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Kal t sta r t

KvaFlzZeitung
# 3 ng
1.Jahrga
2010

Festi Fr 16. - So 18.J


uli

e u t s c h e D r amen
D e Seiten
siv
Sechs explo
lounge
zur Autoren

n d e B i e r f l a s chen
Um s t ü r z e iv al das The ter
a
da s Fe s t
Wie
acht
zur Par ty m

E i n sa m e H e r ze n
arkt
inanzeigenm
Der KFZ-Kle
Editorial
Liebe Kulturschaffende, liebe Partygemeinde, hallo Mama,

wie geht es Dir/Euch? Uns geht es gut. Das Wetter ist wechselhaft, das Essen lecker und das Theater super. In
dieser Ausgabe der KFZ haben wir wieder gaaaanz viele Stücke rezensiert oder anderweitig als Textvorlage
benutzt (Seiten 10 bis 13). Man rennt ja über dieses Festival wie über einen Jahrmarkt: Überall blinkt und ruft
und klingelt es, man kommt irgendwann nachts nach Hause -- und schreibt dann ganz entspannt noch ein
paar Artikel. Lies/Lesen Sie selbst!

Man kann sich aber natürlich auch mal einen Tag lang mit mehreren Stapeln eng bedruckter A-4-Blätter
sowie einer schönen Tasse echtem Bohnenkaffee auf einen Gartenstuhl setzen und Theaterstücke lesen --
um sich anschließend den einen oder anderen Gedanken über den Zustand der Jungen Deutschen Dramatik
zu machen (Seiten 8 und 9) -- schließlich ist am Freitag und Samstag die KALTSTART-AUTORENLOUNGE im
Terrace Hill, mit Lesungen von Gerhild Steinbuch, Claudia Grehn und Darja Stocker, Dirk Laucke und David
Richter, Pia Hierzegger, Laura Naumann, Ulrike Syha, Johan Heß, Ursula Kohlert, Jens Nielsen und Nora
Mansmann. Toll! Wir haben sogar zwei Interviews zum Thema (Seiten 6 und 7)

Danach ist jeweils Party, jeweils im Terrace Hill. Mit DJ und Konzert und Getränken (nur Limo, Mama!). Wie ja
eigentlich das ganze Festival eine Theaterfeier ist, mit (alkoholfreiem) Bier und Schifferklavier, draußen und
drinnen, zu Fuß und zu Pferd (siehe Titel). Und irgendwie auch ein bisschen wie ein Konzert: live, laut, hand-
gemacht. Mehr zum Thema auf den Seiten 3 und 14.

In diesem Sinne: Freude im Gebäude!

Die Red. DISKUR S ZUR


Jede Ausgabe
HAND #3
gibt es einen
aus dem Heft Diskurs
zum Nachspie
Zuhause. Einf len für
ach ausschne
schwar ze Stre iden,
ifen hinten zu
kleben, über sa mmen-
den Finger zi
losstreiten. He ehen und
ute: Junge Dr
vs. Regietheat amatiker
er (hier vertre
ten von
Claus Peyman
n) .

02 / 03
KFZ
Theater auf dem Tanzflur Thema

n des KALTSTART-Festivals
Über den Unplugged-Gedanke
von Clara Ehrenwerth
Haus III&70, Anbau: Auf der Bühne wird geschillert und ge- fällt da auch eine Flasche um, und hin und wieder klingelt
räubert, was das Zeug hält, die Rüschenhemden blitzen weiß auch ein Handy, weil man vor lauter Clubgefühl ganz vergisst,
und rein, der Arm wird zum Monolog gehoben – aber dahinter die Dinger auszuschalten. Aber wenn es schonmal klingelt,
steht keine naturalistische Waldkulisse und auch keine meta- dann kann man ja auch rangehen, könnte ja wichtig sein.
phorische Waldkulisse aus Plastikflaschen oder so, dahinter Das KALTSTART ist als Unplugged-Festival im deutschspra-
steht nicht mal einfach gar nichts, was ja auch immer geht, chigen Gebiet einzigartig. Das Körber Studio Junge Regie fin-
assoziationsoffener Raum et cetera. Nein: Auf der Clubwand, det in den altehrwürdigen Räumen des Thalia Theaters statt;
die heute zur Bühnenrückwand umfunktioniert wurde, jagen die unzähligen Produktionen, die beim 100° Berlin gezeigt
und zerfleischen sich mehrere Monster in türkis und lila, werden, gehen im Hebbel am Ufer und in den Sophiensälen
Zeichenstil irgendwo zwischen Surrealismus und Soziokultur. auf die zwar jüngeren, aber ähnlich standardisierten Büh-
Normalerweise wird hier unten Musik aufgelegt. Wir versu- nen. Beide Festivals ziehen in erster Linie ein theateraffines
chen, den Raum auszublenden, wegzudenken, wo er doch Teil Publikum an – theaterferne Zuschauer werden nicht gezielt
des theatralen Superzeichens sein sollte. Wirkt das über- angesprochen. Das KALTSTART dagegen bespielt Lieblings-
haupt noch, wenn einer vor den malerischen Überbleibseln clubs und Schulen, Strandbars und Bibliotheken und geht (im
einer verlorenen Neunzigerjahrejugend mit großer Geste re- OPEN AIR Special) auch auf die Straße. Die Leute müssen also
zitiert: „Ich habe große Rechte, gegen die Natur ungehalten zu nicht erst dahin kommen, wo das Theater sich die Ehre gibt
sein“? Wenn vor der Tür die Flipperhühner gickern? Wünscht – es reicht, sich auf dem Barhocker ein paar Zentimeter wei-
man sich da nicht aller Zumutungen ledig ins klimatisierte ter zu drehen. So entsteht ein Publikum, das sich nicht immer
und sitzgepolsterte Stadttheater zurück? wie ein Theaterpublikum verhält, sondern wie aufmerksame
Nirvana ohne Stecker? Legendär! Clubgäste. Die umfallenden Bierflaschen, die telefonierenden
Wer als Ensemble zu KALTSTART PRO oder zum FRINGE Zuschauer, die quietschenden Stühle – Hintergrundge-
fährt, der fährt nicht einfach auf Gastspiel. Anderswo muss räusche, die Teil des Geschehens sind, die die Bühne als Ort
man vielleicht mit ein paar abgespeckten Lichtstimmungen der heiligen Verkündung entmachten.
rechnen, einem veränderten Abgang, einer kleineren Garde- Das lila Monster gehört jetzt dazu
robe. Wer zum KALTSTART fährt, der findet in den meisten Dazu muss man sich als Schauspieler verhalten, genauso
Fällen eine Bühne vor, die im klassischen Sinne gar keine ist, wie zu dem Raum, der seine eigene Präsenz einfordert. Wer
sondern die im Alltag als Disco, als Schule, als Rumpelkeller versucht, das lila Monster zu überspielen, der scheitert. Denn
oder als Jugendzentrum dient. Platz ist eher wenig, Licht- und das lila Monster, das gehört jetzt genauso zum Superzeichen
Tontechnik beschränken sich auf ein Minimum. Da sind Im- wie der Schauspieler. Das als Herausforderung zu begrei-
provisation und künstlerischer Gestaltungswille gefragt: Die fen, als Chance, ist die Aufgabe, die das KALTSTART seinen
Schauspieler müssen sich aller Sicherheiten entledigen, sich Teilnehmern stellt: Eine neue, eine einmalige Variante des
stärker auf den eigenen Körper, die Stimme, die Wirkmächtig- Stücks zu kreieren. In der Musik kann man ja mit herausgezo-
keit der Sprache und der Bilder verlassen. Das KALTSTART- genem Stecker auch nicht einfach das zupfen, was man sonst
Festival hat sich für dieses Prinzip den Ausdruck „Unplugged“ auf die E-Gitarre schrammt. Da sollte man schon mindestens
aus der Musikszene ausgeliehen, in der das Steckerrauszie- ein kleines Cello daneben setzen.Und so entsteht in der
hen einige der legendärsten Konzerte zu verantworten hat Verbindung des Theaters mit dem ungewohnten Raum etwas
(Nirvana in New York, Die Ärzte in Hamburg), weil eine Neues, Drittes. Wir gehen hinunter in den dunkel gefliesten,
akustische Version - die Konzentration auf das Wesentliche - muffigen, düsteren Clubkeller des Haus III&70 oder steigen
ganz neue Aspekte eines Songs zutage fördern kann. hinab in die beklemmende Enge eines nuklearen Strahlen-
Hin und wieder fällt eine Flasche Indie-Limo um schutzbunkers. Wir sitzen im Waagenbau und verstehen in
Wir sitzen auf weißen Klapppapphockern. Alle vier Minuten der Dunkelheit, wie traurig ein Ponyleben sein kann, in dem
fährt die S-Bahn über unsere Köpfe hinweg, dann wird es ein man mit der angeblich ultimativen Show durch Clubs wie die-
bisschen schwierig, das zu verstehen, was da auf der Bühne sen tingelt. Wir schwitzen im 13ten Stock und stellen plötzlich
gesprochen wird. Wir haben Bierflaschen und Indie-Limos in fest, dass der tätowierte Barkeeper ebenso gut ein Schau-
der Hand, wir dürfen sie hier mit reinnehmen, warum auch spieler sein könnte. Und dann klingelt mein Handy. Aber da
nicht, das ist ein Club, da wird getrunken, und hin und wieder geh ich jetzt mal gerade nicht ran.

Kaltstart
Termine
Freitag 16. Juli 2010 tor // Foolsgarden Theater e.V. //

13:00 >Performance Rebecca – eine Fringe //

48 Stunden Performance / DAP 20:00 >Theater Das kleine Hasen-


stück oder Meister L. lernt laufen /
Die Einsamkeit der
Smegma-Spielerin
// siehe www.kaltstart-hamburg.
de // Fringe // 18:00 >Theater Die Gestaltungsweise // monsun thea-

Nacht kurz vor den Wäldern / Kam- ter – Werkstattraum // Fringe //


20:00 >Autorenlounge Abend 2 /
Theater Liga inszeniert „Feucht-
merspiele Paderborn // Haus III&70
Kohlert-Grehn&Stocker / Heß- gebiete“ von Charlotte Roche
Club // Kaltstart Pro //
18:00 >Performance Today i am Laucke& Richter-Nielsen //
von Stephanie Drees
willing to understand / Maria Terrace Hill // Im Anschluss große
Party mit Überraschungskonzert, Was haben Ang Lees „Der Eissturm“ und
Isabel Hagen // monsun theater
DJ usw. / www.kaltstart-hamburg. „Feuchtgebiete“ gemeinsam? Die Löcher
– Werkstattraum // Fringe //
de // Terrace Hill in den Werken sind tief. Nicht nur die
19:00 >Theater Komm, süsser Tod /
20:00 >Theater PHILOKTET mein Öffnungen, in denen ganze Duschköpfe
Schauspiel Frankfurt // Haus III&70
hass gehört mir // Theaterakade- verschwinden, sondern auch die emotio-
Anbau // Kaltstart Pro // 19:00
mie Zeisehallen // Finale // nalen Leerstellen. Denn Charlotte Roches
>Performance dis-oriented / Julia
20:30 >Theater Feuchtgebiete / Roman ist weit mehr als ein skurriles
Blawert // Waagenbau // Fringe //
Theater Liga // BiB - Bühne im Wunderland der Muschimöglickeiten. Der
19:00 >Theater Maria Stuart // The-
Bürgertreff Altona-Nord // Fringe // Meinung ist zumindest Regisseur Peter
aterakademie Zeisehallen // Finale
Premiere + Hamburger Erstauffüh- Dorsch, der aus der Popoprosa eine Büh-
// 19:00 >Gespräch Kick-Off Junge
rung// nenfassung gemacht hat und sie nun im
Dramatik // Terrace Hill //
21:30 >Theater Komm, süsser Tod / Rahmen von FRINGE zur Premiere bringt.
20:00 >Autorenlounge Abend 1 /
Schauspiel Frankfurt // Haus III&70 Theater Liga ist eine freie Gruppe, ein
Syha-Naumann-Steinbuch /
Anbau // Kaltstart Pro // Theaternetzwerk aus Schauspielern, Dra-
Mansmann-Hierzegger-Finger //
21:30 >Film Eieruhr // Theateraka- maturgen und Regisseuren. Ihr Anspruch
Terrace Hill / Im Anschluss große
demie Zeisehallen // Finale // ist kein geringer: Von der Po-Ebene soll
Party mit Überraschungskonzert,
22:15 >Theater end-station: es hoch gehen ins emotionale Bergland:
DJ usw. / www.kaltstart-hamburg.
(wirklichkeit) // Theaterakade- „Feuchtgebiete ist ein Buch über Ver-
de // Terrace Hill // 20:00 >Theater
mie Zeisehallen // Finale // Im drängung. Helen ist einsam. Deswegen
Das Schwert / Alsomirschmeckt´s!-
Anschluss Abschlussparty Finale // verschanzt sie sich mit ihrer Avocadofa-
Theater // Schule Altonaer Straße
Theaterakademie Zeisehallen milie“, sagt Peter Dorsch über das Stück.
// Fringe // 20:00 >Theater Die
Wer die Vorlage kennt, weiß: Die besagten
Unterrichtsstunde / Das Hambur-
Kerne dürfen auch mal Helens „Vanil-
gische Kulturkontor // Foolsgarden Sonntag 18. Juli 2010
lekipferl“ streicheln. Das ist dann wohl
Theater e.V. // Fringe // 20:30
20:00 >Theater Firestarter / Ball- Früchtcheninzest.
>Performance Today I am willing to
haus Ost (Berlin) // Terrace Hill // Helen Memel, die Frau mit der Analfissur,
understand / Maria Isabel Hagen //
Kaltstart Pro // ist in relativ kurzer Zeit zu einer Galionsfi-
monsun theater – Werkstattraum
20:00 >Theater Hausaufgaben / gur der glibberigen Körperkontemplation
// Fringe // 20:30 >Arbeitsproben
Landungsbrücken Frankfurt // Haus geworden. Deutungen ernstzunehmender
Werkstatt // Theaterakademie Zei-
III&70 Club // Kaltstart Pro // Feuilletonisten dieses Landes gingen bis
sehallen // Finale // 21:00 >Theater
20:00 >Theater Das kleine Hasen- zu einem Engel in weißem Krankenhaus-
Vom Schlachten des gemästeten
stück oder Meister L. lernt laufen Dress, der sich in einen Zustand der tran-
Lamms und vom Aufrüsten der
/Gestaltungsweise // monsun thea- szendenten Meditation befindet. Wer da
Aufrechten / vorschlag:hammer /
ter – Werkstattraum // Fringe // sagt, das sei purer Mösen-Manierismus,
Universität Hildesheim&Hochschule
20:00 >Theater Der Kick / Anika hat laut Theater Liga die zweite Ebene
der Künste Bern (CH) // Haus
Lehmann // Foolsgarden Theater nicht erkannt: Die Gruppe inszeniert den
III&70 Saal // Kaltstart Pro // 22:00
e.V. // Fringe // 20:30 >Theater Stoff als Coming-of-Age-Story und Fami-
>Performance Alte Sehnsucht / Per-
Feuchtgebiete / Theater Liga // BiB liendrama.
formanzART – Vieux|Maram // 13ter
– Bühne im Bürgertreff Altona-Nord Trotz seines ernsten Kerns ist die Büh-
Stock (Bar Rossi) // Fringe //
// Fringe // nenfassung von „Feuchtgebiete“ alles
21:30 >Theater Während sie / PACK andere als trocken. Es wird Comedy- und
Samstag 17. Juli 2010 // 13ter Stock (Bar Rossi) // Fringe Slapstickelemente geben, Figuren agieren
22:00 >Theater Glaube, Liebe, Hoff- comichaft oder mimen Figuren wie Bob,
19:00 >Performance dis-oriented
nung / Landungsbrücken Frankfurt den Baumeister. Statt auf dem obligato-
/ Julia Blawert // Waagenbau //
// Haus III&70 Saal // Kaltstart rischen Krankenhausbett aus der Vorlage
Fringe // 20:00 >Theater Glaube,
Pro // sitzt Helen auf einer Kuh. Kein Naturalis-
Liebe, Hoffnung / Landungsbrücken
22:00 >Theater Ich ersehne die mus, dafür viel Trash. Und natürlich ein
Frankfurt // Haus III&70 Saal //
Alpen; so entstehen die Seen / paar Avocadobäume aus Gummi.
Kaltstart Pro //
Schwankhalle Bremen // Schule
20:00 >Theater Die Unterrichtsstun-
Altonaer Straße // Kaltstart Pro // Sa. 17.07. und So. 18.07. | 20.30 Uhr |
de / Das Hamburgische Kulturkon- Bürgertreff Altona-Nord

04 / 05
Wenn Kritikerinnen
Wünsche frei hätten...
Hoffnung auf einen witzigen „Philoktet“

von Alexandra Müller


„PHILOKTET mein hass gehört mir“ steht auf dem
Programm, von Christopher Rüping. Über ihn wurde
2007 geschrieben, er inszeniere mit „Witz, Ironie und
Ideereichtum“. Hier macht er nun Heiner Müller. Yes. Erst mal schön Kaffee trinken

Müllers Texte sind politisch, verweislastig, gigantisch.


Brainfuck. Oder wie Peter Hacks es ausdrückt: „Keiner
Schule ist absurd
handhabt so souverän wie Müller den Vers als Grenzer-
Wir haben es schon immer gewusst
eignis. Wir lesen Philoktet und erkennen die Verbesse- von Khesrau Behroz
rungsbedürftigkeit unserer Gedanken über die Kunst.“ Es geht um einen Professor, der eine Professorin
Was hat Rüping vor? Der Pressetext verrät nicht viel. ist. Und es geht um seine Schülerin, die zum Opfer
Ein Brief: Odysseus will Philoktet überreden, zusammen wird. Es geht um Mord und darum, ein wenig ver-
mit ihm die Trojaner zu besiegen. Philoktet? Ein Grieche rückt und ein wenig komisch zu sein. Und zwischen
mit göttlichem Bogen, aber mit einer stinkenden Wunde den Zeilen, wenn der Prof lüstern blickt, geht es
– und darum von eben diesem Odysseus auf einer ein- vielleicht um mehr. So kennt man das absurde The-
samen Insel ausgesetzt. So einen krassen Müller mit ater, so kennt man Eugène Ionesco. Tjadea Marck-
Witz, Ironie und Ideenreichtum inszeniert – fantastisch! mann spielt in “Die Unterrichtsstunde” die Schüle-
Aber geht das überhaupt? Christopher Rüping, überra- rin, die sich ihrem Professor hingibt. Sie ist 16 Jahre
schen Sie mich. alt und laut ihrer Mitspielerin Annabelle Krieg
“nicht so verkorkst” wie die Profis. Sie selbst ist
Samstag 17.07. | 20 Uhr | Zeisehalle
schon seit zehn Jahren dabei und hat zum Festival
über theaterjobs.de gefunden. Irgendwie absurd.

Fr. 16.07. und Sa. 17.07. | 20 Uhr | Foolsgarden

Schwer angenagt
KFZ
Eine Ein-Hasen-Revue
Vorschau
im Monsuntheater Letzte Abfahrt Realismus
von Johannes Schneider Gernot Grünewald lässt Tennessee Williams
Mit Tierstücken haben wir bisher eher näher kommen – „end-station:
schlechte Erfahrungen gemacht („König (wirklichkeit)“ in den Zeisehallen
der Löwen“, „Ponydressing“). Aber die Ein-
Hasen-Revue „Das kleine Hasenstück oder von Stephanie Drees
Meister L. lernt laufen“ des deutsch-schwei- Eine Version von „Endstation Sehnsucht“ geht so:
zerisch-österreichischen Kollektivs Gestal- Marlon Brando steht vor der dauergewellten Blan-
tungsweise klingt doch sehr vielversprech- che, der Blick spöttisch, die Lippen feucht und das
end: Dürer soll vorkommen und Beuys, Shirt durchgeschwitzt. Tennessee Williams‘ „End-
tickende Uhren, falsche Zähne und: Hasen, station Sehnsucht“ ist die realitätstreue Obduktion
Hasen und nochmal Hasen. einer gesellschaftlichen Ordnung im Amerika der
Ein dreifach Hasi Palau! 1940er Jahre. Eine andere Version geht so: In der
Ankündigung von „end-station: (wirklichkeit)“ des
Regisseurs Gernot Grünewald stehen Begriffe, die
breite Diskurs-Abzweigungen der Theaterfahrbahn
markieren: Authentizität. Selbst. Konstruktion. „Es
ging mir um die Frage, wie Realismus heute noch
auf der Bühne funktioniert“, sagt Grünewald. Auch
wenn er der Vorlage nicht zu viel Tribut zollen will,
finden sich doch narrative Elemente. Eingesperrt
in einen Glaskubus thematisieren die Schauspieler
immer die eigene Spielsituation mit. „End-station:
Hattu Öhrchen?
(wirklichkeit)“ hat zwar keinen verschwitzten Bran-
Sa 17.07.,
Sa 17.07. und So 18.07.
So 18.07. | 20:00
| 20:00 | Monsun-
| Monsuntheater, do, dafür aber Voyeurdiskurs und Anteilnahme.
theater, Werkstattraum
Werkstattraum
Samstag 17.07. | 22.15 Uhr | Zeisehallen

Kaltstart
Erinnerung verändern, stilisieren, radikalisieren KFZ
Autoren
Jens Nielsen ist einer der neun Autoren, die in der Kaltstart-Autorenlounge vorgestellt werden. spezial
Der gebürtige Schweizer spielt dort seinen Monolog „1 Tag lang alles falsch machen“.
Die KFZ-Autorin Alexandra Müller traf ihn im Facebook-Chat.

Jens Nielsen
Chat-Verlauf löschen Jens 13:27
was mich im theater interessiert, ist ein möglichst hohes
gefälle zwischen humor und ernst. der moment, in dem man
lacht, kann genutzt werden, weil der lachende zuschauer
einen moment lang offen ist. so kann man, vielleicht, eine
Jens 12:51 botschaft vermitteln, die tiefer in den zuschauer fällt, als
letztes mal, als ich gechattet habe, war noch ein anderes wenn er von anfang bis ende nur mit reflektieren beschäf-
jahrhundert. aber ich kann es noch. tigt ist.bei der erbsenfrau gibt es einen moment, in dem

Me 12:52 sich die von ihr geschaffenen männer emanzipieren wollen.

mich würde erstmal interessieren, was das „Erzählte Mani- sie gewährt es ihnen, wenn auch nur aus erschöpfung. in

fest“ ist, mit dem du hier antrittst. diesem monolog redet sie „komisch“ und kippt dabei fast in
den faschismus … im zuschauerraum wird es dann plötzlich
Jens 12:54
ganz still. das sind meine lieblingsmomente im theater.
es ist eine erzählperformance. und ein „erzähltes manifest“,
weil die figur, die auftritt, für sich das falschmachen als Me 13:30

credo ausprobiert. es ist ein manifest, das nur für die figur die autorenlounge wurde bei kaltstart eingerichtet, weil man

gilt, aber ein wenig möchte sie diese absurde lebenshaltung erkannt hat, dass viele junge theatermacherInnen vor allem

auch propagieren. „junge“ dramatik spielen.

Me 12:55 Jens 13:35

spielt das falschmachen auch in deinem leben eine rolle? mir sind kategorien des alters suspekt. ich selber war gar
nie ein ganz junger autor, weil ich erst relativ spät angefan-
Jens 12:58
gen habe, professionell zu schreiben. in der schweiz habe
ja, aber ich mache es privat nicht extra. das privat-ich erlei-
ich aber von den förderprogrammen für junge dramatik
det die fehler, das autor-ich darf sie künstlerisch nutzen: die
profitieren können. das kann sich, wie alles, mit der zeit
figur, die nicht ich ist, spielt die fehler, die mir unterlaufen,
totlaufen, aber dann kann man ja was neues beginnen. sehr
als kunstfigur aus, um zu untersuchen, wo das hinführt. ich
junge dramatik zum beispiel.
überlege grad, ob mir ein schöner fehler einfällt …
Me 13:42
Jens 13:08
oft ist es ja so, dass ein neuer autor einen text vorlegt, der
ich wollte letzte woche einen sonnenhut kaufen. ging dazu
wird als uraufführung gebracht und verschwindet dann
ins warenhaus, wo ich sonst nie hingehe. ich sah einen hut,
wieder.
der mir gefiel, getragen von einer schaufensterpuppe, die
mitten in der verkaufsfläche stand. ich fragte nach dem hut. Jens 13:44

aber niemand konnte ihn mir beschaffen. erst dachte ich, ich habe keinen verlag. meine texte werden uraufgeführt

es sei die schuld des personals und habe mich sehr doof von „trainingslager“ oder von mir selber. zu weiteren insze-

benommen, habe unverständliche fragen gestellt. ich habe nierungen kommt es in der regel nicht. ich nehme das aber

meine ganze ablehnung für warenhäuser auf das arme per- gelassen, verweigere mich vielleicht auch ein stück weit den

sonal projiziert. jetzt habe ich einen sonnenschirm gekauft. regeln des betriebs.

Me 13:13 Me 13:46

wie ist es, etwas, das du schon erlebt und verarbeitet hast, erhoffst du dir etwas von kaltstart? kontakte, fans?

zu spielen? Jens 13:47

Jens 13:18 ja. ich würde gerne in norddeutschland spielen, und ich

die gestalt der erinnerung wird beliebig verändert, stilisiert, glaub, in norddeutschland hätten die zuschauer vielleicht

radikalisiert. ich schreibe ja auch für die theaterformation ein interesse an meinen texten. da täusche ich mich eventu-

„trainingslager“. ein stück letztes jahr hieß „die erbsenfrau“. ell, aber mal sehen.

da züchtet eine frau männer auf dem kompost. es ist eine Me 13:48
traurige komödie über die vergeblichkeit der suche nach wieso norddeutschland?
dem perfekten partner. da ist die groteske mir eine hilfe, all- Jens 13:50
tagsinhalte so zu überhöhen, dass sie parabelhaft werden. ich habe das „vorurteil“ dass die menschen in norddeutsch-
Me 13:20 land eine affinität zur genauigkeit in der sprache haben, zu
bist du ein „lustiger“ autor? ich habe schon eine menge dis- trockenem humor, und zu intellektbetonter kunst. ich gebe
kussionen darüber geführt, dass komödien in deutschland aber zu, wenn das festival in münchen stattfände, hätte ich
nicht so gut ankommen, in der schweiz aber schon. nicht abgesagt :)

06 / 07
KFZ
Die schützende Hand Autoren
spezial

An ihnen muss jeder vorbei, der sein Glück KFZ Welche anderen Möglichkeiten der Förderung junger
als Dramatiker versuchen möchte: Die Lek- Dramatiker sehen Sie?

torinnen und Lektoren der Theaterverlage MZ Am meisten fördert man junge Autoren natürlich, indem
entscheiden neben den Preisrichtern der man sie spielt. Unter den konkreten Fördermaßnahmen
Nachwuchswettbewerbe häufig über Aufstieg halte ich das Modell des Düsseldorfer Autorenlabors für

und Fall junger Theaterautoren. Maren Zindel eines der sinnvollsten. Dort wird eine Gruppe junger Auto-
ren über einen längeren Zeitraum in ihrem Schreiben ge-
ist Lektorin beim Rowohlt Theater Verlag, der
fördert und begleitet. Aber langfristig gesehen sind Haus-
seinen Sitz in Reinbek bei Hamburg hat. Clara
autorschaften, die dem Autor über mehrere Stücke treu
Ehrenwerth sprach mit ihr über Autorenförde- bleiben, also Sachen nicht nur zur Uraufführung bringen,
rung, gegenwärtige Tendenzen in der Dramatik sondern auch nachspielen und sich intensiv mit ihnen
und die Verantwortung der Lektoren. auseinandersetzen, die besten Förderungsmaßnahmen.

KFZ Ist man als Lektorin auch für eine gewisse Art von
KFZ Was reizt Sie als Lektorin daran, bei der Autorenlounge
Welpenschutz verantwortlich, um unerfahrene Autoren
des KALTSTART-Festivals dabei zu sein?
nicht an einen nimmersatten Markt zu verfüttern?
MZ Für mich ist es selbstverständlich zu kommen. Mit
MZ Auf jeden Fall, ich sehe das als Teil unserer Arbeit. Die
Laura Naumann, Gerhild Steinbuch und Ulrike Syha lesen
Autoren werden heute sehr früh aus ihren Studiengängen
gleich drei Autorinnen, die in unserem Verlag publizieren,
weggecastet, aber sie brauchen erstmal einen geschützten
und da nutze ich gerne diesen Ort, um denen mal wieder zu
Raum, um sich und ihr Schreiben auszuprobieren. Das
begegnen. Ob ich anreisen würde, wenn ich nicht in Ham-
wird schwer, wenn man einmal auf den Markt geworfen ist,
burg leben würde, weiß ich allerdings nicht, weil es sich ja
vielleicht einen Preis gewonnen hat und plötzlich unter dem
um Produktionen handelt, die schon gespielt worden sind,
Druck steht, sechs Stücke in drei Jahren zu schreiben. Da
und die Autoren, deren Stücke vorgestellt werden, bereits
muss man tatsächlich ein bisschen seine schützende Hand
unter Vertrag sind. Für uns Lektoren ist die Autorenlounge
über die Autoren halten, oder es zumindest versuchen.
weniger ein Entdeckerfestival als vielmehr eine Präsentati-
onsplattform. Für Theaterschaffende ist es aber sicher sehr KFZ Abseits vom Markt: Können Sie ästhetische Trends in
interessant, hier Entdeckungen zu machen. der jungen Dramatik bestimmen?

KFZ Welche Chancen bietet die Autorenlounge für junge MZ Schwer zu sagen. Man sucht ja eigentlich immer die Aus-
Dramatiker? nahme und nicht die Regel. Ich bin froh, dass wir nicht mehr
so viele WG- und Familienstücke bekomme wie noch vor
MZ Im Vordergrund steht der Gedanke der Plattform: Für zehn Jahren – es scheint sich herumgesprochen zu haben,
die Autoren bietet KALTSTART die Möglichkeit, Kontakte zu dass das nicht notwendigerweise interessant ist. Die Au-
knüpfen, neue Begegnungen zu machen, sich gegenseitig toren bemühen sich heute, ein größeres Themenspektrum
und dem Publikum die Texte zu präsentieren, und das finde in ihr Schreiben aufzunehmen. Aber es bleibt sehr schwie-
ich in jedem Fall sehr sinnvoll. rig, das eine Talent unter Vielen zu entdecken, das einen
langfristig interessiert, und das ist ja kein rein inhaltliches,
sondern auch ein sprachliches Interesse. Aber man muss
merken, dass der Einfluss der Vorbilder sich schon zurück-
gebildet hat. Jemand, der schreibt wie Sarah Kane, interes-
siert mich nicht, denn die gibt es ja schon.

KFZ Was raten Sie den vielen unveröffentlichten Autoren, die


Ihnen ihre Manuskripte zusenden?

MZ Ich bekomme sehr viele Stücke von Leuten, die keine


Theatererfahrung haben oder deren Theatererfahrung sich
auf Klassiker beschränkt. Aber Stückeschreiben bedeutet
eben nicht, einen Roman in Dialogen zu schreiben. Jeder
Theatertext braucht Subtext. Man braucht Bühnenimagina-
tion, wenn auch nicht zwangsläufig eine realistische.
Man muss Figuren vor Augen haben. Theater ist nicht Soap,
Theater ist nicht Literatur, Theater ist eine eigene Kunst-
form, und mit der muss man umzugehen wissen. Man muss
eine eigene Form, eine eigene Sprache finden, und die findet
man nur durch ein aktives Interesse an Theater.
Man muss sich mit dem Theater auseinandergesetzt haben.
Das ist eigentlich auch schon alles.

Kaltstart
Die Theaterautoren der KALTSTART-
K F Zn AUTORENLOUNGE haben mitbekommen,
Autore
spezial dass Krise ist. Das ist gut.

Drama als
Ein sorgfältig abwägender Essay von Johannes Schneider

Das Gute an der Krise ist, dass sie die Zeiten wieder existen- angenehm auf!), was da alles nicht vorkommt: Generations-
tiell werden lässt. Nicht von einem Tag auf den anderen und konflikte, Familiensagas, Hitler. Da verzweifelt niemand
nicht für alle in gleichem Maße. Auch nicht im Sinne einer wahlweise an seinen 68er-Eltern oder 33er-Großeltern. Und
existentiellen Not. Mehr in Form einer existentiellen Ah- niemand verzweifelt mehr daran, dass es nix mehr zum Ver-
nung: Es wird anders werden in den nächsten zehn Jahren zweifeln gibt. Regieanweisungen wie „Ein Raum, zwei Stühle,
- und wahrscheinlich wird es schlechter. Beziehungsweise: er und sie“ (frei konstruiert aus leidvollen Lektüre- und Seh-
Es ist schon schlechter, es kriselt ja bereits, und wir warten erfahrungen) sucht man in dieser Auswahl vergeblich.
wieder mal auf die Bombe, die diesmal nicht aus der UdSSR
Bla, Bla, Bla: Es gehört wohl zu den billigsten rhetorischen Tricks,
oder islamistischen Rollkoffern kommt. Diese hier wird aus
irgendwelche Pappkameraden zu konstruieren, gegen die sich die
dem Innern des Landes kommen, wo wir mit Zeitverträgen
tatsächlichen Texte strahlend absetzen können. Außerdem ist es
und ohne Rentenversicherung leben. Wo wir unsere Kinder
schon eine nackte Unverschämtheit, aus der Gruppe der Elf (Stücke
besser gar nicht erst zeugen sollten.
in der Autorenlounge) irgendeine Tendenz rauslesen zu wollen, lie-
Das ist jetzt natürlich arg katastrophierend und trifft ja gar nicht gen uns doch zum momentanen Zeitpunkt aufgrund verschiedener
auf alle zu (Maschinenbauingenieure haben ein ganz anderes Ge- logistischer Probleme nur derer sechs vor. Aber gut ...
genwartsbild als freischaffende Künstler oder junge Journalisten).
Genau, gut. Gut ist das (größtenteils), was man da zu lesen
Aber wir brauchen Tendenzen. Wir können ja keinen Essay über
kriegt: Reich an Welt, die - das ist ja unsere These - nicht
Gegenwartsdramatik schreiben, und da steht dann: „Hü und Hott.
mehr belanglos ist. Es gibt Stücke wie das von Ulrike Syha,
Das Pony läuft im Kreis.“ Wir müssen ja irgendwie nach vorne.
das, obwohl es so provokant „Privatleben“ heißt, nichts,
Weiter geht‘s ...
aber auch gar nichts Privates an sich hat, im Sinne einer
Für die Literatur brechen goldene Zeiten an. Wer heute re- behaupteten Intimität, einer ungesunden Nähe zu den Fi-
levant schreiben möchte, muss nicht den Nazi-Opa aus dem guren. Das sind in diesem Fall „ER, SIE. Und ein Land, das
Schrank holen und sich selbst kunstvoll ein Dritte-Genera- schrumpft“ - und das Land, das schrumpft, bringt‘s total,
tions-Trauma konstruieren. Es reicht ja ein Blick ins eigene viel mehr als ein Raum und zwei Stühle (s.o.). Ohne genau zu
Leben, dahin, wo zur Jahrtausendwende noch die Dekadenz wissen, was mit dieser Volte im Dramatis Personae gemeint
und tausend nölende Judith Hermanns zu Hause waren. Wo ist (so naiv, aus dem schrumpfenden Land nur den Verweis
der Journalismus denkbar prosaisch die „Angst vor dem auf eine demographische Tendenz zu lesen, sind selbst wir
sozialen Abstieg“ erkennt, streicht der literarische Autor auf nicht), spüren wir doch in jeder Zeile, wie das ungesunde
Themensuche fünf Worte und verharrt bei einem großen: Klima dieses Landes SIE und IHN bedrückt und formt, deren
Angst. Wege sich bei einer Zugfahrt kreuzen und die sich fortan vor
dem Hintergrund maximaler Unterschiedlichkeit (bei glei-
Nonsens! Eine empirische Umfrage unter deutschen Gegenwarts-
cher Verzweiflung) grandios aneinander abarbeiten.
autoren würde wahrscheinlich ergeben, dass maximal drei Prozent
(willkürliche Schätzung) „Angst“ als ihr vordergründiges Thema an- Stopp! Das wird jetzt unerträglich. Kommt die „Welt“ (und mit ihr
geben. 27 Prozent würden hingegen „Intersubjektive Beziehungen“ die Angst) in diesem Text nicht - wenn überhaupt - etwas plump
oder sowas sagen, und 70 Prozent „Irgendwie gedruckt werden“ daher? „Der Weltwirtschaft geht es nach wie vor schlecht, während
- wenn sie ehrlich wären. wir so beschäftigt sind“, denkt ER beim Sex mit IHR in einem Bahn-
hofshotel. Das kann es doch nicht sein, die Angst. Das ist doch die
Wenn wir ehrlich wären, hätten wir längst zugegeben, dass
übliche bräsige Lakonie ...
wir nur irgendwie auf die elf Stücke hinleiten wollen, die in
diesem Jahr zur KALTSTART-AUTORENLOUNGE eingeladen Wir wissen es doch auch nicht! Wir können doch auch nicht
sind. So ist es kaum verwunderlich, wenn wir das, was wir für jeden einzelnen Text, jeden Protagonisten, jede Zeile die
bisher über die Literatur im Allgemeinen gesagt haben, hier Hand ins Feuer legen. Am wenigsten für uns, die wir völlig
wunderbar an der jungen Dramatik festmachen können. befangen sind in unserem Ansatz, die Stücktexte just in dem,
(Die abzubilden hat sich die Lounge ja zum ehrenwerten Ziel was wir als den zeitlichen Kontext ausgemacht haben, ernst
gesetzt.) Am meisten fällt uns auf (und es fällt uns sehr, sehr zu nehmen. Wenn die Österreicherin Gerhild Steinbuch ihr

08 / 09
Therapiebombe
„Herr mit Sonnenbrille“ da spielen lässt, wo in einer „Fluss- Tod zurück, und aus Jens Nielsens selbstzerstörerischer Flanérie „1
furche“ unterhalb der Skigebiete vor der Bundeshauptstadt Tag lang alles falsch machen“ können wir mit unserem Zugriff auch
„früher die Stahlindustrie daheim“ war und jetzt „immer nichts „rausholen“ - spätestens hier scheitert der Versuch, den
weniger Menschen Arbeit finden“, ist das für uns weniger ästhetischen Texten einen diskursiven Gebrauchswert abzutrotzen.
morbides Setting einer düsteren, auf zwei verschränkten
Diskursiver Gebrauchswert in your face! An dieser Stelle
Zeitebenen erzählten Beziehungsgeschichte. Vielmehr wird
müssen wir das Über-Ich hart ausbremsen, denn eins ist
die düstere Beziehungsgeschichte zur Illustration des morbi-
mal klar: So viele Artikel, Essays, Feuilletons, vielleicht
den Settings.
sogar Romane können wir über die Krise gar nicht lesen,
Wir merken an dieser Stelle, wie uns der Essay - schon bei der um uns annähernd so körperlich mies, durchgerockt und
Erwähnung des zweiten Stücks - endgültig entgleitet. Wir benutzen existentiell bedroht zu fühlen wie nach einem Lektüretag
die Stücke ja nur für einen hanebüchenen Indizienprozess. Dabei (plus Nacht) mit den Autorenlounge-Stücken. Huhn oder Ei,
können die so viel mehr ... gesellschaftliche Krise oder düstere Dramatik, das ist doch
jetzt völlig egal. Fakt ist: Es schwingt wieder was. Es gibt
Jaja, die können ja gerne viel mehr können. Aber sie können
wieder eine Form von Furcht vor der Gegenwart jenseits
eben auch das: eine bedrohliche Welt am Abgrund zur Kennt-
von Wehleidigkeit. Der wir glauben. Und vielleicht - und jetzt
lichkeit entstellen. Überhaupt: einen Abgrund ahnen lassen,
beginnen wir zu träumen - kann eine derart politische (oder
der sich in alltäglichen Zugriffsroutinen nur zu gut ausblen-
politisch gelesene) Dramatik ja einen Effekt zeitigen, wie ihn
den lässt. David Richter und Dirk Laucke lassen „Start- und
KFZ-Kollegin Laura Naumann (ebenfalls bei der Autoren-
Landebahn“, ihre „Erzählung fürs Theater“, in einer so
lounge dabei) in ihrem „DEMUT VOR DEINEN TATEN BABY“
apostrophierten „Eiszeit“ (gemeint: das Jetzt) spielen und
andeutet: Drei Frauen erleben da auf einer Flughafentoilette
verfrachten uns zielbewusst dahin, wo wir sonst nicht jeden
einen (vermeintlichen) Bombenanschlag und erfahren dabei,
Tag hinschauen: in ein „fast ausgestorbenes Dorf am Flugha-
wie Angst zusammenschweißen kann. Sie beschließen, einen
fen, sorgsam umschlossen von den Start-
„Anschlagsimulator“ zu bauen, um auch anderen dieses
und Landebahnen, einer ICE-Strecke und
Hochgefühl zu geben, beziehungsweise: „wir brauchen nicht
einem Autobahnkreuz“. Dort, wo die
mal was bauen wir machen das alles selbst wir su-
Zivilisation den Bodensatz derGesell-
chen die Orte aus wir spielen die Terro-
schaft jetzt schon so zerstört, wie sie es
risten wir machen die Leute erleben“.
bald mit uns allen machen wird, erhal-
Drama als nicht-letale Therapie-
ten wir mehr als nur eine Ahnung vom voraussichtlichen
bombe für die sich entsolidari-
Ende der Welt. „vergiss den ganzen technischen schrott, den
sierende Gesellschaft - das
flughafen, die autobahn, die ärzte und das pflegeheim. genau
wäre doch was. Erst
dieser bekackte fortschritt hat dein ganzes dorf platt gemacht
einmal reicht es
und dich in einen degenerierten menschen verwandelt“, sagt
aber zu sagen:
der Protagonist Bill zum Protagonisten Darius ...
Es ist Krise.
... was mehr über die Nervensäge Bill aussagt als über sonst ir- Die jungen
gendwas. Es bringt nichts. Wir müssen an dieser Mammutaufgabe Dramatiker
scheitern. Alles ist so - und alles ist anders. Alles ist gesellschaftlich haben das
und zugleich privat - vielleicht ist das ja die Tendenz, sonderlich neu mitge-
wäre das nicht. Wie wenig weit wir so kommen, sieht man an zwei kriegt.
Stücken in der Auswahl, die mit alledem, mit der Krise, der verunsi- Das ist gut.
cherten Gesellschaft, der düsteren Zukunft, der Angst vor der Bombe
nichts oder nur am Rande zu tun haben: Nora Mansmanns „herr
tod lädt nicht ein aber wir kommen trotzdem“ lässt uns ratlos mit
Bonnie-und-Clyde-Fragmenten, zwei Kindern und dem

Kaltstart
Frauen spielen Frauen, die, die am meisten mit dem Du anfangen kann. Sie will ihn
eigentlich, aber dann doch nicht. Alle Drei haben mal gesagt:

die Frauen spielen


„Ich habe es aus Liebe getan.“ Und dann hat Dora gesagt,
Luzi wisse nicht, was das sei, Liebe. Und dann hat es Streit
gegeben.
K.: Warte mal. Ich glaube, L. wusste nicht, dass K. zucken
K. und L. im Dialog über „Der Du“ von Julia
musste als Luzi und Dora und Eve von Liebe gesprochen
Wolf, in einer Inszenierung von Sahar Amini vom
haben, als wäre sie eine außerordentlich große Liebe, eine
Düsseldorfer Schauspielhaus, inspiriert von der Liebe, die ein Theaterstück sehr, sehr schwierig macht, ihm
Erzählweise des Stücks die Leichtigkeit nimmt, weil es ihrer Größe, also der Größe
der Liebe, gar nicht gerecht werden kann. Wusstest Du das?
L.: Nein, das wusste L. nicht. Allerdings war das hier, glaube
ich, nicht so eine Liebe. Eher eine Sehnsucht danach. Davon
waren die Figuren ja voll. Das hat man in jedem ihrer Sätze,
in jeder ihrer Bewegungen sehen können. Luzi hat dem Du
ihre Mutter vorgestellt, um ihm Hoffnung zu geben. So eine
Liebe eher. Dann kam Polizei.
K.: Wie sie so durch die Gegend gefahren sind, wie sie be-
schossen wurden - das war gut gemacht. Das haben K. und L.
hinterher ja auch festgestellt: Die etwas einfache Geschichte
- das verzeiht man.
Nicht im Bild: Der Du. Foto: Lisa Kratz L.: Ja, die war irgendwann egal, weil es einfach Spaß ge-
macht hat, den Figuren zu folgen. Gute Sprache, guter Flow
von Laura Naumann und Khesrau Behroz
im Text und gute Schauspielerinnen: Lisa Arnold, Viola
K.: Also, da sitzen wir beide, mit Pappe in unseren Händen,
Pobitschka, Sabrina Tannen. Ich war auch Fan von den Pro-
fächern die Luft und blicken auf die Bühne, streng. L. schaut
jektionen, die waren gut eingebunden und liefen nicht nur im
strenger.
Hintergrund. Geil, mit den Polizeiautos und die Schüsse auf
L.: Interessiert hab ich geguckt, nicht streng. Ich hab da ganz
die Frauen gegen Ende. Peng Peng Peng. Löcher. Blut.
entspannt gesessen und geguckt und gewedelt und dann ging
Da hab ich gelacht.
es los. Da hast Du gleich die Arme vor der Brust verschränkt.
Streng.
K.: Ich wusste einfach nicht, wohin mit den Armen. Sind ja
auch sperrig, die Dinger. Also habe ich sie einfach vor meiner

„Die Jungs sind fit“


Brust verschränkt. Strengfrei.
L.: Gestritten wird später. Jetzt geht‘s erstmal los.
Wir sehen: drei junge Frauen. Sie spielen: drei junge Frauen. Der Heimathafen Neukölln zeigt die Ilias
Sie stellen sich vor. Ein Hotel kommt vor. Ein Anruf von einer
mit Flüchtlingsfrauen aus Bosnien und
Mutter. Eine Bar.
Herzegowina und zwei Schauspielern
K.: Nein. Ich würde das anders sagen. Wir sehen: drei junge
Frauen. Sie spielen: Drei junge Frauen. Die spielen: Drei jun- von Laura Naumann
ge Frauen, die von drei jungen Frauen berichten. Sie stellen Paris hat Helena aus Liebe dem Agamemnon geraubt. Aus
sich vor. Sie haben schöne Stimmen. Liebe ist der Krieg zwischen Griechenland und Troja ausge-
L.: Und es sind die gleichen Frauen. Immer nur drei. Sie brochen. „I love you, Helena!“, sagt Paris ihr immer wieder
erzählen sich gegenseitig und sich selbst. Mit ihren schönen und es soll sie trösten darüber, dass ganz Troja sie hasst,
Stimmen. weil Krieg ist, wegen ihr. Seit zehn Jahren belagern die Grie-
K.: Die Gleichen sind es, nicht dieselben. In der Geschichte chen nun Troja. Alle sind müde. Alle hassen den Krieg, aber
ging es um einen Kerl, der blutet, und um die drei jungen immer findet er statt, zu allen Zeiten. Auch die vier Frauen
Frauen, die auf allen Ebenen die Gleichen sind. Sie flüchten haben ihn erlebt, in Bosnien und Herzegowina. Wirklich
mit ihm und es kommt zu einem Road Trip, oder? erlebt, bis sie nach Deutschland kamen. In der Inszenie-
L.: Nee, anders. Wenn man die Schauspieler-Ebene, so nenn rung von Krzysztof Minkowski und Dirk Moras spielen sie
ich das jetzt mal, wegdenkt, dann waren sie ja schon diesel- sowohl Götter als auch Krieger und Kriegerfrauen. „Die
ben. Immer Eve, Dora und Luzi, und die haben erzählt, was Jungs sind fit“, sagt Agamemnon und schickt das Heer los.
sie erlebt haben und haben das auch gespielt und im Spiel Es ist kein Mitleidstheater, kein Ausstellen von „Opfern“, da
haben sie wieder erzählt, was sie gerade tun. Also dieselben. werden Parallelen gefunden zwischen der Antike und der
Jedenfalls flüchten sie mit dem Mann und es kommt zu Gegenwart, Laien und Profis sind so gut zusammen, wie es
einem Road Trip, jawoll. Luzi hat Verwandte im Taunus. selten der Fall ist und alles wird gezeigt, wie es wohl immer
Aber dann erreichen sie das Meer. ist: der Krieg und Angst und Vertreibung und Verlust, aber
K.: Dort ist es schön und der Kerl blutet immer noch. Also dazwischen wird gesoffen und getanzt und geweint und
stellt Dora ihren Eltern den Du vor. So heißt er nämlich, Du. immer noch erzählt und immer noch gelacht und immer noch
Und er sieht gut aus. Zu gut, um liegengelassen zu werden. geliebt. Die verlorene Stadt zum Beispiel, die Familie, die
L.: Außerdem ist er sehr warm, sagt zumindest Luzi. Sie ist Mädchen und die Götter, was soll’s.

10 / 11
Von Bottrop zu Adorno Möhrchen im Mau
in 30 Sekunden Pferde und Frivol
l
„ ität bei „Ponydre
tzen“ ist eine ssing“
„Erstmal schön hinse von Stephanie Dre
ng
gr andiose Überraschu Der Schmollmund
es
ist eine Ar t kleins
samer Fr ivolität ter gemein-
von Johannes Schneider snenner. Wer sic
nt feiern: jenen, an dem h dazu eine Stan
Wir wollen den Mome zw ischen die Be ge
sich ine klemmt, an de
schließlich aufsteht und dekopf pr angt, de ren Ende ein Pfer
-
Sus anne Plassmann r hat schon alle
ück e und Zutaten zusam-
der Kurzhaar per
des Polyester-Pullis , igt.
men, um das Re
zept der Sexy ness
che n Spr achfär bung entled Mädels von „Pon zu vollenden. Die
der breiten westf älis Min uten ydressing“ reite
den vor angegangenen n durch eine We
in denen Pfer de-L lt,
Jener Attribute, die in st- Age r iebe, Rollschuhtan
uierte Hamburger Be Call- Center-Ree ze inl ag en un d
beim Publikum - disting - nactments zu ein
gen Boden gesorgt hat schmelzen. Sie ve er Revue ver-
- für schamhaf te Blicke ken rteilen im Publiku
anne Pla ssm ann zur pin m „Möhrchen-
ten. Plötzlich wir d Sus Mary s“ – Vitamins
rüc kte r aft und Wodka –
vom Monito r ein ver Motto: Geteilte Sc fre i nach dem
Sex-Bombe, während s es da hmer zfreiheit ist
Plassmann) erk lär t, wa freiheit. Zwei Ny vo lle Schmer z-
Profes sor (ebenf all s zei ge- mphen im schw ar
marbasieren ein er Vor zen Retrobody
eben - im endlosen Bra kreieren ein neue
, die in s Genre: Den Tr y-
n hat : eine Narrationsform Tr ash. Und dabe and-Er ror-
Spießerin - gesehe re und i passier t et was
nne durchaus Faszi-
Morton Feldman eri nierendes , et wa
ihrer Uferlosigkeit an we ise. s, dass sich nur
in der geplanten
musique informelle ver Schieflage geraten , in
auf Adornos Idee der Mu sik en Erotik offenba
er
Fur ie sinnlos zu seicht des Fr ivolen ble rt: Das Mittel
Dann hopst die pinke h bin ibt, anders als vie
ffersäcken und ruf t: „Ic tischen Geschw ist
le seine ästhe-
vor den ver störten Pfe er, auch in ironis
es selbst. Hier he cher Brechung
eine Allegorie!“ Toll! ißt das: Fr au auf
kann nicht nicht Pf er destange
zum Objek t werd
en, egal ob sie da
Objek tiv ierende s
meta-reflektier t
oder nicht. Eine
besondere Form
von Echtheit also.

Dimenticano KFZ keit dieser Er de


liegt auf dem Rü
Die Anzüglich-
cken der Pfer de
.
Kri tik
Uli Edel!
AKRteatro über
Mal so ganz allgemein
setzen den Terr
aus dem Italieni orismus
schen und zurück
i-Personen-
von Alexandra Mü
ller Wie man ein verdammt gutes Zwe
rt
Uli Edel s Film „B
aader Meinhof Ko
mplex“ stellt we
Stück auf der Nebenbühne inszenie
Fr agen. Die RA F nig
spult sich durch
storisch korrek ein e Stef an-Aust-h
i- nwer th
te Handlung. AK
Rteatro dagege von Alexandra Müller und Clara Ehre
len jede Menge n stel- e Char aktere, vor-
Fr agen, inhaltlic 1. Man nehme zwei gegensät zlich
h wie ästhetisch:
br ingt einen Terr „Was sper re sie in eine aus-
or isten dazu, Te zugs weise Mann und Frau , und
Das Beste: Sie ge rror ist zu werden
ben keine Antw ?“
or ten. In „E .C.F. weglose Situation.
er av amo cosi fo C auf sozialrealistische
lli che – wir ware 2. Man bitte die Kostümbildnerin,
performt sich die n so verr ückt , da
aus Rom angere ss“
iste Gr uppe durc Kostüme zu achten.
verschiedene Fo h möglichst natürlich zu
rmen des gewa
lttätigen W iders 3. Man halte die Schauspieler an,
zweispr achig. Da tands – en aus ihrem Reper-
s kühle Deut sch
rationalisier t de spielen. Sie werden folgende Gest
ror, Performer n Ter- h Schreien ausge-
Carsten W ilhelm
ra unt ins Mikro. Da toire abrufen: Aggression wird durc
Italienische kling s rn, Zuneigung durch
t aufbrausender,
emphatischer, Ma drückt, Angst durch star kes Zitte
Laur a De Bardi ria
und Aurora Kelle
rmann treiben sic körperliche Nähe.
genseitig durch h ge- k auf ein eskalie-
einen aufrührer 4. Man achte darauf, dass das Stüc
ischen Sprachflu
wird hin und he ss. Es zuläuft. Beliebt sind
r über setzt: Vie Ende
le Redenschnip
sel der rendes Moment kurz vor dem
RA F oder der Br
igate Rosse, ihr ng, (Selbst-)Mor dver-
em italienischen hier insbesondere Vergewaltigu
dant. Szenische Pen-
Gegenent würfe heimnisses. Prinzipiell
flankieren die Re such, Enthüllung eines Lebensge
fertigungsent wü cht- Konflikt s erlaubt, der
rfe der 70 er-Jah ist jeder laut star ke Ausbruch des
Performer innen re-Ter roristen:
Die g bereits brodelte
schmiegen sich im bisherigen Verl auf der Handlun
ihren männlichen in hautengen Bo
dy s an
Counterpar t, de und schwelte.
br üllt: „Ich bin do r dann aufsprin
gt und dass es die Figuren
ch nicht der Baad 5. Man arbeite das Ende derart,
theatrales Mind er!“ „E.C.F.C.“ ist
Map, eine As sozia ein brin gt, um sie zur Selbstre -
tionsmaschine, ein letztes Mal zusammen
zum Lachen br ing die darauf achten, das
t und Fr agen au flexion anzuregen. Hier sollte man
perfekt durchgep fw irf t. Dr amatur
lant und ohne in gisch hließ end auszuleuch-
die Moralfalle zu gew ählte Thema noch einmal absc
pen. Da steck t eh tap-
noch immer Uli ten. Vorhang.
Edel dr in.

Kaltstart
KFZ Das beste, das sich an
t!“
Kritik diesem Festival anmelde
– „Wirklich?“
Vollstrecker
rgespr äch
Ein kritisches Kritike

im Putzlicht
ßer
von Lobinger und Rei
h das?
R: Was war eigentlic Theater, ein
s Inszenierung von das Hir ngew ichse im
Für Christian Onciu
f
L: Ein Abgesang au gelungener

rz vor den Wäldern
ein
geistigten Diskurs,
Koltès’ „Die Nacht ku Sc ha nz e
Kommentar zum ver
eren Or t al s die
gibt es keinen bess Scherz.
eine Aneinanderreihu
ng von plat-
R: Aber war es nicht
von Jan Fischer e Neonlicht, ten Nummern? and auf
icht: Das unerbittlich mal erlebt, dass jem
Man nennt das Putzl steht in diesem L: Haben Sie schon
bei ist. Dan Florescu im Ve rbe ugen SMS
wenn die Musik vor stellt oder be
r des Haus der Bühne Piz za be
n Kacheln. Der Kelle
Licht, vor schwarze hlachthaus- schreibt?
das Negativ eines Sc . Aber das wa-
III&70 sieht aus wie ker, der Wodka auch
rescu zieht R: Die Piz za war lec
Opernarie läuft. Flo
fotos. Eine rauschige hcoat an. „E s ren doch nur Effek te!
aus und einen Trenc en Momente
die Str aßenkleidung scheinend die intim
aus einer Ev ian- L: Dann haben Sie an
d kippt sich Wasser Regis seure
regnet“, sagt er, un passt, in denen die
: Bernard-Ma- der Selbstironie ver chgezeichnet
pf. Dann geht es los Weg zum Theater na
Flasche über den Ko rn“ (Regie: ihren persönlichen
t kurz vor den Wälde
rie Koltès’ „Die Nach fft Camus trifft haben.
line trifft Salinger tri ßen vor zu
Christian Onciu): Cé tte ich das Gefühl, au
rhalb Stunden R: Alles in allem ha
stadttristes se. Ande
Fight Club trifft Groß Außenseiter- sein.
nolog eines Irren, ein ichte zu er-
monolithischer Mo er darum, eine Gesch
e anderen L: Es ging wohl wenig pfen. Gerade
sucht, zu sein wie all das Theater zu entkr
am
tex t, in dem einer ver nen Hass zählen, als darum,
n zu weit treibt , un d sei go nisten char-
und seine Simulatio haben sich die Prota
mi ch de n Vollstre - den großen Themen Mi ttelpunk t
e bringt: „Nennt em sie sich selbst zum
nicht unter Kontroll bs t, und will mant entzogen, ind
gonist über sich sel macht haben.
cker“, sagt der Prota der Unter suchung ge
s ist s Gr use-
da rade die ent-
geln. Aber – und da ßen Themen nicht ge
ständig alle ver prü R: Aber sind die gro
uspieler, der
ht: Florescu ist Scha
lige – irre ist er nic nger hat und scheidenden?
d wieder einen Tex thä e Situation zu
irre spielt, der hin un h zum Ziel set zt, ein
n Irr sinn des L: Nur, wenn man sic al erf ahren
n muss, der nicht de rt und nicht emotion
sich aushelfen las se : Denn natür- schaffen, die analy sie
, sondern seine Logik
Tex tes herauskehrt werden will.
ein von Irr sinn Pool mit den
Tex t nur den Ansch s Quark , vor bei am
lich erweck t Koltès’ chselten Mo - R: Die Fußspuren au
h mit sorgs am gedre , aber waren
und arbeitet eigentlic fand ich auch schön
t ausgeklügel- Luftschlangen drin, um der Suche
mernden Sätzen, mi für den Zuschauer,
tiv ketten, mit schim kein Irrer über das genug Hinweise
techniken: Da läuft llen Theater zu folge
n?
ten Überr umpelungs nach ihrem individue
s er tut, wenn er an ihrem
einer, der weiß, wa r, der sich von An fan g
die Bühne, sondern L: Folgen konnte de
lt, wenn er seine in einem
ielt und überr umpe te. Angekomm en ist er
das Publikum ansp Konzept öffnen konn rhaus
sicht leuchten läs st. ltnis zum Disku rs. Joh n Vo
Sätze mit voller Ab iner anderen entspannten Verhä s habe
genau dieser und ke hrheit und Schm erz .“ Be ide
Das Wunderbare an n besseren Or t sagt: „Humor ist Wa
tes ist, dass es keine
Aufführung des Tex ich gesehen.
r Schanze. Dass
gibt als das Herz de
für Koltès Hasstex t
m Schulter-
Pariser Str aßen de
Koltès’ regnerische ll wir d. Dass
r Tex t plötzlich ak tue
blatt ähneln, dass de er diejenigen,
sich inszenier t, wie
die Ar t, wie der Irre die er „K a-
nnt und diejenigen,
die er „L ackaffen“ ne
l beschreibt,
ihrem Ausgehvierte
meraden“ nennt, in
f die Str aßen da
eigenartig leicht au
umklappt und sich es wie unter
läs st. Plötzlich ist all
draußen projizieren sie sich selbst
ifizier ungscrowd, wie
Putzlicht: Die Gentr
trink t, und dass
d ihre Modebrause
dort schauspielt un
ichkeit tat säch-
auf ihre Selbstherrl
die einzige Antwort las sen sie
st du ver rückt. Dann
lich ist: Tu so, als sei
dich in Ruhe.

ool!
Köpper in den Themenp

12 / 13
Käfig
Das Monster aus demhm ann und
n Annika Le Das stumme Schichten
In „Der Kick “ zeige

Anne Noack einen Ko
smos aus Gewalt der Körper e
rgespr äch über ein
Ein kritisches Kritike
s
von Stephanie Dree
er Marco und ria Umbach, Ma rti n
urg, 20 02: Die Br üd
Potzlow, Br andenb Marinus Performance von Ma
ter n den 16-jährigen min von Bebber
Marcel Schönfeld fol Schweine- Grünheit und Benja
auf die Kante eines
Schöberl, las sen ihn Sprung
d töten ihn mit einem von Jan Berning r: Bennet (Max
fut ter trog beißen un d später zum Mörde
schweigt. Was Andre
s Veiel in Einer von ihnen wir fallen, spuckt
ins Genick. Das Dorf stücke aus dem Mu
nd
ck „Der Kick“ Gadow) läs st Apfel
rischen Theater stü Ohl) isst, Wil-
seinem dokumenta blikum, Lilly (Jessi
ca
kleines Wund er: Na ch und nach oder wir ft sie ins Pu atw ick (Paul
geschaff t hat, ist ein ann) schlingt. Und Ch
en eines hermeti sch en Gewalt- liam (Martin Winkelm vom ausge-
werden die Str uk tur den Fall seines Apfel
s
innen Annika Pötsch) beobachtet
t. Die Schauspieler ung „Th e Amok
kosmos offen geleg Boden. Die Inszenier
Noack set zen in ihr
er Inszenie- streck ten Ar m zum llen gib sich
t
Lehmann und Anne nnert in den Zeiseha
auf die Wirkungskraf
t des Tex tes Society“ von Lea Co „Punk Rock “
rung ganz reduziert den, was die Vorlage
h binnen Minuten mi
t beein- nicht mit dem zufrie
– und ver wandeln sic ung leistet.
s an Charakterisier
hkeit vom schwerge
wichtigen von Simon Stephen Typologi-
druckender Körperlic fer s. Dabei Figuren durch gro be
enen Mutter des Op Im Tex t werden die will wis sen,
Neonazi zur gebroch rt: Streber Chatw ick
Qualität des Stück s
zu transpor- sierungen eingefüh
schaffen sie es , die lliam fragt sich,
Universums ist, Wi
lichen Monster au s ihrem Käfig was außerhalb des h mit Pho-
tieren: Die ver meint , Lilly beschäftigt sic
warum wir träumen
Figuren Tiefe
zu holen. rke ist weniger, den
bien. Stephens’ Stä
en hinter der
lsgarden rfiden Machtspielch
So 18.07. | 20: 00 | Foo zu geben, als die pe
: Viel wir kungs-
hme zu kaschieren
Maske der Anteilna em er ihn einen
Chatw ick quält, ind
voller, wenn Bennett
vor abgenommen
KFZ Geldschein fangen
läs st, den er ihm zu

Erfolreich sein,
oder: „Bist du
nur das Ar schloch“,
Kritik hat. „Ich spiel doch
sslich bist?“
traurig, weil du so hä

wie wär das fein


n, von denen der
d Autoaggres sione
Die Aggressionen un st durch Bis se
se er im Subtext mit. Er
Tex t handelt, führt
ünden die Geheimnis rechen den
Dummet Face ergr in die Haut oder we
nn Chatw ick beim Sp
ien Szene ers Zahnfleisch
„ des Er folgs in der fre Tick entw ickelt, sic
h mit der Zunge üb
stiller wir d die
zu Theater. Immer
von Alexandra Müller zu fahren, werden sie siver. Selbst die
r körperlicher, inten
Inszenier ung, imme
Liebe Dummet Face, t, ich kann stumme Schichten
bewegungsloser
nze Seite gewünsch Morde sind nur das
ihr habt euch eine ga ier ung, die mit klug
geset zten Bil-
(Hab ja auch in Körper. Eine Inszen
halbe Spalte geben.
euch aber nur eine aus?) nder schauspieleri
scher Leistung
wie sähe das denn dern und beeindrucke
Hildesheim studiert, Er folgspro - einer Schule erzäh
lt.
, da ss ihr „D as vom Alltagsterror an
e euch
Er stmal: Ich wünsch „Te rro rgr ap hie“: Eine junge
t, das habt ihr Abstr ak ter ist der Ter
ror be i
nagel spielen könn
jek t“ bald auf Kamp geheimen Bericht we
iter, weil ihr
t Persönlich- Mutter leitet einen
Idee, Interv iew s mi
echt ver dient. Eure , um herauszu- t hat, ein Geschwis
ter paar kämpft
ter szene zu machen Chef sie gedemütig
keiten aus der Thea Gr uppen gibt, füreinander, eine alt
e Frau bit tet
folgsrezept für freie mit der Leidenschaft
finden, ob es ein Er ches und ist as vom Gr ill. Aus de
m Dr ang,
ris bei Fremden um etw
hat was Dokumenta
finde ich super. Es s ganze als cht ist niemand au ße r mir in der
hier interessant. Da der Isolation („v iellei
gleichzeitig für viele rsonen anhand tkommen, entsteht
Ter ror – und sei
bei dem man die Pe ganzen Stadt“) zu en
Rätsel aufzuziehen, reine Informa- tzlicher Stimmungs
umschwünge,
muss, erweitert die es nur der Ter ror plö
von Zitaten err aten in Mandelcroissant
bekommt.
die Pappenhei- sei es , dass man ke
bene – man kennt ja
tion um eine Metae , in der wir raphy“, auch von Ste
phens, stellt
l, Pil z. Eure Umfrage Die Vorlage „Pornog
mer Matzke, Lilientha ien Theater Louise Br unner vor
die Heraus-
a „W ie hat man im fre die Regis seurin Laura
Stellung zum Them unpeinlich. So er technische und eh
er auf Effek t
llten, war ange ne hm for derung, lange, eh
Er folg?“ nehmen so ch en Stellung- re angelegte Monolog
e zu inszenie-
m ein. Eure persö nli denn auf Atmosphä
bezieht man Publiku ng an der Tex t die Kühle un d Un be wegtheit der
rbu ren und dabei dem
etw a über die Bewe
nahmen und Witze, pa thi sch, n. Das gelingt ihr du
rch die feine
, auch ich …) sind sym Einsamkeit zu las se
Schauspielschule (ja zum Authen- Bewegung und Mimi
k, s gelingt
da
entspannter Beitr ag Choreographie von
ohne blöd zu sein. Ein f diesem Fe - hauspieler n (Sebasti
an Klein,
r sich so langs am au nicht zuletz t ihren Sc
tizidings-Diskurs , de auf der Bühne ah Müller, Laura Sc
huller) durch ihr
nchmal könntet ihr André Lassen, Hann
sti val entw ickelt. Ma y. Lasst euch Spiel .
kerer sein, aber he exaktes, intensives
noch ein bis schen loc fen. Disziplin
viele Str afr unden lau
gegenseitig nicht so ge genseitig zu
sic h
den Er folg, aber
ist zw ar wichtig für
so.
Ihr schaff t das auch
quälen doch nicht.
Eure Alexandra

Kaltstart
V e n t i l a t o r e n i m K o p f
Die OPEN-AIR-Sparte des FRINGE zeigt Stücke zum Atmen
Stück auf dem Kaltstart sein, aber wohl auch eines der
technisch aufwändigsten und konzeptuell innovativsten. In
zwei Wochen sollen die Endversionen der Videos fertig sein
– die Zuschauer können sie sich dann im Internet anschauen.
Mundoze machen es noch einmal anders. Sie erklären gleich
die ganze Schanze zu ihrer Bühne: Die zwei Frauen von der
Pantomimenschule und ein Zirkuspädagoge mit Spitzbart
laufen durch die Straßen, improvisieren sich stumm durch
ihre Commedia-dell’Arte-Rollen und jeder, der guckt, ist
Publikum. Es funktioniert: Passanten werden angespielt
und freuen sich, kurz einmal lachen zu können, und wenn es
Mundoze zu langweilig wird, dann setzen sie sich, und trinken
einen Kaffee. Sie sind dabei das eine Extrem: Klassisches
Continuous Shot: Bitte recht öffentlich! Foto: Sven Heine
Straßentheater.
Das andere Extrem ist My favourite Thing von Anna Zaorska,
von Jan Fischer
eigentlich auch das Gegenteil von OPEN AIR, eine Kiste näm-
„Wir sind kein Straßentheater“, sagt Lukas Bugiel, „aber
lich. Drin sind die Endsechziger, inklusive der Beatles von
weil wir draußen sind, haben sie uns zu OPEN AIR gesteckt.“
Schallplatte, Original-Tapete und einer Auswahl von Sex-
Lukas gehört zu Intermedia Orkestra, die ihre Zuschau-
ratgebern. Jeweils ein Zuschauer kann sich da in Kissen
er zwei Minuten lang auf dem Vorplatz des Knust in einem
räkeln. Die Installation ist wohl das Entspannendste, was
schwarzen VW-Bus umherfahren, mit ein paar Zwischen-
das Festival zu bieten hat. Das einzige, was an Annas Kiste
halten bei Tieren und Paparazzi. Zwei Minuten, die sich an-
open air ist, ist der Ventilator, den sie mitliefert. Und der
fühlen wie zwei Minuten Achterbahn: Schneller, und gleich-
wäre, wollte man jetzt ein Bild finden für das, was OPEN AIR
zeitig viel, viel länger.
eigentlich ist, die richtige Wahl: nicht das Theater, das in
Der Flyer des OPEN AIR ist lose ins Programmheft ge-
stickigen Kellern und Industrieruinen vor sich hin gärt, son-
schoben, darin haben die einzelnen Auf-führungen keinen
dern das mit frischer Luft. Damit man auch mal atmen kann.
Ankündigungstext. Vielleicht ist das der Grund, dass an die-
sem Tag nicht viel Publikum da ist: „Wir mussten Leute vom
Platz wegholen, damit die mitmachen“, sagt Lukas. Denn
Continuous Shot lebt vom Publikum: Die Zuschauer sind die
Protagonisten des Musikvideos, das während der Auffüh-
rung entsteht. Während Intermedia Orkestra noch darüber
debattieren, wie eigentlich die PIN-Nummer der Karte des
Vereinskontos ist, tragen Sturmzucker ein Schlauchboot und
zwei Akkordeons auf den Vorplatz des Knust. Broder Zim-
mermann und Marla Weedermann lösen das Publikumspro-
blem auf ihre Art: Wer zufällig da ist, wird einfach zu Publi-
kum erklärt. Sturmzucker basteln in ihrem Gummiboot aus
fremden und eigenen Texten eine maritime Nummernrevue
aus der Mythenmaschine Meer – inklusive einer großartig
gehauchten Version der „Seeräuber-Jenny“. „Gerade“, sagt
Broder Zimmermann in schönstem Hamburger Platt, „arbei-
ten wir an einem abendfüllenden Programm“. Fürs OPEN AIR
zeigen sie nur Ausschnitte. „Wir wollten uns mal an Publi-
kum testen“, sagt er. Derweil arbeiten Intermedia Orkestra
am Rohschnitt der drei Musikvideos des Tages, die im Knust
gezeigt werden. „Von dir haben wir großartige Bilder, wie
du versuchst, nicht umzufallen“, sagt eine blonde Frau mit
Cowboyhut zu einem Zuschauer. Jedes der Videos hat ein
ganz eigenes Setting, ganz eigene Musik: Was Poppiges, was
Indieges, was dazwischen: Auch, wenn die Videos vorerst nur
grob geschnitten sind, dürfte Continuous Shot das schnellste
Sturmzucker: Seeräuber und Jenny. Foto: Sven Heine
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KFZ-9 675

Kaltstart
KFZ
Kolumne:
Affektierte
The body in me Effekte III

is the Body on you


von Alexandra Müller

Der Körper im Theater ist ein vielbeschriebener artige Bodys die ausgestellten Performerinnenkör-
– auch hier, in unserem kleinen Heftchen. Ob semi- per, kürzlich zum Beispiel bei „Ponydressing“. Ein
otisch oder erigiert, emphatisch oder verschwitzt, verzückter Kollege: „Sie hatte so eine Art schwarzes
der Körper (body) ist im Theater immer anwesend. Babydoll an, mit einem transparenten Spitzenröck-
Meist ist dieser Theaterbody bekleidet, es gibt Men- chen. Ständig sah man ihren Body durchblitzen, der
schen, die einen Beruf daraus gemacht haben, ihn zu war rot mit schwarzen Punkten.“ Und auch die Per-
bedecken, mal historisch-akkurat mal, vintage-ge- formerinnen von AKRteatro verhüllten ihre revolutio-
stylt, mal klassisch-abstakt. Für eine Weile war es nierenden Körper mit knallengen Bodys (einer davon
allerdings gang und gäbe, den body ganz unbedeckt gar in der Würgfarbe „Haut“). Da rutscht nichts, da
zu lassen, für Performancekünstler wurde es gar verschiebt sich nichts und schon gar kein Schamhaar
zur Initiationspflicht, sich einmal vor Publikum zu findet seinen Weg nach draußen. Bloß nichts riskie-
entkleiden. Regisseure landauf, landab sahen sich in ren, nur sanfte Hinweise auf die bodys darunter: Bei
der Pflicht, mindestes einen nackten Körper in ihren einer AKRteatro-Performerin leuchtet zurückhaltend
Shakespeare, Tschechow oder Schiller zu packen. Al- und gerade darum umso auffälliger ein schwarzer
les so pur, alles so authentisch, alles so schockierend. Tanga unter dem schwarzen Body. Das ist keine ent-
Diese Zeiten sind nun endgültig vorbei, die Freizügig- fesselte Sexualität mehr, kein aufbegehrender Körper.
keit ist weg, die Nackten sind verschwunden: Der body Alles schön kontrolliert, von einer Schicht Polyester
wird bedeckt – und zwar mit einem Body. gebändigt: Der eingeschnürte Body-body bildet die
Dieses 80er-Jahre-Utensil aus den Kleiderschränken vielbesprochene „Twilight“-Erotik ab, die nach außen
unserer Mütter, einige Jahre lang Inbegriff der Unse- hin prüde, in Wirklichkeit aber umso teenage-geiler
xiness, ist einem Paradigmenwechsel unterworfen. ist. Die Nacktheit der bodys findet im Kopf des Zu-
Auch hier beim Festival schützen plötzlich panzer- schauers statt. Auch geil.

IMPRESSUM

Die Festivalzeitung KFZ zum KALTSTART HAMBURG 2010


wird herausgegeben vom Kaltstart e.V.

Redaktion: Khesrau Behroz, Jan Berning, Stephanie Drees, Clara Ehrenwerth,


Jan Fischer, Alexandra Müller, Laura Naumann, Jan Oberländer (V.i.S.d.P.),
Johannes Schneider.

Titelfoto: Sven Heine

Gestaltung: www.kirschcake.net.

Auflage: 500.

Redaktionsblog unter www.kaltstart-hamburg.de/blog.


Schreibt uns unter kfz@kaltstart-hamburg.de.
Face-to-face: Lokal, Max-Brauer-Allee 207, 22765 Hamburg

Mit freundlicher Unterstützung von:

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