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 Letztes Update am So, 23.09.2018 07:05


TT / Tiroler Tageszeitung Onlineausgabe

TIROL

„Psychische Situation der Flüchtlinge hat sich verschärft“


Mit diesem Monat ist das neue Asylgesetz in Kraft. Für Asylwerber heißt das langes, banges Warten auf
Asylbescheide, die immer häu ger negativ ausfallen. In dieser psychischen Ausnahmesituation bräuchte
es mehr Betreuung, die der Bund nicht zahlt.

ARTIKEL DISKUSSION

Gemeinsam Freizeit und Integration erleben: der Freundeskreis St. Gertraudi und der © Teißl-Mederer
Alpenverein Sektion mittleres Unterinntal gemeinsam mit Asylwerbern im Höfemuseum Kramsach.
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Von Brigitte Warenski

Innsbruck – Die Flüchtlingszahlen sinken auch in Tirol, die psychische Belastung der Flüchtlinge

nimmt dagegen zu. „Wir betrachten diese Entwicklung leider schon seit Längerem. Die psychische

Situation ist bei vielen Flüchtlingen viel angespannter geworden. Das hat auch damit zu tun, dass es

viel mehr negative Bescheide nach langer Warterei gibt. Das spricht sich zudem natürlich unter den

Asylwerbern herum und damit sinkt die Hoffnung, dass das eigene Asylansuchen positiv beschieden

wird“, erklärt Florian Stolz, Teamleitung Integration der Tiroler Sozialen Dienste (TSD).

Aktionswoche im Oktober

In den 150 Flüchtlingsunterkünften der TSD gibt es daher ein eigenes Case-and-Care-Team, das sich

u. a. um traumatisierte, depressive und suizidgefährdete Flüchtlinge kümmert. Obwohl laut Stolz der

Bedarf an Betreuung so groß ist, springt hier der Bund nanziell nicht in die Bresche. „Wir könnten
mit unseren sechs (!) Teammitgliedern mit den vom Bund zur Verfügung gestellten Geldern   
eigentlich nur 120 Personen in Tirol betreuen. Tatsächlich betreuen wir aber 250 Menschen, also

doppelt so viel, wie wir abrechnen können“, sagt Stolz. Auch Michael Kerber vom Diakonie-

Flüchtlingsdienst betont, dass sich die Lage der Flüchtlinge in Österreich zugespitzt hat. „Wir

versuchen seit einem halben Jahr mit der Kampagne #SicherSein ( www.sichersein.at ) besonders

auf die Lage der afghanischen Flüchtlinge aufmerksam zu machen.

Asylstatistik

Fremdenrechtsänderungsgesetz: Vor drei Wochen ist in Österreich das


Fremdenrechtsänderungsgesetz 2018 in Kraft getreten, das weitere Verschärfungen im
Asylwesen bringt. Künftig wird Asylwerbern u. a. eine Kostenbeteiligung zu ihrem
Verfahren abverlangt, Asylwerber können bereits im Zulassungsverfahren verp ichtet
werden, Unterkunft in einer bestimmten Betreuungseinrichtung des Bundes zu beziehen.
Außerdem droht Personen, die trotz eines rechtskräftigen Einreise- oder
Aufenthaltsverbots wieder nach Österreich kommen oder sich hier aufhalten, nicht nur wie
bisher eine Geldstrafe von 5000 bis 15.000 Euro, sie können alternativ auch für bis zu
sechs Wochen in Haft genommen werden.

Asylanträge:

Laut Asylstatistik des Innenministeriums wurden in Österreich im Juli des heurigen Jahres
1166 Asylanträge gestellt, was ein Minus von 46,8 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Negative Bescheide:

Die meisten negativen Bescheide gab es im Juli bei Asylwerbern aus Nigeria (91 %),
Georgien (89 %) und Pakistan (60 %). Auch 40 Prozent der Asylanträge afghanischer
Flüchtlinge wurden negativ beschieden.

Entscheidungen:

Von den 16.494 rechtskräftigen Entscheidungen des heurigen Jahres waren 8660 positiv,
der Rest negativ.

Obwohl vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und von NGOs die Rückkehr nach

Afghanistan als extrem gefährlich bezeichnet wird, werden viele Menschen zur Rückkehr

gezwungen.“ Die Initiative #SicherSein führt daher vom 1. bis zum 8. Oktober österreichweit eine

Aktionswoche durch. Die rund 25 Beteiligten der Initiative – darunter die Diakonie – wollen durch
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Aktionen wie Briefe an die politisch Verantwortlichen, Infotische, Mahnwachen etc. auf die prekäre

Sicherheitslage in Afghanistan aufmerksam machen.

Bernhard Teißl-Mederer, Obmann des Freundeskreises Flüchtlingsheim St. Gertraudi (in Reith im

Alpbachtal) berichtet, wie sich die Situation der Schutzsuchenden verschlechtert hat. „Es ist für die

120 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Freundeskreises oft frustrierend. Wir erleben mit, wie sich Angst

und Schrecken verbreiten, weil ein Asylwerber einen Tag nach dem negativen Bescheid – den es für

die meisten afghanischen Asylbewerber derzeit gibt – um 5 Uhr in der Früh abgeholt wird, ohne sich

von irgendjemandem verabschieden zu können“, erzählt Teißl-Mederer. Und in einem anderen

Flüchtlingsheim wurde laut Teißl-Mederer ein halbes Jahr kein Deutschkurs mehr angeboten,

„gleichzeitig werden an die Asylwerber immer höhere Ansprüche bei den Deutschkenntnissen

gestellt“.

Dass man trotz nicht idealer Umstände in der Flüchtlingsbetreuung hervorragende Dienste leisten

kann, zeigt sich laut Teißl-Mederer in St. Gertraudi. „Ich habe großen Respekt vor Heimleiter Heinz

Purkhart, der mit so großem Engagement seit Jahren Integrationsarbeit, zu der u. a. das

gemeinsame Fußballspielen gehört, leistet

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SCHLAGWORTE

ASYLGESETZ ASYLWERBER FLÜCHTLINGE PSYCHE

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