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TIROL
ARTIKEL DISKUSSION
Gemeinsam Freizeit und Integration erleben: der Freundeskreis St. Gertraudi und der © Teißl-Mederer
Alpenverein Sektion mittleres Unterinntal gemeinsam mit Asylwerbern im Höfemuseum Kramsach.
Innsbruck – Die Flüchtlingszahlen sinken auch in Tirol, die psychische Belastung der Flüchtlinge
nimmt dagegen zu. „Wir betrachten diese Entwicklung leider schon seit Längerem. Die psychische
Situation ist bei vielen Flüchtlingen viel angespannter geworden. Das hat auch damit zu tun, dass es
viel mehr negative Bescheide nach langer Warterei gibt. Das spricht sich zudem natürlich unter den
Asylwerbern herum und damit sinkt die Hoffnung, dass das eigene Asylansuchen positiv beschieden
wird“, erklärt Florian Stolz, Teamleitung Integration der Tiroler Sozialen Dienste (TSD).
Aktionswoche im Oktober
In den 150 Flüchtlingsunterkünften der TSD gibt es daher ein eigenes Case-and-Care-Team, das sich
u. a. um traumatisierte, depressive und suizidgefährdete Flüchtlinge kümmert. Obwohl laut Stolz der
Bedarf an Betreuung so groß ist, springt hier der Bund nanziell nicht in die Bresche. „Wir könnten
mit unseren sechs (!) Teammitgliedern mit den vom Bund zur Verfügung gestellten Geldern
eigentlich nur 120 Personen in Tirol betreuen. Tatsächlich betreuen wir aber 250 Menschen, also
doppelt so viel, wie wir abrechnen können“, sagt Stolz. Auch Michael Kerber vom Diakonie-
Flüchtlingsdienst betont, dass sich die Lage der Flüchtlinge in Österreich zugespitzt hat. „Wir
versuchen seit einem halben Jahr mit der Kampagne #SicherSein ( www.sichersein.at ) besonders
Asylstatistik
Asylanträge:
Laut Asylstatistik des Innenministeriums wurden in Österreich im Juli des heurigen Jahres
1166 Asylanträge gestellt, was ein Minus von 46,8 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Negative Bescheide:
Die meisten negativen Bescheide gab es im Juli bei Asylwerbern aus Nigeria (91 %),
Georgien (89 %) und Pakistan (60 %). Auch 40 Prozent der Asylanträge afghanischer
Flüchtlinge wurden negativ beschieden.
Entscheidungen:
Von den 16.494 rechtskräftigen Entscheidungen des heurigen Jahres waren 8660 positiv,
der Rest negativ.
Obwohl vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und von NGOs die Rückkehr nach
Afghanistan als extrem gefährlich bezeichnet wird, werden viele Menschen zur Rückkehr
gezwungen.“ Die Initiative #SicherSein führt daher vom 1. bis zum 8. Oktober österreichweit eine
Aktionswoche durch. Die rund 25 Beteiligten der Initiative – darunter die Diakonie – wollen durch
Aktionen wie Briefe an die politisch Verantwortlichen, Infotische, Mahnwachen etc. auf die prekäre
Bernhard Teißl-Mederer, Obmann des Freundeskreises Flüchtlingsheim St. Gertraudi (in Reith im
Alpbachtal) berichtet, wie sich die Situation der Schutzsuchenden verschlechtert hat. „Es ist für die
120 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Freundeskreises oft frustrierend. Wir erleben mit, wie sich Angst
und Schrecken verbreiten, weil ein Asylwerber einen Tag nach dem negativen Bescheid – den es für
die meisten afghanischen Asylbewerber derzeit gibt – um 5 Uhr in der Früh abgeholt wird, ohne sich
Flüchtlingsheim wurde laut Teißl-Mederer ein halbes Jahr kein Deutschkurs mehr angeboten,
„gleichzeitig werden an die Asylwerber immer höhere Ansprüche bei den Deutschkenntnissen
gestellt“.
Dass man trotz nicht idealer Umstände in der Flüchtlingsbetreuung hervorragende Dienste leisten
kann, zeigt sich laut Teißl-Mederer in St. Gertraudi. „Ich habe großen Respekt vor Heimleiter Heinz
Purkhart, der mit so großem Engagement seit Jahren Integrationsarbeit, zu der u. a. das
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SCHLAGWORTE
BEZIRK LANDECK