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Inhaltsverzeichnis
Grundbegriffe der Philosophie Nietzsches.............................................................................1
1. Einleitung.......................................................................................................................2
2. Das Dionysische und Apollinische sowie der Rausch....................................................3
3. Der Übermensch: des Menschen Ziel.............................................................................6
4. Askese und asketische Ideale: die Krankheit des Menschen..........................................7
5. Leib und Wissen: Wissen vor dem Wissen..................................................................10
6. Natur und Kultur: das Leben........................................................................................12
7. Der Wille zu Macht: der Wille des Übermenschen zum Leben....................................13
8. Die ewige Wiederkehr des Gleichen: zurück zum Anfang...........................................14
9. Schluss.........................................................................................................................15
10. Literatur. ....................................................................................................................16
1. Einleitung
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) war klassischer Philologe und vor allem Philosoph bis
zu seinen letzten Jahren im Wahnsinn. Bekannt ist er für seine Kritiken an Kultur, Moral,
Religion, Wissenschaft und Kunst und für von ihm geformte Begriffe wie den
Übermenschen und dem Willen zur Macht. Besonders ersteres wurde aber auch von
Ideologien wie dem Nationalsozialismus benutzt und verfälscht.1
Dieser Abhandlung nun soll Nietzsches Philosophie in Grundzügen vorstellen sowie einige
wichtige Grundbegriffe erläutern: Das Begriffspaar des Apollinisch-Dionysischen als
Grundlage des Künstlers und Menschen, seine Möglichkeit zur Befreiung von sich selbst;
der Übermensch als Ziel der Menschengattung; die asketischen Ideale als hindernde
Krankheit des Menschen; der Leib als das, was zum Übermenschen drängt; die Natur als
lebende Kultur; der Wille zur Macht als Wille zum Übermenschen; sowie die Ewige
Wiederkehr des gleichen.
1 Vgl. Seite „Friedrich Nietzsche“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. Mai 2009, 17:41
UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_Nietzsche&oldid=60531344 (Abgerufen: 3. Juni
2009, 13:08 UTC)
Der Rausch ist das, was der Künstler, was das Genie braucht um sich ausdrücken, ausleben
zu können. Erst der Rausch ermöglicht ästhetisches Tun und Kunst. Laut Nietzsche ist der
Rausch der Geschlechtserregung der älteste; am stärksten ist der Rausch bei Affekten sowie
einem starken Willen2 Der Rausch ist ein Gefühl der Kraftsteigerung, der Fülle.3 Nietzsche
unterscheidet nun aber zwischen zwei Arten von Rausch: a) Der Apollinische Rausch
kommt vom Gott Apoll. Er spricht das Auge an, gibt Visionen, ist der Rausch der Maler und
Schreiber. b) Der Dionysische Rausch erregt das Affekt-System, ist der Rausch des
Darstellens, Nachstellens, Verwandelns. Dazugehörig sind Musik und Tanz.4 Ein
Gegenstück zu den Rausch-Affektierten ist dagegen zum Beispiel der Architekt: Er ist keins
von beidem sondern ein gewaltiger Willensakt; der Wille zur Macht, der Sieg über die
Schwere, der keine Bestätigung mehr braucht sondern schon ist.5 Das Begriffspaar des
Apollinisch-Dionysischen hat Nietzsche von Schelling.6
In der Kunst ist der Apollinische das Bild, der Dionysische die Musik, welche durch den
Willen vereint werden. Das Ergebnis ist ein Traum, ein schöner Schein, der in seiner
höchsten Form nicht als solcher erkennbar ist. Nur der Philosoph sieht die wahre
Wirklichkeit hinter dem Schein. Für Apollo ist der Traum notwendig und wahrsagend. 7
Dionysus dagegen ist ein Grausen; erfährt man dabei Entzückung, so ist man im Rausch.
Dies ist das glühende Leben, welche die Entfremdung zwischen Mensch und Natur beendet,
wenn alle eins werden und singen und tanzen.8
Kunst ist nun aber nach Nietzsche nicht nur Menschenwerk: Es gibt auch künstliche
Mächte, die aus der Natur herausbrechen, ohne vom Menschen vermittelt zu werden. Das
eine ist die Bildwelt des Traumes, das andere der oben genannte Rausch der Wirklichkeit,
2 Vgl. den Willen zur Macht unten.
3 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Götzen-Dämmerung. Stuttgart: A. Kröner 1954, S. 135.
4 Vgl. ebd., S. 136f.
5 Vgl. ebd., S. 137f.
6 Vgl. Seite „Apollinisch-dionysisch“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Februar 2009,
19:48 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Apollinisch-dionysisch&oldid=56840246 (Abgerufen:
4. Juni 2009, 07:15 UTC)
7 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Die Geburt der Tragödie. Frankfurt/Leipzig: Insel 2000, S. 27ff.
8 Vgl. ebd., S. 31f.
welcher das Individuum vernichtet.9 Um das Ganze bildhafter darzustellen, führt Nietzsche
die alten Griechen an, die laut ihm als einzige wahrhaft dionysisch sein konnten; bei allen
anderen Völkern dagegen seien es bloß sexuelle Feste gewesen, gegen die Apollo aber die
Griechen schützte. Hieran sieht man, dass beide Mächte Hand in Hand gehen müssen, um
einen wahrhaft nietzscheanischen Rausch zu erzeugen. So sei z.B. Musik, die apollinisch
sei, nur bloß Architektur10, derweil Nietzsche zu dieser Zeit noch das Ideal in der Musik
Wagners sah.
Warum aber wird der Rausch überhaupt benötigt? Laut Nietzsche schuf der Sinn der
Menschen die Götter. Ihr Dasein sei voller Schrecken und das Nichtsein anstrebsamer. Um
doch leben zu können brauchte es Götter, die die Freude 'vorleben' als Ideal. Dies ist ein
verdeckender Wahn, den die Menschen anstreben.11 Der Traum wiederum ist ein Schein des
Scheins, was für Nietzsche darum eine Art höhere Realität darstellt, da auch unsere Realität
schon nur Schein ist. Doch dieser Traum funktioniert nicht ohne Dionysus, denn sonst
würde das Individuum isoliert werden. Erst der Rausch hebt es auf.12
Laut Volker Caysa kann das dionysisch-Apollinische in der Kultur auch hässlich und
disharmonisch sein. Beide Arten stehen aber grundsätzlich in Wechselbeziehungen. Hierbei
ist die Zivilisation nach Nietzsche eine Art Verfall, da sie das Dionysische zähmt. Kann
man jedoch, wie die Griechen es konnten, seine echten Bedürfnisse finden und nichts
einschränken, dann können beide Formen nebeneinander existieren.13 So erst wird Kultur,
welche die Natur im Spannungsfeld von Dionysischen und Apollinischen ist.14 Caysa
beschreibt beide Arten als die zwei Triebe der Kunst: Das eine maßvolle Begrenzung, das
andere der selbstvergessene Rausch, wobei das zweite jedoch durch den ersten vermittelt
und entschärft wird.15 Der Rausch erst ermöglicht die Kunst, damit die Kultur und damit den
Übermenschen. Allerdings kann die Ekstase auch zur Sucht werden, weshalb sie von Phasen
der Normalität durchbrochen werden muss.16 Rausch ermöglicht das Körpererleben, hebt
Sein und Bewusstsein auf. Im Rausch schafft man über sich hinaus. Er macht empfindlicher,
die Wahrnehmung ist auf nur noch ein Ziel gerichtet.17 Den Rausch kann man nur erfahren,
wenn man sich ihm hingibt, was rational nicht möglich ist. Er ist dem Wahnsinn ähnlich:
man vergisst sich selbst und kann Grenzleistungen vollbringen. Die Ekstase ist hierbei
Höhepunkt und Grenze des Ganzen, wenn das Selbst ein Nichts ist und der Körper von
allein handelt, was natürlich die Gefahr des Kontrollverlustes birgt. Sollte man davon
süchtig werden, so ist dies eine Krankheit zum Tode.18
Zusammengefasst: Das Dionysische ist der ursprünglich überschwängliche Rausch und
Trieb, das Apollinische seine Zucht. Beide zusammen treiben zur Spitze von Kultur und
Kunst.
22 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft. KSA 3, Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage, S.
530f.
23 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Die Genealogie der Moral. KSA 5, Berlin/München: De Gruyter/dtv 2009, 10. Auflage,
S. 339.
24 Vgl. ebd., S. 343.
25 Vgl. ebd., S. 350ff.
ersten Philosophen Asketen. Man nannte sie Priester oder Zauberer.26 Der echte Philosoph
dagegen bräuchte Stolz, Tapferkeit, Selbstgenuss und Freiheit. Die asketischen Priester
dagegen sahen das Leben als Irrsinn und wollte es loswerden, waren also lebensfeindlich.
Die Leiblichkeit ernannten sie zur Illusion, welche in der Vernunft aufging. Doch ihr
Intellekt war Nietzsche zufolge kastriert, denn es fehlten der Wille und die Affekte.27
Nicht leben zu wollen würde laut Nietzsche gar nicht gehen, weshalb er die asketischen
Ideale als einen Heilinstinkt des degenerierten Lebens beschreibt, ein Kunstgriff zur
Selbsterhaltung. Der Wunsch des kranken Menschen sterben zu wollen hält ihn schon allein
am Leben und lässt ihn für bessere Umstände sorgen. Wenn aber der Mensch Ekel vor sich
selber hat, ist das das Schlimmste, was möglich wäre, denn es führt zum Nihilismus. Die
Kranken tun nun so als seien sie gesund und leben unter den Menschen, sind den Gesunden
wandelnde Vorwürfe. So üben sie ihre Rache an ihnen, indem sie ein schlechtes Gewissen
verursachen. Deshalb fordert Nietzsche, dass die Gesunden von den Kranken getrennt sind
und kein Mitleid mit den Schwachen haben.28
Um die Kranken heilen zu können bräuchte es ebenso kranke Heiler: die asketischen
Priester. Diese sind Hirten und Herren der Kranken und ebenso krank, doch haben noch den
Willen zur Macht. Ihre Aufgabe ist es, die kranke Herde von Innen aufzulösen, indem sie
sie vergiften. Ihre Affekte lösen sie, indem sie sagten, dass jemand an all dem Schuld ist –
doch dies sind nicht die anderen, sondern die Kranken selbst. Damit die Kranken aber erst
in einer Herde zusammenkommen, scheucht der Priester sie dort zusammen, durch
Institutionen wie die Kirche. Allerdings bekämpfen die asketischen Priester damit nur die
Symptome laut Nietzsche und besiegen nicht die Krankheit selbst. Andere Mittel diese
Symptome loszuwerden seien z.B. Tätigkeiten die ablenken oder das Machen von kleinen
Freuden, welche den Schenkenden sich überlegen fühlen lassen.Die asketischen Priester
wandeln die Schuldgefühle der kranken Menschen um in Sünde, in Strafe. Damit werden
die Kranken dann zu Sündern. Damit wurde der Mensch 'verbessert', in den Augen von
Nietzsche verweichlicht, was schlimme Folgen für die gesamte Menschheit hätte. Der
asketische Priester verdarb die seelische Gesundheit und den Geschmack. Doch sie haben
einen Willen und ein Ziel: die Macht.29
Nun sucht Nietzsche das Gegenstück zu dem Einfluss der asketischen Ideale. Die
Wissenschaft sei es nicht, sie ist vielmehr nur eine Form der asketischen Ideale, das kein
eigenes Ideal mehr hat sondern die Welt nur beobachtet.30 Die Philosophie denkt sich als ihr
Gegenstück doch ist ebenfalls nur ihre Tochter. Die Wissenschaft ist laut Nietzsche eine
Verarmung des Lebens, die alles aufdecken will und damit ins Nichts führt, bis der Mensch
sich selber verachtet. Die einzigen Feinde des asketischen Ideals, so schließt Nietzsche, sind
diejenigen, die sich darüber lustig machen, da sie Misstrauen an diesen Idealen wecken.
Letztlich aber hatte der Mensch stets nur die Ideale und weiterhin fehlt etwas.31
Nach Nietzsche waren die asketischen Ideale also ein Übel, das die Menschen verblendete
und zu falschem Glauben führte. Erst wenn sie überwunden werden, kann man zum
Übermenschen finden.
32 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Köln: Anaconda 2005, S. 24f.
33 Vgl. ebd., S. 52f.
34 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft. KSA3. Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage, S.
348ff.
35 Vgl. Caysa, a.a.O., S. 44ff.
und Ich, große und kleine Vernunft. Sein Fazit ist, dass der Leib sich vom Ich befreien muss
ohne es zu zerstören, denn das Ich ist sein Werkzeug.36
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass der Leib vor dem Geist da war und dieser nur
ein Werkzeug des Leibes ist. Der Leib ist auch das, was zum Übermenschen treibt.
36 Vgl. 47ff.
37 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Götzendämmerung. KSA6. Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage, S. 150f.
38 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. KSA5. Berlin/München: De Gruyter/dtv 2009, 10. Auflage, S.
21f.
39 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben. Leipzig: Reclam, ungefähr 1931, S.
95ff.
40 Vgl. ebd., S. 99ff.
41 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. KSA5. Berlin/München: De Gruyter/dtv 2009, 10. Auflage, S.
27.
42 Vgl. ebd., S. 205ff.
43 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Der Antichrist. KSA6. Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage, S. 170ff.
44 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft. KSA3. Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage, S.
570.
45 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Köln: Anaconda 2005, S. 166ff.
46 Vgl. Nietzsche, Friedrich: Ecce homo. KSA6. Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage, S. 264ff.
9. Schluss
Wir sahen nun einige Begriffe aus Nietzsches Philosophie und hoffen, dass mit diesem
Wissen nun a) seine eigenen Werke und deren Zusammenhänge sowie b) Diskussionen um
Nietzsche besser verständlich sind.
Nietzsche forderte, dass der Mensch lebt, wie es seine Natur, sein Leib verlangt. Dazu
gehören das Umformen zum Übermenschen und das Ausleben des Willens zur Macht,
Überwindung der alten asketischen Ideale, welche die Menschheit in ihrem Elend binden.
Auch wenn Nietzsche explizit gegen Nationalismus und Antisemitismus war, wurden seine
Ideen des Übermenschen und der Wille zur Macht von den Nationalsozialisten ausgenutzt
und fortan von seinen Nachkommen verdammt. Tatsächlich machte Nietzsche keinen
Unterschied zwischen Dingen wie Rassen und Nationalitäten, doch forderte er sehr wohl,
kein Mitleid mit den Schwachen zu zeigen. Beide negativen sowie zahlreiche positiven
Lesarten zog Nietzsche nach sich.
10. Literatur.
● Caysa, Volker: Körperutopien. Eine philosophische Anthropologie des Sports. Frankfurt: Campus
2003.
● Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Köln: Anaconda 2005.
● Nietzsche, Friedrich: Der Antichrist. KSA6. Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage.
● Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft. KSA 3, Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2.
Auflage.
● Nietzsche, Friedrich: Die Geburt der Tragödie. Frankfurt/Leipzig: Insel 2000.
● Nietzsche, Friedrich: Die Genealogie der Moral. KSA 5, Berlin/München: De Gruyter/dtv 2009, 10.
Auflage.
● Nietzsche, Friedrich: Ecce homo. KSA6. Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage.
● Nietzsche, Friedrich: Götzen-Dämmerung. Stuttgart: A. Kröner 1954.
● Nietzsche, Friedrich: Götzendämmerung. KSA6. Berlin/München: De Gruyter/dtv 1988, 2. Auflage.
● Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. KSA5. Berlin/München: De Gruyter/dtv 2009, 10.
Auflage.
● Nietzsche, Friedrich: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben. Leipzig: Reclam,
ungefähr 1931.
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