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Institut für Medien- u.


Kommunikationswissenschaft

Wegwerfen und durch ein leeres Vorsatzblatt ersetzten!


Institut für Medien- und
Kommunikationswissenschaft

Friedensfrauen im Cyberspace
Über den Einsatz digitaler Kommunikation in der globalen Vernetzung
weiblicher Friedensinitiativen

wissenschaftliche Begleitforschung zum Projekt

Diplomarbeit
zur Erlangung des Akademischen Grades Magistra phil
Eingereicht bei o. Univ. Prof. DDr. Christina Schachtner

von
Monika Neumayer
Mat. Nr.: 8620821

Klagenfurt, am 20. Oktober 2005


EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Schrift verfasst und
die mit ihr unmittelbar verbundenen Arbeiten selbst durchgeführt habe.
Die in der Schrift verwendete Literatur sowie das Ausmaß der mir im
gesamten Arbeitsvorgang gewährten Unterstützung sind ausnahmslos
angegeben. Die Schrift ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde
vorgelegt worden.

(Unterschrift)

(Ort, Datum)
I

Danksagung

Ich danke der Organisatorin des Projekts 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005" Ruth-
Gaby Vermot-Mangold und der Projektmanagerinnen Maren Haartje, Rebecca Vermont, die mir
in Gesprächen, bei meinen Anfragen und Interviews Interesse und Geduld entgegenbrachten.
Christina Schachtner "meiner" Frau Professor und Diplomarbeit-Betreuerin danke ich für den
Kosmos an neuen Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten, den sie mir in unserer
Zusammenarbeit erschloss, für die kritisch begleitende Auseinandersetzung mit meinen
Schriftstücken, Ideen, Hirngespinsten und Hoffnungen, deren Essenz letztendlich in diese Arbeit
fruchtend einflossen. Mein Danke geht auch an Doris Wastl-Walter, als Mensch (!) und als
wissenschaftliche Leiterin der Begleitforschung von "1000 Frauen für den Friedensnobelpreis
2005" für die Teilnahme an diesem Projekt.

Ich danke meinen Eltern, meinen Kindern Lucia und Paula sowie meinem Lebensmenschen
Renè für ihren moralischen Rückhalt und ihr Verständnis. Meinen Freundinnen Astrid und
Claudia danke ich für ihre Anregungen und Diskussionen und dafür, die vielen Seiten hier
gegengelesen zu haben. Und natürlich Danke ich auch dem Bundesministerium für die
Gewährung eines 18 monatigen Studienabschlussstipendium, das mich in der Diplomarbeitsphase
finanziell (gerade noch) über Wasser hielt!

Besonders aber Danke ich den Friedensfrauen, die ich im Zuge meiner Forschungsarbeit
kennenlernen durfte! Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, erfüllt mich mit Stolz. Ihr Mut, ihr
Engagement und ihre Hingabe sollen mir lebendig in Erinnerung bleiben und meine Zukunft
vorbildhaft begleiten! Ich danke Clara Charf, Lau Kin Chi, Vera Chirwa, Nomvuyo Skota Dayile,
Asha Khalil Abdalla Elkarib, Kamla Bhasin Fatoumata Maïga, Sandy Fong, Nora Liliana Franco,
Zainap Gaschajewa, Fatoumata Maiga, Fadila Memesevic, Aida Abu-Ras, Margo Okazawa-Rey,
Supwadee Petrat, Marina Pikulina, Sima Samar, Nicci Simmonds, Paulynn Paredes Sicam und
Karen N. Tanada.
Abstract

PEACE WOMEN IN CYBERSPACE:


The use of computer-mediated communication in gendered peace building efforts.

RESEARCH TOPIC:
The use of computer-mediated communication in gendered peace building efforts focused
on the 1000 Women for the Nobel Peace Prize 2005 project. The study analyzes

the temporal structure of the project,


the group purpose of the concerned team,
the external context and
the technical system infrastructure of their virtual interaction,
the personal context of the team-members and
the choice of shared virtual or non-virtual (public) sphere of communication.

INVESTIGATION AND RESULTS


Analyzing interviews with coordinating women as well as newsletters and online
information of the www.1000peacewomen.org has been the source for the investigation.
Here are few selected findings about how peace women constitute global networking in
virtual space:

• Computer mediated communication in the community of the coordinating team


means above all "e-mailing". The coordinating women constitute their virtual
networking not on any kind of corporate or shared platform but in addition to
traditional forms of meetings and conferences.
• In the process of searching for nominations in the different regions, e-mail was
useful but mostly "not enough" to get to the grass root-organisations and the
peace women on the sub-national level. To reach the organizational goals the
personal contacts, acquaintances and face to face communication counts most
and is clearly related to specific cultural backgrounds.
• To use the internet as a source of information is common among the coordinating
women, using it for interactive cooperation and collaboration (despite e-mailing)
depends on the cultural setting and other factors like national state of democratic
development or the asymmetric economic opportunities concerning internet
access itself.
• To handle open conflicts or life in a daily situation of violence or war, makes it
difficult, to be present online or connected in any way. Especially for the political
south, but also recognizes in marginalized area of highly developed countries
computer mediated communication is not even an option–- and not only because
of worsening infrastructure.
• The diversity of languages, cultural, ideological and personal settings was not
seen as grave barriers of virtual interaction by the peace women. Mainly the basic
economic determinants of the global digital divide, especially the lack of resources
are rated to cause informational restrictions in general.

CONCLUSION
Virtual collaboration and cooperation in a team containing these specific factors of diversity
have to follow the principal of lowest level of technical conditions and lowest
necessity of resources in order to bring computer-mediated communication down to a
common denominator for all participants of the group. Virtual presence and any kind of
website is an important vehicle for public relations. Information, publicity and virtual
communication makes the achievements of peace women sustainable visible.The use of
Small-media software and application for collaborative workinggroups like WIKIs and
Weblogs could be helpful, if distributed under Open Source, Common License or GNU.

The ability of bringing together traditional, regional and digital networks of peace building
seems to be the real attainment of the 1000peacewomen´s internet based communication.
The women campaigning the project are spreading the global network-communication from
digital space to traditional networks of gendered peace interests. By doing that they
overcome social hierarchy and empower dynamic structures for peace action and the
realization of democratic gender relations and create a alternative public sphere for their
interests and aims.
Vorwort

Cyberspace – wo ist das?

Die unendlichen Weiten des Cyberspace - unfassbarer Raum


phantastischer Visionen einer schönen neuen Welt. Abgehoben von der
realen Körperlichkeit, befreit von Konventionen und weit ab von schnöder
Alltäglichkeit fließen die Kommunikationsströme ins Daten-Nirwana. Dass
im Cyberspace aber durchaus „irdischen“ Zielen entgegen gearbeitet wird,
begründet zumeist eine Reduplizierung der bestehenden Macht- und
Geschlechterverhältnisse und steht im Kontext mit jenen
Ungerechtigkeiten und sozialen Konflikten, die bisweilen auch zu Kriegen
führen.

Krieg und Frieden im Cyberspace – der Krieg stand schon bei der
Erfindung des Internet Pate – und wie kommt nun der „Frieden“ ins Netz
der globalen Möglichkeiten? Wie machen sich Frauen virtuell Platz für die
Vernetzung ihrer Friedensinteressen?

Was bedeutet eigentlich „Frieden“ - einfach nur die Abwesenheit von


Krieg? Wie können Frauen als Gleichberechtigte die Werte einer
Zivilgesellschaft stärken, wo doch die Warlords, Militärs und Kriegstreiber,
ebenso wie strukturelle Gewaltmechanismen in den meisten Weltregionen
die besseren Karten haben? Welches Gegengewicht zur herrschenden
Geschlechterhierarchie kann die Vernetzung von Frauen hier wirklich
setzten?

„We do it the female way – not only the e-mail way!“ – meinte Kamla
Bhasin, Friedensnetzwerkerin aus Indien bei einem unserer gemeinsamen
Workshops im Rahmen des Projekts "1000 Frauen für den
Friedensnobelpreis 2005" und fasste damit sehr eindringlich zusammen,
wie sehr sich die digitale Vernetzung der Friedensfrauen an
pragmatischen Kommunikationszielen orientiert. Die Friedensaktivistinnen
arbeiten mutig daran, das digitale Netz über sich hinauswachsen zu
lassen, denn die Zahl der Friedensfrauen an der Basis, die über das
Internet erreichbar sind, ist in den meisten Ländern denkbar gering.

Zumeist schafft das Internet in einer Welt höchst unterschiedlich


entwickelter Staaten eher eine Verstärkung sozialer Ungleichheit (vgl.
Bühl) und wirtschaftlicher Klüfte, die letztlich den Zugang zu den Neuen
Medien bestimmen. Die Chancen für „digitale“ Friedensarbeit verteilen
sich dementsprechend polarisiert. Im Cyberspace ist nur sichtbar, wer
auch „angeschlossen“ und "vernetzt" ist. „To be connected - or not ?“ wird
zur Exsistenzfrage im Cyberspace. Je näher die Friedensarbeiterin am
Konflikt dran ist, desto deutlicher verstärkt sich diese Situation.

Der Traum, dass die von Ungleichheit gezeichnete Weltgesellschaft


ausgerechnet im Cyberspace die Lösung aller oder auch nur einiger ihrer
Probleme findet, bleibt ein solcher. Die Chance jedoch, dass Frauen
gerade die Neuen Medien, als Neuland abseits traditioneller
Geschlechterrollen für sich und die Verwirklichung ihre Ziele erobern,
erscheint mir nach den Gesprächen mit den Friedensfrauen als durchaus
real. Frauen ergreifen in unterschiedlichster (digitaler) Form ihre Chance
diese Cyber-Welt friedlich und zu friedlichen Zwecken zu „bevölkern“. Ihre
Friedensarbeit besteht auch darin den Cyberspace nicht den „Warlords“
oder profitgetriebenen Globalisierungstendenzen zu überlassen, sondern
aktiv für ihre Ziele im Sinne eines gemeinsamen Friedensbegriffes
mitzugestalten.
1

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 7

1.1 Vorgehensweise .......................................................................... 7

1.2 "1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005" ......................... 9

1.3 Problemstellung ......................................................................... 12

1.4 Relevanz der Forschungsthematik ............................................ 15

1.4.1 Kommunikationswissenschaftliche Relevanz ..................... 15

1.4.2 Praktische, feministische, politische Relevanz ................... 21

1.5 Fragestellung............................................................................. 23

1.6 Zielsetzung ................................................................................ 25

2 Forschungsprozess und Methodenwahl ........................................... 27

2.1 Methodendiskussion .................................................................. 27

2.2 Forschungsdesign ..................................................................... 29

2.2.1 Einzelfallstudie.................................................................... 30

2.2.2 Dokumentenanalyse........................................................... 31

2.2.3 Auswahlentscheidungen und Aufbereitung ........................ 32

Erhebung von Daten: .................................................................... 33


2

Die Fallgruppe unter den Koordinatorinnen:.................................. 34

Aufbereitung der Interviews:.......................................................... 35

Selektive Aufbereitung der Newsletter-Texte: ............................... 35

Selektive Auswertung.................................................................... 36

2.3 Forschungsverfahren................................................................. 36

2.3.1 Interview ............................................................................. 37

2.3.2 Qualitative Inhaltsanalyse................................................... 39

2.4 Konstruktion deskriptiver Systeme............................................. 40

2.5 Auswertung................................................................................ 41

3 Begriffsabgrenzung und theoretischer Bezugsrahmen ..................... 42

3.1.1 Netz .................................................................................... 42

3.1.2 Interaktivität ........................................................................ 44

3.1.3 Cyberspace und Virtualisierung des Sozialen .................... 48

3.1.4 Netzkommunikation ............................................................ 53

3.1.5 Netzkommunikation als Ausprägung von Medialisierung ... 57

3.1.6 Netzwerke .......................................................................... 59

3.1.7 Öffentlichkeit und Gemeinschaft im virtuellen Raum .......... 64

Virtueller Raum als Ort neuer Öffentlichkeit .................................. 64


3

Globale Öffentlichkeit – Weltöffentlichkeit ..................................... 71

Virtuelle Gemeinschaft .................................................................. 76

Virtuelle Gemeinschaft als globaler "Frauenraum" ........................ 81

3.1.8 Theoretische Dimensionen des deskriptives System ......... 83

4 Dimensionierte Fallbeschreibung und ihre Ergebnisse ..................... 86

4.1 Zeitliche Struktur........................................................................ 86

4.1.1 Konzeptionsphase: ............................................................. 89

4.1.2 Vernetzungs-Phase ............................................................ 92

4.1.3 Verwirklichung bzw. Umsetzungsphase ............................. 96

4.1.4 Nachhaltigkeitserwägung und Fortführung ......................... 97

4.2 Gemeinsame Absicht................................................................. 99

4.2.1 Ideelle Ziele ...................................................................... 100

4.2.2 Strategische Ziele............................................................. 102

4.2.3 Konkrete Ziele .................................................................. 105

4.2.4 Alltägliche Ziele ................................................................ 107

4.3 Äußerer Zusammenhang......................................................... 108

4.3.1 Diversität und Gemeinschaft ............................................ 109

4.3.2 Sprache ............................................................................ 111


4

4.3.3 Regionale Unterschiede und kulturelle Eigenheiten: ........ 112

4.3.4 Amerika ............................................................................ 113

4.3.5 Europa.............................................................................. 115

4.3.6 Asien und Ozeanien ......................................................... 117

Ozeanien:.................................................................................... 118

Mekong-Region........................................................................... 118

Philippinen................................................................................... 121

Südostasien ................................................................................ 122

China........................................................................................... 125

Zentral und Nordasien................................................................. 126

Mittlerer / Naher Osten ................................................................ 128

4.3.7 Afrika ................................................................................ 129

4.4 Technische System-Infrastruktur ............................................. 131

4.4.1 Computergebrauch offline ................................................ 135

4.4.2 Information ....................................................................... 137

4.4.3 Kommunikation................................................................. 138

4.4.4 Aktion ............................................................................... 139

4.5 Persönliche Aspekte ................................................................ 141


5

4.5.1 Wirkungskreis ................................................................... 143

4.5.2 Genderspezifische Technikzuschreibung ......................... 145

4.5.3 Medienkompetenz und Bildung ........................................ 145

4.5.4 Alter .................................................................................. 146

4.5.5 Emotionen ........................................................................ 147

4.5.6 Engagement ..................................................................... 147

4.6 Kommunikationsraum .............................................................. 148

4.6.1 persönliche Anwesenheit / Vermitteltheit.......................... 149

4.6.2 öffentlich / privat ............................................................... 153

5 Fazit ................................................................................................ 157

Literaturverzeichnis................................................................................ 168

Abbildungsverzeichnis ........................................................................... 178

Anhang und Primärquellen ........................................................................ II

Newsletter .............................................................................................. II

Interviews: .............................................................................................. II

Maren Harrtje,....................................................................................IV

Rebecca Vermot, .............................................................................VIII

Kamla Bhasin.................................................................................. XXI


6

Supawadee Petrat (Kratae) ........................................................... XXV

Nomvuyo Skota Dayile................................................................... XXX

5.1.1 Paulynn Paredes Sicam ................................................XXXV

Kurzbiographien ...........................................................................XXXVIII
7

1 Einleitung

Jeder Mensch hat das Recht auf freie


Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit,
Meinungen unangefochten anzuhängen und
Informationen und Ideen mit allen
Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu
suchen, zu empfangen und zu verbreiten.
Artikel 19, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Die vorliegende Arbeit entstand als Projekt der wissenschaftlichen


Begleitforschung zu 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005. Dieses
Forschungsvorhaben wurde als internationale Kooperation des Institutes
für Sozialgeographie der Universität Bern, dem Interdisziplinären Zentrum
für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Bern und dem
Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften der Universität
Klagenfurt organisiert.

Im Zuge der Forschungstätigkeit für diese Diplomarbeit nahm ich an zwei


der Koordinatorinnentreffen der Organisation 1000 Frauen für den
Friedensnobelpreis 2005 (13.-15. Oktober 2004 in Walenstadtberg und 8.
April 2005 in Zürich) teil, und absolvierte gemeinsam mit Univ. Prof. Dr.
Christina Schachtner ein Referat auf der Konferenz Women, Peace & Civil
Society (12. Oktober 2004) an der Universität Bern.

1.1 Vorgehensweise

Die Einleitung dieser Arbeit soll den Leser/ die Leserin für die Thematik
sensibilisieren, den Entstehungszusammenhang der Arbeit sowie die
Problemstellung und die Vorgehensweise klären. So werden im ersten
Kapitel der Forschungszusammenhang und seine wissenschaftliche,
praktische und politische Relevanz argumentiert, die Problemstellung
umrissen, sich ergebende konkrete Fragestellungen geäußert und
Erkenntnisziele formuliert.
8

Das zweite Kapitel enthält zum einen eine Diskussion der methodischen
Vorgehensweise. - die getroffenen methodischen Entscheidungen
zusammengefasst und argumentiert - zum anderen wird der
Forschungsprozess als solcher skizziert.

Die theoretische Rahmenbildung im dritten Kapitel dient der


Begriffsabgrenzung. Im Bestreben, die Bedeutungen der zentralen
Begriffe zu konkretisieren, soll transparent werden, was hinter diesen
zentralen Begriffen an empirisch beobachtbarem Daten und theoretischen
Kontexten steckt und wie sie ihren Inhalt in die spätere Analyse
einbringen. Zugleich bleibt der Forschungsprozess insofern offen, als er
sich die Freiheit vorbehält, zu gegebenem Zeitpunkt empirisch begründet
weitere theoretische Erklärungsversuche und entsprechende Konzepte
einzubeziehen.

Im vierten Kapitel werden die aus der Codierung der Textmaterialen


erhobenen Daten zur Beschreibung des Falles genutzt, ausgewertet und
einer weiteren Interpretation von Wirkungszusammenhängen zugänglich
gemacht. Hier werden alle sechs im Laufe des Forschungsprozesses
entwickelten Dimensionen zur Datenanalyse für sich in abgeschlossenen
Abschnitten besprochen. Die einzelnen Abschnitte setzen sich detailliert
mit den unterschiedlichen Kategorien oder Teilaspekten der Dimensionen
auseinander und stellen die jeweiligen Auswertungsergebnisse vor.

Im fünften Kapitel werden die Ergebnisse der Datenauswertung und ihrer


Interpretation nun hinsichtlich der Beantwortung der vorangestellten
Forschungsfragen reflektiert und als Grundlage zur Entwicklung praktisch
relevanter Überlegungen genutzt. Kriterien zur Ermöglichung virtueller
Vernetzung werden ermittelt und in Relation zu den beschrieben
Rahmenbedingungen erörtert. Weiters versucht das Fazit , die gewonnene
Erkenntnis hinsichtlich ihrer Gültigkeit über das gesetzte Fallbeispiel
hinaus zu hinterfragen.
9

In den Vorsatz der Arbeit ist ein englischsprachiges Abstract


eingelassen, das Vorwort widmet sich dem persönlichen motivationalen
Entstehungszusammenhang der Arbeit. Interviewtranskripte mit
Kurzbiographien der Befragten sowie das Textmaterial der untersuchten
Newsletter finden sich im Anhang.

1.2 "1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005"

Die Unternehmung, in deren wissenschaftlichem Geleit diese Arbeit


entstand, setzt sich zum Ziel, die Friedensarbeit von Frauen ins Licht der
Weltöffentlichkeit zu rücken und regionale Friedensbemühungen von
Frauen in einem globalen Kontext zu vernetzten.

Das Projekt 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 ist bestrebt,
Frauen, die sich in der Friedensarbeit engagieren und außerhalb ihres
engeren Wirkungskreises kaum Beachtung finden, zu suchen,
auszuwählen und sie alle gemeinsam für den Friedensnobelpreis 2005
vorzuschlagen. Die Porträts dieser Frauen sollen um die Welt gehen, ihre
Sorge und Leistung für eine gewaltfreie, sichere Zukunft sichtbar machen
und dabei gleichzeitig auf die Tatsache hinweisen, dass bisher
mehrheitlich Männer mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt wurden.

Der Ablauf des Projekts umfasst verschiedene Phasen, meine Forschung


begleitete hauptsächlich die weltweite Organisation und Durchführung der
Nomination, bei der Koordinatorinnen auf allen Kontinenten Informationen
über Frauen in der Friedensarbeit suchen, sammeln, entgegennehmen
und auswerten.

Die gesamte Liste dieses Pools von Friedensfrauen wurde dem


Nobelpreis-Komitee als Vorschlag für den Friedensnobelpreis 2005
zugesandt. Die mit dieser Eingabe an das Komitee verbundene politische
Forderung ist, den Friedensfrauen gesellschaftliche Anerkennung für ihre
Leistung zu verschaffen . Denn es sind zumeist gerade Frauen, die sich in
10

unterschiedlichsten und vor allem alltäglichen Konfliktsituationen um


Aussöhnung bemühen, die aber zumeist unbedankt bleiben und selten
mit Auszeichnungen belohnt werden. Das Ziel des Projektes besteht also
darin den Frauen, die weltweit ihr Engagement dem Frieden widmen, eine
Würdigung zukommen zu lassen, die ihnen bisher verwehrt blieb. Bisher
erhielten rund 80 (zumeist ältere) Herren und 20 Organisationen diesen
renommierten Preis1, dem stehen bisher nur 12 Frauen gegenüber.

Vor der Eingabe an das Nobelpreiskomitee erstellte ein internationales


Konzil die endgültige 1000 Frauen umfassende Liste, die am 29. Juni
2005 bei weltweit stattfindenden Pressekonferenzen der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde. Die Dokumentation des Projektes sieht die Publikation
eines Buches mit Biographien verschiedener Friedensfrauen, eine
Wanderausstellung sowie die Aufbereitung der gesammelten Inhalte durch
neue Informationstechnologien vor. Die weltweit gesammelten Daten
sollen unter Berücksichtigung der Datensicherheit für Forschende und
Studierende zugänglich gemacht werden und erhalten bleiben, sowie als
Ausgangspunkt für weiterführende Vernetzungsbemühungen
bewirtschaftet werden.

Das organisatorische Zentrum des Projekts liegt in der Schweiz, von hier
aus wurde eine Vernetzung der unterschiedlichsten Initiativen und
Organisationen in globalen und lokalen Zusammenhang forciert. Diese
Vernetzung dient dem Austausch zwischen den Akteurinnen mit dem
Ansinnen, jene Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen, die sich trotz
unterschiedlicher Situationen, Regionen und kultureller Eigenheiten aus
der Friedensarbeit ergeben. Die Organisatorinnen und regionalen

1
Daten laut Angaben der Nobel Price Fondation 2005
(http://nobelprize.org/search/all_laureates_yd.html) zuletzt besucht 20050810
11

Koordinatorinnen vernetzen die Schaltstelle in Bern mit Initiativen in der


ganzen Welt. Dabei entsteht sowohl horizontaler und vertikaler
2
Vernetzungsbedarf, der sprachliche Barrieren zu überwinden hat,
kulturelle Unterschiede einbezieht, geographische Hürden bewältigt und in
(notwendigerweise) hohem Ausmaß auf digitaler Kommunikation beruht.

Die Nominationsphase, der Projektabschnitt also, in dem es um die Suche


nach und die Entscheidung für 1000 Nominationen durch die Initiative
ging, stellt den zentralen Zeitraum der Untersuchung dar. Die weltweite
Ermittlung von Friedensarbeiterinnen musste organisiert werden. Aufgabe
war es dabei, die Mitarbeit von Politikerinnen, Journalistinnen und lokalen
NGOs zu motivieren und Eingaben für die Auswahl zu erheben. Das
Vorgehen von rund 20 weltweit verteilten Koordinatorinnen musste
organisiert werden, das Projekt an sich weiter bekannt gemacht werden.
Die Organisationskommunikation hatte also einerseits die Aufgabe,
Austausch und Vernetzung unter den Friedensfrauen zu bewirken und
andererseits Möglichkeiten zu eröffnen, die das politische Anliegen des
Projektes einer breiteren Öffentlichkeit erschließen.

2
Horizontale und vertikale Vernetzung bezieht sich hier auf die Ebenenkonstruktion von
drei Tracks vergleichbar mit dem Konzept der "multitrack diplomacy" von John W.
McDonald und Louise Diamond "The concept is an expansion of the original distinction
made by Joseph Montville in 1982, between track one (official, governmental action) and
track two (unofficial, nongovernmental action) approaches to conflict resolution."
(McDonald 2003) - einem Trackmodell, das inzwischen neun Tracks unterscheidet.
Innerhalb des Projekts werden drei Tracks für die in der Friedensarbeit tätigen Frauen
definiert: "women who are active on the Track ll Level and work for national or
international (non-governmental) organisations or institutions, are networked, and have
connections with the Track l women active on the governmental or parliamentary level. …
with Track lll women on the grass-roots level, women who are active locally and not
necessarily part of an organisations?" (http://www.1000peacewomen.org/weg.html)
12

1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 kann innerhalb einer


"Typologie organisierter Interessen nach Handlungsfeldern und
Politikbereichen" (Frerich/Wiemert 2002: 24) als gesellschaftlich-politische
Vereinigung bezeichnet werden und ist ein transnational tätiger nicht
staatlicher Akteur, eine "Nichtregierungsorganisation" (non governmental
organizations, NGO). Die Definition als NGO für die Organisation 1000
Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 widerspricht zwar dem
Projektcharakter der Initiative, hier jedoch wichtiger eingeschätzt ist jenes
Wesensmerkmal einer NGO, das sie als Gruppe "mit autonomem Status
den staatlichen Organisationen und dem Staatsapparat gegenüber" (Take
2002: 39) definiert.

Die internationale Vernetzung von NGOs ist als strategisch geleitet


anzusehen und "entspricht dem Zweck ihrer Ziele" (Take 2002: 87). NGOs
sind deshalb oft netzartig mit anderen NGOs verbunden und weisen
überlappende Mitgliedschaften auf. Ähnlich wie dies auch in virtuellen
Netzwerken zu beobachten ist, sind NGOs unabhängig, basieren auf
Freiwilligkeit und Solidarität und es kommt zum gegenseitigen
Ressourcenaustausch und gemeinsamer Bearbeitung gesellschaftlicher
Problemlagen oder anderer Thematiken.

In dieser Arbeit soll nun das Projekt 1000 Frauen für den
Friedensnobelpreis 2005 als Netzwerk seiner Akteurinnen und als virtuelle
Gemeinschaft analysiert werden. Im Zentrum steht dabei die virtuelle
Vernetzung jener Frauen, die sich als Koordinatorinnen und
Managerinnen an diesem Projekt beteiligten.

1.3 Problemstellung

Die Welt des Internets ist eine unvermutet kleine. Zwar sind Dreiviertel
aller AmerikanerInnen regelmäßig online, unter den 35 – 54 jährigen
Frauen sogar 81 Prozent (Nielsen-Netrating 2004), doch für die Länder an
der Peripherie der amerikanisch-europäisch zentralisierten
13

Internetgeographie fallen die Nutzungszahlen weitaus geringer aus,


wenn sich kommerzielle Marktforschungsinstitute überhaupt die Unkosten
machen, welche zu erheben. Abseits der als neue Märkte erkannten
Regionen sind nicht nur die UserInnen rar, sondern auch kaum aktuelle
Statistiken greifbar. Anders bei den Regierungsorganisationen: So rechnet
beispielsweise der CIA (CIA-Factbook 2005) für Afghanistan mit - alles in
allem - rund 1000 (!) InternetuserInnen, wohingegen 94 Millionen
UserInnen in China surfen. Hafkin und Taggert (2001: 27), geben in ihrer
Studie für vierzig der 225 Nationen eine Internetverbreitung von weniger
als 1 Prozent an, die meisten davon am Afrikanischen Kontinent. Der
Zugang zu neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ist also
nicht überall in gleicher Weise gegeben.

Schon in den Neunzigerjahren wurde erst in politischen Diskussionen,


später beispielsweise auch in globalen Entwicklungsberichten der UNO
(UNO/Human Development Program 1999) ein "Digital Divide"
thematisiert, das eine Spaltung der (Informations-)gesellschaft entlang der
Achse digitaler Konnektivität prophezeite. Eine solche digitale Spaltung
wurde in den folgenden Jahren Gegenstand von Forschungsarbeiten (vgl.
Norris 2001; Arnhold 2003; u.a.), die sich sowohl auf die Analyse
nationalstaatlicher Gefüge und gesellschaftlicher (Rand-)gruppen
konzentrierten, als auch dieses Phänomen der Spaltung aus einer
globalen Perspektive betrachteten. Die ursächliche Begründung für diese
Spaltung glaubten diese Arbeiten in der Ausprägung ökosozialer,
bildungsabhängiger, kultureller und geschlechtsspezifischer
Entwicklungsfaktoren zu finden, die letztlich jedoch nur Indikatoren für das
"Digital Divide" sind.

Inzwischen wird davon ausgegangen, dass auch die Internetverbreitung


selbst nur einen dieser Entwicklungsindikatoren darstellt und die digitale
Spaltung Ausdruck einer "sozialen Ungleichheit" (Bühl 2000: 216) ist, die
sich in Macht- und Ressourcenverteilung äußert und mit der
"Virtualisierung der Sozialstruktur" (Bühl 2000: 215) einhergeht.
14

Der Ausschluss aus dem virtuellen Raum bedeutet in einer modernen


Wissens- bzw. Informationsgesellschaft eine Benachteiligung in allen
Lebens- und Wirkungsbereichen. Dieser pessimistischen Sicht der
Entwicklung (steigende soziale Ungleichheit durch ungleiche Verteilung
von Ressourcen wie bspw. Bildung und Zugang zum Internet etc.) steht
die optimistische Haltung gegenüber, das Internet als Chance der
Demokratisierung zu sehen und die Schaffung und Gestaltung virtueller
Räume zur Stärkung weiblicher Interessen wahrzunehmen. Dieses
"Netzengagement" (Schachtner/Winker 2005: 11) soll Solidarität und
Verständigung fördern und eine globale Öffentlichkeit der Zivilgesellschaft
der Globalisierung wirtschaftlicher und militärischer Interessen gegenüber
stellen. Die Stärkung der Zivilgesellschaft wird als wichtige Strategie der
Friedenssicherung, der gesellschaftlichen Konfliktbewältigung und
Konfliktbearbeitung gesehen. Insofern werden in der Virtualisierung von
Kommunikation auch Potenziale für einen sozialen Wandel mit
friedenspolitischer und feministischer Relevanz geortet. Um diese
Potenziale zu eröffnen und praktisch nutzbar zu machen, ist es notwendig,
einzelne gesellschaftliche Gruppen nach dem Kontext ihres Handelns zu
erfassen und die individuellen Nutzungsgewohnheiten, die
infrastrukturellen Grundlagen und die äußeren Zusammenhänge ihres
Wirkens zu analysieren.

Die Virtualisierung von Kommunikation sowohl innerhalb von


Organisationen als auch hinsichtlich einer Teilhabe an globaler
Öffentlichkeit bildet den in dieser Arbeit behandelten
Problemzusammenhang, der anhand des Fallbeispiels des Projektes 1000
Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 in einen konkreten Nutzungs-
und Handlungszusammenhang für den Einsatz neuer
Kommunikationstechnologien gesetzt wird.
15

1.4 Relevanz der Forschungsthematik

1.4.1 Kommunikationswissenschaftliche Relevanz

Das Internet stellt eine dezentral organisierte, eigendynamische, digitale


Netzwerkstruktur auf globaler Ebene dar, die zu unterschiedlichsten
Formen der Kommunikation genutzt wird, zumeist aber einen hohen
Medialisierungsgrad im Gebrauch seiner Kommunikationsformen aufweist.
Die gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Veränderungen,
die dieser "Zusammenschluß von regionalen, nationalen und
übernationalen Computernetzen" (Burkart 2002: 367) mit sich brachte,
stellt für die Kommunikationswissenschaft insofern eine Herausforderung
dar, als sie gefordert ist, viele ihrer Konzepte und theoretischen Ansätze
neu zu überdenken. Dabei greift wiederum die interdisziplinäre
Orientierung der Medien- und Kommunikationswissenschaft in ihrer
heutigen Prägung, die stets Konzepte und Modelle aus angrenzenden
Fachgebieten wie der Soziologie, der Psychologie, der Philosophie, der
Pädagogik, der Politikwissenschaft oder auch der Linguistik und
Theaterwissenschaft (usw.) für ihre Theoriebildung einbezieht. Vor allem
die kulturwissenschaftliche Perspektive "Kulturwissenschaft als
Kommunikationswissenschaft" (Karmasin / Winter 2003:9) stellt
hinsichtlich aktueller Problemstellungen einer differenzierten
Internetforschung einen "Bezugspunkt für neue offenere und komplexere
Ideen und Konzeptionen von Medien- und Kommunikationswissenschaft"
(Karmasin / Winter 2003: 11) dar.

Vor der Verbreitung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien


(IKT), die als sprunghafte Veränderung der Grundlagen gesellschaftlicher
Kommunikation gesehen werden können, setzte sich die Medien- und
Kommunikationswissenschaft jedoch zumeist mit Theorieansätzen
auseinander, die sich mit dem Phänomen der Massenmedien
beschäftigten, oder interpersonale Kommunikation als
Gegenstandsbereich erfassten. Versuche, die angebrochene
16

Medienrevolution (Margolis/Resnick 2000, Dijk/Hacker 2000, Möller


2005) bzw. die beschleunigten Entwicklungen einer Medienevolution (vgl.
Mainzer 1999, 109-149) in vorhandene Theorieansätze einzubinden, wie
das beispielsweise ein um die Implikationen neuer Medien erweitertes
Feldschema (Maletzke 1984) der Massenkommunikation leistet (Burkart /
Hömberg 2004), blieben bisher ihre empirischen Einlösung schuldig.

Eine wesentliche "Neuerung" kann in einer dem Internet inhärenten


Eigenschaft gesehen werden: Die am Netzwerk Teilnehmenden sind
prinzipiell sowohl Sender als auch Empfänger. Das gilt als ein inzwischen
von der Medien- und Kommunikationswissenschaft durchaus anerkanntes
Phänomen, das in die bisherigen Modelle von Massenkommunikation nur
schwer einzuordnen ist. Denn das Internet stellt die technische Basis für
eine "Vielzahl kommunikativer Aktivitäten" (Burkhart 2002: 363) dar und
setzt voraus, dass die Rolle des Senders und die des Empfängers neu
überdacht werden (Vgl Burkart 2002: 364). So fordern es zumindest die
Lehrbücher.

Versuche, die herkömmliche Mediendefinitionen auf den Computer an


sich, E-mailing, das Intra- oder Internet oder auf unterschiedliche
Erscheinungsformen digitaler Kommunikation anzuwenden (vgl. Faulstich
2000: 23-28), blieben bald hinter dem sich rasch entwickelnden IKT-
Bereich zurück, denn "ein an den technischen Eigenschaften
festgemachter Medienbegriff reicht hier nicht aus", wie auch Höflich (1996:
60) feststellt. Mit dem Begriff "Hybridmedium" versuchte im folgendem die
Theoriebildung von Höflich (1996, 1998, 2003) sich mit der Eigenschaft
des Internets, zwischen den unterschiedliche Kommunikationsmodi zu
wechseln, auseinanderzusetzen.

Die Idee, auch in technisch vermittelter Kommunikation direkte Interaktion


zu ermöglichen, wie es bisher zumeist nur in der interpersonalen
Kommunikationsform des Telefonierens möglich war, ist jedoch an sich
nicht neu. Bereits Enzensberger forderte in einem Kursbuchartikel
17

(Enzensberger 1970) Medien technisch so zu gestalten, dass sie im


Sinne eines emanzipatorischen Mediengebrauchs sowohl Empfangs- als
auch Sendegerät sein können, um damit Kommunikation im eigentlichen
Sinne zu ermöglichen. Was im Internet nun als möglicher
Entwicklungstrend abzulesen ist, ist als prinzipielle Überlegung also nicht
wirklich neu, wie sich an folgendem Zitat ablesen lässt:

"Zum ersten Mal in der Geschichte machen die Medien die massenhafte
Teilnahme an einem gesellschaftlichen und vergesellschafteten produktiven
Prozeß möglich, dessen praktische Mittel sich in der Hand der Masse befinden.
Ein solcher Gebrauch brächte die Kommunikationsmedien, die diesen Namen
bisher zu unrecht tragen, zu sich selbst. In der heutigen Gestalt dienen diese
Apparate wie das Fernsehen oder der Film nämlich nicht der Kommunikation
sondern ihrer Verhinderung. Sie lassen keine Wechselwirkung zwischen Sender
und Empfänger zu, technisch gesprochen reduzieren sie den feedback auf das
systemtheoretische Minimum." (Enzensberger 1997:99.)

Enzensbergers "Baukasten einer Theorie der Medien" und die Konzeption


des emanzipatorischen Mediengebrauchs erfuhr, bedingt durch die neuen
Technologien und die daraus resultierende "Suche" nach einem Modell, in
dem der Empfänger auch gleichzeitig Sender ist, ebenso eine
Renaissance wie Bert Brechts Radiotheorie (Brecht 1967).

Theorieansätze, die sich mit dem direkten interaktiven


Kommunikationsprozess auseinandersetzten, dienten somit als
konzeptuelle Grundlage für eine umfassende Auseinandersetzung, die
sich mit der computervermittelten Kommunikation als
"computervermittelter interpersonaler Kommunikation" befasste und die
Vermitteltheit von Kommunikation durch Computer als einen
3
kommunikativen Rahmen darstellte, der bereits bei Goffmann eine
umfassende theoretische Entwicklung erfuhr. Auf dieser Grundlage fand

3
Höflich gibt dazu an verschiedenen Stellen mehrere unterschiedliche Quellen aus den
Werken Goffmans an.
18

nun auch im deutschsprachigen Raum ein wissenschaftlicher Diskurs


zur Thematik der Netzkommunikation statt, wie er in der
angloamerikanischen Forschungstradition bereits wesentlich früher
einsetzte und der die Theorieentwicklung in unserem Sprachraum bis
heute stark beeinflusst.

Als hilfreich in der Definition des Sender – Empfänger Verhältnis erwies


sich die Veranschaulichung durch die Kürzel: One to One (ein Sender -
ein Empfänger), One to Many (ein Sender ein Empfänger) und Many to
Many.(viele senden und viele empfangen)4 (vgl. Höflich 1996: 119).
Dieses Konzept erfasst sowohl die prinzipielle Sender-Empfänger-Relation
der Datenströme als auch deren kommunikatives und mediales Potenzial.

Erst der eigentliche und alltägliche Gebrauch dieser Technik gibt den Blick
auf die damit verbundenen gesellschaftlichen Implikationen frei, So
brachten vor allem die Cultural-Studies eine weitere wichtige Position in
den medien- und kommunikationswissenschaftlichen Diskurs ein, indem
der kulturelle Kontext und die alltägliche Praxis der Medienrezeption und –
aneignung unter der Perspektive sozialer Veränderung zur Basis ihrer
Analyse wurde (vgl Hepp 1999: 234).

"Weil also Phänomene der gesellschaftlichen Kommunikation Augenblicke auf


die Welt aufmachen, die nicht (mehr nur) mit Bezügen auf gesellschaftliche
Strukturen erschlossen werden, muss eine mit sozialtheoretischen Modellen
operierende Kommunikationswissenschaft entweder ihre Kompetenzgrenzen
einbekennen oder sie improvisatorisch (ex tempore) durchbrechen." (Bauer,
2003: 128)

4
Diese Kategorisierung von "Communication-Flow"-Qualitäten findet erstmals in einem
Aufsatz von Everett Rogers (1986) in dieser Form Erwähnung, in dem damit die
Interaktivität "Neuer Medien" beschrieben wird.
19

Das Internet brachte in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an neuen


Kommunikationsformen hervor, die sich nicht nur in unterschiedlichen
Diensten wie E-mailing, Usenet etc. äußern, sondern vor allem im World
Wide Web (WWW) und den darauf basierenden Webapplikationen ständig
neuartige Einsatzmöglichkeiten für eine wachsende Zahl von
Teilnehmerinnen darstellen.

Die Vielfalt der Nutzungsofferte, die das Internet bietet, bringt eine Vielfalt
an Gratifikationsmöglichkeiten mit sich. Von dieser Überlegung geht der
kommunikationswissenschaftliche Use- and Gratification-Ansatz aus, der
sich hinsichtlich der neuen IKT und bezüglich des Internets mit ganz
ähnlichen, Fragestellungen wie diese Arbeit auseinandersetzt, nämlich
was die Menschen mit dem Internet machen, welcher Nutzen und welche
Bedürfnisbefriedigung sich aus dem alltäglichen Umgang mit den
Angeboten digitaler Kommunikationstechnologie ergeben etc.. Dieser
theoretische Ansatz orientiert sich aber an der bereits durch das Internet
und seine Dienste bedienten Bedürfnislagen. Damit lässt sich daraus wohl
auch keine Erkenntnis über den möglichen innovative Nutzen und die
Einsetzbarkeit des Internets im Sinne eines Empowerments von Frauen -
im speziellen: weiblicher Friedensarbeit im globalen und lokalen
Vernetzungskontext - erwarten.

Je nach Art der kommunikativen Voraussetzungen, wie sie die jeweilige


Webapplikation (bzw. der jeweilige Internetdienst) mit sich bringt,
beeinflusst die verwendete Technologie die Interaktion der Teilnehmenden
und bildet, wie das bei Höflich (1998) formuliert wird, den Rahmen (frame
as structure), aus dem sich jeweils spezifische Einflüsse auf die
computervermittelte Kommunikation ergeben. Der "abgrenzbare
computerbezogenen Medienrahmen" (Höflich 2003: 22) zeichnet auch die
Möglichkeiten des medialen Handelns vor, die als solche beschreibbar
und erforschbar werden. "Neue Nutzungsofferte der IKT bilden distinkte
Kulturen aus, die sich durch eigenen Regeln und emergente
Gebrauchsweisen kennzeichnen lassen, deren Mitglieder ein spezifisches,
20

kollektiv getragenes Verhältnis zum Medium Computer aufbauen. Aber


auch unter den Nutzern des selben medialen Angebotes oder des selben
Systems ist die Ausbildung unterschiedlicher multipler Nutzkulturen
möglich" (Höflich 2003, 23).

Wenn nun die Verbindung aller an Datenleitungen angeschlossenen


Rechner ein Netzwerk bildet, bei dem alle Teilnehmenden sowohl
Informationen senden als auch empfangen können, bildet dies einerseits
einen gigantischen Ressourcenpool an Informationen, und andererseits
einen Raum für Kommunikation. Das Rechnernetz wird zu einem
Netzwerk, das potentiell jeden mit jedem verbinden kann. Das Netz erhält
damit seine soziale Dimension, wird Ort gesellschaftlicher Kommunikation.
Der Ort der Kommunikation ist der Cyberspace, in dem sich so die
"Virtualisierung des Sozialen" (Becker/Paetau 1997) vollzieht. Der
Cyberspace wird zum Raum gesellschaftlichen Diskurses und erhält, so er
als solcher auch genutzt wird (!), den Stellenwert eines öffentlichen
Raumes. Das Internet verändert also auch die Wertigkeit der bisherigen
Konzepte von "Öffentlichkeit", mit denen sich die Medien – und
Kommunikationswissenschaft traditionell auseinandersetzt.

"Wenn hier über Cyberspace und Virtual Reality, über Internet und
Homepages debattiert und geforscht wird, dann – so die
unausgesprochene Vorraussetzung – handelt man von ganz anderen
Dingen als von Massenmedien oder Massenkommunikation. Hier wird
grundlegend Neues verhandelt, das inkompatibel ist mit allem, was mit
Medien bisher zu tun gehabt hat." (Schneider 1997: 38). Die Netzstruktur
des Internets bildet lokale und translokale Gemeinschaften aus und
ermöglicht neue Formen der Gegenöffentlichkeit oder die Aggregation von
gleichgerichteten Interessen in einem global / lokalem Zusammenspiel,
wie es bisher nicht möglich war. Institutionalisierte (herkömmliche) Medien
stehen nun den unterschiedlichen Produkten "kleiner Medien" (vgl. Arns
2002: 8 und 38-41) oder "Indymedia" (Möller 2005: 138) gegenüber. Die
Produktion und Distribution von kleinen unabhängigen freien Medien
21

(small media) wird kostengünstiger, erschwinglicher und somit


zugänglicher.

Ob nun durch die technischen Grundlagen der IKT ein Prozess der
Evolution oder die erneuernde Kraft einer Revolution in Gang gesetzt
wurde, sei dahingestellt. Auf alle Fälle wird damit der wissenschaftliche
Blick auf die herkömmliche Organisation von Medien, die Ökonomie von
Medienunternehmen, die journalistische Arbeit und deren
Professionalisierungsgrad, die Grundlagen von Public Relations und die
Position des "Medienkonsumenten" maßgeblich verändert.

Letztlich verändern das Internet und die Innovationen der IKT die Art, in
der wir in vielen Lebensbereichen des Alltäglichen miteinander
kommunizieren, wenn wir arbeiten, lernen, soziale Kontakte pflegen, uns
politisch engagieren, Geschäfte treiben oder uns amüsieren. Sowohl für
den Einzelnen als auch für Gruppen, Organisationen und Unternehmen
und Nationen weitet bzw. ändert sich die kommunikative Grundlage ihres
Wirkens.

So ergibt sich für die Thematik dieser Arbeit eine ganze Reihe von medien
– und kommunikationswissenschaftlichen Aspekten, die einerseits aus
den herkömmlichen zentralen Themen des Fachbereiches erwachsen und
gleichzeitig auf beobachtbare Veränderungen medialer Umwelt reagieren
und hier die Basis für die forschungsleitenden Fragestellungen sein
sollen.

1.4.2 Praktische, feministische, politische Relevanz

Auch im digitalen Raum wetteifern die Meinungen um Gehör, verbieten


Obrigkeiten die freie Rede, herrscht ein ständiger Krieg um Ressourcen
und toben Konflikte um Religion, ethnische Zugehörigkeit und
Grenzziehungen unterschiedlichster Art. Die Zielsetzungen und der
Standpunkt feministischer Diskussionen lassen sich immer nur vor dem
22

Hintergrund der alltäglichen Lebensrealität von Frauen begreifen. Die


stark divergierenden Situationen der Frauen, die hier als Akteurinnen
beobachtet und befragt werden, bedingen auch sehr unterschiedliche
Perspektiven hinsichtlich feministischer und friedenspolitischer
Fragestellungen. Die Initiierung globaler Netzwerke, die Schaffung und
Gestaltung virtueller Räume, in denen politische Netzwerke globale
Diskussion und Gemeinschaft organisieren und politische Forderungen
formulieren und grenzüberschreitende Solidarität begründen können,
entspricht einer Ressourcenerschließung, die das Potenzial der neuen
Medien für die Ziele der Frauen konkretisiert. Insofern bildet
Netzkommunikation in der feministischen Debatte eine Thematik, in der
sich Erwartungen und Hoffnungen ausdrücken (vgl. Schachtner/Winker
2005: 8).

Die Identifizierung und Erforschung von Netzwerken im Hinblick auf eine


Vernetzung regionaler und globaler Friedensinteressen von Frauen ist für
die Kommunikations- und Paritzipationsmöglichkeit der Frauen von
praktischer Relevanz. (vgl. auch "Demokratisierungstheorem" Bühl 2000:
294). Der virtuelle Raum bietet "Möglichkeiten für Frauen und
Frauengruppen zur Selbstdarstellung im Netz, zur Verbesserung der
Chancengleichheit im öffentlichen Raum online und offline, zur
wechselseitigen Stärkung und Förderung durch kommunikativen
Austausch und durch Beratung online sowie zur Erweiterung der
Erfahrungshorizonte und Handlungsmöglichkeiten durch die Nutzung des
Netzes als Ressource" (Schachtner/Winker 2005: 9).

Die Betonung von herkömmlichen Dichotomien wie Krieg/Frieden und ihre


Attribution mit Weiblich/Männlich, sowie eine besondere Betonung von
Ungleichheit (vgl. Greven 2000: 13) und die mitunter einhergehenden
Viktimisierung (Braig, 1999) von Frauen in hierarchisch geprägten und
patriarchal beherrschten Strukturen findet ihre Entsprechung in der
Polarisierung von Arm und Reich im Nord-Südkonflikt. Der Cyberspace
stellt in vielerlei Hinsicht einen Ort der Reproduktion der
23

Geschlechterungleichheit und der bestehenden Machtverteilung dar


(vgl. "Reproduktions-Theorem" Bühl 2000: 297). "Gleichzeitig zeichnet
sich ab, dass sich der virtuelle Raum zu einem zentralen Mechanismus
der Vergesellschaftung entwickelt, an den sich Erwerbs-, Bildungs-,
Partizipations-, und Machtchancen knüpfen." (Schachtner / Winker 2005
10).

Um solchen Tendenzen gegenzusteuern, artikulierte bereits die Vierte


Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 in ihrem Abschlußbericht folgende
Forderung: “Increase the participation and access of women to expression
and decisionmaking in and through the media and new technologies of
communication". (UNO 1995).

Das Empowerment von Frauen innerhalb ihrer persönlichen Lebenswelt


im Kontext globalen Austausches (vgl. Hall 1992) findet seine
Virtualisierung in der Netzkommunikation, im "Von-einander-wissen" und
"Um-einander-sorgen" (Duval 2005: 240) bis zum gezielten gemeinsamen
Vorgehen auf frauenpolitischer Ebene.

Im Sinne eines fruchtbaren Beitrags zur Dekonstruktion von existierenden


Geschlechterhierarchien soll hier aus feministischer Perspektive dafür
argumentiert werden, jene Möglichkeiten aufzuzeigen, die die technische
Entwicklung im Sinne einer Verminderung von Unterschieden, einer
Demokratisierung des Geschlechterverhältnisses und zu Gunsten einer
Selbstermächtigung benachteiligter Gruppen bietet.

1.5 Fragestellung

Wie nehmen Frauen verschiedener Länder und Kulturen mit


unterschiedlichen sprachlichen, persönlichen und technischen Zugängen
zum Internet an einem gemeinsamen, organisierten Vorgehen im
virtuellen Raum teil? Welche besonderen Situationen ergeben sich daraus
hinsichtlich ihrer Diversität und Gemeinschaft?
24

Wie kann unter den besonderen Bedingungen internationaler


Zusammenarbeit grenzüberschreitende virtuelle Vernetzung von Frauen in
der Praxis organisiert bzw. optimiert werden?

Wie kann das Bestreben der Frauen nach Chancengleichheit, Pluralität,


Gleichberechtigung und Unabhängigkeit in ihrer virtuellen Gemeinschaft
durch Netzkommunikation unterstützt werden?

Welche Hemmnisse begegnen den Friedensfrauen in ihrem Bestreben


nach virtueller Vernetzung. Wie erleben die Frauen ihren persönlichen
Handlungsspielraum im virtuellen Raum?

Welche Formen der Netzkommunikation unterstützen die Arbeit der


Frauen in welcher Hinsicht? Welche Anforderungen sollten also an die
Arbeitsmittel und Werkzeuge gestellt werden, die eine sinnvolle virtuelle
Vernetzung ermöglichen?

Wie können die funktionellen Eigenschaften von Software-Produkten den


kollaborativen/kooperativen Absichten der Frauen entgegenkommen, ihr
soziales Miteinander im virtuellen Raum unterstützen und einfachen
Zugang schaffen?

Inwieweit unterstützen neue Formen des Publizierens (small media) die


Friedensarbeit? Sind sie für die Friedensarbeit der Frauen zielführend,
förderlich, nötig, praktisch oder überflüssig?

Wie kann vom Code bis zur Anwendung dem Bestreben der Frauen nach
Chancengleichheit, Pluralität, Gleichberechtigung und Unabhängigkeit in
ihrer virtuellen Gemeinschaft entsprochen werden?
25

1.6 Zielsetzung

Ziel der Arbeit ist es, den Einsatz digitaler Netzkommunikation in der
Friedensarbeit von Frauen allgemein und speziell im Rahmen des Projekts
1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 aus der Perspektive der
beteiligten Akteurinnen zu erheben und auf die oben genannten
Fragestellungen hin zu analysieren. Wie die Fragestellung auch schon
nahe legt, soll hier der ganz subjektive Nutzen von neuen IKT vor dem
Hintergrund alltäglicher Handlungszusammenhänge in ihrem spezifischen
Umfeld erforscht werden. Die hier vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel,
den virtuellen Raum als zusätzlichen Kommunikations- und Informations-
und Aktionsraum auszuloten. Das heißt im konkreten Fall eine sowohl
globale als auch lokale Vernetzung, die weder von kommerziellen oder
nationalstaatlichen Interessen getragen wird, die sowohl inter- als auch
intraorganisational abläuft und ebenso auf virtueller als auch realer
Begegnung der AkteurInnen basiert, als Rahmen zu erfassen und ein
dafür geeignetes Beschreibungs- und Analyseschema zu finden.

Am Beispiel dieser Initiative und ihrer Akteurinnen sollen die


Voraussetzungen (Hemmnisse und Chancen) sowie die
Einsatzmöglichkeit und Funktion der Neuen Medien bei der Durchführung
eines solchen Projekts analysiert werden, um daraus handlungsrelevante
Empfehlungen für virtuelle Vernetzungsstrategien zu geben und Kriterien
für den "ermöglichenden" Einsatz5 von Informations- und
Kommunikationstechnologien zu begründen.

5
Enabling meint hier: Ermöglichen im Sinne einer nicht indoktrinierenden Hilfestellung,
beispielsweise in Form von Aufbau geeigneter Infrastrukturen etc.
26

Im Ausblick sollen vor allem neue Forschungsfragen zu dieser Thematik


aufgeworfen werden und konkrete Kriterien für die Ermöglichung des
multikulturellen, mehrsprachigen, grenzüberschreitenden Einsatzes von
IKT auf Basis des WWW präsentiert werden. Dabei findet das Konzept
einer gemeinsamen Plattform als infrastrukturelle Vorraussetzung, sich
beständigen, selbst geschaffenen, gemeinsamen virtuellen Raum
aufzubauen, wie dies etwa im kollaborative Einsatz von WIKIs geschieht,
besondere Beachtung.
27

2 Forschungsprozess und Methodenwahl

2.1 Methodendiskussion

Aus den konkreten Forschungsfragen resultiert nun die Notwendigkeit


methodischer Entscheidungen. Der Forschungsprozess beabsichtigt,
einen Erkenntnisgewinn über den im Mittelpunkt stehenden
Forschungsgegenstand – die digitale Netzkommunikation der
Friedensfrauen des Projekts - zu erzielen und empirisch begründet
Aussagen über Wirkungszusammenhänge zu treffen. In der Folge sollen
theoretische Aussagen über (vergleichbare) soziale Phänomene möglich
werden, da eine "Theorie auf unterschiedlicher Ebene der Generalisierung
unerlässlich ist, um soziale Phänomene zu verstehen." (Strauss 1991: 31).
Ziel ist es, in ihrer Beschreibung ähnliche Vernetzungsszenarien
handlungsrelevante Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.

Wie aus der Fragenstellung der Arbeit bereits abzuleiten, eröffnet die
Anwendung quantitativer sozialwissenschaftlicher Methoden hier nicht die
Komplexität des Gegenstandes. Das eher "kleine" Forschungsfeld und die
gegebene Nähe zum Forschungsgegenstand begründen bereits, warum
auf standardisierte quantifizierende Verfahren zu Gunsten eines
qualitativen Vorgehens verzichtet wird.

Da es also vor allem um ein Verstehen im Rahmen dieses konkreten


Fallbezugs geht, sieht sich diese Arbeit den von Mayring (2002)
aufgestellten Postulaten qualitativer Sozialforschung verpflichtet,
insbesondere wenn es heißt "die von der Forschungsfrage betroffenen
Subjekte müssen Ausgangspunkt und Ziel der Untersuchung sein"
(Mayring 2002: 48-49).

Der Dynamik des Untersuchungsgegenstandes wird hier mit ähnlicher


Beweglichkeit und Offenheit in der Methodenwahl begegnet (Vgl Flick
2002: 17).Die hier vertretene Maxime des "Verstehens als
28

Erkenntnisprinzip" sowie der erkenntnistheoretische Ansatz des


Konstruktivismus (Schmidt 1998: 151-163) liefern hier das
erkenntnistheoretische Fundament für das methodische Vorgehen. Für
den Forschungsprozess dieser Arbeit bedeutet dies eine eindeutige
Orientierung am Spektrum qualitativer Forschungsmethoden.

Nicht auszuschließen ist jedoch, dass auf der Grundlage dieser (hier nun
anhand der qualitativen Fallanalyse geschaffenen) Erkenntnisse weitere
quantitative Analyseschritte sinnvoll erscheinen könnten.

Die Friedensfrauen und ihre Arbeit stellen den eigentlichen


Ausgangspunkt dar. Ihr kommunikatives Handeln und Interagieren soll
hier auch im Mittelpunkt stehen, wenn die unterschiedlichen theoretischen
Perspektiven und Konzepte in den kommenden Kapiteln reflektiert
werden. Die theoriegeleitete Frageposition an den
Untersuchungsgegenstand soll ermöglichen, methodisch ein "Gerüst", ein
Koordinatensystem der Orientierung zu konstruieren, in dessen
Dimensionen der Untersuchungsgegenstand beschrieben werden kann.
Die Dimensionen repräsentieren unterschiedliche, in kategorisierten
Unterscheidungen beobachtbare Sachverhalte. Dieses
Koordinatensystem dient der adäquaten Beschreibung des
Untersuchungsgegenstandes. Schlüsse auf Wirkungszusammenhänge
ergeben sich aus den erkennbaren Relationen der Kategorien.

Für qualitative, wie auch für andere Methoden gelten Gütekriterien, an


denen man ihre Qualität erörtert. Eine konkrete Kontrolle der
Vorgehensweise, um eine Nachvollziehbarkeit der Schussfolgerung zu
ermöglichen und die Wege der Erkenntnisgewinnung transparent zu
gestalten, gilt der qualitativen Sozialforschung dort als
Bewertungsgrundlage, wo den quantitativen Methoden die Kriterien der
Validität, Reliabilität und Wiederholbarkeit als Mechanismus der Wertung
gegenüberstehen. "Der Forschungsprozess muss trotz seiner Offenheit
methodisch kontrolliert ablaufen, die einzelnen Verfahrensschritte müssen
29

expliziert, dokumentiert werden und nach begründeten Regeln


ablaufen." (Mayring 2002: 29). So versucht diese Arbeit, den Kriterien der
qualitätsvollen Verfahrensdokumentation, der schlüssigen Argumentation,
des planvollen Vorgehens und der Nutzung mehrfacher Lösungswege zu
einer Fragestellung (Triangulation) zu entsprechen. (vgl. Mayringer 2002:
147)

2.2 Forschungsdesign

Die Forschungskonzeption sieht eine Fallanalyse vor, in deren Ablauf


unterschiedliche Forschungsverfahren und Datenerhebungsmethoden
Verwendung finden. Anhand verbaler Daten aus Interviews mit den
Teilnehmenden des Projekts sowie einer Dokumentenanalyse der
Newsletter der Organisation.

Am Beginn des Forschungsprozesses standen Interviews mit den


Organisatorinnen, die in einer ersten Kodierung dazu beitrugen, einen
Gesprächsleitfadens für die Interviews ausgewählter regionaler
Koordinatorinnen zu entwickeln und unter den 19 Koordinatorinnen
Gesprächspartnerinnen zu wählen (Sampling). Weiters ermöglichte diese
erste Kodierung der ersten Interviews die einsetzende Dimensionierung
des Problemzusammenhangs

Die zweite Phase von Interviews sah Gespräche mit den ausgewählten
Regionalkoordinatorinnen vor und lieferten in einer ersten Auswertung
weitere wesentliche Anregungen für Kategorien innerhalb der empirisch
und theoriegeleitet festgelegten Dimensionen.

Der Erhebung verbaler Daten in diesem Untersuchungsplan steht die


Auswertung von Dokumenten gegenüber. Die Konstruktion eines
deskriptiven Systems - eines mehrdimensionalen Kategoriensystems –
ermöglicht die inhaltsanalytische Auswertung ausgewählter Dokumente
und den neuerlichen Bezug auf die Interview-Transkripte.
30

2.2.1 Einzelfallstudie

Wie begründet sich nun die Entscheidung für die Einzelfallanalyse als
Forschungskonzeption?

Die hier vorliegende Einzelfallanalyse oder Fallstudie (vgl. Mayring 2002


41 u.a.) wurde deshalb als Untersuchungsdesign gewählt, weil sie dem
Paradigma qualitativer Forschung in diesem Problemzusammenhang
deutlich entgegenkommt. Die Wahl des Untersuchungsplanes legte hier
eine qualitative Fallanalyse nahe, da diese "die Komplexität des ganzen
Falles, die Zusammenhänge der Funktions- und Lebensbereiche"
(Mayring 2002: 42) erschließt, denn "Fallanalysen stellen eine Hilfe dar bei
der Suche nach relevanten Einflussfaktoren und bei der Interpretation von
Zusammenhängen." (Mayring 2002:42).

Zumeist werden Einzelfallanalysen für den Objektbereich "Mensch"


konzipiert und dabei ist ein "einzelner" – wie die Bezeichnung dieser
Analyseform schon nahe legt - gemeint. Die Fallanalyse als
Untersuchungsdesign wird jedoch inzwischen auch erfolgreich auf
umfassendere Gegenstandsbereiche ausgedehnt, unter Vorraussetzung
der Beibehaltung der gleichen Regelgeleitetheit wie in den biographischen
Einzelfallstudien. "Der Gegenstand einer Fallanalyse kann dabei auch ein
komplexeres soziales System sein (Familie, gesellschaftliche Subgruppe
usw.), die Grundgedanken bleiben die selben" (Mayringer 2002: 41) wie
auch Brüsenmeister (2000: 65) in ähnlicher Weise feststellt.

Das bedeutet, dieses Design passt sich schlüssig an den


Untersuchungsgegenstand und das Forschungsumfeld einer Organisation
an. "Fallanalysen haben in der Soziologie oft geholfen, Institutionen
genauer zu analysieren, da sie die Innensicht, das Handlungsverständnis
unterhalb der Regeln institutioneller Strukturen freigelegt haben." (Mayring
2002: 44)
31

Weiteres Argument für die Einzelfallanalyse ist hier vor allem die
Möglichkeit auf den gesamten Fallzusammenhang zurückgreifen zu
können, wenn sich dies im Laufe des Forschungsprozesses als notwendig
erweist. So bleibt der Rückgriff auf bereits in einem früheren
Forschungsschritt ausgewertete Daten oder noch nicht erschlossene
Quellen praktisch immer möglich. "Die Einzelfallanalyse will sich während
des gesamten Analyseprozesses den Rückgriff auf den Fall in seiner
Ganzheit und Komplexität erhalten, um so zu genaueren und
tiefgreifenderen Ergebnissen zu gelangen" (Mayringer 2002: 42)

Das Forschungsdesign einer Fallanalyse anhand qualitativer Methoden


ermöglicht die Integration ganz unterschiedlicher Datenquellen, wie dies
hier nötig war. Der Forschungsprozess insgesamt folgt einem
dynamischen Wechsel induktiver und deduktiver Vorgehensweisen und
dem Reagieren auf Zwischenergebnisse aus laufenden Datenerhebungen
und Auswertungen. (vgl. Brüsenmeister 2000: 67) Das für dieses
Vorgehen geforderte kontrollierte Ablaufschema (vgl. Mayringer: 43)
versteht sich auch als Gliederungsschema dieser Arbeit. Das
Forschungsarrangement beinhaltet sowohl die Erhebung verbaler Daten
als auch die Analyse bestehender Dokumente. Im Folgenden soll nun die
Motivation für den Entschluss zur Dokumentanalyse dargelegt werden:

2.2.2 Dokumentenanalyse

Die im Forschungsplan festgelegte Analyse schriftlicher Daten versteht


sich als Dokumentenanalyse und bedient sich des Verfahrens der
qualitativen Inhaltsanalyse. "Dokumentanalysen können aber vorteilhaft in
jeden Forschungsplan eingebaut werden, sobald sich Quellen dafür
anbieten." (Mayering 2002: 49)

Die Entscheidung für eine Dokumentenanalyse kann nur vor dem


Hintergrund des Forschungsprozesses und sozusagen als (Zwischen-)
Ergebnis der Interviewauswertung gesehen werden und begründet sich
32

aus dem jeweiligen Fall heraus, wie in der Datenauswahl näher


beschrieben wird.

Ein Vorteil bei der Wahl einer Dokumentanalyse ist die non-reaktive
Erhebung (Mayring 2002: 51) von Daten, das heißt, die Daten müssen
nicht erst erhoben werden, sondern liegen als solche schon vor. Daraus
ergibt sich bei entsprechender Auswahl der zu analysierenden Elemente
eine besondere "ökologische Validität" (Ballstaedt 1994: 167) da das
Dokument innerhalb des untersuchten Handlungskontexts entsteht, und
somit sowohl den Anspruch beinhaltet, einen konkreten Realitätsbereich
darzustellen, eine Aussage über den Textproduzenten zu machen, als
auch den Appell bzw. die vom Textproduzenten angestrebte Wirkung beim
Leser mitzuliefern.

2.2.3 Auswahlentscheidungen und Aufbereitung

Das hier verwendete Samplingverfahren wendet "die schrittweise


Festlegung von Samplestrukturen im Forschungsprozess" (Flick 2002:
102) an. Dieses Auswahlverfahren wird beispielsweise bei Strauss (1991:
71) beschrieben und zeichnet sich durch die "Auswahl von Fällen und
Fallgruppen nach konkret inhaltlichen statt abstrakt-methodologischen
Kriterien, nach ihrer Relevanz statt nach ihrer Repräsentativität" (Flick
2002, 107) aus. Die Sampling-Strategie in dieser Untersuchung ist auf alle
Fälle eine, die die Begründung für ihre Entscheidung aus dem
Forschungsprozess heraus offen darlegt.

Die Entscheidung zur inhaltsanalytischen Aufbereitung der


Newsletterdaten ergab sich aus der strukturellen Beschreibung der
Interviewtranskripte in einem ersten Auswertungsschritt. Dabei wurde klar,
dass sich nur sehr wenige Textsequenzen mit eindeutigem
Erzählcharakter fanden und viel mehr Sequenzen mit Argumentationen
und Bewertungen, was es schwer machte, die "Logik des Handelns"
(Brüsenmeister 2000: 168) damit für die Analyse zu erschließen.
33

Die Newsletter erschließen hier einerseits die Kommunikation der


Organisation mit den Medien und unterstützenden Mitgliedern
(Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne). Viel wichtiger für die Analyse ist
allerdings, dass der Newsletter eine wichtige Form der kommunikativen
Vernetzung innerhalb des Projektes darstellt: Dieser regelmäßigen
Publikation wurde von den Teilnehmenden die Funktion der informativen
Vernetzung der Koordinatorinnen und aller Interessierten und auch der
beteiligten ForscherInnen untereinander auf organisierter Basis
zugeschrieben. Alle Teilnehmenden veröffentlichten dort Texte - sowohl
die politischen Initiatorinnen und Koordinatorinnen in der Schweiz, als
auch die Regionalkoordinatorinnen.

Der zweite wichtige Aspekt der Dokumentenanalyse ist Folgender: Die


Newsletter geben Einblick in die Arbeit der Koordinatorinnen und geben
durch ihre Erlebnisberichte und Problemschilderungen auch einen
indirekten Zugang zur Problematik der Vernetzung im Allgemeinen und in
den einzelnen Regionen. Die laufende Archivierung des Newletters
geschah im "News"-Bereich der Homepage von 1000 Frauen für den
Friedensnobelpreis und blieb im Sinne der vom Projekt erwünschten
Transparenz öffentlich abrufbar.

Erhebung von Daten:

1. Set an Interviews: Rebecca Vermot, Projektmanagerin in Bern,


24.6.2004 interviewt in Bern (Zeichenumfang: ca. 22.000) sowie
Maren Harrtje, Projektmanagerin und Koordinatorin für Westeuropa,
24.6.2004, interviewt in Bern (Zeichenumfang: ca. 8.000)

Die Gespräche mit den Managerinnen des Projekts standen an einem


sehr frühen Punkt des Forschungsprozesses, sie setzten den
verstehenden Zugang zur Institution. Die Interviews folgten vor allem der
explorativen Zielsetzung, eröffneten die Möglichkeit weiterer
34

Datenerhebungen und begründeten das Sampling unter den 19


Koordinatorinnen unterschiedlicher Weltregionen.

2. Set an Interviews, geführt in Walenstadtberg- Monte Vuala, nahe Zürich


am 13.10.2004 im Rahmen des 3. Koordinatorinnentreffens.

Kamla Bashin, Indien (Umfang ca. 5200 Zeichen)


Nomvuyo Skota Dayile, Südafrika (Umfang ca. 8000 Zeichen)
Supawadee Petrat (Kratae) Thailand (Umfang: ca. 6500 Zeichen)

Mailinterview mit
Paulyn Sicam, Philippinen geführt am 28.9.2004
(Umfang ca. 3000 Zeichen)

Die Fragen des Interviews (inkl. Übersetzung) und die Kurzbiographien


der Interviewten finden sich im Anhang. Die Wahl der
Interviewpartnerinnen für die zweite Erhebung verbaler Daten kann also
als Zwischenergebnis des Forschungsprozesses gesehen werden.

Die Fallgruppe unter den Koordinatorinnen:

Hier wurde vor allem der asiatische Raum als Weltgegend ausgesucht, da
hier die wirtschaftlichen Entwicklungsunterschiede zwischen den Nationen
und einzelnen Regionen sehr unterschiedlich ausfällt, die Internetdiffusion
teilweise bereits sehr hoch ist und die Unterschiede zwischen Stadt und
Land besonders deutlich ausgeprägt sind. Auch bezüglich der kulturellen,
gesellschaftlichen und demokratiepolitischen Ausgangsbedingungen für
Netzkommunikation erwies sich in einer ersten Recherche Asien als
besonders vielfältige und interessante Region für die Analyse der
gestellten Thematik. Einerseits zum Vergleichszweck und andererseits als
besonderer Fall innerhalb ihrer Region wurde eine afrikanische
Koordinatorin für ein Interview ausgewählt. Afrika gilt in vielen Bereichen
als weißer Fleck auf der Landkarte einer Geographie des Internets und gilt
35

als die am wenigsten durch Digitalisierung erschlossene


Kommunikationssphäre, wobei das an sich hoch entwickelte Südafrika
einerseits eine Ausnahme bildet, andererseits gerade jene Faktoren viel
krasser aufzeigt, die für die Ungleichheit im Zugang zu IKT und
Netzkommunikation verantwortlich sind.

Die interviewten Frauen kommen aus sechs verschiednen Ländern, in drei


Fällen wurde das Interview in englischer Sprache durchgeführt. (Für alle
Frauen bedeutete dies, nicht in ihrer unmittelbaren Muttersprache bzw. für
die meisten auch nicht in der Sprache ihrer alltäglichen Arbeit zu
sprechen.) In einem Fall kam ein Emailinterview zustande, auf das
methodisch im Folgenden noch eingegangen wird.

Aufbereitung der Interviews:

Die Gespräche wurden in allen Fällen mit Tonband aufgezeichnet und


transkribiert. Die gewählte Protokollierungstechnik entspricht einer
wortwörtlichen Abschrift, jedoch ohne sprachliche Färbungen besonders
einzubeziehen, da sie keinerlei Aussagewert bezüglich der Fragestellung
vermuten lassen.

Selektive Aufbereitung der Newsletter-Texte:

Die analysierte Zeitspanne des Erscheinens dieses Online-Newsletter


erstreckt sich von der Ausgabe 1/2003 im Juni 2003 bis zur Ausgabe
10/2005 im Juni 2005 und umfasst somit alle bis zur Bekanntgabe der
Nominierten am 29. Juni 2005 erschienen zehn Newsletter, die auch als
Ausdrucke im Anhang dieser Arbeit zu finden sind. Die untersuchten
Dokumente umfassen teilweise auch Texte der Hompage, so dies für die
Arbeit sinnvoll und zweckmäßig erschien. Die Mailingliste des Newsletters
bestand ab dem ersten Newsletter kurz nach dem Launch der Homepage,
sie umfasste alle Koordinatorinnen und unterstützenden Teilnehmenden,
alle Sponsoren, wissenschaftlichen Mitarbeiter der Begleitprojekte, alle
36

Vereinsmitglieder sowie Politikerinnen, Journalistinnen und


Aktivistinnen anderer NGOs und eine im Laufe des Projekts wachsenden
Zahl an Interessierten, die sich auf der Homepage für den Erhalt des
Newsletters eintragen konnten.

Diese schriftlichen Dokumente wurden ausgewählt weil sie, wie sich im


Forschungsverlauf herausstellte zu einem wichtigen
Onlinekommunikationsmittel unter den Teilnehmenden wurden. Sowohl
die Organisatorinnen in Bern, als auch die Regionalkoordinatorinnen
veröffentlichten dort Texte und schilderten die Situation ihre Arbeit. Der
Newsletter sollte für die Organisation den Zweck erfüllen, alle
Teilnehmenden, Unterstützenden oder Interessierten über das Projekt und
den Stand der Dinge im Projektverlauf zu informieren. Daraus entsteht der
Anspruch, die Dokumentenanalyse dieses Materials könne einen
wesentlichen Beitrag dazu liefern, die subjektiven
Handlungszusammenhänge der Friedensfrauen, ihrer Vernetzung und
Kommunikation allgemein und speziell im virtuellen Raum darzustellen.

Selektive Auswertung

Aus den Interviews resultierten für die Auswertung der Newslettertexte


spezifische Kriterien für die Selektion von Textpassagen, die zu den
entwickelten Dimensionen einen Belang aufweisen. Passagen, die diesen
Dimensionen nicht entsprachen – sozusagen keine Aussage und keinen
ersichtlichen Bezug zu den gesuchten Dimensionen und
Zusammenhängen gaben, wurden nicht kodiert.

2.3 Forschungsverfahren

Die Wahl der Erhebungsmethoden, die für die empirische Untersuchung


Verwendung fanden, sollen hier kurz dargelegt werden:
37

2.3.1 Interview

Die Interviews wurden in zwei Sets aufgeteilt und zu verschiedenen


Zeitpunkten des Projekts geführt. Einmal zu Beginn der Nominations-
Phase das andere mal mit regionalen Koordinatorinnen aus ausgewählten
Regionen gegen Ende dieser Phase. Die Interviews werden persönlich
zwischen Interviewerin und jeweils einer Interviewten im unmittelbaren
Arbeitsumfeld der Interviewten geführt. Im ersten Interviewset fanden die
Gespräche im Besprechungscafe in der Nähe des Organisationsbüros in
Bern statt. Das zweite Set fand im Rahmen des
3.Koordinatorinnentreffens in Walentstadtberg statt. Die Interviewsituation
weist also eine eindeutige Nähe zum Forschungsumfeld auf. In einem der
Fälle kam ein Mail-Interview zustande, was selbst als Faktum in die
Analyse einbezogen wurde. Nachdem hier der virtuelle Raum als
Arbeitsumgebung der Frauen erforscht werden soll, kann ein
Onlineinterview als eine Befragungssituation im üblichen Arbeitsumfeld
gelten. Im Folgenden wird die Wahl der Interviewmethode argumentiert.

Die mündliche Form der Befragung bzw. die Erhebung von Daten auf
sprachlicher Basis stellt die üblichste Form der qualitativen
Erhebungstechniken dar, da sich darin menschliches Handeln besonders
gut erschließt (vgl. Hron 1994: 119).

Im ersten Set von Interviews Stand vor allem die Orientierung im


Forschungsbereich, die Erfassung des Forschungsgegenstandes und die
Erarbeitung von Dimensionen zur Beschreibung (deskriptives System) als
Zielsetzung im Mittelpunkt. Daher wurde eine möglichst offene
Gesprächsführung gewählt, die nur durch die grobe Themenvorgabe auf
den Untersuchungsgegenstand gerichtet (problemzentriert) wurde. "In den
gängigen Methodenlehren wird den offenen Befragungsverfahren
explorierende und Hypothesen generierende Funktion zuerkannt." (Hron
1994: 128) sowie insbesondere für die Analyse "sozialer Einheiten wie
Organisationen und Gruppen und die möglichst umfassende Analyse der
38

Handlungskontexte von Individuen." (Hron 1994: 128) eingesetzt. Es


wurde versucht diese Interviews in einer typisch narrativen Struktur zu
gestalten um subjektive Bedeutungsstrukturen (vgl Mayringer 2002: 73)
damit zugänglich zu machen.

Im zweiten Set wurden stark thematisch fokussierte Interviews


durchgeführt, die durch einen Leitfaden strukturiert wurden. "Die
Methodenlehren empfehlen den Einsatz strukturierter Interviews um
qualitative Anhaltspunkte für das Vorhandensein bestimmter Variabler"
(Hron 1994, 120) zu finden. Daher erscheint diese Interviewform als hier
durchaus angebracht. Die "non-direktive Gesprächsführung" (Flick 2002:
119) als Grundlage der Nichtbeeinflussung wird hier als wichtigstes
Kriterium bei der Durchführung beachtet, die Zielsetzung richtete sich auf
die "subjektive Verarbeitung von Bedingungen des eigenen Handelns",
wie nach Flick (2002: 125) die Methode des fokussierten Interviews in den
Forschungsprozess eingeordnet wurde.

Der Leitfaden besteht aus wenigen theoriegeleitet entwickelten Fragen,


die allen ausgewählten Koordinatorinnen bereits bei der
Intervieweinladung als Gesprächsstimulus vorgelegt wurden und wie sie
sich nun auch im Anhang wiederfinden.

Die Entwicklung der Fragestellungen und die Gesprächsführung


orientierten sich am Schema der Zulässigkeit von Frageformen bei
spezifischen Interviewformen, wie sie bei Helffreich (2004: 94) darstellt
werden.

E-Mailinterview

Eines der Interviews der Koordinatorinnen kam - wie bereits erwähnt - auf
der Basis eines Email-Interviews zustande. Die empirische Tatsache an
sich ,wie dieses Interview in gerade dieser Form und gerade mit dieser
Koordinatorin online zustande kam, wird ebenso in die auswertende
39

Analyse mit einbezogen, wie dies in Mann/Steward (1999:129)


vorgeschlagen wird: Ihre Strategie für die Durchführung von
Onlineinterviews legt nahe, vor allem auf die genaue Abwägung des
computervermittelten kommunikativen Rahmens, in dem das Interview
stattfindet, zu achten und ihn in die Analyse einzubeziehen.

2.3.2 Qualitative Inhaltsanalyse

Die Fallanalyse integriert eine Dokumentenanalyse in Form einer


qualitativen Inhaltsanalyse. Zweck dieser Analyse soll es sein "bestimmt
Aspekte aus dem Material herauszufiltern [und] unter vorher festgelegten
Ordnungskriterien … das Material auf Grund bestimmter Kriterien
einzuschätzen" (Mayringer 2002: 115)

Diese Inhaltsanalyse geht so vor, dass "konkrete empirische Tatbestände"


(Mayring 2002: 100) verallgemeinernd immer eine Stufe abstrakter als das
Material selbst beschrieben und einem Konzept zugeordnet werden. Im
Zentrum dieser Inhaltsanalyse steht ein theoriegeleitet am Material
entwickeltes Kategoriesystem, durch das diejenigen Aspekte festgelegt
sind, die aus dem Material herausgefiltert werden sollen.

Kodierung

Die Kodierung umschreibt jenen Prozess bei dem das Textmaterial für die
Abstraktion erschlossen wird. Dafür wird das Material in einem
Analyseschritt in Sinneinheiten von Sätzen bis Absätzen zerlegt und eine
Kategorie für die jeweilige Sinneinheit formuliert. Weitere der Kategorie
entsprechende Textstellen werden dort zugeordnet (Subsumtion), neue
Kategorien werden induktiv gebildet, bis ein für alle Elemente schlüssiges
Kategoriensystem entsteht. In Überarbeitungsschritten werden die
Kategorien möglichst aussagekräftig benannt und der Logik nach
überarbeitet. Die Auswertung erfolgt dann entlang des entwickelten
Kategoriesystems, wobei die Ergebnisse bezüglich der Fragestellung und
40

der theoretischen Grundlage analysiert werden. Die zweite Möglichkeit


der Auswertung besteht in einer quantitativen Gewichtung, also: Welche
Kategorien kommen besonders oft vor? Auf diese deskriptive
Quantifizierung wird am Rande hingewiesen, so sie besonders Auffällige
Ergebnisse bietet, ansonsten wird sie aber vernachlässigt.

2.4 Konstruktion deskriptiver Systeme

Dieses Analyseinstrument wird sowohl beim Aufbereitungs- als auch beim


Auswertungsverfahren Anwendung finden und sowohl bei der Analyse der
verbalen als auch der schriftlichen Daten gleichermaßen eingesetzt
werden. Letztlich handelt es sich bei den Transkripten, wie allgemein in
den qualitativen Methoden, immer um eine Auseinandersetzung mit dem
Material "Text" (vgl. Mayringer 2002: 53)

Die Konstruktion eines deskriptiven Systems bezeichnet das "Erstellen


von Kategoriesystemen von Klassifikationen" (Mayering 2002: 99). Die
Konstruktion der Kategorien, die dann immer einen Schritt abstrakter als
das Material sind, entsteht im Vorgang der Kodierung und stellt eine
Verallgemeinerung dar, die aus der Ebene konkreter empirischer
Sachverhalte hervorgeht.

Die Konstruktion deskriptiver Systeme steht "im Spannungsverhältnis


zwischen Empirie und Theorie" (Mayringer 2002: 100). Zum einen müssen
die Kategorien mit allen anderen theoretischen Aussagen und Konzepten
übereinstimmen, zum anderen müssen sie dem empirischen Material
angemessen sein.

Mehrmals wurde die Kodierung der Textmaterialien und Transkripte


überarbeitet, die Materialien wurden mitunter einer neuerlichen
Auswertung unterzogen, zumal die theoretische Auseinandersetzung mit
bestehenden Konzepten, welche für die Thematik relevante Ansätze
boten, gleichzeitig mit neuen Erkenntnissen aus der Datenanalyse immer
41

neue Perspektiven und Anregungen für den weiteren


Forschungsprozess lieferten.

Letztlich entstand ein deskriptives System, das in sechs Dimensionen


jeweils unterschiedlich viele Kategorien beinhaltet. Diese Kategorien
beschreiben die Ausprägungen einer Dimension und erklären sich aus
dem thematischen Zusammenhang bzw. dem Untersuchungsgegenstand
heraus.

2.5 Auswertung

Im Sinne einer gegenstandsbezogenen Theoriebildung, die davon


ausgeht, dass der Forscher während der Datensammlung theoretische
Konstrukte entwickelt, durch neuerliche Fragestellung an den
Untersuchungsgegenstand die Konstrukte verfeinert und verknüpft,
sodass Erhebung und Auswertung gleichzeitig geschehen, werden Daten
hier kodiert und die Kategorien nach jeder Datenerhebung bzw. -
auswertung abgeglichen, verfeinert, angepasst. Gewonnene Erkenntnisse
fließen dann wiederum in eine Re-Formulierung und Spezifizierung der
Forschungsfragen ein. In diesem Fall mündet die Auswertung der Daten in
die Konstruktion eines deskriptiven Systems, das dann auch für die
Auswertung der verbalen Daten eingesetzt wird. Sowohl durch die
Bearbeitung der Dokumente als auch durch die Verarbeitung verbaler
Daten liegen nun Erkenntnisse über das Forschungsfeld vor, die in
entsprechender Weise auch Antworten auf die anfänglich formulierten
Forschungsfragen geben. Diese werden entlang der Dimensionen des
deskriptiven Systems dargestellt und durch Inhalte aus dem Datenmaterial
paraphrasiert und theoretisch reflektiert.
42

3 Begriffsabgrenzung und theoretischer


Bezugsrahmen

3.1.1 Netz

Was ist nun ein Netz? Was wird hier mit dem Begriff eines Netzes, eines
Netzwerkes oder mit dem Begriff Netzkommunikation bezeichnet?
Grundlegend betrachtet stellt ein Netz eine Struktur von Verbindung
zwischen Knoten dar. "Netz" bezeichnet die Beschreibung einer Struktur,
zumeist wird von digitalen Netzen die Rede sein, aufbauend auf
technischen Netzen von miteinander gleichmäßig verbundenen Rechnern
– konkret vom Internet. Zurück zu diesem Netz aus Rechnern, die Knoten
darstellen, und den digitalen Datenverbindungen, die den Konnex
dazwischen herstellen und als Gesamtheit das Internet bilden. Prinzipiell
könnten auch andere digitale Netze dieser Definition entsprechen, doch
aufgrund seiner enorm raschen und weitgehenden Verbreitung wird hier
hauptsächlich vom Internet als digitalem Netz gesprochen werden.

Faßler (2001: 21) nimmt "drei Geschwindigkeiten" wahr, mit der sich
dieses Netz in seinen Entwicklungs- und Nutzungsfeldern voranbewegt.
Zum einen das Netz als Projekt, als globales Weltvorhaben, zweitens als
unüberschaubarer Prozess, der durch Selbstorganisation gekennzeichnet
ist, und der Gesellschaft "neue Serien von Emergenz" (Faßler 2001: 21)
beschert, mit der Wirkung, dass – drittens - Netzwerke die Position einer
Infrastruktur erlangen "die den Aufbau, die Gliederung und Dynamik der
Wahrnehmungs- und Kommunikationsumgebungen festlegt" (a.o. O.: 21).
Diese "Geschwindigkeiten" erfassen auch eine wesentliche Eigenschaft
des Internets als "temporäres Netzwerk" (Mussgnung 2002: 18), das
derart dynamisch erscheint, dass "jeder Versuch der Fixierung zu jedem
Zeitpunkt einen vergangenen, nur noch begrenzt gültigen Zustand
beschreibt" (Mussgnung 2002:19). Greifbarer bleibt allemal das durch die
Netzstruktur des Internet "Bewirkbare", das hier in seiner
43

kulturwissenschaftlichen Dimension vor dem Hintergrund der


Wechselwirkung gesellschaftlichen und medialen Wandels (vgl. Krotz
2003:15) verstanden werden soll.

Doch "Netz" als Struktur verwobener Verflechtung hat in der


zunehmenden Komplexität konkreter Lebenszusammenhänge, in denen
der Mensch in der modernen Informations- bzw. Wissensgesellschaft lebt,
eine Vielzahl weiterer Bedeutungen. Netze – Vernetzung und die Bildung
von Netzwerken - stellen eine Strategie dar, Komplexität zu denken, damit
umzugehen, Orientierung zu erlangen und das Netz als "Wegesystem" zu
erfassen, das Erfahrungen, Beziehungen, Bindungen, Wissen und
Kommunikation im Sinne einer Orientierung strukturiert. Netzstrukturen
ordnen, sie handeln nichtlinear und komplex, wie Gleich in seinen zehn
Netzgeboten konstatiert. (Gleich 2004: 60 ff.).

Distributive Netze, wie die Struktur des Internets sie abbildet, haben kein
Zentrum nur eine Ausdehnung, das Netz ist das Zentrum (vgl. Mussgnung
2002: 190), was ihm seine integrativen Eigenschaften und die Fähigkeit,
vielfältige Elemente zu verbinden, verleiht. Durch ihre dezentrale
Eigenschaft bilden Netze eine hohe Redundanz, erhalten sich nicht zuletzt
dadurch aber besonders flexibel, fehlerresistent, dynamisch und
tendenziell chaotisch. Durch ihre Logik, einerseits zu ordnen und
andererseits Chaos zu erzeugen, erwächst die innovative Kraft, Neues
entstehen zu lassen. Aus diesem Widerspruch des Ordnens und
Zerstreuens erwächst dem Netz seine emergierende Wirkung6. Es ist

6
Das Phänomen der Emergenz kann damit umrissen werden, dass das Ganze mehr ist
als die Summe seiner Teile. Emergenz (von lat.: emergere, "auftauchen",
"hervorkommen") bezeichnet das Entstehen neuer Strukturen oder Eigenschaften aus
dem Zusammenwirken der Elemente in einem komplexen System. "Der Ausdruck
"emergence" wird im Englischen häufig in einem alltagssprachlichen Sinn gebraucht und
44

unmöglich sich in Netzten linear zu bewegen, jeder Knoten des Netzes


erfordert eine Entscheidung und ändert die Richtung der Bewegung.
Navigation und Benutzerführung leiten mitunter die Wege, die die Userin
im Netz zurücklegt, die Logarithmen von Suchmaschinen agieren (bisher)
nicht der Semantik menschlichen Denkens entsprechend, ihre
Suchergebnisse ermöglichen neue Wege und führen damit zu innovativen
Verknüpfungen. "Dabei muss gewollt werden, was zugleich nicht gewollt
wird: die zunehmende Wahrscheinlichkeit von nicht kontrollierbaren
Rekombinationen" (Luhmann 1986: 161). Diese Eigenschaften von
Netzstrukturen sind aber prinzipiell und lassen sich in unterschiedlichsten
Arten von Netzen wiederfinden, sowohl in biologischen Netzwerken als
auch in der sozialen Vernetzung, beispielsweise in politischen Netzwerken
oder Frauennetzwerken mit nicht (ausschließlich) virtuellem Charakter.

3.1.2 Interaktivität

Eine weitere charakteristische Eigenschaft von Netzstrukturen kann in


ihrer besonderen Ökonomie des Gebens und Nehmens gesehen werden.
Durch das Gefüge logisch gegebener, gegenseitiger Abhängigkeiten
entwickeln Netze eigene Symbiosen und bilden Kooperationen aus. Im
Falle des Internets bedeutet dies, die potentielle Fähigkeit, real
herrschende ökonomisch, politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich
determinierende Kontexte zu unterlaufen. Inke Arns bezieht sich
hinsichtlich dieser Netzeigenschaft auf die "Geschenkökonomie" als
netzkulturelle Ausprägung in der digitalen Kommunikation. Fredrichs und
Wiemert (2002) verweisen auf die Reziprozität von Netzeigenschaft als
"konstitutives Prinzip schlechthin" (Fredrichs / Wiemert 2002: 188), das sie

bezeichnet dann das "Auftauchen" oder (erstmalige) "Erscheinen" irgendeiner Entität."


(Stephan 2000)
45

als "relatives Gleichgewicht zwischen den Tauschpartnerinnen" in


Frauennetzwerken auch empirisch belegen konnten. Dieses Geben und
Nehmen, Senden und Empfangen, weist auf jene Eigenschaft von
Netzwerken hin, die alle anderen Attribute erst bedingt: die Interaktivität

Die Interaktivität, wie sie Netze prinzipiell aufweisen und IKT als
Eigenschaft der Neuen Medien anbietet, bedeutet mehr als einfach die
Änderung von Angeboten und Gebrauchsweisen, sie impliziert einen
veränderten Medienbegriff. Die Problematik ergibt sich aus der bisherigen
Trennung zwischen Individual- und Massenkommunikation, die nun zu
Konstruktionen wie dem Begriff "interaktive Massenmedien" (Höflich,
2003: 12) führt und kaum die Vielfalt an medialen Kommunikationsformen
und neuen Medienformaten abdeckt oder erfasst, die seit der
massenhaften Verbreitung des Internet entstanden sind.

Andererseits gibt die Entwicklung damit der "Massenkommunikation" als


bisherigem Inbegriff öffentlicher medial vermittelter Kommunikation nur
zurück, was stets ureigenes unausweichliches Attribut von Kommunikation
war: Interaktivität, bei der sogar keine Antwort eine Antwort ist - "Es ist
nicht möglich nicht zu kommunizieren" (Watzlawick 1969: 53). Die
Anwendbarkeit dieser Aussage kann aus dem zwischenmenschlichen
Kontext realer Kommunikation, für die sie Watzlawick mit seinen Axiomen
entwarf, auch auf die Teilnehmenden von Netzkommunikation angewandt
werden. "Die computerbasierten, globalen Netzwerke wirken wie eine
massive Rückholaktion der Interaktivität in das
Kommunikationsgeschehen". (Faßler 2001: 135)

Vor dem Hintergrund der im Abschnitt 3.1.6 beschriebenen Konzepte von


Öffentlichkeit muss das nicht zwingend die Auflösung der
unterschiedlichen Funktionen von Massenkommunikation (als
veröffentlichter Kommunikationsinhalt ohne direkte Feedbackmöglichkeit)
und der Individualkommunikation (als privater, direkt interaktiver
Kommunikation) bedeuten. Wie Höflich (2003: 13) darlegt, kann es sich
46

hier nicht um eine Verschmelzung aller Medien in einem


Universalmedium handeln, wie dies im Begriff der Konvergenz als
Prognose impliziert wird. Eher erwiese es sich als analytisch sinnvoll,
künftig darauf einzugehen, dass Interaktivität (sowohl direkt als indirekt)
ein Wesensmerkmal der Vernetzung ist, in der Kommunikation heute
öffentlich und privat stattfindet.

Eine weitere Verquickung von Wortbedeutungen für ein und denselben


Begriff, soll hier noch geklärt werden: Interaktivität bezeichnet in ähnlichen
Kontexten unterschiedliche, aufeinander bezogene Aktionen. Je nach
wissenschaftlicher Disziplin und zugrunde liegendem theoretischem
Bezugsrahmen bleibt zwar der logisch gleiche Prozess bezeichnet, doch
handelt es sich nicht immer um die kommunikative oder soziale
Interaktion, sondern mitunter um Datenströme oder auch um die
gegenseitige Beeinflussung von gesellschaftlichen, kulturellen oder
ökonomischen Systemen und Subsystemen, untereinander. "Interaktivität"
gilt innerhalb der hier vorgestellen Forschungsthematik hauptsächlich im
Sinne sozialer Interaktion und wird als Austauschprozess zwischen
Netzakteurinnen betrachtet und steht damit im Gegensatz zum
interaktiven Austausch zwischen Mensch und Maschine, bzw. Klient- und
Serverrechner.

Bath (1997: 58) beschreibt "Interaktivität als wesentliches Merkmal von


"Multimedia": "Interaktiv setzt sich zusammen aus ;inter` = zwischen und
,aktiv` = tätig, wirksam, wobei der Begriff in den letzten Jahren in Bezug
auf die "Akteure" einen Bedeutungswandel erfahren hat. Wurde früher mit
Interaktivität eine menschliche Kommunikation, Handlung oder
wechselseitige Beeinflussung zwischen Individuen und Gruppen
assoziiert, bezeichnet er jetzt eher einen Datenaustausch zwischen
Computer und Anwenderin bzw. zwischen Rechnern untereinander. Meist
bedeutet dies jedoch nur, dass die Anwenderin Ausgaben erzeugen kann,
die in einem Spektrum programmierter Auswahlmöglichkeiten liegen. Die
"Aktivität" wird also stark begrenzt. (…)" Die im "Hypertext" als
47

Organisationsprinzip von nicht linearen Textstrukturen festgeschriebene


Entscheidungsmöglichkeit über die virtuellen Abzweigungen und Verläufe
während des Navigierens erfordert zwar die "Aktivität" eine Entscheidung
zu treffen, über den nächsten anzuklickenden Link, gibt aber keine direkte
Feedbackmöglichkeit.

Das Internet "lebt" wie alle Netzstrukturen von der Interaktivität, denn ohne
aktive Teilhabe, ohne Partizipation ist das Netz seiner grundlegenden und
intendierten Netz-Fähigkeiten beraubt. Interaktivität beschreibt für die
politische Kommunikation die weitestgehende Möglichkeit der
Partizipation, der Teilhabe am stattfindenden Diskurs und bietet Raum für
globale Zusammenarbeit und die Herausbildung interessengeleiteter
Gemeinschaften. Hinsichtlich der später erörterten Konzepte von
Öffentlichkeit kann Interaktion auch als "ein Prozess der wechselseitigen
Orientierung von Menschen in bestimmten Situationen verstanden
werden, bei der die Übergänge zur Kommunikation fließend bleiben, die
Interaktion jedoch aufgrund ihrer höheren Dichte Aktivität auf der
Gegenseite auslöst." (Winker 2005: 27). Winker bezieht "Aktivität" hier auf
konkret frauenpolitisch gerichtetes Handeln als Aktion, ohne zu
unterscheiden, ob online oder offline ausgeführt.

Ob im größeren Kontext gesellschaftlicher Kommunikation oder als


Kommunikation von Gemeinschaften – Interaktivität ist das eigentliche
Wesen des Internet. Das WWW entstand letztlich auch aus der Intention
heraus, ein wissenschaftsbezogenes Kollaborationstool globalen
Ausmaßes zu entwerfen. Erklärtes Ziel bei der Erfindung des WWW war
die Verwirklichung einer Reader-Writer-Konzeption. Alle sollten sowohl
Daten empfangen als auch zur Verfügung stellen können, Informationen
lesen und schreiben (auf die textbasierte Kommunikation übertragen
sozusagen sowohl hören, sprechen als auch antworten) können: Eine
Interaktivität also, wie sie der interpersonalen Kommunikation generell
zugrunde liegt und wie sie herkömmlich Gemeinschaft im Kleinsten
begründet. Nach dem Vorbild der herkömmlichen Medien dient das WWW
48

überwiegend als Informationsquelle (One-to-Many) und wird von


Medienunternehmen als solche produziert. "Die Nutzung dieser Internet-
Information entspricht eher der Individualisierung des passiven
Medienkonsums als einer gemeinschaftsbildenden Interaktivität."
(Neumayer 2005: i. V.).

So wird im weiteren davon ausgegangen, dass Interaktivität, also die


prinzipielle Gegenseitigkeit, ein Aufeinander–Bezug-Nehmen darstellt, wie
es in der digitalen Netzkommunikation direkt und indirekt möglich ist, im
einseitigen Gebrauch - das heißt in der nicht feedbackorientierten
Verwendung rein distributiver oder massenmedialer Formate und Formen
des Interneteinsatzes - aber nicht vorkommt.

3.1.3 Cyberspace und Virtualisierung des Sozialen

"Cyber" geht zurück auf das griechische "kybernetike", die


Steuermannskunst, da der Cyberspace für ein Navigieren im Raum
(space) steht" (Bath 1997: 62), erklärt Bath ihren Leserinnen kurz und
bündig zur "Entmystifizierung" des Vokabulars neuer IKT. Zumeist setzt
die Begriffsdefinition (Höflich 1996, Reid 1995) des "Cyberspace" bei
seiner historisch ersten Erwähnung an, nämlich bei William Gibsons
Science Fiction Roman "Neuromancer", in dem dieser Begriff eine
neuronale Vernetzung der Mitglieder einer restlos virtualisierten
Gesellschaft beschreibt (Gibson 1987). Ein weltumspannendes
(hallizunogenes) System neuronaler Vernetzung steht sozusagen Pate für
das wissenschaftliche Konzept des Cyberspace, das in unterschiedlichen
Spielarten in fast allen diesbezüglichen theoretischen Überlegungen
vorkommt. Zum Ausdruck kommt dabei das konstruierte Verhältnis von
Raum, Zeit, Realität und sozialer Vernetzung. "Cyberspace ist der
imaginäre, computergenerierte Raum "hinter" dem Computerbildschirm,
der statt einer realen Anwesenheit Telepräsenz – eine Illusion von Nähe
trotz geographischer Distanz - vermittelt" (Höflich 1998: 141), und definiert
die Rahmenbedingungen für die Kommunikation im Cyberspace als
49

vermeintlich "assoziierte, grenzenlos anmutenden


Kommunikationsmöglichkeiten" (a.a.O.)

Wenn hier von Kommunikation im Cyberspace bzw. von


Netzkommunikation oder Kommunikation im virtuellen Raum gesprochen
wird, bezeichnet dies all jene kommunikativen Vermittlungsprozesse die
Online – das heißt über Datenverbindung mit dem Internet - erfolgen, im
Gegensatz zur Offline-Kommunikation, also von Angesicht zu Angesicht
zwischen räumlich nicht getrennten Kommunikationsteilnehmern geführter
Kommunikation bzw. der medial - durch analoge Medien - vermittelten
Kommunikation.

"Das was das Internet von allen anderen Netzen unterscheidet, ist seine
Immaterialität" (Schachtner 2005a: 127) Diese Immaterialität ist eine für
die Netzakteurinnen wahrnehmbare Tatsache. Aufgabe der Medien ist es
(Mussgnug 2002: 179), Verbindung herzustellen, "Was Technik zu
vermitteln versucht, ist, die Vermittlung überflüssig zu machen."
(Mussgnung 2002: 182). Die wahrgenommene Immaterialität einerseits
und gleichzeitig die imaginierte Räumlichkeit andererseits weisen ein
großes Ausmaß an scheinbarer "Unvermitteltheit" (Mussgnung 2002:182)
auf.

Zeit und Distanzgefühl sind historisch determinierte Größen, die sich nun
– ebenso wie bei anderen technischen Entwicklungen wie beispielsweise
durch die. Verbreitung der Eisenbahn, des Telefons, des Flugverkehrs,
des Fernsehen etc. - verändert haben. Der Cyberspace vermittelt aber
nicht nur eine veränderte Geschwindigkeit, sondern vor allem eine
zusätzliche Raumerfahrung, er bietet die Möglichkeit, ein stationäres
Daten-Ereignis als "Raum" zu erleben und mitzugestalten (Vgl.
Mussgnung 2002: 54). "Der virtuelle Raum bewegt und verändert sich
ununterbrochen mit den kommunikativen Akten derer, die ihn nutzen."
(Schachtner 2005b 167).
50

Der Cyberspace steht in einem bestimmten Verhältnis zum


Wirklichkeitsbegriff. Im Gegensatz zu Fiktion und Simulation ist der Begriff
der Virtualität "weniger im Bereich des Realen angesiedelt, sondern
vielmehr auf eine Transgression des Wirklichen auf Potentialitäten,
Mögliches hin [ausgerichtet], ohne jedoch mit der Fiktion als gegenüber
der Wirklichkeit autonomer Welt in eins zu fallen." (Karpenstein-Eßbach
2004: 187) Aus der Differenz und Nähe zum Realen entstehen virtuelle
Welten. Virtualität erzeugt Möglichkeitsräume – als solcher kann der
Cyberspace als virtueller Raum hier angesehen werden.

Als eine Eigenschaft von Netzen generiert der virtuelle Raum sozusagen
Topographien, die aus der Abstraktions- und Formalisierungsfähigkeit des
Menschen und deren Verknüpfungen zur Realität erwachsen und nicht
direkt mit ihrer inhaltlichen Vermittlung verbunden sind. (vgl. Faßler 2001:
65) „Gerade deshalb werden elektronische Netzte im Zuge sozialer
Veränderungen selbst als Räume wahrgenommen" (Faßler 2001: 65)

Die Raumanalogie (Raummetapher) im Begriff Cyberspace stellt sich als


eine Art kognitiv konstruierte Topologie für eine Erweiterung der
Kommunikationsmöglichkeit dar, die – wie alle technisch vermittelten
Medien - das Zeit-Raum-Kontinuum, in dem die Kommunikation stattfindet,
verändern, "quasi eine Erweiterung des Angebots an
Kommunikationsräumen" (Höflich 2003: 27) bieten.

Für die Kommunikation im Cyberspace bedeutet dies einige


"Imaginationsleistungen", die den "Cyberakteuren" (Höflich 2003: 30)
abverlangt werden. Wenn von konstruktivistischen Überlegungen
ausgegangen wird, erweitert der Cyberspace das, was wir ohnehin schon
an Wirklichkeit für uns konstruieren, um eine weitere "Wirklichkeitssphäre"
(Höflich 2003: 31).

Diese Imaginationsleistung erschwert jedoch nicht die Kommunikation,


sondern macht es leichter, den Raum des Möglichen mit kognitiv
51

Fassbarem zu bekleiden. "Indem das elektronische Netz in


Bezugnahme auf räumliche Metaphern konstruiert wird, lässt sich das
Virtuelle "erden"." Durch Metaphern wie "Datenautobahn" "Chatroom" oder
auch "Post" wird das Geläufige mit dem Neuen verbunden. "Das Neue
unterscheidet sich vom Alten und muss dennoch genügend an
Gemeinsamkeit mit ihm aufweisen, um durch die Unterscheidung
erkennbar zu sein. Erst durch die bestehende Differenz wird das Neue
anschlussfähig an das bereits bestehende" (Nowotny 2005: 9) "Virtueller
Raum ist somit die Bezeichnung für eine Spannung, zwischen dem Neuen
und dem Tradierten!" argumentieren Funken und Löw (2003: 11-12) und
betrachten das Internet als eine Heterotopie des gleichzeitig
ausschließenden und einbeziehenden Miteinanders innerhalb einer
Netzstruktur.

"Netze sind als technologische Errungenschaften keine aus dem


gesamtgesellschaftlichen Geschehen herauszulösende Erscheinung. Ein
raum- zeittheoretischer Blick auf die Netze muss die Raum- Zeit-
Dimension in Relation zu anderen Dimensionen betrachten" (Funken/Löw
2003). Herkömmliche Staatsgebilde sind in diesem Fall nicht mehr auf der
Höhe der Räume "und die Realität der Möglichkeiten, der
Entwicklungsmöglichkeiten wachsen". (Mussgnug 2002: 57-59)

Daraus ergibt sich der gesellschaftliche (auch frauenpolitische) Stellenwert


der Netzkommunikation im Gefüge medialer und nicht medialer
Kommunikationspraktiken, die Praktiken ausbilden und einen
standardisierten Gebrauch ausformen, "nicht nur prozeduale Regeln, die
den Verlauf der medialen Kommunikation bestimmen, sondern auch ein
Kalkül, in das eingeht, zu welchem Zweck das jeweilige Medium
verwendet werden kann, um auf sozial adäquate Art und Weise intendierte
Kommunikationsabsichten realisieren zu können." (Höflich 1998: 150).
Was Höflich hier vorrangig für die interpersonale Kommunikation feststellt,
lässt sich auch auf den größeren Rahmen gesellschaftlicher
Kommunikation und öffentlicher Diskussion übertragen. Wenn sich die
52

Konstruktion von Öffentlichkeit über das "Wie und Was" von


Kommunikation definiert (vgl. Plake/Jansen/Schuhmacher 2001: 21), stellt
sich der Cyberspace als der Ort dar, in dem netzkommunikative
Öffentlichkeit "räumlich" verankert wird.

Dieser neue Raum von Öffentlichkeit zeichnet sich durch einen


Virtualisierung des Sozialen aus. Bezeichnenderweise lässt sich für die
Sozialität in virtuellen Netzwerken eine Art der Virtualität als grundlegend
feststellen: "Häufig wird das Virtuelle als das Künstliche bezeichnet und
vom Natürlichen abgegrenzt. Das Phänomen, dass die Individuen an
einem anderen Ort agieren, als sie sich tatsächlich befinden […] So wenig,
wie man bei kanalisierten Flüssen zwischen dem Künstlichen und dem
Natürlichen unterscheiden kann, so wenig gelingt dies beim Eintritt in den
"Cyberspace". (Paetau 1997: 118) Paetau zeigt damit auf, dass Sozialität
im virtuellen Raum nichts "Unwirkliches" sein kann und die Begriffe
"Wirklichkeit und Virtualität" nicht als Gegensätze dargestellt werden
können. Die Grenzen kommunikativen Handelns gestalten sich somit
zwischen den Öffentlichkeitssphären des "Virtuellen" und des "Wirklichen"
als fließend.

Der Cyberspace stellt sich als ein Konstrukt heraus, das die in der
menschlichen Kognition notwendige "Topologie" von Kommunikation
liefert (ähnlich wie dies für gesellschaftliche Diskurse das Konstrukt
"Öffentlichkeit" darstellt). Eine Raumanalogie, die letztlich auch von der
Wissenschaft als solche genutzt wird, "als sinnvolles Konzept, um
einerseits die sozialen und kommunikativen Praktiken zu dessen
Ausgestaltung, andererseits aber auch die damit einhergehenden, sozial
bedingten Begrenzungen von Kommunikation zum Thema zu machen."
(Paetau 1997: 110). Für die Netzakteurinnen selbst ist der virtuelle Raum
ein Erdachter, der nicht "wirklich" oder direkt im Verhältnis zum
Funktionieren ihrer Kommunikation steht.
53

In Folge wird vom "Cyberspace" als vom "virtuellen Raum" die Rede
sein. Dies erscheint als der geeignete Begriff zum ersten, weil er als
solcher in der deutschsprachigen Literatur einschlägig Verwendung findet,
zum zweiten um zumindest in den Eckpfeilern theoretischer
Begriffsabgrenzung eine durchgehend deutschsprachige
Grundterminologie beizubehalten, wie sie in der deutschsprachigen
Theoriebildung auch angestrebt wird.

3.1.4 Netzkommunikation

Unter Netzkommunikation wird jene soziale Interaktion bezeichnet, die


sich bei ihrer Vermittlung auf digitale Vernetzung stützt. Mit mehr oder
weniger geringen Abweichungen kann Netzkommunikation mit dem
gleichgesetzt werden, was in der anglo-amerikanischen
Forschungstradition mit "computer mediated communication" bezeichnet
wird (vgl. Schneider 1997, 30) und in entsprechender Übersetzung
beispielsweise bei Höflich (1996) als "computervermittelte Kommunikation"
geführt wird. Auch die Bezeichnung Online-Kommunikation (im Gegensatz
zu Offline-Kommunikation) drückt einen wichtigen Wesenszug der
Netzkommunikation aus, die ja anhand von Computern und über digitale
Datenverbindungen vermittelt wird.

Netzkommunikation ist jede Form von Kommunikation zwischen


Menschen, die via digitale Netzwerke miteinander in Verbindung treten,
unabhängig von der technologischen Peripherie, Plattform oder Software,
die dabei zum Tragen kommt. Netzkommunikation kann in der Gestalt von
E-Mailing, Foren, Bulletin-Bords, News-Groups, List-Servers auftreten. Im
Bereich der synchronen Kommunikation tritt Netzkommunikation zumeist
als Instant Messaging, Internet-Relay-Chat oder webbasierte Chat-
Applikation auf. Netzkommunikation umfasst soziale Interaktion via Video-
und Audio-Streaming und entsprechende Conferencing - Anwendungen
ebenso wie Voice-over-IP-Anwendungen, Netzkommunikation tritt auch in
Multiplayer-Onlinegames (bspw. MUD´s und MMOG´s) in Erscheinung.
54

Auch das Personal Publishing und die so entstehenden "Kleinen


Medien" (vgl. Arns 2002: 39) wie Weblogs und Wikis (vgl. Neumayer 2005:
i.V.), und der Austausch von RSS-Daten (Content-Syndication) zählen
inzwischen zu den populären und üblichen Formen von
Netzkommunikation. In Peer-to-Peer Social Networks tritt die
Netzkommunikation mit der Betonung auf gezielter sozialer Vernetzung in
Erscheinung. Andere technologische Entwicklungen, wie "collaborative
tools" bspw. Wikis, forcieren die Organisation der Zusammenarbeit auf der
Basis von Netzkommunikation. Groupware unterstützt
Organisationsaufgaben und E-Learning Programme verwenden die
Netzkommunikation in der Virtualisierung von
Wissensvermittlungsprozessen.

Aus den vielen verwirklichten und potentiellen Anwendungsgebieten der


Netzkommunikation resultieren unterschiedliche Forschungsperspektiven
im Hinblick auf Phänomene der Netzkommunikation. Im Zuge dieser
Forschungsarbeit beschäftigte ich mich vorrangig mit dem sozialen
Gebrauch der Netzkommunikation, also mit der Bildung, Unterstützung
und Erhaltung von Beziehungen zwischen Individuen, Gruppen und
Gemeinschaften und mit den kulturellen Aspekten der
Netzkommunikation.

Netzkommunikation umfasst also eine Vielzahl von unterschiedlichen


Kommunikationsformen und Medienformaten gleichzeitig und bringt eine
Verschmelzung und Vermischung konventionalisierter Formen der
Individual-, Gruppen- und Massenkommunikation hervor. Der
Kommunikationsmodus der Netzkommunikation ist in der überwiegenden
Anzahl der Fälle eine Verschriftlichung von Kommunikation, die mitunter
Merkmale oraler Kommunikation beinhaltet Netzkommunikation ist
Kommunikation "zwischen Schreiben und Sprechen" (Schachtner 2002a:
16).
55

Netzkommunikation nimmt eine eigene Stellung in der Virtualität des


Cyberspace ein, denn durch die Eingabe von (Sprach-)Daten vollzieht sich
das reale (kommunikative) Handeln der Netzakteurinnen, die damit den
Wirklichkeitsbezug herstellen und zugleich so diesen Raum erst entstehen
lassen. Letztlich lässt sich die Interaktion, wie sie in der
Netzkommunikation stattfindet, nicht mit demselben Schema eines
Verständigungsprozesses beschreiben wie die Situation einer sozialen
Interaktion im realen Raum und wird daher unter dem Aspekt eines neuen
Interaktionsraumes analysiert. Dieser neue Interaktionsraum entsteht
durch die kommunikative Interaktion und die Dichte der Kontexte auf
virtueller Ebene. "Bei der Online Kommunikation handelt es sich […] nicht
um ein Medium, wie es Beiträge über "das" Internet gelegentlich
unterstellen. Die unterschiedlichen Protokolle der weltweiten
Computernetze eröffnen statt dessen einen neuen Kommunikationsraum,
innerhalb dessen sich verschiedene Kommunikationsmodi ausdifferenziert
haben und weiter ausdifferenzieren werden." (Rössler 1998: 131)

Netzkommunikation kann sich sowohl einseitig als auch zweiseitig


vollziehen, als Massenmedium fungieren oder auch zur direkten
Interaktion dienen, ohne dass physische Präsenz nötig wäre.
"Netzkommunikation z. B. ist wirklich und auch wieder nicht, sie ist
interaktiv, aber auch einbahnig." (Schneider 1997: 33)

Netzkommunikation aus feministischer Perspektive

Aus dem kommunikativen Handeln entsteht also ein sozialer Raum der
wiederum unter verschiedenen Perspektiven erforscht werden kann. Die
Fragestellung dieser Arbeit setzt vor allem die Perspektive von
Netzkommunikation hinsichtlich der Verwirklichung feministischer und
global friedenspolitischer Interessen an.

Der politische Aspekt beschäftigt sich mit der Netzkommunikation als


Instrument der Partizipation bzw. erforscht die demokratiepolitischen
56

Implikationen der Netzkommunikation hinsichtlich einer


Geschlechterdemokratie und der globalen Entwicklung von
zivilgesellschaftlichen Netzkulturen jenseits nationaler Determinismen. Die
hier gewählte Perspektive analysiert die Herausbildung von Netzkultur(en)
und Netzgemeinschaft(en) hinsichtlich ihrer feministischen Implikationen
also dahingehend, welche Möglichkeiten die Netzkommunikation bietet,
Benachteiligungen, die aus dem Geschlechterverhältnis erwachsen,
abzubauen und Selbstbestimmtheit zu fördern (Schachtner/Winker 2005:
8).

Aus diesem Kontext heraus erweisen sich besonders zwei Aspekte der
Netzkommunikation als besonders interessant. Zum einen ist in vielen
öffentlichen Bereichen netzmedialer Settings (Foren/Chats/Newsgroups
u.s.w.) durch die gewährleistete Anonymität eine Loslösung von realen
Handlungskontexten und auch soziokulturellen Kontexten gegeben.
Identität wird in der Netzkommunikation neu entworfen und "als Projekt,
das nach vorne hin offen ist" (Schachtner 2002a: 21) gedacht.
Netzkommunikation - so der zweite und hier zentrale Aspekt - wirkt
darüber hinaus gemeinschaftsbildend und grenzüberschreitend. "Online-
Netze versprechen eine Ergänzung, manchmal eine Alternative zu
erodierenden Netzen jenseits der Neuen Medien zu sein" (Schachtner
2002a: 22). Virtuelle Netzwerke können vor dem Hintergrund
frauenpolitischer Zielsetzungen die Artikulation von frauenpolitischen
Themen und deren Positionierung in der öffentlichen Debatte
positionieren. Als Virtualisierung des sozialen Netzwerkens von Frauen
(Biber / Hebecker 1997: 174), eröffnet Netzkommunikation neues
demokratisches Potential, um "verbesserte Formen für die kulturellen und
politischen Kämpfe benachteiligter Minderheiten breitzustellen" (vgl.
Drüecke/Winker 2005: 41)
57

3.1.5 Netzkommunikation als Ausprägung von Medialisierung

Wie bereits ausgeführt verwendet Höflich das Konzept des


Computerrahmens zur Analyse jener Interaktionen, die hier als
Netzkommunikation dargestellt werden. Er definiert sie als
"Kommunikation, die computervermittelt zwischen Menschen stattfindet
"(Höflich 1996: 15) allerdings bezieht er sich auf Kommunikation zwischen
Individuen und Gruppen, die sonst nie miteinander in Kontakt kämen.
"CVK [computervermittelte Kommunikation – Anm. M.N.] erfolgt
vorwiegend unter bislang Fremden, also mit Personen und
Personengruppen, zu denen bisher keine Sozialkontakte bestanden
haben und womöglich auch nicht folgen werden (wenngleich dies jedoch
nicht ausgeschlossen ist)" (Höflich 1996: 148). Inzwischen hat es sich
durchwegs durchgesetzt die Netzkommunikation als eine medialisierte
Form der Kommunikation zu betrachten, die durchaus mit realen
Kontakten und Kontaktmöglichkeiten in Wechselbeziehung stehen kann,
aber nicht muss, die jedoch nicht von vornherein nur dort oder dann
stattfindet, wo es sonst keine Kommunikation gäbe.

Schneider (1997: 33) verweist darauf, dass in den Medientheorien und


Theorieansätzen zur Massenkommunikation immer der Faktor des
Massenhaften unreflektiert mitgedacht wird – wodurch es zu den
Dichotomien Massenkommunikation versus interpersonale oder face-to-
face Kommunikation bzw. Massenkommunikation versus
Gruppenkommunikation oder auch bürgerliche Öffentlichkeit versus
Medienöffentlichkeit erst überhaupt kommen konnte, und wie sie heute in
der Analyse sozialer Interaktion und kommunikativen Handelns vor allem
in Bezug auf die Netzkommunikation nicht mehr hilfreich erscheinen. Sie
fordert in ihrer Schlussfolgerung, dass die bisherigen Analysen von
Gruppenbildungsprozessen etc. um jene Prozesse, die durch die
Netzkommunikation in Gang gesetzt worden sind ergänzt werden müssen.
58

In Anbetracht der medientechnischen Diversität und ihrer gleichzeitig in


viele Richtungen orientierten Weiterentwicklung kann Kommunikation als
soziale Interaktion in Prozessen der Gruppen- bzw. Gemeinschaftsbildung
oder als Verständigungsprozess zwischen zwei Personen kaum mehr als
Interaktion ohne technische Hilfsmittel gesehen werden, da
Kommunikation in zunehmenden Maße medialisiert stattfindet und diese
Medialisierung alle Lebensbereiche betrifft.

Medialisierung bezeichnet einerseits die Prozesse einer sich


verändernden Kommunikation durch die Entzeitlichung, die
Enträumlichung und die Vervielfältigung, wie sie die Medienentwicklung
mit sich bringt. Zum anderen werden damit Veränderungsprozesse
beschrieben, die sich aus der Medienvermitteltheit von Kommunikation
und dem damit einhergehenden kulturellen und gesellschaftlichen Wandel
ergeben.

Medien sind kulturelle Produkte, die der sozialen Kommunikation dienen,


allen Medien ist zueigen, dass sie die natürlichen Einschränkungen von
Kommunikation erweitern. (vgl. Schulz 2004: 5). Wobei es Schulz vor
allem um die funktionale Perspektive von Kommunikation und hier
wiederum vor allem um Massenmedien geht. Der Zusammenhang von
Medienwandel und sozialem Wandel wird, wie bei (Behmer et.al. 2003) als
interdependente Wechselwirkung beschrieben, medialer Wandel ist ein
Aspekt des allgemeinen sozialen Wandels. (Schulz 2004: 8) Der Prozess
der Medialisierung wird hier dargestellt als gekennzeichnet durch
Extension, i.e. die Tendenz zur Ausweitung von
Kommunikationsmöglichkeiten, und Substitution, bei der soziales Handeln
oder auch soziale Institutionen durch Medien ersetzt werden. Den
digitalen Kommunikationsmedien mit direkter Feedbackmöglichkeit räumt
Schulz allerdings nur im Rahmen der privaten Kommunikation einen
Stellenwert ein. Doch den neuen Medien ist auch definitorisch neu zu
begegnen, sie bieten sowohl ein hohes Maß an Selbstselektion und
Selbstbestimmung (Schulz 2004: 12) als auch an Selbstorganisation.
59

Daraus leitet Schulz seine These der fortschreitenden Medialisierung ab


und ortet steigende Konvergenz und stete Kontinuität als wesentliche
Entwicklungsrichtungen medialen Wandels, in dem die neuen Medien
letztlich einfach weitere Spielarten des Hybridmediums bzw. eine
Rekonfiguration herkömmlicher Medien bleiben. (Schulz, 2004: 13)

Letztlich zeichnet Schulz ein tristes apokalyptisches Szenario für das


Zusammenwirken von sozialem und medialem Wandel: Sein Konzept der
Medialisierung sieht eine klare Tendenz zu Wirklichkeitsverlust,
Ungleichverteilung von Partizipations- und Vermittlungschancen als
Ergebnis dieses Wandels. So erweist sich die Frage nach einer Definition
des Begriffes Medium im Zusammenhang mit Netzkommunikation als eine
Frage nach dem Ausmaß und dem Grad der Medialisierung von
Kommunikation allgemein (vgl. Faßler 2003: 70), die sich in der
Netzkommunikation je nach Form und Format stark ändern. Ein
Newsletter weist ganz andere Merkmale der Medialisierung von
Kommunikation auf als ein Chat, ein E-Mail oder der Kommentar in einem
Weblog. Mediendefinitionen haben vor dem Hintergrund der
Entwicklungen der modernen Informations- und
Kommunikationstechnologie mitunter eine kurze Gültigkeitsdauer.
Netzkommunikation hat massenmedialen Charakter – mitunter aber nicht
nur solchen. Die Definition der Medialisierung von Kommunikation
bestimmt grundlegend die Sichtweise der Netzkommunikation als hier
verwendeten Begriff

3.1.6 Netzwerke

Im hier gegebenen Zusammenhang verstehe ich Netzwerk als ein


Phänomen in Netzstrukturen, das durch Verdichtung entsteht. Vor dem
Hintergrund dieser Definition sei jedoch festgestellt, dass es im Weiteren
nicht um "Netzwerke" als technische Vernetzung geht, sondern um deren
kommunikationsrelevante Folgen für die soziale Vernetzung. Daraus
resultiert die Notwendigkeit, den Netzwerkbegriff in seiner Differenzierung
60

von Datennetzwerken (hinsichtlich ihrer Zugänglichkeit und


netzpolitischen Grundlage) und politischen Netzwerken (hinsichtlich ihrer
Position im öffentlichen Diskurs) in seiner Ausprägung als virtuelles
Netzwerke (auf der Basis ihrer technischen Vermitteltheit im Kontext zu
ihrer Position und ihrer Konzeption von Öffentlichkeit) zu analysieren.

"Virtuelle Netzwerke lassen sich über die technischen und ästhetischen


Voraussetzungen ihres Internetauftritts sowie durch die Vielzahl ihrer
Akteurinnen begreifen. Lebendig werden Netzwerke aber durch die
Gemeinschaft ihrer Akteurinnen, in virtuellen Netzwerken Community
genannt. Diese füllt das Netzwerk mit Leben, sie ‚bewohnt‘ und gestaltet
es. (Duval 2005: i. V.)

Der Begriff Netzwerk ist in vielerlei Hinsicht ein altbekanntes Schema oder
Verbindungsmuster, wie es auch im beruflichen, ökonomischen Netzwerk
eine Entsprechung findet. Ob es nun um das "soziale Netz", dass für die
Absicherung durch Sozialleistungen sorgen soll, die nachbarschaftliche
Hilfe, um Bindungen und Abhängigkeiten in der Familie bis hin zu
mafiösen Tendenzen oder gesamtgesellschaftliche Netzwerke, wie den
Generationenvertrag geht – Vernetzung und Netzwerkbildung haben viele
Gesichter und machen Menschen nachhaltig lebensfähig. Vernetzung
steigert die Lebens- und Strategiefähigkeit sowie das
Durchsetzungspotential der Akteure (Bullinger / Nowak 1998). Die neuen
Netzkulturen und ihre medientechnische Determiniertheit verändern die
Ausprägungen sozialer Vernetzung.

"Technische Vernetzungen spielen im Rahmen der


gesellschaftspolitischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte eine
bedeutende Rolle. Sie werden als Wiege des modernen Netzwerkbegriffs
und als Vorlage gesellschaftlicher neuer Zusammenschlüsse benannt."
(Goy 2004: 127). Der Terminus Netzwerk ist, lange bevor er uns in seiner
digitalen Verfasstheit wieder begegnet, bereits ein umfassend
untersuchtes Phänomen, das die Komplexität sozialer Beziehungen oder
61

auch politischer Mobilisierungsstrukturen beschreibt. Wie Goy in ihrer


Analyse beruflicher Netzwerke herausarbeitet, wurzelt der Begriff des
Netzwerkens in den 1970er Jahren. Das Netzwerk als enthierarchisierte
Organisationsform wurde zur Strategie und Kultur der Gegenöffentlichkeit,
in dem ein oppositioneller Gemeinschaftsgedanke eine neue Form
demokratischer Partizipation ausbildete. "Seit Jahrzehnten ist der Begriff
des Netzwerks im sozialwissenschaftlichen Kontext neben sozialen
Netzwerken im Zusammenhang von Initiativen, Zusammenschlüssen,
Selbsthilfegruppen und frauenspezifischen Gruppierungen zu finden.
Dabei wird das Bild des Netzes häufig als Gegenüberstellung zu
hierarchischen Ordnungsmustern herangezogen, mit dem Ziel, auf
gesellschaftliche Defizite aufmerksam zu machen und diese durch
vernetzte Kommunikations- und Strukturierungsmuster ergänzend
auszugleichen. Die verschiedenen kleineren und größeren Netzwerke
sollen politisch virulente Zusammenschlüsse außerhalb der etablierten vor
allem parlamentarischen Zusammenhänge entfalten." (Goy 2004:127)

Akteure solch eines losen Zusammenschlusses, wie ihn ein Netzwerk


darstellt, können sowohl einzelne Personen, Organisationen, wie zum
Beispiel NGOs oder Organisationsteile aus unterschiedlichen Bereichen
sein, die ohne zentrale Steuerung und Hierarchie zwar besonders flexibel
und innovativ bleiben, die allerdings auch wenig berechenbar sind. Darauf
bezieht sich auch die Annahme, dass mit der Vernetzung die
Strategiefähigkeit, Lebensfähigkeit und das Ducksetzungspotential der
Akteurinnen eines Netzwerkes steigt (Vgl. Weber 2002: 11) So sieht
Weber (2002: 10) die Netzwerkstruktur auch als die Idealform von
Organisationen selbst, als Gegenvorschlag zur hierarchischen Pyramiden-
Organsiation, wie sie in Wirtschaft und Bürokratie vorherrscht und die mit
der Komplexität nicht mehr zu Rande kommt, die sich aus den heutigen
Anforderungen ergibt.

Das scheint für den Umgang mit Komplexität zwar sinnvoll, klammert aber
die beabsichtigte emergierende Wirkung der ursprünglichen
62

"Netzwerkidee" aus. Denn was in Netzwerken "wirkt" ist die Emergenz,


die aus den Querverbindungen zwischen eigenständigen, von einander
unabhängigen AkteurInnen erwächst und in einer Vernetzung durch ein
gemeinsames Anliegen - und nicht durch organisationale Abhängigkeiten -
Veränderungen ermöglicht.

Gerade aus der Eigenschaft des Netzwerks, neue Verbindungen zu


nutzen und zu verdichten, die über institutionelle, gesellschaftliche,
kulturelle und nationale Grenzen hinweg verlaufen und diese damit
aufzuweichen und durchlässig machen, resultiert der Einfluss und Wandel
im Sinne des jeweils verfolgten Interesses, das innerhalb der
wahrgenommenen Grenzen nicht mehr zu lösen, nicht mehr zu bewegen
ist. (vgl. Schachtner 2002b)

Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht kann das Internet als ein


Netz kommunikativer Verbindungen angesehen werden. Es bildet eine
globale Kommunikationsgemeinschaft, in der alle Teilnehmenden
prinzipiell mit allen anderen Teilnehmenden via digitale Datenübertragung
miteinander in Kontakt treten können. Wo Netzkommunikation stattfindet,
bildet der interaktive Austausch durch seine Qualität hinsichtlich Intensität,
Häufigkeit bzw. Beschleunigung des Austauschprozesses eine
Verdichtung aus, die zur Ausprägung von Netzwerk-Strukturen führt. Die
enge Verwobenheit der Beziehungen eines Netzwerkes beruht letztlich
darauf, das Potential bestehender Verbindungen der Netzstruktur als
solches zu verwenden. (vgl. Garton/Haythornthwait/Wellmann1999, 86)

Im Datennetz Internet als Infrastruktur begegnen uns soziale Netzwerke


auf der Ebene der Information und des Informationsaustausches, der
Kommunikation und der gemeinschaftlichen Aktion, deren Ziele auch
außerhalb des gemeinsamen virtuellen Raumes liegen können. Denn
kommunikative Vernetzung bildet unterschiedliche Grade von Dichte aus,
Netzwerke entstehen aus Verdichtung (vgl. Mussgnug 2002: 194). Das
Netz vernetzt viele Netze (Garton/Haythornthwait/Wellmann 1999, 87)
63

ganz unterschiedlicher gesellschaftlicher Interessenslagen und


kultureller Kontexte. Die Akteurinnen eines Netzwerkes wollen
"gemeinsam ihre Interessen vertreten, ihre Möglichkeiten und Macht für
einander einsetzen und miteinander ergebnisorientierte
Aushandlungsprozesse […] führen" (Goy 2004, S 127).

Kurz und bündig: "When a computer network connects people or


organisations, it is a social Network. (Garton/Haythornthwait/Wellmann
1999: 75) Fredrich und Wiemert (2002: 18) gehen davon aus, dass eine
enger gesteckte Definition nötig ist, damit mit dem Netzwerkbegriff nicht zu
inflationär umgegangen wird und schlagen für die Analyse von
Netzwerken die Perspektiven der Unterscheidung nach Dichte (der
Beziehungen und Bindungen), nach Inhalten (Ressourcen, Tauschobjekte,
Nutzen) und nach Dauer (inklusive der inneren Dynamik der Qualität und
Stärke der Beziehungen) innerhalb des Netzwerks vor. Ein weiteres
Unterscheidungsmerkmal ergibt sich aus der Zahl der AkteurInnen und
Akteursgruppen, nach ihren Zielen und Handlungsorientierungen bzw.
danach, in welchem sozialen Feld sie agieren (Politik, organisational oder
interorganisational ect.). Das Netzwerk wird als "Organisationsform zur
Bewältigung bestimmter Handlungsprobleme" (Fredrich/Wiemert 2002: 19)
aufgefasst.

Ein einheitliches Bild dessen, was ein Netzwerk nun ausmacht, lässt sich
in der sozialwissenschaftlichen Diskussion derzeit noch nicht ausmachen.
Goy (2004: 128) stellt dazu fest, dass die an Netzwerken Partizipierenden
"in der Regel, projektbezogen; interdisziplinär, sowie
problemlösungsorientiert bzw. bedürfnisorientiert vorgehen und dabei
praktische und/ oder politisch gestalterische Ziele verfolgen sowie
Synergieeffekte durch das Bündeln von Ressourcen und Know-How
nutzen wollen."
64

3.1.7 Öffentlichkeit und Gemeinschaft im virtuellen Raum

Virtueller Raum als Ort neuer Öffentlichkeit

Das Internet schafft Öffentlichkeit(en), der Cyberspace als "mediale


Sphäre binärer Netze" (Faßler 2001: 71) stellt eine Sphäre der
Öffentlichkeit dar. Mit der digitalen Netzkommunikation erweitert sich die
potentielle Öffentlichkeit über den physischen Raum in virtuelle Räume.
Wenn der virtuelle Raum also jenen imaginierten "Topos" darstellt, in dem
Netzkommunikation stattfindet, so kann er als Raum gewertet werden, in
dem sich sowohl Öffentlichkeit als auch Privatheit entspinnen (vgl.
Schachtner 2005b: 185).

Der Begriff Öffentlichkeit ist ein vielgestalter, der sich nur schwer in einer
klaren Definition einfangen lässt, vielmehr ist "Öffentlichkeit" ein zu
Konstruierendes, ein Konstrukt in dessen Sichtweise die Kultur politischer
Diskussion in demokratischen Systemen verhandelt wird. Der Cyberspace
nimmt diesbezüglich als "Ort der Öffentlichkeit" noch eine besondere
Stellung ein, die sich einerseits aus seinen besonderen Eigenschaften und
den netzpolitischen Vorraussetzungen ergibt. Andererseits stellt sich der
virtuelle Raum aufgrund seiner geringen historischen Verankerung in den
Gesellschaften und der schnelllebigen Entwicklung neuer
Kommunikationsformen als besonders formbar und offen für die
Einschreibung beliebiger, auch neuer, Formen und Konzepte von
Öffentlichkeit dar. (Vgl. Kücklich, 1998) Die Konzeptionalisierung von
Öffentlichkeit im Internet, wie sie sich in unterschiedlichen Netzkulturen
vollzieht und wie sie demokratiepolitische Diskussionen allgemein
erarbeiten, sind in nach wie vor in Bewegung und geben somit die Chance
"den Öffentlichkeitsbegriff mit Erkenntnissen der feministischen politischen
Theorie zu verbinden" (Drüecke / Winker 2005: 39)

Welche Form(en) der Öffentlichkeit entstehen durch die digitale


Netzkommunikation und welches Verständnis von Öffentlichkeit bildet die
65

Grundlage eines gesellschaftlichen Wandels im Sinne einer


geschlechterdemokratischen Netzkommunikation?

Bei Plake, Jansen und Schuhmacher (2001: 19) wird festgestellt, dass das
Verständnis von "Öffentlichkeit" sich auf unterschiedliche Objektbereiche
bezieht und dass es sich darüber definiert, ob damit ein Geschehen, eine
Kommunikation oder ein Raum als "öffentlich" bezeichnet wird. Diese "drei
Konnotationen des Öffentlichkeitsbegriffs, nämlich a) Vorgänge von
allgemeinem Interesse, b) Kommunikation, die sich an alle richtet, sowie c)
Zugangsoffenheit von Räumen, Plätzen, "Sozialräumen" und
institutionalisierten Bereichen sind Elemente von Öffentlichkeitsbegriffen,
die sich in vielen Definitionen wieder finden." (Plake/Jansen/
Schuhmacher 2001: 20)

Im demokratietheoretisch-politikwissenschaftlichen Ansatz, der


Öffentlichkeit als Kommunikation auffasst, geht es um die
"Kommunikation, die einen Konsens zustande kommen
lässt".(Plake/Jansen/Schuhmacher 2001: 21) Bezieht sich Öffentlichkeit
auf Kommunikation, ist der Gegenstand derselben nicht definitorisch, das
Objekt und seine Relevanz sind Konstruktionen, Öffentlichkeit äußert sich
(demokratiepolitisch) im gemeinsamen Konsens bzw. in der Emergenz
von Sinn. Öffentlichkeit äußert sich schlichtweg darin "dass und wie
kommuniziert wird" (Plake / Jansen / Schuhmacher 2001: 21).

Dieses "Wie" der Kommunikation setzt sich hier vor allem mit dem
Verhältnis zwischen "virtueller" und "realer" Öffentlichkeit auseinander.
Dabei sind die Authentizität und Wahrhaftigkeit ebenso Thema wie die
Konstruktion von Identität im virtuellen Raum, der als "vage Sphäre" gilt.

Öffentlichkeit im virtuellen Raum stellt durch dessen Eigenschaften die


herkömmliche gesellschaftliche Definition von "privat" und "öffentlich" in
Frage. Das gewandelte Verhältnis zwischen massen- bzw.
individualkommunikativen Aspekten vor dem Hintergrund des generellen
66

gesellschaftlichen Wandels setzt die Definition von "öffentlich" und


"privat" in ein neues Zusammenspiel. Ähnlich verhält es sich mit der
geographischen Dimension von Öffentlichkeit; die Widersprüchlichkeit von
"lokal" und "global" schwindet in ihrer bisherigen Ausprägung (Vgl.
Schachtner 2005b: 186, sowie Schachtner 2002b)

Die Öffentlichkeit als kulturspezifische Konstruktion und nationalstaatlich


durchgesetzte Rechtssphäre (Zensur, Datenschutz, Redefreiheit etc.),
weicht sich mit zunehmender Verbreitung des Internets deutlich auf. Zum
einen kann das den Eigenschaften von distributiven Netzen
zugeschrieben werden, hier vor allem jenem (nicht rein technischen)
Phänomen des sogenannten "Gilmore-Effekts"7 (Lorenz-Meyer: 2003).
Zum anderen schafft eben diese Netzkommunikation auch hinsichtlich der
gesellschaftlichen Veränderungen, die mit ihnen einhergehen, neue
Gegebenheiten für Öffentlichkeit(en). Diesen Veränderungen wird zumeist
mit der Forderungen nach Steuerung und Regelung (auf Seiten der
Macht) begegnet oder sie werden als Freiraum und Chance zur
Verwirklichung von gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, zur
Realisierung von gesellschaftlichen Utopien oder Wunschvorstellungen
oder zur Ausweitung des Handlungsspektrums der Teilnehmenden
jenseits von hierarchischer Ordnung verstanden und analysiert.
Vermeintlich fehlende gesetzliche Rahmenbedingungen und die fehlende -
weil unmögliche - Kontrolle der gleichberechtigten Teilhabe am politischen
Diskurs im Internet stellen nicht nur nationalstaatliche Grenzziehungen in
Frage.

7
"The Net treats censorship as a defect and routes around it" John Gilmore
(http://cyber.law.harvard.edu/people/reagle/inet-quotations-19990709.html)
67

Wenn es in dieser Arbeit also nun um Öffentlichkeit geht, dann darum,


welche Veränderungen, welchen kulturellen und gesellschaftlichen
Wandel die digitale Netzkommunikation für die bisherigen Konzepte von
Öffentlichkeit mit sich bringt.

Interaktivität und gleichberechtigte Austauschprozesse, wie sie das


Internet in Form von digitaler Netzkommunikation ermöglicht, lassen als
erstes an das Ideal einer diskursiven Rationalität denken, wie sie Jürgen
Habermas (1990) in der Tradition der politischen Philosophie des
vergangenen Jahrhunderts festschrieb. Erklärungen für strukturellen
Wandel der Öffentlichkeit, der sich im Zeitalter digitaler
Netzkommunikation entfaltet, lassen sich daraus aber nicht ableiten. Zwar
bilden Medienentwicklung und Medialisierungsprozesse zentrale Quellen
für Veränderungen von Öffentlichkeit, allerdings bietet die Analyse der
Veränderungen der bürgerlichen Gesellschaft durch die Entwicklung von
Massenmedien die Grundlage für das Verständnis - aber nicht für die
Analyse - der aktuellen Wandlungsprozesse. Zwischen den Polen der
herkömmlichen Medien (als Vermachtete) und der egalitären Medien (als
freie grenzüberschreitend interaktive digitale Netzkommunikation) werden
demokratiepolitische Überlegungen darüber verankert, wie die Defizite
moderner Demokratien ausgeglichen werden können. Die idealtypische
Gegenüberstellung von vermachteter Medienöffentlichkeit und egalitärer
Diskursöffentlichkeit, wird von Holmes (2002), Dahlenberg (2001) u.v.a. in
Anlehnung an die demokratietheoretischen Überlegungen von Habermas
(1981, 1990) für die Analyse einer veränderten Öffentlichkeitskonzeption
hinsichtlich der Entwicklungen der IKT. Habermas selbst jedoch nimmt
zum Internet, "dem er demokratiepolitisch jedes Entwicklungspotential
abspricht, [von dem er] vielmehr sogar Rückschritte erwartet, indem er die
neuen Medien in der Funktion sieht, zu einer Fragmentierung der
Öffentlichkeit im weltweiten Maßstab beizutragen" (Plake, Jansen,
Schuhmacher 2001: 39 sowie Bühl 2000: 290), nie ausführlicher Stellung.
Ob nun diese Fragmentierung als viel beschriebenes postmodernes
68

Phänomen von Gesellschaftsentwicklung (Brunner 1997) gesehen wird


oder wie bei Fraser (1996) als ein wichtiger Prozess zur Bildung von
subalterner Gegenöffentlichkeit gelten kann, in der auch marginalisierte,
noch nicht im öffentlichen Bewusstsein vorhandene Thematiken sichtbar
werden, ist eine Frage, deren Beantwortung weiteren Arbeiten zu diesem
Thema überlassen bleibt.

Für Luhmann haben Massenmedien nicht die Funktion, Öffentlichkeit


herzustellen, sondern sie zu repräsentieren, als öffentlich gilt im System
der Massenmedien ausschließlich als Produkt erzeugte veröffentlichte
Meinung. Die Tatsache der Veröffentlichung gilt als Öffentlichkeit-
konstruierend, Themen sind öffentlich und in einem allgemeinen Zustand
des Bewusstseins, wenn sie Thema der Medien sind und der Rezipient
durch ihr Auftreten um das Thema weiß und noch wichtiger: wahrnimmt,
was andere auch wissen. Für die Systemtheorie Luhmanns ist die
Öffentlichkeit als eine Institutionalisierung der politischen Kommunikation
zu sehen (Plake, Jansen, Schuhmacher 2001:43). Themen sind
sozusagen ein Reflex von Ereignissen. Medien bilden eine
Eigenwirklichkeit, in der es um die Erlangung von Aufmerksamkeit für nicht
direkt erlebbare Bedeutungen von Themen der Gesellschaft geht.
Öffentlichkeit ist hier die gesellschaftsinterne Umwelt der
gesellschaftlichen Teilsysteme. Was in dieser Konzeption von
Öffentlichkeit wenig Beachtung findet, ist die Möglichkeit zur
unmittelbaren, aktiven Teilnahme, wie sie das Internet heute bietet.

Dessen ungeachtet bilden die systemtheoretischen Überlegungen


Luhmanns einen wertvollen Beitrag und zwar besonders zur Kritik an den
euphorischen Utopien, wie sie manche Netzkulturen ausbilden, indem sie
ein neues athenisches Zeitalter heraufdämmern sehen. Dies optimistische
Sichtweise trifft jedoch nur innerhalb kleiner Teilöffentlichkeiten im Internet
zu, also innerhalb einer Gemeinschaft von Teilnehmenden, die sich mit
mehr oder minder durchlässiger Grenzziehung selbst konstituiert und eine
virtuelle Gemeinschaft bildet (Dahlenberg 2001).
69

Öffentlichkeit steht in der heutigen Gesellschaft in einem


Abhängigkeitsverhältnis zu massenwirksamen Kommunikationsmedien,
da sich erst aus diesen heraus eine öffentliche Meinung konstituiert, bzw.
diese massenwirksamen Kommunikationsmedien ein Form bieten,
öffentlichkeitsrelevante Themen auf breiter gesellschaftlicher Ebene zu
diskutieren. "Zwar kann sich im Internet jeder äußern, doch wahrscheinlich
nehmen nur wenige davon Notiz" (Plake/Jansen/Schuhmacher 2001: 65).
Auch bringt diese Sicht von Öffentlichkeit hier in die Analyse ein, dass es
sich bei dem in den Medien artikulierten Bürgerwillen nur um das handelt,
was an medialer Wirklichkeitskonstruktion daraus gemacht wird. Die
Entstehungszusammenhänge dieser Konstruktion im System der Medien
verändern diesen Bürgerwillen so sehr, dass eine Gegendarstellung durch
Gegenöffentlichkeiten erforderlich ist.

Im Zusammenhang mit dem Internet kann eine dreigeteilte


Phänomenologie der Öffentlichkeit angesetzt werden: Zum ersten,
politische Prozesse, die das Netz selbst betreffen, also der
medienpolitische Kontext, die Zugangmöglichkeit, die ökonomische
Organisation des Internet etc. kurz gesagt: medienpolitische
Entscheidungen, die das Internet und seine Weiterentwicklung als
Kommunikationsmittel und Massenmedium betreffen. Zum zweiten das
politische Geschehen im Cyberspace (politischer Netzaktivismus,
Cybercommunities) vor dem Hintergrund, dass politisches Handeln hier
keine direkte Wirkung auf die politischen Verhältnisse in der "off-line-
Sphäre" bedingt und zum dritten der politische Gebrauch digitaler Medien
als Form politischer Kommunikation, die sich nicht vorrangig mit
Internetthematiken beschäftigt, sondern reale politische Ziele und
gesellschaftliche Wirkung anstrebt. (Vgl Resnick 1999: 55). Ersteres
entspricht der geschlossenen Sichtweise eines politischen Diskurses, der
wie die elitäre Gemeinschaft der bürgerlichen Salons durch ungleichen
Zugang bestimmt ist, weil diese Netzkommunikation nur im Internet
stattfindet, sich nur aus der Netzidentität begründet und keine direkten
70

Auswirkungen auf die Off-line Welt hat oder anstrebt. Eine solche
pessimistische Sichtweise für die Konstruktion neuer öffentlicher Räume
ergibt sich aus der Tatsache, dass virtuelle Räume eben keine Sphäre für
die gleichberechtigte Teilnahme aller Menschen darstellen. Ungleiche
Zugangsmöglichkeiten (Digital Divide) sind eine Tatsache, die oft durch
die verhärteten Geschlechterzuschreibungen (Internet als androzentrische
Technik etc.), einen Gender-Divide und die "Fragementierung der
Gesellschafts"-Sorge verstärkt wird

Beim zweiten Bereich geht es um politische Fragestellungen, die die


Weiterentwicklung des Internets zwischen massenmedialer und
interaktiver Orientierung betreffen, die Steuerungs- und
Regelungsansprüche der nationalstaatlichen Politik und der globalisierten
Wirtschaft gegenüber dem Internet umfassen, es geht also um eine Form
der Medienpolitik (Vergl Arns 2002: 42), die aber letztlich ganz
wesentlichen Einfluss darauf nimmt welche "Öffentlichkeiten" im Internet
entstehen und entstehen können, wer daran teilnehmen darf und wer
nicht! Letztlich ist Öffentlichkeit immer von politischen
Rahmenbedingungen abhängig, dies gilt auch für das Internet.

Im dritten Bereich geht es um den Einsatz des Internets für politische


Zielsetzungen. Dabei ist der konstruierte öffentliche Raum ein Raum für
Information, Kommunikation und politische Aktion, der nicht auf die
virtuelle Öffentlichkeit beschränkt bleibt, sondern mehr oder minder direkt
auf die reale Situation und die Durchsetzung von Interessen auch
außerhalb des virtuellen Raumes abzielt, wie das bei feministisch
orientierten Gebrauchsformen der Netzkommunikation inzwischen weithin
der Fall ist.

Andererseits kann die Öffentlichkeit, wie sie das Internet mit seinen
interaktiven Eigenschaften und Partizipationsmöglichkeiten darstellt, nicht
als von der restlichen Offline-Öffentlichkeit getrennt angesehen werden
und ist in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der dort vertreten Interessen
71

und Meinungen auch keine abgeschlossene Teilöffentlichkeit im Sinne


einer gesellschaftlichen Fragmentierung. Netzkommunikation, definiert
sich, wie bereits festgestellt, als in den Kontext von Offline-Kommunikation
eingebettet. Damit ist die durch Netzkommunikation ermöglichte
Öffentlichkeit keine von der realen Welt abgeschlossene Sphäre.
Information, Kommunikation und Aktion (vgl. Drüeke/Winker 2005: 46)
reichen immer auch über die digitale Sphäre hinaus und sind daher im
Kontext mit ihrer Wirkung auf den realen Raum zu beobachten.

Die Abhängigkeit des Virtuellen vom real bereits Vorhandenen ist obsolet,
denn es ergeben "elektronische Formen des Informationsaustauschs nur
in sozialen Zusammenhängen Sinn, die Bedeutungseinschätzungen,
Kontextierungen und Rahmungen der gehandelten Informationen
gewährleisten; die Durchsetzungschancen und Tiefenwirkungen
elektronischer Netzte sind somit auf bereits bestehende oder entstehende
Teilöffentlichkeiten angewiesen." (Hasse/Wehner 1997: 67).

Die beiden Autoren Hasse und Wehner schreiben weiter, dass "Netze ihre
strukturellen Wirkungen langfristig vor allem in solchen Kontexten
entfalten werden, wo die Verbindung zwischen einer globalen Ausweitung
der Kommunikationsmöglichkeiten, einer vergleichsweise strengen
Fokussierung auf ausgesuchte Themen sowie einer Homogenität der
Interessen und Präferenzen der Teilnehmer nicht im Widerspruch
zueinander geraten, sondern vielmehr konstitutive Momente der
Vergesellschaftungsform darstellen." (1997: 64)

Globale Öffentlichkeit – Weltöffentlichkeit

Für den virtuellen Raum als Raum neuer Öffentlichkeit mit seiner Zeit-
Raum- und Präsenzunabhängigkeit gilt der Anspruch von Globalität.
Geopolitische Gebiete und Nationalstaaten entsprechen nicht mehr den
einzigen Räumen, in denen Kommunikation und Öffentlichkeit stattfinden.
72

Die Differenzierung von Sprachgemeinschaften und kulturellen


Identitäten bildet veränderte Abgrenzungs- und Vereinigungsperspektiven.

Aus einer Öffentlichkeit, in der Nationen und ihre zumeist monarchischen


Oberhäupter miteinander in Kontakt traten, bzw. elitäre Kreise ihre
Interessen weltweit verfolgten, entwickelte sich eine medial vermittelte
Weltöffentlichkeit. Die Sicht der Weltöffentlichkeit als globale Öffentlichkeit
wurde erst durch Medien ermöglicht. (Vgl. Volkmer 2003: 11) Sinn und
Zweck der globalen Ausdehnung von Kommunikationsstrukturen war (und
ist zumeist auch noch) immer der Ausdehnung militärischer und /oder
wirtschaftlicher Machtdemonstration und -erhaltung unterworfen. Die erste
Entwicklung, in der transnationale politische Allianzen der
Zivilgesellschaft(en) wirksam und deutlich sichtbar wurden, war die
Friedensbewegung der frühen 70er Jahre. Die technologische Entwicklung
sowohl in der Nachrichten- als auch in der Waffentechnik und die
zunehmende Komplexität von Globalisierungsprozessen in ökonomischen
Bereichen veränderten die Bedeutung, Struktur und Funktion der globalen
Öffentlichkeit. Die "Global Public Sphere" steht heute vor allem in einem
besonderen Verhältnis zu lokaler Öffentlichkeit (vgl. Schachtner 2002b)
"The worlds of everyday life are formed worldwide under the direction of
transnational processes of intermixture and crisscrossing". Teil- bzw.
Gegenöffentlichkeiten formieren sich grenzüberschreitend ebenso in
lokalem wie in globalem Kontext und bilden die Grundlage translokaler
Kooperationen. (vgl. Arns 2002 50), die durch die globale
Kommunikationsstruktur des Internets ermöglicht werden.

Die Konstruktion der globalen Öffentlichkeit entwickelte sich von einer


globalen Kommunikationsstruktur der Massenmedien, bei der eine
unbegrenzte Zahl an Rezipienten auf eine begrenzte Zahl von Aussagen
trifft, dabei ein gemeinsames "Hintergrundwissen" erzeugt und bei der von
einer universellen Akzeptiertheit ausgegangen werden kann (vgl.
Hasse/Wehner 1997: 56) zu einer Öffentlichkeit mit universellem Zugang,
weitgehendem Verzicht auf interne Regulierung und
73

Sanktionskompetenzen, hoher Diversität und hoher Fragementierung


des Meinungsspekturms auf der Basis von Teilöffentlichkeiten. Das
Internet scheint Kommunikation ohne Zwang, Freiheit des Ausdrucks,
Programm ohne Einschränkung zu garantieren, wie sie die teils
utopistische Idee einer netzgestützten Weltöffentlichkeit plausibel machen
will. Volkmer sieht in den Errungenschaften der Infomations- und
Kommunikationstechnologien eine starke Veränderung der globalen
Öffentlichkeit, hin zu einer "Reciprocal political communication" (Volkmer
2003:13), die die nationale Zensur und Repression umgehen kann, die
verfestigte Grenzziehung zwischen Privatem und Öffentlichen neu in
Beziehung setzt und zivilgesellschaftliches Engagement fördert.

Formell Ein beliebtes Beispiele einer virtuellen politischen Aktion bildet der
viel zitierte "elektronische zivile Ungehorsam" (vgl. Arns, 2002 61) der
mexikanischen Zapatistas und ihrer weltweit vernetzten (größtenteils US-
amerikanischen) Solidaritätsgemeinschaft (Dominguez, 1998), die durch
gezielte Häufung der Aufrufe der mexikanischen Regierungshomepage
diese schließlich lahm legten. (Weitere Beispiele von Netzaktivismus sind
u. a. bei Lovink (2001: 133) nachzulesen).

Prinzipiell kann im Netzaktivismus unterschieden werden zwischen


"blockierendem" (Hacktivismus) und "ermöglichendem" (Enabling) Einsatz
von netzaktivistischen Werkzeugen (vgl. Anrs:2002: 44). Der
ermöglichende Einsatz zielt darauf ab, durch den Einsatz von
Informations- und Kommunikationstechnologien die Vernetzung und
Kommunikation von gleichgerichteten Interessen herzustellen, Allianzen
zu bilden und gemeinsame Aktionen zu koordinieren. Dazu interessantes
empirisches Material veröffentlichten Hara/ Estrada (1999), die die
menschenrechts- demokratie- und friedenspolitische Internetzeitschrift
Moveon.com der rechtsradikalen Stormfront gegenüberstellten, um deren
virtuelle Kommunikationsstrategie zu analysieren. Ein weiteres gut
dokumentiertes und analysiertes Beispiel für Cyberaktivismus aus der
Kategorie des "enablings" findet sich bei Walsch (1999), der über den
74

Einsatz von virtueller Kommunikation im Rahmen der


Friedensbemühungen im Jugoslawienkrieg meinte: "In the long run,
bearing witness may be more important than anything else in the cyber-
whatever of the postmodern information age." Vor allem das in den kleinen
Amateurmedien (Vergl Neumayer 2005: i.V.) eröffnete Potenzial, zwischen
Kriegsfronten und über Konfliktsituationen hinaus als wichtige
Vernetzungsagenten zu fungieren, (Vergl Blood 2003), ist ein Anliegen
dieses ermöglichenden Einsatzes.

Zumeist hat Netzengagement nicht nur das Ziel, zu Informieren,


Kommunikation zu ermöglichen oder Aktion im virtuellen Raum und/oder
Realen zu begründen. Dem politischen Aktivismus im Internet geht es vor
allem auch darum, Aktionen zu setzen, die öffentlichkeitswirksam sind
bzw. breites Medieninteresse auf sich ziehen, die den Blick auf blinde
Flecken der Gesellschaft lenken wollen, auf (oft) marginalisierte
Interessen in der Gesellschaft hinweisen und öffentliche Meinung
beeinflussen. Dies kann, so wie am Beispiel des digital Zapatismo, vor
allem als digitales Wirken auf transnationaler Ebene geschehen, in der die
Öffentlichkeiten unterschiedlicher Nationen und politischer Sphären
beteiligt sind, wo also auf der Ebene einer transnationalen Öffentlichkeit
agiert wird, in der "Aufmerksamkeit als kostbarer Rohstoff gilt"
(Biber/Hebecker 1998: 173).

Politisches Engagement von zivilgesellschaftlichen Interessensgruppen


äußert sich zumeist auf der Ebene der Information und Interaktion. NGOs
sehen im Internet eine Erweiterung ihrer Wirkungsbereiche.
Grenzüberschreitende Vernetzung erhöht das Informationsniveau, die
Handlungsressourcen und die Basis ihrer Legitimation. (vgl. Take 2002:
87). Im Kommunikationskontext des Internets wird Zugänglichkeit zu
anderen lebensweltlichen Rahmenbedingungen eröffnet, die durch
Massenmedien nicht erschlossen werden, wie Meckel (2001: 46) feststellt.
Die Rolle der Medien- und der Massenkommunikation für die
Konstituierung von Weltöffentlichkeit vor dem Hintergrund ihrer
75

historischen Entwicklung wurde bereits erwähnt. Das Internet ist also


ein globales Projekt und konstruiert Räume globaler Öffentlichkeit, wie es
bisher nur die Massenmedien annähernd in diesem Ausmaß konnten.
Massenmedien übernehmen die globale Medienagenda der lokalen
Geschehnisse und konstruieren mediale Weltöffentlichkeit nach wie vor –
inzwischen eben ergänzt durch neue Formen von kleinen Medien und
neue Formen des Journalismus, die andere Lebenswelten, Meinungen
und Interessen für die öffentliche Diskussion in und außerhalb der
virtueller Kommunikationsräume (besser) erschließen

Die Netzkommunikation, an der zwar nicht alle in gleicher Weise oder


überhaupt teilhaben, generiert Veränderungen, sozialen Wandel und
kulturelle Transformationen die über den virtuellen Bereich hinausreichen
und trotzdem "alle" betreffen– mitunter in unterschiedlicher Weise, aber
doch.

Eine dieser Auswirkungen wird in der Homogenisierung der Kulturen


gesehen, die durch eine europäische und US-amerikanische Dominanz
gekennzeichnet ist und so manipulative Zugriffe auf die transnationale
Politik- und Medienszene ermöglicht, marginalisierte
Gesellschaftsgruppen und lokale Kulturen unterminiert, sowie die
geschlechtsspezifische Benachteiligungen verhärtet (vgl. George 2004:
86), dafür jedoch wirtschaftsliberal orientierten Globalisierungszielen in die
Hand spielt und zivilgesellschaftliche Globalisierungsziele kaum
unterstützt.

Welt-Öffentlichkeit, wie sie hier bisher als demokratiepolitisch erfasster


Begriff erläutert wurde, erfährt in jedem nationalen System
unterschiedliche Ausprägungen. (Meckel 2001 63) Darüber hinaus
gründet in vielen Ländern, deren Gesellschaften nun an dieser globalen
Weltöffentlichkeit teilnehmen (wollen), die Ausübung von politischer Macht
nicht auf der demokratischen Willensbildung aller Einwohner.
76

Multikulturalität

Die Kommunikation zwischen Organisationen oder zwischen Individuen im


globalen Kommunikationskontext des Internets ist in vielen Fällen
interkulturelle Kommunikation. (Günther 2004: 100) Für die
Netzkommunikation wurde bereits spezifischer Umgang mit
Multikulturalität beobachtet und bestätigt. (Simoff/Sudweek 1999: 38)

Wie kann von einer globalen Weltöffentlichkeit gesprochen werden, die


auf einer gemeinsamen Sinnproduktion (vgl. Stichweh 2003) gründet,
wenn in dieser Welt knapp 5000 Sprachen (Vergl. Glück (Hg.) 2000: 653)
gesprochen werden. Und teilt man die Welt auch in (nur) acht Kulturkreise
(vgl. Huntigton, 1986: 57) und zieht in Betracht, dass die
sozioökonomischen Zugangsbeschränkungen zum Internet die
Teilnehmenden zu einer globalen Bildungselite (vgl. Douglas Kellner 1998:
167) werden lassen, dann fragt man sich immer noch, inwieweit hier von
nur einer "Öffentlichkeit" die Rede sein kann. Es scheint also sinnvoll,
auch in Bezug auf "Weltöffentlichkeit" von einem Plural auszugehen.

Virtuelle Gemeinschaft

Virtuelle Öffentlichkeit äußert ihren transformativen Charakter auf


global/lokaler Ebene in der Bildung virtueller Gemeinschaften (Vgl
Schachtner 2002b) und Netzkulturen.

“Virtual communities are social aggregations that emerge from the Net
when enough people carry on those public discussions long enough, with
sufficient human feeling, to form webs of personal relationships in
cyberspace. People who use computers to communicate form friendships
that sometimes form the basis of communities, but you have to be careful
to not mistake the tool for the task and think that just writing words on a
screen is the same thing as real community.'" (Rheingold 1993)
77

Damit hält Rheingold - sozusagen als Erfinder der "virtuellen


Communites" - nicht nur fest, dass es sich hier zumeist um verschriftlichte,
computervermittelte, interpersonale Kommunikation handelt, sondern vor
allem auch, dass diese Kommunikation Gemeinschaft begründen kann.
Der Begriff "virtuelle Gemeinschaft" stellt die Menschen in den Mittelpunkt,
denen die neuen Technologien nur als Träger der Kommunikation dienen.
"Virtuelle Gemeinschaften ersetzten die sozialen Beziehungen der
wirklichen Welt und würden eine Weltgemeinschaft mit
basisdemokratischen Entscheidungsstrukturen bilden." - analysiert Bath
(1997: 62) Howard Rheingolds Thesen aus den frühen Neunzigern, die
bereits das Potential zu demokratiepolitischen Veränderungen feststellen.

"Damit aus einer Vielzahl von Netzakteurinnen eine Gemeinschaft werden


kann, sind gemeinschaftsstiftende Elemente auf drei Ebenen notwendig,
auf der Handlungsebene, auf der emotionalen Ebene und auf der sozialen
Ebene." (Duval 2005b i. V.) Ein wichtiger Aspekt in der Analyse virtueller
Gemeinschaft bezieht sich auf deren Zusammenspiel mit der
unvermittelten direkten Kommunikation, die von Angesicht zu Angesicht
stattfindet. Teilweise dienen die virtuellen Beziehungen "als Vorstufe oder
Erweiterung für realweltliche face-to-face Beziehungen, teilweise bleiben
sie auf die virtuelle Beziehungsebene beschränkt" (Thiedeke 2003: 10).
Das muss als Anregung gelten, den Zusammenhang und das
Wechselspiel von "realen" und virtuellen Interaktionsprozessen in
Gemeinschaften in die Analyse aufzunehmen.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ergibt sich aus der Zahl der


Akteurinnen und Akteursgruppen, nach ihren Zielen und
Handlungsorientierungen bzw. danach, in welchem sozialen Feld sie
agieren (politisch, organisational oder interorganisational etc.), denn das
Netzwerk einer virtuellen Gemeinschaft orientiert sich an seiner Funktion
als "Organisationsform zur Bewältigung bestimmter Handlungsprobleme"
(Fredrich/Wiemert 2002: 19). In ähnlicher Weise argumentiert das auch
(Leitner Leitner) wenn sie definieren: "Eine Online-Community ist eine
78

Gemeinschaft von Menschen, die online (über ein entsprechendes


Internet-Kommunikationssystem) in Kontakt kommen und zur Erreichung
bestimmter Ziele kooperieren. […] Eine OC entsteht, wenn jemand die
Rolle eines Gründers auf sich nimmt, Visionen entwickelt, Ziele formuliert,
die technische Infrastruktur verfügbar macht und so das Projekt ins Rollen
bringt. Es genügt nicht, ein technisches System einzurichten."
Gemeinschaft im virtuellen Raum entsteht durch die "lebendige
Kommunikation" (Schachtner 2005b: i. V.). Ihre Kontinuität baut auf der
Aktualität ihrer Inhalte auf, setzt die Anerkennung der Akteurinnen
untereinander voraus und vereint eine anregende Vielfalt um ein
gemeinsames Zentrum an Interessen.

Unter virtueller Gemeinschaft versteht Höflich (1996: 65) "relativ


dauerhafte Gruppen medial miteinander verbundener Nutzer" und meint
damit eine Gemeinschaft, die sich erst im virtuellen Raum formiert, deren
Teilnehmende also (zumindest bevor sie sich kennenlernen) außerhalb
des virtuellen Raumes keinen sozialen Kontakt pflegen oder pflegen
können. Computernetzwerke ermöglichen einen weitgehend
ortsunabhängigen und damit globalen Zugriff auf Informationen, (Winker,
2001: 277) und sie ermöglichen damit die Entstehung von globalen
Netzwerken virtuell miteinander verbundener Teilnehmender. Auch
Gemeinschaften, die vorrangig offline aktiv sind, können mit der Initiierung
einer virtuellen Gemeinschaft ihre virtuelle Ausweitung erfahren und allen
Teilnehmenden einen Netzgewinn bringen, der sich in unterschiedlichen
Formen von Wissen, Kompetenz, Identitätsgewinn oder auch als
Entertainment äußern kann. (Vergl. Schachtner/Welger 2005 i.V.)

Virtuelle Gemeinschaften können im Allgemeinen als spezialisiertes


Publikum angesehen werden, dessen Interessenneigung und Meinung
meist einen hohen Grad an Homogenität aufweisen, was darin begründet
ist, dass sie Identifikationsmöglichkeiten schaffen und Kommunikation
organisieren, aus der dann eben Gemeinschaft entsteht. Ein homogenes
Meinungsspektrum innerhalb einer Art von virtueller "Community"
79

begünstigt die Herausbildung von Teilöffentlichkeit(en). So diese


Gemeinschaft Gleichgesinnter das Internet bewusst dafür einsetzt, die
herkömmliche Medienrealität mit einer "unterschlagenen Wirklichkeit"
(Plake / Jansen / Schuhmacher 2001:62) zu konfrontieren, fungiert sie als
Gegenöffentlichkeit. "Indem sich Bürger versammeln, um ihre Meinung
zum Ausdruck zu bringen, machen sie die Relevanz des kollektiven
Anliegens deutlich." (Plake / Jansen / Schuhmacher 2001:78) Daraus
entspringt wohl das wesentliche politische Potential des Internets: Es
ermöglicht den Einfluss auf demokratische Prozesse und stärkt den
Stellenwert von sozialer Vernetzung in der politischen Einflussnahme von
gesellschaftlichen Subgruppen. Zumeist sind in einem von
Mehrheitsentscheidungen getragenen politischen System die Interessen
der Einzelnen gegenüber dem "Gemeinwohl" und dem "Wir" ziemlich
machtlos. Als Formierung dieser Einzelinteressen in unterschiedlichen
"subalternen Öffentlichkeiten" (Fraser 1996) (bzw. als Teil- oder
Gegenöffentlichkeit, wie dies im weiteren nun hier bezeichnet werden
soll), ergibt sich die Möglichkeit der Schaffung "kultureller Klassifikationen
und rhetorischer Etiketten" (Fraser 196: 171) für die Vorlieben, Interessen,
Meinungen und Identitäten, die in anderen Kommunikationsprozessen des
öffentlichen Diskurses ungehört bleiben würden. Darin eröffnet sich der
Widerspruch von Homogenität und Diversität8 (Vergl. Winker 2005: 29)

8
Der Begriff Diversität bezeichnet qualitative und/oder quantitative Unterschiede, die sich
in Positionen, Eigenschaften, Funktionen, Verhaltensweisen, Persönlichkeiten, Lebens-
und Alltagsentwürfen zeigen. Netzen generell und so auch virtuellen Netzen eignet die
Fähigkeit, die verschiedensten Elemente eines Netzes so zu verbinden, dass sie
miteinander kommunizieren können, ohne ihre Unterschiede einzuebnen (vgl. Gleich
2002, 114). Diese Chance begründet sich in der für Netze typischen dezentralen
Machtverteilung. Während Hierarchien Machtzentren aufweisen, die versuchen,
untergeordnete Elemente den Intentionen der zentralen Macht anzupassen und damit
Unterschiede tendenziell einebnen, verfügen Netze im Idealfall über keine
80

aus dem die Emergenz von Netzkommunikation im Sinne des


skizzierten Konzeptes von Gegen- und Teilöffentlichkeit entsteht.

Die Beziehungen und Normen, Regeln und Wertvorstellungen in virtuellen


Gemeinschaften entstehen auf der Basis der gemeinsamen
Netzkommunikation - so entstehende soziale Kommunikationssysteme,
welche typische Charakteristika verschiedener Vergesellschaftungsformen
aufweisen können. Das heißt, sie können sich ähnlich der Form einer
Organisation oder einer sozialen Gruppe entwickeln oder ein
Interaktionssystem ganz anderer Art aufbauen. (Vergl Thiedeke 2003: 41).
So kann also eine virtuelle Gemeinschaft als "ein Modell für Gemeinschaft
und Kooperation im Allgemeinen" (Leitner 2003: 19) gelten. Bei der
Beobachtung und Beschreibung sozialer Sachverhalte, wie dem der
virtuellen Gemeinschaft, kann die "materiale, medientechnische
Bedingung des Zustandekommens von Kommunikation" (Dollhausen/
Wehner 2003) nicht vernachlässigt werden, sondern bildet ihre
grundlegende Infrastruktur.

Thiedeke (2003) analysiert die Gemeinschaftsformen in virtuellen Räumen


– im speziellen die der virtuellen Gruppe, also die Erscheinungsformen
ihrer Kommunikation, ihre soziale Kommunikationsorientierung, ihre
Steuerung und ihre zeitliche Stabilität. Diese Dimensionen lassen
eindeutige Zuweisungen und Unterscheidungen und damit Vergleiche
zwischen verschiedenen Kommunikationssystemen im virtuellen und nicht
virtuellen Bereich zu, die auch auf neu entstehende virtuelle
Vernetzungsformen (Weblogs, Wikis, Podcasting, Peer-to-Peer Netzwerke
u. a.) angewandt werden können und spezielle Erscheinungsformen -

Machtkonzentrationen, von denen vergleichbare Versuche ausgehen. Allenfalls drängen


individuelle Bedürfnisse zur Anpassung. (Schachtner 2005c)
81

beispielsweise Communities of Practise, (Schneider, 2004: 147) bzw.


Communities of Knowlegesharing - bilden. Die in der vorliegenden Arbeit
untersuchte Kommunikation weist folgende Eigenschaften auf: Sie ist
computervermittelte Kommunikation in Gruppen, sie ist weiters
textvermittelte und interpersonal und kann sowohl asynchron als auch
synchron stattfinden. Die Art der hier gegenständlichen Kommunikation ist
somit klar von anderen Netzkommunikationsformen abgegrenzt.

Interaktive Kommunikation auf der Grundlage digitaler Netzstrukturen als


interessengeleitete Vernetzung kurz: Netzkommunikation stellt also vor
der nun erörterten theoretischen Konzeption von Netz, Netzwerk,
Interaktivität, Öffentlichkeit, Gemeinschaft und Virtualisierung des Sozialen
den zentralen Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit dar. Öffentlichkeit
wird hier als globale Öffentlichkeit im Sinne einer transnationalen
Interaktion zivilgesellschaftlicher Interessensausformungen untersucht,
wie sie die internationale Vernetzung verschiedener Friedensinitiativen
darstellt, die sich (auch) in virtuellen Räumen durch Netzkommunikation
konstituiert.

Virtuelle Gemeinschaft als globaler "Frauenraum"

"Das Spektrum der Vernetzung geht von Alltagskommunikation und den


losen, persönlichen, informellen Kontaktnetzen aus und spannt seinen
Bogen bis hin zu formal verankerten Zusammenschlüssen in Fusionen
und Allianzen von zunächst oder bleibend auch rechtlich eigenständigen
Organisationen." (Weber 2002: 11) Die Prozesse sozialer
Vergesellschaftung in kommunikativen Netzwerken wie sie hier dargelegt
wird, kann vor allem hinsichtlich der Bildung von globalen "Frauenräumen"
als solches übernommen werden.

Wie Leslie Shade für die bisher untersuchten Netzgemeinschaften


zusammenfasst, konnten diese den Frauen – auch und vor allem im
82

globalen Zusammenhang – folgende Handlungsspielräume eröffnen:


"mobilize, build coalitions, and offer space to share experiences and
lessons learned" (Shade 2002: 99) Netzkommunikation dient den Frauen
weltweit in der Anwaltschaft (advocacy) und Mobilisierung, und zwar
insofern, als die Netzkommunikation ihnen die Möglichkeit gibt, aktuelle
Informationen zur Verfügung zu stellen und zu erhalten, sie ihnen als
Werkzeug in der Organisation zur Verfügung steht und weiterführende
Aktionen unterstützt. (Shade a.a.O.). Dabei erachtet Shade es als
besonders wichtig, dass sich auch Frauen des politischen Südens die
Potenziale des Internets erschließen können, wie dies beispielsweise aus
der Gegenüberstellung zweier Forschungs-Settings - in Nairobi und
Toronto - besonders facettenreich hervorgeht. (Brayton, Shade, White
2001: 45 ff.).

Dadurch, dass das hier zu analysierende Netzwerk Frauen in


unterschiedlichen äußeren Zusammenhängen und persönlichen
Kontexten zusammenführen soll, weist die Vernetzung spezielle Merkmale
von Gemeinschaft auf. Barbara Kleine (1997: 19) hält fest, dass mit
Mailinglists und Newsgroups "…die Möglichkeit, über große Entfernungen
ein Netz von Gleichgesinnten aufzubauen." entsteht. Durch das
regelmäßige Mitlesen "entsteht eine virtuelle Gemeinschaft unabhängig
vom geographischen Aufenthaltsort: Eine Frauenwelt im Internet." Die
friedensengagierten Frauen orientieren ihr Netzwerk daran, "gemeinsam
ihre Interessen zu vertreten, ihre Möglichkeiten und Macht für einander
einzusetzen und miteinander ergebnisorientierte Aushandlungsprozesse
zu führen" (Goy 2004: 127). Dabei wird ihr Netzwerk nicht durch die
Grenzen des virtuellen Raumes von ihrer Realität abgegrenzt, sondern
"[v]iele ans Netz angeschlossene (connected) Frauen (vor allem im
Süden) fungieren als Brücken zu nicht angeschlossenen (unconnected)
Gruppen in ihren Communities, indem sie Online-Information in ein
anderes Format bringen und über andere Kommunikationswege wie
83

Druckmedien, Fax, Telefon, Radio und Theater verbreiten" (Young


2002: 20).

3.1.8 Theoretische Dimensionen des deskriptives System

Letztlich erwächst der theoretischen Reflexion der Thematik hinsichtlich


der erhobenen Daten und der vorgebrachten Diskurspositionen der
analystische Anspruch, eine angemessene Fallbeschreibung zu
ermöglichen. Der analytische Sinn des im Laufe des
Forschungsprozesses entwickelten theoretischen Rahmens besteht darin,
jenen beeinflussenden Faktoren auf die Spur zu kommen, aus denen
Frauennetzwerken global und lokal Vorteile erwachsen. Bevor dies
möglich ist, sollen die deskriptiven Eckpunkte fixiert werden, anhand derer
die empirischen Daten beschreibbar zu machen sind und die die
Grundlage für weiterführende theoretische Annahmen darstellen. Das
kann als Vorraussetzung gelten, um die Relationen, Wechselwirkungen
und Wirkungszusammenhänge der Kategorien und ihrer Ausprägungen zu
erschließen. Somit zeigen zum einen die Daten, wie die Frauen im
virtuellen Raum agieren und zum anderen werden ihre Haltung,
Kompetenzen und ihre Sichtweise der digitalen Vernetzung gegenüber
sichtbar.

Wie lässt sich also die emergierende Wirkung von digitalen Netzen,
Netzwerken, Netzkulturen und im speziellen Fall von feministisch
orientierten Frauennetzwerken in der Friedensarbeit erklärend
beschreiben? Woraus erwächst handlungsrelevante Erkenntnis, den
virtuellen Raum als "ermöglichenden" wahrzunehmen und einzurichten?
Nancy Baym (1995) unterscheidet vier verschiedene Quellen von
Einflüssen, die auf das Hervortreten von Gemeinschaft auf der Basis von
Netzkommunikation Auswirkungen haben, nämlich: External Context,
Temporal Structure, System Infrastructure, Group Purpose und
Participants characterism.
84

Wenn dies die Einflüsse sind, die auf die Gemeinschaftsbildung im


virtuellen Raum einwirken, dann können diese auch als Dimensionen der
Beschreibung einer solchen virtuellen Gemeinschaft herangezogen
werden, mit der Absicht Wirkungszusammenhänge in empirisch
Beobachtetem auszuforschen. Dieses Vorgehen dient also einerseits der
Beschreibung des Fallbeispieles in den Dimensionen, die als
Beeinflussung von Gemeinschaft im Cyberspace von Baym dargelegt
wurden und lässt Relationen offenbar werden, die mitunter nur für dieses
Fallbeispiel gelten können, was das Verständnis und somit die
Handlungsrelevanz der Ergebnisse dieses Falles wesentlich erhöht und
möglicherweise mit anderen Fallbeispielen vergleichbar macht.
"Furthermore, these already complicated factors affect one another in
ways that may not be expected, as when the external context soap operas
impacts on norms of temporal relevance or on the purpose in the group.
Finally, the discussion of purposes in r.a.t.s. demonstrates that which
aspects of the five categories of impact are relevant in a group may be
emergent rather than predictable." (Baym 1995: 149)

Dieses für die Untersuchung einer Usenet-group (r.a.t.s.) erstmals


angewandte Schema von Einflüssen, also Dimensionen des
Zusammenwirkens bietet für die Analyse des hier vorliegenden
Fallbeispieles viele Vorteile: Es handelt sich um asynchrone
verschriftlichte Kommunikation in einer (mehr oder weniger) beständigen
Gruppe der gleichen Teilnehmenden. Damit ist sie von den
Rahmenbedingungen computervermittelter Kommunikation (computer
determinism) her dem analysierten Fall von Netzkommunikation (der
Organisation 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis) sehr ähnlich.
Weitere Vorteile sind folgende: Sowohl die theoretischen Überlegungen
als auch die empirischen Daten ließen sich in der Kodierung durchwegs
eindeutig den Dimensionen zuordnen und diesen entsprechend
strukturieren.
85

Ein wichtiger Unterschied, der zur Erweiterung dieses Schemas führte


ist folgender: Die erforschte "Gemeinschaft" entspringt nicht dem virtuellen
Raum, sondern liegt in den gemeinsamen Absichten und Interessen
begründet. Die Netzkommunikation der Friedensfrauen steht also - wie die
Auswertung der empirischen Daten noch zeigen wird, in einem engen
Wider- und Zusammenspiel mit den realen auf Face-to-Face
Kommunikation basierenden Gemeinschaftserfahrungen der
Friedensfrauen.

• die zeitliche Struktur,

• die gemeinsame Absicht

• den äußeren Zusammenhang

• die persönlichen Aspekte und Eigenschaften der Teilnehmenden

• die technische Systeminfrastruktur

• Kommunikationsraum (virtuell, real, öffentlich, privat)

Die einzelnen Dimensionen werden im Vorsatz des jeweiligen Abschnitts


der Fallbeschreibung inhaltlich noch abgrenzend konkretisiert und dem
jeweils empirisch beobachtbaren Ereignissen gegenübergestellt.
86

4 Dimensionierte Fallbeschreibung und ihre


Ergebnisse

4.1 Zeitliche Struktur

Die Dimension "zeitliche Struktur" ermöglicht es, Netzkommunikation auf


einer zeitlichen Achse zu analysieren und beschreibbar zu machen. So
können die Interaktionsprozesse als zeitlich synchrone (in "Echtzeit") oder
asynchrone Interaktion dargestellt werden, sowie Zeiten verstärkter oder
verdichteter Kommunikation erfasst werden. Weiters kann die
Netzkommunikation im Kontext des spezifischen Falls in eine temporale
Struktur eingebunden sein, die sich im hier gegebenen
Forschungszusammenhang aus der zeitlichen Gestaltung des
Projektablaufes ergibt. Denn der Projektablauf und alle die Abwicklung
des Projekts gestaltenden Ereignisse, Entscheidungen und Arbeitsschritte
(siehe auch "Absichten und Ziele") verleihen der Netzkommunikation des
Projekts eine beschreibbare Chronologie der Projektphasen, in deren
Gefüge die Netzkommunikation der Organisation passiert. Sowohl Dichte,
Intensität, Thematik und Ziel der Netzkommunikation, als auch die Wahl
des jeweiligen Kommunikationsraumes stehen in enger Beziehung mit
dem im folgenden beschriebenen Phasenplan. Die Beziehung zwischen
der Netzkommunikation und der Chronologie der Projektphasen als
zeitliche Dimension verdeutlicht, dass virtuelle Vernetzungsprozesse
komplexe Abläufe darstellen.

Die im Folgenden dargestellten Phasen lassen sich aus den erhobenen


Daten ableiten, d. h. diese Einteilung fußt nicht in wissenschaftlichen oder
theoretischen Vorgaben zur Analyse, Gestaltung und Steuerung von
Projekten, sondern wird aus den digitalen Informationen der Organisation
ermittelt. Sie ergeben sich aus den unterschiedlichen Zielvoraussetzungen
(Ziele, Absichten), die in den einzelnen Phasen das kommunikative
Handeln der Projektgruppe und ihrer Mitglieder leitet. Die Phasen sind
87

nicht hermetisch von einander abzugrenzen, die eine Phase ist nicht
zwangsläufig restlos abgeschlossen bevor die nächste einsetzt, wie dies
in der klassischen Projektsteuerung vorgesehen ist (Vgl. Kupper 1996: 39
ff). Jedoch ergibt sich aus terminlichen Koordinaten und erreichten
Teilzielen der Abschluss einer Phase bzw. eine Neuorientierung, die dann
den Beginn der nächsten Phase kennzeichnet und in dieser Weise auch in
den Daten zu beobachten ist. So ergab sich für das Projekt vor dem
Hintergrund einer Zeitleiste (s. u.) folgender Phasenverlauf der zeitlichen
Struktur:

Zeitlauf Newsletter Termine


Mär.03 Vereinsgründung
Apr.03
Mai.03
Jun.03 1. Newsletter 1. Medieninformation
Jul.03
Aug.03 2. Newsletter 1. Koordinatorinnentreffen 27- 29. August Bern
Sep.03 Medienkonferenz 1. Besuch Oslo
Okt.03 3. Newsletter
Nov.03
Dez.03 4. Newsletter
Jän.04
Feb.04 2. Koordinatorinnentreffen 12. - 15. Februar Möschberg
Mär.04 5. Newsletter Nominationsprozess eröffnet
Apr.04
Mai.04 6. Newsletter
Jun.04
Jul.04
Aug.04
Sep.04 7. Newsletter
Okt.04 8. Newletter 3. Koordinatorinnentreffen 13. -17 Oktober Monte Vuala
Nov.04
Dez.04
Jän.05 9. Newsletter 26. Januar - Brief nach Oslo
Feb.05
Mär.05
Apr.05 4. Koordinatorinnentreffen 8.-10. April Zürich
Mai.05
Jun.05 10. Newsletter 29. Juni Medienkonferenzen in 22 Ländern
Jul.05
Aug.05
Sep.05
Okt.05 Bekanntgabe der/des Preisträgers
Nov.05 Buchpräsentation
Dez.05 Übergabe des Preises
88

Konzeption Vorprojekt, Konzeptionierung, zeitl. Plannung


Vernetzung Track 1-2, Koordinatorinnen und Projektteam
Vernetzung bilden, Friedensbegriff
Nomination Vernetzung Track 1-3, Nominationen recherchieren ect.
Dokumentation, Buch, Ausstellung vorbereiten, Medienarbeit
Umsetzung koordinieren, Pressekonferenzen weltweit, Eingabe in Oslo.
Veröffentlichung Bekanntgabe der 1000 nominierten Frauen
Nachhaltigkeit wie wird fortgesetzt, wie wird dokumentiert?

Abbildung 1: Projektphasen "1000 Frauen für den Friedensnobelpreis


2005" inkl. Legende

Diese Chronologie des Projektverlaufs soll im Folgenden durch die


Analyse der Daten aus der Website der Organisation und der Newsletter
dargestellt werden. Die Interviews ergeben auf Grund ihrer spezifischen
Fragestellung hier kaum relevante Daten, da sich diese Gespräche
hauptsächlich der persönlichen Dimension und dem äußeren
Zusammenhang der Netzkommunikation widmen. Wie die Daten zeigen,
werden die Newsletter - als eine von vielen möglichen Formen von
Netzkommunikation - dazu verwendet, den Projektverlauf transparent zu
gestalten.

EmpfängerInnen des Newsletters sind nicht nur die Frauen der


Projektgruppe sondern alle Vereinsmitglieder und Unterstützer ebenso
wie alle Interessierten und Medienvertreter, die sich für die Zusendung
des Newsletters online angemeldet hatten – die also aktiv diese
Information auswählten. Dies war laufend möglich und somit sahen sich
die Autoren des Newsletters auch einer im Laufe des Projekts
wachsenden Zahl von Lesern gegenüber. Der Newsletter erschien jeweils
in deutscher und englischer Sprache und zwar viermal jährlich, wobei die
Abstände zwischen den Publikationen (Erscheinungsmonat) – so lässt
sich aus der Darstellung in der Zeitleiste ablesen - nicht einem
regelmäßigen Dreimonatsintervall, sondern den zeitlichen Strukturen des
Projektverlaufs folgen, und somit. auf Ereignisse und Ergebnisse im
Projektablauf reagieren und damit den Mitteilungsbedarf für diese digitale
Kommunikationsform begründen.
89

Die jeweiligen Schwerpunkte in den unterschiedlichen Phasen werden


in den Newslettern sehr konkret vermittelt, es werden alltägliche
Arbeitsziele beschrieben und in den fortgeschrittenen Phasen des
Projektes kommen auch die Regionalkoordinatorinnen mit ihren Belangen
innerhalb der Newsletter zu Wort. In Form von Zitaten geschieht dies ab
dem Newsletter 2003/3. Damit entwickelt sich der Newsletter im Laufe des
Projekts von einer Form vorrangig einseitiger Netzkommunikation mit
hohem Medialisierungsgrad zu einem Kommunikationsforum einer
Gruppe, das auch regelmäßig publiziert wird.

Für die Netzkommunikation der 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis


2005 bedeutet das, dass der Newsletter als Mittel der Verständigung
innerhalb der Arbeitsgruppe eingesetzt wird, um alle Koordinatorinnen und
am Projekt mit Nominationen Beteiligten über die Abläufe des Projekts auf
dem gleichen Informationsstand zu halten. Zum anderen informiert der
Newsletter die am Projekt Interessierten, assoziierte Teilnehmende,
Unterstützer und Medienvertreter relativ aktuell über das
Projektgeschehen. Die Gleichzeitigkeit dieser beiden Funktionen ergibt die
besondere Transparenz, die den Frauen des Projekts - wie sie oftmals
äußern - sehr wichtig ist.

4.1.1 Konzeptionsphase:

Die Konzeptionsphase umfasst die Zeit, in der die Planung erster Teilziele
der Organisation erarbeitet wird, in der der zeitliche Rahmen festgesetzt
und die vorläufige Finanzierungsplanung erstellt werden. Das Ende dieser
Phase kann mit der ersten Präsentation des Projekts vor der
Medienöffentlichkeit fixiert werden.

Die langwierige aber auch kreative Projektarbeit ist abgeschlossen …der verein
ist gegründet. Das Vorprojekt der 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005
für den Friedensnobelpreis wird im Juli beendet sein. Zur Zeit sind wir auf der
Suche nach den Koordinatorinnen. Zu diesem Zeitpunkt (Workshop Aug. 2003)
werden wir auch die Gelegenheit wahrnehmen, an die Presse zu treten, und das
Projekt einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. (Newsletter 1/2003)
90

Dem Projekt liegt die gemeinsame Konzeptionsarbeit von Dr. Ruth-


Gaby Vermot-Mangold, Nationalrätin, Europarätin (Bern) mit Maren
Haartje9 zu Grunde, die mit der kreativen Umsetzung des Projekts
begannen. Bald (März 2003) wurde als rechtliche Grundlage für das
Vorhaben ein Verein mit dem Namen 1000 Frauen für den
Friedensnobelpreis 2005 gegründet.

Die Projektmanagerinnen setzten bereits in der frühesten Phase die


internationale Vernetzung der Organisation in Gang, die sich als
wesentliches Element der Vereinsinteressen darstellte. In den ersten
Monaten des Jahres 2003 nahm das Projekt seine konkrete Gestalt an,
mit dem bereits klaren Ziel:

"Im Jahr 2005 sollen weltweit 1000 Frauen den Friedensnobelpreis für ihre
unermüdliche Friedensarbeit erhalten. Vor allem jedoch wollen wir mutigen
Friedensfrauen Gesicht und Geschichte verleihen und ihre Arbeit mit Filmen,
Fotos und Dokumenten sichtbar machen." (1000peacewomen.org - Editorial von
Ruth-Gaby Vermot-Mangold, Homepage sowie Newsletter 1/2003)

Gleichzeitig mit dem Konzept für die Umsetzung entstand in


internationaler Zusammenarbeit das Logo, wurden Meinungen
internationaler Expertinnen eingeholt, Unterstützer und Sponsoren
geworben, das Büro in Bern eröffnet und die Homepage gelaunched. Im
Juni 2003 ging der erste Newsletter an die wachsende Zahl der
EmpfängerInnen ab.

"Ein gleichnamiger Verein ist gegründet worden und die Liste der
Unterstützenden wächst. Wir sind nun dabei, unsere engste Arbeitsgruppe, die
Koordinatorinnen, aufzubauen. Sie werden aufgrund ihrer regionalen Kenntnisse
und Vernetzung mit der Ernennung der Friedensfrauen betraut.
(www.1000peacewomen.org - Editorial der Homepage, Ruth-Gaby Vermot-
Mangold und Newsletter 1/2003)

9
Im Anhang finden sich Kurzbiographien aller Frauen, die hier im engeren Sinne als
Projektteam gelten können.
91

Mit der Umsetzung dieser ersten planmäßigen Projektphase setzt die


Initiative den Beginn der Vernetzung einer interessengeleiteten (virtuellen)
Gemeinschaft von Frauen aus der Friedensarbeit. In dieser ersten Phase
scheint vieles noch sehr vage, die gemeinsamen Absichten werden
formuliert und die zeitliche Struktur des Vorgehens wird bestimmt.

Das Kernteam der beiden Initiatorinnen wächst um weitere


Mitarbeiterinnen, Helferinnen und Mentorinnen und als strategische
Fortsetzung der zuerst noch spontanen Vernetzung wird die Suche nach
Koordinatorinnen geplant. Denn die Gruppe derer, die an dem Projekt
aktiv beteiligt sind, ist zu Beginn noch auf wenige Frauen (hauptsächlich)
in der Schweiz beschränkt und besteht einerseits aus den Frauen des
gegründeten Vereins, den Projektkoordinatorinnen (Rebecca Vermont und
Maren Hartjee als Projektmanagerin) und den Beraterinnen (wie Dr. Noa
Zanolli Davenport, die das Projektteam als Coach begleitet und die
mehrsprachigen Workshops moderiert). Es formiert sich ein Kernteam in
der Schweiz. Jedoch bereits im ersten Newsletter werden 5 Frauen des
internationalen Koordinatorinnenteams vorgestellt, das bis zu Beginn der
Nomination auf 18 anwächst und letztlich bis zum Ende der
Nominationsphase auf rund 20 anwachsen wird. Die Gruppe der Frauen
entsteht nicht aus der digitalen Netzkommunikation, sondern erwächst aus
den persönlichen Netzwerken und der Vernetzung der
Friedensaktivistinnen auf der Ebene internationaler Kongresse, Tagungen,
Treffen und ihrer Teilnahme an Verhandlungsprozessen internationaler
NGOs etc.

"Wir bauen also ein breites Netzwerk auf und schreiben Konzepte für die
kommenden Projektphasen"(Newsletter 1/2003)

Mit Abschluss der Konzeption wird der erste Schritt in die Öffentlichkeit
getan, und damit zugleich die internationale Vernetzung in einen größeren
Zusammenhang gestellt und in digitaler Form in Gang gebracht.
92
Zu diesem Zeitpunkt (Workshop Aug. 2003, Anm. M.N.) werden wir auch die
Gelegenheit wahrnehmen, an die Presse zu treten, und das Projekt einer
breiten Öffentlichkeit vorzustellen. (Newsletter 1/2003)

Mit diesem Workshop im August 2003 findet einerseits die globale


Vernetzung mit Friedensaktivistinnen von Track 1-2 ihre Fortsetzung.
Andererseits wird auf lokaler Ebene die gezielte Vernetzung mit
potentiellen SponsorInnen und UnterstützerInnen (auch über den
Newsletter) initiiert.

4.1.2 Vernetzungs-Phase

Die Vernetzungsphase beinhaltet die Koordinatorinnensuche, globale


Vernetzungsprozesse, gemeinsame Entwicklung der Nominationskriterien
und des Friedensbegriffs, Planung und Durchführung der
Nominationsabläufe und läuft von August 2003 – Mai 2004

Diese Phase ist prägnant von einer Ausweitung des neuen Netzwerkes
gekennzeichnet, Nun erfordert das geschaffene Netzwerk persönlichen
Vertrauens, wie es auf dem Koordinatorinnentreffen entstand, eine
regelmäßige Fortsetzung der Dialoge auf digitaler Ebene. Die
Koordinatorinnen in den Regionen beginnen das Netzwerk von der Track
1-2 Vernetzung auf eine Track 1-3 –also bis auf Grassroot10-Ebene -
auszuweiten und Friedensfrauen für die Nominierung zu finden.

10
Grassroot ist ein vom deutschen Wort "Grasswurzel" inspirierter Terminus in der
angloamerikanischen politischen Forschungstradition und bezeichnet Initiativen auf der
Ebene regionaler und/oder politischer Netzwerke von Engagierten bzw. Betroffenen.
Diese Grassroot-Initativen sind zumeist basisdemokratisch organisiert und zielen auf die
Veränderung politischer Institutionen durch gewaltfreien Aktivismus, zumeist lehnen sie
herkömmliche hierarchische und ideologische Organisationsstrukturen ab.
93

Zwei teilweise parallel laufende Prozesse charakterisieren diese Phase:


Einerseits die Ausdehnung des Netzwerkes als (virtuelle) Gemeinschaft
mit der Koordinatorinnensuche in allen Weltregionen. Andererseits die
Vorbereitung und Durchführung der Datenerhebungen im Rahmen der
Nominierung mit forcierter Vernetzung in die Grassroot-Ebene auf Basis
bestehender Netzwerkverbindungen der Koordinatorinnen, mit dem Ziel,
schwer zu erschließende oder schwer kontaktierbare Regionen und
Tätigkeitsbereiche der Friedensarbeit zu erschließen.

Die Phase ist stark von der schnell voranschreitenden globalen


Vernetzung gekennzeichnet, die zu großem Teil auf Netzkommunikation
basiert. Anders die lokale Vernetzung: Wie in den Datenauswertungen von
anderen Dimensionen noch gezeigt werden wird, ist diese Ausweitung auf
die Grassroot-Ebene in der Vernetzungsphase zwischen Track 2 und
Track 3 Frauen nicht vorrangig von Netzkommunikation getragen und
auch nicht auf dieser Ebene durchführbar.

Die Suche nach Koordinatorinnen, wie auch die Suche nach neuen
Finanzquellen ist das bestimmende Thema der Newsletter in dieser
Phase, die sich mit der Offenlegung der finanziellen Kalkulationen, der
Vorstellung erster Koordinatorinnen, der Bildung eines Friedensbegriffs
und der Definitionen von Konflikten und ihrer Lösung beschäftigen.

Das erste Treffen der Koordinatorinnen wird vorbereitet und Fragen über
die weitere Vorgehensweise, weitere Vernetzungsschritte werden
aufgeworfen. Mit dem Termin des ersten Koordinatorinnentreffens und
dessen kommunikationsintensivem Klima, setzt die Diskussion über die
gemeinsamen Ziele und Absichten, insbesondere über die Kriterien für die
Nominierung einer Frau im Projekt und über das gemeinsame
Friedensverständnis ein.

"Ziel des Workshops war einerseits die Verabschiedung eines gemeinsamen und
umfassenden Friedensverständnisses und andererseits der Kriterien, welche die
94
1000 Friedensfrauen zu erfüllen haben. Aber auch arbeitsorganisatorische
und technische Fragen waren Thema des Workshops." (Newsletter 3/2003)

"die wissenschaftliche Begleitgruppe nimmt konkrete Formen an und diskutiert


bereits die Kriterien" (Newsletter 2/2003)

"14 Koordinatorinnen rund um den Globus verteilt, sollen uns helfen, die 1000
Friedensfrauen zu suchen. Sie werden in ihrer Weltregion mit je 8-10
Hilfskoordinatorinnen zusammenarbeiten, die dann jeweils weitere 8-10
Friedensfrauen an der Basis suchen werden." (Newsletter 2/2003)

Die Ausdehnung des Handlungsraumes der Organisation in alle


Weltregionen erfolgt über regionalen Koordinatorinnen, die ihr
Engagement und ihre Netzwerke zur Verfügung stellen, um die Anliegen
des Projekts in ihren Regionen bekannt zu machen und Nominationen zu
sammeln. Die Vernetzung, die von den Koordinatorinnen vorangetrieben
werden soll, setzt von vorne herein eher auf persönliche Netzwerke. Für
die Organisation des Projekts macht es keinen Unterschied, ob diese
Aufgabe der Koordinatorinnen anhand von Netzkommunikation bewältigt
werden kann oder nicht.

Wir haben in einer ersten Phase in unserem Bekanntenkreis nachgeforscht. In


einer zweiten Phase fragten wir FreundInnen und Organisationen im In- und
Ausland an: In der Schlussphase halfen uns schliesslich bereits angefragte
Frauen – also unsere Koordinatorinnen –ein neues, breiteres Netzwerk knüpfen
(Newsletter 2/2003)

Mit der Erarbeitung von Kriterien für die Nomination, für die
Veröffentlichung von Nominationsbögen, mit denen Daten über alle in der
Friedensarbeit tätigen Frauen weltweit erhoben werden sollen, wird im
laufenden Vernetzungsprozess begonnen.

Die erarbeiteten Kriterien sind streng aber klar und transparent. Sie befinden sich
noch im Entwurfsstadium und werden laufend den Erfahrungen entsprechend
verifiziert. Wichtig ist, dass jede Frau in ihrem Kontext "nobelpreiswürdig" ist.
(Newsletter 3/2003)

"In dieser Aufbauphase ist es wichtig, diese Arbeit eng zu begleiten."(Newsletter


3/2003)

Ob die Kommunikation zur "Begleitung" dieser Arbeit von


Koordinatorinnen nun virtuell oder real stattfindet und organisiert wird,
95

oder nicht, kommt hier noch nicht konkret zur Sprache. Die Nomination
(die Eingabe von Nominationen) beginnt mit März 2004, und entspricht
dem Termin, ab dem auch der Online-Nominationsbogen bereit ist. Dabei
handelt es sich um ein Formular zur Online Eingabe der relevanten Daten,
das über ein Javaskript organisiert wird und an die
Regionalkoordinatorinnen weitergegeben wird.

"Wie bereits erwähnt, wurde der Nominationsprozess anfangs März eröffnet. Das
überarbeitete Nominationsformular ist auf unserer Homepage zu finden."
(Newsletter 3/2003)

Das Ende der Nominationsphase wurde mit 31. Mai 2004 terminiert und
auf gemeinsamen Beschluss hin bis Juni verlängert. Die Kriterien werden,
so das gemeinsam als notwendig erachtet wird, im laufenden
Nominationsprozess noch abgeändert oder spezifiziert.

"Nominationen können bis zum 31. Mai 2004 eingereicht werden. Bis Ende
August werden die Kandidaturen von den Koordinatorinnen und deren Gremium
geprüft und in einem weiteren Schritt nach Bern geschickt. Am nächsten
Workshop werden die Vorschläge diskutiert. Das internationale Team der
Koordinatorinnen wird die 1000 Kandidatinnen bestätigen. Ein International
Council, zusammengestellt aus internationalen Persönlichkeiten wird diesen
Prozess begleiten. Im Februar 2005 wird die Nomination in Oslo eingereicht."
(Newsletter 1/2004)

"Ein wichtiges Datum auf unserer Zeitachse ist der 30. Juni 2004. An diesem Tag
sollten die Namen der vorgeschlagenen Friedensfrauen dem Projektteam
bekannt sein."(Newsletter 3/2003)

"Bis zum zweiten Treffen der Koordinatorinnen im Februar 2004 werden die
Koordinatorinnen ihre Arbeit und ihre regionalen Teams organisieren, erste
Kontakte zu Friedensfrauen knüpfen und vorschlagen und Mittel beschaffen."
(Newsletter 3/2003)

Der 1. Februar 2005 steht ab Herbst 2003 für die Eingabe der
Nominationen an das Nobelpreiskomitee in Oslo fest. Der Brief wird am
26. Jänner 2005 abgeschickt.

"Die definitive Liste mit den Namen der 1000 Friedensfrauen und ein zweiseitiger
Nominationsbrief muss spätestens am 1. Februar 2005 in Oslo eintreffen."
(Newsletter 3/2003)
96

4.1.3 Verwirklichung bzw. Umsetzungsphase

Im nächsten Schritt geht es darum, die Nominationen auszuwerten, Liste


der 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 zu verabschieden und
in Oslo abzugeben, sowie um die Vorbereitung der Medienarbeit mit den
Koordinatorinnen, um die Planung von Pressekonferenzen und weitere
Koordinatorinnentreffen.

Mit Beginn dieser Phase ändern sich die Arbeitsziele wiederum drastisch,
konkret geht es jetzt an die Verwirklichung des Zieles, die Frauen sichtbar
zu machen.

"Mit dem Ablauf der Nominationsfrist Ende Juli ist ein weiterer Meilenstein
erreicht worden." (Newsletter: 3/2004)

"die Nominationen wollen alle gelesen, bewertet und teilweise übersetzt werden."
(Newsletter: 3/2004)

"Überdies muss das Herzstück des Projekts in Angriff genommen werden, die
Dokumentation der 1000 Frauen." (Newsletter: 3/2004)

Zur Zeit stecken die Koordinatorinnen in der wesentlichsten, spannendsten und


auch schwierigsten Arbeit, nämlich diese Nominationen zu analysieren.
(Newsletter: 3/2004)

Um diese terminlichen Koordinaten kann auch die weitere Einteilung der


Projektphasen gelagert werden. So setzt nun in der Verwirklichungs- bzw.
Umsetzungsphase die Medienarbeit einen Schwerpunkt.
"Sichtbarmachen" war ein erklärtes Ziel von der ersten Stunde an, das
gemeinsame Auftreten dieses Projektes wird geplant und koordiniert und
gemeinsam durchgeführt. Einerseits ist es zwar die Absicht, sichtbar zu
machen, andererseits widerspricht dieses Sichtbarmachen mitunter der
Datensicherheit bzw. der Sicherheit der nominierten Friedensfrauen.
Durch ihr Engagement sind viele der durch Recherche gefundenen
Friedensfrauen als "bedroht" oder "gefährdet" einzustufen, wenn ihnen in
ihrem Land größere Öffentlichkeit eingeräumt würde, bzw. sogar
internationale Medien ihnen Aufmerksamkeit entgegenbrächten. Dadurch
97

stellt sich für die Phase der Verwirklichung, in der es um die


Sichtbaramachung der Friedensfrauen selbst geht, ein besonderer
Umgang mit öffentlichen und organisationsinternen
Kommunikationsräumen ein.

Weiters geht es in dieser Verwirklichungs- und Umsetzungsphase


natürlich auch um die Erstelllung einer entsprechenden Dokumentation,
die die vielen Friedensfrauen in Form von Artikeln, Bildern, Datensätzen
darstellen soll und in dieser Form der Aufarbeitung als Pressematerial, als
Grundlage der Buchpublikation und als Basismaterial für die geplanten
Wanderausstellung fungieren soll.

"Für den Entscheid, die Namen erst im Juni 2005 bekannt zu geben ist
ausschlaggebend, dass die nominierten Frauen auf die Aufmerksamkeit – vor
allem durch die Medien – vorbereitet werden müssen und, dass bis im Juni
ausführliche Dokumentationen über die Arbeit der Frauen vorhanden sein
werden." (Newsletter 4/2004)

"Bis Ende März 2005 müssen alle Tausend von lokalen Journalistinnen porträtiert
werden. Textformate mussten erarbeitet werden, eines für eine Postkarte, eines
für das Buch, ein weiteres fürs Internet."(Newsletter 4/2004)

"Geplant sind 22 Medienkonferenzen in Städten wie Taschkent, Hongkong, New


Delhi, Kabul oder Boston, Nairobi und Sao Paulo und in vielen weiteren Orten. In
Hamburg/Deutschland ist ein Medienfrühstück geplant. Unterstützt und
organisiert wird diese Veranstaltung von filia, der Frauenstiftung." (Newsletter
2/2005)

4.1.4 Nachhaltigkeitserwägung und Fortführung

In diesem Abschnitt geht es um die Dokumentation der Biographien der


Friedensfrauen, um weitere Überlegungen zur Nutzung des Netzwerks
und die Fortsetzung der gemeinsamen Tätigkeit sowie die Nutzung und
Verwaltung der Datensammlung.

Die gemeinsamen Absichten und Ziele der Frauen kreisen vor allem
darum, was nach der Bekanntgabe der 1000 nominierten Friedensfrauen
bzw. was nach der Bekanntgabe der FriedensnobelpreisträgerInnen 2005
geschieht, für den Fall, dass der Preis an das Projekt geht oder auch
98

nicht. Die Weiterführung des Vereins unter den Gesichtspunkten der


Nachhaltigkeit des Projekts wird erwogen und besprochen.

Wichtige Fragen, die in dieser Phase auftreten, sind folgende: Was soll mit
den Daten geschehen? Wie soll die geschaffene Vernetzung weiterhin
genutzt und fortgesetzt werden, was geschieht – sollte der Preis wirklich
an die Organisation 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 gehen -
mit dem Preisgeld? Wie kann mit dem bis dahin Bewirkten den
nominierten 1000 Frauen geholfen werden? Wie sollen die Partner und
Sponsoren weiter "bewirtschaftet" werden? Wie wird die Dokumentation
vermarktet und welche digitalen Kommunikationsformen scheinen
geeignet, die Ziele der 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005
fortzuführen? Das sind die Fragen, die die Arbeit der Projektgruppe in
dieser Phase beschäftigen und die so wiederum Aspekte einer erneuten
Konzeptionsphase in sich tragen. Aus diesem Fragenkosmos ergibt sich
auch die Diskussionsbasis für das fünfte und vorläufig letzte
Koordinatorinnentreffen. Viele dieser Fragen wurden auch schon am
vierten Treffen diskutiert und waren bereits Thema in den Newslettern, die
in dieser Phase erschienen.

Die Ergebnisse sind veröffentlicht, die Regionalkoordinatorinnen berichten


im Newsletter (2004/4) von ihren Erfahrungen. Hier kommen nun erstmals
in größerem Umfang die Koordinatorinnen aus den Regionen zu Wort.

Das macht diese Phase für die forschungsleitenden Fragenstellungen


dieser Arbeit besonders interessant. Dass erstmals in großem Umfang die
Koordinatorinnen von ihren Erfahrungen im Internet einander und den
anderen Interessierten berichten, was ansonsten nur im persönlichen
Rahmen geschieht, kommt einer Ausweitung der Funktionen des
Newsletters gleich, der ja an sich als ein voranging einseitiges Medium im
Spektrum der vielen Formen von Netzkommunikation gilt. Die
Koordinatorinnen kommunizieren erstmals im öffentlichen
Kommunikationsraum, via Netzkommunikation über das Projekt. Und sie
99

sprechen dabei über ihren Arbeitsalltag und die Erfahrungen mit


Netzkommunikation.

Die Thematik Nachhaltigkeit äußert sich darin, dass im November 2005


das Buch zum Projekt erscheinen soll.

"In den nächsten Woche werden uns hauptsächlich das Lektorat der Texte für
Buch, Internet und Ausstellung sowie die Vorbereitungen für die
Namensbekanntgabe in Atem halten. Danach werden uns Anfragen von Medien
beschäftigen. Und dann steht schon beinahe die Ausstellung und das nächste
und gleichzeitig letzte Koordinatorinnentreffen vor der Tür!" (Newsletter 2/2005)

Das Koordinatorinnentreffen im April 2005 steht ganz im Zeichen der


Nachhaltigkeit. Dieses war ein wichtiges Kriterium bei der Bewertung der
Nominationen der Frauen und ist ein wichtiges Projektziel. Die Daten sollen nach
Projektschluss weiter bewirtschaftet werden. Die Netzwerke sollen wachsen und
genutzt werden und der Einfluss der Frauen soll gestärkt werden. In
Medientrainings mit Journalistinnen und Journalisten werden die
Koordinatorinnen im Umgang mit Information und Kritik geschult. Fragestellungen
und Antworten darauf sollen die Sicherheit gegenüber den Medien erhöhen und
eine einheitliche Kommunikation gewährleisten. Weiter auf dem Programm
stehen Diskussionen zur Strategie bei Erhalt bzw. Nicht-Erhalt des Nobelpreises
und die Verwendung eines allfälligen Preisgeldes. Wie und in welcher Form die
Namen bekannt geben werden sollen, ist ein weiteres zentrales Thema. Dies und
vieles mehr gilt es in drei Tagen zu besprechen und zu beschliessen, bevor die
20 Koordinatorinnen wieder in ihre Regionen reisen. (Newsletter 1/2005)

4.2 Gemeinsame Absicht

Die gemeinsame Absicht, die mit der Netzkommunikation verfolgt wird,


beeinflusst die Kommunikation grundlegend. Der Einsatzzweck bzw. der
gemeinsame Sinn ("group purposes" - Baym 1995: 146) für Interaktion im
virtuellen Raum determiniert das "Wie" des Miteinanders ebenso, wie das
"Wer" und die zeitliche Struktur (das "wie oft" und "wie lang",, die
Intensität) und wirkt auf die Art, wie Ziele und Absichten virtuell oder real
ausgehandelt werden.

Die Ziele der Organisation bzw. des virtuellen Netzwerkes beziehen sich
auf unterschiedliche Kommunikationsinhalte und Tätigkeiten innerhalb der
Organisation.
100

Für Höflich (Höflich 1996:. 140) wird die Kommunikation in


Organisationen einerseits durch ihre Formalisierung und andererseits
durch ihre Zielsetzung charakterisiert. Diese Sichtweise gelte auch für den
Einsatz von Kommunikationstechnologien. Wie Draft (2000) in seinem
Standardwerk über Organisationstheorie und Organisationsgestaltung
anmerkt, ist jede Organisation durch vier unterschiedliche Arten von Zielen
als zu unterscheidenden Merkmalen gekennzeichnet: mission, offical
goals, operative goals und strategy.. Ich habe diese Zielmerkmale für den
Zusammenhang dieser Arbeit unter den Begriffen

• ideelle Ziele,
• konkrete Ziele,
• strategische Ziele und
• Arbeitsziele

sinnverwandt übernommen und so die Merkmale von Draft (2000) zum


Ausgangspunkt für die analytischen Kategorien von Zielen in diese Arbeit
gewählt. Wie sich die Zielmerkmale von 1000 Frauen für den
Friedensnobelpreis 2005 in ihrer Netzkommunikation äußern, soll nun
anhand der Textmaterialien aus Newslettern und ausgewählten
Homepagetexten dargestellt werden.

4.2.1 Ideelle Ziele

Die ideellen Ziele, durch die das Projekt motiviert wird, konzentrieren sich
vor allem auf die Sichtbarmachung von Leistungen, die im Kontext
genderspezifischer und weltpolitischer Ungleichheit gesellschaftlich nicht
(an)erkannt bzw. kaum öffentlich thematisiert werden.

Millionen von Frauen setzen sich täglich für den Frieden ein. Sie kümmern sich
um Überlebende, leisten Wiederaufbau und schaffen eine neue Friedenskultur.
(Website http://www.1000peacewomen.org/de/html/index.html)
101
Das Projekt will die Arbeit von Frauen gegen Ungerechtigkeit,
Diskriminierung, Unterdrückung und Gewalt sichtbar machen. (Website
http://www.1000peacewomen.org/de/html/weg/ziel.html)

Wir wollen die Friedensarbeit von Frauen aus aller Welt sichtbar, erkennbar,
erfassbar und vermittelbar machen. So werden Frauen und Männer in
Konfliktsituationen bestärkt, sich weiterhin für friedliche Lösungen einzusetzen.
(http://www.1000peacewomen.org/de/html/weg/ziel.html)

So weit äußern sich die ideellen Ziele in den Texten der Homepage, die
sich explizit – unter dem Linktext Ziele – mit diesen auseinandersetzen. In
den Newslettern liegt die Darstellung der ideell motivierten Ziele und
Absichten ebenso offen, sie nimmt aber nicht den gleichen Stellenwert ein.
Denn wer den Newsletter bezieht, weiß zumeist, wie sich das Projekt
ideell positioniert. In den frühen Ausgaben des Newsletters nimmt Ideelles
durchaus einen wichtigen Platz ein, jedoch weniger in der Funktion, einen
konkreten Status zu manifestieren, denn als einen dynamischen Prozess
der Zielentwicklung darzustellen. Ein gemeinsames Friedensverständnis
steht im Mittelpunkt dieser Suche nach einem ideellen common sense der
Projektgruppe, der eben auch innerhalb der Netzkommunikation in Form
des Newsletters abgehandelt wird.

Mutig, zielstrebig und ohne Rücksicht auf die eigene Person verlangen sie (die
gesuchten Friedensfrauen) Frieden. (Newsletter 1/2003)

"Wir legen bei der Wahl der Koordinatorinnen großen Wert auf unterschiedlichen
Ansätzen ihrer Friedensarbeit." (Newsletter 1/2003)

"Wir haben uns bewusst entschieden, diese Arbeit (Definieren von


Friedensarbeit) nicht vorweg zu nehmen, da wir der Überzeugung sind, das
Friedensarbeit im kulturellen Kontext definiert werden muss." (Newsletter 2003/1)

Der Prozess, die gemeinsamen ideellen Ziele auch innerhalb der


stattfindenden Netzkommunikation (Newsletter) zu entwickeln, resultiert in
der Präsentation der Ergebnisse dieses Prozesses, im gemeinsamen
Friedensverständnis und den Kriterien der Nominationen.

Das Friedensverständnis als Basis des Projektes:


*ist breit aber nicht beliebig, es ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Es will
das Leben, die Lebensbedingungen umfassend gesichert wissen;
*geht vom gleichberechtigten Zugang zu allen Ressourcen, den
102
lebensnotwendigen (Wasser, Nahrung...) und den strukturellen (Bildung,
Politik, Eigentum...);
*und fordert die persönliche Sicherheit und Würde jeder Frau, jedes Kindes,
jedes Menschen in sozialer Verantwortung und global.
Wichtige Stichworte sind Gerechtigkeit, Schutz der Frauen- und Menschenrechte,
Engagement gegen strukturelle Gewalt und Diskriminierungen, Vermittlung
zwischen rivalisierenden Gruppen und Zugang zu Ressourcen. So wird dem
gängigen Friedensverständnis von Truppen, Abkommen, Verträgen und
Handshakes zwischen Staatsoberhäuptern ein breites Friedensverständnis
gegenüber gestellt, das besagt: "Kein Krieg ist noch kein Frieden."
Kriterien, die jede einzeln zu erfüllen hat, lassen sich in folgenden Stichworte
fassen:
*Gewaltlosigkeit
*Langfristigkeit und Nachhaltigkeit der Arbeit
*Beispielhaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein
*Altruismus/Uneigennützigkeit
*Transparenz und Toleranz
*Gerechtigkeit (2003/03)

Mitunter finden die ideellen Ziele auch darin ihren Ausdruck, dass
Bewunderung für die Arbeit der Beteiligten explizit gemacht wird, idem
ihnen im Newsletter Achtung und Respekt ausgesprochen wird.

"Das Engagement der Frauen um uns herum ist mutmachend und stärkend und
ihre Kreativität ist ansteckend. Sie schauen hin und nicht weg, sind
Tabubrecherinnen, Brückenbauerinnen und Multiplikatorinnen und sind fest mit
der Basis verwurzelt, auch wenn sie in Entscheidungspositionen sitzen. Sie
haben keine Berührungsängste gegenüber den Ärmsten, Schwächsten und
denen, die keiner mehr will. Sie verstehen Frieden als Menschliche Sicherheit
und das bedeutet ein Dach über dem Kopf, Gesundheit für Frauen und Kinder,
wie Aids, Teenagerschwangerschaft, Traumata, politische Rechte und
Empowerment, Dialog und Versöhnung, Bildung und Kultur. Sie schlagen neue
Wege ein und ihr Engagement ist partizipativ, unkonventionell und
nachhaltig."(Newsletter 3/2004)

Gerade in der Konzeptionsphase sind die ideellen Ziele ein häufiges und
vieldiskutiertes Thema des Newsletters. In den Interviews kommt diese
Dimension, schon allein wegen der spezifischen Fragestellung, nur selten
zum Vorschein. Auch in den späteren Newslettern stehen ideelle Ziele
kaum mehr im Mittelpunkt und tauchen kaum als Thema auf, da geklärt
scheint, um was es den Frauen ideell geht.

4.2.2 Strategische Ziele

Das strategische Ziel der Organisation besteht in der Zuerkennung des


Friedensnobelpreises 2005 an die dem Nobelpreiskomitee in Oslo
103

vorgeschlagenen 1000 Friedensfrauen. Die mit der Verleihung


verbundene (digitale) Vernetzung und die dadurch forcierte Publizität
dienen als Strategie zur Verwirklichung der Mission.

"100 Jahre nach der ersten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner sollen
2005 nun 1000 Frauen gemeinsam diesen Preis in Empfang nehmen." (Website:
http://www.1000peacewomen.org/de/html/weg/ziel.html)

"Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an 1000 Frauen soll ihre Arbeit
international anerkannt und gewürdigt werden. 1000, weil Frauen selten alleine
arbeiten, sondern in Netzwerken tätig sind." (Website:
http://www.1000peacewomen.org/de/html/weg/ziel.html)

"Friedensfrauen gibt es Millionen! Stellvertretend für sie sollen 1000 Frauen


diesen prestigeträchtigen politischen Preis erhalten. Sie und wir brauchen auf
dem Weg zum Friedensnobelpreis die Unterstützung, die Ideen und das
Wohlwollen einer breiten engagierten Bevölkerung."
(Dr. Ruth-Gaby Vermot-Mangold, Präsidentin des Vereins im Editorial der
Website http://www.1000peacewomen.org/de/html/weg/ziel.html)

Die Homepagetexte dienen als Diskussionsbasis für die Kommunikation


der Projektgruppe und stecken gleichzeitig die strategischen Ziele ab,
welche in den Newslettern wiederum zur Diskussion stehen und ihre
Weiterentwicklung finden.

Die strategischen Ziele treten zu Beginn durchaus sehr deutlich in


Erscheinung, sie nehmen aber vor allem in der Konzeptionsphase und der
frühen Vernetzungsphase auch einen bedeutenden Platz in den Themen
der Newsletter ein. Sehr strategisch wird beispielsweise an die
Auswahlkriterien für die Mitarbeit der Koordinatorinnen herangegangen.

"Uns ist und war wichtig, dass die Frauen, die Koordinatorinnen sein könnten,
regional und über die Landesgrenzen hinaus vernetzt und auf der sogenannten
Track ll-Ebene tätig sind. Mit anderen Worten: in Organisationen arbeiten mit
Kontakten zu Track l (Regierungsebene) und Track lll (Basis)." (Newsletter
1/2003)

"14 Koordinatorinnen rund um den Globus verteilt, sollen uns helfen, die 1000
Friedensfrauen zu suchen. Sie werden in ihrer Weltregion mit je 8-10
Hilfskoordinatorinnen zusammenarbeiten, die dann jeweils weitere 8-10
Friedensfrauen an der Basis suchen werden."(Newsletter 2/2003)
104

In ähnlicher Weise ergeben sich auch in anderen Zusammenhängen


des Projekts konkrete Aufgabenstellungen und alltägliche Arbeitsziele, die
strategische Entscheidungen erfordern. Beispielsweise in der späteren
Umsetzungsphase, als davon Abstand genommen wurde, die
burmesischen Friedensfrauen zu sichtbar zu machen. Hier wurde im Sinne
des strategisch wichtigeren Ziels im Widerspruch von Sicherheit und
Sichtbarkeit entschieden:

"In Burma haben wir nach langen Diskussionen mit Burmesinnen auf deren
Nomination verzichtet. Zu instabil ist die politische Situation, zu gross wäre die
Gefahr für die Frauen, ihre Familien und ihre Arbeit."(Newsletter 2/2004)

Inwiefern tangiert nun aber das strategische Zielspektrum der


Organisation die Netzkommunikation der Projektgruppe an sich? Zum
einen wird die Möglichkeit der digitalen Kontaktaufnahme als Kriterium der
Teilnahme der Koordinatorinnen vorausgesetzt.

"Sie (die Koordinatorinnen Anm. M.N.) verfügen über eine gute Infrastruktur
(Arbeitsplatz, Telefonanschluss, wenn möglich über PC/Internetanschluss) und
teilen mit uns eine gemeinsame Kommunikationssprache (Priorität Englisch,
dann Deutsch, Französisch, Spanisch oder Italienisch).…" (Newsletter 1/2003)

Zum anderen wird durch den Einsatz von Netzkommunikation die Arbeit
erleichtert und teilweise erst ermöglicht (siehe auch "technische
Infrastruktur"). Ein Beispiel dafür ist die Online-Nomination, die die
Digitalisierung der Nominationen erleichtert aber auch garantiert, dass
Friedensfrauen vorgeschlagen werden können, die nicht aus dem
Netzwerk der zuständigen Koordinatorinnen hervorgehen, sondern deren
Nominationen spontan durch die Eingabe von interessierten
TeilnehmerInnen entstehen. Denn Onlinenominationen können von jedem
eingegeben werden, der die Seite im Internet findet, sie werden aber dann
von den Koordinatorinnen, einem ihnen zur Seite stehenden Advisory
Board und den Projektkoordinatorinnen in der Schweiz überprüft und
begutachtet.
105

Die strategischen Ziele (oder Teilziele) üben also direkten Einfluss auf
die Gestaltung von Netzkommunikation der Organisation aus, sowohl in
der Wahl der Kommunikationsformen (Nominationsformular, Newsletter,
Homepage, E-Mail) als auch in der Auswahl der Koordinatorinnen, für die
der Umgang mit diesen Kommunikationsformen ebenso geläufig sein
muss, wie eine gemeinsame Kommunikationssprache (Deutsch, Englisch ,
Französisch, Italiensich, Spanisch).

4.2.3 Konkrete Ziele

Die konkreten Ziele, die die Organisation verfolgt, können in der


Identifizierung von Friedensfrauen weltweit, derMedienarbeit mit, durch
und für die beteiligten und nominierten Frauen, im Aufbau einer
Datenbank internationaler Kontakte und der Suche und Pflege von
Spendenkontakten identifiziert werden. (Fundraising, Donation-
Management und Sponsorship etc.)

Ausgehend von dieser Basis lassen sich in den Newslettern konkrete Ziele
finden, die die Netzkommunikation jedoch kaum tangieren. Das heißt:
Netzkommunikation hat kaum eine Einwirkung auf die Gestaltung von
konkreten Zielen und wird nicht explizit als Mittel zur Erreichung von
konkreten Zielen erwähnt, wohl aber zur Erreichung dieser Ziele
eingesetzt. (Wiederum als Ausnahme ist hier die Nomination über
Onlineformulare an sich zu sehen.) Implizit kann die Einrichtung der
Homepage und des Nominationsformulars an sich, sowie die regelmäßige
Versendung des Newsletters an sich ja als solch ein konkretes Ziel der
Organisation gesehen werden, diese Services(?) sind aber nicht Thema
der Newsletter.

Als konkretes Ziel kann eine kommunikative Vernetzung von


genderspezifischem Friedensengagement gesehen werden, dabei wird
aber nie speziell auf die virtuelle Dimension dieser Vernetzung
eingegangen. Die Frauen der wissenschaftliche Begleitgruppe (unter
106

ihnen eine Mehrzahl der Koordinatorinnen des Projektteams) wurden


zwar auf Basis einer Community-Software von Microsoft (MS-Sharepoint)
auf einer gemeinsamen technischen Plattform vernetzt und damit zu einer
verstärkt kooperativen Mitwirkung eingeladen. Allerdings wurde das sehr
umfangreiche, vielseitige Angebot an virtuellen Kommunikationsformen,
die dort gleichzeitg angeboten werden, bisher nur als Adressverzeichnis
genutzt, es gab nur minimale Eingaben durch die Teilnehmenden11.

"Mit den drei Projektpfeilern: Friedensnobelpreis 2005, Dokumentation und


Wissenschaft soll diese Arbeit (die Friedensarbeit der nominierten Frauen. Anm.
M.N.) gewürdigt, analysiert und sichtbar gemacht werden."(Website:
http://www.1000peacewomen.org/de/html/weg/weg.php)

"Deshalb werden die vielfältigen Friedensstrategien der Frauen mit Texten, Ton,
Bildern, Biografien, Filmen etc. dokumentiert. Aus diesem umfassenden Material
entsteht ein Buch, eine Wanderausstellung und eine interaktive Online-
Datenbank. Damit sollen die vielfältigen und kreativen Strategien der
konstruktiven Konfliktbewältigung sichtbar werden. Mit dem Projekt werden
bestehende Friedens- und Frauennetzwerke gestärkt und neue geschaffen. Eine
interaktive Online-Datenbank soll der Vernetzung und dem Austausch der
nominierten Frauen unter sich sowie mit Universitäten, Hilfswerken, Kirchen und
Regierungendienen."(Website:http://www.1000peacewomen.org/de/html/weg/ziel
.html)

"Die Frauen, ihre Arbeit und Strategien geben wichtige Impulse für die zukünftige
Konfliktforschung und Friedenspolitik. Deshalb untersuchen Forscherinnen
verschiedener Universitäten die Friedensarbeit wissenschaftlich und stellen ihre
Forschungsresultate Regierungen, Zivilgesellschaften und internationalen
Organisationen zur Verfügung." Website:
http://www.1000peacewomen.org/de/html/weg/weg.php

Die konkreten Umsetzungsziele stehen bereits in einer sehr frühen Phase


fest, sie nehmen zwar je nach Phase des Projekts andere alltägliche

11
Unter http://www.gendercampus.ch/projects/womenpeace zuletzt besucht 2005-05-10:
"The platform allows interested scientists to participate in discussion forums, to build up
libraries, to set agendas and to present their own research interests. The aim of the
platform is to enable direct contact between researchers working on related topics, and
thus to strengthen individual research." (Auszug aus dem Begrüßungsschreiben des
Scientific Networks/ von susanne.stalder@izfg.unibe.ch)
107

Arbeitsziele ins Visier, bleiben aber unverändert erhalten und sind


selten Gegenstand der Newsletter.

4.2.4 Alltägliche Ziele

Die alltäglichen Arbeitsziele der Organisation stehen in direktem


Zusammenhang zum kommunikativen Geschehen der Projektgruppe.

Die Ausführung der dargestellten Ziele konkretisiert sich im alltäglichen


Arbeitsprozess, in der kommunikativen Vernetzung, im Agieren der
Frauen im realen und virtuellen Raum, in ihrer organisationsinternen und
öffentlichen Kommunikation. Nicht zuletzt wegen der geographischen
Voraussetzungen einer global tätigen Organisation, aus denen die
Notwendigkeit vermittelter Kommunikation entspringt, wird diese in einem
beträchtlichen Maß als Netzkommunikation abgewickelt. Die
kommunikative Vernetzung des Projektteams stellt also (auch) ein
virtuelles Netzwerk, eine Netzgemeinschaft dar, da alle Koordinatorinnen
in ihrer alltäglichen Arbeit im Projekt Netzkommunikation einsetzen.

Speziell während der Umsetzungs- und der Nominationsphase stellt die


interne Kommunikationssituation dabei den empirisch ergiebigsten
Abschnitt im Projekt dar. Die Dimension alltägliche Ziele eröffnet jenen
Bereich, in dem die Netzkommunikation von den teilnehmenden Frauen
als am brauchbarsten, nützlichsten und effektivsten wahrgenommen wird.

Beispielsweise strebt die Organisation an, die regelmäßige Information


aller (mit dem Projekt assoziierten) TeilnehmerInnen über den Newsletter
zu organisieren, um einen gemeinsamen Informationsstand über den
gesamten Projektverlauf hinweg aufrechtzuerhalten. Diese regelmäßige
Information zu erstellen und zu koordinieren wird zu jener Form der
Netzkommunikation, die zur Erledingung alltäglicher Arbeitsziele der
Organisatorinnen gemeinsam eingesetzt wird.
108
Wir möchten Ihnen in diesen und in den all zwei Monate folgendenen [sic]
Newsletters jeweils einen Überblick über unsere Arbeit und den Stand des
Projektes 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 geben. (Newsletter
1/2003)

Die Organisation betont in ihrem Newsletter, wie wichtig ihnen eine


gemeinsame Vorgehensweise ist und macht beispielsweise die
Diskussion und Konsensfindung über den Friedensbegriff zu einem Ziel
der alltäglichen gemeinsamen Arbeit.

"Wir werden gemeinsam bestimmen mit welchem Friedensbegriff wir arbeiten


werden. Weiter werden wir die Kriterien definieren, welche die Frauen erfüllen
müssen, um eine der 1000 Friedensfrauen zu werden. Und schließlich geht es
auch um die konkrete Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen ihnen und
der Geschäftsstelle in Bern."(Newsletter 2/2003)

Wie im späteren noch zu zeigen sein wird, hilft den Frauen die
Netzkommunikation bei der Erledigung alltäglicher Organisationsziele
durchaus, jedoch je nach äußerem Zusammenhang auf ganz
unterschiedliche Weise - in der Kommunikation mit Track 3 Frauen
mitunter auch gar nicht. Zuweilen ist E-Mail die einzige Möglichkeit, mit
den Friedensfrauen oder unterstützenden NGOs zu kommunizieren (vgl.
Situation im Sudan, Verweis auf Afrika Abschnitt), unter anderen äußeren
Bedingungen bleibt nur das persönliche Gespräch von Angesicht zu
Angesicht oder die Weiterverbreitung von Infos auf der Basis des
Weitererzählens (oral information – Vergleiche Afrika Südafrika), und zwar
dort, wo das Projektteam seine Kommunikation nicht virtuell erledigen
kann.

4.3 Äußerer Zusammenhang

Kommunikation an sich, sowie auch Netzkommunikation findet in äußere


Zusammenhänge eingebetet statt. Kommunikation zielt auf Verständigung
innerhalb des gegebnen sozialen Kontexts und der kulturellen
Zugehörigkeit der Teilnehmenden, und erfolgt auf der Grundlage einer
gemeinsamen Sprache. (vgl. Baym 1995: 141)
109

Netzkommunikation bildet hier wiederum eine charakteristische


Kommunikations-Situation aus, die letztlich nicht nur durch ihre
Vermittlung via digitale Netze eine spezifische Form annimmt. Denn wie
die Teilnehmenden den Zugang zu virtuellen Räumen finden, beeinflusst
wer an der Interaktion teilnehmen kann.

Die Techniknutzung in der Netzkommunikation ist eingebunden in die Art,


die Umstände und den Zweck ihres Einsatzes die mit der Dimension
äußerer Zusammenhang hier nun für die Netzkommunikation der "1000
Frauen für den Friedensnobelpreis 2005" beschrieben werden soll.

4.3.1 Diversität und Gemeinschaft

Sprache, Religion, ideologische und kulturelle Identität bilden in der


Projektgruppe eine Art der Diversität aus, deren Einfluss auf die
Netzkommunikation der Gruppe in der Dimension äußerer
Zusammenhang beschrieben wird. Der äußere Zusammenhang umfasst
jene Aspekte, die einerseits Verschiedenheit (Diversität) ausprägen bzw.
andererseits Gemeinsamkeit innerhalb der Gruppe begründen oder
bestärken. Generell grenzt sich diese Dimension zu der Dimension der
persönlichen Aspekte insofern ab, als sie auf den größeren, gesamten
Kontext, in dem die Frauen agieren, fokussiert. Das Splitting in fünf
Regionalteams wie es die Organisation für sich vorgenommen hat, bildet
die Unterteilung für die Beschreibung des äußeren Zusammenhangs. Die
Unterscheidung wird also innerhalb des Rahmens beschrieben und
dargestellt, wie sie das Projekt in seiner Struktur an sich schon darbietet.
Der Vorgabe dieser regionalen Achsen entlang wird nun analysiert,
inwieweit die Regionen als kulturelles Umfeld mit länderspezifischen
Eigenheiten den Umgang mit Netzkommunikation beeinflussen. Die
Koordinatorinnen und Managerinnen stehen somit als Vertreterinnen
dieser unterschiedlichen Szenarien "äußerer Zusammenhänge" für die
Länder, in denen sie für das Projekt arbeiten. Die Erzählungen und
Berichte über Erlebnisse, Erfahrungen, Emotionen und Standpunkte
110

äußern sie in den Interviews und beschreiben sie in den Publikationen


des Newsletters. Diese beiden Datenquellen bilden die Basis für die
Darstellung der äußeren Zusammenhänge.

Die Netzkommunikation der Projektgruppe entspricht dem


organisationalen Zusammenhang sowie den Gepflogenheiten unter den
international tätigen Friedensaktivistinnen als einer Art Subkultur,
vergleichbar mit der Subkultur wie sie etwa das internationale
"diplomatische Parkett" oder die internationalen
"Antiglobalisierungsaktivisten" für sich ausbilden. Die Koordinatorinnen
kommen aus unterschiedlichem Tätigkeitsbereich, trotzdem folgt ihre
Arbeit ähnlichen sozialen Zielen, die ihre Gemeinschaft begründen. Die
Kriterien für die Wahl der am Projekt Teilnehmenden stellen sich in den
Newslettern folgender maßen dar:

"Uns ist und war wichtig, dass die Frauen, die Koordinatorinnen sein könnten,
regional und über die Landesgrenzen hinaus vernetzt und auf der sogenannten
Track ll-Ebene tätig sind. [...] Sie sind u.a. in folgenden Bereichen tätig:
• Aufbau bzw. Institutionalisierung von Friedensbeziehungen zwischen
rivalisierenden Gruppen
• Beiträge zu Friedensverhandlungen auf verschiedenen regionalen, nationalen
und internationalen Ebenen
• Friedens- oder humanitäre Aktivitäten während akuten Kriegsereignissen oder
bewaffneten Konflikten
• Gewaltprävention
• Kriegsverweigerung
• Politische Aktionen für den Frieden
• Aktivitäten zum Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegssituationen
• Aktivitäten zur Unterstützung von Frauen, die sich in Kriegssituationen für die
Beendigung von Krisen und Kriegen in ihren eigenen Regionen/Ländern
einsetzen
• Demokratisierung in Nachkriegsgesellschaften
(Grund- und Menschenrechte, insbesondere Frauenrechte/BürgerInnenrechte) •
Friedenserziehung in Schulen und Gemeinden
• Friedens- und Konfliktforschung (Wissenschaft)
• Gemeinsames Ressourcenmanagement in Konfliktregionen (Agrarpolitik:
Landrechte, nachhaltige Produktionsweisen)
• Geschichtsaufarbeitung und -vermittlung (Politik, Kunst, Literatur, Medien)
• Versöhnung und Trauma-Arbeit
• Gesundheit/Familienplanung
(Newsletter 2/2003)

Nationale und regionale Kultureinflüsse und länderspezifische


Subkulturen, die hier beteiligt sind, werden in die Analyse einbezogen, so
111

sie offensichtlich werden und als solche in den Daten erkennbar sind.
Auch der äußere Zusammenhang, aus dem heraus die Frauen überhaupt
Kontakt zur Gruppe bekamen bzw. die Situation, wie sie Zugang zum
Internet bekommen, soll innerhalb dieser Dimension beschrieben werden.

"In an organisation where one of my friends is working, he has sent me the


information that the 1000peacewomen.org was looking for a coordinator. This is
how I communicated first with the people. It is only the director and the finance
person who can use the internet. All the other stuff, about 40 people – they are
not in their office connected to the internet, because it is costly. So it is a national
NGO – so I get information from the director because only he is the person who is
connected to the internet in this organisation. Not because he don´t want other
people to have internet connection, only because of the cost". (Nomvuyo Skota
Dayile, Südliches Afrika)

In diesem Zitat klingen darüber hinaus bereits viele weitere äußere


Zusammenhänge an, die im laufenden nun beschrieben werden und die
konkreten Situationen beschreiben innerhalb der die Koordinatorinnen
spezifisch auf dieses Projekt bezogen bzw. allgemein in ihrer Region
arbeiten.

Ab der Ausgabe 3/2003 kommen die Regionalkoordinatorinnen auch im


Newsletter zu Wort – zumindest mit kurzen Zitaten. In den Newslettern, in
denen die Regionalkoordinatorinnen zu Wort kommen und von ihrer Arbeit
berichten, ergeben sich für die wissenschaftliche Analyse wichtige
Informationen zu der Arbeitssituation, zu kulturellen und politischen
Besonderheiten der Nationen und Regionen. Sie eröffnen Einsicht in den
Kontext in dem Friedensarbeit allgemein und die Arbeit der Gruppe im
Besonderen erfolgt.

4.3.2 Sprache

Sprache stellt einerseits einen äußeren Zusammenhang in der


Netzkommunikation dar, beispielsweise in der gemeinsamen Sprache, die
gefunden werden muss um Kommunikation stattfinden zu lassen.
Gleichzeitig kann Sprache ebenso als persönlicher Aspekt wie auch als
112

Bestandteil des kulturellen Umfeldes gelten, es wird in beiden


Abschnitten versucht, dies als solches zu trennen.

"the grassroot women: they do not know English and they have no access, so
internet you can use only with middle class people and organisations with some
money, with an office, with a computer." (Kamla Bhasin, Indien Bangladesh,
Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

"And also the language that is used in the internet is not everybody’s language,
it’s not a matter of you clicking and then you get closer, you click and write it in
English, you click and read it in English, this is a certain language – not
everybody’s language, and so it becomes very difficult for the most people to use.
Saying doesn’t change that".(Nomvuyo Skota Dayile, Südliches Afrika)

"and then you can communicate through internet but only for them who can write
and read in English, so we can not communicate with them! You mostly can not
communicate in your local language." (Supawadee Petrat, Mekong-Region)

Soziokulturelle Unterschiede beeinflussen die tägliche


Netzkommunikation, die Projektkoordinatorinnen merken das jeden Tag.
So ist es – dort wo die Kommunikation auf Basis der Netzkommunikation
stattfinden kann zumeist nicht der Umgang oder der personale Technikstil
der Teilnehmenden, an denen Diversität erkennbar wird, als vielmehr die
sprachliche Ebene der Formulierungen in der Netzkommunikation.

"Ich denke im Umgang mit den Medien besteht kein Unterschied, hab ich das
Gefühl. Der interkulturelle Unterschied den kriegt man bei den Formulierungen
mit. Also aus England bekomme ich knappe Einzeiler. Zack und Tschüss und aus
Mali bekomme ich von der Fatomata „Das Gott dir deine Gesundheit bewahre
und hoffentlich ist deine Familie guten Mutes und so weiter Zeilen über Zeilen mit
Begrüßungsformeln dann irgendwann erst kommt es zur Sache. Die
Konventionen die gesellschaftlich-kulturell üblich sind zeigen sich dann eben
auch in den Mails wieder... Also ich habe den Eindruck es ist weniger ein
interkultureller Unterschied auf der Ebene des technischen Gebrauches zu
bemerken sondern eben im sprachlichen Bereich! ich kann nicht der Fatomata
einen Einzeiler zurückschicken, das geht eigentlich nicht!" (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz)

4.3.3 Regionale Unterschiede und kulturelle Eigenheiten:

In einer groben Einteilung fasst die Organisation die Länder Amerikas


(Kanada, US und Länder Süd- und Mittelamerikas), Europas (inkl. GUS
und Russland), Asien (inkl. Mittlerer Osten und Ozeanien) und Afrikas
zusammen. Die Zentrale in Bern (also das Schweizer Projektteam in Bern)
113

wird dem Abschnitt Europa zugeordnet. Die vier regionalen Teams


bestehen jeweils aus mehreren Koordinatorinnen, die die 225 Länder als
Arbeitsgebiete aufteilten. Die Koordinatorinnen vertreten jene Nationen,
die in ihrer Region liegen und / oder zu denen sie bezüglich ihrer
Erfahrung, ihrer Tätigkeit, ihres Arbeitsbereiches oder anderer
persönlicher Aspekte eine Affinität aufweisen und nützliche
Netzwerkstrukturen einbringen können. Die Zuteilung der Länder
entspricht somit nicht zwingend einem Kultur- oder Sprachkreis, sondern
ist mit den persönlichen Aspekten der Koordinatorinnen verknüpft und
ergibt eine projekteigene Struktur, die sich als solche analysieren lässt.

Das besondere Augenmerk liegt für mich hier vor allem auf der Region
Asien. Prinzipiell treten dagegen die Regionen Europa, Amerika etwas in
den Hintergrund der hier angestellten Betrachtung, die sich - wie bereits
erwähnt auf die Region Asien konzentriert und Afrika gegenüberstellt, um
zu zeigen wie sich die äußeren Zusammenhänge unter denen die Frauen
(im Netz) agieren, gestalten.

4.3.4 Amerika

Region: Kanada, USA und die Länder Südamerikas

In der Analyse von Netzkommunikation der 1000 Frauen für den


Friedensnobelpreis 2005 stellt Amerika und Kanada mit einer besonders
hohen Internetdiffusion (lt. Nielsen – Net Ratings 2004) fast 75 % d. h.
204,3 Millionen US Bürger und Bürgerinnen bzw. 81,7 % der Frauen
zwischen 35 und 54 Jahren) einen Sonderfall in mehrerer Hinsicht dar, auf
den hier jedoch nur kurz eingegangen werden kann.

Für Amerika, ebenso wie für Europa, kann aufgrund der Auswertungen
angenommen werden, dass die Suche nach Friedensfrauen durchaus
sehr effizient über Netzkommunikation organisiert werden kann, allerdings
die Möglichkeit dazu mit zunehmender Nähe zum Krisen- oder Konfliktfall
114

bzw. zu gesellschaftlich marginalisierten Thematiken abnimmt. Hier


am Beispiel einer Aktivistin gegen Menschenrechtsverletzungen in
amerikanischen Gefängnissen:

Doch sie kämpft weiter, setzt sich immer wieder für einzelne Mandantinnen ein,
versucht aber vor allem, das System als Ganzes Schritt für Schritt zu verändern.
Die Gefängnisse, sagt sie, widerspiegeln die Verhältnisse in der Gesellschaft.
Deshalb müsste die Arbeit drinnen mit jener draussen eng verknüpft werden; sie
zeigt die Zusammenhänge auf – zum Beispiel jene zwischen Rassismus und
Rechtsprechung, aber auch jene zwischen den Geschehnissen von Abu Ghraib
im Irak und den Gefängnissen in den USA.(Beitrag von Gabriela Neuhaus,
Offroad Reports tätig im Projektbereich der Dokumentation über eine der
nominierten Friedensfrauen in Amerika im Newsletter 1/2005)

Den Häftlingen selbst ist auch nur sehr eingeschränkt eine Teilnahme an
der Netzkommunikation generell gegeben.

Der hohe Verbreitungsgrad des Internet in den USA und deren


Vorreiterstellung im Wirtschaftsbereich technologischer Innovation bedingt
die nach wie vor bestehende kulturelle Dominanz, die das Internet derzeit
noch aufweist. 33% der aktiven InternetnutzerInnen sprechen gewöhnlich
asiatische Sprachen, 37,9 % der OnlinerInnen sprechen eine europäische
Sprache (außer Englisch) und 35,8% der Internetbevölkerung spricht
hauptsächlich englisch. Eine ähnliche Verteilung ergibt das für die
Sprache der Internet-Sites (siehe Graph zur Sprachenverteilung im
Internet: The Joshua Project 2005: global-reach.biz).

Für die Länder Südamerikas sieht die Situation anders aus als im Norden
des Kontinents. Hier kann nicht mit Bausch und Bogen zusammengefasst
werden, nur über nationale und lokale Bezüge erscheint hier eine Analyse
sinnvoll. Das ergibt sich auch aus dem Datenmaterial, beispielsweise aus
folgendem Kontext: Nora Franco – zuständige Koordinatorin für
Südamerika mit Ausnahme Brasiliens ging - so berichtet der Newsletter,
für ihre Arbeit schon vorab davon aus, dass sie die Länder Südamerikas
durch ihre vorhandenen Netzwerke abzudecken vermag, die sie zumeist
anhand persönlicher Meetings und über Kontakt per E-Mailkommunikation
erreicht. Anders bei der Suche nach Friedensfrauen in der Karibik:
115
"Die „Karibik-Suche“ wird sie mehrheitlich per elektronischer Post erledigen.
Doch stehen bestimmt Schwierigkeiten bei der Identifikation von Frauen in
Kuba an, wo Regimekritikerinnen durch Publizität gefährdet werden könnten."
(Newsletter 4/2003)

Für Brasilien ergibt sich, dass die Information über das Projekt vor allem
über herkömmliche Medien hergestellt wird. Das heißt neben den
hilfreichen informellen Kontakten zu politischen Institutionen und
Aktivistinnen, ist es die klassische Medienarbeit, die als Strategie der
Vernetzung und Suche nach Friedensfrauen eingesetzte wird.

Als Koordinatorin für Brasilien sah ich mich vor eine große Herausforderung
gestellt. Brasilien ist ein Land mit 180 Millionen EinwohnerInnen. Es bedarf einer
Fülle von koordinierter Kommunikation, um in einem Land dieser Grösse über ein
solches Projekt zu informieren. (Clara Charf, Koordinatorin Brasilien im
Newsletter 2/2005

So ergibt sich für die verschiedenen Länder eine sehr unterschiedliche


Situation, der sich die Koordinatorinnen bewusst werden mußten und
daraus resultierend eine entsprechende Kommunikationsstrategie, einen
Mix aus persönlichem Netzwerk und Netzkommunikation kreierten.
Netzkommunikation fand vor allem mit der Zentrale, dem
Organsiationsbüro in Bern statt, mitunter auch unter den
Koordinatorinnen.

4.3.5 Europa

Region: Europa inkl. GUS und Russland sowie das Team der Zentrale in
Bern, Schweiz

Wie in der bereits dargebrachten Statistik abzulesen, erscheint Europa als


im Internet durchaus präsente Weltregion, doch bezüglich der hier
gegenständlichen Thematik der Vernetzung von Friedensfrauen sieht das
weitgehend anders aus, sprachliche Barrieren und Marginalisierung auf
unterschiedlichen Ebenen erschweren das Netzwerken.

"Aber auch die Vielfalt der Sprachen erschwert die Kommunikation, in vielen
Regionen wird nicht englisch gesprochen. Und Europa ist längst nicht so gut
116
vernetzt, wie wir es von hier aus annehmen." (Beitrag Maren Haartje,
Projektmanagement und Koordinatorin für Nord – und Westeuropa im
Newsletter 4/2004)

Mitunter ist für Europa – ähnlich wie für die anderen Weltregionen
festzustellen, dass sich mit zunehmender Nähe zu Konflikten
(Krisenherden, konkreten Situationen der Benachteiligung, Unterdrückung
oder Menschenrechtsverletzungen etc.) sich auch die Möglichkeit zu
Netzkommunikation verringert. Damit verengt sich der
Handlungsspielraum möglicher Netzakteurinnen, die hemmt die
Entwicklung eigenständiger Kommunikationsstrategien. Diese Tendenz
kann nicht als typisch für hoch entwickelte Länder dargestellt werden,
darin zeichnet sich keinen Unterschied zu Afrika oder Asien ab.

"Die Frauen haben E-Mail, sie arbeiten an Computern und sie gehen gerade mal
einmal am Tag online, weil sie eben pro Minute bezahlen. Es ist schwer zu sagen
welche Möglichkeiten die Frauen da mit diesen Medien überhaupt haben. Aber
da funktioniert die Kommunikation sehr gut!" (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz im Interview über die Frauen in den GUS Staaten
und Russland)

"Frauen in Westeuropa sind an vielen Orten tätig, aus denen sich der Sozialstaat
zurückgezogen hat. Deshalb schauen sie hin und nicht weg und weisen Wege
aus der Gewalt. Ihr Engagement ist partizipativ, unkonventionell und nachhaltig.
Dennoch darf über diese positiven Beispiele nicht vergessen werden, dass auch
in Europa Frauen bedroht werden, wenn sie sich dem organisierten Verbrechen
entgegenstellen und deren Schnittstellen zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
aufdecken. Bei der Auswahl haben wir uns auf die Vielfalt der Arbeit im Kontext
der Regionen konzentriert." (Maren Haartje ,Projektmanagement und
Koordinatorin für Nord – und Westeuropa in einem persönlichen Beitrag im
Newsletter 4/2004)

So unterschiedlich wie der Kontext der Regionen und


Arbeitsschwerpunkte der gewählten Friedensfrauen bilden sich mitunter
auch die Vorraussetzungen für die Netzkommunikation ab.

"Während der relativ kurzen Nominationsphase konnten wir nicht alle Regionen
erreichen. Mir wurde bewusst, dass Europa nicht nur seine Grenzen erweitert,
sondern auch Regionen hat, die marginalisiert sind, wie z. B. Grönland, die
Faröer Inseln, Zypern. Aber auch die Vielfalt der Sprachen erschwert die
Kommunikation, in vielen Regionen wird nicht englisch gesprochen. Und Europa
ist längst nicht so gut vernetzt, wie wir es von hier aus annehmen. Die
Nominationen, die wir erhalten haben, sind deshalb wie eine Momentaufnahme,
nicht komplett, sondern ein Zeichen, dass die Zahl 1000 wirklich symbolisch ist."
117
(Maren Haartje, Projektmanagement und Koordinatorin für Nord – und
Westeuropa in einem persönlichen Beitrag im Newsletter 4/2004)

Für die Staaten des ehemaligen Jugoslawiens und die angrenzenden


Regionen des Balkans ergibt sich vor allem aus den jüngst erst beendeten
kriegerischen Auseinandersetzung besondere Bedeutsamkeit der
Konfliktbewältigung und Aufarbeitung der Vergangenheit in dieser
Nachkriegsgesellschaft.

"Ein wichtiges und immer wiederkehrendes Thema der nominierten Frauen ist die
Rückkehr der Flüchtlinge und die Traumabehandlung der 20'000 vergewaltigten
Frauen.."(Fadila Memesevic Koordinatorin Balkan, Südosteuropa)

"Fraueninitiativen in Ländern des ehemaligen Jugoslawiens fokussieren auf die


Bedürfnisse der Schwächeren und entstehen nicht aus den Interessen der
mächtigen Elite. Ihr Kampf gilt der alltäglichen Gewalt." (Fadila Memesevic
Koordinatorin Balkan, Südosteuropa)

Für Europa kann – wie für den Bereich Nordamerikas kann behauptet
werden: Hier ist und war Netzkommunikation wesentlicher Bestandteile
der Kommunikationsstrategien von Friedensfrauen.

4.3.6 Asien und Ozeanien

(inkl. Mittlerer Osten und Ozeanien)

Für diese Weltregion, die innerhalb dieser Arbeit eine besondere


Betonung findet, bedarf es einer weiteren Aufgliederung, denn die Länder
Vorderasiens sind zu denen im Ostens, Südosten und Norden Asiens sehr
verschieden, und die asiatischen Länder wiederum nicht mit denen
Ozeaniens in eine Analyseeinheit zu verquicken, zu groß sind die
Unterschiede bezüglich der äußeren Bedingungen von
Netzkommunikation. So wird im Folgenden die Region nach den
Wirkungsbereichen ihrer Koordinatorinnen aufgeschlüsselt, wobei das
Augenmerk hier vor allem auf die Mekong (Südostasien)–Länder, die
Philippinen – Pazifischen Ozean, und den Ländern Südasiens liegen wird.
118

Ozeanien:

Koordinatorinnen: Nicola Louise Simmonds und Südostasien sowie


Sandy Fong

Für Regionen, wie Fiji beispielsweise wird zu bedenken gegeben, dass die
Bewältigung der Aufgabe nur mit der Hilfe des Netzwerks eines regionalen
NGO´s nur mit …

"dem Netzwerk von ECREA, dem Ecumenical Centre for Research, Education &
Advocacy, möglich ist. Kontakte können in alle Südseestaaten hergestellt
werden, Probleme wird es zum Teil mit den Nominationsformularen geben, denn
nicht alle Betroffenen können lesen und schreiben und oft schon gar nicht in
Englisch." (Newsletter (3/2003)

Solche Rückmeldungen hatten zur Folge, dass es auch prinzipiell möglich


wurde, Nominationen in Form von Tonbandaufnahmen zur Verfügung zu
stellen. Information läuft in diesen Ländern eher über die herkömmlichen
Medien.

Wie Sandy Fong berichtet, war für die Netzkommunikation mit den
gesuchten Friedensfrauen die Infrastruktur einfach nicht gegeben, hier
halfen vor allem bestehende Netzwerke von NGOs, die einerseits über
einen digitalen Anschluss verfügen und andererseits Kontakt zur Basis der
lokalen Friedensinitiativen ermöglichen.

Trotzdem war es schwierig, Nominationen aus dieser Gegend zu erhalten. Zum


einen ist die Kommunikation nach wie vor erschwert. Nicht alle Leute haben
Zugang zum Internet, die Stromversorgung ist nicht immer gewährleistet und die
Telefonverbindungen funktionieren zeitweise nicht. Dennoch sind 36 Frauen der
Pazifik-Region nominiert. UNIFEM Pazifik, Oxfam Australien, der Global Fund for
Women und NZAid unterstützen das Projekt tatkräftig.(Newsletter 1/2005)

Mekong-Region

Koordinatorin: Supawadee Petrat (Kratae)


119

Kratea, die den Bereich Südostasien bzw. laut ihrer eigenen Definition
die Länder des Mekong ("but we don´t want to use the Indochina-term because of
the historical connotation to the political colonisation to the Mai Kong area." Supawadee
Petrat im Interview) zu koordinieren hat, war in ihrer Region mit einer Vielfalt

an Sprachen, Schriftzeichen, religiösen, ideologisch-politischen und


kulturellen Unterschieden konfrontiert, die sich ganz grundlegend auf die
Möglichkeiten der Netzkommunikation in und mit dieser Weltgegend
auswirken. Wie dies auch von anderen Koordinatorinnen berichtet wurde,
war es hier besonders schwierig, die kulturellen Werthaltungen, die mit
dem Nobelpreis verbunden sind, zu vermitteln, denn nicht überall ist
dieser Preis überhaupt bekannt.

"In der Mekongregion leben rund 200 Millionen Menschen verschiedener Ethnien
und Religionen. Beherrschender Wirtschaftssektor ist die
Landwirtschaft…"(Newsletter 1/2005)

"Bevor aber in dieser Region zu Nominationen aufgerufen werden konnte, galt es


Sprachbarrieren zu durchbrechen: das Nominationsformular wurde in die lokalen
Sprachen übersetzt, denn Englisch sprechen die Wenigsten. Überdies ist die
Kommunikation per Internet nicht geläufig. Deshalb fehlte uns oftmals die Zeit,
die Informationen in den Netzwerken zu streuen und alle Frauenorganisationen
zu informieren. Dennoch befinden sich heute unter den 1000 nominierten Frauen,
deren 43 aus der Mekongregion. Frauen mit unglaublichen Geschichten…("
Newsletter1/2005)

In den Länder des Mekong ist letztlich die Sprache Englisch (auch als
Sprache des Internet) von so vorrangiger Bedeutung, weil es nicht nur
unterschiedliche Sprachen, sondern auch eine beträchtliche Vielfalt an
unterschiedlichen Zeichensätzen gibt.

"Live seems so simple trough email but also the message of the project was hard
to make understandable… civil peace, the Nobel Peace Award and nominations
and price money… and also the information we sent, is in English." (Supawadee
Petrat (Kratae), Koordinatorin Maikong- Region)

In vielen der Länder besteht ein sehr prägnantes Stadt-Land Gefälle, digitale
Medien sind am Land meist kaum zugänglich, und noch weniger für die
Friedensfrauen, die sich im Rahmen ihres Engagements zumeist in den
Widerspruch zu den restriktiven Machthabern stellen.

"If we want to connect people in Cambodia or Vietnam, I can not connect them
directly, is difficult. …in the big cities internet is widely spreaded, but in the rural
area…"(Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin Maikong)
120
"You mostly can not communicate in your local language. So if we want
reach these who cannot read and write English we have to found people how
can do it for them! Those who now the language can communicate on internet
with us! If you look in this country internet is hardly to access to the grassroot
people. Mostly the academics and the middleclass and the people in the cities
are using it, but not on the grassroots level!" (Supawadee Petrat (Kratae),
Koordinatorin Maikong-Region)

Wiederum sind es die NGOs, die einen wichtigen Anknüpfungspunkt für


die Netzkommunikation bieten.

"Most of the NGOs nowadays have internet not only in Thailand also in
Cambodia and in the big cities of Vietnam and so on" (Supawadee Petrat
(Kratae), Koordinatorin Maikong-Region)

"I told you – when we travelled around in the countries of the MaiKong Area
searching for nominations we came to the different cities of Vietnam and I found
that there are a lot of internet cafes – a real boom. But if you travel to the
province – which is not the tourist area, - the tourist area have a high standard of
internet access…there is no access." (Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin
Maikong-Region)

Generell sind es eher die jungen Leute, die sich der neuen digitalen
Kommunikationsformen bedienen. Das Alter spielt hier eine Rolle, weil
vorallem junge Menschen im Internet präsent sind.

"There are very many people especially using internet in the internet cafes –
especially the new generation – the young people" (Supawadee Petrat (Kratae),
Koordinatorin Maikong-Region)

"I hardly use forums, but sometimes newsletters could be an important


information resource. When we in the MaiKong attend a meeting, we leave our
mailing address, and when ever there is a new information, we get it through that
mailing list and we get the newsletters or recurrent information about new
meetings or news about … That is very useful" (Supawadee Petrat (Kratae),
Koordinatorin Maikong-Region).

Mitunter gibt das Anlass zur Vermutung, dass nicht persönlich adressierte
virtuelle Post weniger verfänglich für die Empfänger ist. Instabile politische
Lage, Militär, Diktatur, Zensur, Korruption und
Menschenrechtsverletzungen prägen in vielen dieser Länder den Alltag
der Friedensfrauen, für Burma wurde dementsprechend sogar von
Nominationen abgesehen.
121
"Wie genau die Aufgabe für Burma bewältigt werden soll, ist noch fraglich.
Die Erfahrungen der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, sind
nicht gerade ermutigend. Besonders für mutige Aktivistinnen nicht."(Newlstter
4/2003)

In Burma haben wir nach langen Diskussionen mit Burmesinnen auf deren
Nomination verzichtet. Zu instabil ist die politische Situation, zu gross wäre die
Gefahr für die Frauen, ihre Familien und ihre Arbeit.(Newsletter 2/2005)

Letztlich begründet mitunter aber auch die Sozialisation in einer


kollektivistischen Kultur, die darüber hinaus traditioneller Weise Kontakte
nicht virtualisiert sondern eher ritualisiert resultiert eben eine Kultur die auf
realen Sozialkontakt basiert. Das schlägt sich auf die Art und Weise
nieder, wie und ob Netzkommunikation ihre Verwendung findet.

"We also do not have this socialisation of individualism, as they have in Europe
and the US, and our culture is based on real social contacts and then you can
communicate through internet but only for them who can write and read in
English, so we can not communicate with them!" (Supawadee Petrat (Kratae),
Koordinatorin Maikong-Region)

"You mostly can not communicate in your local language. So if we want reach
these who cannot read and write English we have to found people how can do it
for them! Those who know the language can communicate on internet with us! If
you look in this country internet is hardly to access to the grassroot people.
Mostly the academics and the middleclass and the people in the cities are using
it, but not on the grassroots level!" (Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin
Maikong-Region)

"If you look in this country internet is hardly to access to the grassroot people."
(Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin Maikong-Region)

"Mostly the academics and the middleclass and the people in the cities are using
it, but not on the grassroots level!" (Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin
Maikong-Region)

"But in the areas wich is not typically tourist area or in the rural area there are no
internet-cafes only in the big cities you can find in the urban area." (Supawadee
Petrat (Kratae), Koordinatorin Maikong-Region)

Philippinen

Koordinatorinnen: Paulynn Paredes Sicam, Karen Tanada

Anders die Situation auf den Philippinen, wo die traditionelle Kultur den
Frauen einen bedeutenden Stellenwert im öffentlichen Leben zuspricht.
122

Durch die geopolitisch besondere Lage, die Geschichte und die starke
Orientierung am westlichen Wertesystem hat die Netzkommunikation hier
inzwischen weite Verbreitung gefunden. Offene bewaffnete Konflikte kennt
das Land vor allem in Bezug auf die Moslemproblematik. Die
Koordinatorin für Südostafrika (!) ist gleichzeitig auch Herausgeberin einer
regelmäßig erscheinenden Internetzeitung, die als Ziel die Stärkung
zivilgesellschaftlicher Interessen verfolgt. Pauly weist vor allem darauf hin,
dass die Netzkommunikation in den umliegenden Regionen nicht so frei
und unabhängig geschieht wie in ihrem Land.

"There is no problem in the Philippines for women to have access to the internet,
or for anyone to bring up any issue, peace included, in the internet. the philippine
media is one of the freest in the world and internet has just broadened that
freedom and our audience as well. The rest of the region is probably not as
fortunate. i know that censorship exists in singapore, mlaaysia, brunei
and myanmar so they are having problems there as far as content. but i am not
aware of any restrictions on women's access to the internet anywhere in my part
of the world." (Mailinterview: Paulynn Paredes Sicam, Philippinen)

Südostasien

Koordinatorin:: Kamla Bhasin

Für Südasien, also die Länder des Wirkungsbereiches der Koordinatorin


Kamla Bhasin ergibt sich aus den Newslettern und dem Interview mit
Kamla ein Bild, das vor allem durch ein großes gesellschaftliches Gefälle
gekennzeichnet ist. Internet ist Standard, Netzkommunikation für viele
Inder - und auch Inderinnen eine ebenso selbstverständliche Alltäglichkeit.
Wie aber schon bei den Ländern des Mekong erwähnt, wo es
hauptsächlich die Tourismus-Metropolen sind, die sich digital vernetzt
geben, so sind es in den südasiatischen Ländern die großen Städte, die
Wirtschaftsmetropolen der Region, die einer bewanderten Minderheit an
gut ausgebildeten Mittelschichtmenschen Zugang zu Information bietet.
Ein starkes Gefälle zwischen Arm und Reich, Stadt und Land prägen die
äußeren Bedingungen für Netzkommunikation in Indien und die
umliegenden Ländern, die aufgrund der Größe und Bevölkerungsdichte
123

der Region sowohl gewaltigen sozialen als auch infrastrukturellen


Herausforderungen gegenübersteht.

"There are a lot of people in South Asia (…) they do not know English and they
have no access, so internet you can use only with middle class people and
organisations with some money, with an office, with a computer." (Kamla Bhasin,
Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

"Wo die Infrastruktur für zumeist internationalen NGO´s vorhanden ist, werden
die Vorteile der Netzkommunikation hinsichtlich ihrer Effizienz auch gerne
genutzt." (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri
Lanka)

"In these seven countries lot of the organisations already have internet, so to
coordinating with them, we are all the time using the internet. kamla über die
NGO´s mit denen sie zusammenarbeitet"(Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien
Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

Herkömmliche Medien sind von den Einschränkungen bezüglich der


ungleichen Ressourcenverteilung in ihrer Verbreitung ebenso betroffen,
wie die Netzkommunikation.

Many women have been nominated whose villages do not already have electricity
(…) They are so poor that they not even have a radio. (Kamla Bhasin,
Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

Auch in dieser Region stellen die sprachlichen Unterschiede eine


bildungsabhängige Barriere dar, die im Gleichtakt mit der ungleichen
Ressourcenverteilung die Friedensfrauen in ihrem Engagement oft von
der Netzkommunikation ausschließt.

"So that it is no question, having access to the internet, they do not know English
and they have no access, so internet you can use only with middle class people
and organisations with some money, with an office, with a computer. (…)But the
grass root-level women – they are definitely not on the internet" (Kamla Bhasin,
Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

So access is a question about control over resources, control over money.


(Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

Half of the world do not have the resources and the electricity and the access to
use the internet. (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan,
Nepal, Sri Lanka)
124

Die Koordinatorin äußert diesbezüglich auch ganz konkrete


demokratiepolitische Kritik, in der sie die öffentlichen Räume, die durch die
neuen Medien entstehen vor allem nur von einer mit wirtschaftlichen
Ressourcen und Bildung ausgestatteten Elite in den Städten
entsprechenden bevölkert sieht.

"I mean in my country even 50% of the people can´t even read and write so why
are we talking about the internet. Still 40% of the villages in India do not have
electricity, clean water… and internet is also one of these resources – of course it
is related to education, to electricity and resources like that. Even in Delhi – which
is the capital of India there are so many hours by the day that there is no
electricity connection… for hours, it is not like here, where you sit at the computer
and you are connected to the internet. Even I have to try – because we have no
24-houres internet connection – when I want to get a connection I have to deal a
number, I have to wait and sometimes it works for three or four hours – so even
for the peoples in the cities it is difficult and does not always work!" (Kamla
Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

Ein Ungleichgewicht in der Ressourcenverteilung wird von der


Koordinatorin als Urasche erkannt, vor allem wird Kritik an der
Globalisierng und ihre negativen Folgen für die gleichberechtigten
Kommunikationschancen laut. Wirtschaftsliberale Interessen werden als
Kontrollinstantz für die Entwicklung der eigenen Region genannt.

"So it is a resource of the well of people of the world .Organizations in Delhi like
Ford corporation, the world trade org. etc. They have special arrangements for
electricity, for internet connection and have backups, because of there is no short
of money. But the small organizations like many NGOs they have shorten of
accessibility.

There is the politics of control and you have to recognize the politics of this
media. On the one hand the movement goes faster, but on the other hand, the
other people against whom we are fighting; they are already 5000 times faster
then us.

We are totally aware of the politics and the power-politics in all media – including
the internet. So I do not agree, that internet democratizes, it only democratizes for
the well of people. But it do not democratize for 50% of the world population. "
(Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

Für das Treiben auf internationalen Treffpunkten wirtschaftlicher oder


akademischer Vernetzung spielt die Infrastruktur-Debatte inzwischen
jedoch kaum eine Rolle, was die Einwände von Kamla umso deutlicher
unterstreicht und illustriert:
125
"Dahingegen Indien zu Beispiel, da sind sie unglaublich mobil auch mit ihren
Computern Also Konferenz und Laptop und das Ding eingesteckt und
zackzack da verzichten sie lieber auf einen Sessel, als auf einen Laptop den sie
dann immer auf ihren Knien schnell mal aufbauen! ... Ich habe in Deli keine
Internetcafes gesehen, aber die gibt es auch dort ganz bestimmt! Doch mit Indien
ist dann die Kommunikation auf digitaler Ebene wieder schwieriger weil viele
Frauen, gerade Frauen dort nie in einen Schule gegangen sind." (Rebecca
Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

China

Koordinatorin: Dr. Lau Kin Chi, China Taiwan Hong Kong

"Grassroots-Frauen sind in China nicht sichtbar – nicht bekannt. Kin Chi freut
sich deshalb sehr, die Arbeit und das Engagement von Frauen an der Basis
sichtbar machen zu können, Austausch zwischen ihnen aber auch mit Frauen
aus anderen Ländern zu ermöglichen. Für sie ist am Projekt das Netzwerken
wichtig – national und international." (Newsletter 4/2003)

Chinas Wille zu internationaler Vernetzung stehen regressive


Zensurvorschriften im Lande selbst gegenüber. Vielen Friedensfrauen
erschwert dies ihr Wirken und die Koordinatorin Chinas entschied sich für
besondere Transparenz, die hier als Schutz wirkt, denn keine der
Friedensfrauen sollte durch ihre Nomination verstärkt in ihrer eigenen
Sicherheit gefährdet sein. So wurde offiziell in ganz China zu
Nominationen aufgerufen, es gibt eine eigene Chinesische Homepage der
Organisation, die von der chinesischen Koordinatorin organisiert wurde.

Den Managerinnen der Organisation ist von Anfang an die Problematik


bewusst, auf die sie sich bei der Suche nach Friedensfrauen in China
einlassen:

So wie ich das sehe und auch gelernt habe, ist in China die Zensur sehr groß,
das heißt du kommst auf viele Seiten gar nicht rein! Auch mit der Überprüfung
von Emails und so, also ich denke das ist nicht ganz unproblematisch, gerade
da!( Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)
126

Politische Diskussionen mit der Koordinatorin Kin Chi bleiben nicht


aus, der Meinung der anderen wird mit Respekt, Verständnis und
Gesprächsbereitschaft begegnet.

"Gleichzeitig mussten wir auch politische Themen diskutieren (…) Und klar ist
auch, dass das Politische noch viel zu diskutieren geben wird." (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz im Newsletter)

Für die Netzkommunikation innerhalb Chinas bedeutet dies, dass jeder


Teilnehmende sich der Kontrolle und Zensur bewusst ist und massiven
Einschränkungen der Meinungsfreiheit ausgesetzt ist. (vgl. amnesty
international 2004)

Zentral und Nordasien

Koordinatorinnen: Marina Pikulina Koordinatorin Zentral Asien sowie Dr.


Sima Samar Afghanistan, Pakistan.

Für diese Länder gelten vor allem kulturelle Geschlechtszuschreibungen


als ein Hindernis für Frauen an der Netzkommunikation generell
teilzunehmen. Durch die Stellung der Frau in den oft (streng) muslimisch
geprägten Gesellschaft dieser zumeist totalitär beherrschten Länder stellt
sich ein Set von äußeren Zusammenhängen dar, das Netzkommunikation
für Friedensfrauen nicht zum ersten Mittel für die Bildung von Koalitionen
werden lässt. Gleichzeitig wird die Situation von den bereits aktiven
Frauen als Motivation und Ursache für verstärkte (auch digitale)
Vernetzung gesehen.

Traditionelle Denkmuster verbieten den Frauen am öffentlichen Leben


teilzunehmen und weisen ihnen die Rolle im Haushalt und bei der
Kindererziehung zu.(Rebecca Vermot in einem Reisebericht - Newsletter 1/2005)

Einmal mehr erkenne ich die Wichtigkeit unseres Projektes, als eine Frau über
sich häufende Selbstverbrennungen von Frauen berichtet. Sie fühlt sich dieser
Art Protest und Verzweiflung gegenüber hilflos und allein. Als ich ihr erzähle,
dass in Indien Organisationen in dieser Thematik arbeiten, verlangt sie sofort
Kontakte, um Erfahrungen auszutauschen. Ist das Netz der 1000 Frauen erst
einmal gespannt, werden solche Kontakte vereinfacht stattfinden können.
(Rebecca Vermot in einem Reisebericht – Newsletter 2/2004)
127

Den Verknüpfungen und Vernetzungstendenzen internationaler und


nationaler NGOs untereinander – insbesondere auf der Ebene ähnlich
gerichteten Engagements, eröffnet allen Beteiligten offensichtliche
Synergien:

Für ihre Arbeit wird Sima die Infrastruktur und Vernetzung der afghanischen
Menschenrechtskommission, deren Präsidentin sie ist, nutzen und zwar vor allem
in den Regionen, die bislang schwer zugänglich gewesen sind und in denen die
Kommission nun mit Büros vertreten ist. Außerdem möchte sie Friedensfrauen
aus den Flüchtlingslagern an den Grenzen Afghanistans nominieren.(Newsletter
4/2003)

Gerade auch hier ergibt sich aus der politischen Situation der Region eine
verschärfte Situation für die Arbeit der Koordinatorinnen, das ihr
Engagement zwar mit motiviert, andererseits eben auch erschwert. Das
heißt, dass sich die Friedensfrauen oft rigoros in Opposition zu dem
vorherrschenden Machtsystem stellen und anhand der
Netzkommunikation die Enge ihrer nationalen Bekanntheit zu ihrer
eigenen Sicherheit ausdehnen.

"Mit interessanten Frauen kleiner NGOs diskutieren wir die lokalen und
regionalen Besonderheiten Usbekistans und der umliegenden Länder.
Besonderheiten, die für Marina mit Schwierigkeiten verbunden sind, denn auch
wenn z.B. Pressefreiheit in der usbekischen Verfassung garantiert wird, ist
Selbstzensur von JournalistInnen weit verbreitet. Die Angst vor Sanktionen durch
Verleger oder Regierung ist gross und verbreitet. Kritik wird in Taschkent kaum
öffentlich gemacht." (Rebecca Vermot in einem Reisebericht – Newsletter
2/2004)

Die informellen Netze der Koordinatorinnen sind zugleich meist jene, die
nicht per E-Mail erreichbar oder nutzbar sind.

"Funkstille aus Ländern, für welche die Koordinatorinnen zuständig, die Netze
jedoch mehrheitlich informell sind oder schlicht der Zeitmangel herrscht, an
welchem die meisten NGOs leiden." (Newsletter 2/2004)

Zum einen ist in der Netzkommunikation aufgrund bestehender Verbote


Vorsicht und Zurückhaltung geboten, mitunter die Infrastruktur nicht
vorhanden, oder die Zusammenarbeit der NGOs noch nicht in dieser Form
soweit ausgereift, dass gemeinsam vorgegangen werden kann. Strikte
Zensur und anderen Repressionsmaßnahmen stehen trotzdem auf der
128

Tagesordnung, und wirkt sich natürlich kontraproduktiv für die


Verbreitung von Internetzugangsmöglichkeiten aus.

Die turkmenische Regierung verunmöglicht die Arbeit von NGOs weitgehend, sie
verbietet das Internet als Kommunikationsmittel und ein Visa zu bekommen war
nicht möglich. Dennoch wurden bis zum Ende der Nominationsfrist vier
Nominationen aus Turkmenistan eingereicht. Auch in Usbekistan waren
Probleme zu überwinden. So boykottierte eine NGO aus Taschkent (Hauptstadt)
das Projekt, um zu erreichen, dass keine Frauen aus anderen Landesteilen als
der Hauptstadt nominiert würden. (Newsletter 1/2005)

"Ich war nur in Usbekistan und da habe ich nur ganz wenige Internetcafes
gesehen…" (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

Mittlerer / Naher Osten

Für den mittleren bzw. nahen Osten kann aufgrund der vorliegenden
Daten kein besonders umfassendes Bild gewonnen werden, darum soll
hier nur auf einige Aspekte eingegangen werden, die augenscheinlich
wurden: Die Situation der Palästinensergebiete - eine Konfliktregion die
besondere Sensibilität erforderte wurde von mehreren Koordinatorinnen
und Beraterinnen gemeinsam und gleichzeitig betreut um so zu einer
Ausgewogenheit der Auswahl der Nominationen zu ermöglichen. Vor
allem in den Reisebericht von Ruth-Gaby Vermot-Mangold, Präsidentin
des Vereins 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 und der
Kommunikationsberaterin im Vereinsvorstand, Christine Menz tritt die
Brisanz von weiblichen Friedensbemühungen in der Region deutlich zu
Tage.

Die umliegenden Nationen des Mittleren Ostens stellten auf ihre Weise
eine mitunter sehr eigenwillige Problemlage dar, die weniger die äußeren
Zusammenhänge in denen Netzkommunikation dort stattfindet klären,
aber sehr gut illustrieren, wie Projektarbeit und dadurch die
Organisationskommunikation durch politische wie kulturelle Eigenheiten
sich gegenseitig beeinflussen.

"zum Beispiel die Syrer wo die Regierung die Nominierungen absegnen will? …
das ist nicht nur dort so … wir wollen das bestimmt nicht so, aber mitunter geht
129
es nicht anders und wir machen das transparent." (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz)

Im Libanon wo wir ein Mail bekommen haben mit etwa dem Inhalt : ja wir wollen
die Frau des Premier-Ministers nominieren aber wir dürfen daneben niemanden
aus dem Land nehmen, den sonst wäre niemand würdig." (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz)

4.3.7 Afrika

Afrika ist nicht nur die Weltregion für welche die Statistiken die größte
Armut ausweisen, hier befinden sich die meisten Krisenregionen und viele
der Konfliktregionen mit langjährigen bewaffneten Auseinandersetzungen
(The PRIO/Uppsala Armed Conflict Dataset 2005). Die Suche nach den
1000 Friedensfrauen kreuzte so auch die Routen der internationalen
Kriegsberichterstattung:

"Im Hotel treffen wir auf Journalisten von Financial Times, BBC und Internews bei
Melonensorbet. Sie versuchen, sich eine Reise nach Darfur in den Rachen des
Löwen zu organisieren. Schön passen wir mit unseren Friedenfrauen in diese
männerdominierte Kriegsberichterstatterwelt." (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin in einem Reisebericht, Newsletter 3/2004)

Die aktuelle Konfliktsituation im Sudan ergab für die Koordinatorin im


Sudan eine Verschärfung der sowieso auch sonst schon prekären Lage, in
die sie ihr emanzipatorisches Engagement als afrikanische Frau in einem
nun muslimisch dominiertem Land bringt. Hier kamen vor allem die
bestehenden Netzwerke von Frauenorganisationen zum Tragen,
Netzkommunikation entfaltete sich hier im besten Sinne des Wortes (und
der s.o. verwendeten Definition, denn ein breites Unterstützungskomitee
stellte in diesem Fall die entsprechende Netzwerkstruktur technisch wie
persönlich als Kontakt und Verknüpfungspunkt zu weiteren Initiativen zur
Verfügung, um das Ansinnen des Projektes zu verbreiten. Die
herkömmlichen Medien jedoch stellten sich vor dem gegebenen
politischen Hintergrund der Heimat der Sudanesin nicht als hilfreiche
Informationsvermittler dar.

"Im Sudan konnte ich mein inzwischen weit reichendes Netzwerk dazu nutzen
Informationen zur Nominationsfrist, den Kriterien und dem Projekt im Allgemeinen
130
zu streuen. Ein Unterstützungskomitee formierte sich. Die Mitglieder halfen,
die Informationen in alle Landesteile zu tragen und stellten dazu ihre
Telefone, Internetzugänge und Computer zur Verfügung. Nach Ablauf der
Nominationsfrist wurden die Nominationen mit ihrer Hilfe ausgewertet und
ausgewählt. In Eritrea, Tschad und Äthiopien konnten die Informationen über die
Agency for Cooperation and Research in Development (ACORD) und in Djibuti
und Somalia die Dachorganisation Strategic Initiatives for the Horn of Africa
(SIHA) gestreut werden."(Asha Khalil Abdalla Elkarib, Koordinatorinn Horn von
Afrika berichtet im Newsletter1/2005)

"Aus Sicherheitsgründen wurde das Projekt in den Medien kaum thematisiert –


bis anhin ist ein Artikel erschienen. Der persönliche Kontakt zu
Frauennetzwerken erwies sich als entscheidend und gerade dieser war
außerhalb Sudan sehr schwierig" (Newsletter 1/2005)

In den afrikanischen Ländern ergibt sich für die Netzkommunikation im


Allgemeinen eine interessante Entwicklung, die nun neuen, weiteren
Bevölkerungsgruppen digitale Erreichbarkeit gibt und Kommunikation
ermöglicht:

Ganz spannend: ich war jetzt in Kenia, Burundi, Sudan und Malawi und überall
hast du Internet-Cafes in den Strassen, die sind bei uns bereits verschwunden,
die gab´s früher mal. Bei uns gibt es sie nicht mehr, weil jeder Mann - jede Frau
inzwischen einen Computer und Internetanschluss zu hause hat, wenn sie will. In
Afrika ist aber klar, wenn du Zugang haben willst zum Internet, dann musst du in
ein Internet-Cafe gehen (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

Trotz der zunehmenden Verbreitung öffentlich zugänglicher


Internetanschlusse in Afrika ergab sich für die Netzkommunikation der
afrikanischen Koordinatorinnen nicht das Problem, sondern die
Selbstverständlichkeit, dass Frauen, die sich in Afrika an der Basis für den
Frieden einsetzten, kaum oder ganz und gar nicht per Mail erreichbar oder
mit anderen Formen der Netzkommunikation anzusprechen sind.

Nomvuyo Skota Dayile, die als Südafrika-Koordinatorin für die


Organisation tätig ist, stellt für die afrikanischen Frauen vor allem die
ökonomischen Gründe in Betracht, Bildung bzw. Medienkompetenz lässt
sie nicht als Ursache, aber als Folge der geringen Internetnutzung durch
Frauen in Afrika gelten.

"How ever, one must to know to use the internet – you must have the instrument
that is fundamental for this communication. That is something made by the
131
people who relay on it, that everybody is in that stage, where you can have
it" (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

Im gleichen Atemzug mit den ökonomischen Ursachen nennt die


Interviewte die emotionale Komponente, die Technikangst vieler
Menschen, die mitunter davon abhält mit neuen Technologien vertraut zu
werden.

"But it costs and some people get threatened by it, they get scared. At first when I
had to use it, I had to be told that it doesn’t bite. It is threatening!"(Nomvuyo
Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

"But then and now it makes work easy, because you can say things, you can
access information you can network, you can respond quickly if you may."
(Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

Für den Einsatz im akademischen Bereich wird die Netzkommunikation als


Selbstverständlichkeit akzeptiert.

"When I was a student in the developing studies where I had the Sub-Sahara and
the World Bank connection for networking, that was a different thing. But now I
mostly use Email and search information in internet, that’s it we don´t use
chartrooms in our business." (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

Unter den in verschiedenen internationalen und nationalen NGOs tätigen


Frauen der afrikanischen Länder ist Netzkommunikation geläufig und
üblich, für die Kommunikation mit den Friedensfrauen an der Basis wird es
nicht als relevante Kommunikationsform in Betracht gezogen.

"Many offices not even have a PC for there work! In South Africa and generally in
Africa people are poor! Very poor, therefore a PC is not the first priority. So, one
has to have other kind of media. And therefore many does not have PC and
therefore they are not connected to internet. Many are not connected at all, also
because many are unemployed and cannot get into the business. – I think. There
are also people in Africa, which you can not reach with any media, not even a
radio – so they are not connected at all." (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin
Südafrika)

4.4 Technische System-Infrastruktur

Die technische Infrastruktur auf deren Basis die Netzkommunikation


organisiert wird, bzw. die von den Teilnehmenden eingesetzt werden
132

kann, wirkt sich auf die Kommunikation aus, die damit geführt wird.
"Die Beziehungen innerhalb einer virtuellen Gemeinschaft sind "in hohem
Maße mittelbar und in ihrer Interaktionsmöglichkeit durch technische
Rahmenbedingungen geprägt" (Thiedeke 2003: 33)

Diese Dimension umfasst und beschreibt also die technischen


Gegebenheiten auf deren Basis Netzkommunikation stattfindet. Zum einen
beschreibt die Dimension System-Infrastruktur, die technische
Konfiguration, also die Menge und Art der zugänglichen Rechner und ihre
Leistungsdaten, die Qualität der Internetanbindung und ähnliches. Für den
vorliegenden Fall soll hier auch die prinzipielle Verfügbarkeit von Strom,
Telefonleitung bzw. Internetanschluss an sich zusätzlich in Betracht
gezogen werden.

Nicht Inhalt dieser Dimension ist die Fähigkeit der Teilnehmenden mit der
technischen System-Struktur umzugehen, die eher in die Dimension der
persönlichen Aspekte fällt.

Weiters soll hier mit technischer Systeminfrastruktur das Ausmaß an


Adaptionsfähigkeit der Programme und Softwareprodukte erfasst werden,
also wie gut passt sich das System geänderten oder sich ändernden
Bedingungen an, wie gut kann es unterschiedlichen Anforderungsprofilen
entsprechen bzw. entsprechend programmiert oder technisch anders
gestaltet werden. Als weitere Kategorie kann noch die
Benutzerfreundlichkeit hier einbezogen werden, also die Überlegung, ob
die verwendeten Softwareprodukte ein Hindernis darstellen, oder leicht
zugänglich, lernbar und einfach benutzbar sind, wie viel Flexibilität sie den
Userinnen zugestehen bzw. auch wie viel Multikulturalität sie in
Verwendung und Design integrieren können.

In Ergänzung dessen, was Baym (1995: 144) als "system infrastructure"


umschreibt, möchte ich hier in die Kategorie "Benutzerfreundlichkeit"
zusätzlich die Zugänglichkeit von Technologien bezüglich ökonomischer
133

Hürden in diesen Kontexte mit einbringen (beispielsweise ob


Lizenzgebühren nötig sind, wie hoch die Internetverbindungskosten sind
ect.), da dies vor allem in internationalen Projekten mit Beteiligung
regionaler NGOs in ärmeren Ländern von Bedeutung sein muss.

Die Auswertung der Dimension der technischen Systeminfrastruktur folgt


einer an das Analyseschema von Quibria (2002), wie dies in einer Studie
zum Digital Divide in Ländern des Fernen Ostens eingesetzt wurde und
unterschiedlichen Entwicklungsstufen von Computereinsatz als
Computing, Communication, Internetenabled communication und
Computing Internet charakterisiert. Diese Unterscheidung kann auch
prinzipiell für die Analyse der Netzkommunikationsfähigkeit hinsichtlich der
technischen Infrastruktur im hier untersuchten Fall verwendet werden, da
sich diese Unterscheidungen als solche auch im Datenmaterial deutlich
wieder finden und im Weiteren folgende Kategorien dazu herausgebildet
wurden.

• Nutzung von Computern (Informationsressourcen speichern,


Verwendung als Arbeitsmittel, schreiben, rechnen, ausdrucken von
Info etc. offline)
• Kommunikation und Vernetzung (interaktiver/sozialer Gebrauch des
Internet, Bewältigung von kommunikativen Organisationsaufgaben
intern, digital als auch analog, jedoch technisch vermittelt)
• Aktion: basierend auf digitaler Vermittlung von Kommunikation,
bzw. durch vernetzten Gebrauch von digitalen Ressourcen
ermöglichte Mobilisierung, Teilnahme an öffentlichen Diskursen,
Artikulationsmöglichkeit für andere bieten, Anwaltschaft, Solidarität
ausdrücken, Public Relations und alternative Informationsquelle für
Medienvertreter, Spenden lukrieren, Fundraising, usw. Kontinuität
in der Gestaltung eigener kleiner Medien,

Der Bereich "Kommunikation" und "Aktion" findet später vor allem im


Abschnitt Kommunikationsraum eine weiterführende Ausführung da sich
134

hier die Relation zwischen den beiden Aspekten


(Kommunikationsraum und technischer Systeminfrastruktur) deutlich
zeigen, aus denen Netzkommunikation entsteht. Geht es, wie nun hier im
Folgenden, allein um die zu Grunde liegende technische
Systeminfrastruktur, wird erhoben, welche technischen Mittel zur
Verfügung stehen oder (mitunter nicht) erreichbar oder einsetzbar sind,
sowie welche technischen Mittel genutzt werden bzw. welche vorhanden
sind, aber ungenutzt bleiben.

Prinzipiell weiß das Projektteam, was die Netzkommunikation an


Möglichkeiten bietet um ihr Engagement zu unterstützen und schätzt die
Neuen Medien und die Netzkommunikation als unabdingbare Vermittler
über geographische Distanzen hinweg.

"Also wir konnten das ganze Projekt nicht machen ohne die digitalen Medien,
unmöglich!" (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

"und ohne der Neuen Medien wären wir heute nicht so weit wie wir jetzt sind!"
Maren Haartje,Projektmanagement und Koordinatorin für Nord – und Westeuropa

Als problematisch nehmen die Projektteilnehmenden nicht nur die


technischen Unterschiede wahr…

"Mal abgesehen von solchen Dingen wie den unterschieldichen Zeichensätzten,


wenn wir da eine mail aufmachen und nur seltsame Hyroglyphen habe, sei es
jetzt wegen des Modus HTML oder Plaintext oder auch wegen des MIME
Formats – weiß ja auch nicht was, aber das kann die Kommunikation schon mal
verkomplizieren! Aber da klappt die Kommunikation an sich recht gut, wir erhalten
auch recht viel Onlinenominationen aus diesen Ecken der Welt!" (Rebecca
Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

…vor allem die fehlende Infrastruktur macht den Projektalltag schwierig.

"Even in Delhi – which is the capital of India there are so many hours by the day
that there is no electricity connection… for hours, it is not like here, where you sit
at the computer and you are connected to the internet. Even I have to try –
because we have no 24-houres internet connection – when I what to get a
connection I have to deal a number, I have to wait and sometimes it works for
three or four hours – so even for the peoples in the cities it is difficult and does
not always work!" (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan,
Nepal, Sri Lanka)
135
"Ja in erster Linie mal die Einschränkung wir können nur mit jenen digital in
Kontakt treten die überhaupt einen Zugang haben!" (Maren
Haartje,Projektmanagement und Koordinatorin für Nord – und Westeuropa)

Die Gruppe wird schon nach dem Vorhandensein grundlegender


technischer Infrastruktur ausgesucht und zusammengesetzt:

"Sie verfügen über eine gute Infrastruktur (Arbeitsplatz, Telefonanschluss, wenn


möglich über PC/Internetanschluss) und teilen mit uns eine gemeinsame
Kommunikationssprache (Priorität Englisch, dann Deutsch, Französisch,
Spanisch oder Italienisch). Sie sind u.a. in folgenden Bereichen tätig "(Newsletter
2003/1)

4.4.1 Computergebrauch offline

Computernutzung offline als auch online wird nicht gleichgesetzt aber


zumindest in einem Atemzug genannt, wo beides infrastrukturell
vorhanden ist. Gleichzeitig scheint auch die Verwendung von Microsoft-
Software als ein gewisser notwendiger infrastruktureller Standard gesehen
zu werden.

"Must people I know working in NGO and doing good work are already work on a
computer, not necessarily on the internet." (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin
Südafrika)

"Ich bin froh, hab´ ich e-mail, hab´ ich word, hab ich excell, hab ich ein PDF
reader, und das Internet und mehr brauch ich nicht!" (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz)

"Es ist ja oft eine Hürde, meist braucht es ja nicht so viel, wenn wir ehrlich sind,
braucht es Umgang mit Word, mit Excell, ein Mailprogramm und Internet, that´s it
und vielleicht einen Gutschein damit sie gratis surfen können im Internetcafe zum
Beispiel! Das ist jetzt nur so eine spontane Idee... da geben es genug Dinge die
da überlegenswert wären..." (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

"…ja, man kann da sicher auch den Teufel an die Wand malen und sagen, in fünf
Jahren ist das Internet unendlich überlastet, und Viren und all das erledigt, das
Mail nutzlos wegen des vielen Spam und Werbemails etc. und wir steigen wieder
auf fax und Schreibmaschine um" (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin,
Schweiz)

Im Newsletter wird davon berichtet, dass die Kontakte mit Journalistinnen,


Politikerinnen, Sponsoren und Friedensfrauen aller Ebenen im Laufe des
Projekts in einer Projektdatenbank aufbereitet werden um sie für die
136

weiteren Vernetzungsbestrebungen präsent zu halten. Auch die


Datensicherheit war vom ersten Newsletter an Thema des Newsletters.

"Wir haben eine Datenbank entworfen"(Newsletter 2003/1)

Die Datensicherheit bleibt Thema:

Aus Gründen der Datensicherheit werden die Namen der Kandidatinnen nicht
sofort nach der Nomination publik gemacht, sondern erst im Januar. 2005,
nachdem das Internationale Gremium alle Kandidatinnen als nobelpreiswürdig
bestätigt hat.(Newsletter 2004/1)

Es wurden verschiedene Sicherheiten eingebaut, um die Daten vor allfälligen


Hackerangriffen zu schützen.2004/2

Bedenken dem Medium an sich gegenüber:

There is the politics of control and you have to recognize the politics of this
media. On the one hand the movement goes faster, but on the other hand, the
other people against whom we are fighting; they are already 5000 times faster
then us. (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri
Lanka)

Der Computergebrauch der Koordinatorinnen ist zumeist an den


Arbeitsbereichgekoppelt, auch bei jenen, für die ein privater
Internetzugang vorhanden oder möglich ist.

"Es ist ein Gebrauchsgegenstand und wenn ich in meinem Umfeld gucke ist
Computer halt häufig auch ein Spielzeug, wo man halt abends auch mal dran
sitzt." (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

"So I think, for those who can manage to have a computer, not necessarily the
internet, to have it privately it is very costly. So they have to go to work to connect
even if they have a computer at home. (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin
Südafrika)

It gives access it’s true! It brings information for those who have it! It improves
communication skills and quick responses, and it spreads information quickly –
you are able to spread information to the people in your network so you are able
to group them and you are able to sent information to as much as people as
possible. Within ten or fifteen minutes you can sent information to people in the
whole world. And it helps you in the documentation and to assemble information.
Once you get or find information, that is important, then you can document.
(Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)
137
Must people I know working in NGO and doing good work are already work
on a computer, not necessarily on he internet. (Nomvuyo Skota Dayile,
Koordinatorin Südafrika)

4.4.2 Information

Das Internet wird als leicht zugänglicher Informationsspeicher geachtet,


zum einen stellt die Organisation, oder auch einzelne Koordinatorinnen
Informationen im Web zur Verfügung, zum anderen verwenden die
Teilnehmenden am Projekt das Internet auch als Informationsressource,
nehmen es in seiner massenmedialen Dimension wahr und nutzen es als
solches.

"obwohl wenn ich Informationen brauche dann hole ich sie mir, entweder vom
netz oder sonst wie" (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

"To inform them, we have put that on a Website, and most of our information we
give to these NGO´s on the internet." (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien
Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

"For my work it is very important to use the internet. Usually for communication
and emailing, but also for searching information, if I am looking for some
information to a certain topic, usually we had to go to the library and maybe find
an article about or not. Nowadays we use the internet to search for the articles."
(Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin Maikong)

Der Übergang zur Kommunikation als direkt interaktiver Prozess ist ein
fließender, begünstigt von den Eigenschaften der im Internet
angebotenen Kommunikationsformen:

"So we are maybe not involved to a discussion or dialog, but we know what is
going on and if a group is interested in the issue of one of these mails, they can
read and find out more about it with this information. We maybe have no broaden
idea what is going on in a global discussion about, but we can exchange
information, that is important." (Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin
Maikong-Region)

Auch auf der Ebene der Information: Wo aufgrund der Infrastruktur,


persönlicher Eigenschaften oder äußerer Umstände kein Zugang möglich
ist, bleiben Frauen von der Information ausgeschlossen und somit ergibt
sich auch keine Möglichkeit der virtuellen Kommunikaiton.
138
"Generally of course it provides information - provides information so you
access information, access is the very important thing here." (Nomvuyo
Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

4.4.3 Kommunikation

"And know, you also get some networks, you get to know what is happen, you
read this and are informed about things you otherwise would not know and it is
helpful in this way, it helps in trying to respond to some things, this is
communication, one mean of communication is that you can use it." (Nomvuyo
Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

So beschreibt die südafrikanische Koordinatorin ihre Wahrnehmung der


Aspekte Information, Wissen und Kommunikation wahrnimmt.

Ist es für die Friedensfrauen in armen Ländern der Mangel an Ressourcen


der ihnen den Zugang zum Internet verwehrt, sind die
Nutzungsgewohnten bereits von den Unzulänglichkeiten des Mediums
genervt.

Klagen über Spam - Weil halt das Mailaufkommen so immer größer wird, auch
jetzt schon Zweidrittel aller Mails die reinkommen sind Spam! Es wird nicht
besser! Begründung dafür die E-mail möglichst nicht bekannt werden zu lassen!
Also vom Internet befürchte ich, das ja eigentlich nicht, aber beim E-Mailsystem
kann ich mir das schon vorstellen, da gibt es unglaubliche Schwächen! (Rebecca
Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

Für das Management in Bern ist es vor allem die Effizienz, die der
Netzkommunikation innerhalb der internen Organisationskommunikation
ihren Stellenwert gibt.

"Erstens wegen der Schnelligkeit und ich stell mir vor, ich verbringe Stunden vor
dem Fax, wenn ich beispielweise den Koordinatorinnen was faxen soll, mal
kommt die Verbindung nicht zustande, dann geht das mal nicht, dann ist das
Telefon besetzt, dann heben die dort ab anstatt das fax angeschaltet zu lassen
meist geht es einfach nicht und es vergehen Stunden um Stunden und die hab
ich einfach nicht!"(Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

Die Koordinatorinnen in den ärmeren Ländern stellen ihrem Agieren im


virtuellen Raum andere Motive und Ziele voran.

And if the well–of-people of the world are connected to the poor, and our
movement to some extend is connected and if there is that solidarity – than it
139
works. (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal,
Sri Lanka)

I hardly use forums, but sometimes newsletters could be an important information


resource. When we in the MaiKong attend a meeting, we leave our mailing
address, and when ever there is a new information, we get it through that mailing
list and we get the newsletters or recurrent information about new meetings or
news about … That is very useful. (Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin
Maikong-Region)

Bei allen Koordinatorinnen ist zu bemerken, dass es hauptsächlich das E-


Mailing ist, das als Plattform zur (Netz-)Kommunikation im Projektalltag
genutzt wird.

"…wir haben Tage wo wir über hundert Mails am Tag beantworten…" (Maren
Haartje,Projektmanagement und Koordinatorin für Nord – und Westeuropa)

4.4.4 Aktion

Als Aktion wird hier die aktive Gestaltung von Webinhalten bezeichnet,
wenn diese Webinhalte öffentlich bzw. zumindest einer nicht restriktiv
eingeschränkten Zahl von Teilnehmenden zugänglich ist und die
Teilnehmenden zu Netzkommunikation im Sinne einer direkten Interaktion
im virtuellen Raum auffordert. Teilweise kann das für die Website
angenommen werden, sobald diese eine Rückmeldemöglichkeit in Form
einer Mailadresse angibt. Am deutlichsten wird Netzkommunikation als
Aktion im Rahmen dieses Projekts in der Nominationsphase und ihrer
virtuellen Abwicklung via Online-Nominations-Formular. Die Nomination ist
also jener Ablauf, in dem sich solche Aktion am ehesten Äußert und bei
der die technische Infrastruktur für die Netzkommunikation der
Friedensfrauen relevant wird.

"Jede sorgsam ausgefüllte Nomination ist ein sichtbares, kleines Netzwerk: die
Person, die nominiert, die Friedensfrau, die in den meisten Fällen ihr
Einverständnis gegeben hat und weitere zwei Personen, die ihre Frie-densarbeit
bestätigen."(Newsletter 3/2004)

"Die Mitglieder halfen, die Informationen in alle Landesteile zu tragen und stellten
dazu ihre Telefone, Internetzugänge und Computer zur Verfügung." 2005/1
140

Wiederholt werden alle BesucherInnen der Website aufgefordert


mitzuwirken:

"Nominieren Sie jetzt!"(Newsletter 2004/1)

Das Onlineformular ist eines von vielen Möglichkeiten, die


wahrgenommen werden um Frauen zu melden.

"Nominieren kann wirklich jede und jeder, die Nominationen kommen derzeit per
Post, per Fax, die Leute schreiben uns auch per Schreibmaschine oder mit Hand,
uns am liebsten natürlich wenn wir die Nomination über das Onlineformular
bekommen, …"(Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

In diesem Fall der Netzkommunikation als Aktion steht wiederum die


Effizienz der Netzkommunikation an wichtiger Stelle. Datensicherheit
bleibt ein ständiges Bedenken.

"Wie bereits erwähnt, wurde der Nominationsprozess anfangs März eröffnet. Das
überarbeitete Nominationsformular ist auf unserer Homepage zu finden. Wir
haben uns entschieden, dass die Nominationen, wenn immer möglich online
erfolgen sollten, da der Arbeitsaufwand, handschriftliche Nominationen zu
bearbeiten, sehr gross ist. Es wurden verschiedene Sicherheiten eingebauen, um
die Daten vor allfälligen Hackerangriffen zu schützen."(Newsletter 1/2004)

"Das Nominationsverfahren ist im Gang. Online sind bereits über 100


Nominationen eingegangen – wenig im Vergleich zu den Nominationen, die
weltweit direkt den Koordinatorinnen zugesandt werden."(Newsletter 2/2004)

Der Anteil an Online-Nominationen ist hoch doch zumeist muss in vielen


Fällen nachrecherchiert, vervollständigt und übersetzt werden. Letztlich
sind es rund zwei Drittel aller Nominationen, die die Organisation
nachbearbeiten muss. Zieht man den Umfang des Online-
Nominationsformulars in Betracht, dass mit sehr vielfältig und spezifisch
Daten von den Nominierenden auszufüllen war, ist dieses Ergebnis
trotzdem beachtlich!

"Ungefähr die Hälfte der Nennungen sind online eingegangen, die andere Hälfte
hat uns per Post, E-Mail oder Fax erreicht."(Newletter 2004/3)

Weiter müssen alle Nominationen abgelegt werden: rund 2/3 der Vorschläge
wurde nicht oder nur zum Teil elektronisch eingereicht, weshalb nun Freiwillige
diese Daten erfassen. Eine langwierige und wichtige Arbeit, denn ohne die Daten
141
kann die wissenschaftliche Gruppe ihre Recherchen nicht verfeinern.
(Newlstetter 2004/4)

Die gesammelten Daten, der Datenbankinhalt als Materialisierung der


Vernetzung, und gemeinsamen Aktion der Friedensfrauen sollen also
erhalten und verwertbar bleiben.

"Die Daten sollen nach Projektschluss weiter bewirtschaftet werden."


(Newsletter 2005/1)

4.5 Persönliche Aspekte

Die persönlichen Aspekte sollen die Tendenz zu personalen Technikstilen


(vgl.: Matuschek/Voß/Kleemann: 2001: 150) einbeziehen helfen,
charakteristische Eigenschaften der Kommunikationsteilnehmenden, die
sich aus ihrer Person, ihrer persönlichen Ausgangslage, ihr Umfeld und
ihre (Arbeits-)Situation ergeben können und sich etwa wie folgt äußert:

(Das ist aber auch ganz unterschiedlich bei uns. Also ich weiß das Barbara da
eher so der Typ ist, der halt schnell mal anruft! (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz)

Der persönliche Aspekt schließt also die persönliche Begründung und


Motivation in einer Gruppe teilzunehmen ebenso ein und bezieht sich auf
die individuellen Unterschiede im Umgang mit der Netzkommunikation.

Mit "persönlichen Aspekten" sind nicht nur die charakteristischen


Eigenschaften der an der Kommunikation Teilnehmenden bezeichnet,
sondern sie umfassen in gleicher Weise die Eigenschaften der Gruppe
oder Gemeinschaft innerhalb der die Kommunikation stattfindet.

Im Folgenden sollen nun einerseits die persönlichen Aspekte jener Frauen


erörtert werden, die das Projektteam bilden. Zum anderen soll hier
dargelegt werden, wie die Koordinatorinnen solche "persönlichen Aspekte"
wahrnehmen, an anderen beobachten oder für sich bewusst machen.
142

Im Zentrum der hier angestellten Analyse steht die


Netzkommunikation der Projektmanagerinnen in Bern und der regionalen
Koordinatorinnen in den verschiedenen Ländern und deren (digitale)
Vernetzungstendenzen und –möglichkeiten. Die Betonung liegt hierbei auf
der Phase der "Nomination und Vernetzung". Innerhalb dieser (analytisch
gesetzten) Abgrenzung einer Gruppe und Phase steht in dieser Dimension
die besonderen charakteristischen Eigenschaften der Gruppe oder
Gemeinschaft zur Debatte, innerhalb der die Kommunikation stattfindet.

Die Projektgruppe, die hier den engeren Kreis der Beobachteten bildete,
besteht aus den Projektmanagerinnen und den regionalen
Koordinatorinnen, als eigentlich operativ Teilnehmende. Die operative
Projektgruppe wächst von anfänglich rund sieben Frauen, also zwei
Managerinnen und fünf Koordinatorinnen (Newsletter 2003/1) auf letztlich
rund 25 Frauen an. Mitunter wandelt sich die Rolle einer Koordinatorin
wiederum zurück zu der einer Unterstützerin oder es ergibt sich die
Notwendigkeit eine weitere Koordinatorin für eine der vier Regionen zu
suchen.

Die Gruppe ist kein zahlenmäßig oder personell fixiertes Ganzes an


Teilnehmerinnen. Sowohl die Mitwirkung von ehrenamtlichen
UnterstützerInnen, die Mithilfe von Mitgliedern aus dem Verein der 1000
Frauen für den Friedensnobelpreis 20005, die Tätigkeit der
Übersetzerinnen und weiterer Beschäftigter im Büro in Bern (bspw.
Barbara Mangold als PR-Assistentin des Projekts, Yvonne Kremser als
selbständige Fundraising-Beraterin, Regula Küng-Mastronardi, Gabriela
Neuhaus, Filmproduktionsfirma u.v.a.) geben der Abgrenzung des
eigentlichen Projektteams eine gewisse Dynamik, die im Zusammenhang
mit den Projektphasen und dem Projektverlauf zu sehen ist. Mitunter
wächst die Zahl der Projektteilnehmer aus Notwendigkeit sprunghaft an:

"Gleichzeitig müssen Nominationen, die in Russisch, Afrikaans, Indone-sisch,


Französisch, Xhosa, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch oder Arabisch
eingegangen sind, übersetzt und in die Datenbank übertragen werden. Eine
143
Aufgabe, die ohne freiwillige Helferinnen nicht zu bewältigen wäre. Ein
Glück, dass sich an die 20 Personen mit ausgezeichneten
Fremdsprachenkenntnissen freiwillig und unentgeltlich dieser aufwendigen, wie
auch spannenden Aufgabe annehmen.(Newsletter 4/2004)

Folgende Merkmale zur Differenzierung persönlicher Aspekte und ihrer


Auswirkungen auf die Netzkommunikation der Organisation und der
beteiligten Friedensaktivistinnen allgemein werden hier nun im Folgenden
eingehend analysiert:

• Wirkungskreis
• Technik & Geschlecht
• Medienkompetenz und Bildung
• Alter
• Emotionen
• Engagement (unterschiedliche inhaltliche,
organisationsabhängige und persönliche Friedensziele)

Dies umfasst jene persönlichen Merkmale, die aus den Daten heraus
abgeleitet werden konnten, d.h. in den Newslettern oder Interviews von
den Frauen thematisiert wurden. Denn es kann hier nicht um die
vollständige Darstellung aller möglicherweise die Netzkommunikation
beeinflussenden persönlichen Aspekte gehen. Besondere
Berücksichtigung finden hier also Statements, die sich auf den Einfluss
der persönlichen Aspekte der Teilnehmenden auf die Netzkommunikation
im allgemeinen und speziell im Zusammenhang des Projektes beziehen.

4.5.1 Wirkungskreis

Die Arbeitsbereiche unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer


inhaltlichen Ausrichtung, sondern auch bezüglich der Wirkungsebene im
Spektrum zwischen lokaler und globaler Friedensarbeit. Der Wirkungskreis
der Nominierten und Koordinatorinnen bezieht sich (entsprechend einer
Definition der Organisation) auf folgende Wirkungskreise:
144
"*auf der lokalen Grassroots-Ebene tätig sind (Clan, Ethnie, Nachbarschaft,
Dorf, Stadt); (35% der Nominierten sollen laut der Projektbeschreibung aus
diesem Bereich kommen)
*auf regionaler Ebene arbeiten; (25% der Frauen)
*auf nationaler Ebene engagiert sind; (20% der Frauen)
*grenzüberschreitend agieren (10% der Frauen)
*international agierend (10% der Frauen)"
(Newsletter 3/2003)

Die Koordinatorinnen kommen zumeist aus den drei zuletzt genannten


Wirkungskreisen und ihre Aufgabe ist die Vernetzung mit den beiden
zuvor genannten. (vgl.: Trackdefinitionen in "multitrack diplomacy12")

Die Aufgaben, die alle Koordinatorinnen jeweils für ihren Bereich zu


bewältigen haben, ist für alle gleich, stellt also den gemeinsamen
persönlichen Hintergrund dar. Je nach individuellem persönlichem
Hintergrund und den äußerem Zusammenhang können diese Aufgaben
jedoch ganz unterschiedliche Strategien im Umgang mit der
Netzkommunikation erfordern.

"Die Arbeit der Koordinatorinnen umfasst


**Suche und Vorschlagen von Friedensfrauen ev. mit Hilfe von
Hilfskoordinatorinnen oder einem regionalen Team,
**Hilfe bei der Dokumentation dieser Friedensfrauen (Betreuung der
Reporterinnen vor Ort),
**Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit, Hilfe beim Fundraising (lokal bis
international) und
**Hilfeleistungen für die Wissenschaftliche Gruppe".
(Newletter 3/2003)

12
Multi-track diplomacy is a concept developed and put into practice by Louise Diamond
and myself, co-founders of the Institute for Multi-Track Diplomacy. The concept is an
expansion of the original distinction made by Joseph Montville in 1982, between track
one (official, governmental action) and track two (unofficial, nongovernmental action)
approaches to conflict resolution. John W. McDonald
145

4.5.2 Genderspezifische Technikzuschreibung

Generell sind geschlechtsspezifische Technikzuschreibungen (vgl. Klaus


1997, Bath 2002, Schachtner 2002b, Drüeke/Winker 2005 u. a.) als ein
Phänomen des gesellschaftlich determinierten Geschlechterkodes zu
verstehen. Gerade Technik bildet hier ein besonders androgen besetztes
Gesellschaftsfeld ab. Im hier gegeben Zusammenhang kann die
Geschlechtszuschreibung von Technik als persönliche Einstellung und
emotional besetzte Einschätzung der Projektmitarbeiterinnen festgestellt
werden und ist somit als persönlicher Aspekt hier in die Analyse
aufgenommen.

"Wenn wir versucht hätten unsere tausend Frauen nur im Internet zu finden,
wären wir wahrscheinlich schneller auf tausend Männer gekommen als auf
tausend Frauen! Einfach weil sich auch Männer viel eher mit dem Internet
beschäftigen als Frauen! - und da herumbasteln und sich vielleicht ne´ eigenen
Homepage machen oder so - wo bei Frauen eben andere Prioritäten - die eben
eher mal aufs Feld gehen um noch ne hand voll reis mit heim zu nehmen.
"(Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

"Mein Eindruck ist, für Frauen ist es ein Gebrauchsinstrument und für Männer ein
Spielzeug. Und mit einem Spielzeug probiert man auch mal mehr rum ... und
gestaltet dann auch – gezwungener Maßen." (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz)

In Relation zu den kulturellen Unterschieden der Regionen, wie sie in der


Dimension äußerer Zusammenhang besprochen werden, kommen solche
verfestigten Geschlechtercodes in verschiedener Weise zu tragen.

4.5.3 Medienkompetenz und Bildung

Betont werden soll hier: Es geht nicht um die Medienkompetenz der


Teilnehmenden, sondern wie weit die Teilnehmenden diesen persönlichen
Aspekt als für die Netzkommunikation bedeutend einschätzen und
wahrnehmen.

"Sei es einerseits von der Ausbildung und andererseits von den technischen
Möglichkeiten – das ist schon eine Elite irgendwo, die meisten sind ja davon noch
entfernt und haben diese Möglichkeit nicht."( (Maren Haartje,Projektmanagement
und Koordinatorin für Nord – und Westeuropa))
146
"I mean in my country even 50% of the people can´t even read and write so
why are we talking about the internet." (Kamla Bhasin, Koordinatorin für
Indien Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

"Also mein E-Mailsystem ist dann auch wirklich ein Art Ablagesystem mit Ordnern
Filtern und so weiter." (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

Mitunter setzten also die Koordinatorinnen durchaus hohe Ansprüche an


ihre eigene Medienkompetenz. Jenen Frauen, denen der
Computergebrauch aufgrund der äußeren Zusammenhänge und des
Mangels an Infrastruktur nicht selbstverständlich ist, setzen die
Medienkompetenz mit dem Zugang an sich schon auf eine Ebene. Für sie
bedeutet Zugang auch gleichzeitige die Möglichkeit zum Erwerb von
Medienkompetenz.

"How ever, one must to know to use the internet – you must have the instrument
that is fundamental for this communication. That is something made by the
people who relay on it, that everybody is in that stage, where you can have it."
(Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

"Most people I know working in NGO and doing good work are already work on a
computer, not necessarily on the internet." (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin
Südafrika)

"Having the internet makes people thinking that it is the fastest the only efficient.
But sometimes it is not, you have to have electricity you have to have an
computer and you also must know how to use it – so that are many other things
that you must have, before you have that." (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin
Südafrika)

4.5.4 Alter

Der persönliche Altershorizont bedingt mitunter spezifischen Einfluss auf


den Umgang mit Netzkommunikation. Zumeist wird den Jüngeren auch
mehr Medienkompetenz zugetraut.

"There are very many people especially using internet in the internet cafes –
especially the new generation – the young people," (Supawadee Petrat (Kratae),
Koordinatorin Maikong)

"Ich habe nicht das Gefühl, das es ein interkultureller Unterschied ist, als eher ein
Altersunterschied! Unsere beiden ältesten Koordinatorinnen sind einfach
Computer- illiterates! Die Vera aus Malawi, die liest die Mails, die werden ihr
ausgedruckt, dann beantwortet sie die Mails von Hand und die werden dann von
147
ihrer Sekretärin abgetippt...und Tage später krieg ich dann eben die Antwort.
Und auch die Vera aus Brasilien, das sind die beiden Ältesten, die hat auch
sich eine Assistentin besorgt." (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

4.5.5 Emotionen

Technikverdrossenheit in der Schweiz und vielen hoch entwickelten


Ländern, in denen die Zahl der aktiven Internetnutzerinnen bereits wieder
zurückgeht!

"Ich hab´ so die Nase voll von der Kiste abends, das ich mich da nicht mehr dazu
setze, außer ich erwarte halt mal ein dringendes Mail aber sonst..." (Rebecca
Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)

"…ja, man kann da sicher auch den Teufel an die Wand malen und sagen, in fünf
Jahren ist das Internet unendlich überlastet, und Viren und all das erledigt, das
Mail nutzlos wegen des vielen Spam und Werbemails etc. und wir steigen wieder
auf fax und Schreibmaschine um" (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin,
Schweiz)

"But it costs and some people get threatened by it, they get scared. At first when I
had to use it, I had to be told that it doesn’t bite. It is threatening! (…)
But then and now it makes work easy, because you can say things, you can
access information you can network, you can respond quickly if you may."
(Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

Such things people get scared about, I don’t know how you bring it home but
there are some things that some people get really scared about. And then they
avoid it. And it is not true, if you read about it that it becomes curious, not for
everybody, not for every culture. (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin
Südafrika)

4.5.6 Engagement

Das Engagement aus dem heraus der Kontakt zur Gruppe entspringt,
stellt einen persönlichen Aspekt dar, der ebenso wie die Verortung im
Tracking (Track 1-3 Zuordnung) der Arbeitsbereiche von der Organisation
abgesteckt wird.

• Aufbau bzw. Institutionalisierung von Friedensbeziehungen zwischen


rivalisierenden Gruppen
• Beiträge zu Friedensverhandlungen auf verschiedenen regionalen, nationalen
und internationalen Ebenen
• Friedens- oder humanitäre Aktivitäten während akuten Kriegsereignissen oder
bewaffneten Konflikten
• Gewaltprävention
148
• Kriegsverweigerung
• Politische Aktionen für den Frieden
• Aktivitäten zum Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegssituationen
• Aktivitäten zur Unterstützung von Frauen, die sich in Kriegssituationen für die
Beendigung von Krisen und Kriegen in ihren eigenen Regionen/Ländern
einsetzen
• Demokratisierung in Nachkriegsgesellschaften (Grund- und Menschenrechte,
insbesondere Frauenrechte/BürgerInnenrechte)
• Friedenserziehung in Schulen und Gemeinden
• Friedens- und Konfliktforschung (Wissenschaft)
• Gemeinsames Ressourcenmanagement in Konfliktregionen (Agrarpolitik:
Landrechte, nachhaltige Produktionsweisen)
• Geschichtsaufarbeitung und -vermittlung (Politik, Kunst, Literatur, Medien)
• Versöhnung und Trauma-Arbeit
• Gesundheit/Familienplanung (Newsletter 2/2003)

Mitunter bringt das Engagement der Frauen eine persönliche


Weiterentwicklung mit sich, innerhalb der sich die Möglichkeiten an der
Vernetzung im virtuellen Raum teilzunehmen, verändern, bzw. ihre
Netzkommunikation sich intensiviert, wie beispielsweise in der Mitwirkung
in dieser Projektgruppe, in der Kooperation mit anderen NGOs oder
eigenen Web-Projekten, wie dies Paulyn in ihrem E-Zine Cyberdyario
betreibt. Mitunter bedeutet dies auf der anderen Seite eine Entfernung von
ihrem eigentlichen Engagement und dass sich die Frauen vermehrt um die
Schaffung von Öffentlichkeit und politische Einflussnahme zu kümmern
haben oder ihre Kompetenzen weitervermitteln wollen, sich ihr
persönlicher Wirkungskreis also nicht nur weitet, sondern verändert.

Oft ist es einfach so: eine Frau hat eine Idee, wird dann irgendwie von den
Agencies entdeckt, worauf sie eben auch finanzielle Mittel für ihren Einsatz und
ihre Arbeit bekommen können, dann wird aus der Idee dann ein Verein oder eine
Teil einer größeren Organisation und schon sind die Frauen von dieser
eigentlichen „Grassroot“-Ebene“ eigentlich ein Stück weg! (Rebecca Vermot,
Projektkoordinatorin, Schweiz)

4.6 Kommunikationsraum

Die Dimension versucht anhand der Daten aus analysierten Newsletter


und Interviews jenes Zwischenspiel zwischen unterschiedlichen
Kommunikationssphären und –räumen zu beschreiben, in denen sich in
die Kommunikation der Projektgruppe ereignet. Ohne diese Dimension ist
die Netzkommunikation einer Organisation nicht zu verstehen. Denn die
149

Projektgruppe agiert ja vor allem auch innerhalb realer bzw. nicht


virtueller Begegnungen und Bezüge und stellt keine ausschließlich im
virtuellen Raum konstituierte Gruppe dar. Ihre Kommunikation beruht nicht
nur auf der Kommunikation im virtuellen Raum, daraus erwächst dieses
Zwischenspiel von virtueller Netzkommunikation und der Kommunikation
von Angesicht zu Angesicht, die hier als variables Spektrum in seinen
Eigenheiten beschrieben werden soll.

Aus diesem Wechselspiel ergeben sich auch veränderte Bedingungen für


die Netzkommunikation an sich, die hier beschrieben werden sollen. Im
Sinne einer Organisationskommunikation, die es hier zu untersuchen galt,
kann also von einem gruppenunterstützenden Einsatz von
Kommunikationstechnologien gesprochen werden, die hier die
verwendete(n) Form(en) von Netzkommunikation bilden.

Weiters ist die Kommunikation der 1000 Frauen für den


Friedensnobelpreis 2005 zum Teil öffentlich (beispielsweise alle
Newsletter-Daten, Nominationsformular, Website) aber auch
organisationsintern (private E-Mails) abgelaufen, was im kommenden
Abschnitt als öffentlich bzw. organisationsintern erörtert wird. Öffentliche
und organisationsinterne Kommunikation findet sowohl real
(Pressekonferenz, Treffen etc.) als auch virtuell ihren Niederschlag. Die
technischen SystemInfrastruktur, die den virtuellen Raum ermöglicht,
beeinflusst auch, wie in diesem virtuellen öffentlichen Räumen Aktion und
Kommunikation statt- bzw. ihre Fortsetzung finden.

4.6.1 persönliche Anwesenheit / Vermitteltheit

Welcher Kommunikationsraum wird für welche Kommunikationsziele als


geeignet erlebt? Wie später noch thematisiert wird, zeigen sich hinsichtlich
der kulturellen Diversität hier die deutlichsten Unterschiede, welche
Kommunikationsform die Frauen wählen.
150

Wie bereits dargelegt, offenbart sich die Diversität in den kulturellen


Unterschieden auf nationaler und internationaler Ebene, den
unterschiedlichen Kulturkreisen, Sprachen und Spracheinfluss-Gebieten
sowie in unterschiedlichen ideologischen Zugangskontext. Die Diversität
wird in den Newslettern zwar meist bezüglich der Bewältigung
unterschiedlicher Aufgabenstellungen innerhalb des Projekts thematisiert,
aber eher als Tatsache akzeptiert, also nicht als Problem beurteilt.

"Die Internationalität zeigte Möglichkeiten aber auch Grenzen auf. Doch war das
Verbindende und das gemeinsame Ziel stets stärker als das Trennende!"
(Newsletter 3/2003)

Die Netzkommunikation tritt in der Bewältigung von Hindernissen, wie sie


die Diversität der Frauen mit sich bringt, etwas in den Hintergrund, die als
"klärend" beschriebene Wirkung von Gesprächen, in denen die Frauen
einander gegenüber sitzen, wird gerade bei kontroversen Themen
genutzt. E-Mail-Kommunikation stellt sich aber als durchaus geschätzt und
geeignet heraus, wenn es darum geht die Gespräche fortzusetzen und zu
ergänzen oder sie als "Begleitung" für die tägliche Arbeit der
Teilnehmenden zu verwenden.

Nach dem konstruktiven Gespräch diskutieren wir zur Zeit, wie wir mit den dieser
Vorgabe (Reglement des Nobelpreiskomitees) umgehen wollen. Die
Koordinatorinnen brauchen Klarheit, um den möglichen Friedensfrauen die
Vorgehensweise erklären zu können. Deshalb findet zur Zeit ein intensiver
Austausch per E-mail statt – quer durch die ganze Welt. (Newsletter 2003/3)

Gerade diese begleitende Funktion von häufigem E-Mail-Verkehr


zwischen dem Organisationsbüro in Bern und den Koordinatorinnen und
Friedensfrauen in aller Welt entsteht aus der Notwendigkeit
geographische Distanz zu überwinden und Hindernisse, die aus anderen
äußeren Zusammenhängen erwachsen zu überwinden.

Die Organisation verfolgt die bewusste Strategie, die Kommunikation mit


den Mitwirkenden des Projektes auch persönlich wahrnehmbar und
erlebbar zu gestalten und reale Begegnungen zu initiieren (Reisen /
151

Koordinatorinnentreffen), was auch aus den Begründungen für die


rege Reisetätigkeit der Projektkoordinatorinnen hervor geht.

"Da viele der Fragen aus dem spezifischen Kontext der Koordinatorinnen
auftauchen, ist es oft schwierig, diese Fragen von der Schweiz aus zufrieden
stellend zu beantworten. Deshalb reist Rebecca Vermot im November/Dezember
zu 8 Koordinatorinnen. Es geht darum, ihre Arbeitsrealitäten kennen zu lernen,
Schwierigkeiten und Möglichkeiten zu diskutieren und mit ihnen offizielle Termine
wahrzunehmen. Es geht aber auch darum, drei neue Koordinatorinnen
willkommen zu heissen und sie in ihre Aufgabe einzuführen."(Newsletter 2003/3)

In diesen real erlebbaren Gesprächen geht es meist um das gegenseitige


Verstehen und Wahrnehmen der unterschiedlichen Standpunkte,
wohingegen in der Netzkommunikation bestätigt und bereits Bestimmtes
und Beschlossenes gemeinsam gefestigt und versichert wird.

"Doch, so Ruth-Gaby Vermot am Schluss der Konferenz, wurde das Verstehen


und Verständnis für die verschiedenen Ansichten erarbeitet."(Newsletter 1/2004)

"Solche Probleme werden immer wieder diskutiert. Sind sie zu komplex, um per
Email gelöst zu werden, telefonieren wir mit den Koordinatorinnen so oft es
notwendig ist und das Problem gelöst werden kann." (Newletter 2/2004)

"In dieser Aufbauphase ist es wichtig, diese Arbeit eng zu begleiten. Es tauchen
immer wieder Fragen auf, wie denn die Organisation der Arbeit aussehen
könnte,"3/2003

Die Zuschreibung verschiedener Kommunikationsräume zu


unterschiedlichen Kommunikationszielen ergibt sich einerseits aus den
kulturellen Eigenheiten, andererseits sind ähnliche Tendenzen abzulesen,
wenn es um Vertrauen und Wahrhaftigkeit in der Kommunikation geht.
Hier setzten die Frauen auf ihre "Menschenkenntnis" also auf direkt
erlebte Kommunikationssituationen. Besonderes Gewicht erhält dies in
Ländern mit totalitären Regime oder/und geringer Meinungsfreiheit.

"We also do not have this socialisation of individualism, as they have in Europe
and the US, and our culture is based on real social contacts and then you can
communicate through internet but only for them who can write and read in
English, so we can not communicate with them!"( Supawadee Petrat (Kratae),
Koordinatorin Maikong, Thailand)

"For me and my experiences also with the project of the 1000peacewomen is,
that in Europe it is very easy and very quick to communicate with emails rather if
152
you know each other personally or not, isn´t it. No need to have face to face
meetings. In Asia I mentioned e-mail is really a threat to them, in my country
we are very socialized, only when we know good, like me and my friend – we use
instant messagers and make online communication just for fun, as well as for
increasing our knowledge, we can use the internet." (Supawadee Petrat (Kratae),
Koordinatorin Maikong, Thailand)

"Especially if have someone in a country, I already know, for the new groups and
the new peoples in the network it is important to have direct contact."
(Supawadee Petrat (Kratae), Koordinatorin Maikong, Thailand)

Dieses Ergebnis kann auch vor dem Hintergrund der zeitlichen


Dimensionen des Projektablaufes bestätigt werden. Nach der
Konzeptionsphase setzte rege Netzkommunikation ein, die vor allem
während der Vernetzungs- und Nominationsphase noch zusätzlich mit den
Onlinenominierungen anwuchs. Die Treffen wurden hingegen
hauptsächlich rund um diese Vernetzungs- und Nominationsphase
gesetzt, denn dort ging es zumeist um die gemeinsame Zieldefinition und
die Abstimmung unter einem weitem Spektrum unterschiedlicher
Standpunkte, die sich via E-Mail nicht als solche bewerkstelligen ließen.

"Wir haben in einer ersten Phase in unserem Bekanntenkreis nachgeforscht.In


einer zweiten Phase fragten wir FreundInnen und Organisationen im In- und
Ausland an:In der Schlussphase halfen uns schliesslich bereits angefragte
Frauen – also unsere Koordinatorinnen –ein neues, breiteres Netzwerk knüpfen "
(Newsletter2/2003)

Um in Kontakt zu kommen reicht mitunter die Begegnung im virtuellen


Raum, die Vertrauensbasis für gemeinsames gerichteten Vorgehens zu
begründen, verlangt innerhalb des Projekts die Begegnung von Angesicht
zu Angesicht, dem aufgrund der Unmittelbarkeit eine ganz andere,
mitunter besonders emotionale Informationsebene zugeteilt wird:

"If I am able to look in your face, I am able to stand the seriousness about what
you are protecting to me. Well, if I read something, this is very cold! In the most
cases in Africa reading is not as useful …okay of corse there are a lot of people
who can write and also are very well reading. But otherwise you have to connect
them else way so I touch your face for your seriousness!" (Nomvuyo Skota
Dayile, Koordinatorin Südafrika)

Die Vertrauensbeziehung, die im virtuellen Raum möglich ist, steht also im


engen Zusammenhang mit der Vernetzung innerhalb der sich die
153

Kommunikationspartner bewegen. Dabei wird aber auf reale


Erlebnisse zurückbezogen und übertragen, die im Gegensatz zu den
virtuellen Infos zu einer Person in den Vordergrund treten.

So for example as you wrote me your mail, and I knew - okay - you are working
with Rebecca, and I have seen Rebecca – so I knew – you are like Rebecca. You
see, so I could imagine who you are. That’s the reason, why face to face
communication is that important to us! It is much more powerful because it is
possible to touches emotions and some kind of physical contact can engage you
from what I’m saying. Words themselves can carry different meanings, I mean I
can write something and it is my own way but someone else understands it
different." (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

In Netzwerken, die auf realen Bezügen und Begegnungen basieren,


erscheint gemeinsames gerichtetes Vorgehen auf der Basis virtueller
Netzkommunikation jedoch dann ganz selbstverständlich zu geschehen.

In these seven countries lot of the organisations already have internet, so to


coordinating with them, we are all the time using the internet. To inform them, we
have put that on a Website, and most of our information we give to these NGO´s
on the internet. (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh, Bhutan,
Nepal, Sri Lanka)

But because - most of the coordinators here are selected because of their
network capacity and because we have people working at the grassroot level. So
we are connected with them and the grassroot people have contact with some
people who have internet-access. So we reach the people that are connected to
the internet trought people that are connected. This is the only way we can do it
and I don´t think you can improve this without revolutionizing the whole world and
giving access to people. (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien Bangladesh,
Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

Ein weiterer Aspekt, der im vorangegangenen Zitat bereits sehr deutlich in


Erscheinung tritt, ist die Ausbreitung eines sozialen Netzwerkes über die
Grenze der Virtualität von Netzkommunikation hinaus. Im Fall der
Organisation 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 bedeutet dies,
die Partizipationsmöglichkeiten der Friedensfrauen auszuweiten, indem
Öffentlichkeit für die Thematik der Friedensfrauen geschaffen wird.

4.6.2 öffentlich / privat

Viele Hoffnungen der feministischen Debatte bezüglich der


Netzkommunikation gründen darin, dass diese neuen Räume von
154

Öffentlichkeit es möglich und notwendig machen, die gesellschaftlich


fortgeschriebenen Kategorien von öffentlich und privat neu zu verhandeln.
Die tradierte Zuschreibung, was öffentlich ist und was privat, kann in
diesem neuen öffentlichen Raum, der noch nicht von tradierten
Zuschreibungen vereinnahmt ist, neu konstruiert werden (vgl. Schachtner
2002b, Schachtner 2005b: 185, u.a.). Ziel der gemeinsamen Aktion ist es
dann, die Friedensarbeit von Frauen auch dort sichtbar und öffentlich zu
machen, wo ihr Engagement oder der Konflikt bzw. Missstand, den sie
bearbeiten, im jeweiligen kulturellen Kontext vielfach dem privaten Bereich
zugerechnet wird. Hier sei - nur als eines von vielen möglichen Beispielen
für die strukturelle Repression, die hinter dieser gesellschaftlichen
Trennung von privat und öffentlich steht - eine Situation in Pakistan
angesprochen, wie sie sich im Reisebericht der Projektkoordinatorin
Rebecca Vermot äußert, angesprochen:

Traditionelle Denkmuster verbieten den Frauen am öffentlichen Leben


teilzunehmen und weisen ihnen die Rolle im Haushalt und bei der
Kindererziehung zu.(Rebecca Vermot in einem Reisebericht - Newsletter 1/2005)

Einmal mehr erkenne ich die Wichtigkeit unseres Projektes, als eine Frau über
sich häufende Selbstverbrennungen von Frauen berichtet. Sie fühlt sich dieser
Art Protest und Verzweiflung gegenüber hilflos und allein. Als ich ihr erzähle,
dass in Indien Organisationen in dieser Thematik arbeiten, verlangt sie sofort
Kontakte, um Erfahrungen auszutauschen. Ist das Netz der 1000 Frauen erst
einmal gespannt, werden solche Kontakte vereinfacht stattfinden können.
(Rebecca Vermot in einem Reisebericht – Newsletter 2/2004)

Wenn pakistanische Frauen im Rahmen des untersuchten Projekts diese


Problematik weltweit bewusst und sichtbar machen kann dies als eine
weltweite Friedensarbeit angesehen werden, die für regionale
Problematiken auf globaler Ebene Öffentlichkeit schafft.

"wie denn die Organisation der Arbeit aussehen könnte, wie Öffentlichkeit
geschaffen werden kann, wie vorgegangen werden soll."(Newsletter 3/2003)

Angesprochen soll nicht nur die Solidarität der Freidensarbeiterinnen


weltweit werden, sondern gerade auch eine breite Medienöffentlichkeit:
155
"Zu diesem Zeitpunkt (Workshop Aug. 2003) werden wir auch die
Gelegenheit wahrnehmen, an die Presse zu treten, und das Projekt einer
breiten Öffentlichkeit vorzustellen."(Newsletter 1/2003)

"Ein zentrales Thema war der Zeitpunkt der Namensbekanntgabe und die damit
verbundene Medienarbeit. Am letzten Tag fand in diesem Zusammenhang ein
Medientraining für die Koordinatorinnen statt, in welchem häufige, aber auch
schwierige Fragen diskutiert wurden und gemeinsam nach Antworten gesucht
wurde."(Newsletter 2/2005)

"Wir werden in unserem Film das Scheinwerferlicht nicht auf alle 1000 Frauen
richten können.(4/2004 Gabriela Neuhaus, Offroad Reports GmbH)"

Die Dokumentation und daraus resultierende Produkte gehören dabei


ebenso zu den Instumenten um Öffentlichkeit zu erreichen, wie die
Website bei der jedoch die Verbreitung nicht näher kontrolliert wird.

"also wir haben da keine Übersicht, wo wir überall bereits wahrgenommen


wurden und wie das dann auch dorthin kommt, aber es kommt hin" (Maren
Haartje, Projektmanagement und Koordinatorin für Nord – und Westeuropa)

Und oft wird Zweifel laut, ob dieses Organisationsziel überhaupt anhand


der Netzkommunikation erreicht werden kann:

"So having the internet the positives and the negatives of it: it gives us as quickly
the possibilities but at the same time it is no guarantee that someone will notice
you or that someone responds, and also the language barriers and the
accessibility of it …" (Nomvuyo Skota Dayile, Koordinatorin Südafrika)

This already makes a gap between these that information has, and these who
have not. So we are aware of that! (Kamla Bhasin, Koordinatorin für Indien
Bangladesh, Bhutan, Nepal, Sri Lanka)

Weitestgehend wird von der Organisation versucht, die Menschen des


Projekts, ihre Arbeit, Ziele und unterschiedlichen Ansichten möglichst
unverfälscht darzustellen.

"wir sind sehr transparent, informieren, wer steht hinter dem Projekt, dazu dient
auch unsere Website, da sieht man auch die Gesichter, die Gesichter des
Vorstandes, der Koordinatorinnen, das kommt gut an und ist unverfälscht."
(Maren Haartje,Projektmanagement und Koordinatorin für Nord – und
Westeuropa)
156

Der Wille zu größtmöglicher Transparenz und das Ziel die


Friedensfrauen sichtbar zu machen stoßen an den Widerspruch, dass
vielen nominierten Frauen aus der Veröffentlichung ihres Namens, ihrer
Identität als Friedensfrauen auch Schaden oder Gefahr erwachsen kann.

"Das besprechen wir mit jeder Frau, wenn nicht dann anonymisieren wir das
Porträt, die frage ist halt dann immer, ist die Veröffentlichung gefährdend? Es
kann einer auch Schutz bedeuten! Wenn ich an die Friedensnobelpreisträgerin
vor zwei Jahren denke aus Burma … da denke ich der Friedensnobelpreis hat sie
geschützt! " (Rebecca Vermot, Projektkoordinatorin, Schweiz)
157

5 Fazit

Die Erforschung der Netzkommunikation, wie sie unter den Frauen des
Projekts 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 stattfindet, zeigt,
dass die Durchführung von sozialen und politischen Vernetzungsvorhaben
auf globaler Ebene durch den Einsatz digitaler Netzkommunikation
wesentlich erleichtert und mitunter überhaupt erst möglich wird.
Netzkommunikation kann in diesem Fall als ermöglichende kommunikative
Basis gesehen werden, ohne die das erforschte Projekt in dieser Form
nicht durchführbar gewesen wäre.

Der Cyberspace schafft im gegebenen Fall einen globalen „Frauenraum“,


der jedoch stets jenen vorbehalten bleibt, die auch (Internet-) Zugang
haben. Der Versuch, die Sphäre der virtuellen Vernetzung durch die
kommunikative Vernetzung ihrer realen Sphäre zu erweitern, kann als
Kommunikationsstrategie der Frauen des Projektes erkannt werden. Das
heißt die Netzkommunikation der beobachteten Teilnehmerinnen bezieht
ihre generelle kommunikative Vernetzung mit ein. Aus einem
Wechselspiel von vermittelter Netzkommunikation und direkter realer
Kommunikation lassen die Frauen ein enges Geflecht von Vernetzung
entstehen, das virtuelles Geschehen und reales Kommunikationsraum
miteinander verbindet und verwebt. Welche Kommunikationsform in
welcher Situation eingesetzt wird, orientiert sich einerseits an der
Prämisse, Verständigung herstellen zu wollen, andererseits an den
pragmatischen Zielen ihres gemeinsamen Vorgehens.

Die Teilnehmenden an der zentralen Projektarbeit bringen viel an


Diversität in das Netzwerk ein, die Kommunikation weist einen hohen
Grad an Interkulturalität auf. Die Fallbeschreibung schildert differenziert,
wie Frauen in verschiedenen Regionen und Kulturen ihren sprachlichen,
persönlichen und technischen Zugang zu den neuen Medien finden und
158

wie sie gemeinsames globales Vorgehen im Alltag koordinieren. Wie


dabei gezeigt werden konnte, ist den Frauen des Teams diese Diversität
bewusst, wurde von ihnen als solche wahrgenommen und sie reagierten
in beobachtbarer Art und Weise darauf. Zum Teil hatten die Frauen auch
bezüglich ihres professionellen Backgrounds als Friedensaktivistinnen
einen kompetenten Zugang zu der Thematik multikultureller
Verständigungsprozesse, was das Miteinander innerhalb des Netzwerkes
auf eine gemeinsame Basis von Professionalität und Toleranz hob.
Sprachliche Grenzen erscheinen (mitunter mit Hilfe Dritter, die als
Übersetzerinnen fungieren,) als relativ leicht überwindbar. Auch die
Diversität hinsichtlich ideologischer Unterschiede wird von den Frauen
nicht als trennend erlebt, sondern als Kristallisationspunkt für Dialog,
Diskussion und Meinungsaustausch genutzt. Für die Frauen des Projekts
stellt die besondere Vielfalt innerhalb ihrer Gruppe subjektiv kein Hemmnis
in ihrer Netzkommunikation dar bzw. sie wird als durchaus überwindbar
wahrgenommen. Sehr direkt sprechen die Frauen jedoch an, dass sie die
aufgrund der unterschiedlichen Ressourcenverteilung ungleichen
Zugangsmöglichkeiten zu Internetanschlüssen, zu Informationen, zu
neuen Kommunikationsformen und zur gestaltenden bzw. publizierenden
Teilnahme an der Netzkommunikation als trennend, abgrenzend und die
Kommunikation erschwerend empfinden. Die Frauen äußern ein sehr
waches Bewusstsein dafür, gemeinsam Kommunikationsformen und
Kommunikationssituationen zu wählen, die ihrem Bestreben nach
Chancengleichheit, Pluralität und Gleichberechtigung auch innerhalb der
Projektgruppe entsprechen. Die Wahl fällt vor allem dann auf die
Netzkommunikation, wenn es darum geht geographische
Kommunikationshemmnisse zu überwinden.

Die Gespräche mit internationalen Friedensaktivistinnen zeigten, dass sich


virtuelle Kommunikationshemmnisse im alltäglichen Arbeitsprozess
hauptsächlich aus der Ressourcenknappheit, also der wirtschaftlichen
Situation der Friedensarbeiterinnen, ergeben, was von den Frauen als
159

besonders 'einschränkend' erlebt wird. Das Spektrum der subjektiv


wahrgenommenen 'Schranken', von denen die Aktivistinnen berichten,
umfasst auch medienpolitische Implikationen, wie die Thematik der
Meinungsfreiheit oder des Datenschutzes in der Netzkommunikation. Die
Aus- oder Nebenwirkungen neoliberaler Globalisierungstendenzen oder
das strukturelle Gewaltverhältnis im Nord-Süd-Konflikt werden von den
Frauen als wesentliche Mechanismen der Ungleichheit in der
Netzkommunikation angesehen.

Im Gegensatz dazu erleben die befragten Friedensfrauen


Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede, ideologische Differenzen und
geografische Entfernungen als eher überwindbar. Die wahrgenommene
Diversität möchten sie in ihrer (virtuellen) Gemeinschaft gar nicht
'einebnen', sondern einbeziehen. Die äußeren Zusammenhänge haben
somit eine stärkere Wirkung auf die technische Systeminfrastruktur, als
dies für die persönlichen Aspekte der Teilnehmenden zu beobachten war.

Schon bei der Auswahl der Koordinatorinnen wurde von der Organisation
darauf geachtet, dass die Koordinatorinnen des Projekts einen
Internetanschluss zur Verfügung haben, im weitesten Sinne an den
Einsatz des Internets gewöhnt sind und regelmäßig erreichbar bleiben.
Die globale und lokale Vernetzung von Friedensfrauen, wie sie hier
vorliegt, tritt aber nicht als Netzgemeinschaft (Mailing-Group, Forum,
Internetplattform etc.) in Erscheinung. Die Netzkommunikation war nicht
an eine spezielle Form digitaler Kommunikation gebunden, die Präsenz
der Akteurinnen im Cyberspace wird nicht über eine bestimmte Art der
Kommunikation organisiert, die sie als Gruppe identifiziert. Die vorrangig
verwendete Netzkommunikationsform innerhalb des Projekts war das E-
Mailing, also das Versenden und Empfangen von elektronischer Post bzw.
von Gruppenaussendungen wie dem Newsletter.

Die Gruppe von Frauen wurde also, wie bereits erwähnt, nach ihrer
Erreichbarkeit durch digitale Netzkommunikation ausgewählt, also danach,
160

ob sie an der digital vermittelten und Projekt koordinierenden


Kommunikation teilnehmen konnten. Bei den nominierten
Friedensarbeiterinnen, die von den Koordinatorinnen in ihren Regionen
eruiert werden sollten, war dies nicht immer der Fall. Die Vernetzung der
Friedensfrauen aller Trackebenen basiert auf Kommunikation, ungeachtet
ob diese digital erfolgt oder nicht. Kommunikation an sich ist das
wesentlichste Werkzeug ihrer globalen Vernetzung. Frauen in Grassroot-
Initiativen sind zumeist nicht per Netzkommunikation erreichbar, dies gilt
zwar nicht überall im selben Maß, trifft aber bemerkenswerterweise auch
für die Regionen mit hoher Internetverbreitung wie Europa und Amerika
zu!

Die Annahme, dass sich mit zunehmender Nähe zur Konfliktsituationen,


mit zunehmender Nähe zu geographisch/geopolitisch heiklen Gegenden
oder auch mit zunehmender Nähe zu sozial marginalisierten Bereichen
und gesellschaftlichen Konfliktthemen, die potentielle Möglichkeit
netzkommunikativen Handelns verringert, wurde durch die Auswertung
der Daten bestätigt.

Ein Indiz dafür sind die vor allem von Frauen, die in Krisengebieten leben,
häufig thematisierten Bedenken bezüglich der Datensicherheit. Innerhalb
des Projektverlaufs ergibt sich der Widerspruch, dass das klare Ziel
(Sichtbarmachung weltweiter weiblicher Friedensarbeit) mit der Tatsache
kollidiert, dass viele Frauen vermehrten Repressionsversuchen oder auch
konkreten Gefahren ausgesetzt sein könnten, wenn ihr Engagement in der
medialen Öffentlichkeit bekannt wird. Im Projekt wurde mit dieser
Problematik so umgegangen, dass Netzkommunikation den virtuellen
Raum auch als eine Art von "Schutzraum" konstruiert. Damit ist gemeint,
dass zwar im Rahmen der Vernetzung eine Teilöffentlichkeit konstituiert
werden kann, dass aber die mediale Öffentlichkeit dosiert ausgeschlossen
wird, um die Frauen zu schützen.
161

Die Kommunikationsstrategie der Koordinatorinnen umfasste somit


auch Aktivitäten, die das entstehende Netzwerk über die Grenzen der
Vermitteltheit durch Netzkommunikation hinaus ausweiten sollten, mit dem
Ziel, die Netzkommunikation in der real erlebbaren
Kommunikationssphäre des direkten Gespräches fortzuführen. Zugleich
gelingt es dem globalen Austausch der Projektgruppe via
Netzkommunikation, die regionalen Friedensarbeiterinnen und ihre
Anliegen ins (virtuelle) Netz zu holen und ihnen und ihren Anliegen im
virtuellen Raum Platz zu bieten. Dies geschieht im Rahmen des
erforschten Projekts sowohl als Thematisierung und Sichtbarmachung auf
breiter öffentlicher Basis, als auch im Sinne der Bildung von
Gegenöffentlichkeit im globalen Kontext. Somit wurden traditionelle,
regionale, wie auch virtuelle Netzwerke der Friedensarbeit verbunden und
die Netzkommunikation über die Grenze eines globalen virtuellen
Austausches hinweg bis auf die Ebene regionaler Konfliktthemen
erweitert.

Hier erwies sich vor allem der Newsletter als jenes Podium, das sich im
Laufe des Projekts zu einer Plattform der Information und des
gegenseitigen Austausches entwickelte und auch den Koordinatorinnen in
den Regionen das Wort erteilte.

Vor dem Hintergrund der zeitlichen Struktur des Projektverlaufs kann


festgestellt werden, dass die Vernetzungsphase, in der zuerst die
Koordinatorinnen gesucht wurden, wie dann auch die Nominationsphase,
in der die 1000 Friedensfrauen gesucht wurden, das intensivste
Aufkommen von Netzkommunikation verursachten. Persönliche Aspekte
und äußere Zusammenhänge konnten als maßgeblich dafür bestätigt
werden, wie die Teilnehmenden die Netzkommunikation in
zwischenmenschlichen Beziehungen (Kontakt aufnehmen, kennen lernen,
Informationen austauschen, Kontakt aufrechterhalten, gemeinsames
Vorgehen planen etc.) innerhalb der Projektarbeit für sich einsetzten.
Sobald nun aber die gemeinsamen Absichten und Ziele klar waren, konnte
162

Netzkommunikation schon allein durch die Überwindung


geographischer Entfernungen dem Projektteam viel an koordinierender,
unterstützender und gemeinschaftsbildender Kommunikation leisten. Das
E-mailen, als alltägliche Netzkommunikation, erscheint den Frauen des
Projekts als selbstverständlich und kaum erwähnenswert. Dies zeigte sich
bei der Auswertung des Newsletters insofern, als Face-to-Face Events,
Meetings, Treffen bei Vorträgen etc. besonders häufig Erwähnung fanden.

Die Diversität der Frauen äußert sich sowohl im Umgang mit als auch im
emotionalen Zugang zu Netzkommunikation. Hier reicht das Spektrum von
Angst vor den Neuen Medien und dem, was sie an Veränderungen
bewirken, über Misstrauen bezüglich Datensicherheit und Anonymität bis
zu Genervtheit oder Überforderung durch Informationsflut, Arbeitsaufwand
und technische Unzulänglichkeiten (Spam-Post etc.).

Die technologische Entwicklung der Neuen Medien – insbesondere des


Internets – ermöglicht einen globalen Austausch von Information, wie er
bisher nicht möglich war. Zugleich werden auch bisher nicht
organisierbare Vernetzungsformen begünstigt. Im Cyberspace werden
nationalstaatliche Grenzen dünn und durchlässig, vor allem die
Vernetzung internationaler NGOs sowie die zunehmende Verbreitung
digitaler Kommunikationsmedien stärken das globale Miteinander der
zivilen Gesellschaft(en) und erzeugen ein Zusammengehörigkeitsgefühl
trotz wahrgenommener Verschiedenheit. Aus der digitalen Vernetzung
entstehen neue Formen grenzüberschreitender Kooperation und
Kollaboration. Die Analyse der Daten ergab, dass vor allem die
Vernetzung von internationalen und nationalen NGOs den
zivilgesellschaftlichen Interessen von Friedensinitiativen auf regionaler
Ebene den virtuellen Raum eröffnet. Wo Internetzugang aufgrund äußerer
Zusammenhänge für Frauen in der Friedensarbeit schwer realisierbar ist,
ermöglichen oft die NGOs die Teilnahme an der Netzkommunikation und
erleichtern die Entwicklung von diesbezüglichen Medienkompetenzen.
Generell sind die Friedensfrauen des Projekts selten bis kaum private
163

Nutzer von Netzkommunikationsangeboten, ihr Zugang ergibt sich aus


der Arbeit für eine NGO oder im Rahmen ihres Berufen bzw.
Engagements.

Bei der Analyse der äußeren Zusammenhänge in den einzelnen Regionen


zeigten sich sehr große Unterschiede, oft trotz geographischer Nähe, und
zwar sowohl hinsichtlich sozialer Gefälle als auch hinsichtlich der
nationalen Besonderheiten (bspw. vgl. Philippinen und Thailand). Diese
Unterschiede zeigten sich natürlich nicht nur hinsichtlich der technischen
Dimension der vorhandenen Infrastruktur sondern auch hinsichtlich
kultureller Ausprägungen von Gesprächskultur und einer hohen Diversität
an Zeichensätzen und Sprachen etc. Erreichbarkeit an sich und die
Erreichbarkeit durch Printmedien, elektronische oder digitale Medien
ergeben ein Wechselspiel, das sich vor allem in den
Kommunikationsstrategien der einzelnen Koordinatorinnen für ihre Region
zeigt. So gibt es z.B. in Brasilien und Südamerika elektronische Medien
und Printmedien wohingegen in den ländlichen Gebieten Afrikas und
Asiens nur die mündlich weitergegebene Information sowohl ihr Ziel
logistisch und inhaltlich erreicht und damit immer noch am effizientesten
ist.

Welche Formen der Netzkommunikation unterstützen nun auf der Basis


der hier erfolgten Erforschung globaler Vernetzung weiblicher
Friedensinitiativen die Arbeit der Frauen in den unterschiedlichen
Regionen? Schon lange vor der Wahl der netzkommunikativen Form
beschränken die gegebene technische Infrastruktur und die technischen
Anforderungen, die die Netzinitiatorinnen an ihre Zielgruppe stellen,
bereits den Zugang zum Netzwerk. Das ist jedoch eine bereits auf der
Seite der Netzinitiatorinnen vermeidbare Beschränkung.

Gerade die technologischen Hürden digitaler Vernetzung und die


Ermöglichung von Kommunikation stellen sich als jene Problemdimension
dar, für die hier handlungsrelevante Forschungsergebnisse vorgelegt
164

werden. Kriterien für die Strategien, die in den Initiativen auch


umsetzbar sind und die Organisation virtueller Vernetzung sowie die
Schaffung von globalen virtuellen (Frauen-)Räumen begünstigen, folgen in
übersichtlicher Aufzählung im Laufe des Textes.

Wenn Frauen verschiedener Länder und Kulturen mit unterschiedlichen


sprachlichen, persönlichen und technischen Zugängen zum Internet im
virtuellen Raum zusammenarbeiten möchten, ergibt sich die faktische
Notwendigkeit einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, der die
größtmögliche Diversität auf einer Plattform vereint. Bisher gelingt dies vor
allem dem E-Mailing, was mitunter damit begründet wird, dass hier eine
virtuelle Entsprechung für ein sehr altes und wohlbekanntes
Informationssystem – die Post – gefunden wurde. Vom technischen
Standpunkt aus betrachtet, liegt der Vorteil des E-Mailings darin
begründet, dass es ein Übertragungsprotokoll zur Verfügung stellt,
welches große Diversität zulässt. Unabhängig von der jeweiligen
technischen Infrastruktur (Betriebssystem, Mailprogramm) der Nutzerinnen
stehen die Informationen zur Verfügung (geringer
Datenübertragungsaufwand bei Text) und zum Austausch bereit (Abruf
der Infos von verschiedenen Rechnern, Webmail-Anwendungen etc.).

Die Anforderungen, die an die technischen Arbeitsmittel gestellt werden


und die ausschlaggebend sind, wenn über den kleinsten gemeinsamen
Nenner einer virtuellen Gruppe großer Diversität entschieden wird, sind
folgende:

Kleinster gemeinsamer Nenner:

"Je weniger Know-how, Equipment und Software, Datenübertragungsrate und


Speicherplatz benötigt werden, umso Ressourcen sparender und dadurch
leichter zugänglich tritt die virtuelle Arbeitsgemeinschaft auf.

Größte Vielfalt

Je unterschiedlicher das Equipment, die Software, die Sprachen/Zeichensätze,


die Struktur und die Kommunikationsziele in der digital vermittelten
165
Zusammenarbeit sein können, desto eher wird eine UserInnen-Gruppe hoher
Diversität diese Werkzeug einzusetzen wissen.

Mitgestaltung

Je mehr Möglichkeiten der Mitgestaltung auf Ebene der Kommunikationsziele,


der Inhalte und deren Strukturierung, aber auch des Programm-Codes jede/r
einzelne Netzakteur/in hat, desto konkreter entspricht das Netzwerk einer
Umgebung gleichberechtigten Zusammenwirkens" (Neumayer 2005 i.V.)

Um die vorhande technische Systeminfrastruktur bestmöglich für das


gemeinsame Vernetzungsvorhaben zu optimieren und der
angesprochenen Zielgruppe von Frauen nicht den Zugang auf technischer
Ebene zu erschweren, sollten folgende Faktoren beachtet werden:

Betriebssysteme / Hardware: Welche Betriebssysteme und welche Geräte


verwenden die Netzakteurinnen?

Browser: Mit welchen Browsern soll das Webinterface bedient werden?

Internetverbindung: Bandbreite der Internetverbindung soll prinzipiell kein


Zugangshemmnis darstellen (Datenübertragungsrate).

Zusatzprogramme: Keine Dateiformate verwenden, die zusätzliche Player,


Viewer, Editoren, PlugIn´s oder andere Zusatzprogramme erfordern
und von denen nicht gesichert ist, dass die Netzakteurin die
lizenzierte Software besitzt oder erreichen kann (Lizenzkosten der
Userinnen). Software, die eine gemeinsame technische Plattform
voraussetzt und damit der Nutzerinnen Kosten verursacht, ist zu
vermeiden bzw. gut abzuwägen.

Lizenzkosten : Die Lizenzkosten sollten sowohl für Netzinitiatorinnen


finanzierbar sein als auch für die Netzakteurinnen möglichst gering
gehalten werden oder ganz entfallen.
166

Usability: Die Handhabung der Software-Funktionen (Usability) sollte


keine (bis kaum) Schulung erfordern und entsprechend
kollaborative Mitgestaltungsmöglichkeiten bieten.

Eingabe- / Ausgabegeräte: Welche Infrastruktur kann bei der Eingabe


Verwendung finden respektive vorausgesetzt werden? (Handy-
Tastatur, Braille-Zeile, Touchscreen etc.) Welche Infrastruktur steht
für die Ausgabe zur Verfügung bzw. wird angesteuert: (Handy-
Displays oder ähnliches, Bildschirmart und Auflösung, Voice-
Monitor, Lautsprecher etc.)

Lesen und Schreiben: Welche Mitgestaltungsmöglichkeiten bietet die


Software, wie sind diese organisiert und strukturiert? Entsprechen
sie den Konventionen und der Kommunikationsstruktur des
angestrebten Netzwerks? (Lesen und Schreiben,
Rechtemanagement etc.)

Sprachunterschiede: Abgesehen von der Möglichkeit parallel Sprachklons


für die Informationsinhalte des Netzwerkes zur Verfügung zu
stellen, muss auch in Betracht gezogen werden, dass andere
Sprachen mitunter andere Zeichensätze verwenden.

Von der technischen Systeminfrastruktur hängt letztlich auch ab, wer bzw.
welche Zielgruppe Zugang zu diesem virtuellen Raum erhält. Hier wird
bereits entschieden wer potentiell partizipieren kann und wer nicht.

Aufgrund der Beliebtheit des Newsletters als gemeinsames Mittel, um


Information mit Öffentlichkeitsanspruch zu kommunizieren, kann davon
ausgegangen werden, das es eine wichtige Funktion von Software ist,
allen Gruppenmitgliedern das Publizieren von Inhalten zu ermöglichen.
Diese Funktion stellen viele Werkzeuge heute bereits zur Verfügung und
eigenen sich dadurch für einen Netzkommunikation, die dem virtuellen
Miteinander entgegenkommt. Überall dort, wo Frauen in ihrem Netzwerk
167

viele textbasierte Daten bereitstellen und untereinander austauschen


möchten, wo textbasiertes Wissen geteilt oder erzeugt werden soll, wurde
bisher zumeist auf der Basis von E-mails zusammengearbeitet.
Inzwischen erweist sich die kollaborative Inhaltsgestaltung wie sie WIKIs
und ähnliche Webapplikation bieten, als das adäquate Werkzeug für die
freie Meinungsäußerung im WWW. (s.a. Neumayer 2005) Gerade in der
grenzüberschreitenden Vernetzung, insbesondere in der
Entwicklungszusammenarbeit oder in NGOs, ergeben sich viele
Einsatzmöglichkeiten (vgl. Spencer 2002) für diese Form der
Netzkommunikation, die uns der Einlösung des Rechts auf freie
Meinungsäußerung eine Schritt näher bringt. Ein WIKI ist die virtuelle
Umsetzung der "Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und
Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht
auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten" (Artikel 19,
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte).
168

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Projektphasen "1000 Frauen für den Friedensnobelpreis


2005" inkl. Legende .......................................................................... 88
179
I
II

Anhang und Primärquellen:

Newsletter:

10. Newsletter Juni 2005 (pdf)


9. Newsletter Januar 2005 (pdf)
8. Newsletter Oktober 2004 (pdf)
7. Newsletter September 2004 (pdf)
6. Newsletter Mai 2004 (pdf)
5. Newsletter März 2004 (pdf)
4. Newsletter Dezember 2003 (pdf)
3. Newsletter Oktober 2003 (pdf)
2. Newsletter August 2003 (pdf)
1. Newsletter Juni 2003 (pdf)

zu finden ONLINE im WWW unter


http://www.1000peacewomen.org/de/html/news.php [2005-10-10]

Interviews:

1. Set an Interviews:

Maren Harrtje, Projektmanagerin und Koordinatorin für Westeuropa,


24.6.2004, interviewt in Bern (Zeichenumfang: ca. 8.000)

Rebecca Vermot, Projektmanagerin in Bern,


24.6.2004 interviewt in Bern (Zeichenumfang: ca. 22.000)

2. Set an Interviews, geführt in Walenstadtberg- Monte Vuala, nahe Zürich


am 13.10.2004 im Rahmen des 3. Koordinatorinnentreffens.
III

Kamla Bashin, Indien (Umfang ca. 5200 Zeichen)


Nomvuyo Skota Dayile, Südafrika (Umfang ca. 8000 Zeichen)
Supawadee Petrat (Kratae) Thailand (Umfang: ca. 6500 Zeichen)

Mailinterview mit
Paulyn Sicam, Philippinen geführt am 28.9.2004
(Umfang ca. 3000 Zeichen)
IV

Maren Harrtje,

24.6.2004, Bern

Projektmanagerinnen, Maren
Haartje, Akademische Referentin für feministische Bildung und
Politik, war Aktivistin in der deutschen Friedens- und
Ökologiebewegung. Von 1986-1988 arbeitete sie am Institut
für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der
Universität Hamburg und ist seit 1989 Mitarbeiterin in der
Schweizerische Friedensstiftung in Bern. Seit 1994 ist ihr
Schwerpunktthema "Frauen in Friedensprozessen". Sie
organisierte die Konferenz "War against Women - The Impact
of Violence on Gender Relations" und initierte das Projekt
"Conflict Resolution and Gender CraG". Von 1996-2003
leitete sie die FrauenRundtisch-Gespräche "Die Partizipation
von Frauen in der zivilen Konfliktbearbeitung" und nahm in
dieser Funktion als NGO-Vertreterin in Schweizer
Delegationen an offiziellen Konferenzen teil. Sie absolvierte
den Weiterbildungskurs "Konstruktive Konfliktbearbeitung und
Mediation" (Berghof Forschungszentrum für konstruktive
Konfliktbearbeitung Berlin) und das Nachdiplomstudium
"Feministisches Grundstudium". (peacewomen.org)

Wie gestaltet sich der Projektalltag


bezüglich der Verwendung von Neuen Medien? Wie gestaltet
sich das Wechselspiel zwischen persönlicher und digitaler
Netzkommunikation?

Das Ganze hat sich ja aufgebaut und


ohne der Neuen Medien wären wir heute nicht so weit wie wir
jetzt sind! Am Anfang war da die Idee dann waren das
Gespräche und dann waren da Gespräche und
Überzeugungsarbeit damit wir anfangen können – das vollzog
sich vorrangig von Angesicht zu Angesicht. Dann, mit dem
Aufbau der Website haben wir das alles in eine andere
Kommunikationsstruktur fortgesetzt und heute ist das Internet
das wichtigste Kommunikationsinstrument im Projekt. Im
ersten Halbjahr haben wir (Rebecca) um die 5000 Mails auf
unsere persönlichen Email-Accounts bekommen, dazu haben
wir auch noch die Adresse des Infomail das viel mehr
Anfragen darüber hinaus hat, wir haben Tage wo wir über
hundert Mails am Tag beantworten, also Mailing ist sicher
unser intensivstes Kommunikationsinstrument, danach das
Telefon und das persönliche Gespräch!
V
Mit den Koordinatorinnen
unterhalten wir ein Netzwerk in dem wir uns auch persönlich
treffen, wir haben ja alle Koordinatorinnen kennen gelernt und
persönlich angesprochen, da gab es vorab telefonische und
persönliche Gespräche. Da gab es bisher auch zwei Treffen der
Koordinatorinnen hier in der Schweiz, die ganz wichtig
gewesen sind. So gab es die Möglichkeit direkt in Kontakt zu
kommen. Darauf legen wir sehr viel Wert, deshalb reist eben
Rebecca und besucht die Koordinatorinnen um sich vor Ort zu
informieren und auch Unterstützung zu leisten, zu sehen wo
gibt es Hindernisse, und da hat sich auch schon gezeigt das alle
Koordinatorinnen sehr unterschiedlich auch mit dem Medium
Internet umgehen,

Heute kommunizieren wir alle über


Internet, dazu wird ja dann auch Rebecca noch zu sprechen
kommen, es gibt Regionalteams, Also ich bin also für den
Bereich Westeuropa im Regional Team mit Fadila Memisevic
aus Osteuropa Balkanregion, Marina Pikulina aus Zentralasien,
Zainap Gaschajewa aus Russland und Larissa... die für
Russland und GUS-Staaten zuständig ist, wir haben ja
Überlappungen und gerade durch die Ostöffnung und die
neuen GUS Staaten bekommen, wir haben aber auch
Überlappungen mit den Friedensfrauen, die vorgeschlagen
werden aber auch sonst, was sehr wichtig ist: Die
Informationen, die wir weitergeben sind immer aus erster
Hand, also nicht aus Zeitungen oder anderen Medien die ja
dann oft sehr verfälscht wiedergegeben werden, oder aus der
Perspektive des Mediums für die sie veröffentlicht werden.
Hinweis auf Swiss-Peace Projekt das darauf auch aufbaut:
FAST

Der persönliche Kontakt ist dennoch


immer sehr wichtig deswegen werden wir uns im September in
Moskau treffen, und dann eben noch mal vor Ort mit
Institutionen sprechen die in diesem Netzwerk drinnen sind
und berichten aber auch mit der Presse sprechen denn sobald
etwas in der Zeitung stand oder auch im Radio war, das löst
dann immer einen ganzen Schub an nachfragen aus, die dann
immer ganz unterschiedliche bei uns Ankommen, das kann in
Form eines handgeschriebenen Briefes sein, ein
Telefongespräch, eben e-Mail, oder es kommt ein Fax rein mit
der Anfrage: Wir haben da eine Veranstaltung könnten sie
nicht als Referentin kommen und in so fern sind wir einfach
auch auf die Medien angewiesen, weil das immer sehr viel
Folgendes auslöst.
VI
Also, fasse ich das so richtig
Zusammen: Die herkömmlichen Medien unterstützen die
Bekanntheit des Projekts, das persönliche Gespräch hat vor
allem vertrauensbildenden Charakter, welche Funktion
übernehmen die digitalen Medien im Projekt.

Ja ! - Ähnlich! Eine Funktion hat es


für die, die auf das Internet Zugriff haben und dieses Medium
auch ganz intensiv nutzen, so ist das Projekt auch letztlich um
die Welt gegangen. Es gibt immer wieder Kolleginnen und
Kollegen aus ganz anderen Ecken der Welt, wo es dann zu
Gesprächen kommt, „Ach du bist aus der Schweiz, ihr habt da
ja so ein Projekt 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis...“,
also wir haben da keine Übersicht, wo wir überall bereits
wahrgenommen wurden und wie das dann auch dorthin
kommt, aber es kommt hin. Wie die Friedensfrauen jetzt auch
diese Möglichkeiten der Neuen Medien einsetzten ist noch
nicht klar. Es wäre spekulativ aber ab Oktober, wenn alle
Nominationen eingebracht sind wissen wir auch wie viele der
1000 Nominationen sind nun übers Internet gekommen, was ist
per Post oder Fax gekommen und so weiter!

Was gibt es für Euch in der


alltäglichen Organisationsarbeit für genderspezifische bzw.
soziale Aspekte bezüglich der digitalen Medien!

Ja in erster Linie mal die


Einschränkung wir können nur mit jenen digital in Kontakt
treten die überhaupt einen Zugang haben! Sei es einerseits von
der Ausbildung und andererseits von den technischen
Möglichkeiten – das ist schon eine Elite irgendwo, die meisten
sind ja davon noch entfernt und haben diese Möglichkeit nicht.
Eine Fragestellung die mich persönlich an deiner Arbeit
interessieren würde wäre wie ist das in anderen Regionen wo
es beispielsweise in Internetcafes gibt, wie werden diese von
den Frauen genutzt, wie hoch ist der Anteil an Frauen wie hoch
der von Männern, wie kommen die Frauen da dran und wann
kommen die Frauen da dran, nach der Reihenfolge oder
kommen sie dran wenn alle Männer an der Reihe waren?
Werden sie gedrängelt und das sind so Sachen die es mal
interessant wäre zu erfragen, auch in bezug auf deine
Fragestellung. Aber wie gesagt, welchen Stellenwert das für
die Frauen in der Friedensarbeit hat, können wir erst sagen
wenn die Nominationen durch sind, oder auch einige
VII
Koordinatorinnen anzufragen, wie sie das eigentlich
machen. Dabei kannst du beispielsweise auch einige Fragen
direkt an die Koordinatorinnen schicken damit die das
beantworten.

Was möchtest du nun noch


ergänzend zu diesem Gespräch noch anmerken, was ist dir
darüber hinaus noch wichtig?

Beispielsweise die
Generationenfrage, ich habe die Befürchtung, wenn nur noch
digital kommuniziert wird, so wichtig das auch ist
Informationen aus erster Hand zu haben, aber das auch
irgendwo das Gespür über die Wahrheit verloren geht, das
Gespür das man einfach hat und gelernt hat, Menschen
einzuschätzen denen man gegenübersitzt und dass das ganz
wichtig ist! Wir haben ja sehr viele, die über die Informationen
verfügen, die alle Informationen – auch über das Internet
zugeschickt bekommen haben, aber darüber hinaus dann das
persönliche Gespräch einmal möchten und erst dann
entscheiden, wie sie uns unterstützen wollen. Es sind nicht nur
einfach Fragen, die geklärt werden, das könnte man ja
teilweise auch über das Internet organisieren, sondern auch um
einfach zu wissen, wer und welche Menschen stehen dahinter.
Wir werden generell sehr positiv aufgenommen also wir haben
bei diesen tausenden von Anfragen und Kontakten und dem
Austausch den wir bisher hatten, vielleicht gerade mal zwei,
drei „dumme“ Bemerkungen erhalten. Das es so positiv
aufgenommen wird, hat letztlich mit dem Inhalt des Projektes
zu tun, wir sind sehr transparent, informieren, wer steht hinter
dem Projekt, dazu dient auch unsere Website, da sieht man
auch die Gesichter, die Gesichter des Vorstandes, der
Koordinatorinnen, das kommt gut an und ist unverfälscht. Das
wurde alles von Frauen entwickelt und gestaltet, die technische
Umsetzung übernahm ein Mann, aber die Gestaltung, die
Inhalte, das haben Frauen ins Leben gerufen.

Letztlich kann ich das aber erst im


Herbst sagen - und das ist wohl auch - also vor allem
Information aus erster Hand zu bekommen, das mit den
persönlichen Gesprächen kombiniert, so ist das Projekt eben
auch um die Welt gegangen!
VIII

Rebecca Vermot,

24.6.2004, Bern

Rebecca Vermot, studierte Journalistik an


der Universität Fribourg und Politikwissenschaften an den
Universitäten Konstanz (D), Bern und Genf. Ihre
Lizenziatsarbeit verfasste sie zum Thema «Relevanz der
Friedensinitiativen im Sudan» im Fachbereich Konflikt- und
Friedensforschung. Sie arbeitete als Journalistin erst bei
Schweizer Radio DRS (1998-2000) und später als
Bundeshauskorrespondentin für Schweizer Radio
International/swissinfo (2000-2002).( 1000peacewomen.org)

Das Projekt befindet sich gerade in der


Nominationsphase, wie sieht das für euren Projektalltag aus?
Wie gestaltet sich Projektalltag bezüglich der Verwendung von
Neuen Medien?Wie gestaltet sich das Wechselspiel zwischen
persönlicher und digitaler Netzkommunikation?

Also nominieren kann wirklich jede und


jeder, die Nominationen kommen derzeit per Post, per Fax, die
Leute schreiben uns auch per Schreibmaschine oder mit Hand,
uns am liebsten natürlich wenn wir die Nomination über das
Onlineformular bekommen, dann haben wir das gleich in der
Datenbank. Hinweis auf die Vernetzung der Nominationen
gibt, ob die nominierte Frau eine E-Mail hat, oder auch sogar
eine Website hat. Aber wir sind vor allem auf der Suche nach
Frauen an der Basis und da denke ich haben viele wirklich
nicht den Zugang. Allein wenn ich an Afrika denke: Ganz
spannend: ich war jetzt in Kenia, Burundi, Sudan und Malawi
und überall hast du Internet-Cafes in denStraßen, die sind bei
uns bereits verschwunden, die gab´s früher mal. Bei uns gibt es
sie nicht mehr, weil jeder Mann - jede Frau inzwischen einen
Computer und Internetanschluss zu hause hat, wenn sie will. In
IX
Afrika ist aber klar, wenn du Zugang haben willst zum
Internet, dann musst du in ein Internet-Cafe gehen auch
schon voll ausgerüstet mit Kameras, wo man da in die Kamera
lächelt beim Chatten undso habe ich das bei uns nie gesehen.

Welche Erfahrung macht ihr in der


digitalen Kommunikation mit Regionen in denen die Zensur
eine große Rolle spielt? Beispielsweise China ect. Gibt es da
Chancen für friedenspolitische oder demokratiepolitische
Initiativen auf digitaler Ebene?

Ja und Nein! So wie ich das sehe und auch


gelernt habe, ist in China die Zensur sehr groß, das heißt du
kommst auf viele Seiten gar nicht rein! Auch mit der
Überprüfung von Emails und so, also ich denke das ist nicht
ganz unproblematisch, gerade da!

Wie sieht es mit den Staaten des


ehemaligen ehemaligen Ostens diesbezüglich aus

Ich war nur in Usbekistan und da habe ich


nur ganz wenige Internetcafes gesehen? Ich habe dort eine
Organisation besucht und von dort weiß ich, die Frauen haben
E-mail, sie arbeiten an Computern und sie gehen gerade mal
einmal am Tag online, weil sie eben pro Minute bezahlen. Es
ist schwer zu sagen welche Möglichkeiten die Frauen da mit
diesen Medien überhaupt haben. Aber da funktioniert die
Kommunikation sehr gut! Mal abgesehen von solchen Dingen
wie den unterschieldichen Zeichensetzten, wenn wir da eine
mail aufmachen und nur seltsame Hyroglyphen habe, sei es
jetzt wegen des Modus HTML oder Plaintext oder auch wegen
des MIME Formats – weiß ja auch nicht was, aber das kann die
Kommunikation schon mal verkomplizieren! Aber da klappt
die Kommunikation an sich recht gut, wir erhalten auch recht
viel Onlinenominationen aus diesen Ecken der Welt!
Dahingegen Indien zu Beispiel, da sind sie unglaublich mobil
auch mit ihren Computern: Also Konferenz und Laptop und
das Ding eingesteckt und zackzack da verzichten sie lieber auf
einen Sessel, als auf einen Laptop den sie dann immer auf
ihren Knien schnell mal aufbauen! ... Ich habe in Deli keine
Internetcafes gesehen, aber die gibt es auch dort ganz
X
bestimmt! Doch mit Indien ist dann die Kommunikation auf
digitaler Ebene wieder schwieriger weil viele Frauen, gerade
Frauen dort nie in einen Schule gegangen sind. Also da ist das
Problem wie in Afrika auch in den Internetcafes sitzen die
Männer! Und die Frauen müssen warten!

Mal abgesehen von den sprachlichen


Barrieren, sind auch kulturelle Eigenheiten im Umgang mit
den digitalen Medien zu bemerken? Da du meintest, mit den
GU Staaten klappt das obwohl die nur ein paar Minuten Online
sind pro Tag, ist das eine Mentalitätssache, gibt es
interkulturelle Unterschiede, regionale Eigenheiten?

Ich habe nicht das Gefühl, das es ein


interkultureller Unterschied ist, als eher ein Altersunterschied!
Unsere beiden ältesten Koordinatorinnen sind einfach
Computer- illiterates.

Die Vera aus Malawi, die liest die Mails,


die werden ihr ausgedruckt, dann beantwortet sie die Mails von
Hand und die werden dann von ihrer Sekretärin abgetippt...und
Tage später krieg ich dann eben die Antwort. Und auch die
Vera aus Brasilien, das sind die beiden Ältesten, die hat auch
sich eine Assistentin besorgt.

Ich denke im Umgang mit den Medien


besteht kein Unterschied, hab ich das Gefühl. Der
interkulturelle Unterschied den kriegt man bei den
Formulierungen mit. Also aus England bekomme ich knappe
Einzeiler. Zack und Tschüss und aus Mali bekomme ich von
der Fatomata „ Das Gott dir deine Gesundheit bewahre und
hoffentlich ist deine Familie guten Mutes und so weiter Zeilen
über Zeilen mit Begrüßungsformeln dann irgendwann erst
kommt es zur Sache, aber das auch immer nur sehr durch die
Blume... Die Konventionen die gesellschaftlich-kulturell üblich
sind zeigen sich dann eben auch in den Mails wieder...

Also ich habe den Eindruck es ist weniger


ein interkultureller Unterschied auf der Ebene des technischen
Gebrauches zu bemerken sondern eben im sprachlichen
Bereich! Das ist auch für mich ... also ich kann nicht der
Fatomata einen Einzeiler zurückschicken, das geht eigentlich
nicht! Sonst wäre sie vielleicht vor den Kopf gestoßen.
XI
Bezüglich dieser Wirkungskreise – Ihr
versucht ja auf verschiedenen Ebenen zu agieren, Frauen aus
verschiedensten Wirkungskreisen einzubeziehen. Also von der
Basis, den Grassroots über lokale und regionale Initiativen und
eben dann auf nationaler und weiter bis globaler Ebene. Wie
weit besteht hier eine Vernetzung auch digital, wie weit setzt
sich diese Vernetzung in welchen Ebenen fort.

Die Vernetzung geht bis in die Basis aber


technisch und digital gesehen... ich muß hier irgendwie einen
Unterschied machen: Wir reden beispielsweise von Grassroot,
nehmen wir eine Grassroot-Organisation... die hat dann
wahrscheinlich einen Präsidentin, die Frage ist dann: Ist diese
Präsidentin der Grassroot-Initiative immer noch „grassroot“
oder ist die nun schon „track 2“ . Das ist für mich immer noch
ein großes Fragezeichen, wo ich immer noch nicht genau
Bescheid weiß, wie da mit einer solchen Frage umgegangen
werden soll, Prinzipiell geht die Vernetzung wirklich bis ganz
unten, bis zu der Stufe zumindest von dieser Präsidentin zum
Beispiel.

Frauen, die sich engagieren, möchten sich


auch weiterentwickeln, beispielweise ..

Ja genau .. eine Frau aus Kenia, die kommt


aus Somali-Land, heißt Virgillia, da gab es immer so Konflikte
und sie hat als Kind wirklich schlimme Sachen miterlebt, mit
Ausgangssperre, die Schule wurde niedergebrannt, die Kinder
wurden einfach physisch gequält und dann hat sie mit anderen
jungen Leuten dann eine Gruppe gebildet und sich ausgemacht
sie wollen Friedenserziehung durchsetzten. Also es war ein
Peace Movement, aber es blieb ein Komitee weil sie sich diese
Form des Vereins oder der fixen Organisation nicht geben
wollten. Einfach auch weil es da Religiöse Unterschiede gab,
sie waren Religionsdurchmischt, Völker durchmischt und
wollten sich daher nicht so binden... und heute gibt sie jungen
Leuten, die das machen was sie früher initiiert hat, Trainings.
Das heißt sie hat sich weiterentwickelt. Und ich habe den
Eindruck: Wenn diese Peacewomen ein Minimum an Bildung
gehabt haben, und die Arbeit erfolgreich durchführen dann
möchten auch irgendwann ihr Wissen ihr Know-how teilen und
da entfernen sich dann zwangsläufig von der
Grassroootsebene. Also wir sehen das auch an den
Nominierungen, Wir haben da viele Frauen die waren mal
Grassroot und sind jetzt eben schon einen schritt weiter, sind
durch diesen schritt eben dann auch bekannter und haben
XII
Zugang zu Medien und ab diese Frauen besteht auch die
digitale Vernetzung. Also es sind nicht die Frauen, die
beispielsweise über den Fluss gehen und mit den verfeindeten
Frauen – unter Anführungszeichen, die Felder bestellen um
Nahrung für das ganze Dorf zu erwirtschaften, die nominiert
werden, meist sind es die Frauen, die diese Frauen betreuen...

Oft ist es einfach so: eine Frau hat eine


Idee, wird dann irgendwie von den agencies entdeckt, worauf
sie eben auch finanzielle Mittel für ihren Einsatz und ihre
Arbeit bekommen können, dann wird aus der Idee dann ein
Verein oder eine Teil einer größeren Organisation und schon
sind die Frauen von dieser eigentlichen „ Grassroot“-Ebene“
eigentlich ein Stück weg!

Wie sind die Koordinatorinnen


untereinander vernetzt? Gibt es da auch Kontakte,
Kooperationen??

Ich kann das nicht sagen, ich erfahre


solche Sachen eher per Zufall, aber sie sind schon in Kontakt
miteinander. Also auch ohne unser CC oder was auch immer,
und das finde ich auch gut so! Wir müssen das ja auch gar
nicht wissen, denk ich mir. Dann manchmal bei Treffen
kommen dann Forderungen und Ideen, wo ich das dann merke
und denke ja –upp .. und es dann heißt: WE have discussed
that....

Also da gibt es auch Barrieren, welche die


eben dann ausgeschlossener sind. Ich weiß zum Beispiel, dass
Nora und Klara im Austausch sind, weil sie auch einfach beide
Südamerika zuständig sind, aber da ist ein Sprachproblem... die
Nora spricht kein Englisch, Fatoma ist in Kontakt mit Cecil in
Kenia aber sonst ist sie auch eher ausgegrenzt aufgrund der
Sprache, wobei das nicht negativ zu beurteilen ist, denn das
orientiert sich doch sehr an den Bedürfnissen und Interessen
die sie verfolgen, so etwa „Hej Kamla du warst doch in
Bankok, hast du jemanden in Burma kennengelernt, oder du
bist ja die mit den Kontakten nach Süd- und Nordkorea, gib
mir doch bitte deine Informationen für dies und das...

Wie ist das Zwischenspiel von


interpersoneller und digitaler Kommunikation?
XIII
Du reist ja viel, besuchst die
Koordinatorinnen vor Ort, hast vertrauensbildet
persönlichen Kontakt.. wie läuft so was denn ab ... kommt der
Kontakt da eher digital oder durch persönliche
Kommunikation zustande?

Also mit den Koordinatorinnen ist das


meiste eigentlich nur durch Mails Zustande gekommen, und
dann wurde das einfach persönlich vertieft. Ich persönlich bin
eher so, dass ich vorerst mal ein Mail schreibe und dann anruft.
Wenn ich keine Antwort kriege, fällt es mir dann auch
schwieriger anzurufen, wenn doch guck ich dann doch auch
eher .. kann ich es per mail erledigen oder ist es besser das man
telefoniert. Ich hab es aber doch gerne gerade wenn es um
Verpflichtendes geht, also nicht um Verpflichtungen aber um
Verbindliches geht, hab´ ich es halt lieber schriftlich. Also
mein E-Mailsystem ist dann auch wirklich ein Art Ablage
system mit Ordnern Filtern und so weiter. Das ist aber auch
ganz unterschiedlich bei uns. Also ich weiß das Barbara da
eher so der Typ ist, der halt schnell mal anruft!

Gibt es so typische Situationen oder


Gegebenheiten in der Friedensarbeit, in der Organisationsarbeit
mit den Koordinatorinnen, in denen digitale Medien
Vorteilegegenüber anderen Medien verschaffen oder
Kommunikation ermöglicht, die sonst nicht zustande käme?
Ich denke dabei vor allem an Ländern mit
Zensurbestimmungen oder infrastrukturelle Gegebenheiten bei
denen denn beispielsweise normale Briefe nie ankommen
würden?

Also wir konnten das ganze Projekt nicht


machen ohne die digitalen Medien, unmöglich!

Erstens wegen der Schnelligkeit und ich


stell mir vor, ich verbringe Stunden vor dem Fax, wenn ich
beispielsweise den Koordinatorinnen was faxen soll, mal
kommt die Verbindung nicht zustande, dann geht das mal
nicht, dann ist das Telefon besetzt, dann heben die dort ab
anstatt das fax angeschaltet zu lassen meist geht es einfach
nicht und es vergehen Stunden um Stunden und die hab ich
einfach nicht!
XIV
Und mit digitalen Medien, ist das
einfach genial!

Wie und auf welche Art nutzt du die


digitalen Medien? Surfst du gelegentlich, bist du in
mailinglists, newsgroups ?

Nein, gerade bei Mailinglists, da versuche


ich auszuweichen. – nein , ich versuche prinzipiell meine
Mailadress selbst so wenig wie möglich hinauszugeben,
obwohl wenn ich Informationen brauche dann hole ich sie mir,
entweder vom netz oder sonst wie. Und da hab´ ich natürlich
schon Vorteile, denn ich war vier Jahre lang Journalistin da
weißt du relativ gut wie du schnell zu Informationen kommst.
Von uns aus haben wir schon eine Mailinglist – für den
Newsletter zum Beispiel – wobei das die einzige ist die wir
diesbezüglich haben, also ich selber versuche da möglichst in
keine Mailingliste reinzukommen. Weil halt das
Mailaufkommen sonst immer größer wird, auch jetzt schon
zweidrittel aller Mails die reinkommen sind Spam! Es wird
nicht besser!

Wir haben ja vorher schon geplaudert


über.. Genderaspekt – digital Divide /social Divde /gender
Divide – gibt es so Momente in deiner Arbeit wo du so Aha-
Erlebnisse hast und dir sagst: siehst du so macht sich dieses
Trennlinie bemerkbar!...?

Also wie ich vorher schon gemeint habe


wirklich offensichtlich wird das, wenn man in ein Internet-
Cafe geht und dort nur Männer sitzen sieht! Ich denke aber
auch, - mhhh? – ist jetzt vielleicht ein bisschen spekulativ aber:
ich versuch ein Beispiel dafür zu finden! Wenn wir jetzt –
nehmen wir einmal an – versucht hätten unsere tausend Frauen
nur im Internet zu finden, wären wir wahrscheinlich schneller
auf tausend Männer gekommen als auf tausend Frauen!
Einfach weil sich auch Männer viel eher mit dem Internet
beschäftigen als Frauen! - und da herumbasteln und sich
vielleicht ne´ eigenen Homepage machen oder so – wo bei
Frauen eben andere Prioritäten - die eben eher mal aufs Feld
gehen um noch ne hand voll reis mit heim zu nehmen.
XV

Wenn ich ne Nomination krieg und da


gebe ich manchmal schnell den Namen der Friedensfrau in der
Suchmaschine ein und da kommt in den seltensten Fällen was!
Gut, - ich mache die Probe auf´s Exampel nicht, ich geben ja
keine Männernamen ein, aber ich denke, da würde schon sicher
häufiger was kommen!

Also du beobachtest also dass die


Friedensfrauen vielleicht das Internet nutzen aber eher keine
Inhalte im Netz gestalten …?

Mein Eindruck ist, für Frauen ist es ein


Gebrauchsinstrument und für Männer ein Spielzeug. Und mit
einem Spielzeug probiert man auch mal mehr rum ... und
gestaltet dann auch – gezwungener Maßen. Wenn ich mich am
Computer sehe: Ich bin froh, hab´ ich e-mail, hab´ ich word,
hab ich excell, hab ich ein PDF reader, und das Internet und
mehr brauch ich nicht! Es ist ein Gebrauchsgegenstand und
wenn ich in meinem Umfeld gucke ist Computer halt häufig
auch ein Spielzeug, wo man halt abends auch mal dran sitzt.

Für dich nie?

Nein! Also ich arbeite nur am Computer


und als ich noch studierte und das nicht so hatte, habe ich auch
viel mehr...da hab ich dann schon auch manchmal rumgespielt
ein halbes Stündchen aber, Ich hab´ so die Nase voll von der
Kiste abends, das ich mich da nicht mehr dazu setze, außer ich
erwarte halt mal ein dringendes mail aber sonst...

__________________________________
______

Abschließend noch so ins blaue


hineingefragt : was möchtest du mir zu der Thematik diese
Gespräches noch mitgeben, was ich noch nicht erfragt habe!?
XVI
Was ich sehr spannend finden würde,
aber dafür ist es einfach noch zu früh! Es wäre spannend
die Friedensfrauen selber dann mit einem Fragebogen zu
befragen, was sie denn brauchen... denn so im Vertrauen :
Microsoft ist interessiert an diesem Projekt, und da stellt sich
für mich und uns natürlich die Frage, wie könnte Unterstützung
da aussehen... und vielleicht könntest du dir da ja mal
überlegen, was könnte da sinnvoll sein. Was uns da als erstes
in den Sinn kommt, wäre da jeder Friedensfrau einen Laptop
zu geben. Was dann aber auch sinnlos wäre, denn viele von
ihnen haben nicht mal Strom.

Was könnte es sein? Schulung in jedem


Land der Welt? Auch um Berührungsängste mit der Technik
abzubauen. Es ist ja oft eine Hürde, meist braucht es ja nicht so
viel, wenn wir ehrlich sind, braucht es Umgang mit Word, mit
Excell, ein Mailprogramm und Internet, that´s it und vielleicht
einen Gutschein damit sie gratis surfen können im Internetcafe
zum Beispiel! Das ist jetzt nur so eine spontane Idee... da
geben es genug Dinge die da überlegenswert wären...

Also findest du, sind die digitalen Medien


doch durchaus hilfreich auch auf der Basisebene von kleinen
Friedensbewegungen..?

Tja, man kann da sicher auch den Teufel


an die Wand malen und sagen, in fünf Jahren ist das Internet
unendlich überlastet, und Viren und all das erledigt, das Mail
nutzlos wegen des vielen Spam und Werbemails etc. und wir
steigen wieder auf fax und Schreibmaschine um

Also vom Internet befürchte ich, das ja


eigentlich nicht, aber beim E-Mailsystem kann ich mir das
schon vorstellen, da gibt es unglaubliche Schwächen! Ich bin
mir echt nicht sicher wo wir in zwei drei Jahren stehen werden,
ob da alles nur noch über Internet Formular gehen wird.

Es ist halt auch für die Friedensarbeit von


uns und hier unabdingbar, als ich mit dem Fundraising
beschäftigt war, war eines der ersten Dinge: hej: Google und
Frieden und Stiftungen und ab geht’s ... wenn das die Frauen
weltweit wüssten, wäre vieles viel einfacher. Ein Vorteil für
viele Projekte, einfach nicht nur zu wissen wie das Internet
XVII
funktioniert, reicht nicht. Man muss da schon auch so ein
paar Tricks beigebracht kriegen!

Ach, erinnere Dich als wir vor einigen


Jahren zu surfen begonnen haben, wir uns ja vom tausendste
ins millionste verloren, och und da noch ein link....

Was meinst du, wird durch dieses Internet


jetzt nicht eigentlich auch ein transnationaler oder globaler
oder wie auch immer Diskurs möglich, den es früher nicht
gegeben hat, in der Form?

Ja und Nein!

Ja es wäre möglich!

Nein findet zwar durchaus statt, also ich


gucke einmal die kleine Runde der Koordinatorinnen an,
inklusive mich und Maren, wir haben also keine Sekunde uns
auf so etwas wirklich einzulassen, obwohl wir es total
spannend fänden! Das ist einfach das Problem mit wirklich
sehr engagierten Frauen, die haben einfach die Hände so voll
zu tun, das diese Diskurse, so nicht direkt mit dem Projekt
zusammenhängen, wegfallen, wegfallen müssen. Und dann
habe ich das Gefühl, sind diese Diskurse – böse gesagt –
wiederum eher beschränkt auf einen akademischen Level wo
das eben auch zur Arbeit an den Unis gehört,

Akademische Hintergrund der


Koordinatorinnen, Vernetzung der Koordinatorinnen
untereinander, Dialog der nicht einfach von Bern aus
funktioniert, vom Norden in den süden ... oder wie auch
immer, der Diskurs auch unter den Koordinatorinnen
vorhanden ist...?

Ja natürlich, ich glaube auch dass der


Dialog da teilweise auch ganz bewusst unter unserem
Ausschluss besteht, bin ich fast überzeugt. Als
Projektkoordinatorinnen sind wir natürlich schon irgendwie
die Bosses die Chefinnen wenn man so sagen will und da denke
ich haben die Koordinatorinnen ihre ganz eigenen Ideen und
Vorstellungen. Sie versuchen das unter sich zu beraten und
dann mit´ner Breitseite – jetzt nicht bös´ gemeint, sondern
XVIII
einfach dann stark auftreten zu können und sagen wir
wollen das anders gelöst haben, sie sagen, wir tragen mit
unseren Namen auch Verantwortung für unser Projekt und
deshalb möchten wir das auch gerne diskutieren! Finde ich
auch toll?

Wie geht es nun für dich unmittelbar in


den kommenden Monaten im Projekt weiter?

Ich werde mal alle Nominationen


durchgehen und dann werden wir uns überlegen müssen, wie
machen wir das, wie bringen wir das zustande im Oktober? Da
müssen ja alle Eingaben gelesen werden, nicht alle müssen alle
lesen, aber wir werden ungefähr dreißig Leute sein, an die
dreißig Nominationen pro Person und da müssen wir uns was
überlegen dass wir nicht drei Tage nur lesen, sondern so eine
Mischung an Diskussion hinkriegen...

Plus jetzt dann die Dokumentation


vorbereiten. Vordergründig sehr sehr wichtig...

Was wird es zur Dokumentation geben...

Wir versuchen derzeit so eine Art


Generalunternehmung unter Anführungszeichen - zu finden,
das heißt wir suchen eine Gruppe Leute, die Journalistinnen
organisieren die gemeinsam mit den Koordinatorinnen dann
die Friedensfrauen porträtieren, Fotografinnen die Fotos
machen, das ganze muss dann redigiert und übersetzt werden,
zumindest in englisch, ich denke wir werden vorerst ein
englisches Produkt machen, und wenn es dann später vielleicht
Verlage gibt die das weiterübersetzten wollen ... das ganze
Material soll verarbeitet werden in eine Ausstellung und
eigentlich nun wieder pragmatisch gesehen: das der
Ausstellungskatalog zu der Ausstellung dann das Buch wird zu
dem Projekt zu den 1000 Frauen, Ich stelle mir vor, dass wir
das gesamte Rohmaterial – also was wir geliefert kriegten als
CD herausgeben, in den Originalsprache zur Verfügung
stellen, das wird dann zwar so rund 200 Sprachen beinhalten,
aber das ist ja egal. Und darüber hinaus möchten wir natürlich
eine Datenbank aufbauen, denn es wäre ja schade, denn alle
diese Frauen sind ja auch Ressourcen-Personen, da sind
Kontakte vorhanden, das soll nicht verloren gehen und ist
Basis der Vernetzung.
XIX
Die Frage ist dann auch …. Wie
betreut man das danach?

Wie sieht es aus mit den Frauen die


gefährdet werden könnten, durch die Veröffentlichung ihrer
Daten, wie sieht es einerseits mit der „Sichtbarmachung“ und
andererseits mit der „Vertraulichkeit“ aus?

Das besprechen wir mit jeder Frau, wenn


nicht dann anonymisieren wir das Porträt, die frage ist halt
dann immer, ist die Veröffentlichung gefährdend? Es kann
einer auch Schutz bedeuten! Wenn ich an die
Friedensnobelpreisträgerin vor zwei Jahren denke aus Burma
… da denke ich der Friedensnobelpreis hat sie geschützt!

Ich denke das werden wir sorgfältig mit


den Friedensfrauen besprechen und bis jetzt haben wir einen
extra Kategorie bzw. Online einen Link in den Nominationen
eingebracht, wo dann gesagt wird ob die Frau anonym bleiben
soll oder nicht – diese Information bekommen dann die
Koordinatorinnen in den Regionen – das war aber soweit ich
weiß noch keine dabei, bei der das der Fall wäre , aber wir
haben da ganz andere Probleme .. zum Beispiel die Syrer wo
die Regierung die Nominierungen absegnen will? … das ist
nicht nur dort so … wir wollen das bestimmt nicht so, aber
mitunter geht es nicht anders und wir machen das transparent.
Im Libanon wo wir ein Mail bekommen haben mit etwa dem
Inhalt : ja wir wollen die Frau des Premier-Ministers
nominieren aber wir dürfen daneben niemanden aus dem Land
nehmen, den sonst wäre niemand würdig…

Und was heißt das dann für euch …? ,dass


ihr in diesem Land noch mal von vorne anfangen müsst?

Nein, da seh ich nicht so die Gefahr …


aber was, wenn wir dann auch noch einen andere Frau aus dem
Land finden, und sie nominieren, die kann dann gefährdet
werden… und solcherlei Gefährdungen begegnen uns dann
schon, es sind da so viele Dinge abzuwägen …manchmal denk
ich mir schon .. ach´, was hab ich mir da aufgehalst (lacht…).
XX
Dann ist es vor allem in vielen Ländern auch ganz
unterschiedlich! Wir werden sehen!
XXI

Kamla Bhasin

Walenstadtberg- nahe Zürich am


13.10.2004

Coordinator India, Bangladesh,


Bhutan, Nepal, Sri Lanka Kamla Bhasin, an economist and
sociologist, lives in India, and has worked for 28 years at the
South Asian level on a UN project to strengthen Civil Society
Organisations and to encourage networking between them on
issues related to sustainable livelihoods, gender, human rights,
peace etc. She is co-founder of several women's groups,
including regional and international networks (e.g. SANGAT -
South Asian Network of Gender Activists and Trainers, SAWF
- South Asian Womem's Forum, ACFOD - Asian Cultural
Forum on Development, WIPSA - Women's Initiative for Peace
in South Asia, SAHR - Asians for Human Rights). Now she is
coordinating SANGAT, working closely with Jagori, Women's
Resource and Training Centre in New Delhi, and as a
freelance consultant/resource person she is conducting
workshops and training on gender, peace and sustainable
development for women's groups, international and regional
NGOs, senior government officials, parliamentarians and
various UN agencies

She has written on participatory and


sustainable development, women's empowerment, gender and
peace. She has also written songs for children and for the
women's movement and has created posters, music cassettes
and banners for different people's movements. Some of her
publications are:, «Borders and Boundaries: Women in India's
Partition» (1998), «Exploring Masculinity» (2003), and
«Turning Dangers Into Opportunities: Young People and HIV
/AIDS in South Asia» (2003).(1000peacewomen.org)

There are a lot of people in South


Asia, I am responsible for South Asia: India, Pakistan,
XXII
Bangladesh, Nepal, Sri Lanka, Maldivs, Buthan, - so I´m
coordinating for these seven countries.

In these seven countries lot of the


organisations already have internet, so to coordinating with
them, we are all the time using the internet. To inform them,
we have put that on a Website, and most of our information we
give to these NGO´s on the internet. But the grass root-level
women – they are defiantly not on the internet, they do not
know English and they have no access, so internet you can use
only with middle class people and organisations with some
money, with an office, with a computer. This already makes a
gap between these that information has, and these who have
not. So we are aware of that! Trough the people how have the
Internet Connection we try to reaches these how do not have it.
What we need is a good partnership between people with
access to these media and other who don´t.

So we can only function NOW trough


the internet, but at the level within countries the middle class
people who are in cities, and they have to go and have
discussions face to face. They can’t use the Internet to have
contact with their partners in the field. It’s not only because the
personal contact is important, they don’t have access at all, and
they don’t have electricity. Many women have been nominated
whose villages do not already have electricity. They are so
poor that they not even have a radio. So that is no question
having access to the internet. And I feel that this is creating
some problems, people with internet have all the information
and so they can make use of it. So that the people with out the
internet they are deprive and can not participate in many
important things. We are aware of it, and so for the grass root-
level it is face to face, oral and even letter writing… and from
that area to us, it is internet.

What kind of progress in digital


communication could be useful for peaceefforts? Is it an aim to
spread access?

You can not spread the access of


internet without spreading development and without removing
poverty. And if that would be so easy we would have done it.
So access is a question about control over resources, control
over money. Half of the world do not have the resources and
the electricity and the access to use the internet. So it is a
resource of the well of people of the world . And if the well of
XXIII
people of the world are connected to the poor, and our
movement to some extend is connected and if there is
that solidarity – than it works. It is not true, that trough the
internet, you can reach the well of people. But because - most
of the coordinators here are selected because of their network
capacity and because we have people working at the grassroot
level. So we are connected with them and the grassroot people
have contact with some people who have internet-access. So
we reach the people that are connected to the internet trough
people that are connected. This is the only way we can do it
and I don´t think you can improve this without revolutionizing
the whole world and giving access to people. I mean in my
country even 50% of the people can´t even read and write so
why are we talking about the internet. Still 40% of the villages
in India do not have electricity, clean water… and internet is
also one of these resources – of course it is related to
education, to electricity and resources like that. Even in Delhi –
which is the capital of India there are so many hours by the day
that there is no electricity connection… for hours, it is not like
here, where you sit at the computer and you are connected to
the internet. Even I have to try – because we have no 24-houres
internet connection – when I what to get a connection I have to
deal a number, I have to wait and sometimes it works for three
or four hours – so even for the peoples in the cities it is
difficult and does not always work!

So internet-communication can be
useful for your peace-efforts?

Yes and No! - It is a difficult tool for


us. Again it is connected with the money you have, it’s simple.

Organizations in Delhi like Ford


corporation, the world trade org. ect. They have special
arrangements for electricity, for internet connection and have
backups, because of there is no short of money. But the small
organizations like many NGO´s they have shorten of
accessibility.

Do the NGO´s improve the situation of


internet-access for peace working?
XXIV
Yeah, they improve but they
also get the control! There is the politics of control and
you have to recognize the politics of this media. On the one
hand the movement goes faster, but on the other hand, the
other people against whom we are fighting; they are already
5000 times faster then us. I mean today: What we do in one
hour they do in half a second, because of that they are fare
ahead. We are totally aware of the politics and the power-
politics in all media – including the internet. So I do not agree,
that internet democratizes, it only democratizes for the well of
people. But it do not democratize for 50% of the world
population …

They are using it – to what extent


ever.
XXV

Supawadee Petrat (Kratae)

Walenstadtberg - nahe Zürich am


13.10.2004

Supawadee Petrat (Kratae),


works with the National Human Rights Commission. As
advisor for gender-specific issues in the Women Workers
Unityand in the local committee for the Committee of the
Collective Action for Women Workers Foundation
(Committee for Asian Women, CAW), she is familiar with
the situation of women especially working women in Asia.
Since 1988 she has concentrated on women's issues in
Thailand and Asia. After working as Assistant
Coordinator in the Women in Development Consortium at
Thammasart University in Thailand, she later supported
foreign workers during their often difficult period of
integration. This was in the framework of an exchange
program of the Asian Migrant Center (AMC) in Hong
Kong.

After returning to Thailand, she


worked for the Center of Friends of Women Foundation
(FOW), which promotes the rights of women workers and
opposes violence against women. As Program
Coordinator in the Committee for Asian Women (CAW)
she was engaged in bettering the position of women in the
work market. She is now, in addition, resource person for
questions of gender equality in Thailand.
(peacewomen.org)

I am Petrat Supawadee, actually I


am responsibly for MaiKong the countries in Indochina –
but we don´t want to use the Indochina-term because of
the historical connotation to the political colonisation to
the Mai Kong area. It covers five countries: Laos,
Vietnam, Cambodia, Burma and Thailand! MaiKong is
the name of the river connecting the area and was
deprived for five hundred years, so now we use this term
again, because the river flows trough all of these
XXVI

countries – it also flows through China – but I am


responsible for the other five countries we call
MaiKong.

What significance does the


internet to your daily work, to your peacework, to the
peaceefforts in your region?

Internet is very important for me,


I think without internet it would be in a difficult situation.
It simplifies communication when we cooperate with the
head office in Bern, or with different organisation in the
other countries. In the past it was very difficult to keep
connection but now it is very easy, you sent an e-mail.
We write it one day and get the respond from the
recipient. But to cooperate with the countries that I am
responsible for and where the internet is not so common -
it is very difficult to reach the organisations. At the
beginning when I first sent emails to them, hardly to get
response from them. I think internet cooperation with the
countries in MaiKong is difficult, because we have a
strong tradition of face to face communication. At the
beginning it is important to let the other know, who you
are and what you want and intent and if you are true and
to look in each others eyes…it is a process of building
trust in face to face communication. But then you can go
on with internet-cooperation. Live seems so simple
trough email but also the message of the project was hard
to make understandable… civil peace, the Nobel peace
award and nominations and price money… and also the
information we sent, is in English. Sometimes they just
ignore. So it was not easy for local people to understand.
And so they mostly do not respond.
(Transskriptionshinweis: in den Ländern des Maikong
werden auch unterschiedliche Zeichensätze verwendet,
die von versch. Software-Produkten nicht immer bzw.
unterschiedlich implementiert werden. –UNICODE 8
ect… daher gibt es verkürzte Zeichensätze bzw. die
Internet-Communication wird vorrangig in English
absolviert.
XXVII

And then we go there and


we discuss with them and so we build trust between
both sides. And after that, I think internet is very useful. It
does not mean that we require face-to-face meeting every
time, but it becomes essential for trust-building.
Especially if have someone in a county, I already know,
for the new groups and the new peoples in the network it
is important to have direct contact. If you want to connect
people in Cambodia or Vietnam, I can not connect them
directly, is difficult. …in the big cities internet is widely
spreaded, but in the rural area…

We also do not have this


socialisation of individualism, as they have in Europe and
the US, and our culture is based on real social contacts
and then you can communicate through internet but only
for them who can write and read in English, so we can not
communicate with them! You mostly can not
communicate in your local language. So if we want reach
these who cannot read and write English we have to
found people how can do it for them! Those who now the
language can communicate on internet with us! If you
look in this country internet is hardly to access to the
grassroot people. Mostly the academics and the
middleclass and the people in the cities are using it, but
not on the grassroots level!

Most of the NGO´s nowadays


have internet not only in Thailand also in Cambodia and
in the big cities of Vietnam and so on. I told you – when
we travelled around in the countries of the MaiKong Area
searching for nominations we came to the different cities
of Vietnam and I found that their are a lot of internet
cafes – a real boom. There are very many people
especially using internet in the internet cafes – especially
the new generation – the young people, but if you travel
to the province – which is not the tourist area, - the tourist
area have a high standard of internet access…there is no
access. These cafes are totally bugged of people. But in
the areas wich is not typically tourist area or in the rural
area there are no internet-cafes only in the big cities you
can find in the urban area.
XXVIII

What are you using for your


work?

For my work it is very important


to use the internet. Usually for communication and
emailing, but also for searching information, if I am
looking for some information to a certain topic, usually
we had to go to the library and maybe find an article
about or not. Nowadays we use the internet to search for
the articles.

I hardly use forums, but


sometimes newsletters could be an important information
resource. When we in the MaiKong attend a meeting, we
leave our mailing address, and when ever there is a new
information, we get it through that mailing list and we get
the newsletters or recurrent information about new
meetings or news about … That is very useful.

So we are maybe not involved to


a discussion or dialog, but we know what is going on and
if a group is interested in the issue of one of these mails,
they can read and find more about it with this
information. We have no broaden idea what going on a
global discussion about but we can exchange information
that is important. I thing that I mentioned that not many
people know the language they mostly have e-mail – of
course - there are also fans for Instant Messengers ICO
or web logs, but for Indochina-people it is possible only if
they can English.

Is there something else you want


to contribute? - Something I forgot to ask you?
XXIX

For me and my experiences


also with the project of the 1000peacewomen is,
that in Europe it is very easy and very quick to
communicate with emails rather if you know each other
personally or not, isn´t it. No need to have face to face
meetings. In Asia I mentioned e-mail is really a threat to
them, in my country we are very socialized, only when
we know good, like me and my friend – we use instant
messagers and make online communication just for fun,
as well as for increasing our knowledge, we can use the
internet. It is very useful especially the NGO`s . (…)
XXX

Nomvuyo Skota Dayile

Walenstadtberg – nahe Zürich am


13.10.2004,

Coordinator Southern Africa Region

Nomvuyo Skota Dayile, lives in


Cape Town, South Africa, and is presently working for the
University of the Western Cape as a Development Lecturer,
Educator and Trainer of adults. She also teaches and
facilitates learning of Anti-Discrimination on topics like
culture, gender, racism in the society. With her diverse
academic and experiential knowledge and skills, being a
health professional, (Medical Technologist) a Development
academic (Masters in Development Studies from the
University of the Western Cape, South Africa) a political
activist and practitioner, doing development work in health
NGOs, she has a wide range of expertise. Nomvuyo Skota-
Dayile has served on a number of NGO and CBO boards
and committees in South Africa. She has been a
motivational speaker on many fora on socialisation, gender
and culture issues. She is the first president of an
international civil society organisation (United Nations
Association) South Africa chapter (UNA-SA).
(peacewomen.org)

What significance does the Internet


have for your peace goals and for your everyday work?
What online media do you use (forums, mailing lists..)?

Generally of course it provides


information - provides information so you access
information, access is the very important thing here. And
know, you also get some networks, you get to know what is
happen, you read this and are informed about things you
otherwise would not know and it is helpful in this way, it
helps in trying to respond to some things, this is
communication, one mean of communication is that you
XXXI

can use it. How ever, one must to know to use the
internet – you must have the instrument that is
fundamental for this communication. That is something
made by the people who relay on it, that everybody is in
that stage, where you can have it. But it costs and some
people get threatened by it, they get scared. At first when I
had to use it, I had to be told that it doesn’t bite. It is
threatening!

But then and know it makes work


easy, because you can say things, you can access
information you can network, you can respond quickly if
you may.

You ask also: what online media do I


use. I use, e-mail, mailing lists, no forums! Except one
stage, when I was a student in the developing studies where
I had the Sub-Sahara and the World Bank connection for
networking, that was a different thing. But know I mostly
use Email and search information in internet, that’s it we
don´t use chartrooms in our business.

What are the conditions for you and


Peace women in your nation/ region/ situation concerning
internet access for women?

So what are the conditions in my


origin… The situation concerning internet access for
women …? Okay: many offices not even have a PC for
there work! In South Africa and generally in Africa people
are poor! Very poor, therefore a PC is not the first priority.
So, one has to have other kind of media. And therefore
many does not have PC and therefore they are not
connected to internet. Many are not connected at all, also
because many are unemployed and cannot get into the
business. – I think. There are also people in Africa, which
you can not reach with any media, not even a radio – so
they are not connected at all.
XXXII

So I think, for those who can


manage to have a computer, not necessarily the
internet, to have it privately it is very costly. So they have
to go to work to connect even if they have a computer at
home. And even in the corporations and in the
organisations. In an organisation where one of my friends is
working, he was sent me the information that the
1000peacewomen.org was looking for a coordinator. This
is how I communicated first with the people. It is only the
director and the finance person who can use the internet.
All the other stuff, about 40 people – they are not in their
office connected to the internet, because it is costly. So it is
a national NGO – so I get information from the director
because only he is the person who is connected to the
internet in this organisation. Not because he don´t want
other people to have internet connection, only because of
the cost.

What chances and risks do you see in


digital networking concerning your daily work and that of
peacewomen in your region?

I say: It gives access it’s true! It


brings information for those who have it! It improves
communication skills and quick responses, and it spreads
information quickly – you are able to spread information to
the people in your network so you are able to group them
and you are able to sent information to as much as people
as possible. Within ten or fifteen minutes you can sent
information to people in the whole world. And it helps you
in the documentation and to assemble information. Once
you get or find information, that is important, then you can
document. Therefore … are the chances and therefore and it
saves your time so you don’t have to write and sent it per
mailing. It teaches you to be efficient in your taking and
giving information. But at the same time: one has to know
how to use it to learn, and should not be afraid from it. And
the risk that I m afraid is, that it creates a gap between those
who have and those who don’t have and those who will
never have it! The people who have it, assumed that
XXXIII

everything goes that fast and quick and now it is in


somehow denying people the chance to meet face to
face and to find out other communication strategies,
undermined that it is the fastest thing, but in the rural area
and the countryside it is proved that the word of mouse in
fact is the fastest. Having the internet makes people
thinking that it is the fastest the only efficient. But
sometimes it is not, you have to have electricity you have to
have an computer and you also must know how to use it –
so that are many other things that you must have, before
you have that.

What is the special relationship


between oral culture and the face to face communication
and the digital communication?

If I am able to look in your face, I am


able to stand the seriousness about what you are protecting
to me. Well, if I read something, this is very cold! In the
most cases in Africa reading is not as useful …okay of
cause there are a lot of people who can write and also are
very well reading. But otherwise you have to connect them
else way so I touch your face for your seriousness! So for
example as you wrote me your mail, and I knew - okay -
you are working with Rebecca, and I have seen Rebecca –
so I knew – you are like Rebecca. You see, so I could
imagine who you are. That’s the reason, why face to face
communication is that important to us! It is much more
powerful because it is possible to touches emotions and
some kind of physical contact can engage you from what
I’m saying. Words themselves can carry different
meanings, I mean I can write something and it is my one
way but someone else understands it different.

And now - looking at the risks, there


is this topic of availability, because ( - in face to face
communication Anm. sic) it is the information that is here, it
is in my eyes and in my face, maybe in my hole body. And
so I postpone and keep on postponing, and sometimes I
forgot…
XXXIV

And the biggest risk on


electronic communication: It costs me and there is
no money!

It does not create some culture of


reading – you know, people who are open up the internet
are watching at the advertising, there must be some very
specific and clear interest and words that can attract them.
Something you see there, but if it is some matter you say –
it is something that I hear, … we already learned about
“teaching” – people remember things better what they can
see than what they can only hear or only read. They do not
remember things about they just hear or read than things
they can really touch! If you are here face to face, I can ask
you a question immediately, right now. When I get the
information via e-mail, I will maybe say: okay I received
your information, I will come back to you… and if they
don’t come back to you, there is nothing you can do.

Some people some times look at it,


they say, see the land where the message is coming from,
oh it´s too far away - delete – you see, it is difficult, such
things people get scared about, I don’t know how you bring
it home but there are some things that some people get
really scared about. And then they avoid it. And it is not
true, if you read about it that it becomes curious, not for
everybody, not for every culture. And also the language
that is used in the internet is not everybody’s language, it’s
not a matter of you clicking and then you get closer, you
click and write it in English, you click and read it in
English, this is a certain language – not everybody’s
language, and so it becomes very difficult for the most
people to use. Saying doesn’t change that. So having the
internet the positives and the negatives of it: it gives us as
quickly the possibilities but at the same time it is no
guarantee that someone will notice you or that someone
responds, and also the language barriers and the
accessibility of it …

Must people I know working in NGO


and doing good work are already work on a computer, not
necessarily on he internet.
XXXV

5.1.1 Paulynn Paredes Sicam

Email-interview 8.10.2004

Coordinator Southeast Asia Paulynn


Paredes Sicam, was a member of the Philippine Commission
on Human Rights (CHR) from 1991 to 1994. As Commissioner
in Charge of Education and Information, she directed the
development of the CHR's training program for the Philippine
military, police and public school teachers into a model of
participative and experiential learning, for which the
Commission received the UNESCO prize for Human Rights
Education in 1994. After this, she shared her Philippine
experience in human rights education in India, Mongolia,
Canada, Vietnam, Indonesia, Thailand, Malaysia and
Germany. She is a member of a conveners' group of
representatives of ASEAN national institutions and NGOs
which initiated the process of setting up a regional human
rights mechanism in ASEAN.
From 1993 to 1997, she served as a consultant to the
Philippine government's panel negotiating peace with the
communist rebel group, the National Democratic Front. She is
currently editor of the on-line news magazine CyberDyaryo
dedicated to the issues of Philippine civil society, the peace
process, human rights, agrarian reform, democratic
development. She is also a consultant to the Benigno Aquino
Foundation, heading its Peace and Human Rights desk.
(peacewomen.org)

I have already prepared the


questions that I am most interested in and which are important
for the research. These questions are:,,
What significance does the Internet have for your peace goals
and for your everyday work, in general an especially as editor
of the CyberDyaryo?

dear monika,

i hope these answers serve your study well.


XXXVI

CyberDyaryo is an advocacy website, which


means we are involved in promoting certain causes,
issues and societal values. It is my vehicle for my
peace work and my work in human rights, equality
and other causes that are near to me. As editor of
cyberdyaryo, i am fortunate to have the last say in
what issues to tackle, and what kind of position we
take regarding these issues.

What online media do you use (mailing, forums,


mailing lists...)?

At present, we are using only the website as an on-


line magazine appearing twice a week. we also send
some of our articles to newspapers and magazines to
use for free. that is how much of advocates we are.
we have plans to establish on-line fora, mailing lists
and active monitoring of the sectors and issues we
are involved in. these should come in ther very near
future because our facilities have been recently
updated. .

What are the conditions for you and peacewomen in


your nation/ region/ situation concerning internet
access for women?

There is no problem in the Philippines for women to


have access to the internet, or for anyone to bring up
any issue, peace included, in the internet. the
philippine media is one of the freest in the world and
internet has just broadened that freedom and our
audience as well. The rest of the region is probably
not as fortunate. i know that censorship exists in
singapore, mlaaysia, brunei and myanmar so they
are having problems there as far as content. but i am
not aware of any restrictions on women's access to
the internet anywhere in my part of the world.

What chances and risks do you see in digital


networking concerning your daily work and that of
women in your region?

The lack of privacy in communications is one problem,


but it is not a threat to me in the philippines. perhaps
in the other countries i mentioned, it could be threat
to all users of the internet, not only women. Virus
XXXVII

attacks is another. Spamming, especially by


those selling products for breast and penis
enlargement are a big bother. But besides feeling
harrassed by the outright sexual content of these
spams, i see no risk to myself in the internet.

paulynn sicam
XXXVIII

Kurzbiographien

Kurzbiographien sind den


Informationen der 1000 Frauen für den
Friedensnobelpreis 2005 entnommen und
entsprechend den Teams an
Regionalkoordinatorinnen zugeordnet, der ihren
Wirkungsbereich entspricht!

Team the Americas:

Koordinatorin Nordamerica und Kanada, Japan, Korea:

Dr Margo Okazawa-Rey, ist Direktorin des Women's Leadership Institute und


Professorin für Women's Studies am Mills College, Oakland, Kalifornien. Sie interessiert
sich insbesondere für Probleme, von denen speziell farbige Frauen in den USA aber auch
im globalen Süden (global south) betroffen sind. Ihr derzeitiger Forschungsschwerpunkt
liegt in der Untersuchung der Verbindung und der Wechselwirkung zwischen
Militarismus, Krieg und Globalisierung der Wirtschaft. Sie ist aber auch aktiv gegen die
militärische Gewalt gegen Frauen. Sie ist Mitbegründerin des East Asia-US Puerto Rico
Women's Network against Militarism und erhielt ein Fulbright Senior-Stipendium, um in
Süd-Korea zu studieren. Sie ist überzeugt, dass Frauen die Macht haben, die Welt zu
verändern und dass es eine transnationale feministische Praxis braucht.

Mills College, Oakland, California: http://www.mills.edu/WMST

Koordinatorin Latin Amerika, exkl. Brasilien

Nora Liliana Franco, Journalistin aus Argentinien, lebt in El Salvador. Sie ist
Koordinatorin des Projektes The Historic Memory of Women in Latin America and The
Caribbean, das Texte, Gedichte und Zeuginnenaussagen von Frauen sammelt, die gegen
Regierungen und Organisationen kämpfen, welche Menschen- und Frauenrechte
verletz(t)en. Sie schreibt für lateinamerikanische, japanische und österreichische
Zeitungen.

Sie ist Mitglied des Pressekomitees der Comisión Pro Monumento a Víctimas Civiles de
la Guerra en El Salvador. Zur Zeit arbeitet sie an einer Serie von Interviews mit jungen
Salvadorianerinnen und Salvadorianern, deren Mütter und Väter während des
bewaffneten Konfliktes in El Salvador von 1980 bis 1992, ermordet wurden oder
verschwunden sind.

Publikation:: http://www.milena-verlag.at/indenhaenden.html
XXXIX
Koordinatorin Brasilien

Clara Charf, aus Brasilien, kämpft seit 1945 für Frauen- und Menschenrechte. Nach der
Ermordung ihres Mannes, dem Revolutionär Carlos Marighella, durch die Militärdiktatur,
verlor sie für zehn Jahre ihrer Bürgerrechte und lebte während neun Jahren im
kubanischen Exil. 1979 kehrte sie nach Brasilien zurück und begann mit der Aufarbeitung
der Memoiren von gefolterten und getöteten brasilianischen Kämpfern. Nach der
Gründung des Partido dos Trabalhadores PT begann sie und ihre Mitkämpferinnen über
die von ihnen gegründete "ersten Frauenfraktion" Konferenzen und Seminare über
Rechtsgleichheit und Partizipation der Frauen zu organisieren. Heute ist sie Koordinatorin
des Nationalen Frauensekretariates und Mitarbeiterin im Büro für Internationale
Beziehungen des PT. Sie ist Mitglied der Comisión de Familias de Muertes y
Desaparecidos politicos und der nationalen Kommission für Frauenrechte und
Zivilgesellschaft. Während den letzten Wahlen hat sie die Kampagne zur Mobilisierung
von Frauenstimmen für Präsidentschaftsanwärter Lula koordiniert. Auch ist sie Mitglied
der National Council for Women's Rights unter dem Vorsitz von Nilcéia Freire.

Team Africa

Koordinatorin West Afrika

Fatoumata Maiga, lebt in Bamako, Mali, und ist Gründerin und Präsidentin der
Vereinigung Association des femmes pour les initiatives de paix, AFIP. Ihr Engagement
gilt insbesondere dem Kampf gegen Kleinwaffen. Sie ist strategische Partnerin für die
nationale Kommission gegen die Verbreitung von Kleinwaffen, sensibilisiert die
Zivilgesellschaft zu diesem Thema und klärt die Bevölkerung über Auswirkung und
Einfluss von Kriegsspielzeug auf. Sie hat zur Zeit des Tuaregkonfliktes über die Rolle der
Frau in der Konfliktbearbeitung und im Konfliktmanagement geschrieben und ist
Mitglied des Centre for Conflict Resolution in Capetown, Südafrika. Sie ist auch Mitglied
bei GRIP (Groupe de recherche et d'information sur la paix et la sécurité) und
Koordinatorin des malischen Zweiges von IANSA (International Action Network On
Small Arms).

Koordinatorin Südliches Afrika

Dr. Vera Chirwa, ist Juristin und lebt in Malawi. Zusammen mit ihrem Mann führte sie
die malawische Unabhängigkeitsbewegung an. Nach dem Putsch musste die Familie
Chirwa ins tansanische Exil fliehen und wurde später verhaftet. Ihr Mann, ehemaliger
Justizminister Malawis, starb in malawischer Haft unter «unbekannten Umständen». Vera
Chirwa wurde nach 12 Jahren Gefängnis (davon 4 in Isolationshaft und 3 in Ketten)
freigelassen. Nach ihrer Freilassung 1993 gründete sie das Malawi Center for Advice,
Research and Education on Rights, MalawiCARER (Know, claim and defend your rights)
und kämpft noch heute für Menschen-, Bürger- und insbesondere Frauenrechte. Sie klärt
die Bevölkerung über die Folgen von HIV/AIDS auf.

Sie hat ein Verfassungssymposium organisiert, an welchem alle malawischen


Interessengruppen teilnahmen, und so und ein Fundament für die heutige Verfassung
gelegt. Sie ist Gründerin und Präsidentin der Organisation Women's Voice und
Sonderberichterstatterin für Gefängnisse und Haftbedingungen für die OAU, die
Organisation Afrikanischer Einheit. Sie wurde oft angefragt, Präsidentin des Landes zu
XL
werden. Bis heute hat sie jedoch abgelehnt, um ihre Unabhängigkeit zu wahren und
um für die Menschen Malawis zu arbeiten.

Malawi Center for Advice, Research and Education on Rights:


http://www.malawicarer.org/

Koordinatorin Südliches Afrika

Nomvuyo Skota Dayile, lebt in Kapstadt/Südafrika und ist an der Universität Western
Cape, Südafrika, Lektorin für Entwicklungsthemen und Erwachsenenbildnerin. Seit jeher
thematisiert sie in ihrer Arbeit kulturelle und geschlechterspezifische Diskriminierung
und Rassismus. Breites akademisches und praktisches Wissen, ihre Erfahrungen im
Gesundheitsbereich (sie ist Medizinische Technologin) und ihre Arbeit als
Entwicklungsspezialistin (Masters in Development Studies der Universität Western Cape)
machen sie zu einer gefragten Expertin. Nomvuyo Skota-Dayile war Vorstandsmitglied
verschiedener NGOs und CBOs in Südafrika und als politische Aktivistin und
Vordenkerin hat sie NGOs im Gesundheitsbereich beraten. Sie nahm als
Motivationsrednerin an zahlreichen Foren zu sozialen, geschlechterspezifischen und
kulturellen Themen Stellung. Sie ist überdies die erste Präsidentin des Südafrika-Chapters
einer internationalen Organisation der Zivilgesellschaft (United Nation Association).

Koordinatorin Horn von Afrika

Asha Khalil Abdalla Elkarib, ist Agronomin und lebt in Khartum, Sudan. Sie arbeitet als
Beraterin für Entwicklungsmethoden bei ACORD International (London) Sie war
Dozentin für Agrarwirtschaft (Agriculture Research Corporation of Sudan) und arbeitete
als Analytikerin und Trainerin in den Bereichen soziale Integration, Gender und
Nachhaltigkeit. Sie ist aktiv in der sudanesischen Frauenrechtsbewegung und setzt sich
für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein.

Koordinatorin Great Lakes, Uganda, Kenya

Cecile Mukarubuga, aus Ruanda ist Managerin der Institutional Development Unit der
International Planned Parenthood Federation (IPPF) in Kenya. Sie ist insbesondere dafür
verantwortlich, für starke Führungskapazitäten in den IPPF-Unterorganisationen in 44
afrikanischen Ländern zu sorgen. Während der letzten zehn Jahre widmete sie sich vor
allem der Konflikttransformation in der Region der Grossen Seen. Schwerpunkte waren
zum einen die Versöhnungsprogramme auf Gemeindeebene und zum anderen die
Stärkung der Zivilgesellschaft. Sie entwickelte und führte Projekte gegen
geschlechterbedingte Gewalt und erarbeitete für Nichtregierungsorganisationen
Friedenstrainings-Programme. Sie ist Mitglied von Copa (Coalition for Peace in Africa)
und dem weltweiten Netzwerk für Friedensbildung.

Aus ihrer Feder stammen verschiedene Artikel und Bücher zum Thema Frieden und
Konflikttransformation. Zurzeit untersucht sie überdies die Rolle der Zivilgesellschaft bei
der Verhinderung von struktureller Gewalt gegenüber mittellosen Frauen. Aus den
Ergebnissen dieser Untersuchung soll ein Trainingsmodul entstehen. Ihre Zukunft sieht
Cecile Mukarubuga in der Arbeit mit Jugendlichen mit dem Ziel sie die Fähigkeit der
friedlichen Konfliktbewältigung zu lehren.
XLI
Team Switzerland

Präsidentin

Ruth-Gaby Vermot-Mangold, Dr. phil. Ethnologin, hat mehrere Jahre als Forscherin und
Expertin für Entwicklungszusammenarbeit in Afrika gelebt. Sie hat in der Schweiz die
«Schulstelle 3. Welt» geleitet und mit einem Team Materialen für Schule und Unterricht
erarbeitet, Fortbildung für Lehrpersonen organisiert, Tagungen zu
entwicklungspolitischen Schwerpunktthemen durchgeführt und für verschiedene
Universitäten Lehraufträge zu Gender- und Oeffentlichkeitsfragen durchgeführt. Sie ist
Mitinhaberin des «Büro hekate» für Führungstrainings, Coaching von Führungspersonen,
Organisationsentwicklung und interkulturelle Beratung.

Seit 1995 ist sie Mitglied des Schweizer Parlamentes (Nationalrat) und Mitglied des
Europarates. Ihre politischen Schwerpunkte sind die Migrations- und Flüchtlingspolitik.
Sie befasst sich mit Fragen der Integration, der Gewalt im sozialen Nahraum, mit
Drogenproblemen und engagiert sich im Gender- und Gleichstellungsbereich. Im
Europarat ist sie Sprecherin für Flüchtlingsfragen im Südkaukasus. Die
Schwerpunktthemen sind Frauen- und Kinderhandel und vor allem Fragen der
internationalen Krisen und Kriege.

Ruth-Gaby Vermot ist Präsidentin des Contact-Netz, einer Suchthilfeinstitution, sowie


der Gesellschaft für bedrohte Völker, Sektion Schweiz. Sie arbeitet im Komitee von
Kinderschutz Schweiz.

Projektmanagerinnen

Maren Haartje, Akademische Referentin für feministische Bildung und Politik, war
Aktivistin in der deutschen Friedens- und Ökologiebewegung. Von 1986-1988 arbeitete
sie am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg
und ist seit 1989 Mitarbeiterin in der Schweizerische Friedensstiftung in Bern. Seit 1994
ist ihr Schwerpunktthema "Frauen in Friedensprozessen". Sie organisierte die Konferenz
"War against Women - The Impact of Violence on Gender Relations" und initierte das
Projekt "Conflict Resolution and Gender CraG". Von 1996-2003 leitete sie die
FrauenRundtisch-Gespräche "Die Partizipation von Frauen in der zivilen
Konfliktbearbeitung" und nahm in dieser Funktion als NGO-Vertreterin in Schweizer
Delegationen an offiziellen Konferenzen teil. Sie absolvierte den Weiterbildungskurs
"Konstruktive Konfliktbearbeitung und Mediation" (Berghof Forschungszentrum für
konstruktive Konfliktbearbeitung Berlin) und das Nachdiplomstudium "Feministisches
Grundstudium".

Rosa-Mayreder-College Wien: http://www.rmc.ac.at

Rebecca Vermot, studierte Journalistik an der Universität Fribourg und


Politikwissenschaften an den Universitäten Konstanz (D), Bern und Genf. Ihre
Lizenziatsarbeit verfasste sie zum Thema «Relevanz der Friedensinitiativen im Sudan»
im Fachbereich Konflikt- und Friedensforschung. Sie arbeitete als Journalistin erst bei
Schweizer Radio DRS (1998-2000) und später als Bundeshauskorrespondentin für
Schweizer Radio International/swissinfo (2000-2002).
XLII
Dr Noa Zanolli Davenport, begleitet das Projektteam als Coach und moderiert die
Projektplanungsworkshops. Sie ist Schweizerin, Ethnologin und Lehrerin, und hat
sich seit 1986 in den USA auf dem Gebiet der Konfliktlösung und der Mediation
spezialisiert. Nach mehrjaehriger Tätigkeit in der Schweizerischen
Entwicklungszusammenarbeit und beim Schweizerischen Roten Kreuz, wurde sie
Leiterin der Erziehungs- und Forschungsabteilung am Iowa Peace Institutes. Zur Zeit ist
sie als freiberufliche Beraterin und Ausbildnerin auf dem Gebiet Konfliktlösung,
Entwicklung und Friedensbildung, vor allem in Africa, taetig. Als Beraterin ist sie vor
allem mit IRIS (Iowa Resource for International Service und mit dem IMTD (Institute for
Multi-Track Diplomacy) in Washington DC assoziert. Bis November 2004 ist sie
Programme Advisor für Oxfam-GB's Development and Peacebuilding Programme in
Rwanda tätig.

Heute ist sie unabhängige Ausbildnerin in Konfliktbearbeitung und Mediatorin,


spezialisiert in interkultureller Kommunikation. Noa Davenport übte lange Zeit
Beratungstätigkeiten in Asien und Afrika aus und war Ko-Leiterin von
Trainingsprogrammen des U.S. State Department, die durch das Iowa Resource for
International Service (IRIS) durchgeführt wurden. Schwerpunkt war hier peace building
und Demokratisierung in West-, Ost- und Zentralafrika. Als Partnerin des Institute for
Multi-Track Diplomacy in Washington DC war sie kürzlich als Beraterin für
Friedensförderung und Entwicklung in Ruanda tätig. Sie ist Dozentin an der Iowa State
University und Fakultätsmitglied an der der William Penn University, School for
Working Adults.

Institute for Multi-Track Diplomacy: http://www.imtd.org/about_keypersonnel.htm

Team Asia, Middle East and Oceania

Koordinatorin Pazifik

Sandy Fong, lebt auf Fiji und arbeitet als Koordinatorin für das Pazifik Team des Projekts
1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005. Zuvor arbeitete sie während zwei Jahren
im Friedensprogramm des Ökumenischen Zentrums für Wissenschaft, Bildung &
Fürsprache (ECREA). Erst assistierte sie bei der Auswertung der ländlichen
Entwicklungsprogramme, 2003 ergab sich daraus eine Vollanstellung als Assistentin der
Projektkoordinatorin. Vorher war sie während zwei Jahren ehrenamtlich in der
Frauenrechtsbewegung von Fiji aktiv und half bei der Entwicklung eines Handbuches zur
Aufklärung von Frauen über ihre Arbeitsrechte, das 2002 erschien. Sandy Fong wird von
Nicci Simmonds und Koila Costello unterstützt und beraten.

Ökumenisches Zentrum für Wissenschaft, Bildung & Fürsprache:


http://www.ecrea.org.fj/

Koordinatorin Südostasien

Paulynn Paredes Sicam, lebt in Makati City, Philippinen. Sie war von 1991-1994
Mitglied der Philippine Commission on Human Rights (CHR). Als Kommissarin für
Bildung und Information war sie verantwortlich für die Entwicklung des CHR
Menschenrechts-Trainingsprogramms für Militär, Polizei und LehrerInnen, ein Programm
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das auf Partizipation und Experimenten aufbaut. Dafür erhielt die CHR 1994 den
UNESCO Preis für Menschenrechtserziehung. Diese Kenntnisse verbreitete sie
später in Indien, in der Mongolei, in Kanada, Vietnam, Indonesien, Thailand, Malaysia
und Deutschland. Sie ist Mitinitiantin regionaler Menschenrechts-Mechanismen in der
ASEAN und arbeitete von 1993-1997 als Beraterin der Regierung in den
Friedensverhandlungen mit der National Democratic Front (kommunistische
Rebellengruppierung).

Heute ist sie Herausgeberin des Internet-Magazins CyberDyaryo, das Themen der
Zivilgesellschaft aufgreift und Artikel über den Friedensprozess, Menschenrechte,
Agrarreformen und die demokratische Entwicklung veröffentlicht. Sie ist Beraterin der
Benigo Aquino Jr. Stiftung und da Leiterin des Friedens- und Menschenrechtsbüros.

Ko-Koordinatorin Südostasien

Karen N. Tanada, ist als Ko-Koordinatorin zusammen mit Paulynn Paredes Sicam für die
Suche und Dokumentation von Friedensfrauen in Südostasien zuständig. Sie ist
Exekutivdirektorin des Gaston Z. Ortigas Peace Institute, ein Zentrum für Frieden und
Konfliktlösung in den Philippinen. Es unterstützt insbesondere das zivilgesellschaftliche
Engagement in Friedensprozessen. Seit den 70er Jahren hat sie sich in Sozialbewegungen
engagiert, unter anderem auch im Kampf gegen die Diktatur. Sie war eine der
Mitbegründerinnen der Coalition for Peace. Sie ist auch eine der führenden
Persönlichkeiten der feministischen Organisation PILIPINA. Von 1990 bis 2000 wirkte
sie als Koordinatorin des Women's Action Network for Development (WAND), einem
nationalen Netzwerk von Frauengruppen und NGOs mit Gender- und
Entwicklungsprogrammen. Zudem engagierte sie sich im Umweltbereich als Beauftragte
eines NGO-Konsortiums für das Management von Naturschutzgebieten.

Koordinatorin Indien, Bangladesch, Bhutan, Nepal, Sri Lanka

Kamla Bhasin, Ökonomin und Soziologin, lebt in Indien. Sie arbeite während 28 Jahren
für ein UNO-Projekt, das die Organisationen der Zivilgesellschaft und deren Netzwerke
stärkt. Themen waren: Nachhaltigkeit, Gender, Menschenrechte, Frieden etc. Sie ist
Mitbegründerin zahlreicher Frauengruppen und -organisationen auf regionaler und
internationaler Ebene (z.B. SANGAT - South Asian Network of Gender Activists and
Trainers, SAWF - South Asian Women's Forum, ACFOD - Asian Cultural Forum on
Development, WIPSA - Women's Initiative for Peace in South Asia, SAHR - South
Asians for Human Rights). Heute koordiniert sie, in enger Zusammenarbeit mit Jagori,
Women's Ressource and Training Centre SANGAT in New Delhi und leitet als Beraterin
und Fachfrau Workshops und Trainings zu obigen Themen für Frauenorganisationen,
nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen, Regierungsmitglieder,
ParlamentarierInnen und UN-Agenturen.

Sie ist Autorin von Büchern über teilnehmende (participatory) und nachhaltige
Entwicklung, Empowerment von Frauen, Gender und Frieden. Sie schreibt Texte für
Frauenbewegungen und Kinderlieder. Zu ihren Publikationen zählen «Borders and
Boundaries: Women in India's Partition» (1998), «Exploring Masculinity» (2003) und
«Turning Dangers Into Opportunities: Young People and HIV /AIDS in South Asia»
(2003).
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Für weitere Informationen: http://www.cddc.vt.edu/feminism/Bhasin.html

SANGAT: http://www.jagori.org/pdf/sangat%20brochure%20.PDF

Koordinatorin Afghanistan und Pakistan

Dr Sima Samar, ist Ärztin und lebt in Afghanistan. Sie war die erste stellvertretende
Präsidentin in Afghanistan und Ministerin für Frauenangelegenheiten in der
Übergangsregierung bis Juni 2002. Heute ist sie Vorsitzende der ersten unabhängigen
Menschenrechtskommission in der Geschichte Afghanistans (Afghan Independent
Human Rights Commission AIHRC). Sie ist Direktorin der Shuhada Organization und
unterstützt 12 Kliniken und 4 Spitäler nur für Frauen und Kinder sowie 60 Schulen in
Afghanistan und Pakistan mit mehr als 40'000 Studierenden.

Shuhada Organization: http://www.shuhada.org/

Koordinatorin Nordafrika, Teile des Nahen Ostens, England, Irland

Anita Mir, aus Pakistan lebt zur Zeit in England, wo sie ihre Dissertation schreibt. Sie
arbeitete jahrelang als Journalistin in Pakistan und war Reporterin für die "The Frontier
Post" in Lahore bevor sie bei Nichtregierungs-Organisationen tätig wurde. Anita Mir
thematisierte vor allem Menschenrechtsthemen, speziell jene, die religiöse Minderheiten
und Frauen betreffen. In ihrer Arbeit sowie in ihrem persönlichen Engagement sind diese
beiden Themen immer wiederkehrend. Ihre Artikel erschienen in den wichtigsten
englischsprachigen pakistanischen Zeitungen und Magazinen und auch im Journal der
Friedrich Naumann Stiftung.

Koordinator Nordamerika und Kanada, Japan, Korea

Dr Margo Okazawa-Rey, siehe Team Amerika

Koordinatorin Indochina, Thailand

Supawadee Petrat (Kratae), ist eine Mitarbeiterin der nationalen


Menschenrechtskommission. Als Beraterin für genderspezifische Angelegenheiten der
Women Workers Unity, sowie dem des Committee of the Collective Action for Women
Workers Foundation (Committee for Asian Women, CAW), ist ihr die Situation der
Frauen, speziell der berufstätigen Frauen im Asien vertraut. Seit 1988 konzentriert sie
sich auf Frauenfragen in Thailand und den umliegenden Ländern. Nach ihrer Tätigkeit als
Assistenz-Koordinatorin im Women in Development Consortium an der Thammasart
Universität in Thailand, unterstützte sie im Rahmen eines Austauschprogramms des
Asian Migrant Centers AMC in Hong Kong, ausländische Arbeitskräfte während der oft
schwierigen Integrationsphase.

Zurück in Thailand arbeitete sie für das Center of Friends of Women Foundation FOW,
das sich für die Rechte von Arbeiterinnen und gegen die Gewalt an Frauen einsetzt. Als
Programm-Koordinatorin im Committee for Asian Women CAW setzte sie sich für die
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Besserstellung der Frau auf dem Arbeitsmarkt ein. Heute ist sie überdies
Ressourcenperson für Gleichstellungsfragen in Thailand.

Koordinatorin China, Taiwan, Hong Kong

Dr Lau Kin Chi, unterrichtet vergleichende Literaturwissenschaft, kritische Pädagogik,


globale Kultur, lokale Regierungsführung und Umgang mit Gewalt im Departement für
Kulturwissenschaft an der Lingnan Universität in Hong Kong, China. Sie ist
Vorstandsmitglied der Redaktion von Cultural and Social Studies und Asian Exchange.
Sie ist Mitbegründerin der Gruppe China Social Services and Development Research
Centre (CSD), die sich für Entwicklungsforschung und Projekte zum Aufbau der
Zivilgesellschaft in China einsetzt. In 2000-03 war sie Ratsvorsitzende vom Asian
Regional Exchange für New Alternatives (ARENA), einem Netzwerk von akademischen
Aktivisten. Verschiedentlich hat sie Artikel zu Themen wie Modernisierung, ländlichen
Wiederaufbau, das Wiederaufleben des Patriarchats und Praxisalternativen in China
veröffentlicht. Sie war Ko-Editorin von China Reflected und Resurgent Patriarchies:
Challenges for Women's Movements in Asia, eine Publikation von ARENA.

China Social Services and Development Research Centre (CSD): http://www.csd.org.hk/

New Alternatives (ARENA): http://www.arenaonline.org/

Chinesische Homepage von 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005:


http://www.1000peacewomen-hk.org

Koordinatorin Naher Osten

Aida Abu-Ras, lebt in Jordanien und ist Präsidentin der Women-Workers Association. Sie
führt Kurse zu Gleichstellung, Gesundheit und Sicherheit durch. Die Pharmazeutin ist
Mitglied des Menschenrechtsforums und Gründerin der Friends of Women Workers
Association. Sie befasst sich intensiv mit der Situation der berufstätigen Frauen im
arabischen Raum und führt dazu Seminare und Workshops durch. Sie führte als Trainerin
für UNIFEM Seminare zu Gender-, Gesundheits- und Sicherheitsthemen durch. Sie
erarbeitete eine Analyse zum Thema Gewalt gegen Frauen. Ihre Themen sind immer
wieder die Gleichstellung, Frauenrechte und strukturellbedingte Gewalt. Zur Zeit leistet
sie konzeptionelle Arbeit für UNIFEM zum Thema Wanderarbeiterinnen.
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