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Ein grausamer Kindermord, der Frankfurt erstarren lässt, eine Frau, die ohne Erinnerung vor dem Hauptfriedhof gefunden wird, ein halbtoter Mann, der aus dem Krankenhaus flieht – aus beklemmenden Puzzlestücken setzt Ulrike A. Kucera in ihrem neuen Roman eine unbehagliche Kriminalgeschichte zusammen. In ihrem Zentrum steht Hauptkommissar Edgar Jaspersen, der vor allem ein Ziel hat: Keine weiteren Opfer. Doch je näher er dem Täter kommt, desto geringer werden seine Hoffnungen.
Ulrike A. Kucera ist mit "Caput Mortuum" ein vielschichtiger, raffinierter Roman gelungen, der auf feine Weise die Psyche von Tätern, Opfern und Ermittlern seziert. Am Ende, wenn der Fall gelöst ist, bleibt die Trauer darüber, dass es trotzdem keine Gerechtigkeit gibt.
Die Personen und Handlungen dieses Romans sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit Lebenden oder bereits Verstorbenen ist rein zufällig.
Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag
© 2006 Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH
Satz: Sandra Diepolder, Societäts-Verlag
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
ISBN 978-3-95542-022-2
Meinem Sohn Sebastian zugedacht
10. Oktober, abends
Flug AF 3317 Moskau-Frankfurt am Main
ind Sie in Ordnung, ist alles okay? Die Stimme der Stewardeß katapultierte Oleg zurück in die Wirklichkeit. Erschrocken riß er die Augen auf und erblickte die junge Frau in Uniform. Sie beugte sich über ihn und lächelte professionell besorgt. Alles, was er in diesem Augenblick verstand, war das Wort Okay. Er log, als er nickte, denn Oleg hatte den Eindruck, absolut nichts sei in Ordnung. Sein Herz hämmerte, seine Muskeln hatten sich verkrampft, und die Atmung ging stoßweise. Der Schweiß rann ihm unter dem Hemd am Körper herab, obwohl die Klimaanlage des Flugzeugs den Reisenden eher eine Gänsehaut bescherte. Seine Gesichtshaut wies rote Flecken auf, was die Stewardeß anscheinend bemerkt hatte. In seiner Phantasie war er gerade im freien Fall auf die Erde zugestürzt. Er fühlte sich miserabel, und deshalb zog er das zweite Fläschchen Wodka aus der Tasche, öffnete es und trank es bis zur Hälfte aus. Sicherheitshalber hatte er vor dem Abflug drei davon im Duty-free-shop auf dem Moskauer Flughafen erstanden. Als habe er eine Vorahnung von dem, was ihm bevorstand, versuchte er, sich zu betäuben. Bereits beim Start hatte er vor Aufregung die erste Flasche gezückt und sie hastig, mit wenigen Schlucken, geleert. Umsonst versuchte er sich vorzustellen, er säße nicht in einem Flugzeug, sondern reise in einem Zug, der die Bodenhaftung bewahrte. Noch gestern hatte er fest geglaubt, keine Angst vor dem Fliegen zu haben. Als er heute morgen frühstücken wollte, hatte er bereits keinen Bissen mehr zu sich nehmen können, sein Schluckmechanismus versagte. Es war Olegs erster Flug, und er war noch nie im Ausland gewesen. In der ersten halben Stunde nach dem Start war es ihm nicht gelungen, auch nur ansatzweise einen vernünftigen Gedanken zu fassen, denn die Angst hatte von ihm Besitz ergriffen. Er war gerade neunzehn Jahre jung und nicht erfahren genug, um die Zeichen seines Körpers richtig deuten zu können. Seine Furcht war im Grunde eine natürliche Reaktion, die er sich selbst als Schwäche auslegte. Das Fliegen hätte er nicht fürchten müssen, sondern das, was ihn in Deutschland erwartete. Oleg war ein einfacher, aufgeweckter Junge und nicht mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet. Schwach wollte er nicht sein, sondern cool wie Wassili, sein Cousin, der ihn in Frankfurt auf dem Flughafen erwartete.
Endlich tat der Wodka seine Wirkung. Tief atmete er ein und aus, nahm noch einen weiteren Schluck zur Stärkung. Ein wenig später wagte er, sich leicht vorzubeugen und für einen kurzen Augenblick aus dem Fenster zu spähen, ermutigt und etwas gelöster durch den Alkohol. Zuerst sah er nichts, denn es war beinahe schwarz hinter den Fenstern. Die Dunkelheit ermöglichte es ihm, sich vorzustellen, er träume nur vom Fliegen. Das gleichmäßige Brummen der Flugzeugturbinen klang wie die sonoren Bässe der Don-Kosaken, wollte ihm scheinen. Er lehnte sich in den Sitz zurück, schloß abermals die Augen und gab sich dieser Musik hin. Das Summen schien sein Blut wieder ruhiger durch die Adern fließen zu lassen, gleich einem Strom in der Weite Sibiriens. In seinem Kopf dümpelte nun wattige Leichtigkeit, und in der Magengegend verspürte er ein Gluckern, das er als angenehm mißdeutete. Ungefähr in einer Stunde würde Oleg seinen Cousin Wassili wiedersehen, aber er konnte nicht sagen, ob er sich auf ihn freute oder ob er dieser Begegnung lieber ausweichen würde. Seit sein Cousin in Frankfurt lebte, und das waren inzwischen vier Jahre, hatte Oleg ihn weder gesehen, noch mit ihm telefoniert. So eng waren die Familienbande nicht. Schon als Kind hatte er sich in diesem Zwiespalt befunden, Wassili einerseits zu mögen, ihm andererseits mit Abneigung und instinktivem Argwohn zu begegnen. Plötzlich fragte er sich, warum er in diesem Flugzeug saß und nach Deutschland flog. Weil Irina, seine Mutter, zu ihrem Bruder gerannt war und ihm diesen Auftrag verschafft hatte. Es war der erste richtige Job seines Lebens, und er wurde obendrein richtig gut bezahlt.
Du willst eine Chance? hatte sein Onkel Genadi gefragt. Hier ist sie. Mal sehen, ob du etwas taugst. Genadi Iwanowitsch händigte ihm ein One-Way-Ticket nach Frankfurt am Main aus und steckte ihm fünfhundert Euro zu. Das ist nur ein Vorschuß, wenn du zurück bist und alles geklappt hat, bekommst du noch einmal Fünfhundert, hatte Genadi seinem Neffen großspurig versprochen, während er ihm freundschaftlich auf die Schulter schlug. Auch jetzt, in zehntausend Metern Höhe und bereits über dem Staatsgebiet Polens, konnte Oleg es kaum fassen. So viel Geld hatte er in seinem Leben noch nicht in der Hand gehalten. Fünf Einhundert-Euro-Scheine, glatt, frisch und grün, als habe Genadi sie letzte Nacht aus der Druckerpresse gezogen. Wie ein kleines Kind, das sich mittels Tast- und Geruchssinn die Welt erobert, hatte er daran gerochen und das Papier zwischen Daumen und Zeigefinger gerieben. Hätte sein Onkel ihm gesagt, auf welche Weise er sich das Geld erst noch verdienen mußte, er wäre niemals in das Flugzeug gestiegen.
Die Aeroflot-Maschine aus Moskau setzte am 10. Oktober, gegen 22.50 Uhr, mit einer Stunde Verspätung, auf dem Rhein-Main-Flughafen auf. Das Flugzeug landete weich, vom grellen Flutlicht geleitet. Erleichtert nahm Oleg seine Reisetasche und verließ zusammen mit den anderen Passagieren die Maschine. Inständig hoffte er, daß Wassili ihn wirklich in Empfang nahm, schließlich war er der deutschen Sprache nicht kundig. Genadi hatte ihm Wassilis Mobilfunk-Nummer aufgeschrieben, doch er wollte darauf nicht zurückgreifen müssen. Aufgeregt und unsicher folgte er seinen Landsleuten zur Passkontrolle und präsentierte den Beamten sein Touristenvisum und den nagelneuen Paß. Die Polizisten musterten ihn, betrachteten eingehend die Papiere und ließen ihn passieren. Oleg schnaufte, so einfach war das, dachte er froh. Er hatte sich vorgestellt, daß die gründlichen Deutschen, so hatte Genadi sie genannt, ihn bei der Einreise durchsuchen und wesentlich strenger kontrollieren würden. Jetzt wollte er glauben, seine Ängste seien kindisch und völlig überflüssig gewesen. Er war kein Kind mehr, sondern ein Mann – unterwegs, einen wichtigen, gut bezahlten Job zu erledigen. Daß er dazu in der Lage war, würde er Genadi Iwanowitsch und seiner Mutter beweisen. Und natürlich Wassili, der ab sofort nicht mehr nur sein Cousin, sondern auch sein Chef sein würde, hatte Genadi mehr oder minder gedroht.
Die automatische Glastür öffnete sich. Eine Schar von Wartenden stand davor, und es schien Oleg, als sähen all diese Menschen nur ihn an. Er suchte nach dem Gesicht seines Cousins, konnte es in der Masse jedoch nicht finden.
Oleg, Oleg! hörte er eine Stimme seinen Namen rufen.
Nervös wandte er seinen Kopf nach rechts und links, da spürte er schon eine Hand an seinem Oberarm.
Wassili, entfuhr es Oleg, überrascht und befreit zugleich.
Die beiden fielen sich in die Arme, lautstark begrüßten sie sich. Oleg freute sich doch, seinen älteren Cousin wiederzusehen. Wassili hatte sich in der Zwischenzeit verändert und wirkte auf ihn erwachsen und abgeklärt. Verdammt gut sah er aus, stellte Oleg neidlos fest.
Auf jungenhafte Weise legte Wassili seinen Arm auf Olegs Schulter und führte ihn durch die Ankunftshalle zur Tiefgarage, wo er sein Auto geparkt hatte. Den ganzen langen Weg redete er und überhäufte Oleg mit Erklärungen, als wolle er ihm eine Gebrauchsanleitung für Deutschland und Frankfurt geben. Es war nicht nötig, daß Oleg antwortete. Offensichtlich gefiel es Wassili, sich als Kenner zu präsentieren. Ab hier und jetzt hatte sein Cousin das Sagen, er war der Ältere, der Chef und kannte sich aus. Unbewußt begriff und akzeptierte er es, denn all das Neue, das seine Augen und Ohren wahrnahmen, besetzte seine Sinne. In Wirklichkeit hörte Oleg nicht richtig zu. Sie liefen durch nicht enden wollende unterirdische Tunnel. Oleg sah die Neonlichter, registrierte Betonwände und Glasschaukästen mit Werbung. Reisende mit und ohne Gepäckwagen hasteten an ihnen vorüber, überholten sie. Ich bin in Deutschland, dachte er und war dankbar, Wassili an seiner Seite zu haben, der ihn zielsicher durch das Tunnelsystem schleuste. Endlich erreichten sie das Parkdeck, wo ein Auto neben dem anderen stand. Audi, Mercedes, BMW, Peugeot, Nissan – Oleg betrachtete die ungeheure Anhäufung westlicher Karossen. Für ihn sahen sie alle nagelneu aus, was sie natürlich nicht waren. Wassili öffnete einen schwarzen Mercedes SL und sprang hinein.
Komm, Kleiner! rief er ihm zu.
Für einen kurzen Moment hielt Oleg den Atem an, noch nie hatte er in einem Mercedes gesessen, geschweige denn, war er jemals damit gefahren. Wahnsinn, frohlockte er und versuchte, sich die kindhafte Freude nicht ansehen zu lassen. Seine Kumpels hatten recht, dachte er, hier fährt jeder Zweite einen Mercedes. Mit Schwung warf er seine Tasche auf die Rückbank und drückte sich lässig in den ledernen Beifahrersitz. Obwohl es bereits halb Zwölf war, verspürte er keine Müdigkeit. Trotz Zeitumstellung und der eher ungewohnten Alkoholzufuhr während des Flugs, war er aufgekratzt und erregt. Das wattige Gefühl in Kopf und Magen war verflogen. Er stellte sich vor, wie die Jungs aus seinem Wohnblock ihn jetzt bestaunten und beneideten, könnten sie ihn sehen. Und das versetzte ihn in Hochstimmung.
Die Rushhour ist vorüber, bemerkte Wassili, als er auf die Autobahn fuhr.
Rushhour? Die gibt’s doch nur in New York, antwortete Oleg wissend. Wassili kreischte beinahe vor Belustigung.
Oleg, die gibt’s in jeder größeren Stadt, sogar in Moskau.
Die Unwissenheit seines Cousins amüsierte ihn, ein bißchen blöd schien Oleg noch immer zu sein, und er genoß seine Überlegenheit. Es war beinahe wie früher, wenn die beiden sich in Moskau zu Familienfesten oder in den Ferien im Dorf ihrer Großmutter bei Perm getroffen hatten. Innerlich trumpfte er auf, setzte den CD-Player in Gang und stellte auf volle Lautstärke, so daß der Wagen unter den Bässen vibrierte. Dazu trommelte er mit der Faust den Takt aufs Lenkrad. Oleg spürte die Bassklänge in der Magengegend, sein Trommelfell, das vom Sinkflug noch mitgenommen war, begann zu schmerzen. Trotzdem bewegte er seinen Körper im Rhythmus der Technoklänge. Das war Musik, die er auch zu Hause, am liebsten sehr laut, hörte. Stundenlang, wenn seine Mutter auf Arbeit war.
Wassili zeigte Oleg, was er aus dem Wagen herausholen konnte. Rasant beschleunigte er und überholte rechts. Mit einem Seitenblick konnte er Olegs Gesichtsausdruck sehen und war überaus befriedigt. Als die Frankfurter Hochhäuser in der Ferne aufleuchteten, drehte er die Musik leise, denn er wollte kurz antesten, ob Oleg von seinem Vater über den Job aufgeklärt worden war.
Hat Papa dir gesagt, was du zu tun hast? Hat er dir genug Geld gegeben? Genug, ja, sagte Oleg und grinste. Hat er. Und Grüße an dich, viele Grüße, auch von Baba Ala und meiner Mutter, log er.
Wie geht es Großmutter Ala?
Nicht so gut, sie kommt über die Runden. Sie hat ja den Garten und ein paar Schweine. Hungern oder frieren muß sie wohl nicht.
Scheißleben, nuschelte Wassili. Du hast es jedenfalls hinter dir. Ab jetzt wird alles anders. Geld, Weiber, Autos. Alles, was du willst.
Wirklich? fragte Oleg.
Versprochen.
Wassili lachte laut und schlug seinem Cousin auf den Schenkel, daß er zusammenzuckte.
Oleg bestaunte die erleuchteten Hochhäuser, die rechts der Autobahn auftauchten. Er fand sie weitaus beeindruckender als die Moskauer Betonklötze im stalinistischen Zuckerbäckerstil. Viel schneller, als er gedacht hätte, waren sie in der Stadt. Noch waren unzählige Autos und Menschen unterwegs. Und obwohl Moskau wesentlich größer als Frankfurt war, schien ihm hier alles imposanter und aufregender als daheim. Wassili fuhr auf den Alleenring, Richtung Ostend und Hanauer Landstraße. Am Ostbahnhof bog er von der Henschelstraße ab und fuhr durch ein Wirrwarr von dunkleren Straßen, in eine Seitengasse, wo er den Wagen parkte. Sie hatten Glück, Wassili fand tatsächlich einen Parkplatz in der Nähe seines Wohnhauses. Es gab Abende, da kreuzte er kleine Ewigkeiten durch die Straßen, um dann resigniert auf einem Fußweg oder in einer Einfahrt zu parken, den Strafzettel bereits einkalkulierend.
Was soll es, lieber zahle ich, statt mich verrückt zu machen, erklärte er Oleg, während er den Wagen abschloß.
Eine aufreizend gekleidete Dame stöckelte an ihnen vorüber. Ein Hauch von Mai und Glöckchen umwehte sie. Wow, dachte Oleg, das geht gut los. Er schaute ihr nach, sie drehte sich ebenfalls um, aber Wassili zog ihn am Ärmel weiter.
Komm, laß uns was trinken, drängte er. Auf Väterchen Genadi, den alten Fuchs. Und auf deine Karriere.
Oleg verspürte gar keinen Durst. Vom deutschen Bier hatte er zwar viel gehört, und er würde gern davon kosten, doch in diesem Augenblick überwog der Hunger. Wassili öffnete die Tür zu einer Kneipe und schob seinen Cousin hinein. Der Gastraum war schummerig beleuchtet, es roch nach abgestandenem Bier, Zigarettenrauch und Zwiebeln. Das Mobiliar wirkte alt und mißhandelt. Die Wände waren vom Nikotin gelbbraun gefärbt, und Oleg fand, daß es zu Hause mancherorts ähnlich aussah. Der Wirt begrüßte Wassili auf russisch und hieß auch Oleg willkommen. Er schaute sich um und bemerkte schnell, daß hier überwiegend Landsleute von ihnen verkehrten. Mit einer Geste, als sei er der König des Frankfurter Ostends, bestellte Wassili Bier und Stogramm für das ganze Lokal. Er gefiel sich in der Rolle des welterfahrenen, gönnerhaften Geschäftsmanns, die Taschen voller Geld. Offenbar lag ihm viel daran, Oleg und die anderen Gäste zu beeindrucken.
Das ist mein kleiner Cousin, frisch aus Moskau! rief er laut in den Raum. Na sdarowje!
Na sdarowje! echote es von verschiedenen Plätzen und vom Tresen.
Wassili schob Oleg zu einem Tisch, ganz hinten, in der Ecke des Lokals. Oleg zwängte sich auf die Bank, deren schmutzige Bezüge sich klebrig an seine Hose hefteten. Er schaute sich um, während er versuchte, Wassilis Redestrom zu folgen. Lieber wäre er in ein Restaurant gegangen, wo er etwas typisch Deutsches oder etwas ganz Abwegiges essen könnte, was er sich in Moskau niemals leisten konnte. Zum Beispiel indisches oder französisches Essen. Von dem vielen Geld, das Genadi Iwanowitsch Oleg im voraus gegeben hatte, hätte er Wassili natürlich eingeladen. Noch nie in seinem Leben war er in der Lage gewesen, jemanden zum Essen einladen zu können. Seit er die Schule verlassen hatte, war er arbeitslos und hatte nur wenige Kopeken zur eigenen Verfügung. Seit drei Jahren lungerte er zu Hause herum und langweilte sich vor dem Fernseher. Vergeblich hatte er versucht, in Moskau einen Ausbildungsplatz zu finden. Irgendwann hatte er es aufgegeben, weil er weder Lust noch die Ausdauer hatte, fortwährend Bewerbungen und Lebensläufe zu schreiben. Es war ihm zu anstrengend, und die Resultate waren deprimierend. Bei seiner Mutter hatte er sein Auskommen, ein Bett, den Fernseher, seine Musik, Essen und Kleidung. Eigentlich ging es ihm gut, bis Irina über diesen Zustand vor einigen Monaten derart wütend geworden war, daß sie ihren Stolz überwand und beschloß, die berufliche Zukunft ihres Sohnes selbst in die Hand zu nehmen. So konnte es keinesfalls weitergehen, hatte sie entschieden und Oleg als Schmarotzer beschimpft. Obgleich sie es als tiefe Demütigung empfand und sie ihre Prinzipien aufgeben mußte, war sie zu ihrem Bruder Genadi Iwanowitsch gegangen, um ihn um Hilfe zu bitten. Genadi war nach der Wende Unternehmer geworden und lebte im Überfluß, war ein angesehener Bürger und hatte gute Verbindungen in Wirtschaft und Politik. Jeden Luxus konnte er sich leisten, während Irina, genau wie ihre Mutter Ala, sparsam haushalten mußte, um halbwegs über den Monat zu kommen. Mit unglaublicher Schnelligkeit war es Genadi gelungen, sich den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen im neuen Rußland anzupassen, wobei er seine alten Beziehungen geschickt zu nutzen wußte. Natürlich hatte Irina keine Ahnung, wie und womit ihr Bruder es geschafft hatte, innerhalb weniger Jahre ein Vermögen zu verdienen. Noch vor kurzem hatte sie sich über Genadis gewendete politische Gesinnung und seinen neu erworbenen Reichtum ungeheuer aufgeregt. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau, Wassilis Mutter, hatte sie aus Empörung jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen, auch um ihrer Schwägerin Solidarität zu bekunden. Doch als Irina nicht mehr wußte, wovon sie sich und Oleg ernähren und kleiden sollte, hatte sie ihren Stolz über Bord geworfen und beschlossen, ihren Bruder um Hilfe zu bitten.
Was kann dein Sohn? hatte Genadi herablassend gefragt, und Irina mußte gestehen, daß er nichts gelernt hatte, jedenfalls nichts Besonderes. Aber, beteuerte sie, mein Oleg ist nicht auf den Kopf gefallen.
Er besaß immerhin einen Führerschein, den Großmutter Ala ihm zum achtzehnten Geburtstag finanziert hatte. Für ihren Enkel im fernen Moskau hungerte sie sogar, gab Irina ihrem Bruder, mit einem Vorwurf in den Augen, zu verstehen.
Oleg ist jetzt Neunzehn, ohne Ausbildung, ohne Aussicht auf Arbeit. Genadi, hilf uns. Er ist dein einziger Neffe, wir sind doch eine Familie, beschwor sie ihn. Du hast Beziehungen, Kontakte, Möglichkeiten…
Dieses Gespräch hatte vor acht Wochen stattgefunden – und jetzt saß Oleg mit Wassili in Frankfurt, in einer Kneipe, und hatte fünfhundert Euro unter dem Hemd. Er fühlte sich gut und merkte gar nicht, daß er leise vor sich hin lächelte.
Also, sagte Wassili, jetzt zum Geschäft. Mein Vater hat dir also erklärt, worum es geht?
Verdutzt blickte Oleg Wassili an.
Nein, hat er nicht, gestand Oleg. Genadi hat nur gesagt, ich soll deine Anweisungen befolgen und keine dumme Fragen stellen.
Wassili seufzte, sein Vater hatte es wieder einmal ihm überlassen, einen Neuling einzuweihen und anzulernen. Die Drecksarbeit blieb immer an ihm hängen, während sein Vater in Moskau die sauberen Hände neuerdings zum Gebet faltete oder in irgendeinem teuren Mieder versenkte. Genadi Iwanowitsch Rukow, der Heilige, der Wohltäter, der väterliche Freund, der respektable Geschäftsmann. Und er, Wassili, sollte sich bescheiden, zurückhaltend leben, nur nicht auffallen, um den Schein zu wahren. Verärgert spuckte er aus und wischte mit dem Fuß den Schleim in die Ritzen des ohnehin schmierigen Holzfußbodens.
Der Wirt kam, stellte einen Teller mit Brot, Zwiebeln und Speck auf den Tisch. Enttäuscht, aber hastig griff Oleg zu, sein Magen brauchte dringend Nahrung. Vor Hunger und Aufregung war ihm, jetzt merkte er es, bereits übel.
Morgen früh, wenn wir ausgeschlafen haben, fahren wir erst mal los, um die passenden Objekte zu finden, sagte Wassili.
Was für Objekte? Unschuldig staunend blickte Oleg seinem Cousin in die Augen.
Autos, du Idiot. Wir handeln mit Autos. Mein Vater bestellt, und ich besorge sie. Du bringst sie dann rüber. Verstanden? Ist doch ganz einfach, Oleg. Oder hast du etwa keinen Führerschein?
Doch, doch, hab’ ich dabei, nuschelte Oleg mit vollem Mund. Er wußte nicht, was „rüber" zu bedeuten hatte, fragte aber auch nicht nach. Wassili würde es ihm schon sagen, dachte er.
Prima. Wenigstens etwas, Kleiner.
Hör endlich auf, mich Kleiner zu nennen, begehrte Oleg plötzlich auf.
Er haßte es, Kleiner genannt zu werden. Das tat schon seine Mutter zur Genüge, nur um ihm zu beweisen, daß sie das Sagen hatte und er abhängig von ihr war – und nun fing Wassili wieder damit an wie früher, als sie noch Halbwüchsige waren.
Komm, trink noch einen Wodka. Heute feiern wir. Wassili zwinkerte und winkte abermals dem Wirt.
Noch eine Runde.
Na sdarowje!
Wie ein havarierender Fischkutter bei rauer See schwankte Oleg, als er mit Wassili gegen zwei Uhr morgens die Kneipe verließ. Er war es nicht gewohnt, Bier und Wodka durcheinander zu trinken. An der frischen Luft wurde ihm übel, und er übergab sich in hohem Bogen. Wassili lachte ihn aus.
Am nächsten Tag erwachte er in einem unbequemen Bett. Vergeblich versuchte er sich zu erinnern, wie er hierher gekommen war. Rücken und Kopf schmerzten entsetzlich. Es fühlte sich an, als seien seine Schädelknochen geschrumpft und das Gehirn wolle sich mit enormem Druck ausbreiten. Er blinzelte gegen die Zimmerdecke. Langsam wurde es hell, und er erkannte das Muster der alten Tapeten. Großformatige, stilisierte Blumen glotzten von den Wänden, in rosa und grün auf vergilbtem Untergrund. Noch immer war ihm schlecht. Er stand auf, um das Fenster zu öffnen und frische Luft zu atmen, aber er fand den Öff-nungs-Mechanismus nicht heraus. Bestimmt gab es einen Trick, den er nicht kannte. Es erschien ihm zu riskant, an den Hebeln herumzuspielen, denn das Fenster, fürchtete er, könnte ihm entgegenfallen. Die braune Gardine faßte sich klebrig an und stank. Er schaute auf sein Nachtlager, und es wollte ihm scheinen, als hätten in dieser Bettwäsche bereits mehrere ungewaschene Personen ihren Rausch ausgeschlafen. Oleg ekelte sich. Hätte Wassili ihm nicht frische Bettwäsche aufziehen können? Und wie es hier roch. Leise ging er zur Tür, um seinen Cousin zu suchen. Er konnte sich nicht erinnern, wie die Wohnung geschnitten war, wo Wassili schlief oder sich die Toilette befand. Ein Tee, dachte er, würde ihm jetzt gut tun, glühend heiß, frisch aus dem Samowar, mit viel Zucker darin. Der Flur, bemerkte Oleg, sah nicht einladender aus als das Zimmer, in dem er genächtigt hatte. Die ganze Wohnung wirkte verkommen, verdreckt und seit Jahren war sie nicht renoviert worden. Das gab es in Moskau auch, nur dort hatte kaum jemand Geld genug, seine Wohnung anständig herzurichten, zumindest die Leute, mit denen Oleg verkehrte. Hier, in Deutschland, war doch angeblich alles ganz anders: sauber, ordentlich, appetitlich, hatte Onkel Genadi versprochen. Bestimmt war er niemals hier gewesen, vermutete Oleg. In Wassilis Wohnung lagen überall Sachen herum. Ungeleerte Müllsäcke waren am Ende des Flurs, neben der Eingangstür, aufgehäuft. Kartons, uralte Magazine und Zeitungen waren an den Wänden hochgeschichtet. Hier und dort standen leere Flaschen herum, in denen bereits Kulturen heranwuchsen.
Nur mit Mühe gelang es Oleg, sich einen Pfad durch all das versiffte Zeug zu bahnen.
Wassili ist ein Ferkel, konstatierte er. Irina würde ihn aus der Wohnung prügeln, ließe er sein Zimmer derart verkommen.
Zaghaft klopfte er an eine Tür und obwohl ihm niemand antwortete, schob er sie langsam auf. Es war die Küche. Oleg erkannte einen Herd, unter allerlei Töpfen und Pfannen. Auf sämtlichen Ablagemöglichkeiten stapelte sich schmutziges Geschirr. Ihm kam der Gedanke, Ordnung zu schaffen und abzuwaschen, das gehörte zu Hause zu seinen Aufgaben. Seine Mutter hatte ihn zum Küchendienst und zum Aufräumen verurteilt, weil er den ganzen Tag, wie sie sagte, auf der faulen Haut lag, während sie hart arbeiten mußte. Irina verlangte von ihrem Sohn, gefälligst den Haushalt in Ordnung zu bringen, zu putzen und den Müll zu entsorgen. Sonst, hatte sie ihm angedroht, würde sie ihn auf die Straße setzen. Ohne Pardon! In dieser Hinsicht, das wußte Oleg, scherzte seine Mutter nicht.
Mit spitzen Fingern und von Neuem gegen die Übelkeit ankämpfend, begann er, das verdreckte und angeschimmelte Geschirr aus der Spüle zu räumen, um Platz zu schaffen. Nie zuvor hatte er so viele verschiedene Pilzkulturen gesehen. Grün, braun und schwarz wuchsen sie über die Tellerränder, aus Gläsern und Töpfen. In den Tassen und Flaschen hatten sich bereits gummiartige Gewächse gebildet und manch ein Topf verfügte über ein reges Innenleben. Es stank entsetzlich. Sein Magen stülpte sich um, aber er war leer. Ein Krampf ließ ihn schmerzhaft würgen. Mit tränenden Augen hielt er sich an der dreckigen Spüle fest und versuchte, tief ein- und auszuatmen.
He, was soll das? Was machst du da? hörte er plötzlich Wassili bellen und erschrak.
Splitternackt stand sein zerwühlter Cousin in der Küche und griff ihn unwirsch am Arm. Es schmerzte.
Laß den Scheiß, rühr hier bloß nichts an. Geh in dein Zimmer, hol deine Klamotten. Wir gehen frühstücken, fügte er schon milder hinzu.
Ich wollte doch bloß …
Finger weg von meinen Sachen, klar? Wütend funkelte Wassili ihn an.
Oleg nickte. Natürlich wußte er nicht, was er falsch gemacht hatte. Woher sollte er Wassilis Eigenheiten kennen? Er wollte doch bloß ein bißchen Ordnung machen. Beleidigt trabte er zurück in diesen Saustall von einem Zimmer und begann, seine Sachen unter dem Bett hervorzuklauben. Seine suchende Hand erspürte noch andere Dinge unter dem Bett. Er fand einen Schuh und betrachtete das Exemplar, Marke Nike Air. Die hätte Oleg auch gern, aber er konnte sie nicht bezahlen. Als er unter das Bettgestell spähte, fand er einen zweiten Turnschuh. Leider viel zu klein für ihn. In Moskau könnte er sie auf dem Flohmarkt verkaufen, ein paar Rubel würden schon dabei herausspringen. Er äugte nochmals unter das Bett, und nachdem er die Dreckflusen zur Seite gewischt hatte, fand er einige Spielzeug-Autos. Wie kindisch, dachte er.
3. Dezember
Frankfurt am Main – Untersuchungs-Haftanstalt
as kleine, vergitterte Fenster oben in der Wand ließ ein wenig Himmel und viele Wolken ahnen. Die Scheibe tränte. Sie fühlte sich eingepfercht und ausgeliefert. Nichts war ihr schwerer, als zu begreifen, warum sie sich hier befand. Der Ermittlungsrichter, so hatte eine Bedienstete gesagt, hielt sie für eine mutmaßliche Schläferin, denn ein terroristischer Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden. Darüber hinaus wurde ihr gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Sie sei böswillig und gewalttätig, wahrscheinlich sogar gestört. Unter Anwendung brutaler Gewalt war sie von mehreren Polizeibeamten festgenommen worden, daran erinnerte sie sich vage. Noch gelang es ihr nicht, die Bilder in ihrem Kopf mit konkreten Ereignissen zu verbinden.
In zunehmendem Maße beunruhigte es sie, daß Bruno sich nicht bei ihr meldete. Wußte er überhaupt, was inzwischen mit ihr geschehen war? Er mußte sich doch fragen, warum sie nicht nach Hause kam. Himmel und Hölle würde er in Bewegung setzen, wenn er wüßte, wo sie sich befand. Alles würde er für sie tun, wie schon seit siebzehn Jahren. Das war eine beachtliche Zeit. Bruno sagte, er und sie lebten in einer perfekten Symbiose. Sie waren aneinander gewöhnt und trennten sich nur selten.
Einige Tage hatte sie nutzlos damit verbracht, in ihrer Zelle darauf zu lauern, daß die Stunden verstrichen. Die Zeit dehnte sich, türmte sich zu einem gewaltigen Gebirge, wollte nicht vergehen. Seit sie begonnen hatte zu schreiben, glaubte sie, einen Tunnel in den Fels der Zeit zu schlagen. Mühsam versuchte sie, Erinnerungen heraufzubeschwören, um zu erfassen, was geschehen sein könnte, aber es mißlang. Die vergangenen Wochen, oder waren es Monate, vermochte sie kaum zusammenzusetzen. Seit gestern besaß sie ein Schreibheft und verschiedene Stifte. Sie versuchte, die bruchstückhaften Momentaufnahmen ihrer Erinnerung in Worte zu fassen. Ihr Schweigen vertraute sie dem Heft an, denn das Sprechen hatte sie sich verboten. Sie schrieb gegen die Unzulänglichkeit ihres Gedächtnisses, gegen das erzwungene Alleinsein hier im Untersuchungsgefängnis an. Bruno sagte, Schreiben erlöst von der Trägheit des Geistes, befreit von der Maßeinheit Zeit, von der banalen Alltäglichkeit des Lebens. Schreiben sei das Maß aller Dinge und bewahre vor der Auslöschung.
Was war mit ihr geschehen? Bevor sie in die Untersuchungshaft überstellt wurde, war sie auf richterliche Anordnung in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen worden, zur Beobachtung und Abklärung, hieß es. Warum nur? Emma war davon überzeugt, nichts Böses getan zu haben. Vielleicht war ihr Temperament mit ihr durchgegangen. Was wußten Polizisten und Staatsanwälte schon von Gefühlen und inneren Befindlichkeiten, kurz – von ihrer Seele? Sie wollte zurück zu Bruno, nach Hause. Sie sei unberechenbar, aber zurechnungsfähig. Paranoia oder Schizophrenie hatten die Ärzte ausgeschlossen, nichts Pathologisches also. Eher eine psychogene Amnesie, möglicherweise durch einen Schock ausgelöst, spekulierten die Ärzte. Die Patientin konnte sich und anderen Gewalt antun, soviel stand fest. Da ein terroristischer Hintergrund nicht auszuschließen war, bestimmte der Haftrichter, sie nach der Entlassung aus der Psychiatrie nicht nach Hause, sondern in die Untersuchungs-Haftanstalt zu überführen. Bei der angeordneten Durchsuchung ihrer Wohnung waren arabische Wörterbücher und Schriftstücke gefunden worden. Das allein war Verdachtsmoment genug. Eine Übersetzung der beschlagnahmten Schriften stand noch aus.
Emma konnte ihre Schuld nicht sehen. Sie war ein harmloses Wesen, ein ganz normaler Mensch. Polizisten und Juristen, sagte Bruno einmal zu ihr, sind Lumpen und Verbrecher. Sie werden von uns bezahlt, um dann auf uns einzuprügeln, uns zu bestrafen, in den Knast zu stecken. Brunos Jugend war bewegt, er hatte Erfahrung. Die Staatsgewalt ist brutal, die Beamten, die Politiker, die Polizei, allesamt, sagte Bruno.
Jetzt und in ihrer Situation mußte sie Bruno recht geben. Drei Polizisten hatten sich auf sie geschmissen, ihren Kopf auf die Erde geschlagen, bis rote Funken unter ihrer Schädeldecke explodierten, ein wahres Feuerwerk. Ein Polizist hatte sich auf ihr Rückgrat gekniet, ihr die Arme verrenkt und sie mit Handschellen gefesselt. Ein anderer hatte ihre Beine festgehalten. Brutalstmöglich, schrieb sie in ihr Heft, wie es in Deutschland seit einiger Zeit üblich war. Emma hatte sich gewehrt, geschrieen, um sich geschlagen, bis ihre Handgelenke blutig, ihr Gesicht von den Schlägen aufgequollen und ihr Körper mit Prellungen übersät waren. Bis sie von Angst und Schmerz erschöpft und betäubt war. Anschließend, und daran erinnerte sie sich inzwischen wieder, wurde sie in eine Zelle gesteckt. Seit es die neuen Sicherheitspakete gab, die Schily-Care-Pakete, waren die gesetzlichen Bedingungen bei mutmaßlichem Terrorismus verschärft worden. Bin Laden lauert überall, hieß es. Achtundvierzig Stunden später wurde sie in eine psychiatrische Klinik überstellt. Zuvor hatten sie ihr Blut und ihr Haar labortechnisch untersuchen lassen, um zu erforschen, ob eventuell bewußtseinstrübende Stoffe im Spiel waren. Fehlanzeige.
Der Terrorismus verbirgt sich insbesondere in harmlos wirkenden Personen, beharrte der Richter. Unter dem Mantel der Harmlosigkeit, warnte er, gärte das teuflisch Böse. Diese Frau war zuvor niemals auffällig oder aktenkundig geworden, führte ein scheinbar normales Leben. Aus welchem Grund also weigerte sie sich, bei einer polizeilichen Überprüfung ihre Papiere vorzuweisen. Warum wollte sie Fahrerflucht begehen und war gegen die Beamten gewalttätig geworden? Das war mehr als verdächtig, das war ein Straftatbestand.
Emma nahm keine Drogen, sie hatte niemals welche ausprobiert. Drogen, notierte sie in ihr Heft, sind Engelmacher. Wer das auf Dauer nimmt, ist hin, sagte Bruno. Erst wird das Gehirn löchrig wie ein Schweizer Käse, und dann fliegst du gen Hölle, mit Riesenflügeln. Bruno wußte wovon er sprach, er hatte alles probiert, und er war nirgendwo angekommen. Nicht im Himmel und nicht in der Hölle. Wenn du Pech hast,
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