Sagenhafte Gestalten: König Ödipus - Sisyphus - Prometheus: Berührende Schicksale, neu erzählt in Gedichtform
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So das tragische Schicksal des Königs Ödipus, der sich der Prophezeiung des Orakels von Delfi nicht entziehen konnte und späterhin Sigmund Freud als Vorlage für seine Idee des Ödipus-Komplexes diente.
Ebenso bleibt das Schicksal des Königs Sisyphus im Bewusstsein der Menschen lebendig durch die Metapher der Sisyphusarbeit.
Noch dramatischer ist das Schicksal des Prometheus, der als Titan und Gott den Schöpfungsmythos der Menschen begründete. Für seine Tat als Überbringer des Feuers an die Menschen wurde er von Zeus schwer bestraft: Am Felsen des Kaukasus angekettet, war er täglich ein Opfer des Adlers, der an seiner Leber pickte und ihn unsäglich quälte.
Ihre jeweiligen Schicksale werden in Gedichtform packend erzählt: kurzweilig und mit humoristischem Unterton. Die dramatischen Ereignisse, die sich um diese drei Gestalten ranken, werden damit anschaulich und deutlich. Zudem geben sie Einblick in die Mythen und Vorstellungen der Menschen der Antike.
Die besondere sprachliche Gestaltung der im Paarreim stehenden Zeilen übt auf Leser eine Faszination aus und macht die Texte auch als Vorlesestoff sehr geeignet.
Ulrich Kulicke
Ulrich Kulicke, geboren 1949 in Hamburg, fing in seiner Jugendzeit an, Gedichte zu schreiben. Inspiriert vor allem durch Wilhelm Busch fand er früh daran Gefallen, seine Gedichte in einem ähnlichen Stil zu gestalten. Dementsprechend orientierte er sich an einem festen Metrum und Reimschema. Thematisch hat sich der studierte Pädagoge und pensionierte (Deutsch)Lehrer lange Zeit mit den Eigenheiten des Menschen beschäftigt. Ein solches Interesse entstand alleine schon berufsbedingt. Besonders in seinen späteren Jahren hat er die menschliche Spezies genauer unter die Lupe genommen und seine Einsichten in weit über hundert Gedichten zum Ausdruck gebracht. Die vielfältigen Facetten des Menschen haben ihm immer wieder reichlich Stoff für Gedichte gegeben, die er im BoD-Verlag in den vergangenen Jahren veröffentlicht hat. Seit seiner Pensionierung im Jahr 2012 haben seine dichterischen Aktivitäten zugenommen. Sie sind für ihn Ausdruck von Nachdenklichkeit, Lebensreflexion und Selbstwirksamkeit. Auf der Suche nach neuen Inhalten, die für die Form des Gedichts geeignet sind, entdeckte Ulrich Kulicke die Epen und Sagen der griechischen Mythologie: die Odyssee und andere mythologische Gestalten (Ödipus, Sisyphus und Prometheus). Auch mit den deutschen Volksmärchen hat sich Ulrich Kulicke auseinandergesetzt. So hat er einige bekannte deutsche Volksmärchen in Gedichtform wiedergegeben, darüber hinaus den psychologischen Gehalt dieser Märchen gedeutet und in einer zweiten Erzählung auf die heutige Zeit übertragen. Die Gedichte dieses Buches basieren auf ausgewählten Fotografien, zu denen der Dichter kongeniale Verse geschrieben hat. Die Bilder sind daher fotografische Momentaufnahmen, die mit Aussagen aus der Poesie verknüpft werden.
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Book preview
Sagenhafte Gestalten - Ulrich Kulicke
Berührende Schicksale,
neu erzählt in Gedichtform
Inhaltsverzeichnis
König Ödipus
Prolog
Teil 1
Teil2
Teil3
Epilog
Sisyphus
Prolog
Kapitel 1 –8
Epilog
Prometheus
Prolog
Kapitel 1 –6
Epilog
König Ödipus
Prolog
Ödipus ist leider nur
eine tragische Figur,
den das Leben nicht erquickte,
vielmehr schicksalhaft verstrickte.
Sein persönliches Debakel
prophezeite das Orakel,
das von Delphi, denn das sah,
was dereinst dann auch geschah,
legte apodiktisch fest,
wie in einem Manifest,
Lebenslauf und Lebenswege,
Fügungen und Schicksalsschläge.
Und so nennt sich die Regie
‚self-fulfilling prophecy’.
Leidvoll war sie vorgegeben,
war die Leitschnur für sein Leben.
Und so hatte trotz der Qual
Ödipus auch keine Wahl:
Fest gezurrt und fest getrimmt
tat er, was ihm vorbestimmt.
Freiheit sieht ganz anders aus,
folgert heute man daraus!
Darum lohnt sich anzusehen,
was dem Ödipus geschehen,
wie sein Leben einst verlief,
wie er nach den Göttern rief,
wie er Hilfe sich ersehnte,
sich verfluchte und sich schämte
und am Ende demutsvoll
alles hinnahm, ohne Groll,
sich ergab den Schicksalsmächten
tränenreich in dunklen Nächten
und so seinen Frieden fand:
einsam, fern, im fremden Land.
Teil 1
1.
Ödipus begann sein Leben
in dem Königreich von Theben,
und als Erstgeborner war
er der Sohn vom Königspaar.
König Laios war sein Vater
und Jokaste seine Mater –
beide wollten Eltern werden,
mühten sich um einen Erben,
doch sie durften erst nach Jahren
ihre Elternschaft erfahren.
Endlich hatten sie den Sohn,
einen Prinzen für den Thron,
hatten ihn, es sei erwähnt,
als ihr größtes Glück ersehnt.
Doch es dauerte nicht lange
und den Eltern wurde bange.
Denn die Kinderlosigkeit
quälte sie sehr lange Zeit.
Sie empfanden das als Makel,
suchten einstmals beim Orakel
Rat; das gab dann kurzerhand
seinen weisen Spruch bekannt,
sagte die Geburt voraus –
einen Sohn für’s Königshaus – ,
aber gab auch düster an,
dass der Sohn dann irgendwann
seinen Vater ohne Not
töten würde. Ein Gebot,
das Gott Zeus erlassen hätte
oben in der Gottesstätte.
Dieser Spruch nun, einerlei,
legte sich auf sie wie Blei,
lähmte sie, und beide fluchten,
überlegten drauf und suchten
einen Ausweg allemal:
O, wie war sie groß, die Qual.
Und nach langem, hartem Ringen
galt’s, das Kleinkind umzubringen,
um mit ihren eignen Händen
noch das Schicksal abzuwenden.
Schon erfolgte der Befehl
an den Hirten mit dem Ziel,
ihren Säugling auszusetzen,
ihn zudem noch zu verletzen
und die Fersen zu durchbohren –
so sei er gewiss verloren.
Dieses