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PRAX I S Übersichtsartikel Praxis 2003; 92: 2051–2059 2051

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KIKOM, Universität Bern


L. Fischer

Pathophysiologie des
Schmerzes und Neuraltherapie
Pathophysiology of Pain and Neural Therapy

Ordnungszuständen organisieren, in Ab- bezirke, Dysregulation des metamer zu-


Zusammenfassung hängigkeit von äusseren und inneren Be- gehörigen Inneren Organs sowie einer Er-
Die Neuraltherapie nach Huneke ist ei- dingungen. Das Nervensystem hilft mit, höhung des Muskeltonus [5, 9, 11, 31].
ne Injektionsbehandlung, welche Lo- solche Ordnungszustände weit weg vom Schmerz tritt erst auf, wenn das Bewusst-
kalanästhetika zur Diagnostik und The- thermodynamischen Gleichgewicht stän- sein zugeschaltet ist [34]. Diese «Pau-
rapie einsetzt. Je nach Situation erfolgt dig neu zu generieren. schalantwort» auf eintreffende nozizeptive
der Reiz (und/oder die Unterbrechung Diese Nichtlinearität (positive Rückkop- Signale einer beliebigen Struktur des Seg-
einer pathologischen Belastung) im Be- pelung, Iteration) sehen wir auch anschau- mentes kann mit folgenden Verschaltun-
reiche der Segmentreflektorik oder über lich im Schmerzgeschehen mit verschiede- gen erklärt werden (Abb. 1): Nozizeptive
das sogenannte Störfeld. Dieses kann nen, sich gegenseitig aufschaukelnden Re- Afferenzen aus der Haut, der Muskulatur
ausserhalb jeder segmentalen Ordnung flexbogen. Deren kurzzeitige Unterbre- oder dem entsprechenden Inneren Organ
eine Erkrankung oder ein Schmerzbild chung mittels Neuraltherapie gibt dem konvergieren auf dieselbe Hinterhornzelle
auslösen und unterhalten. Mit der Neu- schmerzverarbeitenden System die Chan- des Rückenmarkes [31, 36]. Wir können
raltherapie werden gezielt autoregu- ce, sich selbst neu zu organisieren. beispielsweise die Hautbezirke, welche
latorische Mechanismen des Vegetati- durch Konvergenz der Afferenzen einem
vums (insbesondere des Sympathikus) Organ zugeordnet sind, als HEAD’sche
Neurophysiologische
angesprochen. Theoretische Grundla- Zonen des entsprechenden Organs be-
gen hierzu sind Erkenntnisse aus der
Grundlagen zeichnen. Nachdem nun die Hinterhorn-
Neurophysiologie und der Modernen Um Schmerz überhaupt empfinden zu zelle nozizeptive Impulse von einer oder
Physik. können, sind nozizeptive Vorgänge not- mehreren Strukturen empfangen hat, er-
Schlüsselwörter: Neuraltherapie nach wendig [13]. Nozizeptoren sind dünne, folgt die weitere Verschaltung divergent:
Huneke – Neuroplastizität – Nichtlinea- nicht oder nur wenig myelinisierte, plexi- gleichzeitig über das Seitenhorn zum Sym-
rität – Nozizeptoren – Störfeld – Sym- forme Endaufzweigungen sensibler Ner- pathikus (von diesem wiederum in alle drei
pathikus venfasern. Sie melden Schaden oder dro- Systeme: Inneres Organ, Bewegungsappa-
henden Schaden. Eine Reizung von Nozi- rat und Haut), über das Vorderhorn zur
zeptoren kann, muss aber nicht zwangsläu- Skelettmuskulatur sowie zum Gehirn [9,
fig als Schmerz empfunden werden. Es 11, 13, 32, 36]. So werden beispielsweise
wird jedoch praktisch immer eine Re- sympathische und somato-motorische
Einleitung flexantwort ausgelöst. In dieser spielt der Kerne immer gleichzeitig erregt.
Lebendige Systeme können nicht mit der ubiquitär vorhandene Sympathikus effe- Wir sehen bereits hier, dass nozizeptive
klassischen, linearen Thermodynamik be- rent und afferent eine tragende Rolle: Vorgänge, welche zu Schmerz führen kön-
schrieben werden: Sie sind weit weg vom nen, ohne Mitbeteiligung des Sympathikus
thermodynamischen Gleichgewicht und Die Segmentreflektorik nicht möglich sind.
lassen sich demzufolge nur mit einer nicht- Eigentlich ein unglücklicher Name, denn Es muss die Tatsache berücksichtigt wer-
linearen Mathematik (positive Rückkop- es gibt keine Vorgänge, welche auf das den, dass die sympathischen Kerne für prä-
pelung oder Iteration) beschreiben [20, Segment beschränkt bleiben. Eine Re- ganglionäre Neurone sich nur im mittleren
24]. Hier werden Terme einer Gleichung flexantwort kommt über Reflexbahnen zu- Bereiche des Rückenmarks (im Seiten-
immer wieder mit sich selbst multipliziert. stande (z.B. kuti-viszeral, viszero-kutan, horn) befinden, von hier jedoch den
Die winzigste Änderung einer Variablen viszero-somatomotorisch usw.). Diese ganzen Körper, auch den Kopf, versorgen.
kann das System in eine völlig andere, un- vorwiegend sympathisch vermittelte Re- So weicht unter anderem im Kopfbereich
vorhergesehene Richtung treiben und eine flexantwort äussert sich in Symptomen die sympathische Innervation deutlich von
gewaltige Auswirkung haben. Solche Sys- wie Durchblutungsänderung, Hautturgor- der somatischen ab. Mit andern Worten:
teme können sich rasch selbst zu neuen erhöhung, Hyperalgesie bestimmter Haut- Dass nozizeptive, afferent-sympathische

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Deshalb ist es möglich, dass Schmerzen in


einem solchen Segment bereits bei gering-
ster Berührung der Haut entstehen.
Das nozizeptive System ist zudem bereits
durch den vermehrten Impulsstrom aus der
Peripherie vorbelastet und gibt nun seiner-
seits im Rückenmark seine Impulse unter
anderem dem Sympathikus weiter. Dessen
Efferenzen koppeln unter pathologischen
Bedingungen wie erwähnt in der Periphe-
rie auf die nozizeptiven Afferenzen (sym-
pathisch-afferente Kopplung). Es kann so-
mit nach Traumen oder bei Entzündungen
ein positiver Rückkoppelungskreis (Itera-
tion entsprechend der nichtlinearen Chaos-
theorie) entstehen, bei welchem der Sym-
pathikus die Schmerzen immer wieder er-
zeugt. Auch Entzündungsreaktionen kön-
nen durch den Sympathikus erzeugt und
unterhalten werden [2, 29]. Die positive
Rückkoppelung (Iteration) verstärkt sich
mehrfach: Nozizeptive Afferenzen aus
Abb. 1: Reflektorische Verschaltung von Haut, Muskulatur und Innerem Organ. Schematische und Haut, Bewegungsapparat oder Innerem
vereinfachte Darstellung. Aus: Fischer, L.: Neuraltherapie nach Huneke. Grundlagen, Technik, praktische Organ gelangen via Hinterhorn zum Sei-
Anwendung. 2. A., Hippokrates, Stuttgart, 2001 tenhorn in das sympathische System, wel-
ches seine efferenten Impulse (mit nach-
Signale eines Inneren Organs oder Nozi- Peripherie kurzschlussartig auf nozizep- folgenden Zirkulationsveränderungen) in
zeptoren vom Bewegungsapparat via tive Afferenzen koppeln: sympathisch-af- alle drei Systeme (Haut, Bewegungsappa-
Rückenmark (Hinterhorn) schlussendlich ferente Kopplung [2, 17, 18, 19, 25]: Im- rat, Inneres Organ) schickt. Andererseits
über sympathische Efferenzen, z.B. im pulse über den efferenten (!) Sympathikus erfolgt gleichzeitig über das Vorderhorn ei-
Kopfbereich, zu Dysregulationen und erzeugen jetzt Schmerzen. Die Natur der ne Muskeltonus-Erhöhung mit Verstär-
letztendlich zu Schmerzen führen können, erwähnten Kopplung ist nicht bekannt. Ne- kung der Zirkulationsstörungen. Dieselben
darf uns nicht mehr erstaunen. In diesem ben chemischer Kopplung ist eine solche Reaktionen werden ausgelöst bei Berüh-
Sinne muss die übliche Segmentvorstel- indirekt über das vaskuläre System oder rung bestimmter Hautareale im Falle neu-
lung erweitert werden [11]. Wir dürfen so- über das Mikromilieu, d. h. die sogenann- roplastischer Veränderungen. Ebenfalls in
gar folgern, dass es keine isolierte Seg- te Grundsubstanz nach Pischinger und diese mehrfachen, sich gegenseitig ver-
mentreflektorik gibt. Heine [6, 14, 17, 23], in welche die Nozi- stärkenden positiven Rückkoppelungs-
zeptoren eingebettet sind, denkbar [2]. Die kreise eingespeist werden negative Emo-
Aktive Erzeugung von Schmerzen sympathischen Fasern laufen übrigens als tionen vom Gehirn her. Zudem kann eine
durch den Sympathikus Terminalretikulum ohne klare Grenze in Inhibition der deszendierenden Hemmung
Die Entzündungsvorgänge nach Gewebe- die Grundsubstanz (extrazelluläre Matrix) erfolgen. Jede zusätzliche Aktivierung des
schaden werden verstärkt, indem der Sym- über [33]. Sympathikus (z.B. Emotionen oder zusätz-
pathikus selbst aus seinen Endigungen Diese Vorgänge können eine zentrale Sen- liche Reizung peripher) kann sich in das
pro-inflammatorische Neuropeptide (z.B. sibilisierung nach sich ziehen [2, 30]: Bei System einspeisen und zu vermehrten
Substanz P) sezernieren kann. Zudem kann anhaltenden Schmerzen wird das nozizep- Schmerzen führen. Wegen der beschriebe-
der gereizte Sympathikus indirekt über va- tive System auf Rückenmarksebene oder nen nichtlinearen, positiven Rückkoppe-
somotorische Vorgänge eine Entzündung im Hirnstamm sensibilisiert. Schmerzen lung (Iteration) sind analog chaostheore-
verursachen [2, 3, 26, 29]. Die Entzündung werden dadurch zusätzlich verstärkt. Zu- tischer Überlegungen auch bei geringsten
setzt die Reizschwelle der Nozizeptoren dem können nun z.B. dicke, myelinisierte zusätzlichen Reizen grosse Schmerzen
herab und rekrutiert gleichzeitig «schla- Berührungs-Afferenzen auf Rücken- möglich [11].
fende» Nozizeptoren aus der Umgebung marks- oder Hirnstammebene auf das zen- Wir haben es also aufgrund der erwähnten
(periphere Sensibilisierung [2, 27]). trale nozizeptive System «schalten» [2, neuroplastischen Veränderungen mit einer
Zudem können unter pathologischen Be- 27]. Solche Vorgänge werden als Neuro- veränderten Informationsverarbeitung, ei-
dingungen sympathische Efferenzen in der plastizität bezeichnet [2, 27, 30, 34, 35]. ner Art «Schmerzgedächtnis» auf spinaler
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und supraspinaler Ebene zu tun. Dieses


«Gedächtnis» kann sogar ohne äussere
Reize schmerzhafte Impulse generieren
[27]. Es ist nun eine eigenständige
Schmerzkrankheit entstanden, bei welcher
der Sympathikus die Hauptrolle spielt, in-
dem er nichtlineare, iterative Prozesse un-
terhält. Die frühere Vorstellung von starren
Leitungsbahnen und fixen Synapsen muss
demnach verlassen werden. Wir lernen aus
dieser Pathophysiologie ebenfalls, dass es
gefährlich ist, eine Hyperalgesie in der
Praxis als rein psychisch abzutun. Viel-
mehr ist es so, dass psychische Reize oder
Berührungsreize aufgrund der erwähnten
Neuroplastizität unter pathologischen Be-
dingungen starke Schmerzen auslösen
können.
Es ist nachvollziehbar, dass chronische Abb. 2: Häufige Projektionszonen bei Erkrankungen im Leber-/Gallenblasenbereich und Quaddelthera-
Reizzustände, sog. Störfelder [3, 7, 11, 16, pie (ventral und dorsal). Aus: Fischer, L.: Neuraltherapie nach Huneke. Grundlagen, Technik, praktische
28] ausserhalb jeder segmentalen Ordnung Anwendung. 2. A., Hippokrates, Stuttgart, 2001
die Entstehung der erwähnten positiv rück-
gekoppelten Schmerzschleife begünsti- nus und Verkürzung der entsprechenden kann erhärtet werden mit einer Infiltration
gen. Denn eine (hypothetische) Erklärung Muskulatur, vegetative Symptome (vaso- (Lokalanästhetika) an das entsprechende
für die Störfeldwirkung liegt in quanten- motorische Veränderungen, Hyperhidro- Ganglion.
physikalischen Vorgängen in den ganzheit- sis, Dysästhesien) entlang der kinetischen Weitere wichtige Projektionszonen können
lichen, übersegmentalen Systemen des Kette. Auch hier scheint der Sympathikus von chronischen Reizzuständen im Zahn-/
Grundsystems und des Sympathikus Hauptvermittler der Symptomatik zu sein Kiefer-, Tonsillen-, Nasennebenhöhlen Be-
[Übersicht in 11], welche in der Peripherie [11]. reich ausgehen: Adler [1] und Langer [21]
nahtlos ineinander übergehen (Terminalre- Myofasziale Trigger-Punkte liegen eben- fanden bei den erwähnten chronischen Af-
tikulum [33] des Sympathikus). falls in der erwähnten Funktionseinheit der fektionen (sogenannte Störfelder) druckdo-
kinetischen Muskelkette. Es sind entweder lente und verquollene Zonen subokzipital
Projektionssymptome in Ruhe, bei Bewegung oder nur auf Druck und im Bereiche der Querfortsätze der
Die Projektionssymptome kommen durch schmerzhafte Stellen in der Muskulatur. Halswirbelsäule. Induration, Verquellung
die beschriebene, hauptsächlich sympa- Der vom Trigger-Punkt projizierte, mitge- und Druckdolenz verschwinden in der Re-
thisch vermittelte Reflexantwort auf nozi- teilte Schmerz («referred pain») entspricht gel sofort nach Neuraltherapie (resp. zahn-
zeptive Reize zustande und beinhalten der pseudoradikulären Symptomatik [4, 9, ärztlicher Sanierung) der entsprechenden
Spontan-, Berührungs- oder Druck- 31]. chronischen Affektion im Zahn-/Kiefer-
schmerz bestimmter Haut- und Muskel- Bei einem primären oder sekundären und Ohren-Nasen-Hals-Bereich. Auch bei
areale, daselbst Erhöhung des Turgors und (Störfelder u.a.) Reizzustand des Ganglion Vorhandensein der erwähnten Projektions-
Durchblutungsveränderungen, Dysregula- stellatum können Syndrome des oberen symptomatik muss der Patient (noch) nicht
tion des metamer zugehörigen Inneren Or- Körperviertels entstehen (das Ganglion unbedingt Schmerz empfinden. Trifft je-
gans sowie Muskelhartspann. Die Musku- stellatum versorgt alle Organe des oberen doch beispielsweise ein Halswirbelsäulen-
latur reagiert nicht als Einzelmuskel mit Körperviertels mit sympathischen Fasern): trauma auf ein solchermassen vorbelastetes
Hartspann und Schwäche, sondern als eine Kopfschmerzen, Hyperhidrosis, Hauttur- System, wird der posttraumatische Verlauf
mehrere Segmente überschreitende kineti- gorerhöhung und Zirkulationsveränderun- besonders hartnäckig sein, falls die Störfel-
sche Muskelkette. Diese dient einer in der gen, Muskelverspannungen, Herzrhyth- der nicht saniert werden.
Kindheit erlernten Komplexbewegung. musstörungen, Asthma und sogar neuro- Diese empirisch gefundenen Zusammen-
Dabei ist die Verschaltung polysegmental. psychologische Veränderungen. Die Er- hänge können über neurophysiologische
Entlang dieser kinetischen Muskelketten klärung liegt wiederum im erwähnten Schaltmechanismen erklärt werden.
finden wir die pseudoradikuläre Sympto- Konvergenz-Divergenz-Prinzip. Die Di- Weitere Projektionszonen ergeben sich bei
matik und die Trigger-Punkte: vergenz im Rückenmark wird zusätzlich Erkrankungen Innerer Organe (Abb. 2).
Pseudoradikuläre Syndrome nach Brügger verstärkt durch eine Divergenz im Stella- Als Faustregel gilt, dass Innere Organe oft
[4, 5, 31]: Schmerz, Schwäche, Hyperto- tum selbst. Die nicht einfache Diagnose dreifach reflektieren:
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1. In den Thorakalsegmenten (Teile der cherweise gleichgültig, ob dieser Reiz Definition der Neural-
distalen Darm- und Harnwege auch in den physikalischer, chemischer oder mikrobi-
therapie nach Huneke
Lumbal- und Sakralsegmenten): vermittelt eller Natur ist. Er wird vom perivasalen
über die Segmentreflektorik des Sympa- Sympathikus nicht qualitativ, sondern Bei der Neuraltherapie werden mittels ge-
thikus. quantitativ beantwortet (unterschiedliche zielter Injektionen von Lokalanästhetika
2. In den Nacken-/Schultersegmenten C3/ Impulsfrequenz). Somit zeigten seine Ex- die Autoregulationsmechanismen [12] des
C4/C5: vermittelt über vegetative Afferen- perimente, dass erworbene zellularpatho- Organismus angesprochen. Menge und
zen entlang des Nervus phrenicus mit logische Veränderungen in Relation zum Wirkdauer des Lokalanästhetikums haben
nachfolgenden Verschaltungen. perivasalen Sympathikus stehen. untergeordnete Bedeutung. Wichtig sind
3. Im Trigeminusbereich: vermittelt über Durch abgestufte, lang dauernde Reizung die Injektionen am richtigen Ort. Bei rich-
vagale Afferenzen aus den Eingeweiden, des perivasalen Sympathikus konnte tiger Anwendung überdauert der therapeu-
welche Verbindungen zu Kerngebieten des Ricker beispielsweise eine Hyperplasie tische Effekt die Anästhesiewirkung bei
Trigeminus aufweisen. oder Nekrose parenchymatöser Gewebe weitem.
erzielen. Die Reaktion (Reizbeantwortung des Or-
Aus der Geschichte Weiter sagen seine Tierexperimente aus, ganismus auf Stich und Lokalanästhe-
dass auch eine weit zurückliegende Rei- tikum) zeigt nicht nur verblüffende thera-
der Neuraltherapie nach
zung des Sympathikus gespeichert wird peutische Effekte, sondern liefert oft aus-
Huneke und bei erneutem Reiz eine überschiessen- gezeichnete diagnostische und differen-
Durch Zufall und geniale Interpretation de Antwort bewirkt. Die gleiche Reizstär- tialdiagnostische Hinweise [3, 11, 15]. Die
entdeckten 1925 Ferdinand und Walter Hu- ke kann somit bei verschiedenen Individu- Neuraltherapie gliedert sich in:
neke, dass die Wirkung von Procain-Injek- en eine unterschiedliche Reizantwort aus- ● Segment-Therapie
tionen an das vegetative Nervengeflecht lösen. Der Sympathikus scheint demnach ● Störfeld-Therapie
nicht «stofflicher» Natur ist, sondern dass eine Art «Gedächtnis» für pathologische
es sich um ein «informatives», elektrophy- Reize zu besitzen (welches wir mittels Segment-Therapie: Aufgrund der reflekto-
siologisches Geschehen handeln muss. Mit Neuraltherapie oft wieder «löschen» kön- rischen, zum grossen Teil sympathikus-
der Zeit erarbeiteten die Gebrüder eine nen, wie die Erfahrungen aus der Praxis vermittelten Verschaltung von Haut, Be-
Methode, mittels Injektionen von Lokal- zeigen). Dies steht durchaus im Einklang wegungsapparat und Innerem Organ erge-
anästhetika, unter anderem über Haut-, mit modernen schmerzphysiologischen ben sich therapeutische Angriffspunkte in
Muskel- und Periost-Punkte (Head-/Mac Erkenntnissen [35]. den Zonen der erwähnten Projektionssym-
Kenzie-Zonen), Einfluss auf Innere Orga- ptomatik mit Hautquaddeln, präperiosta-
ne zu nehmen, das heisst vorerst im seg- Die Neuralpathologie len Depots, Infiltrationen in myofasziale
mentalen Bereich der Erkrankungen [16]. von Speranski Trigger-Punkte, an Sehnenansätze, in den
1940 beobachtete Ferdinand Huneke sein Speranski hat vor Jahrzehnten in breit an- Wirbelsäulenbereich, an Nervenwurzeln,
erstes sogenanntes «Sekundenphänomen»: gelegten Tierversuchen artifiziell soge- in Arterien sowie an deren periarterielles
Bei einer Patientin verschwanden die nannte Störfelder gesetzt [28]. Er bezeich- sympathisches Geflecht, an vegetative
Schmerzen einer bisher therapieresistenten nete diese Entzündungsherde als soge- Ganglien (z.B. Stellatum, Coeliacum)
Kapselarthritis der linken Schulter nach nannten «Erstschlag» für den Organismus. usw. Narben im «Segment» (Projektions-
Injektion einer alten Osteomyelitis-Narbe Dadurch wurden bestimmte – auch nozi- zone) werden ebenfalls unterspritzt. Dies
am rechten Unterschenkel mit Impletol zeptive und insbesondere sympathische – sind verschiedene logische Möglichkei-
(Procain plus Koffein) augenblicklich. Mit Systeme bereits vorbelastet. Durch Zusatz- ten, die erwähnten nichtlinearen, positiven
dieser Abkoppelung des «Störsenders», reize («Zweitschlag») konnten die unter- Rückkoppelungen im Schmerzgeschehen
des nervalen Störfeldes vom Vegetativum, schiedlichsten Erkrankungen ausgelöst zu unterbrechen. Es darf angenommen
gelang es fortan in unzähligen Fällen, bis- werden. Speranski konnte tierexperimen- werden (vielfache klinische Beobach-
her therapieresistente Erkrankungen zu tell zeigen, dass Störfelder über jede seg- tung), dass sich eine sympathisch-afferen-
lindern oder zu heilen [16]. mentale Ordnung hinaus wirken und dass te Kopplung durch wiederholte Therapie
das Nervensystem nur als Ganzheit be- wieder «lösen» kann und zentrale neuro-
Die Relationspathologie von Ricker trachtet werden kann. Somit darf ange- plastische Veränderungen sich wieder
[26] nommen werden, dass Störfelder (wie z.B. zurückbilden, denn dies ist prinzipiell
Ricker zeigte 1924 mittels ausgedehnter beherdete Zähne, Narben usw.) im nozi- möglich [35]. So organisiert sich das nozi-
Tierversuche, dass der pathologische Reiz, zeptiven und sympathischen System zu zeptive System nach kurzzeitiger, wieder-
der zur Entstehung eines zellularpatholo- Sensibilisierungsvorgängen beitragen und holter und gezielter Unterbrechung und
gischen Befundes notwendig ist, nicht zwar an jeder beliebigen Stelle des Orga- «Löschen» von Engrammen mittels Neu-
primär an der Zelle selbst ansetzt, sondern nismus. Unzählige Beobachtungen an Pa- raltherapie wieder selbst zur «physiologi-
am Sympathikus. Dabei ist es erstaunli- tienten bestätigen diese Hypothese. schen Mitte».
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zen oder Funktionsstörungen (mit)verur- Kontraindikationen:


sachen. ● Allergie gegen Lokalanästhetika (sehr
Die Experimente Speranskis [28] sowie selten!)
die klinische Erfahrung zeigen, dass fast ● tiefe Injektionen bei Gerinnungsstörun-
jede chronische Krankheit störfeldbedingt gen oder Antikoagulation
oder -mitbedingt sein kann. Jede Art von ● alle akuten chirurgischen Indikationen
abgelaufener oder chronisch persistieren- ● Infektionskrankheiten, die zwingend an-
der Erkrankung, auch jede Narbe kann tibiotisch behandelt werden müssen
(muss aber nicht!) zum Störfeld werden. ● Zoonosen, Parasitosen
Abb. 3: Beispiel eines möglichen Störfeldes im Einige Beispiele für mögliche Störfelder:
Zahn-Kieferbereich: retinierter und verlagerter chronische Tonsillitis, Tonsillektomie- Komplikationen:
Weisheitszahn. Aus: Fischer, L.: Neuraltherapie Narben, verlagerte Zähne (Abb. 3), Zys- ● Allergie auf Lokalanästhetika (äusserst
nach Huneke. Grundlagen, Technik, praktische
ten, Zahnwurzelreste, Ostitis im Zahnwur- selten auf das Procain)
Anwendung. 2. A., Hippokrates, Stuttgart, 2001
zelbereich, alle Arten von Narben, Status ● versehentliche Injektion grösserer Men-
nach Pleuropneumonie oder Hepatitis, Sta- gen eines Lokalanästhetikums in ein
Bereits durch eine Quaddel-Therapie kann tus nach Frakturen usw. hirnwärts ziehendes Gefäss oder in den
die Hinterhorn-Eingangskontrolle [22] An ein Störfeld muss gedacht werden, kranialen Bereich des Liquorraumes
günstig moduliert werden. Schon diese wenn die Therapie im Segment versagt. (Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Herz- und
einfachste Massnahme wirkt der Iteration Der klinische Nachweis eines Störfeldes Atemstillstand)
im Schmerzgeschehen entgegen. erfolgt über die direkte Infiltration an das ● weitere Komplikationen wie z.B. Pneu-
Die Segment-Therapie wirkt einerseits re- vermutete Störfeld oder – wo dies nicht mothorax bei falscher Injektionstechnik
gulierend auf Innere Organe: Schmerzlin- möglich ist – die indirekte Infiltration an ● vasovagale Synkopen (Anamnese!)
derung (z.B. Nierenkolik, akute Pankrea- sympathische Fasern oder Ganglien des
titis usw.), Durchblutungsverbesserung, Störfeldgebietes (z.B. bei Inneren Orga- Versager der Neuraltherapie:
Regeneration, Spasmolyse, Verbesserung nen). Im Zahn-/Kieferbereich muss nach ● wenn sich bereits ein irreversibles
der exokrinen und endokrinen Leistung dem erfolgten Nachweis oft die Sanierung Schmerzgedächtnis ausgebildet hat
(aktivierend oder dämpfend in Richtung in Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt er- ● offensichtliche psychosoziale Konflikt-
der physiologischen «Mitte»). Anderer- folgen. Danach können innerhalb kürze- situationen mit sekundärem Krankheits-
seits kann die segmentale Neuraltherapie ster Zeit fern abgelegene Schmerzen und gewinn
(auch die Störfeldtherapie!) Schmerzen im Funktionsstörungen verschwinden.
Bereiche des Nervensystems selbst und am Die gezielte Suche und Therapie des Stör- Material:
Bewegungsapparat lindern oder beseiti- feldes in der Praxis zeigt auf, wie relativ Ideal ist 1%iges Procain ohne jeglichen
gen, Zirkulationsstörungen bessern (peri- der Begriff «Diagnose» zu interpretieren Zusatz (die kurze Wirkdauer ist erwünscht,
pher-arterielle Verschlusskrankheit, M. ist. Bei genauerer Betrachtung wird damit damit die autoregulatorischen Prozesse
Raynaud, M. Sudeck usw.). Klinisch ein- meist nur ein Symptom bezeichnet und nicht zu lange unterbrochen werden).
drücklich ist die (indirekte) entzündungs- nicht die Ätiologie. Ein chronischer Kopf-
hemmende Wirkung der Neuraltherapie. schmerz kann z.B. bedingt sein durch einen
Auch zum Beispiel im ORL- und Augen- verlagerten Weisheitszahn, durch eine Ap- Praktisches Vorgehen
bereich bestehen ausgezeichnete Indika- pendektomienarbe («Zweitschlag») usw. Eine sorgfältige Anamnese und ein ver-
tionen für die Segment- und Störfeldthera- nünftiger Abklärungsgang sind notwendig,
pie. Indikationen: um nicht eine mit anderen Methoden zu
Störfeld-Therapie: Auch im Störfeldge- Es darf angenommen werden, dass es kei- behandelnde Erkrankung zu verpassen. Ist
schehen stellen der Sympathikus und das nen pathophysiologischen Vorgang gibt dies gewährleistet, untersuchen wir an-
Grundsystem nach Pischinger/Heine [14, ohne die Mitbeteiligung des Sympathikus schliessend sorgfältig im Bereiche der Pro-
23] als «ubiquitäre Synapse» die morpho- [Übersicht in 11]. Deshalb ergibt sich ein jektionszonen Hautturgor, hyperalgetische
logische Basis dar, auf welcher sich Infor- äusserst breites Spektrum an Indikationen Zonen, Trigger-Punkte, Achsenorgan usw.
mationsleitung und -speicherung abspie- bei akuten und chronischen Erkrankungen Je nach Situation erfolgen das Setzen von
len. Beim Störfeld handelt es sich um ei- sowie Schmerzzuständen. Die Domäne der Quaddeln, Trigger-Punkt-Injektionen, In-
nen chronischen Reizzustand an einer be- Neuraltherapie sind funktionelle Störun- jektionen an Nerven, Ganglien. Im Ideal-
liebigen Stelle des Körpers. Der Reiz ist gen. Bei veränderter Struktur können le- fall werden die genannten Injektionen auf
unterschwellig, so dass meistens keine di- diglich die Folgeerscheinungen gemildert der segmentalen Ebene (Projektionsebene)
rekten Symptome am Störfeld selbst resul- werden. kombiniert. Dadurch erfolgt eine Unter-
tieren. Das Störfeld kann jedoch ausser- brechung des nichtlinearen, iterativen Pro-
halb jeder segmentalen Ordnung Schmer- zesses (Circulus vitiosus) im Schmerzge-
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Abb. 4: Test für den M. supraspinatus (nach Jobe). Aus: Fischer, L.: Die Untersuchung der Schulter in der Abb. 5: Trigger-Punkte im Ansatzbereich und
Praxis. PRAXIS 88 (1999) 1815-1824 im M. supraspinatus mit «referred pain». Aus:
Fischer, L.: Die Untersuchung der Schulter in der
Praxis. PRAXIS 88 (1999) 1815-1824

schehen an verschiedenen Stellen: nun bereich. In diesem Falle muss anschlies- Schwäche und ein Schmerz, können wir
kann sich das System wieder selbst regu- send auch hier die Neuraltherapie, resp. die schmerzhafte Struktur noch sicherer
lieren in Richtung Homöostase und Öko- Sanierung erfolgen. identifizieren mittels einer subakromialen
nomie. Je nach Reaktion des Organismus Auch bei schweren Krankheitsbildern wie Injektion mit Procain (Abb. 6): für die
muss die Störfeld-Therapie ergänzend er- beispielsweise der akuten Pankreatitis (ei- Dauer der Lokalanästhesiewirkung ergibt
folgen. Mit diesem Vorgehen können sich gene Erfahrungen, [10]) ist die Neuralthe- sich ein normaler Test (falls keine Ruptur
periphere und zentrale Sensibilisierung oft rapie als logische Therapie (Pathomecha- vorliegt). Bei besonders schmerzhafter
wieder zurückbilden. nismen!) indiziert: Schmerz und Entzün- oder hartnäckiger Symptomatik empfiehlt
Für viele klinische Symptome, bei wel- dung verschwinden sofort nach einer In- sich die gleichzeitige Injektion an das
chen die Ätiologie «unbekannt» ist (z.B. jektion an das Ganglion coeliacum. gleichseitige Ganglion stellatum (Abb. 7).
Trigeminus-Neuralgie, Sluder-Neuralgie Ein häufiges Krankheitsbild in der tägli- Mit bereits 2–5 ml Procain tritt ein typi-
usw.), ergeben sich bei der genauen Inter- chen Praxis ist die sogenannte Periarthro- scher Horner-Symptomenkomplex auf.
pretation der Symptome klare Hinweise, pathia humeroscapularis chronica tendino- Mit modifizierter Technik, welche auch
welche Systeme eine Dysfunktion aufwei- tica. Schmerzmedikamente, auch nicht- eine sehr kurze und dünne Nadel beinhal-
sen: Beispielsweise bestehen bei der Slu- steroidale Antirheumatika, lösen in der tet, sind bei korrekter Anwendung keine
der-Neuralgie Minuten bis Stunden anhal- Regel das Problem nicht. Lokale (meist Komplikationen zu erwarten (Erfahrung in
tende, einseitige Schmerzen im Bereich subakromiale) Steroid-Infiltrationen bes- der eigenen Praxis bei ca. 1000 Stellatum-
von Orbita, Nasenwurzel, Oberkiefer, Ra- sern die Schmerzen oft nur für drei Mona- Injektionen). Nach erfolgter Neuralthera-
chen, Gaumensegel sowie Nies-Attacken. te. Deshalb ist auch hier ein differenzierte- pie empfehlen sich Dehnung und Bewe-
Somit muss ein Reizzustand des Ganglion res Vorgehen angezeigt (Abb. 4 zeigt als gung. Bei Therapieresistenz und Aus-
pterygopalatinum angenommen werden. Beispiel den Test für den Musculus supra- schluss organischer Ursachen erfolgt auch
Die hier ohne Umschaltung durchziehen- spinatus). Entsprechende Trigger-Punkte bei diesem Krankheitsbild die Störfeldsu-
den sympathischen Fasern sind ebenfalls in demselben Muskel mit pseudoradikulä- che und -therapie.
betroffen. Die Diagnose wird in der Neu- rer Ausstrahlung («referred pain») zeigt Das hier kurz dargestellte praktische Vor-
raltherapie gestellt durch die Injektion an die Abbildung 5. Zur Diagnostik gehört gehen bei einigen, beliebig ausgewählten,
das Ganglion im akuten Schmerzzustand neben der differenzierten Untersuchung unterschiedlichsten akuten und chroni-
im Falle einer sofortigen anschliessenden der Schulter auch die Untersuchung der schen Krankheits- und Schmerzbildern
Beschwerdefreiheit. Der Reizzustand des Halswirbelsäule und der Muskelketten soll die grosse Indikationsbreite der Neu-
Ganglions kann durch chronische Sinusi- (mit Infiltration von aufgefundenen Trig- raltherapie aufzeigen. Unter neurophysio-
tiden unterhalten werden, selbstverständ- ger-Punkten) [8]. Ergibt sich beispielswei- logischem Aspekt ist es nur logisch, dass
lich gibt es hierfür weitere Störfeldmög- se bei dem hier dargestellten Test für den dabei mit einem einzigen «Medikament»
lichkeiten, insbesondere im Zahn-/Kiefer- Musculus supraspinatus (Abb. 4) eine gearbeitet wird (Regulierung nichtlinearer,
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Summary
Neural therapy according to Huneke
uses the injection of local anesthetics
for diagnosis and treatment. Depending
on the situation, a stimulus (and/or the
interruption of pathological stress) is gi-
ven into the areas of the reflector seg-
ment or into the so-called «interference
fields». This can trigger and maintain a
disease or pain symptoms outside of
every segmental order. Neural therapy
targets autoregulatory mechanisms of
the autonomic nervous system (espe-
cially the sympathetic nervous system).
The theoretical principles for this inclu-
de knowledge of neurophysiology and
Abb. 6: Subakromiale Injektion. Aus: Fischer, L.: Neuraltherapie nach Huneke. Grundlagen, Technik, modern physics.
praktische Anwendung. 2. A., Hippokrates, Stuttgart, 2001 Key words: neural therapy according
to Huneke – neuroplasticity – non-li-
nearity – nociceptors – interference
field – sympathetic nervous system

Résumé
La thérapie neurale selon Huneke se ca-
ractérise par des injections d’anésthé-
siants locaux utilisées tant pour le diag-
nostic que le traitement. Selon la situa-
tion, une stimulation est provoquée
(avec ou sans interruption de la charge
pathologique) dans le territoire réflecto-
rique segmentaire ou sur la zone appe-
lée «champ perturbateur». Celle-ci peut
provoquer et entretenir une maladie ou
une douleur hors de tout ordre segmen-
taire. Par la thérapie neurale, des mé-
canismes autorégulateurs du système
neuro-végétatif (particulièrement le
Abb. 7: Injektion an das Ganglion stellatum. Aus: Fischer, L.: Neuraltherapie nach Huneke. Grundlagen,
Technik, praktische Anwendung. 2. A., Hippokrates, Stuttgart, 2001 sympathique) sont stimulés de façon ci-
blée. Les bases théoriques de ces effets
se basent sur des connaissances tirées
iterativer Prozesse insbesondere über den bleibt ein interessantes Forschungsgebiet
de la neurophysiologie et de la physique
ubiquitär vorhandenen Sympathikus). offen.
moderne.
Die Neuraltherapie ist als alleinige Mass-
Mots-clés: thérapie neurale selon Hu-
nahme bei Schmerzen ausserordentlich
Schlussbetrachtung leistungsfähig. Sie lässt sich jedoch mit je-
neke – neuroplasticité – non-linéarité –
nocicepteurs – champ perturbateur –
Die klinischen Beobachtungen bei präziser der anderen Therapie kombinieren unab-
système sympathique
Anwendung der Neuraltherapie decken hängig davon, ob diese z.B. medikamen-
sich verblüffend mit dem gegenwärtigen töser oder physikalische Art ist. Die Neu-
pathophysiologischen Verständnis des raltherapie verlangt ein individuelles Vor-
Schmerzes. Dennoch sind viele Wirkme- gehen. Sie ist eine Bereicherung für jede
chanismen (insbesondere im Störfeldge- Praxis oder Klinik, in welcher Schmerzen
schehen) erst teilweise geklärt. Somit behandelt werden.
PRAX I S Übersichtsartikel Praxis 2003; 92: 2051–2059 2058
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