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Jimmi Johnson: Maskara
Jimmi Johnson: Maskara
Jimmi Johnson: Maskara
Ebook307 pages4 hours

Jimmi Johnson: Maskara

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About this ebook

Nach dem Anblick Feuersbrunst in der Elfenstadt Maskara müssen sich Jimmi und seine Gefährten einen neuen Plan ausdenken, damit sie in das Reich der Elfen hinein und an die Waffe gelangen können, die auf Jimmi wartet. Neue Routen, neue Gefahren und neue Hindernisse warten auf die Gruppe. Das Vorhaben scheint immer aussichtsloser zu werden, doch die Waffe ist nach wie vor da und wird für Jimmi immer greifbarer. Die Entscheidung über das Schicksal der freien Völker und ganz Atramonia steht bevor. Wird es der Gruppe um Jimmi herum gelingen, das Böse für immer in die Dunkelheit zu verbannen?
LanguageDeutsch
Release dateMay 22, 2019
ISBN9783749404674
Jimmi Johnson: Maskara
Author

Mirco Krättli

Mirco Krättli Tuf 1 7204 Untervaz mirco.kraettli92@gmail.com

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    Book preview

    Jimmi Johnson - Mirco Krättli

    Für die Skuur-Gebrüder Unzählige Geschichten, unzählige Ausflüge und Erlebnise. Allein darüber könnte ich ein ziemlich unterhaltsames Buch schreiben. Eine Vazer-Bande, die zusammenhält, die nicht vergisst, die nicht auseinanderfällt, egal wie das Leben des Einzelnen verläuft. Unsere Freundschaft bereichert mein Leben unheimlich

    Und

    Für meine Freunde des 93er Jahrganges Leute mit denen ich eine coole Zeit verbringen durfte und denen ich dankbar bin

    Danke an meine Unterstützer:

    Mein ehemaliger Sekundarschullehrer, Simon Eckert. Das Fach Deutsch beherrscht er tadellos, wie ihr in diesem Buch feststellen werdet. Für deine Zeit, deine Hingabe, die Korrektur und die Tipps bedanke ich mich herzlichst!!

    Moritz Cahenzli Ein kreatives Cover zu erstellen, das Sinn ergibt, ist dir mehr als gelungen. Herzlichen Dank für deine Hingabe, deine Zeit und das coole Design!!

    Jimmi Johnson Trilogie

    Berg Nagur

    Der grosse Karamangawald

    Maskara

    Inhaltsverzeichnis

    Die Tradition

    Über Umwegen

    Snogs Mahnung

    Der vollständige Plan

    Der Untergang des Königs

    Die Sandstadt

    Ein letzter Blick

    Suppe oder Kopf

    Bunte Farben

    Tat in der Vergangenheit

    Eine Tugend des Bösen

    Letzte Vorbereitungen

    Von Süden nach Osten

    Ein tanzender Kampf

    Ein Schauermärchen

    Tosender Abgrund

    Drei Kinder

    Das Nest in der Gruft

    Ein verräterrischer Vergleich

    Die verschollenen Bücher

    Vom Tod vergessen

    Gefangen und geächtet

    Stimmen in der Nacht

    Jimmis Entschluss

    Der Glanz des Todes

    Das Biest und seine Schergen

    Ein trauriges Wiedersehen

    Schallendes Gelächter

    Sieg oder Niederlage

    Goldener Sand

    Die Tradition

    Es war eine trostlose und erdrückende Stimmung, die in dieser Nacht in dem dunklen Wald herrschte. Still in der Luft hängender Nebel und eine humorlose Kälte biss sich zwischen den dicht nebeneinander liegenden Bäumen fest. Der Herbst neigte sich dem Ende zu und der Schnee würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.

    Die Blätter der alten Bäume lagen verfault und vermodert auf dem harten Erdboden, der an den kühlen Morgen bereits frostete.

    Die Tiere, die in diesem Wald hausten, blieben in der Nacht meist in ihrem Unterschlupf. Wohlwissend, dass man hier leicht erfrieren oder von einem anderen Tier gefressen werden konnte. Die nachtaktiven waren meistens hungrige Beutetiere, die nur darauf warteten, dass sich jemand in die Nacht hinaustraute.

    Ein grosser Uhu kreischte von einer Fichte herunter und seine gelben Augen blitzten kurz durch den Nebel hindurch auf, ehe er geräuschvoll mit den Flügel schlagend in die Luft aufstieg und verschwand.

    Der Uhu hatte das zusammengekauerte, elend wirkende Bündel, das am Boden lag, sehr lange beobachtet. Seine Neugierde war nun erschöpft und so überliess er es seinem Schicksal und machte sich auf zu seinem Unterschlupf, in dem er seine Nahrung gelagert hatte.

    Die Bäume schienen sich inmitten der Totenstille immer wieder knarzend und krächzend zu bewegen, als wollten sie ihre jahrhundertealten Wurzeln ausreissen und sich an einen angenehmeren Platz fortbewegen.

    Es war ganz bestimmt kein Ort, an dem man sich zu sein wünschte. Schon gar nicht bei Nacht und schon gar nicht hungrig und um sein Leben fürchtend.

    Schlotternd vor Kälte und weinend vor Angst, die Hände um die Beine geschlungen und den Kopf auf die Knie gelegt, kauerte ein kleines Kind auf dem harten Erdboden.

    Die dunklen Schatten und der stille Nebel im Wald waren schrecklich für das Kind. Der Schrei des Uhu hatte ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt und es zusammenzucken lassen.

    Es war eine Tradition, die seit Jahrhunderten bestand und bei der alle Kinder mitmachten und sich beweisen mussten. Fünf Tage und fünf Nächte mussten sie in diesem Wald verbringen.

    Das einzige Hilfsmittel, das die Kinder bekamen, war ein Dolch, welchen – mit ihrem Namen darauf graviert – die Personen beim erfolgreichen Beenden dieser Tradition feierlich überreicht bekommen würden.

    Mit Nesseln überschüttet und mit Gesängen gefeiert, würde dieses Kind von seinem Volk empfangen werden. Am Abend dieses glorreichen Tages würden die fettesten Schweine gebraten und die Kelche mit dem besten Wein der Region gefüllt. Der Tanz zu später Stunde und zum offiziellen Winterbeginn hin beendete den Abend und würde das Kind in der Bevölkerung verankern und es als fähig betiteln.

    Es war eine Tradition, die in den modernen Zeiten sehr wenig Anklang finden würde, doch wie diese Traditionen und Bräuche nunmal waren, so wurden sie weitergeführt. Es gehörte dazu und jeder musste es machen, wenn er von seinem Volk anerkannt werden mochte.

    Dieses Kind, das sich gerade der Tradition seines Volkes stellte, war gerade einmal vier Jahre alt. In diesem Alter hatte sich jedes Kind der Tradition zu stellen und dabei kam es nicht darauf an, in welcher Verfassung die Kinder waren, es musste einfach getan werden, von jedem und jeder Vierjährigen.

    Wer vor den fünf Tagen wieder vor der Haustür der Mutter stand, wurde verbannt, denn diese Person hatte schlicht und einfach keinen Mumm, keinen Überlebenswillen und war zu schwach für dieses Volk.

    Der Familie würde es grosse Schande bringen und der Rest der Bevölkerung würde diese Familie auf ewig verpönen und verachten. Es gab also nur zwei Möglichkeiten. Durchziehen oder sterben.

    Nicht alle Kinder hatten diese Tradition überlebt. Immer wieder kam es vor, dass eines verschollen blieb oder dass man dessen von den Waldtieren abgenagten Knochen irgendwo in dem Wald wiederfand.

    Vier Tage und vier Nächte hatte das Kind bereits im Wald verbracht. Nun war es bereits die fünfte und letzte Nacht. Am darauffolgenden Tag, um die Mittagszeit, würde das Kind von seinem Volk feierlich empfangen und auf dem Dolch würde der Name und das Datum dieser fünf Tage eingraviert werden, als feierliche Erinnerung an den Überlebenswillen eines vierjährigen Kindes.

    Die erste Nacht war für das Kind die schlimmste gewesen. Dies hatte das Kind zu diesem Zeitpunkt jedenfalls gedacht. Die unheimlichen Tiere, die sich neugierig um seinen Schlafplatz herumgeschlichen hatten, die totale Einsamkeit und die Furcht, die in ihm aufgestiegen war, hätte das Kind fast um den Verstand gebracht.

    Ein Feuer hatte es nicht machen können, denn es wusste schlicht und einfach nicht, wie es das hätte bewerkstelligen sollen. Geschlafen hatte das Kind in dieser Nacht kaum und die folgende Nacht war nicht besser als die erste gewesen.

    Zusätzlich zu den Angstgefühlen, dem Heimweh und der allgemeinen Traurigkeit, die ein Kind alleine in einem Wald nunmal hat, war dann noch etwas dazu gekommen, was dem Kind extrem zusetzte. Hunger und Durst.

    Trotz stundenlanger Suche hatte es einfach nichts Essbares oder einen Fluss finden können. Glücklicherweise hatte es in der dritten Nacht in Strömen geregnet. Zufälligerweise hatte es einen Stein gefunden, der wie ein Becken ausgehöhlt war und in dem sich Regenwasser gesammelt hatte, sodass es in dieser Nacht zumindest den Durst hatte stillen können. Doch zu essen hatte es immer noch nichts gefunden. Keine Nüsse auf den Bäumen und keine Früchte an den Sträuchern.

    Von den Tieren, die in dem Wald herumschlichen hielt das Kind sich ebenfalls fern. Es hatte Angst vor ihnen und überhaupt auch keine Kraft diese zu töten, um an das Fleisch zu gelangen, das es sättigen würde.

    In der vierten Nacht hatten das Kind seine Kräfte vollends verlassen. Dies hatte den Vorteil, dass es eingeschlafen und erst spät am darauffolgenden Tag wieder aufgewacht war. Es wusste allerdings nicht, ob es ohnmächtig gewesen war oder einfach nur geschlafen hatte.

    Der Hunger jedenfalls war sehr schnell zurückgekommen und das Wasser in dem Steinbecken war aufgebraucht.

    Nun, in der fünften Nacht, kauerte das Kind auf dem harten Erdboden und weinte geräuschvoll. Der Hunger liess es wahnsinnig werden. In der puren Verzweiflung hatte es mittlerweile einige vermoderte Blätter gegessen, doch diese erbrach es sogleich wieder.

    Halluzinationen liessen die Gedanken und den Körper zusätzlich leiden. Ein Stimmengewirr im Kopf und erdrückende Angst liess das Kind verzweifeln. Es bemerkte nicht einmal, dass es von einem aufmerksam blickenden Waldpuma beobachtet wurde. Glücklicherweise hatte der Puma sich den Bauch vor wenigen Stunden mit einigen Eichhörnchen vollgeschlagen, sodass er einfach nur neugierig war, was dieses Kind hier trieb, und es nicht als leichte Beute ansah.

    Das Kind dachte die ganze Nacht über diese sinnlose Tradition nach und es kam auch eine gehörige Portion Wut in ihm auf. Welches gemeine Volk schickte ein vierjähriges Kind für fünf Tage in den Wald?

    Der Nebel hielt sich die ganze Nacht über und als das Kind schliesslich einschlief, war es bereits sehr spät. Nach gerade einmal zwei Stunden Schlaf erwachte es wieder.

    Die Dämmerung setzte ein und der Hunger brachte es beinahe um. Es stand auf und lief planlos durch den Wald. Es schlug Äste beiseite, stolperte über Wurzeln und stiess schmerzhaft gegen Bäume. Die Beine folgten den Befehlen des Gehirnes nicht mehr und so klappte das Kind mehrmals zusammen und musste sich kurz ausruhen.

    Jetzt musste das Kind etwas in den Magen bekommen, ansonsten würde es vollends zusammenklappen und sterben.

    Noch eine gute weitere Stunde stolperte es mit mehreren Pausen durch den Wald, bis es schliesslich an eine Waldlichtung gelangte und der Wald ein Ende fand.

    Es war einigermassen überraschend für das Kind, denn es blickte geradewegs auf ein Dorf, das am Rande dieses vermoderten Waldes erbaut worden war.

    Die Häuser dieses Dorfes waren schmutzig und sahen zerfallen aus. Trotzdem, es war ein Dorf und dort gab es bestimmt etwas zu essen.

    Das Kind konnte Stimmen hören, die vom Dorf zu ihm herübergeweht kamen.

    Rasch begab es sich auf die Stimmen zu. Dabei durchquerte es wahllos einige Gärten der Häuser.

    Rasch wurde dem Kind bewusst, dass dieses Dorf von Menschen besiedelt worden war. Die Bauart der Häuser, der Klang der Stimmen und der schaale Geruch nach Alkohol, der in der Luft lag, gaben ihm diese Gewissheit.

    Bei einem der vielen Gärten sah das Kind einige verfault aussehende Kürbisse, die achtlos auf den Boden geworfen worden waren.

    Mit gieriger und hungriger Miene stürzte sich das Kind auf die Kürbisse zu. Es liess sich auf die Knie stürzen und wollte gerade in einen der verfaulten Kürbis reinbeissen, doch so weit kam es nicht.

    Ein Gebrüll liess das Kind zusammenzucken und ein wild aussehender Mann kam wutentbrannt auf das Kind zugeschritten. Dieser Mann hatte einen Stock in der Hand und mit diesem drosch der Mann so kräftig auf das Kind ein, dass dieses sich krümmte und schrie vor Schmerz.

    »Lässt du meine Kürbisse in Ruhe, du dummes kleines Kind! Die sind für meinen Esel!«, schrie der Mann vor Wut Speichel spuckend.

    Das Kind wehrte sich nicht. Es konnte sich nicht wehren. Zu schwach war es und viel zu klein.

    Der Mann packte das Kind und warf es in hohem Bogen auf eine schmale Strasse, die rege belaufen wurde und die durch die eng aneinanderliegenden Häuser führte.

    Einige dieser Leute lachten ab dem schäbigen Anblick dieses Kindes.

    Tränen schossen in die Augen des Kindes und als es sich am Boden liegend die Leute näher betrachtete, erblickte es bei einigen Leuten Taschen, die gefüllt waren mit Nahrungsmittel und die sie um ihre Handgelenke geschlungen hatten. Über den Schlamm der Strasse kriechend flehte das Kind die Leute an ihm etwas abzugeben.

    »Bitte, nur einen Apfel … eine Nuss«, krächzte es verzweifelt und hielt sich an den Säumen ihrer Kleider fest.

    Die meisten dieser Leute liefen einfach weiter, ohne das Kind zu beachten, doch einige spuckten gar auf das traurige Elend herunter und lachten spöttisch. Dabei beleidigten diese Rüpel das Kind auch noch in übelster Manier. Schliesslich packte ein fremder Mann das Kind und hob es hoch.

    »Geh gefälligst woanders hin, du Stück Dreck! Die Leute haben selber nicht genug zu essen!«, zischte dieser in das Ohr des Kindes.

    Der Mann warf es in hohem Bogen in eine dunkle Seitengasse und auf einen herumliegenden, dreckigen Kleiderhaufen, der nach Schweiss roch.

    Das Kind konnte nicht mehr. Nach Atem ringend lag es zusammengesackt in dem Kleiderhaufen. Weinen konnte es nicht mehr. Derartige Ungerechtigkeit schockierte es zutiefst.

    Gleichzeitig kochte eine Wut in ihm auf, die es bisher noch nie gespürt hatte. Ein Hass auf alles und jeden brannte in ihm auf und zischte durch den Körper wie ein schnell wirkendes Gift.

    Nun war es endgültig soweit. Das Kind spürte, wie die Kräfte aufgebraucht waren und es immer schwerer und ihm schwarz vor den Augen wurde. Ein weiteres Opfer dieser grausamen und unsinnigen Tradition.

    Dann, kurz vor der Ohnmacht und dem sicher geglaubten Tod, hörte das Kind ein Geräusch, das ihm die Sinne wieder schärfte. Jemand bewegte sich in dieser Gasse.

    Das Kind hielt sich bedeckt, es war in dem stinkenden Kleiderhaufen kaum sichtbar und bewegen konnte es sich so oder so nicht.

    Das Geräusch von Schritten kam näher. Das Kind sah einen hellen Glanz aufleuchten, der dieser fremden Person zuvorkam.

    Schliesslich lief die Fremde an dem Kind vorbei, ohne es zu sehen.

    Wie ein Blitz durchfuhr es das Kind, als es auf dem stinkenden Kleiderhaufen liegend diese Person betrachtete.

    Noch nie in seinem Leben hatte es eine solch elegante Frau gesehen. Die fremde Frau schien die ganze Seitengasse mit ihrem Glanz zu füllen. Sie hatte hohe Schuhe an und ein unglaublich elegantes, weisses Kleid angezogen, das regelrecht funkelte.

    Das Gesicht der Frau war makellos und ihre blauen Augen leuchteten förmlich in der Dunkelheit dieser dreckigen Gasse. Ihr schulterlanges, blondes Haar wehte hinter ihr her und dies obwohl kein Windstoss zu vernehmen war.

    Der Blick des Kindes richtete sich nun auf das, was diese Frau in der linken Hand hielt.

    Es war eine Tasche. Eine Tasche, die gefüllt war mit Gemüse, Äpfeln, Kartoffeln und einem grossen Schinken.

    Dies war der Moment im Leben des Kindes, der alles verändern würde. Blanker Hass stieg säuerlich im Kind hoch. Dieser Hass liessen die Gefühle in den Beinen und Armen zurückkehren.

    Diese Vielfalt an Essen, dieses Kleid. Diese verdammten Leute in dieser verruchten Stadt!

    Gedankenlos, leise und vollgepumpt mit Adrenalin erhob sich das Kind aus dem Kleiderhaufen heraus.

    Rasch und doch sehr leise schlich sich das Kind an die fremde Frau heran. Das einzige Hilfsmittel, das es von ihrem Volk mitbekommen hatte, hielt es in der rechten Hand.

    Der Hass und der Hunger trieb das Kind voran. Der Grössenunterschied und die Kräfteverhälltnisse waren dem Kind in dieser Situation gleichgültig.

    Die Fremde Frau wollte sich gerade umdrehen, offenbar hatte sie das Kind gehört.

    Ohne zu zögern und ohne nachzudenken, stach das Kind zu. Es sprang so hoch es konnte und erwischte die Frau zwischen den Schulterblättern.

    Die Frau gab einen überraschten Ton von sich, doch sie schrie nicht. Ohne nachzudenken stach das Kind nochmals zu. Dieses Mal seitlich in den Hals.

    Die fremde Frau brach zusammen. Blaues Blut strömte aus ihrem Hals heraus und das Kind stand schwer atmend da, die Hände blutüberströmt.

    Ihre Blicke trafen sich und das Kind konnte das Leben aus den schönen blauen Augen verschwinden sehen. Ein letzter röchelnder Atemzug und die fremde Frau war tot.

    Das Kind stand da, den blutigen Dolch noch immer in der Hand. Es stand da und die Gefühle kamen zurück. Panik packte das Kind und ein erstickendes Gefühl liess es in die Knie sacken. Was hatte es da nur getan? Es blickte hilflos umher. Ihm wurde übel ab dem grauenhaften Anblick und es spuckte und würgte. Es hatte einen Mord begangen. Mit gerade einmal vier Jahren hatte es ein Leben ausgelöscht.

    Dann hörte das Kind Stimmen, die von der belebten Strasse her herüberwehten.

    In der Panik schnappte sich das Kind den Schinken und einen Apfel aus der am Boden liegenden Tasche der Frau. Der Hunger war schliesslich noch immer da.

    Als es auf die andere Seite der Seitengasse zustürzte und sich wieder in den Wald durchschlug, kamen unglaubliche Schuldgefühle in dem Kind auf. Es hatte das nicht gewollt, es bereute es zutiefst. Doch es hatte es getan. Für einen Schinken und einen Apfel löschte es das Leben dieser Frau einfach so aus.

    Das Leben dieses Kindes war ab diesem Moment an gezeichnet durch dieses dunkelste Geheimnis, das mehr als zwanzig Jahre bestand haben sollte, das es nicht einer einzigen Person erzählen und das es zu verdrängen versuchen würde, auch wenn dies nie gelingen konnte.

    Es würde zu seinem Volk zurückkehren und glanzvoll empfangen werden, da es die Tradition seiner Sippschaft überlebt hatte. Zu einem unendlich wertlosen Preis.

    Das traurige an der ganzen Situation dieses vierjährigen, hungrigen und in diesem Moment unpassend von Hass geblendeten Kindes war, dass diese glanzvolle, fremde Frau ihm ohne zu zögern etwas zu essen gegeben und sich um das Kind gekümmert hätte.

    Nun lag die fremde Frau tot in einer stinkenden Seitengasse und würde nie mehr nach Hause zurückkehren können. Nach Hause, wo ein kleiner Junge zusammen mit seinem Vater in der Backstube sass und auf seine Mutter wartete, die er über alles liebte.

    Über Umwegen

    Der Wind wehte leise und sanft über die grünen Gräser. Die Sonne stand hoch am Himmel und die Sträucher blühten in all ihren prächtigen Farben.

    Wie schon am Vortag fand Jimmi Johnson die Umgebung wunderschön, doch seine Gedanken und seine Gefühle waren getrübt von Traurigkeit, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit.

    In Xandera hatte das Abenteuer begonnen. Dort hatte Handor, der Elf, Jimmi aufgesucht und ihn für eine Mission mitgenommen.

    Im Heimatdorf von Jimmi hatten sich Rombo, der Bär aus Bärenstadt, Gabamanga, der Werwolf aus Krokendar, Wandak, der Kobold aus Nagur, und Sir Larzeron, der Mensch aus der grossen Stadt, mit Jimmi, Gamba und Handor getroffen, um sich eine alte Theorie der Elfen anzuhören. In dieser Theorie wurde Jimmi Johnson, dessen Vater ein Mensch und die Mutter eine Elfe war, als Retter von Atramonia beschrieben. Diese Theorie war von den Elfen entdeckt worden und Handor hatte sie damals in Xandera mit folgenden Worten vorgetragen:

    »In den Schluchten, den wunderschönen Schluchten des Reiches der hochwohlgeborenen Elfen. Diese eine. Diese wirksame Pracht. Umgeben von braunen Krümeln. Überzogen von grünem Meere und verkehrt dem Monde. Diese eine. Diese Wirksame. Dorthin. Dorthin findet man Hoffnung. Hoffnung auf die Erlösung und die Befreiung. Dunkle Tage werden aufziehen und alles ins Verderben stürzen. Eine Hoffnung lebt. Eine Hoffnung des getrennten Blutes, das so verschieden ist und doch mit tiefer Verbundenheit dem Grauen der Schatten widerstehen kann. Ein Gemisch aus königsblauem und satinrotem Blut wird geboren werden und dieser Welt neue Hoffnung geben können. Finden wird nur dieser Mischling die Waffe. Gebrauchen wird nur er sie. Befreien kann nur er uns.«

    Die Geschöpfe hatten dem Vorhaben zugestimmt, sich auf eine Reise voller Gefahren zu begeben. Sie hatten sich dazu verpflichteten, Jimmi zu beschützen und ihn sicher nach Maskara zu begleiten.

    Auf ihrem Weg dorthin war die Gruppe über die grosse Stadt nach Nagur gelangt. Dort hatten sie den riesigen Berg Nagur durchquert und in den Stollen des Berges hatte sich die Gruppe den Skaps stellen müssen, die den Berg beherrschten.

    Die Gruppe hatte es tatsächlich heil durch den Berg geschafft und war an die Seestadt Lima gelangt. Von dort aus hatten sie den gefürchteten Totensee überqueren müssen, um weiter in Richtung Bärenstadt zu gelangen.

    Nach einer unangenehmen Begegnung mit einer Schlange, die seit Jahrhunderten in dem See gehaust hatte, waren sie über den alten Fluchtweg schliesslich nach Bärenstadt gelangt.

    Dort hatte die Gruppe bereits der erste richtig grosse Kampf gegen das Böse erwartet und Sir Larzeron war vom Bösen nach Mortenstein entführt worden.

    Die drei Bösen Mächte, Zomga, Mortenstein und Finsterstein, hatten vom Vorhaben der Gruppe gewusst und sie nicht nach Maskara gelangen lassen wollen. Doch die Schlacht bei Bärenstadt war gewonnen worden und die Reise weiter durch den grossen Karamangawald gegangen, der voller Heimtücken und Gefahren gewesen war.

    Mitten im Wald, auf Schloss Mortenstein, war die Gruppe dem wahren Herrscher des Schlosses begegnet. Tados von Mortenstein, ein Wandler, der sich in Sir Larzeron verwandelt hatte und bis zu diesem Zeitpunkt sich als Verbündeter der Gruppe ausgegeben hatte, war als einer der Herrscher des Bösen offenbart worden.

    Die Gruppe hatte in letzter Sekunde nach Krokendar, der Heimat Gabamangas, fliehen können. Der Verrat von Tados wirkte schwer nach und die Gruppe hatte sich schleunigst auf nach Maskara gemacht, doch als sie auf den Klippen der Schlucht standen, hatte sie ein Bild des Grauens erwartet. Das Böse war dabei, die Stadt und die Schlucht einzunehmen und Jimmi und seine Freunde standen ratlos da und mussten sich das Grauen mitansehen.

    Die Gruppe hatte sich dazu entschlossen, erst einmal ein wenig Abstand zu Maskara zu gewinnen. Alle folgten Handor, der voranschritt.

    Der Elf hatte sich augenscheinlich noch nicht ganz von dem traurigen Anblick seiner Heimatstadt erholt. In gebückter Haltung, die Arme schlaff hängen lassend und wortlos lief er voran.

    Gabamanga, Wandak, Rombo, Gamba und Jimmi liefen dem Anführer hinterher. Sie wagten es nicht, zu sprechen.

    Die Blicke, die sie untereinander austauschten, waren allesamt fragend und hoffnungslos.

    Die Wachstadt hatte die Gruppe bereits vor einiger Zeit hinter sich gelassen und auch der Punkt, an dem sie den grossen Karamangawald verlassen hatten,

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