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Coverdesign Ulrike Kirsch

Rolf Kirsch

Freundschaft in Not

Bruno, so wurde erzählt, habe nun in einem klei-


nen Kreis zugestanden, dass seine, Brunos,
Freundschaft mit seinem Urheber, Erfinder und
Autor einer schwierigen Krise zusteure. Auf die
besorgten Blicke aller Umsitzenden hin ließ sich
Bruno von allen zusichern, dass das, was er nun
im Vertrauen mitzuteilen habe, jedermann, der
von dieser Mitteilung hier und jetzt Kenntnis zu
nehmen imstande sei, für sich behalten solle. Nur
so, indem der Autor von des Protagonisten An-
sicht über die Entwicklung seiner Freundschaft zu
seinem Erfinder und Urheber nichts erführe, nur
so, ließ Bruno wissen, sei es möglich, dass für
diese so außerdordentlich bedeutsame Beziehung,
jedenfalls für Brunos Existenz wichtige, noch
Rettung bestünde.

Bei diesem gemeinsamen Schwur, der sich auf


die Geheimhaltung von Brunos Einlassungen be-
zogen habe, soll einer der Beteiligten sogar drei
Finger seiner rechten Hand gegen die Zimmer-
decke gestreckt und gleichzeitig etwas ungedul-
dig gefragt haben, worin denn um Himmelswillen
diese Krise in der Beziehung von Bruno zu sei-
nem langjährigen Freund, Autor und Erfinder
überhaupt bestünde. Bruno, der nun sicher schien,
dass seine Worte gut aufgehoben seien, habe nach
einer bedeutsamen Pause schließlich geflüstert,
dass es ihn besonders beleidige, wenn sein Autor
viele seiner Publikationen mit der Wendung ein-
leite, dass Bruno, so erzähle man, in einem klei-
nen Kreis etwas eingestanden haben solle, um
dann nach dieser Einleitung mit irgendeiner zu
vernachlässigenden Begebenheit aus dem tägli-
chen Leben fortzufahren.

Als einer der Umsitzenden eingeworfen habe,


dass es schwer nachzuvollziehen sei, dass die die-
se Art, eine Publikation mit der Wendung "Bru-
no, so wurde erzählt, habe nun in einem kleinen
Kreis zugestanden ..." sicherlich vom Schreiber
nicht als Beleidigung gemeint sei und ob er, der
Protagonist, bei seinem Erfinder schon einmal an-
gefragt habe, warum er, der Autor, seine Publi-
kationen sehr häufig mit dieser erwähnten Wen-
dung einleiten würde, da habe Bruno jämmerlich
aufgeschrien und gerufen, selbstverständlich habe
er seinen Urheber schon daraufhin angesprochen
und ob man wissen wolle, was dieser geantwortet
habe.

Sicherlich, so hätten alle wie aus einem Munde


gerufen, sicherlich wolle man das wissen. Bruno
habe dann unter Tränen und schluchzend kaum
verständlich gemurmelt, er, der Autor, habe auf
seine, Brunos, Frage, warum er so häufig seine
Publikationen mit der Wendung "Bruno, so wur-
de erzählt, habe nun in einem kleinen Kreis zuge-
standen ..." einleite, einfach nur geantwortet, dass
diese Methode ihm die Angst vor dem leeren
Blatt nähme. Stünde erst einmal der erste Satz
fest, ginge alles andere wie von selbst, wie man
auch an diesem Text feststellen könne. Und da-
her, so Bruno, habe dieser weiter geäußert, daher
wolle er, der Schreiber von Brunos Geschichten,
an dieser Methode noch eine Weile festhalten.

In der Folge, so wurde berichtet, habe einer der


Umsitzenden den Kopf geschüttelt und gesagt,
diese Methode würde ihn nicht weiter stören,
vielmehr gingen ihm aber die endlosen Schach-
telsätze in diesem unsäglichen und schwülstigen,
kaum lesbaren Komparativstil fürcherlich auf die
Nerven. Diese Art sei es vielmehr, die eine
Freundschaft, würde sie denn je bestehen, aus sei-
ner Sicht in eine schwere Krise treiben könnte,
wobei, dass betone er ausdrücklich, seine Sicht
nicht maßgeblich sei und man lieber vermeiden
möge, dem Autor von Brunos Geschichten, der
oft empfindlich reagiere, etwas davon zu er-
zählen.

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