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Am 24.08.2009
EINLEITUNG 3
HANDLUNG 3
Vor allem die Prämisse, dass es in jeder Geschichte um einen selbst geht, hat dazu
geführt, dass erfolgreiche Heldenreisen aus Hollywood als Vorlage für ein Storycode-
Coaching genutzt werden und weitergehend, dass eigene Leben in Form einer
Heldenreise erzählt werden kann.
Handlung2
Der Film handelt von einem Angestellten einer Automobilfirma (Edward Norton), der
sich anfangs eigentlich recht zufrieden mit seinem Leben wähnt. Dies allerdings
ändert sich mit dem Beginn einer Schlaflosigkeit und der zunehmenden Abscheu vor
seinem Beruf und seinem Leben. Er findet zunächst in Selbsthilfegruppen für
chronisch Kranke Geborgenheit und Linderung der Schlaflosigkeit – nach kurzer Zeit
wird er süchtig nach den Gruppen und besucht sie unter falschen Namen. Ein wenig
später lernt er dort auch Marla Singer (Helena Bonham Carter), eine weitere
Simulantin, kennen, die ebenfalls an mehreren Selbsthilfegruppen teilnimmt. Er fühlt
sich unbehaglich und wird wieder aus dem Gleichgewicht gebracht; wieder kann er
nicht schlafen.
Der Protagonist arbeitet für den fiktiven Autohersteller FMC als Rückrufkoordinator.
Sein Leben verändert sich, als er im Flugzeug auf Tyler Durden (Brad Pitt) – einen
dubiosen Seifenhändler – trifft. Nachdem seine Eigentumswohnung bei einer
Explosion zerstört wurde, wendet er sich an Tyler. Dieser bietet ihm einen Schlafplatz
an. Als Gegenleistung verlangt Tyler einen Gefallen von ihm und zwar, dass er Tyler
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Wikipedia zu dem Filmtitel „Fight Club“
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Komplette Handlungszusammenfassung aus Wikipedia zu dem Filmtitel „Fight Club“
Langsam werden Tylers Clubs von einem Ort für brutalen Sport zu einem
Züchtungsplatz für revolutionäre Space Monkeys, die Tyler für das „Projekt Chaos“
(Project Mayhem) rekrutiert. Dieses Projekt formiert eine strikt durchorganisierte
Armee, die sorgfältig geplante Angriffe auf die öffentliche Ordnung ausführt. Der
Protagonist beginnt allmählich die Kontrolle über das zu verlieren, bei dessen Aufbau
er selbst geholfen hat, denn Tyler plant, die Zentralen aller Kreditkartenunternehmen
in die Luft zu sprengen, um das Finanzwesen kollabieren zu lassen und jeden
Menschen noch einmal „von Null“ anfangen zu lassen. Das Projekt Chaos hat dafür
seine Leute als Hausmeister in den Zielgebäuden eingesetzt, und auch Teile der
Polizei sind unterwandert. Durch Tylers geschickte Vorarbeit gelingt es dem
Protagonisten nicht, den Plan abzuwenden.
Der Film spitzt sich zu, als der Protagonist in einer Schlüsselszene erkennt, dass
Tyler Durden, welcher versucht die Zivilisation niederzuschlagen, eine Abspaltung
seiner eigenen Persönlichkeit ist. In einem Versuch, das drohende Unheil zu
verhindern, kommt es zu einem Endkampf zwischen dem Protagonisten und seinem
anderen „Ich“ Tyler Durden, der immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Der
Protagonist schießt sich dabei selbst in den Mund, um sich und damit Tyler zu töten
und schließt damit den Kreis zur ersten Szene des Films, in der man den
Protagonisten mit einer Pistole im Mund sieht. Er überlebt verletzt; seine zweite
Persönlichkeit, Tyler Durden, verschwindet. Marla, die nichts von der
Persönlichkeitsspaltung wusste und zwischenzeitlich den Protagonisten verlassen
wollte, jedoch von Tylers „Soldaten“ zu ihm gebracht wurde, begreift nun das
Dilemma. Aus dem Fenster eines sicheren Wolkenkratzers sehen der Protagonist
und Marla den Explosionen und dem Zusammenbruch der Finanzgebäude zu.
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Überschriften I.-XII. sind aus Wikipedia zum Monomythos nach Vogler
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Minutenangaben zum Film aus http://yodahome.de/fightclub/
Hier wird deutlich, dass der Besuch der Gruppen keine Lösung des Problems ist.
Anstatt aber den Ruf anzunehmen, redet er in Minute 14:30 stattdessen mit Marla,
dass sie die Gruppe verlassen solle, damit er weiter ohne schlechtes Gewissen die
Gruppen besuchen könne und die Schlaflosigkeit wieder behoben wäre (Marla -- the
big tourist. Her lie reflected my lie.12). Marla übernimmt die Rolle der Denkfunktion,
die den Helden immer wieder eine glasklare Analyse der Situation liefert.
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Joachim Hammann, Die Heldenreise im Film
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Joachim Hammann, Die Heldenreise im Film
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Drehbuch von Tim Uhls basierend auf der Novelle von Chuck Palahnuik http://userpage.fu-
berlin.de/~mertins/fight_club.htm
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Joachim Hammann, Die Heldenreise im Film
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Drehbuch von Tim Uhls
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Joachim Hammann, Die Heldenreise im Film
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Drehbuch von Tim Uhls
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Drehbuch von Tim Uhls
IV. Ein Mentor überredet ihn daraufhin die Reise anzutreten und das
Abenteuer beginnt
In Minute 18:26 schläft er bei einem Geschäftsflug auf der Rückreise nach Hause ein
und begegnet zum ersten Mal Tyler Durden, der in dieser Szene die Rolle des
Mentors übernimmt. Der Erzähler ist fasziniert von den unorthodoxen Aussagen von
Tyler Durden. Besonders Aussagen darüber, dass Sauerstoffmasken in Flugzeugen
nur dazu dienen, die Fluggaste bei einem Absturz ruhigzustellen (TYLER: Oxygen
gets you high. In a catastrophic emergency, we're taking giant, panicked breaths...
Suddenly, we become euphoic and docile. We accept our fate.14) oder die Anleitung,
wie mittels Seife Nitroglycerin und damit Bomben hergestellt werden können,
machen ihn anscheinend interessant. Zudem kommen philosophische Aussagen, wie
z.B. dass jeder durch seine Entscheidungen definiert werde, als Tyler beim Gang zur
Toilette dem Erzähler sein Hinterteil zudreht. Dies kann schon als Hinweis darauf
gesehen werden, dass der Erzähler momentan ein zu passives Leben führt und sein
eigenes Selbst im übertragenen Sinne „nicht mal mit dem Hintern anschaut.“ Der
Erzähler findet, Tyler Durden ist die interessanteste Person, die er je auf einem Flug
getroffen hat. Tyler eröffnet ihm, dass er Seifen herstellt und vertreibt und überreicht
ihm seine Visitenkarte.
Als die beiden landen und der Erzähler nach hause möchte, muss er feststellen, dass
seine Wohnung explodiert und komplett ausgebrannt ist. Er entschließt sich nach
einer Eingebung Tyler anzurufen, obwohl er im nach hinein nicht sagen kann, warum
er es getan hat (DOORMAN: Many young people feel trapped and desperate [...]
Jack looks at the Doorman. Tyler's BUSINESS CARD falls from the Filofax. Jack
catches it. DOORMAN: If you don't know what you want, you end up with a lot you
don't. The Doorman walks away. Jack stares at Tyler's card. JACK (V.O.) If you
asked me now, I couldn't tell you why I called him.15). Die beiden trinken ein Bier
zusammen. Tyler merkt, dass der Erzähler eigentlich gerne bei ihm wohnen würde
und überredet ihn, ihn zu fragen.
Vorher soll der Erzähler jedoch als Bedingung Tyler mit der Faust ins Gesicht
schlagen, was dieser natürlich ablehnt. Doch Tyler insistiert weiter bis der Erzähler
schließlich zuschlägt (TYLER: I don't want to die without any scars. How much can
you really know about yourself if you've never been in a fight? Come on... you're the
only person I've ever asked. […] I want you to hit me as hard as you can16.) Tyler
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http://www.my-event-horizon.de/index.php?act=viewChapter&chapterID=2768
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Drehbuch von Tim Uhls
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Drehbuch von Tim Uhls
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Drehbuch von Tim Uhls
V. Der Held überschreitet die erste Schwelle, nach der es kein Zurück
mehr gibt
Im Moment des Zuschlagens in der Filmminute 30:05 erlebt der Erzähler eine sehr
emotionale Erfahrung und eine Befreiung und hat damit die erste Schwelle
überschritten. Im Moment des Kampfes wechselt Tyler Durden von der Rolle des
Mentors in die Rolle des Schwellenhüters mit dem der Erzähler im wahrsten Sinne
des Wortes kämpfen muss, um die erste Schwelle zu übertreten. Dabei gilt es zwei
Stärken des Torwächters zu integrieren. Ersten eigene Ängste vor Schmerz
überwinden und Mut beweisen, sowie mit einem Scheitern leben zu können.
Der Schmerz und die stark physische Erfahrung lassen den inneren Dialog komplett
stoppen und das hier und jetzt im Selbst erfahren. Durch den Kampf macht sich der
Erzähler die Fähigkeit die Angst zu überwinden zu eigen. Er hat so den
Schwellenhüter überwunden und das erste Tor zum Abenteuer durchschritten,
welches den Auftakt für den ‚Fightclub„ liefert. Nach dem Kampf sind Beide total
erschöpft und mit Blut übersät, aber glücklich und der Erzähler zieht in das
heruntergekommene Haus von Tyler ein.
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Drehbuch von Tim Uhls
Beim Aufbau des Fightclub trifft er einen alten Bekannten aus der Zeit in den
Selbsthilfegruppen, der vom Club begeistert ist. Erst sind alle Teilnehmer am
Fightclub als Verbündete anzusehen, die die gleiche Erfahrung des sich selbst
Spürens teilen und unterstützen. Dabei werden die Teilnehmer als Verbündete
angesehen, die jedoch nur aufgrund des Charisma von Tyler erschienen sind. So ist
der Erzähler teil einer Gemeinschaft, in der er sich allerdings nicht als aktiv führender
wahrnimmt. (JACK (V.O.) After fight club, everything else in your life gets the volume
turned down. You can deal with anything. […] JACK (V.O.) We all started seeing
things differently. Wherever we went.19)
Doch in Filmminute … wird mit einem Satz von Tyler Durden (TYLER: Self-
improvement is masturbation. Self-destruction is the answer20.) schon die
zweifelhaften Motive des Anstifters deutlich. Zwar möchte er die Teilnehmer des
Clubs aufrütteln und die Zerstörung des Ego kann als Befreiungsaktion des wahren
Selbst angesehen werden. Doch hier wird schon von der Zerstörung des Selbst
gesprochen und damit das Ziel der Systemzerstörung angedeutet.
Er klaut mit Tyler menschliches Fett zur Herstellung von Seife und Nitroglycerin.
Tyler Durden tritt dabei als Verbündeter, sowie als Feind und Gestaltwandler auf. So
verbrennt er in Filmminute 57:48 dem Erzähler chemisch die Hand, was zuerst auf
einen Gegner oder zumindest Gestaltwandler schließen lässt, dessen Motive völlig
unklar bleiben. Tyler Durden zeigt jedoch am Ende der Szene, dass auch er eine
Brandnarbe trägt, also schon am Ende der Reise steht und auch in diesem Fall als
Mentor fungiert, der die Erfahrung des Schmerzes weitergibt. (TYLER: […], but first
you have to give up. First, you have to know that someday, you are going to die.
Until you know that, you will be useless.22) Die gehört zu den Prüfungen und kleinen
Heldenreisen aus denen der Held Narben zurück behält.
Nachdem der Erzähler sich vor den Augen seines Chefs selber verprügelt, vorgibt
der Chef habe es getan und damit gedroht hat, dass er sein Wissen über die
unlauteren Machenschaften der Firma veröffentlicht, wird er als freier Berater bei
vollem Gehalt freigestellt. In diesem Moment denkt der Held, dass er den äußeren
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Drehbuch von Tim Uhls
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Drehbuch von tim Uhls
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Drehbuch von Tim Uhls
Tyler bedroht vor den schockierten Augen des Erzählers einen jungen Mann damit,
ihn zu erschießen, wenn er nicht endlich seinen Träumen folgt und sagt es wäre Teil
der Hausaufgabe des Fightclub. Dem Erzähler wird die Endlichkeit des Lebens
immer klarer. (JACK (V.O.): On a long enough time line, the survival rate for
everyone drops to zero.25)
VII. Nun dringt er bis zur tiefsten Höhle vor und trifft dabei auf den
Gegner
Der ursprüngliche Sinn des Clubs aufzuwachen, sich selbst zu finden und das eigene
Leben in die Hand zu nehmen (TYLER: You are not how much money you have in
the bank. You are not the shoes you wear. […] You are not the contents of your
wallet...JACK V.O.: He had a plan. Maybe you just didn't see it till it hit you between
the eyes. But, it started to make sense... in a Tyler sort of way. No fear. No
distractions. The ability to let that which does not matter truly slide.26) wird immer
mehr in ein stumpfes Schwarz-Weiß-Denken mit System zerstörerischen
Handlungen verwandelt. Die nun entstandene willenlose Armee steht für die
unkontrollierte Gefühlswelt des Helden. Dabei versucht er das Ziel, die Gefühle
vollständig loszulassen immer noch zu erreichen, obwohl er mit dieser
Lösungsstrategie bisher nicht weitergekommen ist.
Es geht soweit, dass der Erzähler ungläubig beobachten muss, wie Tyler Durden und
Teilnehmer des Fightclubs als Kellner den ermittelnden Polizeidirektor unbemerkt
bedrohen und so die Ermittlungen stoppen. Dabei fängt der Erzähler selbst in
Filmminute 01:29:58 an sein destruktives Selbst auszuleben, indem er in einem
Kampf einen Clubteilnehmer, der offensichtlich von Tyler gelobt und gemocht wird,
so verprügelt, dass dessen Gesicht dauerhaft zerstört wird. (JACK: I felt like
destroying something beautiful.27)
In Filmminute 01:30:55 fängt der Erzähler während einer Autofahrt an Tyler Durden
zur Rede zu stellen, warum er nicht über die zerstörerischen Projekte des Fightclub
vorher in Kenntnis gesetzt worden ist. (TYLER: You choose your level of
involvement. I won't make decisions for you.28) Da lässt Tyler das Lenkrad locker,
schnallt sich an und lenkt auf die Gegenfahrbahn rüber. Hier erlebt der der Erzähler
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Drehbuch von Tim Uhls
In diesem Moment denkt der Erzähler, er muss sterben, ist aber noch nicht bereit mit
seinen bisherigen Verhaltensmustern zu brechen und seinen Ich-Willen
aufzugeben30. Im Film Fightclub bedeutet das, dass der Erzähler den Autounfall
überlebt. Er fängt allerdings an seine Zuneigung zu Marla vorsichtig zu zeigen und
die zerstörerische Kraft des Fightclub zu sehen. Er erkennt, dass Tyler dabei ist eine
Armee willenloser, passiver nicht selbst denkender Mitläufern aufzubauen. Er trifft
also auf seinen wirklichen Gegner. Tyler ist von der Rolle des Mentors in die Rolle
des Gegners und Schattens mit den destruktiven Anteilen geschlüpft.
Ab Filmminute 01:34:48 ist Tyler verschwunden. Aber erst als ein Bekannter des
Erzählers aus der ehemaligen Selbsthilfegruppe Bob bei einem der Angriffe aufs
System von einem Polizisten erschossen wird, wird in der Geschichte ein Opfer
erbracht. Bob repräsentiert dabei die alte Strategie Loslassen zu wollen und die
Verantwortung abgeben zu wollen. Diese Strategie führt aber nicht zu der Lösung
und deshalb muss sie geopfert werden.
Er erkennt dass Tylers Idee einer neuen Welt durch wahllose Zerstörung des alten
Systems keine Lösung ist. (JACK (V.O.): Under and behind and inside everything I
took for granted, something horrible had been growing. 31) Der Erzähler beginnt Tyler
zu suchen, um ihn und das ganze Projekt zu stoppen. Der Erzähler muss dabei
feststellen, dass die Clubmitglieder in Wahrheit keine Verbündeten, sondern Gegner
sind, die den ursprünglichen Sinn des Clubs nicht verstehen und pervertieren.
In Filmminute 01:44:17 erfährt der Erzähler von einem Clubmitglied, dass er und
Tyler Durden ein und dieselbe Person sind. (WOUNDED BARTENDER: You're the
one who did this to me. You're Mr. Durden, sir. Tyler Durden.32) Daraufhin fragt der
Erzähler Marla, ob sie miteinander geschlafen haben und spricht über Tyler. Er
erkennt endlich, dass Tyler eine Figur seines Verstandes ist und er verantwortlich für
die illegalen Projekte des Fightclub ist. Er sieht jetzt, dass er der Anführer ist.
(TYLER: People think that you're me, because you and I happen to share the same
body.) Damit ist auch die Erinnerungsfunktion des Helden wieder geheilt und er sieht
auch die Erinnerung wieder in dem richtigen Licht.
Dem Erzähler wird sein Verhältnis zu Marla klar und versucht sie zu schützen, indem
er sie wegschickt und aufklärt. In diesem Moment gelingt es dem Helden sein bisher
unangemessenes Verhalten zu erkennen und mitten im Geschehen abzuschalten. Er
erkennt, dass er andere mit seinem Verhalten verletzen kann und lernt sein
Verhalten zu sehen und zu ändern. Die führt dann letzten Endes zu einer wirklichen
Änderung in Richtung Durchstoßen des Ich-Panzer in Richtung Herz33. Ab
Filmminute 01:53:12 als der Erzähler Hilfe von Außen holen will und Detective Stern
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Drehbuch von Tim Uhls
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Joachim Hammann, Die Heldenreise im Film
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Drehbuch von Tim Uhls
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Joachim Hammann, Die Heldenreise im Film
Als die Bomben nicht nach Zeitplan explodieren, zieht Tyler Durden entnervt die
Pistole aus dem Mund des Erzählers und gibt per Walky Talky Anweisungen für Plan
B mit neuen Explosionen. Der Erzähler ist sich wiederum im Klaren, dass er das alles
selbst tut und fragt sich verzweifelt, warum er das nicht stoppen kann. (JACK: Why
can't I get rid of you? Why can't I just wish you away?35). Der Erzähler weiß jetzt,
dass er dankbar dafür ist, dass Tyler ihm geholfen hat, aber er ihn nicht mehr
braucht.
In dem Moment bekommt Tyler Angst und versucht es auf die verständnisvolle Art.
Er versucht den Erzähler wieder auf seine Seite zu bekommen. Er bietet ihm an
Zusammenzuarbeiten (TYLER: I can see you feel very strongly. I feel strongly too.
(pause) Hey, you and me.(pause) Friends again?36) und droht aber dann auch damit,
dass der Held ohne ihn wieder da sein wird, wo er am Anfang der Geschichte war.
Doch der Erzähler ist sich jetzt sicher, dass er auch ohne Tyler weiter
handlungsfähig, liebesfähig und selbstbewusst bleibt. In diesem Moment wird dem
Helden klar, dass er nicht nur ab und zu etwas falsch gemacht, ein Charakterdefizit
oder Problem hat, sondern, dass er das Problem ist37. Ihm wird klar, dass er Tyler
nur los wird indem er sich und im übertragenen Sinne sein Ego tötet.
Deshalb legt er in Filmminute 02:04:37 sich selbst die Waffe in den Mund, feuert und
tötet damit Tyler. Hier war der Held nun bereit den wirklichen Tod und im
übertragenen Sinne den Ich-Tod zu sterben. Er ist bereit seinen angstgetriebenen
Ich-Willen aufzugeben, einen Bruch mit seinen bisherigen Denkmustern zu
vollziehen, das bisher abgewertete Leben emotional als sorgsam und liebevoll
anzunehmen und die Zeit aufzulösen und an den Anfang der Schöpfung zu reisen
und sie aktiv und passiv mitzugestalten. Er lässt sich von der göttlichen Seele führen
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Drehbuch von Tim Uhls
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Drehbuch von Tim Uhls
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Drehbuch von Tim Uhls
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Joachim Hammann, Die Heldenreise im Film
Auf den höheren logischen Ebenen werden meiner Meinung nach in dem Film drei
Transformationen begangen. Auf der unteren logischen Ebene der Fähigkeiten wird
die Fähigkeit des Handelns integriert der Held erkennt, dass er sein Leben selbst
durch Handeln gestalten kann und so die Zukunft in der Hand hat. Das ist der
Entwicklungsschritt des Erkenntnistypen, der sich ansonsten als Fremdbestimmt
ansieht und nicht in der Lage ist sein eigenes Leben durch eigenes Handeln in die
Hand zu nehmen aus Angst vor dem Scheitern. Hier wird auch die höhere logische
Ebene fünf und sechs mit angesprochen, wenn der Erkenntnistyp in Handeln kommt,
wechselt seine Selbstwahrnehmung vom Ausgelieferten zum Selbstgestaltenden und
er wechselt die Zugehörigkeit zu Manager, der auch ein Scheitern seines Handelns
in Kauf nimmt, denn ohne das Handeln, wäre er schon gescheitert.
Außerdem findet eine Transformation statt, in der der Held erkennt, das der Kampf
gegen äußere Widerstände und Unwegbarkeiten, im Grunde nur ein Kampf gegen
sich selbst ist und das Leiden, dass daraus resultiert selbst gemacht ist. Der Held
erkennt, dass egal welche Äußeren Umstände das Leben bringt, nicht dafür
ausschlagegebend sind, ob er glücklich im Leben ist oder nicht. Er muss erkennen,
dass der Gegenspieler Tyler Durden er selbst ist und der vermeintliche Kampf gegen
Äußere Umstände nur ein Kampf gegen und mit sich selbst ist. Dabei lernt er, dass
der Umgang mit den äußeren Ereignissen und nicht die Ereignisse selbst über Glück
oder Unglück bestimmen. Nicht die Ereignisse sondern der emotionale Umgang
damit bestimmen wie die Außenwelt wahrgenommen wird und ob er Protagonist
leiden muss. Der Erzähler begreift, dass er in jeder Sekunde seines Lebens den
Umgang mit seinen Emotionen selbst bestimmt. Die Verantwortung für das eigene
Leben wird in die Hand genommen und auf der logischen Ebene des Selbstbildes
und der Zugehörigkeit wandert der Held von der passiven zur aktiven Persönlichkeit.
Auf der höheren logischen Ebene fünf des Selbstbildes wird außerdem noch eine
elementare Veränderung vollzogen. Der Held integriert ausgelagerte als von sich
abgespaltene unangenehme wahrgenommen Persönlichkeitselemente. Er erkennt,
dass jeder Persönlichkeitsanteil gute und schlechte Eigenschaften und Folgen haben
kann, und dass nur als schlecht wahrgenommene Anteile auch gute Seiten haben.
Aber vor allen Dingen begreift er dass auch die schlechten Anteile wie Ying und
Yang in der Dualität zu seiner Persönlichkeit gehören. Er wird dadurch zum Held,
dass er alle seine Anteile, auch die vermeintlich Schlechten, annimmt und nicht auf
Andere projiziert. Er nimmt sich voll und ganz an und entwickelt seine
Betrachtungsweise von der Welt von einer Schwarz-Weiß-Sicht zu einer
differenzierten Sicht.
Die Schüsselszene in der Transformation ist der Punkt als die Waffe aus der Hand
von Tyler Durden in die Hand des Erzählers wechselt. Hier beginnt die Veränderung.
Dder Erzähler gibt das Ziel, Gefühle loszulassen und Verantwortung abzugeben, auf.
Er übernimmt in diesem Moment zum ersten Mal die volle Kontrolle über sein Leben,
Handeln und seine Gefühle.
IX. Der Held wird belohnt, indem er z.B. den Schatz oder das Elixier
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Joachim Hammann, Die Heldenreise im Film
Hier endet der Film und der Heimweg und die Auferstehung des Helden werden also
in dieser Geschichte nicht mehr zu Ende erzählt. Das kann als Zuschauer nur
vermutet werden.
Er möchte seine Schlaflosigkeit loswerden und nicht wie schlafwandeln sein Leben
leben. Durch das Loslassen der Gefühle und Abgabe der Kontrolle über eigene
Gefühle und das eigene Handeln versucht der Held wieder seinen Schlaf zu
bekommen. Das Ziel ist also die Kontrolle abzugeben und Loszulassen.
Dadurch, dass der Held keine Kontrolle und keine Verantwortung übernimmt, laufen
die Dinge immer mehr aus dem Ruder. Der Held muss zusehen, dass sich die
Zustände immer weiter zum Negativen verändern. Indem er die Kontrolle abgibt wird
die Schlaflosigkeit nicht nur schlimmer, sondern der Held wird immer mehr zum
Spielball der äußeren Umstände und finde keine Ruhe.
Der Held beginnt nach der Transformation die volle Kontrolle über seine Gefühle,
sein Handeln und sein Leben zu übernehmen. Dadurch übernimmt er aktiv die
Verantwortung für sein Leben und nimmt sein Leben in die Hand. Er überlässt die
Kontrolle nicht mehr anderen oder den äußeren Umständen.
31:07 Einwurf: Ein paar Worte zu Tyler Durden, Erklärung für die
Kinoprojektor kleinen Einblendungen
am Anfang
48:57 Die ganze Nacht wachhalten, „Marla ist nicht „Du darfst mit ihr nicht
mein Typ“, Marla und Tyler über mich sprechen.“
51:44 Im Büro, die Verwandlung, man gibt alles auf
57:48 Seife machen, chemische Verbrennung, Marla „Es war traumhaft. Wir
in der Eishöhle, Verkauf der Seife verkauften reichen
Weibern ihre eigenen
fetten Ärsche zurück.“
01:16:30 Menschenopfer
01:41:30 Die Suche nach Tyler Durden (Flugzeuge), „Überall wo ich hinging
Immer einen Schritt hinter Tyler, „Sie sind Mr. kam es mir vor als sei
Durden ich schon dahewesen.
Es war als würde ich
einen Unsichtbaren
verfolgen. “
02:08:12 Abspann