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■■Harmonie im Staatsauftrag –
Wie Singapur mit Einwande-
rung und Integration umgeht
Paul Linnarz
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Verantwortlicher Redakteur:
Stefan Burgdörfer
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Die KAS-Auslandsinformationen erscheinen
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SWITSCH KommunikationsDesign, Köln
4 | EDITORIAL
EDITORIAL
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6 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 4|2011
Christian Hübner
Christian Hübner
ist Koordinator für
Umwelt, Klima und Im Jahr 1992 fand in Rio de Janeiro die damals größte
Energie in der Haupt-
Umweltkonferenz der Vereinten Nationen statt, die United
abteilung Europäische
und Internationale Nations Conference on Environment and Development
Zusammenarbeit der (UNCED), später auch Erdgipfel genannt. Im Mittelpunkt
Konrad-Adenauer-
der Konferenz stand die Forderung nach einem neuen
Stiftung in Berlin.
Paradigma zur nachhaltigen gesellschaftlichen Entwick-
lung, um der ungebremsten Ausbeutung natürlicher
Ressourcen durch den Menschen Einhalt zu gebieten.
Der Begriff der Nachhaltigkeit war daraufhin weltweit in
aller Munde, und eine Flut neuer Ideen und Ansätze aus
den unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen forderte
die globale Gesellschaft heraus. Rückwirkend betrachtet,
führte die Popularität des Nachhaltigkeitsparadigmas aber
auch dazu, dass der Begriff inflationär verwendet wurde
und heute kaum noch mit seiner eigentlichen Bedeutung
in Verbindung gebracht wird. Als wesentliche Ergebnisse
der Konferenz sind u.a. das Rahmenübereinkommen der
Vereinten Nationen über Klimaänderungen (United Nation
Framework Convention on Climate Change – UNFCCC), das
Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung
der Wüstenbildung (United Nation Convention to Combat
Desertification – UNCCD) und das Übereinkommen über die
biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity –
CBD) geblieben.
Klimaökonomie
Energie
Ökosystem-Dienstleistungen
Schlussfolgerungen
Der Kyoto-Prozess
Kopenhagen
Petersberger Klimadialog
Europa 2020
Cancún
EU-Energiegipfel
Aussichten
Doch selbst wenn die EU alle ihre Ziele erreicht, ist sie
auf die Unterstützung der internationalen Staatenge-
meinschaft angewiesen. Nur wenn auch die größten Emit-
tenten – allen voran die USA, China und Indien – bereit
sind, ihre Emissionen zu reduzieren, kann der Klimawandel
wirksam bekämpft werden. Die nächste Chance auf ein
internationales Abkommen bietet sich auf der UN-Klima-
konferenz im Dezember 2011 in Durban. Bis dahin müssen
alle Staaten zu Zugeständnissen bereit sein, um ein Nach-
folgeabkommen für das Kyoto-Protokoll zu erreichen.
Die Klimagipfel der vergangenen Jahre haben Nach Cancún reisten die meisten Ver-
gezeigt, dass im internationalen Klimaschutz treter mit geringen Erwartungen, aber
mit konkreten Vorschlägen für kleine
vor allem die kleinen Schritte zählen. Zum Fortschritte. So gelang die Einigung.
Klimagipfel nach Kopenhagen waren alle
Vertreter mit großen Erwartungen gereist. Im Nachhinein
war die Enttäuschung in der EU groß, dass die USA, China,
Indien und einige weitere Länder nicht bereit waren, die
anspruchsvollen Klimaziele der Europäer zu teilen. Nach
Cancún hingegen reisten die meisten Vertreter mit geringen
Emerging powers
Die IBSA-Staaten als Partner und Anführer
im globalen Kampf gegen den Klimawandel 1
Romy Chevallier
Mitigationskooperation
Aus diesen und anderen Gründen ist es für Entwicklungsländer müssen die Chan-
die Entwicklungsländer von Bedeutung, cen des Wirtschaftswachstums nutzen,
die sich durch einen kohlearmen Ent-
Kooperationen einzugehen, die auch die wicklungsverlauf ergeben.
Wirtschaft voranbringen können. Sie müssen
die Chancen wirtschaftlichen Wachstums nutzen, die sich
durch einen kohlearmen Entwicklungsverlauf ergeben.
Dazu gehört zum Beispiel ein gemeinsames Investieren in
die Erforschung und Entwicklung von Projekten für saubere
Energie.
Tabelle 1
Freiwillige Verpflichtungen in der Kopenhagener
Erklärung
Tabelle 2
Umgesetzte Zielvorgaben für erneuerbare Energien
Indien Zehn Prozent der Energie- Indien ist auf dem Weg, das Ziel bezüglich der er-
erzeugung bis 2012 neuerbaren Energie zu erreichen oder zu übertreffen,
da das Land schon 2009 acht Prozent erreicht hatte.
China Zehn Prozent bis 2010 und China erreichte 2006 einen Anteil von acht Prozent
15 Prozent bis 2020 seiner primären Energieerzeugung aus erneuerbaren
Quellen. Nun setzt es auf Wind- und Sonnenenergie,
um diese Ziele zu erreichen.
Indien
Brasilien
Brasilien, die Heimat eines der größten Öko- Brasilien führte einen nationalen Plan
systeme und Wälder des Planeten, hat ein zur Vorbeugung und Bekämpfung der
Entwaldung ein, der die Abholzung
multisektorales Programm entwickelt, um im Amazonas bis 2017 um 70 Prozent
mit Hilfe eines Satelliten-Überwachungssys- reduzieren soll.
tems die Abholzung in der Amazonasregion
zu bekämpfen. Zwischen 2005 und 2007 konnte die Abhol-
zungsrate um 52 Prozent reduziert werden.26 Außerdem
Südafrika
Süd-Süd-Kooperation in Technologieforschung
Laut einer Schätzung der internationalen Obwohl die Anzahl sauberer und ener-
Energieagentur sind etwa 45 Billionen Dollar gieeffizienterer Kohlekraftwerke in den
Entwicklungsländern zugenommen hat,
erforderlich, um bis 2050 neue, saubere muss für die Förderung der raschen
Technologien zu entwickeln und einzusetzen. technologischen Verbreitung noch viel
getan werden.
Obwohl die Anzahl sauberer und energie-
effizienterer Kohlekraftwerke und auch die
Umrüstung von Brennstoffquellen älterer Technologie vor
allem in den Entwicklungsländern zugenommen hat, muss
für die Förderung der raschen technologischen Verbreitung
noch viel getan werden. Dadurch wären die bestehenden
Quellen regenerativer Energien wirtschaftlich sinnvoll und
würden für die Entwicklungsländer eine leichter durchführ-
bare Option darstellen.
Schlussfolgerungen
Der Schlüssel für erfolgreiche CDM- Weitere Bereiche für eine potentielle Zusam-
Projekte liegt im Aufbau von Kapazi- menarbeit unter den Entwicklungsländern
täten in den Gastgeberländern und in
der Verbesserung der Investitionsan- wären die Gestaltung und Umsetzung von
reize für entwickelte Länder. CDM-Projekten. Der Schlüssel liegt im Aufbau
von Kapazitäten in den Gastgeberländern
sowie in der Verbesserung der Regelungen und Anreize
für entwickelte Länder zur Investition in Schlüsselsektoren
Indonesiens Rolle in
der internationalen
Klimapolitik
Finanzielle Anreize zum Schutz der
Waldbestände – Ein effektives Modell?
Zwischen Wachstumspotential
und Rechtslücken
9 | Ebd.
66 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 4|2011
Das populäre Etikett „Biodiesel‟ darf Das aus westlicher Perspektive populäre
nicht darüber hinwegtäuschen, dass Etikett „Biodiesel‟, verstanden als Alterna-
sich der Ausbau von Palmölplantagen
bislang noch negativ auf das Weltklima tive zu CO2-intensiven Energieträgern, darf
auswirkt. nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der
gegenwärtige Ausbau von Palmölplantagen bislang noch
negativ auf das Weltklima auswirkt. Das ausgestoßene
CO2, das erforderlich ist, um eine Infrastruktur für die
Palmölindustrie zu schaffen, liegt derzeit über den Emissi-
onseinsparungen durch Biokraftstoffnutzung. Die indone-
sische Umweltorganisation Walhi weist darauf hin, dass es
die Zentralregierung nicht vermag, Einnahmen aus dem
Forstsektor zu erzielen, die mit den Wachstumszahlen der
sich dort niederlassenden Branchen korrespondieren. An
Genehmigungen, um in Primärwäldern Bergbau zu betrei-
ben, verdiente die Regierung beispielsweise einen bis 2,50
Euro pro 100 Quadratmeter. 70 Prozent des Holzschlags
erfolgt gegenwärtig allerdings illegal.11
Als Mitglied der G-20 und als mit Abstand größte Wirt-
schaftsmacht in der ASEAN definiert Indonesien seine
Rolle in den internationalen Beziehungen als Sprecher
jener Länder, die sich im Prozess der Entwicklung befinden.
Die zuletzt geäußerte Kritik, dem außenpolitischen Selbst-
1. Ökonomisch-ökologisches Konfliktmuster
2. Politisch-gesellschaftliche Konfliktmuster
Fazit
Beim Ausstoß pro Kopf liegt China immer noch weit hinter
den USA und Europa, weshalb sich Peking bei den inter-
nationalen Klimaverhandlungen gegen ein
China argumentiert, die Industrielän- verpflichtendes absolutes Reduktionsziel aus-
der trügen eine historische Verantwor- spricht. China argumentiert, die Industrie-
tung für den Treibhauseffekt, und beruft
sich auf das Prinzip der „gemeinsamen, länder trügen eine historische Verantwortung
aber unterschiedlichen Verantwortung‟. für den Treibhauseffekt und sollten dieser
durch ehrgeizige Reduktionsziele Rechnung
tragen. Dabei beruft sich Peking auf das Prinzip der
„gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung‟,
das in der United Nations Framework Convention on
Climate Change (UNFCCC) festgeschrieben wurde. China
hat das Kyoto-Protokoll 1998 unterzeichnet und 2002
ratifiziert, gehört jedoch zu den Annex II-Staaten, für die
sich aus dem Beitritt keine Verpflichtungen zur Reduktion
ihrer Emissionen ergeben. China konnte allerdings vom
Kyoto-Protokoll profitieren, da es Annex I-Staaten die
Möglichkeit eröffnete, durch Projekte zur CO²-Reduktion
in Annex II-Ländern im Rahmen des Clean Development
Mechanisms (CDM), die eigene CO²-Bilanz zu verbessern.
Bis 2008 wurden über 1.500 CDM-Maßnahmen in China
genehmigt. Die Volksrepublik ist mit einem Anteil von
34 Prozent mit Abstand der wichtigste Zielort für solche
Projekte.6 Bei den Verhandlungen über ein Nachfolgeab-
kommen für Kyoto, das 2012 ausläuft, verfolgt Peking
das Ziel, dieses zu verlängern, ohne dass sich etwas an
der Unterscheidung ändert zwischen Annex I-Staaten,
für die bindende absolute Reduktionsziele gelten, und
den Schwellen- und Entwicklungsländern, die sich höchs-
tens freiwillig verpflichten können. In Positionspapieren,
die China im Februar und Mai 2009 an das Sekretariat
der UNFCCC versendet hat, wird eine Verringerung des
China hat sich auch bereits ein eigenes Ziel zur Reduktion
des CO²-Ausstoßes gesetzt. Im November 2009 kündigte
die Regierung an, die CO²-Intensität bis 2020 im Vergleich
zum Basisjahr 1990 um 40 bis 45 Prozent zu reduzieren.
Dieses Ziel wurde auch in den Kopenhagen-
Akkord vom Januar 2010 aufgenommen. Auf Im Oktober 2010 hat die chinesische
der Klimakonferenz in Cancún im Dezember Regierung in Tianjin zum ersten Mal im
eigenen Land eine UN-Klimakonferenz
2010 hat China sogar angedeutet, internatio- ausgerichtet.
nale Kontrollen seiner CO²-Emissionen zuzu-
lassen.8 Dies sind erste Anzeichen, dass China bereit ist,
eine aktivere Rolle in den internationalen Bemühungen
zum Klimaschutz zu spielen. Weitere Beispiele sind die
wachsende Delegationsgröße bei den internationalen
Klimaverhandlungen sowie die Tatsache, dass China im
Oktober 2010 in Tianjin zum ersten Mal im eigenen Land
eine UN-Klimakonferenz ausgerichtet hat.
Erneuerbare Energien
Windenergie
Selbst ein Ziel von 100 GW bis 2020 könnte sich als zu
gering erweisen. Nach unterschiedlichen Schätzungen
wird die gesamte installierte Leistung 2020 bei bis zu 250
GW und 2030 bei bis zu 680 GW liegen,
vorausgesetzt, dass bis dahin Lösungen für 2020 könnten zehn Prozent und 2030
Probleme der Netzintegration, Vorhersage sogar 16,7 Prozent des gesamten
Strombedarfs der Volksrepublik durch
und Speicherung von Windenergie gefunden Windenergie gedeckt werden.
werden können. Das würde bedeuten, dass
2020 zehn Prozent und 2030 sogar 16,7 Prozent des
gesamten Strombedarfs der Volksrepublik durch Wind-
energie gedeckt werden könnten.22
Solarenergie
China hat 2009 die USA als weltgrößten Markt für Auto-
mobile überholt.32 Der Anteil des Transportsektors am
gesamten Energieverbrauch ist im internationalen Vergleich
mit neun Prozent noch relativ gering, wird aber in den
kommenden Jahren aufgrund des starken Anstiegs bei der
privaten PKW-Nutzung rapide zunehmen. Der CO²-Ausstoß
durch den Straßenverkehr wird sich bis 2055 mehr als
verdreifachen. China bemüht sich, ihn zu begrenzen, und
hat als einziges Schwellenland bereits Standards für den
Benzinverbrauch eingeführt. Beim Spritverbrauch wurde
China ist zudem bemüht, die Nutzung alter- Peking plant, bis zu 33,3 Milliarden
nativer Antriebe in Fahrzeugen zu fördern. Euro zu investieren, um Weltmarkt-
führer bei der Produktion von Elektro-
Peking plant, bis zu 300 Milliarden RMB (33,3 und Hybridautos zu werden.
Milliarden Euro) zu investieren, um Welt-
marktführer bei der Produktion von Elektro- und Hybrid
autos zu werden. Laut Schätzungen der NDRC werden auf
Chinas Straßen 2015 bereits drei Millionen Hybridfahrzeuge
und 1,5 Millionen reine Elektrofahrzeuge fahren.34
Laut Expertenschätzungen wird zur Einen wichtigen Bereich für die Einsparung
Heizung von Gebäuden in Nordchina von Energie stellt die Förderung energieeffizi-
dreimal soviel Energie verbraucht wie
in europäischen Ländern mit vergleich- enten Bauens dar. Laut der Einschätzung von
baren klimatischen Bedingungen. Experten wird zur Heizung von Gebäuden in
Nordchina dreimal soviel Energie verbraucht
wie in europäischen Ländern mit vergleichbaren klima-
tischen Bedingungen. Im elften Fünfjahresplan wurden
Harmonie im Staatsauftrag
Wie Singapur mit Einwanderung und Integration
umgeht
Paul Linnarz
„Muskulärer Säkularismus‟
Mit dem erklärten Ziel, Neuankömmlinge zu Gemäß der „mother tongue policy‟
integrieren, so dass sie mit der Zeit Singa- fördert die Regierung nicht nur das
Erlernen von Englisch, sondern auch
purer werden, „in their outlook and iden- die Muttersprachen der verschiedenen
tity‟,11 fördert die Regierung aber nicht ethnischen Gruppen.
nur das gemeinsame Englisch, sondern
auch die Muttersprachen der verschiedenen ethnischen
Gruppen. Die so genannte mother tongue policy schreibt
eine wenigstens zweisprachige Schulausbildung vor.
Ursprünglich war auch sie der wirtschaftlichen Entwicklung
des noch jungen Staates geschuldet. Die Förderung und
Pflege der Sprachkenntnisse in Mandarin erleichterten
beispielsweise den Handel mit der Volksrepublik China.
Daran hat sich grundsätzlich nichts geändert. Ähnlich wie
Im Kindergarten wird in den drei Etwa die Hälfte der Drei- bis Sechsjährigen
hauptsächlichen Muttersprachen Chi- lernt bereits im Kindergarten Englisch.
nesisch (Mandarin), Tamilisch (Tamil)
und Malaiisch (Bahasa) unterrichtet. Daneben wird in den drei hauptsächlichen
Ab der Grundschule ist Englisch Unter- Muttersprachen Chinesisch (Mandarin), Tami-
richtssprache.
lisch (Tamil) und Malaiisch (Bahasa) unter-
richtet. Ab der Grundschule ist Englisch in den meisten
Fächern die Unterrichtssprache. Vom ersten bis vierten
Schuljahr werden neben Tamilisch auch nicht tamilische
indische Sprachen wie Hindi, Bengali, Gujarati, Punjabi
oder Urdu angeboten. Die orientation stage im fünften
und sechsten Schuljahr gliedert den muttersprachlichen
Unterricht in ein Basis-, ein Standard- und ein gehobenes
Niveau. Die Grundschule endet nach dem sechsten Schul-
jahr mit einer Abschlussprüfung. Das Ergebnis entscheidet
darüber, ob das Kind in den darauf folgenden Schuljahren
eine Special-, Express-, Normal (Academic)- oder Normal
(Technical)-Laufbahn einschlägt.
Special und Express sind für vier Jahre bis zum Abschluss
der zehnten Klasse angelegt. Beide Kategorien schließen
mit dem so genannten O-Level ab. Der Unterschied
besteht auch hier insbesondere in der Sprachausbildung.
Zwar wird neben Englisch jeweils Chinesisch, Tamilisch und
Malaiisch unterrichtet, Special führt den muttersprach
lichen Unterricht aber auf einem höheren Niveau. Wer im
Express-Zweig bis zum O-Level nicht die vom Staat defi-
nierten Mindestanforderungen an die muttersprachliche
Kompetenz erfüllt, muss ein Jahr verlängern.
Trotz der beeindruckenden wirtschaftlichen „Ich täusche mich keinen Moment da-
Entwicklung des Landes und der immensen rüber, dass unsere ethnischen, kultu-
rellen, sprachlichen und religiösen
Anstrengungen bei der Integration bleibt Unterschiede verschwunden sein könn-
das Thema also sensibel. „Ich täusche mich ten.‟ (Singapurs Staatsgründer Lee)
keinen Moment darüber, dass unsere ethni-
schen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Unterschiede
verschwunden sein könnten‟, warnte etwa Singapurs
Staatsgründer im Januar bei der Präsentation des Buches
Lee Kuan Yew: Hard Truths to Keep Singapore Going.18
Die jetzige und die künftige Generation sei verantwortlich
dafür, „to understand the vulnerability, the fragility of our
society and keep it in cohesion, keep it united and keep it
as it is today, tolerant of each other, accommodating each
other‟.19 Sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime wollten
einige Äußerungen in dem Buch aber nicht unkommentiert
Wilhelm Hofmeister
Welche Bedeutung dieser zusätzliche „Gipfel- Ob ASEAN plus Acht politische Ver-
prozess‟ besitzt, bleibt zunächst noch offen. einbarungen produziert, die auch ein-
gehalten werden, wird von manchen
Ob ASEAN plus Acht nun eher als sein Beobachtern in Südostasien bezweifelt.
Vorgänger (ASEAN plus Drei) zu politischen
Vereinbarungen führt, die auch eingehalten werden, wird
von Beobachtern in Südostasien bezweifelt. Sollten sich
China und die USA nicht über konkrete Fragen verstän-
digen können, könnte der EAS bald ein ähnliches Schicksal
erleben wie andere Foren, die den Charakter eines unver-
bindlichen „talk shop‟ angenommen haben. Für ASEAN
ergibt sich das Problem, nicht in die Gespräche zwischen
den beiden Großmächten eingebunden zu sein. Zudem
könnte China sein Interesse an regionalen Foren verlieren,
bei denen es nicht die Rolle der einzigen Großmacht spielt.
Tabelle 1
Politische Regime in Südostasien
moderater /
Kamboscha 6 5 nicht frei 4,1
Wahl-Autoritarismus
Indonesien 2 3 frei (Wahldemokratie) 7,0 defekte Demokratie
(geschlossener)
Laos 7 6 nicht frei 2,8
Autoritarisum
moderater /
Malaysia 4 4 teilweise frei 5,3
Wahl-Autoritarismus
(geschlossener)
Myanmar 7 7 nicht frei 1,7
Autoritarismus
Philippinen 4 3 teilweise frei 5,9 defekte Demokratie
moderater /
Singapur 5 4 teilweise frei 5,4
Wahl-Autoritarismus
Thailand 5 4 teilweise frei 5,3 defekte Demokratie
teilweise frei
Osttimor 3 4 k.A. defekte Demokratie
(Wahldemokratie)
(geschlossener)
Vietnam 5 5 nicht frei 3,3
Autoritarismus
Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass sich frühere Erwar-
tungen auf eine Konsolidierung und Ausweitung demokra-
tischer Entwicklungen in Südostasien nicht erfüllt haben.
Außer den Fortschritten bei der Konsolidierung von Demo-
kratie in Indonesien ist die demokratische Entwicklung
in Thailand und den Philippinen, den beiden Ländern, in
denen vor Jahren am ehesten eine Stabilisierung demo-
kratischer Verhältnisse erwartet worden war, keineswegs
ungefährdet. In den übrigen Ländern der Region sind die
Aussichten aufgrund politischer und struktureller Bedin-
gungen eingeschränkt.
In Malaysia haben seit den Wahlen von 2009, bei denen die
seit Jahrzehnten regierende Koalition ihre Zweidrittelmehr-
heit einbüßte, die politischen und gesellschaftlichen Span-
nungen zugenommen. Nicht zuletzt aufgrund wirtschaftli-
cher Probleme infolge der internationalen Krise zeigt sich,
dass das seit den sechziger Jahren herrschende System
einer Bevorzugung der malaiisch-muslimischen Mehrheit
bei einer Kooptation von Teilen der chinesischen und indi-
schen Minderheit an seine Grenzen geraten ist. Die Koopta-
tion der Chinesen und Inder über die Einbeziehung ethnisch
geprägter Parteien als Juniorpartner in die herrschende
Koalition der Nationalen Front (Barisa Nasional) funktio-
niert nicht mehr reibungslos. Die ethnischen Minderheiten
4|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 133
Grigorij Mesežnikov
Grigorij Mesežnikov
ist einer der wichtigs- Das Jahr 2010 war in der Slowakei voller bedeutender
ten Analysten der Ereignisse. Die Bürger entschieden über die neue Regie-
slowakischen Politik.
rung für die kommenden vier Jahre, über die Qualität
Er ist Mitbegründer
des Institute for ihrer Beziehung mit Ungarn, dem Nachbarn im Süden,
Public Affairs (IVO) die Beziehung der slowakischen Bevölkerung zu den
in Bratislava und
Minderheiten (vor allem ethnischen Ungarn) und darüber,
seit 1998 dessen
Präsident. wie sich die Slowakische Republik als Mitgliedsstaat der
EU bezüglich der Entscheidung über die Beteiligung am
Euro-Rettungsschirm verhalten sollte. Es war sowohl für
die Bürger als auch für die Politiker das Jahr der schweren
Entscheidungen.
Tabelle 1
Ergebnisse der Parlamentswahlen in der Slowakei
am 12.06.2010
Kaum jemand bezweifelte vor der Wahl, dass Wäre es zum Rücktritt Radičovás ge-
Radičová ihr Rücktrittsversprechen halten kommen, hätten die Chancen auf die
Bildung einer Koalition aus vier Mitte-
würde, falls Trnka wiedergewählt würde. Wäre Rechts-Parteien bestenfalls mager aus-
es tatsächlich dazu gekommen, hätten die gesehen.
Chancen auf die Bildung einer Koalition aus
vier Mitte-Rechts-Parteien bestenfalls mager ausgesehen.
Fico hätte sich sicher mit Präsident Gašparovič zusammen-
getan mit dem Ziel der schrittweisen Rückkehr an die
Macht, unter gewissen Umständen sogar durch vorgezo-
gene Wahlen.
Wirtschaftsexperten der Oppositions- Die Opposition hatte vor den Wahlen ver-
parteien zeigten auf, dass die Slowakei sprochen, die Bedingungen für die Unterstüt-
für ein weiter entwickeltes Land wie
Griechenland die Spenderrolle nicht er- zung Griechenlands, sollte sie an die Macht
füllen könne. gelangen, noch einmal zu prüfen und die Hilfe
womöglich zu verweigern. Wirtschaftsexperten der Oppo-
sitionsparteien zeigten auf, dass die Slowakei als weniger
entwickeltes, postkommunistisches Land mit schwächeren
makroökonomischen Indikatoren die Spenderrolle für ein
weiter entwickeltes Land wie Griechenland nicht erfüllen
könne. Nach der Machtübernahme durch die Mitte-Rechts-
Parteien verkündete die neue Regierung, die slowakische
Wirtschaft befinde sich nach vier Jahren der populisti-
schen Herrschaft Ficos in einem schlechteren Zustand
als die Opposition selbst vor den Wahlen erwartet hatte.
Das Wachstum des BIP war im Vergleich zu den vorange-
gangenen Jahren stark gesunken und hatte rote Zahlen
erreicht. Das Haushaltsdefizit war auf fast acht Prozent
gestiegen. Darüber hinaus argumentierten die Vertreter
der neuen Regierung, dass die EU bei der Entscheidung
über den Notfallplan für Griechenland nicht alle Aspekte
berücksichtigt habe. So habe Griechenland in den vergan-
genen Jahren wissentlich seine Staatsfinanzen gefährdet.
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Was nun?