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John C.

Lilly

Das Tiefe Selbst

Untersuchungen und Erfahrungen erweiterter Bewußtseinszustände


„Unsere Suche nach Wegen, auf denen unser Geist nicht erkrankt und der
Mensch sich in den innersten Realitäten weiterentwickelt, hängt von den
Fortschritten ab, die wir in diesem Bereich machen. Meine Hoffnung ist, daß
dieses Buch dazu beitragen wird, einen Weg durch eine der unwegsamsten
Regionen in unserer intellektuellemotionalen Zone zu finden.“
ISBN: 3859142216
Sphinx Verlag, Basel
Erscheinungsdatum: 1988

Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!


Inhalt

Worte des Autor .....................................................................5


Danksagung ............................................................................. 6
Widmung ................................................................................. 7
Einleitung ................................................................................ 8
Vorwort Craig S. Enright ..................................................... 15
1. Physikalischphysiologische Isolation - Erfahrungen im Tank
............................................................................................... 26
2. Flotation und physikalisch-physiologische Isolation unter
Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse......................... 32
2.1 Zur Physiologie in der Isolation im Tank ..........................40
2.2 Psychopharmakologie ......................................................48
2.3 Selbstmetaprogrammierung im Tank ................................54
2.4 Wie man Tankerfahrungen außerhalb des Tanks nutzen kann
............................................................................................56
3. Physikalischphysiologische Isolation: Der Zustand stillen
Friedens im Gegensatz zum Zustand«sensorischer Deprivation»
............................................................................................... 58
4. Das Selbst als isolierter Beobachter/Träger eines
Geschehens/Operators ........................................................... 61
5. Die Sphären der Realität: der Metaglaube -Operator......... 65
6. Der begrenzte Geist eingeschlossen im Gehirn: Ein
kybernetisches Glaubenssystem............................................. 79
7. Der unbegrenzte Geist: Die Freiheit des Tiefen Selbst........ 96
8. Betrachtungen zu fundamentalen Mechanismen positiver
und negativer Motivationssysteme (1958) .............................113
9. Psychophysiologische Grundlage für zwei Arten von
Instinkten und ihre Bedeutung für die psychoanalytische
Theorie (1960).......................................................................130
10. Zur Konstruktion des Tanks: Bautechnische und
verwendungstechnische Standards........................................145
11. Aufzeichnungen von Erfahrungen im Tank ....................160
Anhang .................................................................................166
Die Entwicklung der Hypothese von der Begrenztheit des
Geistes............................................................................... 166
Die Meta-Überzeugung von der Begrenztheit des Geistes -
Grundsätzliche Definitionen................................................ 178
Die Simulationen................................................................ 180
Die Energiequellen der ZNS für Simulationen unter
Einbeziehung der äußeren Realität (ä.R.).............................. 189
Hyperstabilität und physikalischphysiologische Isolation ...... 191
Gewaltsame Indoktrination und die physikalischphysiologische
Isolation ............................................................................. 195
Die Programmierung der inneren Realität (i.R.) und
Simulationssphäre: P0 als nützlicher Metaglaube und seine
Anwendung........................................................................ 196
Bibliograhpie ..................................................................... 208
Gesetze als solche machen niemanden besser; man muß
gewisse Dinge praktizieren, um sich auf die innere Wahrheit
einzustimmen. Diese Form der Wahrheit hat nur wenig
Ähnlichkeit mit der für uns sichtbaren Wahrheit.

The Tales of Nasrudin Idries Shah


Worte des Autor

Um unparteiisch, leidenschaftslos, objektiv, generell für alles


offen zu werden, muß man das Glaubensniveau in all seinen
Glaubensgebäuden auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls
neu regulieren. Wenn der Mensch je echte Organismen mit einer
größeren Weisheit, einem größeren Intellekt und einem größeren
Geist zu Gesicht bekommen sollte, dann müssen wir generell für
alles offen, empfänglich sein und dürfen uns nicht von unseren
Leidenschaften und Vorurteilen einnehmen lassen. Unser
Bedürfnis zu phantasieren muß vorweg analysiert worden sein
und so gesehen werden, wie es ist bzw. wie es nicht ist, oder wir
werden in noch ernsthafteren Schwierigkeiten stecken, als es
heutzutage schon der Fall ist.
Unsere Suche nach Wegen, auf denen unser Geist nicht
erkrankt und der Mensch in den innersten Realitäten
vorankommt, hängt von den Fortschritten ab, die wir in diesem
Bereich machen. Viele Menschen haben sich da schon
abgemüht: meine Hoffnung ist, daß diese Arbeit dazu beitragen
kann, einen Weg durch eine der unwegsamsten Regionen in
unserer intellektuellemotionalen Zone zu finden.
John C. Lilly
Danksagung
Um einen Platz zu schaffen, wo man Bücher verfassen, Tanks
bauen und diese auf einfache, produk tive und reizvolle Weise
benutzen kann, muß jemand da sein, der sich der Aufgaben im
Haus, der Korrespondenz und Besucher annimmt und mit den
einzigartigen Individuen diplomatisch verkehrt. Es ist Antonietta
Lillys Verdienst, daß alles wunderschön klappte. Sie setzte dies
in erster Linie in Gang. Ihr Geschmack, ihre Fähigkeit, sich im
Umgang mit anderen klar zu verständigen, und ihre Ideen und
Pläne haben es möglich gemacht, daß ein Tiefes Selbst nach
dem anderen miteinander in Verbindung trat und sie gemeinsam
dieses Buch schufen. Wir sprechen ihr unseren aufrichtigen
Dank aus. Sie sorgte immer für einen reibungslosen und
kreativen Ablauf.
Wir wissen auch die Hilfe und Fürsorge unseres
Herausgebers, Jonathan Dolger von Simon & Schuster, und
seines Assistenten Dee Ratterree und die peinliche Genauigkeit
von Elaine Waters zu schätzen.
Unser Agent, John Brockman, hat so manchen wichtigen
Punkt mit ausgesprochenem Witz und erbarmungsloser
kosmischer Liebe beigesteuert.
Wir wollen uns auch bei den über fünfhundert Personen
bedanken, die in den fünf Jahren vor Erscheinen dieses Buches
mit dabei waren, sich in unseren Tanks selbst zu unterweisen
und zu lernen.
Wir bedauern, daß in diesem Buch nicht alle zu Wort
kommen können. Viele Faktoren begrenzen den Umfang dieses
Buches, die außerhalb der Wünsche und Kontrollmöglichkeiten
des Autors liegen. Wir hoffen aber, daß unsere recht willkürlich
getroffene Auswahl aus der Menge der Erfahrungsberichte die
immense Vielfalt hinreichend ausdrückt, um zahlreiche andere
Persone n neugierig zu machen.
Widmung
Für Craig Enright, M. D., für seinen Mut, sein Verständnis,
sein mitfühlendes Wesen und seine persönlichen Erforschungen
des Tiefen Selbst.
Craig Enright starb 1975 an den Folgen eines Autounfalls in
Big Sur, Kalifornien. Er war gerade dreiunddreißig Jahre alt. Er
gehörte zu einer neuen Art von Arzt: er war einer, der sich des
riesigen Spektrums der Seinszustände des menschlichen Geistes
ganz bewußt war. Er hatte das weite Spektrum seines eigenen
Geistes häufig persönlich erfahren und derartige Erfahrungen
bei seinen Freunden und Patienten in höchstem Maße gewürdigt.
Er kundschaftete die inneren Sphären aus und setzte dabei jedes
verfügbare Mittel ein. Er tauchte, spielte Gitarre, fuhr Motorrad
und war ein hervorragender Erzä hler, ein Enthusiast auf der
Suche in vielen inneren und äußeren Sphären. Er war ein
ausgezeichneter Therapeut für Körper, Geist und Seele. Er fehlt
uns.
Einleitung
Der Biocomputer des Menschen ist jeden Tag fleißig am
Arbeiten. Er programmiert, wird programmiert, sucht neue
Programme für die Zukunft, denkt über alte nach und tätigt
alles, was unterdessen nötig ist. Die einzige wirkliche
Ruhepause, die man hat, ist, sich abends ins Bett zu legen und
zu schlafen. Dort kann man all das beiseite lassen und zuweilen
in ganz andere Sphären von Gedanken, Erfahrungen und
Emotionen kommen, die nicht unbedingt zum Alltag und der
allgemeinverbindlichen Realität gehören, die größtenteils von
unserer Gesellschaft und durch uns, die wir darin aufgehen,
programmiert wird.
Ähnlichen Abstand gewinnt man, wenn man weiß, wie man
meditiert, Autohypnose praktiziert, mit Tag- und Nachtträumen
umgehen kann oder so deutlich und klar träumt, als ob man
wach wäre und in der fremdartigen und wunderbaren
Traumsphäre voll funktionierte.
Gewöhnlich spielt sich das alles im Schlafzimmer ab, und in
der Nacht, zu einer Zeit, in der die Mitmenschen mit der
Übereinkunft leben, dich allein zu lassen und dich, ohne zu
stören, tun zu lassen, was du willst. Es gibt mittlerweile
zumindest einen weiteren Ort, wo man diese seltene Freiheit hat,
das zu denken, zu fühlen, im Inneren zu tun, was man sich selbst
und kein anderer für einen aussucht.
Ich fand, erfand, entdeckte diesen Ort, wurde als erster
dorthin geführt, gelenkt; ich brauchte einen solchen Ort, um
mich persönlich erforschen zu können, sowie das Universum,
das Göttliche, das Neue und Unerwartete, das, soweit mir
bekannt war, niemand vorher gesehen oder programmiert hatte.
Dieser Ort hat verschiedene Namen: Isolationstank,
Flotationstank, Einsamkeitstank, Fruchtwasserbox,
Samadhitank, ein Platz, den man mieten kann, um das Nichts zu

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suchen und anderes mehr. Als ich 1954 zum ersten Mal in der
Stille, Dunkelheit und Nässe des Tanks flotierte und ganz allein
war, wurde er für mich nach zehn Stunden die Sphäre von
Isolation - Einsamkeit - Abgeschlossenheit, Glückseligkeit -
Freiheit. Ich merkte, daß mir niemand glauben würde, wenn ich
das so sagen würde. Jeder war immer noch mit
Glaubenssystemen verhaftet, denen zufolge das, was ich tat,
Angst und Bange machte und daher tunlichst zu vermeiden war.
Schließlich handelte es sich doch um sensorische Deprivation.
Ich wußte nichts von sensorischer Deprivation. Ich fand, der
Tank war und ist eine riesige und reiche Quelle für neue
Erfahrungen bzw. «Innenerfahrungen», wie Franklyn- Merrell
Wolff sie nennt. Es wird einem nichts weggenommen; man wird
mit etwas belohnt.
Manches, was ich im Lauf der Jahre im Innern erfuhr, war
von der allgemeinverbindlichen öffentlichen Meinung und
Realität so weit entfernt, daß ich mit meinen Kollegen am
National Institute of Mental Health nicht darüber sprach.
Meiner Erwartung nach wären sie mit Urteilen wie:«Das sind
psychopathologische Anwandlungen: er muß geisteskrank sein»,
schnell zur Hand gewesen. Die ersten zwei Jahre behielt ich die
Sache für mich und freute mich über das, was ich allein ohne
einmischendes Urteil von außen entdeckte. Ich war glücklich
über die grundlegenden Entdeckungen, Enthüllungen und
Einsichten und außerirdischen Freunde, die ich fand, weil ich sie
nicht suchte. Manchmal hatte ich ein solches Glücksgefühl, daß
ich versucht war, es mit anderen zu teilen. Jahre zuvor hatte ich
erfahren, daß es besser war, mit niemandem über meine
psychoanalytische Arbeit zu sprechen: die neuen Ideen und
Einsichten verloren beim Erzählen ihre Kraft.
Ich war in der glücklichen und privilegierten Lage, als erster
in die Sphären zu kommen, die im Tank möglich sind. Es gab
keine Literatur darüber, die meine inneren Erfahrungen
programmierte, niemanden, der mehr wußte als ich und mir

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Ratschläge erteilen oder mir etwas beibringen konnte. Ich war
wirklich frei!
Noch bis vor einigen Jahren teilte ich niemandem mit, was
meine Aktivitäten oder Ergebnisse waren. Mir stand es
vollkommen frei, zu integrieren und zu forschen, wie ich es für
nötig befand. Während der ersten zwei Jahre bekam ich von
meinen Kollegen am National Institute of Mental Health
(NIMH) LSD-25 angeboten, das ich wortlos zurückwies. Die
Gründe standen im Zusammenhang mit meiner Tank-Arbeit und
was ich«meine zerebrale und geistige Grundlinie» nannte, ohne
Modifikation durch chemische Mittel oder durch das, was
andere glaubten.
Zehn Jahre lang war ich mit der Entwicklung dieser
Grundlinie beschäftigt, die lautet:«Was ich im Grunde glaube,
ist unglaublich, ist unfaßbar.» 1964, nach Ablauf dieser zehn
Jahre, fühlte ich mich bereit, LSD25 in einem Tank mit
Meerwasser im Laboratorium des Instituts zur
Kommunikationsforschung in St. Thomas auf den Virgin Islands
auszuprobieren. Dort fand ich folgendes Metaprogramm, wie im
Tank zu verfahren ist:
In der Provinz des Geistes, der im Tank isoliert ist, ist das,
was man für wahr hält, entweder wahr, oder es wird innerhalb
bestimmter Grenzen wahr. Diese Grenzen müssen experimentell
und durch Erfahrung gefunden werden, Dann wird man
feststellen, daß sie nur weitere Überzeugungen sind, die
transzendiert werden müssen. Die Provinz des Geistes kennt
keine Begrenzungen.
Die Provinz des Körpers hat Grenzen, die experimentell und
durch Erfahrung herausgefunden werden müssen.
Diese Grenzen sind absolut und können nicht transzendiert
werden.
Wer mehr darüber wissen will, dem empfehle ich, meine
Bücher Im Zentrum des Zyklons, Der Scientist (und

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Programming and Metaprogramming in the Human
Biocomputer) zu lesen. Wer das tut, ist natürlich nicht mehr so
frei wie ich es einst war: frei, außergewöhnliches Glück,
außergewöhnliche Angst zu erleben: frei, alles zu sein, was ich
oder eine übermenschliche Form von Intelligenz manchmal
unverhofft wollte. Wer mir nicht glaubt, soll es auf seine eigene
Art versuchen: das Universum ist riesengroß, und ich bin nur ein
menschliches Wesen, das all das aufschreibt, für dich, ein
anderes menschliches Wesen auf diesem Planeten.
Es ist ein seltenes Ereignis, wenn ein Autor und Forscher die
Gelegenheit hat, einer neuen Generation von Forschern und
Suchern etwas vollkommen Neues vorzustellen, das (zum
Zeitpunkt des Entstehens dieses Buches) auf 23jähriger
Forschungsarbeit beruht. Dieses Buch und die darin zum
Ausdruck kommende Methode und Theorie nahmen im Verlauf
dieser vielen Jahre eine langsame, aber stetige Entwicklung. So
war ausreichend Zeit vorhanden, um Hunderte von persönlichen
Beobachtungen und Erfahrungen durchzuführen und Hunderten
von anderen Personen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen
Beobachtungen und Erfahrungen unter entsprechend
kontrollierten Bedingungen zu machen (Kapitel 11). Die Zeit
reichte auch aus, um diese Daten genügend zu integrieren und
dadurch eine augenblickliche theoretische Position zu schaffen,
mit der ich als Forscher relativ zufrieden bin (Kapitel 6, 7 und
Anhang). Dieses Buch ist eine Zusammenfassung der
entwickelten Methode (Kapitel
2), einiger persönlicher Erfahrungen und Experimente, der
Arbeit anderer (Kapitel 3) und des Entwicklungsstands der
Theorie im Jahre 1977.
Im Verlauf all der Jahre, beginnend mit der ersten
Entwicklung 1954 wurde die ursprüngliche Methode der
Isolation und Abschottung im Tank weitgehend vereinfacht und
sicherer. Es sind eindeutige und notwendige Normen für die
Sicherheit bei der Herstellung und Verwendung eines solchen

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Tanks entwickelt worden (Kapitel 10).
Daraus ergab sich eine Technik, die jetzt in relativ perfekter
Form bereitsteht und von anderen benutzt werden kann, ohne
daß sie unter meiner direkten Aufsicht sein müssen.
Andere Forscher, die anderes Wissen, andere Ziele
mitbringen, können diese Methode nun für ihre eigene Arbeit
einsetzen. Wer sich für die Erforschung der
physiologischpsychologischen Auswirkungen der Isolation
interessiert, oder für meditative Methoden und Prozesse, für
Anwendungen im Therapie- und Ausbildungsbereich, für die
medizinische Verbesserung traumatischer Körperschäden, oder
für psychopharmakologische Anwendungen, der hat nun eine
ausgetestete, entwickelte Methode zur Hand, die sich für die
eigene Arbeit und Forschung einspannen läßt.
Für mich, den Autoren, war diese Methode im Verlauf der
Jahre ein Forschungsinstrument. Ich wandte sie ebenso für die
philosophischen wie für die wissenschaftlichen Fragen nach der
Beschaffenheit der Realität an, sowohl in Hinblick auf ihre
inneren als auch auf ihre äußeren Aspekte. In den ersten zehn
Jahren (1954-1964) wurde die Tank-Methode primär zur
Selbstanalyse herangezogen und während dieser Zeit meine
Psychoanalyse unter Dr. Robert Waelder in den Jahren 1949 bis
1953 fortgesetzt. In dieser Zeit entwickelte ich im Tank
Selbstdisziplin: ich lernte, meine eigenen inneren Realitäten zu
tolerieren. Ich lernte das Unerwartete in den inneren Sphären
erwarten. Ich lernte, spontane Ereignisse zuzulassen und sich
entwickeln zu lassen, soweit es die augenblickliche
Toleranzgruppe jeweils erlaubte. Ich lernte auch, diese inneren
Realitäten in meiner äußeren allgemeinverbindlichen Realität
nicht über die Maßen auszuposaunen, jedenfalls nicht weiter, als
es meiner Meinung nach meinen Kollegen und me inem
beruflichen Milieu zumutbar war. Meine erste wissenschaftliche
Arbeit (über den Isolationstank) schrieb ich 1956. Sie reflektiert
die Sorgfalt, mit der ich meine Erfahrungsberichte herausgab

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und in einen einigermaßen akzeptablen Zusammenhang für
meine damaligen Kollegen brachte. 1961 veröffentlichte ich mit
einer psychiatrisch orientierten Kollegin, Jay T. Shurley, einen
zweiten, vorsichtig formulierten Aufsatz über die Tankmethode.
1964 ergaben sich häufige Gelegenheiten, meine Forschungen
mit der Isolation im Tank auszuweiten, eingeschlossen die
Zuhilfenahme psychopharmakologisch aktiver Substanzen.
Durch die Unterstützung mehrerer Kollegen (Dr. Sydney Cohen,
Dr. Charles Savage, Constance D. Tors, Ivan Tors), des National
Institute of Mental Health und der Firma Sandoz in Basel war
ich in der Lage, meine Forschungen in die tieferen Winkel der
inneren Realitäten weiter zu betreiben. Diese
Forschungsresultate aus den Jahren 1964-66 wurden in einem
mit großer Sorgfalt herausgegebenen Buch zusammengetragen:
Programming and Metaprogramming in the Human
Biocomputer. Weitere Ergebnisse finden sich in meinem Buch
Im Zentrum des Zyklons.
1973 ergab sich eine Gelegenheit, die Arbeit mit der Isolation
im Tank in Malibu, Kalifornien, weiter auszubauen. Es entstand
ein Zuhause, in dem rundherum fünf Tanks untergebracht
waren. Von 1973 an benutzten außer mir zahlreiche andere
Personen die Tanks und berichteten, in persönlichen
Aufzeichnungen von ihren Erfahrungen (Kapitel 11). 1974
reduzierten wir die Anzahl der Tanks auf zwei, die in einem
kleinen isolierten Gebäude standen. Nur ein paar sorgsam
ausgesuchte Personen machen augenblicklich von dieser
Möglichkeit Gebrauch; denn wieder einmal ist für mich die
persönliche Arbeit dominierend.
Zur Zeit werden Untersuchungen gemacht, ob und wie sich
die Methode der Isolation im Tank auf alltägliche Probleme
anwenden läßt, z. B. in Ruhezeiten und für nicht
forschungsorientierte Zwecke. Die Sicherheit ist nun so gut, daß
relativ ungeschulte Personen den Tank verwenden können. Der
Auftrieb in einer Lösung aus Epsomer Bittersalz und Wasser bei

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einer Dichte von 1,30g/cm3 erlaubt, daß der ganze Körper in
Rückenlage mit Kopf, Armen, Beinen und Leib auf der
Oberfläche treibt (Kapitel 10).

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Vorwort
Craig S. Enright
Einsamkeit. Dieses Wort hat bei mir immer Bilder
hervorgerufen, wie ich allein durch bewaldete Berge mit klaren
Gebirgsbächen und satten Hängen streife; ein Gefühl, mich von
meinen gewöhnlichen Alltagsverstrickungen zu lösen, in die
unbefleckte Natur zu gehen und mich zu erquicken. Diese
Assoziationen begannen sich im Sommer 1973 plötzlich zu
verschieben, als die logische Erweiterung der Vorstellung von
Einsamkeit sich in der Form eines Tanks zur sensorischen
Isolation manifestierte, der tatsächlich nichts enthielt; über 99
Prozent der äußeren Reizeinflüsse bleiben abgeschirmt:
Ein schwarzes Loch im psychophysikalischen Raum; der freie
Fall durch den psychologischen Äther.
Natürlich legte ich mich sofort hinein und verließ prompt
meinen Körper, vielleicht, weil ich kurz zuvor Robert A.
Monroe's Buch, Der Mann mit den zwei Leben, gelesen hatte.
Kleine unerwartete Begebenheiten wie die Erfahrung, sich vom
Körper zu lösen, passierten mir während meiner Liegungen im
Tank immer wieder, und ich kam auch immer wieder ins
Staunen, wenn ich im Tank lag und erkannte, worin seine
permanent-karmische Fähigkeit lag - Dinge hervorzuholen, die
in den Nischen des Geistes und Körpers versteckt sind.
Sich in den Isolationstank zu begeben, ist viel einfacher, als
eins der anderen Raumschiffe zu besteigen. Ich steige einfach
ein, strecke mich in der Lösung aus MgSO4 (7H2O) (Epsomer
Bittersalz) und Wasser aus, die genügend Auftrieb gewährt und
eine neutrale Temperatur beibehält, weder warm noch kalt ist,
und lasse mich treiben. Der Tank ist im Innern absolut dunkel
und eigentlich gegen jedes Geräusch von außen abgeschirmt
(Vibrationen von Flugzeugen im niedrigen Frequenzbereich

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dringen allerdings durch und erschrecken einen ziemlich - man
ist Millionen Kilometer weit draußen im Raum, um einen herum
nichts als embryonale Stille, und plötzlich beginnt der Logos,
aus allen Richtungen von innen und außen die Vibration des
Universums, den Stoff zu durchdringen, aus dem das
Bewußtsein zusammengesetzt ist.). Im allgemeinen vergehen die
ersten Minuten im Tank damit, daß man Körperempfindungen
beobachtet. Innerhalb sehr kurzer Zeit spürt man die Oberfläche
des Wassers nicht mehr, die bei jedem Ein- und Ausatmen steigt
und wieder sinkt. Die Empfindung fällt unter die Schwelle, an
der sie bewußt ist. Am Anfang konnten in dem eher aggressiven
Yang-Medium von Natriumchlorid (NaCl) kleinere
Hautverletzungen und Abschürfungen diesen Zustand
hinausschieben, wobei sich nie sagen ließ, wie lange. Mit der
Verwendung von MgS04 wird die tragende, Flüssigkeit sehr
weich und yin. Die Haut fühlt sich tatsächlich geschmeidig an.
Wenn der Körper vollkommen entspannt ist, verlieren sich die
kleinen Wellen, die man sonst erzeugt. Der Körper nimmt
automatisch eine Lage ein, in der alle Muskelpartien, Agonisten
ebenso wie Antagonisten, bei angewinkelten Knien und
Ellbogen genau im Kräftegleichgewicht sind. Die äußeren
Kräfte und Reize sind fast auf Null reduziert; die einzigen
wirkenden Kräfte sind innere Kräfte - Energiekräfte, die
innerhalb des Körpers in Muskeln, Sehnen und Bändern
gespeichert sind, die physikalische Aufzeichnung unseres
Lebens in einem Gravitationsfeld - und solche, die einen sich
dauernd verändernden Bewußtseinsstrom bilden, der losgelöst
von den äußeren Reizen, an denen wir uns dauernd und
unbewußt orientieren, frei fließt. Wenn sich mein Körper im
Tank vollkommen entspannte, wurde mir eine Menge klar über
die üblichen Verspannungen und Versteifungen meines Körpers
aufgrund alter Verletzungen und der asymetrischen Haltung, die
ich ihm gewöhnlich gab.
Hier beginnt die Erfahrung, und dabei will ich es belassen.

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Denn wer in den Tank geht, hat eine Fülle von möglichen
Erfahrungen vor sich; Berichte aus erster Hand kann man an
anderer Stelle in diesem Buch lesen. Sie wurden seit Beginn der
Fertigstellung der Einrichtungen auf der Decker Canyon Ranch,
dem Zuhause von John und Toni Lilly, in Malibu, Kalifornien,
gesammelt. Alles begann 1973, und bisweilen waren fünf Tanks
gleichzeitig in Betrieb. Es lag auf der Hand, daß wir in bezug
auf das Anwesen bald vom Lilly-Teich sprachen (die offizielle
Anschrift ist Human Software, Inc.). Daß diese Tanks
eingerichtet wurden, war das Ergebnis einer Zusammenarbeit
zwischen John, der seit den frühen fünfziger Jahren eine Serie
verschiedener Tanks benutzt hatte, und Glenn Perry, einem
Computerprogrammierer und Techniker, Gründer und Präsident
der Samadhi Tank Company in Los Angeles.
Steve Conger entwickelte quaderförmige Tanks, ungefähr 102
cm breit, 230 cm lang und 125 cm hoch. Sie waren aus
Furnierholz gebaut, mit Vinyl überzogen worden und hatten
ausreichend große Öffnungen, so daß man bequem ein und
aussteigen konnte.
Zusätzlich waren die Tanks mit je einer Pumpe für die Luft-
und Wasserversorgung, einem Bakterienfilter und einem System
zur Thermoregulierung ausgerüstet, das die Temperatur im
Tankwasser bei etwa 33, 9 Grad Celsius hielt. Ein vierter Tank
kam erst später hinzu; er war aus Fiberglas, größer und hatte die
Form eines symmetrischen zweischaligen rechtwinkeligen
Prismas; liebevoll hatte man diesen Tank den Weißen Wal
genannt. Noch etwas später entstand der fünfte Tank; er wurde
aus Zementblöcken anhand einer runden Vorlage mit einem
Innendurchmesser von fast 2, 3 Metern gebaut. John, Joe Hart
und Will Curtis hatten sich diesen Tank in den Kopf gesetzt. Im
Inneren dieses Rundtanks hatte das Wasser eine Linksdrehung;
eine volle Umdrehung dauerte fünf Minuten. Ich erwähne diese
verschiedenen Tankformen, weil sie die Erfahrung auf
bestimmte Art beeinflussen. Der Rundtank war besonders

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einmalig, denn obwohl man die langsame Drehbewegung
überhaupt nicht bemerkte - außer man berührte die Seitenwand
oder den Boden -, wußte man es auf einer anderen Ebene ganz
genau, wie man auch wußte, daß man sich in einem geräumigen
Lotus-Behälter befand daß man ein wirkliches, lebendes,
empirisches Mandala war -, was einmalige kosmische
Erfahrungen mit sich brachte.
Bei denen, die den Tank täglich nutzten, kam es zudem zu
manchen faszinierenden psychologischen Phänomenen (siehe
die Tankberichte in diesem Buch). Ich möchte aber zu einer
anderen Perspektive hinsichtlich der sensorischen Isolation im
Tank und des Bewußtseins übergehen und ein paar
Überlegungen aus dem Blickwinkel meiner vergangenen
Ausbildung in den technischen Wissenschaften, wie wir sie in
unserer westlichen Kultur verstehen, anstellen.
In der Zeit seit meiner Graduierung als Arzt an der
medizinischen Universität haben sich meine Vorstellungen über
Krankheiten und ihre Ursachen drastisch verändert.
Drei Jahre lang am Esalen Institut in Big Sur, Kalifornien, zu
leben und täglich Erfahrungen mit einer unglaublichen
Gemeinschaft von Leuten zu machen, die das Bewußtsein
erforschen wollten, war eine große Bereicherung. Eine sehr
wichtige Lektion war für mich damals die Erkenntnis, daß jeder
von uns für alles, was in unseren Leben passiert, ganz
verantwortlich ist. Ich weiß nicht, wie oft und über welche
Wege ich diese Mitteilung schon bekommen habe, aber jedes
Mal ist es wie:«Ja richtig, wann werde ich endlich daran
denken?» Für mich und viele andere ist das eine bedeutende
Lektion, und ich bin ganz zufrieden damit und knabbere daran
so lange, bis ich sie wirklich assimiliert habe. Ich wiederhole es
sowohl für mich selbst als auch für den Leser:«Wo immer ich
bin, und was immer sich in meinem Leben ereignet, ich bin für
mein Dasein selbst verantwortlich, und es ist meine
Verantwortung, es zu ändern, wenn es mir nicht gefällt. » Ich

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bin durch sehr viele Veränderungen gegangen, und eine der
bedeutendsten war die Änderung in meinen alten Auffassungen
von präventiver Medizin und davon, wie die meisten Leute
erkranken, an Unbehagen leiden.
Die westliche Medizin ist im Wesentlichen symptom- und
krankheitsorientiert und behandelt folglich immer Effekte, statt
daß sie den gesamten Organismus für ausgewogen und
abgestimmt hält und für wichtig erachtet, daß er funktioniert.
Anders ausgedrückt, sie kümmert sich um Effekte, statt daß sie
in erster Linie die Gesundheit erhält.
Dort, wo die technologischen Methoden greifen können, ist
die medizinische Prävention äußerst effektiv - z.B. in der
Pockenschutzimpfung oder bei der Verhinderung von Cholera
und Typhus unter Einsatz von Abwassersystemen und
Chlorzusätzen. Aber die Vorläufer, Veranlagungen, Ursachen
eines Unbehagens sind nicht nur äußerlich und objektiv
vorhanden, sondern auch innerlich und subjektiv.
In diesem Bereich gelten die Spielregeln des Bewußtseins.
Zur Illustration: Wir alle wären im Fall eines Alkoholikers mit
begleitendem Leberleiden übereinstimmend der Meinung, daß er
sich den Prozeß selbst ausgesucht hat; wir würden wenigstens
meinen, daß er potentiell in der Lage ist, seine Gesundheit nicht
zu schädigen, indem er aufhört, so viele Moleküle von
Äthylalkohol zu sich zu nehmen.
Ohne es zu rechtfertigen oder zu verurteilen, können wir
sagen, daß er auf einer bestimmten Stufe für seine Situation
selbst die ganze Verantwortung zu tragen hat. Dies ist ein sehr
deutliches Beispiel, aber nicht alle Gesundheitsstörungen sind
es. Es gibt zahlreiche komplexe Krankheitssymptome, deren
Ursachen vollkommen im Dunkeln liegen oder nur teilweise
verstanden werden. Sind Krankheitserscheinungen wie Krebs,
Leukämie, Multiple Sklerose, Polyarthritis (Reiter-Krankheit)
und andere Collagenkrankheiten einfach nur Beispiele für

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kosmisches Pech im Leben, von dem die Opfer solcher
Krankheiten zufällig befallen sind? Selbst wenn Forscher einen
äußeren Bösewicht wie etwa einen Virus, der Krebs verursacht,
entdecken, heißt das dann, daß er irgendwie in höherem Maße
krebserzeugend ist, als etwa Äthylalkohol Zirrhose erzeugt?
Mich fasziniert der Gedanke, daß die höchste Behandlung
Prävention ist und die höchste medizinische Prävention
vielleicht darin liegen könnte, das innere Bewußtsein dessen,
was die Entstehung derartiger negativer Prozesse erlaubt, zu
entwickeln. Um es anders zu sagen:
Wieviel Hardware-Versagen geht auf Erreger in der Software
zurück?
Die erfolgreiche chirurgische Entfernung eines bösen
Magengeschwürs oder eines' Gehirntumors ist immer noch ein
ziemlich veralteter Stand der Therapie, die Behandlung von
Effekten, nicht von Ursachen. Früherkennung ist ein
ausgezeic hnetes Konzept, aber eines Tages muß es in das
umfassendere der primären Prävention eingehen. Gibt es mehr
als den letztendlichen Grund für ein Unbehagen, den wir unter
der Mikroskopröhre zu finden hoffen? Was ist, wenn wir durch
das Mikroskop in die andere Richtung schauen, es sozusagen zu
einem Teleskop machen, um ein holistisches statt ein
atomistisches oder partikulares Bild präsentiert zu bekommen?
Damit würden wir das Problem der Krankheit aus
umgekehrter Perspektive sehen. Das Problem lautet, wie
schaffen wir es, uns krank zu machen (aktiv), bzw. wie
ermöglichen wir es, daß wir krank werden (passiv)? In welchem
Ausmaß ist Un-Behagen ein Geisteszustand oder eine Folge von
Angewohnheiten, die man hat... eine Bresche nicht nur in der
Abwehr durch die Körpermechanismen, sondern darüber hinaus
eine schlechte Anpassung in der Beziehung von uns selbst zu
uns selbst und zu unserer Umwelt? Diese Idee ist überhaupt
nicht neu, aber wir im Westen begreifen das nur langsam. Diese
Hypothese bildet sich immer mehr heraus, und die

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konventionelle Medizin verleugnet nicht mehr die Korrelation
zwischen psychologischen Stadien und hohem Blutdruck,
koronalen Gefäßerkrankungen, Magen- und Darmgeschwüren,
Asthma, verschiedenen Hautfunktionsstörungen und zahlreichen
anderen Krankheiten. Selbst ekzemartige Ausschläge können als
temporärer und selbstkorrigierender Lapsus des Bewußtseins
angesehen werden.
Gestalt-Therapie, Psychoanalyse, Arbeit mit LSD, Yoga,
Meditation, Diätetik und andere Techniken sind Medien für
einen Prozeß, der zu einem weiter entwickelten Bewußtsein
führt. Um unparteiisch zu sein, möchte ich darauf hinweisen,
daß auch die krankheitsorientierte Medizin langfristig die
gleiche Entwicklung zu einem weiteren Bewußtsein durchläuft.
Sie beginnt mit dem erkennbaren Syndrom, dem Gruppenbild
der Krankheit, und im Lauf der Zeit deckt sie immer mehr
Einzelheiten über ihre Entstehung auf, indem sie allmählich von
der Beschreibung und Isolierung (d. h., man lernt zu
unterscheiden) zur Bestimmung ihrer Ursache kommt und
letztlich weiß, wie sie vermieden werden kann. Bis es soweit ist,
können Jahrzehnte, Generationen oder Jahrhunderte mit
Beobachtungen, Induktionen und Experimenten vergehen.
Hippokrates beschrieb als erster das klinische Syndrom des
Bluthochdrucks. In den vergangenen Jahrzehnten wurden
medizinische Behandlungsmethoden entwickelt, und seit einigen
Jahren sind Therapeuten dabei, die Ursache einzukreisen und
mit dem Einsatz von Biofeedback dem Patienten die
Möglichkeit zu geben, die psychophysikalischen Umstände zu
erkennen und zu vermeiden, die den Blutdruck erhöhen, oder
sein Leben so zu gestalten, daß der Blutdruck normal bleibt. Ich
finde es etwas belustigend, daß der westliche, technisch
orientierte Mensch Maschinen erfindet, die ihm helfen, in sein
Inneres zu kommen. Seit Hippokrates ist viel Zeit vergangen,
und es scheint, als verhielte es sich mit der technischen Medizin
wie mit der Gerechtigkeit. Sie mahlt wie Gottes Mühlen

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langsam, aber ausgesprochen fein.
Die Bewußtseinserweiterung in den Wissenschaften
hinsichtlich des Wissens über die Überträger von Pest, Syphilis
und Tuberkulose hat unsere Einstellung geändert; wir glauben
nicht mehr, daß es gottgewollte Plagen sind, sondern
vermeidbare Erscheinungen. Langsam anerkennt die
Wissenschaft, die selbst nur einer von vielen Standpunkten ist,
daß das ganze zentrale Nervensystem«freiwillig» wie
auch«unfreiwillig» potentiell immer unter dem direkten Einfluß
des bewußten Geistes und umgekehrt der ganze Geist,
«freiwillig» wie auch«unfreiwillig», immer unter dem direkten
Einfluß des zentralen Nervensystems steht, und darüber hinaus,
daß Geist und Körper selbst ein einheitliches Ganzes sind, das
sich in Rückkoppelung mit der Umwelt befindet - was die
östliche, auf Erfahrung beruhende Weisheit längst anerkennt.
Der Tank ist ein Mittel zur Fortentwicklung, wie Meditation,
Gestalt-Therapie, Psychosynthese auch, und wie jedes
Werkzeug oder Hilfsmittel erst dann effektiv, wenn man sich
damit vertraut macht und Übung in seinem Gebrauch bekommt.
Meiner Meinung nach ist der Tank nichts anderes als Gestalt-
Therapie und Psychosynthese, wenn man davon absieht, daß es
keinen Mittler mehr gibt, d. h., man wird sein eigener Therapeut
oder Lenker oder Erforscher oder was auch immer. (Eine gute
Mittlerperson kann natürlich sehr wertvoll sein, was vom
jeweiligen Ziel abhängt, das man sich setzt.) Wenn ich an den
Tank denke, fällt mir Shakespeare ein, der sein eigener
Stückeschreiber, Regisseur, Bühnendirektor, Schauspieler,
Kulissenschieber, Zuschauer, Kritiker, sein eigenes Drehbuch
war: das innere Theater.
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, daß die Arbeit mit
dem Tank ausschließlich ein aktiver Problemlösungsprozeß ist.
Sie ist ebenso ein passiver - eine Art ZaZen und T'ai Chi der
inneren Welt, in der man nicht mehr das Selbst vom anderen
unterscheidet oder trennt, sondern mit seinem eigenen tieferen

-22-
Selbst verschmilzt.
Der Tank hat eine sehr einfache Funktion: er gibt uns die
Möglichkeit, unser Bewußtsein über unseren inneren Zustand,
unseren inneren Strom zu erweitern. Die erhö hte Sensibilität
gegenüber inneren Bereichen und Verschiedenheiten bereichert
nicht nur diese innere Welt, sondern auch unser alltägliches
Leben in der äußeren Welt.
Mit dem Tank hat man die Chance, buchstäblich aus dem
karmischen Karussel auszusteigen und die eigene Mitte
wiederzufinden oder die Reise zu dieser Mitte anzutreten.
Der Tank ist für die Isolierung der Variablen nützlich; in ihm
findet man heraus, wer was wem antut, wobei wer und wem eine
Person sind - man selbst. Im Tank ereignet sich nur das, was
man selbst tut oder unterläßt.
Der Gestalt-Psychologie gemäß kann ich meinen
Bewußtseinsstrom als ein dauerndes Wechselspiel von Vorder-
und Hintergründigkeiten wiedergeben oder, wie G. Spencer
Brown meinte, als eine elementare Operation der Psyche
ansehen, deren Funktion es ist, zwischen dem, was sich auf jeder
Stufe von Bewußtsein und Unbewußtsein ereignet,
Unterscheidungen zu treffen und wieder aufzuheben. Laufend,
pausenlos, in jeder Sekunde unseres Daseins auf diesem
Planeten sind wir von einem breiten Spektrum von
Eingangsreizen betroffen, die von den Rezeptoren unseres
zentralen Nervensystems aufgenommen werden. In jeder
Sekunde gelangen buchstäblich Millionen Informationsteilchen
in das zentrale Nervensystem, und in der Regel reagieren wir
nur auf einen verschwindend kleinen Prozentsatz aller sich uns
bietenden Reize, auf viele davon unbewußt, d. h.
vorprogrammiert oder mit gewohnten Mustern.
Ich erinnere mich, wie ich einmal LSD genommen hatte und
in das Gesicht eines drei Monate alten Babys schaute.
Es hatte keine Gewohnheitsmuster, die alles, was in uns

-23-
eingeht, zunächst filtern alles strömte direkt und ungehindert in
sein System, wie es direkt und ungehindert in meines strömte.
Es hatte noch nicht gelernt, Eingangsprozesse zu selektieren und
zu ignorieren; die Beschreibung einer bestimmten Welt war ihm
noch völlig fremd. Don Juan brauchte fast fünfzehn Jahre, um
Carlos Castanedas verinnerlichte Beschreibung einer Welt
auszulöschen. Wir schaffen die Welt, in der wir leben,
kontinuierlich durch das, was wir uns aussuchen oder sehen
wollen, und in der Weise reagieren wir und machen unsere
Erfahrungen. In gewisser Weise sind wir alle Instrumente, jeder
von uns (Menschen) mit seinem eigenen Grundton, aber auf den
gleichen zugrundeliegenden Frequenzen, auf ewig in die
Orchestration des Tao eingeschlossen. Wir sind frei, auf so
vielen Ebenen, wie man es wünscht, miteinander und innerhalb
unserer selbst zu schwingen, uns dabei zu verändern, zu
erweitern, uns auszutauschen, neue und andere Rhythmen und
Schwingungen zu finden und zu lernen, sie durch immer neue
Resonanz zu verstärken. Und inmitten davon kann es zur
Erleuchtung werden, in der Stille, Dunkelheit und
Abgeschlossenheit des Tanks einfach mal eine Art freien Fall zu
erleben.
Ich will hier nichts versprechen, aber im Tank haben viele
(ihre eigene) Angst, Liebe, Heiterkeit, ihren inneren tiefen
Frieden und andere tiefe Bereiche erlebt. Mir persönlich machte
es großen Spaß; ich traf mit feinen Menschen zusammen und
lernte viel, sehr viel. Ich erschrecke irgendwie dabei, wenn ich
sehe, daß meine Tankerfahrungen eigentlich nur
Unterbrechungen meiner Gewohnheiten sind. Es ist paradox;
immer wieder sah ich in mich hinein und fand irgendwelche
Gewohnheitsprogramme im eigenen Denken-Fühlen- Handeln
sich Bewegen. Einige habe ich aufgegeben, einige sind
geblieben, aber es ist mir alles in allem gelungen, von Zeit zu
Zeit die«Welt anzuhalten».
Ein letztes: Ich habe entdeckt, daß das Ich, mit dem ich in

-24-
diesem Vorwort so freizügig verfuhr, nur ein Konstrukt ist, ein
Programm, eine Meinung, ein Standpunkt, auch wenn ich mich
damit meistens immer noch identifiziere. Ich bin Ich, mein
Selbst personifizierend.
Kannst du erkennen, auf was ich hinaus will?
Dr. Craig S. Enright

-25-
1. Physikalischphysiologische
Isolation - Erfahrungen im Tank
Dem ursprünglichen Konzept nach war der Isolationstank als
ein wissenschaftliches Forschungsinstrument gedacht.
Das war im Jahre 1954. In den folgenden Jahren ließ mich die
Arbeit mit den Tanks nicht los, und ich fand verschiedene
Methoden, um den Apparat simpler und sicherer zu machen.
In den ersten Tanks mußten wir ziemlich komplizierte
Masken tragen, um unter Wasser atmen zu können.
Inzwischen sind sie völlig unnötig.
Zuletzt verwendeten wir in unseren Tanks eine gesättigte
Lösung Epsomer Bittersalz (MgSO4 7 H2 O). Die Lösungsdichte
betrug 1,3 Gramm pro Kubikzentimeter Wasser. Wir hatten
herausgefunden, daß der Körper bei dieser Dichte in
Rückenlage, mit dem Gesicht nach oben, mühelos im Wasser
treibt. Der ganze Körper befindet sich an oder nahe der
Wasseroberfläche. Arme, Hände, Beine, Füße und Kopf werden
von dieser Lösung getragen. Nach unseren Feststellungen
schwimmt in dieser Lösung sogar der Körper der dünnsten
Person mit so gut wie keinem Fettansatz.
Wie sich bald herausstellte, hatten wir mit dieser simplen
Technik eine Methode erfunden, einen Zustand tiefster Ruhe
und Entspannung zu erreichen, wie wir ihn noch nie erlebt
hatten. Der Tank war nicht mehr allein für uns als Forscher
praktisch, sondern auch für jene, die keine wissenschaftlichen
Forschungen betrieben. Von mehr als fünfhundert Personen, die
eine oder mehrere Stunden im Tank verbrachten, liegen uns
Berichte vor, wie auch von einigen wenigen, die den Tank
wesentlich intensiver genutzt und mitunter Hunderte von
Stunden darin zugebracht haben. Daß auch der
Durchschnittsmensch den Tank vollkommen sicher nutzen kann,

-26-
zeigt sich an den unterschiedlichen gesellschaftlichen
Stellungen, die diese Personen hatten: Hausfrauen,
Geschäftsleute, Wissenschaftler, Mystiker, Kinder.
Ich selbst habe den Tank zur Erforschung der eigenen
Persönlichkeit benutzt und meine Arbeiten darüber
veröffentlicht. Aufgrund dessen sind viele unserer Tankbenutzer
vorprogrammiert gewesen. Vorprogrammiert sein erzeugt in den
Köpfen der Menschen Erwartungen hinsichtlich dessen, was sie
im Tank erleben werden.
Man sollte nicht mit Erwartungen in den Tank steigen. Es ist
vollkommen unnötig. Man kann darin Entspannung suchen, dem
geschäftigen Treiben seines Lebens für eine oder zwei Stunden
entgehen; man kann mitten in der Nacht von einem Problem
aufgeweckt werden, und dann ist der Tank eher als ein Bett
geeignet, sich zu entkrampfen und zu der Ruhe zu finden, die
man körperlich braucht, während man zur selben Zeit den
mentalen Vorgängen, ihren Lauf lassen und eventuell das
Problem lösen kann.
In meinen bisherigen Veröffentlichungen habe ich es nie ganz
klar zum Ausdruck gebracht, daß ich den Tank eigentlich primär
benutze, um darin meine Ruhe zu finden.
Wo es möglich war, habe ich in meiner Nähe einen Tank
aufgestellt. Zuerst hatte ich einen am National Institute of
Mental Health, in Bethesda, Maryland stehen, später auf den
Virgin Islands (Saint Thomas) und in Miami, wo wir mit den
Delphinen forschten. In Malibu, Kalifornien, unserem Wohnsitz,
hatten wir in den ersten zwei Jahren fünf Tanks, die manchmal
gleichzeitig besetzt waren.
Für mich ist es wesentlich, daß ich völlig entspannen kann,
gleichgültig, was zuweilen in der Umwelt passiert.
Manchmal wache ich tatsächlich mitten in der Nacht auf und
habe eine Idee, die ich sofort ausarbeiten will. Statt den Schlaf
meiner Frau zu stören, gehe ich in den Tank, lasse mich treiben

-27-
und feile meine Idee bis ins Feinste aus.
Danach bringe ich sie zu Papier oder diktiere sie am Morgen.
Für Geschäftsleute, Wissenschaftler, im Grunde für alle
Berufstätigen ist diese Methode eine absolute Wahrheit.
Man kann nachdenken, ohne von der Körpermüdigkeit
betroffen zu sein, die man bereits nach wenigen Minuten nicht
mehr spürt.
In gewissen Fällen verursachen die Kräfte, die der Körper in
einem Gravitationsfeld gegen die Schwerkraft richtet,
Schmerzen aufgrund von Arthritis, Knochenbrüchen usw, Für
Personen, die an derartigen Erkrankungsformen leiden, ist der
Tank besonders wohltuend, weil die Schmerzen wie sonst auf
keine andere Art ge lindert werden.
Vor einiger Zeit hatte ich einen Unfall mit dem Fahrrad.
Ich brach mir mehrere Knochen. Als ich endlich aus dem
Krankenhaus entlassen wurde und nach Hause kam, ließ ich den
Tank so ändern, daß ich ihn trotz meiner körperlichen
Eingeschränktheit benutzen konnte. Drei Nächte lang
hintereinander hatte ich vor Schmerzen nicht geschlafen. Als ich
bemerkte, daß der Schmerz wich, während ich auf meiner
Epsomer Salzlösung schwamm, schlief ich eineinhalb Stunden
lang den Schlaf des Gerechten. Ich hatte noch nie so tief
geschlafen, und wunderbarerweise wachte ich absolut erfrischt
auf. (Um im Tank schlafen zu können, haben wir eine besondere
Vorrichtung für diejenigen, die eine spezielle Sicherheit
brauchen, damit sich ihr Kopf nicht zur Seite dreht.
Wer meditiert, erfährt im Tank ebenfalls definitiv Hilfe.
Wie man feststellen wird, macht der Tank als Mittel zur
Isolierung von der Umwelt für einen das, was man im Inneren
seines eigenen Geist-Körpers machen müßte, wenn man unter
gewöhnlichen Umständen meditiert. Beim Meditieren, egal ob
man mit verschränkten Beinen oder auf einem Stuhl sitzt oder
ob man auf einem Bett liegt, nimmt man sowohl
-28-
Umweltgeräusche als auch die stets wechselnden
Lichtverhältnisse wahr. Langsam aber sicher gelingt es einem,
die Reaktionen auf diese stimulierenden Strukturen
einzudämmen und in die Tiefe des eigenen Geistes vorzustoßen.
Der Tank eliminiert die Präsenz dieser wechselnden
physikalischen Strukturen und reduziert die Intensität von
äußeren Reizen auf ein kleinstmögliches Maß.
Diese«reduzierte» Umwelt versetzt einen in die Lage, mit der
Meditation dort zu beginnen, wo man außerhalb des Tanks erst
nach einiger Zeit und Mühe hinkommt, Man muß nicht mehr
selbst die äußeren Reize reduzieren, der Tank macht die Arbeit
für einen. Von keinen äußeren Reizen abgelenkt, beginnt man
sich sofort auf seine inneren Wahrnehmungen zu konzentrieren
und taucht tief in den eigenen Geist ein (vorausgesetzt, man ist
trainiert und weiß, wie diese Transformierung zu
bewerkstelligen ist).
Manch einer geht in den Tank und erwartet, daß etwas
Bestimmtes passiert. Man kann diesen Leuten nur sagen nichts
wird passieren, was man nicht schon längst kennt; was man
nicht zuläßt, kann nicht passieren, das heißt: Was nicht erlaubt
ist, ist verboten. Manch einer glaubt, visuelle Schau
(Halluzinationen), akustische Manifestationen, unterschiedliche
Körperempfindungen oder Eintritte in Räume, die anders als die
gewohnten sind, innerhalb seines Geist/Körpers programmieren
zu können. Man kann diesen Leuten nur immer wieder
vorhalten, daß man die nötige Disziplin entwickeln muß, um das
tun zu können, was man tun will. Genau das ist mit
Metaprogrammierung gemeint: sie ist in erster Linie eine
Disziplin. Metaprogrammierung ist in einem Biocomputer nichts
Vorgebenes.
Metaprograminierung ist Teil des Meta-Operators.
Der Metaglaube-Operator ist ein System von Meinungen und
Überzeugungen, mit dem die eigenen Meinungen und
Überzeugungen angewendet und kontrolliert werden, also
-29-
Meinungen über Meinungen, Überzeugungen über
Überzeugungen gesetzt werden. Einer dieser Metaglaube-
Operatoren, auf den wir bei unserer Arbeit mit dem Tank
gekommen sind, lautet:«In der Provinz des Geistes, in der
inneren Wirklichkeit ist das, was man als wahr annimmt,
entweder tatsächlich wahr, oder es wird innerhalb bestimmter
Grenzen wahr.
Diese Grenzen müssen durch Erfahrung und Experiment
erkundet werden. Man wird erkennen, daß diese Grenzen nur
weitere Meinungen und Überzeugungen sind, die überschritten
oder transzendiert werden müssen.» Mit diesem speziellen
Metaglaube-Operator kontrollieren wir die Expansion unserer
persönlichen Glaubens- bzw. Meinungssysteme. Aber
vorsichtshalber sollten wir sagen:«Der Körper legt sich
definitive Grenzen auf. »Wir sind nicht sicher, daß die
körperlichen Grenzen transzendiert werden können. Wir können
nur glauben, daß es körperliche Grenzen gibt, die in sicherer
Umgebung im Tank transzendiert werden können, falls wir den
Körper sozusagen sich selbst überlassen.
Der Tank ist so angelegt, daß die körperlichen Grenze n
aufgehoben werden. Die Wassertemperatur wird auf einem
konstanten Wert gehalten, der zwischen 33, 9 und 34, 4 Grad
Celsius liegen kann. Unseren Beobachtungen nach mögen
manche lieber 33, 9 Grad, andere 34, 4 Grad. Sobald die
Temperatur eingestellt ist, sollte sie auf mindestens ein Zehntel
Grad genau gehalten werden. Die Luft, die man im Tank zum
Atmen braucht, wird durch eine kleine und sehr leise Pumpe
laufend über der Wasseroberfläche erneuert.
Wenn niemand im Tank ist, wird das Wasser durch einen
Filter gepumpt und so von allen Rückständen gereinigt.
Wasser und Epsomer Salz sind alle fünfzig bis hundert
Gebrauchsstunden zu erneuern.
Der Tank ist für jeden nützlich, der sehr beschäftigt ist. Der

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Tank läßt einen schneller Ruhe finden als ein Bett in eine m
abgedunkelten Raum. Außerdem schafft er Voraussetzungen
zum Experimentieren mit Bewußtseinsund anderen Zuständen,
mit denen sonst nicht so sicher zu experimentieren wäre. Stellen
wir uns einmal folgende Frage:«Wenn ich von einem langen
Arbeitstag völlig erschöpft bin, was kann der Tank dann für
mich tun?» Wenn man nach einem solchen intensiven
Arbeitstag in den Tank geht, fühlt man sich rasch erholt. Es
beginnt damit, daß sämtliche Reize, die aus der Schwerkraft
resultieren, gegen die man sich laufend stemmen muß, plötzlich
aufgehoben werden. Man merkt, daß die Erschöpfung zustande
kam, weil man sich den ganzen Tag mit dem Körper aufrecht in
einem Schwerefeld bewegte.
Vom neurologischen Standpunkt aus gesehen bedeutet das,
daß plötzlich riesige Massen von Neuronen von der
Notwendigkeit entbunden werden, konstant Berechnungen
durchzuführen (etwa hinsichtlich der Richtung der
Gravitationskraft, der Programmierung durch visuelle und
akustische Einflüsse, durch Temperaturschwankungen usw.).
Mit anderen Worten, das Kleinhirn ist von diesem Augenblick
an frei für andere Aufgaben, als den Körper im Gleichgewicht
zu halten.
Kurzum, der Tank verschafft einem eine sehr intensive
Erholung, und wenn man will, kann man noch weiter gehen, bis
an die Grenzen seiner geistigen Fähigkeiten und bis an die
Grenzen seiner Vorstellungskraft.

-31-
2. Flotation und physikalisch-
physiologische Isolation unter
Anwendung wissenschaftlicher
Erkenntnisse
In meinen bisherigen Publikationen gibt es hier und da
Passagen, wo ich auf Zustände physikalischphysiologischer
Isolation im Wassertank eingehe.
Konzipiert wurde dieses System im Jahre 1954. Sinn und Ziel
war, den Körper von der Notwendigkeit der Programmierung
und Metaprogrammierung infolge äußerer Realitäten
freizumachen. Beginnen möchte ich mit der Beschreibung, wie
man sämtliche Reize, die der Alltag bereithält, ausschalten bzw.
abschwächen kann.

1. Andere Personen
Eine andere Person oder Personengruppe ist eine immense
Reizquelle, die einen völlig in Beschlag nehmen kann. Will man
sich von solchen Reizeinflüssen freimachen, zieht man sich am
besten zurück.
Wenn hier von Einsamkeit die Rede ist, so ist damit auch die
Phase der Vor- und Nachprogrammierung gemeint, die aus dem
Kontakt mit anderen Individuen oder Gruppen resultiert. In
gewissem Sinn ist es unmöglich, das ganze Ausmaß der
Wirkungen zu erreichen, die unter Einsamkeitsbedingungen
entstehen können. Aus dem Kontakt mit anderen bleibt eine
Restprogrammierung übrig, die kontinuierlich in die selbst
gewählte Einsamkeitssituation einbricht. Das läßt sich sehr
leicht erkennen, wenn man sich selbst für längere Zeit in die
Einsamkeit begibt. In der Einsamkeit muß erst sehr viel Zeit
vergehen, ehe ein genügend großer Abstand vom letzten

-32-
Kontakt zu einer anderen Person oder Personengruppe erreicht
wird.
Wie aus den Berichten von verschiedenen Leuten, die die
Einsamkeit in der Arktis, der Wüste oder in kleinen Segelbooten
auf dem Ozean durchgemacht haben, hervorgeht, gibt es eine
mehrtägige Periode, während der die Einflüsse aus Kontakten
mit anderen Menschen immer noch anhalten, die erst allmählich
abklingen. In gewissem Sinn muß man Programme oder
Metaprogramme erfinden, die einem helfen sollen, diese
Resteffekte aus der Programmierung und Metaprogrammierung
durch andere Personen abzuschwächen.
Es gibt auch einen Vorprogrammierungs- bzw.
Erwartungseffekt. Setzt man sich z. B. einen bestimmten
Zeitpunkt, zu dem man den Tank, die Wüste oder Höhle oder
welche Einsamkeit auch immer verlassen will, oder zu dem man
einen anderen erwartet, der kommen und die Einsamkeit
unterbrechen soll, dann programmiert man sich gerne in einen
Zustand hinein, in dem man erwartet, daß es tatsächlich zu
dieser Unterbrechung kommt. Die Zeit, in der man sich
erwartungsvoll auf das Kommende einstellt, bestimmt bis zu
einem gewissen Grad die Phänomene, die man unter diesen
Bedingungen erlebt.
Was den Eintritt in bzw. Austritt aus der Isolation betrifft,
empfiehlt es sich, ein flexibles Programm und Zeit zu haben, d.
h. jeder Zeitdruck zu vermeiden.

2. Reize durch Licht und Lichtmuster


Wir sind Tiere mit einem Sehsinn. Was die Wahrnehmung
betrifft, hängt ein sehr großer Teil unseres zerebralen Kortex mit
der visuellen Verarbeitung zusammen, die die Wahrnehmung
und Verarbeitung zentraler Informationen und Durchführung
von Ausgabefunktionen umfaßt. Unser Gedächtnis und unsere
Sprache sind eng mit unserem visuellen Erleben verbunden.

-33-
Wir sagen z. B.«Obwohl du nicht hier bist, kann ich dein
Gesicht sehen.» Wir sagen aber nicht«Obwohl du nicht hier bist,
kann ich dein Gesicht hö ren.» (Vielleicht würde sich ein
Delphin so ausdrücken:«Ich kann dein Gesicht hören», aber der
Mensch sagt:«Ich kann dein Gesicht sehen.») Wir verwenden in
diesem Zusammenhang noch andere Wörter, z. B.«Ich male mir
aus», «Ich vergegenwärtige mir», «Ich stelle mir vor», die sich
alle auf visuelle Operationen und deren Analoge in den
Denkprozessen beziehen.
Bei der Analyse von Licht und Lichtmuster beschränken wir
uns nicht allein auf die unmittelbare psychophysische
Wahrnehmung, sondern beziehen auch all die Aktivitäten mit
ein, die mit der Visualisierung an sich als eine zentrale Aktivität
unseres Biocomputers zu tun haben. Diese Aktivitäten bringen
sogenannte«visuelle Anzeigen» hervor, die der Selbst-
Metaprogrammierer erzeugt.
Um von allen Lichtreizen frei zu sein, sucht man in der Regel
einen vollständig abgedunkelten Raum auf, eine
Dunkelkammer, in der keine einzige Lichtquelle vorhanden ist.
Aber selbst in einem solchen Fall ist man nicht vollständig vom
Licht isoliert. Es halten nämlich immer noch zentrale Prozesse
mit visuellen Aktivitäten an: man muß nur seine Augen in der
Dunkelheit öffnen. Sofort sieht man irgendwelche undeutlichen
Umrisse oder Lichtpunkte oder aufblitzende Lichter usw., was
vom jeweils augenblicklichen persönlichen Zustand abhängt.
Daran kann man sehr einfach erkennen, daß das visuelle System,
selbst wenn es isoliert ist, seine Aktivität, visuelle Anzeigen zu
generieren, aufrechterhält.
Die visuellen Anzeigen sind nicht unbedingt die, welche der
Selbst-Metaprogrammierer direkt erzeugt. Man kann sehr leicht
erkennen, daß es unterhalb der eigenen Bewußtseinsebenen
andere Ebenen gibt, die dem Biocomputer zuzuordnen sind, und
daß die dort generierten visuellen Anzeigen zum Teil zufällig
auftreten oder«verzerrt», zum Teil aber auch ganz deutlich

-34-
erkennbar angelegt sind.
Befindet man sich in einem vollständig dunklen Raum, kann
es sein, daß man langsam Lichtabstufungen zu sehen beginnt,
die denen in einem hell erleuchteten Zimmer vergleichbar sind.
Gemeinhin spricht man dann von«Halluzination». Derartige
Begriffe wollen wir hier nicht verwenden, sondern weiterhin den
Begriff«visuelle Anzeige», der brauchbarer und funktioneller
ist.
Innerhalb eines gewissen neurophysiologischen und
philosophischen Verständnisses sind visuelle Anzeigen das, was
man sähe, wenn der Raum hell erleuchtet wäre. Daran, daß der
Biocomputer des Menschen in einem dunklen Raum visuelle
Anzeigen generiert, ist man nicht gewöhnt, obgleich es ein sehr
natürlicher Prozeß im Verhalten des Biocomputers ist. Wir
können z. B. in völliger Dunkelheit sein und mit geschlossenen
Augen in allen Farben träumen.
In früheren Arbeiten über physische Isolation hat man
herausgefunden, daß man im Dunkeln sozusagen«Wachträume»
haben und dreidimensionale Objekte ganz hell in allen Farben
sehen kann, ohne daß eine äußere Lichtquelle vorhanden ist.
Diese visuellen Anzeigen entstehen vermutlich aus den
Mechanismen zur Informationsspeicherung im menschlichen
Biocomputer.
Das Licht ist eine der am leichtesten aus der eigenen Umwelt
zu eliminierenden Reizquellen; weniger einfach auszuschalten
sind dagegen Schallgeräusche.

3. Schall
Schall wird durch feste, flüssige und gasförmige Körper
übertragen. Schall, der sich durch die Luft fortsetzt, kann man
sehr leicht eliminieren bzw. abschwächen, indem man eine feste
oder flüssige Barriere zwischen Ohr und Geräuschquelle
aufstellt. Der Grad der Schallunterdrückung ist abhängig von der

-35-
Materialdichte pro Flächeneinheit und der
Schallgeschwindigkeit innerhalb des Materials, das als Barriere
zwischen Schallquelle und Ohr steht.
Ein Luft-Wasser-Übergang ist besonders geeignet, um einen
sehr großen Teil des Schalls zurückzulenken. Ein solcher
Übergang läßt den aus der Luft kommenden Schall kaum ins
Wasser eindringen. Das Verhältnis akustischer Fehlanpassung
beträgt in diesem Fall 5000: 1. (Das ist eine bessere
Abschirmung als z. B. durch eine Stahlplatte unter Wasser, bei
der das Verhältnis nur 500:1 ist.) Wenn man unter Wasser ist,
werden die Geräusche, die aus der Luft kommen und aufs
Wasser auftreffen, im Verhältnis von 5000:1 reflektiert, d. h. nur
einer von 5000 Teilen der Schallenergie, die auf das Wasser
auftrifft, wird vom Wasser übertragen'.
Eine wesentliche Schalldämpfung wird erzielt, wenn sich das
Mittelohr mit Wasser füllt. In diesem Fall wird die
Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen aus der Luft stark
reduziert (um 30 bis 40 Dezibel). Wenn zusätzlich um das
Wasser herum dicke Wände angebracht sind, werden die
Geräusche, die ins Wasser gelangen und sich darin fortsetzen,
weiter abgeschwächt. (Blei, Stahl oder einige andere Metalle
sind in der Umgebung von Luft äußerst effektive
Schallablenker; das gleiche trifft auch für Beton, Fels und
ähnlich schwere Materialien zu.) Um Geräusche von der im
Tank isolierten Person maximal fernzuhalten, verwendet man
eher geräuschreflektierende als geräuschabsorbierende
Materialien.
Man kann, wie gesagt, anstelle von geräuschreflektierenden
Materialien auch geräuschabsorbierende wie z. B. akustische
Kacheln u. ä. verwenden, deren Wirkung auf einem ganz
anderen, weniger effektiven Prinzip beruht. Sie funktionieren in
der Weise, daß zwischen den Schallwellen Interferenzstrukturen
aufgebaut werden. So zerstören sich die Schallwellen nach
Eindringen in die faserartige Struktur des Materials selbst. Die

-36-
Schallenergie wird infolge der Reibung des sich innerhalb sehr
enger Korridore bewegenden Schalls absorbiert. Dieser
Absorptionsprozeß ist jedoch nie vollständig. Es bleibt immer
eine Restkomponente übrig, die reflektiert wird und sich weiter
überträgt. Im Endeffekt kann dieser Schallrest beträchtlich höher
sein als der ursprünglich reflektierte Teil.
Andere Quellen, durch die der Schall dringen kann, sind feste
Gegenstände und flüssige Stoffe (z. B. feste Rohre, die in den
Tank führen). Innerhalb des Tanks können sich diese
Schallquellen ziemlich verstärken und extrem stören.
Es ist schwer, Schall, der sich über flüssige oder feste Stoffe
weiterleitet, so abzudämpfen, daß er kaum in den Tank gelangt.
Wir verwenden im allgemeinen flexible Leitungsmaterialien, um
das Tankinnere mit Luft und Wasser zu versorgen. Flexible
Leitungen übertragen nicht so viel Schall wie feste Rohre.
Verwendet man zusätzlich schallunterdrückende bzw.
schallabsorbierende Materialien, kann man die Geräusche, die
sich im Wasser und in der Luft fortpflanzen, noch mehr
abschwächen.
Andere Geräusche, die von weiter entfernt liegenden Quellen
zum Tank übertragen werden können (z. B. durch einen
Betonfußboden), müssen ebenfalls abgeschwächt werden. Dies
kann dadurch erreicht werden, daß der Tank auf einer Unterlage
ruht, die eine akustische Sperre zwischen Tank und Fußboden
herstellt. Mit anderen Worten, bei einem aus Sperrholz gebauten
Tank, der direkt auf einem Betonboden steht, ist die
Schallübertragung fast 100 Prozent. In diesem Fall eignet sich
zur Schalldämpfung eine Art akustischer Filter zwischen Tank
und Fußboden.
Man legt einfach eine dicke Gummimatte auf den Boden, auf
die man eine Stahlplatte legt und darauf nochmals eine
Gummimatte. Auf diesen Unterbau wird dann der Tank gestellt.
Man kann die durch den Fußboden sich ausbreitenden
Geräusche auch abhalten, indem man einen Gartenschlauch
-37-
nimmt, den man in spiral- oder sinusförmigen Windungen auf
dem Boden auslegt und den Tank darauf stellt. Dies hat den
Vorteil, daß der Tank sowohl thermisch als auch akustisch
besser isoliert wird.
Man kann durch den Schlauch warmes oder kaltes Wasser
fließen lassen und auf diese Weise den Tank aufwärmen bzw.
abkühlen.
Wie man feststellen kann, füttert der eigene Biocomputer
unter Isolationsbedingungen nicht nur die visuelle, sondern auch
die akustische Sphäre mit Informationen. Es gibt innerhalb des
zentralen Nervensystems und der äußeren Hörorgane einen
inhärenten Geräuschspiegel. Manche Leute hören in Isolation
sehr hohe Pfeiftöne, andere mitunter Knall-, Ratter- oder
Zischgeräusche.
Die Palette interner Geräusche ist sehr reich. Wir nennen
diese Geräuschkulissen«akustische Anzeigen» in Analogie zu
den visuellen Anzeigen, die der Biocomputer und seine
Endorgane laufend aufs neue produzieren.
Es gibt innerkörperliche Schallquellen, zu denen das
Atmungssystem und das Herz gehören. Durch vorsichtiges
Verändern der Körperlage und aufmerksames Atmen kann man
sie etwas abschwächen. Wenn man öfters im Tank war, wird
man feststellen, daß diese Geräusche langsam aus der Sphäre
des Bewußtseins verschwinden. Manchmal hört man auch
Geräusche aus der Magen-Darm- Region, wobei man dazu
neigen kann, sie so zu projizieren, als kämen sie von außerhalb
des Tanks.
Generell sind Isolationstanks nicht so ausgelegt, (laß sie
Schallwellen im Unterschall- und Niederfrequenzbereich
unterdrücken. Selbst wenn man es geschafft hat, den Tank so
einzurichten, daß höhere Frequenzen nicht wahrnehmbar sind,
kann es z. B. sein, daß von dem Schall, den einige Arten von
Flugzeugmotoren erzeugen, die Niederfrequenzkomponente

-38-
durchdringt. Erdbeben und ähnliche Quellen von
Niederfrequenzschallwellen haben eine so hohe Amplitude, daß
sie durch jede Art Abschirmung gelangen. Bestimmte
Vibrationen (verursacht durch Autoverkehr usw.) können
gleichfalls nicht vom Tank ferngehalten werden. Am besten ist
es im allgemeinen, den Tank auf den Boden des Erdgeschosses
oder Kellers zu stellen, damit von den in den Gebäudestrukturen
nachoszillierenden Niederfrequenzen nichts zu spüren ist.

-39-
2.1 Zur Physiologie in der Isolation im
Tank

Ob man auf einem Bett liegt und sich ausruht oder im Tank,
macht für die respiratorischen (die Atmung betreffend) und
kardiovaskulären (Herz und Gefäße betreffend) Systeme keinen
Unterschied: sie arbeiten trotzdem weiter. Im Tank jedoch wird
man sich dieser beiden Funktionen eher bewußt, da die
Residualgeräusche des Körpers in der Hauptsache durch sie
produziert werden. Was die Systeme im einzelnen betrifft, sind
einige wichtige Punkte zu beachten.

Für die Arbeit mit dem Tank gilt folgende Grundhaltung:


Man kann Atmungs- und Herztätigkeit sich selbst überlassen -
«sie gehen automatisch weiter». Beide sind automatische
Funktionen, die von selbst weiter arbeiten, gleich in welche
Räume einen die eigene Simulation gebracht hat.«Nimm einfach
an, daß Körper und Gehirn auch ganz gemütlich arbeiten
können, wenn sie von der Außenwelt isoliert sind, und ohne daß
du ganz bewußt etwas dazu tun oder darauf aufpassen mußt.»
Diese Einstellung drückt freilich Vertrauen aus, das man im
Lauf der Zeit durch seine Erfahrungen in Situationen, in denen
man von der Außenwelt isoliert ist, erwirbt: daß man nämlich
nicht nur die Notwendigkeit zu atmen, sondern auch andere
Körperfunktionen ganz bewußt ignorieren kann, und daß sie sich
selbst regulieren, ohne daß man Angst haben muß.» Ganz am
Anfang unserer Tankarbeit verwendeten wir noch eine spezielle
Atemmaske sowie einen speziellen Atmungsapparat, um völlig
im Wasser untergetaucht sein zu können. Später, d. h. in den
Jahren 1964 bis 1966, fanden wir heraus, daß das unnötig
wurde, indem wir eine Salzlösung verwendeten, mit der man auf
der Wasseroberfläche, Mund und Nase aus dem Wasser
schauend, treiben konnte, ohne unterzugehen.

-40-
Flotation
Bei den ursprünglichen Tankexperimenten kam die konstante
Wassertemperatur dadurch zustande, daß wir Heiß- und
Kaltwasser durch einen thermostatisch arbeitenden Ventileinlauf
mischten. Das Wasser floß dann durch den Tank und hinaus in
den Abfluß. Da wir in diesen Fällen Süßwasser verwendeten,
war der Auftrieb nicht so groß wie in späteren Experimenten mit
Meerwasser (Salzgehalt 3 %) oder mit 15 Prozent salzhaltigem
Wasser oder gar mit einer gesättigten Lösung aus Epsomer Salz
(53 Prozent). Einen Vorteil hatte das Durchlaufsystem jeder
Urintropfen floß mit ab. Sowohl vom hygienischen Standpunkt
als auch von anderen persönlichen Vorlieben her gesehen war
das ein höchst wünschenswerter Effekt.
Der hohe Gehalt an Magnesiumsulfat hat jedoch so immense
Vorteile, daß wir uns schließlich zu einem geschlossenen
Wasserkreislauf mit einem Filtersystem entschlossen; bei dieser
Anlage sollte man allerdings keinen Urin verlieren (wir bitten
unsere Testpersonen, ihre Blase vor dem Tankaufenthalt zu
entleeren).
Man muß sich nur einmal in ein flüssiges Medium mit einer
extrem hohen Dichte legen, um den wertvollen Antig- Effekt zu
erleben. Die Gewichtskräfte auf Arme und Beine werden dank
der gesättigten Epsomer Salzlösung (53 Gewichtsprozent) bei
den meisten neutralisiert. Wer weniger Fett angesetzt hat als der
Durchschnitt, muß keine Angst haben; die Dichte ist hoch
genug, so daß selbst eine zaundürre Person mit keinem
Körperteil untergeht, sondern genauso sicher flotiert. (Der
Große Salzsee in Utah ist eine nahezu gesättigte Lösung aus
Natriumchlorid und anderen Salzen, so daß jeder, der sich da
hineinlegt, getragen wird.) Im Gegensatz zum Süßwasser gehen
Arme und Beine in einer beliebigen Salzlösung von genügend
hoher Dichte nicht unter.

-41-
In der Tabelle 1 sind die Lösungsdichten für Magnesiumsulfat
in verschiedenen Konzentrationen nach Gewicht aufgestellt. Wir
verwenden 53 Gewichtsprozent vom handelsüblichen
(hydratisierten) Mg SO4 7 H2 0, womit wir eine spezifische Dichte
einer Lösung von 1,30 Gramm pro 100 Gramm Wasser erhalten
(siehe Tabelle 1).
Das ist der Anteil an hydratisiertem Salz in einer gesättigten
MgSO4 -Lösung, bei der man manche Salzkristalle unaufgelöst
am Grund des Tanks liegen sehen kann.

Körperlage
Läßt man sich mit einer geeigneten Maske zum Atmen
ausgerüstet unter Wasser frei treiben, wird man eines
komplexen, die Körperlage bestimmenden Netzwerkes von
Reflexen gewahr. Beugt man z. B. den Kopf zum Rücken hin
nach hinten, beginnen Beine und Füße sich zu beugen.
Diese Beugung hat die Tendenz, weiter den Rücken hinunter
zu verlaufen, bis schließlich der Körper einen Bogen bildet.
Diese Art der Körperstellung kann man gelegentlich auch bei
Fällen von Epilepsie beobachten, d. h. beim sogenannten
Oposthotonus, einem tonischen Krampf der Rückenmuskulatur
mit Rückwärtsbeugung des Rumpfes. Man hat das an Katzen
ausprobiert, denen der Cortex cerebri (Großhirnrinde) entfernt
wurde; infolgedessen kamen diese Körperreflexe zur völligen
Auslösung.
Auch beim Entspannen im Tank kann man beobachten, wie
diese Reflexe die Kontrolle ausüben. Man kann dem
entgegenwirken, indem man die eigene Kontrolle in geeigneter
Weise programmiert. Beugt man z. B. den Kopf nach hinten,
wobei Beine und Füße zu sinken beginnen, sollte man die Füße
auch wieder selbst hoch heben können, was einer
Systemauffrischung gleichkommt. Rollt der Kopf nach rechts,
geht der korrespondierende Arm zusammen mit dem

-42-
korrespondierenden Bein nach oben; entsprechend andersrum
verhält es sich, wenn der Kopf nach links rollt. Man kann
durchaus verschiedene Körperstellungen ausprobieren. Die
erwähnten Reflexe haben bei jedem unterschiedliche
Ausdrucksformen, weil jeder sie verschieden ausgebildet und
gesteuert hat. Am idealsten ist es, wenn man ganz entspannt und
ganz nahe der Oberfläche liegt, wobei man weder sinkt noch aus
dem Wasser kommt.
Sicher liegt man, wenn man ein Umdrehen verhindern kann,
Um den Kopf sicher aus dem Wasser zu halten, fassen sich
beide Hände mit verflochtenen Fingern unter dem Hinterkopf.
Die Ellenbogen sind unter Wasser. Die Notwendigkeit zu
diesem Manöver ist weniger gegeben, wenn eine Epsomer
Salzlösung mit einer Dichte von 1, 30 Gramm pro ccm Lösung
verwendet wird (s. o.).

Das Atmungssystem
Wenn man fast ganz unter Wasser ist, so daß gerade noch der
Kopf herausschaut, gibt es ein Druckgefälle, das von den Füßen
aus durch den Oberkörper bis zum Hals verläuft. Dieses
Druckgefälle erleichtert den Rückfluß venösen Blutes aus den
unteren Peripherien bis zum Herzen, erschwert aber die
Atmung. Unter dem Druck, der unter Wasser auf der Brust
lastet, ist ein Ausdehnen der Lungen schwierig.
Zur Vermeidung dieses Effekts wählt man im Isolationstank
eine Lage, bei der man mit dem Rücken horizontal im Wasser
liegt, d. h., Beine und Füße sind gerade ausgestreckt und etwas
über der Oberfläche, Hüfte und Brustkorb an der Oberfläche,
und das Gesicht schaut ganz aus dem Wasser heraus. Die Arme
liegen entweder seitlich oder so, daß sich die Hände unter dem
Kopf fassen können, und die Finger unter Wasser
ineinandergreifen.
Bei dieser Stellung ist der Druck in den Lungen und im

-43-
venösen System relativ unveränderlich und konstant (so, wie
wenn man im Bett liegt). Vom Rücken bis zur Vorderseite des
Körpers ist das Druckgefälle sehr klein, da hier nur wenige
Zentimeter Wasser vorhanden sind.
Infolgedessen wird die Atmung nicht durch die Wirkung des
Wasserdrucks erschwert. Das gilt auch für den Rückfluß
venösen Bluts.
In Hinblick auf einen Aufenthalt im Tank haben viele Leute
zuerst die Befürchtung, sie könnten ungewollt Wasser in die
Atemwege bekommen und möglicherweise gar ertrinken. Diese
Angst läßt sich am einfachsten dadurch ausschalten, daß man
einen Aufenthalt im Tank ausprobiert! Gesättigtes Epsomer Salz
ist für die Nasenschleimhäute, Augen und Mund irritierend.
Wenn man auf dem Rücken liegt und den Kopf zur Seite dreht,
so daß etwas von der Salzlösung in Auge und Nase rinnt, wird
man merken, wie schnell man aus dem Wasser kommt
reflexartig wird sofort ein Überlebensprogramm aktiviert.
Eine oder zwei solcher«negativ verstärkenden» Erfahrungen
reichen in der Regel aus, um fortan aufzupassen. Man weiß
dann, daß es zu einer Aktivierung dieser Urprogramme nur
kommt, wenn sie beabsichtigt, d. h. selbst programmiert ist.
Diese Überlebensprogramme haben eine erstaunlich hohe
Priorität in der Programmhierarchie des Biocomputers.
Man muß sich nur einmal mit diesen Programmen befassen
und mit ihnen experimentieren, um das zu erkennen. Im Tank
auf dem Rücken zu liegen und dann etwas von der Lösung in die
Nase oder in die Augen laufen zu lassen, ist eines der ersten
Experimente, mit dem man sich trainieren kann, weitere
Wiederholungen dieser ziemlich unangenehmen Erfahrung zu
vermeiden. Man sollte das wirklich ausprobieren, damit man
sieht, daß der Körper mit dem Salz im Wasser zurechtkommt
und es nicht so gefährlich ist wie angenommen.
Der Auftrieb des Körpers in einer Lösung ist von der

-44-
Luftmenge in der Brust und dazu den Fettablagerungen
abhängig; in erster Linie aber ist er das Resultat der in der Brust
vorhandenen Luft. Mit vollgepumpten Lungen schwimmt man
weiter oben als mit leeren. In einer Lösung mit einer Dichte von
1,30 treibt der Körper selbst mit leeren Lungen oben. Im
Süßwasser, das eine Dichte von 1,00 hat, schwimmen nur sehr
fette Leute mit geleerten Lungen oben. Verwendet man dagegen
eine Lösung mit einer Dichte von 1,30, schwimmt selbst die
dürrste Person (Dichte bei 1,10) an der Oberfläche.
Während des Atmens, d. h. während man die Lungen mit Luft
füllt und sie wieder leert, ändert sich der Wasserspiegel. Auch
diese Veränderung ist eine Stimulation. Mit verändertem
Auftrieb, d. h. mit auf- und absteigendem Körper, bewegt sich
der Meniskus an den Brustflanken auf und ab. Man kann diesen
Effekt jedoch minimalisieren, wenn man eine Atemmethode
gebraucht, die wir«Wie ein Delphin atmen» nennen.
Bei der Methode, wie ein Delphin zu atmen, pumpt man die
Lungen so voll wie möglich und hält die Luft so lange wie
möglich an, ohne sich zu bewegen. Wenn man wieder atmen
muß, bläst man zunächst die alte Luft ganz aus, d. h, so viel und
so schnell man kann. Anschließend atmet man, so viel und so
schnell man kann, wieder ein.
Wenn man auf diese Weise schnell genug atmet, bleibt der
Körper während der kurzen Perioden, in denen keine Luft in den
Lungen ist, selbst im Süßwasser oben. Ist man geübt genug,
kann man die Luft eine Minute lang anhalten. Die Perioden, in
denen die Lungen mit Luft voll sind, sollten einigermaßen lang
sein. Das im Körper produzierte Kohlendioxid wird in dieser
Zeit an die Lungen zur Ausatmung abgegeben, während aus der
eingeatmeten Luft Sauerstoff absorbiert wird. In diesen Perioden
hat die Lunge eine gewisse Ruhestellung. Die im Körper
produzierte Kohlendioxidmenge ist fast gleich der absorbierten
Sauerstoffmenge, allerdings von der Art der Ernährung
abhängig.

-45-
Wenn man die Zeiten, in denen die Lungen in Ruhestellung
sind, über ein gewisses Maß hinaus verlängert, kann zweierlei
passieren; entweder: a. Das Kohlendioxid sammelt sich im Blut
bis zu dem Punkt an, an dem das Atemzentrum erregt wird und
die Atmung automatisch einsetzt. Wenn man noch mit dem
Körper verhaftet ist, erlebt man diesen Moment als das
unbedingte Verlangen zu atmen.
Hat man dagegen die körperliche Sphäre verlassen, fängt der
Körper automatisch zu atmen an. (Selten gibt es jemanden, bei
dem dieser Reflex ab einer gewissen Menge an Kohlendioxid im
Blut nicht automatisch aktiviert wird; dennoch wäre es klug
herauszufinden, ob man zu diesen wenigen Menschen gehört
oder nicht); oder: b. Man könnte den ganzen Sauerstoff in den
Lungen absorbieren, ohne daß der respiratorische Reflex
stattfindet. Das führt zur Anoxie und Lösung des Selbst vom
Körper. Im klinischen Sinn würde man in ein sogenanntes Koma
fallen. Subjektiv wäre es vielleicht ein Ohnmächtig werden.
Vielleicht auch nicht. Kann sein, man kommt einfach in einen
anderen Bereich, der für einen sehr interessant sein könnte.
Vielleicht wird die Atmung ab diesem Punkt automatisch
fortgesetzt, vielleicht aber auch nicht.
Die klinische Feststellung eines Komas ist Sache eines
medizinischen Fachpersonals; allerdings kann es sein, daß es mit
dem subjektiven Bereich, in dem man sich augenblicklich
befinden kann, nicht immer zurechtkommt.
Es mag daher den Anschein haben, als sei man ohnmächtig,
und dennoch kann es außerhalb der körperlichen Sphäre ein sehr
aktives und bewußtes Erleben geben, an das man sich nach der
Rückkehr in die körperliche Sphäre erinnert. Wenn man auf
diesem Gebiet experimentiert, sollte sicherheitshalber eine
andere Person in der Nähe sein, die genügend Erfahrung hat und
selbst weiß, welche Programme ablaufen, um notfalls Hilfe
leisten zu können.
Die Wechselbeziehung zwischen Bewußtsein und nach außen
-46-
gerichtetem Körperverhalten ist sehr gering. Einige Leute haben
die Gabe, sich nach außen hin in ein Koma fallen zu lassen, d.
h., aus ihrem Körper treten und je nach Interesse verschiedene
Bereiche erkunden und darin ziemlich lange verweilen zu
können, während der Körper allem Anschein nach völlig
bewußtlos und (oder) dem Tode nahe ist. Die Gefahren, die
dabei auftreten, sollen nicht unterschätzt werden, auch wenn wir
hier nur auf die beteiligten Phänomene hinweisen. Hat man sich
vom Körper weit genug entfernt und schaltet sich von außen
niemand ein, bleibt es einem selbst überlassen, ob man in den
Körper zurückkehrt oder nicht.
Die neueren Tanks haben alte eine kleine, leise arbeitende
Luftpumpe, die das Tankinnere mit Frischluft aus der
Umgebung versorgt. Dank der Pumpe wird das Kohlendioxid
entfernt und der Gehalt an Sauerstoff auf hohem Niveau
gehalten.

-47-
2.2 Psychopharmakologie

Tabak
Der Genuß von Tabak hat für die Tankarbeit zahlreiche
Nachteile. Der Zwang zu rauchen kann so stark werden, daß
man den Tank verlassen muß. Wenn man jedoch diesen Zwang
überwindet, kann man erkennen, wie abhängig man von dieser
Pflanze ist. Bei manchen Rauchern indes kommt der Zwang zu
rauchen im Tank nicht auf.
Bei den ersten Experimenten, bei denen der ganze Körper
unter Wasser war und man eine Atemmaske tragen mußte,
wurde ein kleiner Teil der Luft, die man selbst ausatmete,
wieder eingeatmet. Unseren Erfahrungen nach war der Geruch
von Rauch, den man als Raucher aufnahm, sehr unangenehm.
Nikotin hat die Neigung, Vasokonstriktion in den peripheren
Gefäßen zu verursachen, demzufolge der Körper im Tank
abkühlt (man kann diesen Effekt selbst mit bestem Willen nicht
umprogrammieren).
Bei genügend häufiger Benutzung kann der Tank allerdings
ein durchschlagendes Mittel sein, um vom Nikotin
herunterzukommen und mit eventuellen Entzugserscheinungen
fertig zu werden.

Koffein
Manche Leute werden unruhig und nervös, wenn sie Kaffee
trinken, was einer erholsamen Entspannung im Tank
entgegenwirkt.
Koffein stimuliert in erster Linie das Rückenmark und damit
einen Teil des zentralen Nervensystems, dessen Aktivitäten
unterhalb der eigenen Wahrnehmungsebenen ablaufen. Die
Unruhe erwächst aus der Hyperstimulation der
Rückenmarkneuronen. Ohne Kaffee zu trinken, kann man im

-48-
Tank umfassendere Erfahrungen machen, als wenn man ohne
ihn nicht auskommt. Koffein verhindert die totale Entspannung
des zentralen Nervensystems.

Alkohol
Für diejenigen, die ansehnliche Mengen Alkohol zu sich
nehmen, ist es vielleicht sehr interessant zu erfahren, daß der
Tank äußerst geeignet ist, um Katersymptome loszuwerden.
Wenn man zu viel Alkohol getrunken hat und mit einem
schlimmen Kater in den Tank geht, weichen fast alle Symptome;
man darf aber nicht zu früh aus dem Tank steigen, sonst kehren
sie wieder! Die meisten Symptome einer Alkoholvergiftung sind
offenbar auf die Wirkung der Schwerkraft auf den Körper
zurückzuführen. Meines Wissens hat niemand den
alkoholisierten Zustand experimentell im Tank untersucht. Eine
mögliche Gefahr besteht darin, daß sich wie bei allen
Anästhetika eine Abschwächung der Überlebensprogramme auf
ein gefährlich niedriges Maß einstellt.
Die toxischen Effekte von Alkohol lassen sich in der stillen
Umgebung des Tanks sehr anschaulich nachweisen. Sehr rasch
kann man am eigenen Leib und im eigenen Denken erleben, wie
der Alkohol auf jene Systeme kam.

Cannabis
Wegen des Verbots von Cannabis gibt es wenige Studien
darüber, weiche Auswirkungen der Isolationstank auf jemanden
hat, der Cannabis oder seine Derivate entweder geraucht oder
auf anderem Wege absorbiert hat.
Wer mehrere Stunden lang im Tank war, weiß, daß man (ohne
chemische Hilfe von außen) in ganz die gleichen
Bewußtseinsstadien kommt wie mit Cannabis. Dazu mehr im
Teil Selbst-Metaprogrammierung im Tank

-49-
Tranquilizer
Auch mit Tranquilizern sind wenige Untersuchungen im Tank
durchgeführt worden. Die Gründe, aus denen man zu
Tranquilizern greift, werden wahrscheinlich besser ausgelotet,
wenn man sich ohne diese Mittel in den Tank begibt. Wenn man
so will, ist der Isolationstank selbst ein Tranquilizer für den
Körper.

Barbiturate
Wegen der Unterdrückung der Tätigkeiten von Gehirn,
Atemsystem und Herz ist es nicht ratsam, Barbiturate in großen
Dosen einzunehmen und danach in den Tank zu gehen. Die
eigene Zugriffskontrolle über die automatischen Systeme wird
unter dem Einfluß von Barbituraten, gleich welcher Dosis, sehr
stark in Mitleidenschaft gezogen. Es kann daher nur davon
abgeraten werden, sich unter dem Einfluß solcher Mittel in den
Tank zu legen. Bei Barbituraten hält sich die
Selbstmetaprogrammierung in einem sehr vereinfachten
Rahmen. Man kann unter ihrem Einfluß die nötigen
komplizierten Gedankengänge nicht wie gewöhnlich ausführen.

Morphin, Heroin usw.


Substanzen wie Morphin, Heroin usw. höhlen den
Selbstmetaprogrammierer aus. Es ist nicht ratsam, davo n
Gebrauch zu machen, wenn man den Tank nutzen will.

Kokain
Es liegen keine Erfahrungen über diese Substanz vor. Bevor
sich etwas dazu sagen läßt, müssen entsprechende Forschungen
betrieben werden.

-50-
Kortikoide
Bei Verordnung eines Kortikoids gibt es in bezug auf die
Benutzung des Tanks keine Kontraindikationen. Manche Leute
haben ihren Aussagen nach mit Kortikoiden genauso «abfahren»
können wie mit Psychedelika - ein sehr nützlicher Effekt, wenn
man in dieser Richtung arbeitet. Es kann jedoch gefährlich sein;
bei zu schneller Entziehung können«Psychosen» und
Depressionszustände auftreten.

Andere Hormone
Die Auswirkungen von anderen starken Hormonen wie z.
B. der Antibabypille können im Tank sehr gut beobachtet
werden. Bislang ist auf diesem Gebiet nicht viel unternommen
worden, obgleich es nützlich und sicher der Mühe wert wäre.
Auch könnte man die Wirkung von Thyroid, Thyroxin und
ähnlichen chemischen Substanzen untersuchen; allerdings muß
man sich in diesem Fall darüber klar sein, daß sich eine solche
Arbeit über einen sehr langen Zeitraum erstreckt. Für den
Beobachter ist die Wirkung möglicherweise nicht so leicht
sichtbar wie bei den anderen oben erwähnten
pharmakologischen Wirkstoffen.

Psychedelische Chemikalien
Unter den pharmakologischen Wirkstoffen sind die
psychedelischen Chemikalien in bezug auf die experimentelle
Arbeit mit dem Tank von größerem Interesse. Allerdings muß
man beachten, daß eine derartige experimentelle Arbeit illegal
ist, wenn man nicht eine Sondererlaubnis hat, und die illegalen
Chemikalien nicht rein sind. Wer sich z. B. für die
experimentelle Arbeit im Tank mit reinem LSD-25 interessiert,
sollte wissen, daß das Forschungszentrum für Psychiatrie in
Maryland einst einen Isolationstank zur Durchführung eines
Trainings- und Forschungsprogramms mit Versuchspersonen
-51-
aus den eigenen Reihen über die Auswirkungen von
Psychedelika einsetzte.
Desgleichen habe ich in zwei meiner Bücher (Im Zentrum des
Zyklons und Programming and Metaprogramming in the Human
Biocomputer) von meinen eigenen Erfahrungen im Tank mit
reinem LSD-25, das ich in verschiedenen Dosierungen
eingenommen habe, detailliert berichtet.
Unerfahrene und Naive ohne Ausbildung und entsprechende
Berufserfahrung sollten von diesem Bereich der
psychopharmakologischen Forschung allerdings die Finger
lassen.
LSD-25 ist vor Meskalin, Psylocybin und Psylocin die
verbreitetste psychedelische Chemikalie. Nicht empfehlenswert
ist die Reihe der chemischen Mittel wie MDA, MMDA, TMA-2
usw. Zusätzlich zu ihren psychedelischen Effekten haben jene
Substanzen fast amphetamingleiche Nebenwirkungen.

Amyinitrit, Stickstoffoxydul (Lachgas)


Keine Erfahrung, keine Empfehlungen. Bei Gebrauch jeder
dieser Substanzen wie Amylnitrit oder Stickstoffoxydul
bestehen die verschiedensten Gefahren. Typisch für Amylnitrit
ist eine hypostatische Anämie, während für Stickstoffoxydul der
Verlust bewußter Kontrolle ein bekanntes Merkmal ist.

Amphetamine
Amphetamine sind extrem gefährliche Drogen. Sie enthalten
Dextiroamphetamin, Benzedrin, Methamphetamin und
amphetaminähnliche Komponenten wie Ritalin. In höheren
Dosen eingenommen, bewirken diese Drogen
einen«Körpertrip», während das aktive Denken aufhört.
Nachdem Dexedrin von Smith, Kline and French in
Philadelphia zum ersten Mal synthetisiert worden war,

-52-
unterna hm ich damit an mir selbst einige
psychopharmakologische Experimente. Mit Dosen von 150 mg
wird die körperliche Energie zusehends erhöht, während das
eigene Urteilsvermögen zusehends abnimmt. Es kommt zu einer
hedonistischen Überschätzung der eigenen Körperaktivität.
Unter Einfluß jener Drogen kann man stundenlang die gleichen
Körperbewegungen machen.
Experimentelles Arbeiten im Tank unter Einfluß jener Drogen
kann deshalb ziemlich monoton und einfältig ausfallen.
Nach einem Amphetamin-Trip ist der Organismus drei oder
vier Tage lang total erschöpft. Dieser Zustand kann sehr
negative Folgen haben, wenn man z. B. versucht, wieder«auf
den Teppich» zu kommen, indem man mehr Amphetamin zu
sich nimmt. Man treibt sich nur weiter in die Erschöpfung, bis
man schließlich ganz paranoid wird, Angst bekommt und
total«aussteigt». Bei dem weiteren Verstich, sich aus jenem
Strudel zu reißen und das System zur Ruhe zu bringen, greifen
manche Leute in der Folge zu Barbituraten. Auf diese Weise
wird ein Teufelskreis geschlossen. Durch die Barbiturate
bekommt man solche Depressionen, daß man Amphetamine
nimmt, um wieder davon wegzukommen; durch die
Amphetamine wird man so angeregt, daß man zu Barbituraten
greift, um wieder runterzukommen. Es handelt sich hier um eine
zyklische«Bandschleife» von zwei Drogen, die extrem
gefährlich ist man kann sich damit sehr rasch zugrunde richten.
Es ist daher nicht empfehlenswert, Amphetamine bei der
experimentellen Arbeit im Tank zu verwenden.

-53-
2.3 Selbstmetaprogrammierung im Tank

Was mit Selbstmetaprogrammierung gemeint ist, kann man in


meinen Büchern "Programming and Metaprogramming in the
Human Biocomputer", "Im Zentrum des Zyklons" und "Der
Dyadische Zyklon" ausführlich nachlesen. Der Grundtenor jener
Bücher ist folgender:
In der Provinz des Geistes ist das, was man als wahr erachtet,
entweder wahr oder wird, innerhalb gewisser Grenzen, wahr.
Diese Grenzen müssen durch Erfahrung und Experiment
gefunden werden.
Einmal entdeckt, sind diese Grenzen weitere Anschauungen,
die transzendiert werden müssen.
Der Geist, seine Provinz ist grenzenlos. Definitive Grenzen
werden nur durch den Körper auferlegt.
Diese Aussage hat operationellen Charakter und ist der
Standpunkt einer über zwanzig Jahre langen Arbeit im Tank mit
und ohne Zuhilfenahme chemikalischer Substanzen. Mit dieser
Aussage wird die Verantwortung für alles, was geschieht, direkt
in deine Hände gelegt, wenn du in den Tank gehst. In isolierter
Situation kann man seiner Verantwortung nicht entkommen,
indem man sie auf andere projiziert. Dazu folgende Anmerkung
aus einem Bericht, den ich 1958 über die experimentelle Arbeit
mit dem Tank verfaßt habe:
Bei einem Stelldichein mit seinem Gott gibt es keinen Boden
für Alibis. Es gibt keinen Sündenbock, auf den man das
Negative, auch in jemanden, auf den man aus Liebe das Positive
projizieren kann.
Man kann alle üblichen Ausweichmanöver zur Verhinderung
der Selbstdurchdringung machen, alle möglichen Bandschleifen
durchlaufen, aber niemals der Tatsache entkommen, daß man
allein ist. Ich bin nicht da, obwohl du vielleicht eine Simulation

-54-
von mir projizierst.
Während ich hier schreibe, projiziere ich meine Simulation
von dir. Nimm sie bitte nicht persönlich. (In meinem Buch
Simulationen von Gott befasse ich mich ausführlicher damit,
was Simulationen sind).

-55-
2.4 Wie man Tankerfahrungen außerhalb
des Tanks nutzen kann

Manche Menschen greifen zu jeder Methode, sei es nun der


Tank oder Drogen und ähnliches, und werden davon abhängig
wie von einer Krücke. Bei unserer Arbeit im Tank sprachen wir
in diesem Fall von«Stützprogrammen».
Wenn der Tank für einen zu einer Krücke bzw. zu
einem«Stützprogramm» wird, kann man zwar immer noch den
eigenen Bewußtseinszustand im Tank recht einfach und prompt
je nach Belieben verändern, aber nicht in anderen Situationen.
Wenn es sich wirklich so verhält, ist es ein sicheres Zeichen, daß
ein Stützprogramm am Werk ist.
Definitiv ist ein Stützprogramm, wenn ein bestimmter
Bewußtseinszustand ausschließlich durch Hilfe von außen
erreicht werden kann. Wie sich aus dem oben Gesagten anhand
unserer Erfahrungen ableiten läßt, darf der Tank nicht zu einem
Stützprogramm werden.
Der Tank ist ein Hilfsmittel, durch das man lernen kann, mit
dem eigenen Seinszustand, mit dem eigenen Bewußtsein etwas
anzufangen. Was man im Tank lernt, kann man außerhalb des
Tanks genauso praktizieren, z. B. wenn man in aller Einsamkeit
und Abgeschiedenheit auf einem Bett liegt oder sich unter
irgendwelchen anderen Umständen befindet, die man sich selbst
ausgesucht hat, um vielleicht neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Ein gutes Training in dieser Hinsicht besteht darin, in eine
Höhle zu gehen, oder in die Wüste und in absoluter Einsamkeit
ohne den Tank zu sein und eine Reihe von Tankerfahrungen zu
überprüfen. Unter derartigen Verhältnissen ist man ganz in die
Umwelt eingebunden und vollkommen unbehelligt vom Einfluß
anderer Leute, die einen laufend fordern und sich an einen
anhängen. Man kann diese Erfahrung vom Tank trennen und
schließlich lernen, mitten in einer Konferenz ein oder zwei

-56-
Minuten lang die Augen zu schließen und ganz nach Belieben
seinen augenblicklichen Seinszustand und mit ihm den
augenblicklichen Bewußtseinszustand zu ändern.
Beim Integrieren / Organisieren / Nachdenken / Meditieren
über Erfahrungen mit dem Tank gegenüber Erfahrungen ohne
den Tank macht man selbst die Entdeckung, von welchem Wert
und Nutzen der Tank als erholsames Gefährt für die Reise auf
diesem Planeten ist.

-57-
3. Physikalischphysiologische
Isolation: Der Zustand stillen
Friedens im Gegensatz zum
Zustand«sensorischer Deprivation»
In den fünfziger Jahren wurde eine Reihe von
Forschungsprojekten begonnen, die unter dem
Motto«sensorische Deprivation» liefen. Unserer Tank-Erfahrung
nach (physikalische Isolation) ist es nie zu einem
psychologischen Zustand gekommen, für den der
Begriff«sensorische Deprivation» zutreffend wäre. Wir konnten
keinen Zustand von«Deprivation» feststellen, weder bei
fehlendem Input (über die Sinne) noch bei fehlendem Output
(über den Körper), außer wenn jener selbstmetaprogrammiert
wurde. Ein selbstmetaprogrammierter Deprivationszustand kann
zu anderen reichlich komplizierten inneren Erfahrungszuständen
umprogrammiert werden.
Offenbar wurde der Terminus«sensorische Deprivation» von
jenen Psychologen erfunden, die nicht ihr eigenes Ich erforscht
und damit experimentiert haben, sondern bei ihren
Experimenten lediglich mit Testpersonen zu tun hatten und
unter Isolationsbedingungen einen«Deprivationszustand»
erwarteten. Bei unseren Tank- Experimenten mit mehr als
dreihundert Testpersonen haben wir nie einen Zustand
von«Deprivation» feststellen können, nicht einmal den
vorausgesagten«Streß», die Belastungserscheinungen bei
körperlicher Isolation.
Wie man bei Peter Suedfeld (The Benefits of Boredom:
Sensory Deprivation Reconsidered) nachlesen kann, muß
experimentelles Arbeiten unter Isolationsbedingungen an sich
selbst und mit anderen, die an sich selbst experimentell arbeiten,
nicht unbedingt unangenehme Konsequenzen haben. Auf jenem
-58-
Gebiet der Forschung befaßte man sich nur sehr zögernd damit,
daß«körperliche Isolation» eher ein Hilfsmittel sein kann, als
daß sie einen Geisteszustand hervorbringt, der von negativen
Erwartungen (Streß, Belastung usw.) vorprogrammiert ist.
Unser Erfahrungsbericht von 1961 (siehe Kapitel 9) wurde
aus dem von Harvard Press 1961 herausgegebenen Symposium
on Sensory Deprivation offensichtlich deshalb ausgelassen, weil
unser Standpunkt nicht der allgemeinen Vorprogrammiertheit
entsprach. Wir gingen nicht mit dem damaligen
Meinungskonsens konform, daß die erlebten
Phänomene«psychopathologisch» seien. Unseren Feststellungen
nach gehörten die erlebten Phänomene ganz in den
Bereich«normaler Geistesprozesse», allerdings mit erweiterter
Sicht.
Bei meiner ersten wissenschaftlichen Arbeit über körperliche
Isolation, die ich 1956 abfaßte, arbeitete ich mich durch die
spezielle Literatur, die die Effekte langanhaltender Einsamkeit
(Zeiträume von Wochen bis Monaten, verbracht in winzigen
Booten auf Ozeanen oder allein in der Polarnacht) beschrieb. Ich
kam zu dem Schluß, daß körperliche Gefahren im Verbund mit
Einsamkeit äußerst belastend sind. Das bedeutet jedoch nicht,
daß sich körperliche Isolation und Einsamkeit in Fällen
belastend auswirken, in denen der Körper überhaupt keiner
Gefahr ausgesetzt ist. Im Gegensatz dazu ist eine derartige
irreführende Verquickung von verantwortlichen Faktoren in der
Literatur über sensorische Deprivation verewigt worden.
Unsere Arbeit mit dem Tank hat unsere früheren Erkenntnisse
erhärtet. Werden die äußeren Gefahrenquellen und Störquellen,
die geringe Schmerzen verursachen können, eliminiert, so wird
es möglich, reine innere Erfahrungen zu machen.
Mit unserer Lösung von hoher Dichte (H2O gesättigt Mit
MgSO4) konnte das letzte mehr oder weniger geringfügige
körperliche Risiko (ein unter Wasser sinkender Kopf) beseitigt
werden. Die Testpersonen berichteten meistens
-59-
von«selbstprogrammierten» oder«spontanen» Erfahrungen und
weniger von Angst-, Belastungs- und Deprivationserfahrungen.
Das isotherme Bad im Tank bietet nicht nur den Komfort, im
Wasser zu liegen und getragen zu werden, also zu flotieren,
während es um einen rundherum still und dunkel ist, sondern
auch den, sich körperlich, geistig und spirituell komplett
auszuruhen, worin ein tiefer Frieden für diejenigen liegen kann,
die bereit sind, ihn aufzunehmen.

-60-
4. Das Selbst als isolierter
Beobachter/Träger eines
Geschehens/Operators
Im Gehirn (dem zentralen Nervensystem, ZNS) werden die
wie in einem Computer prozessierten«Bilder» zentral aus den
Signalen generiert, die über die sensorischen Neuronen der
peripheren Endorgane wie Augen, Ohren, Haut, Nase, Mund,
Geschlechtsorgane, Anus, Muskeln, Gelenke, Knochen und die
inneren Organe wie Lungen, Magendarmtrakt, exokrine und
endokrine Drüsen, Hoden, Eierstöcke, generative Keimdrüsen,
Herz, Blutgefäße Eingang finden. Es handelt sich um neuronale
Aktivitätsstrukturen, die mehr oder weniger durchgehend aktiv
sind.
Vom Gehirn gehen neuronale Impulse aus, die jede der
genannten peripheren Regionen erreichen. Die neuronalen
Aktivitäten sind strukturell konstant, operativ können sie jedoch
mal mehr oder weniger umfangreich ausfallen. Die vom Gehirn
austretenden Strukturen sind zentral verarbeitete Erzeugnisse.
Der Umfang neuronaler Aktivität, die über jeden Ein- bzw.
Ausgang in und aus dem Gehirn gelangen darf, unterliegt der
Steuerung über einen ze ntralen Verarbeitungsweg.
Diese Beobachtungen und Integrierung bilden die Basis
moderner Neurophysiologie. Sie sind für unsere gegenwärtige
Auffassung von den Aktivitäten des Gehirns maßgeblich.
Anhand von Daten aus klinischen Untersuchungen an
neurochirurgisch behandelten Patienten wissen wir, daß
Gedächtnisprozesse im zerebralen Kortex stattfinden,
möglicherweise aber auch in anderen Regionen (in den
subkortikalen Stämmen und im Zerebellum, beide Male in
Rückkopplung mit dem Kortex).
Die Verarbeitung der neuronalen Strukturen, die vom
-61-
zentralen Nervensystem alle Augenblicke (über Zeiträume von
Sekunden bis Millisekunden) ausgehen bzw. ins ZNS alle
Augenblicke eingehen, wird im sensorischmotorischen Teil des
Kortex in und nahe der Zentralfurche, im visuellen Kortex des
Lobus occipitalis (hinterer Gehirnlappen), im auditorischen
Kortex des Lobus temporalis (seitlicher Gehirnlappen) und im
Augenfeld des Lobus frontalis (vorderer Gehirnlappen) geleistet.
Die Langzeitverarbeitung (über Zeiträume von Minuten bis
Jahren) von zentralen Strukturen, die in den oben erwähnten
Bereichen kürzerfristiger Verarbeitung erzeugt werden, findet in
den speziellen assoziativen (stillen) Bereichen im Lobus
frontalis, Lobus parietalis (Scheitellappen des Gehirns), Lobus
occipitalis und Lobus temporalis statt. Alle zum Gehirn
gehörenden kortikalen Lappen stehen mit anderen Gehirnlappen
und den subkortikalen Stämmen (Corpus striatum, Teil der
basalen Stammganglien des Gehirns, Thalamus, «Tor zum
Bewußtsein», Hypothalamus) in wechselseitiger Verbindung.
Wo in diesem ganzen strukturellen Gebilde ist das
beobachtende-teilnehmende Selbst?
Ist es nur ein «Epiphänomen» der in den oben erwähnten
Regionen stattfindenden zentralen Prozesse?
Aus Fällen von unfallverursachten Gehirnverletzungen wissen
wir, daß das beobachtende-agierende Selbst im Hauptteil des
ZNS angesiedelt ist. Ein einfacher, aber ausreichend starker
Schlag auf den Schädel beweist es das Mindeste, was dann
passiert, ist, daß die Kommunikation der betroffenen Person zu
außenstehenden Beobachtern nicht mehr normal stattfinden
kann. Eine Verletzung des visuellen Kortex kann Blindheit
verursachen, eine Verletzung des sensorischmotorischen Kortex
Lähmungen und eine Verletzung des auditorischen Kortex
Taubheit.
Im Verein mit anderen Beobachtungen können wir aus dem
oben angedeuteten, viel zu knappen Bild folgendes ableiten:

-62-
1. Das bewußte Selbst eines Beobachters/Trägers eines
Geschehens ist von den Verarbeitungssystemen peripherer
Daten (d. h. der aus- und eingehenden Strukturen) unabhängig,
ganz gleich in welchem Input-Output-Modus jeder Prozessor in
jedem Gehirnlappen/ subkortikalen Gehirnstamm auch operieren
mag.
2. Die Verarbeitung/Berechnung von Ein- und Ausgangsdaten
des Beobachters/Trägers eines Geschehens kann möglicherweise
aufhören, wenn die Prozessoren peripherer Input-, Outputdaten
verletzt werden oder sterben.
3. Im Mesenzephalon (Mittelhirn) angesiedelte kleine
Systeme üben eine starke Kontrolle aus, da sie den In- und
Outputverkehr struktureller Daten entweder ermögliche n oder
verhindern können. Bei Verletzung eines solchen Systems
können alle Eingangs- und Ausgangsdaten, die zum und vom
Beobachter/Träger eines Geschehens verkehren, zurückgehalten
werden. In der Folge kommt es zu einem von außen
beobachtbaren Unvermögen, mit den in der äußeren Welt sich
befindlichen Beobachtern zu kommunizieren.
Der im Zentrum seinerselbst befindliche Beobachter/Träger
eines Geschehens kann während des Zeitraums, in dem die
Möglichkeit zur Teilnahme an den äußeren Wirklichkeiten
aufgehoben ist, bei vollem Bewußtsein bleiben.
4. Theoretisch folgt daraus: Selbst wenn die
lebenserhaltenden Systeme des Gehirns (Blutversorgung,
Bluttransport von Nährstoffen, einschließlich Sauerstoff, und
Abbau von katabolen Molekülen) unversehrt bleiben, kann der
bewußte Beobachter/Träger eines Geschehens infolge
verschiedener Gehirnverletzungen, die entweder reversibel (bei
Anästhetika und anderen chemischen Wirkstoffen,
Gehirnerschütterung oder anderen reversiblen kleineren
Verletzungen) oder irreversibel sind (bei Toxinen,
Viruserkrankungen, mechanisch oder chemisch oder elektrisch
herbeigeführten Zerstörungen der Gehirnstruktur), innerhalb des
-63-
ZNS total isoliert und von der Außenwelt abgeschlossen sein.

-64-
5. Die Sphären der Realität: der
Metaglaube-Operator
Was real und was wahr ist, definiert jeder von uns für sich
selbst aufgrund seiner eigenen Überzeugungen. Was real/ wahr
ist, leiten wir von unserer äußeren und inneren Erfahrungswelt
so ab, wie es dem Zeitpunkt und den Umständen gemäß ist. Die
Phänomene des eigenen Daseins werden im Licht der Realität,
an die man glaubt, neu interpretiert. Das Resultat ist, daß man
von dem, was real und was wahr ist, seine eigenen Simulationen
erzeugt. Aus der direkten äußeren/inneren Erfahrung und aus
den Glaubensgrundsätze n/Meinungen, die man uns
anerzogen/gelehrt hat, erschaffen wir im Geist unsere Bilder von
der Realität.
Es hat sich als nützlich erwiesen, die Idee zu erweitern, was
Glaube/Glaubensgrundsatz/Meinung ist, um alle Simulationen,
die man von der Realität hat, zu erfassen, einschließlich derer,
die man von sich selbst macht. Ebenso nützlich ist es, wenn man
die übliche Definition dessen, was real ist (was außerhalb des
Geistes ist), erweitert, um das, was innerhalb des Geistes ist, mit
einzubeziehen.
Gemäß dieses Gedankensystems sprechen wir von äußerer
und von innerer Realität, was im weiteren durch ä.R. und i.R.
symbolisiert werden soll.
Das Selbst ist in die i.R. eingebunden. Das trifft immer zu,
selbst wenn man mit der geschäftigen ä.R. stark engagiert ist.
Beim Selbst finden wir zwei Aspekte, die wir in zwei
Konzepte unterteilen. Der eine ist das beobachtende Selbst; wir
nennen es auch den«Beobachter». Der andere Aspekt ist das
handelnd-teilnehmende Selbst; wir nennen es den«Operator».
Das Selbst als Ganzes nennen wir demnach
den«Beobachter/Operator».

-65-
Der Beobachter kann, abhängig von den Umständen,
Ereignisse der äußeren Realität (ä.R.) und/oder Ereignisse der
inneren Realität (i.R.) verfolgen, während der Operator an
Ereignissen der äußeren Realität (ä.R.)
teilnehmen/herummanipulieren und/oder an Ereignissen der
inneren Realität (i.R.) teilnehmen/herumoperieren kann.
In der ä.R. setzt der Operator den Körper ein, in der i.R.
verwendet er
Simulationen/Konzepte/Glaubensgrundsätze/Meinungen/Metam
einungen/Metaglauben/Absichten/Unterscheidungen usw.* Wie
im Anhang 2 (Die Metaüberzeugung von der Begrenztheit des
Geistes: Grundsätzliche Definitionen) näher ausgeführt wird, ist
der Beobachter/Operator immer an die Sphäre der ä.R./i.R.-
Simulationen gebunden. Selbst wenn das Selbst innerhalb von
ä.R.-Ereignissen operiert/beobachtet, operiert/beobachtet man
aus der i.R.-Sphäre in die ä.R.-Sphäre, wobei die Rückkopplung
ständig hin und her geht (i.R. zu ä.R. zu i.R. usw.).
Weiterhin definieren wir den Begriff
der«allgemeinverbindlichen Realität» als das Spektrum von
Glaubensgrundsätzen/Überzeugungen/Annahmen/Behauptungen
/Interpretationen/Simulationen, die jeder von uns mitbekommt/
absorbiert, und von denen in unserem Kulturkreis, unserer
Gesellschaft/Familie/Schule usw. gesagt wird, daß sie real/wahr
sind. Was durch eine Dyade, Familie, Gruppe, Nation oder
Nationengruppe übereinstimmend als real/ wahr ausgegeben
wird, ist die allgemeinverbindliche Realität. Beispiele sind die
verschiedenen, für die Menschen rechtsgültigen Strukturen
(Stadt, Bezirk, Bundesland, Nation usw.), die Bilder von
Wirklichkeiten, die von den Medien (Zeitungen, Fernsehen,
Radio usw.) aufgebaut werden, die Wirklichkeiten des Geldes,
die von Banken, Steuern, Gehältern, Löhnen usw. geschaffen
werden, und nicht zuletzt auch das Bild von der Wirklichkeit,
wie es von den Wissenschaftlern gesehen wird.
Die allgemeinverbindliche Realität setzt sich folglich aus den

-66-
einen oder anderen Simulationen der i.R./ä.R. zusammen; man
stimmt mit ihr entweder überein oder nicht. Zu den
allgemeinverbindliche Simulationen von der Realität gehört ein
großer Teil unserer am sichersten gehüteten, heiligsten
Glaubensgrundsätze. Das Feedback, das wir aus unseren
Beziehungen zu denen, die wir lieben, zur Familie, zu
religiösen/politischen/wirtschaftlichen/beruflichen Gruppen
usw. bekommen, erzeugt in jedem von uns bestimmte
Glaubensmuster, so daß wir das eine glauben, das andere nicht.
Die Glaubensmuster sind schwer aufzudecken: es ist schwierig,
sich ihrer Existenz und ihres Einflusses auf unser
Denken/Handeln/ Fühlen bewußt zu werden. (Vgl. a.
Simulationen von Gott).
Als wir uns die Probleme, die sich infolge der verschiedenen
Gesichter der einzelnen Realitäten stellen, vor Augen hielten,
merkten wir, daß es nützlich wäre, so etwas wie
einen«Metaglaube-Operator» einzuführen. Der
Begriff«Operator» wird hier im mathematischen Sinn
verwendet, also als etwas, das auf etwas anderes (Operand)
einwirkt/operiert, um es zu verändern/zu transformieren.
Der Begriff«Metaglaube» ist als eine Überzeugung definiert,
die über allem liegt, was man so glaubt: er ist «meta», d. h. auf
einer Ebene oberhalb der Glaubensgrundsätze/Überzeugungen.
Ein Metaglaube-Operator ist demnach Idee/Funktion/ Agens; er
wirkt auf ein System von Glaubensgrundsätzen/Überzeugungen
(Glaubenssystem) ein, operiert damit, transformiert und
verändert es. Der Metaglaube-Operator operiert außerhalb eines
vorgegebenen Glaubenssystems und nimmt auch von außen
darauf Einfluß. Unsere Auffassung nach ist der Metaglaube-
Operator primär für die Transformation von
Glaubensgrundsätzen/Überzeugungen in einem selbst
verantwortlich und daher auch für die Transformation von
angeeigneten Realitäten.
Der Metaglaube-Operator kann stark, schwach oder überhaupt

-67-
nicht ausgeprägt sein. Wenn man damit zufrieden ist, wie sich
die inneren/äußeren Realitäten für einen darstellen, wenn man
also mit seinem Leben, wie es abläuft, ganz einverstanden ist,
mag es keine große Notwendigkeit für einen Metaglaube-
Operator geben. In diesem Fall kann der Metaglaube-Operator
völlig unbedeutsam sein; man ist mit seinen
Glaubensgrundsätzen/Überzeugungen zufrieden/einverstanden:
sie funktionieren zur eigenen Zufriedenheit in
Familie/Geschäft/Beruf/religiöser/politischer/wirtschaftlicher
Gemeinschaft. Man denkt gar nicht daran, die eigenen
Glaubenssysteme zu transformieren. Entweder existiert dann der
Metaglaube-Operator gar nicht, oder er funktioniert eben nur als
ein Unterhaltungsinstrument des Selbst.
Daß sich ein Metaglaube-Operator in jemandem stark macht,
der früher nie einen solchen Operator hatte, kann durch eine
Krise körperlicher/geistiger/seelischer Art hervorgerufen
werden. Eine nahe Bekanntschaft mit dem Tod, eine tiefe
religiöse Erfahrung, in schwerer Unfall, eine längere Krankheit,
ein finanzieller Zusammenbruc h, eine plötzliche, unerwartete
Konfrontation mit Gewalt und/ oder Krieg, eine tiefe
psychedelische Erfahrung können eine Änderung dessen
erforderlich machen, was man von sich, seinem Selbst, der
äußeren und inneren Realität glaubt. In derartigen Fällen kann
der Metaglaube-Operator einsetzen und eine Zeitlang in
Funktion sein. Aber so schnell wie seine Operation begonnen
hat, kann sie auch wieder enden.
Wie es scheint, kommen manche Menschen sehr früh in ihrem
Leben in den Erwerb von Metaglauben-Operatoren; meistens
sind es irgendwelche Genies, die davon in ihrem weiteren Leben
Gebrauch machen, statt sie aufzugeben oder mit wachsendem
Alter verkümmern zu lassen. Manche Künstler, Wissenschaftler,
Geschäftsleute, Politiker beziehen ihre Kreativität durch solche
Metaglauben-Operatoren. Wenn man aber Erfolg hat, mag es für
einen nicht mehr so erforderlich sein, Metaglauben-Operatoren

-68-
wirken zu lassen: Was man glaubt/meint, hat sich als
zufriedenstellend herausgestellt; das Erfordernis, etwas zu
ändern, ist gleich null.
Dagegen scheinen andere Menschen ihre Metaglauben-
Operatoren ihr Leben lang zu behalten. Wißbegier und Interesse
bleiben durch die Jahrzehnte lebendig. Das Altern scheint diesen
Menschen nichts auszumachen.
Die allgemeinverbindlichen Realitäten haben eine wichtige
Substruktur, die man im Gegensatz zur «Film-/MAZRealität »
die«Papierrealität» nennen könnte. In unserer Gesellschaft
bringen wir alles zu Papier: unsere Verträge, unsere Ehe(n), -
unseren letzten Willen, unsere finanziellen Transaktionen,
unsere Neuigkeiten/ Nachrichten, unsere Geschichte, unsere
Gedanken, unsere Meinungen. Manches, was wir schriftlich
niederlegen, bestimmt wesentlich unser Tun/Denken/Handeln.
Wir kommen unseren Verträgen nach oder brechen sie. Wir
heiraten die eine Person und leben mit ihr entsprechend unserer
Meinung/Auffassung von dem, was eine Ehe für uns ist,
zusammen. Wir setzten unser Testament auf und erwarten, daß
es nach unserem Tod ausgeführt wird. So etwas wie ein
Bankkonto kann nur funktionieren, weil genügend viele an diese
Art der Papierrealität glauben. Wir glauben an das, was in der
Zeitung steht, in den Fernsehnachrichten gesagt/gezeigt wird,
oder nicht. Wir tendieren dazu, das, was wir in Büchern,
Zeitschriften usw. lesen, für wahr zu halten, daran als Wahr heit
zu glauben oder nicht. Ebenso haben wir den Hang, das, was wir
im Fernsehen und im Kino sehen, als bare Münze zu nehmen
oder als baren Unfug.
Die allgemeinverbindliche Realität wird uns im großen
Ausmaß durch die Darstellung einer Papierrealität aufgetischt.
Wir stecken mitten in einer Realitätsdarstellung, die uns mittels
Papier, Zelluloid, Magnetbändern u. ä. eingeflößt wird.
Die eigene Realität, die man in seinem Dasein auf dieser Welt
durch Erfahrung/Experimente ausmacht, sowie die damit
-69-
verbundene n direkten selbsterzeugten Simulationen können mit
der Papierrealität übereinstimmen/nicht übereinstimmen. Man
kann die Papier-/Film-/MAZ-Realität fraglos annehmen und das,
was von diesem Ausschnitt der allgemeinverbindlichen Realität
diktiert wird, hinnehmen/akzeptieren/passiv aufnehmen/glauben.
Natürlich kann man solch Diktiertes auch auf der Grundlage
seiner eigenen Erfahrung/Experimente/Erkenntnisse/Einsichten,
seines eigenen Wissens in Frage stellen.
Jemandes Metaglaube-Operator kann auf die Papier-/Film- /
MAZ-Realität einwirken und sich zu dem entscheiden, was sich
einigermaßen gut an die Simulationen von der Realität anpassen
Läßt, die innerhalb und außerhalb dieser Person ablaufen. So
kann man Kriterien dafür entwickeln, was für einen selbst
real/wahr ist.
Das folgende ist eine nützliche Aufzählung von logischen
Auswahlkriterien zur Selektion/Verwendung/Beobachtung von
Anpassungsformen eines Metaglauben-Operators:
1. Was an den allgemeinverbindlich übereingekommenen
Simulationen oder an den Simulationen von einer anderen
Person wahr/real ist, ist die Wahrheit/Realität, die mit der
eigenen Simulation annehmbar korrespondiert.
2. Was diesen Grad an Übereinstimmung nicht hat, ist
notwendigerweise nicht wahr/nicht real.
3. Was noch nicht eigene Erfahrungen/Simulationen sind,
wird so gesehen, wie es andere für wahr/real halten; es ist daher
nur als ob wahr/als ob real.
4. Was als ob nicht wahr/nicht real ist, muß vom Selbst noch
erfahren/simuliert werden; andere halten es für nicht wahr/nicht
real: das Selbst enthält sich eines Urteils.
5. Was bedeutungslos ist, muß vom Selbst erst simuliert
werden, oder es wird vom Selbst zurückgewiesen; letzteres
passiert durch Unwissenheit/Unerfahrenheit/Unglauben oder
durch Wissen/Erkenntnis/Erfahrung.

-70-
6. Alsobbedeutungs1os ist, was andere für bedeutungslos
halten; das Selbst enthält sich eines Urteils.
Diese sechs Auswahlkriterien können auf die eigenen
Seinszustände angewendet werden (siehe Anhang 2). Im einen
Zustand erlebt man bestimmte Ereignisse/Simulationen als
wahr/real. In einem anderen, der mit dem ersten nicht überlappt,
können diese Ereignisse/Simulationen als ob wahr/real, nicht
wahr/nicht real, als ob nicht wahr/nicht real, bedeutungslos
oder als ob bedeutungslos werden. i In
physikalischphysiologischer Isolation erfährt man das, was
ewige Einsamkeit und Einheit mit dem Universum ist sehr tief.
Zum Zeitpunkt des Erlebens ist diese äußere/innere Erfahrung
wahr/real. Später kehrt man wieder zur Geschäftigkeit des
Lebens mit allem Drum und Dran wie Familie/Beruf/F reunden
usw. zurück. Man befindet sich dann wieder im Zustand des
Zusammenschlusses mit anderen, auch in dem, was man glaubt.
Das zuvor gemachte Seinserlebnis von Einsamkeit/Einheit
erscheint nun nur noch als ob wahr/real oder möglicherweise
sogar nicht real/nicht wahr oder einfach bedeutungslos. Man
weiß, es war wahr/real, aber dennoch ist es nur mehr als ob
real/wahr oder nicht real/nicht wahr oder bedeutungslos.
Damit steht man vor dem Dilemma, was ist Realität. Was ist
wirklich wahr? Es sind diffizile Fragen. Unsere Antworten
darauf befriedigen uns noch nicht. Die folgenden Vorstellungen
sind vorläufig und revisionsbedürftig:
1. Direkte äußere/innere Hier- und-Jetzt- Erfahrung muß als
wahr/ real aufgefaßt werden.
2. In Simulationen sind Erinnerungen vergangener direkter
äußerer/innerer Erfahrung eingeflochten. Diese Erinnerungen
selbst sind Simulationen, und wenn man sie in Isolation noch
einmal abspult, sind sie folglich nur als ob wahr/real.
3. Die allgemeine Gültigkeit äußerer/innerer Erfahrung ist
eine in gegenseitiger Übereinstimmung stattfindende

-71-
Simulation. Zwei Personen können nur dort Übereinstimmung
finden, wo sich die Sphären ihrer Simulationen decken.
4. Direkte äußere/innere Erfahrung kann nicht von einem
Geist zum anderen übertragen werden.
5. Jeder von uns schafft sich eine einzigartige Sphäre von
äußeren/ inneren Simulationen, die mit der Sphäre der allgemein
übereingekommenen Simulation nur zum kleinsten Teil
überlappt.
6. Machen zwei dieselbe ä.R.-Erfahrung, ist die äußere/innere
Erfahrung jedes einzelnen eine ausschließlich einmalige
Realität, die den Simulationen eines jeden ihre jeweiligen
Postulate aufdrückt. Eine Überlappung entsteht nur bei späterer
gegenseitiger Beschreibung ihrer äußeren/inneren Erfahrungen.
Der Metaglaube-Operator kann so zurechtgelegt werden, daß
die Standpunkte der eigenen Überzeugungen unterschiedlich
schnell veränderbar sind. Die Schnelligkeit der Veränderung
von Standpunkten kann von null bis zu einem persönlichen
Maximum reichen. Passiert eine Krise, kann der Metaglaube-
Operator die elementaren Glaubensgrundlagen innerhalb von
Sekunden, Stunden oder Tagen ändern. Ein schleppend
vonstatten gehender gesellschaftlicher Wandel, der einen
Wandel im Glaubenssystem erfordert, kann ein jahrelanger
Prozeß sein.
Schnell auftretende Änderungen im Glaubenssystem einer
bestimmten Person sind in der allgemein verbindlichen Realität
verdächtig; sie wird für abnormal/ausgeflippt/krank/nicht richtig
im Kopf/fanatisch/unzuverlässig gehalten.
Die allgemeinverbindliche Realität selbst ist einer von vielen
Aspekten eines sehr umfassenden hyperstabilen
Feedbacksystems vielfältig individueller Natur (Anhang 4), das
sich in Zeiten ohne Krieg/Gewalt/Katastrophen nur langsam
verändert. Metaglauben-Operatoren aus der
allgemeinverbindlichen Realität geben die langsamen

-72-
Veränderungsraten in charakteristischer Weise wieder. Um
Veränderungen zu beschleunigen, ist es nötig, sich
zurückzuziehen und sich von den Rückwirkungen der
allgemeinverbindlichen Realität abzukoppeln. Nur so kann man
schnelle Metaglauben-Operatoren entwickeln. Bei genügend
langer und häufiger physischphysiologischer Isolation (also
täglich mehrere Stunden) können sich Transformationen
schneller entwickeln. Aus dieser äußeren/inneren Erfahrung
ergeben sich wenigstens die Möglichkeiten zur Entwicklung
solcher Metaglauben- Operatoren. Psychedelische Mittel können
die Transformationen ebenso beschleunigen (wenn man allein
und für sich ist - und so lange Konflikte mit der
allgemeinverbindlichen Realität vermieden werden).
Für das Eingebundensein in die allgemeinverbindliche
Realität haben wir den Begriff Interlock (Zusammenschluß).
Dazu gehört eine Reihe von Phänomenen, die
erfahrungsgemäß auftreten, wenn der kommunikative Abstand
für ein Feedback in einem selbst oder zwischen mehreren
Biocomputern irgendwie kritisch wird und sich für eine
bestimmte Dauer eine zweigleisige Kommunikation abspielt.
Beispiele für diese Art von Zusammenschlüssen gibt es in der
äußeren Realität, wenn zwei Personen, die zusammen irgendwie
isoliert sind, miteinander ins Gespräch kommen, oder wenn
zwei Personen miteinander telefonieren, in sexuelle Beziehung
treten, oder wenn mehrere zusammen spielen oder singen oder
arbeiten. Wenn man allein und von der Außenwelt isoliert ist,
können Simulationen des Interlocks mit der ä.R. einen
beträchtlichen Teil der Simulationen der äußeren/inneren
Realität ausmachen.
Ein Interlock kann verschieden intensiv ausfallen. Bei
sexuellen Beziehungen in der ä.R. können die
Zusammenschlüsse Körper1 - Körper2 und i.R.1 - i. R2 hohe
Energiezustände erreichen. Wenn man mit jemandem sachlich
am Telefon zu tun hat, ist das Interlock gewöhnlich nicht sehr
-73-
stark, wohingegen bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung
die Interlocks zwischen den streitenden Parteien sehr intensiv
sein können.
Jeder Zusammenschluß in der ä.R. beinhaltet einen
gegenseitigen Austausch, der von beiden
Beobachtern/Operatoren durch repräsentative wechselseitige
Simulationen der ä. RA. R. in der i.R. jedes einzelnen aufgebaut
wird. Solche Simulationen schließen folgendes mit ein: die
Sprache, die die einzelne Person jeweils wählt; die Simulation
der einen Person durch die andere; die Selbstsimulationen der
einzelnen Person von ihrer Rolle in einem bestimmten
Verhältnis innerhalb des Zusammenschlusses mit der anderen
Person; und die von jeder der beiden durchgeführten
Simulationen der allgemeinverbindlichen Realität und der
Steuerungen ihrer positiven, negativen und neutralen
Energiesysteme.
Ein Interlock zwischen zwei Personen kann durch die
sprachlichen Anforderungen auf bestimmten Gebieten
manchmal limitiert sein. Die gesprochene (verbalvokale)
Sprache (einschließlich Stimme, Tonfall, Wortumfang,
Erkenntnisebenen) ist Teil des Interlocks. Zum direkten
Interlock gehört eine direkte Körpersprache (Gesichtsausdruck,
die Kontrolle über die Bewegungen von Armen, Händen und
Körper usw.). Ein Körperkontakt bringt weitere Parameter in die
i.R. der beteiligten Personen ein.
Irgendwie kontrolliert die eigene Simulation, die man sich
von einer anderen Person macht, das, was man ihr sagen
kann/will. Wenn man weiß, daß die andere Person auf
bestimmten Gebieten mit negativer Energie reagiert, wird man
sich gewöhnlich heraushalten, oder man fordert den anderen
heraus, Wenn man vom anderen hohe positive Energie erwartet,
wird man nicht in Sphären negativer Energie eintreten, sondern
in solche mit positiver Energie.
Bei bestimmten Personen kann man in sehr vielen (wenn nicht
-74-
allen) Sphären eine neutrale Energie erwarten. Wenn die eigene
Simulation von der anderen Person diese in bezug auf
Wissen/Unwissen/Macht/ Geld/Sex/Intelligenz über oder unter
das eigene Selbst stellt, arbeitet man möglicherweise nach
bestimmten Rollen, die die allgemeinverbindliche Realität
ausgibt. Setzt man einen Metaglaube-Operator ein, der sagt, daß
durch Interlocks mit einer anderen Person Grenzen, die von
vorneherein zu erwarten sind, transzendiert werden können,
kann man tatsächlich über das hinausgehen, was man von der
anderen Person erwartet. Die eigene Simulation von der anderen
Person kann ein völlig neuer Prozeß werden, bei dem sowohl die
andere Person als auch man selbst für neue Bereiche offen wird,
in denen man sich neu zusammenschließen kann.
Die Idee des Interlocks kann über das Feedback zwischen
Mensch und Mensch hinausgehen. So gibt es z, B. ein Interlock
zwischen Mensch und Delphin, über das ich in einem anderen
Buch geschrieben habe (Lilly on Dolphins).
In unserem Kulturkreis ist das Interlock zwischen Mensch
und Maschine sehr wichtig. Das Interlock zwischen Fahrer und
Auto ist für viele eine Alltäglichkeit. Das Interlock zwischen
Programmierer/ Benutzer und Computer gewinnt in unserer
Kultur an zunehmender Bedeutung; die Papier-/Film-/MAZ-
Realität wird davon mächtig beeinflußt. Die Massenproduktion
der Industrie hängt von exakten Interlocks verschiedener Art
zwischen Mensch und Maschine ab. Man kann sagen, daß
unsere Kultur wesentlich von solchen Interlocks abhängt: von
der Frau, die mit ihrer Nähmaschine arbeitet, vom Autor, der mit
der Schreibmaschine arbeitet, vom Stahlarbeiter, der im
Stahlwerk arbeitet, von der Person, die am Fließband
elektronische Bauteile zusammensteckt, vom Pilot, der ein
Transportflugzeug fliegt, vom Wissenschaftler, der mit einem
Elektronenmikroskop forscht. Unsere Kultur ist ein riesiges
System von Interlocks zwischen Mensch und Maschine, und
unsere allgemeinverbindliche ä.R. großenteils ein Erzeugnis

-75-
davon.
Wenn man lange genug von diesem immensen- Netzwerk von
Interlocks Abstand hat, kann man sehen, wie der Einfluß der
ehemaligen Interlocks mit der ä.R. in der i.R. weiter anhält.
Auch in Isolation und in Einsamkeit macht sich der Überschuß
an früheren Interlocks in der eigenen Simulationssphäre
weiterhin bemerkbar. Man füllt seine innere Realität durch
simulierte Interlocks mit der, äußeren Realität auf.
Für manche Menschen sind die äußere Realität und ihre
Simulationen real/wahr. Alles andere in der i.R. wird als Traum,
Spinnerei oder Fantasie betrachtet. Für eine ä.R. orientierte
Person besteht ein Widerwille/eine Angst/ein Tabu vor dem
Eintreten in die weiten Räume seiner/ihrer inneren
Wirklichkeiten. Solche Menschen finden in unserem Kulturkreis
durch die allgemeinverbindliche Realität Anerkennung und
Zustimmung. Dieser Lebenswandel ist solange ganz
akzeptabel/bedeutungsvoll, bis irgendwelche Einflüsse
dazwischenkommen, die stärker sind als das Selbst. Wie bereits
erwähnt, sind Krisen Auslöser für Veränderungen im System
des Metaglaube-Operators.
Diese Leute finden im Isolationstank einen Ort zum Erholen
und Nachdenken («Trink-Tank»). Dort kann man sich mit den
Problemen in völliger Entspanntheit beschäftigen.
Wer in die Tiefen des Selbst vordringen, sich selbst
analysieren, tiefer meditieren, der Realität auf den Grund gehen
will, für den ist der Isolationstank ein nützliches Instrument.
Sobald man in der Dunkelheit und Stille zu flotieren beginnt,
werden alle Interlocks mit der ä.R. fast auf Null
heruntergeschaltet.
Die Landkarten weiterer innerer Sphären geben wir in erster
Linie an diesen Personenkreis weiter. Wir fanden sie ganz
nützlich. Sie sind, wie gesagt, für die bestimmt, die sich
entschlossen haben, ihre Glaubenssysteme zu ändern und einen

-76-
flexibleren/einflußreicheren Fächer von Meta-Ansichten/-
Meinungen/-Vorstellungen/-Überzeugungen und entsprechende
Meta-Operatoren zu entwickeln.
In Isolation, bei tiefem Eindringen in die Sphäre der inneren
Wirklichkeiten trifft man auf bestimmte Phänomene, die man im
gewöhnlichen Leben, so wie wir es in unserer Kultur kennen,
nicht erfährt.
Beim Flotieren in der Dunkelheit und Stille des Tanks kann
man das Bewußtsein über die folgenden Bereiche völlig oder
teilweise verlieren: (1) Tank und Lösung; (2) Körper; (3) ä.R.-
Simulationen; (4) i.R.; (5) i.R.-Simulationen; (6) Identität: die
Simulation von sich selbst; (7) sich selbst als ein einzigartiges
individuelles Selbst; (8) daß man Mensch ist; (9) diesen
Planeten und seine ä.R. (s. a. Anhang 1-6).
Man kann neue äußere/innere Erfahrungen machen: (1) daß
die augenscheinliche äußere Realität (Simulationen der ä.R.)
noch mit anderen Mitteln zu durchqueren ist als nur mit denen,
die man sonst im Interlock mit der allgemeinverbindlichen
Realität erfährt; (2) daß das Selbst von Programmen
systematisch programmiert wird, derer man sich normalerweise
nicht bewußt ist; (3) daß andere Entitäten, die anders geartet
sind als das eigene Selbst sich mit einem im Isolationstank
irgendwie zusammenschließen können, und zwar mit Mitteln
und Wegen, die unserer gegenwärtigen allgemeinverbindlichen
Wissenschaft fehlen; (4) daß man selbst etwas Größeres ist als
die eigene Simulation vom eigenen Selbst; (5) daß man sich mit
etwas weit Größerem zusammengeschlossen sieht, als es der
Mensch ist, so daß sich das eigene Selbst als individuelles
menschliches Lebewesen auflöst, und man mit einer Art
Netzwerk der Schöpfung eins wird, das die Entstehung von
allem ist; (6) daß das eigene Selbst (wenn es präsent ist) den
Körper nach überall hin in Zeit/Ort/Form verlassen kann.
In dreien meiner Bücher spreche ich von derartigen
Phänomenen (Im Zentrum des Zyklons, Der Dyadische Zyklon
-77-
innere und äußere Entwicklungen zweier Zentren - eines Paares,
Programming and Metaprogramming in the Human
Biocomputer). Andere Personen haben von diesen Phänomenen
in ihren späteren Aufzeichnungen berichtet (vergl. Kapitel 11,
Erfahrungsberichte aus dem Tank).
Wie der Autor zu diesen Phänomenen steht (im Moment des
Schreibens), wird im Anhang 1 und im Anhang 2 behandelt. In
Anhang 1 ist ein Metaglaube-Operator zusammengefaßt, der
davon ausgeht, daß der Geist, so wie wir ihn heute kennen, auf
das Gehirn begrenzt ist und von allen Input-
/Outputmöglichkeiten, die der gegenwärtigen
allgemeinverbindlichen Wissenschaft bekannt sind, mit Hilfe
der Tank-Methode isoliert werden kann. In Anhang 2 wird eine
Reihe von Metaglauben-Operatoren vorgestellt, die davon
ausgehen, daß der Geist nicht auf das Gehirn begrenzt ist, oder
daß gegenwärtig unbekannte, aber nachweisbare Input-
Outputprozesse auf ihn einwirken.

-78-
6. Der begrenzte Geist
eingeschlossen im Gehirn: Ein
kybernetisches Glaubenssystem
Was Geist und Gehirn betrifft, gibt es eine Vielzahl von
Glaubenssystemen. Vorwiegend in den Religionen gilt der
Glaube, daß der Geist mehr ist als die Summe von
Rechenoperationen, die ein Biocomputer ausführt, Dieser
Glaube demonstriert implizit, daß der menschliche Geist
irgendwie mit einer menschlichen Seele oder einer anderen
übernatürlichen Erscheinung verbunden ist, die über die
tagtäglichen Operationen des normalen menschlichen Geistes
hinausgeht. Solche Vorstellungen erzeugen den Glauben, daß
der Geist unbegrenzt ist, womit wir uns im nächsten Kapitel
näher beschäftigen wollen.
Der Glaube, daß der Mensch einen unbegrenzten Geist hat,
hat seine Wurzeln in uralten Zeiten. Er ist älter als unsere
geschriebene Geschichte. Unsere religiösen Empfindungen,
Erfahrungen und traditionellen Lehren sind damit verbunden,
die alle den konventionellen Religionen entspringen. Im Lauf
der Jahrtausende ist dieser Glaube zu einem sehr mächtigen
System geworden, das das Denken von Millionen Menschen auf
diesem Planeten bestimmt.
Im Verhältnis dazu ist das Aufkommen einer möglichen
Alternative zu diesem Glaubenssystem in Wissenschaft und
Medizin noch nicht lange. her.
Das neue Glaubenssystem geht gewissermaßen auf
medizinische, neurologische und neurophysiologische Studien
zurück, aber auch auf den Pragmatismus, den wir alle in unseren
tagtäglichen Beziehungen in der Welt der
Gesetze/Geschäfte(Wissenschaften an den Tag legen, In
unserem tagtäglichen Miteinander gehen wir davon aus, daß die

-79-
andere Person innerhalb ihres Körpers eingeschlossen ist. Wir
nehmen ferner an, daß wir mit ihr /ihm nicht verkehren können,
wenn sie/er abwesend ist.
Wenn sie/er, sagen wir, Hunderte von Metern entfernt ist, ist
sie/er gewissermaßen abwesend, nicht da. Wenn eine andere
Person in der äußeren Welt außerhalb unserer Rufweite oder
telefonisch nicht erreichbar ist, ist unser Kontakt zu ihr/ihm
irgendwie verloren. Ohne ihre/seine Anwesenheit und ohne
ihre/seine entweder mündliche oder persönliche Zustimmung
können wir keine beidseitigen Entscheidungen treffen.
Wenn es sichere Kommunikationsmittel ohne die bekannten
Einrichtungen des Körpers zur Kommunikation wie Stimme,
Sehkraft, sprachliches Feedback usw. gäbe, würden wir von
diesen anderen Kanälen zweifellos Gebrauch machen. In
unserem Alltagsleben verwenden wir das, was uns zur
Verfügung steht. Theoretische Möglichkeiten gehen nicht in
unser Alltagskalkül ein, mit dem wir zu anderen tagtäglich
Beziehung suchen.
Wenn nicht offen ausgesprochen, so sind wir wenigstens
stillschweigend an dem Punkt angelangt, wo das System, wie
wir mit anderen verkehren, abhängig ist vom Telefon,
Fernschreiber, Fernsehen usw., die uns miteinander verbinden
sollen. Nur sehr selten erleben wir, daß es andere
Kommunikationsmöglichkeiten gibt als die, die gegenwärtig in
Form von Bild/Ton/Schrift vorhanden sind.
Wir gehen daher ziemlich salopp vor, wenn wir annehmen,
daß jede Person irgendwie in ihrem/seinem Körper
eingeschlossen ist und folglich körperlich oder durch ein
anderes bekanntes Kommunikationsmittel zugegen sein muß,
damit wir mit ihr/ihm Kontakt haben können. Wenn wir außer
Sicht- und Hörweite, ohne Zeitungen/ Magazine/Briefe, ohne
Fernseher usw. leben, ist jeder von uns praktisch allein.
Vom Standpunkt empirischer Erfahrung her gesehen ist man

-80-
mindestens an den Körper gefesselt. Unser Körper ist
offensichtlich unsere Feste.
Aufgrund bestimmter empirischer Beobachtungen, die über
die Jahrtausende hinweg gemacht wurden, sind manche Leute zu
der Überzeugung gekommen, daß der Mensch nicht allein an
den Körper gebunden ist, sondern speziell an das Gehirn in
seinem Körper. Wenn man jemandem genügend fest auf den
Kopf schlägt, kann man sehen, daß die Person sozusagen
verschwindet. Der Körper fällt in ein Koma, und man kann mit
der anderen Person innerhalb ihres Körpers/Gehirns nicht mehr
sprechen; die üblichen Kommunikationswege sind abrupt und
komplett abgeschnitten. Man geht davon aus, die Person ist
bewußtlos, d. h. unfähig zur Kommunikation mit ihrer
Umgebung. Die Kommunikation ist so lange unterbrochen, bis
die betreffende Person wieder fähig zu sein scheint, ihre
Körperfunktionen bewußt in Gang zu bringen.
Auf der Basis solcher Beobachtungen ist man im
medizinischen Bereich jahrelang davon ausgegangen, daß der
Mensch irgendwie eine Funktion intakter zerebralkortikaler
Aktivitäten innerhalb des zentralen Nervensystems ist und die
menschlichen Grenzen dadurch vorgegeben sind, daß das
Gehirn intakt ist, keinen Schaden hat, nicht anästhesiert ist und
in einem sogenannten gehirnspezifischen Normalzustand
funktioniert.
Diese Beobachtungen führten zur Hypothese oder, wenn man
so will, zu dem Glaubenssystem, daß der Geist eingeschlossen
und begrenzt ist.
Dieses Glaubenssystem beherrscht auch die Gesetzesgebung.
In der Habeas-Corpus-Akte wird z. B. gesagt, daß das Gesetz
nur dann wirksam werden kann, wenn die betreffende Person
leiblich anwesend ist; um einer Person habhaft zu werden,
braucht man ihren Körper.
Ähnlich ist es in der Psychiatrie, wo der Patient anwesend

-81-
sein muß, um mit ihn/ihr kommunizieren und eine Diagnose
stellen zu können, wobei immer angenommen wird, daß die
gesamte notwendige Information irgendwie innerhalb des
betreffenden Körpers im betreffenden Gehirn enthalten ist. Auch
im Geschäftsleben verkehrt man mit anderen Menschen als
Leiber mit eigenem Gehirn und eigenem Geist, der in ihren
Gehirnen eingeschlossen ist; man geht pragmatischerweise
davon aus, daß man mit jemand anderem nur etwas anfangen
kann, wenn er/sie gewissermaßen anwesend und nicht, wenn
er/sie gewissermaßen abwesend ist.
Es gibt viele, die an beides glauben: an den begrenzten und an
den unbegrenzten Geist. Diese Leute gehen an bestimmten
Tagen zu formalen Veranstaltungen, wie z. B. zur
Sonntagspredigt oder zu einem anderen religiösen
Gruppenzauber, wo die Hypothese vom unbegrenzten Geist
losgelassen wird, während sie an den anderen Tagen das
Glaubenssystem vom begrenzten Geist praktizieren.
Während des nächtlichen Schlafs verläßt man die äußere
Realität, in der man auf allgemeinverbindliche Weise mit
anderen Personen verkehrt, und betritt Regionen, in denen
offensichtlich andere Gesetze, andere Glaubensstrukturen
herrschen. In Zuständen von Hypnose, Traum etc. können die
Gesetze der äußeren Welt die inneren Vorgänge regulieren oder
nicht. Man kann durch Erfahrungen gehen, in denen andere,
entweder bekannte oder nicht bekannte Personen offensichtlich
ganz real sind; es kann vorkommen, daß man wie eine
Flüssigkeit zu fließen beginnt, man ein Punkt wird, ein Strich
oder ein fester Körper und man das, was die anderen Personen
sagen und tun, teilweise kontrollieren kann usw. Die Gesetze der
offensichtlich wahrnehmbaren inneren Realität von
Traumzuständen unterliegen nicht den Beschränkungen, die die
äußere Realität auferlegt. Die Gesetze der inneren Realität sind
ganz anderer Natur, obwohl sie sich dennoch teilweise mit
denen der äußeren Realität decken können. In solchen Stadien

-82-
kann es den Anschein haben, der Geist sei unbegrenzt und
könne die festen Grenzen des eigenen Gehirns und des eigenen
Körpers hinter sich lassen. Diese Erfahrung kann jeder von uns
machen, wenn er/sie nachts allein im Bett liegt.
Beim Schlafen und Träumen wird aus dem begrenzten Geist
offenbar ein unbegrenzter. Ähnlich kann man unter dem Einfluß
von Anästhetika, Psychedelika, Trance und des Isolationstanks
in Seinszustände kommen, in denen der Geist offensichtlich von
den Begrenzungen des Körpers und Gehirns frei zu sein scheint.
Spezifizieren wir das Glaubenssystem vom begrenzten Geist
etwas näher und schauen wir, ob beide Phänomengruppen darin
Platz finden; gemeint sind zum einen die Phänomene, die
während unseres täglichen Wachseins auftreten und mit anderen
interagieren, zum anderen die Phänomene, die in Traum-,
Trance- und psychedelischen Zuständen und religiösen
Erlebnissen auftreten.
Dieses Glaubenssystem sagt effektiv aus, daß der Geist eine
Funktion der im Gehirn stattfindenden Aktivitäten ist, und von
nichts anderem - sieht man von den Veränderungen in diesem
Geist ab, der in wechselnder Beziehung zu und Teilnahme an
einer äußeren Realität mit der festen Stofflichkeit dieses
Planeten und der Komplexität anderer Menschen und anderer
Tiere und Pflanzen steht. Und der auch von daher Modulationen
unterliegt. Außerdem wollen wir annehmen, daß wir sämtliche
Eingaben (Input) an ein Gehirn und sämtliche Ausgaben
(Output) aus diesem Gehirn im einzelnen erkennen können. Die
Eingaben erfolgen mittels unserer Seh-, Hör- und Ta stsinne,
mittels unseres Gleichgewichtssinns, der Ermittlung von
beschleunigenden Kräften aufgrund der Erdanziehungskraft und
aufgrund eigener Bewegungen, des Geruchssinns und der Sinne.
Diese sind dazu abberufen, den Körper als solchen zu steuern.
Die Ausgaben, die das Gehirn macht, sind auf die Aktivitäten
von Muskeln und Drüsen und auf die Nahrungseinnahme und
Produktausscheidung beschränkt.
-83-
Eingaben oder Ausgaben, die diesem Glaubenssystem
verborgen bleiben, gibt es nicht; sie sind im Körper und an
seiner Oberfläche wahrnehmbar.
Wenn also der Körper komplett isoliert wird, kommt es zu
einer Reduzierung oder Eliminierung sämtlicher Ein- und
Ausgaben. Wie an anderen Stellen in diesem Buch erläutert
wird, reduziert/eliminiert die physikalischphysiologische
Isolation im Tank, so weit dies möglich ist, sämtliche
Eingaben/Ausgaben, die an bzw. aus dem Körper erfolgen, Was
in der physikalischphysiologischen Isolation im Tank jedoch
nicht reduziert/eliminiert wird, sind die Eingaben/ Ausgaben, die
innerhalb des Körpers zum Gehirn gelangen bzw. davon
ausgehen. Noch sind die Körperbewegungen vorhanden; um das
Gehirn auch von dieser stimulierenden Rückkopplung isolieren
zu können, muß man sich fest vornehmen, keine
Körperbewegungen zu machen, sie also sozusagen verhindern.
Der Isolationstank verhindert Interaktionen mit der äußeren
Realität und gewährleistet, daß der Körper und der Biocomputer
in diesem Körper isoliert sind, ohne das weitere Bedürfnis nach
Austausch mit der äußeren Realität zu haben.
Soweit es heute der Wissenschaft möglich ist, Isolation an
sich genau zu spezifizieren, kann man kraft der Hypothese, daß
der Geist eingeschlossen und begrenzt ist, sagen, daß der
Körper, wenn er im Isolationstank eingeschlossen ist, völlig
isoliert ist.
Daß jemand im Isolationstank mit anderen kommunizieren
kann, ist dem Glaubenssystem nach, daß der Geist begrenzt ist,
völlig unmöglich, da sämtliche Kommunikationskanäle
ausgeschaltet sind. In diesem Glaubenssystem gibt es keine
geheimen unbekannten Kommunikationsmittel, die der
isolierten Person zur Verfügung stünden.
Für jemanden, der die Hypothese des begrenzten Geistes
vertritt, werden sämtliche Erfahrungen, von denen die isolierten

-84-
Personen berichten, offenkundig nur davon zeugen, was in
einem begrenzten Geist innerhalb eines begrenzten Gehirns
passieren kann. Alle Zustände, die später von den isoliert
gewesenen Personen beschrieben und wiedergegeben werden,
egal wie weit hergeholt oder wie weit entfernt sie von unserer
Alltagserfahrung sein mögen, werden in diesem Glaubenssystem
so erklärt, daß sie innerhalb des isolierten Körpers/isolierten
Gehirns der betreffenden Personen stattgefunden haben.
Natürlich haben manche aufgrund ihrer eigenen früheren
Erfahrungen mit dem Tank andere Glaubenssysteme.
Andere wiederum haben Glaubenssysteme, die sich auf
direkte persönliche Erfahrungen stützen, ohne daß der Tank
dabei eine Rolle spielte; solche Erfahrungen können in
Zuständen von Anästhesie, Koma, Todesnähe gemacht werden.
Zwischen denen, die davon überzeugt sind, daß der Geist
begrenzt ist, und denen, die an einen unbegrenzten Geist
glauben, liegt eine breite Kluft. A Untersuchen wir die
Hypothese des begrenzten Geistes weiter, um zu sehen, ob wir
mittels eines Glaubenssystems Möglichkeiten kons truieren
können, die uns Erfahrungen erlauben, welche zur Region des
unbegrenzten Geistes zu gehören scheinen, und ob wir sie
wenigstens theoretisch gebührend erklären können. Dazu
müssen wir fähig sein, Traumphänomene, psychedelische
Erfahrungen, Koma- Erfahrungen, tiefreligiöse Erfahrungen u.
a. zu erklären, wovon ja viele Leute berichten.
Um es zu vereinfachen, wollen wir davon ausgehen, daß jeder
von uns in einem Isolationstank isoliert ist, worin Dunkelheit
und Stille herrschen und man abgetrennt von allen bekannten
Kommunikationsmitteln auf einer Salzwasserlösung floriert.
Am Anfang einer solchen Erfahrung steht, daß man sich der
äußeren Realität entledigt hat; dazu gehören: Kleidung, helle
geräuschvolle Environments, von denen sehr viele Signale aus
sehr, sehr unterschiedlichen Quellen, einschließlich anderer
Menschen, ausgehen und in den Körper gelangen. Jeder von uns
-85-
zieht sich ganz aus und legt sich in den Tank. Jeder von uns
flotiert nun auf der Oberfläche der Salzwasserlösung, umgeben
von Dunkelheit und Stille, allein. Zuerst bleibt die Erinnerung
an die soeben ausgeschlossene äußere Realität ziemlich lebhaft.
Die Erinnerungen können langsam verschwinden oder durch
bewußte Prozesse aufrechterhalten werden.
Sobald wir unsere persönlichen Erinnerunge n an die äußere
Realität loslassen, können wir auf die Empfindungen hinlenken,
die man hat, wenn der Körper in völliger Dunkelheit und Stille
im warmen Wasser aufgehoben ist.
Setzt man sich jeden Tag einem solchen Environment
mehrere Stunden lang aus, läßt man immer schneller die
Erinnerungen an die äußere Realität fallen, und man kommt
immer schneller an den Punkt, wo man den Empfindungen des
Körpers bei der Flotation nachgeht. Mm ist sich ihrer,
unabhängig von Körper oder äußerer Realität, ganz bewußt.
Man kann effektiv sagen: Ich weiß, daß ich bei vollem
Bewußtsein bin und ohne den Zusammenschluß mit der äußeren
Realität funktioniere; die Beanspruchung des Bewußtseins durch
die verbliebenen Stimulationsquellen innerhalb des eigenen
Körpers nimmt ein Ende, Herz und Atmung werden entlastet
und die von der Haut ausgehenden Empfindungen
abgeschwächt, bis zu einem Punkt, wo man das alles vergißt,
Dann geht man darüber hinaus und beobachtet, weiche
Unterschiede es macht, mit offenen und geschlossenen Augen
zu sehen, Atmungsgeschwindigkeit und tiefe zu ändern, mit
seinem Herzschlag zu spielen, usw.
Wenn man wegen eines Zwischenfalls in der äußeren Realität
in einen nervösen Zustand gerät, kann man manchmal
stundenlang keine Entspannung finden. Man kann von einer
anderen Person total verletzt und gequält worden sein, sich mit
jemanden total verkracht haben; im Tank können sich solche
Plagen, die einen dauernd gedanklich beschäftigen, eventuell
auflösen.

-86-
Vielleicht schläft man dann ein. Vielleicht geht man dann
durch lange Traumsequenzen. Später wacht man wieder auf und
kehrt sozusagen aus der Welt der Träume in den Körper und das
Gehirn zurück. Je öfter man den Tank benutzt, desto mehr wird
man herausfinden, daß zwischen Träumen und Hellwachsein,
bei dem man sich des Körpers bewußt ist, Hunderte, wenn nicht
Tausende von anderen Zuständen liegen, in denen das
Bewußtsein unbeeinträchtigt und offensichtlich vom Gehirn und
vom Körper abgetrennt ist.
Versuchen wir, diese Zustände wenigstens teilweise zu
katalogisieren. Danach wollen wir sehen, ob wir eine Theorie
konstruieren können, die jeden katalogisierten Teil erklären
kann. Da dieser Katalog nicht das aufführt, was in der äußeren
Realität existiert und uns mit ihr verbindet, ist es nur
konsequent, von einem Katalog, der inneren Realitäten zu
sprechen.

Katalog der inneren Realitäten


1. Man befindet sich in einem Traumzustand. Körperlich ist
man völlig intakt, und man bewegt sich dort, wo man bis zum
gegenwärtigen Zeitpunkt existiert hat - auf dem uns nur allzu
vertrauten Planeten. Man führt Gespräche mit bekannten
Personen, vielleicht auch mit Fremden. Nichts an der Realität ist
einem fremd, die auf früheren Erfahrungen in der äußeren Welt
basiert. Aufgrund des Glaubenssystems des begrenzten Geistes
geben wir mal davon aus, daß es sich um eine Simulation des
Selbst und der äußeren Welt handelt, die man innerhalb des
eigenen Gehirns erzeugt (solche Simulationen der a. R. werden
zur i. R, ), Nichts Überraschendes passiert, alles ist beim Alten
nichts Einmaliges, nichts Biza rres. Man ist ganz zufrieden, daß
man so lebt, in der Vergangenheit in der äußeren Realität so
gelebt hat. Das Glaubenssystem des begrenzten Geistes sagt,
daß es eine Simulation des Selbst ist, des eigenen Körpers und
der eigenen äußeren Realität. Für die meisten ist es eine

-87-
narrensichere Simulation, worin sehr viele persönliche Träume
Ausdruck suchen. Im Tank hat man bemerkt, daß solches
Erleben eine sehr viel größere Klarheit und intensivere Realität
hat als die meisten Träume. Im Moment solchen Erlebens
scheint die Person stärker zu sein als während der normalen
Traumzustände.
Das Bewußtsein arbeitet im wesentlichen intakt weiter.
Charakteristisch für alles ist die immer noch bestehende große
Willensfreiheit, die Gedankenklarheit, die im Traum fehlt.
2. Fast unmerklich können sich fremde, außerirdische äußere
Realitäten entwickeln und fremde Wesen, fremde Menschen, die
nicht von diesem Planeten sind, auftauchen, Das eigene Selbst
und der eigene Körper müssen sich nicht verändern, sie können
so bleiben wie eh und je in der äußeren Weit. Man kann in diese
außerirdische Fremde abschweifen, wo man immer noch den
altbekannten Körper hat, aber alles andere völlig fremd ist.
3. Eine Alternative ist es, selbst ein fremdes Selbst in diesen
fremden Räumen zu werden. Der Körper kann sich zu etwas
anderem/in jemand anderen verwandeln. Man könnte durch die
Augen eines anderen sehen und wissen, daß man das tut.
Vielleicht liest dieser andere Körper gerade in einer sehr
eigenartigen Sprache, mit der man ganz und gar nicht vertraut
ist. Vielleicht unterhält er sich auch mit anderen Körpern, die
einem gleichermaßen fremd sind. Wie dem auch sei, man ist
sich dieser außerirdischen Fremdheit, die in solchen
Erfahrungen liegt, voll bewußt.
Das fremde Selbst kann sich auch in der gewöhnlichen.
bekannten Art von äußerer Realität und unter vertrauten
Menschen aufhalten. Aber alles wird fremd erscheinen. Die
gewohnte Vertrautheit der äußeren Realität ist nicht mehr da. Es
ist, als ob man eine andere Identität hat, gleich einem
außerirdischen Besucher auf diesem Planeten.
4. In fremden oder selbst in vertrauten äußeren Realitäten

-88-
können Transformierungen des Selbst vonstatten gehen, bei
denen man keinen Körper mehr hat, Oder man kann eine andere
Körperform annehmen, z. B. die eines Punkts, der noch dazu
sehr klein und in einer fremden oder vertrauten äußeren Realität
sein kann. Man kann durch die äußere Realität ganz frei reisen,
ohne daß es dazu die bekannten Fortbewegungsmittel braucht,
die einem von einem Ort zum anderen verhelfen. Man kann weit
über das, was man sieht, hinausgehen und darauf niederschauen
oder in jeden Aspekt tauchen und wie durch ein Mikroskop
jeden Aspekt vergrößert sehen. Man kann auch nach draußen
gehen und wie mit einem Teleskop Galaxien näherkommen, die
außerhalb des Sichtfelds unseres Planeten liegen.
5. Die Alternative dazu ist eine langsame Fusion zwischen
Selbst und Umgebung. Alles um einen hemm kann sich
verflüssigen und in Myriaden Farben zu fließen beginnen.
Ab diesem Punkt verlieren sich die Unterscheidungen
zwischen Selbst und der Umgebung. Die Grenzen sind
aufgehoben. Man weitet sich aus und wird fließend, fließende
Energie. Mit einem Mal gibt es keine Grenzen mehr, keine
Unterscheidungen zwischen Selbst und Außenwelt.
6. Alles, was einen umgibt, kann vo llkommen verschwinden.
Das Selbst wird isoliert, wie in einem leeren Weltenraum. Jetzt
kann das Selbst in jede Gemütslage kommen. Man kann vor
Angst total gelähmt sein oder sich ekstatisch glücklich fühlen, in
völliger Isolation flotieren zu können, ohne Körper, ohne
Umwelten, ohne Außenweiten, ohne Außenrealitäten, und nur
die Realität des Selbst sein.
7. Die andere Alternative ist, zum gesamten Universum zu
werden, allwissend zu werden. Man weiß alles, was in der
Vergangenheit passiert ist, gegenwärtig geschieht und in
Zukunft sein wird. Man ist allwissend, allmächtig,
allgegenwärtig. Man kann darauf mit Angst, Freude, hoher
neutraler Energie oder bösartig reagieren.

-89-
8. Man kann Nichts werden. Es gibt kein Selbst mehr, keine
Außenwelt, kein Wissen, keine Erinnerung. Man ist gleichsam
null und nichtig geworden; es gibt nichts mehr, nicht mal mehr
das Selbst. Bewußtheit und Bewußtsein lösen sich auf.
Wenn man diesen Katalog aufmerksam durchliest, bemerkt
man, daß es sich um traumähnliche Erfahrungen handelt.
Wie gesagt, der Unterschied bei der Erfahrung im Tank liegt
in einer erhöhten Bewußtheit, einem erhöhten Bewußtsein und
einer erhöhten Teilnahme an den Vorgängen. Erschöpfen kann
sich der Katalog in solchen Zuständen nicht; er kann nur
andeuten, was im Isolationstank erfahren werden kann.
Wie können wir solche Zustände erklären, wenn wir davon
ausgehen, daß der Geist im Gehirn eingeschlossen ist, daß Geist
und Selbst aus Rechenprozessen eines zentralen Nervensystems
resultieren?
Wir wollen versuchen, das Selbst in verschiedene Realitäten
und in vereinfachte Diagramme aufzuteilen. Auf diese Weise
können wir leichter ein paar der beteiligten Variablen und
Parameter erkennen. In Kapitel 4 wurde das Selbst als isolierter
Beobachter/Träger des Geschehen/Operator beschrieben. Die
Hypothese des begrenzten Geistes sagt, daß das Selbst, der
Beobachter/Operator (Ob/0p) ein Teil der Ergebnisse aus den
Rechenprozessen eines zentralen Nervensystems, eines Gehirns
ist. Auch im fundamentalen philosophischen Sinn ist das Selbst
demnach ein Resultat von solch intensiven Berechnungen. Ohne
diese intensiven Berechnungen existiert kein Selbst, Das Selbst
ist folglich ein Programm, ein Metaprogramm, ein Selbst-
Metaprogramm, ein selbstbezüglicher Aspekt der intensiven
Berechnungen des dazugehörigen Gehirns.
Folglich ist das Selbst sozusagen das Opfer seines Erzeugen,
das Opfer der selbstbezüglichen Berechnungen des
dazugehörigen Gehirns.
Wenn die Dinge so liegen, kann es einem sehr mulmig

-90-
werden, wenn man merkt, was«man wirklich ist». Es kann in der
Folge zu einer starken paranoiden Reaktion kommen. Man kann
übervorsichtig werden. Mit dieser Simulation des Selbst kann
man sich gegen alle weiteren erkenntnisreichen
Wahrnehmungen über die wahre Komplexität der Situation
verschließen. Wenn man davon ausgeht, daß die
Rechenprozesse eines Gehirns simpel sind, und folglich das
Selbst ein Produkt simpler Vorgänge ist, kann einem angst und
bange werden; vielleicht wird man auch paranoid. Natürlich sind
die Berechnungen eines Nervensystems von der Größe dessen,
das der Mensch hat, in Wirklichkeit immens komplex. Aus
diesem Grund sind sie einem sämtlich gar nicht bekannt. Um
nicht mit dem Standpunkt zu leben, daß man das Ergebnis von
Rechenoperationen eines zentralen Nervensystems ist, greifen
manche sofort zu dem Glauben, der Geist sei unbegrenzt; sie
glauben, daß sie nicht durch die Berechnungen des Gehirns
begrenzt sind, Wer davon überzeugt ist, wird sich nicht
aufraffen, die Möglichkeit des begrenzten Geistes zu ergründen,
Ich empfehle aber, diese Möglichkeit so eingebend zu
untersuchen wie nur möglich und wie weit man den Mut dazu
hat. Es ist besser, die wahre Natur zu erkennen, als sich vor ihr
zu drücken, weil man Angst hat.
Die unter 1-8 aufgeführten Phänomene, die der innere
Beobachter erfahren kann, erklären sich durch die Annahme,
daß sie insgesamt die Ergebnisse von intensiven
Rechenoperationen innerhalb des zentralen Nervensystems sind,
Wenden wir uns jedem Punkt im einzelnen zu.
Die äußert Realität, die man unter (1) erlebt, ist
gewissermaßen die gespeicherte Simulation von vergangenen
äußeren Realitäten aus der eigenen Erfahrung- Die besondere
Oberflächenstruktur unseres Planeten, die Menschen, die
Gebäude, die Pflanzen und was man sonst noch erlebt, sind
einem völlig vertraut; sie können von dieser Welt sein, in der
man immer gelebt hat. Uns liegt also eine aus der Vergangenheit

-91-
errechnete Realitätssimulation vor, die aus dem Speicher
abgerufen wurde und gegenwärtig wird: Sie ist etwas
Errechnetes, das rund um das errechnete Selbst existiert. (Zu den
Simulationen äußerer Realitäten vergl. a, Anhang 2, Abbildung
2 und Tafel 2.) Wenn wir zu (2) übergehen, lesen wir, daß die
äußere Realität sich zu fremden, einmaligen und neuen äußeren
Realitäten wandeln kann, während das Selbst in dieser
Umgebung vertraut bleibt. Langsam sehen wir, daß alte,
gespeicherte oder neu kreierte, fremde äußere Realitäten da sind,
die das Selbst offensichtlich noch nie zuvor erlebt hat.
Allgemeiner ausgedrückt: wir haben das Reich der
Imagination betreten. Da ich aber nicht weiß, was Imagination
ist, ziehe ich es vor, von Simulationen neuer äußerer Realitäten
zu sprechen, die entweder von Grund auf neu durch unbekannte
Prozesse im Gehirn oder durch die dem Gehirn inhärenten
Geräusche erzeugt werden. Wie wir sehen, können Simulationen
einer offenbar äußeren Realität entweder gespeicherte und
vertraute Modelle sein, oder ganz neue und einmalige
Kreationen.
Auf ähnliche Weise wie die äußere Realität kann sich auch
der Körper in dem das Selbst eingeschlossen ist, verwandeln.
Man kann, wie gesagt, ein anderer/eine andere werden, den/die
man kennt, oder ein Fremder/eine Fremde, den/die man (noch)
nicht kennt, oder ein eigenartiges Tier, eine unbekannte Pflanze
oder jede andere Form. Wie die Simulationen der äußeren
Realität können die des Selbst, zwischen altvertraut und
vollkommen neu wechseln.
Machen wir drei Schritte weiter zu (5), Dort ist die Rede
davon, daß sich die Unterschiede zwischen Selbst und Umwelt
verlieren können. Die Simulationen des Selbst und die der
Umwelt verschmelzen; die Grenzen der Unterscheidung werden
diffuser, das Selbst kann sich nun ausbreiten. Die Simulationen
des Selbst und der äußeren Realität werden miteinander
vermengt, ehe sie undeutlich werden und schließlich ganz

-92-
verschwinden.
Durch das völlige Verschwinden der äußeren
Realitätssimulationen können die Simulationen des Selbst total
isoliert werden, d. h. in einer Sphäre geschehen, die ewig ist,
ohne Raum, ohne Zeit. Das Selbst ist immer noch zur Emotion
fähig und kann jeden denkbaren emotionalen Modus
einnehmen/bekommen- Die Simulation des Selbst ist immer
noch intakt, immer noch funktionstüchtig und für das Selbst
immer noch evident, Etwas später (7) merkt man, daß es keine
Simulationen des Selbst mehr gibt; nun ist das Selbst
ausgefaltet, Universum, Schöpfer von allem, einschließlich
seiner selbst, Es ist ein Zustand des totalen Rückgekoppeltseins
zum Selbst, das nach außen überhaupt keine Bezüge mehr hat.
Alle Simulationen der äußeren Realität fehlen, desgleichen alle
Simulationen des Selbst; was es noch gibt, ist reines
Bewußtsein, unverfälschte Bewußtheit, bzw., um mit Franklin
Merrell-Wolff zu sprechen, objektloses Bewußtsein.
Letztlich (8) weicht auch das Selbst. Alles weicht. Kehrt man
zu den anderen Zuständen zurück, bleibt keine der Erfahrungen
erhalten, die in diesem Studium eventuell gemacht werden.
An dieser Stelle sei nochmals auf Anhang 2 verwiesen, denn
dort wird das oben Gesagte in reinerer Form abgehandelt. Wer
weiterhin auf diese Weise verfolgen will, was im Tank abläuft,
dem lege ich diesen Anhang ans Herz. Es werden einige
Übungen vorgeschlagen, um prüfen zu können, ob man dieses
Modell wirklich beherrscht.
Die Idee des Beobachters/Operators (Ob/op) bedarf noch
einer Klärung. Die elementare Bedeutung von
Beobachter/Operator impliziert einen gewissen Grad an
Bewußtsein und Kontrolle. Es handelt sich um ein
wissenschaftliches Spiel; der Wissenschaftler ist sich dessen,
was er denkt, immer bewußt; er ist sich der Prozesse, die ei
untersucht, immer gegenwärtig und verliert keinen Moment die
Kontrolle. Im Isolationstank mag das nicht unbedingt zutreffen.
-93-
Es gibt viele Zustände, in denen das Selbst nicht die Kontrolle
hat und von Einflüssen programmiert wird, denen es unterlegen
ist. Das Selbst hat wesentlich mehr Aspekte, als in diesem Buch
zur Sprache kommen können. Das Selbst als das Leidtragende,
als etwas, das sich gezwungenermaßen vor, einem anderen
Glaubenssystem als dem eigenen überzeugt zeigt, ist etwas, was
die meisten von uns irgendwann erfahren haben, insbesondere
im Kindesalter. Unter den besagten Umständen scheinen sowohl
der passive Teil (Beobachter) als auch der aktive Teil (Operator)
nicht mehr zu existieren. Das Selbst schließt sich mit Kräften,
Wesen, Entitäten zusammen, die viel extensiver als es selbst
sind.
Das Selbst tut eher das, wozu es von diesen Phänomenen
programmiert wird, als selbst initiativ zu sein. Man sitzt
sozusagen nicht still und schaut zu, sondern wird durch äußere
Entitäten, Kräfte u. ä, zur Teilnahme/Aktivität gezwungen..
Zustände des Selbst als programmunterworfenes Selbst können
Angst oder Freude machen oder ganz neutraler Natur sein.
Wenn wir von dem oben und in Anhang 2 beschriebenen
Modell ausgehen, dürfen wir nicht übersehen, daß wir damit
auch sagen, daß sich all diese Phänomene innerhalb eines
isolierten Körpers und Gehirns vollziehen. Ein Zugang zu
mysteriösen Geheimkräften außerhalb der Rechenprozesse des
Gehirns ist ganz ausgeschlossen.
Sobald man jedoch aufhört, an ein solches Modell und die
damit verbundenen Begrenzungen zu glauben, kann man zu
anderen Glaubenssystemen kommen, die sich um dieselben
Phänomene drehen. Das nächste Kapitel, Der unbegrenzte Geist:
Die Freiheit des Tiefen Selbst, enthält einige Alternativen zu
diesem Glaubenssystem, und wir worden uns Gedanken über
andere Entstehungsgründe für die erfahrenen Phänomene
machen.
Wir wollen aber weder das Modell des begrenzten Geistes
auch das eines lecken oder universalen Geistes zu dem unseren
-94-
machen. Unsere Aufgabe ist es, Alternativen zu präsentieren.
Meine Hoffnung ist, daß diese Überlegungen helfen können,
das eigene Selbst, die eigene Seele, oder wie immer man es
ausdrücken will, im Isolationstank zu ergründen. Ich hoffe auch,
daß solche Modelle neue Möglichkeiten für die direkte
persönliche Erfahrung im Tank öffnen, daß Horizonte erweitert
und die Phänomene, die oben beschrieben wurden, sicher erlebt
werden.
An anderer Stelle in diesem Buch habe ich Erfahrungsberichte
von einer Reihe von Freunden aufgenommen. Es sind ihre
direkten persönlichen Erfahrungen im Tank. Was jede(r) vor
ihnen zu sagen hat, kann großenteils durch diese Modelle,
Metasimulationen, wenn man so will, erklärt werden.
Ich habe inzwischen mehr als dreißig Jahre Erfahrung mit
dem Tank; eins, was ich dabei gelernt habe, ist, daß der
menschliche Geist in sich viele Unbekannte hat. Seit Beginn
meiner Erforschung des tiefen Selbst im Tank achte ich ihn
mehr denn je.

-95-
7. Der unbegrenzte Geist: Die
Freiheit des Tiefen Selbst
Um einen größeren Überblick zu bekommen, verlassen wir
jenes eben diskutierte Glaubenssystem, Zunächst aber ein
Auszug aus meinem Buch Im Zentrum des Zyklons:

Transzendierte Grenzen der Überzeugung


Zuerst werden die eigenen Grenzen von der Überzeugung
gesetzt:«ich habe mein Zentrum in meinem physikalischen
Gehirn.» (Das, wovon man überzeugt ist, daß es wahr sei, ist
wahr oder wird wahr, zuerst innerhalb der Grenzen, die man
experimentell feststellt. Diese Grenzen selbst sind die
Überzeugungen, die transzendiert werden müssen.) Ich bin nicht
durch die bekannten physikalischen Sinne, die bekannten
physikalischen Signale, die von meinem Gehirn
ausgesandt/empfangen werden, begrenzt. (Bei der
Transzendierung werden diese Grenzen zurückgelassen.
Ich sende/empfange Botschaften auf unbekannte Wege an/von
unbekannte(n) Wesenheiten, die größer sind als ich.) Jenseits
der Transzendenz ist eine unendliche Vielfalt von
Unbekanntem.(Ich gehe von meinem Gehirn aus in andere
Universen und Räume, in andere Stadien des Seins. Einmal
erlebt, sind diese Unbekannten nicht länger unbekannt.) In den
anderen Universen, in den anderen Stadien des Seins gibt es
Lehrer, Wächter. (Jenseits dieser Unbekannten, die jetzt bekannt
sind, ist die vollkommene Wahrheit.) Die Wächter/Lehrer
machen mich bewußt, helfen mir, gewahr zu sein, helfen mir zu
erfahren, wenn ich bereit dazu bin, Wirklichkeiten jenseits der
Überzeugung, jenseits des Beweisens, jenseits des
Demonstrierens, jenseits der Theorie, jenseits der Vorstellung zu
erfahren. (Jenseits der Wahrheit, der völligen und

-96-
vollkommenen Wahrheit, ist Unbekanntes, ) Die Lehrer der
Lehrer übernehmen den Unterricht. (Neues Unbekanntes wird
bekannt. Der Kreislauf wiederholt sich.
Wird dieses Unbekannte gemeistert, so ist es transzendiert.)
Dieser Auszug gibt ein ad infinitum fortschreitendes
Glaubenssystem, eine ad infinitum fortschreitende
Überzeugung, Transzendenz, neue Überzeugung, neue
Transzendenz usw. wieder. Dieser Verlauf könnte endlos so
weitergehen und sollte im nachhinein im Gedächtnis behalten
werden, um über die Details der
Überzeugungen/Glaubensgrundlagen hinaus zu sehen und zu
einem besseren Verständnis des Ganzen zu kommen.
Im Gegensatz zum vorausgegangenen Kapitel, Die
Begrenztheit des Geistes: Ein kybernetisches Glaubenssystem,
legen wir uns hier die Überzeugung zu, daß der Geist nicht in
einem zentralen Nervensystem eingeschlossen ist, Die Sphären,
die dem Selbst offen sind, haben keine Grenzen mehr in Form
der biophysikalischen Struktur des Gehirns.
Viele Religionen und esoterischmystische Schulen halten es
mit derartigen Überzeugungen/Glaubenssystemen. Wir gehen
hier aber nicht von ähnlichen oder identischen
Gedankensystemen aus.
Die in physikalischer Isolation/Einsamkeit/Abgeschlossenheit
erfahrbaren Phänomene können mit den gleichen Begriffen
ausgedrückt werden wie im kybernetischen Glaubenssystem
(Der Geist ist unbegrenzt). Der fundamentale Unterschied liegt
jedoch darin, wie die Grenzen aufgefaßt werden, die (1) den
Input-/Output- (Signal-)quellen, (2) den Informationsquellen
(die Informationen stammen nicht aus der zentralen
Verarbeitung), (3) den Simulationsursprüngen und (4) der
Mobilität des Beobachters/Operators (außerhalb des ZNS)
auferlegt sind.
Die Überzeugung von der Unbegrenztheit des Geistes:

-97-
1. Es können Quellen und Signale existieren, die noch nicht
mit Instrumenten, aber vom Beobachter/Operator gemessen
werden können, wenn er von allen bekannten, von der heutigen
Wissenschaft spezifizierbaren physikalischen Reizquellen
isoliert ist, Durch zentrale Verarbeitung können diese Quellen
und Signale in Informationen umgewandelt werden.
2. Neben der Information als Resultat der zentralen
Verarbeitung von Ein- und Ausgangssignalen kann es weitere,
intern erfaßbare Informationsquellen geben; aus unbekannten
Quellen wird direkt an den Beobachter/Operator Information
übermittelt.
3. Zu diesen Simulationen als Resultat der zentralen
Verarbeitung können weitere Simulationen kommen, die
unbekannten Ursprungs sind und auf unbekannte Weise direkt
zur (Simulations-)Sphäre der i.R. übermittelt werden.
4. Der Beobachter/Operator ist ein Resultat der zentralen
Verarbeitungsprozesse eines ZNS, der außerdem als eine
Einheit/Entität existieren und sich bewegen kann. Die Enge des
Gehirns kann verlassen werden - und sie wird tatsächlich
verlassen.
Greifen wir jede der Überzeugungen (1-4) einzeln auf, um das
Glaubenssystem, das sich auf die Unbegrenztheit des Geistes
beruft, im Detail zu erläutern/zu überprüfen.
1. Die erste Annahme ist im wesentlichen, daß die heutigen
Naturwissenschaften noch nicht alle Signale und ihre Herkünfte
erfaßt haben. Bei der Methode der physischen Isolation (durch
völlige Geräusch- und Lichtabschirmung und isotherme
Flotation) isolieren wir unseres Wissens nach den
Beobachter/Operator nicht von gegenwärtig unbekannten
Signalen, die man erst bemerkt, wenn sie schon durch die
zentrale Verarbeitung in Information umgerechnet wurden.
Das ist analog zu, aber nicht identisch mit dem Beispiel der
Radiowellen und atomaren Teilchen, die bereits im Jahr 1700

-98-
existierten, zu deren Entdeckung es aber keine instrumentellen
Möglichkeiten gab. Sie sind bis heute ohne instrumentelle Hilfe
nicht wahrzunehmen.
Wenn es Quellen/Signale gibt, die vom Beobachter/Operator
entdeckt, aber nicht von Instrumenten gemessen werden können,
so fehlt bislang die experimentelle Verifikation, die im Sinne
der naturwissenschaftlichen Kriterien akzeptabel ist.
Berichte/Beobachtungen aus erster Hand von wissenschaftlich
ausgebildeten Beobachtern müssen auf Übereinstimmung mit
Berichten/Beobachtungen geprüft werden, die der zweite, dritte,
vierte bis nte wissenschaftliche Beobachter gemacht hat. Noch
haben nicht genügend viele diese Isolationstechnik benutzt, um
zu einem Konsens und dadurch auch zu einer gewissen
Validierung zu finden.
Wenn unbekannte Signale existieren, die vom Beobachter im
Zustand der Isolation operativ verarbeitet werden, operieren die
daraus resultierenden Phänomene in der 1. & und i.R.-
Simulation (i.R. ‹›) so, daß sie (unseren augenblicklichen
Kriterien nach) von den Phänomenen nicht zu unterscheiden
sind, die spontan den zentralen Verarbeitungsprozessen und
dem inhärenten Geräuschpegel, den Erinnerungsprozessen und
selbstprogrammierten Phänomenen entspringen.
Ob und wann Instrumente erfunden/entdeckt/gebaut werden
können, mit denen wir solche Signale (wenn es sie überhaupt
gibt) auffangen können, wissen wir nicht. Wenn es eines Tages
soweit sein sollte, können objektiv aufgezeichnete Daten
verwendet werden, um mittels der dann möglichen simultanen
Aufzeichnung der Signale die gegenwärtig ununterscheidbaren
Phänomene und ihre Ursachen unterscheiden zu können.
2. Die zweite Annahme besagt, daß es unbekannte
Informationsstrukturen gibt, die auf unbekannte Weise erzeugt
und an den Beobachter/Operator direkt übermittelt werden;
diese unbekannten Informationsstrukturen umgehen die zentrale

-99-
Verarbeitung des ZNS.
Mystiker/Propheten/Gurus behaupten, daß es diese Art der
Kommunikation gibt, bei der eine übermenschliche Außenstelle
dem Lehrer/Meister direkt Information zukommen läßt, und
möglicherweise durch diesen direkt dem Schüler/Lernenden.
Man spricht dann von Inspiration/Intuition/unmittelbarem
Wissen/Gnosis.
Selbst wenn solche Prozesse direkter
Informationsübertragung existieren, scheint Beweiskräftiges
weitab von den Kriterien zu liegen, die für wissenschaftlich
ausgebildete Beobachter/Operatoren akzeptabel sind. Was in
diesem kritischen Bereich fehlt, ist die Validierung der Daten
unter wissenschaftlich ausgebildeten Beobachtern/Operatoren.
Mit dieser Annahme weicht man den Prozessen aus, die fest
mit dem kybernetischen Glaubenssystem des begrenzten Geistes
verbunden sind. Der einzige Beweis für die Existenz solcher
direkten Übertragungssysteme wird von denen erbracht, die
solche Phänomene erfahren; die anderen sprechen/schreiben
darüber nur so, als ob sie existieren. Wer von dieser Annahme
überzeugt ist, beschreibt sie als wahr, und nicht als ob wahr.
Für einen wissenschaftlich ausgebildeten
Beobachter/Operator, der solche Phänomene selbst erfährt, ist
das kybernetische Glaubenssystem des begrenzten Geistes das
bessere Untersuchungsinstrument. Der begrenzte Geist, der
unbekannten Signalen offen ist (und diese verarbeitet), scheint
irgendwie besser zur Untersuchung geeignet zu sein, da die
Daten, die auf wissenschaftlichem Gebiet gesammelt werden,
leichter zu handhaben sind.
Für den unausgebildeten Beobachter/Operator ist die«direkte
Übertragungs-Theorie verführerisch/provokativ/einfach und
erfordert nicht dieselbe Disziplin wie das kybernetische Modell.
Eine Validierung der Daten dadurch, daß Beobachter
untereinander ihre Untersuchungen überprüfen, ist also

-100-
unnötig/vermeidbar/unbefriedigend. Diese Kommunikation
überzubewerten, paßt nicht in das System wissenschaftlicher
Annäherung.
3. Die dritte Annahme, die für das kybernetische
Glaubenssystem des begrenzten Geistes typisch ist, übergeht die
Kette aus
Signalen/Verarbeitungsprozessen/Umwandlungsprozessen in
Informationen/ Simulationen. Sie ist eine Variante von (2), die
über der Theorie der direkten Informationsübertragung steht
und in ähnlicher Weise eine direkte Simulationsübertragung
impliziert.
Jemand, der von diesem Glaubenssystem überzeugt ist, glaubt
an Simulationen, die übermenschlichen oder menschlichen
Ursprungs sind und direkt übertragen werden, ohne daß sie den
üblichen Verarbeitungsweg nehmen. Aus diesem Grund sind
Simulationen in der inneren Realität wirkliche und wahre
Ereignisse/Entitäten/Prozesse und von der zentralen
Verarbeitung unbeeinflußt.
Für jemanden, der mit dieser Überzeugung lebt, gibt es in
bestimmten Seinsstadien (die Stadien 3, 4 und 5 in Anhang 2)
keine Simulationen, weder in der i.R. noch in der i.R., sondern
nur direkte innere Erfahrungen. Im Stadium 0 (s.
Tafel 2 in Anhang 2) kann es manchmal nötig sein, die
inneren Phänomene der Stadien 3, 4 und 5 als wahr statt als ob
wahr anzunehmen, um überhaupt in diese Stadien vordringen zu
können.
Eine andere und möglicherweise zufriedenstellendere
Methode ist, im Stadium 0 das kybernetische Glaubenssystem
des begrenzten Geistes zum Zuge kommen zu lassen und davon
auszugeben, daß die Stadien 3, 4 und 5 als ob wahr sind. Wenn
man später in diese Stadien kommt, sind die
Ereignisse/Prozesse/Entitäten keine Simulationen der inneren
Realität (als ob wahr), sondern wahre direkte Erfahrungen. Bei

-101-
der Rückkehr in Stadium 0 werden aus den«wahren direkten
Erfahrungen»«Simulationen der inneren Realität» (i.R. ‹›). Dies
bleibt solange der Fall, bis beweiskräftigere Belege für die reale
Existenz solcher Phänomene, eventuell durch gegenseitige
Validierung der Beobachter untereinander, vorliegen, 4. Die
vierte Annahme ist, daß ein Beobachter/Operator sich außerhalb
des ZNS frei bewegen kann und nicht unbedingt durch das
Gehirn begrenzt und darin eingeschlossen ist.
In diesem Glaubenssystem kann man, im Verein mit anderen
Glaubenssystemen, verschiedenen Annahmen/Überzeugungen
wiederbegegnen. a. Der Beobachter/Operator befindet sich
innerhalb der Sphäre der inneren Realität/Simulation der i, R. Er
ist den Programmierungen durch die Simulationen der inneren
Realität zugänglich, als4 ob er/sie außerhalb des ZNS unterwegs
ist/sich bewegt; der Beobachter/Operator befindet sich in einem
der Stadien 2, 3, 4 oder 5 (vgl.
Tabelle 2, Anhang 2), im Glauben, die inneren Ereignisse
seien wahr und nicht auf die Sphäre der inneren Realität
beschränkt. b. Der Beobachter/Operator kann sich frei bewegen;
er/sie ist nicht in die zentrale Verarbeitung des ZNS
eingeschlossen und dadurch eingeengt. Er/sie ist frei. c. Der
Beobachter/Operator befindet sich innerhalb der Sphäre der
inneren Realität in der ZNS-Verarbeitung; er/sie wird von
unbekannten äußeren Ausgangsquellen programmiert (mit den ‹›
der i.R.), als ob er/sie sich ungehindert und frei von den
Prozessen des ZNS bewegen kann.
Zu a: Hier handelt es sich im wesentlichen um das
kybernetische Glaubenssystem, das dem Beobachter/Operator
im Stadium 0 vorschreibt, in den Stadien 2 bis 5 die als ob
wahr-Haltung (s. Tabelle 2) einzunehmen. Bei dieser Sicht ist
das«scheinbare Unterwegssein/ Reisen» ebendies: scheinbar,
nicht wirklich. Die Überzeugung von dem, was in den Stadien 2
bis 5 real ist, hält sich nicht im Stadium 0.
Zu b: Hier handelt es sich um Vertrautes.
-102-
Mystiker/Yogis/Astralreisende gehen davon aus. (Vgl. a. R.
A. Monroe, Der Mann mit den zwei Leben.) Die Phänomene, die
sie beschreiben, können unter a. und c. (wie auch unter b. selbst)
erklärt und erzeugt werden.
Zu c: Hier handelt es sich um die Behaup tung, daß eine
äußere Programmierung von unbekannter Herkunft stattfindet,
die innerhalb der Sphären innerer Realitäten i.R.-Simulationen
Beobachter/ Operator Reiseführer1ProgrammelRealitäten
erzeugt. Der Beobachter/Operator wird von der unbekannten
Außenstelle durch diese Realitäten gelenkt; der Kontext der
inneren Realität wird verändert, um den
Programmen/Realitäten/Skripten, wenn nötig,
entgegenzukommen.
Meine eigenen Erfahrungen in Isolation sind real genug, so
daß ich (im Stadium 0) von allen Annahmen, a, b und/oder c,
überzeugt ausgehen kann. (Im augenblicklichen Stadium 0 setze
ich allerdings a über c, und c über b.) Soweit ich als
Beobachter/Operator heute (1977) sagen kann, scheint es keinen
sicheren Weg zu geben, um a, b und c voneinander zu trennen.
Die Phänomene, die, ausgehend von diesen grundlegenden
Glaubenssystemen, erfahren werden, sind sich ähnlich, wenn
nicht identisch miteinander. Solange es keine sichere Methode
zur Validierung von Beobachtern/Operatoren im Querverfahren
gibt, sind diese drei Glaubenssysteme als
phänomengenerierende, explikatorische Systeme gleichrangig.
Ein Vorschlag für ein Experiment: Als isolierte Beobachter/
Operatoren sollen zwei gründlich ausgebildete Forscher
fungieren, die voneinander und von allen anderen Personen
vollkommen getrennt sind.
1. Jeder von ihnen geht zur selben Uhrzeit in einen separaten
Tank.
2, Jeder ist für seinen Aufenthalt im Isolationstank mit dem
selben Glaubenssystem (a oder b oder c) vorprogrammiert

-103-
worden.
3. Jeder von ihnen hält sich genügend lange (und häufig) im
Tank auf, um die Phänomene in der Sphäre der i. RA. R.-
Simulation zu erfahren,
4. Nach Ende der Isolation beschreiben beide unabhängig
voneinander, was sie in der Isolation erlebt haben.
5. Ein dritter (ebenfalls gründlich ausgebildeter) Forscher
analysiert beide Berichte, ohne jedoch mit den beiden anderen in
Kontakt zu kommen.
6. Es müssen sämtliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen
werden, um zu verhindern, daß die drei beteiligten Personen
miteinander kommunizieren können; es darf zu keiner parallelen
gegenseitigen Programmierung kommen.
7. Das Experiment wird für jedes der drei Glaubenssysteme
mehrmals wiederholt.
8. Am Ende der Untersuchungsreihe werden die Ergebnisse
von der dritten Person genau analysiert.
9. Anschließend wird diese Analyse von allen drei Personen
überprüft, um zu einem möglichen Konsens zu kommen.
10. Wenn nötig, können weitere geeignete Personen in das
Experiment miteinbezogen werden.
Man kann nicht erwarten, daß man durch ein solches
Experiment sofort Antworten auf die dahinter steckenden
Fragen findet. Es ist ratsam, wenn man zunächst keine
Zeitpunkte festlegt. Es handelt sich hier um ein langfristiges
Programm, und nicht um ein kurzfristiges Projekt.
Um den Zeitpunkt des Eintretens der von beiden
Beobachtern/Operatoren erfahrenen Phänomene markieren zu
können, sind instrumentelle Möglichkeiten zu erwägen.
Nur so werden sieh eventuell synchron gemachte Erfahrungen
bestimmen lassen.
Die folgenden Auszüge stehen in Zusammenhang mit dem

-104-
oben Gesagten.

Ausgewählte Erfahrungen aus: Programming und


Metaprogramming in the Human Biocomputer
Experimente mit elementaren Existenz-
Metaprogrammen
Bevor wir mit Grundüberzeugungen und deren Änderungen
experimentieren, führten wir über einen Zeitraum von mehreren
Jahren zahlreiche Experimente hinsichtlich der Auswirkung
vollkommener physikalischer Isolation und Einsamkeit durch.
Den in dieser Zeit gewonnenen Erfahrungen folgte eine zweite
mehrjährige Periode, während der wir die Auswirkung einer
Kombination aus LSD-25-Zustand und physikalischer Isolation
untersuchten. Das kürzeste Zeitintervall zwischen den
Experimenten waren dreißig Tage, das längste mehrere
Monate...

Grundüberzeugung 1
Die erste Grundüberzeugung entstand aus den Ergebnissen
der ersten Erfahrungen mit dem Zustand der physikalischen
Isolation: Man kann annehmen, daß Körper und Gehirn treu
isolierten Zustands unangefochten operieren, ohne daß die
Person besonders darauf aufpassen muß. Diese Überzeugung
drückt das Vertrauen aus, das man in sich und seine persönliche
Erfahrung in der Isolationssituation hat, daß man ganz bewußt
das Bedürfnis zu atmen und andere zwingende
Körperfunktionen ignorieren kann, und daß sie sich automatisch
ihrer selbst annehmen, ohne daß man selbst laufend hinterher
sein muß. Das war ein Ergebnis, das es erlaubte, Existenz-
Metaprogramme zu schaffen und relativ sicher aufgehoben zu
sein.
Sechzehn unterschiedliche Experimente, den Körper zu
verlassen und ihn für die Dauer von zwanzig Minuten bis zwei

-105-
Stunden im Tank in Isolation zu parken, fielen erfolgreich aus.
Mit diesem Erfolg wiederum war es möglich, auch mit anderen
Grundüberzeugungen zu experimentieren. Die
Grundüberzeugung, daß man den Körper verlassen und neue
Universen erkunden konnte, war in den ersten acht
unterschiedlichen Experimenten, die zwischen fünf und vierzig
Minuten dauerten, fester programmatischer Bestandteil; die
späteren acht Experimente drehten sich um den kognitiven
multidimensionalen Raum ohne das Metaprogramm zum
Verlassen des Körpers...

Grundüberzeugung 2
Ich suchte andere Seinsformen (keine Menschen), in denen
ich existierte, und die die Kontrolle über mich und andere
Menschen haben, Ich entdeckte ganz neue Universen, in denen
es sehr viele verschiedene Seinsformen gab, die teilweise
größer, teilweise ebenbürtig und teilweise schwächer waren.
Die größeren Lebensformen waren in ihren Raum-Zeit-
Dimensionen so riesig, daß ich das Gefühl hatte, nur ein
winziges Staubkorn im Strahl ihrer Sonne zu sein, nicht als ein
Energieblitz im Mikrosekundenbereich, gemessen an ihrer
Zeiteinteilung, lediglich ein Gedanke in ihrem immensen
Computer, ein Partikel nur in ihren Zusammensetzungen
lebender kognitiver Einheiten. Ich merkte, ich befand mich im
absoluten Unbewußten dieser Seinsformen. Ich erfuhr viele
andere übergroße Entitäten, deren Komplexität, Größe und
Zeitdimension Ausmaße hatten, die für meine Begriffe nahezu
unverständlich waren.
Die Lebensformen, die mir in Komplexität, Größe, Zeit
ähnlich waren, teilte ich dichotomisch in böse und gute.
Die bösen verfolgten Absichten, die meinen so fremd waren,
daß es manchmal nur ein knappes Entkommen gab und fast
fatale Unfälle passierten, wem es zum Zusammentreffen mit

-106-
ihnen kam; sie schenkten meiner Existenz fast gar keine
bewußte Beachtung, weshalb sie mich beinahe auslöschten,
ohne es offensichtlich zu wissen. Die guten Lebensformen
schickten gute Gedanken, die an mich gingen, durch mich und
zu ihresgleichen. Sie waren wenigstens menschlich und human.
Meiner Interpretation nach waren sie Außerirdische und
dennoch freundlich gesinnt. In ihren Absichten und Aktivitäten
waren sie aber gar nicht so sehr außerirdisch, daß sie
menschlichen Wesen vollkommen fern gewesen wären.
Einige von diesen Lebensformen programmieren uns auf
lange Sicht. Sie ziehen uns auf. Sie experimentieren mit uns, Sie
kontrollieren die Wahrscheinlichkeit, daß wir neue
Wissenschaften entdecken und ausnutzen. Dem Bericht nach
werden Entdeckungen wie die der nuklearen Energie, von LSD-
25, der RNS-DNS usw. von diesen Lebensformen kontrolliert.
Manche Menschen werden darüber hinaus von einigen dieser
Lebensformen auf die Probe gestellt und von anderen beschützt
und umsorgt.
Einige von diesen Lebensformen verfügen über Programme,
von denen unser Oberleben und Fortschritt abhängt, andere über
Programme, die sich gegen die guten Programme richten und
unser endgültiges Aussterben als Spezies beinhalten. Unter den
Bösen verstand ich folglich die, welche willens sind, uns in
ihren Experimenten zu opfern; sie sind uns fremd und fern. Mit
diesen Überzeugungen soll ausgedrückt werden , daß wir als
Spezies noch immer nur beschränkte Wahlmöglichkeiten haben.
Für sie sind wir eine Ameisenkolonie in ihrem Labor.

Grundüberzeugung 3
Ich ging davon aus, daß es Seinsformen gibt, in denen
menschliche Wesen existieren und von denen manche Menschen
direkt kontrolliert werden. Ein solches Kontrollprogramm ist
straffer organisiert als das zuvor erwähnte und setzt eine
kontinuierliche, Tag und Nacht, von Sekunde zu Sekunde
-107-
anhaltende Kontrolle voraus, als ob jedes menschliche Wesen
eine Zeile in einem größeren Organismus wäre, Diese
Lebensformen bestehen irgendwie darauf, daß die Aktivitäten in
jedem Menschen vollkommen unter der Kontrolle des
Organismus stehen, von dem jeder Mensch ein Teil ist. In
diesem Stadium gibt es keinen freien Willen und keine
individuelle Freiheit.
Ich bin in dieses Über-Selbst-Metaprogramm zweimal
gekommen, und jedes Mal mußte ich es verlassen; es machte
mir viel zu viel Angst. Beim ersten Mal wurde ich ein Teil eines
riesigen Computers, ein Element. Beim zweiten Mal war ich ein
Gedanke in einem sehr viel größeren Geist und raschen
Modifikationen unterworfen...

Grundüberzeugung 4
Ein Komplex von Grundüberzeugungen kann unter der
Direktive zusammengefaßt werden: Man suche solche
Lebensformen, die wir Menschen kontrollieren und die in uns
existieren. Mit diesem Programm stieß ich auf alte Modelle in
mir (alte Programme, alte Metaprogramme, die sich mir
eingeprägt hatten, injiziert von anderen, Eltern, Lehrern usw.,
und von mir selbst). Ich stellte fest, daß es sich um unvereinbare
und separate autonome Lebensformen in mir selbst handelte. Ich
beschrieb sie als Gruppe, die um sich selbst Aufhebens macht.
Die Eltern, Geschwister, die eigenen Nachkommen, die Lehrer,
die Ehefrau, sie alle schienen in mir insgesamt eine
desorganisierte Gruppe von Menschen zu sein, die alle ein
Programm haben, das sie hadern läßt. Ich beobachtete, wie
zwischen diesen Gruppen in mir während des Experiments
Kämpfe stattfanden. Ich schlichtete zahlreiche Streitereien,
überbrückte Unvereinbarkeiten und nichtintegrationsfähige
Punkte zwischen diesen Seinsformen, und nach und nach nahm
ich immer mehr davon in das Selbst-Metaprogramm auf.
Nach wochenlanger Selbstanalyse außerhalb des
-108-
experimentellen Milieus (und mit einiger Hilfe meines
ehemaligen Analytikers)zeigte sich, daß diese Lebensformen
innerhalb des Selbst in den Experimenten mit der ä.R. die
Lebensformen außerhalb des Selbst waren.
Ich beschrieb die projizierten Seinsformen (als ob außen) als
kognitive Karnivoren, die versuchten, mein Selbst-
Metaprogramm zu verschlingen und mir die Kontrolle zu
entreißen. Als sich der Wirrwarr der verschiedenen
Metaprogrammebenen in mir lichtete, konnte ich die
verschiedenen Ebenen kategorisieren und langsam kontrollieren,
wenn sie sich während der Experimente einstellten. Als im
Laufe der Zeit mein offensichtliches Bedürfnis, daß man diesen
Überzeugungen Glauben schenkte, mit der analytischen Arbeit
daran abnahm, nahm meine Freiheit, mich zwischen dem einem
und dein anderen Überzeugungskomplex zu bewegen, zu und
langsam wich auch die damit verbundene Angst.
Schließlich erzeugte ich ein globales Grund- Metaprogramm:
Um meiner eigenen intellektuellen Befriedigung willen gehe ich
am besten davon aus, daß alle Phänomene, die aufgetreten
waren, nur in meinem eigenen Gehirn und in meinem eigenen
Geist existierten. Andere Vermutungen über die Existenz dieser
Lebensformen waren weniger Gegenstand für einen (unbewußt,
bewußt) blinden Glauben geworden, sondern geeignet,
wissenschaftlich erforscht zu werden.

Grundüberzeugung 5
Es wurden auch Experimente unternommen, um die Vor- und
Rückwärtsbewegungen des Selbst in Raum und Zeit zu
erforschen. Wie die Ergebnisse zeigten, merkte ich bei meinen
Versuchen, in die Zukunft zu gehen, immer mehr, daß es sich
um meine persönlichen Ziele für die Zukunft handelte, und ich
mir in Gedanken Wunschlösungen für die gegenwärtigen
Probleme einbildete. Als ich mit dem Metaprogramm zur
Rückkehr in meine Kindheit begann, wurden reale und
-109-
phantasierte Erinnerungen wach, die sich neu integrierten.
Ich kam bis in die Uterus-Situation, wo ein früher Alptraum
von neuem heraufbeschworen und gelöst wurde.
Im Vertrauen auf mein wissenschaftliches Wissen arbeitete
ich mit dem Programm weiter, bis ich Stadien früherer
Generationen, vormenschlicher Primaten, Karnivoren, Fische
und Protozoen durchlief. Auf dem Weg durch diese vergangene
Reinvokation imaginärer Erfahrung erlebte ich die Explosion
von Sperma und Eizelle.
Die Ergebnisse aus den vorangegangenen Experimenten
ermöglichten eine letzte Versuchsreihe... Aus den Experimenten
zur Erforschung anderer Universen entstanden Fortschritte bei
der Kontrolle des Projizierungsmetaprogramms. Schließlich
verstand ich mein Bedürfnis nach anderen Universen, die ich
mir in der Phantasie ausmalte. Dank analytischer Arbeit konnte
ich dieses Bedürfnis nun umgehen und in die kognitiven
multidimensionalen Räume der Projizierung vordringen.
Versuche zur Programmierung in diesen innersten Räumen
brachten Ergebnisse, die hoch zufriedenstellend waren, was die
Glaubwürdigkeit der Überzeugung betrifft, daß alle diese
Experimente innere Vorgänge aufdeckten, ohne von äußeren
Ursachen abhängig zu sein. Das Bedürfnis, konstant äußere
Ursachen zu gebrauchen, wurde als ein nach außen projiziertes
Metaprogramm entlarvt, um nicht teilweise für den Inhalt
meines Geistes selbst verantwortlich zu sein. Da ich bestimmte
Arten von unsinnigen Programmen an mir selbst nicht ausstehen
konnte, war ich verleitet, sie zu projizieren, um nicht
eingestehen zu müssen, daß es meine eigenen waren.
Die subjektiv sichtbaren Resultate der Experimente liefen
darauf hinaus, mit einem guten Teil«Unsinn» im eigenen
subjektiven Computer aufzuräumen. Durch diese Versuche
konnte ich einige Überzeugungen und Strukturen in meinem
Leben untersuchen, die ich zur Abwehr einsetzte.

-110-
Letztlich war das Ergebnis ein Gefühl größerer Integration
des Selbst und positiven Einflusses auf die Struktur meiner
selbst, das verbunden war mit einem verfeinerten Skeptizismus
hinsichtlich der Gültigkeit subjektiver Beurteilung von
Ereignissen in einem selbst.
Durch die Zusammenarbeit mit anderen sind einige objektive
Untersuchungen dieser im wesentlichen subjektiven
Beurteilungen eingeleitet worden. Eine objektive Auswertung ist
jedoch sehr schwer; auf diesem Gebiet muß in Zukunft noch
sehr viel geforscht werden.
Dazu brauchen wir bessere Untersuchungsmethoden, um
subjektive Methoden und (Sprach-)Verhalten zu kombinieren.
Nach derartigen Erfahrungen und Versuchen hat man
vorwiegend das Gefühl, daß der eigene Computer in seiner
Veränderungs- und Verformungsfähigkeit Grenzen hat, die
durch diese Art Experimente weiter hinausgeschoben werden.
Ober welchen Zeit-Raum die Grenzen weiter hinausgeschoben
werden können, ist immer noch nicht bekannt. Wer diese
Bereiche wissenschaftlich erforscht, ist angehalten, stets einen
gewissen kritischen Skeptizismus gegenüber den Selbst-
Metaprogrammen (und wahrgenommenen Veränderungen) zu
bewahren.
In meinem Geist muß das Unbekannte Vorrang haben. Es ist
höher einzuordnen als das Überselbst-Metaprogramm, weil
darin einige der Ziele dieses speziellen menschlichen Computers
liegen. Die Erforschung der inneren Realität setzt von Anfang
an voraus, daß die innere Realität große Unbekannte enthält,
deren Entdeckung sich lohnt. Um sie zu entdecken, ist es jedoch
notwendig, (1) ihre Existenz zu erkennen und (2) den eigenen
inneren Computer darauf vorzubereiten. Wenn man das
Unbekannte entdecken will, sollte man möglichst wenig Ballast
mitschleppen und sich keine begrifflichen Mechanismen
aufbürden, die nicht flexibel sind und nicht umorientiert werden
können, um das Unbekannte zu akzeptieren und zu

-111-
durchleuchten, Das nächste Stadium in der Entwicklung ist es
dann, vorausgesetzt man hat den Mut und den notwendigen
inneren Apparat, diese weiträumige innere unbekannte Region
in ihrer ganzen Tiefe zu erforschen. Diese Aufgabe erfordert
von uns das beste Denken, zu dem der Mensch fähig ist, Die
doktrinären und ideologischen Betrachtungsweisen, mit denen
wir uns im allgemeinen diesen Problemen nähern, lösen sich auf
und/oder werden neu programmiert.
Auch das ist jedoch nur eine formalisierte Betrachtungsweise
dieses speziellen inneren Computers gegenüber dem
Unbekannten, bei der man weiterhin skeptisch bleiben sollte.
Diese spezielle Betrachtungsweise wird nicht überbewertet;
gesucht sind Alternativen zum Zweck weiterer Forschung.
Erstrebt wird die Freiheit von der Tyrannei der Überselbst-
Metaprogramme, allerdings nicht bis zu dem Punkt, daß andere
menschliche Computer keine Kontrolle mehr haben. Für die
weitere Forschung ist es wichtig, daß zwischen auserwählten
menschlichen Computern ein fester und beständiger
Zusammenschluß existiert. Den Denkapparat zu begreifen, ist
eine Aufgabe, die von den besten Koryphäen bewältigt werden
muß.
Weitere Erfahrungen und die engen Grenzen
hinausverlagernde Überzeugungen sind in meinem Buch Im
Zentrum des Zyklon nachzulesen.

-112-
8. Betrachtungen zu fundamentalen
Mechanismen positiver und
negativer Motivationssysteme
(1958)
Im Verlauf vieler Jahre entdeckte man Gehirnabschnitte, die
intensiv an der Steuerung von Zuständen ursprünglicher,
motivationsauslösender, triebhafter und emotionaler Natur
beteiligt sind. Die Pionierarbeiten von Sherrington, Cannon,
Barct, Hess, Massermann, Ranson, Magoun und anderen
zeigten, daß es Bereiche im Gehirn gibt, die bei Stimulation
heftige Reaktionen hervorrufen, sowie andere Zonen, in denen
wesentlich subtilere, weniger heftige und eher lustorientierte
Reaktionen ausgelöst werden. Aber erst vor kurzem kam es zu
einer deutlichen und scharfen Trennung zwischen diesen beiden
Kategorien von Reaktionen, Die Gehirnregionen, die zu
derartigen Reaktionen aufrufen, werden jetzt für die Anwendung
elektrischer Stimuli, die im Gehirn plaziert werden, in zwei
Gruppen getrennt, Wie man feststellen konnte, wirkt die
elektrische Stimulation dieser Zonen motivierend für Verhaltens
und Lernsituationen. Durch die Arbeiten von Olds und Milner
(1), Delgado, Resvold und Looney (2), Delgado, Roberts und
Miller (3), Cohen, Brown und Brown (4), Sidman, Brady et al.
(5), sowie durch unsere eigenen Laborversuche ist die
Auffassung, daß es zwei Arten von Motivationssystemen im
Gehirn gibt, rasch weiterentwickelt worden: Das eine System
schafft einen Belohnungs-, das zweite einen Bestrafungseffekt,
d. h., man kann von motivationspositiven und
motivationsnegativen Systemen sprechen.
Jedes System existiert neben dem anderen in sehr kleinen
Zonen im Mittelbereich der subkortikalen Strukturen, wobei
Hypothalamus und Mittelhirn mit einbezogen sind.

-113-
Die Ergebnisse, die wir bei der kartographischen Erfassung
dieser Gehirnzonen fanden, zeigen, daß die meisten, wenn nicht
alle der zuvor beschriebenen Reaktionen, mit denen sich das
Verhalten eines Tieres verändert, in das eine oder andere System
fallen.
Um diesen Systemen weiter auf den Grund zu gehen, kann
man den Arbeiten zweier Forschungsgruppen folgen: Olds und
Milner (1) zeigten, daß eine Ratte so dressiert werden konnte,
daß sie mittels eines Schalters selbst kurze elektrische
Reizketten in bestimmten Abschnitten ihres Gehirns auslöste;
Delgado, Roberts und Miller (3) zeigten, daß eine Katze so
abgerichtet werden konnte, daß sie ein Rad bestieg und in der
Folge einen elektrischen Reiz abschaltete, der von einem
Beobachter in anderen kleinen Zonen ihres Gehirns sowie in
dessen peripheren«schmerzempfindlicher» Zonen eingeschaltet
wurde.
Sidman, Brady et al. (5), die auf der Grundlage dieser
Techniken arbeiteten, demonstrierten, daß der erste, also der
belohnende Effekt, auch beim Affen lokalisiert werden konnte.
Uns gelang es dann sowohl den Effekt der Belohnung als auch
den der Bestrafung beim Affen nachzuweisen und bis ins Detail
kartographisch zu erfassen (16); zuletzt konnten wir beide
Effekte auch bei einem anderen großen Sänger finden, nämlich
beim Delphin.
Eine Zeitlang waren wir über die Größe der positiven,
lustorientierten, zur eigenen Stimulusauslösung motivierenden
Zentren im Gehirn des Affen ziemlich überrascht, aber auch
darüber, wie klein im Gegensatz dazu die anderen Zentren sind,
wo Angst, Schmerz und der Beweggrund zur Abschaltung des
Stimulus liegen. Sieht man jedoch, zu welch starken Effekten es
kommt, wenn die um vieles kleineren negativen Systemzonen
stimuliert werden, dann läßt sich verstehen, daß dieses eine
System dennoch groß genug ist, um zu gewährleisten, daß das
extrem hohe Priorität besitzende Stopsignal gesetzt wird, bzw.

-114-
andere Funktionen erfolgen, die Flucht- oder
Vermeidungscharakter haben. Wenn man sieht, wieviel Angst in
solchen Effekten steckt, wie es mit dem Tier bergab geht, wie es
zerstört wird, wenn die Stimulation negativer Zonen lange
genug anhält, wird man sich wohl vor der Behauptung hüten,
daß diese Zonen eigentlich größer sein müßten.
Die positiven Systeme, die Start- und Schrittmachersysteme,
sind beim Affen verhältnismäßig groß; sie treten innerhalb
gewisser Zonen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den
negativen auf, wie auch in anderen Regionen, dort
möglicherweise aber ohne ihr entsprechendes Pendant, wie in
der Corpora Striata.
Wechselwirkungen in den Beziehungen untereinander und
Ausgewogenheit in der Aktivität positiver und negativer
Triebkräfte kann man allem Anschein nach strukturell in den tief
liegenden einflußreichen Systemen des die beiden
Gehirnhemisphären überbrückenden Mittelbereichs festhalten.
In anderen Regionen gibt es diese Ausgewogenheit
möglicherweise nicht; in diesem Fall dürfte aber die positive
Seite überwiegen. Diese anderen Regionen beinhalten zum
Beispiel sexuelle Funktionen, die, was ihre Motivationsenergie
anbelangt, sowohl positiver als auch negativer Natur sein
können. Beim Affen konnten wir feststellen, daß die beiden
gegensätzlichen Effekte alternierend auftraten, und zwar in
kurzen Zeitintervallen. Das heißt, zuerst wird mit romantischen
Aktivitäten begonnen, die dann unterbrochen wurden; das
geschieht innerhalb einiger Minuten mehrere Male und kann
sich über lange, undankbare Stunden hinweg hinziehen. Dieses
System scheint auf einer Stufe primitiven Verlangens zu stehen
und abhängig von einer Wechselbeziehung zwischen einer
triebauslösenden und einer triebhemmenden Energie zu sein, um
das Individuum vor Integritätsverlust zu bewahren.
Die anderen positiven Funktionen scheinen bei den größeren
Teilen der Gehirnzellverbände mit relativ prosaischen

-115-
Alltagsaktivitäten verknüpft zu sein ~ Beim Affen kann sich
dies in der Nahrungssuche, Fellpflege, Lautäußerung usw.
kundtun. Beim Tier Mensch kann es sich als Schreiben und
Sprechen äußern, Mit anderen Worten, es scheint, als braucht
jede einzelne Aktivität auf einer untergeordneten Gehirnebene
beim Tier eine reiche Zugabe der positiven, lustorient ierten
Funktion, damit die normale Funktion des gesamten
Tierorganismus fortbestehen kann, das Überleben vereinfacht
wird und es mehr Vergnügen macht.
Natürlich möchten wir gerne glauben, daß das Positive
gegenüber dem Negativen in dem, was das Gehirn an Aktion
insgesamt leistet, überwiegt, und daß die intellektuellen
Funktionen neutral sein könnten, also weder positiv noch
negativ besetzt sind, und sowohl die positive als auch die
negative«neutrale Verstärkung» übertreffen.
Also erwartet man auch, daß es innerhalb des relativ großen
Neokortex Neutralität oder ein schwaches Übergewicht des
positiven Funktionstyps gibt. Diese Erwartung stellte sich vor
einiger Zeit selbst bei einem Affen, dessen Gehirn nicht sehr
groß ist, als irrig heraus.
Mit entsprechend plazierten elektrischen Stimuli und
abgestimmten Zeitverläufen haben wir belohnende Effekte
aufgespürt, die vom Kleinhirn ausgehen können, und
bestrafende wie auch belohnende Effekte, die vom Neokortex
ausgehen können.«Na, und?» könnte man fragen. Ratten, Katzen
und Affen sind sowieso nur dumme Kreaturen - ein größeres
Gehirn ist viel undurchschaubarer, so daß solche Eingriffe in
sein Inneres gar nicht möglich sind. Würde nicht der gebildete,
sublimierende menschliche Geist diesen künstlich ausgelösten
primitiven Impulsen widerstehen und sich sogar darüber
hinwegsetzen? Die Frage danach, wie stark derartige Reize
innerhalb großer Gehirne wirken, scheint mir nur beantwortet
werden zu können, wenn man dieses Experiment an seinem
eigenen Gehirn macht, so daß die individuelle Antwort auf diese

-116-
Frage wirklich aus dem Inneren kommt - denn selbst wenn ein
anderer, der die eigene Sprache spricht, derartige Reize in sich
erlebt, wird er uns nie völlig überzeugen können. Und es gibt
sogar Skeptiker, die selbst dann noch nicht überzeugt sind, wenn
sie es selbst in ihrem eigenen Inneren erleben. Empathie und
Sympathie helfen, aber nicht auf die Art, wie es durch
persönliches Erleben möglich ist. Gewisse technische
Risikofaktoren gebieten mir Einhalt, bevor ich mir selber Drähte
in den Kopf pflanze, und ich hüte mich davor, irgend jemand
anderen aufzufordern, sich dem zu unterziehen, was ich mir
selbst nicht zumute. Es sieht so aus, als hinken normale
Kontrollmöglichkeiten auf diesem Gebiet hinterher. Alles, was
wir haben, sind ein paar Daten von Kranken: Bickford, Sein
Jacobsen und Remond (6) haben elektrische Stimulationen an
einer Reibe von Psychotikern, Epileptikern und Fällen von
Parkinsonscher Krankheit durchgeführt. Den Resultaten nach
konnten beide Arten von Systemen im menschlichen Gehirn
gefunden werden, sie sind jedoch klein und daher schwer mit
letzter Sicherheit zu erkunden.
Dennoch halten wir es für wichtig, mehr über die Tiere mit
großen Gehirnen herauszufinden, beispielsweise mit der Frage,
ob sie, was den Zwangscharakter ihrer Motivation betrifft, den
anderen Tieren mit einem kleinen Gehirn ähnlich sind. Bislang
hat man nur ein Tier gefunden, das ein Gehirn von der Größe
des unsrigen besitzt, das zudem kooperationsfreudig ist und mir
nicht so viel Angst macht, daß ich nicht in der Lage wäre, mit
ihm zu arbeiten.
Gemeint ist der Delphin, ein kleiner Wal mit kleinen Zähnen,
ein Säugetier (und kein Fisch, wie es oft heißt), das Luft atmet.
Die Spezies, die uns zur Verfügung stand, war der im seichten
Küstenwasser lebende Tümmler, Türsiops tmucatus; gefangen
wurden die Tiere für unsere Zwecke vom Marineland Research
Laboratory. Als erwachsene Tiere erreichen sie eine Größe von
ungefähr zweieinhalb Meter Länge, bei einem Gewicht von etwa

-117-
zweihundertfünfzig Kilogramm, wobei das Gehirn bis zu 1750
Gramm ausmacht. Verteilen wir unsere Gehirnmasse
entsprechend unserer Körperlänge, haben wir ein Gehirngewicht
von ungefähr 230 bis 250 Gramm pro Fuß (= 0, 3 Meter).
Verglichen damit wiegt das Gehirn eines Delphins in bezug
auf seine Körpergröße 220 Gramm - er steht sozusagen gleich
hinter uns an zweiter Stelle; beim Gorilla als dem uns am
nächsten stehenden anthropoiden Verwandten erreicht es nur
ungefähr ein Drittel davon. Der Delphin übertrifft in dieser
Hinsicht auch seinen riesigen Verwandter., den Pottwal, der
entsprechend Kojimas Berechnungen bei einer Körperlänge von
ungefähr achtzehn Metern auf etwa 130 Gramm Gehirnmasse
pro Fuß kommt; ein etwas weiter entfernter Verwandter, der
Finn- oder Bartenwal, erreicht nach Jansens Feststellungen
ungefähr 110 Gramm pro Fuß bei insgesamt 60 Fuß
Körperlänge (7).
Einige Forscher haben versucht, sich mit
neurophysiologischen Eingriffen an das große Gehirn des
Delphins heranzumachen, allerdings unter enttäuschenden
Fehlschlägen. Eine Expedition der Johns-Hopkins- Universität
an die Küste von Carolina im Jahre 1930 kam zwar mit
neuroanatomischen Untersuchungsexemplaren zurück, aber
ohne Daten über das lebende Gehirn; dem Bericht von
Langworthy (8) zufolge waren es«technische Schwierigkeiten»,
die für diesen mageren Erfolg verantwortlich waren. Im Jahre
1955 unternahmen acht Leute von uns, die von fünf
verschiedenen Forschungslaboren kamen, eine Expedition nach
Florida, und als man zurückkehrte, brachte man nicht viel mehr
mit:
Unsere neuroanatomischen Exemplare waren hervorragend,
unsere neurophysiologischen Funde jedoch gleich Null. Nun
wußten wir, was Langworthy mit«technischen Schwierigkeiten»
gemeint hatte: Man kann Delphine nicht betäuben, ohne ihr
Leben zu riskieren. Im Gegensatz zu den an Land lebenden

-118-
versagt bei diesen Tieren die Atmung bereits bei relativ
schwachen anästhesierenden Dosen, d. h. bei etwa einem Viertel
der für chirurgische Eingriffe notwendigen Menge, Ihnen fehlt,
mit anderen Worten, unser unbewußt, automatisch und autonom
ablaufendes Atemsystem. Im nachhinein erscheint dies klar: ein
bewußtloser Delphin würde glatt ertrinken, wenn er unter
Wasser einatmen würde. Ihre Atmungsweise macht es
notwendig, daß sie an die Wasseroberfläche auftauchen. Die
Atmungsfunktion wird demnach größtenteils, wenn nicht ganz
vom Willen gesteuert. Gäbe es einen betrunkenen Delphin, der
nicht mehr Herr seiner selbst wäre, möglicherweise sogar
ohnmächtig würde, er würde zugrundegehen.
Es schien, als wären wir von unserem Ziel, ein Gehirn von der
Größe des menschlichen zu erforschen, weiter denn je entfernt.
Aber der Enthusiasmus, den die Leute vom Marineland
Laboratory für die Delphine hatten, machte mich letztlich weich:
nicht nur, daß Dr. F. G. Wood, Mr. William Rolleston und
andere äußerst hilfsbereit waren, sie insistierten auch ständig,
daß diese Tiere im Beisein des Menschen extrem
aufgeschlossen, kooperativ, intelligent, dressierbar, zu Späßen
aufgelegt und nie feindlich gesinnt seien, wenngleich manchmal,
wie einige Menschen auch, reizbar und schwer umgänglich.
Dennoch sind sie imstande, Haie und Wale zu töten uni während
der Paarungszeit heftige Kämpfe auszutragen. Je länger die
Indoktrination andauerte - manchmal hatten wir beinahe das
Gefühl, als ob die Delphine das gleiche Spiel trieben wie die
Leute in Marineland -, desto weiter kamen wir mit einer
Methode voran, mit der sich möglicherweise die Notwendigkeit
einer allgemeinen Anästhesie und die damit verbundenen
Risiken umgehen ließen.
Im Jahr zuvor war es gelungen, Führungsvorrichtungen für
Elektroden perkutan in die Schädel von Affen einzusetzen (9).
Im November 1957 wurde diese Methode auch bei Delphinen
ausprobiert; unter Anwendung örtlicher Betäubung wurden die

-119-
Elektrodenführungen in den Schädel eines Delphins, der in
einem kleinen flachen Bassin lag, so einfach und rasch
eingelassen, daß weder der Delphin noch wir die Zeit fanden, zu
realisieren, was eigentlich vor sich ging.
Doch kehren wir von unserem historischen Ausflug wieder zu
unserem Thema, den Motivationssystemen, zurück:
Tatsächlich fanden wir solche positiven und negativen
Systeme auch im Gehirn des Delphins. Diese Systeme liegen im
Delphingehirn weiter auseinander als beim Affen; hinsichtlich
der absoluten Größe aber haben sie anscheinend den gleichen
Umfang. Allerdings ist die Gehirnmasse, die sowohl zwischen
diesen Systemen als auch rund um sie liegt, größer, und die
Funktionen, die damit zusammenhängen, muß man erst noch
aufdecken.
Wir fanden heraus, daß die motorischen Bewegungen wie
beim menschlichen Gehirn nur in den relativ isolierten Regionen
auslösbar sind. Die Zwanghaftigkeit der durch Stimulation
dieser bis heute bekannten Zonen hervorgerufenen
Triebenergien ist zwar hoch, aber es spricht einiges dafür, daß es
uns noch nicht gelungen ist, die stärksten durch Stimulation in
Gang zu setzen. Als wir ein Areal des Bestrafungssystems (also
einen negativen, motivationsstoppenden Reizpunkt) bei einem
Delphinweibchen stimulierten, war es für sie Grund, den
elektrischen Strom exakt ab einem bestimmten Intensitätsgrad
abzuschalten. Der Unterschied, der sich zwischen der Leistung
dieses unbefangenen und der Freiheit in keiner Weise
entwöhnten Tieres und der bei Affen ergab, lag in der
erstaunlich kurzen Zeit, in der sie den Schalter zu verwenden
lernte: im Gegensatz zu den hundert. bis tausendfachen
Lernversuchen beim naiven Affen brauchte sie ungefähr nur
zwanzig, bis sie begriffen hatte, wie sie den Schnabel bewegen
mußte; was uns beim Zuschauen etwas irritierte, war, daß es so
aussah, als steckte hinter jedem dieser Versuche eine deutliche
Absicht.

-120-
Wie aber wußten wir, daß wir eine negative Zone getroffen
hatten? Jedes Mal, wenn das Delphinweibchen von uns
stimuliert wurde, gab sie den für Delphine so charakteristischen
"Verzweiflungston" ab (was eine weitere Geschichte ist!). Von
diesem Zeitpunkt ab schaltete sie den Strom auf eine Stufe
herunter, die weit unterhalb der lag, mit der wir zuvor diesen
Verzweiflungsruf hatten auslösen können. Dieser einem Pfeifen
nahekommende Ton mit auf und absteigender Frequenz und
Lautstärke lieferte uns einen Anhaltspunkt auf der Suche nach
negativen, motivationshemmenden Systemen; für die Suche
nach positiven, lustorientierten, motivationsauslösenden
Systemen hatten wir keine derartigen Anhaltspunkte. Mit
Empathie zu arbeiten halt bei diesem den Stromlinien nach
gewachsenen, hand- und haarlosen Tier, das auch nicht unsere
Beweglichkeit in den Gesichtszügen kennt, nicht.
Möglicherweise haben wir die positiven Systeme bei unserem
Delphinweibchen nicht getroffen, weil Delphine allgemein diese
menschlichen Kriterien nicht haben; schließlich gelang es uns
aber doch noch, eine solche Zone ausfindig zu machen.
Tatsächlich stießen wir bei unserem zweiten Delphin mit viel
Glück auf eine positive, motivationsauslösende Zone Wir
bekamen ein Tier, das deutlich hörbare Laute aussandte. Es war
ein männlicher Delphin, der jedes Mal, wenn wir die positive
Zone stimulierten, uns mitteilte, daß es ihm zuwider war, indem
er ein reichliches Repertoire an Registern zog und komplexe, in
sich übereinstimmende Pfeiftöne, verächtliches Zischen und
andere wirsche Laute von sich gab. Ihm an diesem Punkt einen
Schalter zu geben, war ein großartiges Erlebnis - daß ich ihm
eine An- und Abschaltvorrichtung zur Verfügung stellte, begriff
er so schnell, daß er, als ich damit fertig war, nur fünf Anläufe
brauchte, um herauszubekommen, wie er den Schalter am besten
mit seinem Schnabel betätigen konnte.
Von diesem Moment an arbeitete er in aller Ruhe an und mit
diesen Stimuli, d. h., solange er diese Stimulationen mit einem

-121-
Druck seines Schnabels auf den Schalter auslösen konnte.
Stellten wir jedoch den Strom ab, hielt er sofort in seiner Arbeit
inne und begann Laute auszustoßen mal schimpfte er
offensichtlich, mal äffte er uns nach.
Einmal machte er meine Stimme so gut nach, daß meine Frau
laut lachen mußte, was ihn veranlaßte, daraufhin ihr Lachen
nachzumachen. Eines Tages jedoch passierte es, daß er den
Schalter zu hastig drückte - er bekam einen heftigen Stromstoß,
verlor das Bewußtsein und damit die respirative Kontrolle, und
das war sein Tod. Offensichtlich ist es so, daß der Verlust des
Bewußtseins, sei es durch Anästhesie, zu große
Gehirnstimulation oder wie auch immer, bei diesen Tieren
tödlich verläuft.
In diesem gekürzten Bericht kann ich nicht sämtliche
Grundlagen vortragen, auf die sich mein Gefühl stützt, daß der
Delphin im Augenblick wahrscheinlich unser bester Partner ist,
sollten wir je mit einer anderen, auf diesem Planeten heimischen
Spezies kommunizieren. In gewissem Sinn ist es meine
Vorstellung, daß wir uns am besten sputen und unsere Arbeit am
Wissen über ihr Gehirn fertig bekommen, bevor einer von ihnen
unsere Sprache zu beherrschen lernt sonst passiert es noch, daß
auch die Delphine daherkommen und gleiche Rechte wie der
Mensch für ihr Leben unter Bezug auf unseren ethischen und
gesetzlichen Kodex fordern! - ein phantastischer Witz.
Bevor der Mensch im Weltraum zu weiteren Schritten
ausholt, sollte man sich vielleicht noch einmal rückbesinnen und
Zeit und Talent und Geld für die Forschung mit Delphinen
finden; nicht nur, weil sie eine Spezies mit einem großen Gehirn
sind und ihr Leben in einer Umgebung verbringen, wo die
Effekte der Schwerkraft weniger zum Tragen kommen, sondern
auch, weil sie vielleicht diejenigen sind, von denen wir
fundamentale Techniken der Kommunikation mit außerirdischen
intelligenten Lebensformen lernen können.
Ich hoffe aber, daß wir wirklich Außerirdischen erst
-122-
begegnen, wenn wir dafür besser vorbereitet sind. Es gibt immer
noch zu viele unter uns, die mit ihrer von negativen Systemen
ausgehenden Aktivität vorschnell gegenüber Fremden zur Hand
sind, die eine andere Sprache sprechen, eigenartig erscheinen
und nicht in das gewohnte Bild passen, was schließlich nur als
Ausrede dient, um unsere eigenen negativen, aggressiven
Aktivitäten entgegenzurichten.
Was bedeutet das alles für uns, für unsere Spezies, abgesehen
von der Kommunikation und Empathie, zu der wir untereinander
und mit anderen Spezies fähig sind?
Wenn wir unseren Blick nach innen richten und unseren
Geisel seine auf Primitivzeiten zurückgehenden Arbeitsprozesse
unter die Lupe nehmen, können wir dann irgendwelche
Anzeichen von den Vorgängen der positiven, lustorientierten
Auslöse- und der negativen, Schmerz und Angst einflößenden
Hemmsy3teme entdecken? Ich glaube, die meisten von uns
können diese Frage mit einem klaren Ja beantworten. Um
jedoch im Geist solche Aktivitäten sozusagen in Reinkultur am
Werk zu sehen, sind spezielle Voraussetzungen nötig: Zunächst
einmal muß man allein sein - also ohne eine Person, mit der es
zum positiven Austausch kommen kann, und ohne einen
Sündenbock, auf den man alles Negative abladen kann. Die
meiste Zeit über sind wir nicht allein, sondern einer
organisierten Form menschlicher Gesellschaft ausgesetzt, die
sich beide Formen unserer Aktivität für ihr eigenes Fortkommen
zunutze macht. Derartige Umweltstrukturen verschleiern unsere
internen Motivationsgründe in einem obskur arrangierten
Mischmasch aus Hintergrundgeräuschen, Kleidermoden,
Wohnungseinrichtungen, Verkehrseinrichtungen und
Informationsfluten, die unsere Reaktion und unser Handeln
erfordern. Man muß also zuerst von der Gegenwart anderer
Personen frei sein; die erste Bedingung ist Abgeschiedenheit.
Ferner, und das ist die zweite Bedingung, sollte man auch von
den Informationsquellen frei sein, die von den dann noch

-123-
verbleibenden Umweltphänomenen, seien sie nun belebter oder
unbelebter Natur, ausgehen. Die dritte notwendige Bedingung
ist die maximale Abschwächung physiologischer und
physikalischer Reizeinflüsse, einschließlich sämtlicher
Herausforderungen durch Schwerkraft und
Temperaturunterschiede, um Reaktionen auf und Interaktionen
mit den Umgebungsverhältnissen auszuschließen. Die vierte
Bedingung besteht darin, daß genügend Zeit, ausreichende
Einweisung und Routine man soll sich häufig genug unter
diesen Bedingungen befunden haben - vorhanden sind, damit
man genügend Spielraum für seinen Geist im Inneren
entwickelt.
Ist dies alles gewährleistet, können wir in Tiefen dringen, die
ohne die Realisierung dieser Bedingungen nur vage vorhanden
sind. Wir werden dann auch erkennen, daß die positiven und die
negativen, die belohnenden und die bestrafenden Aktivitäten tief
in unserem Inneren verwurzelt sind. In der Vergangenheit haben
viele Frauen und Männer solche Erfahrungen gemacht, und
heute ist es nicht anders. Nur haben wir heutzutage gewisse
Vorteile wie: (1) unser Wissen über diese Systeme bei einigen
Tieren; (2) unsere Befähigungen, unsere Interessen auf ein
bestimmtes Erfahrungsgebiet zu richten, mit Erklärungen
zurückzustecken und so zu vermeiden daß wir unseren
Wissensdrang abwürgen; und (3) eine starke Motivation,
angestoßen durch das, was uns möglicherweise bevorsteht
entweder die totale Vernichtung unserer Spezies oder Aufbruch
von diesem Planeten zu anderen und die Begegnung mit anderen
Spezies mit gleichen, wenn nicht größeren Errungenschaften als
unseren.
Im Lauf der Zeit sind wir auf einige Daten gestoßen, die
hinsichtlich der fundamentalen menschlichen Triebenergien von
Belohnung und Bestrafung interessant sein könnten. Mehrere
Jahre lang haben wir die Berichte sowohl von Personenpaaren
als auch von Einzelpersonen studiert, die Erfahrungen in der

-124-
Isolation langer Polarwinternächte oder in winzigen Booten auf
offener See gemacht hatten. Im Detail unsere Erkenntnisse
wiederzugeben, würde hier zu weit führen. Im Wesentlichen
können wir sagen, daß bei Personen, die derartigen Umständen
ausgesetzt sind, die Tendenz zur Spaltung in zwei extreme
Gruppen entwickelt wird: die, die unerschütterlich überzeugt
sind, daß sie überleben werden (die Gruppe der auf sich selbst
vertrauenden oder Egophilen, und die, die nicht überleben
werden, wenn sie hinreichend lange allein sind (die vor ihrem
eigenen Selbst Angst haben oder unter Egophobie leiden).
Einige von der Gruppe der Egophilen haben Erfahrungen hinter
sich, die so extrem sind, daß jede Vorstellung dahinter
zurückbleibt, und dennoch überlebt werden können. Diejenigen,
die in die andere Gruppe eingereiht werden können und
überlebten, wenn wir von ihnen überhaupt zu hören bekommen,
waren in der Regel nicht allein, sondern mit einer anderen
Person zu einem Paar verbunden oder Teil einer größeren
Clique; über sie erfahren wir nur aus zweiter Hand. Gewöhnlich
bewegen sich solche Personen bereits auf ihre eigene Zerstörung
zu, selbst wenn noch nicht so extreme Umstände herrschen, daß
man sie nicht überleben könnte. Walter Gibson zeigt uns in
seinem Buch«The Boat» beide Extreme (12).«Wer fraß wen in
der Arktis» ist ein boshafter Kalauer, zu dem es«Welches Ich
ermordete welches Ego auf offener See~ als Parallele gibt.
Wichtiger ist aber die Gruppe derer, die überleben konnten, und
der Grund dafür.
Einige der Mechanismen, die bei diesen extrem
unterschiedlichen Personengruppen vorkommen, können
möglicherweise unter dem Mikroskop zeitlich befristeter
Experimente mit Isolierung kleiner Versuchsgruppen oder
Einzelpersonen detaillierter analysiert werden. Wenn man eine
Person von anderen absetzt und gleichzeitig ihre physikalischen
Interaktionen mit den Umgebungsverhältnissen herabsetzt, kann
man einige Phänomene aufdecken, die offensichtlich in

-125-
Beziehung zu den fundamentalen Strukturen des Geistes stehen.
Wenn man lange genug einer Umgebung ausgesetzt ist, in der
die Verhältnisse für eine hinreichend lange Zeit dieselben
bleiben, d. h. eintönig sind, lüftet sich Schleier, der
normalerweise den Urcharakter der Geistesprozesse verhüllt,
ziemlich schnell. Ohne eintönige Umgebungsverhältnisse geht
es nicht. Ich denke hier eher an die Resultate, die wir am
National Institute of Health bei unseren Experimenten ‹, im
lauwarmen Badewasser in einem Tank in völliger Dunkelheit
und Stille» gewannen (10, 11), als an die am McGill Institut
betriebenen, bei denen man es damit probierte, daß die
Versuchspersonen«in einem Kasten von der Außenwelt
abgetrennt auf einem Bett in einem monotonen Ruhezustand
lagen» (13). Trotz der bei den Experimentanlagen bestehenden
Ähnlichkeiten kann ich nur von unseren Ergebnissen sprechen,
die mir verständlicherweise detaillierter bekannt sind, auch weil
ich mich von dem Experiment nicht ausnahm. Inzwischen sind
diese Arbeiten in der Öffentlichkeit so bekannt geworden, daß
es schwierig scheint, das Experiment und die daran beteiligten
Versuchspersonen so isoliert zu halten, daß die künstlich
geschaffene Isolationssituation wirkliche Aussagekraft ha t.
Unter solchen extremen Verhältnissen stellt sich heraus, ob man
Ego-Vertrauen hat oder Ego-Phobie. Setzt man sich diesen
Konditionen mit nötigem Bedacht häufig genug über kurze,
dosierte Zeiten aus, wird man eher eine stärkere Befreiung und
Immunität entwickeln können, als für den Tank ins Schwärmen
geraten oder ihn total ablehnen. Bereits während des
Einarbeitens in die Isolation im Tank zeigt es sich, welche
fundamentalen Triebe, belohnende oder bestrafende, zu einer
bestimmten Zeit dominieren. Zeichnet man all die von der
Psychotherapie und Psychoanalyse beobachteten und
festgehaltenen Phänomene auf, entwickelt man langsam ein
Auge dafür, welches algebraische Vorzeichen der jeweils
dominante Stoff hat. Bei einer Analyse kommen möglicherweise

-126-
die starken versteckten Wünsche hervor, mitunter sogar so
extreme wie nach grundsätzlicher Einverleibung, Kannibalismus
und Mord. Die Isolationssituation hat gegenüber anderen einen
Vorteil: es gibt keine berechtigten Ausreden mehr, nichts, dem
man die Schuld an den emotionalen Wallungen heftiger
Liebesund Haßgefühle, den Phantasievorstellungen oder
geistigen Projektieren, die hochkommen können, geben könnte;
bei einem Stelldichein mit seinem Gott gibt es keinen Boden für
Alibis (14, 15).
Während der gewöhnliche Patient in der
tiefenpsychologischen Psychotherapie nach außen agiert, findet
die isolierte Person keine Realität vor, die als Sündenbock
herhalten kann. In der isolierten Situation ist der Geist im
Zustand seiner Reinkultur und imstande, seine wahre Natur zu
sehen; hier kann er eine Gelegenheit zur Lösung seiner eigenen
fundamentalen Konflikte finden und versuchen, die unzufrieden
machenden Komponenten zu ändern. Die gesunden
Versuchspersonen, die solche Erfahrungen im Tank oder auf
dem«Isolationsbett» mitgemacht haben, wissen, bewußt und
gefühlsmäßig, daß die Ansicht, derartige Experimente würden
identisch mit Geisteskrankheit oder gar Psychose sein, falsch ist.
Für sie ist es eine wesentliche Erfahrung.
Auf unserem Erkundungsweg durch dieses Forschungsgebiet
machten wir eine auf den ersten Blick trivial erscheinende
Entdeckung, die eventuell doch bedeutsam sein kann: Wenn es
möglich ist, im Tank annähernd schwerelose Verhältnisse
herzustellen, indem die Eigenschaft der Tragfähigkeit von
Wasser ausgenutzt wird, und gleichzeitig einen isothermen
Zustand zu erreichen, indem die Wassertemperatur der
Körpertemperatur angeglichen wird (bei ungefähr 34 Grad
Celsius), kann man schneller und besser zur Ruhe finden, als
wenn man lediglich auf einem Bett liegt. Die Probleme auf
geistiger Ebene entstehen im Tank, wenn man zu viel Ruhe
getankt hat und als Folge davon in Ruhelosigkeit gerät. Was

-127-
mich betrifft, können zwei Stunden Ruhe im Tank, ohne zu
schlafen, einem achtstündigen Schlaf in einem Bett pro 24-
Stunden- Zyklus gleichkommen; Ängste, wenn sie real sind, sind
Energieverbraucher, die den erwähnten Effekt wieder
aufwiegen. Wer es sich, geistig gesehen, erlauben kann, zu
entspannen, und nicht fortdauernd äußeren Gefahren ausgesetzt
und darüber hinaus imstande ist, auch die anderen realen
Herausforderungen, die das Manövrieren seines/ihres
Raumschiffes an ihn/sie stellt, effektiv zu meistern, wird das
Ganze nicht nur als nacktes Überleben erleben, sondern als eines
der packendsten Abenteuer, das der Mensch auf sich nehmen
kann. Wenn wir zu den Grenzen des Weltraums aufbrechen,
werden wir unsere inneren Grenzen mitnehmen. Wie es scheint,
muß der Mensch in den Weltraum vordringen, um zu lernen,
wie er sich in einen Delphin einfühlt, der uns umgekehrt lehren
kann, wie man im schwerelosen Weltraum, lebt.
Es ist offensichtlich, daß viele den Drang haben, die inneren
Ursprünge der belohnenden und bestrafenden Systeme
aufzuspüren und zu verstehen. Man muß aber vermeiden, daß
man das, was man an isolierten Personen deutlich beobachten
kann, zu ernst nimmt: nämlich Projektionen negativer und
positiver Motivationen, stark beeinflussende Projektionen, die
so erfolgen, als kämen sie nicht aus der inneren Realität von
einem selbst, sondern, von anderen Personen aus der äußeren
Realität. In isolierter Situation wird die Existenz der eigenen
Projektieren so deutlich, daß man ihnen nicht entkommen kann,
und manche von ihnen sind geradezu demütigend. Unserer
Erfahrung nach wenden Versuchspersonen raffinierte Methoden,
ähnlich solchen, die Psychotherapeuten kennen, an, um sich vor
diesen Wahrheiten zu drücken. Man mag denken, daß, wenn
man in sich selbst wenigstens ein paar dieser Methoden erkennt,
man sie auch bei anderen wiedererkennen kann. Aber hier muß
man vorsichtig sein:
Der menschliche Geist ist die einzige Provinz in den

-128-
Wissenschaften, wo das, was als wahr angenommen wird,
tatsächlich wahr ist oder wahr wird. Daß man dazu imstande ist,
ist eine großartige und gefährliche Gabe.
Zu entdecken, daß man eher egophil als egophob ist, spricht
für einen; der Egophile hat den Vorteil, die Dinge mit mehr
Spaß zu sehen und andere sehr nahe stehende Menschen
mitzureißen. Gibt man sich dieser Fähigkeit kontinuierlich hin,
kann man vielleicht endlich dem klassischen Gebot«Liebe
Deinen Nächsten wie Dich selbst» nachkommen; aber wie
gesagt, erst nachdem man gelernt hat, mehr Eigenliebe
aufzubringen.

-129-
9. Psychophysiologische Grundlage
für zwei Arten von Instinkten und
ihre Bedeutung für die
psychoanalytische Theorie (1960)
In den vergangenen Jahren ist es gelungen, die
Gehirnsysteme, auf deren Grundlage die Phänomene produziert
werden, die unter dem Begriff«Instinkt» zusammengefaßt sind,
nachzuzeichnen, Zum ersten Mal sind die Symbole aufgedeckt
und im großen Umfang untersucht worden, die, wenn durch
Reiz erregt, entweder verschiedene Arten von wohltuenden
Empfindungen oder verschiedene Reaktionen zur Vermeidung
negativer Schmerz• oder Angstempfindungen hervorrufen.
Zahlreiche Arbeiten wurden bei Ratten (16), Katzen (23, 1),
Affen (1, 7), Delphinen (8) und beim Menschen (20, 21)
abgeschlossen, die für die systematische Fortführung der
Instinkttheorie weitreichende Folgen haben.
Um Konfusion zu vermeiden, müssen die Ebenen des
behandelten Problems sehr sorgfältig abgegrenzt werden.
Bei Experimenten mit Ratten, Katzen und Affen hat man es
im Vergleich zum Menschen und Delphin mit extrem einfachen
Nervensystemen zu tun. Die ausgelösten Phänomene sind
vollständig reproduzierbar. Bei Reizung eines Rattengehirns
sind die Reaktionen einfache und verblüffend wiederkehrende
Verhaltensmuster. Bei der Kaue werden die
Variationsmöglichkeiten etwas größer, und beträchtlich
komplizierter verhält es sich bereits beim Affen. Trotzdem wird
das gesamte Ausmaß der menschlichen Gehirnkomplexität, um
die sich die Psychoanalyse dreht, erst dann klar, wenn die
Untersuchung an einem Gehirn erfolgt, das der Größe nach dem
menschlichen Gehirn vergleichbar ist. Die Phänomene, wie

-130-
Sprache, Schreiben, Liebe und Haß, geistige Symbolisierungen
usw., erscheinen nicht bei niedrigeren Tieren, so weit sich das
heute bestimmen läßt.
Zweifellos gibt es bei diesen niedrigeren Tieren analoge Arten
von emotionalen Zuständen zu menschlicher Wut, Angst,
Freude, Liebe usw. Daher können eine extrem große
Variationsbreite im Reaktionsverhalten wie auch der große
Freiheitsraum und eine umfassende Erfahrungsspeicherung nur
mittels eines sehr großen Gehirns wie dem des Menschen und
ein paar weniger anderer Tiere erreicht werden.
Der ganze Reichtum, der im gedanklichen Arbeiten, im
vernünftigen Denken und Erklären und in ähnlichen Prozessen
liegt, bei denen die klassische Psychoanalyse ansetzt, fehlt bei
den anderen Tieren außer beim Menschen praktisch vollständig.
Praktisch alle Beweisgrundlagen für eine psychoanalytische
Theorie des Instinkts wurden am Fall des Menschen abgeleitet
(2). In dieser Hinsicht haben die Ergebnisse aus Tierversuchen
sehr wenig beizutragen, abgesehen von gewissen
Analogieschlüssen (4, 17, 18).
Im menschlichen Gehirn eingebettet sind Systeme, die
Instinkte fördern, wie sie bei den mit einem kleineren Gehirn
ausgestatteten Tieren anscheinend ebenfalls zu beobachten sind.
Da diese Systeme beim Menschen viel mehr entwickelt sind als
bei niedrigeren Tieren, sind auch ihre Reaktionen und
möglichen Aktivitäten komplizierter.
Die biologische Grundlage für die menschliche Form von
Instinkten zieht sich durch eine ganze Phylogenese (wenigstens
durch die der Sänger). Wenn man von dem Prinzip ausgeht, daß
das kleinere Gehirn ein geringeres Maß an Aktions- und
Reaktionsfreiheit besitzt, aber instink tmäßige Reaktionen
produziert, die im Grunde denen eines größeren Gehirns ähnlich
sind, dann können die folgenden Ergebnisse aus einigen
Tierversuchen auf die theoretische Psychoanalyse beim
Menschen angewendet werden.
-131-
Belohnende und bestrafende Systeme im Gehirn
Bei der Arbeit mit Elektroden, die in bestimmten Bereichen
eines Affengehirns implantiert sind, kann man Reaktionen
verzeichnen, die verschiedentlich dem sehr ähnlich sind, was
wir unter extremen Bedingungen am Menschen beobachten
können. Tierversuche zeigen jetzt, daß es echte Emotionen sind,
die das Tier verspürt (5, 6, 7).
Die Arbeit mit Versuchspersonen, wobei die gleichen
Systeme stimuliert wurden, hat die Schlußfolgerungen aus den
Tierversuchen untermauert: Tatsächlich handelt es sich eher um
echte Emotionen als um«Schein•» oder pseudoaffektive
Reaktionen (13, 20, 21, 22).
Die Reizung eines bestimmten Systems innerhalb des
Hypothalamus kann zur Folge haben, daß der Affe verängstigt
um sich schaut und verängstigt handelt. Wenn er sich einem
potentiell bedrohlichen Objekt gegenübersieht. das bei ihm
zuvor Schmerz ausgelöst hat, kann es passieren, daß er es so
gewalttätig attackiert, daß er sich dabei die Zähne aus dem
Kiefer reißt. Diese Reaktion kommt nur bei diesem System vor.
Wird das gleiche Objekt präsentiert, ohne daß eine Reizung
vorliegt, wird überhaupt keine Reaktion ausgelöst, wenn man
davon absieht, daß er sich gelangweilt von dem Gegenstand
abwendet. Werden elektrische Reizelektroden in benachbarte
Systeme innerhalb des Hypothalamus eingeführt, kann es
vorkommen, daß das Tier für dieses gleiche Objekt ein Obermaß
an Neugier und Interesse zeigt, d. h., es im emotionalen Sinn
untersucht, befühlt und sich sehr eng damit befaßt (5, 6, 10).
Eine Reizung dieser gleichen Systeme im menschliche n
Gehirn löst in der Region der mittleren Hypothalamusebene
intensive Angst bzw. Schrecken aus, sowie ein intensiv
wohltuendes Gefühl im zweiten Bereich (21). Im Fall des
Menschen jedoch sind die am meisten beachteten Objekte eher
die Ärzte und technischen Experten, die damit beschäftigt sind,

-132-
das Gehirn zu stimulieren, als irgendwelche anderen Objekte in
der Umgebung. Eine Reizung des Belohnungssystems bewirkt
sofort intensive Gesprächsbereitschaft und andere Anzeichen
von Wohlbefinden, wie z. B. Lächeln, Scherzen und die
Bereitschaft, die Aktivitäten sowohl auf der sprachlichen Ebene
als auch in anderen interaktiven Sphären mit anderen Menschen
fortzusetzen. Wenn der Schreckens• bzw. Angstreaktionen
auslösende Bereich stimuliert wird, kommt es ebenfalls zu
Wutanfällen, die dann eher auf menschliche Ziele gerichtet sind
als auf irgendwelche anderen Teile der unbelebten Umgebung.
Vergleicht man die Reaktionen von Katze und Affe, so
bemerkt man, daß die Katze bei Erregung dieser Bereiche nach
allem ausschlägt, was sich in ihrer Umgebung befindet, speziell,
wenn sich irgendein Objekt bewegt. Hier findet keine
Unterscheidung zwischen dem besonderen Zielobjekt selbst und
der Gesamtheit der Umgebung statt. wie es beim Affen der Fall
ist. Beim Affen wiederum gibt es keine Reaktionen in der
sprachlichen Sphäre, wie wir sie beim Menschen vorfinden.
Wenn man das Gehirn eines Tieres stimuliert, das an
Komplexität und Größe mit dem des Menschen vergleichbar ist
wie z, B. das Gehirn des Delphins oder Tümmlers, entdeckt
man, daß es sofort zu einer Reaktion gegenüber den anwesenden
Menschen und zu einer komplexen Ausgabeproduktion auf
sprachlicher Ebene, analog zu der des Menschen, kommt. Durch
Stimulation der belohnenden Systeme bei diesen Tieren wird es
möglich, die Komplexität ihrer Reaktionen, die sehr an die
Komplexität der Reaktionen beim Menschen erinnert, näher zu
untersuchen. Allem Anschein nach verwenden diese Tiere keine
Gesichtsausdrücke, so wie wir es tun, noch haben sie Hände, die
sie so wie der Mensch einsetzen können; daher fehlen bei ihnen
bestimmte menschliche Ausdrucksarten.
Belohnungssysteme
Bezüglich der Stimulation mit im Gehirn eingesetzten
Elektroden scheinen gegenwärtig bei diesen Tieren die
-133-
folgenden Punkte festzustehen:
1. Im vorderen Teil eines Sys tems, das beim Menschen genau
innerhalb des frontalen Pols, oberhalb des orbitalen Kortex und
unterhalb des frontalen Kortex mit ungefähr 1 cm Seitenabstand
zur Mittelebene liegt, befindet sich ein Belohnungssystem, das
sowohl bei Katzen, Affen und Delphinen wie auch beim
Menschen vorhanden ist. Wird dieser Bereich stimuliert, kommt
es in psychischer Hinsicht zu einem intensiven Wohlbefinden,
das weder mit dem Körper noch mit der Umgebung in
irgendeiner Weise zusammenhängt, sich aber im gesamten
geistigen Lebensbereich ausbreitet.
2. Hinter diesem System befindet sich im Globus pallidus und
in ähnlichen Kernarealen, aber immer noch seitlich zur
Mittelebene, ein weiterer Teil des sogenannten
Belohnungssystems. Dieses System gibt lokal begrenzte
Empfindungen aus, die an verschiedenen Körperpartien spürbar
angenehm sind. Diese Empfindungen beziehen sich auf die Haut
oder die Muskeln eines Arms oder eines Beins, je nach dem,
welcher Teil der Hirnkammer angeregt wurde.
3. Kehrt man zum weiter vorne liegenden Teil des Gehirns
zurück und geht man dann im Hypothalamus und seinen
angrenzenden Bereichen etwas weiter nach unten, können
andere angenehme Empfindungen ausgelöst werden. Zum
Beispiel wurden sexuelle Lust und Erektion beim Mann durch
Stimulation der septalen Region und ihrer Nahbereiche
hervorgerufen (19, 13a).
4. Andere positive Empfindungen/Belohnungen, wie sie zum
Beispiel durch Löschen von Durst oder Stillen von Hunger
hervorgerufen werden können, trifft man in anderen Regionen
des Hypothalamus, speziell im mediolateralen Teil, an (15, 7).
5. Dringt man im Mesenzephalon (Mittelhirn) weiter nach
hinten, stößt nun auf Aspekte, die man als orgastische
Belohnungen bezeichnen könnte. Die Tiere unterliegen dem

-134-
Zwang, sich in diesem Bereich des Gehirns stärker als in jedem
anderen selbst zu simulieren. Dies führt, um es allgemein
auszudrücken, zu einer anfallartigen Episode, in der das Tier in
Ohnmacht fällt, wieder zu sich kommt, Laute von sich gibt und
nach dem Schalter sucht, um die gleiche Reaktion noch einmal
auszulösen (7, 10). Wird dieser Teil des Systems wiederholt
stimuliert, ist das Tier binnen kürzester Zeit erschöpft und zu
mehreren Stunden Schlaf gezwungen. Beim Menschen führte
eine Reizung in der Nähe dieser Region in zwei Fällen zur
Ejakulation (22), aber offensichtlich reichte die Stimulation
nicht ganz aus, um einen vollen Orgasmus mit all den damit
verbundenen Begleiterscheinungen auf mentaler Ebene und den
Verlust des Bewußtseins zu verursachen.

Bestrafungssysteme
Bei den Bestrafungssystemen (negativen Systemen) sind die
ausgelösten, instinktgesteuerten emotionalen Reaktionen
folgende:
1. Im Mittelebenenbereich des Hypothalamus, in der
präoptischen Region und innerhalb der Wände des dritten
Hirnventrikels befindet sich ein System, das Angst, Schrecken
und Panik evoziert.
2. Geht man im Hypothalamus weiter nach hinten, geht das
System in einen intensiven, lokal begrenzten Schmerz über, der
sich über verschiedene Körperpartien verteilt (7, 10, 11). In
diesem System, das sich nach hinten zum Mesenzepha lon hin
erstreckt, gibt es offensichtlich so etwas wie eine Schmerzkarte
der gesamten Körperoberfläche (11).
3. Weiter seitlich im Hypothalamus befinden sich Systeme,
die Übelkeit verursachen, neben anderen, die, selbst wenn nur
wenige Sekunden stimuliert, sehr rasch Erschöpfungszustände
induzieren können. Diese Erschöpfung kann so schwer sein, daß
das Tier ungefähr zwanzig bis dreißig Minuten in Schlaf sinkt

-135-
(3, 7).

Beziehungen zu anderen Gehirnsystemen


In Anbetracht der Komplexität dieser Ergebnisse ist es zum
gegenwärtigen Zeitpunkt, d. h., solange nicht alle Einzelheiten
dieser Entdeckungsarbeiten über die Gehirne beisammen sind,
mit Sicherheit klug, wenn man nicht zu viel Theorie zu
konstruieren versucht. Wir können vorderhand folgende
Aussagen machen:
1. Innerhalb des Gehirns können wir zwei Arten von
Systemen unterscheiden: eines, das Belohnungen, angenehme
Empfindungen und Aktivitäten fördert, und eines, das
Bestrafungen fördert, also schmerzhafte und schlechte
Empfindungen, Aktivitäten und Reaktionen.
2. Werden in diesen Systemen Stellen extremer neuronaler
Aktivität markiert, werden Emotionen oder Instinkte voll
entfaltet, In unseren Experimenten markieren wir die Stellen
extremer neuronaler Aktivität in diesen Systemen mit
implantierten Elektroden.
3. Die Untersuchung hinsichtlich der Verbindungen dieser
Systeme mit anderen Teilen des Gehirns hat bisher gezeigt, daß
zwischen all diesen Systemen und dem Kortex sowie mit
Systemen, die tiefer im Gehirnstamm und Rückenmarkbereich
liegen, feste bidirektionale Verknüpfungen bestehen, Wie
imposant die Menge an Verbindungen ist, die zwischen diesen
Systemen in fast alle Richtungen verlaufen, zeigen die
heutzutage möglichen Techniken, wie z. B. die von Nauta
angewandte (14).
4. Es ist daher sehr gut möglich, daß jede andere Art von
Aktivität (z. B. akustischer Natur), wenn sie in anderen
Bereichen des Gehirns in hinreichend konzentrierter Form
vorkommt, Impulse in diese genannten Systeme jagen kann, die
stark genug sind, um diese Systeme ebensosehr zu aktivieren,

-136-
wie wenn sie durch elektrische Reize markiert werden.
Eine gewaltige Explosion und gleich darauf ein heller
Lichtblitz ist ein Ereignisablauf, den wir uns heute allgemein
vorstellen können, wie auch die Angst des Menschen und seine
emotionale Reaktion darauf. Sobald die von diesen beiden
physikalischen Ereignissen ausgehenden Impulse über
akustische und andere Neuronen durch die tiefer gelegenen
Zentren jagen, kommt es zu einer unmittelbaren Erregung
hochgradiger Aktivität in den emotional wichtigen Systemen
(12). Während dieses Prozesses der zunehmenden oder
abnehmenden Aktivierung von derartigen Stromkreisen
bestimmen insbesondere frühere Erfahrungen, was in der Folge
herauskommt und wieviel Aktivität kontinuierlich innerhalb der
tieferen emotionalen Systeme gefördert wird.
Ein Experiment mit einem Affen kann ein paar der
tausendfachen Reaktionen, die vom Kortex her möglich sind,
veranschaulichen.

Durch Stimulation des Gehirns ausgelöste schwache


Belohnung und Bestrafung:

Mehrfachfunktionen des Gehirns


Mit Einführung einer Elektrode in den Kortex eines Affen
konnte ich demonstrieren, daß der Affe bei schwachen
Stimulationsstufen daran Gefallen findet und versuchen würde,
den Schalter immer wieder zu betätigen, um selbst diesen
Kortexbereich zu stimulieren. Nähme er jedoch irgend etwas,
für das er ebenfalls eine Vorliebe hat, in seiner Nähe wahr, zum
Beispiel Futter, würde er sich von dem Schalter abwenden, das
Futter zu sich nehmen und dann wieder zurückkehren, um den
Schalter von neuem zu drücken. Sowie die Stromstärke erhöht
wurde, verlagerte sich das Motivationsvorzeichen von positiv zu
negativ:

-137-
Damit war der Punkt erreicht, wo der Affe den Reiz
abschalten würde, den ich mit Hilfe des Apparats an dieser
Stelle weiter markieren konnte. Dieser war jedoch nicht so
heftig, daß es ihn voll in Anspruch genommen hätte, und er für
andere Dinge in seiner Umgebung keine Aufmerksamkeit mehr
übriggehabt und vorausgegangene Lernerfahrungen nicht hätte
nützen können. Wenn eines der unteren Zentren so stimuliert
wurde, daß sein Interesse, sei es in positiver oder negativer
Hinsicht, in Beschlag genommen wurde, und man gleichzeitig
auch ein kortikal markiertes Zentrum stimulierte, so wurde diese
Stimulation zugunsten der triebstärkeren unteren Systeme
ignoriert. Die Schwelle für diese unterschiedlichen Effekte im
Kortex lag unterhalb der Schwelle, an der es zu motorischen
Reaktionen kam, die an den gleichen Markierungspunkten
ausgelöst wurden, d. h. zu einer spezifischen, für diese
Markierungspunkte typischen und mit jeder Reizkette unlösbar
zusammenhängenden motorischen Äußerung.
Wurden die unteren Zentren in bezug auf belohnende bzw.
bestrafende Systeme auf gleiche Weise stimuliert, konnte man
sehen, daß die äußere Realität nahezu vollkommen ausgesperrt
wurde; das he ißt, die Erfahrung der inneren Realität ist viel
stärker als die Erfahrung, die von der äußeren Realität gemacht
wird.
Wird ein menschliches Gehirn auf gleiche Weise stimuliert,
kommt es, wie Penfield berichtet hat (19). seitens des Patienten
zu Äußerungen wie:«Ich bewege meinen Arm, aber nicht weil
ich es so will • sondern weil Sie oder irgendwer oder irgendwas
außerhalb von mir das macht. » Die Stimulation der unteren
Zentren führt dazu, daß extrem emotionale Reaktionen die
Kontrolle über das Ego übernehmen und damit auch unmittelbar
initiativ werden. Dennoch geht das Wissen, daß hinter der
Stimulation der Arzt steht, nicht verloren. Ein Patient sagte zum
Beispiel, als man seine Angstzone stimulierte:«Wenn Sie das
noch einmal tun, reiße ich die Elektroden aus meinem Kopf.»

-138-
Möglicherweise aber würde ein Mensch, bei dem wir die
Reizstärke so erhöhen, wie man es bei Tieren getan hat, dann
kaum mehr in der Lage sein, sein Wissen einzusetzen, um damit
zu drohen, sondern sofort attackieren oder Reißaus nehmen.

Was sich daraus für die psychoanalytische Therapie ergibt


In der Vergangenheit hat man eine Einteilung spezifischer
Bereiche des Gehirns in ein Es, Ich und Über-Ich versucht.
Dies erscheint jedoch unsinnig: Vielmehr sollte man eine
funktionale Unterteilung der Systeme im Gehirn vornehmen und
nicht einfach zwischen dem einen großen Massiv und dem
anderen unterscheiden. Solange die natürlichen gegenseitigen
Verbindungen innerhalb des Gehirns bestehen, operiert das
Gehirn als ein geschlossenes Ganzes. In den unteren Systemen
treffen wir auf nur minimale Ego-Funktionen, d.h., ihr Anteil an
der Gesamtheit der Gehirnfunktionen ist sehr klein. Die
Gedächtnisspeicher scheinen hauptsächlich in dem sehr großen
Kortex zu liegen; vieles von dem, was im gesamten Gedächtnis
gespeichert ist, könnte zumindest in den viel kleineren unteren
Systemen keinen Platz finden. Es- Funktionen können, wie oben
erwähnt, in ziemlich unverfälschter Form ausgelöst werden,
wenn man die unteren Systeme stimuliert, trotzdem bleibt daran
das gesamte Gehirn beteiligt. Überall im Gehirn kommt es zu
einer Verstreuung dieser Funktionen mit einer Serie
abgeschwächter Funktionen im Kortex. Da sich die
Leitungsbahnen, von den unteren Zentren aus gesehen, zum
Kortex hin immer mehr verzweigen, würde eine Reizung eines
kleinen Bereiches des Kortex nicht zu den gleichen Effekten
führen wie eine Stimulation tief im Inneren der kleineren
Systeme. Möglicherweise wäre man mit vielen Tausenden von
Elektroden, die man im Kortex ansetzt, in der Lage, genau die
gleichen Arten von Reaktionen auszulösen, die man durch
Stimulation tief im Inneren der subkortikalen Systeme
hervorrufen kann.
-139-
Nach heutiger Sicht scheint der Kortex, was die Projektion
der äußeren Realität auf seine vielfach gefaltete
Oberflächenstruktur betrifft, äußerst gut differenziert zu sein.
Allem Anschein nach werden die Ego-Prozesse vorwiegend
innerhalb dieser riesigen Strukturanordnung gespeichert und
betrieben. Dennoch ist keine Ego-Funktion denkbar, die ohne
die eine oder andere Art gleichzeitig und kontinuierlich
einhergehender belohnender und/oder bestrafender Effekte
existiert. Man muß sozusagen reden wollen, ehe man zu reden
anfängt; oder man muß zum Reden mit Gewalt gezwungen
werden, damit eine Bestrafung aufhört, Es sieht so aus, als
müßten die belohnenden und bestrafenden Systeme
kontinuierlich und im einzelnen ziemlich differenziert bei allen
Aspekten des Wach- und Schlafzustands in Betrieb sein.
Eine bis zum Exzeß gehende Steigerung der belohnenden
Aktivitäten, beispielsweise der Libido, könnte dann eintreten,
wenn sich der Organismus in einer Überlebenssituation
behaupten muß (8). Jedes Mal, wenn wir die negativen Systeme
im Gehirn des Affen über eine zu lange Zeit hinweg zu sehr
aktivierten, sah es so aus, als ob wir am Ende mit einem toten
Affen dastehen würden.
Wenn wir weitergemacht hätten, hätte er wahrscheinlich alle
Initiative aufgegeben und sich von uns total zurückgezogen, um
sich anschließend aller Wahrscheinlichkeit nach ganz
aufzugeben. Dieses Erscheinungsbild konnte vollständig
umgekehrt werden, als wir in einem kleinen Bereich eines
belohnenden Systems Hyperaktivität auslösten: innerhalb
weniger Minuten konnten wir einen Verhaltenszustand
umkehren, der sonst zu irreversiblen Veränderungen im Gehirn
führen würde. Sind die negativen Systeme erst einmal in Gang
gesetzt, kann es sehr rasch bergab gehen, und wie es scheint,
sind sie durchaus fähig, den Organismus insgesamt zu töten: die
Keime zur Destruktion des gesamten Organismus beim Tier
liegen ebenso wie die Keime für sein Oberleben innerhalb seines

-140-
eigenen Gehirns (7).
Diese wie auch weitere Ergebnisse anhand der vorliegenden
Arbeit weiter zu diskutieren, wäre zu langatmig; sie reichen aber
aus, um zu zeigen, daß sich daraus zwei Arten von Systemen
zwingend ergeben: ein negatives und ein positives System; oder
mit anderen Worten, mindestens zwei Arten von fundamentalen
Instinkten: die eine positiv, die andere negativ; belohnend und
bestrafend; Liebe und Haß. Hier scheint es keine gleichermaßen
befriedigende theoretische Alternative zu geben.

Phänomene des«Rebounds»
Wie sich zeigen läßt, kann es wie eine milde Bestrafung
wirken, wenn man die Stimulation belohnender Aktivitäten
beendet; andererseits wirkt es, wenigstens bei den Tieren, mit
denen wir gearbeitet haben, und beim Menschen, nicht so sehr
wie eine Bestrafung, die durch direkte Stimulation der negativen
Systeme selbst ausgelöst wird. In ähnlicher Weise kann es wie
eine kleine Belohnung wirken, wenn die aktive Stimulation der
negativen Systeme eingestellt wird, aber auch hier kommt es nie
zu dem Effekt, der durch direkte Stimulation der belohnenden
Systeme erreicht wird. Ein Delphin wird sein Gehirn in den
belohnenden Systemen stundenlang stimulieren. Wenn wir aber
den Strom abstellen, so daß er sich nicht länger durch Drücken
eines Hebels selbst stimulieren kann, wird er sofort anfangen zu
schreien, während er vorher, als der Hebel aktiv war, so gut wie
keinen Laut von sich gab. Ähnlich wird ein Mensch reagieren
und fragen, «Warum ist der Strom abgestellt worden?», und
dann alte möglichen Bemerkungen zur Situation machen.
Stimuliert man aber die negativen Systeme, kommt es zu einem
deutlichen inneren Terror, der mit Schreien verbunden ist; man
kann demzufolge nur sagen, daß die beiden Zustandsformen in
bezug auf instinktgesteuerte Aktivitäten diametral
gegenüberliegende Pole sind. Der erste verlangt nach
Fortsetzung und Intensivierung der Stimulation, der andere, daß
-141-
die Stimulation eingestellt wird, Stark angenehme
Empfindungen im einen Fall, stark unangenehme, d. h. Anti-
Lust, Schmerz, Angst oder Wut im anderen.
Ich bezeichne dies als «Rebound» (Rückprall) -Phänomene,
und eine mögliche Erklärung, die ich mir dafür vorstelle, ist die,
daß während intensiver Stimulation der einen Systemart (A)
auch die Aktivität in der anderen Systemart (B) zunimmt, wenn
auch nicht im gleichen Verhältnis: zwischen den beiden
Systemarten bestehen bidirektionale Verbindungen (A-B), die
überwacht und bei Stimulation der einen Systemart aktiv
werden. Folglich ist auch der eine Funktionstyp (A) qua ntitiv
mehr vorhanden als der andere Funktionstyp (B). Hört die
direkte starke Stimulation in (A) auf, fällt die starke Aktivität in
(A) für kurze Zeit rascher ab als die mäßigere Aktivität in (B).
Dabei kann die Aktivität in (A) unter ihr normales Maß fallen.
Dadurch ist die Aktivität in (B) eine Zeitlang stärker als die
Aktivität in (A), und damit wird auch der Funktionstyp (B)
gegenüber dem Funktionstyp (A) dominant.
Vielleicht gibt es Wege, das junge, leicht verwundbare Tier so
zu beeinflussen, daß man durch den permanenten Abbau der
Aktivitätsschwellen die Auslösung und/oder Aufrechterhaltung
starker und anhaltender Aktivitäten in dem einen oder gar in
beiden Systemen bewirkt.
Möglicherweise könnten solche«programmatischen» Effekte
das elementare Bild von den verschiedenen Charakterarten
verursachen und auch auf die Wahl der Art und Form
psychosexueller Entwicklung, Einfluß haben und das
algebraische Vorzeichen der Persönlichkeit als positiv oder
negativ bestimmen. Die in beiden Systemarten ohne
Provokation bestehende und insgesamt aufrechterhaltene
Aktivität könnte die fundamental bestimmende Kraft sein, die
die«Starke instinktgesteuerter Triebe» steuert, die ihrerseits das
sich entwickelnde Ego notwendigerweise herausfordern wie
auch von ihm beherrscht werden. Diese Systeme befinden sich
-142-
natürlich alle in den absolut unbewußten, aber
psychodynamischen Teilen des Geistes, und das bedeutet: ihre
Operationen können nur indirekt beeinflußt werden.
Im Licht dieser oben angesprochenen Experimente und
Resultate bleibt die Idee der Kathexis («Besetzung») immer
noch sinnvoll, wenn wir davon ausgehen, daß die
emotionalen«Besetzungen» zwei Vorzeichen haben können:
positiv (wenn auf ein belohnendes Objekt oder eine belohnende
Idee usw. bezogen) und negativ (wenn auf ein bestrafendes
Objekt oder eine bestrafende Idee bezogen). Um es einfach
auszudrücken, Ideen, Prozesse, Personen oder Objekte, die rein
belohnend sind, werden immer wieder angestrebt, während rein
bestrafende zurückgewiesen, vermieden und gegebenenfalls
zerstört werden. Diese Dinge existieren aber praktisch nicht in
ihrer reinen Form, außer in Phantasien, Träumen, unbewußten
und primären Prozessen. Das Realitätsprinzip läßt sich nicht
verrücken. d. h., um eine belohnende Situation zu starten, muß
sie positiv, «belohnend», besetzt werden, was gleichermaßen
gilt, wenn negative, bestrafende Situationen beendet werden
sollen. Ein Affe, der mit einem Schalter belohnende Reize
auslösen kann, wird diesen Schalter lieben (positive Besetzung),
und er wird ihn auch lieben, wenn er damit Schmerz oder Angst
erzeugende Reize stoppen kann. Kehrt man den Modus des
Experiments um, wird er die Person oder den Apparat oder was
immer es ist, was in ihm Angst oder Schmerz stimuliert, bzw.
belohnende Reize stoppt, nicht leiden können. Die mit diesen
verschiedenen Ereignisarten assoziierten Signale werden mit
dem gleichen Vorzeichen besetzt, wenn auch in etwas
abgeschwächter Form. Daraus ergeben sich folgende simple und
logische Kombinationen:
Wiederholungen bewirken nur eine Vertiefung und
Intensivierung der Triebabhängigkeiten und nicht die
Entwicklung«perverser»Wertinhalte, durch die man zum
Beispiel starkes Vergnügen an Bestrafungssituationen findet

-143-
sowie Vergnügen insgesamt haßt oder Angst davor hat.
Im wirklichen Leben gibt es wenige Dinge, Prozesse oder
Personen, die entweder rein belohnend oder rein bestrafend sind:
Die hier diskutierten Fälle liegen natürlich in reiner Form vor,
weil sie mit elektrischen Stimuli geschaffen wurden. Der
psychische«Bindestoff», der uns mit unseren Eindrücken und
unserer Realität verbindet, ist zunächst positiv, damit wir
überhaupt anfangen können, sie zu verarbeiten, und wird später
negativ, damit wir aufhören können, wenn innerhalb, vom
gesundheitlichen Standpunkt aus gesehen, vertretbarer
physiologischer Grenzen genug getan wurde, Wahrscheinlich
sollte der Begriff «Kathexis» neu definiert werden, um beide
Aspekte mit einzuschließen, zum einen, daß wir uns an
psychische Objekte binden, zum anderen aber auch, daß
psychische Objekte uns an sich binden:«im Augenblick möchte
ich, brauche ich mehr, aber früher oder später will ich, daß es
aufhört.» Jeder der beiden Aspekte ist für sich ein aktiver
Prozeß, und jeder hat sein eigenes Gehirnsystem.
Diese grundlegenden Gedankengänge lassen sich sowohl auf
klinische als auch auf theoretische Problemfälle anwenden und
können vielleicht sogar nützlich sein, wenn man auch das
gesamte andere Wissen der Psychoanalyse mit einbezieht. Die
enorme Komplexität des Tieres Mensch mit seinem Reichtum
an Erfahrungen ist phantastisch, und vielleicht können die oben
beschriebenen Fakten und Gedanken zu einem größeren
Verständnis der Probleme, die die Patienten mit sich bringen,
integriert werden.

-144-
10. Zur Konstruktion des Tanks:
Bautechnische und
verwendungstechnische Standards
Die Standards, die hier gesetzt sind, sind von uns für einen
zuverlässigen, sicheren und hygienischen Betrieb als unbedingt
notwendig befunden worden. Niedrige Kosten für Betrieb und
Sicherheit werden über niedrige Anfangsinvestitionen gestellt;
wir verwenden eher etwas Teureres, wenn es unsere Standards
erfüllt und die späteren Betriebskosten senkt, als etwas
Billigeres, das weniger zuverlässig, unsicher oder auf lange
Sicht (mindestens für die Dauer eines Jahres) zu teuer erscheint.
Ein billigeres Teil kann später wesentlich kostenintensiver sein,
wenn es sich herausstellt, daß es unzuverlässig operiert,
umgebaut oder laufend repariert werden muß, und man Angst
haben muß, daß es nicht sicher arbeitet, oder die potentielle
Gefahr besteht, daß es zu ungesunden Effekten kommt Die
Standards beruhen auf unserer mehr als dreißig Jahre langen
Erfahrung im Entwerfen, Herstellen, Warten und Nutzen von
Tanks. Wenn man mal ins Koma fiel, weil die
Temperatursteuerung versagte, wenn man mal einen
elektrischen Schlag abbekam oder keine Luft mehr holen
konnte, wenn man sich Hautinfektionen vom Wasser zuzog, die
teure Salzwasserlösung durch undichte Stellen verlor, sich an
den zu kleinen Einbaufiltern zu schaffen machte, laufend
Sicherungen wechseln mußte, weil in der Elektrik ein
Kurzschluß war, sah, wie die Pumpen und Leitungen
verrosteten, Mengen von Kupfer in der Lösung fand, die ans
Toxische grenzten, hohe Stromrechnungen bezahlen mußte, weil
der Tank schlecht wärmeisoliert war und überall im Haus das
Satz auf Fußböden und Teppichen hatte, spätestens dann merkt
man auf, wird vorsichtig und lernt schließlich, solche
Eventualitäten in Zukunft auszuschließen. Kurzum, man lernt,
-145-
daß eine hohe Anfangsinvestition nötig sein kann, um
zukünftige hohe Betriebskosten aller Art, einschließlich
mögliche gesundheitliche und psychische Gefährdungen, zu
vermeiden

Ideale Verhältnisse für einen Isolationstank


1. Die Wärmeisolation ist bis zu dem Punkt optimal, an dem
der Wärmeverlust aus der Salzwasser-Lösung und aus dem
Luftraum so gering ist, daß man, wenn überhaupt, nur eine
kleine äußere Energiequelle braucht, um die Temperatur
zwischen 33, 9 und 34, 4 Grad Celsius zu halten. Die Wärme
aus dem Stoffwechsel des Körpers hält diese Temperatur
aufrecht, d. h., weder sie erhöht sich, noch nimmt sie ab. Auf
alle Fälle darf keine Wärme verloren gehen, da sonst der Körper
die Salzwasser-Lösung aufwärmen und infolgedessen die
Körpertemperatur steigen würde. Die Wärmeisolation sollte so
sein, daß der Wärmeverlust im stabilen Zustand bei der im Tank
befindlichen Person etwas größer ist als die durch den basalen
Umsatz im Körper der betreffenden Person erzeugte Wärme; die
Abweichung darf bis zum Dreifachen der normalen
durchschnittlichen Abweichung betragen. In diesem Fall liegt
die produzierte Energie grob geschätzt zwischen 80 und 90 Watt
2. Die Luftversorgung ist optimal, wenn Sauerstoff,
Kohlendioxid und Wasserdampfgehalt innerhalb
physiologischer Grenzen gehalten werden und keine schädlichen
Gase oder unangenehmen Gerüche über die äußere
Luftversorgung in den Tank gelangen. Es darf keine
Möglichkeit geben, daß folgende Stoffe in die Luftzufuhr
kommen: Kohlenmonoxid; Erdgas; Methan; Propan; Butan;
Freon; Ungeziefersprays; Farben und Verdünner; Acetylen;
Äthylen; Stickstoff; Chlorwasserstoff (Salzsäure) und Vitriol-Öl
(Schwefelsäure); Krypton, Xenon, Radon; radioaktive Gase;
Schwefelwasserstoff. Die Umgebung des Tanks muß absolut
rein von diesen Stoffen sein; nirgends dürfen Tropfen oder

-146-
Partikel dieser Stoffe vorkommen
Physiologische Grenzen nach vierstündigem Tankaufenthalt:
Der Sauerstoff sollte bei einem atmosphärischen Druck von 20
Prozent liegen (die Abweichung darf nicht mehr als 2 Prozent
betragen) Der prozentuale Anteil an Kohlendioxid sollte
insgesamt während der vier Stunden 2 Prozent nicht
überschreiten.
Der prozentuale Anteil an Wasserdampf sollte bei einer
Temperatur von 32, 2 bis 34, 5 Grad Celsius einer
Luftfeuchtigkeit von ungefähr 90 Prozent entsprechen
(Abweichung: ein paar Prozent).
3. Die Temperatur der Lösung: Diese sollte konstant auf
einem Wert zwischen 33, 9 und 34, 4 Grad Celsius liegen.
Die Abweichung davon darf nicht mehr als 0, 025 Grad
ausmachen. Die Temperatur sollte daher höchst genau auf einen
zwischen 33, 9 und 34, 4 Grad Celsius liegenden Wert
einstellbar und über die Dauer haltbar sein. Voraussetzung ist
ein entsprechend genaues Thermometer 4a. Die Dichte der
Lösung: Die wünschenswerte Dichte in Gramm pro
Kubikzentimeter Lösung liegt bei 1, 30, was fast genau einer
spezifischen Dichte von 1, 30 entspricht, wie man mit einem
hochsensiblen, auf ein Tausendstel Gramm pro Kubikzentimeter
genauen Hydrometer feststellen kann. Diese Dichte wird
erreicht und beibehalten, indem man sauberes Leitungswasser
und etwa 53 Gewichtsprozent des handelsüblichen
Magnesiumsulfats, MgSO4 7 H2O (hydratisiertes Salz),
verwendet. Zum Vergleich des Verhältnisses von prozentualem
Lösungsanteil des gelösten Stoffes (hydratisiertes und nicht
hydratisiertes Salz) und Lösungsdichte, das aus
unterschiedlichen Konzentrationen bei einer bestimmten
Temperatur resultiert, sei nochmals auf Tabelle 1 in Kapitel 2
verwiesen. Zur Messung der Lösungsdichte ist ein Hydrometer
mit einem Meßbereich von 1, 2 bis 1, 42 spezifischer Dichte
erforderlich 4b. Das Mischungsverhältnis bei einer Dichte von
-147-
1, 30:
Man erhält die gewünschte Lösungsdichte, wenn man
ausreichend viel handelsübliches Epsomer Salz (MgSO4 7H2O)
verwendet, so daß die Lösung bei 33, 9 bis 34, 4 Grad Celsius
gesättigt wird. 60 Grad Celsius warmes Wasser und Epsomer
Salz werden nach Gewicht gemischt; durch die endotherme
Reaktion kühlt die Mischung auf 34 Grad Celsius ab
Nachstehend wird gezeigt, wie die Menge an hydratisiertem
Magnesiumsulfat, die dem Wasser hinzugeschüttet wird, nach
Gewicht zu bestimmen ist, um eine Lösung von genügend
großer Dichte zur Flotation im Isolationstank zu erhalten (die
folgenden Werte sind Annäherungswerte innerhalb von 1
Prozent): l Gewünschte Dichte = 1, 30 Gramm pro
Kubikzentimeter Spezifische Dichte = 1, 30 Hydratisiertes
Mangesiumsulfat enthält 51, 0 Prozent Wasser Bei einem
bestimmten Gewicht hydratisierten Salzes sind durch
Hydratation 51, 0 Prozent Wasser (H2O) gebunden.
Vom Inhalt eines handelsüblichen Zentnersacks sind 25, 5
Kilo Wasser (H2O) und 24, 5 Kilo Trockensalz (MgSO4) Die
Dichte der Lösung wird nur durch das Salz (MgSO4) erhöht; das
zur Hydratation verwendete Wasser (11, 0) vergrößert nur das
Lösungsvolumen.
Die ideale Lösungstemperatur bei Nutzung des Tanks sind 34,
1 Grad Celsius Die Dichte von Wasser bei 34, 1 Grad Celsius
beträgt 0, 994 Gramm pro Kubikzentimeter Die äquivalente
Dichte von gelöstem Trockensalz beträgt 2, 16 Gramm pro
Kubikzentimeter Die folgende Tabelle gibt die Anteile für eine
Lösungsdichte von 1, 30 wieder:

Gewichtsprozente pro cm3 [g] pro m3 [g]


Wasseranteil 46.36 0.4608 46.0790
Wasser in 27.34 27.1802
Hydration

-148-
Trockensalz 26.30 0.5680 56.8006
(hydratisiertes (53.64) (0.8398) (69.765)
Salz)

Anhand dieser Tabelle kann man die Menge ausrechnen, die


man von dem handelsüblichen hydratisierten Salz für eine
Tankfüllung braucht, um eine Lösung mit einer Dichte von
entsprechend 1, 30 Gramm pro Kubikzentimeter zu bekommen l
Beispiel: Ein Tank von 2, 30 Meter Länge, 1, 25 Meter Breite
und 0, 254 Meter tiefer Lösung = 7, 3 Kubikmeter.
Pro Kubikmeter Lösung werden 69, 765 Kilogramm
hydratisiertes Salz benötigt.
Für diesen Tank beträgt das Gesamtgewicht an hydratisiertem
Magnesiumsulfat folglich 7, 3 cm x 69, 765 kg = 510 kg 4c.
Experimentelle Bestimmung der Dichte: Das Gewicht von 10, 0
ccm gesättigter Magnesiumslösung wurde über einen
Temperaturbereich von 23, 6 bis 39, 6 Grad Celsius
durchschnittlich mit 13, 07 +/0, 01 Gramm gemessen. Die
Dichte in Gramm pro Kubikzentimeter beträgt demnach 1, 307
+/-0, 01. Dieselbe Methode ergab für Leitungswasser bei 23, 3
Grad Celsius eine Dichte von 0, 9950, bei 41 Grad Celsius 0,
993. (Der anerkannte Wert für reines luftfreies Wasser wird im
ersten Fall mit 0, 997, im zweiten mit 0, 992 ausgewiesen.) Wir
können deshalb annehmen, daß wir mit dieser Methode eine
Dichte erhalten, die ganz nahe bei 1, 30 liegt, was für alle
Zwecke der Flotationspraxis ausreicht Bei zwei Tanks hatte die
Lösung aus gesättigtem Magnesiumsulfat jeweils eine Dichte
von 1, 30 +/-0, 01 Gramm pro Kubikzentimeter Ein
Hydrometer, mit dem die Dichte schnell und leicht abgelesen
werden kann, ist, wie gesagt, sehr praktisch. Der Meßbereich
sollte zwischen 1, 2 und 1, 4 liegen 5. Die Wasserversorgung:
Die überschüssigen 50 Gewichtsprozent des hydratisierten
Magnesiumsulfatlösung werden mit sauberem Leitungswasser

-149-
aufgefüllt. Das Wasser sollte keine zu hohe Chlorkonzentration
haben, um eine Geruchsverbreitung zu vermeiden. Der
bakterielle Anteil sollte kleiner sein, als es in den
Spezifikationen des öffentlichen Gesundheitsamtes für die
städtische Wasserversorgung festgelegt ist. Der Anteil toxischer
inorganischer Ionen sollte unterhalb der toxischen Grenzen für
lange, wiederholte Perioden liegen, in denen die Haut,
einschließlich der genitalen Bereiche, einem solchen
Environment ausgesetzt ist. Zu diesen Ionen gehören die von
Kupfer, Amen, Kadmium, Quecksilber, Blei, Uran, Plutonium
usw Der pH-Wert (das Säure-Base-Gleichgewicht) sollte
innerhalb der physiologischen Grenzen für die normale
menschliche Haut, einschließlich des Genitalbereichs und Anus,
liegen (7, 0+/-0, 2) 6. Tankmaße: Wand- und Bodenkontakte:
Die Flotationsfläche (Oberfläche der Flotationslösung) sollte
mindestens 230cm lang und mindestens 125 cm breit sein.
Die Lösung selbst sollte mindestens 25, 4 cm tief sein.
Unserer Erfahrung nach können sich bei diesen Dimensionen
bis zu 186 cm große Personen einigermaßen komfortabel fühlen.
Je kleiner man ist, desto weniger kommt es zum «Ping-Pong-
Effekt». (Aufgrund der geringen Reibung und hohen Mobilität
des florierenden Körpers kann es passieren, daß man bereits
beim geringsten Kontakt mit einer Wand abprallt und infolge
dieser noch so geringen Abprallkraft von einer Wand zur
anderen treibt.) In einem Tank mit einer größeren
Lösungsoberfläche wird die Isolation noch verbessert, da dann
die Häufigkeit der Wandkontakte abnimmt (die Zeitintervalle
zwischen den Wandkontakten werden größer). In einem runden
Tank (Durchmesser: 244 cm) mit einer langsam zirkulierenden
Losung (eine Umdrehung pro fünf Minuten) kam innerhalb von
zwei Stunden kein Wandkontakt vor. Die Ableitung für das
Wasser befand sich im Zentrum des Runds; rundum in die
Innenwand eingelassen waren kleine Düsen, die in
Rotationsrichtung zeigten In einem quadratischen Tank (244

-150-
cm2, regulierte Konvektion; siehe unten) blieb man länger als
vier Stunden ohne Wandkonakt!
In einem rechteckigen Tank (Breite: 244 cm, Länge: 366 cm,
regulierter Zu- und Abfluß; siehe unten) blieb man für mehr als
zwölf Stunden ohne Wandkontakt.
Daß die Lösung 25, 4 cm tief sein soll, ergab sich aus den
Erfahrungen mit gut dreihundert Testpersonen; bei dieser Tiefe
hatten die meisten der von Steatopygie (hoher Fettansatz am
Steiß) betroffenen Personen mit ihrem Gesäß keinen
Bodenkontakt mehr. Bei 20 cm tiefer Lösung kamen einige
immer noch auf Grund 7. Die Konvektionsströme in der Lösung:
Bei korrekter Anordnung des Heizsystems im Tankboden
verhalten sich die daraus im geringen resultierenden
Konvektionsströme so, daß der Körper im Zentrum des Tanks
gehalten wird.
Bei rechteckigen oder quadratischen Tanks werden die
Heizelemente (entweder elektrische Teile oder am Boden
verlaufende Rohre, durch das heiße Wasser zirkuliert) an den
Außenseiten verlegt. Bei runden Tanks sind die Heizelemente,
wie gesagt, rundum in der Innenwand verteilt 8. Installation des
Zu- und Abflußsystem: Manche Tanks sind so entworfen, daß
die Lösung eine sehr schwach ausgeprägte Fließstruktur hat,
durch die der Körper seine zentrale Lage finden kann. Das
Abflußsystem befindet sich unterhalb des Zentrums des
gesamten Körperauftriebs (nahe des Körperschwerpunkts) im
Boden des Tanks. Das Zuflußsystem liegt fast, also nicht ganz
auf der Höhe der Lösungsoberfläche; in jeder Wand sind
mindestens drei (insgesamt also mindestens zwölf) Zuflüsse
eingerichtet, die alle zum Körper hin gerichtet sind. Im runden
Tank sind zwölf bis sechze hn Zuläufe vorgesehen, die rund um
die Innenseite der Wand in gleichen Abständen verteilt sind
Damit die Lösung eine leichte Fließbewegung hat, verwendet
man ein Pumpsystem (Plastikrohre und eine kleine
Plastikpumpe), die allerdings nicht in der Nähe des Tanks stehen

-151-
sollte, da sie sonst eventuell zu hören ist.
8a. Das Filtern: Zum Filtern der Tanklösung wird eine
Plastikpumpe mit einem halben PS und einem Diatomeenfilter
wie bei einem circa vier Quadratmeter großen Schwimmbecken
verwendet. (Abhängig von den Häufigkeit der Tanknutzung
sollte die Lösung mindestens einmal pro Woche durchgefiltert
werden, um ihre Sauberkeit zu gewährleisten.) 9.
Lichtverhältnisse: Im sichtbaren Spektralbereich sollen die
Lichtverhältnisse für die Augen der im Tank befindlichen
Person unterhalb der Schwelle liegen, die für Personen
wahrnehmbar ist, deren Augen sich im offenen Zustand an die
Dunkelheit völlig anpassen können und nicht unter
Nachtblindheit leiden (Aufnahme von genügend viel Vitamin
A). Ultraviolettstrahlung ist nicht zugelassen. Die
Infrarotstrahlung ist auf das Maß beschränkt, das von Körper,
Lösung und Tankdecke emittiert wird - also auf den Betrag an
emittierter Infrarotstrahlung schwarzer Körper
(Hohlraumstrahlung) bei einer Temperatur zwischen 37, 0 und
33, 9 Grad Celsius 10. Geräuschpegel (20 Hz bis 100000 Hz):
Der Geräuschenergiepegel in der Lösung soll über das gesamte
akustische Spektrum gesehen unterhalb der für Personen mit
gesundem Gehör hörbaren Schwelle liegen, gemessen
hinsichtlich des Referenzpegels von 0, 0002 Dyn pro
Quadratzentimeter 11. Vibrationspegel (20 Hz bis 0, 1 Hz): Der
Vibrationsenergiepegel in der Lösung soll für die meisten
geräuschempfindlichen Individuen über das gesamte
Vibrationsspektrum gesehen unterhalb der für den Körper
wahrnehmbaren Schwelle liegen. Jede nachweisbare Vibration
muß abgestellt werden. Ausnahmen sind natürlich solche
Vibrationen, die sich nicht abstellen lassen, wie z. B.
Erdbebenwellen, lange Schallweiten aus Schalt- und
Unterschallbrüchen, Explosionen, Nuklearzündungen usw.
12. Elektrische und magnetische Felder:
Elektrische Felder im Frequenzbereich von Gleichstrom (0.0

-152-
Hz) bis 100000 Hz sollen unterhalb der normal wahrnehmbaren
Schwelle liegen. Bei Frequenzen, die von Stromkabeln ausgehen
(50 bis 60 Hz), ist die Energieschwelle für die Stimulation der
Nerven am geringsten; diese Frequenzen können besonders
gefährlich sein. Elektrostatische oder konduktive Stromfelder
elektrischer Leitungen müssen unterhalb der Schwelle liegen,
die von einer außerhalb des Tanks geerdeten und die Lösung
berührenden Person wahrgenommen werden kann. (Bei
Wechselstrom soll die Spannungsdifferenz kleiner als 0, 1 Volt
sein.) In der Nähe von Stromleitungen können aufgrund der dort
auftretenden Frequenzen oszillierende Magnetfelder
oszillierende Phosphene erzeugen (Lichterscheinungen im
Auge), die durch die Stimulation des Auges im Netzwerk der
Ganglienzellen der Retina entstehen. Solche Störfelder müssen
beseitigt werden oder wenigstens unterhalb der Schwelle liegen,
an der es zu solchen Lichterscheinungen kommen kann.
Ratschläge für ein ideales Tank-Environment
Der Raum oder das Gebäude, in dem der Tank untergebracht
ist, muß folgende Spezifikationen aufweisen können:
a) Abseits allen gesellschaftlichen Gesche hens; im Raum
selbst oder in der Nähe dürfen keine Besucher sein, niemand
darf herumlaufen; es dürfen sich keine großen oder kleinen
Tiere dort aufhalten, keine Kinder herumtollen; der Raum muß
von Insekten und anderen lebenden Organismen frei sein
b) Die Lage des Raums oder Gebäudes sollte so gewählt
werden, daß keine äußeren Geräuschquellen stören können.
Der Ort sollte möglichst still sein. Sämtliche Geräuschquellen,
einschließlich Musik und Sprache, sind aus dem Raum
auszusperren (es darf kein Heizkessel vorhanden sein, kein
Gefrierschrank, kein Haarfön, kein Staubsauger, keine
Wasserpumpe, kein Radio, kein TV, keine Stereoanlage usw.).
Wände, Decke und Boden sind sowohl gegen die von außen
übertragenen als auch gegen die im Raum reflektierten

-153-
Geräusche abzuschirmen. Dies ist absolut erforderlich.
c) In den Raum darf kein Tageslicht eindringen. Das Licht im
Raum muß kontrollierbar sein. Helles Licht wird gebraucht, um
den Raum saubermachen und am Tank
Wartungsarbeiten/Änderungen/Ausbesserungen ausführen zu
können. Während des Tankbetriebs sollte ein schwaches rotes
Licht (wie in Dunkelkammern beim Entwickeln von Fotos)
brennen; auf diese Weise bekommt nie betreffende Person,
wenn sie aus dem Tank kommt, keinen Lichtschock durch zu
grelles Licht.
d) Der Fußboden muß elektrisch und thermisch isoliert sein,
um elektrische und/oder thermische Schocks beim Barfuß laufen
zu verhindern.
e) Die Raumtemperatur sollte bei ungefähr 30 Grad Celsius
gehalten werden, damit man beim Verlassen des Tanks keinen
Temperaturschock bekommt. Diese Temperatur mag zu hoch
erscheinen, wenn man den Raum anfangs betritt, um sich
auszuziehen und in den Tank zugehen, man darf sich aber davon
nicht beirren lassen.
f) Die meisten Leute legen Wert auf eine angenehm und
ästhetisch ausgelegte Umgebung. Wenn der Raum z. B. mit
Teppichen ausgestattet ist, sollte man ausreichende Vorsorge
getroffen haben, daß das Salz nicht in sie eindringen kann.
g) Im Raum oder in nächster Nähe sollte eine Dusche
eingerichtet sein, damit man das Salz anschließend abwaschen
kann und keine Spuren in den anderen Räumlichkeiten
hinterläßt.
h) Wenn im Raum keine Duschgelegenheit vorhanden ist,
muß man dafür sorgen, daß man sich nach dem Verlassen des
Tanks kurz trocken wischen kann. Handtücher werden im
allgemeinen sehr steif, wenn sie sich mit einer Lösung aus
Epsomer Salz vollsaugen und danach trocknen. Am besten ist
es, wie gesagt, wenn sofort eine Dusche erreichbar ist, wo man

-154-
sich umgehend das Salz vom Körper brausen kann.
i) In unmittelbarer Nähe sollte auch eine Toilette sein.
Bevor man den Tank geht, sollte man unbedingt Blase und
Dickdarm leeren und ausreichend duschen. Wer in den Tank
geht, sollte zuvor auch seine Haare waschen, um Probleme im
Filtersystem aufgrund loser Haare vorweg zu eliminieren.

Regeln für den Tank


Unserer Erfahrung nach sollten an Hautkrankheiten leidende
Personen den Tank nicht benutzen, wenn sie ihre Wunden nicht
mit Silikon oder einer anderen, für den Aufenthalt im Wasser
geeigneten Salbe abdecken können.
Im allgemeinen raten wir davon ab, in den Tank zu gehen,
wenn man gerade eine infektiöse Krankheit hat. (Man sollte sich
wirklich an diese Maßnahme um der öffentlichen Gesundheit
und Hygiene willen halten.) Das Entzündungsstadium jeder
Krankheit, gleich ob es sich um eine allgemeine Erkältung,
Grippe oder Geschlechtskrankheit, um eine eiternde Wunde,
eine traumatische Schnittwunde im Anfangsstadium,
Hautabschürfungen und Quetschungen handelt, ist in jedem Fall
für jede andere Person, die den Tank ebenfalls benutzt,
gesundheitsschädlich. Bei Knochenbrüchen und ähnlichen
Verletzungen hingegen ist der Tank im Anfangsstadium eine
immense Erleichterung für den Patienten. Bei organischen
Krankheiten sollte unbedingt ein Arzt um Rat gefragt werden
Wer an Epilepsie leidet, darf nicht in den Tank, außer es ist eine
ärztliche Obhut da, die die Anfälle des/der Kranken ausreichend
kontrollieren kann, damit sich die Person im Tank nicht selbst
gefährdet Niemand, der unter dem Einfluß von Drogen steht,
darf in den Tank gehen. Wie wir festgestellt haben, kann ein zu
hoher Marihuanakonsum zu Stadien führen, in denen man
seine/ihre Flotation nicht kontrollieren kann. Es kann damit
enden, daß man unter Wasser gerät, etwas von der Lösung in

-155-
den Nasen- und Mundtrakt bekommt und sich so in potentielle
Gefahr bringt. Im allgemeinen verringern Drogen die
Kompetenz, die Situation im Tank entsprechend zu handhaben.
Es darf nicht in den Tank, wer an einer schweren
Geisteskrankheit leidet, außer unter extrem sorgfältiger
ärztlicher Kontrolle Wer Hang zu selbstmörderischen Aktionen
hat, darf nicht in den Tank oder in dessen Nähe Wir haben
festgestellt, daß es bestimmte Persönlichkeiten gibt, denen die
Tankarbeit nichts nutzt. Strittig ist, ob man eine solche Person
daran hindern soll, in den Tank zu gehen, oder ob man es ihr
erlaubt, damit sie es selbst feststellt, was wir im allgemeinen
unter vorsichtiger Berücksichtigung der genannten Kategorien
tun Manche Menschen haben nicht die erforderliche Disziplin
für eine effektive Nutzung des Tanks. Dies ist jedoch eine Frage
intuitiven Behandelns und Beurteilens, was eher im klinischen
Sinn zu verstehen ist denn als kategorischer Imperativ. Im
allgemeinen haben wir Leuten mit einer zu feindseligen
Handlungen neigenden Persönlichkeit die Benutzung des Tanks
verwehrt. (Da die Möglichkeit besteht, daß sich diese Neigung
im Tank bis zum Ausbruch hin verstärkt.) Der Raum, in dem der
Tank steht, muß sicher verschließbar sein, um Zwischenfälle zu
vermeiden.
Unseren Beobachtungen nach wollen manche Leute die Tür
zum Tankraum von innen absperren können, um sich sicher
fühlen zu können, während sie im Tank liegen. Wir geben ihnen
diese Möglichkeit, aber wir vergewissern uns auch, daß wir de
Schloß im Notfall von außen öffnen oder aufbrechen können. Es
darf nicht passieren, daß fremde Personen in den Tankraum
trampeln, während jemand im Tank liegt Die Regeln für den
besten Gebrauch des Tanks gründen sich auf unseren
empirischen Erkenntnissen und entstanden im Verlauf unserer
Arbeit. Wenn sie Beachtung finden, können mehrere Leute an
einem Tag den gleichen Ta nk benutzen
1. Jede(r), die/der in den Tank geht, muß sich vorher

-156-
ausziehen und sich gründlich abduschen; dazu gehört auch, daß
man sich die Haare wäscht.
2. Vor dem Duschen sollte man allen Urin und allen Fäzes
ausscheiden.
3. Wenn die Dusche nicht in der Nähe des Tanks ist, muß ein
Bademantel vorhanden sein, der häufig gewaschen wird.
4. Jede(r), die/der zum ersten Mal in den Tank geht, wird in
die Flotationsmethode eingeführt; ihr/ihm wird erklärt, wie man
auf dem Rücken liegend in der Lösung schwimmt, mit den
Händen unter dem Kopf, die Finger ineinander verflochten, die
Ellbogen eingetaucht in die Lösung. Diese Methode hat den
Vorteil, daß man sich während bestimmter Erfahrungen im Tank
absolut sicher fühlen kann. All dieses sollte einem Neuling
ausdrücklich beigebracht werden.
5. Wenn jemand im Tank zu schlafen beabsichtigt, sollte
er/sie eine sichere schwimmfähige Kopfunterlage bekommen;
damit wird bewirkt, daß, der Kopf, wenn er sich zur Seite neigt,
durch den Auftrieb des Schwimmkissens oben gehalten wird. Es
kann vorkommen, daß durch bestimmte Träume Reaktionen des
Körpers ausgelöst werden; ein Schwimmkissen hilft diese
auszubalancieren.
6. Statt daß man sofort aus dem Tank steigt, sollte man zuvor
eine Weile aufrecht in der Lösung stehen bleiben, damit
möglichst alles Epsomer Salz in der Lösung vom Körper zurück
in das Tankbecken rinnen kann; daneben empfiehlt sich, auch
die Haare auszudrücken. Unterläßt man das alles, zieht man die
Salzspuren bis zur Dusche.
7. Bevor man den Tank ganz verläßt, sollte man sich kurz mit
einem Handtuch abtrocknen, wenn die Dusche nicht in
unmittelbarer Nähe ist. Es reicht, wenn man sich vor dem Gang
in den Tank die Haare gewaschen hat, sie danach einfach nur
mit Wasser auszuspülen; viele benutzen dennoch wieder ein
Haarwaschmittel.

-157-
8. Wer sich mit der Methode der Flotation noch nicht
auskennt, sollte sofort nach seiner/ihrer Rückkehr aus dem Tank
seine/ihr~ Erfahrungen in der Einsamkeit/Isolation aufschreiben,
um sie festzuhalten und nichts davon zu vergessen.
9. Viele, die im Tank waren, werden danach sehr gesprächig.
Damit ist so umzugehen, wie es angemessen ist. Wir selbst
unterstützen eine solche Gesprächigkeit in unserer Umgebung
eigentlich nicht, um die Energie sparen zu helfen, die benötigt
wird, um die Erfahrunge n aufzuschreiben oder sie in der
normalen Umwelt, in der die Schwerkraft wieder voll wirkt, zu
integrieren.
10. In unserer speziellen Forschung lehnen wir solche
Versuche wie psychologische Tests, EEG's usw. eher ab; andere
mögen solche Prozeduren ausführen wollen. Wir haben
festgestellt, daß Prozeduren dieser Art den Lernprozeß, der im
Tank stattfindet, lediglich stören.
11. Alles, was bei uns von den Tank-Benutzern
aufgeschrieben wird, ist in dem Sinn geschützt, daß sie über die
Verwendung der Aufzeichnungen entscheiden können; sie
erlauben oder verbieten, daß ihre Informationen publiziert oder
anders weitergegeben werden dürfen. Wir geben Papier aus, auf
dem die betreffende Person am unteren Rand ihre Entscheidung
markiert. Wir haben bemerkt, daß viele ihre Erfahrungen eigens
zensieren, wenn sie sie für andere niederlegen sollen. Wir
akzeptieren es, wenn wir dadurch vielleicht nicht so viele Daten
bekommen, denn wir wissen, daß es für jede Person wichtig ist,
Verfügungsfreiheit zu haben und unter Umständen nicht das
eigene Wohl zu gefährden.
12. Denen, die den Tank benutzen wollen, um ihren Egos zu
dienen, raten wir davon ab, sowohl im Rahmen dessen, was sie
dabei lernen, als auch deshalb, weil andere die Informationen
derer, die im Tank waren, verwenden.
13. Wir versuchen, alte Aspekte, die in diesem besonderen

-158-
Forschungsbereich einen zwanghaften Charakter haben könnten,
zu eliminieren. Wir zwingen niemanden, weder durch
Überredung noch durch eine gesellschaftlich hierarchische
Position, in den Tank zu gehe n. Dies muß absolut freiwillig
geschehen; wann jemand in den Tank geht und wieder
zurückkommt, ist seine/ihre freiwillige Entscheidung, die
lediglich mit den Einschränkungen der sozialen Umgebung, in
der der Tank steht, abzustimmen ist.
14. Niemand anders als allein die Person, die in den Tank
geht, darf vorher oder nachher von Therapie oder
therapeutischen Zielen reden. Keine(r), die/der den Tank
benutzt, ist«Patient»; man ist der/die sich selbst
unterweist/belehrt - und immer unter seines/ihresgleichen.

-159-
11. Aufzeichnungen von
Erfahrungen im Tank

Gedanken aus dem Tank


Für vernünftig und pragmatisch denkende Menschen ist die
Realität, so wie wir sie interpretieren, eine Reflexion unserer
Sinne. Übersinnlich veranlagte und geisteskranke oder«nicht
ganz gescheite» Personen besitzen die Gabe, die Grenzen des
Körpers zu transzendieren, um zum Bewußtsein des Zustands
reinen Seins zu kommen - wo es keine Parameter, keine
Grenzen gibt. Diese göttliche Gabe, egal wie mäßig oder reich
sie ist, kann Fluch oder Segen sein; es hängt davon ab, wo das
Zentrum des Individuums ist. Alles, was wir Realität nennen, ist
nur der Standpunkt, den wir von unserem Ort aus in der Zeit
einnehmen, nur der Ausschnitt einer Kreisbewegung ohne
Anfang und ohne Ende.
Die einzige wirkliche Kunst im Leben ist, wie man diesen
kurzen Moment verbringen will. Die Leidenschaft, mit der du
alle Facetten deines Daseins zum Ausdruck bringst. Wie du die
Probleme angehst, Freude und Schmerz aufnimmst.
Wachsen ist eine Kunst und kann wundervolle Freude
bereiten. Menschen, die das mit einem bestimmten Medium
ausdrücken können, zeigen denen, die versperrt sind, nur, daß es
ein höheres Bewußtseinsstadium gibt.
Wenn man die Berichte liest, die hier wiedergegeben werden
(von Personen, die im Isolationstank Erfahrungen machen
konnten), erkennt man, welche Selektionen diese Personen
gemacht haben, was ihre Vorprogrammierung, ihre Erfahrung
war, verglichen mit denen anderer, wann und wo die
Aufzeichnung gemacht wurde, welche Umgebung der Tank
hatte, wer die anderen Personen waren, zu denen als letzte vor

-160-
und als erste nach der Klausur Kontakt bestand, wie ihre
Haltung war, welche Instruktionen explizit (wenn genannt),
welche implizit (wenn entdeckt) vorhanden waren, wann mit der
Flotation im Tank begonnen und wann sie beendet wurde, und
die individuellen physischen Merkmale wie Alter, Geschlecht
usw.
Die Personen, von denen die hier wiedergegebenen Berichte
stammen, kamen alle freiwillig und baten uns, die Erfahrung
machen zu können. Es gab keinen Gruppendruck, keine
Beeinflussung durch eine Hierarchie von Alter,
gesellschaftlicher Stellung, Geld, nichts, was bewußt eingesetzt
worden wäre, um die Person zu verleiten, sich der Erfahrung zu
unterziehen, Statt«Testpersonen für ein Experiment» kaufen zu
müssen, war es bei uns so, daß manche Leute kamen und
bezahlten, um die Einrichtungen benutzen zu können. Jede(r)
wurde gebeten, nach der Rückkehr aus dem Tank so rasch wie
möglich (innerhalb weniger Minuten, während die Erinnerung
noch lebendig war) aufzuschreiben, was er/sie erfahren hatte.
Nicht alle taten das aus dem einen oder anderen Grund («keine
Zeit, wird später gemacht», «ich will es nicht aufschreiben»"
oder sie waren Teilnehmer eines Workshops, der aufgrund des
Zeitplans nicht die Zeit dazu ließ).
Hinsichtlich der Vorprogrammierung der Betreffenden muß
man sagen, daß viele, wenn nicht alte, entweder Im Zentrum des
Zyklons oder Programming und Metaprogramming in the
Human Biocomputer gelesen oder mindestens einen Workshop
besucht hatten, die der Autor und seine Frau, Toni, geleitet
hatten, oder einfach in unserer Nähe lebten, Einige worden von
erfahrenen Freunden mitgebracht, andere kamen als Besucher.
Patienten, die von einem Amt oder Therapeuten zu uns
geschickt worden waren, wurden als solche nicht aufgenommen,
außer sie besaßen berufliche Qualitäten oder besondere
persönliche Erfahrungen (Begabung/Talent in den inneren
Sphären, psychedelische Erfahrungen tieferer Natur usw.). Viele

-161-
wurden aus dein einen oder anderen Grund an andere Stellen in
der Stadt verwiesen.
Im allgemeinen war die Anwesenheit anderer Personen auf
Mitglieder unseres Haushalts, andere Gäste oder andere
Teilnehmer eines Workshops beschränkt, Fragesteller wurden
nicht sehr ermutigt; die einzigen Fragen, die beantwortet
wurden, waren solche, die sich um rein physikalische
Handlungen drehten, wie Duschen, Toilettenbenutzung, das
Erlernen der Flotationsmethode und die Gewißheit, daß man
echte Einsamkeit/Isolation erfährt. Fragen über zu erwartende
Erfahrungen wurden in der Weise beantwortet, daß es dem
Fragesteller selbst überlassen ist, welche Erfahrungen er macht.
Versuche, nach dem Aufenthalt im Tank zu diskutieren,
fanden keine Unterstützung. Allerdings wurde nachdrücklich
darauf Wert gelegt, daß jede(r) einen Bericht schreibt. Zu
diesem Zweck gaben wir vorformulierte Bogen Papier aus zur
Angabe der betreffenden Daten wie Alter, Größe, Gewicht,
Geschlecht, Beginn und Dauer des Aufenthalts im Tank. An
einer Stelle des Formblattes war vorgesehen, daß die betreffende
Person entscheidet, wie ihre Daten verwendet werden können;
ob sie sie für Publikationen freigeben wollte oder nicht, ob sie
namentlich genannt sein wollte oder nicht, ob sie nur ihre
Initialen oder nur eine Nummer angeben wollte und ähnliches.
Das Tank-Ambiente war entweder das eines Workshops oder
das unseres Zuhauses, wo die Tanks abseits des Hauses eigens
untergebracht waren. Zwei Tanks befanden sich in einem
kleinen Gebäude, die anderen standen jeweils in anderen
separaten Gebäuden. Im Haus gab es eine Dusche und Toiletten,
eine andere Dusche war im Freien.
Während jemand im Tank war, durfte keine andere Person das
Gebäude betreten, in dem der Tank untergebracht war. Der
zeitliche Rahmen für den Aufenthalt im Tank wurde aus
praktischen Gründen zwischen einer und drei Stunden
festgesetzt, was von verschiedenen Faktoren abhing.
-162-
Gewöhnlich stellte die betreffende Person ihre innere Uhr auf
die gewünschte Zeitspanne. Viele kamen erstaunlich pünktlich
aus dem Tank. Während der Workshops wurde die Zeit wegen
des großen vierundzwanzigstündigen Andrangs auf die Tanks
für eine Person auf eine oder zwei Stunden limitiert.
Danach kam der/die nächste dran.
Anders als in unserer häuslichen Umgebung (wo die meisten
dieser Berichte geschrieben wurden) gab es in den Workshops
ausdrückliche Instruktione n:
1) Wenn Diskussionen über die Erfahrungen stattfinden, dann
grundsätzlich nur vor der gesamten Gruppe, damit jeder daran
teilhaben kann;
2) wenn man will, führe man ein privates Journal über die
Erfahrungen.
Die impliziten Instruktionen variierten beträchtlich, denn
jede(r), die/der die Bücher gelesen hatte, benützte sie. um daraus
ihre/seine eigenen Instruktionen abzuleiten.
Im allgemeinen konnten wir feststellen, daß die, welche an
einem mehrtägigen Workshop teilnahmen und die Erfahrungen
mit anderen austauschten, eher dazu neigten, sich wechselseitig
zu programmieren. Wer ein nicht so großes Erfahrungsrepertoire
hatte, tendierte dazu, den Erfahrungsbereich, den er/sie sich
selbst zumutete, in Gegenwart anderer, die mit mehr
Können/Talent/Erfahrung an die Sache herangingen, weiter
auszudehnen. Je größer die persönliche
Erfahrung/Gruppenerfahrung war, desto weiter wurden die
Selbst-Metaprogramme gefaßt.
Was die erste Bekanntschaft mit der Erfahrung im
Isolationstank betrifft, lassen sich viele Gemeinsamkeiten
feststellen, Wie in jeder neuen Umgebung konzentriert man sich
zunächst auf alles, was neu für einen ist laut die Wände des
Tanks, die Temperatur, das Wasser, die Dunkelheit, die Stille),
auf körperliche Phänomene (Herzschlag, Atmung,

-163-
Luftversorgung, Borborygmen (Darmkollern aufgrund
beweglicher Gase), Lage, Hautempfindungen, schwach spürbare
Schmerzzonen) und in psychologischer Hinsicht auf
Standardreaktionen (wie z.
B. die Ängste, keine Luft mehr zu bekommen, zu ertrinken,
sich zu überhitzen/zu unterkühlen, eingesperrt zu sein, sich
bakteriell zu infizieren usw.). Einige wollten die Erfahrung nicht
ein zweites Mal machen, andere waren ganz gierig danach, Mit
zunehmender Zahl der Aufenthalte, mit zunehmender
Gesamtzeit, die im Tank verbracht wurde, berichtete jede(r) von
immer neuen Erfahrungen, die er/sie gemacht hatte. Man kann
allgemein sagen, daß die Sphären, in die man eintritt, mit jedem
Mal, das man sich der Isolation aussetzt, weiter/tiefer werden.
(Wir sprechen hier natürlich nur von Menschen, die weiter
kommen Wollten: wer nach ein oder zwei Tank-Erfahrungen
aufgehört hat, hat vielleicht nicht die Erweiterung/Vertiefung
erfahren, von der andere mit mehr Erfahrungen berichten.)
Während der vielen hundert Stunden, die der Autor im Tank
verbracht hat, war jede seiner Erfahrungen einmalig; wenn sich
eine frühere Erfahrung überhaupt wiederholte, dann so
geringfügig, daß es dem Einmaligkeitscharakter der Erfahrung
nichts anhaben konnte. Selbst wenn man jeden Tag in den Tank
geht, ist die Mannigfaltigkeit der Erfahrungen verblüffend.
Die folgenden Berichte sind soweit wie möglich unredigiert
belassen worden, um sie wie im Original wiederzugeben.
Unter den Berichten finden sich keine, die von der
Verwendung psychopharmakologischer Substauen sprechen.
Diese Wirkstoffe genießen immer noch einen Gesetzesstatus,
der es schwer, wenn nicht unmöglich macht, die Kombination
aus physikalischphysiologischer Isolation und
psychopharmakologisch aktiven chemischen Erzeugnissen
wissenschaftlich zu erforschen.

-164-
Tank-Aufzeichnungen
Andrews, Jill Fairchild Gellis, Henry Andrews, Oliver Glatt,
Myron Bateson, Gregory Glatt, Ruth Bateson, Lois Gold,
Cybele Bay, Jane Gold, E.J Binns, Steve Gregory, Brude
Brenner, Paul Grof, Joan (Halifax Joan) Bridger, Joe Brockman,
John Grof, Stan Campbell, Douglas A. Hart, Joe Campbell, Liz
Hoover, Eleanor Curtis, Will Al Huang, Chung-Liang Di
Suvero, Victor Elliott, Rona Hughes, Michael Enright, Craig
Feynman, Richard Jodorowsky, Alejandro First, Elsa Garren,
Ron Keen, Gifford Keen, Sam Sharpe, Kathryn Knapp, Cynthia
Smith, William Krassner, Paul Lilly, Antonietta Stern, Grace
Lymon, Herschel Sundsten, Bobbie Meredith, Burgess
Sundsten, John Meredith, Jonathon Varela, Francisco Metzner,
Jan Weininger, Benjamin Metzner, Ralph Weininger, David
Nicholson, Jan Wilkes, Tom Perry, Glenn A. Williams, Barbara
Prestera, Hector Wilson, Robert A. Rafaelson, Bob Vicente,
Carrillos Eliqio Rubin, Jerry

-165-
Anhang

Die Entwicklung der Hypothese von der


Begrenztheit des Geistes

Teile meines Buches Programming and Metaprogramming in


the Human Biocomputer stehen mit dem hier vorgestellten
Gedankensystem/Modell/Simulation in Zusammenhang, denn
dort hat dieses Modell seinen Ursprung. Dem folgenden Auszug
liegt die Idee zugrunde, daß der Geist innerhalb eines Gehirns
eingeschlossen und daher begrenzt ist. Wer eher das
Glaubenssystem des«unbegrenzten Geistes» bevorzugt, möge
sich bei dieser kybernetischen Betrachtungsweise etwas
nachsichtig zeigen.
Ich halte das Glaubenssystem des«begrenzten Geistes» für
notwendig, um eine Analyse der im Isolationstank erfahrenen
Phänomene diszipliniert angehen zu können.
Wie ich in Kapitel 7 bemerkte, ist für mich keine von beiden
Hypothesen notwendigerweise wahr/real, weder die der
Begrenztheit, noch die der Unbegrenztheit des Geistes.
Wir haben noch längst keine entscheidenden Daten/
Forschungsergebnisse, um von einer angemessenen
wissenschaftlichen Untersuchung sprechen zu können. Wir
legen hier erst das Fundament, den Rahmen für eine solche
wissenschaftliche Arbeit.
Der folgende Aus zug gibt einen Einblick in die ersten
Arbeiten und Gründe für die Entwicklung dieser Theorie oder
dieses Glaubenssystems.
Dazu aus: Programming and Metaprogramming in the Human
Biocomputer
Der Raum innerer Erkenntnis

-166-
Je mehr man von der Analyse nach außen gerichteter
Projektionen zur Analyse nach innen gerichteter Projektionen
übergeht, desto weiter ab rückt die Möglichkeit, daß
Projektionssysteme durch äußere Energien ausgelöst werden;
schließlich verschwindet sie sogar ganz. Ein Beispiel: In der
vollkommenen Dunkelheit des Flotationstanks fehlt jeder
visuelle Reiz, der zum Auge bzw. Sehsystemgelangen kann.
Ähnlich ist es mit der vollkommenen Stille, die im
Flotationstank herrscht; kein Ton gelangt ins Gehör. Auch die
anderen Systeme befinden sich, was die Empfänglichkeit für
Reize aus der Außenwelt angeht. auf einem sehr niedrigen
Stimulationsniveau.
Man könnte durchaus meinen, daß diese Systeme absolut
ruhig, dunkel und leer wären. Dem ist aber nicht so. In diesem
Bereich tauchen die meisten Schwierigkeiten auf, und hier
können psychiatrische und ärztliche Urteile die natürliche
Entwicklung der Phänomene stören, Auch wenn keine Reize
mehr von außen durch die natürlichen Endorgane kommen,
halten die perzeptiven Systeme ihre Aktivität aufrecht. Daß
diese Aktivität weiter ausgelöst wird, geht z.B. auf
Programmspeicherungsprozesse und auf körperinterne
Reizquellen zurück. Der Selbst- Programmierer interpretiert das
folgende Auffüllen der perzeptiven Räume anfangs, als ob die
Reize von außen kommen. Anders gesagt, die Reizung wird
vom Selbst so interpretiert, als ob sie aus der realen Weit
kommt. Für einige ist das eine sehrverwirrende Erfahrung, die
sie nur als telepathisch erklären können.
Vom ersten Tag an hat man uns beigebracht, daß es
gewissermaßen verboten ist, daß derartige Phänomene in einem
Individuum auftauchen, das im Vollbesitz seines Bewußtseins
ist, daß sie gewissermaßen gemeingefährlicher, wenn nicht
sogar psychotischer Natur sind.
Man muß dieses Metaprogramm, das einem seit Kindesbeinen
eingeprägt morden ist, zerlegen, auf seine Vernünftigkeit oder

-167-
das Fehlen derselben hin untersuchen und den Weg fortsetzen,
auch wenn sich die aufkommenden Phänomene so interpretieren
lassen.
Sobald man diesen Zustand als den analysiert, der er ist,
nämlich ein Aus weich- oder Defensivmanöver, um nicht den
wahren Zustand sehen zu müssen, kann man sich ein
Weitergehen erlauben und den Komplex tieferer Phänomene
erfahren, ohne mit den gewohnten Metaprogrammen in Konflikt
zu geraten. Nachdem man auf dieser Stufe angekommen und
von Angst entsprechend frei ist, kann man in die nächsten
Stadien übergehen, (Die Programmierung des Ablaufs dieser
inneren Vorgänge wird vor dem Aufenthalt im Isolationstank
vorbereitet; der Programmablauf wird am Anfang
aufgeschrieben oder auf Ba nd gesprochen; später braucht es
dazu keine äußeren Hilfsmittel mehr.) Das folgende ist eine
Beschreibung der Phänomene, wie sie von jemandem unter
diesen speziellen Bedingungen erfahren wurden. Man erlebt
eine unmittelbare innere Realität, nach der das Selbst wie
selbstverständlich verlangt. Es liegt für mich auf der Hand, daß
die ganze Erfahrung durch eigene Annahmen in dieser Hinsicht
erzeugt wird. Das Erleben der Einflüsse, das scheinbare
Auftauchen anderer Personen, das Erscheinen anderer, nicht
menschlicher Wesen, die Phantasien aus der eigenen
Vergangenheit, die eigene Selbstanalyse, jedes für sich kann so
programmiert werden, daß es mit den Teilen des eigenen Selbst
interagiert, die außerhalb der eigenen bewußten Wahrnehmung
liegen.
Der unter solchen Bedingungen zustande gekommene
Erfahrungsinhalt entbehrt überzeugende reale Anhaltspunkte. Es
gibt keine äußerlich realen Anzeigen; die Struktur der
innerrealen Anzeigen wird nicht durch die Reize aus der
Außenwelt angelegt. Die Projektieren kommen daher von den
Systemen auf der nächsten inneren Ebene, aus den Operationen
des Wahrnehmungsapparats, der der äußeren Realität zugewandt

-168-
ist.
Die daraus sich entwickelnden Phänomene können wie folgt
beschrieben werden: Das visuelle Geschehen spielt sich in
völliger Dunkelheit, manchmal in drei Dimensionen, ab, aber
nur, wenn man der auftauchenden mulitdimensionalen Sphäre
von Erkenntnis und triebhaftem Streben nach Höherem
ausweicht. Man ist sich der Stille in der Hörsphäre bewußt; auch
dieses Bewußtsein hilft der Entfaltung des neuen Raums. Das
Bild vom Körper fluktuiert; mal ist es da, mal verschwindet es
wieder, je nach dem, ob sich Ängste oder Bedürfnisse aufbauen.
Sowie mit der Dunkelheit und Stille verhält es sich auch mit der
Vorstellung vom Körper, d. h., ob sie präsent ist oder nicht. Wie
min diese Projektionsräume einsetzt, und ob man dabei
Fortschritte macht, läßt sich an der eigenen Fähigkeit ablesen,
weder abgespeicherte Daten aus der äußeren Realität noch«nicht
vorhandene Stimuli aus der äußeren Realität» in diese Räume zu
projizieren.
In die visuellen Sphären kann man lebendige Bilder (der
äußeren Realität gleichwertig) oder absolute Dunkelheit (das
Nicht-Vorhandensein von Bildern aus der äußeren Realität)
hineinprojizieren. Desgleichen kann man in die akustischen
Sphären klare Töne, Stimmen usw. (eine als ob äußere Realität)
oder in die äußere Realität Stille (das Nicht-Vorhandensein von
Lauten) projizieren. Man kann auch das Bild vom Körper
projizieren, u. a. durch Spannung der Muskeln oder Beugung
der Gelenke, um sich durch reales Feedback zu vergewissern,
daß das Bild vom Körper nach wie vor funktioniert, oder man
kann auch eine fundamentale Wahrnehmung machen, daß das
Bild vom Körper nicht da ist, sozusagen als logische negative
Alternative zum Bild vom Körper als etwas, das wirklich
vorhanden und da ist.
In jeder dieser dichotomisch aufgespaltenen Situationen
projiziert man eine äußere Realität und ihre Äquivalente
(positive oder negative). Man muß sich durch diese

-169-
dichotonmen Symbole der Außenwelt arbeiten und erkennen,
daß sie nur abhalten sollen, zu tieferen Ebenen vorzustoßen; erst
dann wird der nächste Phänomenkomplex tut einen erfahrbar.
Sobald man die Projektion gespeicherter äußerer
Realitätsäquivalente sein läßt, tauchen neue Phänomene auf.
Jetzt besetzen Gedanken und Gefühle die Räume, die zuvor von
äußeren Realitätsäquivalenten benutzt wurden.
(Der älteren Terminologie nach breitet sich das Ego aus, um
das subjektiv empfundene innere Universum zu füllen.) Dabei
spielt auch eine dein gewohnten realen visuellen Raum ähnliche
Unendlichkeit eine Rolle; man bekommt das Gefühl, daß sich
das Selbst unendlich nach allen Richtungen hin ausdehnt. Das
Selbst hat immer noch ein festes Zentrum, aber seine
Begrenzungen sind verschwunden; es bewegt sich in alle
Richtungen, um sich bis zu den Grenzen des Universums, so
weit man sie kennt, auszudehnen.
Die Erklärung für dieses Phänomen ist. daß man lediglich die
Wahrnehmungsräume besetzt und mit Programmen,
Metaprogrammen und Selbst-Metaprogrammen gefüllt hat, die
nun, als ob äußere Realitätsäquivalente, in der inneren
Wahrnehmung verändert werden. Um sich dieser
Transformation, dieses besonderen Geisteszustands bewußt zu
sein, muß man die direkte Erfahrung machen.
Träume, die zur alltäglichen Erfahrung gehören, sind
bisweilen von dieser Qualität und können diese Art von
Phänomen durchaus zeigen.
Auf dieser Stufe kann es verschiedentlich vorkommen, daß
man versucht, sich die Vorgänge nicht bewußt zu machen.
In der Einbildung kann man durch das reale Universum
reisen, vorbei an Sonnen, Galaxien usw. Man kann sich
einbilden, in diesen anderen Universen mit anderen Wesen zu
kommunizieren. Wissenschaftlich gesehen ist es jedoch ziemlich
offenkundig, daß man nichts dergleichen tut, sondern daß die

-170-
persönlichen Grundüberzeugungen bestimmen, was man hier
erfährt. Wir Wissenschaftler sagen deshalb, daß die
gewöhnlichen Wahrnehmungsräume, die gewöhnlichen
Projektionsräume, nun von Erkenntnis- und Triebprozessen
eingenommen werden. Diese Sicht der Dinge scheint
vernünftiger zu sein als die Rede vom ozeanischen Gefühl, dem
Einssein mit dem Universum während des Verschmolzenseins
mit dem Universellen Geist, wie man es in der Literatur bei
anderen nachlesen kann, die über diese Phänomene berichtet
haben. Diese Stadien (oder direkten Wahrnehmungen der
Realität) sind die eigenen Gedanken und Gefühle, die sich über
die Schaltkreise des eigenen inneren Computers ausdehnen, der
gewöhnlich durch die Aufnahme der äußeren Realität über jedes
erdenkliche System, einschließlich Seh-, Hör- und
propriozeptive Systeme, ausgelastet ist.
Im weitesten und tiefsten Zustand der Isolation kommen die
eigenen Grundbedürfnisse und überheblichen Annahmen
bezüglich des Selbst voll zum Vorschein. Die Existenz des
Selbst und der persönliche Glaube daran werden manifest. Die
positive oder negative Wertigkeit, die man dem eigenen Selbst
und dessen Existenz beimißt, zeigt sich langsam mit ihrer
ganzen Stärke. Die Probleme, die man in einem religiösen
Kontext in der äußeren realen Welt diskutiert, aber gewöhnlich
nicht den Mut hat, sich ihnen zu stellen, werden erfaßt und
können so frei wie seit der Kindheit nicht mehr ausgelebt
werden.
Man kann über das Problem der Auflösung des eigenen
bewußten Selbst dadurch, daß der eigene Körper stirbt,
nachdenken. Wie man sich vor diesem Problem drückt und wie
man sich ihm stellt, ist in eigene Erfahrungsbereiche projizierbar
und dort untersuchbar, Man kann auch das Existenztheorem für
spirituelle und psychische Entitäten überprüfen und analysieren,
wie stark man selbst an diese Entitäten glaubt. Es lohnt sich
auch zu untersuchen, wie man der Selbstanalyse aus dem Weg

-171-
geht und bestimmte Überzeugungen anzunehmen vermeidet.
In diesem Bereich zeigen die Negations- und
Zurückweisungsmechanismen der klassischen Psychoanalyse
ihre Stärke. Vorab-Analysen können einen so schulen, daß man
sofort erkennt, warum die Informationsdaten nicht abgerufen
werden, Anzeigen nicht zustandekommen oder bestimmte
Operationen nicht mehr durchgeführt werden können. Die
hemmenden und repressiven Sys teme im eigenen inneren
Computer sind ein fleißig arbeitender Komplex. In Stadien mit
repressiven und inhibierenden (hemmenden) Prozessen wird die
vorprogrammierte Reihenfolge der zu ergründenden
Ausgangsüberzeugungen nicht vollständig ausgeführt. Man
findet schnell Bereiche, die aus den vorausgesetzten
Oberzeugungen entstehen, und die man nicht oder nur mit
Angst. Wut oder Liebe, die aus einer anderen Programmierung
herüberkopiert werden, betreten kann.
Definition eines allgemeindienlichen Selbst- Metaprogramms
Die wesentlichen Eigenschaften und Ziele, die bei der
Selbstanalyse angestrebt werden, sind in dem Metaprogramm:
Mache den Computer alleineindienlich, enthalten, Was man
darunter zu verstehen hat, ist folgendes: In einem Computer von
allgemeindienlicher Natur kann es keine Anzeige, keine Aktion,
auch kein Ideal geben, die einem bewußt gewollten
Metaprogramm untersagt ist. Desgleichen kann keine Anzeige,
keine Aktion, auch kein Ideal zustandekommen, ohne daß sie
bewußt metaprogrammiert wird. Welchen Weg man auch
nimmt, man stößt an die Grenzen eines einzigartigen
Computers, die manchmal enger sind als die, die durch
spezielles An-sich-Arbeiten erreicht werden können. Was hier
zur Diskussion steht, ist das Metaprogramm spezifischer
Überzeugungen von den Grenzen des eigenen Selbst. So wird
beispielsweise die Fähigkeit, spezielle Bewußtseinsstadien zu
erreichen, im allgemeinen durch Grundüberzeugungen, die in
der Kindheit angenommen werden, vorprogrammiert. Wenn der

-172-
Computer seine allgemeindienliche Natur (die vermutlich in der
Kindheit da war) bewahren soll, muß man ein sehr viel größeres
Phänomenspektrum, als man erwartungsgemäß parat hat,
wiedererlangen. Man sollte z. B. in der Lage sein, in praktisch
jedem Bereich zu programmieren, der innerhalb menschlicher
Vorstellung, Aktion oder innerhalb des menschlichen Seins
möglich ist.
Je tiefer wir in unseren Erkundungen gehen, desto mehr
erkennen wir den Ausweichcharakter vieler Programme, die
man früher als grundlegend für die eigene private und berufliche
Lebensanschauung ansah. Wenn man diese Tiefen öffnet, sollte
man weder im privaten noch im öffentlichen Leben eine
Wahrheit als endgültig hinnehmen, die man für die folgend
aufgezählten Bereiche vorfindet: das Universum im
allgemeinen, andere, nicht menschliche Wesen,
Gedankenübertragung, ein Leben nach dem Tode,
Seelenwanderung, Gattungen-überspringendes Denken,
rasseninhärente Erinnerungen, jede über eine Entfernung
gehende nicht physikalische Aktion usw. Solche Ideen können
nur eine Reflektierung der eigenen Bedürfnisse in bezug auf das
eigene Überleben sein. Was die persönlichen Bedürfnisse nach
gewissen Ideen und Vorstellungen in diesen Bereichen betrifft,
ist eine schonungslose Selbstanalyse in aller Ehrlichkeit
durchzumachen. (In diesem Zusammenhang sei auf die
belohnenden und positivverstärkenden Wirkungen von LSD-25
hingewiesen; man darf nicht vergessen, daß man dazu neigt, die
Resultate des auf chemischem Wege herbeigeführten positiv
verstärkenden Denkens überzuberwerten!) Nach einer tiefen
Selbstanalyse stellt man um so mehr fest, daß diese Ideen nur
den eigenen Bedürfnissen nach erzeugt wurden. In dem
Bedürfnis, sich selbst und anderen gegenüber diese Ideen zu
proklamieren, als ob sie die letzte Wahrheit sind, drückt sich
lediglich das Bedürfnis aus, es zu glauben. Man darf dabei nicht
die Tatsache verkennen, daß man deshalb ins Schwärmen gerät,

-173-
weil diese Ideen auf chemischem Weg mit einem positiven,
belohnenden Vorzeichen versehen wurden.
Ein Forscher, der in diesen Tiefen arbeitet, kann sich solch
infantiles Gepäck nicht erlauben. Es sind Verhüllungs- und
Ausweichmanöver er der endgültigen Auflösung des Selbst; die
Aufrechterhaltung der Lebensfreude verneint den Tod
hartnäckig. Wenn man bei diesen Überzeugungen stehen bleibt,
gibt es in der weiteren Analyse keinen Fortschritt mehr. Diese
Überzeugungen sind analysezersetzend Man könnte sie«träge
Ausgangsbasen» nennen, die ein tieferes Eindringen in das
Selbst verhindern und jede größere Anstrengung in diese tiefere
Richtung unterbinden. Ein sehr wirksames Ausweichmittel ist
die hedonistische Akzeptanz der Dinge, so wie sie sind, wobei
die meisten davon einen gefälligen Glanz erhalten. Eine andere
ähnliche Ausweichoperation ist die Vertagung der Diskussion
über derartige Elementarfragen bis ins Leben na ch dem Tode.
Möglicherweise ist es für manche ein großer Ansporn, auf
diesem Gebiet zu arbeiten, weil hier das Nicht-Wißbare und das
Unbekannte an sich akzeptiert wird. Ein starker Wunsch, in (las
Unbekannte weiter vorzustoßen als alle anderen, die der
kalendarischen Zeit nach vor einem da waren, kann an dieser
Stelle für die Motivation nur förderlich sein. In diesem Bereich
hat jeder etwas zur Wahrheit beizutragen. Viele andere würden
es sehr gerne sehen, wenn man ihren Metaprogrammen folgt.
Was mich betrifft, ziehe ich es vor, ein hinterfragender und
suchender Geist zu sein und über manches Interessante auf
meinen Entdeckungsreisen zu berichten. Aber auch mir kann
man ankreiden, daß ich versuche, den Leser zu
metaprogrammieren.
Alles in allem beginnt für einen nun die Reise in tiefere
Innenbereiche, ohne Ausweichversuche, vollkommen
unabhängig, angemessen metaprogrammiert und relativ sicher.
Nachdem man durch einige innerste Tiefen des Selbst
hindurchgegangen ist, merkt man schließlich, daß diese Tiefen

-174-
lediglich das waren, was man glaubte und was sich aus den
Vielheiten zufallsgemäß verteilter logischer Konsequenz im
tiefsten Innersten des Selbst ergab. Es ist nichts anderes als eine
Erfahrung von Gespeichertem.
Im folgenden Anhang 2 werden die Grundgedanken dieser
Auszüge durch eine Reihe von Unterscheidungen expliziter,
eingehender und formaler dargestellt.
Das Konzept des«Beobachters/Operators» erfaßt die
Konzepte wie Selbst und Selbst-Metaprogrammierer etwas
genauer. Der Beobachter schaut aktiv zu; der Operator macht
und programmiert/manipuliert. Diese beiden Aspekte des Selbst
sind nicht nur im wissenschaftlichen Kontext, sondern auch im
Alltag wertvoll. In der Isolation kann Man beim Entstehen
spontaner Schöpfungen zusehen (als Beobachter) und/oder die
Schöpfungen (bis zu einem gewissen Grad) kontrollieren (als
Operator).
Diese Auffassung vom Selbst (als Beobachter/Operator) setzt
sich mit der Auffassung, daß das Selbst
Opfer/Leidtragendes/Marionette ist und von Kräften außerhalb
des Selbst programmiert wird, nur implizit auseinander, wie
man anhand des kybernetischen Glaubensmodells sehen kann (s.
Kapitel 6). Ursprünglich nannte ich diese Kräfte«Überselbst-
Metaprogramme» oder«Überselbst-Entitäten». Unter solchen
stärker als das Selbst wirkenden Einflüssen bekommt das Selbst
als Beobachter/Operator einen neuen Aspekt; es ist passiver, läßt
gewähren oder schwimmt mit dem Strom. Dieser dritte Aspekt
des Selbst könnte als«der programmierte Teil» bezeichnet
werden (im Gegensatz zum programmierenden Teil, dem
aktiven Konzept). Dieser Aspekt wird von Teilen der
Wissenschaft außer Acht gelassen. die sich nur auf die Seite
Experimentator/Forscher konzentrieren oder diese den
Aktivitäten von Wissenschaftlern überlassen, die
Forschungsgelder beantragen und sich so den mächtigen
Interessengruppen unterordnen, die die Forschungsgelder

-175-
aufbringen. Ein Wissenschaftler, der der allgemeinverbindlichen
Realität verhaftet ist, wird von den Kollegen,
Lebensbedürfnissen, politischen Interessen usw. programmiert.
Dieser dritte Aspekt des Selbst (als etwas Programmiertes) ist
in der Isolation im Tank von Bedeutung. Wenn die negative
oder positive Energie innerhalb der inneren Realitäten eine
bestimmte Höhe erreicht, verliert der Beobachter/Operator die
Initiative sowohl im Beobachtungs- als auch im
Operationsbereich. Inderartigen Fällen wird der
Beobachter/Operator geschwächt und kann möglicherweise ganz
verschwinden (vgl. Anhang 2, Tabelle 2, Stadium 6).
Berichte aus diesen Stadien der Realität sind dem eigenen
Selbst und dem anderer kaum zu entlocken. Dieser Bereich muß
weiter erforscht werden.
Wenn man dem Beobachter/Operator nur das eigene Selbst
zur Beobachtung/Manipulation überläßt, kann man ganz
spezielle Stadien erfahren/innerlich erleben (vgl. Tabelle 2,
Stadium 5). Diese rein selbstbezüglichen Stadien sind für die
meisten in unserem westlichen Kulturkreis weitgehend
befremdend und bizarr. Mit einer eher östlichen
Betrachtungsweise bekommen diese Stadien einen hohen
Wahrheitsgehalt und spezielle Namen wie Nirvana, Satori,
Samadhi usw. Diese Stadien sollten wissenschaftlich (im Sinne
der westlichen Wissenschaften) wesentlich mehr erforscht
werden; dazu brauchen wir qualifizierte, erfahrene und
disziplinierte Wissenschaftler.
Die Auffassungen von innerer und äußerer Realität sind beide
Male die gleichen.
Die Auffassungen von den Simulationen äußerer und innerer
Realitäten kommen dagegen in der im Anhang 2 formulierten
Form etwas deutlicher zum Ausdruck als in meinen früheren
Arbeiten. Damals machte ich vom Begriff Projektion aus giebig
Gebrauch. Dem neu formulierten Konzept der Projektion liegt

-176-
implizit folgendes zugrunde, was für unser Verständnis wichtig
ist: Der Beobachter/ Operator kann jede Simulation auf jede
andere projizieren, was laufend passiert. Eine in den inneren
Realitäten für real gehaltene Simulation der ä.R. kann so
projiziert werden, «als ob» sie von außerhalb der inneren
Realität kommt. Auf ähnliche Weise kann eine Simulation der
i.R. nach außen oder weiter nach innen projiziert werden, usw.

-177-
Die Meta-Überzeugung von der
Begrenztheit des Geistes -
Grundsätzliche Definitionen

Geist ist hier definiert als


Software/Programme/Metaprogramme, die in der Prozeßsphäre
eines zentralen Nervensystems (ZNS) in einem biologischen
System verankert sind. Das biologische System unterstützt die
wesentlichen Prozesse und den Austausch zwischen ZNS und
äußerer Realität (ä.R.). Wir sprechen von einem
Beobachter/Operator (Ob/Op), da es innerhalb der Prozeßsphäre
offensichtlich etwas gibt, das Unterscheidungen/
Beobachtungen/Operationen/Berechnungen ausführt, und zwar
auf einer höheren als der besagten sich auf das Selbst
beziehenden metaprogrammatischen Ebene und wenigstens acht
Ebenen höher als die Ebene der Maschinensprache der ZNS-
Operationen (Ebene 0).

Die Prozeßebenen
(0) Elementareinheiten neuronaler Rechenprozesse.
Prozeßebenen:
(1) Berechnungen durch primitive neuronale
Netzwerkprozesse zwischen Verbänden kleiner Zelleinheiten;
(2) Berechnungen durch atomar zusammengesetzte
Netzwerkprozesse;
(3) Berechnungen durch Zellkernsysteme;
(4) Koordination der Berechnungen durch atomare Systeme;
(5) Programme zur Steuerung dieser Koordination;
(6) Metaprogramme zur Steuerung dieser Programme;
(7) Metaprogramme zur Erzeugung von
Selbstbezüglichkeiten;

-178-
(8) davon abgeleitete Metaprogramme des
Beobachters/Operator;
(9) Metaprogramme des übergeordneten
Beobachters/Operators zur genauen Spezifizierung von
Ursprüngen/Stadien/Sphären/Beschaffenheiten der
Metaprogramme des (untergeordneten) Beobachters/Operators;
(10) Unbekanntes in/über/unter allen diesen Ebenen.

Die strukturelle Intaktheit


Die Ebene 6 und alle danach folgenden sind nur mit einem
ganzen, d.h. unversehrten (nicht eingeschränkten) zentralen
Nervensystem einer erwachsenen Person zu schaffen.

-179-
Die Simulationen

Simulationen (\/) sind definiert als ein Komplex von


Metaprogrammen auf der Ebene 7; der Beobachter/Operator
(Ob/Op) kann sie oft als nur teilweise präsent erfahren.
Simulationen der äußeren Realität (ä.R.-Simulationen): Diese
Gruppe von Simulationen repräsentiert die äußere Realität (ä.R.
\/); diese werden aus den laufenden ZNS-Eingabe-Ausgabe-
Prozessen auf unteren Ebenen berechnet. Ä.R.-Simulationen
können teilweise abgespeichert und später neu aktiviert werden.
Simulationen des Beobachters/Opeators (Ob/Op \/): Eine
weitere Gruppe von Simulationen, die die laufenden
Metaprogramme des Beobachters/Operators repräsentieren und
auf den Ebenen 6, 7, 8 und 9 berechnet werden.
Simulationen der inneren Realität (i.R. \/) in Gegenwart des
Ein- und Ausstroms von Informationen in und aus der äußeren
Realität: Bei einem Feedback zwischen ZNS und äußerer
Realität arbeitet der Beobachter/Operator (Ob/Op) mit
Simulationen der äußeren Realität, die durch die wechselnden
Beziehungen der ein- und ausströmenden Informationen
dauernd modifiziert werden.
Möglicherweise kann die innere Realität (s. Definition unten)
als eine Leere im Kopf/Körper durch Reduktion oder als jede
andere idiosynkratisch geprägte Form innerer
Realitätsimulationen simuliert werden.
Erfahrung innerer Realität (i.R.-Erfahrung):
Der Beobachter/Operator existiert ausschließlich in einer
Sphäre metaprogrammatischer Prozesse (Ebenen 8 und 9).
Wenn die ä.R.- Simulationen von den laufend notwendigen ä.R.-
Verarbeitungsprozessen isoliert werden, sind sie von Ein-
/Ausgabebeschränkungen frei und können vom
Beobachter/Operator (Ebene 8) und von Metaprogrammen des

-180-
übergeordneten Beobachters/Operators (Ebene 9) neu
prozessiert werden. In Isolation/Abgeschlossenheit/Einsamkeit
(z.B. im Isolationstank/unter Narkose/in psychedelischen
Stadien/Trance/Koma/Schlaf) beobachtet/agiert der
Beobachter/Operator ausschließlich auf den Ebenen 6, 7, 8, 9
und 10 frei von Modifikationen durch die gewöhnlichen
Eingabe/Ausgabe-Vorgänge in/aus der äußeren Realität.
Unter derartigen Umständen existiert der Beobachter/Operator
in einer ausschließlich inneren Realität (Modulationen durch
Rockkopplung mit der äußeren Realität finden auf keiner Ebene
statt). Diese innere Realität entsteht ausschließlich innerhalb des
begrenzten Bereichs des ZNS.
(Diese Aussage wird als wahr angenommen, bis wir
möglicherweise andere als die augenblicklich bekannten
Eingabe-Ausgabe-Vorgänge entdecken, die wir durch die
beschriebenen Isolationstechniken nicht ausgeschaltet haben.)
Seins und Existenzstadien des isolierten
Beobachters/Operators (Ob/Op-I)
Stadium 1:
In Isolation anhaltende ä.R.-Simulationen: Intaktheit von
Op/Ob als ein einziges, einmaliges System; eine«als ob reale
äußere Realität» mit ungestörtem Feedback vom/zum Körper;
Simulationen des Körpers und deren Modulationen durch
dauerndes Feedback zwischen Körper und ZNS.
Stadium 2: Fehlendes/gehemmtes/durch chemische
Substanzen reduziertes Feedback zwischen Körper und ZNS;
ä.R.-Simulationen halten an; Op/Ob ist intakt; die«als ob reale
äußere Realität» mit Körpersimulationen, welche innerhalb der
simulierten«äußeren Realität» ungehemmt operieren (der«als ob
reale Körper» kann sich in der simulierten ä.R. frei bewegen).
Stadium 3: Die Körpersimulationen haben einen
verschwindend kleinen Stellenwert bekommen; Op/Ob intakt
(totale Verdichtung von Operator/Beobachter). Starke ä.R. -

-181-
Simulationen (ä.R. \/). Op/Ob in einer«als ob realen äußeren
Realität», frei, sich überall zu bewegen, zu jedem Ort, in jeder
Zeit (das Simulationsspektrum reicht vom Subatomaren bis zum
Galaktischen), allerdings noch innerhalb der besonderen
Einschränkungen der Ebenen 9 (Stufe des übergeordneten
Op/Ob) und 10 (zur Zeit keine Einschränkungen bekannt).
Op/Ob kann angefangen vom kleinsten Punkt jede«als ob reale
äußere Realität» füllende Größe annehmen.
Stadium 4: Körpersimulationen und ä.R.-Simulationen sind
fast auf Null reduziert. Der Op/Ob kann innerhalb der auf der
Ebene 9 zulässigen Op/Ob-Simulationen (Op/Ob \/) Parameter
frei variieren.
Was Sein und Existenz betrifft, kann der Op/Ob ein Punk t
oder jede andere sphärische Größe sein.
Stadium 5: Simulationen des Körpers (Körper-\/),
Simulationen der äußeren Realität (ä.R.-\/) und Simulationen des
Op/Ob (Op/Ob-\/) sind ganz auf null reduziert. Nicht
aufgehoben ist die Existenz des Op/Ob, der nun ausschließlich
auf sich selbst bezogen ist; es gibt keine Referenzen
nach«außen» mehr, keine Simulationen: die reine
Selbstbezüglichkeit des total isolierten Operators/Beobachters.
Stadium 6: Völliges Ausgelöschtsein des Op/Ob. Bei der
Rück kehr in andere Studien des Seins bleibt keine Erinnerung
an dieses Stadium erhalten.
Generelle Regeln für Simulationen (\/-Regeln):
1. Jede Simulation kann inaktiv gemacht und gespeichert
werden.
2. Jede Simulation kann erneut aus dem Speicher
abgerufen/aktiviert werden.
3. Wird eine Simulation gespeichert, wird sie aus der Sphäre
des Op/Ob ausgelagert.
4. Wird eine Simulation aus dem Speicher abgerufen, wird sie

-182-
in der Sphäre des Op/Ob aktiv.
In den folgenden Diagrammen, Tabellen und Erläuterungen
wird eine gespeicherte Simulation durch das Symbol«0»
repräsentiert, was darauf verweisen soll, daß sie aus der Sphäre
des Op/Ob ausgeklammert ist. Dagegen wird eine
augenblicklich in der Sphäre des Op/Ob aktive Simulation durch
eine«1» symbolisiert.
Legende:
Op/ob = Operator/Beobachter \/ = Simulation(en) ä.R. =
äußere Realität i.R. = innere Realität Körper = Körper 0 =
Sphäre/Stadium nicht präsent 1 = Sphäre/Stadium präsent
Tabelle 1: Sechs ausgewählte Seinszustände für den (Op/Ob)
Die letzte Spalte gibt die Wertigkeit (W) für alle Stadien eines
Beobachters (Op/Ob)0 (ohne Verbindung zur Außenwelt) vom
Standpunkt eines zweiten Beobachters (Op/Ob)1 wieder.
Funktion Zustand: 0 1 2 3 4 5 6 W
(Op/Ob)0 1 1 1 1 1 1 0«0»
Op/Ob-\/ 1 1 1 1 1 0 0«0»
i.R.-\/ 1 1 1 1 1 0 0«0»
i.R. 1 1 1 1 1 0 0«0»
Körper-\/ 1 1 1 0 0 0 0«0»
ä.R.-\/ 1 1 1 1 0 0 0«0»
Körper 1 1 0 0 0 0 0«1»
ä.R. 1 0 0 0 0 0 0«1»
Tabelle 2: Äquivalenz-Übersicht der sechs verschiedenen
Stadien (mit den klassischen Begriffsentsprechungen) Stadium
(Kurzbeschreibung) Funktion entsprechender klassischer Begriff
0 Op/Ob ergänzt das System mit der ä.R.
Eingebundenheit in die allgemeinverbindliche Normalität
Alltagsbewußtsein 1 Ä.R. fehlt (alles andere komplett
vorhanden) Physikalische Isolation des Körpers (im Bett, Tank

-183-
usw.), aktives Körperbewußtsein Meditation (bei körperlichem
Einsam- und Isoliertsein) 2 Ä.R. und Körper sind aufgehoben
Isolation des Körpers; Körperbewußtsein wird nach und nach
schwächer (geht auf Null); Körpersimulationen sind aktiv
Zustand tiefer Meditation.
Astralkörper und Astralreise 3 Ä.R. Körper und
Körpersimulationen sind aufgehoben: intakte ä.R.- Simulation
Isolation des Körpers; Körperbewußtsein gleich Null; keine
Körpersimulationen:
Operator/Beobachter als sphärischer Punkt Astralreise ohne
Körper 4 Ä.R. Körper und ä.R.-Simulationen sind aufgehoben;
alles andere aktiv Intakte i.R., i.R.- Simulationen mit aktivem
Op/Ob und aktiven Op/Ob- Simulationen Transzendenz-
Erfahrungen 5 Op/Ob als einziges System intakt; alles andere
fehlt Vollständige Isolation von Operator/Beobachter; keine
Simulationen mehr Einheit mit Gott, universeller Geist,
Erhabene Gleichgültigkeit; Objektloses Bewußtsein 6 Alles ist
aufgehoben Bewußtlosigkeit; Tiefschlaf; bei Rückkehr in die
anderen Zustände keine Erinnerung mehr Vollständiges
Verschmelzen (erinnerungslose Rückkehr aus diesem Stadium)

Definitionen
Erfahrung: Dieser Begriff wird hier in zwei Sphären
unterschieden: die Sphäre der ä.R./ä.R.-Simulation und die
Sphäre der i.R/i.R.- Simulation. (Die in Wörterbüchern
gebräuchlichen Definitionen dieses Begriffs implizieren (1) eine
äußere Realität im Feedback mit dem Selbst und (2) eine
religiöse Erfahrung, die den Glauben an ein bestimmtes
Glaubenssystem festigt bzw. bestätigt).
Was wir«äußere Erfahrung» nennen, ist das Resultat einer
Serie von Berechnungen, die im Grunde Simulationen der
äußeren Realität (ä.R. \/) erzeugen, mit denen die synchronen
Eingabe- /Ausgabeprozesse und der Operator/Beobachter fest

-184-
verkoppelt sind.
Was wir«innere Erfahrung» nennen, ist das Resultat einer
Serie von Berechnungen, die im Grunde Simulationen der
inneren Realität (i.R. \/) erzeugen, mit denen die synchronen
i.R.-Berechnungen und der Operator/Beobachter fest verkoppelt
sind. (S. a. das unter dem Begriff«Deckungsqualität»
angegebene Beispiel.) Simulation: Dieser Begriff wird hier in
Anlehnung an die Terminologie im Bereich der
Computersoftware gebraucht, d.h. im nichtpejorativen Sinn; er
bezieht sich auf ein System von Metaprogrammen, Programmen
und Unterprogrammen, das das Verhalten eines anderen
Systems in einem Computer, hier in einem Biocomputer,
quantitativ gleichwertig darstellt/nachbildet/
simuliert/reproduziert.
Deckungsqualität: Hierbei handelt es sich um die
Unterschiedsgrade zwischen dem Wie und dem Was der
Simulation.
Es genügt, wenn die Unterschiedsgrade innerhalb bestimmter
Grenzen liegen, aber immer noch feststellbar sind, um von einer
guten Simulation sprechen zu können. Zum besseren
Verständnis folgende zwei Beispiele (ä.R. im Unterschied zu
ä.R.-\/):
(1) Seit Tagen geht man öfters durch ein Zimmer, in dem
einige Möbel stehen. Eines Abends fällt plötzlich das Licht aus.
Während man nun durch ein stockdunkles Zimmer finden muß,
hält man sich an eine Simulation mit visuellem Charakter, um
nicht gegen einen Stuhl oder ein anderes Möbel zu stoßen.
Wenn in den ZNS-Operationen zwischen der äußeren Realität
(Plätze, an denen die Möbel stehen) und der Simulation der
äußeren Realität (man tut so, als ob man die Möbel sieht) eine
adäquate Deckungsqualität besteht, werden Zusammenstöße mit
dem einen oder anderen Möbel in der ä.R. vermieden.
(2) Jemand hat jedoch einen Stuhl verrückt; jetzt ist auch die

-185-
Deckungsqualität eine andere, und in der Regel stößt man dann
an. In diesem Fall ist auch die Zeitkomponente zu beachten, die
die Deckungsqualität von ä.R. und ä.R.-Simulation bestimmt.
Parallel zur ä.R.-Erfahrung verläuft eine i.R.-Erfahrung, d.h.
die Erfahrung einer Simulation einer äußeren Realität in der
inneren Realität.
Physikalischphysiologische Isolation als Erfahrung: In
physikalischphys iologischer Isolation (im Tank) nähern sich die
aus der und in die äußere Realität einfließenden Daten dem Wert
null. Im Isolationstank ist die innere Erfahrung eine von vielen
Simulationen der ä.R. und/oder der i.R.
Sobald die i.R. frei von den Simulationen der ä.R. erfahren
wird, ist die Erfahrung rein auf die i.R. und ihre Simulationen
bezogen.
Die Erfahrung der inneren Realität ist ihrer Natur nach neu,
einmalig und unbekannt.
Die Erfahrung einer i.R.-Simulation ist ihrer Natur nach
vertraut; sie ist eine Wiederholung/Programmierung aus der
i.R.-Erfahrung des Selbst/anderer.
Simulationserfahrung: In reiner Form entspricht sie der
Erfahrung in physikalischer Isolation.
Simulation = \/: Simulationen sind frei von dem, was
simuliert wird: eine ä.R.-\/ ist frei von der ä.R.; eine i.R.-\/ ist
frei von der i.R.
(Charakteristisch für eine Simulation ist die alsob-Qualität:
Simulationen sind als ob wahr, direkte Erfahrungen hingegen
wahr):
Metaglaube-Operator = \/2 = Kontrollebene für Simulationen:
kontrolliert die Simulationsphäre; bleibt von Simulationen
unberührt.
Op/Ob = \/3 = Kontrollebene für Metaglaube-Operatoren:
diese Kontrollebene ist von keinen Metaglaube-Operatoren

-186-
kontrollierbar.
Übergeordneter Op/Ob = \/4: ist von der Op/Ob-
Kontrollebene aus nicht zu kontrollieren.
(\/ =«del» =«lösche alles») \/0 = ein Metaprogramm, das eine
Reihe anderer Programme kontrolliert.
\/1 = eine Simulation. die eine Reihe von Metaprogrammen
kontrolliert.
\/2 = ein Meta-Simulationsoperator zur Kontrolle von
Simulationen (\/).
\/3 = die Op/Ob-Ebene zur Kontrolle der Meta-
Simulationsoperatoren (\/2).
\/4 = der Op/Ob-Ebene übergeordnete Ebene; kontrolliert
diese (\/3).
\/1: Glaube/Anschauung/Meinung/Überzeugung sind fest
verankerte Simulationen; eine Reihe von Metaprogrammen oder
anderen fest verankerten Simulationen wird davon kontrolliert
(wenn sie lang genug anhalten, um dem Op/Ob0 oder einem
anderen ä.R-Op/Obn erkennbar zu sein). \/2: Der Metaglaube-
Operator ist eine Kontrollinstanz, die von
Glaube/Anschauung/Meinung/Überzeugung unberührt bleibt
und diese Simulationen unvoreingenommen kontrolliert (vgl. \/2
oben).
Mehrfache Op/Ob's:
In den oben angeführten Definitionen wird stillschweigend
davon ausgegangen, daß die Op/Ob-Kontrollinstanz aus einem
einzigen Operator/Beobachter besteht. Das muß jedoch nicht so
sein. \/4 kann eine oder mehrere \/3 einbringen; insgesamt sind
fünf solcher \/3 möglich. (Vgl. Three Faces of Eve* sowie
beispielsweise die Experimente von Morton Price im Bereich
Hypnose.) \/4 kann auf versteckte Weise (Op/Ob)0-

*
Corbett H. Thigpen and Hervey M. Cleckley, Three Faces of Eve, New
York, 1974.

-187-
Simulationen einführen, indem der Radius der (Op/Ob)0-
Operationen begrenzt wird und durch die Ausgrenzung
anderer«Entitäten» (die mit dem (Op/Ob)n in Kommunikation
treten/Kontrolle über ihn ausüben/seiner Kontrolle unterliegen)
die (Op/Ob)-Erfahrung zu einer Alsob-Erfahrung wird, die
scheinbar aus der ä.R. oder i.R. kommt.

-188-
Die Energiequellen der ZNS für
Simulationen unter Einbeziehung der
äußeren Realität (ä.R.)

In vollständiger physikalischer Isolation fehlt der


Input/Output aus der/in die äußere Realität: Die Energiequellen
der ZNS, die mit dem Körper durch eigenständig
aufrechterhaltene neuronale
Zellsysteme/Rückkopplungssysteme fest verbunden sind,
arbeiten jedoch weiter.
Die Trennung (Unterscheidung) eines Operators von einem
Beobachter und umgekehrt ist hier heuristisch zu verstehen.
Positive Energiequellen bringen Angenehmes; positive
Emotionsstadien und positive Verstärkung erzeugen auf ihrem
Höhepunkt oszillatorische Zustände (Orgasmen und Anfälle, die
ihre Dauer selbst begrenzen).
Der Ursprung der neuronalen Schaltkreise liegt im Bereich
der subkortikalen Systeme. Negative Energiequellen bringen
Aversion; negative Emotionsstadien und negative Verstärkung
erzeugen auf ihrem Höhepunkt oszillatorische Zustände, die den
Organismus absterben lassen. Auch der Ursprung dieser
neuronalen Schaltkreise liegt im Bereich der subkortikalen
Systeme. Neutrale Energiequellen erzeugen neutrale
Verstärkung, Stadien erhabener Gleichgültigkeit.
Neutrale Energie entsteht durch das Kräftegleichgewicht
negativer und positiver Energien.

-189-
-190-
Hyperstabilität und
physikalischphysiologische Isolation

A. Hyperstabile Systeme
Das Prinzip der Hyperstabilität wurde von Ross Ashby in
seinem Buch Design for a Brain zum ersten Mal verkündet, das
ich hier kurz umschreibe:
Ein komplexes Rückkopplungssystem, das groß und
zusammenhängend genug ist, reagiert auf jede induzierte
Änderung - gleichgültig, in welchem seiner Teilbereiche sich
diese Änderung vollzieht - so, daß die Auswirkungen jeder
ähnlichen Änderung, die in Zukunft in jedem seiner Teilbereiche
induziert wird, abgeschwächt/negiert werden.
Dem läßt sich folgendes Prinzip hinzusetzen: Ein komplexes
System erreicht einen hyperstabilen Zustand durch Wachstum,
Erfahrung und Altersprozesse. Auf seinem Weg zur
Hyperstabilität ent wickelt das System genügend viele
Konnektive und eine ausreichende Größe, erhält aus
verschiedenen Umwelten genügend viel Erfahrung und erreicht
irgendwann ein genügend hohes Alter, um seine eigene
Geschichte/Erinnerung vergangener Ereignisse zu integrieren;
dabei können allerdings Störungen auftreten.
Ein hyperstabiler Zustand wird geschwächt oder löst sich auf,
wenn eine ganz neue und genügend große Änderung
hervorgerufen wird und genügend starke Ausgleichsprozesse
stattfinden, Während dieser Ausgleichsprozesse kann das
System eine Reihe von verschiedenen Stadien durchlaufen (z. B.
oszillatorische).
Wenn alle Reaktionsstadien durchlaufen sind, kehrt das
System entweder in seinen ehemaligen Zustand zurück, oder es
nimmt einen völlig neuen oberhalb oder unterhalb des alten ein,

-191-
oder der hyperstabile Zustand zerfällt in eine sich willkürlich
ändernde oder sich wiederholende Kette von Zuständen, oder
das System selbst bricht völlig zusammen.
Veränderungen in einem System kommen auch zustande,
wenn am Rand dieses Systems eine Kette von
Ausgleichsprozessen abläuft - vorausgesetzt, die Vorgänge sind
stark und von genügend großer Geschwindigkeit -, wobei das
System im weiteren Verlauf völlig verändert werden kann.
Diese netzwerkbedingte Akkumulation von Änderungen zwingt
das System zu wachsen. Unter Umständen kann dieser
Wachstumsprozeß das System allmählich zu neuen
Organisationsstufen der Hyperstabilität führen oder es
desintegrieren und zu einer zusammenhangslosen Anhäufung
von Subsystemen zurückentwickeln oder gar zerstören.
Grundsätzlich läßt sich das oben Gesagte nur auf den
menschlichen Geist anwenden und nur hinsichtlich 1)
psychedelischer Substanzen und durch sie hervorgerufene
Änderungen, 2) physikalischer und sozialer Isolation, 3)
Induzierung höherer Bewußtseinsstadien durch
körperliche/geistige/spirituelle Übungen oder 4) innovativer
Praktiken in Staat/Kunst/Reklame/Film/Fernsehen/usw.
kategorisieren.
Das menschliche Individuum, ein zentrales Nervensystem, ist
ein hyperstabiles System; ebenso ist eine Orga nisation von
Individuen ein hyperstabiles System. Die allgemeinverbindliche
Realität ist zum einen das Konstrukt ehemaliger Organisationen,
zu denen sich einzelne Menschen zusammentaten; darin spiegelt
sich ein großes hyperstabiles System wider, das wir
Kultur/Gesellschaft/Staat nennen. Die hyperstabile Natur
menschlicher Organisationen läßt sich am Feedback erkennen,
das jedes Individuum aus dem größeren Ganzen erfährt, in dem
es von Geburt an eingebettet ist. Ebenso wirft die Kontrolle über
das individuelle Handeln/Sein/Fühlen innerhalb einer
menschlichen Organisation ein Licht auf ihre hyperstabile

-192-
Natur. Jedes solche System zeichnet die ehemaligen
Ausgleichsprozesse und die dadurch hervorgerufenen
Reaktionen und Zustände bewußt/unbewußt auf, um sie immer
wieder in Erinnerung zu holen. Die Reaktionen jedes dieser
Systeme auf Änderungen innerhalb seiner Struktur oder in deren
Nähe zielen immer darauf ab, sich möglichst schadlos zu halten.

B. Die Bedeutung der physikalischphysiologischen


Isolation und der Hyperstabilität für das
Individuum
Ein von der sozialen Umwelt isoliertes Individuum ist aus
dem System unmittelbarer Rückwirkungen von und zu anderen,
von und zu seiner Gesellschaft ausgeschlossen, Als ein
hyperstabiles System reagiert das Individuum auf die Isolation
von Beginn an phasengleich mit dem Ausmaß der Abtrennung.
Die Phänomene, die man jetzt erfährt, sind Teil der
Ausgleichsprozesse als Antwort auf die Abkoppelung des
Feedbacks. Diese Phase kann minuten-, stunden- oder tagelang
dauern. Nach der ersten Reaktion tauchen zu Anfang neue
phänomenale Merkmale der inneren Realität und der
Simulationen der äußeren Realität auf, die noch
gesellschaftsbezogene Aspekte vorweisen (einschließlich der
Erfindung von Personen, die gar nicht da oder tot sind,
Erinnerungen an vergangene Ereignisse, äußere Realitäten
usw.).
Wenn man sich zusätzlich zur Isolation von der sozialen
Umwelt auch in physikalische Isolation begibt, werden die
Ausgleichsprozesse und die Reaktionen darauf zusehends
markanter und faszinierender. Unter solchen Bedingungen sind
die daraus entstandenen neuen Festzustände mit den
vorangegangen (und mit der gesellschaftlichen Realität
verhafteten) Festzuständen viel weniger verbunden. Die neuen
Zustände sind ihrer Art nach von einmaliger Individualität und

-193-
scheinen charakteristischer für die wesenseigene individuelle
Organisation zu sein als die alten. Es kommen neue und
einzigartige Phänomene auf, die sich aus den zuvor erfahrenen
Programmen der allgemeinverbindlichen Realität nicht
vorhersagen lassen.

-194-
Gewaltsame Indoktrination und die
physikalischphysiologische Isolation

Der Begriff«gewaltsame Indoktrination» (bzw. eine


aufgezwungene Überzeugung) steht hier für einen
unfreiwilligen, von außenstehenden Personen herbeigeführten
Wandel eines bestimmten Glaubenssystems. (Dieser Begriff ist
in seiner Beschreibung der Interessenprozesse genauer
als«Gehirnwäsche» oder«geistige Umerziehung», die ähnliche
Prozesse implizieren.) Die gewaltsame Indoktrination durch die
äußere Realität wird mit mindestens einer der folgenden
Maßnahmen kontrolliert:
1. Soziale Isolation von der gewohnten Umwelt.
2. Physikalische Isolation, die mit den verfügbaren Mitteln,
einschließlich strenger Einzelhaft, erreichbar ist.
3. Unterbrechungen im gewohnten Schlaf-Wach- Zyklus.
4. Änderung in den Ernährungsgewohnheiten (z.B. hungern
lassen oder schlechtes Essen verabreichen).
5. Ein System von Bestrafung/Belohnung.
6. Einschüchternde Mitteilungen.
7. Chemische Veränderungen des Seinzustands durch
psychoaktive Substanzen.
8. Isolatio n von ehemaligen Bindungen auf mentaler Ebene.
9. Untersagung/Verhinderung sexueller Aktivitäten.
Bei der physikalischphysiologischen Isolation im Tank
wurden diese Faktoren in allen Experimenten /Erfahrungen, von
denen hier die Rede war, ausgeräumt/eliminiert/abgeschwächt.

-195-
Die Programmierung der inneren
Realität (i.R.) und Simulationssphäre: P0
als nützlicher Metaglaube und seine
Anwendung

1. Zu erzeugen ist ein Programm P0


All das, spielt ich in der Provinz des Geistes ab; wir sprechen
von einem Programm das von einem Ich0 erzeugt wird oder mit
einem Mal auftritt.
2. Ist P0 einmal erzeugt, kann es gespeichert werden.
P0 kann in Erinnerung gerufen werden.
3. Ist P0 einmal gespeichert, kann es wiederholt abgerufen
werden.
Erst wenn es gespeichert ist, kann man es wiederholen. Alles
muß ins Gedächtnis zurückkehren und später, wenn es
wiederholt werden soll, erneut abgerufen werden.
4. Wird P0 genügend oft wiederholt, wird es
stärker/schwächer.
Hier ist die Rede von Verstärkung gegenüber Abschwächung,
P0 kann sowohl das eine wie das andere. Mit anderen Worten.
Kommt es zur Wiederholung des Programms, kann man es
entweder inhibieren oder stimulieren - also verstärken oder
abschwächen.
5. P0 gewinnt an Stärke/Leistungsfähigkeit; es wird
anwendbar.
Diese feine Unterscheidung wird von vielen nicht gemacht,
die über Programmierung reden. Das verinnerlichte Programm
in der i.R. muß stark genug sein, um angewendet werden zu
können: ist man dazu nicht imstande, kann es umgekehrt
passieren, daß man selbst zum Werkzeug eines automatischen
Programms wird. Wie gesagt, dies hängt ganz davon ab, wie

-196-
stark das Programm im Inneren operiert; ob die Stärke eine
bestimmte Schwelle überschritten hat.
6. Wenn die Schwelle zur Anwendbarkeit erreicht ist, kann P0
aktiviert werden.
Aktivierung bedeutet nicht, daß das Programm erneut
abgespielt wird, sondern daß das Programm in seinen
Operationen höchste aktuelle Priorität hat.
Ohne weiteres Zutun läuft es nun ganz von alleine ab. Es ist
gespeichert und im einzelnen bewußt verfügbar. P0 wird neu
belebt; benutzt wird dazu Ich0.
7. Die Aktivierung von P0 geschieht kraft der inneren oder
äußeren Realität.
Mit anderen Worten, man kann einen Metaglauben P0 bei
sich selbst ins Leben rufen, oder er kann von jemand anderem
ausgelöst werden, wobei im letzteren Fall P0 der Anlage nach
bereits vorhanden sein muß. Sexuelle Programme sind hier
Beispiel genug.
Was ist unter einem gespeicherten Programm zu verstehen,
und wann ist es anwendbar? Ein gespeichertes Programm
befindet sich in einem latenten Zustand; es ist nicht entwickelt,
aber die Vorlage ist da. Latente Programmvorlagen lassen sich
mit einem unbeliebteren Film in einer Kamera vergleichen. Man
löst den Verschluß ans, und der Film wird mit einem Bild
belichtet. Das Bild aber wild erst sichtbar, wenn man den Film
in einer Dunkelkammer entwickelt. Ähnlich verläuft der Prozeß
bei der Aktivierung eines Programms. Das Programm ist in
einer latenten Form gespeichert; man muß es herausnehmen und
so verstärken, bis es manifest wird und seine Operation beginnt.
Es ist eher so, als würde man einen Film starr Einzelphotos
entwickeln und Musik, Gefühle und Handlungen zumischen.
Das eigene Fühlen, Handeln, Denken usw. kann von diesen
Programmen gesteuert werden. Die Entwicklung eines
Programms ist nicht wie die Entwicklung eines Films oder

-197-
Photos auf visuell Vorgegebenes beschränkt.
Wenn ich bei mir Programme entdecke, die ich nicht
anwenden kann, sind es meiner Erfahrung nach entweder solche,
die ich nicht aktivieren kann, zu denen ich also keinen Schlüssel
habe, um sie anzuschalten. obwohl sie manchmal ohne mein
eigenes Zutun ablaufen, oder solche, die kurzweilig da sind,
deren Aktivität ich aber nicht aufrechterhalten kann. Wie
schwierig dies ist, zeigt sich am folgenden.
8. P0 ist zum größten Teil unbewußt: um es anzuwenden,
reicht es, seinen Namen und seine Speicheradresse aufzurufen.
Eigentlich braucht man nur sehr geringe Informationen: es
reicht, den Namen des Programms zu kennen. Der Name steht
für das Programm, und dies er hat Bedeutung. In einer Hinsicht
ist die Bedeutung bereits das Programm.
Es wird mit der Bedeutung des Namens aktiviert und
angewendet.
Zur Aktivierung gehört auch die Adresse; man findet sie,
indem man die ganze Assoziationskette durchläuft. In G.
Spencer Browns Terminologie ist die Benennung des
Programms der Programmaufruf bzw. der Wiederaufruf. Wenn
es schon einmal abgerufen wurde. Die erstmalige Speicherung
eines Programms ist ein Vorgang, den G. Spencer Braun
«Verwendbarmachung» nennt. Die Aktivierung eines
Programms nennt er Wiederverwendbarmachung.
9. P0 kann eine in der inneren Realität wirkende Kraft
werden.
P0 kann ein Eigenleben fahren und sich gegebenenfalls selbst
aktivieren. Langsam beginnt man zu glauben, es ist spontan,
weil matt es nicht selbst aktiviert hat. Es ist einfach aufgetaucht,
ohne daß man es beim Namen genannt hat, ohne daß man die
Adresse angegeben hat.
Das spontane Erscheinen eines Programms bedeutet, daß es
oberhalb der Schwelle zur Anwendbarkeit genügend Energie
-198-
besitzt, um im Bewußtsein wie eine Alsob-außerirdische Entität
zu erscheinen.
10. P0 kann eine in der äußeren Realität wirkende Kraft
erzeugen.
Künstler kennen das. P0 kann auch ein ä.R.-Agens in jemand
anderem erzeugen, wenn es an eine andere Person übertragen,
genügend stark aktiviert und zu einem selbst rückgekoppelt
wird.
11. P0 kann ein in der äußeren Realität wirkendes Agens
programmieren.
Mit anderen Worten, P0 kann Elemente in sich tragen, die es
ermöglichen, jemanden für etwas anderes zu programmieren.
Eine andere Art ä.R.-Agens als die Kunst ist die menschliche
Umwelt im allgemeinen, aber auch die Weit der Tiere, Kinder
oder die Wohnungseinrichtung, kurzum alles außerhalb von
einem selbst, wo immer man gerade etwas kreiert, das dann auf
einen zurückwirkt. Wenn man ein ä.R.- Agens mit
programmierenden Kapazitäten besitzt, kann man die
Programmierung einem Programm überlassen.
12. P0 kann alles enthalten, was man denken, fühlen, tun
kann.
13. P0 kann sich mit P1, P2 usw, bis Pn identifizieren.
Mit anderen Worten, manche Programme verhalten sich wie
ein Chamäleon; offensichtlich nehmen sie andere Namen und
Adressen an, als ob sie andere Programme wären. Wenn man P2
nicht genau untersucht, mag man in ihm nicht das altbekannte
P0 unter einem Decknamen wiedererkennen. Ein großer Teil der
Psychoana lyse beruht darauf. Es geht darum, die Decknamen
von P1 und P2 zu entlarven und dahinter das ältere P0 zu
erkennen.
14. P0 kann stärker werden, gleich bleiben oder schwächer
werden, und zwar in folgenden Parameterbereichen: der

-199-
enthaltenen Energie, Leistungsfähigkeit bzw. Stärke, Kraft und
Verstärkung.
Was unter Verstärkung zu verstehen ist, erklärt sich beim
weiteren Lesen von selbst.
15. Solange ein P0 weder positiv (+) noch negativ (-) noch
plus/minus (+/-) noch plus und minus (±), d.h. neutral verstärkt
ist, hat es keine Bedeutung.
Diese Feststellung ist sehr wichtig. Anders ausgedrückt, in
uns gibt es schlummernde Programme. Man hat buchstäblich
hunderttausende latenter Programme im Inneren sitzen. Solange
keines von ihnen weder positiv noch negativ noch neutral
aufgeladen wird, bleibt es inaktiv. Es ist in der Tat sehr schwer,
P0 ohne eine Art von Verstärkung zu speichern. Die Tatsache,
daß P0 solange bedeutungslos ist, wie es nicht verstärkt wird, ist
sehr wichtig; man kann in einem Buch lesen, das ein anderer
geschrieben hat, und das Programm kann einem völlig entgehen.
Erst wenn man einige Anstrengung hineinlegt und ihm positive
oder negative oder neutrale Energie verleiht, wird es einen
irgendwohin bringen. Aber solange man das nicht tut, wird es in
der äußeren oder inneren Realität als ein äußeres latentes
Programm verharren. Will man es als latentes Programm
verinnerlichen, muß man die Schränke überwinden, die durch
die Verstärkung aufgerichtet wird. Den programmspeichernden
Prozessen wohnt eine Impedanz inne. Manche Leute haben eine
höhere Schranke als andere. Hierzu gehört auch die uralte Idee
der Beeinflußbarkeit. Manche Menschen nehmen jedes
Programm an; anders ausgedrückt, sie sind höchst beeinflußbar,
was bedeutet, daß sie hoch aufgerichtet oder zutiefst zu Fall
gebracht werden können. Ich würde im positiven Sinne sagen,
daß diese Leute ein Talent haben, Programme anzunehmen.
16. Die Position eines P0 auf der Prioritätenliste (die
Prioritätenliste ist ein Programm für sich) ist eine Funktion der
Verstärkungskapazität hinsichtlich P0.

-200-
Mit anderen Worten, was man für das Wichtigste hält, ist das,
was die meiste Verstärkung bekommen hat.
Diese Formulierungen sind, wie man sieht, ziemlich seicht.
Ein latentes Programm, das mit sehr viel Energie gespeichert
wurde, aber eine niedrige Aktivierungsschwelle hat, ist ein
Programm, das in der unbewußten Latenz, mit der es im
Ruhestand verharrt, bereits über Energie verfügt, die mit ihm
zusammen gespeichert wurde und von dem Augenblick an
assoziiert wird.
Man muß an sich selbst erfahren, wie die eigenen Prioritäten
verteilt sind. Die Prioritätenliste, die man hat, ist nicht etwas,
mit dem man sich hinsetzt, um nach Belieben Programme zu
konstruieren und zuzuweisen. Man muß sie untersuchen, um
ihre Struktur zu erkennen. Gewöhnlich ist der Schreck groß,
wenn man die eigentliche Struktur entdeckt.
Es stellt sich heraus, daß das, was man immer ganz bewußt
für das Wichtigste hielt, gar nicht das Wichtigste ist, sondern
etwas ganz anderes diese Stelle einnimmt.
Erinnern wir uns wieder an das unter Punkt 13 Gesagte: P0
kann sich mit P1, P2, Pn, usw. identifizieren. Als erstes müssen
daher die Namen, die auf der Prioritätenliste stehen, untersucht
werden. Sie könnten lediglich Decknamen sein, so daß man es
bereits mit mindestens zwei Prioritätsebenen zu tun hat. Eine
davon ist die echte, tatsächlich operierende Priorität. Eine
außenstehende Person, die objektiv ist und einen gut kennt, kann
einem helfen, die Prioritätenliste, so wie sie in der Außenwelt
vorkommt, zu lesen, Diese kann man mit der eigenen
Prioritätenliste vergleichen, so weit sie einem bewußt ist. In
jeder diadischen Beziehung stößt man immer wieder auf Neues.
(Toni hat oft etwas aufgebracht, was mich erkennen ließ, daß ich
manche Dinge willkürlich als unwichtig definiert hatte, dabei
aber handelte, als ob sie wichtig wären, und umgekehrt.) 17.
Jedes P0 kann verstärkt werden: positiv (+), negativ (-),
negativ/positiv (-/+) oder positiv/negativ (+/-) und neutral (±).
-201-
Man kann jedes Programm wichtig machen, indem man es im
positiven Sinne überbewertet oder im negativen Sinne schlecht
macht oder verunglimpft.
Dadurch wird es automatisch wichtig. Eine andere
Möglichkeit ist leidenschaftbefreites, objektives Denken im
neutralen Sinne.
18. Jedes Programm P0 kann Kontrolle ausüben/kontrolliert
werden.
Das bedeutet, daß jedes Programm mit jedem anderen
Programm in rückwirkender Beziehung steht. Auf der einen
Seite wird es von einer Vielzahl anderer Programme kontrolliert,
auf der anderen, also vom Output her gesehen, kontrolliert es
andere Programme.
19. Alle P0 in einem Biocomputer (B.C.) sind Teil des P0-
Netzwerkes von P0 in diesem B.C.; sie sind damit
verbunden/unverbunden.
Der Unterschied zwischen verbundenen und unverbundenen
Programmen erklärt sich durch das Folgende.
20. Das P0-Netzwerk im Biocomputer enthält Programme, die
zu anderen Programmen Verbindungen und Unterbrechungen
(Unterbindungen) herstellen und außerdem mit verbundenen
und unverbundenen Programmen verkehren.
Eigentlich sollte vor den Begriffen«verbunden»
und«unverbunden» ein alsob-Präfix stehen, denn in Wirklichkeit
sind alle Programme miteinander verbunden. Man kann das
Spiel spielen und sagen;«Ich werde jetzt (P0)+n, das nte P0 von
allen anderen Programmen abbinden und es isolieren und
zulassen, daß es andere programmiert oder von anderen
programmiert wird.» Hierfür ist der Begriff der«Repression»
bekannt, und wie Freud schon vor Jahren zeigte, macht dieser
Akt der Repression, «die Unterbindung», alles andere als
unterbinden. Das Programm wird lediglich von uns selbst und
der bewußten Anwendung unsererseits abgeschnitten.

-202-
Trotzdem bleibt es verbunden; es ist weiterhin aktiv,
verstärkt, operativ, wie sehr man auch seine Existenz leugnen
mag.
21. Ein verbundenes/unverbundenes P0 kann bewußt werden.
Das heißt, getrennt von Aktivierungsprozeß. Eine Aktivierung
impliziert nicht unbedingt, daß Bewußtsein vorhanden ist. Das
ist ein sehr wichtiger Punkt. Bewußtsein und Aktivierung sind
zwei getrennte Parameter. Mit anderen Worten, Programme
können aktiviert werden und laufen, ohne daß man sich dessen
bewußt ist. Und das ist auch gut so, denn sonst müßten wir
tatsächlich jeden Schritt den wir in einem x-beliebigen P0
unternehmen.
22. Ein bewußtgewordenes P0 kann unbewußt werden und
verbunden/unverbunden bleiben.
Siehe hierzu Punkt 23.
23. Verbinden/Unterbinden, verbunden/unverbunden,
Identifikation/Disidentifikation
(Gleichmachung/Ungleichmachung), bewußt/unbewußt,
kontrollieren/kontrolliert werden, schaffen/zerstören usw. sind
Variable, Parameter, die für sich genommen unabhängig,
voneinander frei/neben- bzw. untergeordnet sind.
Dieser hängt vom Verhältnis ab, das es zu einem selbst und zu
jedem anderen P0 hat.
24. Wird P0 gespeichert, wenn es negativ verstärkt worden
ist, wirkt es in seinem Bereich (oder anders ausgedrückt, in
seiner Einflußzone) so«als ob es fürs Überleben wichtig sei.»
Diese Behauptung stammt direkt aus der Kindheit.
Wenn man noch ein kleines Kind ist, steckt man den Finger in
die Kerzenflamme, schreit vor Schmerz und hat von diesem
Moment an bei allem, was man aus dieser Erfahrung selektiert,
negative Verstärkung. Man kann im allgemeinen nehmen, was
man will - Kerzen, Flammen, Hitze, Licht, die Anwesenden
usw.; von da an mißt der kleine Biocomputer, was das
-203-
Überleben betrifft, einem Teilbereich dieses Programms eine
besondere Bedeutung zu. Als Außenstehender kann man nie
sicher sagen, zu welchem Programm es gekommen ist, weil das
Kindes nicht mitteilen kann; man kann es nur aus seinem
späteren Verhalten ableiten.
25. Wird P0 gespeichert, wenn er positiv verstärkt worden ist,
wird es in seinem Bereich für alles
Lustbetonte/Vergnügliche/Spaßvolle unabdingbar.
Am klarsten sieht man das am Phänomen des Sichverliebens:
man bekommt von einer anderen Person eine positive
Verstärkung, und eventuell wird man, was die sexuelle
Befriedigung angeht, ganz von diesem Menschen abhängig,
auch wenn das nicht ein sehr phantasievolles Resultat ist.
Möglicherweise trifft das Gleiche auch auf die Zeit nach dem
ersten Acid-Trip zu, Es wir grandios, und damit ist alles positiv
verstärkt worden - man sagt folglich von diesem Moment an,
Acid sei eine tolle Sache, ein Sakrament, und du ziehst damit los
und versuchst das zu verbreiten und die Idee rüberzukriegen. Es
ist der Vertrag mit der Chemie, der einem eine Menge positiver
Verstärkung beschert hat, und von dem man möglicherweise
nicht mehr wegkommt (da er notwendig ist, um in diesem
Gebiet Vergnügen zu erlangen).
26. P0 kann, wenn es neutral verstärkt worden ist, für die
Integration in seinen Einflußsphären wichtig werden.
27. Hochverstärkte Programme haben die Tendenz zu
wiederholter Aktivierung und Anwendung.
Wenn man die Unschuld verloren hat, will man weiterhin
sexuellen Verkehr haben oder masturbieren oder was auch
immer. Diese Programme sind hoch verstärkt, weil sie zufällig
mit Systemen zusammenpassen, die in der eingebauten Struktur
des ZNS äußerst leicht verstärkt werden.
28. Ein Programm P0 kann ohne weiteres für lokale Zwecke
angewendet werden.

-204-
Der Begriff Programm bekommt hier Gesellschaft.
Für die lokale Anwendung kann ein Programm als etwas
Dynamisches/Statisches, als Prozeß/Nicht- Prozeß, als das. was
man glaubt/nicht glaubt, definiert werden. Glauben und nicht
glauben sind programmatischer Natur, und daran denkt man nur
selten. Wenn man an okkulte Mächte nicht glaubt, ist man
genauso fest programmiert, wie wenn man daran glaubt. Die
gegenseitigen Paarungen lassen sich beliebig fortsetzen:
denken/nicht denken, fühlen/nicht fühlen, handeln/nicht
handeln, etwas Konzipiertres/Nicht-Konzipiertes,
Wesenhaftes/Nic ht-Wesenhaftes, null/unendlich, jede x-
beliebige Zahl einschließlich realer, imaginärer und
Hyperzahlen, Funktion/System/Struktur/Form/Substanz,
real/nicht real, wahr/nicht wahr, Simulation/Nicht-Simulation,
ob/als ob nicht, usw.
Allgemein kann man sagen, daß jedes Konzept, jede Idee von
Bedeutung, die hierunter fallen kann, ein Programm ist. Jedes
P0 kann nach Belieben und persönlichem Ermessen definiert
werden.
Erst wenn P0 gestartet ist, kann es angewendet werden, Es
handelt sich hier um nichts anderes als um einen Satz von
Anweisungen, um selbst anfangen zu können. In der Provinz des
Geistes ist das nur ein Teil der Instruktionen zur Navigation und
Steuerung.
29. Jedes psychoaktive chemische Mittel kann als P0 agieren.
Es ist wichtig, daß wir Unterscheid ungen treffen. die manche
Leute gewöhnlich vergessen, wenn sie in den Tank gehen. Es
kann vorkommen, daß manche Leute sagen:«Dieser Tank ist
wirklich eine tolle Sache», weil sie das Buch, Programming and
Metaprogramming in the Human Biocomputer, gelesen haben,
und schon wird dem Tank ein Programm aufgedrückt.«Ich
werde das gleiche im Tank machen wie John Lilly», sagen
einige; und nachdem sie eine Stunde im Tank waren, sagen

-205-
sie:«Es ist überhaupt nichts gewesen.» Warum hat sich nichts
getan? Weil sie dachten, der Tank ist ein ä.R.- Agens mit einem
eingebauten Programm, das automatisch aktiviert würde, und
vergaßen, daß P0 kreiert werden muß, entweder von einem
selbst oder von etwas anderem, daß es gespeichert werden muß.
Das Versagen liegt darin, daß das Buch nicht gespeichert
wurde. Sie dachten, sie hätten es gespeichert. Man muß ein
Buch fünfmal lesen, bis man es gespeichert hat. Aber selbst
dann hat man es nicht unbedingt intus. Freilich kann man
zurückspulen und sich an manches genau erinnern, aber man
kann es nicht aktivieren, weil es kein Programm ist. Ebenso
verhält es sich, wenn man das Buch fünfmal liest; man kann P0
effizienter machen; man kann es auch entkräften. Zum Beispiel
kann man die Teile in einem Buch, die man nicht mag,
entkräften und auf diese Weise anfangen, andere mehr zur
Wirkung kommen und dadurch den Kontrast immer stärker
werden zu lassen. Wenn P0 stärker wird, können Teile davon
die Schwelle zur Anwendbarkeit passieren. Viele vergessen
dann, daß sie es nicht gespeichert, nicht verstärkt und nicht bis
zu der Schwelle alstniert haben. wo es anwendbar ist. Ein
Kochbuch sagt einem. wie man alle Bestandteile zusammenstellt
und auf bestimmte Art kombiniert, aber nicht, wie es schmecken
wird; die Motivation, das Rezept auszuprobieren, wird nic ht
gegeben.
30. Ich0 ist mit P0 identisch.
Mit anderen Worten, Ich0 ist man selbst und als solches ein
Programm, das im Biocomputer generiert wird. Ebenso ist das
i.R-Agens als Ich0, ein Programm. Wenn Ich0 nicht irgendein
P0 ist, befindet man sich in einem Seinszustand, den Merell-
Wolff «objektloses Bewußtseim» genannt hat. Dort gibt es kein
P0 mehr. (Siehe a. Stadium 5, Tabelle 2, Anhang 2) Sehr
wichtig sind die physikalischen Programme, die unser Körper
ausführt. Man kann jede Art neurophysiologischer Be ispiele für
autorhythmische Programme wählen.

-206-
Unser Gehen, Laufen, Sitzen, Stehen, Sprechen stellt
automatische Programme dar, die von uns aufgerufen werden
können. Sie wiederholen sich laufend; sie sind Bandschleifen,
die wir zu Metaprogrammen zusammenstellen können.
(Ich möchte darauf hinweisen, daß nichts von alledem
Bedeutung hat, solange man es nicht gespeichert hat und
reaktivieren kann. Aber wenn man das tut, wird man bemerken,
daß alles, was hier gesagt wurde, eine tiefe Wirkung auf den
gesamten Biocomputer hat. Wie wenn man einen Stein ins
Wasser wirft, gehen von einer Behauptung wie:«P0 kann sich
mit P1, P2 oder Pn identifizieren» Wellen aus, «Jedes Programm
kann sich mit jedem anderen Programm identifizieren» ist
nichtssagend, solange man an sich selbst beobachtet hat, wie es
geschieht.) Mit dem Biocomputer hat es viel mehr auf sich. als
man sich vorstellen kann. Der bewußte Geist ist nicht fähig,
alles außer sich im Bewußtsein zu halten: der Apparat reicht
dazu nicht aus. Um effizient operieren zu können, werden 99
Prozent davon unbewußt gemacht; nur was die Aspekte der
Selbstprogrammierung, Erfahrung angeht. Wird im Bewußtsein
behalten. Die Illusion des freien Willens ist pures weißes
Rauschen, das alle möglichen Botschaften enthält: auf lange
Sicht gesehen, wählen wir ein fabrizierte Sicherheit inmitten von
Unbestimmtheiten.

-207-
Bibliograhpie

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Frankfurt 1970

-208-

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