You are on page 1of 2

Las Casas vor Karl V.

Szenen aus der Konquistadorenzeit ist eine Erzählung


von Reinhold Schneider, die, im Winter 1937/38 geschrieben, 1938 in Leipzig erschien. Zur Zeit seines
Erscheinens ist der Roman hauptsächlich als Anklage gegen die Judenverfolgung gedacht, bietet
jedoch zu den späteren Eroberungen und der Behandlung der slawischen "Untermenschen" noch
deutlichereParallelen.
Der Dominikanermönch Pater Bartolomé de Las Casas, Vater der Indios, der an den
Fundamenten der spanischen Weltmacht wühlt, erhält anno 1542 in Valladolid von Kaiser Karl V.
unter vier Augen den Auftrag, die Indios in den Neuen Indien „von Mexiko bis Peru“ mit den Leyes
Nuevas (Neue Gesetze) frei zu machen.
Mit der Konquistadorenzeit sind hier – in der Nachfolge von Kolumbus' Entdeckung – die
ersten beiden Drittel des 16. Jahrhunderts gemeint. Zu dem o.g. Jahr 1542 passen die vom Autor
mitgeteilten Fakten nicht so richtig: Bartolomé de Las Casas (* 1484) ist im Jahr der Handlung fast
siebzig Jahre alt. Prinz Philipp (* 1527) ist ein Knabe. Der Prinz soll während der Reise seines Vaters
Karl V. zum Reichstag nach Regensburg Spanien regieren.
Reichstage in Regensburg waren um diese Zeit aber 1541 und 1546 Bartolomé de Las Casas
reist von Verakruz entlang der Küste Yukatans über Habana, die Bermudas, die Kanarischen Inseln und
schließlich den Guadalquivir hinauf in seine Heimatstadt Sevilla. Neben dieser Disputation ist die
Geschichte des jungen Konquistadors Bernardino de Lares der zweite wichtige Handlungsstrang.
Bernardino war mit demselben Schiff wie Las Casas reich und todkrank aus den Kolonien heimgekehrt
und erzählt diesem im Fieber abends nach den Disputationen seine Lebensgeschichte. Als das Schiff
mit den „Indienfahrern“ glücklich in Spanien landet, fordert Bartolomé den kranken Ritter auf, sich
von seiner zusammengerafften beweglichen Habe zu trennen. Dazu kann sich Bernardino nicht
entschließen , obwohl er doch bereits auf seine Indios aus der Sklaverei entlassen hatte. Denn
Bernardino hat einen Sohn von Maria, einem Mädchen, das er auf Haiti verlassen hatte. Bartolomé
missbilligt, dass der unschuldige Sohn die „blutbefleckten“ Schätze des Vaters erben soll. Trotzdem
sucht und findet der Mönch den Sohn in Spanien. Es ist ein junger Priester, der an das Sterbebett des
Vaters tritt und mit Bartolomé nach den Neuen Indien aufbrechen will.
Karl V. hat in Valladolid den Indienrat einberufen, um die „Ordnung der Kolonien auf das
Gründlichste zu prüfen“. Bartolomé soll dort vor dem Kaiser mit dem „großen Rechtslehrer“ Ginés de
Sepulveda, Verfasser des Buches „über die gerechten Gründe des Krieges gegen die Indios“, anlässlich
des „Disputs von Valladolid“ straiten. Während des „Rechtsstreits“ verficht Doktor Sepulveda die
These, Spanien sei in den Neuen Indien von Gott als ordnende Macht eingesetzt. Ordnung sei das A
und O auf der Welt. Ordnung könne nur mit Gewalt geschaffen werden. Bartolomé hingegen, der
meint, die Spanier dürften die Seelen der Indios nicht missachten. „Wir können mit schlechten Mitteln
Gutes nicht erreichen.“ sagt auch Las Casas.
Öffentlich kann und will der Kaiser nicht gegen Sepulveda sprechen. Er hat vom Standpunkt
der Staatsräson die besseren Argumente, außerdem gelingt es ihm, Las Casas' moralische Inegrität zu
untergraben. Las Casas kann sich nur auf das Leid und Elend berufen, das er und Bernardino gesehen
und zum Teil mitverursacht haben. Er kommt trotzdem zu der universellen Forderung, daß kein
christliches Reich ein anderes Volk unterdrücken darf, ohne die Gnade Gottes zu verlieren. Aber „Aus
aller Schuld kann Gnade werden.“ Nach tagelanger Bedenkzeit, während der Bernardino stirbt und sein
ganzes Vermögen der Kirche zu wohltätigen Zwecken in den Kolonien vermacht, entscheidet sich der
Kaiser für Las Casas.
Doch dann bestellt Karl V. den Mönch zu sich, macht ihn zum Bischof von Chiapa und schickt
Bartolomé mit dem Hirtenstab westwärts in die Neuen Indien. Bartolomé soll dort „die neuen Gesetze
vertreten“. Beide wissen um die geringe Aussicht ihrer Bemühungen. „Nicht die Irrtümer haben wir zu
fürchten, sondern die Lüge.“ Schneider verdeutlicht dies symbolisch in gefährdeten Ablegen in Las
Casas' Schiff. Der Leser weiß ohnehin um die historische Irrelevanz dieser Bemühungen

Amelia BIRAU
11.Klasse
Simposion

You might also like