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Die eigenaktive Nutzung neuer sprachlicher Inhalte führt mit der Zeit zum
automatischen und generalisierten Gebrauch derselben (Glück, 2003). Die
Vergrößerung des Wortschatzes trägt natürlich wiederum zur Verbesserung von
Lesefähigkeit und Leseverständnis bei.
Beim Einsatz von die Sprache fördernder Schrift ist entscheidend, dass diese
wirklich eine verlässliche Hilfe bietet und nicht durch zu hohe Anforderungen
eine zusätzliche Belastung darstellt. Es sollte unbedingt berücksichtigt werden,
dass die meisten SSES- und LRS-Kinder beim Schreiben mit feinmotorischen
Problemen zu kämpfen haben. Ihre dadurch erhöhte Aufmerksamkeit auf die
Schreibmotorik bewirkt häufig, dass nur mehr wenig geistige Kapazität zum
Sprachlernen verfügbar bleibt. Daher sollten die Betroffenen das zu Erlernende
überwiegend nicht selbst schreiben, sondern Schriftsprache sollte ihnen in deut-
licher und großer Schuldruckschrift visuell vorgegeben werden.
Bei der Erstellung der Diagnostik ergaben sich klare Anzeichen für eine spezifische
Sprachentwicklungsstörung mit Schwächen der Sprachproduktion und des Sprach-
verstehens.
Die therapeutische Arbeit beinhaltete die Förderung des Sprachrhythmus und des
Satzaufbaus (siehe die folgenden Therapiebände und Therapiekapitel in diesem
Buch).
68
D. Förderung und Therapie
mehr und verständlich, während er vorher sehr schweigsam war und sich nicht klar
ausdrücken konnte. Der vorher sehr schüchterne Daniel, der arg unter Kontakt-
schwierigkeiten gelitten hatte, begann auch mit der Zeit, Freundschaften zu
schließen.
Daniel bestätigte mit seinen verbesserten Leistungen die in der Fachwelt ge-
fundenen Untersuchungsergebnisse: Die bessere Nutzung sprachmelodischer und
grammatischer Informationen verbessern folgende Fähigkeiten und Fertigkeiten:
das Arbeitsgedächtnis, das Sprachverständnis und die Rechtschreibung (Weinert,
2002; Röber-Siekmeyer, 1993).
In der folgenden Übersicht werden Daniels Befunde vor und nach der Therapie
dargestellt:
Heidelberger Sprachentwicklungstest24
• Verstehen von Sätzen: PR25 15, nach 1 Jahr PR 64
• Nachsprechen von Sätzen: PR 0, nach 1,5 Jahren PR 42
• Bilden von Mehrzahlformen: PR 11, nach 1,5 Jahren PR 88
• Korrigieren von Sätzen: PR 16, nach 1 Jahr PR 84
Sprachtest KISTE26
• Falsche Antworten auf W-Fragen:
Was kämmt der Teddy? Mit dem Hand.
Womit fasst der Teddy den Wagen an: Er tut mit den Wagen ziehen.
24
Grimm, Schöler, 1991.
25
Prozentrang (PR): Der mittlere Durchschnitt liegt bei PR 50. Das heißt: In einer Gruppe von 100
Personen weisen 49 Kinder schlechtere oder gleich gute Leistungen auf.
26
Häuser, 1994.
27
Penner, 1994.
69
D. Förderung und Therapie
• Auslassen von Artikeln: Kind hält sich Ohr zu. Hat Gesicht schön.
• Auslassen von verschiedensten Wörtern in Haupt und Nebensätzen:
Heute Rad fahren zur Oma.
Das ist ein Kind, wo auf dem Teppich.
Mann nimmt einen Hammer, auf dem Tisch Nägel reinhaut.
• Auslassen oder falsche Verwendung von Fürwörtern und Vorwörtern:
Das ist ein Kind, sein Schanz hebt.
Daniel wollte beschreiben, dass ein Kind einen Hund am Schwanz zieht.
Hat rote Punkte an das Kleid.
Das ist ein Kind, das wo unten zeigt.
• Mangelhaftes Verstehen von Nebensätzen:
Das Haus, das der Schwester von Lisa gehört, ist weiß.
Was ist weiß? „Lisa“.
Diese oder ähnliche grammatikalische Auffälligkeiten waren nach 1,5 Jahren nicht
mehr nachweisbar.
Lesen: Hier lagen leider keine genauen Ausgangswerte vor. Nach 1,5 Jahren im
Salzburger Lesetest in den fünf Subskalen: PR 90-50-50-80-90. Daniel konnte den
Text fehlerfrei und vollständig nacherzählen.
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