Keine Zukunft für immer - Das Punk-Lexikon
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»Die »Pogues« machten das Unmögliche möglich. Sie verbanden Punkrock mit Volksmusik bzw. mit irischem Folk. Allerdings machten sie damit nicht den Punk sauberer, sondern den Folk schmutziger. Die erste Single veröffentlichten sie daher konsequenterweise auch noch unter dem Namen »Pogue Mahone«, was soviel wie »Küss meinen Arsch« heißt. Man könnte also auch sagen: Sie führten den Folk auf sich selbst zurück. Und vergriffen sich dabei auch an diversen Klassikern der traditionellen irischen und englischen Musik, wie z.B. an »Dirty Old Town« von Ewan MacColl - ein Lied über die englische Kleinstadt Salford, Lancashire, die man besser mit einer Axt kleinkloppen sollte. Das nenne ich wahre Heimatliebe!«
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Book preview
Keine Zukunft für immer - Das Punk-Lexikon - Axel Klingenberg
Inhaltsverzeichnis
Keine Zukunft für immer
Vorwort
Bauwagenplatz, der
Berlin
Black Metal, der
Chaostage, die
Clash, The
Crass
Crossover, der
Dead Kennedys
Drogen, die
Düsseldorf
Hausbesetzungen, die
Hunde, die
Iro, der
Lederjacke, die
Nirvana
Penny
Pogues, The
Polizisten, die
Pogo, der
Ramones, die wegweisenden
Ratten, die
Sex Pistols
Sid & Nancy
Skinhead, der
Spucken, das
Ton Steine Scherben
Quellen
Axel Klingenberg
Keine Zukunft für immer
Das Punk-Lexikon
von Axel Klingenberg
Verlag Andreas Reiffer
Umschlaggestaltung: Patrick Schmitz (www.pottzblitz.de)
1. Auflage (E-Book), 2015, Identisch mit der Printversion von 2012
© Verlag Andreas Reiffer, 2012
ISBN 978-3-945715-40-6
Verlag Andreas Reiffer, Hauptstr. 16 b, D-38527 Meine
www.verlag-reiffer.de
www.facebook.com/verlagreiffer
Als er wiederkam, saßen wir gerade vorm Zelt, nutzten den viertelstündigen Wolkenaufriss für eine Rutsche Brühpolnische mit Löwensenf und fragten ihn, was wir verpasst hätten.
»Geschubst haben die mich ...«
Wir sahen an ihm herab. Er hatte sich dreckig gemacht.
Frank Schäfer
»Auch ich habe geschubst.«
Greil Marcus
Hey ho, let’s go!
Ich möchte gleich am Anfang etwas richtig stellen: »Keine Zukunft für immer« ist kein Lexikon im herkömmlichen Sinn, denn es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und verzichtet von vornherein auf den Anschein von Objektivität. Ersteres wäre aus naheliegenden Gründen gar nicht zu leisten gewesen – zu umfangreich wäre der zu behandelnde Stoff. Und so habe ich beispielsweise nur den Bands einen Eintrag zugestanden, von denen ich meine, an ihnen exemplarisch etwas aufzeigen zu können. Oder wenn es eine gute Geschichte über sie zu erzählen gibt. Womit wir bei der nicht vorhandenen Objektivität angekommen wären. Dieses Punk-Lexikon ist meine Version von Punk. Jeder andere hätte ein anderes Buch zu diesem Thema geschrieben, andere Dinge in den Vordergrund gerückt oder beiseite geschoben. Und natürlich auch andere Bands bejubelt oder verrissen.
Zu meinen Kernkompetenzen: Ich bin seit über 25 Jahren mit der Underground- und Punk-Subkultur verbunden: als Hörer dieser Musik, als Konzertgänger, als zeitweiliges Mitglied einer Konzertgruppe, als Musiker (war nur’n Witz: meine Gesangskarriere endete nach einem halben Nachmittag im Übungsraum ...) und als Fanzine-Macher (Else Kling, Kroizweise und Der Corerier hießen meine bescheidenen Beiträge zur Punkpresse). Von den Fanzines kam ich schließlich zum Schreiben und beteiligte mich mit dem Heft Shut up – be happy (eine Reminiszenz an Jello Biafra) am Social Beat-Netzwerk, dem literarischen Arm des Punks. Doch meine teilnehmende Beobachtung (wie es unter Sozialwissenschaftlern scherzhaft heißt) ging noch weiter: Ich betätigte mich einige Jahre in der Antifa und durfte mich auch an der einen oder anderen Hausbesetzung beteiligen – alles Erlebnisse, die ich nicht missen möchte.
Und letztendlich bin ich doch immer nur eines gewesen und bis heute geblieben: Ein Fan dieser Musik und des Spirits, der damit verbunden ist. Punk war eben immer mehr als bloß Musik.
Ich danke Andreas und Antje für Rat und Tat und gemeinsam erlebten Punkrock.
Bauwagenplatz, der
Wenn der gemeine Punk seinen Eltern so derartig auf den Sack geht, dass sie ihn nun wirklich nicht mehr ertragen können, fliegt er zuhause raus. Dann zieht er entweder in eine Wohngemeinschaft, unter eine Brücke, in ein Studentenwohnheim oder in eine von den Erzeugern finanzierte Eigentumswohnung. Eine Minderheit lebt auch gerne auf Bauwagenplätzen. Das sind eigentlich auch Eigentumswohnungen, nur auf Rädern und sehr klein und ohne Klo, aber mit Ofen. Dort lebt man sehr intensiv, das heißt, dass man entweder schwitzt oder friert oder krank ist. Dafür ist man aber immer in der Natur – na ja, was man so »Natur« nennt in der Stadt. Der Punk ist mit seinem Bauwagen sehr mobil (wenn auch sehr langsam). Das vermittelt einem das schöne Marlboro-Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Auf Bauwagenplätzen wohnen natürlich nicht nur Punker, sondern auch Hippies und Ökos.
Anspieltipp: Der Bauwagenplatzbewohner steht natürlich auf handgemachte Musik. Man kann auch sagen: auf Kleinkunst. Das ist nicht immer schön anzuhören, aber wenn ich eine musikalische Empfehlung aussprechen soll, dann entscheide ich mich auf jeden Fall für den Berliner Liedermacher Yok Quetschenpaua, den ich in meiner Zeit bei den Autonomen viel gehört habe. Und so heißt auch eines seiner Lieder: »Komm zu den Autonomen«.
Berlin
Berlin ist die Brutstätte der deutschen Punk-Szene. Das sieht man in Düsseldorf natürlich ganz anders.
Anspieltipp: Ein klarer Beweis dafür ist der PVC-Song »Wall City Rock«, der auch tatsächlich schon ziemlich nach Punk klingt – im Gegensatz zu dem schweinerockigen »Berlin by Night«.
Black Metal, der
Wenn Punkrock und Heavy Metal eine unheilige Allianz eingehen, entsteht dabei Black Metal. Venom, die Begründer dieses Genres, spielten so schlicht (um nicht zu sagen: schlecht), dass man sie für Punks hätte halten können – wenn sie nicht so lange Haare gehabt hätten. Auch inhaltlich war man gewissermaßen punkig – denn ihr stolz vor sich her getragener Satanismus war in Wirklichkeit eher anti-kirchlich als pro-teuflisch. Die satanistische Theologie interessierte Cronos, Mantas und Abaddon in Wirklichkeit nicht die Bohne. Sie wollten keine neue Religion begründen, sondern eine alte zerstören.
Na gut, wahrscheinlich wollten sie einfach nur Krach machen, eierkneifende Spandexhosen und möglichst viele Nieten tragen sowie einen Grund haben, sich die Haare nicht waschen zu müssen.
Haare nicht waschen ist nämlich böse und böse ist gut.
Anspieltipp: Ganz klar: Venom waren die ersten und sind die besten. Insbesondere »In League with Satan« ist Gott ... Verzeihung ... Satan. Aber Black Metal hat sich natürlich weiterentwickelt, entfernte sich dabei aber immer mehr von seinen Rock-Wurzeln und das ist auch gut ... verdammt ... schlecht so. Wer wissen will, wohin das führen kann (nämlich in hochinteressante psychedelische Gefilde am Rande der Trance-Berge) sollte sich mal unbedingt Liturgy anhören. Die New Yorker machen allerbesten ... ich