Find your next favorite book
Become a member today and read free for 30 daysStart your free 30 daysBook Information
Komplette Vorlesungen der Pathwork Vol. 1 (Complete Lectures of the Pathwork Vol. 1: German Edition)
Book Actions
Start Reading- Publisher:
- Pathwork Press
- Released:
- Oct 17, 2013
- ISBN:
- 9781931589574
- Format:
- Book
Description
Dieser Band enthält die deutsche Übersetzung der Vorträge Pathwork 1-51 von Eva Pierrakos den Jahren 1957 und 1979 gegeben, um Pathwork Gemeinschaften weltweit. Die Lehren, zutiefst mit Selbsterkenntnis, Selbstakzeptanz und Eigenverantwortung betrifft, sind voll von Weisheit und Liebe.
Book Actions
Start ReadingBook Information
Komplette Vorlesungen der Pathwork Vol. 1 (Complete Lectures of the Pathwork Vol. 1: German Edition)
Description
Dieser Band enthält die deutsche Übersetzung der Vorträge Pathwork 1-51 von Eva Pierrakos den Jahren 1957 und 1979 gegeben, um Pathwork Gemeinschaften weltweit. Die Lehren, zutiefst mit Selbsterkenntnis, Selbstakzeptanz und Eigenverantwortung betrifft, sind voll von Weisheit und Liebe.
- Publisher:
- Pathwork Press
- Released:
- Oct 17, 2013
- ISBN:
- 9781931589574
- Format:
- Book
About the author
Related to Komplette Vorlesungen der Pathwork Vol. 1 (Complete Lectures of the Pathwork Vol. 1
Book Preview
Komplette Vorlesungen der Pathwork Vol. 1 (Complete Lectures of the Pathwork Vol. 1 - Eva Pierrakos
Teufelskreis
Nr. 1
S I T Z U N G v o m 11. M ärz 1957
MEER DES LEBENS
„Gott zum Gruß! Ich bringe Euch den Segen Gottes, meine Lieben.Für den Geist bietet sich ein weiteres Bild in Form und Substanz, das irdische Leben des Menschen darstellend. So ist dieses Leben ein Meer, ein Ozean, und der Mensch oder das Einzelschicksal ein Schiff. Auch im Traum erlebt der Mensch dieses Gleichnis des öfteren. So bietet dieses Lebensmeer verschiedene Aspekte: Es kann stürmisch sein, der Himmel ist grau und dann wieder scheint die Sonne und das Meer ist ruhiger bis zum nächsten Sturm. Und so wechselt es sich ab bis die Fahrt am Ziel angelangt ist. Das Ziel ist das Fest-land, also die geistige Welt, die wahre Heimat des Menschen. Und so hängt es doch davon ab, wie gut der Mensch sein Leben steuern kann, der eine ist ein geübter, erfahrener, ge-schickter Kapitän und als solcher darf er die Gefahren auch nicht fürchten, er lenkt sein Schiffchen gut durch diese Stürme und in den ruhigen guten Zeiten sammelt er Kraft für den nächsten Sturm. Der andere wird nervös, er verliert die Nerven, wenn der Sturm kommt. Und wieder ein anderer hat solche Angst, daß er aus lauter Furcht sein Schiffchen überhaupt nicht lenkt, sondern er läßt es treiben im Sturm des Lebens–und damit ge-winnt er gar nichts. Nun, ihr werdet euch schon denken können: diese atmosphärischen Störungen, diese Gewitter, diese Unwetter, es sind die Prüfungen des Lebens, es sind die Wolken, die sich so zusammenballen können. Und der Mensch, der geistig schon etwas ge-schult und feinfühliger ist, er kann genau hinausfühlen, wie nun diese Zeit mit seinem Le-bensschiffchen bestellt ist.
So möchte ich über diese Prüfungen sprechen. Es gibt kaum unter einer Menschengruppe, sei es in einer Familie, sei es sonst wo mehrere Menschen zusammen sind, nicht zumindest einen Menschengeist, der in seiner Entwicklung noch so tief steht, daß er ein Spielball der Mächte der Finsternis ist. Deshalb muß ein solcher Mensch keineswegs immer schlecht sein, nein, es genügt oft, daß er gewisse geistige Gesetze für sich nicht anerkennen will, sie für sich selbst nicht anwendet, oder daß er trotz gewisser auch sehr guter Eigenschaften die Selbstehrlichkeit keinesfalls pflegen will. Das genügt schon, um ein Spielball der Mäch-te der Finsternis zu sein. Und die düstere Welt nimmt das Material aus diesen Strömun-gen, diesen Mangel an Überwindung und Selbsterkenntnis, aus all diesen Formen, die sich ergeben, wenn der Mensch die Göttlichen Gesetzmäßigkeiten nicht befolgt. Dieses Material gleicht Fäden, feinen strahlenartigen Fäden–in diesem Fall in düsteren Farben und Sub-stanzen–mit denen gesponnen und geknotet und verwirrt wird, bis sich eine solche Zu-sammenballung ergeben hat, daß man es nur mehr mit den größten Schwierigkeiten ent-wirren kann. Doch nicht nur jener eine Mensch liefert dieses Material für die Verwir-rungen, sondern auch all die anderen beteiligten Menschen in dieser Gruppe steuern das ihrige dazu bei, entstammend aus ihren eigenen Fehlern und Schwächen und wo immer sie die Gesetzmäßigkeiten nicht befolgen. Es ist weiteres Garn, womit gesponnen wird, bis die Wahrheit selbst für die schon sehenderen Menschen nicht mehr ersichtlich ist, jeden-falls nicht auf den ersten Blick–und oft braucht es viele Mühe, um diese Wahrheit in solch einer Situation überhaupt finden zu können.
Für den geistig höherstrebenden Menschen ist es oft unendlich schwer zu wissen, wie er sich in solchen Prüfungen zu verhalten hat, denn das Düstere weiß ja wohl aus der Lüge Wahrheit, aus der Wahrheit Lüge, aus dem Guten Schlechtes, aus dem Schlechten Gutes zu machen. Und so wird der Mensch verwirrt, er, der doch eigentlich recht sein möchte. Er weiß nicht mehr, wie er richtig handeln soll. Und oft, seinerselbst unbewußt, spielen seine eigenen, inneren, unbewußten, kranken Strömungen mit dazu, nicht nur um die Situation dieser Prüfung weiter zu verdüstern, sondern es ist ihm auch unmöglich, ein klares Bild zu erhalten und so zu wissen, wie er sich verhalten soll. Daher ist es notwendig, um diese dunklen Wolken zu zerteilen und die Wahrheit zu erkennen, daß er sich im Geistigen schult und die eigene Entwicklung in richtiger Weise seiner entsprechenden Stufe gemäß das Ma-ximum vornimmt. Denn wenn das nicht der Fall ist, wird auch er unwissenderweise, wie-der in anderer Art, ein Spielball der düsteren Mächte werden, und sein Lebensschiffchen wird im Sturme herumgetrieben, und er kann es selbst nicht mehr steuern oder so gut steuern, als es sonst möglich wäre. Und er kann auch diese schweren Wolken, selbständig nicht zerteilen, um die Wahrheit zu sehen, was der Kern der Sache eigentlich ist, und in-wiefern er selbst etwas tun oder lassen könnte, um geistig beizusteuern im Guten. Er kann dies nur, wenn er eben jene Wege geht, wenn er die Disziplin lernt, zu jeder Zeit in die Stille zu gehen–gerade wenn es am schwersten, am stürmischsten ist–mit Gott und seiner Gei-sterwelt selbst in Verbindung zu kommen, die Inspirationen der Wahrheit aufzunehmen und sich selbst mit all seinen Fehlern, alle Widerstände besiegend, zu beobachten.
Die geistigen Gesetze können oder sollten in drei verschiedenen Schichten gelebt werden. Je höher die Entwicklung, desto vertiefter die Geschichte: 1.) in der Tat, im Handeln, 2.) in den Gedanken und 3.) in den Gefühlen. Am schwersten ist dies bei den Gefühlen durchzu-führen, es ist die höchste Stufe, da erstens die Gefühle zuerst zu einem Großteil unbewußt sind, und es braucht Arbeit, Wille und Geduld, all diese Gefühle ins Bewußtsein zu bringen. Und ferner kann man die Gefühle nicht sofort und so indirekt kontrollieren wie das Han-deln oder das Denken, sondern nur durch langwierige geistige Arbeit, Selbstanalysen, die Einverleibung der geistigen Gesetze, bis sich die Gefühle nur langsam zu wandeln begin-nen können.
Je weniger der Mensch entwickelt ist, desto oberflächlicher wird er die geistigen Gesetze nur befolgen können. So gab Euch Gott zuerst die 10 Gebote. Dabei handelt es sich um das Tun des Menschen. „Du sollst nicht stehlen, Du sollst nicht lügen" usw. Für die allgemeine Menschheit der damaligen Zeit war dies schon viel. Und auch für eine gewisse Gruppe der heutigen Menschheit–eben die noch aus den tieferen Sphären inkarniert sind. Das näch-ste ist, daß der Mensch seine Gedanken pflegt. So handelt der Mensch wohl schon oftmals richtig, aber seine Gedanken laufen noch ganz anders. Er handelt richtig, weil er begreift, daß er ihn sonst in Konflikt mit der Unwelt bringt, aber es fällt ihm noch schwer, die Ge-danken zu kontrollieren, und er wünscht oft Dinge, die nicht mit den Göttlichen Gesetzen übereinstimmen. Aber er hat da eben noch nicht verstanden, daß ihn die unreinen Gedan-ken und Gefühle in ebensolchen Konflikt mit sich selbst bringen müssen, weil doch alle Ge-danken und Gefühle geistige Form und Substanz haben und so ihre Konsequenzen und Kettenreaktionen mit sich bringen, auch wenn er ihre Folgen nicht sofort übersehen kann. Zu dieser Übersicht braucht es auch schon ein geistiges Sehen, das nur durch die Entwick-Gebo-te die Lehre, daß ihr auch in Gedanken sündigen könnt. Zu dieser Zeit fing die allgemeine Menschheit bereits an, für diese Erweiterung und Vertiefung reif zu werden.–Und heute beginnt die allgemeine Menschheit für eine weitere Vertiefung und Erweiterung aufnah-mefähig zu werden.
Der Mensch, der auf der Mittelstufe steht, daß es für ihn vielleicht schon das schwerste ist, seine Gedanken zu pflegen, sie zu reinigen, hat schon viel denjenigen Menschen voraus, die das Einhalten der Gesetze nur bis zum Handeln gebracht haben. Aber meine lieben Freunde, ihr müßt noch tiefer greifen lernen und an eure wahren Gefühle herankommen, an das was so oft im Unbewußten bleibt, worüber man sich so gerne und oft und leicht Mäntelchen und Vorwände schaffen kann, sich selbst täuscht, um der wahren Gefühle sich nicht klar werden zu müssen. Doch diese Selbsttäuschung muß den Menschen unwiderruf-lich in Konflikt mit sich selbst und oft auch mit der Umwelt bringen, auch wenn er die wah-re Wurzel dieser Konflikte nicht erkennen will. Es ist ja schon schwer genug, diese Gedan-ken so zu reinigen, und wer sich mit Mühe zu dieser Stufe emporgebracht hat–und jede dieser Stufen kann nur mit größter Mühe und Überwindung erreicht werden, es kommt niemals von selbst–daher ist es dem Menschen dann um so schwerer, erkennen zu müs-sen, daß seine Gefühle hier und da noch sehr von seinen Gedanken und seinem Wollen ab-weichen. Aber gerade diese Überwindung verlange eben Gott von jedem. Diese letze Stufe und Vertiefung ist freilich am schwersten zu erlangen, das ist das Ziel, auf das ihr alle zu-strebt, es ist die wahre Läuterung. Wer seine inneren Gefühle ins Bewußtsein heben kann und bereit ist zu erkennen, daß diese Gefühle nicht immer parallel mit dem laufen, was er gedanklich als richtig erkannt hat, der hat schon viel, viel erreicht. Nur wer dies ständig tut und darin Meister wird, kann nicht nur auf die eigene Wahrheit in sich selbst dringen, son-dern er wird in einer Prüfung, in einer schweren Situation, all diese dunklen Wolkenwände durchbrechen können und den wahren Kern dahinter finden, um diesen Knäuel, Knötchen für Knötchen, aufzulösen. Denn nur wer sich selbst so mutig immer wieder erkennt und begegnet, wobei Eitelkeit ein nicht überwindbares Hindernis ist, kann erst die wahre Sicht für den Nächsten und eine äußere Situation gewinnen.
Wer sich selbst gegenüber blind ist, muß es auch anderen gegenüber sein.
Auch diese Knoten und Knäuel sind geistige Formen, meine Lieben, sie sind eine Realität, die wir immer wieder bei all diesen verschiedenenen Menschengruppen beobachten kön-nen. Überall ist so ein Knäuel, das eben aus diesen verschiedenen Garnen und Fäden von den düsteren Mächten gesponnen wird, jeder liefert das Seine und oft ist speziell ein Mensch da, der besonders viel dazu beiträgt, um diese Verknäuelungen zu errichten und mehr und mehr zu verwirren. Wenn aber nur ein Mensch in solch einer Gruppe ist, der diesen geistigen, direktesten Höhenweg geht, der sich selbst wahrlich erkennt, täglich aufs Neue, Ihm wird es gelingen–auch wieder nicht von heute auf morgen–aber langsam, langsam, einen Knoten nach dem anderen zu lösen, bis keiner mehr da ist und bis alles klar zutage tritt und sich so dieser eine schwache Mensch auch selbst nichts mehr vorma-chen kann, was ihm ja selbst am schädlichsten sein muß und wodurch er sich immer ir-gendwie belasten muß. Freilich wird sich zunächst dieser Mensch dagegen wehren, denn diese Verwirrungen nähren sein niederes Selbst, das den Weg des geringsten Widerstan-des, der Eitelkeit, der Selbsttäuschung vorzieht und oft gerade in der Disharmonie auflebt.
Doch auf die Dauer wird sich auch dieser Schwache befreit fühlen müssen, wenn diese Wolken aus seinem Leben verschwinden, so sehr er sich zunächst auch an sie zu klammern versucht. Und erst wenn die klare Wahrheit einer bisher unklaren Situation aufliegt, wird keine Frage mehr bestehen, wie man sich richtig verhält, wann das Gerechte, das Richtige zu tun ist.
Jeder kennt sich selbst genug–oder sollte soweit kommen, um sich so gut zu kennen–um sich fragen zu können, „Was bin ich imstande zu tun, um im Heilsplan Gottes mitwirken zu können? Für viele ist eine Aufgabe, in dem Sinn, daß sie in irgendeiner Form an die Öf-fentlichkeit treten, gar nicht gegeben. Aber im Kleinen, für euch selbst, kann und soll doch jeder beginnen zu erfüllen. Denn jeder hat seine Aufgabe im Heilsplan, auch der Schwäch-ste, bei ihm genügt es vielleicht schon und bedeutet es das Maximum der Überwindung, einen gewissen Fehler abzulegen, etwas mit einem bestimmten Mitmenschen, mit dem er zusammen inkarniert wude, gutzumachen, sein Handeln den Gesetzen Gottes anzupassen und den niedersten Instinkten nicht freien Lauf zu lassen. Bei andern wird mehr verlangt, bei jedem das, was ihm am schwersten fällt, wozu es am meisten Überwindung bedarf. Und bei jedem die Selbstläuterung und Höherentwicklung, seiner Stufe und Kraft entspre-chend. Bei den schon höher Entwickelten verbindet sich dann automatisch mit dieser Selbstläuterung, daß er dadurch Knoten in seiner Umgebung auflöst, verwirrte Situatio-nen entwirrt usw. Damit macht er oft etwas ganz bestimmtes gut, wofür er gezeichnet wurde, und damit wirkt er auch mit im Heilsplan Gottes, wo jedes Mitwirken doch so zählt! Und dann können sich auch weitere Aufgaben finden. Ihr Menschen wollt alle glück-lich sein, freilich, das verstehen wir wohl. Wäre diese Sehnsucht nach Glück und Vollkom-menheit nicht in der Seele des Menschen, gäbe es ja keine Höherentwicklung. Aber wie we-nige denken, „Was kann ich geben? Was kann ich beitragen für den Heilsplan Gottes?
Ihr verlangt immer nur, vielleicht nicht indem ihr direkt im Gebet um dieses und jenes an Er-füllung und Glück bittet, aber in eurem Wollen, in eurem Fühlen, sogar oft in eurem Den-ken. Ihr wollt das Beste für euch und seid unglücklich über das Schwere des Lebens. Aber ihr habt einmal Gott gefragt: „Was kann ich für dich tun?" Denn wer das Glück für sich selbst als Endziel beansprucht (was ja meistens getan wird, doch ohne sich direkt darüber im klaren zu sein), der bricht den lebendigen Kreislauf, dem alles Geistige ja unterliegt. Und in dem Moment, wo der Kreislauf gebrochen wird, muß er auch tot sein. Selbst wenn euch die Erfüllung eines Wunsches gegeben wird, wenn das Gute, das ihr daraus erhaltet, das Endziel selbst findet, ist es nichts, das sich lebendig weitererhält und daher euch auch nicht auf die Dauer beglücken kann. Nur wer den Kreislauf lebendig erhält, indem er stän-dig bewußt von dem Menschen beseelt ist, danach handelt und fühlt, das was er bekommt an Hilfe und Gnade, an Glück und Erfüllung, an Eingreifen und Führung, geistig zu verwer-ten und in den Dienst des Heilplanes zu stellen, wird auch das eigene ständige und leben-dige Glück erhalten können. Dazu kann und soll man sich dahingehend von Gott führen lassen. Ein Mensch, der so handelt, ist wahrlich eingereiht in die Göttliche Ordnung und sein Glück wird ihm nie verflachen, verdorren und absterben, sondern immer in Bewe-gung, sich selbst ständig erneuernd und lebendig bleiben. Auch ist nur ein Mensch mit solch einer Einstellung würdig für besondere Hilfe und Eingreifen.–Ja, meine Lieben, diese Idee kommt wenigen Menschen. Sie gehen zu Gott und wollen und beanspruchen, aber sie wollen nichts hergeben für die Göttliche Welt, für diesen Kampf, der doch so wichtig ist. Ihr alle könnt darüber nachdenken. Wer in dieser Weise zu Gott geht, dem kann auch oftmals viel mehr Licht und Hilfe gegeben werden, diese Knäuel zu entwirren und die Kraft zu er-halten, sein Lebensschiffchen auch im Sturm richtig zu lenken, auf daß er gestärkt und er-leuchtet aus dieser Zeit hervorgeht, wie es auch sein sollte.
Und nun möchte ich noch kurz über ein weiteres Thema sprechen, bevor ich mich euren Fragen zuwende: Oftmals wenn ein Mensch zu solch einer Verbindung zur geistigen Welt kommt, will er die Geister oder diese Verbindung in unrichtiger Weise auf die Probe stel-len. Freilich soll der Mensch die Geister prüfen, ich sprach ja schon des öfteren darüber, wie dies geschehen muß, und daß man vor allem dazu sich die Mühe nehmen muß–und die Zeit–sich mit diesen Gebiet vertraut zu machen, denn man kann nicht prüfen, von dem man nichts oder zu wenig versteht, besonders nicht ein so kompliziertes Gebiet wie dieses. Auch sagte ich, daß man die Geister offen prüfen muß und nicht durch Tricks und Fangfragen. Dies sind feststehende Gesetzmäßigkeiten auf diesem Gebiet, die euch auch unbedingt einleuchten müssen, wenn ihr wirklich darüber nachdenkt. Aber der Mensch denkt eben oft nicht tiefgehend genug und kommt mit einer unrichtigen Einstellung an dieses Gebiet heran. So müssen wir oft erkennen, daß Menschen hierherkommen und sich etwas bestimmtes denken. Dann sagen sie sich: „Wenn es sich wirklich um Geister handelt, dann wird man auch mir diese Frage beantworten können, wenn ich sie nicht laut stelle", oder ähnliches. Oft geschieht dies nicht aus einer Diskretion heraus, weil man sich vor an-deren nicht eröffnen möchte, sondern es soll tatsächlich eine Probe sein. Oh, es wird oft Menschen etwas beantwortet, das sie nicht laut aussprechen, aber niemals wenn man auf diese Weise die Existenz der Geister und ihre Verbindung zu den Menschen erproben will. Nein, meine Lieben, so läßt sich die Geisterwelt Gottes nicht prüfen. Nicht das ist wirkliche Prüfung (ich habe euch viele Hinweise gegeben, wie dies geschehen soll!), denn wenn es sich z.B. um eine Verbindung zu düsteren Mächten handeln sollte, könnte es ja wohl mög-lich sein, daß solch eine stumme Frage beantwortet wird, um den Menschen einzufangen und in ihre Netze zu bekommen. Erzwingen läßt sich auch die Göttliche Welt nicht, Beweise zu geben. Sie gibt die Beweise reich, viel mehr als der Mensch benötigt, doch erst wenn der Mensch sich durch seine eigene Überwindung oder andersartig dafür würdig erwiesen hat. Und einige Freunde werden bestätigen können, daß sie mehr erhalten, als sie brau-chen, aber die Geisterwelt Gottes entscheidet, wem Beweise gegeben werden sollen, wann und auf welche Art. Und wer nur aus Unwissenheit so reagiert, aber sonst die Bedingun-gen erfüllt hat, um Beweise zu erhalten, dem wird zwar auch nicht auf solch einen Trick dieser gewünschte Beweis gegeben, sondern auf eine andere Art, vielleicht etwas später und so, wie er es am wenigsten erwartet, aber genauso beweisend! Auch sollt ihr verste-hen, daß solch eine Verbindung das größte Geschenk ist, das einem Menschen gegeben werden kann. Nicht er macht Gott eine Gnade, diese Verbindung zu pflegen, sondern Gott gibt dem Menschen diese Gnade. Und der Mensch muß immer seinerseits den ersten Schritt tun, in jeder Teilphase jeweils neu, und dann kann man ihm wieder entsprechend geben, an Hilfe, Inspiration, Kraft–und auch an Beweisen, die seinen Glauben und sein Vertrauen stärken. Doch auch hier muß der Mensch demütig sein und abwarten können und sich Gott unterstellen. Sich auch immer wieder selbst die Frage stellen, ob er denn schon würdig ist, einen Beweis oder etwa einen neuerlichen Beweis zu erhalten. Denn mit diesen Beweisen hat es oft die Bewandtnis, daß sie nach einiger Zeit vergessen werden, daß sie sozusagen verschwinden, sich auflösen in ihrer Form. Erst wenn die innere Er-kenntnis so gestärkt ist, durch die eigene Entwicklung, wird dies nicht mehr der Fall sein, und der Mensch braucht nicht mehr ständig neue „Beweise".
Ich möchte euch bitten, über all meine Worte heute gut nachzudenken. Für jeden Einzel--nen enthält es viel, das ihm nützlich sein wird. Und nun bin ich für eure Fragen bereit."
Barbara: Man dürfte eigentlich Gott nie darum bitten, daß er einem einen Wunsch erfüllt, sondern man müßte sagen: „Schicke Du mir, was richtig ist für meine geistige Entwicklung, gib mir die Kraft, auch Dir dienlich zu sein." Man sollte eigentlich nie spezifische Wünsche haben.
Antwort: „Es kommt ganz darauf an, was diese spezifischen Wünsche sind. Ihr könnt diese spezifischen Wünsche haben, z.B. indem ihr um Erkenntnis bittet, um die Kraft, den geisti-gen Weg zu gehen, die Kraft, euer Leben richtig zu leben, das sind auch spezifische Wün-sche. Oder daß ihr lernt, euch zu öffnen oder Fehler zu überwinden. Oder Widerstände bei der Selbsterkenntnis, die damit verbundene Eitelkeit zu überwinden. Ihr könnt um die Selbstherrlichkeit, die wahre Sicht für euch selbst und eure Nächsten bitten. Ihr könnt auch um Hilfe bitten, eure unbewußten Gefühlsströmungen bewußt zu machen. Ihr sollt um die nötige Willenskraft bitten, diesen Weg zu gehen, ihr sollt um die Erkenntnis des Göttlichen Willens in allen Dingen des Lebens bitten und um entsprechende Führung, und um die Sprache und die Zeichen Gottes verstehen zu können. All das sind auch spezifische Wün-sche. Aber es genügt eben nicht, nur zu beten, sondern ihr müßt dann eben auch wirklich offen sein, eure ganze innere Aufmerksamkeit muß auf die Antwort Gottes auf eure Gebe-te gerichtet sein, und damit könnt ihr auch alle irdischen Probleme lösen, meine Freunde, doch nur damit. Anders werdet ihr sie nie lösen können und immer nur in ähnliche und ähnliche Situationen wiederum hineinkommen, bis ihr lernt, den Kern in eurer eigenen geistigen Entwicklung zu sehen. Und dann sollt ihr eben auch beten: „Vater, zeig Du mir, wie ich Dir dienen kann. So soll gebebet werden. (Barbara: Da habe ich noch einiges zu lernen). Ja, meine liebe, liebe Seele, alle habt ihr da viel zu lernen, ihr alle!
Dr. Fiala: Ich möchte fragen, ob im Allgemeinen durch den Tod die Verbindung von Men-schen, die einander sehr nahestehen, so z.B. Eltern und Kinder, Freunde, Ehegatten, ob durch den Tod also diese Verbindung als abgeschnitten zu betrachten ist, oder ob Hoff-nung besteht, daß diese Menschen oder Wesen sich in einer anderen Welt wieder zusam-menfinden?
Antwort: „Selbstverständlich, selbstverständlich! Keineswegs ist diese Verbindung abge-schnitten. Es mag unter bestimmten Umständen der Fall sein, daß die Verbindung für einige Zeit unterbrochen ist, nicht nur, meine ich, für die Zeit, da ein Teil noch auf Erden weilt, sondern vielleicht sogar noch einige Zeit in der geistigen Welt. Vielleicht weil von ei-nem noch gewisse Stufen erreicht, gewisse Bedingungen erfüllt werden müssen, weil eines der beiden noch nicht in der gleichen Sphäre ist. Aber das ist nur vorübergehend. Die Zeit zählt bei uns ja nicht so wie bei euch. Und wo das Band der Liebe besteht, ist es nicht zu lö-sen, denn das sind die geistigen Formen, die tatsächlich unvergänglich sind. Nur eure irdi-schen Dinge vergehen, aber nichts ist so stark und unvergänglich als ein Band der Liebe, es vergeht nicht, und so ist es real da, so daß diese Seelen wieder zusammengeführt wer-den und sich in der Liebe wieder vereinen."
Dr. Fiala: Die Frage ist, ob das Bewußtsein, das was man consciousness nennt, auf beiden Seiten vorhanden ist, ich meine bei den Menschen und bei den Geistern, aber wahrschein-lich bei den Menschen weniger?
Antwort: „Hier kann ich dir nicht sagen, es ist so oder so, denn es kommt ganz auf die Ent-wicklungsstufe an. Es gibt Geistwesen, die noch in der Tiefe sind, deren Bewußtseinsgrad ist ein weitaus geringerer als der des Durchschnittsmenschen. Aber die Geister, die schon in die Göttliche Ordnung eingereiht sind, haben einen viel höheren Bewußtseinsgrad als den der meisten Menschen. Und ich möchte auch sagen: Ein Mensch wie etwa einer aus eurer Gruppe, der nun in die geistige Welt kommt, in dem Moment wo er die Materie des Körpers hinter sich gelassen hat, ist automatisch das Bewußtsein gehobener als zuvor. Vie-les, das bei euch nur im Unterbewußtsein ist, ist aber in dem Moment, wo der Körper ab-gelegt ist, ich möchte nicht sagen, immer restlos und 100% bewußt–es kommt dann aber auf die Entwicklungsstufe an–aber jedenfalls bewußter als mit der Schwere der Materie behaftet. Daher werdet ihr auch besser verstehen, wie wichtig die Bewußtmachung des Unbewußten ist, damit dann nicht „unangenehme Überraschungen" zutage treten, wenn ich so sagen darf. Gerade darin hast du einen sehr wichtigen Punkt berührt, denn der Grad des Bewußtseins ist ja eigentlich der Gradmesser der Entwicklung. Eine Pflanze ist doch gewiß weniger bewußt als ein Tier, ein Tier weniger als ein Mensch. Und je höher ent-wickelt der Mensch ist, desto bessere Rechenschaft kann er sich über seine Gefühle geben, daher lebt er tatsächlich, im wahrsten Sinne des Wortes auch „bewußter und nicht nur so gefühlsmäßig dahin.
Dr. Fiala: Aber es kann natürlich vorkommen, daß bei einem noch tieferstehenden Men-schen gerade Liebe sehr stark ausgeprägt ist, verhältnismäßig stärker als anderes. Wird dann solch ein Geist in der Weise bestraft, daß er auf das Zusammentreffen mit dem ge-liebten Wesen warten muß, weil in anderer Beziehung die Entwicklung noch zurücksteht?
Antwort: „Oh nein, so ist es nicht. Es ist schwer, dir in kurzen Worten darauf zu antworten, aber ich werde versuchen, es dir so klar als möglich zu machen. Ich habe ja schon öfters gesagt, ein Wesen kann in verschiedener Beziehung verschieden hoch entwickelt sein. Nur die höchsten sind harmonisch gleich entwickelt. Dies ist ja Teil der Disharmonie im Men-schen, die diese Entwicklung nötig macht. In der geistigen Welt geschieht die Beurteilung ganz genau, es ist wie eine Gleichung, die unbedingt aufgehen muß, es wird alles in Be-tracht gezogen und dementsprechend wird genau das gegeben, was nötig ist. Strafe ist da überhaupt nicht das richtige Wort, sondern es muß das geschehen, was sich sozusagen von selbst gesetzmäßig ergibt, und das muß dann das Richtige sein, weil die Gesetze feh-lerlos geschaffen wurden. Es muß sich dann auch unbedingt so fügen, daß sich das gleich-zeitig auch für andere Beteiligte, für ihre eigene fehlende Entwicklung so am besten aus-wirken muß, daß es übereinstimmt. Das ist eben die Gleichung, die aufgeht. Es ist immer noch genug Spielraum vorhanden, daß alles in Betracht gezogen werden kann. Man kann aber nie sagen, es ist so oder so, bei allen gleich, jeder Fall ist anders.–Wenn nun z. B. die Liebe wirklich da ist, dann ist das schon sehr viel und macht vieles andere wett. Vielleicht sogar soweit, daß effektiv im Gesamtüberblick die Entwicklung nicht einmal zurücksteht diesem anderen Wesen gegenüber, das vielleicht intellektuell voraus ist, dem aber die Lie-be noch fehlt. Vorausgesetzt natürlich, die Liebe ist wirklich rein. Aber meistens ist es ja so, daß die Liebe nicht wirklich rein und echt ist, solange die Entwicklung sonst sehr zurück-steht, weil die unreinen Strömungen der anderen Aspekte die Liebe verunreinigen. Es ist in solchen Fällen dann wohl richtiger zu sagen, die Liebesfähigkeit wäre da, sie kann sich aber noch nicht richtig auswirken, sie ist egoistisch, auf das Selbst abgezielt oder in sonst einer Weise krank.–Und wenn es für die eine oder für beide Seelen tatsächlich besser ist, vorübergehend nicht zusammenzukommen in der geistigen Welt, darin ist es ja nur für ei-ne gewisse Zeit, wenn ich dieses Wort benützen kann, und wird nicht als Strafe aufgefaßt, denn wenn die geistige Sicht nur einigermaßen schon vorhanden ist, dann wird all das Nötige auch ganz verständlich sein für beide Beteiligten. Sie werden verstehen, daß es für sie selbst am besten ist. Und es wird in ungemein großer Gnade so geführt werden, daß wenigstens in gewissen Zeiten diese Wesen zusammenkommen können. Sie sind also mei-stens, wenn nicht eine spezielle Belastung vorliegt, die gerade damit zu tun hat, zeitweise beisammen und nicht ganz voneinander abgeschnitten, bis dann die Zeit da ist, daß die Vereinigung auf längere Zeit stattfinden kann, um etwa gemeinsam im Heilsplan zu die-nen."
Barbara: Du hast schon teilweise auf meine Frage in deinem Vortrag geantwortet. Nun möchte ich aber hier noch fragen: Es heißt doch, „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst." Wenn z. B. ein Familienmitglied von einen anderen einfach nicht geliebt werden kann, weil es einem das so schwer macht, so ist es doch sicherlich eben nicht richtig, es zu hassen, oder es auch nur sozusagen nicht zu mögen. Andererseits lernen wir aber, daß wir uns aber über unsere Gefühle nichts vormachen sollen, daß wir seelisch krank werden, dies zu tun und uns in Wahrheit begegnen lernen. Wie verhält man sich in diesem Konflikt?
Antwort: „Hier verhält es sich so: Wenn der Mensch sich in diesem Konflikt befindet und er auf diesem Weg der Selbsterkenntnis dahinterkommt, daß er tatsächlich in Wirklichkeit ei-nen Mitmenschen gar nicht liebt, daß er sich dies nur eingeredet hat, aus seinem Gewissen heraus, sein Gefühl kann aber da wirklich noch nicht mit, so soll er sich folgendes klar ma-chen: Durch den Schein gewinnt er nichts, durch sich etwas vormachen kann er niemals die echte Liebe fühlen lernen, denn die Gefühle, auch wenn sie noch so unbekannt schlum-mern, haben genauso ihre Form und ihre Substanz, die ihre Wirkung ausüben. Und Liebe läßt sich niemals erzwingen, je mehr er sich durch Zwang dazu bringen möchte, desto we-niger wird es ihm gelingen. Daher muß er zuerst die Wahrheit aufdecken, auch wenn sie noch so unangenehm ist, auch wenn es im Moment noch so ein großer Schock ist, darauf-zukommen, daß man einen Mitmenschen in Wirklichkeit überhaupt nicht liebt, auch wenn man es sich durch Selbsttäuschung eingeredet hat. Die Wahrheit ist das Fundament für al-les, alles. Auf der Lüge kann nichts aufgebaut werden, und eine solche Selbsttäuschung ist ein Aufbauen in Lüge! Das ist der erste Schritt. Selbst wenn tatsächlich Haß in der Seele zum Vorschein kommt, ihr müßt zuerst die Wahrheit aufbauen, bevor ihr zum Ziel der Lie-be gelangen wollt. Alle Vowände, alle Masken, alle Deckmäntel, alles Falsche, auch wenn es einem im Moment noch so wohl zu tun scheint, weil man sich damit etwas gütig und liebevoll dünkt, es muß eisern abgerissen werden! Mit Mut und Ehrlichkeit muß alles fal-sche hinweg. Es ist gefährlichstes Unkraut, auf dem die Frucht der echten Liebe niemals blühen kann. Man muß also zuerst begutachten und akzeptieren, was nun einmal vorder-hand tatsächlich in einem ist. Der Wille ist ja gut beim Menschen, wenn er überhaupt so-weit kommt, der Wahrheit in seiner Quelle so nahezukommen. Daher wird ihm auch der weitere Schritt zur Erlangung der Liebe gelingen, doch erst muß dieser erste und funda-mentale Schritt getan werden. Ihr sollt keine Angst haben, dieser Wahrheit zu begegnen. Selbst wenn ihr auf die niedersten Gefühle kommt, so könnt ihr ja eure Taten kontrollie-ren. Und um die Gefühle kontrollieren und lenken zu können, muß man sich eben zu aller-erst darüber im klaren sein, was diese wirklich sind. Wenn nun einmal der fruchtbare Bo-den der Wahrheit geschaffen wurde–und du bist heute noch nicht ganz soweit, du mußt dich noch weiter mit dieser Wahrheit abfinden lernen–dann kommt der nächste Schritt. Da will ich heute nur sagen, einerseits sollt ihr um die Gnade der Liebe beten, denn dies ist ja euch eine Gnade. Desweiteren werdet ihr durch die Kraft, die ihr durch diese Selbster-kenntnis in euch erzeugt, eure weitere Entwicklung so fördern, daß die wahre Sicht für den andern unwillkürlich wachsen wird. Ihr werdet dann den ganzen Menschen sehen, wie Gott ihn erschaffen hat, in seiner Wahrheit, sein niedriges Selbst ohne Angst erkennen. Denn was oft geschieht, ist die Augen schließen für das niedrige Selbst für den anderen, aus Angst, ihn dann nicht lieben zu können–und das gelingt eben nicht wirklich, es sickert ja doch etwas ein. Und bewußt werdet ihr dann also das niedrige Selbst tolerieren und mehr und mehr von dem höheren Selbst des anderen, auch wenn es noch so sehr hinter der Kruste seines niedrigen Selbst verdeckt ist, erst nur ahnen und dann deutlicher sehen. Mit dieser Gesamtsicht des anderen wird auch die wahre Liebe mit der Zeit erblühen kön-nen. Also euer Blickfeld wird sich erweitern, ihr werdet das niedrige Selbst vom höheren Selbst des nächsten immer besser unterscheiden können und so wahrlich, echt, auf seinem höheren Selbst aufbauen, was aber nicht heißt, blind für sein niedriges Selbst zu sein. Aller etwaiger Haß wird auf das niedrige Selbst gerichtet sein, wissend, daß es ja nicht das wirk-liche, echte Wesen des anderen ist, und so wird langsam von einem Übergangsstadium ins andere gegangen werden auf diesem Weg. Aber ihr könnt den anderen nur in der Weise erkennen, als ihr euch selbst immer besser kennenlernt und euer eigenes niedriges Selbst vom höheren Selbst unterscheiden könnt. Das ist der Vorgang."
Dr. Fiala: Ich möchte dazu noch eine Frage stellen. Es heißt doch, „Du sollst das Gute lie-ben und das Böse hassen." Das kann natürlich in der Beziehung einen Konflikt geben . . . (Barbara sagt, man soll nichts hassen).
Antwort: „Hier möchte ich einiges aufklären. Zuerst möchte ich Dir (Barbara) sagen: Ge-wiß soll der Mensch kein anderes Lebewesen hassen, aber das Böse könnt ihr hassen. Das ist ein großer Unterschied, das Böse zu hassen oder ein Wesen zu hassen. Das beantwortet auch gleichzeitig deine Frage, denn wenn ihr das immer auseinanderzuhalten versucht, wird darin kein Konflikt mehr sein. Ihr sollt euch vorstellen, daß der reine Geistkern in je-dem Menschen ist, auch wenn dieser noch so verdeckt von jener Kruste und noch so schwer ersichtlich ist. In dem Moment, wo ihr es euch so vorstellt, wie es tatsächlich auch ist, daß diese Kruste ja nur ein Fremdkörper ist, die unbedingt eines Tages wieder abfällt und mit dem eigentlichen Wesen, wie es von Gott geschaffen wurde, zu tun hat, wird es viel leichter sein, an dieses Problem vom richtigen Standpunkt heranzutreten. Dies heißt nun freilich nicht, daß es nicht auch Fälle gibt, wo ein Kontakt zu lassen ist, da nur Be-lastung und Disharmonie daraus entstehen kann, aber deshalb muß nicht gehaßt werden. Ihr könnt also wohl diesen Fremdkörper, diese Kruste hassen, also das Böse an ihm, nicht aber ihn selbst. Und wenn die Sicht des Menschen wächst, wird man immer wieder, selbst in den Fällen, wo dies am schwersten scheint, eine Lücke in dieser Kruste finden können, durch die der reine Geistkern durchschimmert, so daß man eine Ahnung bekommt von dem Wesen, wie es einst war, wie es wieder werden wird, und was Gott an ihm liebt. Das ist eure Aufgabe; das eigentliche Wesen des anderen zu finden (wo ein Kontakt nicht ge-brochen werden soll), das wohl liebenswert ist und ihr nur aufgrund eurer eigenen Blind-heit nicht zu erkennen vermögt. Verstehst Du das? (Oh ja.) Darin ist dann kein Konflikt.
Auch dies ist Sache der Erkenntnis und der Entwicklung. Solange ihr meint, daß das Böse genauso Bestandteil des Menschen ist wie das Gute, solange wird es ein Konflikt sein. Wenn ihr euch aber den wahren Sachverhalt, so wie ich es euch jetzt beschrieben habe, bildlich vorstellt, diese Kruste, die abfällt, dieser Fremdkörper, wird es immer leichter wer-den. Es braucht aber Zeit, das zu lernen. Es ist wohl schwer, sich immer daran zu erinnern, besonders wenn man in Ärger ist. Wir Geister sehen ein, wie schwer das für euch Men-schen zu erlernen ist, und man kann es auch nur, wenn man diesen Weg der Selbstent-wicklung geht, von dem ich immer spreche, den ich euch immer wieder zeige. Ihr müßt al-so erst euch selbst wahrlich kennenlernen, dann erst könnt ihr die anderen erkennen. Ihr könnt nicht beim anderen anfangen, es wird euch so nie gelingen. Erst wenn ihr es bei euch selbst könnt, eure eigenen Krusten durchdringt, bei euch selbst genau das niedrige vom höheren Selbst unterscheiden lernt, dann werden euch mit der Zeit auch die Augen für eure Umwelt aufgehen. Aber bei sich selbst muß begonnen werden."
Barbara: Ich bin doch nun in Behandlung (Psychotherapie) und sagte dem Arzt, daß ich nicht einmal eine Mücke töten kann. Auch wenn ich in den Wald gehe, schau ich immer, daß ich auf nichts trete, und ich kann mit Wissen einfach nichts töten. Er sagte, daß dies auch etwas ist, das krankhaft, nicht normal ist, man muß eine Mücke töten können. Kannst du mir sagen, was er damit meinte?
Antwort: „Ich kann dir nicht sagen, was er meinte, ich kann dir nur von meinem Stand-punkt aus sagen, was ich dazu denke. Rein allgemein ist es nicht so arg, wenn solch ein Tierchen getötet wird, solange man es nicht quält. Denn die Entwicklung der Tiere, beson-ders solchen kleinen Getiers, geht dadurch auch rascher vor sich und die Inkarnationen folgen sehr rasch aufeinander.–Was dich persönlich betrifft, so möchte ich erstens sagen, daß du darin ja nicht konsequent bist. Denn wäre dies ein Prinzip, so dürftest du ja kein Fleisch essen." (Ja, aber da töte ich die Tiere nicht selbst). „Aber das ist doch egal. Wenn es aus Liebe, aus Idealismus, aus einem edlen Prinzip geschehen würde, so spielt es doch gar keine Rolle, ob du selbst ein Tier tötest oder andere es töten läßt. So ist doch dein Ego da-rin verwickelt, du willst es nicht sehen, dich graut es, solange aber jemand anderer das Unangenehme auf sich hat, macht es dir nicht nur nichts, sondern du nimmst sogar noch einen Genuß davon. Was dabei in dir ungesund ist, ist 1.) diese Verschrobenheit, über die du dir nicht ganz ehrlich Rechenschaft abgibst! Du machst dir nämlich irgendwie vor, daß dein Nicht-töten-können eines Insekts Güte ist–und das stimmt nicht. Du befindest dich da also auch in einer Art Selbsttäuschung. 2.) Ist es oft lebensnotwendig, daß man auch solch Unangenehmes auf sich nimmt. Wenn du einem gefährlichen Tier begegnest, einem gifti-gen Insekt z. B., dann bist du ja gezwungen, dies zu tun, wenn niemand anderer da ist, der es für dich tut. Wenn der Mensch so vor den unangenehmen Notwendigkeiten des Lebens flieht, so liegt darin eine gewisse Wehleidigkeit, auch etwas Bequemlichkeit–und das ist auch nicht gesund. Auch liegt desweiteren eine gewisse Projektion darin deinerseits: Dir selbst unbewußt projizierst du dich in jenes Tier und hast Angst, zertreten zu werden vom Leben. All das spielt eine Rolle dabei. Ich möchte sagen, daß deine Einstellung bezüglich der Tiere an sich nicht übermäßig wichtig ist, aber es ist ein Spiegelbild, ein Symptom für einige Mißstände in deiner Seele. Ich könnte dir wohl noch einiges darüber sagen, aber es ist hier nicht der Platz, daß ich mich so persönlich mit deiner Seele befasse."
André: Ich möchte fragen: Es leuchtet mir z. B. sehr gut ein, daß der Mensch die geistigenGesetze im Handeln, im Denken und im Fühlen befolgen kann. Aber wie kann ein Mensch überhaupt sich im klaren sein, ob sein Handeln das Richtige ist oder nicht. Persönlich finde ich bestimmt, daß das Handeln aus dem Gefühl, das emotionale Handeln, immer das Richtige ist. Wer kann da Richter sein, was das richtige Handeln ist?
Antwort: „Die Göttliche Welt ist Richter, und jeder in sich selbst kann Richter sein. Zuerst will ich dir sagen, daß du nicht Recht hast, daß das Handeln aus dem Gefühl immer das Richtige ist. Der Mensch hat doch auch sein niedriges Selbst, das genauso Gefühle hat wie das höhere Selbst. Schau, wieviel Morde und Verbrechen aus dem Gefühl, aus den Emotio-nen und nicht aus dem Denken und dem Verstand begangen werden. Und wenn solche Verbrechen verhindert werden, die das niedrige Gefühl des Menschen eingibt, so geschieht es oft gerade aus dem Denken heraus. Freilich, Menschen, die eine gewisse Stufe in ihrer Entwicklung erreicht haben, werden auch aus ihrem niedrigen Selbst heraus keine Verbre-chen begehen, aber auch ihr niedriges Selbst beinhaltet Fehler, Schwächen, Egoismus, Ei-telkeit, den Drang zum Weg des geringsten Widerstandes und alles, was den geistigen Ge-setzen entgegenläuft–und ist daher auch unrichtig im Verhältnis zu diesem Menschen, wie etwa ein Verbrechen eines noch sehr tiefstehenden Menschen. All das ist ja relativ. Freilich kann der Mensch seine niedrigen Instinkte immer irgendwie rationalisieren, oft gar edel scheinende Begründungen finden und sich eben selbst etwas vormachen, aber das ändert nichts an der Sache selbst, denn diese liegt unverändert da im Geistigen, und da gibt es dann keine Täuschung mehr.–Und wie man weiß, was das Richtige zu tun ist, das will ich dir auch erklären: Der Mensch, gerade zum Unterschied zum Tier, hat ja die Möglichkeit, die geistigen Gesetze kennenzulernen, sich darin zu vertiefen, also sein Den-ken, sagen wir, als Brücke zu seinen Gefühlen und Instinkten zu verwenden, die der dann kontrollieren und zu wandeln beginnen kann, wenn er sich seiner geheimsten und ver-stecktesten Gefühle einmal bewußt wird. Freilich, dies braucht Wille, Geduld, unermüdli-ches Forschen und alles Beiseitelegen der Eigenschmeichelei, der Selbsttäuschung, der Wi-derstände. Es muß also von zwei Seiten angepackt werden: Einmal von außen, indem man diese Gesetzmäßigkeiten immer besser kennenlernt, und dafür hat Gott so viele Möglich-keiten gegeben. Jedem der dazu den Willen hat, wird der Weg dafür geebnet werden. Und ein andermal von innen, indem eben diese ständige Selbstprüfung vorgenommen wird, indem der Mensch sich immer wieder für die Erkenntnis und den Göttlichen Willen öffnet und auch das bereit ist anzunehmen, was ihm persönlich am schwersten fällt. Auf diese Art alleine kann man alle seine Probleme lösen und selbst genau Richter sein, was zu tun ist und was nicht. Wenn ihr diesen geistigen Weg geht, wenn ihr jeden Tag die stille Stunde pflegt, dann werdet ihr immer wissen, was ihr zu tun habt, meine lieben Freunde. Das ist ja gerade das, was Gott von jedem verlangt. Kein anderer Mensch kann euch auf dieser Erde richten als ihr selbst, außer es handelt sich um Zivilgesetze, aber darüber sprechen wir jetzt nicht. Wir sprechen über die Probleme des Lebens, dieser Prüfungen, all das wo der Mensch in seinem Leben Entscheidungen zu treffen hat–und da kann nur er selbst sich richten, und nur dann, wenn er diesen Weg geht. Er wird es auch ganz genau wissen, wenn er auf diese Weise zu einem Entschluß gelangt ist, und es wird keine Frage mehr für ihn bestehen, daß er die richtige Antwort gefunden hat, aber um dieses Glück, diesen Frie-den, diese Geborgenheit, diese Sicherheit und diesen festen Boden zu erlangen solch einer Sicherheit, dazu muß der Mensch sich wahrlich erst bemühen, von selbst kommt dies nicht. Beantwortet dir dies deine Frage, verstehst du das alles? (Ja, das leuchtet mir ein.)
Meine Lieben, ich habe euch für heute genug gegeben. Denkt besonders gut nach, was ich euch sagte, jeder kann einen Schlüssel darin finden. Und vergeßt nie, meine lieben, lieben Freunde, wenn Gott euch in dieses Leben hineingesetzt hat und es zuläßt, daß gewisse Pro-bleme, Fügungen und auch Entbehrungen an euch herankommen, oder daß gewisse Wün-sche nicht so rasch erfüllt werden können, als ihr es wünscht, so hat dies einen Grund. Er will, daß ihr noch etwas lernt. Versucht es von dieser Seite anzupacken, und ich kann euch wahrlich versprechen, es wird euch das wunderbare Glück widerfahren, daß ihr die Erkenntnis bekommt, was euer Leben eigentlich im Geistigen meint, was es bezweckt, wo ihr also anpacken sollt. Und stellt eure Dienste Gott zur Verfügung für den Heilsplan. Nie wird Gott von Seinen Kindern mehr verlangen, als sie geben können, nie wird das, was sie geben können, sie in Konflikt mit dem Alltagsleben bringen, ganz im Gegenteil, ihr wer-det euer Alltagsleben nur um so besser erfüllen können. Bittet darum, daß ihr auch herge-ben könnt, und es wird euch mehr beglücken als vielleicht die Erfüllung aller persönlichen Wünsche. Und so gehet hin in Frieden, der Segen Gottes durchdringt euch, seid Kinder Got-tes im wahren Sinne des Wortes. Seid gesegnet, meine Lieben. Gott zum Gruß!
Nr. 2
SITZUNG vom 25. März 1957
ENTSCHEIDUNGEN UND PRÜFUNGEN
„Gott zum Gruß! Ich bringe Euch den Segen Gottes.
Meine lieben Freunde, die Liebe Gottes geht durch diese ganze Schöpfung, sie ist ein leben-diger Kraftstrahl, der sich wieder als ein Kreislauf schließt, wie alles Geistige sich als ein Kreislauf schließen muß. Und alle suchen nach diesem Kraftstrahl, bewußt oder unbewußt. Die Sehnsucht nach dieser Liebe wird den Menschen, sowie auch die Geister, treiben, zie-hen, anspornen und–je nach der Kenntnis des Menschen–wird er diese Sehnsucht verste-hen und danach entsprechend mit seinem Wollen und Denken die Konsequenzen ziehen, oder aber er wird diese Gefühle nicht richtig auslegen und wird in anderer Weise sozusa-gen dieser treibenden Kraft Luft machen und dadurch oft sogar in einen Irrtum geraten, unwissend, was eigentlich der Antrieb, die wirkliche Bedeutung dieser Gefühle, dieses Su-chens und daher oft falschen Findens ist. Wer es aber mit seiner Entwicklung schon so weit gebracht hat, daß er versteht, was diese ihm zunächst unerklärlichen Gefühle der Sehn-sucht sind, der hat schon viel gewonnen, denn er wird auch wissen, in welche Bahnen er diese Gefühlsströmungen zu bringen hat, und daher wird es weniger Irrtümer und Miß-verständnisse über die eigenen Seelenkräfte, die einfach falsch übersetzt werden, geben.
Die Liebe zu Gott, die Sehnsucht nach Gott ist die treibende Kraft in jedem Menschen und selbst diejenigen, die Gott noch nicht gefunden haben oder glauben, sie glauben nicht an Gott, auch bei ihnen sind diese starken Strömungen in der Seele vorhanden. Wer einmal diesen ganzen Umschwung in seiner geistigen Entwicklung erlebt, daß er Gott bewußt er-kennt, der, ich möchte sagen, tritt in ein neues Leben ein. Dies kann sich auch innerhalb ein und derselben Inkarnation abspielen. Wer dieses Tor durchschritten hat, der wird schon in einer lichteren Welt leben, doch es gibt noch viele, viele weitere Tore zu durch-schreiten.
Für die meisten Menschen ist dieses Erdenleben überhaupt unverständlich, sie können den Sinn und Zweck deshalb nicht erkennen, weil sie nur das sehen, was sie mit ihren irdischen Augen umfassen können, und ihr seelisches Auge können sie noch nicht ins Bewußtsein bringen. Daher scheint ihnen alles sinnlos, ihr Leid, ihre Prüfungen, die Einsamkeit und vieles mehr. Erst wer verstanden hat, daß dieses Leben eine Schulklasse von vielen, ein Gliedchen in einer langen Kette ist, wird die Zusammenhänge erst nur erahnen und dann immer vollkommener verstehen, so daß sein Ziel nicht mehr das unmittelbare Glück der einzelnen Wunscherfüllungen in dieser Existenz sein wird, sondern sein Ziel wird auf das Gesamt gerichtet sein, wodurch er einerseits die etwaigen Entbehrungen dieser Existenz tragen kann und somit die Prüfungen und Bedingungen erfüllt, in eine höhere Existenz und ein ständiges Glück einzugehen, daß ihm nicht von außen genommen werden kann.
Nun möchte ich über jene Menschengruppe sprechen, die die ersten Tore schon durch-schritten, die diese fundamentalen Wahrheiten schon erkannt hat. Auch bei solchen Men-schen müssen wir oftmals bemerken, daß der Fortschritt nicht so gut weitergeht, wie es möglich wäre. Es hängt ja vom freien Willen jedes Einzelnen ab, wie rasch der Fortschritt erzielt wird. Der eine läßt sich treiben und muß vielleicht, um ein und dasselbe überwinden oder erfüllen zu können, viele, viele Male wieder geboren werden, um immer wieder das-selbe zu erleben. Ein anderer, der diese fundamentalen Wahrheiten erkannt hat, wird auch die Konsequenzen in sich selbst ziehen und sein Zielen und Streben auf seinen gei-stigen Fortschritt lenken, was nun aber keineswegs bedeutet, sich von den irdischen Pro-blemen zurückzuziehen, ganz im Gegenteil! Denn die irdischen und geistigen Probleme sind ja so eng miteinander verbunden, und ein irdisches Problem ist gerade der Ausdruck eines spezifischen geistigen Problems. Der Unterschied ist nur der, daß die Lösung eines Problems von einem anderen Gesichtspunkt aus gesucht wird. Nur wer das Problem gei-stig löst, kann es wahrlich erst irdisch lösen. Doch wie oft sehen wir, daß Menschen wohl dieses und jenes wissen, aber in sich selbst ziehen sie noch nicht die Verbindungslinie. Sie suchen Gott und Erkenntnis doch immer noch irgendwie außen, indem sie etwa ihr äuße-res Wissen vermehren, was an sich wohl gut ist, doch es genügt nicht, es muß ein ständi-ger Ausgleich geschaffen werden, das aufgenommene Wissen muß immer persönlich an-gewendet, verarbeitet und verwertet werden, in sich selbst, damit eine Harmonie zustande kommt. Also zum wirklichen Fortschritt muß von zwei Seiten angepackt werden: Das Wis-sen von außen muß in dem Maß immer neu aufgenommen werden, wie das vorherige bereits verarbeitet und innerlich assimiliert worden ist. Es darf keine Theorie bleiben, es muß zur Praxis werden, die im persönlichen Leben Wurzeln schlägt. Also wohl braucht der Mensch die Erweiterung seines Wissens über die Wahrheit der Schöpfung, die geistigen Gesetzmäßigkeiten usw. Aber es ist nur der eine Teil, es darf damit nicht seine Bewandtnis haben. Ohne den anderen Teil, eben jenes Verarbeiten im eigenen Innern, gibt es keine Harmonie im Fortschritt, keine wirkliche Erfüllung und daher auch eigentlich keinen Fort-schritt als solchen.
Daher muß man sich selbst kennenlernen, ja, man muß sich mit sich selbst befassen, man muß sich prüfen, man muß die Überwindung anstellen, die oft zunächst sehr schwer ist, all das, was so schmeichelhaft ist und was der Mensch sich so gerne vormacht, ablegen, zu revidieren. Bei jedem ist es spezielles, bei jedem anderes, bei vielen ähnliches oder gar glei-ches. Aber wenn wir immer wieder vom geistigen Fortschritt des Menschen sprechen, so ist ja doch damit bei jedem etwas ganz individuelles gemeint. Und ihr, meine Lieben, sollt in euch forschen: „Wo steckt noch etwas in mir, wo ich noch nicht so reagiere, wie es den ein-zelnen Realitäten entspricht, nämlich den geistigen Gesetzen, wenn auch nur noch so in-nerlich? Wo bin ich mir über gewisses in mir selbst noch nicht so wirklich klar?" Diese Selbstprüfungen soll der Mensch unausgesetzt mit sich vornehmen. Dann wird es soweit kommen, das, was an ihm noch nicht stimmt, langsam auszumerzen und dadurch glückli-cher zu werden, aber dazu muß ihm ja erst überhaupt klar werden, wo das Hindernis in ihm denn liegt. Dazu braucht es das Suchen in dieser Richtung, den Willen, den wahrhafti-gen Willen und die Mühe.–Denn wenn euch das Glück in dieser oder jener Beziehung fehlt, könnt ihr gewiß sein, daß dies direkt oder indirekt mit solch einem eigenen, inneren Hin-dernis zu tun hat. Würden euch die Wünsche einfach erfüllt werden, ohne daß die inneren Hindernisse zuerst beseitigt wurden, es würde euch niemals wirklich glücklich machen können, ihr könnt kein dauerhaftes Glück aufbauen, es müßte sich wieder auflösen. Erst wenn die innere Harmonie zustande gekommen ist, wenn das Verhältnis zu Gott wahrlich harmonisch ist, indem seine Gesetze innerlich erfüllt werden, ist die Seele reif für Glück und Harmonie.
Nun fragt sich oft der Mensch, „Ja, ich glaube schon, daß solch eine Verbindung zur Welt Gottes möglich ist, aber was soll es mir? Wozu brauche ich es?" Hier möchte ich sagen, daß solch eine Verbindung jenen einen Teil geben kann, der zur Weiterentwicklung nötig ist, nämlich das Aufnehmen von außen. Ferner gibt sie die Hinweise, Hilfe und Richtungs-andeutung für das Suchen, Finden und Anwenden des äußeren Wissen im Innern, also den zweiten erforderlichen Teil der Entwicklung. Dafür braucht der Mensch immer wieder Er-mutigung, Kraft, Segen, abgesehen von jener ganz konkreten Hilfe, und auch das kann ihm hier gegeben werden. In vereinzelten Fällen gibt es ganz große Menschen, die dieses Wissen haben, zu denen ein Mensch geführt werden kann, aber auch in solchen Fällen, ebenso wie bei einem Medium, wirkt die Gotteswelt, und der betreffende Mensch ist mehr oder weniger ein Werkzeug der Gotteswelt. In dem einen Fall wirkt sie inspirativ, im ande-ren direkter. Aber die Hilfe von außen, so oder so, ist ein wichtiger Bestandteil, ohne den es nicht geht. Sie muß als Material angesehen werden, mit dem ihr dann selbst weiterbau-en müßt, um euer Leben wirklich auf das beste auszunützen und zu verwerten.
Ich habe in meinem letzten Vortrag das Thema kurz berührt, daß der Mensch in seinem Leben Entscheidungen zu treffen hat. Ich wurde gefragt, wie es denn möglich ist, daß ein Mensch immer weiß, was das Richtige zu tun ist. Und darüber möchte ich auch noch spre-chen. Es ist ja gerade das unter anderem, was der Mensch im Leben lernen muß, auch wenn es mitunter schwer scheint. Viele können Entscheidungen wohl äußerlich treffen, manche können es nicht einmal äußerlich, doch sehr viele Menschen können es innerlich nicht, in ihren Gefühlsströmungen, in ihren inneren, gefühlsmäßigen Reaktionen sind sie dazu ganz unfähig und sind sich darüber nicht einmal im klaren, weil all dies zugedeckt wird. Nur wenn sie ihre innersten Beweggründe und Emotionen zu prüfen beginnen wer-den, werden auch sie erkennen müssen, wie es sich diesbezgl. bei ihnen bisher verhalten hat, und daher werden sie erst so beginnen können, auch innerlich Entscheidungen zu treffen. Dieser Mangel des inneren Entscheidens drückt sich gar nicht nur in Problemen aus, die unmittelbar mit Mitmenschen zu tun zu haben scheinen, sondern einfach in sich selbst, in der inneren Einstellung, in den Gefühlen und Reaktionen. Es ist nur hier nicht möglich, euch hier genauer zu zeigen, wie sich dies auswirkt, doch es wird sich noch eine Gelegenheit dafür bieten, daß auch diejenigen Freunde dies besser verstehen, die sich nicht in persönlicher Heilung befinden und daher schon in sich selbst diese Strömungen erkannt haben aufgrund der Hilfe, die ihnen durch diese Verbindung in persönlicherem Maße zuteil wurde. Diejenigen also, die sich vorderhand nicht viel unter diesen Gefühlsent-scheidungen vorstellen können, sollen abwarten, und das Wissen wird auch ihnen mit der Zeit gegeben werden. Ich möchte nun hier weiter über das allgemeine Thema des Ent-scheidenkönnens sprechen.- So ist es oft gerade der Mensch, der wirklich vom Drang nach dem Guten beseelt ist, der wirklich gerecht sein möchte, der davor zurückscheut, etwas zu tun, das Gott nicht gefällig sein könnte, aus Angst, das Falsche zu tun, und so tut er oft gar nichts. Und damit versteht er nicht, daß er auch mit dem Nichtentscheiden entscheidet, denn auch dies muß in irgendeiner Weise seine Auswirkung haben, da ja die Welt und das, was ihr Zeit nennt, nicht stille steht. Es geht alles weiter in diesem Lebensstrome, und was immer ihr tut, was auch das Nichtstun beinhaltet, muß seine Konsequenzen nach sich zie-hen. Und wenn der Mensch vor dem Entscheiden zurückscheut, so bedeutet dies, daß er in seiner eigenen Seele irgendeinen Schlüssel noch nicht gefunden hat. Er lebt da, vielleicht nicht immer bewußt, in einer Angst, er lenkt sein Lebensschiffchen nicht, und so glaubt er und hofft er–auch wieder oft unbewußt–daß Gott oder das Schicksal das Entscheiden ab-nimmt. Wohl kann dies hin und wieder auch der Fall sein, doch im allgemeinen darf die Göttliche Welt nicht eingreifen, weil der Mensch ja gerade dies unter anderem zu lernen hat. Er muß lernen, die Verantwortung seiner Entscheidungen zu tragen. Er muß lernen, die Mühe auf sich zu nehmen, solch eine dunkle, verwirrende, die Wahrheit verdeckende Wolke zu durchbrechen durch seine persönlichen geistigen Bemühungen, durch die zuneh-mende Selbsterkenntnis und Überwindung, durch die allein sein geistiges Sehen gestärkt wird. Nur so kann er das, was in der eigenen Seele liegt, als auch das was außerhalb sei-nerselbst vorgeht, durchschauen. Er muß lernen, eine ganze, wenn auch oft komplizierte Situation zu erwägen mit all dem, was für ihn und andere auf dem Spiel steht. Er muß ler-nen, durch das Lösen solcher ungelösten Probleme das Maximum für seine geistige Ent-wicklung und Läuterung herauszubekommen. Dies alles benötigt das In-die-Hände-pac-ken eines Problems, anstatt ihm auszuweichen, es abzuschieben, Vogel-Strauß-Politik mit ihm zu begehen. Es ist dann ganz etwas anderes, wenn man in solch einer Einstellung zum Schluß kommt, daß man zunächst noch nicht in der Lage ist, eine Entscheidung zu fällen, weil man die richtige Richtlinie noch nicht zu erkennen vermag. Dann soll man Gott um die Erkenntnis bitten und bereit sein, diese aufzunehmen und dann entsprechend zu han-deln, wenn es soweit ist, daß die Erkenntnis aufgrund weiterer persönlicher Bemühungen gegeben werden kann. Also, es ist eine Sache, vor einem Entscheiden zurückzustehen, alles, was damit zusammenhängt, zuzudecken und dieses Problem nicht näher zu beachten, und eine zweite, sich um die Wahrheit zu bemühen und wissentlich vorderhand zu ent-scheiden, noch nicht zu entscheiden, bis man mit dem größten persönlichen Einsatz zu ei-ner richtigen Entscheidung fähig ist, die, wenn sie eben wirklich richtig ist, keinen wie im-mer gearteten Zweifel im Innersten zurücklassen wird und so immer größeren, inneren Frieden und Harmonie der Seele vermitteln wird. Nur so wird man der Kapitän seines Le-bensschiffes. Der Mensch kann die reine Wahrheit einer Situation und die damit verbun-dene, für ihn richtige Handlungsweise herausfinden, doch nur wenn er alle selbstschmei-chelnden Deckmäntelchen ablegt, sowie auch alles was seine Bequemlichkeit, den Weg des geringsten Widerstandes nährt. Erst wer sich so frei gemacht hat, hat die Hindernisse zur Wahrheit beseitigt. Gerade das wird vom Menschen verlangt, und er kann es wohl, aber freilich nicht ohne Mühe und ohne wirklichen Willen und Ausdauer. Und wenn der Mensch durch ein ganzes Leben geht, indem er etwaige Entscheidungen nicht trifft, so bringt dies seine Reaktionen und Kettenreaktionen mit sich und es ergibt sich daraus eine geistige Form, mit der er gezeichnet ist, und es wird im nächsten Leben um so schwerer sein, die-sen Knoten zu lösen und das Entscheidenkönnen zu lernen. Daher sollt ihr, die ihr diese Worte aufnehmt, gut nachdenken. Und sogar von eurem kurzsichtigen menschlichen Standpunkt gereicht euch das Nichtentscheiden zum größten Schaden, nicht nur geistig, sondern auch rein irdisch, ja sogar von eurem eigenen egoistischen Standpunkt aus, wenn ihr nicht ganz so kurzsichtig zu sehen versucht. Ihr selbst müßt euer Glück zimmern, indem ihr die geistigen Gesetze in ihrem vollen Maße befolgen lernt, ohne das gibt es keinen Ge-winn. Gibt es Fragen?"
Frage: Seit frühester Jugend leide ich unter einer Art, nicht direkt Depression, aber ver-minderter Energie und Lebensfreude im Monat März. Auch diesen habe ich es besonders stark empfunden, und zwar empfand ich sehr stark, daß meine Geistfreunde mir nicht na-he waren. Kannst du mir darüber etwas sagen und auch, was es mit den Iden des Märzes für eine Bewandtnis hat, die ja seit Cäsars Tod herrühren, jedenfalls der Begriff?
Antwort: „Zuerst möchte ich sagen, daß jeder Mensch individuell seine Strömungen hat, ihr nennt dies auch planetarisch oder horoskopisch. Es ist ein gewisser Rhythmus, der wohl hie und da, wie es euch scheinen mag, unterbrochen sein kann, doch da ihr ja nur ei-ne sehr mangelhafte Sicht hinter den Vorhang tun könnt, seht ihr dann eben nicht, daß dieser Rhythmus ganz und gar nicht gebrochen ist, sondern auf seine eigene Weise weiter-läuft, nach einem System, wenn ich so sagen darf, daß euch eben noch nicht völlig be-kannt ist. So hat der Mensch das, was ihr sein Sternbild nennt, mit den günstigen als auch schweren Zeiten, die beide ihren besonderen Sinn haben. Wenn diese ungünstigen Einströ-mungen erfolgen, sind es die Zeiten der Prüfungen, die für den geistig höherstrebenden Menschen die wichtigsten Zeiten überhaupt sind, ohne die es überhaupt keinen Fortschritt geben könnte.–Was nun das Allgemeine anbelangt, das, was auch die Iden des März ge-nannt wird, so verhält es sich so; von unserem geistigen Standpunkt aus ist dies die Zeit der Neugeburt des Jahres oder der Jahreszeiten. Der Frühling ist doch symbolisch die erste Jugend, der Winter das Alter. Und jede Geburt bringt Schmerzen mit sich, es gibt keine Ge-burt, die nicht in irgendeiner Weise schmerzvoll sein muß, so auch die geistige Geburt. Wenn der Mensch sich geistig ein neues Leben schafft, also sich höher entwickelt, kann auch dies nicht schmerzlos sein, es braucht Überwindung und Selbsterkenntnis, und dies alleine ist ja schon geistig schmerzvoll, wie jeder Heilungsprozeß auf dem Wege des Schmerzes zustandekommt. Und so ist es auch in der Natur, die ganze irdische Schöpfung durchläuft die Geburtswehen, die sich nicht nur in den Stürmen des ersten Frühlings aus-wirken, sondern auch in den geistigen Strömungen."
Frage: Ist es nicht möglich, daß dieser Anfang mit der Auferstehung Christi zusammen-hängt?
Antwort: „Es ist kein Zufall, daß sie in diese Zeit fiel. Es mußte alles so sein, wie es kam, bis in das letzte Detail über die genaue Zeit."
Frage: Wenn die Menschen nun ihre Ebbe- und Flutzeiten haben, ist es immer so, daß die Ebbezeiten die sind, wo einen der geistige Schutz verlassen hat?
Antwort: „Freilich ist es oft so. Wenn ihr eure Prüfungen habt, müßt ihr lernen, das, was zu erzielen ist, erst mit dem Schutz zu erreichen, dann tritt dieser Schutz etwas abseits und ihr seid euch selbst überlassen, steht sozusagen in gleicher Distanz zwischen den Göttlichen und den finsteren Mächten und müßt euch so bewähren, mit eurem Willen richtig zu han-deln. Und dann, wenn es gelernt ist, werden sogar diese finsteren Mächte ganz nahe zeit-weise an euch herangelassen (doch immer wacht abseits der Göttliche Schutz und sieht, daß alles richtig vor sich geht), damit ihr euch so noch besser bewahren könnt. Erst dann seid ihr so stark, daß Gott sich auf euch verlassen kann, erst dann könnt ihr wirklich sicher sein, Meister über euch selbst geworden zu sein in den jeweiligen Schwächen, wo es eben dieser Prüfungen bedarf. Dies ist der Vorgang, und die Perioden, in denen ihr euch selbst überlassen seid, resp. wo das Düstere an euch heran kann, fallen dann immer in jene Zei-ten, die du mit Ebbe bezeichnest. Hingegen dienen die sog. günstigen Zeiten dazu, dem Menschen neuerliche Kraft für die nächste Prüfungszeit zu geben und das Resultat des bis-her Erworbenen zu genießen, sich darin zu festigen. Ich möchte hier auch noch sagen, daß wenn diese düsteren Geister an euch herankommen, daß es immer die jeweiligen Spezia-listen sind–denn die düstere Welt hat ebenso ihre Spezialisten wie die Göttliche Welt–die mit euren individuellen Fehlern übereinstimmen. Ein düsterer Geist kann nie Gewalt über euch bekommen, wo ihr nicht diese entsprechende Eigenschaft besitzt und ihr erlaubt, Herr über euch zu werden."
Frage: Was ich daran nicht verstehe ist, daß es sich aber oft gar nicht um irgendwelche Probleme handelt, oder es sind gar nicht andere Fehler als sonst gerade besonders der Prüfung unterstellt durch das, was das Leben von außen bringt, man spürt nur einfach, daß der geistige Schutz sich entfernt hat, man fühlt sich müde und lustlos oder deprimiert.
Antwort: „Es ist auch gar nicht nötig, daß unbedingt immer neue Probleme oder Fehler geprüft werden, es kann sich euch oft wieder um dasselbe handeln, indem ihr eben mehr und mehr geprüft werden müßt, um wirklich sicher zu sein. Wenn du in so einer Zeit bist und dieses Gefühl der Schwere nicht weicht, dann ist dies eben oft das Zeichen dafür, daß du das ganz Spezielle dieser Prüfung noch nicht erkannt hast, ob dieses Spezielle nun et-was für dich Neues oder etwas schon Bekanntes ist. Denn wann immer der volle Grund ei-ner Prüfung erkannt wird–und jede schwere Zeit stellt solch eine schwere Prüfung dar–dann wird automatisch die Schwere einer beträchtlichen Masse weichen, allein durch das volle Erkennen, was es mit dieser Prüfung für eine Bewandtnis hat. Dies ist eine Regel, die sehr wichtig ist, in Erinnerung zu behalten, da euch dies gewissermaßen ein Maßstab sein kann, was noch durch Meditation zu erforschen übrigbleibt. Und es kann ja auch nicht sein, daß zu jeder Prüfungszeit alle Fehler und Schwächen an die Reihe kommen, es sind jeweils immer nur bestimmte, dann wird auf etwas anderes übergegangen in der näch-sten Phase usw,
Reviews
Reviews
What people think about Komplette Vorlesungen der Pathwork Vol. 1 (Complete Lectures of the Pathwork Vol. 1
00 ratings / 0 reviews