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März
TAG DER OFFENEN TÜR
WAS IST DER WAHRE CHARAKTER DES SPIRITISMUS?
Wir sehen einem alten Menschen ins Gesicht. Eine Brille, ein
schwarzer Mantel, graues Haar und Falten. Fragen tauchen
auf. Wie heißt du? Woher kommst du? Was hast du erlebt?
Vielleicht kenne ich dich. Vielleicht lernen wir uns noch
näher kennen. Vielleicht aber auch nicht. Man weiß ja nie,
wen man vor sich hat. Man weiß nicht, welche Masken der
andere trägt. Manche Masken durchschaut man sicherlich,
andere sind vielleicht so gut, dass man sie lange Zeit nicht
erkennt. Vielleicht hat er gar keine Masken. „Ein wahrer
Charakter hat keine Masken nötig“, heißt es. Doch was ist
denn schon ein „wahrer Charakter“? Wer kann das schon
sagen? Was heißt denn Charakter?
Das Wort Charakter kommt aus dem Griechischen
„charassein“ und heißt „einprägen“.
Die Falten in deinem Gesicht haben sich eingeprägt.
Eingeprägt durch dein Lachen, durch dein Weinen, durch
dein Grübeln und durch deine Erfahrungen. Charakter ist die
eigene, ganz persönliche Note eines Menschen. Charakter ist
gleichsam tief im Herzen zu spüren, als auch durch äußere
Merkmale erkennbar. Charakter entsteht aus Erfahrungen,
Begegnungen und Entscheidungen. Es betrifft das ganze
Sein eines Menschen, sein Tun, seine Entscheidungen, seine
Vergangenheit und seine Zukunft.
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denke hier an die Ereignisse rund um den 11. September, an
die Anschläge und Vergeltungsaktionen in Israel, an die
gegenseitige Ermordung von Protestanten und Katholiken in
Irland. Ich erinnere mich an die Kreuzzüge, zu der Papst
Urban II. mit den Worten „Gott will es!“ aufrief, oder an die
Übergriffe von Buddhisten an Hindus in der Frühphase des
Buddhismus.
Ich komme nochmals auf das Beispiel mit der neuen Lehrerin
zurück. Es gibt, wie gesagt, unglaublich viele Möglichkeiten
wie der Freund die neue Lehrerin beschreiben und
charakterisieren kann. Eng verknüpft mit seinen Antworten
ist sein eigener Standpunkt. Das gilt noch viel mehr für die
Charakterisierung von religiösen Strömungen. Angenommen
der Standpunkt der Beurteilung einer Religion wird aus Sicht
des Atheismus gesehen, dann wird von dieser Warte aus
Religionen als eher unnütz gesehen. Religionen sind in den
Augen des Atheismus unlogisch, Gewalt produzierend, sie
basieren auf Verdrängung, oder auf Beruhigung und gehören
demnach zur Volksverdummung. Aus atheistischer Sicht
kann man nur schlecht eine Religion beurteilen, da keinerlei
Differenzierung vorgenommen wird, denn alle Religionen
sind aus dieser Sicht mehr oder weniger als schlecht
anzusehen.
Vielleicht sollte der Schulfreund für eine objektive
Beurteilung der Lehrerin einen Vergleich mit den anderen
Lehrern der Schule anstellen. Übertragen auf die Beurteilung
von Religionen hieße das, man sammelt die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede aller religiösen
Strömungen, um daraus eine Charakterisierung ableiten zu
können. Nahezu alle religiösen Strömungen sprechen zum
Beispiel in irgendeiner Form von einem Leben nach dem
Tod, oder von Offenbarungserfahrungen. Die Erstellung einer
solchen Sammlung wäre allerdings ein sehr mühseliger Weg.
Außerdem bietet solch eine Liste, falls sie jemals fertig
werden könnte, auch kein echtes Beurteilungswerkzeug, da
sie ja nur auflistet, aber in kleinster Weise eine differenzierte
Charakterbeschreibung vornimmt.
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möglich wurde, Religionen sinnvoll zu beurteilen: das
Klassifikationsmodell des Exklusivismus, Inklusivismus und
des Pluralismus.
Ich beginne mit der Klassifikation des
Exklusivismus.
Was ist Exklusivismus? Eine Rose steht auf einer Wiese. Sie
sagt von sich: „Ich bin die schönste unter allen Blumen hier.
Ich bin die einzige, die wahre, die, die immer gepflückt wird.
Wer eine andere pflügt ist selber schuld, er kann nie mit
einer anderen glücklich werden. Er wird es früher oder
später bereuen.“
Exklusive Strömungen und Religionen behaupten demnach
von sich, nur, bei Ihnen alleine findet man die ganze
religiöse Wahrheit, nur sie haben die einzige und echte
Offenbarung inne. Nur in ihr kann man glücklich werden, Heil
erfahren, nur sie wurde von dem Höchsten alleine
vorgesehen, um den Menschen auf den rechten Weg zu
führen.
Um auf die Rose zurückzukommen hieße das: Es gibt nur
eine einzig wahre Blume, alle anderen Blumen sind nur
Abglanz, sie können niemals jemanden entzücken. Ein
bekannter Spruch des Christentums, der in Variationen
sowohl von katholischer, als auch von protestantischer Seite
den Exklusivismus auf den Punkt bringt lautet: „Außerhalb
der Kirche kein Heil“. So verkündet beispielsweise das Konzil
von Florenz 1442: „Die katholische Kirche glaubt fest,
bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der Kirche,
weder Heide, noch Jude, noch Ungläubiger, des ewigen
Lebens teilhaftig wird wenn er sich nicht vor dem Tod der
Kirche anschließt“. Ähnlich formulierte es 1529 Martin Luther
in seinem Großen Katechismus: „Wo man nicht von Christus
predigt, da ist kein Heiliger Geist, der die christliche Kirche
macht und außerhalb derer niemand zu dem Herrn Christus
kommen kann.“ Beispiele für eine exklusivistische Haltung
finden sich natürlich auch in den anderen Weltreligionen. Ich
möchte mich im Folgenden hauptsächlich auf Beispiele aus
dem Christentum beschränken, ohne dabei einseitig oder
gar verurteilend sein zu wollen.
Man unterscheidet innerhalb der Position des Exklusivismus
drei Varianten: Da wäre zunächst der radikale
Exklusivismus zu nennen. Radikaler Exklusivismus heißt,
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dass alle, die nicht zum Christentum gehören nie ganz erlöst
werden, nie das Heil, das ewige Leben erfahren, wenn sie
sich nicht ausschließlich zur christlichen Gemeinschaft
bekennen. Das hieße also, nur eine Rose darf wachsen und
die anderen Blumen haben kein Existenzrecht.
Neben dem radikalen Exklusivismus findet sich der
gemäßigte Exklusivismus.
Gemäßigter Exklusivismus meint, dass ein Nichtchrist wenn
er z.B. das Christentum zeitlebens nicht kennen gelernt hat,
sei es, weil er vor Christus lebte oder aus einer Gegend
kommt, in der er vom Christentum nichts erfahren konnte,
die Möglichkeit im Jenseits bekommt, sich zum Christentum
zu bekennen. In so einem posthumen Bekennungsakt nach
dem leiblichen Tode kann er doch noch das Heil erfahren.
Somit heißt das, dass er „die Mitgliedskarte des einen und
einzigen Clubs doch noch im letzten Moment erhalten kann
bzw. zu guter letzt die einzig glücklich machende Blume
doch noch erleben darf.“ Ähnliche Vorstellungen eines
nachtodlichen Zugehörigkeitsbekenntnisses finden sich
unter anderem im konservativen Islam.
Als dritte und letzte Variante des Exklusivismus findet sich
der unentschiedene Exklusivismus, der die Frage nach
der Heilsmöglichkeit des „Nicht-zur-Gemeinschaft-
Gehörigen“ offen lässt. Nach der Position des
unentschiedenen Exklusivismus kann man sich nicht
festlegen, ob außerhalb der eigenen Gemeinschaft Heil
gefunden werden kann. Diese Frage kann nicht entschieden
werden und deshalb erklärt man die Sache schlichtweg für
nicht entscheidbar, für Unentschieden. Das hieße „Bei uns
ist auf jeden Fall die einzig wahre Blume zu finden, ob die
anderen auch was anzubieten haben und ob das genauso
glücklich macht, das können wir nicht sagen, dafür können
wir nicht garantieren, das interessiert uns auch nicht.“
Es gibt zwei sehr gravierende Einwände gegen den
Exklusivismus.
Zunächst wäre da ein einfaches Problem: Wenn Gott alle
Menschen liebt, liebt Er dann manche mehr? Will Er
demnach wirklich wie es in der Bibel (1 Thim 2,4) heißt,
„dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der
Wahrheit gelangen?“ Kann die Aussage „Gott liebt alle
Menschen“ mit der Position im Einklang stehen, dass es
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außerhalb des Christentums keine Heilsmöglichkeit gibt?
Sollte ein Gott, der das Heil aller Menschen will, dafür nicht
auch überall die vorhandenen Voraussetzungen geschaffen
haben? Ist es wirklich logisch, oder gar liebevoll nur einer
einzigen religiösen Gemeinschaft das Heil zu ermöglichen?
Als zweiter gewichtiger Einwand gegen den Exklusivismus ist
zu sagen, dass in allen Religionen viele gemeinsame
Positionen anzutreffen sind. Vereinfacht gesagt wird Gott im
Hinduismus „Das Viele“, im Islam „Allah“, im Taoismus „Der
Weg“, im Judentum „Jahwe“ - der ich bin für dich da -
genannt. Dahinter stehen immer ähnliche Werte wie Liebe,
Hoffnung, Rettung, Vertrauen, Allgegenwart, Allmacht. Hat
die Liebe Gottes nicht viele Gesichter, nicht viele Kleider,
nicht viele Strahlen?
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inklusivistischen Position übergegangen. So wird z.B. in der
römisch-katholischen Kirche seit dem II. Vatikanischen
Konzil, also seit den 60er Jahren, eine inklusivistische
Haltung offiziell vertreten. Was ist nun die Position des
Inklusivismus? Ich will noch mal ein Bild aus der Botanik
gebrauchen. Sehen wir uns einen Garten an. In diesem
Garten finden wir viele Blumen, Büsche, Sträucher und
Kräuter. Auch im Nachbargarten gibt es Blumen. Doch nur
bei uns findet man alle Blumen. Nur bei uns kann man alles
zum glücklich werden finden. Beim Nachbarn gibt es zwar
die ein oder andere schöne Blume, aber nicht alles inklusive.
Auf das katholische Christentum angewandt hieße es, dass
es nicht mehr nur die eine Möglichkeit zum glücklich werden
gibt, sondern auch in anderen Religionen sich heilsame
Spuren finden, die im Sinne der Kirche sind. Aber nur in der
Kirche, nur durch die Person Jesus Christus findet sich die
göttliche Offenbarung als unüberbietbaren und vor allem
kompletten Höhepunkt wieder.
Um auf den Garten zurückzukommen bedeute es: Nur unser
Garten ist vollständig, nur unser Garten enthält die Vielfalt
der Botanik und ist mit allen Raffinessen der
Gartenarchitektur ausgestattet. Natürlich gibt es andere
Gärten und manche davon sind vielleicht nicht einmal
hässlich, allerdings ist keiner so gut und vor allem nicht so
vollständig, nicht so allumfassend, nicht so glücklich
machend, wie der unsere. Nur unsere Religion ist
vollständig, inklusive allem, „all-inclusive” ...
Der Schulfreund antwortet über den Charakter der neuen
Lehrerin: „Ja, die ist mindestens so gut wie der Herr Meier
und die Frau Otto, aber nur bei ihr wirst du richtig lernen
können, richtig betreut, richtig belohnt.“
Ziel dieser Haltung ist es natürlich, sie dennoch als die Beste
darzustellen, oder auf das Christentum umgemünzt, man
möchte alle Nichtchristen zur vollständigen Lehre, zum
Christentum bekehren.
Auch hier gibt es Schwierigkeiten. Die erste Schwierigkeit
taucht auf, wenn man nach Beweisen sucht, dass das
Christentum tatsächlich den anderen überlegen ist, also
wirklich mehr Glück, Heil, Freude und im weitesten Sinne
Liebe ermöglicht. Ist das so? Gibt es hierfür empirische
Belege?
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Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass auf unserem
Planeten Religionen sehr vielfältig in Erscheinung treten.
Kann man die Ausübung der Liebe zu Gott, zu dem Höchsten
und den daraus entstehenden Gemeinschaften, Werken,
Entwicklungen und Moralitäten wirklich nur eine Umsetzung
zubilligen? Kann man Gott auf einen „all-inclusive Garten“,
auf eine „all-inclusive Lehrerin“ reduzieren?
Ganz allgemein gesprochen kann es „Liebe-im-Sinne-Gottes“
nur eine geben. Aber gibt es deshalb auch nur eine Form
ihrer Verwirklichung? Sind wir alle nicht viel zu
unterschiedlich und kommen aus verschiedenen Traditionen
um alle im selben Garten glücklich zu werden? Ist das nicht
auch ein bisschen anmaßend, gar arrogant, allen Menschen
nur eine Weggemeinschaft vorzuschreiben? Sind denn die
Weltreligionen und die religiösen Gemeinschaften nicht
einfach unterschiedliche Schritte, unterschiedliche Gesichter
mit unterschiedlichen Geschichten auf demselben Weg, dem
Weg des Glücklich-Werdens, dem Weg der Liebe? Ist nicht
die Vielfalt die eigentliche Bereicherung? Und wie ist das nun
mit der eigenen Entscheidungs- und Willensfreiheit bei der
Auswahl einer Religion?
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blaue, lila Blumen, Sträucher und Bäume. Er entscheidet
selbst, welche ihm am besten gefallen, welche ihm gut tun
und sieht gleichzeitig, dass dies alle Geschöpfe Gottes sind
und alle einzigartig sind und zum Stauen anregen können.
Die pluralistische Position macht demnach mit dem
Gedanken ernst, dass es wahre Religion in pluraler Gestalt
geben kann, dass es ebenbürtige Wege demnach tatsächlich
gibt. Das Verständnis um eine Pluralität schließt also
bewusst Begriffe wie „Gleichwertigkeit“ oder „ungefähre
Gleichwertigkeit“ in ihre Beurteilung mit ein.
John Hick formuliert das für das Christentum so:
„Die großen Weltreligionen sind unterschiedliche Antworten
auf das Wirkliche oder Unbedingte. Es gibt eine Vielfalt von
göttlichen Offenbarungen, die eine Vielfalt menschlicher
Erkenntnisse ermöglicht.“
Vergleicht man John Hicks Worte wieder mit der neu
ankommenden Lehrerin, dann könnte man im Sinne des
Pluralismus sagen, es gibt mehrere gleichwertige Lehrer, die
gut, nett, voran bringend sind, also zu einem gelingenden
Leben beitragen können.
Trotz aller Unterschiedlichkeiten des Aussehens, des Alters,
der pädagogischen Vorprägung bieten alle auf ihre Art die
Möglichkeit an, sich im Sinne der Liebe, Gott zu nähern.
Das heißt aber natürlich nicht, dass nun jeder Lehrer dies
ermöglicht. Bei einigen Lehrern stehen Gehorsam,
Machtgelüste oder Sicherung des Lebensunterhalts im
Vordergrund ihres Charakters. Hier ist Toleranz oder
Akzeptanz selten anzufinden, hier wird eingeengt und nicht
befreit, hier geht es nicht um den Menschen, kurzum, hier
wird nicht im Sinne der Liebe gehandelt. Bezogen auf den
Garten der Religionen und Weltanschauungen hieße dies,
dass Organisationen und Methoden beispielsweise von
gewissen Sekten oder manch anderen radikalen
Bewegungen keine „Gleichwertigkeit“ zugestanden werden
kann. Das gilt auch für viele Lehrmeinungen und einzelne
Meinungsträger innerhalb der Weltreligionen. Ich betone
nochmals, dass im Sinne des Pluralismus also nicht jede
religiöse Meinung oder Vereinigung als „gleichwertig“ zu
sehen ist. Gradmesser ist hier sehr vereinfacht und ganz
allgemein ausgedrückt „Liebe“. Dort wo unterdrückt, Hass
gepredigt, Fehlinformationen weitergegeben werden, oder
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dort, wo nur an eine Machthierarchie, an einen materiellen
Gewinn gedacht wird, ist kein Raum für Entfaltung, für
Befreiung, für Fürsorglichkeit und für Gott.
Natürlich sind religiöse Aussagen unterschiedlich
interpretierbar. Oft zeigt die Wahrheit der Liebe, wie schon
angedeutet, viele Gesichter, Symbole, Handlungen und
Gleichnisse. Was unaussprechbar ist und trotzdem in Worte
gefasst wird, sieht nur auf den ersten Blick gänzlich anders
aus. Dennoch sind die Gesetze Gottes für alle Menschen
gültig.
Der Spiritismus betont ebenfalls, dass seine Tatsachen und
Prinzipien bis ins Altertum zurück reichen, sie nicht erst
durch die spiritistische Bewegung bekannt oder entdeckt
wurden. Es finden sich mehr oder weniger deutliche Spuren
des Spiritismus auch heute bei allen Völkern und Religionen.
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andererseits, weil es auf einfache und doch geniale Weise
Liebe beschreiben kann. Sehen wir vergleichsweise den
Spiritismus als Bild an, das von Liebe erzählen will, dann ist
seine „Liebesfarbe“ christlich gewählt. Dennoch sieht der
Spiritismus alle anderen Farbmöglichkeiten der anderen
religiösen Liebesgedanken als ebenso gut an. Gleichsam
einer Sonne, die für alle strahlt, sind die christlich gewählten
Strahlen eine Möglichkeit, um über Liebe sprechen, um Liebe
erfahren, um Liebe leben zu können.
Was will aber der Spiritismus mit Jesus bezwecken? Wir
Spiritisten gehen davon aus, das wir uns unaufhörlich
vorwärts entwickeln. Durch viele Lernschritte und
Erfahrungen (hier und drüben) werden wir eines Tages Jesus
ähnlich werden. Damit ist nicht die historische Person
gemeint, sondern etwas anderes. Dadurch, dass alle
Menschen den göttlichen Funken, das Abbild Gottes, das
„imago dei“, den unsterblichen Anteil in sich tragen, haben
wir alle das Potential, Christus ganz ähnlich zu sein, nur eben
noch lange nicht so weit entwickelt. Gleichsam einem
Rohdiamanten schleifen wir in unserer Entwicklung an
unserem Ideal, dem Ideal der Liebe, dem Ideal, das der
Spiritismus als Philosophie mit christlichen Worten
beschreibt. Die Menschen anderer religiöser Gemeinschaften
haben natürlich auch den unsterblichen göttlichen Anteil in
sich. Sie sind also auch auf dem Weg zur Liebe - in
spiritistischen Worten auf dem Weg zur vollkommenen
Glückseeligkeit- nur nennen sie dasselbe Entwicklungsideal
eben nicht so. So kann sich also ein Schamane vollkommen
gleichwertig diesem Ideal nähern und nennt es einfach
anders.
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andere Strömungen ebenfalls tun und mit anderen Worten
benennen.
Bleibt also zusammenfassend über den Pluralismus zu
sagen, dass religiöse Gemeinschaften unter bestimmten
Gesichtspunkten als gleichwertig angesehen werden können.
Persönliche, religiöse Erfahrungen dürfen, ja müssen sogar
unterschiedlich sein. Auf den zweiten Blick gibt es unendlich
viele Gemeinsamkeiten der einen Wahrheit, wie das
Christusbeispiel gerade aufzeigen möchte.
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Im Vergleich mit der neuen Lehrerin hieße dies, es tut mir
nicht gut, wenn ich alleine gleichzeitig in einem Raum viele
Lehrer hätte. Wie können ich und meine Mitschüler
differenziert und vor allem vertieft die vielen Lehrer sehen?
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Zweite Anmerkung: Mit diesem Satz „Er gehört allen
Religionen an...“ nimmt der Spiritismus nun Teil am
Gedanken der „Gleichwertigkeit“ am Gedanken des
Pluralismus.
Weiter heißt es bei Kardec dass man demnach griechisch-
(orthodox) oder römisch- katholisch, Protestant, Jude oder
Moslem sein kann und dennoch an die Offenbarungen der
Geister glauben und folglich ein Spiritist sein. Denn der
Spiritismus hat Anhänger in allen Religionen. In allen
Erdteilen, bei allen Menschen und bei allen religiösen
Strömungen kann mittels der inneren Stimme, dem
Daimonion, wie es Sokrates nennt, in Träumen und mit allen
anderen spiritistischen Verständigungsmöglichkeiten mit
Geistwesen kommuniziert werden. Die Interpretation der
Mitteilungen ist oft eine Frage der Bewusstheit, des Wissens
und der Erfahrung des jeweiligen Senders und natürlich
ebenso des Empfängers.
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im Sinne des Spiritismus, wenn Glaube zur Gewalt,
Unterdrückung und Macht benutzt wird. Kardec meint hierzu:
„Wenn Glaube zum Instrument der Verfolgung wird, muss er
als schädlich bekämpft werden.“
Der Spiritismus basiert sowohl auf der Naturwissenschaft
z.B. durch seine Experimente, als auch auf der
Geisteswissenschaft durch sein philosophisches
Gedankengut. So hat er zwar religiöse Züge, stellt aber keine
Dogmen auf. Für entwickelte Geistwesen ist eine religiöse
Formel nichts, für sie zählen nur die Gesinnung und die
Taten im Sinne der Liebe.
Auf die Frage eines Geistlichen namens Abbè „Welche
Religion die beste ist?“ in dem Werk „Was ist der
Spiritismus?“ antwortet Kardec: Die Geister „beschränken
sich darauf, zu sagen: Gott ist gütig und gerecht, er will nur
das Gute. Daher ist die beste von allen Religionen die,
welche nur das lehrt, was mit der Güte und Gerechtigkeit
Gottes im Einklange steht, welche den Menschen gut und
tugendhaft macht, sich untereinander wie Brüder zu lieben.
Keine Religion kann der Vorwand zu irgendetwas Bösem
sein!“
So sagen die Geistwesen auch nicht „Außerhalb des
Spiritismus kein Heil“ sondern „Außerhalb der Nächstenliebe
kein Heil“. Sie stellen nicht Christus in den Mittelpunkt der
Lehre, sondern die Liebe und deren Ursprung, nämlich Gott.
Ich denke, man kann hier Lehren wie Schamanismus oder
die Anthroposophie nach Steiner auch Plural sehen. Diese
Lehren sind natürlich sehr unterschiedlich und sicherlich gibt
es hier auch viele Scharlatane, wie es leider auch Fälscher
gibt, die sich Spiritisten nennen. Es darf allerdings nicht
übersehen werden, dass ernsthafte Vertreter und
Gruppierungen der genannten Lehren liebevoll mit hohen
Ebenen der geistigen Welt kommunizieren, eben auf ihre Art
und doch sehr deutlich.
Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie spricht in
seinem Vortrag „Die Geschichte des Spiritismus“ vom 30.
Mai 1904 von Allan Kardec äußerst gleichwertig. Er nennt
den Spiritismus als, ich zitiere: „im Einklang stehend mit den
uralten Weisheitslehren der Theosophie“. Das ist reiner
Pluralismus ausgehend von der Theosophie gegenüber dem
Spiritismus.
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Auch schamanische Richtungen, die ja quer über den ganzen
Erdball verteilt sind und oft unterschiedlichste Ausprägungen
haben, kommunizieren seit vielen tausend Jahren mit
Geistwesen. Sie kleiden ihre Philosophie über die Liebe oft
mit Naturbildern, insbesondere Tiergestalten. Auch hier gibt
es viele Beispiele an reinster Liebe, die dem Spiritismus
absolut ebenbürtig sind.
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Der Spiritismus kann zwar Dinge in einem neuen Licht
erscheinen lassen, aber ein vertieftes Studium dauert Jahre
und kann nicht schon bei einem einzigen Treffen alles
erklären. Außerdem weiß der Spiritismus weder auf alle
Fragen Antworten und er sieht sich, wie bereits gesagt, nicht
als einzig glücklich machende Gruppierung an. Er will nicht,
dass man Beziehungen abbricht, die Treffen sind kostenlos
und er hat keinerlei Machtinteressen.
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lediglich, dass gutes ethisches Handeln die eigene
Entwicklung und die Entwicklung der Welt voran bringt.
Dieses ethisch gute Handeln ist so verschieden wie die
Menschen. Äußerst unterschiedliche Menschen aus allen
Orten und Milieus dieser Erde sind Spiritisten. Sie sehen im
Spiritismus kein abgeschiedenes Handeln, sondern sie
wissen, dass das Leben der eigentliche Lehrmeister ist und
somit im Alltag und nicht in einer elitären Gruppe der
Spiritismus gelebt wird.
Zum Schluss möchte ich ein letztes Mal auf die Frage der
beiden Schulfreunde nach der neuen Lehrerin kommen. Der
Schulfreund kann nur aus seiner persönlichen Sichtweise
antworten. Auch ich will auf die Frage, warum ich den
Spiritismus mag persönlich antworten. Zunächst weil ich
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Antworten auf meine Fragen bekomme und dennoch meine
eigene Meinung bilden kann, weil ich mich verstanden fühle
und auch Dinge über das Leben besser verstehe, weil ich
mich entwickeln kann ohne dass ich harte Gebote oder gar
Verbote beachten muss, schließlich weil ich viel Freude,
Tiefe und vor allem Liebe darin gefunden habe und Tag für
Tag auf das Neue finde.
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