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Reichsdeutsche Nationalsozialisten Pistoia, einem engen Verwandten des italienischen Königs, die
vor dem faschistischen Siegesdenkmal Hand schütteln. Fotos dieser Schande sind im Innsbrucker Stadt-
Am 28. Oktober 1932 erschien eine etwa 30 Kopf starke unifor- archiv erhalten.
mierte reichsdeutsche Abordnung von SA und SS in Bozen und Der Andreas-Hofer-Bund in Innsbruck gab dazu eine Erklärung
nahm gemeinsam mit ebenfalls uniformierten Faschisten an dem an die Presse ab, in welcher er darauf hinwies, „daß das italieni-
Festakt zum zehnjährigen faschistischen Regierungsjubiläum vor sche Siegesdenkmal als Sinnbild der Unterdrückung des dortigen
dem faschistischen „Siegesdenkmal“ in Bozen teil. Das amtliche Deutschtums errichtet wurde und daß an seiner Stirn das Bild
faschistische Organ von Bozen, „La Provincia di Bolzano“ berich- einer Kriegsgöttin angebracht ist, die ihren Pfeil nach Norden
tete darüber: „Wir wollen auch die sympathische Geste einer schießt. Der Andreas-Hofer-Bund stellt weiter fest, daß zum Bau
Hitlerischen Gruppe hervorheben, die an der Kundgebung teilge- des Siegesdenkmals gerade jener Platz gewählt wurde, wo sich bis
nommen hat ... Der gesunde Teil des deutschen Volkes empfindet zum Jahre 1926 das Ehrenmal für die gefallenen Tiroler Kaiser-
für die Nation, welche heute die Fahne der Gerechtigkeit schwingt, jäger befand, und daß dieses Ehrenmal zerstört wurde, um jenem
nicht bloß Dankbarkeit, sondern will auch seine Bewunderung und für den angeblichen italienischen Sieg Platz zu machen.
Brüderlichkeit bezeugen. Die starke Abordnung der Hitler-Leute Der Andreas-Hofer-Bund stellt endlich fest, daß auf dem Gelände
hatte sich auf der Freitreppe des Siegesdenkmales aufgestellt.“ des Siegesdenkmals vor 120 Jahren eine der edelsten Gestalten
Welchem Geist das faschistische „Siegesdenkmal“ Ausdruck ver- des Tiroler Freiheitskampfes, Peter Mayr, der Wirt an der Mahr,
lieh, hatte der Minister für die öffentlichen Arbeiten, Giovanni am gleichen Tage erschossen wurde, an dem Andreas Hofer zu
Giurati, bereits bei der Denkmaleinweihung am 12. Juli 1928 ver- Mantua starb.
kündet gehabt, als er die angeblich „überlegenen Eigenschaften“ Wenn heutzutage Mitglieder einer großen deutschen Partei auf der
des italienischen Volkes in einer ebenso überheblichen wie dum- Treppe dieses Siegesdenkmals inmitten italienischer Frontkämp-
men Rede gerühmt hatte: fer jeder Waffengattung sich huldigend aufstellen, so reihen sie
„Ohne diese klare Überlegenheit der Eigenschaften ließen sich we- sich damit von selber unter die Feinde tirolischen Lebens und Er-
der das rasche Vorwärtsschreiten unseres Volkes, noch die Helden- lebens ein und haben das Recht verloren, sich fortan Sachwalter
taten erklären, wofür heute an den Grenzen des Vaterlandes das des deutschen Volkes zu nennen.
Monument eingeweiht wird, in dieser Stadt, die Drusus gegründet Der Andreas-Hofer-Bund spricht seine tiefste Empörung über ein
hat, die bis zum Morgengrauen des vorigen Jahrhunderts ihren solches Verhalten aus, für das er keine geeignete deutsche Bezeich-
echt italienischen Charakter behalten hat und die sich nun schnell nung zu finden vermag.“
von jeder ausländischen Schminke befreit ... Ein Volk, das durch (Michael Gehler: „Eduard Reut-Nicolussi und die Südtirolfrage 1918 –
den Sieg seine Einheit wiederentdeckte und das im Faschismus 1958“, Teil 2, Schlern Schrift 333/2, Innsbruck 2007, Dokument 258, An-
sein Gewissen wiedergefunden hat, ein großes Volk von bescheide- hang)
nen und klugen Arbeitern, von tapferen Soldaten, kann nicht tole-
rieren, daß die von Gott errichteten Grenzen auch nur diskutiert Reut-Nicolussi im „Braunen Haus“ –
werden. Adolf Hitler im Gleichklang mit heutigen Politikern:
Es kann nicht zulassen, daß als Vorwand für die kühnen Ansprü- Südtirol hat völkerverbindende Brückenfunktion
che die unendlich kleinen Minderheiten dienen, die während der Dr. Eduard Reut-Nicolussi, Kaiserjäger, Träger der Goldenen Tap-
vergangenen Jahrhunderte in einige unserer Provinzen eingewan- ferkeitsmedaille, nahm als Südtiroler Abgeordneter zum Öster-
dert sind.“ reichischen Nationalrat in einer ergreifenden Rede am 6. Sep-
Nun, Ende Oktober 1932, drei Monate vor Hitlers Machtergrei- tember 1919 Abschied vom Vaterland Österreich und kündigte
fung, feierte die nationalsozialistische Delegation zusammen mit an, daß nun ein erbitterter Kampf um die Selbstbehauptung Süd-
den Faschisten vor dem „Siegesdenkmal“. Dabei durfte der SS- tirols beginnen werde.
Standartenführer Theodor Eicke sogar dem Herzog Filiberto von Als Südtiroler Abgeordneter im römischen Parlament vertrat er
Tiroler – Dokumentation 54/2008 3
trotz Todesdrohungen der Faschisten unerschrocken Südtirols Liebedienerei gegenüber Mussolini ging man soweit, sogar kriti-
Rechte. Als am 24. April 1921 in Bozen der Marlinger Lehrer Franz sche Zeitungsartikel von Reut-Nicolussi polizeilich zensieren und
Innerhofer von Faschisten meuchlings erschossen wurde, hielt unterdrücken zu lassen. Veranstaltungen, auf welchen er spre-
Reut-Nicolussi am Grab des Blutzeugen die ergreifende und an- chen wollte, wurden verboten und die Presse erhielt die Weisung,
klagende Gedenkrede. keine Aussendungen des Andreas-Hofer-Bundes mehr abzudruk-
1927 mußte Reut-Nicolussi bei Nacht und Nebel nach Österreich ken. (Michael Gehler: a. a. O., Dokument 448)
fliehen. Ein Jahr später erschien sein berühmtes Buch „Tirol un- Die Zeitschrift „Der Südtiroler“ wurde behördlich eingestellt.
term Beil“. Er wirkte an der Innsbrucker Landesuniversität als
Professor für Völkerrecht, und als Obmann des Andreas-Hofer- Huldigung an den „Duce“
Bundes vertrat er unermüdlich die Anliegen Südtirols. 1934 erschien in Deutschland ein Huldigungsbuch, welches den
Am 31. März 1932 kam es nach langem Drängen seitens der Süd- Deutschen die Freundschaft mit dem Faschismus schmackhaft
tiroler dazu, daß Adolf Hitler im Braunen Haus in München die machen sollte. Es hieß „Wir haben’s gewagt! Weg und Wollen
Südtiroler Dr. Reut-Nicolussi, Graf Bossi Fedrigotti und den ehe- der Führer in Deutschland und Italien“ In dem Buch wurden
maligen Bezirkshauptmann Mumelter empfing. Über diese Un- die Parteigrößen der NSDAP und
terredung sind uns Aufzeichnungen von Reut-Nicolussi erhalten. des Faschismus in einer Sprache
Demnach brachten die Südtiroler die konkrete Bitte vor, die verherrlicht, die heute lächerlich
NSDAP möge ihnen gegenüber die Erklärung abgeben, daß sich anmutet. So heißt es in dem Bei-
die nationalen Ziele der Partei auch auf Südtirol bezögen. Des trag über Mussolini: „Seit wenig
weiteren sollten Verbrüderungen von Nationalsozialisten mit Fa- mehr denn einem Jahrzehnt be-
schisten und der Gebrauch des faschistischen Grußes durch Na- neidet die Welt Italien um Mus-
tionalsozialisten abgestellt werden. solini ... Die Welt steht unter dem
Hitler antwortete laut der Niederschrift von Reut-Nicolussi: Eindruck einer ungewöhnlichen
„Er wünsche eine Entgiftung der Südtirolerfrage, die heute partei- Größe, eines Zyklopen ... der Ge-
politisch ausgenützt werde, und sprach von einer krankhaft über- nialität im Tun und planvollen
steigerten Bedeutung der Südtirolerfrage ... Südtirol solle eine Denken des Duce ... Dazu kennt
Brücke der Verständigung werden zwischen dem deutschen und sie einigermaßen Mussolinis
dem italienischen Volke.“ Menschlichkeit, eine Menschlich-
(Bericht von Eduard Reut-Nicolussi, 31. 3. 1932 „Vertrauliche Ausspra- keit, die jede seiner Handlungen
che im Braunen Haus, München, am 31. März 1932, 4-3/4 7 nachm.“ In: bestimmt und lenkt.“ Er sei ein
Michael Gehler a.a.O., Dokument 248) „vielfältiges Genie“, „auch der
Der Schwachsinn, wonach ausgerechnet eine aufgezwungene Welt den vernünftigsten Weg zu Das NS-Huldigungsbuch, in
Landesteilung eine positive und völkerverbindende Brücken- den ersehnten Zielen des Friedens welchem die faschistischen
funktion haben solle, wird übrigens auch heute noch von zahlrei- und des gedeihlichen Wohlstan- Führer verherrlicht wurden.
chen opportunistischen Politikern wiederholt, die sich damit ide- des zu weisen.“ Und so fort und
ellen Verpflichtungen gegenüber Südtirol entziehen wollen. so weiter. (Dr. R. O. Stahn und Filippo Bojano (Hrsg.): „Wir haben’s ge-
Ob sie sich dessen bewußt sind, daß sie hier Hitler nachbeten? wagt! Weg und Wollen der Führer in Deutschland und Italien“, Stuttgart
Am 17. Oktober 1932 nahm Reut-Nicolussi zu der NS-These der und Berlin 1934, S. 161 ff)
„Brückenfunktion“ Südtirols auf einer Veranstaltung des „Andre-
as-Hofer-Bundes“ in Innsbruck Stellung. Er sagte: „Vielleicht mei- Vergebliche Hoffnungen
nen die Wortführer den Begriff ‚Brücke‘ im geistigen Sinne ... Dann Als im Jahre 1935 das Saarland durch Volksabstimmung wieder
wolle man die Mahnung gefälligst an die Italiener richten, denn zurück zum Deutschen Reich kam, ging in Südtirol der optimisti-
eine Berührung und Verständigung zwischen zwei Kulturen kann sche Spruch um: „Die Saar ist frei, jetzt kommen wir an die Reih‘!“
nur dort stattfinden, wo es zwei Kulturen gibt. Italien aber arbei- Die Hoffnungen waren vergeblich. Ab 1936 bewirkte die gemein-
tet seit zehn Jahren mit Keulenhieben nicht an der Pflege, sondern same italienisch-deutsche Unterstützung Francos im spanischen
an der Vernichtung der deutschen Kultur in Südtirol.“ Bürgerkrieg eine weitere Annäherung zwischen Rom und Berlin.
(Rede von Eduard Reut-Nicolussi „Die Lehre eines Jahrzehnts“ In: Mi- Am 22. Oktober 1936 schlossen Deutschland und Italien ein Ab-
chael Gehler: a. a. O., Dokument 258) kommen, welches Mussolini als „Achse Rom-Berlin“ bezeichnete.
Reut-Nicolussi wurde aber auch in Österreich politisch schwer Im September 1937 folgte Mussolini einer Einladung Hitlers zu
enttäuscht. Er mußte entdecken, daß die Heimwehr von den ita- einem mehrtägigen Staatsbesuch in Deutschland, wo begeisterte
lienischen Faschisten finanziert wurde. Obwohl selbst dem ka- Massenempfänge für ihn organisiert wurden.
tholischen Lager zugehörig, geriet der Vorkämpfer für die Rechte Am 28. September 1937 sprachen beide Diktatoren auf dem Berli-
Südtirols wegen „fortwährender schwerer außenpolitischer Ent- ner Maifeld zu einer Million aufmarschierter Nationalsozialisten.
gleisungen“ bald in Konflikt mit dem Ständestaatsregime. Aus In seiner Ansprache erwähnte Hitler natürlich mit keinem einzi-
gen Wort das ungelöste Südtirolproblem, sondern betonte das po-
litische Bündnis mit Rom: „...hinter uns liegt vor dem Machtan-
tritt des Nationalsozialismus eine Periode von 15 Jahren, die eine
einzige Folge von Unterdrückungen, Erpressungen, verweigertem
gleichen Recht und damit von unsagbarer seelischer und materiel-
ler Not war ... In dieser Zeit bitterster Prüfungen, da hat sich ...
Italien und besonders das faschistische Italien, an den Demüti-
gungen unseres Volkes nicht beteiligt ... Aus der Gemeinsamkeit
der faschistischen und der nationalsozialistischen Revolution ist
heute eine Gemeinsamkeit nicht nur der Ansichten, sondern auch
des Handelns gekommen“.
Mussolini antwortete: „Faschismus und Nationalsozialismus sind
beide Ausdrücke jener Gleichartigkeit des geschichtlichen Lebens
unserer Nationen.“
Dann bedankte er sich dafür, daß sich Deutschland den Sanktio-
nen des Völkerbundes gegen Italien (nach dem italienischen Über-
Der unermüdliche Vorkämpfer Südtirols, Univ. Prof. Dr. Eduard fall auf Äthiopien und den dort verübten Gräueln) nicht angeschlos-
Reut-Nicolussi. Hier auf einer Südtirolkundgebung unmittelbar sen hatte. „Wir werden das niemals vergessen.“ Er fuhr fort: „Der
nach dem Zweiten Weltkrieg. Faschismus hat seine Ethik, der er treu zu bleiben beabsichtigt,
4 Tiroler – Dokumentation 54/2008
Mussolini bei Hitler in Deutschland – Verbrüderung zweier Diktatoren.
und diese Ethik deckt sich mit meiner persönlichen Moral: Klar Am 11. März 1938, zwei Tage vor dem Einmarsch deutscher Trup-
und offen miteinander reden und, wenn man einen Freund hat, pen, hatte sich in Salzburg, Linz und Innsbruck das fantastische
mit ihm zusammen bis ans Ende marschieren ... Wichtig ist, daß Gerücht verbreitet, Italien habe Südtirol bedingungslos an
unsere beiden großen Völker zusammenstehen in einer einzigen un- Deutschland abgetreten. In Tirol glaubte man begeistert daran.
erschütterlichen Geschlossenheit.“ Als die Deutsche Wehrmacht in Innsbruck einmarschierte und
(Zitiert nach „8Uhr-Blatt“, Nürnberg 29. September 1937) im Triumphzug zum Brenner vorrückte, drängten sich die Men-
schen an den Straßenrändern und es erschollen die Rufe „Heil
Hitler sichert Mussolini die Brennergrenze auf ewig zu Hitler“, „Heil Mussolini“ und „Hoch Italien“. Zahlreiche Menschen
machten sich in Autos mit Hakenkreuzfahnen zum Brenner auf,
Mit Hitler hatten die Austrofaschisten des österreichischen
um Zeugen des Einmarsches der deutschen Truppen nach Südti-
Ständestaates um die Gunst Mussolinis gewetteifert. In Öster-
rol zu sein. Ihre Hoffnungen wurden bitter enttäuscht.
reich wehrten sich der sozialdemokratische „Südtiroler Freiheits-
Das offizielle Dementi des Innsbrucker Gauleiters ließ die Stim-
bund“ und Freundeskreise wie der Andreas-Hofer-Bund um den
mung rasch in Wut umschlagen, die sich in Demonstrationen und
im Innsbrucker Exil tätigen ehemaligen Südtiroler Abgeordneten
Drohungen gegen das italienische Konsulat entlud. Die aufge-
Dr. Reut-Nicolussi mit ihren Publikationen gegen die Preisgabe
brachte Volksmenge mußte durch die Polizei zerstreut werden.
Südtirols.
Am 28. März 1938 überreichte der italienische Botschafter in Ber-
Mussolini gab letztlich dem mächtigeren Deutschen Reich den lin eine Denkschrift, in welcher Klage über „revisionistische“ und
Vorzug und ließ die österreichische Schmalspurdiktatur fallen. „antiitalienische“ Propaganda geführt wurde, als deren Urheber
Damit besiegelte er maßgebend das spätere Schicksal des Deut- Teile der Innsbrucker NSDAP bezeichnet wurden. (Conrad F. Latour:
schen Reiches (Krieg auf dem Balkan, Krieg in Griechenland, Krieg „Südtirol und die Achse Berlin-Rom 1938 - 1945“, Stuttgart 1962, S. 22 f)
in Afrika und im Mittelmeer).
Falschen Hoffnungen hatten sich aber nicht nur die Nordtiroler
Um Mussolini angesichts des Einmarsches reichsdeutscher Trup-
hingegeben. In der Umgebung von Bozen und im Pustertal wur-
pen nach Österreich von einer Intervention abzuhalten, richtete
den auf den Bergen Freudenfeuer abgebrannt. Auf Häusern wur-
der „Führer“ am 11. März 1938 einen im herzlichsten Ton der
den Hakenkreuze und die Aufschrift „Bis Salurn“ angebracht. Nun
Freundschaft gehaltenen Brief an den „Duce“, in welchem es hieß:
überfielen Carabinieri und bewaffnete Faschistentrupps deutsche
„Ich ziehe jetzt eine klare Grenze gegenüber Italien. Es ist der Bren- Dörfer und schossen auf die Südtiroler, es gab Schwerverletzte
ner. Diese Entscheidung wird niemals in Zweifel gezogen, noch und einen Toten. Zahlreiche Südtiroler wurden verhaftet und in
angetastet werden.“ (Zitiert nach Conrad F. Latour: „Südtirol und die den Carabinierikasernen schwer mißhandelt. Eine regelrechte
Achse Berlin-Rom 1938 - 1945“, Stuttgart 1962, S. 21) Terrorwelle ging über das Land.
Absage an die unselige Vergangenheit – mit dem „Führer“ hoch oben darauf in Siegerpose. Vor diesem
Forderung nach Beseitigung heutiger Faschismen Denkmal würden sich dann „Jungnazis“ mit Hakenkreuzfahnen
Den Kräften einer unseligen Vergangenheit muß von uns heute versammeln und der staunenden Umgebung den Hitlergruß zei-
Lebenden eine deutliche Absage erteilt werden. gen. Unvorstellbar!
Wer die Rechte des eigenen Volkes einfordert, muß die Rechte In Bozen und in einer Reihe weiterer Orte in Südtirol ist dies aber
anderer Völker achten. Nur so kann eine gerechte Ordnung ent- der Alltag. Wir alle haben uns schon viel zu sehr daran gewöhnt.
stehen. Wir rütteln unsere und die Weltöffentlichkeit nicht auf. Die Süd-
Wir fordern auch, daß die immer noch bestehenden äußeren Zei- tiroler Landesregierung nimmt es widerspruchslos hin, wenn ein
chen des faschistischen Unrechts endlich beseitigt werden. Landeskonservator öffentlich für das Weiterbestehen dieser poli-
Mitten in Bozen steht das vom Faschismus errichtete und mit tischen und kulturellen Ungeheuerlichkeiten eintritt.
faschistischen Emblemen geschmückte riesige „Siegesdenkmal“, Kein Finanzbeamter und kein Steuerpflichtiger weigert sich, das
auf welchem geschrieben steht, daß man von hier aus den Südti- Finanzgebäude in Bozen durch den Vordereingang zu betreten,
rolern die Sprache, die Kultur und die Gesetze gebracht hätte. über welchem Mussolini nach wie vor hoch zu Roß reitet.
Noch schlimmer kann man das deutsche und ladinische Kultur- Diese Untertänigkeitsgesinnung ist nicht nur in Südtirol zur Nor-
volk Südtirols nicht verhöhnen. malität geworden, sondern auch in Nordtirol, wo es ebenfalls an
Vor diesem Denkmal finden alljährlich neofaschistische Kundge- öffentlichem Protest mangelt.
bungen statt, auf denen gegen die Südtirolautonomie demonstriert So werden wir ein neues Europa der Gleichberechtigung und Frei-
und die Rückkehr zu den alten Zeiten der Unterdrückung gefor- heit der Völker und Volksgruppen nicht bauen können.
dert wird.
Ebenfalls in Bozen befindet sich sogar ein richtiges Mussolini- Setzen wir jedoch einen neuen Anfang! Schweigen wir nicht
Relief, auf welchem der „Duce“ hoch zu Roß in den Abessinien- länger und fordern wir bei jeder Gelegenheit die politischen
feldzug reitet. Damals haben italienische Kolonialtruppen einen Selbstverständlichkeiten auch für Südtirol ein!
grausamen Völkermord begangen und hunderttausende von Men-
schen nur aufgrund ihrer Rassenzugehörigkeit ermordet und in Verlieren wir dabei auch nie das Ziel der Landeseinheit
Konzentrationslagern verhungern lassen. Mitten in Bozen wird aus den Augen!
heute noch solchen Verbrechen gehuldigt.
In Bruneck verherrlicht ein Denkmal jene Truppen, die in Äthio- Für die ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer:
pien Völkermord begangen haben.
Welche Auffassung man im Faschismus von Justiz und Gerech- Dr. Günther Andergassen Sepp Mitterhofer Dr. Erhard Hartung
tigkeit hatte, verkündet heute noch eine riesige Inschrift an dem
Bozner Justizpalast: Mit Zähnen und Klauen für das italische Impressum
Imperium! In diesem Geist wurden in diesem Gebäude auch nach
1945 noch schandhafte Prozesse abgehalten. Tiroler – Dokumentation 54/2008 ISBN 3-921916-04 6
Arbeitsgemeinschaft zur Herausgabe des „Tiroler“ – Für den Inhalt verant-
wortlich: Peter Kienesberger
Die faschistischen Denkmäler Postanschrift: PF 8, A-6170 Zirl Tirol (Nord)
verkünden unsere Versäumnisse info@gesamttirol.de oder Landeseinheit@gtmx.net
Man denke sich nur, in Innsbruck würde ein Denkmal des Sieges Zustimmungserklärungen, die veröffentlicht werden dürfen, für eine Neu-
über die Feinde Hitlers stehen, mit Hakenkreuzen versehen und auflage erwünscht!