Dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde: Die Schrifttumsarbeit im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR
By Wilfried Weist and Reinhard Assmann
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About this ebook
Neben einem Überblick über diese Geschichte dokumentiert der vorliegende Band u.a. bewegende Zeitzeugenberichte des 25-jährigen Jubiläums der DDR-Schrifttumsarbeit. Aufgenommen wurde ferner eine große Auswahl staatlicher Gutachten, die das oft mühevolle Ringen um Genehmigungen aufzeigt. Und eine Bibliografie aller EVB-Veröffentlichungen sowie weiterer baptistischer Publikationen macht diesen Band zu einem wichtigen Nachschlagewerk für den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR.
Günter Balders:
"...eine Fundgrube, z.B. für zeitgeschichtliche Forschungen oder in Sachen Frömmigkeitsgeschichte!"
Wilfried Weist
Wilfried Weist wurde am 1.10.1938 in Kiel geboren. Nach dem Abitur folgte die Ausbildung zum Verlagsbuchhändler in der Buchhandlung C.L. Ungelenk in Dresden und der Evangelischen Verlagsanstalt in Berlin. Nach einer Qualifizierung zum Buchhersteller war er bis 1965 in der Herstellungsabteilung der Evangelischen Verlagsanstalt tätig. Ab 1.7.1965 arbeitete er als Geschäftsführer der Evangelischen Versandbuchhandlung O. Ekelmann Nachf. Berlin, Seelower Straße. Nach der Übernahme der Buchhandlung durch den Oncken Verlag Kassel am 1.1.1991 fungierte er als Leiter der Filiale Berlin - bis zum 31.8.1996. Heute lebt er im Ruhestand in Berlin. Wilfried Weist ist verheiratet und hat zwei Söhne. Neben seiner Mitarbeit in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Prenzlauer Berg engagierte er sich viele Jahre in der Evangelischen Allianz und in ökumenischen Gremien, wie z.B. im Facharbeitskreis Verlage/Buchhandel beim Bund Evangelischer Kirchen in der DDR, im Bibelkomitee der DDR u.a.
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Book preview
Dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde - Wilfried Weist
Inhalt
Geleitwort (Günter Balders)
Zu den Autoren
Vorwort der Herausgeberin
Überblick zur Schrifttumsarbeit des BEFG-DDR
1.1 Einleitung
1.2 Eigene Publikationen und Vertrieb
1.2.1 Die Sortiments- und Verlagsbuchhandlung EVB
1.2.2 Die verlegerische Arbeit
Exkurs: „Die Stadt vor der Nacht"
1.2.3 Die Zeitschrift „Wort und Werk"
1.3 Kooperation mit weiteren Verlagen
1.3.1 Evangelische Verlagsanstalt
Exkurs: Andachtsliteratur und Bibellesematerial in der DDR
1.3.2 Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft
1.3.3 Evangelisch-methodistische Kirche
1.3.4 Christlicher Zeitschriftenverein Westberlin
1.4 Interne Drucksachen
1.4.1 Bund
1.4.2 Pastorenschaft
1.4.3 Arbeitszweige/Werke des Bundes
1.4.4 Gemeinden
1.5 Elim-Schrifttum
1.6 Veröffentlichungen in der DDR-Presse
1.7 Staatliche Gutachten/Zensur
Exkurs: „Freiheit – wovon, wofür?"
Dokumentation
2.1 Festveranstaltung 25 Jahre Schrifttumsarbeit des BEFG-DDR 1971
2.1.1 25 Jahre Schrifttumsarbeit unseres Bundes (Walter Schäfer)
2.1.2 Die Jahre des Anfangs und des Aufbaus (Otto Ekelmann)
2.1.3 Gemeindearbeit und Gemeindeschrifttum (Günter Lorenz)
2.1.4 Aufgaben des evangelischen Buchhandels heute (Wilfried Weist)
2.1.5 Zusammenarbeit im Dienst am evangelischen Buch (ein Büchertischverwalter)
2.1.6 Grußwort der Evangelischen Haupt-Bibelgesellschaft (Geschäftsführer Helmut Reum)
2.1.7 Grußwort der Evangelischen Verlagsanstalt (Verlagsdirektor Hans Laurentius)
2.1.8 Grußwort des Union Verlages (Rudi Kudoke)
2.2 Auswahl von Veröffentlichungen zur EVB und Schrifttumsarbeit
2.2.1 Zehn Jahre Schrifttumsarbeit und Buchhandlung (1955/57)
2.2.2 Sechzehn Jahre Kalender „Tägliches Brot" (1965)
2.2.3 Osteuropa-Reisebericht Robert S. Denny (1978)
2.2.4 East Germany: Zinzendorf A Bestseller (1983)
2.2.5 Christian Book Ministry Prospers In Capital City (1987)
2.2.6 Christliche Buchhandlung in Ost-Berlin (1987)
2.2.7 The DDR Is Different (1989)
2.2.8 Evangelische Buchhandlungen in Ost-Berlin (1991)
2.2.9 Evangelische Fachbuchhandlung mit ökumenischem Angebot (1991)
2.2.10 Buchhandlung in Berlin (1991)
2.2.11 Unterwegs zu neuer Perspektive (1991)
2.2.12 Ein Neubeginn in Berlin (1993)
2.3 Auswahl staatlicher Gutachten zu Publikationen des BEFG-DDR
2.3.1 Berta Schmidt-Eller: Und vergib uns unsere Schuld (1954)
2.3.2 Unterrichtshilfe. Juni bis Dezember 1954 (1954)
2.3.3 Tägliches Brot. Abreißkalender für 1955 (1954)
2.3.4 Glaubensstimme für Gemeinde und Haus (1955)
2.3.5 Unterrichtshilfe. 2. Halbjahr 1956 (1956)
2.3.6 Edith Wiese: Steine am Wegesrand. 19 Geschichten (1956)
2.3.7 Elsbeth Walch: Die Tor macht weit (1956)
2.3.8 Johannes Krüger: Die Geschichte der Täufer (1956)
2.3.9 Karl Josef Friedrich: Die Stadt vor der Nacht (1957)
2.3.10 Friedrich Seebaß: Johann Sebastian Bach – der Thomaskantor (1958)
2.3.11 Bertha Schmidt-Eller: Die anderen Augen (1958)
2.3.12 Hilfe für den Kindergottesdienst. Erstes Halbjahr 1959 (1958)
2.3.13 Hans Vogel: Das Geheimnis lebendiger Hoffnung (1959)
2.3.14 Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (1959)
2.3.15 Hilfe für den Kindergottesdienst. 2. Halbjahr 1959 (1959)
2.3.16 Erwin Bohle: Du hast dich meiner Seele herzlich angenommen (1961)
2.3.17 F. B. Meyer: Warum sollte ich mich taufen lassen? (1961)
2.3.18 Gottlieb Geiß: Die goldene Spur (1961)
2.3.19 Hilfe für den Kindergottesdienst. 1. Halbjahr 1962 (1961)
2.3.20 Drei Rundfunkpredigten der Freikirchen (1962)
2.3.21 Hilfe für den Kindergottesdienst. 2. Halbjahr 1963 (1963)
2.3.22 Gott hat uns lieb. Liederauswahl (1963)
2.3.23 Otto Siegfried von Bibra: Der Name Jesu (1963)
2.3.24 Adolf Pohl: Anleitung zum Predigen (1964)
2.3.25 Rudolf Breutel: Ruhe in Gott (1965)
2.3.26 Charles H. Spurgeon: Aus der Schatzkammer Davids I. (1966)
2.3.27 Handreichung für den Glaubensweg 12. Folge (ca. 1966)
2.3.28 Adolf Pohl u. a.: Verlässliche Kunde (1966)
2.3.29 Herbert Eichler: Geborgen – Blätter der Besinnung (1966)
2.3.30 Uwe Holmer: Gott ist nicht ferne (1966)
2.3.31 Manfred Schmiedel: Verantwortung vor Gott (1966)
2.3.32 Roland Preubsch: Die wichtigste Entdeckung (1966)
2.3.33 Egon Engel: Religiosität – oder christlicher Glaube? (1966)
2.3.34 Klara Schlink: …er kämpfe denn recht (1966)
2.3.35 Erich Rädel: Die Taufe – ein Bekenntnis (1967)
2.3.36 Handreichung für den Glaubensweg 14. Folge (1967)
2.3.37 Erich Sauer: Offenbarung Gottes und Antwort des Glaubens (1968)
2.3.38 Arthur Richter: Wege und Schritte (1968)
2.3.39 Joachim Focking: Freiheit – wovon, wofür? (1969)
2.3.40 Vier Notenblätter für Gemischten Chor (1969)
2.3.41 Arthur Richter: Prozess gegen Gott (1969)
2.3.42 Friedrich S. Rothenberg (Hg.): Männer und Frauen des Neuen Testaments (1969)
2.3.43 Eduard Schütz: Säule und Grundfeste der Wahrheit (1970)
2.3.44 Vier Notenblätter für Gemischten Chor (1970)
2.3.45 Lieder der Gnade (1971/72)
2.3.46 Wolfgang Klempert: Gott ist die Liebe (1973)
2.3.47 William Barclay: Er wird euch Beistand geben (1973)
2.3.48 Gerhard Brachmann (Hg.): Christusgemäßes Leben (1973)
2.3.49 Ulrich Betz: Einssein in Christus (1974)
2.3.50 Arbeitshilfe für den Kindergottesdienst. Johannesevangelium (1974)
2.3.51 Wilhard Becker: Die Chance des neuen Lebens (1975)
2.3.52 Chorleiterbuch (1975)
2.3.53 Vier Notenblätter für Gemischten Chor (ca. 1975)
2.3.54 Hans-Günther Sachse: Mit Jesus neu leben (1975)
2.3.55 Wolfram Böhme: In Gottes Spur (1976)
2.3.56 Gerhard Brachmann (Hg.): Bewährung unseres Christseins (1976)
2.3.57 Advent und Weihnachten (Chorsätze) (1976)
2.3.58 Vier Notenblätter für Gemischten Chor (1977)
2.3.59 Gemeindeliederbuch (1978)
2.3.60 Rechenschaft vom Glauben (1979)
2.3.61 Arbeitshilfe für den Kindergottesdienst. Lukas-Jahr (1980)
2.3.62 Corrie ten Boom: Die Zuflucht (1982)
2.3.63 Gemeindebibelschule (1983)
2.3.64 Bastelbogen Römisches Getreideschiff (1983)
2.3.65 Georg Müller: …und der himmlische Vater ernährt sie doch (1987)
2.3.66 Ulrich Schaffer: Hilf mir bei meiner Gratwanderung (1988)
2.3.67 Peter Strauch: Entdeckungen in der Einsamkeit (1989)
2.3.68 Paul Gerhard Siegel: Sven auf großer Fahrt (1989)
2.3.69 Charles H. Spurgeon: Beten ohne Unterlass (1989)
2.4 Auswahl zu Biografien
2.4.1 Otto Ekelmann
2.4.2 Günter Lorenz
Bibliografie
3.1 Hinweise
3.2 Evangelische Versandbuchhandlung O. Ekelmann Nachf. Berlin
3.3 Weiteres Schrifttum (Auswahl)
3.3.1 Evangelische Verlagsanstalt Berlin
3.3.2 Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft Berlin
3.3.3 Union Verlag (VOB) Berlin
3.3.4 Freie Elim-Gemeinde Stralsund
3.3.5 Evangelisch-methodistische Kirche in der DDR
3.3.6 Sonstiges
Übersichten
4.1 Wort und Tat
4.2 Gemeinde-Festschriften BEFG-DDR
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsnachweis
Geleitwort
Wer sich mit der Geschichte einer Verlagsbuchhandlung befasst, hat damit zu rechnen, dass in der Regel nicht mehr alle Unterlagen aufzufinden sind. So ging es mir vor fast 40 Jahren, als ich mich mit dem Thema „150 Jahre Oncken Verlag befasste. Die hier veröffentlichte Dokumentation betrifft nun aber eine vergleichsweise junge Einrichtung, die Evangelische Versand- und Verlagsbuchhandlung Otto Ekelmann Berlin, gegründet 1946. Wer daraus den Schluss zieht, deren Entwicklung und Produktion darzustellen sei wesentlich leichter, der irrt sich. Denn dieses baptistische Unternehmen hatte seinen Sitz in der DDR. Die Hürden, Schrifttum welcher Art auch immer überhaupt herstellen und verbreiten zu können, waren immens. Auch wenn offiziell immer wieder betont wurde: „In der DDR gibt es keine Zensur
– das Wort war ein Tabu. Aber wohl jeder wusste: Das Gegenteil war der Fall. (Wir im Westen bekamen es zum Beispiel mit, als das gemeinsame Buch der GEMEINDELIEDER erscheinen sollte.) Nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde es nun aber glücklicherweise möglich, „hinter die Kulissen zu schauen".
Es ist das große Verdienst der beiden Autoren dieses Bandes, nun die Ekelmannsche Verlagsgeschichte detailliert darstellen zu können – mit Hintergrundinformationen verschiedener Art, wertvollen Erinnerungen von Zeitzeugen, der Wiedergabe diverser staatlicher „Gut-achten und nicht zuletzt einer akribischen bibliografischen Dokumentation der zensierten und lizenzierten Veröffentlichungen. Ein „Findbuch
gewissermaßen, um einen Begriff aus dem Archivwesen zu gebrauchen, aber vor allem auch eine Fundgrube, z. B. für zeitgeschichtliche Forschungen oder in Sachen Frömmigkeitsgeschichte und so weiter. Es gibt viel zu entdecken: Was wurde veröffentlicht? Wer waren die Verfasser? Wie viele Auflagen? (Und welche „Auflagen" waren im Blick auf die Druckgenehmigung zu erfüllen, welche konnten geschickt umgangen werden?)
Diese Dokumentation hat den Gesamtbestand der Ekelmannschen Produktion im Blick. Mit Freude und Dankbarkeit erinnere ich mich daran, dass – und wie – es nach der Wende gelungen ist, die Archivbestände „Ekelmann" in das Oncken-Archiv Elstal des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zu überführen. Inzwischen konnten sie noch um etliche Titel oder Auflagen vervollständigt werden, dank des Spürsinns von Reinhard Assmann und Wilfried Weist.
Günter Balders
Zu den Autoren
Wilfried Weist wurde am 01.10.1938 in Kiel geboren. Nach dem Abitur folgte die Ausbildung zum Verlagsbuchhändler in der Buchhandlung C.L. Ungelenk in Dresden und der Evangelischen Verlagsanstalt in Berlin. Nach einer Qualifizierung zum Buchhersteller war er bis 1965 in der Herstellungsabteilung der Evangelischen Verlagsanstalt tätig. Ab 01.07.1965 arbeitete er als Geschäftsführer der Evangelischen Versandbuchhandlung O. Ekelmann Nachf. Berlin, Seelower Straße. Nach der Übernahme der Buchhandlung durch den Oncken Verlag Kassel am 01.01.1991 fungierte er als Leiter der Filiale Berlin – bis zum 31.08.1996. Heute lebt er im Ruhestand in Berlin.
Wilfried Weist ist verheiratet, er hat zwei Söhne. Neben seiner Mitarbeit in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (EFG) Berlin-Prenzlauer Berg engagierte er sich viele Jahre in der Evangelischen Allianz und in ökumenischen Gremien, wie z. B. im Facharbeitskreis Verlage/Buchhandel beim Bund Evangelischer Kirchen in der DDR, im Bibelkomitee der DDR u. a.
Reinhard Assmann wurde am 01.09.1952 in Greifswald geboren. Nach dem Abitur wurde seine Zulassung zum Mathematikstudium an der TU Dresden wegen Verweigerung des aktiven Wehrdienstes zurückgenommen. Er absolvierte eine Ausbildung zum Elektromechaniker und später zum Erzieher. 1977–1981 studierte er Theologie am Theologischen Seminar des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR (BEFG-DDR) in Buckow. Es folgten Gemeindedienste als Pastor in den EFG Bitterfeld (1981–1992), Berlin-Lichtenberg (1992– 2001) und Berlin-Prenzlauer Berg (2003–2012). 2002–2003 war er als Referent für Freikirchenforschung für den Verein „Evangelisch-Freikirchliche Zeitgeschichte e.V." tätig. Er lebt heute im Ruhestand in Berlin.
Reinhard Assmann ist verheiratet, er hat fünf Kinder. U. a. engagiert er sich im Historischen Beirat des BEFG und im Beirat des Vereins für Freikirchenforschung. 2004 veröffentlichte er einen Leitfaden zur Geschichte des BEFG-DDR. Er ist Mitherausgeber der vorliegenden Schriftenreihe.
Vorwort der Herausgeberin
Am Anfang stand ein Wunsch Rolf Dammanns, ehemaliger Generalsekretär des BEFG-DDR, im Jahr 1995. Tonbandmitschnitte einer Festveranstaltung zum 25jährigen Bestehen der Schrifttumsarbeit des Bundes in der DDR waren gefunden worden. 1971 hatte sie unter dem Leitwort: „…dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde" (2. Thess. 3, 1) in Berlin stattgefunden. Der Wunsch also war, dass diese Beiträge transkribiert und als kleine Broschüre veröffentlicht werden sollten – als Geschenk zum 30. Dienstjubiläum von Wilfried Weist, Geschäftsführer und späterer Filialleiter der Evangelischen Versandbuchhandlung O. Ekelmann (Nachf.) Berlin (EVB), und von Günter Lorenz, seit 30 Jahren Lektoratsleiter der gleichnamigen Verlagsbuchhandlung.
Doch auch in der neuen Bundesrepublik ging es mit dem Büchermachen nicht wunschgemäß schnell. Erst 2003 konnten die Bänder verschriftet werden. Und die Herausforderung stand im Raum, mit diesen Dokumenten eine Archiv-Schriftenreihe zu beginnen. Wiederum vergingen Jahre, bis endlich 2011 die Edition „Baptismus-Dokumentation" in der vorliegenden Form starten konnte. Der Band über die Schrifttumsarbeit war von Anfang an konzipiert, erfuhr aber immer neue Ergänzungen und Erweiterungen, bis er nun als Band 7 fertiggestellt werden konnte.
Neben der Dokumentation der Jubiläumsveranstaltung 1971 enthält er weitere Veröffentlichungen zur EVB und Schrifttumsarbeit in der DDR. Nach dem Auffinden der staatlichen Gutachten zur Druckgenehmigung lag es nahe, eine Auswahl dieser Texte in den Band aufzunehmen, die die kirchenpolitische Situation in der DDR unnachahmlich widerspiegeln. Eine vollständige Bibliografie aller EVB-Veröffentlichungen sowie weiterer BEFG-Publikationen macht diesen Band zu einem wichtigen Nachschlagewerk für den BEFG-DDR.
Schließlich bieten die Autoren im ersten einführenden Teil einen Überblick über die Geschichte und Arbeitsweise der EVB, der verlegerischen Arbeit sowie der Herausgabe der Monatszeitschrift des Bundes. Ergänzend werden weitere Bereiche der Schrifttumsarbeit dargestellt – bis hin zur Praxis der staatlichen Zensur.
Zu danken ist sowohl Wilfried Weist als auch Reinhard Assmann. Beide haben mit oft zeitraubenden Recherchen die bibliografischen Daten zusammengetragen, die Gutachten gesichtet und transkribiert und Hintergründe erforscht. Leider sind gerade die frühen Unterlagen der EVB nicht mehr vorhanden.
Aus heutiger Sicht mag es erstaunen, dass in der DDR in solcher Breite und Vielfalt christliches Schrifttum möglich war. Der BEFG hatte neben den evangelischen Landeskirchen, der Katholischen Kirche und den weiteren Freikirchen und den ihnen verbundenen Verlagen ja nur ein vergleichsweise knappes Druck-Kontingent. Gleichzeitig sollte aber nicht vergessen werden, welches mühevolle Ringen um Genehmigungen zu fast jedem Titel im Hintergrund stand. Dies dokumentieren die Gutachten.
1977 überraschte die DDR-Leser ein kleiner Fabelband von Gerhard Branstner: „Der Esel als Amtmann", der die Zensurpraxis im Land hintergründig karikierte. Gleich auf dem Deckblatt grüßte der langohrige Amts-Esel als Zensor, den wir hier mit freundlicher Genehmigung des Grafikers Hans Ticha illustrieren.¹
Trotz Zensur, Papiermangel und Auslieferungsproblemen, trotz politischen Drucks und der „Schere im Kopf – die Schrifttumsarbeit des BEFG in der DDR war ein Segen für die Gemeinden und darüber hinaus. Sie trug dazu bei, „…dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde.
Ines Pieper
¹ Gerhard Branster: Der Esel als Amtmann oder Das Tier ist auch nur ein Mensch. Fabeln, Buchverlag Der Morgen Berlin 1977, Zeichnungen von Hans Ticha; vgl. auch zu 1.7.
1. Überblick zur Schrifttumsarbeit des BEFG-DDR
1.1 Einleitung
Die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich sehr bald auch auf dem Buch- und Zeitschriftenmarkt bemerkbar. Für viele Kirchen, insbesondere für die Freikirchen bedeutete es, dass Druckerzeugnisse aus dem Westen nur noch unter schwierigen Umständen bzw. gar nicht mehr in den Osten versandt werden konnten. Schon bald musste in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. in der späteren DDR über neue eigene Strukturen nachgedacht und verhandelt werden. Die Leitung des BEFG tat sich anfangs noch schwer, einem eigenen Verlag und eigener Zeitschrift im Osten zuzustimmen und untersagte z. B. 1947 die Lieferung der neuen Ost-Zeitschrift „Wort und Werk" in die Westzonen.² Immer wieder gab es Verhandlungen, die Zeitschrift des Bundes „Die Gemeinde, die Kinderzeitschrift „Der Morgenstern
, die „Junge Mannschaft für die Jugend und die Zeitschrift „Wort und Tat
für die Prediger offiziell einführen zu können. Man nahm dafür sogar in Kauf, auf politische Äußerungen zu verzichten.³ Und man erhöhte den Bezugspreis in der Westzone für „Die Gemeinde", um damit die Lieferung in die Ostzone zu unterstützen; wegen der Währungsunion war die Zeitschrift hier nicht mehr bezahlbar.⁴
In den ersten Jahren des neugegründeten Predigerseminars in Buckow bis zum Mauerbau (1959–61) brachten die Studenten am Wochenende per S-Bahn aus Westberlin gespendete Bücher für das Seminar nach Buckow.⁵ Aber die Zonengrenze entwickelte sich bald und immer stärker zu einem unüberwindbaren Hindernis – einerseits für Reisende von Ost nach West und andererseits für Literatur von West nach Ost. Der offizielle Buchtransfer in die DDR blieb ein ebenso wichtiges Verhandlungsthema mit den staatlichen Behörden⁶ wie der illegale „Bücherschmuggel"⁷ ein Untersuchungsvorgang für die Staatssicherheit. Immerhin gelang es hin und wieder, wichtige theologische Fachliteratur aus dem Westen für die Studenten des Theologischen Seminars und für dessen Bibliothek offiziell einzuführen.
Und dennoch: Dem Aufbau einer eigenen Verlagsarbeit im BEFG-Ost kam eine immer größere Bedeutung zu. Die folgenden Ausführungen sollen dafür einen Überblick bieten.⁸
1.2 Eigene Publikationen und Vertrieb
Schon in den ersten Monaten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gab es intensive Überlegungen und Bemühungen, für die Gemeinden des BEFG in der SBZ ein eigenes Nachrichtenblatt herauszugeben und – sofern überhaupt vorhanden oder erreichbar – eine Versorgung mit christlicher Literatur aufzubauen. Diese Bemühungen sind untrennbar mit dem Namen Otto Ekelmann⁹ verbunden.
Bereits im September 1945 erwirkte er die Genehmigung für ein Mitteilungsblatt an die Gemeinden, im Februar 1947 die Lizenz für die Zeitschrift „Wort und Werk. Seit Dezember 1945 baute er einen Buchvertrieb auf, zunächst in der eigenen Wohnung, ab Anfang 1947 mit eigener Lizenz als „Evangelische Versandbuchhandlung
, ab den 50er Jahren dann als „Evangelische Versand- und Verlagsbuchhandlung Otto Ekelmann Berlin N 113, Seelower Str. 22 (2). 1950/51 begann die verlegerische Arbeit, allerdings, wie auch die anderen Freikirchen, nicht mit eigener Lizenz, sondern in Verbindung mit dem Union Verlag Berlin. Nach Übernahme durch den BEFG 1965 fungierte die Vertriebs- und Verlagsarbeit unter dem Namen „Evangelische Versandbuchhandlung O. Ekelmann Nachf. Berlin
.
Von 1945 bis 1965 trug Otto Ekelmann, obwohl er im Auftrag und mit Förderung des Bundes und der Gemeinden tätig war, persönlich das Risiko für diese Arbeit. Jahre später schilderte er die Anfänge und den segensreichen Fortgang dieses Werkes. Zum 25-jährigen Bestehen der Schrifttumsarbeit des BEFG in der DDR, das im Februar 1971 in Berlin begangen wurde, verlas Walter Schäfer, Vorsitzender der Schrifttumsarbeit in der Bundesleitung, der Festgemeinde den Bericht Otto Ekelmanns. Dieser war erkrankt und hatte den Bericht über die Anfänge seinem langjährigen brüderlichen Freund diktiert. Otto Ekelmann beschreibt darin anschaulich die Schwierigkeiten, in den Jahren nach dem Krieg die Genehmigung für erste Veröffentlichungen zu erhalten. Sein Bericht wird neben weiteren Zeugnissen aus der Anfangszeit in diesem Band erstmals dokumentiert.¹⁰
Die folgende Darstellung umfasst den Zeitraum von der Übernahme der Buchhandlung durch den BEFG am 1. Juli 1965 bis zur Umwandlung in eine Filiale des Verlages J. G. Oncken Nachf. Kassel ab 1. Januar 1991. Sie will und kann keine exakte historische Beschreibung dieses Zeitraums sein, zumal eine solche einer Geschichtsschreibung des BEFG in der DDR und seiner Werke vorbehalten bleibt. Die Darstellung beruht außer auf wenigen im Literaturverzeichnis genannten Quellen hauptsächlich auf den erhaltenen persönlichen Aufzeichnungen sowie den Erinnerungen des Autors und trägt damit zumindest in Teilen einen subjektiven Charakter. Auf den Gedanken, eine Betriebschronik zu führen, auf die man jetzt zurückgreifen könnte, ist seinerzeit bei der Bewältigung der Tagesaufgaben niemand gekommen.
Nach vorausgegangenen Verhandlungen in der Bundesleitung fand am 1. Juli 1965 die offizielle Übergabe der Buchhandlung durch den Vorgänger Otto Ekelmann an den BEFG statt. Zuvor war vom Rat des Stadtbezirks Berlin-Prenzlauer Berg die Handelsgenehmigung auf den Namen des Bundes für den „Handel mit Büchern und christlicher Kleinkunst erteilt worden. Gerade der nachträglich eingetragene Zusatz „christliche Kleinkunst
war für die folgenden Jahre und Jahrzehnte nicht unwesentlich, ließ sich doch unter dieser Rubrik der nicht geringe Umsatz an z. B. Postkarten, christlichem Kunstgewerbe, Wandsprüchen usw. unterbringen. Es war schon eine ungewöhnliche Tatsache, dass eine Kirche bzw. Religionsgemeinschaft die Genehmigung für einen gewerblichen Betrieb erhielt. In der Regel erloschen die Gewerbegenehmigungen für private Betriebe in der DDR, wie es auch die bis dahin bestehende Buchhandlung Otto Ekelmann war, mit dem Tod oder Ausscheiden des Inhabers.
In einer schlichten Feierstunde am 1. Juli 1965 in den Räumen Seelower Straße 2 gab es genügend Anlass zum Dank, dass die bisherige segensreiche Tätigkeit nicht aufhören musste, sondern nun unter dem Dach des Bundes weitergeführt wurde. Zum kleinen Kreis der an diesem Tag Anwesenden gehörten Otto und Gertrud Ekelmann, die bisherigen und weiter tätigen Mitarbeiterinnen Frieda Schneider und Irmgard Heyn, Präsident Herbert Weist, Generalsekretär Rolf Dammann sowie die neu berufenen Mitarbeiter Günter Lorenz (Verlagsarbeit) und Wilfried Weist (Geschäftsführer).
Otto Ekelmann in der Versandbuchhandlung Seelower Straße 1965
Es muss an dieser Stelle noch einmal auf die enorme Leistung des bisherigen Inhabers Otto Ekelmann hingewiesen werden, der die Arbeit nach Kriegsende unter schwierigsten Umständen begonnen und ausgebaut hatte. Neben seiner Tätigkeit als Gemeindepastor und langjähriger Leiter der großen Vereinigung Berlin-Brandenburg-Mecklenburg fand er noch, unterstützt von seiner ersten und nach deren Tod dann zweiten Frau, Zeit und Kraft, eine Institution zu schaffen, die nicht nur für unseren Bund Bedeutung hatte, sondern auch in weiten kirchlichen Kreisen der SBZ und späteren DDR bekannt und geachtet war. So gehört es auch zu den Besonderheiten jener Jahre, dass Otto Ekelmann als Nichtbuchhändler und „Quereinsteiger" Mitglied des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig werden konnte, einer zwar nicht allzu mächtigen, aber für die Kulturpolitik in der DDR doch bedeutenden Institution.
Dies alles und noch viel mehr war ein solides Fundament, auf dem die neu berufenen Mitarbeiter aufbauen konnten. Hier gab es allerdings viel zu tun. So klein der Betrieb auch war, hatte er doch mehrere Arbeitszweige, die zwar eng miteinander verknüpft waren und doch ihren jeweils spezifischen Zweck erfüllten:
1. die Sortiments- und Versandbuchhandlung
2. die verlegerische Arbeit in Zusammenarbeit mit dem VOB Union Verlag Berlin
3. die Monatszeitschrift „Wort und Werk"
4. der freikirchliche Abreißkalender „Tägliches Brot" in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Verlagsanstalt Berlin.
1.2.1 Die Sortiments- und Verlagsbuchhandlung (EVB)
Ev. Buchhandlung Seelower Straße 1965
Für den Zeitpunkt der Übernahme der Buchhandlung 1965 war bewusst darauf hingewirkt worden, den Warenbestand relativ niedrig zu halten. So galt es, zunächst wieder ein ansprechendes Angebot aufzubauen. Abgesehen vom finanziellen Aufwand, bei dem der Bund mit einem Darlehen half, kam die Schwierigkeit, dass attraktive Titel bei den Verlagen kaum lieferbar waren und dass sämtliche säkularen Verlage (die meisten volkseigen bzw. zu den Parteien gehörig, nur wenige noch privat) über den Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG) ausliefern mussten. Der LKG legte die Kürzungsquote fest, bei der kirchliche und Privatbuchhandlungen immer an letzter Stelle rangierten. Auch bei den kirchlichen Verlagen gab es feste Lieferquoten, die jedoch aufgrund beharrlicher Bemühungen im Laufe der Jahre ständig ausgebaut werden konnten. Die wichtigsten Geschäftspartner waren sowie verschiedene Postkartenverlage (s. u.).
die Evangelische Verlagsanstalt Berlin
die Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft zu Berlin
die Bibelanstalt Altenburg
der katholische St. Benno Verlag Leipzig
Über die zum gegenseitigen Vorteil ständig weiter ausgebaute verlegerische Zusammenarbeit mit der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) wird unter 1.3.4 berichtet.
Bei der Übernahme gab es keine Kundenkartei. Hier gelang es, in relativ kurzer Zeit eine Kartei von ca. 4.000 Kunden anzulegen, um diesem Kreis die leider nur spärlichen Werbematerialien zukommen lassen zu können und die Kontakte zu pflegen.
Als Arbeitsmittel waren ein Handwagen zum Pakettransport vorhanden sowie eine uralte Schreibmaschine. Neuanschaffungen jeglicher Art waren Betrieben, wie dem unseren, fast unmöglich, da sämtliche Wirtschaftsgüter, sofern überhaupt vorhanden, für den Bevölkerungsbedarf bereitgestellt werden mussten. Für Betriebe war nur ein geringes Kontingent verfügbar, und dies auch nur über die staatlichen Versorgungskontore. Es bedeutete für Privatbetriebe immer schon einen besonderen Glücksfall, in den langfristigen Bilanzierungen dieser Einrichtungen überhaupt eine Position zu erhalten. Das betraf sämtliche Wirtschaftsgüter, von Packpapier und Wellpappe über Büromaschinen und Büromöbel bis hin zu Fahrzeugen. Auch die vorhandene Ladeneinrichtung war, zusammengestellt aus Altmöbeln und unterschiedlichen Regalen, nicht sonderlich attraktiv. Bevor jedoch auf diesem Gebiet an eine Erneuerung gedacht werden konnte, wurde mittels Farbe für ein einheitliches und freundlicheres Aussehen gesorgt.
Mit dem anfangs sehr geringen Personalstand mussten die gesetzlich vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten (einschließlich sonnabends) eingehalten und zugleich alle Hintergrundarbeiten (Versand usw.) abgesichert werden. Die „Frühschicht" hatte außerdem im Winterhalbjahr die eisernen Öfen zu heizen und für Brennmaterial-Nachschub für den ganzen Tag zu sorgen. Bestimmte Arbeiten (Buchhaltung, Schreibarbeiten für Manuskripte usw.), die vom Vorgänger außer Haus gegeben wurden, sollten nun auch unter einem Dach vereint werden, so dass zum November 1965 eine Sekretärin für die Verlagsarbeit und zum Dezember 1965 eine Buchhalterin eingestellt wurden. In der Zwischenzeit konnten die buchhalterischen Arbeiten freundlicherweise in der BEFG-Bundesgeschäftsstelle in der Gubener Straße ausgeführt werden.
Ein freundschaftliches Geschenk des Oncken Verlages Kassel wurde zu einer frühzeitigen entscheidenden Hilfe für die EVB: eine mechanische Büroschreibmaschine sowie eine Cellatron-Rechenmaschine (beide im Binnenhandel nicht erhältliche DDR-Erzeugnisse über GENEX¹¹). Hinsichtlich des Arbeitsmaterials (Schreibmaschinen-, Durchschlag- und Packpapier sowie andere Materialien für den Versand usw.) war äußerste Sparsamkeit angesagt. Additionsrollen für die Rechenmaschine wurden nach dem Durchlauf gewendet um auch noch die Rückseite zu nutzen. Für den Paketversand gab es damals noch keine Klebebänder. Verpackungsfaden war kontingentiert. Kirchliche Frauengruppen aus Berliner Gemeinden halfen, in dem sie die Bindfäden von Westpaketen sammelten, entknoteten und der Buchhandlung zur Verfügung stellten.
Glücklicherweise bekam die Bundesgeschäftsstelle in dieser Zeit ein zweites Auto, so dass das erste Bundesfahrzeug, ein alter „Wartburg", an die Buchhandlung verkauft werden konnte. Dies war ein großer Fortschritt für den Transport der Sendungen zur Post, aber auch für das Heranschaffen von Handelsware und Arbeitsmaterialien. Außerdem war die Buchhandlung nun mobil, um mit einer Buchauswahl bei vielen Gelegenheiten präsent zu sein (Bundes- und Vereinigungskonferenzen, Jugendtage, Brüder-Rüsttage in Leipzig, die Herbstkonferenzen der Brüder-Gemeinden in Berlin-Weißensee, aber auch örtliche Veranstaltungen wie Kinder- und Stadtbezirksfeste im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg).
Geschäftsführer Wilfried Weist 1975
Eine zwar langsame, aber stetige Umsatzsteigerung war zu verzeichnen. Die ständige Erschließung neuer Lieferquellen führte dann in den 1970er Jahren dazu, dass der Umsatz die Millionengrenze überschritt.
An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass neben dem Buchverkauf der Umsatz christlicher Spruch- und Bildpostkarten bis 1989 eine wesentliche Position darstellte. Mangels vielfach ungenügender Telefonverbindungen und begünstigt durch niedrige Portogebühren waren die Karten ein beliebtes und vielfach begehrtes Kommunikationsmittel. Wichtige Hersteller und Lieferanten christlicher Karten in der DDR waren:
der Schäfer-Verlag Plauen
der Evangelische Verlag Max Müller Karl-Marx-Stadt
der Harfe-Verlag Bad Blankenburg
der Kirchliche Kunstverlag Dresden
der (katholische) Cordier-Verlag Heiligenstadt
die Pressestelle der EmK in Dresden.
Allerdings war das Papierkontingent dieser Verlage ebenfalls planmäßig niedrig, so dass die zugeteilten Lieferungen oft nicht ausreichten.
In der staatlichen Druckgenehmigungspraxis gab es die gesetzliche Lücke, dass diese Verordnungen nur den Druck auf Papier betrafen, nicht jedoch auf Textilien.
Die Firma Dürninger in Herrnhut (Einrichtung der Herrnhuter Brüdergemeine) nutzte diesen Tatbestand, um Vliesstoff mit christlichen Texten und Symbolen zu bedrucken, so z. B. die in den Gemeinden sehr beliebten Jahreslosungskalender. Die Produktion erfolgte im Siebdruckverfahren. In diesem Zusammenhang seien auch die auf gleiche Weise entstandenen legendären Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen" erwähnt.
In manchen Bezirken der DDR gelang es, von den Behörden punktuelle Genehmigungen für (einmalige) Sonderproduktionen zu erhalten. Besonders engagiert war hier Diakon Fritz Hoffmann vom Evangelischen Jungmännerwerk Magdeburg. Das führte sogar zu eigenen christlichen Schallplattenproduktionen beim VEB Deutsche Schallplatten.
Durch den Inhaberwechsel der Buchhandlung war eine Veränderung der Besteuerung des Betriebs notwendig – von einem zuvor rein privaten Inhaber zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Dieser Sonderfall war im Arbeitsalltag der Finanzbehörden der DDR fast nicht mehr bekannt, so dass er anfangs einfach ignoriert wurde. Für das zweite Halbjahr 1965 erfolgte die Besteuerung nach wie vor nach den Richtlinien für die private Wirtschaft, die äußerst rigide waren. So wurde der Buchhandlung nach der ersten Betriebsprüfung eine drastische Steuernachzahlung auferlegt. Der sofort eingelegte Einspruch bewirkte zunächst keine positive Änderung. Dank der Sachkenntnis des Generalsekretärs des BEFG, Rolf Dammann, der vor seiner Pastorentätigkeit Finanzbeamter war,