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Kein Lufthauch weht über der Stadt seit der Nordwind von Piraten entführt wurde. Igidius Ivanho ist der Einzige, der helfen könnte, weilt jedoch gerade im Ewigen Eis um Graf Grocklock das Handwerk zu legen, bevor dieser durch das Anhalten der Erdrotation sein gesamtes Vampir-Reich in ewige Finsternis stürzen kann. Ivanhos Enkelin Sophia, ihr Schulfreund Marco - der nicht ganz unschuldig am Verbleib des Nordwindes ist - sowie der plötzlich sprechende Kater Caruso machen sich auf die Suche. Unschätzbare Hilfe erfahren sie von James K., dem perfekten Geheimagenten. Er ist schnell, charmant, unzerstörbar...und eine Kakerlake. Für die Rettung der Welt braucht es eben den Besten!
Mike Brandt
Copyright © 2015
Astrid Behrendt
Rheinstraße 60
51371 Leverkusen
Web: www.drachenmond.de
E-Mail: info@drachenmond.de
Satz & Layout: Martin Behrendt, Leverkusen
ISBN: 978-3-95991-027-9
ISBN der Druckausgabe: 978-3-931989-36-1
Alle Rechte vorbehalten
Caruso
Piraten
Flaute
Zur selben Zeit in Woanders
Eine Kakerlake wird angezahlt
Vampire!
Da Capo
Was soll denn das?
Drachenlinie 1
Wind Nordost - Startbahn 03,5723146 Periode 3
Geradeaus
Eine Woll-bommelmutze im Wald
Wenn schon, denn schon
Frisches Schlammiger
Ein neuer Freund
Rrhs und AKWs
Der Weg ist das Ziel
Zwei leere Stellen
Sofias Lied
Murmel, das Bosestier
Die langere Abkurzung
Im Schatten der Nacht
Intermezzo
Och doch!
Gefunden
Meistens kommt es anders
Ratsel uber Ratsel
Fliegt doch
Alarm
Jetzt oder nie
Daheim
Vielen Dank für ihre Unterstützung an:
Andrea, Lino, Ronja, Lara, Cilli und Astrid - die beste Verlegerin der Welt
In Erinnerung an Werner Hüllwegen, den ich unendlich vermisse und der mir ein Tischtennisspiel schuldet, das wir irgendwann und irgendwo nachholen werden.
»Das Leben einer Katze ist hart!«, pflegte Kater Karlo mit weinerlicher Stimme zu klagen, wenn er bei Sonnenuntergang neben Kater Caruso auf der Mülltonne hockte und beide auf einer Fischgräte kauten. Die anderen Katzen im Bezirk hatten Karlo aufgrund dieser Stimmungen – und seiner vor lauter Leiden in hohe Tonlagen abrutschenden Stimme – den Spitznamen `Tante Klara´ verliehen.
Der Kater Tante Klara war ein echter Querdenker, Verzeihung: eine echte Querdenkerin. Wenn es nach ihm… ihr ginge, wäre er… also `sie´ als Wattwurm geboren worden oder als Wasserfloh – aber nicht als Katze, die von Zweibeinern entweder gehätschelt oder getreten wurde.
»Die Menschen erwarten von einer typischen Katze, dass sie hinter rollenden Wollknäueln her springt und so tut, als könne eine Katze diese blöden Textilbälle nicht von Mäusen unterscheiden. Und die Menschen erwarten, dass die Katze es liebt, gestreichelt zu werden: hinter den Ohren, auf der Brust, am Kinn. Und, dass es das Schönste für eine Katze sei, nachts in einer Pappkiste nahe der Heizung zu schlafen. Manch ein Vierbeiner gibt dem Drängen der Menschen nach und spielt mit. »Schließlich kennen nur die Menschen den Trick, wie der Kühlschrank zu öffnen ist«, sagte Tante Klara. »Ich werde mit dieser Erwartungshaltung echt nicht fertig.«
Auch Kater Caruso hasste dieses Getue mancher Katzen und trotzte den Erwartungen der Menschen absichtlich mit gegenteiligen Taten. Nichts war schlimmer, als wenn Großvater sich neben ihm ins Sofa beulte und seine harzigen, warzigen Finger über sein schwarz-weiß geflecktes Fell schabten, Großmutter den ganzen Inhalt ihres Strickkorbes vor Caruso ausrollte und darauf wartete, dass Caruso seltsame Hüpfer in Richtung einer der dreißig Wollmäuse machte. Aber weil Caruso ein Rebell war, biss er Großvater in die Schwielenpfoten und pinkelte nachts in Großmutters Strickkorb. Ergebnis: Die Großeltern waren sein rebellisches Benehmen bald leid und stellten die Pappkiste samt Haustier (!) in die Garage. So auch heute.
Diese Nacht bot wenig Anheimelndes. Es schneite und die Scheibenwischer des Schneeräumfahrzeugs klebten festgefroren mitten auf dessen Frontscheibe.
Carusos Katzenspuren im Schnee waren nach knapp fünf Sekunden nicht mehr zu sehen, so heftig winterte und wehte es. Die Flocken trieben bis in die offene Garage. Ein Wall aus diesen nutzlosen Kristallen kroch gemächlich an der Vorderseite von Carusos Pappkiste empor. Sollte es ihm nicht gelingen, wachzubleiben und die Spitze dieses Schneeberges immer wieder durch gezieltes Pusten vor dem Sturz in seine Kiste abzuhalten, dann würde er morgen früh als Eiskatze erwachen. `Katze am Stil´ – sozusagen. Zudem begann Großvaters Wollstrumpf, der Caruso aus dem Mundwinkel hing, allmählich an seiner Zunge festzufrieren. Caruso war süchtig nach diesen Socken. Andere Katzen mochten vielleicht auf zähen Rattenschwänzen herumbeißen – er, Caruso, stand auf Socken. Und als ihn schließlich das Wegpusten der emporsteigenden Schneedüne, im Wechsel mit dem Warmhauchen des lecker duftenden Strumpfes, an die Grenzen seiner Fähigkeiten und seiner Geduld brachte, entschied Caruso sich für eine rettende Variante: Nämlich möglichst schnell in Richtung Bauer Kempers Scheune aufzubrechen! Dort gab es jede Menge Heu und Stroh. Nichts war besser geeignet zum Schlummern (weil mollig warm), Schlemmen (hier trieben sich sogar Wintertags Mäuse herum) und Schieten (erklärt sich von selbst).
Den Großteil seiner Winternächte verbrachte Caruso in dieser Scheune. Manchmal traf er hier auch Tante Klara und sie spielten `Hund und Wasserfloh´. Heute war kein Karlo da. Heute war alles anders! Damit waren nicht die Kaninchen gemeint, die in ihrem engen Stall direkt hinter dem Scheunentor an einigen Blättern Wirsing herummümmelten.
»Hallo Mädels!«, grüßte Caruso sie freundlich.
»Mann! Da ist schon wieder diese Nerv-Katze! Sach ma: Hast du kein Zuhause?«
»Genau Mann! Und überhaupt: Kannste mal die Tür zumachen, wenn du schon durchlatscht? Is ziemlich fies kalt hier!«
»Eben, Mann! Haste verstanden? Dieses Grünzeug schmeckt wieder zum Kotzen! Wir sollten in ´nen Hungerstreik treten!«
»Jau, Mann! Wir hungern, bis wir durch die Gitter passen. Und dann treten wir der Nerv-Katze mal gewaltig in den Hintern!«
Die Kaninchen lachten sich schlapp. Sie waren eine wirklich schlecht erzogene Bande: gutes Benehmen und Höflichkeit waren diesen Brüdern fremd. Ihr ungehobeltes Betragen war darauf zurückzuführen, dass sie von ihrer Tante groß gezogen worden waren, der berüchtigten Einäugigen Wilhelmine. Dieser Kaninchen-Dame wurden Kontakte zur Erlanger Gänsemafia nachgesagt. Ihr Onkel – der Mann von Tante Wilhelmine – war nicht grundlos eines Nachts verschwunden. Tante Wilhelmine behauptete stets, der Kerl (ein sehr aufgeregtes Kaninchen mit einem Taschenuhr-Tick) sei einfach durchgebrannt. Angeblich hätte er nur etwas Klee besorgen wollen, sei dann aber durch ein Baumloch in so ein `verdammtes Wunderland´ verschwunden. Und wenn er je wieder auftauchen würde, dann würde sie ihm die Hölle erst so richtig heiß machen, dieser `miesen Schleichpfote´.
Caruso beachtete die Kaninchen im Stall nicht weiter. Sie hatten es in ihrer Jugend eben nicht immer leicht gehabt. Trotzdem war es nicht verwunderlich, dass die Menschen diese Typen in Käfigen hielten. Ein gesundes Maß an Misstrauen gegenüber den Schlappohren war angebracht.
Caruso musste niesen. Und wie immer spritzte dabei etwas Schleim aus seiner Nase. Caruso litt von der letzten Geburt an unter einem ständigen Schnupfen. Die Leben wurden nicht leichter.
Okay. Das war alles beim Alten. Was anders war? Nun: Auf einem Strohballen inmitten der Scheune, unter einer im Luftzug pendelnden Glühbirne, saß ein alter Mann. Er war in weiße Tücher gehüllt. Sehr zu seinem Bedauern musste Caruso feststellen, dass der Kerl ihm nicht ganz unbekannt war. Sein Kater-Instinkt sagte ihm: `Leise… ganz leise! Ein Schritt zurück. Zwei Schritte zurück. Drei Schritte zurück. Vier – Manno! Wer hat den Blecheimer hier stehen gelassen?´
Eine Stimme brummte: »Mist! Dreck! Blöd! Na? Wohin denn, Caruso? Wollen wir uns verdrücken? Still und heimlich? Das mit dem `still´ hat schon nicht funktioniert. Das `heimlich´ hat sich damit auch erledigt. Also komm her, verflixt!«
Der Greis paffte an einer Pfeife mit einem enorm langen Stil, lang genug, um sie auch als Rückenkratzer nutzen zu können.
»Pass auf, dass du die Scheune nicht in Brand steckst! Sonst verliere ich mein Winterheim und verbrauche die restlichen drei meiner sieben Leben schneller als dir lieb ist!«
»Würg! Spuck! Beknackt! Redest du mit mir? Willst du mir etwa Vorwürfe machen, du lächerlicher, weinerlicher Kater?«
Caruso trat mit zittrigen Pfoten in den Schein der Lampe und hockte sich vor den Kerl.
»Überhaupt nicht. Es ist das reinste Vergnügen, ständig als Katze wiedergeboren zu werden. Ich könnte mir nichts Erfüllenderes vorstellen, als ein Leben auf der Flucht vor Autoreifen und Milchschälchen. Weißt du eigentlich, wie das ist, wenn man als Katze ständig an Durchfall leidet, weil man vor lauter Durst und Lust auf andere Getränke als Wasser immer wieder auf diese Milchschälchen hereinfällt?«
Caruso begann mit der rauen Zunge über seinen Rücken zu lecken.
»Ameisendreck, Faulkartoffel! Still jetzt, Buckeltier!«
Die Laune des Mannes schien um etliche Grade zu fallen. »Würg! Spuck! Spei! Disziplin ist alles! Das ist eines der Dinge, die du lernen sollst! Schöne Grüße übrigens von deinem Kumpel Pin, diesem Spitzbuben, Faulbär, miese Kröte.«
Eine Qualmwolke schwebte empor zur Lampe und hüllte diese ein, wie Nebelschwaden die Morgensonne im Herbst.
»Danke auch. Wie geht es dem knorrigen Knaben?«
»Schiet! Mist! Blöd! Nun, den Umständen entsprechend. Er ist schon einige Jahre tot. Genauer gesagt dürfte es einhundertachtzig Jahre her sein. Er ist – in Abwesenheit – zum zweiten Mal Ur-Ur-Urgroßvater geworden und ist sehr besorgt um seine Urenkel. Du wirst es kaum glauben: Alle seine Nachkommen sind hervorragende Schüler geworden und haben irre lange Nasen, verfluchter Dreck!«
»Da bin ich aber beruhigt!«
Pin und Caruso hatten einst ein sehr ähnliches Schicksal geteilt. Pin – Zweitname Ochio (was in der einschlägigen Literatur oftmals falsch wiedergegeben wird) – war damals aufgrund seiner Faulheit in der Schule und seiner Abneigung gegen das Lesen, Schreiben und die Hausaufgaben in einen Esel verwandelt worden. Glückspilz dieser! Normalerweise bestraften Die-in-den-Lüften solch ein Verhalten ja mit dem Katzen-Dasein. Aber Pin war aufgrund besonderer Umstände (es wurde von einem Techtelmechtel mit einer Fee gemunkelt) und seiner schwierigen Vorgeschichte als Holzpuppe nun mal in einen Graupelz verwandelt worden. Und die haben ja bekanntlich nur ein Leben. Nicht sieben, wie die Katzen. Glücklicher Pin! Nach der Probezeit, die Pin Ochio erfolgreich abgeschlossen hatte, hatten Die-in-den-Lüften ihn wieder in einen Jungen verwandelt.
»Madengewürm, Blutegelsabber! So, wollen wir mal sehen!«
Der Alte ließ die Pfeife irgendwo zwischen den Falten seines Gewandes verschwinden und zog mit der üblichen weit ausholenden Geste das `Große Graue Buch´ aus einer anderen Falte hervor. Auf der Rückseite des Buches war zu lesen: Copyright bei Niko Klaus. Als der Alte es aufschlug, glommen züngelnde Flammen über die Seiten. Es war eines von diesen verflixten allwissenden Büchern, die Auskunft über das Betragen einzelner Wesen gaben. In diesem hier war das gesammelte Fehlbetragen von Katzen aufgeführt.
»Blödkopp, Misthaufen, Madenreiter! Dein Benehmen gegenüber den Menschen ist mäßig. Du hast vor zwei Wochen das Filet, das als Weihnachtsessen gedacht war, vom Küchentisch geklaut? Und als der Großvater mit dem Schlappen in der Hand hinter dir herlief, hast du ihn absichtlich aufs Glatteis geführt. Und als er ausrutschte, hast du ihm die Zunge rausgestreckt. Und letzte Nacht hast du im Zimmer seines Enkels Marco die Fischfutterdose vom Regal geworfen und zur Hälfte aufgefuttert, Blödkröte, Sabberschnute?«
»Hmmja…« Caruso schnalzte mit der Zunge. Einige getrocknete Pflanzenblättchen klebten immer noch an seinem Gaumen.
»Dummbeutel, Pfannkuchengesicht! Das Wichtigste aber: Du warst immer noch nicht erfolgreich in deinen Bemühungen um ihren Enkel Marco. Sein Pflichtbewusstsein ist immer noch äußerst dürftig entwickelt. Er vergisst ständig, die Katzentoilette sauber zu machen und zeigt keine Anzeichen von Verantwortungsbewusstsein. Außerdem hat er immer noch nicht damit begonnen, an der Schule Gefallen zu finden!«
»Hey! Dass der Bengel keine Verantwortung hinsichtlich meiner Bedürfnisse zeigt, musst du mir nicht sagen! Zudem bin ich kein Erzieher, sondern eine Katze – hallo?!! Wenn euch so viel daran liegt, dann hättet ihr mich als Lehrer ins Leben zurückschicken müssen. Auch, wenn das eine grauenhafte Vorstellung ist!«
»Furunkelnase, Bauerntölpel! Mein Lieber!«
Der Alte stand auf. Der Strohballen, auf dem er gehockt hatte, war komplett durchnässt. Unwissende hätten meinen können, der Alte wäre nicht mehr ganz dicht. Der Greis schlug das Buch zu.
»Sabberkröte! Mein Lieber: Dein Betragen zwischen und zu den Menschen ist mangelhaft. Und deine Aufgabe, den jungen Marco auf den rechten Weg zu bringen, hast du völlig links liegengelassen! So geht das nicht! Was glaubst du denn, wer du bist und wie lange unsere Geduld noch reicht, um dein Benehmen zu erdulden und zu entschuldigen?«
Der
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