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Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

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07.Oktober 2009

Leipzig und ´89 – erinnern, bewahren und für die Zukunft nutzbar machen

– Erklärung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum 20. Jahrestag der Friedlichen
Revolution

20 Jahre zurück liegen die Ereignisse, die uns individuell und politisch noch nachhaltig
beschäftigen und die uns geprägt haben.

Die Friedliche Revolution ist für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in ihrer Erstmaligkeit und
Einmaligkeit für Deutschland der demokratische Auftrag, der Beweggrund für das aktive
Hineinwirken in unsere Stadt, das Hintergrundmotiv unseres politischen
Selbstverständnisses.

1. erinnern:

Die Friedliche Revolution ausgehend von Leipzig, aber auch von Berlin, Dresden, Plauen und
anderen Orten in Ostdeutschland, hat 1989 der Deutschen Einheit den Weg bereitet.
Demokratische Bewegungen aus vielen Bereichen der Gesellschaft, Umweltgruppen der
Kirchen, andere kirchennahe Gruppen, Straßenmusiker etc. haben den Boden dafür bereitet.
Männer und Frauen haben persönliche Nachteile, Haft und Repressalien in der DDR in Kauf
genommen und sich der systematischen Unfreiheit und Willkür nicht gebeugt, sie haben so
andere Menschen aufrütteln können und solidarisiert. Was die Menschen in Leipzig vor 20
Jahren in den Friedensgebeten und anschließenden Montagsdemonstrationen miteinander
errungen haben, aber auch wie wir das erlebt haben, hat auch aus heutiger Sicht nichts an
Bedeutung verloren. Der Mut, die Gewaltlosigkeit, die Kraft von Liedern und Gebeten, die
Gemeinsamkeit in der Auflehnung gegen die herrschende Diktatur sind und bleiben
Schlüsselerlebnisse lebendiger Demokratie.

2. bewahren:

Leipzig denkt offiziell am 9. Oktober 2009, dem entscheidenden Tag des politischen
Umbruchs in Leipzig, zurück. Ohne dieses Ereignis hätte es nicht vier Wochen später die
Maueröffnung in Berlin und die Überwindung des Eisernen Vorhangs in Deutschland
gegeben, auch wohl nicht so schnell danach die Deutsche Einheit und das Ende der Teilung
Europas.

Der 9. Oktober ist unser städtischer Feiertag!

Dies, wie andere erfolgreiche Initiativen, konnten wir gegen das Verblassen der Bedeutung
der Friedlichen Revolution für die Menschen mit auf den Weg bringen.

Wir Leipziger sind völlig zu Recht stolz auf diesen Tag, wir dürfen es nicht zulassen, dass die
Bilder und das Andenken an die Leipziger Ereignisse hinter den Bildern der Maueröffnung
und der Einheitsfeier am Brandenburger Tor verblassen. Deshalb wünschen wir uns, dass
dieser Feiertag für die, die dabei gewesen sind, genauso wichtig bleibt wie für

nachfolgende Generationen und internationale Besucher. Wir haben ihnen weiterzugeben,


wie durch friedliche Proteste und einer Menge Zivilcourage Weltgeschichte geschrieben
wurde.

3. nutzbar machen:

Was besagt das für Leipzig heute?

Für unsere Stadt bedeutet dies, sich wieder auf die besondere politische Kultur des
sachorientierten Miteinanders zu besinnen. Dazu muss die Stadt Leipzig ihr Selbstbild
wiederfinden und unter gemeinsamen Zielsetzungen die Zusammengehörigkeit wieder
wachsen lassen.

Das Besondere des demokratischen Neuanfangs von 1990 war zuletzt durch politische
Ziellosigkeit und Beliebigkeit der Verwaltungsspitze und der sie tragenden Parteien infrage
gestellt worden. Wir sehen die Notwendigkeit, Leipzig wieder ein Leitbild und eine Vision über
den Weg den Leipzig in den kommenden Jahrzehnten einschlagen soll, zu geben. Dazu
braucht es eine politische Führung, die Willens ist, politisch notwendige und
zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen und diese der Bevölkerung zu vermitteln, aber
auch im Interesse der Stadt notwendige und damit nicht immer populäre Beschlüsse
durchzusetzen. Der sich für uns aus ´89 formulierte Auftrag besagt auch, dass sich OBM,
Verwaltung und auch der Stadtrat wieder bewusst der unmittelbaren Demokratie verpflichten,
die Instrumente der Bürgerbeteiligung ausbauen und die Ergebnisse ernst nehmen. Aber
auch die Bürgerinnen und Bürger sollen wieder den Mut entwickeln, die Werkzeuge der
unmittelbaren Demokratie mit ihren Gesetzmäßigkeiten und Freiheiten zur Beteiligung zu
nutzen.

Die ohne Zweifel vorhandenen großen Potenziale unserer Stadt sollen wieder voll
ausgeschöpft werden können. Vor allem die Parteien, die bei der Friedlichen Revolution im
Jahre 1989 wesentlich mitgewirkt haben, sind hier zu einem Konsens im Interesse einer
gesunden Weiterentwicklung Leipzigs aufgefordert.

In diesem Sinne glauben wir, dass mit dem Beginn der neuen Wahlperiode des Stadtrates
eine gute Gelegenheit für einen Neubeginn der Leipziger Kommunalpolitik gegeben ist. Der
Oberbürgermeister, die Verwaltung und wir als Stadtratsfraktionen sollten diese Chance für
Leipzig im Sinne der Friedlichen Revolution von 1989 nutzen.

Ingo Sasama

Stadtrat

Stellv. Fraktionsvorsitzender

(für Nachfragen erreichen sie Herrn Sasama unter 0162_8070304)

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