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Niemand kann die Zeit besiegen!

-absurde Tragödie in zwei Teilen-

Personen:

SIEGMUND, 65 Jahre alt -ein Beamter. Er hat keine Familie und er ist
sehr arm.Er trägt ein altes Mantel
und alte Schuhen.Er ist nicht sehr
groß und dünn.
WILHELM, 65 Jahre alt -ein Schauspieler. Er verdiente sehr viel.Jetzt ist er
Renter. Er ist ein bisschen dick ,
trägt elegante Kleider und er hat
auch ein rotes Halstuch.
DIE STIMME, 30 Jahre alt -eine Ansagerin. Sie nasaliert und langweilt sich
ein bisschen.
Zwei Polizisten
Viele Reisende und Leute, die auf sie warten. Die Menge bewegt sich
unregelmäßig auf der Bühne, die
nie leer wird.

Die Handlung spielt in einer kleinen deutschen Stadt am 1.Februar 2010.


Der erste Teil

(Die Ausstattung zeigt einen Wartessaal von einem Bahnhof in einer kleiner
Stadt. Im Hintergrund gibt es drei Türen und oben gibt es eine große Uhr. Es gibt
mehrere Stühle. Leute kommen und gehen. Man kann die Geräusche von Zügen
hören. Siegmund tritt ein und schaut auf die Uhr. Er ist sehr fröhlich.)
SIEGMUND: Endlich ist das Warten vorüber. Es gibt nur einige Minuten bis
mein lieber Wilhelm kommt. Es macht nichts! Ich habe doch vierzig Jahre gewartet.
(Nimmt ein dickes Heft aus seinem Mantel , öffnet es an der ersten Seite und liest.)
Erster Februar 1970:Auf dem Bahnhof hat mir Wilhelm geschworen, dass er nach
genau vierzig Jahren zurrück kommt, damit wir unser Alter wie unsere Kindheit
zusammen verbringen. Ich fand es eine Ewigkeit, aber ich habe alle Daten vierzig
Jahrelang geschrieben und sie täglich abgehakt.( Er blättert das Heft durch und liest.)
37 Jahre 3 Monate und 19 Tage bis Wilhelm kommt, 21 Jahre 10 Monate und 3 Tage
bis Wilhelm kommt, 7 Jahre 1 Monat und 3 Tage bis Wilhelm kommt.(Während er
liest, reißt er die Seiten von dem Heft ab und wirft sie auf das Boden) Es war ein
Alpdruck! Alles ist fertig, aber. Ich muss nur ein Paar Minuten warten.
(Man hört einen Ton, der so ähnlich wie das Thema der 6. Symphonie
Tschaikowskys ist.)
EINE WEIBLICHE STIMME: Gnädige Damen und Herren. Der Zug von
Berlin hat eine Verspätung. Danke für ihre Geduld.
SIEGMUND: Geduld ? Ist das Geduld? Ein Paar Minuten in einem Bahnhof?
Ich habe den größten Teil meines Lebens gewartet! Das heißt Geduld. Eine
Verspätung erschreckt mich nicht. Ich werde auf diesem Stuhl sitzen und ruhig
warten.
(Für zwei Minuten bewegt sich die Uhr nicht. Dann beginnt sie sich sehr
langsam zu bewegen. Siegmund schaut sie ruhig an)
SIEGMUND: Diese Minuten scheinen länger als vierzig Jahre (geärgert) Das
ist nur in meinem Kopf. Der Zug muss gleich ankommen. Es ist mir ein bisschen kalt.
Ich eilte und vergaß meinen Schall zu nehmen.
(In 15 Sekunden vergehen 15 Minuten auf der Uhr. Siegmund friert. Man hört
denselben Meldungsklang.)
DIE STIMME: Gnädige Damen und Herren. Wegen des Schnees wird die
Verspätung des Zugs von Berlin eine Stunde. Danke für ihrer Geduld.
(Siegmund steht auf)
SIEGMUND:Eine Stunde. Was bedeutet eine Stunde? 3600 Sekunden. Es ist
nicht so viel, wenn ich sie zähle. (Er spaziert durch dem Saal und zählt seine
Schritten. Als er ein drittes Mal den Saal umgeht, berauscht er sich und stützt sich auf
einen Wand.) Nein, ich muss weitrzählen, sonst wird diese infernale Stunde niemals
vergehen! Er spaziert und zählt weiter.)

Der Vorhang fällt

Der zweite Teil

(Dieselbe Ausstattung. Die Uhr zeigt, dass es eine Stunde später ist. Siegmund
versucht noch zu spazieren und zu zählen. Nach jeden Schritt, fällt er aber auf dem
Boden. Er zählt 3587, 3588, 3589, und man hört den Meldungsklang.)
DIE STIMME: Gnädige Damen und Herren. Der Zug von Berlin ist mit einer
Stunde und 17 Minuten Verspätung angekommen.
( Während der Meldung liegt Siegmund auf dem Boden. Dann steht er mit
großer Schwierigkeit auf)
SIEGMUND: Bald wird Wilhelm hier sein und ich sehe wie ein Betrunkener
aus. Ich muss mich schnell vorbereiten. ( Er läuft zu einer Kaffeemaschine und
versucht sich einen Kaffee zu kaufen. Es geht nicht. Er steckt noch eine Münze hinein
und schlägt die Maschine. Während der Kaffee in einen Plastickbecher fliesst, nimmt
er einen Kamm aus der Manteltasche. Der Kaffee ist fertig. Er versucht sich simultan
zu kämmen und zu trinken. Er vergießt den Kaffee auf die Seiten von seinem Heft.)
Was mach’ ich? Ich darf mich nicht hin und herbewegen, als ob ich keine Geduld
hätte. Wenn er kommt, grüsse ich ihn ruhig. Dann werden wir in ein Kaffeehaus
gehen. Dort wird er mir erzählen, was er in Berlin gemacht hat. Es soll sehr
interessant sein. ( Pause) Was wurde ich ihn erzählen? Was habe ich in diesen vierzig
Jahren gemacht? Gar nichts: Jeden Tag kreuzte ich in meinem Heft, dann ging ich zur
Arbeit, ergänzte die Wischen, kam nach Hause, aß und schlief. Ich werde etwas
erfinden, sonst werde ich ihn langweilen.
( Während er so denkt, treten Menschen mit Koffer und grüssen Leute von
dem Saal. Siegmund schaut durch die Tür.)
SIEGMUND: Er soll hier sein. Warum kann ich ihn nicht sehen? Ich habe
keine Geduld. Es ist so kalt hier, an der Tür.
( Der Saal wird fast leer. Siegmund friert).
SIEGMUND: Warum kommt er nicht? ( Er stützt sich auf den Türwand und
flüstert.) Vielleicht kommt er nicht mehr. Wie konnte ich nie daran denken? Vierzig
Jahre…Das ist eine Ewigkeit. (Pause) Vielleicht hat er vergessen. Nein! Er hat mir
geschworen. Ich vergaß nicht. Wie könnte er? Mein ganzes Leben habe ich auf ihn
gewartet. Mein ganzes Leben wurde verschwunden. Ich bin wertlos, aber trotzdem so
müde! Wer bin ich? Niemand, das ist die Antwort. Ich habe keine Freunde. Vielleicht
existiert auch Wilhelm nicht. Er ist nur in meinem verrückten Kopf. Was wurde ich
morgen machen? Warum weiter sinnlos leben?... Er hat mein Leben vernichtet . Er ist
mein Freund nicht. Besser wäre es, er würde nicht existieren.
(Wilhelm tritt in dem Saal ein und umarmt ihn)
WILHELM: Hast du mich nicht vergessen, mein Freund? Welche Freude,
mein lieber.
(Siegmund schweigt ein bisschen. Dann schreit er so laut, dass alle vom Saal
ihn anschauen.)
SIEGMUND: Wer bist du? Warum bist du hier? Vierzig Jahre! Vierzig Jahre!
Ich brauche dich nicht! Du darfst nicht sein!
(Siegmund erwürgt Wilhelm. Er fällt auf dem Boden. Siegmund steht still.
Zwei Polizisten binden ihn zu. Alle Leute sind erschrocken, aber neugirig.)

Der Vorhang fällt

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