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Blätter
Hrsg. Hartwin Rohde - „Entheogene Blätter“ basiert auf
„The Entheogen Review“ von D. Aardvark und K. Trout
Preis € 5,50
ISSN 1610-0107
Editorial
Bob Wallace, Mitgründer von Microsoft und
Mäzen der psychedelischen Aufklärung, starb
am vergangenen Wochenende. Der Software-
pionier und Programmierer von PC-Write präg-
te in den 80er Jahren den Begriff „Shareware“.
Nachdem er seine Firma Quicksoft zu Millio-
nenumsätzen gebracht und verkauft hatte,
gründete er in den 90er Jahren den Buchver-
sand Mind Books1 und die Promind Founda-
tion, mit der Zielsetzung, die Informationen
über geistbewegende Substanzen voranzutrei-
ben. Bob unterstützte mit seinem Kapital maß-
geblich die Sites Erowid und Lycaeum und die
Multidiciplinary Association for Psychedelic
Studies, MAPS, sowie unsere Partnerzeitschrift
„The Entheogen Review“.
Google findet von ihm 14700 Postings; in einem der letzten, die ich vor seinem Tode las, berich-
tete er darüber, dass er gerade Reisevorbereitungen für das „Burning Man“ Festival träfe. Sein
letztes Usenet-Posting schrieb er am 18.09.2002, am 22.09. wurde er tot in seiner Wohnung
aufgefunden.
Mit dem Tod von Bob Wallace verliert die Psychedelische Community einen ihrer besten Mitstrei-
ter, der sich mit Herz, Hand und Hirn für Liberalisierung, Aufklärung und Erforschung der
halluzinogenen Drogen eingesetzt hat.
Titelthema
„Amanita muscaria“
Eine mystische Fliegenpilzerfahrung 4
Amanita muscaria - ein Narrenschwamm im Überblick 5
Fliegenpilze, Fliegen und Kröten: Eine neue Hypothese 14
Entheogene Amanitas 22
Amanita muscaria in der Antike 24
Editorial 1 Veranstaltung 27
Psychoactivity III, 22.-24. 11. 2002
Praxis
Bezugsquellen 28
Einige aktive Trichocerei (Teil II) 30 Die monatliche, kommentierte Liste interessanter
Der zweite Teil dieser Reihe möchte Möglichkei- Lieferanten und Informationsquellen.
ten der sicheren Identifizierung und Vermehrung
interessierender Klone an die Hand geben.
Besprechungen
Nachruf Buchbesprechung:
Erinnerungen an Bob Wallace 38
Nazis on Speed - Drogen im 3. Reich 40
Werner Pieper (Hrsg.) 2002
Stimmen
Transfigurations 44
Stimme 1 zum Titelthema 22 Psychedelic Artbook von Alex Grey, 2001
Entheogene amanitas – Japan
Der Fliegenpilz 48
Stimme 2 zum Titelthema 24 Traumkult, Märchenzauber, Mythenrausch von
Amanita muscaria in der Antike – Frankreich Wolfgang Bauer u.a. 2000
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Titelthema
Amanita muscaria
mit Beiträgen von Markus Berger, Sensatonics / Elixier, Giorgio Samorini, Tengu, P.D.
Jedes Kind kennt den Fliegenpilz, lernt ihn als ersten sicher zu bestimmenden Giftpilz kennen und wird vor seiner
angeblich tödlichen Wirkung gewarnt. An ihm wird gelehrt, dass die schönsten Lebewesen oft die gefährlichsten sind.
Jedes Kind kennt aber auch den kleinen Glück bringenden Fliegenpilz in den kleebewachsenen Blumentöpfen zum
Jahreswechsel. Diesem scheinbaren Widerspruch möchten wir in diesem Heft auf den (entheogenen) Grund gehen.
Erlebnisberichte zu Erfahrungen mit Fliegenpilzen zeigen eines ganz besonders – es gibt keine „sichere Dosis“ oder
irgend eine Form der Planbarkeit. Aus diesem Grunde, und weil die meisten Menschen mit dem Fliegenpilz entweder
eine schwere Vergiftung oder einen extatischen Geisteszustand verbinden, stelle ich den folgenden Tripbericht an den
Beginn des Titelthemas.
Eine beeindruckende Erfahrung mit Amanita mus- Bezug zu dem, was mit uns geschah. Zu diesem
caria machten Ralf und ich in einer Wald- und Zeitpunkt waren wir schon einige Schritte auf das
Moorlandschaft nahe St. Petersburg. Auf einem Moor hinausgelaufen. Während wir diese uns un-
Ausflug fanden wir einen der hübschen Pilze mit heimlich vorkommende Versammlung beobach-
einem Hutdurchmesser von etwa 4cm. Wir röste- teten, nahm der Wind zu, Wolken verdunkelten
ten den Hut vor Ort auf einem Feuer und aßen den Himmel und die Natur schien sich bedroh-
jeder eine halbe Kappe. Da wir früher schon mit lich zu beleben. Das Moor rief uns zu: „Kommt,
sechsmal höheren Dosierungen aus westfälischen kommt!“ Uns packte die Angst und in einem An-
Aufsammlungen experimentiert hatten, erwarte- flug von Panik drehten wir um und rannten Hals
ten wir keine prägnante Wirkung. Wir gingen zum über Kopf zurück zum festen, sicheren Waldbo-
Haus zurück und begannen eine Schachpartie. Im den. Als wir von dort zurückblickten, hatte das
Verlauf des Spiel ließ unsere Konzentration immer Moor sich wieder beruhigt und die Versammlung
mehr nach, die Zeit zwischen den Zügen dehnte der Fackelträger war verschwunden. Wir blieben
sich ins Endlose. Wir brachen die Partie ab und in dieser Nacht noch lange am Rande des Moors
gingen bei aufkommender Dämmerung durch den sitzen und diskutierten über das gerade Erlebte
Wald zum Rande der Moorlandschaft, die nur und die Möglichkeit von Geisterscheinungen.
über schmale Plankenwege betreten werden kann. Wenn diese Fackelträger eine Halluzination wa-
Beim Zurückblicken schien sich das beleuchtete ren, dann war es die realste, die wir beide als hal-
Haus immer weiter von uns zu entfernen. Am luzinogenerfahrene Psychonauten bisher erlebt
Rande des Moors angekommen, machten wir hatten. Besonders beeindruckt hat uns auch, dass
Anstalten, auf dem Plankenweg in den Sumpf hi- wir beide gleichzeitig genau dasselbe gesehen und
neinzulaufen. Plötzlich sahen wir beide gleichzei- erlebt hatten. Wenn die Wirkung auf die halbe
tig die Erscheinung von mit Roben und spitzen Kappe eines mittelgroßen Fliegenpilzes zurück-
Hüten bekleideten Wesen, die Fackeln hielten und zuführen ist, spricht das für die enormen Wirk-
draußen im Moor anscheinend eine rituelle Ver- stoffschwankungen, die in dem Pilz bei Aufsamm-
sammlung abhielten. Die Erscheinung war für uns lungen an verschiedenen Fundorten vorkommen
beide genauso real wie der Rest der Umgebung. können. Bei früheren Einnahmen von bis zu drei
Da wir die Fliegenpilzeinnahme fast schon wieder Hüten hatten wir kein annähernd so intensives
vergessen hatte, brachten wir sie nicht in direkten Erlebnis. អ
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Titelthema
Bis in den späten und kalten November kann man sie mit Glück noch finden, die leuchtend roten Gesellen - wie sie,
mal in Ringen formiert, mal scheinbar wild durcheinander sprießend, den Waldspaziergänger mit ihrer orange-roten
Farbenpracht betören und die Schnecken wie magisch anziehen. Doch nicht nur die Kriechtiere vermag der Fliegenpilz,
im Fachjargon Amanita muscaria, anzulocken. Auch experimentierfreudige Psychonauten in technisierten und weise
Schamanen in natürlicheren Gefilden werden Jahr für Jahr von diesem Männlein im Walde angezogen.
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Titelthema
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Titelthema
sene Soma der Veden sei in verzückter, ekstati- lich. Die Abbil-
scher Weise besungen und beschrieben worden. dungen 4 und 5 zei-
Der Fliegenpilz hingegen wirke, wie die meisten gen die Struktur-
typisch schamanischen Gewächse (z.B. Datura, formeln der Sub-
Brugmansia, Sophora secundiflora ...), eher unange- stanzen.
nehm - fast toxisch. McKenna bemerkt, dass der Die Wirkstof-
Fliegenpilz in den wenigsten Fällen tatsächlich eu- fe verlassen annä-
phorische und ekstatische Zustände bewirke und hernd unverändert
führt Wassons und seine eigenen enttäuschenden mit dem Urin den
Erfahrungen an. Von daher (und mittels anderer, Körper. In einigen
hier nicht näher darzulegender Gründe) schließt er Gegenden Russ- Abb.5: Muscimol
einen Bezug von A. muscaria zu Soma aus (10). lands war es des-
Wirkstoffe: halb üblich, den frischen und nach dem Pilzge-
Acetylcholin, Butyltrimethylammonium, Cholin, nuss ersten Urin eines Amanita-Berauschten2 zu
Ibotensäure, Muscarin, Muscaridin, Muscazon, trinken (6, 7, 9, 14, 16, 19). Zur Giftigkeit der
Muscimol, Selen und Vanadium (1, 16, 21). Inhaltsstoffe siehe Abschnitt „Handhabe, Wirkun-
Entgegen früherer Annahmen, enthält der Flie- gen und Gefahren“.
genpilz nur verschwindend geringe Spuren von
Muscarin (bis zu 0,0003 % im Frischfleisch) und Die Verwendung
überhaupt kein Bufotenin. Tatsächlich sind Ibo- Essen
tensäure und das wesentlich aktivere Muscimol - Es werden im Normalfall, je nach gewünschter In-
beide gehören zur chemischen Stoffklasse der tensität, ein bis fünf getrocknete Hüte verspeist.
Aminosäuren - für die psychedelischen Wirkun- Legt man den Fliegenpilz für ein bis zwei Tage in
gen des Fliegenpilz verantwortlich. klares Wasser, so löst dies dessen Inhaltsstoffe, und
Ibotensäure (Syn.: alpha-Amino-2,3-dihydro- der Fruchtkörper -meist ausschließlich der Hut-
3-oxo-5-isoxazole-acetic Acid, Präsmuscimol, Pilz- kann als giftfreies Nahrungsmittel Verwendung fin-
Atropin u.a.; Summenformel: C5H6N2O4) wirkt den (s.o.). Vom Genuss des frischen Fruchtkörpers
in Dosen von 50 bis 100 Milligramm psychotrop zu Rauschzwecken wird aufgrund der hohen Toxi-
und wird durch Heißluft ab 76°C (=170°F) und zität der Ibotensäure dringend abgeraten (s.u.).
längerfristige Lagerung via Decarboxylierung in Trinken
Muscimol umgewandelt (s.u.) (3, 14, 15, 16). Frische Fliegenpilze (1-2 á Person) oder Huthäute
Muscimol (Syn.: 5-(aminomethyl)-3-[2H]-is- (1-3 á Person) werden in Wasser, Milch oder Alko-
oxazolone, Agarin, Pyroibotensäure u.a.; Summen- hol (z.B. Wodka) für mehrere Stunden oder bis zu
formel: C4H6N2O2) weist eine einigen Tagen eingelegt. Die In-
höhere Psychoaktivität auf. haltsstoffe lösen sich und rei-
Wirksam sind Dosen zwischen chern die Flüssigkeit an. Eine
10 und 20 Milligramm. Iboten- Dosis von 0,2 bis 0,3 Milliliter
säure und Muscimol sind was- dieses Kaltauszuges reicht in der
serlöslich. Beide Aminosäuren Regel für eine psychogene Wir-
unterliegen nicht dem Betäu- kung aus. Andererseits kann man
bungsmittelgesetz und sind im Amanita muscaria auch ausko-
Abb. 4: Ibotensäure
Chemikalienhandel frei erhält- chen. Pro Person wird 1 Pilz,
2) Mensch oder Rentier! Auch Rentiere sind große Fans der Fliegenpilzwirkung.
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allgemeiner Nervosität, Erkältungs- und Verbren- „... Das waren so trockene Stücke und ich dach-
nungsleiden sowie Erkrankungen des zentralen te, es sei ein Fliegenpilz, aber wie ich nachher
Nervensystems (ZNS) angewendet. Der ganze, vernahm, waren es mindestens sieben, und ich
frische Fruchtkörper dient als Ausgangsmaterial habe die einfach gegessen und dachte, es passiere
für das Medikament „Agaricus“. Homöopathi- eigentlich nichts, denn ich hörte, von einem Flie-
sche Antidote für Agaricus sind Kampfer (Camp- genpilz passiere meistens nicht gerade viel, und
hora), Kaffee (Coffea) und Wermut (Absinthium) dann war ich absolut weg. ... (...) in der ersten
(9, 25). Phase, wo ich mich wiederfand, also in diesem
Rauschzustand wiederfand, war es ein unglaub-
Handhabe, Wirkungen und Gefahren liches Staunen, denn ich habe mir natürlich
Trocknung vorgestellt, dass das ein Rauschzustand sei, aber
Fliegenpilze trocknet man entweder an der Sonne in dem Sinn, dass man sich irgendwie ekstatisch
oder, im Gegensatz zu psilocybinhaltigen Pilzen, oder verzückt fühlt oder halluziniert, irgendwie
die unter Hitzeeinfluss rasch Alkaloide verlieren, verwirrt ist, aber was mich erstaunt hat, war
auch im Ofen oder in der Pfanne. Die mäßig psy- mein Erstaunen über die Vernünftigkeit des Zu-
choaktive, mehr toxische Ibotensäure wird durch standes. Ich hatte das Gefühl, dass ich das erste
Erhitzung, z.B. im Ofen oder auf der Pfanne in Mal im Leben vernünftig und verstandesmäßig
das psychologisch potentere, weniger giftige Mu- denke, das war also ungefähr das Gegenteil von
scimol umgewandelt. Eine lange Lagerung der Pilze dem, was man sich unter Rauschmitteln vor-
erzeugt den gleichen Effekt (s.o.) (16, 19). stellt. ... Dann war da noch eine ganz merkwür-
Wirkungen auf den Körper dige Flugvorstellung, nicht in dem Sinne, dass
Die anfängliche Phase des Fliegenpilz-Rausches man physisch durch den Raum fliegt, sondern
ist oft von Übelkeit, seltener von Erbrechen und durch die Zeit. Man kann gegen die Zeit fliegen,
Diarrhoe (Durchfall) begleitet. Sonstige physi- man landet irgendwo in etwas, das man später
sche Symptome sind krampfartige Zuckungen der als Ursprung erklärt, dann geht man zurück
Gliedmaßen, erhöhter Speichelfluss, Koordina- und erlebt die Zeit umgekehrt. ... Man kommt
tionsstörungen, Muskelschmerz und -lähmungs- irgendwie in seine Zeit zurück und dann sah ich
gefühl (15, 16,19). das erste Mal eigentlich mich selber daliegen, und
Wirkungen auf den Geist Leute die sich um mich kümmern ... Das andere
Bezüglich der psychologischen Wirkung wer- war ein Bild, da sah ich die Welt als Spiel, d.h. so
den in der Literatur, wie bei den meisten enthe- wie eine Art Schachbrett, und da sah ich natür-
ogenen Substanzen, verschiedene Intoxikations- lich, dass man praktisch nicht verlieren und nicht
symptome angegeben: optische Halluzinatio- gewinnen kann, denn das Feld war nicht be-
nen, wie zu- und abnehmende Größenverände- grenzt. Es war sozusagen ein Schachbrett, das ich
rung betrachteter Objekte oder Personen (auch nicht nachzeichnen kann, denn es war zeitlich
der eigenen), sinnliche Wahrnehmungsverstär- und räumlich unbegrenzt ...“ (9)
kungen und -veränderungen akustischer Reize,
(schnell) wechselnde Schlaf-Wach-Phasen, De- Der Praxisrelevanz halber möchte ich noch ein an
lirium, Visionen, Synästhesien (1, 3, 9, 14). In meiner eigenen Person betriebenes Experiment
geringeren Dosen dient Amanita muscaria als zum Wirkungsverlauf des Fliegenpilz gerafft wie-
Aphrodisiakum (17). dergeben, welches allerdings (schon aufgrund der
Wolfgang Bauer berichtet von einer unglaub- wesentlich geringeren Dosierung) an den geradezu
lichen außerkörperlichen und -sinnlichen Erfah- extraterrestrischen Trip Bauers lang nicht heran-
rung nach der Einnahme von sieben (!) Fliegen- reichen kann. Weil jeder –unabhängig von der Do-
pilzhüten. sierung– die Wirkung entheogener Substanzen
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anders, nämlich auf seine individuelle Weise er- diese Frequenz tunen konnte, war Jahre später
fahren kann, meine ich, dass beide Berichte im Salvia divinorum, die mit ihrem wirksamen Diter-
vergleichenden Kontext von evidenter Relevanz pen Salvinorin A allerdings ein komplett anderes
sind. Dem Anfänger sei vorsichtshal- chemisches Gerüst besitzt und des-
ber mein Beispiel, dem von Bauer halb im Grunde gar nicht als Vergleich
vorzuziehen. herangezogen werden kann.
Ich aß zwei mittelgroße, bei ca. Gefahren
80°C im Ofen getrocknete, Fliegen- Die größte Gefahr beim Umgang mit
pilzhüte (etwa 12-15 Zentimeter). dem Fliegenpilz ist wohl die Ver-
Langsamer, schleichender, fast heim- wechslung mit einem seiner nächsten
licher Wirkungsbeginn nach etwa 30 Verwandten. Als erstes sei hier der
Minuten. Anfängliche Übelkeit und Abb. 6: Fliegenpilzwesen. Exponat der Pantherpilz (auch Pantherhaube),
körperliche Ausfallerscheinungen blie- Odenwälder Künstlerin Irmgard Bangert Amanita phanterina, erwähnt. Ob-
ben mir komplett erspart. Der Trip war nach einer gleich er bei weitem nicht so gefährlich ist, wie
Stunde ausgeprägt und hatte seinen Höhepunkt z.B. der gattungsgleiche Racheengel, Amanita phal-
erreicht. Die psychologische Wirkung des Zau- loides [Grüner Knollenblätterpilz; Anm. d. Red.].
berpilzes möchte ich als weniger psychedelisch, Der seltenere Königs-Fliegenpilz (Amanita re-
eher als eine Art Frequenzwechsel innerhalb die- galis) ist ebenfalls nahe mit A. muscaria verwandt,
ser Dimension beschreiben. Die erlebte ausgespro- stellt aber, wegen seiner annähernd identischen
chene Realität war, als schwinge sie auf einem an- Wirkstoffkombination, keine so große Gefahr wie
deren Level - oder ich in ihr. Ich war mir der der Pantherpilz oder gar der Racheengel dar. Wahr-
Wirkung eines Rauschmittels voll bewusst, außen- scheinlicher ist die Verwechslung des A. regalis mit
weltlich spürte und erlebte ich keinerlei Verände- dem genießbaren Perlpilz (Amanita rubescens), was
rung. Die typischen, meist auch für A. muscaria als weitaus gefährlicher zu betrachten ist.
angegebenen, Halluzinogen-Wirkungen (Visionen, Die letale Dosis (LD50 = tödliche Dosis) wird
Synästhesien, Optiken ...) sowie auch die typi- in der medizinischen Populärliteratur mit einer
schen, für den Fliegenpilz bekannten Wahrneh- Menge von ca. 100 Gramm frischem Fliegenpilz
mungsveränderungen (Groß/Klein-Effekt; s.o.) angegeben. Bislang wurde kein einziger Fall be-
blieben unter der gesamten Erfahrung aus. kannt, nach welchem ein Mensch infolge seines
Allerdings hatte ich während der ganzen Zeit das Rabenbrotkonsums gestorben wäre, - im Klartext:
Gefühl, keinen Körper zu besitzen. Es konnte bis heute kein durch Amanita muscaria
Außerdem plagte mich ein übermäßiger Heiß- hervorgerufener Todesfall dokumentiert werden
hunger nach allem Essbaren. Der Rausch (wenn (14, 15, 16, 21).
man es so bezeichnen mag) klang leise und nicht Muscimol-Antidot (Gegenmittel) ist Atropin.
unangenehm nach ca. 5 Stunden mit tiefem Schlaf Atropin, das zu den Tropanalkaloiden3 gehört, ist
und bunten, pseudo-visionären Träumen aus. Die ausschließlich gegen Muscimol wirksam. In Ver-
oftmals in der Literatur angegebene Euphorie nach bindung mit Ibotensäure, entwickelt es eine ex-
der Schlafphase lässt bis heute auf sich warten ... trem hohe Toxizität! Es sollte deshalb auf keinen
Geraucht konnte der Fliegenpilz bei mir niemals Fall versucht werden, einem Amanita-Überdosier-
solcherlei oder vergleichbare Zustände bewirken. ten atropinhaltige Pflanzen beizubringen! Die An-
Die einzige Substanz/das einzige Gewächs, das tidot-Applikation wird vom Not- oder Kranken-
mich jemals wieder analog dem Fliegenpilz auf hausarzt vermittels Atropinsulfat durchgeführt. Als
3) kommen in Solanaceen (Nachtschattengewächsen), wie Atropa belladonna (Tollkirsche), Hyoscyamus spp. (Bilsenkraut) und anderen, vor.
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erste Hilfe-Maßnahme empfiehlt es sich dringend, den Giftpilz schlechthin - dient als Metapher für
den Intoxinierten in eine stabile Seitenlage zu brin- Verführung, Verderben und Tod. In der Reklame
gen. Falls zur Hand, kann Aktivkohle gegeben wer- und vielen kinderorientierten Medien verkörpern
den. Diese medizinische Kohle, erhältlich in der Fliegenpilze aber seit langem positive Eigenschaf-
Apotheke, ist völlig ungefährlich und bindet die ten. In Zeichentrickserien (Die Schlümpfe, Alice
Giftstoffe an sich, so dass diese sich nicht weiter im Wunderland u.m.), in Computer- und Video-
im Körper verteilen können. Ein Leser der En- spielen („Super Mario Brothers“, „Sonic the
theogene4 gibt aus eigener Erfahrung den Rat, Hedgehog“ u.v.m.) und in Märchen-, Kinder- und
gegen Fliegenpilz-bedingte Vergiftungserscheinun- Liederbüchern wird Amanita muscaria als freund-
gen Mariendisteltee (Silybum marianum) zu trin- liches, glückverheißendes Männlein dargestellt, das
ken. Dass Mariendistel ein wirksames Lebertoni- jederzeit in der Lage ist, ein in Not geratenes Wesen
kum darstellt, ist bekannt. Dass sie jedoch tat- mit hilfreichen, rettenden Zauberkräften auszu-
sächlich ein adäquates Medikament gegen eine statten (größer werden um einer Fallgrube zu ent-
Ibotensäure-Vergiftung ist, wage ich in Zweifel zu steigen, fliegen können, stark werden usw.). Zu
ziehen. Immerhin wird nirgends in der Medizin dem gewinnt der Fliegenpilz z.B. in der Techno-
überhaupt ein Antidot für Ibotensäure angegeben. szene, als Symbol für Freude, Ekstase und Rausch,
Der, je nach Standort, Jahreszeit und vorherr- immer mehr an Bedeutung. Diese Modeerschei-
schenden Vegetationsbedingungen, schwankende nung ist eindeutig dem Symbolismus der Hippie-
Wirkstoffgehalt des Fliegenpilzes, stellt eine pri- Generation entliehen. Der Pilz nimmt hier wieder
märe Gefahr für eine Überdosierung dar. Manche die Rolle des guten Naturgeistes ein (siehe Abb.
A. muscaria enthalten so gut wie keine psychoak- 6) und könnte, nicht nur im Hinblick auf A. mus-
tiven Bestandteile, andere hingegen um so mehr. caria selbst, als Zeichen einer grundlegenden Be-
Desweiteren ist der Wirkungsverlauf bei Einnah- wusstseinstransformation der Menschheit gedeu-
me des Entheogens zum großen Teil von der Emp- tet werden (2, 9, 16, 19). Nicht zuletzt, weil alle
fänglichkeit des Konsumenten abhängig (7, 16, 18). metaphorische Glückhaftigkeit unabdingbar auf
Rechtslage seine Rauschwirkung rückführbar ist.
Weder Amanita muscaria, noch seine Inhaltsstoffe Leider können wir Hoffmann v. Fallersle-
unterliegen dem BtMG. Das mag daran liegen, ben nicht mehr fragen, was er denn nun mit sei-
dass der Fliegenpilz als einheimisches Gewächs nem Hauptakteur des Liedes vom Männlein im
nicht in den kapitalistischen Schwarzmarkt ein- Walde meinte. Literaturexperten, Eltern und Kin-
bezogen ist und der Mythos vom Giftpilz sich dergärtnerinnen streiten sich: Ist es der Fliegen-
sogar im Bewusstsein vieler Psychonauten einge- pilz? Oder etwa doch die Hagebutte? Für die
fräst hat. Hagebutte spricht das schwarze Käpplein. Für den
Fliegenpilz allerdings das „eine Bein“. Manche
Mythos und Alltag Mythen decken sich wohl nie auf. Gut so.
Der Fliegenpilz hat auch in der modernen Welt
seinen Platz gefunden. Erstaunlicherweise in zwei- Schlussbemerkung
erlei, sich wiedersprechender Hinsicht: Zum ei- Zu viel gibt es zu sagen, zu diesem außergewöhn-
nen prangt der Pilz als Glückssymbol auf Gruß- lichen und sagenumwobenen Fungus, als das man
karten, Aufklebern, Geschenkpapier, Bettwäsche, auf so wenigen Seiten auch nur annähernd alles
Geschirr und vielerlei anderen Gegenständen des Wichtige und Interessante anreißen könnte. Vor-
alltäglichen Gebrauchs. Zum anderen steht er für liegender Absatz möchte ausschließlich einen Ein-
4) DeKorne, Jim & Schuldes, Bert Marco (Hrsg.): ENTHEOGENE Ausgabe 3, 1995, S. 45
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stieg in die Thematik ermöglichen und nicht die ich Werner Pieper, Jochen Gartz und Wolf-
Werke anderer ersetzen. Deshalb verweise ich gang Bauer.
zum Schluss auf nachfolgende Quellen, die ich Möge der Fliegenpilz uns die längst verloren
nicht nach Themen, sondern alphabetisch ange- gegangene Magie des Alltags zurückbringen und
ordnet habe. Für ihre liebe Unterstützung danke unsere Herzen mit Glück auffüllen. អ
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Der vorliegende Artikel ist ein Auszug aus der Neuerscheinung: „Tiere, die Drogen nehmen“ von GIORGIO SAMORINI.
SAMORINI geht in diesem Artikel von der Annahme aus, dass in der Natur nichts ohne Grund geschieht, jedenfalls
nicht, wenn es um sie Bildung von Mycotoxinen und deren enorme Anziehungskraft auf Fliegen geht. Im Verlauf des
Artikels entwickelt er die These einer indirekten Fliegenfalle, welche die Fraßfeinde des Fliegenpilzes noch vor der
eigentlich bedrohlichen Eiablage (die Maden zerstören den Pilz) bewegungsunfähig, und somit zur leichten Beute für
deren eigene Feinde macht (nicht nur für Kröten), die sich dann zahlreich in der Nähe der Pilze aufhalten.
Tiere nehmen Drogen. Dieser unwiderlegbare Wir wissen bereits, dass hunderte von natür-
Fakt wurde wiederholt durch Verhaltensstudien lichen Lebensformen diese Verhaltensweise be-
bestätigt. Vor einigen Jahren hat Siegel (1989) sitzen (überraschenderweise auch niedere Spezi-
viele Belege für dieses Verhalten veröffentlicht. es wie Insekten). Bestimmte Motten-Arten – klei-
Ich schreibe zur Zeit an einem Buch über diese ne Nachtfalter – haben einen langen Rüssel ent-
Beobachtungen, in dem ich den Versuch unter- wickelt, um den Nektar einer Stechapfel-Spezi-
nehme, sie mit den biologischen Termini „PO es saugen zu können. Die Manduca quinquema-
Faktor“ bzw. „de-patterning factor“ zu erklären. culata, in Arizona beheimatet, ernährt sich von
Wir können bei allen lebenden Organismen Nektar der Datura meteloides DC. ex DUNAL (=D.
(also auch Pflanzen) ein Set von primären Funkti- inoxia MILLER), und bestäubt auf diesem Weg de-
onen beobachten, das direkt dem Überleben dient ren Blüten. Erst nach genauerer Beobachtung
(Ernährung, Vermehrung). Allerdings ist das nicht dieses Verhaltens fanden einige Forscher, dass der
ausreichend. Damit eine Spezies sich über die Zeit Nektar anscheinend berauschend auf die Motte
erhalten kann, muss sie zur Weiterentwicklung wirkt, eine sehr unerwartete Feststellung. Die
durch Modifikation, und Adaption der sich än- Hauptaufgabe der Botaniker und Entomologen,
dernden Umweltbedingungen fähig sein. Wenn welche die Schwierigkeit auf sich nahmen, die
man einmal vom seltenen Fall der „Lebenden Fos- ganze Nacht neben den Stechapfelpflanzen auf
silien“ absieht, wird eine Spezies, die sich nicht der Lauer zu liegen, war, die pollenübertragen-
weiterentwickelt, schließlich aussterben. Daher den Insekten zu identifizieren und zu fangen, wäh-
muss jede lebende Spezies auch eine „evolutionä- rend sie sich im Inneren der Blüte aufhielten.
re“ Funktion beinhalten, die – nach Meinung der Die Beobachtung der Insekten, die bereits vom
Biologen – auf dem PO Faktor oder „de-patter- Nektar genascht hatten, ergab,
ning factor“ [etwa: Verhaltensmuster auflösendes
Prinzip, Anm. d. Ü.] basiert. Dieser PO-Faktor „dass sie beim Landen in den Blüten unbehol-
ist es vermutlich, der für die Verhaltensweisen der fen wirkten, oft ihr Ziel, auf den Blüten zu
Drogennutzung bei Tieren und Menschen verant- landen, verfehlten, und statt dessen auf die Blät-
wortlich ist. Nach dieser Sichtweise kann man die ter oder den Boden fielen. Sie konnten sich nur
Drogennutzung als grundlegende evolutionäre langsam und ungeschickt wieder aufrichten.
Funktion verstehen, die für die Erhaltung der Spe- Wenn sie ihren Flug fortsetzten, waren ihre Be-
zies wesentlich ist (Samorini, Animaliche sidroga- wegungen fahrig, als ob ihnen schwindelig
no, unveröffentlicht). Siegel kommt zu derselben wäre. Die Motten scheinen das zu mögen und
Folgerung, wenn auch durch eine andere Argu- kommen gerne wieder“ (Grant & Grant,
mentation. 1983:281).
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Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Nektar die- nen der Gattung Eulaema, Euplusia und Euglossa
ser Stechapfelart dieselben psychoaktiven Alka- kratzen die Blütenteile der Pflanzen an.
loide enthält, die auch in anderen Pflanzenteilen
„Die Flüssigkeit tritt aus der verletzten Oberflä-
gefunden und vom Menschen wegen ihrer visio-
che aus und wird von den Bienen durch die
nären Eigenschaften benutzt werden. Grant &
Vorderbeine absorbiert. Die Bienen kehren wie-
Grant stellen die Hypothese auf, dass der be-
derholt zur Quelle der Flüssigkeit zurück und
rauschende Nektar eine Art Belohnung für die
zeigen schwerfällige Bewegungen die wir als
Insekten darstellt, der ihnen von den Pflanzen
Resultat der Vergiftung interpretieren." (Dodson
für ihren „Bestäubungsdienst“ angeboten wird.
1962 und Van Der Pijl & Dodson 1966 in
Allerdings ist dieser Service für die Motten eine
Grant & Grant 1983: 283).
sehr gefährliche Arbeit! Solange sie beschwipst
auf dem Boden liegen bzw. sich nur langsam fort- Diese besondere Form des Handels zwischen In-
bewegen können, bieten sie ein einladendes Ziel sekten und Blumen, bei denen bestäubte Pflanzen
für Fraßfeinde. die Insekten für ihre Leistung belohnen (wobei
Eine ähnliche Beziehung scheint es zwischen eine Droge einen Teil der Belohnung darstellt), ist
bestimmten Bienensorten und einigen Orchideen- wahrscheinlich viel weiter verbreitet, als wir zur
blüten des tropischen Amerikas zu geben. Die Blü- Zeit feststellen können.
ten der Gattungen Catasetum, Cynoches, Stanho- Das von den Nachtfaltern gezeigte Verhal-
pea und Gongora sind keine Nahrungsquellen, son- ten in Gegenwart der Stechapfelblüten brachte
dern produzieren einen flüssigen Duftstoff. Bie- mich dazu, die Beziehung der Stubenfliege (Mus-
ca domestica) mit dem Fliegen-
pilz (Amanita muscaria) neu zu
überdenken. Der Name die-
ses Pilzes muscaria leitet sich
von dem lateinischen Wort für
Fliege musca ab, da es bekannt
ist, dass die Fliege vom Hut
des Fliegenpilzes angelockt
und bei Berührung damit „ge-
tötet“ wird. In der Vergangen-
heit und teilweise bis heute
wurden die Hüte von Fliegen-
pilzen als natürliche Insektizi-
de auf Fensterbänken ausge-
legt. Häufig wurde (wird?) der
Pilzhut zerkleinert und mit
Milch oder Zucker vermischt,
um größere Mengen von Flie-
gen anzulocken; bei dieser Me-
thode nehmen die Fliegen oft
große Mengen des Pilzes auf,
wobei sie tatsächlich sterben,
wahrscheinlich aufgrund einer
Überdosis. Ich habe häufig leb-
lose Fliegen in der Nähe von
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Pilzhüten gefunden, die ich gelegentlich zum giftet, als vielmehr bis zu einem lethargischen
Trocknen präpariere (der Pilzhut wird von den Zustand berauscht waren, und denjenigen, die
Lamellen befreit, um das Vergammeln zu verhin- den Fliegenpilz als Fliegenfänger verwendeten,
dern, und zum Trocknen an einem gut belüfteten wurde empfohlen, die bewegungslosen Fliegen
Platz ausgelegt). Wenn man die Pilze nicht künst- zusammenzukehren und ins Feuer zu werfen (sie-
lich durch einen warmen Luftstrom z.B. im Ofen he z.B. Paulet 1793 und Cordier 1870: 94).
trocknet, kann es einige Tage dauern, bis der Pilz Bei sorgfältiger Beobachtung bemerken wir,
komplett trocken ist. Teilweise konnte ich nach dass die Fliegen auf der Huthaut der Pilze lan-
diesem Zeitraum mehrere Dutzend scheinbar to- den und an der Oberfläche saugen. Nach einer
ter Fliegen auffinden, wobei die Anzahl weniger Weile (ca. 5-20 Minuten), zeigen einige die Merk-
von der Menge der Pilzhüte oder der Zeit son- male einer Vergiftung. Sie fliegen nur noch un-
dern hauptsächlich von der Anzahl der Fliegen stet oder gar nicht mehr, werden träge; an Bei-
im Umfeld abhing. Die Opfer des Fliegenpilzes, nen und Flügeln entwickeln sie einen Tremor.
die ich auf ihrem Rücken liegend und mit den Schließlich rollen die Fliegen auf den Rücken,
Beinen in die Luft gestreckt in der typischen die Beine in die Luft gereckt, komplett bewe-
„Tote-Fliege“-Pose vorfand, sind aber nur schein- gungslos. Bei Berührung mit einer Bleistiftspitze
bar tot. Wenn man sie in Ruhe lässt und nach ein bewegen einige die Beine, andere zeigen keine
paar Stunden oder am nächsten Tag wieder- Reaktion. Mit einer Lupe kann man eine Bewe-
kommt, sind sie weggeflogen! Normalerweise gung der inneren Organe beobachten, was be-
würde man die „toten“ Exemplare wegfegen, aber weist, dass die Fliegen nicht tot sind. Nach einer
eventuell haben andere Fliegen bereits deren Platz Zeitspanne von 30 Minuten bis 50 Stunden wa-
eingenommen, genauso berauscht von den Pilz- chen die Fliegen auf und beginnen bald, sich nor-
hüten. Da wir die einzelnen Individuen der Gat- mal zu bewegen. Bowden et al. (1965) zeigten,
tung Musca nur schwer voneinander unterschei- dass die Fliegen beim Erwachen erst ihre Beine,
den können, ist es nicht verwunderlich, dass die dann die Flügel bewegen. Danach fliegen sie los,
Verwechslung unbeobachtet vor sich geht. Hierin als sei nichts passiert. Manche Fliegen entwi-
liegt der Grund für den volkstümlichen Glau- ckeln auch keinerlei Anzeichen einer Vergiftung
ben, Fliegenpilze würden Fliegen vergiften. Je- wenn sie mit der Pilzhaut in Berührung kom-
doch beobachteten einige Mykologen im 19ten men, was wahrscheinlich von der Einwirkungs-
Jahrhundert, dass die Fliegen nicht so sehr ver- zeit der Alkaloide abhängt. Offensichtlich gibt
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Titelthema
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Titelthema
in dem gewöhnlichen Pleurotus ostreatus (Jacquin angezogen werden, oder dass es bei der Berau-
ex Fies) Kummer nach, einem Speisepilz, der in schung nur selten zu Todesfällen kommt, ist aber
Amerika und Europa in großen Mengen angebaut ein Zufall. Von der philosophischen Warte be-
und vermarktet wird. Erwähnenswert ist, dass die- trachtet ist „Zufall“ (oder was wir dafür halten)
ser Pilz ein „Fleischfresser“ ist: In seinem natürli- nur ein Maßstab unserer eigenen Unkenntnis. Mit
chen Umfeld sondert er ein Neurotoxin in den „zufälligen“ Begebenheiten konfrontiert, tendie-
Boden ab, das Nematoden lähmt. Diese werden ren wir dazu, diese Erklärung zu akzeptieren und
dann vom Mycel des Pilzes eingesponnen und ver- nicht zu hinterfragen.
daut (Thorn & Barron 1984). Ott ist davon Ich möchte deshalb eine neue Hypothese be-
überzeugt, dass es sich bei diesem Neurotoxin um züglich des natürlichen Verhältnisses zwischen
die Tricholomasäure handelt, denselben Wirkstoff Fliege und Fliegen-Pilz aufstellen, mit Hinblick
der auch die Fliegen anlockt. auf die Erkenntnisse aus dem Verhalten zwischen
Es ist also möglich, dass die Isoxazolin-Alkalo- den Nachtfaltern und Daturapflanzen. Solche
ide vom Pilz sowohl als Schutzgift gegen überirdi- Verhaltensmuster sind keine reine Sorglosigkeit
sche Fraßfeinde als auch als Falle für die Nemato- auf Seite der von den Pilzen angezogenen Fliegen
den produziert wird, und dass diese Substanzen (unbeabsichtigte Berauschung, auf mysteriöse
zufälligerweise auch Fliegen anlocken und berau- Weise mittels eines Universalschlüssels in die evo-
schen (obwohl diese nicht vom Pilz verspeist wer- lutionäre Arbeit eingebracht). Die Fliegen suchen
den; Fliegen- und Pantherpilz sind nicht als Fleisch- absichtlich den Rauschzustand, genau wie die
fresser bekannt [Uff, St1]). Nachtfalter es beim Stechapfel tun. Die gemeine
Trotzdem bleibt die Frage offen: Warum rei- Stubenfliege –und das sibirische Rentier– konsu-
chert sich die höchste Konzentration dieser Gifte mieren den Fliegenpilz als Droge.
ausgerechnet in der Huthaut des Pilzes an, an- Das Verhältnis zwischen den Fliegen und ih-
statt z.B. im Stamm? rer Rauschsubstanz ist in der Natur nicht ein-
Heinrich (1991) berichtet, dass Fliegen ihre deutig. Die Fliegen, die sich der Wirkung des
Eier in Pilzstielen ablegen. Die Larven arbeiten Pilzes aussetzen, werden nicht zwangsläufig ge-
sich dann beim Fressen zum Hut vor. Wir können tötet (unterliegen also nicht unbedingt den Nach-
uns also vorstellen, dass die Isoxazolin-Alkaloide teilen des aktiven Prinzips). Die körperlichen und
als Schutz vor den Ei-ablegenden Fliegen fungie- geistigen Effekte von gerauchtem Cannabis sind
ren. Wenn das der Fall sein sollte, ist die Anreiche- vielfältig. Sie reichen vom sogenannten „High“
rung der Alkaloide unter der Huthaut anstatt im (einem geistigen und teilweise körperlichen Zu-
Stiel aber suboptimal. Hier eine neuere Analyse stand der Anregung) bis zu einem visionären oder
frisch gesammelter Exemplare von Amanita mus- ekstatischen Zustand, der den Konsumenten für
caria aus der Nähe von Piedmont (Italien): Die etliche Stunden „aus dem Verkehr ziehen“ kann.
Muscimol- Konzentration im Hut liegt bei 0,38g/ Die Bandbreite der Effekte hängt unter ande-
kg gegenüber 0,08g/kg in den Stielen (Ibotensäure: rem, aber nicht ausschließlich von der konsu-
0,99g/kg vs. 0,23g/kg). Außerdem ist es nicht un- mierten Menge ab. Die individuelle Reaktion auf
bedingt so, dass die Maden die Fortpflanzung der Cannabis ist verschieden und beruht z.B. auch
Pilze negativ beeinflussen (im Gegenteil können auf der persönlichen Einstellung zur Droge, und
die Maden ja dazu beitragen, dass die Sporen ef- inwieweit man sich in der Vergangenheit daran
fektiver verteilt werden). Und schlussendlich ist gewöhnt hat. Um wieder die Fliegen zu betrach-
die Wechselwirkung zwischen Pilz und Fliege an- ten: Es kann gut sein, dass unsere Erkenntnisse
ziehender, nicht abstoßender Natur. bezüglich ihrem Verhältnis zum Fliegenpilz bis
Weder das seltsame Verhalten von Seiten der zum heutigen Tag nur die Spitze des Eisbergs
Fliege, noch die Tatsache, dass sie von den Pilzen gestreift haben, und dass wir manche der weni-
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ger offenkundigen Aspekte einfach übersehen. Pilz angezogen und berauscht werden, eher skep-
Vielleicht werden ja die Fliegen, die der Pilz nicht tisch gegenüber, was sich daraus erklären lässt,
tötet, in einem besonderen Maße berauscht. dass er sich hauptsächlich auf die semantische
Morgan erforschte die Wirkungen der Fliegen- Beziehung der beiden Spezies konzentrierte. Ob-
pilzes auf die Fruchtfliege (Drosophila): wohl er die ökologische Verknüpfung nach
Kenntnis der Forschungen von Bazanté u.a. (s.u.)
Sie versuchte, wieder loszufliegen und landete
nicht bestreiten konnte, versuchte er sie herun-
ein einer Spiralform auf dem Tisch, auf dem der
terzuspielen. Er kommentierte die gängige Mei-
Pilz lag. Bewegungslos blieb sie mindestens eine
nung, dass Fliegenpilze Fliegen töten können, mit
Minute liegen, bevor sie sich erholte und davon-
„der seltsamen Art von ‚Weisheiten‘, welche die
flog. (Morgan 1995: 102)
Leute sich gegenseitig immer weiter erzählen,
Der Fliegenpilz scheint für alle möglichen Insek- ohne sie jemals zu überprüfen“ (Wasson
ten das genaue Gegenteil eines „künstlichen Para- 1968:198). Meiner eigenen Meinung nach ent-
dieses“ zu sein, nicht nur für die Stubenfliege. hält dieser Volksglaube – wie so viele – ein Körn-
Der berühmte Ethnomykologe R. Gordon chen Wahrheit, das jeder, der – wie ich – in en-
Wasson widmet ein ganzes Kapitel seines gro- gen Kontakt (Sammeln, Verarbeiten, Trocknen)
ßen Werks Mushrooms, Russia and History (1957A, mit dem Fliegenpilz gekommen ist, nachprüfen
I: 190-214) den Zusammenhängen von Fliegen kann. Offensichtlich hatte Wasson keine derar-
und Fliegenpilzen, ganz zu schweigen von den tige Begegnung. Keiner kann abstreiten, dass Flie-
Erwähnungen in seinem Essay über Soma (1968; gen – im Labor oder wo auch immer – „sterben“,
198-202). Er stand der Idee, dass die Fliegen vom wenn sie mit dem Pilz in Berührung kommen.
Ich habe diese Beobachtung oft gemacht, und es
ist mehr als eindeutig, dass diese Folklore mehr
als nur Hörensagen ist.
imasters In seinem Versuch, die ökologische Seite die-
ser Erzählungen herunterzuspielen, betont Was-
son, dass die fragliche Beziehung nicht bei allen
Website Strategie Völkern bekannt ist, sondern nur in manchen be-
Content Management stimmten, wenn auch ausgedehnten Regionen der
Website Promotion Welt gefunden wird. Er vermerkt das Nichtvor-
Usability engineering handensein der Annahme in Italien und auf der
User Relations Iberischen Halbinsel, beeilt sich jedoch, zu erzäh-
Website Controlling len dass seine Forschungen in Bezug auf die geo-
Hosting & Administration graphische Ausdehnung nicht vollständig sind
(ibid.: 198). Wie dem auch sei; der Fliegenpilz ist
in Italien (z.B. Liguria; cf. Calzolari 1998:29)
und in der katalanischen Region (Fericgla 1994;
138) durchaus als „Fliegentöter“ bekannt. Clark
Heinrich, der eine reiche Erfahrung mit Amanita
www.imasters.de muscaria hat, erwähnt auch, dass er die „narkoti-
schen“ Effekte des Pilzes auf Fliegen mehrfach
tel: +49 (30) 206 49 710 beobachtet hat.
fax: +49 (30) 206 49 709 Die von Wasson beobachteten semantischen/
kontakt@imasters.de symbolischen Assoziationen, auf die er sich unter
Vernachlässigung der anderen Aspekte konzent-
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riert, sind interessant und teilweise richtig. Alle Kröten in der Natur selten zusammen beobachtet
geflügelten Insekten besitzen einen dämonischen werden. Die meisten Ethnomykologen glauben,
Aspekt. Im Mittelalter glaubte man, dass das De- dass diese semantische Assoziation aus dem Ver-
lirium – sowohl beim Alkoholkonsum wie auch gleich des Krötenvenoms mit dem Fliegenpilzgift
aus Geisteskrankheiten resultierend – den Insek- resultiert. Ramsbottom erinnert an einen Volks-
ten zuzuschreiben sei, wenn sie das Gehirn des glauben nach dem die Pilze
Opfers erreichten; in verschiedenen Kulturen
„aus den giftigen Substanzen der Erde gebildet
spricht man von „eine Biene unter der Haube ha-
werden, und dass die Pilze immer dort wach-
ben“ als Ausdruck für Verrückteit. Dieser Volks-
sen, wo es von Kröten wimmelt, denen sie Un-
glaube rechtfertigt aber in keiner Weise die Über-
terschlupf bieten“ (Ramsbottom 1953: 3).
zeugung, dass Fliegenpilze Fliegen „töten“. Wahr-
scheinlicher ist, dass die semantische Assoziation Wir wissen nach wie vor wenig über die genauen
folgendermaßen zustande kommt: Zusammenhänge der zahllosen Formen des Le-
Verrücktheit resultiert aus dem Vorhandens- bens in der Natur. Die neuesten Erkenntnisse
ein von Fliegen im Kopf; Die berauschenden Ef- der Beziehung zwischen der Motte und dem
fekte des Fliegenpilzes resultieren aus der Anwe- Stechapfel liefern einen wichtigen Hinweis. Wäh-
senheit von Fliegen im (am) Kopf des Pilzes. rend meiner eigenen Begegnungen mit Fliegen-
Diese semantisch/symbolischen Beziehungen pilzen in den Wäldern der Alpenregion Italiens
entwickelten sich aus der Beobachtung der öko- begegnete ich nur zweimal Kröten (Bufo bufo).
logischen Verhältnisse zwischen Fliege und Pilz. Allerdings muss ich dazu bemerken, dass ich auch
Wenn wir diese Informationen im Licht unserer weder im Unterholz, wo es von Pilzen nur so
neugewonnenen Hypothese betrachten, nämlich, wimmelt, nach Kröten gesucht habe, noch mich
dass Fliegen durch den Fliegenpilz „high“ werden, länger in der Nähe der Fundstellen (die oft aus
können wir auch einen Teil der Beziehung zwi- mehr als hundert Karpophoren auf der Fläche ei-
schen dem Fliegenpilz und der Kröte erklären (die- niger Bäume bestehen) aufgehalten habe. Kröten
se volkstümliche Verknüpfung besteht seit tau- ernähren sich von sich langsam fortbewegenden
senden von Jahren). Wasson erklärt hierzu kate- Insekten und Larven. Sie hätten einige Schwie-
gorisch: rigkeiten, die schnellen Fliegen zu fangen, solan-
ge die Fliegen nicht verletzt oder betäubt, und
„Kröten sitzen weder auf Pilzen, noch unter ih-
somit weniger beweglich wären.
nen, oder drumherum; genausowenig ernähren
Es liegt sicher nicht in meiner Absicht, katego-
sie sich davon. In der Tat gibt es keine direkte
rische Behauptungen aufzustellen, trotzdem wage
körperliche oder biologische Verbindung zwi-
ich die folgende Hypothese: Da Fliegen von Flie-
schen Kröten oder Fröschen und Pilzen. Unser
genpilzen angezogen werden, und da Berauschung
Ausdruck [toadstool = Krötenstuhl], der tief in
zu langsameren Bewegungen führen kann, könnten
unserer Historie verwurzelt ist, lässt sich nach
die Kröten gelernt haben, dass sie in der Nähe der
keiner nachvollziehbaren Weise aus der Beob-
Pilze eine leichte Beute machen. Es ist möglich,
achtung der Natur durch den Menschen ablei-
dass diese hypothetische ökologische Verbindung
ten“ (Wasson & Wasson 1957A, 1: 65).
zwischen dem Fliegenpilz, den Fliegen und den
Wasson war bisweilen zu bestimmt in seinen Kröten nicht zur Erklärung der volksmagischen Be-
Schlussfolgerungen, wie man auch bemerkt wenn deutung zwischen den Dreien ausreicht.
er alle mykologischen Deutungen des „Pilz- Andererseits widerspricht die von mir bevorzugte
Baum“-Freskos der Kathedrale zu Plaincourault ökologische Erklärung in keiner Weise der seman-
(cf. Samorini 1997) ablehnt. Morgan (1995: 2) tisch/ symbolischen Assoziation von Wasson, de-
weist ebenfalls darauf hin, dass Fliegenpilze und ren Beweisführung ihre Gültigkeit behält. អ
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Titelthema
Entheogene amanitas
von Tengu (Japan); Übersetzung „Lord Shadowcaster“ (T.E.R. Vol VII #2, S. 33)
Der vorliegende Selbstversuch geht aus einem Leserbrief an unsere Schwesterzeitschrift „The Entheogen Review“
hervor. Der Schreiber greift leider die, als falsch erkannte, Theorie auf, dass in Amanita muscaria das Pilzgift Muscarin
in größeren Mengen vorkommt. Leider wird diese Annahme durch die ebenso falsche Annahme ergänzt, dass im
Pantherpilz (Amanita pantherina) geringere Mengen dieses Giftes vorkommen. Trotzdem ist dieser Selbstversuch ein
schönes Beispiel für eine Überdosis an Amanita – Pilzen.
Viele Wirksamkeitstests sagen aus, dass Amanita hinzulegen. Kämpf nicht dagegen an, stell einfach
muscaria und A. pantherina Entheogene sind. Ich den Wecker. Wenn du aufwachst hat die Welt
habe A. Muscaria in den Bergen von New Mexico sich so verändert, als würde man durch ein großes
und Japan gesammelt. Die Pilze aus der Gegend Aquarium gucken, Spiegel sind sehr befremdlich.
von Santa Fe verursachten ziemliche Übelkeit und Ich empfehle nicht mehr als 2 Gramm (ge-
ließen mich einen ganzen Karton Taschentücher trocknet) für den Anfang. Ich hatte einmal unbe-
verbrauchen, da ich durchgehend am sabbern war. dacht acht Gramm japanischen A. pantherina (im
Die japanische Variante erzeugte wenig Speichel- September unter Espen gefunden) in einem Tee
bildung und war stärker, zu mir genommen. Um 16
jedoch ebenfalls mit viel Uhr trank ich den Tee.
Übelkeit verbunden. Ich Nach zwei Stunden wa-
werde keine von beiden ren die Effekte beängsti-
noch einmal ausprobie- gend stark, also nahm ich
ren. Der Held ist A. pan- zwei Kapseln Mariendis-
therina. Er ist stärker, sau- tel (Silybum marianum),
berer und verursacht we- um meine Leber von der
nig oder gar keine Übel- Ibotensäure zu reinigen.
keit – vielleicht aufgrund Die Stärke des Trips stieg
des niedrigeren Musca- an - vielleicht durch die
ringehalts, ein Gift in A. Mariendistel. Es ist mög-
muscaria mit den obenge- lich, dass durch sie die ge-
nannten Nebenwirkun- speicherten Toxine ins
gen. Blut zurückführt statt
Die Pilze lassen ei- ausgeschieden wurden.
nen in eine Welt übertre- Ich rate daher zur Acht-
ten, in welcher der innere samkeit, wenn man Ma-
Monolog zum Schweigen riendistel mit A. pantheri-
kommt. Die Sicht wirkt, na kombiniert. Es wurde
als ob man schnorcheln würde; die Luft scheint zu einem Alptraum, während mein Gehirn links
dick, Maße und Entfernungen sind verzerrt. und rechts zuckte. Schon bald drehte sich alles,
Normalerweise, nach ca. einer Stunde, schläft man als ob man zu viel Alkohol getrunken hätte, dann
ein. Am besten stellt man einen Wecker auf eine das millionenfache davon. Dann wurde es astro-
Stunde und lässt sich einlullen. Das traumartige nomisch; der Raum, in dem ich mich befand,
Schlafen ist interessant, obwohl beide Gehirnhälf- tauchte nicht mehr auf. Ich klammerte mich an
ten konstant zu summen scheinen, pulsierend von das einzige, was ich noch spüren konnte: ein Laut-
rechts nach links gleich dem Herzschlag. Das Sum- sprecher. Ich erinnere mich daran, wie ich den
men wird stärker, bis man das Bedürfnis hat, sich Lautsprecher festhielt, während ich quer durch
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Titelthema
das All raste. Verglichen mit meinen LSD- und schrieben. Ich erinnerte mich nicht an all das. Ein
Ayahuascatrips und anderen Kombinationen - 12 Stunden langer Trip zur Hölle. Am nächsten
nichts hatte mich bisher so weit von der Realität Tag lief ich raus in den Garten und berührte Pflan-
entfernt. Die Zeit hatte sich aufgelöst. Sie war zen, umarmte Bäume und lächelte jeden den ich
viele Stunden weiter gegangen. Ich war überzeugt, sah an - glücklich, noch am Leben zu sein. Also,
dass ich in der Hölle war. Ich dachte: Scheiße! wenn du Amanitas probieren willst, nimm A. pan-
Warum die Hölle? Ich bin kein schlechter Mensch! therina in kleinen Mengen. — Tengu, Japan.
Ich war überzeugt, dass ich gestorben war. Ich
erinnerte mich, dass das Pharmcotheon besagt, dass Begrenzter Erfolg gegen Amatoxinvergiftungen wurde
A. pantherina nicht tödlich sei (Ott 1993), aber mit Silybum marianum erzielt (OTT 1993, zitierend
ich glaubte, dass die Mariendistel dieses nun be- aus Der Marderiosan & Liberti 1988; und FOSTER
wirkt hatte. Ich war zu Tode beängstigt. Ich hatte 1991). Jedoch besteht hier kein Zusammenhang zu
meinen Körper verloren. Ich war nur ein Geist muscarinischen Reaktionen oder Überdosen von Musci-
unter tausenden von Blitzen, der durch einen fan- mol/Ibotensäure. Und während Atropin gegen Muska-
tastischen großen, an ein schwarzes Loch erin- rinvergiftungen eingesetzt wird, ist es kontraindiziert,
nernden, Abgrund raste. Die wirbelnde Unwelt wenn Muscimol/Ibotensäure beteiligt sind (O TT
setzte sich für eine Dauer fort, die mir wie meine 1993). Wir haben keinerlei Ahnung, ob S. marianum
ganzen 37 Jahre schienen – bis ich um 3 Uhr in der in diesem Fall zu der Stärke von A. pantherina beigetra-
Nacht wieder halbwegs mein normales Bewusst- gen hat. Für mehr Informationen über menschliche Er-
sein erreichte. Ich erwachte in einem verwüsteten fahrungen dieser Pilze empfehlen wir „Psycho-Mycolo-
Haus. Essen und Bücher waren durch die Gegend gical Studies Of Amanita – From Ancient Sacrament To
geschmissen worden. Sachen waren auf Papier ge- Modern Phobia“ (OTT 1976).
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Titelthema / Stimmen
Als ER die Informationen von P.D. erhalten hatte, setzten sich die Herausgeber mit GIORGIO SAMORINI in Verbindung.
SAMORINI ist der Herausgeber von Eleusis und als Experte hinsichtlich antiker, pilzbezogener Kunst bekannt. Er brachte
freundlicherweise seine ergänzenden Bemerkungen, die Fotografie und bibliografische Hinweise ein. Wir danken für
diese Bereicherung.
In Südfrankreich gibt es ein sehr hübsches Gebirge, Direkt vor dieser magischen Stelle, gerade dort, wo
es nennt sich „Seealpen“. Es ist das letzte Bergmas- sich das Tal zum letzten mal verjüngt, steht eine
siv der Alpenkette, gerade dort, wo die Alpen ins einzelne große Steinplatte. Sie wurde dorthin trans-
Mittelmeer auslaufen. portiert, aufgerichtet und gepunzt – in diesem Zu-
Im weitest entfernten Teil dieses Gebietes befin- sammenhang ein einmaliger Fall. Die Punzungen,
det sich ein, in der Antike heiliger, Berg namens und der Felsen selbst, sind in vielerlei Hinsicht
„Mont Bego“. Auf diesen bemerkenswert. Der Fel-
Berg sind tausende prähis- sen ist ein sehr zentrales
torischer Felszeichnungen Element und steht exakt
gepunzt. Die meisten die- wie die Fassade einer mit-
ser Zeichnungen sind 2500 telalterlichen Kirche auf
bis 14 vor unserer Zeitrech- dem heiligen Pfad. Die
nung entstanden. Es ist ei- Punzungen könnten also
ner der ältesten und be- den zentralen Bestandteil
deutendsten europäischen eines sehr frühen, antiken
Orte dieser Art. Kultes darstellen.
Drei eindrucksvolle, Diese Zeichnungen
wilde Täler führen zu die- beinhalten auch eine der
sem Berg, von denen an- dort sehr selten anzutref-
genommen wird, dass sie fenden, menschlichen
drei verschiedene heilige Darstellungen. Man hat
Wege sind. Das Tal, wel- die Figur „Stammesfüh-
ches den Berg umgibt, wird rer“ genannt. Dieser mög-
„Tal der Wunder“ ge- liche „Stammesführer“
nannt. Der obere Teil des Der „Stammesführer“ und die Darstellung
könnte allerdings vielmehr
Tales öffnet sich zur wich- eines Pilzes auf dem Berge Bego einen Schamanen reprä-
Foto: Giorgio Samorini
tigsten Stelle der Fels- sentieren, dessen pflanzli-
zeichnungen, und an seinem oberen Ende, direkt cher Verbündeter oder dessen visionäre Pflanze der
am Fuß des heiligen Berges, befindet sich das zen- mythische Pilz Amanita muscaria war. Genau wie
tralste und wichtigste Gebiet – der „Altarstein“. für die sibirischen- und Ojibway Schamanen, für
Dies ist ein großer, schroffer, dunkelroter Fel- welche die Kraft des Amanita muscaria direkt mit
sen, der auf einer großen, mit tausenden Punzun- dem Licht in Verbindung stand (Stafford, 1992),
gen versehenen, Platte glatten Felsens steht. Aus ist unser „Stammesführer“ durch die Kraft des Pil-
einem sehr kleinen Loch in dieser Platte sprudelt zes erleuchtet (durch den Blitz symbolisiert).
eine kleine Wasserquelle. Dieser Felsen steht dort Ein anderer beeindruckender Fakt ist eine
wie ein Altar im Zentrum einer gigantischen natür- These, die in den letzten anderthalb Jahrhunder-
lichen Kathedrale. ten von einer großen Forscherzahl erarbeitet wur-
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Titelthema / Stimmen
de, nach der dieser Platz deutlichen Indisch-Eu- beendet. Dieser Kult schamanistischer Praktiken
ropäischen Einflüssen unterlag, die bis zu den An- wurde von Vedischen oder Vor-Vedischen Religi-
fängen der Vedas zurückreichen. Es ist unglaub- onen direkt beeinflusst.
lich, keiner der Gelehrten – soweit ich weiß – Wenn wir annehmen, dass dieses Motiv tat-
identifizierte das kleine Motiv über dem Kopf des sächlich ein Amanita muscaria ist, und wenn Gor-
erleuchteten „Häuptlings“ als Pilz der Gattung don Wasson mit seiner Identifizierung dieses Pil-
Amanita muscaria. (Unnötig zu erwähnen, dass zes als Hauptbestandteil das Vedischen Soma
dieser Pilz überall in den unteren Lagen dieser Recht hat, müssen wir daraus schließen, dass bei-
Berge wächst.) Statt dessen entwickelten die Ge- de den heiligen sibirischen Pilz als normalen Be-
lehrten alle möglichen hoch komplizierten Inter- standteil ihrer schamanischen und religiösen Hand-
pretationen zu dieser sogenannten „abstrakten lungen nutzten. Das könnte eine wirklich neue
Darstellung“. Entdeckung sein!
Dort hat im Südosten Frankreichs, in den See- Sollten außerdem die Forscher Recht haben,
alpen, ein antiker Kult existiert – 4500 Jahre alt. die einen Vedischen Einfluss auf diesen Jungstein-
Seine Ursprünge gehen zurück bis in die Jung- zeitlichen Kult in Europa annehmen, und sollte
steinzeit, 2500 vor unserer Zeitrechnung. Dieser dieses Motiv tatsächlich einen A. muscaria darstel-
Kult hat sich durch die gesamte Bronze- und Ei- len, dann könnte das die erste archäologische Ent-
senzeit gehalten und wurde erst durch die einfal- deckung zur Bestätigung der Theorie Gordon
lenden Römer um 14 vor unserer Zeitrechnung Wassons, bezüglich des Soma der Veden, sein.
Die Steinzeichnungen auf dem Mont Bego sind stellte die Vermutung an, dass diese Pilze eine nicht
mir seit vielen Jahren gut bekannt, ich gehe schon ganz unwesentliche Rolle in den Kulten und Riten
immer davon aus, dass es sich bei diesem Bildnis auf der Camun gespielt haben könnten (Samorini
dem „Altarstein“ um die eindeutige Darstellung ei- 1988). Desweiteren sollte nie vergessen werden, dass
nes Amanita muscaria handelt. all die Steinkunst der Camun, allgemein die Alpi-
Abgesehen von den Pilzbildern Skandinavischer nen Punzungen, grundsätzlich mit religiösen Kul-
Steinzeichnungen (Kaplan 1975), ist dies die einzi- ten in Verbindung gebracht werden.
ge derzeit bekannte künstlerische Darstellung des Die zweitwichtigste Ansammlung solcher Stein-
Fliegenpilzes aus dem prähistorischen Europa. Die gravuren im Alpenraum (über 30.000 Bilder) findet
Punzungen des Mont Bego sind Teil einer größe- sich auf dem Mont Bego und im „Tal der Wun-
ren Ansammlung solcher Steingravuren im Alpen- der“. Studien dieses vorgeschichtlichen Gebietes
raum, die ab der Frühsteinzeit bis zum Beginn un- werden seit mehr als hundert Jahren betrieben (sie-
serer Zeitrechnung angefertigt wurden. Die größte he Bernardini 1971; Blain 1976). Die am stärks-
Konzentration solcher Steinzeichnungen (mehr als ten hervorstechende Eigenschaft dieser Gravuren
100.000 Bilder) befindet sich in Valcamonica (Itali- ist ihre Höhenlage (2000-2500 m ü.d.M.) und die
en) und ist ein Werk des Camuns-Volkes (siehe deutliche –manche würden sagen: ‚obsessive‘– Prä-
Anati 1982). Ich stellte in einem früheren Werk senz gehörnter Tiergötter (hauptsächlich Rinder-
fest, dass in der Umgebung dieser gravierten Felsen ähnliche). Eine weitere Eigenart stellt die Tatsache
von Valcamonica eine große Menge psychoaktive dar, dass praktisch alle Tiergötter derart eingraviert
Pilze zu finden sind (Amanitas und Psilocybes). Ich wurden, dass ihre Hörnerspitzen in Richtung Ber-
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Titelthema / Stimmen
gesspitze zeigen – das kann kein Zufall sein. Man und der indischen Vedas. In Vedischen Kultzeich-
hat beobachtet, dass der Mont Bego einer der am nungen finden wir einerseits größere Ansammlun-
häufigsten von Blitzen getroffenen Berge der Seeal- gen heiliger Zeichen und Gebete, andererseits aber
pen ist. In mehr als einer Arbeit wurde deshalb die auch Messer und Pfeile, die auf den Kopf des Dar-
Vermutung angestellt, dass er eben wegen dieses gestellten oder in dessen Herz zeigen. Folgen wir
meteorologischen Phänomens als Heiliger Berg ge- Dufrenne, so sehen wir genau dieses in der Szene
sehen wurde. (siehe z.B. Marro 1945-46). In der auf dem Mont Bego – ein Messer, welches den
Antike war der Glaube weit verbreitet, dass heilige Kopf des Dargestellten berührt. Das Pilzbild wird
Orte an genau dieser Charakteristik erkennbar sind. grundsätzlich immer als Rinderschädel, Messer oder
Unnötig zu erwähnen, dass die Zickzack-Form der irgend eine andere rituelle Waffe interpretiert – egal
Bergspitzen dieses Berges ebenso an Blitze erin- wie schwer es auch sein möge in diesem Bild auch
nern. Eine größere Zahl Wissenschaftler haben dar- nur irgend etwas Waffenähnliches zu sehen. Die Ver-
auf schon hingewiesen (z.B. Marro 1945-46). Wir dickung des Griffes oder der Klinge (welchen Teil
sollten uns nun jedoch dem „Altarstein“ mit der einer Waffe das nun auch darstellen soll) macht
beschriebenen Szene zuwenden, zu der ich meine eher den Eindruck des Velumringes am Stiel, und
eigenen Beobachtungen machte, die ich denen des die eingravierten Punkte auf dem dickeren Ende
vorherigen Artikels von P.D. hinzufügen möchte. der Figur könnten die Velumreste auf der Kappe
Die menschenähnliche Figur, genannt „Stam- eines Fliegenpilzes sein. Dufrenne zählte sieben
mesführer“, wurde für ein heiliges Menschenopfer Punkte und sah darin einen direkten Bezug auf die
gehalten, da ein Messer auf seine rechte Kopfhälfte sieben mysteriösen Kräfte des Universums oder die
zu zeigen schien. Weil auf dem vorhangähnlichen sieben ursprünglichen Gebete der Vedischen Welt-
Gewandt der Schädel einer Kuh abgebildet ist, sicht. Allerdings wissen wir auch, dass die Zahl Sie-
wurde lange Zeit angenommen, dass es sich um ben ebenso einen engen Bezug zur Schamanistischen
eine heilige Handlung des Mithra-Kultes handelt. Symbolik Sibiriens und der Nutzung des Fliegen-
Durch mittlerweile bessere Altersbestimmungen ist pilzes hat. Samische Schamanen nutzen z.B. nur
diese Zeichnung jedoch in eine Zeit, deutlich vor Fliegenpilze mit sieben Punkten auf der Kappe (T.I.
dem Eintreffen der Römischen Legionen, die den Itkonen, siehe Wasson 1968: 279). អ
Kult bei ihrem Durchmarsch aufbrachten, zurück-
gerückt. Somit ist diese These also hinfällig (Duf-
renne 1986). Es gibt auch noch einige Korrekturen
für die Thesen jener Forscher, die in dieser Figur
eine verehrte oder höhergestellte Person sehen
(Dufrenne 1985; Maringer 1979).
Askja
Meiner Meinung nach präsentiert diese Szene
schamanische Konnotationen, es sind ein Pilz und der Server
eine Treppe zu sehen – beides grundlegende Ele-
mente einer schamanischen Initiation (Eliade 1964;
für die höheren Ansprüche
Samorini 1990). Einige Forscher haben überra-
schende Analogien zwischen den prähistorischen
Steingravuren in Italien (Valcamonica, Valtellina)
und Indo-Europäischen Symboliken / religiösen
Konzepten festgestellt (Anati 1977; Piantelli 1983).
Zu Beginn dieser Forschungen fand Roland Duf-
www.askja.de
renne (1985, 1986) engere Analogien zwischen den
Symboliken von Steingravuren des Mont Bego
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Veranstaltungen / Stimmen
Leserbrief an EB und T.E.R. Vol XI #2 und #3; Übersetzung: Hartwin Rohde
Psychoactivity III, 22.-24. November 2002 von D. DENHOLM in Californien entwickelt wurde. Ein
Die Psychoactivity III wird vom 22. bis 24. No- anderer „Blue Star“ wurde, unabhängig davon, gleichzei-
vember abgehalten. Unter anderem werden Prä- tig von mindestens einem Züchter in Holland entwickelt,
sentationen geboten von Arno Adelaars, Hans nachdem ein weißsamiger Mutant hellblaue Blüten mit
Bogers, Jace Callaway, Hilario Chiriap, Piers weißem Stern hervorbrachte. Er wurde in den 30ern
Gibbon, Luis Eduardo Luna, Caludia Mül- dem „Heavenly Blues“ - Stamm zugeordnet. K.TROUT
ler-Ebeling, Jeremy Narby, Christian Rätsch, zählte bis jetzt 3 Sorten, die als „Blue Star“ verkauft
Benny Shanon, Yartra W.M. da Silveira Bar- werden (zusätzlich noch eine Sorte mit blauen Sternen
bosa, Kajuyali Tsamani und Adéle Van Der Plas. auf weißem Grund, schwarze Samen). Wir haben DA-
Filme werden ebenfalls gezeigt: Fear and Loathing ROLD DECKER für zwei weitere wunderschöne und aktive
von Gavin Searle, Night of the Liana von Dean Morning Glory-Sorten zu danken. DECKER entwickelte in
Jeffrys und Ayahuasca Tourism von Josh Collier. den 60ern die „Flying Soucers“, indem er die besten
Es treffen sich dort traditionelle Schamanen und einer größeren Zahl von Mutationen der „Pearly Gates“
Leute, die sich der Niederländischen Ayahuasca- auswählte. Er behauptet, es wäre nur eine von 1000
Szene zugehörig fühlen. Eintritt: 255.00 €. Nähe- Sorten ausgewählt worden. Die zweite Sorte war „Wed-
re Informationen: www.psychoactivity.org ding Bells“, die er auf die selbe Art auswählte, und
1962 vorstellte. DECKER sagt dazu, dass dieser lavendel-
Zucht von Morning Glories blau-rosa Mutant die einzige lavendelfarbene Pflanze war,
Warum arbeiten die Leute nicht an der Entwicklung die er je auf seinen vielen Hektar Zuchtfläche für „Hea-
von Morning Glory - Hybriden? Einige der Hybride venly Blues“ gesehen hatte. Es besteht kein Zweifel – es
von „Heavenly Blues“ und „Pearly Gates“ – wie können noch weitere wundervolle Sorten vorgestellt wer-
z.B. „Flying Soucers“ – sind prächtig anzuschauen den, wenn man solche Mutanten sorgfältig ausselektiert.
und sollen psychoaktiv sein. —Zero M., TN Obwohl die Herausgeber jedoch nicht vor haben, irgend-
wann noch einmal die Samen dieser Pflanzen zu verzeh-
Ein Grund ist –ohne Zweifel– das geringe Interesse an ren, werden wir doch jedem unseren Beifall zollen, der
ihrer mehrmaligen Nutzung im Drogenkontext. Ein ande- vor hat, weitere wunderschöne Blütenformen aus dieser
rer ist die Schwierigkeit der Erzeugung von Hybriden spektakulären Pflanze zu generieren. — EDS
zwischen den verschiedenen Arten und die zu großen
Unterschiede zwischen den Nachkommen einer einzel- Once upon a time in Highdelberg
nen Art. Die Annahme, dass „Flying Soucers“ ein Hyb- Als Terence McKenna Mitte der 90er Jahre mit
rid aus „Heavenly Blues“ und „Pearly Gates“ sei, ist einer Filmcrew eine Woche in Heidelberg weilte,
zwar weit verbreitet, doch falsch. um einen Film über den Winterkönig vorzuberei-
ten, stieg er im Hotel Molkenkur, oberhalb des
Eine kurze Geschichte der verfügbaren Formen dieser Schlosses, ab (in dem ich später das Buch ‚Highdel-
Art: (www.exoticplants.org.uk/Ipomoea_tricolor.html). berg‘, mit einem Beitrag von Terence über selbigen
„Heavenly Blue“ ist seit über 100 Jahren eine Kultur- Winterkönig, fertig stellte). Bei einem Besuch fand
pflanze. Weiße Mutanten sind bekannt, und es war einer ich ihn völlig aufgelöst vor Freude vor: morgens
dieser Mutanten, der zur Entwicklung von „Pearly Gates“ hatte er im Antiquariat Harty die zwei Boxen mit
herangezogen wurde. Viele weiße Mutanten zeigten blaue den Original 18-Farb-Drucken von Ernst Haeckels
Maserungen, dieser jedoch hatte eine konsistent weiße Werk ‚Kunstformen der Natur‘ erstanden. „I spend
Farbe. Er wurde der Öffentlichkeit im Jahre 1942 vor- all my money on it, but who needs food, when you
gestellt. „Blue Star“, eine Form mit dunkelblauen Sternen got this!“ Nun, ein Grund für meinen Besuch war
auf hellblauem Hintergrund und weißen oder cremefar- die Auszahlung von fälligem Honorar. Miraculös
benen Samen, war ein Mutant, der in CLARK‘S EARLY genau die Summe, die er für seinen geliebten Hae-
FLOWERING Stamm der „Heavenly Blues“ auffiel, und ckel ausgegeben hatte. — Werner Pieper
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Bezugsquellen
von Jon Hanna; Übersetzung: Hartwin Rohde (T.E.R. Vol XI #3 S.112)
28 EB 09/2002
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EB 09/2002 29
Praxis
Der zweite Teil unserer Reihe zu aktiven Trichocereus-Arten soll die Möglichkeiten der sicheren Identifizierung
interessierender Klone und deren Vermehrung näher beleuchten. Die Vergrößerung der Zahl verfügbarer Klone soll
dabei im Mittelpunkt stehen. Hinweise zu möglicherweise relevanten Sorten werden am Schluss des Artikels gege-
ben. Bei eventuellen eigenen Forschungen und Arbeiten ist natürlich die jeweilige nationale Gesetzgebung zu
beachten, welche in einigen Staaten eine Verwendung von Meskalin oder meskalinhaltigen Pflanzen mit verschieden-
artigen Restriktionen versieht. Eventuell nötige Genehmigungen sollten aus Eigeninteresse vorher beschafft werden.
Das Bedürfnis nach Identifizierung und selektiver 9) Notizen zur Schleimigkeit, Farbe, Ge-
Vermehrung wünschenswerter Klone kann auf ein- schmack oder Geruch des Gebräues
fache Weise befriedigt werden – durch sorgfältige, 10) Zubereitungsabfolge, Kochzeiten, genutzte
zielgerichtete Selbstversuche und den Austausch Säuremengen und die resultierende Menge
von Informationen sowie Material. Versuchsmaterial.
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Praxis
Wassergehalt und Gesundheitszustand der Pflan- Analysten selbst oder einer leicht zu erreichenden
ze. Außerdem ist dadurch ein grammweiser Ver- botanischen Sammlung stammt. Da es leicht mög-
gleich zwischen verschiedenen Pflanzen möglich lich ist, dass eine Pflanze unerwartet stirbt, sind
(sogar der Vergleich zwischen Proben der selben Aufzeichnungen über Gewicht und Ausmaße so-
Pflanze zu verschiedenen Zeiten). So wird auch wie Farbfotos des Materials sehr zu empfehlen.
die Beschaffung verschiedener Proben bei Verfüg- Ebenso sollte man sich genügend trockenes Ma-
barkeit und deren Lagerung bis zur Analyse (bzw. terial aufheben, so dass sowohl weitere Wirksam-
Bestätigung vorheriger Analysen) möglich, da sich keitsanalysen, als auch (nach Lockerung der ge-
getrocknetes Material über längere Zeiten gut hält. setzlichen Beschränkungen) qualitative / quanti-
Welchen Versuchsablauf man auch immer wählt, tative Analysen durchgeführt werden können.
man sollte ihn in allen darauffolgenden Selbstver- (Selbst Material ohne erfolgreiche Wirksamkeits-
suchen beibehalten. Anderenfalls sind die Ergeb- tests kann für Biochemiker interessant sein, die
nisse dieser Analysen nicht sehr aussagekräftig. sich mit der Kaktuschemie beschäftigen). Emp-
fehlenswert ist auch ein gewisser Austausch von
Wirksamkeitsanalysen sollten nachgeprüft werden. Das Klonen mit anderen Forschern. Sollte eine oder
bedeutet, dass mehr als ein Selbstversuch mit dem mehrere der Pflanzen eines Forschers aus irgend
selben Material durchgeführt werden sollte, und einem Grunde eingehen, so kann man immer noch
dass mehr als eine Person diese Analysen durchfüh- auf Ersatz von den anderen Forschern hoffen –
ren sollte. Idealerweise werden mindestens zwei wenn man gut identifizierte Klone mit anderen
unterschiedliche Dosierungen von jeder Person Forschern austauschte.
getestet (die Anfangsdosis, gefolgt von einer ange-
passten und, aufgrund der Erkenntnisse aus dem In Fortsetzung des ersten Teils dieser Reihe stel-
ersten Versuch, als voll aktive Dosis erkannten len wir die folgenden Spezies vor, die sich nach
Menge). Die Bestimmung des besten Klones in Analysen der Wirkung auf den Menschen, als
der Auswahl würde idealerweise mindesten drei besonders beachtenswert hinsichtlich einer wei-
Personen einbeziehen. Es ist sehr wichtig, dass die teren Verbreitung, herausstellten:
Wirksamkeitsanalysen auch tatsächlich voll aus- Der rätselhafte Trichocereus sp. „SS01“ scheint
geprägte psychopharmakologische Effekte erzie- irgendwo zwischen etwas zu liegen, was als T. pe-
len, bevor eine Probe als meskalinhaltig eingestuft ruvianus und T. macrogonus beschrieben wird. Eine
wird. Eine reichliche Menge Kakteen wird näm- hübsche Pflanze mit intensiv farbigen Wachstums-
lich als „aktiv“ bezeichnet, nur weil sie irgend eine zonen und starken Verkrustungen. Er zeigt auch
Form von Stimulation oder krankheitsähnlichen eine vereinzelt auftretende, wiederkehrende,
Effekt hervorrufen. „Aktiv“ ist zwar eine schöne schwarz tropfende Fäulnis, die normalerweise wie-
Beschreibung, kann aber irreführend sein, wenn der herauswächst. Wirksamkeitsreports ergaben
die beschriebene Aktivität nicht definiert ist. Zu eine gleichwertige oder stärkere Aktivität als bei
guter Letzt – zwischen zwei Wirksamkeitsanaly- kommerziell erhältlichem T. pachanoi. Alle durch-
sen sollte für einen Probanden mindestens eine geführten Analysen verwendeten das selbe Mate-
Woche Pause sein. rial, was zu der Vermutung führte, dass im Kaktus
Alkaloidfluktuationen vorhanden sind (oder dass
Wirksamkeitsanalysen sollen ausschließlich mit Mate- die Unterschiede vielleicht abhängig vom Pro-
rial durchgeführt werden, das sowohl verfügbar als banden und der Einnahmezeit waren). Diese Pflan-
auch eindeutig identifizierbar ist – und zwar für an- zen brauchen mehr Züchter! Viele wollen sie we-
dere Forscher als den Analysten. Wirksamkeitsre- gen des Fäulnisproblems nicht züchten, doch es
ports sollen lebendes und direkt erreichbares ist eine in jeder Hinsicht angenehme Pflanze (Sehr
Material verwenden, welches idealerweise vom potent und sehr reines Gefühl).
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Praxis
Eine begeisternde und erst kürzlich bestätigte ten ein erhebliches Vorhandensein von Meskalin
Aktivitätsfeststellung betrifft einen Bridgesioiden, mit nur geringen Beimischungen anderer Alkaloi-
der einfach „SS02“ genannt wird. Weil die Pflan- de.
ze dem Trichocereus bridgesii so stark ähnelt, gibt „SS03“ ist einfach ein weiterer unbenannter
es keine Informationen über Züchtungen dieser Trichocereus der einem aufrechten T. peruvianus
Pflanze. Diese wundervolle Sorte ist in ihrem Er- ähnelt. Er zeigt tiefe v-förmige Vertiefungen über
scheinungsbild veränderlich, selbst innerhalb ei- der Areoles. Damit ähnelt er einigen Australischen
nes einzelnen Stammes. Trotz ihrer derzeit gerin- Peruvianoiden und einem der großen T. peruvia-
gen Verfügbarkeit, legen erstaunliche Eigenschaf- nus im Huntington Botanical Garden. Genau
ten wie schnelles Wachstum, und hohe Wasser- wie diese Sorten wurde er in Wirksamkeitsstudi-
mengentoleranz eine deutlich größere Verbreitung en als mindestens ebenso wirksam wie T. pachanoi
in Zukunft nahe. Aufrechte Ableger, fertig entwik- eingestuft.
kelt mit starker Verkrustung, blau-grüne neue Trichocereus terscheckii ist eine große, land-
Wachstumszonen mit goldenen und braunen neu- schaftsbestimmende Pflanze, die riesig werden
en Leisten, die sich manchmal rötlich färben und kann (bis zu 12 Meter hoch). Diese Spezies ist
mit dem Alter langsam verblassen. Neuerliche dafür bekannt, extrem widerstandsfähig gegenü-
Wirkungsanalysen an Menschen ergaben, dass er ber nassen und kalten Bedingungen zu sein. Es
reproduzierbar dauerhaft stärker wirkt als T. paca- gibt zu dieser Sorte schillernde Wirksamkeitsre-
noi (ungefähr „2x oder etwas mehr“). Das ist eine ports einer großen Forschergemeinde. Wie bei T.
erfreuliche Tatsache, die seinem Aussehen nach pacahnoi und T. werdermannianus ist bekannt, dass
auch erwartet wurde. Chemische Analysen zeig- es Klone mit variierender Potenz gibt. Das Spek-
Abb. 1: (großes Bild) Trichocereus sp. SS01 (Ø 10-12 cm) Foto: Kamm
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Praxis
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Praxis
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Praxis
Intensive Vermehrung
Wenn ein Klon ersteinmal als derjenige identifi-
ziert wurde, um den man sich stärker kümmern
sollte, gibt es eine ganze Menge Möglichkeiten,
die verfügbare Biomasse seltener Trichocerei schnell
zu vergrößern. Das weitverbreitetste Verfahren
schneidet die verfügbaren Pflanzen in 20 bis 30 cm
lange Stücken und bewurzelt diese. Jedes Stück
wird eine Pflanze bilden und die meisten der Mit-
telstücken werden neue Äste bilden, die abgeschnit-
ten und bewurzelt werden können, wenn sie ein
paar Zentimeter lang sind.
Viele Züchter beginnen damit, die Trichoce-
reus- Kakteen liegend anzupflanzen. Idealerweise
liegen die Kakteen etwas schräg aufwärts. Pflanzen,
die so behandelt werden, schlagen auf der ganzen Abb. 11 (oben): Trichocereus peruvianus RS0001 (Ø 5,7cm)
Länge Wurzeln und beginnen an beiden Enden,
manchmal auch irgendwo auf der Pflanze, neue Ab-
leger zu bilden. Abb. 12 (unten): Trichocereus peruvianus RS0001 (Ø 3 cm als Ableger
Aufpfropfungen können mit den Spitzen ge- von Stamm mit 8 cm Ø)
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Praxis
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Praxis
rend der Wachstumsmonate mit einer Konzent- Fotos innerhalb dieses Artikels wurden von
ration von nicht mehr als 10% der empfohlenen K. Trout aufgenommen, es sei denn es wird ex-
Menge wöchentlich gegeben werden. Mit Mirac- plizit etwas anderes angemerkt. Größen, wenn an-
le Gro mehrmals im Jahr zu ‚füttern‘ ist eine gegeben, bezeichnen den Durchmesser der Pflan-
sinnvolle Ergänzung. Trotz der Probleme im Zu- zen und/oder die Länge zum Zeitpunkt des Fo-
sammenhang mit wasserlöslichen Düngemitteln tos, und sollen kein Hinweis auf die mögliche Ma-
ist dies ein ‚getestet und für gut befundener‘ Trick ximalgröße sein. អ
um die Zahl der Sprösslinge im unteren Bereich
bei Trichocereen zu erhöhen.
In „Teil I“ des letzten Heftes haben wir fest-
gestellt, dass es derzeit wichtig ist, interessante
Klone zu identifizieren und zu verbreiten. In die-
sem Teil hier haben wir die Möglichkeiten der
Identifizierung, Vermehrung und Verfügbarkeits-
verbesserung wünschenswerter Pflanzen bespro-
chen. Im nächsten und letzten Teil wenden wir
uns der Effizienzsteigerung dieser Bemühungen
zu. Mit gut geplanten und bewusst durchgeführ-
ten Selbstversuchen zur Wirksamkeitsanalyse, se-
lektiver Verbreitung und Verfahren zur Erweite-
rung der Züchterschaft durch Informations- und
Klonaustausch mit vielen verschiedenen Züch-
tern, ist es tatsächlich möglich eine sichere und Abb. 15: Trichocereus peruvianus X Tri-
chocereus TOM JUUL‘s giant (Ø 1,5 - 2cm
gegenseitig vorteilhafte Verbindung zwischen beim Beschnitt, nachgewachsen in einer
Menschen und Kakteen herzustellen. kurzen Saison) Foto: M.S. Smith
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Nachruf
Just my Opinion
von Jon Hanna; Übersetzung: St1 (Supplement T.E.R. Vol XI #3)
38 EB 09/2002
Nachruf
wohl ich aus Zeitmangel nicht alle Mailinglisten Bob hatte vor, mich bei der Leitung der letz-
lese, die ich abonniert habe, stürzte ich mich be- ten Mind States Konferenz auf Jamaica zu un-
gierig auf die Threads, sobald ich bemerkte, dass terstützen. Es hätte ihm einen Heidenspaß ge-
Bob sich einklinkte. (Ich bin wahrscheinlich nicht macht! Seine Freunde Earth und Fire Erowid,
der einzige vielbeschäftigte Mensch, der so han- leiteten eine Gedenkveranstaltung für ihn: Einige
delte.) Bobs Kommentare glänzten immer durch von uns, von denen ich viele erst kurz vorher in
seine bedächtige Natur und seine Intelligenz. Oft Bobs Haus kennengelernt hatte, stellten sich in
war es seine Stimme der Vernunft, die „Flame einem „platten“ Oval auf und gaben sich die Hän-
Wars“ beendete. Er begann damals, seine e-Mails de; langsam schritten wir seitlich weiter, so dass
mit der Zeile „just my opinion“ abzuschließen, jeder von uns jedem anderen für einen kurzen
um die Auffassung zu entkräften, er sei eine Auto- Moment ins Gesicht schaute. Bob hatte dieses
rität zu einem Thema. Ritual als eine Eröffnungszeremonie für die Tran-
In meinen eigenen Projekten hat Bob mich ce-Parties entwickelt, die er besuchte, und mir
großartig unterstützt und ich lernte seine Ideen wurde klar, wie bedeutungsvoll diese Zeremonie
zu schätzen. Während der Mind States Konfe- sein kann, und welche Sorgfalt Bob in dieser ein-
renz 2001, die ich leitete, erzählte Bob, dass es fachen und doch kraftvolle Geste bewiesen hatte.
das beste Event dieser Art sei, das er je erlebt Bob starb am 20. September in seinem Haus,
hatte, ein großes Lob, wenn man bedenkt, dass anscheinend an einer Lungenentzündung. Die Nach-
er bei fast allen derartigen Treffen anwesend war. rufe der Mainstream-Presse erwähnten, dass er ein
Er unterstrich seine Einschätzung dadurch, dass Computerprogrammierer war, einer der ersten Mic-
er mir mehr als den vereinbarten Preis für seinen rosoft®-Mitarbeiter, einer der ersten, die „Share-
Bücherstand bezahlte, weil es ihm soviel Spaß ware“ Software kommerziell anboten, und dass er
gemacht hatte. Diese Tat war typisch für seine sein Schicksal hauptsächlich den, mit seinem Aus-
generöse Art, und er half mir bei vielen meiner scheiden erhaltenen, Microsoft®-Aktien zu verdan-
späteren psychedelischen Projekte finanziell aus. ken habe. All dies gibt aber keinen Hinweis auf die
Mit seinen Geldspenden unterstützte er MAPS, Reichtümer, mit denen er zur psychedelischen Be-
das Center For Cognitive Liberty, das wegung beisteuerte. Seine finanzielle Freigiebigkeit
Heffter Institut For Research, Erowid war groß, doch die Großzügigkeit seines Geistes und
und andere wichtige Organisationen. (Auf Gemüts war größer. Bob hatte das Herz eines kleinen
www.promind.org sind die neuesten Spenden auf- Jungen und die Weisheit eines Alten. Er war meistens
gelistet.) Eines von Bobs Hauptanliegen war die milde in seinem Ausdruck (manchmal auch nicht),
Schadensvermeidung in der Psychedelischen Be- hatte eine kühne Einsicht, einen großartigen Sinn für
wegung, und er war der Hauptfinancier des Pil- Humor, und den festen Willen, Träume wahr werden
lentestprojekts www.ecstasydata.org. zu lassen. Wir vermissen Dich, Bob. — Jon Hanna
EB 09/2002 39
Buchbesprechung
Werner Pieper (Hrsg.) 2002, Verlag: Werner Pieper und The Grüne Kraft – Edition RauschKunde, Alte Schmie-
de, 69488 Löhrbach, Vol. 1: 347 S., DIN-A5, Paperback, ISBN 3-930442-53-1 (20 €), Vol. 2: „Mate-
rialband“ 216 S., DIN-A5, Paperback, ISBN 3-930442-54-X (12,50 €)
40 EB 09/2002
Buchbesprechung
los für den Patienten. Kollers Heidelberger schen. Und vor diesen schlechten Menschen muss
Vortrag gilt als die Geburtsstunde der lokalen man sich ebenso in acht nehmen wie vor Giftpil-
Betäubung.“ (S. 230) zen. Verstehst Du das?“
Im Krieg fanden Drogen auf vielfältige Weise „Ja, Mutter, das verstehe ich“, sagt der Franz,
Verwendung. Zum einen im Einsatz gegen den „wenn man sich mit schlechten Menschen ein-
Feind, – so wurde beispielsweise Munition mit lässt, so kann das ein Unglück geben, wie wenn
Bilsenkraut angereichert, zum anderen aber auch man einen Giftpilz isst. Man kann daran zugrunde
zur Stärkung der eigenen Truppen. Der damals gehen.“
wie heute beliebte Kaffee diente nicht nur als Auf- „Und weißt du auch, wer nun diese schlechten
putschdroge, sondern auch als wertvolles, anti- Menschen , diese Giftpilze der Menschheit sind?“
septisches Verbandmaterial. Im 3. Reich spielte fragte die Mutter weiter.
vor allem das Amphetamin Pervitin als Wachma- Franz wirft sich stolz in die Brust. „Jawohl, Mut-
cher, Leistungssteigerer und ter! Das weiß ich. Es sind die –
Psychostimulans eine große Juden. Unser Lehrer hat das
Rolle. Aber auch heute noch schon oft in der Schule gesagt.“
gängige Genussmittel wie Ta- Lachend klopft die Mutter ih-
bak oder Scho-Ka-Kola-Scho- rem Franz auf die Schulter.
kolade (auch Fliegerschokola- „Donnerwetter, du bist ja ein
de genannt) waren allseits ge- ganz gescheiter Junge! Aber
fragt und teilweise ein noch nun pass einmal recht gut auf,
geschätzteres Zahlungsmittel damit du auch das verstehst,
als der Geldschein. was ich dir jetzt sage. Ich wie-
Lügen, Hass und Hetze derhole noch einmal: Es gibt
praktizierten die Nazis nicht gute Pilze, und es gibt schlech-
nur gegenüber dem jüdischen te Pilze. Es gibt gute Men-
Volk und anderen Minder- schen, und es gibt schlechte
heiten, sondern auch bezo- Menschen. Die schlechten
Damals wie heute: Immer ein Kick!
gen auf Drogen, gerade wenn Menschen sind die Juden.
es um sog. „rassefremde“ Pflanzen und Substan- Aber es ist oft schwer, die schlechten Menschen von
zen, also Rauschmittel, die nicht von deutschen den guten zu unterscheiden.“
Pharmakonzernen entwickelt oder synthetisiert „Das glaub‘ ich“, sagt Franz, „das ist oft genauso
wurden, ging. Die Kombination bösartigster Ge- schwer, wie die giftigen von den essbaren Pilzen
rüchte und volksverhetzender Märchen brachte auseinanderzukennen.“
den faschistoiden Drahtziehern den explizit me- „Recht so“, lobt die Mutter. Und dann spricht sie
dienwirksamsten Erfolg. Hanfkonsumenten wur- weiter. Ganz ernst ist sie geworden.
den zu schizophrenen Mördern oder Paranoia- „Die Juden sind schlechte Menschen. Sie sind wie
geplagten Irren und Juden wurden mit Giftpil- Giftpilze. Und wie Giftpilze oft schwer von den
zen verglichen. Zur Veranschaulichung, hier der guten Pilzen zu unterscheiden sind, so ist oft sehr
komplette Auszug aus dem antisemitischen Kin- schwer, die Juden als Gauner und Verbrecher zu
derbuch „Der Giftpilz“ (S. 412): erkennen. Wie die Giftpilze in den verschiedens-
Unterwegs sagt die Mutter: „Schau, Franz, ge- ten Farben auftreten, so verstehen es auch die Ju-
nau so, wie es bei den Pilzen im Wald ist, so ist es den, sich unkenntlich zu machen, indem sie die
bei den Menschen auf der Erde. Es gibt gute verschiedensten Gestalten annehmen.“
Pilze und es gibt gute Menschen. Es gibt giftige, „Was für verschiedene Gestalten meinst du da?“,
also schlechte Pilze, und es gibt schlechte Men- fragt der kleine Franz.
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Buchbesprechung
Die Mutter merkt, dass ihr Kind die Sache doch schrift „Die Neue Polizei“ berichtete 1949, Mari-
noch nicht ganz verstanden hat. Aber unver- juana sei das gefährlichste Gift der Welt. Auf der
drossen erklärt sie weiter. anderen Seite konnten deutsche Experimente im
„Also, hör zu! Da gibt es zum (der THC-Gewinnung und -Po-
Beispiel den Hausierjuden. Mit tenzerprobung gewidmeten)
Stoffen und allem möglichen Cannabis-Anbau erstaunliche
anderen Kram zieht er von Dorf Werte verbuchen. Bayerischer
zu Dorf. Er sagt, seine Ware Haschisch konnte es in puncto
wäre die beste und billigste. In Psychoaktivität durchaus mit
Wirklichkeit ist sie die schlech- originärem Shit aufnehmen.
teste und teuerste. Ihm darf „…Es ergibt sich also, dass
man nicht trauen! Und genau- die kultivierte Herba Cannabis
so ist es bei den Viehjuden, bei indicae dem persischen Ha-
den Warenhausjuden, bei den schisch so gut wie gleichwertig
Schächtjuden, bei den Juden- ist, bezogen auf das wirksame
ärzten, bei den getauften Ju- Rohharz…“ (S. 505)
den und so weiter. Wenn sie sich Viel mehr noch gibt es zu
auch noch so verstellen, wenn erfahren, zu entdecken und zu
sie auch noch so freundlich zu uns tun, und bestaunen. Um aber der Lektüre der Bücher nicht
wenn sie tausendmal sagen, sie würden es gut allzuviel vorzugreifen, sei nur noch eines erwähnt:
mit uns meinen, so dürfen wir das nicht glau- Werner Pieper hat mit dieser zweiteiligen Do-
ben. Sie sind nun einmal Juden und bleiben kumentation eine Meisterleistung vollbracht und
Juden. Sie sind giftig für unser Volk!“ auf insgesamt 576 Seiten einmal mehr Mut be-
„Wie die Giftpilze“, sagt Franz. wiesen, wenn es darum geht, kein Blatt vor den
„Ja, mein Kind! Wie ein einziger Giftpilz eine Mund zu nehmen und für so manchen Zeitge-
ganze Familie töten kann, so kann ein einziger nossen sicherlich bittere Fakten auf‘s goldene Ta-
Jude ein ganzes Dorf, eine ganze Stadt, ja sogar blett zu legen. Jeder drogenkundlich oder ge-
ein ganzes Volk vernichten.“ Franz hat die Mut- schichtlich interessierte Leser darf das Werk ge-
ter verstanden. trost als Pflichtlektüre verstehen. Das gilt in be-
Die ganze Palette nationalsozialistischen, men- sonderem Maß für die lehrende Zunft dieses Lan-
schenverachtenden Denkens und Handelns wird des. Nazis on Speed könnte, integriert in den schu-
vor den Augen des schockierten Lesers gnadenlos lischen Unterricht, einiges an Aufklärungsarbeit
aufgedröselt: die Drogenexperimente in den Kon- leisten und die heranwachsenden Generationen
zentrationslagern, das Opiumgesetz, die Versuche, endlich vor viel zu alltäglich gewordenen Lügen-
unter Narkose Geständnisse zu erzwingen, die be- märchen bewahren.
wusst gestreuten Gerüchte gegen Rauschmittel und Allerdings sind leider nicht alle historischen Da-
deren Konsumenten usw. usf. ten und Fakten grenzenlos recherchier- und rück-
Was allein zum Thema Haschisch/Marijuana verfolgbar. So hatte Pieper in nicht jedem Fall das
an Behauptungen, aber auch an Studien aufge- Glück, die letztendliche Wahrheit ans Tageslicht
stellt wurde, lässt dem informierten Cannabisge- befördern zu dürfen:
nießer wahrscheinlich die Haare zu Berge stehen. „…Ob Hitler eine Gewöhnung an Pervitin
So gab es ein vereinheitlichendes Bild des „Ha- entwickelt hatte, oder ob es bei ihm zu einer Ab-
schisch-Süchtigen“, der allgemeingültig ironisch hängigkeit oder Sucht führte, kann jedoch bisher
grinse und zum schiefen, watschelnden Gehen nicht definitiv bestätigt werden.“ (S. 129)
unter ruckartigen Bewegungen neige. Die Zeit- www.gruenekraft.net អ
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PSILOCYBES:
Spore prints, syringes, dried mushrooms, grow supplies.
TABERNANTHE IBOGA:
Seeds, root-bark and extracts, and guided sessions with pure ibogaine.
PARAPHERNALIA:
Vaporizers, waterpipes, and sundry smoking supplies.
RESEARCH CHEMICALS:
Tryptamines, phenethylamines, -carbolines, GHB, pro-drugs, and kits.
SALVIA DIVINORUM:
Plants, leaves, seeds, standardized extracts, and pure salvinorin A.
CANNABIS:
Viable seeds for high-potency strains and suppliers of dried herb.
AYAHUASCA:
Traditional & analogue plants.
OPIUM POPPIES:
Seeds & dried pods.
EB 09/2002 43
Buchbesprechung
Transfigurations
gelesen von Jon Hanna; Übersetzung Lord Shadowcaster (T.E.R. Vol X #3, S. 115-117)
ALEX GREY, 2001. Vorwort von ALBERT HOFMANN, mit Beiträgen von STEPHEN LARSEN, DONALD KUSPIT und KEN
WILBER.176 Seiten, 26,7cm x 34,3 cm Hardcover, 202 Farb- und 93 s/w-bilder, Verlag: INNER TRADITIONS
INTERNATIONAL, One Park Street, Rochester, VT 05767, Tel.: +1 (800) 246-8648, FAX: +1 (802) 767-
3726, e-Mail: orders@InnerTraditions.com, Web: http://www.InnerTraditions.com, Signierte Exemplare sind beim
Künstler direkt erhältlich: www.alexgrey.com, ISBN 0-89281-851-4, Preis: $49,95.
44 EB 09/2002
Buchbesprechung
EB 09/2002 45
Buchbesprechung
und Siege der sowohl neue als auch bekannte Arten verwendet
Menschheit während werden; ein Merkmal eines guten Künstlers ist,
ihrer gesamten Exis- dass er keine Angst hat, sich von Zeit zu Zeit neu
tenz darstellen. Von zu erfinden. Natürlich besitzt Grey seine charak-
allen seinen Werken teristischen Pinselstriche, aber ich bin sehr erfreut
kann dieses als die über die neue Richtung, die er unter Erhaltung
komplexeste Erzäh- seines spirituellen Fokus einschlägt, der seiner
lung (und dieser As- Kunst erlaubt sich über die nihilistischen, post-
pekt erinnert mich modernen Abstraktionen zu stellen, welche die
sehr an die untertrie- Kunst durchziehen wie so viele störende – und
bene Art von Kunst, langweilige – Fehlschläge.
die durch Zeitschrif- Transfigurations besitzt ein exzellentes Vorwort
ten wie Juxtapoz be- von Dr. Albert Hofmann in dem er auf eloquen-
rühmt geworden ist). Grässliche Taten wie Sklave- te Weise seinen Tenor wiederholt, dass Wissen-
rei, der Holocaust, Experimente während der Ent- schaft nicht die Pein spiritueller Befragung sein muss,
führung durch Außerirdische, Kriege, Waltötung sondern in der Tat einen Ideenstifter darstellen kann.
und kapitalistische Gier sind zusammen mit den Stephen Larsen präsentiert eine detaillierte bio-
Heilgen der Menschheit, Gandhi, Mutter Tere- graphische Diskussion über Grey und seine Arbeit,
sa, dem Dalai Lama und sogar Dr. Albert Hof- komplett mit Bildern von Greys Kunst und Pro-
mann porträtiert. Friedvolle Naturszenen, techno- jekten seiner Jugend (inklusive eines Zeitungsaus-
logischer Fortschritt, der Kosmos und das dahinter- schnitt von 1967 über Alex als einen zwölfjährigen
liegende werden alle symbolisiert. Als ein Holzfäl- Jungen, der einen wissenschaftlichen Untersu-
ler einen ganzen Wald stumpf niedersägt, scheint er chungsbericht über das „LSD Phänomen“ vorstellt).
ein wenig überrascht, das ihn anschauende Gesicht
Christi in den Ringen eines Baumes zu sehen. Es
passiert so viel in diesem Gemälde (ca. 1,20m x
2,70m), dass man sich die unglaubliche Vielfalt der
Details für einige Zeit angucken kann. Einen guten
Eindruck des Bildes kann man durch das wunder-
bare Photo von Dean Chamberlain (dessen R.E.
Schultes Photo die Ausgabe X Nr. 2 der T.E.R.
zierte) auf www.alexgrey.com bekommen. Cham-
berlains Photo von Grey in seinem Studio mit
Cosmic Christ und anderen Werken ist auch auf der
Vorderseite von Transfigurations.
Das trans-humane Feuerraster hat Grey die
Möglichkeit gegeben, seine einzigartigen Symbol-
ismen auf ein neues Niveau zu heben. In manchen
Fällen scheint er altes Gebiet mit diesem neuen
Ansatz zu betreten, wie in dem Bild White Light
(1999, n. S. unten), welches eine körperlose (oder
fortgeschrittene) Version eines ähnlichen Bewusst-
seinszustandes wie in Collective Vision (1992. n. S.
oben) sein könnte. Es ist ermunternd zu sehen,
wie Greys jüngste stilistische Entwicklungen auf
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Buchbesprechung
Trout's Notes
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Trout's Notes
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EB 09/2002 47
Buchbesprechung
Der Fliegenpilz.
Traumkult, Märchenzauber, Mythenrausch.
gelesen von Florian Rubner
Autoren: Wolfgang Bauer, Ezard Klapp, Alexandra Rosenbaum u.a.; AT Verlag Aarau, 2000; 208 S.; Farbige
und s/w Fotos, reich illustriert; Format 19,5 x 26,5 cm; Fest gebunden, Schutzumschlag; ISBN 3-85502-664-5;
Preis: 26,90 €.
Vielleicht begegnet er uns auf einem Spaziergang deutung des Amanita muscaria und seiner Ver-
an einem sonnigen Herbstnachmittag. Wir schen- wandten für die Entwicklung ganzer Kulturen
ken ihm ein bewunderndes Lächeln, in das sich wurde bis heute oft unterschätzt und in gewisser
eine Spur Ehrfurcht mischt, denn wir erinnern Weise sogar zielgerichtet tabuisiert. Das sagen
uns an die seltsamen Geschichten, die wir über zumindest diejenigen, die sich mit diesem The-
ihn gehört haben, dann vergessen wir ihn wieder ma genauer befasst haben - und die an einem
und setzen unseren Weg fort. Jedermann kennt schöngewachsenen Exemplar dieser Art niemals
ihn als augenfälligen, aber streng zu meidenden achtlos vorübergehen würden. Im Buch Der Flie-
Waldbewohner, als Glücksbringer und Märchen- genpilz - Traumkult, Märchenzauber, Mythenkult
illustration: den Fliegenpilz. sind Fakten und Theorien zusammengetragen, die
Das charakteristische Merkmal von Amanita dazu beitragen können, das Phänomen „Fliegen-
muscaria ist der rote, mit weißen Flecken oder pilz“ genauer zu verstehen. Mitunter geradezu
„Warzen“ gesprenkelte Hut. Dieser Pilz wird in spannend zu lesen, bieten Ethnologen, Kultur-
Märchenbüchern als Behausung von Elfen und historiker, Mediziner, Religionsforscher und Pilz-
Kobolden am häufigsten abgebildet. Die „War- verehrer aus verschiedensten Perspektiven Ein-
zen“ sind eigentlich die zerrissenen Reste der blicke in die Wirkungsgeschichte des umstritte-
Vulva, die äußere Hülle des „Eies“, aus dem er nen Pilzes.
sich entwickelt. Vor seiner Entfaltung, die äu- In seinen für Einsteiger in das Thema her-
ßerst schnell vor sich gehen kann, sieht der Frucht- vorragend geeigneten, brillant recherchierten
körper aus wie ein im Erdboden vergrabenes Ei, „Anmerkungen zum Fliegenpilz“ belegt Ralph
und tatsächlich war „Ei“ einer der ältesten semi- Cosack beispielsweise, dass nur 1-2 % aller Pilz-
tischen Namen für diesen Pilz. Diese Vulva war vergiftungen auf die Amanitagifte zurückzufüh-
für die Menschen einer von vielen rätselhaften ren sind, wovon wiederum nur ca. 5% tatsäch-
Wesenszügen des Pilzes. Er schien nicht auf nor- lich tödlich verlaufen. Was also hat es mit der
male Art und Weise befruchtet zu werden; er Gefährlichkeit des leuchtend Roten mit den
hatte weder Samen noch Wurzeln und war in der weißen Punkten wirklich auf sich? Die Ethno-
Tat eine ganz einzigartige Spezies unter den Ge- login Alexandra Rosenbaum weist in ihrem
wächsen der Natur. Warum jedoch ausgerechnet Essay über den Fliegenpilz in Sibirien u.a. auf
dieser gefährliche Pilz als Glückssymbol gilt, fragt die symbolische Bedeutung der „tödlichen“
sich selten jemand. Dass die Beantwortung die- Wirkung des Fliegenpilzes hin: nicht der leibli-
ser Frage ein hochinteressantes Kapitel unserer che, sondern der geistige Tod eines Menschen ist
Kulturgeschichte in sich birgt, das zudem ein gemeint, wenn die Schamanen sich die Wir-
neues Licht auf unser allgemeines Verständnis kung des Pilzes bei ihren Ritualen zunutze ma-
von menschlicher Geistesentwicklung zu werfen chen. Die außergewöhnlichen seelischen Erfah-
vermag, ist eine echte Überraschung. Die Be- rungen des Rausches nach dem Verzehr von Flie-
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für die Theorie einer psychedelischen Kulturge- gangenheit erhalten auf dem Hintergrund die-
schichte, die in den Essays von Klapp, Geer- ses Wissens eine erstaunliche Plausibilität. Wel-
ken, Rätsch und anderen leidenschaftlich und che Rolle dabei Amanita muscaria, dem leuch-
mitunter mit abenteuerlicher Argumentation tend roten König unserer herbstlichen Wälder
fortgeführt wird - die Geburt der Religion aus zukam, bleibt sicher auch für die nächste Zeit
dem Geist des Pilzes. Dennoch entbehrt die ein überaus interessanter Forschungsgegenstand
Annahme, dass psychedelische Praktiken eine für Experten und interessierte Laien. Das Buch
weitaus größere Rolle in der Kulturentwicklung Der Fliegenpilz - Traumkult - Märchenzauber -
spielten, als wir heute zu glauben geneigt sind, Mythenrausch vereinigt das derzeit zur Verfü-
angesichts der interessanten Faktenfülle zum gung stehende Wissen und führt den Leser in
Thema nicht einer überzeugenden Glaubwür- fesselnder Weise durch neue Erkenntnisfelder
digkeit. Legenden über magische Rituale und von der Antike bis zur Gegenwart, über die
sogenannte Hexenkulte der europäischen Ver- bisher wenig Vergleichbares zu lesen war. អ
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(auch 1996 zweite verdichtete Auflage)
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