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Auswirkungen

der Herabsetzung des maximalen Bezugsalters der


Familienbeihilfe auf 24 Jahre

Auswirkungen gesamt

Insgesamt ergeben sich durch die Neuregelung Kürzungen zu Lasten der


Studierenden von etwa 94 Mio. Euro, inklusive des Wegfalls aller der am Erhalt
der Familienbeihilfe festgemachten Vergünstigungen (siehe weiter unten) ist
davon auszugehen, dass die magische Grenze von 100 Mio. Euro erreicht,
wenn nicht sogar überschritten wird.

Damit zahlen sich die Studierenden die „zusätzlichen“ Budgetmittel für den
Hochschulsektor selbst und darüber hinaus.

Das ist der schlimmste finanzielle Anschlag auf Studierende seit 10 Jahren.

Erklärung:

Derzeit beziehen knapp 43.000 Studierende über 24 Jahren Familienbeihilfe. Wird


diese gestrichen (inklusive Familienabsetzbetrag), beträgt das Einsparungsvolumen
knapp 115 Mio. Euro.

Jene Studierende, die über 24 sind und Anspruch auf Studienbeihilfe haben,
bekommen den Verlust der Familienbeihilfe über eine erhöhte Studienbeihilfe
normalerweise abgegolten, hier gibt es gut 10.000 Betroffene, es handelt sich
dementsprechend um ein Volumen von knapp 21 Mio. Euro.

Wahrscheinlich wird eine etwas höhere Anzahl als bisher Anspruch auf
Studienbeihilfe (da die Familienbeihilfe bei der Berechnung der Studienbeihilfe
abgezogen wird, bei ab 24-Jährigen kann dies nun nicht mehr gemacht werden). Das
Volumen kann derzeit leider noch nicht beziffert werden.

Bildungsbiographie

Um für Bachelor- und Masterabschluss durchgängig Familienbeihilfe zu erhalten,


muss mit 18 (Idealvoraussetzung: Geburtstag im Sommer) das Studium begonnen
werden; pro Studium darf zusätzlich zur Mindeststudienzeit nur
ein Toleranzsemester (von jeweils zwei zustehenden) in
Anspruch genommen werden (oder einmal beide, einmal keines).
Studierende im Doktorat können maximal zwei Semester lang Familienbeihilfe
erhalten, wenn sie das Studium mit 18 Jahren begonnen haben und sowohl
Bachelor- als auch Masterstudium direkt aufeinanderfolgend in Mindeststudienzeit
absolviert haben.

Dies trifft nicht zu auf:

- AbsolventInnen einer BHS;


- Studierende, die Zivil- oder Präsenzdienst abgeleistet haben (außer es wird
hier die Bezugsdauer auf die Vollendung des 25. Lebensjahres angehoben)
bzw. ein Freiwilliges Soziales bzw. Freiwilliges Ökologisches Jahr
absolvierten;
- Studierende, die vor Aufnahme ihres Studiums erwerbstätig waren;
- Studierende, die nach Abschluss des Bachelors und Beginn des Masters
Berufserfahrung sammeln und nicht unmittelbar nach Abschluss des
Bachelors das Masterstudium beginnen;
- Studierende, deren Studium eine hohe Mindeststudiendauer hat (z.B.
Medizin);
- Studierende, die ihr Studium wechseln;
- Studierende, die sowohl in Bachelor- als auch Masterstudium beide
zustehenden Toleranzsemester in Anspruch nehmen;
- Studierende, die unverschuldet Studienzeitverzögerungen haben;
- Studierende, die mehr als ein Studium betreiben und dadurch tendenziell
„langsamer“ studieren.

Idealfall:

Beatrix (*Juli 1992) beginnt ihr Bachelorstudium im WS 2010/11. Ende des WS


2013/14 muss der Bachelor abgeschlossen sein (Mindeststudienzeit bis SoSe 2013
+ ein Toleranzsemester). Im SoSe 2014 muss Beatrix – sie ist inzwischen knapp vor
ihrem 22. Geburtstag - das Masterstudium inskribieren und im SoSe 2016
abschließen (Mindeststudienzeit bis WS 2015/16 + ein Toleranzsemester), kurz
darauf vollendet sie ihr 24. Lebensjahr.

Alle anderen Bildungsbiographien sind in puncto Bezug von Familienbeihilfe


benachteiligt.

Individuelle finanzielle Auswirkungen


Studierende zwischen 24 und 26/27 Jahren bzw. deren
Familien verlieren mit der geplanten Verschlechterung jährlich €
2.685,90 (13x Familienbeihilfe á € 152,70 plus 12x Kinderabsetzbetrag á 58,40);
wobei nach StudFG zumindest für Studierende mit aufrechtem Studienbeihilfenbezug
der Entfall der Familienbeihilfe durch erhöhte Studienbeihilfe aufgefangen werden
müsste, zusätzlich entstehen neue Anspruchsberechtigungen auf Studienbeihilfe.

Eine Vielzahl an Vergünstigungen (vor allem bei Verkehrsbetrieben) ist insofern an


den Bezug von Familienbeihilfe gekoppelt, als diese Vergünstigung bis zur
Vollendung des 26. Lebensjahres in Anspruch genommen werden kann.
Sollten die entsprechenden Regelungen auf die Vollendung des 24. Lebensjahres
abgeändert werden, ergäben sich für Betroffene exemplarisch für Verkehrsbetriebe
folgende jährlichen Mehrkosten:

Wien € 231,- (bei ca. 21.000 Betroffenen: knapp 5 Mio. Euro)


Innsbruck € 305,- (bei ca. 2.500 Betroffenen: gut 700.000 Euro)
Salzburg € 349,- (bei ca. 4.000 Betroffenen: rund 1,5 Mio. Euro)

Sollte auch die Möglichkeit der Mitversicherung um zwei Jahre verkürzt werden,
ergäben sich aus den Beiträgen zur freiwilligen Selbstversicherung eine jährliche
Zusatzbelastung von € 286,08.

Armutsgefährdung

Laut Studierenden-Sozialerhebung 2009 liegt der Anteil der Studierenden, die


schlecht oder sehr schlecht mit ihren finanziellen Mitteln auskommen, im Alter von 23
Jahren bei 22%, im Alter von 27 Jahren jedoch bei 37%: Hier läuft nämlich bis dato
für alle definitiv die Familienbeihilfe und meistens auch die Studienbeihilfe aus.
Das hohe Risiko (über ein Drittel!), von Armut betroffen zu sein, wird nun aller
Wahrscheinlichkeit nach bereits zwei Jahre früher eintreten.

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