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die stadt ist tot. es lebe die stadt.

vortrag aus den urban studies für zehnhocheins - der münchner science slam

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::: falko blumenthal, hochschule für politik
::: zehnhocheins, einundzwanzigster januar zweitausendelf
stadt:

konkret leute leben in ihr; arbeiten, wohnen, spaß haben, sich kennen lernen, protestieren, an ihr verzweifeln

sozial beziehungen finden im raum statt; kommunikation, macht, zugang, selbst- und fremdversicherung

=> aristotelische anthropologie des zoon politikon; der mensch als städtisches lebewesen

aber

abstrakt sogenannte kreative und ihre gilden weben im wettstreit mit der wissenschaft die stadt in ihr arkanes
vokabular ein. die stadt und die auseinandersetzung um und für die stadt findet zwischen den
ökonomischen und kulturellen eliten statt.

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die stadt ist tot.

± 1975

sozial die funktionale logik des industriellen zeitalters lässt die fordistische stadt entstehen.
die bürgerliche suburbanisierung lassen die kernstädte veröden. raumbezogene beziehungen und
identitäten werden von gesellschaftlicher klasse, später konsumentenstatus überlagert

kulturell die soziokulturelle nivellierung der gesellschaft führt auch zum absterben der städtischen milieus.
die autoorientierte und nach lebensbereichen segmentierte stadt schwächt urbanität und den
charakter der europäischen stadt ab.

ökonomisch der industrielle kapitalismus bedarf der stadt als infrastruktur und verdichteter raum für die geld-,
güter- und arbeitsmärkte. produktion und konsumption finden jedoch international verteilt statt.

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die stadt ist tot?

± 2005

sozial die informationalisierung aller lebensbereiche emanzipiert die beziehungen von ihrer räumlichen
dimension. identitäten und lebensentwürfe orientieren sich an den medien und ortsungebundenen
peer und status groups.

kulturell der homogenisierende einfluss der klassischen massenmedien einerseits und die
partikularisierende wirkung des internets andererseits führen zu einer globalisierten konsumkultur.

ökonomisch die von der informations- und kommunikationstechnologie ausgehende revolution von produktion,
konsumption und organisation verlagert die märkte in den virtuellen raum.

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beobachtung

±2005 münchen

... wächst bevölkerung, arbeitsplätze, reichtum, diversifikation, grünflächen

... durch steigender anteil der kreativen und wissensintensiven branchen an der beschäftigung (32,1%)
und am umsatzanteil (22,1%) im stadtgebiet.
in der region sind etwa 1,07 mio. “kreative wissensarbeiter” beschäftigt.

... weil? die 3t des richard florida: technologie - talente - toleranz


gutes klima für wissens- und kreative arbeit bedingt die anwesenheit von kapital, bildung,
forschung, innovationsanregende umwelt, bunte und interessante stadtgesellschaft.

=> die stadt ist wie im industriellen auch im informationellen kapitalismus den systemischen
schubkräften ausgesetzt. doch wo der fordismus die stadt zerstörte (dreiteilung, autostadt), verlangt
das informationszeitalter nach imagineering der urbanen quartiere der marktfähigen:

die stadt ist für die marktfähigen produzenten und konsumenten ein austauschbarer aspekt ihres
lebens. lebensqualität, und damit urbanität, werden für die unternehmerische stadt investitionsgut.

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es lebe die stadt!

die soziologie
hier manuel castells, entwickelt das netzwerk als paradigma des gesellschaftlichen
kurz und unbegründet: die informationalisierung führt nicht zu einem homogenen schachbrett der akteure, sondern
zu verzweigten netzwerken, die auf dem fluss von resourcen, informationen usw. basieren.

der “space of places” wird durch den “space of flows” ersetzt.

empirisch
sind städte/metropolregionen die zentren/knotenpunkte, an denen lebensentwürfe, technische und organisato-
rische innovationen, kulturelle ausdrucksformen sowie widerstand angeregt und zur blüte gebracht werden.

konkret
wir bedürfen des anschlusses an den fluss. unsere ideen, innovationen und unser spaß am leben benötigen den
zugang zu denen der anderen.
die stadt kann die zufallsbekanntschaften, bierideen, den austausch genauso wie zugang zu physischer wie
sozialer sicherheit bieten.

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aussagen

eine pragmatische neuorientierung der gesellschaft am städtischen wird sichtbar.

die unternehmerische stadt richtet sich auf eine gentrifizierte urbanität aus.

konflikte und widerstand orientieren sich an der stadt als anlass und austragungsort.

=> es lebe die stadt

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literatur

castells, m., the information age, vol. 1: the rise of the network society, 2nd ed., malden / oxford 2010

castells, m., towards a sociology of the network society, in: contemporary sociology, vol. 29, no. 5, s. 693-699

florida, r., cities and the creative class, new york / london 2005

harvey, d., from managerialism to entrepreneurialism, in: geografiska annaler vol. 71(1) b 1989, s. 3-17

landry, c., the creative city. a toolkit for urban innovators, 2nd ed., london / sterling 2009

lh münchen (hg.), münchen - standortfaktor kreativität, referat für arbeit und wirtschaft heft 217, september 2007

lh münchen (hg.), münchen - stadt des wissens, referat für arbeit und wirtschaft heft 186, oktober 2005

ottmann, h., geschichte des politischen denkens, bd. 1/2: die griechen, stuttgart 2001

stalder, f., manuel castells. the theory of the network society, malden / cambridge 2006

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ich danke fürs zuhören

mein aktuelles projekt:


herausforderungen für die metropolentwicklung durch telearbeit.
eine diskussion der stadt- und regionalentwicklung bezüglich der bedingungen ortsunabhängiger
arbeitsorganisation in münchen

diplomarbeit an der hochschule für politik münchen


betreut von helge rossen-stadtfeld, professor für öffentliches recht an der universität der bundeswehr münchen

kontakt:
falko blumenthal
blumenthal@nordicbaltic.de
deepeurope.blogspot.com

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