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Innere Inventur: Innehalten - Bilanz ziehen - Kraft schöpfen
Innere Inventur: Innehalten - Bilanz ziehen - Kraft schöpfen
Innere Inventur: Innehalten - Bilanz ziehen - Kraft schöpfen
Ebook168 pages2 hours

Innere Inventur: Innehalten - Bilanz ziehen - Kraft schöpfen

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About this ebook

Eine Anleitung, wie wir zur Quelle glücklichen Lebens finden.

Wenn die Dinge aus dem Gleichgewicht zu geraten scheinen, wird es Zeit, Haben und Soll auf die Waagschale zu legen und "innere Inventur" zu machen. Petrus Stockinger gibt wesentliche Anregungen dazu. Er beruft sich dabei auf den hl. Augustinus, der vor 1600 Jahren formuliert hat, man solle im Kloster "einmütig zusammenwohnen wie ein Herz und Seele, auf dem Weg zu Gott". Einfach ist das nicht, weiß der Autor aus Erfahrung. Und er zeigt, wie die gebotene Bestandsaufnahme für eine Revision des eigenen Lebens gelingen kann, um nicht nur im Kloster "mit brennendem Herzen" zu leben. Denn wir alle wollen auch im Alltag Ruhe finden, Kraft schöpfen und unserem Leben neue Impulse geben können.
LanguageDeutsch
Release dateJun 26, 2013
ISBN9783701743933
Innere Inventur: Innehalten - Bilanz ziehen - Kraft schöpfen

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    Book preview

    Innere Inventur - Petrus Stockinger

    Literaturnachweis

    Zeit und Ort

    Gott, lass meine Gedanken sich sammeln zu Dir.

    Bei Dir ist das Licht, Du vergisst mich nicht.

    Bei Dir ist die Hilfe, bei Dir ist die Geduld.

    Ich verstehe Deine Wege nicht,

    aber Du weißt den Weg für mich.

    (Gesang aus Taizé, nach Dietrich Bonhoeffer; deutsch gesungen)

    Du redest so viel

    hältst es für wichtig

    immer wieder

    hört dir jemand zu

    Du chattest stundenlang

    wichtige Themen

    obwohl

    danach

    alles vergessen

    Du liest ein Buch

    hunderte Seiten

    und weißt am Ende nicht

    seinen Inhalt

    Du lehnst Fernsehen ab

    das macht dich intellektuell

    zumindest vor dir selbst

    hörst lieber Radio

    den Sender der bildet

    er bemüht sich

    stündlich

    vergeblich

    Aber ein Vorwurf

    ginge ins Leere:

    Wenn einer sagte

    du würdest nicht an Gnade glauben

    Darum schreibst du ein Buch

    von dem du hoffst

    dass es jemand liest

    dass es jemandem hilft

    dass dich jemand versteht

    »Da dachte ich: Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann flöge ich davon und käme zur Ruhe! Weit fort möchte ich fliehen, die Nacht verbringen in der Wüste.« (Ps 55,8)

    Psalmen sind im Kloster der Grundton, auf dem der Tag erklingt. Wenn einer meiner Mitbrüder diesen Satz liest, wird er süffisant lächeln. Er wird sagen: »Dass genau du das schreibst – Du bist ja nie da beim gemeinsamen Chorgebet!« – und damit hätte der Mitbruder recht. Zumindest teilweise. Natürlich ist das »Nie« eine Übertreibung, die dem subjektiv Gefühlten entspringt.

    Wenn ich ein Buch über meinen bisherigen Glaubensweg schreibe, dann soll das keine Biografie sein. Das käme mir mit 30 Lebensjahren stark verfrüht vor. Es ist der Versuch einer »inneren Inventur«. Ein solches Unterfangen ist riskant: Bei der Inventur gibt’s nichts zu verstecken und zu beschönigen. Ich erhebe den Ist-Stand und merke, dass das Soll ein ganz anderes ist. Es drängt sich die Frage nach den Wertberichtigungen auf. »Betrachten Sie alles, was Ihnen im Leben etwas wert ist, einmal inflationsbereinigt!« – so sagte eine geistliche Schwester einmal zu uns, einer Gruppe junger Ordensleute, bei einer Tagung. Wertberichtigung? Von Idealen abgehen? Nur ungern. Ich bin im Alter von 18 Jahren ins Kloster eingetreten – weil ich ein brennendes Herz für das hatte, was mir dort geboten wurde. Ich hatte mir zuvor viele Fragen des Glaubens und des Lebens gestellt, wurde damit von vielen Mitschülerinnen und Mitschülern, ja selbst Professorinnen und Professoren der Mittelschule nicht ernst genommen. Ich kam in Kontakt mit Biografie und Gedankenwelt des heiligen Augustinus. Auf einmal gab es Worte für vieles von dem, was ich bisher nur zaghaft gedacht hatte. An diesem Punkt konstituierten sich innere Ideale – zweifellos sehr hoch angesiedelt. Ich habe diese Ideale immer noch. Versuche, sie zu wahren – und neige dennoch dazu, sie im Alltag zu vergessen. Dem Mitbruder möchte ich antworten: »Ich möchte ja mehr beim Gebet sein!« – Ich weiß, dass ich die Ordnung halten muss, die mich hält. Es ist mir bewusst, dass ich außerhalb meines Mittelpunktes lebe, dass ich eigentlich ganz anders sein möchte, als ich bin. Daher kann ich auch die theologische Zufriedenheitsliteratur nicht ausstehen, die allerorten, sogar in unserem eigenen Klosterladen (für den ich zuständig bin) zu finden ist. »Es ist gut, wie du bist.« – Nein, das ist es eben nicht. Denn wie du bist, ist meilenweit von dem entfernt, wie du sein möchtest. Gleichzeitig weiß ich: Inventur ist kein Konkursverfahren und keine Abschlussbilanz. Sie ist eine Momentaufnahme, ein Zwischenstand – das passt zu mir und meinem Lebensalter, wie mir scheint.

    Augustinus, mein Ordensvater, beschreibt den Menschen als ein Wesen der Heimkehr. Ich mag dieses Bild. Denn daheim in mir selbst, in meinem innersten Kern, in meiner Seele wartet ER, Gott, schon auf mich. Ich habe Sehnsucht nach ihm. Sie ist es, die mich ins Kloster gebracht hat. Nicht ahnend, dass der Weg selbstgewählter Einsamkeit zur harten Konfrontation mit mir selbst führen wird. Ob ich es mit mir allein aushalte – das weiß ich immer noch nicht. Vielleicht bin ich deshalb »nie da«?

    Umso größer ist meine Dankbarkeit dafür, dass ER es mit mir aushält. Wenn ich Theologie richtig verstanden habe, dann ist das Christentum die Zusage, dass Gott es mit mir in Liebe gerne aushält. Er ist mit mir zufrieden – daher darf ich mit ihm zufrieden sein. Ich sollte in diesem Satz nur nichts verwechseln. Das Buch ist Suche und Vergewisserung des Vertrauens – in Gott, die Welt und in mich selbst.

    Auf diese Spur will ich mich, gemeinsam mit Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, begeben und – wie der eingangs zitierte Satz aus Psalm 55 nahelegt – einen Ort und eine Zeit der Ruhe suchen.

    »Innere Inventur« – das ist kein Buchtitel, den der Verlag aus Marketinggründen vorgeschlagen hat. Sie findet tatsächlich statt. Für mich immer zum gleichen Zeitpunkt: Seit einigen Jahren fahre ich jeden Sommer für eine Woche nach Frankreich, ins burgundische Taizé. Ich schätze den Ort, weil ich dort meine Ruhe habe. Meine innere Ruhe. Dass das unter ca. 4.000 Jugendlichen funktioniert, halte ich immer wieder für ein Wunder. Ich beschreibe jetzt keine Seligkeit brennender Kerzen und endloser Gesänge, darum geht es mir in Taizé nicht. Das alles ist tausend Mal beschrieben worden und füllt unzählige jener von mir kritisierten Bücher, deren Inhalt oft nur wenig befriedigen kann. Vielleicht ist mein Buch eine Anleitung zur theologischen Unzufriedenheit, eine Anregung, aufzubrechen und Neues zu suchen. Der Versuch eines Gegenpols zur »spirituellen Wellness«, überzeugt vom biblischen Befund, dass Jesus nicht lieb ist. Aber liebend ist er. Das ist ein großer Unterschied: Eltern, die nur lieb sind zu ihren Kindern, sind unfähig, sie zu erziehen. Liebende Eltern aber wollen das Beste für ihr Kind, auch (und gerade) wenn dies dann und wann in einem »Nein« bestehen muss. Jesus ist nicht lieb – er ist wortgewaltig, kompromisslos, Entscheidung fordernd. Mit einem alttestamentarischen Sprachbild bezeichnete man ihn als den »Löwen von Juda« – und längst haben wir ihn, um eine sprachliche Erweiterung des Bildes zu gebrauchen (die leider nicht von mir stammt), zum kastrierten Hauskater gemacht – Jesus, unser streichelweicher Bruder, eine Art spiritueller Robin Hood. Da wundern wir uns, dass der Glaube Kraft verloren hat?

    Systematisches Vorgehen ist bei der Inventur ebenso wichtig wie der Zeitpunkt. Das Buch ist für sich alleine lesbar, von vorne bis hinten. Es schadet aber nicht, eine Bibel in Griffweite zu haben. Das Buch enthält Einbettungen von Bibelstellen, die so ausreichend zitiert werden, dass man sie nicht in voller Länge im Original lesen muss, um das hier Geschriebene zu verstehen. Aber es schadet nicht! Vielleicht ist mancher Text ein »Appetizer«, die Bibel zur Hand zu nehmen. Sie ist die Ur-Kunde von Gott!

    De noche iremos, de noche

    que para encontrar la fuente,

    solo la sed nos alumbra.

    In die Nacht wollen wir ziehen, in die Nacht,

    um Quellen lebendigen Wassers zu finden,

    nur unser Durst wird uns leuchten.

    (Gesang aus Taizé, aus dem Spanischen)

    Die Zitate im Buch stammen aus der Heiligen Schrift, aus der Literatur oder von Gesängen aus Taizé – dem Ort der Inventur. Die Gesänge aus Taizé habe ich in der jeweiligen Sprache angegeben, in der sie dort gesungen werden – wer neugierig ist, kann die Neuen Medien bemühen, um deren einprägsame Vertonungen kennenzulernen. Um die Lesbarkeit des Buches zu fördern, habe ich auf jede Form von Fuß- oder Endnoten verzichtet. Auf der letzten Seite des Buches finden sich entsprechende Quellen, soweit relevant.

    Haben Ich habe eine feststehende Zeit und einen heimatlichen Ort gefunden für meine Inventur – einen Freiraum geschaffen von allem, was sich in meinem Leben wichtig macht. Daher nehme ich jährlich die stundenlange Fahrt nach Frankreich auf mich, um eine Woche in der Sommerhitze zu verbringen – gerne opfere ich kostbare Urlaubstage dafür.

    Soll Ich lebe zwar in einem Kloster, bin dort aber offensichtlich nicht in der Lage, Ruhe zu finden. Das ist ebenso bedauerlich wie wahr. Ich will mich bemühen, ein »kleines Taizé« in meinem Alltag zu verwirklichen: Dort, wo ich lebe, ebenso zur Ruhe zu kommen. Dass ich dazu zu beschäftigt sei, ist wohl eine Schutzbehauptung – ein Davonlaufen vor dem, wo ich daheim bin …

    Was soll sich ändern?

    »Ich will so bleiben, wie ich bin …« – »Du darfst!«

    Dieser alte Werbeslogan für einen gesunden morgendlichen Brotaufstrich stört mich nicht erst, seit ich aus dem Chemieunterricht weiß, dass an Margarine so gut wie kein Bestandteil bleiben darf, wie er ist, sondern durch endlose chemische Prozesse geführt wird, um genießbar, haltbar, streichfähig und stabil zu bleiben. Mein Misstrauen gegenüber diesem Satz geht tiefer: Wenn alle nach Veränderung und Dynamik rufen, wenn hektische Ziellosigkeit als Mut zum Neuen verkauft wird, dann stellt sich die Frage nach dem Wahren, nach dem Echten, dem Bleibenden in fundamentaler Weise. Im Grunde meines Herzens kenne ich die Wahrheit längst: Der, der sich ändern soll, bin ich. Ich kenne mich gut. Wer ins Kloster geht, wählt die Einsamkeit. Freiwillig. Darin besteht der Unterschied zur Vereinsamung, die aus einem erzwungenen Mangel von Beziehung entsteht. Einsamkeit im Kloster: Aus innerer Notwendigkeit heraus die Konfrontation mit sich selbst wagen. Ohne Ablenkung. Hoffentlich. Vielleicht aus einer gewissen Form der Selbstliebe: Ich will mich kennenlernen, weil ich mich für interessant halte. Irgendwas muss es ja sein, was Gott an mir mag – und genau das möchte ich kennenlernen. Ich möchte es verbessern, hervorheben, herausstreichen – und alles verkleinern, loswerden, was mich davon trennt. Natürliche Reaktion eines Liebenden?

    Ich will eben nicht so bleiben, wie ich bin. Weil ich es bei aller Romantik verliebter Pärchen nicht glauben kann, wenn jemand sagt: »Ich liebe seine/ihre Fehler« – sondern daran glaube, dass ich immer trotz meiner Fehler geliebt werde, entsprechend dem Satz: Ich liebe seine/ihre Fehler nicht, aber sie gehören dazu. Was aber eben gerade nicht heißt, dass ich mich nicht um die Korrektur meiner Fehler bemühen soll!

    Ich soll mich ändern. Weil ich mich kenne und vieles an mir eine Zumutung ist.

    Es gibt nicht wenige Menschen, denen das Leben mit dem Kirchenjahr langweilig geworden ist. Das mag viele Gründe haben. Einer davon lautet, dass es »immer das Gleiche« ist. Ein anderer, dass der kirchliche Jahreskreis gar nicht mehr als Zyklus erkannt wird, sondern sich das Weihnachtsfest isoliert hat, Ostern als Glaubensfest kaum mehr vorkommt und man mit Pfingsten wenig anzufangen weiß. Der ersten Begründung liegt wohl genau jener Denkfehler zugrunde, der sich aus der Margarinewerbung ableitet: Wenn ich so bleiben darf, wie ich bin, dann ist klar, dass ich dafür an alles andere, zum Beispiel an die Feste, mit einem Veränderungsanspruch herangehen muss, um nicht zu erstarren. Vielleicht schaffe ich es, die Richtung meines Denkens zu ändern: Dann wird die Kontinuität der Feste eine willkommene rettende Insel mit der eingeschlossenen Frage an mich bieten: Was hat sich vom letzten Weihnachtsfest zum diesjährigen in mir verändert? Habe ich es geschafft, das, was wir gefeiert haben, auch umzusetzen? »Trahe me post te« – heißt es in einer Strophe des Liedes »In dulci iubilo« in etwas grob geschmiedetem Latein: »Ziehe mich Dir nach!« – was im Weihnachtslied so süßlich-tänzerisch daherkommt, ist eine Bitte um die Hilfe zur Richtungsänderung …

    Mane nobiscum, Domine Jesu Christe!

    Bleibe bei uns, Herr Jesus Christus!

    (Gesang aus Taizé, Lk 24,29; aus dem Lateinischen)

    »Du musst dein Ändern leben!« – so sagte der amerikanische Kardinal Fulton Sheen. Seine Biografie gibt keine Auskunft darüber, ob er jemals Margarine gegessen hat.

    Haben Ich denke, Mut zur Veränderung zu haben – obwohl ich mich selbst gerne als konservativ bezeichne und von anderen so gesehen werde –, keine Scheu davor, mit neuen Situationen umzugehen und diese einschätzen zu können.

    Soll Mehr Mut zur Veränderung, gerade wenn es mich selbst betrifft – gleichzeitig sollte ich mehr mitbedenken, was meine Änderungen oder mein Beharren für andere bedeuten. Also: Weder verändern noch festhalten um jeden Preis!

    Wenn wir schon beim Essen sind …

    5% der Menschen, die Du kennst, magst Du gern,

    10% magst Du in gewissen Zusammenhängen,

    20% magst Du, wenn Du etwas brauchst.

    Bei 20% bist Du froh, wenn Du sie nicht siehst,

    auf 10% reagierst Du allergisch,

    35% sind Dir eigentlich egal.

    Schlechte Bilanz für Dein brennendes Herz …

    Zu 5% magst Du Gott echt gern, zu 10% dann, wenn er Dir gibt, was Du willst. Zu 20% betest Du dann, wenn es Dir in den Kram passt. Bei weiteren 20% Deiner Tätigkeit wäre es Dir recht, wenn er es nicht bemerken würde. Zu 10% haderst

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