriegs untersuchen.

Doch ehe diese Gremien auch nur mit ihrer Arbeit beginnen konnten, drängte die Holocaust-
Industrie auf einen finanziellen Vergleich mit der Schweiz. Die Schweizer protestierten, für jede
Regelung müsse man selbstverständlich auf die Ergebnisse der Kommissionen warten;
ansonsten laufe es auf "Nötigung und Erpressung" hinaus. Der Jüdische Weltkongreß spielte
seine immerwährende Trumpfkarte aus und grämte sich wegen des Elends "bedürftiger
Holocaust-Überlebender". "Mein Problem ist die Zeit, die abläuft", erklärte Bronfman gegenüber
dem Bankenausschuß, "und ich habe all diese Holocaust-Überlebenden, die mir Sorgen
machen." Man fragt sich, weshalb der gramerfüllte Milliardär ihre Not nicht vorübergehend selbst
lindern konnte. Als er einen schweizerischen Einigungsvorschlag über 250 Millionen zurückwies,
schniefte Bronfman: "Keine Gefälligkeiten. Ich werde das Geld selbst geben." Er tat es nicht. Die
Schweiz willigte jedoch im Februar 1997 ein, einen "Sonderfonds für bedürftige Holocaust-Opfer"
von 200 Millionen Dollar einzurichten, um "Personen, die Hilfe in besonderer Weise brauchen",
eine Überbrückung zu bieten, bis die Kommissionen ihre Arbeit vollendet hätten. (Der Fonds
verfügte immer noch über Geld, als die Kommissionen von Bergier und Volcker ihre Berichte
vorlegten.)
Doch das Drängen der Holocaust-Industrie auf eine abschließende Regelung ließ nicht nach,
sondern wurde eher noch stärker. Als die Schweiz erneut darum ersuchte, mit der Regelung zu
warten, bis die Ergebnisse der Kommissionen vorlägen, traf sie damit weiterhin auf taube Ohren.
Tatsächlich konnte die Holocaust-Industrie mit diesen Ergebnissen nur verlieren: Sollten sich am
Ende nur wenige Ansprüche als legitim erweisen, würde das Vorgehen gegen die Schweizer
Banken an Glaubwürdigkeit verlieren; falls die rechtmäßigen Anspruchsteller ausfindig gemacht
würden, wären die Schweizer nur verpflichtet, diese zu entschädigen, nicht aber die jüdischen
Organisationen.

Ein weiteres Mantra der Holocaust-Industrie lautet, daß es bei der Entschädigung "um Wahrheit
und Gerechtigkeit geht, nicht um Geld". "Es geht nicht um Geld", witzelten die Schweizer nun.
"Es geht um mehr Geld." Die Holocaust-Industrie heizte nicht nur die öffentliche Hysterie an,
sondern koordinierte auch eine zweigleisige Strategie, um die Schweizer mit unablässigem Druck
zur Unterwerfung zu zwingen: durch Sammelklagen und wirtschaftlichen Boykott. Anfang Oktober
1996 brachten Edward Fagan und Robert Swift im Namen von Gizella Weisshaus (ihr Vater hatte
vor seinem Tod in Auschwitz davon gesprochen, daß er Geld in der Schweiz angelegt habe, doch
die Banken hatten ihre Anfragen nach dem Krieg abgewiesen) und "anderen in ähnlicher Lage"
die erste Sammelklage über insgesamt 20 Milliarden Dollar ein. Ein paar Wochen darauf erhob
das Simon-Wiesenthal-Zentrum, das dafür die Anwälte Michael Hausfeld und Melvyn Weiss
bestellte, eine zweite Sammelklage, und im Januar 1997 leitete der World Council of Orthodox
Jewish Communities eine dritte in die Wege. Alle drei Klagen gingen bei Richter Edward Korman
ein, einem Richter am US-Bezirksgericht in Brooklyn. Zumindest eine Prozeßpartei, der von
Toronto aus agierende Rechtsanwalt Sergio Karas, beklagte diese Taktik: "Die Sammelklagen
haben lediglich eine Massenhysterie hervorgebracht und eine scharfe Reaktion der Schweizer
provoziert. Sie nähren nur den Mythos von den jüdischen Anwälten, denen es immer nur um Geld
geht." Paul Volcker sprach sich mit der Begründung gegen die Sammelklagen aus, daß sie
"unsere Arbeit beeinträchtigen, möglicherweise bis zur Wirkungslosigkeit" - was die Holocaust-
Industrie als nicht weiter ernst zu nehmende Besorgnis, wenn nicht gar als zusätzlichen Anreiz
betrachtete.

Die wichtigste Waffe, die man einsetzte, um den Widerstand der Schweizer zu brechen, war
jedoch der wirtschaftliche Boykott. "Nun wird die Schlacht viel schmutziger", warnte im Januar
1997 Avraham Burg, Vorsitzender der Jewish AgencyWJC damit begonnen, den Boykott zu
planen. Bronfman und SingerAlan Hevesi auf (sein Vater war ein bekannter Vertreter des AJC
gewesen), dem Finanzchef von New York City, sowie mit Carl McCall, dem Finanzchef des
Staates New York. Zusammen legen diese beiden Rechnungsführer Milliarden von Dollar in
Pensionsfonds an. Hevesi war auch Vorsitzender in der Rechnungsführer-Vereinigung der USA,
die 30 Billiarden Dollar in Pensionsfonds angelegt hat. Ende Januar legte Singer bei der Hochzeit
seiner Tochter zusammen mit D'Amato und Bronfman eine Strategie fest. "Schauen Sie, was ich
für ein Mensch bin", scherzte Singer, "ich mache bei der Hochzeit meiner Tochter Geschäfte."
und Israels vorderster Kämpfer im Fall der Schweizer Banken. "Bis jetzt haben wir internationalen
jüdischen Druck zurückgehalten." Bereits im Januar 1996 hatte der nahmen Kontakt mit

Im Februar 1996 schrieben Hevesi und McCall an die Schweizer Banken und drohten ihnen
Sanktionen an. Im Oktober sagte Gouverneur Pataki öffentlich seine Unterstützung zu. Während
der folgenden Monate brachten die örtlichen und staatlichen Regierungen in New York, New
Jersey, Rhode Island und Illinois jeweils Entschließungen ein, in denen sie mit einem
wirtschaftlichen Boykott drohten, bis die Schweizer Banken einknickten. Im Mai 1997 verhängte
die Stadt Los Angeles die ersten Sanktionen und zog mehrere hundert Millionen Dollar von
Pensionsfonds aus einer Schweizer Bank ab. Mit Sanktionen New Yorks folgte Hevesi rasch
nach. Innerhalb weniger Tage schlossen sich Kalifornien, Massachusetts und Illinois an.

"Ich will 3 Milliarden Dollar oder darüber", verkündete Bronfman im Dezember 1997, "um das
alles zu beenden, die Sammelklagen, das Volcker-Verfahren und das übrige." Indessen
versuchten D'Amato und offizielle Vertreter der New Yorker Banken, die kurz zuvor gegründete
Schweizerische Bankenvereinigung (ein Zusammenschluß der großen Schweizer Banken) daran
zu hindern, in den USA tätig zu werden. "Wenn die Schweizer sich weiterhin stur stellen, werde
ich alle Anteilseigner der USA auffordern müssen, ihre Geschäfte mit den Schweizern
auszusetzen", warnte Bronfman im März 1998. "Wir kommen an einen Punkt, wo sich das
entweder von selbst erledigt, oder wir haben einen totalen Krieg." Im April fingen die Schweizer
an, dem Druck nachzugeben, widersetzten sich aber immer noch einer schmählichen
Unterwerfung. (Im Verlauf des Jahres 1997 gaben die Schweizer angeblich 500 Millionen Dollar
aus, um die Angriffe der Holocaust-Industrie abzuwehren.) "Die ganze schweizerische
Gesellschaft ist mit einem bösartigen Krebsgeschwür durchsetzt", lamentierte Melvyn Weiss,
einer der Anwälte der Sammelklage. "Wir haben ihnen eine Chance gegeben, es mit einer
starken Strahlendosis zu sehr niedrigen Kosten loszuwerden, doch sie haben das
zurückgewiesen." Im Juni legten die Schweizer Banken ein "letztes Angebot" über 600 Millionen
Dollar vor. Der Chef der ADL, Abraham Foxman, zeigte sich von der Arroganz der Schweizer
schockiert und konnte seinen Zorn kaum zügeln: "Dieses Angebot ist eine Beleidigung für das
Andenken der Opfer, für deren überlebende Angehörige und für jene aus der jüdischen
Gemeinschaft, die den Schweizern in bester Absicht die Hand reichten, um gemeinsam diese
höchst schwierige Angelegenheit zu lösen."

Im Juli 1998 drohten Hevesi und McCall weitere harte Sanktionen an. New Jersey, Pennsylvania,
Connecticut, Florida, Michigan und Kalifornien schlossen sich ihnen innerhalb weniger Tage an.
Mitte August kapitulierten die Schweizer schließlich. In einem von Richter Korman
herbeigeführten Vergleich zu den Sammelklagen willigten die Schweizer ein, 1,25 Milliarden
Dollar zu zahlen.

"In diesem Heldenepos sind Sie ein echter Vorkämpfer gewesen", gratulierte Israels
Premierminister Benjamin Netanjahu D'Amato. "Es handelt sich hier nicht nur materiell gesehen
um einen Erfolg, sondern auch um einen moralischen Sieg und einen Triumph der Idee."

Der 1,25 Milliarden Dollar schwere Vergleich mit der Schweiz betraf im Grunde drei Gruppen -
Anspruchsberechtigte für nachrichtenlose Schweizer Konten, Flüchtlinge, denen die Schweiz kein
Asyl gewährt hatte, und Opfer von Zwangsarbeit, von der Schweizer profitiert hatten.

Gemessen an all der Entrüstung über die "perfiden Schweizer" ist das vergleichbare
Sündenregister Amerikas in all diesen Belangen ebenso schlimm, wenn nicht schlimmer. Wie die
Schweiz verweigerten auch die USA jüdischen Flüchtlingen, die den Nazis zu entkommen
suchten, während des Zweiten Weltkriegs die Einreise. Doch die amerikanische Regierung sah
sich nicht in der Lage, etwa die jüdischen Flüchtlinge, die an Bord des Unglücksschiffes St. Louis
gewesen waren, zu entschädigen. Und man stelle sich die Reaktion vor, wenn die mehreren
tausend Flüchtlinge aus Mittelamerika und Haiti, denen man nach der Flucht vor den von Amerika
geförderten Todesschwadronen Asyl verweigert hatte, hier um eine Entschädigung nachsuchen
würden. Obwohl die Schweiz hinsichtlich Größe und Ressourcen von den USA weit in den
Schatten gestellt wird, hat sie während der Massenvernichtung der Juden durch die Nazis
ebenso viele jüdische Flüchtlinge (annähernd 20.000) aufgenommen wie die Vereinigten Staaten.

Die einzige Möglichkeit, für die Sünden der Vergangenheit Buße zu tun, so predigten
amerikanische Politiker der Schweiz, bestehe darin, materielle Wiedergutmachung zu leisten.
Stuart Eizenstat, Clintons Sonderbeauftragter für die Rückgabe von Eigentum, erachtete die
Schweizer Entschädigungszahlungen an die Juden "als einen wichtigen Lackmustest für die
Bereitschaft dieser Generation, die Verfehlungen der Vergangenheit zu korrigieren". Auch wenn
man sie nicht "für Dinge verantwortlich" machen könne, "die vor vielen Jahren geschehen sind",
bekannte D'Amato während der gleichen Anhörung vor dem Senat, so hätten die Schweizer noch
immer "die Pflicht, Rechenschaft abzulegen und das zu tun, was zu diesem Zeitpunkt richtig ist."
Präsident Clinton, der die Entschädigungsforderungen des WJC öffentlich unterstützte, überlegte
gleichermaßen, daß "wir uns der schrecklichen Ungerechtigkeit der Vergangenheit stellen und sie
nach besten Kräften korrigieren müssen".
"Die Geschichte kennt keine Verjährungsfrist", erklärte der Vorsitzende James Leach, und in
einer Botschaft an das Parlament der Schweiz erklärte Außenministerin Madeleine Albright, daß
die wirtschaftlichen Vorteile, die der Schweiz durch die Einbehaltung jüdischer Konten
zugewachsen seien, "an die nachfolgenden Generationen weitergereicht wurden, und deshalb
schaut die Welt nun auf das Volk der Schweiz.

Durchaus edle Gefühle, doch wenn es um afrikanisch-amerikanische Entschädigungen für die


Sklaverei geht, ist davon weit und breit nichts zu hören. Es bleibt unklar, wie die "bedürftigen
Holocaust-Überlebenden" bei dem abschließenden Vergleich abschneiden werden. Gizella
Weisshaus, die erste, die den Anspruch auf ein nachrichtenloses Konto in der Schweiz einklagte,
hat ihren Anwalt, Edward Fagan, mit dem bitteren Vorwurf von seinen Pflichten entbunden, er
würde sie benutzen. Zudem betrug die Rechnung Fagans an das Gericht 4 Millionen Dollar
Anwaltsgebühren. Die Forderungen an Anwaltsgebühren insgesamt belaufen sich auf 15
Millionen Dollar, wobei viele 600 Dollar pro Stunde berechnen.

"Jüdische Gruppen und Überlebende", berichtete die New Yorker Jewish Week, "kämpfen ohne
Bandagen um einen Anteil an den 1,25 Milliarden Dollar aus dem Holocaust-Vergleich mit den
Schweizer Banken." Kläger und Überlebende bestehen darauf, daß das gesamte Geld direkt an
sie gehen sollte. Jüdische Organisationen verlangen jedoch ein Stück des Kuchens für sich.
Greta Beer, vor dem Kongreß eine Hauptzeugin gegen die Schweizer Banken, prangerte die
Anmaßung der jüdischen Organisationen an und beschwor Richter Kormans Gericht mit den
Worten: "Ich möchte nicht wie ein kleines Insekt unter den Füßen zerquetscht werden."

Ungeachtet seines beflissenen Eintretens für "bedürftige Überlebende des Holocaust" will der
WJC fast die Hälfte des Geldes aus der Schweiz für jüdische Organisationen und "Holocaust-
Fortbildung" reservieren. Falls jüdische Organisationen, die dessen "würdig" sind, Gelder
erhalten, besteht das Simon-Wiesenthal-Zentrum darauf, daß "ein Teil an jüdische
Bildungszentren gehen sollte". Während sie nach einem größeren Anteil der Beute "angeln",
behaupten sowohl Organisationen der Reformer wie der Orthodoxen, die 6 Millionen Toten
würden jeweils ihren Zweig des Judentums als finanziellen Nutznießer bevorzugt haben. Nun
zwang ja die Holocaust-Industrie die Schweiz zu einem Vergleich, weil Zeit angeblich der
entscheidende Faktor war - "jeden Tag sterben bedürftige Holocaust-Überlebende". Sobald die
Schweizer jedoch die Einigung unterzeichnet hatten, war wie durch ein Wunder alles nicht mehr
so dringend. Mehr als ein Jahr nach dem Vergleich gab es noch immer keinen Verteilungsplan.
Wenn schließlich festgelegt sein wird, wie das Geld aufzuteilen ist, sind wahrscheinlich all die
"bedürftigen Holocaust-Überlebenden" tot.

"Möglicherweise ist keinerlei Einigung zu vertreten", schrieb Burt Neuborne, Juraprofessor an der
New York University in der New York Times, "wenn sie es den Schweizer Banken ermöglicht, den
Holocaust wie ein gewinnträchtiges Unternehmen zu nutzen." Vor dem Bankenausschuß des
Repräsentantenhauses sagte Edgar Bronfman in bewegenden Worten aus, daß den Schweizern
"nicht erlaubt werden sollte, aus der Asche des Holocaust Gewinn zu ziehen". Andererseits
räumte Bronfman kürzlich ein, daß der Schatzmeister des WJC nicht weniger als "grob geschätzt
7 Milliarden Dollar" Entschädigungsgelder angehäuft habe.

Die unabhängige Expertenkommission ("Bergier-Kommission") veröffentlichte ihren Bericht Die


Schweiz und Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg im Juli 1998. Darin wurde bestätigt, daß die
Schweizer Banken Gold im heutigen Wert von 4 Milliarden Dollar aus Nazi-Deutschland bezogen
hatten, wobei ihnen bekannt war, daß dafür die Zentralbanken im besetzten Europa geplündert
worden waren. Während der Anhörungen auf dem Capitol Hill zeigten sich Kongreßabgeordnete
schockiert, daß die Schweizer Banken mit erbeutetem Besitz gehandelt hatten und, was fast
noch schlimmer war, diese ungeheuerlichen Praktiken noch immer zuließen. Ein Abgeordneter
prangerte an, daß korrupte Politiker ihre unrechtmäßig erworbenen Gewinne in Schweizer
Banken deponierten, und forderte die Schweiz auf, endlich Gesetze gegen "diese geheimen
Geldbewegungen ... von bekannten Politikern oder Staatsführern, von Leuten, die ihre
Staatsfinanzen plündern," zu erlassen. Ein anderer Abgeordneter klagte über die "Zahl der
hochgradig korrupten Regierungsbeamten und Geschäftsleute in aller Welt, die in der Schweiz
einen Zufluchtsort für ihren erheblichen Reichtum gefunden haben," ein dritter fragte sich laut, ob
"das schweizerische Bankensystem den Ganoven dieser Generation und den Ländern, die von
ihnen vertreten werden, in ... ähnlicher Weise entgegenkommt, wie es dem Naziregime vor 55
Jahren eine Zuflucht geboten hat?"

Dieses Problem verdient wahrhaftig Beachtung. Jährlich werden etwa 100-200 Milliarden Dollar,
die aus politischer Korruption stammen, weltweit über Grenzen verschoben und in Privatbanken
deponiert. Die Vorwürfe des Kongreß-Bankenausschusses hätten jedoch mehr Gewicht gehabt,
wenn nicht gut die Hälfte dieses "illegalen Fluchtkapitals" mit uneingeschränkter Billigung der
Gesetze der USA in amerikanischen Banken deponiert würde. Zu den Nutznießern dieser legalen
"Zuflucht" in den USA gehört seit kurzem auch Raul Salinas de Gortari, der Bruder des früheren
mexikanischen Präsidenten, und die Familie des ehemaligen nigerianischen Diktators Generals
Sani Abacha. "Das Beutegold des Adolf Hitler und seiner Schergen", meint Jean Ziegler, ein
Schweizer Parlamentarier und scharfer Kritiker der Schweizer Banken, "ist nicht
wesensverschieden vom Blutgeld der Diktatoren aus der Dritten Welt, das nun auf privaten
Schweizer Konten lagert… Millionen von Frauen, Männern und Kindern sind durch Hitlers Räuber
in den Tod getrieben worden, und in der Dritten Welt sterben alljährlich Hunderttausende von
Kindern an ... Seuchen und Unternährung, weil Diktatoren mit Hilfe von Schweizer Finanzhaien
ihre Länder ausplündern". Und mit Hilfe der amerikanischen Finanzhaie ebenso. Dabei lasse ich
den sogar noch wichtigeren Aspekt einmal beiseite, daß viele dieser Diktatoren mit der Macht der
USA eingesetzt und durch sie unterstützt werden und ihre Länder mit Billigung der Vereinigten
Staaten ausplündern.

Ein umfangreicher Bericht der Bergier-Kommission führt die "bevorzugten Bestimmungsorte" der
transferierbaren jüdischen Vermögenswerte in Europa auf. Am häufigsten werden die USA und
die Schweiz genannt. (Großbritannien war als Bestimmungsland "abgeschlagener Dritter".) Hier
stellt sich die offensichtliche Frage: Was geschah mit den nachrichtenlosen Holocaust-Konten bei
amerikanischen Banken? Der Bankenausschuß des Repräsentantenhauses berief einen
sachverständigen Zeugen, der zu diesem Thema aussagen sollte. Seymour Rubin, derzeit
Professor an der American University erklärte, daß der Wert dieser Konten (nach einer höchst
oberflächlichen und ansatzweisen Prüfung, die nur New Yorker Banken einbezog) bei 6 Millionen
Dollar liege. Jüdische Organisationen forderten diesen Betrag für "bedürftige Überlebende" vom
Kongreß.

Später erinnerte sich Rubin: „Die ursprüngliche Schätzung von 6 Millionen Dollar wurde von
potentiellen Befürwortern der erforderlichen Gesetzgebung im Kongreß zurückgewiesen; im
ersten Gesetzentwurf wurde eine Grenze von 3 Millionen Dollar angesetzt ... Im weiteren Verlauf
wurde die Zahl von 3 Millionen bei Ausschußanhörungen auf eine Million zusammengestrichen.
Im weiteren Gesetzgebungsverfahren reduzierte man sie auf den Betrag von 500.000 Dollar.
Selbst dieser Summe widersetzte sich das Haushaltsbüro, das wiederum eine Begrenzung auf
250.000 Dollar vorschlug. Das Gesetz wurde jedoch mit den 500.000 Dollar verabschiedet.

"Die Vereinigten Staaten", schloß Rubin, "setzten nicht viel daran, um erbenloses Eigentum in
den USA zu identifizieren, und stellten ... lediglich 500.000 Dollar bereit, ganz im Gegensatz zu
den 32 Millionen Dollar, die die Schweizer Banken sogar schon vor der Untersuchung Volckers
anerkannten." Anders gesagt, das Sündenregister der USA ist viel schlimmer als das der
Schweiz. Wo blieb das Protestgeschrei der Abgeordneten gegen die "perfiden" amerikanischen
Bankiers?

Für die Holocaust-Industrie war die Schweizer Bankaffäre - ebenso wie die Qualen, die der
Holocaust-"Überlebende" Binjamin Wilkomirski nach dem Krieg erdulden mußte - jedoch ein
weiterer Beweis für die unauslöschliche und irrationale Bosheit der Nichtjuden. Die Affäre
verdeutliche, wie Itamar Levin folgert, die grobe Gefühllosigkeit selbst eines "freiheitlich-
demokratischen europäischen Landes gegenüber jenen, die die körperlichen und seelischen
Verletzungen des schlimmsten Verbrechens der Geschichte trugen".Materielle Entschädigung für
den Holocaust "ist die größte moralische Prüfung, der sich Europa am Ende des zwanzigsten
Jahrhunderts gegenübersieht," behauptet Itamar Levin. "Dies wird der wirkliche Prüfstein für den
Umgang des Kontinents mit dem jüdischen Volk." In der Tat machte sich die Holocaust-Industrie,
ermutigt durch ihren Erfolg beim Abkassieren der Schweizer, schnell daran, auch das übrige
Europa zu "prüfen". Als nächstes kam Deutschland an die Reihe.

Nachdem die Holocaust-Industrie im August 1998 eine Einigung mit der Schweiz erreicht hatte,
setzte sie im September die gleiche siegreiche Strategie gegen Deutschland ein. Dieselben drei
juristischen Teams (Hausfeld-Weiss, Fagan-Swift und der Weltrat der orthodoxen jüdischen
Gemeinden) brachten Sammelklagen gegen die deutsche Privatindustrie ein; sie forderten nicht
weniger als 20 Milliarden Dollar Entschädigung. Der New Yorker Finanzchef Hevesi winkte mit
der Drohung eines wirtschaftlichen Boykotts und begann, die Verhandlungen im April 1999 zu
"beobachten". Der Bankenausschuß des Repräsentantenhauses hielt im September Anhörungen
ab. Die Abgeordnete Carolyn Maloney erklärte, daß "die verflossene Zeit keine Entschuldigung
für unrechtmäßige Bereicherung sein darf" (jedenfalls nicht die aus jüdischer Zwangsarbeit - die
afrikanisch-amerikanische Sklavenarbeit ist eine andere Geschichte), während der
Ausschußvorsitzende Leach, der sein altes Skript erneut verlas, tönte, daß "die Geschichte keine
Verjährungsfrist kennt". Deutsche Firmen, die in den Vereinigten Staaten Geschäfte machten,
teilte Eizenstat dem Ausschuß mit, "legen Wert auf ihr gutes Ansehen hierzulande, und sie
werden in den USA und in Deutschland weiterhin jene gute staatsbürgerliche Gesinnung
beibehalten, die sie immer gezeigt haben." Unter Verzicht auf diplomatische Nettigkeiten drängte
der Kongreßabgeordnete Rick Lazio den Ausschuß ganz unverblümt, "sich auf die deutschen
Firmen des privaten Sektors zu konzentrieren, insbesondere auf jene, die in den USA Geschäfte
machen".

Um die öffentliche Hysterie gegen Deutschland anzuheizen, brachte die Holocaust-Industrie im


Oktober verschiedene ganzseitige Zeitungsanzeigen heraus. Die schreckliche Wahrheit war nicht
genug; man bediente alle Register DES HOLOCAUST. Eine Anzeige, die sich gegen den
deutschen Pharmahersteller Bayer richtete, brachte Josef Mengele ins Spiel, obwohl es keinerlei
Beweise dafür gibt, daß Bayer dessen mörderische Experimente "gesteuert" hat. In der
Erkenntnis, der Wucht DES HOLOCAUST nicht standhalten zu können, unterwarfen die
Deutschen sich am Ende des Jahres einem umfangreichen finanziellen Vergleich. Die Londoner
Times führte diese Kapitulation auf die "Holocash"-Kampagne in den Vereinigten Staaten zurück.
"Ohne den persönlichen Einsatz von Präsident Clinton ... sowie anderer hoher Beamter" der US-
Regierung, teilte Eizenstat dem Bankenausschuß später mit, "hätten wir keine Einigung erreicht."

Wie die Holocaust-Industrie anklagend feststellte, hätte Deutschland eine "moralische und
rechtliche Verpflichtung", ehemalige jüdische Zwangsarbeiter zu entschädigen. "Diese
Zwangsarbeiter verdienen ein wenig Gerechtigkeit", plädierte Eizenstat, "für die paar Jahre, die
sie noch zu leben haben." Doch es ist, wie weiter oben schon gezeigt, einfach nicht wahr, daß sie
keinerlei Entschädigung erhalten hätten. In die ursprünglichen Abkommen mit Deutschland zur
Entschädigung von Häftlingen der Konzentrationslager waren auch jüdische Zwangsarbeiter
einbezogen gewesen. Die deutsche Regierung entschädigte ehemalige jüdische Zwangsarbeiter
für den "Freiheitsentzug" und für "Beeinträchtigung der Gesundheit". Nur die zurückbehaltenen
Löhne wurden nicht formell entschädigt. Jene, die bleibende Schäden erlitten hatten, erhielten
eine ansehnliche lebenslange Rente. Deutschland bedachte auch die Jewish Claims Conference
mit annähernd einer Milliarde Dollar (nach heutigem Wert) für jene jüdischen ehemaligen
Lagerhäftlinge, die nur die Minimal-Entschädigung erhalten hatten. Die Claims Conference
verstieß, wie schon vorher erwähnt, gegen das Abkommen mit Deutschland und verwendete die
Gelder statt dessen für ihre verschiedenen Lieblingsprojekte.

Die Frage, was eine "angemessene" Entschädigung für ehemalige jüdische Zwangsarbeiter
darstellen könnte, ist schlechterdings nicht zu beantworten. Man kann jedoch folgendes
festhalten: Dem neuen Abkommen zufolge wird jeder ehemalige jüdische Zwangsarbeiter
vermutlich etwa 7500 Dollar erhalten. Wenn die Claims Conference die ursprünglich von
Deutschland gezahlten Gelder angemessen verteilt hätte, hätten sehr viel mehr jüdische
Zwangsarbeiter sehr viel früher sehr viel mehr Geld erhalten.

Ob die "bedürftigen Holocaust-Opfer" je etwas von den neuen Geldern aus Deutschland sehen
werden, ist eine offene Frage. Die Claims Conference wünscht, daß ein großer Anteil als
"Sonderfonds" zu ihrer Verfügung abgezweigt wird. Dem Jerusalem Report zufolge hat die
Konferenz "viel zu gewinnen, wenn sie dafür sorgt, daß die Überlebenden nichts bekommen".
Der israelische Knesseth-Abgeordnete Michael Kleiner (Herut-Partei) geißelte die Konferenz als
einen "Judenrat, der das Werk der Nazis auf andere Weise fortsetzt". Sie sei eine "unredliche
Körperschaft, die sich in professionelle Geheimniskrämerei hüllt und durch abstoßende
öffentliche und moralische Korruption verdorben ist", klagte er, "eine Körperschaft der Finsternis,
die jüdische Holocaust-Überlebende und deren Erben mißhandelt, während sie selbst auf einem
riesigen Haufen Geld sitzt, das Privatpersonen gehört, aber alles unternimmt, [das Geld] zu
erben, während diese noch am Leben sind".

In der Zwischenzeit erging sich Stuart Eizenstat in weiteren Lobreden über das "transparente
Vorgehen, das die Jewish Material Claims Conference in den letzten vierzig-und-ein-paar Jahren
gezeigt hat". Was jedoch blanken Zynismus angeht, wird Rabbi Israel Singer von niemandem
übertroffen. Nach den Abkommen mit der Schweiz und Deutschland wiederholte er vor dem
Bankenausschuß des Repräsentantenhauses salbungsvoll, daß "es eine Schande wäre", wenn
die Holocaust-Entschädigungen "an Erben statt an Überlebende ausbezahlt" würden. "Wir wollen
nicht, daß dieses Geld an Erben ausgezahlt wird. Wir wollen, daß das Geld an die Opfer bezahlt
wird." Doch wie Haaretz berichtet, war es vor allem Singer, der dafür eintrat, die Holocaust-
Entschädigungen zu verwenden, "um die Bedürfnisse des ganzen jüdischen Volkes zu
befriedigen, und nicht nur die jener Juden, die das Glück hatten, den Holocaust zu überstehen
und bis ins hohe Alter zu leben."

Henry Friedlander, der geachtete Historiker und Auschwitz-Häftling, skizzierte in einer


Veröffentlichung des US Holocaust Memorial Museums für das Kriegsende folgendes Zahlenbild:

„Wenn Anfang 1945 etwa 715.000 Häftlinge in den Lagern waren und zumindest ein Drittel - das
heißt etwa 238.000 - im Frühjahr 1945 starben, können wir annehmen, daß höchstens 475.000
Häftlinge überlebten. Da die Juden systematisch ermordet wurden und allenfalls jene, die man
zur Arbeit auswählte - in Auschwitz etwa 15 Prozent -, auch nur eine Chance hatten, am Leben
zu bleiben, müssen wir davon ausgehen, daß Juden nicht mehr als 20 Prozent der Menschen in
den Konzentrationslagern (zur Zeit der Befreiung) ausmachten.“

"Demnach läßt sich abschätzen", folgerte er, "daß die Zahl der jüdischen Überlebenden nicht
mehr als 100.000 betragen haben kann." Friedlanders Zahl der bei Kriegsende noch lebenden
jüdischen Zwangsarbeiter gilt unter Wissenschaftlern übrigens als relativ hoch. In einer
maßgeblichen Untersuchung schrieb Leonard Dinnerstein: "Sechzigtausend Juden ... verließen
die Konzentrationslager. Innerhalb einer Woche waren mehr als 20.000 gestorben." Während
einer Besprechung im Außenministerium im Mai 1999 nannte Stuart Eizenstat eine Gesamtzahl
von 70.000 bis 90.000 noch lebender Zwangsarbeiter, Juden wie Nichtjuden, wobei er die Zahl
anführte, die von "sie vertretenden Gruppen" stammte.

Damit läge die Zahl der noch lebenden jüdischen Zwangsarbeiter bei 14.000 bis 18.000 (20
Prozent von 70.000 bis 90.000). Doch als sie in die Verhandlungen mit Deutschland eintrat,
verlangte die Holocaust-Industrie Entschädigung für 135.000 noch lebende ehemalige jüdische
Zwangsarbeiter. Die Gesamtzahl der noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter (Juden wie
Nichtjuden), wurde mit 250.000 angegeben. Anders gesagt, die Zahl noch lebender ehemaliger
jüdischer Zwangsarbeiter hat sich seit Mai 1999 auf fast das Zehnfache erhöht, und das
Verhältnis zwischen noch lebenden jüdischen und nichtjüdischen Zwangsarbeitern hat sich
drastisch verschoben. Wenn man der Holocaust-Industrie glauben darf, leben heute mehr
ehemalige jüdische Zwangsarbeiter als vor einem halben Jahrhundert. "Welch verworrenes Netz
spinnen wir", schrieb Sir Walter Scott, "wenn wir erst anfangen zu betrügen." Während die
Holocaust-Industrie Zahlenspiele treibt, um ihre Entschädigungsforderungen hochzutreiben,
machen sich Antisemiten voller Schadenfreude lustig über die "jüdischen Lügner", die sogar ihre
Toten "verhökern". Mit dieser Zahlenakrobatik wäscht die Holocaust-Industrie den
Nationalsozialismus, wenn auch unbeabsichtigt, rein.

Raul Hilberg, beim Thema Holocaust die führende Autorität, gibt die Zahl der ermordeten Juden
mit 5,1 Millionen an. Wenn aber heute noch 135.000 ehemalige jüdische Zwangsarbeiter am
Leben sind, dann müssen ungefähr 600.000 den Krieg überlebt haben. Das übertrifft die
anerkannten Schätzungen um mindestens eine halbe Million. Diese halbe Million müßte man
dann von den 5,1 Millionen Ermordeten abziehen. Damit wird nicht nur die Zahl von "6 Millionen"
immer unhaltbarer, sondern die Zahlen der Holocaust-Industrie nähern sich rasch denen der
Holocaust-Leugner. Man muß im Auge behalten, daß der Nazi-Führer Heinrich Himmler die
Gesamtzahl der Lagerinsassen im Januar 1945 auf knapp über 700.000 bezifferte und daß laut
Friedlander bis zum Mai etwa ein Drittel von ihnen getötet wurde. Wenn nun aber die Juden nur
etwa 20 Prozent der überlebenden KZ-Häftlinge ausmachten und, wie es die Holocaust-Industrie
unterstellt, 600.000 jüdische Lagerinsassen den Krieg überlebten, dann müßten insgesamt sogar
3 Millionen Lagerinsassen überlebt haben. Nach diesen Schätzungen der Holocaust-Industrie
dürften die Bedingungen in den Konzentrationslagern gar nicht so hart gewesen sein; ihnen
zufolge müßte man von einer bemerkenswert hohen Vermehrungs- und einer bemerkenswert
niedrigen Sterblichkeitsrate ausgehen.

Als gesicherte Auffassung gilt, daß die "Endlösung" als einmalig effiziente, fließbandartige
industrielle Vernichtung abgelaufen ist. Doch wenn, wie die Holocaust-Industrie vorbringt, viele
hunderttausend Juden überlebt hätten, könnte die "Endlösung" am Ende gar nicht so effizient
abgelaufen sein. Sie müßte weniger zielgerichtet gewesen sein - genau das, was die Holocaust-
Leugner vertreten. Les extrêmes se touchent - die Extreme berühren einander.

Raul Hilberg hat in einem kürzlich erschienenen Interview betont, daß Zahlen von Bedeutung
sind, wenn man die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis begreifen will. Die von der
Claims Conference geänderten Zahlen stellen sein eigenes Verständnis in der Tat radikal in
Frage. Laut "Positionspapier" der Claims Conference für die Verhandlungen mit Deutschland
über die Zwangsarbeit war diese " ... eine der drei von den Nazis angewandten Hauptmethoden,
die Juden zu ermorden - die anderen beiden waren Erschießen und Vergasen. Einer der Zwecke
der Sklavenarbeit war es, daß die Menschen sich zu Tode arbeiteten ... In diesem
Zusammenhang ist der Ausdruck ›Sklave‹ nicht ganz zutreffend. In der Regel sind Sklavenhalter
daran interessiert, Leben und Arbeitsfähigkeit ihrer Sklaven zu erhalten. Bei diesen ›Sklaven‹
hatten die Nazis jedoch vorgesehen, ihre Arbeitskraft zu nutzen und die ›Sklaven‹ anschließend
zu vernichten." Abgesehen von Holocaust-Leugnern hat bisher kein Mensch bestritten, daß die
Nazis die Zwangsarbeiter für dieses schreckliche Schicksal bestimmt hatten. Wie lassen sich
diese anerkannten Tatsachen aber mit der Behauptung in Einklang bringen, in den Lagern hätten
viele hunderttausend jüdischer Zwangsarbeiter überlebt? Hat die Claims Conference dadurch
nicht eine Bresche in die Mauer geschlagen, die die schreckliche Wahrheit über den Holocaust
von der Leugnung des Holocaust trennte?

In einer ganzseitigen Anzeige in der New York Times verurteilten Größen der Holocaust-Industrie
wie Eli Wiesel, Rabbi Marvin Hier und Steven T. Katz "Syriens Leugnung des Holocaust". Der
Text zog über einen Leitartikel in einer regierungsoffiziellen syrischen Zeitung her, in dem
behauptet wurde, daß Israel "Geschichten über den Holocaust erfindet", um "mehr Geld von
Deutschland und von verschiedenen europäischen Institutionen zu erhalten". Leider trifft der
syrische Vorwurf zu. Doch die Ironie, die sowohl der syrischen Regierung als auch den
Unterzeichnern der Anzeige entging, liegt darin, daß diese Geschichten, die von vielen
hunderttausend Überlebenden sprechen, selbst eine Art von Leugnung des Holocaust darstellen.

Das Abkassieren der Schweiz und Deutschlands ist nur ein Vorspiel für das große Finale
gewesen: Jetzt wird auch Osteuropa abkassiert.
Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks eröffneten sich im einstigen Kernland des europäischen
Judentums verlockende Aussichten. Die Holocaust-Industrie, die sich in das fromme Mäntelchen
"bedürftiger Holocaust-Opfer" hüllt, hat versucht, Milliarden von Dollars aus diesen bereits
verarmten Ländern herauszupressen. Dieses Ziel verfolgt sie mit rücksichtslosem und
unbarmherzigem Eifer, und so ist es vor allem sie, die den Antisemitismus in Europa schürt.

Die Holocaust-Industrie hat sich zum einzigen legitimen Anspruchsberechtigten für all die
Besitztümer der Gemeinden und Einzelpersonen aufgeschwungen, die der Massenvernichtung
der Juden durch die Nazis zum Opfer gefallen sind. "Wir sind mit der israelischen Regierung
übereingekommen", teilte Bronfman dem Bankenausschuß des Repräsentantenhauses mit, "daß
Besitztümer ohne Erben an die World Jewish Restitution Organization fallen sollen." Unter
Verwendung dieses "Mandats" hat die Holocaust-Industrie Länder des ehemaligen Ostblocks
aufgefordert, sämtlichen jüdischen Vorkriegsbesitz auszuhändigen oder entsprechende
finanzielle Entschädigungen zu leisten. Anders als im Fall der Schweiz und Deutschlands erhebt
sie diese Forderungen jedoch abseits des Lichtes der Öffentlichkeit. Bisher hat sich die
öffentliche Meinung nicht gegen die Erpressung Schweizer Bankiers und deutscher Industrieller
gestellt, aber einer Erpressung hungernder polnischer Bauern dürfte sie kaum so freundlich
zusehen. Auch Juden, die während der Naziverfolgung Familienmitglieder verloren haben,
dürften einen bitteren Blick auf die Machenschaften der WJRO werfen. Der Anspruch, legitimer
Erbe jener zu sein, die gestorben sind, um sich so deren Besitz anzueignen, könnte leicht als
Erbschleicherei mißverstanden werden.

"Man muß begreifen", teilte Stuart Eizenstat vor einem Parlamentsausschuß mit, "daß unsere
Bemühungen um Rückgabe von Gemeindeeigentum entscheidender Bestandteil der
Wiedergeburt und der Erneuerung jüdischen Lebens" in Osteuropa sind. Die World Jewish
Restitution Organization fordert, angeblich um das "Wiederaufleben" jüdischen Lebens in Polen
"zu fördern", daß ihr die 6000 Liegenschaften jüdischer Vorkriegsgemeinden übereignet werden,
einschließlich solcher, die derzeit als Krankenhäuser oder Schulen genutzt werden. Vor dem
Krieg lebten in Polen 3,5 Millionen Juden; heute sind es ein paar tausend. Erfordert die Belebung
des jüdischen Lebens wirklich eine Synagoge oder ein Schulgebäude für jeden einzelnen
polnischen Juden? Die Organisation erhebt ebenfalls Anspruch auf einige hunderttausend
polnische Grundstücke, deren Wert Milliarden Dollar betragen dürfte. "Polnische Offizielle
befürchten", berichtet die Jewish Week, daß die Forderung "das Land in den Bankrott treiben
könnte."

Um Polen die Schrauben stärker anzuziehen, brachten die Anwälte der Holocaust-Industrie bei
Richter Kormans Gericht eine Sammelklage ein, wonach "alternde und sterbende Holocaust-
Überlebende" entschädigt werden sollten. In der Klage wurde der Vorwurf erhoben, daß die
polnischen Nachkriegsregierungen "während der vergangenen vierundfünfzig Jahre" gegenüber
den Juden ständig eine mörderische Politik "der Vertreibung bis Vernichtung" betrieben hätten.
Mitglieder des New Yorker Stadtrats sprangen ihnen mit einer einstimmigen Resolution bei, in der
Polen aufgefordert wurde, "ein umfassendes Gesetz zu verabschieden, das eine vollständige
Rückgabe von Vermögenswerten von Holocaust-Opfern ermöglicht", während 57
Kongreßabgeordnete (angeführt von dem Abgeordneten Anthony Weiner aus New York) in
einem Brief an das polnische Parlament "ein umfassendes Gesetz" verlangen, "mit dem 100
Prozent aller während des Holocaust beschlagnahmten Liegenschaften und Besitztümer erstattet
werden". "Da die betroffenen Menschen mit jedem Tag älter werden", war da zu lesen, "läuft die
Zeit ab, in der diese Leute, denen Unrecht geschehen ist, entschädigt werden können."

Um widerspenstige Regierungen zur Unterwerfung zu zwingen, schwingt die Holocaust-Industrie


den Knüppel der US-Sanktionen. Eizenstat drängte den Kongreß, die Entschädigung für den
Holocaust "höher einzustufen" und sie "ganz oben auf die Liste" der Anforderungen an jene
Länder Osteuropas zu setzen, die den Beitritt zur OECD, zur WHO, zur Europäischen Union, zur
Nato und zum Europarat anstrebten: "Sie werden zuhören, wenn Sie sprechen ... Sie werden den
Hinweis verstehen." Israel Singer vom WJC forderte den Kongreß auf, "weiterhin auf die
Einkaufsliste zu achten", um "sicherzustellen", daß jedes Land vollständig bezahlt. "Es ist äußerst
wichtig, daß die in diese Angelegenheit verstrickten Länder verstehen", meinte der Abgeordnete
Benjamin Gilman vom außenpolitischen Ausschuß des Parlaments, "daß ihre Reaktion ... einer
von mehreren Gesichtspunkten ist, nach denen die Vereinigten Staaten ihre bilateralen
Beziehungen bewerten." Avraham Hirschson, Vorsitzender des israelischen Knesseth-
Ausschusses für die Rückgabe und Vertreter Israels bei der World Jewish Restitution
Organization, zollte der Komplizenschaft des Kongresses beim Abkassieren seinen Tribut. In
Erinnerung an seine "Kämpfe" mit dem rumänischen Minsterpräsidenten sagte Hirschson aus:
"Aber mitten im Gefecht bat ich, etwas anmerken zu dürfen, und das änderte die ganze
Atmosphäre. Ich sagte ihm, wissen Sie, in zwei Tagen werde ich bei einer Anhörung hier im
Kongreß aussagen. Was möchten Sie, daß ich denen bei der Anhörung sage? Die ganze
Atmosphäre war anders." Der Jüdische Weltkongreß hat "eine ganze Holocaust-Industrie
hervorgebracht", warnt ein Anwalt, der Überlebende vertritt, und hat "sich der Förderung ... einer
sehr häßlichen Wiederauferstehung des Antisemitismus in Europa ... schuldig gemacht".

"Ohne die Vereinigten Staaten von Amerika", merkte Eizenstat in seiner Lobrede für den
Kongreß passend an, "würden heute, wenn überhaupt, nur sehr wenige dieser Aktivitäten
weitergehen." Um den auf Osteuropa ausgeübten Druck zu rechtfertigen, erklärte er, es sei ein
Gütesiegel der Moral des "Westens", "unrechtmäßig angeeigneten Besitz von Gemeinden oder
Privatpersonen zurückzugeben oder finanziell zu entschädigen". Für die "neuen Demokratien" in
Osteuropa würde die Erfüllung dieses Kriteriums "ihrem Übergang vom Totalitarismus zu
demokratisch verfaßten Staatswesen entsprechen". Eizenstat ist ein hoher Beamter der US-
Regierung und bekannter Unterstützer Israels. Doch wenn man die USA oder Israel an den
entsprechenden Forderungen der amerikanischen Ureinwohner oder der Palästinenser mißt, so
hat keiner von beiden diesen Übergang vollzogen.

In seiner Aussage vor dem Repräsentantenhaus beschwor Hirschson das melancholische Bild
von den alternden "bedürftigen Holocaust-Opfern" aus Polen, "die jeden Tag in mein Büro in der
Knesseth kommen ... und darum bitten, ihr Eigentum zurückzubekommen ..., die Häuser und die
Läden zurückzuerhalten, die sie zurückgelassen haben". Unterdessen eröffnet die Holocaust-
Industrie den Kampf an einer weiteren Front. Jüdische Gemeinden in Osteuropa, die den
fadenscheinigen Anspruch der World Jewish Restitution Organization zurückweisen, haben ihre
eigenen Ansprüche auf erbenlosen jüdischen Besitz geltend gemacht. Soweit ist es also mit dem
erhofften Wiedererstehen des jüdischen Lebens schon gekommen, daß osteuropäische Juden
ihre neu entdeckten Wurzeln für einen Anteil an der Holocaust-Beute einsetzen.

Die Holocaust-Industrie rühmt sich, Entschädigungsgelder für wohltätige jüdische Zwecke


bestimmt zu haben. "Wohltätigkeit ist gewiß eine gute Sache", merkt ein Anwalt an, der die
eigentlichen Opfer vertritt, "doch es ist nicht richtig, sie mit anderer Leute Geld zu betreiben." Ein
besonders beliebtes Anliegen ist die "Holocaust-Erziehung" - das "größte Vermächtnis all unserer
Bemühungen", wie Eizenstat meint. Hirschson etwa ist der Gründer des Marsches der Lebenden
- ein Herzstück der Holocaust-Erziehung und wichtiger Empfänger von Entschädigungsgeldern.
Bei diesem zionistisch inspirierten Schauspiel kommen jüdische Jugendliche aus aller Welt in den
Todeslagern in Polen zusammen, um sich aus erster Hand darüber zu informieren, zu welcher
Bösartigkeit Nichtjuden fähig sind, ehe sie zur Errettung nach Israel ausgeflogen werden. Der
Jerusalem Report hat bei dem Marsch den folgenden Holocaust-Kitsch eingefangen: "›Ich habe
solche Angst, ich kann nicht mehr weiter, ich möchte schon in Israel sein‹, wiederholt eine junge
Frau aus Connecticut immer wieder. Sie zittert ... Plötzlich zieht ihr Freund eine große israelische
Fahne hervor. Sie hüllt beide damit ein, und sie gehen weiter." Eine israelische Fahne: Geh'
niemals ohne sie aus.

Anläßlich einer Rede bei der Washington Conference on Holocaust-Era Assets zeigte David
Harris wortreiche Begeisterung darüber, welch "tiefe Eindrücke" diese Pilgerfahrten zu den
Todeslagern der Nazis bei der jüdischen Jugend hinterließen. Der Forward hielt einen mit einem
ganz besonderen Pathos befrachteten Vorfall fest. Unter der Schlagzeile "Nach dem Besuch von
Auschwitz feiern israelische Teens mit Stripperinnen" erläuterte die Zeitung, daß die Kibbuz-
Studenten Experten zufolge "Stripperinnen anheuerten, um die durch den Ausflug aufgewühlten
verstörenden Gefühle abzureagieren". Offenbar waren die jüdischen Studenten auf einem
Ausflug zum US Holocaust Memorial Museum von denselben heftigen Gemütsbewegungen
befallen, als sie, wie der Forward schreibt, "herumrannten, es sich gutgehen ließen, einander
befummelten und was nicht sonst noch alles". Wer kann die Weisheit der Entscheidung der
Holocaust-Industrie anzweifeln, Entschädigungsgelder lieber für die Holocaust-Erziehung
vorzusehen, als "die Mittel" für Überlebende der Nazi-Todeslager "zu vergeuden" (Nahum
Goldmann)?

Im Januar 2000 nahmen Vertreter von fast fünfzig Staaten, darunter der israelische
Ministerpräsident Ehud Barak, an einer großen Konferenz zur Holocaust-Erziehung in Stockholm
teil. In der Schlußerklärung unterstrich man die "feierliche Verpflichtung" der internationalen
Gemeinschaft, die Übel des Völkermords, der ethnischen Säuberungen, des Rassismus und der
Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen. Anschließend fragte ein schwedischer Reporter Barak nach
den palästinensischen Flüchtlingen. Er sei, erwiderte Barak, grundsätzlich dagegen, auch nur
einen einzigen Flüchtling nach Israel hineinzulassen: "Für Flüchtlinge können wir weder eine
moralische noch eine gesetzliche oder eine andere Verantwortung übernehmen." Unverkennbar:
Die Konferenz ist ein gewaltiger Erfolg gewesen.

Der von der Jewish Claims Conference herausgegebene offizielle Guide to Compensation and
Restitution for Holocaust Survivors (Handbuch zur Entschädigung und Rückgabe für Holocaust-
Überlebende) führt jede Menge von organisatorischen Ablegern auf. Eine umfangreiche, finanziell
hervorragend ausgestattete Bürokratie ist entstanden. Versicherungsgesellschaften,
Kunstmuseen, private Unternehmen, Pächter und Bauern in fast allen europäischen Ländern
stehen unter dem Einfluß der Holocaust-Industrie. Doch die "bedürftigen Holocaust-Opfer", in
deren Namen die Holocaust-Industrie handelt, beklagen sich, daß diese "lediglich die Enteignung
fortsetzt". Viele haben gegen die Claims Conference Klage eingereicht. DER HOLOCAUST
könnte sich noch als der "größte Raubzug der Menschheitsgeschichte" herausstellen.

Als Israel nach dem Krieg erstmals wegen Reparationen mit Deutschland in Verhandlungen trat,
schlug der Außenminister Moshe Sharett nach einem Bericht des Historikers Ilan Pappe vor,
einen Teil an palästinensische Flüchtlinge weiterzuleiten, "um zu korrigieren, was man als das
kleinere Unrecht (die Tragödie der Palästinenser) bezeichnet hat, welches durch das
schrecklichere (den Holocaust) verursacht wurde". Er blieb bei dem Vorschlag. Ein bekannter
israelischer Wissenschaftler hat angeregt, einiges von den Mitteln der Schweizer Banken und der
deutschen Firmen für die "Entschädigung arabischer Palästina-Flüchtlinge" zu verwenden. Da
man davon ausgehen muß, daß fast alle Überlebenden der Massenvernichtung durch die Nazis
inzwischen gestorben sind, scheint das ein vernünftiger Vorschlag zu sein.

In erlesenstem WJC-Stil verkündete Israel Singer am 13. März 2000 "die aufregende Nachricht",
ein kürzlich freigegebenes Dokument der USA habe enthüllt, daß Österreich erbenlose
Besitztümer aus der Holocaust-Ära zurückhalte, die weitere 10 Milliarden Dollar wert seien.
Singer monierte auch, daß "50 Prozent der Kunstschätze in Amerika geraubte jüdische
Kunstgegenstände sind".

Die Holocaust-Industrie ist eindeutig dabei durchzudrehen.

Schlußbemerkung

Mir bleibt nur noch, die Auswirkungen DES HOLOCAUST in den Vereinigten Staaten zu
betrachten. Dabei möchte ich mich auch mit Peter Novicks kritischen Anmerkungen zu diesem
Thema auseinandersetzen. Abgesehen von Holocaust-Gedenkstätten werden von immerhin
siebzehn Bundesstaaten Holocaust-Lehrprogramme in den Schulen durchgeführt oder
empfohlen; viele Colleges und Universitäten haben Lehrstühle für die weitere Erforschung des
Holocaust eingerichtet. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein mit dem Holocaust
zusammenhängender Artikel in der New York Times erscheint. Nach vorsichtigen Schätzungen
liegt die Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen, die der "Endlösung" der Nazis gewidmet sind,
bei über 10.000. Man vergleiche dies mit der wissenschaftlichen Literatur zum Massensterben im
Kongo. Im Zuge der Ausbeutung kongolesischer Elfenbein- und Kautschukvorräte kamen
zwischen 1891 und 1911 an die 10 Millionen Afrikaner um. Doch das erste und einzige
wissenschaftliche Werk über dieses Thema ist vor zwei Jahren erschienen (Adam Hochschild,
King Leopolds Ghost, Boston 1998). Angesichts der großen Zahl von Institutionen und
Menschen, die professionell damit befaßt sind, sein Andenken zu bewahren, ist DER
HOLOCAUST mittlerweile fest im amerikanischen Leben verwurzelt. Novick äußert jedoch
Bedenken, ob das wirklich gut ist. Zunächst führt er zahlreiche Beispiele für dessen Absinken in
Gewöhnlichkeit an. Es ist in der Tat gar nicht so einfach, auch nur ein einziges politisches
Anliegen zu nennen - seien es nun die Aktionen pro-life, pro-choice oder auch die für die Rechte
der Tiere oder der Bundesstaaten -, das nicht den Holocaust einbezogen hat. Elie Wiesel, der
über die schäbigen Zwecke schimpft, für die der Holocaust herangezogen wird, hat erklärt: "Ich
schwöre ... ich werde jedes vulgäre Spektakel vermeiden."

Doch Novick berichtet, daß "der phantasievollste und subtilste Phototermin im Jahre 1996
stattfand, als Hillary Clinton, damals wegen verschiedener vorgeblicher Verfehlungen schwer
unter Beschuß, während der (von vielen Fernsehstationen übertragenen) Rede ihres Mannes zur
Lage der Nation auf der Galerie des Abgeordnetenhauses erschien, flankiert von ihrer Tochter
Chelsea und Elie Wiesel". Die während der Nato-Bombardements von Serbien zur Flucht
gezwungenen Kosovaren erinnerten Hillary Clinton an die Holocaust-Szenen in Schindlers Liste.
"Leute, die aus Spielberg-Filmen Geschichte lernen", kommentierte ein serbischer Dissident
bitter, "sollten uns nicht erzählen, wie wir unser Leben zu leben haben."

Den "Holocaust als eine amerikanische Erinnerung auszugeben", so argumentiert Novick weiter,
sei eine moralische Ausflucht. Sie "führt dazu, daß man sich um die Verantwortlichkeit
herumdrückt, die die Amerikaner wirklich angeht, wenn sie sich ihrer Vergangenheit, ihrer
Gegenwart und ihrer Zukunft stellen". Hier verweist er auf einen wichtigen Punkt. Es ist viel
leichter, die Verbrechen anderer zu beklagen, als sich selbst anzusehen. Es ist jedoch auch
wahr, daß wir, wenn wir nur wollten, aus der Erfahrung mit den Nazis viel über uns selbst lernen
könnten. Die unter der Bezeichnung "Manifest Destiny"HitlerHitler, Berlin 1995). Während der
ersten Hälfte des Jahrhunderts verabschiedete die Mehrheit der amerikanischen Staaten
Sterilisationsgesetze, und einige zehntausend Amerikaner wurden gegen ihren Willen sterilisiert.
Die Nazis bezogen sich ausdrücklich auf dieses Vorbild der USA, als sie ihre eigenen
Sterilisationsgesetze verabschiedeten (Stefan Kühl, The Nazi-Connection, Oxford, 1994). Mit den
berüchtigten Nürnberger Rassengesetzen wurde den Juden das Wahlrecht aberkannt und die
rassische Vermischung zwischen Juden und Nichtjuden verboten. Die Schwarzen im
amerikanischen Süden mußten die gleichen gesetzlichen Beschränkungen hinnehmen und
waren in viel größerem Ausmaß der spontanen und gebilligten Gewalt der Bevölkerung
ausgesetzt als die Juden im Deutschland der Vorkriegszeit (Leon F. Litwack, Trouble in Mind,
New York, 1998). bekannte Ideologie einer unvermeidlichen Expansion der Vereinigten Staaten
nach Westen und darüber hinaus hat viele der ideologischen und programmatischen Elemente
von Hitlers Lebensraum-Politik vorweggenommen. Tatsächlich hat seine Eroberung des Ostens
nach dem Vorbild der amerikanischen Eroberung des Westens ausgerichtet (Joachim Fest,

Um Verbrechen hervorzuheben, die sich im Ausland abspielen, zitieren die USA häufig DEN
HOLOCAUST herbei. Noch erhellender ist jedoch, wann die USA auf DEN HOLOCAUST bezug
nehmen. Verbrechen offizieller Feinde wie das Blutbad der Roten Khmer in Kambodscha, die
sowjetische Invasion in Afghanistan, der irakische Einmarsch in Kuwait und die ethnischen
Säuberungen der Serben im Kosovo erinnern an den Holocaust; bei Verbrechen, an denen die
USA beteiligt sind, ist das nicht der Fall.

Gerade als sich die Greueltaten der Roten Khmer in Kambodscha ereigneten, schlachtete die
von den USA unterstützte Regierung Indonesiens ein Drittel der Bevölkerung von Ost-Timor ab.
Doch anders als Kambodscha schaffte es der Völkermord von Ost-Timor nicht, mit dem
Holocaust verglichen zu werden; er brachte es nicht einmal zur Berichterstattung durch die
Medien. Gerade als die Sowjetunion das beging, was vom Simon-Wiesenthal-Zentrum als
"weiterer Völkermord" in Afghanistan bezeichnet wurde, unternahm das von den USA gestützte
Regime in Guatemala das, was die guatemaltekische Wahrheitskommission kürzlich als
"Völkermord" an der eingeborenen Maya-Bevölkerung bezeichnete. Präsident Reagan tat die
Vorwürfe gegen die Regierung Guatemalas als "üble Nachrede" ab. Um Jeane Kirkpatrick dafür
zu ehren, daß sie im Namen der Reagan-Regierung die sich ausbreitenden Verbrechen in
Mittelamerika verteidigte, verlieh ihr das Simon-Wiesenthal-Zentrum die Auszeichnung
Humanitarian of the Year. Von privater Seite wurde Simon Wiesenthal vor der Ehrung
beschworen, sich das noch einmal zu überlegen. Er lehnte ab. Elie Wiesel wurde von privater
Seite dringend gebeten, bei der israelischen Regierung vorstellig zu werden, die ein wichtiger
Waffenlieferant für die Schlächter von Guatemala war. Auch das lehnte er ab. Die Regierung
Carter bemühte das Andenken an den Holocaust, als sie eine Zuflucht für die vietnamesischen
"Boat-People" suchte, die vor dem kommunistischen Regime flohen. Die Clinton-Regierung
vergaß den Holocaust, als sie Boat-People aus Haiti zur Rückkehr zwang, die vor den (von den
USA unterstützten) Todesschwadronen flohen.

Als im Frühjahr 1999 der von den USA angeführte Bombenkrieg der Nato gegen Serbien begann,
lauerte überall die Erinnerung an den Holocaust. Wie wir gesehen haben, hat Daniel Goldhagen
die serbischen Verbrechen gegen den Kosovo mit der "Endlösung" verglichen, und auf Präsident
Clintons Bitte reiste Elie Wiesel zu den Flüchtlingslagern der Kosovaren in Mazedonien und
Albanien. Noch ehe Wiesel auf ein Stichwort hin Tränen für die Kosovaren vergoß, hatte das von
den USAOst-Timor. Doch der Holocaust schwand aus dem Gedächtnis, als die Clinton-
Regierung bei diesem Blutvergießen abwiegelte. "Indonesien ist wichtig", erklärte ein westlicher
Diplomat, "und Ost-Timor nicht." gestützte Regime in Indonesien jedoch schon wieder dort
angefangen, wo es Ende der siebziger Jahre aufgehört hatte: Es beging neue Massaker in

Novick verweist auf eine passive Komplizenschaft der USA bei menschlichen Katastrophen, die
in der Größenordnung mit den Massenvernichtungen der Nazis vergleichbar sind, auch wenn sie
in anderer Hinsicht nichts mit ihnen gemein haben. Mit Hinweis auf die Million Kinder, die im Zuge
der "Endlösung" ermordet wurden, merkt er an, daß amerikanische Präsidenten kaum mehr als
fromme Reden übrig haben, wenn weltweit jedes Jahr eine mehrfach größere Zahl von Kindern
"an Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten stirbt". Man könnte auch einen eklatanten
Fall aktiver Komplizenschaft der USA in Betracht ziehen. Nachdem die von den USA angeführte
Koalition den Irak 1991 verwüstet hatte, um "Saddam-Hitler"mörderische UN-Sanktionen gegen
dieses vom Unglück verfolgte Volk, mit dem Ziel, Saddam zu stürzen. Wie während der
Massenvernichtung der Juden durch die Nazis sind auch hier möglicherweise eine Million Kinder
umgekommen (Geoff Simons, The Scourging of Iraq, New York, 1998). Als Außenministerin
Madeleine Albright von einem amerikanischen Fernsehsender zu dem grausigen Blutzoll im Irak
befragt wurde, erwiderte sie, daß "es den Preis wert ist". zu bestrafen, erzwangen die Vereinigten
Staaten und Großbritannien

"Da der Holocaust ein derartiges Extrem darstellt", argumentiert Novick, "ist die Möglichkeit, daß
er uns etwas lehren könnte, das in unsere Alltagswelt umzusetzen ist, erheblich eingeschränkt."
Als "Maßstab für Unterdrückung und Grausamkeit" führt er tendenziell dazu, daß "Verbrechen
geringeren Umfangs banalisiert" werden. Doch der Massenmord durch die Nazis kann uns auch
für diese Ungerechtigkeiten sensibilisieren. Mit dem Gedanken an Auschwitz im Hinterkopf kann
das, was vorher als selbstverständlich angesehen wurde - Fanatismus zum Beispiel -, nicht mehr
hingenommen werden. In der Tat war es der Genozid der Nazis, der den im Geistesleben
Amerikas vor dem Zweiten Weltkrieg so umfassend verbreiteten wissenschaftlichen Rassismus in
Verruf brachte (Carl N. Degler, In Search of Human Nature, Oxford, 1991). Für jene, die sich für
mehr Menschlichkeit einsetzen, schließt ein Prüfstein des Bösen Vergleiche nicht aus, sondern
lädt eher noch dazu ein. In der moralischen Welt des späten neunzehnten Jahrhunderts nahm die
Sklaverei in etwa die gleiche Stellung ein wie die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis
heute. Dementsprechend wurde sie oft herangezogen, um Mißstände zu illustrieren, die nicht in
ihrem vollem Ausmaß anerkannt wurden. John Stuart Mill verglich die Lage der Frau in der so
geheiligten viktorianischen Institution der Ehe mit der Sklaverei. Er wagte sogar zu sagen, daß
sie in entscheidenden Merkmalen schlimmer sei. "Es liegt mir fern zu behaupten, Frauen würden
in der Regel nicht besser behandelt als Sklaven; aber kein Sklave ist in demselben Ausmaß und
in so uneingeschränktem Wortsinne Sklave wie eine Ehefrau" (John Start Mill, On the Subjection
of Women, Cambridge, 1991). Nur jene, die ein als Maßstab geltendes Übel nicht als
moralischen Kompaß, sondern vielmehr als ideologische Keule benutzen, schrecken vor solchen
Analogien zurück. "Das kann man nicht vergleichen" ist der Glaubenssatz moralischer Erpresser.

Die organisierten Juden Amerikas haben den Massenmord der Nazis ausgebeutet, um Kritik an
Israel und an ihrer eigenen unhaltbaren Politik abzuwehren. Mit der von ihnen verfolgten Politik
sind Israel und die amerikanischen Juden in eine strukturell gleiche Lage geraten: Beider
Schicksal hängt nun an einem dünnen Faden, den die herrschenden Eliten Amerikas in Händen
halten. Sollten diese Eliten je zu dem Schluß kommen, daß Israel eine Belastung darstellt oder
die amerikanischen Juden entbehrlich sind, könnte der Faden durchtrennt werden. Das ist
zweifellos eine Spekulation - vielleicht eine unangemesse Warnung, vielleicht auch nicht. Es ist
jedoch ein Kinderspiel, die Haltung der amerikanischen Juden vorauszusagen, falls dies eintreten
sollte. Falls Israel aus der Gunst der Vereinigten Staaten fiele, würden viele jener Führer, die
Israel heute tapfer verteidigen, mutig ihre Abneigung gegen den jüdischen Staat verbreiten und
die amerikanischen Juden verbal dafür geißeln, daß sie Israel zur Religion gemacht haben. Und
sollten die herrschenden Kreise der USA beschließen, Juden zum Sündenbock zu machen,
würde es uns nicht überraschen, wenn die Führer der amerikanischen Juden wieder genauso
handeln würden wie ihre Vorfahren während der Verfolgung durch die Nazis. "Wir glaubten nicht,
daß die Deutschen sich der Juden bedienen würden", erinnerte sich Yitzhak Zuckerman, einer
der Anführer des Aufstandes im Warschauer Ghetto, "daß Juden andere Juden in den Tod führen
würden." (Zuckerman, A Surplus of Memory)

Im Verlauf einer Reihe öffentlicher Auseinandersetzungen in den achtziger Jahren sprachen sich
viele bekannte deutsche und nichtdeutsche Wissenschaftler dagegen aus, die Schandtaten des
Nationalsozialismus zu "historisieren". Man befürchtete, eine Historisierung könnte zu
moralischer Selbstzufriedenheit führen. Auch wenn das Argument damals stichhaltig gewesen
sein mag, heute ist es nicht mehr überzeugend. Die schwindelerregenden Ausmaße von Hitlers
"Endlösung" sind mittlerweile hinlänglich bekannt. Und ist nicht auch die "normale"
Menschheitsgeschichte voll von schreckenerregenden Kapiteln der Unmenschlichkeit? Ein
Verbrechen muß nicht unvergleichlich sein, um Sühne zu verdienen. Heute besteht die
Herausforderung darin, die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis wieder zu einem
rationalen Forschungsgegenstand zu machen. Nur dann können wir wirklich etwas daraus lernen.
Die Unvergleichlichkeit, ja Außergeschichtlichkeit des Massenmords an den Juden entspringt
nicht dem Ereignis selbst, sondern ist vor allem Produkt der ausbeuterischen Industrie, die sich
danach entwickelt hat. Die Holocaust-Industrie ist schon immer bankrott gewesen. Es bleibt nur
noch, das offen auszusprechen. Die Zeit, sie aus dem Geschäft zu ziehen, ist längst überfällig.
Die edelste Geste gegenüber jenen, die umgekommen sind, besteht darin, ihr Andenken zu
bewahren, aus ihrem Leiden zu lernen und sie endlich in Frieden ruhen zu lassen.

Aktueller Nachtrag zur deutschen Ausgabe

Im dritten Kapitel des vorliegenden Buches habe ich dokumentiert, wie die Holocaust-Industrie
sowohl bei europäischen Ländern als auch bei jüdischen Überlebenden des Völkermords der
Nazis "doppelt abkassiert" hat. Die neueste Entwicklung bestätigt diese Analyse. Um meine
Argumentation zu belegen, ist nichts weiter nötig, als die problemlos öffentlich zugänglichen
Dokumente kritisch und eingehend zu prüfen.

Ende August 2000 verkündete der Jüdische Weltkongreß (WJC), er verfüge über sage und
schreibe 9 Milliarden Dollar aus Entschädigungen im Zusammenhang mit dem Holocaust. Sie
waren im Namen "bedürftiger Holocaust-Opfer" eingetrieben worden, doch nun behauptete der
WJC, die Gelder würden dem "jüdischen Volk in seiner Gesamtheit" zustehen (Elan Steinberg,
geschäftsführender Direktor des WJC). Praktischerweise ist der WJC der selbsternannte
Vertreter des "jüdischen Volkes in seiner Gesamtheit". Mittlerweile feierte man mit einem vom
WJC-Präsidenten Edgar Bronfman gesponserten Holocaust-Entschädigungsfestbankett im New
Yorker Hotel Pierre die Gründung einer "Stiftung des jüdischen Volkes", mit der jüdische
Organisationen sowie die "Holocaust-Erziehung" unterstützt werden sollen. (Ein jüdischer Kritiker
des "Festbanketts zum Thema Holocaust" beschwor folgendes Szenario: "Massenmord.
Schreckliche Plünderungen. Sklavenarbeit. Lasset uns essen.") Die finanzielle Ausstattung der
Stiftung würde von den "verbleibenden" Geldern aus der Holocaust-Entschädigung stammen, die
sich auf "wahrscheinlich Milliarden von Dollar" belaufen würden (Steinberg). Wieso der WJC
bereits wußte, daß "wahrscheinlich Milliarden" übrigbleiben würden, obwohl noch keinerlei
Entschädigungen an die Opfer des Holocaust ausgezahlt worden waren, wissen die Götter.
Tatsächlich war noch nicht einmal bekannt, wie viele dafür in Frage kamen. Oder trieb die
Holocaust-Industrie Entschädigungsgelder im Namen "bedürftiger Holocaust-Opfer" ein, während
sie sich die ganze Zeit über bewußt war, daß "wahrscheinlich Milliarden" übrigbleiben würden?
Damit stellte die Holocaust-Industrie nun zwei einander widersprechende Behauptungen auf:
Einerseits hieß es, die Vergleichsvereinbarungen mit Deutschland und der Schweiz würden nur
magere Beträge für Überlebende erbringen, andererseits, es würden "wahrscheinlich Milliarden"
übrigbleiben.

Wie vorauszusehen war, reagierten Überlebende des Holocaust zornig. (Bei der Gründung der
Stiftung war keiner von ihnen beteiligt.) "Wer hat diesen Organisationen erlaubt, die Entscheidung
zu treffen", hieß es im Leitartikel einer Zeitschrift der Überlebenden ärgerlich, "daß die ›Reste‹ (in
Milliardenhöhe), die man im Namen von Shoah-Opfern erhalten hat, für ihre Lieblingsprojekte
eingesetzt werden, anstatt allen Überlebenden des Holocaust bei den steigenden Kosten für ihre
medizinische Versorgung zu helfen?" Angesichts des Sperrfeuers negativer Reaktionen der
Öffentlichkeit vollzog der WJC eine plötzliche Kehrtwendung. Die Zahl von 9 Milliarden sei ein
wenig irreführend gewesen, erklärte Steinberg in der Folge. Außerdem behauptete er, die
Stiftung verfüge über "kein Geld und keinen Plan, Geldmittel zu verteilen", und mit dem
Holocaust-Bankett habe man nicht bezweckt, die finanzielle Ausstattung der Stiftung mit Geldern
aus der Holocaust-Entschädigung zu feiern, sondern vielmehr angestrebt, Mittel dafür
einzuwerben. Ältere jüdische Überlebende, die man vorher nicht gefragt, geschweige denn zu der
"mit Stars gespickten Gala" ins Hotel Pierre geladen hatte, demonstrierten draußen vor der Tür.
Unter den im Pierre Gefeierten befand sich auch Präsident Clinton, der bewegend daran
erinnerte, daß die Vereinigten Staaten an vorderster Front stünden, wenn es darum ginge, "einer
häßlichen Vergangenheit ins Gesicht zu sehen": "Ich bin in Reservaten der amerikanischen
Ureinwohner gewesen und habe erkannt, daß die von uns unterzeichneten Verträge in vielen
Fällen weder gerecht waren noch in ehrenwerter Weise eingehalten wurden. Ich bin nach Afrika
gegangen ... und habe die Verantwortung der Vereinigten Staaten für den Verkauf von Menschen
in die Sklaverei anerkannt. Wir bemühen uns darum, den innersten Kern unserer Menschlichkeit
aufzuspüren, und das ist eine schwere Aufgabe." Was bei all diesen Beispielen der "schweren
Aufgabe" erkennbar fehlte, war eine Wiedergutmachung in harter Währung.

Am 11. September 2000 wurde schließlich der "vom Sonderbevollmächtigten vorgeschlagene


Plan zur Auszahlung und Verteilung der Einnahmen aus dem Vergleich" veröffentlicht (im
folgenden: Gribetz-Plan), der im Rechtsstreit mit den Schweizer Banken ausgehandelt worden
war. Zeitlich wurde die Bekanntgabe des Plans - nachdem man zwei Jahre daran gearbeitet hatte
- nicht etwa auf die Interessen der "bedürftigen Holocaust-Opfer, von denen jeden Tag jemand
stirbt", abgestimmt, sondern auf die Holocaust-Gala an eben jenem Abend. Burt Neuborne, der
führende Berater der Holocaust-Industrie in den Verhandlungen mit den Schweizer Banken, pries
das Dokument als "genauestens recherchiert ..., mit großer Sorgfalt und Einfühlung erstellt". Es
schien in der Tat die um sich greifenden Befürchtungen zu widerlegen, wonach die Gelder von
jüdischen Organisationen fehlgeleitet werden könnten. So berichtete beispielsweise der Forward,
daß "der Verteilungsplan ... vorsieht, daß mehr als 90 Prozent der Gelder aus der Schweiz
unmittelbar an Überlebende und deren Erben ausbezahlt werden". Elan Steinberg beteuerte, daß
"der Jüdische Weltkongreß niemals auch nur einen Penny verlangt hat, niemals einen Penny
nehmen wird und keine Entschädigungsfonds akzeptiert", und lobte den Gribetz-Plan
frömmlerisch als ein "außerordentlich kluges und von Mitleid geprägtes Dokument". Klug war er
ganz bestimmt, aber kaum von Mitleid geprägt. Denn im Kleingedruckten des Gribetz-Plans
verbirgt sich die teuflische Wahrheit, daß wahrscheinlich nur ein kleiner Anteil der Gelder aus der
Schweiz unmittelbar an Überlebende des Holocaust und deren Erben ausbezahlt wird.

Abgesehen von einer unbedeutenden Summe sind die Gelder aus der Schweiz laut dem Gribetz-
Plan nur für jüdische Opfer der Naziverfolgung bestimmt. Technisch gesehen umfaßte der
Vergleich alle "Opfer oder Ziele der Naziverfolgung". In Wahrheit ist diese scheinbar umfassende,
"politisch korrekte" Bezeichnung ein sprachlicher Trick, um die meisten nichtjüdischen Opfer
auszuschließen. Willkürlich nimmt sie in die Definition "Opfer oder Ziele der Naziverfolgung" nur
Juden, Zigeuner, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Behinderte auf. Aus nie erklärten Gründen
schließt man andere politisch (z.B. Kommunisten oder Sozialisten) oder ethnisch (z.B. Polen und
Weißrussen) Verfolgte aus. Dies sind zahlenmäßig umfangreichere Opfergruppen; die im
Gribetz-Plan neben den Juden als "Opfer oder Ziel der Naziverfolgung" definierten Gruppen sind
im Vergleich zu den vorher genannten weit weniger umfangreich. Dies läuft praktisch darauf
hinaus, daß fast die gesamten Entschädigungsgelder an Juden gehen. So erfaßt der Plan
170.000 frühere jüdische Zwangsarbeiter; von den immerhin 1.000.000 nichtjüdischen
Zwangarbeitern werden jedoch nur 300.00 als "Opfer oder Ziele der Naziverfolgung" angesehen.
In ähnlicher Weise sieht der Plan 90 Millionen Dollar für jüdische Opfer der Nazi-Plünderungen
vor, während nichtjüdischen Opfern nur 10 Millionen zugedacht werden. Teilweise läßt diese
Aufteilung sich damit rechtfertigen, daß vorhergegangene Entschädigungsabkommen ein solches
Verhältnis festlegten. Doch der Plan gibt auch zu bedenken, daß nichtjüdische Opfer in der
Vergangenheit einen unangemessen kleinen Anteil der Entschädigungen erhalten haben. Sollte
ein angemessener Verteilungsplan frühere Ungerechtigkeiten nicht eher ausgleichen, anstatt sie
fortzuführen?

Der Gribetz-Plan sieht sage und schreibe 800 Millionen Dollar aus den 1,25 Milliarden der
Schweiz vor, um rechtsgültige Ansprüche auf nachrichtenlose Konten aus der Zeit des Holocaust
abzudecken. Der Text des Plans mit Anhängen und Tabellen summiert sich zu vielen hundert
Seiten mit mehr als tausend Fußnoten. Das einzig Merkwürdige des Plans liegt darin, daß an
keiner Stelle der Versuch gemacht wird, diese - entscheidende - Aufteilung glaubwürdig zu
begründen. Er stellt lediglich fest: "Auf der Grundlage seiner Auswertung des Volcker-Reports
und des endgültigen Gerichtsbeschlusses sowie nach Beratungen mit Vertretern des Volcker-
Ausschusses schätzt der Sonderbevollmächtigte, daß der Wert aller Bankkonten, die
zurückbezahlt werden, in der Größenordnung von 800 Millionen Dollar liegt." In Wahrheit scheint
diese Schätzung grotesk übertrieben. Die tatsächlich für nachrichtenlose Konten ausbezahlte
Summe dürfte wahrscheinlich nur einen winzigen Bruchteil dieser 800 Millionen ausmachen. Bei
den "verbleibenden" Geldern - also dem, was von den 800 Millionen Dollar übrigbleibt, wenn alle
legitimen Ansprüche bearbeitet sein werden - geht man davon aus, daß sie entweder direkt an
Überlebende des Holocaust oder an jüdische Organisationen verteilt werden, die im
Zusammenhang mit dem Holocaust tätig sind. Tatsächlich werden die verbleibenden Mittel fast
sicher an jüdische Organisationen fließen, nicht nur, weil die Holocaust-Industrie das letzte Wort
hat, sondern auch, weil man sie erst in vielen Jahren verteilen wird, wenn nur noch wenige von
den eigentlichen Überlebenden des Holocaust am Leben sind.

Abgesehen von den 800 Millionen Dollar für Konten aus der Zeit des Holocaust verteilt der
Gribetz-Plan ungefähr 400 Millionen Dollar vorwiegend auf die Kategorien "geraubte
Besitztümer", "Zwangsarbeit" und "Flüchtlinge". Doch er bringt auch den entscheidenden
Vorbehalt ein, daß nichts von diesen Geldern freigegeben wird, ehe nicht "alle Rechtsmittel in
diesem Rechtsstreit erschöpft sind". Der Plan räumt ein, daß die "vorgeschlagenen
Auszahlungen vielleicht für einige Zeit nicht beginnen können", und zitiert einen bedeutenden
Präzedenzfall, in dem die Einspruchsverfahren dreieinhalb Jahre gedauert hatten.

Somit bestätigt eine genaue Analyse des Gribetz-Plans die wichtigsten Argumente aus dem 3.
Kapitel dieses Buches. Sie zeigt, daß die von der Holocaust-Industrie angeführten Vorwände, mit
denen sie eine nicht rückzahlbare Vergleichssumme von den Schweizer Banken erzwang, falsch
waren und daß wenige tatsächliche Überlebende der Massenvernichtung durch die Nazis direkt -
oder auch nur indirekt - von den Geldern aus der Schweiz profitieren werden. Eine vergleichbare
Untersuchung anderer Vereinbarungen der Holocaust-Industrie würde vermutlich zu ähnlichen
Ergebnissen führen. Tatsächlich ist in den Ausführungsbestimmungen des Gribetz-Plans ein
Notgroschen für die Holocaust-Industrie versteckt. Wahrscheinlich wird der größte Teil der Gelder
aus der Schweiz erst verteilt werden, wenn außer einer Handvoll von Überlebenden keiner mehr
übrig ist. Wenn die Überlebenden dahingegangen sind, wird sich das Geld in die Tresore
jüdischer Organisationen ergießen.

New York, November 2000 Norman G. Finkelstein

Statt eines Nachworts Norman Finkelstein im Gespräch mit Thomas Spang

Norman Finkelstein, Ihre Mutter Maryla und Ihr Vater Zaccharias haben beide das jüdische
Ghetto in Warschau und später die Konzentrationslager in Majdanek und Auschwitz überlebt.
Was hat diese Erfahrung in dem Leben Ihrer Eltern geändert?

Das Band, das meine Eltern während ihres gesamten Lebens zusammenhielt, war, daß sie,
außer einander, niemandem mehr trauten. Nach dem Krieg waren sie zynische und bittere Leute
geworden. Ich weiß, meine Mutter war vor dem Krieg nicht so. Das war ganz klar ein Ergebnis
des Krieges. Politisch landeten meine Eltern am linken Ende des Spektrums. Sie hielten den
Westen mitverantwortlich für den Nazi-Holocaust, weil sie glaubten, der Westen habe Hitler als
Gegengewicht zur Sowjetunion unterstützt. Und sie konnten sich gut mit den Russen
identifizieren. Sie waren fest davon überzeugt, daß die Russen wußten, was es hieß, diesen
Krieg zu erleiden.

Sie sind 1953 in Brooklyn zur Welt gekommen, nur acht Jahre nachdem Ihre Eltern von den
alliierten Soldaten befreit wurden. Können Sie uns einmal die Atmosphäre in einer typischen
jüdischen Nachbarschaft zu dieser Zeit beschreiben. Wie hat Ihre Familie da gelebt?

Es gab keine öffentliche Diskussion über den Holocaust der Nazis. Tatsächlich war es peinlich.
Die Grundüberzeugung war: Juden sind wie die Schafe in den Tod gegangen, und dafür sollte
man sich schämen. Das Bild bei uns zu Hause ist schwer zu beschreiben. Da war zunächst diese
Unnatürlichkeit, daß wir keine Verwandten hatten. Und ich habe niemals richtig fassen können,
daß ich keine Tanten hatte, keine Onkels, keine Cousinen, ich hatte keine Großeltern. Wir waren
fünf Leute auf diesem Planeten Erde: meine Mutter, mein Vater, meine zwei Brüder und ich. Ab
einem bestimmten Punkt (lacht verlegen) habe ich mich gefragt, warum das so ist. Meine Mutter
litt unter Melancholie, mein Vater hatte immer, natürlich, die eintätowierte Nummer aus
Auschwitz. Ich erinnere mich genau: 128018. Meine Mutter hat alles, worüber sie geredet hat -
eine Rose im Garten, eine Fliege am Fenster, ein Astronaut im Weltraum -, alles und jedes auf
den Nazi-Holocaust bezogen. Sie hat selbst jedes populäre Lied, das sie mochte, mit dem
Holocaust in Verbindung gebracht. Da gab es diese berühmte Broadway-Show "Hair", und darin
gab es einen Song, der hieß "Let the Sun Shine". Meine Mutter hat dieses Lied sehr berührt. Sie
sagte, sie würde sich daran erinnern, wie sie durch das Ghetto ging und durch das
Konzentrationslager und dabei immer in den Himmel schaute. Sie wünschte sich, daß wenigstens
die Sonne schien: "Let the Sun Shine". Mein Vater hat niemals ein einziges Wort gesagt, nicht
eines, über das, was er im Zweiten Weltkrieg erlebt hatte. Meine Mutter hörte nicht auf, darüber
zu sprechen. Aber da gab es eine Linie, einen Kreis, den sie um ihre Familie zog. Sie sagte uns
nie, was mit ihrer Familie passiert war. Ich weiß, daß mein Vater eine Schwester hatte, weil
Mutter einmal erzählte, sie habe sie im Konzentrationslager von Majdanek gesehen. Da keine
Bilder den Krieg überstanden, fragte mein Vater sie wieder und wieder: Sag' mir, wie sie aussah.
Erzähl mir, wie sie aussah. Das war die einzige Verbindung, die er noch zu seiner Familie hatte.

Ihre Eltern haben Ihnen beigebracht zu vergleichen. Das haben Sie getan, als Sie zum Beispiel
die Entschädigung für Ihre Eltern mit dem Betrag an Geld verglichen, der bei der Jewish Claims
Conference hängen geblieben ist, die die Vereinbarung mit Deutschland ausgehandelt hatte.
Die Fakten sind einfach: Der Ruf der deutschen Regierung beim Verteilen der
Entschädigungsgelder war hervorragend. Sie können über die Deutschen sagen, was sie wollen -
meine Eltern haßten die Deutschen, sie haben niemals ein gutes Wort über einen Deutschen zu
sagen gehabt. Aber mein Vater, der seine Entschädigung von Deutschland erhielt, hat niemals
ein einziges Wort der Beschwerde über die deutsche Regierung verloren. Meine Mutter sollte
über die Jewish Claims Conference entschädigt werden. Sie bekam nichts. Sie verspürte eine
tiefe Abneigung, sie haßte sie, und in diesem Punkt war sie in gutem Einverständnis mit allen
anderen Holocaust-Opfern. Seit der Veröffentlichung meines Buches bin ich mit einigen in
Kontakt. Und da gibt es eine Sache, die alle gemein haben - ganz unterschiedliche Leute aus
ganz unterschiedlichen Orten. Das sind Orthodoxe oder Weltliche, das sind Menschen aus
Belgien, das sind Menschen aus Ungarn und Deutschland. Und ich kann sie benennen: Liane
Stabinski aus Belgien, Gisela Weishaus aus Ungarn, die Marschewskis aus Berlin - sie alle
haben eines gemeinsam: Sie sagen durchweg - und das ist für mich die aufschlußreichste und
vernichtendste Einsicht in diese ganze erbärmliche Industrie -, daß die eigentlichen Opfer der
Verfolgung der deutschen Regierung mehr trauen als den jüdischen Organisationen.

Damit sind wir nun im Zentrum der Kritik, die Sie in Ihrem Buch Die Holocaust-Industrie
niedergelegt haben. Ihre Hauptanklage: Jüdische Funktionäre mißbrauchen die Shoah für
politische, ökonomische und ideologische Ziele. Auf wen bezieht sich Ihre Kritik konkret?

Das ist schon eigentümlich, wenn ich einige Kritiken speziell in Deutschland lese, in denen die
Leute behaupten, ich würde keine Namen nennen und so eine namenlose Verschwörungstheorie
vorlegen. Ich habe Organisationen benannt, die großen jüdischen Organisationen: das American
Jewish Committee, den World Jewish Congress, die B'nai B'rith Anti-Defamation League, die
World Jewish Restitution Organisation, die Jewish Claims Conference - das ist schon keine
Industrie mehr, das ist ein Konglomerat. Eine ganze Menge Leute. Eine ganze Menge Leute.

Diese Vorwürfe haben erwartungsgemäß nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland
erhebliche Kritik ausgelöst, wo das Buch noch nicht erschienen ist. So hat ihnen beispielsweise
der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, in einem Zeitungs-
Interview mit der Rheinischen Post vorgeworfen, "alte judenfeindliche Klischees" zu nähren, und
Rafael Seligman nennt Sie in einem Namensbeitrag einen "Koschermacher lächerlicher
Vorwürfe". Und als Motiv vermutet Paul Spiegel finanzielle Probleme, die Sie durch Bedienung
einer "lohnenden Marktlücke" füllen wollten. Das ist ziemlich starker Tobak, oder?

In den USA gab es keine Reaktion, keine öffentliche Reaktion. In den ganzen USA gab es zwei
Besprechungen des Buches. Zu den Reaktionen anderswo möchte ich folgendes sagen. Ich
habe zwei Anliegen. Erstens dem Gedenken des Leidens meiner Eltern treu zu bleiben. Ich kann
tatsächlich sagen: Die Opfer der Verfolgung durch die Nazis sind sehr erfreut über das Buch. Ich
habe mit vielen gesprochen. Die sagen zu mir: Du gibst unserem Ärger und Frust darüber, wie
wir von der Holocaust-Industrie für deren Zwecke mißbraucht wurden, endlich ein öffentliches
Ventil. Ich habe aber auch ein wissenschaftliches Anliegen: Das Buch soll faktisch richtig sein.
Die mit Abstand weltweit führende Autorität für den Nazi-Holocaust, Raul Hilberg, hat drei
Interviews zu meinem Buch gegeben. Und in allen drei Fällen sagte er mit Bestimmtheit, mein
Buch sei grundsätzlich sorgfältig, und die einzige Schwäche sei, er wünschte, ich hätte mehr zum
Thema geschrieben. Das ist meine Hauptsorge: Was die eigentlichen Opfer der Verfolgung über
mein Buch denken, und was renommierte Gelehrte sagen. Was die Holocaust-Industrie über das
Buch denkt, ist mir völlig egal.

Der schlimmste Vorwurf, der einen Wissenschaftler treffen kann, lautet, nicht sorgfältig zu
arbeiten. Paul Spiegel behauptet im Interview mit der Rheinischen Post, Ihr Buch sei "schludrig
geschrieben und voller Fehler". Wie auch Rafael Seligmann wirft er Ihnen vor, mit falschen
Angaben über die Zahl der jüdischen Holocaust-Opfer und der Überlebenden zu arbeiten.
Können Sie einmal genau darlegen, wie Sie zu Ihren Zahlen kommen?
Das ist ein Feld, in dem spezielle Fachkenntnisse gefragt sind. Ich behaupte nicht, eine spezielle
Fachkenntnis in diesem Gebiet zu haben. Ich habe die Standardzahlen jüdischer Historiker zum
Nazi-Holocaust wiedergegeben. Ich nannte die Zahl von Leonard Dinnerstein, Autor des
Standardwerks über die Überlebenden des Nazi-Holocaust. Er nennt 60.000 Juden, die die
Todeslager überlebt hatten, von denen 20.000 während der ersten Woche starben. Ich habe die
Zahl von Henry Friedlander genannt, der auch eine Autorität auf dem Gebiet und übrigens auch
ein Überlebender von Auschwitz ist. Er spricht von 100.000 Überlebenden. Die Claims
Conference hat in einer an Holocaust-Leugnung grenzenden Unverfrorenheit behauptet, 700.000
jüdische Sklavenarbeiter hätten den Krieg überlebt. Wenn 700.000 überlebt hätten, dann wäre
das Verfahren (der Nazis) nicht sehr effizient gewesen. Aber das glaube ich nicht. Ich denke, es
war sehr effizient, und meine Mutter hat mir oftmals gesagt: "Norman, du verstehst das nicht - nur
eine Handvoll überlebte!"

Sie lehnen die These ab, daß der Holocaust ein singuläres Ereignis in der Geschichte ist. Mit
dieser Idee haben Sie nicht nur das jüdische Establishment in den USA herausgefordert, sondern
sich auch in Opposition zu den Historikern in Deutschland gebracht.

Soviel vorneweg: Der Gedanke, der Nazi-Holocaust sei beispiellos, nicht übertragbar,
unverbunden mit dem Rest der Geschichte, ist keine wissenschaftliche These. Das ist purer
Chauvinismus. Wenn Sie von Anfang an sagen, ganz von Beginn, Sie könnten nicht vergleichen
oder Vergleiche seien eine Form von Holocaust-Leugnung, gut, dann sprechen wir nicht mehr
über Geschichte. Wir sprechen dann über Religion oder Chauvinismus oder ethnischen
Chauvinismus. Soviel zur jüdischen Seite. Auf der deutschen Seite kann ich das Bemühen der
deutschen Historiker respektieren, die Singularität des Nazi-Holocaust zu verteidigen. Ich
verstehe das und sehe etwas Ehrenwertes darin. Sie möchten die Verbrechen des Nazi-Regimes
in keiner Weise kleiner machen. Dennoch möchte ich zwei Einfügungen machen. Punkt eins: Sie
haben kein Recht, die Behinderten und Zigeuner zu vergessen. Punkt zwei: Ich glaube, daß ab
einem bestimmten Punkt die deutsche Betonung der Einzigartigkeit des Holocaust eine
umgekehrte Form von Chauvinismus wird, ungefähr von der Art: Wir haben die schlimmsten
Verbrechen begangen. In dem mißlungenen Buch von Daniel Goldhagen gab es einen Teil, bei
dem ich mit ihm übereinstimmte. Er sagte: Philosemiten sind Antisemiten im Schafspelz. Dem
kann ich aus ganzem Herzen zustimmen. Ich mag keine Philosemiten, ich mag keine
Antisemiten. Ich möchte, daß mich die Leute wie einen normalen Menschen behandeln. Mich
beschleicht in letzter Zeit das Gefühl, daß einige dieser politisch korrekten Historiker, die auf der
absoluten Einmaligkeit des Nazi-Holocaust insistieren, einer Familie von Philosemiten
angehören. Und das ist eine Art von umgekehrtem Chauvinismus, den ich nicht mag. Ich glaube
zum Beispiel, daß der im Zwangsarbeiter-Abkommen vereinbarte 350 Millionen Dollar schwere
Zukunftsfonds zur Erforschung und Vermittlung des Holocaust, auf dem die Jewish Claims
Conference sitzt, nur Mittel für Leute bereitstellt, die politisch korrekte Sachen über den
Holocaust sagen. Ich bin mir sicher, daß ich die Absage am nächsten Tag in der Post liegen
hätte, würde ich mich für Mittel aus dem Fonds bewerben. Und ich glaube - das sage ich in voller
Verantwortung -, daß einige deutsche Angriffe auf mein Buch und die Verteidigung der Jewish
Claims Conference aus reinen Geldgründen erfolgten.

Sie sind nicht der erste jüdische Intellektuelle, der die verbreitete, nennen wir sie einmal
essentialistische Theorie über den Holocaust in Frage stellt. Vor Ihnen hat das bereits Peter
Novick getan, der den Einfluß auf die jüdische Politik in den USA und Israel untersucht hat. War
Ihr Buch also eher als Beitrag zur innerjüdischen Debatte geplant?

Mein Buch habe ich genau dafür geschrieben, was ich in meinem Dankwort gesagt habe: Ich
unternehme einen entschlossenen Vorstoß, das Vermächtnis meiner Eltern sorgfältig
wiederherzustellen. Darum geht es in meinem Buch. Außerdem ist mein Buch dafür bestimmt
und geschaffen, eine öffentliche Diskussion in Gang zu setzen, über viele Dinge, die privat und
leise gesagt werden, eine offene und freie Debatte über etwas zu legitimieren, das, ganz offen
gesagt, außer Kontrolle geraten ist.
Sie sind jetzt in eine Situation geraten, in der Sie von deutschen Revisionisten und
Rechtsradikalen als Kronzeuge mißbraucht werden können. Wie wollen Sie sich von Gruppen
abgrenzen, mit denen Sie nichts zu tun haben?

Am besten ist, das Buch zu lesen. Darin versuche ich das Andenken an das Leiden der Juden zu
bewahren, ebenso wie die historischen Ereignisse des Holocaust. Mit meinen bescheidenen
Möglichkeiten will ich ihn vor Verdrehern und Entstellern schützen einschließlich der Holocaust-
Leugner in der Holocaust-Industrie. Es gibt keine Möglichkeit, nur ein Wort in meinem Buch so zu
interpretieren, daß es Verleugnern Trost spendet. Eher das Gegenteil. Es ist die Holocaust-
Industrie mit ihren heftig aufgeblähten Zahlen an Überlebenden, die den Verleugnern hilft. Es ist
die Erpressertaktik, die Antisemitismus nährt. Das bin nicht ich. Die Jewish Claims Conference
hat die Zahlen der Sklavenarbeiter aufgebläht, um mehr Geld von Deutschland zu bekommen.
Die Claims Conference hat den Ruf Deutschlands in der Entschädigungsfrage in den USA
verfälscht, indem sie behauptete, kein Sklavenarbeiter hätte von Deutschland jemals eine
Entschädigung erhalten. Jeder weiß, daß tatsächlich Lebensrenten ausgezahlt wurden, auch an
meinen Vater. Die Claims Conference sollte unter keinen Umständen berechtigt werden, die
Opfer der Nazi-Verfolgung zu repräsentieren. Die Opfer der Nazi-Verfolgung wollten und wollen
immer noch, daß die deutsche Regierung die Mittel verteilt.

In der Schweiz gab es eine ganz ähnliche Entwicklung, und Sie haben ja dazu eine starke
Meinung.

Im Fall der Schweiz handelte es sich, wie Raul Hilberg sagt, um glatte Erpressung. Sie haben
Zahlen manipuliert, sie haben an die Schweiz Forderungen gestellt, die sie niemals an die USA
wegen verwaister jüdischer Konten richteten. Sie wollten Geld haben, bevor eine Summe
feststand, wieviel sie erhalten sollten. Und wenn sie ihr Geld bekommen, wird mindestens die
Hälfte, denke ich, in ihre Taschen wandern. Von Anfang bis Ende war das ein grotesker Skandal,
und ich bin entschieden der Ansicht, die Schweiz sollte die Vereinbarung aufkündigen.

Werden Sie schließlich nach Deutschland kommen, um mit Ihren Kritikern und Sympathisanten
zu diskutieren?

Ich denke, ich werde bei der Veröffentlichung meines Buches, der Übersetzung, in Deutschland
sein. Es wird moralisch für mich schwer sein. Auf meinen Schultern sitzen immer meine Mutter
und mein Vater. Und ich werde ihnen immer Rechenschaft schuldig sein, besonders in dieser
Hinsicht. Ich fühle mich ihnen gegenüber verantwortlich. Es wird schwer sein, weil ich die Werte
meiner Eltern von ihren Gefühlen und Empfindungen trennen muß. Das Beste in meinen Eltern
würde sagen: Geh auf die Leute zu, sei großzügig, laß deine Werte nicht kompromittieren,
versuche eine bessere Zukunft für uns alle zu schaffen. Aber die Gefühle meiner Eltern, nicht ihre
Werte, ihre Gefühle waren, daß sie die Deutschen haßten. Es wird für mich schwierig sein, den
richtigen Zugang zu den Deutschen zu finden. Ich hoffe, ich mache das Richtige. Das ist das
Äußerste, was man von einem Individuum erwarten kann.

Thomas Spang arbeitet als USA-Korrespondent für die Rheinische Post und fünf andere
Tageszeitungen. Das Interview wurde am 1.10.2000 im WDR gesendet und erschien gekürzt in
diesen Zeitungen. Übersetzung: Thomas Spang

Danksagung

Colin Robinson vom Verso-Verlag konzipierte die Idee für dieses Buch. Roane Carey half mir,
meine Überlegungen in eine geschlossene Form zu bringen. Noam Chomsky und Shifra Stern
begleiteten jede Phase der Entstehung dieses Buches mit ihrem Beistand. Jennifer Loewenstein
und Eva Schweitzer steuerten Kritik zu mehreren Entwürfen bei. Rudolph Baldeo gab mir
persönliche Unterstützung und Ermutigung. Ihnen allen bin ich zu Dank verpflichtet. Auf diesen
Seiten versuche ich dem Vermächtnis meiner Eltern gerecht zu werden. Dementsprechend
widme ich dieses Buch meinen beiden Brüdern Richard und Henry sowie meinem Neffen David.
- Norman G. Finkelstein

Um der historischen Wahrheit willen und wegen des Ansehens des aufrichtigen Teils des
jüdischen Volkes habe ich das Buch DIE HOLOCAUSTINDUSTRIE – Wie das Leiden der Juden
ausgebeutet wird leicht gekürzt in meine Website aufgenommen.

Die Hervorhebungen sind von mir.

Hinzufügen möchte ich, dass Herr N. Finkelstein als liberaler Jude in puncto Staatsgründung
Israels den biblischen Hintergrund leider nicht berücksichtigt. Die biblisch-prophetischen
Aussagen über eine Rückkehr aus der Zerstreuung in das Land der Väter sind ja den
meistenJuden fremd. Ungeachtet dieser verbreiteten Ignoranz erfüllt sich Gottes prophetisches
Wort vor unseren Augen.

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Manfred Adler

Die Söhne der Finsternis

Teil 2 Weltmacht Zionismus

Inhalt

Zionistischer Imperialismus

1. Gewalt und Einschüchterung


2. Das Endziel des zionistischen Messianismus
3. „Zwischen Henkern und Heuchlern"
4. Zionisten und Palästinenser
a) Die Rolle der UNRRA beim Exodus
b) „Der gefährlichste Mann in Israel"
c) Terror, Vergeltung, Massenmord
d) Eine Israelin berichtet
5. Ein Wort zum christlich jüdischen Dialog

Zuvor: Texte zur Meditation

Der Herr sprach zu Salomo:


„Wendet ihr und eure Söhne euch aber von mir ab, beachtet ihr nicht meine Gebote und
Satzungen, die ich euch zur Pflicht machte, geht ihr vielmehr hin, fremden Göttern zu dienen und
sie anzubeten, dann rotte ich Israel aus dem Lande aus, das ich ihnen gegeben habe, und den
Tempel, den ich meinem Namen geheiligt habe, will ich verwerfen und Israel wird bei allen
Völkern Gegenstand des Hohnes und Spottes sein. Dieses Haus aber wird zu einem
Trümmerhaufen. Jeder, der an ihm vorübergeht, wird entsetzt sein und höhnisch pfeifen. Fragt
man dann, warum der Herr so mit diesem Land und diesem Tempel verfahren ist, wird man zur
Antwort geben: Weil sie den Herrn, ihren Gott, der ihre Väter aus Ägypten herausgeführt,
verlassen, an andere Götter sich angeklammert, sie angebetet und ihnen gedient haben, darum
ließ der Herr all dies Unheil über sie kommen" (1. Könige 9,6-9).
Der Herr Jesus Christus spricht: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele
aber nicht töten können; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle zu
stürzen vermag" (Matth. 10,28).

„Habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, bringt sie vielmehr ans Licht"
(Eph. 5,11).

ZIONISTISCHER IMPERIALISMUS

Der arglos gütige Papst Johannes XXIII. hielt nichts von „Unheilspropheten". Mit seinem Wort:
„Ich bin Joseph, euer Bruder", bekundete er nicht nur seine aufrichtige Verbundenheit mit den
getrennten christlichen Brüdern, sondern auch mit den zerstreuten Kindern Israels. Er wirkte
bahnbrechend für die Verständigung von Christen und Juden und war redlich bemüht, jedes
mögliche, der Versöhnung mit dem jüdischen Volk im Weg stehende Hindernis bereitwillig zu
beseitigen. Die lichtvolle Gestalt dieses brüderlichen und väterlichen Papstes, der soviel Glaube,
Hoffnung, Liebe und Optimismus ausstrahlte, hatte wenig Sinn für die abgründige Realität der
Finsternis, die er zwar nicht leugnete, aber auch nicht sehr ernst nahm. Wahrscheinlich hätte er
aber doch erschreckt aufgehorcht, wenn er mit der „Unheilsprophetie" aus Israel konfrontiert
worden wäre, die Ende 1974 durch die Presse ging: „Wenn das amerikanische Volk Israel an
Arafat ausliefert, wird dies das Ende Israels und das Ende der Welt sein."

Diese furchtbare Drohung stammt von der sozialistischen Zionistin und ehemaligen israelischen
Ministerpräsidentin Frau Golda Meir. Zwar hat sie mit ihrem entsetzlichen Unheilswort weder
einen Proteststurm des „Weltgewissens" entfacht, noch die träumenden „Weltbürger" aus dem
Schlaf geweckt. Aber sie hat es immerhin fertiggebracht, unsere bescheidene Studie über die
"Weltmacht Zionismus" zu provozieren.
Das Thema „Zionismus" ist in der „freien Welt" fast gänzlich tabu. Kaum jemand wagt es, dieses
heißeste aller heißen Eisen mutig anzufassen. Kritische Auseinandersetzungen mit den finsteren
Seiten des Zionismus, besonders mit seiner rücksichtslosen Machtpolitik und dem damit
verbundenen erbarmungslosen Terror, sind in den Massenmedien des Westens aus begreiflichen
Gründen so gut wie nicht vorzufinden. Denn einerseits ist solche Kritik für den, der sie wagt, nicht
ohne Gefahr und Risiko, andererseits ist es fast unmöglich, sie überhaupt in der Öffentlichkeit
vernehmbar zu artikulieren. Das ist verständlich, wenn man weiß, daß die Medien der
Kommunikation in unserer Welt vorwiegend von Freimaurern und Zionisten beherrscht werden.
Letztere schreien sofort „Antisemitismus", wenn sie angegriffen oder entlarvt werden und mit Hilfe
dieses fast allmächtigen „Schlag"-Worts gelingt es ihnen vortrefflich, jede gegen sie gerichtete
kritische Äußerung zu verteufeln und schon im Keim zu ersticken.
So unsinnig es auch ist, „Antizionismus" mit „Antisemitismus" gleichzusetzen - gibt es doch unter
Israelis und Juden nicht wenige Antizionisten -, so durchschlagend ist doch der Erfolg, den die
Zionisten damit erreichen. Ist das nicht allein schon ein Beweis ihrer Weltmacht?
Jedermann darf heute immer und überall als „Antichrist" agieren. Es passiert ihm nichts. Er kann
sogar im Vatikan empfangen werden. Die Zeiten, da Antichristen vor Gericht gestellt und
verurteilt wurden oder andere gesellschaftliche Sanktionen zu erwarten hatten, sind längst vorbei.
Die weltliche Macht des Christentums ist auf den Nullpunkt abgesunken. Man kann auch
hierzulande und in den übrigen nichtkommunistischen Ländern sogar heute noch
„Antikommunist" sein, ohne um Freiheit und Leben bangen zu müssen. Jedoch „Antisemitismus"
- selbst im Sinne von Antizionismus - ist in unserer Gesellschaft das schändlichste aller
Verbrechen, die schwerste aller Sünden, eine Untat, die unverzeihlich ist und unnachsichtig
geahndet wird.

Merkwürdigerweise geht man dabei aber sehr unkonsequent und unlogisch vor, weil man nämlich
in diesem Zusammenhang unter „Semiten" ausschließlich nur jüdische Menschen versteht,
obwohl doch - wie heute überall bekannt ist - die Araber ebenso „Semiten" sind wie etwa ihre
feindlichen zionistischen Brüder.

Welche Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit liegt allein schon in dem Schlagwort


„Antisemitismus", das schlechthin nur für antijüdische Einstellungen und Haltungen gebraucht
wird, als ob die Juden die einzigen Semiten wären. Im Zeitalter des kritischen Bewußtseins sollte
der unkritische Begriff „Antisemitismus" endlich aus seiner Verengung gelöst werden, wenngleich
gewisse Kreise, die ihn anscheinend als politisches Machtinstrument benutzen, nicht gern auf ihn
verzichten möchten.

Nach einem Wort Papst Pius XI. sind alle Christen „geistig" Semiten, weshalb kein wahrer Christ
„Antisemit" sein kann. Im vollen Sinn des Wortes heißt das: Kein Christ darf grundsätzlich gegen
jüdische, arabische oder andere Menschen der semitischen Völkergruppe feindselig eingestellt
sein. Wenn nun aber jemand auf Grund seines Wissens oder aus eigener Erfahrung den
Zionismus als Weltmacht der Finsternis erkannt hat und ihn deshalb im Gewissen entschieden
ablehnen muß, dann wäre eine solche Haltung in der Tat antizionistisch, nicht aber antisemitisch.

Ein Christ könnte aber auch als Antizionist den Zionisten nicht mit Feindschaft oder Haß
begegnen, weil die Ethik Jesu, vor allem das Gesetz seiner Liebe, universal ist und weder
völkische, nationale, rassische noch weltanschauliche oder religiöse Schranken kennt.
Wenn in vorliegender Abhandlung einige Tatsachen über den Zionismus mitgeteilt werden, die für
diesen nicht gerade schmeichelhaft sein dürften, so geschieht dies im eben genannten
christlichen Sinn und in der festen Überzeugung, daß die Wahrheit um der Gerechtigkeit und des
Friedens willen nicht totgeschwiegen werden darf. Einseitige und falsche Informationen und
Meinungen sind auch dann zu ergänzen oder zu korrigieren, wenn dabei harte und
unangenehme Wahrheiten für die Betroffenen ans Licht kommen. Wer sich nicht scheut, mit dem
„Ende der Welt" zu drohen, muß jedenfalls auch mit scharfen Reaktionen rechnen.

1. Gewalt und Einschüchterung

Das skandalöse Wort Golda Meirs fordert geradezu eine gründliche Analyse und Reflexion
heraus. Es enthält einige Elemente, die sich bei eingehender Betrachtung als für zionistische
Mentalität charakteristisch und typisch erweisen. Der Kenner der berüchtigten und umstrittenen
Protokolle der Weisen von Zion wird unwillkürlich an gewisse Sätze der „Protokolle" erinnert, in
denen die gleiche Geisteshaltung zum Ausdruck kommt. So ist schon im ersten Protokoll zu
lesen, daß „man bessere Erfolge erzielt, wenn man die Menschen mit Gewalt und
Einschüchterung, als mit gelehrten Erörterungen regiert . . . Unser Recht liegt in der Gewalt . . .
Der Zweck heiligt die Mittel. Wenden wir bei unseren Plänen weniger Aufmerksamkeit dem Guten
und Sittlichen zu als dem Notwendigen und Nützlichen . . . Nur die Gewalt allein siegt in der
Politik..."

Machiavellistische Grundsätze wie diese sind fast auf jeder Seite der „Protokolle" zu finden. Sie
begegnen uns gleichermaßen in der zionistischen Politik der letzten Jahrzehnte auf Schritt und
Tritt. Frau Golda Meir steht mit ihrem Gewaltspruch keineswegs etwa als zionistische
Außenseiterin im Abseits. Vielmehr ist sie als Schülerin Ben Gurions mit diesem und anderen
zionistischen Machtpolitikern in einer langen und konsequenten Tradition verwurzelt. Schon 1920
richtete Chaim Weizmann in einer Rede in Jerusalem eine massive Drohung an die damalige
zionistische Schutzmacht England, als er sagte:
„Ihr könnt unser Kommen (nach Palästina, d. V.) beschleunigen oder verzögern. Es ist aber
besser für euch, uns zu helfen, denn sonst wird sich unsere aufbauende Kraft in eine zerstörende
verwandeln, die die ganze Welt in Gärung bringen wird.“

Golda Meirs taktisches Manöver liegt auf der gleichen Linie. Sie wendet sich an das
„amerikanische Volk", die heutige „Schutzmacht" der Zionisten, und wirft diesem Volk vor, bzw.
unterstellt ihm, daß es unter Umständen bereit sein könnte, „Israel" an Arafat auszuliefern. Ein
solches „Verbrechen" müßte aber mit dem denkbar teuersten Preis bezahlt werden: mit dem
„Ende der Welt". Darin wäre natürlich das Ende Amerikas miteingeschlossen. Und das fürchten
die Amerikaner mehr als alles, was es auf der Erde und in der Hölle zu fürchten gibt. Auf diese
Weise unternimmt die kluge Zionistin den raffinierten Versuch, das amerikanische Volk, das an
der zionistischen Nahost-Politik ebenso unschuldig ist wie jedes andere Volk der Erde, für die
verfehlte Gewaltpolitik der Zionisten verantwortlich zu machen und die USA durch das Mittel der
Einschüchterung den Interessen der zionistischen Imperialisten zu unterwerfen.

Dabei weiß Golda Meir so gut wie wir, daß sie sich an die falsche Adresse gewandt hat. Sie
spricht vom amerikanischen Volk, meint aber dessen Politiker. Da einige von ihnen gegenüber
zionistischen Forderungen Bedenken erhoben haben, droht sie dem ganzen Volk, damit dieses
auf seine Politiker entsprechend Druck ausübe. Und das tut sie, obwohl sie wiederum sehr gut
weiß, daß die US Politiker in ihren Entscheidungen ganz und gar von jenen 3 % der US
Bevölkerung abhängig sind, die durch ihren übermächtigen politischen Einfluß, besonders im
Bereich der Finanzen, der Presse und der Wirtschaft, das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten"
beherrschen.
An allen Zentren der Macht sitzen nämlich in den Vereinigten Staaten Persönlichkeiten, die Golda
Meir und den israelischen Zionisten sehr nahestehen, sei es, daß sie selbst Zionisten sind, sei
es, daß sie sich mit diesen solidarisieren. Wenn nun deren Politik manchen Amerikanern nicht
mehr tragbar erscheint und vereinzelt mutige Kritik laut wird, ist das sehr wohl verständlich. So
hat Senator J. W. Fulbright nach einem Bericht der New York Times im Jahr 1973 erklärt:
„Israel beherrscht den Senat. Der Senat ist unterwürfig, nach meiner Meinung viel zu viel. Wir
sollten uns mehr an den Interessen der Vereinigten Staaten orientieren, als das zu tun, was Israel
will. Die Große Mehrheit des Senats der Vereinigten Staaten - etwa um die 80 % herum - ist völlig
auf die Unterstützung Israels ausgerichtet, egal, was Israel verlangt. Dies hat sich immer wieder
gezeigt. Und das ist es, was die Lage für unsere Regierung so schwierig gemacht hat."

Ein Jahr später beklagte der ranghöchste Offizier der USA, Generalstabschef George S. Brown,
den nach seiner Meinung zu großen Einfluß Israels auf den Kongreß in Washington. In einem
Interview stellte er fest:
Dieser Einfluß ist „so stark, daß Sie es nicht glauben würden. Die Israelis kommen zu uns, um
Ausrüstungen zu erhalten. Wir sagen, wir können den Kongreß unmöglich dazu bewegen, ein
solches Programm zu unterstützen. Sie sagen, ,zerbrecht euch über den Kongreß nicht den Kopf.
Den Kongreß übernehmen wir schon`. Nun ist das jemand aus einem anderen Land. Aber sie
können das machen. Sie besitzen, wie Sie wissen, die Banken dieses Landes, die Zeitungen.
Schauen Sie sich nur einmal an, wo das jüdische Geld in diesem Lande ist."

Selbstverständlich hat diese Äußerung des amerikanischen Generalstabschef bei den


Angesprochenen und der von ihnen beherrschten US Regierung große Betroffenheit ausgelöst.
Zahlreiche jüdische Organisationen, angefangen von der „Jewish Anti-Defamation-League" über
den Freimaurer Orden „B'nai B'rith" bis zu den „Jewish War Veterans" protestierten gegen
General Browns Erklärung und forderten seine „sofortige Entlassung". In einem Telefongespräch
mit der Washington Post bestätigte General Brown seine Äußerungen und sagte, daß es für
jeden, der will, schrecklich einfach sein wird, daraus zu schließen, er sei Antisemit, was aber
„einfach nicht wahr ist."

Die gelenkte und gezielte, in Israel und den USA mit großem Einsatz geführte zionistische
Einschüchterungskampagne hatte - wie nicht anders zu erwarten war - vollen Erfolg. In
beschämender Weise hat schließlich die US Regierung vor der Weltmacht Zionismus kapituliert,
wie einem Bericht des Philadelphia Bulletin zu entnehmen ist, der unter dem Titel „Pentagon
entblößt Armee" folgende Mitteilung brachte:

„Das US Verteidigungsministerium steht vor der schwierigen Lage, den israelischen Forderungen
nach Waffenlieferungen zu entsprechen und gleichzeitig die Waffen der US Streitkräfte zu
modernisieren.
Um den Bedürfnissen der israelischen Armee nachzukommen, ist das Verteidigungsministerium
gezwungen, Panzer von der Armee und von der Nationalgarde abzuziehen, die zudem nach
Aussagen von Beamten des Pentagon noch nicht einmal die für Panzer festgesetzte Quote
erhalten haben.
Ein Beispiel dafür ist die 210. Panzerbrigade der Nationalgarde, die in Albany, N. Y., stationiert
ist. Der demokratische Abgeordnete Samuel S. Stratton, ein Mitglied des Ausschusses für
bewaffnete Dienste, der Proteste von Männern der Nationalgarde erhielt, sagte, er sei vom
Pentagon unterrichtet worden, daß das Bataillon den Befehl erhalten habe, 43 M 48 Panzer - das
ist praktisch der gesamte Bestand der Einheit - zur Verschiffung nach Israel zu übergeben.
Beamte sagen, daß dies das gleiche Problem mit anderen Waffen sei, an denen es mangelt, wie
beispielsweise bei den panzervernichtenden Geschossen, bei den Bomben und dem letzten
Kampfflugzeugmodell F 4.
Israel, das in einem Jahr auf Kredit Waffen im Wert von etwa 300 Millionen Dollar von den USA
gekauft hat, erhöhte seine Erfordernisse für dieses Jahr auf 2,2 Milliarden Dollar, um seine
Streitkräfte weiter ausrüsten zu können.
Das Pentagon mußte nun feststellen, daß es diese israelischen Bedürfnisse nicht mehr aus der
laufenden Produktion erfüllen kann und greift daher auf Kriegsreserven als auch auf die
Ausrüstung der regulären Armee und deren Reserveeinheiten zurück. Den Aussagen der
Beamten ist zu entnehmen, daß die Bereitschaft und die Ausbildung der bewaffneten Streitkräfte
unausweichlich gefährdet ist, wenn von ihnen Material für Israel abgezogen wird.“

Über diese alarmierende Nachricht kann sich nur wundern, wer den ungeheuren Einfluß der
Zionisten auf die Politik der USA nicht kennt. Wir brauchen nur einen flüchtigen Blick auf die
nähere Umgebung von Präsident Ford zu werfen, um zu erkennen, wer dort Politik macht. Die in
Marietta/Ga. erscheinende Thunderbolt legte in einer Übersicht folgende Insider Liste
maßgeblicher Persönlichkeiten vor, die in der Bundesregierung der USA Dienst tun:

Henry Kissinger - Außenminister und Chef des Nationalen Sicherheitsrates


James Schlesinger – Verteidigungsminister
Arthur Burns - Vorsitzender der Federal Reserve Bank (in privaten Händen)
Caspar Weinberger - Chef des H. E. W.
Alan Greenspan - Chef des Wirtschaftsberatungskomitees des Präsidenten
Ron Nessen - Pressechef des Präsidenten
L. H. Silberman - Vize Generalstaatsanwalt
Don Paarlberg - Chefökonomist im Landwirtschaftsministerium
Isaac Fleischman - Chef des US Patentamtes
Stanley Pottinger - Chef der „Zivilrechtsabteilung" im Justizministerium, Aktenverwalter aller
Arbeitsdiskriminierungsklagen.
Leonard Garment - Chef der Abteilung für jüdische Angelegenheiten
Rabbi Morton Kanter - Chef der Jugendentwicklungsabteilung im H. E. W.
Harris Friedman - Chefökonomist der Federal Heimdarlehensbank.
Helmut Sonnenfeldt - Anwalt im Außenministerium
Milton Friedman - Senior der Verfasser der Präsidentenreden.
George Bernstein - Federal Versicherungsverwalter
Mrs. Shelia Rabb-Weidenfeld - Pressesekretärin von Mrs. Ford
Nelson Rockefeller - Vizepräsident (von spanisch sephardischer Herkunft)

Diese Liste kann noch mit Hunderten von Namen in den Verwaltungsämtern der riesigen
Bundesbürokratie fortgesetzt werden.

Inwieweit die genannten Regierungsmitglieder und -beamten Zionisten im engeren Sinn des
Wortes sind, mag dahingestellt bleiben. Sie sind jedenfalls nicht zufällig auf ihre einflußreichen
Posten gelangt. Oder glaubt jemand im Ernst, daß Henry Kissinger und James Schlesinger die
wichtigsten Ministerien der Vereinigten Staaten rein „zufällig" besetzt haben? Weder sie, noch die
anderen verantwortlichen Beamten der Regierung können es sich leisten, antizionistische Politik
zu treiben. Sollten sie es dennoch tun - was Bruder Nixon angeblich versucht hat -, dann wären
ihre Tage in der Regierung gezählt. Die Zionisten betrachten sich als die „messianische" Elite des
Judentums und erwarten, daß sich alle Juden der Welt mit ihnen und ihren Zielen solidarisieren.
Wehe denen, die es nicht tun! Was von den Politikern erwartet wird, hat eine jüdische Stimme so
formuliert:
„Jeder Abgeordnete und Senator kennt die prominenten Leute in seinem Wahlbezirk,
einschließlich der prominenten Juden. Kein Senator oder Abgeordneter will sich mit prominenten
Mitgliedern seines Wahlbezirkes verfeinden."

Kehren wir nach diesem Exkurs nun wieder zu unserem Golda Meir-Zitat zurück und versuchen
wir, ihm noch etwas tiefer auf den Grund zu gehen.
Außer den Elementen der Einschüchterung und Gewalt fällt auf, daß Golda Meir das Schicksal
des Staates Israel mit dem Schicksal der ganzen Welt identifiziert und das Schicksal der Welt
vom Schicksal Israels abhängig macht. Das Ende des Staates Israel würde das Ende der Welt
bedeuten, sagt sie. Muß man über eine so ungeheuerliche Drohung nicht entsetzt sein? Wer ist
dieser Staat „Israel" überhaupt?

Es ist der Staat, der am 14. Mai 1948 von Ben Gurion und dem Nationalrat der Juden
eigenmächtig proklamiert und gewaltsam gegen den Willen der Palästinenser errichtet wurde, die
dieses Territorium seit Jahrhunderten bewohnten und die nun zu Hunderttausenden aus ihrer
Heimat geflüchtet sind und vertrieben wurden, weil die Zionisten mit allen Mitteln einen
„homogenen jüdischen Staat" wollen, der „so jüdisch ist, wie England englisch ist". (Uri Avnery).
Israel ist der Staat, der 25 Jahre nach seiner Gründung immer noch keine geschriebene
Verfassung besitzt, sondern auf der Grundlage verschiedener Grundgesetze regiert wird;
ein Staat, der keine völkerrechtlich gültigen Grenzen hat, sondern nur umstrittene
„Waffenstillstandslinien" (wie Golda Meir 1969 sagte),
ein Staat, der eine dem Völkerrecht und den Menschenrechten entgegengesetzte Politik der
rücksichtslosen Annexion und Expansion betreibt. Jedem Juden auf der Welt wird das
bedingungslose Recht zuerkannt, nach Israel zu kommen und sich dort niederzulassen, während
ungezählten palästinensischen Flüchtlingen und Vertriebenen das Recht auf ihre Heimat
erbarmungslos verweigert wird.
Die genannten Feststellungen reichen schon aus, um die Frage zu stellen, ob es moralisch und
politisch verantwortbar ist, diesen Staat anzuerkennen. Die beiden Supermächte USA und
UdSSR haben Israel sehr schnell anerkannt (15. 17. Mai 1948) und knapp ein Jahr später wurde
Israel in die UN aufgenommen. . .

Wir Christen verteidigen das Lebensrecht jedes Menschen, sei er schon geboren oder noch
ungeboren. Mit aller Entschiedenheit treten wir auch dem Haß antijüdischer oder antizionistischer
Fanatiker entgegen, die mit blindem Terror das Leben unschuldiger Menschen angreifen und
auslöschen, seien sie Juden oder Nichtjuden, nur um damit auf sich aufmerksam zu machen.
Mögen Verzweiflungsakte Ohnmächtiger und Rechtloser, die auch vor sinnlosem Terror nicht
zurückschrecken, manchmal menschlich verständlich scheinen, moralisch zu rechtfertigen sind
sie niemals.

Das Lebensrecht jedes einzelnen Juden steht außer jeder Frage, umstritten ist lediglich die
rechtliche Existenz des Staates Israel. Und eben von der Existenz dieses Staates macht nun
Golda Meir Sein oder Nichtsein der ganzen Welt abhängig. Mit anderen Worten: Wird der Staat
Israel von Arafat liquidiert, dann bedeutet dies das Ende oder die Vernichtung der ganzen
Menschheit. Hier wird doch tatsächlich der zionistische Imperialismus in wahnsinniger Weise auf
die Spitze getrieben. Jahrtausende lang hat die Menschheit ohne einen Staat Israel existiert und
jetzt darf sie ohne ihn nicht mehr sein?

Welches Geheimnis steht hinter diesem zionistischen Weltmachtanspruch?

Auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Die erste ist mehr realpolitischer Natur, die zweite ergibt
sich aus der endzeitlich messianischen „Mystik" des Zionismus.

Befassen wir uns zunächst mit dem realpolitischen Aspekt. Wer die zionistische Machtpolitik auch
nur oberflächlich kennt, wird nie daran zweifeln, daß sich der Staat Israel mit allen Mitteln gegen
jede Bedrohung von außen zur Wehr setzen wird. Mit allen Mitteln heißt im Extremfall: mit
Atomwaffen. Die Drohung Golda Meirs wäre nicht mehr als eine leere Phrase, wenn Israel,
dessen Armee gegenwärtig (1975) schon stärker sein soll als die Streitkräfte der gesamten
NATO, nicht über modernste atomare Vernichtungswaffen verfügen würde. Daß das Ende der
Menschheit heute mit nuklearen Waffen herbeigeführt werden kann, ist eine unbestrittene
Möglichkeit. Die Frage ist nur, ob der israelische David dazu fähig ist. So anspruchsvoll die Frage
auch klingen mag, die Antwort ist es nicht weniger: Israel besitzt nukleares Potential.
Es gibt in Amerika keine Waffen, die nicht auch den Israelis bekannt wären und ihnen zur
Verfügung stünden. Vielleicht ist es eine unglaubliche Geschichte, aber sie macht den
unvorstellbaren Einfluß der Zionisten in den Vereinigten Staaten deutlich: „Ende 1970 legten die
Israelis dem amerikanischen Verteidigungsminister eine Liste von Waffen vor, die sie aus den
USA geliefert haben wollten. Er war erstaunt, weil er diese Waffen nicht kannte. Er mußte sich
davon überzeugen, daß es diese modernen Waffen gab, die auch an Israel geliefert wurden.

Dank ihrer hohen Intelligenz, ihrer sprichwörtlichen Geschäftstüchtigkeit und politischen


Skrupellosigkeit ist es den Zionisten gelungen, den Goliath USA in die Hand zu bekommen. Ein
amerikanischer Botschafter in Tel Aviv hat das amerikanisch israelische Abhängigkeitsverhältnis
einmal treffend so kommentiert: „Früher glaubte man, Israel sei ein Staat der USA. Heute glaubt
man, die USA sei ein Staat von Israel".

Aus dem bisher Gesagten darf man mit Sicherheit entnehmen, daß alle in der USA bekannten
Waffen auch im Besitz der Israelis sind. Umgekehrt ist es aber nicht ausgeschlossen, daß die
israelische Armee über Waffen verfügt, die man in Amerika oder anderswo vielleicht noch nicht
kennt. Über die Geschichte der israelischen A-Bombe schrieb ein hervorragender Kenner des
Nahen Ostens bereits im Jahr 1966 folgendes: „Presse und Diplomatenberichte besagen, daß
Israel in seinem Atomzentrum in Rehovoth an der Entwicklung einer eigenen A-Bombe arbeitet.
Indizien in dieser Richtung sind die großen französischen Materiallieferungen der letzten Jahre
an Reaktoren und spaltbarem Material, die Gewinnung von Roh-Uran für israelische Rechnung in
Frankreich und die israelische Weigerung, die Wiener UNO Nuklearbehörde die israelischen
Reaktoren auf ihre Benutzung zu friedlichen Zwecken hin inspizieren zu lassen. All dies
veranlaßte englische Blätter im März und April 1964, offen von der Möglichkeit einer israelischen
Bombe zu sprechen. Ihr Vorhandensein würde all jenen Kreisen in Tel Aviv Auftrieb geben, die
den Verlauf des gescheiterten Präventivkrieges von 1956 noch nicht als schlüssiges Experiment
ansehen.

Gegen Ende 1964 wurde dann auch bekannt, daß der 24 Megawatt Reaktor von Dimona, sehr
wahrscheinlich nicht, wie Tel Aviv angegeben hatte, eine ,Textilfabrik` war, sondern für
militärische Vorhaben arbeitete. Die amerikanische Regierung hatte wiederholt von Israel
verlangt, ihn inspizieren zu lassen, was die Israelis rundweg ablehnten. Die amerikanische
Luftwaffe hatte dann mehrfach Aufklärungsmaschinen gegen ihn angesetzt, die von israelischen
Jägern abgedrängt oder zur Landung gezwungen wurden. Das französische Atomwerk in
Marcoule hatte schon früher für die Israelis Isotopen Sortierdienste geleistet. Das alles führte
internationale Fachleute zu dem Schluß, daß Israel an einem Atomaggregat arbeitet. Als der
amerikanische Sonderbotschafter Harriman im März 1965 in Jerusalem dem Kabinett Eschkol
amerikanische Waffenlieferungen unter der Bedingung anbot, daß Israel Washington über seine
Pläne im Hinblick auf die arabischen Ablenkungsarbeiten an den Jordan-Quellwassern auf dem
laufenden halte, wiesen die Israelis dieses Angebot als „unnötig" ab. Dies wird als weiteres Indiz
in dieser Richtung verstanden.

Von allen Araberstaaten ist allein Ägypten in der Lage, etwas Ähnliches entgegenzusetzen. Zwar
ist der Versuchsreaktor von Inschass mit 2 Megawatt zu klein, um Fissionsmaterial zu
produzieren, aber die Ägypter entwickelten Mittelstreckenraketen von 700 Kilometer Reichweite,
für die sie radioaktives Kobalt als Ladung einkauften. Weiter lud China im Frühjahr 1965
ägyptische Nuklearspezialisten ein, in chinesischen Nuklearanlagen zu arbeiten. Auf jeden Fall
würde das Vorhandensein nuklearen Potentials im Nahen Osten die Risiken multiplizieren.
Besonders der Kreml scheint vorauszusehen, daß er seine arabischen Freunde nicht schutzlos
im Stich lassen kann, wenn gegen sie einmal eine atomare Drohung vorgebracht werden sollte.
Daher plädiert Moskau immer wieder für eine regionale Desatomisierung.

In diesem Zusammenhang ist folgendes wissenswert: Der Plan, Israel als „nukleare Kapazität"
aufzurüsten, seinen industriellen und technologischen Fortschritt zu sichern und das Land
unabhängig zu machen, entstand zur Zeit der großen Eroberungen anläßlich des israelischen
Sinai-Überfalls von 1956, der ursprünglich wie ein gewaltiger Sieg aussah, bald darauf jedoch
durch den von den Großmächten erzwungenen Rückzug aller israelischen Truppen von der Sinai
Halbinsel in eine demütigende Niederlage Ben Gurions umschlug. In dieser Stunde der Bitterkeit
und Enttäuschung schlug Shimon Peres, ein führender Beamter des Verteidigungsministeriums -
heute ist er Verteidigungsminister - Ben Gurion vor, die Freundschaft mit Frankreich zu benutzen,
um mit französischer Hilfe in Israel nukleares Potential zu entwickeln. „Ben Gurion stimmte dem
Bau eines Reaktors von beträchtlichem Ausmaß in Dimona in Zusammenarbeit mit den
Franzosen zu. Die ganze Operation wurde unter strengster Geheimhaltung ausgeführt, und es
dauerte viele Jahre, bis die Außenwelt davon hörte. Sogar im Land selbst gab es eine starke
Opposition. Einige der bekanntesten Wissenschaftler Israels, darunter der leitende Direktor des
Weizmann-Instituts, Meyer W. Weisgal, forderten Ben Gurion auf, das Projekt fallenzulassen.
Ben Gurion ignorierte die Warnungen, und das Dimona Projekt lief an.
Gleichzeitig wurde das Verteidigungsministerium erweitert mit Shimon Peres als Dynamo, der für
die Modernisierung der Streitkräfte und die Entwicklung der einheimischen Industrie sorgen
sollte. Ben Gurion wußte, was er wollte . . . So versuchte er, die israelische Haltung gegenüber
dem neuen Deutschland zu ändern. Ein neues Verhältnis hatte sich nach dem
Wiedergutmachungs Abkommen ergeben, das im September 1953 unterzeichnet wurde . . .
Bisher hat die deutsche Bundesregierung über 3 Milliarden Mark als Wiedergutmachung auf
Grund eines von Bundeskanzler Adenauer abgeschlossenen Abkommens an Israel gezahlt.
Zusätzlich dazu hat Konrad Adenauer am 14. März 1960 mit dem israelischen
Ministerpräsidenten Ben Gurion im Waldorf-Astoria-Hotel in New York vereinbart, „daß die
Bundesregierung zum Zwecke der Wiedergutmachung Israel Entwicklungshilfe in Höhe von 2
Milliarden Mark einräumen werde. Unter Berücksichtigung der Zahlungen in diesem Jahr wird ein
Betrag von 1 944 800 000 Mark erreicht, so daß 1975 noch 55,2 Millionen Mark erforderlich
wären, um diese alte Vereinbarung zu erfüllen . . . Eine Fortsetzung deutscher Entwicklungshilfe
erscheint Bonner Beobachtern jetzt, nachdem die Zusage Adenauers so gut wie erfüllt ist, unter
entwicklungspolitischen Gesichtspunkten als nicht unproblematisch. Israel gehört, gemessen an
seinem Wirtschaftspotential, längst nicht mehr zur Dritten Welt. Bereits 1971 verfügte es nach
den unverdächtigen Aussagen der Weltbank über ein Bruttosozialprodukt je Kopf der
Bevölkerung von 2190 Dollar. Dagegen wurden für Japan und Italien - Länder also, die seit vielen
Jahren selbst Kapitalhilfe geben - im selben Jahr nur Beträge von 2130 und 1860 Dollar
ausgewiesen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)
beabsichtigt bereits seit geraumer Zeit, Länder wie Spanien, Griechenland, Mexiko und
Argentinien aus ihrer Liste der Entwicklungsländer zu streichen, um die Hilfe an die wirklich
Bedürftigen zu konzentrieren. Die vier genannten Länder liegen aber im Einkommen je Kopf der
Bevölkerung weit hinter Israel."

Trotz dieser von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 31. August 1974 erhobenen Bedenken
soll Dr. Nahum Goldmann, der Vorsitzende der „Jewish Claims Conference", in einer bisher noch
geheimgehaltenen Vereinbarung am 8. Oktober 1974, als er Bundeskanzler Schmidt und
Finanzminister Apel besuchte, die Zusage über weitere 600 Millionen Mark im Rahmen der
„Wiedergutmachung" erhalten haben. Die Summe, von der 60 Millionen für nichtjüdische NS-
Verfolgte bestimmt sind, soll ab 1975 in fünf Raten gezahlt werden."

Die israelische Atomforschung und Kernindustrie konnte, mit deutschem Geld stark gefördert, in
den letzten Jahren einen ungeahnten Aufschwung nehmen. Nach Juan Maler wurden in dem „mit
westdeutschen Mitteln errichteten Atom Zentrum bei Bersheeba bis Oktober 1969 unter Prof.
Bergmann bereits sechs A-Bomben hergestellt, sowie die Ladungen für die in Israel hergestellte
Mittelstreckenrakete MD-660 mit einer Reichweite bis zu 1500 Kilometern"(J.Maler Gegen Gott
und die Natur,1971).

Was sich in der Zwischenzeit bis zum heutigen Tag an atomarer Aufrüstung in Israel getan hat,
dürfte wohl das streng gehütete Geheimnis einiger weniger Eingeweihter innerhalb der
zionistischen Führungselite sein. Der bekannte Gnosiologe Hans Baum hat in einer
prophetologischen Studie vom 6. Januar 1975 die Vermutung ausgesprochen, daß im Staat
Israel die „Weltvernichtungsmaschinerie", „deren Hervorbringung der einschlägige Experte
Hermann Kahn erst für die nächste Generation erwartete", bereits auf ihren möglichen Einsatz
wartet. „Die perfekte Atombombe", schreibt er, „garantiert Kettenreaktionen, die nicht nur für den
Staat Israel und die ihn bedrohenden Araber zum Harakiri würden, sondern zugleich die ganze
Menschheit zum Opfer des „Greuels der Verwüstung" werden ließen". Im Anschluß daran stellt er
im Hinblick auf Golda Meirs Drohung die Frage: „Wer nennt mir zu diesem blasphemischen
Pseudo Jehova der Israelis, zu diesem entsetzlichen Rachegott des jüdischen Nationalismus und
Rassismus auch nur die Spur eines Vorbilds in der Geschichte der Menschheit?"

Baums Ahnungen und Befürchtungen sollten nicht allzu leichtfertig als phantastische Spekulation
abgetan werden. Israels Staatspräsident Ephraim Katzir hat jedenfalls lakonisch erklärt: „Israel
verfügt über nukleares Potential." Und ein Jahr zuvor tönte der israelische General Arik Scharon:
„Israel ist eine militärische Supermacht . . . Alle Armeen Europas sind schwächer als wir."

Lassen Worte dieser Art an Deutlichkeit noch etwas zu wünschen übrig? Sprechen sie nicht
eindeutig dafür, daß der Zionismus wirklich eine Weltmacht ist?
Betrachtet man unter diesem Aspekt noch einmal das Zitat Golda Meirs, so gewinnt man einen
noch tieferen Eindruck von dem extremen Machtanspruch der zionistischen Elite, einem
Machtanspruch von einzigartiger Dimension. Denn: Weder von der „Elite der Welt", wie ein
Jesuitenhistoriker die Freimaurer nennt, noch von der „Elite Satans" , wie ein Sowjetoffizier seine
kommunistischen Kampfgenossen bezeichnete, ist jemals eine ähnliche Drohung wie jene von
Golda Meir ausgesprochen worden. Wenn nun die Drohung mit dem „Ende der Welt" einzig und
allein aus der Welt des Zionismus kommt, dann drängt sich mir die Frage auf:
Zu wessen „Elite" gehören Frau Golda Meir und die zionistischen Politiker?
Freimaurer und Kommunisten wollen die Welt nicht vernichten, sondern beherrschen. Die
Zionisten wollen ebenfalls die Herrschaft über die Welt, aber sie dulden es nicht, daß die Welt
ohne sie regiert wird. Lieber soll die ganze Welt zugrunde gehen, als ohne den zionistischen
Staat weiterexistieren. Um eine solche Mentalität verstehen zu können, ist es notwendig, in die
religiöse Tiefenschicht des Zionismus hinabzusteigen und die tiefsten Wurzeln der zionistischen
Geisteswelt aufzudecken.

2. Das Endziel des zionistischen Messianismus

Nachdem wir den realpolitischen Aspekt des zionistischen Weltmachtanspruchs besprochen


haben, müssen wir uns nun mit dem religiösen Untergrund des Zionismus befassen: mit seiner
endzeitlich messianischen „Mystik".

Wir stoßen hier auf das Fundament der zionistischen Ideologie, den zweiten Aspekt des
zionistischen Weltmachtanspruchs. Einige jüdische Denker, Mystiker und Religionsphilosophen
haben schon im letzten Jahrhundert gleichzeitig mit dem allmählichen Erwachen des
Nationalismus in Europa das messianische Sendungsbewußtsein des jüdischen Volkes wieder zu
neuem Leben erweckt. Im Mittelpunkt dieser Erneuerungsbewegung steht der Gedanke an Zion,
ein biblisch theologischer Begriff, der von führenden jüdischen Religionsphilosophen und
Theologen interpretiert und propagiert worden ist und heute noch das mystische Fundament aller
zionistischen Politik bildet.
Ein bekannter und hervorragender Vertreter der zionistischen „Mystik" war der Philosoph Martin
Buber. In seiner Schrift: Zion als Ziel und Aufgabe, die in die Geheimnisse des zionistischen
Gedankens einführt, schreibt er:
„Der Jude kann seinen Beruf unter den Völkern nur dann wahrhaft erfüllen, wenn er von neuem
und mit seiner ganzen, unversehrten und geläuterten Urkraft daran geht, zu verwirklichen, was
seine Religiosität ihn in der Vorzeit lehrte: die Einwurzelung im heimatlichen Boden, die
Bewährung des rechten Lebens in der Enge, die vorbildliche Gestaltung einer
Menschengemeinschaft auf der schmalen kanaanäischen Erde . . . Dies eine sei gesagt, daß
Jerusalem immer noch, ja mehr denn je das ist, als was es im Altertum galt: das Tor der Völker . .
. Es gilt das Heil Jerusalems zu suchen, welches das Heil der Völker ist . . . Am Werk der neuen
Menschheit, das wir meinen, kann die spezifische Gewalt des Judentums nicht entbehrt werden -
die Gewalt, die einst dem Menschen den stärksten Antrieb zum wahrhaften Leben gab. Sie ist
nicht erstorben; sie lebt mitten in der Entartung fort und bewahrt die Keime des Heils für die
Zukunft . . ."

"Die neue Menschheit braucht uns. Aber sie braucht uns nicht zerstreut und
auseinanderstrebend, sondern gesammelt und geeint, nicht von Getue und Gerede besudelt,
sondern gereinigt und bereit, nicht Gott bekennend mit unserem Wort und Gott verratend mit
unserem Leben, sondern Gott getreu dienend durch die Bildung einer Menschengemeinschaft
nach seinem Sinn . . . Wir aber sind die, die aus der Irrfahrt der Seelen die Wanderung nach dem
Ziel gemacht haben . . . Wir im Ziel wurzelnden, wir „Söhne des Messias" . . . Wir wollen ein
jüdisches Gemeinschaftsleben schaffen. Es gibt in der Gegenwart kein jüdisches
Gemeinschaftsleben . . ."

Die „dem Juden allein innewohnende Fähigkeit, das Land Israel zu erlösen, begründet die
Forderung, die wir allen fremden Besitzansprüchen gegenüber erheben. Nicht den ,historischen
Rechtsanspruch` . . . machen wir geltend, sondern den aus dem höchsten Menschenrecht
fließenden, den Anspruch der Produktivität. Wir sind die, die aus diesem Land sein Höchstes zu
schaffen vermögen, wir allein: uns gehört es . . ."

„Zion ist Größeres als ein Stück Land in Vorderasien; Zion ist Größeres als ein jüdisches
Gemeinwesen in diesem Lande; Zion ist Erinnerung, Mahnung, Verheißung . . . Von Zion soll
wieder wie einst die Lehre ausgehen. Es ist der Grundstein des messianischen Menschheitsbaus
. . . An euch, an der Jugend wird es liegen, ob aus Palästina die Mitte der Menschheit oder ein
jüdisches Albanien wird, das Heil der Völker oder ein Spiel der Mächte . . . Das Prinzip, das
berufen ist, die Gesellschaft zu erneuern, ist. . . das des föderalistischen Sozialismus . . ."

„Zionismus ist etwas anderes als jüdischer Nationalismus . . . Denn Zion ist mehr als Nation. Zion
ist kein Gattungsbegriff wie Nation oder Staat, sondern ein Name, die Bezeichnung für etwas
Einziges und Unvergleichliches . . . Was einst werden sollte und immer noch werden soll; in der
Sprache der Bibel: der Anfang des Königtums Gottes über alles Menschenvolk . . . Wer sich in
Wahrheit zu Zion bekennt, bekennt sich wohl zu einer nationalen Tatsache, aber mehr noch als
dieses zu einer übernationalen Aufgabe . . . Wir haben erkannt, daß wir die nationale
Konsolidierung vollziehen müssen, um einer übernationalen Aufgabe willen . . ."

Da sich M. Bubers Thesen auf die Bibel berufen und jeder Zionismus letztlich in irgendeiner auf
die Bibel gegründeten Interpretation oder Tradition wurzelt, wollen wir nun nach Inhalt und Wesen
des alttestamentlichen Zionsbegriffs fragen und ihm die Zionsidee des modernen Zionismus
vergleichend gegenüberstellen.

Die Wortbedeutung von Zion, das in vorisraelitischer Zeit der Name für den Südost-Hügel
Jerusalems war, konnte bisher noch nicht befriedigend geklärt werden. Man hat vermutet, mit
Zion sei später die Festung im Südosten des Tempelbergs unterhalb des Ophel bezeichnet
worden, jene Festung, die von König David einst erobert und in Davidstadt umbenannt wurde.
Während der Begriff Zion in den geschichtlichen Büchern des Alten Testamentes fast gar nicht
vorkommt, spielt er im prophetischen Schrifttum und in den Liedern (Psalmen) eine
beherrschende Rolle. Er begegnet uns hier etwa 150 Mal, und zwar bezogen auf den
Tempelberg und den Sitz Gottes, auf ganz Jerusalem, das als Stadt Gottes (Is 60, 14; Ps 48, 2f)
und Wallfahrtsziel besungen wird. Die Bevölkerung Jerusalems wird im Alten Testament 23 Mal
personifiziert Tochter Zions genannt (2 Kön. 19, 21; KI 2, 13).

Schließlich steht bei Jesaja Zion für ganz Israel, bei Jeremia wird es mit Juda gleichgesetzt und
in den Psalmen werden die Städte Judas Zion genannt oder ihm zugeordnet. Während und nach
dem Exil bezeichnet Zion vorwiegend Jerusalem, die Stadt des endzeitlichen Heils, die Gott
(Jahwe) in ihrer Erniedrigung nicht vergißt (Jes 49, 14f), in der er und sein Name wohnt (Joel 3,
17; Zach 2, 10) und von wo aus er über alle Völker herrschen wird, gemäß der prophetischen
Verheißung des Jesaja: „Am Ende der Tage wird es geschehen: Da steht der Berg des Herrn an
der Spitze der Berge festgegründet und ragend über die Hügel, und alle Völker strömen zu ihm.
Viele Nationen sprechen: ,Auf, laßt uns steigen zum Berg des Herrn und zum Hause des Gottes
Jakobs, daß er uns seine Wege lehre und wir auf seinen Pfaden schreiten. Denn Weisung geht
aus von Zion, das Wort des Herrn von Jerusalem. Zwischen den Völkern wird er richten,
entscheiden für viele Nationen. Ihre Schwerter schmieden sie zu Pflugscharen um und ihre
Speere zu Winzermessern. Nimmer wird Volk gegen Volk das Schwert erheben und nicht mehr
lernt man die Kriegskunst" (Jes. 2, 2 ff).

Der erwählte messianische Gottesknecht „bringt den Völkern das Recht . . . Er selbst wird nicht
matt, nicht knickt er zusammen, bis er auf Erden das Recht festsetzt . . ." (Jes. 42, 1.4)
„Jetzt aber redet der Herr, der dich, Jakob, erschuf, der dich, Israel, formte: ,Fürchte dich nicht,
denn ich erlöse dich, rufe dich beim Namen, mein bist du! . . . Fürchte dich nicht, denn ich bin bei
dir! Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei, vom Westen her sammle ich dich; zum Norden
spreche ich: Gib heraus!, zum Süden: Halt nicht zurück! Bring her meine Söhne von fern, meine
Töchter vom Ende der Erde . . ." (Jes. 43).

Worte der Verheißung wie diese aus dem Jesaja-Buch könnten hier noch in großer Zahl
angeführt werden. Für den „gläubigen" Zionisten ist die alttestamentliche Verheißung des
messianischen Heils und der Gottesherrschaft vom Berge Zion aus nicht geschichtliche
Vergangenheit, sondern, wie M. Buber sagt, das, „was einst werden sollte und immer noch
werden soll", die „unendliche Aufgabe der jüdischen Volksseele"; eine Aufgabe, die dem
auserwählten Bundesvolk Gottes und nur ihm obliegt, den „Söhnen des Messias".
Sie können ihre Aufgabe nur erfüllen in dem Land Israel („Erez Israel"), „durch dessen
Besiedlung einst dieses Volk zum Volk wurde".
Dort muß ganz Israel sich erneuern, um seine übernationale messianische Aufgabe, die Erlösung
der Welt erfüllen zu können, oder anders ausgedrückt: das „Königtum Gottes über alles
Menschenvolk" aufzurichten.
Zur Erreichung dieses Zieles muß „der drohenden Tyrannei der sinnlosen, seelenlosen, leblosen
Werte, die das Abendland . . . dahin gebracht hat, wo es heute ist", begegnet werden. Dies ist
„nicht anders" möglich, schreibt M. Buber, „als indem wir die Diktatur des schöpferischen Geistes
aufrichten. Die Diktatur des schöpferischen Geistes, dem sich alle Macht und Herrlichkeit der
,privaten Initiative' zu beugen, dem sie zu gehorchen hat. Des schöpferischen Geistes, der all der
selbstsicheren Triebkraft des ,wirtschaftlichen Aufschwungs' seine Gesetze diktieren wird."

In einer früheren Schrift gibt uns M. Buber noch tieferen Einblick in seinen „Glauben", wenn er
erklärt: „Das Judentum hat vor allem nicht eine Vergangenheit, sondern eine Zukunft. Ich glaube:
das Judentum ist in Wahrheit noch nicht zu seinem Werke gekommen, und die großen Kräfte, die
in diesem tragischsten und unbegreiflichsten aller Völker leben, haben noch nicht ihr eigenstes
Wort in die Geschichte der Welt gesprochen . . . Wie die Juden der Urväterzeit, um sich aus der
Entzweiung ihrer Seele, aus der ,Sünde' zu befreien, sich ganz an den nichtentzweiten, den
einen einheitlichen Gott hingaben, so sollen wir, die wir in einer anderen, besonderen Zweiheit
stehen, uns daraus befreien, nicht durch Hingabe an einen Gott, den wir nicht mehr wirklich zu
machen vermögen, sondern durch Hingabe an den Grund unseres Wesens, an die Einheit der
Substanz in uns, die so einig und einzig ist, wie der einige und einzige Gott, den die Juden
damals aus ihrer Sehnsucht nach Einheit hinaufgehoben haben an den Himmel ihres Daseins
und ihrer Zukunft."

Das Glaubensbekenntnis, das Martin Buber hier ablegt, ist also nicht mehr mit dem der „Juden
der Urväterzeit" oder dem der „Juden von damals" identisch, weil jener Glaube und jene „Hingabe
an einen Gott" in der heutigen Zeit „nicht mehr wirklich zu machen ist". Statt der Hingabe an Gott
ist nun die „Hingabe an den Grund unseres Wesens, an die Einheit der Substanz in uns" zu
vollziehen, das ist die Hingabe an uns selbst. Eine wichtige Erkenntnis, die zu beachten ist, wenn
M. Buber von seinem „Gott" spricht.

Wir fassen zusammen:


M. Bubers Glaube ist nicht mehr der ursprünglich biblische Offenbarungsglaube an den
lebendigen Gott. Daraus ergibt sich, daß auch seine Zionsidee nicht mehr die biblische sein
kann. Sein messianischer Zionismus ist total verweltlicht und säkularisiert und dem Wesen nach
nur noch verbal, nicht aber real in der Bibel begründet.
Es ist ein humanistischer Messianismus, ähnlich säkularistisch wie der sozialistische
Messianismus des Juden Karl Marx, der freilich - im Unterschied zu Bubers Heilsideologie - auf
jede biblische Begründung verzichtet.

In der Bibel, der großen „Urkunde der Antike", findet M. Buber „überall das Streben nach Einheit .
. . Nach Einheit im einzelnen Menschen. Nach Einheit zwischen den Teilen des Volkes, zwischen
den Völkern, zwischen der Menschheit und allem Lebendigen. Nach Einheit zwischen Gott und
der Welt".

„Und dieser Gott selbst war aus dem Streben nach Einheit hervorgegangen . . . Er war nicht aus
der Natur, sondern aus dem Subjekt erschlossen. Der gläubige Jude fragte nicht nach Himmel
und Erde, wenn er Ihn nur hatte . . .: weil er ihn nicht in Himmel und Erde erschaut, sondern ihn
sich als die Einheit über der eigenen Zweiheit, als das Heil über der eigenen Zweiheit, als das
Heil über dem eigenen Leid erbaut hatte. Der gläubige Jude . . . rettete sich in ihm in jene
künftige, messianische Zeit der Wiedervereinigung hinüber; er erlöste sich in ihm von aller
Dualität. . . Das Streben nach Einheit ist es, was den Juden schöpferisch gemacht hat . . . So ist
und bleibt dies die Grundbedeutung des Judentums für die Menschheit, daß es der Urzweiheit im
innersten Wesen wie kein anderes bewußt . . . eine Welt verkündet, in der sie aufgehoben ist:
eine Gotteswelt, die im Leben des Einzelnen und im Leben der Gesamtheit verwirklicht werden
will: die Welt der Einheit."

Unschwer erkennt man in M. Bubers „Glauben" die innere Verwandtschaft mit der Geisteswelt
der Freimaurerei. Hier wie dort finden wir im innersten Bereich des geistigen Tempelbaus den
sich selbst erlösenden und nach der Einheit und dem Heil strebenden Menschen. „Wer immer
strebend sich bemüht, den können mir erlösen!"

Was in der Freimaurerei der symbolische „Allmächtige Baumeister aller Welten" ist, das ist im
messianischen Zionismus M. Bubers nicht der objektiv existierende persönliche Gott der Bibel,
sondern der vom subjektiven Menschen und seiner Heilssehnsucht konstruierte und geschaffene
„Gott", ein Gott, den sich der „gläubige Jude . . . als das Heil über dem eigenen Leid erbaut
hatte". Hier ist also Gott nicht der Baumeister des Menschen, sondern der Mensch der
Baumeister Gottes, oder um mit dem atheistischen Philosophen Feuerbach zu sprechen: Der
Mensch hat Gott nach seinem Bild geschaffen und nicht umgekehrt, wie die Bibel verkündet.
„Gott" ist also ein Geschöpf des Menschen, und damit ist er keine göttliche, überweltlich
transzendente, übermenschliche Wirklichkeit mehr. Kurz und gut:
Der diesseitig innerweltliche, humanistisch säkularisierte zionistische Messianismus M. Bubers
deckt sich nicht mit dem im Offenbarungswort der Bibel verkündeten Messianismus.
Die geistige Kluft zwischen biblischem und zionistischem Messianismus ist ebenso
unüberbrückbar wie die zwischen der Humanismus-Religion der Freimaurerei und dem
christlichen Glauben. Und das, obwohl beide die Bibel zitieren und sich auf sie berufen.

Die Verfälschung der Bibel beginnt immer dann, wenn sie nicht mehr als Offenbarung des
lebendigen Gottes, sondern als symbolisches Erbauungsbuch mißverstanden wird. Von all dem
abgesehen, geht der zionistische Messianismus an der Heilswirklichkeit des schöpferischen und
erlösenden Gottes deshalb vorbei, weil die messianischen Heilsverheißungen des Alten
Testaments sich im Messias König Jesus Christus bereits erfüllt haben und ihrer endgültigen
Verwirklichung in der auf uns zukommenden Offenbarung des Gottesreiches entgegengehen.
Nach dem Befund der Heiligen Schrift wird diese Gottesherrschaft nicht von leidenschaftlichen
und von messianischem Sendungsbewußtsein erfüllten Zeloten, sondern einzig und allein von
Gottes mächtiger Heilstat herbeigeführt werden.

Vor M. Buber war bereits im 19. Jahrhundert innerhalb des Zionismus eine mystische Bewegung
entstanden, die einen jüdischen Nationalstaat als Wiedergeburt und Fortführung der alten
israelitischen Königreiche erstrebte. Hier wurde die Lehre vom Dritten Königreich Israel und vom
Dritten Tempel entwickelt. Nach ihr bildeten die alten israelitischen Königreiche das erste
jüdische Gemeinwesen mit dem ersten Tempel, den Salomo erbaut hatte, als Mittelpunkt. Nach
der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft kam die Zeit des zweiten jüdischen
Königreiches mit dem zweiten Tempel als Zentrum. Nun sollte nach einer Unterbrechung von fast
2000 Jahren das Dritte Königreich Israel mit dem Dritten Tempel als geistig religiösem und
politischem Mittelpunkt erstehen.
Das Volk der Geschichte sollte zu seinem geschichtlichen Ursprung zurückkehren, in sein
geschichtliches Land, mit dem es untrennbar verbunden ist. Das ist die geistige Wurzel des Erez-
Israel-Mythos. Vom ersten Königreich Israel unter König David über das Zweite Königreich unter
der Hasmonäer-Herrschaft nach dem Makkabäeraufstand gegen die Nachfolger Alexanders des
Großen sollte eine geschichtliche Verbindungslinie zu einem neuen, größeren Israel als Drittem
Königreich mit einem dritten Tempel gehen. So wurde damals schon die politische Idee des
Zionismus „von religiösem Mystizismus durchtränkt und erhielt dadurch einen starken
messianischen Impuls. Obgleich dies alles Herzl selber, einem typisch jüdischen Intellektuellen
aus Wien, ziemlich fremd war, gelangte er doch, nachdem er mit den jüdischen Massen in
Osteuropa in Berührung gekommen war, zu der Überzeugung, daß dieser Mystizismus für die
Bewegung unentbehrlich war."

Inzwischen ist in dem neuen Staat Israel das „Dritte Königreich Israel" bereits proklamiert worden.
Nach dem militärischen Überfall der Israelis von 1956 im israelischen Sprachgebrauch ist statt
„Überfall" das Wort „Präventivkrieg" zu setzen, der die Eroberung der Sinai Halbinsel zur Folge
hatte, wurde es von Ben Gurion feierlich ausgerufen. Doch welche Tragik, schon vierundzwanzig
Stunden später mußte der gefeierte Sieger mit gebrochener Stimme bekanntgeben, daß er die
Forderung Präsident Eisenhowers akzeptiert und dem Rückzug der israelischen Truppen aus
dem eroberten Gebiet zugestimmt habe. Nun gehört zum Dritten Königreich auch der Dritte
Tempel. Seine „Wiedererrichtung" bereitet den Zionisten gegenwärtig größte Sorgen.
Schon die „Encyclopaedia Britannica" von 1926 definiert den Zionismus als „eine jüdische
Bewegung, die die Wiedererrichtung Israels, die Zusammenfassung der Juden in Palästina und
den Wiederaufbau des Tempels anstrebt."

Wo soll nun aber dieser Dritte Tempel erbaut werden? Am 30. November 1930 erhielt der
Großmufti von Jerusalem von dem rumänischen Oberrabbiner einen Brief, worin er aufgefordert
wurde, die Al-Aqsa-Moschee, das zweitgrößte Heiligtum der islamischen Welt und eines der
bedeutendsten Bauwerke der Welt überhaupt, den Juden zur Verfügung zu stellen. Irgend
jemand hatte nämlich das Märchen erfunden, daß auf dem Boden der islamischen Moschee einst
der Tempel Salomos gestanden habe. Obwohl eine neutrale wissenschaftliche Kommission, die
vom Völkerbund mit der Klärung dieser Frage beauftragt worden war, am 14. Januar 1930
feststellte, daß die jüdische Behauptung jeglicher Grundlage entbehrte, wurde von jüdischer Seite
dennoch die Forderung nach Übergabe der Moschee erhoben. „Sir Alfred Mond Milchet, selbst
Jude und britisches Kabinettsmitglied, erklärte damals: ,Der Tag des Wiederaufbaues des
Tempels ist nahe gerückt, und ich werde den Rest meines Lebens der Wiedererrichtung des
Tempels Salomos an der Stelle der Al-Aqsa-Moschee widmen.`
Nach der Errichtung des ,Staates Israel` erklärte der israelische Oberrabbiner sofort, daß nicht
Tel Aviv die Hauptstadt sein werde, sondern Jerusalem, denn dort stand Salomos Tempel, und
die gesamte jüdische Jugend ist bereit, ihr Leben zu opfern, um den Ort ihres heiligen Tempels
zu erobern.`
Ministerpräsident Ben Gurion sagte: ,Israel ist sinnlos ohne Jerusalem und Jerusalem ist sinnlos
ohne den Tempel.` Noch am 30. Juni 1967 erscheint in ,Time` ein aufschlußreicher Artikel unter
dem Titel ,Wird der Tempel errichtet werden?` (Should the Temple be Rebuilt?). Darin wird der
vom Völkerbund längst widerlegte Schwindel von den Resten des alten Tempels neu
aufgewärmt: ,Wenn man voraussetzt, daß Israel den Wall in Händen hat, welcher eine der
wenigen erhaltenen Ruinen des Jüdischen Zweiten Tempels darstellt, so ist damit die Zeit für die
Errichtung eines Dritten Tempels gekommen . . . Obwohl der Zionismus weitgehend eine
säkulare Bewegung darstellt, so ist doch eine seiner Quellen das Jüdische Gebet um Rückkehr
nach Palästina, um dort einen neuen Tempel errichten zu können. So groß ist Israels Euphorie
heute, daß manche Juden genügend theologischen Grund sehen, solchen Wiederaufbau zu
diskutieren. Sie gründen ihre Argumentation auf die Behauptung, daß Israel bereits in seine
,Messianische Aera` eingetreten sei, und weisen darauf hin, daß Israels Oberrabbiner 1948
festlegte, mit der Errichtung des Jüdischen Staates und der Sammlung der Exilierten habe das
Zeitalter der Erfüllung begonnen . . . Und der Historiker Israel Eldad sagt: ,Wir stehen dort, wo
David stand, als er Jerusalem befreite. Von da an bis zur Errichtung des Tempels durch Salomo
verging nur eine Generation. Genauso wird es uns geschehen.` Und was ist mit dem Moslem
Heiligtum? Antwortet Eldad: ,Das ist allerdings eine offene Frage. Wer weiß? Vielleicht wird es
ein Erdbeben geben?`

Die Frage ist heute nicht mehr ganz so offen. Anfang 1969 bestellte die israelische Regierung im
Ausland genau abgemessene Steine für den neuen Tempel und seine beiden, im Alten
Testament genannten massiven Bronzesäulen trafen ebenfalls bereits in Palästina ein. Dann
erfolgte die Brandstiftung."

Am 21. August 1969 brannte die Al-Aqsa-Moschee. Der „Observer" in London veröffentlichte über
diese Schandtat folgenden Augenzeugenbericht:
„Als ich eintraf, sagte man mir, das Feuer wäre vor etwa einer Stunde ausgebrochen. Es war eine
Szene wie aus Dantes Inferno. Als ich das Heiligtum betrat, stürzten junge Araber auf mich zu,
schreiend, meinen Arm ergreifend, weinend: ,Die Juden haben das getan` heulten sie und
schluchzten mit verzerrten Gesichtern. ,Sie wollen uns alle töten! Sogar unsere Heiligen Stätten
wollen sie vernichten. . .` Viele Leute weinten. Man fragte mich, ob ich Israeli oder Amerikaner sei
(denn letztere werden als Gehilfen Israels angesehen). Die älteren Araber in der Menge führten
mich zu einem religiösen Führer in langem Gewand, der nicht weit von der Tür der Moschee
inmitten einer tobenden Menge stand. Der Scheich sagte: ,Diese Moschee wurde unter
israelischer Herrschaft angezündet. Sagen Sie das der Welt. Das ist noch niemals vorher
geschehen. Was heute geschehen ist, spottet jeglicher Beschreibung. Dieses Feuer spricht für
sich selbst.` . . .
In und um die Moschee herum liefen Araber mit Schläuchen, manche davon ohne Wasser.
Männer und Jungen riefen ,Gott ist groß`, ihre Hemden und Hosen waren klitschnaß, während sie
Eimer mit Wasser aufs Dach hinaufreichten. Gruppen bewegten sich im Hof, manche in Tränen,
manche die Fäuste in den Himmel streckend. Balken stürzten herab, dicht neben die Helfer
unten. Die alte Kanzel, errichtet zu Zeiten des Sultans Salahuddin Ayubi, war in schwarze Stücke
auseinandergebrochen. Ich sah einen alten Moslemscheich in Turban und langem Mantel, wie er
vorsichtig mit einem Wassereimer in der Hand am Dachrand entlang ging . . . Dann hörte man
einen Seufzer der Erleichterung, als ein Wassertankwagen in die Moschee einfuhr. Er war aus
Hebron geschickt worden, einer mohammedanischen Stadt südlich von Jerusalem . . . Israelische
Soldaten, Ostjuden dem Aussehen nach, schossen auf die arabischen Jungen bei der Via
Dolorosa . . . Dann wurden die Geschäfte geschlossen, die Touristen wurden hinausgejagt,
weitere Soldaten besetzten die Mauern der Stadt und drangen in diese ein, und die Stadt wurde
abgeriegelt . . . Die Leute sprachen kaum. Sie blickten in Angst. Ich sah nicht e i n e n Araber,
auch nicht der älteren gutgekleideten Generation, der nicht zitterte vor Ärger, Kummer und
Abscheu. Alle sagten Unruhen voraus . . . Jerusalem in einer Atmosphäre voller Bitterkeit, ich
hatte es niemals zuvor so gesehen. Es wartete auf die Folgen dieses Feuers . . .`

Der mohammedanische Stadtrat von Jerusalem schloß den Komplex sofort für
nichtmohammedanische Besucher. Da erschien am 15. September Moshe Dayan mit Begleitung
und drang in die Moschee ein, sie zu besichtigen. Gefühlsroher ist man selbst in Deutschland
1945 nicht aufgetreten.

Es stellte sich heraus, daß die Feuerwehr erst nach Stunden eintraf, daß mehrere Feuer angelegt
worden waren, daß hochbrennbare explosivähnliche Stoffe, die nur eine große Organisation
liefern und vorbereiten kann, verwandt worden waren, daß der angebliche Van der Luebbe, der
Australier Rohan, gar nicht durch das weiter entfernte Nordtor eingedrungen war, sondern durch
das von Israelis bewachte Moors Tor. Eine Untersuchung der Brandursache durch Neutrale
wurde von den Israelis abgelehnt, der ,Brandstifter` widerrief mitten im Prozeß seine
,Geständnisse` und wiederholte sie dann auftragsgemäß einige Tage später aus seiner
Eichmannkabine heraus. Kein Mensch in Jerusalem glaubt ihm auch nur ein einziges Wort. Die
mohammedanischen Autoritäten Jerusalems weigerten sich, vor den israelischen Justiz
Komödianten zu erscheinen."

Nun bleibt noch ein Wort über M. Bubers zionistische Moral zu sagen. Es ist die Moral des
ursprünglichen Chassidismus, in dem M. Buber „eine große Bewegung" sieht, „die ins Innerste
der Wahrheit griff und des Volkes Innerstes bewegte."
Dieser Chassidismus brachte „eine Erneuerung der Tatidee. In der Tat offenbart sich ihm der
wahre Sinn des Lebens. Es kommt hier in noch deutlicherer und tieferer Weise als im
Urchristentum nicht darauf an, was getan wird, sondern jede Handlung, die in Weihe, das heißt:
in der Intention auf das Göttliche geschieht, ist der Weg zum Herzen der Welt. Es gibt nichts an
sich Böses; jede Leidenschaft kann zur Tugend, jeder Trieb ,ein Wagen für Gott` werden. Nicht
die Materie der Handlung, nur ihre Weihung entscheidet. jede Handlung ist heilig, wenn sie auf
das Heil gerichtet ist. Die Seele des Täters allein bestimmt das Wesen seiner Tat. Damit erst ist
die Tat in Wahrheit zum Lebenszentrum der Religiosität geworden. Und zugleich wird das
Schicksal der Welt in die Hand des Täters gelegt. Durch die in ihrer Intention geheiligte Handlung
werden die gefallenen göttlichen Funken, die in den Dingen und Wesen verstreuten, irrenden
Seelen befreit, und indem er dies tut, wirkt der Handelnde an der Erlösung der Welt. Ja, er wirkt
an der Erlösung Gottes selber, da er durch die höchste Sammlung und Spannung der Tat die
verbannte Gottesherrlichkeit für die Gnadenzeit eines unmeßbaren Augenblicks ihrem Quell
nähern, in ihn eintreten lassen kann . . . Darum ist für den Chassidismus der letzte Zweck des
Menschen dieser: selbst ein Gesetz, eine Thora zu werden . . «

Das Grundprinzip der hier entworfenen subjektiven Tat-Moral ist das gleiche wie das jeder
anderen autonomen Moral, sei es die der Freimaurerei, des marxistischen Sozialismus oder des
Nationalsozialismus. Über Gut und Bös entscheidet da jeweils „die Seele des Täters", dessen auf
„Heil" ausgerichtete „Intention" die Handlung „heiligt".
Der zionistische Sozialismus steht somit in einer Reihe und auf derselben Ebene wie jede andere
Form von Sozialismus und stimmt in seiner Morallehre mit der Heilslehre der Freimaurerei und
jeder anderen Richtung der autonomen Geisteswelt überein. „Gut" ist nach diesen Ideologien
immer das, was den Zielen und Zwecken der jeweiligen Heilsinstitution nützt. Alle Mittel sind
heilig, wenn sie nur auf „Heil" gerichtet sind, wobei natürlich jede einzelne Ideologie selbst
bestimmt, was Heil ist.
All diese, dem Christentum und seiner theonomen - von Gott gesetzten - Moral radikal
entgegengesetzten, sittlichen Theorien haben den Völkern der Welt kein wirkliches Heil, sondern
unermeßliches Unheil gebracht, wie die Geschichte hinlänglich bewiesen hat. Wenn jeder
Mensch sich selbst Gesetz ist, was nach M. Bubers Chassidismus „der letzte Zweck des
Menschen ist", dann kann die letzte Konsequenz dieser autonomen Moral nur der Kampf aller
gegen alle sein.
M. Buber sieht nicht, daß die unausweichliche Konsequenz seiner Tat-Moral kollektives Unheil
sein muß.
Inzwischen hat die Geschichte der letzten Jahrzehnte in dem unheiligen „Heiligen Land"
Palästina gezeigt, wieviel Unheil dort durch die zionistische Führungselite und des ihr
untergebenen Volkes über Hunderttausende und Millionen arabischer „Semiten" gebracht wurde.
M. Bubers Ideen, nicht zuletzt seine zionistische Moral, haben auf die zionistische Elite einen
außerordentlich starken Einfluß ausgeübt und sind leider immer noch die bestimmende Norm für
das gesellschaftliche und politische Handeln in Israel. Das gilt auch für die unreligiösen und
antireligiösen Zionisten, die von der zionistischen „Mystik" wenig oder nichts halten und unbewußt
- archetypisch - dennoch viel stärker von dieser „Mystik" leben, als sie selbst wissen oder
wahrhaben möchten.

Das große Ziel, dem alle Zionisten zustreben, ihr messianisches Endziel, ist die Herrschaft über
„alles Menschenvolk", das heißt mit anderen Worten: die Weltherrschaft. Diese ist identisch mit
dem endzeitlichen messianischen Heil, das zu verwirklichen die „übernationale Aufgabe" der
„Söhne des Messias" oder des „auserwählten Volkes" ist. Bei M. Buber heißt das religiös
verschleiert: „Königtum Gottes über alles Menschenvolk" in der „Welt der Einheit". Da aber der
Terminus „Gott" bei ihm nur Leerformel für „schöpferisches Judentum" ist, unterscheidet sich
seine zionistische „Religiosität" und Mystik in der Sache nicht von dem radikal säkularisierten
Zionismus, der auf jegliches religiöses Beiwerk zur Begründung seines eigentlichen und letzten
Zieles verzichtet.

Auch in einer anderen Überzeugung sind alle echten Zionisten einig. Sie betrachten es als
selbstverständlich, daß die Weltmacht Zionismus ein Zentrum ihrer Weltherrschaft braucht, und
dieses Zentrum ist eben „Zion", d. h. Jerusalem und Palästina. Der Zionist Nahum Goldmann, der
seit 1949 Präsident des Jüdischen Weltkongresses ist, hat dieser Überzeugung schon vor
längerer Zeit mit aller nur wünschenswerten Offenheit und Konsequenz Ausdruck gegeben, als er
erklärte: „Die Juden hätten Uganda, Madagaskar und andere Länder für den Aufbau eines
jüdischen ,Vaterlandes` haben können, aber sie wollten einfach nichts anderes als Palästina . . .:
weil Palästina der Schnittpunkt zwischen Europa, Asien und Afrika ist, weil Palästina das
wirkliche Zentrum der politischen Weltmacht ist, das strategische Zentrum der Weltherrschaft.

Ein in jüngster Zeit in den USA geführter Prozeß zwischen Zionisten und antizionistischen Juden
hat erneut erkennen lassen, was das Endziel der zionistischen Bewegung ist. Bei dem im Distrikt
Columbia (Civil Action Nr. 3271 67) ausgetragenen Prozeß ging es um folgendes: „Der gläubige
Jude Saul E. Joftes war Generalsekretär des Internationalen Beirats des jüdischen
Freimaurerordens B'nai B'rith. In dieser Stellung wandte er sich gegen eine Kontrolle der
Zionisten über den B'nai B'rith und andere jüdische Organisationen in den USA. Er wurde
daraufhin auf Druck von Dr. Nahum Goldmann, dem Präsidenten der Zionistischen
Weltorganisation, durch Dr. William A. Waxler, dem Präsidenten von B'nai B'rith, aus seinem Amt
entfernt, aber von dem ihm gewogenen Waxler in die Leitung der Informationsabteilung
(Research) des B'nai B'rith neu eingesetzt. Auch hier führte er seine Opposition gegen die
,Zionisierung' der amerikanischen jüdischen Organisationen fort, so daß der Zionismus mit der
bekannten Waffe der Verleumdung gegen Joftes vorging, wobei der Vizepräsident des B'nai
B'rith, Rabbi Jay Kaufman, den Reigen anführte. Joftes klagte jetzt gegen Kaufman, und als
Zeugen wurden eine Reihe führender Juden gehört. Sie sagten unter anderem aus, daß der B'nai
B'rith eine geheime Rolle bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen spielte, daß Beamte
des B'nai B'rith Deutsche enteigneten, daß der B'nai B'rith in Zusammenarbeit mit den Zionisten
Westdeutschland zwang, den Krieg in Palästina 1948 zu finanzieren, so daß sich die
verschwörerische Natur des Weltzionismus aus diesen Aussagen ergibt. . ."

Die wichtigste Erkenntnis jedoch, die bei dem Prozeß der jüdischen Brüder ans Licht kam, ist in
einem amerikanischen Nachrichtenblatt so formuliert worden: „Most people think the purpose of
the socalled Zionist movement is to establish a homeland for refugee Jews in Palestine not at
all. The real purpose of Zionism is to establish totalitarian global control via a World
Supergovernment." Auf deutsch: „Die meisten Menschen meinen, der Zweck der sogenannten
zionistischen Bewegung sei es, jüdischen Flüchtlingen eine Heimat in Palästina zu schaffen. -
Keineswegs. Der wahre Zweck des Zionismus ist die Errichtung einer totalen weltweiten Kontrolle
durch eine Super Weltregierung." (The Washington Observer, 15.12.69)

Auf dem Weg zu diesem Endziel werden zur Zeit der israelischen Bevölkerung mit allen Mitteln
der politischen und weltanschaulichen Propaganda, in Presse und Schule, folgende
„Grundüberzeugungen des Zionismus" beigebracht:

a) Alle Juden auf der Welt bilden insgesamt eine Nation;


b) Israel ist ein jüdischer Staat, der von den Juden für die Juden der ganzen Welt geschaffen
wurde;
c) die gegenwärtige Zerstreuung der Juden ist eine zeitlich begrenzte Situation und früher oder
später werden alle Juden nach Israel kommen müssen, sei es auch nur aufgrund unvermeidlicher
antisemitischer Verfolgung;
d) die Einsammlung dieser Verbannten ist die raison d'etre Israels, und dieser wichtigsten
Aufgabe müssen alle anderen Ziele untergeordnet werden. Diese politische Linie ist das Wesen
der gegenwärtigen Staatsordnung.

In diesem Punkt gibt es freilich nicht nur unter Juden, sondern auch unter Zionisten
Meinungsverschiedenheiten, wie es sie auch in anderen Fragen schon immer gegeben hat. Die
große Frage, wie das letzte Ziel des Zionismus am besten erreicht werden kann, mag umstritten
sein, das Endziel selbst ist es nicht, wenigstens nicht für die "Eingeweihten" und "Weisen" unter
den Zionisten.

3. „Zwischen Henkern und Heuchlern“

Wenn Rassenwahn mit einer messianischen Ideologie verbunden ist, führt er gewöhnlich zum
Massenmord, dem abscheulichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit im 20. Jahrhundert.
So war die Rassenideologie Adolf Hitlers der Grund für die kaltblütige Vernichtung ungezählter
jüdischer Menschen. Die Zahl der ermordeten Juden ist zwar umstritten. Während die Zionisten
permanent von 6 Millionen sprechen, für die sie ungeheure Wiedergutmachungsleistungen
fordern, schrieb der jüdische Jurist und Statistiker Dr. Listojewsky 1952 in einer amerikanischen
Zeitschrift:
„Ich habe mich als Statistiker 2 1/2 Jahre bemüht, die Zahl der während der Hitlerzeit (1933 -
1945) ums Leben gekommenen und vermißten Juden festzustellen. Die Zahl schwankt zwischen
350 000 und 500 000. Wenn wir Juden behaupten, es wären 6 Millionen gewesen, so ist das eine
Lüge."

Mag die wirkliche Zahl der vernichteten Juden auch unter den heutigen Juden umstritten sein, so
ändert das doch nichts an der Tatsache, daß die nationalsozialistische Judenausrottung eine
himmelschreiende Schandtat gewesen ist, die eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des
Deutschen Volkes bleiben wird, wenngleich auch eine Kollektivschuld der Deutschen
ausgeschlossen ist.
Andererseits muß aber um der Wahrheit willen festgestellt werden, daß es schon lange vor dem
nationalsozialistischen Rassendünkel den zionistischen Auserwähltheitswahn gab, der auf einem
krassen Mißverständnis der göttlichen Auserwählung des alttestamentlichen Bundesvolkes und
seiner einmaligen messianischen Sendung beruht.

Asher Ginzberg (1856 - 1927) genannt Achad Haam (d. h. „einer aus dem Volk"), wie M. Buber
Chasside, ferner führender Talmudist und Begründer des sog. „geistigen Zionismus“, war wohl
von diesem mißverstandenen jüdischen Auserwähltheitsgedanken überzeugt, als er von den
Juden u. a. schrieb: „Alle (Juden) wußten einfach als selbstverständliches Axiom, daß es auf der
Schöpfungsleiter Stufen gebe: Mineralien, Pflanzen, Tiere, Menschen und zuoberst Juden."

Achad Haam gründete auch die Verschwörergruppe B'nai Zion, mit der er in Osteuropa gegen
den vornehmlich politischen und wirtschaftlichen Zionismus Theodor Herzls (1860 - 1904)
kämpfte. Mit seiner Zeitung Ha Shilvah (Der Weg) gelang es ihm auf den Zionistenkongressen
der Jahre 1911 und 1913 seine Ideen vom nationalen Zionismus immer mehr durchzusetzen. Die
1913 in Petersburg erschienene Jüdische Enzyklopädie charakterisierte seine geistige
Konzeption wie folgt:
„Nach Achad Haam besteht die Mission des jüdischen Volkes darin, ein Übervolk zu werden, das
Volk der Propheten, das in sich von Geschlecht zu Geschlecht den allerhöchsten Typ der
Sittlichkeit verkörpert und getreuester Träger der allerschwierigsten sittlichen Verpflichtungen ist,
ohne jegliche Überlegung, ob es damit den Menschen Schaden oder Vorteil bringt, sondern
ausschließlich nur im Namen dieses höchsten Typus."

In den vielgeschmähten Protokollen finden sich zahlreiche Stellen, die mit der Gedankenwelt
Achad Haams und anderer führender Zionisten in auffallender Weise übereinstimmen.
So heißt es etwa in V,7: "Unsere Propheten haben verkündet, daß wir von Gott auserwählt sind,
über die ganze Welt zu herrschen. Gott selbst hat uns die Begabung verliehen, dieses Werk zu
vollenden . . ."
In XI,7 lesen wir: „Die Gnade Gottes hat uns, sein auserwähltes Volk, über die ganze Welt
zerstreut, und in dieser scheinbaren Schwäche unserer Rasse liegt unsere ganze Kraft, die uns
heute an die Schwelle der Weltherrschaft geführt hat."
I,16: „Der Zweck heiligt die Mittel . . ."
I,27: „Durch die rücksichtslose Strenge unserer Lehre werden wir siegen und alle Regierungen
unserer Oberregierung unterwerfen. Die Erkenntnis, daß wir unbeugsam sind, wird genügen, daß
jede Unbotmäßigkeit aufhört."
XV,13: „Der Tod ist das unvermeidliche Ende aller Menschen. Es ist besser, das Ende derer zu
beschleunigen, die sich unserem Werk entgegenstellen, als unser Ende, die wir die Schöpfer
dieses Werkes sind."
XV,26: „Jede Auflehnung gegen uns wird exemplarisch bestraft werden."
XXII,2: „In unseren Händen befindet sich die größte Macht der heutigen Zeit . . . Müssen wir da
noch beweisen, daß unsere Herrschaft von Gott vorgesehen ist?"
XXII,4: „Wahre Macht darf vor keinem Recht, nicht einmal vor dem göttlichen Recht
zurückweichen . . ."

Hitler soll einmal gesagt haben, daß er von den „Protokollen" gelernt habe. Wie wir wissen, hat er
an die Spitze der Stufenleiter des Seins anstelle der Juden die „Arier" gesetzt und sie zur
Herrenrasse proklamiert. Der Mythos von „Blut und Boden" sollte als ideologische Rechtfertigung
für die geschichtliche Sendung der arischen Rasse dienen, die den Aufstieg und Fortschritt der
Menschheit durch Ausrottung der angeblich rassisch minderwertigen Elemente voranzutreiben
habe. Auf diese Weise hat er die „blonde Bestie" losgelassen und seine Rivalen auf dem Weg zur
Weltherrschaft ausschalten wollen. Wir sehen, wie ein einziger Irrtum genügt, um unvorstellbares
Elend und Unrecht über die Menschheit zu bringen.

Nun gibt es heute gutinformierte Juden, die behaupten, daß Hitler und sein Clique keineswegs
die Alleinschuldigen an der jüdischen Massenvernichtung waren, ja es wird von ihnen sogar die
feste Überzeugung ausgesprochen, daß es trotz Hitlers Judenfeindlichkeit nicht zur
Massenvernichtung jüdischer Menschen gegen Ende des 2. Weltkrieges hätte kommen müssen.
Die grauenhafte Tragödie des Massenmordes an unschuldigen Juden wäre in der Tat wenigstens
zu einem großen Teil verhindert worden, wenn gewisse führende Zionisten der Auswanderung
deutscher und anderer europäischer Juden aus den später besetzten Gebieten zugestimmt und
dieses Vorhaben unterstützt hätten, und wenn ferner von den für die Einwanderung
vorgesehenen Ländern die Aufnahme jüdischer Emigranten nicht verweigert worden wäre.

Tiefbedauerlich ist, daß der geniale Plan des ehemaligen Reichsbankpräsidenten H. Schacht aus
dem Jahr 1938, der Hitlers Zustimmung fand und den deutschen Juden die Ausreise unter
annehmbaren Bedingungen ermöglicht hätte, von zionistischer Seite ohne Angabe von Gründen
abgelehnt wurde. H. Schacht, Finanzgenie und aufrichtiger Freund der Juden, schreibt über seine
Reaktion auf die antijüdischen Ausschreitungen in der sog. „Kristallnacht" und seinen daraufhin
entworfenen Plan zur Rettung der Juden:

„Es ist bekannt, daß nach der Übernahme Österreichs durch Hitler eine ganze Reihe von Juden
aus Wien und Budapest sich vor der Verfolgung ins Ausland retten konnten, weil sie Zahlungen
an die Partei leisteten. Sie erkauften ihre politische Freiheit durch Ablieferung beträchtlicher
Devisensummen. Nach den schändlichen Vorgängen im November 1938, die in der Zerstörung
der jüdischen Kultstätten gipfelten, hatte ich mich öffentlich gegen diese Terrorakte gewandt.
Anläßlich einer Weihnachtsvorfeier von Angestellten der Reichsbank, bei der zahlreiche
Parteiführer anwesend waren, sagte ich in einer Ansprache: ,Die Brandstiftung in den jüdischen
Synagogen, die Zerstörung und Beraubung jüdischer Geschäfte und die Mißhandlung jüdischer
Staatsbürger ist ein so frevelhaftes Unternehmen gewesen, daß es jedem anständigen
Deutschen die Schamröte ins Gesicht treiben muß. Ich hoffe, daß keiner von euch sich an diesen
Dingen beteiligt hat. Sollte aber doch einer dabei gewesen sein, so rate ich ihm, sich schleunigst
aus der Reichsbank zu entfernen. Wir haben in der Reichsbank für Leute keinen Platz, die das
Leben, das Eigentum und die Überzeugung anderer nicht achten. Die Reichsbank ist auf Treu
und Glaube aufgebaut.`
Diese meine Einstellung macht deutlich, daß ich den lebhaften Wunsch hatte, eine für Hitler
annehmbare Lösung der Judenfrage zu finden. Ich trug ihm vor, daß die terroristische
Behandlung der Juden ein politischer Fehler sei und daß er sich anderer Mittel bedienen müsse,
wenn er sich der deutschen Juden entledigen wolle. Ich verwies darauf, daß die Reichsbank das
in Deutschland befindliche jüdische Vermögen auf rund sechs Milliarden Reichsmark geschätzt
habe. Ich schlug vor, dieses jüdische Eigentum unter die Verwaltung eines internationalen
Treuhandkomitees zu stellen und aufgrund dieser sechs Milliarden Vermögensgarantie eine
Dollaranleihe aufzulegen, etwa in Höhe von eineinhalb Milliarden Reichsmark, die von den
ausländischen Juden gezeichnet werden solle. Ich glaubte, daß es nicht schwer sein würde,
diese eineinhalb Milliarden Anleihe bei dem großen Kreis ausländischer wohlhabender Juden
unterzubringen. Aus dem Dollarerlös der Anleihe solle das Treuhandkomitee jedem deutschen
Juden, der die Absicht hätte, Deutschland zu verlassen, einen angemessenen Betrag geben, der
es ihm ermöglichen würde, seine Existenz im Ausland wieder aufzubauen. Damit würde nicht nur
den auswandernden Juden, sondern auch den Ländern gedient sein, die zögerten, mittellose
Juden aufzunehmen. Das Deutsche Reich solle sich verpflichten, die Anleihe in Dollar zu
verzinsen und im Laufe von 20 Jahren in Dollar zu tilgen.

Erstaunlicherweise ging Hitler auf diesen Vorschlag ein und ermächtigte mich, wie ich ihm
angeboten hatte, mit meinen Londoner Freunden zu verhandeln, um herauszufinden, ob ein
solcher Plan durchführbar sei. Ich fuhr Anfang Januar 1939 nach London und trug zunächst dem
Gouverneur der Bank von England, Montagu Norman, die Angelegenheit vor, der sie billigte und
mir eine Besprechung mit einem der angesehensten Juden Londons vermittelte, dem Chef der
bekannten Weltfirma Samuel & Samuel, Lord Berstedt. Dieser sagte mir sein Einverständnis mit
dem Plan zu, bemerkte aber, daß er zunächst darüber mit dem geistigen Führer der Londoner
Juden sprechen müsse, Herrn Chaim Weizmann. Nach zwei Tagen kam er wieder zu mir und
teilte mir mit, daß er meinen Plan leider ablehnen müsse, weil Herr Weizmann sich auf das
nachdrücklichste dagegen ausgesprochen habe. Eine Begründung hierfür gab er mir nicht. Ich
mußte mich mit der Tatsache abfinden, daß mein Versuch, den deutschen Juden ihre persönliche
und politische Freiheit durch eine Finanztransaktion zu ermöglichen, gescheitert war, obwohl es
sich nicht um einen Freikauf, sondern nur um eine zu verzinsende und zurückzuzahlende Anleihe
handelte, die den Juden noch dazu ihr deutsches Vermögen belassen hätte. Ich habe für dieses
Verhalten niemals Verständnis aufgebracht. Daß Hitler auf meinen Plan einging, zeigt, daß er
damals, Ende 1938, noch kompromißbereit war. Ob die Juden in aller Welt in der Lage gewesen
wären, ihre deutschen Glaubensgenossen vor der späteren Vernichtung zu retten, wird immer ein
Diskussionspunkt unter den Menschen guten Willens bleiben. Der frevelhafte Gedanke der
Endlösung ist erst später gereift. Auch wenn man an eine solche damals noch nicht denken
konnte, war der Wunsch vieler deutscher Juden, auszuwandern, verständlich. Die Weigerung
jüdischer Prominenz, unseren Vorschlag aufzugreifen, hat auch in jüdischen Kreisen zu
Erörterungen geführt." (H.Schacht: Magie des Geldes, Düsseldorf, 1966)

Der israelische Politiker Uri Avnery hat in seinem ausgezeichneten Buch Israel ohne Zionisten
diese „Erörterungen" angedeutet und folgendes festgestellt: „Der Zweite Weltkrieg gab der Idee
eines jüdischen Staates den endgültigen, entscheidenden Antrieb. Die Tragödie der
europäischen Juden - auf Hebräisch Haschoah, Massenvernichtung - bewirkte eine
grundlegende Veränderung der psychologischen und politischen Situation. Während des Krieges
wurde von der zionistischen Führerschaft kaum etwas unternommen, um die Juden im eroberten
Europa vor der Ermordung zu bewahren. Das ist noch heute ein in Israel umstrittenes Thema . . .
Viele glauben, daß doch manches hätte getan werden sollen und auch getan werden können . . .
Doch alle Zionistenführer . . . betrieben palästinensische und nicht jüdische Politik . . . Es dauerte
fast bis zum Ende des Krieges, ehe die Kunde von der Massenvernichtung endlich
durchsickerte."

Noch härter und schärfer geht der Jude J. G. Burg mit den Zionistenführern ins Gericht.
Ausführlich und in vielen Details schildert er in seinem mit unbestechlicher Aufrichtigkeit und
Wahrhaftigkeit geschriebenen Buch Schuld und Schicksal - Europas Juden zwischen Henkern
und Heuchlern die, wie er sagt, „dämonische Verflechtung des Judentums in das
Weltgeschehen".
In dem Kapitel Nürnberg, wo er die Frage nach der „Mitschuld" am tragischen Schicksal der
europäischen Juden stellt, schreibt er: „Die Deutsche Reichsregierung unternahm in den
dreißiger Jahren alle Anstrengungen, um eine Massenauswanderung der Juden in die Wege zu
leiten. Sie hatte diese Auswanderung nicht nur genehmigt, sondern auch teilweise unterstützt.
Man sah damals die Endlösung der jüdischen Frage für Deutschland in einer geschlossenen
jüdischen Emigration. Erst als diese Auswanderung mißlang, der Krieg sich der Katastrophe für
Deutschland näherte, wurde dem Massenmord freie Bahn gegeben.

An diesem 20. Januar 1942 traten in Berlin Wannsee etwa 20 führende Vertreter aller jener
deutschen Dienststellen zusammen, die mit der Judenfrage befaßt waren. Den Vorsitz führte der
Chef des SS-Sicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich, der berichtete, daß er beauftragt wurde,
sich mit der Endlösung der Judenfrage in Europa zu befassen. Er gab eine Übersicht über die
bisherigen Bemühungen. Auf Anordnung Görings sei schon im Januar 1939 eine Reichszentrale
für jüdische Auswanderung errichtet worden, welche die Aufgabe hatte, alle Maßnahmen zur
Vorbereitung einer verstärkten Auswanderung der Juden zu treffen, den Auswanderungsstrom zu
lenken und die Durchführung der Auswanderung im Einzelfall zu beschleunigen. Heydrich zählte
die Schwierigkeiten auf, die keinesfalls nur im Deutschen Reich, sondern in ganz Europa
entstanden waren.

Trotzdem wanderten bis zum 31. Oktober 1941 537.000 Juden aus dem Deutschen Reich aus.
Davon ab 30. Januar 1933 aus dem Altreich rund 360 000, ab 15. März 1938 aus Österreich rund
147.000 und ab 15. März 1939 nochmals rund 30.000. Die reichen Juden mußten die Ausreise
für ärmere finanzieren, das Weltjudentum überwies durch Schenkungen rund 9 500 000 Dollar für
die Kosten dieser Massenauswanderung.

Nun aber hatte Himmler im Hinblick auf die Gefahren einer Auswanderung im Kriege und
namentlich auf die Möglichkeiten, welche die freien Räume im Osten, vor allem in Polen, gaben,
die weiteren Versuche zur Organisierung der jüdischen Massenauswanderung verboten.

Dr. Grünbaum, der erste Innenminister des Staates Israel, kam etwa ein Jahr nach dem
Nürnberger Urteil nach Breslau. Dort soll dieser eigenwillige Jude in einer Rede geäußert
haben: ,Die Hauptschuldigen an der jüdischen Tragödie waren in erster Linie die reichen
jüdischen Amerikaner, die das Schicksal ihrer bedrohten jüdischen Brüder kalt ließ und die viel zu
wenig halfen, in zweiter Linie alle englischen Regierungen, einschließlich der sozialistischen, die
mit Gewalt die Einwanderung nach Palästina verhinderten, und erst in dritter Linie die Nazis.`
Wenn Dr. Grünbaum das tatsächlich gesagt hat, wie die Gerüchte behaupten, so irrte er nicht.
Zuzutrauen wäre ihm der Mut, die Wahrheit ausgesprochen zu haben, wohl.

Den reichen amerikanischen Juden waren ihre Dollars lieber gewesen als das Leben ihrer
gefährdeten Glaubensgenossen. Die englischen Regierungen wehrten sich bis zur Waffengewalt
gegen die jüdische Masseneinwanderung nach Palästina. Die Naziführer schließlich, die
anfänglich bereit gewesen waren, die Auswanderung zu gestatten und zu unterstützen, ließen
ihre Wut und Verzweiflung über die drohende Entwicklung des Krieges an jenen aus, die am
wenigsten dafür konnten: an den Massen der armen Juden.
Die reichen Juden waren bis auf verschwindend geringe Ausnahmen von der grauenhaften
Liquidation gar nicht betroffen. Für Geld konnte man sich selbst im Dritten Reich auch das Leben
erkaufen. Der Preis hieß eben lediglich: Reichsfluchtsteuer.
Man hatte nun in Nürnberg die Henker verurteilt. Und was war mit den Heuchlern, die den
Henkern Zutreiberdienste geleistet und sie teilweise so lange provoziert hatten, bis der
Massenmord geschah?

Sie gingen frei aus! Sie schlugen nicht einmal die Augen nieder, als sie jene Naziführer zum Tode
verurteilten, wie zum Beispiel Göring oder Ribbentrop, die doch von Anfang an bereit waren, die
Juden lebend aus dem Chaos zu entlassen. Eine Bereitschaft, die nicht zuletzt an alliierten und
zionistischen Widerständen scheiterte."

Eingehend berichtet J. G. Burg sodann über die Vorgeschichte und das Scheitern des schon
genannten Schacht Memorandums und bemerkt dazu abschließend: „Damit war eine der größten
Chancen zur Rettung des deutschen Judentums vertan, in der Hauptsache, weil Chaim
Weizmann nicht zustimmte.«

Ausführlich geht J. G. Burg auch auf Bemühungen ein, die in anderen Ländern wie Schweden
und Ungarn auf die Rettung der Juden abzielten. Man liest diesen Abschnitt seines Buches nicht
ohne innere Ergriffenheit. Der einseitig und unzureichend informierte Zeitgenosse mag
überrascht sein, wenn er die aufregende, dramatische Geschichte von den Kontakten Adolf
Eichmanns mit dem ungarischen Juden Joel Brand liest. Joel Brand wurde ein Tag nach dem
Reichstagsbrand in Berlin verhaftet und da er ungarischer Staatsbürger war, 1935 aus
Deutschland ausgewiesen. Er ließ sich in Budapest nieder, schloß sich dort den Zionisten an und
arbeitete aktiv im jüdischen Untergrund. Mit Hilfe ungarischer Beamter und unter Duldung
ungarischer Dienststellen gelang es ihm, immer wieder Juden aus Ungarn herauszuschmuggeln.
Dieser Joel Brand wurde noch am 25. April 1944 (!) in das SS Hauptquartier von Budapest
gerufen, das im Hotel Majestic untergebracht war, und dort von Adolf Eichmann empfangen.
Eichmann erklärte sich bereit, Brand eine Million Juden zu verkaufen und verlangte, daß für je
100 Juden ein Lastauto bereitzustellen sei. „Man wollte angesichts der Niederlage die Juden los
sein. Wahrscheinlich hofften gewisse Stellen bei der SS, sich durch diese Aktion für den Fall der
Niederlage ein Alibi zu schaffen. Für die Chancen, die in diesem Angebot lagen, war es jedoch
einerlei, aus welchen Beweggründen es gemacht wurde" schreibt J. G. Burg.

Brands unermüdliche Aktivitäten fanden weder bei den jüdischen Organisationen, an die er sich
wandte, noch bei den Engländern irgendwelches Verständnis. „Wie stellen Sie sich das bloß vor,
Mr. Brand? Was soll ich mit dieser Million Juden tun? Wohin soll ich sie bringen, wer wird die
Leute nehmen?" fragte ihn ein hoher britischer Beamter im Garten des britisch ägyptischen Klubs
in Kairo. Auch von der zentralen zionistischen Organisation, der Sochnuth, erhielt Brand keine
Hilfe. Er scheiterte „zuerst an den Briten und dann an den Zionisten."

Unterdessen verhandelte das jüdische Komitee, Waad genannt, weiter mit der SS in Budapest.
Es erreichte, daß etwa 18.000 Juden in sechs Zügen aus Ungarn nach Österreich gebracht
wurden, wo sie in Sonderlagern, vor allem in Straßhof, den Krieg überlebten. Anstelle Joel
Brands führte inzwischen Dr. Rezsö Kastner die Verhandlungen der Waad mit der SS. Als sich
die militärische Lage an der Ostfront zusehends verschlechterte, plante die ungarische Regierung
eine Totalvernichtung der Budapester Juden. Verzweifelt verhandelte Andreas Biß als Vertreter
der Waad mit SS Führern in Budapest. Der Polizei General Winkelmann setzte sich persönlich
bei Himmler für die 84000 Juden des Budapester Gettos ein und Himmler verbot im
„Reichsinteresse" den Ungarn ausdrücklich die Vernichtung des Gettos. Die 84 000 Budapester
Juden „wurden durch die ausdauernden und tapferen Bemühungen ihrer örtlichen Waad
Funktionäre und - durch die deutsche SS - gerettet. Sie blieben am Leben. Nicht am Leben blieb
Dr. Rezsö Kastner, der auch nach der Befreiung in Israel nicht müde wurde, seine Stimme zu
erheben und den wahren Ablauf der Geschehnisse in Budapest und der ganzen Affäre Adolf
Eichmann - Joel Brand zu schildern. Er wurde von Zionisten am 3. März 1952 in Jerusalem auf
offener Straße erschossen."

Im Oktober 1934 kam bereits Colonel Meinertzhagen, der langjährige politische Ratgeber
General Allenbys nach Berlin und sprach bei Hitler wegen der Judenfrage vor. Hitler soll sich
damals mit einer Auswanderung der Juden bei Mitnahme eines Vermögens von 1000 englischen
Pfund und von Waren im Werte von 20 000 RM einverstanden erklärt haben. „Meinertzhagen
verständigte sofort Chaim Weizmann von dieser Chance. Chaim Weizmann stellte augenblicklich
die Gegenforderung: Mitnahme des ganzen jüdischen Vermögens und Errichtung von
gewerblichen Umschulungskursen und hebräischen Sprachkursen für die jüdischen Kinder.
Weizmann hatte nur die Emigration nach Palästina ins Auge gefaßt, sonst nichts. Tatsächlich
reiste der Engländer noch einmal nach Berlin und hatte eine neuerliche Aussprache mit Hitler in
Gegenwart von Ribbentrop und Heß. Besonders Heß war sehr aufgeschlossen, und Ribbentrop
versicherte Meinertzhagen, daß die Reichsregierung und die Leitung der Reichsbank jedem
vernünftigen Vorschlag in Fragen der jüdischen Auswanderungen zustimmen würden. Jedoch
wäre es unmöglich für die Reichsregierung mit Chaim Weizmann oder einem anderen Juden
darüber zu verhandeln. Ribbentrop schlug vor, daß eine Regierung als Treuhänder der Juden
darüber entscheiden möge.

Der Engländer reiste augenblicklich ab und erstattete Weizmann einen eingehenden Bericht.
Dieser maßgeblichste Zionistenführer geriet in Wut und sagte scharf: ,Mich würde es wenig
genieren, wenn über Deutschland die Cholera oder der Bolschewismus käme. Meinetwegen
können über die Deutschen beide Plagen kommen.` Und : ,Eher will ich den Untergang der
deutschen Juden sehen als den Untergang des Landes Israel für die Juden'."

Ein so brutales und rücksichtloses Verhalten gegenüber den eigenen Volksgenossen, die man
lieber den Henkern ausliefert und opfert, als auf machtpolitische Prinzipien zu verzichten, ist
wahrscheinlich nur bei Zionisten möglich. Der schon genannte Zionist Dr. Grünbaum hat schon
1928 in Polen Stimmung gegen die Juden dieses Landes gemacht als er sagte: „Die Juden
verpesten die Luft in Polen." Auf einer Pressekonferenz mit Ben Gurion in Warschau, die
ausschließlich für christliche Zeitungen bestimmt war, heizte er die antijüdischen Emotionen noch
mehr an als er bestätigte: „Die Juden sind wirklich ein Stein im Wege des polnischen Bauern und
der Frau des polnischen Unteroffiziers!" „Ben Gurion aber meinte, der einzige Ausweg aus
diesem Dilemma sei: die totale Emigration aus Polen."
Als die Delegierten des Jüdischen Weltkongresses im September 1937 dem Völkerbund ein
Memorandum überreichten, in dem eine Reihe von Vorschlägen gemacht wurden, „wie man
England unter Druck setzen sollte, damit es eine größere Einwanderungsquote von Zionisten
nach Palästina gestatte", fiel „kein Wort des Protestes gegen jene Staaten, in denen sich der
Antisemitismus immer deutlicher und drohender bemerkbar machte . . . So mußte sogar das
,Zionistisch israelische Wochenblatt` in Zürich im September 1937 halb ironisch, halb erbittert
schreiben, man müsse einmal zusehen, wie Dr. Nahum Goldmann seriös mit Vertretern der
antisemitischen Staaten verhandle und dabei keine Möglichkeit finde, ein Wort des Protestes
gegen die Judenverfolgungen vorzubringen . . .

Und der polnische Außenminister Oberst Beck erklärte nach einer Konferenz mit dem Führer des
Weltzionismus, Professor Chaim Weizmann: ,Wir kamen mit dem Professor über alle Fragen der
jüdischen Auswanderung offen überein.` Nicht umsonst haben Weizmann, Goldmann, Shertok,
der sich nun Sharett nennt, und andere versichert: ,.Sollte es zu einem Zusammenstoß zwischen
den Interessen des jüdischen Staates und jenen der Juden im Galuth (Verbannung) kommen,
müßten die letzteren geopfert werden!"
Ganz folgerichtig kommt dann einer dieser „geopferten" Juden zu dem Schluß:
„Der Zionismus ist nicht nur geistig verwandt mit dem Antisemitismus, er kann ohne ihn
überhaupt nicht leben. Das Furchtbare ist, daß gerade die Zionisten allergrößtes Interesse am
Antisemitismus haben. Je mehr Unrecht die Juden in der Welt erleben müssen, je mehr sie
verfolgt würden, desto besser stehen die Chancen der Zionisten." (J. G. Burg, Schuld und
Schicksal, S.32)

Ein so vernichtendes Urteil über den Zionismus, wie es hier von einem mutigen und wahrhaftigen
Ostjuden ausgesprochen wurde, ist in der Literatur über den Zionismus sonst kaum zu finden,
weil ein Nichtjude eine solche Kritik gar nicht wagen würde. Wenn auch bei dieser Sachlage die
Verbrechen Hitlers und der Machthaber des Dritten Reiches keineswegs entschuldigt werden, so
stellt sich doch die Frage, wer vor dem Gericht des lebendigen Gottes die größere Schuld an den
grauenhaften Verbrechen gegen das jüdische Volk zu verantworten hat. Wir können diese Frage
nicht beantworten. Aber eine auf dem Ethos der Wahrhaftigkeit gegründete
Geschichtsschreibung kann vor diesen Realitäten nicht die Augen verschließen. Sie muß sie
vielmehr zur Kenntnis nehmen und die um der Wahrheit und Gerechtigkeit willen notwendigen
Konsequenzen daraus ziehen.
Zu bedenken bleibt ferner, daß die judenfeindliche Mentalität der Nationalsozialisten durch
verschiedene antideutsche Publikationen, die von jüdischen Autoren oder Organen im Ausland
verbreitet wurden, noch zusätzlich angeheizt worden ist, was wesentlich dazu beitrug, bei den
braunen Rassenfanatikern den blinden und ungezügelten Judenhaß noch zu verstärken.
So war schon am 24. März 1933, kurz nach Hitlers Machtübernahme, im Londoner Daily Express
zu lesen:
„Das israelische Volk der ganzen Welt erklärt Deutschland wirtschaftlich und finanziell den Krieg.
Das Auftreten des Hakenkreuzes als Symbol des neuen Deutschland hat das alte Streitsymbol
Judas zu neuem Leben erweckt. 14 Millionen Juden stehen wie ein Mann zusammen, um
Deutschland den Krieg zu erklären..."
Der Zionist W. Jabotinsky erklärte im Januar 1934: „Unsere jüdischen Interessen erfordern die
endgültige Vernichtung Deutschlands. Das deutsche Volk samt und sonders ist eine Gefahr für
uns. Deshalb ist es unmöglich, zuzulassen, daß Deutschland unter der gegenwärtigen Regierung
mächtig wird."
Im Jahr 1935 befaßte sich die in Cincinnati erscheinende jüdische Freimaurerzeitschrift B'nai
B'rith (Nr. 10) mit zwei jüdischen Generalen der sowjetischen Roten Armee und schrieb u. a.
folgende Sätze:
„Unsere Einbildungskraft spielt gern mit gewissen Möglichkeiten, die sich aus der Tatsache
ergeben, daß zwei hervorragende jüdische Generäle in der russischen Armee sind. Nehmen wir
an, Rußland und das Deutsche Reich befänden sich miteinander im Kriegszustand und fragen
wir, wer die beiden aktivsten Divisionen Rußlands kommandiert: keine anderen als der General
Rappoport und der General Zeitlin. Die vernichtenden Schritte Rappoports und Zeitlins dröhnen
vor den Toren des Deutschen Reiches. Der arische Generalstabschef steht atemlos vor dem
Führer: ,Excellenz! Rappoport steht an den Grenzen des Reiches! Zeitlin marschiert mit ihm! Der
Führer ist betäubt und sprachlos. Nun stehen zwei Juden an den Grenzpfählen Deutschlands und
wollen gegen ihn kämpfen und sich in ein Unternehmen einlassen, das, wie er immer sagte,
nichts für Juden sei. Rappoport und Zeitlin sind gekommen, um mit ihm abzurechnen. . . "

Im Zentralblatt für die Juden der Niederlande stand am 13. September 1939 der Satz: „Die
Millionen Juden, die in Amerika, England, Frankreich in Nord und Südafrika leben, ohne
Palästina zu vergessen, sind entschlossen, den Ausrottungskrieg nach Deutschland zu tragen bis
zur totalen Vernichtung."
Am 26. Februar 1940 erklärte der Führer der britischen Abteilung des Jüdischen Weltkongresses
(laut „Toronto Evening Telegram"): „Der Jüdische Weltkongreß befindet sich seit sieben Jahren
ununterbrochen im Krieg mit Deutschland."
Zuletzt sei noch das berüchtigte Buch von Th. N. Kaufmann erwähnt, das im Frühjahr 1941 unter
dem Titel Germany must perish, d. h. „Deutschland muß untergehen" in Newark, New York,
erschienen ist und in dem u. a. folgender Ausrottungsplan vorgeschlagen wird:
„Die Bevölkerung Deutschlands, ausgenommen die der eroberten und eingegliederten Gebiete,
beträgt ungefähr 70 Millionen . . . Um den Zweck der deutschen Ausrottung zu erreichen, wäre es
erforderlich, nur etwa 48 Millionen zu sterilisieren - eine Zahl, die Männer über 60 und Frauen
über 40 Jahre wegen ihrer begrenzten Zeugungsfähigkeit ausschließt."

Vielleicht hat der ehemalige „Friedenskanzler" Willy Brandt an manche der hier zitierten Worte
oder an ähnliche Tatsachen gedacht, als er den Alliierten am Ende des 2. Weltkrieges empfahl,
die Rückkehr der Juden ins Reichsgebiet nicht zu erlauben. Nach Akten des amerikanischen
Außenministeriums, die zu Beginn des Jahres 1975 dem US-Nationalarchiv überwiesen worden
sind, hat W. Brandt vor 30 Jahren erklärt: „Auch wenn wir die harte Maßnahme gegen die Juden
bedauern müssen, so ist es doch für die Zukunft Deutschlands vorzuziehen, wenn die Alliierten
die Rückkehr der Israeliten ins Reichsgebiet nicht genehmigen. Die öffentliche Meinung ist stark
gegen sie aufgebracht, und wir würden uns kompromittieren, falls wir uns ihrer Sache annähmen.
Es ist besser, nicht wieder zur Vergangenheit zurückzukehren. Man darf nicht das deutsche Volk
wegen einer Feindschaft tadeln, für die die Juden die Ursache sind und für die sie die
Verantwortung tragen."

Man darf nicht so weit gehen, daß man „die Juden" ganz allgemein als „die Ursache" schlechthin
für eine „Feindschaft" bezeichnet, für die sie allein „die Verantwortung tragen". Aber ebensowenig
wäre es zu rechtfertigen und zu verantworten, die Ursache für den sog. „Antisemitismus" immer
nur bei den Nichtjuden zu suchen, wer immer sie sein mögen. Die Darlegungen in diesem Kapitel
haben klar gezeigt, daß namhafte Zionisten eine nicht geringe Mitschuld an der
Leidensgeschichte und Tragik des jüdischen Volkes tragen, auch wenn sie es dank ihrer
politischen Macht verhindern konnten, für diese und andere Schuld von einem irdischen Gericht
zur Verantwortung gezogen zu werden. Dem göttlichen Richter jedoch werden die „Söhne der
Finsternis" nicht entrinnen. Der lebendige Gott, in dessen Welt alles „nach Maß, Zahl und
Gewicht geordnet" ist, wie das Buch der Weisheit lehrt (11,20), hat die Tage ihrer Herrschaft
längst gezählt. Diese Feststellung hat mit „Antisemitismus" ganz und gar nichts zu tun. Sie
entspringt vielmehr dem Glauben an die Wirklichkeit des gerechten Gottes, von dem es im Alten
und Neuen Testament heißt: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr" (Dt 32,35 u.
Röm 12,19). Von uns allen aber fordert Gottes Wort, daß wir „niemand Böses mit Bösem"
vergelten, und, soweit es an uns liegt „mit allen Menschen Frieden" halten und auf Rache
verzichten (Röm. 12, 17-19).

4. Zionisten und Palästinenser

Das „heilige Land" Palästina mit der Hauptstadt Jerusalem - der „Stadt des Friedens" - hat in
seiner wechselvollen Geschichte wie kaum ein anderes Land der Erde unter Unfrieden, Kriegen,
Kreuzzügen und zahllosen politischen und militärischen Auseinandersetzungen zu leiden gehabt.
Der Boden dieses Landes ist geheiligt durch das Blut und die Tränen des Erlösers Jesus Christus
und seit Jahrtausenden ist er als Kampfplatz vieler Völker und Weltanschauungen wie kein
anderer mit dem Blut und den Tränen ungezählter Menschen getränkt.

Zur Zeit Jesu war Palästina römisches Besatzungsgebiet. In der Mitte des 7. Jahrhunderts
richteten arabische Kalifen ihre Herrschaft über Palästina auf. Im Jahr 1516 wurde das Land von
den Türken erobert und kam als türkische Provinz unter die Herrschaft der Osmanen bis es 1918
englisches Mandatsgebiet wurde. Nachdem es den Zionisten nach langen und zähen
Bemühungen gelungen war, von der englischen Regierung die Zusicherung einer „nationalen
Heimstätte" in Palästina zu erhalten, ist dieses Land erneut zu einem heftig umstrittenen
Territorium geworden, zu einem Krisenherd, der eines Tages eine noch nie erlebte
Weltkatastrophe auslösen kann.

Am 2. November 1917 gab der englische Außenminister Balfour in einer an Lord Rothschild
gerichteten Deklaration den Zionisten folgende Zusage:
„Die Regierung seiner Majestät begrüßt die Schaffung einer nationalen Heimstätte für das
jüdische Volk in Palästina und wird ihre Bemühungen darauf verwenden, die Erreichung dieses
Zieles zu erleichtern, wobei ausdrücklich vorausgesetzt wird, daß nichts unternommen werden
darf, was die zivilen und religiösen Rechte der in Palästina bestehenden nichtjüdischen
Gemeinschaften oder die Rechte und den politischen Status der Juden in irgendeinem anderen
Land beeinträchtigen könnte..."

Mit dieser Erklärung begann die israelisch arabische Tragödie unseres Jahrhunderts. Als die
Engländer 1918 das Mandat über Palästina antraten, lebten in dem Land, das schon lange vor
der Türkenherrschaft vollständig arabisiert war, nach britischen Statistiken 567 000 arabische
Moslems, 63 000 christliche Araber und 70 000 Juden. „Für die Araber bilden diese Zahlen und
das ihnen zugrundeliegende Bevölkerungsverhältnis die alleinige Grundlage für alle weiteren
Erörterungen, auf die man zurückgehen muß, wenn man eine akzeptable Antwort auf das
Palästina Problem geben will. Zudem überwog das arabische Element im alten Palästina nicht
nur zahlenmäßig, sondern hatte kulturelle und religiöse Traditionen aufgebaut, die zu denen
gehören, die bis heute der islamischen Welt am teuersten sind" (H. Henle, Der neue nahe Osten,
Hamburg,1966).

Trotzdem also Palästina seit vielen Jahrhunderten eindeutig arabisches, von den Palästinensern
bewohntes Territorium war, gingen die Zionisten planmäßig und zielbewußt daran, dieses Land
Schritt um Schritt zu erobern und errichteten auf diesem fremden Territorium einen
unabhängigen, homogenen israelischen Staat, aus dem Hunderttausende der ursprünglichen und
rechtmäßigen Bewohner Palästinas entweder vor den Israelis flüchten mußten bzw. von ihnen
vertrieben wurden oder nun in den israelisch besetzten Gebieten entrechtet und unfrei leben
müssen.

Die allmähliche Eroberung Palästinas begann mit der zionistischen Einwanderung im Jahr 1882,
zur gleichen Zeit, als Leo Pinsker in Berlin sein Buch „Autoemanzipation - Warnung eines
russischen Juden an seine Rasse" veröffentlichte, in dem er forderte, daß sich die Juden „in
einem Staat zusammenschließen müssen."
Vor ihm hatte der „Kommunistenrabbi" Moses Heß (1812 - 1875), der Karl Marx seinen „Abgott"
nannte und von ihm sagte, er werde „der mittelalterlichen Religion und Politik den letzten Stoß
versetzen", die Anschauung vertreten, daß das jüdische Staatsideal das Ziel der geschichtlichen
Entwicklung sei und das jüdische Volk der Messias der Menschheit werden müsse.
Mit Recht sieht M. Buber in ihm den „Begründer des modernen zionistischen Gedankenbaus" und
betont, „daß es innerhalb dieses Baus nicht ein einziges Prinzip gibt, das nicht bereits in
Hess'ens Rom und Jerusalem entworfen wäre."
Dieser Schrift, die genau 20 Jahre vor L. Pinskers Autoemanzipation erschienen war, folgte 14
Jahre später (1896) Th. Herzls Judenstaat. Für Theodor Herzl war die Judenfrage weder eine
soziale noch religiöse, sondern einfach eine nationale Frage.
Als 1893 Nathan Birnbaum erstmals den Begriff Zionismus prägte, war dieser schon in
verschiedene Richtungen gespalten. Es war nicht leicht, die mehr geistig religiösen und die mehr
nationalpolitischen Strömungen und Tendenzen in dem von Chaim Weizmann propagierten
„synthetischen Zionismus" zu vereinigen. Die schwierige Frage nach dem Ort, wo die nationale
Heimstätte der Juden erstehen sollte, wurde schließlich durch religiöse Motive entschieden.
Während Th. Herzl ursprünglich nicht an Palästina dachte, hat sich doch der „Zions"- und „Erez
Israel"- Gedanke durchgesetzt, wodurch die Einwanderungsbewegung nach Palästina -
besonders nach dem 1. Weltkrieg - starke Impulse erhielt. Waren es bis zum Ende des Ersten
Weltkrieges etwa 50 - 70.000 Juden, die in Palästina einwanderten, so kamen 1925 allein 34.000
und 1933 waren es 40.000. Im Sommer 1939 bestand die jüdische Kolonie in Palästina aus etwa
500.000 Einwohnern, das war ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes. Trotz energischer
Proteste seitens der arabischen Ureinwohner, trotz zahlreicher Aufstände, Streiks und anderer
Gegenmaßnahmen, war es nicht möglich, den Strom der Zuwanderer aufzuhalten. Im Gegenteil:
Er nahm nach dem 2. Weltkrieg noch gewaltig zu. Im Gründungsjahr des Staates Israel (1948)
wanderten 119.000 Juden ein, 1949 kamen sogar 240.000. Zählte man 1947 nur insgesamt
600.000 Juden unter 1.400.000 Arabern in Palästina, so war bereits 1951 der jüdische
Bevölkerungsanteil um mehr als das Doppelte angestiegen. Die Rechnung der Zionisten ging auf.
Da 1948 etwa 800.000 Palästinenser, durchweg Araber, das Land verließen, war im Jahr der
Staatsgründung erstmals ein erhebliches Übergewicht des jüdischen Bevölkerungsteils in
Palästina zu verzeichnen.

Zur geschichtlichen Entwicklung sei hier nur noch kurz auf folgende Vorgänge hingewiesen.
Angesichts des arabischen Widerstandes gegen die zionistische Palästina Politik, der nach der
Balfour-Deklaration immer stärker geworden war, erwog Großbritannien 1937 die Teilung
Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat, eine Politik, die 1947 fortgesetzt
wurde, nachdem die Briten die Palästina Frage in die Verantwortung der UNO gegeben hatten.
Am 29. November 1947 empfahl die UNO die Zweiteilung Palästinas bei wirtschaftlicher Einheit
und Neutralisierung Jerusalems. Dieser „Teilungsbeschluß" wurde von den Arabern abgelehnt,
während er von den Zionisten akzeptiert wurde.

Nach der Proklamation des Staates Israel durch Ben Gurion am 14. Mai 1948 kam es zum ersten
israelisch arabischen Krieg, der für die an ihm beteiligten arabischen Staaten mit einer schweren
Niederlage endete. In der Zeit vom 24. Februar bis 20. Juli 1949 wurden vier
Waffenstillstandsabkommen geschlossen: der Gazastreifen blieb unter ägyptischer Kontrolle,
Transjordanien erhielt einen Teil westlich des Jordans und die Teilung Jerusalems wurde
bestätigt. Der neue Staat Israel umfaßte 77 °/o der Fläche von ganz Palästina. Durch die
Massenflucht der Araber entstanden in den angrenzenden arabischen Staaten große
Flüchtlingslager mit vielen sozialen und politischen Problemen. Die palästinensischen
Befreiungsbewegungen organisierten sich, der arabische Guerillakrieg nahm besonders seit 1955
stark zu.

Mit der britisch französischen Suezkrise 1956 begann Israel den zweiten israelisch arabischen
Krieg. Der Sinaifeldzug unter dem Oberbefehl Moshe Dayans brachte jedoch den Israelis nicht
den großen Sieg, da sie sich aus den eroberten Gebieten der Sinai-Halbinsel und dem
Gazastreifen wieder zurückziehen mußten. UN-Truppen sind im Gazastreifen stationiert worden.
Die Al Fatah wurde gebildet. Am 5. Juni 1967 begann der dritte israelisch-arabische Krieg mit
dem israelischen Angriff auf Ägypten (wieder unter Moshe Dayan). Nach sechs Tagen erzwang
die UNO einen Waffenstillstand, der von Syrien nicht akzeptiert wurde. Nach diesem
Waffenstillstand besaß Israel ein Gebiet, das dreimal größer war als das eigene Staatsgebiet.
Trotz der am 22. November 1967 vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gefaßten UNO
Resolution Nr. 242, in der betont wird, „daß es nicht angeht, ,Territorium durch Krieg` zu erobern"
und der „Rückzug israelischer Streitkräfte aus (den) Gebieten, die während des jüngsten Konflikts
besetzt worden sind", gefordert wird, haben sich die Israelis aus dem eroberten Gebiet bis heute
nicht zurückgezogen. Unmittelbar nach dem Junikrieg, der als Sechs-Tage Krieg in die
Geschichte eingegangen ist, hat Israel die Stadt Jerusalem ganz besetzt und eingenommen. Am
16. Juni 1967 gab der israelische Außenminister Aba Eban seinen Kommentar: "Selbst wenn die
UNO mit 121:1 gegen Israel stimmen würde, wir werden das besetzte Gebiet nicht wieder
räumen".
Gegen diese Arroganz der Weltmacht Zionismus ist nicht nur die Weltorganisation der UN,
sondern die ganze Welt machtlos. Unter der arabischen Bevölkerung, die in den seit 1967
besetzten Gebieten der Sinaihalbinsel, der Golanhöhen, Westjordaniens und im Gazastreifen
leben, befinden sich noch 300 000 Flüchtlinge aus dem Jahr 1948. Die Antwort der
palästinensischen Guerillas sind die seit 1967 verstärkten Terroraktionen, die von den Israelis
regelmäßig mit „Vergeltungsschlägen" beantwortet werden.
Eine weitere Folge der israelischen Gewaltpolitik ist die zunehmende Isolierung Israels, vor allem
bei vielen afro-asiatischen Staaten. Am 6. Oktober 1973 begann der 4. israelisch arabische Krieg
- der Jom-Kippur-Krieg.
Ein ägyptisch-syrischer Angriffskrieg, der mit sowjetischer Unterstützung die Ägypter in die Lage
versetzte, das Ostufer des Suezkanals zu besetzen. Erst in den letzten Kriegstagen konnten die
Israelis einen Brückenkopf am ägyptischen Westufer des Kanals bilden und ihre Linie an der
Golanfront nach Osten vorschieben. In der Folgezeit sind Truppenentflechtungsabkommen am
Suez-Kanal und an der Golanfront abgeschlossen und UN Truppen in einer Pufferzone auf der
Sinai Halbinsel stationiert worden.

Das ist in kurzen Zügen die Situation der feindlichen „semitischen" Brüder im Nahen Osten, im
Krisengebiet Israel - Palästina. In den nun folgenden Ausführungen werden einige Detail-
Informationen gegeben, die über Hintergründe des jüdischen Exodus aus dem Osten in das
„gelobte Land" Israel Palästina sowie über schicksalhafte Vorgänge in Israel berichten.

a. Die Rolle der UNRRA beim Exodus

Der Staat Israel hätte nicht errichtet werden können, ohne die Juden aus den Ostgebieten, die
nach dem 2. Weltkrieg zu Hunderttausenden in Palästina eingewandert sind. Mancher wird sich
angesichts eines so großangelegten Exodus fragen, ob diese Aus- und Einwanderer alle mit
glühender Begeisterung nach „Erez Israel" kamen, wer die Auswanderung organisiert hat und
schließlich auch, wie sie finanziert worden ist. Die ganze Wahrheit über die Planung,
Organisation und Durchführung dieses Unternehmens wird wohl kaum zu erfahren sein. Doch ist
manches aus der Geheimzone des zionistischen Untergrundes an das Licht der Öffentlichkeit
gelangt, was nicht einfach totgeschwiegen werden sollte.
Der englische Journalist Douglas Reed, ehemals Chefkorrespondent der „Times" in Mitteleuropa,
hat es gewagt, in seinem 1948 in London erschienenen Bude From Smoke to Smother einige in
diesem Zusammenhang wichtige Tatsachen zu veröffentlichen. Leider durfte eine geplante
Übersetzung dieses Buches in West-Deutschland nicht erscheinen, doch ist schließlich 1952 im
Thomas-Verlag Zürich eine deutsche Übersetzung (von James Schwarzenbach)
herausgekommen, die aber heute nicht mehr zu haben ist. Aus diesem Grund ist es angebracht,
ausführlich aus diesem Werk zu zitieren. D. Reed schreibt:
„Ein Rückblick auf die Zerstörungen dieser beiden (Welt ) Kriege, auf unzählige Umwälzungen
und auf die letzten dreiunddreißig Jahre zeigt deutlich, daß nur zwei große Zielsetzungen, die vor
diesen Ereignissen bereits festgelegt waren, aus ihnen Nutzen gezogen haben . . . Gleichzeitig,
wie immer die Schlagworte des Augenblicks lauten mochten, gleichgültig, welche anderen
Mächte vermeintlich gegeneinander prallten, nur diese Machtfaktoren sind gediehen und erstarkt.
Diese beiden Zielsetzungen heißen Kommunismus und politischer Zionismus . . .
Beide stammen vom gleichen Ort: Rußland. Beide kamen im gleichen Augenblick sichtbar zur
Macht, nämlich im Oktober und November 1917, als die Kommunisten in Rußland ans Ruder
kamen und die Forderung der politischen Zionisten durch eine britische Regierung unterschriftlich
anerkannt wurde. Beide traten demnach mitten im „Tumult" auf. Beide arbeiteten Hand in Hand
und unterstützten sich während der nächsten dreißig Jahre gegenseitig . . . Beide erhielten die
Unterstützung britischer und amerikanischer Politiker, Waffen und Geld, um ihre Ziele, besonders
im „Tumult" der beiden Weltkriege zu fördern. Beide gingen aus dem ersten Krieg mächtig, aus
dem zweiten noch viel mächtiger hervor . . . Der politische Zionismus ist nicht älter als sechzig
Jahre. Zu Beginn fürchtete ihn die Mehrheit der Juden; jetzt hält er ihre Mehrheit in einem
manchmal mystischen, meist aber terroristischen Bann. . ."
Über die mächtige Partnerschaft von Kommunismus und Zionismus sagt D. Reed:
Beide „sind nach 1917 nicht verschiedene Wege gegangen, sondern haben sich gegenseitig
weiterhin unterstützt. Die Juden trugen wesentlich zur Verbreitung des Kommunismus außerhalb
Rußlands bei. Das Sowjet-Imperium verbot zwar die zionistische Doktrin in Rußland selbst . . .,
aber sie förderte diesen Plan in Palästina, genau so wie ihn die Amerikaner und Engländer
unterstützt hatten.

Diese Sachlage wurde der Öffentlichkeit erst unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg klar,
trotzdem man sie schon früher hätte erkennen können. In früheren Kriegen wurde die
Regierungsgewalt im besiegten Feindesland immer durch die Besatzungsarmee und einige vom
Sieger abgeordnete Staatsbeamte ausgeübt. Aber nach dem zweiten Krieg geschah etwas
Neues. In den amerikanischen und britischen Besatzungszonen erhielt noch eine dritte Partei
große Gewalt, die man nur durch ihre Initialen kannte: UNRRA. Fünfundneunzig Prozent der
gewaltigen Gelder dieser Organisation flossen aus den Vereinigten Staaten, England und
Kanada. Ohne die Steuerzahler zu fragen, leistete die britische Regierung einen Beitrag von £
155 000 000 aus Steuergeldern, und der Totalbetrag der „als freie Spende" ohne
Gegenverpflichtung „verteilten" Gelder belief sich auf £ 920 000 000. Ein wesentlicher Teil dieser
Spenden, in Geld und Waren, ging nach der Sowjetunion und den von den Sowjets besetzten
Staaten, wo die gespendeten Waren entweder an das Volk verkauft (wobei die Gewinne in die
Staatskasse flossen) oder für die privilegierten Beamtenklassen reserviert wurden.

Der neugierige Geschichtsforscher wird sich also mit Recht die Frage stellen, wer hier eigentlich
wem auf die Beine geholfen hat . . . Ein angesehener britischer Offizier, Generalleutnant Sir
Frederick Morgan, der in die Dienste von UNRRA gestellt worden war, mußte sich mit dem
dornenvollen Problem der „Displaced Persons", dieser armen, heimatlosen Opfer der
Kriegszerstörung befassen. Was er entdeckte, veranlaßte ihn, seiner Entrüstung vor aller
Öffentlichkeit Luft zu machen.

General Morgan stellte fest, es bestehe „eine Geheim Organisation", um eine Massen-
Auswanderung der Juden aus Europa ins Werk zu setzen. Er soll ferner gesagt haben, es
bestehe „ein ausgearbeiteter Plan für einen zweiten Exodus". Hier war die Enthüllung, daß in aller
Heimlichkeit große politische Projekte, unterstützt von amerikanischen und englischen Geldern,
ausgeheckt wurden.

So gab es eine plötzliche zuckende Bewegung wie bei einem versteckten, aber lauernden Riesen
. . . Ein gewisser Herr Lehmann, damals Generaldirektor der UNRRA, forderte von der anderen
Seite des Atlantiks die sofortige Abberufung des Generals. Aber General Morgan erhielt die
Erlaubnis zu bleiben, nachdem er erklärt hatte, er sei frei von allen „antisemitischen Absichten" . .
. Aber im August machte er eine zweite, ähnliche Enthüllung und wurde sofort durch den neuen
Generaldirektor der transatlantischen UNRRA, einem gewissen Herrn La Guardia, von seinem
Posten „enthoben", der an seiner Stelle einen gewissen Herrn Myer Cohen ernannte. (Beide
Generaldirektoren waren eingeschworene Zionisten.)

Die britische Regierung leistete einer solchen Behandlung eines hohen britischen Offiziers keinen
Widerstand; er wurde im Dezember (1946) „auf sein eigenes Gesuch" seines Amtes enthoben.
Zu jener Zeit aber hatten sich einige britische Parlamentarier, die zum „Schätzungs-Ausschuß
des Unterhauses" gehörten, nach Österreich begeben, um zu schauen, wie dort die Gelder des
britischen Steuerzahlers verwendet wurden. In ihrem Bericht (H. M. Stationery Office, No. 190, 5.
November 1946) hieß es, „daß eine gewaltige Zahl von Juden, nahezu ein zweiter Exodus, aus
Osteuropa in die amerikanische Zonen von Deutschland und Österreich ausgewandert sind,
mehrheitlich in der Absicht, schließlich nach Palästina zu gelangen. Es ist ganz offensichtlich,
daß es sich um eine wohldurchorganisierte Bewegung handelt, die über enorme Gelder und
mächtige Gönner verfügt. Aber es ist dem Komitee nicht gelungen, irgendeine beweiskräftige
Unterlage für die wahre Urheberschaft dieser Organisation zu finden".
Das war nun eine genaue Bestätigung von General Morgans Aussagen, die nochmals durch den
Bericht des Kriegs-Untersuchungs-Komitees erhärtet wurde, welches der amerikanische Senat
nach Europa entsandt hatte. Dieser besagte, daß die massive Auswanderung von Juden aus
Osteuropa nach der amerikanischen Zone in Deutschland „einen Teil eines sorgfältig
organisierten und von besonderen Gruppen in der USA finanzierten Planes bilde".

Damit lagen die Tatsachen offen vor aller Augen. Diese große Wanderung vollzog sich zur
Hauptsache aus der von den Sowjets kontrollierten europäischen Hälfte, die niemand ohne
sowjetische Erlaubnis verlassen kann. Ihre Angehörigen waren keine „Displaced Persons". Die
meisten stammten aus mehrheitlich jüdischen Gemeinden in Rußland, dem russisch besetzten
Polen, Rumänien und Ungarn. Sie wurden vom kommunistischen Imperium geschickt, und ihr
Durchmarsch wurde durch britische und amerikanische Gelder erleichtert. Man half ihnen, nach
Palästina zu gelangen, um die dortige Lage noch zu verschärfen. Der Kommunismus und ebenso
die amerikanische Finanzwelt unterstützten den politischen Zionismus . . . Noch heute... werden
die „Höllenschiffe" allen britischen Zeitungslesern als Schiffe dargestellt, deren Fracht aus
Menschen besteht, die von Hitler aus der Heimat vertrieben wurden und nicht wissen, wohin sie
sich wenden sollen. Am 12. August 1947 fragte Major Beamish, ein Parlamentarier im Unterhaus,
ob die britische Regierung sich über die Gründe des Exodus aus Polen bei der polnischen
Regierung erkundigt habe. Er wies darauf hin, daß drei der mächtigsten Minister in Polen Juden
waren. Er erhielt keine Antwort. Die britischen Flottenbehörden hatten in einem der
„Höllenschiffe" Dokumente gefunden, aus denen hervorging, daß dem amerikanischen Kapitän
insgesamt £ 45 540 (das heißt £ 10 pro Kopf) ausbezahlt werden sollten, wenn er seine
„Flüchtlinge" in Palästina gelandet hatte . . .

Die Art, wie General Morgan behandelt wurde, ist heute allgemein üblich geworden. Mit List hat
man es fertig gebracht, jede Diskussion über den politischen Zionismus, über den jüdischen
Einfluß im Kommunismus oder über eine Verwandtschaft oder ein Bündnis zwischen beiden
Bewegungen glattweg zu verunmöglichen. Dies geschah lediglich dadurch, indem man jeden
Hinweis auf diese Fragen zum „Antisemitismus" abstempelte . . .

Bei all diesen Vorgängen hatte die Masse der Juden ebensowenig Mitspracherecht wie die
russischen, deutschen oder englischen Massen bei der Entscheidung ihres Geschickes . . .

Die Massen der Judenheit sind unter die Gewalt des politischen Zionismus geraten . . . Ein
amerikanischer Jude, Henry H. Klein, schilderte in einer Druckschrift die Macht, welche die als
Sanhedrin bekannte fanatische Gruppe über die Judenheit gewonnen hat. Diese Gruppe hat
nach seiner Schilderung den Vorsatz, die christliche Welt zu zerstören, ein Vorsatz, der zum
größten Teil bereits verwirklicht worden ist. (Er schrieb im Jahre 1945.) Herr Klein wurde von den
extremen Zionisten verfolgt und durch sie in Verruf gebracht. Wenn einer es wagt, sich ihren
Plänen zu widersetzen, fragen sie nicht mehr danach, ob er Jude oder Nicht-Jude ist.

Die Macht, die jüdischen Massen wie Schafherden umherzutreiben und ihnen einen fanatischen
Haß einzupflanzen, ist in die Hände der seltsamen, halb geheimen Organisation übergegangen,
die Hand in Hand mit dem Sowjetimperium arbeitet und gegen die kein nichtjüdischer Politiker
sich aufzulehnen wagt... Ihr Hauptquartier befindet sich in Amerika und in der von den Sowjets
beherrschten europäischen Hälfte. In diesem Jahrhundert ist das Gros der Juden von Rußland
nach Amerika übergesiedelt . . . Seit 1940 erfolgte ein neuer starker Zufluß von Juden nach
Amerika, gleichzeitig mit der jüdischen Abwanderung aus den russischen Gebieten nach
Palästina.

Eines kennen die Nicht-Juden nicht, weil ihre Zeitungen davon keine Mitteilungen machen: den
Terror, den die „unsichtbaren Drahtzieher" über diese wandernden Massen ausüben. Ich habe
mit britischen Offizieren gesprochen, die sich an Bord der in den palästinensischen
Küstengewässern aufgegriffenen „Höllenschiffe" befanden. Sie gaben ganz erstaunliche Berichte
von jüdischen Auswanderern, die keine Ahnung hatten, wer sie eigentlich auf die Reise geschickt
hatte; denen man eingeschärft hatte, nur einige erlaubte Worte zu sprechen, und die sich aus
Angst um ihr Leben weigerten, zu sprechen; die in diesem Zustand eines wirklich tödlichen
Terrors von wirklich brutalen Führern mit Gewalt auf den Schiffen zurückgehalten wurden. Das
Ganze ergab das Bild eines sogar noch terroristischeren Systems als Nationalsozialismus und
Kommunismus.

Die politischen Zionisten . . . sind in den letzten dreißig Jahren in der Welt erstaunlich mächtig
geworden. Im Ersten Weltkrieg gelang es ihnen durch einen bei den kriegführenden Völkern
unbemerkten Druck ein Ziel zu erreichen, das mit den eigentlichen Kriegszielen überhaupt nichts
zu tun hatte. Sie nötigten einer britischen Regierung das Versprechen für eine „Nationale Heimat"
ab . . . Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es ihnen, . . . einen amerikanischen Präsidenten und
sogar die „Vereinten Nationen" für ihre Forderungen, sowie die Sowjetregierung zur Inszenierung
eines „Zweiten Exodus Richtung Palästina" zu gewinnen . . ." (Aus: D. Reed, Der grosse Plan der
Anonymen, Zürich,1952).

Am Schluß dieser Ausführungen von D. Reed darf sich jeder Leser fragen, warum die Tatsachen,
die hier geschildert werden, den meisten unserer vermeintlich „gutinformierten" Zeitgenossen so
gut wie unbekannt sind. Vielleicht deswegen, weil die Informationsmedien in unserer Gesellschaft
in Händen von Leuten sind, die kein Interesse daran haben, sich selbst und ihre Ziele zu
entlarven? Oder: weil die wenigen, die darum wissen, zu feige sind, die Wahrheit zu sagen und
zu schreiben, aus Furcht vor der ungeheuren Macht und dem Terror der Zionisten?

b) „Der gefährlichste Mann in Israel"

Von den israelischen Politikern, die maßgeblich am Aufbau des zionistischen Staates in Palästina
beteiligt sind - allen voran Ben Gurion - und ohne deren radikaler Einsatz Israel nicht das
geworden wäre, was es heute ist, verdient Moshe Dayan besondere Beachtung. Der israelische
Politiker und Schriftsteller Uri Avnery hat von diesem „einsamen Wolf" ein Porträt gezeichnet, ein
schauderhaftes Negativ-Image, das wir wenigstens in seinen wesentlichen Zügen kennen sollten.
Er schreibt unter anderem:
„Das Leben und die Karriere Dayans sind des Studiums wert, nicht nur wegen des Einflusses,
den er auf die israelische Politik ausübte, sondern vor allem, weil Dajan selbst ein
exemplarisches Produkt der zionistischen Geschichte ist. Dajan ist ein Sabra, ein gebürtiger
Palästinenser. . ., ein Mann mit vielen Widersprüchen. Sein Hauptmerkmal, die schwarze
Augenbinde, ist in sich selbst ein Symbol des Widerspruchs. Die schwarze Binde ist der Traum
des Public-Relations-Mannes . . . In vielen Wochenschauen des Juni Krieges wurde gezeigt, wie
eine grolle Gruppe von Offizieren durch das Löwentor von Altjerusalem schreitet. Unbewußt
konzentrierte man sich als Zuschauer sofort auf die schwarze Augenbinde des Mannes in der
Mitte . . . Er wurde 1941 als Verbindungsoffizier zu den australischen Truppen verwundet, die im .
. . Feldzug der Briten und Freien Franzosen gegen das Vichy-Regime in Syrien in den Libanon
vordrangen . . . Nach der Einnahme eines Polizeigebäudes kletterte Dajan aufs Dach und
betrachtete mit typischer Nonchalance die das Gebäude noch umlagernden Feinde durch seinen
Feldstecher. Ein französischer Scharfschütze traf den Feldstecher, der in seine linke Augenhöhle
hineingetrieben wurde und dort steckenblieb. Viele Jahre lang suchte Dajan weltbekannte
Spezialisten auf, die versuchten, ihm ein künstliches Auge einzupassen, was aber wegen der
Wunde in der Augenhöhle nicht möglich war . . .

Dajan . . . gilt in Israel als Symbol der Jugend. Viele Leute waren erstaunt, als sie hörten, daß er
Großvater ist und im Mai 1967, vor seiner Ernennung zum Verteidigungsminister, seinen
zweiundfünfzigsten Geburtstag feierte."
Sein „Lächeln ist ohne jede Wärme, es ist nichts Frohes in ihm . . . Er entscheidet schnell, doch
oft widerspricht am nächsten Tag eine andere rasche Entscheidung der gestern getroffenen . . .
Moshe Dajan sagt gerade nie, was er wirklich denkt . . . Wahrheit oder Lüge sind Kriterien, die
gar nicht anwendbar sind auf seine Worte, welche überhaupt nicht beabsichtigen, irgendeine
Realität, sei sie nun objektiver oder subjektiver Art, wiederzugeben. Für Dajan sind Wörter
Waffen, mit denen er zu erreichen versucht, was er gerade erreichen will . . .

Das Fehlen jeglicher Achtung vor dem Wort resultiert aus einer anderen, tiefer liegenden
Eigenheit Dajans, in der vielleicht der Schlüssel zu seiner Persönlichkeit überhaupt zu suchen ist:
dem Fehlen jeglicher Kommunikation mit seinen Mitmenschen... Dajan hat keinen Kontakt zu
Menschen. Er hat keinerlei enge Bindungen, weder im Kreis seiner Familie noch in einer sozialen
Gruppe. Er hat keinen einzigen Freund in der Welt. Seine Tochter Jael schreibt über ihn: „Wenn
er guter Stimmung ist, kann er bezaubernd sein, aber er hat nicht die Geduld zu warten, bis er
etwas erreicht . . . Die meisten Leute langweilen ihn. Einige sofort, andere nach einer halben
Stunde..." Er hat niemals um sich ein Gefolge gehabt, eine Schar von Ratgebern und Vertrauten.
Und er hört auch auf keinen Rat und vertraut niemandem, . . . weil er niemanden achtet und nicht
einmal versucht, seine Verachtung zu verbergen . . .

An allem, was Dajan tut, ist etwas auffallend jugendliches. So lehrte er persönlich seine drei
Kinder, auch das Mädchen, wie man ein Gewehr handhabt . . . Er riet seinem älteren Sohn, in die
Kriegsmarine einzutreten und bestärkte seinen jüngeren Sohn, Fallschirmjäger zu werden . . .
In jungen Jahren heiratete Dajan Ruth Schwartz - die Tochter eines wohlsituierten Rechtsanwalts
aus Jerusalem . . . Aber es hat niemals eine wirkliche Dajan-Familie gegeben . . . Vor der
Verheiratung von Dajans Kindern lebten die einzelnen Familienmitglieder in ihren eigenen
Zimmern, kamen und gingen, wann sie wollten, regelten ihre eigenen Angelegenheiten und trafen
die anderen nur selten zu regelmäßigen Zeiten . . . Einmal sagte er zu seiner Tochter: „Wenn ich
mein Leben noch einmal zu leben hätte, würde ich keine Familie haben. . ."

Sein alter Mentor, General Jitzchak Sadeh, der legendäre Kommandeur der Palmach, einer
Untergrundtruppe der Haganah, der die meisten der fähigsten Kommandeure der israelischen
Armee ausgebildet hat, sagte zu mir, kurz bevor er starb:
„Das ist der gefährlichste Mann in Israel. Man muß ihn ständig beobachten. Er hat keine Skrupel,
keine Hemmungen, keine Moral. Er ist zu allem fähig."
Um zu erläutern, was er meinte, erzählte mir Sadeh eine angenommene Geschichte: „Eines
Tages wird Ben Gurion alle Befehlshaber der Armee versammeln und ihnen mitteilen, daß
Jitzchak Sadeh festgenommen werden muß. Er wird nach einem Freiwilligen fragen. Unter den
verschiedensten Vorwänden wird ein General nach dem anderen sich weigern, den Auftrag
auszuführen. Nur einer wird bereit sein. Das wird Moshe Dajan sein."
Nach kurzer Überlegung fügte Sadeh hinzu: „Und wenn Dajan festgenommen werden soll, dann
werde ich es tun". . . Dajan ist kein Intellektueller. . . Er liest selten ein Buch und besitzt nur eine
minimale und enge Bildung . . . Ein Mann, der an Ideen nicht interessiert ist und Ratgeber
verachtet . . ., kann sich auch nicht in einem bestimmten Ideenkreis bewegen, ein Grund für den
Zickzack-Kurs, der in Dajans Handlungen zu verfolgen ist . . . Trotzdem läßt sich durch alle
Handlungen Dajans eine durchgehende Linie verfolgen . . . Dajan war, ist und wird immer ein
Kämpfer gegen die Araber sein, . . . der meint, daß schon der Gedanke an Frieden
demoralisierend sei. . .

Während des arabischen Aufstandes begegnete Dajan einem Mann, der einen anhaltenden
Einfluß auf ihn ausüben sollte, dem britischen Armeeoffizier Charles Orde Wingate . . . Er erfand
die Technik der Vergeltungsüberfälle, die von kleinen Einheiten auserwählter, besonders
ausgebildeter Leute ausgeführt wurden. Sie drangen des Nachts tief in arabisches Gebiet ein,
zerstörten ein paar Häuser, töteten manchmal einige Leute und kehrten vor Tagesanbruch nach
Hause zurück . . . Wingates Ideen übten einen starken Einfluß auf die Haganah aus, deren
Schock und Stoßtruppe, die Palmach .... im wesentlichen seiner Taktik folgte. Von dort aus
wurden seine Ideen an die israelische Armee weitergegeben . . .

In seiner Eigenschaft als politischer Führer vertrat Dajan die Sache des „Aktivismus". Er ist der
Ansicht, daß der Friede eine Illusion ist und daß der israelisch arabische Konflikt noch lange
währen wird. Aus dieser Einstellung ergibt sich unweigerlich der Gedanke an einen
Präventivkrieg, sobald die Araber im Wettrüsten die Oberhand gewinnen oder sich untereinander
zu verbünden drohen .. . Die Israelis sehen Dajan in Verbindung mit einem hebräischen Slang
Slogan, der ungefähr so übersetzt werden kann: „Schlag zu, und die Sache ist erledigt." Diese
Haltung führte zu den Vergeltungsüberfällen von 1953 bis 1956 und zum Sinai Feldzug, durch
den Dajan zu einer internationalen Gestalt wurde . . .

Zu der zentralen Frage, was mit den besetzten Gebieten geschehen solle, hat Dajan vieles, doch
Widersprüchliches gesagt. Während der ersten beiden Monate, die auf den Krieg (1967) folgten,
gab er ein halbes Dutzend Erklärungen ab, von denen eine jede die vorhergehende wieder
aufhob . . . Er wies jede Hoffnung auf Frieden mit den Arabern in voraussehbarer Zukunft zurück .
. . Er erklärte, daß durch den Sechs Tage Krieg der Frieden sogar noch ferner gerückt sei, daß
man von den Arabern nicht erwarten könne, ein Israel anzuerkennen, das noch stärker und
größer geworden sei und sich im Besitz von Gebieten befände, die nur 65 km von Damaskus
entfernt lägen. Dajan schloß natürlich die Möglichkeit eines Rückzuges aus diesen Gebieten
völlig aus...
Moshe Dajan ist ein typischer Israeli, das Produkt des hebräischen Nationalismus" (Uri Avneri,
Israel ohne Zionisten, Gütersloh, 1969)

c) Terror, Vergeltung, Massenmord

Es ist unmöglich und hier auch gar nicht beabsichtigt, auf alle größeren und kleineren israelisch-
arabischen Terror- und Vergeltungsaktionen der letzten Jahrzehnte ausführlich einzugehen. Dem
gestellten Thema entsprechend, beschränkt sich die folgende Darstellung auf einige
charakteristische Massaker und Massenmorde, auf Terror und Vergeltungsmaßnahmen, die von
zionistischer Seite verübt wurden und von denen man in unserer „freien Welt" viel weniger weiß
als von dem Terrorismus der verzweifelten Palästinenser. Letzterer wird von uns
selbstverständlich ebenso als sinnlos und verbrecherisch verurteilt wie der israelisch-zionistische
Terror.

Schon früh hatten die Zionisten in Palästina militärische Terrorgruppen organisiert. Die
berüchtigtsten unter ihnen waren die „Irgun Zwai Leumi" und die Sternbande.
Am 22. Juli 1946 sprengten Terroristen der „Irgun" das King-David-Hotel in Jerusalem in die Luft,
in dem das Hauptquartier des britischen Generalstabs für Palästina untergebracht war. Mehr als
hundert Engländer kamen bei dem Anschlag ums Leben, die Zahl der Verletzten war groß.
Mit diesem verbrecherischen Anschlag begann „der Kampf aller gegen alle in Palästina . . . Die
Araber kämpften gegen die Zionisten und gegen die Briten, die Zionisten gegen die Araber und
gegen die Briten und die Briten gegen die Zionisten und gegen die Araber. Die Londoner
Regierung sah keinen Ausweg mehr. Sie entschloß sich, das Mandat niederzulegen . . . Kaum
hatten die Engländer erklärt, daß sie die Mandatsmacht niederlegen wollten, kaum war die
Proklamation des jüdischen Staates in Aussicht gestellt, als auch schon zionistische Gruppen in
den arabischen Siedlungen Furcht und Schrecken verbreiteten. Menschen wurden überfallen,
Häuser niedergebrannt, Kulturen zerstört. Immer wieder dröhnten die Nächte und oftmals die
Tage von den Anschlägen der Bombenexplosionen, die stets neue Opfer forderten.
Seltsamerweise erfuhr die Weltöffentlichkeit nur von den Verzweiflungsaktionen der Araber. Von
den systematischen Anschlägen und Angriffen der Zionisten erfuhr sie nichts", so der Jude J. G.
Burg."

Fünf Wochen vor der Proklamation des Staates Israel geschah dann am 9. April 1948 der
Massenmord von Deir Jasin, nach dem Palästinenser Hussein Ahmad „eines der grausamsten
Verbrechen, das die Weltgeschichte kennt". Er berichtet:
„Deir Jasin ist ein Dorf, das damals etwa 2000 Einwohner zählte. Es liegt in der Nähe von
Jerusalem, etwa 4 km westlich davon. Das Dorf war von den Männern verlassen. Sie arbeiteten
auf den Feldern oder waren zur Arbeit in der Stadt. Als eine israelische Einheit in das Dorf
eindrang, befanden sich nur alte Männer und Frauen sowie Kinder darin.

Die zionistischen Verbrecher der ,Irgun Zwai Leumi` unter Führung des späteren führenden
israelischen Politikers Menachim Begin töteten über 250 Frauen, Kinder und alte Männer und
warfen sie größtenteils in den Dorfbrunnen. Das Dorf wurde später dem Erdboden gleichgemacht
und ist heute von der Landkarte in ,Israel` verschwunden. Tagelang ließ die ,Irgun` keinen
Menschen in das Dorf hinein, das später vom Internationalen Roten Kreuz besichtigt wurde. Eine
Reihe von jüdischen Autoren distanzierte sich von dem Verbrechen, auch die Jewish Agency.
Der Verantwortliche für das Massaker, Menachim Begin, aber durfte ungestraft verkündigen:
Ohne Deir Jasin hätten wir heute kein Israel.`

Deir Jasin war das Signal für die Zionisten, noch brutaler vorzugehen und vor allem, es den
Arabern als warnendes Beispiel hinzustellen, um sie zum Verlassen ihrer Heimat aufzufordern.
Meine deutschen Freunde werden sehen, wie sich die Bilder mit den Vertreibungen aus dem
deutschen Osten gleichen. Hoffentlich verstehen aber die Deutschen auch, wie uns zumute wird,
wenn wir die weltweite zionistische Propaganda über die palästinensischen Freiheitskämpfer
vernehmen, wie sie dieselben als Terroristen und gemeine Verbrecher hinstellen. Dabei kämpfen
meine Landsleute nur für ihr Recht, nämlich für ihre rechtmäßige Heimat. Dagegen kämpften die
Zionisten wie gemeine Räuber und Mörder für das Unrecht, nämlich für ein Land, das ihnen nicht
gehört. Es kommt hinzu, daß die arabischen Freiheitskämpfer ihre Aktionen der Verzweiflung oft
gegen den Widerstand der arabischen Regierungen durchführen. Israel dagegen begeht noch
heute als Staat dieselben Verbrechen wie die Terrororganisationen von 1948, wenn es Befehle
an Kampflugzeuge und Panzertruppen gibt, ihre Grenzen zu überfliegen oder zu überrollen und
arabische Dörfer auf fremdem Territorium anzugreifen. Gangster bleiben eben Gangster! Oder
haben Sie schon einmal in einer deutschen Zeitung gelesen, daß die israelischen Flugzeuge über
den Flüchtlingslagern der Palästinenser Kinderspielzeuge abwerfen, die mit Sprengstoff gefüllt
sind und die Kinder, die diese Spielzeuge finden, zerreißen?". (Hussein Ahmad, Palästina -
Meine Heimat, Frankfurt, 1975)

Der Jude J. G. Burg bemerkt dazu: „Zwar sprach die Jewish Agency offiziell ihren Abscheu über
dieses Verbrechen aus, aber der Ruf nicht nur Israels, sondern des Judentums war für immer mit
dieser schaurigen Affäre belastet. Leider gab es eine Reihe solcher Vorkommnisse, die indessen
nicht so bekannt wurden. Über Deir Jasin schrieb später Glubb Pascha in seinem
Erinnerungsbuch Jenseits vom Jordan und verbreitete damit die Geschichte dieses Massakers in
der ganzen Welt . . . Israelische Kreise geben im Gegensatz zu Glubb Pascha, der von 200 Toten
spricht, zu, daß 254 Araber, darunter eine große Anzahl Frauen und Kinder, massakriert wurden.
Der Rest der Bevölkerung floh. Tatsache bleibt aber auf jeden Fall, daß solche Morde die spätere
Flucht fast der gesamten arabischen Bevölkerung veranlaßt haben."

Nachdem der Staat Israel am 14. Mai 1948 ausgerufen worden war, kam es zum ersten
israelisch-arabischen Krieg. Der erste Waffenstillstand, der vom 1. Juni bis 8. Juli 1948 dauerte,
kam auf Vorschlag des Vermittlers der UNO, des schwedischen Grafen Bernadotte zustande. Er
schlug die Errichtung eines jüdisch-arabischen Bundesstaates vor, was jedoch von beiden Seiten
abgelehnt wurde. Unterdessen entwarf Graf Bernadotte einen neuen Teilungsplan für Palästina,
nach dem Galiläa und der Küstenstreifen am Meer mit Haifa und Tel Aviv den Juden, der Rest
von Palästina und der Negev den Arabern zufallen, und Jerusalem der Kontrolle der UNO
unterstehen sollte. Bernadotte hatte in seinem Bericht vorgeschlagen, daß„ das Recht der
arabischen Flüchtlinge, in ihre Heimatorte in jüdisch beherrschtem Gebiet zum frühest möglichen
Zeitpunkt zurückzukehren, von den Vereinten Nationen bestätigt werden sollte." Am 16.
September 1948 hatte Bernadotte seinen Bericht abgeschlossen, einen Tag später wurde er von
Mitgliedern der zionistischen Stern-Bande in Jerusalem ermordet." (J. Kimche, Zeitbombe
Nahost, Hamburg 1970)

Er ist im jüdischen Teil der Stadt mit Maschinenpistolen erschossen worden. „Ein Auto hatte sich
vor seinen Wagen quer über die Fahrbahn gestellt, so daß der UNO-Vermittler völlig wehrlos den
tödlichen Salven preisgegeben war. Die Täter selber wurden nie ermittelt. Aber nur allerhöchste
Stellen Israels wußten, wann der UNO-Vertreter mit seinem Wagen die Demarkationslinie
passieren würde, um seine Verhandlungen aufzunehmen, und die Attentäter mußten sehr genau
über die Zeit und die Fahrtstrecke des Grafen Bernadotte informiert worden sein."(J.G.Burg)

Über das Massaker von Kibieh am 15. Oktober 1953 berichtet der Israeli Uri Avnery: „Am 15.
Oktober griff eine Einheit der israelischen Armee das jordanische Dorf Kibieh an. Bei dieser
Vergeltungsmaßnahme wurden vierzig Häuser zerstört und fünfzig Menschen - Männer, Frauen
und Kinder - getötet. Dieses Massaker schockierte die Welt - es schockierte ebenfalls die
israelische Regierung. Die Schuld wurde General Moshe Dajan zugeschoben, damals der zweite
Mann in der Armee. Er hatte für solche Vergeltungsüberfälle eine Sondereinheit, die ,Einheit
101`, geschaffen. (Ihr Führer war Arik Sharon . . .)"

Drei Jahre später folgte der Massenmord von Kafr Kasem. Am 29. Oktober 1956, am ersten Tag
des Sinai Feldzuges, teilte der israelische Major, der für die Sicherheit im Raume von Kafr Kasem
verantwortlich war, dem Muchtar (Vorsteher) dieses Dorfes um 16 Uhr mit, daß ab 18 Uhr über
das Dorf ein strenges Ausgehverbot verhängt sei. Die arabischen Bauern befanden sich zu
dieser Zeit auf ihren Feldern und kehrten gewöhnlich erst gegen 19 bis 20 Uhr nach Hause
zurück. Da es unmöglich war, in der kurzen Zeit von zwei Stunden alle Bauern von dem
Ausgehverbot zu verständigen, bat der Bürgermeister den Armeemajor, für den ersten Tag die
Frist zu verlängern. Der israelische Major telefonierte mit seinem Vorgesetzten und erklärte dann,
daß es keine Ausnahme gäbe. Als die Dorfbewohner, von denen die Mehrzahl weit draußen
gearbeitet hatte, gegen 19 Uhr zurückkamen, wurden sie von einer Grenzpolizeiabteilung
festgenommen. Es waren insgesamt 47 Personen, in der Hauptsache Männer, aber auch einige
Frauen und Kinder, die ihre Väter auf die Äcker begleiteten. Am Dorfrand, wo man sie mit
Lastwagen hinbeförderte und vor eine Mauer stellte, sind dann alle 47 Araber erschossen, mit
Bajonetten erstochen oder mit Gewehrkolben erschlagen worden. „Nie hätte die Welt davon
erfahren, wenn nicht Uri Avnery die von der Regierung geheimgehaltenen Einzelheiten des
Massakers unter dem Titel Die Saat der Gewalt in seiner Wochenzeitung veröffentlicht hätte.
,Wir können unsere Hände nicht in Unschuld waschen`, schrieb Avnery, ,denn wir haben alle
geduldet, daß der Keim des Hasses gelegt wurde.`
Um seinen Lesern zu zeigen, wie weit die Dinge schon fortgeschritten sind, veranstaltete Avnery
eine Umfrage unter sechs- bis zehnjährigen israelischen Kindern über ihre Einstellung zu den
Arabern. Die Antwort der meisten lautete: ,Die Araber sind dreckig und stinkend. Man soll sie alle
abschlachten.` Den Angriffen Avnerys schlossen sich erfreulicherweise auch Zeitungen der
linkssozialistischen Mapam und des intellektuellen Kreises um Martin Buber an. Unter dem Druck
ihrer Veröffentlichungen bequemte sich die Regierung zu einer Untersuchung. Zwei Jahre später
wurde ein Prozeß gegen den Major durchgeführt, nicht aber gegen den Brigadegeneral, der, wie
es landesbekannt geworden war, den Mordbefehl ausdrücklich gebilligt hatte. Der Major kam
natürlich mit einer geringen Strafe und Bewährungsfrist davon." (J. G. Burg)

Inzwischen hat Mohammed Lakhdar Hagmina einen Film mit dem Titel „Kafr Kassem" gedreht
und erhielt dafür auf dem Internationalen Filmfestival in Cannes im Frühjahr 1975 den Großen
Preis. Der Film dokumentiert den Massenmord wahrheitsgetreu und hat nur israelische Quellen
verarbeitet. Danach soll es auch Urteile von mehreren Jahren Gefängnis gegeben haben, aber
18 Monate später waren alle frei. „Leutnant Gabriel Dahan, der allein 43 Tote auf dem Gewissen
hatte, erhielt 15 Jahre Gefängnis, wurde aber im September 1960 ,Beauftragter für arabische
Angelegenheiten` in Ramie. Ein Jahr später wurde er Offizier des Nachrichtendienstes und
Attacke an der israelischen Botschaft in Paris." Kommentar: Zionistische Justiz! (H. Katzer,
Paris).

Ein weitaus schrecklicheres Verbrechen darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: Die
Massenvernichtung ägyptischer Soldaten nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967.
Juan Maler berichtet darüber:
„Während die im Sinai-Gebiet gefangengenommenen ägyptischen Offiziere gut behandelt und
bald schon auf dem Luftwege heimbefördert wurden, trieb der israelische Brigadegeneral
Yesha'ahu Gavish auf Befehl Dajans die ägyptischen Soldaten durch die Sinai-Wüste, wo sie an
Durst, Hunger und Hitze starben. Hunderte von Fotos wurden von diesem Todesmarsch von
amerikanischen Flugzeugen aus aufgenommen. Die Zahl der so Liquidierten wird mit 50 000
angegeben. Verteidigungssekretär Mc Namara verbot es, 60 000 Gallonen Wasser in
Kunststoffkannen über den Unglücklichen abzuwerfen, nachdem sich Dean Rusk, Goldberg und
Walt Rostow telefonisch gegen eine solche Hilfsaktion ausgesprochen hatten. . ."

J. Maler weist noch darauf hin, daß bei Hebron im Zuge der „Umsiedlungen" ganze Dörfer, Haus
für Haus mit Dynamit in die Luft gesprengt und in Gaza mehr als hundert Mädchen im Alter von
15 bis 20 Jahren bei einer Kundgebung im Februar 1969 von israelischen Soldaten brutal
zusammengeschossen wurden.
Moshe Menuhin, der Vater des großen Geigers Yehudi Menuhin erklärte dazu in verschiedenen
Zeitungen der USA:
„Meine Religion ist ,prophetisches` Judentum, nicht ,Napalm`. Die jüdischen Nationalisten, die
neue Sorte von kämpfenden Juden, sind keine Juden, soweit es mich betrifft, sondern ,jüdische`
Nazis, die allen Sinn für jüdische Moralität und Menschlichkeit verloren haben. Anti-Zionismus ist
daher nicht Antisemitismus." (J.Maler, Gegen Gott und die Natur).

Ob dieses furchtbare Urteil auch auf Golda Meir zutrifft, die als Ministerpräsidentin am 21.
Februar 1973 nach eigenen Angaben den Befehl zum Abschuß eines lybischen
Passagierflugzeuges gab, das 104 Fluggäste und 9 Besatzungsmitglieder an Bord hatte, vom
Kurs abkam und statt in Kairo zu landen über dem Suez-Kanal herumirrte? Obwohl der
französische Flugkapitän der israelischen Luftabwehr mitteilte, daß es sich um eine Zivilmaschine
handelte, wurde das Flugzeug von der israelischen Luftwaffe abgeschossen.

Geben wir am Ende dieses finsteren Kapitels noch einmal dem Juden J. G. Burg das Wort. Er
schreibt: „Niemals hätte ich geglaubt, daß sich ein jüdischer Staat in diesen Teufelskreis des
Hasses, der Unduldsamkeit und des Verbrechens begeben würde. Soweit hat uns der fanatische
Chauvinismus der Zionisten, besonders aber der zionistischen Sozialdemokraten, gebracht.
Mögen wir als Juden niemals das bezahlen müssen, was uns eine gewissenlose Clique in Israel
an Schuld auflud! Bisher standen wir Juden vor der Welt als diejenigen da, die Gerechtigkeit zu
fordern hatten. Nun hat man in Israel den Arabern gegenüber diese Gerechtigkeit vor aller Welt
mit Füßen getreten.
Daß in Israel nur eine kleine Minderheit des Weltjudentums lebt und daß die Mehrheit der
jüdischen Bevölkerung von Israel mit diesen Greueltaten nichts zu tun haben will, wird die Welt
vielleicht ebensowenig zur Kenntnis nehmen, wie sie 1945 zur Kenntnis nahm, daß auch die
Masse des deutschen Volkes mit den entsetzlichen Folgen der Judenhetze nichts zu tun hatte."

d. Eine Israelin berichtet

„Ein Fortschritt im Nahen Osten kann nur über die Verwirklichung der nationalen Rechte der
Palästinenser und der Israelis erreicht werden, nämlich wenn Israelis und Palästinenser sich
gegenseitig als Nationen akzeptiert haben, die im selben Land ihre Heimat haben", diese
Meinung vertritt die Israelin Edna Politi in ihrem Film: Für die Palästinenser.
Sie tritt darin entschieden für die Rechte des palästinensischen Volkes ein, „dessen eine Hälfte in
Flüchtlingslagern, dessen andere Hälfte unter Besetzung lebt" und begründet die Vorführung
ihres Filmes in Europa damit, „daß Informationen über die Palästinenser zu oft mangelhaft oder
auch falsch. sind". Es geht ihr darum, „daß das Unrecht, das dem palästinensischen Volk
widerfahren ist, beendet wird".

Zunächst erklärt sie, wie es zu den palästinensischen Flüchtlingen kam.


„Wenn Kriegshandlungen in der Nähe ihrer Dörfer stattfinden, verlassen die palästinensischen
Bauern das Dorf mit ihren Familien, um irgendwo in den Bergen, im Dorf nebenan Sicherheit zu
finden. Nach dem Ende der Kämpfe verhindern die Israelis die Rückkehr der Bevölkerung in ihre
Dörfer: denn auf die Gebiete, die sie eroberten, wollen sie nicht verzichten, und eine große Zahl
palästinensischer Bürger in Israel, das ein jüdischer Staat sein soll, wollen sie ebenfalls nicht.

Mindestens 250 bis 300 Dörfer werden von den Israelis leergehalten. Ihre Einwohner werden zu
Flüchtlingen: die meisten von ihnen in den arabischen Nachbarländern, in Flüchtlingslagern. Sie
wissen nicht, daß sie nach 26 Jahren immer noch in diesen Lagern leben werden müssen, auf
die Rückkehr in die Heimat hoffend. Andere flüchten nach Dörfern, die unter israelische
Herrschaft gerieten. Diese wurden zu Flüchtlingen innerhalb Israels: Sie wurden zwar israelische
Staatsbürger, durften jedoch in ihre Dörfer nicht zurück."

Der Film zeigt dann, wie an der Stelle eines zerstörten Dorfes dessen Bewohner vertrieben
worden waren, ein Wald gepflanzt wird, der beides: Vertreibung und Zerstörung, vergessen
lassen soll.
„Die jungen Bäume hier sind von gutwilligen, aber oft unwissenden Leuten gespendet worden.
Sie haben Geld gegeben, damit Israel die Wüste beseitigen kann . . . Aber die Bäume wachsen
hier nicht ,in der Wüste`, sondern in einem verwüsteten Land."
Anderswo werden auf dem Boden palästinensischer Dörfer israelische Siedlungen gebaut:
Dreihundertfünfzig israelische Siedlungen und Kibbutzim sind allein zwischen 1948 und 1953 auf
diese Weise entstanden."

Unter dem Titel: Palästinenser in Israel: beraubt und unfrei im eigenen Land wird geschildert,
welche Methoden bei der Beschlagnahmung palästinensischen Eigentums angewandt wurden.
Ein Araber sagt bei einem Interview:
„Unser Dorf hatte ungefähr 3600 Hektar, davon haben uns die israelischen Behörden 2800
Hektar konfisziert . . . 1948 zogen sie eine Linie ums Dorf und sagten: Was außerhalb dieser
Linie ist, gehört euch nicht mehr. Was innerhalb ist, könnt ihr behalten. Und das war gesetzlich!
Die Israelis brauchten bloß die Notstandsgesetze aus der Engländerzeit zu nehmen und uns
verbieten, unseren Boden zu betreten. Später kam ein weiteres Gesetz, wonach der seinen
Boden verliert, der ihn drei Jahre lang nicht bestellt hat. Ich z. B. habe als Taglöhner für einen
Kibbutz gearbeitet, und zwar auf Ländereien, die eigentlich meinem Großvater gehören. Als
Taglöhner ließen sie mich auf Felder, die mein Großvater als Eigentümer nicht betreten durfte.
Und so konnten sie schließlich, obgleich ich dort jahrelang gearbeitet habe, zu meinem Großvater
sagen: Du hast hier seit drei Jahren nicht mehr gearbeitet. Jetzt gehört das Land uns. So haben
sie uns alles Land weggenommen."
Wer von unseren Bürgern in Deutschland und der freien Welt weiß schon von diesen
Enteignungsmethoden der israelischen Räuber? Und wer kann sie billigen? Warum schweigen
die Massenmedien? (Diese Frage ist bereits im Teil I Die geplante Weltregierung ausführlich
behandelt.)

Die Enteigneten in ihrem eigenen Land sind aber noch in manch anderer Hinsicht entrechtet.
Edna Politi zitiert z. B. folgenden „Einschränkungsbefehl": Aufgrund meiner Befugnisse gemäß
Paragraphen 6 und 109 der Notstandsgesetze von 1945, und da ich der Meinung bin, daß es für
die Sicherheit des Staates Israel erforderlich ist, befehle ich hiermit, daß Jahsi Joseph Schauita
sich in keinem Ort des Staates Israel außerhalb des Bezirkes Scharon aufhalten darf, es sei denn
mit einer besonderen Genehmigung, die er im nächsten Polizeirevier beantragen kann. Gegeben
den 27. 5. 73.
Unterschrift: Rechav am Zeevi, General

Frau Politi kommentiert dazu: „Solche Befehle werden in Israel nur palästinensischen Bürgern
erteilt. Heute bekommen sie nur bestimmte Personen, bis 1965 waren es jedoch die
palästinensischen Bewohner ganzer Bezirke, die sich für jede Reise beim Militärkommandanten
eine Reisegenehmigung holen mußten. Diese Befehle werden aufgrund von Notstandsgesetzen
erteilt, die den Behörden eine absolute Gewalt über die Freiheit des einzelnen geben und die sie
nutzen, um politisch mißliebige Personen unter Druck zu setzen."

Einige Notstandsgesetze:

§ 109 Der Militärkommandant ist befugt, einer Person


a) zu untersagen, bestimmte Bezirke zu betreten,
b) zu befehlen, ihn über ihren jeweiligen Aufenthaltsort zu unterrichten.
§ 110 Der Militärkommandant ist befugt, eine Person unter Polizeiaufsicht zu stellen, so daß
a) diese Person verpflichtet ist, sich nur in dem vom Kommandanten genannten Bezirk
aufzuhalten;
b) es dieser Person untersagt ist, ihren Wohnort ohne polizeiliche Genehmigung zu wechseln.
c) Es kann dieser Person zur Auflage gemacht werden, sich zu bestimmten Tageszeiten im
Polizeirevier zu melden;
d) es kann dieser Person zur Auflage gemacht werden, von Sonnenuntergang bis
Sonnenaufgang sich nicht außerhalb ihrer Wohnung aufzuhalten.
§ 111 Der Militärkommandant ist befugt, einen Haftbefehl gegen eine Person zu erlassen. (Der
Haftbefehl muß nicht begründet werden. Eine Gerichtsverhandlung findet nicht statt. Der
Haftbefehl gilt für drei Monate und kann beliebig oft erneuert werden.)

Über „Die politische Unterdrückung in den palästinensisch besetzten Gebieten" sagt Edna Politi:
„Auf Israels Straßen werden die Kraftfahrzeuge der besetzten Gebiete ständig kontrolliert. Sie
tragen besondere Nummernschilder, die sich deutlich von den israelischen unterscheiden. An der
Sperre müssen nur Palästinenser halten. Heute genügen Patrouillen, Ausweiskontrollen und
Straßensperren, um in den palästinensischen Gebieten relative Ruhe herzustellen. In den ersten
Jahren nach der Okkupation war es anders. Die Palästinenser übten Widerstand. Die Israelis
reagierten mit eiserner Hand: Kollektive Bestrafung, Häusersprengungen, Sippenhaft.

Ein israelischer General sagte: Wir haben hier Ordnung gemacht, wie es die Amerikaner in
Vietnam nicht geschafft haben."

5. Ein Wort zum christlich jüdischen Dialog

Am Schluß dieser Abhandlung darf ein Wort zum christlich jüdischen Dialog nicht fehlen. Er
gehört doch zu den ermutigenden und hoffnungsvollen Zeichen unserer Zeit. Mehr denn je sind
wir heute auf Verstehen, Verständigung und Versöhnung angewiesen.

Auf katholischer Seite hat die im Oktober 1974 geschaffene „Kommission für die religiösen
Beziehungen zum Judentum", die vom Präsidenten des Einheitssekretariats, Kardinal Jan
Willebrands, geleitet wird, ein neues Dokument über das Verhältnis der Christen zu den Juden
erarbeitet, das unter dem Titel „Richtlinien und Hinweise für die Durchführung der
Konzilserklärung ,Nostra Aetate`, Art. 4" am 3. Januar 1975 in Rom veröffentlicht wurde.

Ein halbes Jahr später gab der Rat der EKD eine Studie über „Christen und Juden" heraus, die,
als Orientierungshilfe gedacht, ebenso wie die katholische Erklärung geeignet ist, dem
notwendigen Dialog zwischen Christen und Juden neue und richtungsweisende Impulse zu
geben. Da bei dem anstehenden Dialog nicht nur rein theologische, sondern auch politische
Fragen offen und vorbehaltlos diskutiert und nicht ausgeklammert werden sollten, dürfte die
vorliegende Studie über die „Weltmacht Zionismus" nicht als negativer Beitrag zum christlich-
jüdischen Dialog gewertet werden. Fakten und Realitäten muß man kennen und anerkennen,
Unrecht und Ungerechtigkeit aber sind zu überwinden, wenn einer vertieften Brüderlichkeit
zwischen Christen, Juden und Arabern ein Weg gebahnt werden soll.

Weitere Beiträge von Manfred Adler:

1. Die geplante Weltregierung


2. Die antichristliche Revolution der Freimaurer

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Abendrot der Weltgeschichte


In memoriam

Jakob Parnes (1877 - 1954)

Jakob Parnes wurde am 26. Dezember 1877 in Raznio in Ostgalizien als Sohn jüdischer Eltern
geboren. Als junger Mann ging er auf Wanderschaft. In Hamburg fand er in das Missionshaus
Jerusalem, wo Juden Herberge geboten und auch Jesus bezeugt wurde. An Jesus gläubig
gewordene Juden wurden dort in ihrem Glauben weiter gefestigt. Auch Jakob Parnes erkannte
dort Jesus Christus als den Messias und Herrn. Er nahm ihn an. Nach seiner Bekehrung wurde
er am 19. März 1899 von Pastor Frank in diesem Missionshaus getauft. Als seine Eltern es
erfuhren, hielten sie um ihn die jüdische Totenklage.

Von 1900 bis 1904 wurde Parnes in der Pilgermission St. Chrischona an der Bibelschule
ausgebildet. Anschließend diente er vier Jahre der Judenmission in Hamburg. Dann erhielt er im
Jahr 1908 einen Ruf in die Landeskirchliche Gemeinschaft Ludwigslust in Mecklenburg, wo er
zusammen mit seiner Frau Gemeinde und Missionsdienste übernahm, bis er im 1. Weltkrieg als
Sanitätssoldat eingezogen wurde.

Im Frühjahr 1921 kam er mit seiner Frau in deren Heimat Tiengen bei Freiburg und diente dort
als Prediger des "Vereins für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses", kurz "A.B. Verein"
genannt. Dieser Verein ist Teil der Gemeinschaftsbewegung in Baden, die ihre Wurzeln in der
Erweckung hat. Sie war als Frucht der Verkündigung des badischen Pfarrers Alois Henhöfer in
Spöck entstanden.Nach dem Heimgang seiner Frau wurde er zum Dienst nach Emmendingen in
die Gemeinschaft dieser Stadt versetzt. Im Herbst 1933, dem Jahr der Machtübernahme Hitlers,
wurde seine kleine Schrift "Die biblische Lösung der Judenfrage" beschlagnahmt und vernichtet.
Der NS Kreisschulrat in Emmendingen arbeitete gegen ihn. Deshalb war es notwendig, Bruder
Parnes im September 1935 wieder nach Tiengen zu schicken.

Am 31. Dezember 1935 schrieb der badische Minister für Kultus und Unterricht dem A.B. Verein
drohend: "In nationalsoziatistischen Kreisen ist man empört, daß ein getaufter Jude als
Reiseprediger auftreten kann." Trotzdem wagte es der Verwaltungsrat des A.B. Vereins, Parnes
bis nach der »Reichskristallnacht« 1938 im Dienst zu lassen. Zum 1. Januar 1939 wurde er in
den Ruhestand versetzt und durfte irn Vereinshaus in Tiengen wohnen bleiben. Es war um 1940,
als der Graue Star eine dringende Augenoperation erforderlich machte. In Freiburg war man
allgemein nicht bereit, einen Juden zu operieren. Schließlich fand sich in Tübingen ein Arzt, der
diesen Eingriff stillschweigend vornahm.

Gott hielt in all diesen Jahren seine Hand über Jakob Parnes. Er war einer von drei (!) Juden in
Baden, die nicht ins KZ kamen. Nach Kriegsende 1945 konnte er seinen Dienst wieder
aufnehmen und weiterhin segenreich wirken. Am 2. Dezember 1954 rief der Herr seinen treuen
Knecht heim. Als geborener Jude hatte er einen besonderen Zugang zur Bibel und zur bibhschen
Prophelie, die für ihn sehr wichtig war.
Der Abdruck aus einer seiner Verkündigungen über Jesaja, 2, Verse 1 4 will uns an seinen
gesegneten Dienst erinnern.

Jacob Parnes

Das Abendrot der Weltgeschichte

Zwischen der Wiederkunft Jesu und dem Neuen Jerusalem liegen 1000 Jahre des Friedens unter
der Regentschaft Jesu Christi, das sogenannte 1000-jährige Reich. Da es danach diese Welt so
nicht mehr geben wird, - dafür aber einen neuen Himmel und eine neue Erde – kann man diese
Periode mit einem Abendrot vergleichen, das nach dem Unwetter des Tages (Endzeit/Trübsal)
noch einmal ein Aufatmen ermöglicht, ehe die letzte Auseinandersetzung und das Ende dieser
Welt kommen wird.

Jesaja 2, Vers 2: Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher
denn alle Berge, und über alle Hügel erhaben werden, und werden alle Heiden dazulaufen.

Jesaja 2, Vers 3: ... und viele Völker hingehen und sagen: Kommt, laßt uns auf den Berg des
HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, daß Er uns lehre Seine Wege und wir wandeln
auf Seinen Steigen! Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und des HERRN Wort von
Jerusalem.

Jesaja 2, Vers 4: Und Er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker. Da werden sie
ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk
wider das andere ein Schwert aufheben und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen.

Viele Verheißungen sind erfüllt

Viele Verheißungen sind erfüllt, und zwar buchstäblich in wunderbarer Weise. Das ist das Angeld
Gottes auch für die Verheißungen, deren Erfüllung noch aussteht. Der Herr Jesus Christus hat
eine völlige Erlösung für alle Zeiten und für alle Menschen vollbracht. "Zu allen Verheißungen
Gottes liegt in Ihm das Ja" (2. Kor 1, 20). Das Heil, welches für die Welt vollbracht ist, wird im
Lauf der Zeiten auch der Welt zuteil werden.

Nach Gottes Plan ist das Volk Israel das Werkzeug für die Weltmission. Apostelgeschichte 3,
Verse 19 21:

"So tut denn Buße und bekehrt euch, damit euch eure Sünden vergeben werden, auf daß Zeiten
der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen und Er den für euch bestimmten Messias
Jesus sende. Diesen muß allerdings der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der vollen
Verwirklichung dessen, was Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten von alters her
verkündet hat."

Mit der Bekehrung Israels und der Wiederkunft Christi kommen erst jene Zeiten der Erquickung
für die Völker. Wie herrlich jene Zeit sein wird, darüber gibt Jesaja 2, Verse 2 4 einigen
Aufschluß.

In der Endzeit wird es geschehen

Die Endzeit hat mit dem Kommen Jesu in Seiner Niedrigkeit begonnen. "Er hat in dieser Endzeit
zu uns geredet durch den Sohn!" (Hebr 1, 2). Da ist das Erlösungswerk vollbracht worden und
wirkt sich zunächst in einzelnen Menschen aus. Die volle Verwirklichung in der Masse der
Menschheit beginnt erst mit der Wiederkunft Christi.

Der Tempelberg des HERRN wird fest gegründet dastehen an der Spitze der Berge und über die
andern Höhen erhaben sein.

Es tobt in der Welt ein großer Kampf zwischen Religion und Glaubensleben, der mit dem
uneingeschränkten Sieg Gottes enden wird. Der religiöse Kain haßte und tötete den im
lebendigen Glauben stehenden Abel. Der nach dem Fleisch geborene Ismael verfolgte den nach
dem Geist geborenen Isaak (Gal 4. 29). Der Pharisäer verachtete den durch wahre Buße gerecht
gewordenen Zöllner. Die religiösen Höhen hatten zu allen Zeiten die Oberhand und die Macht in
dieser Welt. Die wahrhaft Gläubigen waren immer in der Minderheit und vielfachen
Unterdrückungen seitens der religiösen Welt ausgesetzt.

Das wird so bleiben bis zur Wiederkunft Christi und bis zur Bekehrung Israels als Volk. Dann wird
der Tempelberg des HERRN fest gegründet dastehen. Von jeher übertraf der Berg Gottes alle
anderen Höhen himmelhoch an innerer Erhabenheit, an Wert und Würde. Einst wird diese innere
Erhabenheit offenbar werden in Herrlichkeit.

Dann werden die Völker zu diesem Berg strömen und zahlreiche Nationen hinwallen und sagen:
"Kommt, laßt uns zum Hause des HERRN hinaufziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit Er
uns über Seine Wege belehre und wir auf Seinen Pfaden wandeln,"

Die Gemeinde Jesu Christi hat zwar die Aufgabe, ein Zeuge des Herrn zu sein bis ans Ende der
Erde (Apg 1, 8). Aber die Frucht ihres Zeugnisses wird zunächst nur in der Errettung einzelner
Menschen bestehen, der kleinen Herde, der wenigen, welche durch die enge Pforte dringen und
auf dem schmalen Weg wandeln. Es ist wichtig, dies bei der Evangeliums Verkündigung zu
beachten. Die Versuche, die Masse zur wirklichen Bekehrung und Wiedergeburt zu bringen, sind
stets gescheitert und werden scheitern bis zur Wiederkunft Christi und bis zur Bekehrung Israels
als Volk. Alle bloße Christianisierung der Masse richtet wieder eine religiöse Welt auf. Auch
Jesus hat sich beschränkt und ging zunächst nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel.
Bis zur Wiederkunft Christi besteht bei der Errettung der Menschen eine Beschränkung auf die
Herausrettung der Gnadenauswahl aus Israel (Röm 11, 7) und der Vollzahl aus den Nationen
(Röm 11, 25), des Leibes Jesu Christi (Eph 4, 11. 12).

Dann werden alle Völker zum Hause des HERRN strömen

In den furchtbaren Gerichten der Endzeit (Offb 6, 8+9 und 16 18) werden die Völker den
Zusammenbruch ihrer eigenen Weisheit und ihrer eigenen Kraft erleben. Bei dem bekehrten Volk
Israel werden sie die Herrlichkeit des Gottes Jakobs sehen. Das wird sie anziehen. Berg und
Haus Gottes werden in Wahrheit zu einem Turm werden, der bis in den Himmel reicht, und zu
einem Mittelpunkt, der alle Völker anzieht und miteinander vereinigt, das göttliche Gegenstück
des babylonischen Menschenwerkes (l. Mose 11, 4).

Denn von Zion wird Belehrung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem

Das Heil ist von den Juden gekommen und wird von den Juden kommen (Joh 4, 22). Dem
bekehrten Volk Israel bleibt die Weltmission vorbehalten. "Denn wenn schon ihre Verwerfung zur
Versöhnung der Welt führt, was kann dann ihre Annahme anderes bringen als Leben aus den
Toten?" (Röm 11, 15). So spricht der HERR der Heerscharen: "In jenen Tagen, da werden zehn
Männer der Heidenvölker einen jüdischen Mann ergreifen. ja sie werden ihn beim Rockzipfel
ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist"
(Sach 8, 20 23). Die Bekehrung Israels als Volk ist deutlich in der Schrift bezeugt. Die natürlichen
Zweige werden in ihren eigenen Ölbaum wieder eingepfropft werden. Israel wird wieder
Barmherzigkeit erlangen (Röm 11, 16 - 32). Die Decke wird von Israels Herzen weggenommen
werden (2. Kor 3, 15.16; vgl. Sach 12, 10; Offb 1, 7; Hos 3, 4.5). Zu dieser inneren Herrlichkeit
gesellt sich das äußere Wohlergehen der Menschheit.

Dann wird Er zwischen den Völkern richten und vielen Nationen Recht sprechen

Der wiederkommende Herr erscheint als König, und die Völker werden sich Ihm unterwerfen. "Die
Herrschaft über die Welt ist zu unserem Herrn und Seinen Gesalbten gekommen, und Er wird als
König in alle Ewigkeit herrschen" (Offb. 11, 15; 12, 10; 19, 6.12 und 16; vgl. Dan 7, 13.14). Da
wird sich das Gebet im Vaterunser erfüllen: "Dein Reich komme!" Da wird der Herr der
Schiedsrichter zwischen den Völkern sein und wird die Niedrigen richten mit Gerechtigkeit und
den Elenden im Lande Recht sprechen nach Billigkeit. Den Gewalttätigen aber wird Er mit dem
Stab Seines Mundes schlagen und mit dem Hauch Seiner Lippen den Gottlosen töten; und
Gerechtigkeit wird der Gurt Seiner Hüften sein und die Treue der Gürtel Seiner Lenden, Jesaja
11, Verse 3 5. Das Tausendjährige Reich, das hier offenbar beschrieben wird, wird eine
Theokra¬tie (Gottesherrschaft) sein, wo der Herr mit Seiner verklärten Gemeinde regieren wird,
Offenbarung 20, Verse 4 6. Da herrscht das göttliche Recht in seiner Fülle, und der Herr selbst
straft die Widerspenstigen (Jes 65, 20; Sach 14, 17 19).

Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzenspitzen zu


Winzermessern. Weil der Herr der Schiedsrichter sein wird, wird der Krieg überflüssig werden.
Die Menschen verwenden alle ihre Kraft zu fruchtbarer Arbeit, und die Landwirtschaft wird unter
dem Segen des Herrn sehr aufblühen. Der Fluch ist von der Erde weggenommen, und das
langlebige Geschlecht erfreut sich eines herrlichen Wohlstandes. "Sie werden ein jeder unter
seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, ohne daß jemand sie aufschreckt",
Micha 4, Vers 4, vgl. Jesaja 65, Verse 21 23. Es kommt dann ein sozialer Ausgleich, wie er ja
vom Herrn schon angedacht war, als Israel ins Land Kanaan kam.

Kein Volk wird noch das Schwert gegen ein andres Volk erheben und hinfort nicht mehr auf den
Krieg einüben. Weil der Krieg aufhört, so braucht man auch keine Kasernen und keine Soldaten
mehr. Dann wird Friede auf Erden sein. Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, sangen die
himmlischen Heerscharen: "Friede auf Erden in den Menschen des göttlichen Wohlgefallens."
Andere Übersetzung: "Heil auf Erden bei den Menschen der Erwählung." Das ist jetzt schon
erfüllt. In den Herzen der Menschen des göttlichen Wohlgefallens ist Friede. Das sind die
Menschen der Erwählung, die Gnadenauswahl aus allen Völkern.

Der Völkerfriede kommt aber erst, wenn der Herr als Friedenskönig in Seinem Reich regieren
wird. Jetzt ist es unmöglich, in der Welt diesen herrlichen Zustand herbeizuführen, weil Satan
noch der Gott dieser Welt ist. Unter seiner Herrschaft stehen die Menschen. Er verblendet sie
und umgibt mit einem organisierten Heer der Finsternis die Erde wie mit einem Panzer. Er
beeinflußt und verleitet die Menschen zu allem Bösen (Eph 2, 2.3; 6, 12; 2. Kor 4, 3.4). Wenn der
Herr wiederkommt, wird Satan gebunden werden (Offb 20, 1 3). Die Luftregionen werden
gereinigt werden, in denen dann der Herr mit Seiner verklärten Gemeinde sich aufhalten wird
(1.Thess 4, 16.17) und von da aus die Völker zu allem Guten segensreich beeinflussen und
regieren wird. Dein Reich komme!

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David Jaffin

Gott verheißt Abram einen Sohn und macht einen Bund mit ihm
Nach diesen Geschichten begab sich's, daß zu Abram das Wort des HERRN kam in einer
Offenbarung:

Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.
Abram sprach aber: HERR, mein Gott, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder, und
mein Knecht Elieser von Damaskus wird mein Haus besitzen. Und Abram sprach weiter: Mir hast
du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer von meinen Knechten wird mein Erbe sein.
Und siehe, der HERR sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe
kommen wird, der soll dein Erbe sein. Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: Sieh gen Himmel
und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Und sprach zu ihm: So zahlreich sollen deine
Nachkommen sein! Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. Und
er sprach zu ihm: Ich bin der HERR, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, auf daß ich dir dies
Land zu besitzen gebe.

Abram aber sprach: HERR, mein Gott, woran soll ich merken, daß ich's besitzen werde? Und er
sprach zu ihm: Bringe mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder,
eine Turteltaube und eine andere Taube. Und er brachte ihm dies alles und zerteilte es in der
Mitte und legte je einen Teil dem andern gegenüber; aber die Vögel zerteilte er nicht. Und die
Raubvögel stießen hernieder auf die Stücke, aber Abram scheuchte sie davon.

Als nun die Sonne am Untergehen war, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram, und siehe, Schrecken und
große Finsternis überfiel ihn. Da sprach der HERR zu Abram: Das sollst du wissen, daß deine
Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem Lande, das nicht das ihre ist; und da wird man
sie zu dienen zwingen und plagen vierhundert Jahre. Aber ich will das Volk richten, dem sie
dienen müssen. Danach sollen sie ausziehen mit großem Gut.

Als nun die Sonne untergegangen und es finster geworden war, siehe, da war ein rauchender
Ofen, und eine Feuerflamme fuhr zwischen den Stücken hin. An dem Tage schloß der HERR
einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben, von dem
Strom Ägyptens an bis an den großen Strom Euphrat... 1. Mose 15

Gottes Wirken an Abram, dem ersten Patriarchen und Vater der Gläubigen, hatte angefangen mit
der vierfachen Verheißung:

Sein Volk wird ein großes Volk werden,

- sein Volk wird das Land besitzen, welches der Herr ihm zeigen wird

- wer Abram und seine Nachkommen verflucht, wird verflucht werden,

- und wer Abram segnet, wird gesegnet werden. »Durch dich werden gesegnet alle Völker auf
Erden.«

Diese grundlegenden Zusagen an Abram mit dem Befehl, das heidnische Vaterland zu verlassen
und sich ein neues Land zeigen zu lassen, kann man als ein Leitmotiv, als einen zentralen
Befund in Beziehung zu Abrams ganzem Leben, ja, auch in Beziehung zu Israels und unserer
ganzen Geschichte sehen. Israel soll Gottes erstgeliebtes Volk, Gottes Eigentum werden, und
durch dieses Volk soll der kommen, der das Heil für alle Völker sein wird.

Israels Erwählung und Segen gelten nicht nur für sich, sondern für die ganze Welt. Anders
gesagt: Das Alte Testament ist ein Buch für alle Völker. Denn was der Herr durch Abram und
seine Nachkommen tut, wird den Weg bereiten zum Heil für alle Völker.

Deshalb sprechen die Propheten auch zu den Völkern rings um Israel und sogar zu Völkern,
welche sehr weit weg leben. Deshalb schließen sich die Menschen aus den Völkern Israel an,
schon bei ihrem Auszug aus Ägypten, bis hin zu den Gottesfürchtigen, von denen das Neue
Testament schreibt, die als Heiden den Gott Israels anerkennen, aber nicht das ganze Gesetz
halten müssen. Viele dieser Gottesfürchtigen werden dann später Christen. Es wird deutlich: Der
Herr wirkt durch einzelne Menschen, wenn er Weltgeschichte gestaltet als »Jahwe«, als der
seiende, wirkende, geschichtsgestaltende Herr.

In diesem Bibelabschnitt geht es direkt um zwei Aussagen des vierfachen Segens an Abram - um
das große Volk und das Land Israel.

Aber auch Segen und Fluch werden indirekt mit angesprochen, ebenso Gottes geschichtlicher
Weg mit Israel und damit auch mit uns.

»Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn. Abram sprach aber:
Herr, mein Gott, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder, und mein Knecht Elieser
von Damaskus wird mein Haus besitzen. Und Abram sprach weiter: Mir hast du keine
Nachkommen gegeben.«

Wir lernen aus diesem Abschnitt, daß unser Glaube nicht ein passiver Glaube ist, wie bei den
Götzen des Buddhismus und Hinduismus.
Abram redet sehr direkt mit dem Herrn, klagt ihn indirekt sogar an. So sollen unsere Gebete sein,
wie Martin Buber das ausdrückte: Gespräche in einer Ich - Du - Beziehung mit dem Herrn, oder
wie die Propheten ständig fragen: »Herr, warum? Herr, wie lange?«

Wir kämpfen innerlich um Richtungsweisung, um Antworten; und wenn wir keine Antworten
bekommen, sagen wir, meinen wir und beten wir: »Aber Herr, dein Wille geschehe.« Und wenn
wir Antworten bekommen, die uns nicht passen, die gegen unseren eigenen Willen sind, dann
sagen wir, meinen wir und beten wir: »Aber Herr, du weißt viel besser, was wirklich für mich gut
ist, dein Wille geschehe.«

So erwidert Abram in unserem Text dem Herrn auch nichts, als der Herr voraussagte: »Das sollst
du wissen, daß deine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem Lande, das nicht das ihre
ist; und da wird man sie zu dienen zwingen und plagen vierhundert Jahre.«
Vierhundert Jahre sind keine kurze Zeit. Aber der Herr verspricht Abram in dem Zusammenhang
Nachkommen, obwohl seine Ehe bislang unfruchtbar war: »Sieh gen Himmel, und zähle die
Sterne; kannst du sie zählen? Und er sprach zu ihm: » So zahlreich sollen deine Nachkommen
sein.« Das versprach der Herr gleich nachdem Abram ihn angeklagt hatte, daß er ihm keine
Nachkommen gegeben habe. Es ist zwar nicht unser Weg, den Herrn anzuklagen, seine
Gerechtigkeit in Frage zu stellen. Aber manchmal fühlt sich der Herr trotz unseres Übermuts
herausgefordert zu handeln, wie hier bei Abram, denn er ist der Herr des Lebens.

Ein Kollege erzählte mir aus seinem Leben: Als er acht Jahre alt war, platzte sein Blinddarm. Die
Ärzte kamen damals an ihre Grenze und konfrontierten die Eltern mit dem Schlimmsten, sie
hatten die Hoffnung für das Kind aufgegeben. Die frommen Eltern aber beteten um die
Gesundheit ihres Sohnes, obwohl der Achtjährige seine Eltern angriff und den Herrn
herausforderte: »Warum betet ihr denn? Euer Gott tut ja doch nichts.« Dann sei er in einen tiefen,
einen ganzen Tag dauernden Schlaf gefallen.
Als er aufwachte, sei er aufgestanden und gesund nach Hause gegangen - solch eine Erfahrung
kann man nicht »machen«, denn der Gott der Bibel ist und bleibt der Herr, und er kann tun, wann
und was er will, auch ohne unser Verdienst, manchmal sogar trotz unseres Versagens auch ihm
gegenüber.

»Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.«

»Allein aus Glauben« gilt als der zentrale Satz der Reformation, der in diesem Text einen seiner
zentralen biblischen Pfeiler hat. Ich kann mich noch gut an die Gesichter mancher meiner
Konfirmanden erinnern, als ich ihnen von der Entrückung im Zusammenhang von 1.
Thessalonicher 4 erzählte. Mancher schmunzelte, wie die alt gewordene Sarai, Abrams Frau,
schmunzelte, als sie hörte, daß sie in ihrem hohen Alter ein Kind gebären solle. Aber dann sagte
ich zu meinen Konfirmanden: »Können wir uns überhaupt die Größe des Schöpfers vorstellen?
Es gibt Sterne, die Milliarden von Lichtjahren von uns weg sein sollen. Und uns fällt es schon
schwer, uns die Entfernung vorzustellen, die das Licht an einem Tag zurücklegt.

»Und der Herr sprach: Sieh gen Himmel, und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Und er
sprach zu ihm: So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!«

Israel war zwar immer ein kleines Volk, aber im gesamten Zeitablauf gesehen ist diese Aussage
wahr geworden, denn Israel hat Verfolgung nach Verfolgung überlebt, bis die letzte solcher
Verfolgungen im Dritten Reich das Volk zurück in sein Land brachte - ein endzeitliches Ereignis,
welches der Prophet Hesekiel um 600 vor Christus im Kapitel 37 seines Buches genau
voraussagte.

»Und er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, auf daß ich dir
dies Land zu besitzen gebe. Abram aber sprach: Herr, mein Gott, woran soll ich merken, daß
ich's besitzen werde?«

Abram fordert ein Zeichen vom Herrn. Das Land war groß und Abrams Geschlecht klein. Es steht
uns nicht zu, in allen möglichen Situationen Zeichen vom Herrn zu fordern, denn der Herr hat
sein endgültiges Zeichen, seine Liebe, seine Zusage, sein Heil für uns gegeben - sein Kreuz.

Wer mehr als das Kreuz braucht, hat nicht begriffen, was das Kreuz Jesu bedeutet. Wer mehr als
das Evangelium haben will, hat nicht das wahre Evangelium im Sinn. So antwortete auch Jesus
seinen zeichenfordernden Gegnern, den Schriftgelehrten und Pharisäern, daß er ihnen nur ein
Zeichen geben wird, nämlich das des Jona, der drei Tage im Bauch des großen Fisches war -
eine Vordeutung seines Kreuzes. Aber damals ging der Herr in zweifacher Weise auf seinen
Knecht Abram ein:

1. Durch Erschrecken und große Finsternis, welches Abram überfiel, und wie der Herr dies
deutete; und

2. durch Gottes Bund mit Abram, nachdem dieser ihm geopfert hatte.

Bemerkenswert ist, daß wahrer Glaube fast immer bedeutet, in die Tiefe geführt zu werden,
durch Leiden, sogar durch Irrungen und Wirrungen gehen zu müssen:

»Als nun die Sonne am Untergehen war, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram, und siehe, Schrecken
und große Finsternis überfielen ihn. Da sprach der Herr zu Abram: Das sollst du wissen, daß
deine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem Lande, das nicht das ihre ist; und da wird
man sie zu dienen zwingen und plagen vierhundert Jahre.«

Alle großen Helden Gottes gingen Wege, die menschlich gesehen als Irrungen und Wirrungen
erschienen, bis der Herr mit ihnen an sein Ziel kam. Aber die Erkenntnis scheint mir biblisch
richtig zu sein, daß unsere uns geradlinig vorkommenden Wege in Wirklichkeit voller Irrungen
und Verwirrungen sind, daß aber Gottes Wege, ganz anders als wir sie sehen, immer gerade
verlaufen. Wir sind gar nicht in der Lage, immer zu wissen, was und wann wir etwas brauchen; oft
müssen wir leiden, um zum wahren Heil zu kommen; oft müssen wir, wie das Volk Israel, alle
möglichen scheinbaren Irrwege gehen, bis der Herr mit uns am Ziel ist. Er ist der gute Hirte. Und
als solcher führt er uns auf seinen Wegen, und diese Wege sind trotz unserer Zweifel gerade, gut
und zielgerichtet.

»Aber ich will das Volk richten, dem sie dienen müssen. Danach sollen sie ausziehen mit großem
Gut. Und du sollst fahren zu deinen Vätern mit Frieden und in gutem Alter begraben werden.«
Der Herr spricht hier seinen Segen, seinen Schutz, seine Führung über Abram und seine Zukunft
und die Zukunft seines Volkes. Das gilt auch für jeden gläubigen Christen.

»Sie aber sollen erst nach vier Menschenaltern wieder hierher kommen; denn die Missetat der
Amoriter ist noch nicht voll.«

Segen und Fluch. Und wie steht es hiermit in Deutschland, heute?

Jahwe, der seiende, wirkende Gott, hat seinen Heilsplan beschlossen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Er wirkt, er erfüllt - aber wann und wie er will - an Israel, an der Gemeinde Jesu und an einem
jeden von uns. Wir sollen endlich lernen, ihm ganz und gar zu vertrauen, denn er hält, was er
verspricht. Und wenn wir daran glauben, dann wird er uns auf seinen Wegen führen, wenn wir
diese auch nicht immer gleich als solche erkennen. Aber diese Wege sind seine guten und in
seinem Sinne geraden Wege, und sie führen zu seinem Ziel für uns Gläubige, zu seinem ewigen
Reich.

Hagar und Ismael

Sarai, Abrams Frau, gebar ihm kein Kind. Sie hatte aber eine ägyptische Magd, die hieß Hagar.
Und Sarai sprach zu Abram: Siehe, der HERR hat mich verschlossen, daß ich nicht gebären
kann. Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme. Und Abram
gehorchte der Stimme Sarais.

Da nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische Magd Hagar und gab sie Abram, ihrem Mann, zur
Frau, nachdem sie zehn Jahre im Lande Kanaan gewohnt hatten. Und er ging zu Hagar, die ward
schwanger. Als sie nun sah, daß sie schwanger war, achtete sie ihre Herrin gering. Da sprach
Sarai zu Abram: Das Unrecht, das mir geschieht, komme über dich! Ich habe meine Magd dir in
die Arme gegeben; nun sie aber sieht, daß sie schwanger geworden ist, bin ich geringgeachtet in
ihren Augen. Der HERR sei Richter zwischen mir und dir.
Abram aber sprach zu Sarai: Siehe, deine Magd ist unter deiner Gewalt; tu mit ihr, wie dir's
gefällt. Als nun Sarai sie demütigen wollte, floh sie von ihr.

Aber der Engel des HERRN fand sie bei einer Wasserquelle in der Wüste, nämlich bei der Quelle
am Wege nach Schur.
Der sprach zu ihr: Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her, und wo willst du hin? Sie sprach: Ich
bin von Sarai, meiner Herrin, geflohen.

Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich
unter ihre Hand.
Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich will deine Nachkommen so mehren, daß sie der
großen Menge wegen nicht gezählt werden können.

Weiter sprach der Engel des HERRN zu ihr: Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen
Sohn gebären, dessen Namen sollst du Ismael nennen; denn der HERR hat dein Elend erhört. Er
wird ein wilder Mensch sein; seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn, und
er wird wohnen all seinen Brüdern zum Trotz.
Und sie nannte den Namen des HERRN, der mit ihr redete: Du bist ein Gott, der mich sieht. Denn
sie sprach: Gewiß habe ich hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat. Darum nannte
man den Brunnen »Brunnen des Lebendigen, der mich sieht«. Er liegt zwischen Kadesch und
Bered.

Und Hagar gebar Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den ihm Hagar gebar,
Ismael. Und Abram war sechsundachtzig Jahre alt, als ihm Hagar den Ismael gebar. - 1. Mose
16
»Sarai, Abrams Frau, gebar ihm kein Kind.«

Das ist das erste Gebot in der Thora: »Mehret euch!« Weil das grundlegende Ereignis Gottes die
Schöpfung ist, sollen wir aus dieser Schöpfung die physische Kraft bekommen, uns zu mehren.
Das ist ein zentrales Thema in vielen Familien, in Dynastien, die ausgestorben sind; es ist auch
ein zentrales Thema in der Bibel. Sie weiß von einer ganzen Anzahl Frauen zu berichten, die
nicht in der Lage waren, Kinder zu bekommen. Sarai war eine von ihnen; Rahel, die sehr
bevorzugt war wegen ihrer Schönheit, konnte zunächst auch kein Kind bekommen; ein weiteres
Beispiel ist Hanna, die Frau Elkanas, der sie sehr lieb hatte, sie aber litt sehr unter ihrer
Kinderlosigkeit; auch der unfruchtbaren Ehe von Elisabeth und Zacharias wurde erst nach
langem Beten im hohen Alter ein Kind gewährt.

Solche »Unschöpfung«, daß man kein Kind gebären kann, bedeutet letzten Endes, daß man an
Gottes Schöpferkraft nicht richtig teilhat. Das ist die theologische Bedeutung. Gott aber zeigt an
diesen Menschen, daß er Kinder gibt und daß er auch dann Kinder geben kann, wenn aus
biologischen Gründen kein Kind zu erwarten ist. Auch das Entstehen des irdischen Lebens Jesu
im Schoß der jungfräulichen Maria ist vor dem Hintergrund zu sehen, daß der Schöpfergott, wie
ihn uns die Bibel bezeugt, als der Herr über den biologischen Gesetzen steht.

Genauso ist er ja auch der Herr über den Gesetzen Moses, von denen Jesus bezeugt: »Mose
sagte euch . . ., ich sage euch . . .«
Wir kennen dies aus der »Bergpredigt« Jesu, die seine endgültige Auslegung des Willens Gottes
im Geist des Gesetzes Mose ist. So ist es ein biblisches Thema: »Gottes Herrschaft über die
biologischen Gesetze«.

Die biologischen Gesetze hat der Herr mit seiner Schöpfung eingesetzt, Ordnungen, die sich
nicht selbst schaffen, sondern dem Meisterplan Gottes entsprechen. An einer Anzahl Frauen, die
entweder zu alt waren, ein Kind zu bekommen, wie Sarai, oder unfruchtbar waren, wird deutlich,
daß der Herr immer noch Leben geben kann.

Es war eine seelsorgerliche Erfahrung für mich, miterleben zu dürfen, daß eine Frau, die ihr
einziges Kind verloren hatte, noch zwei Kinder bekommen hat, obwohl die Ärzte das für
unmöglich hielten. Der Herr ist Herr auch über biologische Gesetze.

Als die Menschen der Urgeschichte in Folge ihrer Sünde merkten, daß sie sterblich waren, wich
die Geborgenheit im Garten einer überschattenden Kühle. Als Maria vom Heiligen Geist
»überschattet« wurde, wird das, was durch das Verhalten von Adam und Eva verloren ging,
wiederhergestellt in Jesus Christus, unserem Herrn.

So handelt Gott und stellt über die Gesetzmäßigkeit der Sünde das Handeln seines Heils. Der
Maler Cranach hat einmal Jesus dargestellt mit einer Obstfrucht in der Hand, seine Augen sind
auf den Betrachter gerichtet, als wollte er sagen: Durch dieses seid ihr alle gefallen, aber ich
werde eure Beziehung zum Herrn wiederherstellen. Durch Adams und Evas Ungehorsam sind
wir alle mit gefallen, durch Christus aber ist das Angebot des Heils für alle da.

Wir wissen alle, daß es Ehen gibt, die aus biologischen Gründen kinderlos bleiben. Aber diese
sind deshalb sicherlich nicht vom Herrn benachteiligt. Vielmehr können sie zu einer
außerordentlichen Bereicherung für unsere Gemeinden werden. Viele unserer besten Mitarbeiter
sind Frauen oder Männer, die keine leiblichen Kinder haben, aber sie haben ihre »Kinder« in der
Gemeinde. Sie haben »Kinder im Geist« wie der Apostel Paulus. Die Wertigkeit einer Ehe liegt
nicht nur in der Gabe von Kindern - wenn dies zu Zeiten des Alten Bundes auch vorherrschend
so war. Im Neuen Bund geht es aber nicht mehr vornehmlich um die Schöpferkraft Gottes,
sondern um die Neuschöpfung in Christus. Es geht nicht insbesondere darum, ob man Kinder hat
oder nicht, sondern ob man ein Kind Jesu wird, indem man ihn annimmt. Die Frage nach dem
Kind in der Ehe gewinnt über die nach wie vor wirkende Schöpferkraft im Neuen Bund einen
neuen Inhalt.

Vor dem Hintergrund der Verheißung Gottes an Abram gewinnt die Frage nach dem Kind noch
eine ganz andere Dimension: »Durch dich sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden.«

Nachkommen aus einer unfruchtbaren Ehe? Mit zunehmendem Alter wird die Frage brennend,
und Ungeduld stellt sich ein. Doch der Herr kennt das Fragen unseres Herzens und hört unser
Beten, wann und wie er will, öfters ganz anders, als wir es gerne sehen und haben wollen, und
öfters zu einem Zeitpunkt, an dem wir es überhaupt nicht erwarten. Vergessen wir nicht: Er ist
Herr über sein Wort und über seine Heilsgeschichte und über seinen Geist.

»Sie hatte aber eine ägyptische Magd, die hieß Hagar.«

Hagar - Ägypten, da laufen durch die Bibel geschichtliche Linien. Da lassen sich gleichsam
dialektisch zwei Linien über Ägypten in der Bibel verfolgen: Ägypten ist ein Land der Zuflucht und
das Land des Leids.

Das erste erinnert uns an Josef oder an Jeremia und vor allem auch an Jesus Christus, der als
Kind in Ägypten vor dem Kindermord in Bethlehem Zuflucht suchte.

Ägypten - Ort der Zuflucht! Zugleich ist das auch eine Zeichenhandlung: Es ist ein Ort, an dem
das Heil weitergegeben wird an die Heiden.
In Jesaja 19 wird die Straße des Heils, die Friedensstraße, gezeigt, die von Israel über Ägypten
nach Assyrien ins Land der Heiden führt. Jesus, unser Friede, geboren in Israel, geht nach
Ägypten, kehrt zurück nach Jerusalem zum Heil der ganzen Welt und sendet schließlich seine
Boten von Antiochien in Syrien, der ersten heidenchristlichen Gemeinde, mit der Botschaft des
Evangeliums hinaus in alle Welt.

Die andere Linie, die Linie des Leids, ist das Umgekehrte. Wenn ein Jude an Ägypten denkt,
denkt er vor allem an die schreckliche Verfolgung, die seine Vorfahren vierhundert Jahre lang
erlebt, erlitten haben. Schon damals war das Ziel der Verfolgung, das Volk auszurotten. Aber der
Herr hat es errettet. So hat der Name Ägypten im biblischen Zusammenhang eine doppelte
Bedeutung.

Gott sieht: Hagar, die Ägypterin, wird Ismael (d. h. der Wanderer) gebären, der hier
stellvertretend für die arabischen Völker erwähnt wird, für die wandernden Völker des Vorderen
Orients. Während Ägypten eigentlich immer ein Kulturland war, dessen Einwohner von der
Fruchtbarkeit der weiten Nilaue lebten. Es liegt bis heute eine tiefe Spannung darin: Ägypten, das
fruchtbare Kulturland, und die unruhigen Beduinenstämme der arabischen Völker, die von dem
Sohn stammen, der von Hagar geboren wird. Hagar kommt aus Ägypten, ist aber eine Magd.

»Und Sarai sprach zu Abram: Siehe, der Herr hat mich verschlossen, daß ich nicht gebären
kann.«

Sarai weiß, sie ist nicht in der Lage Kinder zu bekommen, und das kommt vom Herrn.
Demgegenüber steht die große Verheißung desselben Herrn: »Durch dich, Abram, werden
gesegnet alle Völker auf Erden«, und »das Volk wird so zahlreich sein wie die Sterne am Himmel
oder der Sand am Meer«.
Da muß doch geradezu eine große Ungeduld aufbrechen. Doch diese Ungeduld wird
verhängnisvoll. Sie will ans Ziel kommen. Der Herr hat doch dies Ziel versprochen! Viel später
hatten sich zwei Menschen damit abgefunden, daß sie kein Kind bekommen würden - Elisabeth
und Zacharias. In ihrem Alter hegten sie diese Hoffnung nicht mehr.

In Sarai, in ähnlicher Situation, keimte ein anderer Gedanke auf: Wir bereiten das selbst vor.
Beide rechneten nicht mehr mit dem Vorhaben und dem Handeln des Herrn. Es drängte sich der
Sarai auf, die Dinge in die eigenen Hände zu nehmen. Das ist gefährlich!

»Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme.«

Für uns ist diese Art zu denken befremdend, aber in jener Zeit war das logisch: Ich bin die Herrin,
sie ist die Magd, und sie übernimmt stellvertretend, was ich nicht kann. Ob ihr bewußt war, daß
das ein Spielen mit dem Feuer war?
Wenn nämlich eine Frau ein Kind bekommt, ist sie die Mutter; da gibt es keine Stellvertretung -
wenn heute auch das Problem der »Leihmutter« wieder wohlwollend diskutiert wird.
Nein, hier geht es um den intimsten Bereich. Sarai spielt mit dem Feuer, weil sie der Möglichkeit
Raum gibt, daß ihr Mann an der andern Frau festhalten kann. Denn Geschlechtsverkehr ist ja
nicht nur ein physischer Akt - mindestens sollte es nicht so sein -, sondern er umschließt die
ganze Person beider Beteiligten.
War Sarai in ihrer Ungeduld bereit, diesen vom Schöpfer gewollten Schutz aufs Spiel zu setzen?
Der Gedanke der Logik jener Zeit ist da keine befriedigende Antwort, die zeitlos gültig wäre. Ihr
Vorgreifen vor Gottes Handeln bringt für Israel einen seiner zentralen Feinde seiner ganzen
Geschichte hervor, dem Machtanspruch und Wildheit von Anfang an bis in unsere Zeit
wesenseigen ist.

»Und Abram gehorchte der Stimme Sarais.«

Er stand damit in der verhängnisvollen Linie von Adam und Eva, wo Adam bedenkenlos der
Stimme seiner Frau gehorchte. Mann und Frau sind von Gott aber als sich gegenseitig
ergänzende Einheit geschaffen, in der einer auf den anderen achtet. Deshalb gibt es in einer
guten Ehe keine Herrschaft, sondern Achtung und Beachtung, Verantwortung und Zuordnung, in
der Liebe gegründet. Und da liegt auch die Verständnishilfe, wenn Paulus Ehe und Gemeinde in
bildhaften Vergleich zieht (Eph. 5).

Erstaunlich ist, daß der Herr dennoch an sein Ziel kommt, aber nicht wegen der
Risikobereitschaft von uns Menschen, wegen unseres Heldenmuts oder unserer Weitsicht,
sondern - im Gegenteil! - er kommt ans Ziel, weil er ans Ziel kommt. Und für seinen Weg kann er
ganz schwache Menschen benutzen und tut das immer wieder. Was sind das denn für
Menschen, die er erwählte? Mose, ein Totschläger - David, ein Ehebrecher und Mörder - Paulus,
der die Verantwortung für Stephanus' Tod trägt . . . Aber Gott kommt ans Ziel - auch durch solche
Menschen. Das gibt uns die Hoffnung, daß er auch mit uns ans Ziel kommen wird. Das will uns
die Bibel lehren: Gott will mit uns ans Ziel kommen, wenn er nur unser Herr ist.

» Da nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische Magd Hagar und gab sie Abram, ihrem Mann,
zur Frau, nachdem sie zehn Jahre im Lande Kanaan gewohnt hatten.«

Zehn ist in der Bibel die Zahl der Gerechtigkeit. Das wird unter anderem an der Zahl der Gebote
deutlich. Durch die ganze Bibel hindurch läßt sich aber auch beobachten, wie diese Zahl durch
zwei in die Zahl der Vollkommenheit verändert wird: 10+2=12. Zehn Stämme des Volks gehen
verloren, zwei bleiben: Juda, der größte (aus ihm stammt Jesus), und Benjamin, der kleinste
(Paulus gehört zu ihm). Zehn Männer braucht man in Israel für einen Gottesdienst.
Jesus aber sagt: »Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter
ihnen.«

Er bricht damit das jüdische Gesetz - zehn jüdische Männer stehen diesen zwei gegenüber. Das
Zeugnis von zweien wird zur Gerechtigkeit Gottes gebraucht - unter dem Kreuz Jesu, bei der
Auferstehung, und bei den beiden »Emmaus Jüngern«, denen der noch unerkannte
Auferstandene die Schrift auslegt und damit die wahre Gerechtigkeit Gottes zeigt; aber auch
schon im Alten Bund mit Josua und Kaleb.

Die Zehn als Zahl der Gerechtigkeit kippt öfters um zur Ungerechtigkeit; hier bei Sarai das erste
Mal: »Nach zehn Jahren . . .« Aber Sarai will ihren Weg gehen: Sie nimmt die Sache in ihre
eigenen Hände, geht eigene Wege, die nicht Gottes Wege sind. Das führt zu verhängnisvollen
Auswirkungen für Israel - bis heute! Sarai verstößt gegen die Gerechtigkeit Gottes. Sie will zu
ihrer Zeit ans Ziel kommen, durch ein stellvertretendes Kind, nicht durch das verheißene Kind.
Das bedeutet, sie handelt gegen das, was Gott will, gegen seine Gerechtigkeit.

»Und er ging zu Hagar, die ward schwanger. Als sie nun sah, daß sie schwanger war, achtete sie
ihre Herrin gering.«

Hagar, die Magd, kann ein Kind von Abram erwarten, stellvertretend, aber was bedeutet das? Sie
ist doch die Mutter. Verwundert es, daß sie anfängt, sich zu überheben? Sie ist doch die
Fruchtbare, sie wird doch das Kind gebären was bedeutet da »stellvertretend«, auf ihrer Herrin
Sarais Schoß, wie man das umschrieb. Nein, es ist ihr Kind, sie ist die Mutter und Abram der
Vater. Und was könnte in Sarai vor sich gegangen sein? Der Textzusammenhang läßt schließen,
daß sie sensibel reagierte, ja, wohl eifersüchtig wurde, nicht nur weil ihre Magd nun ein Kind von
Abram erwarten konnte und sie nicht, sondern auch schon, weil ihr Mann eine intime Beziehung
zu dieser Frau aufgenommen hatte. Eine durchaus verständliche Eifersucht. Sarai ist innerlich
verunsichert, nicht wegen ihrer Unfähigkeit, ein Kind zu bekommen, sondern auch wegen ihrer
Beziehung zu ihrem Abram. Sie hatte sich auf den Weg gegen Gottes Heilsaussage begeben. Es
ist hilfreich, rechtzeitig zu bedenken, was daraus wird, wenn wir eigenmächtig handeln als
unruhige, ungeduldige Menschen.

»Da sprach Sarai zu Abram: Das Unrecht, das mir geschieht, komme über dich!«

Hier begegnet uns eine typische Haltung, die den Sündenbock festmachen will. Sie regt an,
Abram solle sich der Hagar zuwenden; er tut das mit der Folge, daß ein Kind erwartet wird
genau das, was Sarai ja so haben wollte , und jetzt klagt sie an: »Das Unrecht, das mir
geschieht!« Bei wem liegt aber die Ursache für dieses Unrecht? Doch vor allem bei Sarai. Sie
aber sucht die Schuld bei ihrem Mann. Sicher, er ist mitschuldig. Aber hier läuft das gleiche
Verschiebespiel ab wie beim Sündenfall Adams und Evas: »Es war das Weib«, und das Weib
sagt: > Es war die Schlange.« Wer aber sucht und sieht die Schuld bei sich selbst? Darum geht
es in unserem Glauben! Glaube bedeutet, nicht die Schuld bei anderen zu suchen, sondern bei
uns selbst. Und das ist das Furchtbare in der Geschichte der Christenheit, daß die Christen das
Volk Israel zum Sündenbock abgestempelt haben. Die Juden sind immer an allem Schuld. Das
reicht bis in die aktuelle Gegenwart, z. B. in Rußland. Gottesfürchtige Juden lernen noch heute:
Suche immer die Schuld zuerst bei dir, nicht bei den anderen! Das war auch Inhalt der Lehre
Jesu. Und wer stand ihm durch die Jahrhunderte und die Jahrtausende eigentlich näher, die
Juden oder die Christen? Immer wieder waren die Juden die Überfallenen, die Bedrängten, die
Entmächteten. Während im »christlichen« Abendland ständig Kriege gegeneinander geführt
wurden. Wehren sich aber einmal die Juden, wirft man ihnen vor, sie handelten nach der
alttestamentlichen Devise »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ist das nicht eher christliches statt
»typisch« jüdisches Handeln? Ein gottesfürchtig erzogener Jude fragt sich, wo er schuldig
geworden ist, er fragt auch nach unerkannter Schuld. Aber bestimmt das auch das Denken vieler
Christen? Suchen sie nicht wie Sarai ihre eigene Gerechtigkeit und reden lieber hinter dem
Rücken anderer, um ihre eigene Gerechtigkeit, ihren eigenen Willen durchzusetzen? Auch in
christlichen Gemeinden! Das ist genau das, was Sarai tut. Die Schuld liegt zuerst bei ihr. Aber
Abram ist mitschuldig, denn er handelt bedenkenlos auf ihr Geheiß hin. Und nun weiß sie nur zu
sagen: > Das Unrecht, das mir geschieht, komme über dich!« Das ist ein Fluch. Gerade der, der
den Segen anscheinend für sie erfüllt hat, Abram, der ihr ein Kind gibt, soll hier von ihr verflucht
werden ». . . das komme über dich.« Und es sollte noch über ihn kommen. Denn was in
Ägypten mit den Nachkommen Abrams passieren würde, hatte Gott in einem furchterregenden
Traum zu Abram gesprochen (Kap. 15,12 14). Hagar, die Magd, die ihm Sarai gab, kam aus
Ägypten. Sarai hätte die Auswirkung ihres Tuns voraussehen können. Auch Abram, der große
Glaubensheld, tut es nicht. Das ist kurzsichtig. Der Herr hatte Nachkommen versprochen,
unzählbar viele sogar. Aber er läßt sich in die Eigenmächtigkeit seiner Frau einbeziehen und muß
sich nun des Unrechts bezichtigen lassen.
»Der Herr sei Richter zwischen mir und dir.«

Diese Aussage begegnet uns immer wieder in der Bibel: Er, der Herr, sei Richter! Sarai richtet
sich selbst mit solcher Aussage, denn die Überlegung mit der Magd kam doch von ihr! Und das
sollte noch verhängnisvoll werden für Israel! Wir sehen selten die Konsequenzen unseres Tuns
voraus, denn das liegt nicht in unseren Händen. Bismarck hatte eine Liste geführt über die
möglichen Auswirkungen seines Tuns positive und negative. Oft war er dann völlig überrascht,
was für Auswirkungen sein Tun hatte. Es gibt Konsequenzen, die wir nicht voraussehen können.
Das sind oftmals nur Kleinigkeiten, die wir tun oder entscheiden aber die Folgen sind groß. Wir
sehen, was sich ereignet, nur aus unserem Blickwinkel. Nur wenige Menschen sind fähig, sich in
die Lage eines anderen ganz hineinzuversetzen, zu fragen: Wie reagiert der andere? Die meisten
denken nur: Ich will . . ., ich habe . . ., ich tue . . . Auch Sarai denkt so, eigensinnig, eigenmächtig
und Israel muß einmal hart dafür bezahlen.

»Abram aber sprach zu Sarai: Siehe, deine Magd ist unter deiner Gewalt; tu mit ihr, wie dir's
gefällt.«

Abram merkt: Dahinter steckt Eifersucht. Das ist eine durchaus menschliche Reaktion, meist mit
üblen Folgen. Abram will Sarai deutlich machen: Ja, ich akzeptiere dich als die Mutter, denn sie
ist deine Magd und steht damit unter deiner Herrschaft. Er ist sensibel gegenüber seiner
eifersüchtigen Frau. Denn er sieht, daß es ihr letzten Endes darum geht, Abrams Liebe nicht zu
verlieren, weil nun die andere ein Kind von ihm hat. Es ist wohl klug, daß er so reagiert: »Deine
Magd ist unter deiner Gewalt; tu mit ihr, wie dir's gefällt.« Und doch geht er dann zu weit. Ist das
ein gerechter Herr, der angesichts der Eifersucht seiner Frau sagt:

»Tu mit ihr, wie dir's gefällt«? Er hätte wissen können, daß sie in ihrem Zorn nun ungerecht
handeln würde. Das führt dann zu Ungerechtigkeit Sarais gegenüber Hagar. Das ist gegen den
Willen des Herrn, denn der Gott der Bibel aber ist ein gerechter Gott.

So sieht es doch oft auch bei uns selbst aus es ist so uneinheitlich wie ein Dach, das mit
unterschiedlichen Ziegeln gedeckt ist; es ist zugedeckt aber da paßt etwas nicht zueinander. So
ist das auch hier. Aber das Wunderbare ist, Gott kommt dennoch an sein Ziel! Die Menschen
können alles Mögliche tun Gott kommt ans Ziel. Das darf jedoch nicht zu der Schlußfolgerung
führen: Also tun wir alles, was wir wollen, denn der Herr kommt ja ohnehin an sein Ziel. Nein, wir
müssen in Bußbereitschaft nach seinem Willen fragen, nach seinen Geboten, nach seinem Wort
handeln und uns an seiner Liebe und seinem Weg orientieren. Der Herr ist der Hirte, er geht
voran, er weiß den Weg, um ans Ziel zu kommen mit seinem heilsgeschichtlichen Plan, für Israel,
für die Gemeinde und für jeden von uns.

»Als nun Sarai sie demütigen wollte, floh sie von ihr.«

Das war nur logisch. Sie hat das Recht zu fliehen, denn jetzt wird sie ungerecht behandelt.
Abram und Sarai stehen damit nach allem, was geschehen ist, nochmals am Anfang des ihnen
verheißenen Weges ohne Kind. Trotz aller vermeintlichen Klugheit stehen sie wieder am
Nullpunkt. So ist das öfters in unserem Leben mit unseren ausgeklügelten Gedanken und
Wegen. Und wenn wir nicht in Christus sind, wird das auch mit unserem Tod so sein: »Nackt kam
ich von meiner Mutter Leibe und nackt kehre ich zurück.«

»Aber der Engel des Herrn fand sie bei einer Wasserquelle . . .«

Er muß nicht nach ihr suchen, denn der Engel des Herrn ist im Alten Testament Gott selbst und
Gott sieht. »Der Engel des Herrn«, das bedeutet, Gott selbst fand sie. Wo Gott sieht, wo Gott
findet, wo Gott spricht, geschieht etwas. Gott ist nicht da, um zu denken Gott ist da, um zu
handeln. Das ist Gottes Wesen. Gott braucht nicht erst zu denken, denn er weiß alles. Jahwe, der
Seiende, der Wirkende, das ist sein Wesen.
Hagar ist in die Wüste geflohen. Die Wüste, der Ort der Versuchung – das ist ein stehendes
Thema in der Bibel. Israel in der Wüste, Jesus in der Wüste.

Die Wüste – das ist der Ort des Heils, das ist die Brautzeit im Alten Testament, die
Wüstenwanderung.

Oder denken wir an Saul und David: David kommt in Versuchung, Saul in der Wüste
umzubringen; doch er tut es nicht, sondern schneidet nur einen Zipfel von seinem Rock ab, und
das wird ihm zum Heil.

Doch die Wüste ist auch ein Ort der Dämonen. Unser Leben ist, als gingen wir durch eine
Wüstenlandschaft zum Himmelreich, zu Gottes Reich. Israel ging durch die Wüste zum
fruchtbaren Land.

Aber da ist eine Spannung im Alten Testament: Wo besteht die tiefste Beziehung zu Gott, im
Land oder in der Wüste? Für mehrere Propheten ist es die Wüstenzeit. Dort ist man total
abhängig von Gott – in Bezug aufs Essen, auf Trinken, auf die Orientierung, auf die
Gerechtigkeit, in allem. Letzten Endes sind wir immer total abhängig von Gott, ob wir das
einsehen wollen oder nicht. Der Herr gibt Leben, er gibt Liebe, er gibt einen Sinn für Leiden und
Tod, und er allein kann wahre Führung geben.

Am Wasser fand Gott Hagar. Wasser, fließendes Wasser – das ist ein immer wiederkehrendes
Bild in der Bibel, Fließendes, ein Bild für Leben, Tod und für Reinheit. Der Weg der kultischen
Reinheit geht in der Bibel durch fließendes Wasser. Die Taufe oder Jesu Gespräch mit der
Samariterin am Brunnen, auch Noahs Rettung aus der Sintflut und Israels Rettung durchs
Schilfmeer – immer wieder ist es ein Bild dafür, dass es durch den Tod zu neuem, vom Herrn
gereinigtem Leben geht.

Wenn hier von einer Quelle gesprochen wird, bedeutet es: „Quelle des Lebens“, es geht um das
Leben. Der Herr sprach zu ihr: Hagar, Sarais Magd...« Die Namensnennung ist außerordentlich
wichtig – nicht nur »Hagar«, sondern »Hagar, Sarais Magd«. Sie ist und bleibt die
Untergeordnete, auch im Hinblick auf die Verheißungen. Auch sie wird noch Verheißungen
zugesprochen bekommen, aber untergeordnete. Israel, das Volk der übergeordneten
Verheißung, ist ein kleines Volk; die Araber rings um sie her sind zahlenmäßig weit größer, aber
sie können Israel nicht zerbrechen, denn Israel ist Gottes auserwähltes Volk.

»... Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her, und wo willst du hin?«

Hagar wird Ismael gebären, und aus ihm wird ein Wandervolk. Sie irrt in der Wüste umher. Das
Unstete, das Unruhige wird das Wesen des aus ihr kommenden Volkes sein. Doch Gott, der sie
»findet«, spricht sie an: »Wo kommst du her, und wo willst du hin?«

»Sie sprach: Ich bin von Sarai, meiner Herrin, geflohen.«

Hagar verleugnet die Abhängigkeit, der sie entfloh, nicht. Sie war einem Herrschaftsanspruch
entflohen, damit auch einer Unterordnung unter die Verheißungen. Es gab immer Menschen und
Völker, die sich den Israeliten auf ihrem Weg anschlossen - Ägypter beim Auszug, Rahab in
Jericho, die Gibeoniter, die sogar als Wasserträger bei den gottesdienstlichen
Reinigungshandlungen eingesetzt waren. Hagar ist an Israel gebunden, ihr Heil ist an Israel
gebunden. Das bedeutet für alle Araber: Ihr Heil kann nicht von einem Götzen kommen, vom
Islam; das ist nicht der Gott Israels, sondern ihr Heil kann nur über den Gott Abrahams
kom¬men, über den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs - nicht den Gott Abrahams und Ismaels.
Damit ist der einzige Weg für diese Menschen, zum Heil zu kommen, nicht der Kampf gegen
Israel, sondern Unterordnung unter Gottes Verheißung. Das hat mit Verknechtung, Unterjochung
nichts zu tun!
»Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich
unter ihre Hand.«

Das ist etwas anderes als Theologie der Befreiung. Die Parallele finden wir in des Paulus
Philemon-Brief; Paulus unterstreicht: Die wichtigste Befreiung ist nicht die Befreiung aus der
Knechtschaft der Sklaverei, sondern die Befreiung hin zu Jesus Christus. Es geht um die
Befreiung von Schuld und Sünde. Der Weg der Verheißung geht über Abraham und Sarah, und
Hagars Weg mit Ismael ist nicht die Flucht zu dem endzeitlichen Götzen in der Wüste, dem Islam,
sondern zurück in die Verheißungsordnungen Gottes.

Die Aufforderung Gottes kommt uns unmenschlich vor. Doch wir sind hier, um Gottes Willen zu
tun, nicht das, was wir für menschlich halten. Was hilft mir Menschlichkeit? Kann Menschlichkeit
mir Antwort geben in Bezug auf den Tod? Kann sie Leben schaffen? Kann sie der
Weltgeschichte einen Sinn geben? Der Mensch ist verdorben, deshalb kann Menschlichkeit keine
Antwort geben. Das sagt die Bibel deutlich. Alle diese Menschen, die hier handeln, sind
verdorben - aber dennoch kann Gott durch sie wirken. Denn Gott liebt diese Welt. Ich verstehe
zwar nicht, warum; das muß ich ehrlich sagen. So ist es für mich auch nie eine Frage: Warum
läßt Gott das Böse zu? Denn das tut er mit vollem Recht, da wir Menschen selbst fast immer das
Böse gewählt haben. Die Frage ist vielmehr: Warum ist er uns gnädig? Warum hat er uns nicht
längst aufgegeben? Das ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Das klingt zwar
unmenschlich - aber das ist biblisch. Es geht um biblisches; nicht um menschliches Denken. Die
moderne Theologie geht vor allem vom menschlichen Denken aus, von der zweiten Tafel Moses.
Aber der Weg der Bibel ist immer der Weg von der ersten zur zweiten Tafel, von der Beziehung
zu Gott zu der Beziehung zu den Mitmenschen. Als ob Mitmenschlichkeit der Maßstab aller
Dinge wäre!

»Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Ich will deine Nachkommen so mehren, daß sie der
großen Menge wegen nicht gezählt werden können.«

Es ist ein Teil des vierfachen Segens, der Abram und Sarai zugesprochen wurde - eine große
Menge. Und Israel ist gegenüber den arabischen Völkern winzig klein - aber unter Verheißung
und Segen Gottes. Aber auch der Hagar spricht Gott einen Segen zu. Er ist auch gnädig zu ihr in
dieser Lage. Hier ist sie ganz allein mit ihrem noch ungeborenen Kind, mitten in der Wüste. Und
Gott gibt ihr den Segen: »... daß sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können.«

»Weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen
Sohn gebären, dessen Namen sollst du Ismael nennen.«

Ismael - der Wanderer -, so soll sie einmal ihren Sohn nennen, der unstete Wanderer in der
Wüste.

»... denn der Herr hat dein Elend erhört.«

Gott steht auch nahe zu ihr. Er tut es bis heute - nicht zuletzt in Gestalt von Missionaren unter
islamischen Völkern. Man kann von großem Durst nach Gottes Wort hören, trotz oft fanatischer
Herrschaft des Islam. Tapfere Leute riskieren mit ihrem christlichen Zeugnis unter islamischen
Völkern oftmals ihr Leben.

»Er wird ein wilder Mensch sein; seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn,
und er wird wohnen all seinen Brüdern zum Trotz.«

Der letzte Satz dieser Ankündigung findet schon in Kap. 25,18 seine Erfüllung. Aber der erste Teil
ist kennzeichnend geblieben: Er wird ein wilder Mensch sein, jeder gegen jeden. Wie ist es bei
den Arabern heute? Waren sie je einmütig? Da sind wohl die Bruderküsse, aber sie streiten
immer miteinander. Gott wacht auch darüber. Wenn sie wirklich vereinigt wären, würde das sehr
schwierig für Israel. Wild sind sie, wild und uneinig.»

»Und sie nannte den Namen des Herrn, der mit ihr redete: Du bist ein Gott, der mich sieht.«

Das ist eine faszinierende Aussage. Denn es bedeutet: Du kennst meine Not, und du gibst mir
eine Verheißung. Du siehst meine schreckliche Not in der Wüste. Gottes Angebot von Trost,
Gnade und Heil gilt allen Menschen. Wer gibt diese Verheißung? Nicht Allah, sondern Jahwe, der
Gott Israels. Er gibt diese Verheißung hier Israels Feinden. Gottes Liebesangebot ist absolut
unbegrenzt. Das ändert auch nichts an der endzeitlichen Bedeutung, daß diese Völker nur Heil
haben werden, wenn sie den Weg zu dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs - und das ist Jesus
Christus - annehmen. Gott sieht jeden in seiner persönlichen Not. Das bedeutet nicht, daß er uns
hilft, genau wann und wie wir das haben wollen. Manchmal tut er das; manchmal handelt er aber
auch entgegen unserem Erwarten. Aber wir dürfen immer wissen: Der Herr hat einen Weg mit
uns. Wenn wir beten, daß wir unter seiner Herrschaft stehen wollen, in dem Wissen, daß er
wirklich unser guter Hirte ist, dann wird er uns aus mancher Wüste heraus zu fruchtbarem Land
führen, zu seinem Reich. Dann ist das Wie und das Wann auch nicht entscheidend, denn wir
wissen nicht, was gut für uns verlorene Menschen ist. Hauptsache: Er kommt ans Ziel. Er liebt
jeden Menschen, und er will dieses Angebot der Liebe, das in Jesus Christus zur Vollendung
kommt, allen Menschen geben.

»Denn sie sprach: Gewiß hab' ich hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat.«

Der Gott, der mich sieht - er durchschaut alles; er fand mich bei der Wasserquelle. So »fand«
auch Jesus die Samariterin am Brunnen bei Sichern.

»Darum nannte man den Brunnen »Brunnen des Lebendigen, der mich sieht. Er liegt zwischen
Kadesch und Bered.«

Brunnen des Lebendigen - Brunnen des Heils. Wir kennen viele Lieder aus der Zeit, als man
noch verstanden hat, daß fließendes Wasser das Zeichen für Reinheit ist, für Leben. Hier geht es
um die Begegnung mit dem lebendigen Gott, der sie gefunden und aufgerichtet hat - wie später
bei Naemann.

»Und Hagar gebar Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den ihm Hagar gebar,
Ismael. «

Ismael, der Wanderer, ist ein geistlicher Bastard. Er hat einen Segen, wie später Esau, aber nicht
den richtigen. Es ist ein Segen von großem Volk, in Verbindung mit Macht, Wildheit und
Uneinigkeit. Diese Beschreibung paßt genau auf die Menschen in der arabischen Welt, bis heute.
Das ist kein Vorurteil. Sondern so sieht und beschreibt Gott den Weg und das Wesen der
Nachkommen Ismaels. Es sind Völker, die von einem ungeheuer aktiven Götzen getrieben
werden, dem Islam. In einer geschichtlich noch nicht dagewesenen Energie richtet sich ihre
ganze Wildheit jetzt aber gegen Gottes Erwählte. Sie wollen die von Gott verordnete Herrschaft
nicht anerkennen - wie schon Hagar diese Herrschaft letzten Endes nicht haben will, sich ihr aber
wieder unterordnen soll -, die Herrschaft des wahren Gottes Israels.

Teil 2: Ewiger Bund und neue Namen – Verheißung Isaaks und Beschneidung.

- Fortsetzung folgt - .

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Nahostkonflikt - Klischees u.Realität


Dienstag, 30. Dezember 2008

Konflikt in Nahost - Klischees und Wirklichkeit

Von Ulrich W. Sahm

"Der Konflikt kann nicht mit militärischen Mitteln gelöst werden."

Tatsache ist, dass die Hamas ihr Machtstreben mit militärischen Mitteln gelöst hat. Sie putschte
gegen die Autonomieregierung und vertrieb mit brutaler Gewalt die fatahtreuen Vertreter der
Zentralregierung in Ramallah. Mit militärischen Mitteln terrorisierte sie die israelische Bevölkerung
im grenznahen Gebiet. Mit Raketenangriffen unterstrich die Hamas das Ende der Waffenruhe.
Die Entführung des israelischen Soldaten Gilad Schalit und weitere Gewalt, wie der Beschuss der
Grenzübergänge, verhinderte die Lieferung von Hilfsgütern und festigte die Herrschaft der Hamas
im Gazastreifen. Ob es im Gegenzug Israel gelingt, ebenfalls mit Gewalt diese Machtbasis der
Hamas zu schwächen oder gar zu zerstören, muss sich erst noch erweisen.

In den vergangenen Tagen wurden nach Angaben der Hamas fast alle ihre militärischen
Einrichtungen zerbombt. Viele in Gaza hergestellte oder durch Schmugglertunnel von Iran
importierte Grad-Raketen wurden zerstört. Die Hamas verlor Befehlshaber und 80 frisch
ausgebildete Offiziere. Die Befehlsstruktur wurde zerstört und der Fernsehsender ausgeschaltet.
Hamas-Führer mussten sich in den Untergrund begeben, um nicht Opfer gezielter Tötungen der
israelischen Luftwaffe zu werden. Ohne Verwaltungsapparat, Sicherheitskräfte, Finanzen und
Hierarchie kann die regierungsähnliche Hamas nicht bestehen. Sie ist verwundbar.

Ideologie allein reicht nicht aus, um als Herrscher im Gazastreifen und als aktive Feindeskraft
gegen Israel bestehen zu können. Die ideologisch hochmotivierte Hamas konnte sich bisher nur
durch Verhaftungen, Morde, Vertreibung und andere Gewalt gegen ihre inner-palästinensischen
Gegner behaupten. Wenn also vermeintlich Gewalt keine Probleme lösen könne, fragt sich,
wieso die Hamas sehr wohl ihre Probleme mit Gewalt löst und wieso Israel ganz grundsätzlich
die Fähigkeit abgesprochen wird, ebenso mit Gewalt zu kontern.

"Nur durch Gespräche mit der Hamas kann Israel das Problem lösen."

Die Autonomiebehörde in Ramallah ist eine Selbstverwaltung von Israel Gnaden. Offizieller
Verhandlungspartner des palästinensischen Volkes ist allein die Palästinensische
Befreiungsorganisation PLO. Ihr Chef ist auch Präsident der Autonomiebehörde, Mahmud Abbas.
Die heutige Staatenwelt wird durch Mitgliedschaft in der UNO definiert.

Die Hamas herrscht weder in einem anerkannten Staat noch gilt sie als anerkannte "Regierung"
ihres Territoriums. Die Hamas ist nicht einmal Mitglied der PLO und übernahm die Macht in Gaza
durch einen "illegalen" Putsch. Kein Land der Welt anerkennt die Hamas als Herrscher in Gaza.
Gespräche Israels mit der Hamas würden die Legitimität der PLO als exklusiver Vertreter aller
Palästinenser in Frage stellen.

Zudem würden so die von der Hamas nicht anerkannten Osloer Verträge außer Kraft gesetzt. Die
bilden jedoch die rechtliche Grundlage für die Existenz der Autonomiebehörde und des
palästinensischen Parlaments. Abgesehen von der Tatsache, dass die Hamas sich weigert, mit
dem "illegitimen zionistischen Gebilde" zu reden, tut sich Israel schwer, mit einer Organisation zu
verhandeln, die Israels Zerstörung anstrebt. Hinzu kommt, dass die Hamas von der EU, der
UNO, den USA und Israel als Terrororganisation geächtet wird, solange sie nicht der Gewalt
absagt, Israel anerkennt und bestehende Verträge akzeptiert. Gespräche Israels mit der Hamas
würden keine Probleme lösen, sondern neue Probleme schaffen und mit Gewissheit keinen
Frieden herbeiführen.

"Ideologien können nicht gewaltsam ausgelöscht werden."

Die menschenverachtende Ideologie der Hamas hat ihre Ursprünge weder in der Blockade
Israels gegen den Gazastreifen noch in der seit 1967 andauernden Besatzung. Die Hamas ist ein
Ableger der ägyptischen Moslembrüder und ihrer Ideologie aus den 1920er Jahren.
Ausgerechnet die europäische Geschichte beweist, dass Staatsideologien durchaus mit Gewalt
besiegt und beseitigt werden können. Nationalsozialismus, Faschismus, Stalinismus und der
Kommunismus gingen ebenso unter wie die Weltreiche der Griechen, Römer, Mesopotamier und
anderer vergessener Völker.

"Israels Vorgehen im Gazastreifen ist völkerrechtswidrig."

Die Genfer Konventionen verbieten ein absichtliches Töten von Zivilisten. So gesehen sind auf
israelische Städte abgeschossene Raketen der Hamas in jedem Fall ein Kriegsverbrechen.
Menschenrechtsorganisationen erwähnen das ganz selten in verstecken Nebensätzen. Die
überwiegende Mehrheit der von Israel im Gazastreifen getöteten Palästinenser sind Kämpfer der
Hamas. Vorerst scheint Israel "Kollateralschaden" weitgehend zu vermeiden.

Laut Genfer Konventionen verwandeln sich Schulen und Krankenhäuser in legitime militärische
Ziele, sowie sie für militärische Zwecke missbraucht werden. In den nächsten Tagen dürften die
zivilen Opfer drastisch ansteigen, wenn Israel - wie angekündigt - jene Privathäuser bombardiert,
in denen die Hamas Raketen und andere Kampfmittel versteckt. Die Bewohner dieser Häuser
wurden durch Anrufe des israelischen Geheimdienstes vorgewarnt. Gemäß dem Völkerrecht
verlieren sie ihren Status als "unschuldige Zivilisten", sowie sie sich am militärischen Kampf der
Hamas beteiligen.

"Das israelische Vorgehen schürt den Hass."

Das ist eine Frage nach der Henne und dem Ei. Mit abgrundtiefem Hass wurden Juden schon
1929 in Hebron und Jerusalem von den Arabern abgeschlachtet, lange vor Holocaust, Israel und
Besatzung. Hass wird allein den Palästinensern, der Hamas und anderen Organisationen als
Rechtfertigung für jegliche Verbrechen zugestanden. Viele palästinensische Ausbrüche der
Gewalt und des Hasses passierten ausgerechnet, als es Fortschritte in den Friedensgesprächen
gab, nach israelischen "Gesten" und anderen "positiven" Entwicklungen. Die blutige zweite
Intifada brach aus, als es den Palästinensern wirtschaftlich besser ging als jemals zuvor und
nachdem Ehud Barak in Camp David zu fast jeder Konzession bereit war. Jassir Arafat wies die
Angebote zurück, weil er nicht "alles" bekam.

"Unverhältnismäßige Gewalt" wird immer nur Israel vorgeworfen, niemals aber jenen
Organisationen, die israelische Städte mit Raketen angreifen oder Busse und Restaurants
sprengen. Wäre israelische Gewalt "verhältnismäßig", wenn die Kampfjets in Gaza statt
Trainingszentren der Hamas Busse und Restaurants sprengen oder willkürlich ungezielte
Raketen auf Gaza abschießen würden?

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