Professional Documents
Culture Documents
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 1 von 33
3. Grenzen der Vereinbarungsmacht der Betriebspartner...........................27
Grenzen der Vereinbarungsmacht der Betriebspartner
I. Arbeitsvertragsrecht
Die 1950 geborene Klägerin, Mitglied der Gewerkschaft ver.di, war vom 1.
Oktober 1990 bis zum 31. Januar 2008 bei der Beklagten, die ein
Einzelhandelsunternehmen betreibt, im Verkauf beschäftigt. Die Beklagte war bis
zum 31. Januar 2003 kraft Verbandsmitgliedschaft tarifgebunden und vergütete
die Klägerin bis zum Ende des Arbeitsverhältnisses nach der VergGr. G II/7 des im
Jahre 2003 geltenden Entgelttarifvertrags. Die Klägerin arbeitete in Teilzeit 18
Wochenstunden und erhielt - unter Zugrundelegung einer wöchentlichen
Arbeitszeit von 37,5 Stunden bei Vollzeitbeschäftigten - ein Grundgehalt von
916,38 Euro brutto. Das entspricht bei 78 Monatsstunden einer
Stundenvergütung von 11,75 Euro brutto. Ferner erhielt die Klägerin
entsprechend der tariflichen Regelung Spätöffnungszuschläge.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 2 von 33
Mit ihrer Klage begehrt die Klägerin eine Gehaltserhöhung von 3 % für den
Zeitraum Juli 2007 bis Januar 2008 in Höhe von rund 200 Euro brutto. Sie hat
geltend gemacht, die Beklagte verstoße gegen den arbeitsrechtlichen
Gleichbehandlungsgrundsatz und nehme eine unzulässige Maßregelung vor.
Zumindest unter Einbeziehung der Personalrabatte seien Mitarbeiter mit einer
40-Stunden-Woche bessergestellt, ihre „Nachteile“ würden überkompensiert. –
Die Klage hatte vor dem Bundesarbeitsgericht keinen Erfolg.
[15] Dem Arbeitgeber ist es verwehrt, einzelne Arbeitnehmer oder Gruppen von
ihnen aus unsachlichen Gründen von einer Erhöhung der Arbeitsentgelte
auszuschließen. Eine sachfremde Benachteiligung liegt nicht vor, wenn sich nach
dem Leistungszweck Gründe ergeben, die es unter Berücksichtigung aller
Umstände rechtfertigen, diesen Arbeitnehmern die den anderen gewährte
Leistung vorzuenthalten. Die Zweckbestimmung ergibt sich vorrangig aus den
tatsächlichen und rechtlichen Voraussetzungen, von deren Vorliegen und
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 3 von 33
Erfüllung die Leistung abhängig gemacht wird (Senat 15. Juli 2009 - 5 AZR 486/08
- Rn. 12, EzA BGB 2002 § 242 Gleichbehandlung Nr. 20; BAG 1. April 2009 - 10
AZR 353/08 - Rn. 14, DB 2009, 2494; 28. März 2007 - 10 AZR 261/06 - Rn. 14, AP
BGB § 611 Gratifikation Nr. 265 = EzA BGB 2002 § 611 Gratifikation, Prämie Nr.
21).
[17] Steht eine Gruppenbildung fest, hat der Arbeitgeber die Gründe für die
Differenzierung offenzulegen und so substantiiert darzutun, dass die Beurteilung
möglich ist, ob die Gruppenbildung sachlichen Kriterien entspricht. Liegt ein
Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz vor, ist der Arbeitgeber
verpflichtet, die Regel auf alle Arbeitnehmer anzuwenden und diese
entsprechend zu begünstigen. Der benachteiligte Arbeitnehmer hat Anspruch auf
die vorenthaltene Leistung (Senat 15. Juli 2009 - 5 AZR 486/08 - Rn. 14, EzA BGB
2002 § 242 Gleichbehandlung Nr. 20; BAG 14. August 2007 - 9 AZR 943/06 -
BAGE 123, 358).“
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 4 von 33
der wöchentlichen Arbeitszeit der Fluglotsen bestimmte. Außerdem erhielten die
Fluglotsen innerhalb der Arbeitszeit eine sog. Regenerationspause, deren Dauer
sich wiederum nach der Kategorie ihres Einsatzflughafens richtete. Während der
Regenerationspausen mussten sich die Fluglotsen im Zugriffsbereich der
Beklagten aufhalten und auf Anforderung ihre Arbeit wieder aufnehmen. Für den
klagenden Arbeitnehmer ergab sich daraus eine wöchentliche Bruttoarbeitszeit
von 33,5 Stunden, bestehend aus einer Nettoarbeitszeit von 26,5 und
Regenerationszeiten von sieben Stunden.
Beim Ausscheiden des Arbeitnehmers betrug sein Guthaben auf dem „Kastner-
Zeitkonto“ noch 190,5 Stunden. Zu dessen Abbau erhielt der Kläger 5,68 Wochen
Freizeitausgleich, den die Beklagte auf der Basis der wöchentlichen
Bruttoarbeitszeit (33,5 Stunden) ermittelte.
Mit seiner Klage hat der Arbeitnehmer die Abgeltung seiner Ansicht nach noch
offener Stunden aus dem Kastner-Zeitkonto geltend gemacht, weil beim Abbau
seines Arbeitszeitkontos nur die Nettoarbeitszeit (26,5 Stunden) zu Grunde gelegt
werden dürfe. Er errechnet sich daraus einen Zahlbetrag in Höhe von rund 2.500
Euro. – Vor dem BAG hat der Arbeitnehmer verloren.
Begründung des BAG: Das BAG hat sich zunächst allgemeiner mit dem Führen
von Arbeitszeitkonten beschäftigt und hat dazu festgestellt, dass die
Aufbuchungen auf ein Arbeitszeitkonto und die Abbuchungen aus dem Konto
nicht notwendig nach den gleichen Regeln erfolgen müssten; es sei vielmehr eine
Frage der Vereinbarung, wie gebucht werde.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 5 von 33
Textauszug: „[15] I. Der von den Vorinstanzen ohne nähere Begründung
angenommene Grundsatz, ein Arbeitszeitkonto sei spiegelbildlich zu seinem
Aufbau abzubauen, besteht nicht. Ein Arbeitszeitkonto drückt im Allgemeinen
aus, in welchem Umfang der Arbeitnehmer Arbeit geleistet hat und deshalb
Vergütung beanspruchen kann bzw. in welchem Umfang er noch Arbeitsleistung
für die vereinbarte Vergütung erbringen muss (Senat 11. Februar 2009 - 5 AZR
341/08 - Rn. 11, AP TVG § 1 Tarifverträge: Lufthansa Nr. 44 = EzA TVG § 4
Luftfahrt Nr. 17). Dabei können Arbeitsleistungen nach besonderen Regelungen
höher (zB Mehrarbeit, Feiertagsarbeit) oder niedriger (zB Bereitschaftsdienst)
bewertet werden, als es ihrem zeitlichen Einsatz entspricht (Senat 19. März 2008
- 5 AZR 328/07 - Rn. 10, AP BGB § 611 Feiertagsvergütung Nr. 1). Die
Zeitgutschrift auf einem Arbeitszeitkonto ist lediglich eine abstrakte
Recheneinheit, die für sich gesehen keinen Aufschluss darüber gibt, wie sie
erarbeitet wurde. Deshalb kommt es für den Abbau eines Arbeitszeitkontos nur
noch auf die Höhe des Zeitguthabens in der maßgeblichen Recheneinheit an.
Aufbau und Abbau eines Arbeitszeitkontos können jeweils eigenen Regeln folgen.
... [17] Freizeit ist im arbeitsrechtlichen Sinne das Gegenteil von Arbeitszeit.
Freizeitausgleich bedeutet, statt Arbeitszeit ableisten zu müssen, bezahlte
Freizeit zu erhalten. Der Freizeitausgleich erfolgt durch Reduzierung der
Sollarbeitszeit (Senat 11. Februar 2009 - 5 AZR 341/08 - Rn. 13, AP TVG § 1
Tarifverträge: Lufthansa Nr. 44 = EzA TVG § 4 Luftfahrt Nr. 17). Der Abbau eines
Arbeitszeitkontos durch Freizeitausgleich vollzieht sich deshalb - soweit durch
Arbeitsvertrag, Betriebsvereinbarung oder Tarifvertrag nichts anderes geregelt
ist - dergestalt, dass errechnet wird, wie viel „freier Zeit“ die auf dem
Arbeitszeitkonto angesammelten Stunden entsprechen. Diese ist aufgrund der
vom Arbeitnehmer geschuldeten Arbeitszeit zu ermitteln. Zur Arbeitszeit zählen
nicht nur die Zeit tatsächlich geleisteter Arbeit, sondern auch innerhalb der
Arbeitszeit liegende Bereitschaftszeiten. Denn Bereitschaftsdienst ist Arbeitszeit
(Senat 16. Dezember 2009 - 5 AZR 157/09 - Rn. 9; 15. Juli 2009 - 5 AZR 867/08 -
Rn. 12, ZTR 2010, 35).
[19] Bei der Ermittlung, wie viel Freizeit die auf dem Arbeitszeitkonto
angesammelten Stunden entsprechen, ist die die Bereitschaftsdienstzeiten
einschließende Bruttoarbeitszeit zugrunde zu legen. Um zB eine Woche Freizeit
zu erhalten, muss der Kläger nicht nur die Nettoarbeitszeit von 26,5 Stunden
einbringen, sondern - da er ansonsten in dieser Zeit Bereitschaftsdienst leisten
müsste - auch die Regenerationszeiten von wöchentlich sieben Stunden.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 6 von 33
… [22] b) § 5 Abs. 2 der Betriebsvereinbarung vom 22. November 2000 sieht
zwar vor, dass der Abbau der Zeitkonten „auf Basis der Nettoarbeitszeit“ erfolgen
soll. Ob damit gemeint ist, der Abbau der Zeitkonten solle durch Freistellung von
der Nettoarbeitszeit bei Fortzahlung der Vergütung für die Bruttoarbeitszeit
erfolgen, kann ebenso dahingestellt bleiben wie die Frage, ob die
Betriebsvereinbarung nach dem 31. Dezember 2003 überhaupt noch Wirkung
entfalten würde. Denn die Betriebsvereinbarung verstößt gegen § 77 Abs. 3
BetrVG und ist deshalb unwirksam.
[23] Die Dauer der Arbeitszeit unterliegt nicht der erzwingbaren Mitbestimmung
des Betriebsrats nach § 87 Abs. 1 Nr. 2, Nr. 3 BetrVG (BAG 24. Januar 2006 - 1
ABR 6/05 - Rn. 53, BAGE 117, 27; 22. Juli 2003 - 1 ABR 28/02 - zu B II 2 b aa der
Gründe, BAGE 107, 78). Sie könnte deshalb nach § 77 Abs. 3 BetrVG nur
Gegenstand einer Betriebsvereinbarung sein, wenn sie nicht durch Tarifvertrag
geregelt ist oder üblicherweise geregelt wird oder der Tarifvertrag den Abschluss
ergänzender Betriebsvereinbarungen ausdrücklich zuließe. Diese
Voraussetzungen liegen nicht vor. Die Zeitgutschrift für das Kastner-Zeitkonto
und dessen Abbau als Teil der tariflichen Bestimmungen zur Dauer der
Arbeitszeit waren zunächst durch § 1 Nr. 10g 5. ÄndTV und später durch § 13 der
Sonderregelungen FS-Dienste vom 19. November 2004 geregelt. Eine
Öffnungsklausel iSv. § 77 Abs. 3 Satz 2 BetrVG enthielten die tariflichen
Bestimmungen nicht.“
Leitsatz: Eine Klausel, wonach der Arbeitnehmer verpflichtet ist, über seine
Arbeitsvergütung auch gegenüber Arbeitskollegen Verschwiegenheit zu
bewahren, ist unwirksam, da sie den Arbeitnehmer daran hindert, Verstöße
gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz im Rahmen der Lohngestaltung
gegenüber dem Arbeitgeber erfolgreich geltend zu machen. Darüber hinaus
verstößt sie gegen Art. 9 Abs. 3 GG.
Textauszug: „ .… [18] Die Abmahnung vom 11.03.2009 ist aus der Personalakte
zu entfernen, da sie nicht gerechtfertigt ist. Eine Pflichtverletzung des Klägers
liegt nicht vor. Die Klausel in § 4 Nr. 4 des Anstellungsvertrages, wonach der
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 7 von 33
Arbeitnehmer verpflichtet ist, die Höhe der Bezüge vertraulich zu behandeln und
auch gegenüber anderen Firmenangehörigen Stillschweigen darüber zu
bewahren, ist unwirksam. Sie stellt eine unangemessene Benachteiligung des
Arbeitnehmers entgegen den Geboten von Treu und Glauben im Sinne von § 307
BGB dar.
[20] Darüber hinaus wird das Verbot auch gegen die Koalitionsfreiheit gemäß Art.
9 Abs. 3 GG verstoßen, da sie auch Mitteilungen über die Lohnhöhe gegenüber
einer Gewerkschaft verbietet, deren Mitglied der betroffene Arbeitnehmer sein
könnte. Sinnvolle Arbeitskämpfe gegen ein Unternehmen wären so nicht möglich,
da die Gewerkschaft die Lohnstruktur nicht in Erfahrung bringen kann.“
Hinweis: Das LAG hat die Revision zugelassen. Es wurde keine Revision
eingelegt.
Das Arbeitsverhältnis endete im Streit zum 31. Mai 2006. Die Arbeitgeberin hat
das Entgelt für April und Mai 2006 zunächst nicht gezahlt. Später hat die
Arbeitgeberin der Klägerin für diese beiden Monate einen Bruttolohn in Höhe von
1.300 Euro vergütet und den sich daraus ergebenden Nettobetrag nach
Abführung von Steuern und Beiträgen an die Arbeitnehmerin ausgezahlt.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 8 von 33
Die Arbeitnehmerin meint, sie habe für beide Monate Anspruch auf 1.300 Euro
netto und klagt daher die Differenz zwischen dem tatsächlich ausgezahlten
Entgelt und 1.300 Euro für beide Monate ein.
Textauszug: „Eine Verpflichtung der Beklagten, der Klägerin die Vergütung über
die von ihr anerkannten Bruttobeträge hinaus als Nettobeträge auszuzahlen,
ergibt sich nicht aus den Vereinbarungen der Parteien. Das Landesarbeitsgericht
hat den Sachvortrag der Parteien über die monatliche Zahlung weiterer 900,00
Euro zuzüglich Umsatzprovisionen ohne Abzug von Lohnsteuern und
Sozialversicherungsbeiträgen zutreffend als Schwarzgeldabrede gewertet. Mit
einer Schwarzgeldabrede bezwecken die Arbeitsvertragsparteien, Steuern und
Sozialversicherungsbeiträge zu hinterziehen, nicht jedoch deren Übernahme
durch den Arbeitgeber (vgl. Senat 26. Februar 2003 - 5 AZR 690/01 - zu III 2 der
Gründe mwN, BAGE 105, 187). In einem solchen Fall ist nur die
Schwarzgeldabrede und nicht der Arbeitsvertrag insgesamt nichtig (Senat 24.
März 2004 - 5 AZR 233/03 - zu II 2 b cc (2) der Gründe, EzA BGB 2002 § 134 Nr. 2;
26. Februar 2003 - 5 AZR 690/01 - zu II 4, 5 der Gründe, aaO). Die Parteien des
Rechtsstreits behandelten das Arbeitsverhältnis nach außen als geringfügige
Beschäftigung iSv. § 8 Abs. 1 Nr. 1 SGB IV und hatten die Absicht, keine weiteren
Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträge abzuführen. Nach den
Feststellungen des Landesarbeitsgerichts wurde weder eine ausdrückliche
Nettolohnvereinbarung getroffen, noch hat die Beklagte durch ihr gesetzwidriges
Verhalten eine auf Begründung einer Nettolohnabrede gerichtete
Willenserklärung abgegeben, die die Klägerin hätte annehmen können. …
2. Eine Nettolohnabrede folgt auch nicht aus § 14 Abs. 2 Satz 2 SGB IV. Danach
gilt ein Nettoarbeitsentgelt als vereinbart, wenn bei illegalen
Beschäftigungsverhältnissen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge nicht
gezahlt worden sind. Der Anwendungsbereich dieser Vorschrift beschränkt sich
auf das Sozialversicherungsrecht und erstreckt sich nicht auf das
bürgerlichrechtliche Rechtsverhältnis der Arbeitsvertragsparteien.“
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 9 von 33
Sozialversicherungsbeiträge abzuziehen und abzuführen, verwirklicht den
Tatbestand des § 266 a Abs. 1 StGB. Dadurch werden Beiträge des
Arbeitnehmers zur Sozialversicherung und zur Bundesagentur für Arbeit
vorenthalten. Darüber hinaus begehen Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei
Abwicklung einer Schwarzgeldabrede einen Beitragsbetrug nach § 263 Abs. 1
StGB zu Lasten der Sozialversicherungsträger (vgl. BGH 25. Januar 1984 - 3 StR
278/83 - BGHSt 32, 236, 240); denn die Träger der Sozialversicherung werden
durch die abgegebene Erklärung getäuscht und unterlassen deswegen die
Einforderung der tatsächlich geschuldeten Beiträge, wodurch der
Versichertengemeinschaft ein Vermögensschaden entsteht. Zudem wird der
Tatbestand des § 370 Abs. 1 Nr. 1 AO verwirklicht, indem über steuerlich
erhebliche Tatsachen, nämlich die Höhe des Einkommens, falsche Angaben
gemacht und Steuern verkürzt werden. Schließlich verstoßen die Parteien gegen
steuer- und sozialversicherungsrechtliche Meldepflichten, insbesondere § 41 a
Abs. 1, § 41 b Abs. 1 EStG und § 28 a SGB IV (so Bundesarbeitsgericht 26.02.2003
- 5 AZR 690/01 - BAGE 105, 187 = AP Nr. 24 zu § 134 BGB = DB 2003, 1581).“
II. Arbeitsschutzrecht
Die Klägerin hat die Auffassung vertreten, die Funktion des Sicherheitsingenieurs
gem. § 8 Abs. 2 des Gesetzes über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und
andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit (ASiG) sei fachlich und disziplinarisch
unmittelbar dem Oberbürgermeister zuzuordnen. Dies gelte gemäß § 16 ASiG
auch für Gemeinden. Nur so werde den Anforderungen des ASiG im Hinblick auf
die Weisungsfreiheit und die herausgehobene Stellung der Fachkraft für
Arbeitssicherheit Rechnung getragen. Sie beantragt daher, die Beklagte zu
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 10 von 33
verurteilen, sie in ihrer Funktion als Fachkraft für Arbeitssicherheit im Rahmen
einer Stabsstelle unmittelbar dem Oberbürgermeister zu unterstellen und
festzustellen, dass diesem die Dienstaufsicht über ihre Tätigkeit zusteht. – Das
BAG hat der Klägerin Recht gegeben.
2. Im Bereich der öffentlichen Verwaltung ist gem. § 16 ASiG ein den Grundsätzen
des ASiG gleichwertiger Arbeitsschutz zu gewährleisten. Dies beinhaltet auch das
unmittelbare fachliche und disziplinarische Unterstellungsverhältnis der
(leitenden) Fachkraft für Arbeitssicherheit entsprechend § 8 Absatz 2 ASiG unter
den Leiter der Dienststelle oder Behörde, für die sie bestellt ist.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 11 von 33
[30] Hinzu kommt, dass das System des Arbeitsschutzes in zunehmendem Maß
nicht mehr (ausschließlich) auf der Vorgabe technischer Normen basiert, sondern
das Ziel der Sicherung und Verbesserung der Sicherheit und des
Gesundheitsschutzes der Beschäftigten (auch) über die betriebliche
Implementierung von Strukturen und Verfahrensweisen erreicht werden soll. In
einem kontinuierlichen Prozess sollen mögliche Gefährdungen erkannt,
notwendige Maßnahmen zu deren Beseitigung ermittelt und deren Wirkung
überprüft werden (vgl. beispielhaft das System der Gefährdungsbeurteilung nach
§§ 5 ff. ArbSchG). Geeigneten betrieblichen Strukturen mit einer entsprechend
unabhängigen Stellung der beteiligten Fachkräfte für Arbeitssicherheit kommt in
einem solchen Prozess besondere Bedeutung zu.“
Der 1948 in Spanien geborene und dort aufgewachsene Kläger trat 1978 in die
Dienste der Arbeitgeberin, die ein Unternehmen der Automobilzulieferer-Industrie
mit etwa 300 Arbeitnehmern betreibt.
Der Kläger arbeitete in der Spritzgussabteilung. Pro Schicht waren dort etwa 20
bis 30 Werker und ein Einrichter an mehreren Maschinen tätig. Zu den
Hauptaufgaben des Klägers zählten das Überwachen der automatischen
Behälterfüllung, das Einpacken von Teilen sowie die Produktionskontrolle, jeweils
nach mündlichen und schriftlichen Anweisungen. Er sollte ggf. Fehler und
Störungen an den Produktionsanlagen und an den Produkten erkennen und
melden. In einer am 30. Oktober 2001 erstellten und vom Kläger
unterschriebenen Stellenbeschreibung war unter „Anforderungen an den
Stelleninhaber“ auch die Kenntnis der deutschen Sprache in Wort und Schrift
aufgeführt.
Die von ihm verlangten Prüfungen nahm der Kläger nur nach Augenschein,
unspezifisch und nicht nach Maßgabe des von der Schuldnerin vorgegebenen
Prüfplans vor. Die Fehlercheckliste füllte er unvollständig aus. Zu der an sich
vorgesehenen sog. messenden Prüfung war er nicht in der Lage. Sie wurde von
einer dritten Person erledigt. Die Arbeitgeberin hat den Kläger mehrfach bei dem
Erwerb von ausreichenden Kenntnissen der deutschen Sprache unterstützt. So
konnte er während der Arbeitszeit auf Kosten der Arbeitgeberin einen
Deutschkurs besuchen, der jedoch nicht die erhoffte Verbesserung brachte.
Weitere Angebote scheiterten an der Weigerung des Arbeitnehmers zur
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 12 von 33
Teilnahme. Im Februar 2006 drohte die Arbeitgeberin die Kündigung für den Fall
an, dass sich die Sprachkenntnisse nicht verbesserten. Ein Audit kam im April
2007 zu dem Ergebnis, dass der Kläger nicht in der Lage sei, die vom Kunden
geforderten Vorgaben und Spezifikationen einzuhalten. Am 18. Mai 2007
kündigte die Arbeitgeberin daher das Arbeitsverhältnis mit Zustimmung des
Betriebsrats zum 31. Dezember 2007.
Leitsatz: 1. Eine mittelbare Benachteiligung iSd. § 3 Abs. 2 AGG liegt nicht vor,
wenn die unterschiedliche Behandlung durch ein rechtmäßiges Ziel sachlich
gerechtfertigt ist und die Mittel zur Erreichung dieses Ziels angemessen und
erforderlich sind.
Textauszug: „[12] 1. Mit der Befugnis zur personenbedingten Kündigung soll dem
Arbeitgeber die Möglichkeit eröffnet werden, das Arbeitsverhältnis aufzulösen,
wenn der Arbeitnehmer nicht (mehr) die erforderliche Eignung oder Fähigkeit
besitzt, die geschuldete Arbeitsleistung zu erbringen. Die Erreichung des
Vertragszwecks muss durch den in der Sphäre des Arbeitnehmers liegenden
Umstand nicht nur vorübergehend zumindest teilweise unmöglich sein (Senat 18.
September 2008 - 2 AZR 976/06 - Rn. 22, EzA KSchG § 1 Personenbedingte
Kündigung Nr. 23; 18. Januar 2007 - 2 AZR 731/05 - Rn. 15, BAGE 121, 32).
… [17] bb) Es liegt auch keine mittelbare Benachteiligung iSd. § 3 Abs. 2 AGG
vor. Ob der Kläger, allein weil er in Spanien geboren und dort zur Schule
gegangen ist, das Diskriminierungsmerkmal der Zugehörigkeit zu einer „Ethnie“
erfüllt - wie das Landesarbeitsgericht angenommen hat - kann dahinstehen.
Selbst wenn dies so wäre und selbst wenn, was angenommen werden mag, die
Anforderung deutscher Schriftsprachkenntnisse spanische Arbeitnehmer - im
Vergleich zu deutschen Arbeitnehmern - iSd. § 3 Abs. 2 Satz 1 AGG in besonderer
Weise benachteiligen kann (vgl. Bissels/Lützeler BB 2009, 833; aA offenbar
Hunold Anmerkung zur Entscheidung des LAG Hamm vom 17. Juli 2008 NZA-RR
2009, 13, 17; vgl. auch ArbG Berlin 29. September 2007 - 14 Ca 10356/07 - AuR
2008, 112; dazu kritisch: Maier AuR 2008, 112; Tolmein jurisPR-ArbR 4/2008
Anm. 3; Greßlin BB 2008, 115; vgl. auch ArbG Berlin 11. Februar 2009 - 55 Ca
16952/08 - NZA-RR 2010, 16), so war doch die Anforderung hier durch ein
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 13 von 33
rechtmäßiges Ziel sachlich gerechtfertigt und waren auch die Mittel zur
Erreichung dieses Ziels angemessen und erforderlich.
[20] (b) Das von der Schuldnerin mit der Forderung ausreichender Kenntnisse der
deutschen Schriftsprache verfolgte Ziel bestand nach den Feststellungen des
Landesarbeitsgerichts in der Erfüllung der Norm ISO/TS 16949. Aus dieser Norm
ergibt sich die berufliche Anforderung der Kenntnis der deutschen Schriftsprache
für die von der Schuldnerin im Spritzguss beschäftigten Werker. Der Beklagte hat
unwidersprochen vorgetragen, dass die Erfüllung dieser Norm deshalb von
Bedeutung ist, weil andernfalls keine Aufträge mehr akquiriert werden können.
Damit liegt ein Ziel vor, das nicht diskriminierend und auch sonst rechtmäßig ist.
[21] (c) Sieht man als Ziel des Verlangens nach deutscher Schriftsprache iSd. § 3
Abs. 2 AGG nicht die Erfüllung der ISO-Norm als solche, sondern - unabhängig
von deren Vorgaben - die möglichst optimale Erledigung der anfallenden Arbeit,
so ist auch dieses Ziel rechtmäßig. Der Arbeitgeber hat ein durch Art. 12 GG
geschütztes Recht, seiner unternehmerischen Tätigkeit so nachzugehen, dass er
damit am Markt bestehen kann. Er darf auch die sich daraus ergebenden
beruflichen Anforderungen an seine Mitarbeiter stellen. Wenn er dabei aus nicht
willkürlichen Erwägungen schriftliche Arbeitsanweisungen gibt und
Schriftkenntnisse voraussetzende Prüftätigkeiten seiner Arbeiter vorsieht, ist das
nicht zu beanstanden. Es ist nicht Sinn der Diskriminierungsverbote, dem
Arbeitgeber eine Arbeitsorganisation vorzuschreiben, die nach seiner Vorstellung
zu schlechten Arbeitsergebnissen führt. Die Diskriminierungsverbote sollen
vielmehr das wirtschaftliche Geschehen von sachlich nicht gerechtfertigten und
vernunftgebundene Entscheidungen hemmenden, zB auf Vorurteilen beruhenden
Erwägungen der Marktteilnehmer freihalten und auf diese Weise gerade im
Gegenteil die Dynamik rationaler, sachbezogener, rechtmäßiger Erwägungen
erhöhen (vgl. von Hoff SAE 2009, 293).
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 14 von 33
[22] (2) Das Mittel zur Erreichung dieses legitimen Ziels - die Forderung
ausreichender Kenntnisse der deutschen Schriftsprache - war entgegen der
Auffassung des Landesarbeitsgerichts erforderlich iSd. § 3 Abs. 2 AGG.
Erforderlich ist ein Mittel zur Erreichung eines Ziels, wenn das Ziel ohne das
Mittel nicht erreicht werden kann. So liegt es hier. Die Schuldnerin konnte die
Erfüllung der Norm ISO/TS 16949 nicht nachweisen bzw. ihr unternehmerisches
Ziel nicht erreichen, wenn die als Werker beschäftigten Arbeitnehmer die
schriftlichen Arbeitsanweisungen und Prüfaufträge nicht lesen und verstehen und
deshalb ihre Aufgaben nicht wie vorgesehen erfüllen können. Wenn das
Landesarbeitsgericht demgegenüber meint, der Kläger habe in den vergangenen
29 Jahren seine „Fähigkeit“ unter Beweis gestellt und die meisten Fehler müssten
ihm auch ohne genaue schriftliche Prüfanweisung sofort auffallen, dann misst es
die „Erforderlichkeit“ des Mittels - nämlich der Anforderung, die deutsche
Sprache zu beherrschen - nicht, wie nach § 3 Abs. 2 AGG geboten, an dem vom
Arbeitgeber verfolgten Ziel, sondern an eigenen Vorstellungen von den
Fähigkeiten, die ein Arbeitnehmer haben muss, um in etwa seinen Aufgaben
gerecht zu werden. Außerdem darf der Arbeitgeber sowohl im Interesse seiner
Wettbewerbsfähigkeit als auch in dem der Produktqualität und -sicherheit
anstreben, nicht nur „die meisten“, sondern alle Fehler zu vermeiden. Dass dies -
die vollständige Vermeidung von Fehlern - regelmäßig nicht gelingt, heißt nicht,
dass es gar nicht erst beabsichtigt werden darf. Zu Unrecht würde dem
Arbeitgeber sonst angesonnen, aus Gründen des Diskriminierungsschutzes
Qualitätseinbußen bei seinen Produkten in Kauf zu nehmen und damit von der
Verfolgung seiner rechtmäßigen Ziele abzusehen. Das steht mit den Vorgaben
des Gesetzes nicht im Einklang.
[23] (3) Das Mittel zur Erreichung des Ziels ist auch angemessen. Ein weniger
belastendes Mittel ist nicht ersichtlich. Die Vorstellung, die Tätigkeit des Klägers
müsse im Interesse der Diskriminierungsfreiheit gewissermaßen aufgespalten
werden in solche Bestandteile, die er ohne deutsche Sprachkenntnisse erledigen
kann, und solche, bei denen er Deutsch lesen können muss, ist nicht richtig,
macht aber besonders deutlich, dass die Forderung von Deutschkenntnissen
unumgänglich ist: Wäre es anders, so müsste der Schuldnerin nicht - wie es das
Landesarbeitsgericht aber tut - zugemutet werden, - offenbar zweisprachiges -
Personal für die Übersetzung und mündliche Erläuterung von Arbeitsanweisungen
vorzuhalten und weitere Kräfte für an sich von ihm zu erbringende Teiltätigkeiten
(Messen) einzusetzen. Das Gesetz verlangt vom Arbeitgeber derart weitgehende
organisatorische Umgestaltungen nicht.“
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 15 von 33
war. Nachdem die Beklagte den Kläger Mitte Dezember 2005 mündlich
abgemahnt hatte, sprach sie mit Schreiben vom 28. Dezember 2005 wegen der
Nichtbefolgung einer Anweisung und rufschädigender Äußerungen über den
Geschäftsführer und den Direktionsassistenten eine weitere Abmahnung aus. Der
Kläger war ab dem 28. Dezember 2005 arbeitsunfähig.
Tags darauf kündigte die Arbeitgeberin mit Schreiben vom 29. Dezember 2005
das Arbeitsverhältnis außerordentlich, hilfsweise ordentlich mit der Begründung,
der Kläger habe sich geschäftsschädigend gegenüber Mitarbeitern und Gästen
verhalten. Sie hat die Kündigung ferner auf eine Missachtung des betrieblichen
Alkoholverbots und den unbefugten, kostenlosen Ausschank von Alkohol an
ehemalige Mitarbeiter gestützt. Wegen des Alkoholausschanks erstattete die
Beklagte Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren
nach Vernehmung zweier Zeugen ein.
Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen. Sie hat die Auffassung
vertreten, schon die außerordentliche Kündigung sei gerechtfertigt. Am 25.
Dezember 2005 habe er die Weisung ihres Geschäftsführers, das Radio lauter zu
stellen, unterlaufen. Gegenüber dem vorgesetzten Direktionsassistenten habe er
sich negativ und abfällig dahin geäußert, er selbst sei seit neun Jahren im Betrieb
und wenn dieser dort zwei Jahre „überstehe“, sei er „der King“. Gegenüber zwei
Gästen habe der Kläger unter anderem geäußert, dass sie zu Weihnachten nicht
mehr zu kommen bräuchten, die finanzielle Situation sei katastrophal und das
Haus bankrott. Nachdem ihr Geschäftsführer am 29. Dezember 2005 davon
Kenntnis erhalten habe, dass der Kläger drei am 15. November 2005 neu
eingestellte Mitarbeiter durch abträgliche Äußerungen über die Geschäftsführung
und den Betrieb gezielt verunsichert habe, sei die Kündigung erfolgt. Erst Anfang
Januar 2006 habe die Beklagte erfahren, dass der Kläger zwei Mitarbeitern
kostenfrei alkoholische Getränke ausgegeben und damit nicht nur gegen das ihm
bekannte betriebliche Alkoholverbot verstoßen, sondern ihr bewusst einen
erheblichen Vermögensschaden zugefügt habe. – Das Landesarbeitsgericht hat
dem Arbeitnehmer Recht gegen. Das BAG hat dieses Urteil aufgehoben und die
Sache zur weiteren Aufklärung des Sachverhalts zurückgeschickt.
2. Treten weitere Gründe zu den abgemahnten hinzu oder werden sie erst nach
Ausspruch der Abmahnung bekannt, sind diese vom Kündigungsverzicht nicht
erfasst. Der Arbeitgeber kann sie zur Begründung einer Kündigung heranziehen
und dabei auf die schon abgemahnten Gründe unterstützend zurückgreifen.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 16 von 33
Textauszug: „[11] 2. Zutreffend hat das Landesarbeitsgericht angenommen,
dass der Arbeitgeber auf das Recht zum Ausspruch einer außerordentlichen oder
ordentlichen Kündigung durch eine entsprechende Willenserklärung einseitig
verzichten kann (Senat 2. Februar 2006 - 2 AZR 222/05 - Rn. 22 mwN, AP KSchG
1969 § 1 Verhaltensbedingte Kündigung Nr. 52; 10. November 1988 - 2 AZR
215/88 - zu II 2 der Gründe, AP KSchG 1969 § 1 Abmahnung Nr. 3 = EzA BGB §
611 Abmahnung Nr. 18; BAG 13. Dezember 2007 - 6 AZR 145/07 - Rn. 24, BAGE
125, 208; KR/Fischermeier 9. Aufl. § 626 BGB Rn. 280). Ein solcher Verzicht ist
ausdrücklich oder konkludent möglich.
[13] b) Der Senat hält an dieser Rechtsprechung auch angesichts der jüngsten
Kritik (Raab FS Buchner S. 704) fest. … [15] c) Treten weitere Gründe zu den
abgemahnten hinzu oder werden sie erst nach dem Ausspruch der Abmahnung
bekannt, sind diese vom Kündigungsverzicht nicht erfasst. Der Arbeitgeber kann
sie zur Begründung einer Kündigung heranziehen und dabei auf die schon
abgemahnten Gründe unterstützend zurückgreifen (Senat 2. Februar 2006 - 2
AZR 222/05 - Rn. 22 mwN, AP KSchG 1969 § 1 Verhaltensbedingte Kündigung Nr.
52; BAG 13. Dezember 2007 - 6 AZR 145/07 - Rn. 24, BAGE 125, 208). Kündigt
der Arbeitgeber im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit einer
vorausgegangenen Abmahnung, kann dies allerdings dafür sprechen, dass die
Kündigung in Wirklichkeit wegen der bereits abgemahnten Pflichtverletzung
erfolgt, zumal dann, wenn der Arbeitnehmer zwischen Abmahnung und
Kündigungserklärung - wie hier - nicht mehr gearbeitet hat. Es ist insbesondere in
einem solchen Fall Sache des Arbeitgebers, im Einzelnen darzulegen, dass neue
oder später bekannt gewordene Gründe hinzugetreten sind und erst sie seinen
Kündigungsentschluss bestimmt haben.“
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 17 von 33
Anmerkung: Das Arbeitsgericht Neubrandenburg hatte in einem ähnlich
gelagerten Falle im April 2008 eine Vorlage beim Bundesverfassungsgericht
gemacht, weil es angenommen hat, § 622 Absatz 2 Satz 2 BGB verstoße gegen
Art. 3 GG (Beschluss vom 9. April 2008 – 1 Ca 1008/07). – Das
Bundesverfassungsgericht hat die Vorlage als unzulässig verworfen, da der
Anwendungsvorrang des europäischen Rechts eine verfassungskonforme Lösung
des Falles ermögliche (BVerfG 18.11.2008 – 1 BvL 4/08).
Der Kläger trat im März 2003 als „Manager Internal Audit“ zu einer monatlichen
Bruttovergütung in Höhe von 5.616,00 Euro in die Dienste der Beklagten. Der
Kläger hat am 19. Dezember 2003 versucht, bei der Beklagten eine
Betriebsratswahl einzuleiten. Darauf sprach diese mit Schreiben vom 22.
Dezember 2003 eine außerordentliche Kündigung aus, deren Unwirksamkeit das
Arbeitsgericht München mit Urteil vom 9. August 2005 festgestellt hat. Mit tags
darauf verfasstem Schreiben vom 10. August 2005 erklärte die Beklagte erneut
eine außerordentliche, hilfsweise ordentliche Kündigung. Dagegen hat der
klagende Arbeitnehmer die vorliegende Klage erhoben.
Am 22. August 2005 beantragte der Kläger zusammen mit der „Vereinten
Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Bezirk München“ beim Arbeitsgericht
München den Erlass einer einstweiligen Verfügung zur Bestellung eines
Wahlvorstands. Der Antrag wurde zurückgewiesen. Dasselbe Schicksal erlitten
ein vom Kläger eingeleitetes Beschlussverfahren, mit dem er die Ergänzung des
Wählerverzeichnisses zu Betriebsratswahlen bei einer der Tochtergesellschaften
der Arbeitgeberin erstrebt hatte, und ein weiteres Beschlussverfahren zur
Anfechtung dieser Betriebsratswahlen. Hinsichtlich des letztgenannten
Verfahrens und einer vom Kläger auch im Namen von ver.di ausgesprochenen
Einladung zu einer Betriebsversammlung wurde zwischen diesem und seiner
Gewerkschaft streitig, ob er von ihr dazu bevollmächtigt war. Die Gewerkschaft
teilte der Beklagten in beiden Fällen mit, der Kläger habe ohne ihr Wollen
gehandelt.
Der Kläger hat vor Gericht die Feststellung der Unwirksamkeit der Kündigung
begehrt. Die Beklagte hält die Kündigung für wirksam. In jedem Fall sei das
Arbeitsverhältnis aufzulösen. Eine gedeihliche Zusammenarbeit sei aufgrund der
ungesetzlichen Versuche des Klägers, einen Betriebsrat ins Leben zu rufen, nicht
mehr zu erwarten.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 18 von 33
Das Arbeitsgericht hat die Unwirksamkeit der Kündigung festgestellt und das
Arbeitsverhältnis zum Ablauf des 31. Dezember 2005 gegen Zahlung einer
Abfindung in Höhe von 20.000,00 Euro aufgelöst. Der Kläger meint, die Auflösung
des Arbeitsverhältnisses sei nicht gerechtfertigt. – Er hat vor dem BAG Recht
bekommen.
Textauszug: „[13] a) Das KSchG ist seiner Konzeption nach ein Bestandsschutz-
und kein Abfindungsgesetz, so dass an den Auflösungsgrund strenge
Anforderungen zu stellen sind. … Ein Auflösungsantrag kommt vor allem dann in
Betracht, wenn während eines Kündigungsschutzprozesses zusätzliche
Spannungen zwischen den Parteien auftreten, die eine Fortsetzung des
Arbeitsverhältnisses sinnlos erscheinen lassen … .
[14] b) … Der Auflösungsantrag ist trotz seiner nach § 9 Abs. 2 KSchG gesetzlich
angeordneten Rückwirkung auf den Kündigungszeitpunkt in die Zukunft
gerichtet. Das Gericht hat eine Vorausschau anzustellen. Im Zeitpunkt der
Entscheidung über den Antrag ist zu fragen, ob in Zukunft noch mit einer den
Betriebszwecken dienlichen weiteren Zusammenarbeit der Parteien zu rechnen
ist. Es geht um die Würdigung, ob die zum Zeitpunkt der abschließenden
Entscheidung in der Tatsacheninstanz gegebenen Umstände eine künftige
gedeihliche Zusammenarbeit noch erwarten lassen … .
[15] c) Als Auflösungsgründe für den Arbeitgeber gemäß § 9 Abs. 1 Satz 2 KSchG
kommen solche Umstände in Betracht, die das persönliche Verhältnis zum
Arbeitnehmer, die Wertung seiner Persönlichkeit, seiner Leistung oder seiner
Eignung für die ihm gestellten Aufgaben und sein Verhältnis zu den übrigen
Mitarbeitern betreffen. Die Gründe, die eine den Betriebszwecken dienliche
weitere Zusammenarbeit zwischen den Vertragspartnern nicht erwarten lassen,
müssen allerdings nicht im Verhalten, insbesondere nicht im schuldhaften
Verhalten des Arbeitnehmers liegen. Vielmehr kommt es darauf an, ob die
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 19 von 33
objektive Lage die Besorgnis rechtfertigt, dass die weitere Zusammenarbeit mit
dem Arbeitnehmer gefährdet ist … .
[19] b) Dass der Kläger Anträge bei Gericht gestellt hat, die erfolglos geblieben
sind, ist für sich genommen ersichtlich kein Auflösungsgrund. Dass die Anträge in
Schädigungsabsicht oder sonst schikanös angebracht worden wären, ist nicht
festgestellt. Überdies finden sich im Berufungsurteil und im Vorbringen der
Beklagten zur objektiven Lage der Beziehungen zwischen dem Kläger einerseits
und seinen Vorgesetzten und Kollegen andererseits im Zeitpunkt der mündlichen
Verhandlung in der Berufungsinstanz keinerlei Feststellungen, die das
Arbeitsverhältnis des Klägers konkret - dh. auf der Ebene der Tatsachen -
beträfen. Es mag sein, dass der Kläger bei der - vermeintlichen oder wirklichen -
Wahrnehmung betriebsverfassungsrechtlicher Positionen „über das Ziel
hinausgeschossen“ und dabei die ihm gesetzten Grenzen verkannt hat und die
Beklagte ihn als einen menschlich problematischen und herausfordernd
wirkenden Mitarbeiter betrachtet. Es mag auch sein, dass der Kläger sich in ein
schwieriges Verhältnis zu seiner Gewerkschaft gebracht hat. Dass dadurch das
Arbeitsverhältnis zur Beklagten irgendwie fassbar - etwa im Bereich der
Hauptleistungspflichten oder einzelner Nebenpflichten - in Mitleidenschaft
gezogen worden wäre, ist nicht ersichtlich.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 20 von 33
5. Tätigkeitsaufnahme und Schriftform der Befristungsabrede
LAG MV 21.04.2009 - 5 Sa 268/08 - Tätigkeitsaufnahme und Schriftlichkeit der
Befristungsabrede
Leitsatz: 1. Tritt der befristet eingestellte Arbeitnehmer die Arbeit an, und liegt
ihm zu diesem Zeitpunkt bereits der einseitig vom Arbeitgeber unterzeichnete
schriftliche Arbeitsvertrag vor, kommt durch den bloßen Arbeitsantritt nicht
stillschweigend ein vom Vertragstext abweichendes unbefristetes
Arbeitsverhältnis zu Stande. Denn der Arbeitgeber macht durch die Übergabe der
Vertragsurkunde deutlich, dass er auf einem schriftlichen Arbeitsvertrag besteht.
Darauf lässt sich der Arbeitnehmer durch den Antritt der Arbeit ein. Nach § 154
Absatz 2 BGB kommt daher vor Abschluss der Beurkundung kein Vertrag zu
Stande (wie BAG vom 16. April 2008 - 7 AZR 1048/06 - NJW 2008, 3453).
Sachverhalt: Der Lehrer wird befristet eingestellt. Noch vor seinem ersten
Arbeitstag bekommt er den vom Arbeitgeber schon unterzeichneten schriftlichen
Arbeitsvertrag mit der Bitte übersandt, ihn unterschrieben zurückzusenden.
Unterschrift und Rücksendung erfolgen aber erst nach dem ersten Arbeitstag des
Lehrers.
Textauszug: „[26] Nach der Rechtsprechung des BAG sind zwei Fallgruppen zu
unterscheiden. Schließen die Parteien zunächst nur mündlich einen befristeten
Arbeitsvertrag und erst später den dazugehörenden schriftlichen Arbeitsvertrag
mit Befristungsabrede, dann ist die mündlichen Befristungsabrede wegen Verstoß
gegen § 14 Absatz 4 TzBfG, § 125 Satz 1 BGB formnichtig; zwischen den Parteien
ist ein unbefristetes Arbeitsverhältnis entstanden. Die nachträgliche schriftliche
Befristungsvereinbarung führt nicht dazu, dass die Befristung rückwirkend
formwirksam wird, weil sie sich in einer (unwirksamen) Bestätigung eines
nichtigen Rechtsgeschäfts erschöpft (BAG 16. März 2005 - 7 AZR 289/04; BAG
vom 1. Dezember 2004 - 7 AZR 198/04).
[27] Anders ist es allerdings, wenn der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer bereits vor
Arbeitsantritt den von ihm unterzeichneten Vertrag mit der schriftlichen
Befristungsabrede mit der Bitte um Unterzeichnung und Rückübersendung
übermittelt. Denn dann müsse davon ausgegangen werden, dass die
Beschäftigung auf der Basis dieses zumindest auf Arbeitgeberseite bereits
schriftlichen vorliegenden Vertrages erfolgen solle. Es werde daher durch den
Arbeitsantritt kein von dieser schriftlichen Vertragsurkunde abweichender
sonstiger Vertrag geschlossen. Daher sei es unschädlich, wenn in einem solchen
Falle der Arbeitnehmer den Arbeitsvertrag tatsächlich erst nach Arbeitsaufnahme
unterzeichne (BAG 16. April 2008 - 7 AZR 1048/06).
[28] Da nach den Feststellungen des Arbeitsgerichts dem Kläger das vom
beklagten Land unterzeichnete schriftliche Vertragsangebot mit der
Befristungsabrede bei Arbeitsantritt bereits vorgelegen hat, ist zwischen den
Parteien durch den Arbeitsantritt des Klägers und die Entgegennahme der Arbeit
durch das beklagte Land kein vom Vertragstext abweichender Arbeitsvertrag
durch schlüssiges Verhalten zu Stande gekommen. Der Kläger kannte durch die
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 21 von 33
Kenntnis des Vertragtextes die vom beklagten Land gestellten Bedingungen und
er hat sich auf sie durch die Aufnahme der Tätigkeit eingelassen. Der Kläger
wusste aufgrund des Vertragstextes auch, dass das beklagte Land auf eine
schriftliche Fixierung des Vertrages Wert legt. Durch seinen Arbeitsantritt hat er
Einverständnis mit diesem Beurkundungserfordernis erklärt. Nach § 154 Absatz 2
BGB konnte daher vor Abschluss der Beurkundung durch den schriftlichen
Arbeitsvertrag keine gültige Vertragsbeziehung der Parteien entstehen. Die
einzige rechtsgeschäftliche Grundlage der Zusammenarbeit der Parteien bildet
daher der schriftliche Arbeitsvertrag, der eine formwirksame Befristungsabrede
enthält. Ein Verstoß gegen § 14 Absatz 4 TzBfG ist daher nicht gegeben.“
IV. Betriebsverfassungsrecht
1. Betriebsvereinbarung - Nachwirkung
Die Entscheidung: BAG 10. 11. 2009 - 1 AZR 511/08 nicht amtlich veröffentlicht
Nach der ab dem 1. Juni 2003 geltenden mit dem Betriebsrat verhandelten
Prämienlohnvereinbarung betrug die monatliche übertarifliche Zulage für den
Kläger 252,74 Euro. Dieser Betrag ermäßigte sich ab dem 1. März 2004 auf
229,90 Euro und ab dem 1. März 2005 auf 204,94 Euro.
Ab dem 1. Oktober 2004 galt für die Beklagte für 3 Jahre außerdem ein
firmenbezogener Verbandstarifvertrag zur Beschäftigungssicherung, der zu einer
Entgeltabsenkung im Umfang von etwa 10 Prozent führte. Die unter dem 14.
März 2005 zwischen den Betriebsparteien abgeschlossene
Prämienlohnvereinbarung (PLV 2005) enthielt dazu einen Zusatz nach dem
während der Laufzeit des Beschäftigungssicherungstarifvertrages die in Spalte B
definierten Zulagen grundsätzlich nicht gegen eventuelle tarifliche Erhöhungen
des Tarifentgeltes (Spalte A) verrechnet werden.
Die sich zwischen alter und neuer Monatsvergütung ergebende Differenz von
15,68 Euro brutto verrechnete die Beklagte mit der übertariflichen betrieblichen
Zulage, deren Zahlbetrag sich daher von 204,94 Euro auf 189,26 Euro
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 22 von 33
verringerte. Den Betriebsrat beteiligte sie nicht. Der klagende Arbeitnehmer hat
beantragt, die Arbeitgeberin zu verurteilen, an ihn für Juni 2006 weitere 15,68
Euro nebst fünf Prozent Zinsen über dem jeweiligen Basiszinssatz der
Europäischen Zentralbank seit Fälligkeit als Entgelt zu zahlen. – Die Klage hatte
in allen Instanzen Erfolg.
2. Will der Arbeitgeber seine finanziellen Leistungen nicht völlig zum Erlöschen
bringen, sondern mit der Kündigung einer Betriebsvereinbarung nur eine
Verringerung des Volumens der insgesamt zur Verfügung gestellten Mittel und
zugleich eine Veränderung des Verteilungsplans erreichen, wirkt die
Betriebsvereinbarung nach.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 23 von 33
Die Arbeitgeberin ist eine bundesweit operierende Drogeriemarktkette. Bei ihr
werden die Betriebsräte nach einem Tarifvertrag nach § 3 BetrVG für regional
beieinander liegende Verkaufsstellen und Betriebsteile gebildet. Arbeitgeberseitig
werden die einzelnen Verkaufsstellen durch wenige Vertriebsbüros gesteuert und
gelenkt. Die arbeitgeberseitigen Führungsstrukturen und die betriebsrätlichen
Strukturen sind nicht aufeinander abgestimmt. Betriebsrat und Vertriebsbüro sind
im Regelfall nicht in derselben Betriebsstätte untergebracht.
Die Arbeitgeberin hat in Hinblick auf ihre Pflichten aus § 13 AGG durch
Unternehmensbeschluss diverse Beschwerdestellen errichtet, die jeweils am Sitz
des Vertriebsbüros angesiedelt sind und hat seinen Arbeitnehmer mitgeteilt, im
Falle von Beschwerden solle man sich an die Vorgesetzten im Vertriebsbüro
wenden. Dort werde man dann die Beschwerde an die zuständige Stelle weiter
leite.
Der Betriebsrat aus der Region Trier hat darauf die Einrichtung einer
Einigungsstelle zu der Frage durchgesetzt, wo Beschwerdestellen anzusiedeln
sind und wie diese personell besetzt werden. Die Einigungsstelle hat sich auf
Antrag der Arbeitgeberin für unzuständig erklärt. Im anschließenden
Gerichtsverfahren will der Betriebsrat nunmehr festgestellt wissen, dass ihm bei
der Entscheidung über den Ort, an dem die Beschwerdestelle eingerichtet wird
und über deren personelle Besetzung ein Mitbestimmungsrecht nach § 87 Absatz
1 Nr. 1 BetrVG (Ordnung und Verhalten im Betrieb) zustehe. Außerdem begehrt
er die Feststellung, dass er bei der Ausgestaltung des Verfahrens des
Beschwerdewesens zu beteiligen sei. – Der Antrag war ohne Erfolg geblieben.
Textauszug: „[22] ... Gleichwohl besteht bei der Frage, wo die Beschwerdestelle
zu errichten ist, kein Mitbestimmungsrecht nach § 87 Abs. 1 BetrVG. Ein solches
folgt insbesondere nicht aus § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG. Die Verortung der
Beschwerdestelle ist keine Frage der Ordnung des Betriebs oder des Verhaltens
der Arbeitnehmer im Betrieb. – [23] (1) Gegenstand der Mitbestimmung nach §
87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG ist das betriebliche Zusammenleben und
Zusammenwirken der Arbeitnehmer. Es beruht darauf, dass die Arbeitnehmer
ihre vertraglich geschuldete Leistung innerhalb einer vom Arbeitgeber
vorgegebenen Arbeitsorganisation erbringen und dabei dessen Weisungsrecht
unterliegen. Das berechtigt den Arbeitgeber dazu, Regelungen vorzugeben, die
das Verhalten der Belegschaft im Betrieb beeinflussen und koordinieren sollen.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 24 von 33
Bei solchen Maßnahmen hat der Betriebsrat mitzubestimmen. Das soll
gewährleisten, dass die Arbeitnehmer gleichberechtigt an der Gestaltung des
betrieblichen Zusammenlebens teilhaben (BAG 28. Mai 2002 - 1 ABR 32/01 - zu B
I 2 a der Gründe mwN, BAGE 101, 216). Die „Ordnung des Betriebs“ iSv. § 87 Abs.
1 Nr. 1 BetrVG ist jedoch nicht gleichbedeutend mit dessen Organisation. Diese
unterfällt nicht der Mitbestimmung des Betriebsrats nach § 87 Abs. 1 Nr. 1
BetrVG (Wiese GK-BetrVG 8. Aufl. § 87 Rn. 173 mwN; Fitting § 87 Rn. 63).
Organisatorische Maßnahmen unterliegen vielmehr - in bestimmten Fällen - den
schwächeren Beteiligungsrechten nach §§ 90, 91 BetrVG. Zur
mitbestimmungsfreien Organisation des Arbeitgebers gehört auch dessen
Befugnis zu bestimmen, welche Personen oder Stellen für ihn im Verhältnis zu
den Arbeitnehmern Rechte wahrzunehmen und Pflichten zu erfüllen haben (BAG
13. Mai 1997 - 1 ABR 2/97 - zu B II 2 b der Gründe mwN, AP BetrVG 1972 § 37 Nr.
119 = EzA BetrVG 1972 § 37 Nr. 135).
Sachverhalt: Die Beteiligten streiten über die Ersetzung der vom Betriebsrat
verweigerten Zustimmung zur Beschäftigung einer Leiharbeitnehmerin.
Die Arbeitgeberin, ein Zeitungsverlag, ist tarifgebunden und wendet auf die
Arbeitsverhältnisse der bei ihr beschäftigten Arbeitnehmer die
Branchentarifverträge des Zeitungsverlagsgewerbes Niedersachsen/Bremen an.
Für ihren Betrieb in S ist ein Betriebsrat errichtet. Mit Schreiben vom 2. August
2007 unterrichtete sie diesen über die beabsichtigte Beschäftigung der bei der E-
W P GmbH (im Folgenden: EWP) angestellten Leiharbeitnehmerin W und teilte
mit, dass sich Gehalt und Gehaltsgruppe nach den tariflichen Bedingungen des
Verleihers richteten. Die EWP befasst sich mit der Überlassung von
Arbeitnehmern und besitzt die Erlaubnis zur gewerbsmäßigen
Arbeitnehmerüberlassung. Ihre Gesellschafter sind weitgehend identisch mit
denen der Arbeitgeberin. Der Personalleiter der Arbeitgeberin ist zugleich
Geschäftsführer der EWP. Mit Schreiben vom 9. August 2007 verweigerte der
Betriebsrat seine Zustimmung zur Einstellung mit dem Argument, mit der
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 25 von 33
Einstellung werde das tarifliche Entlohnungssystem untergraben. Außerdem
verstoße die schlechtere Vergütung der Leiharbeitnehmerin gegen das „equal-
pay-Prinzip“ aus §§ 3, 9 Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG).
Leitsatz: Der Betriebsrat im Betrieb des Entleihers kann seine Zustimmung zur
Übernahme eines Leiharbeitnehmers nicht mit der Begründung verweigern, die
Arbeitsbedingungen des Leiharbeitnehmers verstießen gegen das
Gleichstellungsgebot von § 3 Absatz 1 Nr. 3, § 9 Nr. 2 AÜG ("equal-pay-Gebot").
[26] (1) Das Gleichstellungsgebot des § 3 Abs. 1 Nr. 3, § 9 Nr. 2 AÜG untersagt
grundsätzlich Vereinbarungen, die für den Leiharbeitnehmer für die Zeit der
Überlassung an einen Entleiher schlechtere als die im Betrieb des Entleihers für
einen vergleichbaren Arbeitnehmer des Entleihers geltenden wesentlichen
Arbeitsbedingungen einschließlich des Arbeitsentgelts vorsehen. Allerdings kann
nach § 3 Abs. 1 Nr. 3 Satz 2, § 9 Nr. 2 3. Halbs. AÜG ein Tarifvertrag abweichende
Regelungen zulassen. Im Geltungsbereich eines solchen Tarifvertrags können
nach § 3 Abs. 1 Nr. 3 Satz 3, § 9 Nr. 2 4. Halbs. AÜG nicht tarifgebundene
Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Anwendung der tariflichen Regelungen
vereinbaren. Die Folgen einer Verletzung des Gleichstellungsgebots regelt das
AÜG. Zum einen ist nach § 3 Abs. 1 AÜG die Erlaubnis zur
Arbeitnehmerüberlassung oder deren Verlängerung zu versagen. Außerdem
kommt nach § 4 Abs. 1, § 5 Abs. 1 Nr. 3 AÜG die Rücknahme oder der Widerruf
der Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung in Betracht. Wird ein Vertrag
zwischen Verleiher und Leiharbeitnehmer unwirksam, weil der Verleiher die nach
§ 1 AÜG erforderliche Erlaubnis verliert, so gilt nach § 10 Abs. 1 Satz 1 1. und 2.
Halbs. AÜG mit dem Eintritt der Unwirksamkeit ein Arbeitsverhältnis zwischen
dem Arbeitnehmer und dem Entleiher als zustande gekommen. Zum anderen
sind nach § 9 Nr. 2 AÜG Vereinbarungen, die dem Gleichstellungsgebot
widersprechen, unwirksam. Die Rechtsfolge der Unwirksamkeit ergibt sich aus §
10 Satz 4 AÜG. Danach kann der Leiharbeitnehmer von dem Verleiher die
Gewährung der im Betrieb des Entleihers für einen vergleichbaren Arbeitnehmer
des Entleihers geltenden wesentlichen Arbeitsbedingungen einschließlich des
Entgelts verlangen.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 26 von 33
[27] (2) Hier kann nach den tatsächlichen Feststellungen des
Landesarbeitsgerichts nicht von einer Verletzung des „equal-pay-Gebots“ des § 3
Abs. 1 Nr. 3, § 9 Nr. 2 AÜG ausgegangen werden. Auch wenn die von der
Leiharbeitnehmerin W mit der EWP vereinbarten Arbeitsbedingungen schlechter
sein sollten als diejenigen von vergleichbaren Arbeitnehmern der Arbeitgeberin,
ergäbe sich allein daraus noch kein Verstoß gegen das Gleichstellungsgebot.
Vielmehr wäre dieses nicht verletzt, wenn - wofür vieles spricht, bindende
tatsächliche Feststellungen aber nicht getroffen sind - die EWP mit Frau W gemäß
§ 3 Abs. 1 Nr. 3 Satz 3, § 9 Nr. 2 4. Halbs. AÜG die Anwendung der tariflichen
Bedingungen eines für Zeitarbeitsunternehmen einschlägigen Tarifvertrags
vereinbart hat. Die Frage kann hier dahinstehen.
[28] (3) Selbst wenn das Gleichstellungsgebot des § 3 Abs. 1 Nr. 3, § 9 Nr. 2 AÜG
verletzt wäre, könnte der Betriebsrat mit dieser Begründung die Zustimmung zur
Übernahme der Leiharbeitnehmerin nicht verweigern. Im Beschluss vom 25.
Januar 2005 hat der Senat dahinstehen lassen, ob die Verletzung des
Gleichstellungsgebots des § 3 Abs. 1 Nr. 3 AÜG bei der gewerbsmäßigen
Arbeitnehmerüberlassung angesichts der möglichen gewerberechtlichen Folgen
nach einem Verbot der tatsächlichen Beschäftigung des Leiharbeitnehmers
verlange (- 1 ABR 61/03 - zu B II 4 b bb (3) (b) der Gründe, BAGE 113, 218). Dies
ist nicht der Fall. Eine Verletzung des „equal-pay-Gebots“ begründet gegenüber
der Übernahme eines Leiharbeitnehmers in den Entleiherbetrieb kein
Zustimmungsverweigerungsrecht des dortigen Betriebsrats (DKK Kittner/Bachner
BetrVG 11. Aufl. § 99 Rn. 175; Fitting BetrVG 24. Aufl. § 99 Rn. 192; Hamann NZA
2003, 526, 533; Reuter ZfA 2006, 459, 460; Schüren/Hamann AÜG 3. Aufl. § 14
Rn. 191 mwN; Wensing/Freise BB 2004, 2238, 2242). Die Gesamtkonzeption des
AÜG gebietet es nicht, im Falle eines Verstoßes gegen das Gleichstellungsgebot
bereits die Übernahme des Leiharbeitnehmers in den Betrieb des Entleihers als
solche zu unterbinden. Vielmehr widerspräche es gerade dem Sinn und Zweck
des AÜG, wenn die Einstellung in einem solchen Fall gänzlich unterbliebe . Erst
durch die Übernahme in den Entleiherbetrieb ergibt sich für den
Leiharbeitnehmer die Möglichkeit, die bei Verletzung des Gleichstellungsgebots
bestehenden Ansprüche nach § 10 Satz 4 AÜG oder gar im Falle einer späteren
Rücknahme oder des Widerrufs der Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung
gemäß § 1 AÜG die Fiktion des Zustandekommens eines Arbeitsverhältnisses mit
dem Entleiher nach § 10 Abs. 1 Satz 1 2. Halbs. AÜG geltend zu machen.
Unterbliebe die Einstellung überhaupt, hätte der Leiharbeitnehmer diese
Möglichkeiten nicht. Die Nichtübernahme würde seine Position nicht verbessern,
sondern seinen schützenswerten Interessen gerade zuwiderlaufen.“
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 27 von 33
Sachverhalt: Die Parteien streiten um die Arbeitszeit des Klägers. Ursprünglich
waren Arbeitgeber und Arbeitnehmer tarifgebunden. Zur Arbeitszeit war in dem
Gemeinsamen Manteltarifvertrag für die Arbeiter und Angestellten in der
weiterverarbeitenden Eisen-, Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (GMTV)
die 35-Stunden-Woche geregelt. Im September 2004 ist die Arbeitgeberin aus
dem Arbeitgeberverband ausgetreten.
Im Januar 2005 hat die Arbeitgeberin mit dem Arbeitnehmer eine Änderung zum
Arbeitsvertrag vereinbart, nach der der Arbeitnehmer (stufenweise ansteigend)
verpflichtet war, ab Januar 2007 wöchentlich 38 Stunden bei gleichem
Einkommen zu arbeiten.
Der Kläger meint, für ihn habe bis zur Einführung des Firmentarifvertrages im
November 2007 nach wie vor die 35-Stunden-Woche aus dem GMTV gegolten, da
der Änderungsvertrag zum Arbeitsvertrag aus Januar 2005 wegen Vorrang des
Tarifvertrages (GMTV) keine Wirkung entfalte. Die Arbeitgeberin meint, der GMTV
binde sie nicht mehr, da sie mit Wirkung ab September 2004 aus dem
tarifschließenden Arbeitgeberverband ausgetreten sei. – Der Kläger hat vor dem
Bundesarbeitsgericht Recht bekommen.
2. Die Nachbindung an einen Tarifvertrag nach § 3 Absatz 3 TVG endet mit jeder
Änderung der durch den betreffenden Tarifvertrag normierten materiellen
Rechtslage. Eine solche kann durch die Änderung des betreffenden Tarifvertrags
erfolgen. Sie kann aber auch in der Vereinbarung einer auf den Tarifinhalt
einwirkenden Tarifnorm in einem neuen Tarifvertrag liegen [hier: Einführung des
MTV zur Ablösung des GMTV].
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 28 von 33
Sachverhalt: Der Arbeitgeberverband Einzelhandel verklagt die
dienstleistungsgewerkschaft ver.di auf zukünftige Unterlassung von sogenannten
„Flashmob-Aktionen“.
Der Streit entstand anlässlich eines von Streiks begleiteten Tarifkonflikts für den
Einzelhandel in Berlin und Brandenburg. Ver.di hatte über Internet und Presse zu
Flashmob-Aktionen aufgerufen und hat dazu ein Kommunikationssystem
aufgebaut und angeboten, das über das massenhafte Versenden SMS an die
Teilnehmer der Aktion funktioniert.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 29 von 33
herbei und stellen typischerweise einen Eingriff in den eingerichteten und
ausgeübten Gewerbebetrieb des Einzelhändlers dar.
3. Der Schutzbereich des Art 9 Absatz 3 GG auch nicht etwa deshalb versperrt,
weil nicht von vornherein ausgeschlossen werden kann, dass sich an
gewerkschaftlichen "Flashmob-Aktionen" auch Dritte beteiligen. Hierdurch wird
die Aktion nicht typischerweise zum Demonstrationsarbeitskampf, der auf eine
kollektive Meinungsäußerung zu etwaigen politischen, gesellschaftlichen oder
wirtschaftlichen Verhältnissen gerichtet ist und nicht der Durchsetzung tariflicher
Forderungen dient.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 30 von 33
Regelmäßig unangemessen sind Verletzungen der in § 823 Abs. 1 BGB
ausdrücklich genannten Rechte wie Leben, Körper, Gesundheit, Freiheit und
Eigentum. Dies gilt nicht in gleicher Weise für den arbeitskampfbedingten Eingriff
in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb. Ob ein solcher
angemessen ist, hängt wesentlich davon ab, ob das Kampfmittel den durch
Richterrecht entwickelten Grundsätzen genügt. Dazu zählt insbesondere das
Gebot der fairen Kampfführung. Dabei ist von wesentlicher Bedeutung, ob für den
Arbeitgeber Verteidigungsmöglichkeiten bestehen. Solche können sich ua. aus
seinem Hausrecht und der Möglichkeit zur suspendierenden Betriebsschließung
ergeben. Danach sind „Flashmob-Aktionen“ der streitbefangenen Art nicht
generell unangemessen.“
Sachverhalt: Die Parteien streiten über die Zahlung des Weihnachtsgeldes für
das Jahr 2006.
Die beklagte Arbeitgeberin stellt Fleisch- und Wurstwaren her. Der klagende
Arbeitnehmer ist bei ihr bereits seit vielen Jahren als Angestellter beschäftigt.
Seit mehr als zehn Jahren zahlte die Arbeitgeberin ihm und ihren anderen
Arbeitnehmern jeweils mit der Vergütung für November Weihnachtsgeld in Höhe
eines gleichbleibenden Prozentsatzes der Bruttomonatsvergütung. Zuletzt erhielt
der Kläger im Jahr 2005 Weihnachtsgeld iHv. 894,00 Euro brutto. Am 21.
November 2006 schloss die Beklagte mit dem Betriebsrat folgende
Betriebsvereinbarung:
„Mit Blick auf die schwierige Lage, in der sich die [Arbeitgeberin] aufgrund
der eingeschränkten Funktionsfähigkeit der neu errichteten
Rohwurstproduktionsanlage gegenwärtig befindet, vereinbaren die
Betriebspartner mit einer Geltung für alle im Unternehmen tätigen
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, wie folgt: 1. Für das Kalenderjahr
2006 wird keine Jahressonderzuwendung (Weihnachtsgeld) gezahlt. 2.
Diese Vereinbarung beschränkt sich auf das Kalenderjahr 2006.“
Für das Jahr 2006 erhielten der Kläger und die anderen Arbeitnehmer der
Beklagten kein Weihnachtsgeld.
Der Kläger ist der Auffassung, die Beklagte schulde ihm aus betrieblicher Übung
Weihnachtsgeld für das Jahr 2006. Durch die jahrelange vorbehaltlose Zahlung
des Weihnachtsgeldes sei ein vertraglicher Anspruch auf Weihnachtsgeld
begründet worden. Dieser Anspruch sei durch die Betriebsvereinbarung vom 21.
November 2006 für das Jahr 2006 nicht aufgehoben worden.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 31 von 33
Der Kläger hat in allen Instanzen Recht bekommen.
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 32 von 33
6; 12. Januar 2005 - 5 AZR 364/04 - BAGE 113, 140, 146). Ebenso muss der
Arbeitgeber einen Freiwilligkeitsvorbehalt bei Sonderzahlungen, der einen
Rechtsanspruch des Arbeitnehmers auf künftige Leistungen ausschließen soll, so
klar und verständlich abfassen, dass der Arbeitnehmer gemäß dem Sinn und
Zweck des Transparenzgebots den Vertragsinhalt sachgerecht beurteilen und
erkennen kann, dass er keinen Rechtsanspruch auf künftige Leistungen hat (vgl.
BAG 18. März 2009 - 10 AZR 289/08 - NZA 2009, 535; 21. Januar 2009 - 10 AZR
219/08 - EzA BGB 2002 § 307 Nr. 41; 10. Dezember 2008 - 10 AZR 1/08 - AP BGB
§ 307 Nr. 40 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 40; 30. Juli 2008 - 10 AZR 606/07 - AP
BGB § 611 Gratifikation Nr. 274 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 38; 24. Oktober 2007 -
10 AZR 825/06 - AP BGB § 307 Nr. 32 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 26).
[15] c) Will ein Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern eine Sonderzahlung unter dem
Vorbehalt einer ablösenden Betriebsvereinbarung leisten, muss dieser Vorbehalt
ebenso wie ein Widerrufs- oder Freiwilligkeitsvorbehalt dem Transparenzgebot
des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB genügen. ...“
Anuschek/Seel, Aktuelle Rechtsprechung für Betriebs- und Personalräte (Juni 2010) Seite 33 von 33