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-Verve den leeren Volksbühnen-Raum mit dottergelbem Großvorhang (Bühne: Bert

Neumann), in den immer wieder 80er-Jahre-Hits hineinschallen, stets zu füllen.


Zwischendurch stimmt er Lieder zur Gitarre an und fordert zum Mitsingen auf, ebenso wie
zum Mitklatschen, Mit-Arm-Schwingen, Mitstöhnen. Was ziemlich komisch ist. Allerdings
kann es auch passieren, dass Hinrichs einem die elektrische Zahnbürste ins Gesicht hält... –
Interaktivität at its worst.

Nachdem er mehrere Jahre, bis 2005, an Castorfs Volksbühne engagiert war und dabei auch
in Pollesch-Stücken spielte, fiel Fabian Hinrichs in den letzten Jahren im Theater vor allem
als Protagonist in Laurent Chétouanes eigenwilligen Körper-Sprech-Performances auf. In
dessen Regie war er ein Solo-Hamlet, war Büchners Lenz, Hölderlins Empedokles und – auch
das – Goethes Iphigenie.

Diesmal ist Platz für eigene Notizen

Jetzt wirft er Iphigenie-Reclam-Heftchen ins Publikum, während er jene berühmten Zeilen


deklamiert: "das Land der Griechen mit der Seele suchend". Hinrichs streckt die Beine zum
Riesenschritt und klagt im hohen Ton, vollführt typische Chétouane-Gestik. Denselben Ton
mit derselben artifiziellen Betonung legt er jedoch auch für die Pollesch-Sätze an. Und wenn
er davon spricht, dass wir nichts sind "als Erfahrungen der Körper", dann umgestet er seine
nackten Glieder auf Chétouane'sche Weise, reibt an der eigenen Haut, streicht über Bauch und
Beine. Hinrichs steht insofern mit seiner ganzen Schauspieler-Biographie auf der Bühne, und
Pollesch lässt diesmal auch die spezifische Spielweise des Schauspielers mit in sein Theater
hinein – was einen ungewohnten Kontrast ergibt, ein reizvolles Experiment.

Vielleicht lässt gerade diese Sprechweise, die nicht mehr atemlos und immer an der Grenze
zur Hysterie von einem Gedanken zum nächsten springt, dem Zuschauer mehr Gelegenheit,
selbst mit Fragen dazwischenzukommen? Zum Beispiel danach, ob Pollesch der interpassive
Ansatz inklusive Dosengelächter tatsächlich zum bejahenswerten Modell gereicht? Und wo
das abgelehnte interaktive Theater, diese "widerliche Kunstform der Geselligkeit", in
schrecklichster Reinform eigentlich stattfindet? Sind das Spitzen gegen den Authentizitätskult
um Jürgen Goschs Tschechow-Arbeiten, wenn es heißt "Nicht dieses russische Gebräu am
Samowar, der auch nur innen warm macht. Das ist gar nichts, da drinnen"? Oder zielt
Pollesch mit seiner Interaktivitätskritik vornehmlich auf den medialen
Verblödungszusammenhang um Bohlen und Co.?

Wie füllt man ihn?

Früher schrieen die Pollesch-Performer in Hochgeschwindigkeit von ihren Sitzsäcken aus als
Heidi-Hoh-Kollektiv gegen "die Interessen der Firma" an. Dann begannen sie hochkomisch
übers Boulevard-Glatteis zu slapsticken. Und jetzt? Was ist das für ein Theater? Schwer zu
sagen, möglicherweise ist es weder interaktiv noch interpassiv. Fürs erste hat man jedenfalls
Lust, darüber nachzudenken.

Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!


von René Pollesch
Regie: René Pollesch, Bühne und Kostüme: Bert Neumann, Dramaturgie: Aenne Quiñones.
Mit: Fabian Hinrichs.
Kommentare (259)

1. Der neue Pollesch: Chetouane meets Pollesch

chetouane meets pollesch!


leo , 14. Januar 2010 - 08:07 Uhr

2. Der neue Pollesch: Jochen Distelmeyer war da!

Und: the original Jochen Distelmeyer war im Publikum! Rote Hose, pinker Schal! Das genügt
als Beweis, dass an diesem Abend gigantisches Theater stattgefunden hat.
J. Jünger , 14. Januar 2010 - 08:35 Uhr

3. Der neue Pollesch: Triumvirat der Großkunst

Ich würde sogar sagen: Es bildete sich ein Triumvirat der Großkunst. Vor Stückbeginn ging
Hinrichs (im Karohemd) durchs Publikum, begrüßte Distelmeyer und herzte gleich
anschließend auch Christoph Schlingensief, der eine Reihe weiter saß. An diese
Dreierverbindung müsste man mal ein Kabel anschließen - die Energie könnte sicher
mindestens 250 Millionen Hirne ein Jahr lang warm halten!
Peter André Älter , 14. Januar 2010 - 08:42 Uhr

4. Der neue Pollesch: triumphal!

Ein triumphaler Abend ! Hinrichs/Chétouane befreien Pollesch aus der Boulevard-Zwinge.


Stimmt , 14. Januar 2010 - 10:05 Uhr

5. Der neue Pollesch: Theorie falsch verstanden

leider hat pollesch die interpassivitätstheorie komplett falsch verstanden, eigentlich


erstaunlich, da er mittels medienaufrüstung seit jahr und tag interpassives theater betreibt.
wenn der schauspieler mit dem zuschauer weggeht, ist das übrigens interaktiv, aber egal. dass
es keine seele und keine liebe gibt, nun ja, eine binse ist eine binse ist eine binse. fehlt nur
noch der übermensch. vielleicht weiss pollesch aber was nach dem tod passiert ? genug jünger
hat er ja schon.
TRIUMPH !!! , 14. Januar 2010 - 11:00 Uhr

6. Der neue Pollesch: Titel des Jahres

ich stimme der nachtkritik in vollem umfang zu. bis auf in einem punkt. der titel des jahres
2009 war definitiv "Wenn die Schauspieler mal einen freien Abend haben wollen, übernimmt
Hedley Lamarr"
groß , 14. Januar 2010 - 11:50 Uhr

7. Der neue Pollesch: Auf Aussagenebene nicht zu fassen

@ 5. der schauspieler geht ja mit ihrer abendbegleitung fort. insofern ist das tatsächlich
interpassiv (sie treten ihre lust an der abendgestaltung an ihn ab).
aber vielleicht geht es pollesch ja eher um die zersetzung der klaren unterscheidung von
interaktiv (ich muss teilnehmen) und interpassiv (ich deligiere) - um ein drittes zu denken?
jedenfalls ist das interaktive spiel von hinrichs bei gleichzeitiger permanenter betonung, dass
das interaktive abzulehnen sei, doch ein deutliches zeichen dafür, dass man diesen abend über
die aussagenebe allein nicht zu fassen kriegt.
ein versuch , 14. Januar 2010 - 12:03 Uhr

8. Der neue Pollesch: zu Distelmeyer

jochen d. ist auch nur einer mit gitarre, der mal ins theater geht, vielleicht fand der das gar
nicht gut, was da über die seele gesagt wurde? könnte sein, muss nicht. quatsch triumvirat der
großkunst, triumvirat der großkunst ist es, weil es in der volksbühne stattgefunden hat und es
funktioniert!!
eine unbekannte aus dem publikum , 14. Januar 2010 - 12:09 Uhr

9. Der neue Pollesch: Immer diese Naserümpferei

Man wird sich ja wohl auch mal auf ein Kunstwerk oder einen Künstler ein- und sich in der
Folge durchaus auch mal begeistern lassen dürfen. Immer diese Naserümpferei! Ihr armen
Stacheligel!
Herz ist Triumpf , 14. Januar 2010 - 12:10 Uhr

10. Der neue Pollesch: körperliche Aktivität delegieren

noch ein Versuch: Fabian Hinrichs demonstriert doch immer wieder, dass es im Theater nicht
um Interaktivität gehen kann. Zum Beispiel fordert er zum Mitsingen "und alle!" auf, er zeigt
den Zuschauern über die Geste des "heranwinkens" oder "lockens", dass sie die Bühne
betreten sollen. Aber keiner traut sich, keiner macht mit. Die Zuschauer delegieren ihre
körperliche Aktivität, ihre körperliche Teilnahme an den Schauspieler. Sie partizipieren über
den Geist bzw. über die Imagination, wir sind hier nicht beim mechanisch-rhythmischen
Mitklatschen im Musikantenstadl. Und wir können uns auch nur über Geist und Sprache
kommunikativ über den pluralistischen Sinn dieser Aufführung auseinandersetzen. Mich hat
das neben anderen sofort an Jacques Rancière erinnert, der da sagt, das Theater eröffne
traditionell eine Dramaturgie der Schuld: der Zuschauer werde passiv gemacht und müsse
über die Aufführung zu kollektiver (politischer) Aktivität bewegt werden. Und dass das eben
ausbleibt, dass das Theater nicht zwangsläufig eine Befreiung oder politische Revolution
auslöst, das ist zwar traurig, entspricht aber den Tatsachen im Hier und Jetzt. Eine
Theateraufführung kann die Geschichte nicht wieder-holen, sie kann aber über die Sprache
auf das Verweisen, was sich entzogen hat: das Religiöse und das Politische. Aber vielleicht ist
das ja gerade das, was uns beruhigt, dieses Entzogene, weil es uns das Denken ausserhalb
totalisierende Sinnsysteme erlaubt. Und dann kann ich vielleicht individuell wieder dran
glauben und/oder das leben, diese Liebe leben, ohne dabei dieser großen Erzählung von "der
Liebe" zu folgen. Eine Gemeinschaft kann ja immer nur über ihre Ent-Werkung, das heisst
über ihr immer wieder neu hergestelltes Mit-Sein hervorgebracht werden. Es geht um das
nackte Vertrauen, welches immer auch verspielt (siehe Krise des virtuellen
Finanzkapitalismus) werden kann. "Schau mir in die Augen, gesellschaftlicher
Verblendungszusammenhang!", das verweist ja vielleicht auch nur darauf, dass wir ganz ohne
Verblendung auch nicht leben können, weil wir eben keine Kakerlaken oder Hunde sind. Und
dass wir das Theater vielleicht genau deswegen brauchen, um zum Beispiel über diesen
Begriff der "Verblendung" immer wieder neu nach-denken zu können. Sonst wäre diese Rede
von der Verblendung ja auch wieder nur ideologisch. So. Und jetzt gehen wir nicht nach
Hause, sondern holen uns noch Wein, Bier und Schokolade und fragen uns, ob eine weisse
männliche Hete, das ist ein Lude wie du, für beispielsweise die Erfahrungen einer weissen
weiblichen Hete sprechen kann, die er als "Nutte wie du" be-zeichnet.
Rosa L. , 14. Januar 2010 - 15:14 Uhr
11. Der neue Pollesch: menschenfeindlichster Ort

Theater ist der menschenfeindlichste Ort den ich kenne! Volksbühne mit Schlingensief und
Distelmeyer hin oder her, dass spielt doch keine Rolle ob die da sitzen oder nicht.
Vaterunser , 14. Januar 2010 - 21:05 Uhr

12. Der neue Pollesch: ein punktgenauer, hinreißender Text

liebe frau peter,


was für ein hinreißender text, der das polleschige so punktgenau zusammenfasst, die
verschiebungen überzeugend markiert und der lust und vorfreude kitzelt, so dass man sofort
in den zug nach berlin steigen möchte. moskau ist jetzt in berlin! vielen dank! paul gast
paul gast , 15. Januar 2010 - 09:58 Uhr

13. Der neue Pollesch: cleverer Kommentator

@ paul gast: Ja. Genau. Vor Berlin wird nicht die Notbremse gezogen. Da rasen wir voll rein
in den Crashtest! Und Sie sind ein verdammt cleverer Kommentator. Sag ich jetzt mal so.
Einfach clever. So clever wie Pollesch. Aber das wissen Sie selber am besten. Sie beide.
Rosa L. , 15. Januar 2010 - 12:35 Uhr

14. Der neue Pollesch: im Grunde konservativ

und noch ein versuch: das theater per se ist interpassiv. denken, fühlen, lachen, weinen wird
seit aristoteles delegiert. pfaller, aber auch zizek, verweisen auf das bürgerliche theater, auch
auf klagefrauen, lacan beschreibt den griechischen chor als delegiertes wissen/ahnen/leiden.
nur selten wird theater als gesamgesellschaflicher raum gesehen, wo masse publikum auf
masse chor trifft (schleef, lösch ?) und dabei weder interpassives noch interaktives theater
passiert. der denkfehler ist, wenn ein schauspieler, die zuschauer zum mitklatschen auffordert
sei das interaktiv, dabei macht er das publikum nur wiederum passiv. wenn der zuschauer den
schauspieler zum singen, klatschen etc. bringen würde, das wäre interaktiv, solche formen
gibt es zB. im impro theater. pollesch perpetuiert so aber nur die form der konservativen 4.
wand, sein theater ist ja seit je neoliberaler interpassiver tradition verhaftet, denken wird
delegiert, dem zuschauer wird ein denksimulacrum vorgeführt, ein surrogat, der zuschauer
muss selbst nicht denken und geniesst die delegierte theorie, statt lachkonserven eben
diskurkonserven. seltsam auch dafür pfaller zu bemühen, der eben asketisches leben und
erleben als neoliberal einordnet, dieses asketische vernünftige leben, das es ja auch bei
polleschs theater gibt (kein sex, keine nacktheit, keine gefühle,keine liebe, keine trauer, keine
einfühlung auf der bühne) scheint progressiv, verrichtet aber nur die disziplinierungsarbeiten
des neoliberalismus und ist, paradox genug, eigentlich konservativ.
Diskursiver Versuch Teil 3 , 15. Januar 2010 - 12:51 Uhr

15. Der neue Pollesch: die Selbstgefälligkeit der Bescheidwisser

@ 14.: Sie müssen nicht selbst denken? Aber ich muss selbst denken, weil ich das einfach
nicht verstehe! Der hat eine ganz anders geformte Walnuß als ich. Und ich will jetzt aber
wissen, wovon der da eigentlich fantasmasiert! Oder wovon diese Pappfigur Fabian Hinrichs
da eigentlich spricht. Was für eine widerliche Kunstform der Geselligkeit. Die glaubt, einen
Sinn zu teilen! Wenn ich die Drecksarbeit immer nur an die Anderen delegiere und meine
Leistung darauf beschränke, ein moralisch schlechtes Gewissen zu haben, dann muss ich
natürlich nicht denken. Nein. Dann besteht meine eigenständige Leistung darin, brav den
Konsens zu bestätigen, dass die Welt nunmal schlecht und/oder nicht fair sei - und gut is.
Diese Selbstgefälligkeit der immer schon Bescheidwisser verkürzt den Denkprozess auf die
Form des katholischen Ablasshandels. Ich zahle für die Theaterkarte. Und du vergibts mir
meine Sünden. Ich werde mich und andere verlorene Seelen retten, indem ich mir von nun an
die eigene körperliche Lust versage und nur noch zuschaue. Porno. Geh doch ins
Kulturbordell! Ja. genau. Der Neoliberalismus ist asketisch vernünftig. Und deswegen fordert
der Sie hier auch ständig zum Exzess auf. Genießen Sie gefälligst, aber nur im Theater, wo
Sie das alles delegieren können: Sex, Nacktheit, Gefühle, Liebe, Trauer. Diese widerliche
Latte des konsumistischen Manifests. Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz muss schließlich
bedient werden. Der Kunde ist König.
Rosa L. , 16. Januar 2010 - 01:47 Uhr

16. Der neue Pollesch: Sonderforschungsbereich 447

Liebe Nr. 14, liebe Nr. 15,


was ist das hier, Ihr insgeheimer Wettbewerb um den verquasteten Scheiß, der je auf
nachtkritik geschrieben wurde??? Hat der Sonderforschungsbereich 447 - Kulturen des
Performativen wieder freies Wochenende, oder was ist da los? Den Promifaktor-Verdacht als
Qualitätsmerkmal des Abends muß sich Frau Peters nachtkritik schon gefallen lassen, der ist
ziemlich pubertär. Dass daraus aber solche Kommentare erwachsen, zeigt nur, welche
Interpretationswucherungen noch der bescheidenste Premierenabend zuläßt.
Sarah Z. , 16. Januar 2010 - 09:37 Uhr

17. Der neue Pollesch: Qualitätsmerkmal Promifaktor?

Wieso muss sich Frau Peters Nachtkritik den Promi-Faktor-Verdacht als Qualitätsmerkamal
gefallen lassen?
@16 , 16. Januar 2010 - 14:37 Uhr

18. Der neue Pollesch: auch ohne die Stars denken

@ Sarah Z.: Warum nehmen Sie denn jetzt an, dass Nr. 14 und ich hier einen Sinn teilen
würden? Das ist ja widerlich. Ich kann ja immer nur für mich sprechen. Das ist angewandte
Wissenschaft. Mein Geist macht meinem Körper immer was vor. Und dann kommt mein
Körper diesen virtuellen Finanzkapitalgeschäften immer nicht nach.
Aber was meinen Sie denn jetzt eigentlich mit dem Promifaktorverdacht als Qualitätsmerkmal
des Abends? Ist doch nichts Neues, dass da in jeder Premiere immer irgendwelche Promis
sitzen. Ich kann auch ohne die denken. Jeder kann das. Ohne die Stars denken, die uns, dem
spektakulären Starsystem nach, immer nur diese eine Marktgesetzversion des Lebens
vormachen sollen. Und ausserdem: Anne Peter schreibt doch gar nicht über die Promis.
Nach Felix Ensslin ist das Theater nicht nur dazu da, das imaginäre Symbolische zu öffnen,
welches die kapitalistischen sozialen Formen erlauben [das heisst, diesen Befehl des
"Genieße!" zu befolgen und damit die Regeln des Systems wiedereinzusetzen]. Zitat:
"Dadurch ist die Kunst utopisch, nicht nur durch die Einschreibung einer noch ausstehenden
Zukunft, sondern indem sie das radikal öffnet, was in all seinen täglich zugänglichen
Optionen und normalistischen Wahlmöglichkeit, grundlegend verschlossen ist: den Raum
'Zwischen zwei Toden', aus dem heraus jeder Widerstand, jede Schöpfung, jede neue
symbolische Form hervortreten muss." (Felix Ensslin, Zwischen zwei Toden: Vom Spiegel
zur Wiederholung)
Um das einfacher zu beschreiben: Fabian Hinrichs verschwindet immer mal wieder hinter
dem gerafften gelben Vorhang als symbolische vierte Wand. Und dann ist da eine Leere, und
ich frage mich: Wie gehts denn jetzt weiter? Ja, ich bin da vielleicht wie das Kind, welches
den Kasper wiedersehen will. Aber im Erwachsenentheater rufen wir den Kasper nicht mehr
zurück. Wir warten. Und wenn er dann nicht wiederkommt? Dann müssen wir eben selbst ran.
So funktioniert die Wieder-Holung in der Differenz.
Rosa L. , 16. Januar 2010 - 15:15 Uhr

19. Der neue Pollesch: begründungsfreies Meinen

ich fands langweilig


karl arsch , 17. Januar 2010 - 00:05 Uhr

20. Der neue Pollesch: wirklich großartig

Und ich fands großartig. Wirklich großartig.


S. , 17. Januar 2010 - 15:03 Uhr

21. Der neue Pollesch: hervorbringen und hervorgebracht werden

@ karl arsch: Ich hab mal irgendwo gelesen, dass Langeweile immer auch etwas über den
Sich-Langweilenden aussagt. Ja. Niemand sollte im melancholischen oder sogar
masochistischen Modus steckenbleiben. Niemand sollte sich von der symbolischen Ordnung
disziplinieren und kontrollieren lassen, die den Raum ausmacht, in dem wir uns zugleich
hervorbringen und hervorgebracht werden. Statt dich also immer wieder als derselbe (der
arsch?) innerhalb dieses Raums zu wiederholen, solltest du dich lieber mal wieder neu
produzieren. Also diese Papp-Anziehpuppen für Kinder. Bloß, dass dein Körper nicht aus
Pappe ist. Also vergiss den nicht beim Markieren.
Rosa L. , 18. Januar 2010 - 01:09 Uhr

22. Der neue Pollesch: peinliche Zuschauerzurechtweisung

Ach, hier darf eine wirklich nicht lesen, wie schlecht ist das denn… Furchtbar eingebildet und
dumm, da sehe ich einen interessanten Theaterabend und lese hier nur die peinlichsten, weil
überheblich und geistlosen, selbstgefälligen Zuschauerzurechtweisungen zu so einem Abend -
seid wann muss denn derart ekelhaft der Zuschauer nacherzogen werden - nichts wie weg aus
diesem Portal!
Michaela Koromp , 18. Januar 2010 - 09:55 Uhr

23. Der neue Pollesch: Was ist verkehrt am offenen Forum?

@22. Jetzt hört's aber mal auf. Läuft hier gerade eine Kampagne gegen das offene Forum von
Nachtkritik, oder was ist da los?
In diesem Forum gibt es: Freude über den Pollesch-Abend (und seine Gäste), Freude über die
Kritik von Frau Peter, vereinzelte Gelangweilte, zwei Gegenthesen zu Pollesch
Interpassivitätsdiskurs sowie weitere vier "Versuche" zur Deutung dieser Pollesch-Arbeit.
Was, um Himmels Willen, soll daran verkehrt sein?!
Einer von Vielen , 18. Januar 2010 - 10:24 Uhr

24. Der neue Pollesch: Nachdenken statt Nacherziehung

@ Michaela Koromp: Vielen Dank für Ihr Kompliment. Äusserst vergnüglich, wie Sie mir
hier das Lesen absprechen wollen. Was sagen Sie denn nun zu diesem "interessanten
Theaterabend", ausser mich als eine Zuschauerin unter vielen herauszugreifen und als
"eingebildet und dumm", als "peinlich, weil überheblich und geistlos, selbstgefällig"
zurechtzuweisen? Nein, nacherzogene werden muss hier eben gerade nicht, es geht ums
eigenständige Nach-denken. Wo leben Sie denn, wenn Sie hier schon Denkverbote errichten
wollen? Nur autoritäre Charaktere buckeln nach oben und treten nach unten.
Rosa L. , 18. Januar 2010 - 10:31 Uhr

25. Der neue Pollesch: Alptraumraum nachtkritik-Forum

@einer von vielen - wenn es denn so wäre, wäre es möglicherweise eine Pinnwand für kleine
Kommentare des Staunens, der Begeisterung oder der Verwunderung oder auch der
Ablehnung - es käme vielleicht ein Kaleidoskop von Stimmen und Stimmungen zusammen,
die vielleicht anregen oder Interesse für eine Aufführung schaffen, so ist es aber leider nicht,
nicht eine Vielzahl von Stimmen entsteht hier, sondern einige wenige selbsternannte Ewig-
alles-kommentierer, beprokeln sich hier Tag ein Tag aus mit ihrem elenden Geschwafel von
der Fortschrittslinie im Theater, wo angeblich die wirklich Selbstbefreiung durch das richtige
betrachten, des angeblich richtigen fortschrittlichen Theaters und das harte schmähen der
immer falschen Produkte stattfindet.
Wer gehoben, wer abgesetzt gehört, wer es einmal konnte und nun nicht mehr und so fort -
Diese Verhinderer jeder Öffnung hin zu einer Sprache über Theater die mal jenseits dieser
quälenden Selbsbespiegelung dieser untätigen Theatermaniejacks verkleben dieses Forum,
diejenigen, die sich ununterbrochen an ihrem Geschwätz, in schamloser Weise allein selbst
befriedigen und dieses Forum zu einem jeden Gedanken und jedes Empfinden Müllen alles zu
und machen das hier zu einem Alptraumraum.
Pollesch ist so derartig heiter und verspielt, so ohne Arg und kleinlicher Feindseligkeit, dass
ich es unerträglich finde, wenn für sein Theater hier Lanzen gebrochen werden auf eine Art
und Weise, die Nicht-Versteher, von den selbsternannten Spezialisten derart geschuhriegelt
werden, dass einem vor jedem Nachtkritikbesuch nur noch Angst und Bange werden kann,
weil es scheinbar zu allererst der Tummelplatz einer modernen Art von Volkserziehern ist, die
unter dem Vorwand eines angeblichen Befreiungsdiskuses, das genaue Gegenteil davon
betreiben, nämlich dreistesten Ich-Sprech, der ewig und drei Tage bemüht ist alles und jedes
in die eigene Sülze zu verwandeln. Was, um es deutlich zu sagen kein Problem wäre; wäre es
so unter anderem, aber es ist eine Monokultur die hier ihr Reservat eröffnet hat und eine große
nervtötende Karikatur der Theaterkritik kritzelt.
Michaela Koromp , 18. Januar 2010 - 12:52 Uhr

26. Der neue Pollesch: keineswegs nur Miesmacher

Liebe Michaela Koromp, ach, es ist doch genau die Pinnwand, von der sie sprechen. Eine
Wand, auf der einzelne mehr, andere weniger hinterlassen. Rosa L. (formerly known as
Jeanne d'Arc und George Sand) muss man nicht mögen, kann man überlesen (auch weil's
immer so lange Postings sind). Ich persönlich finde das eine oder andere Anregende darin.
Aber dass in diesen Foren nur die Miesmacher aktiv wären, ist schlichtweg falsch. In vielen
Fällen konnten einseitige Beurteilungen der Kritik (insbesondere der Nachtkritiken selbst)
durch Stimmen aus dem Forum relativiert werden, oft nutzen die Theater das Forum selbst,
um noch einmal den einen oder anderen Gedanken der Produktion zu stärken bzw. überhaupt
erst zu lancieren. Das ist oft sehr lesenswert. Man lernt mittlerweile sogar die Regeln dieses
Diskurses verstehen. Wenn auf einen Verriss mal keine Abwehrschlacht im Forum folgt, kann
man sich sicher sein, dass die Produktion innerhalb des Hauses auch nicht viel gilt. usw.
Jedenfalls ist das Ganze hier weitaus Bunter als es die Richter-Kritik der letzten Tage
scheinen lassen will.

PS. Übrigens scheinen mir die Stimmen, die den Pollesch/Hinrichs-Abend so wie Sie als
grandioses Theatererlebnis einstufen in diesem Forum zu überwiegen. Ich reihe mich hier
gern ein.
Einer von vielen , 18. Januar 2010 - 13:24 Uhr

27. Der neue Pollesch: Ist doch gar keine Monokultur

holterdiboing, frau Koromp, da wird aber der pfeil gespitzt. ich verstehe ihr problem
überhaupt nicht: es sind hier einige, die haben spaß daran, sich gedanken über ästhetische
fragen zu machen und sind ordentlich verkrampft dabei. na und? sie sagen ja selbst, dass es
kein problem wäre, wenns keine monokultur wäre. aber warum ist es eine monokultur? weil
die leute, die eigentlich nur eine kurze heitere meinung an die pinnwand kleben wollen, hier
halt seltener schreiben. da können die anderen doch gar nichts für. und: warum soll ich nur
bewundern, staunen, ablehnen und nicht auch mal einen gedankengang machen? er kann
falsch sein, verquast, irre, dumpf, erzieherisch. aber - what the fuck - wo ist das problem?
jeder will hier offenbar, dass das forum so aussieht wie er es möchte. ja, dann macht halt ein
eigenes forum. hier schreiben die nachtkritik-kommentatoren, die bilden ihren slang aus,
anderswo kann es ja ein Koromp-forum geben, da dürfen die kommentare nur mit höchstens 4
wörtern an die wand gepinnt werden. fänd ich auch voll ok und echt schnuckelig.
Fallobst , 18. Januar 2010 - 13:27 Uhr

28. Der neue Pollesch: Warum lest ihr alle nur die Kommentare?

warum wird denn hier andauernd über die kommentare gesprochen?? ich versteh das
überhaupt nicht. warum lest ihr sie denn alle offenbar so viel?? ich lese auf nachtkritik vor
allem die kritiken, die presseschauen und blogs. und das alles ist sehr gut, hilfreich,
vielstimmig, kenntnisreich. DANEBEN gibt es auch kommentare, die manchmal interessant
sind, manchmal belanglos, manchmal auch einfach nur eitel und dämlich, aber so ist das,
wenn menschen ihre meinung hinschreiben, sollen sie ruhig auch. aber so zu tun, als sei
nachtkritik nur ein plattform für kommentare, ist einfach quatsch. ich bin jedenfalls froh, dass
es hier nicht nur kommentare gibt, sondern vor allem kritiken.
ein Nutzer , 18. Januar 2010 - 13:59 Uhr

29. Der neue Pollesch: langweilig? was denn?

@ karl arsch: Da es Frau Michaela Koromp offenbar sehr am Herzen liegt, dich hier gegen
mich in Schutz zu nehmen, möchte ich dir meine Haltung erklären. Ich musste mich einfach
an deinem selbstgewählten Namen abarbeiten. Warum bloß nennt der sich selbst einen
"arsch"? Aber nichts für ungut, erziehen wollte ich dich damit nicht. Ich dachte nur, dass es
irgendwie blöd ist, wenn einer sich immer nur als den "arsch" sieht. Und deswegen wollte ich
dich fragen, was genau du denn an dem Abend als langweilig empfunden hast. Das war ein
Angebot der Anerkennung deiner eigenen Meinung. Dass du eben kein "arsch" bist und
bleiben musst. Erst wenn du MIT mir sprichst, dann kommen wir aus dieser großen Erzählung
raus, dass wir keinen Sinn teilen können, weil wir verschiedene Sprachen sprechen. Weil du
der "arsch" bist. Und ich total abstrakt oder so. Ja. Vielleicht kannst das alles viel besser
formulieren.
Rosa L. , 18. Januar 2010 - 18:21 Uhr

30. Der neue Pollesch: immer diese Beleidigungen

ich denke, hier wird so viel über die kommentare gesprochen, weil hier kaum jemand seine
Meinung sagt ohne den Vorredner persönlich zu beleidigen, als Dummschwätzer oder
Theaterwissenschaftsidioten abzutun. Und dadurch enden alle Kommentarespalten hier auf
Nachtkritik irgendwann dabei, dass es um das posten selbst geht, um eine bestimmte
Wendung des Vorredners, um Gegenattacken um das Forum und nicht um die künstlerischen
Arbeiten usw. Und im übrigen scheint mir, geht es darum auch in der Richterkolumne auf
Kultiversum. Die Frage: Warum schlagen im Anonymen Leute, die sich im Nicht-Anonymen
- also in einem Gespräch - zumindest respektvoll behandeln würden - hier immer so rough
aufeinander ein, und wieso wird das als so unglaublich frei und spannend angesehen - soo
wahnsinnig spannend ist das doch gar nicht. Und @Roas L: Natürlich ist es auch seltsam,
wenn Sie jetzt immer im Pollesch Slang Pollesch bejubeln. Das ist halt seltsam, wenn man
sich hier zu Pollesch äußert, und als Antwort nur Pollesch Sätze um die Ohren gehauen
bekommt. Natürlich war der Abend großartig. Weil der Schauspieler großartig war. Aber
wieso werden die Gedanken nur noch angerissen? Was ist eigentlich so geilmachend an
diesen Diskurssampeln? Wenn man die selben Bücher gelesen hat, die die Grundlage der
jeweligen Pollesch Arbeit sind, dann würde man manchmal gerne mehr Eigendenk-
Eigenverarbeitungsanteil eines Autors sehen und nicht nur diese angerissenen zur Pointe
verdichteten Versatzteile. Aber - und da bin ich mir tatsächlich nicht ganz sicher - ist das ja
auch die große Ansage: Es geht nur noch um das reine Entertainment, auch als
Antientertainment oder eben Entertainment für die Diskursfamilie - und alles andere wird als
sentimental denunziert. Darüber würde ich wirklich mal gerne reden - aber mit wem?
keiner von allen , 18. Januar 2010 - 19:04 Uhr

31. Der neue Pollesch: zwischen Körper und Geist

@ keiner von allen: Das weiss ich auch nicht. Ich weiss auch nicht, was mich an diesen
Diskursen immer so geil macht. Ich versteh das einfach nicht. Warum diese Pollesch-Texte
immer wieder so ein Synapsenfeuerwerk in meinem Geist auslösen. Vielleicht, weil die nicht
schon vorgekaut sind. In eine Soße gegossen. Nein. Das ist ein Sample. Das ist anregend.
Manche Sachen kapier ich erstmal gar nicht und denke stundenlang weiter drüber nach, wobei
Fabian Hinrichs schon längst weitergespielt hat und ganz woanders ist. Und dann komme ich
wieder rein, mit meinen unabhängig weitergesponnenen Gedanken. Und dann ist da wieder so
ein Bruch. Ja genau. Nein. Ist doch wieder anders. Dieser widerliche Sinn, der verschiebt sich
immer wieder. Ich krieg den einfach nicht zu fassen. Das schwankt permanent zwischen
Affirmation und Negation. Und dadurch werde ich un-heimlich frei im Denken. Das ist
wiedergewonnene Lebensenergie, mit der ich weiterschreiben muss. Und das ist der Sinn,
dass wir alle an diesem Text weiterschreiben. Und den nicht abschließen mit einer
vereindeutigenden "Moral von der Geschicht". Es geht nicht um das verborgene Wesen der
Dinge. Es geht nicht um die unwandelbaren Ideen, von denen wir nur die Schatten sehen. Es
geht um die Lebewesen, die Körper. Die aber nur be-zeichnet werden können, wenn der Geist
dazwischen geht. Immer wieder dazwischen geht. Der will das nämlich verstehen. Diesen
Körper. Genauso wie ich. Ist eine Andere. Ich versteh das einfach nicht. Diesen Widerspruch
zwischen Körper und Geist. Und das ist nicht Entertainment. Und das ist auch nicht dieser
widerliche Ernst der kathartischen Reinigung. Nein, das ist tragisch und komisch zugleich.
Weil der Geist verstehen will, und der Körper nicht gedacht werden kann. Der kann nur an
andere Körper andocken. Unter den fliegenden Raumschiffen des Geistes. Da wird nichts als
sentimental denunziert. Da wird denkonstruiert, was wir als sentimental bezeichnen.
Sentimental ist nicht die Moral. Sondern das, was wir hören. Die Stimme. Die Musik. Und da
steckt dann vielleicht das Gefühl. Wenn Fabian Hinrichs wie wild drauf lostrommelt, dann
muss ich lachen, dann erwacht die anarchische Lust. Wenn dann so ein Kitschsong eingespielt
wird, dann muss ich fast heulen. Schön. Und zugleich spüre ich die Manipulation. Das ist
alles kein einheitlicher Sinnzusammenhang, das ist Differenz. Das ist die unerfüllbaren und
deshalb immer weitergetriebenen Suche nach dem Ganzen, nach dem Eins und Alles.
Zwischen Melancholie und Disco. +++ Sorry, schon wieder so lang und ohne Absätze.
Automatisches Schreiben.
Rosa L. , 18. Januar 2010 - 21:33 Uhr
32. Der neue Pollesch: was der Künstler doch nur möchte

könnten sie mal aufhören, diese künstler andauernd so willentlich einzuschätzen?


interpassivität meint doch nur eine abwehrhaltung des künstlers, der nicht mehr gedeutet,
sondern sein will. der möchte doch aus seiner moderne-funktion raus und indem Sie das
dauernd ausdeuten, wird das alles so ekelig interaktiv, so deutungsvoll und bereitstehend.
345 , 18. Januar 2010 - 22:37 Uhr

33. Der neue Pollesch: Problem mit dem Selbstbild

du bezichtigst deine vor- und nachredner der selbstdistinktion, weil du selbst wahrscheinlich
theorie nur so kennengelernt hast und nur so brauchst. dein eigenes vokabular ähnelt so sehr
dem vokabular in richters blog und rosas vokabular polleschs vokabular so wenig und für dich
stellt sich das umgekehrt dar. ich bin noch immer der meinung, das da ein problem mit dem
selbstbild im spiel ist
@ keiner , 18. Januar 2010 - 22:38 Uhr

34. Der neue Pollesch: at its best

@ Rosa L - wow, danke, ich glaube, ich kann Sie jetzt verstehen! Vielen Dank für den
Beitrag. Nachtkritik at its best.
keiner von allen , 19. Januar 2010 - 01:10 Uhr

35. Der neue Pollesch: das Rad des Ixion

Es wäre zu begrüßen, wenn sich diese Synapsenfeuerwerke etwas beruhigen würden, damit
die Übertragung der Transmittersubstanz, die Ausschüttungen der Hormone kurzzeitig
paralysiert werden und das Rad des Ixion zu rotieren aufhört.
Kurz ausgedrückt: hier werden die Dispute der Pollesch-Stücke in wilder Manier fortgesetzt.
Die Gespräche in "Rotkäppchen" oder "Cappuccetto Rosso" oder "Little red riding hood" -
das war ein kleiner polyglotter Ausflug - erinnern an WG-Grundsatzdebatten in der Küche,
vor allem die von Caroline Peters vorgetragenen Texte.
In diesem Forum wird zu viel sinnlos palavert, Sophie Rois z.B. setzt ihre Energie sinnvoll
ein, auch wenn sie mal absichtlich-theatralisch einen Lautsprecher auf den Boden wirft.
Nach "Cappuccetto Rosso" lagen auf dem Tisch ein Haufen Kuscheltiere. Wenn es nicht
diesen Überschuss an Stofftieren gegeben hätte, so hätte ich ihr eins geschenkt.
Flohbär , 19. Januar 2010 - 05:50 Uhr

36. Der neue Pollesch: wie Peymann, nur moderner

@rosa l.: was verstehen sie denn bei ihrem körper nicht ? die seele als kapitalistische
erfindung ? so. so. deswegen gibt es diesen begriff in allen kulturen seit jahrtausenden. für
mich ist pollesch das gleiche kulturbordell, es ist genauso moralinsauer wie peymann, nur
eben moderner. pollesch repräsentiert die technoide wissens- und spaßgesellschaft, den
interpassiven diskurs, interpassives denken als ware, diesen vorgang haben sie ja schön
beschrieben, wie ihen fast kathartisch einer abgeht bei der denke. huch. pollesch ist ein
produkt, dass in schönster neoliberaler form seine arbeiter ausbeutet, indem es ihnen
suggeriert, sie eben nicht auszubeuten. nike verkauft turnschuhe ja auch mit revolution.
protestantische ethik at its best. haben sie sich schon mal gefragt, warum pollesch der liebling
von spiegel, bild und harald schmidt ist ?
max weber , 19. Januar 2010 - 10:53 Uhr
37. Der neue Pollesch: ein geschliffener Diamant

Jetzt aber bitte mal wieder zurück zur Inszenierung. Das bewundernswerte an diesem Pollesch
ist doch - das beschreibt die Kritik sehr richtig - die Begegnung mit einem Theater, das bei
Pollesch bisher überhaupt nicht vorkam. Das auratisch, Texte zelebrierende Theater, das
Hinrichs mit Chétouane entwickelt hat. In den grellen Anfangssoaps (Heidi Hoh) und in den
Boulevardkrachern (L'affaire Martin) ging es doch immer auch darum, Text durch Spiel und
Tempo zu entkräften. Hier wird der Text genüsslich zum Diamanten klar geschliffen.
Reizvoll, wirklich.
Wenn ich diesen Abend mit Hinrichs erlebe, kann ich überhaupt nicht auf die Idee kommen,
dass der Pollesch da ein (neoliberaler) Schauspielerausbeuter ist. Wenn er so auf die
Formvorstellungen seiner Schauspieler einzugehen vermag, dann ist er genau das nicht.
Auch ein Versuch , 19. Januar 2010 - 11:15 Uhr

38. Der neue Pollesch: eine Bitte

Ein toller Abend. Und kann mir jemand sagen, wie dieser Song hieß und von wem, der
sinngemäß vom Glück handelt dass zu verlieren was man liebt?
Songsucher , 19. Januar 2010 - 12:57 Uhr

39. Der neue Pollesch: der Bruch zwischen Sprache und Körper

@ 345: Sie schreiben, dass der Künstler nicht mehr gedeutet, sondern sein will. Stimmt denn
das? Geht es nicht eher darum, dass Fabian Hinrichs nicht als Figur gedeutet werden will, die
immer nur Ideen verkörpern soll, aber selbst keinen Körper hat? Ansonsten könnte Fabian
Hinrichs sich ja auch einfach im Hundekorb zusammenrollen und den ganzen Tag nur
schlafen, fressen, Gassi gehen und scheissen, sorry. Der kann sich nach David Foster Wallace
nämlich auch gehen lassen: "Dann geht der Mensch und die Sache kommt." Aber: Ich (und
vielleicht auch Fabian Hinrichs) kann mich gar nicht so gehen lassen, weil ich als
menschliches Subjekt über ein Bewusstsein von mir selbst verfüge, ich kann mich selbst zum
Objekt machen, mich selbst von aussen betrachten. Da ist immer schon ein Bruch zwischen
Körper und sprachlicher Bedeutungszuschreibung. Und dann sage ich mir mit David Foster
Wallace: "[...] wie sehr es von dir abhängt, was du bist, dass du jede Sekunde deines
restlichen Lebens die Wahl hast, dass du dich immer und immer wieder als Mensch denken,
als Mensch erschaffen musst [...]." Und nicht als Ratte. Aber auch nicht im Sinne irgendeiner
großen Erzählung (und auch dieser allumfassende Weltgeist ist eine große Erzählung),
sondern immer nur über den Vorgang des Spielens selbst. Wir erfinden die Regeln während
des Spiels. Und wir verändern sie wieder, indem wir immer weiter spielen. Das ist Lebens-
Kunst.
@ Flohbär: Sie wollen Caroline Peters ein Kuscheltier schenken? Dadurch entlarven Sie für
mich nur ihr stereotypes Denken über die Geschlechter, wonach Frauen keine erwachsenene
Frauen sind, sondern für immer kleine Mädchen / Lolitas bleiben. Immer schön klein halten,
die schicken Mädels in den Matrosenkostümen. Und übrigens, Denken ist auch
Energieverschwendung.
@ max weber: Nein. Die Seele ist keine kapitalistische Erfindung. So ein Quatsch. Es geht
darum, dass dieser Begriff der "Seele" suggeriert, dass es eine unsterbliche Seele gebe, die
überzeitlich existiere. Darin spiegelt sich dieses transzendentale Denkmuster, nach welchem
wir uns Körper und Geist in einer Einheit vorstellen. René Pollesch und Fabian Hinrichs
dagegen demonstrieren, dass Körper und Geist getrennt voneinander gedacht werden müssen.
Und dass auch sie beide nicht denselben Sinn teilen. Dass Pollesch den Text schreibt und
Hinrichs den beim Lesen und Sprechen schon wieder verändert. Und deswegen auch diese
Pappfigur am Ende. Wir können nicht nicht re-präsentieren. Wir wiederholen Zeichen, die
vorher schon als Zeichen gebraucht und gesetzt wurden. Wir können nicht zum schwarzen
Loch, zur Leere des zugleich Alles und Nichts zurück. Aber deswegen ist Pollesch doch nicht
gleich moralinsauer! Der ist eine intelligente Party! Und ausserdem haben Sie mich nicht
verstanden. Es geht eben gerade nicht um die Katharsis, weil es nicht um geteilte Gefühle
bzw. um einen geteilten Sinn geht. Das können Sie schon allein daran erkennen, dass Anne
Peter diese Inszenierung anders wahr-nimmt bzw. be-schreibt und interpretiert als die
Kommentatoren. Aber alle wieder-holen diese Aufführung. Auch Sie schreiben daran mit und
weiter.
Rosa L. , 19. Januar 2010 - 14:07 Uhr

40. Der neue Pollesch: immer das nächste Wolken-Unten

So ein hübsches Blendwerk ist mir lange nicht begegnet. Der Mann sieht nicht nur gut aus
und spricht ausgezeichnet, er wirkt intelligent und hat eine verführerische Portion Humor -
überhaupt, so macht Theater doch vergnügen, wenn ich als Zuschauer von einem Spieler
davon getragen werde - ein Teil der Magie besteht natürlich in der vielschichtigen
Undurchsichtigkeit, die wie bei einem Fall durch Wolkenschichten immer das nächste
Wolken-Unten als neuen Grund zeigt, der aber wieder keinen Halt zu bieten geneigt ist,
sonder mich weiterreicht zur nächsten Wolke zur nächsten Illusion. Das ist Zauberhaft und
beste Unterhaltung ! Auch weil es Unheimlich ist, denn wir wissen doch spätestens nach dem
Bodennebel hört die Reise auf. Die Wörter und Sätze, die Sinn und Erklärungsgespinste, die
Poesie, das Handwerk und die Regeln brauchen Atem und eine Bühne.
Kerstin Reinhold , 19. Januar 2010 - 17:26 Uhr

41. Der neue Pollesch: Konsum als Wille und Vorstellung

zuerst möchte ich mich für den tollen Abend mal ganz kräftig bedanken ! Danke ! So, jetzt
noch eine Kleinigkeit: so viel Theater sehe ich gar nicht, aber es ist mir immer so, als kennte
ich es eh schon, die ganzen Attitüden, das Licht, die Musik, die unvermeidlichen, schlechten
Kostüme, die Theater haben ja kein Geld. Kostümfilme haben wenigstens zwischendurch mal
ne schöne Ausstattung, wo sich richtig Mühe gegeben wurde… egal. Jetzt aber da war ich
dann doch überrascht, das hatte auch was von Varieté, nur wurde halt nicht mit Bällen und
Ringen jongliert, und die Dressurnummer mußte mit keinem Pudel, weder mit noch ohne
Seifenkern, abgehalten werden, sonder die Materialen kamen aus einer intimen Kommode,
die wahrscheinlich von den Machern zurechtgezimmert worden ist. Konsum als Wille und
Vorstellung. Cool, nochmals Danke!
Pekunia , 19. Januar 2010 - 17:54 Uhr

42. Der neue Pollesch: wie die Brigitte

Ja, das war sehr nett, also wirklich nett, nicht blöd-nett, oder sanft-nett, sondern richtig-nett.
So körperlich. Geschmeidig. Glaz. Brüchig. Wenn der Vergleich gestattet ist - wie ein gutes
neues Magazin. Wer will den Stern lesen? oder Brigitte. Du stehst am Bahnhof in der
Zeitschriftenabteilung und da stößt du auf ein neues Magazin und blätterst es durch und sagst:
Hallo, das sind ja geile Bilder, abgefahren, und wow, die Texte will ich echt mal lesen, nicht
'ne neu Diätkur oder was über neues Turnschuh-Design - ne, da geht's ab! Ich glaube nicht,
das ich was spezielles kapieren musste, ausser vielleicht, zahl nicht so viel für falsche
Aussagen, und überfriss dich nicht deinen ausgeleierten Merkmalen.
Eddy Gerber , 19. Januar 2010 - 19:31 Uhr

43. Der neue Pollesch: Antwort an den Songsucher


@ Songsucher: Meinen Sie vielleicht diesen Song?: "Und wir sind vielleicht endlich von den
Dingen befreit, die wir lieben." Total traurig, dieser Song. Den hab ich jetzt wirklich nicht
verstanden. Keine Verlustgefühle? Kein Schmerz? Keine Trauer? Keine Wut? Kein gar
nichts? Nee, so funktioniert das aber nicht. Nur bei totalen Rationalisten funktioniert das so.
Wie haben Sie den denn verstanden?
Rosa L. , 19. Januar 2010 - 22:44 Uhr

44. neuer Pollesch: interaktionistischer Substanzdualismus

@rosa l.: was sie für eine halbbildung Sie vom stapel lassen ist wirklich erstaunlich. die seele
als einheit von körper und geist ? wer behauptet das ? gerade die trennung in die entitäten von
körper und geist, die sie ja so begeistert, ist die alte konservative vorstellung von seele: der
körper stirbt, die seele/der geist lebt weiter, auch bekannt unter interaktionisitischer
substanzdualismus, sie können sich damit sofort beim vatikan bewerben. pollesch bezieht sich
vielleicht auf die churchlands, 2 neurowissenschaftler, die sich auf ontologische
neurobiologische aussagen zurückziehen, also den geist biologisch/körperlich interpretieren
und den begriff seele als antiquiert bezeichnen. die frage ist ja nur, wieso wissen wir was
pollesch mit seele meint, wenn er von seele spricht, aber egal. ihre eine entität von körper und
geist, die sie so kritisieren, wäre also avantgarde im sinne der churchlands. da kommt dann
auch ernst mach oder neueste philosophen wie jaegwon kim oder davidson ins spiel. wenn es
also die seele nicht gibt, gibt es keinen dualismus, dann ist das geistige erleben biologisch,
also keine geist-körper diskrepanz. sie hingegen sind schwer im konservativen esoterisch-
theologischen bereich mit ihrem körper-geist dualismus. verstanden ? wahrscheinlich nicht,
die diskussion ist sinnlos, weder sie noch pollesch, verstehen etwas von philosophie, der nicht
einmal den pfaller begriffen hat, das ist alles oberflächlich, falsch gedacht und plumpe
angeberei. ende des seminars.
diskursiver versuch. letzter tei , 20. Januar 2010 - 11:15 Uhr

45. neuer Pollesch: the shitty love in me

@Rosa L.: Furchtbar traurig. Denn wie Sie ja selber sagen, so völlig gefühlsfrei wäre mensch
ja nur als komplette RationalistIn. Darin liegt doch auch die Traurigkeit dieser Worte. Im
Eingeständnis, der Entfernung zu dieser Freiheit. Zu wissen, dass mensch eben völlig
eingebunden in der eigenen Gefühlsterror-Maschine. Und da kann ich noch so sehr
dekonstruieren und denaturalisieren. Diese beschissene Liebe in mir bleibt so
wirkunsmächtig, dass ich am liebsten manchmal den ganzen Tag nur kotzen möchte. Weil ich
gerne zu mehr in der Lage sein möchte als zur Auseinandersetzung mit meiner Innenwelt. Im
Fall der Liebe fällt mir das dann aber zunehmend schwer. Fokus nur noch da. So sehr, dass
eine Befreiung davon doch sehr verlockend klingt. Und gleichzeitig aber eben auch sehr
traurig...
Aber von wem ist der Song denn?
Songsucher , 20. Januar 2010 - 11:54 Uhr

46. neuer Pollesch: ... the champions, my frie-he-n-d

@Songsucher: Ich tippe mal der Text ist von Pollesch, die Musik von Hinrichs. Beide hatten
zuvor einen Freddie Mercury-Guten-Morgen-Tee genippt. Überhaupt: Queen und Prince,
auch so'n coller Gag des Abends.
Oder die Musik war doch von Jochen Distelmeyer?
Musikfreund , 20. Januar 2010 - 13:27 Uhr

47. Der neue Pollesch: das Stenoblöckchen hingeworfen


Sie sind leider nicht ernstzunehmen wie Sie einem da Ihr stenoblöckchen hinwerfen. Sie
klingen wie 17. das hätte auch ein zehnjähriger zusammengoogeln können. ich kann Ihnen
leider nicht einmal vorwerfen, daß Sie pfaller nicht verstanden haben, denn Sie sagen ja nichts
anderes über ihn, als daß ihn ein anderer nicht verstanden hätte.
@ diskursiver versuch , 20. Januar 2010 - 14:29 Uhr

48. Der neue Pollesch: alles gegoogelt

Sie hören sich an, als hätten Sie kräftig bei dirk pilz gegoogelt. die übrigen samples Ihres
kommentars sind sicher auch im netz zu finden. man hatte beim lesen gleich den verdacht von
künstlicher intelligenz. spannender turing-test.
ps @ diskursiver versuch , 20. Januar 2010 - 14:55 Uhr

49. Der neue Pollesch: Menschen und Nicht-Menschen

@ 44.: Ach, so laufen heutige Seminare ab. Da werden keine Fragen mehr gestellt, da wird
bloß noch frontal behauptet. Und keine Widerrede. Das ist nicht Humboldt. Das ist ein
Wissenstrichter zum Gänsestopfen.
Um meine Position deutlicher zu machen und mögliche Missverständnisse aufzuklären: Es
ging mir um die hierarchisch-wertende Begriffsopposition zwischen Körper und Geist/Seele,
wonach der Geist den Körper organisiere. Und dass die Seele erst nach dem Tod den Körper
verlasse. Aber wir wissen alle aus Erfahrung, dass der Körper auch ein Eigenleben führt, und
das kann auch der Vatikan nicht verhindern. Das führt nur zu Exzessen wie der Pädophilie
von Seiten katholischer Priester, welche sich an kleinen Jungs vergehen. Kurz: Der Körper ist
nicht vollends durch den Geist kontrollierbar. Das ist die alte Frage nach der Freiheit des
Willens.
Ich würde daher nicht sagen (und ich bin mir auch nicht sicher, ob Pollesch das tut), dass der
Geist rein biologistisch erklärt werden kann. Denn der Mensch hat immer die
MÖGLICHKEIT, sich zu ent-scheiden. Ich muss mich, um menschlich zu sein, als Nicht-
Mensch erkennen. Das Nicht-Menschliche wäre auf der einen Seite der totale Rationalismus.
Und auf der anderen Seite der totale Biologismus.
So wie ich das verstanden habe, geht es bei Pollesch um das Aufzeigen des Paradoxes, dass es
keine endgültige Lösung geben kann, sondern das der Spiel-Raum des Mensch-Seins situativ
offen bleiben muss. Dass es kein Inneres ohne ein Äußeres geben kann, dass es kein
Immaterielles ohne materielle Manifestation geben kann. Und dass das Ich oder das Selbst
sich zwischen diesen sprachlichen Konzepten verorten muss.
Schließlich, dass die Seele weiterlebt, das ist nicht Erkenntnis oder Wissen, das ist Glauben.
Und nicht jeder muss dran glauben.
@ Songsucher: Der Song ist wahrscheinlich eine Eigenkomposition von Fabian Hinrichs.
Rosa L. , 20. Januar 2010 - 15:17 Uhr

50. neuer Pollesch: die Geburt des ICH bin nicht DU

@ 44.: Zusatz: Nein. Der Geist wird nicht rein biologistisch erklärt. Hier zeigt sich's: "Man
wird ja sowieso aus einem Geist geborn und nicht aus einer Mutter!" Und das heisst für mich,
erst sobald das Kind in die Symbolwelt der Sprache eintritt, kann es sich selbst gestalten,
erlangt es ein Bewusstsein für sich selbst. Dann zeigt es nicht mehr auf den roten Punkt im
Spiegel, sondern auf den roten Punkt auf der eigenen Nase. Ja. Genau. Das ist die Geburt des
ICH bin nicht DU, und wir teilen auch keinen Sinn, sondern wir teilen uns mit. Erst über das
Mit-Sein entsteht die MÖGLICHKEIT einer Gemeinschaft. Zitat Jean-Luc Nancy: "Ein
Gegeneinander gehört wohl wesentlich zur Gemeinschaft: das heißt zugleich eine
Konfrontation und eine Opposition, ein Vor-sich-selbst-Hintreten, um sich herauszufordern
und zu erproben, um sich in seinem Sein zu teilen mit einem Abstand, der auch die
Bedingung dieses Seins ist."
Rosa L. , 20. Januar 2010 - 23:52 Uhr

51. neuer Pollesch: wie bei Thomas Mann in Lübeck

das seltsame an diesem pollesch ist, dass er den totalen konsens erzeugt, aber keiner wirklich
weiß, was da auf der bühne verhandelt wird - so muss theater auch im bürgerlichen zeitalter
gewesen sein, zumindest hat thomas mann die theaterpremieren in lübeck so beschrieben: all
die familien treffen ein, es gibt eine ausgefeilte begrüßungschoreografie, wer begrüsst mit
handschlag, er nur mit kopfnicken, anschliessend schaut man auf etwas, alle sind sich einer
meinung, det war jetzte aber doll , aber keiner könnte sagen, was er da eigentlich gesehen hat
- keiner kann sagen, was da verhandelt wurde.
engelbert , 21. Januar 2010 - 02:31 Uhr

52. neuer Pollesch: Es ist, wie es ist

Wir müssen. Weil wir wollen.


Es wäre gut, wenn Herr Pollesch etwas Deutsches Liedgut einbringen würde. Wie wäre es mit
„Schwarzbraun ist die Haselnuss“ von Heino?
Es ist nun einmal so. Wir müssen. Es ist, wie es ist. Nur deshalb ist es so. Das ist die Sprache
von uns.
Pollesch braucht auch Roy Black. Es ist nun einmal so.
Wir sind die Stärkeren.
Wir müssen.
Jahn Hoffer , 21. Januar 2010 - 05:10 Uhr

53. neuer Pollesch: Volkstheater für Intellektuelle

also, ich würde den pollesch nicht mit herrn mann vergleichen. ich glaube, auch er wurde, ob
seinder langen redetiraden wegen, immer ein wenig überschätzt. er ist ein sammler, ein
sprachsammler. manchmal genial, manchmal einfach nur nippes-sammelwut-nervig. aber so
richtig ein sprach-künstler, ein kreativer, intellektueller kopf - das ist er leider nicht. er hat
ideen. und er hatte tolle schauspieler, die das umsetzen wollten und konnten. ohne
schauspieler ist er nicht soooo literarisch wertvoll - meine meinung, wohlgemerkt. aber das ist
doch schon mal was. viel gequatsche um nichts, aber das nichts ist doch auch unterhaltsam.
ein wenig volkstheater für intellektuelle. aber so richtig den als genialen wortkreateur
hinzustellen...das halte ich dann doch für zu gewagt...dazu ist er zu dünn..und , leider, auch zu
selbstverliebt in seine sätzesammlung auf dem ikearegal und in der vitrine...was solls. wir
schätzen ihn trotzdem. manche lieben ihn sogar...
männeken , 21. Januar 2010 - 08:55 Uhr

54. neuer Pollesch: es geht um das Weiterdenken

Eine Binsenweisheit, aber offensichtlich notwendig zu äußern, werter Engelbert: Wenn sich
am Ende eines Abends alle einig sein können, was da ablief, dann war es definitiv keine
Kunst, dann war es der "Tatort" und der Mörder ist gefasst.
Im Übrigen hat die Nachtkritik eine so gehaltvolle Beschreibung gegeben, dass man nun auch
in die Details dieses Pollesch einsteigen und einzelne Aspekte weiter denken kann. Genau das
geschieht in den (diskursiven) Versuchen. Dass dieser Abend des Nachdenkens wert ist, das
und nur das bezeugt die rege positive Aufnahme, die die Inszenierung hier findet.
Und, männeken, dass Pollesch kein "intellektueller Kopf" ist - da zieh ich meinen Hut. Sie
müssen mindestens Friedrich Kittler sein, um das sagen zu können.
Palmström , 21. Januar 2010 - 09:38 Uhr

55. neuer Pollesch: wo ist der Konsens?

@ engelbert: Waren Sie nicht derjenige, der in den nachtkritik-Kommentaren zu Falk Richters
"TRUST" vehement Pollesch gegen Richter ausgespielt hat? Und jetzt ist Pollesch plötzlich
doch wieder doof? Mir kommts hier langsam vor wie im Kindergarten. Da helfen Argumente
auch oft wenig. Da heisst es immer gleich: Mama, der ist doof! Weil, der nimmt mir immer
mein Pokemon weg! Na, engelbert, dann erzählen Sie doch erstmal, was da Ihrer Meinung
nach bei Pollesch eigentlich los war. "Wann fing das an? Was ist passiert?" Und so weiter.
Wenn Sie sagen, Pollesch ist wie bei Thomas Mann und ich aber zum Beispiel sage, Pollesch
ist wie bei RWF, dann ist das schonmal kein Konsens, oder?
Rosa L. , 21. Januar 2010 - 14:13 Uhr

56. neuer Pollesch: Berührungen

das Phänomen berührt worden zu sein und zwar an der richtigen Stelle (!), auch wenn diese
nicht exakt lokalisierbar ist, hat selbst oder gerade dann Erfahrungswert, wenn solche
Berührung nicht durch einen Erklärungsschredder zweckanalysiert worden ist.
shoerly , 21. Januar 2010 - 14:37 Uhr

57. neuer Pollesch: interessanter als Falk Richter

keine falschen Anschuldigungen, der angesprochene "engelbert" bin ich, ich finde pollesch
interessanter als Falk Richter - ich habe mich hier aber unter diesem Namen nicht geäußert,
sondern unter sechs oder sieben verschiedenen anderen Namen - gesehen habe ich den Abend
aber noch nicht, falls ich ihn je sehen sollte (was ich gerne würde) sagen ich als ur-engelbert
bescheid.
ur-engelbert , 21. Januar 2010 - 15:54 Uhr

58. neuer Pollesch: noch ein Schnipsel

@ shoerly: Tipp: Lieber Pollesch lesen statt Flachmanntrinken. Schonmal was von diesem
Pollesch-Textschnipsel gehört?: "Man muss etwas abschließen, um es zu wiederholen." Und
wenn man etwas nicht abschließen kann, dann sind wir bei Benjamin. Schonmal was vom
"Engel der Geschichte" gehört? Und das ist eine Geschichtskonstruktion wie du.
Rosa L. , 21. Januar 2010 - 15:58 Uhr

59. neuer Pollesch: mehr gute Einlassungen!

Schade insgesamt ist die Kommentarleistung, wenn sie sich halbnackt und stellenweise
schlecht bekleidet um die eigene Achse dreht. Über meine Schicksalslinie kommt das nicht
rüber - bitte bitte mehr richtige gute Einlassungen, mein Vater ist ein übler Bursche und ich
kann ihn genauso wenig stoppen, wie die Kommentare hier, aber sie ähneln sich in ihrer
Penetranz.
Pre-Sidentin , 21. Januar 2010 - 17:47 Uhr

60. neuer Pollesch: jenseits familiärer Gespräche


Kind schweig still und lass die Familie aus dem Spiel, lese Pollesch und trinke dazu Milch.
Diskussionen sind wichtig immer, scheinheilig oder nicht, dass interessiert jetzt nicht. Alles
was wichtig ist wird auch gesagt. So ist das.
Pre-Sident , 21. Januar 2010 - 20:59 Uhr

61. neuer Pollesch: Vorschläge müssen fetzen

@ jan hoffer: von Heino bin ich nicht überzeugt, auch von keiner Heinokopie, auch Liedgut
klingt schon so labberig und frustriert - Vorschläge müssen fetzen, also, diese
Schnarchkamellen, mit der landläufig abgenutzten Quäke, ach wie geil ist spießig blöd,
kommen nur noch in Köln gut an. Wenn überhaupt. Ansonsten prickelndes Gesülze.
neuer Kahn , 21. Januar 2010 - 22:35 Uhr

62. neuer Pollesch: Dazugehörigkeit

dass engelbert hier schreibt, dass er pollesch besser findet als richter ohne dass er pollesch
geehen hat, zeigt genau an, worum es der pollesch family geht: einen style, zu dem sie
gehören wollen. er findet es gut, ohne es zu kennen, das ist so krank und das zeigt auch, wie
banal das reden hier über theater ist: ich will auch so hip sein wie die da auf der bühne, auch,
wenn ich sie nicht mal gesehen habe - this is sick
engelbert , 22. Januar 2010 - 00:40 Uhr

63. neuer Pollesch: selbstproduzierte Höhe

@engelbert, das ist zu trennen - diesen nicht gesehen zu haben, heißt nicht zugleich,
überhaupt nichts gesehen zu haben. Dann, hier zu schreiben hat natürlich nichts mit
gesehenem oder nicht gesehenem zu tun, hier treffen sich keine Zuschauer, noch nie, die
würden nie verstehen, was das hier alles soll. Und der Banalität entrinnt das Theater auf und
vor der Bühne auch sonst nicht - die Höhe muss du immer selbst mit produzieren, aber doch
nicht hier, sonst droht neben der landläufigen Banalität auch noch krasse Naivität - was kein
großer Schaden wäre, aber auch nicht sonderlich witzig. Und was ist so schlimm daran hip zu
sein, oder es sein zu wollen, oder es sich wenigstens einzubilden? Auch sick -sein ist kein
Makel, wissen wir doch, das es reine Gesundheit gar nicht gibt…
ur engelbert , 22. Januar 2010 - 06:56 Uhr

64. der nicht mehr so neue Pollesch: Fantasma benötigt

@ Songsucher: Ja. Genau. Man möchte in die alten Denkmuster zurückfallen und das
psychologisieren. Aber man könnte das auch mit Slavoj Zizek sezieren, wonach die Liebe
bzw. das Begehren immer eine fantasmatische Stütze benötigt. Ansonsten kann es passieren,
dass mitten im Akt plötzlich der Film reisst und man sich fragt: Igitt, was ist denn das für ein
widerliches Ding da neben mir? Davon möchte ich doch lieber befreit sein. Und das heisst, es
gibt keine sexuelle Beziehung. Oder in Zizeks Worten: "Die Realität wird durch das
Minimum an Idealisierung erzeugt, deren das Subjekt bedarf, um das Grauen des Realen zu
ertragen." Oder auch: Wenn Hamlet Ophelia plötzlich wie ein Alien betrachtet. Und da
schwebt dann schon die rot leuchtende fantasmatische Venussonde vom Bühnenhimmel
herab. Und darunter liegt der Körper von Fabian Hinrichs. In Pollesch' Worten: "Wenn schon
eine Geschichte, dann eine von klammern, stöhnen, von kratzen, von der Bestie, von, ohne die
Schmerzwörter zu gebrauchen, von sitzen stehen liegen gehen." Ja. Genau. Geh doch!
Rosa L. , 22. Januar 2010 - 13:46 Uhr

65. neuer Pollesch: womit man sein Geld so verdient


Gähn, Jeanne D'Arc/George Sand/Rosa L.:
Ihr Seminargeschwafel, das ich sehr gut kenne, in Verbindung mit Umgangssprache ist
unerträglich langweilig. Jeder halbwegs gebildete Mensch kann diese Sprache sprechen.
Anscheindend verdienen Sie mit Ihrem äh Akademismus kein Geld.
Flohbär , 22. Januar 2010 - 16:54 Uhr

66. neuer Pollesch: was ein Bär hin und wieder werden muss

Hin und wieder muss auch ein Bär "..." werden. Aber man soll sein Fell nicht zuvor verteilen.
Hab ich gehört.
123 , 22. Januar 2010 - 18:17 Uhr

67. neuer Pollesch: wo die Komik liegt

ich denke mal, das Zeug spricht sich selbst, braucht auch nicht wirkliche Hörer, das läuft
einfach so ab - so ganz für sich. In seiner Selbstgenügsamkeit liegt ja die Komik. Ich sage, die
Komik, nicht weil es wirklich komisch wäre, sondern weil es einer ähnlich Dynamik der
Nicht-Sensibilität folgt .
ur-engelbert , 22. Januar 2010 - 19:04 Uhr

68. nicht mehr brandneuer Pollesch: Voll up to date

@ Flohbär: Tatsächlich, haben Sie wirklich Slavoj Zizeks "Liebe deinen Nächsten? Nein,
danke!" gelesen? Herzlichen Glückwunsch, Sie sind voll up to date. Und ich dachte, Sie
wären als Berg-Gorilla im Borkmann-Nebel steckengeblieben.
Rosa L. , 22. Januar 2010 - 23:59 Uhr

69. Neuer Pollesch: kleiner Tip

Kleiner Tip: Rosa L. = René Pollesch!


poste dich selbst! , 26. Januar 2010 - 01:29 Uhr

70. Neuer Pollesch: eitle One-Man-Show der Marke Hinrichs

wer sich den hamlet von hinrichs/chetouane vor zwei jahren angeschaut hat, guckt sich dieses
eitle one man show nur gelangweilt an! und traurig: Hinrichs ist eine marke geworden.
isabelle , 26. Januar 2010 - 09:41 Uhr

71. Neuer Pollesch: Hinrichs Schattierungen

Wenn Sie mit der These, Hinrich ist eine Marke geworden, anzeigen wollen, dass bei ihm
keine Entwicklung mehr stattfindet, dann kann ich dem nicht zustimmen.
Der "Hamlet" mit Chétouane war großartig, das ist wahr, aber doch ganz anders gelagert: eine
auratische Textmesse, der Hinrichs mit untschwelligem Witz einen ganz eigenen Glanz
verliehen hat.
Hier bei Pollesch kommt er eher vom anderen Ende her; er mimt den Conferencier und mischt
dann den hohen Chétouane-Ton unter. Beides reizvoll, beides ganz eigen.
Wenn sich so viele Schattierungen unter einer "Marke Hinrichs" abspielen, dann lass ich mir
das gern gefallen.
Markenforscher , 26. Januar 2010 - 10:04 Uhr

72. Neuer Pollesch: Form, die denkt


@ 69.: Ja. Genau. Gleichheit und Brüderlichkeit zwischen Realität und Fiktion. Moi et toi.
Das ist eine Sättigung herrlicher Zeichen, die im Licht ihrer fehlenden Erklärung baden. Und
das ist Virginia Woolf: "Es ist schrecklich / die Gabe zu besitzen / alles zu fühlen / zu fühlen
mit einer solchen Intensität." Nouvelle Vague. Eine Form, die denkt. Fortsetzung folgt.
Rosa L. , 26. Januar 2010 - 12:08 Uhr

73. Neuer Pollesch: Verwechslungen

wer Rosa L, diesen Platzhirsch im Nachtkritiksegment: Diskurse die die Welt nicht braucht,
für Pollesch hält, sollte zur Strafe noch mal alle Einträge von ihm, diesem Rasa L, nachlesen
und hier einen Besinnungsaufsatz schreiben: warum ich nicht mehr verwechseln möchte. Es
gibt neue Fan-Seiten, besucht die. Jeder muss zu dem halten, der ihm sein Wunschprofil
zurückspiegelt, also rennt und bekennt euch.
Wie bei einer Neueröffnung von Mediamarkt, können die Massen geködert werden mit
Sonderangeboten von Markenware - du identifizierst dich nicht mehr mit dem Schauspieler,
so heißt es, und er macht dir nichts mehr vor, wovon du annehmen willst, das es echt wäre
oder so, nein, du glaubst nur, du hast jetzt das echte in echt gesehen, von dem du ja schon
wusstest das es echt nicht echt war und sein wird, sondern eine abgefahrene Show, an die du
nicht echt glaubst und die dir nichts echt vormacht!
mucki , 26. Januar 2010 - 12:16 Uhr

74. Neuer Pollesch: Wohin mit dem Hass?

@ mucki: Ja. Genau. Pollesch ist Gott. Und für das Absolute ist das Leben selber ein Spiel.
Na, mucki, Sie haben doch nur drauf gewartet, dass Sie mir hier eins in die Fresse hauen
können, oder?
Übrigens, Jochen Distelmeyer hat in seinem neuen Song "Wohin mit dem Hass" meines
Erachtens nur in anderer Form thematisiert, worum es hier gehen könnte. Ein
Sänger/Autor/Regisseur/Schauspieler usw. kann die Gefühle, hier den Hass, den er empfindet,
selbsttätig formen und gestalten, wohingegen die Masse in der Kunst nur ein "Ventil" für die
eigenen angestauten Aggressionen sucht, welche vom Künstler bereits vorgeformt sind.
Letztlich aber wird die Masse vom Künstler allein gelassen. Das "Elend der Massen" ist
immer wieder das, wonach in der Kunst gesucht wird, weil es das Drama garantiert, die
Tragödie. Die Tragödie, die du bist. Und nicht das Elend der Anderen.
Die Kunst ist oft unfreiwilliges Vorbild für den rasenden Aufstand der Massen. "Macht
kaputt, was euch kaputt macht!", ist das nicht das Motto aller blutigen revolutionären
Umstürze, gepredigt durch einen Führer, mit welchem sich die Masse identifiziert? Und was
kommt dann? Der König wird wieder eingesetzt. Das Chaos muss in eine neue Ordnung
überführt werden. Die vielleicht noch mehr von einem Polizeistaat hat als vorher.
Entscheidend für die politische Gemeinschaft ist also jeder einzelne, das Denken jedes
Einzelnen, welches sich in jeder Situation neu ent-scheiden kann und muss. Es geht darum,
Texte zu gebrauchen, um alternative Möglichkeiten spielerisch zu erproben. Es geht nicht
darum, Hass zu predigen. So seh ich das. Und das ist vielleicht nicht Pollesch. Aber das ist
selber denken.
Rosa L. , 26. Januar 2010 - 13:44 Uhr

75. Der neue Pollesch: der ganze Glibberkram dazwischen

also, hab ich doch gesagt, jeder kann es sehen - aber was rede ich denn, welcher Jeder? Jeder
Jeder, jedes mal ist das, … das ist …auch so ein Ding. Lesen. Genau, das ist es was mich
ansaugt, die Buchstaben und der ganze Glibberkram dazwischen. Mahlzeit. Und jetzt noch ein
Besinnungsaufsatz - Ein Forum mit eingebauter Gebetsmühle, …ja, hat auch heitere Aspekte,
aber ach…
mucki , 26. Januar 2010 - 23:48 Uhr

76. Der neue Pollesch: die Sprache der bösen Kinder

@ mucki: "Besinnungsaufsatz", "zur Strafe" und "Gebetsmühlen". Nein. Diese Sprache


verstehe ich nicht. Das ist die Sprache der bösen Kinder, der bemitleidenswerten Opfer einer
fehlgeleiteten (katholischen) Erziehung. Oder: Die sich mit der obszönen Unterseite der
Macht identifizieren. +++ Kommen Sie eigentlich gerade vom Babybauch-Ultraschall oder
vom Kardiologen-EKG? Oder warum sprechen Sie von "Glibberkram"? "Le glissement du
sens", das ist etwas anderes, das ist eine Metapher des Dekonstruktivismus. +++ Und
nochwas: Dieses vollkommen talentfreie Eindreschen auf das Schlagzeug durch Fabian
Hinrichs, das war einfach toll. Hab mich weggeschmissen vor Lachen.
Rosa L. , 27. Januar 2010 - 01:49 Uhr

77. Neuer Pollesch: talentfrei genießen

wie wär's mal mit talentfrei genießen, einfach ohne das verkrampfte, angestrengte Getue auf
der sicheren Besserwisserseite mit eingebauter Befreiungsrhethorik zu stehen, wobei sich
selbst immer riesen EigenlobBoni ausgezahlt werden, in Form von: schaut doch mal was ich
schon so alles von der Neue Menschen Befreiungsdiskuspampe begriffen habe, von den
verschlungenen Zizekwegen mit Selbstauslöser. Das wirkt auf die Dauer nämlich nicht
sonderlich verführerisch, im Gegenteil es tendiert zum pavlovschen Diskursaffen, der beinahe
stumpfsinnig bei jedem aufleuchten der Theaterlampe begeistert seine Diskursklapper dreht,
deren Töne ja bekanntlich zum Vertreiben und Erschrecken gebraucht werden und nicht zum
Mithampeln.
mucki , 27. Januar 2010 - 09:13 Uhr

78. Neuer Pollesch: Mit den Händen denken

@ mucki: "Besserwisserseite"? "Befreiungsrhetorik"? "EigenlobBoni"? Ist das der Hohn,


Spott und Neid, von dem Jochen Distelmeyer singt? Ich muss mich nicht an Pollesch
anbiedern, um mich als Teil einer völlig vermarkteten Jugendbewegung zu fühlen: "Dein
cooles streetfighter-Image gehört zum kulturellen Rahmenprogramm dieses Kongresses der
Welthandelsbank. Und da kannst du noch so wild wünschen mit einem Molotow in der Hand.
Du bist einfach nur ein RAHMENPROGRAMM!" (Pollesch, "Betten sind Orte erhöhter
Wachsamkeit")
Und ausserdem hat Pollesch ein ganz anderes Leben. Und ausserdem kann ich selber denken.
Nicht mit den Fäusten, ist nicht so mein Ding. Aber mit den Händen: "Die einen denken, sagt
man, die anderen handeln. Aber die wahre Bestimmung des Menschen ist es, mit seinen
Händen zu denken." (JLG) Das heisst, das Denken lebt von seiner Schöpfung. Die Lust am
Text. Das bin ich.
Übrigens, schonmal über Foucault nachgedacht?: "Glauben wir nicht, daß man zur Macht
nein sagt, indem man zum Sex ja sagt." Das war und ist der große Irrtum der Oldschool-
Hippies im Lager der nackten Körper. Du kannst dir Liebe nicht kaufen, ist dir das eigentlich
klar?
Rosa L. , 27. Januar 2010 - 14:02 Uhr

79. Neuer Pollesch: Abend groß, pennälerhaftes Geblubber klein


ich freue mich unendlich, dass hier - gerade im pollesch-kontext - einmal über dies
wahnsinnig abiturientenhafte diskursgequatsche gesprochen wird. der abend mit fabian
hinrichs ist großartig, aber natürlich streitbar, wie jede gute kunst. wären wir uns alle einig,
wäre es eben kunsthandwerk. aber dies penälerhafte geblubber der klassenbesten, die allen
beweisen wollen, dass sie agamben gelesen haben, tut wirklich wenig zur sache und ist auch
auf dem theater vollkommen uninteressant geworden. diskurs war 90er diskurs-anführer
pollesch ist schon viel weiter und hat dies längst begriffen. in seinem solo um fabian hinrichs
geht es um lust, um subjektivität, die nicht mehr mit diskurs klar kommt, um schwanz und
kopf, die miteinander streiten und wie langweilig wäre es denn, wenn hinrichs auch noch toll
schlagzeug spielen könnte?
heidi diskurs , 27. Januar 2010 - 14:09 Uhr

80. Neuer Pollesch: Lob der Pappfigur

Und vielleicht wird hier genau das hinterfragt, ob ein Schauspieler, der vermeintlich nur noch
sich selbst spielt, sich nicht eigentlich komplett vermarktet. Vielleicht ist diese Pappfigur der
Rolle ja doch etwas Schönes, weil ich darüber Facetten meines Selbst ausprobieren kann,
ohne vorgeben zu müssen, dass ich das jetzt bin. Was bin ich denn? Ich bin viele. Ich bin eine
Andere. Mehr weiss ich nicht. Aber ich kann es fühlen.
Rosa L. , 27. Januar 2010 - 14:16 Uhr

81. Neuer Pollesch: öde Diskursrösser

diese Diskursrösser sind selber super Performer, aber du genießest sie am besten mit der
Leselampe - zitiert sind sie so öde und gleich wie Theaterfotos - sie zeigen schon das da
irgendwas ist, was Theater oder in diesem Fall Geist sein soll, nur schaut der aus dem Bild
nicht heraus, sondern bleibt in seiner verkürzten Attitüde zwangsläufig stecken - das ist für
den, der's gesehen, gelesen hat, auch mal ne' Stütze, aber mehr nicht. ich gehe jetzt nach
Kanada. Gehört hier nicht hin, aber, ich sag's nur.
mucki , 27. Januar 2010 - 14:33 Uhr

82. Neuer Pollesch: Polleschs eigene Geschichte?

@ heidi diskurs: Ach so, um Schwanz und Kopf. Die miteinander streiten. Um die Nutte, die
du bist. Oder ich. Wovon man nicht reden. Break. Musik. Und eigentlich spricht Pollesch ja
von toten Mutter-Körpern und Dämonenlöchern. Ist das jetzt eigentlich seine eigene
Geschichte?
Rosa L. , 27. Januar 2010 - 14:36 Uhr

83. Neuer Pollesch: Schlagendes Lob von einem, der's wissen muss

Greetings from heaven above: This chap Hinrichs ain't no bad drummer at all.
Jeff Porcaro , 27. Januar 2010 - 14:42 Uhr

84. Neuer Pollesch: playing bad drummer

@ Jeff Porcaro: Ja. Der tut nur so, als ob er schlecht spielen würde. Der spielt ja ne Rolle.
Oder?
Rosa L. , 27. Januar 2010 - 14:52 Uhr

85. Neuer Pollesch: Thread hat's in die zitty geschafft


So, dieser Threat hat es jetzt auch in die zitty geschafft. Schaut man hier:
http://www.zitty.de/kultur-buehne/54348/
Heidi Hoh , 27. Januar 2010 - 14:55 Uhr

86. Neuer Pollesch: Zum Gemetzel des anonymen Mobs

Bei diesem Interviewauszug mußte ich irgendwie auch an nachtkritik, die kommentatoren und
schlingenblocks denken, leider. jeder manipuliert so schlecht er kann.

Computerpionier Jaron Lanier über die entwürdigenden Folgen von Internetwerbung,


Mobbing im Netz und die Geburt einer unmenschlichen Digital-Religion

FRAGE: Herr Lanier, Sie behaupten, im Internet verwandelten sich normale, vernünftige
Menschen in einen Mob. Meinen Sie das wirklich ernst?

Lanier: O ja, erst heute habe ich ein anonymes Forum gelesen, in dem die Leute das Ansinnen
der "New York Times" kommentierten, künftig Geld für Online-Artikel zu verlangen. Die
ersten Kommentare waren noch in Ordnung. Doch bald wuchs sich das Ganze zu einem
teuflischen Gemetzel aus. Das ist keine Ausnahme, sondern ein typisches Muster im Netz.

FRAGE: Wie kommt es dazu?

Lanier: Die Anonymität spielt eine große Rolle. Wer anonym ist, muss keine Konsequenzen
fürchten und erhält dennoch unmittelbare Genugtuung. Da wird ein biologischer Schalter
umgelegt, und es entsteht eine richtige Meute. Das lässt sich auch in anderen Lebensbereichen
beobachten. Wann immer sich Menschen mit einem starken gemeinsamen Glaubenssystem
zusammenschließen, tritt meistens das Schlechteste zutage.
Rückspiegel , 27. Januar 2010 - 15:12 Uhr

87. Neuer Pollesch: wider die reine Internet-Präsenz

Vielen Dank, Rückspiegel. Die reine Internet-Präsenz erscheint auch mir zweifelhaft. Die
reine Präsenz ist, aber sie gestaltet nicht. Die Re-Präsentation dagegen wieder-holt: "Das
Vergangene ist niemals tot. Es ist nicht einmal vergangen." Und das ist keine TV-
Castingshow. Das ist Theater.
Rosa L. , 27. Januar 2010 - 16:19 Uhr

88. Neuer Pollesch: Das anonyme Übel

@ rückspiegel - hab's auch gelesen und genau das gleiche gedacht - hier stimmt was nicht -
die Anonymität ist von Übel!
yes , 27. Januar 2010 - 16:29 Uhr

89. Der neue Pollesch: multiple Persönlichkeit

Also ich hab's jetzt auf vierzehn Identitäten geschafft, allein in diesem Treat - mir macht das
verdammt viel Vergnügen und ich kann nicht begreifen, was daran von Übel sein soll. Das
Stück habe ich ehrlich gesagt nicht gesehen, aber wozu auch? hier schreiben klappt doch auch
so. Du brauchst keine Eintrittskarte! und am liebsten widerspreche ich mir selbst !
Melanie Krug , 27. Januar 2010 - 19:39 Uhr

90. Der neue Pollesch: unübel ganz ohne Klarnamen


@ "Rückspiegel" und "yes"

Angesichts der letzten Einlassungen zur "Anonymität", die, ungeheuer komisch, freilich selbst
anonym bleiben, angesichts
einiger Überraschungen, die ich erlebte qua "Genaulesen", hat
sich mein persönlicher Wunsch nach "Klarnamen" deutlich
abgekühlt, den ich ansonsten im Laufe der vergangenen zwei
Monate in diversen Threads geäußert habe. Beides kann gut
und richtig sein: davon bin ich mittlerweile überzeugt; und "123"
und "Flohbär" sind eher Beispiele dafür (!!). Ich sehe zwar immernoch die Tendenz solcher
Chats, in anonyme Gemetzel
abzudriften, sehe aber noch viel mehr mittlerweile, daß "man"
daran auch arbeiten kann, ja, daß "man" das auch in den Griff bekommen kann. Wenn "123"
und "Flohbär" diejenigen sind, für die ich sie halte, wer weiß, ob ein "Gespräch" zwischen
denen unter Klarnamennennung jemals so frisch, fromm, fröhlich und
frei hätte sich entspinnen können; ich wage das zu bezweifeln,
um nur diese recht häufig sich meldenden TeilnehmerInnen als
Beispiel für viele andere Teilnehmer zu nehmen: "Erich Bahr",
"Flamenfreund", "TheaterEnttäuschter" : die haben doch alle ganz sachlich und recht unübel
gewirkt !!
Arkadij Horbowsky , 27. Januar 2010 - 20:24 Uhr

91. Neuer Pollesch: Internet gebiert Ungeheuer

@ Melanie Krug: Quod erat demonstrandum. Ihr Kommentar ist tatsächlich eine äusserst
erhellende Auseinandersetzung mit der Inszenierung. Nein. Sie hören und/oder sehen nichts
mehr, Sie müssen sich nicht in jeder konkreten Situation immer wieder neu entwerfen. Nein.
Ihr unverrückbares Weltbild steht ja bereits fest. Brave new Verblendungszusammenhang!
@ Arkadij Horbowsky: Entschuldigen Sie, dass ich mich hier einmische, aber meines
Erachtens ging es hier nicht um Klarnamen. Es ging darum, dass das Internet auf der einen
Seite eine alternative Möglichkeit der Kommunikation und Vernetzung bietet, auf der anderen
Seite aber auch Ungeheuer gebiert, insofern man sich im Internet nicht an dieselben
Spielregeln wie an die einer face-to-face-Begegnung hält.
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 00:04 Uhr

92. Neuer Pollesch: linksresignative Kommerzscheiße

Pollesch und andere spaßgeile linksresignative Kommerzscheisse muss aufhören. Wir


meinen: Rene Pollesch, du hast die Volksbühne zerstört. Wir fordern: Burning down the
House !
Theater Armee Fraktion , 28. Januar 2010 - 09:21 Uhr

93. Neuer Pollesch: Narrenaufmerksamkeit

aber was wäre dieses Forum ohne die vielen Identitäten? Wenn ich die Beiträge sammelte, die
auf mich geantwortet haben, dann würde sich zeigen, wie viel Leben ich in die monotone
Bude bringe. Und in gewisser Weise sind wir alle Verwandte, denn der Umstand, dass gerade
wir es sind, die unablässig hier absondern und immer wieder unsere Meinungszeune streichen
um auch etwas vom vermeintlichen Glanz von Deutungsmächtigen abzubekommen, bezeugt
ein ähnliches Profil - hier wird irgendetwas abgearbeitet, was an anderer Stelle sich nicht
abarbeiten lässt. Hier flackert etwas Aufmerksamkeit, etwas Bedeutung, die identisch nicht zu
erringen ist. Natürlich ist es eine Narrenaufmerksamkeit und natürlich dient sie nur der
Simulation von Öffentlichkeit, aber dennoch gewährt sie auch Befriedigung. Und es stimmt,
ich bin der verblendetste unter allen.
Melanie Krug , 28. Januar 2010 - 09:44 Uhr

94. Neuer Pollesch: Eure Glücksmomente

wenn schon gleich wieder was verbrannt werden soll, dann weiß ich gleich, wie verlockend
dieser Gesellen unspaßiges und im Kern rechtsoptimistisches Phantasma ausschaut. Eure
Glücksmomente holt euch an Sylvester, und davon müsst ihr ein Jahr leben, wer sich bemüht,
der schafft das auch.
mucki , 28. Januar 2010 - 09:59 Uhr

95. Neuer Pollesch: Differenz von Geist und Körper

@ Melanie Krug: Nein. Ich streiche keine Meinungszäune, schon gar nicht mit eu. Es geht
nicht um Meinung im Sinne von BILD dir deine Meinung, sondern um Haltung. Die Bilder
kontrollieren das, was wir wahr-nehmen sollen. Das Bild fixiert, die Schrift mobilisiert. Auch
das Schauspiel kann eine Schrift sein, indem es Sinn und Bedeutung erst über die Bewegung
im Raum herstellt und nicht ein von vornherein festes Konzept bzw. eine Idee von Welt nur
illustriert oder bebildert. Das ist die sich immer wieder aufschiebende Differenz zwischen
Geist und Körper: "Indem ich denke also bin ich, ist das Ich von ich bin nicht mehr dasselbe
wie das Ich von ich denke. Warum? Weil es zu beweisen gilt, dass es einen Bezug gibt
zwischen dem Körper und dem Geist, zwischen Denken und Existenz." (JLG) Das ist der
Bruch als Bezug. Und deswegen können wir gar nicht alle von vornherein miteinander
verwandt sein. Dagegen können wir auf der einen Seite so etwas wie die gute alte
"Seelenverwandtschaft" herstellen, indem wir uns mit-teilen. Oder wir können unsere Körper
vereinigen, ohne dass wir uns deswegen gleich erzählen müssen, verliebt, verlobt, verheiratet
zu sein. In dieser Lücke des Begehrens entsteht das Tragische. Die Sucht nach Glanz und
Ruhm ist vergänglich, aber die Suche nach der Wahrheit ist unvollendet. "Die Wahrheit" gibt
es nur im Absoluten. Es ist die Grausamkeit als Einheit der Notwendigkeit und des Zufalls.
Die symbolische Realität dagegen entsteht im sprachlichen Bezug auf den Anderen. Wenn es
doch so einfach wäre. Aber es ist kompliziert, weil der Sauhaufen der Gesetzgebung
dazwischen steht.
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 12:55 Uhr

96. Neuer Pollesch: rechtsoptimistisches Fantasma?

Ach, mucki. Was ist denn ein "rechtsoptimistisches Fantasma"? Du kannst dir die Liebe nicht
kaufen, ist dir das eigentlich klar?
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 13:01 Uhr

97. Neuer Pollesch: Kein Kniefall vor dem Schicksal

Und nochwas, mucki. Das mit dem tabula rasa-Abrennen, das find ich auch nicht so toll. Aber
dein Spruch "Eure Glücksmomente holt euch an Sylvester, und davon müsst ihr ein Jahr
leben, wer sich bemüht, der schafft das auch.", der erinnert mich paradoxerweise sehr an das
konservative und staatsmännische Diktum des Okeanus aus der neuen Prometheus-
Übersetzung von Kurt Steinmann: "Wer auf die Knie fällt vor dem Schicksal, ist klug." Nein.
So eben gerade nicht. Dass das Schicksal unabänderlich sei, das ist (Selbst-)Täuschung. Wers
glaubt, wird selig.
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 14:09 Uhr
98. Neuer Pollesch: Plädoyer fürs Falschmachen-Dürfen

@ Rosa L.

Liebe Rosa L. !

Ich bin jetzt ziemlich genau zwei Monate mit der einen oder anderen Beteiligung bei
nachtkritik de. dabei: ich sehe da keine "Einmischungsprobleme" durch Sie ! Was ich derweil
allerdings sehe, ist, daß sich einige TeilnehmerInnen in diversen Threads
immer wieder einige Gedanken zur "anonymen" oder "andersartigen" Kommunikationsweise
machen: Wir sahen es in diversen Wendungen mal als Heckenschützenthema", mal sahen wir
"Pitbulls" oder "Schmierfinken", im Chat zur Frankfurter Stockmann-Premiere können Sie
das weitergeführt sehen: da steht ein Begriff wie "Restauration" neben dem,
was "Flohbär" und "123" so miteinander "bereden".
Meine - auch bereits geäußerte (ich versuchte, das Thema da zu verorten, wo ich es für
sinnvoller halte als in diesem Pollesch-Thread !!, im
"Andere-über-nachtkritik de.-Chat") Befürchtung geht nunmehr einfach dahin, daß allerlei
Restriktionen bei nachtkritik de. eingeführt werden könnten, meineserachtens sind auch schon
einige regelungswütige Vorschläge unterbreitet worden, die
in meinem Falle, obgleich ich mich ziemlich face-to-face bewege (soweit möglich), auch eine
ärgerliche Einschränkung darstellen würden, über meinen Fall hinaus aber, so fürchte ich,
"das Kind mit dem Bade" ausschütten würden.
Was die Benutzung, Einschätzung, Bewertung dieses Forums angeht, sind wir, das alles hier
ist jung und keineswegs einheitlich "durchgesetzt", alle LERNENDE, ÜBENDE, es bedürfte
eher größeren Langmutes, eines Plädoyers fürs FALSCHMACHEN-DÜRFEN.
Ich schaute gestern einfach auf zwei Theaterzeitschriftencower und phantasierte ein wenig:
Ach, wenn Sie, "Projekt Prospero", so mit "Luxuselend" kommunizieren, und ich nannte mir
dann spleenig (!) dazu zwei mir aus den Chats vertraute "Nicknames", dann will ich das mit
den "Klarnamen" zum Beispiel gerne überdenken, und "Face-to-Face" geht es bei "Euch" ja
auch zu: also, wozu jetzt allgemein Pitbullmeuten aufmachen, wo anderenorts sehr schöne,
feine, fast fröhliche Sachen vor sich gehen !!
Arkadij Horbowsky , 28. Januar 2010 - 14:44 Uhr

99. Neuer Pollesch: Rosa überspannt den Bogen

diese Verbindung knüpft sich mir nicht. Ein rasanter Bogen, aber ein - denke ich -
überspannter. Der Spass am Knallen und Krachen, der legitimierte Exzess und das
übermächtige Schicksal, wie soll das verbunden sein? Und was das rechtsoptimistische
Phantasma betrifft, soll das wirklich beschrieben werden? Sind die Rachefeldzüge und
Bestrafungsaktionen, die gerne in realen Vernichtungstaten ihre Befriedigung suchen, nicht
bekannt und ist der Glaube damit Optimismus zu verbreiten nicht eine gigantisch hohle
Blase?
mucki , 28. Januar 2010 - 15:26 Uhr

100. Neuer Pollesch: Was bitte heißt hier face-to-face?

@ Arkadij Horbowsky: "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache."
(Ludwig Wittgenstein) Ich zitiere das hier deswegen, weil es verdeutlicht, was mir beim
Lesen Ihrer Kommentare leider passiert: Ich verstehe Sie einfach nicht. Wir teilen keinen
gemeinsamen Sinn, ausser indem wir versuchen, uns mitzuteilen. Das kann auch scheitern.
Was zum Beispiel meinen Sie mit "'face-to-face' geht es bei 'euch' ja auch zu". Wer bitte ist
jetzt "euch"? Ich, du, er, sie, es, wir, ihr oder sie?
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 15:36 Uhr

101. Neuer Pollesch: Virilio-Zitat

@ mucki: Wie jetzt? In Form exzessieren? Womöglich noch mit roten Slips? Trotzdem
scheisse, sorry.
Aber ich glaub, ich hab Sie jetzt verstanden, was Sie mit dem "rechtsoptimistischen
Fantasma" meinen. Das ist eben das Problem einer gnadenlosen Kunst:
"War die angeblich alte Kunst bis ins 19. Jahrhundert und bis zum Impressionismus noch
+anschaulich+, so ist die Kunst des 20. Jahrhunderts insofern zur reinen Schau geworden, als
sie nach denselben Prinzipien funktioniert wie der +Verblüffungseffekt+ der
Massengesellschaften, die der Meinungsmache, der Propaganda der MASSENMEDIEN
gehorchen, die sich durch genau denselben Hang zum +Extremismus+ auszeichnen wie der
Terrorismus oder der totale Krieg." (Paul Virilio, "Die Kunst des Schreckens")
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 16:10 Uhr

102. Neuer Pollesch: die Geste der Radikalität

welche Kunst ist hier gemeint? wenn jemand die Volksbühne niederbrennen möchte (92),
weil Pollesch dieses Theater angeblich zu Grunde gerichtet hat - wohingegen eher
anzunehmen ist, daß er der Strohalm ist, an dem sich dieses Theater zur Zeit aufrecht halten
kann - dann hat das mit allem möglichen zu tun, bloß nichts mit Kunst.
Und wenn das alles so ungeheuer identisch wäre, wie diese ZITAT es nahelegt, heißt, einem
Schicksal gleichkommt - um diesen Faden noch mal aufzunehmen - wer ist denn da nun der
Kniebeuger? Wer verneigt sich hier vor einer zeitgeistimmanenten Geste der totalitären
Radikalität und … soll dieser Zwang etwa auch seine Gültigkeit für das 21. Jahrhundert
gewahrt haben?
mucki , 28. Januar 2010 - 16:48 Uhr

103. Pollesch in Berlin: so what, Rosa!

@ Rosa L.

Vielen Dank für den Hinweis auf den Sprachspielbegriff beim späten Wittgenstein , - der war
ziemlich zentral bei meinem
Philosophiestudium, insofern kann ich an dieser Stelle die Biographie Wittgensteins von Ray
Monk wärmstens empfehlen:
Da Sie, wie "Flohbär" gelegentlich schreibt, wohl wirklich qualitativ und numerisch identisch
mit "George Sand" sind, werden Sie die Passagen über Wittgensteins Weiningerlektüre gewiß
brennend interessieren ... . Daß sag ich Ihnen aufs Gesicht zu, die eine oder andere
Teilnehmerin hier, der eine oder andere Teilnehmer, versteht sehr
gut, was ich da hin und wieder von mir gebe, manches bleibt sogar gewollt im Halbdunkel,
warum denn nicht ?, manches wird sich auf Ewigkeiten dem Zugriff des Verstehens
entziehen, und es greift dann vielleicht das, was bei dem Philosophen Hermann Schmitz
"Logik der unendlichen Unentschiedenheit" heißt, so what, Rosa, ??, versuchen Sie, mit Ihren
Verständnislücken zu leben, tue ich auch: punten Sie sich noch ein bißchen an Cambridge
heran: ... ein Besuch
da lohnt (ich selbst war zu Besuch am Woolfson College). Ihr von Ihnen dauerhaft
Unverstandener
Arkadij Horbowsky , 28. Januar 2010 - 18:28 Uhr

104. Pollesch in Berlin: Spektakel der schockhaften Bilder


@ mucki: Vielleicht habe ich Sie missverstanden, aber das Virilio-Zitat war nicht affirmativ
gemeint. Also nicht im Sinne von: Kaufhäuser oder Theater abbrennen! Da es aber auf der
Bildebene als auch in unseren Köpfen keine klare Trennung zwischen Realität und Fiktion
gibt, kritisiert Virilio eine Form der Kunst, welche nur noch präsentiert, ohne den eigenen Re-
Präsentationsmechanismus offenzulegen. Durch die reine Präsenz, durch das Spektakel der
schockhaften und pornographisch-voyeuristischen Bilder, wird die Lücke zwischen Ästhetik
und Ethik geschlossen. Damit wird jede Verantwortung einer relationalen Beziehung
zwischen menschlichen Subjekten geleugnet. Und natürlich ist das Theater auch weiterhin
eine relationale Beziehung, meines Erachtens auch und gerade hier, bei Hinrichs/Pollesch.
Indem Pollesch die Interaktivität dekonstruiert, hebt er sie ja nicht auf. Wir könnten den
Begriff der Interpassivität auch gar nicht ohne den Begriff der Interaktivität denken.
Ausserdem ist da ja trotzdem was, zwar nicht ein von vornherein geteilter Sinn, aber ein Sinn,
der sich über den Prozess der Aufführung herstellt. Und da ist auch eine Beziehung zwischen
Körpern. Wenn Hinrichs zum Beispiel auf dieses Schlagzeug eindrischt, dann spür ich das.
Da passiert was zwischen Körpern. Das ist nicht das Musikvideo auf youtube, sondern das ist
Rockkonzert.
Schließlich, Hinrichs spielt hier doch ohne Zweifel mit den Zuschauern, und zwar indem er
offenlässt, was er eigentlich von mir als Zuschauer will. Für mich verweist er mich hier auch
auf meine Verantwortung als zum reinen Zuschauen Verdammte und damit auf die
Notwendigkeit des eigenständigen Mitdenkens gegenüber dem reinen Konsum von Bildern.
Hier wird keine platte Einbahnstraßen-Propaganda serviert, sondern eher eine Form von
praktisch-experimenteller Analyse.
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 19:09 Uhr

105. Pollesch in Berlin: eine Art Trauer

Fortsetzung @ mucki: Entscheidend ist: Es kommt auf den Kontext drauf an. Darauf beziehen
sich die Formen der jeweils aktuellen Theaterästhetik. Pollesch thematisiert auch das. Der ist
mitnichten ohne Geschichtsbewusstsein, wie immer wieder behauptet wird. Bei mir bewirkte
es jedenfalls eine Art Trauer, als Hinrichs davon sprach, dass wir heute auf dem Theater nicht
mehr die Revolution ausrufen könnten. Oder so ähnlich. Weil das eben nicht mehr stimmt,
weil das keine Verbindung zum umgebenden politischen Kontext mehr hat. Wo ist denn heute
die sogenannte Arbeiterbewegung auf der Straße? Oder hat sich da vielleicht was verändert
im Kontext der Globalisierung? Vielleicht ist "der Feind" heute ja gar nicht mehr so leicht
auszumachen. Vielleicht ist diese übergeordnete Moral des "es gibt kein richtiges Leben im
falschen" in der aktuellen Lebensrealität gar nicht zu gebrauchen. Vielleicht soll uns das
Elend immer nur Angst und/oder ein schlechtes Gewissen machen, aber nichts an den
Strukturen ändern, welche die ungebremste Gier doch erst ermöglicht haben. In Polleschs
Text heisst es einmal: "Aber der Gefängnisinsasse, der ist ein offenes Buch, in dem ich lesen
kann." Oder so. Das heisst, der kann uns schon noch was erzählen, seine eigene Geschichte
erzählen, aber vielleicht nicht auf der Theaterbühne, wo er immer nur die Radikalität der
Masse behaupten soll, die es in seinem realen Leben ausserhalb des Theaterraums aber gar
nicht gibt. Sad but true.
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 21:11 Uhr

106. gar nicht neuer Pollesch: Lasalle sagt, was ist

@ Arkadij Horbowsky: Elite als Hohlform interessiert mich nicht. Und ich will auch nicht
nach Cambridge. Mich interessiert nur Rosa: "Wie Lassalle sagte, ist und bleibt die
revolutionärste Tat, immer 'das laut zu sagen, was ist'."
Rosa L. , 28. Januar 2010 - 22:19 Uhr
107. Neuer Pollesch: Ist das nicht Kitsch?

aber, um was geht es dann eigentlich, wenn das Empfinden von Trauer im Kontext der
Einlassung meint, dass diese bedeutsame Empfindung (nämlich die Trauer) als Ernte des
Abends hergehalten wird - noch dazu Trauer über den Verlust von naiver Aufbruchs- und
Revolutionsfreude - was ja an sich auch, berühmt und berüchtigt, als Nostalgie bezeichnet
wird - dann frage ich mich, wo der Unterschied zum herkömmlichen Kitsch liegen soll - sag
dir worüber du trauerst und du sagst dir wer du sein willst.
Zählt also die Empfindung die ich habe oder zählt das weshalb und wodurch ich sie habe und
muss es da gewisse Entsprechungen geben - wenn ja warum?
Oder wie funktioniert das?
Interpassivität ist ja ein uraltes Ding und eines der fruchtbarsten und Interaktivität
stabilisierendsten Dinger überhaupt - bloß nannten sie es lange lange nicht so.
muck , 29. Januar 2010 - 16:22 Uhr

108. Neuer Pollesch: bla bla

bla bla bla, bla bla bla, ist das nicht fachistoid, was du da schreibst? bla bla bla, bla bla bla
@ muck , 29. Januar 2010 - 16:50 Uhr

109. Neuer Pollesch: neue Einsatzräume des Politischen

@ muck: Für mich ist das weder Kitsch (kitschig ist eher die Soul(sic!, hier steckt sowas wie
Seele und nicht in den Worten)-Musik) noch Nostalgie. Nein. Das ist das Bewusstsein
darüber, dass alles Lebendige früher oder später stirbt. Was aber nicht heissen muss, dass es
für immer tot ist. Insofern die Gegenwart sich noch in der Vergangenheit des politischen
Widerstands gemeint fühlt, können neue Einsatzräume des Politischen eröffnet werden.
Kommt auf jeden einzelnen Menschen drauf an. Da fängt alles an. Und da hört auch alles auf.
Wenns fatal läuft.
Rosa L. , 29. Januar 2010 - 16:50 Uhr

110. Neuer Pollesch: Gott sei's getrommelt

@ 108

Ne, empfinde ich nicht als "faschistoid", was "muck" da schreibt. Frau "L.(!) - S.(?) - D.(??)"
gibt nur sehr merkwürdige Statements ab: "Elite als Hohlform" ??? Tur mir leid, aber Frau L.
kommt doch mit dergleichen: Von "Elite" war nicht die Rede, und "Hohlform" als
Assoziation zum Punting-Nachen (der mir nur in den Sinn kam, weil mir mein damaliger
englischer Gastgeber den Weg zum Lieblingscafe Wittgensteins zeigte und mir die englische
Punting-Tradition näher brachte, da der Weg entlang eines Punting-Gewässers führt) würde
ich andererseits wieder garnicht übel finden. Nur Rosa L. will mir doch erklären - mit
Wittgenstein -, daß wir den Sinn nicht teilen, was auch ohne Wittgenstein gut und gerne
ginge; so sieht es immerhin beinahe so aus, als könnte ich via Wittgenstein plötzlich doch
noch zum gemeinsamen Sinn vordringen, oder wieso ansonsten die Mühe ??
Von meinen "Verständigungsproblemen" mit Frau L. aber mal ganz abgesehen: Ich kann das
Befremden über die genannte Beinahe-Trauer Frau Ls. aus sehr verwandten Gründen wie die
von "muck" genannten sehr gut verstehen: ich trauere dergleichen Revolutionen mitnichten
nach. Gewerkschaften zum Beispiel wurden einst einmal unter recht revolutionären
Vorzeichen durchgesetzt: heute gibt es in einem Theater wie Lübeck alleine vier beteiligte
Gewerkschaften, wenn irgendetwas entschieden werden soll; anderenorts - wie bei LIDL -
werden notorisch Betriebsratsbildungen verweigert: Dagegen kann sich eine jedwede Frau
L.,S.,D. auflehnen, dagegen anarbeiten, und das wäre auch eine sinnvolle Aktivität: Wer
dergleichen Aktivitäten entfaltet, ganz ohne Revolution, der trauert auch nicht gar so fix,
wenn nur der "Begriff" fällt: glauben Sie mir !
Und dann dieses "Schließlich, Hinrichs spielt mit dem Publikum, indem er offen läßt, was er
von ihm will ... ." Was will denn so einer ? So'n Schauspieler ?? Nehmen wir an, der Herr
Hinrichs verfiele in der nächsten Vorstellung auf das Beiseitesprechen, weil auch er in dieser
Zeit nur den einen Sinn mit Rosa L. teilt: er interessiert sich jetzt buchstäblich, in meinem
Gedankenexperiment, für Rosa L., nur für sie, und spricht beiseite in etwa: "Rosa, bist Du mal
wieder in der Vorstellung ?? Ich möchte jetzt, daß Du den Raum verläßt !" Hätte Herr
Hinrichs jetzt aufgehört zu spielen, weil er plötzlich nicht mehr offen läßt, was er so vom
Publikum will ? Wäre es jetzt das reine "Musikantenstadl", wenn Rosa L. jetzt wirklich
daraufhin den Raum verließe ?? Oder hätte es eine Wirkung von "Musikantenstadl", wenn
irgendeine andere Person, garnicht Rosa L., fast wie "daraufhin" den Raum verließe ??? Ach
ja, was so ein Schauspieler nur so alles will, wollen muß ? und vom Publikum ??.
Frage mich andererseits, ob diese ganze Interpassivitätsdiskussion sonderlich sinnvoll abläuft:
Was macht "man" dann mit älteren Theaterformen wie dem "Forumtheater" nach Augusto
Boal (hat ja auch mit Revolution zu schaffen ...) oder mit jenem legendären Peymann-Abend,
der mit einem klingelnden Telefon auf der Bühne begann ... : Theoretisch hätte jemand wie
Fabian Hinrichs einen solchen Abend komplett parallelläufig zu dem jetzigen Polleschabend
damals schon umsetzen können. Und: das ist auch ein "Rockkonzert": never ever. Das Volk
der Mäuse sagt zu Josephine: "Dein Gesang ist nur das übliche Pfeifen der Mäuse" -
Josephine: "Ich pfeif drauf !" / Rosa L. sagt: "Fabian, das ist ein Rockkonzert !" Ich sage:
"Gott sei`s getrommelt !!"
Arkadij Horbowsky , 29. Januar 2010 - 18:42 Uhr

111. Pollesch in Berlin: wer die ganze Diskussion angefangen hat

man muss doch mal sagen, dass carl hegemann diese ganze interpassivitätsdiskussion vor
jahren angefangen hat.
laura , 29. Januar 2010 - 20:30 Uhr

112. Pollesch in Berlin: depressive Episoden

@110. Gott trommeln. - Vertreiben Sie hier ihre depressiven Episoden? Gott ist ein
liebenswürdiger Versager, der es gut gemeint und schlecht gemacht hat. Und sich deshalb
kaum noch meldet.
123 , 29. Januar 2010 - 20:53 Uhr

113. Pollesch in Berlin: die gleichen Gefühlswallungen

also, worauf ich hin deuten wollte, war, dass - und ich verstehe mich dabei als Bewunderer
der pollesch'n Theaterpraxis - wenn die Ausdrucksformen der Anerkennung, sich nicht so
wahnsinnig von den Anerkennungsformeln der Anerkenner von abgelehnten Veranstaltungen
unterscheiden, und deshalb gefragt werden muss, wenn total unterschiedliches Theater die
nahezu gleichen Gemütswallungen produziert, worum, wird dann eigentlich genau gestritten,
dann betrifft das die Interpassivität im Kern - denn es ist dann megaegal was die Leute auf der
Bühne treiben, ich benutze eh nur das was ich für mich benutzen kann, ob die das mit der
Behauptung X oder y machen spielt keine Rolle. Und es hat auch immer nur die selbe
Wirkung, sie können meinem Ideal näher oder von ihm ab kommen.
mucki , 30. Januar 2010 - 00:19 Uhr

114. Pollesch in Berlin: Emanzipation des Zuschauers


@ Arkadij Horbowsky: Fabian Hinrichs hat niemanden dazu aufgefordert, den Saal zu
verlassen. Das Experiment der Erprobung bzw. Dekonstruktion von Interaktivität hätte so
nicht funktioniert. Aber er hat versucht, die Zuschauer zu sich auf die Bühne zu locken bzw.
zum Mitmachen zu aktivieren. Bloß konnte ich schlecht vom zweiten Rang springen. Und
auch die da unten auf ihren Seesäcken sind Fabian Hinrichs nicht gefolgt. Die wollten - wie
ich - dann wohl doch lieber weiter nur zuschauen, sind sich Ihrer Zuschauerposition aber
vielleicht bewusster geworden. Denn der Zuschauer ist nur solange passiv, wie er eine
Aufführung ohne Selbstreflexion konsumiert, dass heisst ohne eigenständig mitzudenken.
Dagegen wird der Zuschauer hier auf seine aktive Verantwortung für die eigene
Wahrnehmung hingewiesen. Oder: Wie wir lernen, die Bilder, welche wir uns von der Welt
machen bzw. machen sollen (Mediendiskurs), immer wieder zu hinterfragen. Jacques
Rancière nennt das die Emanzipation des Zuschauers, wonach die Wirkung einer
Theateraufführung auf jeden einzelnen Zuschauer nicht kontrolliert werden kann: "The
collective power that is common to these spectators is not the status of members of a
collective body. Nor is it a peculiar kind of interactivity. It is the power to translate in their
own way what they are looking at."
Rosa L. , 30. Januar 2010 - 00:41 Uhr

115. Pollesch in Berlin: diagnostizierte Krankheitsverläufe

@ Rosa und @123

Danke der Nachfrage, 123, warum sollte ich mir auf diese Weise depressive Episoden
vertreiben wollen, denken Sie denn, daß jemand das so oder so ähnlich, im Stile des "de
profundis at te clamavi", mit Aussicht auf Erfolg versuchen sollte oder Verwandtes ?? Wenn
das nicht der Fall sein sollte, was ich vermute, warum von mir wiederum vermuten, ich
befreite mich an dieser Stelle in ziemlich hoffnungsloser, dummer Weise ?!
Sie sprachen auch bei Dea Loher von mittleren Depressionen, und es stimmt, die Medizin hat
bei der Entwicklung von Wirkstoffen gerade in diesem Bereich allemal erwähnenswerte und
erfreuliche Fortschritte gemacht. Nun mag es sein, daß statistisch einmal als "mittlere
Depression" diagnostizierte Krankheitsverläufe selten selbstmörderisch enden: das Problem
nur: draußen tobt die Dunkelziffer ... . Ich bin gläubig, und ich komme durchaus auch als
"Depressionskandidat" in Betracht, aber mit meinen Einträgen hier hat das, soweit ich das
sehe, weniger zu schaffen.

Rosa L., Ihre Antwort überzeugt mich keineswegs: Es hätte dem "Experiment der Erprobung
bzw. Dekonstruktion von
Interaktivität", warum bestreiten im übrigen, Laura, daß Carl Hegemann hier eine fruchtbare
Linie aufgetan hat, die beispielsweise in diesen Abend um einen "Einzelnen" mündet,
von dem mir meine "Pollesch-Freundin" , eine Schauspielerin,
nur Gutes berichtete (sie saß unten auf einem Sack), und der wohl auch einiges Spannendes
mit dem Volksbühnenraum
gemacht hat, denke ich, nicht geschadet, es um eine "Beiseitesprechepisode" zu erweitern, wo
immer "man" dann überhaupt ansetzt in so einem Raum, beiseite zu sprechen; das wäre ja
schon eine Aufgabe für einen Schauspieler, und Herr Hinrichs würde da auch eine ordentliche
"Lösung" finden,
würde bei dieser Findung aber gerade wohl auch nicht mehr sonderlich viel Anderes vom
Publikum wollen (außer das, was sehr schön und wichtig ist und von Herrn Michalzik in
seiner Theaterverführung vollkommen zurecht hervorgehoben wird: das
Glänzen in den Augen der Zuschauerinnen und Zuschauer ...), und es wäre dann halt schon
komisch, wenn gerade das dann sein Spiel wäre, irgendwie nichts vom Publikum zu wollen;
den Eindruck mag sein Spiel mit sich bringen, sogar annährend gesetzmäßig, wenn er so oder
ähnlich wirklich rückhaltlos
spielt; und Fabian Hinrichs kann so spielen, keine Frage, kann sich aber kurzerhand in einem
Beiseitesprechen z.B. auch fragen, was das ist "rückhaltlos" und hiernach wieder Publikum
auf die Bühne bitten etc. . Warum soll sich diese Interaktivitäts-Interpassivitätsbefragung
derlei Offenheit nicht zutrauen ?
Sehe da immernoch keine besonders guten Argumente. Und, Laura, wie gesagt, es gab da in
der Theatergeschichte schon zahlreiche verwandte Ansätze wie die des Herrn Hegemann, was
seine Arbeit nicht schmälert. Ich habe da auch ganz konkret zwei Beispiele genannt,
stegreifartig, und dazu gefragt.
Antwort habe ich darauf noch nicht erhalten !

Depressiv werde ich über diesen Gegenstand, jetzt ohne weiteres Getrommel, wohl nicht.
Arkadij Horbowsky , 30. Januar 2010 - 14:11 Uhr

116. Pollesch in Berlin: in Bezug auf Realität denken

@ Arkadij Horbowsky: Ich frage mich, wo Sie mit Ihren Bandwurmsätzen hin wollen. Zum
Beispiel mit diesem Begriff des "Beiseitesprechens". Das kommt doch von Brecht her, da
gibts einerseits einen Dialog zwischen Menschen auf der Bühne, worüber eine ganz eigene
Realität hervorgebracht wird und eben gerade nicht Realismus im Sinne der einfachen
Nachahmung von Realität ausserhalb des Theaterraums. Durch das sogenannte
"Beiseitesprechen" als Verfremdungseffekt soll das Publikum zusätzlich aus der Illusion
herausgerissen werden, dass das Spiel auf der Bühne mit ihrem eigenen Leben identisch sei.
Nach Brecht kann diese Differenz zum eigenen Leben insofern einen Erkenntnisgewinn
bewirken, als dass damit auf den Konstruktionscharakter und damit auf die Veränderbarkeit
von Welt hingewiesen wird.

Gleichwohl funktioniert diese Form des Beiseitesprechens meines Erachtens im Fall Hinrichs
nicht, weil die Aufführung im Grunde ein einziges Beiseitesprechen ist. Sie funktioniert nur
über die dialogische Beziehung zwischen einerseits Hinrichs und sich selbst bzw. Polleschs
Text und andererseits zwischen Hinrichs und jedem einzelnen Zuschauer. Menschliche
Subjekte können sich nur über den Dialog mit dem Anderen (Texten und/oder menschlichen
Subjekten) formen. Sowohl der Akteur als auch jeder einzelne Zuschauer können die
Dialogizität des Theaters dazu gebrauchen, das eigene Leben zu bearbeiten. Wesentlich dabei
ist das "mit den Händen denken", das heisst, dass in Bezug auf Realität und Alltagspraxis
gedacht werden muss. Ansonsten wärs tatsächlich ne Nullnummer.
Rosa L. , 30. Januar 2010 - 15:34 Uhr

117. Pollesch in Berlin: weil es eine widerliche Drecksarbeit ist

@ mucki: Um Bewunderung gehts hier doch gerade nicht. Es geht nicht um den bewusstlosen
Showeffekt des reinen Spektakels. Nee, mitdenken ist angesagt. Und das heisst eben auch,
deine gewohnten Denkmuster zu verlassen, weil dich das da vorn irgendwie irritiert und nicht
deinem simplen Weltbild entspricht. Und wahrscheinlich hast du die Interpassivität auch nicht
verstanden. Denn dabei ist es überhaupt nicht "megaegal", was die da vorn treiben. Im
Gegenteil, das ist voll wichtig, weil die da vorn stellvertretend das ausleben, was du dich
vielleicht nie trauen würdest, weil das eben eine widerliche Drecksarbeit ist.
Rosa L. , 30. Januar 2010 - 16:22 Uhr

118. Pollesch in Berlin: ist alles gut, was Trauer auslöst?


halt, von mir ist doch gar nicht die Rede, ich habe von meinen Wahrnehmungen und
Empfindungen und Gedanken in diesem Zusammenhang gar nicht gesprochen. Allein Rosa L.
hat von ihrer Trauer gesprochen, "Bei mir bewirkte es jedenfalls eine Art Trauer, als Hinrichs
davon sprach, dass wir heute auf dem Theater nicht mehr die Revolution ausrufen könnten."
Diese Bekundung einer Empfindung, die natürlich mit bestimmten gedanklichen
Vorstellungen verbunden ist, soll doch die gute Wirkung dieses Theaters unterstreichen - und
ich meine nun das Trauer auch von anderen Zuschauern in anderen Zusammenhängen
empfunden wird und sie unterstreichen damit ebenfalls die Vorzüge der Darbietung, die sie
gesehen haben. Deshalb frage ich Henne-Ei-mäßig was zählt. Wenn Trauer empfinden eine
Art Gütesiegel bedeutet, ist dann alles was Trauer auslöst gut? Wenn nicht, wenn wir
zwischen guter und schlechter Trauer unterscheiden wollen, richtiger oder falscher, wie
können wir das, mit welchen Kriterien denn herausbekommen?
Und Schauspielerei wurde natürlich schon immer gerne auch abfällig als Drecksarbeit nahe
der Prostitution und Kriminalität
betrachtet, klar - gerade weil dieses sogenannte Ausleben, ja eben immer ein fake ist und
deshalb ja auch gerne verachtet wird… (bewundert natürlich auch) echt schlecht Schlagzeug
spielen und dabei dennoch cool eingrooven das hat wohl schon so manch einer ausgelebt - ich
kenne mindesten 35 von ihnen. Das schmälert nichts, ich sag's bloß. Ich meine wie kann man
überhaupt vor einem Schlagzeug stehen und nicht seiner Natur freien Lauf lassen?
mucki , 30. Januar 2010 - 17:36 Uhr

119. Pollesch in Berlin: im Sinne der Melancholie

@ mucki: Natürlich gehts um dich. Immer. Auch im Theater. Ohne dich funktioniert nichts.
Und jetzt bitte nicht auf diesem Begriff der "Revolution" rumreiten. Vielleicht hieß es auch
bloß "politisch sein". Jedenfalls ging es da meines Erachtens um Trauer im Sinne der
Melancholie, das heisst, sich der Vergangenheit bewusst zu sein und sich vor diesem
Hintergrund auf die Zukunft hin zu entwerfen. Es geht darum, sich trotz des Scheiterns immer
wieder neu zu denken. Und im heutigen Kontext ist die Entwicklung umsetzbarer
Alternativen zum aktuellen Bankensystem vielleicht realistischer als ein naiver
Revolutionsglaube.
In Bezug auf den Begriff der "Drecksarbeit" im Theater geht es - um mich zu korrigieren -
natürlich nicht um "Drecksarbeit" als zu bewundernden Selbstzweck, sondern darum, dass
darüber das Mensch-Sein erprobt werden kann. Und zwar indem das politisch Korrekte über
eine "Ästhetik des Risikos" (Hans-Thies Lehman) unterbrochen wird. Denn wir alle sind
fasziniert vom Bösen, dass in jedem/r von uns schlummert. Exemplarisch dazu lässt sich bei
Jean-Luc Godard ("Histoire(s) du cinéma") eine Aussage finden, welche sich mit Hinrichs
Akrobatiknummer an der "Venussonde" in Verbindung bringen lässt. Zitat:
"Während der Akrobat sich in den Fängen eines höchst instabilen Gleichgewichts befindet,
formulieren wir einen Wunsch. Und dieser Wunsch ist seltsam zwiespältig und nichtig. Wir
wünschen uns, dass er stürzt. Und wir wünschen uns, dass er sich hält. Und dieser Wunsch ist
notwendig. Wir können nicht umhin, ihn zu formulieren, in aller Widerprüchlichkeit und
Aufrichtigkeit. Er bildet in naiver Weise unsere Seele in diesem Augenblick ab."
Also: Vielleicht können wir uns erst darüber bewusst werden, was es heisst, ein Mensch zu
sein, indem wir uns zunächst als Nicht-Mensch erkennen. Die Hoffnung zeigt sich im
radikalen Zweifel.
Rosa L. , 30. Januar 2010 - 19:22 Uhr

120. Pollesch in Berlin: auf erfrischende Weise neuartig

"Liebe ist gar nie Liebe, als ein eigener Zustand..., ein körperliches Antreffen von Phantasien
ist es, ein Phantastischwerden ... von
"Josephines Pfeifen", Säcken, Volksbühnenraum, Drumeinlagen mit einem Menschen als
Mittelpunkt." (frei nach Musil "Die Schwärmer")

Natürlich "Alltag", Frau L., natürlich die Befragung der Üblichkeiten in unseren Selbst-,
Welt- und Fremdverhältnissen:
nur, warum reite ich nun tatsächlich ein wenig auf meinen Musil- und Kafkazitaten herum
(das Beiseitesprechen ist eine Konvention, verwandt dem Chor, dem Monolog, die wahrlich
älter ist als Bert Brecht, obschon der Hinweis auf seine Verfremdungstheorie an dieser Stelle
nicht übel ist, "Beiseitesprechen in einem einzigen Beiseitesprechen und dennoch kenntlich,
ein Kunststück doch, also reizvoll, oder ?") ?

Das ist nicht neu; das wird auf der Bühne immer schon getan; an dieser Stelle, durch die
Pollesch-Inszenierung, wird diese
Bühnenüblichkeit, die Frage nach der menschlichen Person, der Person, den Personen"vor"...,
auf der Bühne, der praktischen Reflexion des Menschen seiner selbst (Schlegel, Frühromantik
!!) auf erfrischende Weise konzentriert neuartig ,
theaterabendtauglich (!) ins Visier genommen.

Es scheint mir zu diesem Zwecke ein guter Schritt gewesen


zu sein, daß Pollesch an dieser Stelle ein Solo spielen läßt,
denn tatsächlich wird das theamatisiert, was auch bei Musil
so schön in den Raum gestellt wird:

"Einer ist ein Narr, zwei sind eine neue Menschheit."

Die Neigung, Dritte oder Drittes auszuschließen, wäre für so einen Ansatz, denke ich, eher
letal: insofern bleibe ich dabei:
mein "Gedankenexperiment" (die Beiseitesprache in den
"leeren Raum", irgendwo zu Rosa L. hin möglicherweise) ist für den Theaterabend nicht
verpflichtend, er lief und läuft auch ohne es; es ist aber wohl auch so abwegig nicht, wie es
allenthalben
bei Ihnen, Frau L., den Anschein erweckt. Vielleicht meldet sich Laura noch mal und kann
mehr über Carl Hegemann, den
ua. Leipziger Dozenten und Berliner Dramaturgen und TdZ-
Artikelschreiber, schreiben und seinen Begriff der "Interpassivität".

Üben Sie Nachsicht mit meinen "Bandwurmsätzen", ich übe ja auch Nachsicht mit Ihren
Verweisen auf Ranciere, Foucault,
Agamben, Lehmann oder Godard.

Kommen Sie meinem "bulgarischen Hintergrund" doch ein wenig entgegen, zitieren Sie
JULIA KRISTEVA !!
Arkadij Horbowsky , 31. Januar 2010 - 10:42 Uhr

121. Pollesch in Berlin: intelligente Verschiebung ins Widerliche

@ Arkadij Horbowsky: Laura? Warum Laura? Vielleicht können ja auch Sie uns etwas zu
Carl Hegemann erzählen. Oder ich. Ja. Genau. Carl Hegemann ist nach Aussage seiner
intelligenten Tochter Helene Hegemann (und Töchter sind die am wenigsten Verblendeten,
was den falschen Schein des Ruhms angeht!) ein Sauvater. Was dieser über eine ebenfalls
intelligente Verschiebung ins widerliche Universelle möglicherweise selbst bestätigt. Zitat aus
der "Theater Heute 06/09":
"Praktiken der Kunst im außerästhetischen Bereich zu etablieren aber ist - wie Schiller sagt -
keine Kunst, sondern 'Betrug'." Und weiter: "Die Kunst kann als Kunst ihr Reich oder ihren
Bereich nicht verlassen, sie verwandelt sich beim Überschreiten der Grenze in Kriminalität
oder Wahnsinn." Kurz: Sie sind der Ausnahmezustand, stupid! Und kommen Sie mir jetzt
nicht mit Julia Kristeva, (...)
Rosa L. , 31. Januar 2010 - 13:53 Uhr

122. Pollesch in Berlin: Kunst im außerästhetischen Bereich

Liebe Rosa L. !

Ich hatte Augusto Boal und eine "Inszenierung" Herrn Peymanns, die, glaube ich, "Das gibt` s
nur einmal" oder so ähnlich hieß, an dieser Stelle ins Spiel gebracht, mit konkreter
Fragestellung
verbunden: Sie haben das keineswegs auch nur annährend aufgegriffen, sondern schlichtweg
ignoriert, so wie sie schon desöfteren den Kern von Aussagen und Fragen Ihrer diversen
Threadgegenüber entweder auf diese Weise ignoriert oder sich zu einem Feindobjekt
zurechtgestutzt haben, angeblich Ironie bzw. Humor übend. Ich darf Frau Laura erwähnen,
wann immer ich lustig bin: Sie hat sich hier gemeldet und Herrn Hegemann profiliert: Da ich
davon ausgehe, daß mein jeweiliges Gegenüber dergleichen nicht ohne Grund oder aus
bloßem Getue und Gehabe heraus tut, denke ich, Frau Laura könnte noch das Eine oder das
Andere dazu schreiben, mich tät das interessieren; ich habe zwar einige Sachen von Carl
Hegemann gelesen, aber ich bin da kein Fachmann, insofern ist das einfach nur als
Ermutigung zu lesen für Personen, die an dieser Stelle, zu diesem Threadthema etwas von
Herrn Hegemann beisteuern können. Ich werde auch Julia Kristeva zitieren, wenn ich es für
geeignet halte, ob Sie das nun von vornherein abwehren oder nicht: - der Zusammenhang
"Körper-Körpersprache-Lalllaute- Spracherwerb" ist bei Julia Kristeva wirklich zentral,
insofern ist es in der Tat nicht auszuschließen, daß etwas von ihr gerade hinsichtlich diverser
Polleschstücke
produktiv werden könnte-.
Entschuldigen Sie, aber daß Sie sich zutrauen, so in die "Retorte" von Familiengeschichten zu
greifen, sich hier nicht entblöden, von
"Sauvätern" und dergleichen zu schreiben, das bespricht allerdings Bände über Sie, selbst
wenn Sie jene Tochter selbst wären. Was hat persönliche "schmutzige Wäsche" hier verloren,
Rosa L. ?? Haben Sie die vergangenen Wochen verschlafen, wo hier über derlei
Beschimpfungen diese wunderbare Einrichtung der diversen nachtkritik de-Stränge
immer wieder drohte in Mißkredit zu geraten ???
Sie können mich noch so sehr als "Ausnahmezustand" beschimpfen, es ist Ihr gutes Recht, zu
vermuten, ich sei Ihnen irgendwie nicht gewachsen oder dergleichen mehr, seien Sie
versichert: Ich versuche mein Bestes und werde es wohl auch dann noch tun, wenn Sie wieder
aufhören zu "antworten" und meine Beiträge einfach überlesen, was Ihnen und allen
freisteht-.
Sie sprachen ein wenig weiter oben vom Nicht-Menschen: auch hier ist der "Schwärmer"-
Zusammenhang greifbar: Der "Mit-Nicht-
Mensch", der ist in diesem Drama einfach explizit. Wollte jemand eine Dissertation über
"Motivforschung" betreiben im Wandel der (frühromantischen Wellen ...) Zeiten, so wäre die
Trias Schlegel-Musil-Pollesch bestimmt nicht die übelste Quelle. Anstatt weitere
Bandwurmsätze zu produzieren, habe ich diesen Denkansatz hier in den Raum gestellt: das
hat freilich etwas Unbefriedigendes, das ich auch empfinde, aber,
was hat das mit der Etablierung von Praktiken der Kunst im außerästhetischen Bereich zu tun
(frei nach: "Ich verzeihe dem Schauspieler alle Fehler des Menschen, dem Menschen keinen
des Schauspielers" ): Sie, Frau L., Sie sind es, die hier von Sauvätern und dergleichen spricht,
Sie
schlagen über die Stränge, also belehren Sie mich nicht, der ich das nicht tue, es sei denn Sie
wollen mir das "entblöden" vorrechnen, ich weiß, daß Kunst, Philosophie und Lebenswelt von
Eigengesetzlichkeiten geprägt sind und sich nicht einfach ineinander überführen lassen, also
noch einmal: belehren Sie andere, oder noch besser: Fangen Sie wirklich bei sich an, dann
werden Sie möglicherweise persönliche Diffamierungen demnächst unterlassen.
Arkadij Horbowsky , 31. Januar 2010 - 17:36 Uhr

123. Pollesch in Berlin: außerhalb des Theaters eine Fangopackung

@ Arkadij Horbowsky: Da ich diese Peymann-Inszenierung mit dem Titel "Das gibts nur
einmal" nicht kenne, kann und möchte ich dazu auch nichts sagen. Zum Begriff des
"Sauvaters": Der ist doch nun wirklich liebevoll gewählt. Carl Hegemann wird wissen,
worum es geht. Vielleicht haben mich auch einfach nur diese Schweine(hälften) auf der
Volksbühnenhomepage dazu inspiriert, woran sich sogleich die nächste Assoziation, nämlich
Fassbinders "In einem Jahr mit 13 Monden", anschloss. Ausserdem ist der - milder formuliert
- "Rabenvater" Hegemann ja mittlerweile auch der breiten Öffentlichkeit bekannt, und zwar
seitdem Helene Hegemann ihr erstes Buch "Axolotl Roadkill" veröffentlicht hat.
Das Hegemann-Zitat von den "Praktiken der Kunst im außerästhetischen Bereich" ist ganz
einfach zu verstehen. Es geht dabei aber nicht um das generelle "Fehler verzeihen", sondern
um den situativen Kontext. Denken Sie zum Beispiel an Marcel Duchamps Pissoir, welches
nur im Kontext der Ausstellung im Museum zu "Kunst" wird. Und auch die Aktion des
Schauspielers, welcher seine Kollegin auf der Bühne mit Matsch beschmiert, ist nur im
Rahmen der Theaterraums Kunst. Ausserhalb des Theaterraums ist das vielleicht ne
Fangopackung. Oder einfach nur widerlich. Zitat Pollesch: "Was für eine katastrophale Form
der Gemeinschaft! Was für eine widerliche Kunstform der Geselligkeit, die glaubt, einen Sinn
zu teilen!"
Musik, bitte.
Rosa L. , 01. Februar 2010 - 00:37 Uhr

124. Neuer Pollesch: Die Theorien von A.C. Danto

@ Rosa (schon ulkig, daß @ 123 da mitschwingt)

Liebe Rosa !

Vielen Dank für die "Fangopackung": Ob Sie es mir nun glauben oder nicht, Ihr
"Rockkonzert" ist auf ebendiese Weise keines: das habe ich auch geschrieben ! Ich kenne
auch "Readymades" und weiß sehr wohl, daß diese den Augangspunkt der Kunstphilosophie
A. C. Dantos darstellen (was Sie also sahen demnach, hörten, spürten war eben allenfalls
"über" ("aboutness" bei Danto) "Rockkonzert(e)", und genau damit arbeiten schon diverse
Kafkatexte (ua. "Josephine ...", Sie können aber gut und gerne zur Zuschauersituation noch
"Auf der Galerie", quasi zum "Ekeltheater" noch "Forschungen eines Hundes"
(Musikerepisode, Aufstellen der Vorderbeine, quasi ein "Die sind ja nackt ...!")
hinzunehmen)), seines Buches "The transfiguration of the commonplace" (bei Suhrkamp als
"Die Verklärung des Gewöhnlichen").
Auch im "Kunstforum" nimmt Danto "Guernica" zum Ausgangspunkt (das Pissoir wird in
diesem Zusammenhang "zitiert", d.h. auch abgebildet) für einen streitbaren Artikel über die
"Philosophische Entmündigung der Kunst", lesenswert, wenngleich ich die Position nicht teile
(was hier ebensowenig in den Polleschthread gehört wie - seien Sie bekannt oder unbekannt
noch und nöcher, offenbar ist es ja wohlfeil für Sie, Herrn Hegemann an dieser Stelle, wie war
noch Ihr Begriff dazu ?, zu bashen - Ihre Auslassungen zu Carl Hegemann oder Ihre
beleidigenen Worte an mich ("Ausnahmezustand, stupid" vor der Folie von Verbrechen und
Wahnsinn, wollen mich wieder als "Bandido", für Sie ließe sich das einrichten ...)).

Gut, Sie kennen also doch den einen oder anderen


Faßbinderfilm, "Berlin Alexanderplatz" schon nachgeholt ???
Arkadij Horbowsky , 01. Februar 2010 - 12:14 Uhr

125. Neuer Pollesch: Hinrichs einzigartig-super- spitzenklasse

Auf jeden Fall war Polleschs Abend großartig und Fabian Hinrichs war einzigartig
superspitzenklasse und die Texte sind Denksport u. Vitamine fürs Gehirn
Mylady, Aisha , 01. Februar 2010 - 13:52 Uhr

126. Neuer Pollesch: ungeformter Todestrieb am Schlagzeug

@ Arkadij Horbwosky: Ja. Genau. Die Fangopackung als Metapher. Und wissen Sie, was
Picasso sagte, als ein Deutscher ihm 1937 Fragen zu seinem Meisterwerk GUERNICA
stellte? Er sagte: "Guernica ist Ihr Werk. Ich habe es nicht geschaffen!"
Und natürlich ist Fabian Hinrichs kein Rockkonzert. Nein. Da zeigt sich eher der ungeformte
Todestrieb, dem Fabian Hinrichs auf seinem Schlagzeug freien Lauf lässt. Oder weniger
schmerzvoll formuliert: "Die Empfindung, die ich von der Existenz habe, ist noch kein Ich. Es
ist eine gedankenlose Empfindung. Sie entsteht in mir, aber ohne mich." (JLG)
Ergo: Ich bin nicht nur Körper, sondern ein MENSCH, der sich erst über das Denken und die
Sprache ALS MENSCH hervorbringen kann. Alles andere ist Auschwitz und Lager.
Rosa L. , 01. Februar 2010 - 13:56 Uhr

127. Neuer Pollesch: wider die totale Individualität

ach rosa, merken sie nicht wie sie und ihr st. pollesch das neoliberale geschäft der
zerschlagung jeglicher solidarität betreiben ? wahrscheinlich nicht. auf dem individuellen
hochamt sieht man natürlich keine sozialen gemeinsamkeiten, keine gefühle, keine
gemeinschaft, keine politik. klar, da bleibt dann auch konsequenterweise nur ein verkrampft
peinlicher monolog mit schlagzeug und requistienzauber über, theater als kabarett, wow, wie
modern. wenn es nur leute wie Sie gebe, hätten wir keine straßen, keine krankenhäuser, keine
schulen, dafür endlich die totale individualität.
Adam Smith sagt Dankeschön , 01. Februar 2010 - 14:23 Uhr

128. Neuer Pollesch: ex negativo öffnet sich was

@ 127.: Huch, vielleicht haben Sie da ja auch was falsch verstanden. Vielleicht gehts in dem
Abend ja doch um sowas wie Solidarität. Aber um eine erst herzustellende, nicht um eine von
vornherein gegebene, um nicht zu sagen aufgezwungene.
Und um Ihre dualistische Weltsicht ein wenig abzumildern, empfehle ich Ihnen, unter dem
Begriff "soziale Plastik" (Beuys) zu recherchieren. Es geht um Lebens-Kunst. Nicht um das
Einander-Ausspielen bzw. um das Getrennt-Denken von Kunst und Sozialem. Gerade das
wäre ja das Fatale. Denken Sie doch mal weiter als nur bis zum nächsten Vorgartenzaun.
Dieses Pollesch-Zitat von der "katastrophalen Form der Gemeinschaft" macht doch was auf,
das öffnet doch was, wenn auch ex negativo. Jedenfalls versteh ich das so. Denken wir doch
mal an die Lagerpolitik, die von Auschwitz über Guantanamo bis hin zum Asylantenheim
reicht. Geht es da wirklich darum, dass ein Sinn von Gemeinschaft geteilt wird? Wie
widerlich ist das denn? Zeigt sich darin wirklich eine politische Gemeinschaft, die von
Kommunikation und Konfrontation getragen ist? Oder gehts hier nicht vielmehr schon oder
nur noch um die Macht des Souveräns? Ja. Es ist alles nicht so einfach, aber ein Pollesch-
Abend hinterlässt mich persönlich gerade nicht resignativ. Und es gibt nicht nur Pollesch, das
dürfte auch allen klar sein.
Rosa L. , 01. Februar 2010 - 15:08 Uhr

129. Neuer Pollesch: falsches Gefühl als neoliberale Implikation

an dieser stelle eine ganz allgemeine kritik am phänomen des diskurses über den körper ohne
seele und seele und liebe und falsches gefühl als neoliberale implikation erfolgreicher
globaler kommunikationsstrategien.
von zizek stammt die these, dass hollywood immer schon schneller und präziser als jede
ideologie und ihre kritik ist, weil es selbst maßgeblich dazu beiträgt sie zu schaffen.
mir ist aufgefallen das es in neueren erfolgreichen holywoodfilmen (gamer, surrogates und
avatar) ganz maßgebliche beziehungen zur interpassivitätstheorie und der frage des
dezentierten ichs gibt und bin daher geneigt mich "Adam Smith sagt Dankeschön" in dem
sinne anzuschließen als es ein neoliberales geschäft gibt solidarität oder wie immer man es
nennen darf zu zerschlagen. ist es nicht ebenso ein theama der neoliberalen ideologie
geworden, sich dem körper/seeleprinzip abzuwenden und den körper als leiche zu denken und
somit zu tranzendieren (zombie, avatar etc.) und letztendlich eine noch endpolitisiertere und
noch individuellere denkweise der einzelnen individuen befördert als es unter dem postulat
von seele und individuellem gefühl ohnehin schon der fall war um so noch erfolgreicher zu
werden?
peter zuschneid , 01. Februar 2010 - 15:29 Uhr

130. Neuer Pollesch: Die Wirkung zählt

na klar, so sehe ich das irgendwie auch, nur noch lockerer - so lange das Erleben hallo sagt,
ob im aktiv oder im passiv Modus, ganz egal, willige ich ein - die gute alte Trauer wird dabei
nicht stören und was immer wir hernehmen um uns zu entspannen: die Wirkung zählt.
mucki , 01. Februar 2010 - 18:44 Uhr

131. Neuer Pollesch: immer schön bequatschen

Seit ihr immer noch zu Gange mit die Meinung, gut so! Alles immer schön bequatschen, auch
die Geschichte mit dem Animationstheater (zobie, avatar etc.) finde ich eine gelungene
Meinung, die sich sehen lassen kann, denn: ins Kino gehen wir alle gerne und besonders in
das schnelle.
shoerly , 01. Februar 2010 - 22:42 Uhr

132. Neuer Pollesch: Zu Solidarität und Fürsorge

@ peter zuschneid: Sie meinen also, dass über diesen Abend die Solidarität zerschlagen wird.
Und was verstehen Sie unter diesem Begriff der Solidarität? Vielleicht ist das ja auch nur eine
ideologische Setzung bzw. Vorannahme, dass wir alle gleich sozial denken würden. Und was
ist dann mit dem Verbrecher à la Raskolnikow, der meint, für die Idee einer "neuen
Menschheit" eine alte Frau mit zuviel Geld töten zu dürfen? Also würde ich sagen: Man muss
Körper und Geist zunächst auseinanderdenken, um sie dann möglicherweise wieder
zusammendenken zu können.
@ mucki: Ja. Genau. Und dieser Holocaust, diese KZ-Mechanik, die hatte ja auch echt ne
tolle Wirkung. Kleiner Tipp: Mit den Händen denken, das heisst nicht Manipulation, sondern
vielleicht sowas wie Sorge oder Fürsorge.
Rosa L. , 01. Februar 2010 - 23:56 Uhr

133. Neuer Pollesch: Wo ist das Zusatzmodul für Entspannung?

wie geht's denn auf einmal wieder dahin, eben waren wir noch in der Solidaritätsdebatte mit
einem Zusatzmodul für Entspannung, und nun, peng, Holocaust. Wenn alles und jedes
jederzeit mal derart kurzgeschlossen werden kann, dann wird durch solche
Instrumentalisierung eine Banalisierung betrieben, die ich nicht für ratsam halte, wenn von
KZ-Mechanik einfach mal so losschwadroniert werden kann, dann zeigt das wenig Verstand
für das worum es hier geht und noch weniger für den Holocaust.
mucki , 02. Februar 2010 - 09:26 Uhr

134. Neuer Pollesch: Pollesch-Zuschauer sind auch Sinn-Teiler

rosoe, wieso sehen sie denn immer nur das negative bei solidarität ? schauen sie, durch
solidarisch steuereinahmen wird die volksbühne erhalten, pollesch bekommt staatliche,
städtische gage, sie dürfen ihn dafür wie einen guru anhimmeln und bei solidarität von
raskolnikow und kz schreiben. dass bei pollesch 400 leute (vorsicht masse !) den gleichen
sinn teilen und so tun als würden sie pollesch verstehen, ist da natürlich das beste. was ist
repräsentativer als repräsentativ ? genau, die kritik am repräsentativen. ist ja auch nicht der
erste der links beginnt und rechts endet.
Adam Smith sagt Dankeschön , 02. Februar 2010 - 10:47 Uhr

135. Neuer Pollesch: was ein Trommeln so alles sein kann

Rosa !

"Alles andere ist Auschwitz und Lager" ...: puh, war das jetzt mehr Ihre Ironie oder Ihr
Humor ?
Alles andere ist zum Beispiel auch Hund, Katze, Maus, Grünling, Blaumeise und
Rotkehlchen.
Im Danto-Artikel, der bei "Guernica" anhebt, Sie können sich das vermutlich schon denken,
wird freilich eben jenes Zitat gebracht: "Sie haben das gemacht !"
Spannend schon, was die Drumeinlage so auslöst: Bei "muck" las ich eher so etwas wie: "Da
muß man doch einfach lostrommeln, so wie jetzt bei Schnee die Schlitten ("Rosebud")
herauskommen", las geradezu "Lebenshunger" mit, und bei Ihnen, Rosa, lese ich
"Todestrieb". Tatsächlich scheint der Dostojewskij-Terminus der "Rückhaltlosigkeit" diese
beiden (extremen) Enden anzusprechen, und Raskolnikow ist schon eine Gefahr spezieller
Art: der liebe, nette Mörder von nebenan ... .
Warum meinen Sie wohl, warum Gorkij sich mit Händen und Füßen gegen die
Dramatisierung der "Dämonen" und "Die Brüder Karamasow" an Ssurows bzw.
Stanislawskijs Bühne wehrte (im übrigen ist das wohl immer gut, das im Hinterkopf zu
behalten: Romandramatisierungen in Rußland vor etwa 100 Jahren; mitunter tut man hier ja,
als sei dergleichen jetzt und hier die neueste Regietheaterunart): Gorkij, ein überaus
verletzlicher-sensitiver Mann, fürchtete um die Selbstmordquote in Moskau ...; davon dürfte
der Hinrichs-Abend dann allerdings, ob das eher für oder gegen ihn spricht, egal zunächst,
doch noch ne Elle weit entfernt sein, aber wohlgemerkt: die Spannweite durch das Drumming,
erstaunlich. Ja, fast sogar noch erstaunlicher, daß keiner auf die Bühne kam für eine Einlage,
wenn da auch ein Drum stand: dann hat das die Aktivitäts-Passivitäts-Spannung tatsächlich
weiter erhöht !!
Arkadij Horbowsky , 02. Februar 2010 - 12:17 Uhr

136. Neuer Pollesch: Theresienstadt und Ackermann

@ mucki: Ach so, "wir" waren also in einem Zusatzmodul. Nee, Sie waren das. Und
ausserdem fällt bei Pollesch ja auch dieser Begriff "Theresienstadt", im Zusammenhang mit
der sterbenden Mutter. Ja. Genau. Das ist tatsächlich grausam grotesk, aber es verdeutlicht
möglicherweise, worum es hier geht.
Und wenn Sie jetzt immer noch meinen, dass ich übers Ziel hinausgeschossen bin, dann hab
ich statt des Holocausts noch ein anderes Beispiel. Den guten alten Josef Ackermann auf dem
Weltwirtschaftsforum in Davos. Der tut auch immer so, als ob alle einen Sinn teilen würden,
indem er sagt: "Alle in unserer Branche müssen einsehen, dass die Gesellschaft gewisse
Übertreibungen nicht mehr akzeptiert." Aber hintenrum meint er damit wohl eigentlich diesen
Satz aus Falk Richters "TRUST": "Lass uns einfach alles so lassen, wie es ist. Es ist zu
kompliziert, das jetzt alles zu ändern. Lass uns nicht alles durcheinander bringen." Das heisst
bei Ackermann dann wohl im Klartext: Moralische Reue ja, aber die Regulierung des
Bankensystems, das wäre jetzt echt zuviel verlangt.
Übrigens, ich empfinde Ihre gedanklichen Kurzschlüsse als ebenso faszinierend, Pollesch
endet also rechts? Na sowas aber auch. (...)
Rosa L. , 02. Februar 2010 - 12:35 Uhr

137. Neuer Pollesch: hirnloses Trommeln

@ Arkadij Horbowsky: Ja. genau. Der Auschwitz-Witz war alles oder nichts: Ironie,
Galgenhumor, Schmerz.
Und bei Ihrer Begeisterung fürs hirnlose Trommeln sollten Sie nicht vergessen, dass eine
politische Gemeinschaft sich wohl kaum über das hirnlose Trommeln herausbildet. Darüber
formieren sich bloß Marschordnungen. Dieses Trommeln ist sowas wie das Reale, welches in
die symbolische Realitätskonstruktion des sensiblen Gitarrenspiels mit dem Lied für alle von
Fabian Hinrichs einbricht. Aber wo ES war, soll ICH sich über den Geist immer wieder neu
hervorbringen. Nothing but drums, that ain't enough, boy! Und vielleicht ist auch deswegen
keiner auf die Bühne gekommen, weil man zum Trommeln, Klavier- oder auch Schauspielen
vielleicht eben doch ein gewisses Maß an Talent braucht.
Rosa L. , 02. Februar 2010 - 13:40 Uhr

138. Neuer Pollesch: Hilfe, die autopoietische Feedbackschleife!

@ Adam Smith sagt Dankeschön: Dieser letzte Satz "Übrigens, ich empfinde Ihre
gedanklichen Kurzschlüsse als ebenso faszinierend, Pollesch endet also rechts? Na sowas aber
auch." von mir an Arkadij Horbwosky war natürlich für Sie bestimmt.
Und was meinen Sie jetzt eigentlich damit, dass bei Pollesch die Masse von 400 Leuten den
gleichen Sinn teilt? Oh Gott, ist das jetzt diese Rede von der autopoietischen
Feedbackschleife? Ist denn eine Gemeinschaft wirklich von vornherein bzw. allein aufgrund
dieser Interaktivitätsprämisse zwischen Akteur und Zuschauer gegeben? Oder kann das
Verständnis nicht auch scheitern? Sie sagen ja selbst, dass das Verstehen vor allem von einem
Verstehen-Wollen abhängt. Wer Pollesch verstehen will, der muss mit- und weiterdenken.
Man kann aber natürlich auch nur so tun als ob man ihn versteht. Ich würde also sagen:
Pollesch wird von jedem einzelnen anders verstanden. Und das ist wunderbar.
Rosa L. , 02. Februar 2010 - 14:43 Uhr

139. Neuer Pollesch: totaler Individualismus im Kollektiv


und dass alle verstehen, dass man ihn nur einzeln bzw. nicht komplett verstehen kann ? leider
kommen sie nicht umhin, zu akzeptieren, dass sich die zuschauer einen (gedanken)raum
teilen. und interaktiv ist an dem abend leider gar nichts, nicht mal richtig interpassiv. das
macht das DT und BE besser. und wie ja so richtig analysieren, produziert pollesch
individuelle denkmuster, schön. so verkauft nike auch seine turnschuhe. was ist schließlich
kollektiver als totaler individualismus ? sehen sie denn keine werbung ? mensch rosie, wieso
können wir nicht mal weiter denken als nur moralisch so wie pollesch. warum zB ist nacktheit
auf der bühne immer nur porno, immer nur ausbeutung, warum nicht mal eine neue,
progressive biopolitik denken, wo nicht der onkel rene sagt, wie böse alles ist ? es können
doch nicht alle -wie wuttke, rois, schütz und co- komplett linksresignativ als theaterleichen im
tv enden. rosie, wir sind 2 von millionen, wir sind nicht allein.
Adam Smith sagt Dankeschön , 02. Februar 2010 - 16:35 Uhr

140. Neuer Pollesch: zurück zu den Gefühlen

ist mir doch klar, das alle Beiträge Selbstläufer sind, aber sie können ab und an wenigstens so
tun, als würden sie sich auf etwas beziehen, und als fände tatsächlich ein Hauch von Dialog
statt - aber (ich gebe zu, das einzig wirksame Mittel ist mit noch größerer Eigenidiotie zu
antworten, dann fügt sich, dank ein gewissen allgemeinen Unschärfen wieder alles ins Bild)
mir ist es komplett fremd in diesen Schemen zu … ja wie sagt man da…, denken will ich es
erst gar nicht nennen, zu dialogisieren, wer rechts ist, ob der Holocaust droht, der Ackermann
durchschaut wird und Trust Zitate irgendwohin platziert sind.
Wir waren eigentlich bei den Gefühlen, und die Frage war, inwieweit ist der Auslöser für
Theatergenuss austauschbar und soll der Theatergenuss sich an bestimmten Standarts
orientieren, oder nicht. Ist die Trauer :och, wir können nicht mehr sagen, bald kommt die
schöne Revolution, zu ersetzen mit der Trauer : och, wir können nicht mehr sagen Soll ich
sagen in dieses sterbliche Leben oder in dieses lebendige Sterben?
mucki , 02. Februar 2010 - 17:10 Uhr

141. Neuer Pollesch: auf Nicht-Zuschauer einlassen

ach hundertsiebenundzwanzig, jede pore ihrer schreibe schwitzt aus, daß Sie den abend nicht
gesehen haben. das ist so lästig, sich auf die nicht-Zuschauer auch noch einlassen zu müssen.
@ 127 , 02. Februar 2010 - 21:58 Uhr

142. Neuer Pollesch: Fragen an Adam Smith & Rosa L.

läppischer versuch, hier umzuschreiben. das ist so julius streicher. ich frage mich, warum sich
rosa l. von Ihnen dadurch provozieren läßt, daß Sie hier bloß niederlegen was Sie an Ihren
favoriten so schätzen.
@ adam smith , 02. Februar 2010 - 22:27 Uhr

143. neuer Pollesch: Adam und Frau

der adam ist ernsthaft und die frau ist gebranntmarkt? die zusammenfassung kann nur von
einem typen sein... oder esther slevogt
@ nachtkritik , 03. Februar 2010 - 01:04 Uhr

144. neuer Pollesch: Propaganda, Ranciere, Schmitt, Agamben,

@ Adam Smith sagt Dankeschön: In meiner Sicht sind die Zeiten vorbei, in denen das
Theater kollektive Denkmuster im Sinne einer politischen Agitation produzierte. Und damit
wird die Annahme obsolet, dass die Wirkung einer Inszenierung kontrolliert werden könnte.
Politische Propaganda würde den heutigen Kontext meines Erachtens zu sehr vereinfachen.
Vielleicht kriegt man den Zuschauer heute eher, wenn man ihn nicht für dumm verkauft,
wenn man nicht davon ausgeht, dass ihm alles erklärt bzw. dass er erst über seine Lage
aufgeklärt werden müsse. Ich würde vielmehr davon ausgehen, dass jedem einzelnen
Zuschauer die eigenständige Reflexion zugetraut werden kann. Art is everyday. Wir lernen,
indem wir etwas als etwas wahr-nehmen, indem wir den Dingen Bedeutung zuschreiben.
Ich würde daher weniger davon ausgehen, dass alle Zuschauer einen Gedankenraum teilen,
denn das hieße ja, dass alle dasselbe denken müssten. Ist dagegen nicht eher anzunehmen,
dass jeder etwas anderes denkt? Natürlich immer bezogen auf und mobilisiert über die
Inszenierung. Jeder übersetzt auf seine Weise, was er gesehen und gehört hat. Zitat Rancière:
"Intellectual emancipation [...] means the awareness and the enactment of that equal power of
translation and countertranslation." Für mich liegt demnach in der Kommunikation nach der
Aufführung die Möglichkeit des politischen Moments, und zwar indem man sich darüber
austauscht, wie etwas zu verstehen sein könnte.
Und seit wann ist Biopolitik progressiv? Sind Sie etwa ein "rechtsdrehender" Carl Schmitt-
Leser?
Zur Nacktheit, Pollesch hat in einem Interview mal gesagt, dass ein Schauspieler sich bei ihm
durchaus ausziehen dürfe (und ist Hinrichs etwa nicht nackt?), insofern er es selbst auch
wolle. Aber nicht, weil der Regisseur es will oder weil der Voyeurismus oder die Skandallust
des Publikums dies gebieten würden. Es sei denn, es ginge um genau diese Themen.
@ mucki: Wenn das Theater standardisiert wäre, dann wäre es komplett langweilig. Pollesch
ist eine Form unter vielen anderen ästhetischen Formen. Diese Offenheit der Formen macht
für mich das Besondere des zeitgenössischen Theaters aus.
Schließlich, dieser Begriff "Theresienstadt" soll mitnichten den drohenden Holocaust
thematisieren, sondern vielmehr ein Geschichtsbewusstsein eröffnen, welches bis in die
heutigen politischen Strukturen hineinreicht. Die einer politischen Gemeinschaft inhärente
Gefahr liegt darin, dass der Souverän über den Ausnahmezustand entscheidet, nach welchem
das nackte Leben aus der Ordnung des Rechts ausgeschlossen wird. Das ist die fatale
Trennung von Körper und Geist. Und wer möchte schon rechtlos gefoltert werden?
Rosa L. , 03. Februar 2010 - 01:41 Uhr

145. neuer Pollesch: schlummern im Fremden Reize?

danke. Also wenn das so ist, das diese Formoffenheit besteht, was ich eh annehme, denn wer
wollte behaupten, das wir uns im Korsett bestimmter Normen zu bewegen hätten, wie
vermittelt sich dann der Genuss, also welche Rolle spielen unsere Empfindungen dabei? Kurz,
kann das Zulassungsprinzip (Offenheit, Vielfältigkeit) nicht auch auf rasant bescheuerte
Aufführungen ausgedehnt werden. Wozu sich um darum bemühen, das eigene Empfinden
immer als das zentrale zu betrachten? Wäre es nicht denkbar, sich vorzustellen, dass auch im
fremdem, verschlossenem, unzugänglichem Reize schlummern, die einem selbst einfach bloß
nicht zugänglich sind. Klar, jeder muss so empfinden, aber vorstellen läßt sich doch, dass
damit nicht die Fülle der Möglichkeiten ausgeschöpft ist.
mucki , 03. Februar 2010 - 11:17 Uhr

146. neuer Pollesch: bei Rosa ist man immer der Blöde

Liebe Rosa !

Sie sind schon komisch: Habe ich da irgendeinen Piep gesagt, daß ich auf "hirnloses
Trommeln" stehe, oder habe ich nicht vielmehr angedeutet, wie offensichtlich schon dieses
Trommelelement zu allerlei Spannung Anlaß gab ?? Und ging dieser Thread nicht sogar so
los,
daß es da so ungefähr hieß: "Distelmeyer gesichtet,
Schlingensief war auch da etc.". Das steht jetzt aber plötzlich wieder in einem merkwürdigen
Gegensatz-Verhältnis zu Ihren Annahmen über fehlendes Talent
im (Premieren-) Publikum. Wer weiß, vielleicht trommelt ja jemand bei der nächsten
Vorstellung, oder wird es keine mehr geben ? Und dann sitzt da vielleicht auch einer mit
Laptop auf so nem Sack und postet ein Abendprotokoll 1:1 von dem Abend her ins Forum ... !

Ein hirnloser Vorschlag ?? Naja, auf diese Rolle haben Sie mich nun irgendwie abonniert;
vielleicht nicht zu unrecht: ich fürchte selbst, daß die Entgegnungen auf Sie immer blöder und
unfruchtbarer ausfallen könnten,
insofern: Beim nächsten Thread wird es vielleicht besser, "Mädchen in Uniform" startet ja am
25.2. im
Deutschen Schauspielhaus Hamburg ..., spätestens wohl da, so long..
Arkadij Horbowsky , 03. Februar 2010 - 12:15 Uhr

147. Pollesch: Stoppt den Diskurssch(w)eiß!

Ich will nicht mehr über Pollesch, ich will über Anne Tismer reden! Und all die Kontinente,
die hier gestern noch zur Rettung im Angebot waren: Kukident zum Beispiel. Stoppt den
Diskurssch(w)eiß! Es lebe der Unsinn!
Adam, the Ant , 03. Februar 2010 - 13:51 Uhr

148. endloser Pollesch: jeder sollte mal Klo putzen

@ mucki: Und wie bezieht sich das jetzt auf diese Pollesch-Inszenierung? Vorstellen kann
man sich vieles, um nicht zu sagen alles. Ob man das dann aber auch selbst ausleben will oder
doch lieber anderen überlässt (was über diesen Begriff der "Drecksarbeit" suggeriert wird),
das muss der Entscheidung jedes einzelnen Zuschauers überlassen bleiben. Das Theater kann
die Nacht des UNENDLICH Möglichen des Mensch-Seins eröffnen, wobei allerdings das
Gaffertape nicht vergessen werden sollte. Das heisst, der Rahmen des aktiv Möglichen muss
auf den Theaterraum beschränkt bleiben. Und schon das Denkmögliche ist ein Handeln,
insofern es mich zum Handeln ausserhalb des Theaterraums zwingt. Dazu Massimo Cacciari:
"Meiner Meinung nach ek-sisitiert Kunst aufgrund der IN-SECURITAS, die sie zum
Ausdruck bringt. Sie ist nichts anderes als die Selbstoffenbarung, das sich-Sehenlassen einer
Macht, die der Ordnung (dem Nomos, dem Logos) überlegen ist, mittels derer wir bislang
unser Dasein bestimmt haben, - und die uns verpflichtet, für noch nicht gedachte Probleme
und niemals versuchte Wege CURA zu tragen SORGfältig zu werden."
@ Arkadij Horbowsky: Es ist einerlei, ob da nun potentielle Talente im Publikum saßen oder
nicht. Es geht doch allein darum, ob die nun aktiv werden oder eben doch passiv bleiben. Und
das ist vielleicht das generelle Problem der Freiheit der Kunst. Sie kann immer nur
(Denk-)Anstöße geben, mehr aber auch nicht. Der Künstler ist nicht der Schuldige bzw.
Verantwortliche, weil er entweder zu wenig oder zuviel Aufklärungsarbeit im
gesellschaftlichen Kontext leisten würde. Zwischen Anarchie und Fortführung der Tradition
geht es immer nur um den Künstler im Zentrum. Aber stimmt denn das? Jeder kann Künstler
sein, indem er seinen Alltag bewusster gestaltet.
Und nicht vergessen, die Rede von der kathartischen Reinigung ist auch nur
Verblendungszusammenhang. Um wirklich zu erfahren, worum es hier geht, sollte jeder mal
die Klos putzen. Und dann wollen wir mal sehen, ob ihn diese "Drecksarbeit" wirklich befreit,
wovon er sonst immer nur in einem vermeintlich geteilten Sinn redet.
Rosa L. , 03. Februar 2010 - 13:55 Uhr
149. von P. zu T.: mit unausgewrungenen Schweisstüchern

wunderbar, Adam, so sehe ich das auch, wenn sich die Schweisstücher der Diskursnassen nur
auswringen ließen. Aber nein sie benutzen sie in unredlicher Weise weiter und und wollen
ihre Trunkenheit unbedingt unter Beweis stellen -
shoerly , 03. Februar 2010 - 14:45 Uhr

150. endloser Pollesch: im Alter kreativ?

was bedeutet das im alter kreativ werden und töpfern? ist das lächerlich im alter kreativ zu
sein?
pink lara , 03. Februar 2010 - 21:45 Uhr

151. vielfältiger Pollesch: danach Hände eincremen

nein überhaupt nicht, töpfern im alter ist sehr gut sogar. allerdings: immer mit schürze und die
hände danach sehr gut eincremen. auch pollesch sagt das irgendwo an einer stelle, wie war
das noch? ein simulat irrt sich gewagt, wenn er keine gute creme auftragt. in der gruppe macht
es besonders viel laune.
moritz , 04. Februar 2010 - 07:18 Uhr

152. neuer Pollesch: der große Zirkus der Ungerechtigkeit

@ mucki, meines Erachtens hast Du dich total vergaloppiert, diese Trauergeschichte ist süß
aber nicht lecker. Diejenigen, die auf einen Tip warten, wie denn der Große Zirkus der
Ungerechtigkeit endlich in flächendeckendes Wohlbefinden aufgelöst werden kann, sollten
einfach erst mal mit Schneeschippen anfangen sich die Zeit zu vertreiben, einfaches
Zeitunglesen ist auch immer praktikabel. Du aber solltest eine Ecke passiver werden, auch
genusstechnisch gesehen, es geht immer noch ne' Stufe drunter und dann folgt ein Aufstieg
neuer Art. Vertrau mir, schau mir in die Augen mucki!
Colli , 04. Februar 2010 - 09:31 Uhr

153. neuer Pollesch: wider die Geschmackserziehung

@colli : Schäm dich. so, du denkst du kannst mir mangelden Einsatz vorwerfen - wer ist denn
für den Hausdienst eingeteilt? Aber zur Debatte, ich bin wirklich tief irritiert, denn ich fühle
mich immer agitiert, auch gerade von denen, die behaupten, genau das nicht zu wollen,
deswegen muss ich gerade hier gegen diese Tendenz zur allgemeinen Geschmackserziehung
ankämpfen, auch der dumme, einfältige, genussschwache Wiedergänger und Beinahezombie
sollte mit seiner verqueren Theaterleidenschaft, seinen sentimentalen Ausdünstungen, seiner
rudimentären Neugierde für's Erotische ungestört seine Trollparty feiern. Gefahr ist einfach
nicht im Verzug, nicht im Theater - hab ich mich klar ausgedrückt?
mucki , 04. Februar 2010 - 11:23 Uhr

154. neuer Pollesch: Text als Trophäe?

Wenn jemand berühmt ist, ist das keine entscheidung mehr, ob man die sachen, die man sieht,
mag oder bescheuert findet. man hinterfragt den Popularismus des ganzen, und merkt das
nicht. Ich versuche damit zu sagen, wer polleschs inszenierung als entertainemt bezeichnet, ist
vielleicht nicht hingerissen, möglicherweise stattdessen damit beschäftigt, das hier vor ihm
blöd zu finden und nix darüber hinaus. Manche fragen aber sind so merkwürdig naiv. Da
funtkioniert das „entertainment“ anders, nämlich als persönlicher hirnfick in einem als
zuschauer. Als hirnfick deshalb, weil die naiven, alten kinderfragen mit krasser lektüre und
massiven problemen durchsetzt werden. Von allein der erwähnung des wortes kommunismus
fühlen sich manche leute beleidigt. Beleidigung schwillt zu empörung an, und wenn neben
sich dann interessierte leute sitzen, findet man die ganze veranstaltung vor einen als
anmaßung. Das ist werung, aber auseinandersetzung nicht mehr. Als Enternainment kann man
auch die moves von kindern bezeichnen. Wenn die kinder eigenheiten von leute kopieren, um
die zu verstehen, die leute sich aber geärgert fühlen, wenn die sich „nachgeäfft“ fühlen..
Meine frage: wenn hinrichs die fette bücherkiste anschleppt und bücher in die menge
schmeißt, kriegt man gottfried benn zu fassen. Was macht pollesch, wenn er selber texte
anreißt, mitten im satz aufhört zu fragen und was neues im eigenen kopf blühen läßt?
Gottfried Benn in die luft schmeißen? Auf mich wirkt das mit den büchern als entwertung
benns. Die gelben bücher, mit denen die scheiß lehrer einen in der schule gequält haben.
Schinken macbeth, das zwar nur 100 seiten hatte, aber so schwer zu lesen war, dass dieses
gelb der bücher entsprechende assoziation hervorruft, wann hinrichs ne ganze kiste davon
nach vorne schleppt. trotzdem sind das immerhin alte fragen in den büchern. Denkt pollesch,
benn schreibt dogmen? Stigamta? Ist euch das wurscht, was pollesch denkt, sagt mir, was ihr
mit den büchern anfangt, wenn ihr eins fangt. Wie fass ich denn dieses gelbe buch an? Als
trophähe? Von dem schönen abend?
Andere frage: wie geht denn hinrichs (er redet langsam) mit dem text um, und sogar bert
neumann im bühnenbild (gelb im vorhang, riesenufo… bilder bilder Verzichte darauf ein
schlagzeug zu verdräschen, weils fabian hinrichs kurz mal vormacht). Das würde mich sehr
interessieren, ob es ein charisma gibt, dem man sich nicht entziehen kann, das pollesch
ausströmt und hinrichs und neumann gefangennimmt, oder inspiriert: entweder man entwertet
seine arbeit oder man himmelt ihr nach und kriecht seiner belesenheit und intelligenz in den
po
pink lara , 04. Februar 2010 - 12:01 Uhr

155. Neuer Pollesch: direkt durch den Körper hindurch

@ pink lara: Ich würde nicht sagen, dass Pollesch Benn entwertet. Er hinterfragt bloß das seit
dem 19. Jahrhundert vorherrschende literaturzentrierte Theater, welches sich in einer
nihilistisch-abkapselnden Sprachverliebtheit vom gesellschaftlichen Kontext ablöst. Kunst hat
für mich aber nur dann eine Wirkung, wenn sich die Sprache nicht vollkommen von ihrem
Bezug zum Materiellen, zum Körperlichen abgrenzt. Denn das wäre dann ja die vollendete
Interpassivität. Wenn das Denken und das Sprechen nicht mehr mit dem Handeln, auch dem
Handeln ausserhalb des Theaterraums, in einen Zusammenhang gebracht wird. Nach Austins
Sprechakttheorie ist Sprache aber immer schon wirklichkeitskonstituierend: How to do things
with words, oder: Der Sprechakt ist eine dialogische und soziale Praxis. Das heisst, indem wir
bestimmte Sprechakte performativ wieder-holen, formen wir unser Selbst- und
Weltverständnis: Entweder im Sinne einer konventionellen Fixierung oder im Sinne eines
Bruchs mit der herkömmlichen Setzung von Regeln und Normen.
Bei Benn könnte die Problematik möglicherweise darin liegen, dass er seine eigene
Verstrickung in den Nationalsozialismus und die Unfassbarkeit des Holocausts aus seinen
expressiven Gedichten ausblendete. Da wird in einem durchaus zu hinterfragenden Dualismus
die Kunst von der empirischen Wirklichkeit getrennt und nicht mehr zusammengedacht. Ein
solcher Rückzug aus einer abgelehnten Realität ist für den Nachkriegskontext der 50er Jahre
vielleicht psychologisch verständlich, wenn nicht sogar prototypisch, weil viele in dieser Zeit
wohl nur noch vergessen wollten, was geschehen war. Eine Verarbeitung bzw. kritische
Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus erfolgte erst eine Generation später. Und
hier verdeutlichte das Montageprinzip vielleicht am Deutlichsten, dass die reine Abbildung
von Welt immer schon eine (Selbst-)Täuschung ist. Von nun an wurde der Schnitt (mit der
Vergangenheit) nicht mehr unsichtbar gemacht, sondern er ging direkt durch die Körper
hindurch.
Das Schöne am Theater von Pollesch ist, dass es mir kein schlechtes Gewissen macht, dass es
- bei all diesen ernsten Themen, die da möglicherweise immer auch mitschwingen - einen un-
heimlichen Spaß macht. Es ist die anarchische Spielfreude der Akteure, nicht der pathetische
Ernst des Predigers, den Hinrichs hier dekonstruiert.
Rosa L. , 04. Februar 2010 - 14:19 Uhr

156. Neuer Pollesch: Du bis eine Konstruktion: HisTOIre. TOI

@ pink lara: Und noch was, es geht nicht darum, herauszufinden was der Künstler denkt. Es
geht nicht darum, dass du den entweder entwertest oder ihm vor lauter groupiehaftem
Anhimmeln in den Allerwertesten kriechst. Nee, sorry, aber das ist nicht der neue Führer oder
Heiland, der wird dich nicht erlösen. Es geht immer nur im dich selbst. Selber DENKEN. Es
geht darum, was DU zu Pollesch, Benn usw. denkst. DU bist eine Geschichtskonstruktion:
HisTOIre. TOI.
Rosa L. , 04. Februar 2010 - 15:43 Uhr

157. Neuer Pollesch: Sinnsucher im Theaterkunstkosmos

ach so ! na klar, es gibt ein richtiges theater im warmen. das dachte ich mir auch. gleichwohl,
pink lara hat ganz recht, die frage, wie ist in einer Zuschauermeute, wenn auch einer kleinen, -
wir reden ja nicht von der massenbegeisterung für avatar- aber für die bescheidene gemeinde
der sinnsucher im theaterkunstkosmos, doch erheblich großen, wie also ist rene und fabian
dieses schöne stück glamour gelungen, das besonders jene in bann zieht die benn lesen und
von sich schmeiss können? - das geheimnis sollte gewahrt bleiben, denn die ereignisse von
solcher güte und solchem charm sind selten. und nur für die aufrechterhalter des
gleichmaaßes, (wo eben für jeden etwas dabei sein soll, für die bildungsbeauftragten und
bildungsauftragsverwalter) wird es anstrengend. aber es gibt viele die sich ihren ur eigenen
sinn darin suchen können, so wie es ihnen gefällt, das hat dann nicht immer den selben
einnehmenden wert, ja, begeisterung kann auch quälend sein, nichts ist unerträglicher als der
begeisterte zuschauer - aber dennoch nur zu, produziert sinn und noch mal sinn!
illona , 04. Februar 2010 - 16:10 Uhr

158. Neuer Pollesch: abstrakte Neudenke mit Selbstauslöser

@mucki : sonnenklar, aber das sind nicht mal Windmühlen gegen die du da angaloppierst, so
weit ich das hier verfolge, bis auf zwei drei Ausrutscher ins blöken, die aber auch auflockernd
wirken, geht es hier doch nett zu, jeder hilft sich so ein wenig, die Eindrücke, die Zuneigung,
erträglich zu machen, in gute Konversation aufzulösen. Klar, Rosa nimmt hier gewichtigen
Platz ein und weiss sicher am besten wie das alles richtig zu meistern ist, eben ganz im Sinne
des Erfinders, aber auch du hast bis jetzt schönen Wind gemacht und Rosa hat sich zu tollen
Emotionen hinreißen lassen, wie in einem guten Hollywoodfilm, irgendwann, müssen die
Emotionen kommen, das ist nicht alles nur abstrakte Neudenke mit Selbstauslöser und
historischem Zusammenklang und Echoventilator, da werden nicht nur Lektüremuster gelegt
für ein Avantgardebingo, nein das läuft alles auf Fluktuation hinaus und auf lauter kleine
Pläne für die neuen Listen. Demzufolge Mucki, wühl in den Tiefen deines Gemüts wie es hier
ohne verquälte Fragestunde weiter gehen kann.
colli , 04. Februar 2010 - 19:55 Uhr

159. klassischer Pollesch: Pollesch als Reclam


@colli: colli, du bist hinreißend, was wäre ich ohne dich? gut, ich bohre und krame und suche
und schwups Boing, die Gemütstiefe ist kein bisschen dunkel, da wird es hell und heller,
gelb ,satt hell gelb, also, diese Heftchen, diese nicht wirkliche Bücher sein wollenden Dinger,
mit den klitzekleinen Buchstaben, die mit dem notwendigen Ramsch bestückten, was so
durchgenommen gehört, für jedermann - also am Geld muss es nicht liegen wenn du dir was
nicht einverleiben kannst, von den Grundlagen, aber du musst sie eben auch wegschmeißen
können. Genau betrachte zeigt sich an den Dingern selbst ihr weggeschmissen sein - du
wurschtelst die Dinger durch und weg. Ich denke mal, wenn die ersten Pollesch Stücke so
gelb raus kommen, als Hosentaschenheft, und die Schüler vergleichend lesen müssen um
einen Vergleich zu ziehen, zwischen Botho Strauß, als Zeitgeistheld der 80er und Rene als
einem ebensolchen der 00er Jahre - kann ja nicht mehr lange dauern - dann ziehen Scharen
von Solisten los um sich der Schülerneugier erkenntlich zu zeigen, um noch mal ein
respektable Beispiel aus der Kunstwendezeit anzustimmen.
mucki , 04. Februar 2010 - 23:23 Uhr

160. klassischer Pollesch: heilige Geist des Texts

@ mucki: Was für ein Zufall, gerade hab ich mich noch über Botho Strauß unterhalten.
Festzuhalten ist, das Problem liegt nicht am Reclam-Heft an sich, sondern daran, wie Texte
formuliert sind bzw. wie mit Texten gearbeitet wird. Das heisst, spricht der Schauspieler nur
als Bauchredner? Wird er nur als Black Box für den Ausdruck eines als vorgängig
betrachteten und bereits sinnhaft abgeschlossenen Werkes benutzt? Das wäre dann sowas wie
der (heilige) Geist des Textes, der durch den Schauspielerkörper hindurch spricht. Oder
gebraucht der Schauspieler/Regisseur einen Text, um sein Selbst- und Weltverständnis
darüber neu zu verorten und/oder zu erproben? Das wäre dann die exzentrische Lesart bzw.
Spielweise. Und da wäre dann auch der Körper im Sinne des Sprechaktes mit dabei.
Ausserdem, warum vergleichen, was nicht zu vergleichen ist? Die Texte von Pollesch sind
offene Form bzw. Montage, die Texte von Botho Strauß sind hermetisch abgeschlossene
Weltbilder.
Rosa L. , 05. Februar 2010 - 00:56 Uhr

161. klassischer Pollesch: auf Frauennamen fliegen

@ colli lieber colli! mucki nennt dich nur hinreißend, weil er aus irgendeinem unerfindlichen
grund eine frau in dir vermutet. und da weiß der junge stürmer natürlich genau wie man
jemanden anspricht, der nicht wie ein selbstgewisser schwanz schreibt. natürlich fällt der
junge führer auch bei poppen-chat.de auf jeden frauennamen rein, und ist deshalb leider und
bis auf weiteres, vor allem nur gespräche unter seinesgleichen gewohnt.
Luzie Englisch , 05. Februar 2010 - 01:35 Uhr

162. klassischer Pollesch: mehr Bauchredner als bei Botho Strauß

und warum verkauft dann pollesch seine stücke? warum werden die verlegt? wer bekommt da
eigentlich die kohle? die schauspieler? die philosophen? ich behaupte, pollesch macht die
schauspieler mehr zu bauchredenden marionetten als botho strauß, zumal er ihnen, wie bei
marionetten, die psychologie nimmt. für mich ist pollesch ein ausbeuter, der alles seinem
brand unterwirft. er macht das auf die charmanteste art, und wie jeder guter guru, haben alle
das gefühl, gemeint und eben nicht ausgebeutet zu werden. wenn er jedoch ernsthaft an einer
auflösung von hierarchien arbeiten würde, könnte er schon längst ein kollektiv gründen. wie
forced entertainemnt, gob squad usw. aber übrig bleibt immer POLLESCH, die hausmarke. so
bleibt das alles unangenehm neoliberal, nicht unähnlich franchiseunternehmen. und meinen
sie die montage ist kein weltbild? das ist so alt wie dada. rosa, Sie sind vielleicht selbst etwas
im verblendungszusammenhang gefangen ?
POLLESCH CO KG , 05. Februar 2010 - 11:56 Uhr

163. klassischer Pollesch: per kleingewerbe distribuiert

@ 162. aber franchiseunternehmen vermarkten doch ihre produkte vermittels eines weiten
netzes von subunternehmern. pollesch hingegen muss, weil er anscheinend nicht maximal
distribuieren will, bei jeder produktion selbst anwesend sein. das entspricht doch eher dem
klassischen kleingewerbe/handwerk und ist eigentlich gar nicht so weit von den
produktionsweisen der genannten kollektive entfernt, oder?
handmade , 05. Februar 2010 - 12:12 Uhr

164. klassischer Pollesch: in Beton gegossene Kapitalismuskritik

das ist doch mal ein guter ansatz. "162" entgeht, daß alle übrigen dramatiker franchisegeber
sind, dieser "POLLESCH CO KG"-typ zielt immer genau drauf und trifft dann total daneben.
seine in beton gegossenen vorstellungen von theater und seine kapitalismuskritik bleiben stets
unbeeindruckt nebeneinanderstehen. er müßte sie endlich mal aufeinander loslassen.
@ 163 , 05. Februar 2010 - 14:00 Uhr

165. klassischer Pollesch: der Begriff Intertextualität

@ 162.: Warum soll Pollesch seine Stücke denn nicht verkaufen? Der muss doch auch von
was leben. Genauso wie Botho Strauß. Und nochmal, es geht um den Gebrauch der Texte.
Pollesch-Texte funktionieren für mich erst im Prozess des Gesprochen-Werdens. Und wenn
Sie den Begriff der Montage nicht mögen (übrigens, die Montage kann schon vom Verfahren
her kein vereindeutigendes und abgeschlossenes Weltbild schaffen), dann können Sie auch
den Begriff der Intertextualität verwenden. Ein literarischer Text existiert ja nicht in einem
Vakuum, sondern in ihn fließen immer die gesellschaftspolitischen Diskurse einer Zeit mit
ein. Damit wird die Vorstellung von auktorialer Intentionalität sowie die Einheit und
Autonomie eines "Werks" hinterfragt. Es ist also weniger der Autor als vielmehr der Leser,
Akteur, Zuhörer, Zuschauer, welcher die Bedeutung eines Textes (und auch die Aufführung
ist ein Text, der wie eine Schrift "gelesen" werden kann) über dessen Aneignung immer
wieder neu konstruiert. Es gibt nicht diesen einen für immer fixierten und von allen geteilten
Sinn, wie ein Text zu verstehen sei. Demgemäß beschreibt Roland Barthes in seinem Essay
"Der Tod des Autors" (1968) den Leser auch als Raum, in welchen das den Text
konstituierende "Gewebe von Zitaten" eingeschrieben sei.
Und was verstehen Sie unter diesem Diktum "Die Psychologie nehmen"? Besitzen wir denn
eine ganzheitliche Identität? Oder bringen wir uns nicht vielmehr immer wieder neu hervor,
im Wechselspiel zwischen changierenden Selbst- und Fremdbildern, in der
Auseinandersetzung mit Texten, die wir lesen, mit Personen, denen wir begegnen? Ist dieses
zentrierte Subjektmodell der Psychologie nicht mittlerweile veraltet? Ist diese Vorstellung
einer individuellen Identität nicht im Grunde Konformität?
Rosa L. , 05. Februar 2010 - 14:09 Uhr

166. klassischer Pollesch: Darbietung und Erscheinung

Super, alle da - und herrlich. Hoffe Colli ist ein ein Mädchen, na und. Also mit dem Text, das
klingt nett, genauso wie dieses Zeug mit der Distanz und Nicht-Distanz, mit der sie wohlfeil
angeboten werden, aber irgendwie halte ich das für reine Schaumschlägerei, die mit der Sache
selbst kaum was zu tun hat. Das Ganze ist doch Darbietung und Erscheinung, in der auch der
Text seine Rolle spielt, aber bei weitem nicht die Hauptrolle. Die Schauspielerinnen und
Schauspieler, die Souffleuse und die Kamerafrauen, alle zuppeln da zusammen und entfalten
ihre eigene Welt und das ist zum Glück nicht in diese Theaterphraseologien vom nicht- oder-
doch identifizierten Schauspieler zu kasteln. Und was das Gruppengetue angeht. Gut das so
eine Klupbude vermieden wird - wir sind eine Gruppe, ist doch voll doof, wer möchten denn
so etwas? Hippies?
mucki , 05. Februar 2010 - 16:33 Uhr

167. klassischer Pollesch: das Guruding

@156 Rosa L. Das wollte ich sagen, dass das funktioniert „denke dich selbst.“ Das geht auf in
polleschs arbeit. ich mag es sehr mit anderen hier in diesem Forum sich zu auszutauschen.
Hätt ich das mit gottfired benn nicht gefragt, hätts nicht geklappt mit dem
nationalsozialismus, 50iger jahre verdrängung. Ich wär nicht draufgekommen.
Hintergrundwissen. Meine frage vernetzt sich jetzt mit dem neugewonnenem hintergrund.
Moi - Toi
Warum schmeißt fabian hinrichs nicht mit spiegelausgaben von heute, schmeißt mir das
zeitgeschehen um die ohren, vor die füße, sondern den alten schinken, der ja dann wohl nicht
mehr aktuell ist. Bücher. Es müssen bücher sein. Zeitungen sind zu lang, zu groß zu knittrig,
wetten?
Trotzdem: schmeißen von büchern wirft einen auch ne assoziation an den kopf. Genau das
wenn er mit surrender zahnbürste auf einen zuschreitet. Was macht pollesch mit den
assoziationen. Die kommen ja auf mich zu. Alte mechanismen. Was kann ich dafür wenn die
schneller sind, als mein kühler verstand? Das passiert ja nicht durch seinen text, sondern
durch die art v fabian Hinrichs schreiten. Kontexte entstehen, gegen die kann sich - leider hat
das diesesϑ quasi weder regisseur, noch acteur usw wehren schwer entsagbare charisma,
wenn mir jemand auf elegante weise den kopf öffnet, dass ich den groupiweise anhimmle.
Was macht pollesch in dem fall? Man findet den wie‘n gott mit zahnzange (ärzte sind auch
götter. Denen sag ich das auch, wenn die mich von schmerzen befreien)
@162: Verkauft pollesch seine stücke? Ich hab nur eins gefunden und das ist schon ewig alt.
Internet war da thema. Ich will ein neues kaufen. Wo hast du die denn gesehen?
@165 das ist hirnwohl: konfirmität. Dualität. Ich empfinde die gegenwart ist darauf bedacht,
individual zu verfeinern. Den unterschied zwischen hetero und intersexuell, homoseuell ins
gesetz zu fügen – die arbeit daran setzt sich in gang. Das konfirm-dings schießt darüber
hinweg. Ist schneller als die entwicklung mit den gesetzen. Funktioniert im moment nur
theoretisch. Nenn mir ein beispiel, wo das außerhalb von polleschs arbeiten keine theorie
bildet.
Ich frage Rosa L. und die neugierigen anderen: was ist wenn man alle grenzen sprengt.
Chaos? Ist in polleschs aufführungen chaos? Geordnetes chaos? Es sind gedankenströme. Und
ich hefte meine eigenen gedanken dazwischen. ich kann abschweifen wann u wie lange ich
will. Das ist der moment, der mir gehört, wenn ich mit meinem Blick dem Hinrichs seine
Luftballons verfolge. UND trotzdem: dieses guruhafte. Pollesch ist ein guru. Ein guru in
gelben reklamheften der zukunft? Das guruding funktioniert, wenn ich ja sage: „ja zu dem
gedankensurf auf meiner welle in kombi mit polleschthoughts“. Wie komm ich weg von dem
guru! Ich will konfirm sein, ne struktur. Ich kann ja ohne den boden unter meinen füßen nicht
laufen und ein vogel kann ja ohne luftwiderstand nicht fliegen. Was ist schweben? Treiben?
Das ist ja bei pollesch nicht: schweben. Es ist nicht egal, was da vorn passiert. Nicht
willkürlich. Ist pollesch eine struktur?
pink lara , 05. Februar 2010 - 20:53 Uhr

168. klassischer Pollesch: die Funktion Autor


"Die Funktion Autor ist [..] charakteristisch für Existenz-, Verbreitungs- und Funktionsweise
bestimmter Diskurse in einer Gesellschaft."
pink lara , 05. Februar 2010 - 21:18 Uhr

169. Pollesch: mit Sicherheit keine Tapetenstruktur

@ pink lara: Es geht meines Erachtens schon um diese klassischen Reclamhefte, die Klassiker
als sogenanntes "deutsches Bildungsgut", die ja im Grunde jeder noch aus der Deutschstunde
in der Schule kennt. Dass die hier in die Luft geworfen werden, habe ich zunächst mal so
"gelesen", dass man den Apfel der Erkenntnis manchmal auch einfach auf den Boden fallen
lassen muss. Denn zu viel Erkenntnis verdirbt die Lust am Leben. Und neben Benn taucht ja
übrigens auch der Stücktitel "Iphigenie" auf. Oh Gott, und was hat diese von Goethe
entworfene Frauenfigur jetzt eigentlich mit meinem Leben zu tun? Vielleicht geht das
momentan voll an mir vorbei, vielleicht funktioniert dieser kantsche Imperativ eben doch nur
in der Theorie. Es gibt nämlich Situationen, da will ich mich gar nicht im Gleichgewicht
zwischen Gefühl und Verstand bewegen. Da gehts vielleicht die ganze Zeit nur um so
widerlich unaufgeklärte Gefühle wie Rache.
Zum Thema individuelle Identität als Konf-o-rmität, nicht Konf-i-rmität: Damit war gemeint,
dass du dich gar nicht ausserhalb von diskursiven Codes und Markierungen bewegen, aber
situativ damit spielen kannst. Wer von einer unverrückbaren Identität ausgeht, der verhält sich
insofern konform, als dass er meint, sich in jeder Situation gleich verhalten zu können. Aber
stimmt denn das?
Und ich würde auch nicht davon ausgehen, dass Pollesch das reine Chaos ist. Denn dann
könntest du das gar nicht mehr als Chaos identifizieren, wenn sich das Chaos nicht von einer
symbolisch konstruierten Realität bzw. Ordung der Dinge abheben würde. Zitat Agamben:
"Die Norm wendet sich auf die Ausnahme an, indem sie sich von ihr abwendet, sich von ihr
zurückzieht. Der Ausnahmezustand ist also nicht das der Ordnung vorausgehende Chaos,
sondern die Situation, die aus ihrer Aufhebung hervorgeht."
Schließlich, ob Pollesch eine Struktur ist? Klar, irgendwie strukturiert muss der wohl sein,
sonst könnte er nicht schreiben. Aber mit Sicherheit ist der keine Tapetenstruktur.
Rosa L. , 06. Februar 2010 - 04:57 Uhr

170. Pollesch: Erleichtern Sie sich!

"Unverrückbare Identität": Nennen Sie Roß und Reiter, Rosa L., was soll das sein ?, wer soll
das jemals (in der Philosophie) so vertreten haben ??, daß dieser Jemand folgerichtig gemeint
haben
müßte "Ich kann mich in jeder Situation gleich verhalten". Wie baut sich bei einem solchen
Philosophen "Situation" überhaupt auf ?, was ist da in etwa der Sinn eines Gleichverhaltens,
wenn es doch läuft und läuft und läuft ??, oder wie sonst das verstehen ???
Ich bin dann für Sie vermutlich immerhin auch kein "Chaos" mehr, welch eine Erkenntnis,
dazu müssen Sie "Iphigenie" nicht knicken, da ist schon "Mila Superstar" weiter: Pollesch,
kein Chaos: Bravo !! Ich war nämlich auch schon auf dem Level eines Ausnahmezustandes,
wenngleich des "stupiden", was für ein vorausgehendes Chaos spricht, dessen Auflösung
gewissermaßen das Stupide begünstigt hat irgendwie, oder ??
Der Begriff "Funktion" und "Kantscher Imperativ" spricht Bände über das, was Sie so an
Textzurichtung zustande bringen,
nahezu unausgesetzt. Das Einzige, was Sie zunächst vor bösen Überraschungen an
"Leseerkenntnis" schützt, ist, daß sich hier ganz zu Recht keiner hergibt, Ihnen kostenlos die
nötigen Kapitel Philosophie zu lehren. Also: Diskursen Sie munter weiter drauflos, fahren Sie
nach Weimar, besuchen Sie meinethalben Buchenwald, da Sie Auschwitz ja so inflationär
gebrauchen (!!), stellen Sie sich vor die SS-Reithalle und erleichtern Sie sich sprachlich: Alles
nur Konstruktion. Amen..
Arkadij Horbowsky , 06. Februar 2010 - 13:30 Uhr

171. neuer Pollesch: was Mädchen mögen

richtig geraten, bin ein Mädchen, fall auch gerne rein auf Nettigkeiten. Liebe bärtige
Philosophen und weintrinkende Raucher. Wenn dann noch etwas Kaffeeduft hinzukommt,
Jazz und Gequatsche, herrlich.
Colli , 06. Februar 2010 - 15:46 Uhr

172. neuer Pollesch: illusionslos auf Geschichte blicken

@ Arkadij Horbowsky: Was genau ist eigentlich ihr Problem? Wollen Sie nun fordern, dass
ich aufhöre zu träumen, nur weil es Auschwitz gegeben hat? Sind Sie derjenige, welcher
Menschen foltert, damit sie am eigenen Körper erfahren, was es bedeutet, zwischen Leben
und Tod dahinzusiechen? Wie grausam ist das denn?
Ich sehe mich als Vertreterin der "Dritten Generation" (schauen Sie sich dazu die unbedingt
sehenswerte Produktion an der Schaubühne an!), das heisst, ich blicke mit Schrecken auf das
unfassbare Verbrechen des Holocausts, aber ich möchte doch weiterleben können und nicht
an der Trauer über die ungelösten Fragen, was Menschen (ja. genau. bis heute!) Menschen
antun können, zu Grunde gehen. Fragen, die sich damit beschäftigen, was passiert, wenn das
Denken nicht mehr mit dem Handeln verbunden wird. Was passiert, wenn die Tötung von
Menschen plötzlich in einer mechanischen Rationalität vollzogen wird, welche das Ideal der
Aufklärung im Sinne eines linearen Fortschrittsgedankens ins Gegenteil verkehren muss.
Aber wir können nicht auf ewig Grenzen der Schuld ziehen, wir müssen weitermachen, auch
wenn es schmerzt. Der Holocaust wird nicht weitervererbt, jede Generation muss sich dazu
neu ins Verhältnis setzen. Und dabei geht es nicht um vermeintlich allgemeingültige
moralische Fragen, sondern darum, die Fähigkeit zum Handeln aufrechtzuerhalten. Die
Identifikation mit den Toten der Vergangenheit darf nach Peter Weiss' "Ästhetik des
Widerstands" nicht zu einer emotionalen Lähmung führen. Stattdessen kann eine illusionslose
Klarsicht über die geschichtlichen Ereignisse im Sinne einer reflexiv-wieder-holenden
Vergegenwärtigung die Möglichkeit zu einer schöpferisch tätigen Neugestaltung einer
politischen Gemeinschaft eröffnen. Über das Spiel kann gerade die Fixierung auf den ewigen
Opfer- bzw. Täterstatus der nachfolgenden Generationen produktiv hinterfragt werden. Indem
man den Zuschauern immer nur ein schlechtes Gewissen bereitet, verhindert man dagegen
meines Erachtens gerade den Denkprozess und damit eine differenziertere
Auseinandersetzung mit dem Thema des Holocausts.
Schließlich, es geht nicht darum, jemanden etwas zu lehren, sondern Denkprozesse in Gang
zu setzen, nochmal: das eigenständige Denken zu ermöglichen. Schüler, die sich nicht
gemeint fühlen, weil sie immer nur das lernen sollen, was Andere wollen, geraten bisweilen in
paradoxe Ausnahmezustände, welche die erzwungenen Wahl rächen sollen. Mein
Rachegefühl dagegen speist sich aus ungeklärten Fragen bezüglich einer ganz bestimmten
konkreten Situation, nicht aus vermeintlich universellen Schuldzuschreibungen.
Rosa L. , 06. Februar 2010 - 15:56 Uhr

173. neuer Pollesch: die bärtigen Philosophen

@ colli: Das ist ja nun sehr vage formuliert. Meinst du mit "bärtige Philosophen" Karl Marx
oder Slavoj Zizek? Und wenn ich "weintrinkende Raucher" höre, dann muss ich blöderweise
an Helmut Schmidt denken. Und zugleich an Frank Walter Steinmeier (+ Schlingensief) und
Sigmar (nicht Gunter) Gabriel. Tja ja.
Rosa L. , 06. Februar 2010 - 21:09 Uhr

174. Neuer Pollesch: philosophisch verengt

@ Rosa L.

Liegt mir kaum etwas ferner, als auf nachtkritik de. in irgendeiner Weise irgendetwas zu
fordern: ich habe nichts zu fordern, das ist mir sonnenklar; und selbst wenn ich etwas zu
fordern hätte, dann wäre das ganz sicher nicht die Aufgabe des Träumens/von Träumen. Und
es ist für mich zweierlei bedenklich: die Verlinkung quasi von "Traum und Geben/Nehmen"
sowie das Fürchterliche, das tatsächlich mit dem einhergeht, was einander Menschen recht
unausgesetzt bis heute antun, daß ich noch nicht einmal abwehren kann, daß "man" einander
sogar die Träume nehmen kann, indem "man" irgendwie einander zynisch getönt ein Stück
weit "Leben" läßt.
Freilich sind die Alltagssituationen zum Glück gewohnheitsfähiger, wenngleich so komplex,
daß auf philosophische Zitate in einem Internetchat nur schwerlich adäquat zu reagieren ist,
wenn "man" sie mindestens für revisionsbedürftig hält -wie es mir bei Ihren Posts, ... die ich
begrüße, selbst wenn ich sie meist nicht recht gut verstehe, und sie mich schon aus "unserer"
gemeinsamen Ferne so wenig "mögen", geht-. Mit Beliebigkeit und der Reflexion über
"Unsinn" (siehe Hitlerine-Chat) kann ich umgehen bzw. sogar mir dazu das eine oder andere
denken, entwickeln, so wie Kunst "ganz allgemein öffnend" wirkt; ich mag allerdings eine
gehörige Schwäche haben, dergleichen gleichmütiger aufzu-
fassen, wenn ich den Eindruck nicht mehr abwehren kann, daß hier mit einem konkreten,
lehrhaften Anspruch an mich herangetreten wird, irgendwie sogar aus so einer Art "höherer
Warte".
Diesen Eindruck machen viele Ihrer Äußerungen, wobei meineserachtens der sachlich-
fachliche Gehalt, zugegeben aus eher "philosphisch-verengter" Warte heraus (aber Sie zitieren
vornehmlich Philosophen, aus der Philosophie, oder solche, die in einem "Grenzbereich"
agieren, wo Soziologie, Psychologie,
Philosophie und Lebenswelt mitunter auf eigentümliche Weise zu halbwertzeitsgefährdeten
Amalganen werden), nicht ganz
mithält, worauf Sie dann meist nur (!!) posten: Ist Ironie, Humor,
Schmerz, Leidenschaft, offene Kunstwelt !!
Das ist mir weder fremd noch unsympathisch, auch ist es im Grunde sogar recht schön, sich
Wesen vorzustellen, die sich so fleißig umtun wie Sie es getan haben müssen und hoffentlich
auch weiter tun werden: Ich denke, Sie üben letztlich nicht weniger als ich; und auf
nachtkritik de. mehr als "Übungsfeld" als denn als "Erzengel-Schlachtfeld" werden selbst wir
beide uns noch verständigen können, denke, hoffe ich.
Ich befragte im vorhergehenden Zug lediglich die von Ihnen gewählten Termini, so wie es im
philosophischen Diskurs nicht unüblich ist. Ich kann mir zur dezentrierten Person so
mancherlei denken, mich auf Rortys Kontingenzphilosohie beziehen; ich komme jedoch aus
einer anderen Schule und glaube, daß auch einigermaßen gut begründen zu können bzw.
begründet gefunden zu haben -siehe "Philosophie der Person"
von Dieter Sturma-. Bei Sturma stoße ich mich dann allerdings wieder am Konzept der
moralischen Selbsterweiterungen, das recht eng mit jenem linearen Aufstiegsideal der
Aufklärung
verknüpft ist: die moralischen Selbsterweiterungen sind in meiner persönlichen Sichtweise
schon in ihrer Möglichkeit wirksam quasi im Schmitzschen Rahmen des Bewußtseins
als "instabiles Mannigfaltiges" und der damit einhergehenden
"Logik der unendlichen Unentscheidbarkeit". Sie könnten etwas vereinfacht meine Position
auch so fassen: Wir wirken moralisch nur aufeinander: romantisch !!
Arkadij Horbowsky , 07. Februar 2010 - 14:42 Uhr

175. Neuer Pollesch: das Verstehen-Wollen kann scheitern

@ Arkadij Horbowsky: Zurück zum Thema, zu Polleschs "Ich schau dir in die Augen,
gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!" Haben Sie diese Inszenierung eigentlich
gesehen?
Wenn ja, dann frage ich Sie: Zeigt sich in diesem Internet-"Dialog" zwischen mir und Ihnen
nicht unmittelbar, dass wir eben nicht von vornherein einen gemeinsamen Sinn teilen? Dass
das Verstehen-Wollen des Anderen auch scheitern kann? Wie zum Beispiel kommen Sie auf
diesen abstrusen Begriff des "Erzengel-Schlachtfelds"? Und wo genau sehen Sie die
Romantik? Ich empfinde unseren Dialog jedenfalls mitnichten als romantisch. Eher
unfreiwillig komisch.
Rosa L. , 07. Februar 2010 - 15:52 Uhr

176. Neuer Pollesch: ein Thread-Philosoph

@ Arkadij Horbowsky: Sie sind tatsächlich ein richtiger Philosoph. Wo publizieren Sie denn?
Und: Worauf sind Sie denn eigentlich neidisch?
Ferdinand , 07. Februar 2010 - 21:03 Uhr

177. Neuer Pollesch: kein geteilter Sinn

Üben ! Frau L., ich verwandte den Begriff der Übung, auf den wir uns vielleicht einigen
könnten. Mir ist genug vom Konzept der Inszenierung bekannt bzw. berichtet worden, um
zumindestens einige Fragen stellen und zu gewissen Positionen Stellung beziehen zu können.
Das "Erzengel-Schlachtfeld" bezieht sich auf befremdliche Erwartungshaltungen, welche
gelegentlich einzelnen Inszenierungen und auch diesen Chat-Strängen entgegengebracht
werden, so daß sogar in der eigentlich offensten und spielerischsten Form der Übung, über
Theater zu sprechen, immer wieder recht feindselige Beiträge zu vernehmen sind, auch wenn
freilich auch das gelegentlich übertrieben problematisiert wird : für mein Empfinden ! Wobei
wir dann bei diesem wären: Ich sagte nicht, daß ich unseren "Dialog" für
romantisch halte, sondern umriß eine, nenne ich jetzt einmal so, weltanschauliche Haltung.
Von einem generell von vornherein geteilten Sinn, wie immer Sie sich den auch denken
mögen ..., war bei mir mitnichten die Rede, soweit ich sehe, eher nur bei Ihnen. Unfreiwillig
komisch mag sein, aber auf ein beleidigendes Niveau werde ich mich durch Sie gewiß nicht
begeben und wünsche fernerhin fortgesetzt alles Gute !!
Arkadij Horbowsky , 07. Februar 2010 - 21:08 Uhr

178. Neuer Pollesch: Üben à la Sloterdijk?

@ Arkadij Horbowsky: Ach so, Sie fokussieren auf das Üben! Es geht Ihnen also um Peter
Sloterdijks "Du musst dein Leben ändern". Gut, obwohl auch ich in dieses Buch bereits
hereingelesen habe, begegne ich Sloterdijks Thesen eher mit Skepsis. Zumindest seine
aktuellen Einlassungen zu den "Zwangssteuern" sollte man mit Vorsicht genießen. Denn auch
Sloterdijk ist ja nur über staatliche Transferleistungen (Bafög usw.) zu dem Philosophen
geworden, der er jetzt ist. Insofern er also jetzt die Abschaffung der "Zwangssteuern" fordert,
schneidet er sich im Grunde von seinen eigenen Wurzeln ab.
Und von welchen "befremdlichen Erwartungshaltungen" in Bezug auf Inszenierungen oder
Threads sprechen Sie eigentlich? Sie bleiben da doch sehr abstrakt.
Schließlich, ich habe Ihren Kommentar tatsächlich so verstanden, dass Sie den "Dialog"
zwischen mir und Ihnen als romantisch bezeichnen wollten. Wenn dem nicht so war, dann
sind wir uns ja einig. Und diese Rede vom geteilten Sinn, die stammte ja ursprünglich von
Pollesch, nochmal für alle: "Was für eine widerliche Kunstform der Geselligkeit, die glaubt,
einen Sinn zu teilen!" Da Sie die Inszenierung nicht gesehen haben, haben Sie diese
Anspielung möglicherweise nicht erkannt. Zudem empfinde ich es als paradox, dass Sie nun
von "Romantik als Weltanschauung" sprechen. Ein solch universell-idealistisches Denken
wird bei Pollesch doch gerade dekonstruiert. Na ja. Das Verstehen, das Verstehen.
Rosa L. , 07. Februar 2010 - 23:36 Uhr

179. Neuer Pollesch: Anschlag auf alles Gemeinschaftliche

so....
manchmal muß man sich auch in gefahr begeben um herausfinden zu können.

ich war heute abend nach längerer zeit mal wieder im theater und schaute diesen soloabend
mit fabian hinrichs an.
ich las jetzt auch einige kritiken dazu... bei weitem nicht alle, aber viele. nur wenige kritiken
diskutieren meiner meinung nach den tieferen sinn dieses abends. nämlich den zerfall der
gemeinschaft. "es gibt keine gesellschaft, es gibt nur individuen"; das sagte einmal margaret
thatcher, eine politikerin, die sich dem neoliberalismus verbunden fühlte. der schauspieler auf
der bühne schien diesen satz 2 stunden lang jederzeit unterschreiben zu können. ich komme
nur darauf, weil er sich einer gemeinsamen geschichte (oder noch schwammiger, einer
gemeinsamen kultur) nicht zugehörig fühlen konnte... wollte. er stellte auch die abwesenheit
von politik oder religion fest. unsere gefühle, die wir in einer gemeinschaft erfahren sind
seiner ansicht nach nur noch nachgeahmte symbolische reflexe oder etwas ähnliches.... und
spätestens an diesem punkt fühle ich mich doch etwas beleidigt. was ich fühle ist also.... ja auf
jeden fall immer lächerlich, vor allem wenn es über meinen körper hinausgeht. sehnsucht
nach etwas wie heimat, kulturelle heimat, früher mal empfunden in einem song wie yesterday,
als ich zum ersten mal verliebt war...... laut diesem abend lächerlich, weil es in der deutschen
übersetzung vorgesungen beim hiesigen publikum zu einer lachnummer verkam. sollte ich
mich nun für meine gefühle schämen, mich für meine heimat schämen, mich für meine
sehnsucht nach einer gemeinschaftlichen aktion schämen, die mich und viele andere aus
meiner gefühlten einsamkeit befreit? am ende wurde mir nicht einmal mein applaus an den
sich verausgabenden schauspieler gestattet, weil ich ihn, so war es gemeint, ja gar nicht
meinte, sondern nur den akt an sich. das ist nicht schlecht gedacht. (traf bei mir vielleicht den
falschen, weil, wenn ich fühle, fühl ich halt und da möchte ich mir nix einreden oder ausreden
lassen). es fiel mir allerdings schon schwer genug jemanden zu applaudieren, der
offensichtlich ent-täuschen wollte.

nur: warum diese enttäuschung, die letztendlich eine fortführung des neoliberalen
mainstreams bedeutet ?
die negierung, ja gar verweigerung einer gemeinschaft, deren kitt aus geimeinsamen gefühlen
besteht, gefühlen die hochkommen beim unkommentierten hören, lesen, sehen historischer
texte, bücher, aufnahmen.... diese gefühle für null und nichtig zu erklären, das bedeutet
gemeinschaftlichen kitt zu lösen und individualität zu erzwingen, die dem neoliberalen
zeitgeist am meisten entspricht.
diesen abend verstand ich also am ende als anschlag auf alles gemeinschaftliche.... und somit
war es kein abend der mich glücklich werden ließ oder gar lachen ließ. er war brutal und
enttäuschend... nicht schön, sondern ernüchternd. es war nichts gut an diesem abend.... aber
vielleicht nahm ichs auch einfach zu ernst.
Mittelmaß , 08. Februar 2010 - 00:24 Uhr

180. Neuer Pollesch: Mittelmaß-Verständnis


@ Mittelmaß: das verstehe ich sehr gut. @ r.l. nein, mehr die russische Richtung, oder auch…
ja Whitman, - mucki wirkt leider nicht wie ein Bartträger, aber trotzdem nicht uninteressant.
colli , 08. Februar 2010 - 07:40 Uhr

181. Neuer Pollesch: Keine Gemeinschaft des Mittelmaßes

"Mittelmaß! Alle Sorgen schienen so weit weg von mir." Das ist aber eine schöne Version
von "yesterday", liebes Mittelmaß! "Wenn ich fühle, fühl ich halt", ja, Herr Beamter! Sie
haben schon recht, wenn Sie schreiben, Ihre "Enttäuschung ... (ist) letztendlich eine
fortführung des neoliberalen mainstreams". Liebes Mittelmaß! Deine Gemeinschaft ist nicht
unsere Gemeinschaft!
@ Mittelmaß , 08. Februar 2010 - 08:00 Uhr

182. Neuer Pollesch: Gleichgesinnung statt Gemeinschaft

Gemeinschaft? Ich lese aus Ihrer Abhandlung, daß Sie lediglich an einer Bande festhalten. An
einer Bande Gleichgesinnter. Damit dürften Sie in dieser Gesellschaft (neoliberal!) keine
Probleme haben.
@ Mittelmaß , 08. Februar 2010 - 08:49 Uhr

183. Neuer Pollesch: falsch verstanden

Ich denke Mittelmaß hat den Abend falsch verstanden, oder nicht falsch sondern einfach
anders und das ist der Ansatz. Man kann es drehen wie man will, hier fühlt sich jeder bestätigt
oder eben nicht. Entweder ich will interagieren oder ich will lieber delegieren an einen
Pappkameraden auf der Bühne zum Beispiel, der mir mein Leben vorspielt mit allen
Konsequenzen, also auch das nach Hause gehen mit dem eigenen Partner. Letztendlich aber
braucht jeder Mensch ein Gegenüber, um sich mitzuteilen und sei es nur um Tischtennis zu
spielen, ansonsten ist man als Individuum verloren. Der Verblendungszusammenhang besteht
vielleicht darin, dass man das nicht auf Anhieb sieht und immer wieder in neue Fallen, die uns
Fabian Hinrichs aufbaut, tappt. Es gibt jedenfalls viele Denkansätze und diese werden hier ja
auch eifrig diskutiert, aber traurig hat mich der Abend nicht gemacht, das ist zu negativ
gedacht.
Stefan , 08. Februar 2010 - 10:10 Uhr

184. neuer Pollesch: Spielen bedeutet Identitätsauflösung

mittelmass hat den abend genau richtig verstanden. pollesch betreibt und die folgt dem
neoliberalen mainstream. darum ist er auch so beliebt bei bild etc. @rosa: wieso gehen sie im
theater von einer unverrückbaren identität aus ? wo denn ? im theater , auch im
konservativsten, sehen sie eine schauspielerin, einen schauspieler, der eine figur spielt und
somit schon das konstrukt von identität auflöst. das ist der kern des spiels. anscheinend
können sie realität von spiel nicht mehr unterscheiden. diese vorführung von entitäten, dieses
interpassive (spiesser schreiben auch von katharsis), wenn sie so wollen, gibt es seit aischylos,
calderon, shakespeare. se wollen hier ständig das rad neu erfinden und haben noch nicht mal
den kreis begriffen.
aristoteles , 08. Februar 2010 - 11:25 Uhr

185. neuer Pollesch: weh, überall Neoliberale!

Lieber Aristoteles, beschäftigen Sie sich mal mit der Quadratur des Kreises und nicht mit
Neoliberalität. Sie leiden doch verstärkt an Verfolgungswahn. Überall Neoliberale, jetzt auch
schon im Theater. Sie sind Pollesch voll auf den Verblendungsleim gegangen.
Natürlich ist Theater in erster Linie interpassiv, aber durch die Reaktion die es beim
Zuschauer auslöst, wird dieser zwangsweise aus seiner Passivität herausgerissen. Oder warum
gehen Sie ins Theater, um sich bespaßen zu lassen? Dann reicht Fernsehen oder eben
wichsen. Sie haben alles, was Fabian Hinrichs vorgeführt hat, wortwörtlich genommen, ohne
zu reflektieren, also bleiben Sie passiv. Aber manchem muss man die Bücher schon direkt vor
den Kopf werfen.
Was an Polleschs Theater neoliberal sein soll, müssen Sie erst noch erklären.
Stefan , 08. Februar 2010 - 12:28 Uhr

186. Neuer Pollesch: Gemeinschaft besteht nicht aus Gefühlen

@ Mittelmaß:
Für mich denken Sie hier nicht weit genug. Schon zu Beginn Ihres Kommentars beziehen Sie
sich auf Thatchers neoliberales Diktum. Bloß, mit welcher Begründung gehen Sie davon aus,
dass Pollesch das Individuum gegen die Gemeinschaft ausspielen will? Vielleicht kann man
das ja auch so sehen, dass hier erst erprobt wird, inwiefern das Individuum auf den Dialog
angewiesen ist, um sich selbst als Individuum wahrnehmen zu können. Gerade die
Abwesenheit eines Dialogpartners auf der Bühne könnte ja auf mich als Zuschauerin als
notwendige Dialogpartnerin verweisen. Nur, dass mir hier nichts vorgeführt, sondern
demonstriert wird, dass das Theater im Grunde darüber funktioniert, dass jeder einzelne
Zuschauer sich eine Gemeinschaft mit dem Akteur und/oder anderen Zuschauern imaginiert.
Die praktische Umsetzung schwebt dagegen nur als Möglichkeit im Raum. So stellt Hinrichs
am Ende auch die Frage "Und jetzt?" oder auch "Was machen Sie jetzt?" Könnte das nicht
heissen, dass das "mit den Händen denken" erst jetzt beginnen müsste? Dass die
Herausforderung einer politischen Gemeinschaft erst jetzt, also nach dem Theaterabend,
beginnen müsste?
Hier stellt sich die Frage, ob es eine politische Gemeinschaft von vornherein gibt, indem man
sich auf eine abstrakte "gemeinsame Geschichte und Kultur" oder einen abstrakten "Heimat"-
Begriff beruft. Entsteht eine Gemeinschaft dagegen nicht vielmehr allein über das
wechselseitige Vertrauen, das heisst über den Prozess ihrer Herstellung?
Wenn Sie ent-täuscht sind (und ich würde sagen, nicht Hinrichs hat sie ent-täuscht, nein, Sie
sind ent-täuscht), könnte das dann nicht heissen, dass Sie vom Theater etwas erwarten, was
erst durch Sie mobilisiert werden kann? Kann es nicht sein, dass erst aus diesem Gefühl des
Mangels heraus etwas entsteht? Sei es nun das Begehren des Anderen, das politische Handeln
oder der religiösen Glaube. Wenn wir von der Idee her so tun, als sei das alles schon da, dann
erst werden wir doch so richtig ent-täuscht, weil die Realität ausserhalb des Theaterraums
ganz anders aussieht. Im "Tal der fliegenden Messer" heisst es dazu folgendermaßen:
"Die lieben sich doch alle, die Typen, die man eigentlich töten müsste, die lieben doch auch
ihre Kinder und ihre Mütter. Das kann doch nicht im Ernst das sein, was uns alle verbindet,
dieser Dreck. Die Mutterliebe kann doch nicht das sein, was uns verbindet, nein, die Arbeit,
die schwer ist, unheimlich schwer!"
Das heisst, eine politische Gemeinschaft besteht nicht aus Gefühlen, wie Sie es so gern hätten.
Nein, es geht nicht bloß um das Predigen des Humanismus, ohne die Strukturen zu verändern.
Damit ist tatsächlich niemandem geholfen, ausser vielleicht irgendwelchen religiösen Sekten,
die sich ausserhalb der Gesellschaft stehend wähnen. Wenn Sie diese Inszenierung als
"Anschlag" aufs Gemeinschaftliche sehen, dann möchte ich Ihnen wie dem kleinen Kind
sagen: Na, hör mal, das ist doch "nur" Kunst. Ist dagegen zum Beispiel die Nicht-Einführung
einer Finanztransaktionssteuer nicht viel eher ein Anschlag auf das Gemeinschaftliche?

@ Stefan:
Ja. Das Tischtennisspielen ist ein gutes Beispiel. Da spielen Hinrichs und Minke sich die
Bälle zu, ohne auch nur einen Ton zu sagen. Dadurch, dass Minke ein Richt-Mikrofon über
den Kopf von Hinrichs hält, soll ein Kommentar von dessen Seite regelrecht
provoziert/herausgefordert werden. Vielleicht ein Bild dafür, dass jeder einzelne Zuschauer
auf dieselbe Weise herausgefordert wird - zum Mitdenken herausgefordert wird. Die Aktion
kommt später oder gar nicht. Zum wiederholten Male zitiert: "Der Widerstand des Werkes ist
nicht die Rettung der Politik durch die Kunst. Er ist nicht die Imitation oder Antizipation der
Politik durch die Kunst. Er ist genau ihre Einheit. Die Kunst IST die Politik." (Jacques
Rancière)
Rosa L. , 08. Februar 2010 - 13:09 Uhr

187. Neuer Pollesch: exzentrische Position

@ aristoteles: Ich gehe nicht von einer unverrückbaren Identität aus. Ich gehe nur davon aus,
dass, wenn es diese schon in der Realität nicht gibt, ich das dann auch nicht im Theater
behaupten kann. Zum Beispiel, dass Hamlet immer nur als blasses und verkopftes
Muttersöhnchen dargestellt werden könnte. Es gibt keine originale Identität. Es geht für mich
daher auch weniger um psychologische Einfühlung in eine Figur, als vielmehr darum, das
eigene Selbst über das Spiel einer Figur erweitern zu können. Das ist die exzentrische
Position.
Rosa L. , 08. Februar 2010 - 13:23 Uhr

188. reisender Pollesch: gestern im Hamburger Schauspielhaus

Rosa, weil sie grad den hamlet erwähnt haben (so'n zufall aber auch...) das tat der pollesch
gestern beim theatergespräch im schauspielhaus hh auch. er sprach von hamlet als einer
weißen männlichen hete, hat damit schon manche von den anwesenden schön vorn kopf
gestoßen. war auch n´bisschen aggressiv den fragenden gegenüber, guckte auf sein handy,
wollte nach einer stunde, dass es aufhört. hat vom erarbeiten der gemeinschaft gesprochen,
von der anwesenheit der körper im raum, von was kann man teilen im theater, welche
opposition kann theater sein, insel der freiheit, gibts die?, von der repression weg hin zur
norm, das ist freiheit (thema von mädchen in uniform), selbstverwirklichung - wo bin ich
wirklich ich?,disziplinierung ist heute selbstverwirklichung, abgefragt wird aber die
individualisierung (der kellner mit nem piercing wird eher genommen, als der ohne), das
vehikel boulevard benutzen, um das theater zu bedienen, reale ebene, meta ebene,
revolutionen müssen mit parodie beginnen, der zuschauer möge ein dialektischer sein... man
merkte, wie das in seinem kopf arbeitete, und er sich auch jede frage von der kleinen frau da
neben ihm gemerkt hatte, aber die konnte nicht so auf seine schiene aufspringen, war n
bisschen überfordert. die muttis an den tischen flüsterten was von macho und einer, der immer
stand, hat versucht, ihm in die karre zu fahren, hat sich dann aber doch nicht so getraut.dann
wurde er noch gefragt, wie die proben so liefen, und obs da streit gäbe, da ist er dann doch n
bisschen wütend geworden. War aber alles in allem ne prima ich zitier ihn "lockerungsübung
für eingefahrene denkmuster". Rosa - kommen sie zur premiere??
Peter Pan , 08. Februar 2010 - 15:41 Uhr

189. Neuer Pollesch: Nichts Gutes, außer man tut es

@ Ferdinand

Sehr geehrter Herr Ferdinand, sie fragten nach meinem "Status" als Philosoph. Richtig ist, daß
ich diesen Studiengang belegt habe; ob ich dadurch automatisch als Philosoph angesprochen
werden müßte, treibt mich zwar nicht so sehr um, aber das gilt gemeinhin als strittig:
Irgendwie ist der Arzt oder Volljurist zumeist irgendwie anders Arzt oder Volljurist als der
Philophieabsolvent dann Philosph wäre, vielleicht ahnen Sie, worauf ich hier hindeute. Ich
publiziere auch nicht als Philosoph oder philosophischer Kommentator etc., ich habe noch
nicht einmal einen Publikationsversuch unternommen, sondern "wirke" beruflich recht fernab
meiner universitären Ausbildung als Sortierer in einem Briefzentrum der Deutschen Post AG.
Ich bin in den Genuß verschiedener philosophischer Lehrer sowohl in Deutschland als auch in
Bulgarien gekommen: Zu ihnen zählen Wolfgang Kersting, Dieter Sturma, Ingolf Ebel,
Triphon Szilianowsky und mein Onkel Alexander Horbowsky, der allerdings ein philosphisch
interessierter Konzertpianist war.
Mein Schwerpunkt war auch weniger die in diesem Thread zitierte "Philosophie der Person"
als vielmehr die russische Religionsphilosophie in der "Dostojewskijfolgezeit": das bezieht
sich auf N. Berdjajew, V. Nesmelow, L. P. Karsavin, um nur drei hinauszugreifen. Ich bin
nicht neidisch: auf wen und warum auch, wie kommen Sie darauf, würde mich ernsthaft
interessieren ???

@ Rosa L.

Sie lesen halt irgendwie anders, ich kann mir das wirklich ganz schwer zusammenreimen.
Jetzt schieben Sie mir, auch vollkommen undeutlich, warum ?, den Sloterdijk unter, mit dem
ick nischt am Hut hab, janz ehrlick !
Und wieder das bekannte Phänomen: "Romantik als Weltanschauung" - Sie richten zu: Es
gäbe zwar keinen Grund, von einer solchen Anschauung, wenn man sie hätte, runterzugehen,
nur weil Rene Pollesch sie an einem Theaterabend angeblich wirksam und überzeugend
dekonstruiert hätte, nur sprach ich halt von einer weltanschaulichen Haltung, bei der wir
moralisch auf andere Personen lediglich in einen "offenen Raum" hinein wirken können,
moralisch nur "romantisch" wirken können, schon garnicht zwingend, ... wobei mein Fokus
hier vor allem das Sprachliche berührte (und eben das Sturma-Thema der moralischen
Selbsterweiterungen, denen ich mit Skepsis begegne !, da dürfte ich Rene Pollesch aber im
Grunde wieder näher sein, als Sie, Rosa L., es vermuten, wenngleich die Skepsis Rene
Polleschs offenbar weiter geht als meine ...), denn es gibt zu der angedeuteten "romantisch-
moralischen" Konvergenz (Begegnungen/Vereinigungen !!) freilich noch das Gegenstück aus
Handlungen heraus, die gewissermaßen unser moralisches Selbstverständnis erschüttert, was
dann eher in die Richtung von Erich Kästner geht: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es !
Arkadij Horbowsky , 08. Februar 2010 - 16:17 Uhr

190. immergrüner Pollesch: Gurusprech

@peter:das sind doch die immergleichen pollesch floskeln. die erzählt er immer und jedem.
gurusprech, nlp shit.
never trust a guru , 08. Februar 2010 - 16:48 Uhr

191. Neuer Pollesch: Kulturmüll vor allen Ausgängen

auch dem Rene geht es um Gemeinschaft und immer wieder Hamlet, das ist seine Obsession
und das ist schön so, dieses negative sich abarbeiten, denn es wirkt ja glücklicherweise
zurück. Es läßt sich auch sehen, dass es nirgendwo einen Ausgang zur ganz anderen Seite, der
nicht mit dem anderen Kulturmüll vernetzt wäre, gibt. Aber die süße Lust der
Eigenständigkeit hat was für sich, und die gibt's, auch wenn sie neoliberal geschimpft wird.
colli , 08. Februar 2010 - 21:55 Uhr

192. Neuer Pollesch: Haltung finden


@rosa
jaja... nach weiterem nachdenken kam ich schließlich auch dazu... dass eben erstmal etwas
geschaffen wird, was uns erstmal nicht verbindet. das sagte ja hinrichs auch zu beginn.

ich muss schon zugeben, soetwas noch nie gesehen zu haben. und weiß bis heute nicht, ob es
mir gefallen hat oder nicht.
ich glaube, das wäre zu trivial... dieser abend ist nicht so einfach verpackbar. er brachte mich
auf jeden fall zum nachdenken. er provozierte ja eine oppositionelle haltung, die eben darauf
hinausläuft sich zu finden.
mittelmaß , 08. Februar 2010 - 23:00 Uhr

193. Neuer Pollesch: Foucault und der Beichtzwang

@Peter Pan: Ja. Genau. Ich bin Hamlet.


Ausserdem hab ich mich gefragt, ob man Hamlet gegenüber der vergeistigten Intellektuellen-
Version nicht auch mal als einen sich körperlich Verschwendenden im Sinne von Slavoj
Zizeks "Liebe dein Symptom wie dich selbst!" darstellen könnte.
Und weil es mit Pollesch ja nicht um Liebe, sondern um Geld geht: Wenn Sie mir die Zug-
und Theaterkarte spendieren, dann komm ich natürlich immer gern nach Hamburg! "Mädchen
in Uniform", das erinnert mich übrigens sofort an dieses Video vom "alten litauischen
Regieassistenten im grauen Kittel", der nichts ausdrückt, weil es nicht um
Selbstverwirklichung geht, sondern ums Dienen. Und das ist vielleicht die Freiheit: Liebe ist
nur was für Dienstboten. Gibts hier irgendwo Torte? Aber bitte mit dialektischer Sahne.
Weiterhin denk ich da gleich an Foucault und den Beichtzwang der katholischen Kirche
(siehe Canisius-Kolleg): "Die modernen Gesellschaften zeichnen sich nicht dadurch aus, daß
sie den Sex ins Dunkel verbannen, sondern daß sie unablässig von ihm sprechen und ihn als
DAS Geheimnis geltend machen." Wie pervers ist das denn?
Rosa L. , 09. Februar 2010 - 00:29 Uhr

194. neuer Pollesch: Ausführungen, total fremd

@ Arkadij Horbwosky: Sie müssen nicht genau wie Pollesch denken. Das tue ich auch nicht.
Es gibt keinen geteilten Sinn. Sowieso würde es total uninteressant werden, wenn sich alle
immer nur einig wären.
Zudem tut es mir wirklich Leid, aber anders als bei Polleschs Texten bleiben mir Ihre
Ausführungen weiterhin leider total fremd. Umgekehrt geht es Ihnen ja genauso. Da ist nicht
viel mit Romantik. Offener Raum hin oder her. Und auf diese komische Form der Romantik
als Exorzismus des Kapitalismus steh ich nicht. Die Kraft Jesu bezwingt mich nicht!
Rosa L. , 09. Februar 2010 - 00:48 Uhr

195. neuer Pollesch: lieb haben

Ach, liebes Mittelmaß, warum werden Sie denn jetzt plötzlich so geheimnisvoll abstrakt? Ja.
Genau. Und das ist ja auch das Problem, dass wir hier immer davon ausgehen, dass wir uns
alle lieb haben. Aber "Das hier ist nun mal ein Nachtclub mit Kontakten zur Mafia und so.
Das geht auch alles zu regeln, ohne zu beschließen, gute Menschen zu sein, es gibt auch einen
Sozialismus jenseits seiner sentimentalen Sorte." (Pollesch, "Tal der fliegenden Messer")
Rosa L. , 09. Februar 2010 - 12:05 Uhr

196. neuer Pollesch: lebendiges Kapital Hund


@ Rosa: theaterkarte ja, zugkarte nur unter der bedingung einer gemeinsamen nacht. sie
hamlet ich klein a mit dem versprechen, sie werden als mädchen ohne uniform erwachen und
ihre heimreise antreten. torte mit eben dieser schlagsahne gibts gratis dazu.
@ never trust a guru: ich vergaß 'donna haraway', die r.p. mehrmals erwähnte. mein
vorschlag, als premierengeschenk ein hündchen als mehrwert und lebendiges kapital zum
kosen und lieb haben, es wird ihm gut tun und er kann damit an alster und spree spazieren
gehen, die denkerstirn auslüften, statt auf zerschlissenen theatersofas zu sitzen.
Peter Pan , 09. Februar 2010 - 14:22 Uhr

197. neuer Pollesch: Doubletalk im Praxistest

Rosa!
Fällt Ihnen das wirklich nicht auf, was da tagein, tagaus an Forderungshaltungen ganz und gar
körperlich und ziemlich verroht, Pose und Haltung einnehmend, wie dem
verhaltenspsychologischen Almanach entlehnt,
landauf, landab als Bürgerin oder Bürger so durch
die Straßen zieht? Sind Sie so selten auf Bürgersteigen??
Aber Sie sind ganz unzweifelhaft häufig in der Kastanienallee, bin ich auch, dann, wenn ich
mal in Berlin weile, und noch unzweifelhafter hier in den Threads !!
Nun gut, und da ist Ihnen zum Beispiel das mit dem
"Khoun-Bashing" nicht aufgefallen: Forderungshaltungen
pur, und Ihnen ist das nämliche Gerede zum BE nicht
aufgefallen: Forderungshaltungen pur; und so geht es zumeist mit Bochum, mit Leipzig.
Forderungshaltungen aber schon dort, wo der eine vom anderen Teilnehmer z.B. Kürze und
Fokus einfordert, Ärgeres als nur Forderung, wenn offen beleidigt wird (wie Sie das oben
getan haben, wie auch Sebi und Michal Zyk es in anderen Threads getan
haben..., um dann unterzutauchen !!), wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, was Sie hier
bedauerlicherweise auch schon taten.
Richtig, das ist nicht romantisch, Rosa L., da stimme ich doch voll zu!
"Exorzismus des Kapitalismus": konstruieren Sie, warum muß meine Haltung hier zu einer
Position gestutzt werden, von der Sie ja andererseits behaupten, Sie nicht zu verstehen, die
dann ganz eindeutig in das mündet, was Sie jetzt "Exorzismus des Kapitalismus"
nennen.
Nehmen Sie Erich Mielkes Ausruf: "Ich liebe Euch doch
alle, alle Menschen": Da sage ich mir auch irgendwie,
"Liebe ist kälter als das Kapital", aber hiernach gehe ich dann dieser "Liebe" nach: wie
verwickelt der "Doubletalk" so ausfallen kann, linke Hand dreht Wagner ein bißchen leiser,
rechte Hand signalisiert: Erschieße! Das ist jedoch bei weitem komplexer, als dieses ständige
Gekreise um Repräsentation, Neoliberalismus, Kapital, "Dritten Weg": Pollesch tut einiges,
und er tut es wirksam: dennoch geht der Effekt kaum weiter als jene "Beunruhigung" z.B.
durch
Mielke. Und so eine "Beunruhigung", aber eben nicht
nur die, liefert z.B. auch "Heimkehrer/Heimwerker" in Weimar: Schauspieler spielen da
nämlich auch, gerade eingedenk des großen Abstandes zu Personen wie Johannes R. Becher;
SchauspielerInnen und Schauspieler besinnen sich auf genuine Theatermittel: dagegen sind
die meisten Pollesch-Produktionen dann doch wieder eher blutleer, wobei sie eine große
Leichtigkeit ausstrahlen können wie "Tod eines Praktikanten" , atmossphärisch ungeheuer
dicht und stark sein wie eben in "Im Tal der fliegenden Messer", einem durch und durch
phantastisch durchkomponierten Abend (und natürlich weiß ich, wieviel Können dazugehört,
gerade diese ganzen Pollesch-Texte so zu platzieren, wie es die Pollesch-SpielerInnen und
Spieler
großartig beherrschen,...sind in konventionelleren Produktionen wie Bondys "Zofen" dann ja
auch wieder
sehr gute SpielerInnen, da Frau Rois und Frau Peters).
Arkadij Horbowsky , 09. Februar 2010 - 14:25 Uhr

198. neuer Pollesch: Angebot angenommen

@ Peter Pan: Boah, das verschlägt mir jetzt irgendwie echt die Sprache. Was für ein Angebot,
meinen Sie das wirklich ernst?! Wenn ich bloß wüsste, wer Sie sind. Aber ja, ich nehme das
Angebot gern an, wer könnte dazu schon nein sagen? Wie erkenne ich Sie?
@ Arkadij Horbowsky: Ich versteh Sie einfach nicht! Natürlich empfinde ich ein
argumentfreies Bashing neuer oder uralter Intendanzen und/oder einzelner Produktionen
ebenfalls als unangemessen. Aber warum hängen Sie sich da denn jetzt so rein?
Rosa L. , 09. Februar 2010 - 15:54 Uhr

199. neuer Pollesch: Peter Pans an der Backe

also rosa! dann haben sie peter pans konsensfähiges gefasel an der backe. einen ganzen abend
lang! ein erotomane ohne eines einzigen gedankens fähig. wollen Sie das?
@ rosa , 09. Februar 2010 - 16:52 Uhr

200. neuer Pollesch: Nummer 200

ich wollte nur sagen: 200!


green door , 09. Februar 2010 - 16:52 Uhr

201. neuer Pollesch: große Würfe

Liebe Rosa !
Ich nannte die Beispiele, die in Richtung "Geplärre nach großen Würfen" gehen (Stichwort:
Erwartungshaltung) einerseits, weil Sie in §178 ausdrücklich danach fragten, andererseits
habe ich im Thread zu Kimmigs "Kabale und Liebe" noch einige Sätze zum sogenannten
"Khoun-Bashing" fallengelassen, obschon das mißlicherweise wieder einmal in einem Thread
zu einer Aufführung geschah, die ich noch nicht sah: sehe die möglicherweise im April, wenn
ich nach Berlin komme. Ich nehme dort auch einen Bezug auf Sie und diesen Thread, und es
ist ja nur fair, das zu erwähnen: allerdings, auch ich stelle Ihnen nicht nach ... und werde mich
vermutlich mit Ihren Aussagen erst wieder zu "Mädchen in Uniform" auseinandersetzen, eine
Inszenierung, die dann quasi vor meiner Haustür stattfinden wird, Premiere: 25.2. (da bin ich
allerdings in Chemnitz ..., was Sie kaum interessieren dürfte,
Wo wir dann doch einmal eines Sinnes ..., aber: egal), kann die dann z.B. mit der Kieler
Inszenierung von "Kabale und Liebe" vergleichen, die ich sah (es gab in Kiel sogar zwei
Inszenierungen, parallel zueinander, die andere im Sechseckbau, dem Kieler Studententheater,

beide setzten so ganz auf Liebe, die Kabale war einge-


dampft). Noch schönes Diskursen in den Artikeln 200plus ... !
Arkadij Horbowsky , 09. Februar 2010 - 16:57 Uhr

202. neuer Pollesch: was heißt hier verroht?

@178: vielleicht haben die Eltern Sloterdijks haben sein Studium finanziert? wie kann man
wissen, ob er Bafög bezog? vielleicht hat der sich seine moneten auch nachts verdient. (...)
wer weiß das denn schon so genau?
@ Arkadij Horbowsky: was meinen Sie mit "verrohter" Forderungshaltungen? was verroht
denn Ihrer Meinung nach auf den Straßen als Bürgerin und Bürger? die kastanienallee hat
diese Repräsentanten von "Verrohung" nicht zu bieten?
wie kommen Sie darauf, dass pollesch komponiert? das ist doch das einlinken, von dem hier
mal die rede war. da ist doch nichts hermetisch.
pink lara , 09. Februar 2010 - 19:14 Uhr

203. Neuer Pollesch: kaufen und über Gekauftes reden

@ 202

Vollkommen richtig meineserachtens, Pink Lara, eigentlich steht der Begriff der Komposition
eher im Widerspruch zu dem Konzept, das ich bei Pollesch zu finden vermeine, und dennoch
sehe ich gerade auch hierin einen Teil seiner Kunst, daß das speziell im "Tal der fliegenden
Messer" so maßvoll, so lebendig, so voller Zirkusgeruch geradezu vor sich geht, maßvoll,
musikalisch: komponiert, sehe also einen Teil seiner Kunst tatsächlich gerade darin,
irgendwie aus freien Stücken gegen das Konzept an zu spielen, an spielen zu lassen (!), eine
Regiearbeit, die Bewegliches birgt !
Dies voran. Auch richtig, nicht nur meines Erachtens: Mein Geld verdiene ich in der
Nacht:"Nachtschicht" heißt soetwas !
Staatliche Studienhilfen ? Nie erhalten. Von Sloterdijk ??
Wenn ja, dann ohne mein Wissen und ohne mein willentliches Zutun (beispielsweise qua
auffallend häufiger Nennung seines
Namens ...).
Beispiele für das, was ich "Verrohung" nenne, gibt es in jeder Stadt, die ich kenne, zuhauf:
Ich will da nicht auf Rosa Ls.
Beleidigungen und das Schmutzigewäschewaschen herumreiten, aber die gehören freilich
auch dahin: Cool sein, einschüchtern, keine Blöße geben, drängeln, im Weg stehen,
schneiden, auf der falschen Gehwegseite entgegenkommen,
Zuschnellfahren als Kavaliersdelikt, Schwarzarbeit, quängeln, fordern, beleidigte Leberwurst
sein, austeilen und nicht einstecken können, Steuern hinterziehen, sich ärmer reden als man
ist, aber drei Videorecorder, fünf Handyverträge ..., fehlender Blick für Situationen, in denen
Hilfe zu leisten wäre oder etwas gesagt werden müßte (zB. wenn ein Busfahrer so anfährt, das
einem die älteren Herrschaften, denen man keinen Platz angeboten hat, zumal ja die Musik
laut läuft auf den Ohren, in die Arme segeln ...: und warum stehen solche älteren Herrschaften
oftmals zu früh im Bus auf, naja, weil da dann die Leutchen einsteigen, bevor sie aussteigen
lassen haben; das mag dann recht "irrational" von solch älteren Herrschaften sein, produziert
hat das jene Verrohung und hat in Einzelfällen, die Sie möglicherweise nicht interessieren,
fatale Folgen ..., habe
solch Anfahren ja schon erlebt direkt vor einer Kieler Privatklinik, da waren die Personen
noch nicht einmal richtig eingestiegen:
Als ich nach vorne ging, dem Busfahrer meine Meinung zu sagen, Gestöhne aus dem
"Passantenraum", so sieht es hier-
zulande überwiegend aus, und ich würde liebend gerne andere Erfahrungen gemacht haben,
aber das ist für mich nun einmal der Stand der Dinge, und so ein "Totenkult" in Hannover
paßt
da ganz genau ins Bild...; ich schätze es schon so ein, die Leute schüchtern einander immer
mehr ein, sie kaufen und reden über Gekauftes, andere Gegenstände sind selten und durchaus
erfreulich zumeist), auch am Arbeitsplatz: Mäuschen spielen, beliebt sein, nett, lächeln, von
Gewerkschaftsarbeit sprechen, den Kollegen die schwereren Arbeiten gewissermaßen
zuschieben ... . Und die Politik: Stadttheater schließen !! Das ist beileibe mit
"Neoliberalismus" meilenweit zu kurz gesprungen diagnostiziert. Andererseits: Es stimmt
schon, die Kastanienallee gefällt mir nicht übel, auch das kleine Kino, "Lichtblick" glaube
ich, ein Zimmerkino, einfach großartig:
Sah bei meinem letzten Berlinaufenthalt dort Teile eines Bunuel-Schwerpunktes, im Prater
"Tod eines Praktikanten", "Tal der fliegenden Messer", "Cinecitta aperta", und wäre gewiß
nicht ein zweites oder drittes Mal zu Pollesch gegangen, wenn ich das so doof, so fürchterlich
"neoliberal", aber auch wenn ich es so "unromantisch" gefunden hätte.
Arkadij Horbowsky , 09. Februar 2010 - 20:06 Uhr

204. Neuer Pollesch: allenthalben aufs Haupt

Liebe Pink Lara !

Sie bezogen sich oben natürlich auf Sloterdijk und seine Eltern und seine !! möglichen
Nachtschichten ..., insofern habe ich da wirklich ein bißchen durcheinandergebracht, was mir
übrigens leicht geschieht: Da ist schnell mal ein Relativsatz vergeigt oder ein k beim Namen
verschluckt, ein Komma zuviel oder ein t: alles schon auf nachtkritik de.; und auch verlesen
habe ich mich schon mehrere Male ! Ihr Einwand stimmt vollkommen,
bei mir zum Beispiel haben die Eltern sehr lange nachgeholfen, freilich eben die meinigen.
Daß in Deutschland sich die meisten Menschen für den Nabel der Welt halten, ja, den
Eindruck habe ich, auch in der Kastanienallee ...; jedenfalls halten sie den Nabel vor !
Schon Dostojewskij hat das Prahlerische im Deutschland seiner Zeit deutlich hervorgehoben -
keine Spur vom Begriff "Neoliberalismus" nebenbei, obschon dieser Einschub auch nichts
Zwingendes sagt, denn wir haben einander als Menschen wohl auch schon länger als
Personen geachtet und betrachtet und verstanden und behandelt als wir über einen Begriff
"Person" gehaltvoll verfügen- und das gewissermaßen Doppelzüngige des praktizierten
Protestantismus: Da heißt es
"Sola fide", und stolz rechnet man sich aufs Haupt: seine Arbeitsethik. Da andernorts der
"Katholizismus" allenthalben aufs Haupt bekommt, sei hier "gerechtigkeitshalber" einmal die
"zweite Kirche" bemüht.
Dieses "Prahlerische" und "Kampagnenhafte" kann dann wiederum anders beäugt werden,
wenn unter dem "Deutschen Einigungsprozeß" ein weiterer historischer Rahmen aufgemacht
wird als üblich, wenn heute von "Einigungsprozeß" die Rede ist: Schiller mag ja gerade da
laut sein, wo Tschechow eher leise ist, um nur ein Beispiel zu nennen, das in diese Spielzeit
paßt, denn jedes Schillerjubiläum fällt in eine Spielzeit mit
jedem Tschechowjubiläum, und Schiller gehört ja bekanntlich auch zur ersten Lektüre
Tschechows ..., aber als "Prahler"ist er ja auch nicht verworfen worden (bei Dostojewskij
stand Schiller auch ganz vorne im "Leselehrplan" und oftmals wird geradezu von einer Person
gesagt "Ein Schiller": was dann zwar zwiespältig ist, aber gewiß anders und eben gerechter
als ein Prahlhansvorwurf ...)... . Entschuldigen Sie also bitte mein ungenaues Lesen !
Arkadij Horbowsky , 09. Februar 2010 - 21:00 Uhr

205. Neuer Pollesch: Wir sind im Cyberspace

@ 199.: Natürlich. Da steckt der Fehler. Denn wir befinden uns ja im Cyberspace, und da
kann hinter Peter Pan eben auch ein erotomaner Greis von 70 Jahren stecken. I would prefer
not to. Aber Sie wissen anscheinend, wer Peter Pan ist, mm?
Rosa L. , 09. Februar 2010 - 23:11 Uhr

206. Neuer Pollesch: Lies nach bei Jens Jessen


@ Arkadij Horbowsky: Meine Frage zielte eher darauf ab, inwiefern Sie mich mit dem
"Geplärre nach großen Würfen" in Zusammenhang bringen. Meines Erachtens habe ich bisher
nichts in der Art geäussert. Mich interessierte bloß, wie Sie auf dieses Thema der
"Erwartungshaltung" kommen bzw. inwiefern Sie das mit dieser Pollesch-Inszenierung
verbinden.
@ pink lara: Recherche. Laut Jens Jessens ZEIT-Artikel vom 24.1.2010 stammt Sloterdijk
nach eigener Aussage aus "bescheidenen Verhältnissen". Daher schloss ich auf BAföG bzw.
dessen Vorläufer. Siehe auch hier:
http://www.zeit.de/2010/04/Sozialstaat?page=1.
Rosa L. , 09. Februar 2010 - 23:51 Uhr

207. Neuer Pollesch: Wieso Mafiaclub?

@rosa L

Was war denn jetzt abstrakt an meiner aussage?


Warum dieser bemitleidende ton?
Wieso Mafiaclub?
Wovon reden sie eigentlich?!
Mittelmaß , 10. Februar 2010 - 00:01 Uhr

208. Neuer Pollesch: Kehrtwende bitte erklären

@ Mittelmaß: "er [der Pollesch-Abend] provozierte ja eine oppositionelle Haltung, die eben
darauf hinausläuft sich zu finden". Das ist doch eine sehr abstrakte Formulierung, oder nicht?
Was meinen Sie mit "oppositionelle Haltung" und "sich finden"? Und meinen Sie damit sich
selbst? Führen Sie das doch bitte noch einmal aus, diese plötzliche Kehrtwende, nachdem Sie
sich vorher so vehement gegen diesen "neoliberalen" Abend ausgesprochen haben. Wovon
sind Sie denn jetzt überzeugt? Was ist denn jetzt Ihre Haltung?
Rosa L. , 10. Februar 2010 - 10:08 Uhr

209. neuer Pollesch: keine naturalistische Schlacke

ent-krampfen sie sich, 199! das klingt schwer nach eifersucht, eine naturalistische schlacke,
die eher befremdlich wirkt in diesem kybernetischen raum. und was heißt für sie erotomane?
fühlen sie einen mangel in dieser hinsicht und möchten von rosa erlöst werden? dann hängen
sie sich doch l'origine du monde in die küche, das hat schon so manchem geholfen. @ rosa:
nichts läge mir ferner als sie mit siebzigjährigem siechtum zu konfrontieren, schon mein name
beweist ihnen das gegenteil. haben wir die zwei mauern des unmöglichem überwunden,
werden wir uns erkennen - am rechten ort zur rechten zeit.
Peter Pan , 10. Februar 2010 - 14:48 Uhr

210. Neuer Pollesch: Vom schlechten Gewissen und der Moral

@ Rosa L. Oh! Vielen Dank schon wieder!, lieber Rosa L. ich habs nachgelesen.
Was ist das für eine Debatte, um Reich und Arm? Kann man das verstehen? Das Bild muss
man sich komplexer und komplexer machen, auch auf der Basis vorangegangener Gedanken
der anderen. Das hat jetzt nicht mehr mit Herrn Polleschs Stück zu tun, aber es gibt immer das
Schimpfen auf die Reichen und auch Erfolg-reichen. Herr Sloterdijk wollte sich als
unabhängiger Philosoph behaupten und ist in die Falle getappt, sich als Honk zu outen? Das
ist vertrackt! Ich verstehe Herrn Sloterdijk nicht und auch mich selber nicht. Ich bin ja auch
die Geizige, wenn ich zu faul bin, auf der Straße anzuhalten, und 50cent aus meiner
Handtasche zu wühlen, noch dazu wenn mein Portmonnaie ganz unten davon liegt, um sie
brav, und mit Mitleid in die offenen Hände eines Obdachlosen zu legen, dessen Kapital ja
seine Demut auf der Straße ja ist. Das ist Faulheit. Irgend so einen Grund hat Herr Sloterdijk,
um so peinlich öffentlich zu denken.ja.
Das ist doch von außen immer das, mit dem Finger auf einen zu zeigen, der gerade in seine
eigene falle getappt ist. Aber man selber tappt ja in Fallen ständig!
Das schlechte Gewissen, und die Moral, die sind es möglicherweise, die auch hier ihre
Strukturen zeigen, mit denen Sie Sloterdijks Ansichten gegen Zwangssteuern betrachten.

@ Arkadij Horbowsky aber woher nehmen Sie die Sicherheit, die Leute als diejenigen zu
bezeichnen, die ihren Bauchnabel ganz vorn tragen. Warum bewerten Sie das so? Laufen Sie
doch selber mal so rum, vielleicht erspart Ihnen das die Mühe bestimmte Straßen zu meiden,
wenn Sie das in Berlin anscheinend so nervt. Damit finden Sie die praktischen Aspekte des
Ich-bezogenen Denkens heraus. Des Spaßes wegen.
pink lara , 10. Februar 2010 - 16:23 Uhr

211. Neuer Pollesch: Quer durchs Land

Liebe Rosa !

Und ich wunderte mich lediglich ein wenig darüber, daß Ihnen der in An- und
Abführungszeichen gesetzte Ausdruck "Erzengelschlachtfeld" so abstrus daherkam:
Da gab es, noch nicht lange ist das her, allerlei:
Pitbulls, Schmierfinken, Herrenmenschengerede, Bürgerkrieg auf nachtkritik de., gab des
einen Gehype - des anderen Gebashe, Neidvorwurf, Karrieristen, gab Ausnahmezustand,
stupid, zu Pollesch immer wieder diesen -zumeist- sehr vage bleibenden, "Stefan" bemerkt es
weiter oben treffend, Neoliberalitätsvorhalt, der freilich dazu angetan ist, den Begriff
"neoliberal" gänzlich zu verwässern.
Ich deutete auf Vorzüge, die ich bei Pollesch sah,ja, sehe und auf eine gewisse "Schleife" in
seinen Inszenierungen, die gewissermaßen auf dem Niveau zB. der Beunruhigung durch "Ich
liebe Euch doch alle, alle Menschen" oder "Linke Hand:Wagner leiser / Rechte Hand
signalisiert (befiehlt ??- Handlungstheorie (auch hier siehe Danto)): Erschieße !" verharrt:
Verweile doch !
Doch: Ich habe nichts gegen "Verweile doch", schon garnicht im Umfeld der überall lauten
Rufe nach großen Würfen oder großer Aufmerksamkeit (und sollten Sie mit "George Sand"
wirklich identisch sein, so haben Sie durchaus im Wuppertal-I-Strang eher den Strom der
Forderung nach großen Würfen bedient ..., wenn ich mich recht erinnere): "Verheile doch" -
"Verkeile doch" - "Verpeile doch" - "Verheile doch" , Variationen, zu
denen sich jeder seine Dramolette zaubern mag ... .

Quer-durchs-Land-Ticket: 34 Euro.
Hotel "Terminus" für zwei Personen: ca. 50 Euro.
Zwei gute Karten für "Mädchen in Uniform": ca. 40 Euro.
Quer-durchs-Land-Ticket zurück: 34 Euro.
Möglicherweise Einladung zu Pasta und Wein zB. im
"Casa Nostra" (sehr guter Italiener , etwa 200 m Fußweg vom Schauspielhaus entfernt): 30
Euro.
Knapp 200 Euro, absetzbar ?, wer weiß ??, ja, ja: die Macht des großen Pan, Christus kommt
da möglicherweise nicht mit ... .

Endlich doch Romantik ! Wenn auch nicht zwischen uns !!


Arkadij Horbowsky , 10. Februar 2010 - 16:42 Uhr

212. Neuer Pollesch: Frau ohne Gesicht

@ Peter Pan und 199.: Meine sonderbaren Herren, merken Sie eigentlich, dass Sie hier über
meinen Kopf hinweg verhandeln? I OBJECT! I - OBJECT! EYE - OBJECT! Ja. Genau.
Dieses widerliche Courbet-Bild gibt dem Porno-Affen Zucker. Die Frau ohne Gesicht, na
super. Schau(t) mir in die Augen!
Rosa L. , 10. Februar 2010 - 17:48 Uhr

213. Neuer Pollesch: @211

@ 211

4. Variation natürlich: "Verteile doch"


Bandido , 10. Februar 2010 - 21:36 Uhr

214. Neuer Pollesch: Milchmädchenrechnung

@ pink lara: Ich dagegen denke, dass man mit diesen begrifflichen Kategorien wie
"Gewissen" und "Moral" nicht weiterkommt, ohne an die politisch-ökonomischen Strukuren
zu rühren. Sie dürfen gern weiterhin Ihre christliche Demut praktizieren, aber das liegt - wie
ja auch Sie anmerken - in Ihrer persönlichen Entscheidung. Ob davon aber das Kind eines
Hartz IV-Empfängers satt wird, das eben nicht betteln gehen kann (oder sollte es das dann
Ihrer Meinung nach tun?), das ist eine andere Frage. Ausserdem, wie wollen Sie künftig die
soziale Infrastruktur, vom öffentlichen Schwimmbad über die Bildungs- bis hin zu den
kulturellen Einrichtungen finanzieren? Mit den 50 Cent, die Sie dem Obdachlosen geben? Ist
das nicht eine Milchmädchenrechnung? Das (private) Stiftungswesen entspringt dem
amerikanischen Modell. Das deutsche Sozialstaatsmodell funktioniert anders. Und davon mal
ganz abgesehen, müsste man angesichts des vom nationalen Bruttoinlandsprodukt völlig
abgekoppelten transnationalen Finanzkapitals nicht eher über eine globale
Finanztransaktionssteuer nachdenken?
@ Arkadij Horbowsky: Nein. Auch als George Sand habe ich sicherlich nicht nach "großen
Würfen" gerufen. Oh Gott, ich bin doch nicht der Übermensch. Höchstwahrscheinlich haben
Sie mich missverstanden. Und auch, wenn ich nicht weiss, wer "Pan" eigentlich ist, ich nehme
Ihn tausendmal lieber als irgendwelche durchgeknallten Jesus-Doppelgänger.
Rosa L. , 10. Februar 2010 - 21:42 Uhr

215. neuer Pollesch: schön ist der Barnimer Dörferweg

@ Pink Lara

Ich mag Berlin ausdrücklich, und ich meide in Berlin und auch in Hamburg keine (!) Straße,
noch nicht einmal die drei sprichwörtlichen Strich- und Stichstraßen in direkter Nachbarschaft
zum Deutschen Schauspielhaus in Hamburg
(mein Onkel wohnte ja sogar zuletzt in der Brennerstraße, in
der auch Schlingensiefs Chance 2000 ihr Büro hatte), siehe "Hotel Terminus" (was ja auch ein
Filmtitel ist, ist ja Berlinale jetzt). Ich bin mir dessen schon bewußt, daß sich meine
Ausführungen dann gelegentlich so anhören wie "Einer gegen
Alle" (gab mal ne Spielshow, die so hieß, bei der eine Einzelperson einer Stadt Aufgaben
stellte ...), das hat immer ein wenig eine lächerliche Note: "Klingt falsch", habe ich mir als
Ausdruck von Blixa Bargeld gemerkt, erwähnte ich auch schon mal, ich finde, der paßt ganz
gut. Dennoch erspare ich mir den Selbsterfahrungstrip, jetzt auch im Weg zu stehen, zu
schneiden, zu drängeln ; mir fallen diese Dinge ja auch wieder anders und "neu gesehen" auf,
wenn ich beschäftigter, fokussierter bin: insofern ist das schon auch ein wenig ein
"Luxusproblem" bei mir: dennoch halte ich die jeweils individuellen Muxmäuschenstill-
Biographie-Entwicklungen
für ein ernsthaftes Problem, dem auf der Bühne auch wieder mehr mit Spiel und Mut zu
Situation, zur Kleinteiligkeit, auch zur Peinlichkeit begegnen werden sollte: dazu muß aber,
wie 123 häufig bemerkt, die neuere Dramatik wieder stärker berücksichtigt werden: in
Spielplangestaltung, dem Fach "Darstellendes Spiel", dem Abiturthema im Fach "Deutsch".
Ich erhebe mich doch hier gar nicht ernsthaft über die "Masse" und ihre (fragliche - n)
Dynamik (-en): ich sitze nicht nur mitten drin, ich habe auch schon ihre Hilfe in Anspruch
genommen,
gehöre dazu: Fleisch von meinem Fleische !! Vielleicht glauben Sie mir, daß ich kein
durchgeknallter Jesus-Doppelgänger bin,
... Rosa L. hat das so freilich -diesmal nicht- auch nicht gesagt.
Ach, und sollte die Hektik mir bei einem Berlinaufenthalt dann doch einmal zu weit gehen:
gibt den Wuhletalwanderweg, den Barnimer Dörferweg, den Pankewanderweg, schöne
Strecken gen Potsdam (Havel) bzw. am Müggelsee (Spree) entlang und
natürlich nicht zuletzt den Grunewald.

@ Rosa L.

Sie haben Recht, das mit den "großen Würfen" kann ich Ihnen auch als "George Sand" nicht
nachsagen, bitte das zu entschuldigen ! Habe das noch einmal lesend nachvollzogen !!
Arkadij Horbowsky , 11. Februar 2010 - 21:09 Uhr

216. Neuer Pollesch: Alkohol unerschwinglich machen

@ Rosa L.: Mit Gedanken allein rührt man am Verhältnis zwischen dem Obdachlosen und
mir nichts Greifbares. Vielleicht muss man Armut/ Reichtum als Phänomene aufgreifen.
Was ist Armut? Armut hat bestimmte Ursachen – handelt es sich in jedem Fall um
bestimmbare Ursachen? Wenn man die Ursachen kennt, könnte man Präventionen starten.
Alkoholismus beispielsweise ist eine Krankheit und bildet meiner Überlegung nach eine sehr
häufige Ursache von Armut: Vernachlässigung v Kindern, wenn ich als Mama zu krank bin,
um mein Kind vor lauter Alkoholsucht noch zu sehen. Das Loch im Herzen meines Kindes
wächst, mit Fortschreitung seines Alters, seiner Entwicklung und wenn es nichts anderes
kennenlernt, als die als Mama fehlfunktionierende Bezugsperson Alkoholikerin, wird es selbst
zum Alkoholiker - ein Kreis schon wieder. Seit Generationen? Wer weiß das schon. Wenn
Alkohol so schwer zu kaufen kriegen würde, wie ne Perlenkette aus den Tiefen der
Weltmeere, vielleicht wäre genau das sinnvoller als eine Weltfinanzsteuer?
Eine andere Ursachenbekämpfung vielleicht: Einem Obdachlosen ins Gesicht zu gucken, wie
in mein Eigenes, oder in das meines Geliebten, meines Kindes, meiner Gesundheit. Die
Krankheit des Einzelnen, als „Gesundheit“ aller. Ob das eine Frage von Geld ist, ist auch eine
formale Betrachtungsweise, nehm ich an. Die Überlegung von Tobin ist von 1972, damit
recht alt und zudem für was wird die Steuer genutzt? Wie soll man sich einigen?
Wenns nach mir ginge, würde ich nicht wollen, dass das Kind eines Hartz IV-Empfänger
betteln geht. Lieber stell ich mich hin, und arbeite als ehrenamtliche Helferin
http://berlin.familienschutzwe...ge-helfer/
Wenn man über die Einführung einer globalen Finanztransaktionssteuer nachdenkt, ja, muss
man ja gleichfalls überlegen, wer die verwalten soll. Verwaltung unterliegt doch auch einem
Wertesystem. Wie soll man all die differenten Ansichten von Australiern, Amerikanern,
Asiaten etc in EIN globales Wertesystem, eine Verwaltung bekommen? Ich sag nur
Demokratie und Afghanistan.
So, ich tanze jetzt den Moonwalk von Michael Jackson. Das hält mich fit und macht mich
glücklicher, als über Sozialstaatenmodelle nachzudenken. Körperbewegung ist was sinnvolles
fürs Ego, Wohlbefinden.
Deutsches Sozialsystem: ich sage nur Beamtenrente. Das empfinde ich als Ungerechtigkeit,
aber finde mich mit den Argumenten dagegen nicht zurecht, warum Beamte nicht in die
Altersvorsorge einzahlen, aber einen beträchtlichen Mehrbetrag als Pension bekommen als
ich, die über Moralisches Verhalten nachdenkt.

@Arkadij Horbowsky: ich stimme Ihnen zu und gebe ehrlich zu, dass es mir um jeden lieber
ist, der sich nicht so aufführt wie Sie weiter oben beschrieben haben. Ich meide das prenzlauer
Viertel um Kastanienallee tatsächlich, mach die aber gern nach, die mamas und papas, mit
ihren frisuren und ihrem kollektiven anspruch nach ökoware. Aber das nützt nichts: sie sind
leider unabhängig von meiner gestischen übertreibung. vielleicht muss ich mir ne andere
Taktik zulegen. Man muss die doch eher an sich angepasst kriegen, als dass man seine alten
Cafés meidet.
pink lara , 15. Februar 2010 - 22:37 Uhr

217. Neuer Pollesch: Suppenküchen verschleiern

@ pink lara: Denken Sie an den Titel dieser Pollesch-Inszenierung: "Schau mir in die Augen,
gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!" Ich würde sagen, Sie sehen das alles zu sehr
von der moralischen bzw. Metaebene aus. Sie benennen gerade nicht die materiellen bzw.
strukturellen Ursachen von Alkoholismus. Warum säuft sich einer denn die Birne weg?
Warum wird er davon krank und vernachlässigt seine Kinder? Weil er keine Perspektiven für
sich sieht, weil er seinen Job verloren hat oder von vornherein keinen bekommt, weil ihm die
Ausbildung fehlt. Stichwort: Hartz IV-Familienkarrieren. Und jetzt weiterdenken: Reicht in
diesen Fällen allein die ehrenamtliche Arbeit (und zudem, wovon wollen Sie selbst dann
eigentlich leben?) oder muss man nicht vielmehr die Strukturen ändern? Das heisst zum
Beispiel, schon bei den Kindergärten und Schulen anzusetzen, um wenigstens den Kindern
alternative Perspektiven einer selbsttätigen Lebensgestaltung zu eröffnen. Auch kulturelle
Angebote halte ich in diesem Zusammenhang für sehr wichtig. All das kostet Geld. Oder
meinen Sie, es reicht, wenn sie dem Obdachlosen romantisch ins Gesicht glotzen? Nein. Eine
Finanztransaktionssteuer muss doch nicht schlecht sein, nur weil die Idee alt ist. Attac hat
schon seit Gründungstagen eine solche Steuer gefordert. Man müsste sich doch eher fragen,
warum die Politik nicht endlich daran anknüpft. Mit christlicher Barmherzigkeit kommen wir
jedenfalls nicht weiter. Wenn Banken vom Staat "gerettet" werden können, dann müssten
doch auch Menschen "gerettet" werden können, oder etwa nicht? Es geht um Geld, denn Geld
regiert die Welt. So ist das nunmal. Da hilft auch kein naiver Moonwalk Dance von Michael
Jackson. Dieses ewig Kindliche, das ist ein Teil des Problem. Nehmen Sie dagegen einmal die
Haltung der Johanna Dark ein, nur probeweise, und dann werden vielleicht auch Sie verstehen
lernen: "Wer unten sagt, dass es einen Gott gibt / Und ist keiner sichtbar / Und kann sein
unsichtbar und hülfe ihnen doch / Den soll man mit dem Kopf auf das Pflaster schlagen / Bis
er verreckt ist." (Brecht, "Die heilige Johanna der Schlachthöfe") Das heisst: Suppenküchen
und Gebete ändern nichts an den Verhältnissen, sondern sie verschleiern nur die eigentlichen
strukturellen Ursachen.
Rosa L. , 16. Februar 2010 - 14:24 Uhr

218. Neuer Pollesch: Imagining Rosa


@ Rosa L.: Über die Struktur mußt du einen unabhängigen Eindruck gewinnen. Schauen Sie:
ich glaube, dass was Sie aus den vielen Büchern herauslesen, ist mit meiner Arbeit zu
vergleichen. Zusammen, wenn wir hier in den endlosen Kommentaren zusammenfinden, dann
gewinnt das Struktur mit dem Ziel Veränderung. Allein an den Büchern zu sitzen und die
Leute wegen Moonwalktätigkeit zu beschwichtigen, ist auch kurzsichtig. Wir sind nicht
allein. Die Probleme, die uns umgeben, sind von uns nicht losgelöst, und betreffen uns nicht
in konstanter Intensität. Deshalb bin ich interessiert mit dem Obdachlosen und dem hungrigen
Kind in Kontakt zu treten. Mein Ziel ist nicht die Verschleierung. Wenn es das der
Suppenküchen ist, haben Sie mit Ihrer Beobachtung recht. ABER auch Sie sind bloß eine
Beobachterin, mit ihren eigenen Werten. Was würde das Kind sagen, wenn es einen satten
Bauch hat, und dann sich seiner Lust voll hingeben kann, Rosas Bücher zu lesen. Na? – dazu
müssen Sie dem Kind von den Büchern erzählen. Sonst erfährt das ja nichts davon. Und Sie
auch nicht, dass Ihr Wissen gefragt ist. Das nennen Sie poetisch. Niedlich von Ihnen. Ich bin
Ihr Kind, ich hab so gern, wenn Sie mir diese Bücher da aufzählen.

Das Geld regiert die Welt. Deshalb muss das gut verwaltet werden.
Mit meinem Moonwalk lös ich in meinem Körper das angestaute Zeug, von dem Sie reden.
Die alte Struktur in MIR, verstehen Sie. Probieren Sie das doch mal: als Edith Clever in
Michael Jackson Dress auf dem Teppich abzuhotten. Just for fun, ohne humor kannst du auch
diese Bücher da vor dir nicht bearbeiten, liebe Rosa. Das wollt ich dir damit sagen. (ich stell
Sie mir irgendwie als eine Edith Clever vor, warum auch immer. Irgendwas zwischen Donna
Harraway u Edith Clever)
„Man müsste sich doch eher fragen, warum die Politik nicht endlich daran anknüpft.“ – ja!
Das ist, was ich versucht hab, Ihnen nahezulegen. Gelang mir nicht. Ich empfinde diese Frage
als sehr kernig, tatsächlich.
pink lara , 16. Februar 2010 - 21:37 Uhr

219. Neuer Pollesch: Wohin sich verändern?

"Den soll man mit dem Kopf auf das Pflaster schlagen / Bis er verreckt ist."

Ich finde ja, man soll das Leben lieben, mit seiner ganzen Seele, mit aller Kraft und von
ganzem Herzen.

Wer all Gläubigen auf dem Pflaster erschlagen wollte, der richtete ein Blutbad an. Weiter
nichts. Und wiederum wäre niemandem geholfen und es gäbe nur ein paar Mörder mehr.

Und dieses ganze: Glotz nicht so romantisch.

Ist auch eine Farce.

Sicherlich, noch eine Steuer: Eine Finanztransaktionssteuer.

Warum nicht ?

Aber wenn diese Steuer innerhalb dieses Systems angewandt wird ? Auf was machen Sie sich
da Hoffnungen ?

Und wie wollen Sie einen Strukturwandel herbeiführen, ohne, dass die Bürger an etwas
glauben ?
Neben der Ratio braucht es eine gehöriges Mass an Spiritualität und Utopiefähigkeit, um eine
Veränderung herbei zu führen.

Und dann bleibt immer noch die Frage: Veränderung hin auf was ?
123 , 16. Februar 2010 - 21:52 Uhr

220. Neuer Pollesch: Utopiefähigkeit im Kapitalismus

@ pink lara: Wovon sprechen Sie? Was nenne ich poetisch? Welche Bücher vor mir meinen
Sie? Habe ich hier welche aufgezählt? Ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen.
Dass es jemand geben muss, der die Kinder und Jugendlichen an Bildung und Kultur
heranführt, das ist doch klar. Diesbezüglich geht das Gerücht, dass es dafür professionell
ausgebildete Erzieher, Lehrer und Theaterpädagogen gebe, die sogar für Ihre Arbeit bezahlt
werden sollen.
Warum der Vergleich mit Edith Clever? Ich bin doch nicht Edith Clever! Den Moonwalk zu
tanzen, das ist mir zu kommerziell repräsentativ. Und Donna Harraway bin ich auch nicht.
Nee. Die sagt doch immer, dass auch die Grenze zwischen Tier und Mensch eine kulturell
markierte sei, oder? Aber das heisst dann ja noch lange nicht, dass ich ein Tier bin. Ich bin
höchstens offen für die Tierheit, nämlich dann, wenn ich mich nicht mehr als Mensch
denke(n) und erkenne(n) (kann). Literaturvorschlag: Giorgio Agamben: "Das Offene. Der
Mensch und das Tier".
@ 123.: Wer sagt denn, dass es in Brechts "Heiliger Johanna der Schlachthöfe" darum geht,
"alle Gläubigen auf dem Pflaster zu erschlagen". Es geht um das dialektische Denken. Und
darum, in Bezug auf Realität zu denken. Zitat Jean-Luc Godard: "Es ist höchste Zeit, dass das
Denken wieder das wird, was es in Wirklichkeit ist: für den Denkenden gefährlich und die
Realität verändernd."
Ich lasse Ihnen gern Ihre Spiritualität. Aber Glauben meint nicht Wissen und Erkenntnis.
Blind zu glauben, dass führt nicht selten zum Gegenteil dessen, was man ursprünglich
erreichen wollte.
Und natürlich muss die Finanztransaktionsteuer IM Kapitalismus angewandt werden. Es sei
denn, der Kommunismus fälllt demnächst vom Himmel. Woran ich nicht so recht glauben
mag. Utopiefähigkeit IM Kapitalismus heisst dagegen, den einfachen Gedanken zuzulassen,
dass diese Steuer dazu beitragen kann, die Finanzmärkte zu stabilisieren, die öffentlichen
Haushalte zu sanieren sowie globale Aufgaben (zum Beispiel die
Entwicklungszusammenarbeit) zu finanzieren.
Rosa L. , 17. Februar 2010 - 00:32 Uhr

221. Neuer Pollesch: Warum zitieren Sie eigentlich ständig?

Sie lassen mir also meine Spiritualität. Da bedank ich mich auch. Zugleich fangen Sie an im
gleitenden Übergang von blindem Glauben zu reden, und versuchen sich hierdurch zur einzig
Vernünftigen zu qualifizieren. Im nächsten Schritt beginnen Sie zu zitieren. Ich kenne diese
Vorgehensweisen all zu gut. Aber warum zitieren Sie eigentlich ständig ? Fühlen Sie sich in
Ihren eigenen Gedanken nicht wohl, nicht sicher, dass Sie ständig auf andere zurückgreifen
müssen ?
Ich sagte lediglich "neben der Ratio", mehr nicht, und auf der Stelle erhalte ich
unaufgeforderte Lebensberatung in Sachen: Wie Denken funktioniert. Auch hierfür bedanke
ich mich.
"Denken, heißt überschreiten." So steht es bei Bloch, im Prinzip Hoffnung, und dies meint
etwas mehr als mit godarschem gefährlichem Denken in die Realität einzugreifen, der man
sich auch anders, als durch Denken nähern kann.
123 , 17. Februar 2010 - 11:24 Uhr
222. der neue Pollesch: Strickmützenwerfen bei Olympia

@ Rosa L.: sehen Sie, sie machen diese Verwirrungslinie. ich lach. das ist: yeah!!! surf ich
auf so einem drive.
gleich krempeln Sie wieder alles um "was hab ich?" "wovon reden Sie?" ich mein ja nicht Sie
sind donna harraway, sondern in meiner vorstellung sehen Sie so aus. mir klar, das das nie im
Leben der Fall sein wird.
Sie sind ein 1,90m Kerl, der sich wie Marylin Manson benimmt, geben Sie es zu. das ändert
sich immer, das Bild, dass ich von Ihnen habe. Humor haben Sie. Call Me An Ambulance
jaja, so called "professionell", die Lehrer, Pädagogen. das versteh ich leicht, mir bedeutet
schule nichts. aber Pollesch! und mein Welensittich, deren Sprache kann ich verwerten und
neu nachaußen kommunizieren.
das was wir sehen ist eh nur was wir wissen wollen. das andere können wir nicht fassen.
seele, tod und leben.. sicher fällt dir dazu die gescheitere version ein, wie mans nennen will.
donna harraway nutzt ein beispiel mit ihren zwei Hunden (wieviele auch immer sie hatte),
dass der Mensch sich all das um sich herum mit seinen Augen erklärt, mit seiner "Sicht" auf
die Dinge, D. Haraways Hunde aber durch die Nase denken. diese beiden beispielsichtweisen
unterschiedlich sind. aber in den büchern die ewig eindimensionale Erklärung des Menschen
schläft und reproduziert wird. ist doch klar. Mensch und Tier gibt es genauso wenig wie all
das andere. es sind alles nur Markierungen, keine greifbaren ... als was man es ohne
Markierung nicht benennen kann? wenn pollesch nach der Unterhaltung mit der Kakerlake
fragt. das ist das. ob wir mit kakerlaken ins gespräch kommen "ja mach doch mal, aber ich bin
nur die Haushälterin"
dann geh halt als kakerlake zur olympia nach Vancouver und erfinde dich neu. ich intergriere
derweil das Strickmützen werfen als internationale Disziplin bei Olympia, wenn Ihnen der
Moonwalk zu kommerziell ist. aber dazu müssen Sie nicht nach Vancouver. es reicht auch ein
neu zu entdeckendes Badezimmer unter der Volksbühne, zu keinem anderen Zweck errichtet
als kakerlaken akustisch zu imitieren und deren Sichtweise auf mich zu definieren.
pink lara , 18. Februar 2010 - 15:18 Uhr

223. Klassischer Pollesch: Rosa L.s Zitatwesen

@ 123.: Gegenfrage: Was haben Sie eigentlich gegen das Zitieren? Ich zitiere ja nicht blind
irgendwas, sondern ich zitiere, was meinen eigenen Argumentationsgang unterstützt oder
irritiert. In diesem Sinne ist das Zitieren eine Technik, ein Lesen mit anderem Verstand, um
die eigene Sichtweise immer wieder überprüfen und hinterfragen zu können.
@ pink lara: Alles nur Markierungen? Nein. Erstmal hab ich einen Körper von Gewicht. Und
zudem gelingt es mir eher selten, durch die Nase denken. Das könnte womöglich daran liegen,
dass ich diese Stufe der Evolution bereits hinter mir gelassen habe. Gleichwohl, meine Nase
hat einen untrüglichen Instinkt für Anziehung und/oder Abstoßung. Manche Menschen kann
ich einfach nicht riechen. Und das ist auch eine Metapher. Tiere können keine Metaphern
verwenden, weil sie nicht diese exzentrische Position einnehmen können, diese Sicht von
aussen auf das Selbst und die Welt. Also, was sind Sie denn nun? Ein Tier oder ein Mensch?
Reagieren Sie nur? Oder denken Sie schon?
Rosa L. , 18. Februar 2010 - 16:31 Uhr

224. Klassischer Pollesch: Prima, Mama schmiert noch Brote

ihr seid ja immer noch da. Super. das ist wie nach Hause kommen, die Mutti packt immer
noch für alle Schulbrot und die Kinderchen wollen endlich erwachsen weden - gut so. Also
singen wir gemeinsam: Pollesch kommt durch…
mucki , 18. Februar 2010 - 16:52 Uhr
225. Klassischer Pollesch: Lesen mit anderem Verstand

"Was haben Sie eigentlich gegen das Zitieren?"

Antwort: Nichts.

Ich habe aber in meinem kurzen und ebenso heftigem Philosophiestudium gelernt, dass wer
andauernd zitiert, seinen eigenen Gedanken misstraut.

"ein Lesen mit anderem Verstand"

Sie lesen hier halt ewig im halböffentlichem Raum ihr eigenes Gehirn aus, anstatt es wirklich
einzusetzen, kreativ nach einer eigenen Sprache zu suchen, die sich nicht ewig in Zitaten
kontrastiert oder in ihnen Bestätigung sucht.

Man fühlt sich eventuell belehrt und ist hier und da leicht verstimmt. Mehr nicht.

Aber machen sie es ruhig so, wie es ihnen gefällt.


123 , 18. Februar 2010 - 19:48 Uhr

226. Klassischer Pollesch: mit dem Knie gedacht

"Und zudem gelingt es mir eher selten, durch die Nase denken."
R.L.

"Ich denke schon seit langem mit dem Knie." J.B.


123 , 18. Februar 2010 - 21:01 Uhr

227. Klassischer Pollesch: Ersatz-(Gott)-Vater

@ mucki: Kannst du bitte dein Gehirnlicht wieder einschalten? Danke. Und sag mal, liebst du
Pollesch eigentlich so sehr, dass du jetzt schon einen Choral auf ihn anstimmen musst? Oder
suchst du bloß einen Ersatz-(Gott-)Vater?
Rosa L. , 18. Februar 2010 - 22:01 Uhr

228. neuer Pollesch: mit Blumfeld gedacht

@ 123: Es sollte natürlich heissen "durch die Nase /zu/ denken". Denken Sie ruhig weiter mit
Ihrem Guru und Heilsbringer Joseph Beuys. Was Sie da allerdings von mir behaupten, das ist
aus meiner Perspektive die reine Projektion.
Und zum besseren Verständnis des "Lesens mit anderem Verstand". Das war natürlich ebenso
geklaut. Ich gebrauche dieses Zitat gern und oft. Sie dagegen haben es nicht erkannt. "Sing
Sing":
"Jedes Bild ist wie ein Messer / Ein Gebrauchsgegenstand / Und 'Lesen' meint hier 'Denken' /
Mit anderem Verstand / Indem/in dem man liest, Gedanken sucht und findet / Die dann zitiert
und verbindet, das ist Technik / Und wer sie nutzt macht sich verdächtig / Wird unberechtigt
Ladendieb genannt. / So wird ein Zeichensprecher zum Schwerverbrecher / So wird
Gebrauchsgegenstand / Zwingend Mordinstrument." (Blumfeld, "Die Welt ist schön")
Rosa L. , 19. Februar 2010 - 15:54 Uhr

229. neuer Pollesch: der Rest rauscht vorbei


@ Rosa L.: Klar denk ich schon, das merken Sie nur nicht. Es rattert. Mir schon klar, dass das
nicht sichtbar ist. Es ist ja nichts markiert. Wie auch, Sie reden ja nur von Dingen, die Sie
verstehen, der Rest geht an Ihnen vorbei, bleibt unsichtbar.
pink lara , 19. Februar 2010 - 16:47 Uhr

230. neuer Pollesch: es plänkelt so angenehm

ich kenn' den Pollesch gar nicht, also sein Stück oder Aufführung oder was man dazu sagt,
aber mir gefällt die Atmosphäre hier so gut, es plänkelt hier wieder so angenehm. Gehirnlicht,
das ist gut, wer möchte da nicht wissen wo der Schalter ist. Mit einem Ersatzvater kann ich
nichts anfangen, mein eigener, auch nicht ganz unbedeutend, macht mir schon genug zu
schaffen, ich halte es lieber mit der Mutti. Will immer etwas derbes vom Kind hören und dann
kommt die Schelte mit Kopfstreicheln . oh, das ist der Schalter, vielleicht. Ich werde sie
brüskieren, mit einer richtig super derben story, und sie... wartet ab, der Bericht kommt. PS
zitieren finde ich, naja, soll jeder halten wie er will, aber ich mag nur die kurzen, knappen, die
am Anfang der Bücher stehen - ist auch eine Frage der Proportion. Logisch, für die
Debattenschnipsel hier, denke ich, wäre es interessant sich vielleicht nur noch Zitate an die
jeweiligen Adressen zu schicken - Motto:lasst Zitate sprechen. Aber wenn man dann soll, ist
es bestimmt mühsam, und überhaupt, wer überprüft das? Jemand schummelt und schreibt
irgendeinen Mist und behauptet dann, das stünde irgendwo bei Diderot.
mucki , 19. Februar 2010 - 17:24 Uhr

231. neuer Pollesch: Sinn teilen

@ pink lara: Ja. Genau. Wie absurd wäre das denn, wenn ich hier plötzlich über Astronomie
und schwarze Löcher schreiben würde? Warum sollte ich von Dingen reden, die ich nicht
verstehe? Die lasse ich einfach so stehen. Ich geh vorbei. Und lass dich einfach so stehen. Wir
teilen keinen Sinn, ausser indem wir uns mit-teilen.
Rosa L. , 19. Februar 2010 - 17:32 Uhr

232. neuer Pollesch: Suche nach Verdachtsmomenten

Ich bin auch nicht dazu da ihre Zitatfibel kenntlich zu machen. Wenn sie jemanden
examinieren wollen, beginnen sie doch bitte einen Job an der Uni.
Auch projiziere ich nicht auf sie. Sondern reflektiere Ihr hier nachweißbares Verhalten.
Ich denke auch nicht mit Beuys. Hier offenbaren sich nur ihre eigenen Ängste. Ich habe ein
Zitat von J.Beuys einem Satz gegenüber gestellt, den sie selber zitiert haben. Diese Methodik
dürfte Ihnen bekannt sein.
Jedoch ist es auch so, wer sich in einem so großspurigen Ton über den Künstler Beuys
hinwegsetzen möchte, in dem er ihn unter der Kategorie Heilsbringer und Guru einordnet,ist
nicht unbedingt mein Gesprächspartner.
Also lassen wir das doch lieber. Ich werde Ihnen in Zukunft aus dem Weg gehen.
Sie sind mir zu sehr auf der Suche nach Verdachtsmomenten. Zu schnell und leichtfertig mit
Ihren Urteilen über User hier. All dies ist mir hier auch schon widerfahren, aber ich habe doch
immer wieder versucht auf den Pfad der Tugend zurückzukehren, so gut es mir eben gelang.

Und wissen Sie, Sie würden nicht einmal das Schema Israel erkennen, gescweige denn seinen
Sinn, wenn man es Ihnen in abgewandelter Form vor die Nase hielt.

Ich möchte mich Ihnen gegenüber nicht weiter verletzbar machen. Ich kann damit leben,
wenn Sie in mir für einen bescheuerten Gläubigen sehen, der nicht dialektisch denken kann.
Gehen wir uns also bitte aus dem Weg.
123 , 19. Februar 2010 - 17:50 Uhr

233. neuer Pollesch: Beuys' Lebens-Kunst

@ mucki: Und warum schreibst du dann hier? Hier gehts um "themenbezogene


Kommentare", um Polleschs "Schau mir in die Augen, gesellschaftlicher
Verblendungszusammenhang!" Wenn du dazu nichts zu sagen hast, dann weiss ich auch
nicht. Und wen interessiert schon dein "nicht ganz unbedeutender" Vater? Ist der etwa
Bundespräsident?
@ 123: Examinieren? Wie geht das denn? Oh Gott, ich weiss gar nicht, wie das geht.
Examinieren. Klingt wie exekutieren. Und ich dachte immer, dass es auch an der Uni und mit
Schiller gesprochen immer nur darum gehen kann, Gedankenfreiheit zu geben. Oder etwa
nicht?
Vielen Dank, aber Sie müssen mein Verhalten nicht reflektieren. Zumal Sie
unglücklicherweise irgendwie total an mir vorbei reflektieren. Das bin ich gar nicht, diese
Frau, die Sie mir da zurückspiegeln wollen. Ist das vielleicht nur "die Frau" in Ihrer
Vorstellung? Wie kommen Sie bloß darauf, dass wir einen Sinn teilen? Und vielleicht teile ich
ja eher mit anderen Frauen einen Sinn als mit Ihnen. Jedenfalls habe ich gerade den Berlinale-
Forum-Film "Eine flexible Frau" von Tatjana Turanskyj und mit Mira Partecke in der
Hauptrolle gesehen. Da dachte ich komischerweise sofort: Wow, scheisse, die sind ja super,
diese Frauen! In diesen Film kann ich mich irgendwie reinprojizieren.
Zudem, warum sollte ich vor Beuys Angst haben? Für seine Zeitgenossen war Beuys sicher
prägend und wichtig. Und den Begriff der "soziale Plastik" sollte man meines Erachtens bis
heute im Auge behalten, gerade im Kontext der Theatertod- bzw. Sparzwang-Debatte in Folge
der Finanzkrise. Nach Beuys ist Kunst nicht Selbstzweck, sondern muss immer als Lebens-
Kunst verstanden werden, als notwendige und selbstverständliche Grundlage einer politisch
lebendigen Kultur und Gesellschaft.
Schließlich, warum Sie mir vorwerfen, das Schema Israels nicht erkennen zu können, das
entbehrt nun wirklich jeder Grundlage. Wie kommen Sie zu solchen Unterstellungen? Reines
Ressentiment?
Rosa L. , 20. Februar 2010 - 00:05 Uhr

234. neuer Pollesch: Drogen, Kunst, Anarchie

is klar, themenbezogen, ich will da keine Ausnahme sein, sonst wäre das ja voll absurd,
einfach nur so zu schreiben - aber muss ich die Aufführung wirklich gesehen haben, um
themenbezogen schreiben zu können? Ich glaube nicht - also das würde mich wundern, jetzt
auf einmal. Ich habe auch schon mal Benn gelesen und das Buch dann auf's Sofa geschmissen
- da saß jetzt in diesem Moment keiner, aber ich habe gedacht: ach, jetzt lese ich das gerade
mal nicht weiter, soll doch das Sofa mit dem Gedicht klar kommen, ich gehe jetzt erst mal in
den Keller und prügele das Schlagzeug von Colli. Ich finde das übelst abgefahren - ich meine,
ich mache Sachen in der Realität, die auch im Theater passieren und über die wird dann hier
gesprochen. Das finde ich total irre. Ich habe auch so eine Show gemacht, die hat nur keiner
gesehen - will ich auch nicht, das das jemand sieht, aber trotzdem - dieses Parallelding ist
faszinierend. Wenn ich meiner Mutti sage: mist, wo krieg' ich denn jetzt Stoff her, dann denkt
sie gleich: Drogen, Kunst, Philosophie, Anarchie, obwohl sie keine Ahnung hat von was für
einem Stoff ich überhaupt rede. Ich denke, solche Missverständnisse und Parallelen, darum
müssen wir uns kümmern - denkt bloß an das Schema Israel - was verbirgt sich jetzt genau
dahinter, ob man es vor die Nase hält, und einer das erkennt oder nicht ? Oder das Zitatding.
Alles was schief gehen kann, geht auch schief, irgendwann - da bekomme ich Angst und
gleichzeitig denke ich, ist eben nur so ein Zitat, immerhin klappt doch noch ne ganze Menge.
Pollesch finde ich eben auch nur einfach so gut, ohne sehen und ich glaube einfach nicht, das
das schlimm sein kann. Im Gegenteil sogar, finde ich, ist es super, du empfindest eine
Aufführung - sie lebt, einfach so, - das Medium ist Gequatsche -bisschen mystisch, aber
unglaublich wirkungsvoll.
mucki , 20. Februar 2010 - 08:42 Uhr

235. neuer Pollesch: zum Schlagzeugprügeln in den Keller

@ mucki: Ist dir schonmal aufgefallen, dass du hier ständig von deinem Vati und deiner Mutti
sprichst? Wie alt bist du eigentlich? Anyway, ich schau mir lieber Pollesch-Inszenierungen
an. Wer dagegen alles verweigert und keine Haltung hat, der muss wohl - wie du - weiterhin
zum Schlagzeug-Prügeln in den Keller gehen.
Rosa L. , 20. Februar 2010 - 13:37 Uhr

236. neuer Pollesch: Aufhellung des Ungleichgewichts

also ich finde, ich habe schon eine Haltung, während wir hier so Sachen besprechen,
elementares Zeug über das Verhältnis von Theater und einer Wirklichkeit die - so wissen ja
einige - auch schon wieder so ein Theater ist, so eine riesige Weltbühne eben, da passieren
unendlich viel Katastrophen, einige haben auch ein bisschen Glück; nicht alle Opfer müssen
das Schlimmste ertragen - darum geht es aber nicht - es geht darum, das unglaublich brutaler,
gemeiner, hinterhältiger Dreck passiert und wir , wir wissen das jetzt, wissen das vielleicht
irgendwo im Hinterstübchen, aber wir tun nix, wir, sagen uns, ja schreiben wir halt hier an
dem Pollesch-Threat weiter, vielleicht bringt es irgendwo, irgendwann, irgendwas, aber sicher
sind wir uns eigentlich nicht. Da muss ich eben ab und zu auch in den Keller - obwohl mir das
auch klar ist, das es noch bessere Verhaltensweisen gäbe, um etwas zur Aufhellung des
gesellschaftlichen Ungleichgewichts zu tun. So lange man glaubt, man befände sich ja
tendenziell im Wiederstand, hast du ja auch keine Verpflichtungen, oder? Irgendwas anderes
ist verdammt noch mal dafür verantwortlich, das ich in der Klemme stecke. Aber hier komme
ich mir ab und zu sehr nützlich vor, weil ich eine offene Haltung habe ( denn ich lehne die
total ab, die andere fertig machen), die ich mit den schönen anderen Haltungen hier vergleiche
(jeder lehnt doch das ab, was er für den üblen Kram verantwortlich macht: Leute, Parteien,
INSTITUTIONEN). Meine Eltern sollten das lieber nicht wissen - ich erwähne sie besser
nicht mehr.
mucki , 20. Februar 2010 - 17:01 Uhr

237. neuer Pollesch: Ästhetik des Widerstands

@ mucki: Der politische Widerstand ist für dich also "ohne Verpflichtungen"? Das heisst, für
dich sind immer nur die Anderen (Familie, Gesellschaft, Institutionen) Schuld an deiner
Lage? Mucki, auch du kannst dich nicht ausserhalb des Systems stellen, aber du kannst ein
Neu-Denken, eine Gestaltung und/oder Veränderung der Verhältnisse ermöglichen, indem du
die Anderen konfrontierst - mit Argumenten und deiner eigenen Verletzlichkeit konfrontierst.
Widerstand ist immer verbunden mit der Suche nach Formen des Widerstands. Eine Ästhetik
des Widerstands vermittelt das Politische und das Künstlerische. Die Präsenz des
Ausnahmezustands (Anarchie, Chaos) ist immer nur vorübergehend. Ohne Repräsentation
gehts nicht.
Rosa L. , 20. Februar 2010 - 22:28 Uhr

238. Neuer Pollesch: alles sofort in Spiel umwandeln


nein, nein, ich finde ja, gerade der politische Widerstand ist voller Verpflichtungen.
Deswegen kann ich ihn ja auch nicht leiden. Weil ich Verpflichtungen hasse. Ich lese lieber
und bereite mich so auf die eher wissenschaftliche Forschung vor. Die Uni bietet den besten
Raum. Schade, das an der Volksbühne noch keine Sektion der TheaterBiologenundPhysiker
gibt. Ich glaube wenn mehr wissenschaftlich forschende Theater machen würden, wäre mehr
los. Pollesch ist so spitze, weil er andauernd liest und alles sofort in Spiel umwandelt, auch
den größten Quatsch, aber eben nicht nur.
mucki , 21. Februar 2010 - 11:29 Uhr

239. Neuer Pollesch: das Paradox der Interpassivität

@ mucki: Sie wollen also auf Brechts Entwurf eines Theaters für die "Kinder des
wissenschaftlichen Zeitalters" hinaus, die mit "neuen Denkmethoden" ausgerüstet werden
sollten, um die gesellschaftlichen Strukturen als veränderbare erkennen zu können? Wo
Brecht allerdings inhaltlich noch mit dem dialektischen Materialismus operierte, da steht bei
Pollesch der Alltag, welcher mit Theorie bearbeitet werden kann. Die Theorie, die im
wissenschaftlichen Diskurs funktionieren sollte, kann auf den Alltag angewandt werden bzw.
diesen auf der Bühne bearbeiten. Und da gehts dann eben nicht allein um die kindlich-naive
und selbstvergessene Lust am Spiel. Sondern da gehts auch und vor allem um das Denken
bzw. darum, über das Spiel die vermeintlich "normalen" Konventionen des Alltags
hinterfragen zu können. Und darin liegt dann das Politische. Wenn es Ihnen dagegen ums
reine und unschuldige Spiel geht, dann setzen Sie sich doch einfach zu den Zweijährigen in
den Sandkasten.
Ausserdem, in Zeiten der sogenannten "Selbstverwirklichung" in unterbezahlten und
unterfordernden Dienstleistungsjobs ist das Theater vielleicht auch eine Chance. Eine Chance
für den Schauspieler. Und erst dadurch auch eine Herausforderung für den Zuschauer. Dazu
ein wunderbarer Satz von Pollesch: "Wenn wir jetzt dagegen beginnen, etwas zu
akkumulieren, was gar nicht im Dienst dieser Selbstakkumulation steht, ergibt sich
womöglich eine Chance, diesen Selbstverwertungszusammnehang zu verlassen. Das zu leben,
was nicht das Eigene ist, wäre also eine Befreiung. Insofern ist das Manuskript eine Chance.
Also die Rolle weder als Befehl noch als das Eigene begriffen, sondern als das Andere, denn
wir brauchen eine Vermittlung." Und damit wären wir dann beim Paradox der Interpassivität
des Zuschauers.
Rosa L. , 21. Februar 2010 - 15:11 Uhr

240. Neuer Pollesch: ich bin mein eigener Pollesch

das entspricht voll meiner Theorie, genauso denke ich muss das laufen: die Rolle weder als
Befehl noch als das Eigene - zwar nicht auf dem Theater, aber in den Fluren die nun mal
meine Welt bedeuten, handhabe ich das genau so. Und mit Theorie bearbeite ich mein Leben
ohnehin. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich mir den Pollesch jetzt nicht
unbedingt ansehen muss, weil ich in gewisser Weise mein eigener Pollesch bin. Denn, das ist
ja auch wieder eine Steigerungsform der Interpassivität, würde ich mal sagen.
mucki , 21. Februar 2010 - 16:50 Uhr

241. Neuer Pollesch: wie 123 das nennt

@mucki. Das nenn ich Emanzipation.


123 , 21. Februar 2010 - 17:39 Uhr

242. Neuer Pollesch: selbstbewußte Zuschauer


Liebe Redaktion: Ein Scherz.

Und doch bin ich für selbstbewußte Zuschauer, die den Mut haben hin und wieder einfach
nicht hinzugehen und sich selber den Pollesch oder Castorf geben.
123 , 21. Februar 2010 - 19:02 Uhr

243. Neuer Pollesch: Manuskript als Gegenüber

@ mucki: Die Uni-Flure, die Ihre Welt bedeuten. Oh Gott, das muss wahre Liebe sein. Aber
die Interpassivitätstheorie, die haben Sie noch nicht wirklich durchdrungen, oder? Wie wollen
Sie denn Ihr eigener Pollesch sein, ganz ohne ein Gegenüber, ganz ohne das Andere? Auch
dazu ein Pollesch-Zitat aus demselben Interview in der TdZ 11/2008, H. Nr. 11:
"In Ovids 'Metamorphosen' hat Narziss das Problem, dass er sich in etwas verliebt, das dann
eben kein anderer ist, sondern das eigene Selbst. Das heißt, wir brauchen Hilfsmittel, damit
wir uns selbst lieben können. Wir brauchen einen anderen. Wenn ich jemanden begehre, ist
das mein Problem: Ich habe den anderen ja nicht, der will ja gar nicht zu mir, während
Narziss sich sein eigenes Herz herausreißen muss. Es geht genau darum, aus diesem
narzisstischen Paradox herauszukommen. Damit zu spielen. Was heißt es denn, sich selbst
dauernd als 'man selbst' zu Erfahrung zu machen? Das macht man vielleicht nur, weil es auf
eine Selbstakkumulation hinausläuft, also auf Wertsteigerung." Und deswegen das
Manuskript als das Andere.
Rosa L. , 21. Februar 2010 - 23:28 Uhr

244. Neuer Pollesch: ich geb Dir ne Hälfte Sinn ab

@Rosa L.:231 Aber mit-teilen ist auch einen Sinn teilen. Das ist woraus wir bestehen: sinn.
Wenn der weg ist, in uns der Sinn, sind wir Otto Sander, der mit Krankheit beladen ist. Er war
ja mal ein legendärer Sprecher, aber jetzt ist er ein Schatten seines Körpers, den er scheinbar
sinnlos durch die Straßen schiebt. Wenn ich dem Schieben von außen aber Sinn gebe, ist der
nicht mehr unsichtbar und es ist nicht nur die Krankheit i Otto Sander, egal was andere dazu
sagen.
Ich finde ja einen Sinn darin Ihre Kommentare zu lesen. Ganz ähnlich dem Sinn, den ich in
Schlingensief verdächtige. Die Metastasen in seiner Lunge machen für ihn keinen Sinn, weil
er sich nicht erklären kann, wieso er jetzt in so einer Lebensphase Lungenkrebs haben muss.
Aber der Sinn positioniert sich auch, wenn wir nicht hingucken.
Wenn quasi eine von uns beiden in dem Mitteilen ein Sinn sieht, geb ich dir ne Hälfte Sinn
ab, auch wenn dir das über schwarze Löcher reden absurd vorkommt.
Ich steh nicht, wenn du mich stehen läßt.
pink lara , 22. Februar 2010 - 14:04 Uhr

245. Neuer Pollesch: Käsebrötchensinn und eine Empfehlung

@ pink lara: Sag ich doch, wir teilen keinen Sinn, ausser INDEM wir uns mit-teilen. Aber da
bleibt immer ein Abstand, der auch die Bedingung dieses Mit-Seins ist. Dass Sie mir hier
irgendwas über Otto Sander und Christoph Schlingensief mitteilen wollen, das macht für
mich zum Beispiel überhaupt keinen Sinn. Vielen Dank, aber Ihre an den Rändern bereits
angetrocknete Käsebrötchensinnhälfte mag ich nicht essen. Ja. Genau. Gehen Sie doch. Und
da Sie anscheinend so sehr am Sinn des Irrsinns und/oder Wahnsinns interessiert sind,
empfehle ich Ihnen zur weiteren Lektüre Foucaults "Wahnsinn und Gesellschaft".
Rosa L. , 22. Februar 2010 - 15:34 Uhr

246. Neuer Pollesch: Rundung der Geschäfte


nur kurz, ich bin in Eile, aber mit dem Anderen, das ist mir wohl schon helle - schließlich
heißt ja 'mein Leben' auch, dass ich nicht allein alleine lebe und im Badezimmer vorm Spiegel
klebe - Und Entleerung gehört freilich zur Rundung der Geschäfte, wie der Eifer und die Gier
zur Paarung.
mucki , 23. Februar 2010 - 15:13 Uhr

247. Neuer Pollesch: beim Bäcker

@ Rosa L.: Welchem Sinn geben Sie sich denn in Ihrer Freizeit hin? Den Resten vom Bäcker
da? Wenn Sie das als Sinn deklarieren, bitte schön: Bon Appetit. Beim Bäcker können Sie
vielleicht mit Ihren populären marxistischen Denkfiguren was auslösen. Aber Foucault ist da
schon eine Stufe weiter.
pink lara , 23. Februar 2010 - 20:18 Uhr

248. Neuer Pollesch: verlorener und verlogener Sohn

@ mucki: Ja. Genau. "Es darf zum Beispiel niemand einen verlorenen Sohn wieder
aufnehmen. Einen verlogenen schon." (René Pollesch, "JFK")
Rosa L. , 23. Februar 2010 - 21:53 Uhr

249. Neuer Pollesch: genauer ausführen

@ pink lara: Aus welchem meiner Kommentare wollen Sie denn jetzt bitte die "populären
marxistischen Denkfiguren" herausgelesen haben? Das müssten Sie schon ein wenig genauer
ausführen, damit verständlich wird, worauf Sie da eigentlich hinaus wollen. Und übrigens
habe ich Sie in meinem letzten Kommentar auf Foucault verwiesen.
Rosa L. , 23. Februar 2010 - 22:22 Uhr

250. Neuer Pollesch: Heimkehrwunsch fraglich

wenn man denn in's verlogene Heim heimkehren wollte? Oder besser noch gefragt - wie steht
es um den Heimkehrwunsch der Verlogenen?
mucki , 24. Februar 2010 - 08:24 Uhr

251. Neuer Pollesch: Herzogs Bad Lieutenant

@ mucki: Nee, mucki. Sie sind hier der korrupte Polizist aus Werner Herzogs "Bad
Lieutenant". So einfach ist das.
Rosa L. , 24. Februar 2010 - 13:11 Uhr

252. Neuer Pollesch: Phantasiegeröll

kenn' ich wieder nicht. was macht der? und in welcher Beziehung steht das zur Heimkehr der
nicht ins Verlogene Heimwollenden? Immerhin Polizist(?) (Analogien haben manchmal
überhaupt keine Beine, will mir scheinen, sie kriechen dann, wie weiland das fesche Getier,
über das Fantasiegeröll und hoffen auf Sonne), welcher Ordnung?
mucki , 25. Februar 2010 - 08:22 Uhr

253. Neuer Pollesch: immer schön in den eigenen Spiegel schauen

@ mucki: Ich will doch nur spielen. Mal sehen, wie Sie reagieren. Hat funktioniert. Vielen
Dank fürs Mitspielen. Wer Werner Herzog nicht kennt, der ist mir zu verpennt. Und wer
meint, ich sei verlogen, der soll sich erstmal selbst den Spiegel vors Gesicht halten. Sie wären
also gern Polizist, mucki? Sie schreiben übrigens, als wären Sie ein ca. 30jähriger Greis: "wie
weiland das fesche Getier". Oh Gott, Ihre Eltern müssen wohl sehr antiquiert und etikettiert
sein, äh, das heisst, die legen wohl sehr viel Wert auf äussere Etikette, nicht wahr?
Rosa L. , 25. Februar 2010 - 13:38 Uhr

254. Neuer Pollesch: völlig fixiert

stimmt, die sind völlig fixiert auf so ne Sachen, grässlich und mich, ziehen sie einfach da mit
rein, Herzog kenn' ich schon (mag das was ich von ihm kenne eher weniger), bloß den Film
überhaupt nicht auch nicht die Ursprungsvariante. Ich habe keine Ahnung, was dieser Polizist
so macht und was ich für eine Beziehung zu ihm haben könnte. Naja, also um noch mal auf
die hübsche, adrette Verlogenheit zu kommen - ich weiß eben nicht, ob der Sohn verlogen ist
oder seine Eltern, nicht wahr? Und warum er überhaupt heimkehren sollen wollte? das war
die Frage, denn wenn er nicht verloren ist, aber vielleicht verlogen, dann will er vielleicht
eben nicht ins traute Heim. Was könnten denn das für Heimkehrwünsche sein, die ihn
antreiben. Und dann, ja die Kriechtierfrage läßt sich erst mit der Filmfrage aufschließen.
Spiegel - keinen Schimmer.
mucki , 25. Februar 2010 - 16:25 Uhr

255. Neuer Pollesch: kommunistischer Kapitalismus

@ mucki: Du sprichst hier aber schon von dir, oder? Das hört sich nämlich seltsam
schizophren an, wie du hier von dir in der dritten Person sprichst. Klartext, bitte.
"Und wenn ich an dich denke, denke ich nur an das Projekt der kommunistischen Partei, die
Arbeit am kommunistischen Projekt aufzugeben und sich an den Aufbau des Kapitalismus zu
machen, du Arsch, du!" (René Pollesch, "JFK")
Rosa L. , 25. Februar 2010 - 23:32 Uhr

256. Neuer Pollesch: Und Mädchen in Uniform?

@ Peter Pan: Und? War wohl nix. Ciao 4ever. Wenn ich was hasse, dann sind es leere
Versprechungen übers Internet. Communication with absent ghosts. Und wie war "Mädchen
in Uniform"? Kommentieren Sie doch bitte in der kommenden nachtkritik.
Rosa L. , 25. Februar 2010 - 23:57 Uhr

257. Klassischer Pollesch: Herzensdinge

liebe ROSA, an mir lag es nicht. es war wohl IHR herz, das anderswo zu tun hatte...
Peter Pan , 26. Februar 2010 - 09:52 Uhr

258. Klassischer Pollesch: leise Servus sagen?

Liebe Kommentator_innen,

heute steht ja schon der näxte Pollesch hier im Netz. Wollen wir jetzt mal mit dem Gespräch
anlässlich des "Verblendungszusammenhanges" aufhören und drüben in Hamburg
weitermachen? Wenn kein vehementer Widerspruch kommt, schließen wir hier den Faden.
Gruß
nikolaus merck
nikolaus merck, nachtkritik.de , 26. Februar 2010 - 09:58 Uhr
259. Klassischer Pollesch: was sagt Peter Pan?

@ Peter Pan: Ich weiss ja noch nicht mal, wer Sie sind. Und ich setz mich eben nicht neben
jeden. Schon gar nicht neben Heuchler. Und jetzt weiter in der nachtkritik zu "Mädchen in
Uniform". Beschreiben Sie doch mal. "jana" wertet da ja nur pauschal ab - Daumen runter.
Können Sie mehr dazu sagen?
Rosa L. , 26. Februar 2010 - 13:46 Uhr

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