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LV-Nr. 315.

537, SS 10
SE: Architekturtheorie: Aufklärung und Revolutionsklassizismus
Leiter: Dr. Michael Krapf
Fachbereich für Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft
UNIVERSITÄT SALZBURG

DIE LEHRE VOM CARACTÈRE


ALS ZEITLOSE METAPHER
Oder: Die Charakterlehre - ein Grundprinzip jeder Architekturtheorie?

Philipp Dollwetzel
Matrikelnr.:0820518
14. Oktober 2010
Inhalt

1 Einleitung 3
1.1 Fragestellung 3
1.2 Forschungssituation 4
2 Der akademische Begriff 'usage' 4
3 Definition von 'caractère' 5
4 Entwicklung der Charakterlehre 6
5 Der Architekt und die Gesellschaft in der Theorie von Ledoux 9
6 Architecture parlante 11
7 Anwendung und Probleme der Charakterlehre bei Ledoux 13
7.1 Das Haus eines Reifenmachers (pl. 88) 14
7.2 Das Haus der Flussinspektoren der Loue (pl. 6) 14
7.3 Das Haus der Flurwächter (pl. 319) 14
7.4 Ein Gebäude mit Erziehungsfunktion - Das Oikema 15
7.5 Das Haus der Holzfäller (pl. 102) 15
8 Zwischenfazit 16
9 Rezeption und Weiterentwicklung der Charakterlehre im neunzehnten 16
und zwanzigsten Jahrhundert
9.1 Horatio Greenough (1805-1852) 17
9.2 Louis Sullivan (1856-1924) 18
9.3 Frank Lloyd Wright (1867-1959) 19
9.4 Adolf Loos (1870-1933) 20
9.5 Albert Speer (1905-1981) 21
9.6 Hans Hollein (*1934) 22
10 Angesprochen: architecture parlante in der Gegenwart 24
11 Zusammenfassung und Schlussfolgerung 24
12 Literaturverzeichnis 27
13 Abbildungsverzeichnis 30
14 Abbildungen 31
1 Einleitung
Was bedeutet es, wenn von einer Person behauptet wird, sie habe einen „schlechten
Charakter“, einen „guten Charakter“ oder sei schlichtweg „charakterlos“? Wenn man
Schopenhauer folgen mag, dann sei der Charakter eines Menschen anhand seiner Taten
erkennbar, nach anderer Meinung dasselbe auch anhand der Mimik. Es könnten hier
noch diverse andere Methoden und Ansatzpunkte (vornehmlich aus der Psychologie)
angeführt werden, was aber einer Einführung zuwiderlaufen würde. Denn im Prinzip
wird hierbei stets von äußeren, beobachtbaren Merkmalen oder Zuständen auf eine so
oder so geartete innere Verfassung des betrachteten Gegenstandes geschlossen. Das, was
abgelesen wird, wird dem Objekt also wesentlich zugeschrieben. Nehmen wir nun an,
der Charakter sei das Wesen oder die Stimmung eines Gegenstandes und könne durch
Beobachtung äußerer Merkmale in hinreichender Weise bestimmt werden. Können dann
auch prinzipiell ''gefühllose'' Dinge wie beispielsweise ein Bild, eine Skulptur oder ein
Gebäude eine solche Stimmung besitzen? Die Lehre vom caractère, die sich im 18.
Jahrhundert vor allem in Frankreich herausgebildet hat, beschäftigte sich mit genau
diesen Fragen im Bezug auf Architektur. Der französische Architekt Claude-Nicolas
Ledoux (1736-1806) ist zwar nicht Urheber der Charakterlehre, aber dennoch eine
zentrale Persönlichkeit in ihrer Entwicklungsgeschichte. Die französische
Charakterlehre versucht Gebäude, Teile von Gebäuden, Dekorationselemente und
Proportionen mit Aussagen zu verbinden. Jedes architektonische Element erhält somit
eine eigene Bedeutung. Eine bestimmte Kombination von Elementen verleihe dadurch
einem Gebäude einen eindeutig bestimmbaren Charakter. Die Lehre vom caractère
besitzt andere Kriterien als die traditionelle akademische Architekturtheorie des
achtzehnten Jahrhunderts. Dort wird die Gestaltung eines Gebäudes vor allem von der
usage, dem Gebrauchswert, bestimmt.

1.1 Fragestellung
Im Folgenden soll zuerst die Entwicklung der Lehre des caractère bis zu Ledoux
aufgezeigt werden, um dann die Auswirkungen dieser Theorie auf ausgewählte Vertreter
der nachfolgenden Architektengenerationen zu betrachten. Im Zentrum steht die Frage,
ob der caractère als eine zeitlose Metapher gesehen werden kann, d.h. ob die
Charakterlehre ein Prinzip wiedergibt, das in jeder Architekturtheorie bereits
vorausgesetzt wird, auch wenn dies nicht explizit ausformuliert ist.

3
1.2 Forschungssituation
Eine systematische Untersuchung der Charakterlehre von Ledoux gibt es nicht, von
einer Forschungsgeschichte im engeren Sinne kann ebenfalls kaum gesprochen werden.
Der Fokus der wissenschaftlichen Betrachtungen zu Ledoux liegt meist auf seinen
utopischen Entwürfen, der Salinenstadt Chaux und im Besonderen auf seinem Einfluss
auf die Moderne durch Reduktion von Architektur auf geometrische Grundformen.
Dies war bereits in Emil Kaufmanns Pionierwerk „Von Ledoux bis Le Corbusier“ der
Fall und änderte sich auch bei späteren Autoren nicht. Hier seien unter anderem Michel
Gallet, Günter Metken und Anthony Vidler genannt. Detaillierte Informationen zur
Charakterlehre finden sich in der Literatur nur fragmentarisch. Beispielsweise taucht
Ledoux bei Michael Häberle nur am Ende eines zweiseitigen Kapitels über die
französische Charakterlehre auf. Häberle schien es dort eher um Ledoux' Lehrer
Blondel und seine Version der Theorie zu gehen. Anthony Vidler betont den
theoretischen Bruch zwischen Blondel und Ledoux und versucht Ledoux' neuen
architektonischen Ansatz anhand von ausschweifenden Architekturbeschreibungen zu
erklären, hinter denen die wenigen Anmerkungen zur Charakterlehre leider
verschwinden. Man vermisst allgemein eine kompakte Darstellung der theoretischen
Inhalte von Ledoux' Hauptwerk „L’Architecture considerée sous le rapport de l’art, des
moeurs et de la législation“ Ansätze hierzu finden sich bei Rosemarie Gerken in ihrem
Büchlein „Von der Repräsentationskunst zur Sozialkunst“. Und dies, obwohl bei ihr die
sozialutopischen Aspekte von Ledoux' Theorie den eigentlichen Schwerpunkt bilden.
Dies ist auch bei Bernhard Stoloff der Fall. Eine übergreifende Darstellung und
Einordnung schafft wohl am ehesten Hanno-Walter Kruft in seiner umfassenden
„Geschichte der Architekturtheorie“. Er stellt Entwicklung, Modifizierungen, Folgen
und Probleme der Charakterlehre nicht nur bei Ledoux sondern auch bei vielen anderen
zeitgenössischen Architekten dar. Zudem vergisst er es nicht, auch in späteren Kapiteln
immer wieder auf die klassische Charakterlehre zu verweisen. So erweist sich Kruft in
diesem Zusammenhang als aufschlussreichste Quelle.

2 Der akademische Begriff 'usage'


Gebrauchswertorientierte oder funktionalistische Theorien der Architektur finden sich
bei vielen Theoretikern des frühen achtzehnten Jahrhunderts, davon seien hier
stellvertretend Frémin, Claude Perrault und Jean Louis de Cordemoy erwähnt.1

1 Laut Cordemoy ist die Ästhetik (bienséance) von der Gewohnheit (commodité) und Funktion (usage),

4
1734 wurden von der Akademie die Begriffe 'bon goût', 'ordonnance', 'proportion' und
'convenance' definiert und die Gebrauchswerttheorie damit zum akademischen Standard
erklärt: „Le bon goust consiste dans l'harmonie ou l'accord du tous et de ses parties.
L'harmonie qui donne aux ouvrages la qualité d'être de bon goust dépend de trois
conditions qui sont l'ordonnance, la proportion et la convenance. L'ordonnance est la
distribution des parties tant extérieurs qu'intérieurs. Elle doit dépendre de la grandeur
de l'édifice et de l'usage auquel il est destiné. La proportion est la règle des mesures
convenables qu'il faut donner au tout et aux parties suivant leur usage et leur places.
Elle est presque toujours fondée sur la belle nature dont elle nous fait imiter la sagesse.
La convenance est un assujettissement aux usages établis et reçus. Elle donne des règles
pour mettre chaque chose à sa place.”2 Der bon goût bestehe also aus einer Harmonie,
die auf ordonnance, proportion und convenance beruhe, welche wiederum alle von der
jeweiligen usage abhingen. Der Begriff 'usage' selbst wird nicht definiert, er sei intuitiv
klar. Er sei das, was „man jeweils von der Architektur verlangt: das Praktische,
Bequeme, Modische, etc. Die ästhetischen Kernbegriffe geraten in Abhängigkeit vom
Gebrauchswert der Architektur.”3 Diese Orientierung am Gebrauchswert steht konträr
zu der Orientierung an der Ausdrucksfunktion, wie wir sie in der Charakterlehre von
Ledoux vorfinden.

3 Definition von 'caractère'


Laut Häberle werden durch die Charakterlehre „Gebäudeteile und Dekorationselemente
(...) [aufgewertet], indem sie einzelne Motive mit speziellen inhaltlichen Aussagen
verbindet.”4 Kruft definiert: „Der caractère ist die Ausdrucksfunktion eines Gebäudes.”5
Der caractère hat in der Architekturtheorie des achtzehnten Jahrhunderts also „die
Aufgabe, die Zweckbestimmung von Gebäuden durch entsprechende Dimensionierung
und Dekoration unmittelbar einsichtig zu machen. Zugleich soll die Bedeutung der
jeweiligen Bauaufgabe und die soziale Rangstellung des Besitzers deutlich werden und
so den Anforderungen der 'convenance' genügen.”6

sowie von der sozialen Stellung des Bauherren abhängig. Er strebt eine Architektur auf der Basis von
einfachen geometrischen Formen an, zudem fordert er „die Einheitlichkeit des gesamten Baukörpers,
aber zugleich die Selbständigkeit der einzelnen Raumteile.” Cordemoy war neben Frémin einer der
Wegbereiter des Funktionalismus und hatte große Auswirkungen u.a. auf Boffrand (Vgl. Kruft, 2004,
158.)
2 Lemonnier, 1915, 142-143.
3 Kruft, 2004, 161.
4 Häberle, 1995, 144.
5 Kruft, 2004, 167.
6 Häberle, 1995, 144-145.

5
4 Entwicklung der Charakterlehre
In die Architekturtheorie wurde der Begriff 'caractère' von Germain Boffrand (1667-
1754) eingeführt. Er legte damit den Grundstein für die sogenannte architecture
parlante. „Jedes Haus soll nach Boffrand vom Außenbau bis zur Einrichtung den
caractère seines Erbauers ausdrücken und ablesbar machen.”7 Zudem soll jedes
Gebäude über seine Funktion Auskunft geben. Die Architektur wird also zum
„Ausdrucksträger von Inhalten, die nicht mehr dem Bereich der Ästhetik angehören.
Allerdings bleibt die Formensprache und der bon goût von den ästhetischen Prinzipien
bestimmt, die sich ihrerseits an der Funktion auszurichten haben.”8 Er persönlich
schreibt: „chaque partie relativement au tout doit avoir une proportion et une forme
convenable à son usage.”9 Boffrand selbst löst sich somit noch nicht von der
Gebrauchswerttheorie.
Jaques-François Blondel (1705-1774) knüpft an Boffrand an. Er ist einer der
Hauptvertreter der Verbindung von caractère und convenance.10 Nach ihm hat jedes
Gebäude einen eigenen, ganz bestimmten Charakter. Ein Tempel muss demnach einen
Charakter des Anstands (décence) haben, ein königlicher Palast einen prachtvollen
Charakter (magnificence), öffentliche Gebäude einen großen Charakter (grandeur),
Festungsanlagen und andere Wehrgebäude einen Charakter der Festigkeit (solidité) und
so weiter.11 Innerhalb seiner Theorie herrscht eine strenge Hierarchie. „Der höchste
caractère ist derjenige der sublimité, der für Basiliken, öffentliche Gebäude und
Grabmäler des grands hommes vorbehalten ist.”12 Dem caractère übergeordnet ist der
Begriff 'style'. Der Stil ergibt sich aus dem Charakter eines Gebäudes. „Der caractère ist
der Ausdruck der Funktion, der style seine Wirkung. Caractère ist naif, simple, vrai;
style ist sublime, noble, élevé.”13 Blondel polemisiert gegen die funktionalistische
Architekturtheorie.14
Traditionell werden zur Unterscheidung des Charakters die Säulenordnungen
hergenommen. So besitzen Kirchen und Paläste korinthische, ländliche Gebäude eher
ionische und Wehrgebäude (z.B. Stadtore) dorische oder toskanische Säulen. Blondel
geht einen Schritt weiter und ordnet nun jedem einzelnen Bau- und Dekorationselement

7 Kruft, 2004, 162.


8 Kruft, 2004, 162-163.
9 Boffrand, 1745, 10.
10 Zum Begriff 'convenance' siehe Knabe, 1972, 100-106.
11 Vgl. Häberle, 1995, 145; vgl. Kruft, 2004, 167.
12 Kruft, 2004, 167.
13 ebd..
14 Vgl. Kruft, 2004, 168.

6
einen bestimmten Charakter zu, so sollen sich beispielsweise Attiken und Balustraden
idealerweise für Paläste eignen, Giebel und Kuppeln dagegen besonders für Kirchen. 15
Und auch die Ornamentik wird vollkommen durch die Ausdrucksfunktion bestimmt.16
„Jedes isoliert für sich gesehene Element des architektonischen Formenapparates wird
so zu einer autonomen Vokabel, der ein bestimmter Bedeutungsgehalt zugeschrieben
wird.”17
In den Theorien der Schülergeneration von Blondel löst sich der caractère nun von der
convenance, es entsteht die architecture parlante. „Ebenso wie gleiche Vokabeln in
völlig unterschiedlichen Satzzusammenhängen gebraucht werden, so können einzelne
architektonische Motive an den unterschiedlichsten Gebäuden auftauchen. (…) Es wird
allein entscheidend, Fassaden so beredt zu entwerfen, daß Aufgabe und Funktion der
Gebäude unmittelbar zu erkennen sind.”18 Mit sogenannten „attributiven Ornamenten”
bringt man Architektur am einfachsten zum sprechen. So dekorierte Ledoux
beispielsweise die Außenwände der Arbeiterwohnheime in der Saline von Chaux mit
Vasen, aus denen Sole zu fließen scheint (Abb. 1). An seinem Maison d'Union brachte
er als Sinnbild der Eintracht Faszes an (Abb. 2).19 Bei Neufforge und Boullée finden
sich Dekorationsentwürfe für Stadttore, deren wehrhafter Charakter durch Reliefs in
Form von Kanonenrohren anschaulich gemacht werden sollte.20
Weitere wichtige Einflüsse auf die Charakterlehre kamen von Nicolas Le Camus de
Mezières (1721-1789). Seine Theorie basiert auf einer Affektenlehre aus dem
siebzehnten Jahrhundert, wonach „der Anblick von Gebäuden die Seele berühre und
dort Gefühle hervorrufe.”21 Mit jedem Gebäude werde demnach eine Assoziation
verbunden. So könne der Architekt durch seine Architektur gezielt Gefühle hervorrufen.
Weiterhin kann man der Theorie nach den Seelenzustand eines Menschen objektiv
anhand seiner Mimik ablesen. Le Camus wendet dieses Prinzip auf Gebäude an und
behauptet, dass der jeweilige caractère einem Gebäude objektiv gegeben ist. Das würde
zur Folge haben, dass ein beliebiges Gebäude theoretisch auf jeden Betrachter in
derselben Art wirkt, eben weil der caractère ja objektiv vorliegt.22 Die Proportion eines

15 Vgl. Häberle, 1995, 145.


16 Vgl. Kruft, 2004, 167.
17 Häberle, 1995, 145.
18 Häberle, 1995, 145-146.
19 Vgl. Kaufmann, 1985, 30.
20 Vgl. Häberle, 1995, 146.
21 ebd..
22 Vgl. Kruft, 2004, 174.

7
Gebäudes besteht laut Le Camus in einer Harmonie von Massen, die durch den
caractère bestimmt werde und direkt aus der Natur entnommen sei.23
Das assoziative Prinzip von Le Camus stellt die Autonomie der architektonischen
Einzelformen auf eine scheinbar objektive Basis. Bauelemente werden „damit ganz im
Sinne einer Semantik der Architekturelemente zu eigenständigen Bedeutungsträgern.”24
Der Architekt kombiniert diverse Teile mit bestimmter Bedeutung zu einem Ganzen. Da
alle Teile einen Charakter besitzen, hat auch das Ganze einen Charakter, der vom
Architekten ganz gezielt konstruiert werden kann. „So führt die 'architecture parlante' in
ihrem Bemühen um ausdrucksstarke Charakterisierung zu einer Aufwertung einzelner
Formen und Fassadenmotive, die als eigenständige Bestandteile zu neuartigen Fassaden
zusammengestellt werden können.”25 Und dies ist auch bei Ledoux der Fall, so wählt er
beispielsweise für sein Pacifère (Haus des Friedens und des neuen Rechts) die Form
eines Würfels, den er als Symbol für Gerechtigkeit und Beständigkeit sieht (Abb. 3).
Hierzu schreibt er: „Der Bau, den meine Phantasie ersonnen hat, soll einfach sein wie
das Recht, das in ihm gesprochen wird.”26
Die oben genannten Personen wirkten natürlich nicht isoliert, auch andere Theoretiker
entwickelten Charakterlehren. So vertrat der Architekt Jean-Louis Viel de Saint-Maux
die Theorie, dass die antike Architektur symbolischen Charakter besitzt und deshalb
forderte er einen solchen Charakter auch für die Architektur seiner Zeit.27 Für Marc-
Antoine Laugier (1713-69) war die Verwendung der caractère-Lehre beinahe schon
selbstverständlich. Für eine speziell französische Architekturordnung schlug er vor, dass
sie dem caractère entsprechen soll, der die Nation Frankreich auszeichne: „Et qu'étant
regardée comme la Nation qui à l'ésprit le plus délicat et les moeurs les plus legères,
l'ordre françois soit le plus leger des ordres.”28 Marie-Joseph Peyre (1730-1785) besaß
ebenfalls eine caractère-Lehre, die auf Blondel aufbaut. „Der caractère von Architektur
wirkt unmittelbar assoziativ und emotional; er kann den Eindruck von le terreur, la
crainte, le respect, la douceur, la tranquilité, la volupté etc. auslösen. Bestimmte
Bautypen werden durch ihren caractère zu Symbolen ihrer Funktion. (...)
Maßstäblichkeit und Realisierbarkeit werden unwichtig. (...) Die Architektursprache
Peyres ist einem strengen Klassizismus verpflichtet. In einigen Entwürfen gelangt er

23 Vgl. Kruft, 2004, 175.


24 Häberle, 1995, 146.
25 Häberle, 1995, 147.
26 Ledoux, zit. n. Kaufmann, 1985, 32. (Übersetzung durch den Verfasser)
27 Vgl. Kruft, 2004, 175-176.
28 Laugier, 1765, 276.

8
jedoch bereits zu einer ornamentslosen Flächenbehandlung, die auf Ledoux
vorausweist.”29 Und auch Étienne-Louis Boullée (1728-1799), er sei hier nur am Rande
erwähnt, baute wesentlich auf Blondel und Le Camus auf.30
Aber auch außerhalb Frankreichs bildeten sich im achtzehnten Jahrhundert
Charakterlehren heraus. So findet sich eine solche bei Francesco Milizia (1725-98).31
Auch Isaac Wares' (gest. 1766) Architekturtheorie enthält Elemente, die mit den
Theorien von Boffrand in engem Zusammenhang stehen und auf Ledoux
vorausweisen.32 Der Engländer William Chambers (1723-1796) „reflektiert die Rolle der
Architektur für die Gesellschaft ähnlich intensiv, wie es gleichzeitig in Italien Milizia, in
Frankreich Ledoux und in Deutschland Sulzer tun, doch erliegt er nicht der Gefahr der
Selbstüberschätzung wie etwa Ledoux.”33 Und John Wood (1728-81) schreibt: „a palace
is nothing more than a cottage improved.” Er begreift die Arbeiterwohnung erstmals als
eine zentrale Aufgabe des Architekten und weist auf Ledoux' Gedanken der
Gleichwertigkeit von Architektur voraus.34

5 Der Architekt und die Gesellschaft in der Theorie von Ledoux


Ledoux wollte eine Architektur entwerfen, die alle vorhanden Aufgaben deckt. Zudem
lehnte er einen zu strengen Funktionalismus genauso ab wie einen neoklassischen
Historismus.35 In seiner Theorie setzt er eine konkrete soziale Struktur voraus, sie ist
Basis seiner Lehre vom caractère.36 In dieser Hinsicht tut er es seinem Lehrer Blondel
gleich, der ebenfalls eine feste, aber streng hierarchische soziale Struktur annahm. Trotz
diesem gemeinsamen Ansatz weicht Ledoux deutlich von seinem Lehrer ab, denn wie
wir gesehen haben, unterscheidet Blondel die Wertigkeit der Bauaufgaben anhand der
gesellschaftlichen Ränge der Auftraggeber. Bei Ledoux verschwinden diese
Rangunterschiede. Der Architekt könne sowohl für arme als auch reiche Menschen
Gebäude errichten, ohne, dass diese Aufgabe für ihn ungebührlich werde. Die Basis für
die Ansicht bildet eine Naturrechtslehre, in der dem Menschen, egal welches Ranges,
ein natürliches Recht auf eine Behausung zugesprochen wird.37 Die Bauaufgaben seien

29 Kruft, 2004, 174.


30 Vgl. Kruft, 2004, 177-181.
31 Vgl. Kruft, 2004, 228-232; vgl. Kaufmann, 1985, 30.
32 Vgl. Kruft, 2004, 276-278.
33 Kruft, 2004, 285.
34 Vgl. Kruft, 2004, 289.
35 Vgl. Vidler, 2006, 70.
36 Vgl. Kruft, 2004, 181.
37 Er schreibt: „ce vaste univers qui vous étonne, c'est la maison du pauvre, c'estla maison du riche que
l'on a dépouillé.” (Ledoux, 1804, 104.)

9
gleichberechtigt. Die jeweiligen Bauten unterschieden sich nur in der Größe und im
caractère.38 Kaufmann spricht hier von einem „architektonischen Universalismus.”39
Ledoux betont sogar, dass die sozialen Unterschiede sich gegenseitig stützen: „Das
Haus des Armen, durch sein bescheidenes Äußeres, wird die Pracht des Hotels des
Reichen zur Geltung bringen.“40 Folglich ist die Architektur Spiegel der sozialen
Ordnung.41 Kruft betont, dass diese Gleichwertigkeit keine Gleichheit im Sinne von
faktischer égalité ist, sondern eine égalité morale innerhalb der sozialen Ordnung.42 Das
heißt, die soziale Ordnung selbst wird zuerst im wesentlichen nicht verändert, sondern
nur der Bezug der Architektur und des Architekten zur Gesellschaft. Aus dieser
Veränderung heraus kann laut Ledoux die Architektur (wie auch die übrige Kunst)
verändernd auf die Gesellschaft wirken.43 Ähnliche Ansätze hierfür finden sich bereits
bei Charles-Etienne Briseux (1660-1754), der in seinem fünfteiligen Traktat
ausschließlich Entwürfe für Pariser Stadthäuser für Bewohner aller sozialer Klassen
präsentierte.44 Briseux nutzte hier ebenfalls Boffrands Lehre vom caractère.45
Dieser Gedanke der Gleichwertigkeit hat auch Auswirkungen auf die einzelnen
architektonischen Bauelemente. Sie werden aus dem strengen hierarchischen Korsett
befreit. „Säulenordnungen sind nicht mehr Standesabzeichen, sondern können auch an
reinen Zweckgebäuden auftreten, wenn es in ihrem caractère begründet ist.”46 Ledoux
durchbrach die strenge Zuordnung der Säulenordnungen, indem er 1772 den Eingang
des Pariser Stadtpalais' der Tänzerin Guimard mit Säulen schmückte (Abb. 4). Mit
dieser Handlung erzeugte er viel Unmut und Unverständnis bei den Theoretikern seiner
Zeit.47
Gemäß dieser Haltung besitzt der Architekt innerhalb der sozialen Ordnung eine
Führungsrolle. „Er hat politische, moralische, gesetzgeberische, kultische und an der
Regierung beteiligte Aufgaben.“48 Er ''reinigt'' das soziale System. Der Architekt kann
38 Vgl. Kruft, 2004, 182; vgl. Stoloff, 1983, 104.
39 Kaufmann, 1985, 38; vgl. Gerken, 1987, 83-84.
40 Ledoux, 1804, 1. (Übersetzung durch den Verfasser)
41 Vgl. Kruft, 2004, 182; vgl. Gerken, 1987,85.
42 Vgl. Kruft, 2004, 183.
43 Vgl. Gerken, 1987, 84, 87-88.- Ledoux wendet sich vom architektonischen Komplex der Großstadt
ab. Diese Tendenz geht einerseits auf Rousseau zurück, andererseits wahrscheinlich auf Francois-Noel
Babeuf (1764-97). Babeuf lehnte Großstädte „wegen der Ungleichheit der Bürger” ab, er sah in ihnen
„die Ursache des Lasters”. Ledoux äußert sich in ähnlicher Weise zur Großstadt. (Vgl. Kruft, 2004,
183; vgl. Kaufmann, 1985, 37-38.)
44 Vgl. Kruft, 2004, 163.
45 Vgl. Kruft, 2004, 165.
46 Kruft, 2004, 183-184.
47 Vgl. Gerken, 1987, 96-97.
48 Kruft, 2004, 182.-Moral wird von Ledoux als religion active verstanden. Dies deutet einen Bezug auf
Rousseau an, aber es finden sich auch deutliche Parallelen zu Voltaire. Ledoux erweist sich auch als

10
durch seine Architektur die Bürger erziehen. Ledoux strebt also eine Steigerung der
Stellung des Architekten innerhalb der sozialen Ordnung an. Die Architektur soll die
gesellschaftlichen Zusammenhänge ausdrücken, aber auch verändern.49

6 Architecture parlante
Ledoux entwirft dieser Theorie folgend Gebäude für die niederen und mittleren
Schichten der Gesellschaft. Betrachtet man die Entwürfe näher, so erhält man
unweigerlich den Eindruck, diese dienten nur als „Vorwand für die Darstellung
geometrischer Körper, deren Formenwahl jeweils durch ihren caractère begründet”
werde.50 Es geht ihm dabei anscheinend kaum um die Anpassung der Architektur an die
Bedürfnisse der Bewohner. Er löst die geometrischen Figuren Kreis und Quadrat und
die daraus abgeleiteten Figuren wie Zylinder, Kugel, Würfel, Kegel oder Pyramide aus
dem klassizistischen Regelwerk heraus, indem er ihre Herkunft aus der Natur betont:
„Toutes les formes sont dans la nature. Le Cercle, le carré, voilà les lettres alphabétiques
que les auteurs emploient dans la texture des meilleures ouvrages.”51 Die einzelnen
geometrischen Elemente eines Baus werden, wie oben erläutert, Zeichen mit einer
eigenen Semantik, zusammengesetzt ergeben sie eine Form mit Inhalt.52 Ledoux
übernimmt in diesem Zusammenhang also die Gedanken von Le Camus. „Innerhalb des
neuen [architektonischen] Verbundes müssen die elementaren Zeichen erkennbar
bleiben, können aber weder herausgelöst noch durch andere ersetzt werden, ohne die
Harmonie und damit letztlich die gesamte Komposition zu zerstören.”53
Der feinste Appell an die Empfindungen wird laut Ledoux nur durch das Majestätische
bzw. das Erhabene hervorgerufen. Wobei das Erhabene bei ihm eine andere Bedeutung
hat als bei Blondel, bei dem es einen hohen Anspruch oder eine einschüchternde
Wirkung beschreibt. Für Ledoux ist die Erhabenheit ein „allumfassender Gestus für alle
öffentlichen Bauten, ein Garant für ihre emotionale und intellektuelle Wirkung; denn sie
sollten Typus und Genre nicht nur repräsentieren, sie sollten die ihnen innewohnenden
Ideen wahrhaft ausdrücken und heftige Gefühle im Betrachter auslösen.”54 Ledoux

Anhänger der Theorie des Gesellschaftsvertrags nach Rousseau. (Vgl. Kruft, 2004, 182; vgl. Gerken,
1987, 81-82; vgl. Stoloff, 1983, 116.)
49 Vgl. Kruft, 2004, 182; vgl. Stoloff, 1983, 110-112; vgl. Gerken, 1987, 143-150.- Diese
Erziehungsfunktion findet sich auch in der deutschsprachigen Kunsttheorie beispielsweise bei Johann
Georg Sulzer. (Vgl. Kruft, 2004, 212.)
50 Kruft, 2004, 184.
51 Ledoux zit. n. Gerken, 1987, 102; siehe zudem Kaufmann, 1985, 30.
52 Vgl. Vidler, 2006, 70-71.
53 Gerken, 1987, 102-103.
54 Vidler, 2006, 71.

11
bezieht hier und im besonderen bei der Gestaltung der Saline in Chaux Ideen von
Edmund Burke (1729-1797) mit ein, der unter anderem über das Erhabene schrieb, dass
es aus dem Schrecken abgeleitet ist. Man solle allein „die Schönheit der Masse” nutzen,
um zum Erhabenen zu gelangen.55 Ornament sei nur erlaubt, wenn es den caractère des
Gebäudes unterstreicht. Bei Ledoux verschwindet das Ornament weitgehend, es zählt
die Ästhetik der „ornamentlosen geometrischen Form und der Ungebrochenheit der
Linie.”56 Er selbst schreibt hierzu: „Die Einheit des Schönen (...) besteht im Verhältnis
der Massen mit den Details oder den Ornamenten, in der Ungebrochenheit der Linien,
die es nicht erlauben, dass das Auge durch schädliches Beiwerk abgelenkt wird.”57
Ledoux sieht die griechische Ordnung als Vorbild, aber nicht als verpflichtende Regel.
Der Architekt ist in diesem Sinne frei, sollte sich aber an eine sogenannte, nicht näher
präzisierte „Einheit des Denkens” halten und sich an den „Richtlinien des
Formenwechsels, den Gesetzen der Harmonie (de loix de la convenance), der
Sittlichkeit (bienséance) und der Ökonomie” orientieren.58
„Durch eine intensive, fortdauernde Erforschung der Natur und der ihr innewohnenden
Gesetzmäßigkeiten entwickelt Ledoux seinen Geschmack. Dabei läßt er die Architektur
vergangener Epochen, in der die natürlichen Gesetzmäßigkeiten wiederzuerkennen sind,
nicht außer Acht. Der Geschmack ist an keinen Stil gebunden, keiner Mode unterworfen
und keiner Autorität verpflichtet: Le goût est indépendant des caprices du jour.”59
Ledoux wendet sich damit gegen die akademischen Vorgaben. Zwar benutzt er in
seinem Werk die Terminologie der Akademie, zentrale Begriffe werden von ihm aber
mit neuen Bedeutungen versehen. Seine Begrifflichkeit bleibt dabei teilweise völlig
vage:60

varieté (Abwechslung, Vielfalt):


• verleiht jedem Gebäude die ihm angemessene Physiognomie
• gibt Inspiration
convenance (Eignung, Zweckmäßigkeit):
• Berücksichtigung der sozialen Ordnung, des Baugeländes, der Funktion und der
Kosten

55 Vgl. Vidler, 2006, 72.


56 Kruft, 2004, 182.
57 Ledoux, 1804, 10. (Übersetzung durch den Verfasser)
58 Stoloff, 1983, 108.
59 Gerken, 1987, 107.
60 Vgl. Kruft, 2004, 182-183; vgl. Gerken, 1987, 107.

12
bienséance (Anstand, Schicklichkeit):
• Ausdruck des Gebäudeinhalts, des Zwecks (→ caractère)
D.h. der caractère wird durch die bienséance dem Betrachter vermittelt. Sie
zeigt uns die „analogie des proportions et des ornements”. (Bedeutung unklar, es
steht wohl ein Harmoniegedanke dahinter.)
symétrie (Symmetrie):
• stammt aus der Natur, trägt zur solidité bei
• stellt parallele Beziehungen her
• schließt das Pittoreske und Bizarre prinzipiell nicht aus
goût (Geschmack):
• ist nicht willkürlich, sondern natürlich, beurteilt vernünftig, aber auch irrational
gefühlhaft,
• vermittelt den Genuss
• Methode zur Klärung von Ideen
• Mittelstellung zwischen 'raison' und 'sentiment', also sowohl überlegtes Urteilen
als auch spontane Wahl

7 Anwendung und Probleme der Charakterlehre bei Ledoux


Blondel kritisierte seinen Schüler heftig und warf ihm Abweichung von der convenance
vor. Er meinte, dass Ledoux „sich von der Strömung davontragen läßt und wie die
Mehrzahl seiner Nacheiferer die Konventionen, die Proportionen und jenen erhabenen
Stil vernachlässigt, der sich in allen Kunstschöpfungen zeigen sollte.” 61 Diese Vorwürfe
sind vom akademischen Standpunkt her durchaus berechtigt. So zeigen einige Gebäude,
die Ledoux in seinem Hauptwerk L’Architecture considerée sous le rapport de l’art, des
moeurs et de la législation präsentiert, bereits extreme Ausformungen der
Charakterlehre, die durchaus auch heute noch Unverständnis im Betrachter erzeugen
können. Im Folgenden werden einige Entwürfe aus dem Werk - die meisten davon wohl
weitläufig bekannt - aufgegriffen, um das oben beschriebene Prinzip der Charakterlehre
und die daraus entstehenden Probleme zu erläutern.

61 Blondel zit n. Gallet, 1983, 12.

13
7.1 Das Haus eines Reifenmachers (pl. 88)
Das Haus des Reifenmachers (Hersteller von Metallreifen für Salztonnen der Saline in
Chaux) besteht aus zwei Zylindern, die sich rechtwinklig durchdringen (Abb. 5). Eine
kreisförmige Öffnung im Haus erlaubt es, durch das Haus hindurch zu blicken. Das
Gebäude ist also im Grunde selbst ein Reifen. Bei diesem Entwurf wird sofort
ersichtlich, welches zentrales Problem bei diesem Ansatz auftritt. Das Gebäude wird in
erster Linie für den Betrachter gebaut, nicht für den Bewohner. „Durch die architecture
parlante der Häuser werden die Funktionen ihrer Bewohner nach außen gespiegelt.” 62
Der Betrachter weiß durch die Symbolhaftigkeit der Architektur sofort, welche Person
das Gebäude bewohnt. Der Nutzen (z.B. Ausleuchtung, Geräumigkeit, etc.) für den
Bewohner bleibt sekundär.63

7.2 Das Haus der Flussinspektoren der Loue (pl. 6)


Ganz analog funktioniert das Haus der Flussinspektoren der Loue (Abb. 6). Um ihre
Aufgabe zu veranschaulichen, wird der Fluss kurzerhand durch das Gebäude geleitet.
Die geometrischen Grundformen (Würfel, Quader und Zylinder) sind deutlich
erkennbar und haben ihren Eigenwert auch innerhalb der Gesamtkomposition behalten.
Auf sprechende Ornamentik wird vollkommen verzichtet, als einziges historisierendes
Element finden wir das Palladio-Motiv.

7.3 Das Haus der Flurwächter (pl. 319)


Hierbei handelt es sich um ein kugelförmiges, fensterloses Haus, das in eine Vertiefung
des Geländes hineingebaut ist (Abb. 7). Das Gebäude ist auf allen vier Seiten durch
Rampen betretbar. Palladio-Motive markieren die Eingänge, ihre Säulen sind der
Krümmung der Kugel angepasst.64 Der Entwurf war Teil des Schlossprojekts von
Maupertuis von 1780. Sehr deutlich zeigt sich hier die Loslösung der geometrischen
Form von den übrigen Kriterien der Architektur.65 „Sprechende Einzelform und das
Bauwerk selbst sind identisch geworden.”66 Nach Hans Sedlmayr müssen in der
Architekturtheorie folgende zwei Kriterien erfüllt sein, damit ein Kugelbau als echte
Architektur entstehen kann: „Erster Satz: Die geometrischen Grundformen sind auch die
architektonischen Grundformen; Zweiter Satz: Jede geometrische Grundform ist fähig,
62 Kruft, 2004, 184.
63 Vgl. ebd.; vgl. Kaufmann, 1985, 30.
64 Zum Palladianismus bei Ledoux siehe Gallet, 1983, 13.
65 Vgl. Kruft, 2004, 184.
66 Häberle, 1995, 147.

14
schon für sich die Grundform eines ganzen Gebäudes zu bilden.”67 Sedlmayr bezeichnet
diesen Ansatz als „Dogma”, das von den Revolutionsarchitekten gesetzt wurde, denn
ein Kugelbau vor dieser Zeit ist ihm nicht bekannt.68 „Der Schnitt des Gebäudes zeigt
besonders deutlich, daß hier jede funktionale Überlegung im Sinne von Bewohnbarkeit
der Zeichenhaftigkeit einer idealen Architektur geopfert wird.”69 Laut Sedlmayr gebe es
keine unsinnigere Hausform.70
In Vaudoyers Entwurf zu einem Haus eines Kosmopoliten (Abb. 8) von 1785 wird
Ledoux' Kugelhaus wiederaufgenommen. Es handelt sich hierbei um ein Musterbeispiel
der architecure parlante. Die Kugelform als Symbol für die Welt und den Kosmos weist
auf den Bewohner des Hauses hin, den Weltbürger.71

7.4 Ein Gebäude mit Erziehungsfunktion - Das Oikema


Der jeweilige caractère hat auch eine erzieherische Aufgabe. „Das Oikema ist ein
Bordell mit erzieherischer Funktion.”72 Das fensterlose Bordellgebäude (Abb. 9) mit
Portikus wirkt wie ein Tempel (deshalb auch „Tempel der Liebe” genannt). Es liegt in
einer schönen Landschaft und lässt seine Bestimmung allein durch einen
phallusförmigen Grundriss erkennen. Durch das Laster, das der Bordellbesucher in
diesem Gebäude selbst vollzieht und erlebt, soll er zu einem tugendhaften Leben
zurückgeführt werden, denn nach der Meinung von Ledoux werde hier das Gefühl
menschlicher Erniedrigung erweckt.73

7.5 Das Haus der Holzfäller (pl. 102)


Das Haus (Abb. 10) mutet beim ersten Anblick eher wie ein Grabmal an. Der Entwurf
ist Ausdruck von Ledoux' Absicht, „auch die schlichteste Bauaufgabe zu adeln durch
Anwendung der gleichen 'vollkommenen' Formen, die auch für die höchste Aufgabe –
Denkmal, Tempel oder Grab – gut genug wären.”74 Auch das Volk soll Gebäude
erhalten, die denen der Mitglieder der Oberschicht gleichkommen.

67 Sedlmayr, 1990, 127.


68 Vgl. Sedlmayr, 1990, 126-127.
69 Kruft, 2004, 184.
70 Vgl. Sedlmayr, 1990, 132.
71 Vgl. Sedlmayr, 1990, 141; vgl. Kruft, 2004, 185.
72 Kruft, 2004, 182.
73 Vgl. Kruft, 2004, 182; vgl. Kaufmann, 1985, 36; vgl. Gerken, 1987, 120-121.

74 Sedlmayr, 1990, 133.

15
8 Zwischenfazit
Kruft fasst die Problematik gut zusammen: „Die caractère-Vorstellung ist im heutigen
Verständnis zwiespältig: caractère soll Ausdruck der Funktion eines Gebäudes sein,
doch nicht der praktischen oder konstruktiven Form, sondern im Sinne eines Symbols,
das Assoziationen auslöst und zugleich ein erzieherisches Programm erfüllt. Diesem
Ausdruck wird die Brauchbarkeit des Gebäudes untergeordnet, die inneren Funktionen
werden häufig vernachlässigt oder geopfert. Caractère geht vor usage. (...) Architektur
wird zu einer Zeichensprache, die sich selbst zelebriert.”75 Es stellen sich unweigerlich
einige schwierige Fragen: Ist die Reduzierung von Architektur auf Geometrie in diesem
Ausmaß wirklich vertretbar? Darf der caractère absolut über der usage stehen? Ist der
Nutzen nicht der primäre Faktor für Architekturentwürfe? Diese Fragen beschäftigten
besonders die Theoretiker des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts. Es handelt
sich hier ganz unabhängig von jeder Schulmeinung um ein Grundproblem, das die
gesamte Architekturgeschichte zu durchziehen scheint: die Polarität zwischen Ausdruck
und Zweckhaftigkeit. Weiterhin wird von Kruft und Häberle kritisiert, dass die
Charakterlehre „zur Trivialisierung prädestiniert” gewesen ist.76 Denn die in der
Charakterlehre semantische gedeuteten Bauelementen hätten sich im neunzehnten und
zwanzigsten Jahrhundert immer mehr zu „modebedingten antikisierenden Zitat[en]“
entwickelt, was sich beispielsweise an der „schablonenhaften Vervielfältigung” von
Tempelfronten zeige.77

9 Rezeption und Weiterentwicklung der Charakterlehre im neunzehnten und


zwanzigsten Jahrhundert
Rezipiert wurde Ledoux unter anderem von Ludwig Mies van der Rohe und Le
Corbusier. Dort aber besonders in der Methode der Reduktion von Architektur auf
geometrische Grundformen und im Verzicht auf Ornamentik. Die Charakterlehre tritt
hierbei in den Hintergrund, zum Teil bestehen hier auch deutliche gedankliche und
programmatische Unterschiede.78 Weitere Auswirkungen erkennt man bei Wladimir
Tatlin, Peter Behrens und Albert Speer.
Bedingt durch Einwanderung wurden die französischen Theoretiker im Besonderen
auch in den USA rezipiert und beeinflussten damit den sich dort bildenden

75 Kruft, 2004, 185.


76 Vgl. Kruft, 2004, 185.
77 Vgl. Häberle, 1995, 145.
78 Vgl. Kruft, 2004, 185. Vgl. Sedlmayr, 1990, 135.

16
Funktionalismus. Im folgenden Abschnitt soll nun die Auswirkung der französischen
Charakterlehren auf drei Vertreter der amerikanischen Architekturtheorie des
neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts, namentlich Horatio Greenough (1805-
1852), Louis Sullivan (1856-1924) und Frank Lloyd Wright (1867-1959) aufgezeigt
werden, um danach einen Sprung zurück nach Europa zu machen und dies exemplarisch
bei drei Vertretern verschiedenster architektonischer Schulen des zwanzigsten
Jahrhunderts zu untersuchen. Dies wären Adolf Loos (1870-1933), Albert Speer (1905-
1981) und Hans Hollein (*1934). Die drei amerikanischen Architekten wurden gewählt,
um zu zeigen, wie die Charakterlehre innerhalb der funktionalistischen Strömung
weitergegeben wurde, die drei anderen sehr verschiedenen europäischen Vertreter
wurden hinzugenommen., um einen theoretischen Kontrast herzustellen. Ziel dieser
Aufstellung ist nicht, die Theorie jedes einzelnen Architekten in ihrer Vollständigkeit
aufzuarbeiten, sondern zu zeigen, dass in jeder Theorie, egal welcher Ansatz gewählt
wurde, eine Charakterlehre entweder explizit formuliert oder implizit vorausgesetzt
wird. Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Ledoux' Theorie werden am Rand
thematisiert. Die folgenden Ausführungen könnten somit auch in der Art von rein
feststellende ''Prämissen'' eines Arguments betrachtet werden, die uns in gewisser Weise
zu einer bestimmten ''Konklusion'' führen sollen.

9.1 Horatio Greenough (1805-1852)


Der amerikanische Bildhauer und Theoretiker Horatio Greenough lehnte eine Bindung
der Funktion an die Form ab und forderte eine Planung der Gebäude von Innen nach
Außen. Er verstand Architektur als eine Verbindung aus Skelett und Bekleidung, was
zur Grundvorstellung im Funktionalismus wurde. Die Anordnung der Räume geschehe
aus praktischen Gründen und diese Relation und ihre Funktion werde von ihnen auch
immer nach außen getragen. Während also Ledoux beispielsweise bei seinem
Kugelhaus das Innere in Abhängigkeit von der äußeren Form festlegte, schlug
Greenough folglich den umgekehrten Weg vor. „Die Beziehung eines Gebäudes zu
seiner Lage und diejenige von Innen und Außen gebe ihm character and expression.”79
Die Funktion des Gebäudes richte sich nach den sozialen Bedürfnissen und die
Architektur solle diese Bedürfnisse ausdrücken. Greenough schreibt: „The bank would
have the physiognomy of a bank, the church would be recognized as such, nor would the

79 Kruft, 2004, 401.

17
billiard room and the chapel wear the same uniform of columns and pediment.”80 Zur
Funktion gehören aber auch ästhetische und moralische Aspekte: „When I define
Beauty as the promise of Function; Action as the presence of Function; Character as
the record of Function, I arbitrarily divide that which is essentially one.”81 Jede
Verbesserung der Funktion sei zugleich eine Verbesserung des Ausdrucks, des Anmuts
und der Schönheit eines Gebäudes. Jede Funktion unterliege einem absoluten Gesetz.
Die optimale Annäherung der Form an die Funktion sah er als Annäherung an ein
göttliches Prinzip. Schönheit entspricht in dieser Hinsicht der Optimierung der
Funktion.82 Hierzu müsse in jedem Fall die Umgebung und das Klima berücksichtigt
werden und auch das Ornament solle mit der Natur der ausgedrückten Funktion
harmonieren.83 Nehmen wir als Beispiel eine Versammlungshalle. Sie soll gemäß dieser
Theorie so konstruiert werden, dass sie ihre Bestimmung, nämlich Platz bieten für das
Abhalten von Versammlungen, optimal erfüllt. Der Bau soll keine andere Wirkung auf
den Betrachter haben als ihm anzuzeigen, dass es sich hierbei um eine optimale
Versammlungshalle handelt. Die Lösung, die sich dabei bewährt, soll zum Standard
erhoben werden. Dies führt letztendlich zu einer Vereinheitlichung von
architektonischen Lösungen, gleichzeitig suchte Greenough aber auch nach einem
neuen amerikanischen Stil, einer Architektur mit ganz eigenem amerikanischem
Charakter.84
Kruft vermutet eine theoretische Beeinflussung von Ledoux, Lodoli und Durand.85 Und
obwohl Greenough einen Ledoux entgegengesetzten Ansatz verfolgt, spricht er in
ähnlicher Weise von Charakter und Ausdruck und auch er geht davon aus, dass jede
Bauaufgabe einen ganz bestimmten Charakter besitzt.

9.2 Louis Sullivan (1856-1924)


Ob Greenoughs Theorien Louis Sullivan bekannt waren, ist unklar, aber sehr
wahrscheinlich, wenn man die Analogien in den Gedankengängen beachtet.86 Sullivans
Theorie wird meist auf die Formel „form follows function“ reduziert. Nach seiner
Theorie sind alle Formen des Lebens Ausdruck von Funktionen, jede Funktion schaffe

80 Greenough, 1947, 63.


81 Greenough, 1947, 71.
82 Vgl. Kruft, 2004, 402.- Greenough vergleicht Gebäude mit Maschinen und Schiffen und fordert die
Übertragung von Prinzipien des Schiffsbaus auf die Architektur. (Vgl. Kruft, 2004, 401.)
83 Vgl. Kruft, 2004, 401.
84 Vgl. Kruft, 2004, 402.
85 Vgl. ebd..
86 Vgl. Kruft, 2004, 410.

18
sich ihre Form. Auch für die Architektur bedeute dies, dass Form stets durch die
Funktion bestimmt werden muss. Diese Funktion wird folgendermaßen definiert:
Funktion ist „application to man's thought and deeds; to his inherent powers and the
results of the application of these powers, mental, moral, physical.“ 87 Präziser:
„outward appearances resemble inner purposes”.88 Im Gebäude sei auch eine
moralisch-rechtliche Funktion enthalten, so betonte Sullivan den Faktor der Demokratie
als charakteristisch für amerikanische Bauten.89 „Natürliche, soziale, geistige Faktoren,
die Summe menschlicher Bedürfnisse machen die Funktionen aus, die die Form eines
Gebäudes bestimmen sollen. Der technologische, konstruktive Aspekt steht im
Hintergrund und wird kaum erwähnt. Es geht Sullivan darum, in der architektonischen
Form menschliche Funktionen und Bedürfnisse auszudrücken, nicht konstruktive
Gesetzmäßigkeiten. (...) Sullivan's Funktionsbegriff ist ein romantisch-nationaler.”90 In
diesem Funktionsbegriff zeigen sich Analogien zu Ledoux, wobei dessen Ansatz im
Vergleich zu Sullivan eher plakativ wirkt. Ein Gebäude soll zwar die Funktion der
Bewohner nach Außen spiegeln, aber es war Sullivan dabei viel wichtiger, dass es auch
im Inneren dieser Funktion entspricht.
„Architektur wird von ihm als eine unmittelbare, psychologisch-erlebnishafte Sprache
empfunden. So notiert er über seine Kindheit: Thus buildings had come to speak to
Louis Sullivan in their many jargons. Some said vile things, some said prudent things,
some said pompous things, but none said noble things.”91 Sullivan bejahte in diesem
Zusammenhang das Ornament, hielt es aber für nicht notwendig für die Wirkung von
Gebäuden.92 Er entwickelte somit Greenoughs Funktionalismus weiter, stand aber
gleichzeitig klar in der Tradition der architecture parlante.

9.3 Frank Lloyd Wright (1867-1959)


Frank Lloyd Wright war von 1887 bis 1893 im Büro von Sullivan angestellt und stand
in enger Verbindung zu Greenough und Sullivan. Zwischen 1893 und 1910 errichtete er
die sogenannten Prairie-Häuser, deren Konstruktion einem spezifischen Programm
folgt (Abb. 11). Zentral sind hierbei die Forderungen nach simplicity (Einfachheit),
repose (Ruhe) und Harmonie mit der Umgebung. Folglich sind die Prairie-Häuser

87 Sullivan, 1924, 290.


88 Sullivan, 1947, 43.
89 Vgl. Kruft, 2004, 411.
90 Kruft, 2004, 411.
91 Kruft, 2004, 413.
92 Vgl. Kruft, 2004, 412-413.

19
flache Häuser mit niedrigen Proportionen. Zudem vertrat Wright eine Art
Stilindividualismus, wenn er behauptete, dass es so viele Stile in der Architektur gibt
wie Arten von Menschen. Weiterhin solle jedes Material so in Erscheinung treten wie es
sei, das Ornament wird deshalb als Resultat des Materials prinzipiell nicht abgelehnt.93
„Das Haus wird zum Spiegel der Individualität seiner Bewohner” (Abb. 12).94 „Die
Voraussetzung des Geländes, der lokalen industriellen Bedingungen, die Natur der
Materialien sowie die Funktion eines Gebäudes sind die unumgänglichen
Determinanten von Form und Charakter jeder guten Architektur. Organische Architektur
ist für Wright die Einheit von Form und Funktion.”95 Seine Formeln lauten deshalb
„variety in unity“ und „form and function are one”.96 Kruft bemerkt hier richtig:
„Erstaunlicherweise lebt bei Wright die Tradition der französischen caractère-Lehre des
18. Jahrunderts weiter, die ihm in der Version von Viollet-le-Duc bekannt gewesen sein
könnte: This new American concept of architecture has style as the expression of
character.”97 Stil ist für ihn also Ausdruck eines national interpretierten Charakters, eine
Äußerung die stark an Laugier erinnert.

9.4 Adolf Loos (1870-1933)


Für den Österreicher Adolf Loos war Architektur nicht in erster Linie Konstruktion,
sondern Raum. Und dieser Raum wirke auf den Betrachter, indem er Stimmungen im
Menschen erzeuge: „Die aufgabe des architekten ist es daher, diese stimmung zu
präzisieren. Das zimmer muß gemütlich, das haus wohnlich aussehen. Das
justizgebäude muß dem heimlichen laster wie eine drohende gebärde erscheinen. Das
bankhaus muß sagen: hier ist dein geld bei ehrlichen leuten fest und gut verwahrt.”98 Bei
Loos wurde also die Theorie der architeacture parlante, die bei Ledoux auf der
Konfiguration von Massen und Dekoration basiert, auf den Raum als Träger der
Aussage verlagert. Durch die Konstellation von Räumen entstehe der Ausdruck, hierfür
sei ein sogenannter „Raumplan” notwendig. Am letztendlichen Resultat wird durch
diese Verlagerung aber nichts verändert. Das Raumplankonzept führt bei Loos zu einer
Staffelung von Ebenen und Raumhöhen im Innern der Gebäude, nach Außen hin
entstehen Terrassen. Kruft kritisiert, dass seine verwirklichten Objekte durch ihre starre
93 Vgl. Kruft, 2004, 492-494.- Auch er betont die Vorbildfunktion der Maschinen. (Vgl. Kruft, 2004,
493.)
94 Kruft, 2004, 494.
95 Vgl. Kruft, 2004, 497-498.
96 Kruft, 2004, 494.
97 Kruft, 2004, 495.
98 Loos, Architektur, 1909, 102-103.

20
Symmetrie, Monumentalität und Neoklassizismus mit diesen Gedanken im Widerspruch
stünden (Abb. 13).99
Loos lehnte das Ornament nicht generell ab, verurteilte aber im Speziellen das
Ornament der Gegenwart, weil hier keine Materialgerechtheit vorliege und diese
Ornamentik nicht Ausdruck der Gegenwart sei.100 Er folgt Ledoux, wenn er schreibt:
„Ornamentlosigkeit ist nicht reizlosigkeit, sondern wirkt als neuer reiz, belebt.”101 Dabei
war Architektur für ihn keine Kunst, denn Kunst zeichne sich durch Subjektivität und
Zweckfreiheit aus. Gebäude seien Gebrauchsgegenstände und deren Schönheit richte
sich nach Grad des Gebrauchswertes. Er ist in seiner Haltung deutlich von Greenough,
Sullivan und Wellborn Root beeinflusst und zeigt Parallelen zu Wright.102

9.5 Albert Speer (1905-1981)


Albert Speer äußerte sich nach dem Krieg in mehreren Publikationen persönlich zu den
Absichten, die er mit seiner Architektur verfolgt habe. Seine Entwürfe verkörptern „die
psychologische Absicht (...) mittels der Architektur suggestive Wirkungen zu erzielen.”
Der spezielle „Überwältigungscharakter” seiner Architektur sei Ausdruck „eines
absoluten Herrschaftsanspruchs”. Speer rechtfertigt dies, indem er historische Parallelen
mit dem Turmbau zu Babel, Perikles' Parthenon, den ägyptischen Pyramiden oder dem
Colosseum in Rom zieht. Antrieb sei auch dort stets eine „Freude am Großen [gewesen]
(...). Die gleiche Freude, die einstmals die sieben Weltwunder nicht nach ästhetischen
Werten, sondern nach Übergrößen auswählen ließ.” Auch in der französischen
Revolution sei dieser Größenwille vorhanden gewesen. Er schreibt: „Vor dem, was an
Größe die französischen Revolutionsarchitekten wollten, sinken alle meine Pläne ins
herkömmliche zurück.”103 Im Gegensatz zu den Entwürfen von Ledoux und Boullée
würden seine Pläne aber „nicht in die Kategorie (...) pompös aus den Dimensionen
geratener Vorstellungen” gehören. Die Revolutionsarchitekten hätten ihre Bauten „als
Grabgesang des französischen Bourbonenreiches oder zur Verherrlichung der
Revolution entworfen”. So seien also die Entwürfe dieser Architekten zwar gewaltiger
als Speers Bauten, aber im Prinzip nicht realisierbar gewesen.104 Laut Kruft sei der
genannte Bezug zu Ledoux sachlich falsch und bei Boullée historisch unmöglich, da

99 Kruft, 2004, 420.


100Kruft, 2004, 420.
101Loos, Ornament, 1924, 175.
102Vgl. Kruft, 2004, 421.
103Speer, 1978, 7-8.
104Speer, 1969, 168-169.

21
dessen Entwürfe erst nach 1945 bekannt geworden seien.105 Tatsächlich waren einige
von Boullées Entwürfen bereits seit den dreißiger Jahren durch Publikationen des
Wiener Kunsthistorikers Emil Kaufmann bekannt. Auch ist meines Erachtens Speers
Einschätzung hinsichtlich der Monumentalität der Architektur Boullées durchaus
stimmig.
Speer betont, dass seine Entwürfe nicht aus einer ideologischen Absicht heraus
entstanden sind, sondern politisch begründet gewesen seien. „Die Programme, die
zugrunde lagen, schufen die neuen Maßstäbe, und diese neuen Maßstäbe sollten
ihrerseits ein Ausdruck der Zeit sein, für die sie zu zeugen hatten.” Hitler habe die
„suggestive Kraft” der Architektur beim Entwurf stets vor Augen gehabt. „Auch die
Schaffung des Lichtdoms in Nürnberg war für ihn [d.h. Speer] ein Höhepunkt in der
Kunst der Menschenbeeinflussung.” (Abb. 14)106 Daneben ist auch der Mosaiksaal in
der Neuen Reichskanzlei in Berlin ein anschauliches Beispiel (Abb. 15). Die
beabsichtigte Wirkung dieses 16 Meter hohen, 46,2 Meter langen und 19,2 Meter
breiten und mit dunkelrotem Marmor ausgekleideten Saals auf Staatsgäste und
Diplomaten ist leicht zu erahnen.107 Spätestens bei der Betrachtung der im Rahmen des
Plans zur Umgestaltung von Berlin entworfenen Großen Halle wird sofort klar, was
Speer mit „Überwältigungscharakter” meint. Der Reichstag verschwindet im Schatten
dieser Halle (Abb. 16). Speer bediente sich also der prinzipiell einfachsten Methode, um
Gebäuden einen bestimmten Charakter zu verleihen: Größe. Speers Bauten erhalten
dadurch einen eindeutig monumentalen Charakter mit einer klar intendierten Wirkung
auf den Betrachter.

9.6 Hans Hollein (*1934)


Vertreter der Wiener Avantgarde wie Walter Pichler oder Hans Hollein protestierten in
den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts gegen den konventionellen
Kunstbetrieb und den Funktionalismus. Kritisiert wurde der sterile, anonyme,
oberflächliche und materialistische Formalismus.108 „Die Gestalt eines Bauwerkes
entwickelt sich nicht aus den materiellen Bedingungen eines Zwecks. Ein Bauwerk soll
nicht seine Benützungsart zeigen, ist nicht Expression von Struktur und
109
Konstruktion”. Gefordert wurde die „Schaffung eines Weges zu einer vitalen und
105Vgl. Kruft, 2004, 450.
106Speer, 1978, 8.
107Vgl. Speer, 1978, 10,
108Hollein, Zurück zur Architektur, 1962, 29.
109Vgl. ebd..

22
echten Architektur“. Der Funktionalismus setze willkürlich Schranken. Ausdruck solle
nicht durch Zweck beschränkt werden, dieser sei sekundär.110 Architektur wird als
Erzeugnis des Menschen und seiner schöpferischen Kraft gesehen, sie ist Ausdruck
seines Lebens, eine verwirklichte Idee.111 „Form folgt nicht Funktion. Form entsteht
nicht von selbst. Es ist die große Entscheidung des Menschen, ein Gebäude als Würfel,
als Pyramide oder als Kugel zu machen.”112 Hierfür sei jedes mögliche Material
geeignet (Abb. 17).113
Hollein charakterisiert Architektur wie folgt: „Architektur, das Bedürfnis des Menschen,
materielle Gebilde zu schaffen, die eine immaterielle Bedeutung, eine transzendente
Bedeutung haben, die über ihre Verwendbarkeit, ihre Bestimmung hinausgeht, eine
geistige Ordnung repräsentiert, dies Architektur ist in ihrem Wesen nicht den
Entwicklungen der Zivilisation, dem materiellen Fortschritt unterworfen, sondern nur
der Entwicklung des Menschen an sich, seiner Kultur, seiner geistigen Potenz. (...) Sie
ist elementar, sinnlich, primitiv, brutal und archaisch und zugleich Ausdruck der
subtilsten Gefühle des Menschen (...). Sie ist ein Ausdruck des Menschen selbst.”114
Demnach liege der Ursprung der Architektur im Sakralen und so sei auch jedes Bauen
im Prinzip kultisch (Abb. 18).115
Und auch bei Hollein erkennt man den Einfluss der Charakterlehre, wenn er über die
Architektur schreibt: „Sie spricht nicht nur zum Körper, sondern auch zur Seele. Bauten
haben selbst eine Seele, eine Persönlichkeit, einen Charakter.”116 Architektur wird als
Medium der Kommunikation empfunden, durch sie definiere der Mensch wie mit allen
anderen Medien sein Verhalten und seine Umgebung.117 Hierbei gehe es aber nicht um
Schönheit der Form und Proportion, sondern um Sinnlichkeit (Abb. 19). 118 Der
Charakter eines Gebäudes ist somit Ausdruck von bestimmten Informationen. In diesem
Sinne sei Architektur „Mal, Symbol, Zeichen, Expression.“119 In diesem Zusammenhang
scheint es kein Zufall, dass Hollein gerade Ledoux zur Erläuterung seines eigenen
Standpunktes heranzieht: „Eine andere Gegenüberstellung: das sphärische Haus Ledoux
und ein sphärischer Behälter in einer Ölraffinerie. Beides gebaut. Das eine Ausdruck

110Vgl. Hollein, Work in Progress, 1963 o.S..


111Vgl. Hollein, Zurück zur Architektur, 1962, 30.
112Hollein, Work in Progress, 1963 o.S..
113Vgl. Hollein, Inhalt und Form, 1964, 39.
114Hollein, Zurück zur Architektur, 1962, 30.
115Vgl. ebd..
116Hollein, Zurück zur Architektur, 1962, 32.
117Vgl. Hollein, Alles ist Architektur, 1967, 53.
118Vgl. Hollein, Zurück zur Architektur, 1962, 30.
119Hollein, Alles ist Architektur, 1967, 54.

23
einer Idee, ein geistiges Produkt. Das andere ein Produkt optimalen Zwecks. Beides
Architektur, doch der Moment der Creation, der Moment der Spiritualisation steht bei
dem einen am Beginn, beim anderen am Ende.”120

10 Angesprochen: architecture parlante in der Gegenwart


Ein Beispiel für gegenwärtige architecture parlante ist der Entwurf für den
österreichischen Pavillon auf der Expo 2010 in Shanghai (Abb. 20). Ein rot-weißes Ohr
soll die Funktion des Pavillons anschaulich machen. Der Bau sei gemäß der Architekten
von SPAN und Arkan Zeytinoglu „Resonanzraum der österreichischen Identität“, denn
im Inneren werde „das reichhaltige musikalische Erbe Österreichs, von der Klassik bis
zur Gegenwart“ präsentiert.121

11 Zusammenfassung und Schlussfolgerung


Im ersten Abschnitt dieser Arbeit wurde gezeigt, dass die Lehre vom caractère keine
Schöpfung von Ledoux ist und auch keine alleinige Errungenschaft der
Revolutionsarchitekten, sondern Ergebnis einer langen Folge von Theorien aus dem
siebzehnten bzw. achtzehnten Jahrhundert und somit auch Ergebnis einer royalistischen
Architekturtheorie, was besonders bei Blondel deutlich erkennbar ist.122 Diese
Charakterlehre sieht jedes einzelne Bauelemente als Zeichen mit eigener Bedeutung.
Durch Kombination von Elementen könne ein Gebäude konstruiert werden, das einen
ganz bestimmten Ausdruck besitze, den Charakter. Es ist Verdienst von Ledoux und
allgemein der Revolutionsarchitekten, diese Theorie erstmals auf einem extremen Level
angewendet zu haben, also dem caractère sämtliche konstruktiven Notwendigkeiten zu
unterwerfen. Das daraus resultierende Problem ist klar. Wenn der Ausdruck absolut über
dem Zweck steht, heißt dies gleichzeitig, dass der Betrachter über dem Bewohner steht.
In dieser extremen Interpretation dominiert schließlich der Ausdruck zu Lasten der
Bewohnbarkeit und Realisierbarkeit der Gebäude, womit auch gleichzeitig zwei zentrale
Charakteristika der meisten Architekturutopien genannt sind.
Auf den ersten Blick scheint die Charakterlehre der gebrauchswertorientierten
Architekturtheorie (usage) zu widersprechen, da bei ihr der Ausdruck über dem Zweck
zu stehen scheint. In Wirklichkeit handelt es sich dabei eben nur um eine Interpretation
der Charakterlehre, wie wir sie bei Ledoux oder Hollein finden. Genauer betrachtet

120Hollein, Zurück zur Architektur, 1962, 32.


121SPAN & Arkan Zeytinoglu, 2010.
122Vgl. Kruft, 2004, 176-177.

24
bildet die Charakterlehre die Basis für jede Architekturtheorie, d.h. auch für den
Funktionalismus. Der Charakter ist die Ausdrucksfunktion eines Gebäudes bzw. Dings
und beschreibt damit ganz allgemein die Wirkung eines Gegenstandes auf den
Betrachter. Diese Ausdrucksfunktion wird durch spezifische Faktoren bestimmt. Es sind
diese Determinanten, die die einzelnen, verschiedenen architekturtheoretischen
Strömungen verändern, der Charakter bleibt dabei als Instanz konstant. Bei Greenough,
Sullivan und Wright ist die Funktion der primäre Faktor. Bei Loos bedingt die
Konstellation von Räumen, bei Speer hauptsächlich die Größe und bei Hollein die
schöpferische Kraft des Menschen den Charakter des Gebäudes.
Und man könnte diese Lehre noch auf eine weitere trivialere Ebene herunterbrechen,
denn so etwas wie ein Charakter wird immer vorausgesetzt, sobald man annimmt, dass
die Architektur in welcher Weise auch immer auf den Betrachter wirkt. Somit sagt der
Charakter weniger über das Bauwerk selbst aus, sondern vielmehr etwas über den
Betrachter. Egal, durch welche Determinanten man den Charakter bestimmt, egal, ob
Architektur primär als geometrisch wie bei Loos oder Mies van der Rohe oder natürlich
gewachsen wie bei Hollein empfunden wird, egal, ob Ausdruck über Funktion oder dies
umgekehrt gesetzt wird, es wird stets von einer Wirkung der Architektur auf den
Menschen gesprochen. Insofern kann man den Charakter als Metapher für eine
bestimmte Wirkung der Architektur auf den Menschen verstehen: wirkt sie bedrohlich,
dann hat sie einen wehrhaften Charakter, wirkt sie beeindruckend, hat sie eventuell
einen monumentalen Charakter, wirkt sie ehrfürchtig, hat sie einen erhabenen Charakter
und so weiter. Charakter ist in dieser Hinsicht immer subjektiv zugeschrieben. Daraus
folgt, dass ein Gebäude niemals einen Charakter haben kann. Trotzdem kann der
Architekt offensichtlich, wie wir bei Speer deutlich gesehen haben, gezielt auf einen
konkreten Ausdruck hin planen. Woran liegt das? Am wahrscheinlichsten scheint hier
eine Analogie der Menschen in der Wahrnehmung von Architektur in der Art eines
common sense. Mehrere Fußgänger betrachten beispielsweise den Reichstag annähernd
von derselben Ebene aus, von diesem Standpunkt aus wird dieses Gebäude wohl vom
Großteil der Personen als monumental empfunden, aus der Vogelperspektive betrachtet
eventuell wiederum nicht. Größe ist bekanntlich eine Relation. Ein großes Gebäude
wirkt relativ zum Betrachterstandpunkt und Umgebung monumental. Der Reichstag
wirkt im Vergleich zur Großen Halle nicht mehr monumental. Möchte man nun den
Charakter als eine zeitlose Metapher begreifen, dann kann man darunter nur verstehen,
dass Gebäuden und Entwürfen über Kulturen und Zeiten hinweg aufgrund einer sich

25
kaum verändernden menschlichen Grundbeschaffenheit in der Wahrnehmung konstant
derselbe Charakter zugeschrieben wird. Charakter ist Konvention.

26
12 Literaturverzeichnis

Boffrand, 1745
Boffrand, Germain: Livre d'architecture contenant les principes generaux de cet
art, Paris 1745. (Nachdruck, 1969).
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Nerdinger, Winfried: Revolutionsarchitektur, München 1990.
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Philipp, Klaus Jan: Revolutionsarchitektur, Braunschweig 1990.

28
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Sounds. Projektbeschreibung (2010), in: Website der Zeytinoglu ZT GmbH,
URL:http://www.arkan.at/allsite_prod1/ContentView/5/FrontEnd?pageId=24864
(Zugriff am 09.08.2010)
Speer, 1978
Speer, Albert, Arndt, Karl: Architektur. Arbeiten 1933 – 1942, Frankfurt a. M.-
Wien [u.a.] 1978.
Speer, 1969
Speer, Albert: Erinnerungen, Frankfurt a. M.-Berlin 1969.
Stoloff, 1983
Stoloff, Bernard: Die Affäre Ledoux, Braunschweig 1983.
Sullivan, 1924
Sullivan, Louis: The autobiography of an idea, New York 1924 (Nachdruck,
1956).
Sullivan, 1947
Sullvian, Louis: Kindergarten Chats and other writings, New York 1947 (Unv.
Nachdruck, 1979)
Vidler, 1990
Vidler, Anthony: Claude-Nicolas Ledoux. Architecture and social reform at the
end of the Ancien Régime. Massachusetts 1990.
Vidler, 2006
Vidler, Anthony: Claude-Nicolas Ledoux Architektur und Utopie im Zeitalter der
Französischen Revolution, Basel 2006.

29
13 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 bis 16: Prometheus-Bildarchiv, URL: http://www.prometheus-


bildarchiv.de (Zugriff am 11.08.2010).

Abb. 17, 18, 19: Hollein, Hans, Pichler, Walter: Hollein - Pichler – Architektur.
Ausstellung Hans Hollein, Walter Pichler, Architektur, Work in
Progress, Wien 1963. (keine Seitenangaben).

Abb. 20: Design Daily. On-Line Design Newspaper, URL:


http://hellodesignhungary.files.wordpress.com/2009/04/span_zeyt
inoglu_expo_2010_01_1.jpg?w=530&h=322
(Zugriff am 11.08.2010).

30
14 Abbildungen

Links:
Abb. 1: Solevasen an den
Arbeiterwohnungen in der Salinenstadt
Chaux

Abb. 2: Faszes an Ledoux' Haus der Eintracht

Abb. 3: C.-N. Ledoux:Pacifère, 1804

31
Abb. 4: C.-N. Ledoux: Entwurf zum Pariser Pavillon der Tänzerin
Guimard, ca. 1770

Abb. 5: C.-N. Ledoux: Das Haus des Reifenmachers, ca. 1774

32
Abb. 6: C.-N. Ledoux: Das Haus der Flussinspektoren der Loue, 1804

Abb. 7: C.-N. Ledoux: Das Haus der Flurwächter, ca. 1780

33
Abb. 8: Vaudoyer: Haus eines Kosmopoliten, 1785

Links:
Abb. 9: C.-N. Ledoux:
Das Oikema, 1804

34
Abb. 10: C.-N. Ledoux: Das Haus der Holzfäller, ca. 1774

Links:
Abb. 11:
F. L.Wright: Prairie-Haus,
1893-1910

35
Abb. 12: F. L. Wright: Prairie-Haus, 1893-1910

Links:
Abb. 13:
A. Loos: Herrenhaus
Stross, 1922

Abb. 14: A. Speer: Lichtdom zum Reichsparteitag in Nürnberg, 1934

36
Abb. 15: A. Speer, Mosaiksaal, Neue Reichskanzlei, Berlin, 1938-39

Links:
Abb. 16:
A. Speer: Modell der
Großen Halle geplant für
Berlin (eingekreist der
Reichstag), 1937-41

37
Abb. 17: H. Hollein: Stadtentwürfe, 1963

Abb. 18: H. Hollein: Entwurf einer Kirche, 1960

38
Abb. 19: H. Hollein: Entwurf eines „Gebäudes, das Macht ausstrahlt", 1963

Abb. 20: SPAN und Arkan Zeytinoglu: Modell des österreichischen Pavillons auf der
Expo 2010 in Shanghai, 2010

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