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"Die grauen Schärpen der Nebelhörner wehen durch die Nacht. Und die Damen Venedigs halten den Ratten der Stadt stoisch ihre fetten Nerze entgegen."
Solche Texte entstehen, wenn ein Dichter längere Zeit in Venedig verbringt. Aus Alltagsereignissen, Beobachtungen, Assoziationen und Gedanken werden poetische Miniaturen, spiegelt sich die Stadt des Wassers und der steinernen Löwen, der Brücken und Tauben. Man könnte diese "Spiegelungen" auch mit einem glitzernden Mosaik vergleichen: aus vielen kleinen, bunt reflektierenden Einzelteilchen entsteht ein seltsam gebrochenes, lebendiges Bild Venedigs.
Löwen
Über die Bogenbrücken steigen die Leute herauf und verharren einen Augenblick lang im Zenith: Manche herzen einander, schauen versonnen auf die Flucht des Kanals. Andere schließen den Arm fester um ihre Akten, fassen die Griffe des Handkarrens neu und tauchen auf der anderen Seite der Brücke wieder in die Gasse hinab.
Der Dieselkahn der Linie 1, vollgepfropft mit Menschen, hängt sich bei jedem neuen Halt Richtung San Marco schwerer ins Ankerseil. Das Tau ächzt und möchte sich winden, aber es reißt nicht. Von Fahrt zu Fahrt wächst mein Respekt vor der Seilerei, und ich sehe einen schmalen, langgezogenen Bretterbau vor mir in der Sonne stehen, es riecht nach Karbolineum. Auf der Stirnseite steht noch heute in verblichenen Buchstaben das Wort Seilerei. Es hat meinem Vater bei der Rückkehr von den Sonntagsfahrten stets als Stichwort gedient, um den Theaterabend vom Winter 49/50, der sich szenisch und musikalisch an eine Operette voller todtrauriger Wolgatreidler anlehnte, noch einmal heraufzubeschwören. Die Schauspieler zogen summend und mit schweren Tauen auf den Schultern über die Turnhallenbühne, eine endlose Kolonne. Vermutlich ist das der Abend gewesen, an dem die Melancholie
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