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Diplomarbeit
Vorgelegt von:
Stephan Mosel
1. Einleitung ...................................................................................................................... 4
2. Begriffsklärung ............................................................................................................. 8
2.1 Content-Management-Systeme (CMS) ...................................................................... 8
2.2 Personal Publishing Systeme...................................................................................... 9
2.3 Weblogs ...................................................................................................................... 9
3. Phänomen „Weblog“.................................................................................................. 11
3.1 Bekanntheitsgrad und Verbreitung in Deutschland.................................................. 11
3.2 Verbreitung und Bekanntheitsgrad in den USA ....................................................... 13
3.3 Weblogs im Bildungswesen ..................................................................................... 14
4. Aufbau eines Weblogs ................................................................................................ 16
4.1 Hyperlinks und Permalinks ...................................................................................... 19
4.2 Trackback ................................................................................................................. 23
4.3 Kommentarfunktion ................................................................................................. 26
4.4 Weitere häufige Features bei Weblogs..................................................................... 29
4.5 Typen von Weblogs.................................................................................................. 29
4.5.1 Autorenschaft ............................................................................................... 30
4.5.2 Thematische vs. persönliche Weblogs ......................................................... 30
4.5.3 Konzeptionen der Nutzung........................................................................... 31
5. Vernetzung: Von Hyperlinks zu sozialen Netzwerken............................................ 35
5.1 Die Blogosphäre ....................................................................................................... 35
5.2 „Power Laws“........................................................................................................... 36
6. Funktionen von Weblogs ........................................................................................... 39
6.1 Archivierung............................................................................................................. 39
6.2 Kategorien ................................................................................................................ 39
6.2.1 Kategorien als Metadaten ............................................................................. 41
6.3 Suchfunktion............................................................................................................. 41
6.4 Filterung relevanter Informationen........................................................................... 41
6.5 Kommunikation........................................................................................................ 42
6.6 Reflexives Schreiben ................................................................................................ 43
7. Selbstgesteuertes Lernen............................................................................................ 45
7.1 Lernen in Situation und Kontext .............................................................................. 47
7.2 Begriffliche Schwierigkeiten in der Erwachsenenbildung ....................................... 48
8. Zur pädagogischen Rezeption von Weblogs ............................................................ 50
9. Konstruktivismus ....................................................................................................... 55
9.1 Erleben der Umwelt.................................................................................................. 56
9.2 Die Welt als nicht-triviale Maschine ........................................................................ 59
9.2.1 Triviale Maschinen....................................................................................... 60
9.2.2 Nicht-triviale Maschinen .............................................................................. 60
9.3 Objektivität, das Erleben des Selbst und der Anderen ............................................. 64
9.4 Soziale Systeme im Konstruktivismus ..................................................................... 66
9.4.1 Die „Erfindung“ von Gesellschaft und sozialen Bereichen.......................... 67
10. Symbolischer Interaktionismus................................................................................. 70
10.1 Symbolischer Interaktionismus und Weblogs ...................................................... 72
11. Konstruktivistische Deutung der Praktiken des Webloggens ................................ 74
11.1 Vernetzte Weblogs und die Konstruktion der Blogosphäre ................................. 75
11.2 Zur Konstruktion der Vernetzung ........................................................................ 78
11.3 Konstruktivistische Implikationen selbstgesteuerten Lernens ............................. 80
11.4 Zur Konstruktion von Wissen .............................................................................. 81
11.5 Weblogs als diskursorientierte CMS .................................................................... 82
12. Implementierung von Weblogs in Lehr-/Lernszenarien......................................... 84
12.1 Explorative Untersuchung der City University of Hong Kong: Weblogs als
Lernjournale ....................................................................................................................... 85
12.2 Konstruktivistischer Ansatz selbstgesteuerten Lernens mit Weblogs.................. 85
12.3 Verstärkung individueller Verantwortlichkeiten durch Weblogs?....................... 87
12.4 Hypothese der Studie: Lernen mit Weblogs......................................................... 88
12.4.1 Aufbau der Studie......................................................................................... 88
12.4.2 Operationalisierung der Variablen................................................................ 89
12.4.3 Blog as a predictor of performance (H1) ...................................................... 90
12.4.4 Weblog Performance over time (H2) ............................................................ 91
12.4.5 Weblog Performance Differences (H3)......................................................... 92
12.5 Zusammenfassung der Ergebnisse........................................................................ 93
12.6 Kritik und Ausblick .............................................................................................. 94
13. Fazit ............................................................................................................................. 96
14. Literaturverzeichnis ................................................................................................. 100
14.1 Artikel im Internet .............................................................................................. 102
14.2 Weblogs .............................................................................................................. 105
14.3 Weitere Internetquellen ...................................................................................... 106
15. Abbildungsverzeichnis ............................................................................................. 109
16. Anhang....................................................................................................................... 110
1. Einleitung
Weblogs sind eine neue Form des web-basierten Content Managements, die auf dem
Prinzip des „Personal Publishing“ basieren. Durch den Einsatz von Weblogs wird es für
Individuen einfach, eine eigene Präsenz auf dem Web zu erstellen und Inhalte zu
veröffentlichen. Den Autoren wird die Arbeit der Codierung und Anordnung von
Inhalten auf der Website vom Weblog abgenommen. Die einzelnen Beiträge innerhalb
eines Weblogs sind chronologisch angeordnet, und jeder einzelne Beitrag ist durch
einen Hyperlink referenzierbar.
In den USA erfreuen sich Weblogs bereits seit 1997 steigender Beliebtheit. Auch in
Deutschland finden sie innerhalb der letzten zwei Jahre eine zunehmende Verbreitung.
Mit dem Aufkommen kommerzieller Weblog-Anbieter, die Weblogs für ihre Benutzer
bereitstellen und ihnen erleichtern, eigene Inhalte zu veröffentlichen, nahm die Nutzung
stark zu.
Seit Anfang 2003 führe ich selbst mehrere Weblogs, darunter mein persönliches
Weblog „PlasticThinking“ (http://weblog.plasticthinking.org) sowie das
„BildungsBlog“, ein offenes Weblog rund um Bildung, Lehren und Lernen
(http://bildung.twoday.net). Hierauf begründet sich mein persönliches
Forschungsinteresse für die Nutzbarmachung von Weblog-Technologien in Lehr-
/Lernszenarien.
Da ein Weblog in der Regel einen einzelnen Autoren repräsentiert, dient es der
Veröffentlichung und Archivierung subjektbezogener Inhalte, welche dem eigenen
Interesse entsprechen. Aufgrund der Möglichkeit, auf andere Weblogs Bezug zu
nehmen oder Weblog-Einträge mittels einer Kommentarfunktion zu kommentieren,
handelt es sich darüber hinaus um diskursorientierte Systeme.
Durch die diskursive Bezugnahme von Weblogs mittels Hyperlinks und Kommentaren
sowie der daraus resultierenden hohen Intertextualität entstehen Netzwerke von sich
aufeinander beziehenden Autoren. Diese Weblog-Netzwerke werden in ihrer
4
Gesamtheit als die „Blogosphäre“ bezeichnet. Diese kann als ein dezentrales Netz von
aufeinander bezogenen Personal Publishing Systemen beschrieben werden, das weder
determinierbar, noch kontrollierbar ist und auf selbstgesteuerten Kommunikations- und
Interaktionsakten beruht.
Bislang liegt also kaum Literatur vor, was die Bezugnahme auf meist kürzere
Fachartikel im Web sowie auf Beiträge in den Weblogs selbst notwendig macht. Um
das Thema in einen fachwissenschaftlichen Diskurs einzubringen und diese
Entwicklung für die Pädagogik fruchtbar zu machen, werde ich in der folgenden Arbeit
– nach einer anfänglichen Begriffsklärung – zunächst die spezifischen Eigenschaften
von Weblog-Systemen, sowie das emergente Feld der Weblogs und ihrer Autoren im
1
Internet: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/, 14.04.2005
2
Hinweis zur Angabe von Internet-Artikeln: Artikel die im Internet erschienen sind, werden durch das
Wort „Internet“ am Ende des Literaturverweises in Klammern angezeigt. Die Internet-Adressen dazu
sowie das Datum der Sichtung finden sich gesondert in den Literaturangaben. Auf die Angabe von
Jahreszahlen musste meist verzichtet werden, da sie nicht vorlagen.
5
deutschsprachigen Raum aufzeigen. Die Vernetzung von Weblogs untereinander zu
einem sozialen Netzwerk und ihre spezifischen Funktionen werden Gegenstand der
folgenden Kapitel sein.
Anschließend werde ich eine kritische Sichtweise über das Paradigma selbstgesteuerten
Lernens vorstellen und beschreiben, inwieweit die subjektorientierte Struktur von
Weblogs mit einem subjektzentrierten Lernbegriff korrespondiert.
Die konstruktivistische und interaktionistische Verortung von Weblogs hat Einfluss auf
eine mögliche institutionelle Implementierung. Es stellt sich darüber hinaus die Frage,
inwieweit durch den Einsatz von Weblogs Lernen nicht nur unterstützt werden kann,
sondern auch, ob durch die Heranführung der Autoren an offene, web-basierte Diskurse
sowie durch das Auffinden und Reflektieren externer Internet-Ressourcen die Fähigkeit
zur selbstgesteuerten Identifikation und Reflektion von Problemen oder
Lerngegenständen erhöht wird.
6
Um diese Problematik zu bearbeiten soll abschließend eine erste explorative Studie, die
in einem Kurs an der City University of Hong Kong durchgeführt wurde, beschrieben
werden. Hier soll eine Implementierung von Weblogs im Kursgeschehen sowie daraus
resultierende Effekte aufgezeigt werden. Darauf folgt eine kritische Reflektion der
Studie und ihrer Vorgehensweise.
7
2. Begriffsklärung
Aufgrund ihrer technischen Natur haben viele Internet-bezogene Systeme und Konzepte
eigene Namen und Bezeichnungen. Die Kenntnis allgemeiner Begriffe aus dem
Themenkomplex Internet und World Wide Web werde ich im Folgenden voraussetzen.
Genauer erläutert werden jedoch die Begrifflichkeiten des Content Management,
Personal Publishing und Weblogging.
Im Folgenden werden zunächst die Begriffe Content-Management-System, Personal
Publishing und Weblog im Sinne einer Arbeitsdefinition erklärt um anschließend näher
auf das Phänomen Weblog eingehen zu können.
Im Gegensatz zu Learning Management Systemen (LMS) sind CMS also zunächst nicht
explizit als webbasierte Lernplattformen ausgelegt, da sie sich nicht spezifisch auf
Lerninhalte oder deren Vermittlung beziehen. Dafür sind in LMS wiederum keine
Funktionen zur Erstellung von Inhalten und somit auch keine Autorenwerkzeuge
enthalten. Funktionen der Generierung, Adaptierung, Manipulation und Organisation
8
von Inhalten sind den Content-Management-Systemen vorbehalten. „Während LMSes
vor allem Werkzeuge für die virtuelle Lernorganisation darstellen, haben CMSes die
Erstellung und Organisation von Inhalten als zentrale Aufgabe“ (Baumgartner; Kalz, S.
3, Internet).
2.3 Weblogs
Ein Weblog ist ein CMS in Form eines web-basierten Personal Publishing-Systems,
welches es vereinfacht, eine eigene Webseite mit Inhalten zu füllen.
Der Begriff Weblog setzt sich zusammen aus „Web“ und „Log“(buch), und betont
somit die Tatsache, dass Weblogs sich nicht nur im Web befinden, sondern sich darüber
hinaus oft auf dieses beziehen, sowie ihren chronologischen, Logbuch-artigen Aufbau.
Die Kurzform des Begriffs Weblog lautet „Blog“.
Autoren eines Weblogs werden auch als Blogger (Blogger. In: Wikipedia, Internet)
bezeichnet und die Tätigkeit des Schreibens eines Weblogs wird bloggen (auch:
webloggen,; engl.: blogging, weblogging) genannt.
3
Dies wären beispielsweise das Urheberrecht oder das Persönlichkeitsrecht.
9
Ein Weblog enthält Beiträge eines oder mehrerer Autoren, meist in Form von Artikeln,
die auf einer Webseite in chronologisch umgekehrter Reihenfolge – also der neueste
Beitrag zuerst - untereinander dargestellt werden.
Dadurch, dass das CMS die Speicherung und Anordnung auf der Website übernimmt,
muss der Autor eines Weblogs lediglich inhaltliche Beiträge schreiben. Er muss sich
aber für die Veröffentlichung auf seinen Webseiten nicht mehr um die Generierung des
HTML-Codes, das Hochladen einer neuen Seite auf einen Webserver, und das
Einbinden dieser neuen Seite in die bisherige Struktur seiner Website kümmern. All
diese Funktionen werden vom Content Management eines Weblogs übernommen, so
dass keine umfangreichen Kenntnisse mehr nötig sind, um einen Beitrag in einem
Weblog zu publizieren. Durch die einfache chronologische Sortierung der Beiträge
eines Weblogs stellt sich nicht mehr die Frage der Navigation und der Anordnung der
Inhalte.
Jeder Beitrag eines Weblogs ist durch einen sogenannten PermaLink (Permanenter
Link) gekennzeichnet, der explizit auf diesen einen Beitrag auf der Seite verweist.
Hierdurch werden alle Beiträge eines Weblogs eindeutig referenzierbar 4 . Weblog-
Einträge enthalten oft Zeitstempel mit Uhrzeit und Datum des Eintrags, außerdem
verweisen sie oft durch interne oder externe Links auf weitere Dokumente, die sich
entweder in demselben Weblog oder auf anderen Websites befinden.
Weblogs können die verschiedensten inhaltlichen Formen annehmen, beispielsweise als
eine Mischung aus einem Newsticker, einer Kolumne und einem Internet-Tagebuch
(mit unterschiedlicher Gewichtung, je nach Weblog).
Seit einigen Jahren gibt es kommerzielle Weblog-Anbieter, die es sehr einfach machen,
ein Weblog zu betreiben, da man hierfür keinen eigenen Webspace verwalten oder
selbst ein CMS installieren muss. Diese haben zur Verbreitung des Formates "Weblog"
erheblich beigetragen. Bekannte Anbieter sind beispielsweise blogger.com
(international), blogg.de, 20six.de, myblog.de (Deutschland) und Twoday.net
(Österreich).
4
Zum Begriff „Permalink“ siehe Kapitel 4.1.
10
3. Phänomen „Weblog“
In diesem Kapitel wird zunächst das Phänomen Weblog, also die beobachtbare
Entwicklung im World Wide Web, anhand einiger Daten für die Bundesrepublik und
für die USA beschrieben. Anschließend werde ich die Nutzung von Weblogs im
Bildungswesen skizzieren.
11
Abbildung 1: Verteilung aller Weblogs nach Bloghostern
Im Monat April 2005 wurden ca. 18000 aktive Weblogs, d.h. Weblogs, die im Laufe
des Monats mindestens einen Beitrag veröffentlichten, von der Suchmaschine indiziert.
12
Im Durchschnitt wurden pro Weblog etwas mehr als 10 Beiträge pro Monat
veröffentlicht:
13
3.3 Weblogs im Bildungswesen
Da in den USA Weblogs bereits deutlich weiter verbreitet sind, finden sich hier auch
bereits Universitäten, die Weblogs in einem größeren Rahmen einsetzen. So bietet die
Harvard Law School (http://blogs.law.harvard.edu/about) sowie die University of
Minnesota (http://blog.lib.umn.edu/ ) ihren Studenten eigene Weblogs an. In Stanford
(http://www.stanford.edu/dept/itss/projects/blog/ werden momentan ähnliche Konzepte
entwickelt. Unlängst wurde ein Weblog-Server an der University of South Florida in
Betrieb genommen (http://blog.usf.edu/).
Seit September 2004 bietet die TU Wien allen Studierenden, Lehrenden und
Mitarbeitern die Möglichkeit an, Weblogs auf einem dafür eigens bereitgestellten
Server einzurichten, (http://twoday.tuwien.ac.at/), siehe auch
http://www.tuwien.ac.at/pr/pa/pa_04_40.shtml).
14
Eine europäische Konferenz die sich mit dem akademischen Einsatz von Weblogs in
Bereichen des Business, elearning, Knowledge Management und anderen befasst, fand
bereits zweimal in Wien statt: BlogTalk (http://blogtalk.net).
Diese Konferenz wurde maßgeblich von Weblog-Autoren selbst besucht und setzte sich
somit aus einem direkten Engagement der Veranstalter und der beteiligten Blogger
zusammen.
Ebenso sind Weblogs in manchen Bereichen des Journalismus sehr beliebt, so haben im
Laufe diese Jahres unter anderem DIE ZEIT (http://www.zeit.de/blogs/index), die
Tagesschau (http://blog.tagesschau.de/) und das Handelsblatt
(http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/strucid/205894) Weblogs in
ihr Angebot integriert, in denen Journalisten zu ausgewählten Themen publizieren.
15
4. Aufbau eines Weblogs
In diesem Kapitel wird der spezifische Aufbau von Weblogs dargestellt. Zentrale
Elemente und Funktionen werden vorgestellt, bevor ich auf verschiedene Typen von
Weblogs eingehen werde.
Ein Weblog besteht aus mehreren Beiträgen welche auf einer Seite chronologisch
aufgelistet werden. Der jeweils neueste Beitrag steht dabei ganz oben, um
Übersichtlichkeit und Aktualität zu gewährleisten. Weiterhin enthalten die meisten
Weblogs ein Archiv älterer Beiträge.
16
Beispiel eines Weblogs:
Abbildung 4: Weblog-Startseite.
17
Beispiel eines Weblog-Eintrags:
Abbildung 5: Weblog-Eintrag
Wie man hier sehen kann, enthält jeder Weblog-Eintrag einen sog. PermaLink. Dieser
verweist eindeutig auf den jeweiligen Beitrag, und kann also von anderen Autoren
benutzt werden, um sich auf diesen zu beziehen. Im Gegensatz zu „herkömmlichen“
Webseiten ist es also nicht nur möglich, auf eine Seite im World Wide Web zu
verweisen, sondern man kann genau einen bestimmten von mehreren Beiträgen auf
einer Seite referenzieren.
Weiterhin enthalten viele Weblogs eine Kommentar-Funktion, die es Besuchern der
Seite erlaubt, Kommentare speziell zu jedem einzelnen Beitrag des Weblogs zu
hinterlassen.
Einen ähnlichen Nutzen erfüllt die Trackback-Funktion: Hierdurch können Autoren
eines anderen Weblogs den ursprünglichen Autoren wissen lassen, dass sie sich in
einem Beitrag auf einen seiner Beiträge beziehen 5 .
5
Zur Erklärung der Trackback-Funktion siehe Kapitel 4.2.
18
4.1 Hyperlinks und Permalinks
Die Vernetzung von Weblog-Beiträgen erfolgt durch die Nutzung von Hyperlinks und
Permalinks.
Permalinks (Permanente Links) sind Hyperlinks, welche die URL eines Weblog-
Beitrags angeben, durch die dieser eindeutig referenzierbar ist. Diese Permalinks finden
sich jeweils im Beitrag selbst, so dass Leser bei Bedarf auf anderen Webseiten oder in
anderen Publikationen eindeutig auf diesen verweisen können. Somit ist nicht nur – wie
sonst im World Wide Web meist üblich - jede Seite, sondern jeder einzelne von
mehreren Beiträgen auf einer Seite ein referenzierbarer Informationsknoten.
Knoten sind im allgemeineren Sinne einzelne Internet-Seiten, die durch eine URL
referenzierbar sind. Genauer kann es sich jedoch auch um einzelne
Informationseinheiten handeln. "Je nach Anwendung bestehen die Knoten eines
Hypertextes nur aus einem einzigen Satz, oder auch aus umfangreichen Textdateien."
(Gerdes 1997, S. 141). Ein Hypertext kann aus beliebig vielen (Informations-)Knoten
bestehen. Am Beispiel eines Weblogs ist der jeweils referenzierbare Informationsknoten
ein einzelner Beitrag mit einem Permalink. HyperLinks sind die Verbindungen, die
Knoten miteinander in Beziehung setzen; sie erlauben das Navigieren durch
Informationsnetze. Jeder Link hat einen Ausgangs- und eine Zielpunkt, diese werden
Ausgangs- bzw. Zielanker genannt.
19
Links lassen sich nach ihrem Zielanker klassifizieren:
(Gerdes, H.: Hypertext. In: Batinic (Hrsg.): Internet für Psychologen. Hogrefe, Göttingen 1997, S.143.)
20
Weiterhin kann die Struktur eines Hypertextes linear, hierarchisch, oder vernetzt sein:
(Gerdes, H.: Hypertext. In: Batinic (Hrsg.): Internet für Psychologen. Hogrefe, Göttingen 1997, S.146.)
Die Verwendung bzw. Konzeption der Verwendung eines Hyperlinks als Permalink ist
letztendlich eine soziale Übereinkunft. Auf die erkenntnistheoretischen Prämissen,
welche zur Ausbildung derartiger Übereinkünfte führen, werde ich in einem späteren
Teil der Arbeit nochmals zurückkommen.
21
Vernetzung von Weblog-Beiträgen mittels Permalinks
Folgende Grafik stellt die Vernetzung von Weblog-Beiträgen mittels Permalinks aus
zwei verschiedenen Weblogs dar:
Die Beiträge a1 bis a3 bzw. b1 bis b3 sind in den beiden Weblogs a und b
chronologisch sortiert, der neueste Beitrag steht jeweils ganz oben. Beitrag a3 bezieht
sich mittels eines Hyperlinks auf den PermaLink von Beitrag a2, welcher im selben
Weblog veröffentlicht wurde (interner/interhypertextueller Link). Wiederkehrende
Thematiken bzw. Schwerpunkte werden so im eigenen Weblog verbunden und
identifizierbar.
Der Beitrag b3 bezieht sich auf den Beitrag a1 aus Weblog a, daher befindet sich im
Text von Beitrag b3 ein Hyperlink zum Permalink von a1 (externer/extrahypertextueller
Link). Hierdurch entstehen also thematische Netzwerke von aufeinander bezogenem
Microcontent 6 . Dieser kann zunächst aus einem Weblog-Eintrag bestehen, der unter
6
Zum Begriff des Microcontent siehe Kapitel 8.
22
einer festen URL (Permalink) abrufbar ist und sich kurz und knapp zu jeweils einer
Idee, einem Thema oder einer Internetressource äußert.
4.2 Trackback
Wird in einem Weblog mit Trackback-Funktion ein Beitrag veröffentlicht, der auf den
Permalink eines Beitrages in einem anderen Weblog verweist, so sendet das Weblog
eigenständig einen sogenannten Trackback-Ping an diesen Beitrag, auf welchen es sich
bezieht. Dieser Ping enthält die URL sowie Titel und Exzerpt des neu veröffentlichten
Weblog-Eintrags.
Nun wird in dem Beitrag, auf den referenziert wurde, die Trackback-Nachricht
angezeigt. Hierdurch können Leser des ursprünglichen Beitrags sehen, dass sich weitere
Beiträge auf diesen beziehen und diese über die bereitgestellten Hyperlinks aufrufen.
Trackbacks ermöglichen es somit, die Vernetzung von aufeinander verweisenden
Weblog-Beiträgen verschiedener Weblogs zu visualisieren.
Trackback wurde ursprünglich von der amerikanischen Firma Six Apart für die Weblog-
Software MovableType entwickelt und wird momentan aber auch von vielen etablierten
Weblog-Hostern sowie Weblog-CMS unterstützt.
Die technische Spezifikation der Trackback-Funktion beschreibt diese folgendermaßen:
Using TrackBack, sites can communicate about related resources. For example,
if Weblogger A wishes to notify Weblogger B that he has written something
interesting/related/shocking, A sends a TrackBack ping to B. This accomplishes
two things:
23
1. Weblogger B can automatically list all sites that have referenced a
particular post on his site, allowing visitors to his site to read all related
posts around the web, including Weblogger A's.
2. The ping provides a firm, explicit link between his entry and yours, as
opposed to an implicit link (like a referrer log) that depends upon outside
action (someone clicking on the link).
In der folgenden Grafik ist oben ist der ursprüngliche Beitrag aus einem Weblog zu
sehen. Darunter befinden sich die Trackbacks derjenigen Beiträge aus anderen Weblogs,
die sich auf den ursprünglichen Beitrag beziehen und an ihn einen Trackback-Ping
gesendet haben.
24
Abbildung 9: Weblog-Eintrag und Trackbacks
(Quelle: ITConversations with Doug Kaye. In: Mena’s Corner. Six Apart. Internet)
25
4.3 Kommentarfunktion
Fast alle gängigen Weblog-Systeme besitzen eine Kommentarfunktion, die optional
abgeschaltet werden kann. Durch die Kommentarfunktion wird jeder einzelne Beitrag
eines Weblogs kommentierbar. Leser des Weblogs können hierdurch Beiträge
kommentieren, beispielsweise um zu widersprechen, etwas nachzufragen, zu diskutieren
oder zu ergänzen. Die Kommentare eines Beitrags sind auf der unter dem jeweiligen
PermaLink erreichbaren Seite eines Beitrags zu finden. Durch die direkte
Kommentierbarkeit eines jeden einzelnen Beitrags in einem Weblog wird eine
diskursive Bezugnahme ermöglicht. Bereits auf der Startseite eines Weblogs kann man
anhand der Kommentarzähler der jeweiligen Beiträge erkennen, welche Beiträge von
anderen Nutzern bereits kommentiert wurden.
Der folgende Screenshot zeigt exemplarisch, wie die Anzahl der bereits eingegangenen
Kommentare und, falls diese Funktion vorhanden ist, Trackbacks zu den jeweiligen
Beiträgen auf der Startseite eines Weblogs dargestellt werden:
26
Abbildung 10: Zwei Beiträge auf der Startseite eines Weblogs
Die Begriffe Permalink, Kommentare und Trackbacks sind jeweils klickbare Hyperlinks
und verweisen auf eine Seite, die jeweils nur diesen einen Beitrag sowie alle
Kommentare und Trackbacks des Beitrags im Volltext enthält:
27
Abbildung 11: Weblog-Beitrag und Kommentare
(Quelle: Röll, Martin: Blogs, Wikis, RSS bei Disney. In: Das E-Business Weblog. Internet:
http://www.roell.net/weblog/archiv/2004/10/11/blogs_wikis_rss_bei_disney.shtml, 15.11.2004.)
28
4.4 Weitere häufige Features bei Weblogs
Während eigentlich nur der PermaLink sowie die chronologische Anordnung der
Beiträge für ein Weblog – in einem definitorischen Sinne – zwingend sind, bieten die
meisten Weblog-Systeme einige zusätzliche Features an. Die beiden häufigsten
Funktionen wurden bereits genannt: Die Kommentarfunktion und Trackback.
Einige weitere Funktionen, die von den meisten Weblog-Systemen angeboten werden,
sind
• ein Kalender, durch den man gezielt die Beiträge eines bestimmten Tages
auswählen kann,
• eine Suchfunktion, die alle Beiträge eines Weblogs durchsucht,
• eine Blogroll, d.h. eine Liste anderer Weblogs, zu denen der Weblog-Autor in
einer Beziehung steht oder die er gerne liest,
• Eine sog. Weblog-API (Application Programming Interface), die es ermöglicht,
auch mittels anderer Programme als einem Browser Weblog-Beiträge zu
verfassen (Texteditoren, Handys, Organizer u.ä.) oder zu editieren,
• RSS-Feeds: RSS ist ein XML-Standard, der es erlaubt, die Inhalte von Weblog-
Einträgen automatisiert zu sammeln und auf anderen Websites oder in RSS-
Readern darzustellen. Da RSS nur den Content der Weblog-Beiträge, aber nicht
Elemente wie Design oder Layout enthält, ist es damit möglich auch eine
größere Anzahl von Weblogs regelmäßig zu lesen. 7
7
Mehr zu RSS findet man in dem Artikel „Was ist RSS?“ von Alp Uçkan (Internet). RSS liegt aktuell in
der Version 2.0 vor, siehe die technische Spezifizierung bei Harvard (RSS 2.0 Specification, Internet).
29
4.5.1 Autorenschaft
Hier kann unterschieden werden, ob ein Weblog von einem einzelnen Autoren geführt
wird oder ob es sich um ein sogenanntes Gruppenblog bzw. Team-Blog handelt. D.h.,
dass mehrere Autoren gemeinsam ein Weblog führen. Gruppenblogs wiederum können
dahingehend unterschieden werden, ob es sich um eine geschlossene Gruppe von
Autoren handelt oder ob jeder nach einer kostenlosen Registrierung eines
Benutzernamens Einträge in das Weblog schreiben kann. In diesem Fall handelt es sich
um ein „offenes“ Weblog. Die meisten Weblogs werden von einem einzelnen Autoren
geschrieben.
30
persönliche / personenorientierte Weblogs eher dazu genutzt zu werden, um in einem
kleineren Kreis zu kommunizieren.
Beispiele für Themen-Blogs sind das Weblog „Physikalische Kleinigkeiten“
http://physik.blogspot.com/, welches von Dr. Peter Schilbe (Institut für
Experimentalphysik, FU-Berlin) betrieben wird, sowie das Weblog „das kollektiv“
http://daskollektiv.twoday.net/, das sich der Medien- und Technikgeschichte im
weiteren Sinne widmet. Bei „das kollektiv“ handelt es sich um ein offenes Gruppen-
Blog, in das jeder nach der Registrierung eines Benutzernamens hineinschreiben kann.
Zur weiteren Kategorisierung, vergleiche „Blogs und ihre verschiedenen
Erscheinungsformen“ in der Diplomarbeit von Stefan Felkel (Diplomarbeit, S.19ff.
Internet).
31
Abbildung 12: Motivationen des Betreibens eines Weblogs
32
Ferner kategorisiert Przepiorka Weblogs durch die Umfrage anhand ihrer
Nutzungsmöglichkeiten:
Deutlich wird hierbei, dass die überwiegende Anzahl der Weblogs einen privaten
Charakter haben. Dies kann einerseits daran liegen, dass zum Zeitpunkt der Arbeit
(vorgelegt im März 2003) deutlich weniger deutschsprachige Weblogs als jetzt
existierten. Przepiorka spricht von ca. 500 Weblogs im deutschsprachigen Raum,
während es zum heutigen Zeitpunkt bereits über 50000 sind. Diese Zahlen halte ich
jedoch aufgrund methodischer Schwierigkeiten für umstritten, denn einerseits ist der
Begriff „Weblog“ nicht genau formal definierbar, andererseits ist es kompliziert, ein
Weblog automatisch als solches zu identifizieren, um es zählen zu können. Festzuhalten
bleibt jedoch, dass zweifelsohne ein starkes Wachstum vorliegt, das neben einem
beachtlichen Zuwachs an Weblogs auch durch das Auftreten kommerzieller Weblog-
Dienstleister in Deutschland zu erklären ist. Diese stellen einen Grossteil der Weblogs
bereit und übernehmen das Hosting sowie die technische Administration gegen eine
Gebühr oder die Einblendung eines Werbebanners.
Ein Grund, warum 59% der Nutzer angaben, ihr Weblog als persönliches Tagebuch zu
benutzen, liegt darin, dass Weblogs aufgrund ihres chronologischen Aufbaus und der
Repräsentation der Autoren subjektbezogene Inhalte sehr leicht und schnell darstellbar
33
und auch kommunizierbar machen. Da ein Weblog im Allgemeinen von einem
einzelnen Autoren geführt wird, gibt es ihm somit eine „Stimme im Web“ und
repräsentiert ihn als eine Person.
34
5. Vernetzung: Von Hyperlinks zu sozialen Netzwerken
Durch die starke Bezugnahme mittels Hyperlinks und Permalinks konstituiert sich
zwischen und um einzelne Weblogs herum eine Art Netzwerk, für das sich auch im
deutschsprachigen Raum der Begriff „Blogosphäre“ durchgesetzt hat. Um dieses
Netzwerk und die Struktur seiner Vernetzung soll es im Folgenden gehen.
35
Bei der Blogosphäre handelt sich also um ein emergentes Netzwerk mit sozialen
Bezügen, das aufgrund seiner dezentralen, asymmetrischen Struktur weder durch einen
„Architekten“ konstruiert, noch determinierbar oder kontrollierbar ist.
Clay Shirky, Consultant und Professor für neue Medien am Hunter College (New
York), schreibt in dem Artikel „Power Laws, Weblogs, and Inequality“ (Shirky 2003,
Internet) über die Verteilung von Weblog-Netzwerken, um die Struktur der Vernetzung
von Weblogs eingehender zu analysieren. Shirky untersuchte 433 englischsprachige
Weblogs und ordnete sie nach der Zahl ihrer Inbound Links, d.h., der Zahl eingehender
Links aus anderen Weblogs der untersuchten Menge an.
36
Abbildung 14: Verteilung von Hyperlinks aus Weblogs
”433 weblogs arranged in rank order by number of inbound links.” (Shirky 2003, Internet)
Von 433 untersuchten Weblogs wiesen die beiden am meisten verlinkten Weblogs
zusammen 5% der insgesamt bei allen Weblogs eingehenden Links auf. Die zwölf am
meisten verlinkten Weblogs nahmen weiterhin 20% aller eingehenden Links in
Anspruch und auf die 50 am meisten verlinkten Weblogs (welche knapp 12% der
Gesamtmenge der untersuchten Weblogs ausmachen) entfielen ca. 50% aller
eingehenden Links.
Somit gibt es also Knotenpunkte von Weblogs, die sehr viel stärker mit anderen
Weblogs durch Hyperlinks vernetzt sind, als andere. Die Blogosphäre stellt sich somit
als ein zwar von der Grundstruktur des Publikationsformates her ähnliches, in der
Struktur seiner Vernetzung jedoch asymmetrisches Netz dar.
Shirky wirft die Frage auf, inwieweit diese Strukturen einerseits zum Bestehen von
Weblog-Netzwerken beitragen, andererseits aber sich selbst verstärken und somit
37
Innovation verhindern. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Weblog-Autor, der gerade erst
ein Weblog zu führen beginnt, in anderen Weblogs auf die stärker vernetzten Weblogs
stößt, ist ungleich höher als die, einem Verweis auf ein Weblog an der Peripherie der
Blogosphäre zu folgen. Somit erhalten bereits stark vernetzte Weblogs, die viele
eingehende Links von anderen Weblogs erhalten haben, mit einem weiteren Wachstum
der Blogosphäre auch überproportional viele weitere eingehende Links. Es ist also nicht
nur entscheidend, was jemand in ein Weblog schreibt, sondern wer es schreibt, da
Inhalte in bekannteren (stärker vernetzten) Weblogs mit einer höheren
Wahrscheinlichkeit von anderen Weblog-Autoren gefunden und referenziert werden
können.
Anzumerken ist an dieser Stelle, dass es sich bei dem Begriff Blogosphäre um eine
recht ungenaue Umschreibung handelt. Die Gesamtheit aller Weblogs ist weder
erfassbar, noch für den einzelnen wahrnehmbar. Neben quantitativen Ansätzen - wie
dem oben beschriebenen - haben viele Blogger natürlich ganz eigene Vorstellungen
davon, was für sie den Kosmos der ihnen bekannten Weblogs ausmacht, und welche
Qualitäten er hat. Die Blogosphäre wird von Weblog-Autoren also zunächst subjektiv
erfahren, da sie von einem Beobachter abhängig ist, zunächst nur durch das Lesen von
Webseiten erfahrbar ist, und die Interaktion auf asynchroner Kommunikation beruht.
Die Voraussetzungen des Rezipienten sind also ein tragendes Element für die
Wahrnehmung textueller Medien (vgl. Rusch 1994, S.75).
Nach Shirky ändert sich der Modus der Kommunikation in einem Weblog dann hin zur
Publikation von Inhalten, wenn die Leserschaft so groß ist, dass es dem Autoren nicht
mehr möglich ist, an allen Konversationen seiner Leser bezüglich seiner Inhalte
teilzuhaben (vgl. Shirky, Internet).
38
6. Funktionen von Weblogs
Nachdem nun der spezifische Aufbau von Weblogs sowie deren Vernetzung dargestellt
wurde, werden nun in diesem Kapitel grundlegende Funktionen von Weblogs behandelt
und auf ihre mögliche Nutzung und deren Auswirkung beim Lernen untersucht.
6.1 Archivierung
Weblogs dienen der Archivierung von Information oder Wissen, da die veröffentlichten
Inhalte dauerhaft im Weblog gespeichert sind. Sie verfügen über ein Archiv, das meist
in Form von Monats-Archiven und teilweise auch zusätzlich in Form von Kategorien
vorliegt.
Somit werden in öffentlich zugänglichen Weblogs die Inhalte nicht nur für den Autor,
sondern ebenso potentiell für alle anderen User des World Wide Web archiviert.
Weblogs dienen in dieser Form der Archivierung verschriftlichten Wissens und für den
Weblog-Autoren selbst kann dadurch der eigene Lernprozess sichtbar und
dokumentierbar werden (vgl. Stangl, Werner: Lerntagebücher und Weblogs als
Werkzeuge für selbstorganisiertes Lernen. Internet).
6.2 Kategorien
Viele Weblog-CMS bieten dem Autor die Möglichkeit an, einzelne Beiträge einer oder
mehreren Kategorien zuzuordnen. Diese Kategorien können selbst benannt und angelegt
werden. Normalerweise ist die Kategorie eines Beitrags unter dem Beitrag selbst im
Weblog angegeben und ein Mausklick darauf führt zu weiteren Beiträgen aus der
betreffenden Kategorie.
Wissenschaftstheoretisch gesehen handelt es sich bei Kategorien eher um Typologien,
da die Beiträge in den meisten Weblogs nicht eindeutig einer der verwendeten
Kategorien zuzuordnen sind.
39
Weiterhin wählen Autoren verschiedener Weblogs teilweise sehr unterschiedliche
Kategorien, die im Vergleich nicht zueinander kompatibel sind.
So haben verschiedene Weblog-Autoren, welche sich beispielsweise auf den Artikel
„EU-Rat segnet umstrittene Richtlinie zu Softwarepatenten ohne neue Debatte ab“
(heise.de, Internet: http://www.heise.de/newsticker/meldung/57133, 11.3.2005) bezogen
haben, ihren Weblog-Beitrag auch unterschiedlichen Kategorien in ihren Weblogs
zugeordnet.
Verschiedene Kategorien, denen dieser Beitrag in verschiedenen Weblogs zugeteilt
wurde sind beispielsweise:
• „Politik, IT“ 8
• „Eher tragisch“ 9
• „Politik“ 10
• „Softwarepatente“ 11
• „Computer“ 12
Hieran lässt sich erkennen, dass Weblog-Kategorien also eine – zusätzlich zur
gewöhnlichen, chronologischen Archivierung von Beiträgen in einem Weblog – Form
der Kategorisierung ist, die individuell von jedem Weblog-Autoren verschieden
gehandhabt werden kann. Kategorien beruhen somit auf der Subjektivität des Verfassers
und werden bestenfalls innerhalb eines einzelnen Weblogs kohärent verwendet.
An dieser Stelle wird deutlich, dass sich Weblog-Autoren somit eigene Strukturen ihres
Wissens generieren.
8
haftbar.de: „Bananen sind gesund, aber…“, http://haftbar.de/?p=155, 11.3.2005.
9
Jaaa, Blog.: „EU segnet Software-Patente ab“, http://diaet.blogsome.com/2005/03/07/eu-segnet-
software-patente-ab/, 11.3.2005.
10
Jules’ Weblog: „EU-Staaten verabschieden Software-Patente“, http://julesv.twoday.net/stories/559151/,
11.3.2005.
11
Eiderstede!: „Heise online: EU-Rat segnet umstrittene Richtlinie zu Softwarepatenten ohne neue
Debatte ab“, http://www.eiderstede.de/blog/2005/03/07/heise-online-eu-rat-segnet-umstrittene-richtlinie-
zu-softwarepatenten-ohne-neue-debatte-ab, 11.3.2005.
12
Nur mein Standpunkt: „Schwarzer Montag: Onlinepatente abgesegnet“,
http://prospero.netbib.de/?p=400, 11.3.2005.
40
6.2.1 Kategorien als Metadaten
Dennoch stellt die Kategorisierung eines Weblogs eine Form von Metadaten dar. Der
einzelne Beitrag (Microcontent) wird durch die Vergabe einer Kategorie durch den
Autoren mit einer zusätzlichen Bedeutung versehen, da er den Beitrag so gemäss seiner
eigenen Logik kategorisiert. Diese Kategorisierungen einzelner Beiträge können
maschinell ausgelesen werden, da sich die Kategorie-Angaben eines Weblogs
normalerweise auch im RSS-Feed finden lassen. Dies ist eine XML-Datei, die lediglich
den inhaltlichen Content der Weblog-Beiträge, nicht aber das Layout, die Navigation
usw. eines Weblogs enthält 13 .
6.3 Suchfunktion
Weiterhin verfügen fast alle Weblogs über eine Suchfunktion, mit der sämtliche
Beiträge eines Weblogs nach Stichwörtern durchsucht werden können. In Weblogs mit
vielen Beiträgen kann dies hilfreich sein, um Inhalte nicht durch Querlesen der Monats-
Archive oder Kategorien auffinden zu müssen.
Ebenso sind Weblog-Inhalte in Suchmaschinen (allen voran Google) oft hoch
positioniert, da sie stark untereinander vernetzt sind 14 und die Inhalte oft in
suchmaschinenoptimierter Form anbieten.
Durch die Erfassung von Suchmaschinen werden die in öffentlich zugänglichen
Weblogs - die eine Mehrheit darstellen - archivierten Inhalte also auch für andere Web-
User auffindbar.
13
Siehe Kapitel 4.4.
14
Da jedes einzelne Weblog eine einzelne Website darstellt und Google diejenigen Websites, welche
viele eingehende Links von anderen Websites erhalten haben bei der Anzeige von Suchergebnissen
bevorzugt, finden sich in den jeweils ersten zehn Suchergebnissen zu einem Begriff zunehmend Weblog-
Beiträge.
41
Damit erfährt ein Stammleser eines Weblogs also vorgefilterte Informationen zu einem
bestimmten Thema, da der Verfasser des Weblogs regelmäßig Quellen zum Thema
liest, und für ihn relevante Informationen in seinem Weblog publiziert.
Dadurch können Weblogs dem sogenannten „Information Overload“ entgegen wirken,
da sie im Gegensatz zu einer Suchmaschine oder einem Nachrichtenticker nicht
möglichst viele Nachrichten oder Querverweise zu einem Thema sammeln und
publizieren, sondern diese aufgrund der subjektiven Relevanz für den jeweiligen
Weblog-Autoren vorfiltern.
6.5 Kommunikation
Aufgrund der Kommentarfunktion, welche die meisten Weblogs einsetzen und somit
jeden einzelnen Weblog-Eintrag durch die Leser kommentierbar machen, ist eine
direkte, aber dennoch öffentliche Kommunikation zwischen Lesern und Autoren sowie
zwischen Lesern untereinander möglich. Somit handelt es sich bei Weblog-Texten nicht
um „starre“ Veröffentlichungen, sondern dem Leser wird die Möglichkeit gegeben,
direkt nachzufragen, zu ergänzen, dagegen zu argumentieren, usw.
Weiterhin ist es aufgrund der Trackback-Funktion einiger Weblogs, Referrer-
Analysen 15 sowie Backlink-Suchdiensten 16 möglich, Verweise anderer Weblogs auf
einen Weblog-Beitrag zu visualisieren.
Genuin an dieser Form der vernetzten Kommunikation ist, dass sie öffentlich sichtbar
ist und sich nicht auf einen festen Raum im Netz beschränkt. Gängigere Konzeptionen
15
Referrer einer Webseite sind Internet-Adressen, von denen aus Besucher über einen Hyperlink zur
betreffenden Webseite gekommen sind. Siehe Referrer, in: Wikipedia (Internet).
16
Backlink-Suchmaschinen zeigen nach Eingabe einer Internet-Adresse (URL) in das Suchfeld eine Liste
von Weblogs an, welche einen Hyperlink auf diese URL veröffentlicht haben. Siehe Technorati.com,
Blogstats.de
42
bestehen darin, dass zentralisierte Plattformen - wie beispielsweise ein Forum im Netz -
bereit stehen, und von allen gemeinsam genutzt werden. Diese sind meist thematisch an
eines oder mehrere Themen gebunden. Die Nutzer müssten sich also ein anderes Forum
oder zumindest einen anderen Ort suchen, um über ein anderes Themenfeld zu
diskutieren. Hier kommen nun Weblogs ins Spiel: Im Gegensatz zu herkömmlichen
CMS zur web-basierten Diskussion oder Interaktion sind Weblogs nicht thematisch
eingegrenzt. Sie sind dahingehend dezentralisiert, dass jeder Autor durch ein eigenes
Weblog eine eigene Stimme hat, die erst mit anderen durch gegenseitige Bezugnahme
vernetzt werden muss, da keine zentrale Plattform vorliegt.
Da die Inhalte personen- und nicht themenzentriert in zumeist persönlichen Weblogs
behandelt werden und die jeweiligen Weblogs als Plattform zunächst nicht an eine
Institution, Veranstaltung oder einen sonstigen Verbund gekoppelt sind, unterstehen sie
also direkt ihren Nutzern. Dadurch, dass die Inhalte ins jeweils eigene Weblog
geschrieben werden, sind sie an die Person rückgekoppelt und nicht an einen
Themenkomplex oder einen Ort.
43
Durch den Prozess des Schreibens und die Anforderung sich möglichst präzise
auszudrücken, wird dem Autoren gegebenenfalls erst der eigentliche Lerninhalt eines
Themas klar, da es zu einer reflexiven Leistung kommt. Diese kann, bei geübten
Autoren, welche bereits über entsprechende Praktiken verfügen, entweder der primäre
Anlass des Beitrags gewesen sein oder sich aber als Effekt der Kommunikation über die
Inhalte und der gemeinsamen Aushandlung einer Deutung ergeben. Daher bietet sich
der Einsatz von Weblogs zum selbstgesteuerten Lernen und als Lern-Logs an.
44
7. Selbstgesteuertes Lernen
Die Diskussion um selbstgesteuertes, selbstorganisiertes Lernen ist in den
Erziehungswissenschaften innerhalb der letzten Jahrzehnte populär geworden und wird
daher ebenso mannigfaltig diskutiert 17 . Im Folgenden werden grundlegende
Konzeptionen angerissen, um den Begriff des Lernens (bei der Nutzung von Weblogs)
einzugrenzen.
Faulstich weist darauf hin, dass die Idee des „selbstorganisierten Lernens“ nicht so neu
ist, und nennt hierfür einige Beispiele wie die enzyklopädischen Werke der Aufklärung,
bürgerliche Lesegesellschaften des 18. Jahrhunderts, die Selbstorganisation der
antiautoritären Studentenbewegung der 60er Jahre oder etwa Selbstlernzentren der
Volkshochschulen in den 70er Jahren (vgl. Faulstich 1999, S. 25).
Nach Faulstich vollzieht sich die Debatte um wie er es nennt „selbstorganisiertes
Lernen“ vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Prozesse, welche die
Rahmenbedingungen des Lernens in der Erwachsenenbildung verändern. Dies sind
Individualisierung, Deinstitutionalisierung und Deregulierung.
Als deindividualisierend wird hier die Auflösung traditioneller Sozialstrukturen
verstanden, die gesellschaftliche Gruppenbezüge relativiert. Die Erwachsenenbildung
reagierte hierauf mit dem Konzept der Teilnehmerorientierung 18 , welche kein
einheitliches Adressatenschema mehr unterstellt und sich an der Subjektivität wie der
Lebenswelt eines jedes einzelnen Teilnehmers orientiert.
17
Ein kritischer Überblick der Diskussion findet sich bei Susanne Kraft (2002) und Jost Reischmann
(2002).
18
Zum Konzept und der Geschichte der Teilnehmerorientierung, siehe Hans Tietgens (1999).
45
Durch diese Erweiterung der Lernperspektive sowie durch Konzeptionen lebenslangen
Lernens wird in Bildungsinstitutionen organisiertes Lernen, wie es der klassischen
Erwachsenenbildung entspricht, durch berufsbegleitendes Lernen am Arbeitsplatz, im
sozialen Umfeld, durch Mediennutzung usw. ergänzt. Dies führe zu einer
Deinstitutionalisierung, da Lernen aus den Institutionen in die Lebens- und Arbeitswelt
verlagert wird.
Ferner schreibt Faulstich, es finde dadurch eine Deregulierung statt, dass sich die Politik
aus finanzpolitisch motivierten Gründen aus der Steuerung gesellschaftlicher Prozesse
zurückzieht. Der Staat als Repräsentant öffentlicher Verantwortung in der
Erwachsenenbildung entledigt sich somit gestaltender und gewährleistender
Ansprüche 19 und beschränkt sich auf die Sicherstellung von Rahmenbedingungen
erwachsenenbildnerischen Lernens.
Lernen vollzieht sich nach diesem Verständnis also in einem weiteren Rahmen entlang
der Intentionalität der Lernenden, sowie der für sie subjektiven Bedeutung der
jeweiligen Thematik. Dieses „selbstbestimmte Lernen“ (Faulstich 1999, S. 27) umfasst
Kriterien thematischer Relevanz (Lerngegenstände), organisatorisch-methodische
Aspekte („selbstorganisiertes Lernen“) sowie intentionale Kriterien (selbstgesteuertes
Lernen). Lernen wird als „die interessengeleitete, aktive Aneignung von Welt durch die
handelnden Personen“ (ebd.) verstanden.
Der Anteil der Selbstbestimmtheit der all diesen Konzepten zugrunde liegt, enthält eine
institutionskritische Position, welche sich gegen die Fremdbestimmtheit von Unterricht
und Schule wendet. Die Individuen lassen sich nicht mehr durch institutionelle
Bildungsvorgänge funktional vereinnahmen. An Stelle unmittelbarer, institutioneller
Kontrolle tritt eine indirekte Vereinnahmung, welche die Individuen ihre Funktionalität
selbst herstellen lässt.
19
Zur Veränderung der Rolle des Staates im Neoliberalismus, siehe Wolfgang Fach (2000).
46
in aktuellen Ansätzen individuelle Lerner-Interessen zunehmend berücksichtigt,
während institutionelle Vorgaben in den Hintergrund rücken.
Ein entscheidendes Kriterium ist somit also der Grad der Fremd- bzw. Selbststeuerung
beim Lernen. Faulstich differenziert weiterhin zwischen verschiedenen Lernformen, die
sich in seiner Darstellung in einem „mehrdimensionalen Koordinatenraum“ (Faulstich
1999, S.32) vollziehen. So wird mit dem Begriffspaar Integration/Separation der Grad
der Ausgliederung des Lernens beschrieben. Dadurch ergeben sich verschiedene
Formen von Erfahrungs- bzw. Wissenschaftsbezug, die dazu führen, dass Lernen eher
zielbezogen intentional oder aber eher zufällig inzident geschehen kann. Ziele und
Abläufe des Lernens können entweder eher fremd- oder aber eher selbstbestimmt
erfolgen, sie können stärker institutionell einbezogen, oder eher beiläufig und informell
sein. Zwischen diesen Polen gibt es vielfältige Ausprägungsformen und es ist eine
Vielzahl von Kombinationen möglich.
Intentional Inzident
Erfahrungsbezogen Wissenschaftsbezogen
Selbstbestimmt Fremdbestimmt
Institutionell Informell
Integriert Separiert
47
vom Standpunkt des Individuums aus, welches sich zur Welt als ein „sinnlich-
körperliches, bedürftiges, interessiertes Subjekt“ (Holzkamp 1995, S.21) verhält. Daraus
ergibt sich ein Perspektivenwechsel, denn Lernen scheint nun nicht mehr von außen
bedingt, sondern vielmehr als von der Person begründet. Lernen ist damit nicht mehr
durch äußere Anstöße verursacht und somit erklärbar, sondern ist vielmehr durch die
vom Individuum selbst hergestellten Bedeutungszusammenhänge zu verstehen. Somit
ist Lernen durch Offenheit und Situativität gekennzeichnet und abhängig von der
bisherigen Biographie der Lerner sowie den jeweils gegebenen Kontext. Es ist also in
gesellschaftliche Zusammenhänge eingebettet. Lernen wird hier als individuell, sozial
situiert und kontextbezogen verstanden und in diesen Kontexten stellen sich
Bedeutungen her, welche die Handlungsbegründungen des Lernens liefern.
Lernen bezieht sich folglich nicht auf Lerngegenstände an sich, sondern auf seine
jeweilige Bedeutung für das lernende Individuum.
Die Bedeutungshaftigkeit ist derjenige Aspekt der Welt, durch den diese für das
Individuum relevant und damit für das Lernen überhaupt zugänglich wird. Sie
ermöglicht die Entwicklung und Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten.
(Faulstich 1999, S. 33)
48
anderen Konzepten genannt wird. Es werden die Titel „Selbstgesteuertes lebenslanges
Lernen?“ (Dohmen 1997), „Selbstgesteuertes Lernen – auf dem Weg zu einer neuen
Lernkultur“ (Dietrich/Fuchs-Brüninghof 1999) und „Selbstgesteuertes Lernen und
Lernberatung“ (Siebert 2001) genannt.
Begrifflichkeiten wie „Neues Lernen“ und „neue Lernkultur“ scheinen in Mode zu sein,
um mittels des Attributes „neu“ gleichermaßen zeitliche Nähe, aber auch Innovation zu
beschreiben.
Diese Definitionsschwächen hinsichtlich der Begrifflichkeiten des selbstgesteuerten
Lernens machen es schwierig, den Aspekt der Selbststeuerung bei der Nutzung von
Weblogs zu bestimmen. Im folgenden Kapitel werde ich daher die Rezeption von
Weblogs in der Pädagogik beschreiben. Um das Lernen, welches sich durch den
Gebrauch von Weblogs vollziehen kann, genauer zu erfassen, werde ich später Lern-
bzw. Erkenntnistheorien hinzuziehen, um es anschließend darin zu verorten. Da sich
selbstgesteuertes Lernen - wie bereits dargelegt - an der Subjektivität der Teilnehmer
orientiert, greife ich hierzu auf den Konstruktivismus zurück.
49
8. Zur pädagogischen Rezeption von Weblogs
Zu Beginn dieser Arbeit wurden bereits einige pädagogische Texte zum
Themenkomplex „Weblog“ genannt, und wesentliche Merkmale von Weblogs
aufgeführt. Im Folgenden werden diejenigen Aspekte herausgearbeitet, welche durch
entsprechende Publikationen als zentrale (Lern-)Eigenschaften von Weblog-
Architekturen genannt werden. Ich beziehe mich hierbei primär auf deutsche Autoren,
welche noch nicht viele Publikationen vorliegen haben. Zunächst werde ich auf einige
Artikel genauer eingehen, um mich dann den häufig rezepierten Funktionen von
Weblogs zu widmen.
Als weiteres konstitutives Element von Weblogs wird die chronologische Sortierung der
Inhalte (Weblog-Einträge) angesehen, da hierdurch der „Knowledge building process“
(Wissenskonstruktion) des Autors sichtbar werden kann. Regelmäßige Einträge, die mit
50
einem Zeitstempel (Uhrzeit und Datum) versehen sind, führen hier zu einer Art
Lerntagebuch im Web. Dadurch können sich reflexive Elemente des Schreibens sowie
Metakognitionen über den persönlichen Lernprozess ergeben.
Das eigentliche Augenmerk liegt auf „Personal Knowledge“, also persönlichem bzw.
subjektivem Wissen. Dieses wird von objektivem Wissen abgegrenzt, da es vom
Individuum selbst erzeugt wird und nicht ohne ein Subjekt existieren kann. Später
werde ich in den Ausführungen zum Konstruktivismus zeigen, wie Wissen aufgrund der
eigenen Vorgeschichte und Dispositionen konstruiert wird.
Personal Knowledge entsteht aus den persönlichen Erfahrungen eines interagierenden
Individuums in einer konkreten Situation. Daher wird diesem Wissen zugeschrieben,
dass es authentischer, persönlicher, unmittelbarer und spontaner sei. Durch die
Verschriftlichung subjektiven Wissens in einem informellen Kontext wie einem Weblog
wird es persönlicher und fördert Diskussionen, die auf Alltags-Erfahrungen anstelle von
abstrakten, wissenschaftlichen Konzepten basieren. Durch das regelmäßige Verfassen
von Weblog-Einträgen wird nach und nach eine Art Netz von zueinandergehörigen
Gedanken und Ideen erstellt, das auf der persönlichen Erfahrung des Autors beruht.
Bezüglich der technischen Infrastruktur von Weblogs, werden diese auch in diesem
Artikel den Content-Management-Systemen (CMS) zugeordnet und die Besonderheiten
der chronologischen Darstellung sowie Kategorisierung von Beiträgen betont.
Abschließend wird zusammengefasst, warum Weblogs sich besonders gut für virtuelle
Diskussionen eignen:
• Da individuelle Autoren als autonome Subjekte andere Weblog-Autoren
referenzieren,
• die Weblogs in Form von RSS-Feeds abonniert oder syndiziert werden können,
• und spezifische Argumente / Microcontent-Einheiten mittels Trackback
aufeinander bezogen und visualisiert werden können.
(vgl. Berger, Internet)
51
Textpassage einer Weblog-Seite verweisen (PermaLink) können, welche von dem
spezifischen Argument thematisiert wird. Durch das regelmäßige Führen eines
chronologischen Weblogs über längere Zeiträume entsteht eine „Personal Knowledge
History“, die nicht an ein spezifisches Thema, eine Lehrveranstaltung o.ä., sondern an
die Person des Weblog-Autoren gebunden ist.
Durch ihre personalisierte Form sind Weblogs oft relativ eng an den Autoren geknüpft
und spiegeln seine persönliche Sichtweise wider. Weblog-Texte zeichnen sich hiernach
durch Authentizität, Spontaneität und Unmittelbarkeit aus. Gerade von dieser
Subjektivität, die sich in der Zusammenstellung von Informationen und Kommentierung
dieser durch den Blogger äußert, kann die Hochschullehre profitieren. Denn
52
Erfahrungen von Studierenden aus Diskussionen in Weblogs könnten das Verständnis
für die soziale Konstruktion von Information unterstützen, da es sie erlebbar macht.
Als Formen der Nutzung von Weblogs werden Weblogs als
• Schreibinstrument
• Recherchemittel
• Tools für kooperatives Arbeiten (Gruppenarbeit)
genannt.
Weblogs als Recherchemittel: Weblogs stellen eine Möglichkeit dar, sich einem neuen
Thema anzunähern und mit diesem auseinander zusetzen. Indem man eine Auswahl von
Weblogs zu einem Thema aufsucht, erhält man einen Überblick über die verschiedenen
Aspekte des Themas und zudem Verweise auf weitere Informationsressourcen im
Internet. Eine Vielzahl von Quellen hierzu findet man auf der englischsprachigen Site
„Research Blogs“ von Jill Walker: http://huminf.uib.no/~jill/txt/researchblogs.html .
53
Weiterhin sind die meisten Weblogs durch spezielle RSS-Suchmaschinen wie
Feedster.com durchsuchbar.
Weblogs werden weiterhin als geeignete Tools für Gruppenarbeiten beschrieben. Sie
können kooperatives Arbeiten unterstützen, da in ihnen „beispielsweise Berichte über
angefangene oder auch beendete Aufgaben, Vorstellung der Teammitglieder,
Änderungen von Zuständigkeiten, Ankündigung von Treffen, Statusberichte,
Sitzungsprotokolle, Ergebnisse von Gruppen- und Einzelgesprächen und kurze
Statements zum Fortschritt von Arbeitsgruppen“ (Weblog. In: e-teaching@university,
Internet) publiziert, diskutiert und dokumentiert werden können.
54
9. Konstruktivismus
Im letzten Kapitel habe ich bereits auf die hohe Subjektivität des Webloggens
hingewiesen. An dieser Stelle wird daher Bezug auf den Konstruktivismus genommen,
um die personenbezogene Eigenaktivität beim Lernen zu beschreiben.
Zuerst wird dabei auf das subjektive Erleben der Umwelt eingegangen. Anschließend
wird die Konstruktion von subjektivem Wissen mittels der Konzeption der trivialen und
nicht-trivialen Maschinen beschrieben. Darauffolgend wird der Frage nach Objektivität,
bzw. wie diese im Konstruktivismus konstruiert wird, nachgegangen.
Der Begründer des radikalen Konstruktivismus, von Glasersfeld, führt hier die
Metapher eines blinden Wanderers an, der durch einen nicht allzu dicht bewachsenen
Wald läuft, um einen Fluss zu erreichen. Er kann zwischen den Bäumen hindurch viele
Wege finden, die ihn an sein Ziel bringen werden.
55
Selbst wenn der blinde Wanderer nun tausend verschiedene Wege, die ihn an sein Ziel
bringen, ablaufen würde und auch in der Lage wäre, sich diese im Detail zu merken, so
hätte er nicht ein „objektives“ Bild des Waldes, sondern ein Netz gangbarer Wege, die
ihn zum Ziel bringen, im Kopf. Dieses Konstrukt einer Realität enthielte also die
erfolgreichen Wege ans Ziel, könnte aber beispielsweise keine Aussage über die Bäume
treffen, da der Blinde sie nicht sieht und sie lediglich als Hindernis, um ans Ziel zu
gelangen, wahrnahm. Ebenso wenig wären dem Wanderer etwaige weitere gangbare
Wege bekannt, sofern er sie nicht schon beschritten hat. Daraus folgt also, dass die
Tatsache, dass dem blinden Wanderer einige tausend Wege an sein Ziel bekannt sind,
nicht heißen muss, dass es nicht auch andere Wege geben kann.
Viel wichtiger noch ist der Umstand, dass die konstruierte Realität des Wanderers zwar
mit dem „objektiven“ Wald korrespondiert, ihn jedoch nicht in einem objektiven Sinne
abbildet.
56
Somit besteht die Vorstellung, die der Wanderer von seiner Umwelt hat aus
„Bausteinen“, welche er dank seiner Handlungen in seiner konstruierten Erlebniswelt
isoliert hat. Die empfundenen Wahrnehmungen des Anstoßens an ein Hindernis
enthielten hierbei zwar die Information, dass etwas im Wege steht. Die Beschaffenheit,
die Eigenschaften dieses Hindernisses sind jedoch bereits ein durch Interpretation
entstandenes Konstrukt des Wanderers.
Dadurch wird also das subjektiv erlebte und konstruierte Weltbild eines
„wahr“nehmenden Menschen aus Signalen aufgebaut, deren Ursprung man sich nur in
Berührungen mit Hindernissen der Umwelt vorstellen kann. Wie diese Signale nun zu
den sie erzeugenden „Gegenständen“ (Ursachen) verbunden werden, hängt keineswegs
nur von den durch die Sinnesorgane wahrgenommenen Signalen ab.
21
Zur Konzeption trivialer und nicht-trivialer Maschinen, siehe Kapitel 9.2.
57
Anstelle der „traditionellen“ Auffassung, die das Ziel von Wahrnehmung, Erkenntnis
und Wissenschaft in einer möglichst „wahrheitsgetreuen“ Darstellung der
„Wirklichkeit“ sieht, tritt nun hiermit eine instrumentelle Anschauung. Sie fordert von
Wahrnehmungen, Begriffen und Theorien lediglich die bereits genannte Viabilität, also
Brauchbarkeit im Bereich der Erlebenswelt und des zielstrebigen Handelns.
Diese Brauchbarkeit oder Viabilität bezeichnet also jene Handlungs- bzw. Denkweisen,
die an ontischen wie auch aus der Handlung selbst erwachsenden Hindernissen vorbei
zum erwünschten Ziel führen.
Dieser Unterschied zwischen dem „Passen“ einer Konstruktion und der ikonischen
Übereinstimmung mit „der Realität“ macht deutlich, dass der radikale Konstruktivismus
es ablehnt, die empirische Bestätigung einer Hypothese oder den Erfolg einer
Handlungsweise als Erkenntnis einer objektiven Welt zu deuten. Wenn die ontische
Welt dort beginnt, wo sich dem konstruktiven Wesen Hindernisse in den Weg stellen,
die seine Handlung behindern oder scheitern lassen, so neigt der Handelnde dazu, einen
Widerstand, welcher sein Handeln behindert oder vereitelt, als selbstständigen
Gegenstand zu deuten und zu beschreiben (vgl. ebd., S. 29).
Doch was er da deutet und beschreibt, sind gemäss dem Konstruktivismus stets Phasen
seines eigenen Handelns. Die Begriffe, welche er zur Deutung oder Beschreibung
verwendet sind Begriffe, die ausschließlich im Laufe seines Erlebens und Handelns
aufgebaut wurden und deren Bestandteile ebenso nur in der eigenen Erlebniswelt
gefunden und geformt (konstruiert) werden konnten.
Nun würde wohl niemand leugnen wollen, dass eine wie auch immer geartete Welt
außerhalb unserer eigenen Vorstellung existiert. So wie der blinde Wanderer in dem
genannten Beispiel ein Netz von erfolgreichen Wegen durch den Wald konstruiert,
58
welches sich mit dem, was als „objektive Realität“ bzw. im Konstruktivismus als
ontische Welt beschrieben wird zwar in Teilen deckt, aber dennoch eine selbst
konstruierte Realität bleibt. Von Glasersfeld schreibt hierzu, die „Welt der objektiven
Hindernisse, der ontischen Schranken, zwischen denen wir handeln, erleben und
zuweilen unsere Ziele erreichen, bleibt grundsätzlich unbeschreibbar. Wer meint, an den
Grenzen seiner Bewegungsfreiheit die ontische Wirklichkeit zu erkennen, ist ebenso
irregeführt wie ein Autofahrer, der die Stelle, wo ihm das Benzin ausgeht, für das Ende
der Straße hält“ (von Glasersfeld 2000, S. 31).
Somit versteht sich der radikale Konstruktivismus als Erkenntnistheorie, also als
Erkenntnis des Wissens, und nicht als Beschreibung des Seins. Dies hat Auswirkungen
auf das konstruktivistische Verständnis einer „objektiven“ Wirklichkeit.
22
Mit den gleichen Begriffen operiert auch die vorrangig durch Niklas Luhmann bekannt gewordene
Systemtheorie. Sowohl die Systemtheorie als auch die Theorie des radikalen Konstruktivismus gehen von
der Autopoiesis aus, welche auf die Biologen Maturana/Valera zurückzuführen ist.
59
seiner Interaktionsgeschichte (d.h. aufgrund seiner Erfahrungen) zugänglich sind.
„Repräsentation“ wird hier eher im Sinne einer Vorstellung als einer Abbildung
verstanden. Aufgrund der Abhängigkeit zur vorhergehenden Interaktionsgeschichte
wird deutlich, dass lebende Systeme also als nicht-triviale Systeme im Sinne von
Foersters zu verstehen sind.
Von Foerster unterscheidet dabei zwischen sogenannten trivialen und nicht-trivialen
Maschinen (vgl. von Foerster 2000, S. 60ff.).
Op(x) → y
Wird der Maschine nun als die Ursache x angeboten, so erfolgt aus der Operation stets
das Resultat y. Diese Maschine funktioniert damit unabhängig von Zeit und Raum, und
ist stets vorhersagbar. Da sie ihren operationellen Eigenzustand nicht verändert,
realisiert sie zustandsunabhängig immer dieselbe Funktion. Daher erhielt sie die
Bezeichnung „trivial“.
Eine triviale Maschine ist demnach synthetisch determiniert, analytisch determinierbar,
vergangenheitsunabhängig und voraussagbar.
60
Der Index z stellt hierbei den jeweiligen Zustand der Maschine dar.
x y z’
A 1 I
B 2 II
C 3 I
D 4 II
(Quelle: von Foerster 2000, S. 63)
x y z'
A 4 I
B 3 I
C 2 II
D 1 II
(Quelle: von Foerster 2000, S. 63)
61
In den Tabellen ist nicht nur die dem jeweiligen Zustand I oder II zugeordnete
Wirkungsfunktion angegeben, sondern auch der jeweils nächste Zustand z’, welchen die
Maschine einnimmt. Anhand der folgenden Beispiele wird die Funktionsweise deutlich.
Will man wissen, was die Ursache B bewirkt, wenn sich die Maschine im Zustand II
befindet, so findet man in der unteren Tabelle für die Ursache B die Wirkung 3.
Weiterhin kann man der Tabelle entnehmen, dass sich die NTM anschließend vom
vorherigen Zustand II nun in den Zustand z’, also in diesem Falle I, versetzt.
Wie wird nun die „Wirklichkeit“ einer NTM erfahren? Hierzu wird ein Experimentator
angenommen, der die in der Tabelle festgelegten Eigenschaften der Maschine nicht
kennt, sondern sie durch eine Reihe von Versuchen ermitteln will.
Angenommen, dass die NTM im Zustand I ist, wenn das Experiment begonnen wird
und die Ursache x mit dem Wert A angeboten bekommt, so wird gemäß der Tabelle zu
Zustand I mit der Ursache y, welche den Wert 1 enthält, antworten:
Wirkungsfunktion: OpI(A) → 1
Wiederholt man nun dieses Experiment, so wird die Maschine im Zustand I immer auf
die Ursache A mit der Wirkung I antworten. Man könnte an dieser Stelle nun glauben,
es handele sich um eine triviale Maschine, da dieses Ergebnis konstant und
vorhersagbar ist.
Benutzt der Experimentator nun in seiner Versuchsreihe aber für die Ursache x den
Wert B, so erhält er zunächst (wenn die Maschine in Zustand I ist) das Ergebnis 2. Da
die Maschine nun aber ihren Zustand von I zu II ändert, wird, falls die Ursache B nun
wiederholt wird, die Maschine im Zustand II eine 3 als Resultat ausgeben – und wieder
in den Zustand I wechseln.
Angenommen, man gibt jetzt aber anstelle den Versuch zu wiederholen das bereits
erprobte A als Ursache an, und die Maschine befindet sich noch in Zustand II, so wird
sie nun die Wirkung 4 ausgeben, und nicht wie zu Beginn 1. Versucht man es nun noch
62
einmal mit der Ursache A, so wird die Maschine, welche ja wiederum ihren Zustand
geändert hat, nun eine 1 ausgeben, usw.
Entscheidend hierbei ist, dass selbst eine nicht-triviale Maschine, welche, wie in obigem
Beispiel, eine durchaus endliche Zahl möglicher Zustände und Fälle aufweist, für einen
erkennenden Menschen keineswegs leicht zu bestimmen ist. Die Eigenschaften der
Maschine, also das was man davon wahrnimmt und konstruiert, werden sich mit jeder
neuen Benutzung der Maschine ändern, da man weitere Rückschlüsse auf ihr
Funktionieren zieht. Eigenschaften einer NTM sind, dass sie synthetisch determiniert,
analytisch unbestimmbar, vergangenheitsabhängig und unvoraussagbar sind (vgl. von
Foerster 2000, S. 66).
Die Repräsentation der Außenwelt eines selbstreferentiellen Systems ist also von
seinem eigenen Zustand abhängig. Damit stellt sich die Frage, wie sich erklären lässt,
dass ein selbstreferentielles System viable Realitätskonstrukte erzeugt. Denn man
könnte zunächst meinen, dass ein selbstreferentielles System, welches lediglich durch
Außeneinflüsse moduliert wird, nicht in der Lage ist, Realitätskonstrukte zu erzeugen,
die erfolgreiches Handeln gestatten. Genau dies ist jedoch der Fall.
Der Zustand eines operational geschlossenen Systems wird als Resultat der
Interaktionsgeschichte des Systems verstanden. Die Ausprägung dieser
Zustandsveränderungen wiederum ist vom jeweiligen Zustand des Systems abhängig.
Dadurch werden zu jedem Zeitpunkt bestimmte Veränderungen möglich, während
andere unmöglich gemacht werden. „Der jeweilige Zustand eines lebenden Systems ist
eine biologische Repräsentation seiner Erfahrungen, von denen ein Teil als
Wahrnehmungen bewusst gemacht (vorgestellt) werden kann“ (Hejl 2000, S. 118).
Durch die Zustandsdeterminiertheit der Wahrnehmungen eines lebenden Systems
müssen diese als „nicht-objektiv“ im traditionellen Sinn verstanden werden. Die
Beziehung zwischen den lebenden Systemen und den durch sie erzeugten Realitäten
sind es, welche man im Sinne E. von Glasersfelds als Konstruktionen bezeichnen kann.
63
9.3 Objektivität, das Erleben des Selbst und der Anderen
Da von den kognitiven Strukturen, die im Konstruktivismus als Wissen betrachtet
werden, zunächst nicht mehr verlangt wird, als dass sie eine Übereinstimmung mit einer
absoluten, ontologischen Wirklichkeit aufweisen, stellt sich nun die Frage nach dem
Begriff der Objektivität im Konstruktivismus.
Objektive Erkenntnis wird im Allgemeinen als das wahre Wesen eines Gegenstands an
sich betrachtet, bevor er von einem subjektiven Wesen wahrgenommen wird. Er
existiert quasi außerhalb der Erlebenswelt eines Betrachters. Dies ist ein Paradoxon an
sich.
Wissen stellt im Konstruktivismus kein Abbild und keine bloße Widerspiegelung einer
ontischen Wirklichkeit dar, sondern ist nur jeweils ein möglicher Weg, um zwischen
den „Gegenständen“ (im Beispiel des blinden Wanderers die Bäume) durchzukommen.
Das Finden eines möglichen, gangbaren Weges schließt aber keineswegs aus, dass auch
andere erfolgreiche Wege gefunden werden könnten. Daher kann aus
konstruktivistischer Perspektive auch nie ein bestimmter Weg oder eine bestimmte
Lösung eines Problems / Deutung eines Sachverhalts als die eine objektiv richtige
Wahrheit angesehen werden.
Doch auch der Konstruktivismus unterscheidet zwischen „Illusion“ und „Wirklichkeit“,
um eine Unterscheidung zwischen „Subjektivem“ und „Objektivem“ leisten zu können.
Da sich diese Unterscheidung nicht auf eine ontologisch begründete Welt berufen kann,
müssen die Unterschiede aus dem Aufbau der Erlebenswelt hervorgehen.
Entscheidend ist für von Glasersfeld hierbei die Fähigkeit des kognitiven Subjekts, den
Fluss seines Erlebens zu unterbrechen und die durch diese Unterbrechung entstehenden
„Teile“ des Erlebten reflexiv zu betrachten. Vergleiche des Erlebten mit bisherigen
Erfahrungen und Wiederholungen dieser sind grundlegende Bausteine der erlebten
Wirklichkeit. So schließt die Wahrnehmung von Unterschieden im Erleben bereits das
Erleben von Wiederholung ein. Das, was als Kontinuität erlebt wird, bildet sich zu
Stufen der „Wirklichkeit“ heraus. So wird man momentane Wahrnehmungen dann nicht
als Illusion abtun, wenn sie wiederholbar sind, denn dadurch gewinnen sie an Realität.
Je verlässlicher die Wiederholung eines erlebten Ereignisses oder einer Wahrnehmung
ist, desto solider wird ihr Eindruck von „Wirklichkeit“. Doch ist diese Wirklichkeit, die
dort konstruiert wird, zunächst nur die Erlebenswelt des einzelnen Subjekts.
64
Objektive Wirklichkeit wird nun dahingehend verstanden, dass das eigene Erleben
durch Andere bestätigt wird. Denn das, was nicht nur von einem einzelnen Subjekt,
sondern auch von anderen wahrgenommen wird, gilt als real. Somit stellt sich die
objektive Wirklichkeit im Konstruktivismus als intersubjektive Wiederholung von
Erlebnissen dar. Dies ist keineswegs so trivial wie es scheinen mag, denn ausgehend
von der Behauptung, dass die Struktur der Umwelt erst durch die Art und Weise wie wir
sie erleben, sowie durch unsere begrifflichen Einteilungen entsteht, muss zunächst
erklärt werden, wie es möglich ist, dass diese Umwelt auch von anderen Menschen mit
einer erstaunlich ähnlichen Erlebenswelt bevölkert ist.
Da sich der radikale Konstruktivismus als Theorie des Wissens und nicht als Theorie
des Seins versteht, liegt das Augenmerk auf dem Phänomen des „Anderen“ in der
subjektiven Erlebenswelt und nicht auf seinem ontologischen Status als „Ding an sich“.
Die Erlebenswelt des Subjekts wird durch die Regelmäßigkeiten und Invarianten, die es
aus dem Fluss seines Erlebens abstrahiert, gebildet. Sie stellt diejenigen Begriffe,
Beziehungen, Regeln und Modelle dar, welche es dem handelnden Subjekt
ermöglichen, seine Ziele zu erreichen. Diese Ziele des Erlebens werden ausnahmslos
aus Begriffen gebildet, die ihrerseits wiederum eine eigene Konstruktion des Subjekts
sind. Diese organisationale Geschlossenheit ist eine zentrale konstruktivistische
Prämisse.
Wenn ein Subjekt den „Fluss seines Erlebens“ segmentiert und die daraus
resultierenden Teilstücke aufeinander bezieht und verkettet, so schafft es sich Modelle
von „Dingen“ und kategorisiert das Erlebensfeld, in dem sie isoliert wurden, als
„Umwelt“. Wenn sich diese Dinge nun als mehr oder minder dauerhaft erweisen und
ihrerseits wiederum aufeinander bezogen und verkettet werden können, so entsteht die
Konstruktion einer kohärenten Wirklichkeit. Im Laufe dieser Konstruktionen erschafft
der Erlebende ebenso ein Modell von dem, was er oder sie „sich selbst“ nennt. Diese
Vorstellung des „Selbst“ wird ebenso aus dem Erleben heraus abstrahiert und bekommt
nach und nach vom erlebenden Subjekt bestimmte Eigenschaften, Fähigkeiten und
Funktionen zugeschrieben.
65
Somit ist zwar ein konstruktivistischer Begriff des eigenen Selbst erklärt, doch die
Frage ist nun, wie ein handelndes Subjekt dazu kommt, einem anderen Wesen
ebensolche Eigenschaften, Fähigkeiten und Funktionen zuzuschreiben. Die Umstände,
unter denen der Erlebende dazu kommt, sich durch sein eigenes Denken und Handeln in
jemand anderen hineinzuversetzen, ergeben sich aus der andauernden Aktivität, ein
kohärentes Modell der Erlebniswelt zu konstruieren. All jene Dinge, welche sich mehr
oder minder dauerhaft im Feld des Erlebens isolieren lassen, werden in Kategorien
zusammengefasst und die Kategorien werden - wann immer möglich - in Beziehung
zueinander gesetzt. Dabei bleiben sie nur solange „viabel“, wie die Schlüsse und
Vorhersagen, die durch sie nahegelegt werden auch im weiteren Erleben von den so
kategorisierten Dingen gerechtfertigt werden. Wann immer ein konstruiertes „Ding“,
welches einer bestimmten Kategorie zugeordnet wurde, eine auf vorgehenden
Erfahrungen mit dieser Kategorie basierende Erwartung nicht erfüllt, wird eine
Änderung nötig. Diese Änderung kann aus der Einordnung des fraglichen Dings in einer
anderen Kategorie oder aber in der Schaffung einer neuen Kategorie entstehen. Von
Glasersfeld verweist hierbei auf Piaget, der diesen Vorgang der Korrektur bzw.
Erweiterung mit seinem Modell des sensomotorischen Schemas durch die Begriffe
„Assimilation“ und „Akkomodation“ beschreibt 23 . Die Akkomodation schließlich führt
zur Konstruktion des „Anderen“.
23
Bei der Assimilation wird die Information die aufgenommen wird dahingehend verändert, dass sie sich
in vorhandene Schemata einfügt. Bei der Akkomodation werden die Schemata verändert, so dass sie der
Information angemessen sind (vgl. Zimbardo 1992).
66
Problemlösungskapazität, ihre Konsistenz sowie ihre Verknüpfbarkeit mit anderen
Modellen herangezogen. Aufgrund der zugrundeliegenden erkenntnistheoretischen
Annahmen werden soziale Prozesse als Prozesse der Erzeugung von Realitäten und den
auf sie abgestimmten Handlungen verstanden.
Ein lebendes System befindet sich immer in einem Systemzustand, der eine Klasse von
Interaktionsmöglichkeiten definiert, welche aus angeborenen oder erlernten Sequenzen
von in der Vergangenheit erfolgreichen Handlungen besteht. Wenn eine der durch den
Zustand des Systems definierten Handlungsmöglichkeiten in einer konkreten
Interaktion realisiert wird, so folgt eine Zustandsveränderung des Systems (wie es
bereits für nicht-triviale Maschinen skizziert wurde). Durch den so veränderten
Systemzustand wird eine veränderte Klasse von Realitätskonstrukten und
67
Handlungsmöglichkeiten erzeugt, die wiederum zu veränderten
Handlungsmöglichkeiten in einer folgenden Interaktion führt, usw.
Wenn in diesem Prozess weitere Interaktionen nicht mehr zu Zustandsveränderungen
des Systems führen, liegt eine Konstruktion von Objektivität durch das interagierende
Individuum vor. Denn es hat sich selbst in einer Weise verändert, die es ihm erlaubt,
eine viable Vorstellung des betreffenden Gegenstands zu erzeugen. Dadurch wurde das
Verhalten der Gegenstände im kognitiven Bereich trivialisiert.
Ist die Trivialisierung eines Gegenstandes durch Interaktion nicht möglich, so führt dies
dazu, dass Aktivitätszentren außerhalb des Systems wahrgenommen werden, denen aus
Sicht des Systems Freiheitsgrade zugesprochen werden müssen, welche mit den eigenen
vergleichbar sind. Es wird also die Existenz anderer lebender Systeme vergleichbarer
Komplexität angenommen. Nun reicht es für ein lebendes System nicht mehr aus, seine
eigenen Zustände einseitig zu verändern, um verlässliche Aussagen über die Umwelt,
die ja eben auch von anderen bevölkert ist, treffen zu können. Durch wechselseitige
Interaktionen verschiedener lebender Systeme und damit wechselseitiger
Veränderungen kommt es zu einer „Parallelisierung“ ihrer selbstreferentiellen
(kognitiven) Subsysteme. Nach Hejl sind nun in dem Ausmaß, in dem lebende Systeme
diese Parallelisierungen vollzogen haben, d.h. vergleichbare Realitätskonstrukte
gebildet haben, soziale Bereiche entstanden (vgl. Hejl 2000, S. 124).
Aufgrund dieses Verständnisses sozialer Bereiche ist letztlich jedes Verhalten, das auf
der Basis einer sozial erzeugten Realitätsdefinition oder –konstruktion erfolgt - oder zur
Bildung oder Veränderung einer solchen führt - als soziales Verhalten anzusehen.
In denjenigen Fällen, in welchen soziale Zwänge wirken „vollzieht sich die Ausbildung
der kognitiven Zustände, die uns ein auf diese bereits definierten Realitäten bezogenes
erfolgreiches Handeln gestatten, nach dem Muster der Ausbildung des Konzeptes von
Objektivität“ (Hejl 2000, S. 125). Eine derartig einseitige Zustandsveränderung ist
Anpassung, da es darum geht, bereits bekannte Antworten zu produzieren und zu
wiederholen. Doch auch diese schwer veränderbaren Realitätsdefinition sind
Konstrukte. Neben dem Zwangscharakter sozialer Verhältnisse ist also ebenso das
Augenmerk auf den Aspekt der Erzeugung und / oder Veränderung von dieser
Realitätsdefinitionen durch soziales Handeln zu richten.
68
Die Bedeutung sozialer Bereiche liegt - wie bereits erwähnt - nun darin, sozial erzeugte
Möglichkeiten der Interaktion und Kommunikation zu bieten. Wenn sich ein lebendes
System so verhält, wie es dem jeweiligen sozialen Bereich entspricht, so werden seine
Handlungen von anderen lebenden Systemen, welche diesen sozialen Bereich
gemeinsam konstituieren, oder zumindest zur Prämisse des eigenen Handelns gemacht
haben, gemäß den Intentionen des Handelnden interpretiert. Da kognitive Systeme
selbstreferentiell sind, nehmen sie all das, was sie wahrnehmen, ihrem jeweiligen
Zustand entsprechend wahr. Wenn mehrere Systeme parallelisierte Zustände
ausgebildet haben, so wird jedes Ereignis bzw. jede wahrgenommene Handlung, die zu
dem betreffenden gemeinsam konstituierten (konsensuellen) Bereich gehört, ebenfalls
in parallelisierter Weise interpretiert. Bestehen die Handlungen aus sozial ausgebildeten
Symbolsystemen, so handelt es sich um Kommunikation. Wenn dabei ein
Kommunikationssystem entsteht, welches die Möglichkeit bietet, innerhalb des Systems
dies selbst zum Gegenstand der Kommunikation zu machen, so handelt es sich um
Sprache. Ihr Referenzbereich ist keine „objektive“ Realität an sich, die sich außerhalb
eines konstruierenden Beobachters befindet, sondern eine sozial konstruierte und
definierte Realität. Es handelt sich dabei quasi um einen in wechselseitiger sozialer
Übereinkunft erzeugten Sinn.
Bevor ich auf die Implikation des Konstruktivismus für das Lernen mit Weblogs
eingehen werde, möchte ich noch eine Interaktionstheorie hinzuziehen, die hinsichtlich
der Konstruktion von Realität und Sozialität in einigen Punkten mit dem
Konstruktivismus korrespondiert.
Anschließend werde ich zentrale Punkte beider Theorien auf das Anwendungsgebiet
„Weblogs“ beziehen.
69
10. Symbolischer Interaktionismus
Der symbolische Interaktionismus ist eine soziologische Handlungstheorie, die sich mit
der Interaktion zwischen Personen befasst. Er geht davon aus, dass die Bedeutung von
Beziehungen, Situationen und Objekten symbolisch generiert und vermittelt wird.
Im Folgenden werde ich auf Herbert Blumer - einen Schüler G. H. Meads - eingehen,
der dessen Überlegungen zum symbolischen Interaktionismus ausgearbeitet hat.
Der symbolische Interaktionismus geht von drei zentralen Prämissen aus: Dass
Menschen Dingen gegenüber auf der Grundlage der Bedeutungen die diese Dinge für
sie haben handeln, dass die Bedeutung dieser Dinge aus der sozialen Interaktion mit
anderen abgeleitet oder in ihr entstanden ist, und dass eben diese Bedeutungen in einem
interpretativen Prozess in Auseinandersetzung mit den Dingen, denen Menschen
begegnen benutzt, gehandhabt und abgeändert werden.
Die Aktivität der Menschen besteht laut Blumer darin, „dass sie einem stetigen Fluss
von Situationen begegnen, in denen sie handeln müssen, und dass ihr Handeln auf der
Grundlage dessen aufgebaut ist, was sie wahrnehmen , wie sie das Wahrgenommene
einschätzen und interpretieren und welcher Art geplanter Handlungslinien sie
entwerfen...“ (Blumer 1973, S. 95f).
70
herunter brechen zu können. Gemeinsames, kollektives Handeln stellt hierbei immer das
Resultat bzw. den Verlauf eines Prozesses gegenseitig interpretierender Interaktionen
dar.
Das gemeinsame Handeln, das Blumer auch als das „verbundene Handeln der
Gesamtheit“ (ebd., S. 97) bezeichnet, ist somit immer die Gesamtheit der Verkettungen
/ Aufeinanderabstimmungen einzelner Handlungen der Individuen und daher das
Ergebnis eines fortwährend ablaufenden, niemals abgeschlossenen
Entwicklungsprozesses.
Betrachtet man diejenigen Fälle, in denen das gemeinsame Handeln wiederkehrend und
stabil ist (also gesellschaftlich gefestigte, sich wiederholende Muster gemeinsamen
Handelns), so haben die an der jeweiligen Situation beteiligten Menschen im Voraus ein
Verständnis davon, wie sie und andere handeln wollen und wahrscheinlich werden.
Dieses Verständnis ergibt sich aus den gemeinsamen, schon bestehenden Deutungen
dessen, was von der Handlung eines Teilnehmers einer Situation zu erwarten ist und
aufgrund eben dieses Verständnisses ist jeder Teilnehmer in der Lage, sein eigenes
Verhalten auf der Grundlage dieser Deutungen zu steuern.
Hierbei besteht die Gefahr, Ursache und Wirkung dahingehend zu vertauschen, dass
man zu dem Schluss kommen könnte, es sind also die Normen, Regeln, Werte und
Sanktionen, welche das Handeln der Menschen determinieren, indem sie vorschreiben,
wie Menschen in den unterschiedlichsten Situationen zu handeln haben. Jedoch werden
laut Blumer die Interaktionen der Teilnehmer einer Situation nicht von den Werten und
Normen determiniert; sondern die Werte und Normen werden erst durch das
kontinuierliche Aushandeln von Bedeutungen in den Interaktionen der Teilnehmer
konstituiert.
71
Dies gilt auch wenn die Handlungen konsistent bleiben. Denn auch wenn es sich um
eine dauerhaft bestehende und wiederkehrende Form gemeinsamen Handelns dreht
muss jede einzelne Wiederholung einer solchen gemeinsamen Handlung erneut
entwickelt werden ( vgl. Blumer 1973, S.97). Wenn sich die Handlung wiederholt, so
tun die Teilnehmer dies, indem sie dieselben wiederkehrenden und konstanten
Bedeutungen benutzen (vgl. ebd., S. 98). Hierbei könnte man allerdings erörtern, ob die
jeweiligen Handlungen nicht dennoch eine einzigartige Qualität besitzen, da selbst bei
konstant bleibenden Deutungen keine Situation genau wie die andere sein wird.
Die ständige Neubildung von Handlungen und Deutungen - auch wenn sie
wiederkehrend sind – anzuerkennen, bedeutet also eine Verschiebung der Perspektive
dahingehend, dass es nicht eine gemeinsame Handlung selbst ist, auf die es ankommt,
und welche sich einer „über allem schwebenden“ Regel oder Norm unterordnet, sondern
dass es die Aushandlungen der Bedeutungen sowie der Konstruktionsprozess der
gemeinsamen Handlung sind, welche die Regeln und Normen erst entstehen lassen.
Dies geschieht aber nicht durch eine Determination unumstößlicher, von außen
72
hergebrachter Regeln, Werte oder Normen, sondern durch die kontinuierliche
Interaktion und einen ständigen Interpretationsprozess, der auch bei sich
wiederholenden Handlungen auf die eine oder andere Weise ständig auftritt. So hat
jeder Teilhaber einer Situation jederzeit zumindest tendenziell die Möglichkeit, mit den
vorhandenen gemeinsamen Bedeutungen zu brechen und durch eine Geste - in diesem
Fall einen kommunikativen Akt, da Weblogs Text- bzw. Grafik-basiert sind - neue
Deutungen anzubieten.
Denn die vorhandenen, mehr oder minder stabilen Deutungen wurden nicht von außen
indoktriniert, sondern sind das Resultat eines Prozesses der gesellschaftlichen
Aushandlung von Bedeutung.
Unter dieser Perspektive ist es im Bezug auf Weblogs und ihre Nutzung wichtig, die
Möglichkeit zur Anschlussfähigkeit der individuellen Teilnehmer zu steigern, indem
man versucht, die Entwicklung neuer, gemeinsamer (Be-)Deutungen unter Anknüpfung
an die jeweiligen individuellen Ressourcen der Teilnehmer zu begünstigen.
Aufgrund ihrer Form könnten Weblogs dazu besonders geeignet sein, wenn sie
didaktisch sinnvoll eingesetzt werden.
73
11. Konstruktivistische Deutung der Praktiken des
Webloggens
Weblogs sind zunächst erst einmal ein unbeschriebenes Blatt Papier: Zwar zeichnen sie
sich durch spezifische technische Eigenschaften aus, die bereits dargestellt wurden.
Diese legen zwar die Rahmenbedingungen der Nutzung und somit bestimmte Praktiken
nahe, determinieren sie jedoch nicht. Die Art und Weise, wie die Struktur von Weblogs
zu ihrer Nutzung beiträgt, wird Thema der folgenden Kapitel sein. Hierbei werde ich
versuchen, den Kosmos vernetzter Weblogs (die „Blogosphäre“) so zu beschreiben, wie
er von aktiv bloggenden Individuen erlebt bzw. konstruiert wird. Aufgrund der
Subjektivität, mit der die Blogosphäre erfahren und letztendlich auch durch diese
Erfahrungen das Wissen über sie und ihre Inhalte konstruiert wird, werde ich hierzu auf
den Konstruktivismus zurückgreifen. Ferner wird der symbolische Interaktionismus
herangezogen, um aufzuzeigen, wie in Weblogs durch gegenseitige Bezugnahme in
Artikeln und Kommentaren zu Beiträgen eine gemeinsame Bedeutung ausgehandelt
wird. Die genannten Interaktions- bzw. Erkenntnistheorien tragen dem Umstand
Rechnung, dass zwar spezifische Eigenschaften von Weblogs, bzw. den
Nutzungspraktiken ihrer Autoren dargestellt werden sollen, ohne sich jedoch am
spezifischen Content (was) eines Weblogs bzw. seines Autoren zu orientieren.
Stattdessen wird die Art und Weise - wie in Weblogs publiziert, kommuniziert,
archiviert und reflektiert wird - Gegenstand der folgenden Betrachtungen sein, um
didaktische Einsatzmöglichkeiten sowie ihre Implikationen aufzuzeigen.
Die Wirkung des Einsatzes eines Weblogs hängt vom zeitlichen wie soziokulturellen
Umfeld, sowie den Dispositionen des Verfassers und der von ihm/ihr gewählten
Themen ab. Zwar gibt es nun keinen Ansatzpunkt, um zu sagen, dass in dem einen Fall
der Einsatz eines Weblogs unbedingt und in einem anderen keinesfalls stattfinden sollte.
Dennoch lassen sich durch die lerntheoretische Fundierung der Praktiken des Bloggens
(Führen eines Weblog) Aussagen darüber treffen, welchem Verständnis von Lernen
durch Praktiken des „Webloggens“ / „Bloggens“ (Führen eines Weblogs) Rechnung
getragen wird. Dies kann eine Entscheidungshilfe sein, um den Einsatz von Weblogs in
74
Lehr-Lern-Szenarien abzuwägen und gegebenenfalls didaktisch zu begründen bzw. in
die Gesamtkonzeption einfließen zu lassen.
Unter dem Begriff Blogosphäre kann einerseits die Gesamtheit aller Weblogs
verstanden werden, entweder weltweit oder aber in einem bestimmten Land oder
Sprachraum. Dies ist eine an sich paradoxe Begriffsverwendung, da weder genau
definierbar ist, was ein Weblog ist 24 , noch sämtliche Weblogs (automatisch)
identifiziert oder erfasst werden können. Die Blogosphäre ist also gar nicht in ihrer
Gesamtheit beobachtbar. Konstruktivistisch gesehen handelt es sich bei dem Begriff
„Blogosphäre“ um eine Erfindung. Das Online-Nachschlagewerk Wikipedia beschreibt
den englischen Begriff „Blogosphere“ als
24
So kann der Begriff „Weblog“ anhand formeller (Aufbau), technischer (Software) wie inhaltlicher
Merkmale bestimmt werden.
75
[…] the collective term encompassing all weblogs or blogs; blogs as a
community; blogs as a social network. Weblogs are densely interconnected;
bloggers read other's blogs, link to them, reference them in their own writing,
and post comments on each other's blogs. Because of this, the interconnected
blogs have grown their own culture.
Blogosphere is an essential concept for blogs. Blogs themselves are just web
formats, whereas the blogosphere is a social phenomenon.
(Blogosphere. In: Wikipedia, Internet)
Es wird also explizit darauf verwiesen, dass der Begriff als soziales Phänomen, und
nicht als objektivierbare Dinglichkeit verstanden sein will.
Ein weiteres Verständnis des Begriffs basiert also darauf, wie die Blogosphäre von
aktiven Usern selbst wahrgenommen und konstruiert wird. Diese subjektive
Repräsentation der Blogosphäre ist ein Konstrukt, welches erst vom Benutzer durch
seine Handlungen erzeugt wird. Der sich vor dem jeweiligen User ausbreitende Kosmos
von ineinander vernetzten Weblogs ist nicht in seiner Gesamtheit, sondern stets aus dem
Blickwinkel des Users selbst konkret erfahrbar. Diese Erfahrung ist eng an eigenes
Handeln geknüpft, da sich die Blogosphäre nicht passiv aneignen lässt, sondern man
sich hindurch bewegt, um ein Bild, eine Repräsentation von ihr zu bekommen.
Handlung, Erfahrung, Wahrnehmung und Wissen sind hier also eng miteinander
verknüpft.
Wenn die Blogosphäre, so wie sie jemand konstruiert und wahrnimmt nun also eine
subjektive Konstruktion ist, so stellt sich auch hier wieder die Frage nach der
Übereinstimmung mit einer „objektiven“, außengelagerten Welt, welche vermeintlich
auch ohne unsere Beobachtung existiert. Das, was jemand, der sich durch den Kosmos
von Weblogs „bewegt“ als die Blogosphäre erfährt, ist zwar mit einem zugrunde
liegenden, durch Verweise und Zugriffsraten „objektiv“ beschreibbaren Netz strukturell
gekoppelt, besitzt aber dennoch völlig eigene Qualitäten.
76
Da es eine unendliche Vielzahl von Möglichkeiten gibt, entsteht die Konstruktion durch
diejenigen Wege, die tatsächlich erfolgreich beschritten werden und somit viabel sind.
Der Begriff der Viabilität ist auf das Erleben der Blogosphäre deutlich schwerer
anzuwenden, als es im Beispiel vom blinden Wanderer der Fall ist. Da sämtliche
Weblogs die „virtuellen Stimmen“ ihrer jeweiligen Autoren repräsentieren, gibt es in
der Blogosphäre keine „dingliche“ Welt, die sich außerhalb der Äußerungen von
Menschen konstituiert. Somit ist der Begriff der Viabilität im Sinne einer „erfolgreichen
Handlung“ nur schwer zu verorten, da es sich bei den Kommunikationsakten des
Schreibens um eine wechselseitige Interaktion handelt. Dennoch wird man in einer
unendlichen Menge von Weblogs und Themen nur diejenigen wahrnehmen bzw.
diejenigen Links verfolgen, welche das eigene Interesse wecken. Da die Blogosphäre
eben ein emergentes, nicht determiniertes Netzwerk selbstgesteuert agierender Web-
Autoren ist, sind die Inhalte zumeist zunächst nicht in einem handlungstheoretischen
Sinne zweckorientiert, da sie keinen genau bestimmbaren Zweck verfolgen, welcher in
seiner Intentionalität den Lesern gegenüber vermittelbar ist.
Durch die eigene Aktivität liefert somit jeder Weblog-Autor (Blogger) seine eigene
Sichtweise dessen, was inhaltlich wie stilistisch die Praxis des Weblog-Schreibens
ausmacht.
Weblogs sind subjektorientiert, da jedes einzelne Weblog die Stimme eines Autoren im
Web darstellt. Dadurch, dass ein Blogger mit der Zeit einen eigenen Stil und Inhalte
entwickelt, entsteht durch seine Kommunikation und seine Handlungen (Vernetzung,
Link-setzen) eine konstruierte Wahrnehmung dessen, was für ihn oder sie die subjektiv
erfahrene Blogosphäre ausmacht. Der wahrgenommene Kosmos anderer Weblogs sowie
die Vernetzung mit diesen durch gegenseitige Referenzen erlangt somit einen
subjektiven Sinn, eine Bedeutung, die aus der symbolischen Interaktion mit unseren
Gegenübern entsteht.
Mit einer zugrundeliegenden Wirklichkeit, welche sich bestenfalls defizitär durch
quantitative Daten vermeintlich objektiv beschreiben lässt, korrespondiert diese
Vorstellung der Welt (der Weblogs) zwar, sie bildet sie jedoch nicht ab.
Diese unendliche Vielzahl an Möglichkeiten, die Blogosphäre, also den Diskurs durch
sich gegenseitig referenzierende Weblogs im Netz wahrzunehmen, korrespondiert mit
77
einer heterogenen Gesellschaft, welche durch zunehmende Individualisierung sowie das
Unvermögen, die wahrgenommenen Handlungen eines anderen auf seine Intentionalität
zu beziehen (vgl. Masschelein 1996, S. 110) gekennzeichnet ist.
Weblogs sind also, da sie von Menschen verfasst werden, in einem konstruktivistischen
Sinne nicht-triviale Maschinen, da sie abhängig von ihrem vorherigen Zustand sind, und
somit ihre Zukunft stets durch ihre Vergangenheit beeinflusst wird.
Die Art und Weise, wie ein simpler Permalink eines Weblog-Eintrags wahrgenommen
wird, ist bereits ein konstruktivistischer Prozess: Aufgrund seines Vorwissens
78
(Zustandsabhängigkeit) wird ein Besucher eines Weblogs einen Permalink entweder als
sinnlosen, auf sich selbst verweisenden Hyperlink, oder aber als Möglichkeit der
diskursiven Bezugnahme durch Personal Publishing wahrnehmen.
Das Konzept eines Permalinks ist zwar in seiner genauen Erscheinungsform nach wie
vor uneindeutig, da es sich um eine emergente Konvention aus der „Szene“ der Weblog-
Autoren handelt. Dennoch weist nahezu jedes Weblog das Merkmal eines Permalinks
auf, welcher von einigen Weblog-Autoren, neben der chronologischen Sortierung der
Beiträge, als konstituierend für das Format „Weblog“ angesehen wird.
Durch die Nutzung dieses spezifischen Formats in Form eines Hyperlinks als
PermaLink eines Weblog-Beitrags wird die diskursive Bezugnahme von Weblogs erst
ermöglicht.
Ein Permalink wird also aus einer konstruktivistischen Perspektive erst dann
wahrnehmbar, wenn die notwendigen Vorerfahrungen gegeben sind, um diesen als
solchen zu deuten. Er entsteht erst durch die Auseinandersetzung mit diesem
spezifischen Format und seiner Nutzung durch Weblog-Autoren. Während sich jemand,
dem das Konzept nicht geläufig ist noch wundert, wieso ihn das direkt Anklicken des
Permalinks eines Weblog-Eintrags nirgendwo anders hinführt, so liegt bei einem
Weblog-Autoren, dem das Konzept des Permalinks geläufig ist, bereits eine
Konstruktion von „Objektivität“ vor: Er hat sich selbst dahingehend verändert, dass es
ihm möglich ist, eine viable Vorstellung des „Gegenstandes“ Permalink zu erzeugen,
auch wenn dieser rein virtuell ist.
Durch die Kontinuität des Erlebens bei der Verwendung eines Permalinks zur
Bezugnahme als Praxis des Weblog-Schreibens, kristallisiert sich dieser als reales
„Tool“ bzw. als Konzeption heraus, und wird somit ein Bestandteil konstruierter
Wirklichkeit, welche erfolgreiches Handeln gestattet.
Hierdurch wird deutlich, wie sich die Blogosphäre als Welt ineinander vernetzter
Weblogs und der Nutzungspraktiken ihrer Autoren erst durch diese selbst generiert.
Durch die Aktivitäten und daraus entstehender Parallelisierungen kognitiver Systeme
bilden sich Konventionen der gegenseitigen Bezugnahme und Vernetzung heraus. Die
technischen Konventionen, welche als Basis hierfür nötig sind (wie eben die
79
„Erfindung“ des Permalinks) wurden wiederum selbst erst durch die gemeinsame
Interaktion geschaffen.
Um einen Themenkomplex nicht im Sinne einer objektivierenden Anpassung zu
erschließen, sondern darüber zu reflektieren und intersubjektiven Austausch zu
betreiben, können durch den Diskurs in Weblogs Problemstellungen aus verschiedenen
Perspektiven, von verschiedenen Personen an unterschiedlichen Orten gemeinsam
gedeutet und aufeinander bezogen werden.
80
Eigenaktivität sowie daraus resultierende Konstruktionen erschafft. Gemäss dieses
Verständnisses der Konstruktion von Wissen und Lernen ergeben sich nach Park
folgende pädagogische Konsequenzen selbstgesteuerten Lernens: Selbststeuerung steht
im Vordergrund, Selbstständigkeit ist zu fördern, die subjektive Bedeutsamkeit und
Lernerorientierung ist bei pädagogischen Konzeptionen zu beachten, Lerner sollten in
der Lage sein, sich mit ihrer eigenen Lernarbeit zu identifizieren und durch
Selbstreflexion zur Bewertung ihrer eigenen Arbeit in der Lage sein. Ferner obliegt
ihnen die Verantwortung ihres eigenen Handelns (vgl. Park, E. 2003, Internet).
81
Somit bedeutet konstruktivistisches Lernen ein eigenständiges Finden und schließlich
auch Lösen von Problemen, wobei jeder Akt der Erkenntnis eine aktive Handlung ist,
die wiederum selbst eine Rückwirkung auf die Welt hat (Zustandsabhängigkeit).
Die Lernumgebung ist nicht mehr künstlich präformiert und es gibt keine
synthetischen Beobachtungsposten mehr, weil den Lehrenden selbst nicht mehr
klar ist, wo solche Inspektionspunkte angesetzt werden sollen.
(Baumgartner; Kalz, S. 17. Internet)
82
Eigenschaften und Praktiken. Das Kommentieren von Links ist nicht den technischen
Voraussetzungen der Weblog-Systeme anzurechnen, sondern eine Art und Weise, ein
Weblog zu nutzen. Der Permalink eines jeden Weblog-Eintrags ermöglicht es zwar erst,
auf diesen Bezug nehmen zu können. Weiterhin ist es eine übliche Praxis, Weblogs als
eine Art „Link-Filter“ zu nutzen, um auf interessante Beiträge in anderen Weblogs
hinzuweisen. So werden oft Meldungen aus anderen Weblogs zitiert und mit einem
direkten Link zum Permalink der referenzierten Quelle in das eigene Weblog
eingetragen. Meist schreibt der Weblog-Autor hierbei einen kurzen Kommentar zu dem
Link, auf den er verweist. Durch diese übliche Form des „virtuellen Zitierens“ wird ein
hohes Maß an „Intertextualität“ erzeugt (vgl. Baumgartner; Kalz , S. 48. Internet).
Durch Weblogs entstehen soziale Netzwerke von Personen, die im weitesten Sinne
durch ein gemeinsames Interesse verbunden sind. Bei der Nutzung eines Weblogs steht
stets die Person des Autors im Vordergrund, und der End- wie Ausgangspunkt ist
immer die persönliche und individuelle Erfahrung des Autors. Der virtuelle Kontext, der
durch das Lesen themenrelevanter Beiträge in anderen Weblogs entsteht, stellt oft den
Ausgangspunkt für eine persönlichen Betrachtung dar, wird reflektiert und anschließend
im Weblog als vorläufiger Endpunkt formuliert. Dies kann dann wiederum ein
Ausgangspunkt für die subjektiven Erfahrungen anderer Teilnehmer des virtuellen
Diskurses sein.
In diesem Kapitel habe ich bereits Probleme bei der institutionellen Implementierung
von Weblogs erwähnt. Im nächsten Teil sollen die Vor- und Nachteile einer
Institutionalisierung anhand einer an der University of Hong Kong durchgeführten
Kurzstudie explizit beschrieben werden.
83
12. Implementierung von Weblogs in Lehr-
/Lernszenarien
Wenn man nun die Texte in Weblogs als Repräsentanz selbstgesteuerter Lernprozesse
durch Vernetzung, Publikation, Reflektion und Interaktion ansieht, so hat man ein
solches System, welches sich nicht nur selbst hervorgebracht hat, sondern auch selbst
bedingt. Denn die Blogosphäre ist weder geplant noch gebaut, sie ist eine konstruierte
Erfindung ihrer Teilnehmer. Somit wäre die Anschlussfähigkeit an solche Systeme eine
Möglichkeit der Heranführung an selbstgesteuertes Lernen auf dem Web.
Im Folgenden werde ich eine erste explorative Studie zum Einsatz von Weblogs als
Lernjournale anführen. Diese wurde in einem Kurs an der City University of Hong
Kong durchgeführt. Damit handelt es sich zwar um eine Studie relativ kleinen Umfangs,
sie ist jedoch dennoch in der Lage, eine Aussagen bezüglich der institutionellen
Implementierung von Weblogs zu treffen. Ihre Vorgehensweise und Auswertung sollen
dargestellt werden, um anschließend kritisch deren Gehalt für die weitere Forschung mit
Weblogs zu reflektieren.
25
Baumgartner/Kalz teilen diese basierend auf ihrer lerntheoretischen Verortung in Behaviorismus,
Kognitivismus und Konstruktivismus ein.
84
12.1 Explorative Untersuchung der City University of Hong
Kong: Weblogs als Lernjournale
Eine mögliche institutionelle Implementierung der Nutzung von Weblogs findet sich in
der Beschreibung der Ergebnisse einer empirischen Studie von Helen S. Du und
Christian Wagner (Internet). Die Autoren gehen von der Hypothese aus, dass
webbasierte, öffentliche „Lern-Logs“ (im deutschen wohl Lerntagebücher oder –
Journale) in Form von Weblogs konstruktivistisches Lernen fördern. Sie versuchten zu
ermitteln, ob der Einsatz zu besseren Leistungen in einem Kurs (Seminar) führt. Hierzu
führten 31 Studierende eines „senior undergraduate elective course for information
systems majors“ ein Semester lang ein Weblog als Lern-Log.
Zur Konzeption von Weblogs als Lernjournale bzw. Lern-Logs findet sich eine erste
Verortung in Werner Stangls Arbeitsblättern:
85
Instruktion vermittelt zu werden, wird Wissen durch die Eigenaktivität der Lerner
konstruiert, welche eigene kognitive Strukturen und/oder mentale
Modelle/Repräsentationen entwickeln. Das eigenständige Identifizieren von Problemen
scheint zu nachhaltigerem, komplexeren Lernen zu führen. Daher werden die besten
Lernleistungen dann erzielt, wenn Studierende Wissen durch die Generierung, Analyse,
Manipulation und Strukturierung von Information konstruieren. Dieses
konstruktivistische Modell impliziert, dass ein kontinuierliches, aktives Lernen zu
wiederholten Konstruktionen neuen Wissens führt und ihr Verständnis verbessert, da es
auf vorhergehendes Wissen aufbaut. Der soziale Charakter des konstruktivistischen
Verständnisses von Lernen liegt darin, dass Lernen durch ein gemeinsam geteiltes
Verständnis sowie dessen Konstruktion durch Interaktion begünstigt wird.
86
Studierenden in Prozesse der eigenständigen Generierung von Wissen und Sinn erhöht.
Ein wesentlicher Unterschied bei der Verwendung eines Weblogs gegenüber eines
Lern-Tagebuchs (auf Papier) liegt darin, dass ein Weblog öffentlich über das Internet
zugänglich ist: So kann es nicht nur vom Autoren selbst und der Lehrperson, sondern
auch von den anderen Lernern und anderen Interessierten gelesen werden. Da
kollaboratives Lernen ein wichtiges Element konstruktivistischen Lernens ist, führt
diese Öffentlichkeit dazu, dass es möglich ist, sich mit anderen über ihre Arbeitsweisen
und Reflektionen in einem kontinuierlichen, seminarbegleitenden Prozess
auszutauschen. Einerseits wird durch die Publikationsform anderen Wissen zugänglich
gemacht, andererseits ist durch die diskursiven Funktionen von Weblogs (gegenseitige
Bezugnahme, Kommentarfunktion) die Möglichkeit gegeben, kollaborativ zu arbeiten,
oder zumindest zu kommunizieren. Dies kann zu gemeinsamen Deutungen bzw.
Konstruktionen von Wissen führen, welche intersubjektiv ausgehandelt werden.
87
Weiterhin sehen die Autoren einen Vorteil vom Einsatz von Weblogs in
konstruktivistisch begründeten Lehr-Lernszenarien darin, dass sie die
(Selbst)Beurteilung erleichtern: Studierende können so ihre eigenen Leistungen mit
denen der anderen Lerner vergleichen, und eigene Schwächen in den Praktiken die sie
anwenden identifizieren, indem sie die Praktiken anderer Weblog-Autoren des Kurses
evaluieren und vergleichen (vgl. Wagner, Du. Internet).
Es wird also davon ausgegangen, dass die Nutzung von Weblogs das Lernen insgesamt
verbessern kann, dass Lernprozesse sich durch die kontinuierliche Nutzung von
Weblogs ebenso kontinuierlich verbessern und dass sich auf verschiedene
Lernergruppen ein unterschiedlich starker Einfluss auswirkt.
88
Weblog regelmäßig aufsuchen und benutzen, um die eigenen Inhalte zu aktualisieren
und zu überarbeiten, sondern auch die der anderen Teilnehmer lesen und kommentieren.
Außerdem gab es Übungen, welche beinhalteten, selbstständig relevante
Lernmaterialien im World Wide Web zu identifizieren und durch Referenzen in den
eigenen Weblog-Beiträgen in den Seminarkontext einzubringen. Bewertet wurden
sowohl die Leistungen im Kurs als auch die in den Weblogs sowie in der
Abschlussklausur.
89
Die Studierenden mussten im Laufe des Semesters mindestens neun Weblog-Beiträge
schreiben, sie bekamen also eine klare Vorgabe. Alle Lern-Logs wurden von einem
anderen Dozenten bewertet und benotet. Die Neun einzelnen Noten, die für die
jeweiligen Beiträge jedes Weblogs vergeben wurden, wurden zu einer Gesamtnote für
die Variable BLOG zusammengefasst. Zusätzlich zu der Variable BLOG sowie den
beiden anderen direkt im Kurs gemessenen Variablen COURSE (für Aufgaben
innerhalb des Kurses) sowie EXAM (Leistung in der Abschlussprüfung) wurde noch
eine zusätzliche Variable mit der Bezeichnung PERF generiert, die sämtliche
Performance außer den Weblog-Aktivitäten repräsentiert. Sie besteht aus den COURSE
und den EXAM Werten.
Ergebnisse wurden für die drei Teil-Thesen H1 bis H3 herausgearbeitet und werden im
Folgenden überblicksartig zusammengefasst:
Die Ergebnisse zeigen, dass BLOG ein signifikanter „Predictor“ (Vorhersage-Wert) für
Leistungen im Examen (p=0.022) und der Performance im Kurs insgesamt (p=0.007)
90
ist. Dies bedeutet, dass Studierende, welche gute Leistungen mit ihren Weblog-
Beiträgen erzielen, ebenso im Allgemeinen auch bessere Leistungen in der Prüfung
(EXAM) und im Kurs insgesamt (PERF) erzielten.
Bemerkenswert erscheint hierbei ferner die Tatsache, dass „traditionelles“ Coursework
(COURSE) – in diesem Fall – ein wenig signifikanter Predictor von Examensleistungen
zu sein scheint.
91
Abbildung 20: Correlation matrix of weekly weblog performance
92
Abbildung 21: Learner Group Comparison
93
aufzeigen. Dies ist ein Prozess des Erlernens von Praktiken des Lernens mit Weblogs.
Das Präsentieren und Explizieren eigenen Wissens im Internet verlangt Eigeninitiative,
und ist ein Prozess des Lernens der „Best Practices“ der anderen Teilnehmer.
94
Räumen statt. Bei der Blogosphäre handelt es sich um ein offenes, diskursives
Netzwerk, doch der Einstieg durch Fremdsteuerung im Rahmen eines institutionellen
Kurses kann hierbei meines Erachtens nach auch eine Hürde darstellen, wenn er von
Anfang an öffentlich geschieht.
Ferner gab es deutliche Vorgaben, was die Häufigkeit der vorzunehmenden Weblog-
Einträge der Lerner angeht. So waren sie alle angehalten, jede Woche (außer in der
ersten und den letzten Wochen der Veranstaltung) einen Weblog-Beitrag und insgesamt
neun Beiträge zu schreiben. Das Wissen darüber, dass ihre Weblog-Beiträge einen Teil
ihrer Note darstellen, könnte ebenso dazu führen, dass Inhalte anders expliziert werden,
als sie sich dem Lerner tatsächlich darstellen.
Dennoch kann ein solches Lehr-Lern-Szenario nicht nur ein erster Ansatzpunkt für die
Implementierung von Weblogs in institutionelle Lehr-Lern-Kontexte sein, sondern
darüber hinaus Lerner schrittweise dazu befähigen, vielleicht nach Absolvierung der
Veranstaltung ein Weblog eigenständig weiterzuführen, um an den eigenen Interessen
und Themen, auch abseits vom Kontext eines Hochschul-Kurses, anzusetzen.
95
13. Fazit
Die vorliegende Arbeit hat das Feld der Weblogs deskriptiv bearbeitet, indem sie
Weblogs als Tools zum web-basierten Diskurs sowie der Archivierung und
Kommunikation von Inhalten vorgestellt hat. Es konnte aufgezeigt werden, dass durch
die gegenseitige Bezugnahme von Personal-Publishing-Systemen in Form von Weblogs
die Konzeption der „Blogosphäre“ entsteht. Sie stellt ein soziales, dezentrales und
undeterminierbares Netzwerk dar. Wesentliche Eckdaten wurden genannt und erste,
explorative Versuche der Implementierung an Hochschulen aufgezählt.
Die Tatsache, dass ein Weblog zumeist einen Autoren repräsentiert und als
kontinuierliches Medium der Selbstdarstellung sowie zur Publikation, Kommunikation
und Archivierung von Inhalten dient, hat Implikationen für die Verortung netzbasierten
Lernens mit Weblogs. Die Aneignung von Praktiken des Führens eines Weblogs ist ein
selbstgesteuerter Lernprozess, welcher anhand konstruktivistischer Merkmale
beschrieben werden konnte.
Der Konstruktivismus geht davon aus, dass jedwede wahrgenommene und erfahrene
Realität eine Konstruktion ist, die erst durch die aktive Auseinandersetzung mit der
Umwelt entsteht und sich durch weitere Handlungen verändern kann. Dies verweist auf
die hohe Eigenaktivität und Zustandsabhängigkeit bezüglich des Prozesses der
Konstruktion von Wissen. Weblogs sind in hohem Maße subjektzentriert und im Sinne
von von Foerster als Medium einer nicht-trivialen Maschine zu verstehen.
Die Umwelt ist keine objektive Realität an sich, und der Anspruch auf eine objektive
Wahrheit wird aufgegeben. Objektive Wahrheit kann es auch in der Blogosphäre nicht
geben. Gemeinsame Wiederholungshandlungen bestätigen diskursive Ereignisse und
nehmen sie somit als real wahr. Ebenso haben Veränderungen der Umwelt keine
deterministischen Funktionen, sondern stellen lediglich Bedingungen dar. Die ontische
Welt ist nicht beobachtbar, doch weisen die Konstruktionen eine Korrespondenz mit ihr
auf. Lösungen eines Problems werden daher nicht an einer „objektiven“ Umwelt
ausgerichtet, sondern gemäss ihrer Viabilität, also der Möglichkeit des Ausführens
erfolgreicher Handlungen, beurteilt. Da es sich bei jeder Identifikation und Lösung
96
eines Problems um eine auf der eigenen Zustandsabhängigkeit basierende Konstruktion
handelt, bedeutet das Finden einer viablen Handlung oder Lösung jedoch nicht, dass
nicht auch noch andere Wege erfolgreich zum Ziel führen können.
Dies lässt sich auch an der Art und Weise wie Weblog-Autoren die Blogosphäre
erfahren und nutzen zeigen. Da die Blogosphäre ein asymmetrisches Netzwerk darstellt,
kann jeweils nur eine begrenzte Anzahl von möglichen Wegen erfahren werden, welche
sich in ihrer Repräsentation und Auswahl an den zustandsabhängigen Dispositionen des
Individuums bemisst.
Die konstruktivistische Sichtweise hat nicht nur auf die Art und Weise wie die
Blogosphäre wahrgenommen und erfahren wird Auswirkungen, sondern ebenso auf den
Begriff des selbstgesteuerten Lernens. Die subjektive Perspektive des Lerners tritt in
den Vordergrund. Es wird auf die Zustandsabhängigkeit eines Individuums und daher
auf seine Dispositionen zurückgegriffen. Zudem wird der soziale Charakter gemeinsam
geteilter Konstruktionen von Wissen sowie deren Aushandlung durch Interaktionen
betont.
Weblogs stellen – aufgrund der im Laufe der Arbeit beschriebenen Funktionen,
Nutzungspraktiken und deren theoretischer Verortung – adäquate Architekturen dar, um
konstruktivistische Lern- und Kommunikationspraktiken in Form eines web-basierten
Diskurses umzusetzen.
Die Studie von Wagner und Du aus Hong Kong zeigt auf, dass die Praktiken des
Führens eines Weblogs im Kontext eines Kurses erlernt werden können. Sie erkennen
eine Verbesserung der Aktivitäten in den Weblogs und können darüber hinaus die
97
Verwendung von Weblogs als Lernjournale empirisch beschreiben. Unklar bleibt,
inwieweit Weblogs tatsächlich zu besseren Leistungen führen können. Jedoch eigneten
sie sich bei der Gruppe der „starken“ und der „schwachen“ Lerner als „Predictor“
(Vorhersage) des Leistungsniveaus in anderen Kursaktivitäten und in einer schriftlichen
Abschlussprüfung. Somit konnten Weblogs im Kontext des Seminars ein Instrument der
Lernkontrolle und –beratung darstellen.
Die zentrale Frage des didaktischen Einsatzes von Weblogs liegt darin, inwieweit sie
Lerner zum selbstgesteuerten Lernen befähigen können. Weblog-Autoren sind aufgrund
der offenen Struktur von Weblogs auf die Teilhabe an interaktiven Diskursen durch
externe Referenzen zu anderen Weblog-Autoren und Internet-Quellen angewiesen.
Die Nutzung von Weblogs kann kontinuierliches, aktives Lernen durch die
eigenständige Identifizierung von Problemstellungen und Konstruktion von Wissen
fördern. Die Teilhabe an web-basierten Diskursen in Form von gegenseitiger
Referenzierung, Bezugnahme und Diskussion von Microcontent führt zu gemeinsam
konstruiertem Wissen. Dieser diskursorientierte Ansatz hat Auswirkungen auf das
Verständnis institutionellen Lernens. Peter Baumgartner bezog sich in einem Eintrag in
seinem persönlichen Weblog auf einen Beitrag zur Implementierung von Weblogs an
der University of Minnesota, den ich zuvor im BildungsBlog veröffentlicht habe 26 . Er
führte aus, dass die Rezeption und Implementierung von Weblog-Architekturen im
Bildungswesen eine große Hürde darstellt, da sie einen Angriff auf traditionelle
Vorstellungen institutionellen Lernens ist. „From my personal point of view a
fundamentally wrong conception of education is the main reason for the absence of
weblogs in education“ (Baumgartner: Weblogs have the potential to revolutionize
education. Internet).
Die Möglichkeit des unmittelbaren, einfachen Publizierens kurzer Weblog-Artikel führe
zu mehr Authentizität, Spontaneität und Unmittelbarkeit. Da dieser Microcontent auf
einer informellen Basis diskutierbar und re- bzw. dekonstruierbar ist, ist das Lernen mit
Weblogs (zumindest potentiell) sozial situiert und an persönlichem Wissen und
vorhergehender Erfahrung orientiert. Da jeder ein Weblog führen kann, verflachen
26
Siehe BildungsBlog: Weblogs an der University of Minnesota (Internet) sowie die Diskussion in den
Kommentaren dieses Beitrags.
98
soziale wie akademische Hierarchien, und anstelle unidirektionaler Vermittlung von
Lerninhalten tritt die gegenseitige Interaktion, Deutung und Konstruktion von Wissen.
Die Art und Weise, wie in offenen Netzen wie der Blogosphäre außerhalb von
Institutionen gelernt wird, ist durch einen hohen Grad an Selbststeuerung und
inhaltlicher Offenheit bestimmt. Gerade darin besteht eine Herausforderung bei der
Implementierung in auf zertifizierbaren Leistungen basierenden Strukturen. Werden
Weblogs als Tools implementiert, und es kommen – wie in der empirischen Studie
beschrieben – normative Anforderungen an die Weblog-Beiträge der Lerner hinzu, so
relativiert sich das Ausmaß von Offenheit und Selbststeuerung erheblich.
99
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twoday.net: european weblog service. Internet: http://twoday.net, 13. Mai 2005.
108
15. Abbildungsverzeichnis
109
16. Anhang
Im folgenden Anhang finden sich zur Übersicht weitere Weblogs von Personen die im
Bildungsbereich tätig sind, sowie allgemeinere Internet-Artikel und Ressourcen zu
Weblogs, welche in der Arbeit nicht verwendet wurden. Es handelt sich dabei lediglich
um eine repräsentative Auswahl.
Weblogs
Gurak, L.; Antonijevic, S.; Johnson, L.; Ratliff, C.; Reyman, J. (Hrsg.): Into the
Blogosphere. Rhetoric, Community and Culture of Weblogs. Internet:
http://blog.lib.umn.edu/blogosphere/, 13. Mai 2005.
110
Hammond, T.; Hanny, T.; Lund, B.: The Role of RSS in Science Publishing. In: D-
Lib Magazine, Volume 10 Number 12. Internet:
http://www.dlib.org/dlib/december04/hammond/12hammond.html, 13. Mai 2005.
Meta-Weblogs:
http://blogosfear.de
http://bloghaus.net
http://metablog.de
Weblog-Suchmaschinen:
http://www.blogstats.de
http://www.feedster.com
http://www.technorati.com
Weblog-Verzeichnisse:
http://www.blogg.de/
http://blogverzeichnis.de/
111
Verschiedene Autoren:
PlasticWiki : WebLog. In: PlasticWiki. Internet:
http://www.plasticthinking.org/wiki/WebLog, 28.4.2005.
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