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bei Gu-Syndrom:
Zwei Beispiele aus dem 18. Jahrhundert*
Heiner Frühauf
Originalanweisungen: „Diese Arznei behandelt alle Typen von Gu-Syndrom – Schlangen-Gu [shegu:
chronische Protozoeninfektion und andere erschöpfende Erkrankungen des Verdauungssystems],
Auszehrungs-Gu [gangu: Lepra und andere degenerative Erkrankungen des Nervensystems], sowie
alle anderen Manifestationen von Gu, die von extremen Schwellungen und Blähungen, von mentaler/
emotionaler Instabilität jeglicher Art (diankuang) oder Konvulsionen begleitet werden. Die Arznei kann
auch in Situationen verwendet werden, in denen der Patient eine normale Erkältung aufweist, begleitet von
Husten und aufwärts steigendem Qi oder einer gespannten und druckempfindlichen Abdominalwand. Die
Arznei ist überdies für alle Situationen geeignet, in denen der Patient Zeichen versteckter Hitze aufweist,
etwa dunklen Urin oder in denen er sich nach Einnahme tonisierender Kräuter widrig verhält. Wenn solch
ein Fall mit dieser Methode behandelt wird, wird dies jedes Mal wirksam sein. Wenn sich nach Einnahme
von 3-4 Dosen in Dekoktform die Symptome schrittweise verbessern, füge 60g Shaojiu (Reiswein) hinzu und
koche ihn gemeinsam mit den Kräuter für lange Zeit, um optimale Resultate zu erzielen. Wenn 6g Tianzhou
Sanqi (Pseudoginseng aus Tianzhou in der Provinz Guangxi) zu jeder Dosis hinzugefügt werden, wird das
Ergebnis sogar noch besser ausfallen. Es ist wichtig, anzumerken, dass man zunächst mit einer geringeren
Dosis beginnen und diese dann allmählich bis zur verordneten Menge steigern sollte. Anderenfalls wird
das innere Gift aufflammen und der Patient wird unruhig und entwickelt möglicherweise Episoden von
Erbrechen und/oder Diarrhö – je intensiver das Aufflammen, desto größer die Angst des Patienten, die
Arznei nochmals einzunehmen. Nach 5-6 Dosen der Rezeptur ist es sicher, auf die volle Dosis zu gehen.“
B
Jiajian Su He Tang (Dekokt mit Perilla und Minze, modifiziert)
S iehe die Anmerkungen der vorangegangenen Seiten zur Schwesterarznei Su He Tang. Jiajian Su He
Tang ist besser geeignet für Mangelkonstitutionen, die an einer lang bestehenden viralen, spirochätalen
oder Protozoen Infektion leiden. Diese Rezeptur ist daher die Hauptquelle, die der Zusammensetzung der
Thunder und Lightning Pearls zugrunde liegt.
Therapieprinzip: Vertreiben chronisch-parasitärer (gu) Gifte mit aromatischen Substanzen, Zerstreuen von
chronischem Wind und Feuchtigkeit, Tonisierung des Mangels von Blut, Qi und Yin, wärmen innerer Kälte
in erschöpften Organsystemen, Beseitigung des Biofilms.
Zunge: blass, mit Wurzel, feuchter, weißer Belag. Puls: kraftlos oder tief
Westliche Indikationen: Mittleres und spätes Stadium (oder bei schwachen Patienten das Frühstadium)
der Behandlung aller Formen von chronischem und entkräftendem intestinalem Parasitismus, eine
Protozoeninfektion eingeschlossen (Amöben, Giardia, Blastocystis, etc.), und andere degenerative
Infektionen (Schistosomiasis, Filariose, Schaf-Leberegel [Fasciola hepatica], Trichinose, systemische
Candidose, Bruzellose, etc.); alle Formen von chronischen und entkräftenden Entzündungen des
Nervensystems (Borreliose [Borrelia burgdorferi] und andere Borrelieninfektionen, Zeckenfieber [Babesiasis,
Ehrlichiose, Rocky Mountain Fieber [Rickettsia], Bartonelliasis, Zeckenenzephalitis [FSME] und andere
Formen chronischer Enzephalitis und Meningitis, Malaria, Anaplasmose, Leptospirose, West-Nil-Fieber,
Denguefieber); chronisches Müdigkeitssyndrom, Fibromyalgie, HIV/AIDS.
B
Für detailliertere Informationen zur Diagnose und Behandlung des Gu-Syndroms siehe die Artikel:
“Das Vertreiben von Dämonen und Schlangen: Antike chinesische Parasitologie und die Behandlung des
Gu-Syndroms in der modernen klinischen Praxis“ (The Journal of Chinese Medicine, Mai 1998) und „Das
Gu-Syndrom: Eine ausführliche Diskussion mit Heiner Frühauf“ (beide Artikel können unter www.
classicalchinesemedicine.org herunter geladen werden).
Für ausführliche Informationen zu den gegenwärtigen Fertigarzneien Thunder Pearls, Lightning Pearls und
anderer Arzneien der Classical Pearls Produktlinie, die auf dem einschlägigen Konzept des Gu-Syndroms
und von Su He Tang basieren, besuchen Sie bitte www.classicalpearls.org.
* Auszug aus Heiner Frühauf, A Clinical Handbook for Chinese Herbal Medicine (Portland, OR: Hai Shan
Press, 2011)