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Somatisches Nervensystem – Wikipedia http://de.wikipedia.

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Das Somatische Nervensystem (s.N.; von griech. σῶμα soma „Körper“), animale oder animalische Nervensystem (von lat. anima „Das Beseelte, Lufthauch,
Wind“) bzw. cerebrospinale Nervensystem bezeichnet eine begriffliche, funktionelle Unterteilung des Nervensystems des Menschen sowie der Wirbeltiere. Es
wird begrifflich dem vegetativen Nervensystem (v.N.) gegenübergestellt.

1 Bewusstseinskriterium
1.1 Gültigkeit des Bewusstseinskriteriums
2 Andere Kriterien
2.1 Anatomie und Histologie
2.2 Physiologie
2.3 Pharmakologie
3 Nomenklatur und Gliederung
4 Einzelnachweise
5 Siehe auch

Das somatische Nervensystem bezeichnet den Anteil des Nervensystems, der für die bewusste Wahrnehmung von Umweltreizen (Exterozeption) und Reizen aus
dem Körperinneren (Propriozeption), für die bewusste oder willkürliche Steuerung motorischer Funktionen sowie für die bewusste Nachrichtenverarbeitung
(Integration) zuständig ist.

Gültigkeit des Bewusstseinskriteriums

Diese Gliederung zieht eine sehr harte Trennlinie, die so in der Realität nicht aufrechterhalten werden kann: Viele viszeroafferente Signale haben durchaus eine
bewusstwerdende Komponente, so wie beispielsweise Geruch und Geschmack oder der „Eingeweideschmerz“. Dass Geruch und Geschmack dennoch

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viszerale/vegetative Reizbahnen sind, erkennt man an der starken Affekthaftigkeit dieser Wahrnehmungen und den viszeralen Reaktionen, die sie in der Lage
sind auszulösen (Erbrechen, Übelkeit). Auf der anderen Seite existiert auch bei höheren Wirbeltieren etwas wie eine halbwillkürliche Motorik im Bereich der
Schlundbogenmuskulatur: Die Mimik des Gesichts ist beispielsweise nur zum Teil der Willkür unterworfen, Affekte kommen hier auch unwillkürlich oder sogar
gegen den Willen zum Ausdruck. Der Schluckvorgang als weiteres Beispiel kann sowohl willkürlich als auch unwillkürlich eingeleitet werden (Extrapyramidal-
motorisches Nervensystem).

Eine strenge Abgrenzung zwischen bewussten und unbewussten neuronalen Funktionen ist auch deshalb schwierig, weil die Begriffe bewusst und unbewusst
zwar logisch voneinander zu trennen sind, nicht aber in der Praxis, da neben diesem begrifflichen Gegensatzpaar vor allem in der Wahrnehmungspsychologie
fließende vorbewusste Übergänge bestehen.

Zur Propädeutik: Sympathisches Nervensystem und Parasympathisches Nervensystem als Untergruppen des vegetativen Nervensystems

Die Unterscheidung zwischen somatischem und vegetativem Nervensystem ist allerdings auch aufgrund anatomischer, physiologischer und pharmakologischer
Kriterien möglich.

Anatomie und Histologie

Efferente motorische Nervenfasern des somatischen Nervensystems versorgen stets quergestreifte Muskulatur (Skelettmuskulatur).

Efferente motorische Nervenfasern des vegetativen Nervensystems versorgen in der Regel glatte Muskulatur (z.B. Herzmuskel, Gefäße oder Darm).[1]
Ausnahme: Die Nerven des vegetativen Nervensystems versorgen zum Teil auch Skelettmuskelfasern.[2]

Physiologie

Die afferenten Nerven vegetativer Organe sind auch ohne eindeutiges Bewusstseinskriterium als vegetativ zu bezeichnen. Geruchs- und Geschmacksnerven
haben wie bereits gesagt eine nahe Beziehung zum Verdauungssystem, das als vegetatives Organ angesehen wird. Damit ist in der Tat auch eine Beziehung zum
vegetativen Nervensystem gegeben, auch das Großhirn besitzt vegetative Nervenbahnen.[3]

Pharmakologie

Pharmakologisch ist auf unterschiedliche Überträgerstoffe für vegetatives und somatisches Nervensystem hinzuweisen. Sogenannte adrenerge und
nikotinähnliche Neurotransmitter sind nur im vegetativen Nervensystem wirksam. Im somatischen Nervensystem ist lediglich Acetylcholin als physiologische
Überträgersubstanz zu erwähnen. Sie hat jedoch überschneidend mit dem Vegetativum auch Wirkung für die parasympathischen Nerven des vegetativen

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Nervensystems. Es gibt auch spezifische pharmakologische Hemmstoffe wie Alphablocker und Betablocker für das sympathische Nervensystem, Atropin für
das parasympathische Nervensystem und z.B. Curare für das somatische Nervensystem.[4]

Sowohl vegetatives als auch somatisches Nervensystem haben periphere und zentrale Anteile – diese Einteilung spiegelt einen topographischen Ansatz wider.
Daraus ergeben sich die Kombinationen: zentral-somatisch, zentral-vegetativ, peripher-somatisch, peripher-vegetativ.

Dasselbe gilt für den dritten Ansatz einer Gliederung: die Richtung des Signals. Hier unterscheidet man zwischen sensorisch und motorisch bzw. zwischen
afferent und efferent.

1. Max Watzka: Kurzlehrbuch der Histologie und mikroskopischen Anatomie des Menschen. F.K. Schattauer, Stuttgart 3. Auflage 1964, Seite 49 ff.
2. Alfred Benninghoff u.a.: Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Dargestellt unter Bevorzugung funktioneller Zusammenhänge. 3. Band. Nervensystem Haut und
Sinnesorgane. Urban und Schwarzenberg, München 1964, Seite 356
3. Rein H. und Max Schneider: Physiologie des Menschen. Springer, Berlin. 15. Auflage 1964, Seite 471 ff.
4. G. Kuschinsky und H. Lüllmann: Pharmakologie. Georg Thieme, Stuttgart 3. Auflage 1967, Seiten 1 ff. und 100 ff.

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Kategorie: Nervensystem

Diese Seite wurde zuletzt am 14. März 2010 um 13:54 Uhr geändert.
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