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IMC OnAir ...

Broadcasting show No. 60


– 15th June 2010 ( )
radio station: TideRadio 96.0 ( )

Raga CDs des Monats:

„Nyasa – Silence in Ragas“


- Moderationstext / DOKU v. 15.06.2010-2 -

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© 06/2010 – Verbundkonzept EUFLETZ (Stiftung i.G.) – Teilprojekt IMC – India meets Classic (Lothar J.R. Maier)
Hintergrund ...
IMC OnAir gliedert sich als Radiosendung (Kabel/Antenne + Internetstream/PodCast)
historisch u. hierarchisch in folgenden Aufbau. Die Struktur soll als konzeptionelle
Markenarchitektur für alle sozialen Projekte von IMC verstanden werden.
Projektbüro „Sinn-Macher.net“ – personalisierte Marke des
Ideengebers und Initiators Lothar J.R. Maier mit
Erstkonzeptionierung in 04/2003.
Die Inhalte dieser auf „Sinn“ fokussierten Website (www.sinn-
macher.net) befasst sich mit nahezu allen Aspekten rund um die
Begrifflichkeit “Sinn” – Und reflektiert das lebensphilosophische
Verständnis, aus dem alle Teilprojekte wie IMC
(www.india-meets-classic.net) entwickelt werden.
Die Teilprojekte von IMC sind Bestandteile des
Gesamtkonzeptes der EUFLEHTZ Stiftung i.G. (Europäisches
Forschungs-, Lehr-/Lern- u. Therapiezentrum für Life-Sciences)
– www.eufletz-stiftung.de .
IMC wurde gegründet zur Realisierung von
musiktherapeutischen Angeboten auf der Basis indisch
klassischer Musik, als Ergänzung zu dem segeltherapeutischen
Konzept „3iE“.
Unter IMC – India meets Classic subsumieren sich alle IMC-
Teilsegmente. Das Logo darf als Dachmarke aller Teilleistungen
und Sub-Brands verstanden werden.
„IMC OnAir“ steht für die Broadcasting-Plattform von IMC via
Radio (www.imcradio.net) und konvergenter Medien, wie das
PodCasting (RSS Feeds – Push-&Pull-Technologie) oder
PhoneCasting.

IMC-Förderinitiative „TablaPerformance – TablaGroup


Hamburg“, das erste der Öffentlichkeit vorgestellte Teilprojekt ...
unter der Themenüberschrift „Heimat – Individuum &
Gesellschaft“ wurde als Weltpremiere beim Festival der Kulturen
2005 das Textrezitativ (Deutschfassung) des englischen
Originalwerkes „Creative Unity“ (1922) von Rabindranath Tagore
interpretiert, Indien’s grösster Philosoph und erster
Nobelpreisträger für Literatur.
Culturebridge „Water is Life – Living with Water“ wurde im
Rahmen des Förderwettbewerbes der FHH in 4/2005 als
Konzept vorgestellt. Es legt den Focus auf Live-Performances
(„night of ragas“) u. Nachwuchsförderung (Schüleraustausch-
programm) mit dem Ziel des interkultureller Dialoges, für einen
KnowHow-Transfer von Indien nach Deutschland.
IMC – India meets Classic verfügt in seinem Gesamtansatz über
ein Konzept für musikpädagogische Arbeit an Schulen als
kleinere Teilleistung (6-wöchiger Workshop).
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Raga CDs des Monats:

Nyasa – Silence in Ragas


Erstausstrahlung: 15.06.2010 (21:00-21:58 Uhr)
Wiederholungstermin: ---

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[0.] Jingle (Intro)

IMC - India meets Classic ... eine Sendung für indisch klassische Musik.

IMC bietet Ihnen ein monatliches Hör- und Leseangebot mit Werken indischer
Musikmeister, Raga-CDs, Festivalreports und Special Features.

Über die Website Ihres Radiosenders oder mit einem Besuch bei IMC im Internet
finden Sie in deutscher und englischer Sprache weitere Infos zu den
Musikmeistern, zu indischen Instrumenten, dem Musiksystem Indiens und
vorgestellten CD-Titeln.

IMC - India meets Classic wird auch im Podcasting-Verfahren, im MPEG-Format


als Download angeboten. Stellen Sie sich Ihr ganz individuelles Radioprogramm
zur indisch klassischen Musik zusammen unter:

www.imcradio.net
(Englisch: uu-uu-uu_dot_aiemciereidio_dot_net)
imcradio.net
(Deutsch: i em Ce Radio Punkt Net)

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1.1 Begrüssung...

Sehr verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer,


liebe Freunde der indisch-klassischen Musik!
Am Mikrophon begrüsst Sie Lothar J.R. Maier, mit einer neuen Sendung zur
indischen Musikkultur. IMC – India meets Classic präsentiert Ihnen heute
„Nyasa – die Stille der Ragas“.
Wie in all unseren Sendungen „Raga CDs des Monats“ hören Sie dazu
Beispiele original indisch-klassischer Musik. – Beachten Sie auch die
Hinweise zu unserem Hörertelefon und Internetangebot im weiteren Verlauf
der Sendung.
_____________________

1.2 Einführung... Hintergrund: Gramas, die Antiken Musikskalen...


In einem historischen Rückblick haben wir uns in unserer Sendung „Gramas –
die Musikskalen des antiken Indiens“ haben wir uns mit der frühen
Entwicklung der Ragas befasst, von der vedischen Zeit, ca. 1700 v. Christi
Geburt, mit verschiedenen musikalischen Abhandlungen bis zu
Klassifizierungen im 16. Jahrhundert, wie dem Raga-Ragini-System.
Die Ragaskalen dieser Zeit und das verwendete Notenmaterial in einer
mikrotonalen Struktur ist also bereits seit vielen Jahrhunderten auf’s
Genaueste definiert.
...
1.3 1. Hörbsp. ... Einstimmung... Jay Kishor (antiker Raga: Malkauns)
Zur Einstimmung wird uns der Sitar- und Surbaharmaestro Jay Kishor (Jai
Kee-Shore) den König der Ragas, den 5-Ton-Raga Malkauns vorstellen.
Unsere Sendung zu diesem majestätischen Raga finden Sie in unserem
Online-Archiv.
Kishor steht ganz in der Tradition seiner Lehrer, der Bass-Sitarspielerin
Annapurna Devi (1927), Pt. Brij Bhushan Kbara und Dr. Raj Bhan Singh
Thakursaheb. Kishor hat sich aber auch modernen Genres wie dem Jazz u.
Worldfusion zugewandt.
Die Aufnahme von Raga Malkauns o. Malkosh mit Jay Kishor auf der
Surbahar findet sich auf seiner CD „The Color of Night“. Sie wurde 2003 beim
Label Magnatude veröffentlicht.
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2.1 Einführung... Referenz: NatyaSastra – Jatis


Dem Natya-Sastra, dem Grundlagenwerk des Weisen Bharata Muni mit mehr
als 6000 Sutren folgte nahezu zeitgleich die musikalische Schrift „Dattilam“.
Sie wurde von dem Weisen Muni Dattila verfasst. Die Entstehung des
Dattilams datiert man ungefähr auf das 4. vor bis 2. Jahrhundert nach Christi
Geburt.
Im Natya-Sastra wurde eine Notation für die Ragamodi definiert, die man als
Ursprung der melodie-ähnlichen Struktur moderner Ragas verstehen kann, die
s.g. Jati-s. Die Jati-s waren in ganz Indien, besonders für den Gesang beliebt.
Im Dattilam wurden die Jati-s mit jeweils zehn (10) Charakteren genauer
beschrieben, aus denen sich die melodische Struktur der zeitgenössischen
Ragas der nordindischen Klassik entwickelte. Bereits das Natya-Sastra fasste
die Jati-s in 18 Gruppen, sieben (7) reine Formen, aus denen man 146
modifzierte Ragas gestalten konnte... und elf (11) Hybridformen mit einer
Vielzahl von Variationen. Wie es heute leider im Westen allzu oft
missverstanden wird, dass die indische Klassik auch das Chanten von
Mantras bedeuten würde, dem ist nicht so, hielt man richtigerweise in der
vedischen Zeit das System des Chantens streng von dem der Jatis und
Gramas getrennt.
Die Namen der Jati-s weisen auf einen regionalen Ursprung hin, wie Kanada,
Jaunpuri oder Khamaj.

2.2 2. Hörbsp. ... Ashwini Bhide Deshpande (Raga Jaunpuri / Khayal)


Jaunpur ist eine Stadt im Norden Indiens, im Bundestaat Uttar Pradesh,
nordwestlich gelegen von Varanasi. Den Raga Jaunpuri präsentiert uns
Ashwini Bhide Deshpande, eine stimmgewaltige Sängerin der nordindischen
Klassik, der Hindustani-Musik mit einem Tonumfang von drei (3) Oktaven.
Ashwini Bhide Deshpande wurde in Mumbai geboren und entstammt einer
Musikerfamilie.
Aus der CD-Serie „Women Throught the Ages“, veröffentlicht in 1999 bei
Navras Records, hören wir den Raga Jaunpuri, interpretiert von Deshpande im
nordindischen Gesangsstile Khyal.
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3.1 Begrifflichkeiten (1): Graha...


Wie wir bereits in unseren früheren Sendungen kennengelernt haben, gibt es
für die Ragas unserer Zeit unterschiedlichste Kombinationen von
aufsteigenden und absteigenden Skalen: arohana und avaroha. Sie können
aus 5, 6 oder 7 Hauptnoten bestehen.
Damit uns der zentrale Begriff unserer heutigen Sendung Nyasa verständlich
wird, benötigen wir zunächst seinen Gegenspieler. Graha. - Mit Graha wird die
Position einer Note beschrieben, genauer: die Note, mit der eine
Ragaexposition begonnen werden muss.
In der Ausgestaltung eines Ragas, die einem strengen Regelwerk unterworfen
ist, hat jede Phrasierung einen Ausgangpunkt: Graha ist die Anfangsnote und
Nyasa der Abschluss.
Der Musiker kehrt am Ende einer melodischen Phrasierung zu einer
bestimmten Note zurück, zu Nyasa. Im Sanskrit bedeutet Nyasa: „verweilen“.

Sampoorna Ragas (7 notes) Shadava Ragas (6 notes) Oudava Ragas (5 notes)


Names Graha Notes Names Graha Notes Names Graha Notes
(omitted notes) (omitted notes)
1. Deshakshi Ma 1. Deva 1. Dhanashri Sa (Ri, Dha)
2. Vasanta Ma Gandhara Ga (Ni) 2. Madhu
3. Shuddha 2. Neelambari Ga (Ni) Madhavi Ma (Ri, Dha)
Bhairavi Ma 3. Shri Raga Sa (Ga) 3. Gurjari Sa (Ri, Dha)
4. Malavi Ga 4. Shuddha 4. Megha Ma (Dha, Ni)
5. Nata Sa Bauli Ma (Ni) Ranji Ga (Sa, Ri)
6. Mukhari Dha 5. Shuddha 5. Velavali Ga (Ri, Dha)
7. Ahari Ma Goula Ni (Dha) 6. Ramakri Ni (Dha, Pa)
8. Balahamsa Ga 6. Lalita Sa (Ga) 7. Narayani Sa (Ma, Pa)
8. Pali
9. Shuddhavasanta Sa 7. Malavi Shri Sa (Ri)
10. Ramakriya 8. Bhupala Ga (Sha)
(Shuddha) Sa 9. Padavanji Ni (Ri)
11. Varatika 10. Gundakri Ga (Ga)
(Shuddha) Sa 11. Kuranji Ma (Ni)

Source: A critical Study of Sangita Makaranda (M. Vijay Lakshmi, Gyan Pub. House – New Delhi, 1996)

3.2 3. Hörbsp. ... D.K. Pattammal (Sivakamasundari / Raga Mukhari)


Der Raga Mukhari, ein vollständiger Raga „Sampurna“ mit allen 7 Hauptnoten,
wird durch die 6. Stufe Dha (Dhaivata) als Graha, als Anfangsnote für die
Ragaexposition definiert.
Sivakamasundari in der Ragaform Mukhari singt uns die herausragende
Vokalistin der südindischen Klassik: Damal Krishnaswamy Pattammal. In ganz
Indien kennt man D.K. Pattammal durch unzählige Aufnahmen für den
indischen Film.
1970 erhielt Pattammal die jährlich von der Madras Music Academy
vergebene Auszeichnung „Sangita Kalanidhis“ (= Music – Treasure of Art). Sie
ist die höchste Auszeichnungen der karnatischen Musik. Die CD „12 Sangita
Kalanidhis - Live at Music Acadmey” (Vol. 1) wurde 1996 beim Label AVM
Audio veröffentlicht.
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4.1 Begrifflichkeiten (2): Nyasa – Amsa


Neben den antiken Musiktheorien der vorchristlichen, der vedischen Zeit und
des frühen Mittelalters Indiens hat der Musikwissenschaftler Pandit Vishnu
Narayan Bhatkhande ein modernes Klassifzierungschema für die Ragas der
nordindischen Klassik verfasst: das Thaat-System. Bhatkhande lebte von
10.08.1860 bis 19.09.1936.
In seinem Thaat-System sind neben der Anzahl von Noten in der
aufsteigenden und absteigenden Skala wesentliche Merkmale für die 10
Hauptragas, aus denen sich alle Ragaformen ableiten lassen, die betonte
oder abgeschwächte Form einzelner Noten: Teevra und komal. In der älteren
Begriffsform als Vadi und Samvadi bekannt.
Eine solche Gewichtung einer Note, einer Swara, wurde für die antiken Ragas
mit dem Begriff Amsa umschrieben. Amsa ist in seiner Funktion vielfältig, u.a.
ist es die Note, mit der der gesamtheitliche Charakter eines Ragas
beschrieben wird, z.B. in Form eines Ruhepols, als Nyasa Swara.
Damit sind wir wieder bei der Funktion von Nyasa als Gegenpol zu Graha, mit
der eine Ragaexposition beginnen muss. Der Instrumentalist oder Sänger
kehrt am Ende einer melodischen Phrasierung zu Nyasa als „melodisches
Zentrum“ zurück.
Die Note Jeeva übernimmt zwischen Graha und Nyasa die Funktion, dem
Raga Leben einzuhauchen. Die Abfolge ist also: Graha – Jeeva Swara und
Nyasa Swara. Diese Balance und strikte Forderung ihrer Einhaltung ist
wesentlicher Bestandteil der psychologischen Wirkung eines Ragas. Im
Vergleich zur nordindischen Klassik, der Hindustani-Musik spricht man in der
südindischen, karnatischen Klassik den Jeeva Swara-s eine grössere
Bedeutung zu. Es ist auch festzustellen, dass in den Musikschulen der
indischen Klassik, den Gharanas die Nyasa Swaras unterschiedlich gewichtet
werden. Nicht alle Musikmaestros verfügen über die Kenntnis zu der Antike
Indiens, erfordert dieses Wissen ein tiefgehendes Studium der bedeutenden
Ragakompositionen aus jener Zeit.

4.2 4. Hörbsp. ... Prasanna (Raga Mohanam, Tala: Adi)


Prasanna war der erste Musiker Indiens, der neben Rock, Jazz und
Worldfusion die traditionelle Form der südindischen Klassik auf der
elektrischen Gitarre spielte. Dieser Tausendsassa mit einem Diplom im
Schiffsbau studierte auch Klassische Komposition und Jazz an der berühmten
Berklee School of Musik.
“Rara Rajeevalochana” in der südindischen Ragamform „Mohanam“ ist eine
Aufnahme aus dem Jahre 1993. Sie wurde auf der CD “Vibrant Aesthetics
(Guitar meets Thavil)“ beim Label Inreco in 1997 veröffentlicht. Die Jeeva
Swaras, die Mohanam das Leben einhauchen sind die 3. und 6. Stufe: Ga und
Dha. Der Grundton ist Sa, das entspricht dem C in der westlichen Notation.
Ma auf der 5. und Ni auf der 7. Stufe entfallen.
Prassanna wird in der typischen Formation der südindischen Klassik begleitet
von Triplicane Shekar auf der Thavil, einer Fasstrommel, Subhash Chandran
auf dem Ghatam, eine Art Tonkrug, Ganesh Kumar auf der Kanjira und
Raman auf der Maultrommel. Die Violine darf nicht fehlen, sie wird gespielt
von Sikkil Bhaskaran,
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5.1 Differenzierung v. Nyasa: Apanyasa, Sanyasa, Vinyasa.


Wir haben nun die Bedeutung von Nyasa als Ruhepol im indischen
Verständnis und als melodisches Zentrum eines Ragas kennengelernt.
Laienhaft könnten wir auch von einer Art Pause in einem Raga, einer Stille
sprechen. Nur auf den ersten Blick mag dies widersprüchlich erscheinen, dass
ein tonloser Raum den melodischen Eindruck eines Ragas schärft und zum
Verständnis für die Ragaexposition beiträgt. Denken wir doch an das Prinzip
von Spannung und Entspannung. Beides bedingt sich gegenseitig.
Einen ähnlichen Begriff wie Nayasa kennen wir in der westlichen Klassik. Es
ist die Kadenz. Sie aber beginnt mit einer Ruhelage, mit der Tonika und
schliesst als Schlusswendung mit einer Dominantfunktion auf der 5. Stufe.
Nyasa ist quasi die Umkehrung einer Kadenz.
Nun ist Nyasa nicht gleich Nyasa. Nyasa bedient sich zur Erfüllung seiner
Funktion auch weiterer Noten innerhalb der Ragaskala. Als Apanyasa wird der
Verbündete von Nyasa, eine Art Hilfsnote bezeichnet.
Der Begriff Sanyasa begegnet uns in der indischen Philosophie, der Vedanta.
Es ist die Kraft, durch die das Ego von seiner Individualität befreit wird, um
Platz zu schaffen für eine höhere Realität, für eine positive Wahrheit. In der
Musiktheorie der indischen Klassik ist Sanyasa die Gesangsform und ihr
Abschluss einer Ragainterpretation.
Das Sanskrit liefert uns einen weiteren Begriff: Vinyasa. Es bedeutet:
verweilen auf besondere Weise. Im Yoga bedeutet Vinyasa:
Körperbewegungen mit speziellen Atemtechniken. In der indischen Klassik
bezeichnet man eine spezifische Anordnung der Noten, vergleichbar der
Schritte auf einem Pfad zum Gipfel eines Berges.
5.2.1 5. u. 6. Hörbsp. ... Roshan Jamal Bhartiya / Kishori Amonkar (Raga Yaman)
Für das Verständnis von Sanyasa im Gesang stellen wir nun zwei Beispiele
des Ragas Yaman (gespr. Imone) gegenüber. Instrumental auf der Sitar u. im
direkten Anschluss im Gesang.
Raga Yaman (Imone) ist einer der bedeutendsten Ragas der nordindischen
Klassik. Er wird bereit 1570 beschrieben als „Feudalherr in weissem Gewand
mit einer Perlenkette auf einem glänzenden Löwenthron, unter einem
königlichen Schirm.“
Man zählt Raga Yaman aber nicht zu den antiken Ragas. Er wurde erst im
späten 16. Jahrhundert populär. Diesen beliebten Raga findet man auch in der
persischen Musik jener Zeit.
Als Nyasa Swara wird in Raga Yaman die 3. Stufe Ga gespielt.
Wir hören dazu den Sitarmaestro Roshan Jamal Bhartiya, der seit mehr als 40
Jahren auf der Bühne zu Hause ist. Seine CD „Roshan Jamal Bhartiya Live“
wurde 2004 von Full Cirlce Arts veröffentlicht.
Im direkten Anschluss die herausragende Meisterin Kishori Amonkar mit dem
Raga Yaman im Khayalstil, einer modernen Gesangsform der Hindustani-
Musik wie bereits mit Ashwini Bhide Deshpande gehört. Amonkar begann ihre
künstlerische Laufbahn in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts als
Playback-Sängerin für den indischen Film. Durch einen eigenen
Kompositionsstil, der verschiedener Musikschulen kombinert, hat sich diese
temperamentvolle Sängerin hervorgetan. Ihre CD „Samarpan – The Joy of
Surrender“ (Die Freude des Verzichts) ist 2002 bei Music Today erschienen.

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6.1 Abgrenzung: Alapana...


Unsere heutige Sendung hat die herausragende Bedeutung von Nyasa, dem
Ruhepol eines Ragas vorgestellt. Bevor wir zu unserem letzten Hörbeispiel
kommen, sollte zur Vollständigkeit des Themas erwähnt werden, dass diese
besonderen Noten, die Nyasa Swaras sozusagen auch Spielverbot haben.
Der Künstler stellt zu Beginn seiner Interpretation zunächst die
Ragakomposition vor. Dieser Einführungsteil wird als Alapana oder kurz als
Aalap bezeichnet. Alapana ist quasi eine kurze Abhandlung eines Ragas, um
den Hörer auf das Klangbild einzustimmen. Der Aalap ist der schwierigste Teil
einer Ragaperformance, der sich in vier (4) Abschnitte unterteilt:
- Akshipita als Abstract
- Ragavardhini als der Hauptteil,
- Stayi und Vardhini für die Improvisation und den Abschluss.
Nyasa darf nur zum Abschluss eines Alapana gespielt werden.
Nach dem Alapana folgt die eigentliche Entwicklung eines Ragas im
Instrumentalteil Jor, dem melodischen und schnelleren Teil Jhala und
abschliessenden Höhepunkt, dem Ghat. Hier gelten die bereits vorgestellten
Regeln für den Einsatz der Nyasa Swara-s.

6.2 7. Hörbsp. ... Raghunath Seth (Raga Poorya Kalyan (Aalap))


Die feinsten Nuancierungen eines Raga Alapana kommen besonders durch
die indische Bambusflöte zur Geltung. Die Bansuri ist eines der ältesten
Instrumente Indiens. In einem Duett, dem Jugalbandi, spielen uns als letztes
Hörbeispiel die herausragenden Flötenmeister Raghunath Seth &
Prapancham Sitaram den Raga Poorya Kalyan.
Die Ragaform Kalyan (gespr.: Kolyan) wird im 1. Viertel der Nacht (partham
prahar) gespielt. Ursprünglich hiess Kalyan Iman. Die Meinungen der
Musikwissenschaftler gehen auseinander, ob Kalyan mit dem zuvor gehörten
Raga Yaman (gespr.: Imone) identisch ist. Gewiss ist die regionale Herkunft
von Kalyan. Im Thane-Distrikt des indischen Bundesstaates Maharashtra liegt
die Stadt Kalyan mit nahezu 2 Millionen Einwohner. Sie gehört zur Region um
die Metropole Mumbai. Wir finden auch in der südindischen Klassik diesen
Raga als Ragam Kalyani. Er ist in der aufsteigenden und absteigenden Skala
ein vollständiger Raga, Sampoorna, mit allen sieben (7) Hauptnoten.
Es ist die Besonderheit von Raga Kalyan, dass ausser der 4. Stufe Ma alle
Hauptnoten als Nyasa Swaras verwendet werden. Damit bietet sich dem
Musiker für die Improvisation eine nahezu unermessliche Gestaltungsvielfalt.
Wir finden Raga Poorya Kalyan auf der CD „Jugal Bandhi (Flute) – Live at
Music Academy, 1987 in Aid of Madras Telegu Academy (Vol 1)“. Sie ist bei
dem Label AVM Audio im Jahre 2005 erschienen. Es spielen nun auf der
Bansuri den Raga Poorya Kalyan: Raghunath Seth & Prapancham Sitaram.
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7.1 Verabschiedung...
Dies war unsere Sendung „IMC – India meets Classic“ mit dem Thema:
„Nyasa – die Stille der Ragas“.
Die Sängerinnen waren Ashwini Bhide Deshpande, Damal Krishnaswamy
Pattammal und Kishori Amonkar, im Weiteren die Bansurispieler Raghunath
Seth und Prapancham Sitaram, der Gitarrist Prasanna und auf der Sitar
Roshan Jamal Bhartiya. Die Surbahar spielte Jay Kishor.
Vielen Dank fürs Zuhören.
Am Mikrophon verabschiedet sich Lothar J.R. Maier. - Und vielleicht bis zum
nächsten Mal. – Namaste.

7.2 Abspann...

Hinweise zu kommenden Sendeterminen entnehmen Sie dem Internetangebot Ihres


Radiosenders.

- Oder besuchen direkt die Website von IMC - India meets Classic:

www.imcradio.net
(Englisch: uu-uu-uu_dot_aiemciereidio_dot_net)
imcradio.net
(Deutsch: i em Ce Radio Punkt Net)
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Sie hörten die Sendung "IMC - India meets Classic" mit der Reihe "Raga CDs des
Monats".

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(Deutsch: i em Ce Radio Punkt Net).

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Projektbüro “Sinn-Macher.net”
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Tel.: +49-(0)40- 41431-2872 (Intern.: -2892)
Mobil: +49-(0)170- 882 81 76
Fax2eMail: +49-(0)180.5-999986-58919* (UMS)
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Internet: http://www.sinn-macher.net

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Tel.: +49-(0)40- 41431-2034 (Intern.: -2053)
eMail: info@eufletz-stiftung.de | contact@india-meets-classic.net
Internet: http://www.eufletz-stiftung.de | http://musictherapy.india-meets-classic.net

Authoren:
Lothar J.R. Maier (Endfassung)

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