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LDPD-Widerstand SBZ/DDR
Einführung
in Gespräch Politischer Club der Friedrich-Naumann-Stiftung für die FREIHEIT
„Liberale in den Fängen des stalinistischen Terrors“
20.September 2007, Truman Haus Potsdam-Babelsberg
Liebe Freiheitsfreunde,
betroffen von oder interessiert an liberalem Widerstand in sowjetrussischer und SED-
Diktatur. Diese Veranstaltung des Politischen Clubs ist eine nicht im Stiftungs-Management
eingeplante Freiheitsrede. Thema ist „Liberaler Widerstand gegen Kommunistischen Terror in
SBZ/DDR.“ Um Mut zur Freiheit geht es. Um riskant-trotzige Gegenwehr zur Unfreiheit!
Ein zentraleres Freiheits-Thema als Widerstand gegen unmenschlichen Diktatur, gegen Terror
gibt es nicht. Sei er begründet mit Rassen- oder Klassenkampf-Ideologie. Um ein geflügeltes
Wort Wolfgang Natoneks in seiner Wartburg-Rede 1947 sinngemäß zu zitieren.
Terror ist seit langem mit uns. Seit 30 Jahren Alltag. Auch mit liberalen Opfern, nicht nur in
Zeiten SBZ/SED-Diktatur. 1981 wurde Hans Herbert Karry von linksrevolutionären
größenwahnsinnigen RAF-Terroristen ermordet. Karry war Opfer aus der Schicht - damals
wie heute verkannt - des von linksextremen Totalverwirrten mit Hass verfolgtem neoliberalen
gutbürgerlichen Klasse der Mitte. Karry war VIP des durch Theodor Heuss freiheitlich-
bürgerlich-humanistisch getönten Systems Bundesrepublik. Wie Buback, Rohwedder,
Schleyer, Gerold von Braunmühl und viele andere RAF-Terror-Opfer. West-Täter wurden
vom STASI gedeckt, mit neuer Identität versehen. Klassenkämpfer aller Länder vereinigt.
Ist es auch Wahnsinn, hat es dialektisch-marxistische Methode. Unter anderem bei Macht-
kadern der Grünen und Lafontaine-Linken. Nach Jürgen Trittin gibt es erhebliche program-
matische Überschneidungen zwischen Grünen und der Lafontaine-Linken (Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung vom 2.September 2007). Die Grünen-Abgeordneten Barbara
Spaniol (Saar) und Rüdiger Sagel (NRW) sind zur DIE LINKE übergetreten, zurück in
kommunistisch-uriger Heimat. Uns ehemaligen Angehörigen liberaler Studentengruppen an
DDR-Universitäten kommt das in der Diktion bekannt vor. Nachtigall ik hör Dir trapsen!
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Umso mehr sind dankbar für diese Veranstaltung des Politischen Klubs Kuratorium und
Programmausschuß der Stiftung, vor allem aber das „Häftlingsbatallion“ im Verband
Liberaler Akademiker/VLA. Der VLA, gegründet 1955 in Bonn von Karl-Hermann Flach
zusammen mit aus der DDR geflohenen ehemaligen Angehörigen liberaler Studenten- und
Schülergruppen - war Auffangbecken für alle, die SED-Diktatur entkommen, rechtzeitig
„weggemacht“ aus der DDR.“ Ende der 1940er/Anfang der 1950er Jahre wurden diese
liberalen Widerstandsinseln von Sowjetischer Besatzungsmacht allesamt aufgelöst, verfolgt,
Mitglieder eingesperrt oder auch zum Tod verurteilt.
Jeder, der DDR-Wirklichkeit erlebte, weiß dass Entscheidung für die bürgerliche Partei
LDPD eine Entscheidung war gegen glatte Karriere, gegen UNI-Zulassung im gewünschten
Fach (wenn überhaupt), gegen Intellektuellen-Privilegien. Unterscheidung zwischen LDPD-
Spitze - SED-hörig - in Vorstand und Politischem Ausschuss - und LDPD-Basis in selbst
gezimmerter Überlebens-Nische vor allen in den 1970er und 1980er Jahren – ging in
westdeutscher Berichterstattung gänzlich verloren.
Sowjetische Militärtribunale verhängten nach Gründung der DDR 1949 bis zu Stalins Tod
1953 - allein nach Ausstellung und Totenbuch dokumentierten Geheimprozessen - mehr als
tausend Todesurteile gegen Deutsche, die bis auf ganz wenige Ausnahmen alle vollstreckt
wurden. Unter den Toten sind 75 Mitglieder der LDPD. Viele davon Angehörige liberaler
Schüler- und Studentengruppen. Hinzu kommen Mauertote und Tote der mit Guillotine
vollstreckten Todesurteile von DDR-Gerichten, etwa in 17. Juni- und Staatsschutzprozessen.
Manche der Toten waren in Unkenntnis des Lebensrisikos ihrer Zuarbeit für Ostbüros
westdeutscher politischer Parteien oder westlicher Geheimdienste geblieben. Ihre Vergehen
war Notieren von Autonummern, Verbreiten von Flugblättern oder antikommunistischer
Literatur. Oft gingen den Todesurteilen barbarische sibirische Straflager voraus oder galten
als mildere Strafen, wie im Falle des Rostocker Studenten und Esch-Weggefährten Wiese.
Im Totenbuch „Erschossen in Moskau“ – herausgegeben von Memorial International Moskau,
Facts & Files/Berlin und der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Berlin sind
akribisch mit ihren Biografien aufgeführt, Schicksale von 927 Deutschen. Darunter Arno
Esch und seine sechs Weggefährten und die Gruppe „F“ wie Freiheit, Angehörige einer
Altenburger liberalen Schülergruppe Hans-Joachim Näther, Wolfgang Ostermann, Siegfried
Flack, verhaftet als 16jähriger Schüler von der 12. Klasse des Altenburger Gymnasiums /
Thüringen.
Auf einem der ältesten Moskauer Friedhöfe des Donskoje Klosters aus dem 14.Jahrhundert
steht ein Gedenkstein „gewidmet den deutschen Opfern stalinistischer Repression 1950 –
1953“. Nirgends in Deutschland gibt es Vergleichbares.
Totalvergessen aber ist der Optimismussprung in ganz Deutschland des Mauerfalls und der
ersten gelungenen „freiheitsrevolution89“ deutscher Geschichte. Hoffentlich bald an einem
Deutschen Freiheits- Nationalfeiertag 9. November jährlich erinnert. Noch nie war
Deutschland – nach Bismarck der „Klumpen in Europas Mitte“ nur von Freunden umgeben,
so tolerant-weltoffen, nach seiner Verfassung zu nachhaltigem Frieden mit allen Völkern und
mit der Natur verpflichtet: Deutsche sind endlich in freiheitlicher Demokratie angekommen.
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Fragen über Fragen, die zum Thema unseres Disputs gehören. Es geht um für
Freiheitspartisanen sehr Grundsätzliches. Um Nachhaltigkeit im Freiheitswillen, um
Vorbilder, Mutmachersignale aus Erinnern liberalen Widerstandes in Ostdeutschland.
Es sind vier Problemfelder, die eingehend behandelt werden sollten in der Stiftung:
Dokumentierte oder von Medien kolportierte Geschichte enthält immer auch Mythen, für
wahr gehaltene Übertreibungen, ja Fälschungen aller Art. Nach Jean Cocteau sind Mythen
„Lügen, die Wirklichkeit verfälschen“ - Corriger de la fortune. Wohingegen professionell
arbeitende Historie „Mythen, die als Wahrheit geglaubt entlarvt…“. Mythen, Heldentaten
aller Art sind ebenso wie Massenmorde wie Kathyn-, Armenier- oder Bulgaren-Genozid der
Sowjets oder Türken häufig Teil nationaler Identitäten geworden – unterschiedlich rezipiert,
ob es sich um Sieger oder Besiegte gehandelt hat. Nachzulesen in Herslet „Treppenwitz der
Weltgeschichte„ oder auch bei Mädiavisten Johannes Fried „Der Schleier der Erinnerung“.
Wo immer Zeitzeugen sich irren bei Details, bei Daten oder Namen – sie geben gelebtes,
gefühltes, erlittenes Geschehen - facta bruta - wieder, was in keiner Akte, keinem
Zeitungsbericht steht. Ganz besonders, wenn es sich um Berichte aus diktatorischem,
totalitärem Umfeld handelt. Auch gibt es sehr verschiedene Ebenen der Wahrnehmung. Aus
der Froschperspektive des Alltags, sehr uninformiert über politische Zusammenhänge oder
aus Ebene der Entscheider, Regierungsverantwortlichen, Bürokratiemächtigen. Aus Ebene
vertrauter Freundschaft oder aus der Ebene des mit Angst besetzten Berufsgeschehens, aus
Ebene verlogener Parteirituale.
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Sorge ist, dass vor allem auch in Kommunistischem Bund Westdeutschland, westdeutschen
Maoismusgruppen, in der SED-Berlin (West), der PDS-Linken sozialisierte Politiker
neoliberalem Bürgerstolz und Bürgerwerten der Mitte mit einer ROT-ROT-GRÜN-Koalition
endgültig den Garaus machen. Die Weichen dazu sind von Wowereit bis Lafontaine gestellt,
unter anderem bei GRÜNEN, linkem Flügel der SPD, allesamt voll vereinnahmt von
dialektisch-marxistisch rein machttechnisch-machiavellistisch aufgestellten Kadern. Natürlich
wird das Schleifen bürgerlich-neoliberaler Mitte sanfter, moderater in Szene gesetzt als das
unter SED Führung in der DDR geschah. Bürgerlicher Leistungs- und Behauptungswillen,
Freiheitsmut, Bürgerverantwortung, Marktvernunft bei Durchsetzen des Wettbewerbs durch
„Beiss-Liberale“ sind 2007 fast schon obsolet nach 68er political correctness. Überall melden
sich stockreaktionäre Neosozialisten quer durch die veröffentlichte Meinung. Schweigende
bürgrlicher Mitte-Mehrheiten gehen aus Resignation gar nicht mehr zur Wahl.
Fast ist Theodor Heuss schon vergessen, für den Leistung, Qualität in mittelständisch struk-
turierter Wirtschaft“ immer noch das Anständige ist“. Demokratie getragen von Freiheits-
bürgern mit unverwechselbarem je eigenem Charakter, selbst erarbeiteter Meinung, Verant-
wortung in Ehrenamtspflichten als Vorbild... Nach Friedrich Naumann ist „jeder Bürger ein
Stück Staat“, jeder kehre „vor seiner Tür“. Das war Kern des von uns LDPD-Studenten mit
Esch und Natonek eingeforderten „Kulturliberalismus“ – im Sinne des damals von uns
Studenten viel zitierten sächsischen Sozialpfarrers Naumann aus Störmthal bei Leipzig.
Für uns DDR-LDPD-Studenten damals wie für Naumann war „ Wirtschafts-Liberalismus pur
Schrumpfliberalismus“, kulturentkleideter nackter Egoismus. Wiederholtes Weimar - ohne
Zukunft. Zitate Esch: „Demokratie macht am Fabriktor nicht halt“ und auch „Mein Vaterland
ist die Freiheit“. Liberale Chinesen standen Esch „näher als deutsche Kommunisten.“
Liberaler war für Esch und uns LDP-Studenten allemal sozialer. Mit Wilhelm Külz der
Wahlspruch „Liberal im Denken. Sozial im Handeln. Deutsch im Fühlen“. Peter-Emil Rupp,
treues VLA-Mitglied und Naumannianer klebte diesen Slogan auf seine Briefe in alle Welt.
Keiner der liberalen Toten von Esch bis Karry darf umsonst gestorben sein!
Peter Menke-Glückert, Augustastrasse 51, 53173 BONN